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Praktikumsbericht Praktikumsgeber: Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Vaasa Praktikumsdauer: 2. September bis 12. Dezember 2014 Studienfach: Deutsch als Fremdsprache

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Praktikumsbericht

Praktikumsgeber: Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Vaasa

Praktikumsdauer: 2. September bis 12. Dezember 2014 Studienfach: Deutsch als Fremdsprache

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1. Vorbereitung des Praktikums und Erwartungen Vom 2. September bis 12. Dezember 2014 absolvierte ich ein Praktikum am Institut für

Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Vaasa in Finnland. Um im Vergleich zum

theoretischen Master mehr Praxiserfahrung im Bereich Deutsch als Fremdsprache

sammeln zu können, entschloss ich mich zwischen dem zweiten und dritten Semester ein

„Pausenjahr“ zu machen. In dieser Zeit machte ich verschiedene Praktika, unter anderem

in Vaasa. Die Praktikumsstelle an der Universität entdeckte ich über die Datenbank des

Praxisbüros der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften in Moodle. Ich bewarb

mich im Januar 2014, erhielt im Februar die Zusage und kümmerte mich im Anschluss so

schnell wie möglich um Flüge, eine Unterbringung und die Bewerbung um ein „Erasmus +“-

Stipendium. Von meiner Betreuerin erhielt ich eine sehr hilfreiche Liste mit Punkten, die ich

vor, während und nach dem Praktikum erledigen sollte. Weiteres besprachen wir auch in

Skype-Gesprächen, bei denen ich die Möglichkeit hatte, genauere Fragen zu stellen.

Es empfiehlt sich, bei der Organisation VOAS möglichst früh und auch immer wieder

anzufragen, um einen Platz im Studentenwohnheim zu erhalten. Im Herbstsemester

(September bis Dezember) ist es meistens schwieriger, da mehr Erasmus-Studenten als

im Frühjahrssemester (Januar bis April) kommen. Da ich bereits im Voraus von der

schwierigen Situation gehört hatte, und VOAS mir frühestens (!) Ende August eine Zu- oder

Absage zukommen lassen wollte, entschied ich mich für eine private Unterkunft. Bereits

zwei Praktikantinnen des Instituts hatten vorher bei der Familie gewohnt, die drei Zimmer

ihres Hauses an Austauschstudenten vermietet. Die Situation bei der Familie war angenehm,

wenngleich man bestimmte Regeln zu befolgen hatte. Mit meinen Mitbewohnerinnen aus

Brasilien und der Schweiz verstand ich mich sehr gut. Der Weg zur Universität dauerte etwa

eine halbe Stunde mit dem Fahrrad und somit auch deutlich länger im Vergleich zu den

meisten Studentenwohnheimen.

Wichtig war auch die Bewerbung um die finanzielle Förderung durch Erasmus. Da zu dieser

Zeit die Umstellung auf das neue Programm Erasmus + stattfand, gab es viele

Verzögerungen, Komplikationen und Kürzungen, sodass der Prozess nicht immer leicht war.

Im Rahmen der Bewerbung für Erasmus + nahm ich auch an einem ganztägigen Workshop

für „Interkulturelle Sensibilisierung“ teil, der von Studierenden von Sinik-Munich

(studentische Initiative für interkulturelle Kompetenz) durchgeführt wurde. Da ich bereits

durch mein voriges Bachelorstudium und durch den DaF-Master sehr viel über interkulturelle

Kommunikation wusste, konnte ich nicht viel Neues mitnehmen. Dennoch fand ich den

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Workshop sehr gut organisiert, wichtige Punkte wurden nochmal ins Gedächtnis gerufen und

es bestand die Möglichkeit, sich mit anderen Studierenden auszutauschen.

Im Vorfeld des Praktikums versuchte ich, mir zumindest Grundfertigkeiten in der finnischen

Sprache anzueignen, aus Zeitgründen kam diese Vorbereitung allerdings zu kurz. In Finnland

nahm ich dann an einem „Finnish Survival Course“ für Austauschstudenten und am

„Language Buddy“-Programm teil.

Zur weiteren Vorbereitung stellte ich einige Unterrichtsmaterialien zusammen, von denen

ich meinte, dass sie eventuell in der Praxis hilfreich sein könnten.

Ich erhoffte mir von dem Praktikum insbesondere, Einblicke in die Arbeitswelt an einer

Universität zu erhalten und Erfahrungen im Unterrichten von Erwachsenen zu erhalten.

Meine bisherige Unterrichtspraxis beschränkte sich auf Kindergarten- und Grundschulkinder

sowie Jugendliche, sodass ich auch gerne den „klassischen DaF-Unterricht“ für erwachsene

Lerner kennenlernen wollte.

2. Beschreibung der Praktikumsinstitution Die Stadt Vaasa hat etwa 65.000 Einwohner und liegt im Westen Finnlands am Meer. Vaasa

ist offiziell eine zweisprachige Stadt, etwa drei Viertel der Bevölkerung sprechen Finnisch als

Erstsprache, etwa ein Viertel Schwedisch. Die Universität Vaasa (Vaasan yliopisto) ist mit

knapp 6.000 Studenten die größte Universität der Stadt Vaasa. Das Institut für Deutsche

Literatur und Sprache mit seinen zwei Professoren und fünf Lektoren ist der Philosophischen

Fakultät untergeordnet. Die meistverwendete Sprache ist Deutsch, durch die

Zusammensetzung des Kollegiums und der Studenten ergibt sich aber eine dreisprachige

Situation mit Finnisch, Schwedisch und Deutsch. Die Mitarbeiter des Instituts arbeiten eng

mit dem Sprachenzentrum der Universität zusammen, an dem ebenfalls Deutschkurse

angeboten werden. Die Niveaustufen reichen hier von A1 bis zu B1, wobei die Anfängerkurse

am beliebtesten sind.

Die Studienanfänger im Bachelorstudiengang Germanistik müssen zur Aufnahme einen

Sprachtest absolvieren, in dem sie mindestens das Niveau A2 erreichen. Die 16 Erstsemester,

mit denen ich den meisten Kontakt hatte, waren eine sehr heterogene Gruppe. Einige

Studentinnen hatten bereits ein Jahr oder länger als Au-pair in Deutschland verbracht,

während andere knapp den Aufnahmetest bestanden hatten. Besonders in der mündlichen

Sprachkompetenz war das Niveau sehr unterschiedlich, sodass es auch häufig zu

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Herausforderungen im Unterricht kam.

3. Beschreibung der verschiedenen Aufgaben Meine Aufgaben waren sehr vielfältig und umfassten sowohl Hospitationen in verschiedenen

Unterrichtsformaten als auch verschiedene organisatorische Tätigkeiten. Im Folgenden

werden konkret die Hospitationen, eigene Unterrichtsversuche und die Organisation von

Veranstaltungen beschrieben.

An meiner Praktikumsinstitution hatte ich ein Büro, in dem ich sehr gut meinen Unterricht

vorbereiten, Veranstaltungen planen oder andere organisatorische Dinge erledigen

konnte. Das Praktikum war als Vollzeitbeschäftigung (40 h/Woche) ausgeschrieben, die ich

auch jede Woche erfüllte. Die Arbeitszeiten sind relativ flexibel; meistens war ich zwischen

8.00 und 18.00 Uhr im Büro oder in den verschiedenen Kursen. Manchmal habe ich auch

abends noch E-Mails geschrieben, meinen Unterricht vorbereitet oder mit meiner Betreuerin

über Skype Rücksprache gehalten.

Bereits in Deutschland hatte ich Literatur für ein Seminar zu Bernhard Schlinks „Der

Vorleser“ recherchiert und gescannt, da die Auswahl an deutscher Literatur in der Bibliothek

in Vaasa eher übersichtlich war. Diese Recherche führte ich in Finnland weiter, konkret

sichtete und scannte ich verschiedene Artikel und Beiträge zu Themen, die von Studenten in

ihren Referaten behandelt wurden (beispielsweise die Rolle des Analphabetismus in „Der

Vorleser“).

Neben der Hospitation im Unterricht hatte ich auch weitere Aufgaben zur Recherche und

Organisation verschiedener Projekte. Alle ein bis zwei Wochen fanden Institutssitzungen und

Sitzungen statt, in denen die zahlreichen Veranstaltungen besprochen wurden. Des

Weiteren unterstützte ich meine Betreuerin hin und wieder bei der Korrektur von

studentischen Textproduktionen. Da meine Betreuerin auch die ansässige DAAD-Lektorin

war, erfuhr ich auch viel darüber, welche Aufgaben diese Tätigkeit umfasst. Meine Aufgabe

war es, regelmäßig den DAAD-Handapparat zu aktualisieren, also neue Bücher zu

registrieren, einzusortieren und in die Liste einzutragen.

3.1 Hospitation und eigene Unterrichtsversuche an der Universität Vaasa A1-Kurs am Sprachenzentrum

Der Deutsch-Anfängerkurs für Studierende aller Fakultäten fand montags und mittwochs

jeweils von 8.30 bis 10 Uhr statt. Als Lehrwerk wurde Menschen vom Hueber Verlag

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verwendet. Die Unterrichtssprache war hauptsächlich Finnisch, wenngleich im Verlauf des

Kurses mehr und mehr Deutsch gesprochen wurde. Ich beobachtete zunächst den

Unterricht und übernahm nach einigen Stunden eigene kleine Übungen und

entwickelte kurze Auflockerungsübungen und Spiele. Hier hatte ich die Möglichkeit auch

eigene Materialien auszuprobieren.

Dieser Kurs stellte für mich persönlich eine große Herausforderung dar: Einerseits war die

Gruppe mit 35 Teilnehmern mit Abstand die größte, die ich bis jetzt unterrichtet hatte,

sodass ich relativ nervös war. Andererseits war diese Gruppe sehr heterogen, denn viele

Studierende hatten bereits Deutsch gelernt, während andere tatsächlich „Null-Anfänger“

waren. An der Universität Vaasa ist jeder Student verpflichtet, einen Sprachkurs zu

absolvieren. Um den Aufwand zu minimieren und eine gute Note in der Prüfung zu erhalten,

besuchen viele A1-Kurse, obwohl sie die Sprache bereits über dieses Niveau heraus

beherrschen. Ich hatte oft das Gefühl, dass dies besonders zu Lasten der Studierenden geht,

die sich tatsächlich auf A1-Niveau befinden und motiviert sind, die Sprache zu erlernen.

Häufig war es schwer, die Teilnehmer zur Mitarbeit zu ermuntern und ihnen irgendeine Art

von Feedback zu entlocken. Diese Passivität könnte allerdings auch der frühen Stunde und

der zu dieser Uhrzeit herrschenden Dunkelheit geschuldet sein...

Grammatikkurs als Teil des „Deutsch kompakt“-Pakets

Im BA-Studiengang Germanistik belegen die Studierenden im ersten Semester das

sogenannte Sprachpaket „Deutsch kompakt“. Die Kurse in Grammatik, Phonetik, Mündliche

Fertigkeiten und Textkompetenz sollen den Teilnehmern gezielt Kompetenzen im Deutschen

vermitteln und ihnen den Einstieg ins Studium erleichtern.

Im Grammatikkurs, der zweimal wöchentlich stattfand, war ich ab der ersten

Unterrichtsstunde fest eingebunden. Als Grundlagenwerk wurde das Lehr- und Übungsbuch

der deutschen Grammatik vom Hueber Verlag verwendet, ergänzend verwendete ich

viele Übungen aus Grammatik und Konversation 1/2 von Klett/Langenscheidt. Die Dozentin

band mich meist in die Unterrichtsplanung mit ein, ich durfte eigene Teile unterrichten und

eigene Unterrichtsmaterialien ausprobieren, was ich sehr zu schätzen wusste. Häufig

vertiefte ich die theoretisch besprochenen grammatischen Themen durch Partner- oder

Gruppenübungen und Spiele. Besonders gefreut hat mich das positive Feedback der

Studierenden auf eine Bewegungsübung zum Satzbau und zu den Wechselpräpositionen, die

ich auf Grundlage einer Übung für „meine“ Vorschulkinder entwickelt hatte.

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Auch bei der Erstellung und Korrektur der Abschlussklausur war ich involviert, was eine sehr

hilfreiche Erfahrung war.

Mündliche Fertigkeiten als Teil des „Deutsch kompakt“-Pakets

Ab der zweiten Semesterhälfte besuchten die Erstsemester einen Kurs, der ihre mündlichen

Fertigkeiten im Deutschen weiter verbessern sollte. Die Studierenden konnten zu Beginn des

Kurses auch Wünsche äußern, welche Themen sie gerne besprechen würden. Ich

hospitierte in dem Kurs und übernahm die letzten zwei Sitzungen, da die Dozentin krank

war. Bisher hatte ich immer nur Teile der verschiedenen Kurse übernommen, aber

noch nie eine komplette Stunde geplant. Besonders die Tatsache, dass der Kurs auf die

mündlichen Fertigkeiten abzielte, war für mich eine Herausforderung. Man kann sich nur

teilweise auf schriftliche Grundlagen stützen und komplett freies Sprechen war für die

Teilnehmer zu schwierig. Deswegen fand ich es recht schwierig, die richtige Mischung zu

finden und den Lernern ausreichend Anhaltspunkte zu geben ohne sie zu überfordern. In

den von mir geplanten Stunden ging es um die Themen „Höflichkeit“ (Siezen vs. Duzen),

„Universität und Studium“ (Vokabular und Alltagssprache, die bei einem eventuellen

Erasmus-Aufenthalt hilfreich sein könnten) und „Redewendungen“ (Kennenlernen und

Interpretation im deutschen Sprachgebrauch typischer Wendungen).

Rede- und Präsentationstechnik

In diesem Kurs, der von den Studierenden meist im ersten Semester belegt wird, geht es

ebenfalls um mündliche Kompetenzen, wie Diskutieren, Argumentieren, Freies Sprechen,

Präsentieren etc. In diesem Kurs hospitierte ich hauptsächlich und bereitete zudem eine

Präsentation zu den verschiedenen Partneruniversitäten der Universität Vaasa in

Deutschland und Österreich vor. Ziel der Präsentation war es einerseits, den Studierenden

ihre Möglichkeiten aufzuzeigen und ihnen Lust auf einen Auslandsaufenthalt zu machen.

Andererseits sollte die Präsentation als praktisches Beispiel dafür dienen, welche Aspekte bei

einem Vortrag berücksichtigt werden müssen. Des Weiteren erstellte ich ein Muster-

Handout, an dem sich die Studierenden für ihre eigenen Vorträge und Handouts orientieren

konnten.

3.2 Hospitation und eigene Unterrichtsversuche an anderen Institutionen Um Werbung für die Sprache Deutsch zu machen, besuchte ich verschiedene Institutionen in

und um Vaasa, an denen Deutschunterricht angeboten wird. Dieses Interesse wurde

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besonders durch die Netzwerkveranstaltung gesteigert, an der viele Deutschlehrer

teilnahmen. Ich besuchte den Unterricht, bereitete eigene kurze Präsentationen und

Übungen vor und stand für Fragen zur Verfügung. Die meisten Schüler erlebten zum

ersten Mal eine deutsche Muttersprachlerin, sodass sie sich mit der

Unterrichtsbeteiligung zunächst zurückhielten. Im Laufe des Unterrichts wurden sie aber

zunehmend aktiv, arbeiteten gut mit und stellten auch Fragen. Wie bereits bei den

Studenten kam bei Fragen ans Plenum kaum eine Reaktion, sodass ich hauptsächlich

Partner- und Gruppenübungen durchführte. So konnten sich die Schüler im geschützten

Umfeld mit den Aufgaben beschäftigen.

An drei verschiedenen Gymnasien besuchte ich verschiedene Klassen, präsentierte kurz

etwas zum deutschen Schulsystem, Abiturtraditionen, zum Essen in Deutschland,

Weihnachten in Deutschland, zur Stadt München oder zum Oktoberfest.

An der Schwedischen Wirtschaftsuniversität besuchte ich einen Konversationskurs auf B1-

Niveau. Ich bereitete eine Präsentation zum deutschen Bildungssystem vor und war auch

angenehm überrascht, dass die Studierenden sich viele Fragen an mich überlegt hatten

und sehr kommunikativ waren.

Interessant fand ich auch, welch unterschiedliches Empfinden oder persönliche Vorlieben bei

Lehrern vorliegen. Während ein Lehrer mich ermahnte, langsamer zu sprechen, da seine

Schüler es nicht gewohnt seien, jemanden so schnell sprechen zu hören, kritisierte mich eine

andere Lehrerin, ich solle etwas schneller sprechen, da es sonst zu langweilig würde. Ich

versuchte mich stets an das Niveau der Schüler anzupassen, sprach im Zweifelsfall etwas

langsamer und wiederholte schwierigere Passagen. Aus meiner eigenen Erfahrung beim

Lernern verschiedener Fremdsprachen entschied ich mich, dass es sinnvoller wäre, eventuell

etwas „zu langsam“ vorzugehen, als die Schüler mit einer Wortflut zu überschütten und die

Gefahr einzugehen, sie zu demotivieren.

Auch die Zusammenarbeit mit den Lehrern kann ich bis auf eine Ausnahme als positiv

beschreiben. Ich wurde immer sehr herzlich an den Schulen aufgenommen und die

Lehrkräfte freuten sich, ihren Schülern etwas Abwechslung und zusätzliche Motivation

bieten zu können.

Im Vergleich zum deutschen Schulsystem konnte ich viele Unterschiede feststellen: die

Schüler der Oberstufe können ihre Kurse recht frei wählen, die Klassen sind kleiner und die

technische Ausstattung der Klassenzimmer ist von höchster Qualität. In jedem

Klassenzimmer gab es neben einem herkömmlichen White Board mit Stiften auch ein Smart

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Board, Beamer und Computer; ab 2016 werden die ersten Abiturprüfungen digital

durchgeführt.

3.3 Organisation und Durchführung von Veranstaltungen Hintergrund vieler Veranstaltungen war das Marketing für die deutsche Sprache in Finnland

und Vaasa im Speziellen. Während früher Deutsch häufig unterrichtet wurde, verzeichnen

heute viele Deutschkurse, auch das Bachelorprogramm an der Universität Vaasa, einen

Rückgang der Teilnehmer. Es ist mittlerweile populärer und aufgrund Beschränkungen des

Schulsystems oft einfacher, neben den regionalen Sprachen Schwedisch und Finnisch nur

noch Englisch als Fremdsprache zu lernen.

Einführungstag für die Erstsemester des Bachelorstudiengangs Germanistik

Durch diesen Einführungstag sollten sich die neuen Studierenden untereinander

kennenlernen und der Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden hergestellt werden.

Dies wurde durch Vorstellungsrunden und verschiedene Spiele ermöglicht. Jede Lehrkraft

des Instituts ist Tutor/in für jeweils drei Studierende und steht als Ansprechpartner für

Fragen und Probleme zur Verfügung (eine geradezu paradiesische Betreuungsquote im

Vergleich zu deutschen Universitäten). Meine Aufgaben bestanden hier in der Vorbereitung

des Raumes und der Mithilfe bei den Spielen.

„Possibilities into the World“-Day

An diesem Aktionstag konnten die Studierenden der Universität Informationen zu

Auslandsaufenthalten erhalten. Auch der DAAD war mit einem Stand vertreten, den ich

gemeinsam mit meiner Betreuerin, die auch die örtliche DAAD-Lektorin ist, betreute. Ich war

für den Auf- und Abbau des Standes zuständig und verteile Informationsmaterialien an

interessierte Studierende.

Besuch einer Schülergruppe

Anfang Oktober besuchte eine Schülergruppe eines Gymnasiums in Vaasa mit ihren

Austauschpartnern einer Schule aus Kiel die Universität. Sie erhielten einerseits in einem

Kurzvortrag Informationen zum Studium an der Universität Vaasa, andererseits sollten sie

den Campus genauer kennenlernen. Zu diesem Zweck entwarf ich eine kleine „Schnitzeljagd“

mit Fragen, bei der die Schüler in Kleingruppen das Universitätsgelände erkunden konnten

und anschließend kleine Preise erhielten.

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„Lukiopäivä“ – Tag der offenen Tür für Schüler

Der „Lukiopäivä“ („Schülertag“) der Universität Vaasa und der Fachhochschule VAMK

bietet Schülern aus Vaasa und der umliegenden Gegend die Möglichkeit, sich über das

Studienangebot zu informieren. Die Schüler erhalten einen Pass, auf dem sie mindestens

acht Unterschriften sammeln müssen. Auch das Institut für Deutsche Sprache und Literatur

hatte einen Stand in der Aula des Hauptgebäudes, an dem Informationsmaterial auslag,

Fragen beantwortet wurden und die Schüler an Spielen teilnehmen konnten. Meine

Aufgaben bestanden hier in der Vorbereitung der Materialien und dem Auf- und Abbau

des Standes. Außerdem war ich den ganzen Tag am Stand, um mit den Schülern die Spiele

durchzuführen, Informationen zu geben und Fragen zu beantworten. Um eine Unterschrift

auf ihrem Pass zu erhalten, konnten die Schüler an unserem Stand entweder ein Spiel

spielen oder Quizfragen beantworten. Bei dem Quiz konnten die Schüler auch ihre Daten

angeben und potentielle Preise gewinnen. Um die Verschickung der Gewinne und weiterer

Informationsmaterialien an über 100 Gymnasien in ganz Finnland kümmerte ich mich im

Anschluss. Auch dieser Weg bietet für das Institut eine gute Möglichkeit, potentielle

Studenten zu erreichen.

Lesung der Autorin Olga Martynova

Ende Oktober besuchte die russischstämmige Autorin und Bachmannpreisträgerin Olga

Martynova die Universität Vaasa und las aus ihrem Werk „Mörikes Schlüsselbein“. Meine

Aufgabe bei der Vorbereitung bestand darin, Poster zu entwerfen und diese an den

verschiedenen Institutionen in Vaasa aufzuhängen. Des Weiteren erhielten die Besucher der

Lesung Abdrucke des vorgetragenen Textes und den Lernern des Deutschen das Verständnis

zu erleichtern.

Netzwerkveranstaltung „Deutsch in Vaasa. Initiierung und Ausbau von Kooperationsprojekten zwischen Institutionen mit Deutschunterricht“

Bei dieser Netzwerkveranstaltung kamen die Vertreter verschiedener Institutionen aus

dem Raum Vaasa zusammen, an denen Deutsch angeboten wird. Ziel der Veranstaltung war

die bessere Vernetzung und Zusammenarbeit der Institutionen um gemeinsam die

Attraktivität der deutschen Sprache zu erhöhen und Lerner dazu zu gewinnen. Neben den

Universitäten und Schulen war auch eine Vertreterin des Goethe-Instituts Finnland

anwesend, die über die verschiedenen Angebote des GIs informierte. Im Rahmen von

Kurzvorträgen und Workshops konnten sich die Teilnehmer über die Programme und Ideen

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der anderen Institutionen ein Bild machen und erste Gespräche zu möglichen

Kooperationsprojekten führen. Meine Aufgaben im Rahmen der Netzwerkveranstaltung

umfassten die Teilnahme an regelmäßigen Organisationstreffen, Mitarbeit bei der

Programmgestaltung und die Vorbereitung der Materialien und des

Veranstaltungsraumes.

„Deutsche Woche“

Eine Veranstaltung, die ganz besonders die Aufmerksamkeit und Beliebtheit der

deutschen Sprache fördern soll, ist die „Deutsche Woche“, die im März 2015 zum dritten Mal

stattfinden wird. Im Rahmen der „Deutschen Woche“ werden verschiedene Lesungen,

Filmvorführungen und Workshops veranstaltet. Zu meinen Aufgaben während der

Organisation gehörte unter anderem, verschiedene thematisch passende Literatur und

Filme zu recherchieren und Anschreiben an mögliche Gäste zu formulieren. Es fanden

regelmäßige Treffen zur weiteren Planung der Veranstaltung statt.

Online-Planspiel

Im Dezember fand für vier Germanistik-Studierende im 5. Semester ein Online-Planspiel in

Kooperation mit der Universität Jena statt. Idee des Planspiels war es, dass die

teilnehmenden Studierenden eine Firma gründen, sich und ihre Produkte präsentieren und

mit einer anderen Firma über den Verkauf der Produkte verhandeln und zu einem

Vertragsschluss kommen sollten. Die Studierenden trafen sich zu zwei vorbereitenden

Treffen sowie einem Online- Livemeeting via Adobe Connect, an welchem ich als

Beobachterin teilnahm. Die finnischen Studierenden boten mit ihrer Firma

Regenbogenforellen an und verhandelten mit den griechischen Studierenden, die Wein

anboten, und mit dem Auftragsgeber (einer Luxus-Restaurantkette, vertreten durch die

Koordinatorin in Jena). Es war interessant, dieses System kennen zu lernen, da es auf relativ

einfache Weise die Vernetzung von Finnland, Deutschland und Griechenland ermöglichte.

Andererseits entstehen durch technische Probleme oder auch durch ausgedehnte

Besprechungszeiten lange Pausen, sodass die Vertragsverhandlungen doch extrem zäh

ausfallen können.

4. Persönliches Fazit und Tipps für nachfolgende Praktikanten Insgesamt hat mir das Praktikum in Vaasa sehr viel Spaß gemacht und ich habe viel gelernt.

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Vom Arbeitspensum her war ich meistens gut ausgelastet, es gab natürlich Phasen, bei

denen mal mehr, mal weniger los war. Ich hatte dennoch die Möglichkeit, auch Vaasa und

Finnland genauer kennenzulernen. Beispielsweise verbrachte ich ein paar Tage in Helsinki

und eine Woche in Lappland, was eine einmalige Erfahrung war!

An der Universität belegte ich einen „Survival Finnish Course“ für Austauschstudenten. Da

sich die Zeiten aber mit meinen anderen Veranstaltungen überschnitten, nahm ich auch

am „Language Buddy“-Programm teil. Mithilfe meiner Tandempartnerin, einer

Germanistikstudentin, die das vorige Semester als Austauschstudentin an der LMU verbracht

hatte, konnte ich mir Grundkenntnisse des Finnischen aneignen. Mein Finnisch blieb

allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau, da ich auch viel Deutsch mit meiner

Tandempartnerin übte. Aktiv verwendete ich allerdings hauptsächlich Deutsch im

universitären Umfeld und Englisch im privaten Bereich. Besonders interessant war für mich

aber der kulturelle Austausch, bei dem ich viel über das Leben in Finnland und kulturelle

Besonderheiten erfuhr.

Gerade solche Programme waren für mich eine gute Möglichkeit, auch außerhalb der Arbeit

Kontakte zu schließen. Da relativ viele Austauschstudenten nach Vaasa kommen, gibt es viele

Aktionen wie Partys oder Sauna-Abende. Ich war als Praktikantin aber nicht als Studentin

immatrikuliert und zur Anmeldung brauchte man immer eine Studentennummer, sodass

ich bei den meisten Aktionen nicht mitmachen konnte. Dasselbe galt für das Essen in der

Mensa: Studenten zahlen lediglich 2 Euro für das Mittagessen, als Angestellte der Universität

mindestens 5 Euro (was zwar immer noch recht wenig ist, aber die teuren

Lebenshaltungskosten sind generell etwas schwierig mit dem studentischen Geldbeutel zu

vereinen).

Mit den Kollegen an der Universität verstand ich mich sehr gut, wobei sich der Kontakt in der

ersten Zeit des Praktikums hauptsächlich auf die Arbeit beschränkte. Mit der Zeit weitete sich

der Kontakt auch auf das private Umfeld aus. Diese Erfahrung habe ich oft mit Finnen

gemacht: es dauert oft sehr lang, eine Person genauer kennenzulernen, Persönliches wird

erst nach langer Zurückhaltung ausgetauscht. Wie bereits erwähnt findet man

diese „Verschwiegenheit“ auch im Unterrichtsalltag, sodass es manchmal zu

längeren „Schweigezeiten“ kommt. Andererseits habe ich die finnischen Lerner meist als

sehr diszipliniert und motiviert kennen gelernt. Sie haben großen Respekt vor der Lehrkraft

und man muss äußerst selten um Ruhe bitten oder Nebengespräche unterbrechen.

Abschließend möchte ich sagen, dass das Praktikum sehr gut organisiert war und die

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Betreuung wirklich toll war. Ich hatte bei Fragen immer Ansprechpartner und konnte mich

über eventuelle Probleme austauschen. Auch fachlich und unterrichtspraktisch half mir

das Praktikum viel weiter.