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Neurobiologie von repetitiven und eingeschränkten Verhaltensweisen und Interessen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen Gregor Kohls, Beate Herpertz-Dahlmann, Kerstin Konrad, Robert Schultz, Benjamin Yerys Lehr- und Forschungsgebiet Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Uniklinik RWTH Aachen Während sich bisher die neurobiologische Forschung bei Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) vorwiegend auf die sozialen Defizite konzentriert, ist der Symptomkomplex der repetitiven und eingeschränkten Verhaltensweisen und Interessen noch unzureichend erforscht, für das Verständnis des Störungsbildes und die Entwicklung innovativer Therapien aber gleichermaßen wichtig. Relevante Bildgebungsstudien haben sich insbesondere mit Defiziten im kognitiven Kontrollsystem als vermeintliches neuronales Substrat von repetitiven und eingeschränkten Verhaltensweisen und Interessen beschäftigt. Jüngste Forschung läßt allerdings vermuten, dass dem frontostriatalen Belohnungssystem beim Herausbilden und Aufrechterhalten von abnormen Verhaltensgewohnheiten und Interessen bei ASS eine bedeutsame Rolle zukommen dürfte. In dieser 3T fMRT Studie sind wir deshalb der Frage nachgegangen, inwieweit sich eingeschränkte, repetitive Interessen bei Kindern mit ASS von Interessen typischer Kinder neuronal unterscheiden. Insgesamt wurden 35 Patienten mit ASS und 19 gesunde Kontrollprobanden im Alter von 9 - 18 J. untersucht. Zum Einsatz kam eine Belohnungs- aufgabe, bei der korrekte Verhaltensantworten durch personalisierte Belohnungen basierend auf individuellen Interessen verstärkt wurden oder unverstärkt blieben. Es zeigten sich keine wesentlichen Gruppenunterschiede in Typ und Anzahl der Interessensgebiete, aber Kinder mit ASS verfolgten ihre Interessen mit größerer Intensität (Cohen’s d = 1.42). Die behavioralen Verhaltensmaße in der Belohnungsaufgabe unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen. Es zeigten sich allerdings Überaktivierungen in frontostriatalen Belohnungs- und Salienznetzwerken als neuronale Antwort auf die individuellen Interessen bei Patienten mit ASS vs. Kontrollen (whole-brain cluster-corrected mit p ? 0.05). Diese Daten bestärken die Annahme, dass sowohl das Belohnungs- als auch das Salienzsystem in die repetitiven und eingeschränkten Verhaltensweisen und Interessen bei ASS involviert sind.

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Neurobiologie von repetitiven und eingeschränkten Verhaltensweisen und Interessen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen Gregor Kohls, Beate Herpertz-Dahlmann, Kerstin Konrad, Robert Schultz, Benjamin Yerys Lehr- und Forschungsgebiet Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Uniklinik RWTH Aachen Während sich bisher die neurobiologische Forschung bei Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) vorwiegend auf die sozialen Defizite konzentriert, ist der Symptomkomplex der repetitiven und eingeschränkten Verhaltensweisen und Interessen noch unzureichend erforscht, für das Verständnis des Störungsbildes und die Entwicklung innovativer Therapien aber gleichermaßen wichtig. Relevante Bildgebungsstudien haben sich insbesondere mit Defiziten im kognitiven Kontrollsystem als vermeintliches neuronales Substrat von repetitiven und eingeschränkten Verhaltensweisen und Interessen beschäftigt. Jüngste Forschung läßt allerdings vermuten, dass dem frontostriatalen Belohnungssystem beim Herausbilden und Aufrechterhalten von abnormen Verhaltensgewohnheiten und Interessen bei ASS eine bedeutsame Rolle zukommen dürfte. In dieser 3T fMRT Studie sind wir deshalb der Frage nachgegangen, inwieweit sich eingeschränkte, repetitive Interessen bei Kindern mit ASS von Interessen typischer Kinder neuronal unterscheiden. Insgesamt wurden 35 Patienten mit ASS und 19 gesunde Kontrollprobanden im Alter von 9 - 18 J. untersucht. Zum Einsatz kam eine Belohnungs-aufgabe, bei der korrekte Verhaltensantworten durch personalisierte Belohnungen basierend auf individuellen Interessen verstärkt wurden oder unverstärkt blieben. Es zeigten sich keine wesentlichen Gruppenunterschiede in Typ und Anzahl der Interessensgebiete, aber Kinder mit ASS verfolgten ihre Interessen mit größerer Intensität (Cohen’s d = 1.42). Die behavioralen Verhaltensmaße in der Belohnungsaufgabe unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen. Es zeigten sich allerdings Überaktivierungen in frontostriatalen Belohnungs- und Salienznetzwerken als neuronale Antwort auf die individuellen Interessen bei Patienten mit ASS vs. Kontrollen (whole-brain cluster-corrected mit p ? 0.05). Diese Daten bestärken die Annahme, dass sowohl das Belohnungs- als auch das Salienzsystem in die repetitiven und eingeschränkten Verhaltensweisen und Interessen bei ASS involviert sind.

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Volumenverlust des Gehirns bei Behandlungsbeginn prädiziert Gewichtsrehabilitation bei Anorexia nervosa Georg von Polier, Chuan Chih, Verena Mainz, Beate Herpertz-Dahlmann, Kerstin Konrad, Jochen Seitz Klinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie, Uniklinik RWTH Aachen University Ein gravierender Verlust an Hirnvolumina der grauen Substanz (GS) und weißen Substanz (WS) wurde bei Patienten mit Anorexia nervosa (AN) in verschiedenen Studien nachgewiesen. Ein Zusammenhang verminderter Hirnvolumina mit dem Gewichtsverlust bei AN und eine mögliche klinische Bedeutung ist bisher unklar, ebenso wie mögliche lokale Unterschiede der Volumenverminderung. 56 konsekutiv stationär behandelte weibliche jugendliche Patientinnen mit AN und 50 altersgleiche gesunde Kontrollprobandinnen wurden mittels struktureller MRT untersucht, die bisher größte Studiengruppe zu dieser Fragestellung. Kortikale, subkortikale und zerebellare Volumina der GS und WS wurden analysiert. Assoziationen dieser Volumina mit alterskorrigierten, standardisierten Body-Maß-Indizes (BMI-SDS) bei Aufnahme sowie 1 Jahr nach Behandlungsende wurden berechnet. Lokale Unterschiede der kortikalen GS wurden mit Routinen in FreeSurfer analysiert. Es zeigte sich eine globale Volumenminderung der GS und WS in der AN-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach Kontrolle der globalen Reduktion von GS zeigten sich keine signifikanten lokalen Volumenverluste. Kortikaler und subkortikaler Verlust von GS sowie kortikaler WS war mit einem erniedrigten BMI-SDS bei Aufnahme assoziiert. Reduzierte Volumina der kortikalen WS und der zerebellaren GS/WS prädizierten geringere BMI-SDS-Werte 1 Jahr nach Behandlungsende. Die Hirnatrophie bei der jugendlichen AN scheint ein überwiegend globaler Effekt zu sein. Hinsichtlich des Erkrankungsverlaufes zeigten sich differentielle Effekte: Während Veränderungen der GS den aktuellen Ernährungszustand (state) widerspiegeln könnten, zeigten sich in unserer Untersuchung Hinweise auf ein längerfristiges Risiko bei verminderter kortikaler WS und zerebellarer GS/WS (trait). Diese Marker waren mit einem geringeren Gewicht 1 Jahr nach Entlassung verbunden, das mit höherer Chronifizierung einer AN assoziiert ist.

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Veränderungen von kortikaler Dicke und resting state connectivity bei Patientinnen mit Anorexia Nervosa Stefan Ehrlich, Ilka Böhm, Daniel Geisler, Joseph A. King, Franziska Ritschel, Maria Seidel, Anne Schulze, Linda Berger, Richard Vettermann, Stefanie Huber, Johannes Zwipp, Gerit Pfuhl, Michael Marxen, Eva Seeger, Jessika Weiss,Veit Rössner Department of Child and Adolescent Psychiatry, Eating Disorder Services and Research Center, Technische Universität Dresden, Faculty of Medicine, University Hospital C. G. Carus, Dresden, Germany Es bestehen schon länger Hinweise auf deutliche Veränderungen der strukturellen Hirnarchitektur bei akuter Anorexia Nervosa (AN). Dabei blieb bislang unklar, ob die Veränderungen regional spezifisch und reversibel sind. Auch was die funktionelle Architektur – die Konnektivität der Hirnregionen bzw. Netzwerkeigenschaften des Gehirn bei AN angeht, gibt es bisher nur wenige Daten. Strukturelle MRT-Daten und Resting State fMRT-Daten wurden von ca. 105 Teilnehmern (35 akute Anorexia Nervosa Patienten (acAN), 35 gewichtsrehabilitierte AN Patientinnen (recAN) und 35 nach Alter gematchten gesunde Probanden (HC)) erhoben. Die Analyse der kortikalen Dicke (graue Substanz) erfolgte mittels FreeSurfer. Resting state connectivity wurde mittels einer Independent Component Analyse mit Hilfe der Software GIFT und mit graph-theoretischen Methoden untersucht. Die Ergebnisse zeigen eine großflächige stark reduzierte kortikale Dicke in allen Hirnlappen bei acAN und eine Restitution bei recAN. Subkortikal zeigte sich ein ähnliches Muster hinsichtlich Volumina der grauen Substanz. Resting state connectivity Daten weisen auf eine veränderte funktionelle Konnektivität insgesamt und von Teilen der Insel und des Thalamus bei acAN im Vergleich zu HCW hin. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass (pseudo)-atrophische Veränderungen der grauen Substanz bei AN global und weitestgehend reversibel sind. Veränderungen der funktionellen Hirnarchitektur lassen sich mit verschiedenen Methoden zeigen und deuten auf Insel und Thalamus als zentrale Knotenpunkte einer veränderten funktionellen Konnektivität bei AN hin.

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Cognitive reappraisal of peer rejection in depressed versus non-depressed adolescents: functional connectivity differences Belinda Platt, Catherine Campbell, Anthony James, Susannah Murphy, Myra Cooper, Jennifer Lau Ludwig-Maximilians-Universität und University of Oxford (UK) Depression is the most common psychiatric disorder in adolescence and is characterised by an inability to down-regulate negative emotional responses to stress. Adult studies suggest this may be associated with reduced functional connectivity between prefrontal and subcortical regions, yet the neurological mechanisms in adolescence remain unclear. We developed a novel, age-appropriate, reappraisal paradigm to investigate functional connectivity during reappraisal of a real-life source of stress in 15 depressed and 15 non-depressed adolescents. During fMRI, participants i) attended to, and ii) implemented reappraisal techniques (learnt prior to fMRI) in response to, rejection. Reappraisal reduced negative mood and belief in negative thoughts in both groups alike, however during reappraisal (versus attend) trials, depressed adolescents showed greater connectivity between the right frontal pole and numerous subcortical and cortical regions than non-depressed adolescents. These findings tentatively suggest that, when instructed, depressed adolescents to have the ability to engage neural networks involved in emotion regulation, possibly because adolescence reflects a period of heightened plasticity. These data support the value of cognitive reappraisal as a treatment tool, identify neural markers that could be used to optimize current therapies, and lay the foundations for developing novel neuroscientific techniques for the treatment of adolescent depression.

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ADDUCE - Attention deficit/hyperactivity disorder drugs use chronic effects Koordination und Rekrutierung in einer prospektiven, multizentrischen Pharmakovigilanzstudie zum Wirkstoff Methylphenidat bei ADHS Alexander Häge, Konstantin Mechler, Tobias Banaschewski, David Coghill, Ralf W. Dittmann und das ADDUCE Konsortium Arbeitsgruppe Klinische Psychopharmakologie des Kindes- und Jugendalters, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten neuropsychiatrischen Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Methylphenidat (MPH) ist der in Europa am häufigsten verschriebene pharmakologische Wirkstoff zur Behandlung von ADHS. Die Langzeiteffekte einer Behandlung mit MPH werden gegenwärtig im Rahmen einer europäischen Langzeitbeobachtungsstudie untersucht, welche eine der von der Europäischen Union geförderten internationalen Projekte ist. Ziel ist die Durchführung einer prospektiven, 24-monatigen, multizentrischen Pharmakovigilanzstudie zur Erfassung von Langzeiteffekten unter der Behandlung mit MPH bei Patienten mit ADHS. Für Deutschland wurde die Untersuchung einer Population von n=200 Patienten und n=100 Kontrollprobanden angestrebt. Zur Rekrutierung der Probanden wurden sog. Satellitenzentren einbezogen, es erfolgten koordinierende Treffen und regelmäßige Telefonkonferenzen. Zudem wurden Probandenaufrufe über verschiedene Medien gestartet. Vierzehn (von 25 eingeladenen) deutschsprachigen Zentren führten die Rekrutierung bis Ende August 2014 durch. Insgesamt konnten n=184 Probanden rekrutiert werden (Mittelwert pro Zentrum = 13,1; Range = 0 – 73). Im Vergleich wurden aus anderen europäischen Ländern folgende Rekrutierungszahlen berichtet: Ungarn n=543 (1 Zentrum); Italien n=363 (5 Zentren); Großbritannien n=307 (7 Zentren). Die Rekrutierung einer umfangreichen Studienpopulation für nicht-interventionelle, multizentrische Studien im kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich erfordert intensive Vorbereitung und Koordination. In dem vorgestellten Projekt konnte eine große Zahl an Satellitenzentren im deutschsprachigen Raum einbezogen werden. Gleichwohl ergaben sich Rekrutierungszahlen, die hinter denen europäischer Nachbarländer zurückblieben. Gründe hierfür dürften insbesondere auf Unterschiede zwischen den beteiligten europäischen Ländern im Gesundheitssystem, in personellen Ressourcen und dem finanziellen Aufwand für die Durchführung, in Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen und der grundsätzlichen Bereitschaft in der Bevölkerung zur Teilnahme an klinischen Studien zurückzuführen sein.

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AIMAC–Studie: Sequentielle Behandlung von ADHS bei Mutter und Kind: Die

Bedeutung der Interventionsphasen für den Therapieerfolg – Befunde einer

Sekundäranalyse

Christopher Hautmann, Christian Jacob, Thomas Jans, Klaus Hennighausen, Michael

Rösler, Susann Hänig, Esther Sobanski, Luise Poustka, Michael Colla, Viola Kappel,

Alexandra Philipsen & Manfred Döpfner

Wenn nicht nur das Kind, sondern auch die Mutter unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-

/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leidet, scheint die Wirksamkeit von Elterntrainings häufig

reduziert. In der Kontrollgruppenstudie AIMAC (ADHD in mothers and children) wurde daher

versucht, für diese Familien den Therapieerfolg von Elterntrainings durch eine zusätzliche

Vorbehandlung der ADHS-Symptomatik der Mütter zu verbessern. Ziel der Sekundäranalyse

war es, für die beiden Behandlungsgruppen (mit bzw. ohne Vorbehandlung der Mutter) den

jeweiligen Stellenwert der Interventionsphasen herauszuarbeiten.

In die Studie wurden 144 Familien mit Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren eingeschlossen.

Die Familien wurden randomisiert einer von zwei Behandlungsbedingungen zugeordnet. In

Behandlungsphase 1 erhielten die Mütter der Experimentalgruppe eine spezifische

Behandlung der eigenen ADHS-Symptomatik (Gruppentherapie und Medikation), Mütter der

Kontrollgruppe hingegen bekamen lediglich stützende Gespräche. In Behandlungsphase 2

erhielten beide Behandlungsgruppen zusätzlich ein Elterntraining für Kinder mit ADHS.

Werden therapeutische Veränderungen in Behandlungsphase 1 und 2 miteinander

verglichen (separat für die beiden Behandlungsgruppen), können häufig keine signifikanten

Unterschiede ermittelt werden. Für die Experimentalgruppe zeigten sich allerdings stärkere

Veränderungen in Phase 1 (Vorbehandlung Mutter) bezogen auf die ADHS-Symptomatik der

Mutter und in der Kontrollgruppe in Phase 2 (Elterntraining) bezogen auf die

Verhaltensprobleme des Kindes.

Die stärkere Reduktion der Verhaltensprobleme des Kindes während des Elterntrainings in

der Kontrollgruppe spricht – im Sinne eines Eigenkontrollgruppenansatzes – für die

Wirksamkeit dieser Intervention auch für Mütter mit ADHS. Bezogen auf andere

Symptombereiche konnte für die Kontrollgruppe ein solcher Effekt sonst nicht nachgewiesen

werden (z. B. ADHS beim Kind). Die Befunde werden mit denen der Experimentalgruppe

kontrastiert und im Kontext der aktuellen empirischen Studien zu dem Thema diskutiert.

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FEEDBACK II Erwerb von Selbstkontrolle langsamer kortikaler Potentiale bei Kindern mit ADHS Daniel Brandeis, Pascal Aggensteiner, Ute Strehl, Martin Holtmann, FEEDBACK consortium Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Zentralinstitut für seelische Gesundheit Mannheim/ Universität Heidelberg, und Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universität Zürich Neurofeedback zielt auf die Regulation neurophysiologischer Abweichungen bei Kindern mit ADHS ab. Beim Training langsamer kortikaler Potentiale (LP) wird Kontrolle über die langsamer Hirnaktivität, welche mit der Aufmerksamkeitsregulation zusammenhängt, geübt. Trotz beachtlicher Evidenz für eine klinische Wirksamkeit berichten nur wenige Studien über den Erwerb von Selbstkontrolle beim LP-Feedback. Hier werden dazu vorläufige Ergebnisse aus einer multizentrischen, randomisierten klinischen Studie (ISRCTN761871859) vorgestellt. Kinder mit ADHS (n=144, Alter 8-12J) wurden in LP- und Elektromyogramm (EMG)-Feedback Gruppen (jeweils 25 Trainingssitzungen) randomisiert. Die LP-Feedback Gruppe regulierte langsame EEG Potentiale an Cz, die EMG-Biofeedback Kontrollgruppe elektromyographische Aktivität des linken and rechten musculus supraspinatus. Jede Trainingssitzung bestand aus drei Durchläufen mit visuellem Feedback plus einem ohne (Transferbedingung). Die LP Selbstregulationsleistung wurde anhand gemittelter Amplitudenverschiebungen zwischen 4-8s berechnet (Mittelwert über Sitzungen, um Differenzierung zwischen den Polaritäten, und Regression über Sitzungen, um Lernen zu erfassen, separat für Positivierung/Negativierung/Feedback/Transfer). Zum Gruppenvergleich waren vollständige Daten von 60 Neurofeedback und 57 EMG Teilnehmern verfügbar. Die ANOVA der Feedback- LP- Amplituden ergab eine signifikante Interaktion zwischen Verschiebungsrichtung (Polarität resp. Seite) und Gruppe. Nur die LP-Feedback Gruppe differenzierte zwischen den Verschiebungsrichtungen und erzielte negative Amplituden bei Negativierungs- und positive bei Positivierungstrials. Nur 40% der LP- Gruppe verbesserten auch ihre Selbstregulationsleistung (Negativierung mit Feedback) im Verlauf des Trainings (“Lernen”). Diese Teilgruppe zeigte auch eine geringere Negativierung zum Zeitpunkt des Trainingsbeginns. Diese Ergebnisse können mit unterschiedlichem Spielraum für Verbesserung interpretiert werden. Sie weisen darauf hin, dass die initiale Fähigkeit, die Hirnzustände zu differenzieren, die Möglichkeit zur weiteren Steigerung der Selbstregulationsleistung begrenzt.

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Die Entwicklung von Waiting Impulsivity - erste Einblicke in eine translationale Bildgebungsstudie Dr. Susanne Neufang Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie,

Universitätsklinikum Würzburg

Waiting Impulsivity ist ein Unterbereich der Impulskontrolle und beschreibt ein voreiliges, vorweggreifendes Antwortverhalten, d.h. die Tendenz zu antworten, bevor ein Startsignal ertönt ist. Dieses Konzept wurde in vielzähligen präklinischen Tierstudien im Kontext von Suchterkrankungen sowie Aufmerksamkeitsstörungen untersucht. Erste Verhaltensdaten aus Humanstudien wurden im letzten Jahr veröffentlicht. Als Untersuchungsparadigma dient dabei der Five-Choice Serial Reaction Time Task (5-CSRTT). Es ist ein Model von visuell-räumlicher Aufmerksamkeit und motorischer Impulsivität, in dem die Fähigkeit zur Inhibition anhand von visueller Distraktion und Belohnung experimentell manipuliert wird. In diesem Vortrag werden erste Ergebnisse einer Pilotstudie vorgestellt, in welcher der 5-CSRTT erstmals als fMRT-Paradigma verwandt wurde. Die mit dem 5-CSRTT-assoziierten Hirnnetzwerke werden weiterhin im Hinblick auf eine laufende, translationale Entwicklungsstudie diskutiert.

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Atopische Dermatitis (AD) und Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Methylphenidat (MP) moduliert atopie-typische pathophysiologische Parameter Glemnitz Martin (1), Wölfer Wiebke (1, 2), Krauel Kerstin (2), Bonnekoh Bernd (1), Röttger Ulrike (2), Gollnick Harald (1), Flechtner Hans-Henning (2), Ambach Andreas (1) (1) Klinik für Dermatologie und Venerologie. (2) Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg Kürzlich konnten wir einen signifikanten Anstieg AD-typischer pathophysiologischer Parameter bei ADHS-Kindern im Vergleich zu gesunden Kontrollen (GK) nachweisen. Diese Datenbasis wurde erweitert und nach einem möglichen Einfluss einer MP-Therapie (Ritalin) auf diese Parameter gefragt. Gesamt-IgE-Spiegel, eosinophiles kationisches Protein (ECP) und Tryptase (Pharmacia-CAP-System), Eosinophile (%) und der Anteil Perforin-haltiger CD8 stark positiver T-Zellen (zTL) vor/nach Iomomycin/PMA-Stimulation (Durchflusszytometrie) wurde bei 21 MP-behandelten ADHS-Kindern, 12 AD-Kinder und 9 GK ohne atopischen/psychiatrischen Hintergrund bestimmt. Eine Untergruppe von 14 ADHS-Patienten/innen wurden vor und nach einer Therapiepause von 42±5 Tagen untersucht. 3/33 Kindern litten an AD und ADHS und wurden nicht weiter analysiert. Beide Patientengruppen zeigten signifikant höhere (i) IgE-Serumspiegel (185±305 and 375±745; GK: 33±51kU/l), (ii) Eosinophile (6.4±8% und 8.7±6%; GK: 1.9±1%) und (iii) ECP-Spiegel (27±26 und 44±26; GK: 12±7 µg/l). ZTL von AD- und ADHS-Kindern setzten ihre Perforin-Granula signifikant schneller frei als GK-zTL. Während der MP-Therapiepause kam es zu folgenden signifikanten Veränderungen: Der Prozentsatz Perforin-positiver Lymphozyten und der Serum-Tryptasespiegel stiegen an, die Ionomycin/PMA-stimulierte Perforin-Freisetzung aus zTL verlangsamte sich. Beide letztgenannten Parameter korrelierten positiv (Pearson, SPSS). Veränderungen von IgE- und ECP-Spiegel nach der Therapiepause korrelierten ebenfalls positiv. Unsere Daten erweitern und ergänzen eigene Ergebnisse und weisen auf eine unerwartet enge pathophysiologische Verbindung zwischen AD und ADHS. Beide Entitäten zeigten eine beschleunigte Freisetzung des Perforin-Granulasystems, welche als IgE-regulierendes System zur erhöhten Disposition für IgE-mediierte atopische Erkrankungen beitragen könnte. Überraschenderweise scheint eine MP-Behandlung granula-basierte Mechanismen (Tryptase, Perforin) zu beeinflussen. Man könnte spekulieren, dass ein Teil des MP-Benefits auch auf Beeinflussung von Granulatransportmechanismen im ZNS beruht.

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Oligoantigene Diät bei ADHS – Durchführung und Wirksamkeit Christian Fleischhaker, Nicola Blazynski, Christina Clement, Klaus Hennighausen, Katja Schneider-Momm, Magdalena Weiblen, Hans-Willi Clement, Eberhard Schulz Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter Ein möglicher Zusammenhang zwischen hyperkinetischem Verhalten und Nahrungsmitteln wurde in der Literatur bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts erwähnt. Shannon beschrieb 1922 vermehrte Unruhe und Schlafstörungen bei Kindern und beobachtete eine Nahrungsmittelallergie. Die Metaanalyse von Sonuga-Barke (2013) fasst alle nichtpharmakologischen Interventionen bei ADHS sehr kritisch zusammen, darunter auch die oligoantigene Diät. Darunter sind Arbeiten der Gruppe von Buitelaar aus den Niederlanden, die mit Effektstärken zwischen 3 und 6 herausstechen. Übliche Effektstärken liegen für Verhaltenstherapie bei etwa 1,5 und für medikamentöse Behandlung mit Stimulantien zwischen 1 und 2. Ziel der vorliegenden Studie ist zu evaluieren, ob unter einer standardisierten oligoantigenen Diät bei Kindern mit ADHS, die Symptome reduziert werden können und ob die Etablierung der Diät in Freiburg nach niederländischem Vorbild möglich ist. In dieser Studie, die insgesamt über (ungefähr)16 Wochen laufen wird, möchten wir herausfinden, ob die Symptomatik der ADHS eine Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel ist. Zum Ende der Diät steht für jedes Kind eine eigene Ernährungsempfehlung, die im Alltag leicht umzusetzen ist und die Symptomatik der ADHS im besten Fall völlig verschwinden lässt. Einbezogen werden 50 PatientInnen im Alter von 7-18 Jahren mit der Diagnose ADHS, die mindestens in der 2. Klasse einer allgemeinbildenden Schule sind. Die Studie erfolgt in ambulanter Form. Responder zeigen eine mindestens 30%ige Reduktion in der ADHD-Rating Scale (Eltern-Interview) im Vergleich vor- und nach der oligoantigenen Diät. Es werden die Erfahrungen mit den ersten Patienten präsentiert und im Licht der vorhandenen Literatur diskutiert. Der Stellenwert der Diät im klinischen Alltag wird dargestellt.

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Exekutive Funktionen von Kindern mit early-onset Anorexia Nervosa Betteke van Noort, Ernst Pfeiffer, Ulrike Lehmkuhl, Viola Kappel Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Jugendliche und Erwachsene mit Anorexia nervosa (AN) zeigen leichte Beeinträchtigungen der exekutiven Funktionen, die auch nach Gewichtsrehabilitation bestehen bleiben. Diese Beeinträchtigungen werden als kognitive Endophänotypen für AN diskutiert; sie würden demnach eine Rolle in der Entstehung der AN spielen. Da die späte Kindheit eine sensible Entwicklungsphase darstellt, kann AN vor allem bei Kindern die unterhalb des 14. Lebensjahres an einer AN erkranken (sogenanntes early-onset AN) ernsthafte Folgen für die allgemeine und kognitive Hirnentwicklung haben. Ziel dieser Studie ist es daher, das kognitive Profil von Kindern mit EO-AN im Vergleich zu gesunden Kontrollprobandinnen und im Vergleich zu Jugendlichen mit AN zu untersuchen und mögliche Effekte der AN auf kognitive Fähigkeiten zu evaluieren. Es wurden 30 Kinder mit EO-AN im Alter von 9 bis 14 Jahren und 30 Jugendliche mit AN im Alter von 15 bis 18 Jahren in die Untersuchung eingeschlossen. Zusätzlich wurden 60 gesunde altersparallelisierte Kontrollprobandinnen rekrutiert. Alle Probandinnen wurden mit dem „Ravello Profil“ (van Noort et al., 2013) untersucht. Dieses beinhaltet neuropsychologische Tests um folgende kognitive Fähigkeiten zu erfassen: Flexibilität, zentrale Kohärenz, Planung, Inhibition und visuell-räumliches Langzeitgedächtnis. Zusätzlich wurden ein Fragebogen zur Erfassung der exekutiven Funktionen im Alltag (BRIEF) und psychometrische Fragebögen zur Erfassung der Psychopathologie (STAI-T, ChOCI, DIKJ) eingesetzt. Zur statistischen Auswertung wurden einfaktorielle ANOVAs mit Kontrasten herangezogen. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse der endgültigen Analysen dargestellt. Vorläufige Auswertungen deuten darauf hin, dass Kinder mit AN ein altersentsprechendes kognitives Profil zeigen. Beeinträchtigungen der exekutiven Funktionen bei Patientinnen mit AN entwickeln sich

möglicherweise erst nach längerem Krankheitsverlauf.

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Sättigungsfaktoren des Lipidstoffwechsels bei Anorexia Nervosa Hans-Willi Clement, Eva Marie Lüttgen, Bettina Lange, Christian Fleischhaker, Shulman Gerald, Eberhard Schulz Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter Die Wahrnehmung von Hunger und Sattheit im Gehirn dient der kurzfristigen Kontrolle der Nahrungsaufnahme und der langfristigen Regulation von Energiereserven. Sättigungsfaktoren wie das Leptin, das bei Anorexia nervosa (AN) pathologisch verändert ist, spielen dabei eine wesentliche Rolle. In dieser Untersuchung werden erste Ergebnisse zu den Sättigungsfaktoren Phosphatidylethanolamin (PE), N-Acylphosphatidylethanolamin (NAPE) und N-Acylethanolamin (NAE) bei AN vorgestellt. Bei 20 jugendlichen Anorexiepatientinnen im Vergleich zu 20 gesunden jungen Frauen wurden Sättigungsfaktoren in Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme untersucht. Die genannten Substanzen wurden neben den bereits häufig beschriebenen Peptidhormonen Leptin und Ghrelin vor sowie eine Stunde nach Einnahme eines Testfrühstücks im Plasma gemessen. Die Analyse der Plasmaspiegel erfolgte für die Phospholipidderivate über eine kombinierte Flüssigkeitschromatographie und Tandem-Massenspektrometrie, für Leptin und Ghrelin mittels enzymgekoppeltem Immunoassay. Die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigen die vorbeschriebenen erniedrigten Leptin- sowie erhöhten Ghrelinspiegel bei Anorexiepatientinnen gegenüber gesunden Frauen. Die Gesamtkonzentration von NAPE und NAE lag bei den Anorexiepatientinnen prä- sowie postprandial signifikant niedriger als bei den Gesunden. Postprandial kam es zu unterschiedlichen Veränderungen. Im Rahmen dieser Arbeit werden erstmals signifikant erhöhte PE-Plasmaspiegel bei 11 jugendlichen Anorexiepatientinnen gegenüber gesunden jungen Frauen aufgezeigt. Zudem ließ sich in der Anorexiegruppe eine signifikante Zunahme der PE-Gesamtkonzentration und einiger PE-Spezies nach der Nahrungsaufnahme feststellen, welche bei den gesunden Probandinnen nicht auftrat. Die Beobachtungen lassen annehmen, dass sich die Plasmaspiegel der bei jugendlichen

Patientinnen mit Anorexia nervosa von denen gesunder junger Frauen signifikant

unterscheiden und dass PE, NAPE und NAE als Signalmoleküle womöglich eine Rolle bei

der Regulation der Nahrungsaufnahme beim Menschen spielen.

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Die erhöhte Vigilanz bei Kindern mit Atopischer Dermatitis (AD) und/ oder Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) basiert auf Alterationen intrazellulärer Granula Wölfer Wiebke, Krauel Kerstin, Bonnekoh Bernd, Röttger Ulrike, Gollnick Harald, Flechtner Hans-Henning, Ambach Andreas Klinik für Dermatologie und Venerologie, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg Die AD gilt als unabhängiger Risikofaktor für das ADHS. Beziehungen beider Entitäten auf zellbiologischer Ebene sind nicht bekannt. Bei Atopikern führen übersteigerte Vigilanzmechanismen des Haut- und Immunsystems zu überschießenden Reaktionen auf externe Reize. Zellbiologisches Korrelat sind alterierte Granulafreisetzungsprozesse. Bei ADHS können externe Reize zu übersteigerten ZNS-Reaktionen führen. 18 stationäre ADHS-Patienten/innen, 14 AD-Kinder und 8 Normalpersonen (NP) ohne atopischen/psychiatrischen Hintergrund; drei Untersuchungsmodule: A) Dermato-allergologisch: Erlanger Atopie Score (EAS), SCORAD, Pricktest; B) Kinderpsychiatrisch: Alertness/Vigilanz (Psytest-TAP2.3), Fragebögen(CBCL, DISYPSII-ADHS, JTCI); C) Laborchemisch: Gesamt-IgE, Eosinophiles Kationisches Protein (ECP), Tryptase, Differentialblutbild, Freisetzungsgeschwindigkeit perforinhaltiger Granula CD8pos T-Zellen mittels Durchflusszytometrie. Modul A) 3/18 ADHS-Kinder litten an AD und wurden ausgeschlossen. 14/15 zeigten einen weißen Dermographismus, der EAS betrug 9±3 (atopische Hautdiathese: unklar). 9/14 AD-Kindern litten unter ausgeprägten Krankheitssymptomen (SCORAD > 10, EAS 15±5). Modul B) Alertness: AD- und ADHS-Kinder reagierten signifikant langsamer und fehlerhafter als NP. Vigilanz: Atopiker zeigten eine verlängerte Reaktionszeit im NP-Vergleich mit weniger Fehler als ADHS-Kinder. Modul C) ADHS- und AD-Kinder hatten gegenüber NP erhöhte (i) IgE-Werte (250±360kU/l, 560±850kU/l), (ii) Eosinophile (8.7±9%, 8,9±6%), (iii) ECP-Level (30±29ng/ml, 48±47ng/ml), ADHS-Patienten/innen erhöhte Tryptase-Werte (7,4±5,5mg/l). AD- und ADHS-Kinder setzten Perforin-Granula signifikant schneller frei als NP (p< 0,05). Unsere Daten zeigen erstmals zellbiologische Gemeinsamkeiten von AD/ADHS und unterstützen damit genannte epidemiologische Arbeiten. Die TAP-Ergebnisse sind vereinbar mit der Hypothese zelltyp-übergreifender Granula-Alterationen bei AD als Ursache der Vigilanzsteigerung von Haut, Immun- und Nervensystem. Die erstmals nachgewiesenen gestörten Granulatransportmechanismen bei ADHS-Kindern eröffnen neue Blickwinkel auf deren Pathophysiologie. Da Perforin IgE mitreguliert, könnte der Perforindefekt zur gesteigerten Empfänglichkeit der ADHS-Kinder für Atopie beitragen.

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Impulsivität und Körpergewicht bei jugendlichen, psychiatrischen Patienten Natalie Deux, Adrian Meule, Franziska Martin, Anna-Maria Kuhlwilm, Johannes Hebebrand, Martin Holtmann, Tanja Legenbauer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, LWL-Universitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum, Hamm Eine erhöhte Impulsivität gilt als ein Risikofaktor für eine Vielzahl von psychischen Erkrankungen wie z.B. Substanzgebrauchsstörungen, ADHS oder Persönlichkeitsstörungen. Ebenso werden Gewichts- und Essstörungen wie Adipositas oder die Binge Eating Störung mit Impulsivität in Verbindung gebracht. Neben dem Einfluss einer generellen Impulsivität auf den Gewichtsstatus scheint auch eine speziell nahrungsspezifische Impulsivität einen Einfluss aufzuweisen. Ziel der aktuellen Studie ist es impulsivitätsbezogene Variablen zu identifizieren, die eine Vorhersage des Gewichtsstatus bei Jugendlichen erlauben. Zudem interessiert ein möglicher moderierender Einfluss des Essverhaltens auf diese Zusammenhänge. Bisher wurden 53 stationäre Patienten (n = 31 (45%) Mädchen, n = 22 (32%) Jungen; Alter M = 15.3 Jahre, SD = 1.7; BMI Perzentil M = 69.3, SD = 28.5) einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik untersucht. Diese bearbeiteten zur Erfassung der generellen Impulsivität die Barratt Impulsiveness Scale, zur Erhebung des Essverhaltens die Skala Störbarkeit des Essverhaltens und den Food Cravings Questionnaire – Trait sowie weitere Fragebögen. Zur Messung der nahrungsspezifischen Impulsivität führten die Patienten eine computergestützte Go/no-go Aufgabe durch, in der je nach Bedingung eine Reaktion auf neutrale vs. nahrungsbezogene und niedrig- vs. hochkalorische Bilder gefordert war. Ferner wurde das Körpergewicht und die Größe der Patienten zur Berechnung des BMI gemessen und eine bioelektrische Impedanzanalyse zur Messung des Körperfettanteiles durchgeführt. Eine Zwischenauswertung der laufenden Studie zeigte bisher keine vermuteten signifikanten positiven Zusammenhänge zwischen dem Gewichtsstatus und der generellen sowie nahrungsspezifischen Impulsivität. Auch wurde bisher kein moderierender Einfluss des Essverhaltens festgestellt. Nach Abschluss der Datenerhebung werden auf dem Poster die Daten der Endstichprobe präsentiert.

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Selbstkontrolle bei adoleszenten Patientinnen mit Anorexia nervosa Franziska Ritschel, Daniel Geisler, Joseph King, Ilka Boehm, Maria Seidel, Anne Schulze, Fabio Bernadoni, Stephan Ripke, Michael Smolka, Veit Rössner, Stefan Ehrlich Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Fakultät der TU Dresden Patienten mit Anorexia nervosa (AN) werden durch sehr niedriges Körpergewicht charakterisiert. Trotzdem sind sie in der Lage unmittelbare Belohnungen (Essen) für langfristige Ziele (dünne Figur) aufzugeben. Das erfordert ein ungewöhnlich hohes Maß an Selbstkontrolle. Diese Beobachtung des klinischen Alltags kann im Rahmen des delay-discounting-Dilemmas untersucht werden. Das Ziel der Studie ist ein Vergleich von discounting Verhalten bei jungen, gesunden Kontrollprobanden mit jungen AN-Patientinnen sowie mit gewichtsrehabilitierten AN-Probandinnen (Querschnittsdesign). Zusätzlich wurden AN-Patientinnen nach kurzzeitiger Gewichtsrehabilitation erneut untersucht (Längsschnittdesign). Wir nutzten eine monetäre Aufgabe zum Belohnungsaufschub (delayed reward choice task), um den temporalen discounting Faktor (k) zu ermitteln. Dieser zeigt an, ob ein Individuum einen festgelegten, sofortigen Betrag gegenüber einem relativ höheren, späteren Betrag bevorzugt. Die Fläche unter der Kurve (AUC) wurde als Konsistenzmaß genutzt. Individuelle k- und AUC-Werte wurden anhand einer ANOVA verglichen. Bei der Analyse der kompletten Stichprobe (mit Alter als Kovariate) wurden keine Gruppenunterschiede hinsichtlich k und AUC gefunden. Auch in einer altersangepassten Stichprobe und in der Längsschnittanalyse ergaben sich keine Unterschiede. Der discounting Paramter k korrelierte jedoch mit selbst berichteter Impulsivität. Die Annahme, dass es Unterschiede im delay discounting zwischen Patientinnen mit AN und

Kontrollprobandinnen gibt, wird durch unsere Studie nicht gestützt. Eine frühere Studie fand

verringertes delay discounting bei erwachsenen Patientinnen mit AN (Steinglass et al.,

2012). Unterschiede zwischen unserer und der vorherigen Studie könnten durch die

unterschiedliche Altersspanne und die Chronizität der Patientenstichprobe erklärt werden.

Nachfolgende Studien sollten störungsspezifische Stimuli nutzen, um die Rolle von delay

discounting bei AN weiter aufklären zu können.

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Langzeitverlauf kindlicher nicht organischer Schlafstörungen F. Al-Sulaihi, Dirk Alfer, Gerd Lehmkuhl F. Al-Sulaihi Ziel der Erhebung war die Erfassung des Verlaufs nicht organischer Schlafstörungen im Kindes- und Jugendalter im Zusammenhang mit komorbiden Erkrankungen. Nicht organische Schlafstörungen im Kindesalter sind häufig, das zeigten auch die ersten Erhebungen der epidemiologischen Studie Gesunder Schlaf Kölner Kinder (GSKK). In Follow Up Befragungen nach 1 bzw. 2 Jahren zeigte sich bei rund 2/3 der Fälle mit Ein-/Durchschlafproblemen fortbestehende Probleme. Welche schlafbezogenen und psychischen Auffälligkeiten im fortgeschrittenen Jugendalter (10 Jahre später) bestehen, war Gegenstand der hier vorgestellten Untersuchung Innerhalb der GSKK Studie konnte eine Teilstichprobe der ersten Kohorte (Erstklässler in 2002) 2003 mit strukturierten Telefoninterviews befragt werden. 10 Jahre später (2013) führten wir erneute Telefoninterviews durch. Beschreibung der Probandengruppe: Gesamtzahl n = 30, Alter zwischen 16 und 17 Jahren, gleichmäßige Geschlechtsverteilung, 2/3 wiesen 2003 Insomnie- oder Hypersomnie-Diagnosekriterien auf, 1/3 hatte Alpträume. Hypothesen: a) Frühere Insomnien sind ein Risikofaktor für Insomnien im Jugendalter. b) Insomnien im Kindesalter sind ein Risikofaktor für Verhaltensauffälligkeiten im Jugendalter. Instrumente: Kölner Schlafinventar, Interviews und Fragebögen zur Selbst- und Fremdbeurteilung Zu Hypothese a): auffällig ist, dass 30% der Befragten weiterhin unter mindestens einer Form von Schlafstörung leiden, zu Hypothese b): auffällig ist, dass 26,6% Diagnosekriterien für eine Depression aufweisen. Auch wenn in dieser Untersuchung nur ein kleiner Teil der ursprünglich befragten

repräsentativen Stichprobe erreicht werden konnte, unterstützen unsere Ergebnisse die

Hypothesen, dass bei nicht organischen Schlafstörungen im Kindesalter ein erhöhtes Risiko

für >10 Jahre fortbestehende Schlafstörungen und für weitere psychische insbesondere

depressive Auffälligkeiten in der Zukunft besteht.

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Isonmie und Tagesmüdigkeit im Kindes- und Jugendalter, Zusammenhänge mit psychosozialen Auffälligkeiten A. Stadtbäumer, Dirk.Alfer, Leonie Fricke-Oerkermann, Alfred Wiater, Gerd Lehmkuhl Gerd Lehmkuhl In wie weit besteht eine Assoziation von Insomniebeschwerden und Tagesmüdigkeit mit psychosozialen Auffälligkeiten bei präadoleszenten Kölner Schulkindern. Im Rahmen der epidemiologischen Studie Gesunder Schlaf für Kölner Kinder wurde eine Kohorte von Viertklässlern und ihren Eltern zwei Jahre nach der ersten Erhebung erneut befragt. Die Kinder waren im Alter im Mittel 12 Jahre alt. Die Daten wurden anhand eines selbst konzipierten Fragebogens erhoben Bei einer Rücklaufquote von 36,2 % erhielten wir Fragebögen von 1340 Schülern. Insomniebeschwerden und Tagesmüdigkeit waren häufig. Bei Kindern mit Insomniebeschwerden deutlicher noch bei Kindern, die tagsüber müde waren, zeigte sich ein erhöhtes Risiko für auffällige Werte im SDQ, d.h. für psychosoziale Auffälligkeiten Bei präadoleszenten Kindern, welche über Beeinträchtigzungen von Schlaf- und Tagesempfindlichkeit klagen, ist auf weitere psychosoziale Probleme und Störungen zu achten. Umgekehrt ist auch beim Vorliegen psychischer Störungen zu ermitteln, ob und welche schlafbezogenen Beeinträchtigungen vorliegen. Auffälligkeiten bedürfen ggf. der weiteren Abklärung und Behandlung, wobei Behandlungsangebote abhängig von Bedarf und verfügbaren Ressourcen auch stufenweise gegeben werden können, dazu sind klinische Algorithmen, Einzelinstrumente/modale Manuale verfügbar.

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Longitudinale Interaktion von BMI und Leptin bei Anorexia Nervosa - State, Trait und Prädiktion. Jochen Seitz, Katharina Bühren, Ronald Biemann, Nina Timmesfeld, Ernst Pfeiffer, Karin Egberts, Christian Fleischhaker, Christoph Wewetzer, Johannes Hebebrand, Beate Herpertz-Dahlmann, Manuel Föcker Universitätsklinikum RWTH Aachen, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters Bisherige Studien zu Leptin bei Anorexia Nervosa (AN) an kleinen Stichproben ließen vermuten, dass eine schnelle Gewichtszunahme während der Behandlung zu einem erhöhten Leptin bei Entlassung führen. Diese Leptin-Erhöhung könnte auf Grund von erhöhtem Energiebedarf einen unabhängigen Risikofaktor für einen Gewichtsverlust nach Entlassung darstellen. Wir überprüften diese Hypothese an Hand von 150 adoleszenten Patientinnen mit Anorexia Nervosa, deren Serum-Leptin longitudinal im Rahmen der multizentrischen ANDI-Studie bestimmt wurde. Es liegen Werte von 150 Patientinnen bei Aufnahme, 130 bei Entlassung, 116 nach 1 Jahr und 81 nach 2.5 Jahren sowie einmalig von 50 gesunden Kontrollen vor. Lineare Regression von Leptin bei Entlassung zeigte eine Abhängigkeit vom aktuellen BMI, dem prämorbiden BMI sowie der Gewichtszunahme während der Therapie, nicht jedoch der Zunahmegeschwindigkeit. Bei der linearen Regression des BMI bei 1 Jahr erklährte Leptin nur 0.8% der Varianz, wenn für BMI bei Entlassung und Alter korrigiert wurde. Leptin zeigte sich primär vom aktuellen BMI (statischer State-Effekt), von der jeweils

vorhergehenden BMI-Veränderung (dynamischer State-Effekt) sowie der Konstitution

(prämorbider BMI, trait) beeinflusst. Einen unabhängigen Einfluss einer erhöhten

Geschwindigkeit bei der Gewichtszunahme auf Leptin konnten wir nicht nachweisen. Leptin

spielte in linearen Modellen keine signifikante Rolle bei der Prädiktion des weiteren BMI-

Verlaufes bei AN. Aktuell überprüfen wir zusätzlich nicht-lineare Interaktionen und

Moderator-Effekte von Untergruppen.

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Intraindividuelle Schwankungen der ADHS-Symptomatik im Alltag von Jugendlichen: Symptomstruktur und Zusammenhänge zum Affekt Johanna Schmid, Gertraud Stadler, Judith Dirk, Christiane Fiege, Caterina Gawrilow Eberhard Karls Universität Tübingen, IDeA-Zentrum Frankfurt/ Main, LEAD-Graduate School Die bisherige Forschung zur Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und komorbiden Schwierigkeiten beschränkt sich weitgehend darauf, Symptomausprägungen als zeitlich relativ stabil zu betrachten. Allerdings zeigen ADHS-Symptomen zugrundeliegende exekutive Dysfunktionen und im Klassenzimmer beobachtete Symptome starke intraindividuelle Schwankungen (Helps et al., 2011; Imeraj et al., 2013). Aufbauend untersucht die vorliegende Studie, inwiefern die von Jugendlichen selbst wahrgenommene Symptomatik intraindividuelle Schwankungen von Tag zu Tag aufweist und in welchem Zusammenhang diese Schwankungen auf Ebene innerhalb von Personen mit tagtäglich berichtetem Affekt stehen. Die Studie folgt einem intensiven längsschnittlichen Untersuchungsdesign. ADHS-Symptomatik und Affekt von 166 teilnehmenden Jugendlichen (Alter M = 13.15 Jahre, SD = 1.93) mit und ohne ADHS-Diagnose wurden an neun aufeinander folgenden Untersuchungstagen im Selbstbericht erfasst. Die Ergebnisse bestätigen, dass die von Jugendlichen wahrgenommene ADHS-Symptomatik substantielle intraindividuelle Schwankungen im Alltag aufweist (Intraklassenkorrelation Einzelitems: .24 - .43). Mehrebenenfaktorenanalysen zeigen, das die Symptomstruktur sowohl auf Ebene zwischen als auch innerhalb von Personen durch ein Bifaktorenmodell mit einem allgemeinen Symptomfaktor sowie einem spezifischen Unaufmerksamkeitsfaktor beschrieben werden kann (?² = 146.28*, CFI = .95, RMSEA = .03, SRMRw = .03, SRMRb = .06). Mixed-Model Analysen belegen, dass insbesondere Jugendliche ohne ADHS-Diagnose an jenen Tagen, an denen sie verstärkt spezifische Unaufmerksamkeitssymptome wahrnahmen, stärker ausgeprägten negativen Affekt und geringer ausgeprägten positiven Affekt berichteten als an solchen Tagen, an denen sie weniger spezifische Unaufmerksamkeitssymptome wahrnahmen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund aktueller Modellannahmen zur ADHS (State-Regulation Modell, Dynamic-Developmental Theory) diskutiert. Es werden Implikationen für Diagnostik und Forschung im Alltag von ADHS-Betroffenen aufgezeigt.

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Furchtgeneralisierung bei Kindern zwischen 8 und 12 Jahren – Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Furcht und Angst Julia Reinhard, Paul Pauli, Jürgen Deckert, Andreas Reif, Marcel Romanos Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Würzburg Angsterkrankungen weisen eine hohe Prävalenz bereits im Kinders- und Jugendalter auf und persistieren häufig bis ins Erwachsenenalter. Die Annahme, dass Angsterkrankungen häufig bereits in der Kindheit entstehen und zu weiteren Störungen, wie beispielsweise zu Depressionen, führen können, macht ein besseres Verständnis der Pathophysiologie von Angsterkrankungen unerlässlich. Die Annahme besteht, dass „Übergeneralisierung“ von konditionierter Furcht einen Lernmechanismus darstellt, der in die Pathogenese von Angsterkrankungen involviert ist. Allerdings sind Entwicklungsaspekte von Furchtgeneralisierung bislang wenig erforscht. 235 gesunde Kinder zwischen 8 und 12 Jahren wurden nach psychologischen und Umweltaspekten hin untersucht und nahmen an einem Furchtgeneralisierungsparadigma teil. Hierbei waren die konditionierten Stimuli zwei ursprünglich neutrale weibliche Gesichter, während eines von beiden (CS+) mit einem lauten, unangenehmen weiblichen Schrei + einem ängstlichen Gesichtsausdruck (UCS) gepaart wurde. Vier Generalisierungsstimuli (GS) wurden so erstellt, dass der CS+ in 20% Schritten in den CS- überging. Die Kinder beurteilten die Bilder bezüglich Valenz und Arousal auf einer Likert-Skala von 1-9 und der UCS Erwartung (0-100% in 10% Schritten). Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass die Kinder zwischen dem CS+ und dem CS- unterscheiden konnten. Der CS+ wurde unangenehmer eingeschätzt als der CS-. Je ähnlicher die Generalisierungsstimuli dem CS+ waren, desto aversiver wurden sie beurteilt und desto höher wurde die UCS – Wahrscheinlichkeit eingeschätzt, vor allem von Kindern, die eher hohe Werte in einem Phobie-Fragebogen für Kinder hatten (PHOKI; Döpfner, Schnabel, Goletz & Ollendick, 2006). Als nächster Schritt soll nun der Zusammenhang zwischen psychometrischen Faktoren und

Furchtgeneralisierung untersucht werden, um Entwicklungsaspekte von

Furchtgeneralisierung besser verstehen zu können.

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Anorexia Nervosa: Neues zur Genetik und Epigenetik Anke Hinney, Miriam Kesselmeier, Anna-Lena Volckmar, André Scherag, Johannes Hebebrand Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen Genetische Mechanismen sind für die Regulation des Körpergewichtes und für Essstörungen (z.B. Anorexia nervosa; AN) relevant. Gut 100 chromosomale Regionen die das Körpergewicht beeinflussen, konnten durch Genom-weite Assoziationsstudien (GWAS) identifiziert werden. Dennoch konnte nur ein kleiner Teil der Ausprägung des Körpergewichtes mittels molekulargenetischer Faktoren aufgeklärt werden. Für AN konnten GWAS bislang keine Genom-weit signifikanten Genloci ableiten. Es gibt erste Hinweise auf epigenetische Mechanismen für die beschriebenen Phänotypen. In die zweite internationale GWAS zu AN sind auch 496 Proben von deutschen Patientinnen eingeflossen. Wir haben die 1000 AN GWAS-Marker mit den kleinsten p-Werten in dem BMI GWAS Datensatz (GIANT) analysiert (cross-disorder). Zudem haben wir Genom-weite Chip-basierte Analysen der Methylierungsmuster an 50 Patientinnen mit AN und 50 Kontrollen durchgeführt. Erste Ergebnisse der cross-disorder und epigenetischen Analysen lassen bislang unbekannte chromosomale Regionen relevant erscheinen. Epigenomik ist entscheidend für unser verbessertes Verständnis der Regulation des

Körpergewichts einschließlich Überernährung (Adipositas) und Hunger (AN). Da die

pränatale Phase durch dramatische epigenetische Veränderungen gekennzeichnet ist, kann

sie als vulnerable Phase für den Epigenotypen angenommen werden. Gesundheit und

Krankheit Erwachsener hängt teilweise von Entscheidungen während der prä- und frühen

postnatalen Entwicklung ab. Veränderte epigenetische Profile wurden bereits für adipöse

Personen beschrieben. Gemeinsame Analyse epigenomischer Daten in Kombination mit

GWAS Daten werden unser Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen der

Gewichtsregulation vertiefen.

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Sind Jugendliche mit esssüchtigem Verhalten anfälliger für Stress? Özgür Albayrak, Josephine Kliewer, Triinu Peters, Johannes Hebebrand Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, LVR Klinikum Essen, Universitätsklinikum Essen Esssüchtiges Verhalten (Food Addiction) wird gegenwärtig unter Einsatz der Yale Food Ad-diction Scale in Anlehnung an die DSM-IV Kriterien der Substanzabhängigkeit diagnostiziert. Bisherige Untersuchungen wurden ausschliesslich an Stichproben aus der Allgemeinbevöl-kerung und an klinisch-adipösen Teilnehmern von verschiedenen Gewichtsreduktionsthera-pien durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass Personen mit Food Addiction vermehrt psychische Auffälligkeiten wie erhöhte Depressivität, Impulsivität und emotionaler Dysre-gulation aufwiesen. Bislang gibt es keine Untersuchungen an psychiatrischen Patienten. Auch die Rolle des Stresssystems blieb bislang unerforscht. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel Food Addiction bei jugendpsychiatrischen Patienten unter Einschluss von psychiatri-schen Diagnosen, Essstörungspsychopathologie, wahrgenommenem Stress und den Kor-tisolwerten im Haar als Langzeitmarker für die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) zu untersuchen. Es wurden n=252 jugendpsychiatrische stationäre Patienten im Alter von 14-17 Jahren (mean: 15.8; SD: 1,15) untersucht. Neben anthropometrischen Daten wie dem BMI und dem prozentualen Anteil der Körperfettmasse kamen an psychologischen Instrumenten der Perceived Stress Questionnaire (PSQ), der Eating Disorder Examination Questionnaire (EDEQ), ein klinisch-psychiatrisches Interview (DIAX/M-CIDI) sowie die Bestimmung des Haarkortisolwertes zum Einsatz. Die Prävalenz von Food Addiction betrug 14,8%. Patienten mit Food Addiction hatten signifikant höhere Scores im PSQ, sowie einen höheren Anteil an affektiven Störungen als Patienten ohne Food Addiction. Die Haarkortisolwerte werden gegenwärtig noch ausgewertet. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei Jugendlichen mit psychiatrischen Störungen die Diagnose Food Addiction möglicherweise vulnerabler für Stress sind und werfen die Frage auf, ob dies in einer Beteiligung der HPA-Achse mit begründet sein könnte.

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Does prenatal alcohol exposure affect cognitive development and ADHD-related aspects at early primary school ages? An analysis based on meconium alcohol metabolites Anna Eichler, Juliane Grunitz, Jennifer Grimm, Yulia Golub, Eva Raabe, Peter Fasching, FRAMES Gruppe, Oliver Kratz, Gunther Moll, Hartmut Heinrich Kinder- u. Jugendabteilung für Psychische Gesundheit, Universitätsklinikum Erlangen The serious impact of heavy alcohol intake during pregnancy (e.g., fetal alcohol spectrum disorders, FASD) is well-known. However, knowledge about the effects of ‘subliminal’ alcohol consumption is limited particularly taking the low reliability of mothers’ report into account. In the present ongoing study, we investigate whether a meconium alcohol metabolite (ethyl glucuronide, EtG) is associated with cognitive development and ADHD-related aspects (including attentional, motivational and response control processes) at early primary school ages. Up to now, 150 children attending the first and second grade were assessed, whose mothers had participated in FRAMES (Franconian Maternal Health Evaluation Studies). In 29 of these children, a positive meconium result (EtG ? 10 ng/g) had been found but without showing FASD symptoms after birth. In two separate sessions, the Intelligence and Developmental Scales (IDS) were administered to the children and event-related potentials were recorded during a cued go/nogo task with different motivational conditions. Clinical rating scales were applied. For children with an increased EtG value, a 5-point lower IQ (Cohen's d = 0.5) and a higher probability for ADHD symptoms was found. They allocated less attentional resources as reflected in a reduced event-related potential component P3 in go trials (Cohen's d = 0.7) but showed no differences regarding measures reflecting state regulation. Findings document the meaning of meconium alcohol metabolites as biomarkers for maternal alcohol intake during pregnancy. They suggest an association between prenatal alcohol exposure and ADHD-related behavior but with a different profile than typically reported for ADHD.

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Untersuchung der Emotionsregulation durch Musikhören anhand der Herzfrequenzvariabilität Gottfried Maria Barth, Anja-Maria Mack, Matthias Nickola, Gunther Klosinski, Tobias Renner Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Tübingen Für Jugendliche stellt das Hören von Musik einen wichtigen Aspekt ihrer Emotionsregulation dar. Es stellen sich dabei die Fragen, wie unterschiedliche Musikarten auf die Jugendlichen wirken und ob es dabei einen Unterschied zwischen kinder- und jugendpsychiatrischen Patienten und Kontrollpersonen gibt. 40 Jugendliche, je zur Hälfte kinder- und jugendpsychiatrische Patienten und Kontrollpersonen, hörten 4 unterschiedliche Musiktitel und gaben jeweils anschießend ihr subjektives Empfinden wieder, während die ganze Zeit über das EKG abgeleitet wurde und die Herzfrequenzvariabilität als Maß für die psychovegetative Erregung und Stressbelastung ermittelt wurde. In der vorläufigen Auswertung zeigte sich kein allgemein gültiger Zusammenhang von Musikstil und subjektivem Empfinden sowie psychovegetativer Erregung. Im Verlauf des Musikhörens kam es zu einer deutlichen Verlagerung hin zu einem parasympathisch betonten vegetativen Nervensystem. Der Zusammenhang von subjektiver Bewertung und Vegetativum sowie der Vergleich zwischen Patienten und anderen Jugendlichen werden derzeit ausgewertet und bei der Tagung vorgestellt. Es zeigte sich bisher, dass Musikhören bei Jugendlichen eine Selbstregulation innerer Erregungszustände bewirken kann. Dabei verwenden sie ganz unterschiedliche Musikstile und gerade auch jugendspezifische Richtungen wie Rock oder Hiphop helfen ihnen zu einer solchen Regulation. Bezogen auf kinder- und jugendpsychiatrische Patienten stellt sich die Frage, ob ihnen ähnlich wie die unterschiedlichen Musikstile möglicherweise individuell ganz unterschiedliche Interventionen zur emotionalen Selbstregulation hilfreich sind.

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Perioperativer Stress und Herzratenvariabilität bei Kindern Gottfried Maria Barth, Sandra Gathmann, Jessica Geitel, Mathias Nickola, Michael Günter, Tobias Renner Kinder- und Jugendpsychiatrie, Tübingen Mindestens die Hälfte von Kindern, denen eine Operation bevorsteht, erleben eine erhebliche Stressbelastung. Durch eine videogestützte kognitive Intervention wurde versucht, den perioperativen Stress bei diesen Kindern zu reduzieren. Das Video zeigt ein Kind, das selbst mit perioperativen Ängsten zu kämpfen hat. Es soll dabei gelernt werden, die bevorstehende Behandlung mit positiven Emotionen zu verknüpfen. In der Pilotstudie wurden 31 Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren mit ausgeglichener Geschlechtsverteilung aus den Bereichen Kinderchirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Kieferorthopädie untersucht. 18 dieser Kinder erhielten vor der Operation die Intervention zur Stressreduktion. Bei allen Kindern wurde vor dieser Intervention und unmittelbar vor der Operation mit einer 15-minütigen EKG-Ableitung das Ausmaß des Stresses bestimmt. Gleichzeitig wurde mittels psychometrischer Tests bei den Kindern und Befragung der Eltern die Stressbelastung der Kinder ermittelt. In der Auswertung wird der Verlauf der Stressbelastung der Kinder vor Operationen, ihre Korrelation zur Psychometrie sowie der Effekt der stressreduzierenden Intervention anhand der Herzfrequenzvariabilität bestimmt. Die Auswertung der Daten hat begonnen und die Ergebnisse werden bei der Tagung präsentiert. Diese Untersuchung gibt Hinweise darauf, ob durch die Ableitung der Herzfrequenzvariabilität besonders belastete Kinder identifiziert werden können sowie darauf, ob durch die Herzfrequenzvariabilität der Effekt stressreduzierender Interventionen nachgewiesen werden kann.

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Zebrafish - a powerful model organism in molecular psychiatry Carsten Drepper, Isabel Reuter, Manfred Schartl, Marcel Romanos, Christina Lillesaar Department of Child and Adolescent Psychiatry, Psychosomatics and Psychotherapy, University Hospital of Wuerzburg, Fuechsleinstr. 15, 97080 Wuerzburg, Germany Physiological Chemistry, Biocenter, University of Wuerzburg, Am Hubland, D-97074 Wuerzburg, Germany Genetic mutations can trigger psychiatric diseases by altering gene expression and therefore disrupting normal physiological functions of the brain. Many of the psychiatric disease relevant genes identified so far affect early brain development, migration, axon path finding and wiring of neural circuits. Understanding the molecular mechanisms behind mutations will be crucial for the development of novel therapeutic interventions. Several years ago zebrafish was established as a model in the developmental neuroscience community. Now, this acquired knowledge is transformed to more complex questions especially in molecular psychiatry. Zebrafish offers several advantages over other model organisms: Easy to handle, short generation times, huge amount of offspring, external fertilization, established techniques for genetic manipulation, high sequence conservation (up to 70% compared to human), transparent larval stages, vertebrate structure of the brain, complex behavioral repertoire, the possibility to use it in high-throughput screens and easy to do central nervous imaging. We have implemented a behavioral assay for zebrafish larvae in our laboratory. With that commercial imaging box we are able to track up to 48 animals simultaneously and record their behavior. As a proof of concept we reproduced the recent published findings of Lphn3.1 Morpholino-based knockdown in zebrafish (Lange et al., 2012, Mol Psychiatry). LPHN3 is an ADHD candidate gene identified previously in a GWAS study. Zebrafish morphants showed hyperactivity and less TH-positive cells in the CNS. We are now able to investigate a wide range of mutations identified in human psychiatric disease conditions in zebrafish and analyze its behavioral consequences. Furthermore, developmental abnormalities of the nervous system and drug screening approaches will complement our analytical pipeline. We plan to expand the experimental approach to CRISPR-based genetic manipulation and analysis of adult zebrafish in the near future.

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Die Transkranielle Sonographie als Methode zur Identifizierung von Biomarkern psychiatrischer Erkrankungen Julia Geissler1, Su-Yin Dang1, Lisa Schneider1, Sulamith Schaeff1, Carsten Drepper1,Manfred Gerlach1, Marcel Romanos1 1 Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Würzburg, Füchleinstraße 15, 97080 Würzburg

Die transkranielle Sonographie (TCS) als nicht-invasives bildgebendes Verfahren ermöglicht die Visualisierung tiefliegender Hirnstrukturen mittels Ultraschall. Die Methode wird bereits auf dem Gebiet der neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt. Von besonderem Interesse ist die mesenzephale Scanebene, welche unter anderem Hirnstamm, Substantia nigra (SN), Nucleus ruber und Raphékerne enhält. Die Thalamusebene ermöglicht die Quantifizierung verschiedener Parameter von Ventrikeln, Basalganglien und Thalamus. Zu diskutieren ist die Etablierung einer zusätzlichen Ebene mit relevanten parenchymen Strukturen. Beim idiopathischen Morbus Parkinson ist eine bereits in der Frühphase der Erkrankung bei etwa 90% der Patienten messbare Hyperechogenität der SN im B-Bild-Ultraschall als Marker Bestandteil der Routinediagnostik. Im Bereich der psychiatrischen Erkrankungen beschreibt die Literatur unter anderem eine erhöhte Echogenität der SN beim Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), Vergrößerungen des extrazerebellären Liquorraums bei Autismusspektrumstörungen, Veränderungen der Raphekerne bei Depression und bipolarer Störung sowie eine Flächenvergrößerung des Nucleus caudatus bei Zwangsstörungen. Hinsichtlich der Faktoren, welche die Echogenität in verschiedenen Strukturen modifizieren, konnten eine Rolle für Eisenablagerungen, den Gehalt an Kupfer und Mangan, Kalkeinlagerungen im Gewebe sowie eine Mikroglia-Aktivierung nachgewiesen werden. Die Literatur zu TCS bei psychiatrischen Erkrankungen bezieht sich vornehmlich auf Patienten im Erwachsenenalter, während das Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie bislang kaum vertreten ist. Ein aktuelles Forschungsprojekt unserer Klinik untersucht potenzielle Pathomechanismen der Echogenitätsveränderung bei Kindern mit ADHS durch Kombination von TCS mit Magnetresonanztomographie sowie peripheren Markern. Bezugnehmend auf die neurobiologischen Grundlagen der jeweiligen Erkrankung soll diskutiert werden, inwieweit TCS bei weiteren kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbildern wie Autismusspektrumstörungen, Ticstörungen und Psychosen einen Beitrag zu Diagnose und Differentialdiagnostik leisten kann.

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Altered neural responses to anticipation and consumption of rewarding and aversive tastes in those at risk of Anorexia Nervosa Stefanie Horndasch, Sophie O’Keefe, Ewelina Rzepa, Ciara McCabe Department of Psychology and Clinical Language Sciences, University of Reading, Reading, UK; Department of Child and Adolescent Mental Health, University of Erlangen-Nuremberg, Erlangen, Germany Abnormal brain reward responses and increased cue reactivity towards food stimuli have been shown in those suffering from eating disorders and those “at risk” by virtue of having had anorexia nervosa in the past. However it is not yet known if these differences are trait markers or simply scars from having had the illness. Thus our aim was to examine another “at risk” group, sisters of anorexia nervosa patients. We used a between subject design whereby healthy females (16 to 55 years old) who have a sister with anorexia nervosa and age matched female control participants performed a reward task. We used fMRI to measure the neural response to the anticipation and receipt of chocolate reward, aversive picture and aversive taste. Using SPM8 analyses we found a significantly increased activation in the sisters of anorexia nervosa patients compared to the healthy controls for anticipation of chocolate in the amygdala and for receipt of chocolate in the orbitofrontal cortex. We also observed significantly increased activation to the aversive picture condition in the amygdala and putamen in the sisters of anorexia nervosa patients. Our preliminary findings suggest greater activation in key regions of the brain that are known

to process rewarding and aversive taste stimuli. The results are consistent with previous data

showing increased responses to food reward in recovered anorexia nervosa patients and

support the idea that neural responses to food stimuli might be a trait marker for anorexia

nervosa.

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Olfaktorische Wahrnehmung bei Kindern mit uns ohne ADHS: eine fMRT-Studie zur effektiven Konnektivität Alexander Prehn-Kristensen, Anna Lorenzen, Deborah Scholtz-Hehn, Christian D. Wiesner, Stephan Wolff, Thilo van Eimeren, Lioba Baving Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Zentrum für Integrative Psychiatrie, UKSH, Kiel Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zeigen Abweichungen im dopaminergen System. Gleichzeitig weisen Kinder mit einer ADHS im Vergleich zu Gesunden eine bessere Wahrnehmungsschwelle für Gerüche auf, welche mit einer Vergrößerung des dopamin-sensitiven Bulbus olfactorius einhergeht. Es ist jedoch unklar, ob der olfaktorische Wahrnehmungsvorteil alleinig auf Veränderungen der Bulbusmorphologie zurückzuführen ist oder mit einer veränderten funktionellen Vernetzung höherer olfaktorischer Kortexregionen einhergeht. An dieser fMRT-Studie nahmen 15 Kinder (8-13 Jahre) mit einer ADHS und 16 (9-12 Jahre) gesunde Kinder teil. Mittels eines MR-kompatiblen Olfaktometers wurde der olfaktorische Reiz Phenylethylalkohol (PEA) sowie Reinluft als Kontrollreiz dargeboten. Die subjektiv wahrgenommene Intensität des Duftreizes wurde für alle Teilnehmer konstant gehalten. Während der aktiven Inhalation der Reize wurde das BOLD-Signal erfasst. Über alle Teilnehmer konnten im Kontrast PEA>Reinluft valide Aktivierungsmuster in geruchsverarbeitenden Hirnregionen wie beispielsweise im piriformen Kortex gefunden werden. Die effektive Konnektivitätsanalyse (PPI) macht deutlich, dass in diesem Kontrast insbesondere der piriforme Kortex bei ADHS-Patienten im Vergleich zu gesunden Kindern funktionell positiver mit weiteren Strukturen des olfaktorischen Systems sowie mit dopaminergen Mittelhirnstrukturen (Area tegmentalis ventralis, Substantia nigra) interagiert. Wie die Gruppenunterschiede der Konnektivitätsmuster zeigen, kann die bei ADHS beschriebene gesteigerte Geruchssensitivität nicht alleinig auf eine vergrößerte Struktur des Bulbus olfactorius zurückgeführt werden, da bei konstanter subjektiver Reizintensität differenzielle funktionelle Konnektivität zwischen dopaminergen und geruchsrelevanten Hinrregionen beobachtet wurden. Zukünftige Studien müssen zeigen, ob durch eine stärkere Konnektivität des pirifomen Kortex zum Bulbus olfactorius dieser zu einer verstärkten Neurogenese angeregt.

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Aufmerksamkeitsprozesse, Antwortkontrolle und motivationale Aspekte bei Kindern im frühen Grundschulalter und Zusammenhänge mit ADHS Juliane Grunitz, Anna Eichler, Jennifer Grimm, Petra Studer, Eva Raabe, Anne Engel, Peter Fasching, Tamme Goecke, Matthias Beckmann, Johannes Kornhuber, Oliver Kratz, Gunther Moll, Hartmut Heinrich Universitätsklinikum Erlangen Studien mit ereignisbezogenen Potentialen (EPs) leisten einen wichtigen Beitrag, die neurobiologischen Grundlagen von ADHS besser zu verstehen. Allerdings wurde das frühe Grundschulalter bislang nur unzureichend betrachtet, obwohl zum Beispiel nach den DSM-IV Diagnosekriterien die Symptome bereits im Alter von sechs Jahren auftreten müssen. Ziel der vorliegenden Studie ist daher, Aufmerksamkeitsprozesse, Antwortkontrolle und motivationale Aspekte im genannten Altersbereich zu untersuchen. Bei 151 Kindern im Alter von 6 - 8 Jahren (davon 76 Jungen), deren Mütter bei FRAMES (Franconian Maternal Health Evaluation Studies) teilgenommen hatten, wurde während der Bearbeitung einer Go/Nogo-Aufgabe mit Hinweisreizen hirnelektrische Aktivität abgeleitet. Zwei von vier Aufgabenblöcken enthielten eine (monetäre) Belohnungskomponente. Es wurden die EP-Komponenten P3 (für verschiedene Aufgabenbedingungen) und kontingent negative Variation (CNV) sowie Performance-Daten (Reaktionszeitsmaße, Trefferanzahl, Impulsivitätsfehler) betrachtet und hinsichtlich Geschlechtsunterschieden, Entwicklungseffekten (Erstklässler vs. Zweitklässler) und ADHS (Unterteilung anhand von FBB-ADHS Gesamtscore) analysiert. Die bisherigen Auswertungen ergaben, dass Jungen signifikant mehr Impulsivitätsfehler machen sowie höhere P3-Amplituden und größere Belohnungseffekte aufweisen als Mädchen. Bei Zweitklässlern fielen die mittlere Reaktionszeit und die Reaktionszeitvariabilität signifikant geringer aus. Bei Jungen mit höherer ADHS-Symptomatik wurden niedrigere P3-Amplituden nach Hinweisreizen (Cue-P3) und in der Nogo-Bedingung (Nogo-P3) sowie eine höhere Reaktionszeitvariabilität gefunden, die sich aber unter Belohnung an die Werte von Jungen mit keiner/geringer Symptomatik angleicht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei Jungen eine ADHS-Symptomatik bereits im frühen Grundschulalter mit abweichenden Aufmerksamkeits-, Antwortkontroll- und motivationalen Prozessen assoziiert ist. Zudem können in diesem Altersbereich deutliche Geschlechts-und Entwicklungsprozesse auf Performance- und EP-Ebene abgebildet werden.

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Normalization of ADHD symptoms by motivation-induced increase of arousal levels in children with ADHD Annette Conzelmann, Matthias Wieser, Markus Nehfischer, Judith Overfeld, Nadine Hahn, Lena Herrmann, Peter Lehmann, Andreas Warnke, Regina Taurines, Tobias Renner, Marcel Romanos, Paul Pauli, and Andreas Mühlberger Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter mit Poliklinik, Universitätsklinikum Tübingen We investigated whether motivation can improve the symptom patterns inattentiveness, impulsiveness and hyperactivity of ADHD children during a continuous performance test (CBT). In addition, we assessed whether the underlying mechanism of this symptom improvement is a normalization of the assumed hypoarousal of these children. We examined 30 children with ADHD and 30 controls, half of them being motivated for their performance in the CPT presented within a virtual classroom. Inattentiveness was operationalized by errors of omission, impulsiveness by errors of commission and hyperactivity by head-movements assessed with sensors at the children’s head. Cortical arousal was measured by EEG frequency bands. Hyperactivity and EEG were measured during resting periods (before the beginning of the study and 3 times after instructions, for half of the children groups containing the information to win money). In addition, hyperactivity and EEG were assessed during the CPT. Analyses revealed more errors of commission and omission and a higher theta/beta ratio in ADHD children compared to controls during rest and during the task. Additionally, hyperactivity was increased in children with ADHD during the task. Motivation led to a normalization of these parameters in ADHD children. The decrease of commission errors and hyperactivity was associated with an increase in EEG arousal levels in children with ADHD. Results confirm the cognitive-energetic model of ADHD and indicate hypoarousal during rest

and activation in children with ADHD. In addition, results suggest that motivation can

decrease ADHD symptoms, presumably due to an elevation of the hypoarousal of these

children.

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Auditorische selektive Aufmerksamkeit bei Jugendlichen mit Depression: eine ERP-Studie Ellen Greimel, Monika Trinkl, Jürgen Bartling, Sarolta Bakos, Nicola Grossheinrich, Gernd Schulte-Körne Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Ludwig-Maximilians-Universität München Depressive Störungen sind verbunden mit einem Defizit in der selektiven Aufmerksamkeit. Studien bei Erwachsenen, in denen ereigniskorrelierte Potentiale (ERPs) abgeleitet wurden, konnten bei depressiven Abweichungen in den neurophysiologischen Korrelaten der auditorischen selektiven Aufmerksamkeit nachweisen. Allerdings ist bislang unklar, ob diese Befunde auch für depressive Störungen in der Adoleszenz Geltung haben. In der Studie sollten daher die neurophysiologischen Mechanismen der auditorischen selektiven Aufmerksamkeit bei Jugendlichen mit Depression untersucht werden. 24 unmedizierte Jugendliche mit einer depressiven Störung sowie 21 gesunde Jugendliche wurden in die Studie eingeschlossen. Während die Probanden ein auditorisches Oddball-Paradigma bearbeiteten, wurden ERPs abgeleitet. Depressive Jugendliche zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe eine marginal erhöhte N100-Latenz auf Ziel- und Standardreize. Zudem wiesen Jugendliche mit Depression eine höhere P200-Latenz auf Zielreize auf. Eine größere P200-Latenz auf Zielreize war über beide Gruppen hinweg mit einem geringeren Ausmaß an desinhibiertem Verhalten verbunden, welches mittels eines Fragebogens erfasst wurde. Die Ergebnisse deuten auf Abweichungen der neurophysiologischen Korrelate der auditorischen selektiven Aufmerksamkeit auf einer frühen Verarbeitungsstufe hin. Im Unterschied zu bisherigen Ergebnissen bei Erwachsenen mit einer depressiven Störung fanden sich keine Gruppenunterschiede in späteren ERP-Komponenten, welche mit willentlichen Aufmerksamkeitsprozessen verbunden sind. Dieser Befund könnte darauf hinweisen, dass Jugendliche mit Depression über Mechanismen verfügen, die es ihnen ermöglicht, Abweichungen auf frühen Stufen der selektiven Aufmerksamkeit zu kompensieren.

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Motorisches System und Schizophrenie - Bereitschaftspotential und neurologische soft signs Ulf Thiemann, Matthias Weisbrod, Christine Freitag, Franz Resch, Stephan Bender Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Universitätsklinikum Frankfurt Neurologische soft signs (NSS) sind unspezifische, subtile Veränderungen im motorischen und sensorischen System. Das Auftreten von NSS bei Schizophrenie, das auch bei medikationsnaiven Betroffenen beschrieben wurde, zeigt im gesamten Krankheitsverlauf eine erhöhte Prävalenz im Vergleich zu nicht betroffenen Gesunden. Der Schweregrad der klinischen NSS-Ausprägung ist mit psychopathologischen Dimensionen wie Negativsymptomen und formalen Denkstörungen assoziiert. Jedoch fehlen bisher Untersuchungen, die den Einfluss des Vorkommens von NSS auf unterschiedliche Komponenten bewegungskorrelierter Potentiale beschreiben. Für das Bereitschaftspotential (BP), das in der prä-motorischen Planung von Willkürbewegungen eine wesentliche Rolle spielt, wurden bei medizierten und medikationsnaiven Schizophrenie-Patienten reduzierte Amplituden berichtet. NSS wurden mit der Heidelberger NSS-Skala untersucht. Die Ausprägung der psychotischen Symptomatik wurde mit der BPRS, der SAPS der SANS erfasst. In die Studie eingeschlossen wurden 29 Patienten mit Diagnose Schizophrenie oder schizoaffektive Störung nach DSM-IV-TR und 19 gesunde Kontrollprobanden. Hochauflösendes 64-Kanal-EEG wurde abgeleitet, während die Probanden je 40 spontane Oppositionsbewegungen mit dem rechten und linken Daumen in zufälliger Abfolge durchführten. Im Gruppenvergleich war die mittlere BP-Amplitude in der Patientengruppe signifikant reduziert. Umgekehrt war der mittlere NSS-Score der Patientengruppe signifikant höher. Der SANS-Score wurde hochsignifikant durch die BP-Amplitude vorhergesagt (r=0.79; t=6.57; p=0.000001). Des Weiteren replizierten wir die bekannte Assoziation zwischen NSS und SANS (r(NSS,SANS)=0.50; t=3.02; p=0.005) und fanden einen Zusammenhang zwischen dem NSS-Score und dem Bereitschaftspotential (r(NSS,BP)=0.51; t=3.06; p=0.005). Die Mediationsanalyse (Sobel-Test) ergab Hinweise dafür, dass die Korrelation zwischen NSS und den Negativsymptomen durch das BP vermittelt wurde und von einer Hypoaktivierung des supplementär motorischen Areals während des BP abhängig war.

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RCT eines kognitiv-behavioralen Präventionsprogramms für Kinder und Jugendliche mit einem depressiven Elternteil – die PRODO Studie Dr. Belinda Platt, Johanna Löchner, Kornelija Starman, Prof. Gerd Schulte-Körne Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität, Nußbaumstraße 5a, 80336 München, Germany

Hintergrund: Depression ist eine der häufigsten, aber auch präventablen psychischen Krankheiten weltweit. Kinder von depressiven Eltern haben ein zwei bis dreifach erhöhtes Risiko, selbst im Laufe ihres Lebens an einer Depression zu erkranken, weshalb Präventionsprogramme für diese Population besonders bedeutsam sind. In diesem Zuge evaluieren wir im Rahmen einer randomisierten und kontrollierten Studie die Wirksamkeit eines gruppenbasierten Programms zur Prävention von Depression für Familien, bei denen i) zumindest ein Eltern Teil an einer depressiven Störung erkrankt ist und ii) zumindest ein Kind keine psychische Störung hat oder hatte. Die Studie Protokoll wurde kürzlich beim BMC Psychiatry publiziert (Platt et al., 2014). Methode: Geeignete Familien werden in Interventions- und Wartekontrollgruppe (je N = 50) randomisiert. Die Interventionsgruppe durchläuft die deutsche Adaption des kognitiv-behavioralen Programms Rasing Healthy Children („GuG auf – Gesund und Glücklich aufwachsen!“) von 12 Sitzungen. Das primäre Outcome (depressive Episode des Kindes) wird im 15-Monats Follow-up getestet. Das sekundäre Outcome (Psychopathologie des Kindes) wird unterdessen direkt nach der Intervention, also auch im 9- und 15-Monats Follow-up geprüft. Ergebnisse: Ähnlich wie in vorausgegangenen Wirksamkeitsstudien vergleichbarer Präventionsprogramme sind unsere Hypothesen, dass Kinder in der EG gegenüber Kindern in der KG weniger psychopathologisch auffällig nach 9- und 15-Monaten sind und nach 15 Monaten seltener die Kriterien für eine depressive Episode erfüllen. Diskussion: Trotz des vielfach zitierten erhöhten Risikos für Kinder depressiver Eltern eine Depression zu entwickeln, gibt es für diese in Deutschland bisher kaum Unterstützung. Die Evaluation eines Präventionsprogramms ist ein wichtiger Schritt um zukünftig die persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen depressiver Störungen einzudämmen.

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Ist das „Stepping-Stones/Triple P“ - Elterntraining eine sinnvolle, ergänzende Intervention in der Behandlung von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen? Linda Sprenger, Katja Becker, Monika Heinzel-Gutenbrunner, Tanja Mingebach, Saskia Otterbach, Mira Peters und Inge Kamp-Becker Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Marburg und Philipps-Universität Marburg In der Behandlung von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) haben sich früh beginnende verhaltenstherapeutische Ansätze unter engem Einbezug der Eltern als Mediatoren etabliert und gelten als Methode der Wahl. „Stepping Stones/Triple P“ ist ein Programm zur Unterstützung von Eltern bei der Erziehung von Kindern mit einer Entwicklungsstörung oder Behinderung im Alter von zwei bis zwölf Jahren, dessen Wirksamkeit empirisch bereits gut belegt ist. Die Effektivität dieses Elterntrainings als ergänzende Behandlung von Kindern mit einer ASS wurde untersucht. Die Eltern von 13 Kindern mit ASS (neun Jungen, vier Mädchen) zwischen vier und zwölf Jahren (M=6.7 Jahre, SD=2.61) nahmen an der Studie teil. Das Training fand über einen Zeitraum von 14 Wochen mit acht Gruppensitzungen à zwei Stunden statt. Die Eltern wurden zum Prä- und Postzeitpunkt, sowie sechs Monate später bezüglich komorbider Verhaltensauffälligkeiten und dem Erziehungsverhalten befragt. Außerdem wurden die autistische Kernsymptomatik sowie die elterliche Belastung zum Prä- und Postzeitpunkt erhoben. Ein Teil der Eltern wurde zusätzlich als Eigenwarteliste-Kontrollgruppe erfasst Durch das Elterntraining konnten die komorbiden Verhaltensauffälligkeiten der Kinder reduziert werden (d=.65), außerdem verbesserten sich die Erziehungsfertigkeiten (d=.97). Keine Veränderungen ergaben sich hinsichtlich der elterlichen Belastung und der autistischen Kernsymptomatik. Das Elterntraining scheint ein vielversprechender Ansatz zur begleitenden Therapie in der

Behandlung von Kindern mit ASS zu sein. Es ergeben sich deutliche Hinweise, dass sich

dadurch komorbide Verhaltensauffälligkeiten bei den betroffenen Kindern reduzieren und

sich das elterliche Erziehungsverhalten verbessert. Die erzielten Erfolge sind außerdem über

einen 6-Monatszeitraum stabil, der Personal- und Zeitaufwand hält sich in einem

überschaubaren Maß.

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Subjektive Therapiebeurteilung ambulanter Psychotherapie bei jugendlichen Patientinnen mit einer Essstörung Charlotte Jaite, Antje Pfeiffer, Claudia Thurn, Tobias Bierbaum, Ernst Pfeiffer, Ulrike Lehmkuhl, Harriet Salbach-Andrae Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Im Rahmen der Qualitätssicherung psychotherapeutischer Versorgung rückt die Patientenzufriedenheit zunehmend in das wissenschaftliche Interesse. Der Forschungsstand zur Zufriedenheit mit Essstörungsbehandlungen im Kindes- und Jugendalter ist derzeit noch begrenzt. Ziel der Studie ist daher die Untersuchung der Behandlungszufriedenheit von Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose einer Anorexia nervosa (AN) oder Bulimia nervosa (BN). Die Zufriedenheit wird aus Sicht der Patientinnen, Eltern und Therapeuten betrachtet und hinsichtlich der Übereinstimmung überprüft. An der Studie nahmen 70 jugendliche Patientinnen mit einer AN oder BN teil. Die Patientinnen erhielten eine essstörungsspezifische, ambulante Behandlung mit CBT oder DBT. Eine ausführliche Testbatterie erfolgte als Eingangsdiagnostik (T1) und zum Ende der Behandlung (T2). Diese umfasste das Strukturierte Inventar für anorektische und bulimische Essstörungen für Experten (SIAB-EX), das Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2), die Symptom-Checkliste-90-R von Derogatis (SCL-90-R) sowie das Composite International Diagnostic Interview (CIDI-DIA-X). Außerdem wurde zu T1 und T2 der Body-Mass-Index (BMI) ermittelt. Die Erfassung der Behandlungszufriedenheit erfolgte anhand des Fragebogens zur Beurteilung der Behandlung (FBB). Die mittlere Behandlungszufriedenheit aus Sicht der Patientinnen und Eltern lässt sich nach Mattejat und Remschmidt (1998) im überdurchschnittlichen, aus Sicht der Therapeuten im durchschnittlichen Bereich einordnen. Es ergaben sich geringe Übereinstimmungen zwischen Patientinnen und Therapeuten sowie mäßige Übereinstimmungen zwischen Eltern und Therapeuten und zwischen Patientinnen und Eltern. In diesem Beitrag werden auch die Ergebnisse der Regressionsmodelle zur Vorhersage der Gesamtzufriedenheit mit der Behandlung aus Sicht der drei Beurteiler vorgestellt. Insgesamt war die Behandlungszufriedenheit entsprechend anderer Studien hoch ausgeprägt. Weitere Untersuchungen sind zur Überprüfung der Behandlungszufriedenheit von Patientinnen mit Essstörungen erforderlich.

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Neurofeedback bei ADHS: Verschiedene Modelle, verschiedene Varianten der Durchführung Holger Gevensleben, Gunther H. Moll, Aribert Rothenberger, Hartmut Heinrich Kinder- u. Jugendpsychiatrie, Universitätsmedizin Göttingen (UMG) Bei Kindern mit ADHS kommen verschiedene Neurofeedback-Protokolle zum Einsatz, wobei zwischen EEG-Frequenzband-Training (z.B. Theta/Beta) und Training langsamer kortikaler Potentiale unterschieden wird. Über solche basalen Neurofeedback-Variablen hinaus gibt es auch unterschiedliche Annahmen in Bezug auf die Wirkmechanismen: Adressiert das Training einen 'EEG-Trait' oder einen 'EEG-State'? Stellt der Erwerb der Neuroregulation einen impliziten und/oder expliziten Lernprozess dar? Erfolgt Generalisierung automatisch oder bedarf diese expliziter Bemühungen? ... Auf dem Poster stellen wir ein methodisches Gerüst für Neurofeedback-Modelle dar und schlagen zwei hypothetische Modelle vor, die wir "conditioning-and-repairing"-Modell und "skill-acquisition"-Modell nennen. Diese sind als extreme Pole innerhalb dieses Gerüsts zu verstehen. Das zugrunde liegende Modell wirkt sich nicht nur auf die Art und Weise der Durchführung, sondern auch auf die Wahl der Evaluationsstrategie aus. Hier schlagen wir vor, ausgetretene Pfade der (pharmakologischen) Evaluationsforschung zu verlassen. Wir reflektieren bislang vorliegende Studien um darzustellen, inwiefern empirische Daten unterschiedliche Sichtweisen stützen. Daraus leiten wir die Hypothese ab, dass verschiedene Modelle gültig sind, abhängig von den Prozessen und Verhaltensaspekten, auf die mit einem bestimmten Trainingsprotokoll abgezielt werden soll. Beispielsweise passen die Befunde aus den jüngeren Studien zum Training langsamer Potentiale bei ADHS gut zu dem skill-acquisition-Modell. Die Beurteilung von Neurofeedback-Studien bei ADHS sollte basierend auf dem zugrunde liegenden Modell und der Art der Durchführung erfolgen, was aber auch explizit in den Arbeiten dargestellt werden sollte. Referenz: H Gevensleben, GH Moll, A Rothenberger, H Heinrich (2014) Neurofeedback in attention-deficit/hyperactivity disorder - Different models, different ways of application. Front. Hum. Neurosci. doi: 10.3389/fnhum.2014.00846

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Effekte von Neurofeedback auf die Inhibitionskontrolle bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS Sarah Hohmann, Sarah Baumeister, Isabella Wolf, Nathalie Holz, Regina Boecker, Michael Plichta, Manfred Laucht, Martin Holtmann, Tobias Banaschewski, Daniel Brandeis Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim/Universität Heidelberg Beeinträchtigungen der Inhibitionskontrolle finden sich bei vielen Patienten mit Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts Syndroms (ADHS). Zunehmend wird Neurofeedback zur Behandlung von mit ADHS assoziierten Symptomen eingesetzt, auch wenn die Wirksamkeit dieser Verfahren z.B. im Rahmen einer kürzlich veröffentlichten Metaanalyse unter besonderer Berücksichtigung kontrollierter und verblindeter Studien nicht überzeugend belegt werden konnte. Ziel der hier präsentierten Studie war es, mittels kombinierter EEG-fMRT Untersuchung während einer Flanker Nogo Task die spezifischen Effekte von Neurofeedback Training auf die Inhibitionskontrolle unserer Patienten zu überprüfen. 15 ADHS Patienten (10-14 Jahre) erhielten verblindet entweder Neurofeedback (NF) oder Elektromyogramm-Feedback (EMG) Training über insgesamt 20 Sitzungen. Vor und nach Abschluss des Trainings absolvierten alle Teilnehmer eine simultane EEG-fMRT Untersuchung während des Bearbeitens einer Flanker/Nogo Task. Die fMRT Analyse der korrekt inhibierten NoGo vs. neutralen Go trials bezüglich des Trainings-Typ Haupteffektes ergab zwei kleine signifikante Cluster in der rechten posterioren Insula und im linken inferior frontalen Gyrus (IFG). Die Interaktion Zeit*Trainings-Typ war nicht signifikant. Eine post-hoc Analyse ergab jedoch nach Abschluss des Trainings eine stärkere Aktivierung in Arealen wie dem linken MCC und dem rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) in der Neurofeedback-Gruppe. Im Gegensatz dazu zeigten die Patienten der EMG-Feedback Gruppe keine signifikante Erhöhung der Hirnaktivität. Mittels unserer simultanen EEG-fMRT Untersuchung konnten wir zeigen, dass Neurofeedback Training im Gegensatz zu unserer Kontrollbedingung (EMG-Feedback Training) bei unseren Patienten mit ADHS zu einer stärkeren Aktivität in Hirnarealen führt, die mit der Kontrolle von Inhibition und Motorik assoziiert sind.

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Einsatz transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) zur Verbesserung der Inhibitionskontrolle bei Jugendlichen mit ADHS Carolin Breitling, Tino Zähle, Björn Bonath, Jana Tegelbeckers, Hans-Henning Flechtner, Kerstin Krauel Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin des Kindes- und Jugendalters, Universität Magdeburg Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zeigen deutliche Einschränkungen der Inhibitionskontrolle. Defizite der kognitiven Interferenzkontrolle sowie der Verhaltensinhibition sind u.a. mit einer geringeren Aktivität des rechten inferioren Präfrontalkortex assoziiert. In der vorliegenden Studie wurde bei Jugendlichen mit und ohne ADHS überprüft, ob eine Stimulation dieses Areals durch transkraniellen Gleichstrom die Inhibitionskontrolle verbessert. Transkranielle Gleichstromstimulation (transcranial direct current stimulation, tDCS) ist ein nicht-invasives Verfahren, durch das reversible Veränderungen der regionalen kortikalen Erregbarkeit, Plastizität und neuronalen Aktivität sowie der funktionellen Konnektivität spezifischer Netzwerke für Minuten bis Stunden induziert werden können. 15 ADHS-Patienten und 15 Kontrollprobanden im Alter von 13 bis 17 Jahren bearbeiteten an drei Sitzungsterminen eine Flankeraufgabe unter anodaler, kathodaler oder sham-Stimulation. Die Stimulation wurde für 20 Minuten mit einer Stromstärke von 1 mA über dem rechten inferioren Präfrontalcortex durchgeführt. Die Gesamtanalyse ergab keinen Effekt der Stimulationsart, da sich die Fehlerrate unabhängig von der Stimulation über den Verlauf der Sitzungen signifikant verringerte. Betrachtete man nur die erste Sitzung, zeigte sich eine Tendenz zu geringeren Fehlerraten und Reaktionszeiten bei anodaler tDCS in beiden Experimentalgruppen. Hervorzuheben ist, dass es einen signifikanten positiven Zusammenhang zwischen der Fehlerrate während der sham-Stimulation und der Verringerung der Fehlerrate durch Stimulation gab. Insgesamt liefert die Studie erste Hinweise, dass anodale tDCS des rechten inferioren Präfrontalcortex die Inhibitionskontrolle besonderes bei Probanden mit eingeschränkter Inhibitionsleistung verbessern kann.

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Transkranielle Gleichstromstimulation: Kognitives Enhancement für Jugendliche mit ADHS? Cornelia Soff, Anna Sotnikova, Monika Heinzel-Gutenbrunner, Michael Siniatchkin, Katja Becker Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Marburg In den letzten Jahren gab es in vielen Studien Hinweise darauf, dass die anodale transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) die kortikale Erregbarkeit in verschiedenen Hirnregionen erhöhen kann. Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) geht u.a. mit einer Unteraktivierung des dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPC) einher. Bisher liegen aber noch keine Studien vor, ob die anodale Gleichstrombehandlung die Unteraktivierung im DLPC ausgeglichen werden kann und falls ja, welche Auswirkungen dies auf die ADHS-Symptome hat. An dieser randomisierten, doppelblinden, placebo-kontrollierten Crossover-Studie nahmen 15 Jugendliche im Alter von 12-16 Jahren (12 männlich) mit ADHS-Diagnose teil. Alle Patienten erhielten sowohl die anodale Stimulation mit einer Stärke von 1mA als auch die Placebo-Stimulation an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Während der Stimulation wurden neuropsychologische Parameter (QbTest) und die klinische Symptomatik (Fremd- und Selbstbeurteilungsbogen für ADHS; FBB/SBB-ADHS) erfasst. Insgesamt zeigte sich, dass die anodale Gleichstromstimulation im Vergleich zur Placebostimulation sowohl die neuropsychologischen Parameter, als auch die klinische Symptomatik bei Jugendlichen mit ADHS positiv beeinflussen kann. Aufmerksamkeitsleistung und Hyperaktivität, die mittels QbTest erfasst wurden, verbesserten sich signifikant (p <.05). Im Bereich der Impulsivität zeigte sich eine Tendenz zur Verbesserung (p <.1). Die Eltern schätzten vor allem die Probleme im Bereich der Aufmerksamkeit nach der Gleichstrombehandlung weniger ausgeprägt ein. Die vorliegende Studie liefert Hinweise darauf, dass die transkranielle Gleichstromstimulation ein vielversprechender Ansatz in der Behandlung von Jugendlichen mit ADHS sein kann. Jedoch sollte das Studiendesign in weiteren Untersuchungen variiert werden, da sich im vorliegenden Crossover-Design relevante Perioden- und Carryover-Effekte zeigten.

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Von der Entwicklungspsychopathologie zur Frühintervention der Borderline-Störung Michael Kaess, Gloria Fischer, Franz Resch, Romuald Brunner Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsklinikum Heidelberg Lange Jahre wurde die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in der Kinder- und Jugendpsychiatrie wissenschaftlich kaum beachtet und im klinischen Setting nicht diagnostiziert. Der Phänotyp dieser Störung ist allerdings lange bekannt. Aufgrund ansteigender Evidenz hat die DSM-5 die Diagnose der BPS im Jugendalter bestätigt, die ICD-11 wird dem folgen. Da die BPS zunehmend als Erkrankung der Lebensspanne betrachtet wird, ist eine Auseinandersetzung mit den umweltbedingten und neurobiologischen Entstehungsbedingungen immens wichtig. Jedoch muss auch hinterfragt werden, inwiefern diese neuen Erkenntnisse unser klinisches Handeln im Umgang mit der BPS verändern. Vorgestellt werden eigene Daten aus epidemiologischen und klinischen Studien (Quer- und Längsschnitt), die Aussagen über die Entwicklungspsychopathologie der BPS zulassen. Diese beinhalten die Untersuchung umweltbedingter (z.B. Missbrauch und Vernachlässigung oder Mobbing) sowie neurobiologischer (Funktion der HPA-Achse oder strukturelle Veränderung von Hirnregionen) Faktoren sowie deren Interaktionen. Sie beinhalten auch die längsschnittliche Untersuchung von sogenannten Vorläufersymptomen der BPS (z.B. Selbstverletzung oder riskantes, impulsives Verhalten). Letztlich werden Daten ersten aus Therapiestudien vorgestellt. Die Ergebnisse illustrieren das Zusammenspiel von Umweltfaktoren (z.B. spezifischer transgenerationaler Traumatisierung) und individueller Prädisposition (z.B. Temperament). Sie zeigen die frühkindliche Beeinträchtigung der Eltern-Kind-Interaktion im Rahmen dieser Faktoren und mögliche psychologische aber auch neurobiologische Veränderungen des Stressantwortsystems. Weiterhin wird illustriert unter welchen Bedingungen selbstschädigendes und riskantes Verhalten einer guten Vorhersage für die BPS im Jugendalter hat und wie Früherkennung verbessert werden kann. In einem integrierten Modell wird versucht, aus den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Entwicklungspsychopathologie der BPS relevante Schlussfolgerungen für die Früherkennung und –intervention dieser Störung zu ziehen.

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Frühintervention der Borderline-Störung: die Ambulanz für Risikoverhalten und

Selbstschädigung (AtR!Sk)

Michael Kaess, Gloria Fischer, Franz Resch, Romuald Brunner Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsklinikum Heidelberg

Lange Jahre wurde die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in der Kinder- und

Jugendpsychiatrie wissenschaftlich kaum beachtet und im klinischen Setting nicht

diagnostiziert. Der Phänotyp dieser Störung ist allerdings lange bekannt. Aufgrund

ansteigender Evidenz hat die DSM-5 die Diagnose der BPS im Jugendalter bestätigt, die

ICD-11 wird dem folgen. Da die BPS zunehmend als Erkrankung der Lebensspanne

betrachtet wird, sind standardisierte und evidenzbasierte Verfahren zur Früherkennung und –

intervention der BPS immens wichtig und betreffen vor allem die Kinder- und

Jugendpsychiatrie.

Vorgestellt werden eigene Daten aus epidemiologischen und klinischen Studien (Quer- und

Längsschnitt), die Aussagen über den Verlauf von riskanten und selbstschädigenden

Verhaltensweisen im Jugendalter zulassen und den Zusammenhang dieser

Verhaltensweisen mit der BPS näher beleuchten. Die Ergebnisse illustrieren den Nutzen von

riskanten und selbstschädigenden Verhaltensweisen (abhängig von Frequenz, Schwere und

Verlauf des Verhaltens) als Marker für die Frühintervention der BPS. Dies macht sich die

2013 neu gegründete Ambulanz für Risikoverhalten und Selbstschädigung (AtR!Sk) zu

Nutze. Sie dient der Früherkennung und Frühbehandlung von Borderline-Störungen nach

dem Staging-Prinzip und zielt klinisch wie auch wissenschaftlich auf die Entwicklung von

standardisierten Behandlungsalgorithmen nach dem Prinzip der „personalisierten Medizin“

ab.