praktikumsbericht zum praktikum beim dgb …2 für die wahl des praktikumsplatzes war für mich...
TRANSCRIPT
Westfälische Wilhelms-Universität Sommersemester 2008 Institut für Politikwissenschaft Direktor: Prof. Dr. Martin Junkernheinrich Veranstaltungstyp: Praktikumsbericht Dozenten: Prof. Dr. Norbert Konegen
Praktikumsbericht zum Praktikum beim
DGB Bildungswerk, Abteilung Jugend
Politikwissenschaft (HF)
Soziologie Öffentliches Recht
Magister (M.A.) 9. Fachsemester
II
Ich versichere, dass ich die nachstehende Arbeit eigenständig und ohne fremde Hilfe
angefertigt und mich anderer als der in der Arbeit angegebenen Hilfsmittel nicht
bedient habe. Alle Stellen, die sinngemäß oder wörtlich aus Veröffentlichungen
übernommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht.
Münster, 04. Mai 2008
(Ort, Datum, Unterschrift)
III
Inhaltsverzeichnis
A. ALLGEMEINER TEIL
1. Vorbereitung 1
1.1 Begründung und Wahl des Praktikumsplatzes 1
1.2 Art, Inhalt und Umfang der Bewerbung 3
1.3 Theoretische und fachliche Vorbereitung auf das Praktikum 3
1.4 Praktische Vorbereitung auf das Praktikum 4
2. Durchführung 5
2.1 Vorstellung des Praktikumsgebers 5
2.2 Arbeit und Arbeitsorganisation: Ziele und Aufgabenstellungen 8
2.3 Arbeitszeit und Arbeitsmittel 9
2.4 Arbeitsumfeld und Betreuung: Akzeptanz und Integration 9
3. Kritische Beurteilung 9
3.1 Bestätigung der eigenen Erfahrungen; Erfahrungsgewinn 10
3.2 Zusammenhang zwischen Studium und Praktikum 12
3.3 Auswirkungen auf die eigenen Berufsvorstellungen und -pläne 13
B. WISSENSCHAFTLICHER TEIL
1. Einführung 14
2. Gerechtigkeit im Jugendverband 15
3. Die Untersuchung der Periodika 17
4. Fazit 21
C. LITERATURVERZEICHNIS 23
D. ANHANG: ORGANIGRAMME 24
Abkürzungsverzeichnis IV Tabellenverzeichnis und Organigrammverzeichnis V
IV
Abkürzungsverzeichnis aej – Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V.
DBJR – Deutscher Bundesjugendring
DGB – Deutscher Gewerkschaftsbund
DGB Jugend – Deutscher Gewerkschaftsbund – die Gewerkschaftsjugend
DGB Jugend NRW – Deutscher Gewerkschaftsbund – die Gewerkschaftsjugend
Nordrhein-Westfalen
ETUI-REHS - European Trade Union Institute for Research, Education and Health
and Safety
NRW – Nordrhein-Westfalen
V
Tabellenverzeichnis und Organigrammverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Prüfungsdesign 17
Tabelle 2: Artikelübersicht „aej-Information“ (2/2007-1/2008) 18
Tabelle 3: Artikelübersicht „soli aktuell“ (4/2007-3/2008) 19
Tabelle 4: Gegenüberstellung der Berichterstattung 20
Organigrammverzeichnis
Organigramm 1: Struktur DGB Bildungswerk 24
Organigramm 2: Struktur der Bildungsarbeit in Hattingen 25
1
A. ALLGEMEINER TEIL
Der vorliegende allgemeine Teil des Praktikumsberichtes orientiert sich
an den Gestaltungs- und Gliederungsvorschlägen des „Service- und
Informationszentrums“ (SIC) des Instituts für Politikwissenschaft der
Universität Münster.1
1 Vorbereitung Bei diesem Praktikum handelt es sich um das Pflichtpraktikum im
Rahmen des Magisterstudiengangs Politikwissenschaften an der Uni-
versität Münster. Die Vorbereitung gestaltete sich planmäßig, da ich
das Praktikum nicht nur als „Soll-Erfüllung“ für mein Studium be-
trachtete, sondern auch einen Erkenntnisgewinn sowohl in meiner
Disziplin als auch für meine persönliche (Berufs-) Entwicklung ver-
wenden wollte.
1.1 Begründung und Wahl des Praktikumplatzes
Da ich bereits eine abgeschlossene kaufmännische Berufsausbildung
habe und einige Jahre erfolgreich in meinem Beruf gearbeitet habe,
erwartete ich ein konkretes Tätigkeitsfeld kennenzulernen und Arbeits-
weisen und -abläufe zu durchdringen. Mit dem DGB-Bildungswerk, Ab-
teilung Jugendbildung, entschied ich mich für eine Bildungseinrichtung
als Praktikumsgeber. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist eine
bedeutende Institution in der politischen Landschaft und seine Mit-
glieder gehören zu den am längsten existierenden Akteuren im
politischen Raum, die nicht der Parteienlandschaft oder den Kirchen
angehören. Die Aktivitäten des DGBs sind vielfältig, lassen sich im Kern
aber immer auf einen „Gerechtigkeitsgedanken“ zugunsten von ab-
hängig Beschäftigten zurückführen. So verstanden ist der DGB ein
wichtiges Korrektiv in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik.
1 Der Leitfaden zum Erstellen des Praktikumsberichtes lässt sich hier herunterladen:
http://egora.uni-muenster.de/pol/service/sic/bindata/neuer_Leitfaden_zum_ Praktikumsbericht.pdf.
2
Für die Wahl des Praktikumsplatzes war für mich ausschlaggebend,
dass ich ein Praktikum bei einem bedeutenden und großen Akteur in
der politischen Landschaft absolvieren wollte, da ich selbst Vorstands-
mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in
Deutschland (aej) bin. Die aej ist der Dachverband der Evangelischen
Jugendverbände in Deutschland und hat damit verschiedene ko-
ordinierende Aufgaben, ist aber auch Ansprechpartner für Politik, Wirt-
schaft und Gesellschaft. Dabei versteht sich die evangelische Jugend-
arbeit auf Bundesebene vor allem auch als Bildungsarbeit. Anders da-
gegen die DGB-Jugend, die sich vor allem als politischer und politisch
handelnder Akteur beschreibt. Für mich bestand ein besonderes Er-
kenntnisinteresse für die Unterschiede im Selbstverständnis beider
Verbände und die daraus resultierenden unterschiedlichen Heran-
gehensweisen an Problemstellungen. Da auch das Bildungswerk, Ab-
teilung Jugendbildung sich vor allem als Einrichtung der DGB Jugend
versteht, gleichzeitig aber auch eine dezidierte Bildungseinrichtung ist,
ist hier eine Vergleichbarkeit zwischen dem Selbstverständnis der aej
und dem DGB Bildungswerk gegeben.
Zunächst konnte ich mir nicht vorstellen, mein Praktikum bei einem
Verband aus dem Raum der Gewerkschaften zu absolvieren. Die Ge-
werkschaften waren für mich mit negativen Vorurteilen belegt: als zeit-
lich überkommen und Bremser für eine moderne Gesellschaft habe ich
sie gesehen. Darüber hinaus hielt ich sie zumindest für machtbesessen.
Durch meine Aktivitäten bei der evangelischen Jugend gab es aber
Gremien, in denen ich mit Gewerkschaftsvertreterinnen und –vertreten
an einem Tisch saß. Nach etwa dreijähriger guter Zusammenarbeit
wurde ein Praktikum im Raum der Gewerkschaften für mich vorstell-
barer. Viele Vorurteile entpuppten sich in der bisherigen Zusammen-
arbeit als haltlos. Stattdessen erlebte ich viele Gemeinsamkeiten und
eine hoch professionelle und zuverlässige Arbeitsweise. Das beein-
druckte mich und entsprach einer Arbeitsweise, die meinen persön-
lichen Wünschen und Vorstellungen entgegenkam.
3
1.2 Art, Inhalt und Umfang der Bewerbung
Meine Bewerbung formulierte ich zunächst mündlich an einen mir
persönlich bekannten Mitarbeiter aus dem DGB. Während des Ge-
sprächs kristallisierte sich das DGB-Bildungswerk, Abteilung Jugend-
bildung als passender Praktikumsort für mich heraus. Daraufhin ver-
fasste ich ein kurzes Bewerbungsschreiben mit Lebenslauf und schickte
diese Unterlagen per E-Mail an das DGB-Bildungswerk, Jugendbildung.
Ich erhielt positive Rückmeldung und wurde zu einem Vorstellungs-
gespräch eingeladen. Zu diesem Termin brachte ich eine Studienüber-
sicht mit, aus der meine Kursbelegungen und Schwerpunktsetzungen
im Studium hervorgingen. Ein weiteres Blatt enthielt Angaben über
mein ehrenamtliches Engagement, meine bisherigen Tätigkeiten und
Erfahrungen. Während des Vorstellungsgespräches wurden diese An-
gaben durch einen Mitarbeiterbogen vervollständigt, der die üblichen
Daten wie Anschrift, weitere Beschäftigungsverhältnisse usw. abfragte.
Bei meiner Vorstellung wurden mir auch die weiteren Mitarbeiterinnen
aus der Abteilung vorgestellt, die die Möglichkeit gehabt hätten, mich
als Praktikanten abzulehnen.
1.3 Theoretische und fachliche Vorbereitung auf das
Praktikum
Während des Vorstellungsgespräches wurde mir die Struktur des DGB
Bildungswerkes, Abteilung Jugendbildung erläutert und mir wurden die
verschiedenen Arbeitsbereiche vorgestellt. Es wurden die An-
forderungen und Wünsche des Bildungswerkes genannt und gleich-
zeitig wurde ich nach meinen Interessen und Vorstellungen befragt. An
dieser Stelle konnte ich Aufgaben ablehnen oder weiter zurück stellen.
So wurde bspw. schnell deutlich, dass ich nicht an den Maßnahmen
des im gleichen Hause sitzenden Landesverbandes, der DGB Jugend
Nordrhein-Westfalen (DGB Jugend NRW) teilnehmen würde.
Es wurde festgelegt, dass ich in dem Bereich „Internationale Maß-
nahmen“ und beim „Arbeitskreis Internationales“ tätig sein sollte, der
seine konstituierende Sitzung am Tag meines Praktikumsantritts hatte.
4
Es sollte dabei neben der organisatorischen auch um eine inhaltliche
Begleitung der Maßnahmen der Abteilung gehen, sowie um meine Teil-
nahme, wenn ich persönlich interessiert war und dies im Arbeitsverlauf
sinnvoll erschien.
Theoretisch konnte ich mich somit wenig auf das Praktikum vorbereiten.
Ich habe die Webseite des DGB Bildungswerkes und der Abteilung
Jugendbildung zur Kenntnis genommen. Die DGB-Jugend und die aej
arbeiten an vielen Stellen auf politischer Ebene zusammen, beispiels-
weise in den Jugendringen der Kommunen und Länder und auch im
Deutschen Bundesjugendring (DBJR). Der DBJR ist der Zusammen-
schluss vieler bundesweit organisierten Jugendorganisationen, die nicht
den Parteien zuzurechnen sind oder Mitglieder der Sportjugend sind.
Daher war es naheliegend sich bei Kollegen, die im DBJR aktiv sind,
über die Arbeit der DGB Jugend zu informieren.
1.4 Praktische Vorbereitung auf das Praktikum
Die praktische Vorbereitung umfasste unter anderm die Frage der
Unterkunft, Verpflegung und des Transports. Weiterhin galt es meine
Hausarbeit, die ich in der Zeit schreiben wollte und meine Ver-
pflichtungen im Rahmen meiner Tätigkeit für die aej, zu planen.
Daneben sollte Zeit bleiben, sowohl den Praktikumsort kennenzulernen,
als auch ausreichend Zeit für private Angelegenheiten zu reservieren.
Dies alles war notwenig, da mein Praktikumsplatz nicht gut mit dem
öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen ist und relativ lang
dauerte.
Das DGB-Bildungswerk, Abteilung Jugendbildung hat mich in diesen
Fragen erheblich unterstützen können: so konnte ich ein kleines
Appartment beziehen, das während der Zeit nicht belegt war, und
konnte die Essensangebote des Tagungshausbetriebes nutzen. Meine
Arbeitszeit wurde flexibel gestaltet und eher im Sinne eines Zeitkontos
gehandhabt. So konnte ich auch an mehrtätigen Veranstaltungen teil-
nehmen, die während des Praktikums stattfanden.
5
Neben der üblichen Alltagskleidung für das Büro packte ich noch An-
züge ein, um auch für Termine außerhalb des Büros passend gekleidet
zu sein. In der Regel fühlen sich Jugendverbände aber keinem be-
sonderen Dresscode verpflichtet, sodass legere Kleidung für den Alltag
ausreichend war.
2 Durchführung In diesem Kapitel wird das DGB-Bildungswerk, Abteilung Jugend vor-
gestellt. Darüber hinaus werden die genaueren Aufgaben des
Praktikums dargestellt und Informationen über das Arbeitsfeld gegeben.
2.1 Vorstellung des Praktikumgebers
Die DGB-Jugendbildung ist ein Geschäftsbereich des 1974 ge-
gründeten DGB Bildungswerks e. V. Das DGB-Bildungswerk ist eine
Weiterbildungseinrichtung des DGBs und für die allgemeine, politische
und gewerkschaftliche Wissensvermittlung und Weiterbildung zu-
ständig. Dabei hat das Bildungswerk Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer sowie deren Interessenvertreter im Fokus und kooperiert mit
Gewerkschaften, europäischen und internationalen Projektpartnern.2
Die bundesweite Jugendbildungsarbeit des DGB Bildungswerkes hat im
Jahre 2005 einen Neuanfang erlebt. Sowohl personell, strukturell als
auch räumlich wurde die DGB-Jugendbildung neu aufgestellt. Seitdem
ist die Abteilung Jugendbildung in Hattingen (Ruhr) angesiedelt, wo sich
auch das DGB-Jugendbildungszentrum befindet. Personell wurden alle
Stellen neu besetzt, wobei der derzeitige Geschäftsleiter zuvor bereits
als pädagogischer Leiter des DGB Jugendbildungszentrums der DGB
Jugend NRW beschäftigt war. Eine weitere Neuerung auf struktureller
Ebene ergab sich daraus, dass im DGB-Bundesvorstand in Berlin die
Stelle eines politischen Referenten der Jugendbildung geschaffen
wurde. So sollte eine enge Verknüpfung der Bildungsarbeit mit den
2 www.dgb-bildungswerk.de/index.php?option=com_content&task=view&id=12&
itemid=9 [16. April 2008].
6
weiteren Aktivitäten der DGB-Jugend sichergestellt werden.3 Räumlich
wurde die Jugendbildungsarbeit in Hattingen (Ruhr) konzentriert.
Das DGB-Bildungswerk wird durch den DGB-Vorstand geleitet.
Besonders verantwortlich ist derzeit DGB-Vorstandsmitglied Dietmar
Hexel. Der Vorstand beauftragt eine Geschäftsführung. Der Geschäfts-
führung unterstellt sind die Verwaltungsleitung und der Arbeitskreis der
Geschäftsbereichsleitungen. Die Geschäftsbereichsleitungen sind mit
vielen Entscheidungskompetenzen ausgestattet und können so relativ
frei agieren. Derzeit hat das DGB-Bildungswerk folgende sechs Ge-
schäftsbereiche: „Tagungszentren“, „Betriebsratsqualifizierung“, „Forum
Politische Bildung“, „Jugendbildung“, „Migration und Qualifizierung“ und
das „Nord-Süd-Netz“. (siehe Organigramm 1)
Die Geschäftsbereichsleitungen sind relativ frei in ihren Handlungs-
möglichkeiten und Entscheidungen. Sie verantworten den Arbeits-
bereich und sind auch mit Personalverantwortung ausgestattet. Für den
Bereich Jugendbildung wurde die Geschäftsbereichsleitung gesplittet in
die pädagogische Leitung (mit Sitz in Hattingen) und einem politischen
Referenten im DGB-Vorstand (mit Sitz in Berlin). In Hattingen unter-
stehen dem pädagogischen Leiter eine Referentin (Bereich Inter-
nationales) und zwei Sachbearbeiterinnen.
Das DGB-Bildungswerk, Abteilung Jugend ist neben der engen Ver-
zahnung mit dem DGB auch eng mit der DGB-Jugend verknüpft. So
gibt es Absprachen und inhaltliche Kooperationen bei der Planung,
Organisation und Durchführung von Angeboten des Bildungswerkes.
(siehe Organigramm 2) Das erscheint sinnvoll, da sich die Angebote
der Abteilung Jugend ja insbesondere an die Mitglieder der DGB-
Jugend richten. Aufgrund der räumlichen Nähe kann vor allem die
DGB-Jugend NRW hier zuarbeiten. Sowohl die Einflüsse aus Berlin als
auch von der DGB Jugend NRW werden jedoch nicht aus dem „hohlen
Bauch“ generiert, sondern sind die Beratungsergebnisse verschiedener
3 www.jugendbildungszentrum.de/jugendbildung/content/index.php?option=com_con
tent&task=view&id=86&Itemid=67 [16. April 2008].
7
Beiräte und Ausschüsse in den jeweiligen Geschäftsstellen zugeordnet
sind.
Das DGB-Bildungswerk, Abteilung Jugend versteht sich insbesondere
als Anbieter von Informationen, die auf hohem Niveau aufbereitet
werden. Das jährlich erscheinende Seminarprogramm ist daher ein
guter Spiegel der bewältigten Aufgaben. Diese lassen sich in vier Kate-
gorien einteilen:
Qualifizierung
Politik
Internationales
Projekte
Bei der „Qualifizierung“ werden vor allem Fort- und Weiterbildungen
angeboten, die für die gewerkschaftliche Arbeit von Nutzen sein
können: Schulungen in Projektmanagement, Rhetorik, Methoden,
Berufsorientierung, Gruppenleiterseminare, moralische Wertever-
mittlung (Antirassismus-Kurse, Demokratieförderung, Gerechtigkeits-
trainings). Unter dem Stichwort „Politik“ werden Fachseminare an-
geboten. Einen Schwerpunkt bilden dabei volkswirtschaftliche Seminare
mit einem starken Globalisierungsbezug. Daneben finden sich An-
gebote zu einschlägigen Politikfeldern (Lobbying, Sozialpolitik, Jugend-
kultur). „Internationales“ sind Angebote, die unter Einbeziehung
mindestens eines ausländischen Partners, oftmals auch im Ausland,
durchgeführt werden. Im Vordergrund steht hier die klassische Be-
gegnungsarbeit und die thematische Sensibilisierung, die oftmals einen
Vergleichsaspekt zwischen Deutschland und den beteiligten Ländern
beinhaltet. Jedoch findet sich auch eine politische Dimension, wenn
Fragen der Globalisierung und des politischen Lobbyings in Brüssel
aufgeworfen werden. Handlungsbetont sind die Angebote im Bereich
„Projekte“. Hier steht neben der inhaltlichen Qualifizierung auch das
„Aktiv werden“ im Fokus der Seminare. Es gibt Schulungen um
laufende Kampagnen der DGB-Jugend umsetzen zu können (bspw. Dr.
Azubi, Projekttag „Demokratie und Mitbestimmung“ oder „students at
work“), daneben finden Vernetzungsseminare und Beratungsaus-
8
bildungen statt. Abgerundet wird das Angebot des DGB Bildungs-
werkes, Abteilung Jugendbildung durch diverse Serviceangebote, wie
der Finanzierung, der Freistellung und zur Verfügungsstellung von
Informationen für die DGB-Mitglieder.
2.2 Arbeit und Arbeitsorganisation: Ziele und Aufgaben-
stellungen
Meine möglichen Arbeitsgebiete wurden zunächst sehr umfangreich
besprochen. Dabei wurden viele Möglichkeiten eröffnen und eine Priori-
tätenliste erstellt. Neben der persönlichen Neigung musste jedoch auch
eine zeitliche Komponente berücksichtigt werden, damit mit bestimmten
Ergebnissen weitergearbeitet werden konnte. Neben zeitlich be-
grenzten Aktivitäten kam mit dem „Arbeitskreis Internationales“ auch
eine fortlaufende Tätigkeit hinzu. Der Arbeitskreis traf sich zu Beginn
meines Praktikums das erste Mal. Meine Aufgabe war es, die Be-
ratungsergebnisse zu sichern und verfügbar zu machen. Anschließend
galt es einen Personenverteiler aufzubauen und das weitere Vorgehen
und die inhaltliche Qualifizierung des Seminars mit dem Berliner Büro
abzusprechen und zu koordinieren. Unterbrochen wurden die geplanten
Tätigkeiten immer wieder durch unvorhersehbare oder tagesaktuelle
Aufgaben.
Zu den zeitlich begrenzten und geplanten Aufgaben gehörte vor allem
die Beteiligung an der Planung, inhaltlicher Zuarbeit und Durchführung
von Seminaren und Tagungen. Zu nennen sind hier die Frühjahrs-
akademie „Übergang von der Schule in den Beruf“, die organisatorische
Begleitung des Seminars „Strategies for Recruitmet“ in Kooperation mit
dem ETUI-REHS als europäische Maßnahmen. Weitere wichtige Maß-
nahmen, bei denen ich in der Organisation tätig sein konnte, waren die
Seminare „Great Britain get organized – wir auch?!“ und „Politisch-
historisches Seminar in Israel“, die als Begegnungsmaßnahmen ein-
geordnet werden können.
9
2.3 Arbeitszeit und Arbeitsmittel
Meine Arbeitszeit wurde auf 8 Stunden am Tag und somit 38,5-40
Stunden die Woche festgelegt und entsprach damit den üblichen
Regelungen im freien Arbeitsmarkt aber auch der anderen Angestellten
im Büro. Sehr entgegen kam mir dabei auch die Möglichkeit, Arbeits-
stunden zu verschieben, um mal einen ganzen Tag freizuhaben. In der
Arbeitszeit war auch der gesetzlich vorgeschriebene Urlaub enthalten.
Als Arbeitsmittel stand mir ein voll ausgestatteter Computerarbeitsplatz
mit Internet- und Telefonanbindung zur Verfügung. Daneben hatte ich
vollen Zugriff auf benötigtes Arbeitsmaterial. Für die inhaltliche Zuarbeit
stand mir eine kleine hauseigene Bibliothek zur Verfügung und
Kampagnenmaterialien.
2.4 Arbeitsumfeld und Betreuung: Akzeptanz und Integration
Ich wurde schnell und gut im Büro aufgenommen. Schon während des
Vorstellungsgespräches einige Monate zuvor wurde ich mit allen Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter des Büros bekannt gemacht. Mir wurden
von Anfang an Aufgaben und die Verantwortung dafür zugetraut. Für
Fragen standen dabei immer Leute im Büro zur Verfügung. Auch meine
eigenen Vorstellungen und Ideen wurden gerne aufgenommen und im
konstruktiven Dialog konnte ich die übernommenen Aufgaben ziel-
führend erledigen. Dabei war für mich sicherlich hilfreich, dass ich
bereits einige Erfahrungen in Büroarbeiten und bei NGOs hatte, sodass
ich mich schnell zurechtfand.
3 Kritische Beurteilung Die kritische Bewertung des Praktikums nehme ich wie folgt vor:
Zunächst informiere ich kurz über die eigenen Erfahrungen und prüfe,
ob mir ein Erfahrungsgewinn entstanden ist. Anschließend stelle ich
einen Zusammenhang zu meinem Studium her und schließe mit den
Auswirkungen auf meine Berufsvorstellungen.
10
3.1 Bestätigung der eigenen Erfahrungen; Erfahrungsgewinn
Ich bin mein Praktikum angetreten in der Erwartung eine hoch
professionelle Einrichtung kennenzulernen und auf motivierte Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter zu treffen. Das DGB-Bildungswerk, Ab-
teilung Jugendbildung hat diese Erwartungen auch voll erfüllt. Neben
einem sehr guten Umgang im Team und einer guten Arbeitsausstattung
waren auch die fachlichen Qualifikationen der Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter sowohl im Büro als auch bei hinzugezogenen Referenten von
hoher Qualität. Neu war für mich die Verteilung auf insgesamt drei
Standorte. Zwar kannte ich dies auch von meinem früheren Arbeit-
geber, allerdings waren dort die Standorte mit verschiedenen
Kompetenzen versehen und selten kam man mit den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter ins Gespräch. Auch beim DGB Bildungswerk gibt es
verschiedene Kompetenzen, die an den unterschiedlichen Standorten
angesiedelt sind, jedoch ist hier die Zusammenarbeit ungleich größer.
So werden Seminare gemeinsam geplant und durchgeführt, was auch
eine gewisse Reisetätigkeit mit sich bringt und aus anonymen Kollegen
Menschen mit Gesichtern macht. Bei den Kooperationen habe ich die
Erfahrungen machen können, wie wichtig Absprachen und Protokolle
sind. Ein wesentlicher Teil der Arbeitszeit muss auf koordinierende und
informierende Tätigkeiten verwendet werden. Geschieht dies nicht,
kann es schnell passieren, dass Aufgaben doppelt erledigt werden oder
im Vertrauen auf den jeweiligen Partner liegen bleiben. Was bei
Recherchearbeiten wenig schädlich ist, kann bei einer Seminar-
organisation zu erheblichen Verwirrungen und Verstimmungen führen
oder die gemeinsame Arbeit erheblich zurückwerfen. Beispielsweise
trifft sich der „Arbeitskreis Internationales“ nur zweimal im Jahr. Für eine
Sitzung habe ich Unterlagen zu den „European Economic Partnerships“
vorbereitet. Der Arbeitskreis wollte aufgrund dieser Unterlagen einen
Willensbildungsprozess einleiten und so eine Positionierung gegenüber
der Politik finden. Hier kann ein halbes Jahr Verzögerung dazu führen,
dass eine Positionierung nicht mehr notwendig ist, da die politischen
Entscheidungsträger das Thema bereits abschließend beraten haben
und zu einem Entschluss gelangt sind.
11
Betreffend der Organisation und Durchführung kann ich das DGB-
Bildungswerk, Abteilung Jugendbildung weiterempfehlen. Auch inhalt-
lich habe ich in den verschiedenen Themenbereichen erhebliche fach-
liche Zugewinne erfahren. Für mich, als nicht gewerkschaftlich-
sozialisiert, ist der Einstieg in das gewerkschaftliche Milieu an dieser
Stelle gut geglückt. Der erwartete „Kulturschock“ ist ausgeblieben.
Dabei war sicherlich auch eine inhaltliche Nähe hilfreich. Während
meines Praktikums habe ich mich laufend mit „Gerechtigkeitsfragen“
auseinandergesetzt. Hier befand sich eine enge Verknüpfung zu meiner
Tätigkeit bei der Evangelischen Jugend, wo ich mich ebenfalls mit ver-
schiedenen Aspekten der Gerechtigkeit auseinandersetze. Insofern war
das Praktikum auch sehr aufschlussreich um weitere Dimensionen
dieser Frage in den Blick zu bekommen: Jugendarbeitslosigkeit, den
Übergang von der Schule in den Beruf und die europäische Vernetzung
in solchen Fragen sind in der konfessionell gebundenen Jugendarbeit
wenig behandelte Themen.
Für meine berufliche Entwicklung habe ich aus dem Praktikum lernen
können, dass die Bildungsarbeit durchaus politische Aspekte beinhalten
kann. Neben dem reinen „Erklärelement“ kann es bisweilen möglich
werden, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Seminaren
Handlungsoptionen suchen und Möglichkeiten und Räume brauchen,
um ihre Vorstellungen und Ideen zu verwirklichen. An dieser Stelle
muss sich die reine Pädagogik entscheiden, ob sie die objektive
Wissensvermittlung verlässt. Die Kolleginnen und Kollegen des DGB-
Bildungswerkes entscheiden sich an dieser Stelle oft für Ziel-
formulierungen und unterstützen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
bei der Entwicklung von Aktivitäten. Dies ist natürlich auch der Aus-
richtung des DGBs geschuldet: Der DGB versteht sich in erster Linie als
Lobbyist der in ihr vereinigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Während die Evangelische Jugend immer wieder die Pluralität der
Meinungen betont, habe ich beim DGB Bildungswerk durchaus erleben
können, dass bestimmte Meinungen und Vorstellungen besonders be-
tont werden. Dies könnte langfristig dann schwierig werden, wenn nur
noch eine herrschende Lehre vertreten wird und andere Ansichten oder
12
Aspekte eines Themas nicht mehr behandelt werden. In diesem Falle
würde sich ein Meinungsmonopol entwickeln und Menschen anderer
Ansicht würde ein Zugang zu den Seminaren und Aktivitäten des DGB
Bildungswerkes erheblich erschwert (Closed Shop). Möglicherweise
muss dies aber auch als eine Art Zielgruppenorientierung und Profil-
schärfung gewertet werden. Im Vergleich mit der Evangelischen Jugend
ist durchaus kritisch anzumerken, dass ein Meinungspluralismus auch
zu einer Beliebigkeit führen kann und somit keine Hilfestellung zur Ent-
scheidungsfindung mehr bietet.
3.2 Zusammenhang zwischen Studium und Praktikum
Zunächst einmal scheint eine Bildungseinrichtung wenig interessant für
einen Studenten der Politikwissenschaft zu sein. Pädagogische
Methoden beherrschen wir nicht und wiederholt die einfachsten Zu-
sammenhänge zu erläutern stößt schnell an die Grenzen der Geduld
eines gewöhnlichen Politikwissenschaftlers.
Ist diese Bildungseinrichtung aber einer Tendenzorganisation an-
geschlossen, ändert sich die Situation. Das DGB-Bildungswerk verfolgt
keine allgemeinbildenden Ziele oder hat einen Kanon, der in Zu-
sammenarbeit mit dem Kultusministerium entwickelt wurde. Das
Bildungswerk ist frei in der Angebotsgestaltung und versteht sich als
außerschulische Lehrstätte für Demokratie und Partizipation. An den in
Kapitel 2.1 vorgestellten Seminaren lässt sich leicht erkennen, dass es
sich vor allem um Veranstaltungen der politischen Bildung handelt. Der
DGB ist als Lobbyist ständig politisch tätig und setzt sich für seine Mit-
glieder ein. Die Theorie der Seminare erhält dadurch auch eine
konkrete Umsetzung und verlässt den geschützten Raum der Bildung.
Für einen Politikwissenschaftler kann daher eine Betätigung in der
Bildung durchaus interessant sein: die vermittelte Theorie erhält einen
Praxisbezug und muss einer Überprüfung standhalten. Schlagen auf
bestimmten Annahmen formulierte Methoden wiederholt fehl, obschon
die Hypothese Erfolg verspricht, ist eine Überprüfung der zugrunde
liegenden Thesen nicht zu vermeiden. Durch die ständige Beobachtung
13
des Umfeldes kann die Materie auch intensiver verfolgt werden. Es er-
öffnet sich die Möglichkeit der Innensicht auf die Art und Weise, wie das
politische System arbeitet. Diese Erfahrungen und Eindrücke lassen
sich kaum durch Studien wiedergeben und sind daher ein wichtiges
Element für ein tiefes Verständnis des politischen Systems.
3.3 Auswirkungen auf die eigenen Berufsvorstellungen und –
pläne
Persönlich bedeuten diese Erfahrungen für mich, dass ich der
Bildungsarbeit zwar durchaus wohlgesonnen gegenüberstehe und mir
eine Anstellung im Bereich der außerschulischen Jugend- und Er-
wachsenenbildung durchaus vorstellen kann. Jedoch ist die reine
Bildungsarbeit für mich wenig interessant. Auch ich würde den Konflikt
zwischen Lobbying und Bildung zugunsten der Lobbyarbeit entscheiden
und damit würde ich die „Pfade“ der Bildungsarbeit verlassen. Mit
diesen persönlichen Voraussetzungen sehe ich mich eher als Referent,
denn als pädagogischer Angestellter für ein bestimmtes Themengebiet
in einem Verband, einer Organisation, Stiftung oder politischen Ein-
richtung.
14
B. WISSENSCHAFTLICHER TEIL
1. Einführung Zwei der größten Jugendverbände in Deutschland sind die DGB-
Jugend und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in
Deutschland (aej). Beide Jugendverbände wurzeln in traditionsreichen
„Erwachsenenverbänden“ und haben zunächst die gleiche Zielgruppe:
Jugendliche in Deutschland. Beide Verbände greifen in ihrer Arbeit mit
Jugendlichen die Frage nach Gerechtigkeit auf und bearbeiten sie an
verschiedenen Themen und Projekten, die oftmals einen partizipativen
Ansatz verfolgen. Beide Verbände legen großen Wert darauf, dass
Jugendliche ihre Interessen selbst artikulieren und vertreten und stellen
hierfür die notwendigen Ressourcen bereit. Daraus lassen sich zu-
nächst zwei, sich einander widersprechende Vermutungen ableiten:
die Verbände stehen in Konkurrenz zueinander
die Verbände kooperieren eng miteinander und koordinieren ihre
Aktivitäten
Ein Blick auf die Jugendverbandslandschaft zeigt, dass die Verbände
zwar gemeinsam im Deutschen Bundesjugendring (DBJR) vertreten
sind und dort auch ein gewisses Potenzial entfalten, jedoch sind alle
bundesweit bedeutende Jugendverbände, wenn sie nicht der Sport-
oder Parteijugend angehören, im DBJR vertreten. Eine gemeinsame
Arbeit von aej und DGB-Jugend findet zumindest auf Bundesebene nur
punktuell, nicht jedoch institutionalisiert statt. So kann die Annahme
einer engen Zusammenarbeit zwischen den Verbänden verworfen
werden. Es könnte Konkurrenzkampf um die Zielgruppe „Jugendliche“
zwischen beiden Verbänden herrschen. Jedoch gibt es keine
Kampagnen, den einen Verband zugunsten des anderen zu verlassen.
Doppelmitgliedschaften in beiden Verbänden sind möglich. Auch eine
Karriere ist in beiden Verbänden möglich, wenn man sich „als be-
kennender Christ“ oder „bekennender Gewerkschafter“ bezeichnet. So
lässt sich ein Nebeneinander der Verbände feststellen.
15
In diesem Teil des Praktikumsberichtes soll daher das Verhältnis der
beiden Verbände zu ihrer Umwelt untersucht werden. Haben die Ver-
bände eine Innenperspektive und sind daher wenig an einer Zu-
sammenarbeit interessiert? „Gerechtigkeit“ ist ein zentraler Begriff in
den Verlautbarungen der Verbände. Daher wird im Folgenden eine Be-
griffsverortung vorgenommen und ein quantitatives Untersuchungs-
design entwickelt, mit dem die Periodika der Verbände miteinander ver-
glichen werden sollen. Die Ergebnisse des Vergleiches könnten Auf-
schluss darüber geben, ob die Verbände über unterschiedliche Vor-
stellungen von „Gerechtigkeit“ verfügen und ob dies eine Erklärung für
das Nebeneinander der Verbände ist. Die zu beantwortende Hypothese
lautet: Wenn zwei Verbände unterschiedliche Aspekte der Gerechtigkeit
betonen, hat dies jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf ihr Ver-
hältnis zu ihrer Umwelt (Mitglieder, dritte Organisationen und zu den
Nichtmitgliedern). Wird in einem Verband das Verhältnis zu den Mit-
gliedern betont, entsteht kein Konkurrenzkampf zu anderen Verbänden.
2. Gerechtigkeit im Jugendverband Der Begriff „Gerechtigkeit“ kann als zentrales Thema der politischen
Ethik gesehen werden. Er hat einen enormen Einfluss auf die politische
Theorienbildung: die Kritik am herrschenden System und die Be-
nennung von Ungerechtigkeiten ist immer wieder die Grundlage für die
Entwicklung oder Erweiterung von Theoriensystemen und auch be-
stehenden Strukturen oder Institutionen.
„Die zentrale Bedeutung von Gerechtigkeit drückt sich auch darin aus, daß sie in allen drei Dimensionen politischer Ethik auftaucht: als Ziel, als Eigenschaft von Institutionen, als sittliche Qualität der Handelnden.“ (Sutor 1997:65)
Der Begriff „Gerechtigkeit“ kann in drei Dimensionen unterteilt werden,
die durch verschiedene Kriterien einer Analyse zugänglich gemacht
werden:
16
Tausch-, Verkehrs- oder Vertragsgerechtigkeit: bezieht sich auf
das Verhältnis von Personen und Personengruppen unter-
einander
gesetzliche Gerechtigkeit: bezieht sich auf das Verhältnis der
Personen und Gruppen zum sozialen Verband und damit auch
zum Staat
austeilende Gerechtigkeit oder Teilhabegerechtigkeit: bezieht
sich auf das Verhältnis des sozialen Verbandes bzw. seiner
Repräsentanten zu den Einzelnen und den Gruppen.
(nach Sutor 1997:67)
Bei der Tausch-, Verkehrs- und Verteilungsgerechtigkeit stehen ins-
besondere die Kriterien Toleranz (Anerkennung des Rechts der
Anderen), Fairness und Erfüllung der Verträge im Vordergrund. Die
gesetzliche Gerechtigkeit hebt auf das Kriterium der Loyalität ab, fordert
also die Erfüllung von Gesetzen, Anerkennung der Legitimität der Herr-
schaft und die Bereitschaft zum Gemeinwohl beizutragen. Schließlich
wird unter der Verteilungs- und Teilhabegerechtigkeit das Kriterium
„Gerechtigkeit gegen jedermann“ geprüft. Es geht hierbei um die
Formel „gleiches gleich zu behandeln und ungleiches ungleich zu be-
handeln“. Es gilt festzustellen, welche Tatbestände wirklich gleich sind
und daher eine gleiche Behandlung verdienen und diese von scheinbar
gleichen, in Wahrheit jedoch ungleichen Tatbeständen zu unter-
scheiden und diese dann auch wirklich ungleich aber dennoch an-
gemessen zu behandeln.
In Reinform sind diese Dimensionen der Gerechtigkeit in nicht zu
finden, sie alle beinhalten und bedingen einander, zeitweilig werden
jedoch bestimmte Merkmale besonders betont. Für eine vergleichende
Untersuchung eignet sich jedoch die Überprüfung der Merkmale nicht,
da in der Regel alle Merkmale in Handlungen gefunden werden können
und die Intensität der Merkmale durch den Betrachter gewichtet
werden. In dieser Untersuchung werden daher aus den Dimensionen
und Kriterien abgeleitete Merkmale zugrunde gelegt, die eine Tabelle
wie folgt erfassen soll:
17
Tabelle 1: Prüfungsdesign
Dimension Tausch-, Verkehrs-, Vertragsgerechtigkeit
gesetzliche Gerechtig-keit
Verteilungs-, Teil-habegerechtigkeit
Prüfungs-gegenstand
Verhältnis nach Innen (gegenüber den eigenen Mitgliedern als Zielgruppe der Handlung)
Verhältnis gegenüber Dritten (Einrichtungen, Organisationen und Institutionen als Ziel der Handlung
Verhältnis nach Außen (gegenüber Nichtmitgliedern als Zielgruppe der Handlung)
Quelle: eigene Darstellung
Für die Untersuchung wurden die jeweiligen periodischen Verbands-
organe herangezogen, die zwischen April 2007 und März 2008 er-
schienen sind: die „aej-Information“, mit vier Ausgaben je ca. 50 Seiten,
für die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend. Für die DGB-
Jugend „soli aktuell“, das monatlich erscheint und acht Seiten umfasst.
Im Bezugszeitraum ist eine Ausgabe als Doppelausgabe für zwei
Monate mit 16 Seiten erschienen. Weiterhin wurde eine in den Bezugs-
zeitraum fallende Ausgabe „soli extra“ hinzugezogen, die 16 Seiten um-
fasst. Für die aej stehen somit vier Ausgaben der „aej-Information“ mit
insgesamt rund 190 Seiten zur Verfügung. Für die DGB-Jugend stehen
elf Ausgaben „soli“ und eine Ausgabe „soli extra“ mit insgesamt 112
Seiten zur Auswertung bereit.
3. Die Untersuchung der Periodika In Klammern befinden sich jeweils die Gesamtzahl der ausgewerteten
Artikel. Einige Artikel haben auf zwei oder drei Kategorien gepasst. In
diesem Fall wurden sie der Kategorie zugeordnet, die am gewichtigsten
erschien.
18
Tabelle 2: Artikelübersicht „aej-Information“ (2/2007-1/2008)
Dimension Tausch-, Verkehrs-, Vertragsgerechtigkeit
gesetzliche Gerechtig-keit
Verteilungs-, Teil-habegerechtigkeit
Prüfungs-gegenstand
Verhältnis nach Innen (gegenüber den eigenen Mitgliedern als Zielgruppe der Handlung)
Verhältnis gegenüber Dritten (Einrichtungen, Organisationen und Institutionen als Ziel der Handlung
Verhältnis nach Außen (gegenüber Nichtmitgliedern als Zielgruppe der Handlung)
aej-Information 2/2007
13 (23) 4 (23) 6 (23)
aej-Information 3/2007
13 (32) 12 (32) 7 (32)
aej-Information 4/2007
7 (25) 13 (25) 5 (25)
aej-Information 1/2008
5 (25) 10 (25) 10 (25)
Gesamt 38 (105) Anteil: 36 %
39 (105) Anteil 36 %
28 (105) Anteil: 29 %
Quelle: eigene Darstellung.
Die Untersuchung der aej-Information zeigt ein relativ ausgeglichenes
Bild in der Berichterstattung hinsichtlich der Tausch-, Verkehrs- und
Verteilungsgerechtigkeit und der gesetzlichen Gerechtigkeit. Immer
noch hoch, wenn auch abfallend gegenüber den ersten beiden
Dimensionen ist die Berichterstattung in der Dimension der Verteilungs-
oder Teilhabegerechtigkeit. Diese rein quantitative Übersicht zeigt deut-
lich, dass der Verband das Verhältnis gegenüber seinen Mitgliedern
und anderen Organisationen in der Berichterstattung betont. Wichtig ist
auch die Berichterstattung über das Verhältnis zu den Nichtmitgliedern,
die etwas geringer als ein Drittel der Gesamtberichterstattung ist. Das
ist für einen konfessionell gebundenen Verband zu erwarten, da der
Einsatz für andere zu den christlichen Grundüberzeugungen gehört.
Eher ist hier die Frage zu stellen, warum die Nichtmitglieder des Ver-
bandes eine im Vergleich geringere Aufmerksamkeit erhalten als die
beiden anderen Gruppen. Bei der aej ist die Tendenz über das Verhält-
nis nach Innen zu berichten eher rückläufig, während sich die Bericht-
erstattung über das Verhältnis gegenüber Dritten auf einem hohen
19
Niveau „eingependelt“ hat. Dagegen schwankt die Berichterstattung
über das Verhältnis zu Nichtmitgliedern und ist wahrscheinlich sehr
stark von aktuellen Ereignissen innerhalb und außerhalb des Ver-
bandes abhängig.
Tabelle 3: Artikelübersicht „soli aktuell“ (4/2007-3/2008)
Dimension Tausch-, Verkehrs-, Vertragsgerechtigkeit
gesetzliche Gerechtig-keit
Verteilungs-, Teil-habegerechtigkeit
Prüfungs-gegenstand
Verhältnis nach Innen (gegenüber den eigenen Mitgliedern als Zielgruppe der Handlung)
Verhältnis gegenüber Dritten (Einrichtungen, Organisationen und Institutionen als Ziel der Handlung
Verhältnis nach Außen (gegenüber Nichtmitgliedern als Zielgruppe der Handlung)
soli aktuell 04/2007
4 (9) 2 (9) 3 (9)
Soli aktuell 5/2007
6 (11) 2 (11) 3 (11)
soli aktuell 6/2007
3 (8) 3 (8) 2 (8)
soli aktuell 7/2007
6 (10) 2 (10) 2 (10)
soli aktuell 8+9/2007
4 (19) 10 (19) 5 (19)
soli aktuell 10/2007
3 (9) 4 (9) 2 (9)
soli aktuell 11/2007
2 (9) 5 (9) 2 (9)
soli aktuell 12/2007
1 (7) 4 (7) 2 (7)
soli aktuell 01/2008
4 (11) 3 (11) 4 (11)
soli aktuell 02/2008
4 (10) 2 (10) 4 (10)
soli aktuell 03/2008
4 (9) 2 (9) 3 (9)
soli extra Herbst 2007
7 (9) 2 (9) 0 (9)
Gesamt 48 (121) Anteil: 40 %
41 (121) Anteil: 34 %
32 (121) Anteil: 26 %
Quelle: eigene Darstellung.
20
Die quantitative Untersuchung der Publikation der DGB-Jugend weist
mit 40 % der gesamten Berichterstattung einen hohen Anteil an Be-
richterstattungen über das Verhältnis zu den eigenen Mitgliedern aus.
Auch die Berichterstattung über das Verhältnis zu dritten Einrichtungen
ist mit 34 % noch ein Drittel der vollständigen Berichterstattung. Die
Berichterstattung aus der Dimension der Verteilungs- und Teilhabe-
gerechtigkeit ist mit einem Anteil von 26 % um rund ein Drittel geringer
als die Berichterstattung gegenüber den eigenen Mitgliedern. Bei der
DGB-Jugend kann ein Erklärungsansatz zu diesem Bild der Bericht-
erstattung darin liegen, dass die DGB-Jugend eine starke Orientierung
nach Innen aufweißt und hier viele Themengebiete bearbeitet, die die
Kapazitäten des Verbandes binden. Generell „pendeln“ die Bericht-
erstattungen jedoch stark und es lassen sich keine Trends erkennen,
außer der relativ starken Berichterstattung über das Verhältnis nach
Innen. Möglicherweise haben externe Einflüsse auf die Themen der
DGB Jugend einen erheblichen Einfluss, was die Schwankungen in der
Berichterstattung, insbesondere auch über das Verhältnis zu Dritten
erklären könnte.
Tabelle 4: Gegenüberstellung der Berichterstattung
Dimension Tausch-, Verkehrs-, Vertragsgerechtigkeit
gesetzliche Gerechtig-keit
Verteilungs-, Teil-habegerechtigkeit
Prüfungs-gegenstand
Verhältnis nach Innen (gegenüber den eigenen Mitgliedern als Zielgruppe der Handlung)
Verhältnis gegenüber Dritten (Einrichtungen, Organisationen und Institutionen als Ziel der Handlung
Verhältnis nach Außen (gegenüber Nichtmitgliedern als Zielgruppe der Handlung)
aej Information
38 (105) Anteil: 36 %
39 (105) Anteil 37 %
28 (105) Anteil: 29 %
soli aktuell 48 (121) Anteil: 40 %
41 (121) Anteil: 34 %
32 (121) Anteil: 26 %
Quelle: eigene Darstellung.
21
Die reine Gegenüberstellung der Berichterstattung zeigt, dass die
Jugendverbände in ihrer Berichterstattung im vergangenen Jahr relativ
nah beieinanderliegen. Dabei präsentierte sich die aej jedoch noch als
ein Stück weit offener gegenüber Dritten als die DGB-Jugend. Jedoch
schwanken die Werte der Berichterstattung teilweise erheblich und für
belastbare Ergebnisse reicht der Untersuchungszeitraum bei Weitem
nicht aus. Hier können lediglich Tendenzen aufgezeigt werden und
Hypothesen formuliert werden, wie in der Einzelauswertung jeweils ge-
schehen.
4 Fazit Der Vergleich der Periodika beider Verbände zeigt deutlich eine starke
Orientierung nach Innen, die bei der DGB-Jugend ausgeprägter ist als
bei der aej. Das ist wenig überraschend für Mitgliedsverbände, die sich
gegenüber ihren Mitgliedern legitimieren müssen. Die Dachverbände
fordern Ressourcen ihrer Mitglieder und müssen daher auch Ergeb-
nisse und Leistungen anbieten. Auch in der zweiten Dimension der Ge-
rechtigkeit, im Verhältnis gegenüber anderen Organisationen sind beide
Verbände ähnlich stark aufgestellt und verwenden etwa ein Drittel ihrer
Kapazitäten in diesem Feld. Bei der DGB-Jugend ist dieser Anteil etwas
geringer als bei der aej, was jedoch nicht zwingend auf weniger Aktivi-
täten zurückzuführen sein muss. Möglicherweise ist die Anzahl der im
Feld der DGB-Jugend handelnden Akteure geringer, was hier auch eine
geringere quantitative Aktivität erklären würde. In der dritten Dimension
der Gerechtigkeit, in dem Verhältnis nach Außen (gegenüber Nicht-
mitgliedern) fallen beide Verbände in ihren Aktivitäten ab. Unter diese
Aktivitäten wurde nur gezählt, was nicht zur Mitgliederwerbung gehört,
sondern selbstlos gegenüber Dritten geschieht. Es ist jedoch nicht ein-
fach, diesen Bereich abzugrenzen: eine Kampagne „Kinderrechte in die
Verfassung aufnehmen“ der aej kann aus der Sache heraus nicht ein-
geschränkt werden. Der Verband würde sich in das politische Abseits
manövrieren, würde gefordert „Kinderrechte für evangelische Kinder in
die Verfassung aufzunehmen“. Ähnlich bei der DGB-Jugend: die
22
Initiative „Ausbildung für alle“ kann unmöglich bei den Nicht-DGB-
Mitgliedern haltmachen.
Hier liegen die Grenzen der quantitativen Untersuchung: es kann nicht
inhaltlich erfasst werden, wie, womit und in welcher Intensität sich die
Verbände befassen. Eine solche qualitative Untersuchung muss jedoch
erfolgen, um die eingangs gestellte Hypothese abschließend be-
antworten zu können. Aus dem quantitativen Vergleich lässt sich eine
Vermutung ableiten, dass beide Verbände eine starke Ausrichtung auf
ihre Mitgliedern haben und somit die jeweils in den Verbänden betonten
Aspekte von Gerechtigkeit bearbeiten. Offensichtlich sind diese unter-
schiedlich und mit wenigen Berührungspunkten. Dies erklärt das
Nebeneinander beider Verbände, obwohl es Berührungspunkte auf
institutioneller Ebene gibt und auch über die gemeinsame Zielgruppe
Kooperationen vorstellbar wären. Insofern kann die eingangs gestellte
Hypothese zumindest teilweise bejaht werden – es entsteht kein
Konkurrenzkampf zwischen den Verbänden, wenn das Verhältnis zu
den Mitgliedern betont wird. Der erste Teil der Hypothese muss aber
verworfen werden: „Wenn zwei Verbände unterschiedliche Aspekte der
Gerechtigkeit betonen, hat dies jeweils unterschiedliche Auswirkungen
auf das Verhältnis zu ihrer Umwelt.“ Dies kann die quantitative Unter-
suchung so nicht bestätigen. Zu dicht liegen die Ergebnisse bei-
sammen, als das eine unterschiedliche Betonung des Gerechtigkeits-
begriffes festgestellt werden kann. Eine quantitative Untersuchung
könnte Erkenntnisse über das inhaltliche Verständnis des Begriffs
bringen und eventuelle elementare Unterscheidungen bringen.
23
C. LITERATURVERZEICHNIS aej (Hrsg.) (2007): aej-Information 2/2007.
aej (Hrsg.) (2007): aej-Information 3/2007.
aej (Hrsg.) (2007): aej-Information 4/2007.
aej (Hrsg.) (2008): aej-Information 1/2008.
DGB Bildungswerk (Hrsg.) (o.D.): Jugendbildung Programm 2006.
DGB Bildungswerk (Hrsg.) (o.D.): Kurzdarstellung DGB Bildungswerk,
im Internet: http://www.dgb-bildungswerk.de/index.php?option=com_
content&task=view&id=12&%20itemid=9itemid=9, [16. April 2008].
DGB Bildungswerk (Hrsg.) (o.D.): Wir über uns, im Internet:
www.jugendbildungszentrum.de/jugendbildung/content/index.php?optio
n=com_content& task=view&id=86&Itemid=67, [16.April 2008]
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 4/2007.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 5/2007.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 6/2007.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 7/2007.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 8+9/2007.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 10/2007.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 11/2007.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 12/2007.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007):soli aktuell 1/2008.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 2/2008.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli aktuell 3/2008.
DGB Jugend (Hrsg.) (2007): soli extra Herbst 2007.
Sutor, Bernhard (1997): Kleine politische Ethik.
24
D. ANHANG
Organigramm 1: Struktur DGB Bildungswerk
DGB-Bundesvorstand
Geschäftsführung
Verwaltungsleitung
Tageszentren
AG
Geschäftsbereichs-leitungen
Betriebsratsqualifi-zierung
Jugendbildung Migration und
QualifikationNord-Süd-Netz
Geschäfts-entwicklung
Quelle: Eigene Darstellung
25
Organigramm 2: Struktur der Bildungsarbeit in Hattingen
DGB Jugend
Struktur der Bildungsarbeit im Jugendbildungszentrum Hattingen
DGB Bildungswerk e.V.
Jugendbildungszentrum
Hotel
AbteilungJugendbildung
Träger
DGB Bund
DGB Bezirk NRW
Beleger
Beleger
gemeinsameFes legungder Inhalte
Kooperationen bei den Inhalten
BJAAbteilung Jugend NRWHauskreis NRW
Einflussauf Inhalte
Einflussauf Inhalte
BuJaBeirat
Abteilung Jugend Bildungswerk
Bildungsverantwortliche bei Bezirken und GewerkschaftenEhrenamtliche und Hauptamtliche in den Organisationen
Quelle: eigene Darstellung