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Rammohan Roy 1772-1833, lebte in Bengalen zur selben Zeit wie die Orientalisten. Gründer des Brahmo Samaj. War Brahmane, sprach v.a. Persisch und Arabisch (erstes Werk auf Persisch mit Arabischem Vorwort). Kam aus Familie, die mit A.V. nichts zu tun hatte, ist bei keinem traditionellen indischen Vertreter des Advaita Vedanta in die Schule gegangen. Rezipierte A.V. jenseits des indischen Kontexts als brahmanische Askese-Tradition. Den Zugang zur A.V. hatte er höchst wahrscheinlich über die Persische Tradition. Beeinflusst außerdem durch Orientalisten in Bengalen und Unitarianismus (christliche Bewegung, die Trinität zurückstellt

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Rammohan Roy1772-1833, lebte in Bengalen zur selben Zeit wie die Orientalisten. Grnder des Brahmo Samaj.War Brahmane, sprach v.a. Persisch und Arabisch (erstes Werk auf Persisch mit Arabischem Vorwort).

Kam aus Familie, die mit A.V. nichts zu tun hatte, ist bei keinem traditionellen indischen Vertreter des Advaita Vedanta in die Schule gegangen. Rezipierte A.V. jenseits des indischen Kontexts als brahmanische Askese-Tradition. Den Zugang zur A.V. hatte er hchst wahrscheinlich ber die Persische Tradition.

Beeinflusst auerdem durch Orientalisten in Bengalen und Unitarianismus (christliche Bewegung, die Trinitt zurckstellt oder gar leugnet monistische Interpretation des christlichen Monotheismus. These R.R.: Hinduismus ist im Kern A.V. und ist deshalb strikt monotheistisch (dieser Gedanke wohl aus pers. Trad., mglicher Weise auch Gedanke der Unitarier. Hinduismus als rationaler Monotheismus.

Hinduismus Monotheismus?

Christliche Missionare kritisieren den Gedanken des Hinduismus als Monotheismus. Advaita Vedanta sei nicht monotheistisch, sondern pantheistisch (westl. Rezeption).

Kritik der Missionare bringt zwei Schwierigkeiten mit sich: 1. Schwer, sich gegen westliche Dominanz der Rezeption durchzusetzen. 2. Wenn A.V. Kern des Hinduismus und Pantheismus ist, dann ist die groe Mehrheit der Inder nicht hinduistisch, da die meisten Inder an einen personalen Gott glauben.

(Debendranath Tagore (1817-1905): Abweisung des Non-Dualismus der A.V. um monotheistische Basis des Brahmo Samaj zu retten.)

Folge: Brahmo Samaj distanziert sich von A.V. und sucht Anschluss bei westlichen Rezeptionen, die A.V. nicht als Zentrum des Hinduismus sehen Monier Williams/Albrecht Weber: Vishnuismus als Zentrum des Hinduismus.Indische Rezeption der Idee von Advaita Vedanta als Pantheismus

Indische Behauptung des Advaita Vedanta als "Monotheismus" lie sich gegen die hegemoniale westliche Interpretation als Monismus nicht aufrechterhalten (trotz Berufung auf abweichende westlich-indologische Meinungen)!

Advaita Vedanta als indische Askese-Tradition galt in Indien als unvershnlicher Gegner der Mehrheit der indischen Traditionen, die einen personalen Gott verehrten!

"Monotheismus" wurde ab der Mitte des 19. Jahrhundert auch in Indien vor allem als personaler "Monotheismus" verstanden, d. h. als Verehrung eines personalen Gottes.

2. Hlfte des 19. Jahrhunderts: Erneutes Nachdenken darber, was Hinduismus denn nun ist. In diesem Zusammenhang Neurezeption von Rammohan Roy Hinduismus ist Advaita Vedanta. Aber: Ohne Monotheismus-Anspruch. Akzeptanz der (westl.) Frontstellung mystisch-monistischer Hinduismus contra monotheistisches Christentum.

Mit Hinweis auf Rammohan Roy und diese Rezeption sagt Vivekananda: Hinduismus als A.V. ist indisches Konzept, das mit dem westlicher Indologen im Einklang steht.Vivekananda

1863-1902, Schler von Ramakrishna 1836-1886), Grnder der Ramakrishna Mission.

Direkte Rezeption der westlichen Indologie und ihrer Privilegierung des Advaita Vedanta

bernahme der westlichen Reprsentation Indiens als "mystischer Osten":Indien = "Land der Introspektion und Spiritualitt", wo "der geduldige, der sanfte Hindu" zu Hause ist.Aufnahme der westlichen Zuschreibungen, aber andere Bewertung. Passives, mystisches Wesen Indiens/der Inder ist Strke, nicht Schwche.

Entkontextualisierte Rezeption des A.V. (hnlich wie R.R. und Brahmo Samaj).

Modifikationen des traditionellen Advaita Vedanta:

ffnung des vedantischen Heilswegs fr die Allgemeinheit und Aufgabe des exklusiven asketisch-brahmanischen Zugangs

Relativierung der Schriftautoritt der Veden zugunsten der Privilegierung der religisen Erfahrung.

Das Kastensystem wird als religis-soziale Einrichtung abgelehnt

Ausweitung der zwei Stufen des Wissens zu einer inklusivistischen Theologie der Religionen. Glaube an personalen Gott ist noch nicht Flle der Wahrheit, aber Weg dahin. Wer personalen Gott verehrt, verehrt Brahman, wei das aber (noch) nicht. Also nicht mehr Kontrast Unwissen/Wissen, sondern etwas mehr/etwas weniger Wissen. Sozialethik (Da alles und alle eins ist/sind, verletzt man sich selber, wenn man andere verletzt).

Vivekanadas Neu-Interpretation des traditionellen Advaita Vedanta als zentrale Philosophie des Hinduismus begrndet den "Neo-Hinduismus"

(NB: "Neo-Hinduismus" ist in gewisser Weise eine Tautologie, weil es einen traditionellen "Hinduismus" so nicht gibt).

Zusammenfassung:

Der Westen entdeckt im Advaita Vedanta den Kern des Hinduismus, setzt Hinduismus mit weltabgewandter Mystik (Pantheismus, Monismus) gleich und gibt dieses Wissen zurck nach Indien, wo fortan auch Advaita Vedanta als die Mitte des Hinduismus gilt.

Der Neo-Hinduismus erhlt dabei wiederum eine besondere Legitimation durch die westliche Indologie, die in der neohinduistischen Position eine Besttigung der eigenen Sichtweise sieht (z. B. Max Mllers Kontakte zum Brahmo Samaj und zu Vivekananda)

Dabei drfen aber die Stimmen in Indien nicht bersehen werden, die diese Sichtweise nicht bernahmen und es muss festgehalten werden, dass der Weg dahin auf indischer Seite immer umstritten war (siehe Brahmo Samaj). Zugleich beruft sich Vivekananda genauso auf Rammohan Roy wie auf die westliche Indologie etc.Kernthese der Vorlesung:

Konzeptualisierung von Hinduismus als Religion folgt in der Regel dem neo-hinduistischen Paradigma Vivekanandas

Auf indischer Seite durch einflussreiche Vertreter wie S. Radhakrishnan, Mahatma Gandhi, Ramana Maharshi weitergefhrt.

PROBLEM: Wissenschaft bernimmt diese Sichtweise unkritisch und verobjektiviert sie damit.

LOESUNG: Darstellung des Hinduismus als Religion muss in einer Weise geschehen, die es ermglicht, diese Verobjektivierung zu vermeiden.

NB: Dabei muss auch deutlich werden, dass Hindus jedes Recht haben, sich in authentischer Form im Sinne des Neo- Hinduismus zu verstehen.Vishnuismus in Nordindien

Hauptgott Vishnu mit Ehefrau Lakshmi

Vishnu hat mehrere Erscheinungsformen, in denen er auf der Erde erscheint (10 Avataras unterschiedlich gezhlt, in einer Version ist auch Buddha ein Avatar des Vishnu Aufgabe: Den Dmonen falsche Lehre (Buddhismus) predigen und sie damit schwchen.Avatar Rama: Geboren in Ayodhya, Gattin Sita.

Ramayana: Sita wird von Dmonenknig Ravana nach Sri Lanka entfhrt. Rama verbndet sich mit Affenknig Hanuman und befreit Sita.Sanskrit-Version von Valmiki, zahlreiche regionalsprachliche bersetzungen.

Avatar Krishna: Wirkungsperioden: 1. Kind: vollbringt Wunder 2. Jnglingsalter: Schtzer der Hirten und Herden und schalkhafter Liebhaber (Lieblingshirtin und sptere Gattin Radha). 3. Mann: Ttung des Tyrannenknigs Kansa. 4. Reifere Mannesjahre: Frst von Dwaraka.