*rahab magazin

23
HAB * RA

Upload: melody-pilz

Post on 30-Mar-2016

231 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

 

TRANSCRIPT

Page 1: *Rahab Magazin

HAB* RA

Page 2: *Rahab Magazin

Das plötzlich hell aufstrahlende Licht

riss mich aus dem Halbschlaf.

Da meine Augen einen Moment

brauchten, um mit dem abrupten Über-

gang von Dunkel auf Hell klarzukommen,

sah ich zunächst nicht viel mehr vor mir,

als zwei Gestalten. Mein ganzer Kör-

per zuckte zusammen, als unerwartetes

Schreien den Raum erfüllte.

«Du Hure, wo ist mein Geld? Ich kill

dich! Ich hab‘s von Anfang an gewusst.

Ihr seid doch eh alle gleich. Nichts als

Abfall. Und jetzt rück‘s wieder raus, sonst

vergess ich mich. Wo isses?

Wo hast du‘s versteckt? Hör zu, jetzt ist

nicht die Zeit für deine scheiß Spielchen!»

Ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben

schon mal jemanden so wütend gesehen

habe. Ich schätze nicht. Der Schweiß stand

dem mir unbekannten Mann deutlich auf

der Stirne. Der Zorn war ihm buchstäb-

lich ins Gesicht geschrieben. Seine Au-

gen waren weit aufgerissen, sein Gesicht

rot angelaufen und wie aufgequollen. Mit

beiden Händen drückte er die junge, nur

mit BH und Unterhose bekleidete Frau,

für deren Dienste er für diese Nacht

Page 3: *Rahab Magazin

gezahlt hatte, gegen die Wand.

«Du bist ja irre! Ich hab dein Geld

nicht! Ich bin vielleicht ‘ne Nutte, aber

keine Diebin.» Der Würgegriff um ihren

Hals verstärkte sich. Der Ausdruck ‚vor

Wut kochen‘ bekam eine neue Bedeutung

für mich.

Moment mal,

Einen Schritt zurück.

Vor ca. einer halben Stunde betrat eine

Frau unser in komplette Dunkelheit ge-

hülltes Zimmer mit den Worten:

«Hey ist es okay für euch, wenn

mein Freund mit hier bei mir schläft?»

Na ja irgendwie war es das nicht, anderer-

seits hatten die Zwei ja aber auch für das

Zimmer bezahlt.

»Mhh, ja.«

Was soll‘s, oder?! War eh unsere letzte

Nacht hier. Und was war es für ein Tag,

der hinter uns lag. Zwar war es erstmal

gegen 8 Uhr Abends, doch trotzdem war

es schon stockfi nster draußen.

Die schweren Vorhänge an den

Fenstern hatten wir vor‘m Schlafengehen

trotzdem zugezogen, da im Haus gegen-

über noch reges Treiben herrschte. Aber

wir waren eindeutig fertig für heute.

Froh und dankbar, buchstäblich die

letzten zwei Betten in dem sonst für die

Nacht komplett ausgebuchten Hostel er-

gattert zu haben. Das machte uns nicht

nur das Schild an der Vordertüre, son-

dern auch die freundliche Dame an der

Rezeption bewusst.

«Also Mädels, da habt ihr ja echt

Schwein. Heute Nacht ist hier nämlich

die Hölle los. Die einzigen zwei freien Bet-

ten sind in ‘nem Gemeinschaftszimmer.

Macht euch das was aus?»

Nein, das tat es nicht. Heute Nacht

war eh alles egal. Wie wir nach dem Gang

auf die Bank herausfanden, passte es so-

gar perfekt, da das Gemeinschaftszimmer

billiger war, als alle Anderen und fast auf

den Cent genau mit dem winzigen Rest

übereinstimmte, der sich in Annie‘s

Tasche befand.

Unsere Rucksäcke feuerten wir in

die Ecke, die halb wund gelaufenen, halb

eingefrorenen Füße befreiten wir von den

Schuhen. Der kostenlose Tee aus der Ge-

meinschaftsküche im Erdgeschoss des

Hostels kam uns vor wie ein kühles Glas

Wasser nach einer Wüstenwanderung.

Einerseits wollte ich einfach nur

schlafen, alle Fragen der letzten Tage ver-

gessen und alle Verwirrung im Traum

ersticken. Andererseits wollte mein Hirn

einfach nicht aufhören zu denken.

Page 4: *Rahab Magazin

Prag.

Prostitution.

Flughafen.

Ohne zu zögern und von unheimlicher

Aufregung gepackt war klar: Gott, ich bin

dabei! Aber wer würde mit mir gehen?

Ich hatte weder Geld, noch irgendeinen

Plan. Nichts, außer einer irre klingenden

Idee im Kopf.

Und hier war ich nun. Zwei Tage

und unzählig viele Erlebnisse später. Ge-

meinsam mit meiner slovakischen Freun-

din Annie -und zeitweise begleitet von

meinen beiden Freunden Elianne und

Dio, beide aus den Niederlanden- von

Deutschland über Polen nach Tschechi-

en getrampt. Per Anhalter komfortabel,

schnell und kostenlos Kilometer zurück-

Wieso habe ich eigentlich in 99% der Fäl-

le keinen blassen Schimmer, was abgeht?

In Gedanken versetzte ich mich ein

paar Tage zurück und versuchte heraus-

zufi nden, wie um alles in der Welt ich hier

in Prag gelandet war.

Alles begann an einem ziemlich ge-

wöhnlichen Donnerstag, während meiner

Jüngerschaftsschule. Ich saß da und frag-

te mich, was Gott wohl von meinen Plä-

nen für‘s Wochenende hielt. Ich fand sie

ziemlich gut. Lobpreisnacht am Freitag.

Eine Dokumentation über einen Missi-

onsfotografen am Samstag. Ein Wochen-

ende, vollgepackt mit ‚guten‘ Aktivitäten.

Aber war das wirklich alles, was ich be-

wirken wollte?

War es das, was

mein Christ-sein

ausmachen sollte?

Nein.

«Okay Gott, ich hab‘s geschnallt.

Also, was hast du vor?»

Eine Frage, eine Antwort.

In Form von drei meiner Meinung nach

unzusammenhängenden Eindrücken.

Page 5: *Rahab Magazin

gelegt. Gott war eindeutig auf unserer

Seite. Woher ich das wusste? Nun ja, ich

weiß nicht, in wie weit Sie sich mit dem

trampen auskennen, aber lassen sie mich

Ihnen versichern, dass es eindeutig nicht

normal ist, schon nach 10 Minuten von

einem Auto mitgenommen zu werden,

auszusteigen, um direkt vom nächsten

Fahrer eingesammelt und weiterbeför-

dert zu werden usw.

Voller Erwartungen kamen wir ge-

gen viertel 9 in der tschechischen Haupt-

stadt an und konnten unsere Erwartun-

gen und Neugierde für die Dinge, die Gott

für den bevorstehenden Tag vorbereitet

hatte, kaum zügeln.

Nach einem kleinen Happen zum

Frühstück, den wir aus unseren Taschen

zusammengekratzt und miteinander

Page 6: *Rahab Magazin

geteilt hatten, packten wir am nächsten

Morgen unsere Sachen und traten auf die

im Gegensatz zu letzter Nacht völlig ver-

ändert aussehenden Straße in der Innen-

stadt Prags. Zugleich fi ngen wir an, uns

etwas sehr wichtiges zu fragen:

«Was sollen

wir hier jetzt

eigentlich

machen?»

Page 7: *Rahab Magazin

Ich meine okay, wir sind hier, weil wir das

Gefühl hatten, Gott möchte uns hier ha-

ben. Wir hatten eine super gesegnete An-

reise, Spaß, Essen, eine gemütliche Nacht,

aber jetzt mal im Ernst: WARUM sind wir

eigentlich hier?! Ein Bisschen, nein, VÖL-

LIG planlos liefen wir daraufhin durch

die Straßen, machten ein paar Fotos und

beteten. Die Art von Gebet, die man betet

wenn man weiß, dass man -entschuldigen

Sie meine direkte Ausdrucksweise- kom-

plett am Arsch ist, wenn Gott nicht ein-

greift.

Außerdem haben wir mit einigen

Leuten gequatscht, die Gott uns über den

Weg geschickt hat und ihnen von Ihm

und den verrückten und wunderbaren

Dingen, die Er tut, erzählt und ihre Ge-

schichten hören dürfen.

Als wir so durch die Stadt liefen,

standen wir plötzlich vor einem Bahn-

hof, in den wir ohne lange darüber nach-

zudenken hineingingen. Wir hatten ja eh

nichts Besseres vor.

Mein erster Gedanke, nachdem sich

die automatischen Türen vor uns öffneten

war: Man, hier sieht’s echt aus, wie auf

‘nem Flughafen.

Warte mal...

...FLUGHAFEN?!“

Ich meine, alles dort drin verband ich mit

einem Flughafen. Wenn Gott BAHNHOF

gesagt hätte, wäre das Bild in meinem

Kopf ein völlig Anderes gewesen.

Als wir also realisierten, dass wir

allem Anschein nach das zweite der drei

‚Puzzleteile‘ gefunden hatten, waren wir

gespannt, was als nächstes passierte.

Unsere Körper fühlten sich nach

diesem ganzen, uns sinnlos erscheinen-

den Herumlaufen müde und kraftlos an.

An dieser Stelle ein Hoch auf IKEA, die

aus Werbegründen Sofas aufgebaut hat-

ten, auf denen wir uns niederlassen konn-

ten. Gut Gott, wir sind hier im Flughafen/

Bahnhof, ich weiß, dass das einen Grund

hat, aber ich werde NICHTS machen, au-

ßer hier zu sitzen und zu warten! Ich bin

müde, habe Hunger und mir ist kalt!

Page 8: *Rahab Magazin

Mit dieser Einstellung saßen wir dann

eine ganze Weile auf den (echt beque-

men) Ikea Sofas und haben gewartet und

uns die Leute angeschaut.

Plötzlich sah ich, dass schräg hinter

mir eine Gruppe Polizisten stand und hat-

te das Gefühl, ich solle mit ihnen reden.

Das wiederum stand im völligen Gegen-

satz zu meiner derzeitigen Einstellung.

Also blieb ich sitzen. Ab und an habe ich

mich umgedreht und sie standen unver-

ändert immer noch am selben Platz. Nach-

dem ich dann etwas von unseren letzten

Toastbrotresten zu mir nahm, welche ich

eigentlich für später aufheben wollte, war

schon mal das Hungerproblem mehr oder

weniger gelöst. Nach dem Snack standen

die Polizisten IMMER NOCH genau dort.

Boar, von miiiir aus. Dann geh ich

eben doch hin! Als ich dann vor der Grup-

pe stand, hatte ich natürlich keinen Plan,

was ich eigentlich fragen oder sagen soll-

te. Aber da ich jetzt eh schon dort war und

mich vorgestellt hatte, erzählte ich ihnen

einfach grob, warum wir hier waren.

Die Polizistin verstand das je-

doch wohl irgendwie falsch und dachte,

ich möchte ein Ticket kaufen. Deswegen

ging sie erstmal mit mir von der Gruppe

weg.Nachdem das Missverständnis ge-

klärt war, hatten wir ein super aufschluss-

reiches Gespräch über

Prostitution &

Menschenhandel

in Prag.

Auf dem Stadtplan, den sie mir gab, zeich-

nete sie uns dann einige Straßen ein, wo

ohne Frage immer Prostituierte anzutref-

fen waren.

Mit neu gewonnenem Enthusias-

mus zogen wir daraufhin weiter. Schon

bald wurde uns jedoch bewusst, dass

wir tagsüber wohl wahrscheinlich keine

Frauen auf dem Strich antreffen können

und uns deswegen vielleicht erstmal dem

Schlafplatz-Projekt widmen sollten.

Da es recht schwierig ist, oder bes-

ser gesagt ans Unmögliche grenzt, ohne

Geld ein Hotelzimmer zu buchen, mach-

ten wir uns auf die Suche nach Gemein-

den, die uns vielleicht für die Nacht einen

Platz zum Schlafen gewähren würden.

Das Traurige war, dass keiner, den

wir auf der Straße ansprachen, einen Zu-

sammenhang zwischen Kirche und Platz

zum Schlafen herstellen konnte. Kirche

war in den Augen der Menschen mit de-

nen wir sprachen ein pompöses, prunk-

volles Gebäude, welches man anschauen

und fotografi eren kann. Weiter nichts.

Keinerlei Gemeinschaftssinn.

Page 9: *Rahab Magazin

Kalt und Tot.

Während wir dann so durch die

Innenstadt liefen hatten wir das Gefühl,

sicher ein Bisschen aus der Stadt raus

gehen zu müssen, weil es hier ‚irgendwie

nicht nach Kirche aussah‘. Drauf hin stell-

ten wir uns dann die Frage, wie es denn

so ‚aussehen‘ muss, um eine Gemeinde

anzutreffen. Ist nicht zum Beispiel ge-

nau neben einem Stripclub der Ort, wo

Sicherheit und Geborgenheit gebraucht

werden?! Sollten wir nicht genau an den

Orten als Gemeinde präsent und relevant

sein, wo Menschen sonst mit allem mögli-

chen Müll von Angeboten beeinfl usst und

überschüttet werden?!

Ich denke doch.

Total in unsere Schlafplatz-Suche und

unsere Fragen über die Relevanz der Ge-

meinde in unserer Gesellschaft vertieft,

Page 10: *Rahab Magazin

bekamen wir gar nicht mit, wie weit

wir eigentlich gelaufen waren, als

wir plötzlich an einer riesigen Ka-

thedrale ankamen. Die Einzigen die

wir dort zunächst antrafen, waren

koreanische Kinder, die dabei wa-

ren, den Boden zu schrubben (?!).

Freundlicherweise haben die-

se dann, nachdem wir ihnen unsere

Situation ein wenig erklärten, den

zuständigen Priester geholt. Nach

einem kurzen, unpersönlichen Ge-

spräch, erklärte er uns, dass er im

Moment sehr beschäftigt wäre und

es bedauerte uns leider nicht wei-

terhelfen zu können.

Ich war wie vom Blitz getroffen

und hatte ein bisschen das Gefühl,

dass diese kleine Situation ein fast

lächerlich perfektes Bild für viele

unserer Gemeinden abgab.

Die Not klopft buchstäblich an

unsere Tür, doch wir müssen sie ‚mit

großem Bedauern‘ wegschicken, da

wir gerade leider grade

‚echt beschäftigt sind‘.

Wahrscheinlich damit,

eine wunderschöne,

theologisch einwand-

freie Predigt auszu-

arbeiten. Erinnert ein

wenig an die Story mit

dem barmherzigen Sa-

mariter, nicht wahr?

Nach dem Motto: ‚Tut

mir leid, ich sehe, dass

sie leiden, Frau-im-

Bus-neben-mir, aber

ich habe gerade echt

keine Zeit, weil ich

nämlich jetzt gleich

in mein schönes be-

heiztes Gemeindehaus

gehe und so laut es

Page 11: *Rahab Magazin

geht volles Rohr zu Gott singe: Rette die

Verlorenen.‘

Ich konnte die ganze Situation ein-

fach nicht begreifen und war unheimlich

enttäuscht. Nicht von dem armen Pries-

ter, der wahrscheinlich täglich alles gibt,

um es seinen Schäfchen Recht zu ma-

chen. Sondern enttäuscht, so erster Hand

in einer Situation zu sein, in der ich damit

konfrontiert war, wie es um uns als Ge-

meinde steht.

Während wir dann noch eine Wei-

le fassungslos auf der eiskalten Kirchen-

bank saßen, wünschte ich mir, ich wäre zu

Hause geblieben, und würde in meinem

warmen Bettchen liegen. Aber im glei-

chen Moment kam ein Gedanke in mei-

nem Kopf, der mir sagte: Selbst wenn

die ganze Situation total frustrierend ist

[und ich war ECHT frustriert], lernst du

HIER gerade weit mehr, als wenn du es

dir zu Hause gemütlich gemacht hättest

und online eine Predigt anhören wür-

dest.

Plan- und ziellos traten wir also

wieder nach draußen, wo es allmählich

zu dämmern begann und setzten unseren

Marsch ins Ungewisse fort.

Plötzlich wurde Annie bewusst, dass

sich noch eine winzige Geldreserve auf ei-

ner ihrer Karten befand, die sie komplett

und vollkommen vergessen hatte. Un-

sere Freude hätte nicht größer sein kön-

nen. Das Timing war perfekt und unsere

knurrenden Mägen freuten sich über eine

kleine Stärkung aus dem Supermarkt.

Manchmal verändern ein Hörnchen und

ein Apfel doch echt alles!

Meine Gedanken kreisten immer noch

um das dritte Puzzleteil, unser Vorhaben

für die uns bevorstehende Nacht.

Page 12: *Rahab Magazin

nen der Gesellschaft. Mit denen, auf die

aus Unwissenheit oder purer Ignoranz

alle herabsehen.

Alle, außer Gott.

Woher ich das wissen will? Also ich weiß

nicht wie es Ihnen geht, aber wenn ich

meine Bibel aufschlage und von dem lese,

was Jesus so gemacht hat, WO er sich

aufgehalten hat und mit WEM, und wenn

ich dies in Zusammenhang mit Johannes

5,19 setzte wo steht ‚Von sich aus kann

der Sohn gar nichts tun, sondern er tut

nur das, was er auch den Vater tun sieht.

Ich begann zu denken, dass wir ja even-

tuell gar keinen Schlafplatz bräuchten,

da wir vielleicht eh nicht zum Schlafen

kommen, sondern die ganze Nacht drau-

ßen auf den Strichen von Prag verbringen

würden.

Zusammensein mit diesen unend-

lich wertvollen Frauen, die gezwungen

wurden, ihren Körper zu verkauften.

Denen die Umstände, in denen sie sich

befangen, oder gar andere Menschen ge-

waltvoll jeder Wahl beraubten, eine freie

Entscheidung über ihren Körper zu tref-

fen.Zusammensein mit den Ausgestoße-

Page 13: *Rahab Magazin

Doch bald darauf gab ich ihr Recht und

verstand absolut, was sie meinte. Auch

wenn ich noch immer nicht genau der sel-

ben Meinung war.

Trotzdem entschieden wir uns, zu

dem Hostel zurückzugehen, in dem wir

unsere erste Nacht verbracht hatten. Jetzt,

da wir ein bisschen Geld hatten, würde es

auch sicher mit dem Zimmer klappen.

Verrückte Zeit. So viele unvorher-

gesehene Sachen sind passiert. Trotzdem

fühle ich mich irgendwie, als hätten wir

es versemmelt. Es machte einfach keinen

Sinn für mich, dass ich so klar diese drei

Dinge gehört hatte, von denen sich die

ersten zwei so perfekt zusammenschlos-

sen und um die herum alles schlüssig war,

doch ein Teil noch immer fehlte.

Prostitution.

Was aber der Vater

tut, das tut auch der

Sohn!‘

dann wird mir zumindest ziemlich schnell

klar, dass es Gott wie verrückt auf dem

Herzen liegen muss, bei Menschen in Not

zu sein und sie zu lieben.

Ein erneuter Schock war es deswe-

gen für mich, als Annie plötzlich meinte,

sie wäre sich der ganzen Sache doch nicht

mehr so sicher. Und ob es nicht eigentlich

viel zu gefährlich sei, als zwei junge Mäd-

chen nachts alleine auf den Strich zu ge-

hen, um mit den Prostituierten zu reden.

Mein erster Gedanke war: Was echt jetzt,

Annie? Deswegen sind wir doch herge-

kommen, oder?

Page 14: *Rahab Magazin

Ich fühlte mich, als hätten wir an ei-

nem Puzzle gearbeitet, nur um am

Ende festzustellen, dass das letzte

und entscheidende Teil nicht aufzu-

fi nden war. Aber so war es jetzt nun

mal. Licht aus. Vorhänge zu. Gott,

ich verstehe absolut nicht, wieso du

uns hierher gebracht hast. Und ich

verstehe nicht, wo das letzte Puzz-

leteil abgeblieben ist. Trotzdem

haben wir Dich, Deine Versorgung

und deine Führung so wahnsinnig

krass erlebt. Und ich vertraue, dass

du über Allem stehst. Auch wenn

ich das jetzt gerade nicht verstehe.

Wir hatten alles versucht, hat-

ten Gott über den Tag verteilt immer

wieder versichert, dass wir Ihm zur

Verfügung stünden. Dass Er durch

uns arbeiten und uns gebrauchen

konnte. Trotzdem, und vielleicht

genau deswegen, ist nichts so ge-

kommen, wie wir uns das vorge-

stellt hatten.

Wir gingen

einfach schlafen.

Und doch hatte

Gott mehr vor.

Und hier waren wir nun, Zeugen ei-

ner heftigen und äußerst gewaltsa-

men Auseinandersetzung zwischen

einem Freier und einer Prostituier-

ten. Genau hier. In unserem Zim-

mer.

Genau an dem Ort,

wo Gott uns ha-

ben wollte.

Die so oft lähmende Frage ‚Was

können wir hier schon ausrichten?‘

stand in diesm, uns so unwirklich

vorkommenden Moment nicht mal

zur Debatte.

Es gelang Annie und mir, uns

schützend zwischen die junge Frau

Page 15: *Rahab Magazin

und den mehr als aufgebrachten Mann

mittleren Alters zu stellen, bis er schließ-

lich widerwillig von ihr abzulassen be-

gann.

«Okay, langsam! Was ist hier los?»

Jeder der Beiden begann uns seine Versi-

on des Vorfalles (der nach ihren Angaben

gar nicht stattgefunden hatte) zu erklä-

ren. Um der Sicherheit der jungen Frau

Willens schlugen wir vor, uns aufzuteilen

und dass ich mit dem Mann auf den Flur

gehen würde, während Annie drinnen

mit, nennen wir sie Lea, sprechen würde.

«Scheiße, ich muss zurück! Du

kannst dir nicht vorstellen, was mein Zu-

hälter mit mir anstellt, wenn ich dort nicht

rechtzeitig wieder auftauche. Außerdem

hat mir der irre Typ mein ganzes Geld

von heute abgenommen, was mit seinem

überhaupt nichts zu tun hatte. Was soll

ich denn jetzt machen? Ich hasse mich so

sehr für das, was ich hier tue! Nicht nur

das. Wenn ich mich so anschaue, über-

kommt mich regelmäßig richtiger Ekel.

Vielleicht hat er ja Recht und ich bin echt

nur ein Stück Dreck. Vieh. Nicht wert, ge-

liebt oder wertgeschätzt zu werden. Ha!

Gott liebt mich, sagst du? Wie könnte Er?!

Verurteilt der mich nicht genauso?»

Nein, das tat er nicht! Er kann-

te sie. Hatte sie geschaffen. Und sah sie

nicht durch einen Filder ihrer Sünde an,

sondern sieht SIE. Seine geliebte Lea, für

die er schon immer alles gegeben hat und

auch weiterhin alles geben wird. Tränen

fl ossen in Strömen.

Ist das wirklich wahr? Kann dieser

Gott SO barmherzig und gnädig sein? Ja.

Page 16: *Rahab Magazin

Deswegen

waren wir hier.

Weil Gott Lea

liebt.

Von der Seite des Mannes hieß es:

«Dieses miese Stück! Ich weiß

genau, ich hatte noch 200€ einstecken.

Die sind jetzt weg. Wie viel mehr Bewei-

se braucht ihr denn noch? Die hat das da

irgendwie raus genommen. Aber die wird

schon sehen, was sie davon hat! Irgend-

wann kommt die hier raus. Und ich werde

draußen auf sie warten. So eine Schweine-

rei! Am liebsten würde ich sie umbringen.

Aber vielleicht reicht es auch, wenn ich sie

so zurichte, dass die nie mehr einen Kun-

den kriegt! Einen Denkzettel verpass ich

ihr auf jeden Fall! Vor allem sage ich al-

len meinen Kollegen, dass die nie wieder

hier herkommen sollen. Wir sind Busfah-

rer. Kutschieren deutsche Touristen nach

Prag und wieder zurück. Und Abends, na

ja. Ein bisschen Spaß muss doch wohl er-

laubt sein...»

Was für eine Leere in seinen Augen.

War ich sauer auf ihn für das, was er Lea

antuen wollte? Sah ich in ihm einen ge-

walttätigen Irren? War er der Böse in dem

Ganzen? Stempelte ich ihn ab als armse-

ligen Typen, der mal lieber sein Leben

auf die Reihe kriegen sollte? Nein. Wieso

nicht? Weil Gott das auch nicht tat. Denn

er war genauso ein Opfer, wie Lea es war.

Sie war in einer

Sache gefangen, er

in einer Anderen.

Was Beide gemeinsam hatten: Sie wa-

ren von ihrem Vater, von Gott, getrennt

wurden und versuchten nun, es irgend-

wie alleine auf die Reihe zu kriegen. Die

Leere und Hoffnungslosigkeit mit Geld,

Sex und weiß-ich-was-noch zu füllen.

Page 17: *Rahab Magazin

Gottes Wahrheit.

Ich sah, wie sich der Ausdruck in seinem

Gesicht veränderte. Wie er aufhörte, die

ganze Sache durch einen Filter von Wut

zu betrachten und anfi ng, sich echte Ge-

danken über sein Vorhaben zu machen.

Ich sah, wie Gott an seinem Denken und

der Perspektive, mit der er auf die Situati-

on schaute, rüttelte.

Er verabschiedete sich schließlich

mit Worten, die mich tief berührten:

«Ich habe noch nie so jemanden getrof-

fen, wie dich. Wieso ist dir diese Nutte

überhaupt so wichtig? Du kennst die doch

überhaupt nicht. Aber wie auch immer.

Es sollte mehr Menschen, wie dich geben,

weißt du? Du hast was ganz Besonderes

an dir. Erinnerst mich ziemlich an meine

Cousine. Die ist auch so drauf [ich schät-

ze, dass er mit ‚so drauf‘ wahrscheinlich

meinte, dass sie auch Christ war.] Du bist

echt anständig. Und, nunja, danke! Ich

werde über die Dinge nachdenken, die du

mir gesagt hast.»

Ich umarmte ihn, bevor er den

Heimweg in die entgegen gesetzte Rich-

tung des Hostels antrat. Was für ein

kraftvoller Moment. Der Geist Gottes war

spürbar nah. Auch ich trat nun wieder

meinen Rückweg an.

Erfolglos, wie es schien. Denn keiner der

Beiden kam mir auch nur ansatzweise

glücklich, erfüllt oder zufrieden vor. Eher

wie jemand der versucht, den Wind ein-

zufangen.

Getrieben. Gehetzt.

Ruhelos.

Um ihn von seinem Vorhaben, Lea vor

dem Hostel aufzulauern abzuhalten, be-

schlossen Annie und ich, es wäre das Bes-

te, ich würde ihn nach draußen beglei-

ten und unser Gespräch dort fortsetzen.

Halt, Moment, Stop! Was??!! Mitten in

der Nacht -es war nun so gegen 12- mit ei-

nem wildfremden Mann auf den Straßen

Prag‘s? Spinnst du?

Ich bin mir durchaus bewusst, wie

das klingen mag. Jedoch war die schüt-

zende Gegenwart Gottes so stark und

spürbar, dass ich mir keine Sekunde be-

droht vorkam. Natürlich ist so eine Akti-

on keines Falls die Norm, aber in diesem

Moment, in dem ich wusste, dass Gott so

unheimlich involviert war, war es das al-

ler Natürlichste der Welt. Und was pas-

sierte dann? Worüber redeten wir?

Vergebung.

Vergeltung.Gnade.

Page 18: *Rahab Magazin

Zufällig führte dieser an einem weiteren

Stripclub vorbei. Der Promoter-Typ am

Eingang sprach mich an und ich ließ mich

auf ein Gespräch ein. Wo ich herkam, was

ich hier tat usw. Ich beantwortete seine

Fragen.

Nun war ich an der Reihe. Wie kam

es dazu, dass er hier arbeitete? Kannte er

die Mädchen? Wo kamen sie her?

«Nö, mit den Nutten rede ich ei-

gentlich nicht. Die Meisten von denen

können eh weder englisch noch deutsch.

Kommen aus Osteuropa.» Was für einen

Eindruck habe er von ihnen? Wie ging

es ihnen? Was meinte er, wieso so viele

Mädchen aus Osteuropa gerade hier wä-

ren? Erschien es ihnen vielversprechen-

der, hier in Prag wie ein Stück Vieh be-

handelt zu werden, als in Osteuropa mit

geringem Einkommen auskommen zu

müssen? Meinte er, das wäre wirklich

die erste Wahl von

irgend jemandem,

der die

‚freie Entscheidung‘

hätte? «Hm, sehen schon meistens nicht

wirklich aus, als gefällt ihnen, was sie da

so tun. Aber vor den Kunden ziehen sie

ne geile Show ab. Hab mir da noch nie so

Gedanken drüber gemacht. Aber jetzt wo

du‘s sagst, sehen die schon meistens aus,

als geht‘s ihnen ziemlich Scheiße. Viel-

leicht sollte ich doch mal mit ihnen re-

den.»

Währenddessen gelang es Lea, unbemerkt

aus dem Hostel zu entkommen und sich

endlich -mit einiger Verspätung, die ihr,

wie sie sagte, wahrscheinlich großen Är-

ger einbrocken würde- bei ihrem Zuhälter

zurückzumelden. Doch sie käme wieder.

Schlafe meist nach der Arbeit in diesem

Zimmer.

Endlich waren Annie und ich wie-

der zusammen. Saßen auf unseren Betten.

Den selben Betten, in die wir uns seelen-

ruhig einige Stunden zuvor gelegt hatten.

Wo wir uns gefragt hatten, wieso Gott so

klar von drei Dingen geredet hatte, aber

wir, so sehr wir uns auch bemühten, nicht

verstanden, wie alles zusammenhing. Wo

wir uns vorkamen, als hätten wir nicht

alles gegeben. Vielleicht etwas Wichtiges

nicht beachtet. Vielleicht in Ungehorsam

gehandelt.

Jetzt fi ngen wir an zu lachen. Laut

loszulachen über die absolut surreale Si-

tuation. Loszulachen darüber, wie wir al-

les in ‚unserer Macht‘ stehende versucht

hatten, nur um völlig entkräftet ins Bett

zu fallen und endlich von unseren eige-

Page 19: *Rahab Magazin

nen Ideen abzulassen.

Und Gott schickte das ‚dritte Puzz-

leteil‘ direkt in unser Zimmer.

Wir hatten

absolut nichts

damit zu tun.

Hatten keinen Grund auch nur für eine

Sekunde stolz auf irgendetwas zu sein,

was wir getan hätten.

Das Einzige, was Gott wollte, war

unsere Bereitschaft ihm nachzufolgen.

Wohin auch immer er uns schicken wür-

de. Er war viel mehr an unserem Gehor-

sam interessiert, als an all den tollen Din-

gen, die wir für ihn tun konnten.

Bei einer weiteren Tasse Tee, es war

nun gegen 1, versuchten Annie und ich

ansatzweise zu verarbeiten, was gerade

eigentlich passiert war. «Ich kam

mir vor wie in ‘nem Film. Dachte gleich

springt einer mit versteckter Kamera un-

term Bett vor.»

Erneut öffnete dich die Tür unseres

Zimmers. Ohne Mist jetzt, was geht hier

eigentlich ab? Diesmal trat eine ältere

Dame ins Zimmer ein. Wir begannen, uns

zu unterhalten. Versuchten in kurzen,

wirr durcheinander gebrabbelten, unge-

ordneten Worten zu beschreiben, was so-

eben hier passiert war.

Sie erzählte uns, dass sie für eine

Kosmetikfi rma gearbeitet hatte. Regel-

mäßig ging sie auf die Straße und verteilte

Proben an Prostituierte. Fühlte sich ihnen

immer schon sehr verbunden. Wie eine

Mutter. Hörte ihnen zu. Tröstete sie.

Die ältere Dame machte sich nach

unserem kurzen aber intensiven Gespräch

bettfertig und Annie und ich setzten un-

seren Dialog im Flur weiter, als sich uner-

wartet aus dem Türspalt überraschender

Weise erneut schüchtern das weiche, lie-

bevolle Gesicht der Dame zeigte.

«Entschuldigung, dass ich euch

schon wieder störe. Ich habe die ganze

Zeit mit mir gekämpft, ob ich mit euch re-

den sollte, oder nicht. Aber -ich weiß, dass

das verrückt klingt- im ersten Moment,

als ich euch beide gesehen habe, hatte ich

das dringende Bedürfnis, mit euch über

etwas zu sprechen. Hört zu, ich schäme

mich deswegen wirklich sehr...

Erneut öffnete dich die Tür unseres

hier

Diesmal trat eine ältere

uns

kurzen,

Sie erzählte uns, dass sie für eine

verteilte

ihnen

eine

Die ältere Dame machte sich nach

Gespräch

überraschender

«Entschuldigung, dass ich euch

ganze

dass

Moment,

ich

über

schäme

Page 20: *Rahab Magazin

Doch gleichzeitig hatte ich das Gefühl,

dass ich irgendwie eine riesige Chance

verpassen würde, wenn ich es nicht tat.

Ich bin spielsüchtig.

Seit Jahren. Komme einfach nicht davon

los.»

«Ääääähm, okay. Tja, ich weiß

nicht. Aber wir glauben beide an die Kraft

des Gebets. Und wenn sie möchten, kön-

nen wir gerne für sie beten.»

Sie willigte sofort ein und wir setz-

ten uns nah zusammen. Sprachen Wahr-

heit über ihr aus. Sie fi ng leicht an zu

zittern und zu weinen. Atmete hörbar.

Nachdem wir beide für sie gebetet hatten,

sah sie uns direkt an, und der Ausdruck in

ihren Augen war ein klares Zeichen dafür,

dass sie gerade Jesus begegnet war. Dass

sich in ihr etwas gewaltig verändert hatte.

»Ich kann‘s nicht beschreiben. Was

ist dieses Gefühl? Was geht da in mir

vor? Ich fühle mich so unsagbar leicht.

So warm. So frei. Wisst ihr, ich bin katho-

lisch erzogen wurden. Ich weiß über Je-

sus Bescheid. Aber als ihr gerade gebetet

habt wurde mir auf einmal bewusst, dass

ich eben nur ‚über ihn‘ Bescheid wusste.

Ihn selbst aber eigentlich gar nicht wirk-

lich kannte.»

«Möchten Sie ihn denn gerne ken-

nenlernen?» fragten Annie und ich, wie

aus einem Mund.

«Und ob. Geht das denn?»

«Ja, und ob das geht. Wissen Sie, er

hat sogar schon die ganze Zeit auf diesen

wundervollen Moment gewartet.»

Voller Freude beteten wir erneut

für sie und durften dabei sein, wie

sie Jesus in ihr Leben einlud.

Page 21: *Rahab Magazin

Wir alle weinten.

Freudentränen.

Neues Leben.

Überwältigt von Dankbarkeit -in erster

Linie gegenüber Gott, in zweiter Linie ge-

genüber uns, wie sie es ausdrückte- lief,

ja hüpfte sie fast zurück in unser Zimmer,

fi schte etwas Brot aus einem Beutel und

gab es uns.

«Ich habe leider nicht viel, was ich

euch geben kann. Wie gerne würde ich

euch mehr geben! Aber bitte nehmt das

hier. Und hier, das bitte auch.» Sie hän-

digte uns ein paar tschechische Kronen,

die wir ihr eigentlich am liebsten gleich

wieder zurückgegeben hätten. Doch sie

bestand darauf und wir verstanden, dass

sie einen Weg suchte, um ihre Dankbar-

keit auszudrücken. Dass sie sich nicht ge-

zwungen sah, uns in irgendeiner Weise

für unsere ‚Dienste‘ zu bezahlen, sondern

uns einfach etwas Gutes tun wollte, nach-

dem wir für sie eingetreten waren.

Wir nahmen das Geld an und sie verab-

schiedete sich nun endgültig in‘s Bett. Es

war gegen 2.

Ans Schlafen war für Annie und

mich nicht zu denken. Passieren diese

Dinge gerade alle wirklich? Gott, was für

ein Privileg hier mit dir sein zu dürfen.

Als unsere letzte Aktivität für diese

Nacht hatten Annie und ich uns vorge-

nommen, Lea‘s Bett neu zu beziehen.

Von den deutlichen Spuren der Nacht zu

befreien. So gingen wir zur Rezeption,

empfi ngen die neue Bettwäsche, bezogen

das Bett und legten uns schließlich wieder

in unser Eigenes. Was für eine Nacht.

Früh am morgen, gegen 7 betrat Lea

dann wieder unser Zimmer. Müde und

geschafft. Hatte eine harte Nacht sich.

Annie erzählte mir später, dass sie wach

gewesen war, als Lea eintrat. Dass sie

aussah, als könne sie ihren Augen nicht

trauen. Überwältigt, dass jemand ihr Bett

frisch bezogen hatte. Ihre Augen hätten

gestrahlt.

Page 22: *Rahab Magazin

Am Morgen schlichen Annie und ich uns

dann aus dem Zimmer. Kurz vor dem

Schlafengehen hatten wir uns überlegt,

dass wir von dem Geld, welches uns die

Dame von letzter Nacht geschenkt hatte,

ein tolles Frühstück-ans-Bett für Lea zau-

bern konnten. Diese schlief nach wie vor

tief und fest.

Wir traten auf die Straße und such-

ten nach einem Geschäft.

Da es Sonntag war, waren die meisten

Läden geschlossen. Doch Gott-sei-Dank

fanden wir direkt nebenan einen 24-Stun-

den-Shop, der rund um die Uhr, sieben

Tage die Woche geöffnet war.

Was würde sie wohl gerne essen?

Ob ihr das hier schmeckt? Lass uns lieber

zwei davon nehmen. Annie und ich waren

in unserem Element. Es tat gut zu wissen,

dass Lea nach einer solchen Nacht aufwa-

chen würde und eine köstliche Überra-

schung auf sie wartete.

Außerdem schrieben wir ihr einen Brief.

Sagten ihr erneut, wie kostbar sie war.

Wie sehr sie Gott am Herzen lag.

Unser kleines Arrangement platzierten

wir unbemerkt vor ihrem Bett, bevor

wir die Zimmertür endgültig hinter uns

schlossen.

Zeit, nach Hause zu fahren.

Page 23: *Rahab Magazin

Doch wussten wir, dass wir zwar in die

gleiche Umgebung zurückkehren würden,

doch gleichzeitig selbst nie mehr die Sel-

ben sein würden. Wir waren erneut Zeu-

gen der Liebe unseres Papas geworden.

Durften sein Herz für den Einzelnen se-

hen. Durften ganz neu Seine Versorgung

erleben. Unser Vertrauen auf ihn in der

Ernstsituation erproben. Durften Geben

und doch so viel mehr zurückbekommen.

Warum würde ich

mich jemals für

ein anderes Leben

entscheiden?!

Gott allein die Ehre.

Beitrag, Design und Fotos

von Melody Pilz (20)

Kontakt: [email protected]