martina meier (hrsg.) - es war einmal im sommer

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Leseprobe: Martina Meier (Hrsg.): Es war einmal im Sommer, Taschenbuch, 178 Seiten, 11,20 Euro. Die Tage werden wieder länger, die Temperaturen steigen stetig und die Sonne zeigt sich immer öfter. Das kann nur eines bedeuten: Der Sommer steht vor der Tür! Daher suchte das Papierfresserchen alle Geschichten rund um Sommer, Sonne und Strand.Die Autorinnen und Autoren haben ihrer Fantasie freien Lauf gelassen oder ihre schönsten Erlebnisse aus Urlaub oder Freizeit geschildert. Die Texte richten sich wieder an Kinder und Jugendliche.

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Martina Meier Herausgeberin

Es war einmal im Sommer

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage 2013ISBN: 978-3-86196-220-5

Lektorat: Sandy Penner, Melanie Wittmann, Raphael MilkerCover: © Fotowerk – fotolia.deIllustrationen: © Charlotte Erpenbeck – fotolia.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Autoren.

Copyright (©) 2013 by Papierfresserchens MTM-Verlag Sonnenbichlstraße 39, 88149 Nonnenhorn, Deutschland

www.papierfresserchen.de [email protected]

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Der gelbe Schirmam Grund des Sees

„Dominik, kommst du endlich?“, hallte die Stimme seiner Mut-ter durch den Gang. Sie klang angestrengt. Vermutlich trug sie die schwere Kühltasche und die Badetasche alleine und kam sich vor wie ein Packesel. Eigentlich liebte Dominik den kleinen Baggersee, der nach dem Spitznamen seines Besitzers Bibisee hieß. Aber ein Ausflug in die Öffentlichkeit zusammen mit seiner Mutter und vor allem Opa Gerd konnte peinlich werden, das wusste er aus Erfah-rung. Und so stieg er nur widerwillig in das Auto.

Am See ging es gleich wie befürchtet los: Opa packte seine „trag-bare Umkleidekabine“ aus, wie er ein riesiges Bettlaken mit einem Loch für den Kopf nannte, und zog seine unmodische, rot gestreifte Badehose an. Unnötig, denn er ging sowieso nie ins Wasser. Domi-nik versuchte, unbeteiligt zu wirken, und ließ sich von seiner Mut-ter ordentlich viel Nudelsalat auf den Teller geben. Fasziniert be-obachtete er einen jungen Mann, der auf einem Surfbrett paddelte.

„Kann ich zum Geburtstag ein Surfbrett haben?“, fragte er.„Wozu?“, grummelte Opa. Aber zu Dominiks Überraschung

fügte er hinzu: „Wünsch dir doch ein Schlauchboot.“„Ist doch uncool, Opa.“ Dominik verzog das Gesicht. „Du irrst dich“, hakte der Opa ein. „Da kann man sich nämlich

gemütlich reinlegen und ein gutes Buch lesen.“ Damit konnte der Opa punkten, denn Dominik war ein begeisterter Leser.

„Von mir aus auch ein Schlauchboot“, entgegnete er. „Auf dem Dachboden müsste noch mein altes Boot liegen“, sag-

te Opa Gerd gedankenversunken. Dominiks Herz begann zu pochen. Trotzdem bemühte er sich,

seine Begeisterung zu verbergen. „Wahrscheinlich würde ich mir beim Lesen im Schlauchboot nur einen Sonnenbrand holen.“

„Dann nimm dir doch einen Sonnenschirm mit“, lachte der

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Opa. Dann wurde er seltsam nachdenklich und fügte hinzu: „Ich hatte mal einen gelben Sonnenschirm, aber den habe ich dort hin-ten bei den Seerosen vor der kleinen Halbinsel verloren.“ Er zeigte auf das gegenüberliegende Ufer.

„Vielleicht ist der Schirm ja noch da“, überlegte Dominik. Der Opa sprang auf, kippte dabei seinen Teller um, sodass sich

der ganze Nudelsalat quer über dem Handtuch verteilte, und sagte völlig aufgebracht: „Aber das ist doch schon über 40 Jahre her. Von dem Schirm ist bestimmt nichts mehr übrig.“ Worüber regte er sich so auf?

Während Dominiks Mutter die Nudelsalat-Sauerei beseitigte, schwamm Dominik zu der Stelle mit den Seerosen. Dort tauchte er auf den Grund. Schon beim ersten Versuch sah er zwischen den lan-gen Seerosenstängeln etwas Gelbes leuchten. Als er näher kam, er-kannte er einen aufgespannten Schirm aus einem seiden glänzenden Stoff mit langen silbernen Fransen am Rand. Keine einzige Alge saß darauf und keine Löcher, nicht einmal ein kleiner Riss, waren daran zu erkennen. Als wäre der Schirm gerade erst auf den Grund des Sees gesunken. Außerdem sah es so aus, als würde sich der Schirm immer leicht zusammenziehen und dann wieder aufblähen. Atmete er? Unsinn! Das sah bestimmt durch die Wasserbewegungen nur so aus. Dominik wollte den Schirm gerade fassen, als ihn jemand von hinten unsanft an der Schulter packte und an die Wasseroberfläche zog.

„Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Finger von dem Schirm lassen!“, schrie Opa Gerd ihn an.

Dominik war verwirrt. Erstens hatte der Opa nicht direkt ver-boten, dass er nach dem Schirm suchte, und zweitens: Seit wann schwamm der Großvater?

„Wir fahren jetzt sofort zurück nach Hause. Und für die Zu-kunft verbiete ich dir, dass du im Bibisee badest!“

Dominik kamen fast die Tränen. Was hatte er denn getan? Zu Hause rannte er sofort in sein Zimmer und schlug die Tür

laut zu. Er ließ sich auf sein Bett fallen, als Opa Gerd hereintrat. „Es tut mir leid“, sagte dieser kleinlaut. „Ich hatte einfach Angst um dich.“

„Aber warum?“ „Als ich ungefähr zwölf Jahre alt war, so wie du jetzt, habe ich

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zusammen mit meinem Freund Quirin in einem kleinen Moorsee einen Sonnenschirm entdeckt. Quirin ist in den See gestiegen, um ihn herauszuholen. Als er nach dem Schirm griff, begann dieser zu zappeln wie ein wildgewordener Karpfen. Ich habe laut gelacht, weil ich dachte, Quirin spielt das. Aber als ich sein erschrockenes Gesicht sah, wusste ich, dass er mir nichts vormachte.“

Dominik fixierte den Großvater ungläubig. Wurde der jetzt plötzlich zum Märchenonkel? Eigentlich fühlte Dominik sich zu alt für solche Geschichten. Aber hatte sich der Schirm nicht auch bewegt, als er ihn unter Wasser beobachtet hatte?

„Zum Glück verließen den Schirm nach einiger Zeit die Kräf-te. Wir nahmen ihn mit an den Bibisee. Als wir dort auf unseren Handtüchern lagen, beobachteten wir, wie der Schirm Stück für Stück an den See heranrobbte. Ich glaube, er will zurück ins Wasser, rief mein Freund und stieg in unser Schlauchboot. Ich stürzte hin-terher. Im Boot lag der Schirm dann ganz ruhig. Mach ihn doch mal auf, schlug Quirin vor, während er ruderte. Das tat ich dann auch, schließlich habe ich genauso empfindliche Haut wie du. Geöffnet versuchte der Schirm, nach links und nach rechts ins Wasser zu gelangen. Ich schrie vor Schmerz auf, denn er verdrehte mir mei-nen Arm. Lass ihn auf keinen Fall entkommen, rief Quirin, doch in diesem Moment konnte sich der Schirm losreißen und verschwand im Wasser. Quirin wirkte sehr enttäuscht, also bin ich hinterher-getaucht und habe den Schirm auf dem Grund des Sees zwischen den Seerosenstängeln gefunden. Ich packte den Griff, da schoss der Schirm los und zog mich in die Mitte des Sees und wieder zurück zum Schlauchboot. Als ich das Quirin erzählte, wollte er es auch ausprobieren.“ Auf dem Gesicht von Opa Gerd formte sich ein Grinsen: „Von wegen Surfbrett. Der Schirm ist cool.“

„Aber warum hast du dich so aufgeregt, als ich ihn gefunden habe?“, wollte Dominik wissen.

Das Gesicht des Großvaters verfinsterte sich. „Das ist leider nicht die ganze Geschichte. Wir ließen uns von dem Sonnenschirm kreuz und quer durch den See ziehen. Irgendwann sagte Quirin: „Glaubst du, dass ich es einmal ganz von einem Ende des Sees bis zum anderen schaffe? Nein, antwortete ich. So lange kannst du die Luft nicht an-halten. Quirin lachte: Ich glaube, mit dem Schirm kann man atmen wie ein Fisch. Er tauchte nicht wieder auf. Als die Wasserwacht ihn

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herausfischte, war er bereits ertrunken.“ Dominik schluckte. Aber die Vorstellung von einem Sonnenschirm in atemberaubendem Tempo durch den See gezogen zu werden, jagte ihm einen Nerven-kitzel durch den Körper. „Nur weil dein Freund so unvernünftig war, muss ich es ja nicht sein, oder?“, sagte Dominik und verließ das Zimmer.

„Warte!“, schrie Opa Gerd ihm hinterher. Aber Dominik ließ sich nicht aufhalten. Als er mit dem Rad auf

die Halbinsel am See raste, kribbelten seine Finger vor Aufregung. Wenig später schwebte er im Wasser über dem nun zusammenge-falteten Schirm. Ein mulmiges Gefühl erfasste ihn. Dominik ver-suchte, sich zu beruhigen: Er konnte den Schirm jederzeit loslassen, also packte er den Griff. Der Schirm ploppte auf und zog Dominik mit sich. Unter ihnen sauste der sandige Boden vorbei, sie über-holten einen Schwarm Rotfedern und schossen um die Kurven wie in einer Achterbahn. Ein Freudenschauer durchlief Dominik. Was für eine Fahrt!

Es dämmerte, als er zurück nach Hause radelte. Der Opa er-wartete ihn bereits. „Und wie war es?“, fragte er zu Dominiks Über-raschung.

Dominik begann zu grinsen. „Ich glaube, das nächste Mal begleite ich dich. Wenn du deinen

alten Opa mitnimmst.“„Klar“, gab Dominik zur Antwort.

Andrea Bannert: Grüne Wälder, Wasser, die Sonne und das Lachen in-spirieren die junge Autorin Andrea Bannert zu ihren fantastischen Ge-schichten. Sie schreibt von der Welt hinter der Welt; der Welt zwischen der Welt; der Welt in uns und um uns, die wir nur manchmal wahrnehmen, wenn wir es zulassen. 2013 erschien ihr vierter Roman „Die Clyátomon – Schlacht um die versunkenen Reiche“, eine etwas andere Atlantis-Ge-schichte. Mehr Informationen zur Autorin unter: www.andreabannert.de.

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Meeresrauschen

Die SONNE spüren – dazuliegenin türkisblauer Bucht am STRAND,den Körper in den Wellen wiegen im Rausch vom ewigen Bestand und unbeschreiblichen Vergnügen. Die SONNE spüren – dazuliegen in türkisblauer Bucht am STRAND, wenn sie sich aneinanderschmiegen, das Land ans Meer, das Meer ans Land,um dessen Spuren hinzuzufügen wie ein paar Zeilen in den Sand,um die Bewegung so zu spiegeln. Die SONNE spüren – dazuliegen, in türkisblauer Bucht am STRAND.

Liliana Kremsner: 1966 in Handlova (Slowakei) geboren. Aufgewach-sen in Tschechien, gelernte Großhandelskauffrau. 1990 verlegte sie ihren Hauptwohnsitz nach Österreich, wo sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in St. Michael lebt. Seit Herbst 2009 über fünfzig Veröffentlichungen in Anthologien mehrerer Verlage.