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Ausgabe Dezember 2014 Seite 1 / 13 Offizieller Auftakt der Nationalen Kohorte in Essen Bundesforschungsministerin Prof. Johanna Wanka, NRW- Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, Helmholtz-Präsident Prof. Otmar Wiestler, Vorstandsvorsitzender der Nationalen Kohorte e. V. Prof. Karl-Heinz Jöckel, und unser Dekan Prof. Jan Buer als Vertreter des Medizinischen Fakultätentages gaben gemeinsam den offiziellen Startschuss für Deutschlands größte Gesundheitsstudie, die Nationale Kohorte (NAKO). In der prospektiven, bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie zur Erforschung von Volkskrankheiten, ihrer Früherkennung und Prävention sollen 200.000 Probanden im Alter von 20 bis 69 Jahren untersucht werden. Die Untersuchungsmodule umfassen Herz- Kreislauf-System, Diabetes, kognitive und Lungenfunktion, Muskel-Skelett- System, Mundgesundheit, Sinnesorgane, körperliche Aktivität und Fitness, Anthropometrie sowie MRT-Untersuchungen. Darüber hinaus werden von allen Probanden je 100 Bioproben gesammelt. Die in einer Zeitspanne von über 20 Jahren erhobenen Daten sollen der Aufklärung von Ursachen chronischer Erkrankungen und ihrem Zusammenhang mit Lebensstil, Umwelt-, genetischen und soziodemographischen Faktoren, der Identifikation neuer Krankheitsrisikofaktoren, von Auswirkungen geographischer und sozioökonomischer Ungleichheiten auf den Gesundheitsstand und das Krankheitsrisiko, der Entwicklung von Risikovorhersagemodellen, der Entwicklung personalisierter Präventionsstrategien sowie der Evaluation von Markern zur Früherkennung von chronischen Krankheiten dienen. 210 Mio Euro stellen Bund, Länder und die Helmholtz-Gemeinschaft für dieses Mammut- Projekt bereit, 18 Studienzentren nehmen teil. Essen ist eines der fünf Studienzentren an dem Ganzkörper-MRT Untersuchungen durchgeführt werden. Hierzu wurde eigens das Studienzentrum für Bildgebende Verfahren errichtet, für das das Land 3 Mio Euro investiert hat.

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Ausgabe Dezember 2014 Seite 1 / 13

Offizieller Auftakt der Nationalen Kohorte in Essen

Bundesforschungsministerin Prof. Johanna Wanka, NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, Helmholtz-Präsident Prof. Otmar Wiestler, Vorstandsvorsitzender der Nationalen Kohorte e. V. Prof. Karl-Heinz Jöckel, und unser Dekan Prof. Jan Buer als Vertreter des Medizinischen Fakultätentages gaben gemeinsam den offiziellen Startschuss für Deutschlands größte Gesundheitsstudie, die Nationale Kohorte (NAKO). In der prospektiven, bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie zur Erforschung von Volkskrankheiten, ihrer Früherkennung und Prävention sollen 200.000 Probanden im Alter von 20 bis 69 Jahren untersucht werden. Die Untersuchungsmodule umfassen Herz-Kreislauf-System, Diabetes, kognitive und Lungenfunktion, Muskel-Skelett-System, Mundgesundheit, Sinnesorgane, körperliche Aktivität und Fitness, Anthropometrie sowie MRT-Untersuchungen. Darüber hinaus werden von allen Probanden je 100 Bioproben gesammelt. Die in einer Zeitspanne von über 20 Jahren erhobenen Daten sollen der Aufklärung von Ursachen chronischer Erkrankungen und ihrem Zusammenhang mit Lebensstil, Umwelt-, genetischen und soziodemographischen Faktoren, der Identifikation neuer Krankheitsrisikofaktoren, von Auswirkungen geographischer und sozioökonomischer Ungleichheiten auf den Gesundheitsstand und das Krankheitsrisiko, der Entwicklung von Risikovorhersagemodellen, der Entwicklung personalisierter Präventionsstrategien sowie der Evaluation von Markern zur Früherkennung von chronischen Krankheiten dienen. 210 Mio Euro stellen Bund, Länder und die Helmholtz-Gemeinschaft für dieses Mammut-Projekt bereit, 18 Studienzentren nehmen teil. Essen ist eines der fünf Studienzentren an dem Ganzkörper-MRT Untersuchungen durchgeführt werden. Hierzu wurde eigens das Studienzentrum für Bildgebende Verfahren errichtet, für das das Land 3 Mio Euro investiert hat.

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Forschungstag 2014 Auf eine mittlerweile 13-jährige Tradition kann der Forschungstag der Medizinischen Fakultät zurückblicken, auf dem Doktoranden des Universitätsklinikums ihre Promotionsprojekte in Posterpräsentationen ihren Kommilitonen, Wissenschaftlern und den Gutachtern vorstellen konnten, dieses Jahr mit einer Rekordbeteiligung von 170 angemeldeten Projekten. 14 von diesen konnten sich einen der mit 250 Euro ausgelobten Posterpreisen sichern: Nadine Romeikat (Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin), Lars Michel, Judith Hönes (beide Klinik für Hämatologie), Sotiria Bedreli (Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie), Florian Dittrich (Klinik für Orthopädie), Mareike Rasche (Klinik für Kinderheilkunde III) Philip Alexander Dißmann, Robert Petri (beide Klinik für Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde), Anna Lollies, Vanessa Verhelst (beide Institut für Zellbiologie), Debora Dankert (Institut für Anatomie), Katja Piras-Straub (Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie), Barbara Reinboth (Klinik für Kinderheikunde I) und

Julia Kirchhof (Institut für Medizinisch Psychologie und Verhaltensimmun-biologie). Herr Dißmann, Frau Hönes und Frau Dankert wurden von der Jury ausgewählt, ihr Pojekt dem Auditorium in einem Vortrag vorstellen zu dürfen und somit den mit 500 Euro dotierten

Vortragspreis gewinnen zu können. Diesen sicherte sich Frau Dankert (s. Foto bei der Preisübergabe durch den Prodekan für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Michael Forsting) für ihr von Frau Prof. Ruth Grümmer betreuten Projekt „Loss of H3K9 trimethylation after pre- and postovulatory aging in in vivo- and in vitro-grown oocytes“. Ein weiteres Highlight war wieder der wissenschaftliche Vortrag. Mit Prof. Christian Büchel, Direktor des Instituts für Systemische Neurowissenschaften des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf konnte erneut ein international renommierter Wissenschaftler gewonnen werden. Der Leibniz-Preisträger sprach im vollbesetzten Auditorium Maximum über die Auswirkung von Erwartung und Erfahrung in Bezug auf Schmerzerfahrung und -Therapie.

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MFZ-Forschungstag Nicht als Konkurrenzveranstaltung zum Forschungstag der Medizinischen Fakultät anzusehen war der Forschungstag des Medizinischen Forschungszentrums (MFZ). Auf dem letzten Treffen des Nutzerrates der im MFZ ansässigen Forschergruppen wurde einhellig beschlossen, ein Meeting abzuhalten, bei dem die Arbeitsgruppen ihre Arbeit vorstellen und vor allem auch über vorhandene experimentelle Expertise und apparative Ausstattung berichten können. Die Resonanz war so groß, dass bald klar wurde, dass aus

dem informellen, der Vernetzung der einzelnen AGs dienenden Treffen eine ganztägige Veranstaltung werden würde. Schließlich stellten 24 Arbeits-gruppenleiter in Kurz-vorträgen ihre Arbeit vor,

einzelnen Projekte wurden auf 56 Postern präsentiert. Insgesamt hatten sich 120 Teilnehmer angemeldet. Auch die im MFZ beheimateten Core-Facilities, das IMCES (Imaging Center Essen) inklusive der Zentralen Elektronenmikroskopie (s. Foto von Frau Prof. Winterhager) und das Zentrale Tierlaboratorium im MFZ stellten ihr beeindruckendes Leistungsspektrum dar. Insgesamt kann der erste MFZ-Forschungstag als voller Erfolg gewertet werden, wurde auf ihm doch die Vielfalt und die hohe Qualität der im MFZ betrieben Forschung eindrucksvoll belegt. Ganz besonderer Dank gebührt Frau Prof. Corinna Grasemann (Klinik für Kinderheilkunde II) und Herrn Prof. Daniel Engel (Institut für Experimentelle Immunologie und Bildgebung) für die exzellente Organisation der Veranstaltung.

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Synthetisch hergestellte Liposomen fangen bakterielle Exotoxine ab und hemmen Infektionen Bakterielle Infektionen stellen trotz fortschreitender medizinischer Forschungserkenntnisse weiterhin ein schwerwiegendes Problem vor allem bei immungeschwächten oder beatmeten Patienten dar. Durch immer wieder auftretende Resistenz verschiedener Bakterien gegenüber standardmäßig eingesetzten Antibiotika lassen sich Todesfälle auch heute nicht vermeiden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit alternativer Therapieansätze, die neben dem Einsatz von Antibiotika die effiziente Beseitigung der Bakterien bzw. die Neutralisation bakterieller Toxine ermöglichen. Porenbildende Exotoxine, die von bestimmten gram-positiven Bakterien, wie Staphylokokken und Streptokokken, sezerniert werden, inserieren in Zellmembranen infizierter Organismen und können zur vollständigen Zerstörung der Zellen und nachfolgenden massiven Entzündungsreaktionen führen. Die Selektivität der Toxine für eukaryotische Membranen wird durch die Lipidzusammensetzung der Zellmembranen gewährleistet. Angriffsmoleküle der Toxine sind z.B. das Sphingolipid Sphingomyelin oder Cholesterol. In internationaler Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen aus Bern, Liverpool und Cincinnati gelang es Dr. Katrin Anne Becker und Prof. Erich Gulbins mit Hilfe synthetisch hergestellter Liposomen die membranschädigenden Exotoxine abzufangen und unschädlich zu machen. Die Lipidzusammensetzung der Liposomen wurde nach den bevorzugten Insertionsstellen der Toxine in cholesterol- und sphingomyelinreiche Bereiche der Zellmembranen gewählt. In verschiedenen Maus-Infektionsmodellen konnten durch die Verabreichung der synthetischen Liposomen Toxine neutralisiert, die Infektion eliminiert und eine tödlich verlaufende Sepsis verhindert werden. Durch die ausschließliche Verwendung von Lipiden, die auch natürlicher Weise vorkommen, stellt der Einsatz von Liposomen keinerlei Risiko dar und ermöglicht, auch in Kombination mit Antibiotika, einen gänzlich neuen Therapieansatz bei septischen und lokalen Infektionen. Henry BD*, Neill DR*, Becker KA*, Gore S, Bricio-Moreno l, Ziobro R, [..] Steinmann J, […] Gulbins E*, Kadioglu A*, Draeger A*, Babiychuk EB*: Engineered liposomes sequester bacterial exotoxins and protect from severe invasive infections in mice. Nat Biotechnol [Epub ahead of print] (*gemeinsame Autorenschaft)

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NTKR1-Rezeptoren regulieren die Interaktion des Neuroblastoms mit dem umgebenden Stroma Tumor und Stroma können durch wechselseitige Interaktion bedeutenden Einfluss auf die Regulation der Tumorprogression nehmen. Beim Neuroblastom, dem häufigsten soliden extrakraniellen Malignom des Kindesalters, ist eine ausgeprägte Infiltration des Tumors durch Schwannzellen des umgebenden Stromas mit einem günstigen Krankheitsverlauf assoziiert. Charakteristisch für Neuroblastome niedriger Stadien ist neben einem erhöhten Schwannzellgehalt eine hohe Dichte des membranständigen Neurotrophinrezeptors NTRK1, der nach Bindung seines spezifischen Liganden Nerve Growth Factor (NGF) eine Differenzierung der malignen Zellen induzieren kann. In einem gemeinsamen Projekt konnten die Arbeitsgruppen um Prof. Johannes Schulte und PD Dr. Alexander Schramm aus der Klinik für Kinderheilkunde III nun einen grundlegenden molekularen Mechanismus des Phänomens der spontanen Differenzierung von Neuroblastomen aufklären. Im in vitro Modell gelang es mit Hilfe von stabil mit dem NTRK1-Rezeptor transfizierten humanen Neuroblastomzellen, das Molekül Neuregulin 1 (NRG1) als wesentlichen stimulierenden Faktor der Schwannzellproliferation und -migration zu identifizieren. Erstmals konnte zudem das von NTRK1-positiven Neuroblastomzellen sezernierte NRG1 als Auslöser einer NGF-Produktion durch Schwannzellen beschrieben werden. Tatsächlich führte durch Schwannzellen konditioniertes Medium zur Differenzierung von NTRK1-positiven Neuroblastomzellen. Im Mausmodell resultierte eine Kombination aus Schwannzellen und Neuroblastomzellen mit induzierter NTRK1-Expression in einer signifikanten Reduktion des Tumorwachstums. Es ist zu erhoffen, dass durch die Aufklärung dieses Interaktionsmechanismus langfristig neue Therapieansätze für ein innovatives differenzierendes Tumortargeting des Neuroblastoms möglich werden. Pajtler KW, Mahlow E, Odersky A, Lindner S, Stephan H, Bendix I, Eggert A, Schramm A, Schulte JH: Neuroblastoma in dialog with its stroma: NTRK1 is a regulator of cellular cross-talk with Schwann cells. Oncotarget [Epub ahead of print]

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DFG fördert Wissenstransfer aus der Luft-, Raumfahrttechnik in die orthopädische und unfallchirurgische Forschung Die orthopädisch-unfallchirurgische Arbeitsgruppe von PD Dr. Christian Wedemeyer und Dr. Max Daniel Kauther wird mit einer Fördersumme von 413.000 Euro durch die DFG gefördert. Das Projekt „Biokompatibilität und Einwachsverhalten einer innovativen Laser-nanostrukturierten Titanoberfläche - Anwendungstransfer aus der Luft- und Raumfahrttechnik“ wird in Kooperation mit der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) durchgeführt. Essentielle Bedeutung in der Implantologie stellt die Osteointegration in den umliegenden Knochen dar, denn die Oberflächenmorphologie der Implantate beeinflusst entscheidend das Adhäsionsverhalten am nativen Knochen. Die höchsten Haftfestigkeiten eines Klebers an Titanen werden in der Industrie bei Oberflächenmodifikation mit Nanostrukturen < 100nm erreicht. Darüber hinaus wird die Adhäsion durch die chemische Zusammensetzung der Oberfläche beeinflusst. Beide Effekte werden mit einem in der Luft- und Raumfahrtindustrie eingesetzten Laser-Nanostrukturierungsverfahren nutzbar gemacht. Die extrem feine und homogene Morphologie führt zu einer mechanischen Verklammerung des Klebstoffs, durch die deutlich vergrößerte Oberfläche und die chemische Aktivierung kann die Haftung noch gesteigert werden. Auf den nanostrukturierten Oberflächen befinden sich keine Chemikalien- bzw. Badmittelrückstände; im Gegenteil: die Laserbehandlung führt zu einem Reinigungseffekt mit verringerter Oberflächenkontamination, so dass insgesamt das technisch realisierbare nanostrukturierte Implantat in der Orthopädie und Unfallchirurgie das klinische Ziel einer hohen Primär- und Langzeitstabilität gewährleisten könnte. Neben einer prozesstechnischen Modellierung der Größe und Form der Nanostrukturen mit einem hohen Grad von Standardisierung ist das Laser-Nanostrukturierungsverfahren sowohl automatisiert, reproduzierbar und kostengünstig. Die geplanten in vitro Biokompatibiltätsversuche an humanen Osteoblasten, Makrophagen und Osteoklasten und in vivo Versuche am Kaninchensollen dazu dienen, die nanostrukturierte Oberflächenbiokompatibilität zu erforschen. Ziel ist es, eine verbesserte Primärstabilität durch den „Klebeeffekt“ der maximal vergrößerten Oberfläche als auch der Sekundärstabilität durch eine verbesserte Osteointegration der nanomodifizierten Oberfläche zu erzielen.

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Die Behandlung des malignen Melanoms im metastasierten Stadium macht weiter signifikante Fortschritte. An der Weiterentwicklung der medikamentösen Therapie des fortgeschrittenen Melanoms trägt die Essener Klinik für Dermatologie mit dem Team um Prof. Dirk Schadendorf seit Jahren erheblich bei. Der vorläufige Höhepunkt sind nun aktuell 3 Publikationen von klinischen Studien im renommierten New England Journal of Medicine innerhalb von 8 Wochen. Durch neue molekularbiologische Erkenntnisse über die Pathogenese des malignen Melanoms wie aktivierenden BRAF-Mutationen und konsekutivem Einsatz selektiver BRAF-Inhibitoren wurde ein erster Meilenstein in der Behandlung erreicht, der zur Zulassung dieser Medikamente geführt hat. Dies hat im Vergleich zu Chemotherapie-behandelten Melanompatienten eine deutliche Verlängerung des Progressions-freien Intervalls als auch des Gesamtüberlebens geführt. Die erste publizierte Studie berichtet nun, dass die Anwendung einer kombinierte Blockade des Signalweges mit Dabrafenib plus Trametinib bei 423 Melanompatienten der Monotherapie mit dem BRAF-Inhibitor Dabrafenib überlegen ist und die Zeit bis zum Tumorfortschreiten signifikant verlängert wird (Long et al.). In einer „Geschwisterstudie“ wurde die gleiche Kombination mit dem zweiten zugelassenen BRAF-Inhibitor Vemurafenib als Monotherapie in 704 Melanompatienten weltweit verglichen. Dabei zeigte sich zum ersten Mal, dass die kombinierte Blockade des Signalwegs zu einer erhöhten Überlebenswahrscheinlichkeit führt und das Risiko des Versterbens um mehr als 30% senkt. In BRAF-mutierten Melanompatienten im fernmetastasierten Stadium hat sich das mittlere Überleben von im Mittel 8 Monaten unter Chemotherapie durch den Einsatz von zielgerichteten Medikamentenkombinationen auf über 24 Monate verlängert (Robert et al.). Parallel zur zielgerichteten Therapie zeigt eine dritte große Studie, dass die Immuntherapie mit dem PD1-Antikörper Nivolumab beim fortgeschrittenen, nicht BRAF-mutierten Melanoms der Chemotherapie mit DTIC deutlich überlegen ist. Das Risiko zu Versterben wird im Vergleich zur Chemotherapie um mehr als 50% gesenkt und die Verträglichkeit ist sehr gut. Etwa 40% der

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behandelten Patienten zeigen ein deutliches Tumoransprechen, was im Schnitt fast 2 Jahre anhält. Bei allen 3 Therapieansätzen ist mit einer Medikamentenzulassung 2015 in Europa zu rechnen. Der Einsatz dieser neuen Medikamente werden die therapeutischen Aussichten und Überlebenschancen von Melanompatienten im fortgeschrittenen Tumorstadium weiter deutlich verbessern. Long GV, Stroyakovskiy D, Gogas H, Levchenko E, de Braud F, Larkin J, […] Schadendorf D, et al.: Combined BRAF and MEK Inhibition versus BRAF Inhibition Alone in Melanoma. NEJM [Epub ahead of print] Robert C, Karaszewska B, Schachter J, Rutkowski P, Mackiewicz A, Stroiakovski D, […] Schadendorf D: Improved Overall Survival in Melanoma with Combined Dabrafenib and Trametinib. NEJM [Epub ahead of print] Robert C, Long GV, Brady B, Dutriaux C, Maio M, Mortier L, […] Schadendorf D, et al.: Nivolumab in Previously Untreated Melanoma without BRAF Mutation. NEJM [Epub ahead of print]

Kurz notiert

Der von der DFG neu eingerichtet SFB 1116 „Master switches bei kardialer Ischämie“ will die Phase nach einem akuten Myokardinfarkt durch experimentelle, präklinische Untersuchungen an Klein- und Großtiermodellen sowie durch klinische Untersuchungen genauer erforschen. Ziel ist es, kardiale und systemische Effektormechanismen zu identifizieren, die für den weiteren Krankheitsverlauf bedeutend sind. Mit dabei ist mit dem mit 900.000 Euro geförderten Teilprojekt „Schutz des Herzens durch herzferne Konditionierung während und nach dem Infarkt“ auch das Institut für Pathophysiologie. Das Team um Prof. Gerd Heusch, konnte unter anderem in Vorarbeiten zeigen, dass durch bloßes Aufblasen und Ablassen einer Blutdruckmanschette an Arm oder Bein eine protektive Signalkaskade getriggert wird, die das Ausmaß der Herzschädigung verringert (s. Fobo 09/13). Sprecher des SFBs ist Prof. Jens Fischer (unser ehemaliger Pharmakologe) von der HHU Düsseldorf.

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Auch dieses Jahr wurden wieder Deutschland-Stipendien an Studenten vergeben, die sich durch besonders gute Leistungen auszeichnen konnten. Die Medizinische Fakultät kann heuer 29 Studierende mit den Stipendien, die zur Hälfte von einem nicht-staatlichen Geber und zur anderen Hälfte durch den Bund finanziert werden, unterstützen. Größter und treuester Geber ist auch dieses Jahr wieder die Stiftung Universitätsmedizin, die seit Anbeginn – damals noch als NRW-Stipendium – 14 Stipendien kofinanziert. Weitere Sponsoren sind die Kulturstiftung (10), die Ärztekammer Nordrhein (3) und die Cardiodevice-Stiftung (2). Zusätzlich werden 4 Medizinstudenten aufgrund sozialer Kriterien gefördert. Das ScienceCareerNet Ruhr bietet für das SoSe 2015 die neue Seminarreihe CoachingPLUS an, die sich an promovierte NachwuchswissenschaftlerInnen der drei UA Ruhr-Universitäten richtet. Dieses exklusive Seminarprogramm beschäftigt sich intensiv mit der akademischen Karriereentwicklung. Jede Veranstaltung mit maximal 6 Teilnehmenden beinhaltet einen Seminartag und ein individuelles Coaching am darauf folgenden Tag. Weitere Informationen und das Anmeldeformular finden Sie auf der Homepage von ScienceCareerNet Ruhr: http://www.scn-ruhr.de/coachingplus/ Und noch eine weitere Offerte an Nachwuchswissenschaftler: Mit Co-Finanzierung des Marie Curie-Programms der Europäischen Union bietet der DAAD ein neues Postdoktoranden-Förderangebot, „Postdoctoral Researchers International Mobility Experience“ (P.R.I.M.E) an, das anstatt Stipendien Stellen für hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler aller Nationalitäten und Fächer vorsieht. Die Förderung umfasst eine 12-monatige Auslandsphase und eine sechsmonatige Integrationsphase an einer deutschen Hochschule, an der die Geförderten über den gesamten Förderzeitraum als Postdoktoranden angestellt sind. Bewerbungsschluss ist der 1. Februar 2015. Weitere Informationen finden Sie in den Förderrichtlinien und unter https://www.daad.de/ deutschland/stipendium/datenbank/de/22962-postdoctoral-researchers-international-mobility-experience/

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Preise und Auszeichnungen Frau Dr. Corinna Grasemann hat auf der 9. gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED) und der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) in Leipzig das mit 10.000 Euro dotierte Klaus Kruse-Stipendium erhalten. Das Preisgeld soll es ihr ermöglichen, im Rahmen eines Forschungsaufenthalts bei Prof. Harald W. Jüppner am Massachusetts General Hospital, Boston, Techniken zur Untersuchung der Osteoklastenfunktion im Mausmodell unter den Bedingungen einer prä- und postpubertären Glukokortikoidtherapie zu erlernen." Dr. Benjamin Juntermanns von der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie erhielt auf der 181. Jahrestagung der Vereinigung Niederrheinisch-Westfälischer-Chirurgen den mit 750 Euro dotierten Preis für Experimentelle Forschung. Er untersuchte die Rollen der Zellzyklusenzyme Polo-Like Kinase 1-3 für die Tumorbiologie des cholangiozellulären Karzinoms. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Institut für Pathologie sowie der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie durchgeführt. In der aktuellen Ausgabe hat das Laborjournal die Fachrichtung Hormon- und Stoffwechselforschung unter die Lupe genommen. In der Publikationsanalyse der Jahre 2008 bis 2012 belegt Prof. Johannes Hebebrand (Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters des LVR-Klinikums) Platz 9, seine Kollegin Prof. Anke Hinney aus derselben Klinik Platz 21. Und auch Prof. Klaus Mann, bis 2011 Direktor unserer Klinik für Endokrinologie, ist in diesem Ranking vertreten – er belegt Platz 43. Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Mukosale Immunologie und Mikrobiom fand dieses Jahr unter der wissenschaftlichen Leitung von Frau Prof. Astrid Westendorf und Prof. Jan Buer (Institut für Medizinische Mikrobiologie) auf der Zeche Zollverein statt. Auf dieser Tagung wurde Frau Annika Frede aus der Arbeitsgruppe "Infektionsimmunologie" von Frau Prof. Westendorf mit einem der drei mit je 500 Euro dotierten Posterpreise für Ihr Projekt „Specific

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knockdown of inflammatory mediators by siRNA-functionalized calcium phosphate nanoparticles during intestinal inflammation“ ausgezeichnet. Ein zweiter dieser Preise ging an Katharina Flück, Tierärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Physiologie in der Arbeitsgruppe von Prof. Joachim Fandrey für ihre Präsentation „Hypoxia-inducible factor 1 in dendritic cells is crucial for the activation of protective regulatory T cells in murine colitis“. Die Jury der Deutschen Sepsis-Gesellschaft e.V. hat diese Jahr den Roger Bone-Preis an DP Dr. Simon Schäfer von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin vergeben. Der mit einer Dotation von 3.000 Euro versehene Preis wird jährlich für eine herausragende Publikation auf dem Gebiet der klinischen Sepsisforschung an junge Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum vergeben. Gewürdigt wurde PD Dr. Simon Schäfer für seine Publikation „Hydrocortisone Fails to Abolish NF-kB1 Protein Nuclear Translocation in Deletion Allele Carriers of the NFKB1 Promoter Polymorphism (-94ins/delATTG) and Is Associated with Increased 30-Day Mortality in Septic Shock” in PLoS One. Die Klinik für Dermatologie genießt auf dem Gebiet der Melanomforschung höchsten internationalen Ruf (s. o.). Weiter verstärkt wurde die Forschergruppe unlängst durch die Berufung von Herrn Prof. Alexander Roesch als Oberarzt der Klinik und Universitätsprof. für Dermatoonkologie. Die Fritz Acker-Stiftung hat ihn mit dem 5.000 Euro dotierten Förderpreis für den Fachbereich Onkologie für seine Arbeiten auf dem Gebiet „Malignes Melenom: Molekulare Charakterisierung und innovative Therapieansätze“ ausgezeichnet. Gleich zwei Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen wurden für ein Fellowship des Australian Research Centre in Complementary and Integrative Medicine (ARCCIM) ausgewählt, eines der weltweit führenden Institute zur Erforschung der Komplementärmedizin. Die Psychologen Dr. Holger Cramer und Dr. Romy Lauche vom Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin und der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Kliniken Essen-Mitte sind zwei von 12 Teilnehmern, die aus insgesamt über 60 Bewerbern ausgewählt wurden. Sie sind die einzigen deutschen Vertreter neben Teilnehmern aus Australien, Neuseeland, Kanada, den USA, Großbritannien, Schweden und China.

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Frau Dr. Martha Dlugaj, Diplom-Psychologin in der Klinik für Neurologie, konnte mit ihrer Arbeit „Sleep-Disordered Breathing, Sleep Quality, and Mild Cognitive Impairment in the General Population“ (publiziert im Journal of Alzheimer’s Disease) den mit 1.500 Euro dotierten Nachwuchspreis "Kreislauf und Schlaf" der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gewinnen. Der Preis wurde im Rahmen der Jahrestagung der DGSM in Köln verliehen. Weitere ausgewählte Publikationen Thor T, Künkele A, Pajtler KW, Wefers AK, Stephan H, Mestdagh P, […] Sadowski N, […] Schramm A, Schulte JH: MiR-34a deficiency accelerates medulloblastoma formation in vivo. Int J Cancer [Epub ahead of print] Grueneisen J, Schaarschmidt BM, Beiderwellen K, Schulze-Hagen A, Heubner M, Kinner S, Forsting M, Lauenstein T, Ruhlmann V, Umutlu L: Diagnostic Value of Diffusion-Weighted Imaging in Simultaneous 18F-FDG PET/MR Imaging for Whole-Body Staging of Women with Pelvic Malignancies. J Nucl Med 55(12): 1930 Verma N, Pink M, Petrat F, Rettenmeier AW, Schmitz-Spanke S: Proteomic Analysis of Human Bladder Epithelial Cells by 2D Blue Native SDS-PAGE Reveals TCDD-Induced Alterations of Calcium and Iron Homeostasis Possibly Mediated by Nitric Oxide. J Proteome Res [Epub ahead of print] Wood AR, Esko T, Yang J, Vedantam S, Pers TH, Gustafsson S, […] Erbel R, et al.: Nat Genet 46(11):1173

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Veranstaltungen in Dezember und Januar 15.12.2014, 14:Uhr c.t. WTZ/DKTK-Seminar Prof. Martin-Leo Hansmann (UK Frankfurt) „Next Generation Sequencing in AML: Findings on Mechanisms of Resistance and the Origins of the Disease” MFZ, Seminarraum 0.019 EG 16.12.2014, 12:00 Uhr c.t. Dienstagsseminar Prof. Ulrich Martin (MHH) „Clinical Application of induced pluripotent stem cells for cardiovascular diseases: wishful dream or forseeable reality?” Hörsaal der Verwaltung, Verwaltungsgebäude 2. OG 13.01.2014, 12:00 Uhr c.t. Dienstagsseminar Dr. Eva-Maria Krämer-Albers (Johannnes Gutenberg-Universität Mainz) „Care-packages in the brain: role of exosomes in neural cell communication and neuroprotection“ Hörsaal der Verwaltung, Verwaltungsgebäude 2. OG 03.02.2014, 12:00 Uhr c.t. Dienstagsseminar Prof. Cohen Tervaert (Maastricht University, Niederlande) „TBA“ Hörsaal der Verwaltung, Verwaltungsgebäude 2. OG