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PH INFO 2010 - 1

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PH INFO2010 - 1

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ZU DIESER AUSGABE S. 3

PH ÖFFENTLICH S. 4

„Hauptschule am Ende - Was wird aus Hauptschul- lehrern und Hauptschullehrerinnen?“ S. 4

Neujahrsempfang der Pädagogischen Hochschuleam 20. Januar 2010 S. 5

Diamantenfieber, das Kinderlabor KiLa und forsch- ende Schülerinnen bei „PH im Rathaus 2009“ S. 7

Ganztagsschulkongress - Was war? Was bleibt? Was wird? Wer schreibt? S. 8

„Was Lehrerinnen und Lehrer glücklich macht"Studientag 2010 S. 9

„Fête de la Science“ - Karlsruher Kinderlabor im Le Vaisseau S. 11

Zwischen Sonnenuhren, Barometern und Foucaultschen Pendeln - die PH bei den Science Days 2009 S. 11

Naturwissenschaft und Technik im frühen Alter - ja! Aber wie? S. 12

PH MITTEILUNGEN S. 13

Artur Fischer besucht die Pädagogische Hochschule Karlsruhe S. 13

„Das Fehlende Selbst sein" - Antrittsvorlesung im Rahmen der Eröffnung des Akademischen Jahres S. 14

„Die Bibel als Leerbuch" - Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Thomas Meurer S. 14

Es geht ein „guter Geist" und „Urgestein" - Verabschiedung von Dr. Hartmut Binder S. 15

Weitere Mitteilungen S. 16

Inhaltsverzeichnis

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PH LEHRE UND FORSCHUNG S. 11

„Zertifikat Ganztagsschule" läuft sehr gut an S. 17

Nachwuchswissenschaftler treffen sich zur Winterakademie S. 19

1. Urheberrechtstag an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe S. 20

Begegnung mit Horváth und Hauff - Literarische Exkursion im Fach Deutsch S. 22

Mehr als „33 Augenblicke des Glücks“ Lesung von Ingo Schulze an der PH Karlsruhe S. 23 „Wir treffen uns heute Nachmittag zum Seminar in Second Life ...“ S. 24

„Schneewittchen und die sieben Zwerge“ - Weihnachtsvorlesung der Chemie S. 26

PH KOOPERATIONEN S. 21

„Sonnenhaus / Mintopolis“ - Erstes Kooperationsprojekt zwischen Schülerakademie und PH Karlsruhe S. 27

„Somewhere over the rainbow...“ oder was macht die 6a der Walldorfschule an der PH? S. 28

Exploring New York City S. 24

PH INTERNATIONAL S. 29

Welcome to the Karlsruhe University of Education! S. 29

PH PERSONALIA S. 30

PH EMPFEHLUNGEN S. 31

Die Ringvorlesungen im Sommersemester 2010 und Roman einer Habilitandin der Hochschule S. 31

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Im Mai 2010

Passend zu den derzeit kalten Maitemperaturen nun endlich ein Rückblich auf das vergagene Wintersemester 2009/2010.Vieles drehte sich um das Thema „Ganztagsschule“: Im November veran-staltete der Bundesverband „Ganztagsschulen“ seinen Bundeskongress an der PH Karlsruhe, der damit das erste Mal an einer Hochschule stattfand. Auch das neu eingeführte Zertifikat „Ganztagsschule“ erfreut sich großer Beliebtheit unter den Studierenden, wie in einem Bericht in der Rubrik „PH LEHRE UND FORSCHUNG" zu lesen ist. Das Thema ist an der Hochschule auch eng mit Dr. Hartmut Binder verbunden, so verwundert es nicht, dass er im Februar mit einem lachenden und einem weinenden Auge feierlich verabschiedet wurde.In das Wintersemester fiel auch der Plan des Kultusministeriums, Hauptschulen weitgehend durch so genannte Werkrealschulen zu erset-zen. Ein Thema, das breit diskutiert wurde, so auch in einer von Rektorin Liesel Hermes und Erstem Bürgermeister a. D. Harald Denecken initi-ierten Podiumsdiskussion, bei der die Folgen für die Lehrerbildung im Mittelpunkt standen. Karlsruher Landtagsabgeordnete, die damalige Landeselternbeiratsvorsitzende und der geschäftsführende Rektor alle Karlsruher Hauptschulen konnten für die spannende und gut besuchte Veranstaltung gewonnen werden.Wie der Titel schon sagt, fand in der vorlesungsfreien Zeit zum ersten Mal der "1. Urheberrechtstag an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe" statt. Auf Einladung des ZIM informierten drei Rechtanwälte zu den wich-tigsten Punkten des Urheberrechts, ein Thema, das Hochschullehrende, Studierende wie Lehrer und Lehrerinnen gleichermaßen betrifft. Entsprechend gut besucht war die Veranstaltung.Ein großer Erfolg war auch das erste Projekt der PH im Rahmen der Schülerakademie Karlsruhe, dass die Abteilung Technik anbot. Insgesamt sechs Jungen und ein Mädchen bauten unter studentischer Anleitung an zehn Freitagnachmittagen das Freiburger Sonnenhaus "Heliotrop" nach. Begeistert von der Abteilung Technik war auch Artur Fischer, über dessen Besuch an der Hochschule im Dezember hier natürlich auch berichtet wird.Nicht zum ersten Mal sondern bereits zum 7. Mal gab es im Februar einen Studientag für Lehrer und Lehrerinnen an der PH, mit beinahe 300 Telnehmenden, die sicher nicht nur das Thema „Glück“ lockte, war der Tag hervorragend besucht.Lesen Sie über all das und noch viel mehr, unter anderem über eine "etwas andere Weihnachtsvorlesung" ... Aber sehen Sie selbst!

Kirsten Buttgereit

Zu dieser Ausgabe

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Impressum (Ausgabe 2010 - 1)Herausgeberin: Die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, Bismarckstr. 10, 76133 KarlsruheRedaktion: Kirsten Buttgereit und Prof. Dr. Liesel HermesLayout: Text & DesignText- und Bildlayout: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit PH KarlsruheTitelfoto: Studierende von Gebäude II und III (von Thomas Schindel)Anfragen an: Tel.: 0721-925 - 4014 oder E-Mail: [email protected]ür den Inhalt der Artikel zeichnen die jeweiligen Autorinnen und Autoren verantwortlich

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Reges Interesse aus allen BereichenUm die 150 Interessierte, darunter Lehrkräfte, Studierende, Elternvertreter und Vertreter von Ausbildungsbetrieben und der Arbeitsagentur, hatten sich am 25. Januar 2010 zur vom ehemaligen Ersten Bürgermeister, Harald Denecken, initiierten und der Rektorin der PH Karlsruhe, Prof. Dr. Liesel Hermes, moderierten Podiumsdiskussion zum Thema „Hauptschue am Ende – Was wird aus Hauptschullehrern und Hauptschullehrerinnen?“ eingefunden. Teilnehmer der Diskussion waren die Landtagsabgeordneten Renate Rastätter (Grüne), Katrin Schütz (CDU) und Johannes Stober (SPD), die – genau an diesem Tag zurückgetretene – Landeselternbeiratsvorsitzende Christiane Staab und Rainer Daubenberger, geschäftsführender Schulleiter der Grund- und Hauptschulen in Karlsruhe.

Zustand und Zukunft der HauptschuleIn ihren einleitenden Worten betonte Rektorin Hermes, dass die Diskussion nun nicht aus einer „Rau-Schelte“ (im Januar noch Kultusminister in BW) bestehen solle, son-dern konkreten Fragen zum Zustand und zur Zukunft der Hauptschule nachgehen solle, auch mit Blick, was dies für die Lehrerbildung an der PH bedeute.Es zeigte sich, dass der Zustand der Hauptschulen dif-ferenziert betrachtet werden muss: Zwar gibt es die „Abstimmung mit den Füßen“, nach der nur noch jeder 5. Schüler nach der vierten Klasse in die Hauptschule geht, während im Landesdurchschnitt mittlerweile 40 % (in Universitätsstädten sogar über 50 %) sich für das Gymnasium entscheiden. Die Hauptschule sei mittelfristig am Sterben, so Landtagsabgeordneter Stober, und auch durch eine „Notoperation“ wie die verstärkte Einführung

PH ÖFFENTLICH"Hauptschule am Ende - Was wird aus Hauptschullehrern und Hauptschullehrerinnen?"Zu diesem Thema diskutierten am 25. Januar 2010 die Landtagsabgeordnete, die damalige

Landeselternbeiratsvorsitzende und ein Rektor unter der Moderation von Rektorin Liesel

Hermes auf Initiative vom ehemaligen Ersten Bürgermeister Harald Denecken

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von Werkrealschulen, der jedes Gestaltungsmoment fehle, zu retten. Zudem, betonte Schulleiter Daubenberger, bringe dies auch Schulschließungen und große Frustration bei den betroffenen Lehrern mit sich, sechs Hauptschulen allein in Karlsruhe wird es treffen. Gleichzeitig, so Daubenberger später in der Diskussion, würde den Hauptschulen damit das, was ihre einzige Stärke in der an sich für sie negativen Entwicklung war, nämlich kleine Klassen und damit eine intensivere Betreuung, wieder genommen.

Sinnvoller Einsatz der MittelChristiane Staab lenkte den Blick auf die Situation im länd-lichen Raum, wo die Hauptschule noch mehr Anerkennung genießt, u. a. wegen der kurzen Wege und geringer Größe, und nun seien genau diese gut funktionierenden Schulen vom Schließen bedroht. Katrin Schütz, die als Parteigängerin des Kultusministers in der Diskussion keinen leichten Stand hatte, zeigte Zahlen auf, die die geplanten Schritte erklären: Mit 1200 Hauptschulen gibt es in Baden Württemberg mehr Hauptschulen als sonstwo in der Bundesrepublik, schon die demographische Etwicklung mache Schließungen unver-meidlich. Dennoch, wie die Bildungsoffensive des Landes zeige, werden ja keine Mittel aus dem Schulsystem gezo-gen, sondern diese sogar erhöht und sinnvoller einge-setzt. Außerdem wehrte sie sich dagegen, die Hauptschule schlecht zu reden; die praktische Ausbildung, auf die sie ausgelegt sei, habe nach wie vor ihre Berechtigung.Doch die Zahlen schienen nicht zu überzeugen, es wurde um andere Lösungen als eine weitere Zersplitterung des Schulsystems durch Einrichtung einer weiteren Schulform gerungen, doch keiner glaubte an die Patentlösung eines grundlegend anderen Systems.

Auch die zahlreichen Zuhörer und Zuhörerinnen kommen zu dem bri-santen Thema inss Gespräch Bilder: kb

Teilnehmer der Diskussion: Renate Rastätter (Grüne), Katrin Schütz (CDU), Christiane Staab (noch Landeselternbeiratsvorsitzende), Rainer Daubenber-ger (geschäftsführende Schulleiter der GHS Karlsruhes), Harald Denecken (v. r.n.l) und Rektorin Liesel Hermes in der Mitte

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Es hatten sich wieder viele Gäste von außerhalb, wie die Landtagsabgeordneten Johannes Stober (SPD) und Renate Rastätter (Grüne), Inge Gesk und Lothar Wurz vom Regierungspräsidiums, Vertreter der Stadt und anderer Hochschulen, zahlreiche Hochschulratsmitglieder und, besonders herzlich von der Rektorin begrüßt, der ehema-ligen Hochschulratsvorsitzenden Prof. Heinz Kunle, zur fei-erlichen Eröffnung des Jahres 2010 an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe eingefunden.

Auszeichnung der besten Abschlussarbeiten Im Mittelpunkt standen die von der Vereinigung der Freunde und Förderer der Hochschule e. V. verliehenen Preise für die besten Abschlussarbeiten. Prof. Winkler, ehemaliger Rektor und nun Geschäftsführer der Vereinigung der Freunde und Förderer, hatte in diesem Jahr die Ehre, die mit insgesamt 900 Euro dotierten Preise zu verleihen.

Neujahrsempfang der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe am 20. Januar 2010

Hervorragende Abschlussarbeiten zu Ganztagschulen, zum Bildungsgang von Migranten

und zur Mathematik im Kindergarten, Hochschullehrpreis für neuartige Tutorenschulung –

Vergebene Preise spiegeln ganze Vielfalt der PH in Forschung und Lehre

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Folgen für die LehrerbildungWas dies denn für die (Hauptschul-) Lehrerbildung bedeute, erkundigte sich Rektorin Hermes bei den Diskussionsteilnehmern, Der Beruf des Lehrers verlange heute, so Daubenberger, „hohes Engagement, Empathie für Kinder und Flexubilität bei der Arbeitszeit“ – Lehrer über-nähmen heute nun mal Elternarbeit, dies müsse auch in die Lehrerbildung einfließen. Johannes Stober forderte, Lehrer und Lehrerinnen nicht mehr nach Schultypen, sondern nach dem Alter der Kinder und Jugendlichen, die sie später unter-richten, auszubilden. Renate Rastätter wie auch Christiane Staab betonten, dass, gleichgültig, ob es bei einem dreiglied-rigen Schulsystem bliebe oder integrative Modelle wie länge-res gemeinsamen Lernen ausprobiert würden, die individuel-le Förderung jedes einzelnen Kindes eine immer wichtigere Rolle spiele und in der Ausbildung der Lehrer noch stärkere Berücksichtigung finden müsse ebenso wie das gemeinsame Handeln im Team.Doch, und hier herrschte vor allem im Plenum große Einigkeit, ohne mehr Lehrer und Lehrerinnen, die eine intensivere Betreuung gerade der schwachen Schüler und Schülerinnen ermöglichen, würde leider die beste Lehrerbildung wenig hel-fen. Die Frage des Berufsberaters „Wollen wir uns das leisten?“ blieb jedoch an diesem Abend unbeantwortet und wäre wohl Thema für eine weitere spannende Podiumsdiskussion.Kirsten Buttgereit

Modellschulen eine Chance gebenZwar betonte die Grünenabgeordnete Renate Rastätter, die Zukunft liege „in einem differenzierenden System gemeinsamen Lernens mit individueller Förderung“, das von den sogenannten „Begabungstypen“ Abstand nehme, doch auch sie bestand auf keiner Systemänderung, son-dern forderte stattdessen: „Wir müssen endlich den inte-gratven Modellen, wie sie auch von vielen Schulträgern beantragt werden, eine Chance geben, Öffnungen im System zulassen.“ Diesem schloss sich Stober mit dem Vorschlag an, Schulträgern einen Rechtsanspruch für Innovation an Schulen und Modelversuchen zu zu gestehen, notwendig sei, „Verschiedenes zu testen“. Nicht nachvollziehbar sei es, wenn eine integrative Modellschule, wie sie die Stadt Karlsruhe im neuen Stadviertel Südoststadt mit Unterstützung des gesamten Gemeinderats plant, vom Ministerium nicht genehmigt werde (wie ein paar Tage vorher geschehen). So betonte auch Christiane Staab, CDU-Gemeinderätin in Karlsruhe, dass endlich gehandelt und auch ausprobiert werden müsse, sonst sei in 5 – 10 Jahren nur noch Reaktion auf Fehlgelaufenes möglich. In der abschließenden Diskussion brachte dies Ulrich Wehner, Privatdozent in der Allgemeinen Pädagogik der PH mit einem Kant-Zitat auf den Punkt: „Wir müssen Experimentalsschulen schaffen, um alltäglich unterrichten zu können.“

Rektorin Liesel Hermes mit den Preisträgerinnen Jessica Brachvogel, Tanja Schmidt und Céline Heidenreich (v.r.n.l.)

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Ausgezeichnet wurden Jessica Brachvogel, deren Arbeit sich mit den Grundlagen und Herausforderungen für das Päda-gogische Personal an Ganztagsschulen beschäftigt, Céline Heidenreich, die sich in Ihrer Arbeit mit den verschiedenen Varianten von Hochschulzugangsberechtigungen insbeson-dere von Migranten auseinandersetzte, und zu guter Letzt und auch zur besonderen Freude des die Preise verleihenden Mathematikprofessors an Tanja Schmidt: Sie schrieb ihre Zu-lassungsarbeit über mathematische Fähigkeiten von Kindern am Ende ihrer Kindergartenzeit.

Heinrich-Hertz-StipendiumProf. Krebs vom KIT und seit dem Wintersemester Mitglied im Hochschulrat der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe über-reichte das Stipendium der Heinrich Hertz-Stiftung Karlsruhe (einmalig 1.500 Euro) an die Doktorandin Dana Quinte für Ihre Arbeit „Cycle de vie, Lebenszyclus, life cycle. Schülervor-stellungen zum Entwicklungszyclus – Eine Vergleichsstudie zwischen dem Elsass und Baden-Württemberg.“

DAAD-Preis und Stipendiaten der LandesstiftungBereits zum fünften Mal vergab die Hochschule den „DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studieren-der“. Preisträgerin Moonika Ohi aus Estland erstaunte mit ih-rem überzeugenden Schulunterricht im Tagesfachpraktikum Biologie, lobte Fachschulrätin Dorothee Benkowitz in ihrer

Laudatio.Dr. Virginia Teichmann, Leiterin des Akademischen Aus-landamts, überreichte Christian Ammann, Franziska Doster, Fiona Poormann, Stefanie Käsberger und Louisa Happel, die als Stipendiaten der Landesstiftung Baden Württemberg an einer Hochschule im Ausland studierten, ihre Urkunden. Be-sonders erfreulich sei mittlerweile die Gegenseitigkeit des Austausches zwischen den Partnerhochschulen, betonte Teichmann, was wohl auch an den guten Botschafterlei-stungen der PH Studierenden im Ausland läge.

Hochschuleigener Lehrpreis für Prof. TraubEin weiterer und letzter Höhepunkt war die Verleihung des hochschuleigenen Lehrpreises in Höhe von 2.000 € an Prof. Dr. Silke Traub durch die Prorektorin für Lehre und Studium, Prof. Dr. Sabine Liebig. Vom neuartigen Konzept der über zwei Semester laufenden Veranstaltung: „Tutorenschulung: Neue Formen des Lehrens und Lernens als Beitrag zur Ent-wicklung von Methodenkompetenz“ profitierten Studieren-de und Lehrende gleichermaßen, betonte Laudator Prof. Till Pfeiffer, Dekan der Fakultät I. Prof. Traub bedankte sich herz-lich für die Ehre, gab aber zu, noch mehr freue sie der Erfolg bei den Studierenden, der zweite Durchgang sei schon wie-der völlig ausgebucht.

Kirsten Buttgereit

Prof. Traub gibt eine kurze Einführung in ihre Tutorenschulung, für die sie den hochschuleigenen Lehrpreis erhielt.

Prof. Krebs, KIT, mit Doktorandin Dana Qinte, der er das Heinrich-Hertz-Stipendium überreichte.

DAAD-Preisträgerin Moonika Ohi und Laudatorin Dorothee Benkowitz Dr. Virginia Teichmann freut sich über die Mobilität der Studierenden, die durch die Landesstiftung unterstützt wird.Bilder: kb

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Zwischen der PH und der Stadt stimmt die ChemieWährend sich die Pädagogische Hochschule sich zum fünften Mal präsentierte, hatte die Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Martin Lenz, seit September 2009 zuständig für Schulen, Jugend, Soziales, Bäder und Sport, Premiere: „Zwischen der Stadt Karlsruhe und der Pädagogischen Hochschule stimmt die Chemie“, nahm er das Motto, unter dem sich die Abteilung Chemie am Dienstag, den 3. November 2009 der Karlsruher Öffentlichkeit vorstellte, auf. Er stellte die große Bedeutung der PH für die Stadt Karlsruhe heraus und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit, die sich in die-ser Veranstaltung aber auch in gemeinsamen Aktionen wie z. B. bezüglich der Ganztagsschulen manifestiere. Auch Rektorin Prof. Dr. Liesel Hermes lobte in ihren Begrüßungsworten die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und freute sich über den hohen Zuspruch bei der Karlsruher Öffentlichkeit für die seit 2005 stattfindende Initiative „PH im Rathaus“, bei der die verschiedenen Abteilungen der Hochschule ihre aktuellen Forschungsprojekte vorstellen.

Ein Diamant ist unvergänglich, oder?Auch an diesem Abend wurde der Karlsruher Öffentlichkeit wieder Außergewöhnliches geboten: „Was macht die Chemie an der Pädagogischen Hochschule?“ Mit dieser Frage eröff-nete Prof. Dr. Matthias Ducci seine Präsentation. Wichtigstes Anliegen ist ihr ein „motivierender, zeitgemäßer und fach-übergreifender Chemieunterricht“. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist die vorgeführte „Unterrichtseinheit“ zum Diamanten. Anhand von Bildern der größten bekannten Diamanten und Rückblicken in die Geschichte, z. B. wie schon im Jahre 1773 der Wissenschaftler Lavoisier untersuchte, ob der Diamant tatsächlich unver-gänglich sei, sowie actionreichen Filmausschnitten, in denen James Bond nach der Verbrennung eines Sargs unversehrte

Diamantenfieber, das Kinderlabor KiLa und forschende Schülerinnen bei "PH im Rathaus 2009"

Mit der Abteilung Chemie präsentiert sich die Pädagogische Hochschule bereits zum fünften Mal der

Karlsruher Öffentlichkeit im Rathaus am Marktplatz

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Diamanten aus dem Krematorium holt, oder Superman mit bloßen Händen aus Graphit einen Diamant entstehen lässt, erfährt der Zuhörer beinahe nebenbei Lehrreiches über Diamanten und ihre Kohlenstoffstruktur. Und ist er nun unvergänglich? Auch das führt Ducci dem Publikum mit einer Apparatur aus Bunsenbrenner und Quarzrohr vor: Ist die Temperatur hoch genug, verbrennt der Diamant, übrig bleibt Kohlenstoffdioxid.

Seit Jahren ein Erfolg - das Karlsruher Kinderlabor KiLaDas frühe Interesse für Naturwissenschaften wecken möch-te das Karlsruher Kinderlabor KiLa, von dem Dr. Uta Beck berichtete. Im Grundschulalter sind Kinder noch offen und neugierig, deshalb begann die Abteilung Chemie im Jahr 2006, Karlsruher Grundschulklassen ins Labor einzuladen, wo die Kinder - professionell ausgestattet mit Labormänteln und –brillen - in Kleingruppen chemische Experimente durchführen. Das Kinderlabor ist ein voller Erfolg: Seit 2006 haben 2400 Schüler und Schülerinnen aus insgesamt 110 Schulklassen das Labor besucht. Es findet während der Vorlesungszeit zweimal in der Woche statt, wäre aber auch ausgebucht, wenn es täglich stattfinden würde. Ermöglicht wird dieser Erfolg auch durch die Unterstützung der Sparkasse Karlsruhe, Bruker Optik und der Carl Roth GmbH.Damit es aber für die Kinder nicht beim einmaligen „Chemie-Event“ bleibt, bietet die Abteilung Chemie beglei-tend Lehrerfortbildungen an und ein Forschungsvorhaben soll klären, ob es tatsächlich gelingt, die Motivation der Schülerinnen und Schüler (dauerhaft) zu steigern.

"Forsche Schülerinnen forschen" - ein weiteres Projekt in der Abteilung ChemieWie aber das Interesse bei älteren Schülern, vor allem Schülerinnen, wach halten und vertiefen, und zwar so, dass möglicherweise sogar berufliches Interesse an Naturwissenschaften entsteht? Das ist das Ziel des vom Land Baden Württemberg und von der Regionaldirektion Baden Württemberg der Bundesagentur für Arbeit geförder-ten Projekts „Forsche Schülerinnen forschen“. Dieses stell-te Dr. Cornelia Herriger aus der Abteilung Chemie dem Publikum vor. Zielgruppe sind Mädchen ab der 7. Klasse der Realschule oder des Gymnasiums, die in intensiv betreu-ten Laborkursen und in Feriencamps Naturwissenschaften näher kennen und lieben lernen sollen. In den Feriencamps wie auch der Forschungswerkstatt Bionik spielt auch die Begegnung mit jungen Wissenschaftlerinnen eine wichtige Rolle. Abgerundet wird das Projekt durch eine individuelle orientierende Beratung durch die Agentur für Arbeit.

Kirsten Buttgereit

Dank moderner Technik ist zu sehen, was im erhitzten Quarzrohr mit dem Diamant passiert. Bild: kb

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Erstmals eine Hochschule als TagungsortVom 11. bis 13. November 2009 fand an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe der Bundeskongress 2009 des Ganztagsschulverbandes statt, mit über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, überwiegend aus den Bereichen Schule, Wissenschaft, Bildungsverwaltung. Das Leitthema des Kongresses hieß „Ganztagsschule – Motor der Schulreform“. Es wurde in fünf Plenarvorträgen, in weit über 20 Workshops, Arbeitskreisen, Podiumsveranstaltungen und mit dem Besuch von über 20 Ganztagsschulen der Region bearbeitet, umrundet, sondiert: Motor der Schulreform? – Beschreibung? Anspruch? Oder Herausforderung?Eine Besonderheit dieses Kongresses lag darin, dass er erstmals nicht in einem Tagungshotel, sondern an einer Hochschule veranstaltet wurde (in beispielhafter Kooperation mit dem Schul- und Sportamt der Stadt Karlsruhe). Zahlreiche Angehörige der PH Karlsruhe (Lehrende wie Studierende, aber auch Angehörige der Verwaltung), waren an der Gestaltung des Kongresses aktiv beteiligt und haben zu seinem Gelingen beigetragen.

Resonanzen in Lehrer und Forschung der PH KarlsruheDer Ganztagsschulkongress 2009 hat an unserer Hochschule Resonanzen erzeugt – will sagen: er hat (überraschend viele und vielfältige!) vorfindliche einschlägige Initiativen und Strukturen, Interessen und Kompetenzen aufgenom-men und verstärkt. Das Thema Ganztagsschulen findet in Lehre und Forschung vermehrt Aufmerksamkeit, man weiß innerhalb der Hochschule mehr voneinander, und auch die

Ganztagsschulkongress - Was war? Was bleibt? Was wird? Wer schreibt?

Über 400 Teilnehmer aus Schule, Wissenschaft und Bildungsverwaltung beim Bundeskongress des

Ganztagsschulverbandes vom 11. - 13. November 2009

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Beziehungen zwischen der Hochschule und ihrem pädago-gischen Umfeld (Schulen und Kommunen) sind belebt, man hat Erwartungen aneinander!

Weitere Initiativen geplantNun bleibt zu wünschen, dass diese Impulse in ihrer Schwungkraft erhalten, besser noch: verstärkt und vertieft werden. Das verlangt uns Initiative ab und Energie, aber auch Kreativität - in der Fortführung bestehender Projekte, bei der Bildung stützender Strukturen und in der Gestaltung bele-bender Kontakte. Einiges ist schon angebahnt – wir haben schon etwas zu verlieren! -, und manches kann noch ausge-baut werden: fachdidaktische und pädagogische Initiativen und Projekte, Forschungsgruppe Ganztagsschulen, Zertifikat Ganztagsschulen, Begleitung von Schulentwicklungen.Es ist daran gedacht, im kommenden Wintersemester eine Ringveranstaltung zum Thema Ganztagsschulen einzurich-ten, unter Beteiligung möglichst vieler Bereiche der PH, ihres Umfeldes und ihrer Orientierungspunkte in Wissenschaft und Praxis.

Möglichkeit der Veröffentlichung zum Thema "Ganztagsschule"Die Idee, unsere Tagungsbeiträge in einem tagungsbe-zogenen Band zu veröffentlichen, haben wir verworfen (Terminbindung, verlegerische Vorbehalte) zugunsten einer offenen Sammlung einschlägiger Beiträge. Machen Sie mit? Kontakt über [email protected]

Hartmut Binder

Gut besuchte Kongress-Eröffnung in der Aula der PH Bild: kb

Stefan Apel, Vorsitzender des Ganztagsschulverbands , begrüßt die rund 400 Teilnehmer Bild:kb

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Febr. 2010: Der 7. Studientag stand unter dem Thema „Leh-rerin werden, Lehrerin sein – Lehrer werden, Lehrer sein“. Zum ersten Mal hatte die PH Karlsruhe gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe, den Staatlichen Schuläm-tern Karlsruhe, Pforzheim und Rastatt und den Staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung in Karlsruhe (RS) und Pforzheim (GHS) die Lehrkräfte und Leitungen der Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen in der Region zu einem Dialog eingeladen.Das Echo war erfreulicherweise groß: Über 300 Lehrkräfte fanden sich am 23. Februar 2010 in der Aula zum dialogi-schen Vortrag von Prof. Dr. Schäfer-Koch, PH Karlsruhe, und Prof. Dr. Dollase, Universität Bielefeld, mit dem verheißungs-vollen Titel „Was Lehrerinnen und Lehrer glücklich macht“, ein.

Wie definiert sich "Glück"?Um es vorneweg zu sagen: Die Frage konnte nicht abschlie-ßend geklärt werden. In gewisser Weise beförderte aber bereits die neue Vortragsvariante Glücksmomente, wenn der renommierte Professor Dollase und seine ehemalige Dokto-randin, inzwischen selbst Professorin für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik munter miteinander kabbelnd das Thema behandelten. Unterschiedliche Zugänge gab es schon bei der näheren Bestimmung von Glück: Nach Dollase hat Glück mit Stressüberwindung zu tun, denn „wer Stress überwindet, fühlt sich glücklich.“ Schäfer-Koch betonte, „Unterrichten ist ein Abenteuer“, das allein schon zu vielen Glücksmomenten führe.

„Was Lehrerinnen und Lehrer glücklich macht“

… diskutierten Prof. Dr. Karin Schäfer-Koch und Prof. Dr. Rainer Dollase am 7. Studientag der

Pädagogischen Hochschule, der das Lehrerinnen- und Lehrersein in den Mittelpunkt stellte

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"Unterrichten" ist das SchlüsselwortIm Laufe der Präsentation, in der Redner und Rednerin mit zahlreichen Zitaten, Statistiken und Ergebnissen empirischer Studien über Lehrkräfte, Studierende sowie Schülerinnen und Schülern das Thema analysierten, zeigte sich, dass „Unterrichten“ tatsächlich das Schlüsselwort auf der Suche nach dem ist, was Lehrerinnen und Lehrer, wenn nicht gleich glücklich, so doch zufrieden in ihrem Beruf macht. Während Schülerinnen und Schüler ihre Lehrerinnen und Lehrer besonders bei außerschulischen Aktivitäten, wie Schulfesten oder Exkursionen als glücklich erleben, vermuten die befrag-ten Lehramtsstudierenden in einer bisher unveröffentlich-ten Studie von Schäfer-Koch, später in ihrem Beruf dann besonders glücklich zu sein, wenn sie mit Erfolg unterrichten und die Schüler/innen für ihr Fach begeistern können. Als Belastung sehen Studierende und Lehrkräfte gleichermaßen schwierige Schüler/innen, für deren Umgang sie psycholo-gisch nicht ausgebildet sind. Als zusätzlich belastend werden von Lehrenden die ständig zunehmenden administrativen Aufgaben wahrgenommen.

Erfahrungen mit Support-Teams in anderen LändernHier verwies der Psychologe Dollase auf ein Supportsystem für Lehrkräfte, wie dies in anderen Ländern - z. B. Finnland - jeder Schule ganz selbstverständlich zur Verfügung steht. Denn nicht neuartige, vermeintlich bessere Unterrichtsme-thoden führten zu den guten PISA-Ergebnissen – dort sei vom klassischen Frontalunterricht über Wochenplanarbeit bis zum Projektunterricht alles zu finden.

Freuen sich über die große Resonanz auf ihren Vortrag. Prof. Dr. Rainer Dollase und Prof. Dr. Karin-Schäfer-Koch

Gemeinsamer Workshop von Ute Altenrath, Eva Martin und Karin Schäfer-Koch zum "Konstruktionsgeheimnis für Unterrichtsstunden, die glücklich machen" Bilder:kb

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Vielmehr mache den Unterschied aus, dass die dortigen Lehrkräfte in ihrer Arbeit von Schulpsychologen und Sozial-arbeitern unterstützt werden. In keinem anderen Land, von China einmal abgesehen, unterstrich Dollase seine Argumentation, gebe es so wenig Schulpsychologen wie in Deutschland.

Lehrkräfte als AlleskönnerDie anschließende Diskussion zeigte, dass genau damit ein wunder Punkt der Lehrerprofession berührt worden war. Politik und Gesellschaft erwarteten von den Lehrkräften mittlerweile Leistungen eines Alleskönners. Sie sollen die zu kurz gekommene Erziehung in den Familien nachholen, schwierigen Kindern durch das Leben helfen und in Projekt-gruppen die unterschiedlichen Themen vom Schulprofil bis zur Gewaltprävention bearbeiten, während das Kerngeschäft des Unterrichts mehr und mehr in den Hintergrund trete. Ein Supportsystem, das Lehrkräften all diese zusätzlichen Aufga-ben abnimmt und ihnen ermöglicht, sich wieder vermehrt auf das zu konzentrieren, was sie eigentlich gelernt haben, nämlich Unterrichten, würde Lehrkräfte – so die eindeutige Stimmung im Plenum – wohl sehr glücklich machen.

Gute Zusammenarbeit der lehrerbildenden InstitutionenDoch auch hierfür müssen Lehrkräfte gut qualifiziert sein, und keiner sei nach Abschluss des Studiums und des Refe-rendariats ein „fertiger Lehrer oder eine fertige Lehrerin“, betonte Rainer Bolle, Professor für Allgemeine Pädagogik an der PH und Beauftragter für Schulpraktische Studien. Eben deshalb sei nicht nur während der 1. und 2. Phase der Lehrerbildung, sondern auch danach eine gute Kooperati-on derer, die an derselben Aufgabe arbeiten, unerlässlich. Dass Zusammenarbeit funktioniere, zeige der gemeinsam veranstaltete und mit hoher Resonanz angenommene Stu-

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dientag.Diesem Lob schloss sich Rektorin Prof. Dr. Liesel Hermes an. Zudem erhielt sie großen Applaus aus dem Plenum für die Forderung der Pädagogischen Hochschulen an die Politik, bei einer Reform der Prüfungsordnungen alle Lehramtsstudi-engänge - auch das Grundschullehramt - auf acht Semester zu verlängern. Eine Forderung übrigens, der mittlerweile nachgekommen wurde.Direktorin Marion Barthold-Weilandt vom Seminar für Didak-tik und Lehrerbildung in Karlsruhe bezog sich in ihrem Gruß-wort auf den nachfolgenden Vortrag. Sie stellte fest, dass sich in der zweiten Phase der Lehrerbildung häufig schon beim Umgang mit dem Praxiskontakt bzw. Praxisschock zeige, wer im Beruf glücklich werde.Regierungsschuldirektor Lothar Wurz vom Regierungspräsi-dium Karlsruhe lobte ebenfalls den Studientag für seine Ver-netzung und wünschte allen Anwesenden, mit vielen Impul-sen und Anregungen von dem Tag nach Hause zu gehen.

Anregungen und Impulse in Workshops und auf der BücherschauUnd hierfür wurde nach der Eröffnungsveranstaltung viel geboten. Neben vier größeren Veranstaltungen, die die unterschiedlichsten Formen der schulpraktischen Betreu-ung thematisierten, gab es 20 Workshops zu Themen aus allen Fachbereichen, auch hiervon viele gemeinsam geleitet von schulischen Lehrkräften und Lehrenden der Staatlichen Seminare oder der PH.Auch die begleitende Bücherschau mit den wichtigsten Schulbuchverlagen fand regen Zuspruch.Die Bewirtung war, wie auch alle anderen operativen Dinge, vom Zentrum für Schulpraktische Studien hervorragend organisiert, so dass in den Pausen dem Austausch und Dialog nichts im Wege stand.

Kirsten Buttgereit

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Zur Fête de la Science waren auch im Jahr 2009 Prof. Ducci und seine Mitarbeiterinnen sowie einige Studierende der Pädagogischen Hochschule im Wissenschaftszentrum „Le Vaisseau“ in Straßburg mit einem zweitägigen Workshop präsent. Bei freiem Eintritt drängten viele Besucher am 20. und 21. November – parallel zur ersten Schweinegrippewelle – in die interaktive Ausstellung. Das Rahmenthema lautete 1000 & 1 Farbe – passend zur aktuellen Wechselausstellung im Le Vaisseau, die vom Liverpooler Nationalmuseum gestal-tet wurde.Dieses Thema kam den PH-Chemikern sehr entgegen, da Farbstoffe zurzeit ein Schwerpunkt ihrer experimentell-kon-zeptionellen Forschungsarbeiten sind. Darüber hinaus bietet dieses Thema viele Möglichkeiten, auch mit Kindern kreativ zu experimentieren und alltagsnahe Phänomene zu erkun-den. Aus diesem Grunde ist es ohnehin ein wesentlicher Bestandteil im Programm des Karlsruher Kinderlabors.

"Fête de la Science" - Karlsruher Kinderlabor im Le Vaisseau

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Auf der Fête de la Science konnten die kleinen Besucher im Atelier der Abteilung Chemie z .B. ihre eigene, dokumen-tenechte Tinte herstellen. In einem anderen Experiment konnten sie der Frage nachgehen, ob eine Farbe, z. B. die eines Fasermalers, wirklich nur EINE Farbe ist, d. h. sie wirklich nur aus einem Farbstoff besteht. Verblüffende Reaktionen rief auch die Entfärbung einer blauen Tintenlösung durch Zusatz von schwarzem Kohlepulver hervor, ebenso das Farbspektakel, das man durch Zugabe von Rotkohlsaft zu Waschpulverlösung und zu Zitronensaft erhält.Die Anzahl der Besucher an diesen beiden Tagen abzuschät-zen erscheint sehr schwierig, es mögen mehrere hundert gewesen sein. Der Anteil an deutschen Gästen war wie schon im Vorjahr vergleichsweise gering, so dass – ausgehend von der Theorie der multiplen Intelligenzen Howard Gardners – die sprachlich-linguistische Intelligenz der PH-Chemiker voll ausgeschöpft werden musste.

Matthias Ducci

Kathrin Hottinger mit einem jungen Forscher

Dr. Uta Beck betreut die Station Farbe - Bilder: md

Zwischen Sonnenuhren, Barometern und Foucaultschen Pendeln - die PH bei den Science Days 2009

Wie bereits im Vorjahr war die Pädagogische Hochschule Karlsruhe auch dieses Jahr auf den Science Days in Rust ver-treten. Die bekannte Veranstaltung des Europaparks, initiiert durch den Förderverein Science und Technologie e.V., fand im Jahr 2009 vom 15. - 17. Oktober statt. 70 Aussteller prä-sentierten unterschiedliche Aktivitäten unter dem großen Thema „Weltall und Klima“.Verschiedene Aussteller aus Bildung, Wissenschaft und Wirt-schaft waren vertreten. Beispielsweise die ESA, diverse Schu-len und Hochschulen.

Konzept "außerschulische Lernorte"Schon vergangenes Jahr wurde der Stand der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe vom Institut Mathematik ermöglicht und gefördert. Unter der Mitarbeit von Thomas Borys und Reges Interesse am Stand der PH

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Roland W. Forkert konnte das Konzept des Standes im Rah-men des Seminars „Lernen an außerschulischen Lernorten“ intensiv vorbereitet werden. Beteiligt waren 13 Studierende der Pädagogischen Hochschule und vor Ort halfen mehrere Schülergruppen der Realschule Rheinstetten bei der Betreu-ung der Besucher und der Experimente. Als zuständiger Leh-rer war Herrn Stefan Kuchenbrod von der Realschule rhein-stetten dabei.

Über 500 Besucher in drei TagenInsgesamt wurden sechs unterschiedliche Stationen ange-boten. Neben dem Bau eines Luftdruckmessers und einer Sonnenuhr waren die Besucher fasziniert von einem in 9 Me-ter Höhe aufgehängtem und 25 kg schwerem Foucaultschen Pendel, sowie einem Blick in die Unendlichkeit. Des Weiteren

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konnte man Mondphasen hautnah erleben, den genauen Wochentag der eigenen Geburt ermitteln und mit einem in-teraktiven Lernprogramm das Sonnensystem erforschen.Während der drei Besuchertage freute sich der Stand der PH über fast 500 Besucher, die die verschiedenen Stationen interessiert erkundeten und bearbeiteten. Nach fast 500 gebauten Sonnenuhren, Barometern, gedruckten Geburts-urkunden und geordneten Sonnensystemen kann ein sehr positives Fazit gezogen werden. Für das nächsten Jahr ist geplant, dass die Pädagogische Hochschule Karlsruhe erneut vertreten sein wird, um die knapp 20000 Besucher mit ihrem Stand und spannenden An-geboten zu faszinieren.

Thomas Borys

Eine der sechs PH Stationen: Sonnenuhren basteln

Betreuung der Besucher durch Studierende der PH und Schüler und Schüle-rinnen der Realschule Rheinstetten

Naturwissenschaft und Technik im frühen Alter - ja! Aber wie?

Technikdidaktiker Prof. Dr. Wiesmüller moderiert ein Expertengespräch auf der Didakta 2010

Bildung im frühen Alter ist derzeit ein großes Thema. Wenn es dabei dann auch noch um naturwissenschaftliche und technische Bildung geht, ist die Aufmerksamkeit gewiss. Prof. Dr. Wiesmüller von der PH Karlsruhe moderierte dazu auf der Didacta 2010 in Köln auf dem bis auf den letzten Sitzplatz

gefüllten Messestand der Autostadt ein Gespräch mit zwei Expertinnen, die sich der Aufgabe auf zwei unterschiedlichen Feldern widmen. Prof. Dr. Gisela Lück, Chemiedidaktikerin an der Universität Bielefeld, geht seit über zehn Jahren der Frage nach, wie Na-turwissenschaft im Vorschul- und Kindesalter vermittelt wer-den kann. Dr. Janna Pahnke ist Leiterin der Akademie der Stif-tung "Haus der Kleinen Forscher", die u.a. Kindertagesstätten aktiv bei der Umsetzung naturwissenschaftlich-technischer Bildung unterstützt. Über das "Ja" war man sich einig, dass es beim "Wie" schon gute Ansätze gibt, konnte man aufweisen. Zu sehen war aber auch, dass auf der Ebene der praktischen Umsetzung noch konzeptionelle Arbeit zu leisten ist und dass Modelle entwickelt werden müssen, um eine fundierte naturwissenschaftlich-technische Bildung deutschlandweit zu installieren. Ein Ergebnis des Gesprächs für die PH Karlsruhe ist, dass die Abteilung Technik und ihre Didaktik und das "Haus der Klei-nen Forscher" in Berlin in Fragen der frühen Bildung mitein-ander kooperieren wollen.

Christian Wiesmüller

Im Bild (v.l.n.r.) Jana Pahnke, Christian Wiesmüller, Gisela Lück

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Die Idee zum Baukasten-SystemDer berühmte Erfinder und Unternehmer Arthur Fischer besuchte am Montag, dem 7. Dezember 2009 die Pädagogische Hochschule. Zu verdanken war dies insbe-sondere Prof. Dr. Werner Fischer, dem Vorsitzenden des Hochschulrats der PH, der gemeinsam mit Rektorin Prof. Dr. Liesel Hermes und Prof. Dr. Christian Wiesmüller, Leiter der Abteilung Technik, Herrn Fischer in den Räumen der Technik begrüßte. Hier standen alle Zeichen auf fischertechnik, der nach dem Fischer-Dübel wahrscheinlich bekannte-sten „Erfindung“ des Artur Fischer, der in seinem langen Leben über 1000 Patente angemeldet hat. Emsig tüftelten Lehramtsstudierende an der Funktionsweise eines drei-rädrigen Rollstuhls, widmeten ihre Aufmerksamkeit aber sofort dem beinah 90-jährigen, als er den Raum betrat. Unter anderem erzählte Herr Fischer, wie ihm bereits als Kind die Idee zum fischertechnik-Baukasten kam. Er hatte, obwohl es das Familienbudget eigentlich überstieg, als Zehnjähriger zu Weihnachten seinen Herzenswunsch, einen Märklin-Baukasten, erfüllt bekommen. Eine Investition, die sich gelohnt hat, schließlich wurde aus ihm später ein erfolg-reicher Erfinder und Unternehmer. Da sich der Zehnjährige aber „die kleinen Finger immer an den Metallschrauben des Märklin-Kastens“ verletzte, ersann er Jahrzehnte später das schraubenlose fischertechnik-Baukasten-System, das – wie hier zu sehen war – nach wie vor begeistert.

Für Technik begeisternDoch Lehramtstudierende im Fach Technik beschäftigen sich nicht nur mit fischertechnik. Sichtlich beeindruckt zeigte sich Herr Fischer von einer selbstgebastelten E-Gitarre (voll funk-tionsfähig mit gutem Klang!) und einem Tischchen mit feinen Intarsien. Beeindruckt und erfreut zeigte er sich auch vom Vortrag Prof. Wiesmüllers, der darin kurz die Technikdidaktik

PH MITTEILUNGENArtur Fischer besucht die Pädagogische Hochschule KarlsruheErfinder des Fscher-Dübels beiendruckt von Abteilung Technik - und Studierende und Schüler

des Projekts "Sonnenhaus" von ihm

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an der PH vorstellte. Wiesmüller, der die Abteilung seit Oktober 2009 leitet, ist es ein Anliegen, die Technikdidaktik als eigene erziehungswissenschaftliche Disziplin weiter zu profilieren. Die Technizität des Menschen sieht er als umfas-sendes kulturelles Phänomen mit großer Bildungsrelevanz. Ihm ist es wichtig, dass spätere Techniklehrkräfte eine aus-geprägte Persönlichkeit entwickeln, die mit Überzeugung und auch Autorität ihren Schülerinnen und Schülern gegen-über auftreten – eine Bemerkung, die der Unternehmer mit zustimmendem Nicken kommentierte. Denn auch für ihn sind die wichtigsten Eigenschaften zukünftiger Techniker Neugier, Mut, Disziplin und Begeisterungsfähigkeit. Um diese an der PH noch weiter zu fördern, spendete Herr Fischer der Abteilung zu deren großer Freude 5000 Euro.

Fachsimpeln mit dem NachwuchsZu den zukünftigen Technikern (und auch einer zukünftigen Technikerin!) ging es in den nächsten Raum. Herr Fischer stattete auch den zehn bis zwölfjährigen Teilnehmern des Projektes „Sonnenhaus“ - einem Projekt, das gemeinsam mit der Schülerakademie durchgeführt wird – einen Besuch ab. Die Teilnehmer beschäftigten sich an diesem Tag ausgiebig und äußerst engagiert mit den fischertechnik-Baukästen, um eine technische Problemstellung im Modellversuch für das Sonnenhaus zu lösen. Herr Fischer war begeistert vom regen Interesse und begann sogleich mit den Kindern über das beste Übersetzungsverhältnis eines Getriebes zu fach-simpeln. Da konnte er es sich nicht nehmen lassen, eine klei-ne vorweihnachtliche Überraschung zu versprechen. Diese „kleine Überraschung“ wurde den Teilnehmern am Freitag vor Weihnachten vom Projektleiter Markus Haidt überreicht. Jeder der Teilnehmer erhielt einen eigenen, gar nicht kleinen Baukasten: „Da Vinci Machines“ von fischertechnik.

Kirsten Buttgereit

Artur Fischer in seinem Element mit Schülern des Schülerakademie-Pro-jekts "Sonnenhaus" - Bilder: kb

Prof. Wiesmüller und Rektorin Hermes zeigen Artur Fischer Arbeiten von Technik-Studierenden - im Hintergrund Hochschulratsvorsitzender Prof. Werner Fischer

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Nein, es sei kein Rechtschreibfehler, ihm sei es, mögli-cherweise irrtümlich, als Postkartengruß von Joseph Beuys begegnet, begann Lutz Schäfer, seit einem Jahr Professor in der Abteilung Kunst der PH Karlsruhe, seinen Vortrag mit dem schon im Vorfeld diskutierten Titel „Das Fehlende Selbst sein“. Seine Antrittsvorlesung war Hauptteil der Feier zur Eröffnung des Akademischen Jahres 2009/2010 an der Hochschule. Themen waren der Rezeptionsprozess eines Kunstwerks, den jeder der zahlreich erschienenen Gäste schon erlebt hat, und dem gegenüber gestellt der Produktionsprozess im Künstler oder der Künstlerin beim Erstellen des Kunstwerks. Solch einen Produktionsprozess der Studentin Emmanuele Guth durften die Zuhörer

"Das Fehlende Selbst sein" - Antrittsvorlesung im Rahmen der Eröffnung de Akademischen Jahres

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anhand zahlreicher Bilder und Einblicke in ihr Portfolio, die die Reflexion und Wahrnehmungsveränderungen der Künstlerin fast plastisch aufzeigten, nachempfinden: Durch das Beobachten eines (Theater-)Raums, bzw. dem Lichtspiel in diesem Raum über mehrere Wochen hinweg, entstand schließlich ein kleiner Film über das zauberhafte Wehen eines Vorhangs über den Boden, woraus wiederum aus dem spiel von Licht und Schatten kleine vergängliche Kunstwerke am Boden entstanden. „Doch wie ist es mit solchen kreativen Prozessen im System 'Schule'?“ fragte Schäfer zum Abschluss und zeigte anhand dem Projekt „Sinnlose Erfindungen“ drei-er Studentinnen mit einer 6. Klasse einer Hauptschule, dass sich die Strukturelemente kreativen Verhaltens auch in der Schule wiederfinden.Zuvor begrüßte Rektorin Liesel Hermes die Gäste und zeigte sich besonders erfreut darüber, dass sich auch Bundestagsabgeordneter Ingo Wellenreuther, CDU, und Landtagsabgeordneter Johannes Stober, SPD, unter den Gästen befanden. Sie gab einen Rückblick auf das vergan-gene Jahr, das von der Diskussion um die Neustrukturierung der Lehrämter und der weiteren Sanierung des Gebäudes II der PH geprägt war. Vor allem die Sanierung der Hochschulbibliothek, der damit einhergehende Umzug und die auferlegte Flächenbeschränkung sind eine große Herausforderung. Erfreulich ist, dass es immer mehr große z. B. vom BMWF oder der EU geförderte Forschungsprojekte an der PH gibt. Ebenso erfreulich - doch ebenfalls eine Herausforderung - ist es, dass die PH nach wie vor attraktiv für Studienanfänger ist, wie 4000 Bewerbungen auf rund 750 Plätze zeigen.

Kirsten Buttgereit

Prof. Lehnert (r.), Dekan der Fakultät III, stellt den neuen Kunstprofessor Lurz Schäfer vor - Bild: kb

"Die Bibel als Leerbuch" - Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Thomas Meurer

Im Institut für Philosophie und Theologie wird die Ökumene gelebt. Thomas Meurer, seit Wintersemester 2008/2009 Pro-fessor für Katholische Theologie und Religionspädagogik, wurde bei seiner Antrittsvorlesung am 29. Oktiber 2010 von allen Seiten mit herzlichen Worten bedacht, sei es von Pro-dekan Weinhardt und seines Zeichens Professor für Evange-lische Theologie, von der direkten Abteilungskollegin Prof. Sabine Pemsel-Maier oder Prof. Peter Müller, wiederum aus der Abteilung Evangelische Theologie. Doch nicht nur durch seine Person, sondern auch durch seinen Schwerpunkt “Altes Testament” trage Thomas Meurer zur Bereicherung beider Abteilungen bei.Doch im Vortrag „“Die Bibel als Leerbuch. Bibeldidaktische Skizzen aus dem Niemandsland zwischen Aneignung und Vermittlung“ stand nicht das Alte Testament sondern die schwierige Frage: „Wie lässt sich in heutigen Zeiten Bibelwiss-sen in der Schule so vermitteln, dass so etwas wie ein kultu-relles Gedächtnis entsteht?“ Hier wurde deutlich, dass die Bibel vom Hermeneutiker Meurer insoweit als leeres Buch gesehen wird, als das von

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den Schülern leere Stellen gefüllt werden sollen, so dass eine Bewertung dessen geschieht, was vorher nur Information war und dadurch zu Wissen wird. Hierfür darf auch auf alt-hergebrachte Formen der Vermittlung – wenn auch Meurer, man siehe auf seinen Forschungsschwerpunkt Medientheo-rie den neuen Medien gar nicht skeptisch gegenübersteht – wie dem rituellen Vorlesen aus der Klassenbibel am Beginn jeder Religionsstunde zurückgegriffen werden.Im Anschluss lud Prof. Meurer zu einem Empfang im Foyer,

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bei dem die Angehörigen „seiner“ neuen Hochschule und Freunde und Verwandte, die zahlreich aus Nordrhein West-falen angereist waren, miteinander ins Gespräch kommen konnten, vielleicht auch glücklich darüber, soeben einem Vortrag zur Religionsdidaktik gelauscht zu haben, in dem das zu vermittelnde Wissen im Mittelpunkt stand und das Wort Kompetenzen, wie der Vortragende auf Anfrage bestätigte, ganz absichtlich vermieden wurde.

Kirsten Buttgereit

Es geht ein "guter Geist" und "Urgestein" - Verabschiedung von Dr. Hartmut Binder

"Mit Herrn Dr. Binder verabschieden wir auch einen Teil der Tradition der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.", begann Prof. Dr. Gabriele Weigand, Leiterin der Abteilung Allgemeine Pädagogik und derzeit Prorektorin für Forschung und Nach-wuchsförderung, ihre Rede zur Verabschiedung von Dr. Hart-mut Binder am 4. Februar 2010. Tatsächlich ist Herr Binder seit 1968 mit der PH Karlsruhe verbunden. Nach einem Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen am Pädago-gischen Institut in Esslingen machte er hier am Reallehrerin-stitut sein Referendariat zum Realschullehrer, wo er mit den zwei weiteren "Urgesteinen" Gerhard Schoolmann (Biologie) und Herrmann Bohrmann (Physik) u.a. bei Prof. Klaus Winkler die Seminarbank drückte. Nach einer Zeit als Realschullehrer und einem Promotionsstudium an den Universitäten in Hei-delberg und Tübingen begann er 1975 als Assistent in der Abteilung Allgemeine Pädagogik, ein Jahr später folgte die Promotion zum Doktor der Sozialwissenschaften. An der Pä-dagogischen Hochschule Karlsruhe wurde er 1982 zum Aka-demischen Rat und 1994 zum Akademischen Oberrat beför-dert. Er, der ganz und gar kein Bedenkenträger war, aber als lang-jähriges Senatsmitglied "uns doch in Erinnerung bleiben wird mit dem Satz: 'Ich möchte da noch etwas zu bedenken geben'." (Weigand), war nicht nur an der Pädagogischen Hochschule aufgrund seines konstruktiven Engagements geschätzt. Das zeigten die vielen Würdigungen, mit ehrlicher Wertschätzung des Kooperationspartners Binder vorgetragen, an diesem Abend: Harald Denecken, Erster Bürgermeister a. D. sprach für die Stadt Karlsruhe, Dr. Inge Gesk bedankte sich für das Regierungspräsidium Karlsruhe für die erfolgreiche Zusam-

menarbeit im Bereich Ganztagsschule, diesem schloss sich Joachim Frisch, Leiter des Schul- und Sportamts, an. Als wich-tigen Partner im Bereich der Jugendhilfe und Jugendsozialar-beit lobten Dr. Susannne Heynen, Leiterin des Jugendamtes der Stadt Karlsruhe und Norbert Könne, Leiter der Sozialen Dienste des Jugendamts Pforzheim, den zukünftigen Ruhe-ständler.Hatte schon Prof. Weigand erwähnt, dass Herr Binder sich als Senatsmitglied immer für die Belange der Studierenden eingesetzt hätte, machte dies auch Dietrich Einert der Hans-Böckler-Stiftung, für die Binder seit Jahren als Vertrauensdo-zent fungiert, deutlich: Herr Binders Betreuung der Studieren-den sei immer über das normale Maß hinausgegangen. Hilde Klenk, Vorsitzende des Bezirks Nordbaden der Gewerk-schaft für Erziehung und Wissenschaften (GEW), dankte für die Unterstützung eigener Forderungen z.B. durch Veröffent-lichungen zum Thema Ganztagsschule.Das Thema Ganztagsschule zog sich wie ein roter Faden durch die Würdigungen, was nicht weiter verwunderte, schließlich war Hartmut Binder Begründer der Forschungsgruppe "Ganz-tagsschule", als deren eindrucksvollste Ergebnisse (selbstver-ständlich neben bundesweit wahrgenommenen Aufsätzen und empirischen Studien) der mitorganisierte Bundeskon-gress des Ganztagsschulverbandes im November 2009 und das zum Wintersemester 2009/2010 eingeführte Zertifikat "Ganztagsschule" gesehen werden können. Das mit großer Unterstützung auch von Herrn Binder eingeführte Zertifikat genieße, so betonten Dr. Albert Berger, Udo Grün und Corin-na Maulbetsch bei ihrem Rückblick auf die Forschungsgrup-pe, würde von Studierenden, Lehrenden, Schulen und Schul-verwaltung gleichermaßen geschätzt. Von Seiten der PH Karlsruhe sprachen Prof. Dr. Andreas Mar-tens und Prof. Annette Treibel-Illian, beide zeigten sich beein-druckt von Binders Fähigkeit zum vernetzten Denken und in seiner ruhigen überlegten Art auch Tabuthemen zur Sprache zu bringen. Dr. Virginia Teichmann als Vertreterin des Mit-telbaus fragte sich, wie ein Senat ohne das Mitglied Binder weiter funktionieren könne. Doch das größte Lob, das ein Lehrender einer Hochschule erhalten kann, kam von der Stu-dentin Sandra Triepke: "Vielen Dank für all die gute Lehre, bei der immer im Mittelpunkt stand, dass wir etwas lernen, das wir später als Lehrkräfte auch anwenden können."Da passen zum Abschluss Prof. Weigands Eingangsworte: "Wir wünschen eine gute Zeit im Ruhestand - und weiterhin viel Zeit für uns!"

Kirsten Buttgereit

Drei PH Urgesteine stoßen auf ihren Ruhestand an: Herrmann Bohrmann, Hartmut Binder und Gerhard Schoolmann (v.l.n.r.)

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Weitere Mitteilungen

Kostenlos scannen in der Bibliothek!Die Bibliothek stellt ab sofort einen öffentlichen Buchscan-ner zur Benutzung bereit. Dieser befindet sich im Eingangs-bereich der Bibliothek und kann kostenfrei genutzt werden. Benötigt wird lediglich ein funktionsfähiger USB-Stick zum Speichern der Dateien. Auf der selbstjustierenden Buchwippe können Materialien bis zu einer Größe von etwa DIN-A2, mit der Schrift nach oben, platziert werden. Schärfeeinstellungen müssen kei-ne vorgenommen werden, da der Aufsichtscaner über eine Tiefenschärfe von 12 cm verfügt. Das Gerät arbeitet mit einer physikalischen Auflösung von 300 dpi. Der Scanvorgang insgesamt, d.h. das Erkennen des aufgeleg-ten Formats, Einlesen, Erzeugen und Abspeichern der Datei auf einem USB-Stick, erfolgt in weniger als 2 Sekunden. Es kann zwischen einem Basis- und einem Expertenmodus gewählt werden. Im Basismodus wird, nach auslösen der Scantaste, jeder Scan in Farbe und im JPG-Format, nach Be-stätigung durch den Nutzer, abgespeichert.

Im Expertenmodus kann zwischen weiteren Einstellungen gewählt werden:

Dateiformat (JPEG, PDF oder TIFF)•Farbe, Schwarz-Weiß oder Graustufen•Das Scannen von mehreren zusammengehörenden Sei-•ten (Multiplepage)Löschen und einfügen einzelner Scans•Buchfalzkorrektur•Benennen der Dateien•

Bevor die Datei auf dem USB-Stick gespeichert wird, muss ein Hinweis auf das Urheberrecht bestätigt werden. Für die Einhaltung des Urheberrechts ist grundsätzlich jeder Nutzer selbst zuständig.

Mediathek-PCs in der BibliothekIn der Hochschulbibliothek stehen allen Benutzern seit eini-ger Zeit zwei leistungsstarke Rechner zur Verfügung, an de-nen auch bibliothekseigene Software benutzt bzw. installiert werden kann.Die beiden Mediathek-PCs stehen im Eingangsbereich (EG) der Bibliothek neben dem Buchscanner und können ohne Login genutzt werden. Sicherheitsbedingt gibt es jedoch keinen Internetzugang. Eine Datenspeicherung ist über USB-Stick möglich.Auf einem der Rechner sind einige Programme fest instal-liert z.B. Brockhaus multimedial, Encyclopaedia Britannica, Kindlers Neues Literaturlexikon und SchulLink Luchterhand Baden-Württemberg. Eine Übersicht der wichtigsten Daten-banken und Nachschlagewerke finden Sie in DBIS unter: http://tinyurl.com/y9nxc8eWeitere Software, die vom Benutzer selbst an diesen beiden Rechnern installiert werden kann, finden sich im Regal "Me-diathek" im Erdgeschoss gegenüber der Ausleihtheke. Diese CDs/DVDs können auch ausgeliehen werden.Alle Medien sind zudem in unserem Online-Katalog recher-chierbar und mit dem Hinweis "Mediathek" gekennzeichnet.Cb, Pn, Sn

Vortrag Dr. Menzels im Rahmen der ersten Vergabe des Wilhelm-Lehmann-Preises

Dr. Wolfgang Menzel vom Institut für deutsche Sprache und ihre Didaktik war zwar nicht der Preisträger des zum ersten Mal verliehenen Wilhelm-Lehmann-Preises - dieser ging an den Lyriker Jan Wagner -, doch als ausgewiesener Fachmann wurde er zur Preisverleihung am 20./21. November 2009 in Ek-kernförde für einen Vortrag zum Thema "Dichtung als Dasein - Zum Abschluss der Ausgabe: Wilhelm Lehmann, Gesammelte Werke in 8 Bänden" eingeladen.Preisträger Jan Wagner wie die Angehörigen der Jury , unter anderem der Germanist Uwe Pörksen und der Schauspieler

Hanns Zischler, zeigten sich beeindruckt vom Fachwissen des Karlsruher Lehrenden.Der 1968 mit 86 Jahren verstorbene Wilhelm Lehmann galt in den 50er und 60er Jahren neben Benn, Eich und Brecht als einer der wichtigsten deutschen Lyriker, geriet nach seinem Tod jedoch in Vergessenheit. So ist es auch Ziel des von der Wilhelm Lehmann Gesellschaft und der Stadt Eckernförde verliehenen Preises, den Dichter in der heutigen Zeit wieder bekannter zu machen.

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Einführung des „Zertifikats Ganztagsschule“Immer mehr Schulen werden zu Ganztagsschulen. Die PH Karlsruhe richtet ihr Studien- und Praktikumsangebot des-halb noch stärker an Ganztagsschul-Themen aus. Dreißig Lehramts-Studierende wurden im letzten Semester erstmals für das „Zertifikat Ganztagsschule“ zugelassen, das als studi-enbegleitende Zusatzqualifikation konzipiert ist (vgl. dazu das „Grundlagenpapier Zertifikat Ganztagsschule“, das von den Fakultäten und vom Senat im Sommer 2009 einmütig verabschiedet wurde). Im Winter hatten dazu alle Fakultäten Lehrveranstaltungen mit „Ganztagsschwerpunkt“ angebo-ten, die auf das Zertifikat angerechnet werden können. Die Studierenden konnten die Seminare fakultätsübergreifend und auch fachfremd besuchen, z.B. zum Thema „Haushalt und Ernährung“, zu Aspekten von „Gesundheit und kör-perlicher Aktivität“, oder zur „local culture“ einer Bildungs-landschaft. Dieser Versuch, „der Lehrerbildung für Ganztagsschulen Flü-gel zu verleihen“, wird im Frühjahr und Sommer fortgesetzt. Im aktuellen Vorlesungsverzeichnis sind wieder rund zwan-zig Veranstaltungen mit dem besonderen Schwerpunkt GTS ausgewiesen, vom „Lebensraum Schulgebäude“ bis zum „Ökologischen Lerngarten“ als biologische und künstleri-sche Arbeitsstätte, vom „Lernen ohne Lehrer“ bis zur Einfüh-rung in den aktuellen Stand der „Ganztagsschulforschung“.

Schulen machen mitDas „Startsemester“ des GTS-Zertifikats stand auch im Zei-chen guter Schul-Beispiele. Die private Grundschule des

PH LEHRE UND FORSCHUNG„Zertifikat Ganztagsschule“ läuft sehr gut an

Im Wintersemester 2009/2010 wurden erstmals dreißig Lehramts-Studierende für das „Zertifikat

Ganztagsschule“ zugelassen

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Englischen Instituts in Heidelberg (http://gs.englisches-insti-tut.de/) meldete sich anläßlich des bundesweiten Ganztags-schulkongresses in Karlsruhe bei den Veranstaltern. Rektorin Lorenz öffnete die Türen ihrer bilingualen Ganztags-schule für die Studierenden, die von ihren Beobachtungen und Erfahrungen ihrerseits wieder in einer kleinen Publikati-on berichten werden. Die staatliche „Französische Schule“ in Tübingen – eine deutschsprachige Freinet-Ganztagsgrundschule: www.franzoesische-schule.de – war an einem Seminar beteiligt, das die wechselvolle Entwicklung von Tagesschulkonzepten im 20. Jahrhundert aufarbeitete. Rektorin Hertkorn-Gärtner (Planungsgruppe „Schulanfang auf neuen Wegen“, Planungs-gruppe „Jahrgangsübergreifender Unterricht“) unterstrich die „Zeit für das Lernen“, die man sich gerade an einer Ganztagsschule nehmen könne. Dabei zeige sich um so deutlicher, dass das „Entwicklungsprofil“ eines Kindes nie pauschal einer Klassenstufe zuzuordnen sei. Beide Schulen setzen darum konsequent auf Jahrgangsmischung und auf die Förderung der Selbstorganisation der Schülerinnen und Schüler, z.B. im „Kinderrat“. Für die Schulfrauen besteht kein Zweifel, dass der Halbtags-betrieb nichts Vergleichbares bieten kann, und sie haben sich auch die Zeit genommen, mit den Studierenden das „neue Berufsbild GTS-Lehrer(in)“ bis in die Einzelheiten zu erörtern.

Hartmut Binder und Corinna Maulbetsch mit Studierenden auf Exkursion in HeidelbergBild: ug

Viel Interessantes wurde bei den Besuchen von Ganztagsschulen in ganz Baden- Württmeberg entdeckt, z. b. der Kinderrat an der Freinet-Ganztags-schule in Tübingen.Bild: ug

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Neue Schwerpunkte im SommerDas Lehrangebot des aktuellen Semesters setzt einen Schwer-punkt bei „sozialen“ Aspekten des Lernens und bei der päd-agogischen Arbeit über die Schul-Verhältnisse hinaus. Das Zusammenleben an der Ganztagsschule bedeutet mehr Verantwortung für die Lebensführung der Kinder und führt zu Fragen, die in der Lehrerbildung bisher randständig geblieben sind. Dazu zählt die Frage der „Kooperation von Schule und Jugendhilfe“. Eine GTS-Veranstaltung des Sommersemesters ist genau diesem Thema gewidmet. Mitarbeiter aus der Jugendhilfe in Karlsruhe und Pforzheim haben ihre Mitwir-kung bereits zugesagt. Einen weiteren Schwerpunkt des Sommers bildet die „Inklusi-on“ beeinträchtigter Schülerinnen und Schüler in den Regel-schulbetrieb, die an Halbtagsschulen gegenwärtig versucht wird. In Karlsruhe wird sie abgestimmt auf die besonderen Bedingungen der Ganztagsschule erörtert. Den Ganztagsschul-Alltag behandeln auch weitere Seminare beispielsweise zur „Salutogenese“ und zur „Stressprävention“ unter den Bedingungen ganztägigen Lernens und Lehrerns. Mit dem breiten Spektrum der Ganztagsschul-Thematik befassen sich stark zunehmend außerdem Wissenschaftliche Hausarbeiten. Unter anderem haben zwei Studierende eine gründliche „Biographie“ der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe erstellt. Eine Arbeit über „Anderes pädagogisches Personal an Ganztagsschulen“ wurde beim Neujahrsempfang der Hoch-schule mit einem ersten Preis bedacht.

Freundliche PerspektivenDas vielseitige GTS-Lehrangebot profitiert enorm von der regelmäßigen Abstimmung zwischen den Fakultäten. Alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass der Schwung dieser Ent-wicklung aufgenommen wird und weiter trägt, auch wenn die bisherigen Moderatoren (Frau Prof. Dr. Bender, Dr. Binder) nicht mehr bzw. nur noch als Externe zur Verfügung stehen. Zum Oktober 2010 wird eine zweite Gruppe Studierender zum Zertifikat zugelassen.Zum ersten „Transfer-Forum“ des Bundesprogramms „Ideen für mehr! - Ganztägig lernen“ am 7./8. Juni 2010 in Frankfurt a. M. ist die PH Karlsruhe eingeladen worden, ihr „Zertifikat Ganztagsschule“ als ein Beispiel für gute Praxis (hier: der Leh-rerbildung) zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.

Die Seminare mit Zertifikats-Eignung sind im Online-Vorlesungsverzeichnis per Suchbegriff „GTS“ zu finden, ebenso auf Stud.IP in der Veranstaltung „Ganztags-schule“. Dort kann man auch das Grundlagenpapier einsehen.

Udo Grün

Austausch über das neue Berufsbild "Ganztagschullehrkraft"

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108 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswis-senschaftler trafen sich vom 23.-26. März im Haus der Kirche in Bad Herrenalb zur 3. Winterakademie der Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg. Sie wurde diesmal von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe unter Leitung der Prorektorin Prof. Dr. Gabriele Weigand und mit tatkräftiger Unterstützung von Frau Engelmann-Santos organisiert und durchgeführt.

Die Veranstaltung bot den Doktorandinnen und Dokto-randen Gelegenheit, neue Impulse für ihre Promotion und Anknüpfungspunkte zur Vernetzung und Zusammenarbeit in ihren Forschungsarbeiten zu erhalten. Gleichzeitig konn-ten sie sich mit hochschuldidaktischen Fragestellungen und wissenschaftlichen Methoden vertraut machen.

Die Dozentinnen und Dozenten der 15 angebotenen Kurse waren renommierte Wissenschaftler aus den Universitäten Frankfurt und Heidelberg sowie den Pädagogischen Hoch-schulen Baden-Württembergs und aus der Wirtschaft. Ihre Kurse wurden mit großem Interesse und durchweg posi-tiv aufgenommen, was auch die nachträgliche Evaluation bestätigt.

Nachwuchswissenschaftler treffen sich zur Winterakademie

Großer Erfolg der 3. Winterakademie der Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg

vom 23. - 26. März 2010

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In der entspannten Atmosphäre dieses hoch über Bad Her-renalb gelegenen Tagungsorts konnten sich die Teilnehmen-den mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Pädagogischen Hochschulen ungezwungen austauschen und vielfach vernetzen. Am Ende der Veranstaltung wurde angeregt, eine gemeinsame Plattform für die Doktorandin-nen und Doktoranden der Pädagogischen Hochschulen einzurichten.

In der Schlussrunde, in der die Begeisterung und Zufrieden-heit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch einmal zum Ausdruck kamen, wurde der Wunsch nach einem weiteren Ausbau der Graduiertenförderung bekräftigt. Die Doktoran-den und Doktorandinnen sehen die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Unterstützung als Grundlage für erfolgrei-che Forschung und Lehre. Neben ganztägigen Tagungen oder Wochenendseminaren können sie sich außer der Win-terakademie eine Sommerakademie vorstellen. In jedem Fall freuen sie sich schon auf die nächste Winterakademie, die vom 15.-18. März 2011 wieder in Bad Herrenalb stattfinden wird.

Sigrid Engelmann-Santos

NachwuchswissneschaftlerInnen denken gemeinsam über wissenschaftl-che Methoden nach.Bild: santos

Abschlusskonferenz nach drei erfolgreichen Tagen. Besonderer Dank geht an Organisatorin Sigrid Engelmann-Santos. Bild: santos

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Zur Entwicklung des UrheberrechtsMit einem geschichtlichen Überblick zum Urheberrecht führte AOR Gerhard Mäckle, stellvertretender Leiter des ZIM, in den „1. Urheberrechtstag an der Pädagogischen Hoch-schule Karlsruhe“ ein. Waren in der Antike und im Mittelalter Bearbeitungen eines Stoffes durch andere noch der Normal-fall, setzten sich nach Erfindung des Buchdrucks zuerst vor allem die Drucker für das Verbot eines uneingeschränkten Nachdruckens ein. Doch hätten sich die Ideen der Aufklä-rung ohne die Möglichkeit des Raubdrucks wohl nie so erfolgreich verbreitet. Erstmals wurde im 18. Jahrhundert über eigentumsähnliche Rechte an geistigen Leistungen nachgedacht.Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, am 6. Sep-tember 1952, wurde in Genf das Welturheberrechtsabkom-men beschlossen. Es sollte eine weltweite Regelung zum Schutz der Urheberrechte darstellen und die Verbreitung der Geisteswerke erleichtern. Die unterzeichnenden Staa-ten verpflichteten sich, ihre eigenen Gesetzesgrundlagen entsprechend anzupassen. In Deutschland wurde das heute noch gültige deutsche Gesetz über Urheberrecht und ver-wandte (Urheberrechtsgesetz – UrhG) am 9. September 1965 verkündet. Es gilt mit all seinen zahlosen Änderungen im Kern bis heute (nach Wikipedia).

Das Urheberrecht betrifft uns alleWeil es uns alle betrifft und unser Handeln bestimmt, stand daher am 23. März 2010 das Urheberrecht folgerichtig im

1. Urheberrechtstag an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe

Lehrende, Studierende , Lehrerinnen und Lehrer und Mitarbeiter der Verwaltung informierten

sich am 23. März 2010 über wichtige Regelungen und Neuerungen des Urheberrechts

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Mittelpunkt einer Vortragsreihe im ZIM der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.Dozierende, Studierende sowie Lehrerinnen und Lehrer erstellen zu allen Zeiten Materialien für den Unterricht bzw. die Lehre. Angesprochen waren also alle, die digitale wie analoge Daten/Medien nutzen, erstellen und bereitstellen. Dieser Urheberrechtstag richtete sich daher gleichermaßen an Studierende, Wissenschaftler sowie an Lehrerinnen und Lehrer, da sie alle bewusst oder unbewusst beruflich mit dem Urheber- bzw. Medienrecht zu tun haben.Sie greifen dabei auf unterschiedliche analoge und digitale Quellen zu. Lehr- und Lernmaterialien werden heute in Form der Fotokopie, als Material auf CD, USB-Stick, auf einer Lern-plattform, der Homepage oder im internen LAN-Netzwerk der Einrichtung zur Verfügung gestellt. Wer aber mit digi-talen Dokumenten umgeht, ist sich über juristische Konse-quenzen seines Handelns oft nicht im Klaren.

Wo es alles Unsicherheiten gibtFragen stellen sich - hier einige aus dem Alltag des ZIM:

Darf ich Arbeitsblätter mit Bildern aus dem Internet •oder Büchern erstellen?Sind Reader legal oder eine rechtliche Grauzone? (10 •Seiten aus Buch A, 30 Seiten aus Buch B, 20 Seiten aus Buch C)Darf man Noten für den Chor aus einer Partitur kopie-•ren?

AOR Gerhard Mäckle begrüßt die zahreichen Besucher des "1. Urheber-rechtstags an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe"Bild: ZIM

Besucher kommen aus allen Bereichen: Lehre, Studium, Schule und Verwaltung Bild: ZIM

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Die Referenten: Rechtsanwalt Martin Kuhr, Rechtsanwlt Thomas Steinle und Rechtsanwalt Jens Behringhaus (v..l.n.r.) Bild: ZIM

Darf ich im Auftrag eines Dozenten eine geliehene/•gekaufte DVD / CD / ein Buch kopieren?Welche Webseiten oder Computergrafiken sind •geschützt? Was ist frei?Wessen Erlaubnis brauche ich bei Unterrichtsaufzeich-•nungen?Darf ich Seiten aus Lehrwerken für meine Klasse kopie-•ren?Darf ich gekaufte Musik als Hintergrundmusik für einen •Film verwenden?Darf ich gekaufte / gebrannte CDs in der Schule/Hoch-•schule verwenden? (Hörbeispiele o.ä.)Darf ich Fernsehaufzeichnungen / Internet-Radioauf-•zeichnungen in der Schule / Hochschule vorführen?Darf ich einen Filmabend an der Schule / Hochschule •machen? (Mit Original DVDs / mit gebrannten DVDs / mit Eintritt / ohne Eintritt). Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?Ist ein von mir erstellter Film / erstelltes Lied / eine •erstellte Hausarbeit (automatisch) urheberrechtlich geschützt?

Neue Rechtslagen mit Web 2.0 Die Änderungen des sogenannten „2. Korbs“ des Urheber-rechtsgesetzes beeinflussen die Möglichkeiten im Umgang mit digitalisierter Literatur für Forschungs- und Unterrichts-zwecke. Hochschulen und Schulen, die wissenschaftliche Literatur in Form von elektronischen Dateien beschaffen, nutzen und verbreiten, müssen die neue Rechtslage berück-sichtigen.

Die in den Fragen aufgeworfene Vielfalt war es, die das Kon-zept dieses Tages bestimmte. Daher schätzen wir uns im ZIM auch glücklich, Referenten mit jeweils einem anderen Blick, unterschiedlichen Ansätzen und Sichtweisen auf das Urhe-berrecht gewonnen zu haben.So gab der Rechtsanwalt Thomas Steinle eine sehr unter-haltsame Einführung mit dem Vortrag „Das Urheberrecht im Fokus der Informationsgesellschaft“, Rechtsanwalt Jens Ber-ninghaus vom Schott Verlag klärte in seinem Vortrag über „Die Rolle von Verlagen und Verwertungsgesellschaften“ auf und Rechtsanwalt Martin Kuhr ging auf das immer wichtiger werdende „Urheberrecht im Web 2.0“ ein. In einem letzten Vortrag zum Thema „All rights reserved !? Gestaltungsmög-lichkeiten für jedermann bei der Verbreitung kreativer Inhal-te“ zeigte Herr Steinle neue Möglichkeiten der Verbreitung des eigenen Werkes über das Open Source bzw. Creative Commons-Modell auf.

Große Zufriedenheit bei allen TeilnehmernDer Zyklus berücksichtigte die wachsende Bedeutung des Urheber- und Medienrechts und die immer wieder erfor-derlichen Anpassungen an die sich ständig verändernden Informationstechnologien. Deutlich wurde, in dieser „neuen“ Welt schafft allein fundiertes und aktuelles Wissen die not-wendige Rechtssicherheit.Der Tagungsablauf bot neben spannenden und kompeten-ten Referaten auch Gelegenheiten zu fachlicher Diskussion, Erfahrungsaustausch und Gesprächen zwischen Teilnehmern und den Vortragenden. Daher wurde die am Ende angebote-ne offene Fragerunde vielfach und intensiv genutzt.

Gerhard Mäckle

Kursangebot im SommersemesterAuch im laufenden Sommersemester bietet das ZIM Veranstaltungen zu Themen wie Neue Medien, Medienproduktion, Netz-werktechnik, Lernplattformen (STUD.IP), Videographieren und Lernmanagement Systemen (STUD.IP) an. Kursangebot unter:

www.ph-karlsruhe.de - Zentrale Einrichtungen - Zentrum für Informationstechnologie und Medien - Veranstaltungen

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Theaterexkursion ins Frankfurter SchauspielhausAm 20.12.2009, dem letzten Adventssonntag, machten sich zehn Studierende des Seminars „Volksstück, Zeitstück, Lehrstück – Zur Dramenkonzeption der Weimarer Repu-blik“ gemeinsam mit der Dozentin Heidi Hahn per Zug auf nach Frankfurt, um sich im dortigen Schauspielhaus Günter Krämers Neuinszenierung von Ödön von Horváths Volks-stück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ anzusehen. Bei erschwerten Witterungsverhältnissen schlug sich die Grup-pe nach einem Stopp auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt am Ende glücklich durch die tief verschneite Innenstadt zum Theater durch. Es erwartete die Karlsruher eine Inszenierung, die die Verlorenheit und Melancholie – die Bühne bedeckt von einem Teppich aus trockenem Herbstlaub – der Figuren in ihrer Welt überzeugend gestaltete und in der besonders die Darsteller des Zauberkönigs (Wolfgang Michael) und der Marianne (Claude De Demo) sowie Michael Abendroth als Großmutter beeindruckten. Dramaturgisch interessant die Verschränkung verschiedener Szenen ineinander, was reiz-volle Überblendungseffekte und synchrone Handlungsver-läufe ermöglichte. Die gänzliche Herauslösung des Stücks aus seiner Wiener Aura und der eher neutrale Zungen-schlag der gepflegt Hochdeutsch sprechenden Darsteller enttäuschten jedoch ein wenig. Im Anschluss an die Thea-terexkursion erhielten die Studierenden die Möglichkeit, die Inszenierung mit der Verfilmung des Stückes durch Maximi-lian Schell aus dem Jahr 1979 zu vergleichen, wodurch sich anregende Interpretationsgespräche ergaben.

Märcheninstallation zu "Das kalte Herz"Im Rahmen des Kompaktseminars „Märchen im Medienver-bund“ besuchten am 20. 2.2010 30 Studierende, wiederum

Begegnung mit Horváth und Hauff - Literarische Exkursionen im Fach Deutsch

Besuch des Theaterstücks "Geschichten aus dem Wiener Wald" und der begehbaren

Märcheninszenierung "Das kalte Herz"

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mit Frau Hahn, die begehbare Märcheninszenierung zu Wil-helm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“ in Schloss Neuenbürg bei Pforzheim. Zielsetzung des Seminars war es, einen Einblick in die vielfältigen inter- und multimedialen Präsentationsfor-men von Märchen in unserer Zeit zu geben und zeitgemäße didaktisch-methodische Möglichkeiten der Umsetzung im Unterricht zu entwickeln. Neben Märchenfilmen, Hörspielen, interaktiven Computerspielen, Bühnenbearbeitungen wie z.B. Märchenballett und Märchenoper, erschien die Ausein-andersetzung mit der im Jahr 2000 konzipierten Märchen-installation des Schweizer Design-Büros Steiner (Sarnen/CH) zu Hauffs Märchen „Das kalte Herz“ lohnend. Die ästhetisch außerordentlich ansprechende Inszenierung, die sich über mehrere Räume erstreckt, erzählt das Märchen multimedial nach, wobei alle Sinne angesprochen werden. Sie wendet sich an Kinder ab ca. 6 Jahre, ist aber auch für erwachsene Besucher ein Vergnügen. Licht, Farbe, Form, Musik und Holzskulpturen lassen die Welt von Holländermichel und Glasmännlein auf faszinierende Weise lebendig werden.

Dank an das Museum im Schloss NeuenbürgIm Anschluss an den Ausstellungsbesuch fand ein Gespräch mit der Museumspädagogin Frau Trautwein statt, die über ihre Theaterarbeit mit Schulklassen im Anschluss an die Märchenbegegnung berichtete und den Studierenden so Einblicke in die kreative Weiterarbeit mit dem Märchen ermöglichte. Herzlich gedankt sei auch der Leiterin des Museums, Frau Elke Osterloh, für ihr offenes Ohr im Vorfeld der Exkursion. Eine weiterführende Kooperation des Faches Deutsch mit dem Museum Neuenbürg ist angedacht.

Heidi Hahn

Installation aus der begehbaren Märcheninszenierung "Das kalte Herz"Bild: Museum Neuenbürg

Wolfgang Michael als ZauberkönigAnzeige mit freundlicher Genehmigung des Frankfurter SchauspielsBild: Wonge Bergmann

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Eine Lesung mit Ingo Schulze wurde uns bereits zu Beginn des Seminars „Gegenwartsliteratur seit 1989“ im WS 2009/2010 von Prof. Dr. Graf v. Nayhauss als einer der Höhepunkte des Semesters angekündigt. Der Autor Ingo Schulze wurde am 15. 12.1962 in Dresden geboren; nach dem Abitur studierte er Altphilologie in Jena; anschließend war er Dramaturg beim Landestheater in Altenburg, wo er auch eine Zeitung herausgab. 1993 ging er für ein halbes Jahr nach Sankt Petersburg, um dort eine Anzeigenzeitung zu gründen. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Berlin und arbeitet als freier Autor und Journalist. Schulze gehört zu den bekanntesten deutschen Gegenwartsautoren. Mitten im bundesweiten Bildungsstreik im November 2009 sollte die Lesung im zu dieser Zeit besetzen Hörsaal I/013 stattfinden. Da es sich bei einer Autorenlesung um Bildung im eigentlichen Sinne handelt, wurde uns von den Streiken-den dieser Saal dennoch bereitwillig zur Verfügung gestellt. Bereits einige Minuten vor Beginn war der Hörsaal mit Stu-dierenden und Dozenten voll besetzt. Punkt 10:00 Uhr betrat Ingo Schulze den Raum und zog sogleich das Interesse des Publikums auf sich. Zunächst stellte Herr Prof. v. Nayhauss kurz den Autor vor.Wie er habe kaum jemand diese Zeit des Aufbruchs und der Neuorientierung nach dem Mauerfall und der Wende beschrieben. Dabei komme ihm eine Doppelrolle zu, er habe den Mauerfall als Zeitzeuge erlebt und als Autor lite-rarisch verarbeitet. Das gebe seinem Werk ein hohes Maß an Authentizität. Die Literaturauswahl der Lesung solle den Zuhörern einen Einblick in das Gesamtwerk geben, wobei Auszüge aus den Texten zur Wendezeit im Mittelpunkt stün-den. Zum Abschluss der Einführung zitierte Prof. v. Nayhauss Ingo Schulze mit dem treffenden Satz: „Literatur ist dazu da, dass man mit seinen Gedanken nicht allein bleibt“.Bevor nun Ingo Schulze mit der eigentlichen Lesung begann, solidarisierte er sich mit dem Bildungsstreik und ermutigte die beteiligten Studenten: „Das, was Sie hier machen, ist wichtig!“ Er selbst habe als Student auch seine Meinung zu Missständen kundgetan. Schulze begann die Lesung mit seinem Debütband „33 Augenblicke des Glücks“, der Erzäh-

Mehr als „33 Augenblicke des Glücks“ - Lesung von Ingo Schulze am 26. November 2009 an der PH Karlsruhe

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lungen aus dem russischen Alltag in St. Petersburg enthält. Der Band erschien 1995, kurz nach Schulzes Aufenthalt in Russland. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit haben Eingang in dieses Werk gefunden. Es folgt eine Kurzgeschichte aus „Simple Storys“, einer Sammlung von Erzählungen, die im thüringischen Altenburg spielen und sich mit den Folgen der Wende für die Menschen dort befassen. Den Roman „Neue Leben“ hält der Autor für sein gelungenstes Werk, auch dar-aus las er einige Passagen. Dieser Roman ist im Jahr der deutschen Wiedervereinigung als Briefroman erschienen, auch er thematisiert die Wende. Ohne Umschweife ist er mit dem ersten Satz mitten im Thema. Der Tonfall, den der Erzähler anschlägt, ist dabei so vertraulich, als würde er die Zuhörer seit langem kennen. Schulze stellt Spannung her, ohne jedoch künstlich zu wir-ken. Der Zuhörer erhält das Gefühl, unmittelbar in einer anderen Realität zu sein. Die Hauptfiguren in allen Texten sind völlig unscheinbar, sie berichten meist in der Ich-Form kleine Geschichten von kleinen Begebenheiten, doch dahin-ter leuchtet ein ganzes, fremdes Leben auf.In allen Texten geht es um den Stellenwert des Glücks und um all die Schwierigkeiten, die sich uns in den Weg stellen, wenn wir versuchen, es zu erreichen. Die jüngste Sammlung von Erzählungen - „Handy“ von 2007 - enthält die Geschich-te mit dem ungewöhnlichen Titel „Keine Literatur und Epi-phanie am Sonntagabend“. Mit einem kleinen Kind und einem Stück einer Orangenschale, über das Ameisen laufen, stellt Ingo Schulze die Frage nach dem Sinn der Welt und des Lebens: „Beide betrachteten wir die Orangenschale und mit ihr das Wunder, dass es die Orangenschale und uns und alle und alles gab, das ganze Wunder eben.“ Mit der Aussage am Ende der Lesung: „Ich würde nun gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen!“, holte Ingo Schulze seine Zuhörer wieder in die Gegenwart zurück und stellte sich dem interessierten Publikum. Auf die Frage einer Studentin, weshalb in der Kurzgeschichte „Keine Literatur und Epi-phanie am Sonntagabend“ gerade eine Orangenschale im Wald liege und ob dies etwas mit der Farbe Orange, die im Buddhismus Einheit bedeutet, zu tun habe, zeigt sich Schul-ze eher überrascht, betont jedoch, dass er sich selbst keine Deutungshoheit anmaße. Die Studierenden hatten im Semi-nar unter dem Themenaspekt der Wende die Orangenschale im Brandenburger Kiefernwald als Zeichen der Ankunft der Einheit auch im Bewusstsein der ehemaligen DDR-Bürger gedeutet.Insgesamt waren die Fragen der Studierenden aufgrund ihrer Beschäftigung mit dem Werk Schulzes im Seminar sehr detailbezogen und textkenntnisreich. Schon die Tatsache, dass der zeitliche Rahmen von zwei Stunden deutlich über-schritten wurde, zeigte das große Interesse und die Neu-gierde des Publikums. Diese Lesung hat Anstöße gegeben, sich mit dem Autor I. Schulze weiter zu beschäftigen, auch über den Schlussapplaus hinaus. Von allen Seiten wurde der Wunsch nach weiteren derartigen Veranstaltungen geäu-ßert, damit Bildung in dieser Form an der PH keine Seltenheit bleibt.

A. Kruse und D. Stätzler

Ingo Schulze leist im besetzten Hörsaal

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Mit einen zweiten Leben um die ganze WeltSie denken, Sie bräuchten mindestens neun Leben um die ganze Welt kennen zu lernen? Jedes Museum Ihrer Wahl zu besichtigen und eine Sightseeingtour durch ganz Europa oder Asien zu machen? Seien Sie ganz unbesorgt, denn alles was Sie dazu brauchen ist ein zweites Leben in der online 3D Welt „Second Life“ von dem Erfinder Linden Lab. Diese erkundeten Pädagogik- und Theologie-Studierende der PH Karlsruhe gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt in zwei parallel laufenden Vorlesungen. Aber was genau ist eigentlich „Second Life“ und wie kommt man dort hin? In einem gewissen Sinne muss man in Form eines Avatars „neugeboren“ werden, also in Form einer künstlichen Figur, eines Stellvertreters. Ob man diesen Avatar als sein Ebenbild erschaffen möchte oder in die Rolle einer völlig neuen Per-son schlüpfen will, bleibt jedem selbst überlassen.

Regeln für den EinstiegZu Beginn findet man sich auf einem „Help Island“ wieder, auf dem man in einem kleineren Gebiet, mit anderen Neu-lingen, die Welt von Second Life erkunden kann. Man lernt zu gehen, zu laufen, ja sogar fliegen ist in dieser Welt kein Problem. Durch ein kleines Fenster hat man die Möglichkeit mit den anderen Avataren, bzw. mit den Personen, die hinter diesen künstlich erstellten Menschen stehen, Kontakt aufzu-nehmen. Auch wenn man in dieser Welt weder Schmerzen erleiden noch sterben kann, sollte man, gerade mit persönli-chen Informationen, sehr vorsichtig sein., damit das virtuelle zweite Leben keine unerwünschten Auswirkungen auf das reale hat. Es gibt zwar auch Regeln und Etikette für Second Life, doch gibt es immer wieder Menschen, die sich dem

„Wir treffen uns heute Nachmittag zum Seminar in Second Life…“ – PH beschreitet neue Wege virtueller Lernformen

Erfahrungen aus einem Seminarangebot von Gerhard Mäckle und Thomas Meurer

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widersetzen. Hat man sich in auf der Hilfs-Insel einigermaßen zurecht-gefunden, geht es auch schon gleich weiter, in die nahezu unendlichen Weiten von Second Life. Drei verschiedene Länder in nur 90 Minuten. Sie glauben, dass ist nicht möglich? Willkommen in der Welt von Second Life: Hier findet man Deutschland, ja sogar Baden-Württem-berg, Hamburg, Berlin, Rom, New York, die Bronx, Italien, Griechenland ... Und innerhalb von wenigen Sekunden kann man sich an jeden beliebigen Ort teleportieren. Das macht dieses zweite Leben so unglaublich interessant: Die Tatsache, dass ich mit meinem Avatar weniger Einschränkungen habe und Dinge ausprobieren kann, die im realen Leben unvor-stellbar wären.

Karlsruher und Frankfurter Studierende im gemeinsa-men virtuellen SeminarIn unserer ersten Sitzung, in der wir mit der Gruppe von Studierenden der Goethe-Universität Frankfurt zusammen-arbeiten, treffen wir uns vor St. Georg. Natürlich sitzt dabei jeder in seinem Seminarraum und keiner befindet sich auch nur in der Nähe der Kirche. Es handelt sich hierbei um unse-ren ersten Lehr- und Lernversuch in der virtuellen Welt. Wird das der Unterricht der Zukunft? Die nicht zu 100%-ige Planbarkeit von Unterricht wird hier durch technische Probleme noch sichtbarer, trotzdem schaf-fen wir es, uns in Gruppen online zu besprechen.Als Seminar-Gruppen wollen wir uns zum einen mit den Chancen und Gefahren der virtuellen Welt beschäftigen und uns vor allem der Verbindung von Religion und Pädago-gik widmen. Welche Möglichkeiten für den Unterricht der Zukunft bietet so eine Online-Welt? Zum anderen werden wir im Laufe des Semesters in Klein-gruppen einen Platz in Second Life online „vor Ort“ vor-stellen. Wir werden beispielsweise gemeinsam den Kölner Dom besichtigen, uns das Holocaust-Denkmal in Berlin ansehen oder ein Museum an einem anderen Ort auf der Welt besuchen. Alles was wir sehen, ist dabei künstlich und nachgestellt, aber alles was wir hören, die Vorträge unserer Kommilitonen, die historischen Begebenheiten sind real.

Ausflug nach MekkaUnser erster größerer Ausflug führt uns nach Mekka. Eine Online-Pilgerreise sozusagen und schon zeigen sich die Vor-teile und Überraschungen eines nicht vollständig planbaren Unterrichts. Als erstes müssen wir unsere Schuhe ausziehen, denn ob real oder virtuell, es handelt sich hierbei um eine heilige Stätte und man sollte der Religion im ersten, wie im zweiten Leben seinen Respekt zollen. Während wir uns nacheinander mit Hilfe einiger Koffer, die sich am Eingang befinden in kostenlose Gewänder einhül-

Seminar der Zukunft: Avatare Karlsruher Studierender in einem virtuellen Hindu-TempelBild: mäckle

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len (nicht alles in Second Life ist ohne Geld zu bekommen), kommt eine Frau auf uns zu, die uns, dank ihres Deutsch-Übersetzungsprogramm, einige Informationen zu Mekka geben kann und ihre Hilfe für weitere Erkundungstouren und Informationen anbietet. Und genau hier kommt wieder einmal der reale Aspekt von Second Life zum Tra-gen, die Tatsache nämlich, dass ein anderer Mensch, den wir nicht kontrollieren können, un-verhofft auftaucht und mit uns agiert. Wären wir im realen Mekka, würden dort sicherlich auch Touristenführer oder ähnliches stehen und ihre Hilfe anbieten.

Welche Möglichkeiten eröffnet "Second Life" für den Unterricht?Natürlich hat Second Life auch seine Grenzen. Second Life bietet zwar die Möglichkeit der Kommunikation, aber sonst können keine Grundbedürfnisse dort befriedigt werden. Der Avatar kann zwar lachen, aber freuen muss man sich schon selbst. Doch alles was auf eine virtuelle Ebene gestellt wer-den kann, kann dort zum Einsatz kommen. Man kann Texte, Karten und Bilder untereinander verschicken. Gerade in der heutigen Mediengesellschaft sollte betont werden, dass Second Life eine Erweiterung, nicht aber ein Ersatz des realen Lebens ist. Doch allein die Tatsache, dass wir mit einer anderen Universität Seminare online abhalten können, zeigt, dass der Unterricht der Zukunft durchaus auch online stattfinden kann, und sich so manche neuen Möglichkeiten auftun. Nehmen wir als Beispiel einen Schü-ler, der dank Internet vom Krankenbett aus am Geschichts-unterricht in der 4. Stunde teilnehmen kann, oder zahlreiche

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Museenbesuche können online mit Klassen veranstaltet werden, ohne einen Bus zu organisieren und Eintritt zahlen zu müssen. Wie schnell es von unserem Seminar mit E-Meetings mit Online-Unterrichtsversuchen zum etablierten E-Learning kommen wird, ist noch unklar. Es gilt erstmal herauszufinden, in welchem Umfang solch ein Lernen überhaupt sinnvoll ist und wo es eher zu Abstumpfung oder Verhinderung des Lehrens und Lernens führen kann.

Überprüfung der Orte auf ihre "Didaktik-Tauglichkeit"Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir Studie-renden einen Kriterienkatalog, einen so genannten „Second-Life-Guide“, an die Hand bekommen. So mussten wir Orte und Gebäude in der virtuellen Welt nicht nur nach ihrem historischen Hintergrund bewerten, sondern auch einen Blick auf die Didaktik werfen: Inwiefern ist es sinnvoll, mit Schülern bestimmte Unterrichtsthemen online zu bespre-chen, ist ein Selbstlernen möglich und welche interaktiven Möglichkeiten gibt es an den vorgestellten Orten?Fest steht jedoch, dass sowohl für Schülerinnen und Schüler (es gibt ein extra „Second Life“ für Minderjährige) wie auch für Erwachsene „Second Life“ eine völlig neue Plattform bietet, um sich auszutauschen, Erfahrungen zu machen und weiter zu bilden. Und es sei abschließend mit dem Logo von Apfelland, dem wohl beliebtesten deutschen Ort in Second Life, gesagt: „Im Apfelland ist alles möglich“, lassen auch Sie ihr zweites Leben nicht länger auf sich warten und tauchen Sie ein, in die Welt von „Second Life“.

Sarah Rehkopf

"Second Life" als eine völlig neue Plattform des Austauschs - ach zwischen den ReligionenBild: mäckle

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In der nahezu voll besetzten Aula der PH fand am 16. Dezember 2009 die Weihnachts-vorlesung der Abtei-lung Chemie unter dem Motto „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ statt. Das Bühnenstück mit chemischen Expe-rimenten wurde von Prof. Ducci alias Faust

eingeleitet, der, als er plötzlich spürte, dass ihm noch nicht alle Lebensfreud’ abhanden gekommen war, das Publikum in sein Märchenland mitnahm.

Dieses bewohnten allerlei skurrile Gestalten, wie z. B. Schneewittchen (Damaris Scheerer), deren Auftrit-te zur Erheiterung des Publikums stets von einem Song der Band Culcha Candela („Hamma, wie du dich bewegst in dem Outfit“) musikalisch untermalt wurden. Die lautesteten Lachattacken im Publi-kum löste jedoch Dr. Wolfgang Schmitz aus, der einen Rahmen vor sich haltend nach Klängen von Lady Gagas Pokerface als Spiegel der bösen Königin (Stefanie Hart-lieb mit ihrem Diener Christoph

Köppel) agierte. O-Ton Schmitz: „Ja, hallo erstmal.“

Nachdem der Spiegel Schneewittchen vor der bösen Königin gewarnt und in den Wald geschickt hatte, erschienen die sieben Zwerge Stummel (Olga Schlegel), Bummel (Damaris Hartmann),

Dummel (Romy Kraft), Mummel (Kathrin Hot-

tinger), Summel (Myriam Huissel), Wummel (Isabella Kunz) und Spektakulus (Markus Obergfell) erstmals auf der Bühne, begleitet vom Zwergenmarsch („He Zwerge, he Zwerge, he Zwerge ho - He Zwerge, he Zwerge go, go, go!“). Sie nahmen sich Schneewittchens an und zauberten ihr ein köstlich aus-sehendes Erdbeereis mit wenig bekömmlichen Zutaten aus den Laboratorien der Abteilung Chemie.Die böse Königin beauftragte einen Jäger (herrlich gespielt von Stefan Kronenwett, dessen Dialekt der Autor dieses Beitrages auch nach fünf Jahren intensiven Wohnens und

"Schneewittchen und die sieben Zwerge"

Die etwas andere Weihnachtsvorlesung der Abteilung Chemie

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Lebens in Baden in keiner Weise verstand), der sich zunächst zwischen Engel-chen (Romy Kraft) und Teu-felchen (Kathrin Hottinger) ent-scheiden muss-te und anschlie-ßend trotz (oder wegen) seines Jagdhundes Brutus Schneewittchen verpasste. Es kam, wie es kommen musste: Die Königin ließ Schneewitt-chen vergiften (nein, nicht mit dem Erdbeereis!). Also musste ein Prinzencasting her, um Schneewittchen durch einen Kuss vom richtigen Kandidaten wiederzubeleben. In allen Szenen wurden viele chemische Handexperimente eingebettet, die überwiegend funktionierten oder den schauspielernden Experimentatoren den Schweiß auf die Stirn trieben.

Zum Abschluss der Ver-anstaltung holte Prof. Ducci das Publikum wie-der in die Realität zurück und mit einem gemein-sam gesungenen Weih-nachtslied wurde der Abend beendet. Über die nachfolgende Weih-nachtsfeier in der Abtei-lung Chemie soll an die-ser Stelle nicht berichtet werden.

Allen beteiligten Studierenden vor und hinter (Barbara Nuss-bächer) den Kulissen muss ein großes Lob ausgesprochen werden, insbesondere der Regisseurin Romy Kraft. Sie war in allen Bereichen (Auswahl des Stückes, Erstellung der Rollen-texte, Einstudieren der Rollen, Organisation der Maske sowie der Kostüme etc.) die treibende Kraft.

Matthias Ducci

Prof. Ducci als Goethes Faust

Damaris Scheerer als Schneewitchen

Die böse Königin befragt den Spiegel

Die sieben Zwerge treten auf

Der Jäger mit BrutusBilder: Anna Gauld

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MINTOPOLIS steht für die Auseinandersetzung einer bestimmten Lerngruppe (Polis) an einem bestimmten Ort (Topos) mit Themen aus dem MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) – Bereich. Und genau dafür stand das Projekt „Sonnenhaus“, das die Abteilung Technik - diese seit Oktober 2009 unter neuer Leitung von Prof. Dr. Christian Wiesmüller - im vergangenen Wintersemester 2009/2010 für sechs Jungen und ein Mädchen aus Karlsruher Schulen im Rahmen der „Schülerakademie Karlsruhe“ anbot. An zehn Nachmittagen trafen sich vier Studierende (auch darunter eine Frau) mit den Kindern, um ein Modell des Heliotrop in Teamarbeit nachzubauen.

Das Heliotrop in FreiburgDas Heliotrop wurde im Jahr 1994 bei Freiburg fertigge-stellt und zeichnet sich als Plusenergiehaus durch folgende Eigenschaften aus:

Die Photovoltaikanlage auf dem Dach generiert mehr •elektrische Energie als das Gebäude verbraucht.Optimale Nutzung der Sonnenenergie durch die •Möglichkeit das Gebäude in die optimale Richtung zu orientieren. Nutzung von Regenwasser, Einsatz einer •Trockenkomposttoilette und Klärung des Abwassers in einer Schilfkläranlage.

Begeisterung bei Schülern und StudierendenProjektleiter war der Student Markus Haidt, der das Freiburger Plusenergiehaus Heliotrop („der Sonne zuge-wandt“) zum Thema seiner Abschlussarbeit gemacht

PH KOOPERATIONEN„Sonnenhaus/ MINTOPOLIS“ - Erstes Kooperationsprojekt zwischen der Schülerakademie und der PH KarlsruheSechs Jungs und ein Mädchen im Alter von 10 und 11 Jahren bauen in der Abteilung Technik

gemeinsam ein Modell deds Freiburger „Heliotrops“

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hat, in die nun auch die Erfahrungen mit dem Projekt fließen werden. Durchweg positive Erfahrungen, so der Student. Die sieben Kinder hätten von vorne herein großes Interesse an den Fragen zu Architektur, der Zukunft des Wohnens und der Energiegewinnung durch das Konzept des Heliotrops gezeigt. Und – bei einem Projekt in der Abteilung Technik ebenso wichtig – große Disziplin beim Umgang mit den Maschinen. Denn Sägen und Schleifen durften sie nach Erlangen eines „Maschinenführerscheins“ selbst. Sehr gefreut hat ihn auch, dass alle durchgehalten haben, kein einziger abgesprungen sei, schließlich wurden zehn Freitagnachmittag à drei Stunden geopfert. Schließlich war auch eine der Voraussetzungen zur Teilnahme am Projekt: „Wie Du Dir gerne etwas ausdenkst, so gerne machst Du es auch und probierst solange, bis es Dir gelingt.“

Am Ende sogar zwei ModelleUnd gelungen ist es: am Ende gab es sogar zwei Modelle des Freiburger Heliotrops: eines mit den technischen Funktionen wie die Photovoltaikanlage, die die Energiegewinnung ermöglichen, und eines, anhand dessen gezeigt wurde, wie ein rundes gestuftes Haus eigentlich eingerichtet werden kann. Die Schüler Lukas, Jannick, Felix, Maxi, Michael und Moritz und die Schülerin Smilla waren begeistert und hoffen auf weitere genauso spannenden und lehrreiche Projekte in der Abteilung Technik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Kirsten Buttgereit

Klaus Haidts (3. hinten von rechts) stolzes Team vor den zwei Modellen des Freiburger Sonnenhauses „Heliotrop“

Auch Artur Fischer würdigte bei seinem Besuch in der Abteilung Technik im Dezember die Begeisterung der Projektgruppe "Sonnenhaus" mit einem vorgezogenem Weihnachtsgeschenk

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Entdeckungsreise in die OptikAm 22.03.2010 besuchte die Klasse 6a der Freien Waldorfschule Karlsruhe mit ihrem Klassenlehrer Sven Mordhorst die Abteilung Physik der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Ziel des Ausflugs war eine experimentelle Entdeckungsreise durch die Optik. Diese wurde in gemeinsamer Absprache speziell auf die Bedürfnisse der Klasse abgestimmt und die Stationen entsprechend gemeinsam vorbereitet bzw. opti-miert.

„Somewhere over the rainbow…“ oder was macht die 6a der Waldorfschule an der PH?

Fachschulrat Ralph Hansmann entführt ins "wunderbare Land der Physik"

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Rundgang über den CampusNach einer kurzen Begrüßung der Klasse und einleitenden Worte von Herrn Mordhorst und Herrn Hansmann, fand eine Begehung des Hörsaals I/113 statt. Dort wurden einige Fragen zum Studium an der PH gestellt und beantwortet. Im Anschluss daran folgte eine Vesperpause in der Cafeteria.

Wissenschaftliches Beobachten gefragtWieder zurück in der Abteilung Physik wurden die Schülerinnen und Schüler in einen komplett abgedunkelten Hörsaal der Physik geführt und nicht nur emotional auf die experimentel-le Entdeckungsreise eingestimmt. 16 Versuchsanordnungen warteten auf die jungen Besucher. Natürlich mussten – wie es sich für richtige Forscher gehört – die Versuchsanordnungen skizziert und alle Beobachtungen akribisch notiert werden. Erst im Anschluss wurden Vermutungen angestellt und Schlussfolgerungen aufgeschrieben.Der Vormittag verging wie im Fluge. Ein fast ech-ter Regenbogen als Abschlussexperiment rundete die Entdeckungsreise ab.

Nachhaltige BegeisterungLaut Herrn Mordhorst waren die Kinder vom Besuch der Hochschule begeistert. Es wurde wohl noch lange in der Straßenbahn über die Versuche geplaudert und selbst in den folgenden Unterrichtsstunden waren die gewonnen Eindrücke präsent, so dass sich die Vorbereitungen für die-sen Vormittag mehr als gelohnt haben. Einer Fortführung steht nichts im Wege. Bis auf bald im „wunderbaren Land“ der Physik!

Ralph Hansmann

Gebäude II. Erster Stock. Zimmer 123. 34 Schülerinnen und Schüler lassen die Finsternis des Raumes auf sich wirken. Da öffnet sich eine Tür. Nur durch einen kleinen Spalt dringt Licht in den Raum…

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Eine weite Reise haben viele der 20 neuen Gaststudierenden hinter sich, die in diesem Sommersemester den Alltag an der PH Karlsruhe miterleben und mitgestalten werden - sogar aus Australien oder Texas sind einige von ihnen angereist. Sie alle haben den großen Schritt gewagt, ein Semester oder gar ein ganzes Jahr im Ausland zu studieren, abseits der gewohnten Wege und Erfahrungen im Heimatland.

Englische Angebote in den Sozial- und Erziehungswis-senschaftenViele sind es in diesem Semester - eine ähnlich hohe Anzahl von Gaststudierenden wurde bisher erst einmal erreicht. Dass es so viele sind, liegt vor allem daran, dass die Pädago-gische Hochschule den Gaststudierenden mittlerweile im Sommersemester eine interessante Auswahl an verschiede-nen englischsprachigen Lehrveranstaltungen außerhalb des Faches Englisch anbieten kann. Insbesondere im Bereich der Sozial- und Erziehungswissen-schaften gibt es Dank des Engagements von Lehrenden der PH Karlsruhe ein breites Lehrangebot, das es auch Studie-renden mit geringen Deutschkenntnissen ermöglicht, wich-tige Auslandserfahrungen an der PH Karlsruhe zu sammeln. Ein ähnliches Lehrangebot in englischer Sprache hatte es bereits im vergangenen Sommersemester 2009 in einem ersten Probelauf gegeben.

Gastaufenthalte von Nicht-Deutschstudierenden Der Erfolg des Konzepts zeigt sich nicht nur in der hohen Zahl von Gaststudierenden, sondern auch in der Tatsache,

PH INTERNATIONALWelcome to the Karlsruhe University of Education!

Ausgeweitetes Angebot an englischsprachigen Veranstaltungen zeigt Wirkung - Anzahl der

Gaststudierenden gestiegen

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dass nun erstmals Studierende von Partnerhochschulen nach Karlsruhe kommen, die bisher keine Studierenden an die Pädagogische Hochschule entsenden konnten. Dazu zählen die Edith Cowan University in Perth (Australien), das Bishop Grosseteste University College Lincoln (Großbri-tannien) und die Balikesir University (Türkei). Grund war in der Regel, dass Deutsch als Fremdsprache immer weniger im Ausland gelernt wird, so dass Studierende an manchen unserer Partnerhochschulen nicht genug Deutschkenntnis-se haben, um an deutschsprachigen Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Das neue Lehrangebot begegnet diesem Problem: Es ermög-licht den ausländischen Studierenden Deutschland kennen zu lernen, ihr Studium fortzuführen und gleichzeitig in zusätzlichen Sprachkursen Deutsch für den Alltag zu lernen.

PH für ausländische Studierende attraktivWie wichtig es für die Pädagogische Hochschule ist, solche Gaststudierende zu empfangen, liegt auf der Hand. Sie berei-chern nicht nur mit ihrem anderen Lebenshintergrund und Blickwinkel die Diskussionen in den Lehrveranstaltungen. Darüber hinaus werden diese Hochschulen nur dann weiter-hin an einer Kooperation mit der PH Karlsruhe interessiert sein, wenn die Hochschule auch in Zukunft für ausländische Studierende attraktiv bleibt. Und nur so können wichtige Studienplätze im Ausland für Studierende unserer Hochschule gewonnen und erhalten werden.

Simone Brandt

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Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

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Dr. Silke Bartsch01.04.2010VertretungsprofessorinFakultät II, Abt. Haushalt/Textil

Melanie Ferrarese01.02.2010Akad. MitarbeiterinFakultät I, Abt. Lebenslange Bildung/BA SuB

Graham Fosh01.04.2010Akad. MitarbeiterFakultät II, Abt. Englisch

Dr. Christian Gleser01.04.2010VertretungsprofessorFakultät I, Abt. Abt. Elementar- und Schulpädagogik

Rebekka König19.04.2010Akad. MitarbeiterinFakultät I, Abt. Psychologie

Dr. Elke Montanari01.04.2010Akad. MitarbeiterinFakultät I, BA SuB

Caroline Müller01.12.2009Akad. MitarbeiterinFakultät I, Abt. Lebenslange Bildung/ BA SuB

Dr. Mutfried Hartmann01.04.2010ProfessorFakultät III, Institut für Mathematik und Informatik

Dr. Stefan Padberg01.04.2010Akad. MitarbeiterFakultät II, Abt. Geographie

Ilona Schrimpf15.10.2009Akad. MitarbeiterinFakultät III, Abt. Bilologie/ Projekt NaDiQuAk

Stefan Wörmann23.03.2010ForschungsreferentRektorat, Forschung und Nachwuchsförderung

Annette Zinicker15.10.2009Techn. AssistentinFakultät III, Abt. Bilologie/ Projekt NaDiQuAk

ÄnderungenDaniela Schramek 01.05.2010VerwaltungsangestellteSekretariat Erzbergerstraße (+ wei-terhin Mitarbeit im ZIM)

Ausgescheiden sind:Markus Böschen31.03.2010Akad. MitarbeiterFakultät I, Abt. Allg. Pädagogik

Katharina Fischer28.02.2010Akad. MitarbeiterinFakultät I, Abt. Allg. Pädagogik

Birgitta Heim31.03.2010Akad. MitarbeiterinFakultät I, Abt. Abt.Ev. Theologie/ Religionspädagogik/ Projekt

Kai Christian Koch31.03.2010Akad. MitarbeiterFakultät I, Abt. Elementar- und Schulpädagogik

Christoph Seel31.01.2010Akad. MitarbeiterFakultät II, Abt. Geographie

Prof. Dr. Günter Stibbe31.03.2010ProfessorFakultät III, Inst. für Bewegungserziehung und Sport

Christina Gunesch31.03.2010VerwaltungsangestellteFakultät II

Wie lernen Kinder schreiben und wie kann man das untersuchen? Dieser Frage begegnete ich in meinem Studium (Lehramt, Universität Lüneburg 2000-2005) und fand sie so interessant, dass ich meinen Berufswunsch noch einmal überdachte. Deshalb ging ich nach dem 1. Staatsexamen nicht ins Referendariat, sondern erforschte im Rahmen meiner Promotion den Schriftspracher-werb von Grundschülern („Die Entwicklung der Rechtschreibkompetenz beim Textschreiben“, Peter Lang Verlag 2010). In dieser Zeit wurde deutlich: Die deutschdidaktische Forschung und das wissenschaftliche Arbeiten im hochschulischen Betrieb sollen meine zukünftige berufliche Tätigkeit bestimmen (WiMi an der Universität Braunschweig, 2007 und Hannover 2008-2009; Lehraufträge an der Universität Lüneburg 2008 und Hamburg 2009). Ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt liegt dabei in der Auseinandersetzung mit der Diagnostik geschriebener Sprache. Dieser Fokus wird nun durch die Juniorprofessur, die ich im Oktober 2009 an der PH Karlsruhe angetreten habe, erweitert. Hier bin ich nicht nur in der Ausbildung von angehenden Deutsch-lehrkräften eingesetzt, sondern auch dem BA-Studiengang ‚Sprachförderung und Bewegungser-ziehung‘ zugeordnet. Das bietet mir eine ideale Basis, mein Interessengebiet im Hinblick auf die

gesprochene Sprache und ihrer Diagnostik zu ergänzen. Die Arbeitsstelle in Karlsruhe ist allerdings auch über die neuen beruflichen Aufgaben hinaus eine spannende Erfahrung für mich, denn als Hamburgerin sind der badische Dialekt, gutes Wetter und Spätzle eine schöne Abwechslung.

Neue Juniorprofessorin - Juniorprof. Dr. Johanna Fay stellt sich vor

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14.04.2010Simone Brandt, M.A. (International Office): Europe – What’s that? An Introduction21.04.2010Prof. Dr. Frank Kostrzewa (Department of German Language and Literature): Intercultural Communication28.04.2010Simone Brandt, M.A. (International Office): Integration and Europeanization – When Europe comes to the member states05.05.2010Simone Brandt, M.A. (International Office): Experiencing Europe: Working for the EU19.05.2010Prof. Dr. Sabine Liebig (Department of History): Jews in Europe – A people that never gave up02.06.2010Dr. Annette Deschner (Department of Bilingual Teaching): The Bilingual Ballroom: New Perspectives for Religious Edu-cation in Europe

Und zum Schluss: PH EMPFEHLUNGEN

Die Ringvorlesungen im Sommersemester 2010 und ein Roman einer Habilitandin der

Hochschule

09.06.2010Prof. Dr. Peter Müller (Department of Protestant Theology):Islam in Europe16.06.2010Dr. Wolfgang Schmitz (Department of Chemistry): Chemical Elements and Europe – Francium, Germanium, Po-lonium and others23.06.2010Simone Brandt, M.A. (International Office): Media in Europe: Towards a European Public?30.06.2010Prof. Dr. Astrid Messerschmidt (Department of Lifelong Lear-ning): Remembering History – Considering Difference – Re-flecting Racism and Anti-Semitism in a Multicultural Europe07.07.2010Dr. Gertraud Kinne (Institute of Psychology): Europe and the United Arab Emirates – Potentials for educa-tional cooperation14.07.2010Simone Brandt, M.A. (International Office): Europe – Fiction or Reality? A Conclusion

The Many Paths to a Unified Europe - Ringvorlesung in englischer Sprache an der PH Karlsruhe

Bereits seit dem 14. April 2010 findet an jedem Mittwoch um 18:00 Uhr im Sommersemester die Ringvorlesung "The Many Paths to an Unified Europe" statt. Im Mittelpunkt stehen europäische Themen aus den unterschiedlichsten Bereichen von der Sprache über "Arbeiten in der EU" oder die "Geschichte der Juden in Europa" bis zu "Chemische Elemente und Europa". Lehrende aus den Fachbereichen stellen ihre Themen in englischer Sprache vor. Die Veranstaltung wird von Simone Brandt, Akademisches Auslandsamt, organisiert und findet in Gebäude I/HS 203 statt.

BildungBildungBildung - Ringvorlesung zu: Probleme der Gesellschaft – Potentiale des HumanenPerspektiven Allgemeiner Pädagogik

Die Ringvorlesung startete am 21. April 2010 mit einem Vortrag von PD Dr. Timo Hoyer mit dem Thema "Bildung zum Glück". Timo Hoyer ist auch Organisator der Veranstaltung. Sie findet an jedem zweiten Mittwoch (genaue Termine im folgenden Programm) um 18:00 Uhr im Hörsaal 013 in Gebäude I statt.Bildung gilt heute wieder mehr denn je als Schlüsselbegriff in der deutschsprachigen Pädagogik, ein schillernder Begriff mit vielen Bedeutungsdimensionen: Mit Bildung wird ein Menschenrecht reklamiert, sie steht für ein soziales Phänomen und ist umstrittener Gegenstand politischer Debatten. Zudem enthält Bildung das Versprechen auf Humanität und auf Entfaltung des Einzelnen. Sie ist zugleich Aufgabe, interpretationsbedürftiges Deutungsmuster und Handlungsmaßstab. In der Ringvorlesung beziehen sechs Erziehungswissenschaftler/innen der PH Karlsruhe aus dem Blickwinkel der Allgemeinen Pädagogik zu aktuellen gesell-schaftspolitischen, kulturel-len und bildungstheoretischen Problematiken Stellung. Die Veranstaltung wendet sich an die interessierte Öffentlichkeit, an Fachpublikum und Studierende. Im Anschluss an die ca. 45minütigen Vorträge gibt es im Foyer bei bereitgestellten Getränken

die Gelegenheit zum Gespräch und zur Diskussion. Im Rahmen der Ringvorlesung werden am 19. Mai und 23. Juni zwei Antrittsvorlesungen gehalten.

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BildungBildungBildung - Programm

21. April: Timo Hoyer: Bildung zum Glück. Geschichte und Geschichten

5. Mai: Rainer Bolle: Muss das Runde ins Eckige? Über Bildung und Erfolg

19. Mai: Astrid Messerschmidt: Zwischen Differenz und Dominanz - Migration bewegt Bil-dung

9. Juni: Gabriele Weigand: Begabung und Bildung. Anstöße für Pädagogik und Politik

23. Juni: Annette Stross: Gesundheitsbildung? Vom Mythos zur Professionalität

7. Juli: Ulrich Wehner: Generationenverhältnisse. Bildung über die Lebenszeit und darüber hinaus

In der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart tri-umphiert im Augenblick die autobiographische Literatur. Außer biographischen Erfahrungen scheint den Autoren in den Zeiten gesell-schaftlicher, wirtschaftlicher und ideologischer Krise nichts mehr verlässlich als das eigene Ich. Leser inter-essieren sich für Icherzähler am meisten. Darüber hinaus lassen uns autobiographi-sche Texte immer auch die Realien einer Epoche, die

Geschichte eines Individuums und die Entwicklung eines Selbstbewusstseins erinnern. Insofern ist für mich als ehe-maliger Zweitgutachter der Dissertation von Frau Sambanis ihr neuer Campusroman Academica oder wo geht’s denn hier zum Lehrstuhl?, in dem die Geschichte einer sog. jun-gen „Nachwuchswissenschaftlerin“ geschildert wird, ein Seismograph der Bewusstseinssituation unserer geistigen Hochschullandschaft. Der Roman erzählt in elf Kapiteln vom Alltag einer Habilitandin an einer Hochschule, wobei natürlich, wenn man weiß, dass sich Frau Sambanis hier

Vom Passionsweg einer Habilitation an der PH Karlsruhe. Zum Roman von Frau PD Dr. Michaela

Sambanis Academica oder wo geht’s denn hier zum Lehrstuhl?

an der PH-Karlsruhe habilitiert hat, sofort das Interesse geweckt wird, nachzulesen, ob bei den ins Fiktionale des Romans verwandelten Kolleginnen und Kollegen persön-liche Bekannte einer Wiedererkennung nicht ausweichen können. Frau Sambanis ist jedoch großherzig. Selbst die schlimmsten Widerlinge werden einigermaßen akade-misch gezähmt vorgeführt, so dass der Weg der jungen Nachwuchswissenschaftlerin zum Lehrstuhl, der sich als Leitfaden durch den 248seitigen Episodenroman zieht, zwar von manchen Widrigkeiten akademischer Kleinkariertheit gesäumt ist, doch letzten Endes unter südlicher Sonne von Erfolg gekrönt wird. In der Südwestpresse Online heißt es in einer Rezension: „’Academica’ ist eine Folge von Glossen, die beobachtungsscharf und unterhaltsam geschrieben sind. … Und: „Academica“ ist alles andere als akademisch. Eher ein leichtes Sonnenscheinbuch für den Liegestuhl.“ Gegenwärtig ist Frau Sambanis als Projektleiterin am Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm tätig und forscht und lehrt im Bereich Erziehungswissenschaften und Fremdsprachendidaktik. (H.-Chr. v. Nayhauss)

Michaela Sambanis: Academica oder wo geht's denn hier zum Lehrstuhl?ISBN 978-3-86868-491248 Seiten, 14,80 EuroShaker media