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Montag, 14. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle Wohltemperiertes Klavier Johann Sebastian Bach (1685 –1750) DAS WOHLTEMPERIERTE KLAVIER, BWV 846–869 (TEIL I) Praeludium & Fuga (a 4 voci) in C, BWV 846 Praeludium & Fuga (a 3 voci) in c, BWV 847 Praeludium & Fuga (a 3 voci) in Cis, BWV 848 Praeludium & Fuga (a 5 voci) in cis, BWV 849 Praeludium & Fuga (a 4 voci) in D, BWV 850 Praeludium & Fuga (a 3 voci) in d, BWV 851 Praeludium & Fuga (a 3 voci) in Es, BWV 852 Praeludium & Fuga (a 3 voci) in es, BWV 853 Praeludium & Fuga (a 3 voci) in E, BWV 854 Praeludium & Fuga (a 2 voci) in e, BWV 855 Praeludium & Fuga (a 3 voci) in F, BWV 856 Praeludium & Fuga (a 4 voci) in f, BWV 857 Praeludium & Fuga (a 3 voci) in Fis, BWV 858

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Montag, 14. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle

Wohltemperiertes Klavier

Johann Sebastian Bach (1685 –1750)DAS WOHLTEMPERIERTE KLAVIER,

BWV 846–869 (TEIL I)

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in C, BWV 846

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in c, BWV 847

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in Cis, BWV 848

Praeludium & Fuga (a 5 voci) in cis, BWV 849

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in D, BWV 850

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in d, BWV 851

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in Es, BWV 852

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in es, BWV 853

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in E, BWV 854

Praeludium & Fuga (a 2 voci) in e, BWV 855

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in F, BWV 856

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in f, BWV 857

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in Fis, BWV 858

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in fis, BWV 859

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in G, BWV 860

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in g, BWV 861

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in As, BWV 862

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in gis, BWV 863

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in A, BWV 864

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in a, BWV 865

Praeludium & Fuga (a 3 voci) in B, BWV 866

Praeludium & Fuga (a 5 voci) in b, BWV 867

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in H, BWV 868

Praeludium & Fuga (a 4 voci) in h, BWV 869

Pierre-Laurent Aimard, Klavier

Patronanz:

Wohltemperiertes Klavier

„Zum Nutzen und Gebrauch der

Lehr-Begierigen Musicalischen Jugend“

wie auch zu „besonderem Zeitver-

treib“ der weiter vorangeschrittenen

Spieler hat Johann Sebastian Bach

1722 im ländlichen Köthen den

ersten Teil seines „Wohltemperirten

Claviers“ vollendet. Ein „Regentropfen-

Prélude“ und eine „Katzenfuge“ sucht

man dort vergeblich, und doch ist

dieses große Werk von der klein-

städtischen Umgebung geprägt worden,

in der es entstand.

Ad notam

Bach am Land – in Köthen

AM 28. OKTOBER 1730 SCHRIEB JOHANN SEBASTIAN BACH an seinen Schulfreund Georg Erdmann in Danzig einen langen Brief, in dem er ihm die Wechselfälle seines Lebens in aller Kürze schilderte. Dort heißt es von den Köthener Jahren 1717 bis 1723: „Von Jugend auf sind Ihnen meine fata bestens bewusst, biß auf die mutation, so mich als Capellmeister nach Cöthen zohe, Daselbst hatte einen gnädigen und Music so wohl liebenden als kennenden Fürsten, bey welchem auch vermeinete, meine Lebenszeit zu beschließen.“

Es verwundert, dass Bach beim Danziger Freund voraussetzte, er könne das kleine Köthen in Anhalt kennen. „Kuhköthen“ nennt nämlich der Volksmund bis heute spöttisch jene Kleinstadt zwischen Halle und Magdeburg, in der Bach sechs Jahre lang als „hochfürstlicher“ Hofkapellmeister wirkte und den ersten Teil seines „Wohltemperirten Claviers“ komponierte – neben so vielen anderen seiner bedeutendsten Werke wie den „Branden-burgischen Konzerten“, den „Französischen Suiten“, den Solo-werken für Violine und Cello, um nur einige zu nennen. Kaum verwunderlich, so möchte man sagen: In der ländlichen Idylle jener Bilderbuch-Residenz, aus deren Silhouette im frühen 18. Jahrhundert nur die Jakobskirche und die Türme des Schlos-ses herausragten, hatte er wenig Ablenkung. Sein Leben und Wirken dort war nicht vergleichbar mit dem anstrengenden

Organistendienst in Weimar und schon gar nicht mit den sich türmenden Verpflichtungen des späteren Thomaskantors. Frei-lich trügt diese Idylle: Wer heute nach Köthen kommt, um Bach-konzerte im erhaltenen Fürstenschloss zu besuchen, wer zwi-schen der reformierten Jakobskirche und der lutherischen Agnus kirche die wenigen Gläubigen zählt, die sich zum Gottes-dienst einfinden, der kann leicht vergessen, was es im frühen 18. Jahrhundert bedeutete, in so stiller Umgebung einen „hoch-fürstlichen“ Hof zu beherbergen – einen Hof mit großem Schloss, weiten, schönen Parkanlagen, mit zahlloser Dienerschaft in ent-sprechender Gewandung und mit einer der besten Hofkapellen Deutschlands.

Der junge Fürst Leopold von Anhalt-Köthen war ein ehrgeiziger Potentat, besonders was die Musik und die Kunst anbelangt. Verstrickt in ewige Erbauseinandersetzungen mit seiner unver-söhnlichen Mutter und deren Lieblingssohn, seinem jüngeren Bruder, wurde der Fürst zudem geplagt von chronischen Krank-heiten, die ihn ans Bett fesselten und zu langen Kuraufenthal-ten in Karlsbad zwangen. Sein einziger Trost (bis zur Heirat mit einer Bernburgischen Prinzessin, die Bach abschätzig eine „Amusa“ nannte) waren die Musik und die Kunst. Seinen Hof-musikern lauschte er im großen Saal des Schlosses, der langen grünen Galerie, die als Gemäldegalerie diente. Dort konnte er seine Sammlung italienischer Meister betrachten, die er auf seiner Kavalierstour in Italien erworben hatte. Er hatte Rom besucht und die Reize Venedigs in Begleitung des späteren Dresdner Hofkapellmeisters Heinichen kennengelernt. Seitdem war der junge Leopold dem Zauber der italienischen Musik ver-fallen. Nur deshalb leistete er sich ein Hoforchester mit erst-klassigen Solisten aus Berlin, nur deshalb verpflichtete er den teuren Bach als Hofkapellmeister und hochbezahlte Hofsänge-rinnen wie dessen zweite Frau Anna Madgalena Wilcke.

Man sieht: Das höfische Leben in Köthen war keineswegs von ländlicher Beschaulichkeit geprägt, sondern ganz im Gegenteil von dem Versuch, die weite Welt der Kunst und Musik ins kleine

Anhalt zu holen. Dies musste einem Bach gefallen, auch wenn er dafür in Kauf nahm, an einem Hof von reformierter Konfession zu wirken. Dies befreite ihn freilich von jeglichen Verpflich-tungen, die geistliche Musik betreffend. Weltliche Vokalmusik zu Ehren des Fürsten bildete seine erste Hauptpflicht, die andere bestand im regelmäßigen Abliefern von Instrumentalmusik.

Dass er in Köthen ab 1720 so viele Solowerke komponiert hat – für Violine solo, für Cello solo und für Cembalo –, wurde manch-mal mit den Sparmaßnahmen erklärt, die der Fürst ab 1721 we-gen der militärischen Auseinandersetzungen mit seinem Bruder und der Heirat mit der erwähnten „Amusa“ einleitete. Die Hof-kapelle blieb davon jedoch weitgehend unberührt, wie neuere Forschungen zeigen. Es war wohl Leopolds prekärer Gesund-heitszustand, der ihn dazu zwang, sein Prunkbett in den Galerie-saal stellen zu lassen, um dort dem Spiel seiner hochbezahlten „Cammermusici“ und seines Kapellmeisters zu lauschen. Was konnte es für einen Kranken Beruhigenderes geben, als sich an Solosuiten für Cello oder an Präludien und Fugen für Cembalo zu delektieren? Man darf Bachs Solowerke als ganz intime Kammermusik zur Ergötzung seines Fürsten ansehen, auch das „Wohltemperirte Clavier“.

„Wohltemperirtes Clavier“

DIE „GEMÜTSERGÖTZUNG“ SEINES FÜRSTEN WAR NUR DER eine Beweggrund zur Zusammenstellung dieser Sammlung. Der andere war musikpädagogischer Natur. Der Lehrer in Bach war schon vor den Köthener Tagen erwacht. Bereits bei dem emsigen Weimarer Hoforganisten hatten sich Schüler von auswärts ein-gefunden, um mit einem Stipendium ihrer Heimatstadt Cemba-lo und Orgel, Generalbass und Komposition zu studieren. Auch in Köthen gab es solche eifrigen jungen Musiker. Daneben wuchsen Bachs eigene Söhne heran, denen er ein liebevoller Lehrmeister sein wollte, besonders seinem Ältesten Wilhelm Friedemann, „Friede“ genannt. Kaum war der Bub zehn gewor-

den, schon legte der Vater ein „Clavierbüchlein“ für ihn an, in das er einige leicht spielbare Präludien in diversen Tonarten eintrug. Diese Stücke bilden die Keimzelle des späteren „Wohltemperir-ten Claviers“, erster Teil.

Nachdem sich in den Köthener Jahren einiges an solchen Prä-ludien für Clavierschüler angesammelt hatte, nachdem etliche Cembalofugen auch schon aus der Weimarer Zeit vorlagen, setzte sich Bach 1722 an seinen Schreibtisch und wandelte diese Fülle an Material in eine systematische Sammlung von 24 Präludien und Fugen durch alle Dur- und Moll-Tonarten um. Der Originaltitel verrät seine pädagogische Absicht, enthält zum Schluss aber auch einen charakteristischen Hinweis auf Bach als Direktor der fürst-lichen „Cammer Musique“, also den intimsten Bereich der Hof-musik, in dem er solche Cembalostücke verwenden konnte:

Das Wohltemperirte Clavier,oderPraeludia und Fugen durch alle Tone und Semitonia,So wohl tertiam majorem oder Ut Re Mi anlangend,als auch tertiam minorem oder Re Mi Fa betreffend.Zum Nutzen und Gebrauch der Lehr-Begierigen Musicalischen Jugend,als auch derer in diesem studio schon habil Seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetztet und verfertiget vonJohann Sebastian Bach.HochFürstlich Anhalt-Cöthenischen Capellmeistern und Directore derer Cammer Musiquen.Anno 1722.

Gerne wüssten wir mehr über Bachs Inspiration, als er dieses Riesenwerk in seiner schönsten Handschrift zu Papier brachte. (Es wurde nicht gedruckt. Wäre er noch länger in Köthen ge-blieben, hätte er vielleicht mit einer fürstlichen Finanzierung des Drucks rechnen dürfen.) Ob er beim Komponieren auf Vögel und Kühe lauschte? Höchst unwahrscheinlich. Es gibt von ihm zwar eine frühe Cembalofuge über das Picken der Hühner, in seinen reifen Werken aber wird man solche Tonmalerei ver-

geblich suchen. Er war kein Anhänger der „Nachahmungsästhe-tik“, wie sie französische Cembalisten vertraten, wenn sie den Flug des Schmetterlings oder andere Naturphänomene nach-ahmten. Das „Wohltemperirte Clavier“ ist „tönend bewegte Form“, freilich mit zahlreichen Anspielungen auf die zeitgenös-sische Musik Italiens, auf Kirchen- und Tanzmusik.

Ob Sohn Friedemann sehnsüchtig auf die Wiesen hinter dem Haus hinaus schaute, während er diese Präludien und Fugen durchging? Vermutlich wird er nicht viel Zeit zum Spielen auf der Wiese gehabt haben, musste er doch üben, um den Ansprü-chen des väterlichen Unterrichts zu genügen. Es ging seinem Lehrmeister in diesem Werk um vieles: um die „cantable Art zu spielen“, sowohl auf dem Cembalo als auch auf dem Clavichord, um Einsichten in die Gesetze des Kontrapunkts und der musika-lischen Komposition, besonders in den Gang der Harmonie. Und es ging ihm darum, bei seinen Schülern ein Verständnis für die Probleme der Cembalostimmung zu wecken.

„Wohltemperirtes Clavier“ meint in Bachs Sprachgebrauch na-türlich nicht ein „Wohltemperiertes Klavier“, also einen in zwölf gleiche Halbtöne gestimmten Steinway-Flügel. Die moderne Stimmung wäre seinem Gehör vermutlich ebenso fremd vorge-kommen wie der Klang unserer modernen Konzertflügel. Bach dachte an ungleich feinere Nuancen, an Mischstimmungen alla Werckmeister, die es erlaubten, bei einigermaßen reinen Terzen noch Tonarten mit vielen Vorzeichen zu spielen. Nie hätte er daran gedacht, alle 24 Präludien und Fugen in einem durchzu-spielen. Leichte Korrekturen der Stimmung zwischen c-Moll und Cis-Dur waren für einen Cembalisten selbstverständlich: „Nie-mand konnte ihm seine Instrumente zu Dancke stimmen u. bekielen. Er that alles selbst.“ So hat sein Sohn Carl Philipp über den Vater geschrieben. Das rechte Stimmen in den barocken Stimmungen und das Bekielen des Cembalos waren Kunst-geheimnisse des Köthener Kapellmeisters. Mit dieser Kunst rechnet im Ursprung auch das „Wohltemperirte Clavier“ – ein Cembalowerk, kein Klavierzyklus.

Brausende Akkorde, tänzerische Fugen

IMMER WIEDER HAT ES GROSSE KOMPONISTEN UND PIA-nisten gegeben, die diese Sammlung zu ihrer Freude mit in den Sommerurlaub nahmen – als Notenausgabe oder schlicht im Kopf. Johannes Brahms spielte seinen Schweizer Freunden stets zuerst ein wenig Bach vor, bevor er sich der leichteren Muse hingab, an jenen Sommerabenden in Bern unweit des Thuner-sees. Gustav Mahler nahm keine andere Musik mit in seine diversen Komponierhäusl als Bach. Dabei konnte er sich über den „versteinerten Bach“ der schlechten Aufführungen ereifern: „Bach hat auch etwas so Versteinertes, dass die wenigsten sich ihn ins Leben zurückzurufen imstande sind. Das machen vor allem freilich die zumeist schlechten Bachaufführungen, die nicht annähernd einen Begriff davon geben, wie Bach am Clavi-cembalo in die Saiten greifend sich seine Sachen vormusiziert hat. Statt des wirklichen Bach geben sie uns ein armseliges Gerippe davon … Welches Gebrause bilden die auf- und nieder-wogenden Akkorde!“

Die meisten Präludien im ersten Teil der Sammlung leben vom Reiz dieser „auf- und niederwogenden Akkorde“. Die Musikwissen-schaft nennt dies „Klangflächenpräludien“. Daneben gibt es unter den Präludien aber auch zwei- und dreistimmige Inventionen, pa-thetische Lamenti und leichte Tanzsätze, italienische Triosonaten- und Konzertsätze. Ebenso groß ist die Vielfalt unter den Fugen – von der Zwei- bis zur Fünfstimmigkeit, vom „Stile antico“ bis zum modernen „galanten Stil“. Immer wieder hat Bach auch Fugen im Tanzrhythmus geschrieben. Die folgenden knappen Er läuterungen zu den 24 Satzpaaren mögen dabei helfen, die An spielungen auf die diversen Stil- und Satzarten der Bachzeit zu verstehen.

C-Dur: Das berühmte C-Dur-Präludium im „Style luthé“ der Lau-tenmusik, mit liegenden Unterstimmen und den gebrochenen Akkorden darüber; vierstimmige Fuge über ein schrittweises Thema, das in jedem Takt verarbeitet wird.

c-Moll: Zweistimmiges Präludium als Affektausbruch in kreisen-den Bewegungen beider Hände, mit einer Presto-Coda, die Bach der Frühfassung nachträglich anfügte; dreistimmige Fuge über ein Thema im Stil italienischer Geigenmusik (ganz ähnlich der a-Moll-Fuge für Violine solo).

Cis-Dur: Zweistimmiges Präludium aus rauschenden Sechzehn-teln im Tanzrhythmus einer italienischen Corrente; dreistim-mige Fuge im Tanzrhythmus eines Rigaudon.

cis-Moll: Präludium im schweren 6/4-Takt der Loure und im vollen Klang (drei- bis vierstimmig); fünfstimmige Fuge über ein schmerzliches Thema im „Stile antico“, im alten Stil der Vokal-polyphonie.

D-Dur: Brillantes zweistimmiges Präludium mit unausgesetzten Sechzehnteln der rechten Hand über dem Staccato-Bass; vier-stimmige Fuge im Stil einer französischen Ouvertüre mit punk-tierten Rhythmen und schnellen Läufen.

d-Moll: Rasende Triolen der rechten Hand über gleichmäßigen Achteln der Linken, ein typisches aufgewühltes d-Moll-Stück Bachs; dreistimmige Fuge mit einem aufsteigenden Thema im eigenwilligen Tanzrhythmus (betonte Zwei des Taktes, Triller auf der Drei, fast eine Polonaise).

Es-Dur: Quasi ein Orgelpräludium mit langen Orgelpunkten zu Beginn und einem imitatorischen zweiten Teil im vier-stimmigen Kirchenstil; dreistimmige Fuge mit kessem Thema im italienischen Sonatenstil.

es-Moll: Präludium als Lamento im schweren Dreihalbetakt, pathetischer Gesang der Oberstimme über gleichmäßigen Bäs-sen; dreistimmige Fuge über ein Quasi-Choralthema, abge leitet aus dem Lutherchoral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“, im Laufe der Fuge Umkehrung und Vergrößerung des Themas.

E-Dur: Beschwingtes Präludium im 12/8-Takt und im galanten Stil, wie das Präludium zu einer Cembalosuite; dreistimmige Fuge mit einem Laufthema aus lauter Sechzehnteln im Stil eines

italienischen Concerto (von Bach später im Eingangschor der Kantate BWV 116 wieder aufgegriffen, „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“).

e-Moll: Quasi romantisches Präludium mit einem „Klanggrund“ aus kreisenden Sechzehnteln im Bass und einer ausdrucks-starken „Gesangsstimme“ im Diskant, wieder mit angehängter Presto-Coda wie im c-Moll-Präludium; die einzige zweistimmige Fuge des Zyklus über ein nervöses Sechzehntelthema mit ab-steigenden Halbtönen.

F-Dur: Zweistimmige Invention über ein munteres Laufthema im Rhythmus einer Giga; dreistimmige Fuge über ein Tanz-thema im Rhythmus eines Passepied.

f-Moll: Vierstimmiges Präludium im pathetischen Stil, gebro-chene Dreiklänge über auf- und absteigenden Bässen; vier-stimmige Fuge über ein chromatisch absteigendes Thema mit lebhaften Kontrapunkten und Zwischenspielen im daktylischen Rhythmus.

Fis-Dur: Federleichtes Tanzstück in Bachs schnellster Taktart 12/16, wie eine zweistimmige Invention angelegt; dreistimmige Fuge im Stil eines italienischen Triosonaten-Allegros.

fis-Moll: Zweistimmige Invention mit einem absteigenden Thema über kraftvollen Bässen, italienische Streicherfiguration aus Läu-fen und Sprüngen; pathetische vierstimmige Fuge im 6/4-Takt mit vielen Überbindungen und chromatischen Noten im lang-sam aufsteigenden Thema, dazu ein Seufzermotiv als Kontra-punkt (ähnlich dem Beginn der „Kreuzstabkantate“, BWV 56).

G-Dur: Präludium in der rasend schnellen Triolenbewegung des 24/16-Taktes; dreistimmige Fuge mit einem Menuett-Thema, das nach allen Regeln der Kunst verarbeitet wird, besonders seine Umkehrung, dazu italienisch „rauschende“ Sechzehntel in den Gegenstimmen.

g-Moll: Dreistimmiges Präludium über gleichmäßigen Achtel-bässen, während sich die Sechzehntel der Oberstimme allmäh-

lich zu „wuchernden“ Zweiunddreißigsteln weiterentwickeln; vierstimmige Fuge über ein klassisches Themenmodell mit ver-minderter Sept (wie in Händels „Messias“, Mozarts Requiem etc.); sehr dicht verarbeitet mit zahlreichen Umkehrungen und Engführungen.

As-Dur: Italienisches Konzertallegro im vollgriffigen Satz mit prägnantem Thema und „rauschenden“ Sechzehnteln; vierstim-mige Fuge mit raumgreifendem Thema und italienischem Lauf-werk als Kontrapunkt.

gis-Moll: Dreistimmige Invention über ein sanft schwingendes, galantes Thema; vierstimmige Fuge über ein altmodisches Canzonenthema im Stil des 17. Jahrhunderts.

A-Dur: Dreistimmige Invention mit einem italienisch sequenzen-reichen Thema über chromatisch absteigendem Bass; Scherzfu-ge mit einem isolierten A am Anfang und einem raschen Auf-stieg nach Pausen, im Rhythmus einer ständig gegen den Takt verschobenen Gigue.

a-Moll: Rhythmisch kraftvolles Präludium im schwingenden 9/8-Takt mit italienischer Konzertthematik; lange vierstimmige Fuge mit einem ebenfalls italienischen Thema im Anapäst-Rhythmus, das den ganzen Satz bestimmt; ausführliche Ver-arbeitung von Originalgestalt und Umkehrung.

B-Dur: Präludium als Virtuosenstück aus Zweiunddreißigsteln; dreistimmige Fuge im Rhythmus einer Polonaise, mit repe-tierten Achteln, scherzhaften Kontrapunkten und freier Themen-umkehrung.

b-Moll: Präludium im pathetischen Stil eines Lamentos, vier- bis fünfstimmig ausgearbeitet über ein langsam aufsteigendes Thema in Anapäst-Rhythmen; fünfstimmige Fuge über ein choralartiges Thema im Alla breve.

H-Dur: Galante Sechzehntelfiguration über langen Orgelpunkten im Präludium; vierstimmige Fuge über ein eigenwillig rhythmi-siertes Thema mit einem Triller am Ende.

h-Moll: Andante über einem gehenden Bass im Stil eines italie-nischen Triosonatensatzes; vierstimmige Fuge über ein chroma-tisches Thema mit Seufzerfiguren, das höchst kunstvoll ver-arbeitet wird (Umkehrung, Engführung); durch das Largo-Tempo und die langen Zwischenspiele die längste vierstimmige Fuge des Opus.

Josef Beheimb

Der Interpret

Pierre-Laurent Aimard, Klavier

DER FRANZÖSISCHE PIANIST PIERRE-LAURENT AIMARD wurde 1957 in Lyon geboren und studierte am Pariser Konserva-torium. Im Alter von zwölf Jahren begegnete er Olivier Messiaen und wurde in kurzer Zeit zum berufenen Interpreten seiner Werke. Bereits im Alter von 15 Jahren gewann Aimard den renommierten Messiaen-Preis, was den Beginn seiner internatio-nalen Karriere markieren sollte. Seitdem ist er auf der ganzen Welt aufgetreten, unter anderem mit Dirigenten wie Kent Nagano, Andrew Davis, Giuseppe Sinopoli und Pierre Boulez.

Letzterer gründete 1976 das Ensemble InterContemporain (EIC) und berief Aimard zum Solopianisten. 18 Jahre blieb Aimard dem EIC treu, lernte in dieser Zeit eine große Bandbreite Neuer Musik kennen und entwickelte sich zu einer der Schlüsselfiguren dieses Repertoires. Seine Arbeit brachte ihn mit den führenden Komponisten wie Stockhausen, Ligeti und Kurtág zusammen, aber er förderte auch Nachwuchskomponisten wie George Ben-jamin und Marco Stroppa durch die Aufführung ihrer Werke.

Gleichzeitig blieb Aimard dem „traditionellen“ Klavierrepertoire als Solist und Kammermusiker treu. Regelmäßig trat er mit füh-renden Orchestern auf. Gemeinsam mit Nikolaus Harnoncourt spielte er hier bei der styriarte alle Werke Beethovens für Klavier und Orchester, Konzerte, die auch auf CD dokumentiert vor-liegen. Beim Grazer Festival startete er im Jahre 2005 gemein-sam mit dem Chamber Orchestra of Europe einen Zyklus mit

Klavierkonzerten Mozarts. Der CD-Mitschnitt dieses ersten Kon-zertes 2005 erntete weltweit Jubelkritiken, „Die Zeit“ urteilte sogar: „Dies ist eine der schönsten Mozart-Aufnahmen aller Zeiten.“

Aimard nimmt derzeit exklusiv für die Deutsche Grammophon auf. Bachs „Kunst der Fuge“, seine erste DG-CD, erhielt den Diapason d’Or und den Choc du monde de la musique. Diese Ein-spielung ist auch der Topseller bei den Klassik-iTunes-Down-loads. Zu weiteren Preisen gesellt sich noch ein Grammy für die Einspielung von Charles Yves’ „Concord Sonata“ und Yves- Liedern mit Susan Graham. Anlässlich Liszts 200. Geburtstag erschien 2011 Aimards Doppelalbum mit Kompositionen von Liszt und Werken von dessen Zeitgenossen und Nachfolgern. Aktuell erblickte soeben seine Einspielung des 1. Teils des Wohl-temperierten Klaviers bei der Deutschen Grammophon das Licht der Welt.

Zu Höhepunkten der vergangenen Saison zählten Auftritte mit den New Yorker Philharmonikern, dem Budapest Festival Orchestra mit Osmo Vänskä, dem Philharmonia Orchestra und den Wiener Philharmonikern in Salzburg. Vom Klavier aus diri-giert er regelmäßig das Chamber Orchestra of Europe im Kon-zert. Nach der styriarte gastiert Pierre-Laurent Aimard heuer im Rheingau Festival, dann bei den Salzburger Festspielen und in Santander. Ab Herbst wird er dann in Deutschland, Japan, China, den USA, Tschechien, der Schweiz, Portugal etc. live zu hören sein.

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Aviso

Dienstag, 15. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr

Catalogue d’OiseauxBernard Fort: „Préludes au Catalogue d’Oiseaux“ Olivier Messiaen: Aus dem „Catalogue d’Oiseaux“

Pierre-Laurent Aimard, Klavier

Als Kriegsgefangener der Deutschen, auf einem freien Feld mitten in Lothringen, begann der junge Olivier Messiaen im Sommer 1940, die Stimmen der Vögel zu notieren. Aus der Not wurde eine lebenslange Leidenschaft – er war schließlich in der Lage, unge- fähr 700 Vogelrufe zu unterscheiden. Vögel waren für den großen Franzosen die Boten Gottes und der Ewigkeit, Musikanten von unerschöpflichem Einfallsreichtum. Pierre-Laurent Aimard, der Exeget neuer Klavier musik schlechthin, spielt die schönsten Vogel-stücke von Messiaen. Der französische Komponist Bernard Fort hat aus originalen Vogelgesängen dazu ein neues elektronisches Musikstück geschaffen.

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