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Juli 2014 „Das autistische Kind gibt es nicht. Jedes autistische Kind ist anders. Jedes autistische Kind ist eine neue Herausforderung für die Lehrkraft.“ (zitiert nach: Schuster, 2011) Leitfaden Autismus BFZ Albert-Schweitzer-Schule AG ‚Autismus-Spektrum-Störungen‘

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Page 1: Leitfaden Autismus - albert-schweitzer-schule-wiesbaden.de · Strukturierung/ Ritualisierung des Schultages; z.B. Piktogramme und Tagesplan in Arbeitsphasen, individuelle Pausengestaltung

Juli 2014

„Das autistische Kind gibt es nicht.

Jedes autistische Kind ist anders.

Jedes autistische Kind ist eine neue

Herausforderung für die Lehrkraft.“

(zitiert nach: Schuster, 2011)

Leitfaden Autismus

BFZ Albert-Schweitzer-Schule

AG ‚Autismus-Spektrum-Störungen‘

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Schule mit Förderschwerpunkt Lernen – Sonderpädagogisches Beratungs- und Förderzentrum

Passauer Straße 48 Tel: 06134 5669712 Email: [email protected] 55246 Mainz-Kostheim Fax: 06134 5669717 www.albert-schweitzer-schule-wiesbaden.de

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ................................................................................................... 2

2 Nachteilsausgleich / Rechtliche Grundlagen ............................................... 2

2.1 Rechtsquellen: ................................................................................................................ 3

2.2 Wie sieht ein Nachteilsausgleich für einen Autisten konkret aus? ................................ 3

3 Diagnostik .................................................................................................. 5

4 Beratung .................................................................................................... 6

4.1 Elternberatung ................................................................................................................ 6

4.2 Lehrerberatung ............................................................................................................... 6

5 Förderbereiche ........................................................................................... 6

5.1 Arbeitsverhalten ............................................................................................................. 6

5.1.1 Gestaltung des Klassenraums/Sitzordnung ........................................................... 6

5.2 Psychische und soziale Bedürfnisse ................................................................................ 7

5.2.1 Eindeutigkeit .......................................................................................................... 7

5.2.2 Ungeteilter Kontakt ............................................................................................... 7

5.2.3 Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit .................................................................... 7

5.2.4 Schutz .................................................................................................................... 8

5.3 Kommunikation ............................................................................................................... 8

5.3.1 Tipps ...................................................................................................................... 8

5.3.2 Auffälligkeiten in der Kommunikation ................................................................... 9

5.4 Motorik ......................................................................................................................... 10

5.5 Wahrnehmung .............................................................................................................. 10

5.5.1 Auffälligkeiten beim Hören .................................................................................. 11

5.5.2 Auffälligkeiten beim Sehen .................................................................................. 11

5.5.3 Auffälligkeiten beim Riechen, Schmecken und Tasten ........................................ 12

6 Adressliste „Autismus“ ............................................................................. 13

7 Internetverweise ...................................................................................... 16

8 Literaturliste ............................................................................................. 17

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1 Einleitung

Im Rahmen der Inklusion werden immer mehr Kinder mit einer Autismus - Spektrum -

Störung in der allgemeinen Schule beschult. Das Fachteam „Inklusive Beschulung“ der

Albert-Schweitzer-Schule hat daher einen Leitfaden zum Thema „Autismus“ erstellt, der

sowohl Lehrkräfte des Beratungs- und Förderzentrums, als auch Regelschullehrkräfte in

diesem Bereich unterstützen kann.

Autismus beschreibt eine besondere Form des Verhältnisses von Menschen zur

Wirklichkeit. Zu den autistischen Syndromen bzw. zu den Autismus - Spektrum - Störungen

werden das Asperger Syndrom, der Frühkindliche Autismus (Kanner Syndrom) und

atypische Autismusformen. oder tiefgreifende, nicht-spezifizierte Entwicklungsstörungen

gezählt. Bei den autistischen Syndromen liegen Beeinträchtigungen der Kommunikation

und der sozialen Interaktion vor. Die Kinder weisen in unterschiedlichem Maße ein

stereotypes, repetitives Verhalten auf und/ oder haben bestimmte Sonderinteressen.

Menschen mit autistischen Syndromen benötigen meist über längere Zeit und oft sogar das

gesamte Leben Unterstützung und Betreuung.

2 Nachteilsausgleich / Rechtliche Grundlagen

In der Anwendung des Nachteilsausgleichs bei Schüler/innen mit Autismus-Spektrum-

Störungen wird die Beeinträchtigung im Sinne einer Behinderung verstanden und

entsprechend umgesetzt.

Gesetzliche Grundlagen sind

Art.3 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetztes: „Niemand darf wegen seiner Behinderung

benachteiligt werden“

Eine allgemeine Regelung zum Nachteilsausgleich enthält der §126 SGB IX, (1) „Die

Vorschriften über Hilfen für behinderte Menschen zum Ausgleich

behinderungsbedingter Nachteile oder Mehraufwendungen (Nachteilsausgleich)

werden so gestaltet, dass sie unabhängig von der Ursache der Behinderung der Art

oder Schwere der Behinderung Rechnung tragen.

Auf Länderebene die Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses, die

entsprechende Ausführungsbestimmungen regelt.

Grundsätzlich gilt:

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Der Nachteilsausgleich dient der Kompensation der durch die Behinderung

entstandenen Nachteile.

Er beinhaltet keine Bevorzugung des jeweiligen Schülers.

Differenzierte organisatorische und methodische Angebote dienen dazu, die

Behinderung angemessen zu berücksichtigen.

Die fachlichen Anforderungen dürfen nicht geringer bemessen werden und müssen

sich am jeweiligen Bildungsgang orientieren.

Die Gewährung des Nachteilsausgleichs ist nicht gekoppelt an einen

festgeschriebenen Anspruch auf sonderpädagogische Förderung, eine Autismus-

Spektrum-Störung Diagnose ist ausreichend.

Der Nachteilsausgleich wird von den Eltern beantragt.

Über Art und Umfang eines zu gewährenden Nachteilsausgleichs entscheidet die

Schulleiterin nach Anhörung der Klassenkonferenz. Art und Umfang des

Nachteilsausgleichs werden im individuellen Förderplan festgehalten.

Bei lernzieldifferentem Unterricht werden die Schüler/innen nach den entsprechenden

Lehrplänen für Lernhilfe oder für geistige Entwicklung gefördert.

2.1 Rechtsquellen:

Behindertengleichstellungsgesetz 27.04.2002

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz 14.08.2006

Achtes Buch Sozialgesetzbuch Kinder und Jugendhilfe Art. 1 26.06.1990

HschG 14.06.2005 zuletzt geändert am 18.12.2012

Verordnung über die Sonderpädagogische Förderung von Schülerinnen und Schülern

mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen (VOSB) vom 15.05.2012, geänd. durch VO

vom 19.03.2013 (ABl. 05/13, S. 222)

Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.06.2000 Empfehlungen zur Erziehung

und Unterricht für Kinder und Jugendlichen mit autistischem Verhalten.

2.2 Wie sieht ein Nachteilsausgleich für einen Autisten konkret aus?

Zeitliche, inhaltliche und räumliche Struktur in Prüfungssituationen kann individuell

angepasst werden; z.B. Verringerung von inhaltlich gleichen Aufgaben, Bereitstellung

eines separaten Raumes, Auszeiten während der Prüfung.

Spezielle Arbeitsmittel; z.B. Einmaleins Tabelle, Computer, individualisierte

Arbeitsblätter

Einzel- statt Gruppenarbeit und Verzicht auf mündliche Vorträge des Schülers.

Reizarmer Arbeitsplatz; z.B. Einzeltisch

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Strukturierung/ Ritualisierung des Schultages; z.B. Piktogramme und Tagesplan in

Arbeitsphasen, individuelle Pausengestaltung (Rückzugsmöglichkeiten), klar

gekennzeichnete Arbeitsmaterialien

Aufgabenstellungen immer visualisieren und einzelne vorgeben anstatt im Block.

Verzicht auf Mitschrift von Tafeltexten ( Aushändigen als Kopie)

Sachbezogene Inhalte bei Aufgabenstellungen anstatt Interpretation von

zwischenmenschlicher Interaktion und kreativer Aufgabenstellung.

Im Sport Schwerpunkt auf Individualsportarten legen. Bei Notwendigkeit teilweise oder

vollständige Befreiung.

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3 Diagnostik

Folgende Verhaltensweisen können, wenn sie verstärkt auftreten, für den Verdacht einer

Störung aus der Autismus–Spektrum-Störung sprechen:

Wenn Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung besteht, sollten folgende diagnostische

Schritte eingeleitet werden:

Verdacht wird mit Eltern besprochen, welche dann einen Facharzt (Neurologen oder

Kinder- und Jugendpsychiatrie) kontaktieren (s. Adressliste)

Facharzt diagnostiziert ggf. Autismus-Spektrum-Störung

Eltern informieren die Regelschule über die Ergebnisse der Diagnostik

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Auf Grundlage der Diagnostik können sowohl schulische als auch außerschulische

Hilfemaßnahmen (Förderplan, Nachteilsausgleich, VM, ggf. förderdiagnostische

Stellungnahme, Therapie, Beratung) individuell eingeleitet werden.

4 Beratung

4.1 Elternberatung

Empfehlung der Kontaktaufnahme zu Team Autismus.

Beantragung von Integrationshelfer beim Amt für Soziales anraten

4.2 Lehrerberatung

Bei Notwendigkeit Kontaktaufnahme mit Brückenschule oder Landesfachberater

Autismus (Hellen Keller Schule Rüsselsheim)

gegebenenfalls BFZ-Antrag für Brückenschule stellen.

5 Förderbereiche

5.1 Arbeitsverhalten

5.1.1 Gestaltung des Klassenraums/Sitzordnung

Klare, gleich bleibende Strukturen

Ein Kind mit Autismus Spektrum Störung fühlt sich leicht von einem Sitznachbarn

bedrängt → oft ist es leichter, alleine zu sitzen

Ein hoher Geräuschpegel ist für ein autistisches Kind oft noch störender als für ein

Regelschulkind.

Menschen mit Autismus brauchen Ordnung und Struktur in allen schulischen Angeboten

Rituale (fester Stundenplan, visualisiert an der Wand – immer gleiche Art des

Stundenanfangs )

Strukturierung des Raumes: klare Abgrenzung der Bereiche

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Strukturierung der Zeit: Zeit sichtbar machen mit Eieruhr, Time-Timer

Verwendung von Plänen

durchgängige Farben für die verschiedenen Fächer (z.B. Deutsch = rot)

eine Aufgabe nach der anderen stellen

Gestaltung von Arbeitsblättern: Klare Hinweise sollen das hervorheben, was für den

Schüler wichtig ist, keine störende Hintergründe, kein Zuviel an Informationen

Die Aufmerksamkeit kann oft nur auf eine Sache gerichtet werden (z.B. nicht

gleichzeitig malen und Musik hören)

Menschen mit Autismus denken eher in Bildern als in Worten → neben verbalen

Instruktionen zusätzliche visuelle Hilfen geben

Visualisierungen

Einsatz von Anschauungsmaterialien

Menschen mit Autismus haben oft eine verlängerte Reaktionszeit

5.2 Psychische und soziale Bedürfnisse

5.2.1 Eindeutigkeit

Besonders in der Sprache, in den Anweisungen, in den Signalen und in den

Kontaktangeboten

Keine Ironie oder Sarkasmus in der Sprache gebrauchen, keine bildhafte Sprache

verwenden

Klare, eindeutige Regeln aufstellen

5.2.2 Ungeteilter Kontakt

Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben ein starkes Bedürfnis nach

einem ungeteilten und eindeutigen Kontakt zu einer Person

Provokationen sind häufig Ausdruck des Bedürfnisses nach einem eindeutigen

Kontakt!!! Verhalten durch direkte Reaktion, z.B. Zurechtweisung nicht verstärken,

sondern eine Alternative anbieten, z.B. „In 10 Minuten…“

5.2.3 Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit

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Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben eine große Angst und

Unsicherheit vor nicht vorhersehbaren Situationen

Sie haben ein großes Bedürfnis nach Verlässlichkeit, Regelmäßigkeit, Routine und

Ritualen; Veränderungen müssen im Voraus angekündigt und abgesprochen werden

Durch eine gegebene Sicherheit macht der Autist positive Erfahrungen und kann damit

auch Ängste abbauen

Verlässlichkeit und Transparenz gelten als oberstes Gebot und sind die Basis dafür, dass

die Person soziale Kompetenzen entwickeln kann

Es besteht der Wunsch in der Gemeinschaft dazuzugehören

Bestehende Probleme z.B. in einer Klassengemeinschaft müssen gemeinsam

angenommen werden und angegangen bzw. bearbeitet werden;

Eine wertschätzende, nicht beschuldigende, erklärende, verstehende Grundeinstellung

ist dabei von allen Beteiligten Personen notwendig

Dem sozialen Umfeld muss deutlich gemacht werden, dass Anderssein auch wertvoll

sein kann

5.2.4 Schutz

Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung können reale Gefahren schlecht

einschätzen

Visuelle und auditive Reize können sie schlecht filtern; hier muss schützend eingewirkt

werden

Besonders im sozialen Kontext besteht die Gefahr, dass diese Personen das Opfer von

Spott, Provokationen, Hänseleien bis hin zu Mobbing, werden; dies muss aufgedeckt

und vermieden werden; hier muss man konstruktive Formen in der

Schülergemeinschaft etablieren

Es kann dazu kommen, dass diese Personen leicht das Opfer von Manipulation und

Erpressung werden

Sie sind besonders beeinträchtigt in der Wahrnehmung von sozialen Zusammenhängen

und ihnen fehlt oft das Verständnis von sozialen Zusammenhängen; deshalb müssen

soziale Regeln immer wieder thematisiert und visualisiert werden (z.B. Regeln im

Unterricht und in den Pausen)

5.3 Kommunikation

5.3.1 Tipps

Einfache, direkte Sprache ohne metaphorische Redewendungen

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Kurze, klare Anweisungen in angemessenem Sprachtempo

Immer vergewissern, ob Gesagtes auch wirklich verstanden wurde

Fähigkeiten sind sehr ungleich entwickelt

Dort ansetzen, worauf die Aufmerksamkeit bereits gerichtet ist: Die Spezialthemen

zum Ausgangspunkt der Förderung machen.

Neben dem Spezialthema ist eine intrinsische Motivation für Unterrichtsinhalte oft

schwierig

Auch ungewohnte Motivationshilfen einsetzen

Kinder mit Autismus lernen nicht durch Nachahmung

Planung und Ausführung von Handlungsabläufen ist erschwert

Komplexere Anforderungen können nicht koordiniert werden

Erkundet weniger von sich aus und probiert weniger Neues

Kinder mit Autismus Spektrum Störung sind in der Regel Individualisten und keine

Teamarbeiter

Freizeitgestaltung (Pausen) und selbständige Beschäftigung als Unterrichtsfach

Begleitung in den Pausen (Eingliederungshelfer, Mitschüler als Paten)

Beschäftigung in den Pausen muss geplant werden

5.3.2 Auffälligkeiten in der Kommunikation

Verspätung oder vollständige Störung der gesprochenen Sprache

Defizitäre/ nicht altersgemäße Sprache (Satzbau, Grammatik, Wortschatz, Internation)

Echolalie, Neologismen

Zu schnelles, zu lautes Sprechen, ablehnende Gefühle, Ausdruck, Mimik von anderen

werden nicht wahrgenommen

Fehlende Reaktion auf Aufforderungen

Eventuell fühlt sich das Kind nicht angesprochen (einzeln ansprechen, Anweisung

wiederholen)

Verständnisprobleme, eventuell versteht Erwachsenensprache nicht (Sprachniveau

senken, Schlüsselbegriffe verwenden, kurze Sätze, langsam sprechen)

Vermeidungsstrategien, geringere Anstrengungsbereitschaft (motivieren, direkt

ansprechen, Konsequenz)

Erwachsenensprache verstehen

Gefahr sprachgewandte Autisten zu überschätzen, da großer Wortschatz – Achtung:

keine Metaphern, abstrakte Begriffe oder sarkastische/ scherzhafter Sprachgebrauch

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Können widersprüchliche Sprache- Gestik selten verstehen, wahrnehmen (konkrete

Anweisungen sind nötig)

Fehlende oder übertriebene Einsatz von Gestik

Nehmen Gesichtsausdruck, Körpersprache nicht wahr (das autistische Kind muss

nonverbale Kommunikation gezielt extra lernen)

Wiederholte Fragen und Erwartung der „einen richtigen“ Antwort (unterschiedliche

Ursachen- visuelle Orientierung geben, für Entspannung sorgen, langsames anbahnen

von Gesten statt verbalen Antworten)

Zwanghafte Gesprächsthemen

Zwanghaftes sprechen über ein einziges Thema (Festlegung von Dauer und Häufigkeit

der „ festen Gesprächszeiten“, als Belohnung einsetzen / Belohnung, wenn Thema nicht

aufgegriffen wird)

Das Bestehen auf Regeln

Oft zwanghaftes Bestehen auf Regeln, Regeländerungen können extreme Ängste

auslösen (ausführlich und genau erklären, wann Einhaltung und wann flexibler Umgang

mit Regeln anzuwenden ist)

Phobien

Oft starre Verknüpfungen auf einer Erfahrung basierend werden auf andere ähnliche

Situationen übertragen, erzeugen Ängste und fördern ständiges Vermeidungsverhalten

(Ängste erklären lassen, gemeinsames Ziel vereinbaren, kleine Schritte,

Desensibilisierung, Autist bestimmt Tempo der Interaktion)

5.4 Motorik

Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen reagieren häufig sensibel auf Berührungen.

Einzelne zeigen sogar Flucht- oder Angstreaktionen. Die Bedeutung von Körperkontakt

können sie nur schwer verstehen.

Tipps zum Umgang mit Körperkontakt:

Ankündigung von Berührungen, z.B bei Hilfestellungen im Sportunterricht.

Reaktionsmöglichkeiten mit allen näheren Kontaktpersonen besprechen

Rollenspiele mit betroffenem Kind, um angemessene Reaktionen zu üben

5.5 Wahrnehmung

In einem Buch von Frau Häußler heißt es: „Obwohl es keine Autismus spezifische

Wahrnehmungsstörung gibt, treten Besonderheiten in der sinnlichen Wahrnehmung häufig

in Zusammenhang mit Autismus auf.“ (zitiert nach: A. Häußler; 2008, S. 28)

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5.5.1 Auffälligkeiten beim Hören

Überempfindlichkeit des Gehörs, somit sind sie stärker den akustischen Reizen

ausgesetzt

Geräusche und Töne werden als unangenehm laut oder sogar schmerzhaft

wahrgenommen

Umweltgeräusche die für andere nicht mehr wahrgenommen werden, werden von

ihnen gehört

Körpereigene Geräusche z.B. Blutkreislauf und Herzschlag werden viel intensiver

wahrgenommen

5.5.1.1 Reaktionen

Abschalten der Wahrnehmung, somit Verhalten sie sich als ob sie taub wären

Beeinträchtigtes Richtungshörens

Kann Geräuschquellen nicht lokalisieren sowohl deren Richtung also auch die

Entfernung, Probleme beim Verhalten im Straßenverkehr

Beeinträchtigte Filterfunktion von Geräuschen

Schwierigkeiten Gespräche und Unterrichtsinhalten zu folgen

Verzehrung der Wahrnehmung

Die Botschaft von gesprochenen Worten kommt verzerrt oder nicht an

5.5.1.2 Längere Verarbeitungszeit

Gesprochene Inhalte brauchen meistens eine längere Zeit um verstanden und

umgesetzt zu werden

Zeitversetzte Reaktion

5.5.2 Auffälligkeiten beim Sehen

Faszination von bestimmten visuellen Reizen (Lichtreflexe, sich drehende Gegenstände,

Glitzer usw.)

Überempfindlichkeit in Bezug auf helles Licht und grelle Farben

Vermeidung vom Blickkontakt

Bewegung von Gegenständen kann nicht verfolgt werden

Kein langes Verweilen und Beobachten von Gegenständen

Schwierigkeiten mit der räumlichen Wahrnehmung

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Können nur schwer eine Entfernung abschätzen, dies hat Auswirkungen auf den

Straßenverkehr

5.5.3 Auffälligkeiten beim Riechen, Schmecken und Tasten

„Viele Personen mit Autismus bevorzugen die Nahsinne und zeigen ein ungewöhnlich

starkes Interesse daran Gegenstände oder Körperteile von sich selbst oder anderen

Personen zu betasten, an ihnen zu schnuppern oder sie zu belecken.“ (zitiert nach: A.

Häußler; 2008, S. 29)

5.5.3.1 Überempfindlichkeiten in Bezug auf bestimmte Reize

Vermeidungsverhalten

Aufnahme von bestimmten Nahrungsmitteln

5.5.3.2 Unterempfindlichkeiten in Bezug auf bestimmte Reize

Gesundheitsschädliches Verhalten z.B. Seife, Farbe usw. essen

Geringe Schmerz- und Temperaturempfindlichkeit

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6 Adressliste „Autismus“

BERATUNG

Brückenschule – Überregionales BFZ und Schule mit dem Förderschwerpunkt kranke SuS

(Fach-BFZ für Autismus-Spektrum)

Karl-Arnold-Straße 14

65199 Wiesbaden

Telefon: 0611/317696

Fax: 0611/315993

Außenstelle Dr. Horst-Schmidt-Kliniken

Telefon: 0611/432527

Fax: 0611/433635

[email protected]

www.brückenschule-wiesbaden.de

Landesfachberater/innen für Unterricht und Erziehung von Schülerinnen und Schülern mit

Autismus - Region West (Groß-Gerau, Main-Taunus-Kreis, Wiesbaden, Rheingau-Taunus-

Kreis, Frankfurt)

Herr FöR Jörg Dammann

Helen-Keller-Schule

Elsa-Brandström-Allee 11

65428 Rüsselsheim

Telefon: 06142/ 301 930

E-Mail: [email protected]

Team Autismus

Therapie- und Beratungsstelle:

Josefsstrasse 54-56

55118 Mainz

Telefon: 06131-61 79 566

Fax: 06131- 61 79 562

[email protected]

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Fortbildung und Institutionsberatung:

Josefsstr. 54-56

55118 Mainz

Tel. +49 (0)6131 - 61 79 568

Fax +49 (0)6131 - 62 79 341

[email protected]

ABA

Knospe-ABA GmbH

Lange Reege 5

31693 Hespe

Tel: + 49 (0 57 21) 93 83 49

Fax: + 49 (0 57 21) 93 83 59

Mail: [email protected]

Regionalverband des Vereins autismus-Deutschland e.V.in Hessen

autismus Rhein-Main e. V.

Alt-Rödelheim 13

60489 Frankfurt

Tel. (069) 789 - 46 61

E-Mail: [email protected]

www.autismus-rhein-main.de

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DIAGNOSTIK

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der J. W. Goethe-

Universität Frankfurt/Main

Prof. Dr. med. Poustka (Direktor)

Deutschordenstraße 50

60590 Frankfurt am Main

Telefon: (069) 6301-5408

www.kgu.de/zpsy/kinderpsychiatrie

Kinderneurologisches Zentrum Mainz ( KINZ)

Hartmühlenweg 2-4

55122 Mainz

Tel: 06131 – 3780

Fax: 06131 – 378222

[email protected]

Vitos Ambulanz

Eberleinstraße 48

65195 Wiesbaden

Tel: 0611 – 185240 Mo-Fr 8.30Uhr – 17.00Uhr

Fax 0611 – 1852429

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7 Internetverweise

Vereine

www.autismus.de

www.autismus-therapieinstitut-langen.de

www.autismus-mfr.de

www.autismus-rhein-main.de

www.m-aut.de

www.lebenshilfe-hessen.de

Asperger

www.aspies.de

www.aspiana.de

www.asperger-online.de

www.aspergia.de

www.aspie.net

www.aspieforum.de/forum

www.asperger-eltern.de

TEACCH

www.teacch.com

www.autea.de

Unterstützte Kommunikation

www.isaac-online.de

www.fc-netz.de

ABA

www.knospe-aba.com

Autismusforschung

www.kgu.de/zpsy/kinderpsychiatrie

www.autismus.uni-koblenz.de

www.iwm-koblenz.de

www.uni-koblenz.de/~didaktik

www.uni-magdeburg.de

Page 18: Leitfaden Autismus - albert-schweitzer-schule-wiesbaden.de · Strukturierung/ Ritualisierung des Schultages; z.B. Piktogramme und Tagesplan in Arbeitsphasen, individuelle Pausengestaltung

Schule mit Förderschwerpunkt Lernen – Sonderpädagogisches Beratungs- und Förderzentrum

Passauer Straße 48 Tel: 06134 5669712 Email: [email protected] 55246 Mainz-Kostheim Fax: 06134 5669717 www.albert-schweitzer-schule-wiesbaden.de

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8 Literaturliste

Einstiegshilfen für den Unterricht von Kindern und Jugendlichen mit Autismus, HKM 2009

Schuster, Nicole: Schüler mit Autismus-Spektrum-Störungen, Kohlhammer Verlag 2011

Häußler, Fritzsche, Tuckermann: Praxis Teacch: Informelle Förderdiagnostik, Borgmann Media

2013

Tuckermann, Häußler, Lausmann: Praxis Teacch: Herausforderung Regelschule, Borgmann

Media 2012

Häußler, A: Der TEACCH Ansatz zur Förderung von Menschen mit Autismus, Borgmann Media

2008

Schopler, Reichler, Bashford, Lansing, Marcus: PEP-R Band 1 Entwicklungs- und

Verhaltensprofil, Verlag modernes lernen 2000

Jorgensen: Asperger: Syndrom zwischen Autismus und Normalität, Beltz Verlag 2010

Autismus Deutschland e.V., Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus:

Schulbegleitung für Schülerinnen und Schüler mit Asperger-Syndrom

Autismus Deutschland e.V., Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus:

Asperger-Syndrom – Strategien und Tipps für den Unterricht. Eine Handreichung für Lehrer,

12. unv. Auflage, 09/2012

Autismus Mittelfranken e.V.: Asperger-Autisten verstehen lernen. Eine Handreichung (nicht

nur) für Pädagoginnen und Pädagogen… mit praxiserprobten Lösungsansätzen, 12.

überarbeitete Auflage, 2010