mitteilungen der freien waldorfschule stade - … · kunst-reise der 12. ... chen mit der...

52
C 20 924 F MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN STADE STADE STADE STADE STADE STADE STADE STADE STADE W ALDORFSCHULE W ALDORFSCHULE W ALDORFSCHULE W ALDORFSCHULE W ALDORFSCHULE W ALDORFSCHULE W ALDORFSCHULE W ALDORFSCHULE W ALDORFSCHULE FREIE FREIE FREIE FREIE FREIE FREIE FREIE FREIE FREIE 33 33 33 33 33 33 33 33 33

Upload: builien

Post on 17-Sep-2018

213 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

C 20 924 F

MITTEILUNGENMITTEILUNGENMITTEILUNGENMITTEILUNGENMITTEILUNGENMITTEILUNGENMITTEILUNGENMITTEILUNGENMITTEILUNGEN

STADESTADESTADESTADESTADESTADESTADESTADESTADEWALDORFSCHULEWALDORFSCHULEWALDORFSCHULEWALDORFSCHULEWALDORFSCHULEWALDORFSCHULEWALDORFSCHULEWALDORFSCHULEWALDORFSCHULE

FREIEFREIEFREIEFREIEFREIEFREIEFREIEFREIEFREIE

333333333333333333

Inhalt

3

Unser 10. Martinsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 4Konzerte und Lesung für den Flügel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 6Höhepunkte der 3. Klasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 7Konkrete Poesie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 9Stader Abiturienten in Ottersberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 11Kunst-Reise der 12. Klasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 12Klassenfoto der 1. Klasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 13Gian-Moritz' erster Schultag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 14Schuleinführung aus der Sicht eines Klassenlehrers . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 15Eindrücke einer Quereinsteiger-Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 16Schulhof-Gestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 17Schulgarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 24Impressionen vom Michaelifest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 26Feldmess-Epoche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 28Zwölft-Klass-Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 34Sommerreise nach Litauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 40Neu an unserer Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 46

Liebe Leser,nach langer Zeit – und hoffentlich schonerwartet – liegt wieder ein Mitteilungsheftunserer Schule vor Ihnen. Redaktionell hatsich etwas getan: zum festen Stamm gehörennun Frau Haack, Frau Barzen, Herr Brüg-mann und Herr Schubert. Bessere Abspra-chen mit der Grafik-Abteilung und derDruckerei tragen zur reibungsloseren Fertig-stellung bei. In diesem Zusammenhang seiein ausdrücklicher Dank an Herrn Witteausgesprochen.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, zweimalim Schuljahr zu erscheinen und offener fürinitiativ eingesandte Beiträge von Ihnen –liebe LeserInnen – zu sein.

Verstärkt wollen wir auch in den näch-sten Ausgaben Vorgänge hinter der Kulissedes Schullebens ansprechen, z.B. die Schul-beratung durch Frau Abraham, die seit nun

anderthalb Jahren doch einiges in der Selbst-verwaltung unserer republikanisch geführ-ten Einrichtung bewegt hat.

Im Vordergrund stehen natürlich die Kin-der und Jugendlichen, die bei uns zur Schulegehen. So harren schöne Impressionen vomMichaeli-Fest Ihrer geneigten Aufmerk-samkeit. Von der Einschulung über dasZwölft-Klass-Spiel hin zu den Abiturientenin der Ottersberger Diaspora wird die Redesein. Auch der Gartenbau und die Schul-hofgestaltung werden behandelt, neueKollegen stellen sich vor, es geht um Litauen,die dritte Klasse, eine Ausstellung der 11.Klasse – konkrete Poesie, die Kunstreise der12. Klasse und noch einiges mehr. VielFreude bei der Lektüre!

Mit freundlichen Grüßen,allen ein frohes Weihnachtsfest,Ihre Redaktion

Die allgemeine Unterhaltung verstummte,als unsere 5. Klasse unter Leitung von

Frau Bahlinger mit dem mehrstimmig vorge-tragenen Lied „Bunt sind schon die Wälder“um 12 Uhr den Beginn unseres Martins-marktes ankündigte. Der kurzen Begrü-ßungsansprache folgte traditionell das St.Martinslied und dann wurde der Markteröffnet.

Glücklicherweise war das Wetter schön,so dass die Besucher den Weg in die Schul-küche, wo thailändische Köstlichkeiten an-geboten wurden, leicht fanden. Auch derVerkauf von Apfelpunsch und Bratwürstenunter der Überdachung des Neubauein-ganges lief prima und an einem feinen Feuerhinter der Remise konnte Stockbrot geröstetwerden.

Man konnte das gesamte Schulhausimmer wieder staunend durchwandern.Dank der guten Planung und all der Er-fahrungen der Vorjahre lief die Durch-führung der jeweiligen klassenbezogenenAufgaben über Aufbau und Schichtbe-setzungen bis zum Aufräumen fast perfekt.

Dem Basarkreis, dem ich Zuwachs wün-sche, spreche ich im Namen der Besucherund der Schulgemeinschaft einen ganz herz-lichen Dank aus! KERSTIN POMARIUS (E)

Stockbrot,Apfelpunsch undBratwürste

Unser 10. Martinsmarkt

Essbares Meeresungeheuer aus demUnterwassercafé der 10. Klasse

4

Attraktiver Anziehungspunkt für die Kleinsten: die Welt der Wichtel in der Baumhöhle.

Frau Pomarius eröffnete den Martinsmarkt.

Die 8. Klasse kochte thailändisch.

Macht Spaß: kneten, matschen, formen.

Reichhaltiges Buffett im Unterwassercafé

5

Zur Erinnerung: Im September 2000 er-warb unsere Schule einen Konzertflügel

für den Festsaal. Die Hälfte des Kaufpreiseskonnte aus dem Schulhaushalt beglichenwerden. Zur Finanzierung der anderen Häl-fte fanden sich fünf Elternhäuser bereit, derSchule für genau ein Jahr den noch nötigenBetrag zu leihen.

Um die Rückstände der Leihgelder sicher-zustellen – und dies in finanziell schwierigenZeiten – wurde ein „künstlerischer“ Wegbeschritten: Von Oktober bis Juni folgtenzahlreiche Besucher der Einladung zu einerReihe von Veranstaltungen in der Schule zuGunsten des Flügels.➠ ① Freitag, 6. Oktober 2000 (im Rahmen

des 10-jährigen Schuljubiläums): „DasKlavier als Orchester“ mit Javier Sanz delRio (Klavier)

➠ ② Sonntag, 4. Februar 2001: „Nocturno,Geistertrio und ein Märchen“ mit UrsulaFiedler (Sopran und Violine), Karl-Hermann Jellinek (Violoncello) undGundula Senftleben (Klavier)

➠ ③ Sonntag, 4. März 2001: „Balladen vonSeefahrern, Piraten und dem weiten

Meer“, gelesen von Charlie Rinn-Roock,Musik: Ludwig Jablonski (Trompete)und Karl-Hermann Jellinek (Violoncello)

➠ ④ Freitag, 4.Mai 2001: Jazz-Abend mitdem „Jazz-Duo“: Frederik Feind (Kla-vier), Günter Köttgen ( Kontrabass ) undGäste

➠ ⑤ Mittwoch, 20.Juni 2001: „Jazz undRock, Jandl und Gernhardt“ mit der Vo-kalgruppe VOXTROTT unter der Lei-tung von Harald Winter.Bei allen Veranstaltungen haben die

Künstler auf ein Honorar verzichtet, derErlös aus den Eintrittsgeldern kam in vollerHöhe dem Flügel zugute. So konnte dasgeliehene Geld wie verabredet nach einemJahr an die fünf Familien zurückgezahlt wer-den. Die Finanzierung unseres Konzertflü-gels ist damit glücklich abgeschlossen. Und,nicht zuletzt: Viele Besucher waren zumersten Mal in unserer Schule und erlebten dieWaldorfschule als einen gastlichen Ort mitAtmosphäre und einem anspruchsvollen,vielseitigen Kulturangebot. Allen Beteiligteneinen herzlichen Dank!

KHJ (L, E)

Vier Konzerte und eineLesung für den Flügel

Veranstaltungen

Das „Jazz Duo“ spielte mit Gästen zu Gunsten des neuen Flügels.

6

Im 10. Lebensjahr findet das Kind stärkerzu sich selbst. Es erlebt eine Trennung von

Ich und Welt. Oftmals tauchen für einegewisse Zeit auch Ängste auf. Das Kind stelltnun viele kritische Fragen, wie z. B.: Bin ichwirklich ein Kind?

Hier knüpft der Lehrplan der Waldorf-pädagogik an das seelische Befinden des Kin-des an und bietet in der dritten Klasse gleichdrei Sachunterrichtsepochen. Diese sollendem Schüler in seiner Seelenverfassung hel-fen, in seine nächste Umgebung hineinzu-wachsen und ihn miterleben lassen, was erfür seine Behausung und Ernährungbraucht.

In der Ackerbau-Epoche wird gepflügt,gesät, geerntet, gedroschen, gemahlen undgebacken. Es wird bereits ein erster Kontaktmit dem späteren Gartenbaulehrer geknüpft.Das Kind verbindet sich mit der Ursprüng-lichkeit der Erde, die es ernährt. Es erlebtdabei das Hand-in-Hand-Gehen von Menschund Natur. Ein junger Mensch wird in sei-nem Selbstbewusstsein für das ganze Lebengestärkt, wenn er alle Arbeiten eigenhändigausführt. Auch müssen Himmel und Erdefür ein gutes Gelingen zusammenwirken.

Die Handwerker-Epoche gibt dem Kinddie Gewissheit, dass es mit seiner HändeArbeit und Geschicklichkeit vieles schaffenkann.

In der Hausbau-Epoche bauen dieSchüler sich nun gemeinsam ein neues Haus,nachdem sie aus ihrer Kleinkindhülle – ausdem Paradies – herausgeschlüpft sind. Sieverlassen ganz allmählich ihre verträumteKindheit und schaffen sich ein eigenes Dachüber dem Kopf. Zuerst erzählt der Lehrervon den Behausungen der Naturvölker,

bevor das heutige Wohnhaus behandeltwird. Dann planen die Schüler mit Hilfe derEltern ein Projekt auf dem Schulgeländeoder außerhalb – und beginnen zu bauen.

Die letzte dritte Klasse hatte sich für einspiralförmiges Weidenhaus entschieden,welches durch eine Mauer begrenzt wurde.Alle Arbeiten führten die Schüler relativselbstständig aus und es konnte mit Freudebeobachtet werden, wie der Stolz und die

Das Ich und die Welt

Höhepunkte der 3. Klasse

Da müssen auch mal die Väter ran …

Verbundenheit mit dem Tun die Schüler rei-fen und wachsen ließ.

Zum Abschluss des Schuljahres plant undbaut jeder Schüler sein individuelles Hausnach ganz eigenen Vorstellungen und Mög-lichkeiten. Diese sehr urigen Behausungenwerden zusammen mit den über das Jahrgewebten Teppichen in der Schule ausge-stellt.

Alle drei Epochen werden in sorgfältiggestalteten Heften durch Geschriebenes undGemaltes festgehalten.

Die Schüler erleben eine fröhliche, aktiveund – im wahrsten Sinne des Wortes - auf-bauende Zeit, die sie das Lernen leichter fal-len lässt. Ebenso wirken die Inhalte der drit-ten Klasse sehr gemeinschaftsbildend. JederLehrer darf sich auf dieses Schuljahr freuen.

ANNETTE PSOTTA (L)

Höhepunkte der 3. Klasse

Tanja Morgenstern mit ihrem Hausent-wurf mit Binsendach.

In der Ackerbauepoche pflügen und säen die Kinder der 3. Klasse.

Ein spiralförmiges Weidenhaus entstand in der Hausbauepoche.

8

Die Schüler der 11. Klasse sollten imRahmen des Deutschunterrichts Worte

installieren und zu einem Gesamtkunstwerkverarbeiten. Wir schulten unsere Phantasieund rieben unsere Verständnismöglichkeitenan Gedichten von Ernst Meister, Paul Celanund Christoph Meckel. An diesen Silben-und Klang-Monteuren entzündete sich imKlassenzimmer auch allerhand Unmut.

Welche Wirkung sollte da bezweckt wer-den, welche Aussage könnte denn hier ding-fest gemacht werden? Aber in dem Maße, indem sich moderne Poesie unserem vitalenDrang nach Eindeutigkeit entzieht, entstehtein Raum der Mit-Dichtung, ein Raum fürEin-Fühlen, Quer-Denken oder Stehen-Lassen ... So kamen die Geister in Bewegung.Einige der Werke, die es allesamt verdienthätten, hier gewürdigt zu werden, finden Sieimmerhin abgelichtet. ULRICH SCHUBERT (L)

Konkrete Poesie

Kunstunterricht der 11. Klasse

Himmel mit Wattewolken von Katharina.

Nora und Gesa erarbeiteten eine typografische Lösung mit getrockneter Rose.

9

Kunstunterricht der 11. Klasse

Maries Kollage mit Afghanistan-Bildern.Unten: Hanna spürte der Freiheit nach.

Johanna verstrickte das Dreieck im Kreis.Nils zeigte parallel laufende Linien im Unendlichen.

Schon in den letzten Wochen der Sommer-ferien richteten wir uns in unserer Doppel-

haushälfte mit Vorgarten in Stuckenborstelein. Bald zeigte sich die erste Schwierigkeit:Wie sollten die Zimmer aufgeteilt werden?Doch das Problem ließ sich mit etwas Ruheund Kompromissbereitschaft lösen.

Wir richteten Koch-, Küchen- und Fege-dienste ein und besprachen, wie oft und vonwem das Bad geputzt und der Rasen gemähtwerden sollten. Kurz vor Schulanfang wieder-holten wir sogar die französischen Verben inallen denkbaren Zeiten (wie vorbildlich!).

Eine Frage, die sich bis jetzt immer wiedergestellt hat, was wo gekauft wird, im Öko-oder im Supermarkt – und wofür wie viel Geldausgegeben werden darf und wie viel Geldwöchentlich von jedem in die Haushaltskassegezahlt werden muss. Da gab es unterschied-lichste Ansichten.

Der erste Schultag war ein kleiner Schockfür uns. Wir hatten sechs Stunden und warenhinterher ausgelaugter als nach neun Stundenin den vergangenen Schuljahren. Wir fragtenuns, wie man ein solches Tempo (das beson-ders der Mathelehrer an den Tag legte) einJahr lang durchhalten solle. Doch die Ver-nunft sagte uns, dass es zu schaffen sein müs-ste, denn andere haben es ja auch geschafft –und so viel klüger als wir können sie ja auchnicht gewesen sein.

Nach einigen Schultagen merkten wir, dassman lieber nicht alle Hausaufgaben machensollte, wenn man sich danach ein bisschenlebendig fühlen wollte, und wir lernten, unsdie Arbeit so einzuteilen, dass man alles erle-digte, was unbedingt sein musste. Der Resthatte Zeit bis zum Wochenende oder man ließeben etwas weg.

Von Brendan (der inzwischen seine Abi in

Ottersberg abgelegt hat, die Red.) bekamenwir die von ihm selber erprobte Empfehlung,uns nicht zu überarbeiten, das würde sichnicht lohnen. Dass man sich trotzdem nichthängen lassen sollte, dachten wir uns still-schweigend dazu.

Im Großen und Ganzen kamen wir rechtgut mit. Problematisch sind Mathe und Bio. InMathe muss man am Ball bleiben, damit mannicht den Überblick verliert und hin und wie-der lassen wir uns von Herrn Loos Nachhilfeerteilen, was er bereitwillig anbot. Auch Bio istnicht ganz einfach, denn unsere neue Klassehat schon mehr Stoff durchgenommen und esfehlen ein paar Grundlagen.

An einigen Wochenenden fuhren wir nachHause. Wenn man nicht mehr bei den Elternwohnt, lernt man es zu schätzen, wenn füreinen gekocht wird und man seine Sachen imHaus verstreuen kann. Außerdem muss mansich mit seiner schlechten Laune wenigerzurückhalten, man muss bei der eigenenFamilie keine Angst haben, dass sie glauben,man mag sie nicht mehr.

In den Wochen vor den Ferien schriebenwir vier Klausuren und haben bis jetzt einErgebnis erfahren, das für uns zum Glückkeine bösen Überraschungen beinhaltete.

Je näher die Ferien kamen, desto nachlässi-ger wurde man. Manchmal musste ich michzusammenreißen, wenn ich während einerKlausur einfach keinen Bock mehr hatte undam liebsten abgegeben hätte. Wie ein Schwim-mer, den die Kräfte verlassen, rettete ich michin die Ferien wie auf eine Insel (wie tragisch!).

Natürlich hört die Schule in den Feriennicht auf. Unsere Deutschlehrerin formuliertetreffend: „Die Ferien sind dazu da, damit dieAbiturienten in Ruhe arbeiten können.“

NIKA EGGERS (S)

WG-Alltag und Abi-Stress

Stader Abiturienten in Ottersberg

11

Am frühen Samstagmorgen sind wir miteinem Bus und einem Pkw Richtung

Süden aufgebrochen. Übernachtet haben wirin der Ulmer Waldorfschule. Am nächstenTag hatten wir auf der Strecke von denAlpen bis in die Po-Ebene innerhalb von dreiStunden einen Temperaturumschwung von25° C. Das Auto hatte eine Klimaanlage, dieBusbesatzung jedoch musste schwitzen, sosprang sie auch abends nach der Ankunft inCinigiano geschlossen in den See direkt amHaus.

Am nächsten Tag bekamen wir ohne gro-ßes Ausschlafen die erste allmorgendlicheEinheit unserer Architekturepoche. Wir ent-schlossen uns sie von nun an immer imFreien zu halten. Später fuhren wir in dennächst größeren Ort, Montalcino. Ein Re-ferat über den Standpunkt des Weines Bru-nelli rundete den Ausflug wie auch bei jederanderen, später besichtigten Sehenswürdig-keit, ab. Zum Abschluss hatten wir wiejeden Tag noch Zeit zum Zeichnen. In denfolgenden Tagen waren wir an vielen Orten.

In Siena zum Beispiel besuchten wir denDom, den Piazza dell campo, hörten malwieder ein Referat und zeichneten. SanGiminiano ist das Städtchen mit den

Geschlechtertürmen und erfahrungsgemäßmit gutem Cappuccino.

In Rom hielt uns der Petersdom eine Zeit-lang auf, jedoch waren alle von der Pom-pösität eher negativ beeindruckt; der bro-delnde Tourismus nahm jede göttliche Stim-mung schon im Versuch. So gingen wir unsin einer Pizzeria stärken und sahen uns spä-ter das Kolosseum und das Forum Roma-num an. Abends brachten wir leider unserelangjährige Klassenbetreuerin Frau Grün-dahl zum Flughafen.

In Florenz war nur ein Teil der Klasse.Wir besichtigten den Dom und natürlichdessen Kuppel von innen und oben. DerTourismus war auch hier unerträglich undso hatten wir nach der Besichtigung vomBaptisterium und der Ponte Veccio auchnicht mehr viel Lust zum Einkaufsbummel.

Dagegen war der sonntägliche Ausflugzum Meer sehr erholsam. Die Wellen warenhoch, das Wasser salzig und die Sonne hat(wie fast immer) ohne jede Regenwolkegeschienen und die 36° C überschritten.

Auch das Kloster San Antimo war einsehr besinnlicher Ort. Es wird noch heutevon Mönchen bewohnt, man traute sich vorEhrfurcht kaum einzutreten.

Die Tage, die wir an dem wunderschönenHaus, irgendwo zwischen Florenz und Romverbrachten, waren vom Zeichnen, Plasti-zieren, Kochen (fast immer italienisch undsuper lecker), Abwaschen, Putzen, Brennender fertigen Skulpturen und Behälter undauch Ausruhen geprägt.

Abschließend kann man sagen, dass sichunsere „Abschiedsklassenfahrt“ doch sehrgelohnt hat. Vielen Dank an unsere betreu-enden Künstler Herrn Swierzy und Ulrikeund Frau Gründahl.

MAREIKE MARSCHEWSKI (S)

Italien, Cappuccino und Kunst

Kunstreise der 12.Klasse

12

Nur wenig„göttliche“Stimmungauf demPetersplatzin Rom.

Vor

dere

Rei

he:

Hei

ner,

Bar

bro,

Mar

usha

, lau

ra, S

tina

und

Ann

a; m

ittle

re R

eihe

: C

illia

n, G

ian-

Mor

itz,

Gab

riel

, Fel

ix, H

anna

h, B

enja

min

, Mal

een;

hin

tere

Rei

he:

Sara

h, J

anek

, Fle

ur, T

eja,

NoË

mi A

nna-

Mae

.A

n di

esm

Tag

fehl

te L

ea. I

m H

inte

rgru

nd:

Kla

ssen

lehr

er J

ens

Schl

iwa.

Die

1. K

lass

e d

er

Fre

ien W

ald

orf

schule

Sta

de

Jahrg

ang 2

001/

2002

Die

1. K

lass

e d

er

Fre

ien W

ald

orf

schule

Sta

de

Jahrg

ang 2

001/

2002

Es war typisch für meine Eltern: das großeEreignis am nächsten Tag – und ich mus-

ste zu Bett. Ich versuchte zu schlafen,obwohl ich vor Neugierde fast platzte. Wiewürde mein Klassenlehrer sein, neben wemwürde ich sitzen, welche Schultüte bastelnmeine Eltern wohl gerade in der Küche? Ichhatte mir eine blaue Tüte mit grünen Fischengewünscht. Mit der Vorstellung, nun endlichmit meiner großen Schwester auf dieselbeSchule zu gehen, konnte ich einschlafen.

Die Sonne schien warm am Einschulungs-morgen und ich durfte mein neues T-Shirtohne den Anorak anziehen. Mit Ranzen –Mama und Papa im Schlepp – nahmen wirim großen Saal Platz. Feierlich wurden wirvon Frau Roock begrüßt. Extra für uns führ-te die zweite Klasse von Frau Ernst-Bonne-sœur ein Märchen auf. Ich glaube, es gingwohl um die Gold- und Pechmarie. Papameinte neugierige Spannung und erwar-tungsvolles Blitzen in den vielen Augenpaa-ren bemerkt zu haben. Ich aber hatte nurAugen für meine neuen Klassenkameraden,die nacheinander von Frau Peuker auf dieBühne gerufen wurdenund unserem Klassenleh-rer Herrn Schliwa eineSonnenblume schenkten.

Ich fühlte mich riesig, endlich dazuzu-gehören und setzte mich neben meinenFreund Gabriel, den ich schon aus derKindergartenzeit kannte Als die neue ersteKlasse vollzählig auf der Bühne versammeltwar, begann unser Lehrer den Unterricht miteiner Königsgeschichte. Nach einer Weileerklärte Herr Schliwa, er wolle die Fortsetz-ung lieber in unserem Klassenzimmererzählen. Hand in Hand marschierten wirvon einem Lied begleitet los. Wir betratenunser Klassenzimmer durch die Blumen-pforte; Namenschilder zeigten uns denzukünftigen Sitzplatz und Sitznachbarn.Nach einem gemeinem Frühstück hörten wirdie Fortsetzung der Königsgeschichte – bisHerr Schliwa unseren ersten. Schultag been-dete. Mit leuchtenden Lichtern in der Handverließen wir den Klassenraum. Die Span-nung stieg mit jedem Schritt in RichtungSchulhof. Da war sie, die Schultüte: spitz-blau mit grünen Delphinen, Haien undSchwertfischen …

(Am Abend nach diesem feierlichen Vor-mittag und einem sonnigen Nachmittag amCuxhavener Strand erzählte mir Gian vollerStolz nun endlich kein Kindergartenkindmehr, sondern ein Schulkind zu sein.)GIAN-MORITZ UND CLEMENS HIRSING (S, E)

Gian-Moritz’ erster Schultag

Einschulung

14

Was für ein Erlebnis! Welch eine Auf-regung und dies nicht nur für die zwan-

zig werdenden Schulkinder, sondern auchfür den neuen Klassenlehrer, dem die 48Jahre scheinbar nicht geholfen haben, dieNervosität einfach an der Garderobe abzu-geben. Die acht Jungen und zwölf Mädchenmussten sich von ihren Eltern ablösen undnahmen einen mehr oder weniger direktenWeg auf mich zu. Die haben den Vorhangzur Welt selbst ein wenig gehoben undschauen nun wissbegierig und liebevoll aufsie.

Kann man diesen wandlungsfähigenKinderseelen eigentlich gerecht werden?Was suchen sie wirklich an dieser Schuleund bei mir, ihrem Klassenlehrer? Wennman die zwanzig kleinen und ganz unter-schiedlichen Händchen auf der Bühnegedrückt hat, die zaghaften Blicke erhaschtund die trippelnden oder kräftigen aus-schreitenden Schritte wahrgenommen hat,dann stellen sich diese Fragen. Die Ant-worten können nur sehr vorsichtig und zag-haft ausfallen.

Wohlbehütet und feierlich gekleidet

kamen sie mit ihren Eltern und auchGroßeltern in den geschmückten Saal undhatten gleich Gelegenheit etwas aus der 2.Klasse auf der Bühne vorgeführt zu bekom-men: Frau Holle – als Vorgeschmack füreigenes künftiges Tun. Nochmals ein großesDankeschön an die 2. Klasse.

Eine ernstgemeinte Patenschaft einzuge-hen, ist heutzutage nicht leicht, doch die 8.Klasse hat sich vorgenommen, die Paten-schaft für die 1. Klasse zu übernehmen undbemühte sich liebevoll ihre Patenkinder aufdem langen Weg zur Bühne zu begleiten.

Der Tag der Schuleinführung endete imKlassenzimmer mit dem ersten Unterrichtund dem Sich-Kennenlernen. Sitzplatz undNachbar, Morgenspruch, erstes Schreibheft,erste Stifte und Formenzeichnen – alles auf-regend und neu! Und erst als die Schulkindermit ihren Ranzen und ihren Kerzen wiedernach draußen wanderten und von ihrenEltern und Verwandten zum Fototerminempfangen wurden, fiel diese (An)-Span-nung eines besonderen Tages von allen ab.Sogar die Sonne konnte dies bezeugen!

JENS SCHLIWA (L)

Den Vorhang zur Welt gehoben

Schuleinführung aus der Sicht des Klassenlehrers

15

Und? Was ist das aktuelle Problem?“ –Das wurden wir bei dem ersten Vor-

stellungsgespräch gefragt. Warum wollteunser Sohn die Schule wechseln und warumwaren unsere Ohren überhaupt so offen,dass wir den Schulwechsel als eine Alter-native ins Auge fassten?

Spaß am Lernen – etwas für das Lebenlernen – gerne zur Schule gehen – das warleider nach der Grundschule vorbei! Es folg-te die Einteilungsfabrik Orientierungsstufe.Das Miteinander war nicht mehr wichtig,was zählte war Leistung. Und leider wurdees bei der Vielzahl von Schülern und Lehrernimmer weniger möglich ein aufschlussrei-ches und offenes Gespräch zu führen.

Und jetzt? Ist alles anders? Nein, nichtalles – aber doch positiver! Gespräche mitden Lehrern sind jederzeit möglich und ver-laufen fair! Die Anzahl der Fächer ist gestie-gen. Es gibt jetzt auch Fächer, die Spaßmachen. Zitat: „Auch wenn ich jetzt späternach Hause komme, kommt es mit vor, alsob der Schultag viel kürzer ist.“

Jetzt haben unsere Kinder auch mehr Zeit

einen Schulabschluss zu machen und wirselbst können entspannter erwarten, was dernatürliche Reifeprozess bringt.

Ja – und ich? Ich versuche mich einzu-bringen. Es ist noch vieles neu und ich mussvieles fragen. Da ich jedoch gerne Menschenkennen lerne, habe ich schon nette Be-kanntschaften geschlossen. Ich dachte, ichkäme in eine eng zusammengewachsene,eingeschworene Gemeinschaft! Das istjedoch nicht so. Auch in dieser Schule gibt esEltern mit unterschiedlichen Auffassungenund Fähigkeiten. Manche sieht man immerwieder und kann sie nur für den ganzenEinsatz bewundern! Ich denke, die Orga-nisation des Zusammenwirkens aller Elternund Schüler ist nicht einfach. Ich hoffe, dassdie Schule weiterkommt und nicht an Kritikund Diskussionen ohne Ende erstickt.

Ich glaube, dass es viele interessante undwertvolle Menschen an dieser Schule gibt,und dass eines Tages unsere Kinder auf eineSchulzeit zurückblicken, die sie weiterge-bracht hat und die sie auch schön fanden.

KATHARINA BRAUN-MÜLLER (E)

Eindrücke einer Quereinsteiger-Familie

Ein Jahr Waldorf-Schule

16

Schulhofgestaltung – immer wieder hattees gute Gründe die vorliegenden Planun-

gen zumindest in Teilbereichen zu verän-dern. So ließ sich auch der letzte abgestimm-te Entwurf vom Sommer 1999 im Bereichdes Eingangs zum Altbau nicht umsetzen,weil dort eine Anlieferung von Büroartikelnmit dem Lkw möglich bleiben muss.

Da die Schulhofumgestaltung den mei-sten auf der Seele brennt, ist im Laufe desletzten Jahres Basar-Geld – immerhin über10 000 DM – für diesen Zweck zurückge-legt worden. Was tun mit dem Geld? Zu die-ser Frage hat sich im Frühjahr eine kleinePlanungsgruppe zusammengefunden, die esnicht lassen konnte sich noch einmal eigene

Überwindung alter Strukturen

Schulhofgestaltung

Der Plan zur Umgestaltung des Schulhofs hängt im Eingangsbereich des Altbaus.

17

Gedanken zu einem schlüssigen Grundkon-zept zu machen, da wir den Schulhof nichteinfach mit Spielgeräten aufpeppen wollten.Unsere Überlegungen haben zu folgendenKernpunkten geführt: ➠ Eindeutige Strukturen bei allen wichtigen

Wegeverbindungen ➠ Hervorhebung eines Haupteinganges

sowohl zum Gelände (vom HeidbeckerDamm aus) als auch zum Gebäude (Ein-gang zum Unterstufentrakt)

➠ Schaffung eines zentralen Schul(dorf)-platzes, möglichst vor dem Hauptein-gang, wo die Schulgemeinschaft gemüt-lich Platz findet

➠ Anlage einer „Hügellandschaft“, die denSchülerinnen und Schülern vielfältige Er-lebnis- und Rückzugsmöglichkeiten bie-tet

➠ Schaffung vielfältigster Sitzmöglichkeitenin Gebäudenähe

➠ Eingrenzung des Grundstücks, um nachaußen deutlich zu machen, dass es sichnicht um ein öffentliches Gelände odergar um Niemandsland handelt, was auchdie Versicherung unserer Schule fordert

➠ Überwindung der aus militärischerNutzung stammenden Strukturen Der Plan, den wir unter Berücksichtigung

dieser Überlegungen angefertigt haben, istim Eingangsbereich des Altbaus ausgestellt.

Eine Annahme hat sich bei genaueremHinsehen als Trugschluss erwiesen. Wirdachten aufgrund der angespannten Haus-

haltslage der Schule, man würde bis aufWeiteres auf einen Saalbau verzichten müs-sen, so dass wir dafür auch keine Fläche frei-halten wollten. Wenn unsere Schule aller-dings eine Zukunft hat, wird irgendwann einSaalbau, in dem die gesamte Schulgemein-schaft Platz findet, unabdingbar. Deshalbsollte vor der Umgestaltung des Schulhofsklar sein, welche Fläche dafür vorgesehen ist,denn nur so kann unsere Planung zukunft-strächtig sein. Somit geht die Schulhofge-staltung in ihre fünfte Runde.

Aber nichtsdestotrotz haben wir das Geldfür mehrere Außenwasserstellen, für dasEntfernen und Entsorgen einiger Quadrat-meter Asphalt, für eine große Menge Mut-terboden sowie für die Anlage eines Zaunsaus Schwartenbrettern mit dahinter ge-pflanzter Feldgehölzhecke ausgegeben. DenZaunbau hat eine Arbeitsgruppe des Be-rufsbildungswerks übernommen, die nocheinige Zeit damit beschäftigt sein wird. Wirhoffen, dass sie dann auch die Feldge-hölzhecke pflanzen wird. Am HeidbeckerDamm haben Frau Wiebusch und HerrLauterbach im Rahmen des Gartenbau-unterrichts mit den Schülern die vorhandeneBuchenhecke verlängert. Allen, die sich umdie Durchführung dieser Arbeiten geküm-mert haben, sei hiermit ein herzlicher Dankausgesprochen.

Der erste größere Arbeitseinsatz derEltern zur Schulhofumgestaltung am 20.Oktober stand unter einem guten Stern. Wir

Schulhofgestaltung

18

hatten uns die Bepflanzung des ehemaligenParkstreifens entlang der Remise, den imSommer eine Gruppe unserer Partnerschulein Litauen aufgenommen hatte, zu unsererAufgabe gemacht.

Nachdem wir uns beim Verteilen desMutterbodens auf dem langgestreckten Beetwarm gearbeitet hatten, kam noch einmaldie goldene Oktobersonne durch, die dasVerteilen und Pflanzen der mitgebrachtenStauden und Sträucher zu einem Vergnügenwerden ließ.

Zu unserer größten Freude hat uns unse-re Schulköchin Ina Barzen mit einemMittagessen verwöhnt. Wir haben uns miteinigen Schubkarren Boden sowie einigenStauden für die Beete an der Küche bedankt.Außerdem wurden in das Beet vor demAltbau weitere Pflanzen gesetzt sowie diePflanzung zweier Feldahornbäume vor demBüroeingang vorbereitet und inzwischendurchgeführt. Vielen Dank an alle Be-teiligten für die gelungene Aktion.

Ausblick: Wir wollen uns von der Rän-dern des Schulgeländes her, wo der Um-setzung unserer Planungen wenig im Wegesteht, zum zentralen Bereich vorarbeiten, derwegen des vorhandenen Ölabscheiderssowie der eventuell für einen Saalbau freizu-haltenden Fläche noch Probleme aufwirft.Folgende Bereiche können als Nächstesumgestaltet werden:➠ Die Fläche zwischen neugepflanzter

Buchenhecke und dem Bürotrakt kann in

einen Staudengarten umgewandelt wer-den.

➠ Auf dem Parkplatz wollen wir Stellplätzemarkieren sowie den Fußweg abtrennen.

➠ Der zukünftige Hortgarten gegenüberdem Büro wartet auf Vollendung.

➠ Vor der frischgepflanzten Buchenheckeam Hortgarten sollen zwei weitere Pkw-Stellplätze angelegt, der überarbeiteteFahrradständer aufgestellt sowie eineEinhausung für die Mülltonnen gebautwerden.

➠ Vor dem jetzigen Hort soll ein kleinerPlatz angelegt werden, der mit Sitz-möglichkeiten gesäumt ist.

Wir suchen händeringend noch nach ein-zelnen Personen oder Grüppchen, die eigen-verantwortlich die Umgestaltung und Pflegeeines Teilbereichs organisieren oder sichunserer Planungsgruppe anschließen wollen.

Außerdem brauchen wir für weitereArbeiten Geld, so dass wir uns weitereGeldquellen erschließen müssen.

Bis wir am Ziel sind, liegt noch ein weiterWeg vor uns, aber das soll uns nichtschrecken, denn „jede Reise von 1000 Mei-len beginnt mit dem ersten Schritt“ – undden haben wir schließlich schon hinter uns.

Bei Anregungen oder Fragen stehenVERENA WEIN-WILKE (E, 04163-3147)

und INKEN DIPPEL (E, 04161-87374)gerne zur Verfügung.

Schulhofgestaltung

19

Ausdauer bringt den Erfolg

Schulgarten

24

Unser langersehnter Brunnen, finanziertdurch die letzten zwei Einnahmen des

Staudenmarktes, sollte gespült werden. Inder letzten Ferienwoche war es endlichsoweit. Die dafür vorgesehene Stelle, miteiner Wünschelrute gefunden, war schon seitlängerem markiert.

Pünktlich um sieben Uhr traf ich mich mitdem Fachmann. Er hatte einen gewaltigenMaschinenpark dabei (Traktor, umgebauterMinibagger, Anhänger; beladen mit einemWasserfass, Pumpen, Schläuche etc.). DerMinibagger wurde so postiert, dass derumgebaute Hebearm mit dem entsprechen-den Gestänge auf der bestimmten Stelle deszukünftigen Brunnens saß, so dass mit demSpülen begonnen werden konnte. Nachdemdie erste Zweimeter-Stange versenkt war,wurde die nächste angebaut und insErdreich eingelassen.

In 16 m Tiefe fanden wir eine Wasser-ader, die ausreichend Wasser mit sich führte.Schon beim Spülen bemerkten wir, dassunendlich viele Steine im Erdreich sein mus-sten. Nun, nachdem wir die Wasserader an-gezapft hatten, konnte der Schlauch mit demFilter eingelassen werden. Nach wenigenMetern stockte es, Steine hatten sich vor dieÖffnung gelegt. Das bedeutete, die ganzeProzedur ein zweites Mal vorzunehmen. Ersteinmal die Bohrstange, dann die anderen sie-ben Zweimeter-Stangen in die gleiche Öff-nung spülen, in der Hoffnung, dass dieSteine beiseite geschafft werden könnten.Auch beim zweiten und dritten Versuchklappte es nicht, den Filter zu setzen.

Der Mut hatte seinen Tiefpunkt (zutref-fende Metapher, die Red.) erreicht. Durchgutes Zureden wurde ein vierter und letzterVersuch gestartet. Dem Himmel sei Dank: esfunktionierte. Als wir die letzte Stange her-ausnahmen, schoben wir in Windeseile denSchlauch samt Filter in die Spülöffnung.Nun konnte die Motorpumpe zum Ansau-gen des Wassers angeschlossen werden undes kam das herrlichste Wasser ans Tages-licht. Die dafür vorgesehene Schwengel-pumpe konnte eine halbe Stunde späterinstalliert werden. Nach acht Stundenschwerer Arbeit konnten wir alles wiedereinpacken und ein gutes Ergebnis vorweisen.Ausdauer bringt (eben doch) den Erfolg.

DORIS WIEBUSCH (L)

Der neueBrunnen für denSchulgarten.

Die Epoche Gartenbau der 8. Klasse fingdamit an, dass wir in zwei Gruppen ge-

teilt wurden. Die eine Gruppe unterrichteteHerr Lauterbach und unsere Gruppe FrauWiebusch. Bei Frau Wiebusch wurden wir inKleingruppen eingeteilt, so dass am Schlussjeder wenigstens einmal bei jeder Arbeit mit-gemacht hatte. Wir hatten an mehreren Ar-beiten im Schulgarten zu tun:➠ ① Setzen von Wegbegrenzungssteinen➠ ② Umgraben und Düngen➠ ③ Unkraut jäten➠ ④ Erdbeeren pflanzen

Zu ② : In dieser Gruppe waren vierSchüler. Einer holte mit Schubkarre und For-ke den Mist. Die anderen drei gruben dieErde mit einem Spaten um. Dann wurde der

Mist auf der umgegrabenen Fläche verteilt.Anschließend wurde der Mist eingearbeitet.Reihe für Reihe wurde im gleichen Verfah-ren abgearbeitet.

Zu ④ : Zwei Schülerinnen schaufelten ineins der umgegrabenen Beete kleine Löcherim Abstand von 25 cm. In diese Vertie-fungen kamen die Erdbeerpflanzen hinein.Es war darauf zu achten, dass die Wurzelnsenkrecht in den Boden kamen und dieHerzblätter beim Andrücken der Pflanzennicht bedeckt wurden. So fuhren sie fort –bis die Arbeit getan war. Während derEpoche war das Wetter wechselhaft undmeist regnerisch. Das machte den Bodennass und schwer. Die meiste Arbeit war zeit-weise anstrengend. NICOL STÖCKEN (S)

Wir haben viel erledigt in den drei Wochender Gartenbauepoche. Während eine

Gruppe mit den Eingrabungen der Plattenzur Abgrenzung am Beetrand beschäftigtwar, holte eine andere Gruppe weitere Plat-ten vom Sportplatz. Unterdessen musste einedritte Gruppe nahe den Himbeersträuchern„Unkraut“ rupfen.

In der zweiten Woche wurde die Beet-grenze aus Platten fertiggestellt. Statt sichmit „Unkraut“ zu beschäftigen, durfte diedritte Gruppe nun beim Umgraben helfen.Reihe für Reihe haben wir Mist mit unterge-

graben. Das Mistholen war jedoch für einigeSchüler nicht so das wahre Glückserlebnis.

Gegen Ende der dritten Woche grubennur noch die zwei Jungs aus der „A“-Grup-pe um und teilten das Umgegrabene in dreiBeete auf.

Währenddessen waren die Mädchen da-mit beschäftigt die Fläche an der Platten-begrenzung vom Gras zu befreien, welchesüber die Matschpfütze auf dem Hauptwegin der Nähe der Hütte verteilt wurde. Allesin allem war dies ein großes Stück Arbeit.

ALEXANDER DIEKMANN (S)

Viel umgegraben ...

... und geschaufelt

Schulgarten

25

Impres

Der Drache ist bezwungen…

Wer machtdas Rennen?

FreudiggespanntesErfühlen.

26

27

ssionen vom Michaeli-Fest

… und – ist dasStockbrot gutgeworden?

Das Wochenendticket der Deut-schen Bahn macht Un-

glaubliches möglich: EinSchüler fährt von Stadefür 8 DM nach Frei-burg im Breisgau,zwar in 14Stunden mitzehnmalu m -

stei-g e n ,aber ohneProbleme undmit viel Spaß.Leider habe ichdiese Reise der 24Schüler nicht miterlebt, daich einen gemieteten FordTransit samt Hauptgepäck,Verpflegung, Vermessungsausrüs-tung und unserem Vermessungsinge-nieur Herrn Kneib von der Mosel in dieVogesen fuhr; aber bildreiche Erzählungen

Workaholisch –kulinarisch – fit

Feldmess-Epoche

28

ergänz-ten den

E i n d r u c k ,den ich von den

Schülern bekam,als sie – endlich ange-

kommen – aus dem Busstiegen, der sie vom Frei-

burger Bahnhof in westlicherRichtung über Colmar und Orbey

zu dem 950 m hoch gelegenenMaison Oberlin nahe dem Örtchen

Hautes Hutes gebracht hatte. Sie warenzwar müde, aber trotzdem gut drauf(Ausnahmen bestätigen …).

Wenn ich da an die teils genervten Ge-

stalten denke, die sie vor der Reise noch inder Schule waren! „Was soll denn das?

Die schicken uns in die Einöde – undwenn schon Einöde, dann doch

nicht auch noch 14 Stunden mitBummelzügen!! Wozu gibt’s

den ICE?!“(Ausnahmen …).

Die Schülerkonnten sogar

noch verkraf-ten, dass keingemütliches

Zimmer auf siewartete, dass das

Haus proppevoll mitKindern, Jugendlichen

und Betreuern eines Pfingst-treffens der Christengemein-

schaft war (Doppelbelegung!) unddass alle jungen und auch die gereif-

ten Männer die erste Nacht in der Bib-liothek auf einem Matratzenlager verbrin-

gen mussten. Eine Talfahrt der Gemüterbahnte sich erst am nächsten Tag an, als dieanderen Gäste abreisten und die geräumtenZimmer, Flure, Aufenthaltsräume, dieKüche und die Waschräume im strahlenden,warmen Licht der Junisonne und in derKlarheit der Bergluft ihre klebrige Schmud-deligkeit zeigten. Aber weit konnte das Stim-mungsbarometer nicht sacken, denn alsbaldging es mit Wanderschuhen ins Gelände. Diezu vermessenden Orte wurden bei prächti-gem Wetter abgelaufen. Das nahm einigeStunden in Anspruch, was dieser wander-erprobten Schar – sie querten die Alpen perpedes im Rahmen der 8-Klass-Fahrt – diegute Laune auffrischte.

Derweil hatte ich ein längeres Gesprächmit dem Hausherrn Yann Le Cognic, dersich nicht anmerken ließ, dass er sehr gut

Feldmess-Epoche

29

In denSchluchten derVogesen …

Deutsch spricht. Meine Französischkennt-nisse stammen aus der Schulzeit, das Wör-terbuch war auf dem Küchentisch in Stadeliegengeblieben und während ich nun zuklären versuchte, was es mit der solarenStromversorgung, derWarmwasserbereitung, der Müllsortierungund der Hausordnung auf sich hatte, verbes-serte Yann pausenlos meine Verbformen.Die gleiche Haltung nahmen übrigens auchder Milchbauer, bei dem wir täglich zehnLiter frisch gemolkene Köstlichkeit abholtenund der Biobäcker, der uns mit Leckereienwie Dinkel- und Mohnvollkornbrot versorg-te, ein. Ja, sie können recht gut unsereSprache, aber sie haben dafür gesorgt, dasszumindest mein Französisch innerhalb derzwei Wochen aufpoliert wurde.

Noch in Stade hatten sich die Schüler zuKochgruppen zusammengefunden und Re-zepte ausgewählt, mit denen sie die Klasseverwöhnen wollten. Einen großen Teil derZutaten hatten Rüdiger Barzen und ich amAbfahrtstag im Großhandel besorgt, doch esgab für die einzelnen Gruppen immer wiederGelegenheit sich neben mich in den Transitzu quetschen, die beste Musik im Radio-sender ausfindig zu machen und unter vie-lem Gelächter – was den Druck auf denOhren ausgleicht – ins Tal nach Orbey zubrausen, um Einkäufe im Supermarkt, beimBäcker und anderen Geschäften zu erledi-gen. Das Ausfindigmachen von Tischtennis-bällen könnte ein Artikel für sich sein!

Den Schülern wurde schnell klar, dass esstatt Kochgruppe doch eher Hausgruppehieße, denn der Dienst gestaltete sich als sehrumfassend (klebrige Schmuddeligkeit). Nunmuss ich gestehen, dass ich mir vorgenom-men hatte die Schüler derart mit Arbeit zuversorgen, dass sie am Folgetag gerne wiederzum Feldmessen zurückkehren würden. Ein

Blick auf unseren Tagesablauf gibt Auf-schluss über den täglichen Einsatz:• 6:30 Uhr – Wecken der Hausgruppe, diezunächst neben meiner Person aus drei, zumSchluss aus vier Schülerinnen, bzw. Schülernbestand. Anrichten des Frühstückes: Tischedecken; Getränke: Früchtetee, schwarzerTee, Milch, Kaffee, Wasser; Brot wärmenund aufschneiden; Wurst, Käse,Marmeladen, Schokoaufstriche, Honig aufjeden Tisch• 7:00 – allgemeines Wecken• 7:30 – Frühstück• 8:00 – Morgenspruch vor dem Haus,anschließend Unterricht in Vermessungs-technik, Geographie und Geologie imAufenthaltsraum• 9:30 – Feldarbeit: Vermessen, Zeichnenetc. Für die Hausgruppe: Abräumen des

Feldmess-Epoche

Ab 9:30 Uhr begann das Feldmessen

30

Frühstückes, Abwaschen, Reinigen derWaschräume und Toiletten, Säubern derFußböden in Fluren, Treppenhaus und Auf-enthaltsräumen, ggf. Einkauf• 11:30 – Mittagessenvorbereitung fürHausgruppe• 12:00 – Einkehr der Schülerinnen undSchüler• 12:30 – Mittagessen, anschließend für dieHausgruppe Abwasch, Fegen bzw. Wischenin Essraum und Küche; für die anderen:Pause• 15:00 – zweite Arbeitseinheit, manchmalauch Wanderung; für die Hausgruppe:Holzhacken für die beiden Badeöfen, dennnur so konnte man warm duschen, und fürden Kamin; ggf. Einkauf; Kuchen backen• 18:00 – Einkehr der Schülerinnen undSchüler; Hausgruppe: Abendbrotvorberei-tung, ähnlich wie Frühstück. Allerdingsgab’s auch häufig noch aufgebratene Restevom Mittag – lecker!• 19:00 – Abendbrot; danach Freizeit;Hausgruppe: Küche und Essraum aufklaren• 23:00 – Bettzeit• 23:30 – Licht aus• 0:30 – letzter Rundgang beendet.

Wohl war der Dienst im Hause anstren-gend, doch der Stimmung tat das keinenAbbruch. Es wurde gealbert, gelacht und soviel gesungen, wie ich es bisher nur einmal,zu Jugendkutter-Segelzeiten, erlebt habe!

Und dann das Kochen! Da wir zusammenschon 27 zählten und dann manchmal nochYann und sein Gehilfe mit zu Tisch saßen,mussten die Rezepte natürlich umgerechnetwerden. Riesige Töpfe und Pfannen standenzur Verfügung, aber der Inhalt sollte ja auchmunden. Eine Hausgruppe hatte sich all derSchränke in der Küche angenommen – aus-misten, reinigen, sortieren der Koch- undBackzutaten – ich hatte derweil sämtliche

Messer geschärft und so gestaltete sich dieZusammenarbeit recht professionell.

Aber zunächst: Wie viele Kartoffeln mussman schälen für eine gemischte Gruppe,deren Appetit von heißhungrig nimmersattbis figurbetont reicht? Faustregel: vierKartoffeln kleinerer Größe pro Person.Große Kartoffeln = zwei bis drei kleinere.Also eigentlich 4 x 30 = 120. – „120Kartoffeln schälen! Nein, wir nehmen ein-fach Nudeln.“ – „Nichts da, schließlich sindwir zu viert, die Messer sind scharf undirgendwann wird sich diese Lehre auszah-len!“ – Murren – „ Hey, nicht schnitzen –fein schälen!“ – Kleine Sticheleien, erstesGelächter und dann wieder ein Lied – zuerstmit unvollständigem Text, aber nach undnach fielen uns die fehlenden Passagen wie-

Unser Domicil: Maison Oberlin,nahe Hautes Hutes in den Vogesen.

31

der ein. Es gab sogar einen Tag derNationalhymnen: deutsch, französisch, eng-lisch: „God Shave Our Gracious Queen“ –„Was hast du gesungen? – Shave!“ – „Klardoch, ein bisschen Spaß muss sein!“ –Weiter ging’s mit Schlagern. Zu den ver-schiedenen Rhythmen wurde geschnitten,gehackt, geraspelt und gerührt, Gebratenesgewendet, die Ofentür bedient.

Wir bereiteten natürlich Spaghetti mitTomatensoße und Parmesan – aber nur ein-mal! Es gab gefüllte Paprika, Kartoffeln mitZaziki, Spinat mit Spiegelei – gewendet oderauch nicht, nach Wunsch natürlich, Spa-ghetti mit Pesto und Salat mit Zitronen,Sahnesoße, Chili con Carne, Ratatouilleund, und, und...

Besonders spektakulär war der Tag, andem Raphael, Julian und Marvin Schnitzel,Kartoffeln und Gemüse auftischten. Fleisch-Meisterkoch Raphael dirigierte und bereite-te, dass wir nur so glitschten. Es war einRiesenaufwand die Küche hinterher zu kla-rieren, aber was macht das schon, wenn allesso gut schmeckt.

Unmöglich eine Mahlzeit dieser zweiWochen besonders hervorzuheben, da jedesGericht, wenn auch manchmal simpel, sodoch liebevoll zubereitet, vorzüglich abge-schmeckt und appetitlich angerichtet war.Natürlich gab’s auch abwechselungsreicheSalate und Nachtische. Nach jedem Essenerhoben wir uns satt und zufrieden und jedesMal gab es Lob und dankende Worte. Nurdie ausgiebigen Tätigkeiten und Wande-rungen bewahrten uns vor einer überge-wichtigen Heimkehr!

Das Maison Oberlin liegt in einer ge-schichtsträchtigen Gegend, nahe der ehema-ligen Deutsch- Französischen Grenze, wo im1. Weltkrieg Tausende juger Soldaten ihrLeben verloren. Das Haus wurde an diesem

Ort von Jugendlichen und Erwachsenen vor-nehmlich aus Christengemeinschaftskreisenverschiedener Nationalitäten gebaut und einGedanke bildet das Fundament: wir schaffenein Stätte, ein Gebäude des Friedens. Indemwir miteinander schaffen, lernen wir unskennen und bauen Vorurteile ab, helfenKrieg zu verhindern und pflegen denFrieden.

Das Ziel einer Wanderung war dieGedenkstätte Le Linge, wo wir uns inAußenanlagen und im Museum ansahen,was dort und in der Umgebung in jenenKriegsjahren geschehen war. Während eineranderen Wanderung erklommen wir, ichächzend, den Bergrücken oberhalb unseresHauses und entdeckten auf unserem Weghier und da einen verwitterten Grenzstein.Die Aussicht war atemberaubend! NachOsten blickten wir durch das Tal von Orbeybis in die Rheinebene, konnten sogar denSchwarzwald und den Kaiserstuhl ausma-chen. Nach Westen war das Licht durch denSonnenstand diffus, märchenhaft. WeitereBergrücken, Hänge und Ebenen erschienenwie auf einem Gemälde. Aber ehrlich gesagtwar ich am meisten von den Schülerinnenund Schülern fasziniert. Was die großenteilsfür eine Energie und Kondition haben, hätteich nicht gedacht. Zeitweilig hielt ich Schrittmit einer Gruppe, um dann einzusehen, dassich bei dem andauernden Erzählen und demTempo nur Seitenstiche bekäme. So fiel ichzurück, fand meinen Schritt und genoss die

Feldmess-Epoche

Wie bringt man jetzt bloß die Messergeb-nisse aufs Papier?

32

Umgebung. Da kam doch aus der erstenGruppe einer zurückgehüpft, nur um zu fra-gen, ob ich noch etwas Essbares im Ruck-sack hätte. Im Dauerlauf verschwand erauch schon wieder – unglaublich!

Als Sonntagsprogramm gab’s für Inter-essierte eine Fahrt in die Geburtsstadt AlbertSchweitzers, Kaysersberg. Nach ausgedehn-tem Rundgang mit Postkarten – undSouvenireinkäufen fuhren wir weiter nachRiquewihr, einem Ort, der, ist man fähig alleTouris auszublenden, einen ins Mittelalterzurückversetzt. Beide Orte liegen an denAusläufern der Vogesen und das vorherr-schende Bild dieser Gegend sind Hänge voll-er Weinstöcke.

Ein weiterer Ausflug mit dem Transithatte Colmar als Ziel. In einer Abend-veranstaltung in der Bibliothek hatte HerrKneib uns zuvor einen, wie ich finde, äußerstinteressanten Vortrag über den IsenheimerAltar gehalten, als Vorbereitung für denBesuch des Museums Unterlinden, wo dasMeisterwerk des Malers Grünewald, derWandelaltar, anzuschauen ist. Schwer zubeschreiben, was ich bei dem Anblick derAltarbilder empfand: ergreifend, äußerstbeeindruckend ...

Danach bummelten alle nach Lust und

Laune bei herrlichem Sommerwetter durchdie schöne Stadt. An dieser Stelle möchte ichnun Herrn Kneib danken, der uns an seinemWissen hat teilhaben lassen, sei es ingeschichtlicher, geographischer, geologi-scher, mythologischer oder andererHinsicht. Seine gediegene Art zu sprechenbot Anlass zu mancher Verständnislosigkeitund zu manchem Schmunzeln. SeineBegleitung war wertvoll! Danke!

Rüdiger Barzen hat mich mit seiner Weiseder Klassenführung, seinem Humor und sei-ner Ruhe einige Lektionen gelehrt, die mirnun im Schulalltag sehr nützlich sind. HabDank!

Und ihr Schülerinnen und Schüler habtmir mit all euren Verrücktheiten, euren ver-bissenen Kartenspielen, den fetzigen Tisch-tennisduellen, den Klönschnacks in derKüche beim Cappuccino, euren köstlichenSprüchen und noch vielem mehr zwei unver-gessliche, kurzweilige Wochen beschert.Danke!

Der Transit hat uns knapp 3000 km treugedient und stand parat, als die Reisenden inStade dem Zug entstiegen. Auch die Rück-fahrt mit den Bummelzügen muss, denlachenden Gesichtern nach zu urteilen, Spaßgemacht haben. KERSTIN POMARIUS (E)

Feldmess-Epoche

33… endlich auf demGipfel angekommen.

Sehr doppeldeutiger Titel“, antwortete mirjemand, nachdem ich ihm den Titel unse-

res Zwölft-Klass-Spiels genannt hatte. „Wirsind noch einmal davongekommen“, einStück geschrieben 1942, von ThorntonWilder.

Das Stück hatte in unserer Klasse nicht soeine große Mehrheit wie vier Jahre zuvor dasAcht-Klass-Spiel und es profitierte wahr-scheinlich auch vom komplizierten Wahl-system, mit dem wir dieses Mal abgestimmthatten; eine Mehrheit in der Klasse hatte es

Wir sind noch einmal davongekommen

Zwölft-Klass-Spiel

Florian, Janis,Hannah undSaskia alsFamilieAnthrobus.

34

trotzdem. Da wir uns noch vor den Sommer-ferien für das Stück entschieden hatten,konnten wir die Sommerferien nutzen, umunsere Rollen zu lernen, was die einzelnenSchüler mehr oder weniger zu schätzen wus-sten …

Allen von uns war klar, dass wir nur drei-einhalb Wochen Zeit für die Proben hatten,der erste Schultag war am 9. August, die Auf-führungen sollten schon am 31. August und1. September sein. Und so waren wir auchetwas überrascht, als wir am ersten Schultagim Saal unserer Schule erfuhren, dass HerrSchubert nicht in der Schule, sondern auf Kursei, und so nicht die Regie führen könnte.

Doch schon eine Stunde später „zog HerrHohenstein wieder einmal seinen letztenJoker aus dem Ärmel“, als den sich HerrFuchs selber bezeichnete.

Die nächste Überraschung war, dass dieRollenverteilung wohl doch nicht so klar ge-wesen war, wie zumindest ein Teil der Klassevor den Ferien angenommen hatte. Gott seiDank, auch dieses Problem ließ sich schnellaus dem Weg räumen, zusätzliche Aufgabenwie Programmheft, Plakat und Kostümver-waltung wurden schnell an einzelne Perso-nen übertragen, die Proben konnten begin-nen.

Diese kamen anfangs nur sehr schleppendvoran. Während ein Großteil unserer Klasseim Saal auf den Stühlen herumhing, befandsich eine Handvoll Schüler auf der Bühne,um einzelne Szenen auszuprobieren, ihreWege zu finden.

Sabina(Elna) gehtam Strandspaziere.

35

36

Gerade für diejenigen Schüler, die nichtszu tun hatten und auf den Stühlen herum-saßen, war dies außerordentlich anstren-gend; manche Schüler waren den ganzenTag in der Schule, ohne nur einmal auf derBühne gestanden zu haben.

Nachdem die „Wegfindung“ abgeschlos-sen war, ging man dazu über ganze Szenenund Akte am Stück zu spielen. Schüler, diean den Proben nicht beteiligt waren, solltensich um Bühnenbild und Requisiten küm-mern, was leider nicht immer ganz einwand-frei funktionierte, worüber sich dann wiederdie Schüler auf der Bühne aufregten.

So kam es immer wieder zu Diskussionenhinter der Bühne, jeder war mit irgendetwasunzufrieden. All dieses steigerte sich bisMittwoch, den 29. August, an dem mehre-ren Leuten der Kragen platzte und jeder malso richtig seine Meinung sagte.

Nach dieser Aussprache lief die Probe amAbend desselben Tages außerordentlich er-folgreich ab. Wir tankten neues Selbstver-trauen und eine Aufführung zwei Tage spä-ter schien wieder möglich. Auch die Gene-

ralprobe am nächsten Tag funktionierte sehrgut, so dass doch noch alle sehr optimistischden Aufführungen entgegen sahen.

Diese liefen dann ja auch fast pannenlosab, wenn man einmal von der fallendenLeinwand in der Samstagabend-Aufführungabsieht. Ein kurzer Schock für Schülerund Regisseur, schließlich war es mirpersönlich bei den Proben schoneinmal gelungen die Leinwand her-unterzuschmeißen und dabei so zuverbiegen, dass ein Abrollen nur nochschwer möglich war. Glücklicher-weise war die Leinwand diesmalnicht verbogen und das Stückließ eine kurze improvisierteUnterbrechung im ersten Aktohne großes Aufsehen zu, demAutor sei Dank.

Zwölft-Klass-Spiel

37

Reporter (Vito,Claas und Arne)umlagern Mrs.Anthrobus(Hannah) undihre TochterGladis (Saskia).

38

Eva als Sabina II, die als frischgekürte Miss Atlantic CityMr. Anthrobus alias Janisumgarnt.

Henry, dargestelltvon Florian, ist ausder Fremde heim-gekehrt.

ClaasalsAnsager

Auf zwei doch recht erfolgreiche Abend-vorstellungen kann man zurückblicken, dieUnruhe bei der Schülervorführung war nachknapp vier Stunden Theater dann doch ver-ständlich. Zusammenfassend finde ich, dassdas Klassenspiel zwar manchmal viel Frustverursacht hat, aber es hat – zumindest mirpersönlich – auch viel Spaß gemacht. Undwieder – sind wir – noch einmal davonge-kommen. CLAAS WILKE (S)

39

Verdienter Schluss-Applaus

Vito alsTelegrafen-Junge

Von Deutschland nachLitauen ist es weiter als

von Litauen nach Deutsch-land. Wie sonst ist es mög-lich, dass unsere Freunde ausLitauen schon so oft bei unswaren, aber noch keiner vonuns bei ihnen? DiesesMissverhältnis wollten wirin Ordnung bringen helfen,und wollten es nicht bei derNeugier bleiben lassen.

Der Weg ist wirklichweit: 1400 km von Stadenach Kazlu Ruda, ab Stettin1000 km Landstraße, manbraucht 24 Stunden reineFahrtzeit. Man übertrittzwei Grenzen und wird zeit-aufwendig von Leuten kon-trolliert, die nicht lächelnkönnen. Das kennt manschon gar nicht mehr. DieFreiheit ist uns selbstver-ständlich geworden. Man istes gewöhnt, durch dieeuropäischen Provinzen undKulturen zu reisen und freutsich, dass man ganz formloszum Ausländer wird – wozuGrenzen? Grenzen sinddumme Relikte einer altenZeit. Im Osten gibt's nochwelche. Weg damit! Zwi-schen Deutschland und Po-len soll es das größte Wohl-

standsgefälle geben: nir-gendwo sonst in der Weltstehen Reich und Arm sogegensätzlich einander ge-genüber. Je weiter man nachOsten kommt, desto ärmerwird es. Wir verlassen unse-re gewohnte Welt. Polensäußerster Nordosten gilt alsdas Armenhaus des Landes.Dann Litauen. Was kommtjetzt?

Wir werden in KazluRuda herzlich von AlgirdasAlisauskas und Großfamilieempfangen und umsorgt.Von allen Seiten prasselt esEinladungen, und nach zweiTagen haben wir drei Malgegrillt und vier Familienkennen gelernt. Überall wer-den wir mit offenen Armenempfangen. Die Stadt ist eingroßes grünes Dorf.

Die Schule „ELMA“trägt stolz die neuen Farben,die unsere Schüler mitgehol-fen haben anzubringen. DieRosette von Jochen Wüs-tenfeld prangt auf derFassade, wenn man dasGelände betritt. Wie manaus einem achtgruppigenKindergarten-Plattenbausowjetischer Machart eineWaldorfschule macht? Mit

Storchennester undWalderdbeeren

Sommerreise nach Litauen

40

viel Liebe und noch mehrPhantasie. Denn die Streckevom Ist- zum Sollzustand istmondenweit, womit sonstkönnte man sie über-brücken? Wenn mir nochirgendwer sagt, man könneunter diesen oder jenenBedingungen keine Schulemachen, der möge in KazluRuda in die Lehre gehen undBescheidenheit lernen. Icherinnere mich gut an unseredamaligen Diskussionen, obman in einer Kaserne Schulemachen könne: Peinlich,Leute, sehr peinlich! Und eswar nicht die einzige Luxus-diskussion, die wir geführthaben und noch führen.Perfektion ist etwasUnnormales. Die Schule inKazlu Ruda hat schon vieleneu gestaltete Räume, esleuchten sozusagen dieEdelsteine überall hervor. ImDeutschraum sind dieFenster mit Sprüchen undBildern gestaltet, eines hatLuise Frick, unsere im letztenJahr mitgereiste französischeAustauschschülerin gestaltet.Aber es ist auch noch sehrviel zu tun.

In Litauen gibt es dreistaatlich geführte Waldorf-schulen, eine in Vilnius, einein Kaunas und die dritte – dieälteste (acht Jahre) undgrößte – in Kazlu Ruda. Sieist das Werk von wenigenMenschen, die echte Pionieresind. Die Wende von 1991

öffnete das sowjetisch verna-gelte Litauen und schaffteneue Freiräume. Diese zunutzen, war Herkulesarbeit.Jeder vierte Bewohner warunter Stalin deportiert wor-den, hauptsächlich die In-tellektuellen. Es fehlte eineGeneration von Gebildeten,die noch nicht wieder nach-gewachsen ist. Zehn Jahrenach 1991 regieren die Alt-Kommunisten wieder, esdrohen neue Beschränkun-gen. Freie Schulen sind nochnicht zulässig. Unser FreundAlgirdas weiß nicht, was aufdie Schule zukommen wird.

Die zweite Hälfte unseresUrlaubs verbringen wir auffreier Fahrt durch das Land.Was ist dieses Land? DerBauernsohn in mir wirdwach, ich erinnere etwas,was ich schon nicht mehrweiß, vielleicht noch ahneaus frühesten Kindertagen:Die Kühe werden auf derWeide mit der Hand gemol-ken, der Bauer mäht seinGras mit der Sense, Pferdesind im alltäglichen Arbeits-einsatz, es gibt im Sommerkein heißes Wasser im Hausund die Störche nisten amStraßenrand auf Telegrafen-masten; sie wachen wiefrüher bei uns stolz über dieJahreszeiten und das kleineTun und Lassen der Men-schen. Die Bauern wirtschaf-ten auf kleinsten Höfen, dievon großen Gärten umgeben

Sommerreise nach Litauen

sind. In keinem fehlt das Gewächshaus,darin wachsen Tomaten und Gurken.Weitergeführte Kolchosen gibt es praktischnicht. Das flache oder leicht wellige Land istKulturland: Felder, Wiesen und Wälderwechseln sich ab, die Straßen sind schmalund frei, das Auge ruht sich in den Blumenam Wegesrand aus; die Dörfer haben keineAutos, die Leute gehen zu Fuß zumKramladen, in dem es alles gibt. Wir habenviel verloren in den letzten 50 Jahren, mirwird beim Anblick der geschwungenenWaldränder und sandigen Wege wehmütigund glücklich esse ich Walderdbeeren. DieHäuser sind aus Kalksandstein gebaut undunverputzt oder aus Holz und in gelb, hell-grün oder hellblau angestrichen, die Dächeraus grauem Eternit. So wirken die Dörferund Städte zunächst grau. Aber wenn maneine Bank betritt, sitzt die Dame hintereinem Computer. Pferde und Computer –ein Spagat über 50, 60 Jahre.

Wir fahren an der Nemunas (Memel,bestes Paddelrevier!) entlang zur Ostsee,nach Klaipeda und Palanga (Badeort, wun-derschöner Südseename!) und auf die kuri-sche Nehrung, dem künftigen Mallorca desOstens, dorthin, wohin meine Mutter als 17-jährige mit ihrer Freundin in den Sommer-ferien mit dem Fahrrad gefahren ist, wohinsie nie wieder fahren konnte – und deshalbrufen wir sie an beim gemütlichen Bier.Kilometerweite Sandstrände ohne Men-schen. In Nida, wo Thomas Mann 1930 denNobelpreis in ein Ferienhaus investiert hat,bleiben wir zwei Tage. Dort finden wir dieeinzigen Touristen des Landes, ausschließ-lich und massenhaft Deutsche auf Wieder-sehenstour. Die russische Grenze zu Kalinin-grad ist nur unheimliche drei Kilometer ent-fernt, jenseits der größten WanderdüneEuropas, die Schritte werden irgendwie kür-zer: Dort scheint die Welt zuende; Foto-grafieren verboten, Schluss. In Kaliningrad

soll der Lebensstandard 30 Prozent unterdem russischen liegen, und der litauischeliegt wie viel unter dem polnischen, und ..??.Bald wird man auch dorthin und überhauptfrei um die ganze Ostsee reisen können, es istnur eine Frage der Zeit. Dann werden sicherauch andere Leute nach Russland hinüber-fahren als Russen, die mit Möbeln im Autovon der Einkaufstour in Klaipeda zurück-kommen.

Später kommen wir nach Siauiliai undzum Berg der Kreuze – ein Hügel mit Mil-lionen Kreuzen, ein Wallfahrtsort, der unsganz still macht. Schließlich nach Panevezysund zuletzt nach Vilnius, dort gibt esGewühle und Studenten und Buchläden undStraßencafés und Leute mit Nägeln in derBacke wie überall. Von dort rufen wirAlgirdas an, der es nicht glauben kann, dasswir überlebt haben und in zwei Stunden beiihm sind.

Einige Superlative: Nie haben wir so vieleAlarmanlagen an Autos quieken hören, niesind wir so oft vor Diebstahl gewarnt wor-den. Dennoch haben wir in der Wildnisgezeltet und uns sicher gefühlt. Nie habenwir so viele hübsche Mädchen am Straßen-rand von hier nach ganz weit gehen sehen.Und einmal haben wir die Leute gefragt, obwir vorn an der Straße vor dem Hof zeltendürften. Nach einer Stunde saßen wir imWohnzimmer, tranken Schnaps und kann-ten uns seit mindestens zehn Jahre.

Als wir auf der Rückfahrt bei Suwalkinach Polen kommen, wundern wir uns überden Reichtum, der dort überall offenbar ist.Armenhaus des Landes? Wie das? Je weiterwir nach Westen kommen, desto schlimmerwird es. Es gibt keine Straßen mehr, sondernnur noch Baustellen. Frankfurt/Oder: dasfast virtuelle Band einer makellosen Auto-bahn vierspurig in der ausgeräumten Land-schaft. Ich sag's euch: Die spinnen, dieDeutschen. WILFRIED EGGERS (E)

Sommerreise nach Litauen

42

Gekommen bin ich, die WaldorfschuleStade in ihrer Pionierphase des ersten Ab-

itur-Anganges möglichst zu verstärken.Mein pädagogischer Gebrauchswert für dieSchule liegt in den Fachbereichen Geschichte– inklusive Abiturerfahrung – sowie inSozialkunde, Politik, Betriebswirtschaft undDeutsch.

Herunter gekommen bin ich von Schles-wig-Holsteins Waldorf-Mutterschule inRendsburg, wo ich drei recht intensiveSchuljahre vollbracht habe, vollbeschäftigtin unterrichtlicher Vermittlung von Kunst-geschichte, Geschichte und Deutsch, aberauch intensiv als Schulleitungsmitglied undVerbindungslehrer zur Schülervertretung.

Auf der Suche nach einem Kollegium, dasin offener, konfliktfähiger, immer auch soli-darischer Weise pädagogisch vorbildhaftverbindlich miteinander an und in der Schulearbeitet, bin ich hier, annoncen-gelockt, inStade gelandet – nach Ersteindrücken rich-tig.

Der Grundton im Lehrerzimmer stimmt:es herrscht eine produktive, immer schüler-orientierte Konfliktkultur (und Einigungs-fähigkeit!), in die ich gern hineinwachsenmöchte.

Von meinem grundsätzlichen Unterrichts-verständnis her bin ich auf gegenseitigesLernen aus. Die Fragen der SchülerInnen sol-len immer so direkt und unabgefälscht wiemöglich in die zu vermittelnde Thematikeinfließen, damit Interessen und Bedürfnissealler Unterrichtsteilnehmer wahrgenommenund verhandelt werden können. Eine leben-dige Mitte ist stets neu zu suchen zwischenLernstoff, Lernhaltung und Unterrichtsform.

Fachlich gesehen, möchte ich den Schüler-

Innen die Muttersprache als das Mediumnahe legen, mit dem sie ihre individuellenForderungen an Welt und Gesellschaft inureigener Weise und aber auch sozial über-setzbar formulieren können. SprachlicheSicherheit und Selbstvertrauen in das indivi-duelle Ausdrucksvermögen möchte ich för-dern.

Fächer wie Geschichte und Sozialkundesind in unserer politisch schwierigen Zeitaufklärungspflichtig dringend gefordert,einerseits um wahrhaftige Ursachen undErklärungen für vielerorts herrschenden Un-frieden freizulegen, aber vor allem auch, umzu Perspektiven und praktische Ansätzen zurSchaffung einer friedlicheren Gegenwart undlebenswürdigen Zukunft zumindest anzure-gen. Dogmatischem Schwarz-Weiß-Denkender fundamentalistischen Art müssenSchülerInnen wissentlich und alternativfähigbegegnen können.

Meine persönliche Einbindung in dieWaldorf-‚Philosophie’ hat sich erst im Zugeder Erziehung der eigenen Kinder eröffnet,die, Sohn 16- und Tochter 18-jährig, inner-lich zufriedene Waldorfschüler inNeumünster sind. Die Erinnerung an dieeigenen Gymnasialzeit, die ich eher alsGeisteshaft, denn als lernförderlicheAtmosphäre durchlebt habe, ließ mich nachdem Lehramtsstudium lange beruflichzögern – Waldorf, mit seinem kindgemäßenLernklima, musste erst einmal für micherfunden, beziehungsweise von mir entdecktwerden. Jahrelange berufliche Ausflüge indas redaktionelle Leben (Computerzeit-schriften, Ölmarkt-Online-Nachrichten,Archivarstätigkeit im Verbraucherschutz)waren die Folge.

Pädagogisches Selbstportrait eines Stader Neustarters

Neu an unserer Schule

46

Vor 47 Jahren wurde ichin Goslar am Harz

geboren. Meine Mutterwar Flüchtling aus Schle-sien und mein Vater Spät-heimkehrer, der erst 1950aus russischer Kriegsge-

fangenschaft zurückgekehrt war. Bis zu mei-nem 12. Lebensjahr lebten wir inRemscheid. Dort ging ich zur katholischeGrundschule und dann auf das Gymnasium.Zu dieser Zeit führte mein Vater einAntiquitätengeschäft.

Ab 1966 wohnten wir wieder in der Nähevon Goslar , wo ich 1975 das neusprachlicheAbitur machte. Sofort nach dem Abiturbegann ich eine Krankenpflegeausbildung,die ich 1978 mit den Examen abschloss.

Bis 1981 arbeitete ich als Krankenpflegerin Bremen. Mein Interesse an Kunst undAnthroposophie führte mich dann aber andie Kunststudienstätte in Ottersberg, wo ichbis 1985 Kunsttherapie und Kunstpäd-agogik studierte.

Mein besonderes Interesse galt damalsder Plastik und Bildhauerei. Meine Diplom-arbeit schrieb ich über die „ästhetischenBriefe“ von Schiller. Zur Finanzierung mei-nes Studiums arbeitete ich immer wiedernebenbei als Krankenpfleger.

Nach dem Studium fühlte ich mich mehrvon pädagogischen und heilpädagogischenAufgaben angezogen und kam so erst dreiJahre als Werkgruppenleiter in die Roten-burger Anstalten, wo ich mit erwachsenenBehinderten arbeitete. 1988 bekam ich dieGelegenheit als Werklehrer in der Waldorf-schule Bremen zu arbeiten. Mein starkesInteresse an der Waldorfpädagogik führtemich dazu, neben meiner Tätigkeit alsLehrer das berufsbegleitende dreijährigeWaldorflehrerseminar in Hannover zu besu-chen. Ich suchte die Herausforderung undübernahm so 1992 eine 6.Klasse in Hanno-ver-Bothfeld als Klassenlehrer. Im Fach-unterricht gab ich weiter Werken und Kunst.Nachdem ich meine Klasse durch die8. Klasse, Klassenspiel und Klassenreisegeführt hatte brauchte ich erst einmal etwasAbstand von der Waldorfschule und was lagda näher, als wieder ein paar Jahre in derKrankenpflege zu arbeiten. Außerdem such-te ich eine Gelegenheit, mich intensiv mitMalerei zu beschäftigen, was neben demSchichtdienst eher möglich schien als nebender Lehrtätigkeit. Ich mietete mir ein Atelierund malte. Außerdem lernte ich auch dieKeramikmeisterin Ulrike Hübotter kennen.Wir heirateten 1998.

Als Krankenpfleger arbeitete ich in einer

Diese Schreibtischschreibkunst labte zwarmeine Leidenschaft des Textens, ließ michaber kommunikativ immer weiter innerlichverhungern. Erst der energische Umschwenkins Waldorflehrerseminar Kiel brachte mirdie verlebendigende, berufliche Wende.

Wenn Kinder das Leben bedeuten, dannfindet die lebendigste Kommunikationgenau eben dort statt, wo hauptsächlichKinder sind: in Kindergarten und Schule. So

bin auch ich wieder lebendig geworden! Inder pädagogischen Kommunikation liegtsomit mein Grundgeheimnis, meine innereEnergiequelle, die mich – trotz des eher seni-oralen Geburtsdatum 1951 – dennoch alsJunglehrer fühlen und arbeiten lässt.

Sowohl unterrichtlich, als auch selbstver-walterisch, freue ich mich auf die gemeinsamArbeit mit allen an dieser Schule engagiertenMenschen. HAJO PLÜMER

Neu an unserer Schule

47

Die Freundlichkeit macht mir Mut

Krebsklinik. Die Begegnung mit der sehrkomplexen haematologisch-onkologischenMedizin steigerte mein Interesse und so ab-solvierte ich von 1998 bis 2000 eine Zu-satzausbildung zum Fachkrankenpfleger fürOnkologie an der Medizinischen Hoch-schule Hannover. Während dieser Zeit hatteich auch die Gelegenheit ein Praktikum inder anthroposophischen Lukasklinik inArlesheim zu machen. Die Zeit in dieserKlinik machte mir wieder bewusst, dass ichauf Dauer in einer Einrichtung mit anthro-posophischem Hintergrund arbeiten wollte.So hielt ich wieder Ausschau nach Stellen-gesuchen in Waldorfschulen. Plötzlich wur-

den drei volle Kunst- und Werklehrer-deputate in Norddeutschland gleichzeitigausgeschrieben. Noch etwas zögernd be-warb ich mich in Stade. Aber die offene undsachliche Art und die natürliche Freund-lichkeit, die man mir entgegenbrachte mach-ten mir Mut.

Die Aufgabe, den Kunstbereich für dieOberstufe mit aufzubauen und zu gestalten,empfinde ich als sehr spannend und interes-sant. Dabei hilft mir das vorhandene sehrrege Interesse der Schüler an künstlerischemTun ganz entscheidend. Ich freue mich wirk-lich sehr, an der Stader Waldorfschule ange-kommen zu sein. MATTHIAS DITTRICH (L)

Neu an unserer Schule

48

Eine Schule für die Schüler

Geboren und aufge-wachsen bin ich in

Uelzen in der LüneburgerHeide. Von meinem 14.bis zum 16. Lebensjahrlebte ich in Jugoslawien inder Nähe von Sarajevo.

(Mein Vater ist beruflich meist im Auslandtätig.) Danach ging es für drei Jahre nachFallersleben bei Wolfsburg, bis ich 1993zurück nach Uelzen zog.

Nach dem Abitur 1995 wusste auch ichnicht, welcher Weg der richtige für mich seinkönnte. Ein Jahr Praktikum in dem anthro-posophischen Heim für verhaltensauffälligeJugendliche „Humanopolis“ in GroßMalchau machte mir immer deutlicher, dassich pädagogisch arbeiten wollte. DieserWunsch war schon oft während meiner eige-nen Schulzeit (Staatsschule) aufgetaucht.Auch durch diverse Nachhilfeschüler ver-stärkte sich mehr und mehr die Frage, obSchule nicht anders sein müsste.

Warum wird vieles so uninteressant ver-

mittelt? Warum wird der Unterricht an denSchülern vorbei gestaltet? Nehmen dieLehrer die Schüler wirklich wahr?

Durch die Begegnung mit der Waldorf-pädagogik bekam ich eine Ahnung davon,wie Schule sein kann und empfand eine tiefeÜbereinstimmung mit meinem Wunsch,dass die Schule den Schülern wirklich ge-recht wird.

So begann ich die Ausbildung zum Klas-senlehrer und schließlich parallel dazu dasEurythmiestudium in Witten-Annen. DasStudium endete im August 2001 mit einerEurythmietournee durch Deutschland, dieSchweiz und Brasilien.

Nachdem nun auch der pädagogischeEurythmiekurs für Berufsanfänger absolviertist, kann es endlich losgehen. Neben meinerTätigkeit als Eurythmistin werde ich in der4. Klasse im Hauptunterricht hospitierenund unterrichten, um mein Klassenlehrer-Diplom (durch eine Lehrprobe) zu erhalten.

Ich freue mich auf viele schwungvolleStunden. INA STEINBACH (L)

Geboren 1964, erlebteich meine Kindheit in

Neuenkirchen bei Ottern-dorf. Die Schulzeit verliefnormal und endete mitmeinem vorzeitigen Raus-wurf aus dem Cuxhave-

ner Gymnasium (so, so: „normal“, dieRed.). Zwischenzeitlich auch aus dem El-ternhaus ausgezogen, verdiente ich meinenLebensunterhalt mit Torfstechen, Teppich-verlegen, Telefonzellenreinigen und Requisi-tenschieben am Cuxhavener Stadttheater.

Nach meiner Lehre als TechnischerZeichner Heizung/Lüftung wechselte ich zueinem Tochterunternehmen des BremerVulkan und arbeitete dort als Koordinie-rungsplaner.

Dort habe ich auf den verschiedenenBremerhavener und Bremer Werften verant-wortlich Schiffe umgebaut und Spezialkon-struktionen im Schiffsklimabereich durchentsprechende TÜV-Abnahmegremien ge-bracht. Neben berufsbegleitenden, schuli-schen Fortbildungsmaßnahmen übernahmich 1991 bei der gleichen Firma die techni-sche Leitung des Konstruktionsbüros inRostock und habe dort etwas mehr als einJahr die Schiffsbauhallen der Dieselmoto-renwerke Rostock und der Volkswerft Stral-sund im Fernwärmebereich saniert sowiekleinere Baustellen betreut.

Nach dem Untergang des Bremer Vul-kans wechselte ich zu den Stadtwerken Stadeund bin nunmehr beschäftigt bei der FirmaRode Rohrleitungsbau im Bereich Ver-messungstechnik und Dokumentation.

Wie komme ich nun zur Anthropo-sophie? Ich habe sie geheiratet.

Das Elternhaus meiner Frau ist anthropo-sophisch orientiert, mein Schwager undmeine Schwägerin besuchten die Heideburgin Hamburg-Harburg.

Ich beteiligte mich seither nicht nur andiversen Umbaumaßnahmen an der Heide-burg und dem Kindergarten hier in Stade,sondern engagierte mich auch in der Schul-initiative Cuxhaven, habe dort Finanzie-rungsmodelle erstellt und war Gründungs-mitglied des Schulvereins.

Seit August 2001 bin ich nun Ge-schäftsführer der Freien WaldorfschuleStade. Ich führe die Geschäfte im Neben-erwerb – aber keinesfalls „nebenher“.

Vor etwas mehr als einem Jahr bin ich aufdie Möglichkeit der Amtsnachfolge ange-sprochen worden, habe lange mit meinerFrau die Dinge besprochen und mich letzt-lich dafür entschieden. – soviel zur Arbeit.

Ich bin – Spötter mögen behaupten: dochnoch?! – glücklich verheiratet und Vater vonvier Kindern. Unser ältester Sohn und dieälteste Tochter gehen bereits auf dieWaldorfschule, die zweite Tochter geht inden Waldorfkindergarten und der Jüngstegenießt noch zwei Jahre seine Mutter amVormittag.

Meine Hobbys (klassische Automobileund Motorräder) treten seit August etwas inden Hintergrund. Unser Mercedes 200/8und das Motorrad sind vor längerer Zeitverkauft und ich beschränke mich auf dieLektüre von Automobil-Fachzeitschriften.

Zum Schluss sei gesagt, dass mir und mei-ner Familie diese Schule sehr ans Herz ge-wachsen ist. Ich bin froh, als Geschäftsführerdieser Schule tätig sein zu dürfen.

THIES TIETJE

Neu an unserer Schule

49

Der Torfstecher aus Neuenkirchen

Bis mich mein Lebenslauf an diese Schule,zu der neuen 1. Klasse, geführt hat, mus-

ste ich etliche notwendige Umwege undHindernisse überwinden. Es war eine reicheund spannende Zeit in meinem Leben.

1953 in Dresden geboren, 1960 nachWestdeutschland geflohen, bin ich nacheiner Bauzeichnerlehre und einem Studiumzum Wasserbauingenieur für mehrere Jahreals Entwicklungshelfer ins südliche Afrikaund nach Mittelamerika gegangen, um mitKleinbauern an ihren Wasserproblemen zuarbeiten. Dies war für mich eine prägendeZeit! Danach führte mich mein Weg daserste Mal nach Norddeutschland. Ich warinzwischen verheiratet, mit meiner Begleite-rin aus der Studien- und Entwicklungs-helferzeit. Ich arbeitete zwei Jahre als Was-serbauingenieur im Wasserwirtschaftsamt in

Verden a. d. Aller. Dort erfasste uns Endeder 70iger die Landbau-Ökowelle in der Ge-stalt des biodynamischen Anbaus, und hieltmich fast 20 Jahre mit Haut und Haaren –jedoch jetzt in Süddeutschland – fest. Dortoffenbarte sich uns eine neue geistige Heimatdurch die vielen anthroposophischen Initia-tiven in den unterschiedlichen Lebensbe-reichen. Dafür bin ich sehr dankbar!

Mittlerweile waren drei Kinder dazu-gestoßen: Lena, Hannah und Lars, die der-zeit 18, 16 und 14 Jahre alt sind und unserLeben beachtlich durcheinander wirbelnund umgestalten.

Große Veränderungen in meinemGartenbaubetrieb und auch in mir habenden Anlass gegeben, die Aufgaben einesWaldorflehrers zu ergreifen. Ich freue michauf die Schulgemeinschaft! JENS SCHLIWA

Neu an unserer Schule

Herausgeber:Verein zur Förderung derWaldorfpädagogik e.V., StadeRedaktion:Christiane Haack, Ina Barzen, SvenBrügmann, Ulrich Schubert.Mitarbeiter dieser Ausgabe …… entnehmen Sie bitte derKennzeichnung der einzelnenBeiträge. Namentlich gezeichneteArtikel geben nicht in jedem Fall dieMeinung der Redaktion wieder.Anzeigenverwaltung:Borchert Rödel, Postfach 126, 21636 Horneburg

DTP:Hannah-Verlag, 21684 Stade Repro:Ready for Press, 21682 Stade

Druck:Großer Bär, 21745 HemmoorErscheinungsweise: Halbjährlich. Die Finanzierung desHeftes erfolgt durch Anzeigenerlöseund Spenden, für die wir uns herzlichbedanken.Einzelpreis:DM 2.– Der Heftpreis ist beiVereinsmitgliedern im Vereinsbeitragenthalten.

Adressen:Freie Waldorfschule Stade:Henning v. Tresckow Weg 2, 21684 Stade

Tel.: 04141 / 51 05 21Fax: 04141 / 51 05 22Hort: 04141 / 51 05 23

Waldorf-Kindergarten Stade:Verein zur Förderung derWaldorfpädagogik e.V., StadeWaldorfhaus StadeHarsefelder Straße 57a, 21680 Stade,Tel.: 04141 / 63 85 8Konto: 210 914, KreissparkasseStade, BLZ 241 511 16

Waldorf-Kindergarten NottensdorfVerein zur Förderung derWaldorfpädagogik e.V.Bremers Garten 18a, 21640NottensdorfTel.: 04163 / 62 91Konto: 405 563, KreissparkasseStade, BLZ 241 511 16

Impressum

Biographie und neue Aufgabe – roter Faden?

50