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Morbus Crohn Wissenswertes für Patienten zur Erkrankung und ihrer Therapie

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Morbus Crohn Wissenswertes für Patienten zur Erkrankung und ihrer Therapie

In Deutschland sind nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Gastro- enterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zwischen 80.000 und 160.000 Menschen von Morbus Crohn betroffen – Tendenz steigend.

Diese Broschüre wird viele der Fragen, die Sie vielleicht haben, beantworten und Ihnen umfassende Informationen über die Ursachen und Symptome dieser Erkrankung liefern. Außerdem erfahren Sie, welche Möglichkeiten Ärzten heute zur Verfügung stehen, die Krankheit zu diagnostizieren und – individuell auf Sie zugeschnitten – zu behandeln.

In einem praktischen Ratgeberkapitel erhalten Sie Tipps, wie Sie selbst durch gesunde Ernährung, Bewegung und Entspannungstechniken zu Ihrer Therapie beitragen können. Mit diesem Ratgeber möchten wir Sie unterstützen, ein selbst-bestimmtes Leben führen zu können. Auch Ihr Arzt wird Ihnen dabei helfen und Sie im persönlichen Gespräch über die bestmöglichen Optionen aufklären.

Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit Ihr Pfizer-Team Gastroenterologie

Meine Diagnose: Morbus Crohn . . . . . . . . . . . . 4

Chronische Entzündung im Verdauungstrakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Ursachen für Morbus Crohn . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Krankheitsverlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Morbus Crohn erkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

Morbus Crohn behandeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Leben mit Morbus Crohn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18

So können Sie die Therapie unterstützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Hilfreiche Adressen und Kontakte . . . . . . . . 28

Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Morbus Crohn

Morbus Crohn3

Chronische Entzündung im VerdauungstraktDer Name Morbus Crohn geht zurück auf den amerikanischen Arzt und Wissenschaftler Burrill Bernhard Crohn (1884–1983). Der Magen- und Darmspezialist hatte die Krankheit zusammen mit Kollegen erstmals beschrieben. Er hielt intrazelluläre Bakterien oder Viren für die Auslöser der oft heftigen Entzündungsprozesse inner- und außerhalb des Verdau-ungstrakts. Heute gehen Mediziner und Wissenschaftler von einer Barrierestörung der Darmschleimhaut und einer Autoimmunerkrankung aus.

Das Verdauungssystem hat zentrale Aufgaben in unserem Körper. An oberster Stelle stehen die Nahrungsaufnahme, die Aufspaltung der Nahrungsbestandteile und die Auf-nahme von Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Flüssigkeiten in den Organismus. Der Verdauungsprozess wird bereits im Mund durch den Speichel in Gang gesetzt. Nach dem Transport durch die Speiseröhre wird der Nahrungsbrei im Magen und im Dünndarm immer weiter aufgespalten. Im Dünndarm erfolgt auch die Aufnahme (Resorption) der Nahrungsbausteine durch die Darmwand in den Blutkreis-lauf. Im Dickdarm wird der Darminhalt durch Entzug von Wasser verdickt und geformt. Außerdem stellt der Dickdarm wichtige Substanzen wie Hormone oder Enzyme her und ist bei der Regulation des Wasserhaushalts von großer Bedeutung. Der Darm spielt aber auch als Abwehrsystem eine zentrale Rolle. Keime, die mit der Nahrung oder über das Trinkwasser in den Organismus gelangen, werden meist bereits im Darm abgefangen und unschädlich gemacht.

Meine Diagnose: Morbus CrohnAnita K.: „Obwohl nun schon so viele Jahre vergangen sind, erinnere ich mich noch an die Zeit, als ich von meiner Diagnose Morbus Crohn erfuhr. Ich hatte oft Bauchschmerzen, häufiger gepaart mit Durchfall, vertrug bestimmte Lebensmittel nicht mehr und bekam nach den Mahlzeiten oft starke Blähungen, obwohl ich nur wenig gegessen hatte. Mein Hausarzt meinte, dass ich möglicherweise am Reizdarmsyndrom erkrankt sei. Das erschien mir auch plausi-bel, denn ich hatte zu der Zeit – ich war damals im Außendienst eines Versicherungsunternehmens tätig – viel Stress im Job und auch im Privatleben gab es einige Probleme. Doch obwohl ich die Behandlungsempfehlungen bei Reizdarm befolgte, trat kaum eine Besserung meiner Beschwerden ein. Erst nach etlichen Untersuchungen, unter anderem einer Darm-spiegelung, bekam ich die Diagnose: Morbus Crohn. Ich musste erst lernen, mit der Diagnose umzugehen, aber bald habe ich gesehen, dass ich mithilfe der richtigen Therapie ein erfüllteres Leben führen kann. Ich weiß jetzt, wie wichtig meine Behandlung ist und was ich selbst zu meiner Gesundheit beitragen kann.“

Morbus Crohn

Morbus Crohn

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Barrierestörung in der Darmschleimhaut Der Verdauungstrakt ist im Inneren vollständig mit Schleimhaut ausgekleidet. Diese Mukosa, so der Fachbegriff, hat neben anderen Aufgaben eine wichtige Barrierefunktion: Sie hält Krankheitserreger und andere schädliche Substanzen davon ab, in tiefer liegende Gewebeschichten vorzudringen.

Bei Patienten mit Morbus Crohn ist diese Barriere geschwächt, da die Schleimhaut-zellen nicht so gut zusammenhalten wie bei gesunden Patienten. Aufgrund dieser Barriereschwäche im Verdauungssystem können Krankheitskeime wie Bakterien und schädliche Stoffe in die Schleimhaut eindringen. Darauf reagiert das Immunsystem mit Entzündungen, die teilweise chronisch verlaufen können und die Darmschleim-haut zunehmend schädigen. Diese Entzündungen befallen bevorzugt die untere Hälfte des Dünndarms (Ileum) und den Dickdarm (Kolon), können jedoch auch im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten. In der nebenstehenden Grafik sind mögliche Entzündungslokalisationen dargestellt.

Was geschieht im Verdauungssystem bei Morbus Crohn?

Entzündungen in den oberen Schichten der Darmwand

Ungleichmäßige Ausbreitung im Verdauungs- trakt mit Entzündungs herden, die von gesunden Abschnitten unterbrochen sind

EntzündungsherdeSchleimhaut (Mukosa)

Bindegewebe

Muskelschicht

Äußerste Gewebeschicht

Darmhohlraum

Morbus Crohn

Magen

Dünndarm

Dickdarm

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Morbus Crohn beginnt allmählich und verläuft in Schüben. So wechseln sich die Phasen weitgehender Beschwerdefreiheit mit Phasen akuter Schübe ab. Wie häufig die Krankheitsschübe auftreten und wie schwer der Entzündungsprozess verläuft, ist von Patient zu Patient unterschiedlich.

Der Krankheitsverlauf kann durch eine gesunde Lebensführung, vor allem durch eine bewusste Ernährung und durch die Reduktion von Stressfaktoren positiv beeinflusst werden. Die meisten Patienten bleiben voll arbeitsfähig und können ihren Alltag gut bewältigen. Auch wenn es sich

um eine chronische Erkrankung handelt, ist durch die richtige Behandlung die überwiegende Mehrzahl der Betroffenen zumindest für einige Jahre beschwerdefrei.

Mögliche Ursachen und Risikofaktoren:• Genetische Faktoren (erbliche Veranlagung)

• Einfluss des körpereigenen Abwehrsystems (immunologische Faktoren)

• Ungesunde Lebensweise (doppelt so hohes Risiko bei Rauchern)

• Weitere Einflussfaktoren, wie eine unausgewogene, ballaststoff- und vitaminarme Ernährung, können ebenfalls eine Rolle spielen.

Ursachen für Morbus CrohnIm Prinzip kann jede Person in jedem Alter erkranken. Allerdings bricht die chronische Krankheit des Verdauungstrakts sehr häufig bei jüngeren Menschen aus, zumeist in einem Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Warum es im Körper zu schwelenden Entzündungspro-zessen kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es mehrere Ursachen gibt.

Krankheitsverlauf

Abnahme der Aktivität im Verlauf

44 %

5 Jahre

Aktiv

ität

0

Zunahme der Aktivität im Verlauf

3 %

5 Jahre

Aktiv

ität

0

Chronisch konti-nuierlicher Verlauf

24 %

5 Jahre

Aktiv

ität

0

Chronisch intermittie-render Verlauf

29 %

5 Jahre

Aktiv

ität

0

Morbus Crohn9

Wie Sie bereits erfahren haben, können Symptome wie Bauchschmerzen oder Durch-fall zu Beginn der Krankheit recht unspezifisch sein. Viele Patienten gehen zunächst davon aus, dass sie möglicherweise etwas Falsches gegessen haben oder ein erhöhter Stress an Bauchschmerzen und Stuhlunregelmäßigkeiten schuld ist – so wie in der Geschichte von Anita K.

Der richtige Ansprechpartner für Morbus Crohn ist der Facharzt für Erkrankungen des Verdauungstrakts, der sogenannte Gastroenterologe.

Typische Symptome des Morbus Crohn sind:

• Chronische Durchfälle, häufig mehrfach am Tag

• Krampfartige Bauchschmerzen, oft im rechten Unterbauch verstärkt

• Leichtes Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit (vor allem bei akuten Schüben)

• Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen (und damit einhergehender Gewichtsverlust)

Morbus Crohn erkennen

Anitas Tipp„Die Früherkennung ist bei Morbus Crohn von ganz entscheidender Bedeutung. Je früher die Diagnose gestellt ist, desto rascher kann die Behandlung erfolgen und so die Krankheit eingedämmt werden.“

Morbus Crohn11

BlutuntersuchungenWenn Ihnen der Arzt im Rahmen der Diagnostik Blut abnimmt, geht es vor allem darum, zu erkennen, wie das Blutbild beschaffen ist, ob Hinweise für eine Blutarmut vorliegen oder Entzündungs-parameter erhöht sind. Bei Morbus Crohn weisen beispielsweise eine Erhöhung des sogenannten C-reaktiven Proteins (CRP) und eine beschleunigte Blutsenkungs-geschwindigkeit (BSG) auf eine erhöhte entzündliche Aktivität im Körper hin.

StuhlprobeAnhand einer mikroskopischen Unter- suchung einer Stuhlprobe lässt sich zwar ein Morbus Crohn nicht erkennen. Eine Laboruntersuchung ist jedoch trotz-dem wichtig, um andere entzündliche Darmerkrankungen, wie zum Beispiel eine bakterielle Infektion, auszuschließen.Zudem kann im Stuhl der Nachweis von Calprotectin – ein Eiweiß, das als wichti-ges Merkmal für entzündliche Aktivitäten gilt – zur Diagnose und Verlaufskontrolle bei Morbus Crohn dienen.

So können Sie Ihren Arzt bei der Untersuchung unterstützen:• Bringen Sie alle aktuellen relevanten Befunde, die schon einmal erhoben wurden, zur Untersuchung mit

(Laborergebnisse, Röntgenaufnahmen, MRT- oder CT-Befunde, Ultraschallbilder, Operationsberichte etc.).

• Bringen Sie eine Liste aller Medikamente mit, die Sie derzeit einnehmen.

• Notieren Sie vorab, welche Beschwerden Sie in letzter Zeit hatten. Hilfreich sind in diesem Zusammenhang auch Hinweise, wann und wie oft Sie diese Beschwerden bemerkt haben. Zum Beispiel: Hatten Sie in letzter Zeit häufiger Bauchschmerzen? Litten Sie unter verstärktem Stuhldrang und Durchfall? Wie oft müssen Sie am Tag zur Toilette?

• Fragen Sie Ihre Angehörigen nach „Familienkrankheiten“ wie chronischen Verdauungskrankheiten, Rheuma, Arthrose, Haut erkrankungen und Krebsleiden.

Anamnese und UntersuchungWenn Sie zum Facharzt für Gastroenterologie kommen, wird dieser Sie zunächst nach Ihrer medizinischen Vorgeschichte befragen. Dadurch erhält er wichtige Informationen zu früheren Erkrankungen und zu Ihren aktuellen Beschwerden. Auch die Frage, ob in Ihrer Familie chronische Darmerkrankungen oder andere chronische Krankheiten vorliegen, wird ihn interessieren.

Nach dieser Befragung erfolgt die körperliche Untersuchung. Hier hat das Abtasten des Bauches eine große Bedeutung, um Hinweise darauf zu erhalten, ob Verhärtungen oder ein Druckschmerz vorliegen.

Bildgebende VerfahrenUltraschall Hochauflösende Ultraschallgeräte können entzündliche Veränderungen im Verdau-ungstrakt sehr gut sichtbar machen.

Kernspintomographie Die Magnetresonanztomographie (MRT) oder auch Kernspintomographie ist eine sehr schonende bildgebende Unter-suchungsmethode, da keine Strahlen-belastung anfällt. Sie eignet sich gut zur Diagnose von Weichteilgewebsverände-rungen und auch sehr gut zur Unter-suchung des gesamten Verdauungstrakts nach entzündlichen Veränderungen.

Computertomographie Bei der Computertomographie (CT), einer Form der röntgenologischen Untersu-chung, werden Aufnahmen verschiedener Körperregionen in feinsten Schichten angefertigt. So lassen sich auch kleine Veränderungen wie z. B. Entzündungs- herde erkennen.

Morbus Crohn13

DarmspiegelungBei dieser Methode führt der Arzt ein Endoskop in den Darm ein und kann so das Darminnere untersuchen. Außerdem las-sen sich über das Endoskop auch Gewebe-proben, sogenannte Biopsien, entnehmen, die im Labor mikroskopisch untersucht werden können.

MagenspiegelungDa Morbus Crohn auch Speiseröhre und Magen befallen kann, ist eine Magen-spiegelung ein wichtiges diagnostisches Verfahren, um das Ausmaß der Entzün-dung zu dokumentieren. Gewebeproben aus dem Magen können zur Diagnose eines Morbus Crohn beitragen, falls eine Darmspiegelung zu keinem eindeutigen Ergebnis führt.

Gerade weil Morbus Crohn eine chronische und damit nicht heilbare Erkrankung ist, gilt es, die Entzündung im Verdauungstrakt und auch außerhalb dessen so gut wie möglich einzudämmen. So können Beschwerden gering gehalten oder sogar ganz vermieden werden.

Neben wissenschaftlich basierten Leitlinien, z. B. der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), ist vor allem die Erstellung eines geeigneten individuellen Therapieplans durch den Arzt für den Behand-lungserfolg ausschlaggebend.

Die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten werden im Folgenden kurz vorgestellt:

Morbus Crohn behandeln

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Medikamentöse TherapieJe nach Ausprägung der Erkrankung und der Schwere des Verlaufs gibt es eine Reihe von Medikamenten, die vor allem darauf ausgerichtet sind, den Entzündungsprozess zu stoppen. Sie werden als Tabletten für die orale Einnahme oder als Zäpfchen und Einlauf für die rektale Anwendung verabreicht; manche Arzneistoffe stehen auch als Pen zur Injektion unter die Haut oder als Infusion zur Verfügung.

Bei leichteren Krankheitsverläufen verordnen die Ärzte zunächst sogenannte Aminosali-zylate (5-ASA-Präparate). Diese Stoffe haben einen entzündungshemmenden Effekt und helfen, die Autoimmunreaktion einzudämmen.

Im akuten Schub eines Morbus Crohn kommen fast immer Kortikoide zum Einsatz. Vor allem das Glukokortikoid Prednison wirkt schnell und hemmt die Entzündung sehr stark, indem es die überschießenden Reaktionen des Immunsystems unterdrückt. Dabei wirken systemische Kortisonpräparate im gesamten Körper. Dadurch kann es vor allem bei längerfristiger Einnahme zu Nebenwirkungen, wie zum Besipiel einer Osteoporose (Knochenschwund), kommen. Lokal angewendete Kortisonpräparate sind mit geringeren Nebenwirkungen verbunden und werden daher bevorzugt bei leichten bis mittelschwe-ren Schüben eingesetzt.

In bestimmten Fällen greifen Ärzte auch zu Medikamenten aus der Substanzklasse der Immunsuppressiva, um dem Entzündungsprozess im Verdauungstrakt Einhalt zu gebieten. Diese Medikamente, zum Beispiel Azathioprin, unterdrücken das Immunsys-tem sehr wirksam und können Patienten mit schweren Krankheitsverläufen Hoffnung auf Linderung der Beschwerden geben.

Eine weitere, häufig sehr effektive Therapiemöglichkeit bieten biotechnologisch her gestellte Medikamente, die sogenannten Biologika: Dazu gehören unter anderem die TNF-alpha-Blocker und Integrin-Blocker, welche die Entzündungsprozesse blockieren. Notieren Sie vorab, welche Beschwerden Sie in letzter Zeit hatten. Biologika werden mit Hilfe lebender Zellen oder deren Bestandteilen hergestellt. Sie eignen sich durch das gezielte Einwirken auf fehlgesteuerte Prozesse der körpereige-nen Abwehr auch für die Therapie mittelschwerer bis schwerer Krankheitsverläufe.

Welche Therapie für die Behandlung Ihrer Erkrankung am besten geeignet ist, wird Ihr Arzt entscheiden.

Operative EingriffeBei schwerem Krankheitsverlauf oder Komplikationen (z. B. Darmverschluss) kann eine Operation nötig werden. Im Rahmen des chirurgischen Eingriffs werden die betroffenen Darmabschnitte entfernt beziehungsweise Fistelgänge und Abszesse operativ behandelt. Oft muss der chirurgische Eingriff von einer Antibiotika-Therapie begleitet werden, um den Körper vor bakteriellen Infektionen zu schützen. Psychologische BetreuungEine chronische Erkrankung wie Morbus Crohn kann auch psychische Belastungen verursachen. Oft hilft schon der Austausch mit anderen Betroffenen oder Freundenund der Famile. Auch Selbsthilfegruppen können Hilfe bieten. Professionelle Hilfe finden Sie bei Psychologen bzw. Psychotherapeuten. Gemeinsam erarbeiten diese mit Ihnen Strategien, wie Sie mit der Krankheit umgehen können.

Anitas Tipp„Über meine Krankheit offen zu sprechen und den Kontakt zu anderen Menschen zu suchen, die ebenfalls an Morbus Crohn erkrankt sind, hat mir sehr geholfen. Wir konnten uns austauschen und gegenseitig in besonders schwierigen Zeiten helfen. Aus manchen Kontakten sind so echte Freundschaften erwachsen.“Weitere hilfreiche Adressen und

Kontakte sowie Verweise auf Informationen im Internet finden Sie im Glossar auf den Seiten 30/31.

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Bei akuten Schüben kann sich Morbus Crohn stark auf den Alltag auswirken. Es gibt den-noch viele Möglichkeiten, ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Ausbildung und BerufslebenHäufigere Fehlzeiten in der Schule, in der Lehre oder an der Uni sind bei chronischen Erkrankungen wie Morbus Crohn nicht unge- wöhnlich. Das kann sich im Berufsleben fortsetzen. Gerade deshalb ist eine pass- genaue Behandlung für jeden Patienten so wichtig, denn es gibt gute Behandlungs-möglichkeiten. Eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem behandelnden Arzt ist die Voraussetzung, um die Belastung durch die Erkrankung so gering wie möglich zu halten und die Auswirkungen auf Ausbildung und Beruf zu kontrollieren.

PartnerschaftAuch wenn Sie bei einem akuten Schub das Gefühl haben sollten, sich zurückziehen zu wollen – sprechen Sie offen mit Ihrem Lebenspartner über Ihre Gefühle und Ängste. Geben Sie ihm die Chance, an Ihrer Situation teilzuhaben. Nur so kann Ihr Partner verstehen, was in Ihnen vorgeht und für Sie da sein.

Kinderwunsch und SchwangerschaftGrundsätzlich spricht nichts gegen einen Kinderwunsch bei Morbus Crohn. Frauen, deren Erkrankung sich in einer Ruhephase befindet, werden genauso leicht schwanger wie Frauen gleichen Alters ohne Morbus Crohn.

Besteht ein Kinderwunsch, sollten Sie die geplante Schwangerschaft möglichst mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen, denn einige Dinge gilt es dabei zu beachten:

• Eine Schwangerschaft sollte während einer beschwerdefreien Phase eingeplant werden, die möglichst bereits 3–6 Monate andauert und in der keine Kortikoide mehr eingenommen werden. Es gibt Hinweise, dass sich eine Empfängnis während einer Ruhephase positiv auf den weiteren Krankheitsver-lauf der Mutter während der Schwanger-schaft auswirken kann.

• Einige Medikamente dürfen nicht während einer Schwangerschaft eingenommen werden. Daher wird Ihr Arzt das Risiko abwägen und gemeinsam mit Ihnen die Entscheidung treffen, was in dieser Situation das Beste für Sie ist.

Leben mit Morbus Crohn

Morbus Crohn19

21 Morbus Crohn

So können Sie die Therapie unterstützenIhre Medikamente stellen eine wichtige Säule der Therapie dar. Achtsam mit dem eigenen Körper umzugehen und einen gesunden Lebensstil zu pflegen, ist jedoch ebenso wichtig.

• Wenn bestimmte Nahrungsmittel bei Ihnen Unverträglichkeiten hervorrufen, versuchen Sie diese zu meiden.

• Suchen Sie Ihre Lebensmittel sorgfältig aus und achten Sie, auf eine gute Quali-tät sowie auf Frische.

• Bauen Sie möglichst oft Gemüse und Obst in Ihren Speiseplan ein.

• Meiden Sie blähende Speisen, die Ihren Darm belasten; verzehren Sie fettreiche Nahrung und Süßes sparsam; seien Sie zurückhaltend mit dem Genuss von rotem Fleisch und Alkohol.

• Während eines akuten Schubs kann es nötig sein, die Ernährung anzupassen und Lebensmittel sehr selektiv auszuwählen. Vor allem solche, die Beschwerden verschlechtern können, sollten dann vermieden werden.

Weitere nützliche Informationen zum Leben mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen finden Sie bei der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung: www.dccv.de

Ernährung Dies fängt mit der Ernährung an. Sich täglich gesund zu ernähren, ist von unschätzba-rem Wert für den Körper, aber auch für Geist und Seele. Das A und O bei der Auswahl der Speisen sind die richtige Mischung und die richtige Menge. Ernährungswissenschaftler fordern daher eine ausgewogene Ernährung: Diese ist leicht verdaulich, abwechslungs-reich und enthält alle wichtigen Nähr- und Vitalstoffe, die unser Organismus braucht.

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23 Morbus Crohn

Bewegung: alles, was Ihnen guttutModerater Sport und regelmäßige Bewegung tun der Gesundheit gut. Körperliche Aktivität kräftigt die Muskulatur, kurbelt den Stoffwechsel und den Kreislauf an, stärkt das Immunsystem und reguliert das vegetative Nervensystem. Auch mit Morbus Crohn können Sie Sport treiben und aktiv sein. Regelmäßige Bewegung – am besten in der Natur – kann zudem einen stimmungsaufhellenden Effekt haben, da verstärkt Endorphi-ne, körpereigene „Glückshormone“, ausgeschüttet werden. Das wirkt sich positiv auf das seelische Gleichgewicht und damit günstig auf den Krankheitsverlauf aus. Während akuter Phasen sind Art und Ausmaß der sportlichen Aktivitäten am besten gemeinsam mit dem behandelnden Arzt abzuklären. In beschwerdefreien Zeiten hängt es in erster Linie von Ihren Vorlieben ab, welche Sportart in Frage kommt. Die eigene Belastungsgrenze sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Geeignet sind zum Beispiel Wandern, Joggen, Gymnastik/Turnen oder Schwimmen sowie weniger intensive Trainingsformen wie Pilates, Yoga, Tai-Chi oder Qigong.

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Entspannung im AlltagStress und eine hektische Lebensweise können Krankheitsschübe bei Morbus Crohn begünstigen. Deshalb ist es für Patienten sehr wichtig, Entspannungsübungen zu er-lernen und diese im Alltag regelmäßig anzuwenden. Autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Qigong oder Yoga können dabei helfen. Diese Übungen werden beispielsweise in Kursen der Volkshochschule angeboten. Aber auch über Patientenselbsthilfegruppen können Sie sich informieren, wo Sie in Ihrer Nähe einen solchen Kurs finden.

Achten Sie gut auf sichVersuchen Sie, Ihrer Seele und Ihrem Körper jeden Tag etwas Gutes zu tun. Überle-gen Sie, was Ihnen in letzter Zeit gutgetan hat und gönnen Sie sich wenn möglich mehr davon. Auf eines sollten Sie allerdings dringend verzichten: aufs Rauchen. Studien zeigen, dass Raucher mit Morbus Crohn deutlich mehr Schübe und Rückfälle erleiden als Nichtraucher. Und da das Darmkrebsrisiko bei Rauchern ebenfalls erhöht ist, summiert sich dies mit dem ohnehin erhöhten Risiko bei Morbus Crohn.

Anitas Tipp„Meine Krankheit hat es mir nicht immer leicht gemacht. Aber seit ich weiß, was ich tun kann, damit es mir besser geht, habe ich Frieden mit meiner Krankheit geschlossen. Sport ist zum Beispiel etwas, das mir unheimlich guttut. Inzwi-schen kann ich sagen: Es ist möglich, mit der Krankheit zu leben. Gut zu leben sogar!“

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.bzga.de/infomaterialien/foerderung-des-nichtrauchens www.rauchfrei-durchstarten.de

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Im Internet finden Sie Foren von Patientenorganisationen sowie Schulungsprogramme wie z. B. von der Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung. Hier können Sie sich mit anderen Patienten austauschen und Ihr Wissen über die Krankheit vertiefen. Je besser Sie sich mit der Erkrankung auskennen, desto sicherer werden Sie im Umgang mit ihr. Kontaktinformationen finden Sie auf der nächsten Seite.

Ein Wort zum Schluss

Der Erfolg der Therapie hängt auch von Ihrer aktiven Mitarbeit ab. Tauschen Sie sich daher eng mit Ihrem behandelnden Arzt aus, nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig und gewissenhaft ein und halten Sie sich dabei an die Verordnung Ihres Arztes. Das gilt auch für die Phasen, in denen Sie keine Beschwerden haben. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie mit Ihren Medikamenten nicht gut zurechtkommen, aber ändern Sie nicht eigenmächtig die Dosis oder Einnahmezeiten. Dies könnte zu unerwünschten Folgen führen. Ihr Arzt und Sie ziehen am selben Strang und haben ein Ziel: immer weniger Entzündungsschübe und immer mehr Beschwerdefreiheit!

Beschwerdefreiheit

Morbus Crohn27

Beratungsadressen:

Die Deutschen Morbus Crohn / Coli-tis ulcerosa Vereinigung ist einer der größten Patientenselbsthilfeverbände Deutschlands. Die Organisation setzt sich für eine bessere Aufklärung, Information und medizinische Versorung der Patienten ein. Der Verband bietet Arzt-Patienten-Se-minare, Schulungen, Broschüren und vieles mehr an.

DCCV e. V.Inselstraße 110179 BerlinTel.: 030 200 03 92-11E-Mail: [email protected]: www.dccv.de

Die Deutsche Autoimmun-Stiftung und ihre Partnerorganisation Deutsche Gesellschaft für Autoimmun-Erkran-kungen e. V. sind gemeinnützige Orga-nisationen, die sich mit großem Engage-ment der Erforschung und Bekämpfung von Autoimmunerkrankungen widmen.

Deutsche Autoimmun-StiftungDeutsche Gesellschaft fürAutoimmun-Erkrankungen e. V.Hopfenstraße 1 d24114 KielTel.: 0431 570 81 25 Fax: 0431 570 81 27E-Mail: [email protected]: www.autoimmun.org

Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämp-fung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V. ist eine eng mit Ärzten und Wissenschaftlern zusammenarbeiten-de Vereinigung, die ein breit gefächertes Informationsangebot zu Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Verdau-ungskrankheiten bereitstellt.

Gastro-Liga e. V.Friedrich-List-Str. 1335398 GießenTel.: 0641 974 81-0 Fax: 0641 974 81-18E-Mail: [email protected]: www.gastro-liga.de

Hilfreiche Adressen und KontakteInfos im Internet:

www.stiftung-darmerkrankungen.deDie Stiftung Darmerkrankungen enga-giert sich für die Belange von Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Hauptanliegen ihrer Arbeit sind die Unter-stützung junger Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bei der Aus- und Weiterbildung, die Förderung von Ursachenforschung und Therapie-entwicklung sowie die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Erkrankungen und ihre Folgen.

www.kompetenznetz-ced.deDas Kompetenznetz Darmerkrankungen ist ein Verbund von Wissenschaftlern, niedergelassenen Ärzten, Fachkliniken, universitären Instituten und der Wirt-schaft, welcher sich mit den beiden am häufigsten auftretenden chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa beschäftigt.

Ziel des Verbunds ist es, das Wissen um die Krankheiten und neue Forschungs- ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um die Versorgung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zu verbessern.

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Colitis ulcerosa Die Erkrankung zählt zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und befällt die Schleimhaut des Dickdarms.

CRP Das C-reaktive Protein ist ein Eiweißkörper, der sich bei Entzündungen erhöht und zur Ermittlung des Ausmaßes einer Entzündung herangezogen werden kann.

CT Mittels einer Computertomographie können Schnittbilder des Körpers gefertigt werden, die dazu dienen, Gewebeverände-rungen zu erkennen.

Endorphine Endorphine werden häufig als „Glückshor-mone“ bezeichnet. Es handelt sich dabei um Eiweiße, die vom Körper selbst produziert und bei körperlicher Belastung vermehrt frei-gesetzt werden können. Endorphine wirken schmerzstillend und können das Hungerge-fühl, die Produktion von Sexualhormonen und die Entstehung von Euphorie beeinflussen.

Fistel Fisteln sind zumeist Folge einer chronischen Entzündung. Zwischen Hohlorganen wie dem Darm und der Blase oder zwischen Hohlorganen und der Körperoberfläche bilden sich röhrenartige Verbindungen.

Gastroenterologie Die Gastroenterologie ist der Fachbereich für Erkrankungen des Verdauungssystems. Die Gruppe der Glukokortikoide erhielt ihre Bezeichnung durch ihren Einfluss auf den Glukose-Stoffwechsel. In höheren Konzentra-tionen wirken Glukokortikoide entzündungs-hemmend und immunsuppressiv.

Immunsuppressiva Diese Medikamentengruppe unterdrückt Entzündungsreaktionen des Immunsystems.

Integrin-Blocker Integrin-Blocker sind Antikörper, die von au-ßen zugeführt werden. Sie hemmen die Wan-derung entzündungsfördernder Zellen zur Oberfläche der Darmschleimhaut und können so Entzündungsreaktionen abschwächen.

Kortisonpräparate Die Medikamente dieser Stoffklasse wirken entzündungshemmend und immunsuppressiv.

Morbus Crohn Der Morbus Crohn zählt zusammen mit der Colitis ulcerosa zu den häufigsten chro nisch entzündlichen Darmerkrankungen.

MRT Die Magnetresonanztomographie ist ein bildgebendes Verfahren. Mit ihr lassen sich anhand feinster Schnittbilder Gewebestruk-turen präzise darstellen.

Mukosa Bei der Mukosa handelt es sich um die innerste Schicht des Darms, die Darm-schleimhaut.

Osteoporose Osteoporose wird umgangssprachlich auch als Knochenschwund bezeichnet. Unter dem Einfluss dieser Krankheit kommt es zum Abbau von Knochensubstanz. Die Knochen werden porös.

Sonographie Die Sonographie ist ein bildgebendes Ver-fahren und ist besser unter dem umgangs-sprachlichen Begriff „Ultraschalluntersu-chung“ bekannt.

TNF-alpha-Blocker TNF-alpha ist ein Botenstoff des Immun-systems, der an Autoimmunreaktionen und entzündlichen Prozessen im Darm, in der Haut und an den Gelenken beteiligt ist. TNF-alpha-Blocker binden den Botenstoff, sodass er keine Entzündungen mehr begüns-tigen kann, wodurch der krankheitsauslösen-de Mechanismus unterbrochen wird.

Glossar

Abszess Ein Abszess ist eine Eiteransammlung in einer dafür nicht gewachsenen Körperhöh-le. Die Eiteransammlung entsteht aufgrund einer Entzündung, die eine Einschmelzung von Gewebe zur Folge hat.

Aminosalizylate (5-ASA) Aminosalizylate wirken entzündungshem-mend, unterdrücken das Immunsystem und fangen reaktive Radikale ab, die bei chronisch entzündlichen Darmerkrankun-gen, wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, vermehrt gefunden werden.

Anamnese Die Anamnese stellt die vollständige Krankengeschichte eines Patienten dar. Die Anamnese umfasst nicht nur die eigene Ge-schichte, sondern bezieht auch die Kranken-geschichten von Familienmitgliedern ein.

Antibiotika Antibiotika sind Medikamente, die Bakterien in ihrem Wachstum hemmen oder abtöten und so Infektionen entgegenwirken können.

Autoimmunerkrankung Die Aufgabe des Immunsystems ist es, Krankheitskeime und schädliche Substanzen abzuwehren. Bei einer Autoimmunerkran-kung richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Zellen, was zu entzündlichen Prozessen führt.

Azathioprin Azathioprin ist ein Medikament, das der Grup-pe der Immunsuppressiva zugeordnet wird.

Biologika Bei Biologika handelt es sich um biotech-nologisch hergestellte Medikamente. Im Gegensatz zu chemisch hergestellten Medikamenten werden hierbei lebende Zellen/Organismen oder deren Bestandteile genutzt, um Wirkstoffe zu produzieren.

Biopsie Eine Biopsie ist eine Gewebeentnahme, die beispielsweise im Rahmen einer endoskopi-schen Untersuchung stattfindet und im La-bor mikroskopisch untersucht werden kann.

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Pfizer Pharma PFE GmbHLinkstraße 1010785 BerlinTelefon: 030 55 00 55-01Telefax: 030 55 00 54-99999Internet: www.pfizer.de

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