leitfaden zum kompetenzaufbau bei lehrenden und
TRANSCRIPT
Nachhaltigkeit lehrenLeitfaden zum Kompetenzaufbau bei Lehrenden undMultiplikatoren
Inhalt1 BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 4
1.1 Die Welt verändert sich 4
1.2 Entscheidungsträger von morgen 4
1.3 Leitperspektive „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ 4
2 NACHHALTIGKEIT LEHREN – KOMPETENZAUFBAU BEI LEHRENDEN
UND MULTIPLIKATOREN 6
2.1 Herausforderung „Nachhaltigkeit lehren“ 6
2.2 BNE als komplexe Aufgabe – systematische Herangehensweise 6
2.3 Lernprozesse initiieren 7
3 QUALIFIZIERUNGS-MODULE 9
Modul 1: Handlungsfelder globaler Zukunftssicherung 10
Modul 2: Nachhaltige Entwicklung als Leitbild 11
Modul 3: Nachhaltigkeit im Spannungsfeld von Vision und Wirklichkeit 12
Modul 4: Umgang mit Komplexität – Systemisches Lernen 13
Modul 5: Bildung für nachhaltige Entwicklung – Begriff, Merkmale, Aufgaben 14
Modul 6: BNE-Arbeitsprozesse kompetenzorientiert planen 15
Modul 7: Nachhaltige Entwicklung und Institution Schule 16
Modul 8: Kooperationsmöglichkeiten mit außerschulischen Partnern
und Netzwerkarbeit 17
4 INFORMATIONEN 19
4.1 Hinweise 19
4.2 Quellen 19
4.3 Materialien 19
BILDER
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Sport Baden-Württemberg
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VERANTWORTLICH FÜR DIE HERAUSGABE
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Jugend und Sport Baden-Württemberg
PROJEKTLEITUNG UND PROJEKTKOORDINATION
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Prof. Dr. Hansjörg Seybold,
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
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GESTALTUNG
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DRUCK
Impressum
2 3
1.1 Die Welt verändert sich
„Unsere (Um-)Welt ist in nie dagewesener Weise rasanten, tiefgreifenden
und anhaltenden Veränderungen ausgesetzt, während sich gleichzeitig die
demographische Zusammensatzung, die soziale und die wirtschaftliche
Struktur unserer Gesellschaft verschieben. Politische Übereinkünfte, finan-
zielle Anreize oder technologische Löstungen allein reichen nicht aus, um
eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten.
Wir müssen unser Denken und Handeln verändern und uns klar darüber
werden, wie wir alle voneinander abhängen und wie wir mit den Ökosys-
temen umgehen, die unsere Lebensgrundlage sind. Um eine gerechtere,
friedlichere und nachhaltigere Welt zu erschaffen, brauchen wir alle mehr
Wissen, Kompetenzen un verbindende Werte sowie ein stärkeres Bewusst-
sein für die Notwendigkeit einer solchen Veränderung. An dieser Stelle
spielt Bildung für nachhaltige Entwicklung eine entscheidende Rolle.“
Auszug aus der UNESCO-Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionspro-
gramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (UNESCO 2014, S. 8).
1.2 Entscheidungsträger von morgen
Eine zentrale Zielgruppe im Rahmen der Planung und Konkretisierung
einer nachhaltigen Entwicklung sind junge Menschen - eine Generation, die
nicht nur heute, sondern auch morgen mit den Folgen einer nicht-nachhal-
tigen Entwicklung umgehen muss. Jugendliche fordern mittlerweile mehr
Einfluss auf die Entwicklung ihrer Gesellschaft. Dieses wird beispielsweise
in der Jugendinitiative im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes
sehr deutlich. Junge Menschen sind darüber hinaus eine wichtige Ziel-
gruppe in Konsumgesellschaften und die Verhaltensweisen, die sie heute
entwickeln, haben einenstarken Einfluss auf zukünftiges Konsumverhalten
(vgl. UNESCO 2014, S. 22).
Durch die systematische Einbeziehung der Leitperspektive „Bildung für
nachhaltige Entwicklung“ in den neuen Bildungsplan (2016) soll eine
Kompetenzentwicklung angestrebt werden, die Kinder und Jugendliche
dazu befähigt, in vielfältigen Kontexten und Lebensbereichen gestalten zu
können. Das betrifft vor allem den Umgang mit natürlichen Grenzen der
Belastbarkeit des Erdsystems sowie mit wachsenden sozialen und globalen
1. Bildung für nachhaltige EntwicklungDer vorliegende Leitfaden enthält didaktische Empfehlungen und Ansatzpunkte zum Kompe-
tenzaufbau von Lehrenden und Multiplikatoren. Er zeigt Wege auf, die dabei helfen sollen, sich
spezifische Kompetenzen einer nachhaltigen Entwicklung für den pädagogischen Alltag anzu-
eignen. Der neue Bildungsplan stellt eine zentrale Herausforderung dar, da er genau diese Ge-
staltungskompetenz fördern soll.
Ungerechtigkeiten, die intelligente Lösungen, Kreativität und Weitsicht
benötigen. Neben dem Erwerb von Wissen über (nicht-) nachhaltige Ent-
wicklungen geht es insbesondere um folgende Kernanliegen: Bereitschaft
zum Engagement, Erkenntnis systemischer Zusammenhänge, Umgang mit
Risiken und Unsicherheit, Einfühlungsvermögen in Lebenslagen anderer
Menschen und solide Urteilsbildung in Zukunftsfragen. Es geht nicht
allein darum, auf existierende Problemlagen reagieren zu können, sondern
vor allem auch darum, mit Zukunft vorausschauend umzugehen sowie an
innovativen Lebens- und Gesellschaftsentwürfen mitzuwirken, die einen
zukunftsweisenden und verantwortlichen Übergang in eine ökologisch, öko-
nomisch und sozial gerechte Welt möglich machen. Dies wird beispielsweise
sehr deutlich im Engagement der Jugendlichen in der Jugendinitiative im
Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes.
1.3 Leitperspektive „Bildung für nachhaltige
Entwicklung“
Der Bildungsplan stellt ein wichtiges Instrument dar, Bildung für nachhal-
tige Entwicklung strukturell im Bildungssystem zu verankern. Das Ziel der
aktuellen Bildungsplanreform sowie der Nachhaltigkeitsstrategie in Baden-
Württemberg ist es, durch Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
die Gestaltungskompetenz für nachhaltige Entwicklung zu fördern. Das
heißt konkret, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung Menschen dazu
befähigen soll, informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungs-
bewusst – zum Schutz der Umwelt, für eine bestandsfähige Wirtschaft und
eine gerechte Gesellschaft – für aktuelle und zukünftige Generationen zu
handeln und dabei die kulturelle Vielfalt zu respektieren. Es geht um einen
lebenslangen Prozess, der wesentlicher Bestandteil einer qualitätsorientier-
ten Bildung ist. Bildung für nachhaltige Entwicklung wird dabei als eine
ganzheitliche und transformative Bildung verstanden (vgl. UNESCO (2014):
UNESCO-Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionsprogramm Bildung für
nachhaltige Entwicklung).
4 5
2.3. Lernprozesse initiieren
Im Zentrum stand immer wieder die Frage, inwieweit durch gezielte
Maßnahmen in den unterschiedlichsten Handlungsbereichen (Hochschule,
Seminar, Schulverwaltung, Lehrkräfte, Schule, Außerschulische Kooperati-
onspartner) strukturbildende Impulse geleistet werden können, die kurz-,
mittel- und langfristig die Implementation von BNE im baden-württember-
gischen Bildungssystem unterstützen.
Eine zentrale Maßnahme war hierbei die landesweite Qualifizierung von
Multiplikatoren für BNE, die ganz bewusst in den Strukturen der Schulver-
waltung und der Studienseminare eingebunden sein sollten und somit im
Anschluss die Möglichkeit haben, in ihrem jeweiligen Handlungsbereich auf
unterschiedliche Weise aktiv zu werden.
Bisher wurde meist übersehen, dass NE – auch nach 10 Jahren UN-Dekade
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005–2014) – ein völlig neues Leit-
bild eines gesellschaftlichen Transformationsprozesses darstellt. Zunächst
muss hier eine inhaltliche Auseinandersetzung erfolgen, um es in seiner
Bedeutung und Tragweite erfassen, reflektieren und sich aneignen zu
können. Das heißt ganz konkret: Erst mit der eigenen inhaltlichen/fachli-
chen Qualifizierung der Lehrkräfte und des „Sich-Klar-Werdens“ über dieses
Leitbild auch für die eigene Lebenswelt ist eine Basis geschaffen, auf der
eine didaktische Qualifizierung für die pädagogische Arbeit in der Schule
begonnen werden kann.
Auf der Grundlage der Erfahrungen mit zurückliegenden Innovationsstra-
tegien lag dem hier skizzierten Implementierungskonzept die Annahme
zugrunde, dass kein ausschließlich von außen gesteuerter Transferprozess
initiiert werden sollte, sondern Akteure im Schulsystem auf verschiedenen
Abb. 1: Phasen des Implementierungskonzeptes „Lernen über den Tag hinaus – Bildung für eine zukünftige Welt“
Ebenen angeregt und unterstützt werden – in Anlehnung an „Coaching-
Prozesse“ –, eigene Lernprozesse zu initiieren, eigene Schwerpunkte zu
setzen und damit einen eigenen Qualifizierungsprozess einzuleiten und
durchzuführen.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen wurden ab Anfang 2012 von
einer Expertengruppe aus Praktikern (Vertreter aus den Bereichen Schule,
Studienseminar, Hochschule) themenspezifische Module erarbeitet, die
die Grundlage für die im ersten Halbjahr 2014 durchgeführte BNE-Quali-
fizierungsreihe darstellten. Grundlage der BNE-Qualifizierungsreihe waren
thematische Schwerpunkte (Abb. 2, Module 1–8), die auf drei zentrale
Aufgaben ausgerichtet waren:
1. Die Entwicklung sachlich-reflexiver Kompetenzen zu nachhaltiger
Entwicklung als gesellschaftlichem Leitbild und als Antwort auf
globale Entwicklungen in der heutigen Welt.
2. Die Entwicklung systemischer Kompetenzen zum Umgang mit der
Komplexität globaler Probleme nachhaltiger Entwicklung.
3. Die Entwicklung didaktisch-innovativer Kompetenzen für Bildung
für nachhaltige Entwicklung, ihre konzeptionellen Grundlagen sowie
ihre Aufgaben in der Schule und für den Einzelnen.
Multiplikatoren erhalten über die Qualifizierungs-Module grundlegende
Informationen zu Themen einer nachhaltigen Entwicklung sowie konkrete
Beispiele und vielfältige Hinweise auf Medien, Literatur und Links. Im
nachfolgenden Kapitel werden die Module 1–8 kurz vorgestellt.
2.1 Herausforderung „Nachhaltigkeit lehren“
In der Vergangenheit wurde es im Rahmen unterschiedlicher Kompetenzan-
sätze im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vielfach
als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Lehrkräfte wissen, was sich hinter
der Leitidee der nachhaltigen Entwicklung (NE) verbirgt und welche Be-
deutung dieses Leitbild für den pädagogischen Alltag haben kann.
Empirische Untersuchungen (vgl. Rieß u. a. 2008, Michelsen u. a. 2012, Sieg-
mund/Jahn 2015) und eigene Erfahrungen im Rahmen der Implementation
von BNE machen jedoch deutlich, dass dies kaum der Fall ist. Das Leitbild
der nachhaltigen Entwicklung ist auch nach zehn Jahren UN-Dekade BNE
(2005–2014) nur in wenigen Fällen in den Köpfen der Lehrkräfte präsent
und handlungsprägend für den Unterricht (vgl. DUK 2013). Folglich kann
bei der Etablierung von BNE im Bildungssystem nicht selbstverständlich
vorausgesetzt werden, dass Lehrkräfte fundierte Kenntnisse darüber haben,
welche Bedeutung BNE hat und wie NE als allgemeine Bildungsaufga-
be bzw. selbstverständliche Orientierung in den pädagogischen Alltag in
die einzelnen Fächer beziehungsweise als ganzheitlicher Ansatz in die
Institution Schule einzubinden ist. Immer noch hängt es sehr stark von der
Motivation und dem Engagement der einzelnen Lehrkraft ab, inwieweit
nachhaltigkeitsrelevante Themen in den Unterricht aufgenommen werden.
1 vgl. Beule/Seybold (2015): Nachhaltigkeit lehren – Kompetenzaufbau bei Lehrenden und
Multiplikatoren IN: PÄDAGOGIK 7-8`15, 28ff.
2. Nachhaltigkeit lehren – Kompetenzaufbau bei Lehrenden und MultiplikatorenTrotz der überragenden Bedeutung des Themas ist das Leitbild einer „Bildung für nachhaltige
Entwicklung“ bei den meisten Lehrkräften noch nicht angekommen. Und damit auch nicht im
Unterricht. Zwar gibt es bereits didaktische Anregungen, jedoch müssen zunächst die Lehrerin-
nen und Lehrer erreicht werden. Individuelle Kenntnisse, Einstellungen und Werte sind dabei zu
berücksichtigen. 1
2.2 BNE als komplexe Aufgabe
Bei der Auswahl der Lehrinhalte spielen persönliche Affinitäten, Interessen
und Fähigkeiten eine entscheidende Rolle. Berücksichtigt werden muss
auch, dass es sich beim Themenkomplex der NE um eine umfassende
Perspektive handelt, die sich die Lehrkräfte kaum autodidaktisch nebenbei
aneignen können. Sehr häufig wird BNE auch heute noch eher als eine
zusätzliche Aufgabe, als Additum im pädagogischen Alltag einer Lehrkraft
und somit eher als eine Zusatzbelastung verstanden.
Folgt man dieser Erkenntnis beziehungsweise den Erfahrungen, muss es
zukünftig stärker darum gehen, Lehrkräften gezielt die Möglichkeit zu eröff-
nen, sich zunächst die notwendigen Kenntnisse, Einstellungen und Werte
anzueignen und dabei auch eine notwendige Motivation zu entwickeln, um
die komplexen Themenstellungen einer nachhaltigen Entwicklung in ihrem
pädagogischen Alltag angehen zu können (vgl. UNESCO 2014, S. 20).
In Baden-Württemberg wurde von Juli 2010 bis Juli 2014 im Rahmen der
Nachhaltigkeitsstrategie und unter Federführung des Ministeriums für Kul-
tus, Jugend und Sport die Bildungsinitiative „Lernen über den Tag hinaus
– Bildung für eine zukunftsfähige Welt“ durchgeführt (Abb. 1). Im Rahmen
eines auf Partizipation angelegten Prozesses wurde mit Akteuren aus den
Bereichen der Schulverwaltung, der Studienseminare, der Hochschulen, der
Schule und außerschulischen Partnern eine Gesamtkonzeption
erarbeitet, die von einem erweiterten – systemischen – Verständnis des
Lernortes Schule ausging.
Konzeption
Erarbeitung von themenspe-
zifischen NE/BNE-Modulen
und Konzipierung einer
BNE-Qualifizierungsreihe
durch eine Expertengruppe
von Praktikern (2012–2013)
Qualifizierung
Durchführung der BNE-Quali-
fizierung durch die Mitglieder
der „Konzeptgruppe“ und
Einbindung externer Partner,
Anregung zur Netzwerkbil-
dung (1. Jahreshälfte 2014)
MultiplikationWahrnehmung der BNE-
Multiplikatorentätigkeit in
unterschiedlichen Hand-
lungskontexten (ab dem
Schuljahr 2014/2015)
ReflexionErfahrungsaustausch und
Ausbau der Netzwerkbil-
dung (Juni 2015)
Abb. 2: Übersicht über die thematischen Schwerpunkte der BNE-Qualifizierungsreihe
Entwicklungsachlich-reflexiver
Kompetenzen
Entwicklungsystemischer
Kompetenzen
Entwicklungdidaktisch-innovativer
Kompetenzen
Modul 1
Handlungsfelder globaler
Zukunftssicherung
Modul 2
Nachhaltige Entwicklung
als Leitbild
Modul 3
Nachhaltigkeit im Spannungsfeld
von Vision und Wirklichkeit
Modul 4
Umgang mit Komplexität –
systemisches Lernen
Modul 5
Bildung für nachhaltige Entwicklung –
Begriff, Merkmale, Aufgaben
Modul 6
BNE-Arbeitsprozesse
kompetenzorientiert planen
Modul 7
Nachhaltige Entwicklung und
Institution Schule
Modul 8
Kooperationsmöglichkeiten mit außer-
schul. Partnern und Netzwerkarbeit
6 7
da
3. Qualifizierungs-Module
HANDLUNGSFELDER GLOBA-
LER ZUKUNFTSSICHERUNG
NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
ALS LEITBILD
NACHHALTIGKEIT IM SPAN-
NUNGSFELD VON VISION
UND WIRKLICHKEIT
UMGANG MIT KOMPLEXITÄT –
SYSTEMISCHES LERNEN
BILDUNG FÜR NACHHALTIGE
ENTWICKLUNG – BEGRIFF,
MERKMALE, AUFGABEN
BNE-ARBEITSPROZESSE KOM-
PETENZORIENTIERT PLANEN
NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
UND INSTITUTION SCHULE
KOOPERATIONSMÖGLICH-
KEITEN MIT AUSSERSCHU-
LISCHEN PARTNERN UND
NETZWERKARBEIT
Um das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung im Unterricht anzustoßen, müssen zunächst
Lehrerinnen und Lehrer qualifiziert werden, um entsprechende BNE-Lernprozesse im Unter-
richt anzuregen und zu initiieren. Die folgenden acht Module sollen sie dabei unterstützen.
Je nach Wissensstand und Qualifizierungsinteresse können die Module 1–8 nacheinander oder in einer selbst gewählten Reihenfolge bearbeitet werden.
Auch ist es möglich, ein einzelnes Modul bei entsprechender Interessenausrichtung als Grundlage für Lernprozesse heranzuziehen. Alle acht Module
enthalten grundlegende Informationen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung und sollen dabei helfen, eigene Schwerpunkte zu setzten. Sie stehen
auf dem BNE-Portal der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg als PDF-Datei zum Download zur Verfügung: www.bne-bw.de.
MODUL 1 MODUL 2 MODUL 3 MODUL 4
MODUL 5 MODUL 6 MODUL 7 MODUL 8
8 9
w
MODUL 1 / 2
Nachhaltige Entwicklung als Leitbild Es gibt kein einheitliches Konzept, das eine zukunftsorientierte Entwicklung auf der ganzen
Welt steuert. Allgemein anerkannt scheint jedoch die Idee eines Leitbildes, das versucht, die ver-
schiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit miteinander zu vereinbaren.
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird häufig inflationär gebraucht. Was genau
also bedeutet „nachhaltige Entwicklung“? Die drei Dimensionen „öko-
nomisch“, „ökologisch“ und „sozial“ bilden das sogenannte Nachhaltig-
keitsdreieck und sind miteinander vernetzt. Alle drei Dimensionen gilt es
gleichermaßen zu berücksichtigen. Deshalb wurden bereits verschiedene
Ansätze und Strategien entwickelt, die das Leitbild einer nachhaltigen
Entwicklung fördern sollen. Welche Konflikte dabei entstehen können,
zeigt die Praxis. Ein weltweites Konzept oder Leitbild, das das nachhal-
tige Handeln einzelner Individuen, Gruppen, Nationen und lenken soll,
gestaltet sich sehr schwierig. Dies gilt jedoch als gegenwärtige und globale
Aufgabe, um auch für nachfolgende Generationen die Zukunft lebenswert
und nachhaltig zu sichern.
INTENTION DES MODULS
Modul 2 zeigt auf, wie durch das Leitbild einer „nachhaltige Entwicklung“
den globalen Entwicklungen gegengesteuert werden kann. Es bündelt als
gemeinsamer Nenner die Vorstellungen und Hoffnungen von einer (Welt-)
Gesellschaft, die ökologisch verträglich wirtschaftet, technisch effizient
arbeitet und sozial gerecht lebt.
MODUL 2
Kompetenzen & Inhalte
ERWERBBARE KOMPETENZEN
„Nachhaltige Entwicklung“ (NE) als Fachbegriff vom Alltagsverständnis
unter scheiden.
Merkmale, Dimensionen und Strategien einer NE erfassen und sie in
individuelle und gesellschaftliche Entwicklungen einbinden.
Das Gerechtigkeitsparadigma als Grundlage einer NE erkennen.
NE als ein Leitbild für den Weg in die Zukunft erfassen.
Wertorientierungen und Interessen erfassen, die verschiedenen Defini-
tionen und Interpretationen einer NE zugrunde liegen.
Verständnis entwickeln für die unterschiedlichen Ansätze einer NE
in den Industriestaaten des Nordens und den weniger entwickelten
Staaten im Süden.
Ansatzpunkte entwickeln für ein eigenes Verständnis von NE.
INHALTE
Nachhaltige Entwicklung als Aufgabe für die
Welt von morgen
Klärung des Fachbegriffs „Nachhaltigkeit“
Dimensionen nachhaltiger Entwicklung
Nachhaltigkeitsdreieck/-viereck
Gewichtung der drei Dimensionen
Strategien nachhaltiger Entwicklung
Effizienzstrategie, Konsistenzstrategie,
Suffizienzstrategie
Nachhaltige Entwicklung als Leitbild für alle?
MODULAUTOR:
Prof. Dr. Hansjörg Seybold
Handlungsfelder globaler ZukunftssicherungSchule wird in zunehmendem Maße die Aufgabe zugeschrieben, die globalen gesellschaftlichen
Herausforderungen unserer Zeit in den Mittelpunkt der Bildungsarbeit zu stellen. Dies, um den
Kompetenzerwerb von Schülerinnen und Schülern für die Bewältigung dieser Herausforderun-
gen zu unterstützen und sie dadurch fit für die Bewältigung ihrer Zukunft zu machen.
Der Klimawandel ist die weltweit meist diskutierte globale Veränderung
unserer Erde. Er führt aber nicht nur zu Dürren, verheerenden Fluten
und extremem Wetter. Mit ihm einher gehen weitere Veränderungen wie
Biodiversitätsverlust, Wasserarmut, Zerstörung natürlicher Ökosysteme,
Nahrungsmangel und Ressourcenverknappung, die gravierende Auswirkun-
gen für das Leben und Wirtschaften auf dieser Erde haben. Sich mit diesen
globalen Herausforderungen in der Schule auseinanderzusetzen, ist erfor-
derlich, um das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung sowohl generell als
auch für die eigene Lebenssituation als eine zukunftsfähige Vision verstehen
zu können.
INTENTION DES MODULS
Modul 1 zeigt auf, welche Folgen die derzeitige globale Entwicklung hat.
Es beschreibt nicht nur einzelne Herausforderungen, sondern lenkt den
Blick auch auf die Zusammenhänge zwischen globaler Entwicklung und den
damit verbundenen Herausforderungen.
MODUL 1
Kompetenzen & Inhalte
ERWERBBARE KOMPETENZEN
Globale Herausforderungen beschreiben und Zusammenhänge
herstellen
Globale Herausforderungen in den Kontext globaler wirtschaftlicher
Entwicklung stellen
Mit den Herausforderungen verbundene Konsequenzen für das
individuelle und gesellschaftliche Leben skizzieren.
Ansatzpunkte für Lösungen entwickeln
Schwächen des Leitbilds globaler Entwicklung in Anforderungen an
ein neues Leitbild umsetzen
INHALTE
Wissenschaftliche Zukunftsprognosen
Globale Herausforderungen als negative
Zukunftsszenarien
Klimaerwärmung und Folgen
Ressourcenmangel
Weltweite Ernährungsprobleme
Globalisierung wohin?
MODULAUTOREN:
Elke Schenk, Wolfgang Manuel Simon
10 11
MODUL 4
MODUL 3
Nachhaltigkeit im Spannungsfeld von Vision und Wirklichkeit Wer etwas verändern will, muss wissen wie. Ob durch eine veränderte Lebensweise oder über
persönliches Engagement. Auch im Hinblick auf eine gesicherte Zukunft gibt es verschiedene
Handlungsfelder und Beteiligungsmöglichkeiten.
Nachhaltig Handeln ist allumfassend und bedeutet, in vielen verschiede-
nen Bereichen aktiv zu werden. Verschiedene Handlungsfelder erfordern
verschiedene Leitbilder. Wie unterschiedlich diese sein können, zeigen die
Beispiele auf den Ebenen von Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft und
Religion.
Der alltägliche Lebensstil prägt unser individuelles Handeln und folgt damit
einem eigenen Leitbild. Mit jeder persönlichen Entscheidung sind ökolo-
gische und soziale Faktoren verbunden, die wiederum Auswirkungen auf
andere Handlungsfelder haben. So hängt beispielsweise eine Kaufentschei-
dung unmittelbar mit Handels- und Produktionsbedingungen zusammen.
Ein schwieriger Balanceakt zwischen Preis und fairem Handel. Nachhaltige
Entwicklung zeigt Möglichkeiten, wie zivilgesellschaftliches Engagement
aussehen kann. Von lokalen Handlungsfeldern und Beteiligungsmöglichkei-
ten, über bürgerliches Engagement bis hin zu politischen Entscheidungspro-
zessen.
INTENTION DES MODULS
Das Modul setzt sich mit unterschiedlichen Leitbildern einer nachhaltigen
Entwicklung, der Gestaltung des alltäglichen Lebens, der Überwindung der
Kluft zwischen Vision und ökonomischer Wirklichkeit, der Lokalen Agenda
21 und weiteren Möglichkeiten zivilgesellschaftlichen Engagements in
Kommunen auseinander.
Kompetenzen & Inhalte
ERWERBBARE KOMPETENZEN
Sinn, Inhalt und Funktion von Leitbildern erklären.
Auswirkungen des eigenen Verhaltens erkennen und quantifizieren.
Den Nachhaltigkeitsgrad von Verhalten abschätzen und Wege zu
dessen Verbesserung aufzeigen und anwenden.
Das Prinzip der Tragfähigkeit in Zusammenhang mit Biokapazität,
Lebensstil, Bevölkerung und Technologie bringen.
Zusammenhänge von Konsum und Wirtschaftswachstum bewerten.
Verbesserungsstrategien des eigenen (Konsum-)Verhaltens entwerfen.
Erkennen, dass es zum Erreichen nachhaltiger Ziele nicht ausreicht,
dass sich nur die Lebensstile einzelner verändern.
Die beiden Strategien „Entkopplungsstrategie und Postwachstums-
ökonomie“ erklären und gegeneinander abwägen.
Die Entwicklung der Lokalen Agenda 21 bis hin zur Integrierten Nach-
haltigkeitskommune erläutern. Den Stand der eigenen Kommune ein-
schätzen und Ansätze für schulisches Engagement finden.
Ansatzpunkte entwickeln für ein eigenes Verständnis von nachhaltiger
Ent wicklung.
INHALTE
Leitbilder für eine nachhaltige Entwicklung:
Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion,
NGOs
Gestaltung des alltäglichen Lebens –
persönliche Lebensstile
Überwindung der Kluft zwischen Vision
(ökologischer Notwendigkeit)
und (ökonomischer) Wirklichkeit
Systemänderung vor Ort: die Lokale
Agenda 21
Möglichkeiten zivilgesellschaftlichen Engagements in Kommunen
Lokale Handlungsfelder und Beteiligungsmöglichkeiten
MODULAUTOREN:
Hans-Werner Schwarz, Andreas Hachenberg, Otmar Braune
MODUL 4
Umgang mit Komplexität – Systemisches Lernen„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ist eine komplexe Herausforderung und stellt damit
komplexe Anforderungen an die pädagogische Arbeit in der Schule. Wie lässt sich ein abstrakter
Begriff wie „Nachhaltigkeit“ im Unterricht am besten vermitteln?
Ein Ansatz für die Einbindung von Bildung für nachhaltige Entwicklung
in den Unterricht ist das Systemlernen. Durch die systematische Herange-
hensweise an nachhaltigkeitsrelevante Themenstellungen werden Schritt für
Schritt Kenntnisse einer nachhaltigen Entwicklung im Unterricht verankert.
Lehrende und Multiplikatoren vermitteln zentrale Grundbegriffe und Hand-
lungsweisen, die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen sollen, eigene
Lernprozesse zu reflektieren und zu gestalten.
Systemisches Denken und Lernen kann mittels geeigneter Kompetenzan-
sätze erreicht werden. Im Unterricht werden nach und nach individuelle
Kompetenzen einer nachhaltigen Enwicklung aufgebaut und das Verständis
komplexer Systeme gefördert. Die Schülerinnen und Schüler lernen dadurch
Systeme besser zu beschreiben, Prognosen zu treffen und Handlungsent-
würfe für eine global gesicherte Zukunft aufzustellen.
Eine weitere Rolle spielen auch die Schwierigkeiten des Handelns in kom-
plexen Systemen. Beispielsweise die Herausforderung, Ziele zu definieren,
Fehler im Umgang mit komplexen Systemen zu erkennen und geeignete
Voraussetzungen für das Handeln in Systemen zu schaffen.
INTENTION DES MODULS
Das Modul beschreibt vernetztes oder systemisches Denken als Grundlage
für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Verschiedene Systemkonzepte und
ein Kompetenzmodell sollen dabei helfen, die Leitidee der Nachhaltigen
Entwicklung besser zu verstehen.
Kompetenzen & Inhalte
ERWERBBARE KOMPETENZEN
Begriffe der Systemtheorie benennen, erklären und hinterfragen.
Haltungen des Systemdenkens.
Schwierigkeiten und Fehler des Handelns in Systemen benennen und
re flektieren.
Das Kompetenzmodelle zum Systemlernen nach Frischknecht-Tobler
et al (2008) er klären.
Beispiele des Systemlernens im Unterricht kennenlernen.
Die Methode des Mystery kennenlernen.
INHALTE
Was ist ein System?
Systemkonzepte, Systemarchetypen
Handeln in komplexen Systemen,
Schwierigkeiten des Handelns in Systemen,
Fehler im Umgang mit komplexen Systemen
Systemisches Denken in der Schule,
Kompetenzmodell zum systemischen
Denken, Verfahren zur Überprüfung ver-
schiedener Kompetenzbereiche
MODULAUTORIN: Birgit Neugebauer
MODUL 3 / 4
12 13
MODUL 5 / 6
Wie kann Bildung für nachhaltige Entwicklung als globales und interdisziplinäres Bildungskon-
zept für die Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung funktionieren? Um Erwartungen und
Wünsche für Bildung für nachhaltige Entwicklung in einer Unterrichtskonzeption zu konkreti-
sieren, bedarf es pädagogischer und fachdidaktischer Überlegungen.
MODUL 5
Bildung für nachhaltige Entwicklung – Begriff, Merkmale, Aufgaben
Modul 5 setzt sich mit den zentralen Begriffen der Diskussion über Bil-
dung für nachhaltige Entwicklung auseinander, legt die Merkmale dieser
Bildungskonzeption dar und umreißt deren Aufgabe im Kontext eines zu-
kunftsorientierten Lernens unter Unsicherheit. Vor dem Hintergrund einer
Begriffsklärung wird BNE als zukunftsbezogenes Lernen verstanden, das
es dem Einzelnen ermöglichen soll, mit den für unsere Zeit charakteristi-
schen offenen Zukünften und den damit verbundenen Unsicherheiten ein
an dem Prinzip der nachhaltigen Entwicklung ausgerichtetes individuelles
wie kollektives Leben führen zu können (vgl. Hoffmann 2012).
INTENTION DES MODULS
Das Modul beschreibt die Notwendigkeit und Bedeutung von Bildung für
nachhaltige Entwicklung, stellt Unterrichtskonzepte vor und benennt Rah-
menbedingungen für die Realisierung einer BNE in der Schule.
Kompetenzen & Inhalte
ERWERBBARE KOMPETENZEN
Das bildungspolitisch normative und fachübergreifende Konzept der
Bildung für nachhaltige Entwicklung erklären.
Die Entwicklung der Diskussion um Bildung für nachhaltige
Entwicklung nachzeichnen.
Unterschiedliche Interpretationen von Bildung für nachhaltige
Entwicklung kennen.
Zentrale Begriffe dieser Diskussion einordnen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung, Globales Lernen, Umweltbildung
und transformative Bildung voneinander unterscheiden.
Bildung für nachhaltige Entwicklung als zukunftsbezogenes Lernen
verstehen und die Bedeutung von Unsicherheiten in diesem Kontext
erklären.
INHALTE
BNE als Aufgabe für die Realisierung einer
nachhaltigen Entwicklung
in Deutschland – die historische Entwicklung
BNE: Begriffe und unterschiedliches
Verständnis
Umweltbildung und Globales Lernen als
Wurzeln von BNE. Umweltbildung – Kritik;
Umweltbildung – BNE
BNE als interdisziplinäres Bildungskonzept
Erwartungen an eine BNE-Konzeptionen
Strukturmodelle von BNE-Unterricht
Probleme der Realisierung von BNE
BNE als zukunftsbezogenes Lernen unter Unsicherheit
MODULAUTOR: Dr. Thomas Hoffmann
BNE-Arbeitsprozesse kompetenzorientiert planenEine grundsätzliche Aufgabe von Bildung ist es, Schülerinnen und Schüler zu reflektiertem Den-
ken und Handeln zu befähigen, damit sie eigene Entscheidungen treffen können.
Diese Aufgabe bedeutet nicht, Lernenden umweltgerechtes oder nachhal-
tigkeitskonformes Handeln zu vermitteln. Zum einen ist dies angesichts der
Unsicherheiten zukünftiger Entwicklungen kaum zu konkretisieren. Zum
andern würde es die pädagogische Aufgabe der Schule zu sehr funktio-
nalisieren und die anzustrebende Selbstbestimmung der Lernenden stark
einschränken. Aufgabe von BNE soll es sein, Lernenden die fachlichen,
methodischen, sozialen und personalen Kompetenzen erwerben zu lassen,
die erforderlich sind, um am Prozess einer nachhaltigen Entwicklung zu
partizipieren. Dieses Modul setzt sich daher mit dem Kompetenzbegriff
auseinander und beschreibt unterschiedliche Kompetenzansätze von
Bildung für nachhaltige Entwicklung (z. B. de Haan / Rost, Lauströer, Raak
/ Rieckmann / Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwick-
lung / Kyburz-Graber, Nagel, Odermatt / Literacy-Konzepten) sowie die
praktische Umsetzung der Leitperspektive BNE im Kontext der aktuellen
Bildungplanreform.
INTENTION DES MODULS
In der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kompetenzansätzen wird
gezeigt, wie neben dem Erwerb allgemeiner Kompetenzen bei der Ausei-
nandersetzung mit nachhaltigkeitsrelevanten Themenfeldern der Erwerb
vertiefender fachlicher Kompetenzen erforderlich ist, um die Lernenden
für Nachhaltigkeitsprozesse kompetent zu macht. Beispielhaft konkretisiert
wird diese Verknüpfung allgemeiner BNE-Kompetenzen mit fachlichen
Kompetenzen auch anhand der aktuellen Bildungplanreform (Leitperspek-
tive BNE).
MODUL 6
Kompetenzen & Inhalte
ERWERBBARE KOMPETENZEN
Den Begriff „Kompetenz“ in seiner Bedeutung erklären.
Den Kompetenzbegriff auf seine strukturellen Elemente zurückführen.
Die Funktion von Kompetenzen beim Unterrichten erklären.
Schritte kompetenzorientierten Planens erläutern.
Kompetenzmodelle von BNE analysieren.
Allgemeine Kompetenzen von Sachkompetenzen in den BNE-
Modellen unterscheiden.
Bedeutung und Probleme normativer BNE-Kompetenzen erfassen.
Kompetenzen von verschiedenen Fachlehrplänen auf ihre Bedeutung
für BNE überprüfen.
INHALTE
Kompetenzorientierung
Kompetenzerwerb als Aufgabe von BNE
Kompetenzkonzepte und -modelle
Konkretisierung von Teilkompetenzen
Struktur und Funktion der Konzepte
Bildungsplan und BNE-Kompetenzen
BNE als Leitprinzip im Bildungsplan
BNE-Lernmöglichkeiten auf Basis des
Bildungsplans zur Verbindung der BNE-
Kompetenzen mit den Fachkompetenzen
MODULAUTOREN: Thorsten Armbruster, Hans-Joachim Schmidt,
Prof. Dr. Hansjörg Seybold
MODUL 5
14 15
-
MODUL 8
Kompetenzen & Inhalte
ERWERBBARE KOMPETENZEN
Darlegen können, warum BNE für die Unterrichts- und Schulentwick-
lung von großer aktueller und zukünftiger Bedeutung ist.
Exemplarische Themen und didaktische Zugänge kennen und für die
eigene Schule auswählen bzw. konzipieren.
Methodische Ansätze erproben und durch eigene Möglichkeiten
ergänzen.
Good-practice-Beispiele kennen, besondere Stärken und ggf. auch
Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Projekte benennen können.
Vermitteln, in welcher Weise schulische Handlungsbereiche durch
eine Fokussierung auf eine altersgruppengerechte BNE (um-)gestaltet
werden können.
Um die Bedeutung der Vernetzung der Akteure wissen und Austausch-
möglichkeiten nutzen.
Relevante Kriterien und Indikatoren zur Dokumentation und Bewer-
tung von Maßnahmen benennen und anwenden können.
INHALTE
Grundgedanke einer BNE in der Schule
Unterrichtsentwicklung und -gestaltung
Grundsätze nachhaltiger Entwicklung an
Schulen
BNE als Schulkonzept:
Kooperationspartner: „Schule und...“
Schülerfirmen – nachhaltig ins Berufsleben
Schulpraktische Handlungsfelder, Didaktik,
Methodik
Projekte und Umsetzungsfelder
Thematische und didaktische Zugänge
Whole school approach – ganzheitlicher Ansatz der Schuleentwicklung
Handlungsfelder Ökonomie, Ökologie, Soziales
Didaktische Materialien
UNESCO-Projekt-Schulen
MODULAUTOREN
Karl Handschuh, Tanja Jovanovic, Thomas Rajh, Christa-Marija Schuldt
Nachhaltige Entwicklung und Institution Schule BNE als Schulkonzept sieht vor, Schülerinnen und Schüler für ökologische, ökonomische sowie
soziale Aspekte zu sensibilisieren. Schulen müssen sich stets weiterentwickeln, um auf die sich
ständig verändernden Bedingungen in Gesellschaft und Wirtschaft reagieren zu können. Es gilt,
geeignete didaktische Möglichkeiten und Handlungsfelder zu schaffen.
Im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist die Zu-
sammenführung mehrerer Handlungsfelder notwendig. In der Schule
geschieht dies über die Einbindung unterrichtspezifischer Inhalte, über
fachübergreifende Projekte, über die Verantwortung der Schulleitung bis
hin zur Einbindung der Elternschaft. Jedoch sollten auch außerschulische
Partner wie Unternehmen, Fachexperten oder NGOs im Hinblick auf eine
allumfassende BNE-Entwicklung in schulische Prozesse mit eingebunden
werden. Beispielsweise über Schülerfirmen oder andere Schulprojekte, die
eine entsprechende pädagogische Zielsetzung haben.
Das Modul bietet Projekt- und Umsetzungsbeispiele, didaktische Mate-
rialien sowie weitere Ideen zur unterrichtlichen Gestaltung im Rahmen
einer nachhaltigen Entwicklung. Neben der Notwendigkeit, BNE im
Schulprogramm weiter zu vertiefen, muss das Engagement der Schülerinnen
und Schüler für einen nachhaltigen Lebensraum Schule gefördert werden.
UNESCO-Projekt-Schulen machen es vor: mit verschiedene Lern- und
Handlungskonzepten orientieren sie sich am Leben in einer Weltgesell-
schaft.
INTENTION DES MODULS
Das Modul beschreibt schulpraktische Handlungsfelder, die für eine schul-
interne Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung von zentraler
Bedeutung sind. Ein Schwerpunkt dabei ist die Veränderung der Schule als
Institution.
MODUL 7
Kooperationsmöglichkeiten mit außer- schulischen Partnern und NetzwerkarbeitUm Schülerinnen und Schülern die vielen, oftmals auch abstrakten BNE-Themen näherzu-
bringen, sollten außerschulische Angebote in den Lernprozess mit eingebunden werden. Solch
ein Austausch sollte möglichst lebensnah gestaltet sein, damit die Lernenden ihn mit konkreten
Alltagssituationen in Verbindung bringen können.
Im Rahmen von BNE gibt es bereits vielseitige Schulprojekte und passende
Angebote von Unternehmen, Verbänden sowie Schulpatenschaften. Praxiso-
rientiert und nah werden Schülerinnen und Schülern aktuelle Probleme vor
Augen geführt, die beispielsweise speziell in ihrer Region oder im eigenen
Land auftreten. Modul 8 gibt Beispiele solcher Angebote und zeigt auf, was
bei der Auswahl außerschulischer Lernorte und geeigneter Kooperations-
partner im Hinblick einer nachhaltigen Entwicklung berücksichtigt werden
sollte. Es enthält hilfreiche Tipps und Empfehlungen entsprechender Lern-
und Bildungspartner sowie zahlreiche Praxisbeispiele. Schulen sind auf
außerschulische Kooperationspartner angewiesen, damit eine nachhaltige
Entwicklung kontinuierlich und netzwerkübergreifend stattfinden kann.
INTENTION DES MODULS
Das Modul erläutert die Bedeutung und Notwendigkeit außerschulischer
Lernmöglichkeiten und unterstreicht den Mehrwert von Kooperationen mit
externen Bildungspartnern. Multiplikatoren finden hier außerdem wertvolle
Tipps, um Schulprozesse bei der Behandlung globaler Problemfelder an
lokale und regionale Gegebenheiten anzuknüpfen.
MODUL 8
Kompetenzen & Inhalte
ERWERBBARE KOMPETENZEN
Bedeutung und Notwendigkeit außerschulischer Lernmöglichkeiten
erkennen.
Kooperationen mit externen Bildungspartnern nutzen können.
Kooperationsprozesse im Sinne von BNE planen und gestalten und
schrittweise aufbauen können.
Bei der Behandlung globaler Problemfelder an lokale und regionale
Gegebenheiten anknüpfen können.
INHALTE
Notwendigkeit außerschulischen Unterrichts
im Rahmen von BNE
Grundsätzliche Kriterien für die Auswahl
von außerschulischen Lernorten und
Kooperationspartnern
Kooperationsbandbreite im Zusammenhang
mit BNE
Mehrnutzen einer Kooperation
Kooperationen mit außerschulischen
Partnern: mögliche Stolpersteine
Checkliste für gelingende Kooperationen
Mögliche Organisation eines Kooperationsprozesses
Best practice vor Ort – Beispiele von Kooperationen
Modulautoren: Felix Kietz, Marion Messerschmidt
MODUL 7 / 8
16 17
dab
4.1 Hinweise
HAFTUNG FÜR INHALTE
Die Inhalte dieser Publikation wurden mit größter Sorgfalt erstellt. Es wird
jedoch keine Gewähr – weder ausdrücklich noch stillschweigend – für die
Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität oder Qualität der bereitgestellten
Informationen übernommen.
HAFTUNG FÜR LINKS
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deren Inhalten durch den Herausgeber dar. Es wird keine Verantwortung
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gleich welcher Art – solcher Inhalte entstehen. Mit den Links zu anderen
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Inhalte vermittelt. Für illegale, fehlerhafte oder unvollständige Inhalte und
für Schäden, die aus der Nutzung entstehen, haftet allein der Herausgeber
der Seite, auf welche verwiesen wurde.
URHEBERRECHT
Die durch die Autoren erstellten Inhalte unterliegen dem deutschen Urhe-
berrecht. Soweit die Inhalte in dieser Publikation nicht von den Autoren
erstellt wurden, werden die Urheberrechte Dritter beachtet. Insbesondere
werden Inhalte Dritter als solche gekennzeichnet. Sollten Sie trotzdem auf
eine Urheberrechtsverletzung aufmerksam werden, bitten wir um einen ent-
sprechenden Hinweis. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden
wir derartige Inhalte umgehend entfernen.
VERWENDUNG DES UNTERRICHTSMATERIALS
Die Qualifizierungs-Module sind nur für schulische Zwecke bestimmt und
können im Rahmen der Unterrichtsgestaltung bearbeitet und Schülerinnen
und Schülern zugänglich gemacht werden. Eine Bearbeitung und Vervielfäl-
tigung für nicht-schulische Zwecke ist nicht gestattet.
4. InformationenDie folgenden Informationen enhalten wichtige Hinweise zur Verwendung der Module. Über
die weiterführenden Links gelangen Sie zu weiteren spannenden Projekten und Inhalten von
Bildung für nachhaltige Entwicklung.
4.2 Quellen
• Beule, A./Seybold, H. (2015): „Nachhaltigkeit lehren – Kompetenzauf-
bau bei Lehrenden und Multiplikatoren“. In: Zeitschrift „Pädagogik“,
7–8/2015.
• Hoffmann, T. (2012): Geographieunterricht zwischen Handlungs- und
Gestaltungskompetenz. In: Geographie und Schule H. 2/2012, S. 21 ff.
Nikel, J./Rollet, W./Koep, M./ Ulrich, L. (2015): Begleituntersuchung
der Qualifizierungsreihe von Multiplikatoren und Multiplikatorinnen
im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung in Baden-Württem-
berg. Freiburg
• UNESCO (2014): UNESCO-Roadmap zur Umsetzung des Weltakti-
onsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bonn
• Michelsen, G./Grunenberg, H./Rode, H. (2012): Greenpeace Nachhal-
tigkeitsbarometer – Was bewegt die Jugend? Hamburg
• Rieß, W./Mischo, C. (2008): Evaluationsbericht „Bildung für nachhalti-
ge Entwicklung an weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg“.
Freiburg
• Siegmund, A./Jahn, M. (2015): Abschlussbericht „Bildung für nachhal-
tige Entwicklung in der Lehramtsausbildung an baden-württembergi-
schen Hochschulen“. Heidelberg
• Deutsche UNESCO-Kommission e. V. (2013): Positionspapier „Zu-
kunftsstrategie 2015+“
• Ursula Frischknecht-Tobler, Ueli Nagel, Hansjörg Seybold (Hrsg.)
(2008): Systemdenken. Wie Jugendliche komplexe Systeme verstehen
lernen. Zürich.
4.3 Weiterführende Links
www.bne-bw.de
www.nachhaltigkeitsstrategie.de
www.bne-kompass.de
www.bne-hochschulnetzwerk.de
www.col-labs.de
www.engagement-global.de/globale-entwicklung.html
www.bne-portal.de
www.globaleslernen.de
www.kultusportal-bw.de/,Lde/Startseite/schulebw/bildungsplanreform
www.umweltbildung.at
www.education21.ch
INFORMATIONEN
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Die Strategie Baden-Württemberg
Nachhaltig handeln heißt, nicht auf Kosten von Men-
schen in anderen Regionen der Erde zu leben oder die
Erfüllung der Bedürfnisse zukünftiger Generationen
zu gefährden. Wirtschaftliche, soziale und ökologische
Aspekte sind gleichermaßen zu berücksichtigen.
Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Nach-
haltigkeit zum zentralen Entscheidungskriterium der
Landespolitik zu machen und gleichzeitig eine Plattform
zu bieten, um Fragen nachhaltiger Entwicklung in
Kooperation mit vielen gesellschaftlichen Gruppen und
Akteuren anzugehen.
Baden-Württemberg hat sich aktiv an der UN-Dekade
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005–2014) be-
teiligt. In den kommenden Jahren wird das Land seine
Aktivitäten im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie
und des UNESCO-Weltaktionsprogramms „Bildung für
nachhaltige Entwicklung“ (2015–2019) unter dem Motto
„vom Projekt zur Struktur“ weiter verstärken.
Mehr Informationen zur Nachhaltigkeitsstrategie Baden-
Württemberg unter: www.nachhaltigkeitsstrategie.de