o, schaurig ist's übers moorn zu gehn
DESCRIPTION
Die Moorarchäologie hat in Nordwestdeutschland eine lange, weit über 200 Jahre zurückreichende Tradition und bildete seit dem 19. Jahrhundert einen Schwerpunkt in der Museumsarbeit. Nach einleitenden Artikeln zu Flora und Fauna, Moorkultivierung, Naturschutz, den Erhaltungsbedingungen in Feuchtböden, der Wirkung des Landschaftstyps auf den Menschen sowie der moorarchäologischen Forschungsgeschichte sind erstmals die Ergebnisse der Moorwegeforschung allgemein verständlich und reich bebildert dargestellt.TRANSCRIPT
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Hochmoor: Einmaliger Lebensraum und „nasses“ GeschichtsbuchLena Strauch und Carsten Ritzau
In den niedrig gelegenen oder schlecht entwässerten Bereichen der Geest entstanden
seit dem Ende der letzten Vereisungsperiode unter dem Einfluss des feuchten ozeani-
schen Klimas die Moore. Mit dieser Landschaft verbindet der Mensch seit eh und je
etwas Bedrohliches und Lebensfeindliches. Wenn man sich nicht dazu gezwungen sah,
ging man nicht ins Moor und man siedelte dort erst recht nicht, denn es war der Ort bö-
ser Geister. Auch deshalb wurden diese Urlandschaften jahrhundertelang entwässert,
abgetorft und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Von einst etwa 500 000 ha
Hochmoorfläche in Deutschland sind nur etwa 30 000 ha übrig geblieben.
Abb. 1: Rehdener Geestmoor bei Diepholz, Foto: J. Schwanke.
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Moorentstehung
Moore, die in feuchten Senken oder bei der Verlandung fließender oder stehender Ge-
wässer entstehen, heißen Niedermoore. Sie können sich dann bilden, wenn sich nähr-
stoffreiches Wasser sammelt. Sie entstehen jedoch oft auch aus verlandeten Seen und
Teichen. Niedermoore sind von einem hohen Grundwasserstand abhängig und werden
von Pflanzen aufgebaut, die in sauerstoffarmen oder -freien Böden wurzeln und durch
ihre hohlen Stängel Luft in den Wurzelkörper leiten. Abgestorbene Pflanzen sinken ins
Überstauungswasser und können dort, bedingt durch den Sauerstoffmangel, nur un-
vollständig durch Mikroorganismen, Pilze und Bakterien zersetzt werden. So reichert
sich nach und nach ein ständig wassergesättigter, mineralstoffreicher Torf an. Das nähr-
stoffreiche Wasser ermöglicht das Gedeihen einer artenreichen Vegetation. Oft finden
sich in Niedermooren Schilf, Rohrkolben, Binsen, Erlenbruchwälder und Weiden-Faul-
baumgebüsche.
Nicht selten bildet sich aus einem Niedermoor im Lauf der Zeit ein Hochmoor. Dieser
Moortyp, der jedoch auch unabhängig von einem Niedermoor entstehen kann, ist nicht
ans Grundwasser gebunden, sondern bezieht sein Wasser ausschließlich aus Nieder-
schlägen, was zur Folge hat, dass er sehr mineral- und nährstoffarm ist. Die Bezeich-
nung Hochmoor ist darauf zurückzuführen, dass die Mitte des Moores im Wachstum
stets den Rändern voraus ist, sodass das Hochmoor, im Gegensatz zu den Niedermoo-
ren, die in ihrer Mitte oft eingesenkt sind, eine uhrglasartige Wölbung erhält.
Hochmoore sind Regenwassermoore. Sie entstehen in Gebieten, in denen die Nieder-
schlagsmenge größer ist als der Wasserverlust durch Verdunstung und Abflüsse. Au-
ßerdem müssen sich die Niederschläge annähernd gleichmäßig über das gesamte Jahr
verteilen, damit das Gebiet nie austrocknet. Entsprechende Voraussetzungen finden
sich vor allem in Gebieten mit atlantisch geprägtem Klima.Abb. 2: Entstehung von Verlandungshochmooren (links): In einem Gewäs-ser siedeln sich Pflanzen an, sterben ab, ver-sinken, können wegen Sauerstoffmangels nur unvollkommen zersetzt werden, vertorfen und bilden so ein Nieder-moor. Hohe Nieder-schlagsmengen ermögli-chen die Ansiedlung von Torfmoosen. Wurzelechte Hochmoore (rechts) entstehen dagegen ohne vorherige Niedermoor-bildung, wo Wasser sich staut. In beiden Fällen wachsen die Torfmoos-polster danach in die Höhe und die Breite, Grafik: S. Schmidt aus Meyborg 1997.
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Die Moore bestehen zu 95 % aus Wasser und spielen deswegen eine wichtige Rolle
im Wasserhaushalt der Landschaft. Bereits Alexander von Humboldt (1769-1859) ver-
glich sie mit riesigen Schwämmen, die schnell große Wassermengen aufnehmen und
dann ganz allmählich wieder abgeben können. In niederschlagsreichen Jahren können
Moore tatsächlich mehr als einen Meter „aufschwimmen“. In der Folgezeit wird dieses
Wasser dann vor allem durch Verdunstung an die Atmosphäre langsam wieder abge-
geben. Dann sinkt das Moor wieder in sich zusammen. So sind Moore hochwirksame
Wasserspeicher, die die Gefahr von Überschwemmungen vermeiden helfen.
Moore halten zudem Inhaltsstoffe des Wassers, das sie durchströmt, zurück und erfüllen
eine weitere wichtige ökologische Funktion als natürliche Filteranlagen. Und schließlich
sind Moore wichtige Kohlenstoffspeicher. Beinahe die Hälfte des als Kohlendioxid in
der Atmosphäre vorhandenen Kohlenstoffs ist in Mooren gebunden.
Abb. 3: Ehemaliger Torf-stich, Foto: W. Kehmeier.
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Schwarztorf und Weißtorf
Betrachtet man das Profil eines
Hochmoores, dann fallen sofort
zwei unterschiedlich gefärbte und
strukturierte Torfschichten auf. In
der unteren Schicht ist der ältere,
stark zersetzte, dunkelbraun bis
schwarz gefärbte Schwarztorf zu
erkennen, im oberen Bereich die
jüngere, weniger stark zersetzte
und hellbraune Schicht aus Weiß-
torf. Die meist scharfe Grenze
wird als Schwarztorf-Weißtorf-
Kontakt (SWK) bezeichnet und ist
auf grundlegende Unterschiede
des Hochmoorwachstums und
der beteiligten Torfmoosarten zu-
rückzuführen. Die Weißtorfbildung
ist das Ergebnis einer mit Tem-
peraturrückgängen, höherer Luft-
feuchtigkeit und geringerer Sonneneinstrahlung sowie teilweise höheren Niederschlä-
gen einhergehenden Klimaverschlechterung, die sich je nach Region zwischen 1000 v.
Chr. und 100 n. Chr. abgespielt hat (Petzelberger et al. 1999).
Hochmoor: Lebensraum für Spezialisten
Ursprüngliche Hochmoore sind faszinierende Lebensräume. Hier leben zwischen Land
und Wasser hochspezialisierte Pflanzen und Tiere. Im ursprünglichen Zustand mit torf-
moosreichen Pflanzengesellschaften sind Hochmoore in Deutschland heute allerdings
nur noch selten und höchstens kleinflächig vorhanden. Insgesamt kann man bei den
heutigen Moorflächen deswegen eigentlich nur noch von „Degenerationsstadien“ spre-
chen: Pfeifengraswiesen und Moorbirkenwälder – Anzeiger trockener Verhältnisse –
prägen das Landschaftsbild der heutigen Moore (behre 2008). Es verwundert deshalb
nicht, dass viele der typischen Pflanzen- und Tierarten der Hochmoorstandorte in ihrem
Bestand in Deutschland stark zurückgegangen sind und auf der „Roten Liste der ge-
fährdeten Arten“ stehen.
Die Pflanzenarten der Hochmoorflora können zweifelsohne als Spezialisten bezeichnet
werden. Nur wenige Arten des Pflanzenreichs sind an die extreme Nährstoffarmut an-
gepasst – was eine geringe Anzahl von Pflanzenarten für das Hochmoor typisch macht
(eber 2001, 83). Die Torfe sind extrem nährstoffarm und sauer und bestehen überwie-
Abb. 4: Jahrtausende dauert es, bis ein Hoch-moor eine Mächtigkeit von mehreren Metern erreicht. Deutlich zeichnet sich die Grenze zwischen dem älteren Schwarztorf und dem jüngeren Weißtorf ab, Foto: W. Kehmeier.
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gend aus gering zersetzten Torfmoosen mit einer Beimischung von Wollgräsern und
Zwergsträuchern wie u. a. Glockenheide. Da Torfmoose die Fähigkeit zur Speicherung
großer Mengen Wasser besitzen, wirken sie wie ein Schwamm und ermöglichen so die
eigenständige Versorgung des Moores mit Regenwasser. Die Pflanzen im Hochmoor
werden daher nur vom Regenwasser mit Nährstoffen versorgt. Dies ist ein typisches
Merkmal der Hochmoore und unterscheidet sie von den Niedermooren, in denen die
Pflanzen über das Grundwasser mit Nährstoffen versorgt werden (eber 2001, 86).
Charakteristisch für Hochmoore ist die mosaikartige Verzahnung höherer und niedrige-
rer Bereiche, das Zusammenspiel von Bulten und Schlenken. Als Bulten bezeichnet man
die höher liegenden, trockeneren Stellen, die oft mit Gräsern, Binsen und Heidekraut
bewachsen sind. Schlenken sind meist sehr tiefe Wasserlöcher, die oft mit Torfmoo-
sen zugewuchert sind. Die Zusammensetzung
der Hochmoorvegetation wird maßgeblich von
der Wachstumsgeschwindigkeit der Torfmoose
(Sphagnum spp.) beeinflusst; nur Pflanzenar-
ten, die ihrem Wachstumstempo standhalten
können, vermögen sich im Moor dauerhaft zu
halten, alle anderen werden überwuchert.
Bei den Vertretern der Hochmoorpflanzen
lassen sich verschiedene Wuchsformen und
Anpassungstypen unterscheiden: Torfmoose,
Gräser/grasartige Sumpfpflanzen, Insektivore
(„fleischfressende“ Pflanzen) und Zwergsträu-
cher bzw. Gehölze (eber 2001, 83).
Abb. 5: Bei den Moor-resten handelt es sich fast ausschließlich um „Degenerationsstadien“ mit Beständen von Pfei-fengras und Moorbirken, Foto: foto-stuemper.de - Fotolia.
Abb. 6: Wiedervernäss-tes Hochmoor, Foto: W. Kehmeier.
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Die Konkurrenz schläft nicht …: Torfmoose, Sonnentau & Co.
Haupthochmoorbildner sind die Torfmoose (Gattung Sphagnum). Charakteristisch für
das Hochmoor ist, dass in ihm, bedingt durch den hohen Wasserstand und den Man-
gel an Sauerstoff, die Stoffproduktion größer ist als ihr Abbau – es entsteht also mehr
Biomasse, als wieder abgebaut wird. Das Pflanzenmaterial sammelt sich an und wird
nach und nach zu Torf. So kann ein Moor allmählich – wenn auch sehr langsam – immer
weiter wachsen und immer mächtiger werden. Obwohl das Längenwachstum der Torf-
moose bis zu 50 cm betragen kann, wächst die Torfschicht eines intakten Hochmoores
pro Jahr nur um rund einen Millimeter. Genauer gesagt: Die Torfmoose wachsen. Ihre
unteren Teile sterben ab und werden zu Torf. Oben wachsen die Pflanzen weiter. Dabei
werden die abgestorbenen Pflanzenreste durch die nachwachsende Biomasse zusam-
mengepresst. Von Regenwasser gespeiste Moore produzieren auf diese Weise jährlich
bis zu acht Tonnen (trockene) Pflanzenmasse pro Hektar.
Mit der besonderen Fähigkeit, das 30-fache ihres Gewichts an Wasser in Kapillarzel-
len (Hyalinzellen) speichern zu können, überdauern die Torfmoose als wechselfeuchte
Pflanzen auch längere Trockenperioden im Sommer sowie trockene Perioden im Winter
(eber 2001, 84). Da sie bei Austrocknung Luft in ihren Hyalinzellen einlagern, erscheinen
sie dann weißlich – aus diesem Grund werden sie auch als Bleichmoose bezeichnet
(Succow & JeSchke 1990, 71).
Um dem Regenwasser die wenigen Nährstoffe entnehmen zu können, entwickelten
die Torfmoose eine besondere Methode. Sie haben nämlich die Fähigkeit, positiv ge-
ladene Wasserstoff-Ionen (H+-Ionen), die an ihrer Oberfläche lagern, an die Umgebung
abzugeben, um im Gegenzug Mineralstoffe aufzunehmen. Bei diesem Vorgang werden
dem Wasser also H+-Ionen zugeführt, sodass der pH-Wert des Wassers sinkt, es also
zunehmend sauer wird. Dies macht das Überleben im Hochmoor für die meisten Pflan-
zenarten unmöglich.
Abb. 7: Torfmoose wachsen bis zu 50 cm im Jahr und sterben an ihrer Basis ab, Foto: Moor-museum Groß Hesepe.
Abb. 8: Spieß-Torfmoos (Sphagnum cuspidatum), Foto: B. Haynold.
Abb. 9: Zierliches Torf-moos (Sphagnum fimbri-atum), Foto: B. Haynold.
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Von weltweit 300 Torfmoos-Arten sind ca. 40 in Mitteleuropa heimisch; wobei nur sechs
von ihnen sehr häufig und in größeren Beständen auftreten.
Die Sphagnum-Arten stellen, insbesondere bezogen auf den Wasserhaushalt, unter-
schiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Einige wachsen nur in den sehr nassen
Schlenken, andere nur auf den Bulten. Die Schlenken werden z. B. von Sphagnum
cuspidatum, S. balticum und S. dunsenii bevorzugt. Auf den Bulten gedeihen S. ma-
gellanicum und S. rubellum. Schattigere Standorte in den Moorrandbereichen werden
von S. recurvum, S. palustre, S. fimbriatum und S. squarrosum besetzt. Die einzelnen
Arten lassen sich nur von spezialisierten Botanikern bestimmen, häufig nur mit Hilfe
eines Mikroskops.
Mit Ausnahme des Scheidigen Wollgrases (Eriophorum vaginatum) wachsen die Gräser
im Hochmoor schwerpunktmäßig in den Schlenken. Je nach Standort weisen die Ar-
ten einen unterschiedlichen Wuchs auf: So wächst das Scheidige Wollgras in Horsten.
Abb. 10: Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum), Foto: J. Schwanke.
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Das Schmalblättrige Wollgras
(Eriophorum angustifolium), die
Schlammsegge (Carex limosa),
das Braune (Rhynchospora fus-
ca) und das Weiße Schnabelried
(Rhynchospora alba), die Blumen-
binse (Scheuchzeria palustris)
sowie die Rasensimse (Tricho-
phorum cespitosum) treiben hin-
gegen Ausläufer (eber 2001, 84).
Wenn die Wollgräser im Mai das
Moor weiß färben, wird dies oft für
die Blüte der Wollgräser gehalten,
jedoch handelt es sich bei dem
weißen, wollartigen Schopf be-
reits um den Fruchtstand dieser
Gräser – die Blüte findet schon
viel früher im Jahr, ca. Ende Fe-
bruar, statt (Mücke 1989, 90). Die
besonderen Standortbedingun-
gen im Moor machen es für die
Gräser erforderlich, ihre Ausläu-
fer, anders als an Standorten mit
terrestrischem Substrat, vertikal
und nicht horizontal anzulegen.
Ähnlich den Torfmoosen stirbt der
untere Teil der Wurzel mit der Zeit
ab, und die Pflanze wächst nach
oben weiter. So können meter-
lange Wurzeln entstehen, die es
den Gräsern ermöglichen, dem
Wachstum der Torfmoose stand-
zuhalten (Mücke 1989, 94 ff.).
Das Pfeifengras (Molinia caerulea), das mittlerweile in fast jedem Hochmoor anzutreffen
ist, ist immer ein Zeichen dafür, dass es sich bei dem betreffenden Moor um eines han-
delt, das nicht mehr intakt ist. Das Pfeifengras bildet meterhohe Horste und ist gegen-
über Staunässe sowie auch länger andauernder Trockenheit sehr tolerant. Somit findet
es in degenerierten Mooren ideale Standorte, an denen es großflächige Dominanzbe-
stände ausbilden und die ursprüngliche Hochmoorvegetation leicht verdrängen kann
(Mücke 1989, 88). Neben diesem Gras kann auch eine Binse zur „Problemart“ in rena-
turierten Mooren werden: Die Flatter-Binse (Juncus effusus) stellt wie das Pfeifengras
sehr geringe Ansprüche an seinen Lebensraum, siedelt sich sehr schnell auf gestörten
Flächen an und ist ein Zeiger für übermäßigen Eintrag von Nährstoffen (Mücke 1989, 96).
Abb. 14: Rehdener Geestmoor bei Diepholz, Foto: J. Schwanke.
Abb. 13: Weißes Schna-belried (Rhynchospora alba), Foto: J. Johanning.
Abb. 12: Braunes Schnabelried (Rhynchospora fusca), Foto: J. Johanning.
Abb. 11: Schmalblättri-ges Wollgras (Eriopho-rum angustifolium), Foto: J. Johanning.
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In intakten Hochmooren sind Gehölze nur in den Randbereichen anzutreffen. Häufig
handelt es sich dabei um verkrüppelte Formen von Kiefern sowie um Moorbirke (Betula
pubescens), Faulbaum (Frangula alnus) und Gagelstrauch (Myrica gale) (Pott 1999). Auf
der Hochmoorfläche selbst kommen lediglich Zwergsträucher vor. Die Bulten werden
von Besenheide (Calluna vulgaris), Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Moosbeere
(Vaccinium oxycoccos) und Glockenheide (Erica tetralix) aus der Familie der Heidekraut-
gewächse sowie von der nah verwandten Krähenbeere (Empetrum nigrum) geprägt. Ne-
ben verholzten Sprossen und Sprossachsen weisen sie als spezielle Anpassung an das
Leben im Hochmoor derbe, mehrjährige Blätter mit einer dicken, wachsartigen Haut (Cu-
ticula) auf, die sie vor zu starker Verdunstung schützt. Da sie mehrjährig sind, kommen
sie mit dem geringen Stickstoff- und Phosphorangebot im Hochmoor gut zurecht. Alle
Zwergsträucher der Hochmoore besitzen zudem eine Mykorrhiza. Dies ist eine Form der
Symbiose, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem der Pflanze in Kontakt ist und so
eine bessere Versorgung mit Nährstoffen gewährleistet (eber 2001, 84).
Abb. 15: Gagelstrauch (Myrica gale), Foto: Moor- und Fehn-museum, Elisabethfehn.
Abb. 16: Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Foto: Moormuseum Groß Hesepe.
Abb. 17: Besenheide (Calluna vulgaris), Foto: E. Schmatzler.
Abb. 18: Glocken-Heide (Erica tetralix), Foto: E. Schmatzler.
Abb. 19: Moorlilie (Narthecium ossifragum), Foto: J. Johanning.
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In Gesellschaft der Glockenheide ist häufig die Moorlilie oder Beinbrech (Narthecium
ossifragum) zu finden. Wie viele Hochmoorpflanzen ist auch sie im Bestand gefährdet
und nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.
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In der Not frisst die Pflanze Fliegen …
Während die Insektivoren („fleischfressende“ Pflanzen) in der mitteleuropäischen Flora
nur mit sehr wenigen Arten vertreten sind, ist ihre relativ große Zahl in den Hochmooren
auffällig. Allein Sonnentau kommt in Niedersachsen mit vier Arten vor; in den Hoch-
mooren des Weser-Ems-Gebietes sind der Rundblättrige (Drosera rotundifolia) und der
Mittlere Sonnentau (D. intermedia) am häufigsten vertreten (garve 2007).
Die Sonnentaupflanzen sind in besonderem Maß an die nährstoffarmen Lebensbedin-
gungen im Moor angepasst, da sie die Fähigkeit besitzen, kleine Insekten wie Fliegen,
Ameisen oder auch Kleinlibellen zu fangen und sich somit zusätzliche Nährstoffe zu
erschließen. An den Blättern haben die Sonnentaupflanzen Tentakel mit kleinen Sekret-
tropfen, die die Insekten anlocken. Landen diese auf den Pflanzen, so kleben sie an den
Tropfen fest und werden dann rasch von den Blättern eingeschlossen. Bei größeren
Insekten können hierbei auch mehrere Blätter zusammenwirken. Die Sekrettropfen ent-
halten ein Enzym, mit dessen Hilfe die Insekten verdaut werden – übrig bleibt dann nur
ihr Chitinpanzer (erdMann 1991, 39).
Abb. 20: Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia), Foto: bunte-Welt - Fotolia.