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ISSN 1867-5166 Ausgabe 37 Dezember 2017 - Februar 2018 hifi-stars.de Ausgabe 37 November 2017 – Februar 2018 HIFI-STARS Technik – Musik – Lebensart Deutschland € 11 | Österreich € 12,30 | Luxemburg € 13,00 | Schweiz sfr 15,50 4 197947 011001 50037 Clearaudio Tracer | Phil Manzanera | Tobermory 12

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ISSN 1867-5166

Ausgabe 37Dezember 2017 -Februar 2018hi

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Clearaudio Tracer | Phil Manzanera | Tobermory 12

Audia Flight FLS1 Vorverstärker

Der Alfa Romeo unter den Verstärkern

Wenn wir an unser südliches Nachbarland denken, er-scheinen automatisch die schönen Dinge Italiens vor unserem zerebralen Schirm. Die Italiener besitzen eine natürliche Begabung, sich (nicht nur) auf das Design zu konzentrieren. Besonders die automobilen Kunstwerke dieses Landes zählen zu den herausragenden Produkten. Mit Alfa Romeo verbinden wir zwangsläufig die Farbe Rot, wundervolle Linienführungen im Ausdruck und selbstverständlich Potenz und Klang. Und wie um Him-mels Willen komme ich jetzt zu dieser Überschrift bei diesem Vorverstärker? Ganz einfach, mir fiel bei der Betrachtung des Audia Flight FLS 1 plötzlich mein alter Spider ein, den ich in meiner „wilden“ Zeit fuhr. Dessen Stoßstange kam mir in den Sinn, als ich die FLS 1 be-trachtete… „Bella Macchina“ – schönes Auto und um auf den hier in Rede stehenden Vorverstärker zu kommen: „schöner Verstärker“. Das ist er nämlich nicht nur auf den ersten Blick, so ganz frisch aus der Verpackung, er ist es auch nach seiner Integration in die Stereoanlage.

La Familia

Der typische Audia Flight-Familienklang ist sofort hör-bar, denn der FLS 1 zeigt bei den ersten Tönen seine Fähigkeit, weite Klangräume zu öffnen, in denen die Kontrolle über das tonale Geschehen nie verloren geht. Wie sein großer Bruder – der Strumento No.1 – so ist auch der FLS 1 aufgebaut: streng symmetrisch und dies korrekt im Doppel-Mono-Strang. Der größte Unterschied liegt in der Lautstärkeregelung, die im Fall des FLS 1 nicht über relaisgeschaltete Einzelwiderstände geschieht, sondern eine (aus der Strumento No.1 abgespeckte) Ver-sion auf der Basis einer IC-Steuerung, die sich feinfüh-lig in 0,5 dB-Stufen regeln läßt. Bestens funktioniert dies übrigens mittels der mitgelieferten Metallfernbe-dienung. Selten lese ich Betriebsanleitungen - im Falle des FLS 1 habe ich es auf Empfehlung des Vertriebes getan. Ich entnehme den ausführlichen Beschreibungen interessante Details, die es an dieser Stelle zu nennen

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gilt. Je nach eigenem Gusto lassen sich die Eingänge eigens benennen und jeder Eingang läßt sich als Direk-teingang nutzen (wie z.B. beim Heimkinobetrieb) und es läßt sich die jeweilige Verstärkung - um jeweils plus/minus sechs dB - entsprechend anpassen. Ein Fakt, der im Falle des ganz hervorragenden Kopfhörerausganges eine völlig neue Bedeutung erlangt. Ich kann mich nicht erinnern, bisher so einen guten Ausgang für den Kopf-hörer in einem integrierten Gerät erlebt zu haben, der mit regelbaren acht bis zwölf Watt noch dazu wirklich potent ist. Letzteres ist insbesondere für Freunde des gepflegten (leider auch stromhungrigen) Magnetostaten-Kopfhörers ein echtes Argument. Aufgrund seines wirk-lich geringen Standby-Verbrauchs von einem Watt, be-lasse ich den FLS 1 in diesem Modus. Aber selbst im Betrieb hält er sich mit dann 36 Watt angenehm zurück. An der Rückseite läßt sich die Herstellerintention zu XLR-Kontakten erkennen und selbstverständlich wur-de er bei mir auch derartig mit dem HMS Suprema ver-kabelt. Die FLS 1 bietet an dieser Stelle Platz für Ein-schubplatinen Phono und DAC, welche sich ohne Probleme nachrüsten lassen. Ich würde dies den Händ-ler meines Vertrauens machen lassen. Bevor es in die Hörsession geht, noch kurz die Maße: 450 x 120 x 380 mm (B x H x T) münden in solide 11 kg Gewicht.

La Musica

Bereits erwähnt hatte ich den ersten Eindruck über das musikalische Geschehen und dadurch inspiriert fand meine Musikauswahl statt. Viel Live-Titel, mit großer Vorfreude akustische Instrumente und natürlich dürfen Stimmen nicht fehlen. Wohlan: Ich starte mit der CD von Marcus Miller „A Night In Monte Carlo“ mit L’Orchestre Philharmonique de Monte Carlo vom 29. November 2008, hier Track 2 „So What“. Sofort sitze ich einem großem Boot voll Musik. Noch kurz ein klei-ner Befehl per Fernbedienung an das Lautstärkesignal und zurücklehnen… Nur zur Vollständigkeit, im Test-betrieb war das Verstärkungssignal auf maximal einge-stellt. Ein mir seit Jahren gut bekannter deutscher Her-steller bemerkte einmal bei einem seiner Besuche zu mir, daß ich „intellektuell höre“! Ich war zuerst etwas verwundert und fragte ihn, was er denn damit meinen würde. „Ganz einfach, Du hörst zielsicher heraus, wo die Qualitäten in den Musikreproduktionen liegen und wechselst deshalb auch die verschiedenen Tonträger recht schnell.“ Ich wurde nachdenklich, er hat recht, mir ist in den langen Jahren des Hifi-Schreibens das geduldige Zuhören abhanden gekommen… Daran muß ich arbei-ten! So lehne ich mich jetzt öfters zurück und lasse mir

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die Musik präsentieren. Was habe ich da für einen vor-trefflichen Tonträger ausgesucht? Eine große Bühne, die in sich fein säuberlich durchgezeichnet ist und spätestens, wenn der Ausnahmebassist William Henry Marcus Mil-ler jr. sein Instrument „singen“ läßt und das Tenorsa-xophon die Klänge weit in den Konzertraum hinaus spielt, wird es im Hörraum sehr intim. Bei Track 6 „I’m Glad Theres Is You“ featuring Roy Hargrove war es schließlich um mich geschehen und die FLS 1 unhörbar in ihrem Element. Unhörbar? Ja in der Tat unhörbar! Damit kennzeichnet sich die Audia Flight FLS 1 sogleich als „große“ Vorstufe. Denn solche Typen besitzen genau diese Eigenschaft – sie nehmen sich aus dem Klangge-schehen komplett raus - perfekt! „Midnight Blue“ von Kenny Burrell ist einer meiner Lieblingsscheiben, die es als digitale wie analoge Konserve gibt. Ich bleibe bei digital und starte brav mit dem ersten Track: „Chitlins Con Carne“. Das sensibel arbeitende Schlagzeug fällt mir als erstes auf und die stupende Gitarre hält den Zu-hörer fest im musikalischen Geschehen. Beim Titelsong wippen meine Füße unweigerlich mit. Da ist es wieder, dieses nicht immer so wie selbstverständlich gut prä-sentierte Bühnenbild, dessen mächtiges Volumen bei Klassik erst so richtig deutlich wird. Beispiel? Giacomo Puccinis letzte Oper: Turandot. 1926 rund eineinhalb Jahre nach seinem Tod in der Mailänder Scala uraufge-führt. Hier in der wohl besten Fassung, die es auf CD gibt: Die Decca-Aufnahme in der Kingsway Hall in London vom August 1972 unter der Leitung von Zubin Mehta. Die klanglichen Höhepunkte sind für mich zwei-

felsfrei die Duette, in denen sich die Stimmen von Joan Sutherland und Luciano Pavarotti zu wahrlich gewalti-gen Klangformationen vereinigen.

Auf den Punkt gebracht

Was für ein Auftritt der Audia Flight FLS 1! Wie kaum eine andere Halbleitervorstufe hat sie es geschafft, vom ersten Ton an große, weite Klän-ge in meinen Raum zu stellen - eindeutig großes Klangkino. Ihre herausragende Eigenschaft in der Musikwiedergabe ist es, sich aus dem Klang-geschehen selbst komplett herauszunehmen. Herrlich anders im Design, ist sie für mich auch aufgrund ihrer Schnelligkeit in der Musiküber-tragung ein echter Alfa Romeo!

InformationAudia Flight FLS 1, ab 6.000 EuroSieveking Sound GmbH & Co. KGJan SievekingPlantage 20D - 28215 Bremen Tel.: +49 (0) 421 - [email protected]

Alexander Aschenbrunner

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