medijuana 20

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Medical & Harm Reduction Magazine Nr. 20 3/2015 Juni-Juli 18 +

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Medical & Harm Reduction Magazine

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Page 1: Medijuana 20

Medical & Harm Reduction Magazine

Nr. 20 3/2015 Juni-Juli

18+

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserin-

nen und Leser darauf hin, dass der Handel mit

lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz

und Lieferung derselben in mehreren Mitglieds-

staaten der Europäischen Union als illegal gelten!

Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw.

Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten

keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner

Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es

ist nicht Anliegen des Herausgebers von

Medijuana, irgendjemanden zur illegalen

Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte

anzuregen. Der Herausgeber trägt keine

Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften

Anzeigenfl ächen erscheinen. Sämtliche Meinungen

im Redaktionsteil stammen von den Autoren und

decken sich nicht in jedem Falle mit dem Stand-

punkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht

möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu

identifi zieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzu-

nehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nach-

weises von begründeten Urheberrechtsansprüchen

auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten

Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und

Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon

aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt

wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre –

auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche

Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch

wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziel-

len Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

Medical & Harm Reduction Magazine

IMPRESSUMChefredakteur: Gabor Holland

Autoren: Bob Arctor, C. Anna Histič

Jack Pot, Marcel Klos, Markus Berger

Martin Müncheberg, G.B.I. Tomas Kardos

Kevin Herzig, Toni Straka, Sarah Klos

Lektorin: Helen Bauerfeind

Design & Photos: Gergely Vaska

Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland

CK & MEDIJUANA PUBLISHING

KN Advertising s.r.o.

945 05 Komarno 5. Eötvösa 57/20.

E-mail: [email protected]

Web: www.medijuana.eu

INDEXAEROPONIK SYSTEMS 39

ATAMI 22, 59

BUSHPLANET 64

CANNABIS XXL 26

CITY GROW U3

DINAFEM SEEDS 13

FUTURE CLONE 37

FUTURE GROW 47

GROW CITY RETAIL 2–3

GROW & MORE 29

HANFPARADE U2

HANF MUSEUM BERLIN 43

HEMP EMBASSY VIENNA 17

HERBALIST 49

HUG‘s 23

HULABALOOZA 17

INDRAS PLANET 15

INNOVATING PLANT PRODUCTS 19, 57

JAH B COFFEE 35

JELLY JOKER 25

LAMOTA DISTRIBUCIÓN 49

MEDICAL CANNABIS BIKE TOUR 28

MEDICAL CANNABIS MOTORCYCLES TOUR 8

NACHTSCHATTEN VERLAG 63

NEAR DARK 16

ÖSTERREICHISCHER HANF VERBAND 41

PLAGRON 10, U4

PUFF AND STUFF 14

ROYAL QUEEN SEEDS 11

SEEDPLANET 30

SERIOUS SEEDS 53

STECK-IT 61

SWEET SEEDS 55

UNITED SEED BANKS 18

VAPOSHOP 45

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Liebe Leute!aber viel wichtiger: Wir hoffen, dass vie-le von Euch die Möglichkeit nutzen und das zweite Exemplar weitergeben. Weil sie schon lange gesagt haben wollten, was man heutzutage über Cannabis wissen muss, es ihnen aber noch nie besonders gut gelungen ist, beispielsweise. Oder weil jemand genau weiß, was medizinisches Cannabis ist und warum er es braucht, aber selbst als Patient nicht unbedingt an jede Ausgabe und die für ihn wichtigen In-formationen kommt.

Aktivist/innen oder Leute, die gern et-was Wichtiges und vor allen Dingen Nütz-liches zum Schutz der Rechte der Canna-bispatient/innen tun wollen, können das nun. Liebe Leserin, lieber Leser, Du brauchst nur Medijuana zu abonnieren, und wenn es in Deinem direkten Umfeld keine Can-nabispatient/innen gibt, dann gehe in den lokalen Cannabis Club oder zu einer Orga-nisation, welche die Rechte der Patient/innen vertritt, die medizinisches Cannabis gebrauchen. Sie werden Dir sicher helfen, Dein Plusexemplar einem Patienten zu-kommen zu lassen. Vielleicht können sie Dir auch sagen, wer es am nötigsten hat. Mit diesem kleinen Schritt tust Du mindes-tens so viel für die Patientenrechte und die gesellschaftliche Akzeptanz von Cannabis als Arzneimittel wie durch die Teilnahme an einer Demo. Außerdem bietest Du ei-nem Betroffenen konkrete und praktische Hilfe. Einem Patienten, der neben seiner Krankheit vielleicht noch mit seinen El-tern, seinen Ärzten oder dem Gericht um seine Rechte kämpft. Ja, und auch für un-sere Rechte! Denn jeder einzelne gewon-nene Prozess, in dem die Wirksamkeit von Cannabis als Arzneimittel anerkannt wird, bringt unsere Rechte zur Geltung. Jeder einzelne Cannabispatient, der den Kampf aufnimmt, tritt auch für unsere Rechte ein! Das darfst Du nicht vergessen!

Der Red.

Viele Leserinnen und Leser wandten sich in den vergangenen Jahren an uns, weil sie nur mit Schwierigkei-

ten an unser Magazin kamen – entweder weil es keinen Vertriebsort in ihrer Nähe gab oder weil es schon vergriffen war, wenn sie dorthin kamen. Regelmäßig ant-worteten wir: „Versucht, zwei bis drei Wo-chen nach dem Erscheinen in einen Grow-shop zu gehen!“, weil das die Chancen, ein Exemplar zu bekommen, deutlich erhöht. Das war keine Unhöflichkeit unsererseits, wir wussten einfach keinen besseren Weg. Natürlich freuen wir uns über die große Nachfrage und darüber, dass sich die Auf-lage, die wir nach Berlin schicken, inner-halb eines Jahres verdoppelt hat. Hier dan-ken wir dem Hanf Museum und dem Team der Hanfparade für die effektive Zusam-menarbeit. Allerdings liegt die Versorgung kleinerer Gemeinden noch im Argen.

Es ist bitter, dass ein Teil unserer Leser/innen, hauptsächlich Patient/innen in der Provinz, immer größere Schwierigkeiten haben, das Magazin zu bekommen. Wir versuchen, sie über Patientenrechts- und andere Bürgerinitiativen zu versorgen, aber damit erreichen wir auch nicht alle. Als Reaktion auf die gestiegene Zahl der Anfragen haben wir eine Bestellmöglich-keit für Medijuana geschaffen. Für einen Unkostenbeitrag von 49 Euro im Jahr kann sich jede/r die Zeitschrift ins Haus oder an jede beliebige Adresse in Europa schicken lassen.

In diesem Zusammenhang möchten wir Euch auf zwei wichtige Dinge aufmerksam machen:

Bei jeder Bestellung schicken wir auto-matisch zwei Exemplare, also immer ein Doppelpack, und das hat zwei Gründe: Ers-tens könnt Ihr gegebenenfalls die Kosten pro Kopf senken. Wenn Ihr Euch zusam-menschließt, sind es für jeden nur noch 24,50 Euro pro Jahr. Der zweite Grund ist

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LIEBE LEUTE! 5

MEDI+GREEN

ERSTE CANNABIS-PRESSEKONFERENZ IN ÖSTERREICH 9

Hanf-Institut präsentiert erste Schätzungen zum

Cannabis-Markt

50 JAHRE UNBESCHWERTES KIFFEN 10

INHAFTIERTER PATIENT 11

CDU-VERTRETER FÜR LEGALISIERUNG 11

ÜBER 12.000 HANFFREUND/INNEN

BEIM 8. HANFWANDERTAG IN WIEN 12

VERBESSERTE GESETZE IN TSCHECHIEN 12

HEMP PLANET 14

GRASREFORM IN TEXAS 16

Der Schöpfer ist unfehlbar

POLNISCHE AKTIVIST/INNEN KÄMPFEN FÜR HANFÖL 18

CHILE: MEDIZINISCHES CANNABIS GEERNTET 19

CANNA+GLOBE

GLÜCKLICHE WIENER HANFWANDERUNG 20–21

Hanfwandertag 2015

MEDI+GREEN

CANNABISLEGALISIERUNG UND TÖDLICHE

OPIAT-ÜBERDOSIERUNGEN 22

SINNVOLLE MODELLE ZUR ABGABE VON

MEDIZINISCHEM CANNABIS IN ÖSTERREICH? 23

CANNA+GLOBE

COLORADO: SORGEN UM QUALITÄT 24–25

Das Cannabis ist zu potent und verseucht

MEDIZIN

CANNABIS-MESSE IN DEUTSCHLAND 27

MEDI+GREEN

CANNABISWISSENSCHAFT IM MAINSTREAM 29

ERFOLGE BEI DER EPILEPSIEBEHANDLUNG 36

SCHADENSBEGRENZUNG MIT CANNABIS 36

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INHALT

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27 24

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MEDI+GREEN

37 WAS WISSEN WIR ÜBER MEDIZINISCHES CANNABIS?

MEDIZIN

38–39 „ICH ERFÜLLE ZUR NOT AUCH

DIE DÜMMSTEN AUFLAGEN!“

40–41 DIE HERSTELLUNG VON MEDIZINISCHEN

CANNABIS-EXTRAKTEN

Butane Honey Oil (BHO), Dab, Shatter

42–43 HANFKOSMETIKA

Wunder aus Hanföl zum Schutz der Haut

und der Gesundheit

CANNA+GLOBE

44–45 IN DER NATUR

Zum Thema Outdoor Vaping

MEDIZIN

46 GROWING FOR MEDICINE

Die medizinische Qualität ist anders

VOLLBLUT

48 CRITICAL MASS CBD

(Dinafem Seeds)

50–52 WARLOCK:

Immer noch im Bann des Hexenmeisters

(Serious Seeds)

54 DER SELBSTBLÜHENDE TITAN

Sweet Mandarine XL Auto

(Sweet Seeds)

CANNA+GLOBE

56–57 MIT HINGABE GÄRTNERN

Innovative Pfl anzenprodukte

58 WENN EINEM DER HANF ENTGEGENKOMMT

Frühling Vital 2015

A´LA CANNA

60–61 CANNABIDIOL ZUM LESEN

CBD: Nicht berauschend, aber heilsam

62 GEFÜLLTE ZUCCHINI

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62 14

29

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INHALT

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quote im besten Fall bei 4 Prozent (2 von 50 Tonnen), im schlechtesten Fall aber mit 0,4 Prozent (1 von 250 Tonnen) sehr nahe bei Null“, sagte Straka.

Somit liege die Nicht-Aufklärungsquote zwischen 96 und 99,6 Prozent.

Drei Millionen Euro Aufwand für ein Kilo Cannabis?

Die Kosten der Prohibition sind jedoch enorm: Der Großteil der über 25.000 An-zeigen nach dem Suchtmittelgesetz wegen

Cannabis betreffen Kleinstmengen von 1 bis 10 Gramm.

Veranschlagt man Kosten von rund 3.500 Euro für diese Fälle, lässt sich der Staat die Beschlagnahme von 1000-mal einem Gramm Cannabis somit mindestens drei Millionen Euro kosten, schätzt das Hanf-Institut.

Bei 20.000 Fällen entstehen der öffent-lichen Hand somit Kosten von mindestens 70 Millionen Euro für die Beschlagnahme von 25 Kilogramm Cannabis. Dies dürfte die Untergrenze der tatsächlichen Strafverfol-gungskosten ausmachen, sagte Straka.

Eine Legalisierung würde jedoch um-gehend viel Geld in die Staatskasse spülen. Straka bezifferte die kurzfristigen positiven Effekte der Legalisierung für das österreichi-sche Budget auf 125 bis 325 Millionen Euro. Diese würden allein aus der Mehrwertsteuer schon im ersten Jahr der Legalisierung po-sitiv zum österreichischen Budget beitragen können. Langfristig seien außerdem Milliar-den-Einsparungen im Gesundheitssektor zu erwarten, da Cannabis bei vielen Leiden als Prophylaxe eingesetzt werden könne.

Medijuana hofft, dass Straka recht be-halten wird. Auf Basis der Daten aus Colo-rado könnte Cannabis in Österreich die beste Medizin für rund 200.000 kranke Menschen sein.

Das Hanf-Institut belegte mit einem Brief des Bundesjustizministeriums, dass durch die Änderungen österrei-

chische Hanfkonsument/innen auch weiterhin mit Haftstrafen im Fall des Erwischtwerdens zu rechnen haben. Zitat: „Diese [neuen] Regeln sollen an den Straftatbeständen nichts ändern. Unberührt bleibt daher die allgemeine Straf-barkeit von unerlaubten Suchtmitteln.“

Straka verwies darauf, dass das krampfhafte Festhalten an längst durch die Wissenschaft widerlegten negativen Mythen über Cannabis nichts daran ändere, dass mittlerweile auch in Österreich Zehntausende Menschen Cannabis als Heilmittel einsetzten, dafür aber immer noch mit Strafe bedroht würden.

„Es ist ein Wahnsinn, dass es Kranken in Österreich weiterhin bei Strafe verboten ist, die für sie beste Medizin zu nehmen und ge-sund zu werden“, sagte Straka und ergänzte: „Man ist nicht krank, weil man Cannabis kon-sumiert, man konsumiert Cannabis, weil man krank ist und gesund werden will.

Nichts ist teurer als die Cannabis-Prohibition

Das Hanf-Institut wies darauf hin, dass die wenigen vorliegenden Daten zum Canna-biskonsum vonseiten des Justiz- und Innen-ministeriums deutlich zeigten, dass hier ein Kampf gegen Windmühlen geführt wird.

„Mit jährlichen Beschlagnahmen von ein bis zwei Tonnen Cannabis liegt die Erfolgs-

MEDI+GREEN

Erste Cannabis-Pressekonferenz in ÖsterreichHanf-Institut präsentiert erste Schätzungen zum Cannabis-Markt

Das Hanf-Institut lud am 30. April angesichts der geplanten Verschlechterungen für eine Million Hanffreund/innen zur

ersten Cannabis-Pressekonferenz in der Geschichte Österreichs. Der sichtlich empörte Obmann Toni Straka bezeichnete den

Gesetzesentwurf im Gespräch mit Medijuana als „Schlag ins Gesicht jener mittlerweile über 32.000 Österreicher/innen, die

sich mit ihrer Unterschrift bei der parlamentarischen Bürgerinitiative zur Herausnahme von Cannabis aus dem österreichischen

Suchtmittelgesetz (SMG) aussprechen“.

Jaqueline Skerlan (Activism Management), Marcus Grimas (Demoleiter Hanfwandertag) Toni Straka (Obmann Hanf-Institut), Mag. Gottfried Hudl (Rechtsanwalt), Daniela Bilandzjia

Cannabis in Österreich

500.000 regelmäßige Konsumenten

500.000 Gelegenheitskonsumenten

Geschätzte jährliche

Cannabis-Produktion in Österreich:

50 bis 250 Tonnen = 125 bis

625 Millionen Konsumeinheiten

Somit konsumiert jede/r

Österreicher/in durchschnittlich

15 bis 74 Joints

Schwarzmarktpreise:

bis 10 Gramm: 7 bis 15 Euro

ab 1 Kilogramm: 3.500 bis 6.000 Euro

Qualität:

Wirkstoffgehalt zwischen 8 und

23 Prozent

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MEDI+GREEN

einer Geldstrafe davonkommen. Die in den 60er Jahren aufgewachsene Cathe-rine Hiller bezog ähnlich wie ihre Zeit-genossen ihr Wissen über die Gefahren des Marihuanas aus Propagandafilmen wie Reefer Madness, doch verdräng-ten ihre eigenen Erfahrungen bald die herrschenden Ansichten. Hiller gibt zu, dass der tägliche Konsum – den sie nur während Schwangerschaft und Stillzeit unterbrochen hatte – als Sucht bezeich-net werden könne. Aber wie das tägliche

Kaffeetrinken sei der Konsum gleichzei-tig kontrolliert und sozial verträglich. In der Gegenwart von Kindern beispiels-weise konsumiere sie nicht, auch nicht vor Autofahrten und alltäglichen Erle-digungen. Hiller ist auch auf die Erfah-rungen anderer neugierig: Auf der Web-seite www.marijuanamemoir.com, die zu dem Buch entstand, kann man eigene Erlebnisse und Erfahrungen mit Canna-bis zu verschiedenen Themengruppen mitteilen.

Immer noch glauben viele, dass Can-nabis die Vorstufe der harten Drogen ist, der erste Schritt bergab, der erste

Schritt, die glückliche Zukunft zu ver-spielen und so weiter. Eine Schriftstelle-rin Ende sechzig hat dem ein ganzes Buch gewidmet, wie der regelmäßige Canna-biskonsum ihr Leben über fünfzig Jahre verändert hat. Um es gleich zu verraten: Es ist sehr gut! Just Say Yes: A Marijuana Memoir. Der Titel verrät eigentlich alles. Die 68-jährige Catherine Hiller – erfolg-reiche Schriftstellerin, glücklich verhei-ratet, drei erwachsene Söhne – will in ihrem neuen, autobiografischen Roman zeigen, dass entgegen der herrschenden Meinung ein halbes Jahrhundert Mari-huanakonsum das Leben eines Menschen nicht zugrunde richtet. „Ich wollte den Leuten zeigen, dass man vom Marihuana nicht vor die Hunde geht“, sagte Hiller über ihre Motivation. „Meine Geschichte ist auch die Geschichte von vielen ande-ren, die es regelmäßig täglich konsumie-ren. Na und? Wo ist das Problem dabei? Wohin führt das?“ Nun, im Falle eines Teils der Jugendlichen ins Gefängnis, zu einer Vorstrafe, was Hiller für unge-recht hält. Hauptsächlich deshalb, wenn man bedenke, dass die Banken, die das Geld der Drogenkartelle waschen, mit

50 Jahre unbeschwertes Kiffen

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LIGHTMIX VON PLAGRONSUBSTRATE / FERTILISED

Kostengünstiger Anbau und Düngung nach eigenem Ermessen

Plagron Lightmix ist zusammengestellt aus den besten und ausgesuchtesten Torfarten. Durch Zugabe verschiedener Fasertypen und Perlit wird ein Luft- und Sauerstoffniveau erreicht, wie man es nur von Plagron Qualitätserde erwarten kann. Der Lightmix ist für nur eine Woche vorgedüngt, damit der Züchter selbst die Kontrolle über die Düngermenge hat.

Plagron Lightmix enthält relativ viel Schwarztorf. Dies macht den Lightmix zu einer relativ schweren Erde, wodurch Wasser einfacher gespeichert werden kann. Schwarztorf ist die unterste Schicht des Torfs, und damit auch die älteste Schicht. Plagron verwendet nur gefrorenen Schwarztorf, da dieser die Struktur verbessert, wodurch die hinzugefügten Düngerstoffe besser aufgenommen und Wasser leichter gespeichert werden kann. Lightmix ist sehr arm an Düngerzusätzen und deshalb ausgezeichnet geeignet, um komplett nach eigenem Ermessen zu düngen. Lightmix Erde wird den hinzugefügten Dünger speichern und je nach Bedürfnis an die Pfl anze abgeben. Der niedrige EC-Wert von Lightmix befördert zugleich eine schnelle Wurzelung der Pfl anze. Alle Plagron Qualitätserden sind luftig und fallen nicht ein.

Vorteile von Lightmix:– für einen schnellen Start bereits für eine Woche vorgedüngt– schnelle Durchwurzelung durch niedrigen EC-Wert– mit oder ohne (non perlit) Perlit erhältlich

*Für den besten Erfolg kombiniere Plagron Lightmix mit Plagron Terra Grow und Terra Bloom!

Hast Du noch Fragen? [email protected] Infos über Terra Grow, Terra Bloom und sonstige Produkte fi ndest Du auf: www.plagron.com

MEDI+GREEN

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Inhaftierter Patient

Wehe den Patient/innen, die herkömmliche Medikamen-te absetzen, nachdem sie die

wohltuende Wirkung des Cannabis er-fahren haben! In Serbien wurde eine Großmutter, die sich allgemeinen An-sehens erfreute, für zwei Tage ins Ge-fängnis gesperrt, nachdem die Polizei bei ihr zu Hause 43 Gramm Cannabis gefunden hatte. Angie Agic (75), die als beste Schachspielerin des Dorfes Palan-ka gilt, gestand, Cannabis für medizini-sche Zwecke benutzt zu haben, bestritt aber den Handel mit ihrem Medikament. „Ich schwöre, dass ich keinem nur ein Gramm Marihuana verkauft habe. Ich benutzte es nur, weil es besser ist als die Medikamente. Ich habe nichts zu verber-gen“, fügte die ältere Dame hinzu. „Es stimmt, dass ich gelegentlich Cannabis rauche, weil es beruhigt und mir hilft, die Traumata aus dem Bosnienkrieg zu vergessen.“ Nach dem Krieg war Agic als Flüchtling in das heimische Palanka zu-rückgekehrt, wo sie bescheiden lebt und auf die Hilfe ihrer Verwandten ange-wiesen ist. „Ich habe keine Bedürfnisse, ich möchte nur Schach spielen und ein

Bier im Klub trinken.“ Der Bürgermeis-ter nannte die ältere Dame eine ehrbare Mitbürgerin und zeigte sich überrascht, dass sie des Drogenhandels angeklagt wurde. Er vertraue darauf, dass die Po-lizei der Angelegenheit auf den Grund geht. In Serbien eröffnete Gesundheits-minister 2014 eine lebhafte Diskussion über die Legalisierung von Cannabis. Daher stehen die Chancen gut, dass Agic und ihre Leidensgenossen bald ärztlich verschriebenes Cannabis konsumieren können.

CDU-Vertreter für Legalisierung

Zurzeit bewegt sich was im deutsch-sprachigen Raum. Immer mehr Funk-tionäre und Politiker sprechen sich

für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis und Cannabisprodukten an Erwachsene aus. Die einen sprechen von Freigabe, die anderen von Legalisierung – und es kommen alle mög-lichen Vorschläge: Man könne Coffeeshop-ähnliche Abgabestellen einrichten, so seit Längerem gefordert für den Berliner Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain. Oder: Man solle sich überlegen, ob nicht Modellprojekte für Cannabis Social Clubs oder Patientenverei-nigungen eine Lösung wären, die Cannabis-pflanze wieder „zurück in die Gesellschaft“ zu holen. In der Schweiz diskutieren Politiker der großen Städte seit gefühlten Ewigkeiten über diese Option. Jetzt aber dürfen die Deutschen erstaunt sein. Hatten sich bisher hin und wie-der lediglich Vertreter der Grünen, der Piraten und der SPD für eine kontrollierte Hanfabga-be ausgesprochen, so ist neuerdings auch aus den Reihen der stockkonservativen Parteien Ähnliches zu hören. Wie Medien berichteten, zum Beispiel die Wochenzeitschrift Die Zeit, findet der wirtschaftspolitische Sprecher von CDU und CSU, Joachim Pfeiffer, es sei an der Zeit, Cannabis für Erwachsene zu regulieren

und somit freizugeben. Pfeiffer sieht dabei – ganz in der von ihm als wirtschaftspolitischem Sprecher erwarteten Manier – insbesondere die finanziellen Vorteile einer Entkriminali-sierung von Cannabisbesitz und -besitzern. So erklärt er in der Zeit, dass pro Jahr bis zu zwei Milliarden Euro für die Umsetzung des Can-nabisverbots ausgegeben würden. Geld, das Deutschland zweifelsohne besser verwenden könne. Darüber hinaus könnten Unsummen eingespart werden, die jetzt für die Repression aufgewendet werden. Deshalb fordert Pfeiffer zusammen mit seinem Kollegen Dieter Jane-cek (Die Grünen) jetzt eine teilweise Legali-sierung des Hanfs – und erntet damit massive Kritik aus der eigenen Partei. Dennoch: Das ist immerhin ein Anfang. Und zwar einer, der hoffen lässt.

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MEDI+GREEN

12.000 Hanffreund/innen protestierten gegen geplante Verschlechterungen im Suchtmittelgesetz für rund eine Million Hanffreundinnen und Hanffreunde.

Neben den vielen Demo-Wägen, die so ziemlich jeden Musikgeschmack abdeck-ten, bildete der bekannte bayerische Lie-

Über 12.000 Hanffreund/innen

beim 8. Hanfwandertag in Wien

Mit Teilnehmer/innen aus mehre-ren angrenzenden Ländern und erstmals mit einem Angebot für

die Generationen, denen der Bass schon zu laut ist, wurde der 8. Hanfwandertag in Wien am 2. Mai zur größten Pro-Can-nabis-Kundgebung in Mitteleuropa. Über

dermacher und Aktivist Hans Söllner den kulturellen Höhepunkt. Den diesjährigen Schwerpunkt „Medical Cannabis“ brach-ten vier der dreizehn Demo-Fahrzeuge zum Ausdruck.

Rollende Medical-Cannabis-Lounge

Die Medical-Cannabis-Sektion warf erst-mals mehr Licht auf Cannabis als Medizin und bot zugleich eine ruhigere Zone mit Lounge Musik auf der rollenden Medi-cal-Cannabis-Lounge des Hanf-Instituts. Cannabispatient/innen und all jene, die nicht so gut zu Fuß sind, konnten den Hanfwandertag somit ebenfalls in voller Länge bis zum traditionellen Abschluss am Heldenplatz genießen. Nach dem großen Erfolg erwarten die Veranstalter/innen für den nächsten Hanfprotest-Spaziergang in Wien wieder eine Rekord-beteiligung.

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Einkauf auf der Straße oder bauten für sich selbst an.

Der Unmut über diesen Zustand wurde nun endlich erhört – das Ministerium für Gesundheit wird in der zweiten Hälfte des Jahres die maximale Menge pro Pa-tient auf 180 Gramm erhöhen. Sie kann dann nicht mehr nur von einem engen Kreis von Spezialisten, sondern auch von Haus- und Fachärzten verschrieben wer-

Verbesserte Gesetze in TschechienEs war ein großer Schritt für ganz Europa, als Tschechien seinen Bür-ger/innen vor zwei Jahren erlaub-

te, Cannabis auf ärztliches Rezept zu bekommen. Viele Patient/innen waren je-doch enttäuscht über die geringe Menge, die sie für astronomische Summen in der Apotheke kaufen konnten. Ein Gesetz, das wahrscheinlich im August in Kraft treten wird, bietet eine Lösung an.

Auf dem Prager Cannafest hörten wir letzten Oktober den Vortrag eines älteren Herrn, der im Jahr 2013 versucht hatte, für seine Tochter, die unter Multipler Sklerose leidet, Cannabis zu beschaffen. Die Ärzte zeigten sich nicht kooperativ und die von den Apotheken verlangten Preise für das Cannabis waren so hoch, dass sie das Rentnerpaar nicht bezah-len konnte. Im Falle dieser Krankheit wäre außerdem die maximale monatliche Menge von 30 Gramm nicht ausreichend gewesen, daher bezeichnete der pensi-onierte Herr das Gesetz als „komplettes Fiasko“. Neben seiner persönlichen Ge-schichte berichtete er, dass innerhalb der zwei Jahre, in denen das Gesetz in Kraft ist, gerade mal zehn Patienten von der Möglichkeit, sich Cannabis verschrei-ben zu lassen, Gebrauch gemacht hätten. Die übrigen blieben wohl beim billigeren

den. Der Preis wird auch moderater: Bis-her war das Cannabis in den Apotheken für 11–12 Euro erhältlich und konnte mit den auf dem Schwarzmarkt zum halben Preis verkauften Produkten nicht mithal-ten. Künftig wird der Preis für Cannabis aus der Apotheke auf etwa 2,50 Euro sinken. Dann werden sich auch Patient/innen versorgen können, die größere Mengen benötigen.

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Hemp Planet

Weltweite Protestmärsche für die Legalisierung von Cannabis zo-gen Anfang Mai weltweit mehr

Teilnehmer/innen an als je zuvor. Die guten News: In manchen Ländern waren keine Proteste mehr nötig, weil Hanf dort mitt-lerweile legal als Medizin oder Genussmittel konsumiert werden darf.

Von Washington, D.C. bis nach Australien – was vor Kurzem noch ferne Zukunftsmusik war, ist jetzt selbst in US-Präsident Obamas Hinterhof legale Realität: Der Zug am Joint oder Vaporizer. Medical Cannabis ist dabei der Eisbrecher für die steigende Akzeptanz von Hanfprodukten allerorts.

In mittlerweile zwei australischen Ter-ritorien führten spektakuläre Heilerfolge bei Krebskranken und Kindern mit Spastik-Erkrankungen zu einer Entkriminalisierung von Cannabis als Medizin. Ein weltweiter Aufschrei hatte zuvor eine australische Mutter, die ihr Kind mit Cannabisöl behan-

delte, vor dem Gefängnis bewahrt und bin-nen weniger Wochen zu neuen Gesetzen in dem einst so restriktiven Land geführt.

Hanf als Heil- und Genussmittel wird nach langen Zeiten der Prohibition auch in Jamaika wieder ganz normal im Laden er-hältlich sein. Anfang Mai wurden die ersten „legalen“ Pflanzen gesetzt. Die bisher „ille-galen“ wachsen, davon ganz unbeeindruckt, weiter.

In den USA kann man mittlerweile in mehr als der Hälfte der Bundesstaaten Me-dical Cannabis legal beziehen. Auch in Flori-da gibt es nach der gescheiterten Initiative einen zweiten Anlauf von Aktivist/innen. In anderen Bundesstaaten wie Arizona und Tennessee denken die Gesetzgeber mittler-weile über Blitz-Änderungen nach, damit Cannabisöl in der Kinderheilkunde einge-setzt werden kann.

Ganz legal ist Hanf in all seinen Formen mittlerweile in Alaska, Colorado, Oregon, Washington, den US-Städten Portland und South Portland in Maine sowie Washing-ton, D.C. Weitere Staaten, wenn auch nicht

MEDI+GREEN

gleich die ganze USA, werden wohl bald dazukommen und hoffentlich den Weg für eine rasche weltweite Legalisierung eb-nen.

US-Präsident Obama scheint dafür offen zu sein. Am Abend des 4/20 Day sprach er sich in einem Interview mit dem US-Sender CNN erneut dafür aus, bei Cannabis wissen-schaftliche Resultate in dessen Neubewer-tung als Heilmittel einzubeziehen.

Die Liste der Länder, in denen man Can-nabis zumindest in Einzelfällen straffrei konsumieren kann, ist 2015 auf insgesamt 36 Länder rund um den Globus angeschwol-len. Der Vollständigkeit halber seien hier einmal alle aufgezählt: Albanien, Australien, Belgien, Deutschland, Ecuador, Frankreich, Großbritannien, Honduras, Irland, Israel, Jamaika, Kamerun, Kanada, Kroatien, Lu-xemburg, Mosambik, Neuseeland, Nieder-lande, Nordkorea, Polen, Portugal, Rumäni-en, Schweden, Schweiz, Spanien, Südafrika, Tschechische Republik, Uruguay, USA.

Wir hoffen, dass die Liste noch in diesem Jahr deutlich länger wird!

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Grasreform in TexasDer Schöpfer ist unfehlbar

Wenn es einen Staat gibt, den die Legalisierungswelle in der näheren Zukunft kaum berühren wird, ist

das nach Meinung vieler Texas. Der Geburts-staat von George Bush wird seit 1980 von den Republikanern regiert; der medizinische Gebrauch von Cannabis ist hier verboten und der Graskonsum nicht entkriminalisiert. Daher wirkte die Nachricht von der Gesetzesvorla-ge, die unter Berufung auf religiöse Gründe Cannabis ohne vorhergehende Entkriminali-sierung sofort legalisieren will, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Den Vorschlag reichte David Simpson mit folgendem Argument ein: „Als Christ erkenne ich die Güte an, die von jedem Geschöpf Gottes ausgeht, ebenso die Verpflichtung der Menschheit, sich ihrer anzunehmen. Ich glaube nicht, dass Gott mit der Erschaffung des Marihuanas einen Fehler begangen hat, den die Regierung korrigieren müsste.“

Am erstaunlichsten ist vielleicht, dass die Mitglieder des texanischen Strafrechtsko-mitees die Vorlage nicht mit dem Argument „Gott hat auch den Apfelbaum erschaffen“ abwiesen, sondern dass der Vorschlag mit der Unterstützung von drei Demokraten und zwei Republikanern mit 5:2 durchging. Das bedeu-tet, dass Simpsons Gesetzesvorlage als erwä-

genswert gilt und im Gesetzgebungszyklus, der bis zum 1. Juni andauert, dem Abgeord-netenhaus vorgelegt wird. Wenn er auch dort durchgeht und der Gouverneur seinen Segen gibt, könnte die fünfte Legalisierung der USA sogar schon am 1. September in Kraft treten. Dieses Szenario ist jedoch ziemlich unwahr-scheinlich, denn Greg Abbott, der seit Januar das Amt des Gouverneurs von Texas innehat,

verkündete im März, dass Cannabis im dies-jährigen Gesetzgebungszyklus nicht entkri-minalisiert und somit auch nicht legalisiert werden wird. Größere Chancen hat wohl eine Verbesserung der texanischen Regelung beim medizinischen Cannabis. Der Senat nahm ei-nen beschränkt wirksamen Gesetzesvorschlag für medizinisches Marihuana an, der den Pati-ent/innen zwar keinen Zugang zu Blüten, aber zu CBD-Öl verschafft. Dieser Bestandteil des Cannabis ohne psychoaktive Wirkung lindert die Symptome und verhindert das Auftreten von Krankheiten wie Epilepsie oder chroni-sche Entzündungen. Es ist aber nicht so weit einsetzbar wie Gottes Geschöpf, das Canna-bis. Obwohl CBD noch nicht lange medizinisch angewendet wird, entfachte der Fall Charlot-te Figi das Interesse an dieser Substanz. Bei diesem Mädchen konnten mithilfe von CBD-haltigem Cannabis mehrere Hundert epilepti-sche Anfälle in der Woche auf eine minimale Anzahl reduziert werden. Die schätzungswei-se 150.000 Bürger/innen von Texas, die unter Epilepsie leiden, könnten auch bald darauf zugreifen, nachdem das Oberhaus mit 26:5 Stimmen die medizinische Anwendung von CBD-Öl zuließ. Auch wenn die Legalisierung wahrscheinlich nicht durchkommt, sind beim medizinischen Cannabis einige Fortschritte in Texas zu erwarten.

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Polnische Aktivist/innen kämpfen für HanfölIm April wurde der stellvertretende Vorsitzende von Wolne Konopie (Freier Hanf), der größten polnischen Organisation von

Cannabisaktivist/innen, die auf Facebook über eine Viertelmillion Fans hat, verhaftet. Die Anklage lautet auf Schmuggel von

40.000 Portionen Rauschgift, obwohl es sich lediglich um Hanföl handelte, welches Jakub Gajewski den darauf angewiesenen

Patient/innen als lebensrettendes Medikament zukommen lassen wollte.

Der inhaftierte stellvertretende Vorsit-zende der Organisation Wolne Kono-pie äußerte sich zu dem Fall: „Gerade

habe ich die Kaution bezahlt und bin aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Nach der Anklage kann ich fünfzehn Jahre Haft bekommen. Sie behandeln mich als Krimi-nellen und klagen mich für den Schmuggel einer großen Menge von psychoaktivem Ma-terial, 0,9 kg Hanföl, an. Bei der Anklage des Schmuggels von 40.000 Dosen Rauschgift ver-schweigen sie, dass die Menge gerade mal zur Heilung eines Glioblastoms, eines Hirntumors der Klasse IV, ausreicht.

Ich bin aufgeregt und fürchte das Urteil des Gerichts. Ich wünsche keinem, dass er

fünfzehn Jahre ins Gefängnis muss für die Rettung von Menschenleben, die von der öf-fentlichen Gesundheitsfürsorge aufgegeben wurden, weil die Behandlung ihren Zustand verschlechtert hat. Ich tue alles, um das Leben meiner Angehörigen und meiner Patienten zu retten. Mit der ungerechten Behandlung, die sich gegen die Bürger richtet, bin ich nicht einverstanden. Auch nicht damit, dass Kran-ke benutzt werden, um Profit zu erzielen, und der Gleichgültigkeit gegenüber der gesund-heitlichen Lage der Menschen. Der Gebrauch von Heilpflanzen, die man in der Natur seit Anbeginn der Welt findet, kann nicht strafbar sein. Jeder von uns kann eines Tages an Krebs erkranken. Jeder von uns kann Epilepsie, Mor-

MEDI+GREEN

Jakub Gajewski

bus Crohn, Multiple Sklerose oder irgendeine andere Krankheit bekommen. Wir alle haben das Recht auf die für uns angemessene The-rapie.

Was ist das Problem dabei, wenn wir uns von diesen Krankheiten befreien wollen? Wa-rum gibt es ein Gesetz gegen Leute, die sich mit dem sichersten Mittel auf der Welt thera-pieren wollen? Besonders im Fall von Patien-ten, bei deren Behandlung die wissenschaft-liche Medizin und das Gesundheitswesen erfolgslos bleiben, ist es das wirkungsvollste Mittel. Seine Nebenwirkungen sind selbst im Vergleich zu einem einfachen Schmerzmittel gering. Auch bei kontinuierlicher Anwendung sind sie harmlos und nicht andauernd.

Meine Patienten sind nun von den für ihre Behandlung nötigen Medikamenten abge-schnitten. Das System, das für ihre Erkrankung verantwortlich ist, nimmt ihnen nun auch die Arzneimittel ab, verbietet ihnen die Therapie, die sie heilen würde, und lässt sie sterben. Wir laufen im Kreis und erschrecken vor dem entsetzlichen Unwissen, ausgelöst von Angst, dem Beharren auf den politischen Paradigmen des Verbots und der Narkophobie. Es stört un-ser rationales Denken und bringt Chaos und Unwissen in die Köpfe der Durchschnitts-menschen. Diejenigen, die das Drogenverbot erlassen haben, die USA, sind auch schon da-rauf gekommen, dass sie einen Fehler began-gen haben, und ließen diese Therapiemethode schnell zu, um erwachsenen und jugendlichen Patienten zu helfen. Mag sein, dass unser Sys-tem das in zehn bis fünfzehn Jahren auch tun wird, wenn ich aus dem Gefängnis komme.“

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neues Projekt ist, stießen wir auf viele Schwie-rigkeiten. Das ist so, wie wenn man zum ersten Mal ein Puzzle zusammensetzt – es dauert, bis alles an seinen Platz kommt. Wir kooperieren mit Ärzten, Finanzbehörden, Politikern, und natürlich bekommen wir Infos über die Me-thoden des Cannabisanbaus auf der für uns geeigneten Plantagengröße. Wenn wir alles Schritt für Schritt lösen, dann können wir die Zukunft skizzieren.“ Die Ernte verlief hervor-ragend. Die 400 Pflanzen erbrachten 120 kg Marihuana, die ins Labor geschickt wurden, um daraus Öl herzustellen. In der ersten Plan-tage wurden die Sorten Wappa, Durga Mata und Ice Cream angebaut, die sich alle großar-tig an das südamerikanische Klima anpassten und prächtige Erträge brachten. Die Stiftung vertraut darauf, dass sie im Herbst mit wei-teren 20 Gemeinden zusammenarbeiten kann, womit sich die Kosten dämpfen lassen und Cannabisöl für die Behandlung von 4000 Pa-tienten hergestellt werden könnte.

Über das Projekt wurde weltweit berich-tet, was innerhalb kurzer Zeit auch Wirkung auf die Politik ausübte. Die Abgeordneten stimmten vor Kurzem für eine Milderung des Cannabisgesetzes. Die neue Vorlage erlaubt, wenn sie Gesetzeskraft erlangt, den Besitz von sechs Cannabispflanzen zum persönli-chen Gebrauch, sei er medizinisch oder re-kreativ.

Chile: Medizinisches Cannabis geerntet

In der chilenischen Hauptstadt startete letzten Herbst das erste Programm für medizinisches Cannabis in Südamerika mit

der Unterstützung des Landwirtschaftsdiens-tes der Regierung. Der Erntezeitpunkt für das Freiland liegt in Santiago zwischen März und

April, daher sind die ersten 400 Pflanzen, ge-zogen aus Samen von Paradise Seeds, schon geerntet. Die Stiftung Daya wird aus ihnen Hanföl herstellen, das die Versorgung von 200 Krebskranken sicherstellt. Nicolas Dormal, Di-rektor der Stiftung Daya, sagte: „Da dies ein

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Auch dieses Jahr meinte es das Wet-ter nicht gut mit den Wiener Hanf-wander/innen, dennoch nahmen

nach Schätzungen der Veranstalter mehr als 12.000 Menschen an der Demonstration teil. Sie wissen genau, dass wir nicht schmeicheln wollen, aber wir können ruhigen Gewissens behaupten, die beste und größte Wiener Hanfwanderung der letzten Jahre gesehen zu haben.

Der Event und die Stimmung übertrafen die Vorjahre und schließlich kam auch die Sonne heraus. Es schien, als hätten dieses Jahr alle – die lokale Presse, die örtlichen Bür-gerinitiativen und die Sympathisant/innen – stärker mobilisiert als in den Vorjahren. Sicher spielen die internationalen Nachrichten über die Legalisierung und Trends auch eine Rolle,

aber das ist es nicht allein. Hoffen wir, dass immer mehr Menschen die Nachricht verstan-den haben, dass Cannabiskonsument/innen keine Kriminellen sind und dass der Cannabis-konsum nicht nur ein Vergnügen ist, sondern für viele eine Therapie. Dass Cannabis für sie eine Medizin ist und vielleicht die einzige Möglichkeit, ein erträgliches Leben zu führen. Stark besucht war auch der sogenannte Medi-zinische Lastwagen, den die Bürgerinitiativen gemeinsam an den Start geschickt hatten, um ihre Solidarität und ihre Unterstützung für die Patient/innen auszudrücken.

Die Freiheit war greifbar und die Einheit schien unverbrüchlich. Beim vielseitigen Mu-sikangebot fand sicher jeder etwas nach sei-nem Geschmack. Hoffentlich auch bei allem anderen.

Glückliche Wiener Hanfwanderung

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Cannabislegalisierung und tödliche Opiat-Überdosierungen

Eine neue Studie, die im August 2014 in der Zeitschrift der American Me-dical Association für Innere Medizin

veröffentlicht wurde, hat festgestellt, dass in US-Staaten, die die medizinische Verwen-dung von Cannabis legalisiert haben, eine drastische Reduzierung von Opioid-Überdo-sierungen stattgefunden hat.

Forscher der University of Pennsylva-nia, des Montefiore Medical Center / Albert

Einstein College of Medicine und der John Hopkins Bloomberg School of Public Health untersuchten die Todesfälle aufgrund von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln aus allen fünfzig US-Staaten im Zeitraum von 1999 bis 2010. Die Ergebnisse wurden durch die staatliche Behörde Centers for Disease Control and Prevention veröffentlicht.

Die Studie fand heraus, dass Staaten mit medizinischen Cannabisgesetzen eine zu 24,8

MEDI+GREEN

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befasst keine NPK-Bestandteile und sorgt während des Wachstumszyklus

für einen Wachstumsschub der Pfl anze. Zudem trägt er dazu bei, robustere

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potente Stimulator Ihre Pfl anzen intensiver blühen, was zu einer reichen Ernte

führen wird. Darüber hinaus hat ATA XL einen besonders günstigen Einfl uss

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Prozent niedrigere durchschnittliche Jahres-Mortalitätsrate durch Opioid-Überdosierun-gen hatten als Staaten ohne medizinische Cannabisgesetze. Die Forscher stellten fest, dass diese Änderung fast unmittelbar ein-trat – jeder Staat, der medizinisches Cannabis legalisierte, vermerkte einen dramatischen Rückgang der Todesfälle durch Überdosie-rungen mit Opiaten im ersten Jahr (durch-schnittlich etwa 20 Prozent weniger). Dieser Rückgang ging kontinuierlich weiter, Jahr für Jahr. Im fünften Jahr hatten Staaten einen Rückgang der Opioid-Todesfälle von bis zu 50,9 Prozent verzeichnet.

Forscher behaupten, dass in Staaten, in de-nen medizinisches Cannabis legalisiert wur-de, viele Patient/innen ihre rezeptpflichtigen Schmerzmittel durch natürliches Cannabis ersetzen oder zumindest die Menge an Medi-kamenten, welche sie zu sich nehmen, durch die Verwendung von Cannabis verringern können – so lässt sich die Verringerung der tödlichen Opioid-Überdosierungen vermut-lich erklären.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass „medizinische Cannabisgesetze mit deutlich niedrigeren Opiat-Überdosierungen assozi-iert sind˝.

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ihrer Erkrankung zum Teil einen hohen Be-darf an Cannabis. Den Patient/innen sollte es ferner gestattet sein, Extrakte und Lebens-mittel aus und mit Cannabis herzustellen.

Des Weiteren soll es für Patient/innen, die nicht selbst anbauen können oder wol-len, bzw. die mehr medizinisches Cannabis

benötigen als sie selbst herstellen können, möglich sein, sich in Vereinen (nach dem Prinzip der Cannabis Social Clubs) zu orga-nisieren und ihr Cannabis non-profit und gemeinschaftlich zu erzeugen und abzu-geben. Cannabis Social Clubs bestehen aus Mitgliedern (Patient/innen), die den Anbau einer begrenzten Menge Cannabis für ihren Eigenbedarf organisieren. Dadurch wird ein geschlossener Kreislauf zwischen Erzeugern und Patient/innen geschaffen, der bestimm-te Voraussetzungen hinsichtlich Gesundheit, Sicherheit, Transparenz und Rechenschafts-pflicht erfüllt. Hierfür müssten die gesetzli-chen Rahmenbedingungen erst geschaffen werden.

Zusätzlich wäre eine staatliche Abga-be über Apotheken aus der Produktion der AGES nach ärztlicher Verordnung an Pati-ent/innen zu gewährleisten. Die AGES pro-duziert bereits, rechtlich gedeckt, Cannabis in Österreich. Dies stellt eine gute Methode zur Versorgung von kranken Menschen (vor allem Geriatrie- und Palliativpatienten) mit sauberem medizinischem Cannabis dar.

Eine völlige Liberalisierung des Handels mit Cannabis unter staatlicher Kontrolle nach dem Vorbild von Colorado, Washing-ton, Alaska oder Uruguay wäre ein weiterer möglicher Weg, um Patient/innen zu versor-gen.

Das simpelste Konzept, um eine Versorgung der Patient/innen zu gewährleisten, ist es, ihnen zu er-

lauben, ihren Arzneihanf selbst zu züchten. Hierbei dürfen keine zu niedrigen Grenzen bei Pflanzenmenge oder Erntemenge gesetzt werden, denn Patient/innen haben aufgrund

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Sinnvolle Modelle zur Abgabe von

medizinischem Cannabis in Österreich?

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Im Zusammenhang mit

der letzten, im Januar

in Kraft getretenen

Legalisierung in

Colorado konnten wir

bisher nur Positives

berichten. Sie brachte

dem Staat erstaunliche

Steuereinnahmen, schuf

neue Arbeitsplätze,

reduzierte den

Alkoholkonsum und

parallel dazu die

häusliche Gewalt. Es

stellte sich heraus, dass

der Himmel nicht

einstürzt, wenn man die

Blüten einer allgemein

geschätzten Pfl anze

legal erwerben kann.

Colorado: Sorgen um QualitätDas Cannabis ist zu potent und verseucht

Um die Wahrheit zu gestehen: Wir hat-ten mit zahllosen Kinderkrankheiten gerechnet, die Modifizierungen der

Regeln nach sich ziehen würden. Bis jetzt aber bereiteten wahrscheinlich Speisen mit zu hohem THC-Gehalt die größten Schwie-rigkeiten. Die umfassende Studie des Testla-bors Charas Scientific macht jedoch auf ein viel grundlegenderes Problem aufmerksam: Es gibt ein Problem mit der Qualität des Cannabis von Colorado.

Verunreinigungen und Parasiten

Die Qualitätskontrolle der in den USA in Um-lauf befindlichen Cannabissorten ist keine neue Angelegenheit, Werc Shop in Kalifor-nien prüft schon seit 2010 die eingesand-ten Proben, die zum größten Teil für den medizinischen Markt bestimmt sind. Das Labor analysiert – abgesehen davon, dass es die Cannabinoide und das Verhältnis der verschiedenen Terpene bestimmt – auch die Verunreinigungen und das Parasitenvorkom-men. Obwohl es den Einreicher der Probe über Letzteres verständigt, bedeutet dies keine Verpflichtung für den Anbauer. Wenn dieser unverschämt genug ist, kann er seine Ernte trotzdem an die Apotheken verkau-fen.

Ähnlich ist die Lage in Colorado bei dem für den Genuss gedachten Marihuana. Cha-ra Scientific in Denver untersuchte mit einer anderen Methode – dem persönlichen Ein-sammeln der Proben – den Cannabismarkt von Colorado. Die Ergebnisse sind auch hier nicht befriedigend. Andy LaFrate und seine Kollegen untersuchten 600 Proben, die von lizenzierten Züchtern stammten. In seinem Vortrag auf der Sitzung der American Che-mical Society fasste LaFrate die Ergebnisse zusammen: Die untersuchten Proben ver-fügten in geringem Maße über medizinische Qualität und in großer Zahl waren sie mit Chemikalien verunreinigt beziehungsweise von Pilzen oder Parasiten befallen. „Ich will keine Panik schüren oder die Menschen in Schrecken versetzen, aber wir haben einiges stark verunreinigtes Marihuana gefunden“, ließ LaFrate gegenüber NBC News verlautba-ren. Er fügte hinzu: Da von natürlichen Stof-fen die Rede sei, gäbe es in den Proben im-mer etwas Verunreinigung, es sei aber nicht gleichgültig, wo man die Menge festsetze, die für den menschlichen Gebrauch eine Ge-fahr bedeutet, und bei welchen Chemikalien ausgesprochene Bedenken angesagt sind. Die Untersuchung der Cannabisproben um-fasste auch 200 Konzentrate. Hier erwähnte LaFrate die Lösungsmittel, beispielsweise das

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häufige Vorkommen von Butan, das beson-ders gesundheitsschädlich ist.

Weit entfernt von medizinischer Qualität

Die Forschergruppe machte auch auf ein weiteres Phänomen aufmerksam: den ho-hen THC- und niedrigen CBD-Gehalt (Can-nabidiol) der untersuchten Sorten. Wer die alarmierenden Nachrichten über die poten-ten Skunksorten verfolgt hat, weiß genau, dass das Verhältnis der beiden Komponenten verantwortlich ist für die eher unangeneh-men beklemmenden, psychoaktiven Wir-kungen bei dafür empfänglichen Personen. Denn wenig CBD reicht nicht aus, die vom THC verursachten unangenehmen Symp-tome auszugleichen. CBD verfügt darüber hinaus über zahlreiche vorzügliche medizi-nische Eigenschaften. Zum Beispiel hemmt es Entzündungen, wirkt wohltätig bei Au-toimmunkrankheiten, Diabetes oder Pro-blemen im Darmsystem. Daher übertreibt LaFrate nicht, wenn er sagt, dass erst CBD Cannabis zum Medikament macht. Die un-tersuchten Proben enthielten neben einem ausgesprochen hohen Gehalt an THC von durchschnittlich 18,7 Prozent nur 0,1 Pro-zent CBD, statt der durchschnittlichen 0,5–1 Prozent.

Neuerdings finden erfolgversprechende Experimente bei der Behandlung von Epilep-sie mit Sorten statt, die viel CBD und we-nig THC enthalten. Dies wird auch von den Medien aufmerksam verfolgt. Viele Familien sind nach Colorado gezogen, um legal an das „Wundermittel Cannabis“ zu gelangen. Daher ist LaFrate ausgesprochen besorgt, dass die Eltern statt mit Sorten, die ein ähn-liches Profil aufweisen, Cannabis mit einem hohen Gehalt an THC und wenig CBD für die Behandlung ihrer Kinder benutzen, was unter Umständen die Zahl der Anfälle noch erhöhen könnte.

text: Bob Arctor

Obwohl die meisten untersuchten Proben aus Geschäften stammten, die für den Ge-nuss verkaufen, stellten auch einige Händler von medizinischem Cannabis Charas Scienti-fic Proben zur Verfügung. LaFrate berichte-te, dass es zwischen den Sorten zum Genuss und denen zum medizinischen Gebrauch kaum einen Unterschied gegeben hätte. Das Ergebnis sei zum Teil damit zu erklären, dass die Wissenschaft erst vor kurzer Zeit das Can-nabidiol entdeckt hat und bisher Bedarf an Sorten mit hohem THC-Gehalt bestand, dem die Züchter versucht haben Rechnung zu tra-gen. Sorten mit hohem CBD-Gehalt würden erst seit Kurzem gezüchtet, was nicht nur die Konsument/innen begrüßten, die medizini-sche Ziele verfolgen, sondern auch jene, die kein High mit einem Pferdetritt wollen. La-Frate meint, dass die Testergebnisse sogar für die USA insgesamt repräsentativ sein könnten, denn die neuen Akteure auf dem medizinischen Markt beschäftigten mit Vor-liebe erfahrene Arbeitskräfte aus Colorado.

Fiasko der Legalisierung?

Für die Gegner des regulierten Hanfmarkts waren die Laborberichte Wasser auf ihre Mühlen. Sie belegten ihrer Meinung nach eindeutig, dass die Legalisierung nicht funk-tioniere. „Die Studie belegt, dass auch die Kontrolle der Regierung die Bakterien- und Chemikalienfreiheit des Marihuanas nicht sicherstellen kann“, erklärte Kevin Sabet, Präsident von Smart Approaches to Mariju-ana (SAM), der den legalen Hanfmarkt „Ta-bakindustrie 2.0“ nennt. Er sieht darin die Wiederkehr der Tabakfirmen, die bis zum letzten Moment versuchten, die wahren Gesundheitsrisiken des Rauchens sowie den Chemikaliengehalt zu verschweigen. Ohne in die mit Verschwörungstheorien geführte uferlose Diskussion einsteigen zu wollen, stellen wir fest, dass es für die Vervollkomm-nung der Legalisierung wirklich noch viel zu tun gibt, es aber unbegründet ist, von ei-nem Fiasko zu sprechen. Neben den früher erwähnten Erfolgen der Legalisierung dürfen wir nicht vergessen, dass sich der legalisierte Hanfmarkt in Colorado noch in der Testpha-se befindet, deren Erfahrungen aber der gan-zen Welt zugutekommen werden. Statt über die Qualitätsbedenken verbittert zu sein, sollten wir sehen, dass die Schaffung lega-ler Geschäfte die Möglichkeit eröffnet, die in den USA verbreiteten Cannabissorten genau-er kennenzulernen und die Regulierung zu verfeinern, beziehungsweise mit Aufklärung auf diese Tendenzen zu reagieren. Ohne Le-galisierung hätte sich dazu kaum eine Mög-lichkeit geboten.

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Seit im September 2004 die letzte CannaBusiness ihre Tore schloss, hat es keine

Hanfmesse auf deutschem Boden gegeben. Zwar waren immer mal wieder

entsprechende Veranstaltungen angedacht, in Berlin und Kassel beispielsweise,

umgesetzt wurde jedoch keine der anvisierten Cannabis-Messen. Das soll sich jetzt

ändern. Ausgerechnet in Bayern, genauer: in der Landeshauptstadt München, fi ndet

vom 10. bis 12. Juli in der Kulturhalle Zenith die Hanfmesse Cannabis XXL statt.

Ein mutiger Schritt, solch ein Event im prohibitiven Bayern anzuberaumen.

Cannabis-Messe in Deutschland

ben. In einem Hanf-Kochstudio können die Messebesucher/innen täglich von 12 bis 18 Uhr zu jeder vollen Stunde eine Kochshow unter dem Motto „High ist nur der Nähr-wert“ erleben. Insgesamt ist das Programm der Cannabis XXL randvoll mit interessanten

und wichtigen Veranstaltungen rund um die Cannabislegalisierung gefüllt. Im Rahmen der Eröffnungsgala wird am Freitagabend das Volksbegehren „Ja zur Legalisierung von Cannabis in Bayern“ vorgestellt werden.

Veranstalter Vaclav Wenzel Cerveny infor-mierte vorab über Intention und Zielsetzung der Cannabis XXL: „Die Cannabis XXL soll einen Rahmen bilden für das Volksbegehren als politisches Happening. Zudem soll die Messe ein Kulturevent sein und der Weiter-bildung dienen.

Das offizielle Einreichen des Volksbe-gehrens „Ja zur Legalisierung von Cannabis in Bayern˝ wird daher am 10. Juli 2015 ab 10 Uhr beim Bayerischen Landtag mit über 25.000 Unterschriften ein großes Medien-aufsehen erregen. Die anschließende poli-tische Podiumsdiskussion auf dem Messe-gelände weckt bereits im Vorfeld großes Interesse, denn es haben sich mehrere Bun-des- und Landtagsabgeordnete bereiterklärt, auf der Bühne mitzuwirken. Durch diesen politischen Hintergrund wird die Cannabis XXL-Messe im Fokus der Berichterstattung stehen.“

Infos: www.cannabisxxl.de

Bei der Cannabis XXL soll es sich the-matisch keineswegs nur um Rausch-hanf drehen, sondern um die ganze

Palette an Produkten, Einsatzgebieten und Dienstleistungen rund um die Cannabis-pflanze: ums Backen und Kochen mit Can-nabis, um Hanf als Medizin, um Cannabis als Rohstoff und Baumaterial, um Kosmetik und Wellness, um Textilien und Nahrungsmittel. Neben dem Messegeschehen hat der Veran-stalter Vaclav Wenzel Cerveny zudem einen Kongress geplant, bei dem Infotainment und Kultur an oberster Stelle stehen. So werden unter anderem bekannte Persönlichkeiten aus der Szene auftreten, Vorträge halten, Performances präsentieren und so weiter. Außerdem wird es Livemusik und politische Diskussionen (unter anderem mit DHV-Ge-schäftsführer Georg Wurth und Drogenpoli-tiker Frank Tempel) geben.

Apropos Livemusik: Das zur Messe gehö-rende Festival präsentiert als Highlight eine echte musikalische Größe auf der Outdoor-Bühne: den Legalisierungskämpfer und Liedermacher Hans Söllner. Außerdem wird die Münchener Rockband Wasteland auf-treten, und es wird eine Menge kultureller Veranstaltungen auf der Endoca-Bühne ge-

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Cannabiswissenschaft im MainstreamIn kurzer Folge machten zwei populäre amerikanische Zeitschriften das Thema Cannabis zu ihrer Titelstory. Der Fokus des

Time Magazines und des National Geographic lag gleichermaßen auf den laufenden wissenschaftlichen Experimenten mit

Cannabis; beide nahmen sich des Themas mit der nötigen Offenheit an.

National Geographic geht ebenfalls in die 1960er Jahre zurück, konzentriert sich aber nicht auf die Antidrogenbestrebungen, son-dern zeigt auf, wie die Wissenschaft die Be-standteile des Cannabis und seine therapeuti-sche Anwendbarkeit entdeckte. Die Zeitschrift lässt Professor Raphael Mechoulam zu Wort kommen, der mit seiner Forschungsgruppe als Erster die beiden Hauptwirkstoffe des Can-

nabis, THC und CBD, entdeckte. Nach fünfzig Jahren Forschungsarbeit sind nach Meinung des Professors noch weitere Forschungen nö-tig, um beispielsweise das „Cannabis-Myste-rium“ zu verstehen: Warum ist synthetisches Cannabis weniger wirksam als das „gemein-same Konzert“ der Komponenten der natürli-chen Pflanze? Detailliert wird über die Arbeit von Manuel Guzmáns Forschergruppe berich-tet, für deren neue Versuche mit Krebspati-ent/innen die Medical Bike Tour Jahr für Jahr finanzielle Unterstützung sammelt. Anderer-seits bietet die Zeitschrift ein Bild der Groß-züchter in Colorado und der „therapeutischen Einwanderung“ von Kranken und oft deren Eltern, die in den Staat strömen, weil sie in ihrem eigenen Staat kein Cannabis gegen ihre Symptome erhalten. Wir hoffen, dass auch in populären europäischen Zeitschriften die stürmische Entwicklung der Cannabiswissen-schaft ähnliche Aufmerksamkeit erhält.

In seinem Leitartikel „Großes Grasexperi-ment“ geht das Time Magazine bis zu den Anfängen des Drogenkrieges zurück, der

wissenschaftliche Experimente mit Cannabis unmöglich machte. Es laufe der Vernunft zuwi-der, dass sich die Verhältnisse kaum gebessert haben, nachdem fast die Hälfte der US-Staa-ten Programme für medizinisches Cannabis erlaubten und in vier Staaten der Handel mit Gras freigegeben wurde. Die zitierten Fachleu-te erheben die Vorwürfe, dass Cannabis wei-terhin als verbotenes Mittel geführt wird, dass seine medizinische Anwendung offiziell nicht erlaubt ist, dass die Regierungsvorschriften für die Forschung irreal streng sind und dass die Menschen infolge der Propaganda jetzt auch schon nicht mehr an die echten positiven Wir-kungen glauben.

Die wenigen gezielten Forschungen be-leuchten jedoch das medizinische Potenzial des Cannabis bei der Behandlung zahlreicher Sym-ptome. Es besteht die Hoffnung, dass die Le-galisierung der medizinischen Forschung zum Schutz gereicht. Colorado wendet dieses Jahr 9 Millionen Dollar seiner Steuereinnahmen aus dem Marihuanahandel für die Untersuchung der medizinischen Wirkungen von Cannabis auf. Die Forschungen analysieren die Behand-lungsmöglichkeiten des Reizdarmsyndroms (RDS), der Posttraumatischen Belastungsstö-rung (PTBS) und der Parkinson-Krankheit.

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Schadensbegrenzung mit Cannabisgewerteten Fragenbögen und der Untersu-chung des Gesundheitszustandes zu urteilen, bietet Cannabis eine sicherere Alternative zu Alkohol, Medikamenten und anderen Drogen. Die Gefahr, dass jemand davon ab-hängig wird, der Symptome wie chronische Schmerzen damit lindert, ist geringer, zudem ist Cannabis wirksamer. Die Forscher/innen meinen daher, dass jenen, die den Gebrauch

von Rauschmitteln nicht aufgeben können oder wollen, Cannabis eine angemessene, schadensbegrenzende Alternative böte. Je-doch seien wegen der geringen Anzahl von Teilnehmer/innen weitere Untersuchungen nötig.

Wir verbuchen aber einen weiteren Be-weis dafür, dass die Legalisierung aus medi-zinischen Gründen angezeigt ist.

In den letzten Jahren machten Addikto-logen darauf aufmerksam, dass die Zahl der problematischen Alkohol-, Arzneimit-

tel- und Rauschmittelkonsument/innen in der oberen Altersschicht stark ansteigt. Nach einer neuen Studie mit 100 Teilnehmer/innen sind jene Konsument/innen, die von ihrem Rauschmittel auf Cannabis umsteigen, we-niger Nebenwirkungen ausgesetzt und die Gefahr einer Abhängigkeit wird ebenfalls geringer. Der Gebrauch der verschiedenen Stoffe in den Kreisen der Älteren ist oft auf Selbstmedikamentierung zurückzuführen. Je älter ein Mensch ist, desto mehr unangeneh-me Symptome treten bei ihm auf. Und die versucht er mit Medikamenten, Alkohol oder anderen Drogen zu lindern. Das trifft schein-bar in besonderem Maße auf die sogenannte Generation Baby Boom zu, die ehemaligen Hippies, die schon in der Jugend Erfahrungen mit Drogen gesammelt haben. In ihren Krei-sen führte das Institute for Scientific Ana-lysis in San Francisco unter der Leitung von Nicholas Lau eine Studie durch, welche die Vergangenheit von 97 zwischen 1946 und 1964 geborenen gegenwärtigen Cannabis-konsument/innen untersuchte. Die Mehrheit der Untersuchungsteilnehmer/innen hat in einem früheren Lebensstadium verschiedene Mittel benutzt, bevor sie sich für Cannabis entschied. Nach den Interviews, den aus-

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Erfolge bei der Epilepsiebehandlung

teil des Cannabis, an dem in jüngster Zeit die Wissenschaft gesteigertes Interesse zeigt. Die Studie schloss 213 Personen ein, die an zwölf verschiedenen Typen Epilepsie leiden, unter anderen am Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrom. Während der zwölfwöchigen Un-

tersuchung reduzierte sich die Häufigkeit der Anfälle im Durchschnitt um 54 Prozent. Ins-gesamt 6 Prozent der Untersuchten klagten über Nebenwirkungen: Schläfrigkeit, Müdig-keit, Durchfall und verstärkten Appetit. Orrin Devinsky, Epilepsiespezialist und Leiter der Studie, sagte, dass diese frühen Ergebnisse eine größere Anzahl von placebokontrollier-ten Blindstudien erforderten, um ein genau-eres Bild von der Wirksamkeit des CBD zu ge-winnen. „Bisher sind wenige Untersuchungen über dieses Marihuanaextrakt entstanden. Die Ergebnisse lassen mit großem Interesse rech-nen, hauptsächlich bei Eltern und Kindern, die Hilfe gegen die schwächenden Anfälle su-chen“, sagte Devinsky.

Immer mehr Menschen versuchen, parallel zum CBD-Konzentrat Cannabissorten mit ho-hem Cannabidiol- und geringem THC-Gehalt anzuwenden. Auf deren Wirkung hatte der Fall der kleinen Charlotte Figi aufmerksam gemacht, bei der es gelang, mehrere Hundert Epilepsieanfälle pro Woche auf zwei bis drei pro Monat zu reduzieren. Die nach ihr be-nannte Cannabissorte Charlotte‘s Web, mit ei-nem Verhältnis von CBD zu THC von 30:1, wird bei Epileptikern immer beliebter. In Staaten, in denen der medizinische Cannabisgebrauch noch nicht gestattet ist, bieten CBD-Extrakte wie Epidolex – nach den Vorabergebnissen zu urteilen – eine geeignete Alternative.

Im April wurden vorab einige Ergebnisse der Experimente von GW Pharmaceuticals mit CBD, die noch im Gange sind, veröf-

fentlicht. Das unter dem Namen Epidiolex vertriebene Produkt enthält reines CBD (Can-nabidiol), den nicht-psychoaktiven Bestand-

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Was wissen wir über medizinisches Cannabis?

Kein Thema im Zusammenhang mit Cannabis zieht weitere Kreise als seine medizinische Verwendung. Für viele ist

es ein Allheilmittel, während andere meinen, diese Auffassung entspringe bekifften Köp-fen. Die britische Organisation Cannabis Law Reform (CLEAR) versucht in ihrer neuesten

Publikation Klarheit darüber zu schaffen. Das Ziel des Anfang April erschienenen Berichts „Medical Cannabis: The Evidence” ist es, mit dem Vergleich von Ergebnissen aktueller und überprüfter Untersuchungen Nachweise für die medizinische Anwendbarkeit von Canna-bis zu liefern. Die Veröffentlichung präsentiert mittels einer Menge gesichteter Publikatio-nen die Breitenwirkung des Cannabis und die Bedingungen für seine sichere Anwendung. Der Bericht hebt fünf Therapiegebiete her-vor, in denen die Nachweise am deutlichsten sind: Alzheimer, Krebs, chronische Schmerzen, Morbus Crohn und Multiple Sklerose. „Diese Untersuchung räumt ein für alle Mal mit dem Mythos auf, dass Cannabis keinen nachgewie-senen Wert hat“, erklärte der Autor des Be-richts, Peter Reynolds. „Dutzende von Belegen ausgezeichneter Qualität aus verschiedenen Quellen gibt es, unter ihnen klinische Unter-suchungen mit Blindstudien und Placebotests stehen zur Verfügung. Wer sich das anschaut, kann nicht mehr zweifeln. Es ist ein Heilmittel, das Leben rettet, weniger gefährlich ist als die Produkte der Pharmaindustrie und mit weni-ger unangenehmen Nebenwirkungen Patien-ten Hilfe bei Schmerzen und verschiedenen anderen Symptomen bietet. Dringend muss

den Ärzten die Möglichkeit zur Verschreibung gegeben werden und man muss sie über die Anwendung der Pharmaprodukte auf Canna-bisbasis fortbilden.“ Der Bericht kann auf der Webseite www.clear.uk.org heruntergeladen werden, wo man sich online auch in die Dis-kussion einschalten kann.

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Alexander Pannier (47) aus Delmenhorst in Niedersachsen war

heroinabhängig und nutzt heute Cannabis als

Substitutionsmittel seiner Wahl. Er ist

Cannabispatient nach § 3 Abs. 2 BtmG und bekommt schon seit

2001 THC-haltige Medikamente:

erst Marinol, dann Dronabinol und seit 2012

auch Cannabis-Flos – ganz legal aus der

Apotheke. Da er sich die hohen Preise für

Apotheker-Gras nicht leisten kann, will er

seine Medizin selbst anbauen dürfen – doch

sein Anbauantrag wurde wegen eines

Fremdfehlers abgelehnt. Sein daraufhin

eingelegter Widerspruch führte zu einer

Untätigkeitsklage gegen das Bundesinstitut für

Arzneimittel und Medizinprodukte

(BfArM).

„Ich erfülle zur Not auch die

dümmsten Aufl agen!“

Medijuana: Bitte erzähle uns zunächst von

deinen gesundheitlichen Problemen und wie

du dabei auf Cannabis als Medizin gestoßen

bist.

Alexander Pannier: Meine gesundheitlichen Probleme resultierten aus meiner Heroin-sucht, die ich aber überwinden konnte. Can-nabis als Medizin half mir sehr beim Ausstieg aus dem Methadon-Programm. Meine offi-zielle Hauptdiagnose ist jedoch ADHS – ich persönlich bezeichne das immer als „asozia-les Verhalten“. Denn nur wenn ich Cannabis geraucht habe, bin ich ruhig und halbwegs ausgeglichen und in der Lage, erfolgreich zu kommunizieren – ich kann dann meine Gedanken viel besser ordnen, die sonst wild durcheinanderfliegen. Andere finden mich dann schwer verständlich, manchmal arro-gant oder auch mal durchgeknallt. Das alles kriege ich mit Cannabis aber einigermaßen in den Griff. Das erzählte ich auch meinem mich damals behandelnden Arzt und bat ihn, mir statt Methadon fortan lieber Cannabis zu verschreiben.

MED: Gäbe es auch andere medizinische

Mittel, die dir vergleichbar helfen könnten?

AP: Ja, anfangs glaubte man auch an die Wirksamkeit von Benzodiazepinen wie Vali-um – die hatte ich zuvor auch schon eine Zeit lang verschrieben bekommen. Die Ne-benwirkungen waren jedoch unverhältnis-mäßig schlimmer als bei Cannabis – manch-mal wusste ich gar nicht mehr, was ich in meinem Delirium gesagt, getan oder im Internet geschrieben hatte. Aber ich musste halt nehmen, was man mir verschrieb – ich hatte ja keine Alternativen.

Heute weiß ich, dass ich von Benzodia-zepinen lieber die Finger lasse und mich auch nicht mehr als Experimentierfeld für ahnungslose Ärzte hergebe, die mit immer neuen Medikationsansätzen ihre eigene In-kompetenz zu verschleiern versuchen.

MED: Hast du auch von Cannabis

irgendwelche bemerkenswerten

Nebenwirkungen?

AP: Nur ganz selten – als ich mir zum Bei-spiel mal ziemlich starkes Haschisch besorgt hatte, kriegte ich davon ein paar leichte Kreis-laufprobleme. Bei meinem Apothekengras passiert mir so etwas nie – da kann ich die Dosierung schon viel genauer einschätzen.

text: Martin Müncheberg

MEDIZIN

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MED: Wer übernimmt in deinem Fall

eigentlich die Kosten für die grüne Medizin?

Bist du einer der wenigen Glücklichen, bei

denen die Krankenkasse alles zahlt?

AP: Schön wär’s – die ca. 20.000 Euro, die das Cannabis-Flos pro Jahr kostet, blei-ben natürlich komplett an mir hängen, da sich auch meine Krankenkasse nach wie vor weigert, die Kosten zu übernehmen. 20.000 Euro pro Jahr für Cannabis auszugeben kann ich mir aber nicht leisten, und so habe ich 2013 einen Anbauantrag gestellt und da-bei alle Tatsachen auf den Tisch gelegt. Ich erklärte, dass ich die 20.000 Euro pro Jahr nicht bezahlen kann, andererseits aber auch nicht wieder im Knast landen möchte, wenn ich notgedrungen meine Medizin selbst und illegal anbauen würde. Da blieb mir dann nur übrig, den langen, legalen Weg zu gehen. Ich glaube ja eh, dass wir in Deutschland end-lich wieder ganz legale Hanfpflanzen brau-chen, und daher erfülle ich zur Not auch die dümmsten Auflagen, die mir das BfArM auf-erlegt. Ich habe von Anfang an zu allem Ja und Amen gesagt, fleißig Kostenvoranschlä-ge eingeholt und dann auch alle dazugehö-rigen Papiere fristgerecht eingereicht. Dann fiel dem BfArM auf, dass die Umbaufirma einen Fehler gemacht und bei mir eine fal-sche Apothekentür eingeplant hatte – diese hatte eben keine Direktschaltung zur Polizei. Das hatte die Sicherheitsfirma nicht beach-tet. Daraufhin hat die BfArM gesagt: „Herr Pannier, es tut uns leid, aber Sie haben hier die falsche WK3-Tür eingeplant, daher kön-nen wir Ihnen das so leider nicht genehmi-gen …“

Dagegen und gegen die hohen mit den Sicherheitsauflagen verbundenen Kosten in Höhe von insgesamt ca. 25.000 Euro habe ich Widerspruch vor Gericht eingelegt – schließlich bin ich ja kein Techniker und habe selbst keinen Fehler gemacht. Wenn nicht mal eine zertifizierte Sicherheitsfirma – von denen es in Deutschland übrigens nur drei Stück gibt, die so etwas für die BfArM machen dürfen – mit den erteilten Auflagen klarkommt, wie hätte ich denn erkennen sollen, dass hier ein Fehler gemacht wurde?

MED: Wie wurde auf deinen Widerspruch

reagiert?

AP: Erstmal gar nicht. Man hätte inner-halb von drei Monaten darauf reagieren müssen, doch als ich dann nach einem hal-ben Jahr immer noch keine Antwort hatte, reichte ich beim Verwaltungsgericht Köln eine Untätigkeitsklage gegen das BfArM ein. So forderte schließlich das VG Köln schrift-lich vom BfArM eine Stellungnahme zu meiner Untätigkeitsklage, in die mein Wi-derspruch inzwischen aufgegangen ist. Nun hat die BfArM noch etwa vier Wochen Zeit, auf das gerichtliche Schreiben zu reagie-ren. Ich bin mal gespannt, was dabei raus-kommt. Obwohl das eigentlich egal ist, ich will nur wissen, woran ich bin. Und wenn ich dann das ganze Spielchen nochmal von vorn beginnen muss, dann ist es halt so. Auch die 25.000 Euro für die Erfüllung der Auflagen würde ich schon irgendwie zusammenkriegen. Ich würde es dann mit einem Spendenaufruf versuchen und hof-fen, dass man mir hilft, um so auch etwas für andere Cannabispatienten zu bewegen. Ich lasse jedenfalls nicht locker, und wenn dann plötzlich doch die Krankenkassen die Kosten für Apotheken-Gras übernehmen müssen, um die vielen Cannabispatienten mit ihren gerechtfertigten Anbauanträgen auszubremsen, die sie sonst gerichtlich durchboxen würden, dann soll es mir auch recht sein.

MED: Aber soweit ist es ja noch lange nicht.

Welche Menge darfst du eigentlich – wenn

du sie dir denn leisten kannst – pro Tag

konsumieren?

AP: Das sind knapp 3,3 Gramm am Tag – aber die BfArM interessiert sich ja immer nur für Jahresmengen. Da habe ich eine Ge-nehmigung für 1,2 Kilo im Jahr. Leider bin ich hier gezwungen, deutliche Abstriche zu machen, da ich mir selbst mit preiswerterem Schwarzmarkt-Gras diese Menge nicht leis-ten kann. In der Praxis kann ich nur etwa ein halbes Gramm am Tag bezahlen – damit kann ich gerade so überleben.

MED: Auf dem Schwarzmarkt kostet das

Gras ja nur halb so viel wie in der Apotheke …

AP: Richtig, da kostet das Gramm sech-zehn und auf der Straße acht Euro. Manch-mal fühle auch ich mich gezwungen, auf dem schwarzen Markt einzukaufen – daher habe ich auch einige Kontakte, was ich auch gar nicht für verwerflich halte. Beim Dealer meines Vertrauens kriege ich eine ähnliche Qualität wie die aus der Dose – und zwar zum halben Preis.

MED: Und die Polizei kann ja eh nicht

wissen, ob das Gras aus dem Döschen da

hineingehört oder nicht …

AP: Das finde ich allerdings etwas ge-fährlich, ich selbst habe mich bisher noch nicht getraut, etwas umzupacken. Und im schlimmsten Fall sacken sie es ja trotzdem ein – wie bei Robert Strauss – mit der Be-gründung, sie wüssten ja nicht, was in der Dose drin ist. So musste Robert wieder Mor-phium nehmen, stürzte danach schwer und starb.

MED: Hält deine Familie eigentlich zu dir

und kannst du mit ihr ganz offen über deine

Medizin sprechen?

AP: Klar, meine Familie unterstützt mich und kriegt natürlich auch alles ganz genau mit. Meine Frau unterstützt mich auch fi-nanziell, indem sie mich krankenversichert und das ihr Mögliche tut, um mir zu helfen. Wir leben in einer Bedarfsgemeinschaft, das heißt, sie hat die volle finanzielle Verantwor-tung für mich übernommen. Ich selbst kann ohne Gras – so unterversorgt, wie ich bin – leider nicht vernünftig arbeiten gehen.

MED: Welche Zukunft würdest du dir

für Cannabis als Medizin in Deutschland

wünschen?

AP: Vor allem würde ich mir wünschen, dass über alle bereits gestellten Anbauanträ-ge von Cannabispatienten noch in diesem Jahr entschieden wird. Allerdings gehe ich davon aus, dass es noch mindestens drei Jah-re dauern wird, bis diese Möglichkeit durch alle Instanzen „durchgeklagt“ ist. Wenn die Krankenkassen eine Kostenübernahme bis dahin abwehren konnten, wird es für alle Cannabispatienten kein größeres Problem mehr darstellen, sich ihre grüne Medizin in den eigenen vier Wänden zu ziehen.

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40

Die Herstellung von medizinischen

Cannabis-ExtraktenButane Honey Oil (BHO), Dab, Shatter

MEDIZIN

Befüllung der Tube

Das Material zerkleinern, das geht entweder händisch oder mit einem Grinder, oder auch in einem Standmixer. Dann das zerkleinerte Material in die Tube einfüllen, jeweils eine kleine Menge und das Material immer etwas nachstopfen (nicht zu fest). Das geht leich-ter mit einem Trichter oder einem gefalteten Stück Papier. Auf die große Öffnung kommt das Edelstahlsieb, welches mit dem Kabel-binder befestigt wird.

Extraktion und Wasserbad

Dieser Arbeitsschritt darf ausschliesslich im Freien durchgeführt werden!

Die Tube muss senkrecht über einer Glas-schüssel gehalten werden. Handschuhe be-nutzen, die Tube wird sehr kalt! Oben durch die kleine Öffnung wird das Gas eingelassen. Es ist wichtig, den gesamten Inhalt der Dose durch die Extraktionstube zu geben. Nach-dem das Gas drin ist, die Dose noch ca. 30

Extrakt aus der Schüssel gekratzt und auf der PTFE-Folie platziert

Vakuumkammer in Aktion

Butan-Cannabinoidgemisch im Wasserbad

Schüssel mit (ungereinigtem) BHO

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WARNUNG: Extraktionsprozess nur im Freien

durchführen! Der Extraktionsprozess kann, wenn

nicht ordnungsgemäß durchgeführt, mit Risiken

verbunden sein! Explosionsgefahr!

text: C. Anna Histič

Platziert die Vakuumkammer auf einem Heiz-element oder in einem Wasserbad. Gebt den Deckel auf die Vakuumkammer und schließt beide Ventile. Verbindet die Pumpe mit der Kammer und schließt sie ans Stromnetz. Da-nach öffnet Ihr das Ventil zur Pumpe (siehe Foto). Gegebenenfalls müsst Ihr den Deckel der Kammer etwas andrücken, um Unter-druck zu erzeugen. Jetzt wird der Unter-druck aufgebaut. Sechs Stunden im Vakuum ergeben definitiv einen reinen medizinischen Extrakt.

Das BHO ist nun fertig, kann noch auf ein kleineres Format gefaltet oder einfach so ge-lagert und konsumiert werden.

Sekunden oben lassen. Im Anschluss könnt Ihr das kleine Loch oben mit einem Finger zuhalten und noch etwas Gas ablaufen las-sen. Das Ganze wiederholen, bis alle Gas-dosen verbraucht sind. Danach gebt Ihr die Schüssel, in der sich das Cannabinoid-Bu-tan-Gemisch befindet, in ein Wasserbad und lasst das restliche Butan verdampfen. Wenn alles an Butan verdampft ist, kann wieder in Innenbereichen gearbeitet werden.

Reinigung des Extraktes in der Vakuumkammer

Jetzt muss der Extrakt mit einem geeig-neten Werkzeug (z. B. einem Spachtel) aus der Schüssel gekratzt werden und auf But-terbrotpapier, Pergamentpapier oder PTFE-Folie gebracht werden (auf den Fotos wurde PTFE-Folie verwendet). Gebt das Papier mit dem Extrakt nun in die Vakuumkammer.

Benötigte Materialien:– 30 Gramm Ausgangsmaterial (trocken)– Extraktionstube zur Herstel lung von essentiellen Ölen und Wachsen (z. B. WAXY! BHO Tube, 30 Gramm Fassungsvermögen)– Edelstahlsieb 50µ– Kabelbinder– 2–3 Dosen (gereinigtes) Butan-Gas (z. B. Colibri; Tycoon; Clipper 12-Loop Pure Butane) oder alternativ 1 Dose Dimethyl ether (von Dexso GmbH)– Handschuhe– Glasschüssel– Wasserbad– Vakuumkammer und Vakuumpumpe (z. B. Best Value Vacs)– Butterbrotpapier, Pergamentpapier (z. B. RAW Parchment) oder Oil Slick PTFE

Vakuumpumpe, Vakuumkammer, Ventil Richtung Pumpe offen

fertiger Extrakt

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CANNA+GLOBE

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HanfkosmetikaWunder aus Hanföl zum Schutz

der Haut und der Gesundheit

text: Sarah Klos

Produkte auf Hanfbasis enthalten meist außer dem Hanföl keine anderen Teile der Pflanze. Die antibakterielle,

entzündungshemmende und das Immunsys-tem stärkende Wirkung des Hanföls ist wis-senschaftlich bewiesen. Es regeneriert und vitalisiert die Haut, erhöht ihre Elastizität und verjüngt sie. Die Haut wird intensiv mit Feuchtigkeit versorgt und erhält einen seidi-gen Glanz.

Die Vorzüge kosmetischer Produkte auf Hanfbasis

Kosmetische Produkte auf Hanfbasis haben gegenüber herkömmlichen Produkten zahl-reiche Vorzüge. Der Großteil der Grundstoffe entstammt biologischem Anbau, der unter strengen Qualitätskontrollen stattfindet. Da-her sind die meisten Kosmetika auf Hanfba-sis ziemlich teuer. Langfristig lohnt sich aber die Ausgabe – Anwender/innen berichten schon nach Gebrauch ausgesprochen gerin-ger Mengen von sichtbaren Verbesserungen ihrer Haut.

Nicht zu unterschätzen ist der Vorzug, dass diese Kosmetika absolut keine schäd-lichen Nebenwirkungen haben. Das kann wichtig sein für Menschen, die an chroni-schen Hautkrankheiten leiden und ihnen eine Alternative neben oder statt der me-dizinischen Behandlung bieten. Die haut-

verjüngende Wirkung von durch die Haut aufgesogenen Steroiden ist durch klinische Experimente belegt. Es überrascht nicht, dass viele Patient/innen mit Ekzemen und Schuppenflechten alternative Heilmethoden suchen, um die Behandlung mit Medika-menten zu ergänzen oder sie vollkommen abzulösen.

Patient/innen mit leichten oder mittelmä-ßigen Symptomen stellen oft fest, dass sie – haben sie ihren Haushalt chemiefrei gemacht – längere Zeit oder sogar endgültig von den Symptomen befreit sind. Chemiefreier Haus-

Die Haut ist das größte Organ des menschlichen

Körpers. Sie versieht primär eine

Schutzfunktion. Daher ist ihre Pfl ege und die

Behandlung eventueller Erkrankungen

außerordentlich wichtig. Kein Wunder, dass

Kosmetika auf natürlicher Basis immer beliebter werden – ihre Herstellung ist weniger umweltschädlich als die

herkömmlicher Produkte und ihre Wirkung oftmals

besser.

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halt bedeutet, alle Putz-, Reinigungs- und Waschmittel auf Naturprodukte umzustellen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, sämtliche persönlichen Körperpflegemittel durch Na-turkosmetika zu ersetzen, die streng kont-rolliert hergestellt wurden. Kosmetika aus Hanföl bieten hier eine erstklassige Alterna-tive.

Mineralöl vs. Pfl anzenöl

Die meisten herkömmlichen Kosmetikartikel basieren auf Petroleum, welches indirekt in den Blutkreislauf gelangen kann, da unsere Haut bis zu 60 Prozent der Bestandteile des Präparats aufnimmt. Die schädliche Wirkung von Petroleum beziehungsweise anderen Mineralölen ist nicht eindeutig belegt, aber dass die zur Raffination dieser Öle benötig-ten Hilfsstoffe – die sich somit auch in den Kosmetika befinden – eine schädliche Wir-kung auf die Haut haben, ist bekannt. Die in kosmetischen Produkten benutzten Öle – nicht nur die mineralischen, sondern auch die pflanzlichen – müssen jedoch raffiniert werden. Die Raffinationsmethoden bei den Pflanzenölen sind aber viel schonender und dadurch umwelt- und gesundheitsfreundli-cher als bei den Mineralölen.

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Naturkosmetika rapide angestiegen. Zahlreiche Hersteller benutzen jetzt in ihren Produkten statt Petroleum Palmöl und kön-nen sie daher als Naturprodukte verkaufen. Palmöl ist jedoch in diesem Zusammenhang auch nicht unproblematisch, da zu seiner Herstellung Tropenhölzer ozeanischer Insel-gruppen – Heimat vieler geschützter Tierar-ten – vernichtet werden. Gegenwärtig kämp-fen Umweltschutzorganisationen für eine

Regulierung des Ölpalmenanbaus. Sie wollen die Folgen der Gier nach billigem Palmöl der Allgemeinheit transparent machen. Die Herstellung von Hanföl ist zwar teurer, aber auch ethischer als die von Palmöl – sie er-fordert nicht die Vernichtung bedrohter Ar-ten.

Vitamin D und Hanföl

Gesundheitsprobleme, die mit Vitamin-D-Mangel zusammenhängen, gelangen immer öfter ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Hanf-öl ist das einzige natürliche Öl, das Vitamin D enthält. Klinische Untersuchungen bele-gen, dass Vitamin D in der Lage ist, äußerlich – durch die Haut – einzuwirken. Vitamin-D-Mangel wird bisher fast ausschließlich in den Vereinigten Staaten mit Cremes auf Hanföl-basis behandelt. Bestandteil ist bezeichnen-derweise heute noch industriell hergestelltes Vitamin D, aber es besteht die Aussicht, dass die Hersteller bald Hanföl und das in ihm enthaltene Vitamin D einsetzen.

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In der NaturIn der NaturZum Thema Outdoor Vaping

Auf dem immer größeren Gebiet der Vaporizer gibt es eine ständig wachsende

Nachfrage nach tragbaren Vapori-zern, die raue Umstände vertragen. Ob Du Deinen Verdampfer auf Hi-kes, Snowboardtrips oder Festivals mitnimmst, macht keinen großenUnterschied, aber Du kannst verschie-dene Überlegungen anstellen, wenn es darum geht, den richtigen Vapo-rizer auszuwählen. In diesem Artikel werden wir ein paar der aktuellsten Modelle besprechen, ebenso „Klassi-ker“, die immer noch eine gute Wahl sind, wenn es um tragbare Vaporizer geht.

Vaporizer mit Lithiumbatterien

Seitdem Lithiumbatterien mit höhe-rer Kapazität erschwinglich geworden

sind, bauen die Hersteller diese Hoch-leistungsbatterien gern in ihre tragbaren

Vaporizer ein. Diese Batterien heizen nicht nur schnell auf, sie geben Dir auch mehr Zeit,bis wieder aufgeladen werden muss. Flower-mate ist zum Beispiel ein tragbarer Vapori-zer mit zwei Hochleistungsbatterien à 2600 mAh, die bis zu 2,5 Stunden Verdampfen ermöglichen. Man schätzt, dass die Vapori-zertechnologie immer besser wird – kürzere Aufheizzeiten und noch stärkere Batterien. Interessante Zeiten!

Austauschbare oder eingebaute Batterien?

Wenn Du den Vaporizer unterwegs benutzt und ständig Zugriff auf das Stromnetz hast, dann ist das Aufladen der Batterie für Dich kein Thema. Das ändert sich, wenn Du in ab-gelegene Gegenden kommst, wo kein elek-trischer Strom zur Verfügung steht. Einige Vaporizer (z.b. Der Storm) benutzen jetzt aus-tauschbare Li-Ion-Batterien, gewöhnlich vom Typ 18650. Diese Batterien sind preisgüns-tig und es empfiehlt sich, eine oder mehrere geladene Ersatzbatterien bei sich zu tragen.

Auf diesem Sektor ist Magic-Flight Launch Box interessant, ein schöner, klassischer Va-porizer, der mit AA-Batterien arbeitet. Weil diese Batterien nur eine begrenzte Menge Power liefern, kannst Du mit einer Handvoll von ihnen (geladen natürlich) eine ganze Weile verdampfen. Achte aber darauf, dass

CANNA+GLOBE

Hammer Pro

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die Enden der Batterien sich nicht berühren, benutze also Abdeckkappen, weil sie sich sonst entladen.

Mit Butangas betriebene Vaporizer

Der WISPR des irischen Herstellers iolite ist nun schon einige Zeit auf dem Markt, aber immer noch eine gute Wahl, besonders für Outdoor-Enthusiasten. Er konvertiert Butan-gas in Hitze, und das macht er sehr effizient. Wenn Du eine Nachfülldose Butangas mitauf Deinen Trip nimmst, dann hast Du Treib-stoff für mehr als genug Sessions.

Ein anderer ausgezeichneter „Butandamp-fer“ ist der Hammer Pro mit einem Glas-mundstück für superreinen Dampf.

Das Marktsegment für Butangasvapori-zer ist heutzutage sehr klein, aber sie sind in bestimmten Situationen sehr praktisch. Man darf aber nicht vergessen, dass diese Vaporizer gewöhnlich etwas laut sind, wenn das Butan verbrennt. Alle, die es in höhere Regionen zieht, sollten wissen, dass es Probleme geben kann, Butangas in über 1600 m Höhe zu entzünden.

Vaporizer mit externem Akku aufl aden

Externe Akkus bzw. Powerbanks wer-den immer populärer, und das hat einen guten Grund. Diese tragbaren Energiequellen speichern zwischen 5.000 und 80.000 mAh (oder mehr!), was viel Saft für das Aufladen eines Handys, Tablets … und Vaporizers ist! Wenn Du erwägst, Dir eine Powerbank zum Wiederaufladen Deines Vapori-zers anzuschaffen, dann gehe sicher, dass der Vaporizer über eine (Micro)-USB-Verbindung geladen werden kann. Aktuelle und populäre Vaporizer mit USB-Auflademöglichkeit sind CRAFTY von Storz & Bickel, Summit von Vapium und Alfa (by Goboof). Und vielleicht überflüssig zu erwäh-nen: Vergiss nicht Deine Powerbank zu laden, bevor Du Dich auf den Weg machst.

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Solaraufl adung für Deinen Vaporizer

Die innovativen Köpfe bei Vapium bieten ein Solarladegerät für ihre Summit-Vaporizer an. Voll geladen, wird diese Solarbatterie ohne Probleme Deinen Vaporizer in der Wildnis mit Energie versorgen. Was man außerdem an Summit schätzen kann, ist die Tatsache, dass es der einzige wetterfeste Vaporizer ist, in einer (teilweise) stoßsicheren Hülle.

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MEDIZIN

können, die Sorte zu haben, die sie für ihre Krankheit brauchen. Der Anbaubereich sollte bei medizinischer Verwendung extrem sau-ber gehalten werden. Ebenso wichtig sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit für ein ein-wandfreies und unbelastetes Endprodukt.

MED: Die aktuelle Bürgerinitiative fordert

ein sehr breites Legalisierungsmodell. Welchen

Weg siehst du, dass Patient/innen legal zu

ihrem Heilmittel kommen können?

RM: Am schnellsten und einfachsten wäre eine Freigabe des Eigenanbaus und damit die Entkriminalisierung jener, die das Me-dikament ihrer Wahl einnehmen. (Die Arge Canna sammelt zusammen mit dem Hanf-Institut Unterschriften für eine weitere par-lamentarische Bürgerinitiative mit diesem Inhalt. Anm. d. Red.)

MED: Rauchen ist immer mehr out. Wie

konsumieren Patient/innen ihr Cannabis?

RM: Zur Zeit erhöht sich der Absatz bei den verschiedenen Vaporizer. Der Trend geht aber langfristig eindeutig zur oralen Aufnah-me, weil da genau dosiert werden kann und die Wirkstoffe zu 100 Prozent vom Körper aufgenommen werden. In den USA geht der Trend zu essbaren Cannabisextrakten.

MED: Also Cannabis in Pillenform?

RM: Ja, weil da der Patient ganz genau weiß, was er bekommt. Jede Krankheit erfor-dert eine andere Zusammensetzung der ein-zelnen Cannabinoide; da werden standardi-sierte Medikamente auf den Markt kommen. Rauchen ist vielleicht für Schmerzpatienten wegen der raschen Wirkung geeignet, aber alle anderen werden ihr Cannabis schadstoff-frei konsumieren. So sehe ich das auch bei den meisten Patienten, die ich kenne. Zurzeit wird zudem an Zerstäubern gearbeitet, die so rasch wie gerauchtes Cannabis wirken.

MED: Future Grow ist in diesem Jahr

Hauptsponsor der FM4-Planet-Music-Bühne

beim Donauinselfest. Wie bist du auf die Idee

gekommen, Medical Cannabis einer so großen

Öffentlichkeit zu präsentieren?

RM: Ich denke, dass es wichtig ist, auch außerhalb der „Hanfszene“ den Bürgern die neuesten Informationen über die positiven Entwicklungen betreffend Medical-Hanf zugänglich zu machen. Das sollte die Ak-zeptanz für diese Heilpflanze eigentlich mit-telfristig erhöhen. Dass wir bei der größten Party Europas eine so tragende Rolle einneh-men, zeigt zumindest mir, dass die Politik schon erkannt hat, dass sich die Kriminalisie-rung von Menschen, die sich mit einer Pflan-ze heilen oder ihre Schmerzen lindern wol-len, nicht mehr lange fortsetzen lässt.

Roman Meidlinger eröffnete Anfang 2013 in Wien-Liesing den Growshop

Future Grow. Seither avancierte Future Grow zum bedeutendsten Großhändler vor

allem für den Profi -Gärtner. Als Betreuer einiger Produktionsanlagen für

medizinisches Cannabis in Europa ist für Roman die technische und

wissenschaftliche Weiterentwicklung der Cannabisproduktion noch lange nicht

abgeschlossen. Beim Donauinselfest präsentierte Future Grow bei der FM4-Planet-

Music-Bühne erstmals einer großen Öffentlichkeit Medical Cannabis und dessen

Vorteile. Medijuana sprach mit dem ambitionierten Unternehmer.

Growing for medicineDie medizinische Qualität ist anders

Medijuana: Roman, wie bist du zum Cannabis

gekommen?

Roman Meidlinger: Wie jeden anderen hat auch mich ein Freund zum ersten Joint ein-geladen. Ich war direkt überrascht, dass das eine Blume ist, also etwas ganz Natürliches. Das war in den 80ern. Als gelernter Kfz-Me-chaniker faszinierte mich aber von Anbeginn die Technik beim Anbau.

MED: Die Technik hat auch dazu

beigetragen, dass sich der Markt in Österreich

verschoben hat. Früher wurde das Gras aus

Holland importiert. Wo kommt es heute her?

RM: Ich denke, der Großteil der Hanf-User versorgt sich heute bereits selbst. Besonders wichtig erscheint mir, dass sich Patienten selbst mit ihrer Medizin versorgen können. Wir geben Cannabispatienten 20 Prozent Rabatt, und dieser Kundenstamm explodiert förmlich. Um das weiter zu fördern, werden wir beim Donauinselfest ausschließlich Pati-enten ein „Extremangebot“ für ein komplet-tes Grow-Set anbieten, weil mir diese Grup-pe, die ihr Cannabis wirklich benötigt, ganz besonders am Herzen liegt.

MED: Kannst du uns etwas über die

jüngsten Entwicklungen bei Medical Cannabis

sagen?

RM: Der Rohstoff für Medizinproduktesoll unter gleichbleibenden Bedinungen produziert werden, damit man immer eine konstante Wirkstoffkonzentration hat. Mit dem Eigenanbau im Zelt ist das nicht mehr vergleichbar. Der medizinische Anbau soll-te einen gewissen Standard haben. Wer das nicht selber leisten kann oder will, soll die Möglichkeit haben, medizinische Cannabis-produkte in der Apotheke zu kaufen.

MED: Wie unterscheiden sich die

Anforderungen eines Medical Growers im

Vergleich zum Cash Cropper? Welche Tipps hat

der Profi für den Heilmittel-User?

RM: Wir empfehlen Patienten, mit Saat-gut zu arbeiten, damit sie auch sicher sein

text: Toni Straka

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VOLLBLUT

Den Namen Critical Mass CBD verdankt diese Sorte in ers-ter Linie ihrem hohen Gehalt an CBD. Mehrere klinische Studien bestätigten, dass CBD die Größe bösartiger Tu-

more verringert, die Insulinempfindlichkeit in Ordnung bringt, das Auftreten epileptischer Anfälle minimiert, Spannungen löst und chronische Schmerzen lindert – all das, ohne eine psychoaktive Wirkung auszuüben.

Critical Mass CBD ist keine rekreative, sondern eine therapeu-tische Sorte mit einem CBD-THC-Verhältnis von 1:1. Die Aro-men und Geschmacksnoten des ursprünglichen Critical+ sind bei diesem Typ schwächer zu spüren. Beim Anbau ist ein sanf-ter, diskreter Geruch wahrzunehmen. Während der Ernte und Trocknung stellt sich jedoch der ursprüngliche Geruch ein.

Die Wirkung ist eindeutig beruhigend – sowohl physisch als auch mental. Anfangs spürt man nur einen schwachen Effekt, da die Psychoaktivität nicht betont wird, doch körperliche

Critical Mass CBD (medizinisch) und mentale Ruhe verbreiten sich. Für alle, die Beklemmungen und Stress behandeln wollen, kann dies eine gute Wahl sein.

CBD verringert in der Symbiose mit THC die psychoaktiven Wirkungen drastisch. CBD und THC wetteifern beim Aktivieren der Endocannabinoidrezeptoren im zentralen Nervensystem miteinander. Da das CBD dabei die Stellen besetzt, die früher das THC beherrschte, werden die an bestimmten Orten im Hirn liegenden Rezeptoren, die für die Empfindungen und Gefühle verantwortlich sind, weitgehend blockiert. Infolgedessen sind die psychoaktiven Eigenschaften des Cannabis nicht spürbar, lediglich seine dämpfende und beruhigende Wirkung.

Critical Mass CBD ist eine rege wachsende Marihuanasorte mit großem Ertrag. Sie gedeiht im Freien und im Treibhaus glei-chermaßen. Schon nach 55 Tagen beginnt sie zu blühen und wird unter optimalen Freilandbedingungen bis zu drei Meter hoch.

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Warlock:Warlock:Immer noch im Bann des Hexenmeisters

VOLLBLUT

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Es ist immer besonders spannend, wenn eine Sorte einen Anbautest zu bestehen hat, die schon sehr lange auf dem Markt

ist und bereits vor einer halben Ewigkeit einmal getestet wurde. Und mit einer hal-ben Ewigkeit meine ich hier zwölf Jahre: So lange ist es her, dass die mächtige Warlock erstmals meinen Weg kreuzte, damals noch aus dem Hause Magus Genetics kommend. Bei dieser ersten Begegnung demonstrierte der „Hexenmeister“ (dt. für „Warlock“) für-wahr eindrucksvolle Zauberkräfte, und zwar in Form eines nachhaltigen Aromazaubers, einer bis dahin nicht gekannten sensationel-len Geruchsintensität. Warlock war die Sorte, deren Aromawolken einem sofort nach dem Öffnen der Stash-Box heißkalt und stechend ins Gesicht stiegen, dort ein Kribbeln auf der Haut verursachten und sich dann mit rasen-der Geschwindigkeit im gesamten Raum ver-breiteten. Man konnte diese potenziell ver-räterische Aromabombe gewissermaßen als „Anti-Diskretionssorte“ bezeichnen.

Damals war eine Geschichte über War-lock in Umlauf, die fast schon an Hexerei zu grenzen schien: Polizeibeamte aus Illinois sollen seinerzeit bei Warlock-Pflanzen an-geblich fabulöse 29 Prozent THC gemessen haben. Aber Gerrit, der Warlock-Züchter, ging auf Distanz zu dieser Story und verwies sie höchstselbst ins Reich der Legendenbil-dung. Denn bis zum heutigen Tage gibt es keine Cannabissorte, die auf einen solchen Wert gekommen ist. Zumindest nicht unter objektiv nachprüfbaren Labor-Testbedin-gungen. Warlock ist zwar eine sehr potente Sorte, aber nicht unbedingt ein Killer-Strain, der in Sachen THC an den Grenzen des Er-reichbaren kratzt.

Die Entstehungsgeschichte der Sorte War-lock ist wohl hinlänglich bekannt, soll hier aber noch einmal kurz rekapituliert werden. Anfang der 90er Jahre entdeckte Gerrit in Skunk- und Afghani-Buds, die er im Cof-feeshop gekauft hatte, einige Samen, steck-te diese in die Erde und kreuzte später die entstandenen Pflanzen miteinander. Das Ergebnis gefiel ihm sehr, und im nächsten Schritt kreuzte er dann seine beste Skunk mit einer seiner neu kreierten männlichen Skunk/Afghani. Damit war der Warlock-Grundstein im Wesentlichen bereits gelegt, denn Gerrits Skunk x Skunk/Afghani erwies sich als um-werfender Glückstreffer, den er in den fol-genden Züchtungsgenerationen noch weiter selektierte und stabilisierte. Noch ein Glücks-fall für Gerrit: Schützenhilfe von prominen-ter Seite: Schon ab Mitte der 90er Jahre ver-kaufte der beliebte Amsterdamer Coffeeshop Bluebird exklusiv sein Warlock-Gras und ver-schaffte der Sorte eine stetig wachsende, be-geisterte Fangemeinde. Und auch bei Gerrits erster High Times Cannabis Cup-Teilnahme im Jahre 1997 bescherte ihm Warlock Erfolg: Platz Drei in der Bio-Kategorie. Im Handel

gab es Warlock-Samen dann erstmals 1998 zu erwerben.

Obwohl sie genetisch gesehen eine Indica-dominante Pflanze ist, weist Warlock äußer-lich und in der Wirkung mehr Sativa-Merk-male auf: eine ausgeprägte Verzweigung, ein auch während der Blüte noch länger anhal-tendes Streckungswachstum, ein sehr hohes Blüten/Blätter-Verhältnis sowie ein High, das mehr Kopf- als Körperwirkung zeitigt, und das auf anregende, Sativa-getriebene Art und Weise. Die einzelnen Blüten gruppieren sich zu hübschen runden Clustern, popcorn-artig geformten Buds. Warlocks Blütezeit ist mit 55–60 Tagen sehr moderat. Zwar nichts für Hektiker, aber definitiv auch nichts, was den Grower auf eine Geduldsprobe stellt. An-gesichts der Sativa-Qualitäten von Warlock und ihrem stattlichen Ertrag von 400–500 g/m2 ist die Dauer der Blüte sogar als kurz zu bezeichnen.

Bereits früh in der Blüte ist der typische, intensive süße Geruch dieser Sorte präsent und überdeckt alsbald alles andere im Grow-Raum. Warlock hat nicht selten auch einen säuerlich-fruchtigen Einschlag. Und wer Glück hat, trifft auf den raren Himbeer-Phä-notyp. So geschehen bei Mr. Power-Planter vor einigen Jahren. Warlock ist auch als Me-dizinalhanfpflanze beliebt (u. a. in British

Columbia, Kanada), da sie im Kopf für eine positive Grundstimmung und Fokussierung der Gedanken sorgt, was Patient/innen mit ADHS und leichten Depressionen zugute-kommen soll.

Nun sind also zwölf Jahre seit meiner ersten Begegnung mit dem „Hexenmeister“ vergangen, und die Cannabissorten-Welt hat sich seitdem erheblich gewandelt. Das globa-le Sortenangebot ist fast nicht mehr zählbar und fassbar, zahllose neue Player haben sich auf dem Markt etabliert, nur wenige haben ihn verlassen. Wie Züchter Gerrit von Magus Genetics, der 2011 Abschied aus der Szene nahm und seine Sorten an Serious Seeds weitergab – darunter natürlich auch War-lock, das erhabene Flaggschiff seiner kleinen aber feinen Sortenkollektion. Passenderwei-se war 2011 auch das Jahr, in dem Warlock wieder einen Coup beim High Times Canna-bis Cup landete und sich den zweiten Platz in der Kategorie „Best Concentrate“ angelte. Womit bewiesen war, dass die Oldschool-Sorte Warlock mit den vielen modernen Newschool-Sorten locker mithalten und sie sogar hinter sich lassen kann. Dies hat War-lock gerade wieder bewiesen. Beim Dab-A-Doo 2015 in Barcelona gewann Warlock Ice-O-Lator den dritten Platz in der Kategorie „Solventless Extracts“.

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Davon war auch The Doc überzeugt, als er die Legende Warlock im letzten Jahr ei-nem Anbautest unterzog, fast zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung. Wie bei ihm üblich, wanderte ein 5er-Päckchen mit feminisierten Samen in Jiffy Pots. Die Keimquote betrug erwartungsgemäß 100 Prozent. In 11-Liter-Erdtöpfe umgesetzt, wuchsen die fünf War-locks schon bald sehr kräftig und mit dicht aufeinanderfolgenden Internodien heran. Vier Wochen nach dem Ansetzen der Samen zur Keimung leitete The Doc durch Verkür-zung des Lichtzyklus von 18/6 auf 12/12 die Blüte ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die Pflanzen schön einheitlich und 35–40 cm hoch, hatten aber schon sieben bis acht Internodien gebildet, was sie sehr buschig aussehen ließ und dem Wachstumsmuster einer Indica-dominanten Sorte entsprach. „Sie machen eine sehr gute Figur!“, lobte The Doc.

Nach zwei Wochen Blüte berichtete er: „Das Umschalten auf Blüte ging ruckzuck vonstatten, man kann jetzt schon die ers-ten kleinen Röschen an den Zweigspitzen sehen!“ Weitere zwei Wochen später fuhr er fort: „Wahnsinn, das sind fünf superfette Kugelbüsche, sie sehen aus, also ob ich sie beschnitten hätte, was aber nicht der Fall ist.

In den ersten vier Blütewochen gab es zwar noch eine deutlich erkennbare Streckung der Triebe, doch diese fiel insgesamt nicht so stark wie erwartet aus. Dafür scheinen die Tops aber umso dicker zu werden, schon jetzt strecken sich mir massenweise wohl-geformte Blütenstände mit vielen weißen Härchen und Harzdrüsen entgegen, und da liegt auch schon dieser intensive supersüße Geruch in der Luft.“

Als sechs Blütewochen absolviert waren, hatten die fünf Pflanzen nochmal ordent-lich Gewicht zugelegt: „Es sind prächtige Dickerchen, wie sie im Bilderbuch stehen – stämmig, korpulent und ordentlich schwit-zend, in Form von unzähligen Harztropfen. Die ersten Blütennarben sind mittlerweile braun geworden. Ich schätze, dass das mit der Blütezeit von 55–60 Tagen ungefähr hinkommt, und werde in den letzten zwei Wochen keinen Dünger mehr verabreichen, sondern nur noch mit Clean Fruits spülen“, notierte The Doc. Es zeigte sich, dass die fünf Warlocks ihren Reifepunkt gegen Ende dieses Zeitfensters erreichten. Drei von ihnen konnte The Doc nach 59 Tagen ernten, die anderen beiden ließ er noch zwei Tage länger stehen. Er schwärmte: „Es sind bemerkens-wert einheitliche, unglaublich fett-kompakte

Plants. An jeder einzelnen Pflanze befinden sich zehn bis zwölf mächtige Top-Buds, die wie Balken aussehen, und sie sind auch so hart wie Balken! Die Endhöhen haben sich bei 75–82 cm eingependelt. Sehr stattliche Harzmengen: Die Buds sehen wie einge-sprüht aus, mit sehr fein verperlenden Harz-tröpfchen, die auch die gesamte Fläche der Blütenblätter benetzen.“

The Doc war erstaunt über die durchgän-gig massive Blütenfülle, doch eines ließ ihn noch mehr erstaunen: Zwei der fünf Pflan-zen rochen eindeutig nach Himbeere, da war er tatsächlich, der sehr seltene Warlock-Himbeer-Phäno, und das gleich zweimal! „Ein besonders köstlicher fruchtiger Duft, den ich so bisher noch von keiner anderen Hanfpflanze kennengelernt habe. Auch die anderen drei Pflanzen haben einen fruchti-gen Touch, der allerdings herber, säuerlicher daherkommt, ganz wie von Serious Seeds beschrieben.“

Warlock, der Hexenmeister, hatte in sei-nem reich gefüllten Erntekorb (die Ernte-menge betrug fast 100 g pro Pflanze, 485 g von fünf Pflanzen) diesmal also auch „gifti-ge“ Himbeeren dabei. Damit konnte er den Doc bereits geruchlich in seinen Bann zie-hen, doch der wahre Wirkungszauber stand natürlich noch aus, denn noch hatte The Doc nicht von diesen süßen Früchten gekostet … Aber einige Wochen später, nach der Trock-nung der Buds, war es dann soweit. Leider war die Himbeernote des getrockneten End-produkts nicht mehr so deutlich wie noch bei den frischen Buds und nunmehr eher ent-fernt assoziativer Natur. Aber es war immer noch ein sehr verlockendes, süßes Fruchtaro-ma, das die Warlock-Buds verströmten, auch die mit dem säuerlicheren Flavour. Und das in der bekannten, Warlock-typischen krassen Intensität. Dann der Wirkungstest: The Doc füllte seinen Volcano-Verdampfer mit einem Viertelgramm, und der wunderbar süßlich schmeckende Ballondampf ließ ihn schon nach wenigen Zügen förmlich über dem Boden schweben. Ein starker Sativa-Turn breitete seine Schwingen aus und trug The Doc geschwind ins Zauberreich des Hexen-meisters. Wo er in bester Laune für lange Zeit verweilen sollte, heiter beschwingt, aber auch ganz schön stoned, bevor der Bann nach und nach schwächer und schließlich gelöst wurde.

The Doc bilanzierte: „Warlock hat keiner-lei Wünsche offen gelassen. Beeindruckend, wie frisch und dynamisch diese Sorte aus den 90er Jahren auch heutzutage noch ist. Fette Erträge in recht kurzer Blütezeit, ein tolles Aroma und High: Grower-Herz, was willst du mehr?“

text & photos: G.B.I.

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VOLLBLUT

Der selbstblühende Titan

Cream Mandarine XL Auto®

Zum zehnjährigen Jubiläum hat Sweet Seeds seinen Ka-talog um großartige Werbeangebote und neue Produk-te bereichert. Allen passionierten Fans bietet Sweet

Seeds eine neue Version unserer geliebten Cream Mandarine XL Auto® (Sorte SWS29). Sie ist größer im Wuchs und bringt einen höheren Ertrag. Am wichtigsten ist jedoch, dass sie alle Charakteristika behält, die diese Sorte zur ersten Wahl der besten Züchter gemacht haben. Die Rede ist von Cream Man-darine XL Auto® (Sorte SWS55).

Es handelt sich um die vierte Generation der selbstblühen-den, großwüchsigen Sorte mit maximalem Ertrag. Sie ist eine Kreuzung ausgewählter genetischer Linien von Cream Manda-rine Auto® und einem Elite-Klon von Súper Tai ’98, der eine in-teressante Sativa-Note ins Spiel bringt, einen höheren Wuchs und feine Aromen von Gewürzen und getrockneten Früchten. Andererseits trägt Cream Mandarine Auto® hauptsächlich In-dica-Merkmale bei, den hohen Ertrag und die frischen Zitrus-aromen des Typs Mandarine.

Mit einem geschätzten Ertrag von 450 bis 650 Gramm pro Quadratmeter im Treibhaus kann sie schon neun Wochen nach dem Keimen geerntet werden. Sie wird 100 cm hoch und hat gute Aussichten, der Favorit in vielen Gärten zu werden.

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Ein guter Rat

Flushing etwa zwei Wochen vor der Ernte ist sehr wichtig. Eine Pflanze, die gut behandelt und zum richtigen Zeitpunkt durch-gespült wurde, entwickelt eine neue Blattfarbe, die sich von ihrer gesamten bisherigen unterscheidet. Die Blätter nehmen leichte Grüntöne an, werden orange- oder purpurfarben, zu-dem verlieren sie ihren Glanz. Wenn die Pflanze dunkelgrün und glänzend ist, aber schon reif, sollte man nächstes Mal schwäche-ren Dünger benutzen, schwächer dosieren oder die Erde früher waschen.

Rauchbericht

Auf den ersten Blick sind die Knospen sehr kompakt und harzig und verbreiten einen wundervollen Zitrusgeruch mit exotischen Tönen, die an Mandarinen erinnern. Weich und wohlschmeckend im Mund – das macht sich besonders dann bemerkbar, wenn man den Rauch durch die Nase auslässt. Bei der Benutzung eines Vaporizers potenziert sich das. Der Effekt ist dynamisch, aber leicht zu kontrollieren, eignet sich für kreative Aufgaben und gesellschaftliche Anlässe. Cream Mandarine XL Auto® ist eine der reichsten Pflanzen, die ich jemals im Anbau hatte.

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CANNA+GLOBE

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Medijuana: Eure Firma Innovating Plant

Products kommt ursprünglich aus Kanada.

Jetzt habt ihr Zweigstellen in Europa etabliert,

zum Beispiel in Österreich. Bitte erzähle doch

ein bisschen über euer Unternehmen und eure

Produkte.

Oliver Knjasevsky: Innovating Plant Products (IPP) wurde vor über zehn Jahren im Kel-ler unseres Gründers Robert Kaiser gestartet. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen, freuen uns aber mittlerweile über eine große Zahl an überzeugten Anhängern auf der ganzen Welt. Das konnten wir nur durch die Sorg-falt erreichen, mit der unsere Produkte her-gestellt werden. Unsere Produktion erfolgt nicht maschinell und die Auslieferung mög-lichst schnell. Es braucht Wochen des La-gerns, Filterns und Testens, bis eine Charge zum Verkauf freigegeben wird. Dieses Ver-fahren garantiert dem Kunden ein besseres, saubereres Produkt.

MED: Was ist das Innovative an euren

Produkten?

OK: Es ist unsere Leidenschaft, unse-re Produkte ständig zu verbessern. Deshalb suchen wir zusätzlich zu unseren hauseige-nen Forschungen immer nach den neuesten Technologien und Studien zum Pflanzen-wachstum, um diese Erkenntnisse in unsere Produkte einfließen zu lassen. Wir versuchen, so viele unserer Inhaltsstoffe wie möglich selbst zu produzieren, nur auf diese Weise können wir die Reinheit unserer Rohstoffe

Das seit Kurzem auch

in Europa angesiedelte

Unternehmen Innovating

Plant Products stellt

Dünger, Nährstoffe,

Booster und andere

Produkte für das

Growing und den

Gärtnereibedarf her.

Was an den diversen

Produktlinien der Firma

innovativ ist, für wen

sich die Nährstoff-

mixturen eignen und

was Innovating Plant

Products in Zukunft

vorhat, haben wir von

Oliver Knjasevsky

erfahren.

Mit Hingabe gärtnernInnovative Pfl anzenprodukte

korrigiert werden – ohne Angst vor „Nutrient Lock Up“.

Viele unserer Additive sowie Huminsäu-re, Fulvinsäure und Carbs sind bereits in der „High Output Garden“-Basis eingearbeitet, um einerseits die Möglichkeit zu geben, mit der 3-Part-Basis als Alleinprodukt sensatio-nelle Ergebnisse zu erzielen. Außerdem kann man durch die zusätzliche Gabe dieser Addi-tive das Potenzial dieser Produkte voll aus-schöpfen. Die Vorteile und Möglichkeiten, die IPP dem Anwender bietet, sind endlos.

MED: Auf welcher Basis stellt ihr eure

Nährstoffe her?

OK: Das Rückgrat unserer Linie bilden unsere Humin- und Fulvinsäuren, die wir nicht zukaufen, sondern selbst produzieren. Wir bauen das Leonardit für diese Produkte in unserer eigenen Mine ab und verarbeiten es nach einem eigens entwickelten Verfah-ren zu Black Storm und Gold Storm weiter. Vom Erdreich bis in die Flasche geben wir diesen Prozess nicht aus der Hand. Das gibt uns die Möglichkeit, dem Grower ein wirklich reines und qualitativ konstantes Produkt zu bieten.

MED: Was bietet ihr denn alles so an?

OK: Beginnen wir mit unserer H.O.G.-Basis. In unserer Basis verarbeiten wir nicht nur Grunddünger wie Kalzium, Magnesium, Kalium und Nitrate, sondern auch alle essen-ziellen Mikronährstoffe. Abgerundet wird die Basis durch unsere Humin- und Fulvinsäu-

und letztendlich die Reinheit des Endpro-dukts kontrollieren und garantieren.

MED: Wo bekommen unsere Leser/innen

eure Produkte, und welche Vorteile bieten sich

dem Grower mit Nährstoffen von IPP?

OK: Da wir erst im vergangenen Jahr mit dem Vertrieb in Europa begonnen haben, sind wir momentan nur in Spanien und Ös-terreich vertreten. Wir stehen aber bereits mit Shops in Deutschland, der Schweiz und an-deren europäischen Ländern in Verbindung, in denen unsere Produkte gerade getestet werden.

Der Vorteil für den Grower ist die Reinheit unserer Produkte. Bei unserer Linie gibt es z. B. keine Salzringe. Die Produkte sind per-fekt gemischt und ausbalanciert, damit die Pflanze wirklich alle enthaltenen Nährstoffe aufnehmen kann, inklusive der Mikronähr-stoffe und Mineralien.

Unsere Linie ist ideal, um das maximale Potenzial der Pflanze bei Harzproduktion und Gewicht auszuschöpfen. Durch die Zu-sammensetzung unserer Linie können einer-seits dem Neuling einfach anzuwendende Basisprogramme bereitgestellt werden, und andererseits gibt sie dem Profi die Möglich-keit, die Produkte genau an seine Bedürfnis-se anzupassen.

Der erfahrene Gärtner kann den EC-Wert mit unseren Produkten ans Limit pushen, bei Anzeichen von Überdüngung kann dies ganz einfach mit einem Schuss Typhoon Cleanse

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ren, Kohlenhydrate und natürliche Silikate. Als Alleindünger steht diese Basis für sich selbst. Mit unseren Additiven bieten wir alle essenziellen Nährstoffe, die die Pflanze in ihren verschiedenen Lebensphasen benötigt. Leider kann ich hier nur auf einige eingehen, aber wir werden unsere Produkte laufend im Product Flash vorstellen und die Wirkungs-weisen und Inhaltsstoffe genau beschreiben. In der vegetativen Phase hilft unser Ultimate B Plus der Pflanze, natürliche Abwehrkräf-te aufzubauen. Das erreichen wir durch die Zugabe von biologischen Humaten, Auxinen und Zytokininen. Um das Wachstum zu un-terstützen, sind zusätzlich natürliche Hor-mone, Enzyme, einfache Kohlenhydrate und Aminosäuren enthalten.

Mit unserem Black Storm machen wir uns die Vorteile natürlicher Spurenelemen-te und Vitamine zunutze. Black Storm un-terstützt die Photosynthese, hilft, Dürre zu überstehen, stimuliert das Wurzelwachstum, steigert die Zellteilung und unterstützt die Nährstoffaufnahme, um hier nur einige Vor-teile zu nennen. Durch dieses System startet die Pflanze mit einem gesunden, üppigen Wachstum. Der Übergang in die Blüte ist es, wo die Magie wirklich beginnt. Wir starten mit unserem Red Sun, das speziell entwickelt wurde, um der Pflanze die Möglichkeit zu geben, einfacher und schneller in die Blüte

überzugehen. Wir verwenden ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe für diesen Prozess.

Nach der ersten Woche wechseln wir zu unserem Bud Fusion, das wiederum entwi-ckelt wurde, um die Formation und Größe

der Blüten zu unterstützen. Alle enthaltenen Aminosäuren werden von uns selbst herge-stellt. Für die letzten Wochen des Lebens-zyklus‘ wurde unser Jet Fuel entwickelt, es gibt der Blüte den letzten Schub an Energie für maximale Größe und Gewicht. Am Ende spülen wir mit unserem Typhoon Cleanse. Dieses Produkt entfernt alle verbliebenen Düngerrückstände aus der Pflanze – für ein saubereres, besseres Produkt. Das Ergebnis des Anwenders wird den Aufwand und die Hingabe widerspiegeln, mit der wir jedes un-serer Produkte herstellen.

MED: Was plant ihr für den europäischen

Markt?

OK: Wir möchten unsere Linie natürlich einem breiten Publikum vorstellen und durch unsere hochkonzentrierte und trotzdem preisgünstige Linie die Qualität des Growens in Europa aufs nächste Level bringen.

Wir produzieren unsere Linie mit viel Stolz und Hingabe, unser Ziel war es immer, unseren Kunden die beste Qualität zu bieten, damit jeder einzelne auch beste Ergebnisse erzielen kann. Versucht es selbst und lasst euch überzeugen, unsere Produkte halten je-dem Vergleich stand.

text : Markus Berger

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CANNA+GLOBE

Gibt es sowas überhaupt? Hanfaktivist/innen und burgenländische Rentner/innen treffen sich in einer Kleinstadt

auf einer Messe zur gesunden Lebensfüh-rung? Ja, wir haben es selbst erlebt!

Frühling Vital ist ein Mainstream-Event, das schon aufgrund seiner Größe von Bedeu-tung ist. Dort hat alles seinen Platz, was mit Gesundheit, Entspannung, Natur und Vita-lität zu tun hat. Auf Initiative der örtlichen Organisation (Cannabis Medical Club Wie-ner Neustadt) und des dortigen Hanfladens konnten Hanfprodukte – von Kleidung über Kosmetik und Lebensmittel bis hin zu Infor-mationen über den medizinischen Gebrauch von Cannabis – auf der Veranstaltung an-geboten werden. Auf der „Medijuana Hanf-straße“ sorgten das Medijuana Magazin und die Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Cannabis Arge Canna für die Bereitstellung von Informationen.

Ich will nicht behaupten, wir wären nicht überrascht gewesen, als am Freitagmor-gen die ersten Besucher/innen kamen und fast alle im Alter unserer Großeltern waren. Aber ein Becher Hanftee aus der Werbung ließ die anfängliche Verwunderung rasch verfliegen. Es war interessant zu erfahren, wie viele persönliche Erlebnisse diese Alters-gruppe mit dem Alltagsbrauch von Hanf in den 40er und 50er Jahren verband. Vor dem Siegeszug des Polyethylens und der Kunst-stoffe, der ihn zum Wohl des amerikanischen Chemieindustrie nicht nur aus der Wirt-schaft, sondern auch aus der Medizin und der Privatsphäre verdrängten, war der Hanf im Alltag wesentlich präsenter. Unsere Be-sucher/innen interessierten hauptsächlich die relevanten medizinischen Informationen, die Qualität und Wirkung der Cannabistherapie. Einerseits verständlich, anderseits ärgerlich, denn würde man Wissen und Mittel, über die wir in Bezug auf Hanf verfügen, anwenden, wäre die Versorgung durch die Krankenkas-sen günstiger und auch effektiver.

Der Samstag gehörte den Familien, für die es auf der Ausstellung zahllose Program-me und Kuriositäten gab – von der Massage über die Kletterwand bis hin zu Bioproduk-ten. Aber nicht nur die Ausstellungsfläche war riesig. Es gab einen so großen Leberkäse zu bestaunen, wie ich noch nie einen sah, Hirschfleisch hatte ich auch noch nicht ge-gessen und auch keinen Marillensenf. Ohne es zu kosten, hätte das natürlich alles nichts getaugt, daher konnte man auch bei uns die verschiedensten Speisen aus Hanf probieren– Süßspeisen, Käse und Getränke. Viele Leu-te mittleren Alters wussten nicht, dass man Hanfsamen auch als Speise zu sich nehmen kann, und auch nicht, wozu man früher Hanf-öl in einem normalen Haushalt benutzt hat. In den Jahrzehnten des Verbots hat sich beiihnen ein ganz anderes Bild vom Hanf he-rausgebildet. Sie bewunderten die verbote-nen Pflanzen und berührten sie. Viele hatten noch nie echte Hanfpflanzen gesehen. Die Aktivist/innen redeten drei Tage lang mit den Menschen, wobei neue Informationen mit überraschender Offenheit aufgenom-men wurden. Dabei spielte sicher eine große Rolle, wo und in welcher Umgebung sie dem Hanf begegneten.

Wenn man von allen Seiten die Parole hört: „Vorsicht! Halt dich nur von Drogen fern!“, ist ein offener Austausch schwierig. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, unsere Aktivitäten auch vor einer breiteren Mainstream-Öffentlichkeit zu entfalten, da-mit eine starke gesellschaftliche Basis für den Hanf und die Cannabispatient/innen entstehen kann.

Insgesamt gesehen war die Messe Früh-ling Vital für uns eine interessante und positive Erfahrung. Wir haben viele neue Leser/innen und Partner/innen kennenge-lernt. Eine Folge davon kann sein, dass wir wahrscheinlich schon in diesem Jahr den Vertrieb von Medijuana in Biolebensmittel läden aufnehmen werden.

Ende April betrat das Medijuana Magazin in der

Wiener Neustadt sozusagen Neuland, obwohl es schon

seit drei Jahren in Österreich erscheint. Zum ersten

Mal nahmen wir an einem Event teil, bei dem es nicht

ausschließlich um Hanf oder Cannabis ging.

Wenn einem der Hanf entgegenkommt

Frühling Vital 2015

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A’LA CANNA

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Cannabidiol zum LesenCannabidiol zum LesenCBD: Nicht berauschend, aber heilsam

Kathrin Gebhardt lebt

in Berlin und ist

Cannabispatientin und

Buchautorin. Die

ausgebildete Konditorin

hat ein Faible für

Psychedelikatessen und

berauschendes

Backwerk, woraus

bereits vor Jahren ihr

Erstlingswerk Backen mit Hanf resultierte.

Das Buch kam zuerst

im Schweizer AT-Verlag

heraus und ist später im

Nachtschatten Verlag

erschienen. Jetzt schreibt

sie zusammen mit zwei

Kollegen an einem neuen

Buch, das im Oktober auf

den Markt kommen wird:

Cannabidiol (CBD). Und darüber haben wir

mit der Hanffreundin

gesprochen.

Medijuana: Kathrin, erzähl doch unseren

Leser/innen, wie du zum Thema Hanf

gekommen bist.

Kathrin Gebhardt: Seit ich dreizehn Jahre alt bin, kiffe ich gelegentlich. Damals hat-te ich allerdings noch keinen Schimmer von der verheerenden politischen Lage rund um Cannabis. Die wurde mir erst bewusst, als ich Anfang der Neunziger Jahre das Buch Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf von Mathias Bröckers und Jack Herer ge-schenkt bekam. Und seither lässt mich das Thema nicht mehr los.

MED: Wie hast du dich seitdem engagiert,

um dich für eine Relegalisierung des Cannabis

einzusetzen?

KG: Ich habe mich in diversen Organisa-tionen eingesetzt, damals im Hanfmuseum, wo ich die ersten zwei Jahre intensiv mitge-arbeitet habe, und gelegentlich bei der Hanf-parade. Zudem war ich in den Neunzigern Gründungsmitglied der mittlerweile nicht mehr existierenden Hanf Liga. Als motivier-te Aktivistin war ich zur Blütezeit des hel-vetischen Hanfs auch eine Zeit lang in der Schweiz und habe dort auf den Hanffeldern mitgearbeitet. Das allerdings mündete auf-grund der unklaren Gesetzeslage in einer unschönen Strafverfolgung vonseiten der Behörden, die mich einiges an Nerven und Gesundheit gekostet hat. Seitdem plagt mich

eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die ich neben weiteren Krankheits-bildern mit Cannabis behandele.

MED: Damit kommen wir zum nächsten

Thema: dein neues Buch Cannabidiol. Erzähl

uns doch etwas darüber.

KG: Genau. Ich bin seit August 2014 Inha-berin einer Ausnahmeerlaubnis der Bundes-opiumstelle zur medizinischen Verwendung von Cannabisblüten aus der Apotheke. Und weil manche Patienten weder kiffen wollen noch auf übermäßig viel THC im Cannabis

text: Farmakolifi a

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Cannabispatient/innen zu unterstützen, die

nicht viel Geld zur Verfügung haben.

KG: Ganz genau. Um einzelne Produkte wie Slowbutter oder Extrakt herzustellen, benötigt man Geräte wie Slowcooker, Was-serdestillatoren usw. Da aber die meisten Pa-tienten über wenig Geld verfügen, wäre es notwendig, Orte wie Medical Cannabis Social Clubs zu schaffen, sodass die Gerätschaften gemeinschaftlich genutzt werden können. Auch um die Gleichheits- und Gerechtig-keitsvorstellungen unserer Gesellschaft zu erfüllen. Die willkürliche Behandlung insbe-

stehen, habe ich mich aufgemacht, ein Buch zu schreiben, das sowohl die Herstellung von Cannabis-Gebäck beinhaltet, sich aber auch mit dem medizinisch wirksamen Can-nabinoid CBD beschäftigt. Und dann habe ich mir Hilfe geholt von zwei Autoren, die sich ebenfalls sehr gut auskennen und viele Bücher veröffentlicht haben. Das ist zum ei-nen der bekannte Cannabisexperte und Me-diziner Dr. Franjo Grotenhermen, der einen längeren Teil zum medizinischen Potenzial des CBD und anderer Cannabinoide beiträgt, und zum anderen bist du, Markus, ja auch dabei. Zu dritt haben wir ein Werk vorgelegt, das es so noch nicht gibt – das erste Buch zu CBD in deutscher Sprache. Und das wird demnächst im Schweizer Nachtschatten Ver-lag erscheinen. Interessant ist, dass wir beide Cannabispatienten von Franjo Grotenhermen sind, und jetzt veröffentlichen wir zusam-men ein Buch. Das ist toll!

MED: Wird das Buch sich ausschließlich an

Patient/innen richten?

KG: Nein, auf keinen Fall. Das Werk ist in-teressant für alle, die sich für Cannabis inter-essieren. Das sind natürlich nicht nur Patien-ten, sondern alle, die auf eine natürliche und schonende Art und Weise vegan kochen und backen und den Zusatz von Hanfblüten oder Haschisch mögen. Ich bin mir sicher, dass der Genuss von berauschendem Hanf auch bei uns eines Tages salonfähig sein wird. Und dann können alle, die nicht auf Alkohol zur Entspannung stehen, sich mit hanfigem Ge-bäck und mehr versorgen – auch dann, wenn sie nicht krank sind, sondern einfach nur ei-nen relaxten und schönen Abend verbringen wollen.

Ganz klar: Es ist wichtig, dass sich die Ak-tivistenszene um die Patienten kümmert. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Cannabis weit mehr ist als nur eine Arznei. Auch ge-sunde Menschen können von der wohltuen-den und entspannenden Qualität des Hanfs profitieren, man muss nicht unbedingt krank sein, um die Vorzüge der Cannabispflanze zu erkennen und nutzen zu wollen.

MED: Und dann ist da noch ein

neues Modell, das dir vorschwebt, um

sondere von armen Patienten muss beendet werden! Im Anbau der MCSCs könnten dann die Patienten mitarbeiten, die nicht kör-perlich eingeschränkt sind. Diese versorgen dann auch die Patienten, die Hilfe benöti-gen. Eine solche Einrichtung könnte gleich-zeitig Forschungszwecken dienen.

MED: Gute Idee! Kathrin, dann freuen wir

uns auf das neue Buch. Hast du zum Schluss

noch ein Statement, das dir wichtig ist, und

das du den Leser/innen mit auf den Weg geben

willst?

KG: Jeder Tag, der nicht zur Realisierung einer menschenwürdigen Drogenpolitik bzw. einer generellen Relegalisierung des Hanfs genutzt wird, lässt Menschen und Umwelt weiter leiden und verletzt die Würde des Menschen. Für die Zukunft gefährdet diese Politik weiterhin die wirtschaftliche Entwick-lung von innovativen Hanfprodukten, da die US-Industrie bis zur anstehenden Frei-gabe (laut Özdemir: 2017 in Deutschland) alles abgegrast haben wird. Ein grünes Wirt-schaftswunder jedoch könnte nebenbei auch die Stimmung einer immer gestressteren Gesellschaft aufheitern – davon würden alle profitieren!

Das Buch von Franjo Grotenhermen, Markus Berger und Kathrin Gebhardt, Cannabidiol (CBD) – Ein cannabishaltiges Compendium, erscheint als

Hardcover-Ausgabe im Oktober im Nachtschatten Verlag, Solothurn (Schweiz), etwa 128 Seiten

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Gefüllte ZucchiniGefüllte Zucchini

Diese Gemüseart ist wahrscheinlich eine Kreuzung von Kürbis und Gurke, eine relativ neue Züchtung.

Ihre interessanteste Zubereitungsart ist die gefüllte Zucchini. Da der Nährwert zum größten Teil in der Schale steckt, ist es besser, frische Früchte mit einer weichen Schale zu besorgen.

Die Zucchini gut waschen, abtrocknen und der Länge nach teilen. Aus beiden Hälf-ten das schwammige Fruchtfleisch entfer-nen. Die entstandene Höhlung leicht salzen und pfeffern. Während das Salz einwirkt, be-reiten wir die Füllung vor.

Die klein geschnittene Zwiebel glasig dünsten, mit der Hühnerleber und den zer-kleinerten Pilzen verrühren und ein wenig Wasser zugeben.

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A’LA CANNA

Auf kleiner Flamme kochen, das Zucchini-fleisch zusammen mit einer Prise Salz und Pfeffer sowie die fein geschnittene Peter-silie hinzugeben. Wenn das Fruchtfleisch weich ist, geben wir unter ständigem Rühren langsam die Sahne dazu. Die Masse soll dick werden, und wenn das gelungen ist, stellen wir sie zum Abkühlen beiseite und wenden uns wieder der Zucchini zu, die inzwischen sicher schon genug Wasser abgesondert hat. Das gießen wir ab und entfernen die restli-che Feuchtigkeit mit einem Küchentuch. Die geschmolzene Cannabutter schmieren wir in die Höhlung und geben dann die Füllung

Zutaten für vier Personen:4 (20-25 cm lange) Zucchini1 mittelgroße rote Zwiebel

400 g Hühnerleber, gemahlen200 g Pilze

ein wenig Petersilie200 ml Sahne

2 mittelgroße Tomaten200 g Reibekäse

(kann auch geräuchert sein)ein wenig Öl

300 g Cannabutter

obendrauf. Sie soll nicht zu hoch aufragen, weil sie sonst beim Backen herunterfließt.

Eine feuerfeste Form reiben wir mit Öl aus, gießen 5 ml Wasser hinein. Dann kom-men die grünen Ungeheuer. Die Form bede-cken wir mit Alufolie und geben sie in den vorgeheizten Backofen.

30 Minuten bei 200 Grad backen, dann nehmen wir sie heraus, entfernen vorsichtig die Folie, damit uns der aufsteigende Dampf nicht verbrennt. (Keine Panik, wenn die Fül-lung mit der Cannabutter herunterfließt: Die wertvollen Stoffe bleiben im „geschlossenen System“.) Wir legen die in Scheiben geschnit-tenen Tomaten darauf und bestreuen das Ganze mit reichlich geriebenem Käse. Ohne die Folie schieben wir die Form für weitere 8–10 Minuten zurück in den Ofen. Wenn der Käse sich braun färbt, sagen wir laut „fertig“ und nehmen die gefüllte Zucchini aus dem Ofen.

Die gefüllten Ungeheuer sind ziemlich sättigend, daher ist keine Beilage erforder-lich. Nach einem ausgiebigen Abendessen ist es vielleicht besser, wenn die Gäste über Nacht bleiben.

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