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Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen Frankfurt am Main Sonderheft der Mitteilungen Grußworte und Reden anlässlich der Einweihung des neuen Hörsaal- und Institutsgebäudes der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen Frankfurt am Main am 18. Oktober 2004

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Philosophisch-TheologischeHochschule Sankt GeorgenFrankfurt am Main

Sonderheft der Mitteilungen

Grußworte und Reden anlässlich der Einweihung des neuenHörsaal- und Institutsgebäudes der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen Frankfurt am Main

am 18. Oktober 2004

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Herausgeber Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen Frankfurt am MainRektorat

Anschrift Offenbacher Landstr. 224, D-60599 Frankfurt am MainFon (069) 6061-0Fax (069) 6061-307

eMail [email protected] http//www.st-georgen.uni-frankfurt.de

Erscheinungsdatum Dezember 2004

Bankverbindung Philosophisch-TheologischeHochschule Sankt GeorgenPax-Bank MainzKtoNr. 400 3600 020 BLZ 370 601 93

Stiftung Hochschule Sankt GeorgenFrankfurt am MainDresdner BankFrankfurt am MainKtoNr. 040 1085 100BLZ 500 803 00

Aktion »Mehr Brücken zu Gott«Frankfurter SparkasseKtoNr. 24 000BLZ 500 501 01

Postbank Frankfurt am MainKtoNr. 85-601BLZ 500 100 60

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Ein neuer Lebensstil des EvangeliumsDr. Josef HOMEYER, em. Bischof von Hildesheim 7

Begrüßung und Bericht über das Studienjahr 2003/04Rektor Prof. Dr. Helmut ENGEL SJ 9

Grußwort des Provinzials der Deutschen Provinz der JesuitenP. Stefan DARTMANN SJ, München 13

Grußwort von Domkapitular Helmut WANKA, Limburg 15

Grußwort von Staatsminister Jochen RIEBEL, Wiesbaden 17

Grußwort von Stadtrat Franz ZIMMERMANN, Frankfurt 19

Grußwort der AStA-Vorsitzenden Judith ADAM 21

Worte des Architekten Hans-Peter KISSLER 23

Vortrag »Theologie, Wissenschaft und Kirche – Beziehungen und Optionen«P. Dr. Hans LANGENDÖRFER SJSekretär der Deutschen Bischofskonferenz 27

Programmfolge der Einweihungsfeier 32

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Vorwort

Durch die Einweihung des neuen Hörsaal- und Instituts-gebäudes am 18. Oktober 2004 hat die Philosophisch-Theolo-gische Hochschule Sankt Georgen einen neuen, anregendenLebensraum erhalten. Die aus diesem Anlass bei der Eröffnungdes Akademischen Jahres 2004/05 überbrachten Grußworte undgehaltenen Reden werden im Folgenden dokumentiert.

Dieses Sonderheft verwendet noch einmal das bisherige Um-schlagbild der »Mitteilungen«, wie Sankt Georgen seit 1993(Errichtung der Seminarkirche) aus der Luft betrachtet aussah.Die in dieses Heft eingestreuten Aufnahmen aus dem Oktober2004 stammen sämtlich von Dietmar Strauß, Besigheim, und zei-gen Aspekte des grundlegend veränderten, neuen Gesichts vonSankt Georgen, nachdem nun auch der letzte Bauabschnitt voll-endet ist.

Mit einem tief empfundenen Dank gegenüber allen, die diesenNeubau befürwortet und finanziell ermöglicht, die ihn geplantund ausgeführt und daran mitgearbeitet haben, überreichen wirdieses Sonderheft allen Freunden und Förderern wie den Mit-gliedern und Angehörigen von Sankt Georgen zur Erinnerung andiesen Neubeginn.

Frankfurt, im Dezember 2004

Helmut Engel SJ– Rektor der Hochschule –

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Ein neuer Lebensstil des Evangeliums

Predigt des em. Bischofs von HildesheimDr. Josef Homeyer

Wenn das Evangelium von Jesus erzählt, ruftes in die Nachfolge des Gekreuzigten und desAuferstandenen. Das Evangelium will einenLebensstil formen, der den Weg Christi und denWeg seiner Jünger nachahmt. Jede Zeit hat ihreeigenen Schwierigkeiten gehabt, sich in diesenLebensstil hinein zu finden. Oft, keineswegs im-mer, ist es der Theologie auch gelungen, dieseSchwierigkeiten zu benennen und kritisch zureflektieren.

Für den christlichen Lebensstil wesentlichgewesen ist zu aller Zeit die Frage der Armut.Am Materiellen zeigt es sich eben; nicht zufälligwar der Zündfunke der Reformation jedenfallsauch eine Geldfrage; nicht zufällig führte derWeg zur Erneuerung der Kirche, vor allem auchzur Erneuerung ihrer Ordensgemeinschaften,über die Armutsfrage.

So ist es bis heute. Von nichts ist derzeit soviel in der Kirche zu hören wie vom Geld. Dagibt es Erschrecken, Wehklagen, Resignation,aber auch ganz forsche Reden. In einer schwer-wiegenden Finanzkrise, von der alle Bistümerbetroffen sind, meinen manche, diese Krise seian sich schon der Rückweg zum messianischenLebensstil. Die Bistümer haben kein Geld mehr,und nun könne wieder die unmittelbare Eigent-lichkeit des Evangeliums ausbrechen: „Nehmtkeinen Geldbeutel mit, keinen Vorratsbeutel undkeine Schuhe!“ Die Einbußen finanzieller Mittelführen nicht einfach ins Evangelium zurück.Eine solche Ansicht bleibt doch erschreckenddem Faktor Geld verhaftet, der vehement kriti-siert werden soll. Statt „Mit Geld bewegen wireiniges“ heißt es nun „Ohne Geld ist alles bes-ser“. Das ist nicht Reich-Gottes-Botschaft, dasist negativer Marxismus.

Die Finanzkrise führt nicht einfach zurück inden Lebensstil des Evangeliums. Sie führt zu-nächst in Verteilungskämpfe, in neue Jargons derEigentlichkeit. Wo die einen von zentralen Auf-gaben der Kirche sprechen, wittern die anderen

Klerikalismus. Wo die einen die gesellschaftlichePräsenz in differenzierter Breite, wenn auch mitweniger Ausstattung, erhalten wollen, daschwören die anderen auf die kleinen parochia-len Soziotope in unübersichtlicher Zeit. Jeden-falls: Die Finanzkrise führt an sich noch nichtzurück ins Evangelium. Sie kann im Gegenteileinem binnenkirchlichen Narzissmus und allzudefensiver Beschäftigung mit sich selbst neueSchubkraft geben.

II.

Es geht also um den Neuentwurf von Lebens-stilen des Evangeliums in dieser Kirche. Es gehtalso wieder einmal zentral um die Frage derArmut. Das Problem unserer Zeit, auch schondas Problem der letzten Jahrzehnte, lautet jen-seits aller Finanzdiskussionen: Wie könnenGlaubensgestalt und Lebensgestalt, Identität imGlauben und soziale Identität, wieder zusam-mengebracht werden? Dies, das Auseinander-brechen von religiöser und sozialer Identität,scheint mir das zentrale ekklesiale Problemheute zu sein. Es bedeutet nämlich, dass christ-licher Glaube in unserer Gesellschaft immerästhetischer wird. Er ist bloße Anschauung,eben Weltanschauung, die man sich privatissimeleisten kann oder auch nicht, ohne dass dies nunFolgen hätte für die gesellschaftlichen und per-sönlichen Gestaltungsräume. Es kommt alsodarauf an, dass Glaube und Weltanschauungwieder einander gegenübertreten, es geht umApologetik, um eine apologia vitae christianae.

Und hierzu, zu dieser Versöhnung von religi-öser und sozialer Existenz, gehört wesentlich dieFrage der Armut. Diese ist auch eine Frage desGeldes, aber vor allem eine Frage des Sich-Weggebens zum Anderen. Die Würzburger Sy-node hat völlig richtig diese Alteritätsperspektiveder Armut aufgerufen, wenn sie feststellt: „DerWeg in die Nachfolge führt immer auch in eine

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andere Gestalt der Armut und Freiheit: in dieArmut und Freiheit der Liebe, in der Jesus am Endeselbst den Tod 'überlistete', da er nichts mehr besaß,was dieser ihm hätte rauben können. Er hatte allesgegeben, für alle. In solche Armut und Freiheit derLiebe, die sich zu allen gesandt weiß, ruft dieNachfolge.“

Wir werden gebraucht dort, wo keiner mehrhingehen will: Also in unseren Hospizen, in denMigrantenheimen, bei den alleingelassenen Müt-tern, bei den Aussichtslosen. Wir werden ge-braucht bei den Arbeitern in Rüsselsheim undBochum; wir werden gebraucht angesichts derweltweiten Verelendungsrisiken. Kann man dannkeck sagen, ohne Geld würde alles besser? Odersollte man nicht richtiger sagen: Unsere Finan-zen müssen auf die Armut hin, als „Hilfs-Mittel“im wörtlichen Sinne orientiert und geordnetwerden.

Ein Lebensstil des Evangeliums, ein messiani-scher Lebensstil, verbraucht sich für andere. Erbrennt ab und hat am Ende selber nichts, oderwenig. Ein solcher Lebensstil für andere pochtnicht auf den status quo und auf Besitztümer.Kann nicht etwa Erhalt eines Pfarrheimes, dasvöllig unwirtschaftlich ist, ein sichtbares Zeichender Selbstbezogenheit sein, auch ein Zeichen derEntsolidarisierung? Müssen wir als Kirche nichtaufpassen, welche Zeichen der Solidarität wir inunserer eigenen Krise weithin sichtbar aufrich-ten? „Die Kirche muss ihr dienendes Gesichtzeigen“ hat der tschechische Kardinal Vlk esgenannt. Ist dieses Kriterium der Alterität nichtdas wesentliche zur Einübung eines neuen Le-bensstils?

Dieses Einüben braucht einen kirchlichenRahmen, nicht nur die Ermutigung und Beglei-tung der Geschwister, auch die verheißungsvolleBeglaubigung der Hierarchie. Der neue Lebens-stil braucht Übung und Alltäglichkeit, er brauchtKleinheit und Zucht, er braucht immer wiederund vor allem den empfänglichen Blick für denAnderen. Daran immer wieder zu erinnern,wenn wir in die Häuser und in die Städte gehen,ist auch Aufgabe der Theologie. Theologie indieser Zeit sollte uns vor allem von uns selberbefreien, sie sollte kritisch Einspruch erhebenund aufmerksam machen auf Not. Wo dies nichtmehr geschieht, brauchen wir auch keine Theo-logie mehr, dann überlassen wir das Geschäfteiner beflissenen Hermeneutik.

Wir hoffen also, liebe Sankt Georgener, aufIhren Einspruch. Wir hoffen auf kritische Auf-merksamkeit für die Not. Wir hoffen auf Arbei-ter im Weinberg und auf deren neuen Lebensstil.Mit diesem Neubau setzen wir auf eine apologiavitae christianae – eine Apologie also, die selberschon praktisch ist: ein neuer Lebensstil desEvangeliums. Amen!

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Begrüßung und Berichtüber das Studienjahr 2003/04

Prof. Dr. Helmut Engel SJ, Rektor

Sehr verehrte Damen, meine Herren!

Sie alle, die Lehrenden und Lernenden, dieFreunde und Gäste der Philosophisch-Theo-logischen Hochschule Sankt Georgen begrüßeich herzlich zur Eröffnung des AkademischenJahres 2004/05! Unser aller Dank gilt zunächstdem emeritierten Bischof von Hildesheim Dr.Josef HOMEYER, der unsere Eucharistiefeiergeleitet und soeben das neue Hochschulgebäudegesegnet hat.

Dass wir heute in diesem wunderschönenAmbiente das Wintersemester eröffnen können,verdanken wir der Kreativität, der Sachkunde,der ökologischen Aufmerksamkeit und demeffektiven Einsatz vieler, von denen ich nurwenige namentlich, stellvertretend für die vielenandern, begrüßen möchte: den entwerfendenArchitekten Hans-Peter KISSLER und den um-sichtigen Projektleiter Jan SPORK, den unermüd-lichen, qualitätsichernden Baubetreuer BennoKLOFT, den Gartenarchitekten Klaus BIERBAUM,den kundig beratenden Limburger Diözesan-baumeister Tilmann STAUDT, die beratendenund ausführenden Ingenieure und TechnikerBESCH, KUNZLER und STEFAN sowie Herrnund Frau SCHILLINGS, die Restauratoren desDeckenfensters von Georg MEISTERMANN.

Der 1911 in Solingen geborene Künstlerstand, als er 1953 seine Lehrtätigkeit an derFrankfurter Städel-Schule begann, schon seitlängerem mit einem Jesuitenscholastiker, demspäteren ZDF-Redakteur Dr. Walther SCHMANDT,im theologischen Gespräch. 1954 hatte GeorgMeistermann das große Altarwandfresko zurApokalypse in St. Alfons, Würzburg, angefer-tigt. Als danach in Sankt Georgen dieKollegskirche gebaut wurde (sie war nach knapp40 Jahren seit 1993 wegen Baufälligkeit nichtmehr benutzbar und wurde 2003 abgerissen),

bot Georg Meistermann seinen beiden theologi-schen Gesprächspartnern Walther Schmandtund Norbert Lohfink an, für diese Kollegskircheein Deckenfenster „Trinität und Schöpfung“ zugestalten – Sankt Georgen musste nur für dieMaterialkosten aufkommen. 1955 wechselteMeistermann dann an die Düsseldorfer, 1960 andie Karlsruher Kunstakademie und arbeitete ab1976 als freischaffender Künstler in Köln, wo er1990 verstarb. Dieses unter den vielen vonGeorg Meistermann gestalteten Glasfenstern inThema und Form einmalige Kunstwerk ist alsonicht nur ein prägendes Schmuckstück unseresneuen Hochschulgebäudes, sondern auch einschönes Zeichen von Kontinuität und neu zumLeuchten gebrachter Tradition.

Die im Meistermann-Fenster symbolisierte,schenkende und segnende Hand Gottes hat unswährend der ganzen Bauzeit vor schlimmenUnfällen bewahrt; der Wintereinbruch behinder-te nicht mehr den Rohbau, der Orkan mit demsintflutartigen Regen während der Diplomfeieram 23. Juli 2004 riss zwar einen Baum um, derein Auto zertrümmerte, setzte die Keller allerGebäude unter Wasser und spülte in den frischeingesäten Außenanlagen das Erdreich in tiefenRinnen bergab – dauerhafte Schäden sind jedochnicht zu beklagen.

Der Neubau hätte aber nicht geplant underrichtet werden können, wenn nicht die Diö-zesen Limburg, Hildesheim und Osnabrück, dieErzdiözese Hamburg und die frühere Nord-deutsche Provinz der Gesellschaft Jesu die dazunotwendigen finanziellen Mittel, trotz allerinzwischen über sie hereingebrochenen Nöte,aufgebracht hätten in der Entschiedenheit, For-schung und Lehre in Philosophie und Theologieund die geistliche Ausbildung der Studierendenin Sankt Georgen auch weiterhin zu ermög-lichen. Mit tiefem Dank begrüße ich deshalb,

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neben dem emeritierten Bischof von HildesheimDr. Josef HOMEYER, die Repräsentanten dieserDiözesen und Vertreter ihrer Bischöfe: ausLimburg Herrn Ordinariatsrat DomkapitularHelmut WANKA und den Regens Herrn Dr.Johannes ARNOLD; aus Osnabrück den RegensHerrn Dr. Martin SCHOMAKER und aus Mün-chen den neuen Provinzial der DeutschenProvinz der Jesuiten, den Ständigen Vertreter desGroßkanzlers unserer Hochschule, P. StefanDARTMANN SJ. Als eine Anerkennung des viel-fältigen Einsatzes von Sankt Georgen für dieKatholische Kirche in Deutschland deuten wirdie Bereitschaft des Sekretärs der DeutschenBischofskonferenz, P. Dr. Hans LANGENDÖR-FER SJ, heute den Akademievortrag zu überneh-men. Ich danke ihm schon jetzt dafür.

Aus dem Ordinariat der Diözese Mainz heißeich die Dezernentin für Schule und HochschuleFrau Dr. Gertrud POLLAK und Herrn Dr. ClausPeter SAJAK, aus der Diözese Aachen HerrnDirektor Dr. Andreas FRICK aus Bonn willkom-men.

Ich begrüße unseren Stadtdekan Herrn Dr.Raban TILLMANN und die anwesenden Pfarrerund Pastoralreferentinnen und -referenten.

Wir freuen uns, dass das Land Hessen in derPerson des Ministers in der Staatskanzlei mit derAufgabe Bundes- und Europaangelegenheiten,Herrn Staatsminister Jochen RIEBEL, und dieStadt Frankfurt durch Herrn Stadtrat FranzZIMMERMANN in einem Grußwort ihr aufmerk-sames Interesse gegenüber der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen zei-gen.

Aus dem akademischen Bereich heiße ich dieKollegen von den Hochschulen in Frankfurt undim ganzen Rhein-Main-Gebiet, darunter ausdem Fachbereich Katholische Theologie denDekan, Herrn Kollegen Bernd TROCHOLEPCZY,und aus dem Fachbereich Philosophie HerrnKollegen Matthias LUTZ-BACHMANN willkom-men. Insbesondere freue ich mich, dass der neueKanzler der Johann Wolfgang Goethe-Uni-versität Frankfurt, Herrn Hans Georg MOCKEL,trotz der unglücklicherweise gleichzeitigen 90-Jahr-Feier der Universität, seine Teilnahme ange-kündigt hat. Ich werte das als Zeichen, dass die

bisherige gute Zusammenarbeit und Unterstüt-zung durch seine Dienststellen fortgeführt wird.Ich begrüße den Rektor der Hochschule fürPhilosophie in München, Prof. P. Dr. NorbertBRIESKORN SJ, als Vertreter des Dekans derKath.-Theol. Fakultät der Universität MainzHerrn Prof. P. Dr. Michael SIEVERNICH SJ undvon der Phil.-Theol. Hochschule der Pallot-tiner in Vallendar Herrn Prof. P. Dr. JoachimSCHMIEDL. Ebenso heiße ich die Repräsentan-ten von Kultur, Politik und Wirtschaft aus unse-rer Stadt und deren Umgebung willkommen.

Ich begrüße herzlich den Vorstand und dieanwesenden Mitglieder des Freundeskreises SanktGeorgen mit seinem Vorsitzenden Herrn Rechts-anwalt Paul COENEN und aus dem Kuratoriumder Stiftung Hochschule Sankt Georgen dessenneuen Vorsitzenden Herrn Rechtsanwalt Dr.Wolfgang MATSCHKE. Dazu, dass wir die durchdiesen Neubau in uns gesetzten Erwartungenerfüllen können, sind die Erträge der Stiftung,deren Kapital noch dringend der Aufstockungbedarf, ein unverzichtbarer Beitrag.

Den Vertreterinnen und Vertretern der Pressedanke ich für ihr Interesse. Sie sind uns will-kommen! Für Sie liegt eine Pressemappe mitInformationsmaterial auch über den Neubaubereit.

Insbesondere heiße ich die Studienanfängerwillkommen und wünsche ihnen einen gesegne-ten Beginn dieses wichtigen Abschnitts in ihremLeben.

Ich freue mich auch, dass der Imam der unsbenachbarten Moschee und seine Begleitungund der Vorsitzende der Islamischen Religions-gemeinschaft Hessen Herr Ramazan KURUYÜZnach Sankt Georgen gekommen sind.

Für den Bericht über das vergangene Studien-jahr 2003/04 kann ich auf das soeben erschiene-ne Heft 25 der »Mitteilungen« verweisen, das füralle, die es nicht schon persönlich oder mit derPost erhalten haben, zum Mitnehmen ausliegt.Die Tätigkeiten und Veröffentlichungen derMitglieder der Hochschule und die akademi-schen Veranstaltungen im vergangenen Studien-jahr sind darin zusammengestellt: Als Wichtigs-tes voran stehen die durchgeführten Lehrveran-

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staltungen (Vorlesungen, Pro- und Hauptsemi-nare, Übungen, Sprachkurse); als Zeugnis derFrüchte von Lehre und Studium eine Übersichtüber die Doktordissertationen, die in diesemJahr mit der Verteidigung abgeschlossen wur-den, und über die Buchveröffentlichungen vonDissertationen, über die Themen der Lizentiats-und die Diplomarbeiten des vergangenen Stu-dienjahres, dazu auch über die Tagungen, Sym-posien und Veröffentlichungen unserer Institute,die Studien-Zusatzprogramme, die akademi-schen Sonderveranstaltungen, die Musikdarbie-tungen und das Sommerfest mit dem vollenEinsatz so vieler Studierender und Lehrender fürdie wieder in großer Zahl gekommenen Gäste.

Im vergangenen Studienjahr bestanden– 19 Studierende die Diplom-Vorprüfung, 3 da-

von erbrachten noch zusätzlich die für dasBakkalaureat in Philosophie erforderlichenLeistungen;

– 22 Studierende haben die Diplomprüfung ab-gelegt; die in den »Mitteilungen 25« aufge-führten Themen der Diplomarbeiten lassenwieder ein breites Spektrum theologischerInteressen erkennen.

– 1 Studierender erwarb das Lizentiat.– 11 Studierende wurden zum Doktor der

Theologie promoviert. Die Titel der Lizen-tiats- und der Doktoratdissertationen werdenin den »Mitteilungen« genannt.

– 1 Habilitation wurde erfolgreich durchge-führt.

Für die Mühen der nicht immer einfachenThemenpräzisierung, der kontinuierlichen Bera-tung während der Erstellung der philosophi-schen und theologischen Hausarbeiten und Dis-sertationen und die sorgfältigen schriftlichenGutachten zur Begründung der Bewertung dan-ke ich an dieser Stelle ausdrücklich allen Mitglie-dern des Lehrkörpers!

Aus dem vergangenen Studienjahr möchte ichnur wenige Ereignisse hervorheben:Ü Am 12. Januar 2004 wurde Prof. Dr. Her-

mann-Josef SIEBEN SJ zu seinem 70. Ge-burtstag im Rahmen eines akademischenFestaktes eine großartige Festgabe überreicht:„Väter der Kirche“. Ekklesiales Denken vonden Anfängen bis in die Neuzeit. Das von KarlKardinal LEHMANN gesprochene Grußwortfinden Sie in den Mitteilungen 25, die Lau-

datio hielt Prälat Prof. Dr. Walter BRAND-MÜLLER aus Rom.

Ü Zum Ende des Sommersemesters 2004wurde Herr Prof. Dr. Jörg SPLETT emeritiert.Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er eine Säuleder Philosophie in Sankt Georgen und hatunzähligen Hörern begeisternd den Zugangzu philosophischem Denken erschlossen. Erhat sich bereit gefunden, in diesem Winter-semester noch seine Lehrtätigkeit fortzuset-zen, so dass wir den Abschied auf ein Sym-posion am 22. Januar und die Abschiedsvor-lesung am 09. Februar 2005 verschiebenkönnen.

Ü Seit dem Sommersemester 2003 hatte dasPriesterseminar Sankt Georgen der Hoch-schule seinen Speisesaal und seine Gemein-schaftsräume als Hörsäle zur Verfügunggestellt, ein Container bot Platz für drei wei-tere Seminarräume und das Büro des AStA,so dass der Lehrbetrieb während der Bauzeittrotz aller Beengung in vollem Umfang fort-geführt werden konnte. Wir sind dem Pries-terseminar für diese Bereitwilligkeit sehrdankbar.

Ü Am 19. Februar 2004 wurde P. UlrichRHODE SJ, habilitierter Doktor im kanoni-schen Recht, nachdem er das Nihil obstat er-halten hatte, zum Professor für Kirchenrechtberufen. Er wurde von der Hochschulkon-ferenz am 04. Juni 2004 zum Prorektorgewählt und hat am 01. Oktober 2004 Prof.Dr. Medard KEHL SJ in diesem Amt abgelöst.

Ü Zum 01. April 2004 wurde Herr KlausKIESSLING, promoviert in Psychologie und inTheologie und habilitiert in Theologie, alsDozent für Religionspädagogik, Pastoralpsy-chologie und Psychologie eingestellt. DieHochschulkonferenz wählte ihn am 04. Juni2004 zum Professor. In den nächsten Tagenwird er auch von der Kongregation für dieKatholische Bildung in Rom das Nihil obstaterhalten und vom Großkanzler unsererHochschule zum Professor für die genanntenFächer berufen und übernimmt damit dieLeitung des „Instituts für Pastoralpsychologieund Spiritualität“, dem er bis dahin kommis-sarisch vorgestanden hat.

Ü P. Dr. Ansgar WUCHERPFENNIG SJ wurdeam 26. April 2004 unbefristet zum Dozentenfür Einleitung und Exegese des Neuen Testa-ments ernannt.

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Meinem Bericht möchte ich noch einen Vor-blick auf das beginnende Wintersemester anfügen:

Die Gesamt-Hörerzahl beträgt in diesem Se-mester 432, die Zahl der Vollimmatrikulierten244, ist also gegenüber dem Sommersemester2004 (mit 250) nur weinig verändert. Im Grund-studium befinden sich 107 (davon sind 24 Stu-dienanfänger), im Hauptstudium 58, in postgradu-

alen Studien 79 (davon bisher 3 Neue). 186Gasthörer, 26 Zweithörer und 48 Teilnehmer anEinzelkursen sind registriert.

Die segnende Hand Gottes möge – wie überder Errichtung dieses Bauwerks – auch überunserem Lehren, Studieren und Zusammen-leben ausgestreckt sein!

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Grußwort

Stefan Dartmann SJ, Provinzial

„Im Anfang war das Wort, und das Wort warbei Gott, und das Wort war Gott. HimmlischeHermeneutik. Dann erschuf Gott die Menschenund übergab das Wort an sie. Die Menschen ergrif-fen und zerredeten es, und als sie groß und starkwaren und sich die westliche Welt untertan ge-macht hatten, schafften sie Gott ab und setzten sichselber an seine Stelle. Sie gaben sich Gebote wieSchönheit, Macht, Reichtum, Sex. Zu ihrer Reli-gion erhoben sie den Kapitalismus, zu ihrer Kirchedas Fernsehen, und als Prediger hatten sie missio-narische Apostel, die hießen George W. Bush oderReinhold Beckmann ... Aus dem Wort aber wurdeein Gebrabbel, so dass niemand mehr etwas ver-stand.“

Sehr geehrter Herr Bischof! Liebe Mitarbeiterund Mitarbeiterinnen, Studierende, Freunde undFörderer der Hochschule von Sankt Georgen!Liebe Mitbrüder!

Das eben gehörte Zitat – ja, es war doch nurein Zitat! – entstammt – Sie mögen mir diesenFaux pas verzeihen! – nicht einer der in Frankfurtherausgegebenen Zeitungen, sondern der Süd-deutschen Zeitung. Titel des am vergangenenDonnerstag erschienenen Artikels: Vater unser.Glaubens- und Religionsthemen erobern die deut-schen Bühnen.

Wenn dem so wäre, und wenn besagte „Er-oberung“ der Bühnen nicht nur eine Zufälligkeitwäre, nicht nur auf die Bühnen beschränkt, son-dern auch in anderen gesellschaftlichen Berei-chen auszumachen wäre, ja, dann stünden derTheologie wahrhaft spannende Zeiten ins Haus!Dann wäre sie angefragt, im „Gebrabbel“ unse-rer Zeit wieder ausfindig zu machen das WORT.

Aber Theologie ist keine Philologie, die manim Elfenbeinturm betreiben könnte. „Und dasWort ist Fleisch geworden....“ bekennt die Kirche.

Theologie muss im konkreten gesellschaftlichenund kirchlichen Umfeld situiert sein, muss sichder Wahrheit und dem Dialog, dem Glaubenund der Gerechtigkeit verpflichtet wissen. WerTheologen und Priester ausbildet, muss glaub-haft machen können, dass diese für heute, bzw.für morgen ausgebildet werden, keinesfalls aberfür gestern. Das erfordert gründliche Forschung,offene Diskussion und pastorale Praxis.

Im Eröffnungssatz des vierten Teils derKonstitutionen umschreibt Ignatius von Loyolain der ihm eigenen umständlichen Diktion dieapostolische Zielsetzung des wissenschaftlich-akademischen Engagement des Ordens wie folgt:

„Da es die Bestimmung, welche dieGesellschaft geradeaus erstrebt, ist,den eigenen Seelen und denen der Nächsten zuhelfen, das letzte Ziel zu erreichen, für das sie geschaffen worden sind,und dazu außer dem BEISPIEL des Lebens LEHRE und WEISE sie vorzulegen notwendigsind ...[deswegen] soll man sich um das Gebäude derWissenschaft mühenund um die Weise ihres Gebrauchs, UM ZU HELFEN, Gott unseren Schöpfer und Herrn MEHR zuerkennen und ihm MEHR zu dienen. Dazu umfasst die Gesellschaft die Kollegien undauch einige Universitäten ...“ (Satzungen der Gesellschaft Jesu 307).

Bildung und Ausbildung sind Apostolat desOrdens für die Kirche und mit der Kirche!

P. General Kolvenbach spricht von 'learnedministry' als einem Beitrag, den der Orden fürdie Sendung der Kirche zu leisten hat. Das‚wozu’ der Bildung, ist und bleibt das „ayudarlas almas“, und zwar in der Dynamik des magis,d.h. einer je größeren Annäherung an Jesus, den

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eigentlichen Lehrer. Es geht um ein „mehr“ anHilfe für die Seelen, an Erkenntnis des rechtenGlaubensweges und um ein „mehr“ an Dienst –kurzum: um mehr Glauben und um mehrGerechtigkeit. Dazu unterhält der Orden Hoch-schulen.

Man muss der Versuchung widerstehen, aufjeden vorbeifahrenden Zug springen zu wollen,sich jeder neuen Zeitströmung anzubiedern. Icherinnere die Empfehlung meines Novizen-meisters, wenn es um die Wahl spiritueller Kostging: „Schwarzbrot statt Windbeutel!“. Das giltauf dem Gebiet der Spiritualität. Das gilt auchfür die Theologie.

Das heute seiner Bestimmung übergebeneneue Hörsaal- und Institutsgebäude lässt mit sei-ner soliden Eleganz schon äußerlich eher anSchwarzbrot als an Windbeutel denken. Verges-sen ist das Wort vom „Ersatzbau“, mit demdoch alles begann. Vergessen? Oder doch nurvermieden, weil es – bei Theologen fast unver-meidlich! – zu leicht den Gedanken an einenanderen, berühmteren „Ersatzbau“ heraufbe-schwören könnte: den zweiten Tempel in Jeru-salem und sein unrühmliches Ende. Doch nein,wahrscheinlicher ist, dass wir „Ersatz“ nur als„billigen Ersatz“ denken können – und das istdieses neue Gebäude wahrhaftig nicht. Undzwar in keinerlei Hinsicht.

Um so mehr Anlass also, sich an diesem Tagebei allen zu bedanken, die diesen Bau ermöglichthaben. Ich werde sie nicht einzeln nennen, PaterEngel hat das bereits getan. Als Provinzial derdeutschen Provinz der Jesuiten sehe ich in derErrichtung und großzügigen Finanzierung diesesHochschulgebäudes einen Beweis großen Ver-trauens von Seiten der Bistümer gegenüber demJesuitenorden und großer Erwartungen vonFreunden und Förderern. Ich bin sicher, dass wiralle, der Orden, die Bistümer, aber auch alle, diehier arbeiten, hier lehren und lernen, nachKräften versuchen werden, diesen Erwartungenzu entsprechen.

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Grußwort

Domkapitular Helmut WankaPersonaldezernent des Bistums Limburg

Verehrter Herr Bischof Dr. Homeyer,Herr Pater Provinzial, Herr Staatsminister,lieber Pater Rektor Engel,sehr geehrte Damen und Herren,

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hatunter uns gewohnt“, so beten wir im „Engel desHerrn“, und so haben wir es im Ohr. Manchmallohnt sich aber doch ein Blick in das griechischeOriginal, und dort steht nicht „wohnen“:

ηÈ̀ Ô§ ÏfiÁÔ˜ Û·̀ÚÍ ’ÂÁ¤ÓÂÙÔ Î·È̀ ’ÂÛ΋ӈÛÂÓ’ÂÓ Ë§ ÌÈ

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hatsein Zelt aufgeschlagen bei uns.“

In der Nachfolge Jesu Christi sollten wir alsoeher in Zelten wohnen, als uns feste Burgen zubauen und Häuser für die Ewigkeit. In Taizé hatman vor Jahren, als die neu erbaute Kirche dieJugendlichen nicht mehr fassen konnte, einfachdie Vorderwand herausgenommen, das „ZeltGottes unter den Menschen“ also geöffnet. Dasswir nur Gäste auf Erden sind, ist wohl wahr, dasmacht uns aber nicht zu Nomaden. Wir wohnenin Häusern und bauen sie wie für die Ewigkeit.Wenn wir sie, wie es heute geschieht, einweihen,so tun wir es aber mit einem gewissen eschato-logischen Vorbehalt. Eine feste Burg ist wohlwirklich nur unser Gott, wenn ich einmalMartin Luther so variieren darf. Natürlich wün-schen wir trotzdem – und dies von Herzen –,dass dieses Haus auf festem Grund steht undlange hält.

Als Vertreter des Bistums Limburg, das gera-de die doppelte Buchführung eingeführt hat,weiß ich allerdings, dass mit der Einweihungauch die Abschreibung beginnt. Die Höhe derInvestitionskosten, die wir in finanziell schwerenZeiten uns hier geleistet haben, zeigt aber ande-

rerseits, dass wir Sankt Georgen niemals bereitwären abzuschreiben. Das Bistum Limburg iststolz auf Sankt Georgen und weiß, was es an derPhilosophisch-Theologischen Hochschule hat.Die meisten unserer Priester und Pastoralrefe-rentinnen und Pastoralreferenten haben hierstudiert und sind hier geprägt worden. SanktGeorgen ist für uns ein geistig-geistlicher Hei-matort. Die Partnerschaft mit dem Jesuitenorden hatunserem Bistum seinen eigenen Charakter gege-ben. Unser Engagement für Sankt Georgen, fürseine Philosophie und Theologie, ist auch einBeispiel dafür, wie diese Wissenschaften aufhöchstem Niveau und mit aller Freiheit der Kin-der Gottes betrieben werden können, ohne dassdeswegen ein distanziertes oder spannungsrei-ches Verhältnis zur Ortskirche von Limburg ent-stehen müsste. Ich denke, diese Feststellung giltauch für unsere Partnerdiözesen.

Loyalität und Offenheit kennzeichnen diesesVerhältnis gleichermaßen. Die Offenheit drücktsich auch in der Architektur dieses Gebäudesaus. Es ist zwar kein Zelt, aber es ist für denHimmel offen. Es ist ein Haus mit Lichtführung.Wer das Kunstwerk von Meistermann, dasschon in der alten Kollegskirche hing, nun anseinem neuen Platz sieht, wird merken, dasses in völlig anderem Licht betrachtet werdenkann.

Dieses Haus ist ein Lehrhaus und ein Lern-haus, aber es ist auch ein Haus der Kontem-plation. Für mich ist der schönste Raum der, derder Meditation gewidmet ist, er hat mich sehrbeeindruckt. Die Symbolsprache der Architek-tur entziffert sich für mich als eine Einladung,nicht nur zur Kontemplation, sondern auch zurKonzentration. Wo gibt es das schon, dass einHaus gleichzeitig Offenheit signalisiert und den-noch Geborgenheit vermittelt?

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Wir freuen uns mit den Studierenden, denLehrenden und Lernenden, die in diesem Hausdes Geistes ihren Geist bilden und trainieren undihn öffnen für den Geist, den wir den HEI-LIGEN nennen. Es ist der Geist, der Lebenschafft.

So wünsche ich diesem Haus, dass es einHaus des Leben schaffenden Heiligen Geistesfür viele Menschen sein möge. Die Bitte, die wirschon in der Eucharistiefeier am heutigen Mor-gen vorgetragen haben, will ich wiederholen:

Veni, Creator Spiritus, mentes tuorum visita: imple superna gratia,quae tu creasti pectora.

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Grußwortvon Staatsminister Jochen Riebel, Hessischer Minister für Bundes- und Europaangelegen-heiten und Bevollmächtigter des Landes beim Bund

Sehr geehrter Herr Prof. Engel,sehr geehrter Herr Langendörfer,sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich, bei Ihnen zu Gast zu sein, undüberbringe Ihnen gleichzeitig die herzlichenGrüße unseres Ministerpräsidenten Roland Koch.

Der Neubau, den wir in der HochschuleSankt Georgen einweihen, war dringend not-wendig. In Ihr altes Gebäude regnete es herein,aber eine Grundsanierung der alten Bausubstanzwäre zu teuer gewesen. So haben Sie sich dazuentschlossen, neu zu bauen. Das architektoni-sche Ergebnis entspricht einer modernen Hoch-schule wie der Philosophisch-TheologischenHochschule Sankt Georgen.

Auf Ihrer Homepage konnte jeder, der wollte,den Baufortschritt anhand der Webcambilderverfolgen. Mit großem Ehrgeiz haben alle Betei-ligten daran gearbeitet, den Neubau fristgerechtund im Rahmen des vorgesehenen Budgets fer-tig zu stellen. Das ist gelungen. Im Mai 2003 warvon den alten Gebäuden schon fast nichts mehrzu sehen. Nun, eineinhalb Jahre später, stehenwir vor dem fertigen Neubau.

Es ist in der Tat ein besonderes Ereignis fürSankt Georgen, obwohl in der bewegten Ge-schichte seit der Gründung 1926 nicht zumersten Mal gebaut werden musste. Nach demZweiten Weltkrieg lag die Hochschule in Schuttund Asche. Ab 1953 entstanden zahlreiche neueGebäude, am Beginn der 80er Jahre stand dieRenovierung des Hochhauses an. 1984 wurdedie Bibliothek ausgebaut.

In den umfangreichen Renovierungsarbeitender letzten Jahre ist dieser Neubau der letzteMosaikstein. Er ist der Schlussstein der Sanie-rung, das Mosaik ist nun lesbar und schön. Den

Studentinnen und Studenten steht ein Gebäudezur Verfügung, das modernsten Anforderungenentspricht.

Die Lehr- und Lernbedingungen sind an derHochschule Sankt Georgen überaus günstig, wieuns auch das Zahlenverhältnis von Lehrenden zuden Studierenden vor Augen führt.

Die Tatsache, dass der weitaus größte Teil derProfessoren sowie ein Teil der Studenten aufdem Campus wohnen, begünstigt das Lern-klima zusätzlich. Neben dem besten und stetserreichbaren Lehrpersonal und einer modernenAusstattung ist für das Studium natürlich aucheine angemessene Arbeitsatmosphäre wichtig.Das neue Gebäude trägt dazu entscheidend bei.

Man sagt, ein gutes Haus erfüllt die Bedürf-nisse der Menschen, die darin leben. Dazu zähltdie Öffnung des Gebäudes nach außen. OhneSonne und ein bisschen grüne Umwelt geht esnicht. Am neuen Gebäude wird Wein empor-wachsen und – wie der Architekt versichert –von der Fassade kontrolliert Besitz ergreifen.Grüne Wände bieten im Jahresverlauf ein optischsehr ansprechendes und abwechslungsreichesBild. Nicht nur das, der Weinstock gilt als Sym-bol für Jesus Christus, der sagte:

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“Im Bild des Weinstocks mit seinen Reben zeigteer den Jüngern, wie sie in dieser Verbindung mitihm ihren Auftrag auf Erden erfüllen können.

Mit der Freude über dieses gelungene Bau-werk verbinde ich auch die Zuversicht für eineweitere zukunftsorientierte Entwicklung dieserHochschule in der Bildungstradition und Ver-antwortung des Jesuitenordens. Dieser hat seitseiner Gründung innerhalb der heiligen römi-schen Kirche und weltweit stets die Stellungeines wichtigen intellektuellen Vorreiters und da-

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mit auch eine entsprechende Vorbildfunktioninnegehabt. Die Hochschule Sankt Georgenträgt ihren Teil hierzu bei.

Die theologische Ausbildung hat in Hesseneinen hohen Stellenwert. Wir freuen uns, dass esdiese Hochschule in der Weltstadt Frankfurtgibt. Das Nebeneinander von Finanzwelt undtheologischer Forschung, die Platzierung vonSankt Georgen mitten im Leben, ist bisherfruchtbar gewesen und wird es mit Sicherheitauch in Zukunft sein; nicht nur für Frankfurtund Hessen allein, sondern auch darüber hin-aus.

Das neue Hochschulgebäude ist eine Investi-tion in unsere gemeinsame Zukunft. Mit diesemBau wurde eine wesentliche Grundlage dafürgeschaffen, dass Sankt Georgen auch in dernächsten Epoche seiner Geschichte die ihmgestellten Aufgaben in Kirche und Gesellschafterfüllen wird.

In diesem Sinne darf ich Ihnen im Namen derHessischen Landesregierung meine herzlichenGlückwünsche zur Eröffnung des neuen Gebäu-des aussprechen und wünsche Ihnen, der Hoch-schule Sankt Georgen und allen Studierendeneine erfolgreiche Zukunft. Alles Gute!

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Grußwort

von Stadtrat Franz Zimmermann

Sehr geehrter Herr Rektor Professor Dr. Engel,Herr Staatsminister Riebel,verehrter Herr Bischof, verehrter Herr Stadtdekan,meine Damen und Herren Festgäste!

Während die Oberbürgermeisterin, Frau PetraRoth, zu gleicher Stunde die 90-Jahr-Feier derJohann Wolfgang Goethe-Universität begeht,habe ich die Ehre, Ihnen die besten Grüße undGlückwünsche der Oberbürgermeisterin, desMagistrats der Stadt und der Stadtverordneten-versammlung zu überbringen.

Mit dem Campus Westend, dem ehemaligenIG-Farben-, dem Poelzig-Bau, wächst die neue,auch bauliche Identität der Frankfurter JohannWolfgang Goethe-Universität. Die HochschuleSankt Georgen besitzt mit ihrem Campus, ein-gebettet in einen Park englischen Stils, schonvon Anfang an hier in Frankfurt-Sachsenhausenan der Grenze zu Oberrad die Ideal-Form der»universitas«, der Gemeinschaft von Dozieren-den und heute über 400 Studierenden.

Die Stadt Frankfurt ist stolz auf ihre Hoch-schuleinrichtungen vielfältiger Art. Die StadtFrankfurt ist froh über Ihre Standortentschei-dung, Ihren baulichen Neuanfang auf diesemAreal in den 50er Jahren und dem stetigen, orga-nischen Wachsen seither. Als Architekt und Bau-dezernent gratuliere ich den Architekten-Kolle-gen Kissler + Effgen zu diesem Neubau; siebauen derzeit auch die Pfarrkirche am Frankfur-ter Berg – denken Sie daran: Am Riedberg ganzim Norden der Stadt entsteht ein Stadtteil für biszu 15.000 Einwohner, auch dort wird eine Kir-che benötigt, ein Kindergarten ist schon inBetrieb, im November folgen die Riedbergschuleund eine Kindertagesstätte.

Gesegnet vom Bischof von Hildesheim JosefHomeyer, erhält der Campus von Sankt Geor-gen mit diesem Neubau gewissermaßen heuteseinen grünen Schlussstein, den Schlussstein, derkonstruktiv eingefügt das Ganze zusammenhält.Das Haus, ein innen und außen harmonischerKubus, der in wenigen Jahren über und über mitwildem Wein bewachsen sein wird, möge Sie,die Lehrenden und Lernenden, stets an denSpruch erinnern:

„In vino veritas“.

In diesem Sinne wünsche ich der Philoso-phisch-Theologischen Hochschule eine glückli-che, harmonische Zukunft auf ihrem schönenCampus mit dem gelungenen, nun eingeweihtenNeubau.

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Grußwort

Judith Adam, AStA-Vorsitzende

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ein Neubau ist stets auch ein Neubeginn, dermit Freuden, Ängsten, Hoffnungen, Zuversichtund wohl auch einer Menge Gottvertrauen ver-bunden ist. Diese Stimmungen umgaben auchuns Stu-dierende in den vergangenen zweiSemestern, in denen wir sahen, wie dieses neueHochschulgebäude wuchs und immer mehrGestalt annahm. Das Wachsen des Baus verfolg-ten wir vor allem aus der Mensa stets interes-siert, was auch immer wieder Diskussionen her-vorrief und unsere Phantasie anregte. Dieseschlug sich beispielsweise im KommentiertenVorlesungsverzeichnis für das heute beginnendeWintersemester nieder, einige weitere Gedankendazu im Folgenden.

Unser Neubau besteht aus vier tragendenSäulen, die ein Sinnbild sein können für die vierSäulen der Theologie: liturgia, martyria, diakoniaund koinonia, oder auch für die vier Kardinal-tugenden: Weisheit, Tapferkeit, Maß und Ge-rechtigkeit. So wie dieses Gebäude einstürzte,wenn eine der vier Säulen fehlte, so sind auch dievier Säulen der Theologie oder die vier Kardi-naltugenden aufeinander verwiesen. Daher wün-schen wir dem Neubeginn in diesem Gebäude,dass diese vier Säulen ausgleichend die Balancehalten und uns so Stabilität verleihen.

Im Erdgeschoss des Gebäudes liegen drei Hör-säle. Die Zahl Drei ist ein Bild für die TrinitätGottes, die ein wichtiger Inhalt der darin stattfin-denden Vorlesungen sein wird. Diesen ruft auchdas Deckenfenster im Atrium uns immer wiederin Erinnerung. Ebenso kann die Zahl Drei für diedrei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnungund Liebe stehen. So wünschen wir uns, dass wirdurch das Theologiestudium in diesem Gebäudeden Glauben nicht verlieren, in der Hoffnunggestärkt werden und in der Liebe wachsen.

Im ersten Stock befinden sich sechs Seminar-räume, sechs Räume für sechs Tage Arbeit in derWoche. Gleichzeitig können sie ein Zeichendafür sein, dass Gott in sechs Tagen die Welterschaffen hat. Am siebten Tage vollendete Gottseine Schöpfung, segnete sie und ruhte. Daherbraucht auch der Mensch Zeiten und Orte derRuhe, der Erholung und des Gebets. Aus die-sem Grund gibt es hier im Gebäude einenMeditationsraum und einen Aufenthaltsraum.So wünschen wir uns, dass diese beiden Räumezu Orten der Begegnung mit Gott und mit denMenschen werden.

Der lichtdurchflutete und strahlend weiße In-nenraum des neuen Hochschulgebäudes schenktdem Tag und seinen bunten Aufgaben viele Ent-faltungsmöglichkeiten. Demgegenüber kann diedunkle Außenfassade ein Symbol für die Auf-nahme und Auseinandersetzung mit den hiergelehrten theologischen Inhalten sein. Deshalbhoffen und wünschen wir uns, auch im neuenHochschulgebäude theologisches Wissen in unsaufsaugen und unsere zahlreichen bunten Talen-te entfalten zu können.

So wie eine Stadtmauer alten Städten Schutzund Sicherheit für ihre Bewohner vor Angriffenund Überfällen gewährt, so umfängt ein Netzaus Draht unser neues Gebäude und schützt unsvor tiefem Fall. Es kann auch Sinnbild sein fürdas Fischernetz der Jünger, das auf der rechtenSeite ausgeworfen werden muss und das Gottselbst füllt. Durchwoben wird das Drahtnetzvon wildem Wein, Zeichen für Lebensfreudeund Lebenskraft. Darum wünschen wir allen,die hier arbeiten, ein Netz, das trägt und schützt,und Gottes lebenspendende Kraft, die uns befä-higt, Menschenfischer und Mitarbeiter am BauGottes zu werden und zu sein.

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Worte zur Einweihung

Hans-Peter KisslerKissler + Effgen, Architekten BDA, Wiesbaden

An einem Festtag wie heute spricht derArchitekt normalerweise über das Gebäude; erversucht, es zu erklären, seine Gedanken zubeschreiben, um vielleicht die eine oder andereFacette seiner Absicht den Betrachtern näher zubringen. Ich will dies auch tun, will mich aberauf einen Aspekt beschränken, der in der Re-trospektive für uns eine überragende Bedeutunggehabt hat. Ich möchte zu Ihnen über den sogenannten „genius loci“ sprechen, den Geist desOrtes.

Jeder von Ihnen kennt dieses Phänomen: Siekommen an einen Ort und bemerken, dass erauf eine nicht näher zu beschreibende Weiseetwas Anderes hat: eine Aura, eine besondereAusstrahlung, Atmosphäre und Stimmung, dienicht unbedingt immer mit der Schönheit einesOrtes zusammenhängen.

Warum hat dieser Ort in Sankt Georgen dasgewisse Etwas?Was unterscheidet ihn von anderen Orten?Was macht ihn so besonders und einzigartig?Was verleiht ihm seine spirituelle Kraft, wasverleiht ihm den genius?

Bis gestern wusste ich keine wirkliche Ant-wort auf diese Fragen, man spürt ihn zwar, dengenius loci, aber spontan erklären konnte ich ihnnicht. Erst in der gedanklichen Auseinander-setzung mit dem, was ich Ihnen zu diesemThema mitteilen wollte, ist mir klar geworden,dass dieser genius nur im Zusammenspiel meh-rerer Faktoren entsteht.

Natürlich ist es in erster Linie die Schönheitdes Naturraumes, es ist der vor vielen Jahrenursprünglich als „Englischer Garten“ angelegtePark, seine Topographie, das Wechselspiel vonWald und Lichtung mit der großen Wiese alsZentrum und Herz.

Aber es spielt auch eine Rolle, wo sich der Parkbefindet. Seine Intensität ist eben auch bestimmtdurch seine unvergleichliche Lage, inmitten einerGroßstadt wie Frankfurt, in der Insellage unter-stützt durch seine Umfriedung mit einer Mauer,die die Stadt fernhält und dem Ort eine Ruhegibt, die von außen niemand erwartet.

Aber das alleine reicht nicht aus. Es ist auchdie Geschichte, die diesem Ort Bedeutung ver-leiht, die Geschichte des Parks und seiner Ge-bäude, mit ihren Inhalten und Funktionen, ange-fangen bei der Villa, dem Wohnhaus einesBankiers und dem damaligen Lindenhaus,eigentlich zu Beginn nur ein Reitstall, dann vomBistum Limburg in Dienst genommen mit demZiel, seine Priester durch Jesuiten ausbilden zulassen. Und plötzlich gibt es ganz viele Ge-schichten: Geschichten des Priesterseminars, desOrdens, der Hochschule, alles miteinander imLaufe der letzten 80 Jahre verbunden, Ge-schichten der ständigen Raumnot, der perma-nenten Notwendigkeit einer Erweiterung, dem-zufolge auch Geschichten des eigenen Bauens,den Beschädigungen im Krieg, bis hin zumAnsatz aus den 80er Jahren, das Gesamt-ensemble neu zu ordnen mit den damaligenNeubauten von Bibliothek, Mensa und Seminar-kirche.

Und selbst das alles reicht nicht aus, um dengenius loci in Gänze zu erklären. Es fehlt immernoch eine bedeutende Komponente, die Kraftund Geist dieses Ortes bestimmt: Es sind dieMenschen, die hier leben, wohnen und arbeitenund lernen. Es ist die Kraft des Forschens undDenkens, die diesen Ort auszeichnet und zueinem ganz besonderen Ort macht.

In der Sprache der Architektur verbirgt sichhinter dem Begriff des genius loci vor allem derWunsch, Architektur mit dem Ort, wo sie ent-

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steht, in eine harmonische Verbindung zu brin-gen, sie miteinander verschmelzen zu lassen.Harmonisch heißt für uns hauptsächlich, Innen-und Außenräume einer Ordnung zuzuführen,die begreifbar und damit wirksam werden kann.

Wir haben uns damals entschieden, den Neu-bau nicht an den Bestand anzuschließen und derGebäudeagglomeration einen weiteren Zipfelhinzuzufügen, sondern das Gebäude freizustel-len, um Architektur und Park in eine Gesamt-gestalt einbinden zu können. Im Gegensatz zurfrüheren Situation kann der Besucher nach Pas-sieren der Mensa den so bestimmenden Natur-raum des Parks mit Blick auf die große Wieseüberhaupt erst einmal wahrnehmen. Ein neuerOrt des Aufenthaltes zwischen Mensa und Neu-bau ist dadurch entstanden.In der Formensprache des Gebäudes selbsthaben wir versucht, eine eher abstrakte Qualitätzu erzielen, die das Nebeneinander verschiede-ner Baustile nicht durch eine zusätzliche Spielartbelastet. Hierbei hilft uns das membranartigeSeilnetz, das sich wie eine zweite Haut über dasGebäude spannt und den kubischen Baukörperauf seine plastische Idee reduziert. Im Übrigenist das Gebäude auch noch nicht ganz fertig. ImLaufe der nächsten ungefähr 10 Jahre wird wil-der Wein – von den Ecken beginnend – das ge-samte Gebäude beranken. Die Idee der Gesamt-gestalt ist die völlige Vernetzung von Natur undGebautem – ein grüner, scharfkantiger Würfelinmitten des Parks.

Im Inneren des Hauses soll sich alles geistigeTun im Atrium mit seinen kreisrunden Umgän-gen verbinden. Es symbolisiert und unterstütztin der geometrischen Ordnung des Kreises dieOffen- und Klarheit des gedachten und gespro-chenen Wortes.

Dafür, dass wir diesen Ort des Denkens neuerdenken durften, schulde ich vielfältigen Dank:1. an erster Stelle den finanzierenden Bistümern,

die dieses Vorhaben überhaupt erst möglichgemacht haben, stellvertretend für sie demeinweihenden Bischof Dr. Josef Homeyer.

2. Danke dem Bauherren, vertreten durch dieBaukommission, an ihrer Spitze dem Rektorder Hochschule Pater Engel, dessen intellek-tuelle Schärfe dieses Vorhaben immer in denrichtigen Bahnen gehalten hat und dessen

Witz und Esprit die Arbeit bisweilen zumVergnügen machte. Ich danke Herrn Roche,der uns ein freundlich gesonnener, stets ge-sprächsbereiter Partner war und die durch dasBauen bedingten zusätzlichen organisatori-schen Aufgaben mit großer Kompetenz ge-meistert hat.

3. Ich danke besonders Herrn Kloft, der für denBauherren die baulich fachliche Projektsteue-rung übernommen hat und dessen überragen-der Erfahrung es zu verdanken ist, dass wir ander ein oder anderen Klippe nicht Schiffbrucherlitten haben.

4. Danke will ich auch sagen dem Projektleiterunseres Büros, Jan Spork, der als noch jungerArchitekt die Aufgabe übernommen hat, alleIdeen im Detail baulich umzusetzen und derdamit einen wesentlichen Beitrag zum Gelin-gen des Ganzen geleistet hat. Danke auch anJacek Synowitz, dessen Ausschreibungsge-schick, nämlich komplizierteste Sachverhaltein einfache verständliche Leistungsbeschrei-bungen umzusetzen, mitgeholfen hat, dasknappe Budget, das uns zur Verfügung stand,einzuhalten. Danke Jan und Jacek!

5. Als Architekten stehen wir in der Planungnicht allein. Obwohl wir hier eher ein lowtecGebäude vor uns haben, begleitet uns in derPlanung, aber auch während des Bauens, einTeam aus Fachingenieuren, die das Tragwerkund die Haustechnik in Übereinstimmungmit unseren gestalterischen Zielen bringenmüssen: ø Da sind zum einen unsere Statiker zu nen-

nen: Herr Fäth, Herr Gunnarsson undHerr Wilhelm vom Büro osd aus Darm-stadt, die insbesondere mitgeholfen haben,z.B. die Idee des Seilnetzes konstruktivumzusetzen, oder dass das alte, aus der ehe-maligen Kollegskirche stammende Meister-mann-Fenster im Zentrum des Gebäudesseine Farbenpracht ohne eine zusätzlichschützende Glasscheibe darunter zur Gel-tung bringen kann

ø Da gibt es Herrn Stefan vom Ing.-BüroStefan, der das Gebäude beleuchtet und allestromführenden Teile einschließlich der Me-dientechnik koordiniert hat.

ø Herr Besch vom Ing.-Büro Statzner, dermit Heizung und Lüftung dafür sorgt, dasses weder zu warm noch zu kalt wird unddie Luftqualität immer gleich gut ist.

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ø Herr Kunzler vom Ing.-Büro Rautenberg,der nicht nur Trinkwasser zur Verfügungstellt, sondern jegliche Art von Abwässernsammelt und für uns unsichtbar und sicherder Sammelleitung des Kanals zuführt.

ø Herr Bierbaum als Landschaftsarchitekt,der das Konzept des Englischen Gartenswieder in den Vordergrund rückt und dieEinbindung des Neubaus in den Park mitWegen und Pflanzen planerisch gestaltet.

Ich danke allen Beteiligten und Ihnen, verehrteZuhörer, für Ihre Aufmerksamkeit!

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Hans Langendörfer SJ

Theologie, Wissenschaft und Kirche –Beziehungen und Optionen

Es beweist den hohen Anspruch der Hoch-schule Sankt Georgen, dass ungeachtet einerReihe sehr anregender Grußworte auch heuteein Festvortrag vorgesehen ist. Ich spüre aberauch die Klugheit der Veranstalter, die sich darinerweist, dass sie diesen Vortrag einem Altstu-denten antrugen, der durch lange Erfahrunggelernt hat, dass er in dieser Situation eine dop-pelte Chance hat: Er kann nicht nur Aufmerk-samkeit, sondern auch Dankbarkeit finden –aber beides nur, wenn er sich kurz fasst und ausdem vielen, das man sagen könnte, das aus-wählt, was innerhalb von etwa dreißig Minutengesagt werden kann. Ich will diese Doppel-chance nutzen!

I.

Der Glaube des Christen nährt sich im tief-sten aus einem Vertrauen auf Gott, das dieserselbst schenkt und möglich macht. Insofern ister sehr „subjektiv“ und gottunmittelbar. Unddoch ist es möglich, über den Glauben zu spre-chen und inhaltliche Aussagen zu machen. Mankann sich mit ihm intellektuell beschäftigen:seine Inhalte genauer durchdringen, nach denZusammenhängen und nach dem Ganzen fra-gen, auch nach dem Zusammenhang des Glau-bens mit allem anderen, das wahr ist. So be-schreitet man den Weg hin zur Theologie, die sichseit der Hochscholastik nachdrücklich als eine„Glaubenswissenschaft“ versteht. Deren Gestalthat sich im Laufe der Jahrhunderte vielfachgewandelt und ihre Disziplinen und Methodenwurden so reichhaltig, dass es nicht immer leichtfällt, das Einigende in der Vielfalt zu erkennen.Eine wichtige Antriebskraft dieser Geschichtedenkerischen Bemühens, als welches uns dieTheologie begegnet, ist wohl die Suche nachdem Zusammenhang von Glauben und Wissen.Das Motiv des „credo, ut intellegam“ – vielleichtauch des „intellego, ut credam“ – hat schon im

4. Jahrhundert für den Hl. Augustinus Geltung,später wird es in der Scholastik als fides quaerensintellectum mit vielen Denkern in Verbindunggebracht, unter denen Anselm von Canterburynur ein besonders Bekannter ist, der bis heuteseine geistigen Nachfahren hat. Der Christ willsich seines eigenen Glaubens – so weit das mög-lich ist – denkend vergewissern, um anderennoch besser „Rechenschaft von der Hoffnung“geben zu können, die sein Leben prägt (1 Petr3,15). Das Nachdenken über den „Grund derHoffnung“ gehört unlösbar zur Geschichte deschristlichen Glaubens.

Wie wichtig die Kirche die intellektuelleDarlegung und Durchdringung des christlichenGlaubens nimmt, hat Papst Johannes Paul II. –mit besonderem Bezug auf die Philosophie – inseiner Enzyklika Fides et Ratio (1998) über dasVerhältnis von Glaube und Vernunft, deutlichgemacht. Der Papst legt dar, dass „die Wahrheit,die aus der Offenbarung stammt, gleichzeitigeine Wahrheit ist, die im Lichte der Vernunft ver-standen werden muss“.1 Das philosophischeund theologische Denken hat in dieser Sichteinen tiefen Wert und ist nicht nur schmücken-des Beiwerk. Diese Aussage ist keineswegsselbstverständlich. In der Geschichte des Chris-tentums hat es zu allen Zeiten kräftige Stimmengegeben, die in der menschlichen Vernunft vorallem eine Gefährdung des Glaubens und einZeichen menschlicher Hybris sahen: Wäre esnicht sinnvoller, angesichts der offenkundigenSchwäche der Vernunft die Stärke des Glaubenszu betonen? Sollte die Kirche heute nicht eherdie nichtrationalen Quellen der Erkenntnis er-schließen und der Empfindung und der persön-lichen Erfahrung einen größeren Raum im reli-

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1 Fides et Ratio. Enzyklika über das Verhältnis von Glaube undVernunft, hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz(= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 135), Bonn 1998,Nr. 35.

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giösen Leben geben? Gibt es nicht manche Hin-weise darauf, dass der Mensch von heute eher„Spiritualität“ statt Rationalität sucht?

Natürlich muss der Mensch in seiner ganzenPerson und damit auch in seinem Empfindenund gesamten Wahrnehmen angesprochen wer-den, wenn ihn die Frohe Botschaft erreichensoll. Um aber nicht falschen Alternativen zu fol-gen, sei nochmals auf die Enzyklika Fides etRatio verwiesen, wo der Papst das „Drama derTrennung zwischen Glaube und Vernunft“beklagt (Nr. 45 – 48). Die Vernunft sei schwachgeworden und statt nach der Wahrheit und demAbsoluten zu suchen, begnüge sie sich all zu oftmit dem Nützlichen (Nr. 47). Der Papst wendetsich mithin nicht gegen zu hohe Erwartungen andie Vernunft. Er beklagt vielmehr, dass dieVernunft vielfach unter ihren eigenen Erkennt-nismöglichkeiten bleibt. Die Gegenwart leidetnach der Überzeugung des Papstes nicht an zuviel, sondern an zu wenig Vernunft.

Die Offenheit des christlichen Glaubens fürdas Denken und der rationale Charakter derTheologie verdienen im Blick auf die Entwick-lung der geistigen Gesamtsituation besondereAufmerksamkeit. Schon vor 25 Jahren konnteKarl Rahner über den Theologiestudentensagen: „Wer heute zur Theologie kommt …, istim Durchschnitt nicht in einem Glauben behei-matet, der … selbstverständlich wäre. Auch derjunge Theologe hat einen angefochtenen, einengar nicht selbstverständlichen, einen heute im-mer neu zu erringenden, einen erst aufzubauen-den Glauben …“ (Grundkurs des Glaubens, 17).Um wie viel mehr gilt dies ein Vierteljahr-hundert später, im Jahr 2004: nicht nur für dieTheologiestudierenden, sondern für sehr vieleChristgläubige. Die gesamtkulturelle Entwick-lung und die historischen Verschiebungen imBereich der religiösen Orientierung in Deutsch-land haben eine dramatische Verringerung desallgemein voraussetzbaren Wissens über denchristlichen Glauben wie auch der Glaubens-kenntnisse der Gläubigen bewirkt. Was michfreilich noch mehr bewegt, ist die gewachseneFundamentalskepsis in Bezug auf die Möglich-keit allgemeiner Wahrheitserkenntnis und eineruniversalen Ethik. Man wird sogar noch einenSchritt weiter gehen müssen: Nicht nur dieMöglichkeit intersubjektiver Wahrheitsansprü-che ist wenig plausibel geworden, sondern auchderen Erforderlichkeit. Unter solchen Bedingun-

gen sind der Theologe und die Theologin aufsÄußerste gefordert. Sie können und wollen diefür das Christentum typische – in Form wissen-schaftlicher Theologie von ihm geradezu propa-gierte – Rationalitätsoffenheit des Glaubens neuund unter den heutigen Bedingungen zur Gel-tung bringen. Mag man in der Wissenschafts-landschaft und -förderung die Theologie biswei-len als schönes „Orchideenfach“ diskreditieren,weil ihr Studium kaum in Begriffen wirtschaft-lich fassbarer Verwertung Nutzen bringt: ZuBangigkeit, Selbstzweifel und Verzagtheit bestehtsolange kein Anlass, als die Theologie ihr Zielund ihre Aufgabe klar vor Augen hat, die ratio-nale Vertretbarkeit eines Glaubens zur Geltungzu bringen, der – ich wiederhole es – dem Men-schen in gnadenhafter Unmittelbarkeit zu Gotteine verlässliche, von Liebe getragene Geborgen-heit und einen Ansporn zur Praxis der Liebe gibt.

Ein Weiteres baut darauf auf: Es ist nicht rat-sam, in eine einseitige, larmoyante Klage überGlaubensverfall und Kirchenkrise zu verfallen.Man darf auch gewisse sog. „religionsprodukti-ve“ Kräfte der Gegenwart anerkennen. An die-ser Hochschule ist ja z.B. über das New Age-Phänomen viel gearbeitet worden. Zwar führendiese Kräfte vermutlich überwiegend nicht in diekonkret verfasste Kirche. Aber sie bieten An-knüpfungspunkte für den authentisch christ-lichen Glauben. Ähnlich war es schon im Lebenund Werden des eben erwähnten Hl. Augusti-nus: Dessen Erfahrungen mit der Zerrissenheitund dem Tod haben nicht nur seine Glaubens-biographie, sondern auch seine Theologie nach-haltig beeinflusst und mitbedingt. Die vieldisku-tierte Renaissance des Religiösen enthält so gese-hen einen Ansporn für eine Theologie, die sicheingebunden weiß in die Sendung der Kirche,die immer auch eine missionarische Sendung istund als solche eine zeitgebundene Glaubenswei-tergabe verlangt.

Ich verstehe die Neuerrichtung dieses Hoch-schulgebäudes als Bekräftigung eines traditionel-len Interesses an einer intellektuell redlichen undmissionarisch-selbstbewussten Theologie aufSeiten der beteiligten Diözesen Limburg, Osna-brück, Hamburg und Hildesheim, aber auch derGesellschaft Jesu, die ihre Sendung immer auchin der Stärkung von Wissenschaft und Bildungverstanden hat – nach dem Willen des Hl.Ignatius: in geistlicher Grundierung und kirch-licher Rückbindung.

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Eine Parenthese: Sankt Georgen und das ge-meinsame Priesterseminar der Trägerbistümerdürfen wohl als wegweisendes Beispiel einer Zu-sammenarbeit gelten, nach der in diesen Wochenund Monaten im deutschen Katholizismus immerwieder gerufen wird, weil der Geldmangel vielesGewohnte und manche unbefragte Interpretationdiözesaner Autonomie in Zweifel zieht.

II.

Theologie ist „Glaubenswissenschaft“. Diesgilt in einem doppelten Sinne. Zum einen ist ihrGegenstand der christliche Glaube in seinerkirchlichen Verfasstheit. Zum anderen ist dieserkirchlich verfasste Glaube aber auch derStandort des Theologen. In besonderer Weisehat die innere Verbundenheit sowohl von Glau-ben und Kirche als auch von Theologie und Kircheder Gründer der Gesellschaft Jesu zu Bewusst-sein gebracht und zu einem Schlüsselelement dervon ihm geprägten Spiritualität gemacht. Eskommt deshalb nicht von ungefähr, dass an die-ser Hochschule nicht nur allgemein die Stu-dierendenseelsorge, sondern im Besonderen diePraxis der Exerzitien für alle – Lehrende undLernende – eine zentrale Rolle spielt.

Theologie und Kirche, Theologie und Lehr-amt: Das sind Themen, die eine sorgfältigeBetrachtung verlangen. Klar ist: Sankt Georgensoll und will nicht von einer allgemeinen Reli-gionswissenschaft bestimmt sein und religiousstudies anbieten. Die Hochschule soll und will indie Kirche hineinführen: durch eine Mitarbeitder Professoren im Bereich der DeutschenBischofskonferenz und in der Weltkirche, wie siedem Vorbild der geschätzten Mitglieder desLehrkörpers entspricht, die im Zweiten Vatika-nischen Konzil, in der Gemeinsamen Synodeder Bistümer Deutschlands und bei vielen diöze-sanen und überdiözesanen Aktivitäten verlässli-che Berater waren; durch den wissenschaftlichenBeitrag zur Ausbildung künftiger Priester undzum beruflichen oder ehrenamtlichen Wirken inder Kirche; durch die Festigung der weltkirch-lichen Bande als einer besonderen Stärke deruniversalen Kirche; durch eine kirchlich gepräg-te Theologie im weitesten Sinn, zu der ganzselbstverständlich auch das wissenschaftlicheBemühen um die Ökumene und Forschungs-arbeiten zur Theologie der Väter und der Scho-lastik gehören.

Die kirchliche Verortung der Theologie hatsehr konkrete Konsequenzen etwa hinsichtlichder aktuellen Frage nach dem Zusammenlebenvon Menschen unterschiedlicher religiöser Über-zeugungen. Damit ist der interreligiöse Dialogmit seinen Bedingungen, Möglichkeiten undGrenzen angesprochen. Seiner nimmt sich ja inAnbetracht der religiösen und politischen Her-ausforderungen in Deutschland, Europa und derWelt hinsichtlich des Verhältnisses zwischenChristen und Muslimen die Hochschule inZusammenarbeit mit CIBEDO – und unter-stützt durch die Deutsche Bischofskonferenz –vermehrt an.

Zum einen gilt: Die für den interreligiösenDialog notwendige Dialogbereitschaft muss aus derje eigenen Glaubenstradition heraus begründet wer-den. Wer den interreligiösen Dialog für unver-zichtbar hält, wird sich immer auch für einekirchliche Theologie einsetzen. Religions- oderKulturwissenschaften können sie nicht ersetzen.Zum anderen muss gegen eine undifferenzierteBestreitung der Erfolgsaussichten eines Dialogsoder gar der Friedensfähigkeit der monotheisti-schen Religionen insgesamt wegen deren Wahr-heitsanspruch gesagt werden: Die Kirche ver-steht die Wahrheit, die sie zur Geltung bringtund von der die Theologie handelt, nicht als Er-mächtigung zur Unterwerfung. Ausdrücklich heißtes in einem römischen Dokument zum interreligi-ösen Dialog2: „Letztendlich wissen wir, dass dieWahrheit nicht einer Sache gleicht, die wir besit-zen, sondern eine Person ist, der wir zugestehenmüssen, von uns Besitz zu ergreifen. Dies ist einnicht endender Prozess.“ (Dialog und Verkün-digung, Nr. 49). Zwar unterstreicht der Papst dieVerpflichtung der Kirche, „sich um die Verkün-digung der erworbenen Gewissheiten zu küm-mern“. Sie soll dies freilich im Bewusstsein tun,„dass jede erreichte Wahrheit immer nur eineEtappe auf dem Weg zu jener vollen Wahrheitist, die in der letzten Offenbarung Gottes ent-hüllt werden wird“ (Fides et Ratio, Nr. 2). Im2. Vatikanischen Konzil wird anerkannt, dass esin den Religionen auch Wahres und Heiliges

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2 Päpstlicher Rat für den Interreligiösen Dialog Kongregation fürdie Evangelisierung der Völker, Dialog und Verkündigung.Überlegungen und Orientierungen zum Interreligiösen Dialogund zur Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi (= Verlaut-barungen des Apostolischen Stuhls 102), hg. v. Sekretariat derDeutschen Bischofskonferenz, Bonn 1991.

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gibt. Der so verstandene Wahrheitsanspruch derKirche schafft für die Theologie eine große Ge-sprächsfähigkeit gegenüber Anhängern und Ver-tretern anderer Religionen, die auf korrespon-dierende Einstellungen bei ihnen hoffen lässt.

III.

Die Theologie will und soll auch heute in ei-nem lebendigen Bezug zu den anderen Wissen-schaften stehen. Jeder weiß, welche Schwierigkei-ten dem entgegenstehen, in den theologischenFakultäten, an den staatlichen Universitäten wieauch hier in Sankt Georgen. Die Forderungbleibt dennoch zum Nutzen beider Seiten beste-hen.

Sie bezieht sich zum einen auf die Verbindungzur Philosophie, die ja in Sankt Georgen traditio-nell sehr stark ist und ein Qualitätsmerkmal derHochschule darstellt. Man muss, glaube ich, ein-räumen, dass in den dominanten Strömungender Philosophie die Gottesfrage kaum eine Rollespielt. Deutet sich hier eine Wende an? Der ita-lienische Philosoph Gianni Vattimo behauptetjedenfalls, dass „heute das Schweigen der Philo-sophie über Gott philosophisch relevanter Grün-de zu ermangeln (scheint).“ Und er fügt hinzu:„Tatsache ist, dass mit dem Untergang der gro-ßen Metaerzählungen (…) auch alle starkenGründe für den philosophischen Atheismus ge-schwunden sind.“3

Man muss kein Verfechter von Vattimos Phi-losophie sein. Für seine These sprechen abernoch einige weitere Beobachtungen. Zum einenerfahren z.B. Philosophen, die die Religion aus-drücklich als philosophische Herausforderungbetrachten, eine bemerkenswerte öffentliche Auf-merksamkeit. Ich denke hier an EmmanuelLévinas und andere. Zum anderen kann man beieinigen Philosophen, die sich selbst als „religiösunmusikalisch“ verstehen, ein neues Interesse anreligiösen Einsichten feststellen. Bekanntlich hatJürgen Habermas in der jüngeren Vergangenheitkonzediert, dass der christliche Glaube einWahrheitspotential enthalte, das von säkularenSprachen nicht ausgeschöpft wird. „Als sichSünde in Schuld, das Vergehen gegen göttlicheGebote in den Verstoß gegen menschliche Ge-setze verwandelte“, schreibt Habermas, „gingetwas verloren. Denn mit dem Wunsch nachVerzeihung verbindet sich immer noch der un-

sentimentale Wunsch, das anderen zugefügteLeid ungeschehen zu machen“4. Habermas ziehtaus diesen Überlegungen eine bemerkenswerteKonsequenz: „Säkularisierte Bürger dürfen, so-weit sie in ihrer Rolle als Staatsbürger auftreten,weder religiösen Weltbildern grundsätzlich einWahrheitspotential absprechen, noch den gläubi-gen Mitbürgern das Recht bestreiten, in religiö-ser Sprache Beiträge zu öffentlichen Diskussio-nen zu machen.“5

Solche Zitate machen deutlich, dass der Glau-be vielleicht wieder stärker auch als Herausfor-derung an die Philosophie verstanden wird. Fürdie Theologie kann das nur bedeuten, den Dia-log auch mit der Gegenwartsphilosophie zu ver-stärken und das christliche Bekenntnis so zurSprache zu bringen, dass es zur Herausforde-rung für das philosophische Denken wird.

Zum anderen steht das Verhältnis der Theo-logie zu einer Reihe anderer Wissenschaften aufdem Prüfstand. Es gibt sicher Beispiele für einegelungene Zusammenarbeit etwa von Moral-theologen und Medizinern, von Exegeten undArchäologen oder von Sozialethikern mit Wirt-schaftswissenschaftlern. Man spürt aber – gera-de auch in der Arbeit der Deutschen Bischofs-konferenz – die nicht geringen Schwierigkeitendieser Zusammenarbeit in Anbetracht eines dra-matisch vorangeschrittenen Spezialisierungs- undDifferenzierungsgrades in den Wissenschaften.Oft muss man sogar feststellen, dass der Kon-takt zwischen der Theologie und den anderenWissenschaften asymmetrisch ist. Die Theologiehat Erkenntnisse und Einsichten der anderenWissenschaften vielfach aufgenommen und fürdas Verständnis des christlichen Glaubens unddie Kirche fruchtbar gemacht. Auf der anderenSeite ist die Bereitschaft mancher Wissenschaftendeutlich geringer ausgeprägt, die Herausfor-derungen des christlichen Glaubens wahrzuneh-men.

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3 G. Vattimo, Jenseits des Christentums. Gibt es eine Welt ohneGott? München – Wien 2004, 120.

4 J. Habermas, Glauben und Wissen, in: FAZ vom 15. Oktober2001.

5 J. Habermas, Stellungnahme im Gespräch mit Joseph KardinalRatzinger am 19. Januar 2004, in: zur debatte 34, 2004, 2 – 4,hier 4.

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IV.

In Deutschland sind die strukturellen Bedingun-gen der Theologie alles andere als ungünstig: DieKatholische Theologie hat die Expansion desdeutschen Bildungswesens in den letzten Jahr-zehnten mitvollzogen. Wir haben in Deutsch-land 23 Katholisch-Theologische bzw. Philoso-phische Fakultäten und über 35 Lehrerbildungs-stätten. Die amtliche Hochschulstatistik weistüber 400 Theologieprofessoren aus. Die Katho-lische Theologie ist also an vielen Hochschul-orten präsent. Gelegenheit zur Begegnung mitihr gibt es – mit regionalen Schwerpunkten – anvielen Stellen und in vielfältiger Form.

Freilich leben wir in einer Situation des Über-ganges. Wir erleben eine Art Paradigmenwechselin der Hochschulpolitik. Profilbildung, Wettbe-werb, leistungsbezogene Mittelvergabe, Autono-mie der Hochschulen und Globalhaushalte sinddafür wichtige Stichworte. Es überrascht dannnicht, wenn angesichts – milde formuliert – über-schaubarer Studentenzahlen nach der Existenz-berechtigung einzelner theologischer Ausbil-dungsstätten gefragt wird. Tatsächlich scheint eingewisser Reduktionsprozess kaum vermeidbarzu sein. Die Frage ist nur, mit welchen Zielvor-stellungen und Perspektiven dieser Prozesskirchlicherseits (mit-) gestaltet werden soll.

Es wird Sie nicht überraschen, wenn ich mitder Wissenschaftskommission der Bischofskon-ferenz für eine breite Präsenz der Theologie imRaum der Universität auch in der Zukunft ein-trete. Allerdings brauchen wir auch künftig zu-mindest einige Fakultäten, die über eine differen-zierte personelle Ausstattung verfügen, die überdie unverzichtbare Grundausstattung hinaus-geht. Auch sollten Forschungs- und Lehr-schwerpunkte erhalten bleiben, die singulärenCharakter tragen. Eine solche Konzentration derKräfte könnte anderenorts allerdings schmerz-hafte Einschnitte notwendig machen. Konkretbedeutet dies nach Auffassung der BischöflichenKommission VIII, dass bei einigen staatlichenFakultäten rechtzeitig die Umwandlung in Insti-tute für katholische Religionslehrerbildung er-wogen werden sollte.

Über allem steht freilich die konsequente For-derung auch und gerade nach wissenschaftlicherQualität, von der wir uns heute weniger denn jedispensieren können. Der Verweis auf tradierteStrukturen, überlieferte Ausstattungsstandards

oder bewährte Rechtspositionen bietet eine nurtrügerische Sicherheit. In Zeiten von Akkreditie-rung und Evaluation wird auch die Theologieeiner konsequenten Qualitätssicherung nichtausweichen können. Für die theologischen Fa-kultäten – seien sie in der Trägerschaft des Staa-tes, der Diözesen oder der Orden – sehe ichdann gute Zukunftschancen, wenn sie auf Grundihres wissenschaftlichen Niveaus und eines spe-zifischen Profils die theologische Landschaft inDeutschland bereichern.

Alles in allem: Es besteht kein Anlass, bangezu sein hinsichtlich der Theologie in Deutsch-land, ihrer „Sendung“ und ihrer Stärke. Ich freuemich, dass der Bau des neuen Hochschulge-bäudes für Sankt Georgen möglich wurde. Da-mit verbinde ich die Hoffnung, dass die Theo-logie hier zum Nutzen der Trägerdiözesen, desJesuitenordens und der Gesamtkirche weiterhinjenen anerkannt guten Ort der Pflege und Wei-terentwicklung hat, für den auch viele ehemaligeStudierende gerne Zeugnis geben.

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Eucharistiefeier in der SeminarkircheZelebrant: Bischof Dr. Josef HOMEYER

Segnung des neuen Gebäudesdurch Dr. Josef HOMEYER, em. Bischof von Hildesheim

„Stimmt an die Saiten ....“aus dem Oratorium »Die Schöpfung« von Joseph Haydnfür Chor und Orchester

Begrüßung durch den Rektor der HochschuleProf. Dr. Helmut ENGEL SJ

Grußwort des Provinzials der deutschen Provinz der Jesuiten P. Stefan DARTMANN SJ, München

Grußwort von Domkapitular Helmut WANKA,Ordinariat des Bistums Limburg

Grußwort von Staatsminister Jochen RIEBEL, WiesbadenHessischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten

Grußwort von Stadtrat Franz ZIMMERMANNVertreter der Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt

Grußwort von Judith ADAM,AStA-Vorsitzende

Wort des Architekten Hans-Peter KISSLER

„For the beauty of the earth“ für Chor von John Rutter

Vortrag»Theologie, Wissenschaft und Kirche – Beziehungen und Optionen«P. Dr. Hans LANGENDÖRFER SJ, Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn

„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ aus dem Oratorium »Die Schöpfung« von Josef Haydnfür Soli, Chor und Orchester

Musikalische Gestaltung: Chor und Orchester der HochschuleLeitung: Dr. Helmut FÖLLER

Programmfolge der Einweihungsfeier