nathalie dargen; magalie le huche // arsedition wie … · 2016. 12. 19. · – und runder! da...

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WIE SICH DIE WEIHNACHTSGANS VOR DEM OFEN RETTETE NATHALIE DARGEN; MAGALIE LE HUCHE // ARSEDITION Der Wolf, der Fuchs und das Wiesel wollen dieses Jahr ein großes Weihnachtsfestessen machen. Natürlich kümmert sich der Fuchs um den Braten. Er macht sich gleich auf den Weg, um die schönste Gans dafür zu klauen. Das Abenteuer beginnt, als er mit seiner Beute zu seinem Bau zurückkehrt… „Was für ein Chaos!“, schnattert die Gans, als der Fuchs sie aus dem Sack lässt. „Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man auf- räumt, bevor man Damenbesuch bekommt?“ „Du bist nicht mein Damenbesuch“, widerspricht der Fuchs. „Du bist mein Weihnachtsbraten!“ „Noch ein Grund mehr aufzuräumen. Kein Weihnachten ohne Weihnachtsgans! Deshalb muss man sie hegen und pflegen“, schimpft die Gans. „Also, putz gefälligst erst mal deinen Fuchsbau. Ich kann Unordnung nämlich nicht leiden!“ Dann flattert sie auf den Sessel, um mit strengem Blick die Aufräum- arbeiten zu überwachen. Murrend macht sich der Fuchs an die Arbeit. Er hat überhaupt keine Lust, aber die Weihnachtsgans lässt ihm keine Wahl. Und schon bald blinkt und blitzt es im ganzen Fuchsbau. Da klingelt es und der Wolf und das Wiesel stehen vor der Tür. „Halt!“, ruft die Gans, bevor die beiden auch nur eine dreckige Pfote in den Fuchsbau setzen können. „Hier kommt keiner rein, ohne sich vorher die Tatzen abzutreten!“ „Na, das ist ja eine nette Begrüßung“, knurrt der Wolf. Doch als er die Gans sieht, ist er begeistert und leckt sich gierig die Lippen. „Wann gibt es Abendessen?“, fragt die Gans. „Mir knurrt der Magen. Was wollt ihr kochen?“ Dem Wolf und dem Wiesel läuft das Wasser im Maul zusammen. „Wir stellen uns höchstens in die Küche, um Pastete aus dir zu machen“, antworten sie frech. „Bevor man eine Weihnachtsgans essen kann, muss man sie doch erst mal füttern, bis sie dick und fett ist!“, entgegnet die Gans ärgerlich. „Das weiß ja wohl jedes Kind! Meine Güte! Bin ich etwa eure erste Weihnachtsgans?“

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  • WIE SICH DIE WEIHNACHTSGANS VOR DEM OFEN RETTETE

    NATHALIE DARGEN; MAGALIE LE HUCHE // ARSEDITION

    Der Wolf, der Fuchs und das Wiesel wollen dieses Jahr ein großes Weihnachtsfestessen machen. Natürlich kümmert sich der Fuchs um den Braten. Er macht sich gleich auf den Weg, um die schönste Gans dafür zu klauen. Das Abenteuer beginnt, als er mit seiner Beute zu seinem Bau zurückkehrt…

    „Was für ein Chaos!“, schnattert die Gans, als der Fuchs sie aus dem Sack lässt. „Hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man auf-räumt, bevor man Damenbesuch bekommt?“

    „Du bist nicht mein Damenbesuch“, widerspricht der Fuchs. „Du bist mein Weihnachtsbraten!“ „Noch ein Grund mehr aufzuräumen. Kein Weihnachten ohne Weihnachtsgans! Deshalb muss man sie hegen und pflegen“, schimpft die Gans. „Also, putz gefälligst erst mal deinen Fuchsbau. Ich kann Unordnung nämlich nicht leiden!“ Dann flattert sie auf den Sessel, um mit strengem Blick die Aufräum- arbeiten zu überwachen.

    Murrend macht sich der Fuchs an die Arbeit. Er hat überhaupt keine Lust, aber die Weihnachtsgans lässt ihm keine Wahl. Und schon bald blinkt und blitzt es im ganzen Fuchsbau. Da klingelt es und der Wolf und das Wiesel stehen vor der Tür.

    „Halt!“, ruft die Gans, bevor die beiden auch nur eine dreckige Pfote in den Fuchsbau setzen können. „Hier kommt keiner rein, ohne sich vorher die Tatzen abzutreten!“

    „Na, das ist ja eine nette Begrüßung“, knurrt der Wolf. Doch als er die Gans sieht, ist er begeistert und leckt sich gierig die Lippen.

    „Wann gibt es Abendessen?“, fragt die Gans. „Mir knurrt der Magen. Was wollt ihr kochen?“ Dem Wolf und dem Wiesel läuft das Wasser im Maul zusammen. „Wir stellen uns höchstens in die Küche, um Pastete aus dir zu machen“, antworten sie frech. „Bevor man eine Weihnachtsgans essen kann, muss man sie doch erst mal füttern, bis sie dick und fett ist!“, entgegnet die Gans ärgerlich. „Das weiß ja wohl jedes Kind! Meine Güte! Bin ich etwa eure erste Weihnachtsgans?“

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    Am nächsten Morgen weckt die Gans die Freunde früh: Sie hat Hunger. Die drei sollen etwas zu essen besorgen, damit sie ein ordentliches Frühstück machen kann. Doch als alle satt sind, ist es endgültig vorbei mit der Ruhe. Die Gans lässt den drei Freunden keine ruhige Minute mehr. Nicht eine! Es gibt viel zu tun: Sie brauchen Zweige für einen Adventskranz. Ein Weihnachtsbaum darf natürlich nicht fehlen und Misteln müssen auch besorgt werden. Außerdem sollen sie den Kamin kehren, damit die Gans nicht friert.

    Bald steht Weihnachten vor der Tür. Die drei können sich zwar nur schwer daran gewöhnen, vor dem Essen ihre Pfoten zu waschen – dafür schmeckt es ihnen dann aber hinterher umso besser! Beim Mau-Mau verlieren sie immer noch, dafür können sie jetzt Girlanden basteln und Kekse ausstechen. Sie sind sich einig: Die Weihnachtszeit ist einfach die allerschönste Zeit!

    Am Abend vor dem Weihnachtstag fragt die Weihnachtsgans: „Wie wollt ihr mich braten? In Rahmsoße? Oder gefüllt mit Kohl? Ich würde gerne in Portwein zubereitet werden. Aber das ist ein schwieriges Rezept. Kriegt ihr das hin?“ Die drei Freunde hüsteln und schauen betreten auf den Boden. Das hatten sie ganz vergessen. Die Antwort auf diese schwierige Frage verschieben sie lieber auf den nächsten Tag. In der Nacht macht keiner der drei ein Auge zu. Ihre neue Freundin soll auf keinen Fall so enden: weder in Rahmsoße noch gefüllt mit Kohl oder in Portwein. Aber was sollen sie bloß tun?

    Zum Glück hat die Gans die rettende Idee. „Meine lieben Freunde“, seufzt sie am nächsten Morgen. „Wenn ihr mich jetzt schon bratet, werdet ihr vielleicht nicht satt. Also schlage ich vor, dass ihr mich noch ein weiteres Jahr lang mästet. Nächstes Weihnachten könnt ihr mich ja immer noch fressen. Dann werde ich noch fetter sein und euer Festessen umso größer.“

    Der Vorschlag wird einstimmig angenommen. Und so ist es in diesem Jahr die Weihnachtsgans höchstpersönlich, die das Weihnachtsfest-essen zubereitet.

    Seit diesem Weihnachtsfest leben der Fuchs, der Wolf, das Wiesel und die Gans zufrieden zusammen im Fuchsbau. Und niemand im ganzen Wald hat sie jemals glücklicher gesehen – und runder!

    Da werden die drei ganz kleinlaut und machen schnell, was die Gans von ihnen verlangt: Der Wolf soll Knospen sammeln, das Wiesel Champignons und der Fuchs muss ein paar Frösche fangen.

    Keine der drei kann kochen. Daher zaubert an diesem Abend die Gans ein köstliches Froschragout mit Knospen und Champig-nonpüree. Als das Essen fertig ist, setzen sie sich zusammen an den Tisch und lassen es sich schmecken. Später spielen sie Mau-Mau. Die Gans gewinnt immer. Keiner schummelt so gut wie sie. Trotzdem wird es ein lustiger Abend. So viel Spaß hatten sie schon lange nicht mehr!

    „Los!“, befiehlt die Gans, „Zähneputzen nicht vergessen!“Die drei gehorchen ohne Widerworte. Danach legen sie sich zum Schlafen einfach auf den Boden. Denn natürlich versteht sich von selbst, wer auf dem Sessel schlafen darf…