nuds - nach uns die sintflut

24
Virtuelles Wasser: Wie viel verbrauchen wir wirklich? Ich konsumiere, also bin ich! Tipps und Tricks für einen bewussteren Konsum Macht Geld glücklich? Der Happy Planet Index Meins, Deins, Unsers: Die Share-Economy nuds nach uns die sintflut Die Lebensmittelretter Ein Leben im Konsumstreik, es gibt genug Essen für alle Ausgabe 1 htw Berlin / FB 5 August 2014

Upload: nuds

Post on 01-Apr-2016

237 views

Category:

Documents


4 download

DESCRIPTION

Ein Semesterprojekt an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) | Kommunikationsdesign | Konzeptioneller Entwurf: »Einführung in die Nachhaltigkeit« unter der Leitung von Stephan Bohle

TRANSCRIPT

Page 1: NUDS - Nach uns die Sintflut

Virtuelles Wasser: Wie viel verbrauchen wir wirklich?

Ich konsumiere, also bin ich!Tipps und Tricks für einenbewussteren Konsum

Macht Geld glücklich?

Der Happy Planet Index

Meins, Deins, Unsers: Die Share-Economy

nudsnach uns d ie s i n t f l u t

Die LebensmittelretterEin Leben im Konsumstreik,es gibt genug Essen für alle

Ausgabe 1 htw Berlin / FB 5

August 2014

Page 2: NUDS - Nach uns die Sintflut

Konzeptioneller Entwurf, Einführung Nachhaltigkeitbetreut durch Stephan Bohlehtw Berlin, Fachbereich 5 / KommunikationsdesignSommersemester 2014

Ricardo Andrés Camargo Barrera Anja GroßLaura KleinNicole KoehlerRebecca KopieckiMaria LanowskiAntonia LorenzNicole Nickel Franziska PanitzEva PykoBenjamin SchubertJanina Schwager

Newspaper Club 58-60 Osborne St Glasgow

Taisia Tikhnovetskaya Milosz WachulskiInés Rosemarie WeinmannOlivia Wellensiek

Gestaltung

Druck

Page 3: NUDS - Nach uns die Sintflut

NUDS ist der Titel unseres Semesterprojektes an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) im Studiengang Kommunikationsdesign Modul Konzep-tioneller Entwurf. Dazu eine kleine Geschichte vorab, die mir persönlich widerfahren ist. Nachdem ich mit einem befreundeten Vater über die Grenzen der Tragfähigkeit der Erde gesprochen hatte und das wir mit unserer Lebensweise einige dieser Grenzen bereits überschritten haben (Klimawandel, Verlust an Biodiversität, etc.) machte ich nochmals deutlich, dass wir damit unseren Kindern ein ganz schönes Schlamassel hinterlassen werden. Der Vater kommentierte achselzuckend: „Das ist nicht mehr mein Problem, das müssen dann halt meine Kinder ausbaden.“ Anders ausgedrückt: „Nach uns die Sint£ut.“.Auch die Wissenschaft, im besonderen die Wirtschaftswissenschaft, diskutiert, ob die jetzigen Gesellschaften sich auf ihre Entwicklung konzentrieren sollten und es zukünftigen Generationen zuzumuten ist, die Folgen des Klimawandel auszubaden.1 Da schließt sich dann gleich die nächste Frage an, was eigentlich Entwicklung bedeutet? Auch das wird kontrovers diskutiert. Denn der „Wohlstandsmesser“ der Industriestaaten, das BIP, steht mächtig in der Kritik.2Wohlstand wird dabei auf den materiellen Güterwohlstand einer Gesellschaft und eines jeden Einzelnen reduziert. Richtig ist, dass unsere Grundbedürfnisse Wohnen, Ernährung, Bildung und Mobilität befriedigt sein müssen. Die immer weitere Anhäufung von Gütern führt aber nicht zu mehr Wohlstand und Lebensszufriedenheit der Menschen, wie zahlreiche Studien belegen. Ich bin mit meinen Studenten der Frage nachgegangen, was Wohlstand und Lebenszu-friedenheit für jeden individuell bedeutet und welche möglichen Formen eines weniger materiell §xierten Lebens bestehen. Zugegebenermaßen eine alte Diskussion, aber wenn “NUDS” nicht als zynische Antwort auf die Herausforderungen des 21.Jahrhunderts akzeptiert werden soll, so muß jeder Einzelne seine Verantwortung annehmen (neben der Verantwortung, die endlich Politik und Wirtschaft auch wahrnehmen muß), um jetzigen und zukünftigen Generationen ein gutes Leben auf dem Planten zu ermöglichen. Wir haben auch die besondere Verantwortung des Kommunikationsdesigns diskutiert, das bisher eher den Lebensstil der Güteranhäufung mit besten Ideen und Kreativität unterstützt hat. Es wird höchste Zeit, diese Kreativität für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts einzusetzen und eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Wir haben auf Basis von eigenen Recherchen, Erfahrungen und Erkennt-nissen versucht, die Texte des “Simpler Way“ von Samuel Alexander und Simon Ussher vom Simplicity Institute, Colorado in eine attraktive Visualität zu trans-formieren, um Alternativen eines weniger auf Güteranhäufung §xiertem Leben aufzuzeigen. Wir haben dafür als Kommunikationsträger das “Zeitungsformat” gewählt. Zeitungen vermitteln und re£ektieren Information. Sie sind alltäglicher Gebrauchsgegenstand. Die Beschäftigung mit Lebensweisen, die einen klei-neren ökologischen Fußabdruck brauchen und trotzdem zufrieden und glücklich machen, sollten auch zu einer täglichen Handlung gemacht werden. NUDS zeigt Beispiele, Optionen und Gedankenexperimente, die Geschmack machen sollen auf einen nachhaltigeren Lebensstil. Aus meiner Sicht eine fantas-tische Aufgabe für Kommunikationsdesigner/innen. Ob das uns gelungen ist, können Sie am vorliegenden Exemplar selbst beurteilen.

- Stephan Bohle -

1 Mike Hulme 2014 Streitfall Klimawandel, München: oekom verlag, S. 153ff.)

2 Ebenda, S.249

Inhaltnuds

Klamotten + Zeug + Gemeinschaft Maria Lanowski, Eva Pyko, Laura Klein

Achtsamkeit + Zeit & Arbeit + WohnenBenjamin Schubert, Olivia Wellensiek, Janina Schwager

Upcycling + Reducing Waste +Politik + VermischtesRicardo Camargo Barrera, Inés Weinmann, Taisia Tikhnovetskaya, Nicole Köhler,

Ernährung + Transport+ AktivismusRebecca Kopiecki , Anja Groß, Franziska Panitz

Wasser + Geld + Freizeit & UnterhaltungNicole Nickel, Milosz Wachulski, Antonia Lorenz

4 - 7

8-11

12-15

16-19

20-23

Page 4: NUDS - Nach uns die Sintflut

K L A M O T T E N + Z E U G + G E M E I N S C H A F T

Der böse Kleiderschrank

Zu meinem Kleiderschrank habe ich ein ganz besonderes Verhältnis: Er ist immer voll und trotzdem �nde ich nichts zum Anziehen. Es wieder Sommer und meine Shirts aus dem letzten Jahr hängen mir zum Hals raus. Ich gehe also los und kaufe mir wieder einmal etwas Neues. Natürlich weiß ich, dass H&M und co nicht die Lösung sind und auch ich besitze so einige Second Hand Teile vom Flohmarkt aber achte ich aktiv darauf?

In Deutschland werden 800.000t Textilien jedes Jahr importiert, neun von zehn Kleidungsstücken kom-men aus Billiglohnländern. Ich habe mich gefragt, wie es eigentlich

in meinen eigenen Kleiderschrank aussieht und einen knallharten Kassensturz gemacht. Alle Sachen einsortiert und durchgezählt besitze ich (ohne Unterwäsche) 115 Kleidungsstücke.

Ich, allein! Über 80% davon habe ich bereits länger als ein Jahr und davon sind etliche Teile noch Ju-gendsünden aus längst vergangen-er Zeit, von denen ich mich einfach nicht trennen kann. Damit bin ich anscheinend noch nicht ganz von der deutschen Kaufwut befallen, denn im Durchschnitt kauft der Deutsche 70 neue Kleidungsstücke im Jahr. Trotzdem zähle ich weiter. Über ein Drittel meiner guten

Stücke habe ich leider bei H&M gekauft, nur 13% kommen aus Sec-ond Hand Stores, vom Flohmarkt oder sind abgelegte Sachen von Freundinnen. Doch wie kann man bewusster Einkaufen und trotzdem

Stil und persönlichen Ausdruck im Kleidungsstil nicht vernachläs-sigen?

Ich habe mir vorgenommen, bei meinem nächsten Kaufanfall zuerst die vielen Berliner Second Hand Läden abzuklappern, in denen man das ein oder andere Kleinod �nden

kann. Außerdem sollte ich mich vor jedem Kauf fragen, ob das Kleidungsstück meines Begehrens auch wirklich zu meinen Sachen passt. So kann man Käufe á la „ich brauch da noch was zu der Hose, die ich mir neulich gekauft hab“ zu vermeiden. Ich habe mir zudem vorgenommen, die Dinge auf ihre Gemütlichkeit zu prüfen. Denn wenn das T-Shirt oder die Shorts dann ein halbes Jahr rumliegen, weil etwas hier oder dort zwickt, brauche ich es eigentlich nicht. Auch Tauschplattformen, wie Klei-derkreisel sind eine gute Lösung, um Neukäufen aus dem Weg zu gehen.

Eigentlich ist es so einfach, wir müssen uns nur bewusst machen, dass jedes Kleidungsstück Energie-, Wasser- und andere Produktion-skosten verursacht. Dass eine Jeans aus China 6,93€ im Einkauf kostet und ein Mensch dafür gearbeitet hat.

Über ein eher zwiespältiges Verhältnis von Maria Lanowski

4

SHOWME

YOURS

» 115 Kleidungsstücke. Ich, allein! «

I’LL SHOW YOU MINE

Fotogra en: Maria Lanowski

Page 5: NUDS - Nach uns die Sintflut

K L A M O T T E N + Z E U G + G E M E I N S C H A F T

»ein Lob auf Patchworkfamil-ien, (Wohn)gemeinschaften und Mitmenschen, die Kinder einfach hüten und ins Herz schließen. «

» Patchworkfamilien sind nicht nur ein Konstrukt, dass in unserer Zeit immer häu�ger en-tsteht, sondern sie können Kindern sehr viel bringen. Viele Menschen bringen viele Eindrücke und Erfahrungen mit sich. «

» Meine Mama hat mich mit 21 be-kommen, demnach war sie abends auch manchmal aus und es war für mich total normal, dass Freunde auf mich aufgepasst haben. «

»Wir sind nach Bad Belzig gezogen. Ultracool, wenn man in Berlin groß geworden ist.«

»Die letzte prägende Station, an die mich meine Mama geschleppt hat, war das ZEGG.Eine Gemeinschaft bestehend aus ca. 100 Leuten. «» Kurz nachdem ich meine erste Skepsis dann doch abgelegt hatte,

war ich verzückt davon, was ich alles lernen kann von den Menschen. Ich steh sehr darauf,

wenn mir Leute aus ihrem Leben erzählen. «

»So habe ich im ZEGG die cool-ste Handwerkerin kennengelernt und lauter andere lustige, bunte, liebenswerte Menschen. «

» In dieser Gemeinschaft wohnt auch noch ein weiterer Teil meiner Familie. Ich habe noch einen Bruder bekommen (der kleinste süßeste), als ich 17 war. Sein Papa wohnt auch dort, genau wie zwei seiner vier Kinder. Meine kleinere Schwester und mein mittlerer Bruder. Auch die Mama von den Beiden wohnt dort. «

BENUTZEN STATT

BESITZEN

Best Practicevon Laura Klein

1998 wurden Ökodörfer erstmals o®ziell unter den Top 100 Best Practices der Vereinten Nationen als exzellente Modelle nachhaltigen Lebens genannt.

Ökodörfer

Ein Selbstversuch von Laura Klein

Ich bin zweimal innerhalb eines halben Jahres umgezogen. Weil ich wusste, dass ich nicht alleine woh-nen mag sondern in einer WG, war es Quatsch, mir einen Staubsauger, einen Föhn, einen Kühlschrank, einen Herd etc. zu kaufen, für die Zeit in der ich alleine wohnte.

Ich fragte also rum, meistens persönlich “Hey hast du ‘n Föhn, den du nicht mehr brauchst?” oder auf facebook “Hat jemand ‘n Kühlschrank übrig?” viele Leute fragten aber auch, ob ich irgendet-was bräuchte. So hatte ich, während ich drei Monate alleine wohnte, alles was ich brauchte, ohne Geld auszugeben. Ziemlich geil, denn genau das hatte ich nicht. Nach den drei Monaten verteilte ich die Sachen dann an denjenigen der es brauchte. Closed-loop quasi.

Für mich ist es selbstverständ-lich, sich eine Bohrmaschine bei den Nachbarn zu borgen, so wie man nach einer Tasse Mehl fragt oder einem Ei, wenn man beim Backen merkt, was man vergessen hat einzukaufen. Für viele ist es aber wichtig sagen zu können “ich besitze eine Bohrmaschine”. Das ist wie mit der fetten Karre in der Einfahrt und dem Ralph Lauren Poloshirt. Statussymbole.

Aber ist das nicht altbacken? Ich persönlich freue mich immer wenn ich mal wieder was nicht hab. So kann ich sonntags bei meinen Nachbarn klingeln, sie verpennt und im Sonntags-wohlfühl-out�t antreµen, mit ihnen tratschen und mein soziales Netz spannen, ganz abseits von facebook.

Natürlich gebe ich auch gerne, nicht nur materielle Dinge son-dern auch Fähigkeiten. Es ist ja un-möglich für jede Sache jemanden zu bezahlen geschweige denn alles selbst zu erlernen. Bei facebook wurde oft gefragt “weiß jemand wie dies oder jenes geht?”.

Mir fällt dazu dieses Klischee von den traurigen reichen Leuten ein, die zwar alles Geld der Welt haben aber unglücklich sind. Also weniger Sachen besitzen und mehr teilen schaµt mehr Gemeinschaft. Man muss ja nicht die Nagels-chere teilen, aber Sachen wie den Drucker, den Rasenmäher, den Entsafter, Klappstühle, das Zelt, die Farbwalze, die Bohrmaschine, Werkzeugkoµer, Auto uvm. kann man einfach mal borgen. Das spart Geld, man tut was für das eigene Karma und für das soziale Net-zwerk, jenseits von Freunde sein bei facebook.

Hast was gut bei mir

FREUDE TEILT MAN DOCH AUCH.

» Ich wünsche mir das für meine Kinder und alle anderen Kinder

einfach auch. «

5

Das Zegg ist eine Lebensge-meinschaft in Bad Belzig (80 km südwestlich von Berlin). Es ist ein Modellprojekt für eine ökologisch und sozial nachhaltige Lebens-weise. Das Gründungskonzept beruht auf den Ideen von Dieter Duhm. Dabei geht es um persön-liche Entwicklung, Aufbau einer kooperativen und ökologischen Lebensweise sowie um politisches Engagement. Das ZEGG besteht seit 1991 auf dem ca. 16 ha großen Gelände. Heute leben ca. 110 Menschen, darunter 15 Kinder und Jugendliche im ZEGG. Es gibt Wohnhäuser, ein Gästehaus mit

Restaurant, Veranstaltungs- und Seminarräume, Werkstätten, ein Atelier und mehrere kleine Lehm-bauten. Die ökologischen Mod-ellprojekte auf dem Gelände sind die moderne, fast CO2-neutrale Energieversorgung, der Wasserkrei-slauf mit ökologischer P·anzen-kläranlage sowie der große Bio-Garten, in dem Obst und Gemüse angebaut werden. Grundlage der Finanzierung sind Angebote der ZEGG GmbH, für die die Mitglied-er der Lebensgemeinschaft „ehre-namtlich“ tätig sind. Das ZEGG ist ein erfolgreicher Veranstalter inner-halb der New Age-Bewegung.

6,93€kostet eine Jeansaus Chinaim Einkauf.

Zentrum für Experimentelle Gesellschaftsgestaltungvon Laura Klein

Das ZEGG

über das Großwerden in Gemeinschaften von Laura Klein

Mara

Foto: Mara

Page 6: NUDS - Nach uns die Sintflut

K L A M O T T E N + Z E U G + G E M E I N S C H A F T 6

...und der Rest der Welt kann auch noch mitmachen.

Bei www.thesharehood.org kann man seinen Wohnort angeben, sich ein Pro�l erstellen und man gibt an ob man etwas leihen, verleihen oder ganz weggeben möchte und los geht’s.

Erstaunlicherweise habe ich schon 76 Nachbarn im Umkreis von 16 Kilometern die 24 Dinge teilen. Es werden Dinge angebo-ten wie Gesangsunterricht, nach Sachen wird gefragt wie hütet jemand meine Katze, und ich ver-leihe mein Auto!

Teilen wie Robin Hood. Ich hätte es nie gedacht.

THE THINGS YOU OWN,

10.000Dinge besitztein Durchschnitts-europäer.

Ich hab da was gehört. Nämlich, dass der Durchschnittseuropäer in etwa 10 000 Dinge besitzt. 10 000… diese Zahl muss man erst einmal verdauen. Aber kann das wirklich sein?

Ich sitze an meinem Schreibtisch inmitten meines Zimmers. Wenn ich meinen Blick jetzt so umher schweifen lasse, zähle ich da schon einmal zehn große Möbelstücke, acht Dekokisten, einen großen und einen kleinen Wäscheständer und Lampen. Kaum zu glauben, aber insgesamt stehen fünf Lampen in einem Zimmer. Dazu kom-men jetzt noch die ca. 180 CDs und ungefähr 150 Bücher, alleine in dem einen Regal, rechts von meinem Schreibtisch. Was ich jetzt nicht dazu zähle sind die Hunderte von Postkarten, die in Schubladen darauf warten endlich verschickt zu werden oder die Menge an Ketten und Ohrringen, die ich schon seit Jahren nicht mehr getragen habe. Ebenso lasse ich die Habseligkeiten unter meinem Bett außer Acht, oder die in sämtlichen Kisten. Und ganz von den Dingen in meinem Bastelkorb zu schweigen. Ich bin jetzt 27 Jahre und muss feststellen,

Der harte Weg zum bewussteren Konsumierenvon Eva Pyko

10000 Dinge, die sich an mich binden

dass ich die 10 000 Dinge, wirklich zusammen bekomme. Aber brau-che ich das denn alles?

Erzogen wurde ich so nicht. Da gab es wenig von allem und es wurde viel geteilt. Aber jetzt, wo ich seit mehr oder weniger fünf Jahren alleine wohne habe ich auch von allem eins. Eine Waschmaschine, einen Herd, überhaupt besitze ich eine komplette Küche, die so wohl auch locker für eine dreier WG funktionieren würde.

Wenn ich jetzt ehrlich bin, konsumiere ich aber eigentlich nicht wirklich viel. Ich habe den Eindruck, alles sammelt sich so über die Jahre an und ich nutze vieles nicht mehr. Ich gebe es oµen zu! Manches hab ich tatsächlich nur gekauft, weil ich entweder im Kaufrausch war, oder weil ich auf ein sogenanntes „Schnäppchen“ rein viel. Wenn ich jetzt nicht in weiteren fünf Jahren ein totaler Messie sein möchte, muss sich wohl etwas ändern. Aber wie kann das funktionieren?

70neue Kleidungs-stücke kauftein Deutscherpro Jahr.

40.412 Nachbarn teilen 51.146 Dinge...

von Laura Klein

The Sharehood

FK

Q

TU

X

M S

Z

ot

sg

kx

npH

P

Lq

h

t M S

K

k

c

T

n

qD

A

ODERKONSUMIERT WERDEN

BEWUSST KONSUMIEREN

Page 7: NUDS - Nach uns die Sintflut

K L A M O T T E N + Z E U G + G E M E I N S C H A F T

END UP OWNING

YOU.

7

Miste alles über·üssige aus und gib die Sachen an wohltätige Organi-

sationen, vieles davon ist sicherlich noch zu gebrauchen

+Kaufe nur Dinge,

die zur Qualität deines Lebens beitragen

+Vorsicht vor versteckten Kosten,

und Dingen die du ggf zusätzlich zu deinem Neukauf anschaµen

musst um es zu optimieren+

Kaufe nichts im Rausch, meistens brauchst du die Sachen nicht und

sie machen dich nur kurz glücklich+

Kaufe Second Hand, es ist günstig und man kann immer das ein oder

andere Kleinod �nden.+

Schaue zu, dass deine neuen Dinge, auch zu deinen alten Sachen

passen+

Kaufe fair produzierte Sachen – wenn dir etwas viel zu günstig erscheint, lass die Finger davon

+Gib lieber etwas mehr aus für ein qualitativ hochwertiges Produkt,

von dem du dann länger etwas hast+

Wenn du dich von Sachen nicht so-fort trennen kannst, verstaue sie in einem blickdichten Sack. Wenn du dich nach 3-4 Monaten nicht mehr daran erinnerst, was alles in dem Sack ist, schmeiß in einfach weg.

+Miste alles über·üssige aus und gib

die Sachen an wohltätige Organi-sationen, vieles davon ist sicherlich

noch zu gebrauchen+

Vorsicht vor versteckten Kosten, und Dingen die du ggf zusätzlich zu deinem Neukauf anschaµen

musst um es zu optimieren+

Kaufe nichts im Rausch, meistens brauchst du die Sachen nicht und

sie machen dich nur kurz glücklich+

Schaue zu, dass deine neuen Dinge, auch zu deinen alten Sachen

passen+

Kaufe fair produzierte Sachen – wenn dir etwas viel zu günstig erscheint, lass die Finger davon

+Gib lieber etwas mehr aus für ein qualitativ hochwertiges Produkt,

von dem du dann länger etwas hast+

Zieh schlichte und praktische Sachen an! Damit kannst du ein

Statement gegen die Konsumkultur setzen.

+Kaufe nur Dinge, die zur Qualität

deines Lebens beitragen+

Dabei musst du nicht deinen Stil aufgeben. Wenige Dinge, die du dafür p·egst machen auch glück-lich. Stell dir die Unsummen vor, die jedes Jahr in neue Mode inves-tiert werden. All das Geld könnte

auch für humanitäre Zwecke einge-setzt werden.

+Wenn du sehr ehrgeizig bist,

kannst du auch lernen, Kleidung selbst zu nähen, um nicht Neues

von der Stange kaufen zu müssen. +

Modediscounter sind zwar günstig, doch häu�g ist der ausbeuterische

Umgang mit Arbeitskräften der Grund dafür. Informiere dich, über die Ketten bei denen du einkaufst.

+Teile Anschaµungen wie etwa einen Rasenmäher mit deinen

Nachbarn. Nicht jeder muss jeden Gegenstand selbst besitzen.

+Neben Dingen und Nutzgegen-ständen, kannst du auch deine

Fähigkeiten mit anderen Teilen.+

800.000tTextilien werden im Jahr importiert.

Tipps für den nachhaltigen Umgang mit Dingenfrei übersetzt nach www.simplerway.org

Ich konsumiere, also bin ich

Was ist dir wirklich wichtig?

Ich habe Familie und Freunde befragt, auf welche Konsumgüter sie auf keinen Fall verzichten wollen.

Mein Fazit: Gerade die ungesunden Dinge für Mensch und Natur sind es, worauf viele nicht verzichten möchten. Hier die Ergebnisse in der Häu�gkeit

ihrer Nennung:

1 Internetfähige Geräte (Laptop, Smartphone)

2. Kaµee3. Elektrogeräte

(z.B. Mp3-Player) 4. Bücher

5. Tabakk bzw. Zigaretten6. Klamotten

7. Süßigkeiten (Kaugummi)8. Kosmetika (z.B. Hautcreme)

9. Alkohol

Eine nicht repräsentative Umfragevon Eva Pyko

Foto: Eva Pyko

Page 8: NUDS - Nach uns die Sintflut

ANTIARCTIC EDT.

8

Page 9: NUDS - Nach uns die Sintflut

9

Page 10: NUDS - Nach uns die Sintflut

arbeit

Verrat mir deinen JOb und ich sag dir wie viel du Wert bist.

Deine Zeit.Deine Zeit.Deine Zeit.

ZEIT UND ARBEIT

Sich seine Einstellung gegenüber Arbeit und Arbeitsstunden zu überdenken ist ein zentraler Bestandteil von “NUDS”. Die meisten Dinge die wir konsumieren müssen erworben werden, und das heißt, je mehr wir konsumieren, desto mehr Arbeitszeit müssen wir aufbringen um unseren Lebensstil zu bezahlen.

REDUZIERUNG DER

ARBEITSSTUNDEN?!

Die Situation jedes Menschen ist verschie-den. Das reduzieren von Arbeitsstunden ist manchmal nicht möglich. Wenn du mit deinem zu zahlenden Haus-halt Wege �ndest, signi�kante Einsparun-gen bezüglich der gesamten Reichweite des Konsums zu machen, wirst du viel-leicht heraus�nden, dass du gar nicht so viele Stunden am Tag, in der Woche, im Monat Lohnarbeit nachgehen musst. Diese Erkenntnis wird dir mehr Zeit schenken, die du anders, mit privaten Leidenscha�en und der Auseinander-setzung mit deiner Community über und für bedeutsame und erfüllende Dinge, nutzen kannst.

Diese Vorgehensweise wird vielleicht deinen materiellen Reichtum schmä-lern, jedoch ist es sehr wahrschein-

lich, dass du deine Lebensqualität stei-gern wirst.

ABER WIE?!

Wenn du meinst, dass es möglich wäre dir einen simpleren Lebensstil zu leis-ten, indem du weniger konsumierst und demnach weniger arbeitest, ist die Frage demnach wie du diese Erkenntnis umsetzt und sie Realität werden lässt.Es gibt zwei Hauptwege um die Arbeits-zeit zu verkürzen. Die eine Möglichkeit ist, einen neuen Job zu �nden der eine Teilzeitstelle anbietet.Die zweite Option ist, deine_n jetzige_n Arbeitgeber_in zu fragen, ob du weniger Stunden bei proportional sinkendem Lohn lohnarbeiten kannst. Dein_e Arbeitge-ber_in ist vielleicht o�ener dafür als du denkst. Im Prinzip ist das Resultat daraus reduzierte Kosten.Nebenbei wird deine eigene Leistungsfä-higkeit gesteigert, da du durch weniger Stunden Arbeit ein geringeres Riskiko an Überlastung erfährst und du deshalb kon-zentrierter, kreativer und produktiver sein kannst. Andere Dinge die dir wichtig sind können in der Freizeit erledigt werden, es gibt Zeit über Dinge nachzudenken und du bringst mehr Energie mit.

GEHALTSERHÖOEHUNG?!

Wahrscheinlich wird es in deinem Ar-beitsleben eine Zeit geben, in der du eine

Gehaltserhöhung bekommst. Eine Option, wie oben bereits erwähnt, ist diese Erhö-hung zu sparen. Es gibt allerdings noch eine andere Idee. Anstatt das extra Geld zu akzeptieren und höchstwahrscheinlich mehr auszugeben, kannst du danach fragen den selben Lohn wie vorher zu erhalten, dafür aber weniger Stunden zu Arbeiten. Zum Beispiel kannst du einen freien Nachmittag in der Woche aushan-deln und auch hier ist es möglich, dass dein_e Arbeitsgeber_in gerne auf diesen Deal eingeht.

NACHHALTIG AUF DER ARBEIT?!

Schau dich um auf deiner Arbeit und überlege, ob es bei euch nachhaltig zu-geht. Hohe Müllproduktion? Rechner die über Nacht nicht ausgeschaltet werden? Licht das dauerbrennt? Kühlschränke aus dem letzten Jahrhundert? Fahrstuhlnut-zung aus Faulheit? Papierverschwendung? Übermässiges Verpackungsmaterial? Bürobedarfsartikel? Ist der Ka�ee fair? Firmenfeste? Geht das auch anders? Was kann bei euch optimiert werden?

HOMEOFFICE?!

Besteht für dich die Möglichkeit einmal die Woche oder mehrmals von zu Hau-se aus zu arbeiten? Es könnte dir einen gemütlichen Arbeitstag von zu Hause bringen, de�nitiv sparst du jedoch die Anfahrtszeit und der daraus hervorge-

hende Verbrauch von Treibsto�.

ONLINEMEETINGS?!

Videokonferenzen können o�mals unnöti-ge Geschä�sreisen innerhalb von Städten, Ländern und generell Auslandsreisen reduzieren. Du würdest Zeit und deine Firma Kosten und die Umweltressourcen sparen.

COWORKING SPACES?!

Du arbeitest selbstständig und du hast Lust auf andere Menschen? Hast du schonmal darüber nachgedacht, dir einen Tisch in einer Gemeinscha� zu mieten? Das nennt sich heutzutage Coworking. Wikipedia sagt dazu:„Coworking Spaces stellen Arbeitsplät-ze und Infrastruktur (Netzwerk, Drucker, Scanner, Fax, Telefon, Beamer, Bespre-chungsräume) auf Tages-, Wochen- oder Monatsbasis zur Verfügung und ermög-lichen die Bildung einer Gemeinscha�, welche mittels gemeinsamer Veranstal-tungen, Workshops und weiterer Aktivi-täten gestärkt werden kann. Dabei bleibt die Nutzung jedoch stets unverbindlich und zeitlich ¤exibel. [...] Vielleicht liegt dir das Teilen?

DU MAGST DEINE AUFTRAGGEBER

GAR NICHT?!

Wenn du weniger Geld ausgibst und du demnach weniger Geld verdienen

musst, mildert sich der Druck für blöde Unternehmen zu arbeiten, die du sowieso nicht magst. O� sehen sich Menschen aus �nanziellen Gründen gezwungen für Unternehmen zu arbeiten, die nicht wirklich nach Allgemeinwohl und nach-haltiger Produktion streben.Vielleicht kannst du dir ja sogar Arbeit suchen bei der du weniger verdienst, dafür jedoch erfüllendere Aufgaben über-nehmen kannst und diese ohne schlechtes Gewissen zu verrichten sind.

DU MAGST DEINEN JOB NICHT?!

Änder was. Das klingt anmaßend, aber überleg dir doch eventuell mal, wie viel Zeit deines Lebens du für einen Konzern arbeitest den du gar nicht unterstützens-wert �ndest. Gesund kann das nicht sein. Mach dich auf die Suche oder setze deine eigenen Visionen um.

VOTE WITH YOUR TIME!

Zeit ist nicht Geld sondern dein teuerstes Gut. Du könntest dir deine Gewichtung von Arbeit und Freizeit anschauen und überlegen, welches Statement du machst. Denn nicht nur mit dem ausgeben von Geld gibst du eine Stimme ab, sondern auch mit deiner Zeit.Außerdem bestimmt nicht dein Job wer du bist und wie viel du Wert bist, sondern dein handeln.Zeit ist Leben. Es ist Zeit.

DIE FREIHEIT ZU ARBEITEN

Entspricht es denn tatsächlich dem Ge-danken der Freiheit, immer und überall Arbeiten zu können?

„ [...] Die digitalisierte Produktion braucht keine Stechuhr, denn jeder ist selbst ver-antwortlich für seinen Arbeitseifer, der als Vergnügen empfunden werden soll. Arbeit lässt sich nicht mehr auf Zeiten und Orte beschränken.Der Philosoph Byung-Chul Han: „Heute sind wir zwar frei von den Maschinen des Industriezeitalters [...] aber die di-gitalen Apparate bringen einen neuen Zwang, ein neues Sklaventum hervor. Sie beuten uns [...] noch e¨zienter aus, als sie aufgrund ihrer Mobilität jeden Ort in einen Arbeitsplatz und jede Zeit in Arbeitszeit verwandeln, [...] so können wir der Arbeit nicht mehr entkommen.“Zygmunt Bauman sieht in dieser Arbeits-welt ein weiter entwickeltes Panoptikum, dass jeder für sich selbst baut, um aus dieser „ver¤eißigten“ Welt nicht heraus zu fallen:„Wie die Schnecke, die ihr Haus immerzu bei sich trägt, so müssen die Beschä�igten in der schönen neuen ¤üchtig-modernen

Welt ihr jeweils persönliches Panopti-kum selbst hervorbringen und auf dem eigenen Buckel mit schleppen. Sie sind uneingeschränkt verantwortlich dafür, sich selbst in gebrauchsfähigem Zustand zu erhalten und ihren störungsfreien Betrieb zu gewährleisten (wer sein Mobil- oder Smartphone zu Hause lässt [...] und sich damit der lückenlosen Verfügung [...] ent-zieht, kann in ernstha�e Schwierigkeiten geraten).“...

Quelle: Aufgeklärte Gesellscha�

Transparenz & Kontrolle, Wolfgang Dreßen

BURNOUT

„Die Leistungsgesellscha� ist ganz von dem Modalverb KOENNEN beherrscht im Gegensatz zur Disziplinargesellscha�, die Verbote ausspricht und sich des SOL-

LENs bedient. Ab einem bestimmten Punkt der Produktivität stößt das SOL-

LEN schnell an seine Grenzen. Zur Stei-gerung der Produktivität wird es durch das KOENNEN ersetzt. Der Ruf nach Motivation, Initiative und Projekt ist wirk-samer für die Ausbeutung als Peitsche und Befehle. Als Unternehmer seiner selbst ist das Leistungssubjekt zwar insofern frei,

als es keinen gebietenden und ausbeu-tenden Anderen unterworfen ist, aber wirklich frei ist es nicht, denn es beutet nun sich selber aus, und zwar aus freien Stücken. Der Ausbeutende ist Ausgebeu-teter. Man ist Täter und Opfer zugleich. Die Selbstausbeutung ist viel e¨zienter als die Fremdausbeutung, weil sie mit dem Gefühl der Freiheit einhergeht. [...]DU KANNST erzeugt massiv Zwänge, an denen das Leistungssubjekt regelrecht zerbricht. Der selbstgenerierte Zwang erscheint ihm als Freiheit, sodass er nicht als solcher erkannt wird. DU KANNST übt sogar noch mehr Zwang als DU SOLLST. Der Selbstzwang ist fataler als der Fremdzwang, weil kein Wider-stand gegen sich selbst möglich ist. [...] Wer scheitert, ist außerdem selbst Schuld

und trägt diese Schuld fortan mit sich herum. [...] DER KAPITALISMUS IST NUR VER-

SCHULDENT. Er verfügt über keine Möglichkeit der Sühne, die den Schuldigen von seiner Schuld befreien würde.Die Unmöglichkeit der Entschuldung und Entsühnung ist auch verantwortlich für die Depression des Leistungsobjekts. Die Depression stellt zusammen mit dem Burnout ein unrettbares Scheitern am KOENNEN, d.h. eine psychische Insol-venz dar. Insolvenz bedeutet wörtlich, die Unmöglichkeit die Schuld abzutragen. (solvere)“

Quelle: Byung-Chul Han, Agonie des Eros

ANEKDOTE ZUR SENKUNG DER ARBEITSMORAL

In einem Hafen an der Westküste Europas schlä� ein ärmlich gekleideter Fischer und wird durch das Klicken des Fotoapparates eines Touristen geweckt. Anschließend fragt der Tourist den Fischer, warum er denn nicht draußen auf dem Meer sei und �sche. Heute sei doch so ein toller Tag,

um einen guten Fang zu machen, es gebe draußen viele Fische. Da der Fischer keine Antwort gibt, denkt sich der Tourist, dem Fischer gehe es nicht gut, und fragt ihn nach dessen Be�nden, doch der Fischer hat nichts zu beklagen. Der Tourist hakt noch einmal nach und fragt den Fischer abermals, warum er denn nicht hinaus-fahre. Nun antwortet der Fischer, er sei schon draußen gewesen und habe so gut gefangen, dass es ihm für die nächsten Tage noch reiche. Der Tourist entgegnet, dass der Fischer noch zwei-, drei- oder gar viermal hinausfahren und dann ein kleines Unternehmen aufbauen könnte, danach ein größeres Unternehmen und dieses Wachstum schließlich immer weiter steigern könnte, bis er sogar das Aus-land mit seinem Fisch beliefern würde. Danach hätte der Fischer dann genug verdient, um einfach am Hafen sitzen und sich ruhig entspannen zu können. Der Fischer entgegnet gelassen, am Ha-fen sitzen und sich entspannen könne er doch jetzt schon. Darauf geht der Tourist nachdenklich und ein wenig neidisch fort.

Quelle: Heinrich Böll (1963)

? & !

Work harderHAPPINESS IS JUST AROUND THE CORNER!

Earn moreHAPPINESS IS JUST AROUND THE CORNER!

BUy more HAPPINESS IS JUST AROUND THE CORNER!

Keep goingHAPPINESS IS JUST AROUND THE CORNER!

10

Page 11: NUDS - Nach uns die Sintflut

WOHNEN 11

WIE WOHNEN?

SELBSTGEMACHT

RECYCELT

ALTERNATIV

GEMEINSAM

Die Wahl wo und vor allem wie wir leben möchten gehört zu den essentiellsten Fragestellungen unseres Lebens und zu den Entscheidungen mit den weitreichendsten Folgen. Wohnen – egal ob mieten oder kaufen – nimmt heutzutage üblicherweise einen Großteil unserer Ausgaben ein. Tragisch, dass es heute ebenso oft gang und gäbe ist, Unsummen an Geld für ressourcen- und energieintensive Neubauten aus dem Fenster zu schleudern. Tragisch auch, dass diese „DickeHoseBauten“ obendrein meist potthässlich oder zumindest geschmacklich fragwürdig sind.Wenn wir die Frage, wie wir wirklich leben möchten, um dabei möglichst frei sein zu können, wohlüberlegt und mit Anspruch auf Bescheidenheit beantworten, könnten wir sehr viel Energie und Geld einsparen, die uns an anderer Stelle wieder zugute kommen kann.

Sobald du in den eigenen 4 Wänden angekommen bist – halte kurz inne. Ist es wirklich notwendig auf kürzes-tem Wege zum schwedischen Möbelriesen zu hetzen? Abgesehen von erhöhtem Herzinfarkt- und Beziehungs-krisenrisiko, sind die Produkte nicht nur von fragwürdi-ger Qualität, sondern auch alles andere als nachhaltig hergestellt.Alternativ bietet sich ein entspannter Flohmarktbesuch an, auf dem man kaum geringere Auswahl – dafür umso mehr Charme – und beim Kramen vielleicht sogar das ein oder andere Unikat antrifft.Ebenso praktisch: Kleinanzeigen↑ oder Facebook-Grup-pen↑, in denen Privatpersonen ihr Hab und Gut anbieten und teilweise sogar verschenken.

Eine andere Möglichkeit um das Heim individuell zu Ge-stalten: Möbel und Deko selbst herstellen.Das geht meist einfacher als man es sich vorstellt und mittlerweile gibt es zahlreiche Selbermach-Anleitungen im Netz.Zum Beispiel kannst du aus alten T-Shirts einen Teppich↑

stricken oder aus Weinkisten eine Regalwand↑ zaubern! Ganz nebenbei hättest du hierbei auch noch recycelte Materialien verwendet. Keep the cycle � owing!

Aus Recycling-Materialien lassen sich nicht nur Möbel, sondern sogar vollwertige Häuser bauen.Die Paletten-Häuser↑ der Architektinnen Suzan Wines und Azin Valy wurden ursprünglich entworfen, um rück-kehrenden Flüchtlingen im Kosowo ein vorrübergehen-des Heim zu bieten.Das Konzept verbreitete sich schnell und wurde zu ver-schiedensten Anlässen erneut aufgegriffen. Die Bauan-leitung, sowie Youtube-Tutorials gibt es unter: http://www.i-beamdesign.com

Alternatives Wohnen existiert in zahlreichen Facetten – ebenso vielschichtig sind die Beweggründe für einen Schritt in diese Richtung.Hierbei gibt es radikale Modelle wie z.B. das Besetzen eines Geländes mit Bauwagen oder gar gänzliches „Aus-steigen“ aus der Gesellschaft und dem Schaffen von neuen Gemeinschaftsformen, vernab von allgemeingül-tigen Regeln und Werten.Allerdings kann sich das „alternativ“ im Wohnen ebenso gut rein auf die Behausung beziehen: Zu Strohballen- und Lehmhäusern, sowie Schiffscontainer-Bauten↑ oder umgebauten Hausbussen � ndet man heute zahlreiche Anleitungen und Informationen zu Workshops oder Lehr-ververanstaltungen im Internet.

Von der klassischen WG, über Hausprojekte, bis hin zu mehreren Familien die gemeinsam unter einem Dach leben – gemeinschaftliches Wohnen hat viele Gesichter und Vorteile!Ganz abgesehen von der Großartigkeit des Beisammen-seins und des Miteinander wachsens, sprechen auch im Sinne der Nachhaltigkeit viele Punkte für das gemein-schaftliche Leben.So lebt man nicht nur automatisch kosten- und energie-ef� zienter, sondern verfügt über viele paar Hände, die dementsprechend viel anpacken und umsetzen können.

Aber auch wenn du in einem Mehrfamilienhaus mit ab-getrennten Wohneinheiten lebst, gibt es die Möglichkeit näher zusammenzurücken, sich auszutauschen und zu teilen.Nicht jede Wohnung benötigt ihre eigene Waschmaschi-ne, ihren eigenen Staubsauger oder die eigene Leiter. Teile! – Und du sparst Geld, Stauraum und bist dabei nachhaltig.

Ein schwarzes Brett, eine Tauschkiste oder Hausbücherei im gemeinsamen Treppenhaus, sind wunderbare Mög-lichkeiten, um sich auszutauschen.WO WOHNEN?

Obwohl die Wahl unseres Wohnortes von vielfältigen Faktoren abhängig ist, sollte man die Tatsache im Hin-terkopf behalten, dass Wohn- und Unterhaltskosten sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können. Abseits von Großstadt oder Trendbezirk, verringern sich Miet- und Grundstückspreise.

Hamburg ↑

Miete inkl. Nebenkosten 327,42 Ernährung 176,69 Kleidung, Wäsche, Körperp� ege 60,35 ein Mensaessen 2,88Ausgaben für öffentl. Verkehrsmittel 39,06 Krankenversicherung, Arztkosten, Medikamente 84,42 Telefon, Internet, Rundfunk- und TVgebühren 53,39 Bier 0,5l (Innenstadt-Kneipe): 3,24Theaterkarte 11,46

↑ Leipzig223,67 Miete inkl. Nebenkosten

136,24 Ernährung49,41 Kleidung, Wäsche, Körperp� ege

2,26 ein Mensaessen34,51 Ausgaben für öffentl. Verkehrsmittel

73,27 Krankenversicherung, Arztkosten, Medikamente 47,10 Telefon, Internet, Rundfunk- und TVgebühren

2,73 Bier 0,5l (Innenstadt-Kneipe)8,23 Theaterkarte

LINKS

& Q

UELL

EN

↑ KLEIN

ANZE

IGEN

http

://kle

inan

zeige

n.eba

y.de

↑ NETT

-WER

K BE

RLIN

http

s://w

ww.fa

cebo

ok.co

m/gr

oups

/7951

6702

871/

↑ TSHI

RT-TE

PPIC

H http

://ow.

ly/zm

pX4 ↑ W

EINKI

STEN

REGA

L http

://ow.

ly/zm

qj6

↑ T-SHI

RT TE

PPIC

H http

://ow.

ly/zm

pX4 ↑ PA

LLET

HOU

SE ht

tp://

www.

i-bea

mde

sign.c

om ↑ CO

NTAI

NER

HOME

http

://we

burb

anist

.com

/200

8/08

/25/

buyin

g-des

ignin

g-and

-buil

ding

-car

go-c

onta

iner

-hom

es/

↑ UNTE

RHAL

TSKO

STEN

STÄD

TEVE

RGLE

ICH

2014

IN €

http

://un

icum

.de/st

udien

zeit/

serv

ice/le

bens

-

Page 12: NUDS - Nach uns die Sintflut

“Upcycling” (aus alten Dingen neue machen) liegt voll im Trend. Viele Inspirationen fi nden sich auf Trödelmärkten, Kunstmuseen, DIY Seiten, oder auch in Einrichtungshäusern – das Beste wird dort aber meistens nicht verkauft.

Wiederverwendung„Use it up, wear it out, make it do, or do wit-hout“Dies ist ein altes Sprichwort von den Jahren der grossen Depression. Vernunft muss un-sere Konsumkultur bestimmen. Denn das ist, was wir brauchen - gesunder Menschen-verstand.

Verschwende nichtsBevor Du etwas weg wirfst, frag dich, ob du es nicht einfach anders verwenden könntest. Die Wiederverwendung von Materialien für neue Anwendungen ist der erste Schritt, um Geld zu sparen. Mit ein wenig Kreativität lassen sich viele Ideen fi nden. Das gleiche gilt für das Essen. Lass nicht deine Reste verfaulen. Plane dei-ne Mahlzeiten genau, so dass du nichts weg schmeißen musst oder erstelle dir eine neue Mahlzeit aus deinen Resten. Reste neu kom-biniert ergeben leicht eine wohlschmecken-de Suppe oder einen leckeren Aufl auf.

Schenke den Produkten ein langes LebenEin sorgfältiger Umgang mit deinen Produk-ten lässt sie länger leben und schenkt dir Zeit und Geld. Dies gilt insbesondere für Geräte und Autos. Informiere dich wie du deine Sa-chen warten und pfl egen kannst, so musst du lange keine Ersatzgeräte besorgen. Für den Fall das etwas kaputt geht, denk nicht sofort ans wegschmeißen. Oft lassen sich Sachen mit wenig Aufwand reparieren, du kannst Freunde nach Rat fragen, online Anleitungen für Reparaturen fi nden, oder einen Fachmann beauftragen. So lernst du wertvolle Fähigkeiten und gibst weniger Geld aus als für Neuanschaffungen.

Nutze die Nachbarschaft Eine gute Möglichkeit für weniger Anschaf-fungen ist es Produkte zu teilen. Vielleicht gibt es in deinem Haus einen Gemeinschafts-raum, den alle benutzen können. Hier kön-nen Werkzeuge, Haushaltsgeräte oder ähn-liches untergestellt werden, die mit Hilfe einer Liste von den Anwohnern ausgeliehen werden können. So spart ein jeder Platz und Geld für Anschaffungen die nicht alltäglich benötigt werden.

Zufriedenheit ist ReichtumDoch wie gelangt man zur Zufriedenheit? Unterscheide zwischen Bedürfnissen und Wünschen und beobachte dich selbst ge-nau. Wenn du lernst maßvoll zu leben, dann weißt du weißt du was du wirklich brauchst und wirst keine unnötigen Einkäufe mehr tätigen. Du wirst deinen Besitz wertschätzen und dich länger an ihm erfreuen. Du musst dich von gesellschaftlichen Erwartungen wie zum Beispiel Modetrends trennen und dir bewusst machen, das diese Bewegungen einzig durch grosse Konzerne über Medien generiert werden um dein Verhalten zu kon-trollieren und an dein Geld zu kommen. Auf diese Weise wirst du nicht nur Geld sparen,

du wirst dich von diesem Verbraucherverhal-ten befreien und glücklich mit dem sein was du hast.

Mach das MöbelGartenBeleuchtungDekorationLagerung Kunstfür Tierefür KinderUnterhaltung

Verwende dasStoffGlasLederMetallPapierKunststoffGummiWachsHolz

„Use it up, wear it out, make it do, or do without“

Dies ist ein altes Sprichwort von den Jahren der grossen Depression. Vernunft muss unsere Konsumkultur bestimmen. Denn das ist, was wir brauchen gesun-der Menschenverstand.

Wire Box Organization / Upcycle That

Tech

Cat

s / A

tom

icA

ttic

Tennis Ball Helper / duitang

Upcycle dies und das

Egal ob es sich um Stoff, Gum-mi oder Leder handelt, ob Sie was zum Lagern brauchen oder nur als Deko, es wird immer eine Lösung geben, diese Materialen wieder zu verwenden.

Für weitere Tipps: http://www.upcyclethat.com/

Quelle: http://www.upcyclethat.com/

12

Page 13: NUDS - Nach uns die Sintflut

Original Unverpackt

Mein Walk of Waste

Ein Selbst-versuchKurz nach dem Aufstehen begebe ich mich in

die Küche um ein paar Tropfen Milch aus einem

Tetrapack in meinen frisch gebrühten, indischen

Chai zu geben. Wenn die Milch dann ausgeht

wird dieser, ebenso wie der Teebeutel in den Müll

geworfen. Weil die morgendlichen 20 Minuten

dann leider nicht mehr für ein heimisches Früh-

stück reichen, besorge ich mir oft auf der Reise

zur Uni ein Baguette; natürlich schön verpackt,

um die Vorlesung bis zum Mittag zu überstehen.

Meine Mutti sagt oft, dass man viel trinken soll..

In der Hektik von Termin zu Termin habe ich aber

natürlich mal wieder meine Spreequellflasche

verlegt und um doch noch pünktlich zum Ter-

min mit dem Fachschaftsrat zu kommen, kaufe

ich mir schnell beim Kiosk nebenan eine Brause

oder besser gleich zwei, weil man ja nie wissen

kann. Nach der Sitzung hat die Mensa natürlich

zu. So bleibt mir nichts anderes übrig als mich

von Dönermenschen mit einem Fallafel im Brot

füttern zu lassen. Weil es ja schnell weiter-

gehen muss, wird der natürlich auch gut ver-

packt, damit auch ja nichts verloren geht.

Nach einem erfolgreichen Tag am Campus

schlendere ich kurzentschlossen durch den

Prenzlauer Berg und besorge mir für den

Heimweg noch eine Buttermilch und wenn

ich schon mal Zeit zum Einkaufen habe, ne-

hme ich doch direkt noch ne Dose Fisch und

eine neue Packung Milch mit.

Nachts verfolge ich meine Spur von Müll quer

durch die Stadt. Berge von Mateflaschen, eine

Statue aus leeren Milchkartons und dutzende

Knollen aus Döneralupapier wälzen sich über

die Schönhauserallee. Ich wache schweißge-

badet auf. Diesen ganzen Dreck kann doch un-

möglich nur ich fabriziert haben. Oder doch?

Es war einmal in BerlinWir leben in einer Wegwerf-Gesellschaft: Jed-

er Teebeutel hat seine eigene Papier-Hülle,

der Joghurt ist in kleine Becher gefüllt und

Schoko-Bonbons sind gleich in zwei Ver-

packungsschichten gewickelt. So sieht die

Realität in Deutschlands Supermärkten aus.

Eine Realität, die bald von einem jungen Startup

kräftig durcheinander gebracht werden könnte.

Die Berlinerinnen Sara Wolf und Milena Glim-

bovski wollen einen Supermarkt in Berlin-Kreuz-

berg eröffnen, der vollkommen auf Verpackungen

verzichtet. “16 Millionen Tonnen Verpackungen

wandern jedes Jahr allein in Deutschland in den

Müll”, schreiben die Gründerinnen. Das wollen

sie ändern - zusammen mit Hunderten Inves-

toren, die sich über die Crowdfunding-Plattform

Startnext an dem verpackungslosen Supermarkt

beteiligen können. Rund 108.000 Euro spendete

die Netzgemeinde für die Idee von “Original

Unverpackt”, viel mehr als geplant: Angestrebt

hatten die Gründerinnen lediglich 45.000 Euro.

Das Ziel ist also doppelt erreicht und der verpack-

ungsfreie Supermarkt kann an den Start gehen,

möglicherweise schon im Sommer dieses Jahres,

schreibt das Nachhaltigkeitsportal “WiWo Green”.

Die Kunden kommen aus den unterschiedlich-

sten Gesellschaftsschichten. Das könnte daran

liegen, dass unverpackt einkaufen gar nicht so

schwer ist, wie man sich das im ersten Moment

vorstellt. Jedenfalls sehen das Wolf und Glim-

bovski von “Original Unverpackt” so. Sie planen

eine große Auswahl an Produkten, die von ihnen

vorher sorgfältig ausgesucht und getestet wurde.

Zwar müssten die Kunden den Aufwand betrei-

ben, die Aufbewahrungsbehälter selbst mitzu-

bringen. Das Einkaufsgefühl werde dadurch je-

doch ein ganz anderes: “Einkaufen wird nicht

mehr einfach nur der Gang in die Neon-Licht-

Hölle deines Vertrauens, sondern macht endlich

wieder Spaß.”

Nachgefragt:

Was sind die Ziele und wer die Zielgruppe?

Unser Ziel haben wir seit über einem Jahr

klar vor Augen: Wir wollen, dass es bald in ganz

Deutschland Supermärkte gibt, die allen Men-

schen den Zugang zu sorgfältig ausgesuchten

Lebensmitteln ermöglicht, während auf Ein-

wegverpackungen verzichtet wird und einkaufen

endlich wieder

Spaß macht. Un-

sere Zielgruppe:

das bist du und

das sind wir. Wir

wollen endlich

selbst bestim-

men, wie wir einkaufen. Wir wollen wissen wo es

herkommt und was da drin ist. Wir wollen entsc-

heiden, wieviel Verpackungsmüll wir bereit sind

zu tolerieren. Wir wollen die Wahl haben. Als Ver-

braucherin, als Verkäufer, als Einkäuferin, als Lief-

erant. Wir sind für Slow Food und für Zero Waste.

“Von Kürbiskern bis Sellerie, lässt der

Laden keine Wünsche offen!”

Tomaten in Cellophan, eingeschweißter Käse und Gurken in Plastikfolie

Wer im Supermarkt einkauft, nimmt neben den Waren vor allem eines mit, einen riesigen Berg Verpackungsmüll. Ein junges Start Up aus Berlin möchte dies nun ändern und plant einen Supermarkt, in dem Waren ohne unnötigen Müll verkauft werden.

Und wir sind dagegen weiter mit Buz-

zwords um uns zu werfen.

Warum sollte man dieses Projekt unter-

stützen?

Dieses Projekt ist der Anfang vom Ende

vom Verpackungswahnsinn. Wir sind

keine großen Player aus der Lebensmit-

telbranche. Wir wollen was verändern

und das können wir

nur mit eurer Hilfe.

Dieses Projekt setzt ein

Zeichen und zeigt der

Lebensmittelindustrie,

dass es auch anders

geht und dass wir als

Verbraucher genug haben. In nur einer

Generation haben wir die Welt zugemüllt,

geben wir der nächsten Generation die

Chance es besser zu machen.

http://original-unverpackt.de

13

Page 14: NUDS - Nach uns die Sintflut

Einfachheitspolitik

Wer leiht, lernt neue Leute ken-nen.Eine wichtige Voraussetzung der internetgestütz-ten Leih-, Miet- und Tauschmodelle ist Vertrauen. Vertrauen, dass Dinge von unbekannten Menschen gut behandelt werden und Abmachungen einge-halten werden. „Vertrauen ist die neue Währung“ postuliert auch Rachel Botsman, die zusammen mit Roo Rogers das viel zitierte Buch „What’s mine is yours. The Rise of Collaborative Consumption“ geschrieben hat. Damit Vertrauen entstehen kann haben User ein Nutzerprofil und Bewertungsmögli-chkeiten. Zunehmend werden auch Social Media Profile also etwa Facebook-Profile für den Aufbau von Vertrauen im Netz hinzugezogen.

So entstehen innerhalb der Leih- und Tauschnet-zwerke neue Gemeinschaften zwischen Privatper-sonen, ob beim Treffen zum Kleidertausch, wenn Autos gemeinschaftlich genutzt werden oder in Communities wie WHYown.it, in der man sein Freundes-Netzwerks nach den benötigten Dingen durchsuchen kann.

Der gesellschaftliche und persönliche Einsatz sind die treibende Kraft einer Veränderung. Wir treffen unsere Entschei-dungen innerhalb politischer und wirtschaftlicher Strukturen, die unsere Art zu leben prägen. Zurzeit leben wir in einer Gesellschaftsstruktur, die Konsumverhalten fördert. Um das zu verändern, benötigen wir die Unterstützung unserer Regierung.

15 Minu ten läuft eine durch schnitt li che Bohr-ma schine wäh rend der gesam ten Lebens dauer.Wird die Bohrmaschine geteilt, wird auch die Nutzungsdauer besser ausgeschöpft. Außerdem müssen weniger Maschinen hergestellt werden. Der geteilte Konsum reduziert so die Gütermengen und schon Ressourcen, ohne dass wir unseren Lebens-standard senken müssen.

Das Internet macht’s der Shareconomy leicht

Kontaktaufnahme, Kommunikation und Bezahlung lassen sich mit wenigen Klicks oder Berührungen des Touchscreen abwickeln. Auf einer Karte wird die nächstgelegene, verfügbare Bohrmaschine angezeigt. Oder der nächste freie Raum, den man für eine Veranstaltung braucht. Und natürlich das nächste Auto einer Car-Sharing-Firma. Ursache für diesen Trend ist ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft. Nachhaltigkeit ist in aller Munde, und knapper werdende Energie und Rohstoffe führen zu dem Verlangen, Ressourcen effizienter zu nutzen, um die Umwelt zu entlasten. Der Trend zum Tauschen und Teilen ist also eine Gegenbewegung zur Überproduktions- und Wegwerfkultur.

POLITISCHE ENTSCHEIDUNGEN

Investition in erneuerbare EnergienWenn wir nicht von fossilen Brennstoffen ab-hängig sein wollen, muss stark in erneuerbare Energien investiert werden. Fossile Brennstoffe dürfen nicht mehr subventioniert werden.

Naturschutz Die Regierung muss den Naturschutz unter-stützen. Die Märkte sind dazu nicht in der Lage.

Progressive Wahlen Alle politische Entscheidungen hängen davon ab, welche Parteien gewählt werden. Wir müs-sen progressiv leben und wählen.

LEBEN

Verringerung der ArbeitsstundenViele Menschen würden weniger Arbeitsstun-den mit niedrigerer Bezahlung bevorzugen. Das kann dazu führen, dass Menschen weniger konsumorientiert leben. Denn Fakt ist; Wer viel arbeitet, belohnt sich gerne mit Konsum.

PermakulturPermakultur ist ein Konzept, das auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen zielt. Ursprünglich für die Landwirtschaft entwi-ckelt, umfasst Permakultur auch Bereiche wie Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen. Mithilfe von Permakultur kann Politik nachhaltiger gestaltet werden.

WIRTSCHAFT

Post-WachstumswirtschaftDas wahrscheinlich wichtigste Ziel, ist es die Menschen davon zu überzeugen, dass großer Wirtschaftswachstum nicht besser ist. Der Wachstum hat ökologische Grenzen. Wir müs-sen Lebensqualität fördern, selbst wenn das einen langsameren Wirtschaftswachstum nach sich zieht.

Armut und ökonomische UngleichheitÖkonomische Ungleichheiten wirken zerstöre-risch auf eine Gesellschaft. Wenn wir die Armut reduzieren wollen, ohne uns dabei auf grenzen-losen Wachstum zu verlassen, dann wird es notwendig Wohlstand gerechter zu verteilen. Ein progressiver Steuersatz und eine Mindest-lohngarantie können dazu beitragen.

MOBILITÄT

Öffentliche Transportmittel Wenn die Menschen nicht auf das Auto ange-wiesen sein sollen, muss mehr in Fahrradwe-ge und öffentliche Verkehrsmittel investiert werden.

Grüne AppsInhaltsstoffe-Check, Car Sharing, Saisonkalen-der, CO2 Rechner - Wer auch unterwegs ganz unkompliziert etwas für Klima- und Umwelt-schutz tun will, findet mittlerweile eine große Auswahl an Smartphone-Apps.

The Simpler Way

ShareconomyIn materiell gesättigten Gesell-schaften streichelt Besitz schon lange nicht mehr das Ego.

Immer mehr Menschen empfinden zu viele Dinge sogar als Belastung und leben in Abkehr der kon-sumorientierten Überflussgesellschaft minimalis-tisch. Doch wer ein Loch in die Wand bohren will, braucht eine Bohrmaschine. Weil so ein Werkzeug aber aus Mangel an benötigten Löchern vor allem ungenutzt herumliegt, verleihen sich Menschen im-mer häufiger Werkzeuge und allerlei andere Dinge. Mit Hilfe entsprechender Online-Plattformen und sozialen Medien kann man den Verleiher in der Nähe einfach kontaktieren. So entsteht eine neue Shareconomy.

Quelle: www.simpler-way.com; www.trendreport.betterplace-lab.org

14

Das Internet verändert unsere Einstellung zu BesitzDie grundsätzliche Ideen des geteilten Konsum ist nicht neu: Wohngemeinschaften, Büchereien, Wohnungsbaugenossenschaften und Waschsalons sind Beispiele für bestehende gemeinschaftliche Nutzungsformen, die es schon seit Jahrzehnten gibt. Doch die aktuelle Bewegung nutzt digitale Kanäle und erhöht dadurch Reichweite und Viel-falt. Plattformen wie Peerby, Fairleihen und Klei-derkreisel machen es möglich, Dinge, die man nur vorübergehend braucht, in der Nachbarschaft zu leihen. Tauschgeschäfte zählen auch zur Sharecon-omy, weil bestehende Ressourcen gemeinsam genutzt werden, statt sie neu zu kaufen.

Die Bereiche, in der sich die Shareconomy ausbre-itet, sind vielfältig: Zu den allgemeinen Tausch- Ver-leih- und Verschenkebörsen kommen noch Woh-nungssharing (z. B. AirBnB), Coworking, Carsharing, Mitfahrzentralen oder das Teilen von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen.

Page 15: NUDS - Nach uns die Sintflut

Ideen zur Vereinfachung des Lebens Quelle: The simpler Way

Meditation/Yoga: In einer hektischen Welt kann es eine grosse Herausforderung sein, innere Ruhe zu bewah-ren. Besuche doch einen Yoga- oder Meditationskurs. Alternativ kannst du dich auch fünfzehn Minuten am Tag hinsetzen, die Augen schließen und dich einfach nur auf deinen Atem konzentrieren. Das tut der Seele gut.

Führe ein Tagebuch: Es kann sehr nützlich und ent-spannend sein, ein Tagebuch zu führen. Nimm dir jeden Tag etwas Zeit um über deinen Tag, deine Gedanken und deine Gefühle zu schreiben. Was würdest du anders machen, wenn du noch einmal die Möglichkeit dazu hättest? Diese Selbstreflexions übung kann uns dabei helfen, den Kopf freizu kriegen und bewusster zu leben.

Weihnachten: Die materialistische Orgie, die „Weih-nachten“ genannt wird, gehört für die westliche Gesellschaft zur Normalität. Gehe sparsam mit Mate-rialien um und feiere Weihnachten ohne exzessiv zu konsumieren. Schenke sparsam.

Kostenloses Training: Wahrscheinlich kann jeder von sich behaupten, nicht genug Sport zu treiben. Dennoch ist physische Gesundheit eine wichtige Voraussetzung für psychische Gesundheit. Es gibt keinen Grund Un-mengen von Geld in teure Fitnessclubs zu investieren. Gehe lieber im Park joggen und mach ein paar Sit-Ups. Es ist einfach, sich kostenlos fi t zu halten.

Reinigungsmittel: Die Werbung suggeriert uns, dass unsere Wohnung voller krankmachender Keime ist. In der Regel ist das nicht so. Natürlich ist es gut eine

saubere Wohnung zu haben, aber dazu brauchst du keine Reinigungsmittel. Eine Mischung aus Backpulver und Essig ersetzt die meisten Reinigungsprodukte.

Kindererziehung: Sei dir bewusst, dass du ein Vorbild für die jüngere Generation bist. Erziehe Kinder mit den Wertvorstellungen einer Post-Konsumgesellschaft. Es gibt Wichtigeres im Leben als Status und Besitz.

Mach mit oder spende: Wenn du die Möglichkeit hast beteilige dich an Klimaschutzprojekten oder nachhalti-gen Initiativen. Das Angebot an Förderprogrammen für Start-ups mit nachhaltigen Interessen ist reichhaltig. Spende oft für den guten Zweck.

Andere Dinge zum Nachdenken: Lebe langsamer; träu-me; sei organisiert; vertraue dir selbst.

Kommentar

Zum Thema ”zeit-statt-zeug„ von Thomas Henningsen, Europäischer Kampagnen direktor Greenpeace

”Wie jedes Lebewesen müssen auch wir Men-schen konsumieren und das darf auch Spaß machen. Doch oft haben wir den Bezug dazu verloren, besonders zu der Menge an Dingen, die nicht wichtig oder sogar komplett überflüs-sig sind. Damit fehlen aber die Rohstoffe für Andere oder Wichtigeres und: das viel zu viel Unnötige trägt durch die Energieverschwend-ung zum alles bedrohenden Klimawandel bei. Dann wird Verzichten richtig wertvoll und weni-ger eben doch mehr.„

VERMISCHTES 15

Weitere tolle Zeitgeschenke fi ndest du auf:

zeit-statt-zeug.de

Anders denken.

Anders Schenken.Der fünfte Schal, das zehnte Parfüm. Es

klingt furchtbar banal. Aber Dinge die wir kaufen und dann besitzen, kosten Zeit, Geld und

Ressourcen. Traditionell verschärft sich das alles an Weihnachten noch ein wenig. Dabei denken

wir noch, wir tun denen die wir am meisten lieben, einen Gefallen, wenn wir ihnen

Zeug schenken.

Wal

dspa

zier

gang

Kochabend

Strickkurs

MassageFuss

ball s

pielen

Reperatur

Umdekorieren

Vorlesen

Fotos gucken

Ausfl ug

Textquelle: www.zeit-statt-zeug.de

Den Freunden schenken wir gemeinsame Zeit.

Der Welt weniger Verbrauch.

Die

Ene

rgie-

und d

ie Klim

akrise sind Verw

andte. Beide haben sie unmittelbar mit unserem Verhalten als Gesellschaft zu tun. Vor allem aber als Individuum. Unser Konsum bestimmt, was hergestellt wird und wie es hergestellt wird. Welche Rohstoffe dafür verbraucht w

erden. Vieles kau fen wir, ohne es w

irklich zu brauchen. 1/4 der Lebensmittel in Deutschland werden weggeschmissen. 1/3 unserer Kleidung bleibt ungetragen im Schrank. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Zeit, die uns scheinbar davon läuft.

Die wir nicht h

aben, u

m uns z

um B

eispi

el m

it Fr

eund

en z

u tre

ffen.

Dab

ei s

ind

es v

oral

lem

die

soz

iale

n Ko

ntak

te d

ie u

ns g

lück

lich

mac

hen

– ni

cht d

er K

onsu

m.

ZeitstattZeug

Page 16: NUDS - Nach uns die Sintflut

16

Die LebensmittelretterEin Leben im Konsumstreik – es gibt genug Essen für alleRaphael Fellmer, 29 Jahre alt, träumt von einer Welt ohne Geld. Visionär nennen es die einen, utopisch die an-deren : Als ob es so leicht wäre, aus den kapitalistischen Strukturen der Gesellschaft auszubrechen. Leicht ist es nicht, weiß Raphael, doch seit eini-gen Jahren lebt er vor, wie man ganz ohne Geld über die Runden kommt – zusammen mit seiner Freundin und Tochter. Und er hat sogar noch was über. Denn es gibt genug Essen für

Retter«-Ausweis. »Das ist die zentrale Idee : Nicht in den Container ! Dass die Menschen, die Lebensmittel retten wollen, da nicht rein kriechen müs-sen und letztendlich Illegales tun. Wir legalisieren das ganze System und lassen den Ekelfaktor weg«, so der In-haber der Bio-Supermarktkette. Es ist ein Geben und Nehmen : der Super-markt spendet Nahrung und Rapha-el, zusammen mit etwa 80 Helfern, holt die aussortierten Lebensmittel

alle, es landet nur zu viel davon im Müll. Raphael begann damit, Lebensmittel zu sammeln, die übrig blieben vom Überfluss der westlichen Welt. Le-bensmittel, die noch haltbar waren und solche, die einfach nur nicht mehr perfekt aussahen. Schnell hatte er so-viel zusammen, dass er sogar noch etwas abgeben konnte. Zusammen mit einem Inhaber der Bio-Company entwickelte er den »Lebensmittel-

ab. Die Müllberge des Biomarktes reduzieren sich so stark, dass um die Hälfte weniger Restmüll anfällt.Im Blog forwardtherevolution.net be-richtet Raphael über seine Erfahrun-gen und gibt Tipps für Nachahmer.Klar ist: »Lebensmittelretter« können nur wegen des Überflusses ohne Geld auskommen. Aber genau das ist die Botschaft : Ein neues System, in dem nur so viel produziert wie verbraucht wird, ist längst überfällig.

IST NICHT NUR PRIVATSACHE.Sie hat ganz konkrete Auswirkungen : auf das Leben der Menschen in anderen Ländern, an die wir häufig nicht denken, wenn wir z.B. ein Stück Fleisch essen. Auf die Umwelt und biologische Vielfalt. Und auf das Klima – auch bei uns.

Die erste kom plett vegetarisch- vegane Mensa Deutsch lands befin det sich in Ber lin, der FU zuge hö rend in Dah lem, direkt neben der juris ti schen Fakul-tät. »Veggie No. 1« ist jeden Mit-tag gut besucht und lockt durch ein helles, freundliches Ambiente. Die Auswahl ist groß : aus einer täglich wechselnden Karte wählt man zwischen mindestens einer vega nen Speise, einem Bio-Es-sen, verschiedenen Suppen und Pfannengerichten. Daneben gibt es ein gro ßes Salat buf fet sowie vegane Bei la gen zum Kom bi nie-ren, wie Gemüse, Nudeln, Kar tof-feln oder Reis. Zusätzlich werden Schmankerl wie Soja- und Seit an-schnit ten angeboten. Hunger be-kommen ? Den Spei se plan findet man auf studentenwerk-berlin.de .

Veggie No. 1 :Berlins grüne

Mensa

Wasser, Wald, Landnutzung, Klima und Biodiversität

DIE UMWELT LIESSE SICH DURCH EINEN GERINGEREN FLEISCHKONSUM UND EINE

ANDERE ART DER PRODUKTION

LEICHT SCHÜTZEN.

Quelle: goodimpact.org

Page 17: NUDS - Nach uns die Sintflut

17

Slow Food – der Gegenpart zum ungesunden Fast Food – ist eine weltweite Vereinigung von be-wussten Genießern und mündi-gen Konsumenten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kul-tur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten. Sie fördert verantwortliche Land-wirtschaft und Fischerei, artgerechte Viehzucht, das traditionelle Lebens-mittelhandwerk und die Bewahrung der regionalen Geschmacksviel-falt. Slow Food ist eine Non-Profit- Organisation, die Produzenten, Händler und Verbraucher miteinander in Kon-takt bringt, Wissen über die Qualität von Nahrungsmitteln vermittelt und so den Ernährungsmarkt transpa-renter macht. (slowfood.de)

Slow Food

Ein Leben im Konsumstreik – es gibt genug Essen für alle

Weddings Stattbad  ist ein ehemali-ges Schwimmbad, Ausstellungsraum, Club, eine Bar und jeden Dienstag Abend ein vegetarisches Gourmet-Restaurant. Neben der hippen Loca-tion hat »Lost in Wedding« ein tolles Konzept : wöchentlich, erschwinglich (kürzlich wurde der Preis pro Menü von 9,60 € auf 7,– € herabgesetzt), regional, vegetarisch, schön an-zusehen und unglaublich lecker. Und man trifft dort genau auf die Art von jungem, internationalem und ent-spanntem Puplikum, das man vom Stattbad erwarten würde. Der Tisch ist edel gedeckt und die At-mosphäre charmevoll, stylisch und außergewöhnlich. Serviert wird von freundlichen Kellnern – man fühlt sich rundum versorgt.

Die Initiatoren Sylvio Schubert und Maik Gyver beschreiben ihr Drei-Gänge-Menü als »subtil« – und das trifft es auf den Punkt. Wundervoll

angerichtete Platten und Teller las-sen interessante Zutaten miteinander verschmelzen – wie zum Beispiel der dunkle Schokoladenkuchen mit Lavendel-Eis. Der Kochstil »Down to earth« legt seinen Fokus auf natür-lichen Geschmack sowie aufregend gestaltete Gerichte und ist darauf spezialisiert, frisch, farbenfroh und saisonal zu kreieren.

Hier ein Menü-Beispiel eines veganen »Lost in Wedding« :• gekräuterter Donut mit Lakritz-Pfeffer-Topping, dehydrierte Glow-gauer Kugel, Maulbeerenvinaigrette, gegrillter junger Lauch mit Sumak, knuspriger Muckefuck, Minze• im Heu gegarte Karotte, Raviolo gefüllt mit Kaktussprößlingen, Esca-beche, Emulsion von vietnamnesi-schem Kaffee, Himbeergel, Zucchini-blüte, Kerbel• angedickte Mandelmilch, eiskalter Mocca, gebeizte Traube, Amchur

Mus, geweckter Fenchel, knusprige Waffel mit Rotbusch und KandisWer Lust auf ein vegetarisches, hoch-wertiges und preiswertes Dinner in außergewöhnlichem Ambiente hat, wird »Lost in Wedding« mögen ! Zu finden ist das Programm unter stattbad.net.

Wer es sozial mag, kommt an diesem Trend nicht vorbei : Interessante neue Leute kennenlernen und ein ganz besonderes Dinner genießen kann man schon lange nicht mehr nur in einem Restaurant. Das Konzept des Pop Up-Restaurants oder des sogenannten »Supper Clubs« ist nicht neu. Der Trend aus Kuba bringt spontan Menschen aus un-terschiedlichsten Kulturen zu einem Essen zusammen. Dabei trifft man sich meistens in gemütlichem und heimischem Ambiente oder auch in außergewöhnlichen Locations. Im Vordergrund eines Supper Clubs

steht das kulinarische Erlebnis, dicht gefolgt von der Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und seinen kultuerellen Horizont zu erweitern. Alleine in Ber-lin gibt es bereits eine Vielzahl von Menschen, die regelmäßig zu einem Supper Club einladen.

Mittlerweile helfen Plattformen bei der Suche – dort kann man online das passende Event für sich finden und direkt reservieren. Auf supper-clubbing.com kann man beispiels-weise auch spezielle Suchkriterien wie »vegetarisch«, »vegan« oder »glutenfrei« verwenden, um seinem Geschmack gerecht zu werden und Abends dann auf Gleichgesinnte zu treffen.

Quelle: Text ist teilweise übersetzt und übernommen von exberliner.com, Hayley Pearce, 09. Oktober 2013

Revolution am GrillDie Trends : veganes BBQ und »Supper Club«

und den Rest der Zwiebeln klein würfeln und ebenfalls in der Pfanne mitdünsten. Passierte Tomaten hin-zugeben und mit Salz, Pfeffer und je nach Schärfebedarf mit Chili würzen.

Nun den Salat waschen, in ein Schälchen geben und auch die Gemüsefüllung, die Guacamole und den Mais in Schälchen anrichten. Kurz vor dem Servieren die Tortillas für ein paar Minuten in den Backofen, damit sie nach belieben gefüllt und gegessen werden können. Mhhhhh…Je nach Geschmack können auch an-dere frische oder gebratene Gemüse-sorten oder weitere Dipps verwendet werden. Viel Spaß und guten Appetit!

Zutaten für 2 Personen4 große Tortillas100 g grobes Sojageschnetzeltes300 g passierte Tomaten4 frische Tomatengrüner Salat2 reife Avocados1 Limette1,5 Zwiebeln1 Dose Mais1 ZucchinoSalz, Zucker, Pfeffer, Chili1 Zehe Knoblauch

GuacamoleEine der Zwiebeln in kleine Stück-chen schneiden, den Knoblauch klein hacken. Die Avocados schälen, ent-kernen und zu einem Brei zerdrü-cken (z.B. mit einer Gabel). Zwiebeln und Knoblauch untermischen, den Saft einer halben Limette hinzu ge-ben damit die Guacamole nicht so schnell braun wird und das Ganze dann salzen und pfeffern. Schmeckt auch sehr gut aufs Brot oder als Dip zu Rohkost !

GemüsefüllungDas Sojagranulat in kochendem Was-ser quellen lassen, dann salzen und scharf anbraten. Zucchino, Tomaten

Ich war anfangs skeptisch, ob es wirklich möglich ist, ein Haute Cui-sine-Gericht völlig ohne tierische Produkte zu zaubern. Bei »Lost in Wedding« wurde ich jedoch bekehrt : Die Mahlzeiten waren wunderbar zubereitet und angerichtet. Es war förmlich eine Geschmacksexplosion für den Gaumen ! Das Gericht kam kom-plett ohne Fleischersatzprodukte oder ähnliches aus. Auch mein Mitbewohner, der in meinem Selbstversuch eingespannt wurde, hat nichts davon bemerkt, dass alle Speisen vegan zubereitet waren.Hier gehe ich gerne wieder hin !

Anja Groß

Vegan – ein Selbstversuch

Rezept: Mexican Wraps

Page 18: NUDS - Nach uns die Sintflut

18

»Ich ersetze ein Auto« heißt das Pro-jekt, das im Institut für Verkehrs-forschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin entstanden ist. »Das Projekt schafft das Bewusstsein für eine klimafre-undliche Form der Citylogistik und eine starke Alternative im Bereich des Güter- und Wirtschaftsverkehrs« heißt es auf der Website des Berliner Start-Ups. Im Sommer 2012 hat der Piloteinsatz der Elektro-Lastenräder von »Ich ersetze ein Auto« in Ber-lin, Hamburg, München, Düsseldorf, Bremen, Leipzig und Nürnberg für die nächsten 24 Monate begonnen. Kuriere, Kunden und Techniker wur-den befragt und Routen analysiert. Zu den Ergebnissen der Befragun-gen heißt es auf der Website weiter: »Die elektrische Unterstützung der Projektfahrzeuge und eine poten-zielle Einsparung von bis zu 98 Pro-zent der Verbrauchskosten machen es für Autokuriere zu einer interes-santen Alternative, auf ein Elektro-Lastenrad umzusatteln. Fahrradkur-iere können durch die Unterstützung des mit regenerativer Energie betrie-benen Elektromotors schwerere Las-ten über weitere Entfernungen als bislang transportieren. Somit treten sie in Wettbewerb mit herkömmli-

Auto ? Nee danke.

chen Kraftfahrzeugen um lukrativere Sendungen.« Im städtischen Raum könnten bis zu 85% der Autokurier-fahrten durch Elektro-Lastenräder ersetzt werden. (Quelle: Ergebnis des Projekts BentoBox). Das Projekt setzt damit ein Zeichen im Kampf gegen CO2-Emissionen. Wir sind gespannt wie es weiter geht !

Das Lastenrad ist im Kommen – und kann alles (außer vielleicht Fernreisen)

Quelle: Amac Garbe / DLR

TRANSPORTIn Kopenhagen fahren mehr als die Hälfte der Einwohner mit dem Rad zur Ar-beit oder Schule. Berlin ist davon noch weit entfernt. Es gibt zwar bereits viele Fahrradwege, allerdings sind diese oft unstrukturiert. Im Folgenden zeigen wir ein paar Tipps auf, wie man Berlins Straßen Fahrrad-freundlicher machen könnte :

• MehrRaumfürFahrradfahrer. Die Fahrradwege in Berlin sind oft unüber-sichtlich, sie führen über die Straße, weiter über den Bürgersteig, dann wieder über die Straße und letztendlich enden sie aprupt. Die Straßen sind breit genug um eine regelmäßige Spur für Fahrradfahrer einzuführen. Dies würde auch für mehr Sicherheit sorgen.

• Effizienz. Die meisten Radfahrer in Kopenhagen geben an, dass sie mit dem Rad fahren, da man damit am schnellsten von A nach B kommt. Parkplätze sind in Großstädten Mangelware, mit dem Rad kommt man schneller ans Ziel. Niels Tørsløv, Leiter des Verkehrsamts in Kopenhagen rät: »Wandeln Sie Park-plätze in Radwege um. Dann steigen mehr Autofahrer auf das Fahrrad um.« Das Rad bekommt auf diese Weise gegenüber dem Auto einen Zeitvorteil.

In Kopenhagen wurde außerdem in fünf Straßen mit viel Radverkehr die Am-pelschaltungen so verändert, dass die langsameren Verkehrsteilnehmer bei 20 Stundenkilometern eine grüne Welle ha-

ben. Die schnelleren Autofahrer stehen nun öfter vor einer roten Ampel. Dies gibt einen zusätzlichen Impuls, um Autofahrer zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen. Die geänderte Ampelschaltung signalisiert den Auto-fahrern, dass Fahrradfahrer wichtiger sind.

• Sicherheit. Radwege sind in Kopenhagen mit Bordsteinkanten klar von den Autospuren getrennt. Es müsste auch über eine Geschwindigkeitsdross-lung innerhalb der Stadt nachgedacht werden, wenn sich Fahrräder und Autos die Straßen teilen wollen.

• Kleine Helfer. Wer für einen Teil der Strecke sein Velo in öffentlichen Verkehrsmitteln mitnimmt, freut sich in U- und S-Bahnstationen über praktische Schienen, die seitlich an Treppen angebracht sind. Sein Fahr-rad muss man dann nicht mehr die Treppen herauf und herunter tragen. Genügend Abstellmöglichkeiten sind ebenfalls wichtig. Nützlich sind auch öffentliche Stationen, an denen man die Reifen aufpumpen kann, oder Haltegriffe an Ampeln

• Fahrradkultur.Man muss Fahrradwege attraktive machen. Es sollten nicht nur Verkehrswege sein, sondern Orte, an denen man sich aufhält und an-dere Menschen trifft. Fahrradfahrer müssen cooler werden als Autofahrer.

FahrradstadtWas deutsche Städte von Kopenhagen lernen können

»Fahrradfahrer müssen cooler werden

als Autofahrer.«

Schon gewusst?Bei vielen Fernbussen, Airlines und Druckereien kann man schon für wenige Cent Aufschlag etwas für das Klima tun.

Einfach beim Kauf eines Tickets ein Häkchen bei »CO2 Kompen-sation« setzen und je nach Höhe des zu zahlenden Betrages wird dann ein Betrag auf den Ticketpre-is aufgeschlagen. Dieser Betrag wird in zertifizierte internationale Klimaschutzprojekte investiert, mit dem Ziel weltweit CO2 einzu-sparen.

Weitere Infos gibts auf: www.climatepartner.com

Zahlen & FaktenKopenhagen: 55 Prozent der Kopenhagener fahren mit dem Rad zur Schule oder zur Arbeit. Es gibt mehr Fahrräder als Einwohner. Taxis in Kopenhagen haben Träger, damit Kunden Fahrräder mitnehmen können. Die große Mehrheit der Kopen-hagener Radfahrer sagt in Umfragen, sie radle, weil es einfach und schnell sei. Nur ein Prozent führt Umweltschutzgründe an.Zum Vergleich hierzu ein paar Statistiken aus Deutschland:Quelle: Zeit Online, Matthias Breitinger, 16. Februar 2012

der Deutschen sehen gute Fahrradabstellplätze als Anreiz für die Anreise mit dem Rad zur Arbeit bzw. zum Ausbildungsplatz

71%

69 Mio 43 Mio

In Deutschland gibt es ca. 69 Mio. Fahrräder und knapp 43 Mio. angemeldete PKWs. Häufigkeit der Fahrradnutzung in Deutschland

in Prozent

24tägl

ich

29meh

rmal

s die

Woc

he

19nie16meh

rmal

s die

im M

onat

3,5 Beifahrer

60 Auto

8,3 Fahrrad

12,9 ÖPNV

9,5 zu Fuß

Wie die Deutschen zur Arbeit kommen in Prozent

Page 19: NUDS - Nach uns die Sintflut

19

NUDS für alle im Internetissuu.com/nachunsdiesintflut

Weniger ist mehr : Bei »The Simpler Way« geht es darum, das Leben ein-facher und nachhaltiger zu gestalten. Der Ratgeber – zu finden unter http://simplerway.org – war unser Ausgangspunkt auf der Suche nach Themen für diese Zeitung. Sein zukunftsweisendes Konzept möchten wir gern mit viel mehr Menschen teilen, als unsere Auflage stark ist. Auf issuu.com/nachunsdiesintflut findet ihr deshalb ein digitales Exemplar von NUDS mit sämtlichen Infos, Tipps und Hintergrundberichten zu Themen wie Geld, Arbeit, Energie, Klamotten, Wasser, Ernährung oder Community.

Grün, so weit das Auge reicht

ACTIVISM

Berlin im Sommer : die Straßen Neu-köllns flimmern vor Hitze und Autos ziehen hupend vorüber. Nur wenige Meter abseits des Verkehrs wartet ein riesiges grünes Paradies auf Erholungssuchende – der ehemalige Flughafen Tempelhof, etwa so groß wie der Central Park in New York. Bis zum Horizont scheint sich die Fläche zu erstrecken, mitten in der Stadt. Kinder lernen hier Fahrrad fahren, Jugendliche üben auf dem Longboard, Pärchen knutschen in der Sonne und Senioren machen ein Picknick mit ihren Enkeln. Erst im Mai 2014 stimmten die Berliner Bürger gegen eine von der Regierung geplante Teil-bebauung der Freifläche. Sie wollen den Park so belassen, wie er ist: für alle frei zugänglich, bunt und teil-weise selbstorganisiert.

Läuft man von der Oderstraße in Neukölln aus über das Feld, er-warten einen scheinbar lose zusam-

Kind, einige Kunststudenten und Ar-chitekten und zahlreiche türkische Familien, die immer schon gern einen Garten haben wollten, aber ihn sich nie leisten konnten. Durch Spenden wird das Nutzungsentgelt und Kosten für das Wasser finanziert – jeder gibt soviel er kann.Mein Freund war unter den letzten, der 2011 ein Plätzchen ergattern konnten. Zuerst war es nur ein Stück Wiese mit Blick auf den Horizont. Dann besorgten wir Melonenkisten vom Gemüsemarkt, sammelten Blät-ter und Zweige für den Boden und or-derten Erde. Die Nachbarn machten vor, wie man eine Bank aus Paletten baut, damit es auch ein wenig gemütlich ist. Als erstes pflanz-ten wir Tomaten, Zucchini und Pa-prika. Die Zucchini wuchsen gut, die Paprika kaum und die Tomaten trugen viel, wurden aber nicht rot. Habib (Name geändert), ein Nachbar, zeigte im zweiten Jahr, wie man To-

Einfach mal pflanzen !In 20 Minuten zum Guerilla-GärtnerHäuser, Straßen, Haltestellen : wenn ihr euch schon lange Farbe auf den städtischen Asphalt wünscht, wer-det einfach selbst zum Guerilla-Gärt-ner und gestaltet die Umgebung auf friedliche, wirkungsvolle Weise mit.

So gehts: Sucht euch ein leeres Fleck-chen Erde – lange nicht benutzte Beete, Kübel oder Verkehrsinseln. Sie

sollten auf dem Weg liegen, damit ihr euch darum kümmern könnt.

Überlegt, was ihr gern pflanzen wür-det und ob der Standort zur Pflanze passt. Schreibt auf, was ihr benötigt – Wasser, Erde, Werkzeug, Handschuhe, Mülltüten etc. Ladet Freunde zur Ak-tion ein ! Bereitet den Platz vor, befreit ihn von Abfall und lockert den Boden.

Setzt die Pflanze oder Samen ein und schaut regelmäßig danach. Pflanzen brauchen viel Wasser zum Wachsen, deshalb muss man sie eventuell an heißen Tagen gießen.

Markiert eure Guerilla-Location und erzählt noch mehr Leuten von der Aktion – und schon bald ist die Stadt viel bunter !

Step-by-Step Rezept für Samenbomben

» Ich bin gelernter Gärtner und … wohne in Kreuzberg. Mir gefällt die Gemeinschaft hier und

der Austausch«(Habib, 49)

Samenbomben sind unscheinbare Kügelchen aus Samen, Ton und Erde. Sie eignen sich gut, um schwer zugängliche Orte zu bepflanzen : Man kann sie über Zäune werfen, in Ecken legen oder in Lücken im Asphalt verstecken. Schon nach kurzer Zeit beginnt es dort zu sprießen ! So einfach geht’s : 3 Teile Erde mit 5 Teilen Tonerde und 1 Teil Samen mischen. 1 Teil Wasser hinzufügen und zu Kügelchen formen. 1–2 Tage trocknen lassen.

AKTIVISMUS

Urban Gardening auf dem Tempelhofer Feldmengewürfelte Kisten und Kästen, in denen Pflanzen blühen. Dahinter steckt eines der spannendsten Urban Gardening-Projekte in Berlin, bei dem Menschen verschiedenster Nationen selbst organisiert und im Einklang mit der Natur werkeln, pflanzen, diskut-ieren und voneinander lernen.Die Story des Gemeinschaftsgartens mitten auf dem Tempelhofer Feld begann 2011, als Teile des Parks zur Zwischennutzung frei gegeben wurden. Den Zuschlag für eine 5 000 qm große Fläche am Neuköllner Ein-gang erhielt aus dutzenden Bürger-initiativen das Allmende-Kontor, eine Vernetzungsstelle für Berliner Ge-meinschaftsgärten : Allmende nannte man früher Felder und Wiesen, die von Bauern eines Dorfes gemeinsam ge-nutzt wurden. Die ersten Hochbeete entstanden aus Kisten, Paletten oder Gummireifen. Inzwischen tummeln sich rund 900 GärtnerInnen auf dem Feld, viele in ihren Dreißigern und mit

matenpflanzen richtig anbaut: »die Blätter unten abschneiden und kleine Seitentriebe entfernen, die kosten nur unnötig Energie«. Er ist gelernter Gärtner, hat zahlreiche Pflanzen in seinen Beeten und verschenkt gern mal Mangold und Salat: »Ich wohne in Kreuzberg, komme aber täglich her. Mir gefällt die Gemeinschaft hier und der Austausch.« In diesem Jahr haben wir Bohnen, Zuckererbsen, Tomaten, Zwiebeln, Erdbeeren, Fenchel, Auber-gine, Pap-rika, Zucchini, Mangold und Rucola angebaut. Manche Pflanzen stammen von anderen Gärtnern, ein-ige sind gekauft. Ein Nachmittag auf dem Feld ist wie Urlaub : frische Luft, mit den Nachbarn quatschen, nach den Pflanzen schauen, gießen und en-tspannen. Es gibt kaum etwas schö-neres, als das eigene Gemüse zu ern-ten und es dann abends zuzubereiten. Gärtnern ist einfach, günstig, gut für die Umwelt und macht Spaß. Probiert es bei euch mal aus !

Page 20: NUDS - Nach uns die Sintflut

250 l

1 Ham

burger

1 kg Kartoffeln 2400 l 4500

Page 21: NUDS - Nach uns die Sintflut

1 Rindersteak (300g)

4500 l

1 Jeans

11000 l

DEU111

CHE37

AUT22

ITA19

ESP15

SRB10

MKD10

BEL10

HUN8

POL8

ROU6

HRV6

BGR6

NDL4

LTU4

BIH4

CZE3

SVN3

NOR2

LUX2

RUS1

MNE1

Page 22: NUDS - Nach uns die Sintflut
Page 23: NUDS - Nach uns die Sintflut
Page 24: NUDS - Nach uns die Sintflut

nuds issuu.com/nachunsdiesintflut