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Seite 1 von 1 Lebensgefahr Virus- und Bakterieninfektion (Sendungen im MDR und BR) INHALTSVERZEICHNIS: Allgemeines zu Viren 1 Norovirus 2 Echte Virusgrippe 3 Antibiotika 4 Cytomeaglie 5 Erkältungsviren 5 Ergänzungen 6 Legionellen 7 Pfeiffershes Drüsenfieber 8 Neue Viren 10 Viren im Essen 11 Hygienetipps 12 Viren als Krebsauslöser 13 Ausländische Viren 14 Naturheilverfahren 14 Nasenspülung 15 NACHTRÄGE: Hantavirus (BR): Mäuse als Überträger 16 Krank durch Bakterie (MDR 20.5.2010) 17 Killerkeime 22 Zoonosen 24 Bakterien 27 Allergie durch Hygienewahn 31 Hygiene im Haushalt 34 Keime im Trinkwasser (BR 12.10.2010) 36 Antibiotika – der ewige Wettlauf 38 Saubere Hände sind ein elementarer Schutz 39 Hygiene-Experten im kampf gegen Bakterien 40 Killerkeime: wenn Antibiotika versagen 41 Debatte um Hygiene in krankenhäusern 42 Ekelerreger am Gühweinstand 43 Allgemeines zu Viren Tollwut, Influenza oder Vogelgrippe sind Begriffe, die Angst und Unbehagen auslösen. Solche Krankheiten werden durch Viren ausgelöst. Sie können praktisch jedes Organ befallen. Die meisten Infektionen gelten als relativ harmlos. Doch auch weit verbreitete virale Infektionen wie Erkältungen oder Grippe können zu lebensgefährlichen Folgeerkrankungen führen. Virusinfektionen können ernste Folgen haben Viren sind mit einer Durchschnittsgröße von 0,3 Mikrometern noch kleiner als Bakterien und sehr einfach aufgebaut. Sie bestehen nur aus der Erbinformation, die von einem schützenden Eiweiß- mantel umhüllt wird. Da Viren keinen eigenen Stoffwechsel haben, können sie sich auch nicht selbst fortpflanzen. Dafür brauchen sie die Zelle eines Lebewesens, die sogenannte Wirtszelle. Hat sich das

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Lebensgefahr Virus- und Bakterieninfektion (Sendungen im MDR und BR)

INHALTSVERZEICHNIS: Allgemeines zu Viren 1 Norovirus 2 Echte Virusgrippe 3 Antibiotika 4 Cytomeaglie 5 Erkältungsviren 5 Ergänzungen 6 Legionellen 7 Pfeiffershes Drüsenfieber 8 Neue Viren 10 Viren im Essen 11 Hygienetipps 12 Viren als Krebsauslöser 13 Ausländische Viren 14 Naturheilverfahren 14 Nasenspülung 15 NACHTRÄGE: Hantavirus (BR): Mäuse als Überträger 16 Krank durch Bakterie (MDR 20.5.2010) 17 Killerkeime 22 Zoonosen 24 Bakterien 27 Allergie durch Hygienewahn 31 Hygiene im Haushalt 34 Keime im Trinkwasser (BR 12.10.2010) 36 Antibiotika – der ewige Wettlauf 38 Saubere Hände sind ein elementarer Schutz 39 Hygiene-Experten im kampf gegen Bakterien 40 Killerkeime: wenn Antibiotika versagen 41 Debatte um Hygiene in krankenhäusern 42 Ekelerreger am Gühweinstand 43

Allgemeines zu Viren Tollwut, Influenza oder Vogelgrippe sind Begriffe, die Angst und Unbehagen auslösen. Solche Krankheiten werden durch Viren ausgelöst. Sie könne n praktisch jedes Organ befallen. Die meisten Infektionen gelten als relativ harmlos. Doc h auch weit verbreitete virale Infektionen wie Erkältungen oder Grippe können zu lebensgefährliche n Folgeerkrankungen führen.

Virusinfektionen können ernste Folgen haben Viren sind mit einer Durchschnittsgröße von 0,3 Mikrometern noch kleiner als Bakterien und sehr einfach aufgebaut. Sie bestehen nur aus der Erbinformation, die von einem schützenden Eiweiß-mantel umhüllt wird. Da Viren keinen eigenen Stoffwechsel haben, können sie sich auch nicht selbst fortpflanzen. Dafür brauchen sie die Zelle eines Lebewesens, die sogenannte Wirtszelle. Hat sich das

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Virus einmal in der Zelle eingenistet, baut es sein Erbgut in die Erbinformation der Wirtszelle ein und zwingt diese damit, neue Viren zu produzieren. Diese infizieren wiederum weitere Zellen und vermeh-ren sich auf diese Weise immer weiter. Besonders oft greifen Viren die Schleimhäute, beispielsweise in den Atemwegen, an, da diese nicht von einer schützenden Hautschicht bedeckt sind. Viren haben vor allem in der kalten Jahreszeit Hochsaison, denn dann ist das Immunsystem vieler Menschen geschwächt. Vor einigen wenigen Virusinfektionen kann man sich aber durch eine Impfung schützen. Im Falle einer Erkrankung stehen gegen Viren zwar sogenannte Virustatika zur Therapie zur Verfügung, doch diese Mittel wirken nur unzureichend und werden meistens schlecht vertragen, sodass sie nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

Gefahr Norovirus Das Norovirus ist gefährlich und hochansteckend. Bis vor wenigen Jahren war der Magen-Darm-Erreger fast nur Wissenschaftlern bekannt. Heute dagegen wütet er wie selten zuvor und sorgt in jedem Winter für Schlagzeilen. Laut Robert-Koch-Institut erlebt Deutschland das dritte Jahr in Folge eine Norovirus-Winterepidemie. Insgesamt 211.000 Norovirus-Fälle zählte das Institut 2008 in Deutschland. Der Erreger, früher auch Norwalk-Virus genannt, löst praktisch von einer Minute auf die andere Brechdurchfall (Gastroenteritidis) aus. Die Inkubationszeit ist mit zwölf Stunden bis maximal drei Tagen sehr kurz. Das Problem ist die extrem hohe Ansteckungs- und Übertragungsgefahr, denn nur wenige Viren reichen für eine Infektion aus. Sie werden nicht nur durch Stuhl oder Erbrochenes des Infizierten übertragen - allein schon "verseuchtes" Wasser reicht aus, um das Norovirus aufzunehmen. Zudem ist das Norovirus extrem zäh und überlebt bis zu zwölf Tage auf jedem Gegenstand. Auch Minusgrade von 20 Grad unter Null oder hohe Temperaturen um die 60 Grad Celsius können ihm nichts anhaben.

Der Noro-Virus verbreitet sich sehr schnell Infektionen können das ganze Jahr über auftreten, aber besonders in den Wintermonaten kommt es immer wieder zu Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern, Kindereinrichtun-gen oder Alten- und Pflegeheimen. Normalerweise flaut nach zwei oder drei Tagen die Erkrankung von allein wieder ab, wenn das Immunsystem die Viren beseitigt hat. Bei älteren oder bereits kranken Menschen kann die Infektion im Extremfall sogar zum Tod führen. Denn die urplötzlichen Brechdurchfälle wirken sich extrem auf den körpereigenen Wasserhaushalt des Betroffenen aus. Deshalb ist es wichtig, während der Erkrankung so viel wie möglich Flüssigkeit auf-zunehmen. Bei starken Flüssigkeitsverlusten vor allem bei Kleinkindern, älteren Patienten und Perso-nen mit Grunderkrankungen (z.B. Diabetes oder Alzheimer) muss frühzeitig ein Arzt konsultiert werden, damit der Flüssigkeitsverlust beispielsweise durch entsprechende Infusionen ausgeglichen werden kann. Schutz vor Noroviren Ist ein Familienmitglied an der hoch ansteckenden Magen-Darm-Grippe erkrankt, sollte man folgende Regeln beherzigen: Es ist ratsam, dass der Erkrankte nur einen Pfleger hat. Besonders gefährdete Personen, also Kleinkinder und alte Menschen, sollten während der Krankheitsdauer möglichst keinen Kontakt zum Kranken haben. Außerdem ist auf gründliche Hände- und Toilettenhygiene zu achten. Die Wäsche wird bei 60 Grad Celsius gewaschen. Der Kranke benutzt seine eigenen Hygieneartikel und Handtücher, alle Kontaktflächen müssen regelmäßig gereinigt werden, also Waschbecken, Toilette, Türgriffe, Böden. Dabei sollten Gummihandschuhe getragen und Einmallappen verwendet werden, um eine Weiterverbreitung des Virus zu vermeiden. Noroviren sind sehr umweltstabil. Der Kranke scheidet noch 14 Tage nach Abklingen der akuten Symptome Viren beim Toilettengang aus.

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Normalerweise ist Desinfektion im privaten Haushalt nicht zu empfehlen. Sie ist nicht nur unnötig, sondern kann auch Resistenzen verursachen und das Trinkwasser verunreinigen. Aber wenn in einem Haushalt mit kleinen Kindern oder älteren Menschen eine Norovirusinfektion auftritt, ist es ratsam, den Toilettenbereich und eventuell verschmutzte Bereiche in dieser begrenzten Zeit zu desinfizieren. Wenn Desinfektionsmittel verwendet werden, sollten es aber unbedingt viruzide Mittel sein, also solche, die Viren bekämpfen. Andere Mittel sind nutzlos. Das Robert-Koch-Institut hat eine Liste mit geeigneten Desinfektionsmitteln herausgegeben. Sie findet sich auf den Internetseiten des Institutes. Die Anwendungshinweise sollten strikt befolgt werden.

Die echte Virusgrippe (Influenza) Zu den gefährlichsten Viren, die im Winter ihr Unwe sen treiben, gehören die Influenza-Viren . Sie werden durch Tröpfcheninfektion (z.B. Niesen, H usten) sehr leicht von Mensch zu Mensch übertragen. Jedes Jahr lösen sie die gefürchteten G rippewellen aus. In Deutschland erkranken pro Saison - jährlich von Dezember bis April - taus ende Menschen. Momentan hat Influenza, die sogenannte echte Virusgrippe, Deutschland fest im Griff. In der aktuellen Saison zirkuliert vor allem das so genannte "Brisbane-Virus", ein Influenza-A-H3N2-Virusstamm. Der aggressive Erreger hatte bereits im Jahr 2007 in Australien eine schwere Grippeepidemie ausgelöst, der auch Kinder zum Opfer fielen. Die Influenza ist eine schwere Atemwegserkrankung. Sie trifft vor allem Kinder und ältere Menschen, aber auch völlig gesunde Menschen sind nicht sicher vor ihr. Bei jungen Personen ohne zusätzliche Krankheiten verläuft die Grippe zwar schwer aber meist ohne Komplikationen. Für ältere Menschen sowie für Kinder und Erwachsene mit Vorerkrankungen bzw. Abwehrschwäche ist sie im schlimmsten Fall eine tödliche Bedrohung. Grippe ist die Infektionskrankheit, an deren Folgen in Deutschland die meisten Menschen sterben.

Krankheitsgefühl, Schnupfen, Frösteln, Kopf- und Gliederschmerzen sind Anzeichen für eine Grippe Symptome der Influenza Die Anzeichen der Influenza treten schlagartig auf. Nach einer Inkubationszeit von ein bis vier Tagen überkommen den Betroffenen unvermittelt ein starkes Krankheitsgefühl, Schnupfen, Frösteln, Kopf- und Gliederschmerzen. Danach setzt hohes Fieber ein, begleitet von trockenem Husten und Hals-schmerzen. Abhängig vom Immunsystem kann eine Grippe einige Wochen dauern. Nach Auftreten der ersten Symptome sollte man sofort zum Arzt gehen. Denn es gibt Medikamente, die die Grippeviren bekämpfen (Neuraminidase-Hemmer wie Tamiflu und Relenza). Diese Anti-Grippe-Mittel wirken aber nur innerhalb der ersten 48 Stunden nach Ausbruch der Krankheit. Danach sind die Abwehrkräfte des Körpers praktisch völlig auf sich allein gestellt.

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Das Robert-Koch-Institut empfiehlt die Grippeimpfung besonders Risikogruppen wie Senioren oder Diabetiker Schwere Folgen möglich Influenza-Viren können schwere Erkrankungen mit gefährlichen Komplikationen auslösen. Auch wenn die Grippesymptome schon im Abklingen sind, ist das Immunsystem noch mit der Abwehr der letzten Viren beschäftigt. Gerade in dieser Phase können zusätzlich Bakterien über die vorgeschädigten Schleimhäute der Atemwege eindringen, in deren Folge eine bakterielle Infektion (Superinfektion ) entsteht. Diese verläuft häufig sehr viel schwerer als die eigentliche Influenza. Es können sich Lun-genentzündungen, Mittelohrentzündungen oder auch eine bakterielle Bronchitis entwickeln. Aber auch das Herz-Kreislauf-System und weitere Organe können schwer beeinträchtigt werden. Vorbeugen Um sich gegen das Grippevirus abzusichern, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut vor allem für Risikogruppen eine jährliche Grippeschutzimpfung. Zu ihnen gehören Personen über 60 Jahre, chronisch Kranke (z.B. mit Diabetes, Asthma oder einer Herzer-krankung) und Personen mit viel Kontakt zu anderen, die damit einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind bzw. selbst die Infektion auf andere übertragen können. Alle von der STIKO empfohlenen Impfungen werden von den Krankenkassen bezahlt. Daneben erstatten viele Krankenkassen die jährliche Grippeimpfung für alle ihre Versicherten. Die Impfung ist für Kinder ab dem 6. Lebensmonat möglich.

Vorsicht Antibiotika! Antibiotika sind Medikamente, die Bakterien (!) töt en. Seit der Entdeckung des Penicillins stehen der Medizin damit wirkungsvolle Mittel gegen Erkrankungen zur Verfügung, die bis dahin kaum behandelbar waren und oft tödlich endete n. Gegen Viren sind Antibiotika allerdings vollkommen wirkungslos. Patienten mit Virusgrippe oder Erkältungen verlangen von ihrem Arzt oft Antibiotika, weil diese den Ruf haben, besonders „schlagkräftige Waffen" zu sein. Auch Ärzte verschreiben bei Viruserkrankun-gen noch immer gelegentlich Antibiotika. Dies ist nicht nur nutzlos und teuer, sondern auch gefährlich. Antibiotika können zu hartnäckigen Durchfallerkrankungen führen und bei geschwächten Patienten im Extremfall sogar tödliche Vergiftungen auslösen. Außerdem verstärken sinnlose Antibiotikagaben die G efahr von Resistenzen, das heißt, die Bakterien passen sich dem Wirkstoff an. Im Falle ei ner späteren tatsächlichen Infektion mit Bakterien, z.B. einer Lungenentzündung, wirken die Antibiotika nicht mehr - eine lebens-gefährliche Situation. Mit Viren gegen Bakterien Das Problem der Resistenzen beschäftigt die Wissenschaft seit langem. Bei der Suche nach Alterna-tiven sind die Forscher ausgerechnet bei Viren fündig geworden. Denn nicht nur Menschen können von Viren befallen werden, auch Bakterien werden von Viren angegriffen und vernichtet. Das machen sich Forscher, die neue Antibiotika herstellen wollen, zunutze. Tabakpflanzen spielen dabei eine Schlüsselrolle, erklärt Prof. Dr. Ralph Bock vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysio-logie in Potsdam: "Wir versuchen, die Tabakpflanze mit neuen Genen zu versehen, Gene für Medikamente zum Beispiel. Einer der Versuche in den letzten Jahren war es, Antibiotika herzustellen." In Tabakpflanzen werden dabei Stoffe herangezüchtet, die Bakterien vernichten. Ihre Bausteine stammen von mächtigen Gegnern: den Viren. "Man kann für fast jedes Bakterium ein Virus finden, das dieses Bakterium infiziert und abtötet. Und das Interessante ist: Für das Abtöten des Bakteriums durch das Virus braucht man nicht das ganze Virus, sondern nur ein Teil, ein Protein. Und dieses eine Virusprotein haben wir von der Tabakpflanze produzieren lassen", so Prof. Bock. Die Zellen der Tabakpflanze wurden gentechnisch mit dem antibiotisch wirksamen Protein der Viren versehen, daraus wurden neue Tabakpflanzen gezüchtet. "Das erfreuliche Ergebnis war, dass wir riesige Mengen an Antibiotika-Protein in der Pflanze produzieren lassen konnten, und dass dieses Antibiotika-Protein hochwirksam gegen den Krankheitserreger war", freut sich der Biologe Prof. Bock.

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Bis jetzt testeten die Forscher ihr Mittel an einem Erreger, der für lebensgefährliche Infektionen der oberen Atemwege verantwortlich und inzwischen resistent ist, ein Streptococcus. In klinischen Tests der Kooperationspartner in Rostock wurde gezeigt, dass das Bakterium innerhalb weniger Minuten abgetötet wurde. Doch nicht nur die schnelle Wirkung, auch die große Menge der in Pflanzen herstellbaren Antibiotika lässt hoffen. Doktorandin Melanie Oey erläutert: "Hochgerechnet können wir bei landwirtschaftlichem Anbau unseres gentechnisch veränderten Tabaks 563 Kilogramm pro Hektar erzielen, das ist enorm." Die neuen Antibiotika sind also vielversprechend. Doch es wird noch Jahre dauern, bis auf solchen Tabakfeldern tatsächlich zugelassene Wirkstoffe „wachsen".

Cytomegalie Die Cytomegalie ist eine Infektionskrankheit, die d urch das zur Gruppe der Herpesviren gehörende Cytomegalovirus (CMV) verursacht wird. Wi e alle anderen Herpesviren überdauert es nach der erstmaligen Infektion lebenslang im Kör per. Das Cytomegalo ist für Erwachsene meist harmlos, doch wenn sich Frauen während der Schwanger-schaft zum ersten Mal damit infizieren, wird es für das Kind gefährlich. In vier bis fünf Prozent dieser Fälle wachsen die Kinder schlecht, haben Organschäden und können in sehr seltenen Fällen sogar bereits im Mutterleib versterben. "Viel häufiger ist es, dass wir im Ultraschall keine Auffälligkeiten sehen, die Kinder wachsen normal, werden scheinbar gesund geboren und werden daher auch nicht auf das Virus untersucht. Und ein Teil dieser Kinder, wir schätzen 15 Prozent, entwickelt dann mit drei, vier, fünf Jahren eine Hörschädigung", erklärt der Leipziger Gynäkologe Prof. Dr. Holger Stepan von der Universitätsfrauenklinik. Doch eine Infektion der Mutter bedeutet nicht zwangsläufig eine Behinderung für das Kind. Es muss individuell untersucht werden, was das Virus bewirkt. Mit Hilfe von Ultraschall und Fruchtwasserunter-suchungungen bewerten die Ärzte die Infektion und wägen die Behandlung ab. "In Einzelfällen, in denen wir eine frische Infektion beim Kind beweisen können, kann man mit einem Immunglobulin, das wie eine passive Impfung funktioniert, die Infektionsrate beim Kind senken. Das sind aber noch experimentelle Wege, die nicht der Standard sind", so Prof. Stepan. Da das Virus über Blut, Speichel, Tränen, Genitalsekrete und Muttermilch per Tröpfcheninfektion übertragen wird, raten die Mediziner jeder Schwangeren, sich immer die Hände zu waschen, den Kontakt zu Kranken zu vermeiden, kein Geschirr und Besteck zu teilen und vor allem mit Kleinkindern vorsichtig umzugehen.

Erkältungsviren Nicht nur Influenza-Viren, auch heimtückische Erkäl tungsviren sind im Winter im Umlauf. Außer den lästigen Symptomen wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit haben diese "grippalen Infekte" nichts mit der "echten Virusgrippe" gemein sam. Ein grippaler Infekt ist zumeist harmlos. Er beginnt im Gegensatz zur Influenza langsam, verschlech-tert sich schleichend und verläuft nicht so schwer. Allerdings kann auch eine Erkältung zu schwer-wiegenden Komplikationen wie Bronchitis, Mittelohr- oder Lungenentzündung führen. Ein Medikament, mit dem die lästigen Erkältungsvire n abgewehrt werden können, gibt es noch nicht - mit diversen Arzneien kann man lediglich di e Symptome lindern. Auch eine Grippe-schutzimpfung schützt nicht vor grippalen Infekten. Die effektivste Waffe gegen Erkältung ist ein intak tes Immunsystem: also viel Bewegung an der frischen Luft, ausreichender Schlaf und gesunde Ern ährung, Stressfreiheit etc.. Tipp: Ansteigendes Fußbad gegen Erkältung Sobald sich erste Erkältungssymptome bemerkbar machen, kann man mit einem ansteigenden Fuß-bad den Ausbruch möglicherweise unterdrücken. Man braucht dazu eine Fußbadewanne, gefüllt mit 33 Grad warmem Wasser. Nun wird langsam heißes Wasser dazu gelassen, so dass nach 20 Minuten eine Temperatur von 43 Grad erreicht ist. Durch die langsam zunehmende Wärmeeinwirkung auf die Beine werden die Gefäße in den Beinen erweitert, der Blutstrom gefördert und auch die Schleimhäute im Mund-Rachen-Bereich entlastet.

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Viren - Gefahr für das Herz Eine Erkältung ist zwar in der Regel harmlos, sie sollte aber ernst genommen und vor allem auskuriert werden. Denn wurden die Viren nicht ausreichend vom Immunsystem bekämpft, droht eine Herzmus-kelentzündung, eine sogenannte Myokarditis . Studien zufolge ist nach einem grippalen Infekt bei bis zu fünf Prozent aller Betroffenen eine Herzmuskelentzündung nachweisbar. Zu einer Myokarditis kommt es vermutlich dadurch, dass die körpereigene Immunabwehr versehentlich Bestandteile des Herzmuskels angreift, die in ihrer Struktur den Viren ähneln. Die Erkrankung macht sich etwa zwei Wochen nach der Erkältung bemerkbar. Man fühlt sich müde, abgeschlagen, die Glieder schmerzen und bei der geringsten Anstrengung rast das Herz. Die Symp-tome werden begleitet durch Fieber, einem Engegefühl in der Brust und Kurzatmigkeit. Nicht immer zeigen sich Symptome; die Erkrankung kann auch unbemerkt verlaufen. In leichten Fällen heilt die Entzündung zwar folgenlos aus. Sie kann aber auch zu einer lebenslangen chronischen Herz-schwäche führen, die sogar eine Transplantation erforderlich macht. Um der Erkrankung vorzu-beugen, sollte man deshalb unbedingt körperliche Anstrengung und Saunabesuche während einer viralen Infektion vermeiden.

Ergänzungen von Wilhelm: Dr. Lanka hat für das erste Foto eines Virus eine Prämie von 10000 Euro ausgesetzt, welche bisher nicht ausbezahlt wurde. Bei einem Gespräch mit einem deutschen Heilpraktiker sagte dieser plötzlich : „Viren – gibt es die überhaupt ?“ Ein anderer deutscher Heilpraktiker sprach vom Virus als Mini-„Energiepäckchen“ ohne Vermeh-rungsmöglichkeit, welches seine (leider für den Menschen mitunter katastrophale) Information nur indirekt über fremde Wirtszellen weitergeben kann. Der Virus scheint also ein Hilfsobjekt oder ein Modell aus dem Fundus der Schulmedizin – ein Energie- und Informationsquant - zu sein, mit welchem sich einigermaßen arbeiten lässt. Aber die große wissenschaftliche Erklärung ist bisher nicht erfolgt, nur eine qualitative Beschreibung. Antibiotika wirken ja (wenn überhaupt wegen der zunehmenden Resistenzbildung) nur gegen Bakterien, aber nicht gegen Viren ! Das ewige Geschrei nach der Grippe-Schutzimpfung ist ein Marketinggag der Pharma-Industrie. Jeder einzelne Krankheits- und natürlich leider auch Todesfall wird derzeit in den Medien im Rahmen einer gezielten Kampagne breitgetreten. Wie oben deutlich geschrieben steht, schützt auch eine sog. Grippe-Schutzimpfung nicht zu 100 % vor grippalen I nfekten und Viren. Die Regierungen haben aus Angst (?) oder Zwang (?) riesige Mengen an Pharmaka und Schutz-mitteln gegen Tröpfcheninfektion angehäuft, um der sog. „Pandemie“ trotzen zu können. Früher genügte das Wort „Epidemie“. Es gilt obiger Satz: Die effektivste Waffe gegen Erkältung ist ein intak tes Immunsystem: also viel Bewegung an der frischen Luft, ausreichender Schlaf und gesunde Ernährung und Lebens-führung. Hinzufügen will ich noch, dass jede Art von Stress auch ein pathogener Faktor ist ! Im Buch „Lob der Krankheit“ von Bert Ehgartner wird deutlich gemacht, dass fallweise leichte Krank-heiten gut fürs Training des Immunsystems sind – nicht gleich mit Pharma-Kanonen gegen das Fieber schiessen ! Eine Volksweisheit lautet: „Grippe dauert ohne Arzt 7 Tage und mit Arzt eine Woche.“ Keime im Mund (natürlich auch im Darm) können sehr gut mit kolloidalem SILBER (leicht selbst herstellbar) bekämpft werden. Bei vorsichtiger Dosierung ist kein Nachteil zu erwarten ! Silber hindert die Mikrorganismen an der Vermehrung, daher tritt wie bei Antibiotika kein Resistenzseffekt auf ! Empfehlen will ich ein (eigentlich DAS) Mittel aus der Thai-Medizin: ANDROGRAPHIS PANICULATA , eine Schmarotzerpflanze in Südostasien (zu beziehen in Linz unter http://www.ttm.at/ ) Nach allg. Erfahrung soll gleich bei den ersten (!!!) Anzeichen einer Grippe die Dosierung etwa dreimal am Tag absteigend mit etwa 4-3-3-3-2-2 Kapseln erfolgen (notfalls auspendeln).

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Zusätzlich gibt es dort ebenfalls aus der TTM das Mittel ILLICUM VERUM (INFLUVERS) gegen unbe-kannte Virenstämme, ein sog. Neuraminidase (Enzym) –Hemmer – das einzige Mittel ! Hinzu kommt, dass bei beiden Mitteln bisher Nebenwirkungen unbekannt sind ! Fachinformation für Ärzte über Andrographis: Anwendung: gegen Erkältungskrankheiten und grippale Infekte mit Husten, Fieber, Schnupfen sowie bei Durchfällen Wirkung: fiebersenkend, entzündungshemmend, gegen Sodbrennen, schmerzlindernd In randomisierten Doppelblind-Studien hat es sich dem klass. Mittel Parazetamol als deutlich über-legen gezeigt.

Legionellen – Gefahr aus dem Wasser Von Katrin Frink Stand: 03.02.2010

Legionellen verbreiten sich über Duschen, Klimaanla gen, Luftbefeuchtern. Die Bakterien können schwere Lungenentzündungen hervorrufen - für geschwächte Menschen eine tödliche Gefahr. Rechtzeitig diagnostiziert aber, kann die I nfektion erfolgreich behandelt werden. Eine schöne warme Dusche liebt jeder, aber wer ahnt schon, dass aus ihr gefährliche Keime strömen können: Legionellen! Diese Bakterien können in hoher Konzentration die lebensgefährliche Legionärskrankheit auslösen. Sie leben in Wasser, das in Leitungen steht. Besonders schnell vermehren sie sich bei 30 bis 45 Grad. Gefährlich wird es, wenn verseuchtes zerstäubtes Wasser eingeatmet wird und die Erreger die Lunge befallen. Namensgebung: Die Legionärskrankheit bekam ihren Namen, nachdem in den USA 1976 zahlreiche Kriegsveteranen daran erkrankten.

Bildunterschrift: In Großraumbüros sollen Klimaanlagen für das richtige Raumklima sorgen. Sie können aber auch Legionellen verbreiten Gefahrenquellen: Duschen, Klimaanlagen, Luftbefeuch ter Übertragen werden die Legionellen durch Duschen, Klimaanlagen, Luftbefeuchter und die im Schwimmbad beliebten Wasserstrahler, Strudel oder Whirlpools. Das sind alles Warmwassersysteme, in denen Dampf und Sprühnebel entstehen. Gefährlich sind aber vor allem Klimaanlagen mit Nasskühlsystemen auf Dächern. Sie pusten die Erreger in die Luft, die Wolken können kilometerweit ziehen und gleich mehrere Menschen infizieren. Beruhigend ist, dass eine Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch nicht besteht.

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Bildunterschrift: Legionellen Mehrere Todesopfer im Raum Ulm Im Raum Ulm/Neu–Ulm starben jüngst mehrere Menschen an der Legionärskrankheit. Rund 60 infizierten sich und mussten in Krankenhäusern behandelt werden - ein außergewöhnlicher Fall in Deutschland. Nach wochenlanger Suche haben die Behörden in der Region Neu-Ulm den Legionellen-Herd entdeckt. Vermutlich konnten sich die Erreger in einer schlecht gewarteten Kühl-anlage vermehren und von dort in die Außenluft geraten. Vorsicht bei grippeähnlichen Symptomen Die Legionärskrankheit beginnt mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Atemnot, Husten, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen. In manchen Fällen kommt es auch zu Verwirrtheit oder Schläfrigkeit. Sind die Symptome eher schwach und bleibt eine Lungenentzündung aus, dann kann es sich übrigens auch um das sogenannte Pontiac-Fieber handeln. Das wird auch durch Legionellen ausgelöst, ist aber ungefährlich. Problem: schwaches Immunsystem Infizieren mit Legionellen kann sich fast jeder, doch es kommt sehr darauf an, wie viele Bakterien er einatmet und wie sein Gesamtzustand ist. Prof. Johannes Bogner, Infektiologe, LMU München: "Gefährdet sind hauptsächlich Menschen, die zusätzliche Erkrankungen haben, bereits an der Lunge erkrankt sind oder deren Immunsystem wegen einer anderen Erkrankung total geschwächt ist. Es sind meist auch ältere Menschen gefährdet." Werde die Krankheit so schnell wie möglich nachgewiesen, könne sie rechtzeitig mit Antibiotika behandelt werden. Es kann jedoch mehrere Wochen bis Monate dauern, bis der Körper wieder fit ist. Die größte Gefahr ist allerdings, dass die Krankheit nicht frühzeitig erkannt wird. Um sicherzugehen, sollte der Arzt den Urin untersuchen und entsprechend handeln. Wasser erhitzen und laufen lassen Vorbeugen ist möglich: In Hotels oder Ferienwohnungen steht das Wasser in Leitungen manchmal mehrere Tage. Ein Tipp: Die Dusche so heiß wie möglich aufdrehen, nicht einatmen, das Zimmer verlassen und das Wasser mehrere Minuten laufen lassen. Die Bakterien sterben bei 60 bis 70 Grad ab. Das Gleiche gilt auch zu Hause. Hier kommen Legionellen zwar selten vor, weil das Wasser regelmäßig benutzt wird, doch nach einem Urlaub gilt: auch hier erstmal Wasser laufen lassen. Wichtig auch: Klimaanlagen und Luftbefeuchter sollten regelmäßig gewartet und gereinigt werden, insbesondere in großen Gebäuden wie Hotels, Kaufhäusern, Schulen oder Altenheimen. Das ist nicht immer der Fall.

Kein Grund zur Panik Die verstorbenen Menschen im Raum Ulm hatten alle schwere Vorerkrankungen. Für gesunde Men-schen besteht kein Grund zur Panik: Bei Ihnen haben die Legionellen-Erreger wenig Chancen.

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Pfeiffersches Drüsenfieber – schlummert in fast jed em ! Von Manfred Schramm Das Pfeiffersche Drüsenfieber wird durch ein Virus hervorgerufen, das in fast jedem Menschen schlummert. Häufig wird es erst spät diagnostiziert , denn die ersten Symptome gleichen einem grippalen Infekt. Dabei ist eine frühzeitige Diagno se und Therapie wichtig, um schwere Krank-heitsverläufe zu verhindern. Auch wenn es schwer zu glauben ist: Es gibt Viren, die harmlos und gefährlich zugleich sind. Lange Zeit leben sie als "Schläfer" im menschlichen Körper, fühlen sich wohl und tun keinem etwas - zum Beispiel das sogenannte Epstein-Barr-Virus , das fast jeder ab dem 30. Lebensjahr in sich trägt. Es kann das Pfeiffersche Drüsenfieber auslösen, eine Krankheit, die meist harmlos verläuft, aber auch zu schweren Komplikationen führen kann, wenn das Immunsystem geschwächt ist.

Die "Kusskrankheit" Kusskrankheit wird das Pfeiffersche Drüsenfieber auch genannt. Denn typischerweise holt man sich das Virus beim Küssen. Aber es kann auch schon im Kleinkindalter übertragen werden, zum Beispiel wenn Vater oder Mutter beim Füttern des Kindes denselben Löffel zum Probieren benutzen, wie das Kind. Oder man trinkt aus demselben Glas, benutzt dieselbe Gabel und so weiter.

Bildunterschrift: Bei aller Liebe: Eltern und Kind sollten nicht denselben Löffel benutzen. Kein Wunder also, dass schon im Alter von 14 Jahren über 20 Prozent der Kinder infiziert sind, mit 20 Jahren sind es 30 Prozent und mit 30 Jahren schon 95 Prozent der Bevölkerung. Doch das bedeutet nicht, dass man an dem Virus erkranken muss. Denn das Epstein-Barr-Virus, das zur Familie der Herpes-Viren gehört, verhält sich meist still im Körper. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, kann die Krankheit ausbrechen.

Bildunterschrift: Die ersten Symptome gleichem einem grippalen Infekt.

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Verlauf des Pfeifferschen Drüsenfiebers Das Tückische am Pfeifferschen Drüsenfieber ist, dass es ganz harmlos anfängt und der Betroffene nur Beschwerden hat, die an einen ganz normalen grippalen Infekt denken lassen. Fieber, Abge-schlagenheit, Kopfschmerzen sind typisch für den Beginn der Krankheit. Dieser unspezifische Verlauf macht es auch so schwer für die Ärzte, die Krankheit frühzeitig und richtig zu diagnostizieren. Erst wenn Halsschmerzen hinzukommen und die Lymphknoten anschwellen, lässt sich der Verdacht bestätigen. Wenn die Symptome schwerer werden, kann das zu einer eitrigen Mandelentzündung führen. Auch die inneren Organe Milz und Leber können betroffen werden. Diagnose Es gibt zwar einen Schnelltest, mit dem das Epstein-Barr-Virus im Blut nachgewiesen werden kann, aber der ist sehr unzuverlässig. Denn er kann nur dann den Verdacht bestätigen, wenn sich schon Antikörper gebildet haben. Sicher feststellen kann der Arzt das Virus mit einem großen Blutbild, bei dem ein spezifischer Antikörpertest gemacht wird, mit dem eine vorhandene oder stattgefundene Infektion nachgewiesen werden kann. Ist der Verdacht bestätigt, werden auch Milz und Leber mit Ultraschall untersucht, ob eine Vergrößerung der Organe vorliegt. Denn das ist immens wichtig, um etwa einen Milzriss auszu-schließen, der lebensgefährlich sein könnte. Therapie Entsprechend dem diffusen Erscheinungsbild und der unterschiedlichen Ausprägung des Pfeifferschen Drüsenfiebers ist die Therapie schwierig. Es gibt zurzeit noch keine kausale Therapie. Das wäre zum Beispiel eine Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus. Doch daran wird an der Universität München intensiv gearbeitet. Erste Ergebnisse lassen darauf hoffen, dass in einigen Jahren ein Impfstoff bereit steht, der auch anderen Patienten, etwa mit Tumorerkrankungen, an denen das Epstein-Barr-Virus beteiligt ist, zu Gute käme. Doch zum Glück schaffen es die meisten Patienten mit viel Ruhe, fiebersenkenden Mitteln, Antibiotika und reichlich trinken, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Dr. med. Klaus Stelter, HNO-Klinikum der LMU Münche n: "Wir behandeln rein symptomatisch, versuchen also, die Symptome in den Griff zu bekommen. Das gelingt uns auch meistens. Aber die Krankheit kann schon sehr langwierig und tückisch verlaufen. Sie tarnt sich ja im Immunsystem und wird daher oft schwer erkannt. Wenn sehr schlimme Verläufe vorhanden sind mit starker Mandelentzündung, so dass der Patient nicht mehr essen kann oder keine Luft mehr bekommt, muss man auch schon mal künstlich ernähren oder sogar die Mandeln operieren." Rückfallgefahr Wie die bisherigen Erfahrungen zeigen, ist derjenige, der das Virus einmal gehabt hat, lebenslang immun dagegen. Vorausgesetzt, er hat die Krankheit richtig auskuriert. Das bedeutet, dass er sich nicht wieder zu früh belastet, weder körperlich noch mit Stress. Denn sonst kann sich das Virus bei geschwächtem Immunsystem wieder reaktivieren und das Pfeiffersche Drüsenfieber erneut ausbrechen.

Neue Viren auf dem Vormarsch Viren sind allgegenwärtig. Sie lösen viele Krankhei ten aus, vom harmlosen Schnupfen bis zur tödlich verlaufenden Gehirnhautentzündung. Durch ei ne globalisierte Welt werden wir zunehmend mit neuen Erregern konfrontiert. Die best en Waffen gegen Viren sind eine gute Hygiene und ein funktionierendes Immunsystem.

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Viren begegnen uns überall. Sie lauern auf der Straße, sie kleben an den Haltestangen der Straßenbahn und an der Tür zum Büro. Auch in Ländern, in denen wir Urlaub machen, sind Keime allgegenwärtig. Viren lösen viele harmlose Krankheiten aus, können aber schnell auch zu gefährlichen Komplikationen führen. Selbst eine einfache Erkältung kann lebensbedrohliche Folgen haben. So kön-nen Entzündungen der Lunge, Nerven, Hirnhaut und sogar des Herzmuskels das Leben gefährden. Der Haupterreger, der eine Herzschwäche auslösen kann, ist das Parvovirus. Andere Viren verursachen Durchfall oder Leberentzündungen. Zudem erleichtert der geschwächte Körper zahlreichen Bakterien den Zutritt. Wenn die Krankheitserreger Organe schädigen, hat das oft ernste Folgen. Die Gefahr einer Superinfektion droht. Daher gilt: Schon beim kleinsten Verdacht auf eine Virusinfektion zum Arzt gehen! Die Ausbreitung der Viren gleicht einer Explosion Bei Symptomen wie Husten oder Erbrechen denkt man häufig zunächst an Bakterien. Diese Mikroorganismen sind lebende Kleinteilchen. Sie schädigen den Körper mit Giften und lösen so Krankheiten aus. Ganz anders verhält es sich jedoch bei Viren: Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel und können sich daher nicht ohne fremde Hilfe vermehren. Deshalb nutzen sie die Zellen des "Wirtes". Durch verschiedene Körperöffnungen gelangt das Virus in den Organismus und schließlich in eine der Zellen. Dort wird sein Erbgut aufgenommen. Indem sich die Zelle vermehrt, produziert sie nun immer weitere abbildgenaue Viren. Diese streuen sich von dort aus über den ganzen Körper und haben bald alle Zellen befallen – wie das Unkraut auf dem Feld. Das geschieht explosionsartig. Normalerweise sendet das Immunsystem gegen die Eindringlinge Abwehrzellen aus, die Antikörper. Viren sind allerdings oft sehr kompliziert gebaut. Daher braucht der Körper eine relativ lange Zeit, um passende Antikörper zu konstruieren. Bald sind die Viren so zahlreich, dass die Zellen ihren eigenen Stoffwechselvorgängen nicht mehr nachgehen können. Sie sterben ab. Dieses Absterben löst Krankheitssymptome aus. Wenn das Immunsystem dann die richtigen Antikörper geschaffen hat, produziert es sie in Massen und kann letztlich das Virus bekämpfen. Dieser Genesungsvorgang dauert eine Weile – zur Beschleunigung gibt es leider kaum ein Mittel. Viele Menschen nehmen Antibiotika. Doch die sind gegen Viren unwirksam. Bekämpfen lassen sich Viren mit sogenannten Virostatika . Sie verhindern, dass die Viren in die Zelle hinein- bzw. aus ihr herausgelangen oder sich in ihr vermehren. Durch dieses Mittel werden die Körperzellen jedoch in ihrem eigenen Stoffwechsel gestört. Sie können absterben, was zu schweren Nebenwirkungen im Körper führen kann. Deshalb werden Virostatika nur selten eingesetzt. In der Regel ist es sinnvoll, auf das Immunsystem des Körpers zu vertrauen und die Virusabwehr den Antikörpern zu überlassen.

Viren im Essen – Probleme mit der Lebensmittelhygie ne Besonders in der Küche tummeln sich Milliarden von Viren: Sie lauern auf den Wischtüchern, auf Lappen, Schneidbrettern und auch im Essen. Oft lässt sich das auf eine mangelnde Hygiene zurückführen .

Vor allem ungewaschene Hände können Krankheitserreger auf das Essen übertragen. Die Hände müssen dabei nicht sichtbar verschmutzt sein. Auch unsauberes Wasser kann zur Verbreitung der Viren führen: So sollte man beispielsweise Lebensmittel nicht in stehendem Wasser waschen – denn wenn ein Nahrungsmittel von Viren befallen ist, breiten sie sich über das Wasser auch auf die anderen Esswaren aus. Viren werden nur durch sehr hohe Temperaturen abgetötet. Zu kurzes Braten, Backen oder Kochen erhöht das Risiko einer Infektion. Auch gegen Kälte sind Viren relativ unempfindlich: Wer glaubt, dass im Kühlfach Keime abgetötet werden, liegt falsch. Diese Temperaturen überleben Viren problemlos. Kühlschrank und Kühlfach sind daher ein Sammelplatz für die Krankheitserreger. Um ihnen beizukommen, sollten die Geräte regelmäßig vollständig gründlich gereinigt werden. Flächen, auf denen gearbeitet wird – Küchenarbeitsplatten oder Schneidbretter – sollten ebenfalls so oft wie möglich gesäubert werden. Die beste Arbeitshygiene bieten Schneidbretter aus Kunststoff und mit glatter Oberfläche. Der Kunststoff

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lässt sich auch unter hohen Temperaturen reinigen, und die Keime sammeln sich nur auf der Oberfläche. Schneidbretter, die durch die Arbeit bereits sehr zerfurcht sind, sollten durch neue ersetzt werden. Geschirr- und Spültücher werden von Experten wegen der vielen lauernden Viren auch "Killerlappen" genannt. Um das Infektionsrisiko zu minimieren empfiehlt es sich, die Tücher täglich zu wechseln. Benutzte Tücher sollten abgekocht werden.

Viele mögen ihr Fleisch rosa. Ganz ungefährlich ist das allerdings nicht. Tipp Die Mikrowelle ist ein wirksames Instrument gegen die Viren. Sie macht auf sehr heißen Stufen nicht nur Nahrung, sondern auch Küchentücher oder Schwämme steril: Einfach die Textilien in nassem Zustand in die Mikrowelle geben, die höchste Stufe und eine 4-minütige Dauer einstellen und das Gerät erledigt den Rest.

Wer gerne Meeresfrüchte isst, muss damit rechnen, sich mit zoonotischen Viren zu infizieren. Andere Länder, andere Hygienevorschriften In verschiedenen Ländern werden Nahrungsmittel unterschiedlich behandelt. Oftmals kann man nicht zurückverfolgen, ob einzelne Nahrungsquellen den Standards hierzulande entsprechen. Daher ist besonders bei Einfuhrprodukten auf das gründliche Säubern und die Zubereitung mit genügend Hitze zu achten. Häufige Probleme bereiten auch Viren, die primär Tiere und erst danach Menschen befallen. Diese sogenannten zoonotischen Viren breiten sich im Körper eines Tieres aus – und damit auch im Fleisch, das schließlich auf dem Teller landet. Beim Essen wird das Virus auf den Menschen übertragen. Mit zoonotischen Viren sind besonders häufig Schalentiere wie Garnelen, Muscheln oder Austern befallen. Auch im Fleisch von Wildschweinen haben Wissenschaftler zoonotische Viren gefunden. Sie vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Wildschwein und Erkrankungen an Hepatitis E. Generell sind Viren in Nahrungsmitteln besonders schwierig zu bekämpfen. Im Gegensatz zu den Bakterien sind sie äußerst resistent gegen Hitze und Kälte. Daher gilt stets, verschiedene Regeln in Bezug auf Nahrungsmittel zu beachten.

Hygienetipps Hier ein Küsschen, da ein Händedruck – und schon klebt das Virus an uns. Findet es jetzt den Weg in unseren Körper, stehen uns schwere Tage bevor. Zum Glück gibt es aber einfache Tricks, den Krankheitserregern aus dem Weg zu gehen.

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Händewaschen: Ein simpler aber sehr wirkungsvoller Schutz gegen Viren Vor allem vom Mund schwärmen Viren aus. Der Speichel ist der Träger von unzähligen Krankheitserregern. Wo immer er haftet, haften auch Viren. Daher sollte man besonders darauf achten, nicht in Kontakt mit dem Speichel anderer zu kommen. Küssen überträgt Keime auf direktem Weg und führt fast unmittelbar zur Ansteckung. Schon ein Schmatzer auf der Wange hinterlässt Viren, die beim Reiben übers Gesicht schnell zum Mund gelangen. Eine Umarmung oder ein freundlicher Händedruck bieten den Viren weit weniger Gelegenheit zur Ansteckung. Auch beim Essen und Trinken ist immer der Mund mit im Spiel. Nach dem Biss ins Brötchen oder dem Happen vom Löffel bleiben stets Speichelpartikel zurück. Reicht man den Imbiss oder das Besteck weiter, kommt der nächste in Kontakt damit und kann von Viren infiziert werden. Man sollte also Essen immer im Voraus portionieren und Trinkgefäße und Geschirr nicht teilen. Auch die Hände sind ein wichtiges Transportmittel für Krankheitserreger. Sie streifen über Geländer, umfassen Haltestangen in der Bahn, öffnen Türen. Dabei verbreitet die Hand des einen Viren, die beim Husten oder Niesen an die Finger gelangt sind. Die Hand des nächsten sammelt die Partikel auf und trägt sie bis zum Waschen mit sich. Deshalb raten Experten, dass man die Hände von Mund, Nase und Augen fernhalten sollte. Wichtig ist das richtige Händewaschen: Mindestens 30 Sekunden einseifen und zum Abtrocknen nur Einwegtücher benutzen. Öffnet man die Ausgangstür der Toilette, sollte man sie mit den frisch gewaschenen Händen nicht berühren. Am besten also die Pulloverärmel über die Finger ziehen oder den Ellbogen benutzen. Doch auch ohne öffentliche Waschmöglichkeiten kann man unterwegs keimfreie Hände behalten. Dafür bietet der Handel verschiedene desinfizierende Produkte wie Tücher, Sprays oder Gels. Ein besonders beliebter Ballungsraum für Viren sind Orte, an denen viele Menschen auf engem Raum die Zeit verbringen. In der Diskothek, im Zug, im Fitnessstudio oder im Supermarkt finden die Partikel immer wieder neue Wirte. Beim Aufenthalt an solchen Orten sollte man besonders darauf achten, die Hände nicht an den Mund zu führen und den Körperkontakt mit anderen Personen möglichst zu vermeiden. Zu Hause Hände oder gegebenenfalls den ganzen Körper gründlich waschen! Ein besonders beliebter Ballungsraum für Viren sind Orte, an denen viele Menschen auf engem Raum die Zeit verbringen. In der Diskothek, im Zug, im Fitnessstudio oder im Supermarkt finden die Partikel immer wieder neue Wirte. Beim Aufenthalt an solchen Orten sollte man besonders darauf achten, die Hände nicht an den Mund zu führen und den Körperkontakt mit anderen Personen möglichst zu vermeiden. Zu Hause Hände oder gegebenenfalls den ganzen Körper gründlich waschen!

Viren als Krebsauslöser

Papillomviren: Können Krebs verursachen

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In den vergangenen Jahren wurden auch Viren als mögliche Krebsauslöser identifiziert. Wissenschaftler versuchen nun zu klären, wie diese Erreger das Tumorwachstum anregen und wie man sie stoppen kann. Experten am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg vermuten, eine missglückte Vermehrung der Viren zu einer Entartung der Wirtszelle führt. Normalerweise haben Körperzellen für ihre eigene Vermehrung ein Kontrollsystem. Es sorgt dafür, dass die Zelle sich in einem gesunden Maße reproduziert, statt sich unaufhörlich zu vermehren. Ein Virus stört die Reproduktionsvorgänge in der Zelle, um seine eigene Vermehrung auszulösen. Wenn es das tut, kann es auch zu einer Störung des Kontrollsystems kommen. Die Zelle vermehrt sich ungehemmt weiter – daraus entsteht ein Tumor. Mittlerweile wurden bei vielen Krebserkrankungen Viren als Ursprung entdeckt. Folgende Krebsarten können unter anderem durch diese Krankheitserreger verursacht werden: Leberkrebs, Tumore in Mund und Rachen, Gebärmutterhalskrebs, Hautkrebs, Blutkrebs und Prostatakrebs. Eine Virusinfektion führt allerdings nicht häufig zu Tumoren. In der Statistik stellen die Viren nur einen kleinen Teil der Krebsauslöser. So sind rund 20 Prozent der Tumore in Mund und Rachen tatsächlich auf Papillomviren zurückzuführen. Andersherum führen außerdem nur wenige Infektionen letztlich zu Krebs. So kommen rund 80 Prozent der Menschen irgendwann in Kontakt mit Papillomviren. Dennoch erkranken die Frauen beispielsweise nur in 1 bis 4 Prozent der Fälle an Gebärmutterhalskrebs. Zudem geben die Erkenntnisse über Viren und Krebs neue Forschungsanstöße. So könnten Diagnose und Behandlung von Tumoren zukünftig verbessert werden. Zur Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs gibt es beispielsweise inzwischen eine Impfung. Umgekehrt forscht man außerdem daran, bereits aktiven Krebs mit Hilfe von Viren zu bekämpfen. Dafür impft man vergleichsweise harmlose Viren, die sich in den Tumorzellen niederlassen. Wenn sie sich hier vermehren, zerstören sie diese Zellen.

„Ausländische“ Viren reisen zu uns Durch die Globalisierung und bessere Reisemöglichkeiten tragen Reisende die Krankheitserreger mit sich durch die ganze Welt. So breiten sich Viren, die vormals nur in abgelegenen oder exotischen Gebieten vorkamen, zunehmend auch in unseren Breiten aus. Auch in Deutschland treten immer öfter Krankheiten auf, die durch "exotische" Viren verursacht wurden. Bisher war unsere Region durch das kältere Klima vor vielen solcher Erreger geschützt. Der Klimawandel begünstigt jedoch ihre Verbreitung auch bei uns. Diese "neuen" Viren verursachen häufig Krankheiten mit schweren Verläufen. Problematisch ist, dass die Symptome hierzulande nur wenigen Medizinern geläufig sind. Deshalb dauert es meist lange, bis eine richtige Diagnose gestellt ist. Um eine Infektion mit "exotischen" Viren zu verhindern, gilt: Wer Urlaub auf anderen Kontinenten plant, sollte vor Reiseantritt alle wichtigen Impfungen durchführen lassen. Wer nach einer solchen Reise erkrankt, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen und sich auf entsprechende Krankheiten untersuchen lassen.

Naturheilverfahren bei Herpes-Infektionen

Die Wirkstoffe der Melisse lagern sich an das Virus an und verhindern so sein Eindringen in die Körperzellen. Herpes kann sich zu einer quälenden Hautkrankheit entwickeln. Bläschen, Juckreiz, brennende Entzündungen machen dem Patienten das Leben schwer. Die Krankheit kann sich in drei Formen

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zeigen: Lippenherpes, Genitalherpes und Gürtelrose. Lippenherpes und Genitalherpes werden meist durch eine neue Virusinfektion ausgelöst. Gürtelrose dagegen geht auf eine frühere Infektion zurück, die erneut zutage tritt. Unangenehme und schmerzhafte Symptome sind aber allen drei Formen gemein. In der Natur finden wir glücklicherweise wirksame Heilmittel. Sie können die Entzündungen hemmen und den Herpes besiegen. Als besonders effektiv haben sich Melisse und Manukahonig erwiesen. Melisse Die Wirkstoffe der Melisse sind Rosmarinsäure und Gerbstoffe. Sie lagern sich an das Virus an und verhindern so sein Eindringen in die Körperzellen. Die Melisse hemmt damit die Vermehrung des Virus, ohne es zu zerstören – sie wirkt virostatisch. Melissentee ist in seiner Konzentration zu schwach, um diese Wirkung zu erzielen. Man sollte also Fertigarzneimittel benutzen. Diese enthalten einen normierten Gehalt an Rosmarinsäure. Beispielsweise kann Melissensalbe mehrmals täglich in einer dünnen Schicht auf die entzündeten Stellen aufgetragen werden. Sie sollte jedoch nicht auf gesunde Hautstellen gelangen, da sie die Haut reizt. Manukahonig Der Manukahonig stammt von einem Strauch, der in Neuseeland beheimatet ist. Dieser Strauch weist starke desinfizierende Eigenschaften auf. Zusätzlich dazu hat Manukahonig einen weit größeren Gehalt an bakterien- und virushemmenden Wirkstoffen als normaler Honig. Diese Kombination macht ihn zu einem sehr effektiven Heilmittel gegen Virusinfektionen. Er unterbindet bei einer frühen Anwendung das Herpeswachstum. Zudem reizt er nicht die umliegende gesunde Haut.

Nasenspülung zum Schutz der Schleimhäute Eine Aufgabe der Nase ist es, die Atemluft von Schmutzpartikeln und Krankheitserregern zu reinigen. An der Nasenschleimhaut bleiben Viren, Bakterien und andere Kleinstteilchen von außen haften. Unzählige kleine Flimmerhärchen auf der Schleimhaut transportieren diese wieder nach außen.

Nasendusche beim Arzt? Man schafft das auch selbst. Eigentlich ein raffiniertes System – doch unser Lebensstil setzt es oft außer betrieb. Neben Stress und Hektik gibt es viele schädliche Einflüsse von außen. Trockene Heizungsluft, Klimaanlagen oder reizender Zigarettenrauch trocknen die Schleimhaut aus. Damit bleiben die Viren nicht mehr an ihr haften und gelangen bis in die Lunge. Das wichtigste Mittel, um diese Abwehr wieder in Gang zu bringen, ist Feuchtigkeit. Probate Mittel sind Spaziergänge an der frischen Luft, befeuchtende Nasensprays und Nasenspülungen. Nasenspülung mit isotonischer Salzlösung Eine Nasenspülung mit isotonischer Salzlösung ist ein besonders effektives Mittel, um die Schleimhäute der Nase wieder aufzubauen. Die Lösung setzt sich im Verhältnis von 9 Gramm Kochsalz auf 1 Liter Wasser zusammen. Dies ist dieselbe Flüssigkeitsmischung wie in den Zellen der Nasenschleimhaut. Für die Lösung sollte pharmazeutisches Salz verwendet werden, da normales Speisesalz den Schleimhäuten schaden kann. Das pharmazeutische Salz kann in Portionen für je 250 ml Wasser gekauft werden. Mit dieser Wassermenge lässt sich eine normale Nasenspülung durchführen. Gespült wird die Nase ein bis zweimal täglich, in schweren Fällen auch häufiger. Anwendung findet die Spülung: � als Vorbeugungsmaßnahme in der Erkältungszeit � als Heilmittel bei akuten und chronischen Nasen- und Nasennebenhöhlenentzündungen � bei trockener Nase

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� bei Pollen- und Stauballergien Beim Nasenspülen sollte man vornüber gebeugt stehen. Der Mund sollte weit geöffnet sein. Anschließend leitet man durch die Nasendusche die Salzlösung in ein Nasenloch ein und neigt den Kopf, so dass sie zum anderen Nasenloch wieder hinausläuft. Vorsicht: Die Nasenspülung darf nicht angewandt werden bei � starkem Nasenbluten � Verletzungen an Nasendach oder Nasenwänden mit direkter Verbindung zu den

Flüssigkeitsräumen im Gehirn Zudem ist immer darauf zu achten, dass die Salzlösung genau richtig dosiert ist, um Reizungen wie Brennen oder Anschwellen der Schleimhäute zu vermeiden.

Hanta-Virus: Mäuse als Überträger Von Andreas Szelenyi Stand: 19.042010

Wer beim Frühjahrsputz in der Gartenlaube oder auf dem Dachboden Mäusekot oder tote Nager findet, sollte unbedingt vorsichtig sein: Den n kleine Rötelmäuse übertragen das Hantavirus. Wenn sich nach dem großen Reinemachen h ohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Bauchweh einstellen, unbedingt sofort den Arzt aufsuchen! Hantaviren sind unsichtbar, können aber zum Tode führen. Sie werden vor allem von Rötelmäusen übertragen und verbreiten sich über deren Ausscheidungen wie Urin und Kot. Die Viren können längere Zeit in den Ausscheidungen der Nagetiere überleben. Wenn die Gartensaison beginnt und der Geräteschuppen gereinigt wird, kann es gefährlich werden. Denn über den aufgewirbelten Staub können die Erreger leicht durch die Atemwege eindringen. Weitere potentielle Ansteckungsorte sind Speicher und Keller.

Bildunterschrift: Überträgerin des Hanta-Virus: die Rötelmaus. Bayern betroffen Schon 36 Erkrankte im Freistaat zählt das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Bayern in den ersten Monaten 2010. Mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Rekordjahr 2007, wo insgesamt knapp 300 Fälle der meldepflichtigen Erkrankungen verzeichnet wurden. In Bayern waren bislang vor allem die Regionen Unterfranken, das Donau-Ries, der Bayerische Wald und Niederbayern betroffen.

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Grippeähnliche Symptome Eine Erkrankung beginnt symptomatisch wie eine Grippe, nämlich mit hohem Fieber. Im Gegensatz zur Influenza kommt aber rasch eine Magen-Darm-Entzündung dazu, die zu Brechdurchfall führen kann. Danach sammelt sich Wasser im Bauch und in den Lungenspalten an. Verschlimmert sich die Situation, kann es zu Nierenversagen kommen. Die meisten Infektionen verlaufen jedoch nicht tödlich. Schutz vor einer Infektion Wer die folgenden drei Tipps beachtet, kann sich vor einer Infektion gut schützen: � Überall, wo verseuchter Staub aufgewirbelt werden kann, sollte beim Saubermachen ein

Atemschutz getragen werden. � Tote Nager immer mit Handschuhen entsorgen. � Den verschmutzen Boden am besten vor dem Reinigen befeuchten. Dann kann der

gefährliche Staub gar nicht erst aufgewirbelt werden.

Krank durch Bakterien Schädliche Bakterien geraten häufig über die Verdau ung und die Atemwege in den Körper. Gefährlich werden sie vor allem dann, wenn sie sich nicht mehr mit Antibiotika behandeln lassen, weil sie resistent dagegen geworden sind. L esen Sie hier, was gegen bakterielle Erreger hilft.

Etwa 100 Billionen Bakterien leben auf jedem von uns. Eine unvorstellbare Zahl. Eine Computertastatur bietet Lebensraum für zwei Millionen dieser Keime. Und auf einem Geschirrhandtuch können sich bis zu sieben Milliarden Bakterien tummeln. Einige von ihnen sind Krankheitserreger. Auf ihr Konto gehen zum Beispiel die oft tödlich endenden Krankenhausinfektionen, aber auch einstmals so gefürchtete Seuchen wie Milzbrand, Pest oder Tuberkulose. Eine der häufigsten Infektionsquellen sind Lebensmittel. Für Deutschland zählte das Robert-Koch-Institut allein im Jahr 2008 mehr als 100.000 Fälle von Erkrankungen des Verdauungstraktes, die durch verunreinigte Nahrungsmittel hervorgerufen wurden. Hähnchen oft belastet Die häufigsten Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen sind Salmonellen und Campylobacter. Bedeutendste Quelle der Infektionen ist Hähnchenfleisch. Zwei von drei Hähnchen sind mit Krankheitserregern belastet. Dies ergab eine Untersuchung des Bundesinstitutes für Risikobewertung.

In zwei von drei Hähnchen wurden bakterielle Erreger entdeckt.

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Bei einer Überprüfung von Schlachtgeflügel fanden die Tester auf jedem fünften Hähnchen Salmonellen und konnten gar in 62 Prozent der Proben Campylobacter nachweisen. Dies spricht nicht grundsätzlich gegen den Verzehr von Geflügel, unterstreicht aber, wie wichtig penible Küchenhygiene gerade im Umgang mit Hähnchenfleisch ist. Wichtigste Maßnahme ist das konsequente Durcherhitzen des Fleisches, damit die Bakterien abgetötet werden. Außerdem sollte Geflügel getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahrt und zubereitet werden, um die Bakterien nicht zu verschleppen. Die Infektion mit Salmonellen führt zu Brechdurchfall, der ein bis zwei Tage anhält. Bei gesunden Menschen klingt die Infektion folgenlos ab. Bei kleinen Kindern, älteren Menschen und geschwächten Personen kann es jedoch zu einem gefährlichen Krankheitsverlauf kommen. Dasselbe gilt für die Infektion mit Campylobactern, bei der Erbrechen und heftige Durchfälle von Fieber begleitet werden. Wer säurehemmende Medikamente nimmt, infiziert sich übrigens leichter mit Keimen, die Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen. Das liegt daran, dass die Medikamente die Funktion der Magensäure, Lebensmittel zu desinfizieren, schwächen. Angriff auf den Magen Auch heute kommt es noch vor, dass Ärzte ihre Auffassung von der Entstehung und Behandlung einer Krankheit grundlegend ändern müssen. Noch vor dreißig Jahren ging man davon aus, dass Magengeschwüre vor allem durch psychische Faktoren wie Stress entstünden. Auch hinsichtlich anderer Beschwerden des Verdauungstraktes wie der Refluxkrankheit und Gastritis tappte man im Dunkeln. Der Magen galt als keimfreie Zone, da Magensäure ein extrem scharfes Desinfektionsmittel ist. Es kam einer Revolution gleich, als 1982 australische Forscher ein Bakterium namens Helicobacter pylori entdeckten, das in der lebensfeindlichen Umgebung des Magens bestehen und diesen krankmachen kann. Bei mindestens jedem zehnten Patienten entwickelt sich aus der Entzündung ein Geschwür. Helicobacter ist aber auch für 80 Prozent der Magenkrebs-Erkrankungen verantwortlich, von denen allein in Deutschland pro Jahr 18.000 Fälle erfasst werden

Helicobacter pylori Weil das Bakterium so außergewöhnlich robust ist, ist es nur schwer zu beseitigen. Man verwendet dazu Kombinationen von drei Medikamenten, wovon gleich zwei Antibiotika sind. Ein die Magensäure hemmender Wirkstoff erleichtert zugleich die Abheilung von Geschwüren. Gelingt die Ausschaltung des Bakteriums nicht oder machen Allergien den Einsatz einer Kombination unmöglich, kann eine andere versucht werden. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Problem, wie Prof. Peter Malfertheiner, Gastroenterologe am Uniklinikum Magdeburg erklärt: "Der Keim hat inzwischen natürlich erkannt, dass man ihm mit wirksamen Antibiotika zu Leibe rücken will und hat sich Techniken ausgeklügelt, mit denen er gegen bestimmte Antibiotika, die wir heute primär einsetzen, resistent ist."

Der Kühlschrank hat Lebensmittelvergiftungen zurückgedrängt. Mediziner suchen deshalb neue Wege. Eine Impfung soll künftig schon vor der Ansteckung mit dem Keim schützen und das Immunsystem gegen vorhandene Erreger scharf machen. In Magdeburg läuft

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jetzt eine Studie an gesunden Testpersonen. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Impfung tatsächlich die Immunabwehr gegen Helicobacter hochfahren kann. Doch bis die Entwicklung soweit vorangeschritten ist, dass der Impfstoff jedem angeboten werden kann, werden wohl noch etliche Jahre vergehen. Segensreicher Kühlschrank Zu den erfreulichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte zählt der starke Rückgang von Erkrankungen an Magenkrebs. Neben den Erkenntnissen über Helicobacter pylori ist dafür die Verbreitung von Kühlschränken in modernen Haushalten verantwortlich. Der erste Kühlschrank wurde 1876 von Carl von Linde erfunden. Allgemeine Verbreitung fand er in Deutschland jedoch erst seit den 1950er-Jahren. Dadurch hat sich der Anteil frischer Lebensmittel an der Ernährung erhöht. Andere Konservierungsmethoden wie räuchern und pökeln, die das Risiko für Magenkrebs erhöhen, sind seitdem zurückgegangen. Ab einer Temperatur von sieben Grad Celsius vermehren sich Keime explosionsartig. Auf Lebensmitteln finden sie ein großes Nährstoffangebot und gedeihen darum hier besonders gut. Deshalb ist es wichtig, auf ausreichende Kühlung zu achten. Bei hohen Außentemperaturen wird es auch im Kühlschrank wärmer. Dies ist ein Grund dafür, dass es immer noch jährlich 100.000 Fälle lebensmittelbedingter Darmerkrankungen gibt. An heißen Tagen sollte darum der Regler des Kühlschranks höher gedreht werden. Diskutiert wird allerdings, ob der so segensreiche Kühlschrank vielleicht auch eine Schattenseite hat. Manche Mikroben wie Yersinien oder Listerien sind unempfindlich gegen Kälte, so dass sie im Vergleich zu früheren Zeiten einen höheren Anteil an den Keimen einnehmen, mit denen der Verdauungstrakt konfrontiert wird. Es gibt die Theorie, dass die Zunahme von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn damit zusammenhängen könnte. Während die positiven Wirkungen des Kühlschrankes unbestritten sind, ist dies jedoch bislang nur eine ungesicherte Vermutung. Friedemann Schmidt: Mein Tipp Die Eintrittspforten unseres Körpers, wie zum Beispiel Mund, Nase, Ohren sind von einer Schleimhaut bedeckt. Ähnlich wie unsere Haut wird auch diese Schleimhaut täglich mit einer Vielzahl von Fremdstoffen bombardiert: Nahrung, Staub, Gase, Pollen und Bakterien. Die allermeisten Infektionskrankheiten nehmen ihren Anfang an einer Schleimhaut, vor allem an den Atemwegen

Viele Erreger gelangen über die Atemwege in den Körper. Es gibt einige Medikamente, die darauf abzielen, die Schleimhaut fit gegen Eindringlinge zu machen. Das Prinzip besteht darin, dass diese Arzneimittel Bruchstücke von Erregern enthalten und ähnlich wie bei eine Impfung so das Abwehrsystem stimulieren sollen. Weil das Immunsystem der verschiedenen Organe miteinander in Verbindung steht, beeinflusst ein über den Mund aufgenommenes Medikament nicht nur die Darmschleimhaut, sondern auch den Mund oder den Harntrakt. Diese Mittel sind wenig untersucht, können aber einen Versuch wert sein, wenn Kinder häufig unter Erkältungen leiden oder man oft Entzündungen der Harnwege hat. Vorsicht ist geboten bei Allergikern und Patienten mit Krankheiten des Immunsystems. Resistente Erreger Die vielleicht bedeutendste Errungenschaft der modernen Medizin sind Antibiotika. Doch diese Wunderwaffe wird durch ihren Gebrauch stumpf. Ein Teil der Bakterien reagiert aber weniger empfindlich auf das für sie giftige Arzneimittel und überlebt die Behandlung. Diese Eigenschaft geben sie an ihre Nachkommen weiter. So entstehen ähnlich wie bei einer Züchtung Erreger, die resistent,

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also unempfindlich gegen bestimmte Antibiotika sind. Dann werden die Arzneimittel mit der Zeit wirkungslos und neue Antibiotika notwendig. Ungleicher Wettlauf Die Entwicklung neuer Wirkstoffe und die Herausbildung von Resistenzen gleicht dem Wettlauf zwischen Hase und Igel. Der Gewinner steht fest: es sind die Krankheitserreger. Inzwischen gibt es Stämme, die gleich mehreren Antibiotika widerstehen. Diese multiresistenten Bakterien sind ein zunehmendes Problem. Weil Medikamente gegen sie nicht wirken, enden Infektionen mit diesen neuen Super-Keimen oft tödlich.

Resistente Erreger sind vor allem in Krankenhäusern ein Problem. Nicht zu früh absetzen! Dass Bakterien unempfindlich werden, ist unvermeidlich. Ziel der Forschung kann darum nur sein, immer wieder neue Medikamente zu finden, die die alten, wirkungslos gewordenen ersetzen. Patienten können dazu beitragen, dieses Problem zu verringern. Da jeder Einsatz von Antibiotika die Resistenzbildung vorantreibt, sollten diese Medikamente nur genommen werden, wenn es auch nötig ist. Außerdem ist es wichtig, Antibiotika lange genug zu nehmen, auch wenn man sich bereits besser fühlt. Werden sie verfrüht abgesetzt, überleben mehr Keime, die ihre Widerstandskraft weiter vererben. Problem in Krankenhäusern Resistenzbildung ist vor allem in Krankenhäusern ein Problem. Hier geben Kranke Erreger an ihre Umgebung ab. Zugleich befinden sich im Krankenhaus Patienten, die durch Krankheit oder Operationen geschwächt sind und so leicht Angriffsziel der Keime werden. Derartige Infektionen kosten in Deutschland nach Schätzungen jährlich 40.000 Menschen das Leben. Das Problem der Krankenhausinfektionen ist nicht lösbar, es lässt sich nur eindämmen. Das Mittel dazu ist penible Hygiene. Sie verhindert die Übertragung von Krankheitserregern, indem diesen gewissermaßen der Weg verbaut wird. Super-Medikament aus Kompost Antibiotika sind nicht immer synthetische Stoffe, sondern entstammen häufig der Natur. Kleinstlebewesen bekämpfen sich gegenseitig, indem sie Substanzen absondern, die Konkurrenten fernhalten oder abtöten. Penicillin wurde zufällig entdeckt, indem dem Bakteriologen Alexander Flemming versehentlich der Nährboden einer Bakterienkultur verschimmelte. Dabei zeigte sich, dass die Schimmelpilze Bakterien töteten. Flemming isolierte den Stoff, mit dem sie dies taten. Als andere Forscher auf die Idee kamen, diesen als Medikament gegen Infektionen zu nützen, war damit das bedeutendste Antibiotikum gefunden.

Wissenschaftlern ist es gelungen, einen Wirkstoff aus Kompostbakterien zu gewinnen. Kompost-Bakterien helfen Nach demselben Prinzip, von Mikroorganismen produzierte Stoffe als mögliche Heilmittel zu nutzen, wird heute nach neuen Antibiotika geforscht. Wissenschaftlern in Jena ist es vor Kurzem gelungen,

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auf diese Weise einen neuen Wirkstoff zu gewinnen, der sogar gegen multiresistente Keime wirkt. Gebildet wird diese Closthioamid getaufte Substanz von einem Bakterium namens Clostridium cellulolyticum, das aus pflanzlichem Kompost isoliert wurde. Nachdem die Forscher bei Analyse des genetischen Profils erkannt hatten, dass der Mikroorganismus bislang völlig unbekannte Stoffe zu bilden in der Lage ist, setzen sie ihn versuchsweise unterschiedlichen Lebensbedingungen aus. In einer Umgebung, die seinem natürlichen Lebensraum im Komposthaufen ähnelt, produziert das Bakterium das potenzielle Super-Medikament. Neue Bakterienfamilie nutzbar gemacht Bislang ließen sich Anaerobier - jene Bakterien-Familie, zu der auch Clostridium cellulolyticum gehört - nicht zur Antibiotikagewinnung nutzen. Die Wissenschaftler hoffen nun, mit den von ihnen entwickelten Verfahren zahlreichen weiteren Vertretern dieses Bakterientyps medizinisch wirksame Substanzen abgewinnen zu können. Schnelle Hilfe gegen Sepsis dank Fingerabdruck Täglich sterben in Deutschland 160 Menschen an Sepsis. Eine Neuentwicklung aus Jena könnte dazu helfen, die Hälfte von ihnen zu retten. Die Sepsis - landläufig Blutvergiftung genannt - ist eine Entzündung des gesamten Körpers. Sie entsteht, wenn Krankheitserreger in den Blutkreislauf gelangen und eine Überreaktion des Immunsystems verursachen, die zu einem tödlichen Versagen von Organen führen kann. Eine Sepsis kann sich aus einfachen örtlichen Infektionen entwickeln. In diesem Fall droht Lebensgefahr. Sie wird unterschätzt, weil als Todesursache die Grunderkrankung angegeben wird. Tatsächlich ist aber die Sepsis eine der häufigsten Todesursachen. Kampf gegen die Uhr Eine Sepsis ist immer ein Notfall und erfordert eine umgehende Behandlung mit Antibiotika. Um das passende Gegenmittel auswählen zu können, ist notwendig, den genauen Typ des Erregers zu kennen. Die bisherige Methode dazu ist, diesen im Labor anzuzüchten, um ihn bestimmen zu können. Das jedoch erfordert viel Zeit - Zeit, die der Patient nicht hat.

Bakterien müssen schnell identifiziert werden. Bakterien den "Fingerabdruck" abnehmen Am Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena wurde nun eine Methode entwickelt, die deutlich schneller ist. Den Wissenschaftlern gelang es, Bakterien mit Hilfe der Spektroskopie in nur einem Bruchteil der bislang nötigen Zeit zu identifizieren. Dazu wird ein Laser auf Moleküle gerichtet. Das zurückgeworfene Lichtspektrum gibt Aufschluss über die chemische Beschaffenheit der Moleküle. Da sich Bakterien in ihrem Erbgut und damit letztlich ihrer chemischen Zusammensetzung unterscheiden, verursachen sie auch bei Bestrahlung eine unterschiedliche Lichtstreuung, die jede Art wie ein Fingerabdruck kennzeichnet. Mit Hilfe eines "BioParticleExplorer" getauften Geräts lässt sich diesen Fingerabdruck schnell bestimmen, und ohne Anzucht feststellen, welche Erreger einen Patienten befallen haben. So kann erheblich schneller das passende Antibiotikum verabreicht werden. Uralte Kulturpflanze mit spannender Zukunft

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Das Öl der Myrthe wirkt entzündungshemmend. Die Myrte ist ein immergrüner Strauch mit aromatisch duftenden Blättern, weißen Blüten und blauschwarzen Beeren. Weil sie im alten Rom der Venus geweiht war, wird sie bis heute als Brautschmuck verwendet. Blätter und Beeren werden auf Sardinien und Korsika als Gewürz und zur Likörherstellung genutzt. In der Parfümerie wird das "Engelswasser" genannte ätherische Öl geschätzt. Dieses Öl wird auch medizinisch genutzt. Die Volksmedizin verwendet das antibakteriell und schleimlösend wirkende Myrtenöl als Bestandteil von Salben gegen Hautentzündungen. In der Arzneimittelherstellung ist es Bestandteil von Hustensäften. Darüber hinaus wirkt Myrtol entzündungshemmend und kann Tumorzellen töten. Forscher sehen hier einen Ansatzpunkt für eine mögliche Entwicklung künftiger Krebsmedikamente. Synthetischer Nachbau möglich Die Extraktion des Myrtenöls aus den Blättern ist mühsam und wenig ergiebig. Chemiker der Universität des Saarlandes haben darum Methoden entwickelt, mit denen sich die natürlichen Myrtenbestandteile im Labor nachbauen lassen. Synthetisch hergestellt, stehen sie so in größeren Mengen zur Verfügung. Dadurch lassen sich die pharmakologischen Eigenschaften besser untersuchen. Zudem kann geprüft werden, ob geringfügige chemische Umbauten die Wirkung des Naturstoffes vielleicht sogar noch steigern können.

Killerkeime - Schutz vor der tödlichen Gefahr ? (Sendung im WDR am 20.9.2010) Autorin: Monika Härle

Keime verbreiten sich blitzschnell Wieder ist ein „Superkeim“ aufgetreten – er gelangte über Indien nach Europa. Alles ist in heller Aufregung. Aber was ist wirklich dran an diesem „Killerkeim“, und was muss bei uns in Deutschland beachtet werden? Die Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) sind drastisch und sprechen eine eindeutige Sprache: jährlich bis zu 600.000 vermeidbare Infektionen in Krankenhäusern, bis zu 40.000 Tote, 20.000 vermeidbare Todesopfer. Vermeidbar, wie man weiß, allein durch Händedesinfektion. Doch die wird allzu häufig vernachlässigt. Jetzt – nach einem Toten in Belgien und drei toten Babys in Mainz – wird die Frage neu gestellt: Wer schützt uns vor den tödlichen Superkeimen?

Alles andere als keimfrei Mangelnde Hygiene in Krankenhäusern – vermeidbare G efährdung! Das Problem liegt klar auf der Hand: Wegen zu wenig Hygiene in den Krankenhäusern kommt es häufig zu Infektionen bei Patienten, die hätten vermieden werden können. Begründungen für die schlechte Hygiene liegen einmal darin, dass das Pflegepersonal und die Ärzte häufig das Händedesinfizieren vernachlässigen. Bei einem Patientenwechsel gehen sie meist nur kurz mit etwas Desinfektionsmittel über die Hände – das führt häufig zur Übertragung von Keimen. Damit alle Keime an den Händen abgetötet werden, muss man sich die Hände mindestens 30 Sekunden lang mit einem

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solchen Mittel feucht halten. Doch aufgrund von Pflegepersonalmangel ist meist zu wenig Zeit zum konsequenten Desinfizieren. Aber die Händedesinfektion ist nicht alles. Im August 2010 starben drei Babys in der Mainzer Uniklinik an einem Bakterium der Gattung Enterobacter. Tragischerweise trafen es dort die Schwächsten der Schwachen – die Frühchen wurden über eine verunreinigte Nahrungsinfusion mit dem Bakterium infiziert. Achte weitere Säuglinge wurden ebenfalls infiziert, konnten aber gerettet werden. Ursache für die verheerende Infektion war ein Haarriss in der Flasche, worin die intravenöse Infusion hergestellt wurde. Durch diesen unbemerkten Riss gelangten die Bakterien in die Nahrung, in der sie sich unter perfekten Nährstoffbedingungen vermehren konnten. So liegt die Schuld nicht in der Klinik oder der Klinikapotheke, wie eine Untersuchungskommission herausfand, sondern schon vorher in der Produktionskette. Die große Menge an Bakterien, die in den Infusionen gefunden wurde, hätte sich nicht in der kurzen Zeit im Krankenhaus gebildet haben können. Aber es ist klar, dass es an irgendeiner Stelle ein vermeidbares Hygieneproblem gegeben hat. Antibiotikum – das Heilmittel, was nicht mehr hilft Die Übertragung von „normalen“ Keimen stellt aber noch keine große Gefahr dar. Kritisch wird es, wenn Keime Multiresistenzen entwickeln, wie MRSA (multi-resistente Staphylococcus aureus oder Methicillin-resistente Staphylococcus aureus). Diese Bakterien sind resistent gegen alle oder nahezu alle Antibiotika. Aktuellstes Beispiel ist der „Superkeim“ aus Indien und Pakistan, NDM-1 (New-Dehli-Mettallo-β-1). Genaugenommen ist NDM-1 ein Gen dieser Bakterien, welches ein Enzym produziert, das das Antibiotikum wirkungslos macht. Es gibt momentan nur zwei Antibiotika, die noch gegen solche NDM-1-Bakterien helfen, wobei eines von ihnen auch nur noch in manchen Fällen wirkt. Selbst alle Notantibiotika zeigen keine Wirkung, wenn NDM-1mitbeteiligt ist. Diese Problematik dramatisiert sich noch weiter, da Bakterien untereinander Geninformationen austauschen, das heißt, nicht-resistente Bakterien bekommen Resistenzinformation von Bakterien mit dem NDM-1-Gen. Nach Forschungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind NDM-1-Bakterien endemisch, sie treten also nur in einer begrenzten Region auf. Doch durch den immer stärker wachsenden Tourismus in Indien, ganz besonders den Schönheits-OP-Tourismus, verbreiten sich solche Erreger viel schneller und auch viel weiter. Das erste Mal wurde 2009 in Schweden ein Patient mit solch modifizierten Bakterien behandelt, in Großbritannien wurden bisher 37 Infektionen gemeldet. Weitere Infektionen sind aus den Niederlanden, den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien bekannt. In Belgien ist schon der erste Patient an der Infektion mit einem NDM-1-Bakterium verstorben. Alle infizierten Patienten hatten sich zuvor in Indien einer Operation unterzogen. In Indien, Bangladesch und Pakistan selbst sind circa 140 Fälle gemeldet. Auch in Deutschland sind erste einzelne Infektionen bekannt. Experten warnen vor der Ausbreitung des Bakteriums und halten eine koordinierte internationale Überwachung als Maßnahme erforderlich. Sie prognostizieren ein weltweites Gesundheitsproblem für den Fall, dass nichts unternommen wird. Trotzdem ist das von den Medien hochgespielte Bedrohungsszenario ihrer Meinung nach viel zu drastisch und entspricht nicht der Realität. Da es nur eine Frage der Zeit ist, bis das Problem sich zuspitzt, entwickelt das RKI seit 2007 die sogenannte Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS). Dieses System soll die Entwicklung von Resistenzen gegen Antibiotika frühzeitig erkennen, damit direkt dagegen vorgegangen werden kann, indem es zum Beispiel isoliert wird. Eine weitere Bekämpfungsmaßnahme wäre die Entwicklung neuer Antibiotika. Da es jedoch circa zehn Jahre dauert, bis ein wirkungsvolles Antibiotikum entwickelt ist, reicht dafür meist die Zeit nicht. Außerdem wird nur noch sehr wenig an neuen Antibiotika geforscht, da die forschenden Pharmaunternehmen nicht gut daran verdienen. Wie steht die Politik zum Thema Hygiene und „Superk eime“? Das Gesundheitsministerium Indiens streitet aus Angst vor rückläufigen Touristenzahlen jede Gefahr ab und begründet das damit, dass Mutationen ständig in unserem Körper auftreten und dieses Phänomen nichts Außergewöhnliches ist. Deutschland nimmt das Thema der Krankenhaushygiene sehr ernst. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) setzte es auf die Tagesordnung für die nächste Gesundheitsministerkonferenz mit den Bundesländern, um dort über fehlende bundesweite Hygienevorschriften und Gesetze zu entscheiden. Denn das Problem ist, dass solche Regeln in den Verantwortungsbereich der Länder fallen, die aber bis auf fünf, darunter auch NRW, nichts tun. Zu entscheiden ist über ein Gesetz, das Hygiene in einem vorgeschriebenem Ausmaß als Pflicht darstellt, und darüber, ob und wenn ja, in welcher Höhe Bußgelder bei Missachtung dieser Regeln erhoben werden sollen.

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Durch solche Gesetze und Vorschriften für gezielte Hygiene in den Kliniken sowie durch einen verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika, kann die Verbreitung solcher Erreger wirkungsvoll eingedämmt, wenn nicht sogar verhindert werden. Die Barmer GEK – größte gesetzliche Krankenkasse mit 8,5 Millionen Versicherten – fordert zusätzlich eine Verpflichtung für Krankenhäuser, ihre Infektionsraten regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich und somit zum Zeichen für Qualität zu machen. Was kann ich tun? Was sind sinnvolle Maßnahmen? Aufgrund fehlender verbindlicher Hygienevorgaben und der Missachtungen einfachster hygienischer Regeln ist es wichtig, sich zu informieren und Maßnahmen zu treffen, die Sie bei einem Krankenhausbesuch schützen. Auch wenn Sie auf eventuelle Verständnislosigkeit treffen, sollten Sie zum Ausschluss etwaiger Haftungsklagen vorab einen MRSA-Test machen lassen, um auszuschließen, dass Sie einen solchen Erreger in sich tragen, ihn also im Falle einer Infektion nicht schon vorher gehabt haben. Es gibt zwei verschiedene Arten von Tests: Der PCR-Test dauert nur etwa zwei Stunden und kostet 16,50 Euro, der „Standard-Test“ ist preiswerter, dauert dafür aber mindestens 24 Stunden. Gerade nach einer Operation in Indien oder Pakistan sollten Sie vor einer Behandlung in Deutschland einen solchen Test durchführen lassen.

Mindestens 30 Sekunden lang müssen die Hände mit Desinfektionsmittel befeuchtet werden Worauf Sie noch achten sollten ist, wie gründlich oder ob überhaupt das Pflegepersonal und die Ärzte sich die Hände desinfizieren. Mindestens 30 Sekunden lang sind die Hände mit Desinfektionsmittel zu befeuchten, damit alle Bakterien abgetötet werden und nichts übertragen wird. Wichtig ist auch, dass Sie das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern verantwortungsvoll damit umgehen, zum Schutze Ihres eigenen Lebens aber auch dem Ihrer Mitmenschen.

Zoonosen – tierische Keime – Gefahr in Lebensmittel n (Sendung im Br am 5.10.2010) Von Annette Bögelein Vogelgrippe, Frühsommer-Meningoenzephalitis, Kuhpoc ken und Maul- und Klauenseuche das alles sind Krankheiten, die vom Tier auf den Mensch en übertragbar sind. In Fachkreisen nennt man diese Erkrankungen auch Zoonosen. Spätestens se it dem Impfaufruf gegen die Schweinegrippe diskutiert man diese Art von Infekti onen. Was genau sind Zoonosen und wie kann man sich vor ihnen schützen?

Der Hygienestandard von Lebensmitteln ist so hoch wie nie zuvor und dennoch kommt es immer wieder zu Lebensmittelinfektionen: Seit Jahren ist bekannt, dass Eier mit Salmonellen verseucht sein können und im Putenfleisch womöglich Campylobacter lauern. Gemüse kann EHEC-Keime enthalten und in Rohmilchprodukten sind Listerien ein Problem. Man sieht und schmeckt sie nicht

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Salmonellen, Campylobacter, EHEC und Listerien sind Erreger, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden - häufig über Lebensmittel. Weil sie vom Tier stammen, werden die Erreger als sogenannte Zoonosen zusammengefasst. Das Problem dabei ist: Man sieht und schmeckt nicht, ob das Essen oder ein Lebensmittel von den Keimen befallen ist! Pro Jahr zählen die Gesundheitsämter rund 200.000 Lebensmittelinfektionen und die Dunkelziffer scheint noch viel höher zu sein, da nicht jede Infektion erkannt wird. Gefahr in Lebensmitteln Trotz hohem Hygienestandard leiden immer mehr Menschen an Brechdurchfall verursacht durch Lebensmittelinfektionen. Besonders im Sommer und im Herbst steigen die Infektionen rapide an. Wenn es warm ist, vermehren sich die Keime sehr schnell und je höher die Keimzahl ist, desto schwieriger ist es für das Immunsystem, sich zu wehren. Die Ursachen sind häufig mangelhafte Kühlung von Lebensmitteln oder ungares Fleisch. Die Schwere der Krankheiten kann zwischen leichten Symptomen bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen variieren. Besonders gefährdet sind Menschen mit schwachem Immunsystem - wie Kinder und ältere Menschen.

Bildunterschrift: Salmonellosen, gramnegative stäbchenförmige Enterobakterien, auf einem Nährboden Geflügel, Eier, Fleisch und Rohmilch Die häufigsten kontaminierten Lebensmittel sind: Geflügelfleisch, Eier, Eierprodukte und roheihaltige Speisen, rohe Fleischwaren wie zum Beispiel Hackepeter und Rohmilchprodukte. Campylobacter und Salmonellen sind Spitzenreiter für Magen-Darm-Erkrankungen. Außerdem kommt es immer wieder zu Infektionen mit EHEC oder Listerien! Gründe für den Zoonosen-Anstieg Massentierhaltung und veränderte Ernährungsgewohnheiten fördern die Verbreitung der Erreger. Seit der Agrarwende tauchen verschwunden geglaubte Tierseuchen wieder auf. Geflügel enthält wieder mehr Bakterien, weil sich die Tiere bei Bodenhaltung mit ihrem eigenen Mist infizieren. Das Ausbringen von Gülle und Mist ist eine weitere Quelle für die Verbreitung der gefährlichen Bakterien. Wurde das Tier auch noch mit Antibiotika behandelt, können sich resistente Keime entwickeln. Aber auch die Lebensmittelproduktion hat sich entscheidend verändert. Frisches Fleisch wird länger gekühlt und gelagert, genügend Zeit für die Vermehrung der Listerien. Hinzu kommen die Risiken durch weltweiten Tourismus. Häufig infizieren sich Menschen im Urlaub wegen niedrigerer Hygienestandards. Auch das veränderte Konsumverhalten und der Griff nach importierten Lebensmitteln aus fernen Ländern erhöhen die Chancen, unbemerkt zoonotische Erreger einzuführen.

Bildunterschrift: Gefahr durch Geflügelfleisch

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Erreger in Lebensmitteln Rohes oder ungares Fleisch ist eine bedenkliche Infektionsquelle. Salmonellen lauern in Schweine- und Geflügelfleisch, EHEC in Rindfleisch und Rohmilchprodukten, Campylobacter kann in Huhn und Ente, Rind, Schwein, Wild und nicht pasteurisierter Milch vorkommen. Listerien konnten in Rohmilch und Rohmilchprodukten immer wieder nachgewiesen werden. Doch auch Räucherfisch und Fleischprodukte können verunreinigt sein. Salmonellen und Campylobacter können auch auf Frischkost lauern. Obst und Gemüse sollten immer gut gewaschen sein! Das Gleiche gilt für fertig geputzte Salate und Sprossen. Eier sind nicht mehr so stark mit Salmonellen belastet wie früher. Trotzdem sollten Soßen, Mayonnaise und sonstige empfindliche Speisen wie zum Beispiel Desserts auf jeden Fall gut gekühlt und erst kurz vor dem Verzehr serviert werden! Parasitäre Erkrankungen durch Trichinen (Fadenwürmer) oder Echinokokken (Fuchsbandwurm) kommen immer seltener vor. An Bedeutung gewinnen jedoch Salmonellen-Typen, die in pflanzlichen Trockenprodukten auftreten. Bei den pflanzlichen Nahrungsmitteln sind vor allem Gewürze, Kakao, Trockengemüse, Pilze, Kräuter und Tees betroffen, bei denen in Folge des niedrigen Wassergehalts keine Keimvermehrung stattfindet, solange kein Wasser dazu kommt. Vermutlich stammen die Bakterien aus Vogelkot (Guano) oder Rindermist, der als Dünger eingesetzt wird. Das sind einige Möglichkeiten, aber jede Kontamination aus der Umwelt kann das bei der Verarbeitung bewirken. Risiko minimieren – praktische Tipps Die Lebensmittelhygiene ist der wichtigste Schutz vor Zoonosen. Jeder kann selbst etwas tun, um das Risiko so gering wie möglich zu halten. Hier einige Tipps: Kühlen 1. Lückenlose Kühlkette sicherstellen - auch beim Transport. Eine Bazille vermehrt sich in fünf Stunden zu etwa einer Million Keime! Deshalb: Kühltaschen mitnehmen und frische oder gefrorene Sachen zum Schluss kaufen. 2. Kühlschrank soll unter 7 Grad Celsius haben, die Gefriertruhe mindestens 18 Grad. 3. Geflügel und Fisch nur im Kühlschrank oder der Mikrowelle auftauen Auftauwasser sofort entsorgen. Es enthält Bakterien! 4. Empfindliche Speisen wie Tiramisu bis kurz vor dem Verzehrt kühlen und möglichst nicht mit rohen iern herstellen, sondern mit pasteurisiertem Flüssig-Ei. 5. Immer Verfallsdaten kontrollieren Verpackung und Lagerung 1. Trennung von Lebensmitteln, die als mögliche Träger von Salmonellen gelten (zum Beispiel Geflügel, Eier), von anderen Lebensmitteln. 2. Auf dichte Verpackungen beim Einkauf achten! 3. Geschlossene Behälter im Kühlschrank für Lebensmittel oder diese komplett abdecken. 4. Tiefgefrorenes Fleisch ohne Verpackung in einer Schale im Kühlschrank auftauen. 5. Frische Ware - auch verpackte - nach dem Öffnen schnell verbrauchen! Waschen 1. Gefahr birgt auch alles, was roh gegessen wird und worauf sich Erreger zum Beispiel durch Düngung/Vogelkot/Katzenkot verbreiten können: Salat deshalb vorher gründlich waschen! 2. Um eine Übertragung von Keimen vom rohen Fleisch oder auf Marinaden zu vermeiden, verschiedene Grillzangen oder Gabeln verwenden (für roh und fertig). 3. Oberflächen nach Kontakt mit rohen Produkten (Fleisch, Geflügel, Fisch) sofort mit heißem Wasser reinigen und abtrocknen. Diese Lebensmittel auf gesonderten Schneidebrettern verarbeiten. 4. Hände zwischen den einzelnen Zubereitungsschritten mit warmem Wasser und Seife gründlich reinigen. Erhitzen 1. Leicht Verderbliches wie Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier oder Milch vollständig durchgängig erhitzen. 2. Das Frühstücksei sollte hartgekocht werden. 3. Auch Wurzelgemüse und Kartoffeln gut durchgaren. Obst sowie Beeren gut waschen, um zum Beispiel EHECKeime zu beseitigen! 4. Kräutertees sollte man immer mit kochendem Wasser aufgießen und mindestens fünf bis zehn Minuten ziehen lassen. Dies gilt insbesondere für Tees, die für Säuglinge und Kleinkinder bestimmt sind. Fruchtsäfte erst nach dem Abkühlen zusetzen.

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Küchenhygiene 1. Reine und unreine Arbeitsvorgänge in der Küche trennen, Behälter von Frischfleisch oder Fisch gesondert von anderem Geschirr reinigen. 2. Spülbürsten und Lappen reinigen eventuell in die Spülmaschine. 3. Küchen- und Handtücher bei 60 Grad waschen. 4. Abfallbehälter regelmäßig gut reinigen. 5. Kühlschrank mit Essigessenz regelmäßig reinigen. Tierische Keime: Gefahr in LebensmittelnVogelgrippe , Kuhpocken und Maul- und Klauenseuche - das alles sind Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind. In Fachkreisen nennt man diese Erkrankungen auch ZO ONOSEN. Was genau sind Zoonosen und wie kann man sich vor ihnen schützen?

Bakterien (Sendung im WDR am 4.10.2010) Redaktion: Manfred Höffgen

Es ist kaum 100 Jahre her, da waren Bakterien und Viren als Feinde kaum erkannt. Die Folge: Jeder Fünfte starb hierzulande an Infektionskrankheiten. Heute hat sich die Vorstellung von Sauberkeit in ihr Gegenteil verkehrt. Mit scharfen Mitteln rückt man den Bakterien zu Leibe, wäscht, schrubbt, scheuert und verschont im Hygienekampf auch den eigenen Körper nicht. Doch wo ist peinliche Sauberkeit sinnvoll und wo nicht? Hygienewahn: Leben mit Keimen, Pilzen und Bakterien Es ist kaum 100 Jahre her, da waren Bakterien und Viren als Feinde kaum erkannt. Die Folge: Jeder Fünfte starb hierzulande an Infektionskrankheiten, übertragen durch Schmutz, Fäkalien und Abfälle. Heute hat sich die Vorstellung von Sauberkeit in ihr Gegenteil verkehrt. Bakterien sind die Feinde im Haushalt, genauso wie in den Arztpraxen und Krankenhäusern. Mit scharfen Mitteln rückt man ihnen zu Leibe, wäscht, schrubbt, scheuert und verschont im Hygienekampf auch den eigenen Körper nicht. Doch wo ist peinliche Sauberkeit sinnvoll und wo nicht? Wie viel Hygiene braucht der Mensch wirklich? Servicezeit: Gesundheit zeigt, dass gefährliche Bakterien dort lauern, wo man sie gar nicht erwartet. Die Sendung erklärt, wann der Kampf gegen die Mikroben tatsächlich sinnvoll ist und wann nicht. Und sie berichtet über eine Gesundheitsgefahr, die unseren Kindern durch übertriebene Hygiene droht.

Längere Behandlung wegen einer Krankenhausinfektion ist nicht selten Krankenhauskeime MRSA In Deutschland bleiben jährlich etwa 500.000 Patienten im Schnitt vier Tage länger im Krankenhaus, als eigentlich vorgesehen ist. Der Grund: Sie bekommen eine Krankenhausinfektion und müssen deswegen zusätzlich behandelt werden. Verursacht werden diese Infektionen vor allem durch ein Bakterium mit dem Namen „Staphylococcus aureus“. Bestimmte Stämme dieses Bakteriums sind mittlerweile mehrfach resistent gegenüber

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Antibiotika und nur schwer oder gar nicht zu behandeln. Daher bezeichnet man sie als „Multiresistente Staphylococcus aureus“, kurz: MRSA.

Ein eigentlich alltäglicher Hautkeim kann zur Gefahr werden MRSA-Infektionen können tödlich enden Eigentlich ist Staphylococcus aureus ein alltäglicher Hautkeim, den jeder Fünfte ständig und jeder Zweite zeitweise in oder auf sich trägt, ohne es zu merken – entweder auf der Haut, auf den Schleimhäuten oder in der Nase. Staphylococcus aureus oder sein hartnäckiger Ableger MRSA wird durch Körperkontakte übertragen, sprich: von Hand zu Hand. Häufig verliert sich dieser Keim wieder von der Haut, ohne Schaden bei gesunden Menschen anzurichten. Doch wenn jemand krank oder verletzt ist und ein schwaches Immunsystem hat, kann es insbesondere in einem Krankenhaus leicht zu Infektionen kommen, zum Beispiel Wundinfektionen, Pneumonien (Lungenentzündungen) oder Sepsis (Blutvergiftung). Schätzungsweise 600.000 Patienten infizieren sich in Deutschland jährlich mit MRSA. Etwa 15.000 dieser Infektionen enden tödlich. Der Grund: mangelnde Hygiene im Krankenhaus. In Deutschland wurde in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg der MRSA-Prävalenz beobachtet. Auch wenn in jüngster Zeit von einer Stabilisierung der MRSA-Rate in Deutschland gesprochen wird, sind entsprechende Zahlen in benachbarten Ländern (Niederlande; Dänemark) deutlich niedriger. Während in Deutschland die MRSA-Rate im Durchschnitt bei etwa 15 bis 20 Prozent liegt, hält sich der Anteil in den Niederlanden seit Jahren stabil auf unter 1 Prozent. Dort zeigt sich deutlich, dass sich die MRSA-Raten durch ein konsequentes und koordiniertes Vorgehen verringern lassen.

Viele Krankenhäuser nehmen den Kampf gegen MRSA verstärkt auf Hygienemaßnahmen zur Prävention von MRSA-Infektione n Mittlerweile wird auch in Deutschland allmählich die Dringlichkeit beim Kampf gegen MRSA erkannt. Zurzeit verfügen etwa nur 10 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland über einen eigenen Hygienefacharzt sowie Hygienefachpersonal. Eines dieser Krankenhäuser ist die Uniklinik Münster. Als Dr. Alexander Friedrich vor neun Jahren seine Stelle als Hygienefacharzt an der Uniklinik Münster antrat, war ihm klar: Ein Krankenhaus allein kann das Problem nicht lösen. 1995 entwickelte er im Verbund mit anderen Kliniken der Region Münsterland die Euregio-Netzwerke. Das Ziel: die Prävention von MRSA-Infektionen.

Dr. Alexander Friedrich ist Hygienefacharzt

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An der Uniklinik Münster wird seither jeder Patient spätestens bei der Aufnahme im Krankenhaus auf MRSA untersucht. Der Test erfolgt über einen Abstrich im Nasenvorhof. Falls der Patient MRSA-Träger ist, kommt er vorübergehend in Quarantäne, bis die gefährlichen Keime beseitigt sind. Eine weitere effektive Maßnahme ist die Desinfektion der Hände nach jedem Körperkontakt mit einem Patienten oder einem Kollegen. Für Dr. Alexander Friedrich sollten diese erforderlichen Hygienemaßnahmen zum Standardprogramm eines jeden deutschen Krankenhauses gehören. „Wenn ein Krankenhaus weder einen Hygienefacharzt noch Hygienefachpersonal vorweisen kann, würde ich einen großen Bogen um dieses Krankenhaus machen, weil es niemanden gibt, der sich hauptamtlich darum kümmert, dass ich vor den MRSA-Erregern geschützt werde.“

Leben mit Bakterien Sie sind überall, sie vermehren sich rasend schnell, und sie können Krankheiten verursachen. Bakterien machen deshalb Angst. Doch Tatsache ist: Wir brauchen sie auch. Unser Körper wäre ganz ohne Bakterien kaum lebensfähig. Und daher ist er komplett von ihnen besiedelt, auch wenn wir sie nicht sehen und nicht fühlen. Beispiel Haut Die gesunde Haut besitzt eine körpereigene Bakterienflora. Diese Bakterien ernähren sich von dem, was unser Körper ausscheidet: Schweiß, Talg und Hautschuppen. Zur Hautflora gehören relativ wenige Arten von Bakterien. Überwiegend sind es Staphylokokken, Sarcinen oder Corynebakterien. Auch in den Talgdrüsen leben Mikroben. Insgesamt ist ihre Anzahl gewaltig. Es sind bis zu zehn Billionen auf der gesamten Haut. Die Keimzahl selbst ist individuell verschieden – sie hängt von den Eigenschaften der Haut und auch von den persönlichen Eigenheiten der Körperpflege ab. Am dichtesten ist die Flora an warmen und feuchten Hautstellen, wie in den Achselhöhlen oder zwischen den Zehen. Das Mikroklima ist hier ideal für ein gutes Gedeihen. Bis zu 100.000 Bakterien pro Quadratzentimeter tummeln sich dort. Eher dünn besiedelt sind zum Beispiel die Arme mit mehreren Tausend Mikroben auf der gleichen Fläche. Gerüche dank Bakterien Wo sie sich am wohlsten fühlen, kann jeder selbst feststellen. Denn an den Lieblingsplätzen der Keime entstehen Gerüche. Zum einen sind es Bestandteile des Schweißes, die von den Bakterien zersetzt werden und in unsere Nase gelangen. Aber auch das männliche Sexualhormon Testosteron erreicht in geringen Mengen die Körperoberfläche. Es wird ebenfalls zerlegt, sodass der typisch strenge „männliche“ Geruch nach Schweiß oder sogar Urin entsteht. Und auch, wenn man es nicht wahrhaben will: Diese Düfte haben offenbar eine wichtige Funktion bei der Partnerwahl. Doch nicht nur der Geruch der Haut wird wesentlich von Bakterien bestimmt. Ohne sie wäre die Haut auch fast schutzlos. Denn unsere Mitbewohner bilden einen wichtigen Teil unserer Verteidigungslinien gegen krank machende Keime. Als mikrobielle Schutztruppe liefern sie jedem auf unserer Haut oder der Schleimhaut landenden Neuankömmling – und damit potenziellen Konkurrenten – eine erbitterte Schlacht. Sie umzingeln ihn und hungern ihn aus, indem sie in seinem Umkreis alle Nahrung wegfressen. Außerdem scheiden sie nach ihren Mahlzeiten Säuren aus. Und diese sind wichtiger Bestandteil des sogenannten Säureschutzmantels der Haut. Das saure Milieu ist für die meisten anderen Bakterien sehr lebensfeindlich. Sie sterben daher schon nach kurzer Zeit auf der Haut ab. Beispiel Darm Auch bei der Ernährung spielen Bakterien eine enorm wichtige Rolle. Im menschlichen Darm siedeln auf den Darmschleimhäuten schätzungsweise 100 Billionen Bakterien in 400 verschiedenen Arten. Die Masse der gesamten Darmflora wird beim Erwachsenen auf sage und schreibe 3 bis 5 Kilogramm geschätzt. Die ausgeschiedenen Bakterien machen 50 Prozent des Stuhlvolumens aus.

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Im menschlichen Darm siedeln 100 Billionen Bakterien in 400 verschiedenen Arten Die wichtigste Aufgabe der Darmflora ist die Unterdrückung krankheitserregender Keime. Dafür müssen im Verdrängungswettbewerb der konkurrierenden Bakterien nützliche Darmbewohner die Oberhand behalten. Die gesundheitsfördernden Bifiduskeime und Lactobazillen sind in der Lage, die Kontaktstellen für Keime in der Darmschleimhaut zu besetzen und so die schädigenden Bakterien zu verdrängen. Auf diese Weise bilden sie den sogenannten Mukosablock aus, eine Schleimhautbarriere, die es Eindringlingen unmöglich macht, sich in der Darmschleimhaut festzusetzen. Bifiduskeime gelten als Leitkeime des Dickdarms. Man vermutet, dass vor allem ihre Fähigkeit, neben Milchsäure auch noch Essigsäure zu bilden, das Wachstum anderer Bakterien hemmt und die Neigung zu Magen-Darm-Infektionen mindert. Wahrscheinlich verstärkt das Absinken des pH-Wertes in den sauren Bereich die Schutzwirkung der physiologischen Darmflora auf die Darmwand. Zum anderen scheiden sie Stoffwechselprodukte aus, die antibakteriell gegen schädliche Keime wirken, die sogenannten Bacteriocine. Diese drängen auch das Wachstum von Pilzen im Darm zurück. Besonders bei Magen-Darm-Infekten kommt dieser Schutzwirkung eine besondere Bedeutung zu. Am dichtesten ist die Flora an warmen und feuchten Hautstellen, wie in den Achselhöhlen oder zwischen den Zehen. Das Mikroklima ist hier ideal für ein gutes Gedeihen. Bis zu 100.000 Bakterien pro Quadratzentimeter tummeln sich dort. Eher dünn besiedelt sind zum Beispiel die Arme mit mehreren Tausend Mikroben auf der gleichen Fläche. Gerüche dank Bakterien Wo sie sich am wohlsten fühlen, kann jeder selbst feststellen. Denn an den Lieblingsplätzen der Keime entstehen Gerüche. Zum einen sind es Bestandteile des Schweißes, die von den Bakterien zersetzt werden und in unsere Nase gelangen. Aber auch das männliche Sexualhormon Testosteron erreicht in geringen Mengen die Körperoberfläche. Es wird ebenfalls zerlegt, sodass der typisch strenge „männliche“ Geruch nach Schweiß oder sogar Urin entsteht. Und auch, wenn man es nicht wahrhaben will: Diese Düfte haben offenbar eine wichtige Funktion bei der Partnerwahl. Doch nicht nur der Geruch der Haut wird wesentlich von Bakterien bestimmt. Ohne sie wäre die Haut auch fast schutzlos. Denn unsere Mitbewohner bilden einen wichtigen Teil unserer Verteidigungslinien gegen krank machende Keime. Als mikrobielle Schutztruppe liefern sie jedem auf unserer Haut oder der Schleimhaut landenden Neuankömmling – und damit potenziellen Konkurrenten – eine erbitterte Schlacht. Sie umzingeln ihn und hungern ihn aus, indem sie in seinem Umkreis alle Nahrung wegfressen. Außerdem scheiden sie nach ihren Mahlzeiten Säuren aus. Und diese sind wichtiger Bestandteil des sogenannten Säureschutzmantels der Haut. Das saure Milieu ist für die meisten anderen Bakterien sehr lebensfeindlich. Sie sterben daher schon nach kurzer Zeit auf der Haut ab.

Bakterien fühlen sich am wohlsten an warmen und feuchten Hautstellen

Allergie durch Hygienewahn

Autor: Thomas Liesen

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Kinder sind besonders anfällig für Infektionen. Und natürlich möchte man sie vor Krankheiten schützen so gut es geht. Viele Eltern sehen es daher gar nicht gerne, wenn ihre Kleinen im Dreck wühlen, sich Erde in den Mund stecken oder sich von verschnupften Spielkameraden anhusten lassen. Sauber und möglichst keimfrei sollen sie groß werden, lautet das Motto, denn sauber ist gesund. Trotzdem sind manche Krankheiten auf dem Vormarsch, vor allem Allergien. Schon jedes vierte Kind leidet unter Asthma oder Neurodermitis. Ein besorgniserregender Trend. Und immer mehr Ärzte machen in den letzten Jahren eine merkwürdige Beobachtung: Kinder, die auf dem Land groß werden, scheinen weniger von Allergien betroffen zu sein als typische Stadtkinder.

Die „Bauernkinder“-Studie Doch Beobachtungen sind kein Beweis. Ein Team von Münchener Kinderärzten wollte der Sache daher vor einigen Jahren auf den Grund gehen. Sie rekrutierten in Zusammenarbeit mit österreichischen und Schweizer Forschern rund 1.000 Familien mit Kindern zwischen 6 und 13 Jahren. Die Hälfte der Familien waren Landwirte, die anderen lebten auch eher ländlich, bewirtschafteten aber keinen Hof.

Dann untersuchten die Forscher, wie sich die Lebensweise auf die Keimbelastung im häuslichen Umfeld auswirkte. Sie testeten daher Teile der Wohnung wie zum Beispiel Fußböden und Matratzen der Kinder auf Bakterien. Tatsächlich waren die Betten der „Bauernkinder“ deutlich stärker mit Bakterien belastet.

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Schließlich untersuchten die Ärzte den Gesundheitszustand der Kinder. Die Frage war vor allem: Wer bekommt Allergien? Am Ende stand überraschend fest: Die Kinder auf den Bauernhöfen bekamen nur halb so oft Asthma und Heuschnupfen wie die Kinder aus der Vergleichsgruppe. Gestärktes Immunsystem In begleitenden Untersuchungen kamen die Forscher auch den Ursachen des Phänomens auf die Spur. Sie untersuchten dazu Blutproben der Kinder auf Immunfaktoren, denn ein fehlgeleitetes Immunsystem, das sich gegen den eigenen Körper richtet, ist hauptverantwortlich für die Entstehung einer Allergie. Die Forscher fahndeten besonders nach Interleukinen. Das sind Immunbotenstoffe, die bei Infektionen als eine Art Alarmsignal dienen und die Produktion von Antikörpern auslösen. Tatsächlich konnten die Forscher im Blut der „Bauernkinder“ mehr Interleukin nachweisen. Offenbar war ihr Immunsystem wesentlich häufiger in Alarmbereitschaft versetzt worden. Und genau das erwies sich als bester Schutz gegen Allergien. Das ständige Training durch den Aufenthalt in einer geradezu keimverseuchten Umgebung verhinderte, dass sich das Immunsystem einen anderen Feind aussuchte, nämlich den eigenen Körper. Als besonders gut geschützt erwiesen sich dabei Kinder, die sich schon in den ersten Lebensjahren häufig in Tierställen aufhielten. Suche nach dem Schutzfaktor Doch was genau bietet im Tierstall diesen Allergieschutz? Welche Substanzen oder Mikroorganismen sind dafür verantwortlich? Forscher der Universität Bochum sind in einer aktuellen Studie genau dieser Frage nachgegangen. Zunächst besuchten sie wieder Bauernhöfe. Ihre Annahme: Die Kinder dort nehmen die schützenden Substanzen wahrscheinlich über die Atemluft auf. Denn die vorhergehenden Untersuchungen hatten gezeigt, dass auch für Babys in Kinderwagen der Aufenthalt in Ställen einen schützenden Einfluss hat, auch wenn sie mit den Tieren oder dem Stallboden gar nicht in direkten Kontakt gekommen waren. Also suchten die Bochumer Forscher nach Staub, der sich aus der Luft auf Fensterbänken oder Schemeln abgesetzt hatte.

Im Labor wurden diese Staubproben dann biochemisch in ihre Bestandteile getrennt. Dann mischten die Forscher diese Extrakte unter die Atemluft von Mäusen. Das Ergebnis: Genau ein Bestandteil des Stallstaubes regt das Immunsystem zur Produktion bestimmter schützender Immunbotenstoffe an. Und dieser Staubanteil stammt zur Überraschung der Forscher aus Wiesenpflanzen. Damit ist das staubige Heu, das im Rinderstall als Futter dient, als ein wichtiger Schutzfaktor gegen Asthma entdeckt. Nun wollen die Bochumer Wissenschaftler untersuchen, ob die Heumoleküle sich möglicherweise als Medikament weiter entwickeln lassen. Was Landkinder vor Heuschnupfen schützt … Redaktion :: Meike Drießen RUB-Forscher berichten im Journal of Allergy and Cl inical Immunology Der schützende Stoff schlummert im Stallstaub Bochumer Forscher haben im Stallstaub den Stoff entdeckt, der Landkinder möglicherweise vor Allergien und allergischem Asthma schützt: Arabinogalaktan, ein pflanzliches Zuckermolekül, hindert das Immunsystem an überschießenden Abwehrreaktionen, wenn es im ersten Lebensjahr in hoher Konzentration eingeatmet wird. Das Molekül kommt in großen Mengen in Futterpflanzen wie dem Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) vor. Die Forscher aus Bochum, München und Borstel um Dr. Marcus Peters (Experimentelle Pneumologie der RUB, Prof. Dr. Albrecht Bufe) konnten

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experimentell nachweisen, wie das Molekül auf Zellen des Immunsystems wirkt. Sie berichten in der aktuellen Ausgabe des Journal of Allergy and Clinical Immunology. Die Stecknadel im Heuhaufen Dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, seltener an Allergien und allergischem Asthma leiden, ist lange bekannt. Was sie allerdings davor schützt, war lange rätselhaft. „Die Suche nach der schützenden Substanz war wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen“, sagt Dr. Marcus Peters. Er konnte dazu auf Stallstaub zurückgreifen, der in den Stallungen von verschiedenen Bauernhöfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingesammelt worden war. Eine Analyse des Staubs ergab, dass er sich hauptsächlich aus pflanzlichen Bestandteilen zusammensetzt, darunter mehr als zehn Prozent Arabinogalaktan, einem großen Zuckermolekül, das sich somit als "verdächtig" qualifizierte. Übersteigerte Wachsamkeit des Immunsystems verhinde rn Die Forscher prüften also, wie sich das Immunsystem von Mäusen gegenüber potentiellen Allergenen verhält, wenn Arabinogalaktan-Moleküle anwesend sind. „Es hat sich gezeigt, dass die dendritischen Zellen, die den Immunzellen schädliche Eindringlinge präsentieren, so dass diese dagegen vorgehen, in Anwesenheit von Arabinogalaktan ihr Verhalten ändern“, beschreibt Dr. Peters. „Sie produzieren dann einen bestimmten Botenstoff, der die Immunreaktion dämpft.“ Welche Rezeptoren der dendritischen Zellen für den Mechanismus verantwortlich sind, muss noch untersucht werden. Zuckerrezeptoren sind generell wichtig für die Erkennung von fremden Partikeln durch das Immunsystem. „Die Abschwächung der Immunreaktion auf diesem Wege ist uns nicht neu“, erklärt Dr. Peters. „Auch manche Bakterien machen sich den Mechanismus gezielt zunutze, um die Immunantwort des Wirts abzuschwächen.“ Durch Arabinogalaktan wird aber nur die übersteigerte Wachsamkeit des Immunsystems verhindert – die Abwehr von Krankheitserregern funktioniert weiterhin normal. Auf die Dosis kommt es an Dass ausgerechnet ein Gras-Bestandteil vor Heuschnupfen schützt, wundert die Forscher nicht: „Das ist eine Konzentrationsfrage“, meint Dr. Marcus Peters. „In kleineren Konzentrationen können die Pollen des Wiesenfuchsschwanzes Allergien auslösen, in großen Dosen und sehr früh im Leben aber auch verhindern. Nichts anderes als eine Dosissteigerung ist ja auch die Strategie bei der Hyposensibilisierung.“ Ob sich Arabinogalaktan zur Prophylaxe oder auch zur Therapie von Allergien und allergischem Asthma einsetzen lässt, werden die Forscher jetzt untersuchen. Denkbar wäre eine Anwendung als Spray oder Nasentropfen, da die Substanz gut wasserlöslich ist. Titelaufnahme Marcus Peters, Marion Kauth, Olaf Scherner, Kirsten Gehlhar, Imke Steffen, Pia Wentker, Erika von Mutius, Otto Holst, Albrecht Bufe: Arabinogalactan isolated from cowshed dust extract protects mice from allergic airway inflammation and sensitization. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology.

Hygiene im Haushalt

Autor: Klaus Bergner

Im Haushalt ist eine Grundsauberkeit verhältnismäßig leicht zu halten – mit Wasser und herkömmlichen Essig- oder Neutralreinigern und natürlich durch Regelmäßigkeit. Allerdings galt bis vor Kurzem auch eine sehr entspannte Haltung, die ermöglichte, die Hygiene sehr individuell auszulegen. Vielleicht zu entspannt, denn nun warnt Professor Martin Exner, Leiter des Instituts für Hygiene und Public Health der Universitätsklinik Bonn: „Es gab lange Zeit den Trend, zu sagen,

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Hygiene sei nicht in dem Maße notwendig. Es gab die sogenannte Hygiene-Hypothese, die besagte, zu viel Hygiene führe zu Allergien. Wir können heute sagen, dass diese sehr vereinfachte These so mit Sicherheit nicht richtig ist. Wir brauchen eine Grundhygiene.“ Nun könnte man es sich leicht machen und eine Grundhygiene durch antibakterielle Reiniger erzeugen. Nur zeigte sich am rasch abflauenden Boom entsprechender Produkte auf dem Markt, dass die Rechnung „nur ein toter Keim ist ein guter Keim“ nicht aufging. Im Gegenteil, es erwies sich, dass die scharfen Reiniger viel schädlicher sind als herkömmliche Mittel und ein auf diese Weise total desinfizierter Haushalt alles andere als der Gesundheit zuträglich ist. Einfache Verhaltensregeln gegen Keimschleudern Der Mensch ist mit seinem unbedachten Verhalten der eigentliche Verursacher, dass Keime innerhalb des Haushalts leicht ihren Ort wechseln. Wenn er nach dem Auftauen von Hühnerfleisch in der Küche etwa ein Trinkglas, dessen Boden mit dem Tauwasser in Kontakt geraten ist, auf den Wohnzimmertisch stellt, können schließlich durch eine weitere Handbewegung Salmonellen in den Mund gelangen. Überhaupt spielen Hände eine regelrechte Schlüsselrolle beim Transport und der Übertragung von Bakterien oder Viren. Daher werden Experten nicht müde, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, sich regelmäßig die Hände mit Seife zu waschen. Der Effekt wird in breiten Teilen der Bevölkerung anscheinend unterschätzt.

Innerhalb des Hauses können Krankheitserreger sehr leicht weitergereicht werden, etwa in der Toilette. War hier vorher jemand mit Durchfall oder Grippe, wird die Schüssel zur Keimschleuder. Professor Exner rät daher: „Wenn man die Toilette abzieht, dann sollte man den Toilettendeckel schließen. Denn wenn das Wasser beim Abziehen spült, kommt es zu feinsten Tröpfchen, die Bakterien oder Viren beinhalten. Und durch das Schließen des Deckels wird ein Einatmen oder ein Verspritzen auf Auge, Mund oder Schleimhaut vermieden.“

Desinfektion im Haushalt: ja, aber gezielt Allerdings gibt es Fälle, in denen ein erhöhtes Maß an Sauberkeit notwendig wird, wobei auch keine ganz starken Reiniger notwendig werden. Dabei handelt es sich auch um eine Entwicklung, die angesichts der alternden deutschen Gesellschaft ernst genommen werden muss, weiß Professor Exner: „Wenn pflegebedürftige Patienten im Haushalt sind, müssen weitere Hygienemaßnahmen ergriffen werden. Dazu zählt insbesondere bei der direkten Pflege, dass man die Hände mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel desinfiziert, so wie wir dies auch im Krankenhaus regelmäßig durchführen müssen. Das gibt ein ganz hohes Maß an Sicherheit.“ Alkoholdesinfektion tötet die meisten Keime innerhalb weniger Sekunden. Im Drogeriemarkt erhältliche Alkoholsprays oder entsprechend behandelte Tücher sollen auch bei einem weiteren Fall

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helfen. Denn immer häufiger werden Patienten schneller aus dem Krankenhaus entlassen und kurieren sich Menschen – etwa nach einer Krebsbehandlung – im häuslichen Umfeld aus. Das Immunsystem dieser Patienten ist stark geschwächt. Professor Exner: „Wir empfehlen Patienten unter der Immunsuppression, die im häuslichen Umfeld sind, dass sie möglichst bakteriendichte Filter zum Duschen und für das Trinkwasser verwenden sollten. Wir empfehlen weiterhin in solchen Fällen, dass man keine Biotonne befüllen sollte, weil hier hohe Schimmelpilzkonzentrationen vorhanden sind, und dass auch hier bestimmte Regeln eingehalten werden, wie auch bei Schwangeren der Verzicht auf Weichkäse.“ Wenn dieser Käse aus nicht pasteurisierter Milch hergestellt worden ist, können die darin befindlichen Bakterien, sogenannte Listerien, auf das Ungeborene übertragen werden und zu erheblichen Komplikationen in der Schwangerschaft führen. So ist nicht jeder Mensch zu jeder Zeit beziehungsweise in jeder Phase seines Lebens gleich stark gewappnet gegen Keime. Eine Grundhygiene hilft also, den Keimen nicht das Feld zu überlassen und das Risiko von Erkrankungen zu verringern. Denn täglich bringt man ganz leicht neue Gefahren von außen in den Haushalt hinein.

Gefahr im Wasserhahn: Keime in jeder achten Trinkwa serprobe

Autor: Bernd Thomas Die Meldung klingt alarmierend: Jede achte Trinkwas serprobe aus öffentlichen Gebäuden ist offenbar mit Krankheitserregern belastet! Experten fürchten, dass es in Privathaushalten nicht viel besser aussieht. Kann Leitungswasser weiterhin bedenkenlos getrunken werden oder besteht tatsächlich ein Gesundheitsrisiko?

Droht Gefahr aus dem Wasserhahn? Wasser ist gesund und von bester Qualität, das sagen zumindest unsere Wasserversorger. Klar und sauber kommt es überall aus Hahn und Dusche. Verschmutzt und bedenklich ist es doch erst dann, wenn das Wasser getrübt aus der Leitung läuft, oder? Zitat Thomas Fischer, Wasserfachmann: "Weit gefehlt, genau das Gegenteil ist der Fall. Getrübtes Wasser enthält zwar eisenhaltige Substanzen, aber auch klares, scheinbar sauberes Wasser kann hochgradig kontaminiert sein. Das heißt, der Mensch erkennt es nur, wenn tatsächlich das Auge oder die Sinne es schmecken und fühlen, sonst aber nicht." Wasserfachmann Thomas Fischer muss es wissen, denn er ist Dienstleister in der Immobilienbranche. Sogenannte Hausinstallationen, die letzten Meter innerhalb eines Gebäudes bis zur Zapfstelle, können auf vielfältige Weise Wasser verunreinigen. Das belegen auch Ergebnisse einer neuen Studie.

Legionellen : Gefahr aus dem Wasser Keime in jeder achten Wasserprobe Keime in durchschnittlich jeder achten Wasserprobe, so lautet die Schlagzeile zu einer Untersuchung zweier Institute der Universität Bonn und Universität Essen. Circa 20.000 Proben hatten Gesundheitsämter mehrerer Bundesländer eingesandt - Proben aus Hausinstallationen öffentlicher

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Gebäude wie Krankenhäuser, Altenheime und Hotels. Die Wasserversorger trifft also keine Schuld, sie liefern einwandfreies Trinkwasser an. Aber wieso kann es in Hausinstallationen überhaupt zu ernsthaften Verunreinigungen kommen? Zitat Prof Dr. med. Christiane Höller, Bayerisches Landes amt für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit: "Prinzipiell muss man erst einmal sagen, dass Trinkwasser nicht steril ist. Das heißt, in jedem Trinkwasser sind auch Bakterien, es sei denn, es ist steril filtriert. Und es kommt dann darauf an, was für Bakterien enthalten sind. Dann liegt es daran, wie die Bedingungen in einem Trinkwassernetz sind, ob sie sich vermehren können oder nicht.“ Die größten Gefahren gehen von zwei Erregern aus: � Pseudomonaden lassen in Krankenhäusern Hygieniker oft verzweifeln. Die Pseudomonas

aeruginosa vermehren sich in kürzester Zeit, innerhalb weniger Stunden, und verursachen ein ganzes Spektrum an unangenehmen Krankheitssymptomen.

� Und noch eine weitere Bakterienart ist gefürchtet: Legionellen , speziell Legionella pneumophila der Serogruppe 1. Sie mögen es gerne warm und vermehren sich in stehendem Wasser besonders gut. Werden sie entdeckt, müssen die Gesundheitsämter informiert werden.

Wichtig: regelmäßige Kontrollen Um vorzubeugen, setzten viele Träger öffentlicher Gebäude auf regelmäßige Kontrollen. Denn Verunreinigungen der Hausinstallationen entstehen oft in wenigen Tagen. Die Gesundheitsämter kontrollieren nur stichprobenweise, in privaten Haushalten sogar nur, wenn ein konkreter Verdacht vorliegt. Doch die Erreger finden sich überall, auch in privaten Wohnungen. Sie leben und siedeln in sogenannten Biofilmen. Und die bilden sich natürlicherweise immer da, wo auch Wasser ist. Zitat Prof Dr. med. Christiane Höller, Bayerisches Landes amt für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit: "In diesen Biofilmen können sich manche Erreger besser halten. Legionellen sind zwar Krankheitserreger für einige Personen, sind aber Wasserbakterien, das heißt sie kommen im Wasser in sehr geringer Konzentration natürlicherweise vor." Nicht zu "sparsam" sein Gefährlich wird es in Privathäusern dann, wenn zentrale Warmwasseranlagen "sparsam" oder falsch betrieben werden. Sind die Temperaturen im Heizkessel schon unterhalb der vorgeschriebenen 60 Grad, sinkt die Temperatur in den Zuleitungen noch weiter ab. In stagnierendem Warmwasser bis 40 Grad vermehren sich Legionellen aber am besten. Beim Duschen gelangen sie über kleinste Wassertröpfchen in Bronchien und Lungen. Ein ernstes Problem: Zitat Dr. med. Hubert Maiwald, Referat für Umwelt und Ges undheit: "Wir haben natürlich Erkrankungsfälle auch aus dem Privatbereich. Hier stellen wir fest, dass in Einfamilienhäusern ungefähr jedes zwanzigste ein Legionellenproblem hat, bei Mehrfamilienhäusern ungefähr zehn bis fünfzehn Prozent."

Bildunterschrift: Bei Infekten auch an Legionellen als Ursache denken. Bei Infekten auch an Legionellen denken Eine harmlose Erkältung bis zur tödlich verlaufenden Lungenentzündung, das können die Folgen einer Erkrankung durch Legionellen sein. Die Dunkelziffer der Erkrankungen liegt bei über 90 Prozent. Das liegt daran, dass Legionellen als Ursache oft nicht diagnostiziert werden. Und wer denkt bei selbst

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hartnäckigen Erkältungen schon an die eigene Dusche? Aber Wassertests im Privatbereich sind bisher freiwillig und nicht verpflichtend. Sind sie notwendig? Darüber wird zurzeit ernsthaft diskutiert, denn eine Novellierung der Trinkwasserverordnung steht an. Allerdings sind die Experten geteilter Meinung. Zitat Thomas Fischer, Wasserfachmann: "Wir haben jährlich Kontaminationsquoten zwischen 30 und 35 Prozent. Und dabei ist egal, wie viele Proben gezogen werden, weniger oder mehr. Ich finde es besorgniserregend, ein solch hoher Prozentsatz kontaminiertes Wasser in der Wohnungswirtschaft, das ist deutlich zu hoch." Es fehlt am Bewusstsein Das sind die Erfahrungen aus der Praxis von Thomas Fischer. Er betreut die Hausinstallationen unterschiedlicher Hausbesitzer und -verwaltungen. Seiner Meinung nach fehlt es am Bewusstsein, sowohl der Bewohner als auch der Besitzer, welches gesundheitliche Risiko von belasteten Hausinstallationen ausgehen kann. Zwar gibt es keinen wissenschaftlich gesicherten Zusammenhang zwischen Dosis und Wirkung bei Legionellenerkrankungen, aber auch Dr. Hubert Maiwald vom Münchner Referat für Umwelt und Gesundheit meint, dass die Risiken durch Belastungen mit Legionellen in Hausinstallationen von vielen Verbrauchern in ihrer Dimension nicht richtig eingeschätzt werden. Grundsätzlich gilt: Tipps gegen Legionellen Temperatur 55 Grad heiß muss fließendes Warmwasser sein. Kaltwasser sollte richtig kalt sein, um die 12 Grad. Link-Tipps Legionellen im Trinkwasser: ARD Ratgeber Bauen www.wdr.de/tv....phtml Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt elsicherheit www.lgl.bayern.de/gesundheit/hygiene.htm Auch enthalten, die Liste zugelassener Labors in Bayern Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. Technische Regelwerke www.dvgw.de...legionellen/

Antibiotika – der ewige Wettlauf

Autorin: Sara Rainer Der ständige Wettlauf "Mensch gegen Mikrobe" lässt keine Pausen zu. Wird ein neues Antibiotikum eingesetzt, beginnt sofort die Resiste nzentwicklung. Immer häufiger können Ärzte Patienten mit schweren Infektionen trotz richtiger Diagnose nicht helfen, weil die Bakterien gegen alle gebräuchlichen Antibiotika unempfindlich geworden sind. Resistente Erreger sind vor allem für Menschen mit schwachem Immunsystem gefährlich. Im Fall einer Lungenentzündung oder einer Sepsis sind die Betroffenen den Erregern schutzlos ausgeliefert. Immer öfter wirken die Antibiotika nicht mehr und bis neue Antibiotika auf den Markt kommen, dauert es viel zu lange. Derzeit sterben pro Jahr 40.000 Menschen aufgrund multiresistenter Erreger, schätzen Experten und fordern die Pharmaindustrie auf, schnellstmöglich dringend benötigte neue Substanzen zu entwickeln. Resistenzentwicklung beginnt sofort Der ständige Wettlauf "Mensch gegen Mikrobe" lässt keine Pausen zu, wenn die Bakterien nicht die Oberhand gewinnen sollen. Kaum wird ein neues Medikament eingesetzt, beginnt sofort die Resistenzentwicklung. Das Problem: Die Entwicklung eines neuen Antibiotikums kostet bis zu einer Milliarde US-Dollar und durch die Resistenzentwicklung kann es schnell unwirksam werden. Das macht die teure Forschung auf diesem Gebiet nicht lukrativ. Neue Hoffnung: Plectasin Bonner Wissenschaftler versuchen, diese Lücke durch unabhängige Forschung zu schließen und neue, vielversprechende Substanzen zu entwickeln. Dabei werden sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell unterstützt. Die Mikrobiologen hoffen, in dem sogenannten

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Plectasin eine neue Waffe gegen multiresistente Bakterien gefunden zu haben. Plectasin ist auf der Oberfläche von Pflanzen und Tieren zu finden und tötet nicht nur Krankheitserreger ab, sondern alarmiert und stimuliert zugleich die körpereigene Abwehr. Dabei ist diese immunstimulierende Wirkung relativ unabhängig davon, ob der Erreger resistent ist oder nicht. Bevor die neue Substanz im Kampf gegen multiresistente Erreger eingesetzt werden kann, muss sie aber noch weitere klinische Studien durchlaufen.

Saubere Hände sind ein elementarer Schutz

Autorin: Ulla Bauer im NDR NDR.de: Medizin wird in Deutschland doch eigentlich auf höchstem Niveau betrieben, wie kann es da sein, dass ein Krankenhaus für Patienten geradezu gefährlich geworden ist?

NDR Autor Hans-Walter Döring Krankenhausaufenthalte sind nicht von vorn herein gefährlich. Ein immungeschwächter Patient ist generell anfälliger für Infektionen als ein gesunder Mensch. Aber: Untersuchungen zeigen, dass von den geschätzten jährlich bis zu 50.000 Infektionstoten in deutschen Krankenhäusern an die 20.000 Menschen hätten überleben könnten. Sie sterben allein auf Grund sogenannter vermeidbarer Infektionen. Konkret: Das Personal hat sich in diesen Fällen nicht an die Hygienevorgaben gehalten. NDR.de: Wäre das Problem mit regelmäßigem gründlichem Händewaschen gelöst? Döring: Tatsächlich sind saubere Hände im Krankenhaus ein elementarer Schutz, um Bakterien nicht von Patient zu Patient zu übertragen. Sauber heißt nicht nur, die Hände zu waschen, sondern sie auf jeden Fall so oft wie möglich richtig zu desinfizieren. Deshalb unterstützen WHO und Bundesregierung seit 2008 ja auch die Aktion "Saubere Hände". Da sich die Krankenhausbakterien vorwiegend auf Haut und Schleimhäuten ansiedeln, ist es für das Personal aber ebenso wichtig, Mundschutz, Schutzhandschuhe und Arbeitskittel nach entsprechenden Patientenkontakten umgehend zu wechseln. Die Aktion hat sich zum Ziel gesetzt, die Händedesinfektion als einen Schwerpunkt für mehr Qualität und Sicherheit in der Patientenversorgung in den Krankenhäusern in Deutschland zu etablieren. Link in neuem Fenster öffnen NDR.de: Brauchen wir eine bundeseinheitliche Hygieneverordnung oder reichen eigentlich die verbindlichen Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI) dazu aus? Döring: Wir brauchen beides. Seit knapp über einem Jahrzehnt bilden die Richtlinien des RKI die wissenschaftliche Grundlage für eine umfassende optimale Hygiene in deutschen Krankenhäusern. Doch es gibt niemanden, der die verbindliche Einhaltung dieser Regeln unabhängig kontrolliert. Nur fünf Bundesländer haben bisher entsprechende Hygienerichtlinien: Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen. Etwa 20.000 Tote durch beherrschbare und damit auch "vermeidbare Krankenhausinfektionen" sprechen dafür, dass der Bund seine "bundeseinheitliche Hygieneverordnung" wieder aus der Schublade holt und gegen alle bestehenden Lobbyinteressen jetzt schnell verabschiedet. Verantwortungsvolle Krankenhausträger und Chefärzte dürften sich dadurch in ihrer Entscheidungsautonomie nicht eingeschränkt, sondern eher bestätigt fühlen. NDR.de: Wie haben Sie den Klinikalltag in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wo Sie gedreht haben, erlebt? Die Viren-Töterin aus Hannover Bei ihr hat kein Virus, keine Bakterie auch nur den Hauch einer Chance, sich zur tödlichen Krankenhauswaffe zu entwickeln. Unterwegs mit der Hygienefachkraft Milica Djuric.mehr

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Döring: Auf der einen Seite habe ich mich gefreut, dass sich zwei engagierte, erfahrene Protagonistinnen aus Kiel und Hannover für diese Reportage zur Verfügung gestellt haben. In anderen Städten und Krankenhäusern ist man da nach meinen Anfragen einfach weggetaucht. Andererseits spürte ich dann bei den Dreharbeiten auch, in welchem Dilemma sich die Hygienespezialisten häufig befanden: Obwohl es doch vorbildhaft ist, dass eine Klinik überhaupt entsprechende Fachkräfte hat, durften wir eine Protagonistin mit dem Kamerateam nur in wenige Krankenhausabteilungen, am besten ganz ohne Patientenkontakt, begleiten. Hintergrundgespräche zeigten: Viele Chefärzte betrachten Hygiene in der Außendarstellung als Problem, statt als Chance einer transparenten und patientennahen Profilierung. Fairerweise muss ich darauf hinweisen: Bei den kleinen Krankenhäusern, in denen wir drehten, gab es diese Vorbehalte nicht. NDR.de: Können Patienten dazu beitragen, sich nicht mit Keimen anzustecken oder müssen sie einfach ihrem Arzt auf die Finger sehen? Worauf würden Sie nach Ihren aktuellen Erfahrungen bei einem möglichen Krankenhausaufenthalt achten? Döring: Abgesehen davon, sich vom Gesamteindruck eines Krankenhauses vorab zu überzeugen, kann der Patient nur wenig dafür tun, dass er nicht angesteckt wird. Er hat nicht - wie das Personal - die Berührungskontakte zu anderen Patienten, er läuft nicht von Zimmer zu Zimmer, von Station zu Station. Natürlich sollte auch er sich regelmäßig die Hände desinfizieren. Aber noch wichtiger, so mein persönliches Fazit nach den Dreharbeiten, ist ein kritischer Blick: Uhren, Ringe und Schmuckbänder haben an keiner Personal-Hand im Krankenhaus etwas suchen. Mundschutz und Einmalhandschuhe sind nicht "unhöflich" und Privatkleidung am Krankenbett oder ein Mehrmals-Stoff-Abspültuch in der Küche auf jeden Fall ein Grund, sich sofort zu beschweren.

Hygiene-Experten im Kampf gegen Bakterien

Autor: Bernd Thomas Dort wo offene Verletzungen bestehen oder Schläuche direkt in den Körper führen, greifen Bakterien meist an: So können aus dem unauffälligen Hautbefall Wundbrand, Blutvergiftung, Harnwegsinfektion oder Lungenentzündung entstehen. Bundesweit infizieren sich jährlich schätzungsweise eine Million Patienten mit Bakterien, die sie sich im Krankenhaus geholt haben. Richtlinien für Handdesinfektion • vor Patientenkontakt • vor aseptischen Tätigkeiten • nach Kontakt mit potentiell infektiösen Materialien • nach Patientenkontakt • nach Kontakt mit Oberflächen in unmittelbarer Umgebung des Patienten

Quelle: Aktion Saubere Hände Denn oft werden Hände nicht richtig desinfiziert, Kittel und Mundschutz nicht ausreichend häufig gewechselt. Missstände wie diese zu beheben und ihnen vor allem vorzubeugen, ist die Aufgabe von Hygienefachleuten in Krankenhäusern. Dr. Bärbel Christiansen ist eine der wenigen festangestellten Hygienefachärzte in Deutschland und Chefin eines Teams mit vier Hygienefachkräften. Die Ärztin kümmert sich in Krankenhäusern in Lübeck und Kiel vorwiegend um Begutachtungen, Beurteilungen, Empfehlungen und Richtlinienoptimierung und fungiert als Kommunikationsschnittstelle zwischen Praxis, Wissenschaft und Behörden. Dr. Christiansen erlässt zudem Richtlinien für die Mitarbeiter, kontrolliert deren Einhaltung und schickt das Personal auf Fortbildungen. Die Hygienefachärztin kontrolliert zudem beispielsweise das

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Trinkwasser und die Raumluft und ist in die Planung von OPs und Patientenzimmern eingebunden. Zu hren Aufgaben gehört auch der Einkauf der Krankenhauseinrichtungen sowie der Desinfektionsmittel. Aufgabe der Hygienefachkräfte ist die alltägliche Vor-Ort-Betreuung in den verschiedenen Abteilungen, dort sind sie unter anderem für die Probenentnahmen und Routineuntersuchungen zuständig. Krankenhauspflegepersonal kann sich nach mehrjähriger Berufstätigkeit zur Hygienefachkraft weiterbilden. Die Berufsbezeichnung ist staatlich anerkannt. WEITERE INFORMATIONEN

Die Viren-Töterin aus Hannover Bei ihr hat kein Virus, keine Bakterie auch nur den Hauch einer Chance, sich zur tödlichen Krankenhauswaffe zu entwickeln. Unterwegs mit der Hygienefachkraft Milica Djuric.mehr Außerdem sind an deutschen Krankenhäusern die sogenannten Hygienebeauftragen im Einsatz: Das sind Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen, die neben ihrer Arbeit noch als "Selbst-Kontroll-Instanz" die Abteilungs-Hygiene im Blick haben. Die wenigen Hygienespezialisten in Deutschland sind meist bei den Krankenhäusern angestellt, und allein deshalb schon nicht unabhängig. Das zeigt auch die Reportage "Todesfalle Krankenhaus" ganz klar. Besser gestellt ist da die ebenfalls in dem Film porträtierte selbstständige Hygienefachkraft: Sie ist in den Krankenhäusern, die sie betreut, meist nur dem beauftragenden Vorstand gegenüber rechenschaftspflichtig. Damit ist sie relativ unabhängig und kann ohne lange Verwaltungswege sofort gegen falsches Hygiene-Verhalten einschreiten, sowohl bei der Reinigungshilfe als auch beim Chefarzt. Standard der Krankenhaushygiene in anderen Ländern Eine bundeseinheitliche Hygieneverordnung gibt es in Deutschland nicht. Nur vier Bundesländer haben bislang entsprechende Vorgaben erlassen, in Schleswig-Holstein soll bis Mitte 2011 eine eigene Hygieneverordnung eingeführt werden. Zudem gibt es in deutschen Krankenhäusern nicht genug Spezialisten, um die einfachsten Hygienemaßnahmen zu kontrollieren. Immer wieder heißt es, sie seien zu teuer. So gut wie niemand weiß, dass deutsche Patienten beispielsweise nicht nur in niederländischen, sondern auch in isländischen Krankenhäusern generell auf die Quarantänestation gelegt werden, wenn sie bis zu sechs Monate zuvor in einem deutschen Krankenhaus gelegen haben. Deutsche Krankenhäuser gelten dort aufgrund ihrer mangelhaften Prävention als Bakterienschleudern. Niederländer und Isländer wollen vor allem vermeiden, dass MRSA-Bakterien in ihre Krankenhäuser hineingelangen und sich dort verbreiten.

Rückkehr der Killerkeime: Wenn Antibiotika versagen Ärzte verschreiben massenhaft und oft unkritisch Antibiotika. Die Folge: Immer mehr Keime sind resistent. Neue Hygieneprogramme in Krankenhäusern sollen die Ausbreitung begrenzen.mehr Deshalb haben sie ein Dreifachkonzept entwickelt: Dazu gehört die absolut strikte Hygiene, der obligatorische MRSA-Eingangstest von Risikopatienten, bevor sie auf eine Station verlegt werden dürfen, und die äußerst restriktive Verschreibung von Antibiotika durch wenige Spezialisten. Allein der letzte Punkt ließe sich hierzulande kaum umsetzen, da deutsche Ärzte im Rahmen ihrer sogenannten Therapiefreiheit absehbar nicht bereit sind, auf die tausendfach - auch gerne bei leichtem Schnupfen - ausgestellten Antibiotika-Rezepte zu verzichten. Aber der holländische Erfolg zeigt zumindest jetzt auch hier erste Erfolge: Im Kampf gegen die MRSA-Bakterien, die auch in jedem deutschen Krankenhaus vorhanden sind, entstand ein niederländisch-

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deutsches Hygiene-Projekt in Münster. In dessen Rahmen werden auch deutsche Patienten zumindest vor großen Operationen obligatorisch auf MRSA getestet. Gemeinsam gegen Infektionen Euregio-Projekt "EurSafety Health-net" zwischen Münster und dem niederländischen Twente im Kampf gegen Krankenhausinfektionen.

Rückkehr der Killerkeime: wenn Antibiotika versagen

Mikraufnahme von Staphylococcus aureus-Bakterien und Hautschuppen auf einem Fußboden m Mit der Entdeckung des Penicillins im Jahr 1929 durch den Engländer Alexander Fleming begannen die Antibiotika (griechisch: "gegen das Leben") ihren Triumphzug. Erstmals stand ein wirksames Medikament gegen bakteriell verursachte Erkrankungen zur Verfügung. Von nun an war es Ärzten möglich, bisher tödlich verlaufende Infektionen zu heilen: Antibiotika töten Bakterien ab oder hemmen ihr Wachstum, ohne dabei menschliche Zellen zu schädigen. Heute sind allerdings immer mehr Bakterien unempfindlich - resistent - gegen die zur Verfügung stehenden Antibiotika geworden. Schätzungsweise 40.000 Menschen bis 50.000 Menschen sterben schätzungsweise jedes Jahr an Infektionen, die sie sich im Krankenhaus geholt haben - oft, weil gegen die krankmachenden Keime kein Antibiotikum mehr hilft. Besonders verbreitet sind die sogenannten MRSA-Bakterien. Die Abkürzung steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Gegen diese Keime sind viele Antibiotika machtlos. MRSA lauern überall: auf Türklinken, Händen, Schläuchen. Bei kranken oder frisch operierten Patienten können sie schwerwiegende Folgen haben, wie zum Beispiel eitrige Wunden, die nicht mehr zuheilen. Entscheidend: strenge Händehygiene Richtlinien für Handdesinfektion • vor Patientenkontakt • vor aseptischen Tätigkeiten • nach Kontakt mit potentiell infektiösen Materialien • nach Patientenkontakt • nach Kontakt mit Oberflächen in unmittelbarer Umgebung des Patienten Krankenhaus-Hygieniker bemühen sich, die Ausbreitung der gefährlichen Erreger auf den Stationen zu stoppen: Entscheidend ist dabei eine strenge Händehygiene. Den richtigen Gebrauch der Händedesinfektionsmittel üben Ärzte und Pflegepersonal unter der Aufsicht der Hygieniker. Unter der normalen gesunden Bevölkerung kommt es nur sehr selten (unter ein Prozent) vor, dass jemand Träger eines MRSA-Erregers ist, so das Robert-Koch-Institut in Berlin. Da die Bakterien jedoch auch auf der Haut sitzen, sollten sich Besucher in Krankenhäusern gründlich die Hände waschen und desinfizieren, wenn sie das Krankenhaus verlassen. Einige Kliniken testen regelmäßig das Pflegepersonal ihrer Intensivstationen auf MRSA-Bakterien. Ist ein Mitarbeiter positiv getestet, wird er dagegen behandelt, denn er darf den Keim auf keinen Fall weitertragen. Um die Ausbreitung der Krankheitskeime in Kliniken einzudämmen, gibt es in anderen Ländern strenge Vorschriften: Dort wird jeder Risikopatient vorher auf die gefährlichen MRSA-Erreger überprüft. Zwischen 45 und 75 Euro kostet solch ein Test in Deutschland. Offensichtlich zu teuer für deutsche Patienten. Häufig ist es purer Zufall, dass kontaminierte Patienten entdeckt werden, bevor sie andere anstecken. In Deutschland müssen Patienten, bei denen man MRSA-Bakterien feststellt, nur gemeldet werden, wenn in einem Krankenhaus mehrere Fälle gleichzeitig auftreten. "Antiseptische Sanierung"

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Auch nach der Herkunft der Keime wird geforscht, wenn nötig im persönlichen Umfeld des Mitarbeiters. Nicht selten bringen Patienten, die ins Krankenhaus kommen, den MRSA schon mit. Ein Schnelltest, weitaus teurer als der Normaltest für durchschnittlich 50 Euro, hilft, diese Keimträger frühzeitig zu erkennen: Dafür wird ein Abstrich aus der Nasenhöhle im Labor untersucht, bereits nach vier Stunden steht das Ergebnis fest. Bis dahin wird der neue Patient isoliert. Nur so lässt sich die Weitergabe der tückischen Bakterien an andere Patienten verhindern. Der betroffene Patient erhält eine "antiseptische Sanierung": Mundspülung, Ganzkörperwaschung und antiseptische Salben für die Nase - mehrmals am Tag und mindestens eine Woche lang. Die Bakterien sind hartnäckig, sie können ein halbes Jahr im unbelebten Milieu überleben. Wird ein Patient, der MRSA hatte, entlassen, muss das Patientenzimmer einer sogenannten Schlussdesinfektion unterzogen werden. Doch inzwischen sind nicht nur Patienten im Krankenhaus gefährdet: Immer öfter treten, vor allem in Süddeutschland, sogenannte community aquired MRSA (cMRSA) auch ambulant auf. Dieser gefährliche Erreger verursacht zum Beispiel ausgedehnte Hautinfektionen und ist kaum zu bekämpfen. Unkritischer Umgang mit Antibiotika Die Ursache für die Entstehung immer neuer, widerstandsfähigerer Erreger liegt vor allem im unkritischen Einsatz von Antibiotika. Auf unserer Haut leben viele verschiedene Bakterien - gute und böse im biologischen Gleichgewicht. Von Natur aus sind einzelne von ihnen unempfindlich, also resistent gegen Antibiotika. Nimmt der Mensch ein Antibiotikum, vernichtet es die empfindlichen Bakterien. Die unempfindlichen aber überleben, vermehren sich ungehindert und geben ihre genetischen Informationen an andere Bakterien weiter, so dass immer mehr resistent werden. Um die resistenten Erreger zu bekämpfen, benötigen die Ärzte immer neue Antibiotika. Experten kritisieren, dass die Pharmaindustrie viel zu wenig an der Entwicklung neuer Substanzen forscht. Auch beim Einsatz der Antibiotika gibt es viel zu verbessern: Nach Expertenschätzungen wäre nur die Hälfte der verordneten Antibiotika tatsächlich notwendig. Unverzichtbar sind sie zum Beispiel bei Lungenentzündung, Harnwegsinfekt, Hautinfektionen oder Wundrosen. Um Resistenzen zu vermeiden, werden Antibiotika heute über kürzere Zeiträume gegeben. Auf jeden Fall müssen die Patienten die verordneten Arzneien bis zum Schluss einnehmen, sonst droht ein Rückfall. Der ungezielte Einsatz, zum Beispiel bei Erkältungskrankheiten, nicht eitriger Mandelentzündung oder auch Bronchitis, hilft den gesunden Patienten dagegen nicht, sondern fördert nur die Entstehung weiterer Resistenzen.

Debatte um Hygiene in Krankenhäusern entbrannt

Autor: Bernd Thomas Nach dem Tod von drei Babys am Universitätsklinikum Mainz wird der Ruf nach einer Verbesserung der Hygiene in deutschen Krankenhäusern laut. Insgesamt hatten elf Säuglinge mit Darmbakterien verunreinigte Flüssignahrung erhalten und waren erkrankt. Im Herbst soll es ein seit Längerem geplantes Sondertreffen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern geben. Als Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz wird die niedersächsische Ressortchefin Aygül Özkan (CDU) das Thema auf die Tagesordnung bringen. Das teilte ihr Sprecher am Mittwoch mit. Ein genauer Termin stehe noch nicht fest. Der Sprecher betonte, dass kein neues Gesetz gebraucht werde, sondern die bestehenden Regelungen konsequent umgesetzt werden müssten.

Im Norden fehlen einheitliche Hygienevorschriften für Krankenhäuser. (Archivbild) N In den norddeutschen Bundesländern gibt es bislang noch keine einheitlichen Hygiene-Verordnungen für Krankenhäuser. Nur in Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Sachsen sichern entsprechende Regelwerke einheitliche Standards. In Schleswig-Holstein soll ein entsprechender Gesetzentwurf im Herbst vorgelegt werden, wie die NDR 1 Welle Nord berichtet hat. Zahl der tödlichen Infektionen im Norden steigt

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Zurzeit leisten sich nur wenige Kliniken in Schleswig-Holstein Vollzeit-Hygienefachkräfte, eine davon ist das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel und Lübeck. Doch für Bernd Krämer von der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein reichen die bisher ohnehin schon geltenden Richtlinien und Gesetze aus. "Bereits heute ist es so, dass sich die Kliniken an Empfehlungen und Richtlinien halten müssen, beispielsweise die des Robert-Koch-Instituts", sagte er. Eine für alle Kliniken einheitliche Hygiene-Verordnung hält er deshalb für überflüssig. Infektionsexperten sehen das allerdings anders. So verweist die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) in Berlin auf die hohe Zahl von Ansteckungen in Kliniken. Nach Schätzungen der Techniker Krankenkasse (TK) fangen sich jedes Jahr allein im nördlichsten Bundesland etwa 17.000 Patienten eine Infektion im Krankenhaus ein. Nach Angaben der DGKH erleiden Patienten dabei am häufigsten Harnwegsinfekte, gefolgt von Wundinfektionen und Lungenentzündungen. Besondere Risiken gehen von Behandlungen aus, bei denen sogenannte multiresistente Erreger festgestellt werden. Das sind Keime, die resistent gegen Antibiotika sind. Im Jahr 2009 waren in Schleswig-Holstein an solchen Infektionen etwa 260 Menschen gestorben. Seit dem Jahr 2006 stieg die Anzahl der Todesfälle um mehr als 200 Prozent. Günstiger Schnelltest - teure Behandlung In den Krankenhäusern könnte solchen Infektionsfällen vorgebeugt werden. Ein einfacher Schnelltest am Patienten würde nach Angaben der TK maximal 30 Euro kosten. Aus Sicht von Kassen-Sprecherin Karla Frieben "gut angelegtes" Geld. "Wenn der Patient tatsächlich erkrankt, kostet eine Behandlung zwischen 10.000 und 20.000 Euro", sagte sie. "Das Kostenargument darf an dieser Stelle nicht greifen."

Ekelerreger am Glühweinstand

Autor: Volker Ide

Die Vorweihnachtszeit ist Glühweinzeit, ob im klassischen Glühweinbecher, Glas oder henkellosen Tonbecher: Hauptsache es schmeckt! Doch so ganz unbedenklich ist das winterliche Kultgetränk nicht, denn auf den vermeintlich sauberen Bechern und Gläsern können Bakterien und andere Keime lauern. Besonders häufig kommen Darmbakterien wie Escherichia coli (E. coli) vor, aber auch Herpesviren halten sich am Becherrand, wenn dieser nicht richtig abgespült wurde. Bakterien im Spülwasser und auf Schwämmen In der Regel haben die meisten Glühweinbuden Spülmaschinen, doch wenn es schnell gehen soll, wird oft mit der Hand und einem Schwamm abgewaschen. Und da lauert die Gefahr: Das Spülwasser bleibt über längere Zeit stehen, sodass sich Bakterien in diesem "Spültümpel" vermehren können. War ein Mitarbeiter auf der Toilette und hat sich nicht die Hände gewaschen, landen auch diese Bakterien im Spülwasser und schließlich auf den Bechern. Und: Aus Kostengründen wechseln viele Gastronomen Spülwasser und Schwämme viel zu selten. Ein weiteres Problem sind oft Becher oder Tonkrüge ohne Henkel: Fasst der Wirt ohne Handschuhe den Becherrand an, kann er Keime übertragen. Blick hinter den Tresen Um nach dem Glühweingenuss keine böse Überraschung zu riskieren, sollten Weihnachtsmarktbesucher ruhig mal einen Blick hinter den Tresen der Glühweinbuden werfen. Steht dort statt einer Spülmaschine nur kaltes Wasser im Becken und sind schleimige Bürsten oder Schwämme im Einsatz, empfiehlt es sich, nach einer anderen Bude Ausschau zu halten. Kommen die Becher dagegen direkt aus der Spülmaschine, kann nichts passieren, denn bei Temperaturen um 70 Grad sterben die Bakterien ab. Ein weiterer Tipp: Fassen Wirt oder Bedienung beim Servieren oben am Becherrand an, sollte man zur Sicherheit ruhig mit einem Tuch den Trinkrand abwischen.