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Lautsprecher Boenicke Audio W11 SE+Autor: Amré Ibrahim Fotografie: Rolf Winter

Die Boenicke W8 SE+ wurde vor

zwei Jahren zum Game-Changer

in meinem Hörrraum. Die W11 SE+

schickt sich an, es ihrer kleinen

Schwester nachzutun.

Leben mit Boenicke

Zuerst sollte ich erklären, was ich unter einem „Game-Changer“verstehe: Bis mir die W8 SE+ von Boenicke Audio begegnete, warich ein Überzeugungstäter in Sachen Hochwirkungsgradlautspre-cher. Meine offenen Schallwände wurden von Single-Ended-Trio-denverstärkern befeuert, nach Jahren des Experimentierens undAusprobierens hatte ich die Kette auf den berühmten Punkt ge-bracht. Freunde und Kollegen, die meinen Hörraum betraten,übergossen die klanglichen Darbietungen mit Zucker in Form vonKomplimenten sowohl analytischer wie emotionaler Natur. Tja,dann kommt ein Schweizer daher, stellt mir Lautsprecher in denRaum, die so völlig anders sind als meine großen Punktschall-quellen und … meine Welt auf den Kopf. Die Boenicke W8 SE+veränderte meine Art, Musik zu hören, grundlegend. Bis dahinhatte ich es noch nie mit einem Lautsprecher zu tun, der meinenHörraum so großzügig mit Wohlklängen füllen und sich dabei, inGrimmscher Manier, die Tarnkappe überstreifen konnte, um „un-sichtbar“ zu werden – seitdem auch nicht mehr. Erfreulicherweisehallt mein Bericht zur W8 SE+ (image hifi 2/2015) nach – oft mitder Frage verbunden, welchen Verstärker ich als Spielpartner aus-erkoren habe. Eine gute Frage, die mich zum „Game-Changing“zurückführt: Mir war klar, dass mit dem Einzug der W8 SE+ keinStein auf dem anderen bleiben würde – mit Kleinstleistungs-röhren kann die W8 SE+ nun mal nicht den Klangolymp erklim-men. Ich ließ mir Zeit, paarte verschiedenste Verstärkerkonzeptemit den Winzlingen und entdeckte dabei ein paar ganz heiße An-wärter auf den begehrten Zuarbeiter-Job.Je mehr Qualität ich in die Boenickes „hineingab“, desto mehr

belohnten sie mich – es wurde deutlich, dass ich mit der W8 SE+in puncto Räumlichkeit, Auflösung und Klangfarben extrem weitgehen konnte. Doch das klangliche Nirvana ist eine sehr indivi-duelle Angelegenheit. So versetzte die auf der Hypex NCore-Class-D-Technologie basierte NAD M22 Endstufe einen Gast vonmir in W8-Ekstase, während einen anderen die Kombination mitJadis JA30 MKIV Signature Push-Pull-Röhrenendstufen zu Freu-dentränen führte. Eines haben die völlig unterschiedlichen Ampsgemeinsam: Beide Schaltungen sind strompotent und stabil biszwei Ohm – Kriterien, von denen die niederohmige W8 SE+ pro-

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fitiert, denn sie fällt oberhalb von fünfKilohertz auf zwei Ohm ab – ein Ver-halten, das dem patentierten Lineari-sierungsnetzwerk der akustischenPhase geschuldet ist. Für einen Verstär-ker lastseitig übrigens kein Problem,da in diesem Frequenzbereich nur sehrwenig Strom fließt.Die W11 SE+, ebenfalls mit einem Li-

nearisierungsnetzwerk konstruiert,weist im Hochtonbereich das gleicheImpedanzverhalten auf. Die Verstär-kerfrage gestaltet sich im Kern nichtanders: Mit einem Wirkungsgrad von89 Dezibel und einer Nennimpedanzvon sechs Ohm stellt sie keine übertrie-ben hohen Anforderungen an einenAmp – mit einer Ausnahme. Sie bringtein spannendes Feature mit, das nacheiner Schaltung verlangt, die im Bass -bereich, in dem deutlich mehr Stromfließt, die Kontrolle nicht verliert: DieLautstärke des seitlich abstrahlenden10-Zoll-Langhub-Tieftöners vonDayton (mit Doppelschwingspule undKarbonmembran) lässt sich über einenspeziell für Boenicke gefertigten Auto-former der Schweizer Manufaktur Au-dio Consulting in fünf Schritten bis zuminus vier Dezibel absenken und biszu plus sechs Dezibel anheben – mittelseiner Steckbrücke. Die potenzielle Her-ausforderung für den Verstärker würdebei der Maximalanhebung liegen – hierfällt die Impedanz auf zwei Ohm. Ichhatte an keinem der Verstärker, die ander W11 SE+ zum Einsatz kamen – be-

xxxMitspielerPlattenspieler: Nottingham Analogue Dais inklusive Motordose Sperling AudioNRM-1/S Tonarme: Robert Fuchs 12“, Origin Live Encounter MK2, Pear Audio Cor-net 2 Tonabnehmer: Grado The Statement 2, Lyra Kleos, Nagaoka NM 11A Head -shells: Acoustical Systems Arché 5D, Oyaide HS-TF Carbon CD-Player: Lector CDP-707 mit PSU-7T-Netzteil, Oppo BDP-103 Phonostufen: Perreaux Audiant VP3,Tubeguru TubeMann RIAA basierend auf Neumann WV2 Vorverstärker: Tobian Soundsystems Stereo Console SC 8, NAD M12 Endverstärker: Sombetzki S 509,NAD M22 Vollverstärker: Shanling A3.2 Lautsprecher: Boenicke Audio W8 SE+,Boenicke Audio W5SE Kabel: NF- und LS-Kabel Clockwork Audio, NF-Kabel WAYSILVER 3, LS-Kabel Fastaudio Black Science, NF- und LS-Kabel Acoustic System Live-line, Schallwand Opus Magnum Zubehör: Audiophil-Schumann-Generator, SPECRSP-901 EX Real-Sound Processor, SteinMusic „Pi“ Plattentellerauflage, TAOC-Racks, SteinMusic Harmonizer und Blue Suns, Acoustic Revive RL-30 Demagnetizer,Audiodesksysteme Gläss Vinyl Cleaner PRO und Sound Improver, Audio Exklusivd.C.d. Base und Silentplugs, FPH-Akustik-Schwingungsdämpfer, Herbie‘s Audio LabTenderfoot, Schallwand Audio Laboratory LittleFoot‘s/BigFoot‘s, Duende-Criatura-Dämpfungsringe, Fastaudio-Absorber, Acoustic-System-Resonatoren, MFE-Netzleis -te, AMR-, Furutech- und AHP-Feinsicherungen, Biophotone Magic Akasha QuantumPower Plugs, Acoustical Systems SMARTractor und Helox-Plattenklemme Röhren:Komplette Röhrenausstattung von BTB Elektronikxxxx

sagte NAD M22 Endstufe, einem Shanling A3.2 Vollverstärker so-wie S 509 Röhrenmonos von Sombetzki Audio –, ein Problem, dieW11 SE+ zu treiben. Eine Anhebung über drei Dezibel hinaus warnie notwendig, meistens verblieb die Steckbrücke in Nullstellung– und damit bei einer Impedanz zwischen sechs und vier Ohm.Manch einer würde sich vielleicht eine feinfühligere Abstufung, in1- oder 0,5-Dezibel-Schritten wünschen, aber lassen wir mal dieKirche im Dorf: Wie viele Lautsprecher kennen Sie, die eine solcheMöglichkeit überhaupt anbieten? Wie alle Boenicke Lautsprecher ist die W11 SE+ aus Massivholz

gefertigt. Das Testexemplar besteht aus zwei CNC-gefrästen Eschenholz-Hälften, die wiederum aus jeweils acht Einzelschich-

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ten bestehen. Durch diese Konstruktion kann das Holz sich wederverziehen, noch Risse bilden. Damit sich die Treiber in Sachen ge-genseitiger Störeinflüsse nicht in die Quere kommen, weist SvenBoenicke ihnen eigene, unterschiedlich große Kammern zu. Diesesind durch Stege weiter unterteilt, sodass sich keine stehendenWellen bilden können. Verbleibende Gehäusehohlräume kleideter zwecks gewollter Resonanzfrequenzverschiebung mit einemspeziellen Wabenkarton aus. Der Wabeneffekt sorgt für eine zu-sätzliche Unterteilung in viele Minihohlzellen und stellt damit ei-ne weitere Maßnahme zur Absorption stehender Wellen dar. UmBeugungseffekte an den Kanten zu reduzieren, wird jeder Treiberin einen Neoprenring eingelassen. Ferner optimiert Sven Beonickedie Volumina für den Tiefmitteltöner und den Breitbänder nachGehör – hier sind für den Schweizer nach eigener Aussage Unter-schiede bis zu 4 Millilitern wahrnehmbar. Um Zeitrichtigkeit zugewährleisten, sind der Neigungswinkel des Lautsprechers undder Montageabstand der beiden vorderen Treiber exakt berechnet.So ist der exklusiv für Boenicke Audio gefertigte Fountek 3-Zoll-Aluminium-Breitbänder etwas tiefer eingelassen als der darunterliegende 6-Zoll-Tiefmitteltöner. Die Tiefmitteltoneinheit ist einrichtiger Blickfang, den Sven Boenicke mir gegenüber allerdingsmit einer „Kommunikationssperre“ belegt hat: Der eigens für ihngefertigte und mit einem Phase Plug aus Esche konzipierte Treiber

Oben links: Erstaunlich: Der 10-Zoll-Langhub-Tieftöner von Dayton erreichtden -3-dB-Punkt erst bei 27 Hz. Er ist mit einer Doppel-Schwingspule kon-struiert und weist somit eine hohe Eigeninduktivität auf

Oben rechts: Der Phase Plug für den Tiefmitteltöner ist aus Esche mit einemKurzschlussring aus Kupfer gefertigt. Der Ring soll dabei helfen, harmoni-sche Verzerrungen zu reduzieren

Unten links: Am Fountek Breitbänder-Magneten kommen Harmonix RF 57MKII Tuning Basen zum Einsatz. Diese sollen mechanische Schwingungengezielt umverteilen und so resonanzoptimierend wirken

Unten rechts: Eine Rarität: Die hauchdünne, biegeweiche und etwa 0,7 mmstarke Membran des Tiefmitteltöners ist aus Sapele-Mahagoni gefertigt undhat zusammen mit dem Schwingspulenträger aus Papier einen großen Anteilan der außergewöhnlich schnellen und natürlichen Wiedergabe der W11 SE+

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kommt mit einer hauchdünnen, biegeweichenMembran aus Sapele-Mahagoni – einem Material,das gerne beim Bau von akustischen Gitarren ver-wendet wird. Meines Wissens ist Boenicke Audio dereinzige Lautsprecherhersteller, der einen solchenTreiber einsetzt. Der starke Magnet des Treibers wird„virtuell“ am Gehäuse befestigt, will heißen: Durchdie frontseitige Montage wird dieser auf einen Holz-dorn gepresst (siehe Titelbild). Damit wird nicht nurder leichte Korbrand, sondern auch der schwere Ma-gnet fixiert. Die nicht unendlich steifen Korbstegewerden so unter Vorspannung gesetzt, was entste-hende Resonanzen in einen weniger kritischen Ar-beitsbereich bringt. Eine Maßnahme mit gleichemZiel wendet Sven Boenicke am Breitbänder an. Des-sen Magnet wird mit Harmonix RF 57 MKII TuningBases versehen, um unerwünschte mechanischeSchwingungen zu kontrollieren. Zudem sollen elek-tromechanische Serien- und Parallelresonatoren anden Konustreibern für eine Umverteilung von diffu-ser Energie zu definierten Resonanzfrequenzen sor-gen. Leider lässt sich Sven Boenicke weiterhin nicht

dazu erweichen, mir zu verraten, um welche Fre-quenzen es sich handelt. Er wiederholt aber seinefrühere Aussage, dass resonatorlose Systeme meis -tens zu hell sowie nicht raumgreifend genug klängenund darüber hinaus falsche Klangfarben vermittelnwürden.Da Sie jetzt schon mehrmals die Bezeichnung

„SE+“ gelesen haben, möchte ich die eben geschil-derten Tuningmaßnahmen zum Anlass nehmen, umauf die Produkthierarchie von Boenicke Audio ein-zugehen: Jeder Lautsprecher aus der Produktpaletteder Schweizer Manufaktur ist in drei Varianten er-hältlich. Es stehen eine Standard-, eine SE- und eineSE+-Version zur Auswahl. Das Grundkonzept istidentisch, die drei Versionen unterscheiden sich inder Bauteileauswahl und Anzahl der zusätzlich inte-grierten Tuningelemente. Sondermaßnahmen fürdie W11 SE+ beinhalten des Weiteren noch einenMundorf MCap Supreme Kondensator, mit dem dernach typischer Boenicke-Manier rückseitig abstrah-lende Monacor 1-Zoll-Hochtöner mit Seidenkalotteklanglich aufgewertet wird. SteinMusic Speaker

Oh Tuningherz, was willst du mehr: SteinMusic Speaker Match Signature zur Optimierung der Signalübertragung vom Verstär-ker zum Lautsprecher, Bybee Quantum Purifier zur Verbesserung des Signal-Rauschabstands, Audio Consulting Autoformer

für die Anpassung der Basslautstärke. Ein patentiertes Linearisierungsnetzwerk für die akustische Phase rückt hochfrequenteAnteile an den richtigen Platz auf der virtuellen Bühne. Die puristische Weiche – mit Mundorf Silber-Gold-Öl-Kondensator

inklusive Duelund Silberfolien-Bypass-Kondensator und Mundorf MCap Supreme – ist klangfördernd frei verdrahtet

ausgenommen. Ab da übernimmt der Breitbänder –jetzt mit einem Hochpassfilter zweiter Ordnung. DerAmbient-Hochtöner, nun mit Hochpassfilter ersterOrdnung, setzt bei ca. 6500 Hertz ein. Der Basstrei-ber mit Doppel-Schwingspule fällt ab etwa 100Hertz mithilfe eines Filters erster Ordnung Impe-danz-linearisiert ab. Im Vorfeld des Berichts stellte ich mir die Frage, ob

die W11 SE+, die mit 30 Litern das doppelte Gehäu-sevolumen und das dreifache Gewicht einer W8 aufdie Waage bringt, für meinen 22 Quadratmetergroßen Raum nicht ein wenig überdimensioniertsein könnte. Ich bin sehr gut mit allen W11-Versio-nen vertraut, konnte sie in den letzten zwölf Mona-ten zu verschiedensten Gelegenheiten ausgiebighören – allerdings in Räumen, die ungefähr doppeltso groß waren wie meiner. Während der Einspielzeitvon rund 150 Stunden hatte ich vor allem mit einemaufgedickten Oberbass zu kämpfen, dem ich wederdurch Verschieben noch Umstellen der Lautsprechermit nach außen abstrahlenden Bässen Herr werdenkonnte. Zwar war ich darauf gefasst, dass ich in mei-nem Raum nicht den gleichen phänomenalen Loslö-sungseffekt erzielen würde, auch aus psychoakusti-scher Sicht – die W11 ist gut 30 Zentimeter höherund fünf Zentimeter breiter als die W8. Dann jedochkonnte der sonst überaus geschlossen, stimmig und

Match Signature haben die Aufgabe, die Signalüber-tragung vom Verstärker über WBT Nextgen Termi-nals zum Lautsprecher zu optimieren und QuantumPurifier von Bybee an der seidenummantelten Kup-fer-Hochfrequenz-Innenverkabelung sollen den Sig-nal-Rauschabstand weiter verbessern. Eine Sonder-stellung unter den Maßnahmen nimmt dieinzwischen zu Berühmtheit gelangte „Swing Base“ein: Deren Effekt auf alle Frequenzbereiche ist sofrappierend, dass andere Lautsprecherhersteller beiBoenicke Audio eine auf ihre eigene Produktlinie zu-geschnittene Swing Base in Auftrag geben. Mit derSwing Base wird die W11 SE+ auf der Rückseite undmithilfe eines frontseitigen Bronzeteller-Sandwichsauf der vorderen Unterseite – zwischen den Tellernwird eine Stahlkugel eingelegt – quasi frei schwin-gend, mit minimalem Reibungspotenzial in der Ho-rizontalen aufgehängt. Schon bei der W8 SE+ konn-te ich erfahren, was die Swing Base Gutes bringt:mehr Bühne, mehr Luft, mehr Präzision, mehrDurchzeichnung, mehr Fluss, mehr alles… Genugzum Thema „Pimp my speakers“, dafür noch einpaar Worte zur Weiche: Damit die Signalwege kurzbleiben und die Anzahl der Lötstellen minimiertwird, ist die Weiche frei verdrahtet. Der Tiefmitteltö-ner wird bei circa 1000 Hertz ohne Hochpassfilter,mit Impedanz-korrigierten 12 dB pro Oktave her-

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Lautsprecher Boenicke Audio W11 SE+

räumlich mit sattem Grundtonfundament aufspie-lende Shanling A3.2, ein Transistor-Vollverstärkermit sensationellem Preis-Leistungs-Verhältnis, seinKlangbild nicht wirklich frei entfalten. Der farben-starke Mittenbereich und der feine seidige Hochton,wie ich sie an der W8 erlebte, wirkten irgendwie„übertüncht“. Der Kontrabass auf „Camp d’Argeles“von Renaud García-Fonds Album Méditerranées(Enja Records/Soulfood, ENJ-9563 2, CD, 2010, DE)zeigte sich im XXL-Korpusformat, das Solo autoritä-rer und mit größerem energetischen Druck als dieW8 SE+ es vermag, das Klangbild wurde jedoch vonunpräziser Bassenergie überschwemmt – logischer-weise mit Auswirkungen auf die anderen Frequenz-bereiche. Darunter litten natürlich Umriss und Fein-zeichnung, beispielsweise festzumachen an diffusausschwingenden Basssaiten. Es schien, als ob dieKlänge miteinander um Platz ringen würden undsich dabei gegenseitig die Luft abschnürten. Mit derNAD M22 Endstufe kam ein Hauch mehr Präzisionin den Bass, aber am Gesamteindruck änderte sichkaum etwas. Sven Boenicke riet mir zu Geduld. Er meinte, dass

der Lautsprecher, sobald aufgestellt, ein paar TageZeit braucht, um sich zu „akklimatisieren“, so ähn-lich wie akustische Gitarren eine Weile benötigen,um sich einzuschwingen. Einen gewissen Geist in derMaschine – es handele sich ja nicht um „tote Mate-rie“ – könne er sich selbst nicht rational erklären.Tatsächlich: Während ich mich ans Versetzen vonPlattenregalen, die hinter und in der Nähe der W11SE+ standen, machte, ließ die Präsenz im Oberbassimmer mehr nach. Circa acht Tage dauerte es, bis dasKlangbild sich selbst entschlackt hatte. Auch das Ver-rücken von Möbeln hatte geholfen, weniger Raum-moden anzuregen. Bis zum finalen Aufstellungsplatzder Boenickes hatte ich auf die Mitwirkung derSwing Base verzichtet, um mir das Verschieben derLautsprecher etwas einfacher zu gestalten. WelchenEinfluss die Swing Base auf den kritischen Mittel-und Hochtonbereich ausübt, habe ich bereits ge-schildert. Im Falle von García-Fonds Kontrabasssologeht dieses jetzt konkret mit ungeheurer Plastizität,

Federkraft und sauberster Feinzeichnung einher.Das Anreißen und Zupfen der Saiten präsentiert sichfein- und grobdynamisch entfesselt, das Aus-schwingverhalten lückenlos nachvollziehbar. DieW11 SE+ spielte jetzt wie aus einem Guss – mit Boe-nicke-typischer Großbühne und mit bemerkenswertmehr Substanz und Autorität als die W8 SE+, die vo-lumenbedingt verständlicherweise, für ihre Größeaber beachtlich spät, an physische Grenzen stößt.Jetzt durfte auch das breit abstrahlende Hochton-Bi-pol-Konzept in Verbindung mit dem Breitbänderund dem Tiefmitteltöner seine Stärken ausspielen:Homogenität und feinstaufgelöste Mikrodetails –verpackt in Klangfarben, Klangfarben und nochmalsKlangfarben. Die Natürlichkeit, mit der die W11SE+ Father John Mistys Stimmfarben auf „Pure Co-medy“ vom gleichnamigen Album (BellaUnion/PIAS/Rough Trade, BELLA628V, EU 2017, 2-LP) zelebriert, ist nur als maßstabsetzend zu be-zeichnen. Selbiges gilt für die Darstellung von Holz,Stahl, Blech und Fell: Westerngitarre, Streicher, Hör-ner und Drums klingen einfach nur richtig – wersich das anders wünscht, ist selber schuld. Mitbetei-ligt am hohen Emotionalitätsfaktor waren zu demZeitpunkt die S 509 Monoendstufen von SombetzkiAudio: Die auf dem CIRCLOTRON-Schaltungsent-wurf des Finnen Tapio Köykkä basierenden Parallel-Push-Pull-Verstärker mit PL509-Röhren entwickelteMichael Sombetzki, um auch niederohmige Laut-sprecher wie seine Elektrostaten kompromisslos andie Kandare zu nehmen. Die Monos sind ein großerWurf, denen das Kunststück gelingt, Röhrencharmemit Neutralität und absoluter Präzision zu paaren.Mit den Sombetzkis und meinem Tobian SC 8 Vor-verstärker ging an der W11 SE+ schlicht und einfachdie Sonne auf. Einen Tag bevor ich diesen Bericht abschloss,

konnte ich bei Isar Audio in München, einem Boe-nicke Audio Händler, die Standardversion der W11hören, an einer Allnic L-5000 DHT Röhrenvor- undLeben CS-1000P Endstufe. Hans Zimmers großor-chestrales, sich majestätisch auftürmendes „JourneyTo The Line“, auf dem Soundtrack zu Terrence

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Oben: Via Steckbrücke kann die Basslautstärke infünf Schritten von -4 dB bis +6 dB angepasst wer-den. Um dies zu erreichen, greift Boenicke Audioauf die Autoformer der Schweizer Kollegen von Au-dio Consulting zurück, die speziell für den Einsatz inder W11-Modellreihe entwickelt wurden

Unten: Der rückseitig abstrahlende 1-Zoll-Seidenka-lotten-Hochtöner von Monacor zeichnet mit für diegroßartige Tiefendarstellung des Boenicke-Konzeptsverantwortlich. Sven Boenicke wäre nicht Sven Boenicke, wenn er hier etwas dem Zufall überließe:Mundorf MCap Supreme sollen dem Hochtöner zuschöneren Klangfarben, besserer Auflösung undgroßzügigerer Raumabbildung verhelfen

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größerem Hörraum. Freunde, mir schwant Fürchterliches, sorry,der nächste Game-Changer. So oder so: Das Leben geht mit Boe-nicke weiter …

xxxxLautsprecher Boenicke Audio W11 SE+ Funktionsprinzip: Geschlossenes 2-Wege-Konzept mit Bass- und rückseitiger Am-bient-Hochtonergänzung Wirkungsgrad: 89 dB (1 W/1 m) Nennimpedanz: ab-hängig von Autoformer-Einstellung 2 bis 6 Ohm (2 Ohm über 10 kHz) Frequenzbe-reich: 27–25000 Hz Weiche: frei verdrahtet, Bass mit Filter erster Ordnung undeigener Impedanz-Linearisierung, Tiefmitteltöner mit Filter zweiter Ordnung (ohneHochpassfilter), Breitbänder mit Hochpassfilter zweiter Ordnung, Hochtöner mit Fil-ter erster Ordnung Besonderheiten: Aus dem Vollen gefrästes Massivholzgehäu-se, Fountek 3”-Aluminium-Breitbänder mit Harmonix RF 57 MKII Tuning Bases, 6“Sapele-Holz-Tiefmitteltöner mit Phase-Plug aus Esche, Dayton 10“ Langhub-Tieftö-ner mit Karbonmembran, Basstreiber über Audio Consulting Autoformer anpassbarin 5 Schritten zwischen -4 und +6 dB, rückseitiger Monacor 1“-Hochtöner mit Sei-denkalotte mit Mundorf MCap Supreme Ausführungen: Esche, Kirsche, Aufpreisfür amerikanischen Nussbaum 575 Euro, Swing Base pulverbeschichtet in Silberoder Schwarz erhältlich Maße (B/H/T): 16,1/105/39 cm Gewicht: 30 kg Garantie:10 Jahre (ausgenommen Treiber) Paarpreis: 17040 Euro

Kontakt: Boenicke Audio, Ramsteinerstrasse 17, 4052 Basel, Telefon0041/799590550, www.boenicke-audio.chxxxx

Malicks The Thin Red Line (Related Re-cordings/Sme Media/Sony Music,09026 63382 2, EU 1999, CD), drücktemich förmlich in den Sessel – eineüberwältigende Vorstellung. Wenn Siemich fragen: Schon die Grundaus-führung der W11 ist für ihre 9280 Eurodas Geld der SE+-Version wert. Alsobeeilen Sie sich lieber, bevor Sven Boe-nicke noch auf die Idee kommt, diePreise anzuheben. Nebenbei gesagt:Das Design der W11 wird besondersvon der Damenwelt wohlwollendwahrgenommen. Um meine Eindrückehinsichtlich Optik und Haptik sowiedie Reaktionen der „besseren Hälften“zusammenzufassen: Die BoenickeW11SE+ ist ein bis ins Detail perfektverarbeiteter Ladykiller, der im Listen-preis von 17040 Euro bereits die Zu-stimmung der Ehegattin enthält. Einesolche benötige ich nicht, Macho undSolist, der ich bin. Nun sitze ich da, be-trachte die W8 SE+ und meine Gedan-ken schweifen in die nahe Zukunft, inder ein Umzug vor der Tür steht – mit

Komplett schwingend gelagert: Die von Boenicke Audio entwickelte Swing Base wirkt wie ein Entschlackungsmittel.Durch sie wird der Resonanz- und Schwingungsballast „über Bord geworfen“ – mit spektakulärem klanglichem Effekt.

Auf der Vorderseite wird die Swing Base durch eine Stahlkugel-Bronzeteller-Sandwichkonstruktion ergänzt