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XXII. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. Monatsversammlung am 4. November 1907 im mineralogisch-petrographischen Institut der Universit,it. Anwesead: 36 Mitglieder. Der Vorsitzende Prof. F. Berwerth erSffnet die erste Ver- sammlung des neuen Vereinsjahres und begrtigt die Anwesenden. Durch das Ableben Prof. Dr. Anton Bischings hat die Gesellschaft einen Verlust erlitten. Die Versammlung erhebt sich zum Zeichen der Trauer yon den Sitzen. ~'ortriige. M. Stark: Griinschiefer etc. aus dem Groi~-Arl-und Gasteintal. Durchquert man die Hohen Tauern der Gasteiner Gegend yon Nord naeh Siid, so fiillt landschaftlich sowohl als auch bei kurzer Begehung die merkwiirdige konforme Lagerung der Schichten der sogenannten Sehieferhiille zum Zentralgneis ins Auge. Schieht auf Schicht scheint vom Zentralgneis aus gerechnet aufeinander zu folgen. Wie in den Radstiidter Tauern die oft horizontale Lagerung der Schichten zur einfachsten Deutung, zur Transgression verleitet hat, genaueres Stadium aber Scharniere, also unzweifelhafte liegende Falten ergibt, so ist auch im Gastein-Arlergebiet die Einfachheit der Lagerung nur eine scheinbare: genaueres Eindringen in die Gebirgstektonik liil~t komplizierte Faltungen, stellenweise ?2berschiebungen erkennen. Noch eine weitere Eigenttimlichkeit der Gesteine dieser Sehiefer- htille fiillt dem Beobachter sofort ins Auge: die tiberaus starke Streckung der Gesteine, vornehmlich in dem der Salzach zun~ichst 33*

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XXII. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

M o n a t s v e r s a m m l u n g

am 4. November 1907 im mineralogisch-petrographischen Institut der Universit,it. Anwesead: 36 Mitglieder.

Der Vorsitzende Prof. F. B e r w e r t h erSffnet die erste Ver- sammlung des neuen Vereinsjahres und begrtigt die Anwesenden. Durch das Ableben Prof. Dr. Anton B i sch ings hat die Gesellschaft einen Verlust erlitten. Die Versammlung erhebt sich zum Zeichen der Trauer yon den Sitzen.

~'ortriige.

M. S t a rk : Gr i insch ie fe r etc. aus dem G r o i ~ - A r l - u n d Gas te in ta l .

Durchquert man die Hohen Tauern der Gasteiner Gegend yon Nord naeh Siid, so fiillt landschaftlich sowohl als auch bei kurzer Begehung die merkwiirdige konforme Lagerung der Schichten der sogenannten Sehieferhiille zum Zentralgneis ins Auge. Schieht auf Schicht scheint vom Zentralgneis aus gerechnet aufeinander zu folgen.

Wie in den Radstiidter Tauern die oft horizontale Lagerung der Schichten zur einfachsten Deutung, zur Transgression verleitet hat, genaueres Stadium aber Scharniere, also unzweifelhafte liegende Falten ergibt, so ist auch im Gastein-Arlergebiet die Einfachheit der Lagerung nur eine scheinbare: genaueres Eindringen in die Gebirgstektonik liil~t komplizierte Faltungen, stellenweise ?2berschiebungen erkennen.

Noch eine weitere Eigenttimlichkeit der Gesteine dieser Sehiefer- htille fiillt dem Beobachter sofort ins Auge: die tiberaus starke Streckung der Gesteine, vornehmlich in dem der Salzach zun~ichst

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gelegenen Gebirgsteil. Jedem Kenner der Gasteiner oder Arler Klammkalke werden die holzseheitartigen Kalke in guter Erinne- rung sein. Besonders lange derartige Scheiterformen bilden auch die Griinschiefer, welche -- als z~iheres: widerstandsfahigeres Material der Schieferhiille stellenweise eingesehaltet - - infolge des Weg- transportes der weichen sie umgebenden Phyllite isoliert in die Landsehaft ragen und darum nieht selten zu BergstUrzen Veranlas- sung geben, wie erst heuer einer unmittelbar beim Orte Hofffastein stattgefunden hat.

Die tektonisehen Wirkungen gehen bisweilen so weit, daf Ge- steinskomplexe vollst~ndig zerschiefert und ausgewalzt werden. So zieht sieh beispielsweise ein Zug yon Dolomit und Kalk yon der Gasteiner Talsohle gegen das Arltiirl, der im Tal noch eine miichtige Kalk- und Dolomitbank darstellt, gegen Osten za aber zerschiefert wird, bis er sieh fast v~illig in weillliehen Kalkphyllit aufli~st. Dabei werden die ehemaligen KalkbruehstUcke wie Teig ausgewalzt, wiihrend die Dolomitbruehstiicke offenbar wegen ihrer geringeren Liisliehkeit und daher minderen Umkrystallisationsf'~ihigkeit weniger plastiseh sich verhalten. Daft bei soleh enormer Aussehieferung versehiedenes Material dureheinandergeknetet, leiehter l~sliehes fort- gefiihrt wird~ ist selbstverstandlich und der jetzige ehemisehe Bestand kann mit dem ursprtingliehen nieht mehr identiseh sein.

Spreehen sehon diese zwei Momente: die intensive Faltung and starke Streekung dafiir, daI~ derjetzige strukturelle Zustand unserer Gesteine unm~iglich mehr dem urspriingliehen gleichen kann, so tritt noeh als ein weiteres Element hinzu der immer hiiher werdende Grad der Metamorphose bei der Anniiherung an den Zentralgneis, wie das f'fir die Kerne der HohenTauem die Arbeiten Beekes, Berwer ths , We inschenks , L(iwls ergaben, die die Intrusionsnatur der Gneis- kerne in diesem Alpengebiete klarlegten, infolgedessen wir den Zen- tralgneis als das diese Metamorphose verursachende Agens ansehen mtissen. Diese Arbeiten sowohl wie die G r u b e n m a n n s und vieler anderer zeigten, da~ es sieh bei den krystallinen Sehiefern der Mpen um umge- wandelte Gesteine handle, deren chemiseher Bestand im allgemeinen sichere Rtieksehliisse auf das Ausgangsmaterial zulief, bisweilen ge- lang es aueh, ehemalige Strukturen, Reliktstmkturen, in diesen Sehiefern zu entdecken. Bei Griinsehiefern gltiekte letzteres bisher bloii in den Westalpen.

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Die vorj~hrige geologische Aufnahme im Arltal nun liel~ Grtin- schiefer auffinden, welehe, dnrch eigenttimliche Fleekung auffallend, in denen schwarze KSrnchen gl~.nzten, den Verdaeht ehemaligen Pyroxens erregten. Dies best~tigte die mikroskopisehe Untersuehung, die augerdem noch die deutliche opbitisehe Struktur einstmaligen Eruptivgesteins erkennen liet3. (Siehe hierzu die ~'otiz D. Mitt. d. B., pag. 142.) Im heurigen Jahre ergab die Aufnahme im Gasteintal ganz ~hnliche Typen in der Fortsetzung der Arler Griinsebiefer und besonders merkwiirdige Typen am Ostfu$ des Bernkogels. Es zeigte sieh in den Griinsehiefern des Bernkogels nicht blol~ Pyroxen yon den gleichen optischen Eigensehaften wie der im Vorjahre be- sehriebene (bisweilen aueh mit ehemaliger Zonarstruktur und Zwil- lingslamellierung), sondern aueh noch braune Hornblende teils in selbst~ndigen Formen, tells als Saum die Pyroxene umgebend. Weder Pyroxen noeh braune Hornblende waren die geeignetsten Zustands- formen far die Verh~ltnisse dieser krystallinen Sehiefer, weshalb sich daraus die bekannte grtine, im Schliff fast farblose Hornblende bildete, zum Teil Chlorit, welch ersteres Mineral allenthalben am Pyroxen und dem braunenAmphibol in paralleler Verwachsung auf- tritt. Sehr merkwiirdig ist hierbei die geringe Versehiedenheit der Lage der optischen Aehsen und der Doppelbrechung in den beiden Hornblenden, nur die Breehungsindiees sind deutlich h~her f'tir die braune. Die griine Hornblende zeigt am deutliehsten die Folgen der enormen Streekung, indem sie besenf~rmig oder als parallelfaseriges Aggregat vielfaeh gebogen den Schliff in der Streekungsriehtung durehzieht.

Die Streekung und Schieferung hat allen diesen Grtinsehiefern das am meisten in die Augen fallende Merkmal aufg'epr~gt, sic tr~igt gewil3 abet auch Anteil an der Umkrystallisation des Ursprungsmaterials. Dal~ diese Umwandlung" einen verh~ltnism~l~ig hohen Grad erreieht hat, erkennt man am besten daraus, dal3 vom urspriingliehen Plagioklas nichts mehr zu erkennen ist, sondern sogar in den wohlerhaltenen Formen der ehemaligen Plagioklasleisten innerhalb des Augit ist Verdr~ngung" tier Anorthit- dureh Albitsubstanz eingetreten. Dieselben sind dabei yon der mit gr~igerer Krystallisationskraft ausgestatteten Hornblende vielfach durchspickt.

Als weitere ursprtinglicbe Gesteinskomponente tritt Titaneisen auf, meist umgewandelt in Leukoxen, hiiufig dabei etwas Apatit.

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Augerdem finder sich in allen unseren Griinschiefern noeh Quarz, Chlorit, Kaliglimmer und Epidot, dieser mehr in stata nascendi. Die besproehenen Griiuschiefer mit Reliktstrukturen bilden in der Regel festere Partien in GrUnsehiefermaterial, das im Gegensatz zum ersteren um so heftigerer Einwirkung tier Streckung und Sehieferung" unter- legen ist, da sich in ibm vorzugsweise die Differentialbewegungen voUzogen, daher auch darin die fiir diese Vorgiinge sehr zweck- m~igige starke Ausbildung yon Chlorit und Sericit.

Die h~,ufigsten Grtinschiefer sind jene, welche zwar keine ursprtinglichen Pyroxene, wohl abet Uralite enthalten, wie sie aus den Ostalpen auch yon Becke beschrieben wurden (siehe in der oben zitierten Arbeit). Solehe finden sieh aueh im Dientner Profil. In den Grtinschiefern des Hasek sind noeh ehemalige Zwillings- lamellen des Pyroxens naehweisbar, welcher aber schon vSllig uraliti- siert ist.

Die Umkrystallisation der GrUnsehiefer im stidlichen Aufnahms- gebiet (Gamskarlspitz, Gamskarkogel), welche sich schon naher dem Zentralgueis vorfinden, ist noch viel weiter vorgeschritten. Die Gesteine sind kSrniger, Kataklasstrukturen treten zuriick, starke Aus- bildung yon Epidot, klarem Albit und QuarzkSrnern, auch Biotit wird da die Regel. Ursprtingliche Strukturen und Gemengteile sind nicht mehr nachweisbar.

Auger den oben besprochenen Grtinschiefern mit Reliktstruk- turen sind im n~rdlichen Gastein-Arlgebiet im Bereiche der mir mesozoisch seheinendeu Klammkalke noeh andere Gesteine, ehemalige GerSlle in Quarziten (offenbar Permquarziten) gefunden women, welche GerSlle makro- und mikroskopisch Strukturen yon Granit und Diorit ergeben. Bei sorgfifltiger mikroskopischer Untersuchung" zeigte sich auch da, dag die ehemaligen Plagioklase v(illig ersetzt sind durch Albitsubstanz (Bestimmung durch Schnitte _L MP, durch das Maximum der AuslSschung in Albitzwillingen _1_ M), wobei die ehemalige Ausbildungsform des Plagioklases stellenweise ganz unge- iindert erhalten geblieben ist. In gleicher Weise erging es ehemaligem Alkalifeldspat (Schachbrettalbit). Von anderen Gemengteilen ist noch Titaneisen-Mag'netit erhaiten, die auger Leukoxen noch Anatas und H~imatit lieferten, ferner nahe daran Apatit.

Interessant ist noch bei eingetretenen Zertriimmerungskliiften im Plagioklas die Ausbildung yon Sericit als dem zweckentsprechendsten

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Mineral II den Rissen der Streekung, wiihrend in Zerreigungskliiften senkreeht zur Streckung Quarz und Albit ausgebildet ist.

In manehen Gesteinen dieser n~irdliehen Zone des Aufnahms- gebietes tritt aueh noeh ursprtinglieher Orthoklas und Quarz in rtmdlichen Formen auf, was fiir ehemaliges quarzporphyrisches Eruptivmaterial sprieht. - - Ganz iihnliehe Typen kennt F. B e e k e aus dem Zillertal. - - In der Streekungsrichtung l~isen sieh alle Feld- spate, wie wenn sie aufgefressen wUrden, in ein Gesehntire yon Sericit, Albit und Quarz auf; iihnlich geht es den ehemaligen Quarzeinsprenglingen, welehe bier ira nSrdliehen Aufnahmsgebiet allenthalben Kataklase und BShmsehe Streifung zeigen.

Von sonstigen interessanten Gesteinsvorkommnissen sind noeh erwiihnenswert Chloritoidsehiefer, welehe vielfach mit Grtinsehiefern, Quarziten und Phylliten weehsellagern und millimetergrol3e Rosetten yon Chloritoid enthalten, welehe unbekiimmert um Streekung und Sehieferung naeh allen Seiten bin in gleieher Weise waehsen; sie sind eingebettet in einer Masse yon Glimmer [opt. einachsig (--), Liitrohrprobe] und Quarz. Dieser nimmt bisweilen stark tiberhand. Durehs ganze Gestein ist Rutil in Niidelehen und Zwillingen in grofien Mengen verstreut. Solche Schiefer fand sehon K at h r ein (D. M. VIII) als Gertille am Eingang der Lieehtensteinklamm.

An den Vortrag, der dureh Liehtbilder illustriert wurde und dutch Vorzeigen yon Handstiieken, sehlotl sieh eine Diskussion, an der sich die Herren Prof. F. B e e k e , V. Uh l ig und Fr. Suel~ be- teiligten.

Dr.A. H i m m e l b a u e r : Ge lbb l e i e r z und a n d e r e Mine ra l e aus K~rn ten .

Ein zweimaliger Aufenthalt w~hrend der Sommerferien der Jahre 1906 und 1907 in SUdk~irnten machte den Verfasser mit den dortigen Bleiglanzlagerst~tten und ihrem Mineralreichtum bekannt Die Erzvorkommen sind bekanntlich an den triadischen ,erzfiihrenden Kalk" (den Wettersteinschichten entsprechend) gebunden und werden von den Bleibergerschichten und dem ~Stinkstein" (Hauptdolomit) iiberlagert. Die wichtigsten Lagerst~itten, die ich besuchte, sind yon Westen nach Osten Bleiberg, Rudnig, Eisenkappel und das Revier Schwarzenbach-Mie~ in einer nSrdlichen Zone, ferner Raibl im Sfiden. In allen diesen Lagerst~tten treten die Erze als Ausfiillung vo~

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unregelm~il3ig ausgelaugten Hohlriiumen auf; nur der 5stliche Teil der Bleiberger Lagerst~itte, das eigentliche Bleiberger Revier, ge- horcht diesem Typus nicht oder nicht ganz, da hier deutliche, manchmal symmetrische G~inge auftreten.

Was die Erzf'tihrung der einzelnen Bergbaue betrifft, so ist bei B I e i b e r g streng zu trennen zwischen dem (istliehen (Kreuther) Revier, das durch reiche Blendefiihrung neben den Bleierzen eharakterisiert ist, und dem westlichen (Bleiberger) Revier, bei dem die Zinkminerale zugunsten der Bleiminerale fast ganz zurticktreten. Im allgemeinen hat der Mineralreichtum mit dem Vordringen in die Tiefe, besonders was Reichtum an gut krystallisierten Vorkommen anbelangt, sehr nachgelassen. Dies gilt vor allem yon den Wulfeniten, denen ich besondere Aufmerksamkeit zuwandte. Es zeigt sich hier yon allen Vorkommen am deutlichsten (wohl well man bier am tiefsten ge- kommen ist), daft die Wulfenitbildung eine Art Hutbildung sei. Da anderseits die Gegenwart der Molybd~ins~iure wohl nur durch Emporsteigen aus der Tiefe zu erklitren ist, wird man zur An- nahme eines doppelten chemisehen Prozesses greifen miissen. Wichtig ffir die Genese dieses Minerals erscheinen mir Versuche yon Ces/trol), die zeigen, dali die Substanz PbMo04 in Alkalien sich 15st und durch COs wieder auskrystallisiert. Vielleicht daft man sich vorstellen, dali alkalihiiltige Molybd~insiiurelSsungen den Bleiglanz angegriffen haben (siehe spiiter bei Mieg) und diese Liisung. des Bleimolybdates in Beriihrung mit kohlensiiureh~iltigen Tagesw~issern ausgefallt wurde. Gegenw~irtig stammen die meisten Wulfenite yon drei Gruben des Bleiberger Revieres, die sich habituell ziemlich gut trennen lassen.

Die meisten der jetzt gefundenen Wulfenite kommen yon Matth~ius. GewShnlich sind sie hellgelb und sehr dtinn. An einer Stufe~ die etwas dickere Krystalle trug, bestimmte ich dutch Messung die Fliichen e (001), u (102) und s (113). Von Kathrein stammen dunkel- rotgelbe, flache Krystalle, ferner noch ganz dUnne~ triib liehtgelbe. Sehr schSne, rotgelbe Krystalle mit vorherrschender Endfliiche, diese immer triib und weifilich, liefert Stephanie. Neben (001) tritt (113) auf. Auf letzterer Grube wurde ferner sowohl 1906 als auch 1907 ein ziemlieh reiches Vanadinitvorkommen angefahren. Von anderen Mineralen ist nichts Neues zu erwiihnen.

1) Zeitsehrift f. Krystallographie, XLIII, 5. Heft.

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Die n~iehste Lagerst~tte nach Osten zu ist Rudn ig . Als ich sie heuer besuchte, war der Bau leider bereits eingestcllt. Aus Halden- stricken sowie aus einer freundlichen Mittcilung des frriheren Gruben- vorstehers Herrn G lan t schn ig ersah ich, da$ neben Bleiglanz hier eine graublaue Blonde ," angeblich durch fein verteilten Bleiglanz so geF~irbt, auftrat. Sehr reich im Verh~iltnis zu den anderen Bleiberg- bauen machte sich auch Pyrit geltend. Von Rudnig stammen~ wie- wohl als gro$e Seltenheit, sehr schSne rotgelbe bis weil~e Wulfenite, die~ was Farbe und Ausbildung der Fl~chen betrifft, wohl zu den schSnsten ganz K~irntens gehSren. Sic werden gebildet yon den Fl~iehen u (102): s (113) und n(111), selten tritt noeh die Endfliiche dazu. u ist immer etwas matt, dagegen s und n hell gl~nzend. Auf Haldenstricken land ich ferner Kieselzinkerz, sowohl g'roSe Krystalle als auch in Hohlfiiumen des Kalksteines Drusen ganz diinner tafeliger Krystalle.

Von E i s e n k a p p e l bekam ich aus einer Privatsammlung einige sch~Jn dunkelgelbe Wulfenitkrystalle yon tafeligem I-Iabitus. Die Messung erg'ab, da$ neben der Endfl~iche s(113) als Begrenzung auftritt.

Den grSl]ten Teil meines Aufenthaltes sowohl im vorigen Jahre, wo ich gemeinsam mit meinem Freunde Dr. F. Cornu reiste, als auch in diesem Jahre verbrachte ich in Sehwarzenbaeh und Miel3. Dank tier Liebenswtirdigkeit der dortigen Grubenleitung konnte ich bier den Mineralvorkommen meine ganze Aufmerksamkeit widmen. Die Erzfrihrung ist eine ~.hnliche wie in den anderen Bauen, also Hohlraumausfiillungen, jedoch in viel grSSerem Ma$stabe und viel mehr gest~rt als die in Bleiberg'. Die Erze sind fast ausschliel31ich Bleiminerale, nur lokal treten Zinkminerale dazu.

Die wichtigsten derzeit in Betrieb stehenden Gruben sind Unter- Petzen, Helena mit Herz Jesu, Igerzberg und Grabenrevier. In Unter- Petzen, einem alten Baue: sind an Mineralen zu erw~thnen: Bleiglanz~ Cerussit, Wulfenit~ flache Krystalle~ an Stelle der Endfl~che lauter kleine Pyramiden yon den Fl~ichen u ( l l l ) u n d o (113) gebildet, ferner groge Gypse ohne ~ul~ere Krystallform (Marienglas) und Calcite mit geringem Pb-Gehalt.

Gegenwartig die reichste Grube ist Helena bei Schwarzenbach. Bleigtanz tritt sehr selten krystallisiert auf (stark zerfressene Oktaeder). Von sonstigen Bleimineralen ist Cerussit h~iufig. Wulfenit kommt

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meist in flachen Krystallen mit zerfressener Endfl~che, gewShnlich heller gelb gefitrbt, vor. In der Grube selbst fand ich voriges Jahr mitten im Bleiglanz eine sehiJne Druse yon Plumbocalcit, durch den Seidenglanz leicht yon dem gew~hnlichen Caleit unterscheidbar; die qualitative Probe ergab einen ansehnlichen Gehalt yon Blei. Speziell an einer Kluft treten als Zinkminerale Hydrozinkit und Smithsonit anti Als Seltenheit findet man auch kugelige Aggregate yon Kiesel- zinkerz. Sekundiirer Entstehung sind Gyps, darunter interessante Zwillinge und Schwefel, dessert Krystalle oft sehr fliichenreich sind.

Auffallend gro[~ ist der Reiehtum an Wulf.enit in Igerzberg. Hier sind es dunkelgelbe Krystalle, die meist den pyramidalen Charakter deuflich hervortreten lassen, indem sich iiber einem dunkleren tafelf6rmigen Krystall nut auf einer Seite eine Pyramide, yon (111) gebildet, aufbaut. An Stufen, die ich heuer erhielt~ war besonders schiin die sekundiire Natur des Wulfcnits zu sehen, indem ein Brocken des Bleiglanzes ganz yon einer Hiille aus Wulfenit umschlossen war. Von anderen Mineralen seien hervorgehoben Cerussit~ Anglesit in zwei Generationen, yon denen eine iilter, die andere jUnger als Sehwefel ist, ferner als Neuheit Leadhillit, yon welchem Minerale ich voriges Jahr drei Stufen in der AufbereitungshUtte fand. Eingeholte Erkundigungen lassen es als wahrscheinlich erscheinen, da$ das Mineral im vorigen Jahre aus dem Unionstollen, Nord- schachtel in die Hiitte kam. Die Krystalle sind flach tafelig, yon ann~ihernd sechsseitigem Umri6, mit einer undurchsiehtigen Rinde bedeekt. Begrenzt werden sie auger yon (001) noch yon (100) und (110). Die vollkommene Spaltbarkeit, die optischen Eigenscbaften und das Verhalten vor dem LStrohre stimmen fiir dieses Mineral.

Das Grabenrevier ist durch das Vorkommen einer hell gef'~rbten Blende charakterisiert, die ihre Fiirbung einem Cadmiumgehalte verdankt. Daneben kommt auch Greenokit vor.

Von Raibl seien als Seltenheit kleine diinne Wulfenite yon lichtgelber Fiirbung (aus den staatlichen Gruben) erw~ihnt.

A.v. Loehr : B l e n d e k r y s t a l l e aus P o r p h y r im S a r n t a l und fa rb ige P h o t o g r a p h i e n yon Minera len und P r i ipa ra t en im p o l a r i s i e r t e n L ieh t nach dem L u m i ~ r e s e h e n Verfahren.

A. v. L oehr legte eine Anzahl yon Stufen eines neuen Vor- kommens yon sehiinen roten Blendekrystallen in einem stark meta-

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morphosierten Porphyr aus Langnau im Sarntale, 1 Stunde nSrdlich yon Bozen, vor. Die Krystalle erwiesen sich als sehr fl~ehenreich, werden yon Pyrit und Bleiglanz begleitet und sind bis zu 10 m m grog in Einzelgruppen verstreut eingewachsen.

Das Gestein ist quarzreich, mit Calcit und Kaolin durehwaehsen, bei Tage lichtgelblich, bei gelbem Lichte ausgesprochen bliiulich. Das Vorkommen gehSrt einem Freisehurfe des Herrn G. G a s s e r in Bozen an.

?2ber farbige Photographien yon Mineralien und farbige Mikro- photographien yon Polarisationspr~iparaten mittelst des L u m i ~ r e sehen Autochromverfahrens machte v. L o e h r unter Vorfiihrung einer Anzahl soleher Bilder, die er mit Dr. G s t e t t n e r angefertigt hatte, einige Mitteilungen. Er wies auf die Wichtigkeit des neuen Verfahrens speziell flit die mineralogische Wissenschaft und Lehre hin und zeigte die getreue Wiedergabe der Opal-Erscheinung sowie andere, sonst nicht zu erreichende Reproduktionen.

Im Zusammenhang mit der verbreiteten Angabe, dal] sieh Spektralfarben nicht abbilden liel~en, ist es wichtig hervorzuheben, dall es ihm unter der ~i.gyde des Herrn Prof. Dr. B e c k e doch ge- lungen ist~ die Polarisationsfarben verschiedener Ordnungen yon Quarzkeilen und Gypsbl~ittchen getreu zu fixieren, was die Bilder deutlich zeigten. Diese Farben sind allerdings nicht Spektral-, sondern Mischfarben.

Prof. Dr. Becke bemerkte hierzn, dall die gelungenen Versuche yon L o e h r yon gro$em Interesse seien, iasbesondere die Wieder- gabe yon Quarzkeilfarben zwischen p a r a l l e l e n Nico ls , komple - ment~ir (einfach) entwickelt, wodurch ein sehr getreues nnd licht- richtiges Farbenbild auf einfachste Weise zum e r s t e n m a l erreicht sei.

P r o f . F . B e r w e r t h : Z o n a r g e b a u t e r K a p d i a m a n t aus d e r W e s s e l t o n g r u b c .

Es ist ein dunkel~'auer Krystall, der in der Form einer kleinen~ etwas oval verzogenen Halbkuge[ entwickelt ist. Die stark gewSlbte Kugelfliiche zeigt ann/ihernd die Form eines aus dem Rhomben- dodekaeder und einem Achtundvierzigfl~ichner kombinierten Mittel- krystalls. Stellenweise ist eine nach Oktaederfliichen verlaufende Zwillingsstreifung zu beobachten. Die Basisfl~iche der Halbkugel ist verh~iltnismiitiig eben nnd zu einer schmalen~ auf der Kugelfliiche

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erzeugten Spaltfl~iche des Oktaeders beil~iufig mit 220 geneigt. Auf dieser breiten Fliiche des Krystalls kommt nun ein vorzUglieh ent- wickelter Schichtenbau des Krystalls zum Vorschein. In der dunklen Hauptmasse des Diamanten erscheinen zwei gegen den Rand gertickte, ungleich dicke~ etwas matte, hellgraue B~inder, ein inheres, in der Stiirke eines dtinnen Striches und ein 0"4 m m dickes ~iul~eres Band (Fig. 1, Vergr. 5real). Die hellen Schiehtbl~itter liegen OktaederflRchen parallel. Die Fliiehenwinkel des Sehiehtenhexagons sind yon den Winkel- werten des Oktaeders etwas verschieden, entsprechend der Neigung der breiten Fliiche zur Oktaederfli~che. Fiir die mikroskopische Be- trachtung ist der Krystall nicht recht zngRnglich. Mit der Lupe

Fig. I.

entdeckt man jedoch in den hellen Schichtstreifen eine groiie Rauheit der Substanz, hervorgerufen durch viele halbkugelige Vertiefungen and aueh gestreekte bis kolbig begrenzte Rinnen, wodurch der Glanz gegeniiber der homogenen Diamantsubstanz stark herabgemindert ist. Die gleichen Vertiefungen erseheinen auch in einem auf der okta- edrischen Spaltfliiche freigelegten Streifchen des dickeren Schicht- bandes. Das Vorhandensein der Griibchen in der Spaltfliiehe liiiit uns ganz besonders vermuten, dal~ die hellen Sehichten durch Gas- einschlUsse aufgelockerte Wachstumszonen sind. Diese Auffassung yon der blasigen Beschaffenheit der heUen Zonen wird durch das ungewtihnlich niedrige spezifisehe Gewicht des Krystalls gestUtzt, das yon Dr. Ehrenfe ld mit 3"4461 gefunden wurde. Selbst bei Bortdiamanten geht das spezifische Gewicht nieht unter 3"499 herunter. Es scheint damit recht wahrscheinlich, dail in den hellen Schichtzonen vorhandene Gasbliischen die Dichte des Krystalls herunterdrticken. Bisher ist ein Zonaraufbau am Diamanten jedenfalls

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nicht a l lgemeiu bekannt . Naeh einer br ie f l ichen Mit tei lung yon

Dr. D i e s e l d o r f sollen abe t zonar gc w a c hse ne D i a m a a t e n in dem

m i r l e ide r unzugi ingl ichen Buche W i l l i a m G a r d n e r s ,?2ber die siid-

a f r i k a n i s c h e n Diaman ten" beschr ieben worden sein. Der Zonenbau

d ieses D iaman ten l iefert uns g le ichzei t ig eiueu wich t igen Be i t r ag fiir

d ie Ausk rys t a l l i s i e rung des D iaman ten aus e inem Schmelzflusse. Der

vo rge leg te D iaman t geh(irt der S a m m l u n g yon D r . W . B u r k a r t in

Brtinn an und ist yon Dr. D i e s e l d o r f in H a m b u r g e rworben worden.

A u s s t e l l u n g : Schwefe l , Se len , Te l lu r .

Aussteller: ~aturhistorisches Hofmuseum (H~)~ 1V[ineraloglsch-petrographisches Universit~ts- InstJtut (~IP), Sammlung Baron Busehmann (B).

Schwefel.

Mooseck bei Golling, Salzburg. Derb in Triasgyps (tt~); eine ~thnliche Probe (B).

Mie~, K~irnten. Gerundete Krystalle in einem Drusenraum von Galenit mit Baryt (HM); kleine Krystalle (115)(oP) r.it Cerussitnadeln in einer, ttohlraum yon 6alenit (B).

Woerschach bei Liezen, Ennstal. Braune, wacbsartige Schalen in Weehsel- lagerung mit Dolomit (H~I).

K u n s t a d t , M~ihren. FeinkSrnige, r.ehlige Masse (HM). T r u s k a w i e e , Galizien. Zentir.etergrol~e, dunkelgelbe Krystalle (111), (113),

(011), (013), ((301) auf Sohwefelton; pyrar.idale Krystallgruppe, yon Bitumen schwarz gefarbt auf kSrnigem Sehwefel (H~I); ebenso yon Bitumen dunkelgef~rbte Krystalle (B).

S z w o s z o w i c e. Strohgelbe Kiirner in Mergel (HM). S e hr. 511 n i t z, Ungarn. Derbe, graue Schwefelr.asse von den Kiesg~ngen.

Begleitender Kupferkies war ausgestellt (B). R a d o b o j , Kroatien. Dicht, braun, wachsartig, als Kugel mit Erosions-

formen (HM). L e o p o l d s h a l l . Zwei kleine KSrnchen in blaugefleckter. Steinsalz r.it

Kainit (HM). L a u e n s t e i n , Hannover. Gelbe derbe Knollen in Gyps (HM). V is p, Wallis. Feine Krystallchen, drusig, mit Resten unzersetzten Pyrits in

Schiefer (H~I). C a r r a r a, Italien. Derb in Marmor, zur. Teil auf Kliiften abgesetzt; kleiner

fl~chenreieher Krystall mit farblosen Gypskrystallen auf Mart.or (ttM). P e r e t a, Toskana. System faseriger Sintersehalen (tIM). F a b r i a n o Romagna . 9 c m grol]er durchscheinender Krystallstock (111),

(113), (001), (011); Druse einfacher, yon Bitumen gef~rbter Pyramiden erster Generation und gelbe Krystalle zweiter Generation (111), (001), (011), (113) (HM).

S o 1 f a t a r a, P u z z u o I i. Gelber krystallinischer Uberzug auf Trachyt (HM).

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G i r g e n t i . Riesen~o~e, 3 cm dicke, schSn sehwefelgelbe Tafel . . i t 10 c m i . . Geviert, (001), (111), (113), (011); wenig seharfe Krystalle gew~hnlieher Ko..bina. tion, gelb and rotgelb, drusig auf einem Biindel yon C~lestinzapfen (HM); 6 cm gro~er Krystall (111), (113), (001), (011); Krystalle verzerrt, . . i t (101) u. (010) (MP).

S i z i l i e n. Gruppe gro~er gelber Sphenoide, untergeordnet (001), (013), (011), (111) (H~).

R i e s i , Sizilien. Druse dunkelgelber Krystalle yon der gew~hnlichen Ko..bina- tion . . i t stark zuriicktretender Basis auf CSlestin (HM).

I n s e l M i l o s. Eine Druse yon hellgelben, stark gl~nzenden, gedmngenen, fl~ichenreichen Kryst~llehen auf Trachyt (HM).

C o n i l , Spanien. Hohldruse spiel]iger Krystalle (111), ganz untergeorduet (001), (113), (011) auf Caleit in Mergel (HM).

P h e n i x v i 11 e P e n n. Kleine grttnliehgelbe Kryst~iUchen in Zel]en zersetzten Galenits mit Cerussit (HM).

V u l k a n P a p a n d a j a n , Java. Nattirliches Seh..e]zstiick . . i t geflossener Oberfl~ehe und zapfigen Tropffomea (HM).

Selen. I n s e l V u l k a n o . S e l e n s c h w e f e l , r~tlichgelb, krystaUinisch kSrnig auf

Schwefel (I~M). V e s u v . Angeblich Se le , , , roter Anflug, Fu..arolenbfldung, Eruption 1897

(H~); als Kuriosit~t war aus de.. Nachlasse des Che..ikers v. S e h r ~ t t e r ein aus Selen gesch..iedeter 5 cm langer l~agel ausgelegt (H~K).

Tellur.

F a c z e b a j a, Siebenbiirgen. Kleine geflossen aussehende Kryst~Lllehen (1010), (0001), (1011) und solehe Krystal]gruppen, h~iufig pfauensehweifig angelaufen, . . i t Pyrit in Hohlr~Lumen quarzigen Karpathensandsteins; ebensolche Krystallgebilde . . i t trichters Vertiefungen; ein betriichtlioher Brocken krystallinisch k~miger Masse l flache, strahlJge BlOtter auf Sandstein (H)I).

G u m m i s o n Co., Colorado. Gr0J3ere Linse, angespalten in Schiefer (HM). B o u l d e r Co., Colorado. Von der R e d C l o u d M i n e , feine krystallinische

Masse . . i t wenig Gangquarz; von der K e y s t o n e Mine angespaltene Stengel in ockriger Masse auf Quarz; yon der L i o n Mine sogenannter L i o n l t , diinne Platte als Gangfiillung, ..attgl~Lnzend, die Fasern senkreeht zur P]attung, symmetrisch ge- baut, . . i t MJttelnaht (HM).

D e m o n s t r a t i o n f l i eBende r u n d f l t i s s iger K r y s t a l l e (O . L e h m a u u ) .

Die Ffliale der Fir . .a Ze i~ lud die W. M. G. zu einer Demonstration der fliissigen Krystalle yon O. L e h . . a u n ein, welche am Freitag den 25.0ktober 1907 stattfand und gut besucht war.

F. Be c k e hielt einen kurzen einleitenden Yortrag, in de,- er darauf hinwies, daft diese yon O. L e h m a n n aufgefundenen Erscheinungen das Vorhandensein einer wiehtigen und sehr interessanten Gruppe yon KSrpern darstellen, die auf eine merk-

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Mitteflungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 499

wiirdige Weise an den Eisenschaften der uns sonst bekannten Fliissigkeiten einerseits, der Krystalle anderseits teilhaben. Sie haben Doppelbreehang, manche derselben Gestaltnngskraft wie die Krystalle, anderseits leiehte Verschiebbarkeit and sind in ihrer Gestaltung abh~ngig yon der 0berfli~chenspannung wie Fliissigkeiten. Der Vor- tragende weist darauf hin, dai] die festen Krystalle auch nicht als absolut starr angesehen werden diirfen, dal] Gleitung und Translation eine gewisse Verschieb- barkeit bekunden. Eine Steigerung dieser an starren Krystallen bekannten Eigen- schaften lasse manche der an den fliissigen Krystallen zu beobachtenden Erschei- nungen verstehen. Hierauf erliiuterte Herr Otto yon der Firma Zeii] das n eue m it besonderer Heizung und Abkiihlungsvorriehtung und sehr fein regulierbaren Gas- und Lufth~hnen verseheae Krystallisationsmikroskop und demonstrierte eine Anzahl yon Pri~paraten, die die flie[ienden und fliissigen Krystalle in typischer Erscheinung sehr deutlich zeigten mit dem fiir diese Zwecke besonders konstruierten Beleuchtungs- und Projektions-Apparat.

M o n a t s v e r s a m m l u n g

am 2. Dezember 1907 im mineralogisch-petrographischen Institut der Universiti~t. Anwesend : 35 Mitglieder.

Der Vorsi tzende F. B e r w e r t h legt der Versammlung die veto Iqaturwissensehaft l ichen Yerein an der Univers i t~t Wien an- l~i~lich seines 25jiihrigen Griindungsfestes herausgegebene Fest-

schrif t vor. Vortriige:

P r o f . K. R e d l i c h : Die G e n e s i s d e r P i n o l i t m a g n e s i t e , S i d e r i t e u n d A n k e r i t e d e r O s t a l p e n .

Wenn wir yon Magnesit sprechen, haben wir fast immer den diehten Magnesit vor Augen, der aus dem Olivin nach der Formel

2 Mg~ Si O, + C02 + 2 H20 = H, Mg3 Si~ O~ (Serpentin) + Mg C03 (Mag- nesit) entstanden ist. Nicht yon diesem sell heute gesprochen werden, sondern yon jenem kSrnigen Magnesit, der als basisehes Futter bei der Stahlerzeugung eine Weltbertihmtheit erlangt hat und in gr(i~eren verwendbaren Mengen bis jetzt in keinem Lande als in 0sterreich

gcfunden wurde. Mit dem Einsetzen der Grauwaekenzone, d .h . mit den unter diesem Namen seit alters her zusammengefallten paliio- zoischen Gebilden unserer Ostalpen bei Wiener-Neustadt, treflen wir gegen Osten fortschreitend allenthalben dieses Produkt gleich den Perlen einer Kette aneinandergereiht. Die wichtigsten Punkte liegen bei Gloggnitz, am Eichberg, bei K|amm, in der Veitseh, einem Sei ten~aben des Mtirztals, bei Stiibming, am Kaintaleck bei Leoben, bei Wald im Paltental , im Sunk bei Trieben, bei St. Oswald und

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auf der Millsfiitteralpe in K~irnten, im Pongau zwisehen Sehwarzach und Dienten. Alien Vorkommen ist das gleiehe Streiehen mit den Gebirgssehiebten gemeinsam, sie bilden mehr oder weniger grofie Linsen tells als direkte Abs~tze im Sehiefer, gri~gtenteils abet als Umwandhngsprodukte des Kalkes. Dieser letztere und h~ufigere Typus ist in den Vorkommen in der Veitseh am besten aufgeschlossen, weshalb ieh aueh dieses als Beispiet flit die abrigen erwahlen und nach Bespreehung desselben allgemeine Sehlul~folgerungen aufstellen mSehte.

Von der Station Mitterdorf im Mtirztal zieht nach 1%rden das Veitsehtal, das sieh bei dem Orte Veitseh in das Grog-und Kleinveitschtal gabelt. In einer Ost--West-streiehenden Zone treffen wit bald auf die Hauptvorkommen, welehe im Dtirrsteinkogel, im Sattlerkogel und in dem Greitbauerbruetl die Hauptansammlungen besitzen. Die geologischen Verhaltnisse sind folgende. Im Stiden dieser Zone sehen wir hoehkrystalline Gesteine, welehe wir zu den Gneisen reehnen k~nnen, im Norden treffen wit weniger meta- morphosierte Gesteine, die ieh fiir altpaI~ozoiseh anzusehen geneigt ware. Diese ~iltere Basis hat, die lokalen Abweiehungen ausgenommen, ein konstantes Fallen yon 23 h, also fast naeh h'orden. Die Sehiehten stehen im SUden steil, im Norden verfliiehen sie ein wenig.

Im Innem ruht eine karbone Falte, die an ihrer Basis aus dunldem harten Konglomerat, sehwarzem Tonsehiefer mit Graphiten and eehten Grauwaeken besteht, in ihrem Hangenden jene Kalke fiihrt, dutch deren Umwandhmg die Magnesite entstanden sind. Als hangendstes Glied miissen Quarzitsehiefer aufgefafit werden, welehe gleieh einem Keil den mitfleren Teil der Falte bilden.

Der petro~aphisehe Befund hat nun ergeben, dat3 sie arts Quarz und Serieitsehttppehen bestehen; ob sie als umgewandelte Quarz- porphyre anzuseben sind, wie ich dies f'tir die Serieitgesteine yon Payerbaeh-Reiehenau naehgewiesen babe, oder ob sie sediment~tren Ursprungs sind, l~tgt sieh einstweilen niebt entseheiden.

Nebenbei sei bier bemerkt, dal~ die Lagerungsverhaltnisse vollstandiff denen des Sunkes bei Trieben gleiehen, aueh bier zu unterst karbone Sehiefer trod Konglomerat mit Graphit, dariiber die Kalke mit den ~lagnesiten. Und was noch interessanter ist, sind die Funde der gleiehen Korallen in den Kalken beider Lokalit~tten. Man kann yon ihnen 1eider niehts anderes saffen, als dal3 sie identiseh sind, sie

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Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 50 l

lassen sich jedoch infolge ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht bestimmen.

Die n~iheren Ausfiihrungen tiber die geologisehen Verh~iltnisse werden in einer in Vorbereitung befindliehenMonographie der Veitsch, der sieh die tibrigen Magnesitvorkommen anschliegen sollen, aus- einandergesetzt werden.

Wenn wir nun die Aufschliisse, die tier Bergbau mit sieh gebracht hat, genauer untersuchen, so sehen wir folgendes:

In einer zu Dolomit umgewandelten Kalkmasse sehen wir grSf3ere oder geringere Partien des nutzbaren Pinolitmagnesites. Der beste Beweis, daI3 wir es urspriinglich mit Kalk zu tun gehabt haben, sind die zahh'eiehen in Magnesit und Dolomit umgewandelten Krinoidenstielglieder, die sieh namentlieh im Liegenden der Kalke finden und doeh gewil~ urspriiDglieh aus Kalken bestanden haben, aueh das Einsehliel3en der Pinolite in die Magnesite l~il~t sieh nieht anders erklaren. (Abbildung siehe: 13ber das Alter und die Entstehung einiger Erz- und Magnesitlagerst~itten der steirisehen Alpen. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1903, pag. 291.)

Wir miissen uns vorstellen, dal3 Magnesiabikarbonate in die Kalkmassen eingedrungen sind und in der ersten Phase Dolomit gebildet haben, dann aber bei dem weiteren Vordringen der L~sungen reine Magnesiakarbonate zum Absatz braehten, bei weleber Gelegen- heit ein Teil der leichter 15slichen Caleiumkarbonate weggeftihrt worden sein mag.

Wit h~itten also fiir diese zwei Phasen zwei Gleiehungen: CaC03 + MgCO~ = CaMg(C03).,

CaMg(C03) + MgCOa = 2MgCQ + CaC03. Interessant ist, daft Partien des Liegendsehiefers in der Magnesit-

masse vollstiindig eingeschlossen sind, wie ieh Ihnen ein solches Stiick vorlege. Im Dtinnschliff der Magnesite und Dolomite ist iiberdies zu sehen, dal3 das Ganze unter einem enormen Druck gebildet worden sein mug, da die Krystalle neben Zwillingsstreifung undul~ise Aus- l(ischung und eine anomale Zweiachsigkeit zeigen.

Der Pinolitmagnesit besteht fast niemals aus reinem Magnesium- karbonat, immer finden wir einen mehr oder weniger grol3en Prozent- satz yon Eisenkarbonat beigemischt und wir miissen annehmen, dag dieser mit dem Magnesit isomorphe Reihen bildet, deren hShere Glieder der Breunnerit, der Mesitinspat und schlieiilieh der Sideroplesit

l~ineralog, und petrogr. ]~Iitt. XXVI . 1907. (Mitteil, Notizen, Li teratur . ) 34

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mit 11--12% MgC03 yon B6hmsdorf bei Schleiz sind, so daft wir eine geschlossene Reihe yon Magnesit zum Siderit durchfiihren kOnnen. Der Gehalt an Calciumkarbonat ist bei den reinen Variet~iten nur gering, 1--2%, wo er hSher ist, wie z. B. am HRuselberg bei Leoben~ diirfte er als mechanische Mischung aus dem Dolomit anzusehen sein.

Die Pinolien sind yon kleinen graphitisehen Schieferpartikelchen eingesehlossen, denen der Tonerde- und Kiesels~iuregehalt aller tech- nischen Analysen zuzuschreiben ist. Sie sind grS~tenteils mehlig und fUhlen sich fettig an.

Von den zahlreichen Mineralien, die teilweise yon Herrn Dr. F. Cornu und Herin Re inho ld gelegentlich gemeinsamer Exkursionen gefunden wurden, und welche auch yon diesen Herren in der Mono- graphie iiber die Veitsch besehrieben werden sollen, erw~ihne ich nur die auf die Genesis des Ganzen bezughabenden : yon diesem Stand- punkt sind vor allem der Rumpfit (yon Dr. Cornu in der Veitsch zum erstenmal aufgefunden) und aer Talk, die beiden Magnesitsili- kate, zu betrachten.

D er Dolomit kommt tells primRr entweder als schwarzes Gestein oder in weil~en undurchsichtigen bis 30 c m ~ofien Rhomboedern in der Magnesitmasse vor oder aber er ist sekundRr auf Kliifteu und Drusen zu finden~ dann ist er mehr oder weniger wasserhell, das Extrem sind Stiicke yon Doppelspatcharakter, als welchen ich ihn auch bis zur Untersuchung Comus angesehen habe.

In Giingen tritt Kupferkies mit Schwefelkies und Arsenantimon- fahlerz mit Quarz als Gangmasse oder in Form yon freien gro~en Bergkrystallen anti

Gleichzeitig mit dem Magnesit gebildet konnte ich diese Mine- ralien bis jetzt nirgends beobachten: es sind immer QuarzgRnge yon nur wenigen Zentimetern his 3m, in welchen diese Erze auftreten.

Als weiteres sehr interessantes Mineral sei der Antimonit er- wRhnt, den ich zum erstenmal im Magnesit des nahegelegenen Eich- bergs gefunden habe. Nicht unerwahnt soll es bleiben, dal~ das Calciumkarbonat in der ganzen Lagerst~tte nirgends als Calcit, sondern stets als Aragonit sich findet. Herr Dr. Cornu, der diesbe- ziigliche Versuche angestellt hat, f'tihrt diese Erscheinung auf das Vorhandensein der Magnesiasulfatverbindungen als LSsungsgenossen zuriiek. (Osterr. Zeitschrift f'tir Berg- und Htittenwesen, 1907.)

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Dieser Typus, wie ich ihn hier besproehen babe, lii[3t sich an mehreren Stellen genau wiederfinden, so z.B. im Sunk bei Trieben, am Kaintaleck bei Leoben usw. Es sind zweifellos im n a e h h i n e i n e i n g e d r u n g e n e LSsungen , und zwar muti man als Zufahrtswege die Grenze der T o n s e h i e f e r und K a l k e a n n e h m e n , die ersteren wurden eben wegen ihrer Best~indigkeit gar nieht oder nur wenig angegriffen. 1)

Teilweises Talkigwerden kann man immerhin an einzelnen Stellen in der Veitsch nachweisen. Das Vorkommen des Talkes in mehr oder weniger ~ogen Massen fdhrt dann direkt zu den Talk- lagerst~itten; ich kann hier eine kontinuierliche Reihe auff'tihren, yon den Magnesiten des Eichberges am Semmering zu der Talklager- st~itte von Oberort im TragSssertal bis zu den reinen Talken yon Mautern, wo an der Grenze der Tonschiefer und Kalke die Talk- massen in ersteren auftreten, w~ihrend die Kalke selbst gr~gtenteils in Magnesit mit sparlichen Talkeinsprenglingen umgewandelt sind.

Und yon den Ma~'nesitlagerst~itten kommen wir in gerader Reihe zu den Siderit-Ankeritlagerst~itten. Wir kSnnten, wie ich dies schon in meiner Arbeit: ?Jber das Alter und die Entstehung etc. 1. c. ge- zeigt habe, eine ganze Reihenfolge aufstellen, die yon den Magnesiten zu den Sideriten fiihrt.

Selbstverstandlich hat eine solche Aufstellung nut den Wert, die gleiche Bildung aller dieser Karbonate zu zeigen, sie soll aber nicht eine kontinuierliche chemische Reihe vorstellen, wie wir sie yore MgCO~ zum FeC03 und yore CaFe(C03), zum CaMg(C03), in den verschiedensten isomorphen Mischungen aufstellen k~nnen. Da aber in unseren Alpeu Siderit und Ankerit stets gemeinsam vor- kommen, so kSnnen wir, wenn auch nicht ehemisch, so doch mechanisch solche Reihen aufstellen, die uns yon dem Typus der metamorphen Magnesitla~erst~tte zu den Ankerit-Sideritlagerstatten des Erzberges, der Radmer, des Htittenberges in K~irnten etc. Ftihrt. Ein Beispiel, wo beide Lagerst~itten direkt ineinander Ubergehen, sind nach einer mfindlichen Mitteilung Hofrats Dr. Hoefe r in Leoben die Magnesite, Ankerite und Siderite der Stangalpe an der steirisch-k/irntnerischen Grenze.

I) Die Verdienste Prof. R u m p f s in Graz um die Erforschung der Pinolit- magnesite sollen in einer demniichst erscheinenden Arbeit beleuchtet werden.

34 *

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Da[~ sigh aber die Ankerite und Magnesite schon oft ~tuiierlieh vollstiindig gleichen, zeigt Ihnen ein Braunspat der Radmer, der hier Rul~erst hiiufig auftritt, ja sogar schon des (ifteren wegen seines pinolitischen Aussehens Veranlassung gab, hier naeh Magnesit zu suchen. Und doch ist es eine isomorphe Mischung yon Ankerit und Dolomit mit der Zusammensetzung

Eisenoxydul Aluminiumoxyd Manganoxydul Calciumoxyd Magnesiumoxyd Kiesels~ure Kohlensiiure

12"11 0"26 0"92

28"82 14"33 0"23

43"33 100"00

das siud 35~'/o Ankerit und 65% Dolomit. Diese Analyse stimmt aueh mit friiheren in meiner schon ~ifters zitierten Arbeit: Ober die Entstehung einiger ErzlagerstiRten etc., nut datil es mir erst jetzt gelang, reines Material in Form yon Spaltungsrhomboedern zu se.parieren, w~hrend friiher nur Gesteinsstticke zur Analyse gelangten.

Und mit diesen Braunspaten, die der Bergmann zu den Ankeriten zahlt, kommt der eigentliche Ankerit (CaFeC~06), auch Siderit, vor, zum Beispiel am Erzberg. Fast alle Siderite und Ankerite ent- halten in Form yon festen LSsungen Calciumkarbonat und Magnesium- karbonat in geringen Mengen, so da$ wir alle drei Karbonate, Magnesium, Calcium und Eisenkarbonat, auf diesen Lagerstiitten tells mechanisch gemischt, tells chemiseh (isomorph) gemischt vorfinden. Und gehen wir yon der Radmer his zum Erzberg, so sind die Ankerite und Siderite an der Grenze der Kalke und Schiefer zu finden, welch letztere sogar teilweise yon den Erzliisungen durch- triinkt werden. Ich zeige Ihnen hier HandstUcke aus der Radmer nnd dem Erzberg, an welchen das Eindringen der ErzlSsungen noch gut zu sehen ist.

Zwei Dinge kann man bereits als feststehend ausehen. Magnesia und EisenlSsungen haben Kalk metamorph veriindert und dabei die wiehtigsten Magnesit- und Ankerit-Sideritlagerstiitten unserer Alpen gebildet.

Die grSfite Schwierigkeit, die noch zu tiberwinden bleibt, ist die Niveaubestiindigkeit und die genaue Bestimmung der Zufahrts-

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wege; hier beginnt die Hypothese, die, noch auf geringes Beobach- tungsmaterial gestiitzt, stets ein schwankendes Bild liefern wird.

Dr. H. T e r t s c h : G r a p h i t im D u n k e l s t e i n e r Wald.

Eiue Aufnahmstour, welehe zur Aufsammlung yon Gesteins- material aus der westlichen Randzone des Granulitstoekes yore Dunkelsteiner Wald im Sommer 1907 unternommen wurde~ ffihrte (ifters zu kleineren oder grS~eren Lagern yon Graphit. (2her die Art des Auftretens orientiert am besten ein Vorkommen im Kalk- bruch nSrdlieh yon B e r g i n g (bei SehSnbichl). Dieser in einem kleinen Seitental gelegene, derzeit aufgelassene Brueh zeigt den flit das ganze Gebiet so charakteristischen reiehlich mit Phlogopit durch- setzten krystaUinen Kalkstein.1) Im Bruch sind dann noeh 2 Linsen eines sehr stark zersetzten, gneisartigen Gesteins zu finden (die mikroskopische Aufarbeitung muff noch vorbehalten bleiben). Genau an der Grenze beider Gesteine tritt der Graphit mehr minder rein auf -- in seiner M~ichtigkeit au~erordentlieh weehselnd zwisehen einer diinnen Lage in der Randzone der Gneislinse und mehreren zentimeterdicken Schichten. Dieselbe Abhiingigkeit vom Kalk und vermutliehen Plagioklasgneisen ist gleichfalls in Wo 1 fs t ei n (Graphit- grube stidlich des Binderberges), in G e i e r s b e r g (am SUdhang des Dorfes und im Waldgraben) und in grSl~tem Ausma~ im Gebiete H i i u s l i n g - E c k a r t s b e r g , H e n g s t b e r g zu finden.

Ist aueh in Geiersberg der diehte Pflanzenwuchs der Kl~irung der genetischen Verhiiltnisse im Wege~ so liegen im Steinbruch des Herrn GSppel in Hiiusling wie in den ,Loosdorfer Graphitwerken" am Westfufi des Hengstberges die Verh~ltnisse wie in Berging.

Die Wechsellagerung zwischen Kalk und Plagioklasgneisen mit Str. NW.--SO., F. SW. wird sehon yon Sue~ genau beschrieben.

Das alte Graphitwerk war lange Zeit verschtittet und wurde erst im Mai 1907 durch eine Soeidt~ anonyme mit dem Sitz in Br t t sse l unter obigem l~amen er~ffnet. Derzeit bestehen 2 Sch~ichte mit 9 und 18 m Tiefe, wobei der erste Linsen r e inen , grol~bl~itt-

1) Zur mikroskopischen Charakteristik des in diesem Gebiet auftretenden Ge- steins siehe: F .E . Sue fi, Grundgebirge im Kartenblatt St. PSlten. 5ahrb. d. geol. Reichsanstalt, 1904, pag. 389. - - S t titz, Oryktographie v. Unter-0sterreich. Wien. M e g e r l e , 1807, kenn~ schon den Graphit yon Eggersberg und Haigsberg.

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rigen, ,weichen ~ Graphites bis zu 70 cm M~ichtigkeit zeigt, w~hrend gleich daneben gneisgemengte ,h~rtere" Lagen bis tiber 2 m Dicke erreichen. Der tiefere Schaeht, welcher mit Wassereinbruch za kampfen hat, zeigt in den Stollen sonderbare, mehr minder hori- zontal verlaufende gangartige H~hlungen, welche wieder mit TrUm- mere yon Gneis und Graphitlinsen teilweise ausgeflillt sind. Es mUssen an dem Hang des Hengstberges in dieser weicheren Gesteins- zone heftige Rutsehungen vor sich gegangen sein. Die Tagesf'Srderung betr~gt 20--30 q. Das Rohmaterial wird yon Loosdorf sofort per Bahn weiterbef'drdert. ~hnliehe grol3e Lager scheinen die ganze Linie Hiiusling-Hengstberg zu begleiten.

Prof. F. Berwer th : J a v a n i s c h e Waffen mit ~Meteoreisen- p a m o r ~.

Der Vortragende legt fUnf Dolche (Kris) mit kunstvoll einge- schmiedetem ,Meteoreisenpamor ~ vor. Das hierzu verwendete Meteor- eisen stammt yore Blocke yon Prambanan~ der im Kraton (Palast) des Susuhunan (Kaiser) yon Solo~ Soerakarta auf Mittel~Java auf- bewahrt wird. Das Prambananeisen wird als Pamor (Muster)nur fur Waffen des genannten Ftirsten verwendet. Dolche (Kds) mit ~Meteoreisenpamor ~ sind also Seltenheiten. In diesem Falle sind die 5 ~Kris" im Auftrage des Fiirsten fiir den Kaiser yon Osterreieh gesehmiedet worden, wozu eine Arbeitsdauer yon 4 Monaten ben~tigt wurde. So oft man Meteoreisen fiir den genannten Zweek braueht, wird der Block yon Prambanan ins Feuer gelegt, bis zum Erweichen geglttht und dann yon ibm mit Hammer und Meiflel die n~tige Eisenmenge abgestemmt. Das Meteoreisen yon Prambanan befindet sich somit im Zustande eines ,kiinstliehen Metabolits ~ , was auch die sehon friiher in Sammlungen gelangten Stticke dieses Eisens bezeugen. Dab yon Meteoreisen kleine Proben versuchsweise ge- schmiedet women sind und die verkrtimmten Kamacit- und Taenit- flguren das Urbild fiir den damaszierten Stahl abgegeben haben, ist bekannt. Es ist uns aueh bekannt, dal~ besonders die alten mexi- kanischen Meteoreisenbl~eke sowie auch ein Exemplar der Mukerop- blScke im Feaer gewesen sind, die abet sonst keine Spuren einer kiinstlichen Bearbeitung an sich tragen, t?ber eine handwerksmiil~ige Verarbeitung yon Meteoreisen ist bisher nie berichtet worden, wie

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Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 507

sie hier als ,Pamorschmiedekunst" yon dem Hofsehmiede des Kaisers

yon Solo mit allereinfaehsten Mitteln in wahrhaft kiinstleriseher Voll- endung ausgeiibt wird.

Als Ersatz ftir Meteoreisen wird jetzt aueh das Nickel als ,Pamor" verwendet. - - Die vorliegenden Dolehe geh~iren der ethuo- graphisehen Abteilung des naturhistorischen Hofmuseums. Sie wurden yon Regierungsrat H e g e r mitgebraeht und sind yon ihm in gefiilliger

Weise zur Ausstellung tiberlassen worden. (?2bet Meteoreisen- und Nickelpamor und die Pamorsehmiedekunst siehe J. G r o n e m a n n in Weekblad voor Indi~, Nr. 14 und 24, 1904 und 42, 1905. - - Java- bode, 29. Juni und 12. Juli 1904. Het Daghet blad voor kunst und leven, August 1905. - - D e Vorderingen der Pamor-Smeedkuust b ~: H. van Ingen, Soerabaja, 1906.)

Ausstellung: Borate. Ausstel ler: l~aturhistorisches Hofmuseum (EM), miaeralogisch-petrographischr Institut (MP)j

Sammlung Kllrschuer (K), Sammlung yon Loehr (L), Samrnlung reid] (V).

Jeremejewit. Soktuj-Gebirge, Nertsehinsk. 2 c m lange, abgebrochene schlanke

S~ule, farblos, Endfl~ehe ganz rauh uud abgerundet (H•).

Sussexit. Mine Hill Franklin Furnace, Sussex Co. Parallel feinfasrig, weifl,

gelb tingiert (HE); wei~e Flasern mit Rotzinkerz verflochten (K).

Ludwigit. ~foravicza, Banat. Sechs St~eke das Vorkommen illustrierend, langfasrig

mit Magnetit, filzig, stenglig, fl]zig in Weohsellagerung mit ~iagnetit und Calcit. Pseudomorphosierung in Limonit (H•).

Pinakiolit. Langb~n, Wermland. Schuppig-bl~ttrige Zone in einem kSrnigen Aggrr~at

yon Dolomit, Hausmanit und Tephroit? (H~.)

Szaibelyit. R e z b a n y a , U n g a r n . Lichte KSrner in grauem kSrnigen Kalk (HM).

Boracit. Liineburg, Hannover. GrSfiere und kleinere lose Krystalle wm Wfirfel-

typus mit (110) und (111) (111), ebenso yon dodekaedrischem Typus mit unter- geordneten (100) uud (111) (111), lose Krystalle (100) (110), ~ (111), kleine farb- lose Krist~llchen vom Tetraedertypus • (111) (l~)), 1"5 cw~ gro~er KrystaU, grau- weill (100) (001) (111~ (111) in Gips, kleiner Krystall durchscheinend yore Rhomben- dodekaederts~pns mit (100) und (111) {111) in Gips (HM); zwei Krystalle yore

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508 ]~itteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

W~rfeltypus mit (011) mit z (111) in Gips und sin Krystall, durchscheinend (011) mit x (111) in Gips (K).

Stal~furt , Preu~en. Zwei lose durchseheinende Krystalle (011) mit z (111}, ebenso (011) (100) x (111) (V); weiBe derbe Massen (HM).

F r i e d r i c h s h a l l . Kleine wei~e Kfigelchen, ganz dicht in einer grauen Grundmasse yon Carnalit? (HM).

Rhodizit. S c h a i t a n s k , Ural. Ein gut 1/2era groBes Rhombendodekaeder mit 3 klei-

neren Krystallen, begleitet yon Rauchquarz und Rubellit auf Steatit (HM).

Colemanit. San Bernard ino Co., K a l i f o rn i e n . Gruppe gr0i3erer weifler Krystalle

(110) (210) (100) (111)(121) (221) (021) (011) (~01) (H]f). Druse kleinerer Kry- stalle yon vorigem Typus (MP).

Ventura Co., Ka l i fo rn i en . Hohldruse kleiner gl~nzender Krystalle auf fasrigem Colemanit (HM).

Pinnoit. Asche r s l eben , Prov. Sachsen , Preu~en. Knollen, wei~ fasrig bis dicht

mit nieriger Oberfl~che (H•). S t a ~ f u r t , Preul]en. Gelbe feinfasrige Bliitter ineinander verknetet (H~[).

Sulphoborit. Weste rege ln , Prov. Sachsen , Pren~en. Winzige lose Kryst~llchen,

weiI] und rot~ siulig, meist (110) (111) (010), auch (110) (111) (001) (HM).

Panflermit. Pande rma , K le inas i en . Weifle porzellanartige masse mit muschligem

Bruch (K). Yon Regierungsrat v. Loehr waren ausgestellt kleine Krystalle yon Eisen-

borazit und farblose tetraedrische und wiirflige Borazite in Nadeln gefaBt.

Be r i ch t igung . Diese Nit~eilungen, Nr. 34, Seite 22, Zeile 15 v.u. lies: Korund stat~ Kamm.