psychopathologische studien der weckaminpsychose ii. Über deren klinische erscheinungen und...

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Folia Psychiatrica et Neurologica Japonica, Vol. 13, No. 2. 1959. PSYCHOPAT HOLOGISC HE STUDIEN DER WECKAMINPSYCHOSE 11. CBER DEREN KLINISCHE ERSCHEINUNGEN UND VERLAUFE Iron Chizuko Yoshimoto Psychiatrische Abteilung der stiidtischen Universitgt zu Ojaka (Leiter: Prof. S. Nuku) 1. Einleituny Im ersten Bericht habe ich uber die psychischen Symptome einer Vergiftungspsychose, die durch Gewohnheitsgebrauch von Weckamin (in Japan als ' Philopon ' hergestellt) auftritt, eine psychopathologische Betra- chtung angestellt, bes. uber deren Halluzinationen und Wahnerlebnisse. Dabei konnte ich die Weckaminpsychosen nach klinischem Bild, Verlauf und Ausgang in drei folgende Typen einteilen: 1. Psychose, die akut mit den eigentumlichen unruhigen Zustanden, Wahnideen, Beziehungsideen, und Verfolgungsideen eintritt, und die im vorgeschrittenen Stadium von Halluzinationen, gemachten Erlebnissen und Wahnerlebnissen begleitet ist. Dieser Typus hat im allgemeinen einen einfachen Verlauf. Solche Psychose heilt sich gewohnlich aus, wenn die Arznei abgenommen, oder die Schocktherapie ausgeubt wird. Halluzinationen und Wahnideen bleiben selten, wenn auch zwar einige Zeit ubrig, aber sie verschwinden bald. Also kann man die Psychose von diesem Typus als diejenige erklaren, die unter dem direkten Zusammenhang mit der Weckaminvergiftung entsteht. 2. Psychose von einem langerem Verlauf, worin Wahnideen und Halluzinationen noch nach der Abnahme von Arznei ein wenig ubrig bleiben, und die neurotischen Symptome nicht leicht versch- winden. Es ist meistens unmoglich fur die Kranken ein Sozialleben fortzufuhren, wenigstens sehr schwierig, sich demselben anzupassen. Hierbei muss man oft die Charakterveranderung von den Kranken annehmen. 3. Psychose, worin Symptome der Schizophrenie vom Anfang an oder unterwegs erscheinen. In diesEm Typus zeigen sich viele Gedan- kenlautwerden, Gedankenentzug, gemachte Erlebnisse und primarer Wahn, indem es gibt objektiv auch den deutlichen Eindruck von Schizophrenie. Der Verlauf geht bald in die schizophrene Cefekt- zustande uber, bald systematisieren oder entwickeln sich lange und immer mehr die Wahnideen, doch im letzten Grund ohne in die Demenz zu verfallen. Freilich sind auch in Deutschland verschiedene Versuche uber die Einteilung der Weckaminpsychose gemacht : Zutt 1) stellt z. B. der der Eingegangen am 5 April. 1959

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Page 1: PSYCHOPATHOLOGISCHE STUDIEN DER WECKAMINPSYCHOSE II. Über DEREN KLINISCHE ERSCHEINUNGEN UND VERLÄUFE

Folia Psychiatrica et Neurologica Japonica, Vol. 13, No. 2. 1959.

PSYCHOPAT HOLOGISC HE STUDIEN DER WECKAMINPSYCHOSE

11. CBER DEREN KLINISCHE ERSCHEINUNGEN UND VERLAUFE

Iron Chizuko Yoshimoto

Psychiatrische Abteilung der stiidtischen Universitgt z u Ojaka (Leiter: Prof. S. N u k u )

1. Einleituny

Im ersten Bericht habe ich uber die psychischen Symptome einer Vergiftungspsychose, die durch Gewohnheitsgebrauch von Weckamin (in Japan als ' Philopon ' hergestellt) auftritt, eine psychopathologische Betra- chtung angestellt, bes. uber deren Halluzinationen und Wahnerlebnisse. Dabei konnte ich die Weckaminpsychosen nach klinischem Bild, Verlauf und Ausgang in drei folgende Typen einteilen:

1. Psychose, die akut mit den eigentumlichen unruhigen Zustanden, Wahnideen, Beziehungsideen, und Verfolgungsideen eintritt, und die im vorgeschrittenen Stadium von Halluzinationen, gemachten Erlebnissen und Wahnerlebnissen begleitet ist. Dieser Typus hat im allgemeinen einen einfachen Verlauf. Solche Psychose heilt sich gewohnlich aus, wenn die Arznei abgenommen, oder die Schocktherapie ausgeubt wird. Halluzinationen und Wahnideen bleiben selten, wenn auch zwar einige Zeit ubrig, aber sie verschwinden bald. Also kann man die Psychose von diesem Typus als diejenige erklaren, die unter dem direkten Zusammenhang mit der Weckaminvergiftung entsteht.

2. Psychose von einem langerem Verlauf, worin Wahnideen und Halluzinationen noch nach der Abnahme von Arznei ein wenig ubrig bleiben, und die neurotischen Symptome nicht leicht versch- winden. Es ist meistens unmoglich f u r die Kranken ein Sozialleben fortzufuhren, wenigstens sehr schwierig, sich demselben anzupassen. Hierbei muss man oft die Charakterveranderung von den Kranken annehmen.

3. Psychose, worin Symptome der Schizophrenie vom Anfang an oder unterwegs erscheinen. In diesEm Typus zeigen sich viele Gedan- kenlautwerden, Gedankenentzug, gemachte Erlebnisse und primarer Wahn, indem es gibt objektiv auch den deutlichen Eindruck von Schizophrenie. Der Verlauf geht bald in die schizophrene Cefekt- zustande uber, bald systematisieren oder entwickeln sich lange und immer mehr die Wahnideen, doch im letzten Grund ohne in die Demenz zu verfallen.

Freilich sind auch in Deutschland verschiedene Versuche uber die Einteilung der Weckaminpsychose gemacht : Zutt 1) stellt z. B. der der

Eingegangen am 5 April. 1959

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Psychopathologie der Weckaminpsychose 175

Kokainvergiftungspsychose gemass drei, Harder 2 ) der der Alkoholhalluzi- nose gemass zwei Typen auf. Neuerdings ist eine Monographie von Bonhoff u. Lewrenz3) iiber diese Psychose erschienen, worin man folgende Typen findet :

1 ) 2) Paranoid-mikrohalluzinatorisches Syndrom, 3) 4) Dysphorisch-depressives Zwangssyndrom, 5) Sexualneurotische Uberformung, 6) Dammerzustand, 7) Situativ-reaktive Momente und 8) Psycho-organisches Symptom. Aber diese Einteilungsarten von den deutschen Forschern beruhen alle

auf dem Versuche, die vorliegende Psychose im Zusammenhang mit dem Krankheitsbild einer exogenen Psychose zu begreifen. Nach dem zweiten Weltkrieg sind nun in Japan schreckliche Anzahl von Weckaminvergiftete vorgekommen, die vermutlich eine Million zahlen. Bei der Untersuchung u. Betrachtung dieser vielen Kranken mussten japanische Forscher dem Krankehitsbild nachgehen, nicht auf dern Wege eines exogenen Reaktions- typus, sondern vielmehr in naherer Beziehung zur endogenen Psychose, bes. zur Schizophrenie. Daher kommt es, dass manche Japaner, wie von Ogura 41, Okunishi 9, Tatezu u. a. fj), bei den Studien uber diese Krankheit vor allem die Schizophrenie in Betracht genommen haben.

Nun halte ich alle dieser Psychose, pathogenetisch betrachtet, weder fur eine exogene, noch fur eine durch Weckamin provozierte endogene Psychose. Vielmehr konnte man es dafiir ansehen, dass bei den Weck- aminpsychosen verschiedene Pathogenesen verflochten aufeinander wirken. Hier waren die gleichen Umstande zu finden, wie G. Benedetti7) die Alkoholhalluzinose erklart, die durch Gewohnheitsgebrauch desselben Zen- tralnervengifts, Alkohol, auftritt. Daher habe ich auf Grund von psychischem Symptom, Verlauf und Prognose, bes. nach dem Grade des Personlichkeits- abbaus und der Demenz, 55 Falle von typischer Weckaminpsychose in die drei obengenannten Typen eingeteilt. Der erste Typus, wie ausfiihrlich im ersten Bericht beschrieben : Die Erlebnisformel dieser Psychosen wie akute Halluzination und Wahnidee ist erstens zwar der der Schizophrenie ununterscheidbar ahnlich, die Symptome aber verschwinden, wenn der Kranke die Arznei einzunehmen aufhort ; dann sind diese Symptome insge- samt als eine Bewusstseinsstorung zu erklaren, indem man den Begriff " Uberwachheit des Bewusstseins " (im Sinne von Zutt) einfuhrt. Aus diesen beiden Griinden habe ich festgestellt, dass es sich um eine Psychose handelt, die den 'exogenen Reaktionstypus' (im Sinne von Bonhoefler) gehort. (Vgl. : 1. Bericht S. 56).

In diesem Bericht handle ich hauptsachlich um den 2. und 3. Typus, der im Gegensatz zum 1. einen chronischen Verlauf nebmen. Zuerst muss aufgeklart werden, was fur Unterschiede und was fur Ahnlichkeiten zwischen beiden Typen sind. Denn es ist nicht unmoglich anzunehmen, dass sich in beiden Typen nicht nur organische, durch Philopon verur- sachte Gehirnstorungen, sondern auch dadurch provozierte Schizophrenien nebeneinander befinden, weil beim 2. Typus neurotische subjektive Symp- tome auch noch langere Zeit nach Aufhoren der Arzneiaufnahme iibrig- bleiben, wo die geistige Arbeitsfahigkeit immer abnimmt. und weil man beim 3. Typus auch danach den Personlichkeitsdefekt und die Demenz

Angstsyndrom mit paranoid-halluzinatorischen Aufbau,

Syndrom der ekstatisch gesteigerten Wahrnehmung,

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176 C. Yoshimoto :

finden kann. Uberdies mochte ich erwahnen, von welchen Grunden es herkommt, dass die Sache, mit derselben ublich g-brauchten Philopon verursacht, in den Fallen vom 1. immer akut und in den Fallen vom 2. cder 3. Typus aber wieder chronischen Verlauf nrifweisen 12isst.

11. Kasuistik

I ) Fiillr ' vum 2. ' l ; ~ ' f > t ~ s

7 Fiille \-on diesem T y p u s ointl cntersucht worden. Drei typIschc Fiille von ihnen seien unten berichtct.

Fall 1. Ynmadn. 27 Lj . . m a n n l . Ers te Iintersuchung im Juni, i954. Iiiigefiihr w r ,5 J a h r e n f ing er a n . sich Philoponirijektion zu geben. und e tna 7 Monate lang fuh r er damit fort. Damals u-ai-en Illusion. Verfolgungsidee und Gehiirshal- luziiiation ihm bemerkbar. welche bald nach dem Aufhoren der Injektion vers- chwanden. E r bekummerte sich jedoch u m sein Ceschaft untl tlndurch geriet er i n den neurasthenischen Zustand. Wegen d e r Ermudbarkeit und Verminderung tier Arbeitsfahigkeit wurde es ihm schwer. mit seinem Geschaift sich fortzukommen. Beohachtungsidee und Gehijrshalluzination (Leumuntl. S c h - impfwort etc.) erschienen dann ihm. Nachdem die Elektroschocktlierapie ausgeuht worden war. verschwanden diese Symptome, aber die Gehorshalluzination bestanden ihm noch. n u r wenn er vor seiner Arbeit mude war. Sie war noch bemerkbar zwei Jahre lang danach, wo er in der Klinik fortdauernd behandelt wurde. Nachdem die Gehiirshalluzination verschwunden war , waren Schlaflosigkeit. Kopfwe h. Leicht- erniudharkeit und Depersonalisation noch immer bemerkbar untl e r hleiht bis heute unter diesem neurasthenischem Zustancl.

I n diesem Fall werden die Fortdauer des neurasthenischen Z u s t a n r k s nach tler Arzneiahziehung wie auch manchmal davon herkommende Gehorshalluzination und Wahnidee bemerkbar. Der Kranke nimint Krit ik uber diese Krankheitserleb- nisse his z u einem gewissen Grade wahr und quiilt sich dabei u m Ahnahme seiner geistigen Arbeitsfiihigkeit, wenn auch Persiinlichkeitsdefekt is1 wohl wenig bemerkbar in diesem Fall.

Ungefahr vor 6 Jah ren fing e r an, sich Philoponinjektion zu geben. Damals erschienen ihm Beziehungsidee, Illusion und Gehorshalluzination, welche verschwanden mit der Arzneientziehung ziemlich prompt. Etwa 3 Jah re lang danach fuhrte e r sein Berufsleben. bis da erschienen ihm Schlaflosigkeit und Ermudbarkeit ohne hesondere l irsache. Damals wurde e r angstlich durch kleinliche Veranlassung. wiihrend e s befiel i hm manchmal und immer plotzlich e in unerkliirbares Angstgefuhl. Er stand n u n in schwermutiger Stimmung und geriet infolgedessen iifters i n d ie Appetitlosigkeit und Initiativlosigkeit. Sonst war da bemerkbar die Zwangsvor- stellung und Uberempfindlichlteit gegen den Schall. Solche Symptome verminderten sich mit cier Zeit, abe r nur das Angstgcfuhl. die Verminderung der hrbeitsfiiih- igkeit untl die Ermudbarke i t waren noch hemerkbar und bleiben his heute zuriick.

I n diesem Fall ist z u bemerlren : nach der -Al>nahme von Arznei es dauerte noch cin neurasthenischer Zustand, wie Schlaflosigkeit u n d Ermudbarkeit . fort untl drei J a h r e spater traten die Symptome, wie Zwangserscheinung und Schwermut , ohne hesondere Ursache auf und verlaufen gar ungeheilt und chronisch. I n diesem Fall ist es charakteristisch, dass der Kranke die Krankheitseinsicht besitzt u n d deswegen quiilt sich unter der Verminderung der Arheitsfiihigkeit.

Fall 3. Yao, 20 Lj., miinnl. Erste Untersuchung im April, 1954. Ungefiihr vor 3 Jahren fing e r a n , sich Philoponinjektion zu geben und ein J a h r danach erschienen ihm Illusionen u n d i;eliiirshalluziiiationen. i l ls e r knapp von der Injek- tion absah zwei J a h r e darnach, diest. Symptome verschwanden ahe r noch immcr ga r nicht; ausserdem ha t te e r cin Gefuhl, als werde e r von einem fremden Willen gelenkt !BeeiiiflussuIigssymptonl). Das Spannungsgefuhl und das HerzklopfeIi im Gegcnwart anclerer Leute hefiel ihn von nun a n (neurasthenisches Symptom). Mit fiinfmaligen Elektroschocktherapie verschwanden ihm die Schlaflosigkeit uncl

Seitdem war er gesund.

Fall 2. Sakami, 30 Lj.. mannl. Erste TJntersuchung im Miirz, 1957.

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Psychopathologie der Wecksminpsychose 3 77

Gehorshalluzination. Aber die Ermiidbarkeit, der Kopfschmerz und das Herzkio- pfen bleiben danach auch b-stehen; e r bleibt heute noch unter demt-elben Zustand, worunter e r sein Berufsleben nicht fiihren kann.

Auch in diesem Fall, wie im vorhergehenden, bleiben noch die Gehorshalluzina- tion und das Reeinflussungssymptom nach der Abnahme von Arznei zuruck. Sie verschwanden durch die Elektroschocktherapie, nachdem waren jedoch die subjek- tiven neurasthenischen Symptome von bunter Ar t noch bemerkbar, deswegen auf die Geistesfahigkeit des Kranken recht vermindernd einzuwirken.

Diese Falle, die alle zum 2. Typus gehoren auch die unerwahnten Falle ein- schliesslich, kann wohl folgendermassen charakterisiert werden : mit der Philopon- injektion einmal aufgehort, so lassen bald die akuten durch die Arznei verursachtcn Symptome nach, und doch bleiben neurasthenische Klagen, wie Kopfschmerz-n, Kopfschwergefiihl, Ermiidbarkeit, Angst etc. lange ubrig oder verschwinden wenigstens nicht vollig, sogar erscheinen nun niciit selten die paranoid-halluzina- torische Syndrome, Zwangserscheiiiungen und Beeinflussungssymptome. Da aber der Personlichkeitsdefekt des Kranken aber nicht so hochgradig ist, behalt der Kranke eine ziemlich treue Einsicht iiber seine pathologische Erlebnisse bei, qualt sich und klagt. Solche Erlebnisse lassen sich zwar durch Elektroxhocktherapie leicht verschwinden, wogegen die zugrundeliegende, subjektive neurasthenische Symptome jedoch wohl nimmer. W e n n man in der T a t den Kranken der Uchida-Krupclin- schen Prufung nach besichtigt, stellt es sich gewohnlich heraus, dass es hier sich um die verminderte Arbeitsfahiglceit und d i e gesteigerte psychische Ermiidung handelt, dass er sich dem gesellschaftlichen Leben nu r sehr schwer anpassen lasst. Hier handelt es sich namlich um dieselbe neurasthenische Klage, die chronisch Vergiftete durch Hypnotika lange nach der Abnahme van Arznei erleiden mussen.

2) Fal le vom 3. Typus Dieser Typus nimmt einen chronischen Verlauf wie der obenerwahnte. Die

manche bezeichnende Falle unterscheiden sich von dem letzteren wohl keineswegs du rch akute Symptome, wie Halluzination, Wahnidee usw., welche auch nach der Abnahme van Arziiei nachlassen, im Gegenteil, durch die Verschlechterung der genannten Symptome und doch noch durch nachfolgende Verblodung der Person- lic h ki t.

Diese zum 3. Typus angehorigen 24 Falle kann man gewiss weiter zu mehreren Gruppen unterordnen.

Fall 4. Shimizu, 21 Lj., mBnnl. Erste Unterjuchung im Febr., 1954. Ungefahr vor 4 Jahren fing e r an, si.ch Philoponinjektion zu geben und fuhr damit etwa 3 Jahre lang fort. Da erschienen ihm Illuslon, Verfolgungsidee und Beziehungsidee. und daiin plbtzlich Gehorshalluzination mit Kopfschmerz und Ohrensauszn. Darum geriet e r in erregten Zustand und wurde ins Krankenhaus wegen seiner Gewalt- that handlung aufgenonimen. Durch die neunzehnmalige Elektroschoclrtherapie wurde seine psychomotorische Erregung zur Beruhigung gebracht, aber die Gehorshal- luzinatior, verschwand nicht, und zwar kam der absurde Inhalt der Gehorshal- luzination dem fruheren hinzu. E r hat keine Krankheitseinsicht. E r verhalt sich im alltaglichen Lebeii lebhaft, ist schwatzhaft und arbeitet fleissig. Nach der Abnahme van Arznei ist zwar zwei J ah re schon vergangen, aber heute bleiben ihm die Gehorshalluzination und die davon herkommende wahnhafte Deutung noch zuruck. Im Krankenhaus ist er mit der Kuchenarbeit beschaftigt und ist anscheinend vom normalen Menschen schwer z u unterscheiden; da zeigt sich keine Physiognomie in ihm was erinnernd an Schizophrenie.

In diesem Fall mag man wohl eine Art chronischer Halluzinose sehen, aber es ist charakteristisches Merkmal dieses Falles, class hier kein Autismus, kein An- triebsmangel und keine Neigung zur Beeintrachtigungsidee i n der Erlebnisformel, wie es beim chronischen Halluzinose-kranken schizophrenischer Herkunft immer bemerkbar ist.

Fall 5. Ochi, 23 Lj., miinnl. Erste Untersuchung im Okt., 1954. Vor funf Jahren fing e r an, sich Philoponinjektion. Da erschienen ihm die Beobachtungs- und Beziehungsidee. Mit Abnahme van Arznei verschwanden diese Symptome und er ha t emsig mit seiner Mauerarbeit beschaftigt. Vier Jahre darauf gab er sich

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178 C Yoshimoto :

wiederum Philoponinjektion, da erschienen ihm die Gehorshalluzination und d ie Beeinflussungssymptome. E r wanderte von Ort zu Ort umher, urn von der Gehorshalluzination sich loszumachen. In der letzten Zeit nahmen nunmehr die Beeinflussungssymptome und das gemachte Erlebnis betrachtlich z u , und endlich besuchte e r unsere Klinik. Durch die zehn und einigemaligen Elektroschocktherapie verschwand ihm das gemachte Erlebnis, abe r die Beziehungjidse dauer te noch recht bemerkhar. Etwa ein Jahr s p l t e r wurde er ins Krankenhaus aufgenommen und wieder mit Elektro-und Insulinschock- therapie behandelt. Es ging ihm etwas gunstig in zwei Jahren, e r ist jedoch noch je;zt im Krankenhaus.

In den beiden angegebenen Fallen ist es z u bemerken : Nach der Abnahme von Arznei verschwinden die schizop hrenie-ahnliche Symptome gar nicht, und der Kranke ist daher gezwungen, im Krankenhaus zu bleiben. Er besitzt Minde- stmass der Krankheitseinsicht hei gar nicht hochgradiger Verblijdung seiner Person- lichkeit.

Nun liegen hier andere Falle, wor in d ie Krankheit einen iihnlichen Verlauf nimmt und doch zur hochgradigen Verblodung der Personlichkeit gefuhrt haben. Diese seien unten angegeben als die zweite Gruppe :

Morigaki, 23 Lj., Mannl . I m M a r z 1951 wurde er vccgen der aka tcn Psychose, die durch Philoponinjektion verurs ich t wurde, ins Krankenhaus auf- genommen und blieb etwa zwei Monate lang. Die Fristen, wo er spater wegen de r Symptome, die durch die Injektion zuruckfielen. im Krankenhaus blieb, l iest: Juli-Dezember 1952, Oktober 1953-Marz '54. Oktober '54-bis heute.

Damals kamen uber ihn Gehorshalluzination und Verfolgungswahn. Eines Tages geschah es auch, dass e r plotzlich auf der S t rasse einem Vorubergehenden Schlug angetan hatte. Nachdem e r ins Krankenhaus e in t ra t , liessen ihm die Gehorshalluzination, das Gedankenlautwerden und das gemachte Erlebnis noch nicht vollig nach. Im September 1955 war e r steif und k3taleptisch gestaltet. anscheinend t rug er wohl bekanntes Bild von Schizophrenie. Die obengenannten Krankheitserlebnisse wurden unklar, dafur wurde sein Geistesinhalt leer, seine Empfindung stumpf, mehr und mehr. Der Inhalt seiner Wahnidee ist gegenwartig von phantastischer Natur , z. B.. " Dies ist das Gefangnis ", oder " ich merde nun heiraten ". Seine Personlichkeit ist ganz und gar verblodet.

Fall 7. Sawada , 30 Lj., m a d . Im Juli 1954 wurde er wegen der akuten Psychose ins Krankenhaus gehracht, nachdem e r sich etwa ein Jah r lang Philopon- injektion gegeben hat, und bald besserte e r und verliess das Krankcnhaus. Darauf beschaftigte e r mit einer Arbeit, aber die leichte Wahnstimmung und Beziehungsidee bePtinden in ihm herrschend fort. Als e r wiederum anfing, sich Philoponinjektion zu geben, erschienen ihm das -4ngstgefiihl und die Gesichts- und Gehorshalluzination. E r klagte uber Wahndeutung und Gehorshalluzination mit Neignng zum Eifersuchtswahn. als kam es dazu, dass e r von dem Gedanken der LJntreue seiner F rau besessen war. Die Krankheitserscheinung stieg ihm und endlich beging e r einmal den Mordversuch a n seine Frau . Deswegen wurde e r gefangengenommen, und weiter im Gefangnis der psychiatrischen Begutachtung unterzogen. Es e rg ing iiber ihn das Ur te i l , dass sein Verbrechen der Phi lopon- psychose zuzuscbreiben gewesen sei. Uei meiner ersten Untersuchung im Jah re 1956, war sein Gesichtsausdruck anscheinend steif, de r aber ausdrucksvoll und lebhaft aussah, als e r z u sprechen begann. D-r psychische Rappnr t erhielt sich bei ihm ziemlich gut und die Fragen a n ihn \Turden g u t Eeantwortet. Seit dem Verbrechen sind ihm jetzt fast d re i Monatc vergmgen, die Halluzination ist verschwunden, aber der Eifersuchtswahn, der im Grunde das Ereignis bewirkte, steht noch immer unkorrigierbar.

I n diesen beiden Fiillen handelt es sich um diejcnigen, eigentlich cinssmer. verschlossener Psychopsthen gehandelt haben sollten, tievor sie von Philopon iiblich gebrauchten ; darum war es ihnen unmoglich, die Arznei viillig aufzugeben, sir begannen jedesmal wieder mit der Injektion, sa dass sich die Krankheit allmiihlich und immer vers-hlechternd bis zur hochgradigen Verblodung der Person1ic:lkeit en ts iche l te Dafur habe ich 11 Falle.

Und darauf ging es ihm nicht gar gunstig.

Zu dieser Gruppe gehoren 6 unter 24 Fallen.

Fall 6.

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Psyc hopatholcgie de r W eckam inpsychose 179

Ein Fall, wo dem Kranken ein hochgradiger Personlichkeitsabbau voram, trotzdem e r die Arznei aufgeben konnte, ist gehorig zu der 3. G r u p p e :

Fall 8. Mitsino, 24 Lj., mannl. Erste Untersuchung im April , 1954. Ungefahr vor fiinf Jahren fing e r an, sich Philoponinjektion zu geben. Illusionen und Angstgefiihle kamen bald iiber ihn, zwei Jahre darauf Gehors- und Gesichtshal- Iuzinationen und gemachte Erlebnisse auch. Daher gab e r die Injektion auf. Dennoch, bevor die Symptome doch nicht verschwanden, die in Halluzinationen begrundeten Wahnideen waren da auch sogar allmahlich systematisiert. E r glaubte fest, irgendeiner von seinen Nachbarn habe eine Zauberkraft, der sei im Begriff, seiner Familie eine Falle zu stellen. Da besuchte er unsere Klinik, um sich rnit Elektroschocktherapie behandeln zu lassen, aber vergebens. Zwei Jah re danach blieb sein Krankheitsbild noch unverandert, gegenwartig ist es schon in eine ganz fortgeschrittene Verblodung der Personlichkeit geraten. Er empfangt jedoch willig die Behandlung.

Zshida, 35 Lj., mannl. Erste Untersuchung im Dez., 1954. Ungefahr vo r zwei Jahren fing er an, sich die Injektion zu geben, da erschien ihm die Umdeut- ung zu seiner Umgebung und die Neigung zum Beeintrachtigungswahn. Ein Halbjahr blieb e r im Krankenhaus, dann verliess e r es, doch wurde e r darauf wiederum psychotisch und wurde wieder darin anfgenommen. Dabei liess e r sich mit Elektro- und Insulinschocktherapie behandeln, aber sein Krankheitsbild verharrt unverandert , systematische Wahnideen sind ihm ubrig geblieben. Jetzt noch sagt e r : " Wenn ich von hier aus entlassen werde, mochte ich die Beteiligten besuchen, um mich der Wahrheit zu versichern", oder " Wegen Ranke anderer kann ich von hier aus nur schwer enltassen werden". E r ist eigentich Arzt, den Beruf aber darf e r durchaus nicht wiedererhalten, denn e r zeigt an sich Zeichen einer Art psranoider Demenz.

In diesen beiden Fallen nehmen psychische Symptome einen dem der Schizo- phrenie sehr ahnlichen Verlauf, verwandeln sich auch wirklich einmal dem Endzustand in die Verblodung und andermal in die paranoide Dernenz, die der Schizophrenie eigentiimlich sind. Ob es um eine durch Philopon bewirkte, orgsnische Veranderung oder um eine durch die Arznei provozierte Schizophrenie handle. das kann man n u r zu schwer unterscheiden. Allerdings, 7 Falle von solcher Art liegen da.

Wie oben erwahnt , mussen der 2. und 3. Typus dem Symptom, dem Verlauf und dem Endzustand nach streng voneinander ausgesetzt werden : Im 2. Typus vom Standpunkt des Symptoms aus da herrscht meistens subjektive, neurasthenische Symptome wie Kopfschwergefuhl, Ermudbarkeit, Verminderung der geistigen Arbeitsfihigkeit etc. fortdauernd, wenn auch Halluzination, Wahndeutung und Zwangserscheinung bisweilen fragment ell aufgetreten sind, wogegen im 3. sind gerade die Halluzination, die Wahnwahrnehmung, das Gedankenlautwerden. das gemachte Erlebnis und Beeinflussungssymptom, d. h. die primaren Symptome im Sinne von K.Schneider zu bemerken; die Psychose von diesem Typus sol1 darum eine starke Affinit at zur Schizophrenie aufweisen. Wenn sodann dem Verlauf und dem Endzustand nach beurteit, hier besteht im 2 Typus nur ein neurastheni- scher Zustand lange Zeit, ohne doch in eine hohe Verblodung de r Peranlichkeit oder i n die Demenz iiberzugehen, dagegen im 3. Typus, bes. in der 2. und 3. Gruppe desselben, leidet die Personlichkt selber mit der Zeit eine schizophrene Veranderung, recht ausgepragt durch hochgradige Demenz oder paranoide Defekt- zustande.

So darf man wohl die Psychose vom 2. Typus als das residuale Zustand einer chronischen Weckaminvergiftung ansehen, denn ihre Symptome sowie ihr Verlauf ganz einfaltig sind. Im 3. Typus aber ist das Krankheitsbild so kompliziert, weil, wie in der 2. Gruppe, vorherrscht hier chronische paranoide halluzinatorische Syn- drome sehr wohl eigentlich beeinflusst schon vor seinem Gewohnheitsgebrauch der Arznei durch eine Art Psychopathen; daher der Kranke war vorn Anfang an nicht imstande die Arznei aufzugeben. In der 3. Gruppe zeigt e r schizophrenieahnli- chen Personlichkeitsveranderung. Solchermassen enthalt dieser T y p u s so rnannigfal- tige Falle, dass man ihn niemals fiir cinen rein und einfachen Typus halten kann.

Fall 9.

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180 C. Yoshimoto :

111. Retrachtungen

Wie oben erwahnt, habe ich die Weckaminpsychosen aus der klinischen Krankheitsbildern in drei Typen klassifiziert. Hier kommt es jedoch in Frage, warum der eine Kranke das Symptom des ersten Typus zeigt, wahrend der andere den Verlauf und Ausgang des zweiten oder dritten Typus. SO waren die Menge und Frist des Gebrauchs von Weckamin in jedem Typus untersucht, ohne eine besondere Beziehung zwischen ihnen und Krankleitstypen finden zu konnen. Da ist auch keine Beziehung zwischen dem Alter and Geschlechtsunterschied des Kranken und die Typen bestanden. In Bezug auf die Pathogenese der exogenen Psychose, ist viel bisher von der Beziehung der exogenen Noxe mit der Disposition der Patient diskutiert worden, besonders in Fallen wie in Alkoholhalluzinose sind verschiedene Hypothesen aufgestellt worden, weil hier das Symptom zu solchen der endogenen Psychose viel ahnlich ist, trotzdem der Ursprung sicher in der exogenen Noxe zu suchen ist. 2. B. von der Alkoholhallu- zinose hat Bonhoefer die paranoide Disposition, Chotzen die degenerative Grundlage und Huber den Ubergang zur Schizophrenie durch das schizoph- rene Moment angenommen. Besonders hat Benedetti die Alkoholhalluzi- ncsen an 1 13 Fallen aus dem erblichen konstitutionellen Aspekte analysiert und gesagt, die akute Alkoholhalluzinose werde rein durch die Alkohol- vergiftung verursacht, aber unter der chronischen Alkoholhalluzinosen sollen zwei Typen, die schizophrene Verblodung, die vererblich zu der Sphare von Schizophrenie gehort und die organische Verblodung klassifi- ziert werden. Von dieser Forschung Benedettis viel angezeigt, habe ich auch das Familienbild, den Korperbau und das Merkmal des pramorbiden Charakters von der Weckaminpsychosen eingehend untersucht.

1 ) Familienbild Von 25 Fallen, die jegliche Typen enthalten, habe ich besonders an

die Erkrankungsverhaltnisse der Schizophrenie in den Familien eine Untersuchung angestellt, wodurch sieben Schizophreniefalle unter ihren Verwandten gefunden wurden; sie bestehen aus 1 Mutter, 3 Geschwister, 1 Onkel und 2 Vetter. Wenn man nun diese sieben Patienten nach ihren Krankehitstypen klassifiziert, steht es wie unten in der Tabelle 1.

Taballe 1

Blutsveruandtschaft 1 T y p u s 2 T p p u s 3 T q p u s

U t e n I 7

Gesc 11 wister 1 0 j

Grosseltern 0 3 1

Onliel u n d Taiiteii 0 1

Rlle obigen Veiwandten zus

~ ~~

I 0

2 1

Namlich konnte man eine hohere Anlage zur Schizophrenie in dem ersten und dritten Typus finden. Ausserdem sind zwei Philoponvergiftete unter den Geschwistern im dritten Typus gefunden worden und es muss sehr interessant sein, dass jeder von ihnen zur zweiten Gruppe im dritten T ypus angehort, worin die verhaltnismassig viel Psychopathen gefunden wurden.

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Psychopathologie der Weckaminpsychose

Tabelle 2. Korperbautypen bei de r akuten und den chronischen Weckaminpsychosen.

181

1 Zahl der korperbaulich I 1 erfassten Probanden Leptosom

I absolute 76 ~ ~

6 237L I 2076

Gesamtheit I 8

I . -rypus 5

2 ‘rypus 1 4 0 0%

~~

3 ‘rypus I 9 5 56% ~ _ _ _ _ _ ~ ~ ~

Athletiker absolute %

9 5076 2 4076 4 lcQ6 3 3376

Vergleichsweise: Schizophrenie nach 50,37L 1 13,79L ~ 16,9% Kretschmer

2) Korperbau An 1 8 Weckaminpsychosen habe ich ferner ihren Korperbau untersucht

und die Resultat ist in der Tabelle 2 wiedergegeben. Aus solch kleinen Beispielen konnte man wohl wenig bestimmten Schluss ziehen, jedoch ist es dabei bemerkbar dass der zweiten Typus als Athletiker von allen Pa- tienten auskommen. Und das Verhalthis zwischen Leptosom, Pykniker und Athletiker von der Patienten des dritten Typus stimmt auch ungefahr mit dem ein, was Kretschmer betreffs der Schizophrenie gezeigt habe. In dieser Hinsicht, muss es sehr interessant sein. wenn man einst es in Betra- cht zieht, dass diesnr Typus sich tatsachlich in oinern engen Zusammen- hang mit Schizophrenie auch betreffs Symptom und Verlauf anfgewiesen hat.

3) Pramorbider Charakter Wenn der pramorbide Charakter von 13 Patienten, die vie1 genauer

untersucht und den Krankheitstypen nach klassifiziert worden sind, so steht der Status wie in Tabelle 3.

Tabelle 3. Verteilung von schizothymen und zyklothymen Charakteren unter akuten und chronischen Weckaminpsychosen

der erfassten ’ Schizothyme ~ Zyklothyme ~

1 Probanden

Gesammt heit I . Typus

3. Typus

13 7

4 I

3 0

6 6

~

6

3

3 0

Namlich, es ist zu ersehen hieraus, dass der dritte Typus sHmtlich zu Schizothyme gehort, wahrend der zweite Typus ganz und gar zu Zyklothy- me. Also sei es dem erbkorperbeschaffenheitlichen Gesichtspunkt aus oder wieder sei es dem Merkmalen von Korperbau aus, erklart es sich aus dem, was oben gesagt worden ist, dass der zweite Typus in der mindest inniger Beziehung zur Schizophrenie steht und dass der dritte Typus dagegen in allzu engen Zusammenhang mit ihr. Man kann wohl auch sagen dass der erste Typus mag, soweit sich weniger Erkrankungsfalle von Schizophrenie unter den Familienglieder in der erbichen Betrachtung finden, besitzen Zusammenhang des Korperbaus und Charakters mit der

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182 C. Yoshimoto :

Schizophrenie fast nil. Was oben gesagt worden is? steht vielleicht in irgend einer Beziehung mit der folgenden Tatsache : Diese beiden Typen, der zweite und der dritte, sollen representieren solche Geisteskrankheit, die einen chronischen Verlauf wgar lange nach der Abnahme von Arznei zu nehmen bestimmt ist. Trotzdem in jenem Typus bleiben, wie in Nemas- thenie, die Symptome wie der Kopfschmerz, das Kopfschwergefuhl, die Ermudbarkeit zuruck und werden verstandlicher Weise von den Milieu verhaltnissmassig lelcht beeinflusst. Es kann sogar bei ihnen die Neigung zur Genesunglassen errwarten, wenn es auch se.hr allmahlich ist. In anderen Fallen, dauern dagegen die Symptome des ersten Ranges im Sinne von K. Schneider fort und fuhren endlich zum Abbau der Persanlichkeit wie in der Schizophrenie. Namlich, bleibt der chronische Vergiftungszustand 'von Phibpon hier im zweiten Typus in den Personlichkeit ohne schzophrene Dispositition zuruck, wahrend in den Krankheitsbildern des dritten Typus da spielt nun die Disposition zur Schizophrenie eine grosse Rolle. Kurz, die Falle gehorig zur zweiten Gruppe des dritten Typus sind alle eine A r t Psychopathen schon vor dem Gewohnheitsgebrauch von Philopon gewesen, deswegen konnen sie Abnahme von Philopon nicht vollstandig aus€iihren und fuhren die Injektion intermittierend fort, um endlich zur Verblodung ihrer Personlichkeit zu kommen. Nun mit den Patienten der ersten und dritten Gruppe des dritten Typus anbatroffen, sind der Prozess bis zum Abbau ihrer Personlichkeit dem der Schizophrenie s3 ununter- scheidbar ahnlich, dass es sehr schwer ist, den Schluss zu ziehen, ob dieser Prozess die organiche Storung durch die chronische Philoponvergif- tung darstelle, oder wieder es um durch Philopm provozierte Schizophre- niefalle handle.

IV. Schluss

In der ersten Referat habe ich schon die Psychosen durch die chronische Philoponvergiftung in ihren Verlaufen und Ausgbgen erforscht, sie in drei Krankheitstypen klassifiziert und dort die psychopathologischen Betra- chtungen von den Symptomen des ersten Typus angestellt. Nun in dieser Referat, sind ferner die Krankheitsbilder vom zweiten und dritten Typus untersucht, woraus die folgenden Schlusse gezoqen worden sind.

Im zweiten Typus verschwinden die akuten psychotische Sympto- me mehr oder minder kurze Zeit nach der Abnahme von Arznei. Aber die neurasthenischen Symptome, wie der Kopfschmerz, das Kopfschwergefuhl und die Ermudbarkeit u. s. w. bleiben zuriick ziemlich lange, besonders wenn sie von den Milieuverhiiltnissen leicht beeinflusst und umgestaltet werden. Dabei haben sie immer die Neigung zur Genesung, indem der Abbau der PersGnlichkeit ublich nicht gefunden werden. Erbbiologisch angesehen, wird hier nur eine kleine Amah1 von Schizophrenie unter der Familie gefunden, ferner, vom Standpunkt des Korperbaus und pramorbiden Charak- ters angesehen, liegt hier die schizophrene Disposi.tion auch leidlich minder- ltraftig da.

2) Dagesen nach dem Arzneiabzug im dritten Typus, pflegt es die fur Schizophrenie ziemlich eigentiimlichen Symptome noch immer zuriick zu bleiben, wahrend sie zeigen wenig Neigung zur Genesung sondern fuhren geliebt zum Abbau der Personlichkeit gerade wie bei den Schizo- phreniefallen. Auch in der erbbiologischen Hinsicht, ist das Erkrankungs- verhaltnis in der Familie ungemein hoch; ebenso in der Hinsicht des Korperbaus sowie pramorbiden Charakters, wird der enge Zusammenhang

1)

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Psychopat hologie der Weckaminpsychose 183

mit der schizophrene Disposition klar eingestellt. Dieser Krankentypus lasst sich ferner in verschiedenen Unterformen klassifizieren. In der ersten Gruppe steht der Grad von Verblodung der Personlichkeit nur leicht ; das Merkmal der zweiten Gruppe ist darin zu treffen dass die patienten schon vor dem Krankheitsausbruch die Psychopathen an sich gewesen sind und deswegen gar unfahig des Arzneientzugs. Die dritte Gruppe ist, ihren Symtpomen und Verlaufen zufolge, durchaus ununterscheidbar vom eigent- lichen schizophrenen Prozess.

Literaturverzeichnis

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* Aufs japanisch geschrieben.