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Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von Medikamenten mit Suchtpotential 1. bei Kindern im Vorschulalter und ihren Müttern 2. bei Jugendlichen und die Erprobung geeigneter Präventionsmaßnahmen von Dr. Petra Grebenstein und Rainer Schubert M.S.P. Gesundheitsamt Braunschweig Abteilung Gesundheitsförderung in Zusammenarbeit mit dem Jugendärztlichen Dienst Braunschweig 2001

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Page 1: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Mit Stressabbau gegen den

„schnellen Griff zur Tablette“

Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Medikamenten mit Suchtpotential

1. bei Kindern im Vorschulalter und ihren Müttern 2. bei Jugendlichen

und die Erprobung geeigneter Präventionsmaßnahmen

von Dr. Petra Grebenstein und Rainer Schubert M.S.P.

Gesundheitsamt Braunschweig Abteilung Gesundheitsförderung

in Zusammenarbeit mit dem Jugendärztlichen Dienst

Braunschweig 2001

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INHALTSVERZEICHNIS

1. EINFÜHRUNG.................................................................................................. 4 1.1. Medikamentenkonsum..................................................................................... 4

1.1.1. Medikamentenkonsum bei Kindern und Jugendlichen..................................... 5

1.1.2. Medikamente mit Mißbrauchs- und Abhhängigkeitspotential........................... 6

1.2. Ziele und Zielgruppen...................................................................................... 9

1.3. Hypothesen..................................................................................................... 11

2. METHODIK...................................................................................................... 12 2.1. Untersuchung des Konsums von Medikamenten mit Suchtpotential bei

Kindern im Vorschulalter und ihren Müttern..................................................... 12

2.2. Untersuchung des Konsums von Medikamenten mit Suchtpotential bei Ju-

gendlichen................................................................................................... 12

3. ERGEBNISSE.................................................................................................. 13

3.1. Befragung bei der Einschulungsuntersuchung........................................... 13

3.1.1. Konsum von Medikamenten mit Suchtpotential bei den Müttern............... 16 3.1.1.1. Soziodemographische Merkmale und Medikamentenkonsum......................... 25

3.1.1.2. Selbstmedikation............................................................................................. 28

3.1.1.3. Gesundheit und Medikamentenkonsum.......................................................... 30

3.1.1.4. Streß und Medikamentenkonsum.................................................................... 32

3.1.1.5. Freizeitverhalten und Medikamentenkonsum.................................................. 37

3.1.2. Medikamenteneinnahme der einzuschulenden Kinder............................... 38 3.1.2.1. Soziodemographische Merkmale und Medikamentenkonsum......................... 41

3.1.2.2. Gesundheit und Medikamentenkonsum.......................................................... 42

3.1.2.3. Streß und Medikamentenkonsum.................................................................... 43

3.1.2.4. Freizeitverhalten und Medikamentenkonsum.................................................. 46

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3.2. Befragung der 9. Klassen.............................................................................. 47

3.2.1. Konsum von Medikamenten mit Suchtpotential bei Jugendlichen............ 49 3.2.1.1. Soziodemographische Merkmale und Medikamentenkonsum......................... 59

3.2.1.2. Selbstmedikation............................................................................................. 62

3.2.1.3. Gesundheit und Medikamentenkonsum.......................................................... 65

3.2.1.4. Streß und Medikamentenkonsum.................................................................... 67

3.2.1.5. Rauchen, Medikamenteneinnahme und Streß................................................ 80

3.2.1.6. Freizeitverhalten und Medikamentenkonsum.................................................. 90

4. DISKUSSION UND KONSEQUENZEN FÜR DIE PRÄVENTIONSARBEIT.... 94

4.1. Diskussion der Ergebnisse.......................................................................... 94

4.2. Konsequenzen für die Präventionsarbeit.................................................... 103 4.2.1. Stress - was ist das überhaupt?...................................................................... 104

4.2.2. Entspannungstechniken.................................................................................. 107

5. ERPROBUNG GEEIGNETER PRÄVENTIONSMASSNAHMEN..................... 112 5.1. Entspannungstechniken im Schulalltag.......................................................... 112

5.2. Stressbewältigungskurs „Locker und gelassen“ für Schüler/innen.................. 116

5.3. Raucherentwöhnungskurs „Gelassen und rauchfrei“ für Schüler/innen.......... 119

6. ZUSAMMENFASSUNG................................................................................... 123 6.1. Einschulungsuntersuchung............................................................................. 123

6.2. Befragung der 9. Klassen................................................................................ 124

6.3. Präventionsmaßnahmen................................................................................. 125

7. LITERATUR.................................................................................................... 127

ANHANG Fragebogen bei der Einschulungsuntersuchung

Fragebogen für Jugendliche

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1. EINFÜHRUNG Die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen spiegelt den gesundheitlichen Zustand der Gesellschaft wieder. Heranwachsende zeigen in besonderem Maße, wie ihr Lebensumfeld und ihre Umwelt auf sie wirken, was sie herausfordert und was sie überfordert (Pharmabrief 1995). Aus verschiedenen Studien der letzten Jahre kann man entnehmen, daß Kinder und Jugendliche in verstärktem Maße über gesundheitliche Beschwerden -insbesondere psychosomatische Erkrankungen- klagen, die auf eine erhöhte psychosoziale Belastung dieser Altersgruppe hinweisen (Seiffge-Krenke 1994). „Kinder und Psychopharmaka“ stand vorwiegend in den siebziger und Anfang der achtziger Jahre im Vordergrund wissenschaftlicher und arzneipolitischer Auseinandersetzungen (Pu-teanus 1999). Es wurde festgestellt, dass Kinder Psychopharmaka zur Bewältigung des All-tags verabreicht bekamen. Seit Mitte der achtziger Jahre verlor das Thema an Bedeutung. Statt dessen wird der gesamte Arzneimittelkonsum bei Kindern unter die Lupe genommen (Buser et al., 1997; Dunkelberg et al. 1998). 1.1. Medikamentenkonsum Medikamente dienen einem heilsamen Zweck. Oft ist ihre Einnahme notwendig, um Krank-heiten zu bekämpfen oder ihnen vorzubeugen. Oft sind sie allerdings überflüssig, und hier liegen die Gefahren. Mit Arzneimitteln wird überwiegend die Vorstellung verbunden, daß sie zur Linderung und Heilung von Krankheiten eingesetzt werden, im allgemeinen unter Aufsicht und Kontrolle eines Arztes, der für eine richtige Indikation und eine zielgerichtete Arzneibehandlung bürgt. Dieser Sachverhalt mag ein Grund für die große Akzeptanz von Arzneimitteln in unserer Ge-sellschaft sein. Sie täuscht jedoch über die Tatsache hinweg, daß mit Arzneimitteln ebenso Beeinflussungen der psycho - physischen Befindlichkeit und die Erzeugung von Rauschzu-ständen möglich sind wie mit anderen „Drogen“ auch, und dass es beim Einsatz von Medi-kamenten durch ärztliche Verordnung ebenso wie durch Selbstmedikation zu mißbräuchli-chen Handhabungsmustern und auch zur Abhängigkeit kommen kann (Nordlohne 1992). Zu häufig wird die Verantwortung für das eigene Befinden dem Arzneimittel übertragen. Die Selbstmedikation, also der eigenverantwortete, nicht vom Arzt angeordnete Gebrauch von Arzneimitteln, kann mit großen Gefahren verbunden sein. Die Verbreitung von Arzneimitteln mit Mißbrauchs- und Abhängigkeitspotential lässt sich anhand von Verkaufsstatistiken oder Verordnungsstatistiken aus dem Bereich der gesetzli-chen Krankenversicherung (GKV) darstellen. Zu den meistverordneten Arzneimitteln in der Bundesrepublik überhaupt gehören immer noch Benzodiazepin - haltige Tranquilizer und Hypnotika, obwohl sie laut der gesetzlichen Krankenversicherung eine rückläufige Tendenz zeigen (Jahrbuch Sucht 2000). 1992 wurden in der gesamten Bundesrepublik noch 690 Mio. Tagesdosierungen im ambulanten Versor-gungsbereich verordnet, 1997 insgesamt rund 383 Mio. Unter allen Arzneimitteln, die über Apotheken verkauft werden, sind Analgetika (Schmerz-mittel) die meist verkauften Arzneimittel in der Bundesrepublik. Die Analgetika (ohne Betäu-bungsmittel und Migränemittel; mit ca. 179 Mio. Packungen) führten 1998 mit knapp 173 Mio. verkauften Packungen mit weitem Abstand vor den Husten- und Erkältungsmitteln (145 Mio. Packungen) und den Arzneimitteln zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen (129 Mio. Packungen). Insgesamt werden rund 70% aller Schmerzmittelpackungen ohne

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Rezept in der Apotheke verkauft. Die Anwendung von Schmerzmitteln ist in der Bundes-republik demnach vor allem eine Therapie innerhalb der Selbstmedikation, Apothekenumsatz rund 900 Mio. DM. Die Folge ist ein hoher Anteil des Schmerzmittelkonsums ohne ärztliche Kontrolle. 1998 wurden in der Bundesrepublik insgesamt rund 3,2 Milliarden Dosierungsein-heiten, meist Tabletten oder Kapseln, oder etwa 40 pro Einwohner alleine im Bereich der Selbstmedikation verbraucht, verordnet wurden weitere 12, sodass jeder Einwohner in der Bundesrepublik, ob Kleinkind oder Greis, knapp über 52 Dosierungseinheiten von Schmerz-mitteln pro Jahr verbraucht. Insgesamt reichen die verbrauchten Schmerzmittel aus, um 4-5 Millionen Menschen ein ganzes Jahr lang täglich zu versorgen (Jahrbuch Sucht 2000). Laut der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) gibt es 1,5 Millionen Medi-kamentenabhängige in Deutschland (Statistisches Bundesamt 1998). Zwei Drittel aller ver-ordneten Medikamente werden von Frauen eingenommen. Diese erschreckend hohe Zahl sollte Anlass genug sein, sich mit dieser Problematik gesundheitswissenschaftlich auseinan-derzusetzen. Trotzdem ist die Arzneimittelabhängigkeit im Gegensatz zur Abhängigkeit von illegalen Drogen, von Alkohol oder von Nikotin ein nur untergeordnetes Thema in der Dis-kussion von Suchterkrankungen in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. Noch weniger Beachtung findet die Frage, welche gesundheitsökonomischen Folgen durch Arzneimittelab-hängigkeit entstehen und welche Strategien zur Prävention geeignet sind, um diesen Prob-lemen zu begegnen (v. Reibnitz & Litz 1999). Auch bei scheinbar harmlosen Medikamenten wie den Schmerzmitteln können Missbrauch und Abhängigkeit entstehen, vor allem bei solchen mit Koffein- oder Codein - Zusatz und bei den Kombinationspräparaten. Laut Jahrbuch Sucht 2000 sind bei 10 - 15% der derzeit ge-schätzten 50.000 dialysepflichtigen Patienten ihre Nierenschädigung auf den Vielgebrauch von Schmerzmittelkombinationen, vor allem auch solche mit Koffein, zurückzuführen. 1.1.1. Medikamentenkonsum bei Kindern und Jugendlichen Die Einnahme von Arzneimitteln scheint auf den ersten Blick eine individuelle Angelegenheit zu sein. Übersehen wird dabei allerdings, daß gesundheitliche Störungen ihren Ursprung vielfach in den ökologischen, ökonomischen und sozialen Verhältnissen haben können. Das individuelle Handeln im Rahmen des Gesundheitsverhaltens und im Umgang mit Arzneimit-teln steht auch im Spannungsfeld starker gesellschaftlicher Erwartungen nach ständiger Leistungsbereitschaft (Nordlohne 1992). Leistung und Leistungsfähigkeit sind zu entschei-denden Zielkategorien dieser Gesellschaft geworden und sind in gewisser Hinsicht ein wert-volles „Kapital“, das vor allem während des Jugendalters im Rahmen organisierter Lernpro-zesse erworben und durch entsprechende Zertifikate nachgewiesen wird (Engel & Hurrel-mann 1989). Wenn es um den Einfluß der Eltern auf gesundheitsbezogenes Verhalten geht, weisen empi-rische Studien auf den Modellcharakter hin, den Eltern vor allem für Kinder und - wenn auch eingeschränkt - für Jugendliche besitzen (Nordlohne 1992). Eltern sind auch insofern für die gesundheitlichen Belange Jugendlicher von Bedeutung, da an der (Sozio-) Genese von ge-sundheitlichen Beeinträchtigungen und der Entwicklung gesundheitsbezogener Verhaltens-weisen wesentlich auch das soziale und emotionale Klima zwischen Eltern und ihren Kindern beteiligt sein kann (Holler & Hurrelmann 1990; Mc Cubbin, Needle & Wilson, 1985; Smart, Chibucos & Didier 1990). Die Prägung für späteres Verhalten, auch für das Gesundheitsverhalten im Umgang mit Arz-neimitteln findet zunächst vor allem im Elternhaus statt. Die Eltern, besonders die Mütter

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sind dabei sowohl in ihrer Vorbildfunktion für den Umgang mit Arzneimitteln von Bedeutung als auch als „Laienmedizinerinnen“, die ihrem Nachwuchs selbst Arzneimittel verabreichen und auf das Verschreibungsverhalten von Ärzten Einfluß nehmen können. Kinder lernen Arzneimittel nicht nur durch die ärztliche Verordnung, sondern auch durch die Einnahmegewohnheiten und Empfehlungen ihrer Eltern oder anderer Erwachsener kennen. Die Suchtgefährdung der Kinder beginnt bereits dort, wo kaum jemand sie vermutet: beim Konsumverhalten der Erwachsenen, bei ihrem sorglosen Umgang mit den gesellschaftlichen Alltagsdrogen, den Medikamenten, Alkoholika und anderen scheinbar harmlosen Lastern (Andreas-Siller 1991). Kleine Kinder sind besonders gefährdet, denn sie sind neugierig und jederzeit bereit, Verhaltensmuster der Erwachsenen zu übernehmen. In der vorliegenden Untersuchung wurden Mütter mit Kindern im Vorschulalter über sich selbst und über das Kind befragt. Für diese Datenerhebung wurde die Einschulungsuntersu-chung des Jugendärztlichen Dienstes des Gesundheitsamtes gewählt. Jugendliche werden während des Durchlaufens der Übergangsphase zum Erwachsenenalter von einem Leistungs- und Erwartungsdruck begleitet, der deutlich zu einer Verschlechterung des gesundheitlichen Wohlbefindens und somit auch zur Beeinträchtigung der Leistungsfä-higkeit beitragen kann (Hurrelmann et al., 1988; Holler & Hurrelmann 1990). Dieser Zeitpunkt bei Jugendlichen erschien für die vorliegende Befragung geeignet und somit wurde hierfür die ärztliche Untersuchung der 9. Klassen durch den Jugendärztlichen Dienst des Gesund-heitsamtes gewählt. 1.1.2. Medikamente mit Mißbrauchs- und Abhängigkeitspotential Definitionen von Mißbrauch und Abhängigkeit Abhängigkeit und Sucht sind unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln, die ebenso wie andere Nebenwirkungen beachtet und möglichst vermieden werden müssen. Die Welt-gesundheitsorganisation (WHO) hat mit dem Überbegriff Arzneimittelabhängigkeit verschie-dene Formen des Arzneimittelmißbrauchs zusammengefaßt. Abhängigkeit ist demnach „ein Zustand (psychisch und oft auch physisch), der aus der Wechselwirkung eines Pharmakons mit dem lebenden Organismus entsteht und durch Verhaltens- und andere Reaktionen cha-rakterisiert ist, zu denen immer der Drang gehört, das Pharmakon periodisch oder wiederholt einzunehmen, um dessen psychische Effekte zu erleben und in manchen Fällen auch die unangenehmen Effekte seines Fehlens zu vermeiden.“ Zu unterscheiden ist weiterhin zwischen Gewohnheitsbildung und Sucht, wobei hier fließen-de Übergänge eine strenge Abgrenzung erschweren. Gewohnheitsbildung Die Gewohnheitsbildung (drug habituation) ist charakterisiert durch die regelmäßige Ein-nahme eines bestimmten, meist psychotrop wirkenden Pharmakons, um einen euphorischen Zustand zu erreichen. Dieses Einnahmeverhalten unterstützt eine psychische Abhängigkeit, während eine physische Abhängigkeit nicht vorhanden ist. Es treten daher beim Absetzen auch keine körperlichen Entzugssymptome auf. Der Drang nach Dosissteigerung ist eher gering.

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Gewöhnung Im Unterschied zur Gewohnheitsbildung ist die Gewöhnung oder Toleranzerhöhung mit der Tendenz verbunden, die Dosis zu erhöhen, um die gleiche Wirkung wie zu Beginn der Ver-wendung des Mittels zu erreichen. Gewöhnung bzw. Toleranzerhöhung führt in die Sucht. Sucht Sucht (addiction) ist nach der WHO definiert als „ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, schädlich für den einzelnen oder/und die Gesellschaft, der durch den wiederhol-ten Genuß eines natürlichen oder synthetischen Arzneimittels, in der Regel mit psychotropen Wirkungen, hervorgerufen wird. Zur Sucht gehören • ein dringendes Verlangen oder ein echtes Bedürfnis (Zwang), die Einnahme des Mittel

fortzusetzen und es dazu unter allen Umständen in die Hand zu bekommen • die Tendenz, die Dosis zu steigern • die psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung des Mittels Arzneimittelgruppen mit Mißbrauchs- und Abhängigkeitspotential Nach Angaben der WHO gibt es sieben Gruppen von Arzneimittelgruppen mit Abhängig-keitspotential: • Alkoholhaltige Arzneimittel - Zubereitungen • Stark wirksame Analgetika (Schmerzmittel) und Antitussiva (Hustenmittel):

Morphin, Codein, Pethidin, Methadon, Fentanyl

• Schwach bis mittelstark wirksame Analgetika, v.a. Analgetika - Kombinationen • Hypnotika/Sedativa (Beruhigungs-/Schlafmittel):

Barbiturate, kürzerwirksame Benzodiazepine, Bromharnstoffe, Diphenhydramin • Tranqillantien (Beruhigungsmittel): längerwirksame Benzodiazepine, Carbamate • Psychostimulantien (Anregungsmittel) und Appetitzügler:

Amphetamine und Amphetamine/Ephedrine • Sonstige Wirkstoffgruppen:

Anitcholinergika (krampflösende Mittel), Laxantien (Abführmittel), Corticoide, Diuretika (harntreibende Mittel), Betablocker

Viele Medikamente mit Abhängigkeitspotential sind aus der medizinischen Therapie nicht mehr wegzudenken. Bei psychischen Erkrankungen wie Angst und Depressionen können sie sehr sinnvoll sein und das Leben wieder erträglicher machen. Vor allem Benzodiazepine schirmen vom Streß des Alltags ab und vermitteln Stabilität und Gelassenheit.

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Schmerzmittel Bei den schwach bis mittelstark wirksamen Schmerzmitteln sind die Kombinationspräparate von großer Wichtigkeit. Wegen ihres Gehalts an Koffein oder Codein werden sie nicht nur vorrangig zur Linderung von Schmerzen, insbesondere Kopfschmerzen eingenommen, son-dern auch um geringe „Befindlichkeitsstörungen“ zu beseitigen. Bei regelmäßigen Gebrauch können sie in relativ kurzer Zeit zur Abhängigkeit führen. Dazu gehören: Adolorin, Aspirin forte, Azur, Azur comp., Combaren, Contraneural forte, Copyrkal N, Dolomo TN, Dolviran N, Doppel Spalt compact, Duan, Eudorlin, Eu Med neu, Gelonida, Gelonida NA, Gewadal, HA-Tabl. N, Lonarid, Melabon K, Migräne-Kranit, Migränin gegen Kopfschmerzen, Nedolon P, Neuralgin, Neuranidal, Novo Petrin, Octadon P, Optalidon N, Paracetamol comp. Stada, Pil-for, Prontopyrin Plus, Quadronal Ass comp., Quadronal comp. gegen Kopfschmerzen, Ring N, Saridon, Spalt, Spalt plus Coffein, Talvosilen, Thomapyrin, Titralgan, Titretta, Togal Kopf-schmerzbrause, Treupel comp., Vivimed. Jahrelanger Gebrauch von Analgetika kann zu erheblichen Nierenschädigungen führen. Ein hoher Prozentsatz der Dialysepatienten hat jahrelang Schmerzmittel eingenommen. Viele Patienten wissen nichts über diesen Zusammenhang. Beruhigungsmittel (Tranqulizer) Nervosität, Angespanntheit und Angstzustände sind alltägliche Bestandteile des Lebens. Angst ist oft eine wichtige Sicherheitsvorkehrung. Angespanntheit kann die Leistungsfähig-keit erhöhen. Am Arbeitsplatz und im privaten Alltag entstehen jedoch oft Stresssituationen, mit denen man nicht so leicht fertig wird. Mögliches Resultat: Angst und deren Folgen (Durchfall, Schmerzen, Herzklopfen, Ticks), die nicht mehr als „normal“ empfunden werden und das eigene Wohlbefinden beeinträchtigen. In den letzten 30 Jahren ist neben die Droge Alkohol als ältestem Beruhigungsmittel die The-rapie mit Tranquilizern getreten. Das Ansteigen von körperlichen und psychischen Stresser-scheinungen oder die mangelnde Bereitschaft, mit ihnen fertig zu werden, eröffnete für die Pharmaindustrie einen großen Markt. Mitte der achtziger Jahre wurden in Deutschland be-reits 40 Millionen Packungen solcher Mittel verkauft. Als jedoch zunehmend bekannt wurde, daß Tranquilizer süchtig machen können, setzte eine Gegenbewegung ein. Die Verkaufszah-len sanken auf 17 Millionen im Jahr 1997 (Bittere Pillen 1999). Zu den bekanntesten Tranquilizern gehört die Gruppe der Benzodiazepine. Die angst-dämpfende Wirkung von Benzodiazepinen ist durch viele Studien belegt. Die Ursachen der Angst werden jedoch nicht beseitigt - im Gegenteil: Beruhigungsmittel wirken bewußtseins- oder gefühlsmindernd und können so die notwendige aktive Befassung mit den Stressfakto-ren sogar verhindern. Alle Mittel wirken angstlösend, dämpfend, bewußtseinstrübend, ermü-dend, muskelentspannend und krampflösend; z.B.: Adumbran, Anxiolit, Bromazanil, Broma-zepam „Genericon“, Diazepam-ratiopharm, Diazepam Stada, Durazanil 6, Faustan, Frisium, Gewacalm, Lexotanil 6, Noctazepam, Normoc, Oxa von ct, Oxazepam-ratiopharm, Praxiten, Psychopax, Rudotel, Sigacalm, Tafil, Tavor, Temesta, Tranquase, Tranxilium, Valium, Xanor.

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Gefahren von Selbstmedikation Durch Kostenbegrenzungen im Gesundheitsbereich in den letzten Jahren hat die Selbstme-dikation an Bedeutung zugenommen. Vorteile der Selbstmedikation: die Gesetzlichen Kran-kenversicherungen werden finanziell entlastet, die Patienten können bei geringfügigen Ge-sundheitsstörungen und zur Vorbeugung gegen Erkrankungen zur Selbsthilfe greifen, eigen-verantwortliches Handeln trägt zu einem aktiven Gesundheitsverhalten bei. Nachteile der Selbstmedikation: auch nichtrezeptpflichtige Arzneimittel können unerwünschte Nebenwir-kungen verursachen, besonders wenn sie über einen längeren Zeitraum genommen werden. Medikamentenabhängigkeit Im Gegensatz zu Alkohol- und Drogenabhängigkeit existiert über Medikamentenabhängigkeit relativ wenig gesichertes Wissen, nicht zuletzt, weil sie auch nicht in der Öffentlichkeit sicht-bar ist. Unter den Arzneimitteln mit Abhängigkeitspotential nehmen Schmerzmittel (Analgeti-ka), Schlaf- und Beruhigungsmittel (Hypnotika/Sedativa) eine führende Stellung ein. Dabei kommt den Benzodiazepin - Derivaten (BZD) vorrangige Bedeutung zu: Medikamente dieser Stoffgruppe sind bei ca. 2/3 - ¾ aller Fälle von Medikamentenabhängigkeit beteiligt (Klein et al. 1991). Zum Gebrauch von Psychopharmaka gibt es sehr widersprüchliche Erkenntnisse. Vor allem aus den achtziger Jahren gibt es eine Reihe Untersuchungen, die einen Anstieg vom Ge- und Mißbrauch von Medikamenten mit Suchtpotential befürchten lassen (Hurrelmann 1988, Nordlohne & Hurrelmann 1990). 1.2. Ziele und Zielgruppen Ziele: 1. Mit den in der vorliegenden Studie erhobenen Daten sollen Kenntnisse gewonnen werden

über den Konsum von Medikamenten mit Suchtpotential bei 1. Kindern im Vorschulalter und ihren Müttern und 2. bei Jugendlichen. Besondere Beachtung soll dabei der Selbst-medikation geschenkt werden.

2. Identifikation von Lebensbedingungen bzw. Faktoren, die Einfluß auf einen „schnellen

Griff zur Tablette“ haben. Das Einnahmeverhalten von Arzneimitteln scheint ein multifaktorielles Geschehen darzustel-

len, deshalb sollten mit den erhobenen Daten Kenntnisse gewonnen werden über: Famili-ensituation, Beschäftigungsstatus, Bildung, Zufriedenheit, Alltagsprobleme, Streßanfällig-keit und Stressbewältigung, körperliche und psychische Beschwerden und Einschätzun-gen zur eigenen Gesundheit.

3. Aus diesen Ergebnissen sollen Erkenntnisse für zielgerichtete Präventionsmaßnahmen

für alternative Methoden zum Wohlfühlen und zur Verringerung des Medikamentenkon-sums mit Suchtpotential resultieren. Schon während der Fertigstellung dieser Studie wurden Präventionsmaßnahmen entwi-ckelt und durchgeführt.

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Über den Verbrauch von Medikamenten gibt es kaum bevölkerungsbezogene Untersuchun-gen, sondern vorwiegend Verkaufs- und Verordnungsstatistiken. In der vorliegenden Studie wird der Konsum folgender Arzneimittelgruppen berücksichtigt: Berücksichtigte Arzneimittel bei den Müttern und den Jugendlichen: • Schmerzmittel • Beruhigungsmittel • Schlafmittel • Appetitzügler • Anregungsmittel • Kreislaufmittel Kreislaufmittel werden nicht den Arzneimittelgruppen mit Abhängigkeitspotential zugeordnet, wurden aber trotzdem mit in die Befragung einbezogen, weil Kreislaufprobleme zu stressbe-dingten Beschwerden zugeordnet werden können. Berücksichtigte Arzneimittel bei den einzuschulenden Kindern: • Fiebermittel • Schmerzmittel • Beruhigungsmittel • Schlafmittel

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1.3. Hypothesen Anhand der Literatur und eigener Überlegungen wurden bei der Entwicklung der Fragebögen (Fragebögen s. Anhang) folgende Thesen aufgestellt: 1. Der Arzneimittelkonsum hängt von der sozialen Stellung ab 2. Es gibt eine geschlechtsspezifische Differenzierung des Arzneimittelverbrauchs 3. Es besteht ein unnötiger Medikamentenverbrauch und eventuell die Gefahr von Miß-

brauch und Spätschäden 4. Menschen mit häufigen Stresssymptomen greifen verstärkt zu Medikamenten 5. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Verhaltensauffälligkeiten 6. Der Gebrauch von Schmerzmitteln und Psychopharmaka wird durch äußere Anlässe ge-

fördert 7. Es besteht ein Zusammenhang sowohl zwischen der Meinung der Beeinflußbarkeit der

Gesundheit und der Medikamenteneinnahme als auch und zwischen der Zufriedenheit des eigenen Gesundheitszustandes und der Medikamenteneinnahme

8. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit der Arbeit / Hauptbeschäf-

tigung (Mütter) bzw. zwischen der Zufriedenheit mit den schulischen Leistungsanforde-rungen (9. Klassen) und der Medikamenteneinnahme

9. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Rauchen (nur Jugendliche) und der Medi-

kamenteneinnahme

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2. METHODIK Im Rahmen einer Querschnittsstudie wurde eine 20%-Stichprobe durchgeführt. 2.1. Untersuchung des Konsums von Medikamenten mit Suchtpotential bei Kindern im Vorschulalter und ihren Müttern Die Befragungen wurden bei den Einschulungsuntersuchungen im Zeitraum von Februar bis Juni 1999 durchgeführt. An 9 Schulen wurden die Begleitpersonen der potentiellen Einschu-lungskinder während der Wartesituation über sich selbst und über das Kind befragt. Dabei kam ein standardisierter 6 - seitiger Fragebogen mit 24 vorwiegend geschlossenen Fragen zum Einsatz. 2.2. Untersuchung des Konsums von Medikamenten mit Suchtpotential bei Jugendlichen Die Befragungen der Jugendlichen wurden in den 9. Klassen der verschiedenen Schulfor-men durchgeführt. Schüler und Schülerinnen von 2 Haupt-, 2 Real- und einer Gesamtschule wurden im Herbst / Winter 1999 im Rahmen der ärztlichen Untersuchung durch den Jugend-ärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes mittels eines standardisierten Fragebogens befragt. Da die ärztliche Untersuchung nicht an Gymnasien durchgeführt wird, wurde die Befragung an 2 Gymnasien direkt in der Klasse durchgeführt.

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3. ERGEBNISSE 3.1. Befragung bei der Einschulungsuntersuchung Von während der Befragung 549 angesprochenen Begleitpersonen in insgesamt 9 Schulen füllten 514 Personen den Fragebogen über sich selbst und über das einzuschulende Kind aus, so daß mit 94% eine zufriedenstellende Rücklaufquote erreicht werden konnte. Das Ausfüllen des Fragebogens nahm in der Regel 10 bis 20 Minuten in Anspruch. Fragen oder Unklarheiten von Seiten der Befragten wurden während des Ausfüllens geklärt; ausländi-schen Mitbürgern mit geringen Deutschkenntnissen wurde beim Ausfüllen des Fragebogens geholfen. Tabelle 1 zeigt die Anzahl der befragten Begleitpersonen der einzuschulenden Kinder. Von den 514 Begleitpersonen waren 82,3% Mütter, 15,8% Väter und 1,9% andere Personen. Tabelle 1: Begleitpersonen der einzuschulenden Kinder Begleitperson Anzahl in Prozent Mütter 423 82,3% Väter 81 15,8% andere Person 10 1,9% Gesamt 514 100% Soziodemographische Daten der Begleitpersonen Abbildung 1 zeigt die Altersverteilung der befragten Begleitpersonen. Bei den Müttern variier-te das Alter zwischen 23 und 50 Jahren, wobei das Hauptalter zwischen 28 und 41 Jahren lag. Bei den Vätern variierte das Alter zwischen 27 und 67 Jahren, bei den anderen Begleit-personen zwischen 18 und 59 Jahren. Abbildung 1: Altersverteilung der Begleitpersonen

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Tabelle 2 zeigt den Familienstand aller Begleitpersonen: 8,8% Ledige, 79,2% Verheiratete bzw. in einer Lebensgemeinschaft lebend, 10,7% geschieden oder getrennt Lebende und 1,4% Verwitwete. Tabelle 2: Familienstand der Begleitpersonen Familienstand Anzahl in Prozent ledig 45 8,8% verheirat./Lebensgem. 407 79,2% geschieden/getrennt 55 10,7% verwitwet 7 1,4% Gesamt 514 100% Tabelle 3 zeigt die Verteilung der Staatsangehörigkeit aller Begleitpersonen: 85,0% waren deutsche, 7,2% türkische und 7,8% einer anderen Staatsangehörigkeit zugehörigen Mitbür-ger. Tabelle 3: Verteilung der Staatsangehörigkeit aller Begleitpersonen Staatsangehörigkeit Anzahl in Prozent Deutsch 437 85,0% Türkisch 37 7,2% Andere 40 7,8% Gesamt 514 100% Im weiteren Verlauf dieser Studie werden von den Begleitpersonen nur die Mütter in die Auswertung einbezogen, da zum einen der Anteil der Väter mit 15,8% zu gering ist, um ihn in die Auswertung miteinzubeziehen, zum anderen liegt das Hauptinteresse dieser Studie bei den Müttern.

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Tabelle 4 zeigt den Familienstand der befragten Mütter: 9,9% der 423 befragten Mütter ga-ben an, ledig zu sein, 76,6% verheiratet bzw. in einer Lebensgemeinschaft lebend, 12,3% geschieden/getrennt lebend und 1,2% waren verwitwet. Tabelle 4: Familienstand der Mütter Familienstand Anzahl in Prozent ledig 42 9,9% verheiratet/Lebensgem. 324 76,6% geschieden/getrennt 52 12,3% verwitwet 5 1,2% Gesamt 423 100% Tabelle 5 zeigt die Verteilung der Staatsangehörigkeit der Mütter: 88,9% waren deutsche, 5,4% türkische und 5,7% einer anderen Staatsangehörigkeit zugehörigen Mitbürgerinnen. Tabelle 5: Verteilung der Staatsangehörigkeit der Mütter Staatsangehörigkeit Anzahl in Prozent Deutsch 376 88,9% Türkisch 23 5,4% Andere 24 5,7% Gesamt 423 100%

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3.1.1. Konsum von Medikamenten mit Suchtpotential bei den Müttern Von den 423 befragten Müttern gaben 35% an, in den letzten 4 Wochen mindestens ein Me-dikament genommen zu haben (s. Abbildung 2). Von allen Müttern haben 30,5% Schmerz-mittel, 2,8% Beruhigungsmittel, 1,0% Schlafmittel, 1,4% Appetitzügler, 0,7% Anregungs- bzw. Aufputschmittel und 6,2% Kreislaufmittel eingenommen (Abbildung 3). Abbildung 2: Medikamenteneinnahme der Mütter in den letzten 4 Wochen

N = 423

Ja35%

Nein65%

Abbildung 3: Eingenommene Medikamente der Mütter (Mehrfachnennungen)

N = 423

30,5%

2,8%1,0% 1,40% 0,70%

6,20%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

proz

entu

ale

Häu

figke

it

N = 423

SchmerzmittelBeruhigungsmittelSchlafmittelAppetitzüglerAufputschmittelKreislaufmittel

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Tabelle 6 zeigt die prozentuale Verteilung der einzelnen Medikamentengruppen, ob sie vom Arzt verschrieben wurden oder nicht. Tabelle 6: Verschreibung oder Selbstmedikation

Medikament

vom Arzt ver-ordnet

nicht vom Arzt verordnet

beides

keine Angaben

Gesamt

Schmerzmittel 7,8% 20,3% 0,5% 1,9% 30,5% Beruhigungsmittel 1,7% 1,0% 0,0% 0,1% 2,8% Schlafmittel 0,2% 0,5% 0,0% 0,3% 1,0% Appetitzügler 0,3% 0,9% 0,0% 0,2% 1,4% Aufputschmittel 0,2% 0,0% 0,0% 0,5% 0,7% Kreislaufmittel 4,3% 1,7% 0,0% 0,2% 6,2% Dauer und Intensität der Medikamenteneinnahme Auf die Frage, ob die Mütter die angegebenen Medikamente schon länger als 4 Wochen nehmen, antworteten 11,6% mit ja, 85,5% mit nein und 1,9% machten keine Angaben. Abbildung 4: Einnahme der Medikamente länger als 4 Wochen

N = 423

Ja11,6%

Nein85,5%

keine Angaben1,9%

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Schmerzmittel Die Schmerzmittel sind eindeutig die am häufigsten eingenommene Medikamentengruppe. Nach der Häufigkeit der Einnahme von Schmerzmitteln gefragt (s. Abbildung 5), gaben 21% an, 1 bis 2 mal in den letzten 4 Wochen ein Schmerzmittel eingenommen zu haben, 4,7% 1 bis 2 mal pro Woche und 2,1% 2 bis 4 mal pro Woche. 1,7% gaben an, täglich ein Schmerzmittel eingenommen zu haben und 2,1% machten keine Angaben. Abbildung 5: Häufigkeit der Einnahme von Schmerzmitteln in den letzten 4 Wochen

N = 423

1,7%

4,7%

2,1%

21,0%

2,1%

0% 5% 10% 15% 20% 25%

täglich

1 - 2 mal pro W oche

2 - 4 mal pro W oche

1 - 2 mal in 4 W ochen

keine Angaben

Einn

ahm

e Sc

hmer

zmitt

el

prozentuale Häufigkeit

Nach der Dauer der Einnahme gefragt (s. Abbildung 6), gaben von allen 423 Müttern 0,5% an, Schmerzmittel seit 2 bis 3 Monaten zu nehmen, 0,2% seit 3 bis 6 Monaten, 8,0% gaben einen Zeitraum länger als 6 Monate an und 2,1% machten keine Angaben. Abbildung 6: Dauer der Einnahme von Schmerzmitteln

0,5% 0,2%

2,1%

8,0%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

2 - 3Monate

3 - 6Monate

längerals 6

Monate

keineAngaben

proz

entu

ale

Häu

figke

it

N = 423

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Tabelle 7 zeigt auf einen Blick die Häufigkeit und die Dauer der Einnahme der Schmerzmit-tel; Anzahl und Angaben in Prozent, bezogen auf die Gesamtzahl der Mütter. Tabelle 7: Häufigkeit und Dauer der Einnahme von Schmerzmitteln DAUER HÄUFIGKEIT

nur 4 Wochen

2 - 3 Monate

3 - 6 Monate

länger als 6 Monate

keine An-gaben

Gesamt

Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % täglich 2 0,47 0 0 1 0,24 4 0,95 0 0 7 1,651-2 x pro Wo. 14 3,31 0 0 0 0 4 0,95 2 0,47 20 4,732-4 x pro Wo. 4 0,95 0 0 0 0 5 1,18 0 0 9 2,131-2 x in 4 Wo. 63 14,89 2 0,47 0 0 21 4,96 3 0,71 89 21,04keine Angab. 0 0 0 0 0 0 0 0 4 0,95 4 0,95Gesamt 83 19,62 2 0,47 1 0,24 34 8,04 9 2,13 129 30,50

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Tabelle 8 zeigt die eingenommenen Schmerzmittel - Mono - Präparate und Tabelle 9 die eingenommenen Schmerzmittel - Kombinationspräparate. Es wurden insgesamt 131 Pa-ckungen Monopräparate und 27 Packungen Kombinationspräparate angegeben. Es handelt sich hierbei um Mehrfachnennungen, d.h. einige Mütter nehmen mehrere Präparate. Von den Müttern, die Monopräparate verwenden, gaben 26 (ohne Abb.) an, diese schon länger als sechs Monate zu nehmen; bei den Müttern, die Kombinationspräparate verwen-den, waren es acht. Zusammengefaßt heißt das, dass von allen Müttern (N = 423) 6,2% Mo-nopräparate und 1,9% Kombinationspräparate länger als sechs Monate einnehmen. Tabelle 8: Eingenommene Schmerzmittel: Monopräparate Arzneimittel Inhaltsstoffe An-

zahl Aspirin Acetylsalicylsäure 52 Paracetamol ratiopharm Paracetamol 42 Dolormin Ibuprofen 8 ASS ratiopharm Acetylsalicylsäure 7 Aspirin plus C Acetylsalicylsäure, Ascorbinsäure 7 Ben - u - ron Paracetamol 4 Aktren spezial Ibuprofen 3 Schmerz - Dolgit (Rp) Ibuprofen 2 Imigran (Rp) (Migränemittel) Sumatriptan 2 Novaminosulfon (Rp) Metamizol 1 Resochin (Rp) (Rheumatikum) Resochin 1 Acemetacin Stada - Metex (Rp) (Rheumatikum) Acemetacin 1 Voltaren Dispers (Rp) (Rheumatikum) Diclofenac 1 Gesamt 131 Rp = Rezeptpflichtig Tabelle 9: Eingenommene Schmerzmittel: Kombinationspräparate Arzneimittel Inhaltsstoffe An-

zahl Thomapyrin Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Coffein 8 Gelonida (Rp) Paracetamol, Codein 3 Vivimed Propyphenazon, Paracetamol, Coffein,

Thiaminnitrat (Vit. B1) 3

Spalt Paracetamol, Acetylsalicylsäure 3 HA - Tabletten Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Coffein 2 Migräne - Kranit (Rp) Propyphenazon, Paracetamol, Codein 2 Optalidon spezial Propyphenazon (Schmerzmittel), Dihydroer-

gotamin(Migränemittel) 1

Prontopyrin Paracetamol, Coffein 1 Paracetamol plus Codein Paracetamol, Codein 1 Neuralgin Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Coffein 1 Doppelspalt Acetylsalicylsäure, Coffein 1 Dolomo Tagtabl. (Rp) Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Coffein 1 Gesamt 27 Rp = Rezeptpflichtig

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Die Wirkstoffe der eingenommenen Schmerzmittel ACETYLSALICYLSÄURE Insgesamt 59 mal wurde der Wirkstoff Acetylsalicylsäure angegeben, 52 mal als Aspirin, 7 mal als ASS ratiopharm. Die Acetylsalicylsäure, als Aspirin berühmt geworden, kurz ASS genannt, wird bereits seit 100 Jahren industriell hergestellt. Jährlicher Verbrauch in Deutschland: 1.100 Tonnen (Bitte-re Pillen 1999). ASS ist ein wirksames und meistens gut verträgliches Arzneimittel, das Schmerzen lindert und fiebersenkend wirkt. ASS ist außerdem ein bewährtes Mittel zur Vor-beugung gegen Herzinfarkt. Medikamente, die nur ASS und sonst keine weiteren Wirkstoffe oder Zusätze enthalten, sind vorzuziehen. Nebenwirkungen wie Übelkeit und Magenschmer-zen können relativ häufig auftreten, vergehen jedoch wieder und bleiben folgenlos, wenn das Medikament nicht weiter eingenommen wird. ACETYLSALICYLSÄURE PLUS VITAMIN C ASS in Verbindung mit Vitamin C (Ascorbinsäure) wurde 7 mal angegeben. Die Beimengung von Vitamin C zum Wirkstoff ASS ist unter Fachleuten umstritten. Es ist fraglich, ob die Beimengung von Vitamin C die Magenverträglichkeit bessert oder bei Erkäl-tung wirksam ist. PARACETAMOL Insgesamt 6 mal wurde der Wirkstoff Paracetamol angegeben, 42 mal als Paracetamol und 4 mal als Ben-u-ron. Paracetamol wirkt ähnlich gut und schnell gegen Schmerzen wie ASS und auch fiebersen-kend. Für Paracetamol gilt dasselbe wie für ASS: Medikamente, die nur einen einzigen Wirk-stoff enthalten, sind vorzuziehen. Paracetamol ist magenfreundlicher als ASS. IBUPROFEN Ibuprofen wurde 13 mal angegeben, 8 mal als Dolormin, 3 mal als Aktren spezial und 2 mal als Schmerz-Dolgit, welches rezeptpflichtig ist. Ibuprofen wurde ursprünglich als Rheumamittel entwickelt und steht in niedriger Dosierung auch als Schmerzmittel bei Kopfschmerzen und bei leichten und schweren Migräneanfällen zur Verfügung. Es wirkt ebenfalls entzündungshemmend. Bei empfindlichen Magen ist es jedoch weniger geeignet. SUMATRIPTAN Sumatriptan (Imigran) wurde 2 mal angegeben. Sumatriptan gehört zu der relativ neuen Substanzgruppe der Triptane, das sind selektive Serotonin-(5-HT)-Rezeptor-Agonisten, die eine Verengung der kranialen Blutgefäße bewir-ken und die neurogene Entzündung hemmen (Müller & Müller 1998). Eine Besonderheit der Triptane ist, dass sie nicht nur zu Beginn, sondern auch innerhalb der Migräne-Attacke, also prinzipiell zu jedem Zeitpunkt des Migräneanfalls gegeben werden können. Die Fachleute sind sich einig, daß die Triptane für viele, die von schweren Migräneanfällen betroffen sind, gesamt einen spürbaren Fortschritt darstellen. Es handelt sich aber keineswegs um ganz problemlose Medikamente. Zudem sind Triptane sehr teuer (Spanaus 1998).

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METAMIZOL Metamizol wurde als Novaminsulfon nur einmal angegeben. Kaum ein anderes Schmerzmittel ist so umstritten wie Metamizol. Es wurde in zahlreichen Ländern verboten oder gar nicht erst zugelassen. Metamizol ist in folgenden Medikamenten enthalten: Analgin, Berlosin, Inalgon Neu, Noval-gin, Novaminsulfon. Metamizol hat eine sehr gute schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung, löst jedoch häufiger als alle anderen Schmerzmittel lebensgefährliche Immunstörungen wie schwere Blutungen, Blutbildschäden oder Schockreaktionen aus (Bittere Pillen 1999). PROPYPHENAZON Schmerzmittel-Kombinationspräparate mit dem Wirkstoff Propyphenazon wurden sechsmal angegeben (Vivimed, Migräne-Kranit, Optalidon spezial). Propyphenazon ist wegen seiner gefährlichen Nebenwirkungen in vielen Ländern (z.B. Schweden, Großbritannien, USA) gar nicht zugelassen. In Deutschland und Österreich sind Mittel mit diesem Wirkstoff sogar rezeptfrei erhältlich und werden vor allem gegen Kopf- und Zahnschmerzen eingenommen (Bittere Pillen 1999). Propyphenazon kann lebensbedrohliche, allergische Schockreaktionen verursachen. DIHYDROERGOTAMIN Dihydroergotamin (Optalidon spezial) wurde einmal angegeben. Dihydroergotamin gehört wie Ergotamin zu den Wirkstoffen, die bei stärkeren Migräneanfäl-len eingesetzt werden. Diese Substanz, die in der Natur im sogenannten Mutterkorn vor-kommt, ist allerdings nicht ganz ungefährlich: Bei häufiger Einnahme kann sie zu schweren Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen und im Bereich des Herzens führen. Weitere Nebenwirkungen sind Übelkeit und Erbrechen, die von den Betroffenen häufig als Ver-schlechterung der Migräne empfunden werden. Ein weiterer Nachteil dieser Wirkstoffe ist, dass sie nur zu Beginn eines Migräneanfalls wirksam sind. COFFEIN Kombinationsmittel, die Coffein enthalten, wurden insgesamt 18 mal angegeben. (Thomapy-rin, Vivimed, HA-Tabletten, Prontopyrin, Neuralgin, Doppelspalt, Dolomo Tagtabletten). Coffein wirkt euphorisierend. Wer sich einmal an die Einnahme eines solchen Schmerzmit-tels gewöhnt hat, bekommt leicht das Gefühl, sich ohne Schmerztabletten unwohl, nicht leis-tungsfähig und deprimiert zu fühlen. Um die gleiche Wirkung zu erhalten, muß die Dosis lau-fend erhöht werden. Es besteht das Risiko der Gewöhnung. Von Kombinationen mit Coffein sollte Abstand gehalten werden. CODEIN Kombinationsmittel, die Codein enthalten, wurden dreimal angegeben (Gelonida, Migrä-neKranit, Paracetamol plus Codein). Das Opioid Codein wird benutzt, um die Wirkung des Schmerzmittels zu verstärken. Präpa-rate, die Codein enthalten, sind meist nur auf Rezept erhältlich. Die zusätzliche schmerzlin-dernde Wirkung der Kombination des freiverkäuflichen Paracetamol plus Codein ist aller-dings gering: Sie beträgt nur etwa 5% (Bittere Pillen 1999). Codein wirkt wie Coffein euphorisierend und es besteht ebenso das Risiko der Gewöhnung. VITAMIN B Schmerzmittel, die Vitamin B enthalten, wurden dreimal (Vivimed) angegeben. Die Einnahme von B-Vitaminen ist nur zweckmäßig bei Vitamin B-Mangel, der aber nur sel-ten auftritt.

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Rheumamittel Die Rheumamittel Resochin, Acemetacin und Diclofenac wurden je einmal angegeben; die Mütter teilten beim Ausfüllen des Fragebogens von sich aus mit, daß sie Rheumapatientin-nen seien. Beruhigungsmittel Tabelle 10 zeigt auf einen Blick die Häufigkeit und die Dauer der Einnahme der Beruhi-gungsmittel; Anzahl und Angaben in Prozent, bezogen auf die Gesamtzahl der Mütter. Tabelle 10: Häufigkeit und Dauer der Einnahme von Beruhigungsmitteln DAUER HÄUFIGKEIT

nur 4 Wochen

2 - 3 Monate

3 - 6 Monate

länger als 6 Monate

keine An-gaben

Gesamt

Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % täglich 2 0,47 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0,471-2 x pro Wo. 2 0,47 1 0,24 1 0,24 1 0,24 0 0 5 1,182-4 x pro Wo. 0 0 0 0 0 0 1 0,24 0 0 1 0,241-2 x in 4 Wo. 1 0,24 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0,24keine Angab. 0 0 0 0 0 0 0 0 3 0 3 0,71Gesamt 5 1,18 1 0,24 1 0,24 2 0,47 3 0,71 12 2,84 Tabelle 11: Eingenommene Beruhigungsmittel Beruhigungsmittel Inhaltsstoff An-

zahl Normoc (Rp) Bromazepam 2 Johanniskrautkapseln Johanniskrautextrakt 4 keine Angaben 6 Geamt 12 Die Wirkstoffe der eingenommenen Beruhigungsmittel BROMAZEPAM Bromazepam wurde zweimal angegeben. Bromazepam gehört zur Gruppe der Benzodiaze-pine. Zur Dauer wurde angegeben, daß es im einen Fall nur in den letzten vier Wochen, im ande-ren Fall in einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten eingenommen wurde. JOHANNISKRAUT Johanniskraut wurde viermal angegeben. Dem Johanniskraut wird eine sehr milde antidepressive Wirkung zugeschrieben. Es erlebte in den vergangenen Jahren in Deutschland einen Höhenflug als Arzneimittel (Bittere Pillen 1999). Zur Dauer wurde angegeben, daß es nur in den letzten vier Wochen eingenommen wurde.

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Keine Angaben zum Namen des Beruhigungsmittel machten sechs Mütter. Hiervon gaben zur Dauer der Einnahme zwei an, dass sie es nur in den letzten vier Wochen eingenommen haben; jeweils eine Mutter gab an, dass sie es für eine Dauer von 3 bis 6 Monaten bzw. län-ger als 6 Monate eingenommen hat. Zwei Mütter machten auch zur Einnahmedauer keine Angaben. Schlafmittel Insgesamt gaben vier Mütter an (1%, Abb. 3), Schlafmittel eingenommen zu haben. Davon wurde einmal angegeben (ohne Abb.) das Schlafmittel nur in den letzten vier Wochen ge-nommen zu haben, zweimal wurde eine Einnahmedauer von zwei bis drei Monaten gegeben und einmal wurden keine Angaben gemacht. Nach dem Namen des Schlafmittels wurde nicht gefragt. Schlankheitsmittel / Appetitzügler Insgesamt gaben sechs Mütter an (1,4%, Abb.3), Schlankheitsmittel/Appetitzügler einge-nommen zu haben. Zur Einnahmedauer wurde viermal angegeben (ohne Abb.), das Medi-kament nur in den letzten vier Wochen genommen zu haben, einmal in einem Zeitraum von zwei bis drei Monaten und eine Mutter machte keine Angaben. Nach dem Namen des Schlankheitsmittels / Appetitzüglers wurde nicht gefragt. Anregungs / Aufputschmittel Insgesamt gaben drei Mütter an (0,7%, Abb.3), Anregungs / Aufputschmittel eingenommen zu haben. Zur Einnahmedauer wurden keine Angaben gemacht. Nach dem Namen wurde nicht gefragt. Kreislaufmittel 26 mal (6,2%, Abb. 3) wurde angegeben, daß ein Kreislaufmittel eingenommen wurde: Zehnmal nur in den letzten vier Wochen, dreimal für einen Zeitraum von zwei bis drei Mona-ten, zweimal für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten, achtmal länger als sechs Mona-te und dreimal wurden keine Angaben gemacht (ohne Abb.). Nach dem Namen wurde nicht gefragt.

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3.1.1.1. Soziodemographische Merkmale und Medikamentenkonsum Es wurde untersucht, ob es eine Beziehung zwischen einerseits dem Familienstand, ande-rerseits der Ausbildung der Mütter und der Medikamenteneinnahme gibt. Familienstand und Medikamenteneinnahme Nach dem Familienstand gefragt (s. Abb. 7), ergab sich keine signifikante Korrelation zwi-schen Müttern, die angegeben haben, Medikamente zu nehmen zu solchen, die angegeben haben, keine zu nehmen. 40,4% der geschiedenen und getrennt lebenden Mütter, 34,0% der verheirateten oder in einer Lebensgemeinschaft lebenden Mütter und 38,1% der ledigen Mütter gaben an, Medikamente genommen zu haben. Fasst man die geschiedenen und die getrennt lebenden (N= 52) mit den ledigen (N=42) und den verwitweten (N=5) Müttern zu der Gruppe der Alleinerziehenden zusammen, so erhält man, dass 38,4% der alleinerziehenden Mütter Medikamente eingenommen haben, im Ge-gensatz zu den verheirateten oder in einer Lebensgemeinschaft lebenden Mütter (N=324) mit 34,0%. Der Anteil der Mütter, die angegeben hatten, Medikamente einzunehmen, ist bei den Allein-erziehenden leicht erhöht gegenüber den verheirateten / in einer Lebensgemeinschaft le-benden Mütter. Abbildung 7: Familienstand und Medikamenteneinnahme der Mütter

38,1%

34,0%

40,4%

20,0%

30,5%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

ledig (N=42)

verh./Leben. (N=324)

gesch./getr. (N=52)

verwitw. (N=5)

gesamt (N=423)

prozentuale Häufigkeit

Med.-Einnahme

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Ausbildung und Medikamenteneinnahme Nach der Ausbildung und der Medikamenteneinnahme der Mütter gefragt, ergibt sich folgen-des Bild (Abb. 8): Von den Müttern, die nur einen Schulabschluß und sonst keine Ausbildung haben, gaben 31,6 % an, Medikamente eingenommen zu haben. Mütter, die eine Lehre ab-solviert haben, gaben mit 35,1%, Mütter mit Berufsfachabschluß mit 30,6% und Mütter mit Hochschulabschluß gaben mit 35,6% an, Medikamente eingenommen zu haben. Mütter, die weder einen Schulabschluß noch eine Ausbildung haben, gaben mit 50% an, Medikamente eingenommen zu haben. Abbildung 8: Ausbildung und Medikamenteneinnahme der Mütter

31,6%

35,1%

30,6%

35,6%

50,0%

35,0%

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Schule (N=57)

Lehre (N=208)

Berufsfach. (N=85)

Hochsch. (N=59)

gar nichts (N=14)

Gesamt (N=423)

prozentuale Häufigkeit

Med.-Einnahme

Fasst man die Mütter mit keinerlei Abschluß und nur Schulabschluß in einer Gruppe zusam-men, die Mütter mit einer Lehre bzw. einem Berufsfachschulabschluß in eine zweite Gruppe und die Mütter mit Hochschulabschluß in eine dritte Gruppe, so ergibt sich folgendes Bild (s. Tabelle 12): Die Mütter mit niedrigem Bildungsniveau nehmen die meisten Medikamente ein (39,4%), gefolgt von den Akademikerinnen (35,6%). Das Schlußlicht bilden die Mütter mit mittlerem Bildungsniveau (33,8%). Tabelle 12: Bildungsniveau und Medikamenteneinnahme Bildungsniveau Anzahl Mütter Med.-Einnahme

(Anz.) Med.-Einnahme (%)

nichts/nur Schule 71 28 39,4 Lehre/Berufsfachsch. 293 99 33,8 Hochschule 59 21 35,6 Gesamt 423 148 35,0

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Nationalität und Medikamenteneinnahme Von den deutschen Müttern gaben 34,8% eine Medikamenteneinnahme an. Bei den auslän-dischen Müttern ergab sich folgendes Bild: Türkische Mütter gaben mit 26,1% und die Mütter mit anderen Nationalitäten gaben mit 45,8% an, in den letzten 4 Wochen Medikamente ein-genommen zu haben. Abbildung 9: Nationalität und Medikamenteneinnahme der Mütter

34,8%

26,1%

45,8%

35,0%

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Deutsch (N=376)

Türkisch (N=23)

andere (N=24)

Gesamt (N=423)

prozentuale Häufigkeit

Med.-Einnahme

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3.1.1.2. Selbstmedikation Auf die Frage „Kaufen Sie Medikamente auch ohne ärztliche Empfehlung?“ (Abb. 10) ant-worteten 59% aller Mütter mit ja, 34% mit nein und 7% machten keine Angaben. Abbildung 10: Kauf von Medikamenten ohne ärztliche Empfehlung

Mütter (N=423)

nein34%

ja 59%

k. A.7%

Kaufverhalten in Bezug auf Medikamente Die Abbildung 11 zeigt, ob die Mütter Medikamente aufgrund einer Beratung in der Apothe-ke, aufgrund der Werbung in Fernsehen oder Zeitung oder aufgrund eines Rates einer be-kannten oder befreundeten Person kaufen. Abbildung 11: Kaufverhalten in Bezug auf Medikamente

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

oft manchmal selten nie k.A.

Kaufverhalten in Bezug auf Medikamente (Mütter, N=423)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

BeratungW erbungRat

28

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Meinung über die Nützlichkeit von Medikamenten Die Abbildung 12 zeigt die Antworten der Mütter auf die Frage, wie nützlich sie die Einnahme von bestimmten Medikamentengruppen einschätzen: „Sehr nützlich“ gaben bei Schlaf-schwierigkeiten 4,7%, bei seelischen Problemen 7,6%, bei innerer Unruhe 8,3%, bei Ge-wichtsproblemen 0,9%, bei Kopfschmerzen 66,0%, bei Magenschmerzen 24,6%, bei Schnupfen 24,3%, bei Husten 52,7% und bei hohem Fieber 82,3% an. Abbildung 12: Nützlichkeit von Medikamenten

82,3%

52,7%

24,3%

24,6%

66,0%

0,9%

8,3%

7,6%

4,7%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

hohem Fieber

Husten

Schnupfen

Magenschmerzen

Kopfschmerzen

Gew ichtsprobl.

innerer Unruhe

seelischen Probl.

Schlafschw ierigk.

Nüt

zlic

hkei

t von

Med

ikam

ente

n be

i

prozentuale Häufigkeit (Mütter, N=423)

sehr nützlich

w eniger nützlich

w eiß nicht

nicht nützlich

k.A.

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3.1.1.3. Gesundheit und Medikamentenkonsum Meinung über die Beeinflußbarkeit der Gesundheit Ob man den eigenen Gesundheitszustand sehr, etwas oder gar nicht beeinflussen kann, wurde in Beziehung gesetzt zur Medikamenteneinnahme (s. Abb. 13). Der Meinung, dass man den Gesundheitszustand sehr beeinflussen kann, waren 59,2% der Mütter, die angege-ben hatten, keine Medikamente eingenommen zu haben und 55,8% derjenigen, die angege-ben hatten, welche genommen zu haben. Dass man den Gesundheitszustand etwas beein-flussen kann, bekräftigten 33,0% der Mütter, die keine Medikamente eingenommen hatten und 39,5% der „Medikamenteneinnehmerinnen“. An keinerlei Möglichkeit der Beeinflussung des eigenen Gesundheitszustandes glauben 3,7% der Mütter, die keine Medikamente genommen hatten und 2,3% der „Medikamenten-einnehmerinnen“. Insgesamt glauben mehr Mütter, dass man den eigenen Gesundheitszustand sehr beeinflus-sen kann, wobei es hier eher die „Nicht-Medikamenteneinnehmerinnen“ sind. Dahingegen glauben eher mehr „Medikamenteneinnehmerinnen“, dass man den Gesundheitszustand nur etwas beeinflussen kann. Abbildung 13: Kann man den eigenen Gesundheitszustand beeinflussen?

59,2%

3,7% 4,1%

39,5%

33,0%

55,8%

2,3%2,3%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

sehr etwas gar nicht k.A.

Beeinflussung des Gesundheitszustandes ( N=423)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med.Med.Gesamt

30

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Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit (s. Abb. 14) antworteten mit „zufrieden“ 68,6% der Mütter, die keine Medikamente und nur 49,2% der Mütter, die Me-dikamente eingenommen haben. Mit „eher zufrieden“ antworteten bei den „Nichtein-nehmerinnen“ 24,9%, aber 33,1% der „Medikamenteneinnehmerinnen“. „Eher unzufrieden“ gaben 3,8% der „Nichteinnehmerinnen“ und 10,8% der „Medikamenteneinnehmerinnen“ an. „Unzufrieden“ mit der eigenen Gesundheit sind 0,3% der „Nichteinnehmerinnen“ und 3,1% der „Medikamenteneinnehmerinnen“. Mütter, die keine Medikamente nehmen, sind demnach zufriedener mit ihrer eigenen Ge-sundheit als solche, die zu Medikamenten greifen. Da anzunehmen ist, dass deshalb zu Me-dikamenten gegriffen wird, um den Gesundheitszustand zu bessern, beinhaltet dieses Er-gebnis, daß trotz Medikamenteneinnahme der Gesundheitszustand bei „Medikamenten-einnehmerinnen“ negativer beurteilt wird als von Müttern, die nicht zu Medikamenten greifen. Abbildung 14: Zufriedenheit der Mütter mit ihrer Gesundheit

68,6%

24,9%

3,8%

0,3%

2,4%

49,2%

33,1%

10,8%

3,1%

3,8%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

zufrieden

eher zufrieden

eher unzufrieden

unzufrieden

k.A.

Zufr

iede

nhei

t mit

der G

esun

dhei

t

prozentuale Häufigkeit

Gesamt Med.keine Med.

31

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3.1.1.4. Streß und Medikamentenkonsum Bereits seit der Antike wird über den Beitrag psychologischer Faktoren zur Entstehung kör-perlicher Erkrankung spekuliert (Krohne 1997). Der Begriff „Streß“ genießt in den Verhaltens- und Gesundheitswissenschaften seit etwa vierzig Jahren große Popularität. Der Streßfor-scher Selye bestimmte Streß als körperlichen Zustand unter Belastung und, bei längeranhal-tender oder häufig wiederkehrender Belastung, als körperliche Schädigung. Kräfte, die schä-digend auf den Organismus einwirken, werden als „Stressoren“ bezeichnet. Streßsituationen Auf die Frage „Gibt es Situationen, in den Sie sich gestreßt und angespannt fühlen?“ (s. Abb. 15) antworteten 90,1% aller Mütter mit ja, 8,7% mit nein und 1,2% machten keine Angaben. Bei der Beantwortung dieser Frage gibt es keinen Unterschied zwischen Müttern, die ange-geben hatten, Medikamente einzunehmen und solchen, die angegeben hatten, keine einzu-nehmen. Abbildung 15: Gibt es Situationen, in denen Sie sich gestreßt und angespannt fühlen?

1,2%

90,1%

8,7%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

nein ja k.A.

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med.-einnahmeMed.-einnahmeGesamt

Streßbewältigung Zu Streß gehören Überlastung und Sorgen, die beim Menschen zu typischen Verhaltensän-derungen führen können, die ihrerseits auf längere Sicht als krankheitsfördernd zu sehen sind. Diese zu erkennen und zu versuchen, der Ursache gesundheitsfördernd entgegenzu-wirken, liegt am Einzelnen selbst. Welche Stressbewältigungsmaßnahmen die befragten Mütter einsetzen und ob es einen Unterschied zwischen „Medikamentenkonsumentinnen“ und „Nicht-Medikamentenkonsu-mentinnen“ gibt, zeigt die Abbildung 16:

32

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Das Gespräch mit einer vertrauten Person steht bei beiden Gruppen mit gleicher Häufig-keitsverteilung an erster Stelle. An zweiter Stelle steht bei beiden Gruppen mit geringem Un-terschied in der Häufigkeit „Musik hören“. An dritter Stelle steht bei den „Nichtkonsument-innen“ der Spaziergang, bei „Konsumentinnen“ das Lesen. Während an vierter Stelle bei den „Nicht-Konsumentinnen „ das Lesen steht, gehen die „Konsumentinnen“ spazieren bzw. rau-chen eine Zigarette. Bei der vorliegenden Befragung wurde bei den Müttern nicht nach dem Rauchen gefragt, war aber bei den Stressbewältigungsmaßnahmen neben 14 anderen Be-wältigungsmaßnahmen zum Ankreuzen aufgeführt worden. Auffallend ist, daß ein relativ hoher Prozentsatz von Müttern mit Kindern im Einschulungsalter zum Bewältigen von Streß zur Zigarette greift und zwar 22,5% der „Nicht-Medikamentenkonsumentinnen„ und 29,5% der „Medikamentenkonsumentinnen“. Abschließend kann gesagt werden, dass „Medikamenteneinnehmerinnen“ eher als „Nicht-Konsumentinnen“ passive Bewältigungsmaßnahmen favorisieren. Abbildung 16: Streßbewältigung der Mütter (Mehrfachnennungen)

55,4%

50,0%

40,8%

33,0%

23,8%

22,5%

19,1%

16,3%

14,0%

12,6%

12,6%

8,2%

6,8%

4,4%

0,0%

55,8%

55,0%

29,5%

23,3%

23,3%

20,9%

9,3%

14,7%

20,9%

10,9%

10,9%

4,7%

0,8%

29,5%

40,3%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

reden

Musik hören

spazierengehen

lesen

Fahrrad fahren

rauchen

Süßes essen

fernsehen

Entsp.-Ü. machen

etw .Gutes essen

sonstiges

schw immen

Wein trinken

joggen

Beruh.-mi. nehmen

prozentuale Häufigke it

Med.

keine Med.

33

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Streßsymptome Um Informationen über Streßsymptome zu erhalten, wurden 19 Gesundheitsstörungen, die als Streßsymptome gewertet werden können, abgefragt. Die Abbildung 17 zeigt die prozen-tuale Verteilung, wobei es sich hier um Mehrfachnennungen handelt. 40,0% aller Mütter gaben an, öfter unter Kopfschmerzen zu leiden, 31,7% unter Rückenbe-schwerden, gefolgt von Nervosität (23,4%) und Muskelverspannungen (20,6%). Abbildung 17: Streßsymptome der Mütter (Mehrfachnennungen)

31,7%

23,4%

20,6%

14,4%

10,2%

9,2%

7,3%

6,9%

6,2%

5,4%

5,2%

4,7%

3,6%

3,3%

3,1%

1,9%

1,9%

1,7%

40,0%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%

Kopfschmerzen

Rückenbeschw .

Nervosität

Muskelversp.

Schw indel

Überforderung

Schlafstörungen

Ängste

Konz.-schw äche

depr. Verst.

Zähneknirschen

Verdauungsb.

Schw eißausbrü.

Eßstörungen

Albträume

Einsamkeit

Übelkeit

Atembeschw .

Unterforderung

prozentuale Häufigkeit

34

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24,4%, also fast genau ein Viertel der befragten Mütter gaben an, daß sie unter keiner der vorgegebenen Streßsymptome leiden (s. Abb. 18). 25,1% der Mütter gaben ein Streßsymp-tom, 21,5% gaben zwei Streßsymptome, 12,5% drei und 16,6% gaben mehr als drei Streß-symptome an. Zusammengefasst heißt das, dass insgesamt 50,6% der befragten Mütter unter zwei und mehr Streßsymptomen leiden. Abbildung 18: Normalzustand: Streßsymptome?

N = 423

24,4% 25,1%21,5%

12,5%

16,6%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

0 1 2 3 mehr als

Anzahl der Symptome

proz

entu

ale

Häu

figke

it

3

Zur Überprüfung der Hypothese, daß Menschen mit häufigen Streßsymptomen verstärkt zu Medikamenten greifen, wurde die Anzahl der Streßsymptome zur Medikamenteneinnahme in Beziehung gesetzt. Die Abbildung 19 zeigt eine deutliche Korrelation: Von Müttern, die keine Streßsymptome angegeben haben, greifen 15,5% zu Medikamenten, von Müttern mit einem Symptom 35,2% und von Müttern mit mehr als drei Symptomen greifen 58,6% zu Medika-menten. Abbildung 19: Anzahl der Streßsymptome und Medikamenteneinnahme

N = 423

15,5%

34,0%

35,2%

43,4%

58,6%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

0 (N = 103)

1 (N = 106)

2 (N = 91)

3 (N = 53)

mehr als 3 (N = 70)

Anz

ahl S

ympt

ome

Medikamenteneinnahme

35

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Zufriedenheit mit der Arbeit / Hauptbeschäftigung Unzufriedenheit mit dem, was man in seinem Leben tut, kann ein wesentlicher Streßfaktor sein. Die Abbildung 20 zeigt die Zufriedenheit der befragten Mütter mit ihrer Arbeitssituation. Dabei fällt auf, daß mehr „Nicht-Medikamentenkonsumentinnen“ (61,6%) als „Konsum-entinnen“ (51,9%) mit ihrer Arbeitssituation zufrieden sind. Eher unzufrieden sind 5,4% der „Nicht-Konsumentinnen“ im Gegensatz zu 12,4% der „Konsumentinnen“. Abbildung 20: Zufriedenheit der Mütter mit ihrer Arbeitssituation

61,6%

5,4%

2,7%

51,9%

24,0%

12,4%

3,9%

24,8%

5,4%7,8%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

zufrieden

eher zufrieden

eher unzufrieden

unzufrieden

k.A.

Zufr

iede

nhei

t mit

der A

rbei

tssi

tuat

ion

prozentuale Häufigkeit

Gesamt Med. keine Med.

36

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3.1.1.5. Freizeitverhalten und Medikamentenkonsum Auch das Freizeitverhalten zeigt eine leichte Korrelation zum „Griff zur Tablette“ (s. Abb. 21). Spielen mit den Kindern und Freunde treffen ist sowohl bei „Konsumentinnen“ als auch „Nicht-Konsumentinnen“ prozentual gleichermaßen vertreten, während eher die „Nicht-Konsumentinnen“ aktive Freizeitbeschäftigungen wie spazierengehen und Fahrrad fahren bevorzugen. Abbildung 21: Freizeitbeschäftigungen der Mütter

61,6%

59,2%

56,1%

55,1%

46,6%

37,8%

35,7%

33,3%

31,0%

25,5%

23,8%

20,4%

18,7%

11,6%

10,9%

4,1%

61,2%

60,5%

44,2%

59,7%

36,4%

41,9%

41,9%

31,8%

27,9%

34,1%

25,6%

20,9%

22,5%

3,1%

12,4%

7,8%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

spielen

Freunde tref fen

spazieren gehen

lesen

Fahhrad fahren

faulenzen

Einkaufsbummel

Gartenarbeit

Hobbies

fernsehen

essen gehen

Sport treiben

ins Kino gehen

Museen besuchen

ins Theater gehen

sonstiges

proze ntuale Häufigk e it

Med.

keine Med.

37

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3.1.2. Medikamenteneinnahme der einzuschulenden Kinder Tabelle 13 zeigt die Verteilung nach Geschlecht der einzuschulenden Kinder der befragten Personen. Mit 51,9% lag der Anteil der Jungen etwas höher als der Anteil der Mädchen mit 48,1%. Tabelle 13: Einzuschulende Kinder einzuschulendes Kind Anzahl in % Mädchen 247 48,1% Jungen 267 51,9% Gesamt 514 100% Bei der Frage, ob das einzuschulende Kind in den letzten 4 Wochen Medikamente bekom-men hatte, konnten insgesamt vier Medikamentengruppen angekreuzt werden: fiebersen-kende Mittel, Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel. Die Abbildung 22 zeigt die Einnahme der verschiedenenen Medikamentengruppen nach Ge-schlecht. Fiebermittel haben 14,6% der Mädchen und 12,7% der Jungen bekommen. 1,6% der Mädchen und 3,8% der Jungen bekamen Schmerzmittel und 0,8% der Mädchen und 0,4% der Jungen Beruhigungsmittel. Schlafmittel hat keines der Kinder bekommen. Abbildung 22: Medikamenteneinnahme der Kinder in den letzten 4 Wochen

1,6%

3,8%

12,7%

14,6%

0,4%0,8%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

Mädchen(N = 247)

Jungen(N = 267)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

FiebermittelSchmerzmittelBeruhigungsm.Schlafmittel

38

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Tabelle 14 zeigt die prozentuale Verteilung der drei eingenommenen Medikamentengruppen, ob sie vom Arzt verschrieben wurden oder nicht. Insgesamt haben 13,6% der Kinder (Jun-gen und Mädchen zusammengefasst) Fiebermittel bekommen, davon wurden bei den meis-ten (bei 11,5% von 13,6%) die Medikamente vom Arzt verordnet. Die Schmerzmittel wurden ebenfalls vorwiegend (2,3% von 2,7%) und die Beruhigungsmittel wurden alle vom Arzt ver-ordnet. Tabelle 14: Vom Arzt verordnete und nicht vom Arzt verordnete Medikamente

Medikament

vom Arzt ver-ordnet

nicht vom Arzt verordnet

keine Angaben

Gesamt

Fiebermittel 11,5% 1,5% 0,6% 13,6% Schmerzmittel 2,3% 0,2% 0,2% 2,7% Beruhigungsmittel 0,6% 0% 0% 0,6% Dauer und Intensität der Medikamenteneinnahme Die Kinder haben die Medikamente nur im Akutfall, d.h. nur für die Dauer der Erkrankung (Erkältungskrankheiten) in den letzten 4 Wochen erhalten.

39

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Schmerz- und Fiebermittel Die Tabelle 15 zeigt die eingenommenen Präparate zur Linderung von Fieber und Schmer-zen, wobei Fieber- und Schmerzmittel identisch sind. Insgesamt erhielten 84 Kinder Fieber- bzw. Schmerzmittel, davon bekamen 67 Kinder den Wirkstoff Paracetamol und ein Kind Ace-tylsalicylsäure. 16 mal wurden keine Angaben zum Namen gemacht. Tabelle 15: Eingenommene Fieber- bzw. Schmerzmittel Arzneimittel Inhaltsstoffe Anzahl Paracetamol Paracetamol 24 Ben-u-ron Paracetamol 43 ASS Acetylsalicylsäure 1 keine Angaben 16 Gesamt 84 Beruhigungsmittel Drei Kindern wurde ein Beruhigungsmittel verabreicht. Angaben zu den Namen der Präpara-te wurden jedoch nicht gemacht. Medikamenteneinnahme der Mutter und Medikamenteneinnahme des Kindes Zur Verabreichung von Medikamenten bei den Kindern wurde untersucht, ob ein Zusam-menhang zur Medikamenteneinnahme der Mutter besteht. Die Tabelle 16 zeigt, daß 1,1% der Kinder von „Nicht-Medikamentenkonsumentinnen“, aber 14,9% der Kinder von „Medika-mentenkonsumentinnen“ in den letzten 4 Wochen Medikamente bekommen haben. Tabelle 16: Medikamenteneinnahme der Mutter und Medikamenteneinnahme des Kindes Medikamenteneinnahme Kind Mutter Nein Ja Nein (N = 275) 98,9% 1,1% Ja (N = 148) 85,1% 14,9%

40

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3.1.2.1. Soziodemographische Merkmale und Medikamentenkonsum Es wurde untersucht, ob ein Zusammenhang besteht zwischen der Medikamenteneinnahme des Kindes und ob es bei den Eltern oder bei der Mutter aufwächst. Die Abbildung 23 zeigt, dass 13,6% der Kinder, die bei ihren Eltern aufwachsen und 20,4% der Kinder, die bei ihrer Mutter aufwachsen, in den letzten 4 Wochen Medikamente bekommen haben. Abbildung 23: Wo wächst das Kind auf und Medikamenteneinnahme

86,4%79,6%

13,6%20,4%

7,7%

92,3%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

bei d

. Elte

rn(N

= 3

98)

bei d

. Mut

ter

(N =

103

)

sons

tiges

(N =

13)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med.Med.

Nationalität und Medikamenteneinnahme Vorwiegend den türkischen Kindern wurden Medikamente verabreicht: 24,2% der türkischen Kinder, 14,5% der deutschen und 10,5% der Kinder mit anderen Nationalitäten haben nach Angaben der Begleitperson in den letzten 4 Wochen Medikamente bekommen. Abbildung 24: Nationalität und Medikamenteneinnahme der Kinder

85,6%

75,8%

89,5%85,2%

10,5%14,8%

24,2%

14,5%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Deutsch Türkisch andere Gesamt

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med.Med.

41

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3.1.2.2. Gesundheit und Medikamentenkonsum Zufriedenheit mit der Gesundheit des Kindes Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit der Gesundheit des Kindes antwortete die Mehrheit der Begleitpersonen mit „zufrieden“ (s. Abbildung 25), sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen. Abbildung 25: Zufriedenheit mit der Gesundheit des Kindes

78,6%

15,4%

3,6%

0,8%

1,6%

79,0%

17,6%

1,9%

0,0%

1,5%

0% 20% 40% 60% 80%

zufrieden

eher zufrieden

eher unzufrieden

unzufrieden

keine Angaben

Zufr

iede

nhei

t mit

der G

esun

dhei

t des

Kin

des

prozentuale Häufigkeit

Jungen (N = 267)Mädchen (N = 247)

42

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3.1.2.3. Streß und Medikamentenkonsum Verhaltensauffälligkeiten als Streßsymptome Schon Kinder können unter Streß leiden. Abgefragt wurden zehn Verhaltensauffälligkeiten bzw. Gesundheitsstörungen, die als typische Streßsymptome gewertet werden können. Die Abbildung 26 zeigt die angegebenen Symptome, wobei es sich um Mehrfachnennungen handelt: Bei den Mädchen wurde am häufigsten Zappeligkeit (9,3%), Nägelkauen (8,9%), Bauchschmerzen (8,9%) und Schlafprobleme (5,7%) angegeben. Die Jungen leiden vorwie-gend unter Zappeligkeit (11,2%), Zähneknirschen (9,7%), Nägelkauen (9%) und Bettnässen (6,7%). Abbildung 26: Verhaltensauffälligkeiten der Kinder

9,3%

8,9%

8,9%

5,7%

4,1%

3,6%

2,8%

1,6%

0,4%

11,2%

9,0%

3,0%

0,4%

9,7%

3,4%

5,2%

6,7%

0,8%

0,8%

4,5%

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12%

Zappeligkeit

Nägelkauen

Bauchschmerzen

Schlafprobleme

Zähneknirschen

Kopfschmerzen

Ä ngstlichkeit

Bettnässen

Ungeschicklichkeit

Erbrechen

proze ntuale Häufigk e it

Jungen (N = 267)

Mädchen (N = 247)

43

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64,4% der Mädchen und 61,1% der Jungen haben keine Vehaltensauffälligkeiten (s. Tabelle 17). Bei den Mädchen wurden mit einem Symptom 24,3%, mit zwei Symptomen 8,5%, mit drei Symptomen 2,0% und mit 4 Symptomen 0,8% angegeben. Bei den Jungen sieht es fol-gendermaßen aus: 27,0% haben ein Symptom, 9,3% haben zwei und 2,6% haben drei Sym-ptome. Tabelle 17: Anzahl der Verhaltensauffälligkeiten der Jungen und Mädchen Anzahl Verhaltensauffälligkeiten Mädchen (%) Jungen (%)

0 64,4 61,1 1 24,3 27,0 2 8,5 9,3 3 2,0 2,6 4 0,8 0

Verhaltensauffälligkeiten der Kinder und Streßsymptome der Mütter Vergleicht man das Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern mit den Streß-symptomen der Mütter, so fällt ein deutlicher Zusammenhang auf (s. Abb. 27): Mütter mit mehr als einem Streßsymptom haben 43,2% der Kinder ohne eine Verhaltensauffälligkeit, 58,0% der Kinder mit einer Verhaltensauffälligkeit und 74,5% der Kinder mit mehr als einer Verhaltensauffälligkeit. Abbildung 27: Verhaltensauffälligkeiten der Kinder und Streßsymptome der Mütter

58,0%

74,5%

43,2%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

0 (N = 264) 1 (N = 112) mehr als 1 (N = 47)

Anzahl Verhaltensauffälligkeiten Kind

Müt

ter (

in P

roze

nt)

kein Symptom1 Symptommehr als 1 Symp.

44

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Da Mütter mit mehreren Streßsymptomen eher zu Medikamenten greifen, eher Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten haben und eher ihrem Kind selbst auch Medikamente geben bzw. durch den Arzt verabreichen lassen, müßte die Medikamenteneinnahme der Kinder mit dem Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten korrelieren, was die Abbildung 28 bestätigt. Abbildung 28: Verhaltensauffälligkeiten der Kinder und Medikamentengabe in den letz-ten 4 Wochen

16,2% 11,4%21,7%

83,9% 88,6%78,3%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0 1 mehr als 1

Anzahl Verhaltensauffälligkeiten der Kinder

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med. (N = 434)Med. (N = 80)

45

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3.1.2.4. Freizeitverhalten Beim Freizeitverhalten wurde nach dem Fernsehkonsum und nach den liebsten Freizeitbe-schäftigungen der Kinder gefragt. Fernsehkonsum Nach der Fernsehhäufigkeit gefragt, gab die Mehrheit der Begleitpersonen an, dass das Kind fast täglich fernsieht (Tabelle 18). Nach der Fernsehdauer gefragt, wurde bevorzugt eine Länge von 30 bis 40 Minuten angegeben (s. Tabelle 19). Eine Korrelation zwischen Fern-sehkonsum und Verhaltensauffälligkeit bzw. Medikamentenkonsum konnte nicht festgestellt werden. Tabelle 18: Fernsehhäufigkeit der Kinder

Fernsehhäufigkeit Mädchen (%) Jungen (%) gar nicht 1,2 1,5

1 - 2 Tage pro Woche 13,8 15,4 fast täglich 61,5 53,9

täglich 21,5 28,1 keine Angaben 2,0 1,1

Tabelle 19: Fernsehdauer der Kinder

Fernsehdauer Mädchen (%) Jungen (%) gar nicht 1,2 1,5

bis 30 Minuten 20,3 24,3 30 - 45 Minuten 38,6 32,2 45 - 60 Minuten 25,2 25,1 länger als 1 Std. 12,6 15,4 keine Angaben 2,0 1,1

Freizeitbeschäftigungen Die liebsten Freizeitbeschäftigungen zeigt die Tabelle 20. Tabelle 20: Freizeitbeschäftigungen der Kinder (Mehrfachnennungen) Freizeitbeschäftigungen Mädchen (%) Jungen (%) Bilderbücher ansehen 56,1 43,1 mit anderen Kindern spielen 89,8 91,8 Sport treiben 31,7 40,8 musizieren 13,8 10,5 Musik hören 54,9 37,1 Sportverein 22,0 32,6 Kino 7,7 9,7 Computer 14,6 28,8 draußen herumtoben 75,2 80,5 3.2. Befragung der 9. Klassen

46

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Von 517 angesprochenen Schülern und Schülerinnen waren 495 bereit, den Fragebogen auszufüllen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 95,8% (s. Tabelle 21). Tabelle 21: Anzahl der Schüler und Schülerinnen der 9. Klassen nach Schulform und Rücklaufquote Schulform Schüler/innen ausgefüllte Fragebögen Rücklaufquote Hauptschule 97 92 94,9% Realschule 144 143 99,3% IGS 79 79 100,0% Gymnasium 198 181 91,4% Gesamt 517 495 95,8% Soziodemographische Daten der Jugendlichen Die Verteilung nach Geschlecht der befragten Jugendlichen in den einzelnen Schulformen zeigt die Tabelle 22. Tabelle 22: Geschlechterverteilung der befragten Schüler und Schülerinnen Schulform Mädchen Jungen Anzahl in Prozent Anzahl in Prozent Hauptschule 31 33,7% 61 66,3% Realschule 73 51,1% 70 48,9% IGS 41 51,9% 38 48,1% Gymnasium 101 55,8% 80 44,2% Gesamt 246 49,7% 249 50,3%

47

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Die Abbildung 29 zeigt die Altersverteilung der befragten Mädchen und Jungen der 9. Klas-sen. Dabei fällt auf, dass die Hauptschüler etwas älter als die Schüler und Schülerinnen der anderen Schulformen sind: Die befragten Mädchen haben in der Hauptschule ein Durch-schnittsalter von 15,4 Jahren, in der Realschule von 14,8, in der IGS von 14,5 und auf dem Gymnasium von 14,6 Jahren. Das Durchschnittsalter der Jungen beträgt in der Hauptschule 15,3 Jahre, in der Realschule 14,9, in der IGS 14,7 und auf dem Gymnasium 14,7 Jahre. Abbildung 29: Altersverteilung der befragten Mädchen und Jungen

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Mäd

chen

12 J

ahre

13 J

ahre

14 J

ahre

15 J

ahre

16 J

ahre

17 J

ahre

18 J

ahre

Jung

en

12 J

ahre

13 J

ahre

14 J

ahre

15 J

ahre

16 J

ahre

17 J

ahre

18 J

ahre

Alter

proz

entu

ale

Häu

figke

it

HSRSIGSGym

Die Verteilung nach der Staatsangehörigkeit zeigt die Tabelle 23. Dabei ist die Zahl der be-fragten ausländischen Jugendlichen geringer als die tatsächliche Zahl des jugendlichen Aus-länderanteils, da einige ausländische Jugendliche aufgrund ihrer Sprachprobleme nicht an der Befragung teilnehmen wollten. Tabelle 23: Staatsangehörigkeit der befragten Schüler und Schülerinnen Staats- Mädchen Jungen Gesamt angehörigkeit Anzahl in Prozent Anzahl in Prozent Anzahl in ProzentDeutsch 231 93,9% 237 95,2% 468 94,6% Türkisch 10 4,1% 2 0,8% 12 2,4% andere 5 2,0% 10 4,0% 15 3,0% Gesamt 246 100% 249 100% 495 100%

48

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3.2.1. Konsum von Medikamenten mit Suchtpotential bei Jugendlichen Von den 495 befragten Jugendlichen gaben 34,3% an, in den letzten 4 Wochen mindestens eins von den abgefragten Medikamenten eingenommen zu haben (s. Abb. 30). Dabei waren 48,0% Mädchen und 20,9% Jungen (s. Abb. 31). Abbildung 30: Medikamenteneinnahme der Jugendlichen in den letzten 4 Wochen

N = 495

Nein65,7%

Ja34,3%

Abbildung 31: Medikamenteneinnahme der Jugendlichen nach Geschlecht

48,0%

20,9%

79,1%

52,0%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Mädchen(N = 246)

Jungen(N = 249)

Med

ikam

ente

nein

nahm

e

N einJa

49

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Medikamenteneinnahme nach Geschlecht und Schulform Die Abbildung 32 zeigt die Verteilung der Medikamenteneinnahme nach Geschlecht und Schulform: Am häufigsten wurden Medikamente von den Gymnasiasten eingenommen (43,1%); an zweiter Stelle stehen die Schüler und Schülerinnen der Gesamtschule (35,4%), an dritter Stelle die Realschüler/innen (32,9%) und das Schlußlicht bilden die Hauptschü-ler/innen (19,6%). In Realschule, Gesamtschule und Gymnasium haben mehr als doppelt so viel Mädchen wie Jungen in den letzten vier Wochen zur Tablette gegriffen, in der Hauptschule war der Anteil von beiden Geschlechtern gleich groß. Abbildung 32: Medikamenteneinnahme nach Geschlecht und Schulform

48,0%51,2%

17,1% 18,4%

27,5%32,9%

43,1%

55,5%

19,4%19,7%

35,4%

19,6%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

HS (N = 92) RS (N = 143) IGS (N = 79) Gym. (N = 181)

Schulform

Med

ikam

ente

nein

nahm

e

Mädchen Jungen Gesamt

50

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Die eingenommenen Medikamentengruppen Von den Mädchen gaben 45,5% an, in den letzten vier Wochen Schmerzmittel eingenom-men zu haben (s. Abb. 33). Bei den Beruhigungsmitteln waren es 2,9%, bei den Schlafmit-teln 1,6%, bei den Aufputschmitteln 0,8% und bei den Kreislaufmitteln 5,3%. Appetitzügler hat keine der Schülerinnen angegeben. Von den Jungen gaben 18,1% (s. Abb. 33) an, in den letzten vier Wochen Schmerzmittel genommen zu haben. Bei den Aufputschmitteln waren es 2,0% und bei den Kreislaufmitteln 3,2%. Beruhigungs-, Schlafmittel und Appetitzügler wurden von den Jungen nicht genom-men. Abbildung 33: Eingenommene Medikamente der Jugendlichen in den letzten 4 Wochen (Mehrfachnennungen)

2,9%

18,1%

45,5%

1,6% 2,0%0,8%3,2%5,3%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

50%

Mädchen(N = 246)

Jungen(N = 249)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

SchmerzmittelBeruhigungsmi.SchlafmittelAppetitzüglerAufputschmittelKreislaufmittel

Vergleicht man bei der Einnahme der einzelnen Medikamentengruppen die verschiedenen Schulformen untereinander, so fällt auf (s. Tabelle 24), daß die Hauptschüler/innen nur Schmerzmittel eingenommen haben; die Realschüler/innen auch Beruhigungs-, Anregungs- und Kreislaufmittel, die Gesamtschülerinnen und Gymnasiastinnen zusätzlich Schlafmittel. Tabelle 24: Einnahme der einzelnen Medikamentengruppen nach Geschlecht und Schulform in Prozent Schulform Hauptschule Realschule Gesamtschule Gymnasium Geschlecht M J Ges. M J Ges. M J Ges. M J Ges. Schmerzmi. 19,4 19,7 19,6 41,1 14,3 28,0 53,7 15,8 35,4 53,5 21,3 39,2Beruhig.-mi. 0,0 0,0 0,0 2,7 0,0 1,4 2,4 0,0 1,3 4,0 0,0 2,2Schlafmi. 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 2,4 0,0 1,3 3,0 0,0 1,7Appetitzüg. 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0Anreg.-mi. 0,0 0,0 0,0 0,0 4,3 2,1 0,0 2,6 1,3 2,0 1,3 1,7Kreislaufmi. 0,0 0,0 0,0 6,9 2,9 4,8 4,9 0,0 2,5 5,9 7,5 6,6M = Mädchen, J = Jungen, Ges. = Gesamt

51

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Vom Arzt verordnet oder nicht vom Arzt verordnet Die Tabelle 25 zeigt die prozentuale Verteilung der einzelnen Medikamentengruppen nach Geschlecht, ob sie vom Arzt verschrieben wurden oder nicht. Erkennbar dabei ist, dass bis auf die Gruppe der Kreislaufmittel die Präparate der einzelnen Medikamentengruppen im wesentlichen nicht vom Arzt verordnet wurden. 35,7 % der Mädchen und 12,9 % der Jungen haben in den letzten 4 Wochen Schmerzmittel ohne Verordnung eines Arztes eingenommen. 9,4 % der Mädchen und 5,2 % der Jungen nahmen ein Schmerzmittel aufgrund einer Ver-ordnung des Arztes ein. Tabelle 25: Die einzelnen Medikamentengruppen „vom Arzt verordnet“ oder „nicht vom Arzt verordnet“ nach Geschlecht in Prozent

Einnahme

vom Arzt ver-

ordnet

nicht vom Arzt

verordnet

beides

keine Angaben

Gesamt

Geschlecht M (%) J (%) M (%) J (%) M (%) J (%) M (%) J (%) M (%) J (%) Schmerzmittel 9,4 5,2 35,7 12,9 0,4 0,0 0,0 0,0 45,5 18,1Beruhigungsmittel 0,5 0,0 2,4 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 2,9 0,0Schlafmittel 0,0 0,0 1,6 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 1,6 0,0Appetitzügler 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0Aufputschmittel 0,0 0,8 0,8 1,2 0,0 0,0 0,0 0,0 0,8 2,0Kreislaufmittel 3,7 1,6 1,6 1,2 0,0 0,4 0,0 0,0 5,3 3,2M = Mädchen, J = Jungen Dauer und Intensität der Medikamenteneinnahme Auf die Frage, ob die Jugendlichen die angegebenen Medikamente schon länger als 4 Wo-chen nehmen, antworteten mit ja 26,0% der Mädchen und 10,8% der Jungen, mit nein 73,6% der Mädchen und 88,8% der Jungen. 0,4% sowohl der Mädchen als auch der Jungen machten keine Angaben. Abbildung 34: Medikamenteneinnahme der Jugendlichen länger als 4 Wochen

26,0%

0,4% 0,4%

73,6%

10,8%

88,8%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Ja Nein keine Angaben

Medikamenteneinnahme länger als 4 Wochen

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Mädchen (N = 246)Jungen (N = 249)

52

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Schmerzmittel Die Schmerzmittel sind auch bei den Jugendlichen die am häufigsten eingenommene Medi-kamentengruppe. Nach der Häufigkeit ihrer Einnahme gefragt (s. Abb. 35) gaben 30,1% der Mädchen und 14,5% der Jungen an, 1 bis 2 mal in den letzten vier Wochen ein Schmerzmit-tel eingenommen zu haben, 2,9% der Mädchen und 1,6% der Jungen 2 bis 4 mal pro Woche und 9,8% der Mädchen und 0,0% der Jungen 1 bis 2 mal pro Woche. Eine tägliche Einnahme von Schmerzmitteln gaben 1,6% der Mädchen und 1,2% der Jungen an. 1,2% der Mädchen und 0,8% der Jungen machten keine Angaben zur Einnahmehäufigkeit. Abbildung 35: Häufigkeit der Einnahme von Schmerzmitteln der Jugendlichen in den letzten 4 Wochen

9,8%

30,1%

1,2%

1,2%

0,0%

1,6%

14,5%

0,8%

2,9%

1,6%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%

täglich

1 - 2 mal pro Woche

2 - 4 mal pro Woche

1 - 2 mal in 4 Wochen

keine Angaben

Einn

ahm

e Sc

hmer

zmitt

el

prozentuale Häufigkeit

Jungen (N = 249)Mädchen (N = 246)

53

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Einnahmedauer von Schmerzmitteln Nach der Dauer der Einnahme gefragt (s. Abb. 36) gaben 4,5% der Mädchen und 0,4% der Jungen an, Schmerzmittel seit 2 bis 3 Monaten zu nehmen, 4,9% der Mädchen und 0,4% der Jungen seit 3 bis 6 Monaten, 15,0% der Mädchen und 8,0% der Jungen gaben einen Zeit-raum länger als 6 Monate an. 0,4% der Mädchen und 0,8% der Jungen machten keine An-gaben. Abbildung 36: Dauer der Einnahme von Schmerzmitteln der Jugendlichen

4,5% 4,9%

15,0%

0,4%0,4% 0,4%

8,0%

0,8%

0%

4%

8%

12%

16%

2 - 3 Monate 3 - 6 Monate länger als 6Monate

keine Angaben

Schmerzmitteleinnahme

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Mädchen (N = 246)Jungen (N = 249)

Die Tabelle 26 zeigt auf einen Blick die Häufigkeit und die Dauer der Einnahme der Schmerzmittel; Anzahl und Angaben in Prozent, bezogen auf die Gesamtzahl aller weibli-chen und männlichen Schüler zusammen. Tabelle 26: Häufigkeit und Dauer der Einnahme von Schmerzmitteln bei den Jugendli-chen DAUER HÄUFIGKEIT

nur 4 Wo-chen

2 - 3 Monate

3 - 6 Monate

länger als 6 Monate

keine Angaben

Gesamt

Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % Anz. % täglich 4 0,8 1 0,2 0 0,0 2 0,4 0 0,0 7 1,41-2 mal pro Wo. 12 2,5 4 0,8 1 0,2 7 1,4 0 0,0 24 4,92-4 mal pro Wo. 5 1,0 1 0,2 1 0,2 4 0,8 0 0,0 11 2,21-2 mal in 4 Wo. 51 10,3 5 1,0 11 2,2 43 8,7 0 0,0 110 22,2keine Angab. 0 0,0 1 0,2 0 0,0 1 0,2 3 0,6 5 1,0Gesamt 72 14,6 12 2,4 13 2,6 57 11,5 3 0,6 157 31,7

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Die eingenommenen Schmerzmittel Die Tabelle 27 zeigt die eingenommenen Schmerzmittel - Monopräparate und die Tabelle 28 die eingenommenen Schmerzmittel - Kombinationspräparate. Es wurden insgesamt 124 Schmerzmittel - Monopräparate und 8 Schmerzmittel - Kombinationspräparate angegeben. Die Mädchen konnten 27 mal keine Angaben über den Namen des eingenommenen Schmerzmittels machen, bei den Jungen waren es 10. Tabelle 27: Eingenommene Schmerzmittel: Monopräparate Arzneimittel

Inhaltsstoffe

Anzahl Mädchen

Anzahl Jungen

Anzahl Gesamt

Aspirin Acetylsalicylsäure 31 24 55 Paracetamol ratiopharm Paracetamol 33 12 45 Ben - u - ron Paracetamol 5 1 6 ASS ratiopharm Acetylsalicysäure 3 2 5 Ibuprofen (Rp) Ibuprofen 4 0 4 Buscopan (Rp) Butylscopolaminium 4 0 4 Dolormin Ibuprofen 3 0 3 Dismenol Ibuprofen 1 0 1 Naproxen (Rp) Ibuprofen 1 0 1 Gesamt 85 39 124 Rp = Rezeptpflichtig Tabelle 28: Eingenommene Schmerzmittel: Kombinationspräparate Arzneimittel Inhaltsstoffe Anzahl

MädchenAnzahl Jungen

Anzahl Gesamt

Thomapyrin Acetylsalicylsäure, Paraceta-mol, Coffein

6

0

6

Spalt Paracetamol, Acetylsalicyl-säure

1

0

1

Buscopan plus Butylscopolaminium, Parace-tamol

1

0

1

Gesamt 8 0 8

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Einnahme von Schmerzmitteln länger als 6 Monate Die Tabelle 29 zeigt die Anzahl der Schmerzmittel - Mono - und Kombinationspräparate, die von den Mädchen und Jungen schon länger als sechs Monate eingenommen wurden. Insge-samt 43 Mädchen gaben an, Schmerzmittel regelmäßig länger als sechs Monate anzuwen-den; dabei handelt sich 33 mal um Monopräparate und 4 mal um Kombinationspräparate. Bei den Jungen waren es 21. Hier wurden ausschließlich Monopräparate eingenommen. Insgesamt nehmen von allen Mädchen (N = 246) 13,4% Monopräparate und 1,9% Kombina-tionspräparate länger als sechs Monate. Von allen Jungen (N = 249) nehmen 8,3% Mono-präparate und 0,0% Kombinationspräparate länger als sechs Monate. Tabelle 29: Schmerzmitteleinnahme länger als 6 Monate Einnahme länger als 6 Monate Schmerzmittel Mädchen (Anzahl) Jungen (Anzahl) Monopräparate 33 20 Kombinationspräparate 4 0 keine Angaben 6 1

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Beruhigungsmittel Sieben Mädchen, d.h. 2,9%, haben angegeben, Beruhigungsmittel einzunehmen. Dabei handelt sich in sechs Fällen um pflanzliche Mittel wie Johanniskraut und Baldrian. In einem Fall wurden keine Angaben zum Namen des Beruhigungsmittel gemacht. Schlafmittel Vier Mädchen, d.h. 1,6%, haben angegeben, Schlafmittel einzunehmen. Hier handelt es sich in zwei Fällen um pflanzliche Präparate, in weiteren zwei Fällen wurden keine Angaben zum Namen des Schlafmittels gemacht. Appetitzügler Appetitzügler bzw. Schlankheitsmittel wurden nicht eingenommen. Aufputschmittel Zwei Mädchen (0,8%) und fünf Jungen (2,0%) haben angegeben, Aufputschmittel einzu-nehmen. Zum Namen wurden keine Angaben gemacht. Kreislaufmittel Dreizehn Mädchen (5,3%) haben angegeben, Kreislaufmittel einzunehmen. Dabei handelt es sich je einmal um die Präparate Dihydergot und Effortil, in elf Fällen konnten keine Angaben zum Namen des Kreislaufmittels gemacht werden. Bei den Jungen waren es acht (3,2%), die angegeben haben, Kreislaufmittel einzunehmen. Hier wurde je einmal Korodin - Herz - Kreislauf - Tropfen, Effortil und ein homöopathisches Mittel angegeben. In fünf Fällen konnten keine Angaben zum Namen des Kreislaufmittels gemacht werden.

57

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Die Wirkstoffe der eingenommenen Medikamente Die Wirkstoffe der eingenommenen Schmerzmittel: Zur Beschreibung der Wirkstoffe ACETYLSALICYLSÄURE, PARACETAMOL und IBUPRO-FEN siehe Kapitel 3.1.1. BUTYLSCOPOLAMINIUM Butylscopolaminium ist ein Spasmolytikum (krampflösendes Mittel) und in Dragee- oder Tab-lettenform beinahe wirkungslos (Bittere Pillen, 1999), weil nur etwa fünf Prozent des Wirk-stoffs vom Körper aufgenommen werden. Als Zäpfchen ist der Wirkungsgrad sogar noch geringer. Trotzdem sind Buscopan - Dragees und -Tabletten im Handel - sogar in Kombinati-on mit anderen Wirkstoffen, z. B. Buscopan plus - Filmtabletten mit dem Schmerzmittel Pa-racetamol. Die Wirkstoffe der eingenommenen Beruhigungsmittel BALDRIAN Baldrian ist ein pflanzliches „Hausmittel“, dessen Extrakte sich in industriell erzeugten Arz-neimitteln finden. Die Wirksamkeit der pflanzlichen Beruhigungsmittel ist streng wissen-schaftlich nicht bewiesen. Wenn man allerdings eine positive Wirkung verspürt, haben sie gewisse Vorteile: Sie können nicht süchtig machen und haben auch keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Ihre Verwendung bei psychisch bedingten Störungen kann daher sinnvoll sein. JOHANNISKRAUT Beschreibung siehe Kapitel 3.1.1. Die Wirkstoffe der eingenommenen Kreislaufmittel ETILEFRIN Etilefrin ist der Wirkstoff von Effortil und gehört zu den Hypotonika (Mittel gegen niedrigen Blutdruck) und bewirkt eine Verengung der Blutgefäße in Armen und Beinen. Etilefrin ist nur zweckmäßig zur kurzzeitigen Behandlung. DIHYDROERGOTAMIN Dihydroergotamin ist der Wirkstoff von Dihydergot, einem Kreislaufmittel, das auch bei schweren Migräneanfällen eingesetzt wird. Wegen der unsicheren Aufnahme von Dihydroer-gotamin in den Körper und wegen des geringen Abstands zwischen wirksamer und giftiger Dosis ist die Behandlung mit diesem Wirkstoff nicht ganz ungefährlich (Bittere Pillen, 1999). Es kann zum Herzinfarkt und zu dramatischen Gefäßkrämpfen kommen. Bei einem soge-nannten „Ergotismus“, einer Vergiftung mit Ergotamin, kann es zu Durchblutungsstörungen in Händen und Füßen kommen, die bis zum Absterben von Fingern und Zehen führen kön-nen.

58

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3.2.1.1. Soziodemographische Merkmale und Medikamentenkonsum Untersucht wurde, ob Beziehungen bestehen zwischen einerseits dem Ort des Aufwach-sens, der Geschwisteranzahl, der Nationalität, der Ausbildung der Eltern und andererseits der Medikamenteneinnahme der Jugendlichen. Ort des Aufwachsens und Medikamenteneinnahme Es wurde gefragt, wo die Jugendlichen vorwiegend aufgewachsen sind: bei den Eltern, bei der Mutter, beim Vater, bei Pflegeeltern/Adoptiveltern oder bei den Großeltern. Die drei zu-letzt genannten wurden zur Gruppe „sonstiges“ zusammengefasst. Die Abbildung 37 zeigt, dass Mädchen wie Jungen eher zu Medikamenten greifen, wenn sie zum überwiegenden Teil nur bei der Mutter aufgewachsen sind. Abbildung 37: Ort des Aufwachsens und Medikamenteneinnahme der Jugendlichen

46,7%

58,1%

26,9%33,3%

20,2% 20,0%25,0%

43,9%

33,3%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Eltern (N = 430) Mutter (N = 57) sonstiges (N = 8)

Ort des Aufwachsens

Med

ikam

ente

nein

nahm

e

Mädchen Jungen Gesamt

59

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Anzahl der Geschwister und Medikamenteneinnahme Gefragt wurde nach der Anzahl der Geschwister, die noch mit zu Hause leben. Die Abbil-dung 38 zeigt, daß es einen reziproken Zusammenhang gibt: Je mehr Geschwister die Ju-gendlichen haben, um so seltener greifen sie zu Medikamenten. Einzelkinder - Mädchen wie Jungen - stehen an der Spitze der „Medikamenteneinnehmer“. Abbildung 38: Geschwisteranzahl und Medikamenteneinnahme der Jugendlichen

50,8%

25,4%19,0% 21,4% 21,1%

44,7%

53,3%

19,2%20,0%

33,0%35,2%39,0%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

0 (N = 123) 1 (N = 236) 2 (N = 91) mehr als 2 (N = 45)

Geschwisteranzahl

Med

ikam

ente

nein

nahm

e

Mädchen Jungen Gesamt

60

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Nationalität der Jugendlichen und Medikamenteneinnahme Von den deutschen Jugendlichen gaben 48,5% der Mädchen und 21,1% der Jungen (s. Abb. 39) an, in den letzten 4 Wochen Medikamente eingenommen zu haben. Die Jugendlichen mit einer anderen Staatsangehörigkeit wurden zur Gruppe „andere“ zusammengefasst. Hier gaben 40,0% der Mädchen und 16,7% der Jungen an, Medikamente eingenommen zu ha-ben. Abbildung 39: Nationalität der Jugendlichen und Medikamenteneinnahme

48,5%

21,1%16,7%

40,0%

29,6%34,6%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Deutsch (N = 468) andere (N = 27)

Nationalität

Med

ikam

ente

nein

nahm

e

Mädchen Jungen Gesamt

Ausbildung der Eltern Es wurde nach dem Ausbildungsabschluß und nach der derzeitigen Berufstätigkeit beider Elternteile gefragt. Schon beim Ausfüllen des Fragebogens wurde deutlich, daß hier die Ju-gendlichen überfordert waren. Fast die Hälfte, genau 48,9% der befragten Jugendlichen konnten dazu keine Auskunft geben. Aus diesem Grund wurde eine Untersuchung bezüglich einer Beziehung zwischen Bildungsstand bzw. Berufstätigkeit der Eltern und Medikamenten-einnahme der Jugendlichen unterlassen.

61

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3.2.1.2. Selbstmedikation Selbständiger Kauf von Medikamenten Auf die Frage „Kaufst Du Medikamente ohne ärztliche Empfehlung“ (Abb. 40) antworteten 19,6% der Hauptschüler/innen, 39,2% der Realschüler/innen, 25,3% der Gesamtschü-ler/innen und 45,9% der Gymnasiasten mit ja. Abbildung 40: Selbständiger Kauf von Medikamenten

46,6%

31,7%

18,4%

39,2%

45,9%54,5%

22,6%

35,0%31,4%

18,0%25,3%19,6%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

HS (N = 92) RS (N = 143) IGS (N = 79) Gym. (N = 181)

Schulform

Kau

f von

Med

ikam

ente

n

Mädchen Jungen Gesamt

62

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Kaufverhalten in Bezug auf Medikamente Die Abbildung 41 zeigt, ob die Schüler/innen Medikamente aufgrund einer Beratung in der Apotheke, aufgrund der Werbung in Fernsehen oder Zeitung, aufgrund eines Rates von Freunden oder aufgrund eines Rates der Eltern kaufen. „Oft“ kaufen die Jugendlichen Medi-kamente zu 11,7% aufgrund eines Rates der Eltern, zu 2,4% aufgrund eines Rates von Freunden, zu 0,6% aufgrund von Werbung und zu 5,5% aufgrund einer Beratung in der Apo-theke. Abbildung 41: Kaufverhalten in Bezug auf Medikamente

11,7%

13,5%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

oft manchmal selten nie

Kaufverhalten in Bezug auf Medikamente (N=495)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

BeratungWerbungRat-FreundeRat-Eltern

63

Page 64: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Meinung über die Nützlichkeit von Medikamenten Die Abbildung 42 zeigt die Antworten der Schüler/innen auf die Frage, wie nützlich sie die Einnahme von bestimmten Medikamentengruppen einschätzen: „Sehr nützlich“ gaben bei Schulschwierigkeiten 3,8%, bei Konzentrationsstörungen 6,5%, bei Schlafschwierigkeiten 17,0%, bei seelischen Problemen 6,1%, bei innerer Unruhe 5,3%, bei Gewichtsproblemen 3,0%, bei Kopfschmerzen 57,6%, bei Magenschmerzen 39,2% und bei Erkältung 41,4% an. Abbildung 42: Nützlichkeit von Medikamenten

41,4%

39,2%

57,6%

3,0%

5,3%

6,1%

17,0%

6,5%

3,8%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Erkältung

Magenschmerzen

Kopfschmerzen

Gew ichtsprobl.

innerer Unruhe

seelischen Probl.

Schlafschw ierigkeit.

Konzentrationsstör.

Schulschw ierigkeit.

Nüt

zlic

hkei

t von

Med

ikam

ente

n be

i

prozentuale Häufigkeit (N = 495)

sehr nützlich

w eniger nützlich

w eiß nicht

nicht nützlich

64

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3.2.1.3. Gesundheit und Medikamentenkonsum Meinung über die Beeinflußbarkeit der Gesundheit Die Frage war, ob man den eigenen Gesundheitszustand sehr, etwas oder gar nicht beein-flussen kann. Überwiegend wurde geantwortet, daß dies nur in geringem Ausmaß möglich sei (Abb. 43 u. 44). Auffallend hierbei ist, daß bei den Mädchen eher die „Medikamentenein-nehmerinnen“ und bei den Jungen eher die „Nichteinnehmer“ der Meinung sind, dass man den Gesundheitszustand sehr beeinflussen kann. Abbildung 43: Die Meinung der Mädchen über die Beeinflussung des Gesundheitszu-standes

1,6% 0,9%

33,6%

64,1%

0,8%

44,1%

54,2%

0,9%0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

sehr etwas gar nicht k.A.

Beeinflussung des Gesundheitszustandes (Mädchen, N = 246)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med.Med.Gesamt

Abbildung 44: Die Meinung der Jungen über die Beeinflussung des Gesundheitszu-standes

46,7%

36,5%

0,0%1,5%2,5%

49,2%

3,9%

59,6%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

sehr etwas gar nicht k.A.

Beeinflussung des Gesundheitszustandes (Jungen, N = 249)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med.Med.Gesamt

65

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Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit Bei der Frage nach der Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit (Abb. 45 u. 46) ist erkenn-bar, daß die Jungen zufriedener als die Mädchen sind. Sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen sind es die „Nicht - Medikamenteneinnehmer“, die zufriedener sind. Abbildung 45: Zufriedenheit der Mädchen mit ihrer Gesundheit

50,0%

40,6%

7,8%

0,8%

0,8%

32,2%

50,0%

12,7%

4,2%

0,9%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

zufrieden

eher zufrieden

eher unzufrieden

unzufrieden

k. A.

Zufr

iede

nhei

t der

Mäd

chen

mit

ihre

rG

esun

dhei

t

prozentuale Häufigkeit

GesamtMed.keine Med.

Abbildung 46: Zufriedenheit der Jungen mit ihrer Gesundheit

60,9%

30,0%

6,1%

1,0%

2,0%

46,2%

46,2%

3,9%

1,9%

1,9%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

zufrieden

eher zufrieden

eher unzufrieden

unzufrieden

k. A.

Zufr

iede

nhei

t der

Jun

gen

mit

ihre

r G

esun

dhei

t

prozentuale Häufigkeit

GesamtMed.keine Med.

66

Page 67: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

3.2.1.4. Streß und Medikamentenkonsum Fragen zum Streßempfinden Streß ist von der kognitiven Bewertung der Bedeutung eines Reizes abhängig, d.h.: Nicht das Eintreten eines bestimmten Ereignisses hat Streßerleben zur Folge, sondern vielmehr die subjektive Bewertung eines Ereignisses durch die betroffene Person. Die Bewertung, dass eine Situation belastend erscheint, ist eine Voraussetzung dafür, dass es zu einer Stre-ßempfindung kommen kann. Erst wenn eine Belastungssituation wahrgenommen wird, ohne dass dafür Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, kommt es zum Stress-empfinden und zu Stressreaktionen. Andersherum gesagt ist eine Stärkung der Persönlichkeit gleichbedeutend mit einer Redukti-on des Streßempfindens. Aus diesem Hintergrund heraus wurden den Jugendlichen bezüglich des Stressempfindens folgende Fragen gestellt: • Gibt es Situationen, in denen Du Dich gestreßt und genervt fühlst? • Was tust Du, um den Streß abzubauen? • Hast Du körperliche oder psychische Beschwerden? • Wie zufrieden bist Du mit Dir selbst, so wie Du bist? • Wie zufrieden bist Du mit Deinen Schulleistungen? • Sind Deine Schulleistungen besser, schlechter oder genauso wie es Dein Vater oder Dei-

ne Mutter von Dir erwarten? • Hast Du mit Deinen Eltern Konflikte wegen Deiner Schulleistungen? • Empfindest Du die schulischen Leistungsanforderungen als Belastung? • Bedrücken Dich besondere persönliche Probleme, Sorgen oder Ängste? • Wenn Dich Sorgen, Probleme oder Ängste plagen, hast Du dann jemanden, mit dem Du

darüber reden kannst? Die Antworten dieser Fragen wurden mit einer Medikamenten - Einnahme bzw. einer - Nicht - Einnahme in Beziehung gesetzt.

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Streßsituationen Auf die Frage „Gibt es Situationen, in denen Du Dich gestreßt und genervt fühlst?“, antworte-ten insgesamt 95,1% der Mädchen (Abb. 47) und 88,4% der Jungen (Abb. 48) mit ja. Er-kennbar ist, dass bei beiden Geschlechtern eher die „Medikamenten - Konsumenten“ Streß-situationen kennen. Abbildung 47: Gibt es Situationen, in denen Du Dich gestreßt und genervt fühlst?“ (Mädchen)

8,6%

91,4%

0,9%

99,2%

4,9%

95,1%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

nein ja

Kennst Du Streßsituationen? (Mädchen)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med.Med.Gesamt

Abbildung 48: Gibt es Situationen, in denen Du Dich gestreßt und genervt fühlst?“ (Jun-gen)

13,7%

86,3%

3,9%

96,2%

11,7%

88,4%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

nein ja

Kennst Du Streßsituationen? (Jungen)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

keine Med.Med.Gesamt

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Page 69: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Streßbewältigung Was die Jugendlichen tun, um Streß entgegenzuwirken, zeigen die Abbildungen 49 und 50: Bei den Mädchen (Abb. 49) fällt auf den ersten Blick auf, daß alle Streßbewältigungsmaß-nahmen bevorzugt von den „Medikamenten - Konsumentinnen“ angekreuzt wurden. An ers-ter Stelle stehen bei beiden Gruppen - den „Medikamenten - Konsumentinnen“ und den „Nicht - Medikamenten - Konsumentinnen“ „Musik hören“, gefolgt von „mit einer vertrauten Person reden“. An dritter Stelle stehen bei beiden Gruppen „fernsehen“ und an vierter Stelle „Süßes essen“. Rauchen als Maßnahme zur Streßbewältigung steht an sechster Stelle. Hier ist ein krasser Unterschied zwischen „Medikamenten - Konsumentinnen“ und „Nichtkonsumentinnen“ sicht-bar: 18,0% der „Nicht - Konsumentinnen“, aber 33,9% der „Konsumentinnen“ greifen zur Zigarette, um dem Streß entgegenzuwirken. Abbildung 49: Streßbewältigung der Mädchen (Mehrfachnennungen)

75,8%

51,6%

18,0%

15,6%

21,9%

41,4%

28,9%

0,0%

3,9%

10,2%

12,5%

32,8%

9,4%

6,3%

92,3%

61,9%

33,9%

17,8%

23,7%

48,3%

41,5%

3,4%

11,0%

12,7%

13,6%

37,3%

14,4%

8,5%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Musik hören

reden

rauchen

etw . Gutes essen

spazierengehen

fernsehen

Süßes essen

Beruh.-mi. nehmen

A lkohol

schw immen

Fahrrad fahren

lesen

joggen

Entsp.-Ü. machen

proze ntuale Häufigk e it (M ädche n)

Med.

keine Med.

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Page 70: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Die Jungen (Abb. 50) bevorzugen zur Streßbewältigung ebenso wie die Mädchen „Musik hören“. An zweiter Stelle steht „fernsehen“, an dritter Stelle „rauchen“, an vierter „mit einer vertrauten Person reden“ und an fünfter Stelle „Fahrrad fahren“. Auch hier sind es eher die „Medikamenten - Konsumenten“, die die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, besonders „Musik hören“ und „fernsehen“. Rauchen zur Streßbewältigung ist bei den Jungen genauso beliebt wie bei den Mädchen, wobei der gleiche krasse Unterschied zwischen „Medikamenten - Konsumenten“ und „Nicht - Konsumenten“ besteht: 17,3% der „Nicht - Medikamenten - Konsumenten“ und 36,5% der „Medikamenten - Konsumenten“ rauchen, um ihren Streß zu bewältigen. Abbildung 50: Streßbewältigung der Jungen (Mehrfachnennungen)

67,0%

22,8%

17,3%

18,8%

9,1%

40,1%

15,7%

0,0%

8,6%

9,1%

20,8%

12,2%

9,1%

2,5%

78,9%

28,9%

36,5%

17,3%

9,6%

55,8%

13,5%

1,9%

15,4%

11,5%

23,1%

9,6%

5,8%

5,8%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Musik hören

reden

rauchen

etw . Gutes essen

spazierengehen

fernsehen

Süßes essen

Beruh.-mi. nehmen

A lkohol

schw immen

Fahrrad fahren

lesen

joggen

Entsp.-Ü. machen

proze ntuale Häufigk e it (Junge n)

Med.

keine Med.

70

Page 71: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Streßsymptome der Mädchen Bei den Jugendlichen wurden -wie bei den Müttern bei der Einschulungsuntersuchung- 19 Gesundheitsstörungen, die als Streßsymptome gewertet werden können, abgefragt (Abb. 51 und 52). Die einzelnen Symptome sind nach Rangfolge aufgelistet und es handelt sich um Mehrfachnennungen. 38,2% aller Mädchen (Abb. 51) gaben an, öfter unter Schwindel zu leiden, 37,0% unter Kopfschmerzen, gefolgt von Rückenbeschwerden (29,3%) und Nervosität (28,5%). Abbildung 51: Streßsymptome der Mädchen (Mehrfachnennungen)

38,2%

37,0%

29,3%

28,5%

21,1%

18,7%

18,7%

16,6%

15,9%

15,5%

14,2%

13,4%

12,6%

12,6%

11,8%

11,0%

7,3%

6,5%

4,9%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%

Schw indel

Kopfschmerzen

Rückenbeschw .

Nervosität

Konz.-schw äche

Muskelversp.

Überforderung

Unterforderung

Schlafstörungen

Ängste

Eßstörungen

depr. Verst.

Übelkeit

Albträume

Atembeschw .

Einsamkeit

Schw eißausbrü.

Verdauungsb.

Zähneknirschen

Stre

ßsym

ptom

e de

r Mäd

chen

prozentuale Häufigkeit

71

Page 72: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Streßsymptome der Jungen Bei den Jungen (Abb. 52) fällt auf den ersten Blick auf, dass sie wesentlicher weniger als Mädchen unter Streßsymptomen leiden. An erster Stelle stehen Kopfschmerzen (20,5%), gefolgt von Rückenbeschwerden (15,7%). An dritter Stelle steht Nervosität (15,3%) und an vierter Stelle Muskelverspannungen (14,9%). Abbildung 52: Streßsymptome der Jungen (Mehrfachnennungen)

20,5%

15,7%

15,3%

14,9%

13,7%

13,3%

7,6%

4,8%

4,4%

4,0%

3,6%

3,6%

3,2%

3,2%

2,8%

2,4%

2,4%

1,6%

1,2%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%

Kopfschmerzen

Rückenbeschw .

Nervosität

Muskelversp.

Schw indel

Konz.-schw äche

Überforderung

Schlafstörungen

Einsamkeit

Unterforderung

depr. Verst.

Atembeschw .

Schw eißausbrü.

Verdauungsb.

Eßstörungen

Übelkeit

Ängste

Albträume

Zähneknirschen

Stre

ßsym

ptom

e de

r Jun

gen

prozentuale Häufigkeit

72

Page 73: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Anzahl der Streßsymptome Ein Fünftel, genau 19,9% der befragten Mädchen gaben an, unter keinem Streßsymptom zu leiden (Abb. 53). 20,3% gaben ein Streßsymptom, 12,5% gaben zwei Streßsymptome, 11,8% drei und 35,4% gaben mehr als drei Streßsymptome an. An zwei oder mehr Streß-symptomen leiden also insgesamt 59,8% der Mädchen. Von den Jungen (Abb. 54) gaben 47,4% an, unter keinem Streßsymptom zu leiden. Ein Streßsymptom gaben 19,3%, zwei Streßsymptome 13,3%, drei Streßsymptome 6,8% und mehr als drei Streßsymptome gaben 24,2% der Jungen an. An zwei oder mehr Streßsymp-tomen leiden insgesamt 33,3% der Jungen. Abbildung 53: Normalzustand: Streßsymptome?

19,9% 20,3%

11,8%

47,4%

13,3%

6,8%

35,4%

12,6%

24,2%19,3%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

0 1 2 3 mehr als 3

Anzahl der Symptome

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Mädchen (N = 246) Jungen (N = 249)

73

Page 74: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Anzahl der Streßsymptome und Medikamenteneinnahme Auch bei den Jugendlichen wurde die Hypothese überprüft, ob Menschen mit häufigen Streßsymptomen verstärkt zu Medikamenten greifen: Die Abbildung 54 zeigt eine deutliche Korrelation zwischen einer Medikamenteneinnahme und der Anzahl der Streßsymptome, sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen. Abbildung 54: Anzahl der Streßsymptome und Medikamenteneinnahme

26,5%

30,0%

38,7%

69,0%

66,7%

13,6%

20,8%

35,3%

42,4%

18,2%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

0

1

2

3

mehr als 3

Anz

ahl d

er S

ympt

ome

Medikamenteneinnahme

Jungen (N = 249)Mädchen (N = 246)

74

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Zufriedenheit Die Abbildung 55 zeigt die Antworten der Jugendlichen auf die Frage: „Wie zufrieden bist Du mit Dir selbst, so wie Du bist?“. Jungen und Mädchen sind zusammengefasst. Geantwortet werden konnte mit „zufrieden“, „eher zufrieden“, „eher unzufrieden“ und „unzufrieden“. Die Schüler/innen, die angegeben hatten, keine Medikamente eingenommen zu haben, sind mit sich selbst zufriedener als die „Medikamenten - Konsumenten“. Abbildung 55: Zufriedenheit mit sich selbst und Medikamenteneinnahme

35,9%

15,3%

4,1%0,6%

44,1%

0,3%2,5%

8,9%

43,1%45,2%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

zufrieden eherzufrieden

eherunzufrieden

unzufrieden keineAngaben

Zufriedenheit mit sich selbst

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Med. keine Med. Gesamt

Eine ähnlich gewichtete Korrelation findet man bei der Beantwortung der Frage „Wie zufrie-den bist Du mit Deinen Schulleistungen?“. Die Abbildung 56 zeigt, dass die „Nicht - Medika-mentenkonsumenten“ zufriedener sind als die „Medikamenten - Konsumenten“. Abbildung 56: Zufriedenheit mit den Schulleistungen und Medikamenteneinnahme

46,5%

6,5%

0,3%

32,9%

0,0%4,7%

15,9%

30,2%

37,5%

25,5%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

zufrieden eherzufrieden

eherunzufrieden

unzufrieden keineAngaben

Zufriedenheit mit den Schulleistungen

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Med. keine Med. Gesamt

75

Page 76: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Schulleistungen Auf die Frage, ob ihre Schulleistungen den Erwartungen ihrer Eltern entsprechen (Abb. 57), antworteten 16,6% der „Nicht - Konsumenten“ damit , daß ihre Leistungen in der Schule besser sind, als die Eltern erwarten, bei den „Konsumenten“ sind es 12,4%. Schlechter als die Eltern es erwarten sind die Schulleistungen bei 31,1% der „Nicht - Konsumenten“ und bei 40,0% der „Konsumenten“. Mädchen und Jungen sind zusammengefasst. Abbildung 57: Sind Deine Schulleistungen besser, schlechter oder genauso wie es Deine Mutter oder Dein Vater von Dir erwarten?

16,6% 12,4%

31,1% 40,0%

26,5%32,4%

25,8%15,2%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

nein ja

Medikamenteneinnahme

proz

entu

ale

Häu

figke

it

weiß nichtgenausoschlechterbesser

Konflikte mit den Eltern wegen Schulleistungen (Abb. 58), die nicht den Erwartungen der Eltern entsprechen, haben „häufig“ 2,2% der „Nicht - Medikamentenkonsumenten“ und 9,4% der „Medikamentenkonsumenten“. „Nie“, „selten“ und „manchmal“ wurde häufiger von den „Nicht - Konsumenten“ angegeben. Abbildung 58: Hast Du mit Deinen Eltern Konflikte wegen Deiner Schulleistungen?

28,3% 23,5%

41,2%

28,9%25,9%

40,6%

2,2% 9,4%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

nein ja

Medikamenteneinnahme

proz

entu

ale

Häu

figke

it

häufigmanchmalseltennie

76

Page 77: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Empfinden der schulischen Leistungsanforderungen als Belastung Ob die schulischen Leistungsanforderungen eine Belastung für die Schüler/innen darstellen, zeigt die Abbildung 59: „Keine Belastung“ gaben mehr als doppelt soviel der „Nicht - Medi-kamentenkonsumenten“ gegenüber den „Medikamentenkonsumenten“ an. Auch bei Angabe einer „geringen Belastung“ überwiegen die „Nicht - Konsumenten“. Eine „mittlere“, eine „star-ke“ und eine „sehr starke Belastung“ wird vorwiegend von den Jugendlichen empfunden, die zur Tablette greifen. Abbildung 59: Empfindest Du die schulischen Leistungsanforderungen als Belastung?

18,5%

18,8%

19,1%

35,9%

4,6%

1,9%

1,2%

7,7%

18,8%

15,9%

42,9%

9,4%

4,7%

0,6%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

keine

sehr geringe

geringe

mittlere

starke

sehr starke

k. A.

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Bel

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prozentuale Häufigkeit

Med.keine Med.

77

Page 78: Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ · Mit Stressabbau gegen den „schnellen Griff zur Tablette“ Eine repräsentative Untersuchung über den Konsum von

Persönliche Probleme Besondere persönliche Probleme bedrücken sowohl bei den Mädchen (Abb. 60) als auch bei den Jungen (Abb. 61) jeweils fast doppelt soviel der „Medikamenten - Konsumenten“ wie der „Nicht - Konsumenten“. Abbildung 60: Bedrücken Dich besondere persönliche Probleme? (Mädchen)

65,6%

34,8%

34,4%

65,3%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

nein ja

Medikamenteneinnahme der Mädchen

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Problemekeine Probleme

Abbildung 61: Bedrücken Dich besondere persönliche Probleme? (Jungen)

74,1%

50,0%

25,9%

50,0%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

nein ja

Medikamenteneinnahme der Jungen

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Problemekeine Probleme

Es entsteht leicht der Eindruck, als ob der Versuch unternommen wird, Probleme mit Medi-kamenten „wegzuschlucken“. Was das für Probleme sind, die die Jugendlichen bedrücken, zeigt die Abbildung 62. Dabei handelt es sich um Mehrfachnennungen. Die Mädchen nennen Probleme vorwiegend „im Freundeskreis“ (25,6%), „mit den Eltern“ (24,8%), „in der Partnerschaft“ (23,2%) und „in der Schule“ (23,3%). Bei den Jungen stehen an erster Stelle Probleme „in der Schule“ (14,9%), gefolgt von „mit den Eltern“ (12,5%). Danach werden „finanzielle Probleme“ (10,0%) und „Probleme in der Partnerschaft“ (6,8%) genannt.

78

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Abbildung 62: Probleme der Jugendlichen (Mehrfachnennungen)

23,2%

25,6%

8,9%

23,2%

24,8%

1,2%

3,7%

14,9%

6,0%

10,0%

6,8%

12,5%

0,8%

0,4%

0% 10% 20% 30%

in der Schule

im Freundeskreis

finanzielle

in der Partnerschaft

mit den Eltern

mit Alkohol

mit Drogen

Prob

lem

e de

r Jug

endl

iche

n

prozentuale Häufigkeit

Jungen (N = 249)Mädchen (N = 246)

Eine vertraute Person, mit der man über die eigenen Sorgen, Probleme und Ängste reden kann, haben vorzugsweise die Mädchen (Abb. 63). Ein Zusammenhang mit einer Medika-menteneinnahme konnte hier nicht festgestellt werden. Abbildung 63: Wenn dich Sorgen, Probleme oder Ängste plagen, hast Du dann jemanden, mit dem Du darüber reden kannst?

52,4%

29,7%

10,2%

3,7%

0,8%

3,2%

40,6%

22,9%

21,3%

5,6%

6,4%

3,2%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

immer

meistens

ab und zu

selten

nie

k. A.

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bei P

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n zu

m R

eden

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prozentuale Häufigkeit

Jungen (N = 249)Mädchen (N = 246)

79

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3.2.1.5. Rauchen, Medikamenteneinnahme und Streß Zu Beginn der Studie war geplant, die Frage nach dem Rauchen lediglich als eine Abbildung unter dem Kapitel „Gesundheit und Medikamentenkonsum“ aufzuführen. Beim Erstellen der vorliegenden Studie wurde allerdings deutlich, dass ein relativ hoher Anteil der Jugendlichen raucht. Weiterhin hat Kapitel 3.2.1.4. gezeigt, dass das Rauchen von einem nicht unerhebli-chen Anteil der Jugendlichen zur Streßbewältigung genutzt wird. Da außerdem einerseits Zusammenhänge zwischen Gesundheit / Streß und Medikamenteneinnahme und anderer-seits - wie man weiter unten sehen wird - Zusammenhänge zwischen Medikamentenein-nahme und Rauchen bestehen, wurden verschiedene Parameter bezüglich Gesundheit und Stress mit dem Rauchen korreliert. Aus diesem Grund ist ein eigenständiges Kapitel über das Rauchen entstanden. Rauchen nach Geschlecht Bei der Frage, ob die Schüler/innen rauchen, konnten sie „gar nicht“, „gelegentlich“ oder „re-gelmäßig“ ankreuzen. Die Tabelle 30 zeigt die Verteilung nach Geschlecht: 25,6% der Mäd-chen und 21,7% der Jungen gaben an, gelegentlich und 22,0% der Mädchen und 19,7% der Jungen regelmäßig zu rauchen. Fasst man die gelegentlichen und regelmäßigen Raucher zur Gruppe der Raucher zusammen, so ergibt sich, daß 47,6% der Mädchen und 41,4% der Jungen rauchen. Tabelle 30: Rauchst Du? Geschlecht gar nicht gelegentlich regelmäßig

Mädchen 52,4% 25,6% 22,0%

Jungen 58,6% 21,7% 19,7%

Gesamt 55,6% 23,6% 20,8%

80

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Rauchen und Medikamenteneinnahme Einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einer Medikamenteneinnahme zeigen die Abbildungen 64 und 65. Erkennbar ist, daß dieser Zusammenhang bei den Mädchen (Abb. 64) deutlicher ausgeprägt ist als bei den Jungen (Abb. 65): Von den Nichtraucherinnen haben 36,4%, von den gelegentlichen Raucherinnen 55,6% und von den regelmäßigen Rau-cherinnen haben 66,7% in den letzten vier Wochen Medikamente eingenommen. Bei den Nichtrauchern sind es 17,6%, bei den gelegentlichen Rauchern 24,1% und bei den regelmä-ßigen Rauchern sind es 26,5%, die zur Tablette gegriffen haben. Abbildung 64: Rauchen und Medikamenteneinnahme bei den Mädchen

44,4%

33,3%

36,4%

55,6%

66,7%

63,6%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

gar nicht (N = 129)

gelegentlich (N = 63)

regelmäßig (N = 54)

Rau

chst

Du?

(Mäd

chen

)

prozentuale Häufigkeit

Med.keine Med.

Abbildung 65: Rauchen und Medikamenteneinnahme bei den Jungen

82,4%

75,9%

73,5%

17,6%

24,1%

26,5%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

gar nicht (N = 142)

gelegentlich (N = 58)

regelmäßig (N = 49)

Rau

chst

Du?

(Jun

gen)

prozentuale Häufigkeit

Med.keine Med.

81

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Rauchen und der „Griff zur Schmerztablette“ Da vorwiegend Schmerzmittel eingenommen wurden, wurde in der Tabelle 31 nochmal die Schmerzmitteleinnahme in Abhängigkeit vom Raucherstatus dargestellt: 36% der Mädchen und 16% der Jungen, die angegeben haben, Nichtraucher zu sein, haben in den letzten vier Wochen mindestens einmal ein Schmerzmittel eingenommen; bei den Gelegenheitsrauchern waren es bereits 49% der Mädchen und 24% der Jungen und bei den regelmäßigen Rau-chern sogar 65% der Mädchen und 18% der Jungen. Tabelle 31: Einnahme von Schmerzmitteln in den letzten 4 Wochen in Abhängigkeit vom Raucherstatus Raucherstatus Mädchen Jungen Gesamt

Nichtraucher 36% 16% 25%

Gelegenheitsraucher 49% 24% 38%

regelmäßiger Raucher 65% 18% 43%

82

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Meinung über die Beeinflussbarkeit der Gesundheit und Rauchen Die Tabelle 32 zeigt den Zusammenhang zwischen der Beeinflussbarkeit des eigenen Ge-sundheitszustandes und dem Rauchen. Mädchen und Jungen sind zusammengefasst. Be-trachtet man nur die Nichtraucher und die regelmäßigen Raucher, so stellt man fest, dass 42% der Nichtraucher und 39% der regelmäßigen Raucher glauben, dass man den eigenen Gesundheitszustand „sehr“ beeinflussen kann. Dagegen glauben 54% der Nichtraucher und 61% der regelmäßigen Raucher, dass man den eigenen Gesundheitszustand nur „etwas“ beeinflussen kann. D. h. die Nichtraucher nehmen eher als die Raucher an, dass man selbst einen Einfluss auf die eigene Gesundheit hat. Tabelle 32: Meinung über die Beeinflussung des Gesundheitszustandes und Raucherstatus Beeinflussung Nichtraucher Gelegenheitsraucher regelmäßige R.

sehr 42% 43% 39%

etwas 54% 53% 61%

gar nicht 2% 3% 0%

Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit und Rauchen Da in Kapitel 3.2.1.3. zu sehen war, dass „Medikamenten - Konsumenten“ weniger mit ihrem eigenen Gesundheitszustand zufrieden sind als „Nicht - Medikamenten - Konsumenten“, ist zu erwarten, dass auch Raucher unzufriedener als Nichtraucher mit ihrem Gesundheitszu-stand sind. Die Tabelle 33 zeigt diesen Zusammenhang: „Zufrieden“ mit der Gesundheit sind 56% der Nichtraucher, 50% der Gelegenheitsraucher und nur 32% der regelmäßigen Raucher. „Eher zufrieden“, also nicht ganz so zufrieden, sind 36% der Nichtraucher, 38% der Gelegenheits-raucher und 50% der regelmäßigen Raucher. „Eher unzufrieden“ sind 5% der Nichtraucher, 9% der Gelegenheitsraucher und 13% der regelmäßigen Raucher. „Unzufrieden“ mit der eigenen Gesundheit zu sein, gaben 1% der Nichtraucher, 2% der Gelegenheitsraucher und 3% der regelmäßigen Raucher an. Tabelle 33: Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit und Raucherstatus Zufriedenheit Nichtraucher Gelegenheitsraucher regelmäßige R.

zufrieden 56% 50% 32%

eher zufrieden 36% 38% 50%

eher unzufrieden 5% 9% 13%

unzufrieden 1% 2% 3%

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Stress und Rauchen Auf die Frage „Gibt es Situationen, in den Du Dich gestreßt und genervt fühlst?“, antworteten 91% der Nichtraucher, 96% der Gelegenheitsraucher und 90% der regelmäßigen Raucher (Tabelle 34) mit ja, d. h. die Gelegenheitsraucher empfinden sich selbst gestresster als die Nichtraucher und die regelmäßigen Raucher. Tabelle 34: Gibt es Situationen, in denen Du Dich gestresst und genervt fühlst?

Stress? Nichtraucher Gelegenheitsraucher regelmäßige R.

Ja 91% 96% 90%

Stressbewältigung Ob es einen Unterschied zwischen Rauchern und Nichtrauchern bezüglich von Maßnahmen zur Stressbewältigung gibt, zeigt die Tabelle 35 (Mädchen und Jungen zusammengefasst). Wie auch schon in Kapitel 3.2.1.4. beschrieben, sind die beliebtesten Maßnahmen zur Stressbewältigung „Musik hören“ und „mit jemandem reden“. Hier fällt auf, dass diese Maß-nahmen von den Rauchern favorisiert werden. Sprichwörtlich ins Auge springt das Ergebnis, dass 80% der regelmäßigen Raucher in Streß-situationen rauchen, um sich wohler zu fühlen. Die Gelegenheitsraucher rauchen in Streßsi-tuationen seltener (27%). Weiterhin auffallend ist, dass eher die Raucher zu anderen „lega-len Drogen“ greifen: 6% der regelmäßigen Raucher, aber nur 0,4% der Nichtraucher nehmen in Streßsituationen Beruhigungsmittel und 21% der regelmäßigen Raucher, aber nur 3% der Nichtraucher greifen in Streßsituationen zum Alkohol. Tabelle 35: Streßbewältigung und Raucherstatus (Mädchen und Jungen zusammengefasst) Stressbewältigung Nichtraucher Gelegenheitsraucher regelmäßige R.

Musik hören 73% 81% 76% mit jmd. reden 35% 46% 47% eine Zigarette rauchen 0% 27% 80% etw. Gutes essen 18% 20% 15% spazierengehen 17% 21% 8% fernsehen 43% 52% 39% Süßes essen 22% 28% 30% Beruhigungsmittel 0,4% 2% 6% Alkohol 3% 11% 21% schwimmen 10% 14% 7% Fahrrad fahren 18% 21% 10% lesen 26% 26% 13% joggen 10% 11% 10% Entspannungsübungen 6% 7% 3%

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Streßsymptome und Raucherstatus Die bisherigen Ergebnisse haben gezeigt, dass die jugendlichen Raucher das Rauchen als Streßbewältigungsmaßnahme einsetzen, aber gleichzeitig unzufriedener mit ihrem Gesund-heitszustand sind als die jugendlichen Nichtraucher. Da außerdem eher die Raucher zu Schmerz- und Beruhigungsmitteln greifen, wäre zu vermuten, dass auch eher die Raucher unter den abgefragten Streßsymptomen bzw. gesundheitlichen Beschwerden leiden. Diesen vermuteten Zusammenhang zeigt ganz deutlich die Tabelle 36 (Mädchen und Jun-gen zusammengefasst): Bei den fünf am häufigsten bei den befragten Jugendlichen vor-kommenden Gesundheitsbeschwerden, die als Streßsymptome gewertet werden können, fällt auf, dass sie bevorzugt von den Rauchern angekreuzt wurden. Von den regelmäßigen Rauchern gaben 36% an, öfter unter Kopfschmerzen/Migräne zu leiden, 35% unter Schwin-delgefühlen, 27% unter Rückenbeschwerden, 24% unter Unruhe/Nervosität und 19% unter Muskelverspannungen (hierbei handelt es sich um Mehrfachnennungen). Bei den Nichtrau-chern hingegen leiden „nur“ 23% an Kopfschmerzen/Migräne, 19% an Schwindelgefühlen, 18% an Rückenbeschwerden, 17% an Unruhe/Nervosität und 15% an Muskelverspannun-gen. Tabelle 36: Häufigste Streßsymptome und Raucherstatus (Mädchen und Jungen) Streßsymptom Nichtraucher Gelegenheitsraucher regelmäßige R.

Kopfschmerzen/Migräne 23% 38% 36%

Schwindelgefühle 19% 34% 35%

Rückenbeschwerden 18% 28% 27%

Unruhe/Nervosität 17% 32% 24%

Muskelverspannungen 15% 19% 19%

Anzahl der Streßsymptome und Raucherstatus Aus dem Kapitel 3.2.1.4. geht hervor, dass eine Korrelation zwischen der Anzahl der Streß-symptome und der Medikamenteneinnahme besteht. Aus den bisherigen Ergebnissen dieses Kapitels wird deutlich, dass es demnach auch eine Korrelation zwischen der Anzahl der Streßsymptome und dem Rauchen geben muß. Die Tabelle 37 zeigt, dass eher die Nicht-raucher kein oder ein Streßsymptom und eher die Raucher zwei und mehr Streßsymptome haben. 39% der befragten nichtrauchenden Jugendlichen gaben an, unter keinem der abge-fragten Gesundheitsbeschwerden zu leiden, bei den regelmäßigen Rauchern waren es nur 23%. Drei und mehr Symptome gaben bei den Nichtrauchern 26%, bei den regelmäßigen Rauchern dagegen 44% an. Tabelle 37: Anzahl der Streßsymptome und Raucherstatus

Stresssymptom Nichtraucher Gelegenheitsraucher regelmäßige R. 0 39% 28% 23% 1 23% 15% 17% 2 11% 14% 17%

3 und mehr 26% 44% 44%

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Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen und Rauchen zur Stressbewältigung? Aus den bisherigen Ergebnissen ist ersichtlich geworden, dass bei den Schülern und Schüle-rinnen ein relativ hoher Schmerzmittelkonsum herrscht, gleichzeitig Kopfschmerzen / Migrä-ne das am weitesten verbreitete Streßsymptom und Rauchen eine beliebte Streßbewälti-gungsmaßnahme ist. Die Abbildung 66 zeigt jeweils den Anteil der rauchenden, der schmerzmitteleinnehmenden und der kopfschmerzgeplagten Schüler/innen aufgeteilt nach Schulform. Die Schmerzmittel-einnahme ist am höchsten bei den Gymnasiasten und am niedrigsten bei den Hauptschü-lern. Rauchen ist am weitesten verbreitet bei den Gesamtschülern, am wenigsten bei den Gymnasiasten und Kopfschmerzen treten am häufigsten ebenfalls bei den Gesamtschülern und am seltensten bei den Hauptschülern auf. Abbildung 66: Rauchen, Schmerzmittelkonsum und Kopfschmerzen nach Schulform

42,4%

50,3%

39,2%

36,5%

54,4%

19,6%

28,0%

35,4%

23,9%

29,8%

38,0%

25,2%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

HS (N = 92) RS (N = 143) IGS (N = 79) Gym. (N = 181)

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Rauchen Schmerzmittel Kopfschmerzen

Kopfschmerzen ist bei den befragten Jugendlichen ein weit verbreitetes Streßsymptom (s.a. Abb. 51/52), was häufig zur Einnahme von Schmerzmitteln führt. Jugendliche, die mehrere Streßsymptome haben, greifen häufiger zu Medikamenten (s. Abb. 54). Zur Bewältigung von Streß greifen einige Jugendliche zur Zigarette, und zwar vorwiegend die, die Medikamente einnehmen (s. Abb. 49/50).

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Prävalenz von Kopfschmerzen / Migräne und Raucherstatus Die Tabelle 38 zeigt den Anteil der kopfschmerz- bzw. migränegeplagten Jugendlichen nach Geschlecht in Abhängigkeit vom Raucherstatus. Ein signifikanter Zusammenhang ist beson-ders bei den Mädchen zu erkennen: Während 28% der nichtrauchenden Mädchen öfter über Kopfschmerzen/Migräne klagen, sind es bei den gelegentlich rauchenden Mädchen bereits 43% und bei den regelmäßig rauchenden Mädchen sogar 52%. Bei den Jungen leiden vor-wiegend die Gelegenheitsraucher mit 31% an Kopfschmerzen/Migräne. Nichtraucher und regelmäßige Raucher sind gleichrangig mit 18% vertreten. Tabelle 38: Prävalenz Kopfschmerzen/Migräne und Raucherstatus Kopfschmerzen/Migräne Mädchen Jungen Gesamt

Nichtraucher 28% 18% 23%

Gelegenheitsraucher 43% 31% 38%

regelmäßige Raucher 52% 18% 36%

Gesamt 37% 20% 28%

Schulleistungen und Raucherstatus Auf die Frage, ob ihre Schulleistungen den Erwartungen der Eltern entsprechen (Abb. 67), antworteten 18,8% der Nichtraucher damit, dass ihre Leistungen besser sind, als die Eltern erwarten, bei den Gelegenheitsrauchern sind es nur 11,1% und bei den regelmäßigen Rau-chern sogar nur 9,7%. Schlechter als die Eltern es erwarten sind die Schulleistungen bei 25,8% der Nichtraucher, aber bei 46,2% der Gelegenheitsraucher und bei 43,7% der regel-mäßigen Raucher. Jungen und Mädchen sind zusammengefasst. Abbildung 67: Sind Deine Schulleistungen besser, schlechter oder genauso wie es Deine Mutter oder Dein Vater von Dir erwarten?

9,7%

25,8% 46,2% 43,7%

31,4%

29,1%19,4%

24,0%13,7%

26,2%

11,1%18,8%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Nichtraucher Gelegenheitsr. regelmäßiger R.

Raucherstatus

proz

entu

ale

Häu

figke

it

weiß nichtgenausoschlechterbesser

87

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Empfinden der schulischen Leistungsanforderungen als Belastung und Raucherstatus Ob die schulischen Leistungsanforderungen eine Belastung für die Schüler/innen darstellen, zeigt die Tabelle 39 in Abhängikeit zum Raucherstatus. Gelegenheitsraucher und regelmäßi-ge Raucher sind zur Gruppe „Raucher“ zusammengefasst. Tabelle 39: Empfindest Du die schulischen Leistungsanforderungen als Belastung? Belastung Nichtraucher Raucher

keine 19% 10%

sehr geringe 20% 17%

geringe 19% 17%

mittlere 35% 42%

starke 4% 9%

sehr starke 2% 5%

keine Angaben 1% 1%

Einen besseren Überblick verschafft die Tabelle 40: Hier sind die Belastungsempfindungen „keine“, „sehr geringe“ und „geringe“ Belastung zur Gruppe „keine bis geringe Belastung“ und die Belastungsempfindungen „mittlere“, „starke“ und „sehr starke“ Belastung zur Gruppe „mittlere bis sehr starke Belastung“ zusammengefasst. „Keine bis geringe“ Belastung wird von 58% der Nichtraucher, aber nur von 44% der Rau-cher empfunden. Dagegen wird eine „mittlere bis sehr starke“ Belastung von 42% der Nicht-raucher, aber von 56% der Raucher empfunden. Tabelle 40: Empfinden der schulischen Leistungsanforderungen als Belastung (zusammen-gefasst) Belastung Nichtraucher Raucher

keine bis geringe 58% 44%

mittlere bis sehr starke 42% 56%

88

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Persönliche Probleme und Raucherstatus Noch etwas deutlicher als bei „Medikamentenkonsumenten“ und „Nicht - Medikamenten - Konsumenten“ ist der Unterschied bei Rauchern und Nichtrauchern hinsichtlich persönlichen Problemen: Bei den Mädchen (Abb. 68) gaben 32,6% der Nichtraucherinnen, aber 66,7% der Gelegenheitsraucherinnen und 68,5% der regelmäßigen Raucherinnen an, dass sie per-sönliche Probleme bedrücken. Bei den Jungen (Abb. 69) gaben 23,2% der Nichtraucher, aber 42,6% der Gelegenheitsraucher und 40,8% der regelmäßigen Raucher an, unter per-sönlichen Problemen zu leiden. (Welches die persönlichen Probleme der Jungen und Mäd-chen sind, siehe Abbildung 62). Abbildung 68: Bedrücken dich besondere persönliche Probleme? (Mädchen)

67,4%

33,3% 31,5%

32,6%

66,7% 68,5%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Nichtraucher Gelegenheitsr. regelmäßiger R.

Raucherstatus der Mädchen

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Problemekeine Probleme

Abbildung 69: Bedrücken dich besondere persönliche Probleme? (Jungen)

76,8%57,4% 59,2%

23,2%42,6% 40,8%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Nichtraucher Gelegenheitsr. regelmäßiger R.

Raucherstatus der Jungen

proz

entu

ale

Häu

figke

it

Problemekeine Probleme

89

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3.2.1.6. Freizeitverhalten und Medikamentenkonsum Beim Freizeitverhalten wurde nach den Freizeitbeschäftigungen, nach dem Fernsehkonsum und nach der Beschäftigung mit dem Computer gefragt. Freizeitbeschäftigungen Im Gegensatz zu den Müttern bei der Einschulungsuntersuchung ist bei den Jugendlichen kein ersichtlicher Zusammenhang zwischen Freizeitbeschäftigungen und Medikamentenkon-sum zu erkennen. Trotzdem sind die Freizeitbeschäftigungen jeweils der Mädchen (Abb. 70) und der Jungen (Abb. 71) in Abhängigkeit vom Medikamentenkonsum bzw. Nicht - Konsum aufgeführt. Abbildung 70: Freizeitbeschäftigungen der Mädchen (Mehrfachnennungen)

43,8%

81,3%

43,8%

53,9%

45,3%

84,4%

48,4%

18,7%

12,5%

40,7%

80,5%

44,9%

14,4%

55,9%

44,1%

41,5%

15,3%

19,5%

17,2%

93,2%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

ins Kino gehen

Musik hören

lesen

musizieren

fernsehen

Sport treiben

Freunde treffen

Hobbies

Fahrrad fahren

Computerspiele

prozentuale Häufigkeit

Med.keine Med.

90

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Abbildung 71: Freizeitbeschäftigungen der Jungen (Mehrfachnennungen)

23,9%

70,6%

22,3%

6,6%

53,8%

62,4%

68,0%

49,2%

31,5%

61,4%

21,2%

67,3%

21,2%

5,8%

59,6%

69,2%

75,0%

63,5%

30,8%

65,4%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

ins Kino gehen

Musik hören

lesen

musizieren

fernsehen

Sport treiben

Freunde treffen

Hobbies

Fahrrad fahren

Computerspiele

prozentuale Häufigkeit

Med.keine Med.

91

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Fernsehkonsum Ein Zusammenhang zwischen dem Fernsehkonsum und einer Medikamenteneinnahme konnte nicht festgestellt werden. Um einen Einblick in den Fernsehkonsum der Jugendlichen zu gewinnen, zeigt die Tabelle 41 die Fernsehhäufigkeit und die Tabelle 42 die Fernsehdau-er der Mädchen und Jungen. Tabelle 41: Fernsehhäufigkeit der Jugendlichen

Fernsehhäufigkeit Mädchen (%) Jungen (%) gar nicht 0,8 1,2

1 - 2 Tage pro Woche 10,9 11,2 fast täglich 40,2 42,6

täglich 47,6 45,0 keine Angaben 0,4 0,0

Tabelle 42: Fernsehdauer der Jugendlichen

Fernsehdauer Mädchen (%) Jungen (%) gar nicht 0,8 1,2

bis 1 Stunde 16,3 16,9 bis 2 Stunden 39,4 32,5 bis 3 Stunden 23,2 24,5

länger als 3 Stunden 19,9 24,9 keine Angaben 0,4 0,0

92

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Beschäftigung mit dem Computer Ein Zusammenhang zwischen Häufigkeit und Dauer der Beschäftigung mit dem Computer und einer Medikamenteneinnahme bzw. Streßsymptomen konnte nicht festgestellt werden. Einen Überblick über die Zeiten, die Jugendliche am Computer verbringen, zeigen die Tabel-len 43 und 44. Tabelle 43: Wie oft sitzt Du zu Hause am Computer?

Häufigkeit Mädchen (%) Jungen (%) gar nicht 40,6 10,9

1 - 2 Tage pro Woche 45,5 32,9 fast täglich 10,2 33,3

täglich 3,3 22,9 keine Angaben 0,4 0,0

Tabelle 44: Wie lange pro Tag sitzt Du am Computer?

Dauer Mädchen (%) Jungen (%) gar nicht 40,2 10,8

bis 1 Stunde 43,1 22,9 bis 2 Stunden 12,2 32,9 bis 3 Stunden 3,7 16,9

länger als 3 Stunden 0,4 16,5 keine Angaben 0,4 0,0

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4. DISKUSSION UND KONSEQUENZEN FÜR DIE PRÄVENTIONSARBEIT 4.1. Diskussion der Ergebnisse Medikamenteneinnahme der befragten Gruppen In letzten 4 Wochen haben mindestens eins der abgefragten Medikamente eingenommen: 35% der Mütter, 17% der einzuschulenden Mädchen und 16,9% der einzuschulenden Jun-gen und in den 9. Klassen 48,0% der Mädchen und 20,9% der Jungen. Bei den Müttern und den Jugendlichen handelt sich vorwiegend um Selbstmedikation. Als Befragungszeitraum wurden vier Wochen gewählt, da längere Zeiträume (laut Literatur) ungünstig wegen des Erinnerungsvermögens sind. Bei allen befragten Gruppen waren die am häufigsten genannten Medikamente die Schmerzmittel, die bei den Einschulungskindern vorwiegend als Fiebermittel zum Einsatz kamen. Der Anteil der eingenommenen Medikamente kann in dieser Altersgruppe durch die große Häufigkeit von Infekten erklärt werden. Zum Einsatz kamen hier fast ausschließlich Paracetamol - Präparate, in einem einzigen Fall wurde Acetylsalicylsäure (ASS) gegeben. Dieses Ergebnis ist als sehr positiv zu betrachten, weil acetylsalicylsäure - haltige Präparate potentielle Auslöser des Reye - Syndroms sind. Als Vergleich zur Einnahme von Medikamenten bei Kindern im Vorschulalter können zwei Arbeiten der letzten Jahre genannt werden (Buser et al. 1997, Dunkelberg 1998). Hier han-delt es sich ebenfalls um schriftliche Befragungen von Begleitpersonen von Kindern bei der Einschulungsuntersuchung. Dabei verweisen die Autoren auf die Dringlichkeit einer vermehr-ten Aufklärung über die Nebenwirkungen von ASS bei Kindern, da in einem Drittel der Fälle die Eltern ASS anstelle des nebenwirkungsärmeren Paracetamols verwenden. Das positive Ergebnis der vorliegenden Arbeit ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Medikamente vorwiegend vom Arzt verordnet wurden. Zu Hypothese 1: Der Arzneimittelkonsum hängt von der sozialen Stellung ab Bei den in der vorliegenden Studie befragten Müttern besteht ein Zusammenhang zwischen soziodemographischen Merkmalen und der Medikamenteneinnahme: Der Medikamenten-konsum ist bei alleinerziehenden Müttern höher als bei verheirateten oder in einer Lebens-gemeinschaft lebenden Müttern (Abb. 7). Betrachtet man das Bildungsniveau, so greifen eher die Mütter mit niedrigem Bildungsniveau zur Tablette, gefolgt von den Akademikerin-nen. Das Schlußlicht bilden die Mütter mit mittlerem Bildungsniveau (Abb. 8 / Tab. 9). Wichtig ist die Einstellung zu Arzneimitteln und deren Funktion bei der Bewältigung von All-tagsproblemen. Der sozioökonomische Status von Familien steht in enger Beziehung zum Gebrauch von Psychopharmaka und Schmerzmitteln (Meyer 1994). Sozioökonomisch schlechter gestellte Frauen nehmen häufiger Schmerzmittel und Psychopharmaka als besser gestellte Frauen. Hier ist die Ausbildung und die berufliche Stellung und nicht das Einkom-men ausschlaggebend; denn für die Einnahme von Medikamenten ist weniger die ökonomi-sche Lage von Bedeutung als Einstellungen und Verhaltensweisen.

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Bei den Ergebnissen der Jugendlichen war der Versuch, sie bzw. ihre Eltern in die verschie-denen „sozialen Schichten“ einzuordnen, daran gescheitert, dass fast 50 Prozent der Ju-gendlichen keine Kenntnisse über die Ausbildung und über die jetzige beruflichen Situation ihrer Eltern hatten. Bei den Jugendlichen ist aber eine Tendenz in Richtung der Schulform festzustellen: Am Gymnasium wird am ehesten zur Tablette gegriffen, gefolgt von der Ge-samtschule und der Realschule. Auffallend bei diesen drei Schulformen ist, dass mindestens doppelt so viel Mädchen wie Jungen Medikamente eingenommen haben. Das Schlußlicht bei der Medikamenteneinnahme bildet die Hauptschule, wobei hier Mädchen und Jungen gleich-viel (oder gleichwenig) zur Tablette gegriffen haben. Bei dieser Abhängigkeit zur Schulform ist zu vermuten, dass besonders die Gymnasiasten unter hohen Leistungsanforderungen und Stress im Gegensatz zu den Hauptschülern stehen (s. auch weiter unten). Zu Hypothese 2: Es gibt eine geschlechtsspezifische Differenzierung des Arzneimittelverbrauchs Bei den Jugendlichen kann der höhere Schmerzmittelkonsum der Mädchen einerseits mit den auftretenden Regelschmerzen, andererseits mit dem geschlechtspezifischen Auftreten von Kopfschmerzen erklärt werden. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass 37 Prozent der Mädchen und 20 Prozent der Jungen aus der 9. Jahrgangsstufe öfter unter Kopfschmer-zen / Migräne leiden. Diese Ergebnisse stimmen mit verschiedenen Studien der letzten Jah-re (z.B. Göbel 1997, Glaeske 1999) überein, die besagen, dass der Anteil von Mädchen mit häufigen Kopfschmerzen vom 5. bis 9. Jahrgang kontinuierlich ansteigt (von ca. 20 auf 40 Prozent), wobei in den höheren Jahrgängen eine abnehmende Tendenz zu beobachten ist; bei den Jungen zeigt sich dagegen ein relativ gleichmäßiges Niveau von etwa 15 bis 20 Pro-zent. Beruhigungsmittel wurden von 2,9 Prozent der Mädchen der 9. Klassen und von 2,8 Prozent der Mütter angegeben. Die Jungen der 9. Klassen haben angegeben, keine Beruhigungsmit-tel eingenommen zu haben. Auch Schlafmittel wurden nur von den weiblichen Jugendlichen (1,6 Prozent) und den Müttern (1,0 Prozent) eingenommen. Beruhigungs- und Schlafmittel standen 1997 und 1998 mit 54,6 Millionen Verordnungen an 2. Stelle der verordnungsstärks-ten Indikationsgruppen (Schwabe & Paffrath 1999). Nach Industriestatistiken wurden 1998 insgesamt 79,1 Millionen Packungen an Psychopharmaka, Beruhigungs- und Schlafmitteln verkauft - je Einwohner in der Bundesrepublik eine Packung (Glaeske 2000). Aus der Litera-tur ist bekannt, dass vorwiegend Frauen Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel einneh-men. Dies wird z.B. damit erklärt, dass Frauen und Männer unterschiedliche Krankheiten und Beschwerden haben. Frauen „funktionieren“ gerade mit Hilfe von Schmerz-, Schlaf und Be-ruhigungsmitteln. So werden über Jahre hinweg Belastungen „bewältigt“ und Anforderungen kompensiert, bis es zum Zusammenbruch kommt (z.B. Stadt Köln 1992, Gesundheitsamt Münster 1999). Außerdem steigen bei beiden Geschlechtern die Prävalenzraten mit dem Alter kontinuierlich an und Frauen als häufigere Arzneimittelanwender weisen etwa doppelt so häufig die An-wendung von Arzneimitteln aus mehreren Arzneimittelgruppen auf (Knopf & Melchert 1999). Die Frauen sind das „schluckende“ Geschlecht (Füller et al. 1990). Die Botschaft der phar-mazeutischen Industrie lautet: Für jedes Problem gibt es eine Pille. • für die angeblich zu Dicken gibt es Appetitzügler und Abführmittel

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• für die Kopfschmerzgeplagten steht ein riesiger Markt freiverkäuflicher Arzneimittel zur Verfügung und

• für die unruhigen, nervösen, gestreßten Haus- und berufstätigen Frauen gibt es die Psy-chopillen, d.h. dämpfende, ruhigstellende und schlaffördernde Medikamente

Zu Hypothese 3: Es besteht ein unnötiger Medikamentenverbrauch und eventuell die Gefahr von Miß-brauch und Spätschäden 17 Prozent der Mütter, die angegeben hatten, Schmerzmittel eingenommen zu haben, hat Kombinationspräparate verwendet, bei den Jugendlichen (nur Mädchen) sind es sechs Pro-zent. Schmerzmittelkombinationen von Acetylsalicylsäure und Paracetamol können schwere Nierenschäden auslösen. Eine Rezeptpflicht zum Schutz der Patienten wurde Anfang 1998 vom zuständigen Ausschuß abgelehnt (Pharma-Brief 5/1998). Es wird geschätzt, dass 6000 bis 9000 Menschen in Deutschland aufgrund dieser Schmerzmittelkombinationen an Nieren-versagen leiden. Ihr Risiko, an Krebs in den ableitenden Harnwegen zu erkranken, liegt bei 10% (Arznei-Telegramm 2/98). Thomapyrin, das meistverkaufte Präparat dieser umstrittenen Medikamente, liegt auch an erster Stelle bei der vorliegenden Studie, sowohl bei den Müttern (Tabelle 9) als auch bei den Mädchen der 9. Klassen (Tabelle 28). Bei den eingenommenen Medikamenten handelt es sich sowohl bei den Müttern wie auch bei den Jugendlichen vorwiegend um Selbstmedikation. Die Selbstmedikation kann als ein-faches Instrument eingesetzt werden, um geringfügige, vorübergehende Gesundheitsstörun-gen zu lindern. Die kurzfristige Anwendung verursacht in der Regel auch keine nennenswer-ten Probleme. Die langfristige Einnahme von „selbstverordneten“ Medikamenten bringt je-doch erhebliche Risiken mit sich. Dazu gehören einerseits unerwünschte Nebenwirkungen, die nicht immer zuverlässig vorauszusehen sind. Zudem trägt die chronische Selbstmedika-tion zu einer unsinnigen Medikalisation bei (Gysling 1998). Eine wesentlich Gefahr der Selbstmedikation ist , dass eine Symptombehandlung möglicherweise davon abhält, schädli-che Verhaltensweisen zu ändern. Gerade regelmäßiger Gebrauch von Schmerzmitteln kann leicht in den Mißbrauch führen; es müssen nach einiger Zeit immer mehr Tabletten eingenommen werden, damit die Schmer-zen überhaupt verschwinden. Oft werden Tabletten schon vor dem Auftreten der Kopf-schmerzen eingenommen. Daraus können bei langjährigem, regelmäßigen Gebrauch, vor allem bei Schmerzmitteln mit mehreren Inhaltsstoffen, chronische Nierenerkrankungen ent-stehen. Der hohe Anteil weiblicher Dialysepatienten ist ein eindrückliches Zeichen (Kolip 1994). Die regelmäßige und langjährige Einnahme von Schmerzmitteln, die Coffein enthal-ten, kann zu Gewöhnung und Abhängigkeit führen. Aber auch die Mono-Schmerzmittelpräparate mit den Substanzen Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin) oder Paracetamol (z.B. Benuron) sind „nicht ohne“. Auch sie machen die Betroffe-nen immer empfänglicher für Kopfschmerzen und Verspannungszustände. Schmerzmittel, die gegen Kopfschmerzen eingenommen werden, haben nämlich die unangenehme Eigen-schaft, selbst Kopfschmerzen auszulösen, wenn sie zu häufig konsumiert werden. Die Be-troffenen entwickeln einen „Kopfschmerzmittel - Kopfschmerz“ den sie mit immer höheren Dosen an Kopfschmerzmitteln zu bekämpfen versuchen. Sie geraten in einen regelrechten Teufelskreis (Göbel 1997). Es wird geschätzt, dass etwa fünf Prozent der Patienten von Schmerzambulanzen wegen eines schmerzmittelinduzierten Kopfschmerzes kommen, der durch freiverkäufliche Präparate verursacht wird ( Schweiger 1999). Der Einsatz von Arzneimitteln gerade bei Kopfschmerzen/Migräne ist häufig als die wirk-samste, kostengünstigste und einfachste Art, die Beschwerden zu beseitigen. Laut Literatur

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(z.B. Schweiger 1999) finden viele den Einstieg über die Werbung, die den Kopfschmerz nicht als das alleinige Problem zeigt, sondern Müdigkeit und Abgeschlagenheit in den Vor-dergrund stellt. Die Werbung suggeriert, dass die Tablette nicht nur den Schmerz löst, son-dern fit , munter und leistungsfähig macht. Dadurch kann sich die Vorstellung „Kopf-schmerzmittel sind Fitmacher“ bilden. Die diversen „Beimischungen“ wie Coffein (z.B. Tho-mapyrin) oder Vitamin C (z.B. Aspirin plus C) tragen noch zusätzlich zu dieser Vorstellung bei. Zu guter Letzt bilden die Patienten eine Assoziation zwischen Schmerz und Leistungsfä-higkeit und greifen schon zur Tablette, wenn sie sich abgeschlagen fühlen. Neuere Forschungsergebnisse aus der Schmerzforschung belegen, dass sich Schmerzen verselbständigen können - wenn sie längere Zeit andauern oder nicht oder falsch behandelt werden. Heute weiß man, dass sich Schmerzen in Form von Schmerzbahnen im Rücken-mark und in der Großhirnrinde einprägen und bestehen bleiben. Wenn später wieder ein ähnlicher Schmerzreiz auftritt, erinnert sich das Nervensystem und löst ähnliche Schmerz-empfindungen aus wie beim ersten Mal - auch wenn der wiederholt auftretende Schmerzreiz wesentlich schwächer ist als beim ersten Mal. Die Reizschwelle kann sogar soweit absinken, dass sich die Schmerzempfindung verselbständigt und damit chronisch wird. Zu Hypothese 4: Menschen mit häufigen Stresssymptomen greifen verstärkt zu Medikamenten In der vorliegenden Studie wurden insgesamt 19 verschiedene Gesundheitsstörungen (bei den Müttern und den Jugendlichen) abgefragt, die als Stresssymptome gedeutet werden können. Bei den Jugendlichen und bei den Müttern sind Kopfschmerzen die am häufigsten auftreten-den Gesundheitsstörungen. Bei den jugendlichen Mädchen werden die Kopfschmerzen noch vom Schwindel (38,2 Prozent) übertroffen. Bei den Mädchen (9. Klasse) gaben 37,0 Prozent, bei den Jungen (9. Klasse) 20,5 Prozent und bei den Müttern 40,0 Prozent an, öfter unter Kopfschmerzen / Migräne zu leiden. Bei der Frage nach den Gesundheitsstörungen wurde nicht zwischen Kopfschmerzen und Migräne unterschieden, weil davon ausgegangen wor-den ist, dass viele Menschen, v.a. Jugendliche, den Unterschied nicht kennen. Die Kopf-schmerzen sind die Volkskrankheit Nr. 1. In Deutschland geben 54 Mio. Menschen Kopf-schmerzen als gravierende Gesundheitsstörung an (Göbel 1997). Eine wesentliche Grundla-ge zur Ausbildung von hartnäckigen und chronifizierten Kopfschmerzerkrankungen wird be-reits in der Kindheit und Jugend gebildet. Auch verschiedene Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, daß Kopfschmerzen heutzutage bereits zu den Hauptgesundheitsproblemen von Kindern im Schulalter gehören. In vielen Ländern beobachten Spezialisten, dass die Zahl kopfschmerzgeplagter Kinder steigt. Wer Kinder, die unter Kopfschmerzen/Migräne leiden, ermuntert, unkritisch zu Schmerzmitteln zu greifen, kann Suchtverhalten und späteren Drogenmissbrauch fördern. Der Schmerzmittelkonsum, aber auch der -mißbrauch gehört in der Bundesrepublik zu den Auffälligkeiten des Arzneimittelmarktes. Pro Jahr werden in Deutschland mit ansteigender Tendenz 3,75 Milliarden Einzeldosierungen von Schmerzmitteln eingenommen. 85% des Schmerzmittelgebrauchs erfolgt wegen Kopfschmerzen. Kopfschmerzerkrankungen sind so häufig, dass sie trivial und banal erscheinen, aber als weitverbreitetes Gesundheitsproblem sollten sie ernst genommen werden, nicht trotzdem, sondern gerade weil sie alltäglich sind (Göbel 1997). Psychische Probleme und Beschwerden wie Kopfschmerzen, Migräne und Schlafstörungen gelten als Risikomerkmale für Medikamentenabhängigkeit, die zur Verord-nung bzw. Einnahme von Medikamenten mit Mißbrauchs- und Abhängigkeitspotential führen (Stadt Köln 1992). Aus der Schmerzforschung ist bekannt, dass durch die permanente Un-terdrückung des Symptoms Schmerz die Ursachen, die eigentlich hinter den Störungen lie-gen, verschleiert werden (Hüper 1994).

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Am zweithäufigsten sind die Rückenbeschwerden vertreten: Bei den Mädchen (9. Klasse) gaben 29,3 Prozent, bei den Jungen (9. Klasse) 15,7 Prozent und bei den Müttern 31,7 Pro-zent an, öfter unter Rückenschmerzen zu leiden. Diese Ergebnisse entsprechen der Litera-tur, bei der auch darauf hingewiesen wird, dass ca. 80 Prozent der diagnostizierten Rücken-beschwerden keinen organischen Befund aufweisen. Bei den befragten Jugendlichen steht die erhebliche geschlechtsspezifische Differenz im Einnahmeverhalten (in Übereinstimmung mit anderen Studien) vermutlich im Zusammenhang mit unterschiedlichen Belastungsemp-findungen (Stressempfinden) und Verarbeitungen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, daß Mädchen und Jungen sich zwar ungefähr genauso häufig Situationen ausgesetzt fühlen, in denen sie sich gestreßt und genervt fühlen (s. Abb. 49/50), aber insgesamt reagieren Mäd-chen viel stärker mit psycho - physiologischen Streßsymptomen (s. Abb. 53) als Jungen (s. Abb. 54). Die Ergebnisse belegen weiterhin einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Streßsymptome und der Medikamenteneinnahme bei beiden Geschlechtern (s. Abb. 56). Die Einnahme besonders von Analgetika und Psychopharmaka steht nicht unbedingt für ein definiertes somatisches Problem und dessen Bewältigung, sondern für unterschiedlichste Arten von Problemen und deren individueller Bewältigung. Die angegebenen körperlichen Beschwerden wie z.B. Unruhe, Schlaflosigkeit, Muskelverspannungen sind oft die Folge von Streß und können bei länger anhaltendem Auftreten Ausdruck einer Störung des körperli-chen/psychischen Wohlbefindens sein. Mit zunehmender Belastung durch solche Beschwer-den kann ein erhöhter Gebrauch von Medikamenten erwartet werden. Wie neuere epidemiologische Studie zeigen, leiden ca. 15 Prozent der Jugendlichen zwi-schen 10 und 19 Jahren unter ernsthaften und behandlungsbedürftigen psychischen und psychosomatischen Störungen (Buddeberg-Fischer et al. 2000). Ein typisches Symptom des sogenannten „Frauensyndroms“ ist ein niedriger Blutdruck (Kreislaufmittel), Kopfschmerzen und der große Bereich der psychischen Befindlichkeitsstö-rungen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass bereits bei Mädchen aus 9. Klassen der Beginn dieses Frauensyndroms festgestellt werden kann: Kreislaufmittel und Schmerzmittel werden deutlich häufiger von Mädchen als von Jungen eingenommen, außer-dem Beruhigungs- und Schlafmittel nur von den Mädchen; dabei besteht die Gefahr dass in späteren Jahren Tranquilizer und Antidepressiva dazukommen (verschiedene Studien). Un-terschiedliche Rollenanforderungen können bei Mädchen oft zu Gefühlen von Hilflosigkeit, Abhängigkeit und Machtlosigkeit bis zu Depressionen führen. Die bei den Einschulungskindern abgefragten Verhaltensstörungen wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Bettnässen, Nägelkauen usw. (Abb. 26) können als Spannungszustände bezeichnet werden. Kinder leiden genau wie Erwachsene unter zunehmender Reizüberflu-tung, Leistungsdenken und Stress. Besteht hierbei nicht die Möglichkeit, daß alle Eindrücke und Erfahrungen richtig verarbeitet werden, so können sich Störungen im seelischgeistigen Bereich entwickeln. Werden diese Alarmsignale nicht rechtzeitig beachtet, manifestiert sich diese Anspannung auch im körperlichen Bereich und kann zu chronischen Beschwerden führen. Die Befragung bei der Einschulungsuntersuchung zeigt, dass Kinder mit Verhaltensauffällig-keiten eher mehr Medikamente als Kinder ohne Verhaltensauffälligkeiten bekommen (Abb. 28), was mit Ergebnissen anderer Studien übereinstimmt (z.B. Voß et al. 1988). Bei Verhal-tensauffälligkeiten bei Kindern handelt es sich meist um ein vielgestaltetes, interaktives Prob-lem, das sich in einer Auffälligkeit des Kindes zeigen kann und somit zum Problem des Kin-des definiert wird und letztlich mit einer Behandlung des Kindes (z.B. mit Medikamenten) endet. Viele Kinder dürften also schon früh Medikamente als Mittel zur Problemlösung ken-nenlernen. Dabei ist anzunehmen, dass diese Strategie im Laufe der Entwicklung in das ei-gene Handlungsspektrum übernommen wird (Lohaus & Klein-Heßling 1999).

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Zu Hypothese 5: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Verhaltensauffälligkei-ten Dass ein Zusammenhang zwischen der Dauer des Fernsehkonsums bzw. der Auswahl der Fernsehsendungen und der Häufigkeit von auffallendem Verhalten (Zentrum für Bildung und Gesundheit 1988) besteht, konnte in der vorliegenden Studie weder bei den Einschulungs-kindern noch bei den Jugendlichen bestätigt werden. Zu Hypothese 6: Der Gebrauch von Schmerzmitteln und Psychopharmaka wird durch äußere Anlässe gefördert Nach dem Kaufverhalten von Medikamenten in der vorliegenden Studie gefragt, antworteten die Jugendlichen vorwiegend, dass sie Medikamente aufgrund eines Rates der Eltern kaufen (Abb. 41). Bei den Müttern waren die Antworten nicht so eindeutig, da sie auf diese Frage vorwiegend keine Angaben machten (Abb. 11). 12 Prozent gaben an, dass sie „oft“ Medika-mente aufgrund einer Beratung in der Apotheke kaufen im Gegensatz zu Null Prozent beim Kauf aufgrund von Werbung. Hier könnte man vermuten, dass, da die anderen Fragen im Fragebogen korrekt beantwortet wurden, evtl. aus einem Schamgefühl heraus „ich kaufe Medikamente aufgrund von Werbung“ nicht angekreuzt wurde. Die Art und Weise, wie andere Familienmitglieder mit Schmerzen umgehen, beeinflußt die eigene Wahrnehmung von Schmerz und die Fähigkeit, mit Schmerzen und Krankheit im spä-teren Leben zurechtzukommen (Kösters 1999). Während die rezeptpflichtigen Arzneimittel von Ärztinnen und Ärzten ausgewählt und dosiert werden, ergibt sich aus der Autonomie der Selbstmedikation, dass in diesem Bereich alle, jung und alt, selbst für die Auswahl und den sinnvollen Gebrauch der Arzneimittel verant-wortlich sind. Welch schwierige Aufgabe! Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die Wer-bung (v.a. im Fernsehen) in erster Linie die positiven Aspekte eines Produktes in den Vor-dergrund rückt und damit behauptet, dass es mittels Selbstmedikations-Produkten möglich ist, die Gesundheit wieder zu „kaufen“. Das häusliche Klima hat eine große Bedeutung für das Auftreten von (negativen) emotiona-len Reaktionen. Es gibt wichtige Anhaltspunkte dafür, dass emotionale Stressreaktionen mit nicht eingelösten schulischen Erwartungshaltungen der Eltern sowie mit einem häuslichen Klima in Verbindung stehen, das durch häufige Konflikte gekennzeichnet ist (Nordlohne 1992). Außerdem steht das Stresserleben von Kindern und Jugendlichen mit schul- und leis-tungsbezogenen Problemen in Beziehung (Lohaus et al. 1996, Ziegler 1996). Beides konnte mit den hier vorliegenden Ergebnissen bei der Befragung in den 9. Klassen bestätigt werden: „Medikamenteneinnehmer/innen“ haben eher Schulleistungen, die schlech-ter sind, als die Eltern erwarten (Abb. 57) und haben auch häufiger deswegen mit ihren El-tern Konflikte (Abb. 58); außerdem empfinden sie die schulischen Leistungsanforderungen eher als Belastung (Abb. 59) und haben mehr persönliche Probleme als Jugendliche, die nicht zu Medikamenten greifen (Abb. 60/61).

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Zu Hypothese 7: Es besteht ein Zusammenhang sowohl zwischen der Meinung der Beeinflußbarkeit der Gesundheit und der Medikamenteneinnahme als auch zwischen der Zufriedenheit des eigenen Gesundheitszustandes und der Medikamenteneinnahme Im Sinne der präventiven Medizin wäre zu vermuten gewesen, dass die Beachtung der eige-nen Gesundheit eine gesunde Lebensführung beinhaltet, so dass Erkrankungen und ihre medikamentöse Behandlung vermieden werden können. Die Einnahme von Medikamenten spiegelt bestimmte Meinungen wider: Die Mädchen der 9. Klassen, die zu Medikamenten greifen, scheinen einerseits ihre Ge-sundheit stark zu beachten (Abb. 43), andererseits wird der eigene Gesundheitszustand als eher schlechter beurteilt als bei den „Nicht-Medikamenteneinnehmerinnen“ (Abb. 45). Dem-nach ist der Gebrauch von Arzneimitteln bei den Mädchen der 9. Klassen als Maßnahme der Gesunderhaltung zu betrachten. Bei den Jungen der 9. Klassen (Abb. 44) und bei den Müt-tern (Abb. 13) ist zu vermuten, dass eher auch Alternativen wie gesunde Lebensführung an-gewendet werden, da hier im Gegensatz zu den Mädchen der 9. Klassen ein negativer Zu-sammenhang zwischen der Beeinflußbarkeit der Gesundheit und der Medikamenteneinnah-me besteht. Bei den Mädchen bedeutet demnach der festgestellte positive Zusammenhang zwischen der Beeinflußbarkeit der Gesundheit und der Medikamenteneinnahme, dass die Unzufriedenheit mit der Gesundheit mit Hilfe von Medikamenten behoben werden soll, was als nicht sinnvoll und effektiv anzusehen ist, da gleichzeitig die jugendlichen „Medika-menteneinnehmerinnen“ eher unzufrieden mit ihrer Gesundheit sind. Zu Hypothese 8: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit der Arbeit / Haupt-beschäftigung (Mütter) bzw. zwischen der Zufriedenheit mit den schulischen Leist-ungsanforderungen (9. Klassen) und der Medikamenteneinnahme Mütter, die zu Medikamenten greifen, sind mit ihrer beruflichen Situation unzufriedener als die „Nicht-Medikamenteneinnehmerinnen“. Aus den bisherigen Ergebnissen der vorliegen-den Studie wird deutlich, dass dies in Zusammenhang mit dem resultierenden Stressempfin-den und den gesundheitlichen Beschwerden steht. Auch schon bei den Jugendlichen ist diese Tendenz zu erkennen: Die „Medikamentenein-nehmerinnen“ sind mit ihren Schulleistungen unzufriedener, haben eher Schulleistungen, die schlechter sind als die Eltern erwarten und haben auch deswegen häufiger Konflikte mit ih-ren Eltern; außerdem empfinden sie die schulischen Leistungsanforderungen eher als Belas-tung und haben mehr persönliche Probleme als Jugendliche, die nicht zu Medikamenten greifen. Diese Ergebnisse stimmen mit der Literatur überein (z.B. Engel & Hurrelmann 1994) Zu Hypothese 9: Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Rauchen (nur Jugendliche) und der Me-dikamenteneinnahme Bei den in der vorliegenden Studie befragten Jugendlichen (besonders bei den Mädchen) scheint der Eindruck geweckt zu sein, dass sie mit Nikotin subjektiv erlebtes Wohlbefinden steigern oder wieder herstellen könnten: 27 Prozent der gelegentlichen und 80 Prozent der regelmäßigen Raucher/innen dient der Glimmstengel zur Stressbewältigung (Tab. 35).

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Die gelegentlichen und die regelmäßigen Raucher haben mehr Stresssymptome als die Nichtraucher (Tab. 36/37) und greifen eher zu Medikamenten (Abb. 64/65). Gleichzeitig sind sie unzufriedener mit ihrem Gesundheitszustand (Tab. 33). Außerdem haben sie mehr Prob-leme als die Nichtraucher/innen (Abb. 68/69), empfinden die schulischen Leistungsanforde-rungen eher als Belastung (Tab. 39/40) und haben eher schlechtere Schulleistungen, als die Eltern erwarten (Abb. 67). Fazit: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die Gefahr, in einen übermäßigen und/oder langfristigen Tablettenkonsum hineinzuschlittern, groß ist: Mütter mit mehreren Stresssymptomen greifen eher zu Medikamenten. Medikamente, v.a. Schmerzmittel werden von Ärzten verordnet und von Apothekern verkauft, denen die meisten Patienten Vertrauen und Respekt entgegenbringen. Arzneimittel einzunehmen ist „normal“. Jugendliche orientie-ren sich an ihren Eltern. Die Information der Verbraucher/innen wird immer wichtiger, weil die Selbstmedikation eine immer größere Rolle spielt und nichtrezeptpflichtige Arzneimittel zunehmend außerhalb von Apotheken vertrieben werden (Supermarkt, Internet). Doch die Selbstmedikation birgt Gefahren (Andreas-Siller 1991): • Kinder lernen in frühen Jahren ein Modell der Konflikt- und Krankheitsbewältigung, das im

Erwachsenenalter aufrechterhalten wird. • Heranwachsende sind den Gefahren einer „erlernten Sucht“ ausgesetzt. • Der „schnelle Griff zur Tablette“ installiert bei Kindern und Jugendlichen ein Verständnis

von Gesundheit und Krankheit, das einem ganzheitlichen Menschenbild widerspricht. Die-se mechanistische Haltung dem eigenen Körper gegenüber kann dazu führen, dass die Wahrnehmung von „gesunden Körpersignalen“ auf krankmachende Umweltreize gestört wird und das Ausprobieren von Alternativen verhindert wird.

Es ist deutlich geworden, dass sowohl die Mütter von Einschulungskindern als auch die Ju-gendlichen, v.a. die Mädchen, den Versuch unternehmen, ihre somatischen Stressreaktio-nen mit der Einnahme von Medikamenten zu beeinflussen. Der Vorteil, der mit dem Medika-mentenkonsum verbunden ist, besteht darin, dass vielfach bereits nach kurzer Zeit eine Lin-derung der Symptomatik eintritt. Hinzu kommt, dass es sich um eine relativ einfache Lösung handelt, die keine aufwendigen Verhaltensänderungen erfordert. Das Problem dabei ist, dass durch Medikamente die stressauslösenden Faktoren nicht beeinflusst, sondern lediglich die Symptome bekämpft werden. Es handelt sich also zwar um kurzfristig wirksame, aber dennoch kurzsichtige Lösungen, bei denen die auslösenden Faktoren bestehen bleiben. Da-bei ist auch zu bedenken, dass eine Gewöhnung an den Konsum von Medikamenten zur Problemlösung eintreten kann. Es kann Situationen geben, wo es sinnvoll ist, mit Hilfe von Medikamenten zunächst eine Entlastung zu schaffen, um andere Zugangswege überhaupt wieder zu öffnen, so dann, wenn bereits eine schwere Stresssymptomatik vorliegt. Hier können Medikamente dazu bei-tragen, einen somatischen oder psychischen Zustand wiederherzustellen, der einen kon-struktiven Umgang mit einer Belastungssituation überhaupt erst wieder ermöglicht. Dies ist jedoch eher eine Ausnahme, während in der Regel andere Zugänge erprobt werden sollten, um mit Stressreaktionen umzugehen.

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Hinzu kommt, dass mit dem Medikamentenkonsum gelernt wird, Arzneimittel als taugliches Mittel zur Problemlösung zu sehen. Es ist wichtig, Kindern früh zu vermitteln, dass es sinn-voll ist, sich mit belastenden Situationen auseinanderzusetzen und nicht versuchen, ihnen zu entfliehen. Fluchtgedanken stehen nicht selten auch hinter Nikotin-, Alkohol- und Drogen-konsum, wenn sie zur Problembewältigung eingesetzt werden. Es kommt also darauf an, schon früh zu vermitteln, dass stresserzeugende Probleme von den Ursachen angegangen werden sollten (Lohaus & Klein-Heßling 1999). Gesundheitsstörung Nr. 1 sowohl bei den Müttern als auch bei den Jugendlichen sind Kopf-schmerzen / Migräne. Die ärztliche Versorgung von Kopfschmerzpatienten ist in der Regel gesprächsintensiv, so daß für den niedergelassenen Arzt kaum eine wirtschaftliche Motivati-on besteht, sich mit dem Thema Kopfschmerz zu befassen. Ein Großteil der Patienten mit Kopfschmerzen sucht primär nicht ärztliche Hilfe auf, sondern läßt sich in der Apotheke bera-ten. Unzureichende ärztliche Fortbildung v.a. auch bei Kopfschmerzerkrankungen im Kin-desalter in Kombination mit mangelndem wissenschaftlichen Interesse behindern sowohl die Etablierung effektiver Therapiemaßnahmen als auch die frühzeitige Entwicklung geeigneter Präventionsstrategien für das Kindes- und Jugendalter (Überall 2000). Kopfschmerzen sind im Kindesalter ein häufiges Begleitsymptom verschiedenster Infektionskrankheiten mit oder ohne Fieber, können Folge systemischer Erkrankungen, Teilaspekte einer akuten oder chro-nischen Störung des zentralen Nervensystems, psychisch bedingt, sekundäre Unfallfolge oder z.B. im Fall der Migräne bzw. der Kopfschmerzen vom Spannungstyp - Ausdruck einer eigenständigen Erkrankung sein. Den meisten Kopfschmerzpatienten ist nicht bekannt, dass spezifische Verhaltensmaßnah-men zur Kopfschmerztherapie eingeleitet werden können. Ein Großteil der betroffenen Pati-enten nimmt die Schmerzen passiv hin oder konsumiert initial Analgetika, ohne die spezifi-schen Möglichkeiten der Kopfschmerztherapie und -prävention zu kennen. Kopfschmerzen und Migräne sind kein unausweichliches Schicksal, sondern Zeichen für gewisse Faktoren, die beeinflussbar sind. Besonders wichtig sollten präventive Maßnahmen in der Kindheit und Jugend sein, die über alternative Methoden und über Selbstmedikation und deren Gefahren aufklären. Knapp 15% aller Kopfschmerzpatienten entwickeln im Laufe ihres Lebens einen Schmerzmittelmissbrauch, der zu täglichem, dauerförmigem Kopfschmerz führt und der nur durch stationäre Maßnahmen verbessert werden kann (Göbel 1997). Die Suchtgefährdung der Kinder beginnt beim Konsumverhalten der Erwachsenen, im Fall der vorliegenden Studie beim Umgang mit den gesellschaftlichen Alltagsdrogen Medikamen-te und Zigaretten. Da man unsere Gesellschaft nicht grundlegend ändern kann und will, muß man akzeptieren, dass Nikotin und Arzneimittel zur Steigerung des Wohlbefindens bzw. zur Beseitigung von Befindlichkeitsstörungen angewandt werden. Mit der pauschalen „Verteufe-lung“ dieser Verhaltensweisen würde sich die Prävention unglaubwürdig machen. Aufgabe der Prävention ist es, realisierbare Alternativen zum Wohlfühlen anzubieten.

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4.2. Konsequenzen für die Präventionsarbeit Aus den Ergebnissen der vorliegenden Studie geht hervor, was für die Suchtprävention wich-tig sein sollte: • Der alltägliche Umgang mit Medikamenten v.a. bei Kopfschmerzen und Migräne

Der angemessene und sparsame Gebrauch von Arzneimitteln bei Jugendlichen und vor allem in Familien mit Vorschulkindern ist zu fördern. Bei der Entwicklung von Sucht spielt u.a. der unkritische Umgang mit Medikamenten im Kindes- und Jugendalter eine ent-scheidende Rolle.

• Eine erfolgreiche Stressbewältigung

Der Zusammenhang von Problem- bzw. Stressbewältigung und Medikamentenkonsum und auch Rauchen bleibt den Betroffenen offenbar weitgehend unbewußt. Wichtige Inhal-te für die Prävention gegen die Arzneimittelabhängigkeit bzw. einen erhöhten Medikamen-tenverbrauch und gegen das Rauchen sollten Maßnahmen sein mit Information über die Entstehung von Arzneimittelabhängigkeit, das Aufzeigen von Zusammenhängen einer-seits zwischen Stress und Schmerzen und andererseits zwischen Stress und Rauchen. Wichtige Ansatzpunkte, an die man bei der Förderung der Stressbewältigung im Kindesal-ter anknüpfen kann, sind (nach Lohaus & Klein-Heßling 1999): • die Verbesserung der Fähigkeit, Stressreaktionen als solche bei sich und anderen zu

erkennen • die Stärkung der Fähigkeit zur Wahrnehmung und Bewertung von stresserzeugenden

Situationen • die Steigerung der Kompetenz zur Analyse stressauslösender Faktoren und zur Suche

nach situationalen Veränderungsmöglichkeiten • die Erweiterung des Spektrums der verfügbaren Stressbewältigungsstrategien und die

Verbesserung der Fähigkeit zu einem situationsgerechten Einsatz • die Erhöhung der bei sich selbst wahrgenommenen Kompetenzen zur Problembewälti-

gung und die Verbesserung des eigenen Selbstwertgefühls Besonders bedeutsam könnte das Angebot des Erlernens von alternativen Stressbewälti-gungsmaßnahmen wie Entspannungstechniken sein. Ziel dabei sollte sein, die individuel-len Ressourcen für die Bewältigung von Problemen zu stärken: Was Kinder brauchen, ist ein Körpergefühl, das sie widerstandsfähiger macht gegen die sogenannten Alltagsdro-gen. Denn wer gelernt hat, mit Stress umzugehen, sich zu entspannen und mit seinen Ge-fühlen umgehen kann, der ist für Suchtmittel weniger anfällig. Für Erwachsene gibt es als Hilfe zur Bewältigung von Stress ein vielfältiges Angebot zum Entspannen, für Kinder nicht. Auch sollte eventuell an geschlechtsspezifische Präventionsmaßnahmen gedacht werden (besonders in der Pubertät).

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4.2.1. Stress - was ist das überhaupt? Die Stressforschung läßt sich in einige wichtige Etappen gliedern (Hüther 1999): Der eigentlich erste Stressforscher moderner wissenschaftlicher Prägung war Charles Dar-win (1809-1882). Obwohl er den Begriff „Stress“ selbst noch nicht verwandte, sah er in der Umwelt eine ständige Herausforderung und Bedrohung für Lebewesen jeglicher Art. Seiner Auffassung zufolge erzeugt dieser „Stress“ einen Selektionsdruck, der nur die stärksten und angepassten Individuen einer Art überleben lässt. Darwins Überzeugung, dass diese „Selbstoptimierung“ einer Art auf genetischer Ebene stattfindet, eben durch Bevorzugung von Individuen mit „besserer“ genetischer Anlage, die diese durch Fortpflanzung weiterge-ben können, findet so eine späte Bestätigung durch die Stressforschung. Darwin sah die Reaktion eines Individuums auf den Stress des Selektionsdruckes als die des ganzen Orga-nismus an, bei der Physiologie und Verhalten eine Einheit bilden - eine Auffassung, die erst nach gut einem Jahrhundert von der Stressforschung wieder aufgegriffen wurde und heute fester Bestandteil moderner Stresstheorien ist. Nur wenige Jahre nach Darwin entwarf der französische Physiologe Claude Bernard eine mechanistische Theorie. 1865 beschrieb er den Organismus als eine lebende Maschine, die in dauernder Verbindung mit der Außenwelt steht. Kommt es durch äußere Einflüsse zu ei-ner Störung des „inneren Milieus“, so wird dieses durch „Schutzfunktionen“ wieder herge-stellt; versagen diese Schutzfunktionen, so resultiert Krankheit und Tod. Der amerikanische Physiologe Walter B. Cannon hielt 1914 an Bernards Vorstellungen von der Aufrechterhaltung eines inneren Milieus fest. Er prägte hierfür den Begriff „Homöostase“ und führte für die störenden Einflüsse erstmals den Begriff „Stress“ ein. Er erkannte als ers-ter die Bedeutung der Katecholamine für die Reaktion des Organismus als eine Stressbelas-tung. Ihre vermehrte Ausschüttung befähigt den Organismus zu Kampf oder Flucht (Cannon 1914). Geprägt wurde die Stressforschung von dem kanadischen Arzt für experimentelle Medizin Hans Selye (1936). Er beschrieb erstmals die pathogene Wirkung von Stressbelastungen. 1946 entwarf er das Modell des „Allgemeinen Adaptationssyndroms“, das eine stereotype und unspezifische Reaktion auf verschiedene Stressoren darstellt. Einer „Alarmphase“ all-gemeiner Aktivierung folgt eine „Phase des Widerstandes“, die bei weiterbestehendem Stressor in die „Phase der Erschöpfung“ mit Organveränderungen mündet und zum Tod füh-ren kann. Selye beschrieb als erster die zentrale Funktion der Kortikosteroide bei der Stress-antwort und sah sie als das pathogene Agens an. 1971 definierte Selye Stress als die „un-spezifische Reaktion des Körpers auf jegliche Beanspruchung“. Zur Unterscheidung von „krankmachendem“ versus „gesunderhaltendem Stress“ führte er 1974 die Begriffe „Dysstress“ und „Eustress“ ein. Tyhurst (1953) wies darauf hin, dass es neben Wiederherstellung und Krankheit noch eine dritte Möglichkeit gibt, nämlich die der Reorganisation, also Stressbewältigung durch Verän-derung des Organismus. Lazarus (1966) stellte die subjektive Bewertung von Situationsanforderungen als entschei-dend für die Stressreaktion eines Individuums dar und brachte eine neue Perspektive in die Stressforschung ein, die weiter differenziert wurde (Lazarus & Folkmann 1984). Sie unter-schieden zwischen einer „Erstbewertung“ (primary appraisal), in der das Individuum ein Er-eignis hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die eigene Person einschätzt, einer „Zweitbe-wertung“ (secondary appraisal) als Einschätzung der individuellen Bewältigungsmöglichkei-ten und einer dritten Phase der abschließenden „Neubewertung“ der Situation. Im Anschluß an die drei Phasen folgt im Modell von Lazarus und Folkman der „Bewältigungsprozess“ (co-ping). Mason (1971) griff Lazarus´ Überlegungen auf und verlangte eine Stressdefinition, die das „ganze Spektrum interagierender Faktoren“ einschließlich Stimuli, Bewertung und Reak-tion beinhaltet. Darüber hinaus zeigte er in zahlreichen Experimenten, dass es keine unspe-zifische physiologische Stressreaktion gibt, sondern in Abhängigkeit vom Stress-Stimulus

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eine große intra- und interindividuelle Variabilität der neuroendokrinen Antworten besteht. Lazarus (1966) und Mason (1971) wiesen erstmals seit Darwin auf die Wichtigkeit des Ver-haltens im Rahmen der Stressantwort hin. Diese Vorstellung wurde durch die Beobachtung erhärtet, dass nicht nur eine belastende Situation selbst, sondern bereits die Vorstellung ei-ner solchen zu einer psychoneuroendokrinen Stressreaktion führen kann (Moore-Ede 1986). Moderne integrative Stresstheorien tragen den Ergebnissen früherer Forschung Rechnung und vermitteln eine sehr differenzierte Sichtweise des Phänomens Stress. Ursin und Olff (1993) konstruierten ein dreiteiliges Stressmodell, in dem sie den „Stressstimulus“ vom „Stressbewertenden oder -verarbeitenden System“ und der „Stressantwort“ unterscheiden. Für die Gesamtheit der Aktivierung eines solchen Prozesses schlug Weiner (1992) den Beg-riff „Stresserfahrung“ (stressful experience) vor. Ursin und Olff (1993) betonten die Notwen-digkeit, zwischen zwei Arten der stressbedingten Aktivierung zu unterscheiden. „Phasische Aktivierung“ trete bei erfolgreicher Bewältigung auf und gehe mit einer vermehrten Adrena-linausschüttung, Pulsfrequenzanstieg und einer mäßigen Erhöhung des Plasmatestoste-ronspiegels einher, bei ausbleibender oder erfolgloser Bewältigung gehe diese in „tonische Aktivierung“ über, welche nach einiger Zeit zu psychosomatischen Beschwerden führe. In zunehmenden Maße beschäftigten sich auch kognitive Psychologen und Psychoanalytiker mit der Frage, wie psychische Belastungen entstehen und welche Auswirkungen sie auf das Denken, Fühlen und Handeln einer Person haben. Sie entwickelten eine Vielzahl von Theo-rien über die Ursachen und die Konsequenzen von Angst und psychischen Konflikten. Die diesen psychischen Prozessen zugrundeliegenden neurobiologischen Mechanismen fanden hierbei jedoch nur wenig Beachtung. Im letzten Jahrzehnt hat sich eine neue interdisziplinäre Forschungsrichtung entwickelt, die den offensichtlichen, aber dennoch bis vor wenigen Jahren völlig ungeklärten Zusammen-hang zwischen dem psychischen Befinden und unserer Gesundheit entschlüsseln will: die Psychoneuroimmunologie (PNI). Die PNI geht davon aus, dass eine grundlegende Voraus-setzung für Gesundheit ein störungsfreies Zusammenspiel zwischen Nerven-, Hormon- und Immunsystem ist. Für die überaus logisch erscheinende Vorstellung, dass der menschliche Körper ein Netzwerk miteinander agierender Systeme ist, gibt es mittlerweile eine unüber-schaubare Anzahl von Forschungsergebnissen (Miketta 1994). Inhalt der PNI-Forschung ist die Aufklärung der Kommunikationswege zwischen Psyche und Körper auf zellulärer Ebene, so dass die Vorstellung „Emotionen beeinflussen Krankheitsprozesse“ allgemein wissen-schaftlich anerkannt sein wird. Fasst man alles Gesagte über Stress zusammen, so wird folgendes klar: Stress ist kein ausschließlich externer, auf das Individuum wirkender Reiz, sondern Stress entsteht in Abhängigkeit von der Art und Weise, wie Umweltereignisse wahrgenommen und bewertet werden sowie in Abhängigkeit von den verfügbaren und genutzten Bewältigungs-strategien. Stress ist ein gestörtes oder instabiles Gleichgewicht zwischen situativen Anfor-derungen und den Fähigkeiten und Bewertungen des Individuums bzw. ein als subjektiv ü-berfordernd empfundener unangenehmer bio-psycho-sozialer Spannungszustand. Stress geht einher mit Änderungen des Denkens, Fühlens, Handelns und mit einer physiolo-gischen Stressreaktion. Auf der physiologischen Ebene drückt sich eine Stressreaktion in einem erhöhten Aktivierungszustand aus, d.h. in einer erhöhten Akivität des Sympathikus: Erhöhung der Pulsfrequenz, Erhöhung des Blutdrucks, Ausschüttung von Stresshormonen, Erhöhung der Atemfrequenz, Pupillenerweiterung und Muskelanspannung.

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Der Sympathikus bildet mit seinem Gegenspieler, dem Parasympathikus, das vegetative Nervensystem. Das vegetative Nervensystem reguliert vor allem Atmung, Blutkreislauf, Stoffwechsel, Wärme- und Wasserhaushalt des Körpers - ohne den Willen des Menschen (deswegen wurde es früher auch als autonomes Nervensystem bezeichnet) - und steht mit dem Zentralnervensystem in Verbindung. Das Zentralnervensystem verarbeitet u.a. die Rei-ze der Außenwelt und verbindet so Körper und Umwelt. Der Sympathikus ist in den Phasen der Arbeit, der Anspannung und Leistungsbereitschaft aktiv; der Parasympathikus ist in den Phasen der Ruhe, der Erholung, der Regeneration und der Verdauung aktiv. Die erhöhte physiologische Aktivierung kann mit einer Zunahme der Verhaltensaktivität (Hek-tik) verbunden sein. Mit dem Gefühl der Überforderung kann es dann zu stressbezogenen Gedanken (wie „Das schaffe ich nicht“, „Das ist mir zuviel“) kommen, die das Stress-empfinden noch weiter verstärken können. Der biologische Sinn der Stressreaktion: Betrachtet man die Evolution, so sorgte die Stressreaktion für eine gute Anpassung an die Umwelt: auf ein bedrohliches Ereignis wurde in kürzester Zeit eine Flucht- oder Kampfbereit-schaft hergestellt. Auf bedrohliche Situationen mit Stress zu reagieren ist demnach ein natür-liches Verhalten. Kritisch wird es dann, wenn ständig Bedrohungen wahrgenommen werden und sich der Organismus dauerhaft in einem Aktivierungszustand befindet, ohne dass er Erholungspausen bekommt. Dieser dauerhafte Aktivierungszustand kann die körperlichen und psychischen Abwehrkräfte schwächen und die Krankheitsanfälligkeit erhöhen. Als Folge davon können vermehrt Infektionen und psychosomatische Beschwerden auftreten. Die Stressreaktion als Chance zur Änderung Wir haben die Stressreaktion nicht deshalb, damit wir krank werden, sondern damit wir uns ändern können. Krank werden wir erst dann, wenn wir die Chancen, die sie uns bietet, nicht nutzen. Wenn wir Herausforderungen, die das Leben bietet, vermeiden, ebenso, wie wenn wir immer wieder nur ganz bestimmte Herausforderungen suchen. Wenn wir uns weigern, die Angst zuzulassen und unsere Ohnmacht einzugestehen ebenso, wie wenn wir unfähig sind, nach neuen Wegen zu suchen, um sie überwindbar zu machen. Das gilt für jeden ein-zelnen ebenso wie für die Gemeinschaften oder Gesellschaften, die sie bilden (Hüther 1999). Jeder einzelne sollte deshalb frühzeitig überlegen, wie man auf Beschwerden anders als durch die Einnahme von Medikamenten reagieren kann. In welcher Notlage sich Menschen (gleichgültig, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene) befinden: Ein erster Schritt zu mehr Wohlbefinden ist das Gespräch mit anderen. Nur dadurch ergibt sich die Chance, Verständ-nis, Zuwendung und neue Impulse zu bekommen. Hilfreich ist es zudem, über Gewohnheiten oder einfache Übungen zu verfügen, die körperlich und seelisch entspannen. So kann bei Stress schon eine Ruhepause von zehn Minuten Wunder wirken. Ein abendlicher Spazier-gang ist eine besseres Schlafmittel als Tabletten, und 1000 Meter schwimmen baut mehr Spannungen ab als eine Beruhigungspille. Mit anderen Worten: die Verfügbarkeit eines mög-lichst breiten Spektrums von Bewältigungsstrategien ist wichtig, Vorwiegend von Krankenkassen, aber auch von anderen Institutionen des Gesundheitswe-sens sind in den letzten Jahren diverse Zeitschriftenartikel und Informationsbroschüren ei-nerseits über Kopfschmerzen und Migräne, andererseits über Stress veröffentlicht worden. Dabei wurde u.a. darauf hingewiesen, dass Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelrelaxation (nach Jacobson) und das Autogene Training (nach Schultz) geeignete Me-thoden gegen Kopfschmerzen / Migräne und Stress sind und dass sie bereits bei Kindern angewendet werden können.

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Um zu erproben, inwieweit Stressbewältigungsmaßnahmen in den schulischen Alltag integ-riert werden können, wurden bereits während der Fertigstellung der vorliegenden Studie Maßnahmen zum Stressabbau bei Schüler/nnen durchgeführt. 4.2.2. Entspannungstechniken Das Thema Entspannungstechniken ist in den letzten Jahren geradezu in Mode gekommen. Auch für Kinder und Jugendliche wurde eine Reihe von spezifischen Entspannungstechniken entwickelt und propagiert (Petermann 1999). Entspannung wird mit Gesundheit einerseits und Stressbewältigung andererseits in Zusammenhang gebracht. Entspannung ist ein lebenswichtiges Prinzip. In allen organismischen Systemen findet ein Wechsel zwischen erhöhter und verminderter Aktivität, zwischen Anspannung und Locke-rung, Zuammenziehen und Lösung, Systole und Diastole statt. Wichtig für die Funktionstüch-tigkeit eines Organsystems oder eines Organismus ist die Balance zwischen Anspannung- und Entspannungsphasen. Jeder von uns weiß, dass zu einem Leben, das Anstrengung und Mühe verlangt, Phasen der Ruhe und Entspannung gehören. Belastungen, die die Kräfte des Körpers übersteigen, sind ebenso unnatürlich und schädigend wie zu lange Phasen der Pas-sivität und Immobilisation (Vaitl & Petermann 2000). Die erste, in unserem Kulturkreis bedeutende Entwicklung von Entspannungsverfahren geht auf das Jahr 1926 zurück. Von der Hypnose kommend versuchte der Arzt J.H. Schultz eine Technik zu entwickeln, die es Patienten ermöglichen sollte, selbständig, d.h. autonom, die positiven Effekte herbeizuführen, die sich bei der Anwendung von Hypnose einstellen. Sein aus diesem Anliegen heraus entwickelte Verfahren war das Autogene Training. Seit diesen Jahren haben sich eine Reihe von Entspannungsverfahren herauskristallisiert und sind in-zwischen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft und auf empirisch fundierte Grundlagen gestellt worden (Schott & Braun, 2000). Entspannungsreaktionen entstehen nicht aufgrund „zauberhafter“ oder mystischer Vorgänge, sondern Entspannung ist ein Vorgang, der biologisch angelegt ist. Das Reaktionsmuster der Entspannung gehört zum Verhaltensrepertoire, das in der Natur jedes Menschen verankert ist. Es ist also kein seltener Ausnahmezustand, muss aber in der Regel erst geweckt wer-den, da es in unserer westlichen Kultur nicht selbstverständlich schon kleinen Kindern ver-mittelt wird. Entspannung lässt sich aber von jedem erlernen und durch Üben immer leichter und verlässlicher hervorrufen. So wird auf eigenen „Befehl“ (d.h. durch Selbstinstruktion) ein durch klassische Konditionierung geschaffenes Muster in Gang gesetzt, das aus charakteris-tischen Veränderungen neurovegetativer und zentralnervöser Prozesse besteht. D.h. es be-darf ausdauernder Übung, um mit Hilfe eines selbstgegebenen Signals schnell einen Ent-spannungszustand zu erreichen und über einen Zeitraum von mehreren Minuten oder Stun-den aufrecht zu erhalten. Nur durch Training läßt sich aufgrund eines selbstgesetzten Reizes in verschiedensten Alltagssituationen eine Entspannungsreaktion auslösen (Sammer 1999). Viele uninformierte Menschen verwechseln Entspannung mit Schlaf. Sie sind der Meinung, dass sie optimal entspannt sind, wenn sie binnen kurzer Zeit einschlafen. Aus der neurophy-siologischen Forschung weiß man allerdings (durch zahlreiche EEG-Ableitungen), dass sich die Schlafmuster eindeutig von den Entspannungsmustern unterscheiden (Vaitl 2000). Beim Autogenen Training werden dem Körper Instruktionen zur Ruhe, Schwere, Wärme und ruhigem Atem gegeben (Hoffmann 1997), bei der Progressiven Muskelrelaxation werden nacheinander 16 bis 20 Muskelgruppen angespannt und anschließend wieder entspannt (Olschewski 1994).

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Die Entspannungsreaktion ist an psychologischen und physiologischen Kennzeichen zu er-kennen (Sammer 1999, Vaitl 2000): Psychologische Kennzeichen einer Entspannungsreaktion: • Gelassenheit (Affekte und Emotionen lassen sich weniger leicht provozieren, es treten

daher in der Folge auch weniger Erregungs- und Angstzustände auf). • Mentale Frische; nach den Übungen stellt sich ein Gefühl des Ausgeruhtseins sowohl in

körperlicher als auch geistiger Hinsicht ein; Zunahme der Merk- und Konzentrationsfähig-keit.

• Erhöhung der Wahrnehmungsschwellen; im Laufe der Übungen verlieren die Außenreize

(Geräusche, Beleuchtungsänderungen, taktile Stimulationen) immer mehr die Fähigkeit, eine Reaktion auszulösen, meist werden sie gar nicht mehr wahrgenommen.

Physiologische Kennzeichen einer Entspannungsreaktion: • Neuromuskuläre Veränderungen: Abnahme des Tonus der Skelettmuskulatur und Ver-

minderung der Reflex-Tätigkeit • Kardiovaskuläre Veränderungen: Periphere Gefäßerweiterung (Vasodilatation, insbeson-

dere in den Hautarealen); geringfügige Verlangsamung des Pulsschlags; Senkung des ar-teriellen Blutdrucks

• Respiratorische Veränderungen: Abnahme der Atemfrequenz; Gleichmäßigkeit der ein-

zelnen Atemzyklen; Abnahme des Sauerstoffverbrauchs • Elektrodermale Veränderungen: Abnahme der Hautleitfähigkeit • Zentralnervöse Veränderungen: Veränderungen der hirnelektrischen Aktivität (EEG) Zugrunde liegt eine durch die Entspannungsmethode erlernte Umschaltung im neurovegeta-tiven Nervensystem. Man geht heute davon aus, dass die physiologischen Effekte von Ent-spannungsverfahren wahrscheinlich dadurch entstehen, dass die sympathikoadrenerge Er-regungsbereitschaft gedämpft wird. Dies bedeutet nun nicht automatisch, dass die parasym-pathische Aktivität erhöht ist, sondern dass ein Balance-Zustand zwischen Sympathikus und Parasympathikus besteht (Petermann 1999) und damit der Stressreaktion, bei der ein Un-gleichgewicht zwischen den beiden neurovegetativen Gegenspielern entstanden ist, entge-gengewirkt werden kann.

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Warum Entspannung in einem frühen Alter? Aus der Literatur über Entspannungstechniken bei Kindern geht folgendes hervor: • Entspannungstechniken sind unspezifische Vorgehensweisen; sie können keine psychi-

schen oder Verhaltensprobleme beseitigen, sondern dienen der Prävention • Entspannungstechniken sind aber wertvoll und hilfreich beim Abbau von körperlicher Er-

regung, motorischer Unruhe und Gefühlen der Angespanntheit (bei Angst, Agression, Hy-peraktivität). Verhaltensprobleme und psychosomatische Erscheinungsformen können so lange gut mit Entspannungstechniken behandelt werden, wie sie sich noch nicht in regel-rechten neurotischen Krankheitsbildern manifestiert haben

• Entspannungstechniken stellen Voraussetzungen bereit, um mit Kindern erfolgreich zu

lernen, spielen und zu arbeiten • Entspannungstechniken sind einsetzbar ab dem 4. Lebensjahr, unabhängig von der Intel-

ligenz; nötig ist eine gewisse Konzentrationsfähigkeit • Die Entspannungstechniken Progressive Muskelrelaxation (PMR) und Autogenes Training

(AT) werden kindgerecht, d.h. ganzheitlich mit Geschichten u. Phantasiereisen durchge-führt

• Die Auslösung von Entspannungsreaktionen in Alltagssituationen sind nur durch Training

möglich (Wirkung: gleichbleibender Ablauf = Ritual, das automatisiert wird) • Entspannungstechniken stellen schon im Kindesalter eine Hilfe bei der Bewältigung alltäg-

licher Belastungen dar • Die Kompetenzen bei zukünftigen Stresssituationen werden gefördert und evtl. vielfältige

Störungen (z.B. Kopfschmerzen) verhindert (u. evtl. der Griff zur Schmerztablette) • Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert: körperliche, seelische und geistige Spannungen

werden gelöst und das Selbstvertrauen gestärkt • Die Konzentrationsfähigkeit wird erhöht, das Kind verringert Versagensängste und ge-

winnt mehr Ruhe und Gelassenheit • Das Kind wird bei seiner Balance zwischen Anforderungen und Fähigkeiten unterstützt und gerade vor oder zu Beginn der schulischen Laufbahn sind noch am ehesten Einfluß-

möglichkeiten auf das Streßbewältigungsverhalten von Kindern gegeben • Phantasie und Kreativität werden angeregt: die Erwartungen und Forderungen der Er-

wachsenen werden weniger als Belastungen, sondern als spannende Herausforderungen angesehen

• Das Erlernen von Entspannungstechniken kann dazu beitragen, dass „normale“ Alltags-

drogen (z.B. Schokolade zur Belohnung, Fernsehen gegen Langeweile) verdrängt werden • Die Körperwahrnehmungsfähigkeit wird erhöht • Wichtig ist, dass gesundheitsfördernde Maßnahmen ins tägliche Leben integriert werden

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Die Grundformeln des autogenen Trainings (AT)

1. Ruheübung: Ich bin ganz ruhig

2. Schwereübung: Beide Arme sind angenehm schwer

Beide Beine sind angenehm schwer

3. Wärmeübung: Beide Arme sind wohlig warm

Beide Beine sind wohlig warm

4. Atemübung: Der Atem geht ruhig und gleichmäßig

5. Herzübung: Das Herz schlägt ruhig und gleichmäßig

6. Bauchübung: Der Bauch ist strömend warm

7. Kopfübung: Die Stirn ist kühl, der Nacken strömend warm

Ich bin ganz ruhig

Die Progressive Muskelrelaxation (PMR) • entwickelt von dem Internisten Edmund Jaobson (1885 - 1976) zeitgleich zum Autoge-

nen Training von Schultz; Jacobson entdeckte an seinen Patienten, daß ein Zusam-menhang zwischen Spannung bzw. Angst und dem Muskeltonus besteht. Joseph Wol-pe hat die PMR verkürzt, später hat er die systematische Desensibilisierung (Gegen-konditionierung) eingeführt

• Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung der quergestreiften Muskulatur; im-

mer kombiniert mit Ein- und Ausatmen; die Konzentration ist immer auf die Empfindun-gen gerichtet, die man während des An- u. Entspannens hat: Sensibilisierung wird er-reicht

• durch Anspannen und folgendem Entspannen von 16 verschiedenen Muskelgruppen

wird dem Übenden der Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung bewußt • PMR ist eine körpernahe Methode und gut kombinierbar mit anderen Methoden ( z.B.

Autogenem Training, Phantasiereisen) • Körperreaktionen bei PMR: Schwere und Wärme. Die Schwere entsteht durch die Ab-

nahme der Muskelspannung, die Wärme durch eine verbesserte Durchblutung • Langform (L-Form) = alle 16 Muskelgruppen; Kurzform (K-Form) = die 16 Muskelgrup-

pen sind zu 7 Muskelgruppen zusammengefaßt • bei Kindern nicht die L-Form, sondern die K-Form anwenden, am besten mit Phanta-

siereisen, Märchen, Musik, Konzentrationsübungen und Malen kombinieren. Wichtig am Schluß bei beiden Verfahren: Das Zurücknehmen: Arme fest! Arme und Beine recken und strecken!

Tief durchatmen! Augen auf!

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Wichtiges zur Durchführung von Entspannungsübungen:

Ablegen: Brille, Schmuck, Schuhe; Kaugummi aus dem Mund

Stimme: • wichtig, wie und was gesagt wird • nicht zu leise sprechen • fragen: könnt Ihr mich alle hören? • akustisch gut verständlich sprechen • keine hypnotischen oder verführerischen Anweisungen geben • nicht zu pathetisch und nicht zu suggestiv sprechen • Ton: weich, ruhig, sachlich, eher monoton • Sprechweise nicht theatralisch • mit der Zeit langsamer und leiser werden • vermeiden von wertenden Bemerkungen Äußere Umgebung: • alles dafür tun, um Konzentration der Kinder auf Entspannung zu erhöhen • angenehmer, ruhiger und warmer Raum • Türen und Fenster geschlossen halten, Vorhänge zuziehen • kein Handy! • wichtig: Störfaktoren auf ein Minimum reduzieren • Schild an die Tür: „Bitte nicht stören!“ oder „Bitte Ruhe!“ • richtige Beleuchtung ist wichtig; ideal ist dunkler Raum, was aber nicht möglich ist wegen

ablesen oder beobachten • ankündigen: lockere Kleidung, Decke oder Isomatte, dicke Socken Fragen nach der Entspannung (Blitzlicht) • Wie geht es dir jetzt? • Wie hat es dir gefallen? • Nach Körperempfindungen fragen • Das Gesagte annehmen und dann darüber reden

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5. ERPROBUNG GEEIGNETER PRÄVENTIONSMASSNAHMEN 5.1. Entspannungstechniken im Schulalltag Um zu prüfen, ob und wie Entspannungstechniken als Einsatz in Schulen geeignet sind, wurden folgende Maßnahmen in folgender zeitlicher Reihenfolge durchgeführt: • Durchführung von Entspannungsübungen bei einer Projektwoche zum Thema „Ge-

sundheit“ in einer 5. Klasse einer Orientierungsstufe Bei dieser ersten Maßnahme kam uns der Zufall zu Hilfe: Bevor wir auf Schulen zugehen

wollten, fragte eine Lehrerin dieser Schule bei uns nach, ob es im Gesundheitsamt eine Fachfrau oder einen Fachmann für Entspannungstechniken gebe, der auf einem Eltern-abend etwas über Entspannungsübungen bei Kindern, speziell über die Progressive Muskelrelaxation berichten könne.

Im Anschluß an diesen Elternabend folgten die oben erwähnten Entspannungsübungen bei der Projektwoche.

Bei den Entspannungsübungen, die an vier aufeinanderfolgenden Tagen für jeweils zwei

Stunden (einmal im Klassenraum auf Stühlen, dreimal in der Gymnastikhalle auf Matten) durchgeführt wurden, kamen verschiedene Atemübungen und Übungen der Progressiven Muskelentspannung (teilweise eingebettet in Geschichten und Phantasiereisen (s. Litera-turliste „Präventionsmaßnahmen“)), teilweise mit Musik in Anwesenheit der Lehrerin zum Einsatz.

Wichtig bei der Durchführung der Entspannungsübungen war der Kontakt zu jedem einzel-

nen Schüler, besonders wichtig war das „Blitzlicht“ (Beschreibung s. oben) am Ende, um sicher zu gehen, dass es jedem Schüler gut geht.

Allen Beteiligten haben die Entspannungsübungen sehr viel Spaß bereitet, so dass sich die

Idee entwickelte, eine Entspannungs - AG an dieser Schule durchzuführen (s. nächste Maßnahme).

• Durchführung von Entspannungs - AG´s bei Orientierungsschüler/innen (Mädchen und Jungen der 5. und 6. Klassen) Während eines Schulhalbjahres wurde einmal wöchentlich „Entspannungsübungen“ für

Mädchen und Jungen aus den 5. und 6. Klassen nachmittags in der Gymnastikhalle an-geboten. Insgesamt nahmen 14 Kinder daran teil.

Dazu bekamen die Eltern ein Informationsschreiben zugesandt, in dem ihnen mitgeteilt wur-

de, dass Gesundheit an ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Leistung und Erho-lung, Anspannung und Entspannung gebunden ist. Entspannungsübungen können auf körperlicher und auf gefühlsmäßiger Ebene positive Effekte bewirken. Bei den Entspan-nungsübungen reagiert der Körper mit den Empfindungen angenehmer Körperschwere, Wärme, ruhigen Atems und insgesamt körperlichen Wohlbefindens. Durch diese körperli-chen Entspannungsreaktionen entstehen Gefühle des Ausgeglichenseins und Ausgeruht-seins mit geistiger Frische, was wiederum günstige Voraussetzungen für Lernen und Ge-sundheit schafft. Als Entspannungsverfahren wurden Übungen aus dem Autogenen Training und aus der Progressiven Muskelentspannung, in Verbindung mit Geschichten und Phantasiereisen oder Musik eingesetzt. Beim Erlernen von Entspannungstechniken wird nicht so streng vorgegangen wie bei Erwachsenen; Kinder haben zwar mehr Phantasie als Erwachsene

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und lernen schnell, allerdings sind sie leichter ablenkbar und besitzen eine mangelnde Konsequenz in der Wiederholung der Übungen. Deshalb wurden PMR- und AT- Übungen mit Entspannungsgeschichten und Phantasiereisen (s. Literaturliste), die verschiedene Thematiken enthalten (z.B. Alleinsein, Langeweile, Ängste, Wünsche), kombiniert.

Da es ab und zu vorkam, dass sich einzelne Kinder nicht gleich so gut auf Entspannung ein-

lassen konnten, wurde jedesmal zu Beginn eine Bewegungsübung durchgeführt. Die Entspannungs - AG machte den Kindern Spaß und wir bekamen die Rückkopplung, dass

einige Kinder Entspannung selbständig zu Hause, besonders vor Klassenarbeiten, aber auch z.B. nach einem Streit mit Lehrern oder Freunden und auch z.B. beim Zahnarzt („die Angst ging weg“) anwendeten.

Da nach Ende des Schulhalbjahres die meisten Teilnehmer der Entspannungs - AG weiter-

machen wollten, wurde eine Entspannungs - AG „für Fortgeschrittene“ und zusätzlich eine AG „für Anfänger“ angeboten. Die Anfänger - AG bestand aus acht Mädchen aus den 5. und 6. Klassen.

Bei den insgesamt drei Entspannungs - AG´s wurde ein Fragebogen für die Kinder entwi-

ckelt, der Fragen zu körperlichen und psychischen Beschwerden beinhaltet und zu Beginn und am Ende des Kurses zum Einsatz (anonym) kam. Der Fragebogen zum Kursende be-inhaltet zusätzlich Fragen zur Zufriedenheit mit dem Kurs und was den Kindern gut und was ihnen nicht so gut gefallen hat. (Die Evaluation soll mit der Evaluation des weiter un-ten beschriebenen Streßbewältigungskurses stattfinden, was allerdings den Rahmen die-ser Studie sprengen würde; wir hoffen, dass eine Veröffentlichung an anderer Stelle mög-lich ist).

• Durchführung von „Suchtprävention & Entspannung“ im Gesundheitsamt Gemeinsam mit der Gesundheitspädagogin des Gesundheitsamtes wurde dieses Kombina-

tionsprogramm für Schulklassen (7. bis 10. Jahrgangsstufe) angeboten, und zwar v.a. für die Schulen, bei denen die Befragungen zur Studie „Medikamentenkonsum bei Kindern und Jugendlichen“ durchgeführt wurde. Dieses Programm dauerte insgesamt drei Stun-den, wobei gleichzeitig jeweils eine halbe Klasse bei „Suchtprävention“ und die andere halbe Klasse bei „Entspannung“ war.

Bei diesen doch älteren Schülern wurde bei den Entspannungsübungen auf Geschichten

verzichtet und es wurde wie folgt vorgegangen:

1. Stuhlkreis: Wie ich heiße und was ich besonders gern mache 2. Kurze Einführung (10 Minuten) über Entspannung und Stress 3. Durchführung einer Entspannung (mit Musik) mit Übungen aus der PMR 4. Kurzes Blitzlicht 5. Durchführung einer Entspannung (mit Musik) mit Übungen aus dem AT, anschließend

eine Phantasiereise 6. Blitzlicht 7. Abschlußrunde mit der ganzen Klasse: „Was hat dir gut gefallen?“ „Was hat dir nicht so

gut gefallen?“ Interessant bei diesem Angebot war, dass den meisten Schülern das AT besser gefallen hat als die PMR, was eventuell an der hohen Suggestibilität in diesem Alter liegen könnte (AT ist suggestiver als PMR). Über Entspannungsreaktionen (z.B. Schwere, Wärme, Kribbeln, vermehrter Speichelfluß, „Bauchglucksen“) konnten fast al-le berichten.

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• Durchführung eines Entspannungskurses in einer 1. und einer 3. Klasse (über 7 Wochen eine Stunde pro Woche) Über Mundpropaganda hatten verschiedene Schulen von unseren Entspannungsangeboten

erfahren. Eine Grundschule hatte Interesse an einem Kurs für jeweils eine erste und eine dritte Klasse.

Da es sinnvoll ist, mit Entspannung so früh wie möglich im Leben zu beginnen, waren wir

über diese Nachfrage sehr erfreut. An einem Tag in der Woche wurde insgesamt sieben-mal jeweils eine Stunde mit jeder Klasse (in Anwesenheit der Lehrerin) Entspannung mit Übungen aus dem AT in Verbindung mit Märchen und Phantasiereisen entweder in der Aula (im Liegen) oder im Klassenraum (im Sitzen) durchgeführt. Zu Beginn dieses Kurses wurden die Eltern darüber informiert und auf einem Elternabend wurde über „Stress bei Kindern und Entspannungstechniken“ berichtet.

Nach der Durchführung des Entspannungskurses folgte in dieser Grundschule auf Wunsch

der Lehrer bei einer Fachkonferenz Sachunterricht ein Vortrag über „Entspan-nung im Grundschulalter“ sowie die Durchführung einer Entspannungsübung mit Elementen aus dem AT und der PMR in der Turnhalle (mit Einführung und Nachbesprechung (Blitzlicht) insgesamt 90 Minuten).

Die Lehrer/innen waren nach der Entspannungsübung äußerst bereitwillig, über ihre Körper-wahrnehmungen und Gefühle zu sprechen, was eine hervorragende Voraussetzung dar-stellt, um selbst Entspannung mit Schülern durchzuführen.

Und schließlich: • Durchführung von Entspannungsübungen bei einer Projektwoche zum Thema

„Gewaltprävention“ in den 2., 3. und 4. Klassen An zwei aufeinanderfolgenden Tagen wurde jeweils nacheinander in zwei Klassen jeweils für

zwei Stunden folgendes Programm durchgeführt: 1. Stuhlkreis: wie ich heiße und was ich besonders gern mache (mit Igelball: wer ihn hat, redet; alle anderen hören mal genau zu) 2. Pantomimen-Spiel: „Gefühle raten“ 3. Entspannung: AT (Ruhe-, Schwere- und Wärmeformel) eingebettet in eine Phantasie-

geschichte 4. Blitzlicht 5. Aktivierung: Körper ausschütteln; Körperselbstmassage, Partnermassage („Obstku-chenbacken“, „Autowaschstrasse“ (Deister & Horn 1999)) 6. Abschlußrunde: Stuhlkreis (mit Igelball): „Was hat dir gut gefallen?“ „Was hat dir nicht

so gut gefallen?“

Den Kindern und den Lehrer/innen hat das Programm sehr viel Spaß gemacht. Wichtig war, jedes Kind anzusprechen (damit auch die Stillen was davon haben). Auffallend posi-tiv war die Tatsache, dass die Kinder (mit Igelball) sich gegenseitig zuhörten. Einige weni-ge Kinder (Jungen), die sonst nicht still sein können, waren während der Entspannungs-übung absolut ruhig, auch wenn sie nicht unbedingt still liegen konnten. Bei der Abschluß-runde teilten die meisten Kinder mit, dass sie alles gut fanden, am allerbesten kam das Pantomime - Spiel an. Das „Obstkuchen backen“ (zu zweit oder zu dritt) ist besonders gut in den Sprachheilklassen angekommen.

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Von den beteiligten Lehrer/innen haben wir sehr positive Rückkopplung und auch weitere Nachfragen bekommen (was aus Kapazitätsgründen leider nicht bzw. in nur geringem Umfang möglich ist).

• Eine weitere Grundschule (1. Klasse) (Mundpropaganda durch die Lehrer) hatte Interesse

für einen Entspannungskurs angemeldet. Da die Nachfrage langsam zu groß wurde, wur-de nur ein Vortrag über „Stress und Entspannungstechniken bei Kindern“ auf einem El-ternabend durchgeführt. Da diese Lehrerin schon selbst Erfahrung mit Entspannungs-techniken hatte, konnte sie diese Gelegenheit gut nutzen, um zum einen die Eltern über „Entspannung mit Kindern“ zu unterrichten, zum andern, um selbst Entspannungsübun-gen mit ihren Schülern durchzuführen.

• Durchführung von Entspannungsübungen in allen 6. Klassen einer weiteren Orien-

tierungsstufe im Rahmen einer Projektwoche zum Thema „Gesundheit“ Mit jeweils einer halben Klasse wurde eine Stunde lang das Entspannungsprogramm, was

mit anderen Schulklassen schon im Gesundheitsamt durchgeführt worden war, durchge-führt.

• Konzeption und Durchführung einer Fortbildung für Erzieherinnen Da sich aus all den durchgeführten Entspannungsangeboten herauskristallisierte, dass Ent-

spannungstechniken geeignete Methoden sind, um schon im frühen Kindesalter Stress und Aggressionen abzubauen und das Selbstbewußtsein und die soziale Kompetenz zu stärken, wurde ein Konzept für eine Fortbildung für Erzieherinnen entwickelt und in der Familienbildungsstätte „Haus der Familie“ durchgeführt.

Inhalte der Fortbildung für Erzieherinnen (KITA-WERKSTATT) „Progressive Muskelentspannung und Autogenes Training mit Kindern“:

1. Vermittlung von Basiswissen zu Stress, PMR und AT 2. Das eigene Erleben der PMR- und AT-Übungen 3. Das gemeinsame Ausprobieren, wie PMR und AT in Kombination mit Märchen und

Phantasiereisen vermittelt werden können Diese Fortbildung wird auch im Jahr 2001 angeboten (je einmal im Frühjahr und im Herbst). • Entspannungskurs für Mütter

Aus den Ergebnissen der Befragung der Mütter heraus haben wir es als sinnvoll erachtet, einen Entspannungskurs für Mütter (Progressive Muskelentspannung) mit Kinderbetreu-ung im Haus der Familie anzubieten und durchzuführen. Auch dieser Kurs wird im Jahr 2001 wieder angeboten.

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5.2. Stressbewältigungskurs „Locker und gelassen“ für Schüler/innen Während der Durchführung der Entspannungstechniken wurde ein Stressbewältigungskurs entwickelt (nach Hampel & Petermann 1998 bzw. Klein-Heßling & Lohaus 2000). Der Stressbewältigungskurs (mit einem Elterninformationsabend sowie einer Informations-stunde für die Schüler/innen zu Kursbeginn) wird seit Schuljahresbeginn 2000 bei Orientie-rungsschüler/innen durchgeführt und wird Mitte Dezember beendet sein. Eine Evaluation soll noch erfolgen (zusammen mit der Evaluation der „Entspannungs - AG´s). Auf den folgenden Seiten sind die wesentlichen Inhalte dieses Kurses aufgeführt:

„Locker und gelassen“

Ein Kurs zur Streßbewältigung und Steigerung persönlichen Wohlbefindens für Kinder und Jugendliche

Ziel dieses Kurses ist es, Anregungen für mehr körperliches, geistiges und seelisches Wohl-befinden und Gesundheit zu vermitteln. Dabei wird davon ausgegangen, dass mit Achtsam-keit für eigene körperliche und seelische Signale von Streß und Überforderung und der Be-reitschaft, diese ernst zu nehmen, mit geeigneten Strategien die Möglichkeit besteht, Streß zu bewältigen, so dass Aufmerksamkeit, Konzentration und die emotionale Verfassung güns-tig beeinflusst werden.

Trainingsziele Richtziele des Trainings: • Effektivere Bewältigung akuter Streßsituationen durch die Teilnehmer nach dem Training

(korrektive Zielsetzung) • Vorbereitung der Teilnehmer auf zukünftige Streßsituationen (präventive Zielsetzung) • Erlernen einer Entspannungstechnik Teilziele des Trainings: • Kennenlernen der Teilnehmer eines anschaulichen Streßmodells • Differenziertere Wahrnehmung des eigenen Streßgeschehens durch die Teilnehmer • Verfügbarmachung eines breiteren Spektrums an Streßbewältigungsstrategien • Erprobung und Bewertung neuer Streßbewältigungsstrategien durch die Teilnehmer • Erlernen des Autogenen Trainings (nach Schultz) oder der Progressiven Muskelentspan-

nung (nach Jacobson) in einer kind- bzw. jugendlichengerechten Form

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Trainingsbeschreibung Grundkonzeption: • Kennlernen eines Streßmodells • Wahrnehmung eigener Streßreaktionen • Erkennen von Streßsituationen • Einsatz von Bewältigungsstrategien:

➝ Sich über eigenes Streßerleben mitteilen ➝ Entspannung: Phantasiereisen, Atemübungen, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung ➝ Kognitive Strategien

Rahmenbedingungen: Dauer: Das Training erstreckt sich über 10 bis 12 Doppelstunden (90 Minuten) mit 1 Doppel-stunde pro Woche. Gruppengröße: min. 6 Teilnehmer, max. 12 Teilnehmer Inhaltliche Gestaltung: Streß • Einführung in das Thema Streß • Kennenlernen eines Streßmodells (Lazarus, Selye) • Wahrnehmung von Streßreaktionen: wie reagiert der Körper bei Streß • Informationen über Zusammenhänge zwischen Streß und dem Nerven-, Hormon- und

Immunsystem (nur bei älteren Schülern) • Gesprächsrunde über individuelle Belastungen mit Rollenspielen (u.a. das Üben von

„Nein - Sagen“) • Anleitung zur Selbstbeobachtung in belastenden Situationen • Erstellung von „Was ich bei Streß alles tun kann“ - Listen • Bearbeitung von „Was ich schon immer einmal gern tun wollte“ - Arbeitsblättern • Anleitung zur Wahrnehmungslenkung: Verwandlung von negativen Selbstaussagen in

positive Selbstgespräche

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Entspannung • Einführung in das Thema Entspannung • Durchführung von Atemübungen und Phantasiereisen • Vermittlung des Autogenen Trainings (Ruhe-, Schwere-, Wärme-, Atemübung, evtl. for-

melhafte Vorsatzbildung) • Besprechung der häuslichen Übungserfahrungen • Verschiedene Spiele und Konzentrationsübungen zur Auflockerung Die Inhalte jeder Doppelstunde sind jeweils Anteile von „Stress“ und „Entspannung“. Falls es die Räumlichkeiten gestatten, werden zwischendurch auch Bewegungssequenzen einge-baut. Evaluation: Zur Messung von Effekten wird ein Prä- und ein Posttest durchgeführt. Als Evaluationsin-strument wird ein Fragebogen gewählt. Die bereits von uns entwickelten Prä- und Posttest- Fragebögen beinhalten geschlossene Fragen zu verschiedenen typischen Beschwerden in diesem Alter, um herauszufinden, ob bei diesem ca. dreimonatigen Streßbewältigungskurs Änderungen im körperlichen und seelischen Befinden festzustellen sind. Der Posttest bein-haltet weiterhin Skalen und offene Fragen zur Bewertung des Trainings. Geplant ist, bei weiteren Durchführungen dieses Kurses nach sechs Monaten ein Follow-up-Test bei den Schülern durchzuführen, wobei diese mit folgenden Bestandteilen ergänzt wer-den sollen: • Fragen zur Erhebung von Streßerleben und Streßbewältigung • Wissensfragen zu Aspekten des Streßgeschehens • Skalen zur Bewertung des Trainings auch in der Follow-up-Befragung

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5.3. Raucherentwöhnungskurs „Gelassen und rauchfrei“ für Schüler/innen Da die Ergebnisse der Jugendlichen einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Rau-chen und der Medikamenteneinnahme aufzeigen, erscheint es sinnvoll, zusätzlich zur Pri-märprävention als Sekundärprävention Raucherentwöhnungskurse für Schüler/innen der 8. und 10. Klassen anzubieten (s. auch Hurrelmann 1998, Heuer 2000). Ein Konzept dazu wur-de während der Anfertigung der vorliegenden Studie entwickelt und wird zur Zeit an einer Schule (8. bis 10. Klassen) ausprobiert. Auf den folgenden Seiten sind die wesentlichen Inhalte dieses Kurses aufgeführt:

Gelassen und rauchfrei

Ein Kurs zur Rauchentwöhnung, Streßbewältigung und Steigerung persönlichen Wohlbefindens für Jugendliche

Ziel dieses Kurses ist es, Anregungen für mehr körperliches, geistiges und seelisches Wohl-befinden und Gesundheit zu vermitteln. Dabei wird davon ausgegangen, dass mit Achtsam-keit für eigene körperliche und seelische Signale von Streß und Überforderung und der Be-reitschaft, diese ernst zu nehmen, mit geeigneten Strategien die Möglichkeit besteht, Streß zu bewältigen, das Rauchen aufzugeben und somit eine Veränderung möglich ist.

Trainingsziele Richtziele des Trainings: • Stufenweise Entwöhnung des Rauchverhaltens der Teilnehmer • Effektivere Bewältigung akuter Streßsituationen durch die Teilnehmer nach dem Training

(korrektive Zielsetzung) • Vorbereitung der Teilnehmer auf zukünftige Streßsituationen (präventive Zielsetzung) • Erlernen einer Entspannungstechnik Teilziele des Trainings: • Erkennen der Motive des Rauchverhaltens durch die Teilnehmer. Verstärkung der Motiva-

tion zur Entwöhnung • Kennenlernen der Teilnehmer eines anschaulichen Streßmodells • Differenziertere Wahrnehmung des eigenen Streßgeschehens durch die Teilnehmer • Verfügbarmachung eines breiteren Spektrums an Streßbewältigungsstrategien • Erprobung und Bewertung neuer Streßbewältigungsstrategien durch die Teilnehmer • Erlernen des Autogenen Trainings (nach Schultz) mit Vorsatzbildung zur Reduktion des

Rauchverlangens, zur Streßbewältigung und zur Erhöhung der Selbstsicherheit

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Trainingsbeschreibung Grundkonzeption: • Analyse des eigenen Rauchverhaltens und stufenweise Entwöhnung:

➝ Wahrnehmung des Rauchverhaltens ➝ Kontrolle des Rauchverhaltens ➝ Reduktion des Rauchens ➝ Vollständige Aufgabe des Rauchens

• Kennlernen eines Streßmodells • Wahrnehmung eigener Streßreaktionen • Erkennen von Streßsituationen • Einsatz von Bewältigungsstrategien:

➝ Sich über eigenes Streßerleben mitteilen ➝ Sich über die persönlichen Gründe des Rauchens mitteilen ➝ Entspannung: Phantasiereisen, Atemübungen, Autogenes Training (Grundstufe) ➝ Kognitive Strategien

Zielgruppe: Zielgruppe sind Schüler und Schülerinnen der 8. bis 10. Klassen von Haupt-, Real- und Ge-samtschulen sowie Schüler/innen von Berufsbildenden Schulen, die sich von Streß belastet fühlen, seit einiger Zeit rauchen und das Rauchen wieder aufgeben möchten. Die Schüler werden auf einer Informationsveranstaltung über das Training „Gelassen und rauchfrei“ informiert. Rahmenbedingungen: Dauer: Das Training erstreckt sich über 10 bis 12 Doppelstunden (90 Minuten) mit 1 Doppel-stunde pro Woche. Gruppengröße: min. 6 Teilnehmer, max. 12 Teilnehmer

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Inhaltliche Gestaltung: Rauchen • Rauchermotive und -theorien • Gesprächsrunde über das Rauchverhalten der Teilnehmer • Was passiert beim Rauchen im Körper (Gruppenarbeit mit Flip Chart) • Anleitung zur Selbstbeobachtung: In welchen Situationen greife ich zur Zigarette? • Rollenspiele (z.B. wie verhalte ich mich, wenn mir jemand eine Zigarette anbietet) • Was tue ich, wenn ich nicht mehr rauche (Gesprächsrunde) Streß • Einführung in das Thema Streß • Kennenlernen eines Streßmodells (Lazarus, Selye) • Wahrnehmung von Streßreaktionen: wie reagiert der Körper bei Streß • Informationen über Zusammenhänge zwischen Streß und dem Nerven-, Hormon- und

Immunsystem • Gesprächsrunde über individuelle Belastungen mit Rollenspielen • Anleitung zur Selbstbeobachtung in belastenden Situationen • Erstellung von „Was ich bei Streß alles tun kann“ - Listen • Bearbeitung von „Was ich schon immer einmal gern tun wollte“ - Arbeitsblättern • Anleitung zur Wahrnehmungslenkung: Verwandlung von negativen Selbstaussagen in

positive Selbstgespräche Entspannung • Einführung in das Thema Entspannung • Durchführung von Atemübungen und Phantasiereisen • Vermittlung des Autogenen Trainings (Grundstufe: Ruhe-, Schwere-, Wärme-, Atem-,

Herz-, Sonnengeflecht- und Stirnübung; formelhafte Vorsatzbildung) • Besprechung der häuslichen Übungserfahrungen • Verschiedene Spiele zur Auflockerung

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Die Inhalte jeder Doppelstunde sind jeweils Anteile aller 3 Themen: Streß, Rauchen und Ent-spannung. Evaluation: Zur Messung von Effekten soll ein Prä-, ein Posttest und nach sechs Monaten ein Follow-up-Test bei den Teilnehmern durchgeführt werden. Als Evaluationsinstrument wird ein Fragebo-gen gewählt. Die Prätest-, Posttest- und Follow-up-Fragebögen werden sich aus folgenden Bestandteilen zusammensetzen: • Fragen zum Thema Rauchverhalten • Wissensfragen zu Aspekten des Streßgeschehens und des Rauchens • Fragen zur Erhebung von Streßerleben und Streßbewältigung • Fragen zu gesundheitlichen Beschwerden • Skalen zur Bewertung des Trainings (nur im Posttest und in der Follow-up-Befragung)

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6. ZUSAMMENFASUNG 6.1. Einschulungsuntersuchung • 514 Begleitpersonen von potentiellen Einschulungskindern wurden bei der Einschulungs-

untersuchung über sich selbst und über das Kind befragt (20%-Stichprobe). • Schmerzmittel sind die am häufigsten eingenommene Medikamentengruppe. • Es besteht ein Zusammenhang zwischen soziodemographischen Merkmalen und der Me-

dikamenteneinnahme: Der Medikamentenkonsum ist bei alleinerziehenden Müttern höher als bei verheirateten oder

in einer Lebensgemeinschaft lebenden Müttern. Eher die Mütter mit niedrigem Bildungsniveau greifen zur Tablette, gefolgt von den Akademi-

kerinnen. Das Schlußlicht bilden die Mütter mit mittlerem Bildungsniveau. • Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Meinung über die Beeinflussbarkeit der Ge-

sundheit und der Einnahme von Medikamenten: Eher die „Nicht-Medikamentenein-nehmerinnen“ glauben, dass man den eigenen Gesundheitszustand sehr beeinflussen kann.

• Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem eigenen Gesund-

heitszustand und der Medikamenteneinnahme: Trotz Medikamenteneinnahme wird der Gesundheitszustand negativer beurteilt als von Müttern, die nicht zu Medikamenten grei-fen.

• Gesundheitsstörung Nr.1 (Stresssymptom) bei den Müttern ist Kopfschmerzen / Migräne.

Vorwiegend deshalb erfolgt die Schmerzmitteleinnahme. • Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Gesundheitsstörungen und der

Medikamenteneinnahme: Je mehr Gesundheitsstörungen eine Mutter hat, umso eher greift sie zu Medikamenten.

• Mütter, die keine Medikamente eingenommen haben, sind zufriedener mit ihrer Arbeit/-

Hauptbeschäftigung. • Zur Stressbewältigung favorisieren eher die „Medikamenteneinnehmerinnen“ passive Be-

wältigungsstrategien wie z.B. fernsehen, Süßes essen und rauchen. • Bei den Einschulungskindern sind ebenfalls die Schmerzmittel die Medikamentengruppe,

die am meisten eingesetzt wurde und zwar zur Fiebersenkung bei grippalen Infekten. • Vorwiegend Medikamente bekommen haben die Einschulungskinder, die Mütter haben,

die selbst Medikamente nehmen. • Es wurden Verhaltensauffälligkeiten der Kinder abgefragt und festgestellt, dass ein Zu-

sammenhang zwischen der Anzahl der Stresssymptome der Mütter und der Anzahl der Verhaltensauffälligkeiten der Kinder besteht: Eher die Kinder mit keiner Verhaltensauf-fälligkeit haben eine Mutter mit wenigen Stresssymptomen.

• Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten bekommen eher Medikamente.

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6.2. Befragung der 9. Klassen • 495 Mädchen und Jungen der 9. Klassen wurden bei der ärztlichen Untersuchung befragt

(20%-Stichprobe). • Die Hälfte der Mädchen und ein fünftel der Jungen hat in den letzten vier Wochen mindes-

tens einmal ein Medikament eingenommen. • Am häufigsten werden Medikamente von Gymnasiasten eingenommen. An zweiter Stelle

stehen Gesamtschüler/innen, an dritter Stelle Realschüler/innen und das Schlusslicht bil-den die Hauptschüler/innen. Im Gymnasium, in Gesamt- und Realschule haben mehr als doppelt so viel Mädchen wie Jungen in den letzten vier Wochen zur Tablette gegriffen, in der Hauptschule war der Anteil von beiden Geschlechtern gleich groß.

• Die Schmerzmittel sind auch bei den Jugendlichen die am häufigsten eingenommene

Medikamentengruppe. 46% der Mädchen und 18% der Jungen haben zur Schmerztablet-te gegriffen.

• 15% der Mädchen und 8% der Jungen haben angegeben, die Schmerzmittel schon länger

als sechs Monate einzunehmen. • Mädchen wie Jungen greifen eher zu Medikamenten, wenn sie zum überwiegenden Teil

nur bei der Mutter aufgewachsen sind. • Je mehr Geschwister die Jugendlichen haben, umso seltener greifen sie zu Medikamen-

ten. Einzelkinder -Mädchen wie Jungen- stehen an der Spitze der „Medikamentenein-nehmer“.

• Viele Jugendlichen kaufen selbständig Medikamente. Dies geschieht vorwiegend auf-

grund eines Rates ihrer Eltern. • Mädchen und Jungen, die Medikamente einnehmen, sind mit ihrem Gesundheitszustand

unzufriedener als die „Nicht-Medikamenteneinnehmer/innen“. • Gesundheitsstörung Nr. 1 ist wie bei den Müttern Kopfschmerzen / Migräne (Mädchen:

37%, Jungen: 21%). • Wie bei den Müttern besteht auch bei den Jugendlichen eine positive Korrelation zwi-

schen der Anzahl der Stresssymptome und der Medikamenteneinnahme. • Zur Stressbewältigung werden vorwiegend passive Maßnahmen eingesetzt. • „Medikamenteneinehmer/innen“ sind mit sich selbst und auch mit ihren Schulleistungen

unzufriedener als die „Nicht-Medikamenteneinnehmer/innen“. • „Medikamenteneinnehmer/innen“ haben eher Schulleistungen, die schlechter sind, als die

Eltern erwarten und haben auch häufiger deswegen mit ihren Eltern Konflikte; außerdem empfinden sie die schulischen Leistungsanforderungen eher als Belastung und haben mehr persönliche Probleme als Jugendliche, die nicht zu Medikamenten greifen.

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• Fast die Hälfte der befragten Jugendlichen raucht, wobei ein geschlechtsspezifischer Un-

terschied festzustellen ist: Mädchen: 48%; Jungen: 41%. An erster Stelle stehen die Ge-samtschüler/innen, an zweiter Stelle die Realschüler/innen, an dritter die Hauptschü-ler/innen und das Schlußlicht bilden die Gymnasiasten.

• Vorwiegend die Raucher/innen haben Medikamente eingenommen. Bei den Mädchen ist

dieser Zusammenhang deutlicher ausgeprägt als bei den Jungen (36% der Nichtrauche-rinnen, aber 67% der regelmäßigen Raucherinnen haben zur Tablette gegriffen).

• Das Rauchen wird von den Jugendlichen zur Stressbewältigung eingesetzt. Gleichzeitig

sind ihre Schulleistungen eher schlechter, als die Eltern erwarten. • Die Raucher/innen sind mit ihrer Gesundheit unzufriedener als die Nichtraucher/innen und

haben eher Gesundheitsstörungen, v.a. Kopfschmerzen / Migräne.

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6.2. Präventionsmaßnahmen Die Förderung der Kompetenz, sich zu entspannen, hilft bereits in der Schule, Entspannung auf gesunde Weise zu erfahren, d.h. Spannungen dauerhaft zu regulieren. Dies kann den Schutz vor schädigendem Verhalten wie Medikamenten-, Nikotin- und Drogengebrauch wie auch vor überhöhtem Stressempfinden und körperlichen und psychischen Erkrankungen verstärken. Entspannung und Streßbewältigung Bei unseren durchgeführten Entspannungsangeboten und dem Stressbewältigungskurs ist zu erkennen, dass Schüler/innen damit eine praktikable Alternative zur Regulation von Spannungszuständen und zum besseren Umgang mit Stress angeboten bekommen und diese auch bereitwillig annehmen. Stresssituationen können besser bewältigt und körperliche und seelische Anspannungen gelockert werden, was dazu führt, dass auch Leistungsbereit-schaft und Konzentrationsfähigkeit im Unterricht gefördert werden, was wiederum zu besse-ren Noten und zu einer größeren Zufriedenheit führt. Der Lernerfolg wird positiv beeinflusst, da starke Anspannung die Überführung von Informationen vom Kurzzeit- ins Langzeitge-dächtnis einschränkt. Raucherentwöhnung Einen Raucherentwöhnungskurs für Jugendliche anzubieten bzw. durchzuführen ist ebenso sinnvoll wie schwierig, da sich die Jugendlichen in der Schule „outen“ müssen. Trotz der Durchführung eines solchen „Nichtraucher-Trainings“ mit einigen Schüler/innen einer Schule gestaltete sich die Durchführung als schwierig, weil die teilnehmenden Schüler-/innen nicht zu jeder Kursstunde kamen, und zwar vorwiegend wegen des in diesem Alter herrschenden Gruppenzwanges und in diesem besonderen Fall auch deshalb, weil dieser Kurs nicht wie der Stressbewältigungskurs als AG angeboten werden konnte, sondern als Kurs nach dem Unterricht. Hier sollten andere Zugangswege gefunden werden. Aus unserer bisherigen Erfahrung heraus meinen wir, dass es auch notwendig erscheint, Angebote für Jugendliche, besonders für Mädchen mit speziellen Gesundheitsproblemen wie Kopfschmerzen und Migräne, in denen Alternativen zur Schmerzmitteleinnahme erlernt bzw. erprobt werden können, anzubieten. Könnten derartige Kurse - wie hier beschrieben - in den Schulalltag integriert werden, ist da-von auszugehen, dass die Selbstwirksamkeit erhöht wird, denn Menschen mit hoher Kompe-tenzerwartung sind eher in der Lage, Risikoverhaltensweisen abzubauen und Gesundheits-verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten, sofern sie von der Notwendigkeit dazu überzeugt sind. Weiterhin ist zu überlegen, wie eine stärkere Einbeziehung von Lehrern und Eltern zu reali-sieren ist.

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7. LITERATUR Literatur (Studie) Andreas-Siller, P. (1991): Kinder und Alltagsdrogen: Suchtprävention in Kindergarten und Grundschule, Peter Hammer Verlag, Wuppertal Arznei-Telegramm 2/1998: Kein Schutz vor Nierenschäden. Arznei-Telegramm. S. 13 Buddeberg-Fischer, B.; Klaghofer, R.; Reed, V.; Buddeberg C. (2000): Psychosomatische Gesundheitsförderung bei Adoleszenten. Eine Interventionsstudie an zwei Gymnasien. In: Gesundheitswesen 2000; 62, S. 499-504. Georg Thieme Verlag Buser, K., Gernhuber, E., Schuler-Klaus, C. (1997): Medikamentenkonsum bei Kindern. In: Das Gesundheitswesen 1997; 59, S. 252-257. Georg Thieme Verlag Cannon, W.B. (1914): The interrelations of emotions as suggested by recent physiological researchers. Am. J. Physiol. 25, S. 256-282 DHS (Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren) (2000): Jahrbuch Sucht. Neuland Ver-lag Dunkelberg, S.; Brand, H.; Brand, A. (1998): Elternbefragung zum Arzneimittelgebrauch bei 5- bis 7jährigen Kindern. Kinderärztliche Praxis Nr.5, Kirchheim-Verlag Mainz Engel, U., Hurrelmann, K. (1989): Psychosoziale Belastung im Jugendalter. Berlin De Gruy-ter Engel, U. & Hurrelmann, K. (1994): Was Jugendliche wagen. Eine Längsschnittstudie über Drogenkonsum, Streßreaktionen und Delinquenz im Jugendalter. Jugendforschung. Juventa Verlag Gesundheitsamt Münster (1999): Gesundheitsbericht Band 9: Frauen und Medikamente - Gebrauch oder Mißbrauch? Glaeske, G. (1999): „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, Arzneimittelkonsum bei Kindern und Jugendlichen. In: Dr. med. Mabuse, Zeitschrift im Gesundheitswesen Nr.117, Jan./Feb. 1999 Glaeske, G. (2000): Weniger wäre mehr. Mittel gegen die Traurigkeit als Gewinner bei den Psycho-Pillen. In: Dr. med. Mabuse, Zeitschrift im Gesundheitswesen Nr. 123, Feb. 2000 Göbel, H. (1997): Die Kopfschmerzen. Ursachen, Mechanismen, Diagnostik und Therapie in der Praxis. Springer Verlag Gysling, E. (1998): Selbstmedikation. In: Pharma-Kritik, Jahrgang 20, Nr. 17/1998, S. 65-68 Heuer, N. (2000): Rauchverhalten und Einflüsse des sozialen Umfelds - Entwicklung eines Vorhersagemodells für SchülerInnen 8. Klassen. Diplomarbeit Fachbereich Psychologie, TU Braunschweig Holler, B., Hurrelmann, K. (1990): The role of parent and peer contacts for adolescents state of health. In: Hurrelmann, K., Lösel, F. (Eds.): Health hazards in adolescence. Berlin: De Gruyter, 409-432

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Literatur (Präventionsmaßnahmen) Streß und Entspannung: Deister, M. & Horn, R. (1999): Streichelwiese. Ganzheitliche Körpererfahrung für Kinder. Ge-schichten, die mit den Fingern erzählt werden. Kontakte Musikverlag Denecke, H.; Kröner-Herwig (2000): Kopfschmerz-Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Ein Trainingsprogramm. Hogrefe Verlag Eberlein, G. (1999): Autogenes Training mit Kindern. Für Ausgeglichenheit, Mut und Kon-zentration, Econ Verlag Friebel, V. & zu Kuyphausen, S. (1995): Geschichten, die Kinder entspannen lassen, Mün-chen Friebel, V. et al. (1994): Kreative Entspannung im Kindergarten, Lambertus Verlag Hampel, P.; Petermann, F. (1998): Anti-Streß-Training für Kinder. Psychologie Verlags Uni-on, Weinheim Hoffmann, B. (1997): Handbuch Autogenes Training. Grundlagen, Technik, Anwendung. dtv Klein-Heßling, J.; Lohaus, A. (2000): Streßpräventionstraining für Kinder im Grundschulalter. Hogrefe Verlag Kruse, P. & Haak, K. (1993/97): Autogenes Training für Kinder, Falken Verlag Lohaus, A. & Klein-Heßling, J. (1999): Kinder im Streß und was Erwachsene dagegen tun können. Beck´sche Reihe Müller, E. (1998): Auf der Silberlichtstraße des Mondes. Autogenes Training mit Märchen zum Entspannen und Träumen. Fischer-Verlag Müller, E. (1998): Du spürst unter deinen Füßen das Gras. Autogenes Training in Phantasie- und Märchenreisen. Fischer-Verlag Müller, E. (1998): Träumen auf der Mondschaukel. Autogenes Training mit Märchen und Gu-te-Nacht-Geschichten, Kösel Verlag Olschewski, A. (1994): Progressive Muskelentspannung. Eine Einführung in das Entspan-nungstraining nach Jacobson. Hang, Heidelberg Petermann, F.; Vaitl, D.: Handbuch der Entspannungsverfahren, Band 1 (2000): Grundlagen und Methoden; Band 2 (1994): Anwendungen, Beltz Verlag. Petermann, U. (1999): Entspannungstechniken für Kinder und Jugendliche. Ein Praxisbuch, Beltz Verlag Rücker-Vogler, U. (1989): Yoga und Autogenes Training mit Kindern. Anleitungen, Übungen, Märchen für Kindergarten und Grundschule, Don Bosco Verlag

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Sammer, Ulrike (1999): Entspannung erfolgreich vermitteln. Progressive Muskelentspannung und andere Verfahren. Pfeiffer bei Klett-Cotta Schott, H. & Wolf-Braun, B. (2000): Zur Geschichte der Hypnose und der Entspannungsver-fahren. In: Vaitl, D. & Petermann, F. (Hrsg.), Handbuch der Entspannungsverfahren. Band 1: Grundlagen und Methoden, S. 135-158. Beltz Verlag Techniker Krankenkasse Frankfurt und Kassenärztliche Vereinigung Hessen (1999): Das kleine ich bin ich. Projekt zur Sucht- und Gewaltprävention für Grundschulen. Dokumentati-on: Wilhelm-Busch-Schule, Hofheim Langenhain Vaitl, D. (2000): Psychophysiologie der Entspannung. In: Vaitl, D. & Petermann, F. (Hrsg.), Handbuch der Entspannungsverfahren. Band 1: Grundlagen und Methoden, S. 29-75. Beltz Verlag Walter, D. C. (1998): Autogenes Training für Kinder. Phantasiereisen zum Entspannen, dtv Raucherentwöhnung: BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) (1999): Ja ich werde rauchfrei. Bro-schüre BZgA u. IFT (Institut für Therapieforschung): Rauchfrei in 10 Schritten. Eine Chance für Rau-cher. Leitfaden für Kursleiter und Trainingsmateralien für die Kursteilnehmer Rihs, M. u. Lotti, H. (1995): Frei vom Rauchen. Gezielt aufhören und das Leben neu genie-ßen. Verlag Hans Huber