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Predigt „Feierabend“ Ort: Nachbarschaftszentrum Rotensee Datum: 17.09.2010 Text / Thema: „Hauptsache gesund!?“ 1 G. Burkhard Wagner Ein Mann kommt zum Arzt: „Guten Tag, Herr Doktor. Ich hab Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, meine Hände schmerzen, meine Arme tun weh, mein Herz tut’s nicht so richtig. Können sie sagen, was mir fehlt?“ Darauf der Arzt: „Nein, sie haben schon alles!“ Dazu kann man eigentlich nur eins sagen: Hauptsache gesund! Denn das möchte ja keiner. Überall Schmerzen haben und dann auch noch die Pumpe, die ein paar mehr Sprünge macht, als sie eigentlich soll. Wahrscheinlich sehnt sich keiner von uns danach, derartig krank zu sein. Gesund zu

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Predigt „Feierabend“ Ort: Nachbarschaftszentrum Rotensee Datum: 17.09.2010 Text / Thema: „Hauptsache gesund!?“

1 G. Burkhard Wagner

Ein Mann kommt zum Arzt: „Guten Tag,

Herr Doktor. Ich hab Kopfschmerzen,

Bauchschmerzen, meine Hände schmerzen,

meine Arme tun weh, mein Herz tut’s nicht

so richtig. Können sie sagen, was mir

fehlt?“ Darauf der Arzt: „Nein, sie haben

schon alles!“

Dazu kann man eigentlich nur eins sagen:

Hauptsache gesund! Denn das möchte ja

keiner. Überall Schmerzen haben und dann

auch noch die Pumpe, die ein paar mehr

Sprünge macht, als sie eigentlich soll.

Wahrscheinlich sehnt sich keiner von uns

danach, derartig krank zu sein. Gesund zu

Predigt „Feierabend“ Ort: Nachbarschaftszentrum Rotensee Datum: 17.09.2010 Text / Thema: „Hauptsache gesund!?“

2 G. Burkhard Wagner

sein ist einfach das Beste! Hauptsache ge-

sund eben.

Und so ganz falsch ist das alles ja auch

nicht. Eine simple Erkältung kann uns ja

schon mächtig auf die Nerven gehen. Hus-

ten, Schnupfen, Heiserkeit. Da ist nicht

viel mit Heiterkeit! Bett hüten ist angesagt.

Und einen Hahn für die Nase zum Zudre-

hen müsste man haben... Gesundheit zu

wünschen, wenn man sich die Lunge aus

dem Leib niest, ist da eher ein schlechter

Scherz. Gesundheit ist also auf jeden Fall

und unbestritten etwas Erstrebenswertes.

Gesund möchte jeder sein. Gesundheit

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3 G. Burkhard Wagner

schafft Lebensqualität. Wer gesund ist, der

ist zufriedener. Wer gesund ist, der ist

glücklicher. Wer gesund ist, der hat weni-

ger Sorgen. Wer gesund ist, der ist leis-

tungsfähig. Wer gesund ist, der kann aktiv

mitspielen beim Spiel des Lebens. Was

will man also mehr im Leben als gesund zu

sein? Gesundheit erscheint als das große

Ziel im Leben. Gesundheit erscheint als

Hauptsache. Im Alltag kann man oft hören:

Gesundheit ist das Wichtigste im Leben.

Etwas gewählter ausgedrückt: Gesundheit

ist das höchste Gut! Was wünscht man sich

dementsprechend zum Geburtstag? Natür-

lich alles Gute und vor allem Gesundheit.

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4 G. Burkhard Wagner

Was wünscht man sich gegenseitig zum

Neujahrstag? Ein gesundes neues Jahr.

Wo man also heute hinsieht: Gesundheit.

Überall geht es um Gesundheit. Da flattert

Werbung ins Haus für allerlei

Wellnessreisen in verschiedenste

Wellnessoasen. Wellness ist ja heute so

angesagt wie nie. Und was wird da alles

angeboten für die Gesundheit, für das all-

gemeine Wohlbefinden. Schlammbäder,

Fangopackungen, Gurkenmasken, Diäten

zum Abnehmen mit Vorher- und Nachher-

Bildchen. In jedem Freizeitbad gibt es eine

mehr oder weniger große Saunalandschaft.

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5 G. Burkhard Wagner

Zum Gesundschwitzen. Die Fernsehwer-

bung ist voll von Vitamin-Pillen, Zink-

Kapseln und Magnesium-Pülverchen, die

allesamt mehr Gesundheit versprechen.

Freilich gibt es da auch Risiken und Ne-

benwirkungen. Aber für die sind ja die

Ärzte und Apotheker da.

Bisweilen kann das Streben nach Gesund-

heit auch bizarre Formen annehmen. Wie

bei unserem Spezi im Theaterstück. Der

war scharf auf Schalensalat und als Haupt-

gericht Spinat mit Haferflocken, dazu ab-

gekochtes Wasser. Und das ist ja durchaus

nicht aus der Luft gegriffen. So etwas gibt

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es tatsächlich. Wenn man mit offenen Au-

gen durch die Werbewelt läuft, dann

scheint sich das zu bestätigen: Hauptsache

gesund!

Die Weltgesundheitsorganisation hat sich

1946 eine Verfassung gegeben. In dieser

Verfassung legte man fest, was Gesundheit

ist: „Gesundheit ist ein Zustand vollkom-

menen körperlichen, geistigen und sozialen

Wohlbefindens und nicht die bloße Abwe-

senheit von Krankheit oder Gebrechen.“

Gesundheit wird also gleichgesetzt mit

vollkommenem Wohlbefinden. Das würde

durchaus zu unserem Thema passen.

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7 G. Burkhard Wagner

Hauptsache gesund und zwar so, dass ich

mich vollkommen wohlfühle. In jeglicher

Hinsicht.

Eine Frage dazu: Wer von Ihnen fühlt sich

nach der Festlegung der Weltgesundheits-

organisation in einem Zustand vollkomme-

nen körperlichen, geistigen und sozialen

Wohlbefindens? Wer dieser Frage zustim-

men kann, der müsste eigentlich einen

Preis überreicht bekommen. Meine Mutter

würde sagen: Du kriegst einen Orden,

wenn wir wieder Blech haben. Denn dann

gehört er oder sie zu den wenigen Glückli-

chen auf der Erde. Wer nicht zustimmen

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8 G. Burkhard Wagner

kann, der ist leider krank, gemessen an der

Festlegung der Weltgesundheitsorganisati-

on. Tut mir leid, wenn ich Ihnen also heute

mitteilen muss, dass sie eigentlich alle

krank sind! Ich eingeschlossen!

Wenn aber jeder irgendeinen größeren oder

kleineren gesundheitlichen Dachschaden

hat, was machen wir dann mit der Haupt-

sache, mit der Gesundheit? Dann erscheint

die Gesundheit als eine Sache, die man im

Leben eigentlich nur ganz selten oder gar

nicht erreicht. Richtig vollkommen gesund

ist niemand. Und wenn doch, dann kann

sich das von einem auf den anderen Mo-

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9 G. Burkhard Wagner

ment ändern. Krankheit bricht ins Leben

ein wie ein Tsunami. Und Du fühlst Dich

plötzlich wie ein Ertrinkender. Krankheit

kann das Leben von einem auf den anderen

Moment auf den Kopf stellen.

Stellen Sie sich vor, Sie telefonieren mit

einem guten Freund. Er ist in den besten

Jahren. Aber er teilt Ihnen mit, dass er ge-

rade in einer Rehaklink ist. Weil MS bei

ihm festgestellt wurde. Multiple Sklerose.

Hauptsache gesund? Oder stellen Sie sich

vor, Sie brechen auf der Straße zusammen

und finden sich kurz darauf im Kranken-

haus wieder. Das, was Ihnen da passiert ist,

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haben Sie noch nie erlebt. Aber es könnte

Ihnen jederzeit wieder passieren. Hauptsa-

che gesund? Das sind übrigens keine er-

fundenen Beispiele. Gesundheit ist etwas

ziemlich Zerbrechliches. Gesundheit ist

etwas, was man nicht gepachtet hat. Der

oft locker und gedankenlos dahingesagte

Satz klingt dann wie ein Hohn: Hauptsache

gesund. Oder: Die Gesundheit ist das

Wichtigste im Leben. Was bleibt aber vom

Leben, wenn sich diese vermeintliche

Hauptsache plötzlich aus unserem Leben

schleicht? Was bleibt, wenn sich das auf

einmal verabschiedet, was wir oft als das

Wichtigste ansehen? Von jetzt auf dann.

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Der Gesundheit den Königsthron in unse-

rem Leben einzuräumen erscheint als

Trugschluss. Auf diese Hauptsache ist kein

dauerhafter Verlass. Wer sich darauf voll

verlässt, der kann ganz schnell verlassen

sein. Gesundheit ist ein hohes Gut. Jawohl.

Aber ist sie auch das höchste Gut im Le-

ben?

Ein junger Bundeswehrsoldat kehrt von

seinem Einsatz im Kosovo zurück. Eines

Abends fährt er mit seinem Auto eine ein-

same Waldstraße entlang. Er kommt von

der Straße ab und prallt gegen einen Baum.

Das Auto ist als solches kaum wiederzuer-

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kennen. Der Soldat überlebt. Schwerver-

letzt. Er liegt eine Zeit im Koma. Als er

aufwacht, ist nichts mehr, wie es war. Heu-

te, ein paar Jahre später, trägt er einen

Schwerbeschädigtenausweis bei sich. Er

hat etliche Rehakliniken durchprobiert. Bis

heute hat er mit fast 30 keinen Berufsab-

schluss, kein Studium absolviert. Die Zu-

kunft ist ungewiss. Dieser junge Mann ist

in den letzten Jahren zu einem meiner bes-

ten Freunde geworden. Vor seinem Unfall

war er nie sehr gläubig. Er war ein Lebe-

mann, genoss das Leben in vollen Zügen.

Erst nach seinem Unfall merkte er, was im

Leben wirklich wichtig ist. Was im Leben

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trägt, auch wenn die Gesundheit, der Zu-

stand vollkommenen Wohlbefindens mehr

als eingeschränkt ist. Er fing an, in der Bi-

bel zu lesen. Er fing an, mit Jesus zu reden,

zu beten. Er entdeckte, dass der Glaube an

Jesus ihn durch seine Durststrecken durch-

trägt. Vor ein paar Tagen hab ich meinen

Freund einmal gefragt, was er zu dem

Thema „Hauptsache gesund“ sagen würde.

Seine Antwort war: „Nein, Hauptsache, Du

bist fest bei Jesus!“

Es lohnt sich, dieser steilen Aussage ein-

mal ein wenig nachzuspüren. Im zweiten

Teil der Bibel finden sich vier Berichte

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über Jesus. Wenn man darin zu lesen an-

fängt, dann könnte man auf den ersten

Blick meinen, Jesus hätte genau unser

Thema als Lebensmotto gehabt: Hauptsa-

che gesund. Viele Menschen hat er von ih-

ren Krankheiten gesund gemacht. Gelähm-

te konnten wieder gehen, Blinde konnten

wieder sehen, Leprakranke wurden gesund.

Jesus hat sich tatsächlich um die Kranken

gekümmert. Er hat Menschen tatsächlich

die Gesundheit wiedergegeben. Wenn die

Berichte über Jesus auch voll sind von Hei-

lungen, sein Hauptanliegen war ein ande-

res.

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Im tiefsten Grunde ging es Jesus um eine

ganz andere Gesundheit, um eine ganz an-

dere Heilung. Unser Kontakt zu Gott ist

gestört und kaputt. Weil wir Menschen uns

anderes suchen, wonach wir unser Leben

ausrichten. Verschiedenste Dinge werden

zur Hauptsache erhoben. Wie eben auch

die Gesundheit. Manche sprechen gar da-

von, dass die Gesundheit die neue Religion

unserer Zeit sei. Hauptsache gesund. Alles

andere ist Nebensache. Gott spielt da keine

Rolle mehr. Und das nennt die Bibel die

eigentliche Krankheit von uns Menschen.

Leben, als wenn es Gott nicht gäbe. Aber

Jesus hat das geändert. Gott kam in Jesus

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in die Welt auf unsere Augenhöhe, damit

wir Menschen wieder eine gesunde Bezie-

hung zu Gott haben sollten.

Jesus bietet uns diese Beziehung an. Er

drängt sich nicht auf. Aber er klopft leise

und beständig bei Dir an. Das tut er durch

Menschen, die anderen von Jesus erzählen.

Das tut er durch Predigten oder wenn man

in der Bibel liest. Oder er tut es durch be-

stimmte Lebensumstände, die uns zum

Nachdenken bringen. Jesus klopft an.

Mach doch auf! Mit Jesus kannst Du leben.

Du kannst mit ihm reden. Fang an, mit

Deinen eigenen Worten zu ihm zu beten.

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So, wie es Dir zumute ist. Fang an, in der

Bibel zu lesen. Und bleib dran. Wer die

Tür für Jesus öffnet und anfängt, mit ihm

zu leben und mit ihm zu reden, der wird

schnell merken, dass Jesus nicht nur eine

Nebensache ist, sondern dass er die Haupt-

sache ist. Und dass er auch dann noch

Hauptsache ist, wenn alle unsere hausge-

machten Hauptsachen in unseren Händen

zerbröseln. Wenn Gesundheit als Hauptsa-

che uns nur noch wie ein schlechter Scherz

vorkommt. Wer mit Jesus lebt, wird genau-

so wie andere erleben, dass Gesundheit

sehr zerbrechlich ist. Aber er wird erleben,

dass Jesus gerade in den Krankheitszeiten

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sich nicht von uns zurückzieht. Auch wenn

an unserem Krankenbett steht: Vorsicht

Ansteckungsgefahr! Gerade in diesen Zei-

ten ist Jesus da und geht mit. Er wendet

sich uns liebevoll zu und trägt uns. Er gibt

uns Hoffnung. Er hilft uns, nicht die Flinte

ins Korn zu werfen. Auch wenn es noch so

düster aussieht. Das ist es, was mein

Freund immer wieder in seinem Alltag er-

lebt. Jesus ist für ihn eine Kraftquelle, aus

der er schöpft. Mitten in seiner gesundheit-

lichen Einschränkung.

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Mit seinen Worten schließe ich: Nicht die

Gesundheit ist die Hauptsache. Hauptsache

ist, Du bist fest bei Jesus. AMEN