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Lassen sic11 durch reichliche und langandauernde Gar- futtergaben Neben- und Naehwirkungen oder ZuchtschQden beim Bind feststellen? - Untersucht an den Blutwerten der Alkalireserve, des Kalziumgehaltes und der pH-Zahll) Von Zorn, Kriiger, Lachmann und Freidt dus dem Institut fur Tierzucht iind ,Ililchwirtschaft der Universitiit Breslau und dem lnstitut fiir Tierziichtung der PreuB. Versnchs- und Forschungsanstalt fur Tierzucht in Kraftborn Direktor: Prof. Dr. Zorn Bei einer Betrachtung der Reaktion der Blutwerte ') im allgemeinen hatten wir verfolgen konnen, wie die Blutwerte der Alkalireserve, des Kalziumgehaltes und der pH-Zahl besonders empfindlich fur jeden Wechsel in der Futterung sind. GroBere Futterwechsel beeinflussen die Blutwerte 6-12 Wochen lang, eine Erscheinung, die wir mit F u t t e r s t o 13 - w i r k u n g bezeichneten. Kurz aufeinanderfolgende Futterumstellungen summierten die einzelnen Reizwirkungen und erzeugten verstarkte StoD- wirkungen in den von uns gemessenen Blutwerten (Alkalireserve, Kalk- gehalt und pH-Zahl). Wir erhielten mit diesen Feststellungen die wissen- schaftliche Erklarung fur die schon vielfach gemachten Beobachtungen, dal3 hochleistungsfahige Tiere moglichst gleichmaI3ig zu halten und zu futtern sind, wenn wir diese Tiere auf der Hohe ihrer Leistungsfahigkeit halten wollen. Wir konnten daruber hinaus im Zusammenhang mit den zur Untersuchung stehenden Problemen eine Beohachtung unberer heutigen Haustierernahrung einer Untersuchung unterziehen, die fur unsere Zuchter ron besonderem Interesse sein mu13. In der angegehenen Arbeit wiesen wir ferner bereits auf die Frage nach den N e b e n - un d N a c h - wirkungen von Garfutter, das in reichlichem MaBe verfuttert wird, hin. Es ist bekannt, daB in ausgesprochenen Luchterkreisen nach dieser Richtung bisher nicht vollbeseitigte Zweifel be- stehen, w i e w e i t e i n e S c h a d i gu n g 1) e s o n d e r s tl e s w a c h s en - den Zuchtrindes hinsichtlich des Geschlechtslebens, seiner Fruchtbarkeit und Zuchtsicherheit durch eine ungunstige Beeinflusaung des mineralstofflichen und hormonalen Gleichgewichtes hei starker Gar- f u t t e r v era b r e i c h u n g e i n t ri t t. Um diese Einschrankungen gegenuher der heute in vielen Wirt- schaften und Zuchtbetrieben unbedenklich gehandhabten Garfutter- verabreichung, insbeaondere mit Mineralsawen hergestellten Garfutters, l) IT. Nltteilung der Albeit: Realition des Tieitorpers auf Teianderungen in der ~ - Umwelt, gemessen am P,lnttild des Rindes (diese Zeitschrift Bd. 49, Heft 2, S. 119 ff.).

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Lassen sic11 durch reichliche und langandauernde Gar- futtergaben Neben- und Naehwirkungen oder ZuchtschQden beim Bind feststellen? - Untersucht an den Blutwerten der Alkalireserve, des Kalziumgehaltes und der pH-Zahll)

Von

Zorn, Kriiger, Lachmann und Freidt

dus dem Institut fur Tierzucht iind ,Ililchwirtschaft der Universitiit Breslau und dem lnstitut fiir Tierziichtung der PreuB. Versnchs- und Forschungsanstalt fur Tierzucht in Kraftborn

Direktor: Prof. Dr. Z o r n

Bei einer Betrachtung der Reaktion der Blutwerte ') im allgemeinen hatten wir verfolgen konnen, wie die Blutwerte der Alkalireserve, des Kalziumgehaltes und der pH-Zahl besonders empfindlich fur jeden Wechsel in der Futterung sind. GroBere Futterwechsel beeinflussen die Blutwerte 6-12 Wochen lang, eine Erscheinung, die wir mit F u t t e r s t o 13 - w i r k u n g bezeichneten. Kurz aufeinanderfolgende Futterumstellungen summierten die einzelnen Reizwirkungen und erzeugten verstarkte StoD- wirkungen in den von uns gemessenen Blutwerten (Alkalireserve, Kalk- gehalt und pH-Zahl). Wir erhielten mit diesen Feststellungen die wissen- schaftliche Erklarung fur die schon vielfach gemachten Beobachtungen, dal3 hochleistungsfahige Tiere moglichst gleichmaI3ig zu halten und zu futtern sind, wenn wir diese Tiere auf der Hohe ihrer Leistungsfahigkeit halten wollen. Wir konnten daruber hinaus im Zusammenhang mit den zur Untersuchung stehenden Problemen eine Beohachtung unberer heutigen Haustierernahrung einer Untersuchung unterziehen, die fur unsere Zuchter ron besonderem Interesse sein mu13. In der angegehenen Arbeit wiesen wir ferner bereits auf die Frage nach den N e b e n - u n d N a c h - w i r k u n g e n v o n G a r f u t t e r , d a s i n r e i c h l i c h e m MaBe v e r f u t t e r t w i r d , hin. Es ist bekannt, daB in ausgesprochenen Luchterkreisen nach dieser Richtung bisher nicht vollbeseitigte Zweifel be- stehen, w i e w e i t e i n e S c h a d i g u n g 1) e s o n d e r s tl e s w a c h s e n - d e n Z u c h t r i n d e s h i n s i c h t l i c h d e s G e s c h l e c h t s l e b e n s , s e i n e r F r u c h t b a r k e i t u n d Z u c h t s i c h e r h e i t d u r c h e i n e u n g u n s t i g e B e e i n f l u s a u n g d e s m i n e r a l s t o f f l i c h e n u n d h o r m o n a l e n G l e i c h g e w i c h t e s h e i s t a r k e r G a r - f u t t e r v e r a b r e i c h u n g e i n t r i t t.

Um diese Einschrankungen gegenuher der heute in vielen Wirt- schaften und Zuchtbetrieben unbedenklich gehandhabten Garfutter- verabreichung, insbeaondere mit Mineralsawen hergestellten Garfutters,

l) IT. Nltteilung der Albeit: Realition des Tieitorpers auf Teianderungen in der ~ -

Umwelt, gemessen am P,lnttild des Rindes (diese Zeitschrift Bd. 49, Heft 2, S. 119 ff.).

Lassen sich (lurch reichlirhe rind lanp;inclauerntle C;lrfuttery:tbw usw. 1 F j ; {

einer besonderen Untersuchung zu unterziehen, wurden deshalh in den Jahren 1936 und 1937 Kalbinnen (deren Mutter hereits seit Jahren Giir- flitter erhielten) ii 1, e r r e i c h 1 i c h (s. Tafel 13 und 19) ') m i t G 9 r - f l i t t e r gefiittert, d i e B l u t w e r t e i n d e n e i n z e l n e n F u t t e r - a b s c h n i t t e 11 untersuclit und auDerdem, um etwn xuftretende Yer- anderungen im Wachstumsverlauf und Veranderungen in der Leistung der ausgewaclisenen Tiere in den Jahren, die auf die Versuche folgten, feststellen zu kiinnen, auch WiIchstum rind Leistung der Versuchstiere in den Kreis der Beol~nclil ungen eingezogrn. AiiBcrtlem wurde h i jcdem Tier der Haltungszustand laufend mit beobachtet.

a) Die Sturewirkung von Gtlrfutter auf die Gesundheit und auf die Blutxueammensetzung im Spiegel der wichtigsten VerCiffentlichunaen

der letzten Jahre Die Mitteilungen der praktischen Landwirte gehen weit :iubciinander.

\'Vie tiherall, so hind auch hier Einzelerfnhrungen und diIraus gezogene Schliisse vorherrhchend. Zalil der untersuchten Tiere, Art derselhen, Art des Futters, Genauigkeit der Brob:ichtungen 11. dgl. niehr gel)en ~ ' 0 1 1 Fall zii Fall ein nndereb Bild und damit eirie andere Folgerung iiher Rirkuiig und \7rrfiitteruiig \-on Siuerfutter. Auch die wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit der FrtLge der Wirkung des Giirfuttcm auf den tierischen Orgnnihnius I)ebcliiiftigcin, gehen in ihren klrgebnissen k e i n uber- einstimmrndes Bild. In den alteren Schriften finden sicli mehrfach An- gaben, dnlJ (lurch tl;iucrnde Zufulir von f r e i e n otlrr g e 1 1 u n ti ? n e n S a u r o n oder sauren Salzen je n:tch der Art der Saure, j a sogar sehon d i w h a n h a l t e n d e V e r a b r e i c h u n g v o n F n t t e r n i i t t e l n m i t s a u r e r R t. :L k t i o n dcr Alineralstoffansatz bzw. tler Gewndheits- zustand der Tiere nachhaltig heeinflul3t wird.

Die IJntersuchunpen, die sich mit diesen Zusammenhangen l i t . - schaftigten, bezogen sicli auf die Benrtrilung des Einflusses auf den S3ure- 13asen-Haush:tlt, auf die Kalk- und Phosphorhilanz, auf die Entwickliing ties Wacfistnms und deh Gewichtes - :illes hetrachtet unter dem Gesichts- punkt, oh Garfutter an sich oder mit bestimmten S~urezusiitzen schiitllichr ISinfliisse geltend z i i machen imstande ist oder nicht und welchr. Sicherungen bei solcher Annahme erpriffen werden miissen.

Es sol1 zunachst auf bestimmte physiologische Wirkungen hin- gewiesen werden. Bei Pflanzenfressern ist zu heaclrten, tlaB im Futter ein gewisser BaheniilierhchiiB vorhanden ist. Nnch S c h ( I c 11 ist der tierischc Organismus jedoch je nach der phpsiologisch-chemischen Reaktion des aufgenommenen Fut ters in der Lage, innerhalb des Saure-Basen-Hails- haltes mehr oder weniger differenzierte Itegulationsmechanismen in ver- schiedenem MaBe ausznlosen. Auf Grund seiner Beurteilung des S#urr- Basen-Haushaltes der Versuchstiere wies die SalzsSuresilage eine aus- geprsgtere Saurewirkung auf als die Schwefelsauresilage. Der Mineralstoff- wechsel hingegen wird bei der Verfiitterung von Schwefelsauresilngw starker tieansprncht als bei der Verabreichunp der anderen. Nach diesen Be- obachtungen ist S c h o c h der Ansicht, da13 der tierische Organismus je nach der physiologisch-cheniischen Reaktion des aufgenommenen E'utters in der Lage ist, bestimmte Regulationen vorzunehmen. So w5re in diesen T'ersuchen die Anpassung an die physiologische Saurewirkung _____

') Tafeln und .ibbildnrigen siehe Bd. 49, Heft 2, S. 119 fl'.

154 Zorn, Kruger, Lachmann und Freidt

der Salzsauresilage im Gegensatz zu der Schwefelsauresilage nicht so sehr durch Beanspruchung des Mineralstoffwechsels als durch andere, und zwar dem Saure-Basen-Haushalt ebenfalls zugehorige Systeme erfolgt. In Unter- suchungen von S c h n e p f uber den EinfluD von Garfutter und Stoff- wechsel des Wiederkauers wurde bei einem Garfutter, das 10 Sb-Salz- saure, 10 SA-Schwefelsaure und 1 O/o Zuckerzusatz auf 100 k g Futter ent- hielt, bei der Salzsauresilage eine 3-4mal so grol3e Kalziumausscheidung im Harn als bei der Zuckersilage festgestellt. Unterschiede zwischen den Perioden ausschliefilicher Silagefutterung und denen mit geringen Rauh- futtergaben konnten durch Heohachten des Verhaltens der Ca-P-Bilanzen nicht festgestellt werden. Es ergab sich jedoch, dafi bei einer auf- getretenen Mineralsaurewirkung die erwunschte Kompensierung nur durch a 11 s r e i c h e n d g r o 13 e H e u z u 1 a g e n erreicht werden konnte. Aus den Ausfuhrungen C r a s e m a n n s anla13lich des 4. Internationalen Tierzuchtkongresses in Zurich iiber die stoffliche und energetische Futterwirkung in Abhangigkeit von der Bescliaff en- heit der Futtersubshnz geht hervor. da13 einseitige Konstellationen in der Mineralstoffzufuhr zu Storungen des in den Geweben herrschen- den Saure-Basen-Gleichgewichtes fuhren konnen, wenn die Einseitigkeit der Mineralstoffzufuhr extremer Natur ist und langere Zeit andauert. Es wird fur diese Zusammenhange auf die Arbeiten von A. G r a13 - ILI a n n und E. B r o u w e r hingewiesen, die ergeben hatten, dab in der Regel die im Stoffwechsel sich bildenden Basenuberschusse und die in den Geweben vorhandenen Basenreserven genugen, um die aus den Mineral- aKuresilagm stammenden, unverbrennbaren Saurereste abzubinden uncl exkretionsfahig zu machen. Nur bei einseitiger Silagefutterung und mangelhafter Basenzufuhr konnte A z i d o s e beobachtet werden. Die Untersuchungen uber Rachitis und verwandte Knochenerkrankungen durch M a r e k - W e 1 1 m a n n und Mitarbeiter weisen jedoch darauf hin, da13 bedeutende Unterschiede zwischen einer ausgesprochenen Azidose law. Alkalose und einer k o m p e n s i e r t e n besteht. Azidose hzw. Alkalose bezeichnen die Veranderungen der Neutralisationsfahigkeit des Blutes und der Korpersafte, die bei Zuftitterung basischer Stoffe auf einer Er- hohung der Alkalireserve des Blutes, bei sauernd wirksamen Stoffen auf einer Verminderung beruhen. Der Zustand der Kompensierung dieser Vorgange ist dadurch gekennzeichnet, dafi bei der kompensierten Azidose die Xatriumhikarbonatmenge zur Neutralistion der fixen Sauren wohl ver- mindert ist, die aktuelle Blutreaktion und der Hydrogenexponent im Blut jedoch annahernd stabil bleiben. Bei Storungen in der Mineralstoff- zusammensetzung z. B. bei Phosphor- oder Kalkuherschussen im Futter traten daher azidotische hzw. alkalotische Verschiehungen des Saure- Basen-Gleichgewichtes auf, eine Salzstoffwechselstorung, die rachitogene Er- scheinungen auftreten lie8. In einer Auseinandersetzung mit futterungs- technischen und tierphysiologischen Fragen bei der Verabreichung von Griinfutterkonserven kommt P f e i f f e r zu der Berechnung, da13 25 k g Bchwefelsauregarfutter einen Basenentzug von 100 g kohlensaurem Kalk bewirken. Wenn man dann z. B. mit K r u p s k i der Ansicht ist, da13 unsere Tiere beim Fressen eine instinktive Auswahl der zur Mineralstoff- regulierung notwendigen Stoffe vornehmen, ware es verstandlich, warzlm die Tiere bei der Futteraufnahme solch basenentziehenden Garfutters Schwieripkeiten zu bereiten pflegen. In der breiten Praxis hat diese beobachtete Tatsache zur Reduzierung der Zusatzhohen von Mineralsaure bei der Aufbereitung gefuhrt, wodurch naturgernao Konservenverluste ent-

L:issen sich durch reichliche unti langandxuernde Garfuttergaben IISW. 155

stehen muljten. Auch P f e i f f e r hat dalrei beobachten kiinnen, d d j llie Tiere lieber verdorben anzusehendes huttersanrereiches Garfutter als hell- gelbes Aiineralsauregarfutter fraBen. Der tieruch und der Geschmack hcheint dahei nicht ausschlaggehend zu sein und es sich mehr um eine instink- tive Beurteilung der Bekiimmlichkeit zu handeln. Die Dihkrepanz in der analgtischen Beurteilung und in der Bekiimmlichkeitsdiagnose durch das Tier ist physiologisch verstandlich, da Mineralsaurefutter einen tirferen pH-\iliert aufweist und eine phyeiologische Abwehrreaktion gegen Saure- iiherladung bzw. Kationenentzug im Orgztnismus denkbar ist. AUS solchen U1)erlegungen sind dann von P f e i f f e r Versuche angestellt worden init neueren Sicberungszusatzen, die ein neutrales Konservierungsmittel mit leichter Loslichkeit darstellen und 1)ei clenen die Konservierungsunter- stlitzung durch Stoffe stattfindet, die iin Tierkorper verhrannt oder m r Ausscheidung gehracht werden. Da hierhei eine gute Konseilre auch 1)ei hhheren pH-Werten als dies voii Mineralsauresilagen hekannt ist, zu er- ziden war, ergiihe sich darau:, die Moglichkeit, grol3ere Garfuttermengen ohne Stiirungen verfiittern zu kiinnen.

Bei fruheren Untersuchungen von S it u e r uher den Einflulj damaliger neuerer Sicherung,szusiitze ;iuf den Stoffwechsel des Wiederkauers zeigte sich, daB die Alkalirehervt. deh Blute. hei HC1- und l’,O,-Futter die Tendenz zur unteren Grenze tler Norrnalwerte aufwies, wahrend der Alfasilzusatz wesentlich giinhtigere Wirkungt2n zu erzielen vermochte. Die zugefiihrten SAuren werden dabei nicht durch direkten Ahltau, sondern (lurch Neutralkation i m Organismus lieseitigt und belasten dadurch den Al k:tlihaushalt.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied hesteht zwischen der Ver- fiitterung von hlineralsauren und der von urganischen Sauren. Wahrend Miner:tlsauren als Sslze und Ester den Korper verlassen, unterliegen organische, aliphatische Sauren zum grciBeren Teil der Oxydation, wohei es allerdings moglich ist. dalj sie zeitweise die Pufferung im Korper be- lasten. Futterungsversuvhe mit Giirfutter, das mit einer solchen Saure, urtd zwar mit A m e i s e n s a u r e , liergeetellt war, ergaben, daB diese Sfiure infolge ihres starken Reduktionsvermiigens zum griiflten Teil oxy- diert wirtl. Die Versrrche, die W 6 h 1 b i e r und S i e k) e r t an Meer- hchweinchen durchfuhrten, lieBen erkennen, daB die Stickstoffhilanz, die C=rundumsRtzmessung und der pH-Wert keine Anzeichen einer merklichen Azidosis aufwiehen. Die von hf c1 1 1 g a a r d - T 11 o r b e c k durch Ver- fiitterung nentralisierter Mineralsauresilage beohachtete rrhohte Warme- bildung, die eine Futterverschwendung durch EinhuBe a11 Nettoenergien twdeuten wurde, konnte von W o h 1 h i r r und Mitarheitern nicht hestatigt werden. Um den EinfluW der Ameisensaure auf den Saure-Blasen-Haushnlt zu studieren, verwendeten L e n k e i t und D e p p e Schafe als Versuchstiere. W‘ahrend Fleichfresser, Mensch und Schwein die Sauren unter Bilduiig von Harnammoniak mit dem Ham ausscheiden, sind die Pflanzenf resser nur in beschranktem Mal3e zur Bildung von Neutralisationsammoniak im- stande. Htarkere KH,-Bildung ist heim Wiederkauer als n i c 11 t normal zu btlzeichnen. Nach Ameisensaurezugahe blieb die K;H,-Bildung in den tur das Schaf normalen physiologischen Grenzen und es zeigte sich, da13 die Ameisensaure im Gegeneatz zu den Mineralsauren die Ammoniakhildung nicht anregte. Die Alkalireserve des Blutes verschob sich unter dem Ein- flu13 dieser Eaure auch nach der Seite der Azidose, die Werte Iagen jedocli dicht um die Grenze der normalen Schwankungshreite. Die Kalzium- und E’hosphorbilanz hlieh im Gegensatz zur ungiinstipen Wirkung von Mineral-

156 Zorn, Krdger, Lachinann und Freidt

saure unbeeinflufit. Entscheidend ist wahrscheinlich dabei auch die Tat- sache, daB an Ameisensaure zur Einsauerung anscheinend eine geringere Menge erforderlich ist ala an Mineralsauren (44 Aquivalente Ameiscn- saure gegen 9-10 Aquivalente Mineralsaure). Das Vorhandensein freier Sauren in einer Silage ist nach A x e 1 P o n auf jeden Fall zu vermeiden, und R u s c h m a n n will zur Verhutung von unmittelbaren Gesundheits- schadigungen - oder mittelbaren, wie sie z. B. 1’ i r t a n e n bei seinem Silagefutter mit einem pH-Wert unter 3 beobachtete - chemische Zusatze ullerhaupt nicht angewendet wissen.

Die ersten Spezialuntersuchungen uber die Zusammenhange zwischen einem bestimmten Fut terchemismus und seinen Wirkungen auf Wider- standskraft und Gesundheit bezogen sich auf die als kalziumarm bekannten Kornerfuttermittel, insbesondere auf Hafer, der Cfberschusse von Saure enthalt. So stellte W e i s k e schwere gesundheitliche Schadigungen bei Kaninclien fest, die ausschlieBlich mit Hafer ernahrt waren. M o r g e n und B e y e r fuhren die schadigende Wirkung der alleinigen Hafer- verfutterung in den genannten W e i s k e schen Versuchen nicht so sehr auf Kalkmangel als vielmehr auf eine direkte Saurevergiftung zuriick. Auch bei Pferden konnte durch S c h o c h bei alleiniger Haferverfutterung eine negative Kalziumbilanz festgestellt werden, die sich in sauer reagierendem Harn zeigte und gesundheitlich ungiinstig sich auswirkte.

Diese Auswirkungen und erkannten Tatsachen fuhrten zu dem Be- streben, den Saure-Basen-Haushalt des tierischen Organismus wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So lieBen sich die Schaden ausschlieBlicher Hnferfutterung durch Beifutterung von Heu allein kompensieren und wieder normale Kalziumwerte und aikalische Harnreaktion erreichen. Sc h a p e r komnit bei ahnlichen Untersuchungen in der gleichen Frage (aus- schliefiliche Haferfutterung bei Kaninchen) ZLI demselben Ergebnis und stellt fernerhin noch eine (von anderer Seite allerdings wieder bestrittene) schadigende Wirkung gleicher Art bei alleiniger Ziegenmilchverfu tterung fest.. Nach seinen Versuchsergebnissen sind die AlkaIireservewerte durch Beifutterung von Kleeheu wieder zum Normalwert zu erhohen. Gleich- sinnig soll sich auch die Beigabe eines sogenannten Sicherungszusatzes, und zwar von Natriumbikarbonat zum Trankwasxer auswirken, eine Fest- stellung, die uns noch spater beschaftigen wird.

dhnliche Wirkungen durch eine ausschlieljliclie Verfutterung ein- gesauerten Futters konnte K i r s c h feststellen, der vor allem auf die Verschlechterung der Kalkbilanzen aufmerksam machte, wie uberhaupt bei Garfutter nach K a m p f e hohe Kalkausscheidungen fur typisch an- zusehen sind. Diese ungunstige Wirkung konne jedoch aufgehoben werden durch Vermischung des Garfutters mit u n v e r g o r e n e n Bestandteilen und durch Zufiitterung von K a 1 k. Rach K i r s c h soll nur die Halfte der Trockenmasse aus Silage bestehen und auDerdem dnneben Schlamm- kreide verabreicht werden. In gleichem Sinn spricht sich G r a m a t z k i aus. Er empfiehlt als besonders gunstig die Beifiitterung von phosphor- saurem Kalk. In einer anderen Arbeit beobachtete G r a m a t z k i bei ausschliefilicher Verabreichung von Garfutter neben der schon haufig fest- gestellten nachteiligen Wirkung auf die Kalkbilanz einen deutlichen Ge- wichtsverlust. Derselloe Forscher will bei diesen Versuchen auch die Er- fahrung gemacht haben, da13 das Heu, aus dem gleichen Material wie das soeben genannte Sauerfutter, sogar noch ungunstigere Wirkungen in der hier besprochenen Richtung zeigte. Der Ansicht, daB mit Schwefelsaure angesauertes Garfutter besonders schadlich wirken soll, treten K i r s c h

trlicl C; r ;L m ;I t z k i entgegen. A U C ~ hier wirkt es in Yerbindung niit u i i -

vergoreneii Best.ttndteilen und Schlammkreide oder pliosphorsaureni Kalk nach ihren Feststellungen nicht nngunstiger als mit Zuckerzusatz hzw. init Salzsaureans~~uerung liergestelltes Flitter. Es ist jedoch tler Einwanti zu erheben, dal3 die Futterung init solchem schwefelsaurehaltigem Flitter nur wtihrmd einer \‘ersuchs;dauer von 47 Tagen wfolgte. Auch die Unter- suchungen von H a g e r und 8 t v 1 1 e n h e r g 1;onimen zu dem gleichen Ergelmis wir die Arbeiten der his jetzt genannten Forscher.

Neben dicsen Auffassungen firidet man andwerseits im Schrifttiun ;iucli vit:lf:tch die ilnsicht vertreten, daI3 Giirfut,terga.ben o h n e E i n f 1 11 13 oder zumindest ohne s c h a d i g e n d e n E i n f 111 13 a,uf den tit’risclien Orqinisniiis sintl und in gewisser Kicht8ung sogar stimulierende Reize aus- iilien ki innt~n. So konnten B r o 11 w 1’ r untl D i j k s t r a Iwi ihren Yersucheii k e i n e Einwirkung des Garfutters feststellen. Nach ihren Angaben w;iren din ~~H-Zal i l und der Totalkolileiis~iureg~iialt lies Blutes bei den Sila.ge- und Heugruppen gleich. Auch a,n anderer Stelle st.ellen die gleichen Forscher fest, da13 selbst bei langandauernder Verfutterung von G% 1 *f utter irgendwelche Yt.iirungen nicht zu verzeichnen waren. Ebenso gibt E n g e 1 s an, daJ3 gutes milchsaiurehaltiges Futt,er keinen nacht.eiligen EinfluS ails- uhte. G r a 13 ni a n n findet, daI3 Silage, gleichgultig ob sie mit Salz- siiure, Schwefelsiiure oder Biosil hergestellt war, ohne gesundheitliclie SchRdigung fur die Tiere blieb und daI3 auch Fleischqua.litat, HLrte der Knochen und Milchleistung nicht, I)ec,influI3t wurden. F r 6 1 i c h und L u t h g t? stellen bei ihren Versuchen mit Sauerblatt und Silage hei der Schweinemast gleichfalls giinstige Wirkungen fest; allerdings sind nach ihren eigenen Angaben bisher nur wenige und noch zu kurze Versuche durchgefuhrt worden. K r a t i n o w heht hervor, daI3 Verfutterung von Silofritter stirnulierend auf die Verdauungsdrusen wirkt und eine Anderung cier fermentativen ksammensetzung der Verdauungssafte hervorruft, wo- durch ihre verdauende Wirkung verstarkt wird. G i g a s meint in seiner Arbeit zu diesen Fragen: ,,Wenn die Werte der Alkalireserve auch so niedrig liegen, daJ3 sie zum Teil an die untere Grenze des Normalen fallen, so kann man dafiir doch nicht die Fiit.terung mit Sauerfut.ter verantwort- lioh machen, denn in diesem F:tlle miiI3ten Unterschiede zwischen Silo- futtergruppen und den T’ergleichsgruppen bestehen. Solche Unterschiede sind jedoch in unseren Untersuchungen niemals bemerkt worden.“ Einige Zeilen spater giht G i g a s jedoch einen Ausspruch M a n g o 1 d s wieder, wonach solch niedrige Werte n k h t mehr als normal anzusehen seien und ncin darin ein Versagen der Regulation und der Pufferung (ein Zeichen, da13 der Korper mit den zugefiihrten Sauren nich t. niehr fert,ig werden kann) erblicken musse. Fiir diese Zusammenhange ist die Feststellung von U n g 1 a u b noch zu beachten, da.13 der Grund fur Erkrankungen der Tiere bei Verabreichung von eingesauertem Wiesengras haufig nicht a,uf eine Ssurewirkung zuriickgeht, sondern auf einen Gehalt an Giftpflanzen zitruckzufuhren ist. Auch der Gehalt der Flitterruben an Oxalsauren, cienen B a r n, n o w t)egiinst.igenden EinfluI3 auf die Verkalbeseuche zu- schreibt, und der in Garfutt.er noch wesentlich erhoht erscheint, ist zu beriicksichtigen. Das gilt vor allem bei der Verfutterung an tragende Tiere. Durch diesen Oxalsauregehalt sol1 nach C a r 1 e n s die Blut- gerinnungszeit verlangert werden, eine Erscheinung, die fur chirurgische Eingriffe als hedeutungsvoll angesehen werden muI3. So wurde hei G3r- f u t terverdveichung mit holiem Osalsauregehalt eine Gerinnungszeit ge- frrnden, die um das Sfache uber dem Normdwert lag, S t. a n g und GI i g :i s

2. f . Tieniichtg. o. Ziichtgabiol. Rd. 60 Heft 2 11

158 Zorn, Kriiger, Lachmann und Freidt

pruften durch eine ausschliefiliche Garfutterverabreichung diese Fest- stdlungen nach und bcstiitigten sie, wenn auch nicht alle Tiere in gleicher Weise reagiert hatten und individuelle Einflusse mitbestimmend gewesen zu sein schienen. SchlieBlich ist in diesem Zusammenhang noch auf G e h r m a n n s Bestrebungen hinzuweisen, die durch Garfutterung erzielte Ansiiuerung des Blutes fur die Bekampfung der Maul- und Klauenseuche therapeutische Mithilfe leisten zu lassen, wie dies von der Humanmedizin Fei Fleckfieber und Erkaltungen mit teilweisem Erfolg versucht worden ist. Bei einer Gegenuberstellung von Vor- und Nachteilen bei der Ver- wendung von Silofutter kommt A 1 b e r t i zu dem SchluB, dal3 wohl die Vorteile uberwiegen, jedoch zu beachten bleibt, daB dieses Futter fur die meisten Tiere als a 11 e i n i g e s n i c h t in Frage kommen diirfte.

Die Ergebnisse samtlicher Arbeiten uber Garfutterbereitung und verwertung f&te K i r s c h (1938) dahingehend zusammen, daD Garfutter

ohne Mineralsaure hergestellt, den Stoffwechsel nicht belastet und auch die Verdauungsfunktionen nicht beeintrachtigt. Die Kalzium- und Phos- phorbilanzen, die pH-Zahl des Harnes und die Alkalireserven im Blut siiid nicht schlechter als bei der Futterung des gleichen Materials im ge- trockneten Zustande. Jede Mineralsaureansauerung erweist sich aber als eine, wenn auch verhaltnismahig schwache Belastung der Alkalireserven des Tierkorpers; akute Schiidigungen sind iiidessen noch nicht beobachtet worden. Es bleibt die praktische Regel bestehen, dal3 nur die Halfte der Trockensubstanz in der Tagesration in Form von Garfu tter verabreicht werden sol1 und die andere Halfte aus unvergorenen Futtermitteln zu bcstehen hat. Gutes Heu und gutes Garfutter sind die beste Erganzung. Daneben ist aus Sicherheitsgriinden im Hinblick auf die Moglichkeit einer Storung des Mineralstoff gleichgewichtes die Zufutterung der Kalkmengen auf 100 g zu erhohen.

b) Die zweckmilBigste Art und der Erfolg von Kalkbeigaben ZP GI&- futter im Spiegel der wichtigsten Vertiffentlichungen der letzten Jahre

Wenn eine schadigende Wirkung durch Garfutter einmal anganommen war, so wurde dabei zumeist hervorgehoben, daB mit nur geringen Mitteln wirksame GegenmaBnahmen getroff en werden konnen. So wiesen K i r s c h , G r a m a t z k i , M B l l g a a r d , H a g e r und S t o l l e n - b e r g u. a. wie wir oben msfiihrten, darauf hin, daB durcli Mischung des angesauerten Futters mit unvergorenen Bestandteilen oder durch Zu- fiitterung von Kalk hinreichende SicherungsmaBnahmen gegehen sind. Wir erfuhren des weiteren auch schon durch S c h a p e r , daB die F o r m der Kalkbeigabe eine Rolle spielt; dabei kann es sich um zu Trankwasser gereichtes Natriumbikarbonat, um Schlammkreide oder um phosphorsauren Kalk handeln.

Trotzdem sind die Ansichten der Forscher uber die zweckmaaigste Kalkbeigabe, wie uberhaupt uber den Nutzen solcher Sicherungszusatze noch recht geteilt. L e n k e i t - D e p p e stellten Futterungsversuche an Schafen mit kohlensaurem Kalk, Kalziumchlorid und phosphorsaurem Kalk als Beigabe und Ausgleich an. Die Untersuchungsergebnisse der Alkalireserve des Blutes veranlassen Vf. das Kalziumchlorid fur den Wiederkauer abzulehnen, da es eine sauernde Wirkung auszuuben scheint. An Stelle von Kalziumchlorid priifte B e c k e r insbesondere Kalziumlakto- chlorid im Vitakalk. Wahrend Kalziumkarbonat schwach alkalische Wirkungen zeigte, Kalziumchlorid sauerte (infolge der schnelleren Resorp-

Lassen sich durch reichliche unit langandauernde Giirfuttergaben usw. 159

tiori des Chlors gegenuber dem lhlzium), IieWen sich mit, Ka1ziuml:ikto- c-hlorid ills li:ilkznsatz zum Futter relativ giinstige Ausgleichswirkungen orzielen. S c 11 n e y f vt:rw:mdte mehrere Arten der Beigaben, wie Schliimmkreide, phosphorsauren Kalk, glyzerin-phosphorsauren K a k und Orgavit (Gemisch ails glyzerin-phosphorsanrem Kalk, U-V-l)estrahlter Hefe uncf Fenchel 75 : 80 : 5 ) iind konnte hei seinen Versuchen keine Unt.er- Fcliirtle in der Wirksamkeit errnitteln, hingegen feststellen, tlalj Kalkgakn wuhl die Bilmz, aher nicht die FreBlust verbessern; diese konnte nnr durch I-jeifiitterung von Heu wesentlicli gelioben werden. Nacli E n g e 1 s ist I)ei \'erfiitterring von Giirfutter an Nilchvieh zu Iieschten, daW nur die Hglfte der Trockenmasse der Ta.gesfuttergabe in Form von Giirfutter zu getien ist uiid vor allem tiiglich 100 g Schlammkreide zugeftittert werden miissen. Z e i 1 e r und E g g sind der hleinung, daI3 vor der Verfutterung von Silofutter ciri sogenanntes Silozusat,zpulver gegeben werden sollte, das aus Kalk, Magnesium, Knlium, Natrium, Mangan, Phosphor und Kies~~l - sarire besteht. hl it r e k , W e 1 1 ni a n n und U r b a 11 e k fanden, daI3 kalk- arme oder maBig kalkhaltige Nahrung den ICalkgelialt, des Blutserunis ni ir in geringen Grt:nzrvi heinflufit, hingegen kixlkreiches Futter eine starke iind andauerntle Erhiihung des Blutkalkspiegels I,ewirkt. R r o ii w e r stelltv fest, k i l 3 i\'Rtriuni~iikarl)onat eine Aufhehng der Saure- w-irkung erzielte, wiilirend Schliimmkreide weit weniger wirksmn war, wiihrrnd G r ib 13 in it 11 11 auf Grund seiner Versuche eine Zufutterung von SchlLmmkreide sognr fur unwirksam hiilt. Er stellte weiterhin fest, daI3 durch Zufiitterung von IIeu oder Gahen von Natriumhikarbonat die Saurewirkung weitgehend geniildert werden konnte; Beimischung von dalzen, die in der Hauptsache aus kohlensaurem Kalk bestanden, lieBen keinen befriedigenden Arisgleich der Saurewirkungen erzielen.

SchlieOlich Soll nocli auf die V e r s u c h e d e r I. G. F a r b e n hin- gewiesen werden, die aus Weizenkeimlingen ein D-Vitamin-Trocken- praparat herstellten, das giinstige Wirkungen a,uf den t,ierischen Organis- miis, besonders in den Fallen entfalten soll, in denen die einseitige Fiitterung mit ausschlieljlichem Sauerfutter eine Ubersauerung des Blutes hedingte, die Milchproduktion sich deshalb verringerte und die Gesundheit der Tiere in Mitleidenschaftj gezogen war. Bei nicht so einseitiger E'iitterung ha.t sich ergel)en, daB diest: Beifut,terung von Vitaminen in solchen Fallen durchaus entbehrlich ist.

Die im Schrifttum veroffentlichten Ergehnisse geben danach kein rindeutiges Bild. Es muBte desha,lh in weiteren, entsprechend der Frage- stellung angelegten Versirchen, unternommen werden festzustellen, oh mit langwahrender and iiherwiegender Verfiit.terung von Garfutter Schaden im Organismus der Tiere verlninden sind und in Erscheinung treten.

c) Feststellnngen iiber die Wirkangen des Mrfutters anf den Jibper an Hand der Blntuntersnchnngen

Trotz mancherlei von Praxis und Wissenschaft vorgehraclitrn Be- denIcen ist Garfutter eines unserer wichtigsten Wirtschaftsfuttermittel geworden. Wenn der Verbreitung dieses Futters in der Praxis immer noch vereinzelt Bedenken entgegengebracht! werden, so handelt es sich he- sonders urn Betriehe, die durcli die Gunst der Lage und des K1im:is giinstige Griinlandverhaltnisse hahen, und die gewohnt sind, ihren Vieh- stapel im Sommer auf Keiden und Wiesen, im Winter hauptsachlich mit Heu zu erniihren. Alan Iiefiirclitet liei einer monnte1:ingen uiiunterbrochenen

11*

160 Zorn, Kruger, Lnchmann und Freidt.

Garfutterung Mangelerscheinungen, Unterbilanz des Kalkhaushaltes und Erscheinungen, wie sie auf schlechten hloorwiesen, auf sauren Boden und bei zu kalkarmer Ernahrung beobachtet werden, I~iioclieIibpiichigkeit bei den alteren Tieren, Knochenweiche und Rachitis bei den jungen Tieren, Lecksucht bei allen Altersklassen, grooere Anfalligkeit fur Infektions- krankheiten, M i t n g e l i m G e s c h l e c h t s l e b e n s o w i e d e r F r u c h t b a r k e i t und allgemeine Zuchtunsichei heit u. a. m. Dies. Schaden wurden zwar noch nirgends als unmittelbare Folge der Gkr- futterung direkt beobachtet, sondern nur erwartet. Auch in der Literatur sind solche Folgeerscheinungen, wie bereits erwahnt, bislang nirgends ein- vvandfrei festgestellt worden, wenn sich auch die zu dieser Frage veroffent- lichten Arbeiten widersprechen, weil entweder die Zahl der untersuchten Tiere zu klein oder die Dauer der Versuche zu kurz war, oder weil andere Bedingungen kein klares Ergebnis brachten. Ernahrungswirtschaftlich aufierordentlich wertvoll ist die Tatsache, daD Gakfutter die EiweiSstoffe in einer leicht verdaulichen Form und vor allem dazu die Vitamine in reichlichem MaBe erhalt und damit dem Grunfutter in der Wirkung nahersteht als nicht ganz gutes Heu. So verfuttern viele Wirtschaften seit Jahren Garfutter mit dein groDten wirtschaftlichen Erfolg an Kuhe, Mast- rinder, Schafe aber auch an Schweine, Pferde und Kleintiere.

Mit dem Streben nach Ausdehnung der Futtergrundlage in der eigenen Wirtschaft ist Garfutter ein geradezu unentbehrliches Futtermitlel geworden. Anbau von Hackfriichten und Zwischenfriichten, verlustarme Gewinnung und Aufbewahrung des Wiesenheues und Kleeheues, Luzerne usw. und die Garfutterbereitung und eine bodenstandige Viehhaltung gehoren zusammen, um groDte Ertrage von der Flacheneinheit zu gewinnen. In fast allen landwirtschaftlichen Betrieben ist die Futtervorratswirtschafl in weitem MaBe an die Gewinnung von Garfutter gebunden. wie j a auch der Garfutterraum dauernd zunimmt. Der Garfuttergewinnung wird nach wie vor neben der kunstlichen Trocknung - abgesehen von den getrennt- spezifischen Aufgaben der verschiedenen Zubereitung- eine grol3e Bedeutung zukommen, und eine gesicherte und billige Vorratswirtschaft ohne Silo kaum miiglich sein. Als allgemeine Richtsatze gelten z. B. in ost- deiitschen Wirtschaften 15 k g Garfutter je Kuh und Tag wahrend der 5-6 Monate dauernden Winterfutterung und 30 kg Garfutter je Kuh in den futterknappen Wochen wahrend Eer Griinfutterzeit. Garfutter und Garfutter ist jedoch durchaus nicht dasselbe, ebenso wie Heu iind Heu nicht das gleiche ist. Insbesondere Garfutter aus schwervergarenden eiweiareichen Futtermitteln kann entsprechend den Garungsvorgangen bei der Bereitung in seinem Wert sehr schwanken. Von gutem Silofutter wird auch ein hoher Fettgehalt nicht oder fast nicht erniedrigt, wahrend hei schlechtem Garfutter dieser leicht urn einige zehntel Prozent absinkt. Dieses Absinken liegt nicht am Garfutter d s solchem, sondern an seiner Gute. AuDerdem kennen wir ja auch noch andere Futtermittel, die den Feltgehalt senken, ohne daD sonst irgendwie dem Tierkorper schadigende Wirkungen bekannt geworden sind.

Bei der grofien Bedeutung, die demnach das Garfutter fur die deutsche Futterwirtschaft besitzt, haben wir deshalb mit unserem Versuch gleichzeitig Untersuchungen verbunden, um in den Blutwerten eventiiell anzunehmende Mange1 der Garfutterverabreichung festzustellen. In Kraft- born werden seit Jahren groDe Mengen Garfutter gegeben. Die Schaffung Iangerer einheitlicher Futterabschnitta durch Ggrfutter erleichterte unsere Versuchsdurchfuhrung, da es gar nicht moglich gewesen ware, mit anderen

162 Zorn, Krtiger, Lnchmann und Freidt

b) In der Versuchsperiode 1934/35 (5. Teil I S. 140) wurder? 8 schwarzbunten Kuhen in der Zeit vom 13. November bis 17. Dezember 1935 groBere Garfuttergaben rnit und ohne Saurezusatz wahrend 9 &I o n a t e n im AnschluB an eine 2 Monate dauernde Frischblat tfiitterung verabfolgt. Die Hochstgabe an Silage betrug dabei 30 kg, zumeist Peluschken aber auch saures Rubenblatt und Mais. Uber die Zufiitterung (A r t und H o he) unterrichtet Tafel 12. Utier die Z u s a m m e n s e t z u n g des Garfutters gibt Tafel 13 AufschluB. Die Entwicklung der Milchsaure ist, wie aus den Analysenzahlen dieses Garfutters zu entnehmen ist, mit und ohne Zusntz zum Teil ausreichend; die freie Essigsaure erreicht allerdings in dem Gar- futter mit Saurezusatz (ab 14. Januar) rnit 0,28 einen hohen Wert, dem- entsprechend dann die Milchsa’ure den zu niedrigen Wert von nur 0,13 erreicht. Die pH-Werte liegen zwischen 5,O und 5,5 und erscheinen somit relativ hoch.

C) Ab November 1935 wurden in einem weiteren Versucli 18 Kalbinnan ebenfalls n e u n M o n a t e sehr reichliche Carfuttergahen (eiweiBnrmes und eingesguertes Zuckerrubenblatt) verabreicht. Hierhei wurden etwa 2 Monate lang (ab 27. Marz s. Tafel 14) f a s t 50 k g G a r f u t t e r , nur rmt satt Stroh iind etwas Trockenschnitzel (1 kg) und 0,5 kg Kraftfuttergemiscli verfuttert. Tafeln 15-18 zeigen die Analysenwerte der gegebenen Futter- mittel (Futterriiben, Kraftfuttergemisch, Kiibenblatt, Haferstroh). In diesem Atischnitt erfolgte auch eine D r e i e r g r u p p e n b i 1 d u n g deryersuchstiere. um den E i n f l u s s e n v e r s c h i e d e n h o h e r K a l k - b c‘ i g a b e n (0, 50, 100 g Kalksteinmehl) nachgehen z u konnen, worauf wir spater (s. 9. 165) zuriickkommen.

d) In1 letzten Versuchsahschnitt (4. T7ersucli 1936/37) standen 16 Kalbinnen zu 8 Gruppen, um abschlieI3end fest- und sicherzustellen, wie aumhlie8liche und hohe Garfuttergaben sich auswirken (s. Tafel 19). Die Silagemenge betrug zunachst 20 k g nehen Heu (4 kg) und Futterru1)en (25 kg), wozu spaterhin als Picherungszus2tze Kalksteinmehl otler Schlammkreide oder auch Knochenmehl ne1)en Viehsalz gegehen wurde. SchlieWlich stieg die Garfuttergabe auf 30 k g Ikissilage, die nur kurze Zeit gegebenen Rubenmengen (10 kg) fielen dahei ehenso wie jegliche Heugaben uberhaupt fort, jedoch erhielten die drei hochtragenden Kalhinnen (663 und 680 in Gruppe 8, 691 in Gruppe 5) ein entsprechendes und iihliches T’orbereitungskraftfutter (40 O/o Trockenschnitzel, 30 Weizenschale, 10 O / o Kokoskuchen, 10 O/o Baumwollsaatmehl, 10 O / o Sonneii- blumenkuchen). -Ab 31. Marz gab es ein nur schlecht gelungenes Sonnen- hliimengarfutter; zu dieser Zeit fraoen die Tiere in groBer Menge Strou- stroh (Gerstenstroh). Ab 15. April wurde gutes, vor der Blute geschnittenes Sonnenhlumengiirfutter (s. Tafel 19) verahreicht. SchlieSlich wurde vor dem am 30. April erfolgten Weideaustrieh noch 2 Tage lang Sudangras- und Mlnisgemengesilage verfuttert. Die Analysenwerte der verscliiedenen Gsrfutter sind in den Tafeln 20a, b, zu entnehmen.

T’erfolgen wir jetzt an Hand der graphischen Darstellungen die Blut- werte in den einzelnen Futterabschnitten mit den zum Teil Iiesonders reich- lichen iind langwahrenden Garfuttergaben, so entnehnien wir fiir den Ver- lauf der Alltalireserve, des KalkpehnltF und der pH-Zalil hei den 18 Kal- binnen des Atischnittes 1935/36 und den 16 Kalhinnen des Ab- schnittes 1936137, dal3 diese Blutwerte k e i n e e i n d e ii t i g e fallende oder steigende Tendenz in Abhangigkeit von dieser Futter- wrabreicliung aufweisen. Ein ahnliches Bild ergibt sicli auch, wenn die E n d w e r t e in den auf AM). 22n und 13 hezeichneten Futtera1)schnitten

L x w n sirh durch reichliche und 1:cnganclauernde C;arfiittrrp;iben mw. 165

z. H. einnial nach steigender Tendeiiz geordnet und ziisxmmengestellt werdrn (s. Tnfel 21). So urnfaIjt die C; % r f ii t t e r u n g pH-Werte von 7,25--7,.j0, die W e i d P 7,2(i-'7,40 iind die R ii 1 1 e n - u n d H e II f ti t t e r u n g \.Verte von 7,24-7,43. Bei der Alkalireserve liegen die Verhalnisse folgender- mal3en: dah C0,-BindungFvermogen betr5gt hei Giirfutter 44-52 mg/"/o, Iiei Weide 48-38 mg/o/n, hei Riiben- iind Heuverahfolgung 58-60 mp/O/'o. W:ia schlieBlich die Ca-TVerte nniictrifft, so lirgen bei Ciarfutter deren Lndwerte zwischen (i and 1'7 nig/O/u Cn, hei 'Neide zwischen 14 und 17 mg/o/o C:t uiitl k i der Verfiitterunl?: von Ruben und Hea zwihchrn tj untl l(i mg/O/o. Es lashen sicli hier einzelne Futtcrnrten Icennzeichnentle W(~rtunter~chiedc Iier:ufinden, ein Unterf:ingen, das bei Betrachtung der 1)urcIisclinitthwcrtcI (s. 'l':tfel 23, 24 und Text S. 150, Teil I) jedoch nls \\ ;ignis 1iezeichnc.t werdcw mi&. Xhn vc>rgleiche t-lnzn die :iuf Tafrl 21 ge- or(1nt~teii Endwertc untl tlir tlrirc.Iischnittliclien Werte einzrlner BliitgriiBen Iiei verscliieden.ten Fiittorringsarten und Ileginne dallei niit dem Flitter- a1 d i n i t t :36/Voqi. fortlniifentl his : % i / f i iind wrfolpe zutlem den i n den T;ifeln 222 iind ki niedcrzelegten Verlauf dcr Ulutwerte in den jwx l i i e - dcnen Futtera~i~clinit ten. \Vir findrn ai i f 'raft11 22a (S. 148) linter .i. (4. his 'i. hIai 1!j;16) Iwi VI' e i tl e folgentle Wrrtr : 46 O/o CO?, 14 o/ti (':I i i i i t l

7,44 pH, aiif Tatel 221) (S. 149) linter f i . (30. April 1937) lit4 W,\'ridt*: 5-1. 14 kmw. 7,%. E'iir G ;, r f I I t t t' r findcn wir auf Tafcl 22b unter 3. (K J:inu:ir 1!)37) ciiv TVthrte 38, 20, 7,12, :itit 'I'aft.1 22 a linter 3. iintl 3 . f%. JI;irz I i i > %. Aljril I%Kj d i l g e p n (lit1 kVrrte 48 O/o (*OL, If; o/o (;ii ~ i i i t l

7,#j pH. Die A h l i . 10, 1 gc>lwn in ihrcr grapliischen Darstellung (.in :in- h(*li:iii tic.1it.i Hild Ulwr dicw Hniitigkeits\ tlrteilung (von 0-100 alh Ordinate) dibr cinzcliicii Blutwclrte iind iilier div anftrt.tenden ~~er tvc~r sc1 i i e~ ) i ing~ i i in t i c l n eiiizrlneri Al)~chnittc~n, wie wir dieh hoehcn darhtellten. Man vergleicht. :iiicIi Iiicr folgentlr G ;i r t 11 t t e r a 11 h c Ii 11 i t t (1 : (5. S. 16.5, Teil I) :%/I' (\ 'or- pei.iode); :%6/:3: X / 4 : :37':3: ,3714; :{i/.', lint1 lieachtr tliv hier festgestelltrii \. erschic4wsteii H~iiififfkeitsverteili~iig~n der ( '02-, Ca und pH-Blutwertt?. 1 ) : i ~ glriclie gilt fiir (lit, W e i d t' R I ) s c 11 11 i t t e : 3(i/S; 3618; 37 /3 (\'or- 1 11- riotlc ) iind 37ifi. Di grapliisc he Dars t el Iiing zeigt deninnch I i i l dmii [dig, w;i- wir n a c h drn Beric.hten in Teil I orwarten nitifiten: Die Uhi twr te gt'i)cn heinell f;iliiiarcn ilnhalt dafiir, dalJ d:is G:irfutter einr \-on nnderen Frittcrniitteln nl)weichcntl~~ IYirkiing iind vor allem irgcbndwie schiidlich wirLcwtle Einflriw~ : i t i t c l c t i Tierlc(ir1ier aiisgeiiiit hat. Die IJmstellung :i lit C;iirfutttir I)ringt zvi:ir eine ,,StoBwirkiing" zustande, aber penau SO

wie wir (lies l i c i allen :tnderen Futtermitteln anch kennengclt~rnt 1ial)en: (hliei Iileibt z i i Iieriicksichtigen, daB diese Iieobachtete StoBwirkung allertlings priilkr aii~ziif:illen wheint. Das einzige, was wir unter Uni- standen als eine d i r e 1; t e Wirkung der 4 Xlonate dauernden ausschlieB- lichen Giirfiitterung im \'~rsncI~~;ilisclinitt 1937 ansprechen liiinnen, ware die auffallendcb und l)esi)ndc~rs :iuhgepr%gte Enilifindlichkvit der Kalkwertth in den dnrauf folgenden Monaken. Fiir das Schwanken dieser Kalkwerte Iciinnen slier rnit tlem glt.iclirin Recht x u c h andere ITrs:ichen geltend gemacht werden. Wie wir lielegen konnten, lag ja gerade nach dieser 4 Monate langen Garfutlerzeit der Kalkpehnlt twi :tllen T'erstichstieren iiber- durchschnittlich hoch. Die grofien Schwankungen, die auftraten - und das ist Fernerhin pliysiologiscli gleichwichtig - sanken nie linter die sonst iiblichen Durclisclinitts~Rerte Iierab. Yon einer besonderen Bean+l)ruchunc des Blutkalligelialtes durcll reichliche G,irfutterrerfiitteriiiig liann daIitAr wclhl liaum gehprochen werden.

161 Zom, Kruger, Lachmnnn und Freidt

Uni die unmittelbaren Einwirkungen des iiberall verabfolgten Gar- futters und, wie schon betont, die Nachwirkungen zu erfassen, sind die Tiere in der Periode 1935/36 wie 1936/37 gemessen und gewogen worden, wodurch eine einfache aber aufschlufireiche Entwicklungskontrolle gegeben ist. Die Abb. 13 u. ff. zeigen den Wachstumsverlauf der Tiere in den Ver- suchen 1935-1937. Die Tiere waren bei Versuchsbeginn 2-2l/r Jahre alt. Wie diese Abbildungen rnit ihren darin festgelegten absoluten und relativen Werten zeigen, nahmen das Wachstum und die Entwicklung he- snnders im Vergleich mit den uns zur VerIiigung stehenden langjahrigeri Herdendurchschnittszahlen einen Verlauf, der auf die Einzelwerte naher Rezug zu nehmen keine Veranlassung giht. Im Rahmen der hekannlen Rlodifikation und Variation bei Wachstiimsfeetstellungen hlieb die eine Gruppe einmal zuruek und eilte die andere voraus. Wir kommen auf S. 169 noch einmal darauf zuriick. Auch die Lristungen der Versuchstiere fiigen sich in die Durchschnittsleistnngen der Kraftborner Herde ein. Vergleicht man unsere Versuchstiere rnit iliren Muttern, danii erhalten wir folgende Gegeniiberstellung (Leistungen der Mutter in lilamniern gesetzt): 4700 kg Milch (1600 kg) und 3,1 O/o Fett (3,3 O/O).

Das Alter beim ersten Kalh betrug 2 Jahre 6 Monnte bis 3 Jahre 4 Monnte, in1 Durchschnitt 2 Jahre 11 Monate !die entsprechenden Zahlen fur die B!iitter: 1 Jahr 9 Monate bis 3 Jahre, im Durchschnitt 2 Jahre und 7 Monate). Als Durchschnittsdauer der Zwischenkalbezeit stellten wir fest: 3 2 7 4 7 7 Tage, das sind im Durchschnitt 390 Tage (352-542, im Durchschnitt 405 Tage).

Auch diese zusainmengefal3ten Angaben gehen keinen Anhaltspunkt fiir die haufig ausgesprochenen Vermutungen einer besonderen Be- anspruehung des tierisehen Organismus durch reichliche Garfutter- 1 erfiitterung.

Zu 3. Die Wirkung yon Siurezusiitzen bei der Giirfutterbereitung kirfut ter , das mit Saurezusatzen (in unseren Yersnchen war es

Penthesta) bereitet wurde, vermochtc cacli den ausiuhrlichen Darlegungen im Teil I dieser Albeit auch keinen anderen EinfluB nuf die Blutwerte :luszuiiben wie Garfutter, das dnrcli ilatiirliche Garung liergestellt worden war. Die pH-Zahlen und die Alkdireservewerte der rnit Garfutter ge- fiitterten Tiere, das rnit Penthesta bereitet wurde, im Vergleich zu Gar- futter ohne diese oder andere Zusatze zeipen die Abb. 1 und la. Die pH- Z;ihlen und die Alkalireserven der Tiergruppen, welche Garfutter rnit SiiurezusLtzen erhielten, konnen wochen- uud monatelang sowohl iiher wie unter dem Wert der Gruppen, welche Garfutter naturlicher Sauenmg vurgelept erhielten, liegen. Interessant ist auch hier das Ergelmis, da8 man durch Xuswalil kiirzerer Versuchsahschnitte je nacli dem gewahlten Ah- schnitt z u entgegengesetzten und sicherlich falschen Hchlussen komnien kann. Damit ist zugleich eine Erklarung dafiir pefunden, warum in :ler Literatur so widersprechende Angaben zii finden sind.

Eine Gegeniiherstellung verdeutlichtm unsrre Annahnien.

Lnssrn rich r l i i r c h reicliliche und Inngmidauernde G a r f u t t e r p h e n IISW. 165

1034 ( ; iy i i zwr tc~ . . . . . :16.8--61.1 CO, I liei dcr Tiergruppe, ~ e l c h e D~1~c1 i s~ . I i i i i t t . . . . . 50.6°/, \ Sl iu rezusa tz erhielt C;renz\verttL . . , . . 36,7-60.1" CO, o h n e Siiurezusatz D~~rchscliiiitt . . . . . (:wnzn.erte . . . . 7,43-7,55 IJH-ZZII~I mit Siiurezrisatz Dnrchsclinitt . . . . . 7.49 Grenzwerte . . . . . 7.38-7.53 oline Siinreznsatz D ~ I ~ G I I S ~ I I I I ~ ~ ~ . . . . . T,4i

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mit Slin~ezusatz

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Die Jlittelwerte und aucli die Grenzwertc in clcn Grnppen zeigcn kcine nt nnenswertc'n .\l)weichimgen voneinander, die irgencleinen RiicltschlnB zi i 1 i e13en.

Die Wirknng sogenaiinteii Ausgleichsfutters S ; ~ c l i pr:ilttisc.hen iind wiasensc!i:iftlicii~n E:rf:ilirungen ist gntes I l c l i

f i i r Giirfuttcr d:is t w t e diisgloiclis'iitteriliittel und knnn ;LIS eine Art Uni verstil-Siclierungszi~s~itz angesehen werden. Kacli allgemeiner Erfahriing g.eiiiigen tiiglich :3-5 kg gntes Heii je GroBtier, uni griioere Schiidcn otler ,\l:lngelersclieiniingen, die uiiter Umstiinden anderc Futtemittel :inrichten liiinnen, zii vermeiden. Cutes Heu enthiilt die JIehrzahl aller fiir den Stoffweclisel notwendigen Stoffe in organisclier Form, also in der Form, dic? Iiialang ;mi siclicrstrn voni Kiilper :iiifg:eiiornnien werdcn sol].

Allgemein verbreit et ist claneben die Beigsbe von Schliinimkreide v.. dgl. :LIS sogenannter Sicherungszirxttz \lei der Verfutterung von C: iir- futter. Es liegt j;L nahe zu versuchen, die Saure durch Kalk zu liindc~n, mrerden doch dio loeirn Garfutter vermiiteten Schitden besanders in1 holien Siiiiregehdt gesiiclit. Nsch diesen \~erniutiingen riiiiBte eine Beigabe vim Kalli dio Siiiirehindung untcrstiitzcn nnd d;iniit, die durcli Giirfutterruig erm:i.rttxten Sc1iiidt.n ausgleiclien. Xr:tchdem mnn gernde ctiescr Ansiclit in cler l'rxsis oft begegnet, sollte dieser Frage I~esontlers nnchgegangen werden, gleichzeitig sol1 aher damit ein Beitrag zur Kliirung der griind- stitzliclron Frage nach der Wirkung von Zustitzen in Form anorpnischer bhernlstoff e geliefert werden. Es wird teilweise die Ansiclit ails- gesproclien, dsB die anorganischen Salze als Beifntter gcgeben zwar irn Verdauungsbrei als Base oder Siiure wirksnm sind nher nur zii cincw lileint>n Tcil vorn Kiirper resorliiert untl ziiiri Ansatz getirnclit. werden kvnnen, wo- gegen leiclit liisliche oder orgnniscli gebiindeno Mineralstoff e ganz oder z i i in grnfiten Teil im Kiirper ziim ilnsatz gel~rncht wiirden. 11 :I# n - g o 1 d 11. a. glanben delngegeniiher nnchgewicsen zu h:il)en, daB organisclie \'crhindiingcii voni C:L usw. keinrn Vorteil in dicser Hinsicht gegeniikicr den anorg;uiischen hrsitzen. wie in dcr Literatnr pin esakter Beweis mich sonst dnfiir nicht. zii finden ist. Wicweit die Resor1)tion nnorg;cnisc!ir:r Snlze durch die Gegenwart. von Fettssuren, von Vitamin-D. der Sonne usw. hegiinstigt wird, sind ziidein noch weitcre und nicht nnwichtige E'rag-cn.

Zu den Versuchen wurden daher Vergleiche angestellt iiber ji'irli- sanikeit von Sicherung~zufiiitzeri in Form v o n Ileugahpn untl in Form v t ~ r i

166 Zorn, Kruger, Lachmann und Freidt

anorganischen Kalksalzen. Im Versuch 1936 wurde Glrfutter mit Heu, im Versuch 1937 jedoch Garfutter ohne Heu gegeben. Im Versuch 1935136 (s. Tafel 14) erhielten von den 18 Tieren die 6 Tiere der Gruppe I I I / l und II1/2 wahrend des ganzen Versuches, also von Ende November 1935 bis Ende September 1936, weder Kalkbeifutter noch Kochsalz, aber ebenso wie alle anderen Versuchstiere von November 19% bis Ende Marz 1936 3--5 k g Heu je Tag. Anfang Mai begann dann die Weidezeit. Nur die Gruppe II1/2 niul3te noch einige Zeit im Stall verbleiben. Im Versuch l936/37 erhielten von 16 Tieren:

6 Tiere, Gruppe 11, IV, VI keinen Kalk und kein Kochsalz 6 Tiere, Gruppe I, 11, V . 50 g Kalksteinmehl, 20 g Koclisalz je

2 Tiere, Gruppe VII . . 50--300 g Schlammkreide, 20 g Kochsalz 2 Tiere, Gruppe VIII . . 50 g Knochenmehl, 20 g Kochsalz

Kopf und Tag

Alle Tiere erhielten vom 14. Januar bis 30. April Glrfutter, aber keines der 16 Tiere Heu, Gruppe I, 11, 111, IV anfangs dazu Ruben; die Gruppen IT, IV, VI erhielten also 4 Monate lang Garflitter ohne Heu und ohne Kalkbeifutter (ohne jedes Ausgleichsfutter), die anderen Gruppen 4 Monate Garfutter ohne Heu jedoch mit Kalkbeifutter. Wenn die Kalk- beifutterung iiberhaupt von Wirkung auf die Blutwerte sein kann, d a m muljte sich eine solche im Versuch 1936/37 auch zeigen. Es lieljen sich jedoch keine nennenswerten oder bestimmt faJ3baren Wirkungen des Kalk- beifutters feststellen, obwohl doch 4 Monate ununterbrochen und aus- schlieljlich Garfutter gegeben wurde. D i e B e i g a b e v o n K a 1 k , zum T e i l h i s z u u n g e w o h n l i c h h o h e n B e i g a b e n v o n 3 0 0 g S c h l a m m k r e i d e , v e r m o c h t e k e i n e d n d e r u n g i m K a l k - g e h a l t u n d i n d e r A l k a l i r e s e r v e s o w i e i n d e n p H - W e r t e n d e b B 111 t e s he rvorzu ru fen . Es ist nach sorgfaltiger Prufung nicht moglich, unter den normalen physiologischen Schwankungen, die ja immer bestehen, solche zu finden, die sich hestimmt einer Auswirkung der Kalk- beifutterung zuschreiben lieljen. Die Folgerungen, die man darxus ziehen mu5, sind einmal, daD

e n t w e d e r d a s G a r f u t t e r a u c h d a n n , w e n n e s l a n g e Z e i t u n d a u s s c h l i e f i l i c h g e f u t t e r t w i r d , k e i n e r S i c h e r u n g s z u s s t z e i n F o r m v o n K a l k p. p. b e d a r f ,

o d e r Sicherungsziisatze in Form von Schlammkreide u. dgl. haben, wie schon Ijehauptet, tatsachlich nicht die Wirkung, die man ihnen zu- schreiht.

Wir nehmen an, da5 beides der Fall zii win scheint, denn sonst hatten die standiger Verfutterung von Garfutter und die Beifutterung von Kalk sich wenigstens irn Kalkgehalt des Blutes und, wenn es auch nur fiir kurze Zeit der Fall gewesen ware, zeigen mussen. Die Aufnahme von Kalk durch den Korper ist sicher von der Liislichkeit ahhangip. B r o u w e r fand bei seinen Versuchen, da5 nur die Gahe von Natrium- tikarbona,t eine Aufhebung der Saurewirkung hrachte, wahrend Schlamm- kreide weniger wirksam war. G r a 5 m a n n kommt z u demselben Er- gebnis. Zu diesen Angaben konnen allerdings unsere Versuche insofern keine Bestatigung bringen, als in ihnen eine von den anderen angenommene SBurewirkung des Garfutters uberhaupt nicht festgestellt wurde.

Um die Unterschiede zwischen den B'lutwerten dei jenigen Tiere feststellen zu konnen, die Garfutter ohne Kalkheigabe und solche, die Garfutter mit Kalk erhielten, wnrden miteinander verglichen: die

Lassen siuli diirch reichliche iind 1angand:tuernde Garfnttergnben iisw. 167

D ii rc Ii b e h n i t t h I i 1 tit we r t e cli r Sp:iiinen zwischen den Tiereii jeder Gruppe (Tnfel -5 rind (i), div \-ert,eiliing der blinde,t- iind Hiichstwerte aiif dip heiden Gruppen (Tdel f;), die Yerteil ing der Tierci mit der griifiten Spann? in1it.r- Iiall) ilirer Hlntwertr auf die beiclen Gruppen (Tafel 8 ) . R i e die. Werte in den Tafeln 3-8 aiifweisen, ist es nicht niiiglich, den ;e- >iachten %irsnnim~nli:irig dieser Werte mit t1t.r jeweiligeii ~:i l l i~ieit i i t trr i i i ip anfziidecken. IVas in dem einen \rersiicli nls Unterhcliietl zwisclien tleii Gruppen angeselien we1 den konnte, wird vom anderen J’ersuch nicht he- stiitigt, scheint also nicht gesetzm2iiWig zu sein. Im Gegenteil in heidon Jrcrsiivheii, tiit sich, (121s sei hier micdcrliolt, i i 1) r r 2 ,J :I h r e c r - F t r e c k t e n , weist die Grnppe ohne Kalkbeifutterung sogar t4iioii liiilirrw ~urcl iscl ini t t~knlkgel i~i l t auf als die Grup1)e mit Iinlltlit~ifiittcriiii~ ( 12,4 mg/o/o gcgcniihr 11,83 mg/o/o iintl 1 (\,A8 mg/O/o g(>pcniilrer 1.53 mg/”/o.) Jl‘ie die Tafel 7 zeigt, Find die Unterhchiede im Iialkgehalt zwisclien ( l ( 3 1 1

l’iei en, die glcichlaufend wiilirend der ganzen T’ersiicliszeit zii \ er- schiecItinc>n :ilicr tiestimmten 1’rol)ciinlimezeiten gepriift wiircl(w, griiDer :iIs die I‘nterhcliiedr Z M ischtm cier ‘I’ic~rgriippe mit KaIk1wifiitteriing i i n d ( t i c . Tiprrriip1i(a ( i l i i i t ’ Ti:illcl~~~ifiitteriiiig ( 1(\ ,3 nig/o//o zii 1:i,68 ing/O/c). 1)icsr.r 1-n t e r sc 11 i t‘ t 1 z \‘i i \ c h en d ci n G riilq’ en gl ci c h er Prc i k n : i limez P i t ~ i i i > t , wi cl tl i v I-erteiliitig tlt’r IGiIkwertc j t x Tier wigt , ein gesicherter.

Sowolil (lie ICinzelworte alsniich die Diirclischnittswertr erhr ingm lteinm Na c h w ei 5 f ii I‘ (1 ic* \?:irk s i in Ice i t t 1 c r v( )n iin s geli ;I nd h;i 1) ten K:i 1 k I ) tl i f ii t t e r ir ii g. i l i ic l i pint1 Betrachtiing 1 1 ~ s Rliitvc~rlniifcs (Ahli. 4-6) ergilit keine Vnter- whietlc, die cinrn t)raiichl)nrrn ScliliiB fiir div ftiirksnmkeit t I ~ r K:\llc- Ireigabe zuhssen. So kann nliin h i den Alknlirrservewerten 1936 in Ah)). 4 tc.ststtllltw: Die 1,alltfreicn Griipl)en TI1 / l iind I11/3 steigen (nnch der Riilwn- Illntt- rind Giirfiitterzeit) ini Jnnuar iini titwa 9 O / o CO,, friilier t i e h e \\‘erte errcichcii ;il)er tlann ini M:irz rlrcwfalls cinen Hiichit~t; intl von 5 8 - W (’02. I n der folpndcw Zeit I crhnltcn hie sicli c h i n wit. die :ind,.reii Griippen. Dic tolgenden rind (itwas tiefcrru Wwte im .Jiili nnd Aiiprist Itiinnen dadurcli erkliirt wertlen, d:iD die Griippe 111 iifters im Stall p- h:iltrn wiirde al \ tlic GrIi1)ptl I i in t l 11. Im Versiicli 19:16/:3i (Ahl). 5) iLt k i v i (ivr ,111;aIirw~rve cin LTnterschicd zwisclirn den 1c:illtfreien Criippen i i ~ i t i t l t w (iriip1)tsn niit r~ :L l l t l ) (~ i f i i t t~~r i in~ . niclit fcstziistellcn. Iler T’ergleicli d(v E;:ilkverliiuf\ l!t3,5/;3(j in A l i l r . 3 ereitit: Die Balkfreien Gruppen I I I / l i ind I I I /2 zeigen w:ihrentl tier IVtJidv ( l i t . grOl3ew Tmdcnz tieftir zii s i n k i ~ . K i n ( > iCrkI2irrrng t1: i t i i r li:iriii tlarin gcf i ind~n w-erden, d;ilJ tIic1 GrirpIwn I I I / l iind I I I /? wiilirentl dicser %pi t tlmelitn nocli im Stall gelinlten wiirden iind mehr Giirfiitter :ilh Ziifiil t w a l h die Qruppen I iind I1 :inf der Weidc car- hielten. Die Scliw:inlrnii;,ren wiiren somit ;\Is pine Wirkiing des vie1f:iclieii Futterwechsels ;inzuschvn. Im Versiich 1937, Al)h. 5, lie@ der Kallc- gehnlt Iwi tlcn li:illtfreit t i Gruppcn wiihrenci drr Weidezeit etwas IiBher ; i l h trri drn rnit K a l k gtfritterten -l’iei.cn. Docli sind :iiich dicsti TTnter- schicdc Kcring i i n d liogeii innerhall) tler Fehlermiigliclikeit. Die 1)FI-Werte zc4gen 19;36/37 keitien Unterschied zwiscllen kalkfreien iintl mit Knlk ge- fiittctrten Grnppm.

Z 11 s :I m ni r 11 g e f i B t kanii inan tt~ststt~llcn: Die Al~weicl iunpn zwisclitw den ~ ~ r i i ~ ) ~ ~ r r i crlinr Tiall; iintl niit K:ilk sind selir LI(4n. Sie sind s o

w i dr r h 1) r r cli en t 1 1 r n d ,in 11 i m \‘e rgl ci c h n i i t tl en S c hwn nk i i n g wi , we 1 (> 11 t> die B1 i i t wc r t (1 d ii r c li Fi I t t P r s t I 13wi rL iingen ii n (1 n ntle re Kin f 1 ir h s~ n :I c I I I I 11 , e r PI^

larigjiilirigrn Erf:iliriing(>iL nufw+en, s o rinliedeiitencl, d:il$ sie pyrni i l ier lctztcrcn iintl den d;idiirch verurbnchten A1in.c.icliunpc.n zwisc!icn dpn

die se r 1 ir i den 1 r ez e icline t en G rn p 1) en ii n tl

168 Zorn, Kruger, Lnchmann und Freidt

Gruppen nicht hervorzutreten vermiigen. Eine Wirkung der Kalk- beifiitterung auf die Blutwerte inshesondere auch auf den Kalkgehalt des Blutes ist demnachnirgends festzustellen. Unter diesenUmstandenentfielauch der Versuch, Verschiedenheiten in der Wirkung je nach Art und GrolJe des Kalkbeifutters (50-300 g Schlammkreide, Knochenmehl oder Kalk- hteinniehl) nachzugehen. Man kann den Einwand erhehen, daD viele der reralrreichten Grundfuttermittel selhst so kalkreich waren, da13 weder vine Siiurewirkung des Garfutters eintreten, noch eine Kalkwirkung der Kalk- zusatze festgestellt werden konnte. Dazu ist folgendes zu bemerken: Die Futternnalyse ergab im Versuch 1935/36

hei Kiihenhlatt . . . . . 1,05 Ca (Schwankungen zwihchen den Proben 0,93-1,26 O/O in der Trockensubstanz)

hei Hen. . . . . . . . 0,81-0,84 O / o C'nO in der Trockcnsuhstagz

30 schledsche Heuproben . O,G4-2,16 O/o CaO 11 it n g o 1 d giht . . . . 1,110/0 CaO untl JI e n z e 1 - L e n g e r k e

zum Vergleich dazu:

0,950/0 CaO an. Das von uns verfiitterte Heu war somit als kalkarm anzusprechen.

Das Riibenblatt lag im Kalkgehalt hiiher nls Heu, aher gerade in tler Riibenhlattzeit sinkt der Kalkgehalt als Folge des Futterwechsels (und anderer Einwirkungen) ausnahmsweise tief auf 6 mg/O/o Kalk lierab, und es wird sogar ein unerwarteter Tiefstand von nur 2 mg/O/o heobachtet. Im Versuch 1937 wurden alle 16 Tiere ohne Hcu pefuttert. Sie erhielten 4 Monate lang Garfutter und zum Teil Ruben. Ruben sind bekanntlich Kalkzehrer. Es ist jedoch kein Unterschied zwischcn den Blntwerten der 10 Tiere mit Kalkheifutter und den 6 Tieren ohne Kalkbeifutter fest- zustellen (Abb. 5, Tnfel 22 b).

Ein Yergleich der heiden Versuche 19Sri/Si miteinander ergibt: Die I< alkwerte schwanken wahrend 3er Weidezeit 1937 vie1 starker als wahrend der Weidezeit 1936. Das starke Schwanken der Kalkwerte 1937 konnte mit der Yerfutterung von Garfutter ohne HPU in Verhindunq ge- bracht werden. Gegen die Annahme, da13 dic grol3rn Schwankungen im Kalkgehalt wahrend der Weidezeit 1937, die wahrend der Weidezeit 1936 nicht festzustellen waren, eine Folge der heulosen Garfiitteriing in den vorangegangenen 4 Monnten sind, sprechen indes folgende Griinde:

1. Der hohe Kalkgehalt nach der heulosen Garfutterzeit, der 17 mgP/o gegeniiher nur 14 mg/O/o 1936 hetrRgt. Erst nach 3 Monaten Weide- zeit, also Anfang August, sinkt der Durchschnittskalkgehalt von li mg/O/o auf 14 rng/O/o. Der Kalkgehalt war also nach der Weide tiefer als nach der heulosen Giirfutterzeit.

2. Die Pchwankunpsgrenzen liegen wahrend der Weidezeit 1937 zwisclien 12-22 mg/O/o Kalk, also auch mit den tiefsten Werten iiber den sonst festgestellten Durchschnittswcrten. Die gro13en Schwan- kungen im Kalkgehalt konnen somit auch als eine Folge ihrer gleichen Grofie angesprochen werden. Hohe Werte sind immer empfindlicher als mittlere oder niedrige. Andererseits mu13 au13erdem (lie Frage gestellt werden, warum sind gernde nach der heulosen Garfiitterung 1937 die Kalkwerte hei allen Tieren so hoch? Und weiter, warum erreichen 1937 die hiichsten Werte nnch der heulosen Gsrfiitterung 20-22 mg/O/o, wahrend 1936 sie iiber 19 mg/O/o nicht hinausgehen?

3. Wdhrend der IVeidezeit 1937, da die KtLlkwerte hoch liegen und st;trk scliwanken, liegen aiic.h die Alkalireservewerte hoch iuid weisen fast keine Schwankungen auf.

4. Die mit Kalk gefittterten Gruppen scliwanken eljenho stark wie (lit. kdkfreien, w;is mit einer Wirkungslosigkeit der Kalkbeignben such hei oflensichtlichem Auftreten von Nachwirkungt>n einer lieu- losen G5rfiitterung erlilart werden kiinnte.

5 . Es Ijesteht d i p Nogliclikeit, cldj auch andere Kinwirhungen untl niclit die vornubgegsngthne lieulose Giirfutterzeit die Schwankuiigen im K:ilkfrittt~r verur~acl i t Iiatwn. Ein Xktngel :in Mitteln zw:ing n n h

leider gerade zu dieser Zeit, die weitere Durchfuhrung der Yerhuche so einfach d s moglich zu gestalten. Die Versuchstiere muljten oline besondere Aufsicht, Betreuung und Beh:tndlrmg der Wirtscli:ift :in- gepal3t werden. Einige Ticre waren liochtrachtig. t.inzclne I i : l m ~ Zuni Abkalben. Ilamit war aucli eine Fiille von Einwirkiingen frcmtler Ai t gegehen, von denen wir jetloch .mnehnicm miishen, dnl3 s i e ge rn de v( )n u' i rk 11 n gh >pcz if i tii t se i n we r( I t 1 n. Wie weit nlso die groljen Schwankungen wahrcnd der 1Veidezcit 10:3'i

cine Folgc cler 4 Monate d:liir.rn;len hpuloscn Gdrfut terung sind, odcr durcli Koppelumtrieb, E'utterwechsel, Art des Zufutters, Zusammentreiben ziir 13lutprobennhme, Trdchligkeit und andere Umstande zuriickzufuhren sind, lnljt sich hier niclit mehr ontsclieiden. Fest steht niir die Tatsache der groBen S;chwankungen, die gegenuher den1 sehr regelm8'8igen Yerl:iuf der Kalkwerte in1 Vorjnhre (1936) auffallen mu6. Bemerkenswert ist weiter, dal3 die S c h w a n k u n g e n b e i a l l e n T i e r e n i n d e r s e l b e n A r t u n d P o r m R 11 f t r e t e n und besonders muS hervorgehoben werden, tial3 der Kalkgehalt durchschnittlich bei 17 mglo/o lag unti trotz der grol3en Schwankungen nie linter 12 mg/O/o sank. Wahrend der Garfutterzeit ohne Heubeigtibe 1937 sank der Kalk niemals unter 'i mgjo/o und stieg noch wahrend der Garfutterzeit :mf 16-18 mg/o/o. 1936 war der Kalkgehalt wahrend und nach der Frischblattverfutterung untl wahrend der Ver- f i i l teri ing von (2irfutter und Heu auf 2 mgio/o Kxlli heralqehunkcn. 1IWi wurde demnach in der Garfutterzeit ein tiefer Kalkgehalt festgestellt. Die darautfolgende Zeit zeigte jedoch kcine Schwnnkungen, wdhrenti l!b7 cin holier Ralkgt.halt wahrend der Garfutterzeit festgestellt wurde und dnnn Schwnnkungen nach tier Terfiitternng von Giirfiitter auftraten.

Abschliefiend ist zusammenfassend festzustellen, dal3 die gro8en Schwankungen im Kalkgehalt des Blutcs im Mai, Juni und Juli 1937 wahrenti der Weidezeit die einzigen Erscheinungen' unter all den sonst in den T'erhuchen festgostellten sind, die unter Urnstanden als Nach- wirkungen der vorausgegangenen vier Monate langen Fiitteriing mit Giir- flitter ohne Heu angesprochen werden kijnnen, aher nicht angesprochen werden mussen, wie die angefiihrten Gegengriinde dies lehren.

Vergleicht man zudeni die Wirkungen anderer Futtermittel und die Wirkung der Umstellung auf diese, dann kann man schlieBen, dalj M r - futter ohne Heii iind ohne Kalk den Koi-per nicht mehr angreift als Frisch- hlatt oder Ruben.

Die Darstellungen der Abh. 13 und 1 4 zeigen, daB wir in den F'er- suchsahschnitten 1935/36 nnd 1936/37 mit reichlicher Garfutteriing die Ihtwickliing von Wavhstum und Gewicht auch besonders zur Zeit der verschiedenen Kalkheignben verfolgt haben, um miigliche Nebenwirkunge2, die sich im B1ntl)ild nicht auljerten (oder dies auch nicht konnten) nuf

1iO Zorn, Kriiger, Lachmann und Freidt

diese Weise zu erfassen. Die Versuchsabschnitte sind in der graphischen Darstelung durch senkrechte Punktlinien gekennzeichnet. Aus den lang- jahrigen Entwicklungsbeobachtungen und Messungen in Kraftborn wissen \vir, wie die Arbeiten dariiber berichten l), daD eine vergleichende Deutung absoluter MaBzahlen zu Trugschlussen fuhren kann und die Gegenuber- stellung von Einzelwerten von fragwurdigeni Wert ist. Wenn wir rnit dem Verlauf der Gewichtskurven, der Brustbreite und des Brustumfanges (Abb. 1.3, 14) die Entwicklung der einzelnen Gruppen rnit 0, 50 oder 100 g Kalkbeigaben verfolgen, dann sind die Unterschiede nur in einer Streu- breite vorhanden, die naturgemaB niemals zu dem SchluD berechtigt, daB hier sichtbare Einwirkungeii neutralisierender Kakbeigaben rnit be- stimmter Hohe vorliegen. AuBerdem ist zu berucksichtigen, daD der Zeit- punkt der Trachtigkeit in diesen Prufungsabschnitt fallt, womit grolJe physiologische Umstimmungen verbunden sind, die den EinfluD der v a - schiedenen Kalkbeigaben zu reichlicher Garfutterung gar nicht fur sich in Erscheinung treten lassen werden. Auch die Vergleiche der prozentualen Zunahme von Maljen und Gewicht (Abb. 14) des Versuches 1935/36 geben keine anderen Anhaltspunkte, verandern das Bild also nicht und lassen etensowenig Einflusse futterungsbedingter Art erkennen wie alle anderen MaBe.

Zusammenfassung 1. Bei der grol3en Bedeutung, die das Garfutter fur die deutsche

Futterwirtschaft besitzt, wurden die Neben- und Nachwirkungen von reich- lichen und langdauernden Garfuttergaben rnit und ohne Saure- und rnit und ohne Sicherungszusatz festgestellt.

2. Der Verlauf der Alkalireserve, des Kalkgehaltes und der pH-Zahl bei 18 Kalbinnen im Versuchsjahr 1935/36 und hei 16 Kalbinnen im Ab- schnitt 1936/37 in den einzelnen Futterabschnitten weist keine eindeutige Richtung fallender oder steigender Tendenz in Abhangigkeit einer be- stimmten Futterverabreichung auf.

3. Die Blutwerte geben damit keinen fal jhrcn Anhalt dafur, daD das Garfutter eine irgendwie von anderen Futtermitteln ahweichentle Wkkung und vor allem schadlich wirkende Einflusse auf den Tier- kbrper ausubt.

4. Garfutter, das mit Saurezusatzen (Pentestha) bereitet wurde, ubte keinen anderen EinfluIj auf die Blutwerte aus als Garfutter rnit natur- licher Garung.

5. Wirkungen der sogenannten Mineralstoff sicherungszusatze in Form von Schlammkreide, Kalksteinmehl und Futterkalk auf die Blut- werte konnten auch bei sehr groSen Gaben in unseren Untersuchungen niclit iestgestellt werden. D i e W i r k s a m k e i t d e r k u n s t l i c h e n l l i n e r a l s t o f f e s c h e i n t j e d e n f a l l s r e c h t h e g r e n z t z u q e i n .

6. Garfutter ohne Heu und ohne Kalk hahen den Korper nicht mehr angegriffen als Frischblatt oder Ruben. Auf die Beigabe von H e u sollte trotzdem niemals verzichtet werden, weil das Garfutter groljeren Schwan- kungen in der Zusammensetzung und Gute unterworfen ist, als wir dies von anderen Wirtschaftsfuttermitteln kennen.

’) s. A . O t t diese Zeitschr. Ed. 45, H 3

L:izscri sic11 diirch reichliche und langandauernde Garfuttergaben iisw. 17 1

7. Das einzige, wa:, unter Urnstanden als eine Sonderwirkung Iiei d r r I ier & h a t e dauernden iiusschlieijlichen Garfiitterung 1937 angesprochen werden kiinnte, ist die hesonders groije Empfindlichkeit der Kalkwerte in den nachfolgenden Monaten. Diese Schwankungen konnen aber auch mit gleichem Recht anderen Einflussen zugeschrieben werden. AuDerdem ist hervorzuheben, daW gerade zu dieser Zeit der Kalkgelialt bei allen T'ersuchstieren uberdurchschnittlich hoch lag.

8. Die in ihrem dritten Lehensjahr iiherreichlich mit Garfutter anf- gezogenen 34 Kalbinnen zeigten das gleiche Wachstum und spater das gleiche Gewicht, die gleiche KorpergroDe, die gleichen Milch- und Fett- leistungen und die gleiche Fruchtbarkeit, wie ihre nicht mit Garfutter nufgezogenen Stallgefahrten.

9. Eine von anderen Futtermitteln abweichende Wirkung des Gar- futters auf die Blutwerte, das Wachstum, die Leistungen und die Korper- beschafrenheit konnte delnnach insgesamt nicht festgestellt werden. Auch sehr groije, ungewohnte Qaben, Iange Garfutterzeiten, Garfatter mit Siiure- zusiitzen hereitet, Giirfu tter ohne jedes andere Beifutter zeigten keine Keben- oder Nachwirkungen. die das Giirfutter von anderen Futterniitteln untersc heidet.