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Mut und Reife t Pinocchios Abenteuer der Menschwerdung Dies ist die Geschichte einer Holzpuppe, die ein richtiger Mensch werden will. Der italienische Schriftsteller Carlo Collodi erfand vor 130 Jahren die Abenteuer der hölzer- nen Marionette und machte Pinocchio bei Kindern und Erwachsenen in aller Welt berühmt. Wer kennt ihn nicht, den kleinen Draufgänger und Lügner mit dem großen Herzen, mit seinen lustigen Streichen und unglaublichen Erlebnissen? Unzählige Male wurden Pinocchios Abenteuer übersetzt, verfilmt oder auf der Theaterbühne erzählt. Immer wieder aktuell, ist die Geschichte des Pinocchio eine Geschichte vom Leben und jenen Grundwerte, die das Mensch-Sein ausmachen. Kaum hat der alte Schnitzer Geppetto, der sich so dringend einen kleinen Sohn wünschte, seine Holzmarionette erschaffen, wird sie lebendig und läuft von zu Hause weg. Unterwegs begegnet Pinocchio guten und bösen Lebewesen, schwänzt die Schule, gerät aus eigener Schuld von einem Schlamassel in den nächsten, erlebt Gefahr und Rettung, Schlaraffenland und Einsamkeit ¥ bis er sich schließlich sogar in den Bauch eines riesigen Haifischs wagt. Wer weiß, ob Pinocchio seinen Vater jemals wiedersähe und was aus der frechen Puppe am Ende wohl werden würde, wenn es da nicht auch liebevolle Freunde wie die gütige Fee, die sprechende Grille, die geheimnisvolle Taube oder die netten Thunfische gäbe, die Pinocchio unterwegs immer wieder begleiten und ihn auf den rechten Weg zu bringen versuchen. Pinocchios Abenteuer werden als eine Parabel auf das Leben und die Mühen des Erwachsenwerdens erzählt, wobei oft Anstrengungen und Reifeprozesse tapfer gemeistert werden müssen. Pinocchio Pierangelo Valtinoni / Oper in zwei Akten / für Kinder ab 6 Jahren Du bist längst erkannt, hör doch auf mit den Faxen! Die Nase wird länger, wann hört sie auf zu wachsen?! So geht's allen, die lügen und immerzu betrügen. Lügst Du weiter, Du Schlingel, wächst die Nase in den Himmel! (2. Akt: Die Fee ermahnt Pinocchio) Premiere f 5. November 2006 Pinocchio Oper in zwei Akten nach Carlo Collodi, ab 6 Jahren Musik von Pierangelo Valtinoni Libretto von Paolo Madron Deutsche Textfassung von Hanna Francesconi Uraufführung Teatro Olimpico, Vicenza 2001 Neufassung für die Komische Oper Berlin, 2006 (Mitarbeit Jetske Mijnssen) Musikalische Leitung ... Anna-Sophie Brüning Inszenierung... Jetske Mijnssen Choreographie f Suzann Bolick Bühnenbild ... Benita Roth Kostüme ... Christine Mayer Kinderchor ... Christoph Rosiny, Jane Richter Dramaturgie f Antje Kaiser Lichtgestaltung f Pia Virolainen Musiktheaterpädagogische Betreuung f Anne-Kathrin Ostrop Pinocchio ... Karen Rettinghaus Fee ... Susanne Kreusch Kater ... Caren van Oijen Geppetto ... Hans Gröning Fuchs ... Adrian Strooper Mangiafuoco ... Tobias Hagge Sprechende Grille, Marionetten, Kinder, Esel, Fische u. a. f Der Kinderchor der Komischen Oper Berlin Das Orchester der Komischen Oper Berlin Arbeitstexte Pinocchio f Das Stück Pinocchio f Zeichnung von Benita Roth

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Page 1: Pinocchio - musiktheaterpaedagogik.de · Die Handlung t Erster Akt f Die blaue Fee und die sprechende Grille eröffnen die Geschichte. Sie erzählen von Pinocchio: Er will ein Mensch

Mut und Reife Pinocchios Abenteuer der MenschwerdungDies ist die Geschichte einer Holzpuppe, die ein richtiger Mensch werden will. Deritalienische Schriftsteller Carlo Collodi erfand vor 130 Jahren die Abenteuer der hölzer-nen Marionette und machte Pinocchio bei Kindern und Erwachsenen in aller Weltberühmt. Wer kennt ihn nicht, den kleinen Draufgänger und Lügner mit dem großenHerzen, mit seinen lustigen Streichen und unglaublichen Erlebnissen? Unzählige Malewurden Pinocchios Abenteuer übersetzt, verfilmt oder auf der Theaterbühne erzählt.Immer wieder aktuell, ist die Geschichte des Pinocchio eine Geschichte vom Leben undjenen Grundwerte, die das Mensch-Sein ausmachen.

Kaum hat der alte Schnitzer Geppetto, der sich so dringend einen kleinen Sohnwünschte, seine Holzmarionette erschaffen, wird sie lebendig und läuft von zu Hauseweg. Unterwegs begegnet Pinocchio guten und bösen Lebewesen, schwänzt die Schule,gerät aus eigener Schuld von einem Schlamassel in den nächsten, erlebt Gefahr undRettung, Schlaraffenland und Einsamkeit bis er sich schließlich sogar in den Baucheines riesigen Haifischs wagt.

Wer weiß, ob Pinocchio seinen Vater jemals wiedersähe und was aus der frechenPuppe am Ende wohl werden würde, wenn es da nicht auch liebevolle Freunde wie diegütige Fee, die sprechende Grille, die geheimnisvolle Taube oder die netten Thunfischegäbe, die Pinocchio unterwegs immer wieder begleiten und ihn auf den rechten Weg zubringen versuchen. Pinocchios Abenteuer werden als eine Parabel auf das Leben und dieMühen des Erwachsenwerdens erzählt, wobei oft Anstrengungen und Reifeprozessetapfer gemeistert werden müssen.

PinocchioPierangelo Valtinoni / Oper in zwei Akten /für Kinder ab 6 Jahren

Du bist längst erkannt,hör doch auf mit den Faxen!Die Nase wird länger,wann hört sie auf zu wachsen?!So geht's allen, die lügenund immerzu betrügen.Lügst Du weiter, Du Schlingel,wächst die Nase in den Himmel!(2. Akt: Die Fee ermahnt Pinocchio)

Premiere 5. November 2006PinocchioOper in zwei Akten nachCarlo Collodi, ab 6 JahrenMusik von Pierangelo ValtinoniLibretto von Paolo MadronDeutsche Textfassung vonHanna FrancesconiUraufführung Teatro Olimpico,Vicenza 2001Neufassung für die Komische OperBerlin, 2006(Mitarbeit Jetske Mijnssen)

Musikalische Leitung ...Anna-Sophie BrüningInszenierung ... Jetske MijnssenChoreographie Suzann BolickBühnenbild ... Benita RothKostüme ... Christine MayerKinderchor ...Christoph Rosiny, Jane RichterDramaturgie Antje KaiserLichtgestaltung Pia VirolainenMusiktheaterpädagogischeBetreuung Anne-Kathrin Ostrop

Pinocchio ... Karen RettinghausFee ... Susanne KreuschKater ... Caren van OijenGeppetto ... Hans GröningFuchs ... Adrian StrooperMangiafuoco ... Tobias HaggeSprechende Grille, Marionetten,Kinder, Esel, Fische u. a.Der Kinderchor derKomischen Oper BerlinDas Orchester derKomischen Oper Berlin

Arbeitstexte Pinocchio Das Stück

PinocchioZeichnung von Benita Roth

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Die Handlung Erster Akt Die blaue Fee und die sprechende Grille eröffnen die Geschichte. Sie erzählen vonPinocchio: Er will ein Mensch sein und benimmt sich immer daneben.

Der Holzschnitzer Geppetto erschafft eine hübsche Marionette aus Holz und träumtdavon, dass sie lebendig sei. Schon lange wünscht er sich einen Sohn. Er tauft seineFigur Pinocchio.

Unter seinen Händen erwacht Pinocchio plötzlich zum Leben. Geppetto freut sich,aber Pinocchio will sofort nur das Vergnügen und will immer nur haben. In die Schulemöchte er nicht gehen.

Geppetto, die Fee und die sprechende Grille versuchen ihn zu belehren, aber Pinoc-chio hört nicht. Er verlässt seinen Vater, verpfändet die Schulbücher und erschlägt dieGrille, deren Mahnungen ihm lästig sind.

In einem Marionettentheater legt sich Pinocchio mit dem gefährlichem DirektorFeuerfresser Mangiafuoco an. Er schürt Aufruhr unter seinen Brüdern, den Marionettendes Theaters, und wirft dem Direktor vor, dass ihm nur noch langweilige Geschichteneinfallen. Zwei Gendarmen (so nannte man früher Polizisten) sollen Pinocchio ins Feuerwerfen, aber er rettet sich mit einem Trick: Er verspricht, auf Abenteuersuche zu gehenund Mangiafuoco aufregende Geschichten, die das Leben dichtet, für sein Theater zubringen. Überraschenderweise gibt ihm Mangiafuoco sogar Geld für seine Reise undPinocchio kann dem Feuerfresser entrinnen.

Unterwegs gerät Pinocchio an die Betrüger Kater und Fuchs. Kater und Fuchs redenPinocchio ein, sein Geld ließe sich im Handumdrehen vermehren. Sie lassen sich imWirtshaus zum Roten Krebs von Pinocchio auf dessen Kosten bewirten und klauen ihmschließlich nachts das Geld. Der betrogene Pinocchio muss ein weiteres Mal in letzterMinute vor den Gendarmen fliehen.

Den einsamen und über die misslungenen Abenteuer traurigen Pinocchio quält un-terwegs die Sehnsucht nach seinem Vater. Eine freundliche Taube kommt ihm zu Hilfe.Sie nimmt ihn auf ihren Rücken und fliegt mit ihm die ganze Nacht über die Erde aufder Suche nach Geppetto. Schließlich setzt die Taube Pinocchio vor dem Haus der Feeab. Es ist Winter und Pinocchio begehrt Einlass, aber die Schnecke lässt sich Zeit, ihmdie Tür zu öffnen. Pinocchio fällt vor Kälte in Ohnmacht.

Arbeitstexte Pinocchio Das Stück

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Pinocchio Pinocchio ist eine von Geppettogebaute Holzpuppe, die plötz-lich zu leben anfängt. Pinocchioist so groß wir ein Schulkind. Ermacht seinem Vater Geppettovon Anfang an Kummer, weil ersich an keine Regeln hält. Pi-nocchio will immer nur alles ha-ben, aber nichts geben. Er istrücksichtslos und eckt überallan. Er läuft von zuhause wegund erlebt die wildesten und ge-fährlichsten Abenteuer. Er kenntkeine Gefahr und manchmalwird er von der blauen Fee undihren Helferinnen in letzter Se-kunde gerettet. Wenn Pinocchioirgendetwas nicht will und des-halb lügt, beginnt seine Nasezu wachsen. Erst als sein VaterGeppetto seinetwegen in höchs-ter Not ist, begreift Pinocchio,dass er nicht nur immer an sichselber denken sollte. Er wird einMensch mit Herz.Er sagt: »Ich will gehen, ich willgehen, ich will das bunte Lebenmit eigenen Augen sehen!«

Vater Geppetto Geppetto ist ein gutmütiger, flei-ßiger, liebevoller älterer Mann.Er ist arm und einsam. Er sehntsich schon lange nach einemSohn und schnitzt aus einemStück Holz eine Puppe. Siefängt in seinen Händen an zuleben. Vater Geppetto liebtseinen hölzernen Pinocchio so-fort von ganzem Herzen. Er tutalles für seinen Jungen, auchals dieser ihn immer wieder be-lügt und betrügt. Auf der Suchenach Pinocchio geht er bis ansEnde der Welt und würde imBauch des Haifisches vor Kum-mer sicher sterben. Geppettoweiß, dass ihn sein Sohnbraucht.Er sagt: »Ja, das wäre einSegen, wenn die hölzernePuppe begänne zu leben!«

Geppetto Kostümfigurine vonChristine Mayer

Die blaue Fee Die blaue Fee ist gutmütig und wie alle Feen sehr schön. Allesan ihr und in ihrer Welt ist blau.Sie steht immer auf Pinocchios Seiteund lässt sich auch von den größtenDummheiten nicht abschütteln.Manchmal ist sie wie eine gute,mitfühlende Mutter zu ihm. Immerwieder verzeiht sie ihm, hilft odertröstet. Ohne die blaue Fee wärePinocchio verloren.Sie sagt: »Ich werde dir helfen,Geppetto zu finden, doch musst dudabei große Angst überwinden.«

Sprechende Grille Sie ist auch Pinocchios Freun-din, aber sie drückt ihre Hilfeetwas ruppiger aus als dieblaue Fee. Sie taucht immerdann auf, wenn Pinocchio Un-sinn macht und er eigentlichwissen sollte, dass das nicht inOrdnung ist. Die sprechendeGrille warnt ihn und hilft ihm.Außerdem ist sie wie ein Kom-mentator oder Reporter, der dieGeschichten Pinocchios verfolgtund begleitet. Im Stück wird diesprechende Grille von den vie-len Kindern des Chores gespieltund gesungen.Sie sagt: »Kri, kri, kri. Die Feeist da, wir sind zur Stelle. Wirsind bereit für alle Fälle.«

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Der Haifischmagen Schon seit Urzeiten erzählensich die Menschen voller AngstGeschichten von Dunkelheit undwilden Tieren. Am schlimmstenmuss wohl der große Bauch desHaifisches sein mit seinemdunklen Schlund, aus dem derMensch nie wieder herausfin-det. In vielen Mythen und Mär-chen wird aber auch erzählt,dass jemand wenn er dochwieder aus diesem unheimlichenSchlund und der Dunkelheit her-ausgekommen ist anschlie-ßend zu einem viel besserenMenschen geworden ist.

Die Handlung Zweiter Akt Pinocchio erwacht im Haus der Fee im Krankenbett. Zwei Doktoren Rabe und Uhu sagen sein Ende voraus, aber trotz aller Bitten und Mahnungen der Fee will Pinocchio

die bittere Medizin nicht nehmen. Er versucht, sich mit Lügen herauszuwinden, aber jemehr er lügt, desto länger wird seine Nase. Schließlich kommen vier Hasen als Toten-gräber, ihn abzuholen. Vor Schreck nimmt Pinocchio nun doch die Medizin und wirdgesund. Er verspricht der Fee, sich endlich zu bessern und ein guter Sohn und Schülerzu werden.

Unterwegs begegnet Pinocchio Lucignolo, einem schlechten Schüler. Der überredetihn, mit ihm und den anderen Kindern ins Schlaraffenland mitzukommen. Dort gibt eskeine Schule und man darf faul sein. Trotz aller vorigen Versprechen überhört Pinoc-chio die Warnungen der Fee und der sprechenden Grille erneut.

Die Kinder vergnügen sich im Schlaraffenland, aber werden am Ende alle zu Eselnverwandelt.

Unglücklich stürzt sich Pinocchio ins Meer. Unter Wasser begegnet er den Thunfi-schen, die ihm helfen, sich aus der Eselshaut zu befreien. Sie können ihm sagen, wo seinVater ist: Geppetto wurde auf der Suche nach seinem Sohn auf dem Meer von demgroßen Haifisch verschlungen. Pinocchio beschließt, seinen Vater zu retten, und wagtsich in das drohende Haifischmaul.

Im Bauch des Haifisches fallen sich Vater und Sohn in die Arme, überglücklich, ein-ander wiedergefunden zu haben. Als den Vater der Mut verlässt, ergreift Pinocchio dieFührung und gelobt, sie beide aus dem Dunkel herauszubringen. Auf seinem eigenenRücken trägt Pinocchio den Vater zurück ins Leben.

Epilog: Die gute Fee und die sprechende Grille wachten auch diesmal über Pinoc-chio. Weil er aus Liebe zu seinem Vater mutig war und gezeigt hat, dass er ein Herz hat,ist Pinocchio am Ende ein richtiger Junge geworden. Alle Figuren der Oper erzählennoch einmal das Gleichnis von Pinocchios Abenteuern und ziehen die Moral aus derGeschichte.

Arbeitstexte Pinocchio Das Stück

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Das Schlaraffenland Die Menschen haben zu allenZeiten vom Paradies geträumt:wo man nicht arbeiten muss,man immer genug zu essen hat,wo immer die Sonne scheint unddas Leben in Harmonie undSpiel vorübergeht. In vielenMärchen und Geschichten ha-ben Erwachsene aber auchganz schreckliche Sachen vomSchlaraffenland erzählt, um Kin-der vor den Gefahren des süßenLebens zu warnen: Im Schlaraf-fenland landen nur die Faulenund es wird ihnen schlecht erge-hen, wenn die Strafe auf demFuße folgt.

Mangiafuoco (Feuerfresser) Mangiafuoco ist der Chef desMarionettentheaters. Er ist dafürbekannt, brutal und böse zu sein.Er geht den Hilflosen gerne an denKragen. Er ist groß, wild und kenntkeine Angst. Er kann sogar Feuerfressen. Alle seine Marionetten ha-ben Angst und sind ihm unterlegen.Ihn kann man nur mit Tricks odereiner schlauen List besiegen. In vie-len Märchen, Mythen und Sagengibt es feuerfressende Riesen.Er sagt: »Ja, was kommt mir da zuOhren?! Wenn ich so was nocheinmal hör, wird dir der Kopfgeschoren!«

Mangiafuoco Kostümfigurinevon Christine Mayer

Kater und Fuchs Der hinterlistige Kater und derschlaue Fuchs sind gemein. Siebetrügen andere. Die beiden sindfaul und wollen nicht arbeiten, abertrotzdem viel Geld haben. Deshalbhauen sie Pinocchio übers Ohr undrauben ihn aus. Immer wollen siesich auf Kosten anderer bereichern.Pinocchio muss schmerzhaft lernen,nicht auf sie hereinzufallen. Ande-rerseits wird die Geschichte erst mitden beiden richtig spannend.Der Kater sagt: »Du gehst in dieFalle, wir machen Dich alle!«Der Fuchs sagt: »Auf uns kannst Dubauen, bald hast Du Millionen!«

Lucignolo Lucignolo ist ein schlechter Schüler bei dem Namen ist das auch kein

Wunder: Lucignolo ist Italienischund heißt auf deutsch »Eselchen«.Er bringt Pinocchio vom rechtenWeg ab und lockt ihn ins Schla-raffenland. Dort sind lauter Kinder,die Lucignolo schon verführt hat.Die größte Chance, andere Kinderzu verführen, hat er, wenn sie keineeigene Meinung haben. Aber erselbst ist dumm und schwach, dasstellt sich heraus, als es ernstwirdEr sagt: »Lieber lass uns verduftenals hier weiter zu schwitzen, imSchlaraffenland da quillt der süßeBrei aus allen Ritzen!«

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Paolo Madron lebt ebenfalls in Vicenza und istein in seinem Heimatland außer-ordentlich populärer Journalist,Buchautor und Dichter. LangeJahre lebte er als Wirtschafts-journalist in New York und ver-öffentlichte wesentliche Analy-sen als Autor bzw. zeitweiligerLeiter bekannter Magazine. Un-gewöhnlich vielfältig in seinenThemen und der damit verbun-denen Stilistik, veröffentlichte erdarüber hinaus Biografien, spe-zielle Fallstudien zum zeitgenös-sischen internationalen Film so-wie Dichtung in verschiedenenfreien Formen. Das Libretto zuPinocchio entstand 2001 in en-ger Zusammenarbeit mit Pieran-gelo Valtinoni.

Pierangelo Valtinoni ist Komponist, Dirigent und Or-ganist. Als Direktor des Konser-vatoriums in Vicenza/Nordita-lien eine weithin bekannte Per-sönlichkeit des Musiklebens,führen ihn Konzerttätigkeit, Diri-gate sowie die Aufführungenseiner Kompositionen in alleWelt. Als Gründer und Leiterdes Paralleli Ensemble Vicenzasowie des Icarus Ensemble ofReggio Emilia dient ein Großteilseiner Arbeit der Pflege derzeitgenössischen Musik des20. Jahrhunderts in Italien, ver-bunden mit regelmäßigen Kon-zertauftritten außerdem in Mün-chen, Amsterdam und Mexiko.Valtinoni spielte mehrere Filmmu-siken ein. Er ist als Komponistund Dirigent immer wieder Gastverschiedener Orchester, so-wohl zu Hause in Italien wie inEuropa und Übersee, und seineKompositionen werden weltweitim Radio gespielt. Sein komposi-torisches Schaffen umfasst andie einhundert Werke für u. a.Chor, Orchester, Kammermusik-besetzungen, Film oder Theater.Pinocchio ist seine zweite Operund entstand 2001 für die Kin-derchöre seiner Heimatstadt Vi-cenza.

Die Uraufführung in Italien Die Urfassung der Oper unter dem Titel Pinocchio, die begabte Puppe mit einer frei nachdem Roman Die Abenteuer des Pinocchio von Carlo Collodi erfundenen Handlung wurdevom Orchester des Teatro Olimpico in Vicenza/Norditalien in Auftrag gegeben und2001 im berühmten Renaissance-Theater Teatro Olimpico unter der Leitung desKomponisten Pierangelo Valtinoni uraufgeführt. Sein Dichter, Paolo Madron, undPierangelo Valtinoni schrieben zur ursprünglichen Idee ihrer Oper: »Alle kennenPinocchio. Und alle wissen, aus wie vielen Episoden der Geschichte das Buch besteht.Bei der Auswahl der Szenen haben wir versucht, den Roman zu respektieren, undhaben doch die Abenteuer ausgewählt, die uns als Autoren am besten gefielen. Dabeisollte eine Pinocchio-Oper herausgekommen, die nicht nur das Kinderpublikum an-spricht, sondern auch die Erwachsenen, indem wir vor allem solche Themen wie denTraum, die Freiheit, das Verhältnis zwischen den Generationen, auch das Thema Spielund Inszenierung im Musiktheater unterstreichen. Die Kinder und Jugendlichen solltenviele speziell für sie komponierte Partien bekommen und wichtige Rollen der Operbesetzen, sie sind so etwas wie die Hauptakteure des Stückes.«

Entstehung der Neufassung Über den Verlag Boosey & Hawkes Bote & Bock wurde die Komische Oper Berlin2005 auf das Werk aufmerksam und beschloss eine Aufführung des Stückes. Dabei hattedie junge holländische Regisseurin Jetske Mijnssen, die an der Komischen Oper Berlinbereits den Kleinen Schornsteinfeger inszeniert hatte, viele Ideen. Sie schlug vor, nocheinige Abenteuer mehr aus dem berühmten Roman in die Oper mit aufzunehmen. DerIntendant der Komischen Oper Berlin, Andreas Homoki, beschloss, dass für die Operder ganze Kinderchor, das Orchester, die große Bühne und Sänger aus dem Ensemblemobilisiert werden sollen.

Gemeinsam haben dann der Komponist, der italienische Dichter, die Regisseurin, derChorleiter und Mitarbeiter des Theaters und des Verlages ein Jahr lang an der neuenFassung gearbeitet. Die Dichterin Hanna Francesconi schließlich übersetzte die italieni-schen Reime und erfand eine lustige neue deutsche Textfassung, die der Regisseurinermöglicht, das Stück spannend zu erzählen, und dem Publikum die Figuren der Oper inall ihren Gefühlen und Gedanken nahebringt.

Der Kinderchor und die Opernsänger haben schon ein halbes Jahr vor Beginn derersten szenischen Proben ihre Noten gelernt, proben dann sechs Wochen lang szenischund anschließend findet die Premiere statt, die nun eigentlich in unserer Neufassung so etwas wie eine zweite Uraufführung ist.

Arbeitstexte Pinocchio Die Entstehungsgeschichte

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Der Verlag ist der Partner des Komponisten undhilft ihm bei der Werbung für seineneue Oper, damit viele Theater dasStück kennenlernen und dann auchauf der Bühne spielen. Im Verlagwerden die Noten gedruckt, diedie Musiker, Chorsänger, Sängerund der Dirigent brauchen. DieOper bezahlt dem Verlag für jedeAufführung Geld, das er sich mitdem Komponisten und Librettistenteilt. Das nennt man Tantiemen.

Uraufführung Erstaufführung Die Uraufführung ist die Vorstel-lung, wenn eine Oper von Orches-ter und Sängern erstmalig vor Publi-kum aufgeführt wird und erklingt.Erstaufführung bedeutet, dass eineOper schon woanders uraufgeführtworden ist, aber in einem bestimm-ten Land zum ersten Mal erklingt.

Ensemble ist ein französisches Wort und heißtauf deutsch »Gesamtheit«. AmOpernhaus sind damit alle Men-schen gemeint, die gemeinsam eineAufführung auf der Bühne gestalten:Sänger, Chor und Orchester. Im en-geren Sinne wird mit dem Ensembleeine feste Gruppe von Sängern aneinem Opernhaus bezeichnet, diedort in wechselnder Besetzung inden Stücken spielen.

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Die Dirigentin Anna-Sophie Brüning, geborenin Hannover, studierte zunächstGeige und Klavier in Deutsch-land und den USA. Sie war von1998 bis 2001 Konzertmeiste-rin des Philharmonischen Or-chesters der Hansestadt Lübeckund absolvierte zusätzlich einDirigier-Studium in Leipzig. Seit-her arbeitet sie mit zahlreichennamhaften Orchestern, u. a.dem Polnischen Kammerorches-ter, den Jenaer und NürnbergerPhilharmonikern, den Sinfonie-Orchestern in Münster und Re-gensburg, der Philharmonie Go-tha-Suhl, den Hofer Symphoni-kern, dem Stuttgarter Kammer-orchester und der Nordwest-deutschen Philharmonie. Ge-meinsam mit Daniel Barenboimist sie Initiatorin der »Free Inter-national Music School«, einemProjekt zur Förderung von musi-kalischer Erziehung in Kriegs-und Krisengebieten, und alsGründerin und künstlerischeLeiterin des PalästinensischenJugendsinfonieorchesters gibtsie mit diesem Orchester regel-mäßig Konzerte in Palästina, Is-rael und Jordanien.

Der Chorleiter Christoph Rosiny leitet das Kin-derstudio der Komischen OperBerlin und ist seit 1999 für diemusikalische Einstudierung desKinderchores und die Leitungder Kinderchorkonzerte amHause verantwortlich. Dabeischöpft er aus seiner Erfahrungals Musiklehrer am Gymnasium,als aktiver Sänger in den Extra-chören der Komischen OperBerlin und der Deutschen OperBerlin sowie als Referent für Ju-gendarbeit in verschiedenenInstitutionen Berlins. Unter sei-ner Leitung konnte sich der Kin-derchor der Komischen OperBerlin überregional profilierenund ist in jeder Spielzeit in meh-reren, eigens für Kinder entstan-denen Produktionen im Spiel-plan vertreten zur Zeit in derPrinzessin auf der Erbse und inder bisher größten Kinderopern-produktion der letzten Jahre,der deutschen Erstaufführungvon Pinocchio.

Die Geschichte des Romans Carlo Collodi war ein erfolgloser und armer Schriftsteller. Aber vor 130 Jahren hatte erdie zündende Idee von der hölzernen Marionette und begann, für eine Tageszeitung inItalien die Geschichten und Abenteuer des Pinocchio zu erfinden. Dabei griff er aufeigene Erlebnisse aus seinem Leben, aber auch auf die Abenteuer anderer, eher armerMenschen und deren Lebensgefühl in dem Italien seiner Zeit zurück. Sofort hatte derRoman, als Abenteuer-Fortsetzungsserie in der Zeitung abgedruckt, riesigen Erfolg beieinem breiten Publikum zunächst in Italien bei armen und reichen, großen wie klei-nen Leuten, jedoch bald auch in ganz Europa. Unzählige Verfilmungen und Dramatisie-rungen für das Theater halten seitdem Pinocchios Abenteuer für Groß und Klein immerwieder lebendig. Ursache für die anhaltende Popularität des hölzernen Jungen imOriginal oder in auch in den vielen Adaptionen seiner Abenteuer mag sein, dass einjeder Mensch Teile eines kleinen Pinocchio in sich selbst entdecken kann.

Zur Musik der Oper Die Oper verwendet alle bekannten konventionellen Formen wie Arien oder Ariosi,durchkomponierte Ensembleszenen, gesprochene Szenen im Wechsel von Chornum-mern, Tänzen und sinfonischen Zwischenspielen. Valtinonis Musik vermag diese For-menvielfalt erneuert zu binden aufgrund moderner Kompositionstechniken, die sich imbesten Sinne einer ästhetisch eingängigen und trotzdem anspruchsvollen Modernitätverpflichtet sehen.

Publikumswirksame Rhythmen und Melodien sind ein wichtiger Bestandteil derOper. Die Kinder sollen mit den Melodien der Oper im Ohr nach Hause gehen kön-nen. So kehren bestimmte Motive und Rhythmen auch immer wieder: zum Beispiel dasMotiv der Grillen in Verbindung mit einem Marsch; in Verbindung mit dem Vater, derFee und Pinocchio selbst, wenn es um deren liebevolle Beziehungen geht, spielen Drei-ertakte und sehnsüchtige Melodien ein große Rolle; und schließlich sind Schnecke oderKater und Fuchs an musikalischen Mitteln zu erkennen, die sie humorvoll schwung-voll lateinamerikanisch oder im Gaunerfoxtrott charakterisieren.

Eine stationenreiche Handlung, zahlreiche Anklänge an die große italienische Operund mitreißend rhythmische und wiedererkennbare Chornummern und Tänze, wiezum Beispiel die glanzvolle Cancan-Nummer der zu Eseln verwandelten Kinder imSchlaraffenland, der Unterwasserchor der Fische oder der Klagechor der Marionetten inFeuerfressers Theater, führen durch die Geschichte des Pinocchio mit großer Sinnlich-keit und Dynamik. Es zuckt in den Beinen und Ohrwürmer sind erwünscht.

Im Sinne eines aufregenden Musiktheaters für Kinder werden alle Register gezogen,vom großen Orchester über eine vielfältige Besetzung, über verschiedene Stilistika imMusikalischen und kontrastreiche Dynamik bis hin zu den bühnentechnischen Möglich-keiten, um Pinocchios Verirrungen, Läuterung und Triumph von allen Seiten unddurchaus im positiven Sinne eines vielfältigen Spektakels lebendig werden zu lassen.

Arbeitstexte Pinocchio Die Entstehungsgeschichte

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Der KinderchorMan nehme 60 fröhliche Kinder,die in ihrer Freizeit singen möchten.Also singen wir ein- bis zweimal inder Woche Lieder, Kanons, Chöre,absolvieren die unvermeidlichenStimmübungen im Chor, aber wirüben auch solistisch oder in kleinenGruppen. Da wir an ein Opernhausangegliedert sind, gibt es natürlichviele große Aufgaben auf derOpernbühne. Über einen langen

Zeitraum werden Stück für Stück dieMusik, der Text, die Qualität desChorklanges sowie die schauspiele-rischen Fähigkeiten in Kostüm undMaske erarbeitet. Zusammen mitSängern auf der Bühne und mit denMusikern im Orchestergraben wer-den wir Kinder zu gleichberechtig-ten Profis.Ob sich die vielen Stunden im Chor-probenraum, in den Intensivproben-zeiten, die regelmäßige Arbeit auf

der Probebühne und ganz zuletztdie Proben auf der großen Bühneder Komischen Oper gelohnt ha-ben, entscheidet am Ende das Pub-likum. Für uns, die Kinder und ihreChorleiter, lohnt es sich jedesmal:Wir machen eine Oper und habenbei dieser großen Herausforderungauch noch Spaß.

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Die Regisseurin Jetske Mijnssen studierte inAmsterdam Literatur und Opern-regie. 2001 nahm sie an derOper in Brüssel an einem Regie-Workshop von Willy Deckerteil, bis 2002 arbeitete sie alsAssistentin u. a. bei Guy Joos-ten, Monique Wagemakers undPeter Konwitschny in den Nie-derlanden sowie in Genf. Ge-meinsam mit Solita Stuckengründete sie in den Niederlan-den die Kammeroper »OperaCostanza e Fortezza«. Nebenmehreren anderen Kinderthea-terproduktonen folgte 2002 ineigener Regie Pollicino vonHans Werner Henze an der Na-tionaloper in Enschede, 2004inszenierte sie die Dreigro-schenoper an der Oper in Maa-stricht sowie Der kleine Schorn-steinfeger an der KomischenOper Berlin.

Die Bühnenbildnerin Benita Roth erhielt ihre Ausbil-dung als Theatermalerin in Aa-chen sowie als Bühnenbildnerinam Königlichen College für Mu-sik und Drama Cardiff. Assisten-zen vorwiegend für den Büh-nenbildner Wolfgang Gussmann führten sie an die Opernhäu-

ser in Berlin, Dresden, Barcelo-na, Mailand, Brüssel und Paris.Seit 1997 entwickelte sie eige-ne Arbeiten und schuf u. a. dieAusstattung für Opernaufführun-gen in Cardiff, Rostock, Kiel,Erfurt, Mainz, Linz, Nürnbergund die Neue Opernbühne Ber-lin. Bisher stattete sie folgendeKinderproduktionen aus: Dasschlaue Gretchen, Die unendli-che Geschichte, Hänsel undGretel und Die Zauberflöte. DasBühnenbild für die Neuproduk-tion Pinocchio ist ihre erste Ar-beit für die Komische Oper Ber-lin und die erste Zusammenar-beit mit Jetske Mijnssen.

Das Theater der blauen Fee Zur Inszenierung Jetske Mijnssen und ihr Team haben für die Inszenierung an der Komischen OperBerlin die Idee eines »Theaters auf dem Theater« entwickelt: Die Bühnenwelt hat dieGrundfarbe blau und in unserem Theater der blauen Fee erleben die Kinder die Aben-teuer Pinocchios in einzelnen Stationen. Dabei sorgt der Kinderchor als der Kommenta-tor sprechende Grille und in vielen anderen Rollen für die unentwegten Verwandlun-gen der Bühne. Zuletzt erweisen sich die Fee, die sprechende Grille und alle anderenFreunde oder Widersacher des Pinocchio als Theaterfiguren und zeigen sich Wirtshaus,Zirkus, Meer und selbst der Haifischrachen als Symbole mit den Mitteln des Theater-spiels, aus denen Pinocchio als lebendiger Junge aus der gleichnishaften Geschichtehervorgehen und das Theater verlassen kann.

Benita Roth, die mit dem Bühnenbild ihre erste Arbeit an der Komischen Opervorlegt, schuf eine ausgesprochen farbige und zugleich raffiniert verwandlungsfähigeTheaterwelt, in welcher keines der unglaublichen Ereignisse auf Pinocchios Weg zukurz kommt: ob der Flug der Taube über die Erde, das Schlaraffenland, die Unterwas-serwelt oder die dunklen Abgründe. Das harmoniert sehr gut mit den Kostümen vonChristine Mayer, die bereits phantasievoll die Kinderoper-Uraufführung Der Reiter mitdem Wind im Haar ausstattete; die Kostüme geben der Aufführung ein zusätzliches Spek-trum von originellen Erfindungen und zeigen großen Spaß und sinnliche Lust an derGestaltung aller beteiligten Figuren. [s. L2]

Arbeitstexte Pinocchio Die Inszenierungskonzeption

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Die Kostümbildnerin Christine Mayer wurde imSchwarzwald geboren und stu-dierte nach ihrer Ausbildungzur Kürschnerin in HamburgModedesign. Seit 1999 lebt siein Berlin. Sie ist Modeschöpfe-rin mit eigenem Label und einegefragte Kostümbildnerin. Sieentwarf zahlreiche Kostümbilderfür Ballett, Schauspiel und Operu. a. an den Theatern in Kla-genfurt, Bremen, Hannover unddebütierte an der KomischenOper Berlin 2005 mit den phan-tasievollen Kostümen für die Ur-aufführung der Kinderoper DerReiter mit dem Wind im Haar.Die Entwicklung der Kostüme fürdie deutsche Erstaufführung derKinderoper Pinocchio in dieserSpielzeit ist ihre erste Zusam-menarbeit mit Jetske Mijnssen.

Die blaue Fee Kostümfigurinevon Christine Mayer

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Libretto-Werkstatt

Arbeitstexte Pinocchio Das Libretto

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Eine neue Szene in Versen vonHanna Francesconi aus derNeufassung der Oper

6. SzeneAuf dem Grunde des Meeres

PinocchioEin Elend, dies Eselsein!Besser ich lass mich sinkenals länger zu leiden.Lieber will ich ertrinken

ThunfischWas für ein seltsames Dinghat sicher hierher verloren?Eine Marionette, scheint s,mit Fell und mit Eselsohren.

PinocchioIch bin hereingefallenauf Märchen und auf Lügen,jetzt fressen mich die Quallen,welch ein übles Vergnügen

ThunfischHe, lass dich nicht gehen,lass das Jammern und Klagen,und versuch, deine Lagemal anders zu sehen!Zwar steckst du in der Klemme,doch musst du nicht verzagen,weil ich dein Freund binund ich den Ausweg kenne.

PinocchioDas ist sehr freundlich,Herr Thunfisch.Aber ich kann nicht ausmeiner Haut!

ThunfischHerbei ihr Fische alle,schnell herbei in großen Scharen,wir knabbern ihm das Fell ab,das Fell mit Haut und Haaren.So können wir ihn sichervor dem nassen Tod bewahren.

PinocchioLasst euch die Mahlzeit schmecken,wenn ihr glaubt, mich so zu retten.

Chor der FischeWir knabbern ihm das Fell ab,das Fell mit Haut und Haaren

Die Fische umringen Pinocchio undknabbern ihm das Fell ab. Schließ-lich ist er wieder ganz der alte.

ThunfischLieber Freund, das warnicht schwierig!Doch zu wissen sind wir begierig,warum wurdest du verwandelt,(er deutet auf die Ohren)so jämmerlich verschandelt?

PinocchioWeil ich frech war und verzogen,weil ich dumm war und verlogen.Doch das sind alte Geschichten Könnt ihr mir nicht von Geppetto,von meinem Vater berichten?

ThunfischFreunde Ruhe! Hört ihrdas Dröhnen? Hört ihr dies schreckliche Grollenund Stöhnen?(schreit) Der Haifisch!

Chor der FischeDer Haifisch, der Haifisch!Hilfe, Hilfe!Der Hai ist wieder nichtsatt geworden,jetzt kommt er zurück,um uns alle zu morden.Er hat ein ganzes Boot gefressen,und ein Mann hat drin gesessen.Der Haifisch, der Haifisch!Hilfe, Hilfe!Hieß Geppetto, war ein Schreiner,helfen konnte diesem keiner.

Der Thunfisch und alle Fische flüch-ten und lassen Pinocchio alleinzurück.

PinocchioVater, lieber Vater Ach, kannst Du mir vergeben!?Ich komm zu Dir,und ich rette dein Leben,dein Leben.

Der Haifisch verschlingt Pinocchio.

Der Fuchs und der KaterKostümfigurinen von Christine Mayer

Der Esel Kostümfigurinevon Christine Mayer

Lucignolo Kostümfigurinevon Christine Mayer

Ein Thunfisch Kostümfigurinevon Christine Mayer

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Zum Umgang mit den Arbeits-textenDie Arbeitstexte im vorderen Teildieses Heftes dienen zum einender Information für Lehrer. An-dererseits können ältere Grund-schüler selbstverständlich mitdiesen Texten arbeiten, um sichmit der Institution Opernhausund ihren Abläufen vertraut zumachen.Arbeitsvorschlag Erarbeitungeiner Zeitleiste vom Roman zurDeutschen Erstaufführung ander Komischen Oper Berlin.Oder Erarbeitung einer Mitar-beiterliste wieviele und wel-che Berufsgruppen waren ander Entstehung der Oper Pinoc-chio oder der Inszenierung be-teiligt? Für diese Aufgabenstel-lung kann auch die Homepageder Komischen Oper Berlin zuHilfe genommen werden.www.komische-oper-berlin.de

Methodisch-didaktische Hinweise zum SpielkonzeptDie musiktheaterpädagogische Arbeit an der Komischen Oper Berlin basiert immer aufder Methode der Szenischen Interpretation von Musik und Theater (nach ISIM) undwurde in diesem Fall so eingesetzt, dass auch noch nicht lesefähige Grundschulkinderbereits szenisch-interpretatorisch mitarbeiten können. Höhere Klassenstufen könnenauch mit den erklärenden Texten im vorderen Teil dieses Heftes arbeiten (T1-7).

Das vorliegende Spielkonzept zur Oper Pinocchio ist als gespielte Geschichte konzi-piert. Für jede größere Szene der Oper können Sie auf Spiel- und/oder Arbeitsvorschlä-ge zurückgreifen. Das heißt, zu jeder Szene der Oper werden Vorschläge gemacht, wiediese Szene musiktheaterpädagogisch vermittelt werden kann. Das Baukastenprinzip er-möglicht es, die Anzahl der Spieleinheiten zu variieren.

Jüngeren Grundschulkindern hilft es, wenn der situative Rahmen der Geschichteimaginiert werden kann: Einzelne Stationen der Geschichte sollten in einem großenRaum mit einfachen Requisiten angedeutet werden. So kann die Gruppe wie Pinoc-chio von Ort zu Ort gehen und den Fortgang der Geschichte leibhaftig erleben.

Die fünf Schritte der Szenischen Interpretation sollten in jeder Spieleinheit und im Verlauf der ganzen Unterrichtsreihe das Ge-

schehen bestimmen. Es ist wichtig, die Phasen der Annäherung, intensiven Arbeit, Re-flexion und des Loslassens zu respektieren, um Schülern einen Rahmen zu bieten, in de-nen das Hineinschlüpfen in Rollen, Szenen, Texte, Musik, Theater möglich ist.Erster Schritt Vorbereitung In der Vorbereitungsphase wird Schülern die Mög-lichkeit gegeben, ganzheitlich an eine Oper, an eine Spielszene oder an eine Rolle her-angeführt zu werden. In dieser Phase wird kein Schüler vereinzelt oder herausgestellt,sondern der Spielleiter achtet darauf, jedem einzelnen Schüler in der Gruppe einen Schutzzu gewähren. In dieser Phase kann der Raum gestaltet werden und vor allem mit WarmUps also kleinen körperbetonten Spieleinheiten die Spielfreude geweckt werden.Zweiter Schritt Einfühlung In der Einfühlung begibt sich die Gruppe in das Setting,in den Rahmen einer Oper bzw. eines Themas hinein. Hier steht die Annäherung anRollenkollektive, typische musikalische Ereignisse oder die Auseinandersetzung mit derEntstehungszeit der Oper im Zentrum.Dritter Schritt Szenisch-musikalische Arbeit Dieser Schritt stellt das Zentrum derAuseinandersetzung mit Musik und Theater dar. Denn hier kann jeder Einzelne für sichund als Gruppe das Werk, die Figuren, die Musik, die Handlung, das Libretto etc. ausunterschiedlichsten Perspektiven szenisch interpretieren. Vom Spielleiter ist in dieserPhase größtmögliche Sensibilität und Respekt gegenüber einer von den Schülern ernst-haft eingenommenen Haltung erforderlich. In dieser Phase wird an Haltungen, Bildern,Spielszenen, Improvisationen und Präsentationen gearbeitet.Vierter Schritt Ausfühlung Diese Phase stellt einen Übergang von der Innensichtauf eine Oper, auf sich selbst, auf das Spielgeschehen hin zu einer Außensicht eines Zu-schauers dar.Fünfter Schritt Reflexion Erlebtes ins Wort zu heben ist das Zentrale der Re-flexionsphase. Das Reflektieren kann z. B. in einer Blitzlichtrunde unkommentiert ge-schehen, aber auch im gelenkten Brainstorming oder in inhaltlich festgelegten Ge-sprächsrunden.

Lehrermaterial Pinocchio

L1

In der Randspalte finden Sie so-wohl Verweise auf die Arbeits-texte im vorderen Teil des Mate-rialien, mögliche Aufgabenstel-lungen für Ihre Schüler als auchHinweise auf die Methode derSzenischen Interpretation vonMusik und Theater.

Wenn Sie sich mit der Methodeder Szenischen Interpretationvon Musik und Theater (nachISIM) beschäftigen möchten,empfehlen wir den Methoden-katalog der Szenischen Interpre-tation von Musiktheater von Rai-ner O. Brinkmann, Markus Ko-such und Wolfgang MartinStroh, Lugert Verlag Oldershau-sen 2001. Darüber hinaus seiauf die Homepage isim-online.de verwiesen, auf der al-le Veröffentlichungen, Links undaktuellen Projekte zur Szeni-schen Interpretation vonMusiktheater verzeichnet sind.

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Die blaue Fee und die sprechende blaue Grille eröffnendie Geschichte. Sie erzählen von Pinocchio: Er will einMensch sein und benimmt sich immer daneben.

Lehrermaterial Pinocchio

L2

Ideen für den Unterricht Blaue Bilder malen. Zuvor Mate-rialien festlegen. Bildthemenkönnten sein: ein grenzenloserOrt; ein Traumbild; ein Augen-blick, in dem jemand beschütztwird.

Im Internet (oder Ausstellungska-talogen) nach Bildern von YvesKlein suchen und selber mit derFarbe Blau experimentieren.

Den Schülern das Eichendorff-Gedicht kopieren, dabei aberdie beiden letzten Zeilen derdritten Strophe weglassen, dieGeschichte (in Gedichtform)weiterschreiben lassen.

Die Farbe Blau Zu einer grundlegenden InszenierungsideeIn der Oper Pinocchio spielt die blaue Fee eine große Rolle. Sie ist Pinocchios Freundinund hilft ihm immer in größter Not. [s. T6] Jede Farbe hat in der Kunst und in derSprache eine Bedeutung. Die Farbe Blau galt als etwas ganz Besonderes, weil die Farbeso selten und dementsprechend teuer war: Indigo-Blau konnten sich nur Könige leisten.Ultramarinblau wurde aus dem Halbedelstein Lapislazuli hergestellt. Den natürlichenUrsprung hatte der Lapislazuli in Persien.

In der (christlichen) Kunst wird die Gottesmutter Maria immer im blauen Mantel, imSchutzmantel, dargestellt. Die Farbe Blau symbolisiert hier das Göttlich-Himmlische.

Allgemein symbolisiert die Farbe Blau u. a. die Treue, den Adel (blaues Blut), denHimmel, die Weisheit und das Denken.

Vor ca. 200 Jahren, in der Epoche der Romantik, machten sich die Menschen auf dieSuche nach der »blauen Blume«, Symbol für das Unerreichbare, das Große, die Sehn-sucht. Beschrieben wurde dies von Novalis und Joseph von Eichendorff:

Joseph Freiherr von EichendorffDie blaue BlumeIch suche die blaue Blume,Ich suche und finde sie nie,Mir träumt, dass in der BlumeMein gutes Glück mir blüh.

Ich wandre mit meiner HarfeDurch Länder, Städt und Au n,Ob nirgends in der RundeDie blaue Blume zu schaun.

Ich wandre schon seit langem,Hab lang gehofft, vertraut,Doch ach, noch nirgends hab ichDie blaue Blum geschaut.

NovalisHeinrich von Ofterdingen:Was ihn aber mit voller Macht an-zog, war eine hohe lichtblaue Blu-me, die ihn mit ihren breiten, glän-zenden Blättern berührte. Rund umsie her standen unzählige Blumenvon allen Farben, und der köstlicheGeruch erfüllte die Luft. Er sahnichts als die blaue Blume, und be-trachtete sie lange mit unnennbarerZärtlichkeit. Endlich wollte er sichihr nähern, als sie auf einmal sichzu bewegen und zu verändern an-fing; die Blätter wurden glänzenderund schmiegten sich an den wach-senden Stengel, die Blume neigtesich nach ihm zu, und die Blüten-blätter zeigten einen blauen ausge-breiteten Kragen, in welchem einzartes Gesicht schwebte. Sein sü-ßes Staunen wuchs mit der sonder-baren Verwandlung, als ihn plötz-lich die Stimme seiner Mutterweckte.

Literatur zur Farbe Blau Victoria Finlay: Das Geheimnisder Farben. Eine Kulturgeschich-te. List Taschenbuch, Berlin2005.Gabriele Sander (Hrsg.): BlaueGedichte. Reclam Universal-Bibliothek, Stuttgart 2006.Alexander Theroux : Blau. An-leitungen, eine Farbe zu lesen.Europäische Verlagsanstalt,Hamburg 1998.

Die blaue Grille Kostümfigurinevon Christine Mayer

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Für ein Standbild werden min-destens zwei Personen benötigt:eine, die baut, und eine, wel-che gebaut wird. Die beidensollten anschließend ihre Rollentauschen, damit jeder einmal Er-bauer und Gebauter sein kann.Der Erbauer beginnt nun gemäßder Aufgabenstellung die Per-son, die gebaut werden soll, zumodellieren. Diese verhält sichpassiv, so dass sie wie eineDrahtpuppe geformt werdenkann, und verharrt in der ge-wünschten Position. Zum Schlusswird ein Gesichtsausdruck vor-gegeben, den die »Statue«nachahmt.

In Geppettos WerkstattDer Holzschnitzer Geppetto erschafft eine hübsche Ma-rionette aus Holz und träumt davon, dass sie lebendigsei. Schon lange wünscht er sich einen Sohn. Er tauftseine Figur Pinocchio. Unter seinen Händen erwachtPinocchio plötzlich zum Leben.

Lehrermaterial Pinocchio

L3

Warm Up RhythmuskreisDie Gruppe steht im Kreis undbeginnt, auf das Wort »Pinoc-chio« einen gemäßigten 4/4-Takt auf der Stelle zu gehen, in-dem auf »Pi« der rechte Fußeinen Schritt nach außen tut.Mit »no« zieht der linke nach.Bei »cchi« geht der linke nachaußen und auf dem »o« ziehtder rechte nach, so dass dieAusgangsposition wieder er-reicht wird. Wenn die Schrittfol-ge sicher ist, beginnt der Spiel-leiter das Klatschen auf die mar-kierten Vokale der Namen anzu-leiten (s. Noten). Anschließendwird die Gruppe in zwei bisfünf Kleingruppen geteilt, umdie Rhythmen quasi mehrstimmigauszuführen.Tip: Wer den Grundrhythmusverliert, kann mit einem gespro-chenen »Pinocchio« wieder inden Grundschritt hineinkommen.

Einfühlung Standbildbauen Die Schüler fühlen sich in Pinocchio ein, indem sie in Partnerarbeit holzpuppenhafteHaltungen und Bewegungen erarbeiten:

Es werden Paare gebildet, es wird nicht mehr geredet. Der Spielleiter erklärt dieVorgehensweise und liest im Anschluss zunächst die Geppetto-Rollenkarte und danndie Pinocchio-Rollenkarte vor.

Partnerarbeit: Schüler A (Pinocchio) stellt sich zur Verfügung, damit ihn Schüler B(Geppetto) in eine typische Pinocchio-Haltung bringt.

Nachdem jeder Schüler mehrere Pinocchio-Haltungen sowohl gebaut als auch selberdargestellt hat, sollen sich die Schüler in hölzernen Pinocchio-Gehhaltungen durch denRaum bewegen. Jeder Schüler verändert nur dann seine Haltung, wenn der Spielleiter(oder Schüler XY) durch Klatschen einen Impuls gibt. Alle Schüler gehen wie Holz-puppen durch den Raum.

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Im PuppentheaterIn einem Marionettentheater legt sich Pinocchio mit demgefährlichen Direktor Feuerfresser Mangiafuoco an. Erschürt Aufruhr unter seinen Brüdern, den Marionetten desTheaters, und wirft dem Direktor vor, dass ihm nur nochlangweilige Geschichten einfallen.

Lehrermaterial Pinocchio

L4

Die Phantasiereise führt in dasLand, die Zeit und das Milieubzw. Ambiente der Oper. Mitihr soll die Gedankenwelt desKindes für weiterführende Übun-gen vorbereitet werden. EinePhantasiereise geht immer vonder aktuellen Situation der Teil-nehmer aus und führt auf nach-vollziehbarem Weg zur Hand-lung. Am Beginn der Geschichtekönnen »Flugge-räte« und »Zeit-maschinen« die Schüler vomHier und Jetzt an den ge-wünschten Ort und in die Epo-che bringen. Eine eventuelleHintergrundmusik sollte aus derOper stammen, zumindest aberdie Atmosphäre unterstreichen.

Phantasiereise Pinocchio klemmte sich seine Fibel unter den Arm und machte sich auf den Weg zurSchule. Er dachte: Am ersten Tag lerne ich gleich Lesen, am zweiten Schreiben und amdritten kann ich dann Geld verdienen, damit ich einen neuen Mantel für Geppetto kau-fen kann! Das soll ein toller Mantel sein, am besten aus Seide und mit Silber und Goldbestickt. Stop! Was war das denn?! Pinocchio blieb stehen und horchte. Es klingt wieMusik, Trommeln und Flöten. Nein, Pinocchio musste herausfinden, was das war. Jetzt,sofort! Er folgte mit seinen Ohren der Musik, ging auf sie zu, sie wurde lauter, kamnäher und plötzlich stand Pinocchio vor einem großen, bunten Puppentheater.

Jetzt war er noch neugieriger. Was soll s, dachte er, zur Schule kann ich auch morgen.Ich will erst das Theater sehen, ich will da jetzt rein! Aber Theater kostet nun mal Geld,und ohne Eintritt würde man ihn nicht einlassen. Und da Pinocchio sonst nichts Wertvollesbesaß, verkaufte er seine Fibel. Jetzt konnte er endlich ins Puppentheater gehen.

Die Vorstellung hatte gerade angefangen. Auf der Bühne spielten Puppen, genausowie er eine war. Aber den Puppen war langweilig, furchtbar langweilig, denn sie muss-ten jahrelang immer die gleichen Geschichten spielen. Plötzlich zeigte eine der Puppenauf Pinocchio und alle erkannten ihn als Puppenbruder. Alle freuten sich und feiertenmit Pinocchio auf der Bühne. Es wurde wild getanzt und herumgehüpft. Niemanddachte mehr an die Vorstellung Aber dann stampfte der Puppen-Boss herein: Man-giafuoco der Feuerfresser. Der sah sowieso schon zum Fürchten aus. Jetzt war er rich-tig sauer. Seine Haare standen wie lodernde Flammen in alle Richtungen und in seinemGesicht glühten die Augen wie zwei rote Kohlen. »Du!«, donnerte er und wies mitausgestrecktem Arm auf Pinocchio, »nach der Vorstellung haben wir zwei miteinanderein Hühnchen zu rupfen!« So geschehen. Er packte Pinocchio am Kragen und trugihn zur Feuerstelle. »Du kommst mir gerade recht, mir fehlt Brennholz zum Kochen,ich will dich ins Feuer werfen, du Unruhestifter!« Pinocchio schlotterte vor Angst. »Nein!«, riefen die anderen Puppen und stellten sich schützend vor Pinocchio. Mangia-fuoco aber war noch wütender. »Wenn mir nicht einer einen Grund liefert, wieso icheuren Freund hier nicht ins Feuer werfen soll, werfe ich euch als nächstes rein!«

Was jetzt? Da traten Harlekin und Pulcinella hervor. »Excellenz«, sagte der Harle-kin schüchtern, »lieber Chef Pinocchio ist eine freie Puppe. Er erlebt viele Abenteuerund kann uns neue Geschichten liefern. Die können wir brauchen, damit wieder mehrLeute ins Theater kommen!« »Ja«, sagte Pinocchio leise, »ich sehe und erlebe viel, dasihr brauchen könnt!« »Du wagst es!«, brüllte Mangiafuoco und wollte beide, auchden Harlekin, packen. Aber dann begann er zu überlegen. Seine Augen glühten jetztweniger. Er sah zum ängstlichen Pinocchio, und irgendwie tat er ihm auch leid. Ihrmüsst nämlich wissen, dass auch der Feuerfresser ein Herz hatte. Und außerdem, Ge-schichten brauchten sie, wirklich neue Geschichten, die das Leben schrieb: Abenteuer!

»Na gut!«, sagte er schließlich, »wir wollen es versuchen. Ich gebe dir einen Vor-schuss. Geh, erlebe neue Abenteuer und bring mir spannende Geschichten!«

Fünfzehn Dukaten rollten in Pinocchios Hand das war nicht wenig! Pinocchioversprach erleichtert, gute Geschichten zu bringen, und ging. Die Puppen winkten ihmzum Abschied.

Spielaufbau Der Spielleiter erzählt die Hand-lung bis zum Beginn des Puppen-theaters und liest die Rollenkartevon Mangiafuoco [T3] vor.Es werden Zweiergruppen ge-bildet. Ein Schüler ist Mangia-fuoco, der andere stellt die vonihm abhängige Marionette dar.In jeder Zweiergruppe experi-mentieren die Schüler mit derVorstellung, als Marionette anFäden aufgehängt zu sein. Derandere Schüler ist der Strippen-zieher. Wo muss ich ziehen, da-mit der andere seinen Arm hochhebt? Was kann eine Marionet-te selber tun?Nun sollen sehr einfache Aufga-ben bewältigt werden: z. B. DieMarionette soll winken, sich set-zen, zwei Schritte laufen, sichhinlegen etc. Die Rollen werdengetauscht.

Aufgabe Die Schüler sollen Geschichtenerfinden und schreiben, die Pi-nocchio Mangiafuoco mitbrin-gen könnte. In diesen Geschich-ten sollten folgende Worte vor-kommen: Schnecke, Kerze, Wa-ckelpudding, eine Billion Euro.

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Bei der Arbeit mit Rollenkartenlesen die Schüler die Rollenkar-ten [s. T 2 und T 3] alle gleich-zeitig laut und verwandeln denText beim Lesen in die Ich-Form.Anschließend schreiben dieSchüler anhand folgender Fra-gen eine sogenannte Rollenbio-grafie:Wie heißt Du, wie siehst Du ausund wie alt bist Du? Wasmachst Du? Wovon träumst Du?Hast Du Freunde oder Feinde?

Im WirtshausPinocchio macht sich mit 15 Dukaten auf den Weg. Ertrifft auf Kater und Fuchs. Die beiden sind echte Gaunerund haben es auf sein Geld abgesehen. Gegen alleWarnungen der Grille lädt Pinocchio die beiden bösenTiere auf seine Kosten ein. Pinocchio erkennt nicht dieGefährlichkeit und Falschheit von Kater und Fuchs.

Lehrermaterial Pinocchio

L5

Wo spielt die Szene?Wer spielt die Szene?Wann spielt die Szene?Wie beginnt die Szene?Was wird für die Szenebenötigt?

Spielanweisung Variante A: Improvisation einer SzeneEs werden 4er-Gruppen gebildet, bestehend aus Wirt, Kater, Fuchs, Pinocchio. Falls dieGruppe nicht durch 4 teilbar ist, können Grillen als Kommentatoren hinzugefügtwerden. Aufgabe: Der Spielleiter liest die Ausgangslage vor (s. o.). Die Schüler treffenvor Beginn des Spiels Entscheidungen zu den W-Fragen (auf Tafel notieren):

Die Beantwortung dieser Fragen soll sehr zügig vonstatten gehen, der Spielort wirdmit einfachen Bühnenbildelementen (z. B. Stühle, Tafel) und Requisiten ausgestattet,dann beginnt die Szene.

Die gegensätzlichsten Szenen werden der Gesamtgruppe präsentiert.

Variante B: Arbeit an SprechhaltungenIn der folgenden Spielsequenz sollen die Schüler zwischen Text und Subtext unterschei-den und Hinterlistigkeit durchschauen lernen, indem sie mit körperlichem und stimmli-chem Ausdruck spielen. Dies wird in der Szenischen Interpretation »Arbeit an Sprech-haltungen« genannt.

Der Spielleiter erklärt den situativen KontextDie Gruppe wird halbiert. Die beiden Gruppenhälften stellen sich in zwei Reihen

gegenüber (Gesicht zu Gesicht) in ca. 3 m Abstand auf.Alle lernen und üben folgenden Libretto-Satz von Kater und Fuchs gemeinsam zu

sprechen: »Kling, kling, kling. Schenk uns Vertrauen, es wird sich schon lohnen. Auf unskannst Du bauen, bald hast Du Millionen.«

Wenn der Satz gut gekonnt wird, gibt der Spielleiter Emotionen vor, in denen derSatz von einer Gruppe gesprochen werden soll, z. B. ängstlich, arrogant, ironisch, böse,gekränkt etc.

Gruppe A fängt an, Gruppe B erhält ebenfalls eine Anweisung und antwortet mitdem geübten Satz.

Im weiteren Verlauf können die Schüler ihre Sprechhaltung mit ihrer Körperhaltungunterstützen.

Bei älteren Schülern kommen nach einigem Probieren eigene Ideen, mit welchemSubtext der Satz gesprochen werden kann.

Ältere Schüler sind in der Lage, die Übung zu steigern, indem sie sich zuvor selberüberlegen, in welchem Ausdruck sie den Satz sprechen, und eine konterkarierende Kör-perhaltung dazu präsentieren.

ReflexionWas wirkt mehr? Stimmausdruck, Textinhalte oder Körperhaltung? Was nimmtPinocchio wahr? Womit nimmt Pinocchio etwas wahr? Der Spielleiter erzählt denAusgang der Szene. [s. T2]

Die Arbeit an Sing- und Sprech-haltungen geht davon aus, dassSprechen mehr ist als Informati-onsübertragung. Mit ihr sollenkörperliche und innere Haltun-gen und Ausdruck der Sprachein ein Verhältnis zum Inhalt ge-bracht werden. Hierbei sprichtjeder einen vorgegebenen Satzaus seiner Rolle in einer vomLehrer oder Schüler genanntenCharakteristik, z. B. hektisch,angeekelt, cool, betrunken, wei-nerlich etc. Bei der Singhaltungwird der gleiche Satz auf einerfrei zu wählenden oder derOper entlehnten Melodie ingleicher Weise mit verschiede-nen Haltungen geprobt. Verzie-rungen, wie Koloraturen, kön-nen hinzugenommen werden.

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Die Arche NoahAus dem 1. Buch Mose, Kap. 7Danach ließ er eine Taube aus-fliegen, um zu erfahren, ob dieWasser sich verlaufen hättenauf Erden. Da aber die Taubenichts fand, wo ihr Fuß ruhenkonnte, kam sie wieder zu ihmin die Arche; denn noch warWasser auf dem ganzen Erdbo-den. Da tat er die Hand herausund nahm sie zu sich in die Ar-che. Da harrte er noch weiteresieben Tage und ließ abermalseine Taube fliegen aus der Ar-che. Die kam zu ihm um dieAbendzeit, und siehe, ein Öl-blatt hatte sie abgebrochen undtrug s in ihrem Schnabel. Damerkte Noah, dass die Wassersich verlaufen hätten auf Erden.

Der Flug mit der TaubePinocchio ist von Kater und Fuchs seines Geldes beraubtworden, zwei Gendarmen sind hinter ihm her. Überra-schend steht eine taubenblaue Taube plötzlich vor ihm.Pinocchio bittet sie, mit ihr fliegen zu dürfen, um vor denGendarmen gerettet zu werden.

Lehrermaterial Pinocchio

L6

SpielvorschlagDie ganze Klasse trägt einzelneKinder in einem großen blauenTuch durch den Raum, möglichstvom Spielort Wirtshaus zumnächsten Spielort, dem Hausder blauen Fee.

Fächerübergreifender Unterricht Kunst, Religion, LebenskundeEs gibt unzählige Tauben-Zeichnungen, besonders bekannt sind sicherlich die Werkevon Pablo Picasso (Friedenstaube und Kind mit Taube).

Zum Symbolverständnis »Taube« ist es hilfreich, die biblische Geschichte über dieArche Noah zu lesen, denn die Taube ist eines der ältesten christlichen Symbole fürHoffnung und Frieden und wurde mit dem Ölzweig im Schnabel zum Sinnbild interna-tionaler Friedensbewegungen. Ihre Typisierung geht auf das Alte Testament zurück, wosie, von Noahs Arche ausgeschickt, mit einem Ölzweig zurückkehrte und somit zumSymbol für neues Leben nach der Katastrophe wurde. Sie taucht auch als Symbol fürden Heiligen Geist auf etwa bei der Taufe Jesu im Jordan. Mit Picassos Bild der Taubemit dem Ölzweig (1949) hat dieses Friedenssymbol weltweit seine Bedeutung erhalten.

Arbeitsvorschlag: Pablo Picasso hat den Leib der Friedenstaube mit nur einemStrich gezeichnet. Die Schüler sollen eine blaue Taube in ähnlicher Technik malen.

Vor dem Haus der blauen FeeDie blaue Taube hat Pinocchio vor den Gendarmen ge-rettet und fliegt mit ihm die ganze Nacht über die Erdeauf der Suche nach seinem Vater Geppetto. Sie setzt Pi-nocchio vor dem Haus der blauen Fee ab. Es ist Winterund Pinocchio begehrt Einlass, aber die Schnecke, dieim Haus der blauen Fee wohnt, lässt sich Zeit, ihm dieTür zu öffnen.

Spielvorschlag Das Lied der Schnecke singen (mindestens aber sprechen) lernen. Anschließend dasSingen immer weiter verlangsamen.

Zur Schnecke eine Haltung finden und in extremer Zeitlupe durch den Raumgehen. Dazu das Schneckenlied singen.

Die Noten für das Lied derSchnecke finden sich imSchülermaterial [s. S1]

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Sprechrhythmus-CollageDie Gruppe wählt 2 bis 4 Pinoc-chios, die sich auf den Bodenlegen und krank sind. Um sieherum steht der »Chor«, beste-hend aus Grillen, der Fee, Ha-sen etc. Der Chor beginnt ge-meinsam ein leises »Schlu-ckesie, schlu-cke sie « zu rezi-tieren. Auf ein vereinbartes Zei-chen teilt sich die Gruppe undjeder beginnt für sich eine indi-viduelle Abfolge des »Schlu-ckesie« dem Gesamtklang hinzuzu-fügen. Die auf dem Boden lie-genden Pinocchios sprechen inden Chorklang ihre Sätze»Nein, nie und nimmer« und »Esist mir zuwider« hinein. DieRhythmisierung der Sätze kannbenutzt werden, das ist abernicht zwingend. Der Chor sollteeine Stimmung erzeugen, die sobedrohlich ist, dass die Pinoc-chios immer verzweifelter ihreSätze rufen. Diese müssen nacheiner Weile gemeinsam einenPunkt finden, an dem sie dasSpiel mit dem Ruf »Du kannstmir die Tropfen geben« be-enden.

Im Haus der blauen FeePinocchio erwacht im Haus der Fee im Krankenbett.Zwei Doktoren Rabe und Uhu sagen sein Ende vor-aus, aber trotz aller Bitten und Mahnungen der Fee willPinocchio die bittere Medizin nicht nehmen.

Lehrermaterial Pinocchio

L7

Nasen-Wachsen-Spiel Pinocchio will die bittere Medizin nicht nehmen. Er versucht, sich mit Lügen heraus zuwinden, aber je mehr er lügt, desto länger wird seine Nase.

Partnerarbeit: Ein Schüler erzählt einem anderen eine Geschichte, am besten ein eige-nes Erlebnis aus nächster Vergangenheit. Irgendwann beginnt der Erzähler flunkern.Sobald der Zuhörer das Flunkern bemerkt, zeigt er mit seiner Hand an, dass seine eigeneNase anfängt zu wachsen. Abschließend wird die schönste Flunkergeschichte vor derGesamtgruppe präsentiert.

Gruppenarbeit: Der Spielleiter erzählt die Ausgangslage der Szene. Die Schüler überle-gen sich Lügen, mit denen sich Pinocchio herauswinden könnte. Dann lassen dieSchüler unter Zuhilfenahme ihres ausgestreckten Armes ihre »Nase« wachsen und gehenmit langer Nase durch den Raum. Nach einer Weile wird die lange Nase nur nochimaginiert, die Schüler gehen mit langer, imaginierter Nase durch den Raum.

Sprechchor

Pinocchio 1

Pinocchio 2

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ArbeitsvorschlagDie Schüler schreiben eine Ge-schichte zum Schlaraffenland.Dabei nutzen sie durch dasLibretto vorgegebene Worte:Augen, Stimme, süß, bewegen,getragen, Sonne, Schlaraffen-land.

Im SchlaraffenlandUnterwegs begegnet Pinocchio Lucignolo, einem schlech-ten Schüler. Der überredet ihn, mit ihm und den anderenKindern ins Schlaraffenland mitzukommen. Dort gibt eskeine Schule und man darf faul sein.

Lehrermaterial Pinocchio

L8

Spielvorschlag Es wird ein Brainstorming zum Thema Schlaraffenland gemacht, indem alle SchülerWorte, die ihnen zu Schlaraffenland einfallen, nennen.

Die Gruppe wird halbiert.Jede Gruppe überlegt sich die fünf verlockendsten Worte und übt, sie verlockend

auszusprechen.Nun stellen sich die beiden Gruppen in einem großen Abstand in zwei Reihen

gegenüber und versuchen, die andere Gruppe mit den ausgesuchten Schlaraffenland-Worten zu locken, indem sie mit ihrer Stimme spielen.

ReflexionWodurch lässt man sich anlocken, verlocken, verführen? Was ist so verlockend amSchlaraffenland?

Der Spielleiter erzählt die Szene zu Ende: Alle Kinder werden in Esel verwandelt,ihnen wächst ein Eselsfell.

Die UnterwasserweltUnglücklich stürzt sich Pinocchio ins Meer. Unter Wasserbegegnet er den Thunfischen, die ihm helfen, sich ausder Eselshaut zu befreien.

ArbeitsauftragDie Unterwassermusik wird amKlavier gespielt, die Schüler er-finden eine Thunfisch-Choreo-graphie.Alternativ können die Schülerdie Noten betrachten und an-hand des grafischen Verlaufsversuchen, auf vorhandenen Ins-trumenten eine Unterwassermu-sik zu erfinden und grafisch zunotieren.

ArbeitsauftragSpielen einer Szene [s. T 7]Es werden Gruppen mit ca. 10Schülern gebildet: Einer spieltPinocchio, einer den Thunfisch,alle anderen sind Fische. Jederfindet eine typische Haltung. Le-sen und Spielen des Libretto-Ausschnitts. Präsentation derSzenen. Dazu kann auch Musikerfunden und grafisch notiertwerden.

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Im dunklen HaifischmagenUnglücklich stürzt sich Pinocchio ins Meer. Unter Wasserbegegnet er den Thunfischen, die ihm helfen, sich ausder Eselshaut zu befreien. Sie können ihm sagen, wosein Vater ist: Geppetto wurde auf der Suche nach sei-nem Sohn auf dem Meer von dem großen Haifisch ver-schlungen. Pinocchio beschließt, seinen Vater zu retten,und wagt sich in das drohende Haifischmaul.

Lehrermaterial Pinocchio

L9

Reflexion Was hat Pinocchio zu einemMenschen werden lassen? Wiewichtig ist es, manchmal auchAngst im Leben zu haben?

Spielvorschlag Der Spielleiter gibt die obenstehende Information an die Klasse.

Drei Schüler werden vor die Tür geschickt. Alle anderen Schüler stellen sich quasi inMagenform auf (s. Zeichnung).

Es wird überlegt, wie man mit Körperinstrumenten eine unheimliche Atmosphäreschaffen kann. Es werden drei akustische Varianten festgelegt.

Der erste der drei vor dem Raum wartenden Schüler wird mit verbundenen Augenhereingeholt und bis zum Eingang des Haifischmauls geführt. Dann beginnt das akusti-sche Spiel: Der Schüler wird mit Hilfe aller durch den Haifischmagen geschoben. AmEnde des Haifischmagens stehen zwei Schüler, die ein wohlwollendes Geräusch von sichgeben und ihn aus dem Haifischmagen herausführen. Dieser ganze Vorgang sollte nichtzu kurz sein und in einer ruhigen, spannenden Atmosphäre ablaufen.

Die anderen beiden Kinder werden ebenfalls durch den Haifischmagen geführt.

Der Spielleiter erzählt die Szene zu Ende: Pinocchio findet seinen Vater Geppetto undbefreit ihn und sich aus dem Haifischmagen. Pinocchio ist ein Mensch mit Herz gewor-den.

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Man sieht nur mit dem Herzen gutIm Bauch des Haifisches fallen sich Vater und Sohn indie Arme, überglücklich, einander wiedergefunden zuhaben. Als den Vater der Mut verlässt, ergreift Pinocchiodie Führung und gelobt, sie beide aus dem Dunkel her-auszubringen. Auf seinem eigenen Rücken trägt Pinoc-chio den Vater zurück ins Leben.Die gute Fee und die sprechende Grille wachten auchdiesmal über Pinocchio. Weil er aus Liebe zu seinemVater mutig war und gezeigt hat, dass er ein Herz hat,ist Pinocchio am Ende ein richtiger Junge geworden.

Lehrermaterial Pinocchio

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Aufgaben Die Schüler bearbeiten das Arbeitsblatt zu Herz-Sprichwörtern. [s. S2]Im Fach Deutsch kann das folgende Gedicht von Robert Gernhardt gelesen werden.

Herz ist TrumpfHerzliches BeileidUnd herzlichen Dank!Mit herzlichen Grüßen Nicht: Köpfliches BeileidUnd bäuchlichen Dank!Mit ärschlichen Grüßen:Nur »herzlich« kommt wirklich von Herzen!(1997)

Abschluss-Reflexion Was genau hat Pinocchio zu einem Menschenmit Herz werden lassen?

Die Reflexionsmethode Feed-back bezeichnet die Phase, inder Spielerlebnisse zu Erfahrun-gen verarbeitet werden. Es han-delt sich dabei um die Verarbei-tung individueller Erlebnisse in-nerhalb der Gruppe, welchewährend des Gruppenprozessesstattgefunden haben. Im erfah-rungsbezogenen Feedbackäußern die Teilnehmer Gefühle,Gemütszustände, Teilerlebnisse,Beobachtungen, Wünsche, Be-fürchtungen oder Ängste bezüg-lich des unmittelbaren Spielge-schehens. Es finden keine Dis-kussionen, Kritik und Kommen-tierung statt. Im sachbezogenenFeedback werden die subjekti-ven Äußerungen in der Gruppediskutiert und an objektivenSachverhalten gebrochen undweiterentwickelt.

Der Rabe Kostümfigurine vonChristine Mayer

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PinocchioSchülermaterial

S1

Die sprechenden GrillenIn der Oper Pinocchio sind die Grillen die Helfer derblauen Fee. Auch sie haben eine blaue Farbe.

Echte Grillen sind in warmen Sommern und in südlichen Ländern immer zu hören allerdings fast nie zu sehen. Sie sind Insekten, fleißige Arbeiter und verwandt mit derHeuschrecke.

Aufgabe Schau Dir die Figurine einer Grille genau an und finde eine eigene Grillen-Haltung.Singt oder sprecht den Ausschnitt aus dem Grillenlied.

Vor dem Haus der blauen FeeSingt dieses Lied! Wenn Ihr es richtig gut könnt, spielt mit dem Tempo, also singt esmal sehr schnell und werdet immer langsamer und noch langsamer und noch viellangsamer

Die Schnecke Kostümfigurinevon Christine Mayer

Die Schwester Gril le Kostümfigurinevon Christine Mayer

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Schülermaterial Pinocchio

S2

Man sieht nur mit dem Herzen gutEs gibt sehr viele Redensarten zum Thema »Herz«.Erkläre sie und finde eigene!

Herzlichen Glückwunsch!Mir rutscht das Herz in die Hose!

Er bricht die Herzen der stolzesten Frauen.

Er hat ein Herz aus Stein!

Das Herz schlägt mir bis zum Hals.

Man sieht nur mit dem Herzen gut.

Sei nicht so herzlos!

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Waagerecht2 Raubtier des Meeres5 Vater von Pinocchio7 Pinocchio wächst dasFell von einem 8 Darunter erfriertPinocchio beinahe9 Geppetto schnitztPinocchio aus 10 Er hat die Geschichte vonPinocchio zuerst geschrieben11 Sie singt immer kri kri kri

Senkrecht1 Pinocchio fliegt mit der 3 Pinocchio bekommt beimLügen eine lange 4 Opernhaus in der Behrenstraße6 Der Junge mit der langen Nase

Pinocchio-Kreuzworträtsel

Schülermaterial Pinocchio

S3

ImpressumTheaterpädagogisches Material PinocchioHerausgeber Komische Oper Berlin, Behrenstr. 55-57, 10117 BerlinIntendant Andreas Homoki, Generalmusikdirektor Kirill PetrenkoRedaktion Anne-Kathrin Ostrop / Layoutkonzept usus.kommunikationGestaltung Werner Hintze und Anne-Kathrin OstropTexte Antje Kaiser, Anne-Kathrin Ostrop, Tobias Daniel Reiser, Yvonne TrawnyKostümfigurinen Christine Mayer, Zeichnung auf S. 1 Benita RothDer Abdruck der Notenbeispiele erfolgt mit freundlicher Genehmigungvon Boosey & Hawkes Bote & Bock