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Nähe aus Distanz. Bach-Rezeption in der Schweiz by Urs Fischer; Hans-Joachim Hinrichsen;Laurenz LüttekenReview by: Joachim JaeneckeFontes Artis Musicae, Vol. 55, No. 1 (January-March 2008), pp. 89-91Published by: International Association of Music Libraries, Archives, and Documentation Centres(IAML)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23512407 .
Accessed: 15/06/2014 00:30
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REVIEWS
The first seven chapters of Williams' Life progress through Bach's biography in essen
tially chronological order, beginning with the Bach family background and ending with J.S. Bach's death. The final chapter, "Obser vations, descriptions, criticisms," offers a sam
pling of Williams' positions on Bach topics that have exercised scholars and performers in re
cent decades. At roughly ninety pages, this
chapter is two to three times as long as the pre
vious ones, though no topic is explored for
more than a few pages. Here Williams ranges at
will from the vocal and instrumental forces
used in performances of the cantatas at Leipzig
to the famously critical account of Bach's music
by J.A. Scheibe (known to countless students
through its inclusion in anthologies of music
history readings) to many other areas, includ
ing Bach's tuning of harpsichords and his
relationship with his eldest son Wilhelm Friedemann. This final observation appeared in Williams' earlier Bach biography as part of
"Appendix 1: a sample hypothesis." The back material includes a glossary
(which defines, among other musical terms,
triad), indices of names and works, and a rela
tively short list of references. The list includes the standard older works and some more re
cent articles on Bach sources and biography,
but without noting any of Williams' own nu merous publications, either scholarly or those intended for a wider audience. The glossary
and bibliography, together with the relatively
few footnotes and musical examples within the
text, confirm Williams' Life in Music as a narra tive intended to be accessible to a broader au
dience, including those led to it by their admi ration for Bach and his music rather than
academic or professional study. The Life in
Music offers a useful library resource for Bach
lovers and students by an eminent senior
scholar, although those pursuing research on
Bach and his music will need to look elsewhere
to make connections with the massive web of
literature. Christoph Wolffs substantial biogra phy Johann Sebastian Bach: The Learned Musician (Norton, 2000) is longer: more lavish with musical examples, illustrations, and schol
arly notes. However, Williams' biography
makes clear the range of questions which are
still being debated about this much-admired
89
and much-studied composer, and provides
many thought-provoking if necessarily condi tional and partial answers.
Kathryn Lowerre
Michigan State University
Nähe aus Distanz. Bach-Rezeption in der Schweiz. Herausgegeben von Urs Fischer,
Hans-Joachim Hinrichsen, Laurenz Lütteken.
Winterthur: Amadeus Verlag 2005. [336 S. ISBN 3-905049-98-8. €38]
Dieser Sammelband mit 15 Beiträgen ist in drei Themengruppen gegliedert: Anfänge,
Ansichten und Aneignungen.
Der Abschnitt Anfänge beginnt mit einem Grundsatzreferat von Peter Wollny „Zur Bach
Rezeption in der Schweiz im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert". Dreh- und
Angelpunkt ist dabei der im Verlag bei Hans
Georg Nägeli in Zürich 1801 erschienene Erstdruck des Wohltemperierten Klaviers (Teil 1) von Johann Sebastian Bach. Nägeli selbst förderte das Werk Bachs, indem er u.a.
Abschriften seiner Werke sammelte und zum
Teil zu verlegen beabsichtige. So erschien in seinem Verlag im Jahre 1818 die Ankündigung eines Erstdruckes der h-moll-Messe und 1826
ein Aufsatz mit dem Thema „Ueber die
Herausgabe Bachscher Werke". Gleichwohl
wirkten sich seine Aktivitäten zunächst nicht
positiv auf das Konzertleben in der Schweiz
aus. Die h-moll-Messe erschien übrigens erst
1833. Urs Fischer ergänzt Wollny's Ausführungen
mit dem Thema „Ein Vorgefühl tödtlicher Langeweile. Zur Bach-Rezeption im Zürcher
Konzertleben des 19. Jahrhunderts". Die
.Allgemeine Musik-Gesellschaft" (AMG) prägte das Musikleben in Zürich nachhaltig. Aus dem Archivbestand der AMG sowie der Handschriften- und der Musikabteilung der Zentralbibliothek Zürich lässt sich die
Entwicklung gut nachvollziehen. Demnach tauchen in den Katalogen der AMG erstmals
1831 Bachsche Werke auf, was aber
keineswegs auch Aufführungen zur Folge
hatte. Erst in der zweiten Jahrhunderthälfte ist
ein wachsendes Interesse an Bachs Werk im
Konzertleben Zürichs zu beobachten.
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90 FONTES ARTIS MUSICAE 55/1
Immerhin organisierte Hermann Nägeli, Sohn Thomas beschäftigt sich ausfuhrlich mit der von Hans Georg Nägeli, zwischen 1848 und Bach-Pflege im Bereich der Orgelmusik, die 1872 Kammer-Konzerte und Klavierabende in Verbreitung der Notentexte seiner Orgel
Zürich, Winterthur und St. Gallen, in denen ab Werke, sowie mit Einflüssen seiner Musik in 1858 regelmäßig Werke Bachs gespielt wur- Orgelkompositionen des 19. und 20. den. Zwei Extra-Konzerte im Jahre 1864 mit Jahrhunderts. Während in Deutschland die dem zwei Jahre zuvor gegründeten Orgelmusik Bachs von seinem Schülerkreis
Orchesterverein brachten den Durchbruch. weiter gepflegt wurde, war die Entfernung zur
Nicht unwesentlich dazu beigetragen hat Schweiz zu groß, dass eine baldige Bach der 1862 von Winterthur nach Zürich über- Renaissance in der Schweiz zu erwarten
gesiedelte Theodor Kirchner, der an der gewesen wäre. Daran änderte auch der schon
Programmgestaltung dieser und folgender erwähnte Verlag von Hans Georg Nägeli
Konzerte maßgeblich beteiligt war. Von da an nichts. Die verschiedenen Traditionen der waren in Zürich regelmäßig zahlreiche Orgelmusik ganz allgemein in katholischen
Kompositionen von Bach, zum Teil in bzw. reformatorischen Gebieten sowie in der
Bearbeitungen, zu hören. Die Passionen, deutsch bzw. französisch geprägten Schweiz
Oratorien und die h-moll-Messe sowie manch spielten auch eine Rolle bezüglich der andere Vokal- und Instrumentalwerke Verbreitung von Bachs Orgelmusik. Einen
gehörten nun zum Standardrepertoire. konkreten Ansatz dazu gab Friedrich Theodor
Nicht weniger interessant ist die Fröhlich (1803-1836), der in Berlin bei Carl
Entwicklung in Basel, beschrieben von Friedrich Zelter studierte und von dort die Dominik Sackmann in „Zwei Beiträge zur Bach-Pflege in die Schweiz brachte. Diese Geschichte der Basler Bach-Rezeption". Der Tradition wurde von Otto Barblan in der
Autor widmet sich diesem Thema im Zeitraum zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fortge von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. setzt; er studierte in Stuttgart, das damals ein
Jahrhunderts, wobei hier die zentrale Person Zentrum für evangelische Kirchenmusik war.
ganz allgemein für die „Alte Musik", aber auch Barblan betätigte sich aber nicht nur als für Bach (analog zu Nägeli) in Zürich, der noch Organist; er war auch Kantor und Komponist
junge Paul Sacher ist der 1926 das Basler und war als Herausgeber von Orgelwerken
Kammerorchester gründete, und in der Folge seiner Zeit sehr bekannt. Im 20. Jahrhundert ist
die Schola Cantorum Basiliensis unter der die Bach-Pflege eine Selbstverständlichkeit
Leitung von August Wenzinger, einem weit- und wird hier zusammenfassend behandelt,
eren, das Musikleben in Basel prägender Mit einem eher politischem Thema befasst
Musiker und Dirigent. Die Bach-Pflege in Basel sich Norbert Graf im letzten Aufsatz im
setzte zwar noch später als in Zürich ein, aber Abschnitt Anfänge: „Ein Vorbild für alle in
sie verlief durch den Einfluss Sachers nach- schwieriger Zeit? Johann Sebastian Bachs 250.
haltiger. Wie in Zürich gab es eine Allgemeine Geburtstag in der Schweizer Presse". Graf ver
Musikgesellschaft (AMG); sie wurde aber erst sucht, aus den verschiedenen Presseberichten
1876 gegründet und trat in Konkurrenz mit zu den offiziellen Feiern zu Bachs 250.
dem 1824 gegründeten Basler Gesangverein, Geburtstag am 21. März 1935 herauszu
der zur Bach-Pflege mit Aufführungen der arbeiten, in welcher Weise diese Feiern auf die Passionen und Oratorien wesentliches beitrug. kulturelle Öffentlichkeit in der Schweiz gewirkt In der Zeit zwischen den Weltkriegen entwick- haben, insbesondere unter dem Aspekt einer elte sich in Basel ein reges Konzertleben in der Festrede in der Tonhalle Zürich von Hans „Alten Musik", sowohl in der Orgel- und Joachim Moser aus Berlin. Seine Rede wird
Kammermusik als auch bei Orchester- sorgfältig analysiert und dahingehend
aufführungen mit lokalen Künstlern aber auch gewertet, dass Moser (eher unerwartet) mit international bekannten Solisten und keinen nationalistischen Ton anschlug oder
Orchestern. Bach als Deutschen besonders hervorhob.
Das Referat „Zur Rezeption von Bachs Dies wurde in der Presse überwiegend positiv
Orgelschaffen in der Schweiz" von Stephan vermerkt. Gleichwohl spielen auch hier die ver
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schiedenen Regionen in der Schweiz wieder
eine Rolle. Die linksorientierte Presse reagiert anders als die rechtsorientierte, die katholische anders als die protestantische, die deutsch
sprachige anders als die französischsprachige
und die italienischsprachige so gut wie nicht. Der zweite Abschnitt Ansichten beginnt mit
Luitgard Schader's „Ernst Kurths Bach-Bild". Ernst Kurth veröffentlichte 1917 mit den
„Grundlagen des linearen Kontrapunkts.
Einführung in Stil und Technik von Bach's melodischer Polyphonie" ein Standardwerk seiner Zeit, das binnen zehn Jahren noch zwei weitere Auflagen erfuhr. Die Autorin gibt einen
grundlegenden Einblick in die Wirkung dieser wie anderer Publikationen Kurth's auf die Musiktheorie und die Musikwissenschaft in der Schweiz.
Es folgt eine Betrachtung zu "Paul Klee,
Johann Sebastian Bach und Pierre Boulez" von
Wolfgang Kersten. Ausgangspunkt dazu ist die
Ausstellung „Paul Klee und die Musik", die 1985 und 1986 in Oslo, Paris und Frankfurt am Main gezeigt wurde. Ein Schlüsselthema für Klee war wohl die „Fuge in Rot", von der es mehrere Varianten gibt. Weitere Beispiele mit Abbildungen illustrieren dieses Thema, z.B. zum Bild „Im Bachschen Stil" mit
Interpretationsvarianten, die ergänzt werden
mit Äußerungen von Pierre Boulez zum Thema
Klee und die Musik. Der dritte Abschnitt Aneignungen sei zu
sammenfassend beschrieben, da es generell
um das Grundthema, der Einfluss Bachs auf
Schweizer Komponisten, geht. Michel Heinemann „Zur Bach-Rezeption Theodor
Kirchners", Andres Briner „Frank Martins
Auseinandersetzung mit Bach", Ulrich Konrad
tout est dans Bach. Johann Sebastian Bach
in der Musikanschauung und Werk Arthur
Honeggers", Hans-Joachim Hirichsen „Bach, Ernst Kurth und Othmar Schoeck", Laurenz
Lütteken „Bach und Willy Burkhard", Giselher Schubert „Hindemiths Bach-Rezeption im seriellen Jahrzehnt", Felix Meyer „Bach als
Fluchtpunkt und Ansporn: Drei Beispiele kom
positorischer Rezeption nach 1950" (Zbinden, Huber, Delz) und Rudolf Kelterborn
„Exzeptionelle Einfälle und meisterliche
Routine. Plädoyer für eine kritische und kreative Auseinandersetzung mit der Musik
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Bachs" (hier u.a. mit der Frage, ob man eine Bachsche Fuge verbessern könne). Die
Autoren gehen auf die jeweilige Wirkung der Bachschen Musik auf ihr eigenes Schaffen ein und belegen dies mit Notenbeispielen. Bei Othmar Schoeck und Willy Burkhard kommt nochmals der Name Ernst Kurth ins Spiel, der
mit seinen Publikationen eine offenbar sehr bedeutende Rolle bei den zeitgenössischen Komponisten gespielt hat. Für den
Rezensenten ist in diesem Abschnitt am
spannendsten der Abdruck eines Briefes des
Berliner Bach-Forschers Friedrich Smend an
Paul Hindemith, der in Hamburg im Jahre 1950 einen Vortrag mit dem Thema „J.S. Bach, ein
verpflichtendes Erbe" gehalten hat. Smend
geht hier ausführlich auf Probleme der
Quellenlage ein, speziell zum Thema
Datierungen mit Hilfe von Papieren und Wasserzeichen und die Erkenntnisse dazu von
Philipp Spitta, dem ersten großen Bach
Biographen. Mit diesem Sammelband werden alle
wesentlichen Aspekte zum Thema Bach
Rezeption in der Schweiz in differenzierter Breite behandelt, wobei nur knapp die Hälfte der Autoren gebürtige Schweizer sind. Nach den Anmerkungen „Über die Autoren"
beschließen ein Personen- und ein Bach
Werkregister sowie eine Übersicht der
„Schriftenreihe der Stiftung Franz Xaver Schnyder von Wartensee" die vorbildlich mit
Anmerkungen und Fußnoten versehene
Publikation.
Joachim Jaenecke Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz
The Conservatoire Américain: a History. By Kendra Preston Leonard. Lanham, MD:
Scarecrow Press, 2007. [xxix, 263 p. ISBN 978 0-8108-5732-2. $55]
The Conservatoire Américain was founded af
ter World War I as a response to a continuing
desire by American musicians to gain some mu sical training in Europe. Germany and Austria had been the favoured European destinations
for music students prior to 1914, not only for
Americans but also for many British musicians.
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