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Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oderauszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlichder gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Umwelthinweis:Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt.

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Susan Mallery

Habe Mutter, brauche VaterRoman

Aus dem Amerikanischen vonJutta Zniva

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MIRA® TASCHENBUCHBand 25268

1. Aufl age: März 2008

MIRA® TASCHENBÜCHERerscheinen in der Cora Verlag GmbH & Co. KG,

Valentinskamp 24, 20350 HamburgDeutsche Erstveröffentlichung

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:Irresistible

Copyright © 2006 by Susan Macias Redmonderschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

Published by arrangement withHARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, KölnUmschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Ivonne SennTitelabbildung: mauritius images gmbh, Mittenwald

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprise S.A., SchweizSatz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

Druck und Bindearbeiten: Ebner & Spiegel, UlmPrinted in Germany

ISBN 978-3-89941-436-3

www.mira-taschenbuch.de

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1. KA PI TEL

IEs ist lei der eine un be streit ba re Tat sa che, dass eine Frau für ge wis se Fäl le ein fach ei nen Mann braucht … oder zu min dest die Kraft zwei star ker Ober ar me.

Pech für Elis sa Tow ers, dass ge ra de jetzt so ein Fall vor lag. „Ir gend wie habe ich das Ge fühl, es lässt dich kalt, wie viel ich zu er le di gen habe und dass Zoe am Nach mit tag zu ei ner Ge burts tags par ty will. Das ist wich tig für eine Fünf jäh ri ge. Ich will nicht, dass sie die se Par ty ver passt“, mur mel te Elis sa, wäh rend sie sich mit ih rem gan zen Ge wicht auf den Kreuz-schlüs sel stemm te. Sie jam mer te stän dig über die fünf Kilo, die sie seit min des-tens drei Jah ren zu viel auf den Hüf ten hat te. Man soll te mei-nen, dass sie sich mo men tan als nütz lich er wei sen wür den – so-zu sa gen als He bel kraft. So konn te man sich täu schen. „Be weg dich!“, schrie sie die Mut ter am Rad ih res plat ten Rei fens an. Nichts. Die Mut ter gab kei nen Mil li me ter nach. Sie feu er te den Kreuz schlüs sel auf den feuch ten Bo den in der Haus ein fahrt und fl uch te. Sie war selbst schuld. Als sie das letz te Mal be merkt hat te, dass der Rei fen Luft ver lor, war sie zu Ran dys Brem sen- und Rei fen cen ter ge fah ren, wo Randy höchst per sön lich das Loch ge fl ickt hat te. Sie hat te in ei nem er staun lich sau be ren War te-raum ge ses sen, in Klatsch ma ga zi nen ge blät tert – ein sel te nes Ver gnü gen – und kei nen ein zi gen Ge dan ken da ran ver schwen-det, dass er die Rad mutt ern mit ei ner die ser ver damm ten Ma-schi nen an zog. Sie bat ihn sonst im mer, sie von Hand fest-zu zie hen, da mit sie den Rei fen beim nächs ten Plat ten selbst ab mon tie ren konn te.

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„Brau chen Sie Hil fe?“ Die Fra ge kam aus dem Nichts und er schreck te sie so sehr, dass sie das Gleich ge wicht ver lor und sich mit ten in eine Pfüt ze setz te. Sie spür te, wie ihre Jeans und ihr Slip das Was-ser auf so gen. Na toll. Wenn sie jetzt auf stand, wür de es so aus-se hen, als hät te sie sich in die Hose ge macht. Wa rum konn te ihr Sams tag nicht mit ei ner un er war te ten Steu er rück zah lung und ei ner Schach tel Kon fekt be gin nen, die ein Un be kann ter ihr vor die Tür ge legt hat te? Sie warf ei nen Blick auf den Mann, der nun ne ben ihr stand. Zwar hat te sie ihn nicht kom men hö ren, aber als sie an ihm hoch sah – hoch und im mer hö her –, bis sich ihre Bli cke tra fen, er kann te sie ih ren Nach barn, der kürz lich über ihr ein-ge zo gen war. Er war ein paar Jah re äl ter als sie selbst, braun ge brannt, gut aus se hend und – so weit man es auf den ers ten Blick fest stel len konn te – per fekt ge baut. Nicht un be dingt der Typ Mann, der sich eine Woh nung in die ser et was schä bi gen Ge gend nahm. Sie rap pel te sich auf, wisch te sich die Jeans ab und stöhn te, als sie den feuch ten Fleck auf ih rem Hin ter teil spür te. „Hi“, sag te sie lä chelnd und trat vor sich tig ei nen Schritt zu-rück. „Sie sind, äh …“ Ver fl ucht, Mrs. Ford, ihre Nach ba rin, hat te ihr ge sagt, wie er hieß. Und auch, dass er kürz lich sei nen Dienst bei der Army quit tiert hat te, zu rück ge zo gen leb te und of fen bar ar-beits los war. Kei ne Kom bi na ti on, bei der sie sich son der lich wohl fühl te. „Wal ker Bucha nan. Ich woh ne über Ih nen.“ Al lein. Er hat te nie Be such und ver ließ sei ne Woh nung nur sel ten. Na toll. Klas se. Aber sie war gut er zo gen, also lä chel te

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sie höfl ich und sag te: „Hal lo, ich bin Elis sa Tow ers.“ In je der an de ren Si tu a ti on hät te sie ei nen bes se ren Aus weg aus ih rem Di lem ma ge fun den, aber die se Rad mut ter be kä me sie auf kei nen Fall al lein lo cker. Und sie konn te schlecht hier einfach ste hen blei ben und die Rei fen-Göt ter um Hil fe an-fl ehen. Sie deu te te auf den Rei fen. „Wenn Sie ei nen Au gen blick Ihre männ li chen Kräf te un ter Be weis stel len könn ten, wäre das fan tas tisch.“ „Mei ne männ li chen Kräf te?“ Um sei ne Mund win kel zuck te es. „Sie sind ein Mann, und das hier ist eine Män ner sa che. Passt doch per fekt.“ Er ver schränk te sei ne be ein dru ckend mus ku lö sen Arme vor sei ner eben so be ein dru cken den Brust. „Wo sind bloß all die Frau en hin, die un ab hän gig und gleich be rech tigt sein wol len?“ Aha, hin ter die sen dunk len Au gen steck te also ein Ge hirn, und viel leicht gab es da auch so et was wie Hu mor. Das war gut. Die Nach barn von Se ri en mör dern sag ten im mer, der Typ wäre to tal hilfs be reit und freund lich ge we sen. Elis sa war sich nicht si cher, ob man Wal ker als freund lich be zeich nen konn te, was sie auf eine merk wür di ge Wei se be ru hig te. „Tja, wir hät ten wohl zu erst un se ren Ober kör per trai nie-ren sol len. Au ßer dem ha ben Sie sich an ge bo ten zu hel fen.“ „Stimmt.“ Er hob den Kreuz schlüs sel auf, hock te sich ne ben den Rei fen und lo cker te die ers te Schrau be mit ei ner ein zi gen Be-we gung. Elis sa sah ihm frust riert zu und fühl te sich un fä hig. Die an de ren drei Schrau ben folg ten im Nu.

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„Dan ke“, sag te sie und lä chel te ihn an. „Al les an de re schaf fe ich al lein.“ „Wenn ich schon mal da bei bin“, er klär te er, „kann ich den Re ser ve rei fen auch gleich mon tie ren. Dau ert nur ein paar Se-kun den.“ Dach te er zu min dest. „Tja, Sie wer den la chen“, sag te sie, „aber ich habe kei nen Re ser ve rei fen. Er ist so furcht bar groß und wuch tig und zieht mit sei nem Ge wicht das Auto nach un ten.“ Er rich te te sich auf. „Sie brau chen aber ei nen.“ Das wuss te sie selbst, aber wa rum er klär te er ihr das? „Dan ke für den Tipp, aber da ich kei nen habe, bringt er mir lei der nicht sehr viel.“ „Was wer den Sie jetzt tun?“ „Ich sag erst mal Dan ke.“ Sie schau te de mons t ra tiv zur Trep pe, die zu sei ner Woh nung führ te. Da er sich nicht von der Stel le rühr te, füg te sie hin zu: „Ich möch te Sie nicht län ger auf hal ten.“ Sein Blick wan der te von ihr zu dem gro ßen Trol ley, der ne ben ihr in der Ein fahrt stand. Er ver zog miss bil li gend den Mund. „Sie wer den die sen Rei fen auf kei nen Fall al lein ir gend wo-hin schlep pen“, sag te er be stim mend. Ein deu tig nicht freund lich, dach te sie. „Ich schlep pe nicht, ich zie he. Au ßer dem ma che ich das nicht zum ers ten Mal. Mei ne Werk statt ist kei nen Ki lo me ter ent fernt. Ich gehe hin, Randy fl ickt den Rei fen, und ich gehe wie der nach Hau se. Das ist ganz ein fach. Und oben drein ein ge sun der Spa zier gang. Also dan ke für Ihre Hil fe und ei nen schö nen Tag noch.“ Sie griff nach dem Rei fen, doch er trat da zwi schen.

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„Ich neh me ihn“, sag te er. „Nein dan ke. Wie ge sagt, ich schaf fe das schon.“ Er war min des tens fünf zehn Zen ti me ter grö ßer und be-stimmt gut drei ßig Kilo schwe rer als sie – je des Gramm da von Mus kel mas se. Als sich sein Blick ver fi ns ter te und er sie grim-mig an sah, hat te sie das Ge fühl, er wol le sie ein schüch tern. Es ge lang ihm gar nicht schlecht, aber das woll te sie ihn nicht mer-ken las sen. Sie war hart. Sie war ent schlos sen. Sie war … „Mommy, kann ich ei nen Toast ha ben?“ Per fek tes Ti ming. Sie dreh te sich zu ih rer Toch ter um, die in der Woh nungs-tür stand. „Si cher, Zoe. War te, ich hel fe dir. Ich bin gleich da.“ Zoe lä chel te. „Okay, Mommy.“ Die äu ße re Tür mit dem Flie gen git ter fi el kra chend zu. Elis sa dreh te sich nach Wal ker um und muss te fest stel len, dass die ser Kerl den Mo ment ih rer Un auf merk sam keit dazu ge nutzt hat te, mit ih rem Rei fen zu sei nem äu ßerst teu ren und in die ser Wohn ge gend äu ßerst de plat zier ten Ge län de wa gen zu mar schie ren. „Sie kön nen den Rei fen nicht neh men“, sag te sie, wäh rend sie ihm nach lief. „Er ge hört mir.“ „Ich steh le ihn ja nicht“, ant wor te te er bei na he ge lang-weilt. „Ich brin ge ihn zur Re pa ra tur. Wo hin ge hen Sie nor ma-ler wei se?“ „Das wer de ich Ih nen nicht sa gen.“ Ha! Das soll te ge nü-gen, um ihn zu stop pen. „Gut. Dann fah re ich da hin, wo hin ich will.“ Er leg te den Rei fen in den Wa gen und warf die Heck klap pe zu. „War ten Sie! Halt!“ Wann ge nau hat te sie die Kont rol le über das Ge sche hen ver lo ren?

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Er dreh te sich zu ihr um. „Ha ben Sie wirk lich Angst, dass ich mit Ih rem Rei fen ver schwin de?“ „Nein, na tür lich nicht. Nur, ich …“ Er war te te ge dul dig. „Ich ken ne Sie doch gar nicht“, fuhr sie ihn an. „Ich er-le di ge mei nen Kram selbst. Und ich möch te nicht in Ih rer Schuld ste hen.“ Es über rasch te sie, dass er nick te. „Das kann ich nach voll-zie hen. Wo hin soll ich also den Rei fen brin gen?“ Er gab of fen sicht lich nicht nach. „Ran dys Brem sen- und Rei fen cen ter.“ Sie be schrieb ihm den Weg. „Aber war ten Sie hier ei nen Mo ment. Ich gebe Ih nen ein Paar Ohr rin ge mit.“ „Für Randy?“ Er zog die Au gen brau en hoch. „Für Ran dys Schwes ter. Sie hat Ge burts tag.“ Sie hol te tief Luft, weil sie es nur un gern er klär te. „Da mit be zah le ich Randy.“ Sie er war te te, dass Wal ker et was er wi dern oder zu min dest ei nen wei te ren sei ner schlau en Kom men ta re dazu ab ge ben wür de. Statt des sen zuck te er nur mit den Ach seln. „Ho len Sie sie.“

Die Fahrt zu Ran dys Brem sen- und Rei fen cen ter dau er te drei Mi nu ten. Als Wal ker sei nen Wa gen ab stell te, sah er ei-nen klei nen äl te ren Mann mit Bier bauch, der ihn be reits er-war te te. Randy per sön lich, dach te Wal ker und stieg aus. „Sie ha ben Elis sas Rei fen?“, frag te der Mann. „Hin ten.“ Randy be gut ach te te Wal kers BMW X5. „Neh me an, Sie wol len den ver kau fen“, sag te er.

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„Bis jetzt habe ich noch nicht da ran ge dacht. Aber viel-leicht ir gend wann.“ „Nicht schlecht, Ihre Rei fen.“ Randy ging um den Wa gen he rum und öff ne te die Heck klap pe. Als er Elis sas Rei fen sah, stöhn te er auf. „Was ist los mit dem Mäd chen? Wo sie ar bei-tet, ist ge ra de eine Bau stel le. Ich schwö re, sie fi n det je den Na-gel, der da auf der Stra ße rum liegt. Und er lan det im mer in die sem ei nen Rei fen. Er be steht schon aus mehr Fli cken als Gum mi.“ Auch aus mehr Fli cken als Pro fi l, dach te Wal ker, als er den ab ge fah re nen Rei fen be trach te te. „Sie soll te ihn aus tau schen.“ Randy sah ihn an. „So, mei nen Sie? Tja, aber das Geld wächst nun mal nicht auf Bäu men. Hey, die Zei ten sind für uns alle nicht leicht, oder? Ha ben Sie mei ne Ohr rin ge mit?“ Wal ker zog das klei ne Ku vert aus der Brust ta sche sei nes Hemds und reich te es ihm. Randy schau te hi nein und pfi ff an-er ken nend. „Sehr schön. Jan ice wird be geis tert sein. Okay, ge-ben Sie mir zehn Mi nu ten, ich mach den Rei fen fer tig.“ Erst hat te Wal ker sei ner Nach ba rin gar nicht hel fen wol-len. Er hat te die Woh nung kurz fris tig ge mie tet, um in Ruhe und un ge stört über le gen zu kön nen, was er mit dem Rest sei-nes Le bens an fan gen woll te. Er kann te kei nen sei ner neu en Nach barn, und so soll te es ei gent lich auch blei ben. Abegesehen von ei ner kur zen, aber er staun lich ef fek ti ven Be fra gung durch die alte Dame, die un ter ihm wohn te, hat te er fast sechs Wo chen lang mit nie man dem dort Kon takt ge habt. Bis er Elis sas Kampf mit den Rad mutt ern be ob ach tet hat te. Er hat te vor ge habt, sie zu ig no rie ren. Aber es war ihm nicht ge lun gen – ein Cha rak ter feh ler, an dem er ar bei ten muss te. Und jetzt – an ge sichts die ses glat ten Rei fens, der höchst wahr-

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schein lich plat zen wür de, so bald sie mit Tem po 100 über die Au to bahn fuhr – merk te er, dass er nicht ein fach so tun konn te, als gin ge es ihn nichts an. „Ge ben Sie mir ei nen neu en“, brumm te er. Randy zog die bu schi gen Au gen brau en hoch. „Sie kau fen Elis sa ei nen Rei fen?“ Wal ker nick te. Das Bes te wäre, er wür de bei de Hin ter rei-fen aus tau schen. Aber er hat te nur den ei nen da bei. Der äl te re Mann bau te sich vor ihm auf. „Wo her ken nen Sie ei gent lich Elis sa und Zoe?“ Zoe? Wal ker stutz te. Dann er in ner te er sich an das Kind, das er ge se hen hat te. Elis sas Toch ter. Er war dem Kerl ei gent lich kei ne Er klä rung schul dig. Den-noch hör te er sich sa gen: „Ich woh ne über ihr.“ Ran dys Blick ver fi ns ter te sich. „Elis sa ist eine Freun din von mir. Ma chen Sie ihr kei ne Schwie rig kei ten.“ Wal ker war klar, dass er es mit dem al ten Mann selbst nach ei ner durch zech ten Nacht auf neh men konn te und da nach im-mer noch fi t ge nug wäre, ein ein halb Ki lo me ter un ter vier Mi-nu ten zu lau fen. Ran dys Droh ge ba ren wirk te also bei na he lä cher lich – wenn es nicht so auf rich tig ge we sen wäre. Der Mann moch te Elis sa und sorg te sich um sie. „Ich tue ihr nur ei nen Ge fal len“, sag te Wal ker ru hig. „Wir sind Nach barn, wei ter nichts.“ „Na gut, dann ist es okay. Elis sa hat näm lich schon ge nug hin ter sich. Sie hat es nicht ver dient, dass je mand ihr Prob le me macht.“ „Das sehe ich ge nau so.“ Wal ker hat te kei nen blas sen Schim mer, wo von die Rede war – aber Haupt sa che, sie un ter hiel ten sich nun wie der halb-

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wegs fried lich mit ei nan der. Randy hob den plat ten Rei fen auf und trug ihn zur Werk statt. „Ich habe ein paar gute Rei fen, die auf je den Fall um ei ni-ges si che rer sind als die ser hier. Und weil es für Elis sa ist, ma-che ich Ih nen ei nen gu ten Preis.“ „Vie len Dank.“ Randy schau te ihn von der Sei te an. „Ich wer fe ein biss-chen Dreck drauf. Viel leicht merkt sie dann nichts.“ Wal ker er in ner te sich, wie emp fi nd lich sie we gen des feh len-den Re ser ve rei fens re a giert hat te. „Ver mut lich kei ne schlech te Idee“, sag te er.

„Nicht so fest, Lie bes“, sag te Mrs. Ford ru hig, wäh rend sie ei-nen Schluck Kaf fee nahm. „Das ist schlecht für die Mas se.“ Elis sa klatsch te das Nu del holz auf den Teig. Sie wuss te, dass ihre Nach ba rin recht hat te. „Ich kann nicht an ders. Ich är ge re mich. Hält er mich wirk lich für so däm lich? Glaubt er, ich mer ke nicht, dass er mei nen al ten Rei fen durch ei nen neu en aus ge tauscht hat? Sind alle Män ner so? Glau ben die etwa, dass Frau en kei nen blas sen Schim mer von Rei fen ha ben? Oder hält er nur mich für blöd?“ „Ich bin si cher, er woll te ein fach nur hel fen.“ „Wer ist er, dass er mir hel fen will? Ich ken ne ihn doch über-haupt nicht. Wie lan ge wohnt er hier? Ei nen Mo nat? Wir hat-ten vor her nicht ein mal mit ei nan der ge re det. Und jetzt kauft er mir plötz lich ei nen Au to rei fen? Was soll der Blöd sinn?“ „Ich fi n de es ro man tisch.“ Elis sa muss te sich sehr be herr schen, um nicht die Au gen zu ver dre hen. Sie moch te die alte Dame sehr, aber, Him mel, Mrs. Ford wür de es wahr schein lich auch ro man tisch fi n den,

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Gras wach sen zu se hen. „Er hat ein fach über mei nen Kopf hin weg Ent schei dun-gen ge trof fen. Wer weiß, was er da für im Ge gen zug er war tet.“ Was im mer er auch er war te te, er wür de es nicht be kom men, sag te sich Elis sa. Mrs. Ford schüt tel te den Kopf. „Da liegst du falsch, Elis sa. Wal ker ist ein sehr net ter Mann. Ein Ex-Ma ri ne. Er hat ge se-hen, dass du Hil fe brauchst, und er hat ge hol fen.“ Ge nau das hat te Elis sa am meis ten ge är gert. Hil fs be dürf-tig zu sein. Es wäre schön, we nigs tens ein ein zi ges Mal et was für schlech te Zei ten oder ei nen plat ten Rei fen auf der ho hen Kan te zu ha ben. „Ich will ihm nichts schul dig sein.“ „Du willst nie man dem et was schul dig sein. Du bist eine un ab hän gi ge Frau. Aber er ist ein Mann, mei ne Lie be. Män ner hel fen Frau en nun mal gern.“ Mrs. Ford war fast neun zig, sehr klein und ge hör te zu den Frau en, die noch im mer Ta schen tü cher mit Spit zen bor te ver wen de ten. Sie war in ei ner Zeit auf ge wach sen, in der sich Män ner um die Mü hen des Le bens küm mer ten, wäh rend man von Frau en haupt säch lich er war te te, dass sie gut koch ten und hübsch da bei aus sa hen. Die Tat sa che, dass so ein Le ben vie le Frau en in den Al ko hol oder Wahn sinn ge trie ben hat te, war nur eine un er freu li che Rand er schei nung, über die die fei ne Ge-sell schaft kein Wort ver lor. „Ich habe Randy an ge ru fen“, sag te Elis sa, wäh rend sie den Teig vor sich tig in die Form leg te und am Rand fest drück te. „Er hat mir ge sagt, dass der Rei fen vier zig Dol lar ge kos tet hat. Aber gut mü tig, wie er ist, hat er mich si cher an ge lo gen. Be-stimmt hat er fünf zig ge kos tet.“

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Sie hat te ge nau zwei und sech zig Dol lar in ih rer Geld bör se, wo von sie den Groß teil für die Le bens mit tel brauch te, die sie heu te Nach mit tag kau fen muss te. Auf ih rem Kon to war der zeit Ebbe, aber in zwei Ta gen wür de sie ja ihr Ge halt be-kom men. „Wenn ich mir ei nen neu en Rei fen leis ten könn te, hät te ich mir sel ber ei nen ge kauft“, grumm elte sie. „Es ist je den falls ein nütz li che res Ge schenk als Blu men“, warf Mrs. Ford ein. „Oder Scho ko la de.“ Elis sa lä chel te. „Glaub mir, Wal ker will nichts von mir.“ „Wo her willst du das wis sen?“ Elis sa war sich ziem lich si cher. Er hat te bloß ge hol fen, weil … weil … Sie run zel te die Stirn. In Wahr heit wuss te sie es nicht. Viel leicht, weil sie bei ih rem Kampf mit den stör ri schen Rad mutt ern sein Mit leid er regt hat te. Sie roll te den zwei ten Teig aus. Die Blau bee ren wa ren lä-cher lich bil lig ge we sen. Sie hat te kurz am Obst stand an ge hal-ten, nach dem sie Zoe zur Ge burts tags par ty ge bracht hat te. Bis sie ihre Toch ter wie der ab ho len muss te, hat te sie ge ra de so viel Zeit, um die Bö den für drei Obst ku chen vor zu be rei ten. „Ich ma che die Ku chen fer tig, wenn ich vom Ein kau fen zu rück bin“, sag te Elis sa mehr zu sich selbst als zu ih rer Nach-ba rin. „Viel leicht soll te ich ihm ei nen vor bei brin gen …“ Mrs. Ford lä chel te. „Aus ge zeich ne te Idee. Stell dir vor, wie be ein druckt er sein wird, wenn er eine Kost pro be dei ner Koch-küns te be kommt.“ Elis sa stöhn te. „ Kann es sein, dass du eine ziem li che Kupp-le rin bist?“ „Eine Frau in dei nem Al ter so ganz al lein? Das ist doch nicht nor mal.“

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„Ich bin gern ein biss chen schrul lig. Es hilft mir, am Bo den zu blei ben.“ Mrs. Ford schüt tel te den Kopf und trank ih ren Kaf fee aus. Sie stell te die Tas se auf den Tisch und stand lang sam auf. „Ich muss ge hen. Auf QVC fängt gleich ‚Schön mit Tova‘ an. Mein Par fum von ‚Tova‘ geht lang sam zur Nei ge, ich muss wie der wel ches be stel len.“ „Ist in Ord nung, geh ru hig“, sag te Elis sa. Mrs. Ford ging zur Tür, die ihre bei den Woh nun gen ver-band. Dann blieb sie ste hen. „Mei ne Ein kaufs lis te habe ich dir ge ge ben, oder?“ Elis sa nick te. „Ja, sie ist in mei ner Geld bör se. Ich bring dir al les vor bei, wenn ich wie der da bin.“ Die alte Dame lä chel te. „Du bist ein gu tes Kind, Elis sa. Was wür de ich bloß ohne dich tun?“ „Und ich erst ohne dich?“ Mrs. Ford ging in ihre ei ge ne Kü che und mach te die Tür hin ter sich zu. Elis sa war an fangs ein we nig ver wun dert ge we sen, dass es eine Ver bin dungs tür zwi schen ih rer ei ge nen Woh nung und der ih rer Nach ba rin gab. Aber das hat te sich rasch ge än dert. Mrs. Ford moch te zwar schon sehr be tagt und et was alt mo-disch sein, aber sie war klug, für sorg lich und ganz ver narrt in Zoe. Sie hat ten sich alle drei rasch an ge freun det, und Elis sa und Mrs. Ford hat ten ih ren All tag so or ga ni siert, dass ih nen bei den ge hol fen war. Mrs. Ford mach te Zoe mor gens fer tig für den Kin der gar-ten und rich te te ihr das Früh stück. Elis sa be sorg te die Ein-käu fe für ihre Nach ba rin, fuhr sie zu Arzt ter mi nen und sah re gel mä ßig nach ihr. Nicht dass Mrs. Ford be son ders viel Zeit

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zu Hau se ver brach te. Sie war sehr en ga giert im Se ni o ren zent-rum, und ei ner ih rer vie len Be kann ten war ga ran tiert im mer dazu be reit, sie ab zu ho len – sei es nun, um Bridge zu spie len, sich alte Fo tos an zu se hen oder um ei nen Aus fl ug in ein Spiel-cas ino zu ma chen. „ So wie sie möch te ich auch mal sein, wenn ich groß bin“, sag te Elis sa, wäh rend sie die drei Ku chen for men zum Herd trug. Vor her muss te ihr al ler dings erst ein fal len, wo her sie das Geld neh men soll te, um den neu en Rei fen zu be zah len, und was sie ih rem Nach barn sa gen wür de, da mit er ver stand, dass sie nie-mals, un ter kei nen Um stän den, an ihm in te res siert sein wür de. Nie mals, jede Wet te. Nicht ein mal, wenn er nackt bei ihr auf tauch te. Ob wohl, ehr lich ge sagt, wenn er so vor ihr stün de, wür de sie wahr schein lich schon ei nen Blick ris kie ren. Im mer-hin hat te sie seit Jah ren kei nen nack ten Mann mehr zu Ge sicht be kom men. Und er sah über durch schnitt lich gut aus. „Ich brau che kei nen Mann“, mur mel te Elis sa und schal te te am Herd die Uhr für die Back zeit ein. „Mir geht’s gut. Ich habe al les im Griff. Nur noch drei zehn Jah re, bis Zoe er wach-sen ist und aufs Col lege geht. Dann kann ich wie der Sex ha-ben. Und bis da hin habe ich keu sche Ge dan ken und bin eine gute Mut ter.“ Wahr schein lich wür de sie trotz dem an ih ren Nach barn den-ken und sich vor stel len, wie er nackt aus sah. Soll te sie je mals doch ein Mann in Ver su chung füh ren, hät te sie nichts da ge gen, wenn er es wäre.

Zoe war um acht Uhr im Bett und schlief eine hal be Stun de spä ter be reits tief und fest. Elis sa schnapp te ei nen der Blau-

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beer ku chen und ihre letz ten fünf Dol lar und ging hi nauf zu Wal ker. Trotz der ab so lu ten Stil le in der Woh nung über ihr wuss te sie, dass er da sein muss te, denn sein Wa gen stand vor dem Haus. Sie hat te auch nicht ge se hen, dass ihn je mand ab ge holt hät te. Es war nicht so, dass sie auf der Lau er ge le gen hät te. Kei-nes wegs. Viel leicht hat te sie ein Auge auf das Kom men und Ge hen in ih rer Nach bar schaft ge habt – aber nur, weil Wach-sam keit eine Bür ger pfl icht war. Die Tat sa che, dass sie sich ziem lich si cher war, Wal ker al lein an zu tref fen, war le dig lich eine Be gleit er schei nung ih rer Auf merk sam keit zum Woh le der ge sam ten Nach bar schaft. Nicht dass es sie in te res sier te, ob er sich mit ei ner Frau traf. Aber samt Ku chen und fünf Dol lar bei ihm auf zu tau chen war merk wür dig ge nug, dass es schon ihm al lein – ohne eine zwei te an we sen de Per son – schwer zu er klä ren sein wür de. Ob wohl ver mut lich kei ne Frau, mit der sich Wal ker traf, sie als be son de re Kon kur renz emp fi n den wür de. Elis sa wuss te ge-nau, wie sie aus sah – wie das net te Mäd chen von ne ben an. Es mach te ihr nichts aus. Auf grund ih res Aus se hens neig ten ihre Kun den eher dazu, sie zu be schüt zen, als ag gres siv zu sein, und das mach te das Le ben ein gu tes Stück ein fa cher. „Ge nug ge zö gert?“, frag te sie sich und zwang sich dazu, sich wie der auf die ak tu el le Si tu a ti on zu kon zent rie ren. Näm-lich da rauf, dass sie be reits oben auf der Trep pe zu Wal kers Woh nung an ge langt war und ei nen hal ben Me ter vor sei ner Tür stand. Falls er sie kom men ge hört hat te, könn te er sie jetzt be ob ach ten und wür de sich wahr schein lich fra gen, wa rum sie im mer noch nicht an klopf te. Also klopf te sie und war te te. Dann ging die Tür auf, und

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da stand er. Di rekt vor ihr. Er sah toll aus. Sein T-Shirt spann te sich über die brei ten Schul tern und sei ne mus ku lö se Brust. Kei ne Fra ge, die se Mus-keln wa ren der Grund, wes halb er die Rad mutt ern be zwun-gen hat te, ohne ins Schwit zen zu kom men. Sei ne Jeans wa ren alt, aus ge beult und aus ge bleicht. Er sah Elis sa mit sei nen dunk-len Au gen an, ohne eine Mie ne zu ver zie hen. Doch sein Blick wirk te nicht wie der ei nes Furcht ein fl ö ßen den Axt mör ders. Eher dis tan ziert und vor sich tig. „Hi“, sag te sie, als er wei ter nur stumm da stand. „Ich, äh, habe ei nen Ku chen ge ba cken.“ Sie hielt ihm das Tab lett hin. „Mit Blau bee ren“, füg te sie hin zu, für den Fall, dass Zwei fel be züg lich der Obst sor te der Grund dafür waren, dass er ihr das Ding nicht aus der Hand nahm. „Sie ha ben mir ei nen Ku chen ge ba cken …“, sag te er lei se. In sei ner Stim me lag der Hauch ei ner Fra ge – deut li cher konn te man al ler dings he raus hö ren, dass er sie of fen bar für ver rückt hielt. Es är ger te sie. Nicht sie war die je ni ge, die die Re geln ge-bro chen hat te. „Ja, ei nen Ku chen.“ Sie streck te ihm das Tab lett im mer noch ent ge gen. Als er es ihr end lich aus der Hand nahm, hielt sie ihm eine zer knit ter te Fünf dol lar no te vor die Nase. „Sie be zah len mich, da mit ich Ih ren Ku chen esse?“ „Na tür lich nicht. Ich be zah le Sie …“ Sie brach ab und hol te tief Luft. In ner halb von zwei Mi nu ten war ihre Stim-mung von Dank bar keit in Är ger um ge schla gen. „Sie ha ben mir ei nen Rei fen ge kauft. Dach ten Sie wirk lich, mir wür de der glän zen de neue Gum mi nicht auf fal len? Schät zen Sie nur mich so ein oder Frau en im All ge mei nen? Wenn ich ein Mann wäre, hät ten Sie das nicht ge tan.“

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„Sie hät ten mei ne Hil fe nicht ge braucht, wenn Sie ein Mann wä ren.“ „Kann sein.“ Es war so gar sehr wahr schein lich. Aber da-rum ging es nicht. „Sie ha ben den Rei fen heim lich mon tiert. Und Sie ha ben ihn so gar mit Dreck be spritzt, da mit er nicht so neu aus sieht. Nur da mit Sie es wis sen – ich fi n de das al les ziem lich merk wür dig.“ Er lä chel te. Nur ganz leicht, aber ir gend wie ließ ihn das Lä cheln of fe ner und zu gäng li cher er schei nen. „Das war Ran-dys Idee.“ „Das sieht ihm ähn lich.“ Er trat ei nen Schritt zu rück. „Möch ten Sie he rein kom men oder lie ber hier zwi schen Tür und An gel mit mir da rü ber re den?“ „Hier ist es schon okay. Ich kom me ja nicht, um mit Ih nen zu plau dern.“ Das Lä cheln ver schwand. „Elis sa, ich habe Sie schon ver-stan den. Es ist Ih nen nicht recht, dass ich ei nen Rei fen ge kauft habe. Aber Ih rer war so oft ge fl ickt, dass es ge fähr lich war. Ich hät te mich nicht da rum küm mern sol len, aber ich konn te nicht an ders. Ent schul di gen wer de ich mich da für nicht. Ich habe nichts da mit be zweckt und will auch nichts da für.“ Er sah auf den Ku chen. „Au ßer den hier. Der riecht gut.“ Es ge fi el ihr, dass er ih ren Rei fen nicht ge gen sie ver wen-de te. Him mel, wie oft in ih rem Le ben hat te sie das schon be-haup ten kön nen? „Ich weiß, dass Sie es gut ge meint ha ben“, sag te sie nach ei-ni gem Zö gern. „Aber Sie ha ben nicht das Recht, sich in mein Le ben ein zu mi schen. Ich habe Randy an ge ru fen, um he raus zu-fi n den, was der Rei fen ge kos tet hat. Be stimmt hat er mir eine

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Sum me ge nannt, die zehn Dol lar un ter dem Preis liegt, da her wer de ich Ih nen fünf zig Dol lar zu rück zah len. Es wird eine Wei le dau ern, aber der Ku chen soll zei gen, dass ich es ernst mei ne – und hier ist die ers te Rück zah lung.“ Er be trach te te den zer knit ter ten Geld schein. „Ich will Ihr Geld nicht.“ „Und ich will Ih nen nichts schul den.“ Sie moch te nicht ge-ra de viel Geld ha ben, aber sie be zahl te ihre Rech nun gen recht-zei tig und über zog ihr Kon to nie – au ßer in Not fäl len, wenn es um Kopf und Kra gen ging. „Sie sind stur“, sag te er. „Vie len Dank. Ich habe hart da ran ge ar bei tet, so zu wer-den.“ „Was, wenn ich Ih nen nun sage, dass mir das Geld egal ist?“, frag te er. Was soll te denn das nun wie der hei ßen? Hat te er so viel da von? Sie seufz te bei dem Ge dan ken. Im nächs ten Le ben wür de sie ganz be stimmt auch reich sein. Der Wunsch stand ganz oben auf ih rer Lis te. Aber in die sem Le ben … „Aber mir ist es nicht egal“, er wi der te sie. „Na gut. Aber Sie brau chen es mir nicht bar zu rück zu zah-len. Wir ver ein ba ren ei nen Tausch han del.“ Kal te Wut stieg in ihr auf. Hier war sie also – die Wahr-heit. Hin ter die sem at trak ti ven Ge sicht steck te ein ab scheu li-cher, ge mei ner, herz lo ser Drecks kerl. Er war ge nau wie fast alle Män ner auf die ser Welt. Na tür lich. Wa rum über rasch te sie das über haupt? Sie hat te sich kurz zu Wal ker hin ge zo gen ge fühlt, und auf grund ih res rei chen Er fah rungs schat zes wuss te sie, dass schon des halb et-was mit ihm nicht stim men konn te. Sie hat te mit ei nem schwe-

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ren Cha rak ter feh ler ge rech net. Aber so et was hat te sie nicht er war tet. „Nicht ein mal, wenn Sie der letz te männ li che Über le ben de nach ei nem Atom krieg wä ren“, zisch te sie. „Sie glau ben doch nicht im Ernst, ich las se mich auf so et was ein …“ Am liebs ten hät te sie ihm eine ge klebt. „Es war ein Rei fen. Es ist nicht so, als hät ten Sie mir eine Nie re ge spen det.“ Er be saß tat säch lich die Frech heit, sie an zu lä cheln. „Sie wür den mit mir schla fen, wenn ich Ih nen eine Nie re spen den wür de?“ „Sie wis sen, wie es ge meint ist. Mir reicht’s. Ich schi cke Ih-nen das rest li che Geld per Post.“ Sie dreh te sich um und woll te ge hen. Doch plötz lich stand er zwi schen ihr und der Trep pe. Wie um al les in der Welt war er so schnell da hin ge kom men? Sei ne dunk len Au gen such ten ihre. Aus sei nem Ge sicht war al ler Hu mor ge wi chen. „Abend es sen“, sag te er lei se. „Ich habe von ein paar Abend-es sen ge re det. Sie ko chen je den Abend, das rie che ich hier oben. Ich lebe seit Wo chen nur von Tief kühl kost und den üb-rig ge blie be nen Me nüs mei ner Schwä ge rin. Das war es, was ich mit Han del ge meint habe. Und nur das.“ Ob wohl er sie nicht be rühr te, spür te sie sei ne Nähe. Er war so viel grö ßer als sie – ei gent lich hät te sie Angst ha ben müs sen. Gut, sie war ein biss chen ner vös, aber das war et was an de res. Abend es sen also … tja, das klang plau si bel. Je län ger sie da-rü ber nach dach te, des to ver nünf ti ger er schien ihr die ser Han-del. Denn wer wür de Sex er war ten, nur weil er ei nen bil li gen Rei fen ge kauft hat te?

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„Tut mir leid“, sag te sie und senk te den Blick. „Ich dach te, Sie …“ „Das habe ich schon ka piert. Aber das woll te ich nicht. Ich wür de nie mals …“ Was wür de er nie mals? Mit ihr schla fen wol len? Nicht dass sie zur zeit dies be züg lich ak tiv wäre oder es in na her und auch fer ne rer Zu kunft vor hat te – aber wa rum war das für ihn so ab we gig? Sie moch te nichts Au ßer ge wöhn li ches sein, aber sie war ziem lich hübsch. Und in tel li gent. Und auf In tel li genz kam es doch an, oder? Viel leicht hat te er eine Freun din. Viel leicht war er ver lobt. Viel leicht war er schwul. Über den letz ten Ge dan ken muss te sie schmun zeln. Ir gend-wie konn te sie sich nicht vor stel len, dass Wal ker schwul war. „Be gin nen wir noch mal von vorn“, sag te er. „Ich habe den Rei fen ge kauft, weil ich der Mei nung war, dass Ih rer kei nen wei te ren Fli cken mehr ver trägt. Randy hat ihn mir für fün-fund vier zig Dol lar ver kauft. Ich neh me den Ku chen und das Geld an. Sie kön nen sich mit der Rück zah lung so viel Zeit las-sen, wie Sie wol len. Ver ges sen Sie, was ich we gen des Abend es-sens ge sagt habe, okay? Das mit dem Geld ist in Ord nung.“ Er mach te al les rich tig. Wa rum also hat te sie das Be dürf nis, mit ihm zu strei ten? „Ein ver stan den“, sag te sie. „Dann ha ben wir eine Ab ma chung.“ Er nahm das Ku chen tab lett in die lin ke Hand und streck te ihr sei ne rech te ent ge gen, da mit sie es mit ei nem Hand schlag be sie geln konn ten. Sie leg te ihre Hand in sei ne und nick te. „In Ord nung.“ Sei ne Fin ger wa ren warm und kräf tig. Sie spür te ein leich-

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tes Flat tern in ih rem Bauch. Die un er war te te Re ak ti on ließ sie die Hand weg zie hen und ei nen Schritt zu rück tre ten. Die Ge fahr hat te vie le Ge sich ter. Die se spe zi el le war zu groß, zu stark und viel zu sexy für sie und ih ren See len frie den. Sie hat te im mer hin noch drei zehn Jah re Zö li bat vor sich. Mit Wal ker in ih rer Nähe wür de es sich nicht ge ra de leich ter durch-hal ten las sen. Nicht dass sie sich nahe wa ren. Nein, so weit käme es noch. „Ich, äh, soll te jetzt ge hen“, mur mel te sie und ging an ihm vor bei zur Trep pe. „Las sen Sie sich den Ku chen schme cken.“ Sie eil te zu rück in ihre Woh nung, schloss rasch hin ter sich ab und lehn te sich dann an die Tür, bis ihr Herz auf hör te, wie ver rückt zu klop fen. Erst in die sem Au gen blick be merk te sie, dass sie die fünf Dol lar, die sie ihm hat te ge ben wol len, im mer noch in der Hand hielt. Un ter gar kei nen Um stän den wür de sie heu te Abend noch ein mal zu ihm nach oben ge hen. Sie wür de das Geld in sei nen Brief kas ten ste cken. Es war of fen sicht lich, dass sie um Wal ker ei nen gro ßen Bo-gen ma chen muss te. Ober fl äch lich be trach tet moch te er ein net ter Mensch sein, aber eins wuss te sie nach wie vor: Wenn sie sich zu ei nem Ty pen hin ge zo gen fühl te, dann stimm te ganz si cher ir gend et was nicht mit ihm. Und im Mo ment konn te sie sich kei ne wei te re Ka tast ro phe mit ei nem Mann leis ten. Sie be-zahl te im mer noch für die letz te. Im wahr sten Sinn des Wor tes.

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2. KA PI TEL

IWal ker kam gar nicht erst dazu, an die Haus tür sei nes Bru ders zu klop fen. Kaum hat te er die Hand ge ho ben, wur de die Tür auf ge ris sen,

und eine be ein dru ckend schwan ge re Penny kam – nun ja, wat-schel te – ihm zur Be grü ßung ent ge gen. „Du hast ei nen Werk zeug kas ten mit“, sag te sie, wäh rend sie ihn so fest um arm te, wie es ihr gro ßer Bauch zu ließ. „Sag mir, dass Werk zeug drin ist. Rich ti ges Werk zeug mit Grif fen und Me tall, mit dem man al les Mög li che zu sam men schrau ben kann.“ Er leg te ei nen Arm um sie und hob den Kas ten auf. „Ich habe mei ne At trap pen zu Hau se ge las sen. Als du mich ge fragt hast, ob ich Werk zeug mit brin gen kann, habe ich an ge nom-men, du meinst das ech te.“ „Dan ke“, hauch te sie. „Das habe ich ge meint. Ich lie be Cal. Er ist wun der bar, hin rei ßend und hat vie le Ta len te, die ich nun takt voll er wei se ver schwei ge, weil ihr Brü der seid. Aber er ist hand werk lich nicht so ge schickt wie du.“ „Das habe ich ge hört“, brumm te Cal aus dem Flur. „Ich bin so gar sehr ge schickt.“ „Na tür lich, Lieb ling“, sag te Penny und dreh te sich zu ihm um. Dann frag te sie Wal ker: „Macht es dir wirk lich nichts aus, uns zu hel fen?“ Er beug te sich hi nun ter, küss te sie auf die Wan ge und box te sei nen Bru der zur Be grü ßung freund schaft lich in den Ober arm. „Das mach ich doch gern. Du bist schwan ger und ar bei test trotz dem im mer noch, und Cal hat als Lei ter ei ner Fir ma alle Hän de voll zu tun. Ich habe Zeit.“

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Er folg te ih nen ins Wohn zim mer, wo sich jede Men ge Kar-tons sta pel ten. Penny war kurz nach der Hoch zeit An fang Juli in Cals Haus ein ge zo gen. Ob wohl das be reits sechs Wo chen zu rück lag, hat te sie noch nicht all zu viel von ih ren Sa chen aus-ge packt. „Du hältst mich jetzt be stimmt für cha o tisch“, rief ihm Penny über die Schul ter hin weg zu. „Ich spü re das. Das Durch-ei nan der ver letzt dein mi li tä ri sches Ehr ge fühl und dei nen Ord-nungs sinn, ich weiß. Aber denk, was du willst, das macht mir nichts!“ „Habe ich et was ge sagt?“, frag te Wal ker und grins te. „Das war gar nicht not wen dig.“ Sie strich sich eine ih rer lan gen kas ta ni en brau nen Lo cken hin ters Ohr und blieb in der Tür zur Kü che ste hen. „Der Rest des Hau ses ist viel leicht cha o tisch, aber die Kü che ist per fekt.“ „Wa rum über rascht mich das nicht?“ Wal ker sah sei-nen Bru der an. „Für wie vie le Kar tons muss test du Platz schaf fen?“ „Ich habe auf ge hört zu zäh len“, sag te Cal ge las sen. „Beim fün fund zwan zigs ten habe ich ein ge se hen, dass es kei nen Sinn hat.“ Penny war Kü chen che fi n im „Wa ter front“, ei nem der vier Res tau rants von „Bucha nan En ter pri ses“. Das Lo kal war ei-gent lich ein Fa mi li en be trieb, aber nur ei nes der Bucha nan-Ge-schwis ter ar bei te te dort. „Ich brau che die rich ti ge Aus rüs tung“, sag te Penny und trat bei sei te, da mit Wal ker in die Kü che ge hen konn te. „Mit nichts kann man nichts Le cke res zau bern.“ „Das soll test du auf dei ne Vi si ten kar te dru cken las sen“,

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sag te er, wäh rend sein Blick über die hel len Wän de und die Töp fe und Pfan nen wan der te, die über der Kü chen in sel an ei ner Hal te rung hin gen. Ohne die dun kel ro te Far be sah die Kü che grö ßer aus. Die Flie sen im Koch be reich leuch te ten im Son nen licht, das groß zü gig durch die Fens ter ein fi el. „Du hast al les ver fl iest, aber die Mö bel für das Baby noch nicht auf ge stellt?“, frag te er, ehe er merk te, wie un be dacht die Be mer kung war. Cal sah ihn vol ler Mit leid an. „Selbst schuld, wenn du so et was sagt.“ Penn ys Blick ver fi ns ter te sich. „Bist du sonst auch so kri-tisch? Hast du al les für das Es sen vor be rei tet, das ich heu te für dich ko che?“ „Er hat es nicht so ge meint“, sag te Cal und stell te sich zwi-schen die bei den. „Nicht je der ver steht, wie dein ge ni a les Ge-hirn ar bei tet.“ Er senk te die Stim me. „Wal ker hat Werk zeug mit ge bracht, schon ver ges sen?“ Penny lach te. „Ich weiß, schon in Ord nung. Nur mach mir jetzt kein schlech tes Ge wis sen. Ich hab Rü cken schmer zen.“ „Ent schul di ge bit te“, sag te Wal ker zu Penny. Er ge noss das klei ne Ge plän kel sicht lich. Er hat te sich in Ge sell schaft von Cal und Penny im mer schon wohl ge fühlt. Die bei den ga ben ein gu tes Paar ab, und Wal ker freu te es sehr, dass sie wie der zu sam men ge kom men wa ren. „Und wo ist das Zim mer für das Baby?“ „Da drü ben“, sag te Penny und ging vor. „Wir sind vo ri ge Wo che mit Strei chen fer tig ge wor den. Na ja, Cal ist fer tig ge-wor den. Ich habe die Ar beit be auf sich tigt.“ „Aus der Ent fer nung“, er in ner te Cal sie. Sie seufz te. „Stimmt, ich durf te die Farb dämp fe nicht ein-

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