quality first – qualitätsmanagement bei entwicklung, herstellung und vertrieb von diodenlasern

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QUALITÄTSMANAGEMENT 56 LTJ September 2005 Nr. 3 © 2005 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Quality First Qualitätsmanagement bei Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Diodenlasern Der Hochleistungsdiodenlaser ent- wickelt sich zu einem Standardwerkzeug für Industrie und Wissenschaft. Gründe dafür sind die exzellente Strahlqualität, Steuerbarkeit und die lange Lebensdauer dieses Lasertyps. Um dem Anspruch der Anwender hinsichtlich Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte gerecht zu werden, wurde bei der JENOPTIK Laser- diode GmbH (JOLD) im Jahre 2001 ein prozessorientiertes Qualitätsmanage- mentsystem nach DIN EN ISO 9001:2000 eingeführt. Was steckt dahinter? Ein Qualitätsmanagementsystem führt man mit einem ganz klaren Ziel ein. Das Ziel heißt Kundenzufriedenheit. Um die Qualität in ei- nem Unternehmen kontrollieren und steu- ern zu können, müssen sämtliche Abläufe in definierte Prozesse gegliedert werden. Basie- rend auf dem vorhandenen Know-how und dem Streben nach innovativen Lösungen sind die einzelnen Prozesse bei JOLD auf die Erfüllung der Kundenwünsche ausgerichtet (Abb. 1). Die kontinuierliche Anwendung und Weiterentwicklung des darauf basieren- den Systems machen JOLD inzwischen zum Qualitätsführer der Branche. Die Kundenbeziehung Die Arbeit mit dem Kunden beschränkt sich nicht allein auf die Abwicklung des Ver- kaufsgeschäfts. Vielmehr besteht ein großer Teil der Vertriebsarbeit in der Beratung der Kunden hinsichtlich der Produktauswahl und Empfehlungen für den fachgerechten Einsatz des Produkts im konkreten Anwen- dungsfall. Durch regelmäßiges Analysieren der Kun- denzufriedenheit ermittelt JOLD noch bestehende Schwachstellen in den Kun- denbeziehungen. Falls notwendig werden Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet und auf Wirksamkeit geprüft. KLAUS KANIS Klaus Kanis studierte Qualitätssicherung und Fertigungsmesstechnik an der TU Dresden und begann 1984 seine berufliche Tätigkeit bei Carl Zeiss Jena als Prüfingenieur. Von 1994 bis 2000 war er als Berater und Auditleiter einer Beratungs- und Zertifizierungsgesell- schaft im Bereich Qualitätsmanagement tätig. Die dabei gesammelten Erfahrungen setzt er seit 2001 als Qualitätsbeauftragter bei der JENOPTIK Laserdiode GmbH ein. DER AUTOR ●● Dipl. Ing. Klaus Kanis JENOPTIK Laserdiode GmbH Göschwitzer Straße 29, D-07745 Jena Tel.: 03641-65-4344 E-Mail: [email protected] Web: www.jold.de --- Resourcen Kundenbeziehung Entwicklung Produktrealisierung Service know how & Innovation Qualitätscontrolling Kundenzufriedenheit ABBILDUNG 1: Das oberste Ziel eines erfolgreichen Qualitätscontrollings ist die Zufrie- denheit der Kunden. Es bildet daher das Dach im so genannten „House of quality“, das durch qualitätsbezogene Aktivitäten gestützt wird. (Quelle: JOLD) Die Entwicklung Die Entwicklung neuer Produkte und Tech- nologien erfolgt zur kundenbezogenen Anpassung bestehender Produkte, zur Um- setzung von Markterfordernissen und zur Optimierung von Fertigungsverfahren. Alle Entwicklungsprojekte laufen unter den gleichen Rahmenbedingungen ab. Grundlage ist ein Lastenheft des jeweiligen externen oder internen Auftraggebers auf dessen Basis durch das spätere Projektteam ein Pflichtenheft erstellt wird. Damit werden die technischen und terminlichen Ziele festgelegt und mit der Freigabe durch die Geschäftsleitung als verbindliche Vorgabe fixiert. An den im Projektplan festgelegten Meilensteinen wird der erreichte Arbeits- stand durch das Projektteam vorgestellt und mit den Pflichtenheftvorgaben verglichen. Bei positivem Ergebnis erfolgt die Freigabe der nächsten Projektstufe. Bei produktbezogenen Projekten wird spä-

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Page 1: Quality First – Qualitätsmanagement bei Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Diodenlasern

QUALITÄTSMANAGEMENT

56 LTJ September 2005 Nr. 3 © 2005 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Quality FirstQualitätsmanagement bei Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Diodenlasern

Der Hochleistungsdiodenlaser ent-wickelt sich zu einem Standardwerkzeug für Industrie und Wissenschaft. Gründe dafür sind die exzellente Strahlqualität, Steuerbarkeit und die lange Lebensdauer dieses Lasertyps. Um dem Anspruch der Anwender hinsichtlich Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte gerecht zu werden, wurde bei der JENOPTIK Laser-diode GmbH (JOLD) im Jahre 2001 ein prozessorientiertes Qualitätsmanage-mentsystem nach DIN EN ISO 9001:2000 eingeführt. Was steckt dahinter?

Ein Qualitätsmanagementsystem führt man mit einem ganz klaren Ziel ein. Das Ziel heißt Kundenzufriedenheit. Um die Qualität in ei-nem Unternehmen kontrollieren und steu-ern zu können, müssen sämtliche Abläufe in definierte Prozesse gegliedert werden. Basie-rend auf dem vorhandenen Know-how und dem Streben nach innovativen Lösungen sind die einzelnen Prozesse bei JOLD auf die Erfüllung der Kundenwünsche ausgerichtet (Abb. 1). Die kontinuierliche Anwendung und Weiterentwicklung des darauf basieren-den Systems machen JOLD inzwischen zum Qualitätsführer der Branche.

Die Kundenbeziehung

Die Arbeit mit dem Kunden beschränkt sich nicht allein auf die Abwicklung des Ver-kaufsgeschäfts. Vielmehr besteht ein großer Teil der Vertriebsarbeit in der Beratung der Kunden hinsichtlich der Produktauswahl und Empfehlungen für den fachgerechten Einsatz des Produkts im konkreten Anwen-dungsfall.Durch regelmäßiges Analysieren der Kun-denzufriedenheit ermittelt JOLD noch bestehende Schwachstellen in den Kun-denbeziehungen. Falls notwendig werden Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet und auf Wirksamkeit geprüft.

KLAUS KANISKlaus Kanis studierte Qualitätssicherung und Fertigungsmesstechnik an der TU Dresden und begann 1984 seine berufliche Tätigkeit bei Carl Zeiss Jena als Prüfingenieur. Von 1994 bis 2000 war er als Berater und Auditleiter einer Beratungs- und Zertifizierungsgesell-schaft im Bereich Qualitätsmanagement tätig. Die dabei gesammelten Erfahrungen setzt er seit 2001 als Qualitätsbeauftragter bei der JENOPTIK Laserdiode GmbH ein.

DER AUTOR

●●Dipl. Ing. Klaus Kanis

JENOPTIK Laserdiode GmbHGöschwitzer Straße 29, D-07745 Jena

Tel.: 03641-65-4344E-Mail: [email protected]

Web: www.jold.de

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know how & Innovation

Qualitätscontrolling

Kundenzufriedenheit

ABBILDUNG 1: Das oberste Ziel eines erfolgreichen Qualitätscontrollings ist die Zufrie-denheit der Kunden. Es bildet daher das Dach im so genannten „House of quality“, das durch qualitätsbezogene Aktivitäten gestützt wird. (Quelle: JOLD)

Die EntwicklungDie Entwicklung neuer Produkte und Tech-nologien erfolgt zur kundenbezogenen Anpassung bestehender Produkte, zur Um-setzung von Markterfordernissen und zur Optimierung von Fertigungsverfahren.Alle Entwicklungsprojekte laufen unter den gleichen Rahmenbedingungen ab. Grundlage ist ein Lastenheft des jeweiligen externen oder internen Auftraggebers auf dessen Basis durch das spätere Projektteam ein Pflichtenheft erstellt wird. Damit werden die technischen und terminlichen Ziele festgelegt und mit der Freigabe durch die Geschäftsleitung als verbindliche Vorgabe fixiert. An den im Projektplan festgelegten Meilensteinen wird der erreichte Arbeits-stand durch das Projektteam vorgestellt und mit den Pflichtenheftvorgaben verglichen. Bei positivem Ergebnis erfolgt die Freigabe der nächsten Projektstufe. Bei produktbezogenen Projekten wird spä-

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testens nach dem Prototypenbau der Fer-tigungsbereich einbezogen, der nach der Serienfreigabe das Produkt übernimmt. Somit kann einerseits die Überleitungsphase deutlich verkürzt werden und andererseits fließen die Erfahrungen der Fertigung in das Projekt ein.Produktentwicklungen schließen grund-sätzlich mit einer Typprüfung ab. Diese beinhaltet mechanisch-dynamische, Klima- und Lebensdauerprüfungen. Damit wird sichergestellt, dass bei der Serienfertigung zuverlässige Produkte entsprechend der strengen JOLD-Qualitätskriterien entstehen.Neben der Produkt- und Technologieent-wicklung ist der Entwicklungsbereich auch für die Qualifikation neuer Barrenmaterialen verantwortlich. Neue Laserbarren durchlau-fen bei JOLD ein umfangreiches Testverfah-ren. Dabei wird untersucht, ob das Material mit den qualifizierten Montagetechnologien verarbeitet werden kann und ob die JOLD-Kriterien hinsichtlich Zuverlässigkeit und Lebensdauer erfüllt werden. Die statistische Auswertung der Lebensdauertests ermög-licht sichere Prognosen zum Verhalten des Materials über seine gesamte Einsatzdauer (Abb. 2).

Die Produktrealisierung

Die Fertigung lässt sich in zwei Hauptberei-che unterteilen. Im Bereich der Laserkonfek-tionierung und Laserqualifizierung erfolgt die Montage der Laserbarren auf die vorge-sehenen Wärmesenken und deren elektro-optische Klassifizierung, welche auch ein ers-tes Burn-In einschließt. Der zweite Bereich befasst sich mit der Weiterverarbeitung der Submounts zu passiv gekühlten fasergekop-pelten Modulen bzw. zu aktiv gekühlten Stacks mit einer den Kundenforderungen angepassten Strahlformung.Im gesamten Fertigungsbereich werden die anfallenden Daten in einer speziell für JOLD programmierten Qualitätsdatenbank erfasst (Abb. 3). Mit dieser Unterstützung ist es dem Werker z. B. möglich, die Ergebnisse der elektro-optischen Messungen der Sub-mounts mit den Vorgaben der Spezifikation zu vergleichen und erleichtert somit die Bewertung der Qualität nach objektiven Kriterien. Nach einer abschließenden visu-ellen Prüfung werden die Submounts für die Weiterverarbeitung oder dem Verkauf als Einzellaser freigegeben.Die Auswahl der Submounts für die Wei-terverarbeitung erfolgt ebenfalls mit Da-tenbankunterstützung basierend auf den Daten der elektro-optischen Qualifizierung

(Abb. 4). Damit wird sichergestellt, dass das Endprodukt die Anforderungen des Auftrag-gebers erfüllt.Die Herstellung von Stacks und Modulen wird mit der Erstellung von produktbezo-genen Zertifikaten abgeschlossen. Dieser Fertigungsschritt beinhaltet u. a. die Erstel-lung von Datenblättern bzw. -dateien, die dem Kunden zur Verfügung gestellt wer-den, die Erstellung von auftragsbezogenen Datensätzen für die Rückmeldung der Ferti-gungsaufträge und die Erstellung von inter-nen Qualitätsnachweisen.

Mit den internen Qualitätsnachweisen be-stätigen alle am Produkt beteiligten Werker die Herstellung und Prüfung des Produkts nach den gültigen Montage- und Prüfan-weisungen (Abb. 5).

Der Service

Sollte trotz aller Qualitätssicherungsmaß-nahmen ein Produkt beim Kunden ausfal-len, greift bei JOLD der Service. Alle Rück-sendungen durchlaufen eine fachgerechte Befundung im Fertigungsbereich, der für

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ABBILDUNG 2: Weibull-Analyse eines Lebensdauertests eines neuen Materials für Laserbarren. (Quelle: JOLD)

ABBILDUNG 3: Die Daten im Fertigungsbereich werden in der JOLD-Qualitätsdatenbank gesammelt. Somit ist es jederzeit möglich, Qualität nach objektiven Kriterien zu bewer-ten. (Quelle: JOLD)

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Gruppenleitern der Fertigung ausgewertet. Dabei werden bei Notwendigkeit Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen festgelegt. Gleichzeitig wird die Wirksamkeit vorange-gangener Maßnahmen hinterfragt.Unabhängig von den turnusmäßigen Auswertungen können durch die erfassten Daten Auswertungen zu beliebigen Fra-gestellungen erstellt werden. So können beispielsweise Trends in den Eigenschaften des Barrenmaterials über längere Zeiträume erfasst werden, die in der Zusammenarbeit mit dem Barrenhersteller von Bedeutung sind.Mit planmäßig durchgeführten internen Audits wird die Funktionalität der Unterneh-mensprozesse hinterfragt. Schwerpunkt ist dabei der reibungslose und informations-verlustarme Ablauf der einzelnen Prozesse, insbesondere der Prozesse, die über die Grenzen der Verantwortungsbereiche hin-ausgehen. Werden durch das unabhängige Audit-Team Schwachstellen festgestellt, sind die entsprechenden Bereichsleiter zur Korrektur verpflichtet.Ein weiteres Instrument der ständigen Ver-besserung sind die regelmäßig stattfinden-

den Qualitätskonferenzen bei JOLD. Inhalt dieser Veranstaltungen ist ein umfassender Überblick über die Qualitätsentwicklung einer Periode oder von ausgewählten Pro-dukten oder Produktgruppen.Durch die konzentrierte Darstellung lassen sich Qualitätstrends erkennen und die Teilnehmer werden hinsichtlich Qualität sensibilisiert.

Fazit

Durch die Verzahnung der qualitätsbezoge-nen Aktivitäten wurde mit der Einführung des Qualitätsmanagementsystems bei JOLD ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess in Gang gesetzt. Das Qualitätsmanagement-system geht dabei inhaltlich weit über die Forderungen der zugrunde liegenden Norm hinaus, was dem technischen und techno-logischen Anspruch der Produkte und dem selbst definiertem Qualitätsanspruch ge-schuldet ist. Der Erfolg dieser umfassenden Qualitätssicherung ist u. a. an der Erhöhung der internen Ausbeute, an der Senkung der Gewährleistungskosten und auch an der Ge-winnung von neuen Kunden messbar.

die Herstellung verantwortlich war. Schwer-punkt dieser Fehleranalyse ist die Ermittlung der wahren Ausfallursache. Dieses ist einer-seits für die spätere Fehlervermeidung und anderseits für die Information des Kunden zur Optimierung der Einsatzbedingungen von Bedeutung.Die Bearbeitung von Rücksendungen erfolgt ebenfalls mit Unterstützung durch die Qua-litätsdatenbank. Dadurch ist es möglich, alle Daten zu dem Produkt, die bei der Herstel-lung entstanden sind, in die Fehleranalyse einzubeziehen.

Das Qualitätscontrolling

Das Qualitätscontrolling umfasst alle Unter-nehmensbereiche und -prozesse. Monatlich werden Analysen zur internen und externen Qualitätsentwicklung erstellt. Grundlage für die Auswertungen sind die in der Qualitäts-datenbank erfassten Daten. Da bei jedem Ausfall die zugehörige Fehlerursache mit erfasst wird, lassen sich die Daten fehlerbe-zogen verdichten und ein Handlungsbedarf zur Qualitätsverbesserung ist ableitbar.Die Monatsanalysen werden mit den

DIE FIRMA

JENOPTIK Laserdiode GmbHJena

JENOPTIK Laserdiode GmbH (JOLD) ist der anerkannte Spezialist für die Ent-wicklung, die Produktion und den welt-weiten Vertrieb von langlebigen Hoch-leistungsdiodenlasern mit effizienter Strahlformung und Faserkopplung. Am 1. April 1993 wurden alle Diodenlaser-Aktivitäten der Heimann Optoelectro-nics, Wiesbaden, von der JENOPTIK AG übernommen. Diese Aktivitäten wurden seitdem in der JENOPTIK Laserdiode GmbH betrieben und weiterentwickelt. Im Jahr 1995 verlegte das Unternehmen seinen Sitz nach Jena und gehört heute zur JENOPTIK Laser, Optik, Systeme GmbH Gruppe im Unternehmensbereich Photonics Technologies. Weitere Infos unter www.jold.de

ABBILDUNG 4: Submounts für die Weiterverarbeitung werden ebenfalls datenbankge-stützt ausgewählt. (Quelle: JOLD)

ABBILDUNG 5: In einem internen Qualitätsnachweis bestätigen alle am Produkt Beteiligten die ordnungsgemäße Herstellung und Prüfung des Produkts. (Quelle: JOLD)