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Fachbereich Agrarwissenschaften und Lebensmittelwissenschaften Studiengang Lebensmittel- und Bioprodukttechnologie Master-Thesis Einfluss von Hochspannungsimpulsen auf die Eigenschaften von Kartoffelstärke und -textur Vorgelegt von: Rudolf Führer Am: 30.11.2012 Referent: Herr Prof. Dr. Peter Meurer Korreferent: Herr Prof. Dr.-Ing Stefan Töpfl Institut: URN: Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V. urn:nbn:de:gbv:519-thesis2012-0631-5

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Fachbereich Agrarwissenschaften und Lebensmittelwissenschaften Studiengang Lebensmittel- und Bioprodukttechnologie

Master-Thesis

Einfluss von Hochspannungsimpulsen auf die Eigenschaften von

Kartoffelstärke und -textur

Vorgelegt von: Rudolf Führer

Am: 30.11.2012

Referent: Herr Prof. Dr. Peter Meurer

Korreferent: Herr Prof. Dr.-Ing Stefan Töpfl

Institut:

URN:

Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V. urn:nbn:de:gbv:519-thesis2012-0631-5

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Abstract

This master thesis describes the effect of pulsed electric fields on potato starch and tissue.

Pulsed electric fields induce an electropermeabilization of cell membrane. The effect of

electrochemical breakdown on cells isn’t fully understood. Therefore, the influence on

different foods isn’t clearly predictable. Many factors like electric field strength, specific

energy input, number of pulses, impulse length, frequency, conductivity and cell diameter

have an impact on the effectiveness of the treatment. For this reason potatoes were treated

with pulsed electric fields with specific energy inputs primarily up to 4 kJ/kg. Batch and

continuous systems are used and compared. Cell disintegration index, rigidity of potato tissue,

gelatinization properties and particle size distribution was analyzed.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ............................................................................................................................... 1 2. Stand von Wissenschaft und Technik .................................................................................... 2

2.1 Die Pflanzenzelle .............................................................................................................. 2 2.2 Rohstoff Kartoffel ............................................................................................................ 3 2.2 Stärke ................................................................................................................................ 3 2.3 Hochspannungsimpulse .................................................................................................... 5

2.3.1 Prinzip ........................................................................................................................ 6 2.3.2 Anlage ........................................................................................................................ 7 2.3.3 Prozessparameter ....................................................................................................... 7

3. Material und Methoden .......................................................................................................... 9 3.1 Hochspannungsimpulsanlage ........................................................................................... 9

3.1.1 Batchanlage ................................................................................................................ 9 3.1.2 Kontinuierliche Anlage ............................................................................................ 11

3.2 Versuche ......................................................................................................................... 12 3.2.1 Vorversuche ............................................................................................................. 12 3.2.2 Hauptversuche .......................................................................................................... 13

3.3 Stärkegewinnung ............................................................................................................ 14 3.4 Bestimmung der Festigkeit von Kartoffeln .................................................................... 14 3.5 Bestimmung des Permeabiliserungsgrades .................................................................... 15 3.6 Dynamische Differenzkalorimetrie (DSC) ..................................................................... 15 3.7 Rasterelektronenmikroskopie ......................................................................................... 16 3.8 Lichtmikroskopie ........................................................................................................... 17 3.8 Laserbeugungsspektrometrie .......................................................................................... 17

4. Ergebnisse und Diskussion ................................................................................................... 18 4.1 Vorversuche ................................................................................................................... 18 4.2 Hauptversuche ................................................................................................................ 22

5. Schlussfolgerungen und Ausblick ........................................................................................ 27 6. Zusammenfassung ................................................................................................................ 29 Quellenverzeichnis ................................................................................................................... 31 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 33 Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. 34 Selbstständigkeitserklärung ...................................................................................................... 35 Anhang ..................................................................................................................................... 36

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1. Einleitung

In den letzten Jahrzenten stieg das Interesse bei der Anwendung von Hochspannungsimpulsen

zur Permeabilisierung von Zellen in der Lebensmittelindustrie an. Die Methode ist einfach

und erfordert keine besonders komplexen oder teuren Geräte. Die Behandlungsdauer kann

relativ kurz sein und verändert nicht die Lebensmittelqualität im Vergleich zu klassischen

thermischen Behandlungsmethoden. Auch eine Kombination von Hochspannungsimpulsen

und Erhitzung oder weiteren Prozessschritten kann leicht umgesetzt werden. Die Behandlung

mit Hochspannungsimpulsen kann sehr effektiv zur Inaktivierung von Mikroorganismen

(Töpfl, 2002), Erhöhung der Saftausbeute (Vorobiev et al., 2004) und Verbesserung von

Trocknungsvorgängen (Barbosa-Cánovas et al, 1999) sein. Laut Zimmermann (1986) erzeugt

ein starkes elektrisches Feld eine Elektroporation von Zellen und erhöht die Permeabilität.

Auch eine Desintegration der Zellen ist möglich. Im Bereich von 500 – 1000 V/cm und bei

einer kurzen Behandlungszeit von 10-4 – 10-2 s (Lebovka et al. 2002) kann bereits eine

nichtthermische Permeabilisierung und Zellzerstörung auftreten. Der Einsatz von

Hochspannungsimpulsen kann dadurch eine Alternative zu traditionellen thermischen oder

osmotischen Behandlungen sein. Einige restriktive Faktoren verhindern allerdings den weiten

Einsatz von Hochspannungsimpulsen in der Lebensmittelbranche. Nach Raso & Heinz (2006)

hängt die Wirksamkeit der Behandlung von vielen Faktoren wie z.B. Rohmaterial,

Vorbehandlung, pH-Wert, Temperatur, Leitfähigkeit, etc. ab. Auch die Prozessparameter

(Impulsdauer, Anzahl der Impulse, Impulsform und Energieeintrag) haben Einfluss auf

Permeabilisierung bzw. Zellaufschluss. Das technische Problem liegt darin die optimalen

Parameter für hohe Produktqualität bei geringem Energieverbrauch zu finden.

In vielen vorhergehenden Studien wird die Impulsbreite und Anzahl der Pulse verwendet um

die Behandlungsintensität zu bemessen. Jedoch ist aus energiewirtschaftlichen Sicht die

Betrachtung der spezifischen elektrischen Energie Wspez. für die Industrie geeigneter. Somit

kann der Energieeintrag je Kilogramm behandelten Produkt abgelesen und die Kosten direkt

abgeschätzt werden.

In der vorliegenden Masterarbeit werden behandelte Kartoffeln aus Batch- und

kontinuierlichen Anlagen bei sehr geringen Energieeinträgen verglichen, da der Batchprozess

im Labormaßstab nicht direkt auf einen kontinuierlichen Prozess übertragbar ist. Dazu wird

unter anderem die Festigkeit von unbehandelten sowie behandelten Kartoffeln gemessen, da

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diese zusammen mit dem Zelldesintegrationsindex Rückschlüsse auf die Zellzerstörung

zulassen. Dies spielt vor allem in der Industrie, in der die Kartoffeln zerkleinert werden

müssen, eine Rolle. Durch verringerte Festigkeit benötigen die Zerkleinerungsmaschinen in

der Theorie weniger Energie und somit lässt noch mehr Energie einsparen. Auch

Eigenschaften der Stärke wie Verkleisterungseigenschaften und Partikelgrößenverteilung

werden untersucht, da dies die Produkteigenschaften gegenüber konventionell behandelten

Kartoffeln verändern könnte.

2. Stand von Wissenschaft und Technik

2.1 Die Pflanzenzelle

Pflanzliche Zellen bestehen aus einer Zellwand, einer semipermeablen Zellmembran und dem

Zytoplasma. Die Zellwand setzt sich aus Mittellamelle, Primärwand, Sekundärwand und

Tertiärwand zusammen. Die Hauptbestandteile der Zellwand sind Cellulosen,

Hemicellulosen, Pektine und Lignine. Pektine sind hauptsächlich in der Mittellamelle

lokalisiert und für essbare Früchte, Stängel und Knollen die wichtigsten Gerüstsubstanzen.

Während der Reifung bzw. der Erhitzung von Obst und Gemüse löst sich das Pektin, wodurch

eine Erweichung des Gewebes auftritt. Die semipermeable Zellmembran, bestehend aus

Phospholipiden, Proteinen und teilweise Kohlenhydraten, wirkt limitierend auf

Diffusionsvorgänge. Nach dem „Fluid Mosaic“ Model ist die Membran eine flüssig-kristalline

Lipiddoppelschicht in der die Proteine lateral freibeweglich sind. Während die Zellmembran

die Diffusionsvorgänge reguliert, steuert die Zellwand den Turgordruck und verhindert das

Platzen der Zelle. Zwischen dem Zytoplasma und extrazellulären Raum besteht bei lebenden

Zellen durch die ungleichmäßige Verteilung der Ladungsträger ein Membranpotential. Bei

Pflanzenzellen liegt das Membranpotential bei -150 mV, wobei das Zytoplasma gegenüber

dem extrazellulären Raum immer negativ ist (Tedjo, 2003).

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2.2 Rohstoff Kartoffel

Kartoffeln sind ein wichtiger Lieferant für Stärke. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland 1,58

Mio. Tonnen Stärke produziert. Davon entfallen 42 % auf die Kartoffelstärke und 34 % bzw.

24 % auf Weizen- und Maisstärke (www.staerkeverband.de, 2012).

Die Kartoffelknollen sind die Enden unterirdischer Stängel der Kartoffelpflanzen. Das

Parenchymgewebe ist zum Zweck der Stärkeablagerung verdickt. Die Stärke ist

ungleichmäßig in der Kartoffelknolle verteilt. In der Schale und den äußeren

Gewebeschichten fehlt diese fast vollständig, während sich die meiste Stärke um die

Gefäßbündel, welche weitestgehend frei von Stärke sind, anlagert. Die chemische

Zusammensetzung der Kartoffel ist unter anderem von Sorte, Anbaugebiet und

Lagerbedingungen abhängig. Für die Stärkegewinnung werden Kartoffeln mit einem mittleren

Stärkegehalt von min. 17 % in der Trockensubstanz verarbeitet. Der Stärkegehalt sollte

allerdings möglichst hoch sein, um Transport- und Verarbeitungskosten möglichst gering zu

halten. Die Stärkeausbeute liegt bei moderner Technologie bei bis zu 98 %. Die

physikalischen und kolloidalen Eigenschaften von Kartoffelstärke unterscheiden sich im

Vergleich zu Getreidestärke wesentlich, was auf die esterartig an das Amylopektin

gebundenen Phosphatgruppen zurückzuführen ist. Typisch für Kartoffelstärke sind die großen

Stärkekörner, welche bei der Stärkegewinnung schnell sedimentieren (Tegge, 2004).

Die Stärkekörner der Kartoffel besitzen einen Durchmesser von 15 – 100 µm, während Stärke

anderer Herkunft Durchmesser von 2 – 40 µm aufweisen. Kartoffelstärke liegt frei in den

Zellen vor und ist somit leicht zu extrahieren, während Getreidestärke im Endosperm

lokalisiert ist und eine Isolierung aufwendiger macht (Belitz et al, 2001)

2.2 Stärke

Die Stärke gehört zu der Stoffgruppe der Kohlenhydrate und ist ein Makromolekül, das aus

einer Vielzahl von Glukoseeinheiten besteht. Die Biosynthese von Stärkemolekülen führt zu

unterschiedlichen Formen, die als Amylose und Amylopektin bezeichnet werden. Die meisten

Stärkesorten bestehen aus ca. 25 % Amylose und 75 % Amylopektin. Amylose ist

weitestgehend linear aufgebaut und setzt sich aus anhydro-Glukoseeinheiten, die α-1,4

glykosidisch verknüpft sind, zusammen.

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Abb. 1: Die Struktur des Stärkekorns in unterschiedlichen Vergrößerungen (Tegge, 2004)

Neuere Untersuchungen zeigen, dass ca. 0,1 % α-1,6 glykosidisch verknüpft sind. Amylose

aus Weizenstärke weist eine durchschnittliche Verzweigungszahl pro Molekül von 1,9 bei

einer durchschnittlichen Kettenlänge von 300 auf, während Kartoffelamylose eine

durchschnittliche Verzweigungszahl von 7,3 Ketten je Molekül mit einer durchschnittlichen

Kettenlänge von 670 aufweist. Amylopektin besitzt neben den α-1,4 glykosidischen

Bindungen ca. 4 % α-1,6 glykosidische Verknüpfungen. Amylopektin kann kovalent

gebundenes Phosphat, welches keine Verbindung mit Amylose eingeht, enthalten.

Kartoffelstärke enthält 10 bis 30 nmol Phosphat/mg Stärke. Cucurmastärken haben einen

2-4fach höheren Phosphorylierungsgrad als Kartoffelstärke, während Getreidestärken einen

ca. 100fach geringeren Phosphorylierungsgrad besitzen. Die Stärkestruktur ist semikristallin

mit einem Kristallinitätslevel von 15-45 %. Die Kristallinität ist auf das Amylopektin

zurückzuführen. Die Kristalle werden von Doppelhelices gebildet, die radial im Korn

angeordnet sind. Das führt zu einer tangentialen Anordnung der Kristalle zur Oberfläche. Die

nicht-reduzierenden Enden der Ketten sind zur Kornoberfläche ausgerichtet und sind in

alternierenden kristallinen und amorphen Lamellen angeordnet. In den kristallinen Lamellen

sind die Ketten derart zueinander ausgerichtet, dass sie Cluster bilden. Es ist dabei

wahrscheinlich, dass die Verzweigungspunkte im amorphen Bereich liegen. Die Amylose ist

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im amorphen Bereich des Korns lokalisiert. Die kristallinen und amorphen Strukturen im

Amylopektinmolekül sind in größeren ellipsoiden Strukturen, den sogenannten „blocklets“,

angeordnet. Es ergeben sich harte kristalline und weiche semikristalline Schalen. Die harten

Schalen werden von größeren „blocklets“ von 50 – 500 nm und die weichen Schalen von

kleineren „blocklets“ von 20 – 50 nm Durchmesser gebildet. Kartoffelstärke ist aufgrund

großer „blocklets“ einem enzymatischen Abbau gegenüber widerstandsfähiger als Stärken mit

kleineren „blocklets“. In Abb. 1 ist der Aufbau eines Stärkekornes schematisch zu sehen.

(Tegge, 2004)

2.3 Hochspannungsimpulse

Unter der Hochspannungsimpulsbehandlung versteht man den Einsatz von Impulsen mit einer

Dauer von Mikro- bzw. Millisekunden bei hohen Spannungen zur Erzeugung von elektrischen

Feldern, welche auf biologisches Zellmaterial angewandt werden (Janositz, 2005).

In den letzten Jahrzehnten hat sich gezeigt, dass der Einsatz von Hochspannungsimpulsen das

Potential besitzt die Permeabilität von Zellmembranen zu beeinflussen und Zellen zu

desintegrieren. Dieses Phänomen wird Elektroporation genannt. Es kann genutzt werden um

Zellfremde DNS in Zellen einzuschleusen oder Stressreaktionen auszulösen um damit eine

sekundäre Metabolitensynthese anzuregen. Eine Behandlung mit Hochspannungsimpulsen

kann die Massentransferrate verbessern. Herkömmliche Zellaufschlusstechniken wie z.B. das

Mahlen, Erhitzen oder die enzymatische Behandlung als Prozessschritte vor dem Trocknen,

Extrahieren oder Pressen könnten damit ersetzt werden. Eine Inaktivierung von

Mikroorganismen ist auch möglich (Raso & Heinz, 2006).

Nach Grahl & Märkel (1996) und Ho et al. (1997) ist auch die Beeinflussung von Enzymen

möglich. Laut Teissie & Rols (1993) können sogar Membranproteine beeinflusst werden.

Die Temperatur wird nur sehr geringfügig erhöht und die wertgebenden Inhaltsstoffe bleiben

dadurch weitestgehend erhalten. Damit ist die Hochspannungsimpulsbehandlung durch kurze

Prozesszeiten eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen thermischen Behandlungen

(Janositz, 2005).

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2.3.1 Prinzip

Das Prinzip der Elektroporation durch Hochspannungsimpulse beruht auf der starken

Erhöhung des Transmembranpotentials. Der Wirkmechanismus ist noch nicht vollständig

geklärt, jedoch ist die am meisten anerkannte Theorie, dass durch das starke externe

elektrische Feld eine Akkumulation von Ladungsträgern an beiden Seiten der Zellmembran

stattfindet Die entgegengesetzten Ladungen der Ladungsträger ziehen sich an und dadurch

kommt es zu einer Kompression der Membran (Chang, 1992). Wenn das Membranpotential

ca. 1 V erreicht kommt es zu einem Durchbruch und Porenbildung in der Membran

(Zimmermann et al, 1976). Die elektrische Feldstärke, bei der der Membrandurchbruch

beginnt, wird kritische elektrische Feldstärke genannt (siehe Abb. 2).

Abb. 2: Elektroporation von Zellmembranen bei verschiedenen Feldstärken. E: Elektrische Feldstärke; Ec: kritische elektrische Feldstärke (Raso & Heinz, 2006)

Bei der kritischen elektrischen Feldstärke ist die die Anzahl und Größe der Poren relativ

gering. In diesem Zustand ist die Porenbildung zumeist reversibel. Mit steigender Feldstärke

und bei mehreren Impulsen steigt die Anzahl und Größe der Poren an und es kann zu einer

irreversiblen Porenbildung kommen (Raso & Heinz, 2006).

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2.3.2 Anlage

Eine Hochspannungsimpulsanlage besteht prinzipiell aus Hochspannungsversorgung,

Kondensator, Hochspannungsschalter und Behandlungszelle (Raso & Heinz, 2006).

Die Spannungsversorgung versorgt einen Energiespeicher aus einem oder mehreren parallel

geschalteten Kondensatoren mit der Kapazität C. Mit Hilfe des Hochspannungsschalters und

einem Schutzwiderstand lässt sich die Energie in Form eines kurzen Impulses an der

Behandlungszelle entladen. Die Behandlungszelle besteht aus zwei Elektroden die durch ein

isolierendes Material getrennt sind. Zwischen den beiden Elektroden befindet sich die zu

behandelnde Probe. Wenn der Stromkreis geschlossen ist, entlädt sich der Energiespeicher

über die Elektroden durch die zu behandelnde Probe. Der Aufbau und die Betriebsweise der

Anlage sind bei der Behandlung von großer Bedeutung. Während viele Forschungsstudien an

diskontinuierlichen Anlagen durchgeführt wurden, sind kontinuierliche Anlagen für die

Industrie meist von Vorteil. Weiterhin ist die Elektrodenanordnung für eine optimale

Behandlung von Bedeutung. Ein homogenes elektrisches Feld zur gleichmäßigen Behandlung

der Probe wird durch eine parallele Anordnung der Elektroden erreicht (Janositz, 2005).

2.3.3 Prozessparameter

Die wichtigsten elektr. Parameter für eine Behandlung mit Hochspannungsimpulsen sind die

elektr. Feldstärke E, der spez. Energieeintrag Qspez, die Impulsanzahl n und die Impulsdauer .

Außerdem ist die Impulsform, Frequenz und die produktbezogenen Parameter Leitfähigkeit,

Zellgröße und Zelldurchmesser für die Behandlung ausschlaggebend. Zur Permeabilisierung

von Pflanzenzellen ist aufgrund des großen Zelldurchmessers von

20-200 μm eine geringere Behandlungsintensität als bei mikrobiellen Zellen notwendig. Die

Leitfähigkeit des Mediums und Temperatur der Probe beeinflussen ebenfalls die Behandlung.

Bei paralleler Elektrodenanordnung ist die elektrische Feldstärke als elektrische

Potentialdifferenz zwischen den Elektroden definiert. Die elektrische Feldstärke E [V/cm]

ergibt sich aus dem Quotienten von Ausgangsspannung U und Elektrodenabstand d. Eine

Erhöhung der elektrischen Feldstärke hat einen größeren Einfluss auf die Permeabilisierung

als die Steigerung der Impulsanzahl. Die Impulsanzahl n und Impulsdauer ergeben als

Produkt die Behandlungszeit t (Janositz, 2005).

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Typische Impulsformen, die in Abb. 3 zu sehen sind, sind entweder mono- oder bipolar.

Während monopolare Impulsformen konstante, rechtwinklige, exponentielle oder gemischte

Verläufe aufweisen, zeigen bipolare Impulsformen sinusförmige, dreieckige, trapezförmige,

kontinuierlich rechteckige, diskontinuierlich rechteckige oder diskontinuierlich exponentielle

Verläufe auf. Kontinuierlicher Energieeintrag ohne Pausen zwischen den Impulsen ist auf

Grund des hohen Energeiebedarfs nicht praktikabel. Im Vergleich mit monopolaren Impulsen,

haben bipolare Impulse einen geringen Effekt auf die Permeabilisierung von Zellmembranen.

Bei gleicher Impulsdauer zeigen trapezförmige, dreieckige und gemischte Impulsformen den

gleichen Effekt bei der Zellpermeabilisierung wie rechteckige Impulse, jedoch bei höherer

Maximalspannung. Exponentielle Impulse sind nicht sehr energieeffizient, da sie eine gewisse

Zeit unterhalb der krit. Werte für die Zellpermeabilisierung liegen und in dieser Zeit nur eine

Erhitzung des Materials hervorrufen. Aus diesen Gründen eignen sich die Impulsformen (2),

(7) und (10) für industrielle Anwendungen. Allerdings sollten die Impulsformen (4) und (9)

auch in Betracht gezogen werden, da diese leicht und kostengünstig zu erzeugen sind (Raso &

Heinz, 2006).

Abb. 3: Typische Impulsformen (Raso & Heinz, 2006)

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Die spezifische Energie Wspez. [kJ/kg] hat ebenso einen großen Einfluss auf die Intensität der

Permeabilisierung. Dieser charakterisiert den Energieeintrag, bezogen auf die Masse des

Zellmaterials und ergibt sich bei einer Batchanlage aus der Ladespannung U, der Kapazität

des Kondensators C, der Impulsanzahl n und dem Volumen der Behandlungszelle V mit

folgender Formel:

Wspez.U2∙C∙n2V

Gleichung 1

Bei kontinuierlichen Anlagen wird das zu behandelnde Produkt durch das elektrische Feld

bewegt. Die spez. Energie Wspez. [kJ/kg] wird hier aus der Frequenz f, dem Massenfluss m,

der elektrischen Leitfähigkeit κ und der Energiemenge je Impuls berechnet:

Wspez. f∙1

m∙ κ

0

∙E t 2dtGleichung2

3. Material und Methoden

3.1 Hochspannungsimpulsanlage

3.1.1 Batchanlage

In der el-crack® 8 kW-Batchanlage wird eine Behandlungszelle mit 4,68 l Volumen genutzt,

wie in Abb. 4 zu sehen ist. Die Behandlungszelle besteht aus zwei Metallplatten, die als

Elektroden dienen und durch Kunststoffplatten getrennt sind. Die Spannungsquelle wird an

der vorderen Metallplatte angeschlossen. Die hintere Platte besitzt einen Standfuß und

schließt mit dem unteren Bereich der Anlage den Stromkreis. Es kommt eine exponentielle

Impulsform zum Einsatz. Die Impulse werden somit durch das Produkt im inneren der Zelle

geleitet. Der Elektrodenabstand beträgt bei dieser Behandlungszelle 13 cm. Die Vorspannung

lässt sich mit der Stellschraube einstellen. Dabei entspricht eine Umdrehung gegen den

Uhrzeigersinn eine Vorspannung von ca. 3 kV.

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Abb. 4: Diskontinuierliche 8 kW-Anlage und 4,68 l Behandlungszelle

Die Betriebsspannung wird anschließend mittels Stellrad eingestellt. Mit einem Drehschalter

lässt sich mit der Einstellung „k“ eine kontinuierliche Impulsanzahl festlegen und mit der

Einstellung „PP“ wird die eingestellte Impulsanzahl ausgegeben. Die Impulsanzahl wird

mittels zehn Schalterstellungen in Tab. 1 festgelegt.

Tab. 1: Einstellungen Drehschalter „Anzahl der Pulse“

Schalterstellung Pulsanzahl 0 0 1 1 2 2 3 5 4 10 5 20 6 50 7 100 8 200 9 500

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Gewünschte Impulsanzahlen, die nicht den vorgegebenen Werten der Schalterstellungen

entsprechen, werden durch Kombination der Schalterstellungen erreicht. Die Frequenz wird

ebenfalls mittels Drehschalter nach Tab. 2 festgelegt.

Tab. 2: Einstellungen Drehschalter „Frequenz“

Schalterstellung Frequenz 0 0,5 Hz 1 1 Hz 2 2 Hz 3 3 Hz

4 - 9 4 Hz

3.1.2 Kontinuierliche Anlage

Die kontinuierliche 30 kW-Anlage besteht aus der Impulserzeugeranlage und einem

Kartoffelband, welches die Kartoffeln durch ein Wasserbad befördert. Die Elektroden sind

oberhalb und unterhalb des Förderbandes platziert. Der Elektrodenabstand l beträgt 12,8 cm,

ist jedoch justierbar. Die Spannung lässt sich prozentual von 0 – 100 % einstellen. Die

maximale Puls-Spitzenspannung beträgt dabei 30 kV. Dies ist bei einer Einstellung von 70 %

allmählich erreicht. Einstellungen darüber führen zu Fehlermeldungen. Es kommt eine

exponentielle Impulsform zum Einsatz. Die Gleichung 3 ist eine abgewandelte Form der

Gleichung 2 (siehe 2.3.3). Um den spez. Energieeintrag in Gleichung 3 berechnen zu können

wird außerdem noch die Elektrodenbreite b, die Bandgeschwindigkeit v und die momentane

Leistung W der Anlage benötigt. Die Leistung wird zum einen aus der Impulsfrequenz und

der Spannung festgelegt. Die Elektrodenbreite beträgt 12,75 cm.

Wspez. ∙ ∙ Gleichung 3

Der Motor des Förderbandes lässt sich mit einer Frequenz bis 66 Hz betreiben. Da sich die

Bandgeschwindigkeiten bei verschiedenen Einstellungen nicht direkt ablesen lassen, werden

sie bei verschiedenen Frequenzen gemessen und sind in Abb. 5 zu sehen.

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Abb. 5: Bandgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Frequenz

3.2 Versuche

3.2.1 Vorversuche

In den Vorversuchen wird ausschließlich die el-crack® Batchanlage genutzt, um erste

Erfahrungen mit dem Naturprodukt Kartoffel und einer Hochspannungsanlage zu sammeln.

Es werden verschiedene Kartoffelsorten behandelt und anschließend die Schneidfestigkeit und

der Permeabiliserungsgrad analysiert. Es erfolgt immer ein Vergleich mit unbehandelten

Kartoffeln der jeweiligen Sorte. Genutzt werden die handelsüblichen mehlig kochenden

Sorten Gunda, Bintje und Linda, sowie Challenger und Innovator, die u.a. für die Produktion

von Pommes frites typisch sind. Mit einem Rasterelektronenmikroskop werden Bilder von

Kartoffelstärke der Kartoffelsorte Gunda aufgenommen. Zusätzlich werden Bilder von

Kartoffelzellen mit einem Lichtmikroskop aufgenommen. Bei allen Kartoffeln wird eine

Spannung von 9,7 kV und eine Frequenz von 4 Hz genutzt. Durch einen Elektrodenabstand

von 13 cm ergibt sich daraus eine Feldstärke von 746 V/cm. Die Behandlungszelle besitzt ein

Volumen von 4680 cm³. Um verschiedene Energieeinträge zu erreichen, wird die Anzahl der

Impulse variiert. Die gewünschten Energieeinträge mit der benötigten Anzahl an Impulsen

lassen sich mit Gleichung 1 berechnen. Die geringen Energieeinträge von

2,48

6,75

10,82

14,95

19,09

23,13

27,30

31,32

35,01

38,81

42,21

R² = 0,9991

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

0 6 12 18 24 30 36 42 48 54 60 66

Ban

dge

sch

win

dig

kei

t in

cm

/s

Motoreinstelllung in Hz

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0,25; 0,5; 0,75; 1 und 2 kJ/kg werden mit der Impulsanzahl von jeweils 50; 100; 150; 200 und

400 festgelegt. Der Energieeintrag pro Puls liegt hier bei 5,03 J/kg.

3.2.2 Hauptversuche

Für die Hauptversuche werden die Kartoffelsorten Allure und Fontane verwendet. Die Allure

Kartoffeln wurden im Oktober 2011 gerodet und besitzen einen Stärkegehalt von 20,2 %.

Durch den hohen Stärkegehalt sind diese für die Produktion von Kartoffelstärke geeignet. Die

besonders großen Knollen der Fontane Kartoffeln eignen sich für die Produktion von Pommes

frites und wurden am 15.08.2012 gerodet. Es wurden bewusst Kartoffelsorten gewählt, die in

der Industrie von Bedeutung sind, um einen praktischen Nutzen für die Kartoffelindustrie zu

erzielen.

Die Spannung bei der Batchanlage wird auf 13 kV erhöht. Daraus ergibt sich eine elektr.

Feldstärke von 1 kV/cm. Die spez. Energieeinträge werden auf 0,25; 1 und 4 kJ/kg mit

28; 111 und 443 Impulsen geändert. Daraus ergibt sich ein Energieeintrag von 9,03 J/kg je

Puls. Die Frequenz hat unverändert den Wert 4 Hz. Die Schneidfestigkeit und die

Zellpermeabilisierung werden gemessen und außerdem wird die Stärke extrahiert (siehe

Abschnitt 3.3). Anschließend wird die Stärke auf Partikelgrößenverteilung und

Verkleisterungsenthalpie untersucht.

Zum Vergleich wird die Kartoffelsorte Fontane auch bei den gleichen elektr. Feldstärken und

Energieeinträgen in der kontinuierlichen Anlage behandelt. Außerdem wird zusätzlich die

elektr. Feldstärke auf 2,2 kV/cm erhöht, um Energieeinträge von 20 kJ/kg und 40 kJ/kg zu

erreichen. In Tab. 3 sind die eingestellten Parameter für die gewählten Energieeinträge

aufgelistet. Die behandelten Kartoffeln werden auf Schneidfestigkeit und

Permeabilisierungsgrad untersucht und anschließend mit denen der Batchanlage verglichen.

Tab. 3: Eingestellte Parameter der 30 kW-Anlage

Leistungseinstellung [%] 30 30 30 70 70 Puls-Spitzenspannung [kV] 12,6 12,6 12,6 28,5 28,5 elektr. Feldstärke [kV] 1 1 1 2,2 2,2 Frequenz [Hz] 50 50 80 97 207 Leistung [W] 1110 1110 1620 8110 16220 Bandgeschwindigkeit [cm/s] 27,3 6,75 2,48 2,48 2,48 Energieeintrag [kJ/kg] 0,25 1,0 4,0 20,0 40,0

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14

3.3 Stärkegewinnung

Da sich die Stärkekörner innerhalb der Zellen befinden, müssen die Zellen aufgeschlossen

werden um die Stärke gewinnen zu können. Die ganzen Kartoffeln werden gewaschen und

mittels einer handelsüblichen vierseitigen Küchenreibe gerieben. Dabei wird die Feinreibe

genutzt um einen möglichst hohen Zellaufschluss zu erhalten. 500g geriebene Kartoffeln

werden abgewogen und mit 800 ml dest. Wasser vermischt und in einer Vorwerk Thermomix

bei Stufe 2 (entspricht 400 1/min) 10 min lang weiter zerkleinert und vermischt. Das Gemisch

wird anschließend durch ein Sieb mit 1 mm Maschenweite von groben Zellbestandteilen

getrennt. Der Rückstand lässt sich im Sieb mit einer passgenauen Schale auspressen.

Anschließend wird der Rückstand im Sieb mit 800 ml dest. Wasser ausgewaschen und erneut

ausgepresst. Dieser Vorgang wird einmal wiederholt. Das Filtrat wird anschließend durch

zwei Siebböden mit 0,25 mm und 0,16 mm Maschenweite gegeben. Da sich diese Siebböden

durch Zellbestandteile leicht zusetzen wird ein Gummispachtel genutzt um die Stärke durch

die Siebböden hindurch zu befördern. Mit einer Spritzwasserflasche mit dest. Wasser lassen

sich Stärkereste von den Wänden und Siebböden spülen. Nach dem Siebvorgang wird das

Filtrat 15 min stehen gelassen, damit die Stärke sedimentiert. Anschließend wird die

Flüssigkeit dekantiert. Das Sediment wird bei 10000 1/min 10 min. zentrifugiert. Die restliche

Flüssigkeit wird dekantiert und die obere teilweise dunkle Proteinschicht wird entfernt. Mit

Hilfe von reinem Ethanol wird die Stärke gründlich aus den Gefäßen gewaschen und unter

einem Abzug verflüchtigt sich das Ethanol. Abschließend wird die Stärke gewogen und in

einen luftdichten Behälter überführt.

3.4 Bestimmung der Festigkeit von Kartoffeln

Zur Messung der Veränderung der Festigkeit von Kartoffeln wird die maximale erforderliche

Kraft gemessen, die ein zylindrischer Probenausstecher mit 2 cm Durchmesser benötigt, um

in 4 cm Tiefe vorzudringen. Es wird ein drückender Schnitt vollzogen. Hierfür wird die

Universalprüfmaschine der Firma Zwick GmbH & Co. KG genutzt. Die Kartoffeln werden an

den Enden eben abgeschnitten, um einen festen Stand zu sichern. Der Probenausstecher wird

an der Schnittkante leicht in die Kartoffel eingedrückt und so positioniert, dass der Stempel

der Universalprüfmaschine gerade nach unten fahren kann. Die maximale erforderliche Kraft,

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15

die der Stempel benötigt um den Probenausstecher in 40 mm Tiefe zu drücken, wird

aufgenommen. Die Geschwindigkeit v des Stempels liegt bei 120 mm/s.

3.5 Bestimmung des Permeabilisierungsgrades

Zur Messung des Permeabilisierungsgrades (Zp) wird die frequenzabhängige elektrische

Leitfähigkeit gemessen. Für diese Messungen wird ein am Deutschen Institut für

Lebensmitteltechnik entwickeltes Breitbandimpedanzmessgerät eingesetzt. Es werden die

Leitfähigkeiten bei Frequenzen zwischen 10 kHz und 2 MHz gemessen. Zur Berechnung des

Permeabilisierungsgrades wird die Gleichung 4 (Angersbach et al, 1997) genutzt:

Zp=1-Ku2Kb2

· Ku2-Kb1

Ku2-Ku1 Gleichung 4

Ku1; Ku2= Leitfähigkeit von unbehandeltem Gewebe bei 10 kHz und 2 MHz [mS/cm]

Kb1; Kb2= Leitfähigkeit von behandeltem Gewebe bei 10 kHz und 2 MHz [mS/cm]

3.6 Dynamische Differenzkalorimetrie (DSC)

Bei der dynamischen Differenzkalorimetrie wird eine definierte Stärke/Wasser-Suspension in

einem verkapselten Behälter und ein zweiter Behälter ohne bzw. inertem Inhalt als Referenz

einem gleichartigem Temperaturprogramm ausgesetzt. Die beiden Behälter werden jeweils in

einen thermisch isolierten Ofen gestellt und die Temperatur wird so geregelt, dass in beiden

Öfen stets die gleiche Temperatur vorliegt. Durch den endothermen Prozess des Schmelzens

der Stärkemoleküle während der Verkleisterung erfolgt eine Temperaturänderung im

Vergleich zur Referenzmessung. Die notwendige elektrische Leistung zum

Temperaturausgleich wird als Funktion der Temperatur aufgezeichnet. Daraus lassen sich

Start-, Peak- und Endtemperatur der Verkleisterung bestimmen. Die Start- und

Endtemperaturen lassen sich mit dem Schnittpunkt der Tangenten, die an die beiden Flanken

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16

der Kurve angelegt sind, an der Basislinie bestimmen. Die von der Software berechnete

Enthalpie ist abhängig von der Peakfläche und bezieht sich auf die zum Schmelzen der

Kalibriersubstanz Indium benötigte Energie (Schüll, 2012).

Zur Analyse der Verkleisterungstemperaturen und Enthalpie wird das Gerät DSC 2920

Modulated DSC der Firma TA Instruments genutzt. Die Probe wird in den Tiegel eingewogen

und anschließend mit einem Deckel verschlossen. Mit einem Hilfswerkzeug wird der Tiegel

vorgepresst und danach mit der Tiegelpresse bis zum Anschlag gepresst. Der gepresste Tiegel

wird mit einer Pinzette vorsichtig auf die untere Messplattform platziert. Auf die obere

Plattform wird ein leerer Tiegel gleicher Bauart und gleichen Gewichtes gestellt. Nach dem

Einsetzen der Tiegel wird die Messapparatur mit den 3 dazugehörigen Deckeln verschlossen.

Das System wird 15 bis 30 Minuten vor Beginn der Messung in Betrieb genommen, um

temperaturbedingte Schwankungen in der Elektronik auszugleichen.

3.7 Rasterelektronenmikroskopie

Im Raster-Elektronenmikroskop wird ein Elektronenstrahl erzeugt, der mit 1-30 kV

beschleunigt wird. Der so erzeugte Primärelektronenstrahl wird in einem isometrischen

Muster auf die Probenoberfläche gerichtet. Das Sekundärelektronensignal, das durch den

Primärstrahl erzeugt wird, ändert sich mit der Beschaffenheit der Probenoberfläche und dem

Anstellwinkel des Strahls. In der Braunschen Röhre wird aus einer Reihe von Lichtflecken ein

Bild aufgebaut. Die Sekundärelektronen können durch eine magnetische Linse gezwungen

werden und einer gekrümmten Bahn folgen. Dadurch können Oberflächenprofile mit großer

Tiefe sichtbar gemacht werden (Tscheuschner, 2004).

Das Stärkepulver wird auf beidseitig klebenden Leit-Taps mit 12 mm Durchmesser

aufgetragen. Überschüssige, nicht haftende Stärke wird entfernt und bei

Umgebungstemperatur mit der Kryopräperationseinheit K1250 der Firma EMITECH wird die

Probe mit einer Schicht von ca. 10-20 nm Gold besputtert. Anschließend wird die Probe mit

dem REM JSM-6460LV der Firma JEOL untersucht. Die Beschleunigungsspannung liegt bei

15 kV, der Arbeitsabstand bei 12 mm und der Spotsize bei 35.

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17

3.8 Lichtmikroskopie

Kartoffeln der Sorte Gunda werden mit einem Energieeintrag von 2 kJ/kg in der Batchanlage

behandelt. Die behandelten und unbehandelten Kartoffeln werden mit einer handelsüblichen

Küchenschneidemaschine in Scheiben von 1 mm Dicke geschnitten. Anschließend werden die

Scheiben mit Iod-Kaliumiodidlösung angefärbt. Unter dem Lichtmikroskop werden mit Hilfe

einer Digitalkamera bei 25facher Vergrößerung Bilder aufgenommen.

3.8 Laserbeugungsspektrometrie

Die Laserbeugungsspektrometrie ist eine schnelle Methode zur Messung der

Partikelgrößenverteilung. Es können disperse Systeme wie Emulsionen und Suspensionen

sowie Stäube analysiert werden. Bei der Messung wird ein Laserstrahl in eine Messzelle, in

der die Partikel weitestgehend vereinzelt vorliegen, geleitet. Das Laserlicht wird dabei in

Abhängigkeit von der Partikelgröße gebeugt und das resultierende Beugungsmuster erfasst.

Das Beugungsmuster wird anschließend mit einem geeigneten optischen Modell

umgerechnet. Für eine verlässliche Messung sollten die Partikel allerdings eine Kugelform

oder annähernde Kugelform aufweisen. Die Algorithmen der standardisierten Software

beruhen zum größten Teil auf dieser Annahme. Mit zunehmender Abweichung der realen

Partikelform von der Kugelform nimmt der Fehler der Messung zu. Der Einsatz der

Laserbeugungsspektrometer erfordert in der Regel die Verdünnung der Stoffsysteme, damit

die Verdunkelung (Obscuvation) im optimalen Bereich liegt. Die Stoffe, die zur Verdünnung

dienen, sollten in ihrer Polarität der kontinuierlichen Phase der dispersen Systeme ähnlich sein

und dürfen die disperse Phase nicht verändern (Tscheuschner, 2004).

Zur Analyse der Partikelgrößenverteilung wird der Mastersizer 2000 von Malvern

Instruments genutzt. Es werden ungefähr 0,5 g Stärke in ein 150 ml Becherglas eingewogen

und mit ca. 25 ml tetra-Natriumdisphophat-10-hydrat-Lösung dispergiert. Anschließend wird

das Becherglas samt Probe 5 min in ein Ultraschallbad gestellt und beschallt. Die Probe wird

darauf in der Messeinheit Hydro 2000S gefüllt bis die optimale Abdunkelung erreicht ist.

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18

4. Ergebnisse und Diskussion

4.1 Vorversuche

In Abb. 6 ist die maximale Schneidkraft in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei

verschiedenen Kartoffelsorten zu sehen. Bei der Batchanlage zeigt sich, dass bereits ein

Energieeintrag von 0,25 kJ/kg zu einer signifikanten Verringerung der Festigkeit der

Kartoffeln führt. Die Kartoffelsorte Linda weist mit ca. 46 % die größte Verringerung der

Festigkeit auf. Die anderen Kartoffelsorten erweichen um ca. 25-35 %. Mit steigendem

Energieeintrag nimmt die Festigkeit nicht weiter ab. Es ist allerdings zu erkennen, dass die

Erweichung nicht nur von dem Energieeintrag, sondern auch von der Kartoffelsorte abhängig

ist.

Abb. 6: Maximale Schneidkraft in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei verschiedenen Kartoffelsorten der Vorversuche

Durch die Permeabilisierung der Zellmembran und damit verbesserten Diffusionsvorgängen

tritt der Zellsaft aus der Zellemembran und Zellwandmatrix aus. Der somit verringerte

Turgordruck führt u.a. zu einer Erweichung des Gewebes. Die Textur hängt auch von anderen

Faktoren, wie z.B. Zelldurchmesser, Anordnung von interzellulärem Raum und Stärkegehalt,

ab (Lebovka, 2004).

0

10

20

30

40

50

60

70

80

0 0,25 0,5 0,75 1 2

Max

imal

e K

raft

in N

Spez. Energieeintrag in kJ/kg

Gunda

Challenger

Bintje

Innovator

Linda

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19

Die Kartoffelsorte Linda weist mit ca. 12 % den geringsten Stärkegehalt der hier untersuchten

Kartoffeln auf. Da die Festigkeit auch vom Stärkegehalt abhängig ist, besitzt sie durch den

geringen Stärkegehalt nach der Behandlung auch die geringste Festigkeit.

Laut Janositz (2005) wirkt der durch die Poren austretender Zellsaft beim Schneiden als

Gleitfilm zwischen Zellen und Messer. Zusammen mit der Turgordrucksenkung führt dies

beim Schneiden zu einer Verringerung der Schneidkraft. Bei unbehandelten Kartoffeln liegen

die turgeszenten Zellen fest und starr aneinander. Beim Schneiden von unbehandelten

Kartoffeln führt außerdem eine erhöhte Anzahl an Rissbildungen des Gewebes zu einem

erhöhten Widerstand beim Schneiden.

Anders verhält sich der Zelldesintegrationsindex in Abb. 7. Bei steigendem Energieeintrag

erhöht sich die Permeabilisierung erheblich. Die Permeabiliserung ist auch stark

kartoffelsortenspezifisch.

Abb. 7: Zelldesintegrationsindex in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei verschiedenen Kartoffelsorten der Vorversuche

Während die Kartoffelsorte Challenger bereits bei 0,25 kJ/kg einen Zelldesintegrationsindex

von 0,46 besitzt und bis 2 kJ/kg auf 0,62 steigt, zeigt sich bei der Kartoffelsorte Gunda ein

anderes Bild. Sie beginnt bei 0,25 kJ/kg mit einem Zelldesintegrationsindex von 0,11 und

steigt bis 2 kJ/kg auf 0,51. Es zeigt sich, dass die Festigkeit nicht mit dem

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0 0,25 0,5 0,75 1 2

Zel

ldes

inte

gara

tion

sin

dex

Zp

Spez. Energieeintrag in kJ/kg

Gunda

Challenger

Bintje

Innovator

Linda

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20

Zelldesintegrationsindex korreliert. Mit dem Zelldesintegrationsindex allein, lassen sich somit

keine Aussagen über die Textur von Kartoffeln treffen. Auf Grund der sehr geringen

Abstände des spez. Energieeintrages zwischen 0,25 und 1 kJ/kg und weil es sich bei

Kartoffeln um Naturprodukte handelt, kann es durch Messabweichungen zu einem nicht

konstanten Verlauf des Zelldesintegrationsindex kommen. So ist der Zelldesintegrationsindex

von Innovator bei einem Energieeintrag von 0,75 kJ/kg ähnlich dem bei 0,25 kJ/kg und

geringer als bei 0,5 kJ/kg. Es ist allerdings anzumerken, dass die hier genutzte

Softwareversion fehlerhaft ist und die Kalibrationsdaten nicht geladen werden. Dadurch sind

die Messwerte bei 10 kHz grundsätzlich geringer als mit geladenen Kalibrationsdaten. Daraus

ergeben sich durchgehend geringere Zelldesintegrationsindices für alle Vorversuche. Dieser

Fehler wurde mit einer neueren Softwareversion, die für die Hauptversuche genutzt wird,

beseitigt.

Abb. 8 zeigt mikroskopische Aufnahmen von Kartoffelgewebe der Kartoffelsorte Gunda. Auf

der linken Aufnahme sind angefärbte Stärke und intakte Zellwände der unbehandelten Probe

zu erkennen. Die Zellwände sind klar zu erkennen und haben eine feste Anordnung. Auf der

rechten Aufnahme ist zu erkennen, dass die Anordnung der Zellwand bei einem

Energieeintrag von 2 kJ/kg verändert ist.

Abb. 8: Mikroskopische Aufnahmen von unbehandeltem (l.) und behandeltem (r.) Kartoffelgewebe

Die klaren Abgrenzungen zu anderen Zellen sind nichtmehr vorhanden. Laut Janositz, Noack

und Knorr (2011) ist es nicht klar ob die Zellwand durch die direkte

Hochspannungsimpulsbehandlung verändert wird. Durch die Permeabilisation der Membran

können allerdings auch Enzyme, die in dem austretenden Zytoplasma enthalten sind, für die

Veränderungen verantwortlich sein. Allerdings stellen Janositz, Semrau und Knorr (2011)

Page 24: Master-Thesis Einfluss von Hochspannungsimpulsen auf die ...digibib.hs-nb.de/file/dbhsnb_derivate_0000001826/Masterthesis-Fuehrer-2015.pdf · Abb. 1: Die Struktur des Stärkekorns

21

fest, dass der Ligningehalt von weißem Spargel nach einer Behandlung um 2,4 % abnimmt.

Dies kann zu einer Veränderung des Zellwandgefüges führen. Eine Kombination aus

Ligninreduktion und zellwanddegradierenden Enzymen wäre daher auch möglich.

Die REM Aufnahmen in Abb. 9 und Abb. 10 mit einer Vergrößerung von 500 und 1000

zeigen runde bis ovale Stärkekörner der Kartoffelsorte Gunda mit einer Größe von ca.

5 – 50 µm.

Abb. 9: REM Aufnahmen von unbehandelter Kartoffelstärke

Abb. 10: REM Aufnahmen von Kartoffelstärke bei einem Energieeintrag von 2kJ/kg

Die Aufnahmen zeigen, dass die Stärkekörner durch einen Energieeintrag von 2 kJ/kg nicht

beschädigt werden oder andere äußerliche Veränderungen aufgetreten sind. Daraus lässt sich

schließen, dass geringe Behandlungsintensitäten bis 2 kJ/kg keinen oder nur einen sehr

geringen Einfluss auf die Stärkekörner ausüben. Es sind keine gebrochenen Stärkekörner zu

erkennen wodurch die Partikelgrößenverteilung beeinflusst werden könnte. Die Stärkekörner

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22

besitzen ähnliche Durchmesser wie Mikroorganismen und es ist wahrscheinlich, dass

Stärkekörner höheren Behandlungsintensitäten und Feldstärken ausgesetzt werden müssen,

um eine sichtbare Veränderung herbeizuführen, sofern sich überhaupt äußerliche

Veränderungen der Stärkekörner durch eine Hochspannungsimpulsbehandlung herbeiführen

lassen.

4.2 Hauptversuche

Die Festigkeit der beiden Kartoffelsorten unterscheidet sich bereits bei den unbehandelten

Kartoffeln, wie in Abb. 11 zu sehen ist. Die Textur der Kartoffelsorte Fontane ist deutlich

fester als die der Allure. Dies liegt u.a. daran, dass die Fontane Kartoffeln am 15.08.2012

gerodet wurden und kurz darauf behandelt wurden, während Allure im Oktober 2012 gerodet

wurden und bereits bei der Lagerung durch Wasserverlust und Atmungsprozesse an Festigkeit

verloren haben. Bei einem Energieeintrag von 0,25 kJ/kg nimmt die Festigkeit bei Fontane

bereits um ca. 38 % ab und bleibt bei höheren Intensitäten gleich. Ähnlich sieht es bei Allure

aus, wobei die Festigkeit bei einem Energieeintrag von 0,25 kJ/kg nur um ca. 24 % abnimmt.

Abb. 11: Maximale Schneidkraft in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei den Kartoffelsorten Fontane und Allure

0

10

20

30

40

50

60

70

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0 0,25 1 4

Max

imal

e K

raft

in N

Spez. Energieeintrag in kJ/kg

Fontane

Allure

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23

Da es sich um Naturprodukte handelt und es dadurch zu natürlichen Abweichungen kommt,

sind die Festigkeiten der behandelten Kartoffeln mit Energieeinträgen von 0,25 kJ/kg bis

4 kJ/kg nicht signifikant unterschiedlich. Diese Ergebnisse bestätigen die Ergebnisse aus den

Vorversuchen. Ein signifikanter Verlust an Festigkeit ist bereits bei einem Energieeintrag von

0,25 kJ/kg zu verzeichnen, da durch einen reduzierten Turgordruck und erhöhten

Zellsaftaustritt die Schneidkraft sinkt. Die Festigkeit von Kartoffeln kann somit durch eine

Behandlung mit Hochspannungsimpulsen bei sehr geringen Energieeinträgen und damit auch

Behandlungszeiten verringert werden.

In Abb. 12 ist zu erkennen, dass bei der Allure bereits bei einem Energieeintrag von

0,25 kJ/kg die maximale Zelldesintegration von 0,44 erreicht ist. Bei höheren

Energieeinträgen ist keine höhere Zelldesintegration eingetreten. Der Zelldesintegrationsindex

der Fontane liegt bei einem Energieeintrag von 0,25 kJ/kg bei 0,18 und steigt bei 1kJ/kg auf

0,4. Die Kartoffelsorte Allure benötigt somit weniger Energie als die Fontane um eine

ähnliche Permeabilisierung zu erreichen. Ein Zusammenhang mit der Festigkeit ist auch hier

nicht zu erkennen. Während die Festigkeit bei Energieeinträgen oberhalb 0,25 kJ/kg nicht

weiter abnimmt, steigt der Zelldesintegrationsindex bei Fontane erst bei 1 kJ/kg auf das

Maximum.

Abb. 12: Zelldesintegrationsindex in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei den Kartoffelsorten Fontane und Allure

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0 0,25 1 4

Zel

ldes

inte

gara

tion

sin

dex

Zp

Spez. Energieeintrag in kJ/kg

Fontane

Allure

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24

Die Partikelgrößenverteilungen der behandelten Kartoffelsorten sind in Tab. 4 zu sehen. Eine

eindeutige Aussage über die Partikelgrößenverteilungen ist schwer zu treffen, da auch hier die

Messwerte von natürlichen Schwankungen betroffen sind. Die d10, d50 und d90 Werte der

Allure zeigen bei steigendem Energieeintrag eine leichte Tendenz nach unten. Der Span liegt

bei allen Einstellungen relativ nah beieinander. Die Fontane zeigt keine eindeutige Tendenz

auf. Es ist davon auszugehen, dass die leichte Tendenz der Allure und die Schwankungen der

Fontane von natürlicher Herkunft sind und nicht durch die Hochspannungsimpulsbehandlung

hervorgerufen wurden. Die REM-Aufnahmen aus den Vorversuchen zeigen ebenfalls keine

Beeinflussung der Partikelgröße durch eine Behandlung auf, wodurch eine Veränderung der

Partikelgröße ausgeschlossen werden kann.

Tab. 4: Partikelgrößenverteilungen

Kartoffel-sorte

Energieeintrag [kJ/kg]

d10 [µm] d50 [µm] d90 [µm] Span

Allure

0 26,346 47,932 79,171 1,102 0,25 29,947 49,313 79,645 1,008

1 27,254 47,757 77,232 1,047 4 25,859 45,853 74,705 1,065

Fontane

0 23,339 39,124 65,168 1,069 0,25 23,502 39,758 66,270 1,076

1 23,208 39,472 61,782 0,977 4 23,420 41,760 67,630 1,059

In Tab. 5 sind die Ergebnisse der dynamischen Differenzkalometrie zu sehen. Die Start- und

Peaktemperaturen der beiden Kartoffelsorten bleiben auf gleichem Niveau. Die Behandlung

hat auf die Temperaturen keinen Einfluss. Die Enthalpie zeigt jedoch bei beiden

Kartoffelsorten mit steigendem Energieeintrag einen leichten Trend nach unten. So sinkt die

Enthalpie von unbehandelten Allure von 17,86 J/g auf 17,05 J/g bei einem Energieeintrag von

4 kJ/kg. Vergleichbar verhalten sich die Fontane. Die Enthalpie sinkt von 18,72 J/g auf

17,28 J/g, die Werte besitzen jedoch höhere Standardabweichungen als die Werte der Allure.

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25

Tab. 5: Verkleisterungsenthalpie und -temperaturen

Kartoffel-sorte

Energieeintrag [kJ/kg]

Starttemperatur[°C]

Peaktemperatur [°C]

Enthalpie [J/g]

Standard-abweichung

Allure

0 58,73 61,63 17,86 0,19

0,25 58,49 61,26 18,04 0,08

1 59,77 62,64 17,37 0,00

4 58,65 61,86 17,05 0,01

Fontane

0 58,62 61,13 18,72 0,44

0,25 59,65 62,14 17,33 0,21

1 58,74 61,35 17,84 0,05

4 59,21 61,92 17,28 0,23

Ein Vergleich der Schneidfestigkeit der Kartoffeln zwischen der Batchanlage und der

kontinuierlichen Anlage bei verschiedenen Energieeinträgen ist in Abb. 13 zu sehen.

Abb. 13: Vergleich der maximalen Schneidkraft in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag

bei der Batchanlage und der kontinuierlichen Anlage an der Kartoffelsorte Fontane

Da der zeitliche Abstand zwischen den beiden Versuchsreihen vier Wochen beträgt, ist die

Festigkeit der unbehandelten Fontane bereits etwas gesunken. Dies ist wiederum durch die

Lagerung und den dadurch aufgetretenen Wasserverlust und die Atmungsprozesse zu

0

10

20

30

40

50

60

70

80

0 0,25 1 4 20 40

Max

imal

e K

raft

in N

Spez. Energieeintrag in kJ/kg

Batchanlage

kont. Anlage

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26

erklären. Nach der Behandlung bewegen sich die Schneidfestigkeiten allerdings durchweg auf

gleichem Niveau. Die Impulsform bzw. Homogenität des elektr. Feldes hat auf die

Erweichung der Textur keinen oder nur einen geringen Effekt. Auch ein erhöhter

Energieeintrag von 20 bzw. 40 kJ/kg und damit einhergehend eine Erhöhung der elektr.

Feldstärke von 1 kV/cm auf 2,2 kV/cm führt zu keiner weiteren Erweichung der Textur.

Abb. 14 zeigt vergleichend die Zelldesintegrationsindizes der Batchanlage und der

kontinuierlichen Anlage. Bei einer Behandlung mit Batchanlage weisen die Kartoffeln bei

einem Energieeintrag von 1 kJ/kg bereits eine maximale Zelldesintegration von 0,4 auf.

Abb. 14: Vergleich der Zelldesintegrationsindizes in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag

bei der Batchanlage und der kontinuierlichen Anlage an den Kartoffelsorte Fontane

Bei höherem Energieeintrag steigt die Zelldesintegration nicht weiter an. Anders verhalten

sich die Kartoffeln bei der kontinuierlichen Anlage. Hier beginnt eine Zelldesintegration erst

bei einem Energieeintrag von 4 kJ/kg und ist mit 0,04 sehr gering ausgeprägt. Bei 20 kJ/kg

und einer Erhöhung der Feldstärke von 1 kV/cm auf 2,2 kV/cm weisen die Kartoffeln eine

maximale Zelldesintegration von 0,44 auf. Auch hier steigt der Zelldesintegrationsindex bei

höherem Energieeintrag nicht weiter. Die Batchanlage weist durch ein homogeneres elektr.

Feld eine bessere Energieeffizienz als die kontinuierliche Anlage auf. Die Elektroden der

Batchzelle besitzen durch ihre Bauweise große Elektrodenflächen. Die Elektrodenfläche

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0 0,25 1 4 20 40

Zel

ldes

inte

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sin

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Zp

Energieeintrag in kJ/kg

Batchanlage

kont. Anlage

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entspricht dabei dem Flächeninhalt der inneren Behandlungszelle. Dadurch entsteht ein

homogenes Feld. Die kontinuierliche Anlage weist durch eine andere Elektrodengeometrie ein

inhomogeneres Feld auf. Deshalb erreicht die Batchanlage bei einem Energieeintrag von

4 kJ/kg eine 10fach höhere Zelldesintegration als die kontinuierliche Anlage. Eine starke

Erhöhung der Feldstärke führt bei höheren Energieeinträgen zu einem vergleichbaren

Ergebnis.

5. Schlussfolgerungen und Ausblick

Der Einsatz von Hochspannungsimpulsen zur Verringerung der Festigkeit kann in der

kartoffelverarbeitenden Industrie zu Kosteneinsparungen führen. Bereits geringe

Energieeinträge von 0,25 kJ/kg führen zu signifikanten Erweichungen. Die benötigte

maximale Schneidenergie sinkt um bis zu 40 %. So könnte bei der Kartoffelstärkegewinnung

die Leistung der Sägeblattreiben bei der Zerkleinerung der Kartoffeln verringert werden.

Außerdem profitieren die Zähne der Sägeblattreiben von geringerer Abnutzung.

Nach Raso & Heinz (2006) liegt der Energieeintrag, der bei der

Hochspannungsimpulsbehandlung benötigt wird um die Diffusionsvorgänge zu verbessern

und eine Zelldesintegration hervorzurufen, bei wenigen kJ/kg. Um vergleichbare Ergebnisse

mit mechanischen, enzymatischen und thermischen Vorbehandlungen zu erhalten, werden bis

zu 300 kJ/kg benötigt. Bei der Desintegration von Zellen bei der Saftherstellung werden

beispielsweise 10 kJ/kg Energie eingebracht. Das entspricht ca. 3 kWh/t. Bei einem Preis von

0,1 €/kWh und einem Aufschlag von 10 % ergibt das Energiekosten von ca. 0,33 €/t. Die

Nutzung von Maszerationsenzymen ist dagegen deutlich teurer und erfordert Kosten in Höhe

von ca. 7,5 €/t.

Die Partikelgröße und Verkleisterungseigenschaften der Stärke ändern sich bei den gewählten

Einstellungen kaum bzw. in einem sehr geringen Maß. Die Kartoffelstärke kann weiterhin mit

gleichen bzw. ähnlichen Eigenschaften vermarktet werden. Es besteht die Möglichkeit die

Hochspannungsanlagen in den bereits vorhandenen Prozess der Kartoffelstärkegewinnung zu

implementieren. Da die Kartoffeln vor der Verarbeitung gewaschen werden müssen, eignen

sich hierfür Anlagen mit anliegendem Kartoffelband. Beim Waschvorgang lösen sich die

Salze aus der Erde im Wasser und da die Wirksamkeit der Behandlung auch von der

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Leitfähigkeit des Mediums abhängig ist, sollte darauf geachtet werden, dass diese relativ

gleich bleibt.

Laut Winter (2011) kann ein erhöhter Zellsaftaustritt zu einem erhöhtem Austritt von

reduzierendem Zucker führen, wodurch die Braunfärbung durch die Maillardreaktion beim

Frittieren verringert werden kann. Die mögliche Verringerung der reduzierenden Zucker nach

der Hochspannungsimpulsbehandlung kann mit einem Polarimeter oder mit der Bestimmung

nach Luff-Shoorl ermittelt werden. Laut Lindgren (2006) verringert sich hierbei nicht nur der

Abrieb, die benötigte Schneidenergie und die reduzierenden Zucker sondern auch der Austritt

von Stärke und Enzyme, die eine enzymatische Braunfärbung hervorrufen. Nach Janositz

(2011) wird durch die Peremeabilisierung der Zellen die Diffusion verbessert, was zu einem

besseren Trocknungsverlauf beim Trocknen von Kartoffelscheiben führt. Dadurch kann die

Trocknungstemperatur gesenkt werden und weiter Kosten eingespart werden. Auch die

Fettaufnahme von Pommes frites beim Frittieren kann durch eine Vorbehandlung mit

Hochspannungsimpulsen verringert werden. Trocknungsversuche von unbehandelten und

behandelten Kartoffelscheiben in einem Umlufttrockenschrank könnten durchgeführt werden

um die verbesserten Diffusionsvorgänge zu ermitteln.

Weiterhin sollte in anschließenden Arbeiten untersucht werden, welchen Einfluss höhere

Energieeinträge auf die Verkleisterungseigenschaften haben. Außerdem könnte noch ein

Vergleich mit einer Hochspannungsimpulsanlage im großindustriellen Maßstab, wie sie z.B.

am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik e.V. gebaut wird, durchgeführt werden. Die

Elektrodenanordnung in kontinuierlichen Anlagen unterscheidet sich von den Batchanlagen,

wodurch das elektrische Feld inhomogener würde und dadurch höhere Energieeinträge

benötigt werden müssten.

Eine Untersuchung auf erhöhte Freisetzung von Stärke durch entstandene Poren in der

Zellmembran ist nicht sinnvoll, da die Stärkekörner deutlich größer sind als die Poren und in

der Industrie bereits eine Stärkeausbeute von ca. 98 % besteht. Durch eine vollständige

Zelldesintegration und dadurch vergrößerte Poren wäre ein erhöhter Stärkeaustritt eventuell

realisierbar. Jedoch müssten dabei deutlich höhere Feldstärken und Energieeinträge gewählt

werden, wodurch die Wirtschaftlichkeit durch erhöhte Energiekosten in Frage gestellt werden

muss.

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6. Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wurde am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik e.V. der

Einfluss des nichtthermischen Verfahrens der Hochspannungsimpulsbehandlung auf die

Eigenschaften von Kartoffelstärke und –textur untersucht. Verschiedene Kartoffelsorten

wurden mit Hochspannungsimpulsen behandelt. Hierfür wurde eine el-crack® 8 kW-

Batchanlage sowie eine kontinuierliche 30 kW Anlage genutzt. Bei der Batchanlage wurde

mit sehr geringen Energieeinträgen von 0,25 - 4 kJ/kg gearbeitet. In der kontinuierlichen

Anlage wurde bis zu 40 kJ/kg Energie eingetragen. Das Hauptaugenmerk lag allerdings

ebenfalls bei 0,25 - 4 kJ/kg. Die Effektivität der Behandlung beider Anlagen wurde

verglichen, indem die Festigkeit und der Permeabilisierungsgrad des Kartoffelgewebes

analysiert wurden. Außerdem wurden noch die Verkleisterungseigenschaften und

Partikelgrößenverteilung der Stärke untersucht.

Es wurden Vorversuche in der Batchanlage mit verschiedenen Kartoffelsorten (Gunda, Linda,

Bintje, Challenger, Innovator) durchgeführt. In einer Behandlungszelle mit 4,68 l Volumen

wurden die Kartoffeln in Wasser bei einer elektrischen Feldstärke von 746 V/cm mit

Energieeinträgen von 0,25; 0,5; 075; 1 und 2 kJ/kg behandelt. Dabei stellte sich heraus, dass

die Festigkeit bereits bei einem Energieeintrag von 0,25 kJ/kg auf das Minimum gesunken

war. Die Kartoffelsorte Linda wies mit ca. 46 % die größte Verringerung der Festigkeit auf.

Durch die entstandenen Poren wurde der Turgor verringert. Zellflüssigkeit trat aus und diese

verringerte als Gleitfilm beim Schneiden die benötigte Schneidkraft. Beim Schneiden von

unbehandelten Kartoffeln führte außerdem eine erhöhte Anzahl an Rissbildungen des

Gewebes zu einem erhöhten Widerstand beim Schneiden. Der Zelldesintegrationsindex stieg

mit steigendem Energieeintrag. Die Kartoffelsorte Challenger wies bei einem Energieeintrag

von 2 kJ/kg den höchsten Zelldesintegrationsindex von ca. 0,62 auf. Mikroskopische Bilder

der Zellwand zeigten, dass diese durch einen Energieeintrag von 2 kJ/kg verändert wurde und

zu der Verringerung der Festigkeit der Zellen beitrug. Weiterhin zeigten REM-Aufnahmen,

dass durch einen Energieeintrag von 2 kJ/kg Stärkekörner nicht beschädigt oder verformt

wurden.

In den Hauptversuchen wurden die Industriekartoffelsorten Allure und Fontane in der Batch-

sowie in der kontinuierlichen Anlage behandelt. Die Energieeinträge bei der Batchanlage

wurden auf 0,25; 1 und 4 kJ/kg und die elektrische Feldstärke auf 1 kV/cm geändert. In der

kontinuierlichen Anlage wurden die Kartoffeln zusätzlich mit Energieeinträgen von 20 und

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40 kJ/kg behandelt. Um diese hohen Energieeinträge zu erreichen wurde die Feldstärke auf

2,2 kV/cm erhöht. Bei beiden Anlagen war eine maximale Verringerung der Festigkeit bereits

bei einem Energieeintrag von 0,25 kJ/kg ersichtlich. Der Zelldesintegrationsindex der Fontane

erreichte in der Batchanlage bei 1 kJ/kg das Maximum bei gewählten Einstellungen, während

die Allure bereits bei einem Energieeintrag von 0,25 kJ/kg das Maximum erreicht hatte. Die

Analyse der Partikelgrößenverteilungen zeigte auf, dass eine Hochspannungs-

impulsbehandlung bei diesen Energieeinträgen keinen Einfluss auf die Partikelgröße hatte.

Die Verkleisterungsenthalpie wies jedoch bei zunehmender Behandlungsintensität einen

leichten Trend nach unten auf. Bei dem Vergleich beider Anlagen zeigte sich, dass die

kontinuierliche Anlage die Festigkeit ebenfalls bei 0,25 kJ/kg auf das Minimum sinken ließ.

Der Zelldesintegrationsindex bewegte sich aber erst bei einem 10fach höheren Energieeintrag

gegenüber der Batchanlage auf ähnlichem Niveau. Durch die Elektrodenanordnung war das

elektrische Feld inhomogener wodurch eine schlechtere Permeabilisierung erfolgte.

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Quellenverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Die Struktur des Stärkekorns in unterschiedlichen Vergrößerungen (Tegge, 2004) .... 4 

Abb. 2: Elektroporation von Zellmembranen bei verschiedenen Feldstärken. E: Elektrische

Feldstärke; Ec: kritische elektrische Feldstärke (Raso & Heinz, 2006) ..................................... 6 

Abb. 3: Typische Impulsformen (Raso & Heinz, 2006) ............................................................ 8 

Abb. 4: Diskontinuierliche 8 kW-Anlage und 4,68 l Behandlungszelle .................................. 10 

Abb. 5: Bandgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Frequenz .......................................... 12 

Abb. 6: Maximale Schneidkraft in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei verschiedenen

Kartoffelsorten der Vorversuche .............................................................................................. 18 

Abb. 7: Zelldesintegrationsindex in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei verschiedenen

Kartoffelsorten der Vorversuche .............................................................................................. 19 

Abb. 8: Mikroskopische Aufnahmen von unbehandeltem (l.) und behandeltem (r.)

Kartoffelgewebe ....................................................................................................................... 20 

Abb. 9: REM Aufnahmen von unbehandelter Kartoffelstärke ................................................ 21 

Abb. 10: REM Aufnahmen von Kartoffelstärke bei einem Energieeintrag von 2kJ/kg .......... 21 

Abb. 11: Maximale Schneidkraft in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei den

Kartoffelsorten Fontane und Allure ......................................................................................... 22 

Abb. 12: Zelldesintegrationsindex in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag bei den

Kartoffelsorten Fontane und Allure ......................................................................................... 23 

Abb. 13: Vergleich der maximalen Schneidkraft in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag

bei der Batchanlage und der kontinuierlichen Anlage an der Kartoffelsorte Fontane ............. 25 

Abb. 14: Vergleich der Zelldesintegrationsindizes in Abhängigkeit vom spez. Energieeintrag

bei der Batchanlage und der kontinuierlichen Anlage an den Kartoffelsorte Fontane ............ 26 

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Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Einstellungen Drehschalter „Anzahl der Pulse“ .......................................................... 10 

Tab. 2: Einstellungen Drehschalter „Frequenz“ ....................................................................... 11 

Tab. 3: Eingestellte Parameter der 30 kW-Anlage ................................................................... 13 

Tab. 4: Partikelgrößenverteilungen .......................................................................................... 24 

Tab. 5: Verkleisterungsenthalpie und -temperaturen ............................................................... 25 

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Selbstständigkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig angefertigt habe und

keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.

_____________________ _____________________ Ort, Datum Unterschrift