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PrPrääbiotische Evolution als evolutorisches Spiel biotische Evolution als evolutorisches Spiel --HyperzyklendynamikHyperzyklendynamik
von Alex von Alex Ginis, Denis Linezki, Lena Shnirman und Ernest ZakharovGinis, Denis Linezki, Lena Shnirman und Ernest Zakharov
Spieltheorie WS 2008/09Spieltheorie WS 2008/0917. Februar 200917. Februar 2009
Alex Ginis Präbiotische Evolution als evolutorisches Spiel – Hyperzyklendynamik 2
Gliederung
Einführung
Entstehung des Lebens – wie alles begann
Präbiotische Evolution
Anschluss an das mathematische Modell
Das mathematische Modell
Flussreaktorgleichung
Flussreaktorexperiment als evolutorisches Spiel
Ein einfaches Modell für den Hyperzyklus
Das innere Gleichgewicht
Berechnung der Eigenwerte der Jacobi-Matrix
Asymptotische Stabilität des Gleichgewichts
Permanenzeigenschaft des Hyperzyklus
Fazit
Alex Ginis Präbiotische Evolution als evolutorisches Spiel – Hyperzyklendynamik 3
Erste Schritte der Entstehung des Lebens
Theorie von A. Oparin (1922):
Astrochemische und astrobiologische Forschungsergebnisse liefern folgendes Bild:
Irdische Uratmosphäre enthielt Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenstoff und einige Verbindungen wie Methan und Ammoniak (jedoch andere Verhältnisse wie in der heutigen Lufthülle).
Unter Einwirkung von Energiequellen entstehen dann komplexe Kohlenstoffverbindungen wie Carbon- , Sulfon-, Aminosäuren und Nukleotiden organische „Bausteine des Lebens“.
Bestätigung der Oparinschen Theorie:
das „Ursuppe-Experiment“ von Miller und Urey (1953).
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Entstehung von organischen Verbindungen
„Ursuppe-Experiment“ von Miller und Urey (1953):
Simulation der Bedingungen der Uratmo-sphäre unter Einwirkung von Energie.
Nach einigen Wochen entstehenorganische Substanzen im Reaktor!
Wichtiger Beitrag zu makromolekularen organischen Verbindungen:Meteoriten und Kometen lieferten außerirdische chemische Verbindungen
von der Urwolke auf die Erde. Dies hat die Evolution beschleunigt.
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Weitere Entwicklung des Lebens
Entwicklung nach den Regeln der chemischen Kinetik(zeitlicher Ablauf der Reaktionen und Stofftransport unter Einfluss von Wärme):
Carbonsäuren, Kohlenstoffe und Polypeptide verbinden sich im Wasser unter Einwirkung von Van-der-Waals-Kräften zu Makromolekülen.
Erstmals Bildung von potentiellen Zellmembranen!
Polymerisierung - Bildung von kurzen Ketten unter katalytischer Wirkung in einer unübersehbaren Vielfalt.
Aus dieser Vielfalt mussten die „biologisch richtigen“ Ketten ausgewählt und weiterentwickelt werden.
Entstehung von vererbungsfähigen Nukleotiden.
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Vererbung und Replikation
Vererbungsverfahren:Fehlerloses Kopieren der DNA, d.h. der langen Ketten von Polynukleotiden.
Replikation ist eine Vervielfältigung der Erbinformation:
Durch die Replikation können, sobald die Katalysatoren (sog. Enzyme) mitwirken, sehr lange Ketten von Nukleotiden entstehen.
Ein höheres Lebewesen hat ein DNA-Molekül der Länge von einigen Mrd. von Nukleotiden trotzdem findet eine fehlerlose Replikation statt!
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Anschluss an das mathematische Modell
Wie erfolgte dabei die Auswahl und Weiterentwicklung der „biologisch richtigen“ Makromoleküle?
Eine mögliche Erklärung bietet die Theorie über die Selbstorganisation von Makromolekülen (Eigen & Schuster), basierend auf einem mathematischen Modell.
Mittels mathematischer Modellierung ist es möglich, die Evolution von replizierbaren Molekülen zu beschreiben und zu untersuchen.
Schwerpunkt sind Prinzipien der organischen Wechselwirkung:
Vielfalt: mehrere Arten von Makromolekülen können koexistieren;
Kooperation: die Arten können einander durch katalytische Wechselwirkung bei der Reproduktion helfen.
Im Folgenden: mathematische Untersuchung von Eigenschaften der Replikation.
Lena Shnirman 8
Flussreaktorgleichung
Evolutionsreaktor – ein Gedankenexperiment und Grundlage für mathematische Modellierung.
m Arten von selbstreproduzierenden Molekülen (Makromoleküle) im Flussreaktor, die sich bei Energiezufuhr vermehren sollen.
Die Mengen an Nährstoffen und Abfallprodukten seien konstant.
Der Zustand des Reaktors ist durch einen Punkt im „Konzentrationssimplex“
beschrieben.1
: 1, 0m
mmS x R x xµ µ
µ=
⎧ ⎫= ∈ = ≥⎨ ⎬⎩ ⎭
∑
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Flussreaktorgleichung
Die Konzentration aller anderen Stoffe, die Temperatur und der Druck, sowie die Geschwindigkeit der Reaktion sind konstant.
Die Wachstumsgeschwindigkeit der Makromoleküle vom Typ lässt sich in 2 Terme aufspalten: Wachstumsterm und Verdünnungsterm, proportional zur Konzentration
lässt sich nach den Gesetzen der chemischen Kinetik berechnen.
Der Verdünnungsterm hat die Gestalt
Der Fluss wird so gesteuert, dass gilt:
(1)
xµµΓ
.xµ
µΓ
1( , ..., ) .i mx x x− Φ
Φ
11
m
S xµµ=
= =∑
µ
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Flussreaktorgleichung
Geschwindigkeit der Konzentrationsänderung:
(2)
Aus (1) folgt: (3)
Mit Hilfe von (1) bekommt man:
Unter der Voraussetzung, dass
erhält man schließlich (4)( ).x x G x Gµ µ µ σ σσ
= −∑
, 1,..., .x x mµ µ µ µ= Γ − Φ =
0 .S x xµ µ µµ µ µ
= = = Γ − Φ∑ ∑ ∑
1 1( ,..., ) ( ,..., ).m mx x x xµµ
Φ = Γ∑
1 1( , ..., ) ( ,..., )m mx x x G x xµ µ µΓ =
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Flussreaktorexperiment als evolutorisches Spiel
Im Folgenden sei A eine m x m Matrix mit
Dadurch wird die Gleichung (4) zu
Unter Zugrundelegung eines symmetrischen endlichen 2-Personen-Spiels in Normalform als Basisspiel, das beliebig oft wiederholt werden kann, kommt man zu
(5)
( ) , 1,..., .TG x e Ax mµ µ µ= =
mAxxetxtx T ,...,1,))(()( =−= µµµµ
{ }, ,G M S u=
AxxAxxe
txtx T
T)()()(
−= µ
µµ
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Flussreaktorexperiment als evolutorisches Spiel
Beim Lösen der GDGL (5) interessiert uns der globale Verlauf und das Langzeitverhalten der Lösungen.
Unter Betrachtung nur positiv definiter Matrizen A, kann man beweisen, dass die Mengen der Trajektorien der Gleichung (5) und der vereinfachten Gleichung
(6)übereinstimmen.
Ein Spezialfall der Replikatorgleichung (6) wird im folgenden Teil der Präsentation betrachtet, wobei die Matrix A von einer konkreten Struktur sein wird.
( ) ( )( )Tx t x t e x Axµ µ µ= −
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Die Hyperzyklusgleichung
Die Hyperzyklusgleichung:
Selbstreproduktion des Polynukleotides der Art µ wird durch das Polynukleotid der Art µ-1 katalysiert.
Wachstumsterm hat dann folgende konkrete Gestalt:
( ) , 1,...,Tx x e x Ax mµ µ µ µ= − =
1
2
1
0 0
0, { , ..., }
0 0
mit m
m
k
kA k k
k
+= ⊂
⎛ ⎞⎜ ⎟⎜ ⎟⎜ ⎟⎜ ⎟⎝ ⎠
…
R
1 1( , , ) , 1, ,mG x x k x mµ µ µ µ−= =… …
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Das innere Gleichgewicht
Untersuchung der Hyperzyklusgleichung (HZG)
HZG hat einzigen Fixpunkt p im Inneren von
1 11
( ), 1,...,m
x x k x k x x mµ µ µ µ ν ν νν
µ− −=
= − =∑
1
1
1, 1, , als Lösung des Gleichungsystems:
kp m
kµ
µ
νν
µ−
+
−= = …∑
m
1 11
1
k 0, =1, ,m
1m
x k x x
x x
µ µ ν ν νν
µ− −=
− =
+ + =
∑ …
…
:mS
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Interpretation der Stabilität
Interpretation der asymptotischen Stabilität des Gleichgewichtspunkts:
„Einpendeln“ der Konzentrationen um die Werte
keine der molekularen Spezies stirbt aus
molekulare Erbbotschaften können zusammengefügt werden
zyklische Koppelung erfüllt ihren Zweck
Um die Stabilität von p zu untersuchen, betrachten wir die Eigenwerte der Jacobi-Matrix an der Stelle p.
Die Berechung für HZG ist jedoch ziemlich aufwendig.
xµ 0pµ >
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Eine baryzentrische Transformation
p wird in den Mittelpunkt von transformiert:
Und zwar mittels folgender diffeomorpher Abbildung:
HZG nimmt folgende Gestallt an:
Bzw.:
1 11
11
1
, 1,...,
m
m
y y yy y m
k y
µ ν νν
µ µ
ν νν
µ− −
=
−+
=
−= =
∑
∑
1
1( ) : ; , 1, ,m m k x
y x y mk x
µµµ
ννν
µ+
+
=Φ → = = …∑
R R
1 1ˆ ( , , ) mm m
= …
1 11
( )m
y y y k y yµ µ ν νµ νν
− −=
= −∑
mS
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Berechnung der Eigenwerte der Jacobi-Matrix
Transformierte HZG:
Die Erste Zeile der Jacobi-Matrix:
Die anderen Zeilen entstehen durch zyklische Vertauschung.
D.h. Jacobi Matrix wird zur zirkulanten Matrix mit Eigenwerten
Bzw.:
2 2 2 2
2 2 2 1 2, , , ,m m m m m
⎛ ⎞− − −⎜ ⎟⎝ ⎠
…
2
0
1 1ˆ ˆ ˆ, e , =1, ,m-1 an der Stelle mim
m m
π µ
µγ γ µ= − = …
11 1, , 1 im Gleichgewichtspunkt ˆ , mm kµ ν µ
ν
µγ γ−
− = −⎛ ⎞= ⎜ ⎟⎝ ⎠∑ p…
1 11
( )m
y y y k y yµ µ µ ν ν νν
− −=
= −∑
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Asymptotische Stabilität des Gleichgewichts
Untersuchung der Stabilität des Gleichgewichtspunkts p für alle
Für m = 2 hat die Jacobi-Matrix an der Stelle folgenden Eigenwert:
Für m = 3 gilt analog:
Nach dem Satz von Hartman und Grobman ist und damit p asymptotisch stabil.
2 :m ≥
m̂
( ) ( ) ( )1 11 1 1 1ˆ ˆe cos sin Re 02 2 2 2
i iπγ π π γ⎡ ⎤= = + ⋅ = − ⇒ = − <⎣ ⎦
( ) ( )( ) ( )
23
1
43
2
1 1ˆRe Re e 03 61 1ˆRe Re e 03 6
i
i
π
π
γ
γ
= = − <
= = − <
m̂
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Asymptotische Stabilität des Gleichgewichts
Untersuchung der Stabilität des Gleichgewichtspunkts p für alle
Für m = 4 gilt
Damit lässt sich der Satz von Hartman und Grobman nicht mehr anwenden.
Hilfe verschafft in diesem Fall der Satz von Ljapunow.
Dazu betrachten wir eine Ljapunow-Funktion L für kurze Hyperzyklen:
Nun gilt es die folgende Gleichung zu lösen:
2:m ≥
( ) ( )1 3ˆ ˆRe Re 0.γ γ= =
1 2 mL x x x= ⋅ ⋅ ⋅…
( ) ( ) ( )21 1
1
! !7log 0 0
m
mL x x m x xµ µµ
−=
⎡ ⎤⎣ ⎦ = ⇔ + + − =∑i
…
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Asymptotische Stabilität des Gleichgewichts
Untersuchung der Stabilität des Gleichgewichtspunkts p für alle
Für m = 4 lautet die Lösung von (7):
Nach dem Satz von Ljapunow strebt jede Bahn im Inneren von
gegen
Somit ist für kurze Hyperzyklen (m = 2, 3, 4) der Gleichgewichtspunkt pasymptotisch stabil.
2 :m ≥
1 1 1 1ˆ , , ,4 4 4 4
m ⎛ ⎞⎜ ⎟⎝ ⎠
=
44
41
: 1, 0S x R x xµ µµ=
⎧ ⎫= ∈ = ≥⎨ ⎬⎩ ⎭
∑ˆ .m
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Permanenzeigenschaft des Hyperzyklus
Untersuchung der Stabilität des Gleichgewichtspunkts p für alle
Für gilt stets
Daher ist p für asymptotisch instabil!
Trotzdem kein „Weltuntergang“!
Denn der Hyperzyklus ist ein permanentes System, d. h.:
Es existiert eine Konstante so dass aus folgt:
D. h.: Keine der molekularen Spezies stirbt aus.Auch Zufallsschwankungen können den Rückkoppelungskreis nicht zerstören.
2:m ≥
5m ≥ ( ) ( ) ( )2
1 0.2ˆRe Re e cosim
mπ πγ >= =
5m ≥
0,δ > ( )0 0, 1, ,x mµ µ> = …
( )liminf für 1, .t
x t mµ δ µ→+∞
> = …
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Fazit
Ist der Hyperzyklus kurz kommt es zu einem asymptotisch stabilen Gleichgewicht.
Ist der Hyperzyklus länger so wird lebhaft pulsiert.
Auf alle Fälle wird von jeder beteiligten Molekülspezies eine ansehnliche Konzentration vorhanden sein, so dass die gespeicherte Erbinformation nicht verloren gehen kann.
Damit erfüllt die zyklische Koppelung ihren Zweck.
( )4 ,m ≤
( )5 ,m ≥
Vielen Dank fVielen Dank füür Ihre Aufmerksamkeit!r Ihre Aufmerksamkeit!