ortsporträt klein bademeusel
DESCRIPTION
Ortsporträt Klein BademeuselTRANSCRIPT
S A / S O, 5 . / 6 . D E Z E M B E R 2 0 0 9 15Lausitzer Rundschau Ortsporträt Klein Bademeusel Elbe-Elster-Rundschau
STIMMEN
Klein Bademeuselerlieben ihr DorfWir Kinder haben hier sehrviel Freiheit“, erzählt LindaTschitschke (9). Auch ältereFreundehat sie ge-funden.„Oft besu-che ich Mi-chaela Ko-chan. Dortdurfte ichbereitszweimalden Kinderwagen mit dem Ba-by schieben“. Doch neben Be-suchen bei der jüngsten Ein-wohnerin, der einjährigen Gi-selle Roy, stattet die kleineTierfreundin auch gern Visi-ten bei Robby dem schwarzenHund von Martina Töpfer ab.
„Hier bin ich aufgewachsen. Seitdem Jahre 1962 lebe ich auf dem
väterlichenGrundstück,habe im Ort ei-ne Familie ge-gründet. Wirleben mit mei-ner Mutter ineiner Dreige-nerationenfa-milie unter ei-
nem Dach. Die Familie ist intakt.Alle haben Arbeit“, zieht HartmutKochan (47) Bilanz.
Im Jahre 1991 hat Mathias We-dow (44) in den Ort eingehei-
ratet. „Hierherrscht eingutes Ein-vernehmen.Wir leben inungestörterNatur“, sagter. Auch daseigene schö-ne Grund-
stück sowie das harmonischeZusammenleben mit Kind undSchwiegertochter seien Grün-de zur Freude.
„Hier sind meine drei Töchteraufgewachsen. Ich lebe in der
Familie dermittlerenTochter. DieGeborgen-heit in derFamilie unddie Natursind dasBeste amOrt“, sagt
Christa Bulle (72), seit 1957Klein Bademeuselerin.
„Wir können uns frei bewegen,weil es wenig Straßenverkehr
gibt. Außer-dem habenwir vielPlatz zumSpielen, aufder Dorfaueund auchZuhause“,so AnneliTschitschke
(11). Auf dem großen Hof wer-den viele Tiere gehalten.
Seit dem Jahre 1958 lebt Gün-ter Kochan (52) auf dem
Grundstückder Eltern.„Hier hatteich eine un-beschwerteKindheit.Wir konn-ten damalsin der Neißebaden“, er-
innert er sich. Seine EnkelinGiselle Roy ist die jüngste Ein-wohnerin. ah
Im Jahre 1495 hat Klein Bade-meusel als „Kleynen Bademüßel“erstmals eine schriftliche Erwäh-nung gefunden. Damals gehörtedas Dorf zum Besitz der Familievon Pannwitz. Bis zum Jahre1945 gehörte Klein Bademeuselzum Kreis Sorau, davor bis 1816zum Spremberger Kreis, unter-stand zeitweise der HerrschaftForst und bildete im Gegensatzzum benachbarten Groß Bade-meusel, das von Anfang an einForster Herrschaftsdorf war, eineritterschaftliche Enklave imForster Gebiet.
Das Gut bestand überwiegendaus Wald. Es umfasste bei einerGesamtfläche von 480 Hektarnur 0,7 Hektar Ackerfläche. Diebäuerliche Feldmark betrug imgleichen Zeitraum 479 Hektar.Zur Herausbildung von selbstän-digen Bauernwirtschaften kam esim Jahre 1847, als die Flur ver-messen und die Separation einge-
leitet wurden. Zwischen 1907 und1945 war Klein Bademeusel eineder elf Revierförstereien derStandesherrschaft.
Ebenso wie die meisten Orteder Region besitzt Klein Bade-meusel auch einen sorbisch/wen-dischen Ortsnamen. Male Boze-mysle leitet der NamensforscherErnst Eichler in seinem Buch„Die Ortsnamen der Niederlau-sitz“ von dem altsorbischen Per-sonennamen Badomysl ab – viel-leicht dem Gründer der Siedlung.
Einst thronte am Neißestrandvon Klein Bademeusel – an derSalzstraße, die von Forst überTriebel (Trzebiel) nach Sorau(Zary) führte, eine befestigte An-lage – eine Turmhügelburg miteinem Innendurchmesser von 20bis 40 Metern. Der Hügel vonKlein Bademeusel ist seit langem,ebenso wie der im benachbartenBahren, fast vollständig eingeeb-net. ah
Eine Turmhügelburg amNeißestrande stolz und kühn Ersterwähnung des Dorfes aus dem Jahr 1495
Das „grüne Dorf“ Klein Bade-meusel ist mit seinem Territori-um von 7,39 Quadratkilometernseit dem Jahre 1993 Ortsteil vonForst. 27 bewohnte Häuser, dochauch zwei unbewohnte Hofstel-len gehören zum Ortsbild. Vieleder Einwohner leben auf Grund-stücken, die seit etlichen Genera-tionen in Familienbesitz sind.Großfamilien, bei denen Großel-tern, Eltern und Enkel einträch-tig unter einem Dach leben, sindhäufig anzutreffen.
Jeder kennt hier jeden. Anony-mität ist nicht gefragt bei den Ba-demeuselern, die die Ruhe, dasgute nachbarschaftliche Klimaund die intakte Natur schätzen.
Hier werden noch alte Bräuchewie das Federnschleißen, dasAufstellen des Maibaums und dasEntzünden des Osterfeuers ge-pflegt. Einmal im Jahr treffensich die Ortsbewohner zum „Ba-rackeputzen“. Dabei herrscht Ar-beitsteilung. Während die Frauendie Kulturbaracke wienern, über-nehmen die Männer kleine Repa-raturen und die Pflege der Grün-anlagen. So ist es kein Wunder,dass in einem der kleinsten Ortewährend des Ortsrundganges mitder RUNDSCHAU die meistenEinwohner präsent waren. Dabeiwaren auch Silke Redow und ihrknapp zweijähriger Sohn Paul aufdem Dreirad. ah
Lyrik im Buswartehäuschen, das sogar mit Gardinen ausgestattetwurde.
Großfamilien leben einträchtigunter einem Dach
Grundstücke sind seit Generationen in Familienbesitz
51 Jahre hat die Kulturbaracke,wie die Klein Bademeuseler ihr„Gemeindezentrum“ am Dorfan-ger nennen, bereits auf dem Bu-ckel. Das Alter ist dem Gebäudeanzusehen, das im Rahmen desNationalen Aufbauwerkes(NAW) durch die Einwohner er-richtet wurde und sich im Besitzder Stadt Forst befindet. Auch in-nen zeigt es sich im schäbigenCharme vergangener Jahrzehnte.„Hier gibt es keine Toiletten“, kri-tisiert Ramona Scheinert vomOrtsbeirat. Seit etlichen Jahrenkämpfen seine Vertreter verge-bens um Abhilfe. „Nur das Aller-nötigste wurde erledigt“, sagt der
stellvertretende OrtsvorsteherGünter Kochan. Im Sommer seidurch die Stadt in Abstimmungmit dem Ortsbeirat ein Projekterarbeitet worden, das einen ver-kleinerten Grundriss vorsieht.Auch die Bühne würde wegfallen.Die Sanitäranlagen sollen dannim ehemaligen Raum des Dorf-konsums Platz finden, der vomletzten Nutzer „bei Nacht undNebel leergeräumt wurde“. Viel-leicht stirbt das neue Vorhabenebenso wie vor rund sechs Jahrendas Vorgänger-Projekt, befürch-ten die Einwohnwer. Trotzdemhaben sie sich bislang den Zu-sammenhalt im Ort bewahrt. ah
Einwohner von Klein Bademeusel vor der Kulturbaracke.
Im schäbigen Charme dervergangenen Jahrzehnte
Das Alter ist der Kulturbaracke anzusehen
Hartmut Kochen hat schon Hir-sche die Dorfaue entlang trabensehen. Noch um 1930 standen dadrei Backöfen. Ein wahresSchmuckstück ist das Feuer-wehrgerätehaus, das in diesemJahr aus Anlass des 75-jährigenGründungsjubiläums der Wehrsaniert wurde. „Es wurde nichtnur der Turm ausgebessert undmit Brettern neu verschalt, son-dern auch das Dach neu gedecktund die Außenwände akkuratverklinkert“, berichtet der stell-vertretende Ortsvorsteher undStellvertretende Wehrleiter Gün-ther Kochan. Er vertrat am Mitt-wochnachmittag gemeinsam mitRamona Scheinert vom Ortsbei-rat die dienstlich verhinderte„Dorfmutter“ und Ortsvorstehe-rin Marina Töpfer.
Der 62-jährige Karl Jahn ist ak-tives Feuerwehrmitglied. Am
Mittwoch hat er das Erdreich ne-ben dem Feuerwehrgerätehauseingeebnet. „Zum Weihnachts-fest soll es hier schön aussehen“,sagte er über sein ehrenamtlichesEngagement. Feuerwehrnach-
wuchs? Damit sehe es nicht so ro-sig aus“, meinte Günter Kochan.Der Jüngste sei 25 Jahre alt, diemeisten in der Wehr jedoch be-reits zwischen 40 und 50 Jahre.„Wer flügge wird, zieht weg – derArbeit wegen“, so Karl Jahn.
Nur wenige Meter weiter befin-det sich das Buswartehäuschen,an dem weiße Stores wehen. Diehaben Sieglinde und GünterSchneider aufgehängt, damit kei-ne Vögel gegen die durchsichti-gen Seitenwände des Wartehäus-chens prallen. Unverdrossen ha-ben beide nach dem ersten Gardi-nendiebstahl für Ersatz gesorgt.Auch zwei Gedichte verkürzenden Busreisenden die Wartezeit.Äußerst ärgerlich finden dieOrtsbewohner jedoch die tiefen
Löcher im Asphalt der Wende-schleife. Vor einigen Wochenwurde zudem die Straßenbe-leuchtung gedimmt. „Seitdem istdie Ausleuchtung sehr mangel-haft“, kritisierte Günter Kochan.Bestimmte Lampen wurden zeit-weise komplett ausfallen. DieDunkelheit lade Langfinger ein,befürchtet Ramona Scheinert.
Den Winter fürchten die KleinBademeuseler. Der Winterdiensthabe im vergangenen Jahr sehrzu wünschen gelassen. „Oft ka-men die Kinder mit nassen Schu-hen und Hosen in der Schule an“,berichtet die dreifache MutterPetra Tschitschke. Die Erziehe-rin schätzt jedoch die herrlicheRuhe und die Naturnähe im Ort.„Außerdem sind wir ein Dorf mitAutobahnanbindung“, lobt sie diegünstige Lage.
Den Spielplatz, der nur aus ei-ner Bank und einem Volleyball-netz besteht, findet die elfjährigeAnneli „schrecklich“. „Einen ge-walzten Platz, ein neues Netz,neue Tore und etwas für die Klei-neren“, wünscht sie sich. IhreMutter Petra Tschitschke sagte:„Einen kompletten Spielplatzbrauchen wir gar nicht. Aber einneues Gerät müsste doch möglichsein.“ Eine kleine Einfassungkönnte von den Müttern als Sitz-gelegenheit beim Plauschen ge-nutzt werden, regte sie an.
Eine kleine Attraktion für die Kinder im Ort sind die Shetland-Pony-Dame „Happy“ und der feurige Mini-Hengst „Wanja“. Beide haben schon längst ihr dickes Winterfell angelegt. „Die Nachbarskinder schauenöfter mal bei uns vorbei“, berichteten ihr Besitzer Christina und Wilfried Hille und ließen die Jüngstenwährend des Ortsrundganges aufsitzen. Fotos: Angela Hanschke
Stolz auf die DorfaueAuch von Freizeitheim und Feuerwehrhaus reden Einwohner gern
Stolz sind die Einwohner vonKlein Bademeusel auf vieles: aufdas außerhalb des Ortskerns ge-legene Evangelische Freizeit-heim Landhof Bademeusel, dasals „Haus des Waldes“ in dereinstigen Försterei eingerichtetwurde, ebenso auf ihre Dorfauemit alten Linden und Apfelbäu-men. Bei Tag und Nacht gehendort auch Rehe auf Futtersuche.
Von Angela Hanschke
Wir in Klein Bademeusel
Anzeige
Das Ortsporträtwird präsentiertvon
Anzeige
Mit Informationen rund um die ThemenGesundheit • Wellness • Fitness • Ernährung • Beauty
Das Gesundheitsjournal für die Lausitz
Titelthema:Schokolade auf der HautWellness zum Dahinschmelzenin Lübbenau
Weitere Themen der Dezemberausgabe:• So vermeiden Sie Weihnachtsstress• Sanfte Medizin – Falkenberger Arzt
verbindet Homöopathiemit Schulmedizin
• Wannewonnen im Spreewald
Werden Sie Viva Vita-Abonnent und sichernSie sich Ihr persönliches Exemplar:Mail: [email protected]: 01801222210**3,9 Cent/Min. a.d.dt. Festnetz ggf. abweichende Preise a.d. Mobilfunknetz
Lübbenaun
eitere Themen der Dezemberausgabe:W• So vermeiden Sie Weihnachtsstress• Sanfte Medizin – Falkenberger Arzt
verbindet Homöopathiemit Schulmedizin
•• Wannewonnen im Spreewald
ichern
bilfunknetz
V i v a V i t a i s t e i n e Pub l i k a t i o n de s Med i enhau s e s L AUS I T Z ER RUNDSCHAU
Viva Vita finden Sie ab dem 9. Dezember überall
dort in der Lausitz,wo es um Fitness,
Gesundheit,Wellness,
Ernährung
und Sport geht.