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Länderprofil Königreich Bahrain Verfasserinnen: Julia Glocke und Lena Nassrallah Redaktion: Jens Kutscher (Leiter wissenschaftliche Dienste & Kommunikation) 2., aktualisierte und ergänzte Auflage: März 2016 Herausgeber: Euro-Mediterran-Arabischer Länderverein EMA e.V. Deichstraße 19, 20459 Hamburg Tel.: 0049 (0) 40 - 609 455 4-30 Fax: 0049 (0) 40 - 609 455 4-39 Email: [email protected] www.ema-germany.org

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Page 1: Länderprofil Königreich Bahrain · Königreich Bahrain Verfasserinnen: Julia Glocke und Lena Nassrallah Redaktion: Jens Kutscher (Leiter wissenschaftliche Dienste & Kommunikation)

Länderprofil

Königreich Bahrain

Verfasserinnen: Julia Glocke und Lena Nassrallah

Redaktion: Jens Kutscher (Leiter wissenschaftliche Dienste & Kommunikation)

2., aktualisierte und ergänzte Auflage: März 2016

Herausgeber: Euro-Mediterran-Arabischer Länderverein – EMA e.V.

Deichstraße 19, 20459 Hamburg Tel.: 0049 (0) 40 - 609 455 4-30 Fax: 0049 (0) 40 - 609 455 4-39

Email: [email protected] www.ema-germany.org

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Zusammenfassung

Das Königreich Bahrain ist ein Inselstaat in der Golfregion zwischen Saudi-Arabien und Katar.

Das Land hat etwa 1,2 Millionen Einwohner, davon die Hälfte Ausländer. Die Fläche von 760

km² ist überwiegend von Wüsten geprägt. Nur der nördliche Küstenstreifen ist landwirtschaftlich

nutzbar.

Im Vergleich zu seinen Nachbarländern hat Bahrain nur geringe Öl- und Gasreserven. Die

fortdauernde Umstrukturierung der Wirtschaft und Industrie soll dennoch die starke

Abhängigkeit von Erdölexporten ausgleichen. Den stärksten Teil der Wirtschaft machen die

Aluminiumproduktion und die Textilindustrie aus. Der Anteil des Dienstleistungssektors am BIP

ist zurzeit größer als der des Öl- und Gassektors, der jedoch weiterhin die bedeutendste

Einnahmequelle des Staates darstellt. Mit über 170 Banken und weiteren Finanzinstituten ist das

Königreich das führende Zentrum im islamischen Finanzwesen.

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Inhalt Seite

Zusammenfassung 2

Daten und Zahlen 4

Überblick 6

Allgemeine Informationen 6

Wirtschaftsüberblick 7

Anteil des Finanzmarkts am BIP 8

Anteil des produzierenden Gewerbes am BIP 8

Transport und Kommunikation 9

Investitionen 9

Energie 10

Logistik-Markt 10

Demografische Entwicklung 11

Forschung und Wissenschaft 11

Quellenangaben 12

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DATEN UND ZAHLEN1

Geografische Lage:

Aus 33 Inseln bestehender Archipel im Arabischen Golf zwischen Saudi-Arabien und Katar

Bevölkerung:

Bevölkerung: 1,2 Millionen (davon rund 54% Ausländer)

Religionen: Ca. 75% Muslime, kleine jüdische Gemeinde, 18 christliche Kirchen

Bevölkerungswachstum: 2,5% (2014), durchschnittlich 2,1% (Schätzung 2010-2015) (Ghorfa

2013)

Geburtenrate: durchschnittlich 2,1 Kinder pro Frau

1 Alle Daten – sofern nicht anders angegeben – gemäß Auswärtiges Amt 2014 / GTAI 2015.

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Politik:

Staatsform: Konstitutionelle Monarchie (seit 2002)

Staatsoberhaupt: König Hamad bin Isa al-Khalifa (Staatsoberhaupt seit März 1999 und König

seit 2002)

Regierungschef: Premierminister Scheich Khalifa bin Salman al-Khalifa (seit 1971)

Mitgliedschaft in internationalen Wirtschaftszusammenschlüssen/-abkommen: Arabische Liga,

Golfkooperationsrat (GCC), OAPEC, IWF, WTO, Internationale Agentur für Erneuerbare

Energien (IRENA)

Wirtschaft:

Industrie: Erdölförderung, Raffinerie, Aluminiumschmelze, Erdgasförderung, Textilwirtschaft

(Ghorfa 2013)

Landwirtschaft: Obst, Gemüse, Milchprodukte, Garnelen, Fisch, Perlen, Datteln

Dienstleistungen: Islamic and Offshore-Banking, Versicherungen, Tourismus

Rohstoffe: Erdöl (Reserven: 124,6 Mio. Barrel (Schätzung Ghorfa 2013)), Erdgas, Perlen (GTAIa

2014)

Währung: Bahrain-Dinar (1 EUR = 0,417 BHD, Stand: 30. März 2016), seit 2011 gekoppelt an

den USD im Verhältnis 1 USD = 0,3760 BHD

BIP: 33,5 Mrd. USD (2014)

BIP je Einwohner: 25.633 USD (Schätzung 2015)

Zusammensetzung des BIPs (Stand 2013, Angaben gerundet): Bergbau (inkl. Öl und Gas) 20%,

Finanzen 17%, produzierendes Gewerbe 15%, Regierung 12%, Baugewerbe 7%, Transport und

Kommunikation 7%, Immobilien 6%, soziale und persönliche Dienste 5%, Einzelhandel 5%,

Sonstiges 7% (Kingdom of Bahrain o.D. [2006-2012], BEDB 2013)

Arbeitslosenquote: 4,3% (Schätzung 2015)

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Wirtschaftswachstum und wichtige Handelspartner (Grafiken: GTAIa 2014)

ÜBERBLICK

Allgemeine Informationen: Das Königreich Bahrain ist ein Inselstaat mit einer Fläche von 760

km² und 1,2 Millionen Einwohnern, von denen 54% Ausländer sind (Ghorfa 2013). In der

Hauptstadt Manama leben ca. 300.000 Einwohner. Bahrain ist ein Mitgliedstaat des

Golfkooperationsrates (GCC, Gulf Cooperation Council) und genau wie Saudi-Arabien ein

strategischer Partner der USA. Seit 1783 wird Bahrain von der Familie al-Khalifa geführt, seit

2002 als konstitutionelle Monarchie. Der König verfügt über weitreichenden Einfluss; so ernennt

er beispielsweise den Premierminister sowie alle 40 Mitglieder der parlamentarischen Kammer.

Bis zu seiner Unabhängigkeit 1971 stand Bahrain als Protektorat unter dem Schutz der britischen

Regierung (CIA 2014).

Regionalpolitisch ist Bahrain von besonderer Bedeutung, da es ein arabisches Land mit einer

schiitischen Bevölkerungsmehrheit ist und somit an der Schnittstelle zwischen dem schiitischen

Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien liegt. Das sunnitische bahrainische Königshaus ist eng

mit dem saudi-arabischen Königshaus verflochten und wird genau wie dieses von den

schiitischen Bevölkerungsteilen beschuldigt, diese zu diskriminieren und auszugrenzen. Die enge

Verknüpfung beider Königreiche zeigte sich unter anderem Anfang 2011, als die bahrainische

Regierung angesichts der politischen Unruhen in Teilen der Region Truppen aus den GCC-

Staaten – insbesondere aus Saudi-Arabien – zum Schutz staatlicher Einrichtungen ins Land

einlud. Vor 2011 hatte Bahrain eine kontinuierliche Verbesserung der Meinungsfreiheit und der

Menschenrechtssituation erlebt, wodurch es als liberalster Staat des Golfkooperationsrates galt

(BBC News Middle East 2014). Im Zuge der politischen Reformansätze hatte das Königshaus

Mitgliedern der Opposition einen Nationalen Dialog angeboten, der bis 2014 andauerte.

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EMA-Länderprofil Bahrain (März 2016)

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Wirtschaftspolitische Liberalität äußert sich in den Angeboten für Fremdinvestitionen und

Geschäftsgründungen in Bahrain. Im 2016 Index of Economic Freedom

(http://www.heritage.org/index/ranking) belegt Bahrain Rang 18 direkt hinter Deutschland und

damit die vorderste Position aller arabischen Länder. Der Staat umwirbt ausländische Firmen und

Investoren und lockt mit umfangreichen Serviceangeboten. Ebenso sind die Kosten für

Büroflächen, Gehälter und Lebensunterhalt im Vergleich mit anderen Staaten der Region bis zu

40% niedriger, wodurch die Attraktivität weiter verbessert wird (Saudi Gazette o.D. [2015]).

Auch die Nähe zu zahlreichen bedeutsamen regionalen Absatzmärkten spielt eine wichtige Rolle.

Wirtschaftsüberblick: Bahrain ist ebenso wie seine Nachbarländer ein Öl exportierendes Land,

obwohl in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen wurden, die Wirtschaft des

Landes weiter zu diversifizieren. Unter den Mitgliedstaaten des Golfkooperationsrates zeichnet

sich Bahrain durch den höchsten wirtschaftlichen Diversifizierungsgrad aus (GTAI 2014/2015).

Zu den durchgeführten Umstrukturierungen zählen unter anderem die Fokussierung auf das

islamische Finanzwesen sowie Tourismus und Aluminiumproduktion und -verarbeitung. Bis jetzt

hat diese Diversifizierung dazu geführt, dass Bahrain weniger abhängig von Öl-Exporten ist als

seine großen Nachbarn. Trotz allem werden noch immer die meisten Einnahmen durch Öl und

dessen Verarbeitung erzielt – Erdölexporte machten im Jahr 2013 einen Anteil von 44% aller

Exporte und rund 13% am BIP aus –, wobei der Dienstleistungs- und Finanzsektor inzwischen

einen größeren Anteil am BIP hat. Neben Öl ist der staatseigene Aluminium verarbeitende

Betrieb Aluminium Bahrain (Alba) die größte Einnahmequelle des Landes. Das

Wirtschaftswachstum lag im Jahr 2014 bei 4,7% und hatte sich damit gegenüber dem Vorjahr

leicht abgeschwächt, übertraf aber die Prognosen um 1,4 Prozentpunkte. Die Prognose für das

Jahr 2015 zeigt demgegenüber mit 2,7% (für 2016: 2,4%) einen Trend zur Verlangsamung des

Wachstums (GTAI 2015), der im Wesentlichen auf den niedrigen Ölpreis zurückzuführen sein

dürfte.

Deutschland ist ein wichtiger Handelspartner Bahrains. Während deutsche Lieferungen nach

Bahrain im Jahr 2014 anstiegen, sanken die bahrainischen Ausfuhren nach Deutschland leicht.

Insbesondere Nichteisenmetalle machten dabei mehr als 45% dieser Exportgüter aus. Bei den

deutschen Ausfuhrgütern nahmen Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile mit konstant rund 33%

den größten Anteil ein (GTAI 2015). Zwischen Bahrain und Deutschland besteht ein

Investitionsförderungs- und -schutzabkommen, das im Februar 2007 unterzeichnet wurde und

im Mai 2010 in Kraft getreten ist. Im größeren Rahmen der Europäischen Union (EU) betrug der

Wert der von den EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2014 nach Bahrain exportierten Waren 1,76 Mrd.

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Euro, der Wert der aus Bahrain importierten Waren nur noch 886,3 Mio. Euro und damit fast ein

Drittel weniger als im Jahr zuvor (GTAI 2015).

Grafik: World Bank o.D. [2015] (http://databank.worldbank.org/data/views/reports/chart.aspx)

Anteil des Finanzmarktes am BIP: Die Liberalisierung und Diversifizierung der bahrainischen

Wirtschaft in den ersten zehn Jahren des 21. Jahrhunderts haben dazu geführt, dass dieser Sektor

von den meisten ausländischen Direktinvestitionen profitiert hat. Dadurch etablierte sich Bahrain

als Zentrum für islamisches Bankwesen; das Finanzwesen machte im Jahr 2010 ein Drittel des

Wirtschaftswachstums aus. Die Vormachtstellung in diesem Bereich könnte auch in Zukunft zu

wichtigen Wissenstransfers und einer stärkeren Dienstleistungsgesellschaft führen. Der

Finanzsektor trug bereits 2011 17,1% zum BIP bei und zeigt, dass die Reformen von Königshaus

und Regierung nicht unbeantwortet bleiben.

Anteil des produzierenden Gewerbes am BIP: Wie bereits erwähnt nimmt auch das

produzierende Gewerbe einen wichtigen Stellenwert in der bahrainischen Wirtschaft ein.

Aluminium Bahrain und die Bahrain Petroleum Company sind beide zum Teil Eigentum des

Staates und helfen ihm dabei, die Einnahmen durch natürliche Ressourcen weiter zu erhöhen,

indem sie das weiterverarbeitende Gewerbe in Bahrain unterstützen. Dieser Sektor macht bis zu

einem Viertel des Wirtschaftswachstums aus und soll durch günstige Importe aus den

Nachbarländern weiter florieren. Deutsche Firmen stellten zwischen 2010 und 2015 die größte

Anzahl von europäischen Ansiedlungen in Bahrain. Im bahrainischen Industriepark (BIIP) ist der

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2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

GDP Growth

GDP Growth

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deutsche Anteil seit 2014 der größte nicht-arabische. Beispiele dafür sind Siemens, BASF, RMA

und Armacell.

Transport und Kommunikation: Der wirtschaftliche Einfluss dieses Bereiches ist zwar relativ

klein, trägt allerdings zu einer modernen, investitionsfreundlichen Infrastruktur bei und spielt

eine wichtige Rolle für die meisten Dienstleister. Der Anteil am BIP stieg bis 2011 auf 6,8% und

schließt sich damit der positiven Entwicklung der Service-Industrie an. Verdeutlicht wird diese

Entwicklung in den Zahlen der Internetanschlüsse, welche in der Periode 2006-2012 von 60.094

auf 1.254.808 angestiegen sind (Kingdom of Bahrain: Central Informatics Organisation). Auch

dieses Wachstum wurde von der Regierung initiiert, indem die Liberalisierung des

Telekommunikationssektors gefördert wurde (BEDB 2013).

Investitionen: Die wirtschaftlichen Reformen der Regierung wurden von Seiten der Weltbank

und des Internationalen Währungsfonds (IWF) ausdrücklich gelobt und ermöglichen

ausländischen Investoren eine Ansiedlung oder Unternehmensgründung zu beinahe den gleichen

Bedingungen, wie inländische Unternehmer sie genießen. Großangelegte Infrastruktur-

Maßnahmen, wie zum Beispiel der Bau des World Trade Centers und des Bahrain Financial

Harbours, sollen auch in Zukunft internationale Dienstleister anlocken. Allgemein hat der Bau-

Sektor allerdings unter den politischen Umbrüchen in der Region seit 2011 gelitten, sodass zum

Beispiel der Baubeginn der geplanten Brücke nach Katar weiterhin aussteht.

Germany Trade & Invest (GTAI) identifizierte Mitte 2015 trotzdem vor allem den Bau-Sektor,

aber auch die Umwelttechnik-Branche, die Öl-, Gas- und Metallindustrie sowie den

Transportsektor als Wachstumsmärkte. Da Prognosen davon ausgehen, dass die Bahrainer in den

nächsten zehn Jahren ihre Erdöl-Reserven aufgebraucht haben werden, ist damit zu rechnen,

dass es weitere Investitionsangebote in dem wachsenden Dienstleistungsmarkt geben wird.

Beispielsweise kann die Expansion des Bildungs- und Gesundheitssektors in Verbindung mit der

wirtschaftlichen Umstrukturierung gebracht werden, da zum einen solche Veränderungen ein

höheres Bildungsniveau verlangen sowie zum andern eine angemessene medizinische Versorgung

von der steigenden Zahl ausländischer Arbeitskräfte genutzt und gefordert wird. Der hohe Anteil

an ausländischen Arbeitskräften und der steigende Wohlstand führen zudem zum Import von

mehr und mehr Luxus-Gütern.

Wie bereits erwähnt können ausländische Firmen sich zu ähnlichen Konditionen ansiedeln wie

einheimische Firmen. Dazu gehören hundertprozentiges Eigentum der Firma sowie Zugang zu

und Besitz von Immobilien und Land in der wirtschaftlichen Kernregion von Bahrain. Bei

Gründung einer Firma ist zudem kein Anteil bahrainischer Arbeitnehmer vorgeschrieben

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(Gerlach 2016). Der bürokratische Aufwand für eine Unternehmensgründung kann hierbei

innerhalb von 9 Tagen bearbeitet werden und für die Unternehmensform „With Limited

Liability“ (WLL) werden lediglich 20.000 BHD (ca. 46.756 EUR, Stand: 30. März 2016)

Startkapital benötigt.

Die Gesetzgebung der Mitgliedstaaten des Golfkooperationsrates sieht vor, dass der Groß- und

Einzelhandel in diesen Staaten durch lokale Unternehmer oder Joint Ventures, in denen ein

lokaler Partner die Anteilsmehrheit hält, erfolgen muss. Ein ausländischer Investor muss daher

einen lokalen Handelsvertreter, der die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaates des

Golfkooperationsrates besitzt, oder einen Eigenhändler benennen, der den Vertrieb der Produkte

und die Kundenbetreuung übernimmt (AHK o.D. [2015]).

Energie: Seit Juni 2014 besteht in der Gemeinde Awali im Landesinnern und an weiteren

Standorten übers Königreich verteilt ein Fünf-Megawatt-Solarfeld, das als ganzheitliches und

nachhaltiges Projekt zur Energiediversifizierung angelegt ist. Unter dem Titel Let Bahrain Shine

haben sich unter anderem die National Oil and Gas Authority (NOGA), die Bahrain Petroleum

Company (Bapco) und weitere Akteure zu einem Konsortium zusammengeschlossen, um im

Rahmen der Bahrain Economic Vision 2030 ihren Beitrag dazu zu leisten, den Anteil erneuerbarer

Energieträger am nationalen Energiemix in den nächsten fünfzehn Jahren auf zehn Prozent zu

erhöhen. Das Solarprojekt bildet die Basis für künftige Smart-Grid-Anwendungen wie etwa den

Einsatz von Outage-Management-Systemen, die Stromausfälle überbrücken helfen und schneller

beheben können. Die zentrale Lage und kurzen Wege der Solaranlage sorgen teilweise für eine

direkte Anbindung an die Haushalte der Endverbraucher. Weitere Anwendungsideen finden sich

etwa in der Meerwasser-Entsalzung durch Solarenergie. Mit der Let-Bahrain-Shine-Initiative sollen

zudem zahlreiche neue Arbeitsplätze und Synergieeffekte mit verwandten Branchen (IT,

Elektrotechnik, Maschinenbau) geschaffen werden (Glocke 2016).

Logistik-Markt: Mit der Fertigstellung der Bahrain Logistics Zone und des Khalifa bin Salman

Ports sowie großen Investitionen in das Bahnsystem hat die Regierung neue Möglichkeiten für

den Warenumschlag geschaffen und besitzt damit nach den Vereinigten Arabischen Emiraten

den zweitgrößten Warenumschlagsplatz der Region. DHL unterhält seit 2012 sein regionales

Verteilerzentrum am Bahrain International Airport (Gerlach 2016). In Verbindung mit dem

Hafen werden auch die Weitertransportmöglichkeiten sehr positiv dargestellt, wobei Saudi-

Arabien dank der existierenden Brücke nur 40 Kilometer auf dem Landweg entfernt ist und der

Flughafen sogar in direkter Reichweite des Hafens liegt. Der Bau einer 90 km langen

Eisenbahnverbindung parallel zum bereits existierenden King Fahd Causeway nach Saudi-

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Arabien ist in Planung. Ebenso würde die geplante 45 Kilometer lange Brücke nach Katar eine

Landverbindung zwischen beiden Ländern schaffen.

Bis jetzt hat dieser Markt aber noch nicht seine Kapazitäten erreicht und der Bahrain

International Investment Park in der Nähe des Hafens bietet weiterhin viele Möglichkeiten für

eine Expansion. Auch der Hafen hat bis jetzt nur circa die Hälfte seiner möglichen

Umschlagsmenge erreicht. Der Hafen wird als gute Transitstelle für den See-Luft-Transport

sowie für die Bedienung der Nachbarregionen gesehen, da deren kleinere Häfen häufig nicht

rentabel genug zum Anlaufen sind. In Verbindung mit den guten Angeboten zur Ansiedlung in

Bahrain bietet sich der Hafen als rentables Investitionsobjekt an, das Logistikern und

Großhändlern günstige Konditionen verspricht und ihnen die Türen zu golfarabischen Märkten

öffnet (DVZ Logistik und Verlader 2014).

Demografische Entwicklung: Bahrain gilt als liberales und sicheres Land, welches sich

westlichen Wertvorstellungen geöffnet hat, ohne dabei die eigenen Traditionen zu

vernachlässigen. Frauen haben Zugang zu den meisten Ämtern und besitzen ein eigenes

Gremium, das ihre Interessen vertritt. Auf Grund der hohen Anzahl ausländischer Arbeitskräfte

ist das Männer-Frauen-Verhältnis nicht im Gleichgewicht und es gibt vor allem in der

Alterskohorte der arbeitenden Bevölkerung eine große Überzahl männlicher Einwohner. Im

Allgemeinen ist Bahrain ein Fachkräfte importierendes Land und die Gesamtbevölkerung besteht

zu 54% aus Einwanderern, welche größtenteils aus dem ost- und südostasiatischen Raum

kommen.

Forschung und Wissenschaft: Als neues Projekt zum interdisziplinären und transnationalen

Wissenschaftsaustausch arabischer und deutscher Nachwuchswissenschaftler wurde im Jahr 2013

die Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) an der Arabian Gulf

University in Bahrain und an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

gegründet. Derzeit arbeiten 50 junge Wissenschaftler in mehreren Arbeitsgruppen an Themen

wie Bildung, Umwelt, Energie, Wasser, Innovation und Transformation (BBF o.D. [2015]).

Bahrain spielte im Bildungssektor schon früh eine Vorreiterrolle in der Region. Als eines der

ersten Länder etablierte das Land 1919 ein öffentliches Schulsystem. Heute sind

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bestens ausgebildet. Aus- und Weiterbildungsangebote –

auch nach deutschem Vorbild – sorgen zudem dafür, dass auch der Anteil von Frauen an den

Erwerbstätigen besonders hoch ist (Gerlach 2016).

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QUELLENANGABEN

AHK (Delegation der deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen): Rechtliche

Rahmenbedingungen. O.D. [2015]. Gefunden bei:

http://saudiarabien.ahk.de/dienstleistungen/rechtsauskunft/rechtliche-

rahmenbedingungen/ (letzter Zugriff am 05.01.2015).

Auswärtiges Amt: Länderinformationen. November 2014. Gefunden bei:

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-

Nodes_Uebersichtsseiten/Bahrain_node.html (letzer Zugriff am 09.01.2015).

BEDB (Bahrain Economic Development Board): Economic Yearbook 2013. Gefunden bei:

http://www.bahrainedb.com/en/EDBDocuments/Bahrain-Economic-Yearbook.pdf

(letzter Zugriff am 09.01.2015).

BBC News Middle East: Bahrain profile. 25. November 2014. Gefunden bei:

http://www.bbc.com/news/world-middle-east-14540571 (letzter Zugriff am

06.01.2015).

BBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung): Arabisch-deutsche Junge Akademie der

Wissenschaften (AGYA). O.D. [2015]. Gefunden bei: http://www.kooperation-

international.de/aktuelles/erfolgsgeschichten/arabisch-deutsche-junge-akademie-der-

wissenschaften-agya.html (letzter Zugriff am 06.01.2015).

CIA: The World Factbook Bahrain. 23. Juni 2014. Gefunden bei:

https://www.cia.gov/library/publications/the-world-

factbook/geos/print/country/countrypdf_ba.pdf (letzter Zugriff am 06.01.2015).

DVZ Logistik und Verlader / Lauenroth, Lutz: Bahrain lockt internationale Logistiker. 13. Februar

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view/nachricht/bahrain-lockt-internationale-logistiker.html (letzter Zugriff am

06.01.2015).

Gerlach, Sebastian: „Insel der kurzen Wege. Bahrains Investitionen in die Infrastruktur des

Landes zahlen sich aus.“ In: Mediterranes. Das EMA-Magazin 1 (2016).

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http://www.ghorfa.de/fileadmin/inhalte/laenderprofile/2014/WD_Bahrain.pdf

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EMA-Länderprofil Bahrain (März 2016)

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Glocke, Julia: „Let Bahrain Shine. Perspektiven für die Solartechnologie im Königreich

Bahrain.“ In: Mediterranes. Das EMA-Magazin 1 (2016).

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70206085925_14728.pdf (letzter Zugriff am 09.01.2015).

GTAIb (Germany Trade & Invest) / Espey, Robert: MENA-Wirtschaft im Fokus 2014 –

Bahrain. 19. November 2014. Gefunden bei:

http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=1118460.html

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http://www.gtai.de/GTAI/Content/DE/Trade/Fachdaten/PUB/2014/11/pub2014

11058006_19447.pdf (letzter Zugriff am 09.01.2015).

GTAI (Germany Trade & Invest): Wirtschaftsdaten kompakt: Bahrain. Mai 2015. Gefunden bei:

http://www.gtai.de/GTAI/Content/DE/Trade/Fachdaten/PUB/2015/05/pub2015

05292052_14728_wirtschaftsdaten-kompakt---bahrain--mai-2015.pdf?v=3 (letzter

Zugriff am 30.03.2016).

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http://www.cio.gov.bh/cio_ara/English/Publications/Statistical%20Abstract/ABS20

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Saudi Gazette: Bahrain financial services sector’s cost one of lowest. O.D. [2015]. Gefunden bei:

http://www.saudigazette.com.sa/index.cfm?method=home.regcon&contentid=20141

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World Bank: Bahrain. O.D. [2015]. Gefunden bei: http://data.worldbank.org/country/bahrain

(letzter Zugiff am 06.01.2015).

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http://www.doingbusiness.org/data/exploreeconomies/bahrain/starting-a-business/

(letzer Zugriff am 06.01.2015).