kärnten und salzburg haben gewähltam 1.märz wurden die ersten beiden der vier bundesländerwahlen...

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A m 1. März wurden die ersten beiden der vier Bundesländerwahlen abgehalten. Insgesamt waren 829.567 Wahlberechtigte in Kärnten und in Salzburg aufgerufen, über ihre Landtage, Gemeindevertretungen und Bürgermeister für die nächsten fünf Jahre zu bestimmen. Im September folgen dann die Länder Oberösterreich und Vorarlberg nach. In Kärnten, wo bis zuletzt Meinungsum- fragen zufolge BZÖ und SPÖ knapp beiein- ander gelegen hatten, haben die Institute massiv „danebengelegen“ (was inzwischen den Ruf nach einem Veröffentlichungsverbot kurz vor einer Wahl geführt hat): Während das BZÖ unter Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit 45,5 % der Stimmen seine Posi- tion eindeutig halten konnte (zum Vergleich: 2004 erreichte Jörg Haider mit seiner damals noch nicht gespaltenen FPÖ 42,43 %), mußte die SPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten Reinhart Rohr einen Verlust von 9,8 % der Stimmen hinnehmen und kommt damit auf nur 28,6 %. Die ÖVP unter Landesparteiob- mann Josef Martinz konnte 4,9 % zulegen und hat damit 16,5 % der Stimmen erlangt. Die FPÖ unter Spitzenkandidat Mario Canori kann 3,8 % der Wähler für sich gewinnen und verpaßt damit den Einzug in den Kärntner Landtag. Bis zuletzt befürchteten die Grünen unter Rolf Holub (sie hatten sich zum Ziel gesetzt, ihr Ergebnis von 2004 halten zu können), daß es ihnen ähnlich ergehen könnte. Als dann am 3. März die 18.291 Wahlkarten aus- gezäht waren, kletterten sie dann doch noch über die Fünf-Prozent-Hürde und sind damit wieder mit zwei Mandaten im Landtag ver- treten. Dieses Mandat muß das BZÖ ab- geben und hält nunmehr bei 17, auch die ÖVP verliert ein Mandat und verfügt künftig nur noch über sechs Abgeordnete im Land- tag. Endgültig ist dieses Ergebnis erst am 9. März, wenn die restlichen Wahlkarten aus- gezählt sein werden. Ausg. Nr. 69 04. März 2009 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Lesen Sie weiter auf der Seite 3 ¾ Kärnten und Salzburg haben gewählt Von Michael Mössmer. Kärntens alter, und wohl auch neuer, Landeshauptmann Gerhard Dörfler, Landes- parteiobmann Uwe Scheuch (BZÖ) und »ATV« Moderatorin Sylvia Saringer … … und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller am Wahlabend des 1. März 2009 Fotos: ATV

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Page 1: Kärnten und Salzburg haben gewähltAm 1.März wurden die ersten beiden der vier Bundesländerwahlen abgehalten. Insgesamt waren 829.567 Wahlberechtigte

Am 1 Maumlrz wurden die ersten beiden dervier Bundeslaumlnderwahlen abgehalten

Insgesamt waren 829567 Wahlberechtigtein Kaumlrnten und in Salzburg aufgerufen uumlberihre Landtage Gemeindevertretungen undBuumlrgermeister fuumlr die naumlchsten fuumlnf Jahre zubestimmen Im September folgen dann dieLaumlnder Oberoumlsterreich und Vorarlberg nach

In Kaumlrnten wo bis zuletzt Meinungsum-fragen zufolge BZOuml und SPOuml knapp beiein-ander gelegen hatten haben die Institutemassiv bdquodanebengelegenldquo (was inzwischenden Ruf nach einem Veroumlffentlichungsverbotkurz vor einer Wahl gefuumlhrt hat) Waumlhrenddas BZOuml unter Landeshauptmann GerhardDoumlrfler mit 455 der Stimmen seine Posi-tion eindeutig halten konnte (zum Vergleich2004 erreichte Joumlrg Haider mit seiner damalsnoch nicht gespaltenen FPOuml 4243 ) muszligtedie SPOuml mit ihrem SpitzenkandidatenReinhart Rohr einen Verlust von 98 derStimmen hinnehmen und kommt damit aufnur 286 Die OumlVP unter Landesparteiob-mann Josef Martinz konnte 49 zulegenund hat damit 165 der Stimmen erlangt

Die FPOuml unter Spitzenkandidat MarioCanori kann 38 der Waumlhler fuumlr sichgewinnen und verpaszligt damit den Einzug inden Kaumlrntner Landtag

Bis zuletzt befuumlrchteten die Gruumlnen unterRolf Holub (sie hatten sich zum Ziel gesetztihr Ergebnis von 2004 halten zu koumlnnen)daszlig es ihnen aumlhnlich ergehen koumlnnte Alsdann am 3 Maumlrz die 18291 Wahlkarten aus-gezaumlht waren kletterten sie dann doch nochuumlber die Fuumlnf-Prozent-Huumlrde und sind damitwieder mit zwei Mandaten im Landtag ver-treten Dieses Mandat muszlig das BZOuml ab-geben und haumllt nunmehr bei 17 auch dieOumlVP verliert ein Mandat und verfuumlgt kuumlnftignur noch uumlber sechs Abgeordnete im Land-tag Endguumlltig ist dieses Ergebnis erst am9 Maumlrz wenn die restlichen Wahlkarten aus-gezaumlhlt sein werden

Ausg Nr 69 bull 04 Maumlrz 2009Unparteiisches unabhaumlngiges undkostenloses Magazin speziell fuumlrOumlsterreicherinnen und Oumlsterreicher inaller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten bull httpwwwoe-journalat

Lesen Sie weiter auf der Seite 3

Kaumlrnten und Salzburghaben gewaumlhlt

Von Michael Moumlssmer

Kaumlrntens alter und wohl auch neuer Landeshauptmann Gerhard Doumlrfler Landes-parteiobmann Uwe Scheuch (BZOuml) und raquoATVlaquo Moderatorin Sylvia Saringer hellip

hellip und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller am Wahlabend des 1 Maumlrz 2009

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sATV

OumlSTERREICH JOURNAL NR 69 04 03 2009 2

Die Seite 2

5Jahre EU-Erweiterung S 23

Konjunktureinbruch S 31

Oumlsterreicher reisen anders S 38

Briefwahl bei EU-Wahl wird vereinfacht S 25

Neuregelung humanitaumlren Aufenthalts S 9

Oumlsterreich schreibt Therapiegeschichte S 47

Albertina Das Zeitalter Rembrandts S 58

Dor-Film Der Knochenmann S 71

Genie0en mit den Jahreszeiten S 74

Neubau der WU Wien S 54

NOuml Top-Wirt-Wahl 2009 S 43

Aus dem Inhalt

Krisenbekaumlmpfung in Ministerrat und Parlament 7

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts 9

Auszligenminister raquoWir brauchen den EU-Beitritt Kroatienslaquo 12

Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad 14

raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament 15

raquoWien Balllaquo in Mailand 19

Fuumlnf Jahre EU-Erweiterung 23

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht 25

Andreas Unterberger Ein Land verschlaumlft seine Geschichte 26

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien 29

Suumldttirol raquoVorbildliche Projektelaquo 30

Konjunktureinbruch 31

Talfahrt der Industrie verliertetwas an Tempo 33

Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger Wirtschaftsfaktor 35

Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011 36

Qualitaumltsoffensive beiraquoUrlaub am Bauernhoflaquo 37

Oumlsterreicher reisen anders 38

Der Fruumlhling in Wien 40

Groszliger Tunneldurchschlagfuumlr neue Unterinntalbahn 41

Eisenstadt Fahrgast-Infosystem 42

NOuml Top-Wirt-Wahl 2009 43

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons 45

Kirche gedenkt Kardinal Koumlnigs 46

Brustkrebs Oumlsterreichschreibt Therapiegeschichte 47

Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst 48

Edelweiszlig gegen Arteriosklerose 49

Wien Charles-Darwin-Jahr 50

Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal 52

Neubau der WU Wien 54

Das Zeitalter Rembrandts 58

Toulouse-Lautrec in Linz 63

Georg Baselitz 1960 ndash 2008 65

MUMUTH Graz 67

OsterKlang Wien 2009 68

Musical Rudolf ndash Affaire Mayerling 69

Linz Europa Hafenfest 70

Film Der Knochenmann 71

Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo ndashdiesmal Bernhard Wicki 72

Genieszligen mit den Jahreszeiten 74

Impressum Eigentuumlmer und Verleger OumlsterreichJournal Verlag Postadresse A-1130 Wien Dr Scho-ber-Str 81 Fuumlr den Inhalt verantwortlicher Her-ausgeber und Chefredakteur Michael Moumlssmer Lek-torat Maria Krapfenbauer jede Art der Veroumlffentli-chung bei Quellenangabe ausdruumlcklich erlaubt FotosS 1 ATV httpwwwbilderboxbiz Europaumlische Ge-meinschaft NOuml-Werbung Lackinger MedUni WienBOAnetat Residenzgalerie Salzburg Dor Filmpro-duktionPetro Domenigg Kaumlrnten WerbungGredl

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsoumlsterreicher-Weltbund und raquoRot-Weiss-Rotlaquo ndash httpwwwweltbundat

SORA Institute for Social Research andAnalysis mit Sitz in Wien hat ndash wie auch inden letzten Jahren ndash im Auftrag des ORFHochrechnungen erstellt Trotz geringemAuszaumlhlungsgrad von nur 135 und ohneInformationen aus der Hauptstadt Klagenfurtbetrug die durchschnittliche Abweichung jePartei um 17 Uhr des Wahlabends lediglich02 Prozentpunkte Und laut SORA wird sichauch am 9 Maumlrz an der Verteilung derMandate wohl nichts aumlndern

Der nunmehr designierte Landeshaupt-mann Kaumlrntens Gerhard Doumlrfler war erst-mals zur Wahl angetreten Als fruumlherer Lan-desrat fuumlr Verkehr Straszligen und Generationenhat er unmittelbar nach dem Unfalltod JoumlrgHaiders dessen Amt uumlbernommen DieWahlwerbung des BZOuml in Kaumlrnten standauch ganz im Gedenken an Haider dessenErfolge im suumldlichsten Bundesland aufgroszlige Sympathie in der Bevoumllkerung beruh-te Claudia Haider bezeichnete in einem In-terview in der bdquoKleinen Zeitungldquo den Siegdes BZOuml als einen Wahlerfolg ihres verstor-benen Mannes Der Kaumlrntner sei so ClaudiaHaider ein sehr emotionaler Mensch DasMediale um seinen Tod habe die Menschenveranlaszligt es zwar nicht den Meinungsfor-schern zu sagen aber sich sehr fruumlh eineMeinung zu bilden um Haiders Weg fortset-zen zu koumlnnen

Am Wahlabend zeigte sich Doumlrfler sicht-lich uumlberrascht vom groszligen Erfolg des BZOumlund bezeichnete es als Bestaumltigung fuumlr dasTeam das nach dem 11 Oktober (dem TodHaiders) die Verantwortung fuumlr das Landuumlbernommen hatte bdquoDie Menschen habenuns das Vertrauen geschenkt auch in Zu-kunft die Geschicke des Landes zu gestal-tenldquo das politische Erbe Haiders fortzufuumlh-ren so Doumlrfler Man werde jedenfalls so be-staumltigte auch BZOuml-Landesparteiobmann UweScheuch alle im Landtag vertretenen Par-teien zu Gespraumlchen uumlber eine gemeinsameArbeit fuumlr Kaumlrnten einladen

Kaumlrntens SPOuml-Spitzenkandidat und Lan-desparteivorsitzender Reinhart Rohr war vomschlechten Abschneiden seiner Partei sicht-lich enttaumluscht Man habe sich sehr bemuumlhtdie Inhalte der Sozialdemokraten zu vermit-teln es sei aber bdquonicht gelungen das spuumlrba-re Vertrauen in ein fundamentales Vertrauenumzusetzen und das im Wahlergebnis auchfestzumachen ndash weil offensichtlich auch derHaider-Faktorrsquo der in der Wahlbewegungund in der Oumlffentlichkeit so nicht sichtbarwar heute in der Wahlzelle eine ganz ge-wichtige Rolle fuumlr die Waumlhlerinnen undWaumlhler gespielt hatldquo so Rohr

OumlVP-Landesgeschaumlftsfuumlhrer Thomas Go-ritschnig zeigte sich vom Wahlergebnis er-freut bdquoDie OumlVP Kaumlrnten hat mit dem staumlrk-sten Zugewinn aller Parteien ihr Wahlzielerreicht unser Spitzenkandidat Josef Mar-tinz wurde in seinem Kurs klar bestaumltigtldquoLaut Goritschnig trage die vor eineinhalbJahren begonnene Erneuerung der OumlVPKaumlrnten durch den Landesparteiobmann undsein Team bereits Fruumlchte und man werdediesen Weg nun bestaumlrkt weiter fortsetzen

Die Waumlhlerinnen und Waumlhler haumltten soGortischnig der OumlVP einen deutlichen Auf-trag gegeben in der kommenden Regierungs-

periode ihre Handschrift zukunftsweisendernachhaltiger Politik zu verstaumlrkenldquo

Die krasse Differenz zwischen demBZOuml-Ergebnis in Kaumlrnten und jenem derFPOuml unter Heinz-Christian Strache hat letz-teren neuerlich dazu bewogen dem BZOumleine Zusammenarbeit nach dem deutschenVorbild CDUCSU vorzuschlagen In Kaumlrn-ten gebe es vernuumlnftige freiheitlich gesinnteKraumlfte bdquowohingegen mit einem StadlerWestenthaler und Co sicher kein Staat zumachenldquo sei erklaumlrte Strache Auf Bundes-ebene koumlnne nur die FPOuml die freiheitlicheZukunft sein genauso koumlnne auch in den

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Kaumlrnten hat gewaumlhlt

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Mandatsverteilung

anderen acht Bundeslaumlndern nur die Dachmarke FPOuml erfolgreichsein Immerhin so Strache wuumlrde das rechte Lager in Kaumlrnten souumlber fast 50 der Stimmen verfuumlgen

Vom BZOuml bzw von dessen geschaumlftsfuumlhrendem Obmann HerbertScheibner kam postwendend noch am Wahlabend eine Absage Auchwenn das BZOuml in den anderen Bundeslaumlndern derzeit nicht erfolg-reich sei so sei es doch immerhin mit 21 Mandaten im Nationalratvertreten und mit Abstand fuumlhrend in Kaumlrnten Angesichts der Tat-sache daszlig FPOuml und BZOuml in Kaumlrnten gemeinsam fast 50 derStimmen auf sich vereinigen koumlnnten duumlrfte hier das letzte Wortwohl noch nicht gesprochen sein Und Kaumlrntens BZOuml-ParteiobmannUwe Scheuch ist dem CDU-CSU-Modell auf Bundesebene nichtabgeneigt bdquoIch habe in acht Jahren Politik mit Joumlrg Haider gelerntldquoso erklaumlrte er in einem Interview mit der Tageszeitung bdquoOumlsterreichldquobdquodaszlig man nie etwas gaumlnzlich ausschlieszligen kannldquo Eine konstruktiveZusammenarbeit koumlnne durchaus Sinn machen so Scheuch Sie be-ginne mit gemeinsamen Antraumlgen und koumlnne bei einem CDU-CSU-Modell enden Eine Wiedervereinigung sei in der jetzigen Phasenicht in Diskussion Er spreche bewuszligt bdquovon jetziger Phaseldquo weil ergelernt habe daszlig Strategien auf zehn Jahre hinaus in der Politik kei-nen Sinn machten erklaumlrte Scheuch

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Kaumlrnten hat gewaumlhlt

BZOuml OumlVP

FPOuml

SPOuml Gruumlne

Ergebnisse Landtagswahl httpinfoktngvatltwahl2009Ergebnisse Gemeinderatswahl httpinfoktngvatgrwahl2009 Ergebnisse Buumlrgermeisterwahl httpinfoktngvatbgmwahl2009

In Salzburg war Landeshauptfrau GabiBurgstaller (SPOuml) mit dem Ziel in die Wahl

gegangen den bei der letzten Wahl 2004 derOumlVP abgerungenen ersten Platz im Lande zuverteidigen Ihr Stellvertreter und Koalitions-partner Wilfried Haslauer hatte bis zuletztgehofft den Landeshauptmannsessel fuumlr dieOumlVP zuruumlckzuerobern Obwohl auch Burg-staller und die SPOuml 6 der Stimmen verlo-ren hatten reichte das nicht fuumlr einen Wech-sel denn auch die OumlVP muszligte 14 ihrerWaumlhlerstimmen abgeben Die FPOuml konnteunter Karl Schnell 44 zulegen und er-reichte damit 1323 Das wuumlrde sowohl fuumlrGabi Burgstaller als auch fuumlr Wilfried Has-lauer ausreichen mittels einer Vereinbarungmit der FPOuml eine neue Koalitionsvariante fuumlrSalzburg zu vereinbaren Im Vorfeld wardies von Burgstaller als nicht ausgeschlossenbezeichnet worden sie legte aber deutlichePraumlferenz auf die Weiterfuumlhrung derRegierung mit der OumlVP Deren ObmannHaslauer steht fuumlr eine Koalition mit derFPOuml nicht zur Verfuumlgung hatte er doch vorder Wahl um Unterstuumltzung aufgerufen eineFPOuml-Beteiligung an Salzburgs Regierung(explizit in Form einer SP-FP-Koalition) zuverhindern In zahlreichen Wortmeldungenwar diese Variante vor allem SP-ChefBundeskanzler Werner Faymann vorgewor-fen worden Er selbst wuumlrde die FPOuml alsnicht koalitionsfaumlhig bezeichnen sie aber imSP-regierten Land Salzburg ohne weitereszulassen Faymann meinte er habe immernur von der Bundes- nicht aber von derLandesebene gesprochen Trotz allem wirdes in Salzburg also wieder eine SP-VP-Koa-lition geben

Die Salzburger Gruumlnen haben trotz einesgeringen Verlustes von 07 ihre zwei Man-date im Landtag halten koumlnnen das BZOumlschafft mit 376 Stimmenanteil den Einzugnicht

bdquoDas Ergebnis der Landtagswahl ist einklarer Auftrag fuumlr die SPOuml weiter die fuumlh-rende Verantwortung im Bundesland Salz-burg zu uumlbernehmen Wir wollen und wirwerden weiter fuumlr das Land Salzburg arbei-tenldquo bekraumlftigte Landeshauptfrau GabiBurgstaller am Tag nach der Wahl bdquoDie SPOumlstellt sich realistisch den Herausforderun-gen niemand will Stimmenverluste wegdis-kutieren Unter den gegebenen Umstaumlndenkann man aber doch von einem guten Er-gebnis fuumlr die SPOuml sprechen Immerhin hattesich die Situation im Vergleich zum Jahr2004 als die SPOuml ein Jahrhundertergebniserreichen konnte wesentlich veraumlndertldquo soBurgstaller weiter

bdquoBei Regierungsverhandlungen zaumlhlt dieAusgangslage und die lautet 395 ProzentSPOuml und damit mehr als drei ProzentpunkteVorsprung auf die Volkspartei Die SPOumlwurde damit ndash erst zum zweiten Mal in derGeschichte Salzburgs ndash zur Nummer 1gewaumlhltldquo stellte Burgstaller klar

Burgstaller will die Verhandlungen zuumlgigangehen Dazu hat sie bereits mit OumlVP-Obmann Wilfried Haslauer Gespraumlche auf-genommen bdquoJetzt ist nicht die Zeit des Tak-tierens Wir brauchen rasch klare Verhaumllt-nisse und ein gutes Arbeitsprogramm DieMenschen erwarten sich in wirtschaftlich

schwierigeren Zeiten dass moumlglichst rascheine arbeitsfaumlhige Regierung steht die dieThemen und Herausforderungen anpackenkannldquo betonte Burgstaller

Burgstaller geht davon aus daszlig die OumlVPtrotz ihres schlechtesten Ergebnisses in derGeschichte rasch zu Verhandlungen bereitsein wird

bdquoDas voraussichtliche Ergebnis dieserWahlldquo erklaumlrte Wilfried Haslauer bdquobringteine deutliche Verringerung des Abstandesder OumlVP zur SPOuml und deutliche Zugewinnefuumlr die Freiheitlichen Ich stehe daher nichtan den Freiheitlichen zu ihren Zugewinnen

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Salzburg hat gewaumlhlt

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Mandatsverteilung

zu gratulieren Fuumlr die OumlVP bedeutet dieses Ergebnis eine klareStaumlrkung der Position in der politischen Landschaft Salzburgs imVergleich zur letzten Landtagswahl Dennoch ist es bedauerlich daszligwir keine Zugewinne verbuchen konnten Der klare Wahlverlierer andiesem Abend ist aber Landeshauptfrau Burgstaller die dieseWahlbewegung ausschlieszliglich mit ihrer Person verknuumlpft hat und dasgroumlszligte Minus hinnehmen muszlig Die OumlVP ist jedenfalls bereit so raschwie moumlglich weiterzuarbeiten Vor dem Hintergrund der Finanz- undWirtschaftskrise erwarten sich die Salzburgerinnen und Salzburgerzu Recht daszlig es so rasch wie moumlglich eine neue Regierung miteinem klar definierten Arbeitsprogramm zur Bewaumlltigung der kom-menden Herausforderungen gibt Wir haben unsere Vorschlaumlge dazuja bereits im Wahlkampf klar auf den Tisch gelegtldquo so Haslauer

bdquoDie FPOuml hat das ausgegebene Wahlziel sowohl im Landtag alsauch im Gemeinderat klar erreichtldquo sagte FPOuml-LandesparteiobmannKarl Schnell der an eine Koalitionsbeteiligung auf Landesebenenicht glaubt bdquoIch habe immer gesagt daszlig das rein taktisches Kalkuumllist Ich glaube nicht daszlig die Maumlchtigen im Land auf ihre Posten undDienstautos verzichten werdenldquo Die FPOuml werde als Oppositions-partei auf die Loumlsung der Probleme des Landes draumlngen Schnellnannte in diesem Zusammenhang die Fragen der Sicherheit und der

Wirtschaft Fuumlr den FPOuml-Stadt-Bezirkschef sei die FPOuml die einzigePartei die echt dazu gewonnen habe

Cyriak Schwaighofer Landesparteichef der Gruumlnen sagte manmuumlszligte bdquojetzt das Ergebnis verdauen daszlig wir das dritte Mandat leidernicht schaffenldquo Die Gruumlnen haumltten zwar in jenen Gegenden (wie inder Landeshauptstadt) recht gut abgeschnitten in denen sie ihrenWahlkampf angesichts des knappen Budgets schwerpunktmaumlszligig kon-zentrieren muszligten In den Landgemeinden habe es dagegen durchge-hend Verluste gegeben so Schwaighofer Nun muumlsse man klaumlren obdas am internen Streit um das angedachte EU-Mandat von JohannesVoggenhuber gelegen oder andere Gruumlnde gehabt habe

Das BZOuml schaffte mit nicht einmal vier Prozent den Einzug in denLandtag nicht Spitzenkandidat Markus Fauland will intensiv weiter-arbeiten schlieszliglich haumltten auch die Gruumlnen drei Anlaumlufe gebrauchtum die Huumlrde zu schaffen und in den Landtag einzuziehen Und auchFauland meint so wie seine Parteifreunde in Kaumlrnten dies sei manbdquoden Menschen schuldig ndash und der erfolgreichen politischen ArbeitJoumlrg Haiders die nicht umsonst gewesen sein darfldquo Lesen Sie hier Details uumlber die Ergebnisse der Landtags- Gemeinde-vertretungs- und Buumlrgermeisterwahl in Salzburghttpwwwsalzburggvatwahl09htm

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Salzburg hat gewaumlhlt

SPOuml OumlVP

FPOuml Gruumlne

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Innenpolitik

Wir haben in diesem Haus einstimmigdas Richtige beschlossenldquo so Bundes-

kanzler Werner Faymann (SPOuml) am 17 Fe-ber im Nationalrat Faymann unterstrichweiters daszlig Oumlsterreichs Konjunkturpaketsowohl bezuumlglich des Umfangs als auch inbezug auf den Zeitpunkt europaweit anzweiter Stelle liege Mit der groszligen Steuer-senkung samt Familienpaket den vorgezo-genen Infrastrukturmaszlignahmen und auchdem Bankenpaket habe die SPOuml-gefuumlhrteRegierung den bdquorichtigen Wegldquo eingeschla-gen ndash das bdquobescheinigen uns all jene Wirt-schaftsforscher unabhaumlngig ihrer politischenAusrichtungldquo die das sachlich und fundiertbestaumltigen Die gesetzten Maszlignahmen wuumlr-den einiges an Sicherheit und an Vertrauenschaffen so Faymann Die SPOuml-gefuumlhrteRegierung gehe in wirtschaftlich schwieri-gen Zeiten bdquosensibel und vorausschauendldquovor weil bdquouns die Menschen in der Wirt-schaft in unserem Land die Arbeitnehme-rinnen und Arbeitnehmer wichtig sindldquo

Das Auslagern von Problemen die ineiner Bank entstanden sind werde in vielenLaumlndern besprochen bdquoWir haben uns fuumlreinen anderen Weg entschieden Wir habenuns nicht dafuumlr entschieden irgendetwasauszulagern und einfach zu uumlbernehmensondern wir haben uns entschieden dort woGeld zur Verfuumlgung gestellt wird fuumlr diesesGeld selbstverstaumlndlich Zinsen zu verlangenund auch Vereinbarungen zu schlieszligen daszligkleinen und mittleren aber auch Industrie-unternehmen Kredite zur Verfuumlgung gestelltwerdenldquo fuumlhrte der Bundeskanzler aus

Geschlossen in wirtschaftlichangespannter Zeit vorgehen

Einige Forderungen wie die von denGruumlnen verlangte verstaumlrkte thermische Sa-nierung seien im Konjunkturpaket erfuumllltunterstrich Faymann bdquoWir haben in denVereinbarungen mit den Laumlndern fuumlr diethermische Sanierung ein Volumen fuumlr dasJahr 20092010 von uumlber einer Million Eurovereinbartldquo Die Frage der Oumlkologie und derOumlkonomie duumlrfe auch in wirtschaftlich ange-spannten Zeiten nicht gegeneinander ausge-spielt werden

Das Vorziehen von Investitionen in dieInfrastruktur und Investitionen in die Schie-ne wuumlrden viele Vorschlaumlge von seiten derOpposition erfuumlllen bdquoDort wo man fuumlr das-selbe ist ist es auch keine Schande wennman gemeinsam dazusteht zu diesem Ban-kenpaket zum Vorziehen von Infrastruktur-maszlignahmen zur Entlastung der Bevoumllke-rung zur Staumlrkung der Kaufkraft der Bevoumll-kerung zum Vorziehen von Bildungsmaszlig-nahmenldquo so Faymann Das Parlament solltegeschlossen dazu stehen

Das Modell der Kurzarbeit wuumlrde inten-siv in Anspruch genommen werden und seiim Vergleich zur Arbeitslosigkeit der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmern der richti-ge Weg und wuumlrden diesen uumlberdies dieMoumlglichkeit zur Weiterbildung bieten Aufeuropaumlischer Ebene werde am 1 Maumlrz einGipfel stattfinden bei dem weitere gleich-zeitige und vielleicht auch gemeinsameMaszlignahmen beschlossen werden erlaumluterteder Bundeskanzler

Proumlll Wahlkaumlmpfe solltennicht im Vordergrund stehen

bdquoDurch die Umsetzung von zwei Kon-junkturpaketen und der Steuerentlastung ndashmit einem eigenen Familienpaket und wich-tigen Inputs fuumlr Unternehmen ndash tun wir ge-nau das was in dieser schwierigen Situationnotwendig istldquo sagte Finanzminister JosefProumlll (OumlVP) bei der Debatte uumlber den Dring-lichen Antrag des BZOuml in der Sondersitzungdes Nationalrats Mit diesen drei Paketenbringe man bdquomit ruhiger Hand das Richtigeauf den Wegldquo Er Proumlll habe zwar Ver-staumlndnis fuumlr die Emotionen der Oppositionvor den bevorstehenden Landtagswahlendiese haumltte aber keinen einzigen Vorschlageingebracht um die Wirtschaft zu staumlrkendie Menschen zu entlasten und die Krise zubekaumlmpfen

Proumlll erinnerte die Opposition daran daszligdas notwendige Paket zur Unterstuumltzung derBanken im Nationalrat gemeinsam einstim-mig beschlossen wurde Nun wuumlrden sichBZOuml-Klubobmann Josef Bucher und FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Stracheallerdings von dem was sie damals als not-

wendig fuumlr Banken Sparer und zur Siche-rung der Spareinlagen und der Kreditwirt-schaft umgesetzt haben verabschieden

bdquoDieses Paket zur Unterstuumltzung der Ban-ken ist wichtigldquo verwies der Finanzministerdarauf daszlig auch eine Bank aus Kaumlrnten die-se Hilfe in Anspruch genommen habe bdquoIchwerde keiner Bank vorschreiben wann undin welcher Houmlhe sie von diesem angebote-nen Paket Gebrauch macht Wir sind bereitdiese Unterstuumltzung zu geben und werdendann dafuumlr Sorge tragen daszlig das Paketwirkt Kredite vergeben werden es aucheine starke Kontrolle gibt und sich dieseHilfsmaszlignahme auch fuumlr die Republik ent-sprechend rechnetldquo

bdquoDen Familien ndash von Alleinerziehern biszur Mehrkinderfamilie ndash werden wir miteinem Steuerentlastungspaket im Ausmaszligvon 500 Millionen Euro einen Input gebenKnapp zwei Milliarden Euro bieten wir denArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern alsEntlastung an um besser durch die Krise zukommen Und fuumlr kleinere und mittlere Un-ternehmen werden wir mit der Erhoumlhung desFreibetrags Akzente setzen Gerade die klei-neren und mittleren Betriebe koumlnnen uns mitihrem Potenzial aus der Krise fuumlhrenldquo soProumlll weiter

Der Finanzminister unterstrich in seinemStatement erneut die Wichtigkeit in Europaeine Stabilitaumltspartnerschaft vorzubereitenHeuer werde man gemeinsam mit den mit-tel- und osteuropaumlischen Laumlndern den20 Jahrestag der Oumlffnung des Eisernen Vor-hangs begehen bdquoNichts hat uns so gestaumlrktwie die Oumlffnung und wirtschaftliche Ent-wicklung in unseren Nachbarlaumlndernldquo Jetztsei es auch Teil unserer Verantwortung da-fuumlr Sorge zu tragen gemeinsam die Krisedurchzustehen

bdquoIn einer schwierigen Zeit die all unsereKompetenz ndash sowohl fiskalisch als auchwirtschaftspolitisch ndash fordert sollten nichtWahlkaumlmpfe und Wahlkampfgetoumlse dasuumlberdecken was wirklich notwendig istldquovielmehr gelte es die richtigen Schritte zumrichtigen Zeitpunkt zu setzen ndash bdquodiese Re-gierung macht dasldquo so der Finanzministerabschlieszligend

Krisenbekaumlmpfung inMinisterrat und Parlament

Zweitgroumlszligtes Konjunkturpaket in Europa ndash 23 Millionen EuroSteuerentlastung ndash 500 Millionen Euro Familienpaket

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InnenpolitikStrache Bundesregierung voumllligunfaumlhig zu Krisenmanagement

Eigentlich wisse man gar nicht genau woman anfangen solle wenn man uumlber dieMiszligwirtschaft der Bundesregierung sprechemeinte FPOuml-Bundesparteiobmann HC Stra-che zu Beginn seiner Rede in der Son-dersitzung des Nationalrats und nannte alsBeispiele die OumlBB die AUA die Post denORF und die Bankenkrise Was sich SPOumlund OumlVP seit ihrem Amtsantritt im Jaumlnner2007 geleistet haumltten grenze wirklich an einnegatives Wunder Die Regierung betreibevoumlllig unserioumlse Politik

Die Abloumlse der ASFINAG-Vorstaumlndehabe unnoumltige 700000 Euro pro Vorstandgekostet nur damit jetzt Faymanns Freundedrin saumlszligen Die OumlBB-Vorstaumlnde Soumlllingerund Huber haumltten 623 Millionen Euro ver-zockt und trotzdem die volle Abfertigungbekommen Huber habe bei seinem Abgang820000 Euro bekommen Die AUA werdemit einer Mitgift von 500 Millionen Euroverschenkt aber der gescheiterte AUA-Vor-stand Oumltsch fliege bei gutem Wind mit11 Millionen Euro an Abfertigung nach Hau-se kritisierte Strache Dafuumlr knausere manbeim Pflegegeld den Pensionen und denHeizkostenzuschuumlssen und speise die Men-schen mit einem Steuerrefoumlrmchen ab Al-lein 2 Milliarden Euro seien noumltig um dieMehrbelastungen durch die kalte Progres-sion abzugelten Die FPOuml trete fuumlr eine nach-haltige Steuerreform von 65 Milliarden Euroein Strache verlangte ein Familiensteuer-splitting echte Maszlignahmen fuumlr die KMUund eine Entlastung fuumlr den Mittelstand

Auch bei der Bankenkrise habe die Bun-desregierung gezeigt daszlig sie voumlllig unfaumlhigsei Krisenmanagement zu betreiben Trotzdes Versprechens des ehemaligen Finanz-ministers Molterer gebe es bis heute keineKontrollmechanismen durch den Rechnungs-hof Man muumlsse auch die Manager zur Ver-antwortung ziehen und eine Gehaltsdecke-lung einfuumlhren Weiters muumlsse man Auf-sichtsraumlte sicherstellen und vorgeben daszligsich die Banken auf das Kerngeschaumlft zukonzentrieren haumltten forderte Strache

Scheibner fordert raquoPakt zur Hilfefuumlr Oumlsterreich aus der Kriselaquo

bdquoDie Menschen haben es sich verdientdaszlig sie im Parlament und in der Regierungeine echte Vertretung habenldquo erinnerte dergeschaumlftsfuumlhrende BZOuml-Obmann HerbertScheibner zu Beginn seiner Rede Doch bdquodieVerantwortung kann man nicht laumlchelnldquo diebdquoFaymannisierungldquo ndash laumlcheln und schoumlnre-

den ndash muumlsse beendet werden Deshalb for-dert Scheibner Regierung und Oppositionauf gemeinsam einen bdquoPakt zur Hilfe fuumlrOumlsterreich aus der Kriseldquo zu bilden

Es fehle aber an der Einladung durch dieRegierung zu gemeinsamer Arbeit bdquoSetzenwir uns an einen Tisch ndash Regierung Oppo-sition Sozialpartner und machen wir einRettungspaket fuumlr die oumlsterreichische Wirt-schaft die Steuerzahler und fuumlr die Fami-lienldquo so Scheibner Und weiter bdquoWir wol-len daszlig gehandelt wird und wollen daszlig sichdie Menschen etwas leisten koumlnnenldquo

Scheibner kritisierte auch die viele Zeitdie seit dem Beschluszlig des Bankenpaketsverstrichen sei bdquoWie lange wollen Sie nochzuwartenldquo Auch das BZOuml sei bereit gewe-sen den Banken rasch zu helfen aber esfehlten eine Kontrolle der Spekulationsver-luste und die schnelle Weitergabe der Gelderan Kreditnehmer Und ganz im GegenteilbdquoDer Steuerzahler darf mit seinem Steuer-geld fuumlr die Spekulationsverluste der Bankenhaften muss als Bittsteller hingehen ndash undkriegt nichtsldquo so Scheibner

Faymanns Argument die Kurzarbeit hel-fe allen Unternehmen im Kampf gegen dieKrise laumlszligt Scheibner nicht gelten bdquoDieKleinen haben diese Moumlglichkeit nicht Wiesollen die eine Kurzarbeit uumlberlebenldquo SeinUrteil bdquoDas ist eine Abgehobenheit der Bun-desregierung die ungeheuerlich istldquo

Kogler raquoFinanzpolitischerUnfug erster Ordnunglaquo

bdquoWas Finanzminister Josef Proumlll mit sei-ner Budgetankuumlndigung tut ist finanzpoliti-scher Unfug erster Ordnungldquo kritisierte derBudget- und Finanzsprecher der GruumlnenWerner Kogler bdquoBudgetkuumlrzungen werdenOumlsterreich keinen Wirtschaftsaufschwungbescheren Offensichtlich ist diese Regie-rung voumlllig unfaumlhig in der Wirtschaftskrisedie notwendigen Maszlignahmen zu setzen Eshat keinen Sinn mit aller Gewalt in denAbschwung hineinzusparen Das kostet Jobsund kurbelt die Wirtschaft nicht an Voumllligunverstaumlndlich wieso Proumlll mit dem Hacke-beil unterwegs ist waumlhrend er bei den Ban-ken mit Milliarden-Geschenkkoumlrben durchdie Landschaft gehtldquo betonte Kogler

Leitl Oumlsterreichs Osteuropainitiativekommt zum richtigen Zeitpunkt

bdquoIn wirtschaftlich schwierigen Zeitenkann das Ziel Oumlsterreichs nur lauten besserals die anderen zu sein Probleme jenseitsunserer Grenzen koumlnnen wir daher nicht ein-fach abblockenldquo betonte der Praumlsident der

Wirtschaftskammer Oumlsterreich ChristophLeitl in einer gemeinsamen Pressekonferenzmit Vizekanzler und Finanzminister JosefProumlll Die Osteuropainitiative Proumllls kommedaher zum richtigen Zeitpunkt Oumlsterreichverdiene 6 von 10 Euro im Export und seieiner der staumlrksten Handelspartner in denmittel- und osteuropaumlischen Erweiterungs-laumlndern Um die Liquiditaumlts- und Finanzpro-bleme dort in den Griff zu bekommen seieine bdquoeuropaumlische Solidaritaumlt und nicht Ver-antwortungslosigkeitldquo gefragt so Leitl

bdquoDenn nicht nur Oumlsterreich braucht Ost-europa sondern ganz Westeuropa muszlig groumlszlig-tes Interesse fuumlr unsere Nachbarn im Ostenhaben So betraumlgt etwa der Handelsbilanz-uumlberschuszlig des Euroraumes gegenuumlber denneuen EU-Mitgliedslaumlndern uumlber 60 Mrd Eu-ro Das sichert Arbeitsplaumltze in Westeuropaldquobetonte der WKOuml-Praumlsident Als Maszlignahmeschlug er der gleichzeitig auch Ehrenpraumlsi-dent der Europaumlischen Wirtschaftskammerist neben zusaumltzlichen Krediten des Interna-tionalen Waumlhrungsfonds und einer Erhoumlhungder EU-Zahlungsbilnazhilfe ein zeitlich be-fristetes Aussetzen der staatlichen Kofi-nanzierung fuumlr Infrastrukturprojekte beiInanspruchnahme von EU-Mitteln aus denKohaumlsionsfonds vor

In bezug auf den heimischen Arbeits-markt merkte Leitl an daszlig in Sachen Kurz-arbeit nun Handlungsbedarf bestehe Es seimehr Flexibilitaumlt gefragt bei der Ausgestal-tung der Rahmenbedingungen Fuumlnf Men-schen in Kurzarbeit seien ihm Leitl jeden-falls lieber als ein Arbeitsloser Denn durchdie Kurzarbeit koumlnnten in Ausbildung undQualifikation investiert werden um sich fuumlrden Aufschwung vorzubereiten Man muumlssenun aber endlich zu einer sozialpartner-schaftlichen Loumlsung kommen um die Kurz-arbeit neu zu regeln Leitl bdquoWir braucheneine flexible KMU-taugliche praxisgerech-te Neuregelung der Kurzarbeitldquo Denn Kuumln-digungen als Alternative zur Kurzarbeit wol-le niemand

Zur Zukunftssicherung des Standortes Oumls-terreich betonte Leitl die Bedeutung einer Ver-waltungsreform Hier sei bdquoenormes Poten-tialldquo vorhanden das angesichts des Drucksder Wirtschaftskrise rasch genutzt werdensolle bdquoDenn so koumlnnen wir durch Einspa-rungen budgetaumlre Reserven schaffenldquo soLeitl Nach der Krise darf es wegen derjetzt notwendigen Maszlignahmen nicht zuSteuererhoumlhungen kommen Daher muumlssenwir Geld in der Buumlrokratie sparen um wie-der den notwendigen finanziellen Spielraumzu bekommenldquo

Mit der Einigung beim humanitaumlrenAufenthaltsrecht sei im Ministerrat ein

bdquowichtiger Punkt auf die Schiene gebrachtwordenldquo erklaumlrte Bundeskanzler WernerFaymann am 24 Feber Bei bdquoAltfaumlllenldquo vordem 1 Mai 2004 also bdquobei Menschen dieseit langem bei unssind und die integriertsind Selbsterhaltungs-faumlhigkeit Kenntnisseder deutschen Sprachealso verschiedene Fak-toren der Integrationaufweisenldquo sei es nun-mehr moumlglich bdquoin die-sen Ausnahmefaumlllen einhumanitaumlres Aufenthalts-recht zu genehmigenldquo

Der Bundeskanzlerinformierte daruumlber daszligdie letzte Entscheidunguumlber die Gewaumlhrungeines Aufenthaltstitelsbeim Innenministeriumbleibt Zudem werde einBeirat zu Beratung desInnenministeriums ein-gerichtet in dem jedenfalls Vertreter des In-nenministeriums und der NGOs (Non-Go-vernmental Organizations bzw Nichtregie-rungsorganisationen wie etwa die CaritasAnm) die mit Fragen der Menschrechte zutun haben Weiters gebe es nunmehr die Moumlg-lichkeit einer Patenschaft Auch hier solle dieMeinung des Beirats eingeholt werden kon-kret etwa in Fragen der Pruumlfung der Serio-sitaumlt des Paten

Grundsaumltzlich sei es mit der Einigung ge-lungen zu sagen bdquoWir wollen daszlig es dieseshumanitaumlre Aufenthaltsrecht gibt und wirwollen weder das Signal setzen daszlig jederder laumlnger bei uns ist eine Ausnahme istnoch wollen wir ein restriktives Signal set-zen daszlig es uumlberhaupt keine Ausnahme gibtldquoInsgesamt sei es gelungen eine Einigungherbeizufuumlhren die nun dem Parlamentzugeleitet werde so Faymann der unter-strich daszlig die Innenministerin eine bdquointensi-

ve und konstruktive Debatteldquo gefuumlhrt habeWiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl (SP)

meinte nachdem die urspruumlngliche Versiondes Patenschaftsmodells von einer bdquoMuszligldquo- zueiner bdquoKannldquo-Bestimmung veraumlndert wordensei koumlnne er mit dem Bleiberecht bdquolebenldquo

In Richtung Innenministerium meinte Haumlupldaszlig neben dem Bleiberecht noch viele ande-re Dinge zu verbessern waumlren Konkretmuumlszligte das Asylverfahren beschleunigt wer-den auch muumlsse es bessere Unterstuumltzungfuumlr die Erstaufnahmezentren in Oumlsterreichgeben Konkret sprach er fuumlr Niederoumlster-reich das Zentrum in Traiskirchen an Nebenall den juristischen Belangen erinnerteHaumlupl aber auch an die groszlige humanitaumlreTradition Oumlsterreichs nach 1945 Diese duumlrfeals Richtschnur bei allen politischen undrechtlichen Veraumlnderungen nicht aus denAugen verloren werden

Fekter Gruumlnde fuumlr einen humanitaumlrenAufenthalt werden kuumlnftig mitgepruumlft

Innenministerin Maria Fekter (VP) zeigtesich uumlber den Beschluszlig des Ministerrats er-freut bdquoVorgabe fuumlr die Novelle war daszlig eszu keiner Verlaumlngerung der Verfahrensdauer

kommt und kein zusaumltzlicher Antragsmara-thon entsteht Auszligerdem ist im Regierungs-programm die Neuregelung des humanitaumlrenAufenthaltes vereinbart wordenldquo

In Zukunft werden bei allen fremden-rechtlichen Verfahren ndash Asyl- Ausweisungs-

Abschiebe- und beiVerfahren zur Nieder-lassungsbewilligung ndashdie Gruumlnde fuumlr einenhumanitaumlren Aufenthaltmitgepruumlft Jeder Fallwird einzeln gepruumlftund entschieden DieVoraussetzungen dafuumlrhat der Verfassungs-gerichtshof in seinerJudikatur klar festgehal-ten

Art und Dauer desbisherigen Aufenthaltesund die Frage ob der bis-herige Aufenthalt rechts-widrig war

das tatsaumlchliche Be-stehen eines Familien-lebens in Oumlsterreich

die Schutzwuumlrdigkeit des Privatlebensder Grad der Integrationdie Bindungen zum Herkunftsstaatdie strafgerichtliche UnbescholtenheitVerstoumlszlige gegen die oumlffentliche Ordnunginsbesondere im Bereich des Asyl- Frem-denpolizei- und Einwanderungsrechtsdie Frage ob das Privat- und Familien-leben des Fremden in einem Zeitpunktentstand in dem sich die Beteiligten ihresunsicheren Aufenthaltsstatus bewuszligt wa-ren

bdquoKettenantraumlge bei unterschiedlichen Behoumlr-den muumlssen verhindert werdenldquo stellt Fekterklar Daher soll kuumlnftig die zustaumlndige Be-houmlrde in Kenntnis gesetzt werden und einenAufenthaltstitel von Amts wegen erteilenkoumlnnen wenn die Unzulaumlssigkeit der Aus-weisung auf Dauer wegen humanitaumlrenGruumlnden bereits in einem Asyl- oder Frem-denpolizei-Verfahren festgestellt worden ist

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Innenpolitik

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleibenVoraussetzungen dafuumlr sind auch Selbsterhaltungsfaumlhigkeit und

Kenntnisse der deutschen Sprache

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleiben

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bdquoDiese Neuregelung verhindert einen An-tragsmarathon und eine lange Verfahrens-dauer und fuumlhrt so auch zu einer raschenRechtssicherheit bei den Betroffenenldquo istdie Innenministerin uumlberzeugt

Antragsrecht fuumlr Altfaumllle

bdquoFuumlr Personen die sich seit dem 1 Mai2004 dauerhaft in Oumlsterreich aufgehaltenhaben und deren Aufenthalt uumlberwiegendlegal war schaffen wir ein Antragsrecht aufeinen humanitaumlren Aufenthalt fuumlr Altfaumllleldquoso Fekter

Diese seit 2004 oder laumlnger in Oumlsterreichaufhaumlltigen Personen welche nur negativeBescheide und Gerichtserkenntnisse bekom-men haben koumlnnen dann einen Antrag stel-len wenn sie die lange uumlberwiegend legaleAufenthaltsdauer nachweisen koumlnnen bei-spielsweise durch legale Beschaumlftigung oderlegalen Aufenthalt wegen langer Verfahrens-dauer

In diesem Sonderverfahren sind zusaumltz-lich zu den Kriterien der Judikatur des Ver-fassungsgerichtshofes folgende Kriterien zuberuumlcksichtigen

SelbsterhaltungsfaumlhigkeitUnterkunftUnterhaltschulische und berufliche AusbildungKenntnisse der deutschen Sprache

Der Antrag ist an den jeweiligen Lan-deshauptmann zu stellen bei positiver Erle-digung bedarf es der Zustimmung der In-nenministerin Diese wird durch einen beimBundesministerium fuumlr Inneres eingerichte-ten Beirat in ihrer Entscheidung beraten

Patenschaft als zentraler Bestandteil

bdquoBei Fehlen bestimmter Voraussetzungenkoumlnnen diese durch die Vorlage einer Paten-schaftserklaumlrung erbracht werdenldquo erklaumlrtFekter weiter bdquoDiese Patenschaft kann durchEinzelpersonen oder juristische Personenuumlbernommen werden Um jede Form desMiszligbrauchs zu verhindern bedeutet jeglicheVerknuumlpfung mit Bedingungen eine Nichtig-keit der Erklaumlrungldquo

bdquoWir verhindern damit Zuwanderung indie Armutldquo betont die Innenministerin EineFinanzierung der Patenschaft aus Steuermit-teln ist unzulaumlssig Sie bedarf einer notariel-len Beglaubigung und ist fuumlr drei Jahre guumll-tig bdquoDurch die Patenschaft kommt es zueiner besseren Integration und zur Entla-stung der oumlffentlichen Handldquo so Fekter

Aufgrund eines Erkenntnisses des Verfas-sungsgerichtshofes vom 27 Juni 2008 wur-

de die nun vorgeschlagene Aumlnderung not-wendig bdquoDurch diese Neuregelung ist si-chergestellt daszlig es in Zukunft zu keinen Ver-fahrensverzoumlgerungen mehr kommt und keinzusaumltzlicher Antragsmarathon entsteht ndashhumanitaumlre Faumllle werden pragmatisch rechts-staatlich menschenwuumlrdig und im Einzelfallgeloumlstldquo so die Innenministerin abschlieszligend

Strache Kapitulation vor dem Asylmissbrauch

bdquoEine Legalisierung von Illegalenldquo seidie von der rot-schwarzen Regierung be-schlossene ungeheuerliche Bleiberechts-Re-gelung bdquoSPOuml und OumlVP leisten damit eineskandaloumlse Beihilfe zum Asylmiszligbrauchldquoerklaumlrte FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache

Ganz nach dem Motto bdquoWer lange genugbetruumlgt wird belohntldquo stelle die Regierungden Verfahrensverzoumlgerern nunmehr eineBleibemoumlglichkeit in Aussicht bdquoDas istquasi eine Regierungseinladung fuumlr Asyl-miszligbrauch und alle Wirtschaftsfluumlchtlingeldquosagt Strache

Bedauerlich und unbegreiflich sei daszlig da-mit seitens der groszligen Koalition eine Kapitu-lation vor dem Asylmiszligbrauch stattfindebdquoDas ist ein Schlag ins Gesicht der Oumlsterrei-cherldquo findet der FPOuml-Chef treffende Wortefuumlr den Beschluszlig des Ministerrats DennTausende bdquoZogajsldquo wuumlrden in Zusammenar-beit mit dieser Regierung den Oumlsterreichernnunmehr auf der Nase herumtanzen bdquoDieseRegierung gehoumlrt rasch abgewaumlhltldquo

Nichts anderes als eine weitere Form derZuwanderung sei das beschlossene Bleibe-recht kritisierte der FPOuml-Sprecher fuumlr In-nere Angelegenheiten Harald Vilimsky DieFPOuml verwehre dem massiv die ZustimmungEntweder gaumlbe es einen Grund fuumlr Asyl undSchutz oder eben nicht Fekter sei von denlinken Asyllobbies die mit diesem Themajede Menge Geld erwirtschaften offenbar indie Knie gegangen so Vilimsky

Das Bleiberecht komme einer de-factoLiberalisierung des ohnehin viel zu liberalenAsylgesetzes gleich aumlrgert sich VilimskyKuumlnftig wuumlrden Asylsuchende die in Wahr-heit nichts anderes sind als zum uumlberwiegen-den Teil Wirtschaftsfluumlchtlinge neben demnormalen Asylverfahren der Regelung dessubsidiaumlr Schutzberechtigten nun auch nochdas Bleiberecht zur Aufenthaltsverfestigungangeboten erhalten Oumlsterreich werde durchdie rot-schwarze Bundesregierung nochmehr zur Lachnummer im international or-ganisierten Asylbetrug Faymann und Fekterseien mittlerweile die Schirmherren fuumlr die

internationale Asylmafia und auch persoumln-lich fuumlr alle Miszligstaumlnde verantwortlich zumachen so Vilimsky

Scheibner Regierunglegalisiert Illegale

Scharfe Kritik an der von SPOuml und OumlVPgeplanten Aufweichung des strengen Asyl-rechtes kommt vom geschaumlftsfuumlhrendenBZOuml-Chef Herbert Scheibner Die Zahl derAsylantraumlge steige so sei die Zahl derAsylantraumlge von 11921 im Jahr 2007 auf12809 im Jahr 2008 geklettert Das bedeuteeinen Anstieg von 745 Prozent bdquoAnstattwie vom BZOuml gefordert das Asylgesetz wei-ter zu verschaumlrfen und damit missbrauchs-sicherer zu machen oumlffnen SPOuml und OumlVPdie Tuumlren nach Oumlsterreich noch weiter Dasist massiv abzulehnenldquo so Scheibner Be-sonders die Bleiberechtsregelung daszlig einAsylwerber seinen Aufenthalt in Oumlsterreichnur bdquouumlberwiegend legalldquo haben muszlig ist fuumlrden BZOuml-Obmann inakzeptabel bdquoDieseneue Bleiberechtsregelung bedeutet nichtsanderes als daszlig die Bundesregierung Illega-le legalisiert Was Oumlsterreich beispielsweisebei Spanien immer kritisiert und angepran-gert hat naumlmlich die Legalisierung illegalerZuwanderer setzen SPOuml und OumlVP jetztselbst um Das BZOuml wird hier saumlmtliche par-lamentarischen Mittel wahrnehmen umdiese absurde Regelung zu verhindernldquo kuumln-digt Scheibner entschlossenen Widerstanddes BZOuml an

Fuumlr den BZOuml-Obmann wird bdquomit demneuen Bleiberecht Marke FaymannProumlllFekter ein Anreiz zur organisierten Aufent-haltsertrutzunglsquo geschaffenldquo Wer das Gesetzmit Hilfe der Asylindustrie kuumlnftig nur langgenug beuge breche oder umgehe koumlnnemit einem legalen Aufenthalt in Oumlsterreichrechnen bdquoDas ist ein Hohn gegenuumlber allenAsylwerbern die wirklich verfolgt werdenund sich an Regeln und Gesetze halten DasBZOuml kann sich durchaus einen humanitaumlrenAufenthalt fuumlr Asylwerber vorstellen wennder Staat mindestens fuumlnf Jahre lang nichtfaumlhig war eine Entscheidung zu treffen lehntaber die geplante Belohnung der Aufenthalts-ertrutzunglsquo massiv abldquo Auch mit der staumlrke-ren Beruumlcksichtigung von Aspekten wieSchutz des Familienlebens oder der Unbe-scholtenheit werde eine weitere Hintertuumlr imAsylverfahren weit geoumlffnet bdquoDaszlig ein Asyl-werber nicht kriminell wird ist eine dochGrundvoraussetzung fuumlr Asyl und keineQualifizierung Das BZOuml fordert Asyl nurfuumlr wirklich Verfolgte dann aber auchSchnellverfahren

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Innenpolitik

Korun Gesetzesentwurffuumlr Gruumlne raquokatastrophallaquo

Harsche Kritik an der neuen Regelungdes humanitaumlren Bleiberechts ist von denGruumlnen gekommen Wie Menschenrechts-sprecherin Alev Korun betonte sei das Innen-ministerium nach wie vor bdquoHerrldquo uumlber alleVerfahren Sowohl bei den Altfaumlllen wo einBeirat eingebunden ist als auch bei jenenwo humanitaumlre Aspekte beruumlcksichtigt wer-den Korun bezeichnete den Gesetzesent-wurf als bdquokatastrophalldquo die vorhandeneBleiberechtsproblematik werde nicht geloumlst

bdquoDas Chaos wird weitergehen das Blei-berecht bleibt auf der Streckeldquo kritisierteKorun die sich noch Aumlnderungen des Geset-zes erhofft Problematisch allein sei schondaszlig Bleiberechtsfaumllle in bdquozwei ungleicheGruppenldquo geteilt wuumlrden Die Empfehlungeines im Innenministerium vorgesehenen Bei-rats fuumlr Altfaumllle sei bdquovoumlllig unverbindlichldquoeine Berufung sei zudem nicht vorgesehenBei der zweiten Gruppe der neuen Faumllle stoumlszligtsich die gruumlne Menschenrechtssprecherindaran daszlig das Ministerium bereits erteiltesBleiberecht fuumlr nichtig erklaumlren koumlnne

Korun befuumlrchtet auch eine bdquoIllegalisie-rungswelleldquo die bei bereits seit langem inOumlsterreich aufhaumlltigen Personen anrollenkoumlnnte Sollte verabsaumlumt werden einenVerlaumlngerungsantrag einzubringen wuumlrdendiese wie Neuzuwanderer behandelt undkoumlnnten so nach vielen Jahren Aufenthalt inOumlsterreich ausgewiesen werden

Der gruumlne Gesetzesvorschlag der auchbeim kommenden Innenausschuszlig behandeltwerden soll Wer sich mehr als drei Jahreunverschuldet im Asylverfahren befindetund zudem unbescholten ist erhaumllt die Moumlg-lichkeit auf eine Niederlassungsbewilligungbdquoumzusteigenldquo

Landau Lebbarer Kompromiszligbei strittigen Patenschaften

Caritasdirektor Michael Landau begruumlszligtdas Bemuumlhen der Regierung das Gesetz zuentschaumlrfen bdquoAktuell sind die Patenschaftennicht mehr verpflichtend vorgesehen waseinen wesentlichen Fortschritt zum ur-spruumlnglichen Entwurf darstellt ndash aus unsererSicht ein lebbarer Kompromiszlig im Sinne derhilfesuchenden Menschenldquo

Landau bdquoMan wird sich in der Praxis sehrgenau anschauen muumlssen wie das Gesetz beiheiklen Themen wie zB dem Missbraucheiner Patenschaft greift Verbote loumlsen nochkeine Probleme ndash nur weil das Schnellfahrenmit dem Auto verboten ist rasen dennochviele Menschenldquo

Leider bleiben auch mit der Neuregelungdes humanitaumlren Aufenthalts einige Dingeungeloumlst Landau bdquoIch haumltte mir etwa einemenschliche Loumlsung fuumlr jene Langzeitasyl-werber gewuumlnscht die bereits bis zu 10 Jah-ren in Oumlsterreich leben Diese Menschen inder Warteschleife haumlngen zu lassen ist voumllliginakzeptabelldquo

Thema Integration als naumlchsteAufgabe fuumlr die Regierung

Oumlsterreich braucht einen fairen Umgangmit allen Menschen egal welcher Herkunftund einen menschenrechtskonformen Um-gang mit Schutzsuchenden bdquoDas Migra-tionsthema darf nicht laumlnger nur unter demSicherheitsaspekt abgehandelt werden Mi-gration und Integration sind Querschnitts-themen die alle Gesellschaftsbereiche be-ruumlhren Die Regierung sollte das Integra-tionsthema mit der noumltigen Nuumlchternheit undGelassenheit besser heute als morgen ange-henldquo In diesem Zusammenhang erinnertLandau an das gemeinsame Papier derKirchen und Religionsgemeinschaften dasunter anderem eine Harmonisierung vonAufenthalt und Beschaumlftigung als wichtigeVoraussetzung fuumlr erfolgreiche Integrationsieht

Chalupka Keine EuphorieKritikpunkte bleiben bestehen

Laut Diakonie sollte der eigentliche Sinnder vorgeschlagenen Gesetzesaumlnderungen inder Sanierung von Faumlllen gelegen sein indenen Menschen ohne Aufenthaltsrecht ihrDasein in Oumlsterreich fristen Der Groszligteilder durch die Gesetzesaumlnderung zu erfassen-den Altfaumllle wird nun abermals keiner auf-enthaltsrechtlichen Sanierung zugefuumlhrt wer-den und damit werden weiterhin zahlreicheFaumllle mit rechtlichem Anspruch nach Art 8EMRK unerfaszligt bleiben

bdquoEs ist fraglich worum es hier geht Umdie lange uumlberfaumlllige Bleiberechtsregelungfuumlr Menschen die in den letzten Jahren zwi-schen die Stuumlhle sich staumlndig neu erfinden-der fremdenrechtlicher Bestimmungen ge-fallen sind Oder doch nur um eine vorder-gruumlndige Reparatur um den Verfassungs-gerichthof ruhig zu stellen Eigentlichmuumlszligte es aber im Interesse der Republik ge-legen sein moumlglichst viele irregulaumlr Aufhaumll-tige zur Antragstellung zu bewegen Statt-dessen ist nunmehr aber zu befuumlrchten daszliggerade jene Menschen die schon besonderslange oft unverschuldet ohne legalen Auf-enthalt im Land leben erst recht nicht in denGenuszlig einer Sanierung kommen werdenldquo

beurteilt Diakonie-Direktor Michael Cha-lupka das vom Ministerrat verabschiedeteund geaumlnderte Bleiberechtsgesetz

bdquoAls der Verfassungsgerichtshof die ur-spruumlngliche Regelung aufhob und meintedas sei Gnadenrecht und deshalb einesRechtsstaates unwuumlrdig meinte er damit daszligein rechtstaatliches Verfahren angebrachtwaumlre Der Regierungsentwurf sieht zwar nunein Antragsrecht vor aber keine Berufungs-moumlglichkeit gegen einen Bescheid uumlber denwieder ein Ministerialbeamter entscheidenwird Man darf fragen ob das eine wirklicheVerbesserung istldquo Den vorliegenden Ent-wurf beurteilt die Diakonie als Opferschutz-gesetz das die Opfer aber nicht schuumltzt Ge-rade gegen Opfer von Menschenhandel oderfamiliaumlrer Gewalt wird aufgrund ihres illega-len Aufenthaltes oftmals zuerst ein Aufent-haltsverbot erlassen bevor sie uumlberhaupt alsbdquoOpferldquo erkannt werden Gleiches gilt wohlauch fuumlr Opfer familiaumlrer Gewalt

Weidenholzer Kritik daszlig letztlichdas Innenministerium entscheidet

Entgegen der urspruumlnglichen Idee vonInnenministerin Maria Fekter wird einePatenschaft nun nicht zwingende Vorausset-zung fuumlr die Gewaumlhrung eines BleiberechtsbdquoDas ist durchaus auch ein Erfolg zivilge-sellschaftlichen Engagementsldquo zeigt sichUniv Prof Josef Weidenholzer Praumlsidentder Volkshilfe Oumlsterreich erfreut

Wie vom Verfassungsgerichtshof gefor-dert gibt es nun fuumlr Betroffene die sich seitMai 2004 durchgehend in Oumlsterreich aufhal-ten die Moumlglichkeit auf Laumlnderebene einenAntrag zu stellen Bei einer positiven Emp-fehlung muszlig das Bleiberecht noch vom In-nenministerium bestaumltigt werden Dazu wirdein Beirat eingerichtet der beratende Funk-tion hat bdquoAn der alten Regelung bei der dasInnenministerium das letzte Wort hat und eskeine Berufungsmoumlglichkeit gibt hat sichdadurch leider nicht wirklich etwas geaumln-dertldquo kritisiert Weidenholzer Bei neuenAsylantraumlgen muumlssen in Zukunft humanitaumlreGruumlnde wie das Recht auf Familienlebenbereits im Verfahren gepruumlft werden bdquoHiermuszlig sichergestellt werden daszlig fuumlr diesePruumlfung auch die notwendigen Ressourcenvorhanden sindldquo

Trotz der positiven Signale gilt es aberfuumlr die Regierung noch viele Fragen in derMigrations- und Integrationspolitik anzuge-hen bdquoSo muszlig es endlich einen regulaumlren Zu-gang zum Arbeitsmarkt waumlhrend des Asyl-verfahrens sowie einen besseren Zugang zuBildungsmaszlignahmen gebenldquo

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Innenpolitik

Die Presse Finanzminister Proumlll hat dasAuszligenministerium aufgefordert die Ermes-sensausgaben um zehn Prozent zu kuumlrzenHaben Sie schon den Rotstift angesetzt

Spindelegger Wir stehen vor schwierigenVerhandlungen Einsparungen in dieser Houml-he wuumlrden zwangslaumlufig zu einem Verzichtauf Sicherheitsleistungen fuumlr oumlsterreichischeBuumlrger im Ausland fuumlhren Auch bei derVisaerteilung duumlrfen wir uns keine Abstrichebei der Sicherheit leisten Es geht letztlichum Oumlsterreichs Interessensvertretung in derWelt

Die Presse Koumlnnen Sie die Ausgaben beider Entwicklungszusammenarbeit wirklichauf die vereinbarten 051 Prozent des BIP er-houmlhen oder muumlssen Sie nun Abstriche ma-chen

Spindelegger Die Zielsetzung ist undbleibt 051 Prozent des BIP zu erreichenDazu hat sich die gesamte Bundesregierungbekannt Wir haben im Regierungspro-gramm eine schrittweise und substanzielleErhoumlhung der Mittel fuumlr die Entwicklungs-zusammenarbeit vereinbart Auch dafuumlr wer-de ich in den Budgetverhandlungen kaumlmp-fen

Die Presse Die US-Praumlsidentenwahl war janicht uumlberraschend am 4 November ange-setzt Trotzdem hat Oumlsterreich seit Monatenkeinen Botschafter in Washington Kann sichOumlsterreich einen derartig traumlgen Bestell-modus leisten

Spindelegger Der Bestellmodus ist nichttraumlge Ich habe sofort nach meinem Amtsan-tritt 40 Vertretungsposten ausgeschriebenund will rasche Neubesetzungen

Die Presse Sie haben den neuen US-Prauml-sidenten begruumlszligt indem Sie eine Aufnahmevon Guantaacutenamo-Haumlftlingen kategorischausgeschlossen haben Wie denken Siekommt so eine Haltung in den USA an

Spindelegger Eine gute Beziehung vertraumlgtklare Antworten Die Amerikaner haumlttennichts davon wenn wir jetzt lavieren unddann erst recht ablehnen Oumlsterreich pruumlftAntraumlge auf Asyl oder Zuwanderung indivi-duell Ich habe als Auszligenminister keinPouvoir zu sagen daszlig Oumlsterreich pauschal

drei oder fuumlnf Haumlftlinge aufnimmt Das waumlreein Systembruch Wenn ein Haumlftling ausGuantaacutenamo einen Antrag auf Asyl stellt istdas natuumlrlich zu behandeln

Die Presse Es gibt aber auch Rechtsexper-ten die der Ansicht sind daszlig eine Aufnahmevon Haumlftlingen im bestehenden Systemmoumlglich ist Sind Ihre Gruumlnde nicht vorge-schoben

Spindelegger Fuumlr eine Uumlbernahme von Ge-fangenen aus humanitaumlren Erwaumlgungen waumlreein eigener Vertrag zwischen Oumlsterreich undden USA erforderlich Ein solches Abkom-men besteht nichtDie Presse Die USA werden die Europaumlerauch in Afghanistan um Hilfe bitten WirdOumlsterreich da hilfsbereiter sein

Spindelegger Durch den Tschad-Einsatzsind wir an der Kapazitaumltsgrenze Ich sehekeine Moumlglichkeit Militaumlrpersonal in groumlszlige-rem Umfang nach Afghanistan zu schicken

Die Presse Koumlnnten oumlsterreichische Solda-ten nach Ende des Tschad-Einsatzes in Af-ghanistan zum Einsatz kommen

Spindelegger Die Wahlen in Afghanistan fin-den in diesem Sommer statt Darum solltenwir uumlberlegen ob wir in Afghanistan andershelfen koumlnnen bei der Ausbildung von Poli-zisten etwa oder bei der Wahlbeobachtung

Die Presse Sollten die USA am Raketen-schutzschirm festhalten der Ruszligland so ver-aumlrgert

Spindelegger Wir werden sehen wie dieneue US-Administration weiter vorgeht Esgibt Punkte die bezweifeln lassen ob derRaketenschutzschirm seinen Zweck erfuumlllt

Die Presse Welche Vision haben Sie fuumlrOumlsterreichs Auszligenpolitik

Spindelegger Ich will die zwei Jahre Mit-gliedschaft im Sicherheitsrat nuumltzen um Wienwieder verstaumlrkt als Drehscheibe fuumlr Dialogund Frieden auf die Landkarte zu setzen

Die Presse Was heiszligt das konkret

Spindelegger Ich habe mit UN-Generalse-kretaumlr Ban Ki-moon Vorgespraumlche gefuumlhrtwie wir den UN-Standort Wien ausbauenund welche Konferenzen wir abhalten koumln-nen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWir brauchen denEU-Beitritt Kroatienslaquo

Im raquoDie Presselaquo-Interview mit Christian Ultsch lehnt VP-Auszligenminister MichaelSpindelegger die Sparvorgaben seines Parteichefs und Finanzministers Proumlll ab

Nach Afghanistan will er Polizeiausbildner und Wahlbeobachter schicken

Begibt sich auf eine Zuhoumlr-Tour durchOumlsterreich BM Michael Spindelegger

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Die Presse An welche Themen denken Sieda

Spindelegger In Wien fand vor Weihnach-ten etwa eine europaumlisch-arabische Konfe-renz statt In diese Richtung muumlssen wirweitergehen Beim naumlchsten Treffen koumlnntenwir uns der Ressourcenfrage zuwenden et-wa Wasser als Mangelware im Nahen Osten

Die Presse Glauben Sie wirklich dassOumlsterreich besondere strategische Interessenhat in Nahost

Spindelegger Der Nahe Osten ist unsereNachbarschaft Wir sind nicht diejenigendie Frieden bringen koumlnnen Fuumlr mich istaber Auszligenpolitik auch Sicherheitspolitikum von Oumlsterreich Konflikte fernzuhalten

Die Presse Sind da nicht Laumlnder wie Spa-nien und Frankreich die eine historisch engeBeziehung zum Nahen Osten verbindet vielbesser geeignet

Spindelegger Oumlsterreich genieszligt Vertrauenin der Region Wir koumlnnen als Bruumlcke dienenzwischen den arabischen Laumlndern und derwestlichen Welt

Die Presse Welche internationale Krisenkoumlnnte denn Oumlsterreich entschaumlrfen

Spindelegger Vermittlung muszlig von beidenSeiten gewuumlnscht sein Ich habe angebotenim Grenzstreit zwischen Slowenien undKroatien zu vermitteln Das haumltte von dereinen Seite besser ausgesehen als von deranderen aber das muszlig man akzeptieren

Die Presse Welche neuen Akzente wollenSie als Auszligenminister setzen

Spindelegger Ich habe das langfristigeZiel einen ganz neuen Raum fuumlr Oumlsterreichzu oumlffnen naumlmlich die SchwarzmeerregionIn Rumaumlnien gibt es derzeit etwa 5000 oumlster-reichische Unternehmen Sie wollen auch indie umliegenden Laumlnder rund um dasSchwarze Meer staumlrker investieren und dortFuszlig fassen

Die Presse An welche Laumlnder denken Sieda

Spindelegger An die Nordkuumlste der Tuumlrkeian die Ukraine Aserbaidschan ArmenienGeorgien an Laumlnder die auch eine strategi-sche Bedeutung im Energiesektor haben

Genauso Moldawien auch Weiszligruszligland Wodie Wirtschaft hinwill kann die Auszligen-politik den Weg bereiten

Die Presse Es hat den Anschein daszlig sichnach dem Irland-Referendum die Stimmungin der EU gegen eine baldige Aufnahme derWestbalkanstaaten gedreht hat hellip

Spindelegger Das sehe ich nicht so drama-tisch Wir brauchen einen naumlchsten konkre-ten Schritt den EU-Beitritt Kroatiens Damitbleibt auch die Perspektive fuumlr alle anderenStaaten offen

Die Presse Oumlsterreich ist ja mit seinem Ost-hilfepaket ziemlich abgeblitzt in der EU HatOumlsterreich zu wenige Verbuumlndete in derUnion

Spindelegger Wir sind erst am Beginn derDiskussion Anfang Maumlrz werden wir dasThema beim EU-Sondergipfel wieder aufsTapet bringen

Die Presse Die EU erwaumlgt im Atomstreit mitdem Iran die Sanktionen zu verschaumlrfen WirdOumlsterreich wieder auf der Bremse stehen

Spindelegger Die neue US-Administrationhat dem Iran direkte Gespraumlche angebotenTeheran hat darauf positiv reagiert Auf deranderen Seite treibt der Iran sein Atom-programm voran Daher glaube ich daszlig manden Druck erhoumlhen und gleichzeitig vertrau-ensbildende Maszlignahmen setzen muszlig Oumlster-reich steht nicht auf der Bremse wenn sichSanktionen als notwendig erweisen

Die Presse Die OMV hat einen Gasvor-vertrag mit dem Iran geschlossen War daspolitisch hilfreich

Spindelegger Es ist jetzt nicht die richtigeZeit mit dem Iran Gasvertraumlge zu schlieszligen

Das bdquoOumlsterreich Journalldquo dankt der bdquoPresseldquofuumlr die Genehmigung zur Veroumlffentlichunghttpdiepressecom

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Am 26 Februar wurde das neue oumlsterrei-chische Honorarkonsulat in Hatay (dem

alten Antiochia) durch Botschafterin Guumlrerund Kulturminister Guumlnay eroumlffnet Oumlsterrei-chischer Honorarkonsul wird Mehmet Kilic-lar Besitzer des groumlszligten Unternehmens derRegion Hatboru Kiliclar und seine Familiesind ein ausgezeichnetes Beispiel fuumlr dieIntegrations- und Karrieremoumlglichkeiten tuumlr-kischer GastarbeiterInnen in Oumlsterreich Voruumlber 30 Jahren nach Oumlsterreich ausgewan-dert und in Oumlsterreich ausgebildet kehrte dieFamilie vor mehr als 10 Jahren nach Hatayzuruumlck und ist heute mit der Rohrfirma Hat-boru mit ca 300 Bediensteten der groumlszligte Ar-beitgeber der Region und tuumlrkischer Markt-fuumlhrer in bestimmten Sparten Hatboruexportiert neben vielen Laumlndern auch nachOumlsterreich

Die Eroumlffnungsfeierlichkeiten fanden alserste Veranstaltung im historischen neu re-novierten bdquoParlamentskulturzentrumldquo stattdas waumlhrend der achtmonatigen Unabhaumln-gigkeit Antakyas 1938 Sitz des Parlamentswar Als kulturelles Rahmenprogramm wur-de ein oumlsterreichisch-tuumlrkisches Violinkon-zert von Prof David und Imge Tifils gefolgtvon einem Auftritt eines lokalen Chors gebo-ten Auszliger Kulturminister Guumlnay waren

auch der Gouverneur der Buumlrgermeister undAbgeordnete sowie insgesamt ca 450 Per-sonen anwesend

Hatay an der syrischen Grenze gehoumlrtzu dem in letzter Zeit wirtschaftlich florie-renden Suumldostteil der Tuumlrkei wo sich inunmittelbarer Naumlhe die Wirtschaftsmetropo-len Adana Iskenderum und Gaziantep befin-den Oumlsterreichische Wirtschaftsdelegatio-nen besuchten wiederholt Hatay und dieangrenzenden Regionen

In Hatay befindet sich mit der St Peters-kirche die erste Kirche der Welt die Be-zeichnung bdquoChristenldquo wurde in Antiochiagepraumlgt wo auch zehn Kirchenkonzile statt-fanden Noch heute ist Hatay fuumlr seinen mul-tireligioumlsen und multiethnischen Hintergrundbekannt Der beruumlhmte bdquoChor der Zivilisa-tionenldquo setzt sich aus sunnitischen alewiti-schen armenischen katholischen juumldischenund orthodoxen VertreterInnen zusammen

Hatay ist neben Bursa Bodrum Izmirund Mersin das fuumlnfte oumlsterreichische Ho-norarkonsulat in der Tuumlrkei Weitere Hono-rarkonsulate sind entlang der Mittelmeer-kuumlste im Suumldosten der Tuumlrkei in Zentralana-tolien an der Schwarzmeerkuumlste und imeuropaumlischen Teil der Tuumlrkei geplant httpwwwaussenministeriumatankara

Eroumlffnung des oumlsterreichischenHonorarkonsulats in Hatay

Der Ministerrat hat am 17 Feber dieFortsetzung der humanitaumlren Tschad-

Mission des Bundesheeres bis Ende 2009beschlossen Das Bundesheer wird weiterhineine wichtige Aufgabe im Tschad wahrneh-men Das Mandat umfaszligt die Entsendungeines Logistikkontingentes mit bis zu 130 Sol-datinnen und Soldaten (bisher 160) Es wirdfuumlr den Transport der Versorgungsguumlter fuumlrdie Blauhelm-Truppe verantwortlich seinund damit einen wichtigen Beitrag zumAufwuchs der gesamten Mission leisten

bdquoOumlsterreichische Blauhelme werden einerhalben Million Menschen im Tschad Schutzund Hilfe geben Diese Menschen brauchenuns und wir werden uns vor dieser Verantwor-tung nicht druumlckenldquo sagt Verteidigungsmi-nister Norber Darabos (SPOuml) bdquoWie nur we-nige Armeen auf der Welt verstehen es unse-re Soldaten bei Friedensmissionen Vertrauenin der Bevoumllkerung aufzubauen Auch imTschad ist uns das durch ausgezeichneteArbeit und viel Engagement gelungen DieUNO schaumltzt die Oumlsterreicher weil dietschadische Bevoumllkerung die Oumlsterreicherschaumltztldquo

Der Ressortchef miszligt Afrika hohe sicher-heitspolitische Bedeutung zu bdquoEntwicklun-gen in Afrika haben zunehmend Auswirkun-gen auf Europa Wenn Afrika anfaumlngt seineProbleme zu exportieren werden wir inEuropa am staumlrksten davon betroffen seinAfrika ist von groszliger Bedeutung fuumlr die Si-cherheit Europas Deshalb ist es in unseremeigenen Interesse Afrika Hilfe zur Selbst-hilfe zu gebenldquo

Die Ziele von MINURCAT II

Das derzeitige Mandat fuumlr die EUFOR-Mission zum Schutz von Fluumlchtlingen undHilfsorganisationen im oumlstlichen Grenzge-biet zur sudanesischen Provinz Darfur laumluftam 15 Maumlrz aus Der UNO-Sicherheitsratbeschloszlig einstimmig die Entsendung einerUNO-Nachfolgemission MINURCAT dieauch eine Militaumlrkomponente aufweist

Das Mandat der kuumlnftigen UNO-Missionumfasst im Kern dieselben Aufgaben wie dielaufende EU-Mission Schutz von Zivilper-

sonen insbesondere von Fluumlchtlingen undBinnenvertriebenen Verbesserung der allge-meinen Sicherheitslage um humanitaumlreHilfsleistungen zu erleichtern Unterstuumlt-zung der Grundlagen fuumlr den langfristigenzivilen Wiederaufbau und von Maszlignahmendie fuumlr die freiwillige Ruumlckkehr der Fluumlcht-linge und Vertriebenen notwendig sindsowie Schutz von Personal Einrichtungenund Ausruumlstung der UNO

Das Bundesheer-Kontingent im Tschad

Das oumlsterreichische Kontingent unterUNO-Flagge (bis zu 130 Angehoumlrige desBundesheeres) wird weiterhin eine wichtigeAufgabe im Tschad wahrnehmen Es wirdals Logistikeinheit fuumlr den Transport derVersorgungsguumlter verantwortlich sein

Das oumlsterreichische Logistikkontingentsetzt sich aus dem KontingentskommandoFuumlhrungs- Versorgungs- Transport- In-standsetzungs- Unterstuumltzungs- Sicherungs-und Sanitaumlts-Element zusammen httpwwwbmlvgvat

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Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad

Oumlsterreich setzt die vielbeachtete und international anerkannte Traditionin der Unterstuumltzung der Friedensarbeit der Vereinten Nationen fort

Die Wirklichkeit in Afrika Vom Regen aufgeweichter Boden

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Patrouille waumlhrend eines Sandsturmes

Vor dem Kongreszligcenter werden dieGaumlste ndash wie in Wien ndash bereits mit

Fiaker Maronibrater und Wuumlrstlstandl be-gruumlszligt Ganz wie am Opernball halt

1600 Gaumlste lieszligen sich vom Fiaker zumroten Teppich vorfahren und vom Walzer-virus anstecken Die Roben einiger Damenwaren dieses Mal so ausladend daszlig dieDamen nicht mehr durch die Drehtuumlr amEnde des roten Teppichs paszligten flugs oumlffne-ten die Portiers eine extrabreite Nebentuumlrund der groszlige Auftritt der Ballschoumlnheitenwar wieder gerettet

Festlich geschmuumlckt mit 10000 Nelkenaus San Remo in den Farben Roseacute und Weiszligmit groszligen Maria Theresia-Kristalllusternund Stoffdraperien in Roseacute und Creme botsich dem staunenden Publikum ein traum-haft schoumlner (und total ausverkaufter) Ball-saal wie aus Wiener Kaiserzeiten

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raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament

Der raquoKaiserballlaquo am 6 Feber 2009 der raquo52 Ball der Oumlsterreicherlaquo stand unterdem Motto raquoWiener Blutlaquo ndash und das gepaart mit raquoMuumlnchner Temperamentlaquo wardie prickelnde Mischung fuumlr eine zauberhafte rauschende Ballnacht im groszligen

Kongreszligsaal des ICM Muumlnchen

Von Evelyn Watzka )

) Evelyn Watzka ist Vizepraumlsidentin der Oumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaft eV Muumlnchen

Gruppenbild der 124 Debuumltantinnen und Debuumltanten des Kaiserballs 2009 Im Bild unten Praumlsident CP Wieland Vizepraumlsi-dentin Evelyn Watzka raquodie gute Seele des Kaiserballslaquo Mechthilde Wieland und Vorstand Heinz Watzka (vl)

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Schon bei der Eroumlffnung durch PraumlsidentCarl Paul Wieland bekamen die Ballgaumlsteeine Kostprobe des Wiener Charmes als eszur Begruumlszligung hieszlig bdquoKuumlszligacute das Handerlkuumlszligacute das Fuszligerl kuumlszligacute das ganze EnsembleldquoSo galant kann eben nur ein echter Wienersein wenn er die Dame seines Herzens um

einen Walzer bittet Da schmelzen die Da-men dahin ob so einer oumlsterreichischenCharmeoffensive

Die schoumlnsten Bilder fuumlr die Gaumlste natuumlr-lich die feierliche Eroumlffnung der 124 Debuuml-tanten die jungen Damen in langen weiszligenAbendkleidern mit Original Wiener Opern-ballkroumlnchen mit 210 funkelnden Swarovski-Kristallen die jungen Herren in Smokingmit weiszligen Handschuhen Leitung DominikTruschner von der Tanzschule Elmayer-Vestenbrugg aus Wien

Der Kaiserball hat sich zum groumlszligtenDebuumltantenball nach Wiener TraditionDeutschlands entwickelt

Erstmals dabei eine junge huumlbscheDebuumltantin aus Moskau Daria Demtchuck(20) Jurastudentin und mit Mama angereistdie ihrem groszligen Auftritt schon seit Wochenentgegenfieberte und sagte bdquoEs ist so wun-derschoumln ich bin so gluumlcklich mir diesenJungmaumldchentraum erfuumlllt zu habenldquo Siedurfte sogar in der ersten Reihe des Eroumlff-nungskomitees tanzen

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raquoAlles Walzerlaquo ndash da lieszligen sich die Ballgaumlste nicht lange bitten und schwebten im Dreivierteltakt uumlbers Parkett

Wiens Musikalische Botschafter am Kaiserball die Opernweltstars Marcela Cernound Miro Dvorsky sangen sich in die Herzen der Muumlnchner Ballgaumlste

Ball-Schoumlnheit in groszliger Robe HelgaHoffmann (von der Baumlckerinnung) fuhrstandesgemaumlszlig im Fiaker vor

Neben Debuumltanten aus dem GroszligraumMuumlnchen waren auch junge Damen und Her-ren aus Hamburg Berlin Aachen Bonn undNuumlrnberg und auch aus Wien dabei

Novum Vier junge Damen und Herrenaus Wien die am 21 Februar am Juristenballin Wien debuumltieren nahmen an der Ball-eroumlffnung teil dafuumlr fuhren sechs Kaiserball-paare zum Juristenball Diesen schoumlnen Aus-tausch Muumlnchen ndash Wien will Peter SimonLeiter der Debuumltantenorganisation naumlchstesJahr noch verstaumlrken

Daszlig so eine Eroumlffnung im Jungdamen-und Jungherrenkomitee eine sehr aufregendeSache ist weiszlig Praumlsident Wieland nach sovielen Jahren Ball-Erfahrung ganz genauWenn die Rede doch etwas lang ist dannkann es schon mal passieren daszlig eine jungeDame bdquoschwaumlcheltldquo Deswegen merkte er ge-gen Ende seiner Begruumlszligungsrede auch lo-bend an daszlig diesmal kein Schwaumlche- oderOhmnachtsanfall bei den Debuumltanten zu ver-zeichnen sei Zu fruumlh ndash just in dem Momentwar es gleich fuumlr drei junge Debuumltantinnenzuviel und dank der beherzten Hilfe etlicherMediziner unter den Ballgaumlsten gelang esdaszlig die jungen Damen am Ende der Redegerade wieder zu den ersten Klaumlngen desBall-Streichorchesters fit waren Dafuumlr gabes dann einen kleinen Extraapplaus

Den jungen Damen wurden die Opern-ball-Swarovski-Kroumlnchen als Erinnerung anden Kaiserball geschenkt dieses Jahr gab esauch ein kleines Extra-Geschenk der tradi-tionsreichen oumlsterreichischen Gmundner Ke-ramik Manufaktur Die Herren durften sichuumlber edle Simon Carter Manschettenknoumlpfefreuen gesponsert von ILF einem oumlsterrei-chischen Unternehmen mit Sitz in Muumlnchen

Carl Paul Wieland der Praumlsident derOumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaftfreute sich daszlig Ministerin Christine Ha-derthauer mit Gatten (beide hervorragendeWalzertaumlnzer) und ebenso Landtagsvize-praumlsident Reinhold Bocklet mit Gattin sicham Tanzparkett praumlchtig amuumlsierten Bocklet(Kaiserballstammgast seit vielen Jahren undfleiszligiger Taumlnzer) bdquoDer Kaiserball ist fuumlrmich Kuumlr und keine Pflichtldquo

Bei der traditionellen Mitternachtsver-losung gab es viele tolle Hotelaufenthalte zugewinnen die meisten davon in oumlsterreichi-schen und Sterne Haumlusern alsHauptpreis eine Luxus-Fluszligkreuzfahrt vonPassau nach Budapest mit Stopp in der Bun-deshauptstadt Wien

Unter den Gaumlsten Die oumlsterreichischeGeneralkonsulin aus Muumlnchen Senta Wes-sely-Steiner Honorakonsul Gert Rohrseitz

aus Nuumlrnberg mit Gattin Christa der oumlster-reichische Handelskonsul Michael Love mitGattin (treuer Ballbesucher) und NuumlrnbergsBMW-Niederlassungsleiter Franz Inzko (er

ist gebuumlrtiger Kaumlrntner) fuumlhlte sich mit Gat-tin Gerlinde gleich heimisch am Kaiserball

Was waumlre der Kaiserball ohne die MusikBesonders gefeiert wurde der Auftritt der

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Die oumlsterreichische Generalkonsulin Senta Wessely-Steiner (li) freut sich uumlber denBesuch des Wiener Landtagspraumlsidenten Prof Harry Kopietz und dessen Gattin

Ein schoumlnes Paar in eleganter Festtracht von Goumlssl Salzburg

Weltopernstars Marcela Cerno und MiroDvorsky als musikalische BotschafterOumlsterreichs weltweit im Einsatz die fuumlr ihregroszligartige Leistung mit frenetischem App-laus des Publikums bedacht wurden

Das freute auch die starke Wiendelega-tion die dieses Jahr am Kaiserball vertretenwar und sich davon uumlberzeugen konnte daszligder Kaiserball die schoumlnste VisitenkarteWiens in Deutschland ist dem 1 Landtags-praumlsidenten Prof Harry Kopietz mit GattinBrigitte gefiel es so gut daszlig er die Ein-ladung fuumlr den Kaiserball 2010 gerne an-nahm und versprach wieder zu kommenWeitere Gaumlste aus dem Wiener Rathauswaren Ingrid Kuntz-Henrichs und RudolfMatthias (vom Pressedienst Rathaus Wien)

Getanzt wurde wieder fleiszligig bis in diefruumlhen Morgenstunden nach dem Radetzky-marsch gabrsquos traditionell die Aufforderungzum Blumenpluumlndern da fiel dann der Ab-schied wenigstens ein biszligchen leichter Termin Kaiserball 5 Februar 2010

Informationen Debuumltantenanmeldung undKartenbestellunghttpwwwkaiserball-muenchende

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Hervorragende Walzertaumlnzer Ministerin Christine und Gatte Hubert Haderthauer

Prinzessinnen fuumlr eine Nacht Die Debuumltantinnen genieszligen den Applaus nach erfolgreicher Balleroumlffnung

Den Ehrenschutz fuumlr diese berauschen-de Veranstaltung des Austria Italia Club

Milano hatten der oumlsterreichische Auszligenmi-nister Michael Spindelegger Wiens Buumlrger-meister Michael Haumlupl Generalkonsulin Te-resa Indjein-Untersteiner die ihr Amt seitkurzem angetreten hat sowie die StadtMailand uumlbernommen der zweitgroumlszligtenStadt Italiens und Hauptstadt der ProvinzMailand und der Region Lombardei

Und dieses Ereignis muszligte doch wuumlrdiggefeiert werden Und wann schlaumlgt das Herzder Oumlsterreicher ndash und auch Mailaumlnder ndashhoumlher Natuumlrlich bei Walzerklaumlngen

bdquoUnser altbewaumlhrtes prominentes WienerTanzorchester unter der Leitung von ProfFranz Bileck verwoumlhnte daher musikalischunsere Gaumlste wie immer mit heimischen Klaumln-gen und begleitete unser Publikum glaumlnzenddurch den Abendldquo erzaumlhlt Vereinspraumlsiden-

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raquoWien Balllaquo in MailandDer diesjaumlhrige raquoWien Balllaquo in Mailand der von der frischbestellten

Praumlsidentin Ingrid de Marinis eroumlffnet wurde stand unter dem Mottoraquo60 Jahre Austria Italia Club Mailandlaquo

Die Eroumlffnungspolonaise des raquoWien Ballslaquo im raquoSala Orolaquo (der raquoGoldene Saallaquo) Societagrave del Giardino in Mailand

Praumlsidentin Ingrid de Marinis mit Vizepraumlsidentin Evi Gamba

tin Ingrid de Marinis zurecht stolz auf diegelungene Groszligveranstaltung Die Mitter-nachtseinlage haben sie und ihr Komitee die-ses Jahr dem in Mailand lebenden oumlsterrei-chischen Bariton Ali Rieger anvertraut Erbdquoabsolvierteldquo seinen Vortrag groszligartig underntete dafuumlr stuumlrmischen Applaus

Moderator Fabio Bonini meisterte seineAufgabe mit dem liebenswuumlrdigen Charmeder ihn besonders auszeichnet und fuumlhrtedie Gaumlste durch eine groszligzuumlgige Tomboladie seit Jahren von treuen Sponsoren gespen-det wird und wohltaumltigen Zwecken gewid-met ist

Der Ball ist in den letzten Jahrzehntenimmer mehr und zum geliebten Bestandteildes gesellschaftlichen Lebens der Mailaumlndergeworden ndash und er bildet den Leitfaden desClublebens des Austria Italia Club MilanoZum bdquoWien Ballldquo wurde er bereits vor 21Jahren durch die generoumlse Unterstuumltzungdurch die Stadt Wien Die Wiener Traditiongeht daher weiter hellip

Das Ballkomitee bestehend aus den Da-men Ingrid de Marinis Vanna Caputi ChristlPausch und Eva Strauss hat ndash traditionsge-maumlszlig ndash auch in diesem Jahr mit Houmlchstlei-stungen geglaumlnzt auch wenn vieles davonfuumlr den zufriedenen Ballbesucher meist ver-borgen bleibt Es sind die Kleinigkeiten dieunendlich Planungszeit erfordern und letzt-lich erst das ganze zur Geltung bringen

Wie immer waren die prachtvollen Saumlleder Societagrave del Giardino im Palazzo Spinoladem aumlltesten Herrenclub Mailands der rich-tige Rahmen fuumlr den Ball Dieser Palazzowurde bereits 1988 von Ingrid de Marinisfuumlr die kommenden bdquoWien Baumllleldquo bdquoerobertldquo ndash

und diese Wahl hat sich wieder als richtig er-wiesen

Dieses Jahr konnten die Mitglieder desAustria Italia Club Milano unter anderemSenator Prof Walter Nettig aus Wien denoumlsterreichischen Botschafter in RomChristian Berlakovits GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner die amerikani-schen und brasilianischen Generalkonsuleden oumlsterreichischen HandelsdelegiertenMichael Berger sowie zahlreiche Prominenzder Stadt Mailand begruumlszligen Das Presseechofiel entsprechend gewaltig aus Es wurdenAusschnitte des Abends in RAI 1 und RAI 3

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Die Generalprobe im raquoGoldenen Saallaquo

Der Kommandant der Mailaumlnder Militaumlrschule Teuliegrave Col Corrado Serto

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Maestro Prof Franz Bileck beim raquoJazzenlaquo

GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner

Senator Hofrat Prof Walter Nettig

sowie in den bdquoORF-Seitenblickenldquo und inbdquoTelecampioneldquo ausgestrahlt

Auch die Unterstuumltzung der in Mailandansaumlszligigen Vertreter der oumlsterreichischen

Wirtschaft sowie der Handelsdelegation unddes Kulturforums sind lebenswichtig fuumlr denClub geworden und natuumlrlich ist die ausge-zeichnete Zusammenarbeit mit dem oumlsterrei-

chischen Generalkonsulat die schon Monatevor dem Ball konkret anfaumlngt als besonderserfreulich ndash und ebenso erfolgreich ndash zu er-waumlhnen

Den Ball haben 21 aufgeregte Debuumltan-tinnen in weiszligem Kleid eroumlffnet die von 21feschen Schuumllern in Galauniform der Mai-laumlnder Militaumlrschule Teuliegrave begleitet wurdenSie tanzten eine traditionelle Faumlcherpolo-naise und legten eine schwungvolle Fleder-mausquadrille aufs Parkett Auch der nach-folgende Walzer lieszlig sich sehen hellip als wuumlr-diger Abschluszlig der vielen Proben unter derLeitung von Tanzmeisterin Anikograve Pusztaidie schon im Oktober 2008 in den Raumlumender Militaumlrschule unter den strengen abervergnuumlgten Augen des Kommandanten derSchule Col Corrado Serto begonnen hat-ten Und der Colonel der bemuumlhte sich sogarpersoumlnlich um das gute Gelingen der Polo-naise Kein Wunder also daszlig diese Leistun-gen mit rauschendem Applaus und Traumlnender Ruumlhrung der anwesenden Eltern belohntwurden

Der kulinarische Meister des Balles warunbestritten Kuumlchenmeister Gottfried AGansterer der seinen fuumlnften bdquoEinsatzldquo fuumlrdas Ausbildungszentrum MODUL der Wirt-schaftskammer Wien in Mailand bdquoabsolvier-teldquo Mit einem exklusiven Galadiner begei-sterte das MODUL-Team unter seiner Fuumlh-rung mehr die prominenten Ballgaumlste

So wie in den letzten vier Jahren standenwieder typische MODUL-Schmankerln aufdem kulinarischen Ballkalender Thymian-geraumlucherte Forelle Kuumlrbisrisotto Schweins-filet mit Pilzen in Teigkruste mit Rotwein-Kraumlutersauce und gebratene Paprika Alssuumlszligen bdquoKlassikerldquo konnte sich die MailaumlnderSociety an Sachertorte mit Schlagobers er-freuen

Nach der Mitternachtsquadrille servierteGansterer mit seinen Kolleg-StudentInnennoch die traditionelle Gulaschsuppe dieAgrar Markt Austria sorgte fuumlr eine exklusi-ve Kaumlseverkostung

Ein Tuumlpferl auf dem bdquoildquo war noch derBlumenschmuck der Saumlle Er wurde diesesJahr von einer jungen Dame geschaffen dievor Jahren einen Wien Ball als Debuumltantineroumlffnete So schlieszligt sich also auch hier derKreishellip

Eine Disco fuumlr die Jugend und Jung-gebliebenen kroumlnte den Abend und um 3 Uhrmorgens schwankten die letzten muumldenGaumlste aus den Saumllen zufrieden und miteinem Gedanken Naumlchstes Jahr wird es wie-der heiszligen bdquoAlles Walzerldquo httpwwwaustria-italiaorg

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Kuumlchenmeister Gottfried A Gansterer mit seinen HelferInnen

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Die juumlngsten Erweiterungen der Europaumli-schen Union stellen einen Meilenstein

im Prozeszlig der Einigung Europas dar undhaben allen Buumlrgern in der gesamten UnionVorteile gebracht Auf wirtschaftlicher Seitehat die Erweiterung zu einem houmlheren Le-bensstandard in den neuen Mitgliedstaatengefuumlhrt und Export- und Investitionsmoumlg-lichkeiten fuumlr die alten Mitgliedstaaten ge-schaffen Daneben hat sie die DemokratieStabilitaumlt und Sicherheit auf unserem Konti-nent gefoumlrdert Auszligerdem hat eine erweiter-te EU mehr Gewicht wenn sie sich zuThemen von weltweiter Bedeutung aumluszligertetwa zum Klimawandel oder zur Weltwirt-schaft und den dafuumlr geltenden Regeln FuumlnfJahre nach der Erweiterung ist die EU nichtnur groumlszliger sondern auch staumlrker dynami-scher und kulturell reicher In dem derzeitschwierigen globalen Umfeld besteht diegroszlige Herausforderung darin nicht der Versu-chung protektionistischer Tendenzen zu er-liegen welche die enormen Vorteile zunich-te machen wuumlrden die die Schaffung einesschrankenlosen Binnenmarktes mit 500Millionen Menschen mit sich gebracht hat

bdquoDie Erweiterungen der Jahre 2004 und2007 waren ein groszliger historischer SchrittSie markierten das Ende der Teilung Euro-pas leisteten einen Beitrag zur Konsolidie-rung der Demokratie und brachten saumlmt-lichen EU-Mitgliedstaaten wirtschaftlicheVorteile in Form gesteigerter Wettbewerbs-faumlhigkeit houmlheren Wirtschaftswachstumsund zusaumltzlicher Beschaumlftigungsmoumlglichkei-ten Wir sollten nicht zulassen daszlig die der-zeitige Krise diesen unleugbaren Erfolg

uumlberschattet Gemeinsam koumlnnen wir Loumlsun-gen fuumlr globale Fragen wie den Klimawan-del oder eine neue internationale Finanzord-nung erarbeiten Wenn wir uneinig sind er-reichen wir gar nichtsldquo erklaumlrte Wirtschafts-und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kom-missar Olli Rehn fuumlgte hinzu bdquoDie Erwei-terung hat sich als Stabilitaumltsanker und trei-bende Kraft fuumlr Demokratie und Rechtsstaat-lichkeit in Europa erwiesen Sie war sowohlfuumlr die neuen als auch die alten Mitglieds-staaten und die EU insgesamt wirtschaftlichvorteilhaft Durch die Erweiterung wurdeder Raum des Friedens und des Wohlstandsauf nahezu 500 Millionen Menschen ausge-dehnt und unser Gewicht in der Welt gestei-gertldquo Es ist nun fuumlnf Jahre her daszlig die EU10 neue Mitgliedstaaten [1] aus Mittel- undOsteuropa aufgenommen und damit der jahr-zehntelangen Teilung Europas infolge deskalten Krieges ein Ende gesetzt hat Zweiweitere Staaten Bulgarien und Rumaumlnientraten 2007 bei In der Mitteilung bdquoFuumlnf Jah-re EU-Erweiterungldquo wird gezeigt daszlig dieErweiterung fuumlr beide Seiten mit enormenwirtschaftlichen Vorteilen verbunden war

Die erweiterte EU ist nun der groumlszligte inte-grierte Wirtschaftsraum weltweit Sie reprauml-sentiert uumlber 30 des globalen BIP und uumlber17 des Welthandels Deshalb kann die EUauf globaler Ebene eine entscheidende Rollespielen Sie kann ihren Einfluszlig bei der Ge-staltung der Globalisierung zum Nutzen derBuumlrger geltend machen

Das Pro-Kopf-Einkommen in den neuenMitgliedstaaten stieg zwischen 1999 und

2008 von 40 auf 52 des Durchschnittsder alten Mitgliedstaaten und das Wirt-schaftswachstum betrug 2004 ndash 2008 durch-schnittlich 55 gegenuumlber lediglich 35 im Zeitraum 1999 ndash 2003 Diese Entwick-lung ging gleichwohl nicht zu Lasten der al-ten Mitgliedstaaten deren Wirtschaftswachs-tum zwischen 2004 und 2008 ca 22 betrug etwa ebenso viel wie zwischen 1999und 2003

Die Erweiterung eroumlffnete auch neueHandelschancen 2007 gingen nahezu 80 der Ausfuhren der neuen Mitgliedstaaten indie uumlbrige EU Auch der Anteil der Exporteder alten in die neuen Mitgliedstaaten an denGesamtausfuhren ersterer stieg zwischen1997 und 2007 von 4 frac34 auf 75

Die Arbeitslosigkeit ging von haumlufig sehrhohen Niveaus stark zuruumlck und erreichteungefaumlhr die Quoten der uumlbrigen EU ndash ca7 im Jahr 2007 Die Angst vor einem mas-siven Ansturm von Arbeitskraumlften auf diealten Mitgliedstaaten hat sich als unbegruumln-det erwiesen In den meisten Mitgliedstaatenbetraumlgt die Zahl auslaumlndischer Arbeitnehmernicht mehr als 1 der einheimischen Bevoumll-kerung im erwerbsfaumlhigen Alter und dankder Zuwanderung konnte einem Arbeits-kraumlftemangel begegnet werden Auch wardie Zuwanderung oftmals nur voruumlberge-hend ndash 50 der in juumlngster Zeit in das Ver-einigte Koumlnigreich zugewanderten Arbeit-nehmer sind bereits in ihr Ursprungsland zu-ruumlckgekehrt

Die derzeitige globale Krise bereitet allenLaumlndern Schwierigkeiten auch der EU unddie Arbeitslosigkeit steigt uumlberall

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Europa

Fuumlnf Jahre EU-ErweiterungDauerhafte Vorteile und bessere Ausgangslage zur Bewaumlltigung der aktuellen Krise

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kommissar Olli Rehn (li) und Wirtschafts- und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

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Eine groszlige geeinte EU kann dieser Situa-tion und den damit verbundenen Heraus-forderungen aber besser begegnen als dieeinzelnen Mitgliedstaaten im AlleingangDie EU hat koordinierte Maszlignahmen zurStabilisierung des Bankensystems und zurUnterstuumltzung der Konjunkturerholung ge-troffen Diese Maszlignahmen die durch weite-re derzeit vorbereitete Maszlignahmen insbe-sondere zur Wiederherstellung der fuumlr dieWirtschaft lebenswichtigen Kreditstroumlmeergaumlnzt werden lassen eine schrittweise Er-holung ab Ende dieses Jahres erwarten

Die derzeit von einem starken Konjunk-tureinbruch betroffenen neuen Mitgliedstaa-ten erhalten im Rahmen der EU-Kohaumlsions-politik finanzielle Unterstuumltzung in erhebli-chem Umfang Die Zahlungsbilanzfazilitaumlt

ermoumlglicht der EU die Unterstuumltzung vonMitgliedstaaten auszligerhalb des Euro-Waumlh-rungsgebiets die zeitweiligen Beistand be-noumltigen

Das gemeinschaftliche Wettbewerbsrechtund die Vorschriften zu staatlichen Beihilfenwerden einheitliche Bedingungen fuumlr dieUnternehmen gewaumlhrleisten

Anhand der Lissabonner Strategie fuumlrWachstum und Beschaumlftigung kann ermitteltwerden welche Reformen notwendig sindum das Wachstumspotenzial der europaumli-schen Volkswirtschaften zu steigern und siegegenuumlber globalen Erschuumltterungen wider-standsfaumlhiger zu machen

Die Kommission arbeitet gemeinsam mitden Mitgliedstaaten an einer Neuausrichtungdes Europaumlischen Sozialfonds um den Men-

schen sowohl in den alten als auch in denneuen Mitgliedstaaten ihre Arbeitsplaumltze zuerhalten Daneben bemuumlht sich die Kommis-sion u a mittels des Europaumlischen Fonds fuumlrdie Anpassung an die Globalisierung um dieEindaumlmmung der allgemeineren sozialenAuswirkungen der Krise

Der reformierte Stabilitaumlts- und Wachs-tumspakt ist ein stabiler Rahmen der es unserlaubt kurzfristig der Nachfrage und derBeschaumlftigung Impulse zu verleihen undgleichzeitig mittel- und langfristig den Kursauf solide und nachhaltige oumlffentliche Finan-zen zu halten httpwwweceuropaeu[1] Tschechische Republik Estland Zypern

Lettland Litauen Ungarn Malta PolenSlowenien und Slowakei

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Europa

Die Europaumlische Union nach der Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten 2004 (gelb) und die damaligen Kandidatenlaumlnder (dun-kelgrau) die beim letzten Erweiterungsschritt mit 1 Jaumlnner 2007 beigetreten sind

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Rechtzeitig vor den fuumlr Juni anberaumtenWahlen zum Europaumlischen Parlament

werden die gesetzlichen Regelungen fuumlr dieStimmabgabe per Briefwahl vereinfachtDer Verfassungsausschuszlig des Nationalratsbilligte mehrheitlich einen entsprechendenAntrag der beiden Koalitionsparteien SPOumlund OumlVP Gegen die Vereinfachungen stimm-te lediglich die FPOuml die wie AbgeordneterHarald Stefan festhielt der Briefwahl gene-rell skeptisch gegenuumlber steht

Dem Gesetzesentwurf zufolge muszlig kuumlnf-tig auf der Wahlkarte nicht mehr angegebenwerden wo an welchem Tag und zu welcherUhrzeit die Stimme abgegeben wurde Viel-mehr ist die eidesstattliche Erklaumlrung desWaumlhlers bzw der Waumlhlerin per Unterschriftausreichend wonach der Stimmzettel per-soumlnlich unbeobachtet unbeeinfluszligt und vordem Schlieszligen des letzten oumlsterreichischenWahllokals ausgefuumlllt wurde Auch die zwin-gende Uumlbermittlung der Wahlkarte im Post-weg entfaumlllt Diese kann zum Beispiel per-soumlnlich bei der Bezirkswahlbehoumlrde abgege-ben werden Etwaige Portokosten uumlbernimmtin Hinkunft der Staat Die Erleichterungenbei der Briefwahl sind vorerst allerdings aufdie Europawahlen beschraumlnkt uumlber die Aus-dehnung der Bestimmungen auf National-rats- und andere bundesweite Wahlen wollendie Abgeordneten gesondert beraten

Im Rahmen der Debatte wurden die Ver-einfachungen bei der Briefwahl sowohl vonden beiden Koalitionsparteien als auch vonden Gruumlnen ausdruumlcklich begruumlszligt SPOuml undOumlVP erhoffen sich dadurch eine houmlhereWahlbeteiligung bei den Europawahlen wieetwa die Abgeordneten Guumlnther Kraumluter(SPOuml) und Karl Donabauer (OumlVP) ausfuumlhr-ten Abgeordnete Daniela Musiol (Gruumlne)erinnerte daran daszlig bei den Nationalrats-wahlen 7 der Wahlkarten nicht gewertetworden seien weil das Datum oder die Uhr-zeit auf der Wahlkarte gefehlt haben

Abgelehnt wurde die Gesetzesaumlnderungvon der FPOuml Bei der Briefwahl sei derGrundsatz des persoumlnlichen und geheimenWahlrechts nicht gewaumlhrleistet argumentier-te Abgeordneter Harald Stefan Zudem kannseiner Auffassung nach nach wie vor nichtausgeschlossen werden daszlig bdquoSchummel-waumlhlerldquo ihre Stimme nach Schlieszligen derletzten Wahllokale abgeben Die FPOuml stimm-

te in diesem Sinn lediglich der Aumlnderung desEuropa-Waumlhlerevidenzgesetzes zu

Abgeordneter Wilhelm Molterer (OumlVP)zeigte kein Verstaumlndnis fuumlr die grundsaumltz-lichen Bedenken der FPOuml gegen die Brief-wahl Die Einfuumlhrung der Briefwahl seieiner der wesentlichsten demokratiepoliti-

schen Fortschritte im Wahlrecht gewesenmeinte er Nunmehr wuumlrden nach den Erfah-rungen bei der Nationalratswahl einige Adap-tierungen vorgenommen Sowohl Moltererals auch Abgeordneter Donabauer bedauer-ten dass die vereinfachte Briefwahl vorerstnur fuumlr die Europawahlen gilt und aumluszligertendie Hoffnung auf eine rasche Aumlnderung auchder Nationalratswahlordnung

Seitens des BZOuml brachte AbgeordneterEwald Stadler formale Einwaumlnde gegen denGesetzesantrag vor Da diesen Einwaumlndendurch einen VP-SP-Abaumlnderungsantrag nurin Teilbereichen Rechnung getragen wurdevotierte das BZOuml gegen eine seiner Meinungnach nicht korrekt formulierte Ziffer desGesetzentwurfs

Bei der Abstimmung am 27 Feber wurdedie Vorlage zur erleichterten Stimmabgabeper Brief bei der EU-Wahl mehrheitlich an-

genommen der FPOuml-Abaumlnderungsantragblieb ebenso wie der BZOuml-Entschlieszligungs-antrag in der Minderheit

Fekter Das Waumlhlen wird einfacher

Innenministerin Maria Fekter begruumlszligteden parlamentarischen Beschluszlig betreffendder Europawahlordnung und des Europa-Waumlhlerevidenzgesetzes und faszligt zusammenbdquoBereits bei der Europawahl profitieren dieMenschen vom neuen Wahlrecht Die Brief-wahl wird einfacher Fuumlr die Gemeinden faumlllteine Huumlrde weg Sie muumlssen die Waumlhler-verzeichnisse nicht mehr verpflichtend anSonntagen auflegenldquo

Die Novelle enthaumllt einige fuumlr Waumlhlerin-nen und Waumlhler maszliggebliche Neuerungendie bei der Europawahl am 7 Juni 2009 erst-mals zum Tragen kommen werden

Bei Ausuumlbung der Briefwahl ist das Aus-fuumlllen eines Datums eines Ortes odereiner Uhrzeit bei der eidesstattlichen Er-klaumlrung nicht mehr notwendig Nur nochdie eigenhaumlndige Unterschrift ist auf derWahlkarte vorgesehenDer Postweg ist bei Ausuumlbung der Brief-wahl nicht mehr zwingend vorgeschrie-ben Zur Uumlbermittlung der Wahlkartesind nun auch andere Wege als die Post(bzw im Ausland die Vertretungsbe-houmlrde) zulaumlssig etwa auch eine persoumlnli-che Abgabe Dies entspricht den Rege-lungen des Auslandswahlkartenwesensvon 1990 bis 2006 die sich in der Praxisgut bewaumlhrt hattenWaumlhlerinnen und Waumlhlern die sich derBriefwahl bedienen muumlssen bei einerUumlbermittlung am Postweg ndash sowohl imInland als auch vom Ausland ndash keinePortokosten mehr entrichten Das Portowird vom Bund uumlbernommenDaruumlber hinaus wird es anlaumlszliglich derEuropawahl 2009 erstmals moumlglich seindaszlig die Gemeinden die Waumlhlerverzeich-nisse an Sonntagen nicht mehr verpflich-tend zur Einsicht auflegen muumlssen Dadie tatsaumlchliche Nachfrage an Sonntagenin das Waumlhlerverzeichnis Einsicht zunehmen gering war koumlnnen die Ge-meinden nun entscheiden ob sie die Ein-sichtnahme verkuumlrzt anbieten oder amSonntag uumlberhaupt geschlossen halten

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Speziell fuumlr Auslandsoumlsterreicher

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht

Das Porto uumlbernimmt der Staat

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Oumlsterreich hat sich ganz in seinen Traumlu-men von der ewigen Insel der Seligen

verfangen Aber in fuumlnf bis zehn Jahren wer-den die wirtschaftlichen Realitaumlten das Landaufweckenldquo Mit dieser Prophezeiung ende-te ein Referat das ich Ende des Sommersvor Auslandsoumlsterreichern (an-laumlszliglich der Weltbundtagung2008 Anm) halten durfte

Nur wenige Wochen spaumltermuumlszligte ich meine Worte deut-lich schaumlrfer akzentuierenDenn die Zeit des Aufweckensist fuumlr Oumlsterreich viel schnellerals erwartet gekommen Mitlautem Uumlberschallknall ist dasLand von der Finanzkrise indie bittere Gegenwart ka-tapultiert worden und die all-gemein ersehnte Ruumlckkehr inden Schlaf ist unmoumlglich ge-worden Dennoch gehen vieleweiter als Tagtraumlumer durchsLand Insbesondere die Politik

Um zu verstehen wie bitterdieses Erwachen ist aber auchum die Entwicklung der letztenJahre zu begreifen ist ein kur-zer Ruumlckblick auf das 20 Jahr-hundert notwendig Die Menschen die inseiner ersten Haumllfte gelebt haben sind einengroszligen Teil ihres Lebens von politischenwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kata-strophen geplagt gewesen von Kriegen To-talitarismus Fanatismus BuumlrgerkriegenInflation Weltwirtschaftskrise Hunger Mas-senflucht Seuchen Gebietsanspruumlchen gegenKaumlrnten dem Verlust uroumlsterreichischer Ge-biete wie Suumldtirols und der deutschsprachi-gen Gemeinden Boumlhmens und Maumlhrenssowie von groszligen Selbstzweifeln ob ihrernationalen Identitaumlt

Zwischen 1945 und 1955 kommt es zurgroszligen Wende Am Beginn jener Dekade istOumlsterreich noch das aumlrmste Land des Kon-tinents und vierfach besetzt Dies fuumlhrt zurletzten groszligen Massenemigration aus Oumlster-

reich Am Ende dieser Periode loumlst der Ab-zug der letzten Besatzer eine gewaltige Auf-bruchstimmung aus Oumlsterreich schwimmtwie die Weltkriegsverlierer Deutschland Ja-pan und Finnland in einem Wirtschaftswun-der nach oben

Was das eigentlich Unglaubliche ist Seit-her lebten praktisch zwei Generationen ineinem ununterbrochenen Mehr Besser Rei-cher Keine der zuvor aufgelisteten Plagenwurde in dieser Zeit schlagend

Das oumlsterreichische Wunder

Wer an eine houmlhere Gerechtigkeit glaubtwird sich schwer tun diesen Unterschied inden Lebenslaumlufen mit etwas anderem alsGluumlck zu begruumlnden Wer Geschichte Po-litik und Wirtschaft naumlher analysiert derwird Verbluumlffendes entdecken Oumlsterreich istheute sogar das absolut einzige Land dasseither ohne wirtschaftliche oder auszligenpoli-tische Bedrohungen leben konnte Die ande-ren Wirtschaftswunderlaumlnder haben inzwi-schen alle schon schwere Krisen etwa Re-zessionen hinter sich die jeweils schweregesellschaftliche und soziale Auswirkungenhatten

Die wichtigsten Ursachen dieses oumlsterrei-chischen Wunders

An der Spitze lag der verdienstfreie Zu-fall daszlig das Land auf der schoumlneren Seitedes Eisernen Vorhangs quer durch Mittel-europa zu liegen kam

Trotz der Gefahren des Ost-West-Konflikts konsumierte Oumls-terreich quasi zum Nulltarifunter dem Schutz der Natoaumluszligere Sicherheit die aller-dings von vielen Oumlsterreichernirrtuumlmlich der Neutralitaumlt zuge-schrieben wurde

Der Kalte Krieg verhinderteeinen heiszligen

Weltweit aber vor allem inWesteuropa haben die Markt-wirtschaft die Globalisierungdie Versoumlhnung alter Feinde (et-wa Deutschlands und Frank-reichs) gute Rahmenbedingun-gen fuumlr eine positive Entwick-lung gelegt was auch Oumlster-reich sehr zugute kam

Die Oumlsterreicher haben einekaum noch fuumlr Streit sorgendenationale Identitaumlt gefunden(dieses Thema war vorher hun-

dert Jahre lang so umstritten wie unklarund damit eine Ursache vieler Konflikte)Die Buumlrger zeigten sich in einem vorallem im internationalen Vergleich ruumlh-menswerten Ausmaszlig gesetzestreu undfleiszligigDie verfassungsmaumlszligigen Grundlagen derRepublik waren brauchbar und zumin-dest in den ersten Nachkriegs-Jahrzehn-ten voumlllig unbestrittenDie Gewerkschaften demonstrierten iminternationalen Vergleich Maumlszligigung undZuruumlckhaltung (etwa indem sie Lohn-erhoumlhungen immer eine Spur unter derdeutschen Konkurrenz ansetzten)Die Ausbildung in den Schulen und Uni-versitaumlten war lange vorbildlich und lei-stungsorientiertDie Kreativitaumlt von Ingenieuren und Wis-senschaftern war international zumindestkonkurrenzfaumlhig

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Ein Land verschlaumlftseine Geschichte

Von Andreas Unterberger

Diesen Beitrag durfte das bdquoOumlJldquo dankensweiterweise derbdquoEuropaumlischen Rundschauldquo 20084 entnehmen

Andreas Unterberger Chefredakteur der raquoWiener Zeitunglaquo

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All das war wohl vor allem dadurch moumlg-lich geworden daszlig die Schrecken der ver-gangenen Jahrzehnte die Nation in einemkollektiven Lernprozeszlig gelehrt hatten daszligideologische Maumlszligigung SelbstdisziplinSparsamkeit Fleiszlig und der Verzicht auf illu-sionaumlre internationale Ambitionen die besteBasis fuumlr den eigenen Wohlstand sind Aumlhn-liche Lernprozesse sind aber auch in Finn-land Deutschland oder Japan in starkemAusmaszlig nachweisbar

In all diesen Laumlndern kam das Wirtschafts-wunder jedoch ndash mit jeweils unterschied-lichen Ausloumlsefaktoren und zu unterschied-lichen Zeitpunkten ndash gegen Ende des Jahr-hunderts zu einem voruumlbergehenden oderdauerhaften Ende Nur in Oumlsterreich bishernicht Aber auch das hat erklaumlrbare Gruumlndedie weder mit einem Wunder noch mit insu-larer Seligkeit zusammenhaumlngen sondernmit Verdienst wie auch Zufall und Gluumlck

Ostoumlffnung und EU ndashRettung vor der Krise

Denn auch in Oumlsterreich hatten sich inden achtziger Jahren massive Krisensignalebemerkbar gemacht Das gefaumlhrlichste wardamals der Kollaps der nicht mehr wettbe-werbsfaumlhigen uumlberschuldeten und durchparteipolitische Vereinnahmung gelaumlhmtenStaatsindustrie Aber auch die Entwicklungder staatlichen Defizite nahm damals schonbedrohliche Formen an

Dennoch kam es zu keiner DepressionKrise oder Rezession wie anderswo Warum

Der erste Grund war die Ostoumlffnung Diezeitlich genau zum richtigen Zeitpunkt kom-mende Wende von 1989 oumlffnete Oumlsterreichploumltzlich den Zugang zu riesigen Maumlrktenzu billigen wie motivierten Arbeitskraumlften(legaler wie illegaler Art) zu hungrigenStandorten fuumlr Investitionen und nach eini-gen Jahren der Umstellungskrise auch zuRegionen mit steilen Wachstumsraten vorder Haustuumlr Diese Chance wurde perfektgenutzt von den groszligen Banken Versiche-rungen und Energiekonzernen genauso wievon Tausenden Klein- und MittelbetriebenViele dieser Firmen haumltten ohne Mittelost-europa nicht uumlberlebt Sie machen seithereinen Groszligteil ihrer Gewinne in oder mit derneu-alten Nachbarschaft Da konnte sich dieFlexibilitaumlt und Empathie der Oumlsterreicher er-folgreich bewaumlhren Insbesondere der 2008so sehr in die Krise gekommene Finanzsek-tor erwirtschaftete dort fast zwei Jahrzehntelang einen wichtigen Beitrag zum ndash realen ndashWachstum Oumlsterreichs

Der zweite Grund war der EU-Beitritt

Dieser brachte Oumlsterreich einen spuumlrbarenModernisierungsschub Wettbewerb und De-regulierung bedeuteten ein Blutdoping fuumlrOumlsterreichs Wirtschaft Das Land wuchsnach 1995 viel rascher als die alten EU-Laumln-der (die den Beitrittsimpuls viel fruumlher kon-sumiert haben) oder die Schweiz

Der dritte Grund waren einige mutige Re-formen Durch Abschaffung der Vermoumlgens-steuer massive Privatisierungen Einfuumlhrungder fuumlr die Ansiedlung von Konzernzentralenwichtigen Gruppenbesteuerung und die Koumlr-perschaftssteuerreform (ein wenig auch durchdie Universitaumlts- die Pensions- und die lei-der nur sehr halbherzigen Verwaltungsre-formen) wurde ein weiterer Anstoszlig gegeben

Der oumlsterreichische Erfolg (der sich auchin allen volkswirtschaftlichen Daten nieder-schlug) wurde alluumlberall sichtbar Besondershandgreiflich anschaulich war etwa die In-vasion deutscher Kellner nach Oumlsterreich ndashvor den 90er-Jahren ist dieser Berufsstandnaumlmlich immer nur in die Gegenrichtung ge-wandert Die Oumlsterreicher wurden zu Welt-meistern an Lebensqualitaumlt bei FernreisenFruumlhpension oder Studiendauer Das opulentausgebaute Gesundheitssystem bedienteauch Luxuskrankheiten Staumldte wie Seen wur-den vorbildlich restauriert und saniert DerAutobahnbau wurde zur Goldgrube fuumlr dieBauwirtschaft

Doch nichts waumlhrt ewig Neue Krisen-signale wurden zunehmend sichtbar Diesepositiven Faktoren verloren inzwischen wie-der ihre Wirksamkeit ndash und zwar noch ehedie globale Finanzkrise zuschlagen konnte

Reformwille erlahmt

Das anfangs so reformfreudige Schwarz-Blau-Orange verlor schon vor seiner Abwahljede Dynamik Und seit den Wahlen von

2006 und 2008 gilt uumlberhaupt jeder Versucheiner nicht populistischen Reformpolitik querdurch die Parteien als politischer Selbst-mord

Die EU-Mitgliedschaft war in ihrer posi-tiven Wirkung bald konsumiert ndash uumlberdieshat sich die Union bald selbst vom Ausbaudes Binnenmarkts auf voumlllig uumlberfluumlssige so-zialtechnologische Uumlberregulierungen ver-legt von Rauchverboten (eine Materie diein Oumlsterreich vorher weitgehend Landes-sache gewesen ist) bis zur Gleichbehand-lung Wozu noch die ungeloumlsten Megapro-bleme Vertragsreform CO2-Vorzugsschuuml-lertum oder Tuumlrkei-Beitritt kommen

Und der dritte positive Faktor die Ostoumlff-nung verliert zunehmend an Wirksamkeitweil das hilfreiche wirtschaftliche Gefaumlllezwischen Oumlsterreich und den Nachbarn aufGrund des Aufbaus im Osten rasch verloren-geht weil Wachstumskrisen in Osteuropaauch voll auf Oumlsterreich durchschlagen

Kritische Signale

Parallel zum Wegfall dieser drei Reform-und Kraftquellen haben sich in den letztenJahren zunehmend wenngleich kaum wahr-genommen viele andere kritische Signalegezeigt

Oumlsterreich hat trotz Hochkonjunktur zwi-schen 2006 und 2008 nicht einmal mehrversucht einen ausgeglichenen Haushaltanzustreben sondern ohne Not weiter po-pulistisch in den Ausbau des Wohlfahrts-systems investiertRot-Schwarz begann die Pensionsrefor-men teilweise zuruumlckzunehmen und ver-strickte Oumlsterreich schon unter Gusen-bauer in eine Fuumllle von zusaumltzlichen lang-fristig wirkenden Sozialausgaben vonder Pflege bis zur Arbeitslosensicherung

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die bdquoEuropaumlische Rundschauldquo erscheintvierteljaumlhrlich und wird vom gleichnami-gen Verein herausgegeben Sie bietet auf144 Seiten im Format 17 x 24 cm an-spruchsvolle Beitraumlge zu unterschiedlich-sten Europa-Themen und Kritiken zueuropabezogenen Veroumlffentlichungen ndashDie Einzelnummer kostet 8 Euro das Jah-resabonnement 25 Euro zuzuumlglich PortoBestellungen richten Sie bitte an denVerein bdquoEuropaumlische RundschauldquoEbendorferstraszlige 64A-1010 WienTelefon ++43 (0)1 408 34-00Telefax ++43 (0)1 408 34-11httpwwweuropaeische-rundschauat

In Oumlsterreich das einst mit Stromexportviele Devisen verdiente werden seit lan-gem praktisch keine Kraftwerke mehrgebaut Es ist zu einem Netto-Importeurvon Strom gewordenAlle modernen Technologien die mit denWorten Hormon Gen oder Atom zu-sammenhaumlngen koumlnnten werden hierzu-lande bekaumlmpft statt beforscht und ge-nutztEinige der Universitaumlten (etwa die Wie-ner Medizin) haben ihre Autonomie zuFreunderlwirtschaft und Hausberufungengenutzt und dadurch an Wettbewerbsfauml-higkeit verlorenDie Bahn hat keinen ausreichenden An-schluszlig an das westliche Hochgeschwin-digkeitsnetz gefundenDie Massenzuwanderung hat sich voumllligfalsch entwickelt Es gibt keinen rotenTeppich fuumlr qualifizierte Arbeitskraumlfteaber offene Tuumlren fuumlr massenweisen Miszlig-brauch des Asylverfahrens (selbst wennsie abgewiesen werden bleiben vieleAsylwerber im Land) und die uumlberausgroszligzuumlgige Moumlglichkeit von Familien-zusammenfuumlhrungen Das lieszlig binnenkurzem in Oumlsterreichs Staumldten ethnischeund schulische Ghettos entstehen Wes-halb die Integration von Zuwanderernschlechter denn je funktioniert ndash was auchzum wichtigsten Faktor beim juumlngstenWahltag geworden ist (Nationalratswahlam 28 September 2008 Anm d Red)Jene Menschen die als Transferempfaumln-ger vom Wohlfahrtssystem profitierensind heute bei jeder Wahl in der MehrheitWas dazu fuumlhrt daszlig die Politik immerweniger auf die Leistungstraumlger zu schau-en bereit ist Keine populistische Parteiwendet sich heute noch an die bdquoFleiszligigenund TuumlchtigenldquoWie in Deutschland wandern immer mehrAngehoumlrige der Eliten und insbesondereForscher ins Ausland abDie Bundeslaumlnderbuumlrokratie die diesemkleinen Land uumlberfluumlssigerweise zehnverschiedene Gesetzgeber beschert istmaumlchtiger und teurer denn je Als De-monstration ihrer Macht haben die Laumln-der (uumlber die jeweiligen Parteien) sowohlSPOuml-Chef Gusenbauer wie auch OumlVP-Obmann Molterer zu Sturz gebrachtEtwa bei den Baubehoumlrden hat die Kor-ruption signifikant zugenommenDie prohibitive Houmlhe der Personalsteuernmotiviert Fuumlhrungskraumlfte zunehmend da-zu mit ihren Firmen und Konzernzentra-len abzuwandern ndash und zwar Richtung

Osten Aus dem gleichen Grund muumlssendie groszligen Banken und Versicherungenwenn sie aus ihren Ostfilialen Spitzen-kraumlfte nach Wien holen diesen nun schondes oumlfteren deutlich houmlhere Bruttoloumlhnezahlen als den gleichqualifizierten Oumlster-reichernEin Vorstand eines Elektronik-Konzernsprophezeite daszlig es in fuumlnf bis zehn Jah-ren keinen Elektronik-Arbeitsplatz inOumlsterreich geben werdeAn den heimischen Universitaumlten gibt espraktisch keine relevanten Oumlkonomenmehr um nur eine wichtige Disziplin zunennenDie Qualitaumlt der heimischen Medien alsentscheidender (wenn auch oft unter-schaumltzter) Standortfaktor hat sich auseiner Vielzahl von Gruumlnden verschlech-tert Dazu nur einige Stichworte Erset-zung von Information durch Infotainmentabnehmende Bildung der Journalistenkorrupte Eigentuumlmer zu groszliger Staats-einfluszlig im oumlffentlich-rechtlichen Sektorregionale Monopole und nationale Oligo-polstrukturen im Printbereich und wach-sende Einfluszlignahme der werbendenFirmen auf die InhalteDie gewaltigen Probleme der Demo-graphie und Migration wurden weitge-hend ignoriert rasche Uumlberalterung Kin-derarmut exponentielles Wachstum derZuwanderer aus nichteuropaumlischen Kul-turen (die leider keine der fuumlr weitereWohlstandsmehrung und Verteidigungder Wettbewerbsfaumlhigkeit notwendigenEigenschaften mitbringen) und damitauch kulturelle Agonie sowie wachsendeErfahrungen von Identitaumltsverlust DieseProbleme werden von manchen Expertenauf ein bloszliges Arbeitsmarkt- und Pen-sionsproblem reduziert Aber selbst diesewerden nicht ernst genommenAlle Parteien haben arge Nachwuchspro-bleme Kein gescheiter und anstaumlndigerjunger Mensch geht noch in die PolitikLandespolitiker weigern sich aus ihrergemuumltlichen (houmlchstens durch Alkohol-konsum gefaumlhrlichen) Umgebung in einMinisteramt zu wechseln Das wird lang-fristig zur DemokratiegefaumlhrdungDer Politik stehen auch keinerlei brauch-bare Think tanks oder aumlhnliches zurVerfuumlgung Gleichzeitig sind OumlsterreichsUniversitaumlten in den fuumlr Politik und Wirt-schaft entscheidenden Disziplinen intel-lektuell ausgeduumlnntDie Parteien haben den rechtzeitigen Uumlber-gang zum Mehrheitswahlrecht versaumlumt

Was Oumlsterreich angesichts der immer po-pulistischer werdenden Parteien am Ran-de auf Dauer zur politischen Laumlhmungund Blockade durch eine immer kleinerwerdende groszlige Koalition verdammtDie Krisendynamik hat sich zuletzt vonMonat zu Monat beschleunigt Bestes Bei-spiel dafuumlr ist die AUA Feierte diese nocham Anfang des Jahres 2008 mit groszligemAufwand und viel Stolz ihr 50jaumlhriges Ju-bilaumlum so war sie schon im Sommer des-selben Jahres ein Kandidat fuumlr einenNotverkaufDie Mehrheit der Parteien versuchte eine(ohnedies bald wieder abflauende) Ver-teuerung der weltweiten Energie- undLebensmittelpreise mit Schulden zu be-kaumlmpfen also eine Strategie die langfri-stig nur noch mehr Inflation schafft

Verlorener Bezug zur Realitaumlt

Was ist in diesem Land passiertDer Hauptgrund der skizzierten Sorge ist

ein psychologischer Die sechs Jahrzehntevoller ermutigender Entwicklungen habendafuumlr gesorgt daszlig die Menschen die kollek-tive Erinnerung an die schlechten Jahre ver-loren haben Und die maximal in 24 Stun-den-Dimensionen denkenden Boulevardzei-tungen haben diese Erinnerung ohnedies niegehabt Sie ist auch in der Politik rasch ver-lorengegangen die bis auf die Ausnahme-erscheinungen Raab Kreisky und Schuumlsselohnedies nie uumlber die Mittelmaumlszligigkeit hin-ausgekommen ist

Nicht mehr Fleiszlig Disziplin und Kreativi-taumlt werden als die Quellen des Wohlstandesangesehen sondern der scheinbar uner-schoumlpfliche Reichtum des Staates der immerzu flieszligen hat wenn es auch nur die kleinsteKrise gibt oder wenn jemand imstande isteinen Bedarf zu artikulieren Und dazu istdie schier unerschoumlpfliche Armada der soge-nannten Sozialpolitiker immer imstande Dienoch dazu von den meisten Medien fuumlr guteMenschen gehalten und nie mit der Fragekonfrontiert werden ob nicht eine Sozial-quote von 29 Prozent vielleicht sogar einwenig zuviel des Guten sein und die Men-schen von eigenen Anstrengungen abhaltenkoumlnnte Als ob Oumlsterreich 29 Prozent Armehaumltte

Mit einem Satz Die Oumlsterreicher habenden Bezug zur Realitaumlt verloren

In dieser Situation konnte es auch passie-ren daszlig vier Tage vor der Wahl im Parlamentdie schamloseste Waumlhlerbestechungsaktionder Geschichte stattfindet die jede Bananen-republik uumlbertrifft Ohne daszlig es einen nen-

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nenswerten oumlffentlichen Aufschrei oder eineReaktion in der Wahlzelle gegeben haumltte

Mit dieser Einstellung ist das Land nununvorbereitet in die schlimmste Finanz-krise der Geschichte gestuumlrzt die keinerleiSpielraum mehr fuumlr Traumlume laumlszligt Die auchmit einer zeitweisen Beruhigung der Boumlrsendurch astronomische Finanzspritzen undHaftungsuumlbernahmen alles andere als been-det ist

Gewiszlig Der Irrglaube daszlig der Staat alleProbleme loumlsen kann hat nicht nur in Oumlster-reich um sich gegriffen Er hat hier aber aufGrund der langen fetten Jahre einen be-sonders uumlppigen Naumlhrboden gefunden Erwird in den naumlchsten Monaten und Jahrennoch zu vielen folgenschweren Fehlentwick-lungen fuumlhren

Das Bewuszligtsein ist einfach nicht mehrvorhanden daszlig ein Staat (wie Argentinienoder Island) bankrott gehen kann daszlig auchin Oumlsterreich Massenarbeitslosigkeit undPensionsentwertung (wie in Osteuropa vorder Sanierung) moumlglich sind daszlig das Ri-siko einer jahrzehntelangen Stagnation undDepression (etwa nach japanischem Mu-ster) ein durchaus nicht auszuschlieszligendesSzenario ist

Politiker und Banker versuchen naturge-maumlszlig dauernd Sicherheit auszustrahlen Diewichtigsten Medien des Landes sympathisie-ren neuerdings sogar mit einer Renaissanceeines Staatssozialismus Wie soll da eine sorealitaumltsfern gewordene Bevoumllkerung diewahren Risken sowie die Tatsache begreifendaszlig keineswegs alle politischen und oumlkono-mischen Risken beherrschbar gewordensind ndash vor allem dann nicht wenn die Tu-genden von Fleiszlig SelbstverantwortungLeistung und Maumlszligigung in Vergessenheitgeraten sind

Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch daszligOumlsterreich durch eine sehr bittere Dekadegehen muszlig Bis eine neue Generation bereitist sich den Herausforderungen des 21 Jahr-hunderts zu stellen

Diskutiert man solche Gedanken inOumlsterreich wird einem oft entgegengehal-ten Warum so negativ Diese Uumlberlegungenstellen aber eigentlich einen Appell dar dieRealitaumlt als ersten Schritt zur Besserung zuerkennen Und eine Handlungsanleitungwas als zweiter Schritt alles zu tun waumlre

Das Interessante ist Bei den Auslands-oumlsterreichern stoumlszligt man mit den gleichenSorgen auf flammende Zustimmung Wissensie vielleicht besser als eine von den HerrnDichand und Fellner verbloumldete Nation waseigentlich zu tun waumlre

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Der Menschenhandel und vor allem dieAusbeutung von Frauen und Kindern ist

ein besonders verabscheuungswuumlrdiges Ver-brechen Oumlsterreich tut daher seit Jahren sehrviel gegen Menschenhandel sowohl auf na-tionaler als auch auf internationaler Ebeneldquoso Innenministerin Maria Fekter anlaumlszliglich derMinisterkonferenz bdquoRichtlinien fuumlr die Erstel-lung von Datenbanken bezuumlglich Menschen-handelldquo am 23 und 24 Feber 2009 in Wien

Die Konferenz bildet den Abschluss eines18monatigen Projekts uumlber die Datensamm-lung im Bereich Menschenhandel Das Pro-jekt wurde vom Bundesministerium fuumlrInneres der Internationalen Organisation fuumlrMigration (IOM) ausgewaumlhlten EU-Staatenund weiteren Organisationen durchgefuumlhrtZiel des Projekts war die Entwicklung voneinheitlichen Richtlinien fuumlr die Daten-sammlung im Bereich Menschenhandel samtvergleichbarer Indikatoren bdquoDas soll den Be-houmlrden in den EU-Staaten ermoumlglichen ge-zielter gegen Menschenhandel vorzugehenund potenzielle Opfer besser zu schuumltzenldquosagte Fekter Derzeit werden in den einzel-nen EU-Staaten unterschiedliche Daten ge-sammelt ndash ihre Vergleichbarkeit ist nahezuunmoumlglich Das macht die Erstellung vonEU-weiten Problemanalysen und die Be-kaumlmpfung des Menschenhandels schwierig

Mit den praumlsentierten Richtlinien soll dieVergleichbarkeit der Daten verbessert wer-

den Dadurch sollen Kriterien vereinfachtwerden

bessere Analysen ndash anhand vergleichenderDaten lassen sich die bdquomodi operandildquoleichter herausfiltern und entsprechendeSchwerpunktaktionen setzeneine bessere Ursachenforschung ndash mitvergleichbaren Daten koumlnnen die Behoumlr-den den Ursachen des Menschenhandelsviel leichter auf den Grund gehen undeine vereinfachte Opferidentifizierung ndashdzt gibt es unterschiedliche Definitionenvon Opfern

bdquoDamit die Umsetzung der heute be-schlossenen Richtlinien optimal erfolgenkann werden wir groszligen Wert auf den Daten-schutz die technische Adaptierung und einenbreiten und nationalen Konsens aller Daten-lieferanten das heiszligt von Polizei Sozialein-richtungen und NGOs legenldquo sagte Fekter

Neben Fekter nahmen EU-Ratsvorsitzen-der Innenminister Ivan Langer aus Tsche-chien Justizminister Tibor Draskovics ausUngarn) IOM Generaldirektor WilliamLacy Swing Staatssekretaumlr Vladimir Cecotaus der Slowakei OSZE-SonderbeauftragteEva Biaudet und Generaldirektor des UNO-Sitzes in Wien und Exekutivdirektor desUNO-Buumlros fuumlr Drogenkontrolle und Ver-brechensverhuumltung Antonio Maria Costateil httpwwwbmigvat

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien

Der EU-Ratsvorsitzende und Innenminister von Tschechien Ivan Langer mit sei-ner oumlsterreichischen Amtskollegin Maria Fekter anlaumlszliglich der Konferenz in Wien

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Beeindruckt von seiner Projektreise zeigtsich Suumldtirols Landeshauptmann Luis

Durnwalder der am 5 Maumlrz nach zehn Ta-gen in Benin Togo und Ghana nach Suumldtirolzuruumlckgekehrt ist bdquoDie Projekte sind vor-bildlich umgesetzt worden und sowohl dieArt der Projekte als auch die Zielgebiete wer-den kuumlnftig noch groumlszligere Prioritaumlt genieszligenldquoso Durnwalder der die letzten beiden Tagein Ghana verbracht hat

Vier Projekte hat das Land in den letztenJahren in Ghana mit einem Betrag von fast115000 Euro unterstuumltzt dazu kommen sechsProjekte der Region mit einem Gesamtbei-trag von 165000 Euro Drei dieser Projektehat der Landeshauptmann in den letzten bei-den Tagen seiner Reise besucht um sich vomStand der Umsetzung bzw vom ordnungsge-maumlszligen Einsatz der Hilfsgelder zu uumlberzeu-gen Erste Station war dabei Dadome imNordosten der Hauptstadt Accra Dort hatdie Region den Bau eines Kindergartens undeines Kinderhorts unterstuumltzt in denen ndash ein-mal fertiggestellt ndash rund 160 Kinder zwi-schen zwei und sechs Jahren betreut werdenkoumlnnen Das Projekt wird vom VereinbdquoAmici nel Mondoldquo vorangetrieben

Vom selben Verein wird auch ein Projektzur Verbesserung der Trinkwasserversor-gung in 13 Doumlrfern in der selben Region

betreut bdquoEs geht hier um Trinkwasser fuumlrimmerhin rund 4500 Menschen und zudemum die Versorgung mit Wasser fuumlr die Land-wirtschaftldquo erklaumlrt Durnwalder der zudemein aumlhnliches Projekt besichtigt hat mit demzehn Doumlrfer im Suumlden Ghanas mit Wasserversorgt werden

Den letzten Tag seiner Reise hat der Lan-deshauptmann in der ghanaischen Hauptstadt

Accra verbracht wo er von Landwirtschafs-minister Kwesi Ahwoi empfangen wordenist bdquoDer Minister war vor allem an unseremKnow How in Sachen Lagerung von Obstund Gemuumlse interessiertldquo so Durnwaldernach der Aussprache mit dem Minister beider auch eine eventuelle Zusammenarbeit mitdem landwirtschaftlichen VersuchszentrumLaimburg angedacht worden ist

Nach seiner Ruumlckkehr zieht der Landes-hauptmann eine uumlberaus positive Bilanz sei-ner Reise bdquoAlle Projekte die wir in diesenzehn Tagen mit den Vertretern des VereinsAmici nel Mondolsquo und der MissionsgruppeMeran besichtigt haben sind vorbildlichumgesetzt worden und uumlben eine nachhaltigeWirkung auf die Entwicklung der Bevoumllke-rung ausldquo so Durnwalder Die Art der Pro-jekte sei genau jene die von einer kleinenRealitaumlt wie Suumldtirol gefoumlrdert werden muumls-sten bdquoSie werden in Zukunft in unserer Stra-tegie der Entwicklungszusammenarbeit mitSicherheit eine noch groumlszligere Rolle spielenldquoso der Landeshauptmann Selbiges gilt fuumlrdas Zielgebiet Westafrika bdquoWir haben gese-hen daszlig hier jeder Euro dringend benoumltigtwird um die grundlegenden Strukturen zuschaffen die eine Entwicklung moumlglich ma-chen oder erleichternldquo so Durnwalder httpwwwprovinzbzit

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Aus Suumldtirol

raquoVorbildliche ProjektelaquoLandeshauptmann Luis Durnwalder zieht eine uumlberaus positive Bilanz seiner Ghana-Reise

Projekte unter der Lupe Auch in Ghana hat LH Luis Durnwalder die von Land und Region finanzierten Vorhaben begutachtet

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Vier Projekte hat das Land in den letzten Jahren in Ghana unterstuumltzt

OumlSTERREICH JOURNAL NR 69 04 03 2009

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Wirtschaft

Dies ist vor allem auf die tiefe Rezessionin der exportorientierten Sachguumlter-

erzeugung zuruumlckzufuumlhren Hingegen weite-ten die privaten Haushalte ihre Konsum-nachfrage aus wenn auch sehr verhalten ImTourismus begann die Wintersaison guumlnstigDer Konjunkturabschwung schlaumlgt sich auchin einer raschen Verringerung der Inflations-rate und einem starken Anstieg der Arbeits-losigkeit nieder

In Oumlsterreich verringerte sich das Brutto-inlandsprodukt laut aktueller Berechnungdes WIFO im IV Quartal 2008 saison- undarbeitstaumlgig bereinigt gegenuumlber dem Vor-quartal real um 02 Damit lag es um nurnoch 03 uumlber dem Wert des Vorjahres Fuumlrdas gesamte Jahr 2008 ergibt sich ein Wirt-schaftswachstum von real +18 Die Daumlmp-fung der Wirtschaftsleistung im IV Quartalist vor allem auf einen Einbruch der Kon-junktur in der exportorientierten Industriezuruumlckzufuumlhren Die Exportnachfrage bliebreal um 1 unter dem Wert des III Quartalsund um 42 unter jenem des Vorjahres Inder Sachguumltererzeugung ging die Wert-schoumlpfung gegenuumlber dem III Quartal realum 16 gegenuumlber dem Vorjahr um 14zuruumlck Die Ergebnisse des WIFO-Konjunk-turtests vom Jaumlnner 2009 lassen auf weitereProduktionseinbuszligen in der Industrie schlies-sen Die Unternehmen beurteilen die Auf-traumlge vor allem aus dem Ausland und dieGeschaumlftsaussichten so unguumlnstig wie schonlange nicht mehr Die Kapazitaumltsauslastungist markant gesunken vor allem jene derGroszligunternehmen und der Kfz-IndustrieEin Groszligteil der befragten Unternehmen er-wartete weitere empfindliche Produktions-einbuszligen Der Saldo aus positiven und nega-tiven Meldungen erreichte -22 Prozentpunk-te im Juli 2008 war er noch bei +5 Prozent-punkten gelegen im Jaumlnner 2008 bei +17 Pro-zentpunkten Allerdings waren die Produk-tionserwartungen im Jaumlnner 2009 geringfuuml-gig guumlnstiger als im Dezember 2008 ndash dieskoumlnnte ein erster Hinweis darauf sein daszligsich der Ruumlckgang etwas verlangsamt DerAbschwung der Weltkonjunktur verschaumlrftsich In den USA beschleunigte sich die Ab-nahme der Wirtschaftsleistung im IV Quar-tal 2008 markant (saisonbereinigt real -1

gegenuumlber dem Vorquartal) Der Euro-Raumbefindet sich seit dem Fruumlhjahr 2008 in einerRezession Ende 2008 brachen die Produk-tion (November gegenuumlber August saison-bereinigt -5) und die Auftragseingaumlnge inder Industrie (-15) ein Zwar verlaumluft derAbschwung im Bauwesen und im Einzel-handel flacher die Arbeitslosigkeit steigtaber bereits kraumlftig Auch in den ostmitteleu-ropaumlischen EU-Laumlndern verschlechterte sichdie Konjunktur die Industrieproduktion lei-det unter dem spuumlrbaren Nachlassen der Nach-frage aus dem Westen Hingegen schwaumlchensich Bauproduktion und Einzelhandelsum-saumltze in den meisten Laumlndern bisher nur leichtab In den asiatischen Schwellenlaumlndern bra-chen Exportnachfrage und Industrieproduk-tion ein Der weltweite Ruumlckgang der Pro-duktion schlaumlgt sich auch im Welthandel nie-der dieser verringerte sich im November2008 gegenuumlber dem Vormonat real um 6Fruumlhindikatoren weisen auf eine weitereAbwaumlrtstendenz in den folgenden Monatenhin Auch in Oumlsterreich entwickeln sich dievon der Binnennachfrage getragenen Wirt-schaftsbereiche stabiler als die Exportwirt-schaft Die Konsumausgaben der privatenHaushalte lagen im IV Quartal 2008 gering-fuumlgig uumlber jenen des Vorquartals (saison-und arbeitstaumlgig bereinigt real +04 +1gegenuumlber dem Vorjahr) Zum Anstieg duumlrf-te auch die leichte Zunahme der verfuumlgbarenrealen Einkommen beigetragen haben DieInflationsrate sank im Dezember wegen desmarkanten Ruumlckgangs der Rohstoffpreiseauf 13 drei Monate zuvor hatte sie noch38 betragen Waumlhrend die realen Umsaumltzeim Einzelhandel insgesamt im IV Quartalauf dem Vorjahresniveau stagnierten warenjene des Kfz-Handels deutlich ruumlcklaumlufig (-116) Im Dezember 2008 wurden um16 weniger Pkw neu zugelassen als imDezember des Vorjahres

Die Wintersaison begann im Tourismusvielversprechend Dank der guumlnstigen Wit-terung und der Verzoumlgerung mit der einKonjunkturabschwung im Tourismus erfah-rungsgemaumlszlig wirksam wird nahmen im No-vember und Dezember sowohl die Zahl derNaumlchtigungen als auch der reale Umsatzgegenuumlber dem Vorjahr um 68 zu Der von

der Investitionstaumltigkeit getragene Industrie-und Geschaumlftsbau schwaumlchte sich bereitsmerklich ab Im Tiefbau entwickelt sich dieProduktion aber guumlnstig Insgesamt blieb dieWertschoumlpfung der Bauwirtschaft im IVQuartal real um 06 unter dem Vorjah-reswert Die im WIFO-Konjunkturtest be-fragten Bauunternehmen sind hinsichtlichder Entwicklung von AuftragseingaumlngenProduktion Preisen und Beschaumlftigung zu-nehmend pessimistisch Aufgrund des Pro-duktionseinbruchs in der Industrie stieg dieZahl der Arbeitslosen im Dezember undJaumlnner ndash trotz der raschen Ausweitung derKurzarbeit ndash stark Saisonbereinigt war siezuletzt um 10000 houmlher als im November2008 die Arbeitslosenquote erhoumlhte sich auf64 der unselbstaumlndigen Erwerbspersonen(+08 Prozentpunkte gegenuumlber dem kon-junkturellen Tiefstand im Maumlrz 2008) DieZahl der unselbstaumlndig aktiv Beschaumlftigtensank leicht gegenuumlber den Vorquartalen

Mangelnde raquoEuropaumlisierunglaquo dernationalen Konjunkturzyklen alsRisiko fuumlr den Euro-Raum

Waumlhrend uumlber die ersten 10 Jahre derWirtschafts- und Waumlhrungsunion eine groumlszlig-tenteils positive Bilanz zu ziehen ist stelltdie weltweite Finanzkrise die Funktionsfaumlhig-keit der WWU auf die Probe Die Uumlberle-bensfaumlhigkeit der Waumlhrungsunion steht auf-grund des guten Zusammenspiels der fuumlr diePolitikgestaltung zustaumlndigen Institutionenauszliger Frage Zwar hatten die Einfuumlhrung dergemeinsamen Waumlhrung und die damit ver-bundenen politischen Anpassungsprozessebereits eine Harmonisierung des Konjunk-turzyklus im Euro-Raum zur Folge Da einevoumlllige Harmonisierung aber nicht zu errei-chen sein wird zwingen einschneidende Er-eignisse wie der gegenwaumlrtige Finanzkrisen-Schock die Geld- und Fiskalpolitik zum fle-xiblen Handeln Mangels anderer Mecha-nismen zur Abfederung solcher Schocks (zB Fiscal Federalism in den USA) sind einekonsequentere Koordination der Wirt-schaftspolitik und eine noch staumlrkere Zusam-menarbeit zwischen den Laumlndern des Euro-Raums und der EZB dringend geraten

Vor dem Hintergrund der weltweiten

KonjunktureinbruchDas Bruttoinlandsprodukt ging im IV Quartal 2008 um Saison- und

Arbeitstagseffekte bereinigt erstmals seit Mitte 2001 zuruumlck ndash MangelnderaquoEuropaumlisierunglaquo der nationalen Konjunkturzyklen als Risiko fuumlr den Euro-Raum

Finanzkrise mit ihren immer schwerwiegen-deren Folgen fuumlr die Realwirtschaft ist dieEinschaumltzung der Zukunftsfaumlhigkeit derWirtschafts- und Waumlhrungsunion der EU zu-nehmend gespalten Einerseits wird ein Zer-fallen der WWU befuumlrchtet Andererseits ge-winnen gerade in Zeiten der Krise die Waumlh-rungsunion und der Euro an Attraktivitaumlt ndashvor allem in jenen Laumlndern die am staumlrkstenvon der Finanzkrise betroffen sind (IslandGroszligbritannien) und bisher der gemeinsa-men Waumlhrung und der EU skeptisch gegen-uumlberstanden Tatsaumlchlich ist die gegenwaumlrti-ge Finanzkrise ndash aumlhnlich der Weltwirtschafts-krise von 1929 ndash nicht auf wenige Laumlnderbeschraumlnkt (wie z B die Asien- Ruszligland-Schweden- Argentinienkrise in den 1990er-Jahren) sondern hat sich weltweit ausge-breitet Eine solche Konstellation tritt seltenauf ihre Auswirkungen sind aber wegen dersehr stark globalisierten Wirtschaft mit ihrenvielfaumlltigen Verflechtungen gravierend Mitder Erfahrung um die negativen Folgen einerNicht-Reaktion bzw der Verstrickung in na-tionalen Protektionismus in den 1930er-Jah-ren greifen fast alle Industrielaumlnder massivpolitisch ein Dies gilt sogar fuumlr China abernicht zuletzt fuumlr die groumlszligten Wirtschafts-raumlume USA und Europa Europa kann im

Gegensatz zu den USA nicht einheitlichagieren weil es einerseits gespalten ist inEFTA- und EU-Laumlnder und letztere sichwiederum danach unterscheiden ob sie ander Waumlhrungsunion teilnehmen Wegen die-ser Heterogenitaumlt der Ausgangslage ist esumso uumlberraschender daszlig innerhalb der er-weiterten EU sehr rasch eine koordinierteKrisenpolitik versucht wird Allerdings sindweitere Anstrengungen der Koordinationnotwendig um nicht durch Protektionismus(Foumlrderung nationaler Champions und Ban-ken) den Zusammenhalt des Binnenmarktesund der Waumlhrungsunion zu gefaumlhrden

Die gegenwaumlrtige Weltkrise offenbart zu-dem viele Schwaumlchen des politischen De-signs der WWU vor allem den Mangel dassdie Rolle des Lender of Last Resort nichtexplizit geregelt ist sie wurde ad hoc vonEZB und EU-Laumlndern in Anspruch genom-men Eine direkte Hilfe (Bail-out) im Falledes Staatsbankrotts eines Euro-Raum-Lan-des ist vertraglich ausgeschlossen Finanz-hilfen aus dem EU-Haushalt koumlnnen zurzeitlaut EGV nur fuumlr Zahlungsbilanzproblemegewaumlhrt werden (z B Ungarn) nicht aberzur Stuumltzung des Staatshaushalts eines Mit-gliedslandes Der groszlige von den USA ausge-hende Finanzmarktschock betrifft die Laumln-

der des Euro-Raums wegen ihrer jeweiligenWirtschaftsstruktur und des nicht ganz har-monisierten Konjunkturverlaufs unterschied-lich stark Zudem verschaumlrft die Krise diesich seit langem aufschaukelnden Ungleich-gewichte aufgrund unterschiedlicher Lohn-stuumlckkostenentwicklung (Deutschland undOumlsterreich sind hier im Vorteil die meistenLaumlnder im Suumlden im Nachteil) Die Diver-sitaumlt der Betroffenheit insgesamt resultiert inder unterschiedlichen Einschaumltzung der Bo-nitaumlt der Staaten im Falle der Platzierungvon Staatsanleihen Letztlich geht es in derEU und insbesondere im Euro-Raum umbdquoManaging Diversityldquo durch flexible undverstaumlrkte Zusammenarbeit aller Institutio-nen (EZB Europaumlische Kommission EU-Laumlnder) Die teilweise zitierte Gefahr einesZerfalls der Waumlhrungsunion ist aber unreali-stisch Die Probleme die durch die Finanz-krise ausgeloumlst wurden und werden sindnicht auf den Euro-Raum beschraumlnkt son-dern treffen Groszligbritannien die Schweizund vor allem die USA gleichermaszligen Zu-dem gewinnt der Euro immer groumlszligereBedeutung fuumlr die Diversifizierung der Welt-waumlhrungsreserven und ist schon deshalb un-verzichtbar in der Weltwirtschaft httpwwwwifoat

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2007 2008 III Quartal I V Quartal I Quartal II Quartal III Quartal IV Quartal

Saison- und arbeitstagsbereinigt Veraumlnderung gegen das Vorquartal in real

Verwendung des BruttoinlandsproduktesKonsumausgabenPrivate Haushalte1) + 02 + 04 + 01 + 02 + 04 + 04Staat + 01 + 00 ndash 01 + 02 + 05 + 02Bruttoinvestitionen + 05 + 05 + 05 + 05 + 02 + 01Exporte + 18 + 13 + 08 + 03 ndash 08 ndash 10Importe + 14 + 10 + 04 ndash 02 ndash 0 ndash 02Bruttoinlandsprodukt + 07 + 07 + 05 + 02 + 00 ndash 02

Bruttoinlandsprodukt nach WirtschaftsbereichenLand- und Forstwirtschaft + 14 + 13 ndash 00 ndash 08 ndash 10 ndash 04Produzierender Bereich2) + 14 + 18 + 11 ndash 01 ndash 04 ndash 08

Sachguumltererzeugung + 10 + 18 + 15 ndash 00 ndash 07 ndash 16 Bauwesen + 03 + 03 + 02 + 02 + 02 ndash 01Handel Gastgewerbe und Verkehr + 06 + 05 + 04 + 02 + 02 + 02 Vermoumlgens- und Unternehmensdienstleistungen3) + 09 + 06 + 03 + 02 + 02 ndash 01 Sonstige Dienstleistungen4) + 03 + 04 + 02 + 03 + 04 + 04 Guumltersteuern + 03 + 04 + 04 + 03 + 02 + 02Guumltersubventionen + 10 + 08 + 06 + 07 + 08 + 08

Veraumlnderung gegen das Vorjahr in Bruttoinlandsprodukt real + 27 + 26 + 29 + 24 + 15 + 03

Quelle WIFO 1) Einschlieszliglich privater Organisationen ohne Erwerbszweck 2) Bergbau Sachguumltererzeugung Energie- und Wasserversorgung 3) Kreditinsti-tute und Versicherungen Grundstuumlcks- und Wohnungswesen 4) Oumlffentliche Verwaltung Landesverteidigung Sozialversicherung private Dienstleistungen

Das Tempo der Talfahrt der oumlsterreichi-schen Industrie beginnt sich zu stabili-

sieren Erstmals seit einem halben Jahr zeigtder saisonbereinigte Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex (EMI) sogar wiederleicht nach oben Der Indikator erreichtejedoch nach dem Rekordtiefstwert des Vor-monats von 331 im Februar nur den zweit-niedrigsten Wert seit dem Beginn der Da-tenerfassung vor mehr als zehn Jahren bdquoDerAnstieg des aktuellen Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex auf 346 Punkte zeigtausschlieszliglich daszlig sich die Geschwindigkeitdes Einbruchs in der oumlsterreichischen In-dustrie eingebremst hat Die Talfahrt desproduzierenden Sektors geht aber rasantweiterldquo stellt der stellvertretende Chefvolks-wirt der Bank Austria Stefan Bruckbauerfest Der Bank Austria EinkaufsMana-gerIndex liegt somit im Februar bereits daselfte Monat in Folge im Wertebereich unterder Neutralitaumltsmarke von 50 Punkten derauf Schrumpfungstendenzen hinweist

bdquoTrotz eines kleinen Silberstreifens amHorizont ist vorerst keine Entspannung derschwierigen Lage der Industrie in Sichtldquo be-tont Bruckbauer weiter und ergaumlnzt bdquoDie be-fragten Unternehmen haben die Produktions-leistung im Februar deutlich eingeschraumlnktwenn auch nicht mehr ganz so stark wie umden Jahreswechsel herumldquo Hinter der an-dauernden Verringerung der Produktionsteht die ungebrochen schwache NachfrageSeit April 2008 registrieren die heimischenBetriebe ein ruumlcklaumlufiges Neugeschaumlft Vorallem in den Auftragsbuumlchern der oumlsterrei-chischen Exporteure hinterlaumlsst der globaleKonjunktureinbruch ein dickes Minus Nur14 Prozent der befragten Unternehmen konn-ten Zuwaumlchse verzeichnen hingegen gingenbei 48 Prozent die Auslandsbestellungen zu-ruumlck

Kleinere Lager dennochraschere Lieferung

Die heimische Industrie reagiert auf dieschwierigen Marktbedingungen und beginntsich auf eine laumlnger andauernde Schwaumlche-phase einzurichten Die Unternehmen haben

im Februar die Bestaumlnde an Vormaterialientrotz eines weiteren starken Ruumlckgangs derEinkaufspreise ndash insbesondere bei RohoumllStahl und Energie ndash mit einer neuen Rekord-rate abgebaut Auch die Verkleinerung derFertigwarenlager hat sich im Februar fortge-setzt bdquoDie Lager werden derzeit bedingtdurch die schwachen Umsaumltze verringertAber auch im Hinblick auf Kosteneinsparun-gen und eine Steigerung der Liquiditaumlt wer-den sie so klein wie moumlglich gehaltenldquo meintBank Austria Oumlkonom Walter PudschedlTrotzdem ist aufgrund der derzeit aumluszligerstschwachen Auftragslage eine Verringerungder Lieferzeiten in der heimischen Industriezu beobachten Im Februar nahm die Zeit-spanne zwischen Bestellung und Ausliefe-rung sogar so stark wie noch nie zuvor in derbisherigen Umfragegeschichte ab

Industrie baut nochmehr Beschaumlftigte ab

Die heimische Industrie paszligt die Personal-kapazitaumlten den niedrigen Produktionsanfor-derungen weiter an Bereits seit zehn Mo-naten wird die Personaldecke nun ununter-brochen ausgeduumlnnt Der aktuelle Beschaumlfti-gungsindex sank auf einen Wert von nurnoch 314 Damit erfolgte der Beschaumlfti-gungsabbau in neuem Rekordtempo In uumlber40 Prozent der befragten Unternehmen wur-

den im Februar Stellen gestrichen waumlhrendnur 3 Prozent Neueinstellungen vornahmenDie Beschaumlftigung im gesamten Sektor liegtmittlerweile um rund 2 Prozent unter demVorjahresniveau Die Anzahl an Arbeitslosenaus der Sachguumltererzeugung ist im Jahres-abstand bereits um 8000 bzw fast 30 Pro-zent gestiegen Basierend auf den aktuellenUmfrageergebnissen ist in den kommendenMonaten insbesondere ab Fruumlhsommerwenn in vielen Unternehmen Kurzarbeits-regelungen auslaufen werden und sich dieAuftragslage nicht verbessert hat mit einerweiteren drastischen Verschlechterung derBeschaumlftigungslage in der Industrie zu rech-nen Die negative Entwicklung wird immerstaumlrker auf den Gesamtarbeitsmarkt durch-schlagen bdquoAuch die Anzahl der Beschaumlftig-ten in der Gesamtwirtschaft wird 2009 sin-ken Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von58 Prozent im abgelaufenen Jahr auf 70 Pro-zent heuerldquo meint Pudschedl Insgesamtwerden uumlber 40000 Personen ihre Arbeitverlieren

Keine Anzeichen fuumlrErholung der Industrie

Nach dem rasanten Einbruch ab Herbst2008 tendiert der EinkaufsManagerIndex derBank Austria aktuell leicht aufwaumlrts Damithat sich die Geschwindigkeit des Sturzflugs

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Talfahrt der Industrieverliert etwas an TempoBank Austria EinkaufsManagerIndex steigt erstmals seit sechs

Monaten aber weiterhin klarer Schrumpfungsprozeszlig

der oumlsterreichischen Industrie allerdings nuretwas verlangsamt Weiterhin sehen sich dieheimischen Manager jedoch einer gegenuumlberdem Vormonat deutlich verschlechterten Ge-schaumlftslage gegenuumlber Angesichts der unge-brochen duumlsteren internationalen Rahmen-bedingungen und der mageren (Export-) Auf-tragslage fehlen bisher jegliche Anzeichenfuumlr eine Stabilisierung oder gar Erholung derIndustriekonjunktur in Oumlsterreich Allerdingserwarten die Oumlkonomen der Bank Austriadaszlig die fortgesetzte geldpolitische Locke-rung durch die Europaumlische Zentralbank unddie Umsetzung der staatlichen Konjunktur-pakete sowohl auf internationaler als auchoumlsterreichischer Ebene zumindest gegenJahresende 2009 erste positive Spuren hin-terlassen bdquoNach dem moderaten Anstieg um

fast 2 Prozent im Jahr 2008 wird die Produk-tion der oumlsterreichischen Industrie 2009 umdurchschnittlich uumlber 6 Prozent einbrechenldquoprognostiziert Bruckbauer Im schwierigenglobalen Umfeld sind die Risiken zudem

eindeutig nach unten gerichtet Die Industriewird jedenfalls der mit Abstand groumlszligte Ver-lierer der aktuellen Wirtschaftsflaute seinDie exportabhaumlngigen Branchen werden amstaumlrksten betroffen

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Bank Austria EinkaufsManagerIndex und Teilindizes

Bank Austria Auftrags- Be- Liefer- Vormaterial- Einkaufs- Auftrags-EMI eingang Produktion schaumlftigung zeiten lager preise 1) bestand 1)

Okt08 434 395 425 452 519 473 531 371

Nov08 383 315 382 418 599 489 403 325

Dez08 350 274 344 383 618 479 311 306

Jaumln09 331 279 314 344 619 429 291 287

Feb09 346 323 360 314 629 405 254 306

Quelle BankAustria Economics ampMarket AnalysisMarkit Economics 1) nicht im Gesamtindex

Weiterer Ruumlckgang der Inflation im Jaumlnner auf 12Niedrigster Wert seit 2006 ndash Treibstoffe und Heizoumll billiger

Die oumlsterreichische Inflationsrate war imJaumlnner 2009 weiter ruumlcklaumlufig sie be-

trug nach Berechnungen der Statistik Austria12 (Dezember 13 November 23 Ok-tober 31) Das ist die niedrigste Veraumlnde-rungsrate seit Jaumlnner 2006 Sie kann vorwie-gend dadurch erklaumlrt werden dass die Preisefuumlr Treibstoffe und Heizoumll deutlich niedrigerwaren als vor einem Jahr Ohne diese Verbil-ligungen haumltte die Inflationsrate 23 betra-gen Hauptpreistreiber war die Instandhal-tung von Wohnungen Gegenuumlber dem Vor-monat (Dezember 2008) ging das durch-schnittliche Preisniveau um 05 zuruumlck

Die harmonisierte auf EU-Ebene ver-gleichbare oumlsterreichische Inflationsrate(HVPI) fuumlr Jaumlnner 2009 betrug ebenfalls12 - in der Eurozone sank sie auf 11 inder gesamten EU auf 17

Der Hauptpreistreiber im Jahresabstandwar im Jaumlnner 2009 in Oumlsterreich die Aus-gabengruppe bdquoWohnung Wasser und Ener-gieldquo (durchschnittlich +21) die etwasmehr als ein Drittel der Jahresinflation ver-ursachte Dafuumlr waren in erster Linie Teue-rungen bei der Instandhaltung von Wohnun-gen (+54) ausschlaggebend was haupt-saumlchlich auf houmlhere Preise beim Material fuumlrdie Instandhaltung und Reparatur von Woh-nungen zuruumlckzufuumlhren war (insgesamt +6Zement +11 Isolierglaskippfenster +8)Wohnungsmieten waren durchschnittlich um29 houmlher als vor einem Jahr Relativ ge-ring war die Teuerung bei der Haushalts-

energie (insgesamt +14) dies deshalbweil die Preisanstiege fuumlr Gas (+18)Strom (+5) und Fernwaumlrme (+4) durchstarke Preisruumlckgaumlnge beim Heizoumll (-23)groumlszligtenteils kompensiert wurden

Moderater Anstieg bei Nahrungs-mitteln ndash Milchpreise stark gesunken

Die Ausgabengruppe bdquoNahrungsmittel undalkoholfreie Getraumlnkeldquo (durchschnittlich+29) verursachte ein Drittel der Infla-tionsrate Hauptverantwortlich dafuumlr warenvor allem Preisanstiege fuumlr die UntergruppeNahrungsmittel (durchschnittlich +27)Verglichen mit der Situation vor einem Jahr(Jaumlnner 2008 +83) erscheint diese Ver-aumlnderungsrate jedoch moderat stellt dieStatistik Austria fest

Verstaumlrkten Preisauftrieb gab es nach wievor bei Nahrungsmitteln wie Fleisch und

Fleischwaren mit insgesamt +5 bei Brotund Getreideerzeugnissen mit +4 sowiebei Zucker Marmelade Honig und Suumlszligwa-ren mit durchschnittlich +8 TeuerungObst und Gemuumlse kosteten im Schnitt umjeweils 3 mehr Dagegen wiesen Molke-reiprodukte und Eier im Jahresabstand deut-lich negative Veraumlnderungsraten auf (durch-schnittlich -4) Vollmilch war sogar um13 billiger Auch die Preise fuumlr Oumlle undFette waren geringer als im Jaumlnner 2008(insgesamt -1) Butter kostete um 21weniger sortenreines Pflanzenoumll um 25mehr Alkoholfreie Getraumlnke waren imJahresabstand um durchschnittlich 43 teu-rer was vor allem auf houmlhere Kaffeepreise(+15) zuruumlckzufuumlhren ist

Ausgabengruppe raquoVerkehrlaquowar Preisdaumlmpfer

Hauptpreisdaumlmpfer im Jahresabstand wardiesmal die Ausgabengruppe bdquoVerkehrldquo(durchschnittlich -49) Die Preisruumlckgaumln-ge waren hier so stark daszlig sie die durch-schnittlichen Anstiege der beiden Ausgaben-gruppen bdquoWohnung Wasser und Energieldquosowie bdquoNahrungsmittel und alkoholfreie Ge-traumlnkeldquo fast vollstaumlndig kompensierten Da-fuumlr waren insbesondere starke Preisruumlckgaumln-ge bei Treibstoffen verantwortlich (insge-samt -21) Die Preise fuumlr Wartung und Re-paratur von Pkw stiegen insgesamt um 4Flugtickets waren um 6 billiger als voreinem Jahr

Enegie ist einer der Hauptpreistreiber

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Mehr als die Haumllfte der Unternehmen derGewerblichen Wirtschaft stellen Ein-

Personen-Unternehmen (EPU) dar d hwerden ohne dauerhaft beschaumlftigte Mitar-beiterInnen von einemeiner einzigen Unter-nehmerIn betrieben Im Zeitablauf zeigt sicheine steigende Bedeutung der EPU fuumlr dieheimische Wirtschaft Die Dynamik ist v aauf die Wirtschaftsdienstleistungen die son-stigen Dienstleistungen (z B kuumlnstlerischeund schriftstellerische Taumltigkeiten Korres-pondenz- und Nachrichtenbuumlros Film- undVideoherstellung etc) das Gesundheitswe-sen und das Bauwesen zuruumlckzufuumlhren

Im allgemeinen werden EPU von Selb-staumlndigen im mittleren Alter (30 bis 59 Jahre)mit fundierter fachlicher Ausbildung (insbe-sondere duale Ausbildung) und jahrelangerBerufserfahrung gefuumlhrt Das Spektrum derEPU ist durch groszlige Heterogenitaumlt gekenn-zeichnet Sie sind nicht nur in allen Bran-chen der heimischen Wirtschaft sondern auchin allen Phasen des Unternehmenslebens-zyklus zu finden Bei etwa einem Drittel derEPU handelt es sich um junge wachsendeUnternehmen gleichzeitig befindet sich aberauch die Haumllfte der EPU nach mehr als 10jaumlh-riger Geschaumlftstaumltigkeit in der Reifephaseund 16 sind Wendeunternehmen mit annauml-hernd ausgeschoumlpften NutzenpotentialenNach den charakteristischen Kennzeichender Unternehmen kann z B zwischen dyna-mischen risikobewuszligten und etabliertenEPU unterschieden werden

Somit zeigt sich daszlig Ein-Personen-Un-ternehmen uumlberwiegend einen nachhaltigenBestand aufweisen und ein nachhaltigerWirtschaftsfaktor in Oumlsterreich sind Auchder Arbeitsmarkteffekt dieser Kleinstunter-nehmen ist nicht zu unterschaumltzen da dieUnternehmerinnen und Unternehmer durchihre selbststaumlndige Taumltigkeit zumindest ihreneigenen Arbeitsplatz sichern Ein Teil derEin-Personen-Unternehmen durchlaumluft auszliger-dem einen Wachstumsprozeszlig und beschaumlf-tigt in der Folge MitarbeiterInnen

Fast ein Drittel der EPU stellen Teilzeit-unternehmerInnen dar die ihr Unternehmenneben anderen Taumltigkeiten (z B unselbstaumln-

dige Beschaumlftigung oder Betreuungsaufga-ben) betreiben Mehr als die Haumllfte der EPUwerden vom Wohnsitz desder Unterneh-merIn aus gefuumlhrt und im Durchschnitt wer-den rd 50 der Einkuumlnfte mit den 2 bis 3wichtigsten Kunden lukriert Generell (d hnicht nur in bezug auf die Kundenstruktursondern auch hinsichtlich Lieferanten- undGeschaumlftspartnerbeziehungen) zeigt sich einstarker Fokus auf den lokalen und regionalenMarkt Diese Unternehmen tragen somitauch zur (Nah-)Versorgung der Bevoumllkerungmit Produkten und Dienstleistungen bei

Wenngleich bei der Mehrheit der Unter-nehmen das Streben nach einem entspre-chenden Gewinn im Vordergrund steht ist die

Selbstverwirklichung das maszliggebliche Gruumln-dungsmotiv Das ist auch konsistent mit derTatsache daszlig zwei Fuumlnftel der EPU ange-ben daszlig die Freude an der Arbeit fuumlr siewichtiger ist als der damit erzielte Gewinn

bdquoEin-Personen-Unternehmen hat es im-mer schon gegeben ndash das Phaumlnomen ist somitnicht neu Neu ist jedoch daszlig diese Unter-nehmen bereits mehr als die Haumllfte der oumlster-reichischen Unternehmen der GewerblichenWirtschaft stellenldquo erlaumlutert Peter Voithofervon bdquoKMU Forschung Austrialdquo bdquoFuumlr dieZukunft ist zu erwarten daszlig sich der Trendzur Selbststaumlndigkeit und zu Ein-Personen-Unternehmen weiter fortsetzen wirdldquo httpwwwkmuforschungacat

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Wirtschaft

Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger WirtschaftsfaktorFundierte fachliche Ausbildung und jahrelange Berufserfahrung vor Antritt der

Selbstaumlndigkeit sichert nachhaltige Unternehmenskonzepte

Motive der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die SelbststaumlndigkeitAngaben in Prozent

Anteil der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die das jeweilige Motiv (sehr)wichtig war Mehrfachantworten moumlglich Quelle KMU Forschung Austria

Die Auswirkungen der weltweiten Wirt-schafts- und Finanzkrise wirken sich

nun zeitverzoumlgert in Suumldosteuropa ausldquo er-klaumlrte Michael Landesmann Direktor derForschungsabteilung des Wiener Instituts fuumlrInternationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW)anlaumlszliglich eines Forums der AuszligenwirtschaftOumlsterreich (AWO) zum Thema bdquoEinfluszlig derFinanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldost-europaldquo am 3 Maumlrz in der Wirtschaftskam-mer Oumlsterreich (WKOuml) Fuumlr 2009 rechnendie Experten des WIIW mit einem Schrump-fen der Wirtschaft 2010 duumlrfte eine Stagna-tionsphase folgen und ab 2011 rechnen dieWirtschaftsforscher mit einem Wachstum ndashallerdings nicht so stark wie vor der KriseEin wesentliches Problem sieht Landesmannim Einbruch der Auslandsdirektinvestitio-nen der die Region bdquosehr vulnerabel machtldquo(bdquoverletzlichldquo Anm d Red)

Der Aufholprozeszlig in den Laumlndern Suumld-osteuropas ndash seit 2001 wuchsen die Volks-wirtschaften dieser Staaten im Schnitt zwi-schen 5 und 7 Prozent ndash war von auszligen fi-nanziert Nun bahne sich ein massives Lei-stungsbilanzdefizit an Da die Region zu ge-ringe Exportkapazitaumlten habe gelte es nundie Differenz zu finanzieren Ein ernstesProblem ergibt sich besonders in Staaten mitfixen Wechselkurssystemen Hier sei eineImportdrosselung erforderlich Ein Abgehenvon fixen Wechselkursen haumltte jedoch pro-blematische Effekte auf die Fremdwaumlh-rungskredite deren Wert in Lokalwaumlhrungentsprechend ansteigen wuumlrde Fuumlr Export-steigerungen waumlren Abwertungen hingegenvorteilhaft

Johannes Poumlschl vom WIIW teilte mitdaszlig man in der Auszligenhandelsstatistik vomJaumlnner bereits starke Auswirkungen der Kri-se sehe Aber bereits seit dem letzten Quartal2008 gerate das Wachstum in den suumldosteur-opaumlischen Staaten in den Minusbereich In-teressant sei das einheitliche Bild der Kon-junkturentwicklung bdquoKein Land entkommtder Kriseldquo so Poumlschl Vor allem die In-dustrieproduktion habe einen starken Ein-bruch erlitten Generell gelte fuumlr die Regiondass die hohen Handelsbilanzdefizite bisher

durch Tourismuseinnahmen Transfers (vonFamilienmitgliedern aus dem Ausland)Auslandsdirektinvestitionen und Kredite ge-deckt wurden Die kurzfristigen Aussichtenseien in Suumldosteuropa voraussichtlich ehernegativ Mittelfristig seien strukturelle Re-formen erforderlich Investitionen solltenvon den internationalen Finanzierungsinsti-tutionen gestuumltzt werden

Wesentlich so Georg Krauchenberg Re-gional Manager der AWO fuumlr Suumldosteuropasei der weitere Kreditfluss zur Uumlberbruumlk-kung In den Medien werde Suumldosteuropameist zu negativ und pauschal dargestellt Esgaumlbe jedoch ganz unterschiedliche Situatio-

nen und Ausgangspositionen zwischen EU-Mitgliedern Beitrittskandidaten Staaten mitEURO-Waumlhrung oder eigener Waumlhrung

Einig zeigten sich alle Experten daszlig essich bei den betroffenen Laumlndern um Maumlrktemit groszligem Nachholbedarf handle die raschwieder wachsen koumlnnen Fuumlr die Unterneh-mer gilt der Rat bdquounbedingt am Markt zubleiben da ein Marktwiedereintritt wesent-lich schwieriger wuumlrdeldquo so KrauchenbergbdquoEs geht nun um eine Uumlberbruumlckung mitMaszlig denn die Vorteile der Maumlrkte laumlgen aufder Hand Niedriges Lohnniveau NiedrigeBesteuerung und Near shorelsquo zu Mittel- undWesteuropaldquo

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Wirtschaft

Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011

AWO-Forum raquoEinfluszlig der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldosteuropalaquo ndashStrukturelle Reformen und internationale Investitionen erforderlich

AWO Groszlige Praumlsenz aufder Foodex Tokio 2009Laschan Japan ndash trotz Krise ndash weiterhinzweitwichtigster Handelspartner in Asien

Insgesamt 20 oumlsterreichische Firmen dar-unter acht Neuaussteller beteiligen sich in

der ersten Maumlrzwoche am oumlsterreichischenGruppenstand auf Japans wichtigster inter-nationaler Fachmesse fuumlr die Nahrungsmittel-industrie Der Gruppenstand wurde von derAuszligenwirtschaft Oumlsterreich (AWO) gemein-sam mit der Auszligenhandelsstelle Tokio veran-staltet bdquoDas vielfaumlltige Produktsortimentumfaszligt Qualitaumltsweine Sekt und Spirituo-sen Milch- und Molkereiprodukte Fleisch-waren Tee Kaffee Essig Fruchtsaumlfte Bio-produkte und Suumlszligwarenldquo berichtet FranzErnstbrunner von der AWO

Die heimischen Aussteller sind zum Teilbereits mit lokalen Importeuren vertreten DieNeuaussteller suchen Kontakt zu Importeu-ren Distributeuren Einkaumlufern der lokalenHandelsketten Einzelhaumlndlern und Vertre-tern des Hotel- und GastronomiegewerbesAuszligerdem bietet die Messe auch Kontaktezu Fachbesuchern aus Korea China und Tai-wan

Fachseminare der Firmen Food amp Com-merce Gegenbauer Wein amp Commerce

Sektkellerei Szigeti und Austriarsquos FindBrandsMichael Thurner fuumlr Importeure undFachbesucher der japanischen Nahrungsmit-telindustrie rundeten den Auftritt bdquoMade inAustrialdquo ab

Insgesamt beteiligten sich 2400 Ausstel-ler (23 davon aus dem Ausland) in 65 Laumln-derpavillons auf 29000 m2 Nettoausstellungs-flaumlche 95000 Fachbesucher darunter 10 aus dem Ausland wurden erwartet

bdquoJapan ist nach China weiterhin derzweitwichtigste Wirtschaftspartner in Asienund bleibt fuumlr Oumlsterreich einer der bedeu-tendsten uumlberseeischen Handelspartnerldquo be-tont Ernst Laschan oumlsterreichischer Handel-sdelegierter in Tokio Trotz deutlicher Ruumlck-gaumlnge bei oumlsterreichischen Exporten nachJapan im Jahr 2008 (Jaumlnner-November-12) bleibt Japan aufgrund der vorhande-nen Kaufkraft und Innovationsbereitschaftgerade in den Bereichen Industrie sowie Life-style und LebensmittelGetraumlnke einer derinteressantesten asiatischen Maumlrkte fuumlr oumls-terreichische Unternehmen httpwkoatawo

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Wirtschaft

Er ist ein Erlebnis er ist Erholung pur unddaher auch ein groszliger Erfolg bdquoUrlaub

am Bauernhofldquo kann in Kaumlrnten auf steigen-des Gaumlsteinteresse und wachsende Wert-schoumlpfung verweisen Mit einer Qualitaumlts-offensive will man jetzt noch mehr zulegenEin auf fuumlnf Jahre ausgelegtes Strategie-konzept stellten Tourismusreferent Landes-hauptmann Gerhard Doumlrfler bdquoUrlaub amBauernhofldquo-Geschaumlftsfuumlhrerin Edith Sabath-Kerschbaumer und Obmann Hubert Reineram 16 Februar bei einer Pressekonferenz inKlagenfurt vor Vom Land Kaumlrnten wird dieMaszlignahme mit insgesamt einer Million Eurounterstuumltzt

bdquoEs sind keine Kunstwelten keine Holly-wood-Kulissen Es ist alles authentisch weilMenschen dahinter stehenldquo sagte der Lan-deshauptmann uumlber bdquoUrlaub am BauernhofldquoEr sei vom Erfolg und weiteren Aufschwungdes Projektes felsenfest uumlberzeugt Hier wer-de naumlmlich mit hundertprozentiger Leiden-schaft Urlaub bei Freunden Urlaub in der Na-tur geboten Doumlrfler strich auch die Siche-rung von Arbeitsplaumltzen im laumlndlichen Raumund die wachsende Wertschoumlpfung hervorDies geschehe unter dem Motto bdquoNatur nut-zen aber nicht be- und abnutzenldquo Die Er-lebniswelt Bauernhof sei ganzsaisonal spre-che vor allem Familien und Kinder an undhabe ein hohes Potential zur Kundenbin-dung

Laut Doumlrfler wird das neue Strategiekon-zept von bdquoUrlaub am Bauernhofldquo vom Landbis 2013 mit 200000 Euro pro Jahr unter-stuumltzt Die Mittel kommen je zur Haumllfte ausdem Tourismus- und dem Agrarreferat bdquoUr-laub am Bauernhofldquo habe mit dem kreativenHofalltag ein groszliges Kapital meinte derLandeshauptmann bdquoWir koumlnnen damit Neu-gier stillen Zum Beispiel zeigen wie Butteroder Brot erzeugt werdenldquo Fuumlr bdquoEr-Lebens-mittel aus Kaumlrntenldquo will Doumlrfler allgemeinmehr Bewuszligtsein schaffen Ihm geht esdabei um die Entwicklung einer Marke umdie Staumlrkung der heimischen Lebensmittel-produzenten vom Bauern bis hin zu bdquoKaumlrnt-ner Milch und Coldquo Sein Vorschlag ist einKaumlrntner Jausenpaket fuumlr Urlaubsgaumlste

bdquoWir sollten den Gaumlsten Kaumlrnten am Gau-men mit nach Hause gebenldquo

Laut Reiner zielt man bei bdquoUrlaub amBauernhofldquo auf noch mehr Qualitaumltssiche-rung Dabei wolle man die Mitgliedsbetriebenicht nur strenger kontrollieren und be-werten sondern vor allem beraten undgezielt auf die Uumlberpruumlfung vorbereiten WieReiner erklaumlrte werden die Betriebe bereitsjetzt regelmaumlszligig uumlberpruumlft und mit zwei dreioder vier Blumen bewertet Das neue Modellsolle einfacher und praktikabler sein undauch dem Gast mehr Information bietenWie der Obmann betonte wolle man echtenauthentischen Urlaub anbieten bdquoDenn starkeAngebote schaffen starke Nachfrageldquo

Geschaumlftsfuumlhrerin Sabath-Kerschbaumerging auf die sechs Eckpfeiler des Konzeptesein Neben der neuen Qualitaumltskategorisie-rung seien dies die Entwicklung einer star-ken Marke sowie die weitere Professiona-lisierung von Marketing und Verkauf etwadurch einen mehrsprachigen Internetauftrittund den Ausbau der Buchungsboumlrse Weiterswolle man auf Produktentwicklung Themen-

management und Spezialisierung setzenz B mit Angeboten wie Baby- und Kinder-bauernhof Entschleunigung (bdquoLei laringsrsquonldquo)oder Ferien im Schnee Mit Seminaren undSprachkursen wolle man die Organisations-entwicklung und Mitgliederbetreuung inten-sivieren Auszligerdem sollen die Internationali-sierung und die Erschlieszligung neuer touristi-scher Maumlrkte verstaumlrkt werden

Die Geschaumlftsfuumlhrerin nannte auch einigebeeindruckende Zahlen bdquoUrlaub am Bauern-hofldquo habe in Kaumlrnten 580 Mitglieder die zu-sammen 8430 Gaumlstebetten anbieten und798000 Naumlchtigungen pro Jahr lukrierenwuumlrden Die touristische Wertschoumlpfung fuumlrKaumlrnten betrage 56 Millionen Euro Auszliger-dem sichere bdquoUrlaub am Bauernhofldquo 1850Arbeitsplaumltze auf den Houmlfen TouristischeKernmaumlrkte seien Deutschland und Oumlster-reich bei Gaumlsten aus Italien den Nieder-landen Tschechien oder Ungarn koumlnne manZuwaumlchse erzielen Durch die EURO 2008habe auch der Gaumlsteanteil aus Polen undKroatien deutlich zugenommen httpwwwurlaubambauernhofcom

Qualitaumltsoffensive bei raquoUrlaub am Bauernhoflaquo

Land Kaumlrnten unterstuumltzt Strategiekonzept mit einer Million Euro ndash Erfolg durch echte authentische Urlaubsangebote

Almgenuszlig wie aus dem Bilderbuch raquoUrlaub am Bauernhoflaquo in Kaumlrnten

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Insgesamt wurden 2008 rd 154 Mio Ur-laubsreisen (davon 86 Mio Hauptur-

laubsreisen mit vier oder mehr Naumlchtigun-gen und 69 Mio Kurzurlaubsreisen mit einbis drei Naumlchtigungen) gemacht (-16gegenuumlber 2007)

Die Ergebnisse der laufenden Erhebun-gen die von Statistik Austria seit 1969durchgefuumlhrt werden belegen Die Bedeu-tung von Reisen hat innerhalb der letztenJahrzehnte stark zugenommen 1969 unter-nahm nur etwas mehr als ein Viertel deroumlsterreichischen Bevoumllkerung mindestenseine Haupturlaubsreise (275) im Jahr2008 machten hingegen bereits 614 derBevoumllkerung ab 15 Jahren mindestens eineHaupturlaubsreise

Das Reisevolumen von Haupturlaubsrei-sen hat sich in den letzten 40 Jahren mehr alsverdreifacht (1969 24 Mio 2008 86 Mio)Die Zahl der Haupturlaubsreisen ins Auslandhat sich ungefaumlhr verfuumlnffacht (1969 11 Mio2008 53 Mio) und die Zahl der inlaumlndi-schen Urlaubsreisen hat sich im selben Zeit-raum mehr als verdoppelt (1969 13 Mio2008 32 Mio)

Relativ kleiner Radius

Bis zum Anfang der 1980er Jahre wurdedie Mehrzahl der Haupturlaubsreisen imInland verbracht auf Grund des staumlrkerenWachstums der Auslandsreisen hat sich die-ser Anteil allerdings im Laufe der Zeit zu-gunsten auslaumlndischer Destinationen ver-schoben 623 der Haupturlaubsreisen wa-ren 2008 Auslandsreisen Der Radius indem sich die oumlsterreichische Bevoumllkerungbei Haupturlaubsreisen bewegt ist aber rela-tiv klein Seit Jahren zieht es jene die eineHaupturlaubsreise ins Ausland machen inden Suumlden Italien ist nach wie vor das be-liebteste Ziel fuumlr Haupturlaubsreisen imAusland (2008 201) Kroatien folgt 2008auf dem zweiten Platz mit rund 113 vorDeutschland (89) Spanien und Griechen-land mit einem Anteil von 74 bzw 63

Die Hauptmotive

Die Hauptmotive fuumlr Haupturlaubsreisenim In- und ins Ausland waren seit 1987Strand- und Badeaufenthalte Aktivurlaube

und Erholungsurlaube Die Bedeutung derStrand- und Badeaufenthalte nimmt aber ste-tig ab In den letzten 20 Jahren hat sich derAnteil der Strand- und Badeaufenthalte halb-iert (1987 379 2008 202) und seit2006 ist der Anteil der Aktivurlaube beiHaupturlaubsreisen (2008 228) houmlher alsder Anteil der klassischen Strand- undBadeaufenthalte

Die Jahreszeiten

Generell verreist die oumlsterreichische Be-voumllkerung mehr im Sommer als im Winterdoch Urlaubsreisen im Winter gewinnen zu-nehmend an Bedeutung Waumlhrend 1969 nur120 der Haupturlaubsreisen im Winter statt-fanden lag der Anteil im Jahr 2008 schonuumlber 30 Seit einigen Jahren ist die Ten-denz zu einer gleichmaumlszligigeren Verteilungder Reisen beobachtbar (1969 615 derHaupturlaube in den Ferienmonaten Juli undAugust 2008 375) Die Annaumlherung derSaisonen ist vor allem bei laumlngeren Inlands-urlaubsreisen zu erkennen

Die Urlaubsdauer

Waumlhrend vor 40 Jahren die Haumllfte derHaupturlaubsreisen noch zwischen einer undzwei Wochen dauerten lag der Anteil imJahr 2008 nur mehr bei 365 Dement-sprechend ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die zwischen fuumlnf und sieben Tagedauern gestiegen und zwar von rund 117im Jahr 1969 auf 484 im Jahr 2008

Die Transportmittel

Seit 1969 ist das wichtigste Transport-mittel bei Haupturlaubsreisen der PKW(2008 550) Zu diesem Zeitpunkt spieltedas Flugzeug mit einem Anteil von 34eine weniger wichtige Rolle aber bis 2008hat sich der Anteil verachtfacht (2008295) was vor allem auf Kosten der Bahngeschah Im Jahre 1969 wurde die Bahnnoch bei einem Viertel aller Haupturlaubs-reisen genutzt im Jahr 2008 lag der Anteilnur noch bei 67

Waumlhrend Flugreisen bei Inlandsurlaubs-reisen erwartungsgemaumlszlig eine geringere

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Chronik

Gehoumlrt bei vielen Menschen wohl zum Inbegriff des Urlaubs am Strand liegen undeinfach ausspannen Foto httpwwwbilderboxbiz

Oumlsterreicher reisen andersLaut aktuellen Ergebnissen der Statistik Austria wurde die 15 Mio-Marke bei Urlaubsreisen auch 2008 durchbrochen 761 der oumlsterreichischen

Bevoumllkerung ab 15 machten mindestens eine Urlaubsreise

Bedeutung haben werden bei Hauptur-laubsreisen ins Ausland seit 1996 mehr Rei-sen mit dem Flugzeug als mit dem PKW ge-macht (Ausnahme 2001 und 2002)

Die Unterkuumlnfte

In den vergangenen Jahren wurde bei rddrei Viertel aller Haupturlaubsreisen in ent-geltlichen Unterkuumlnften genaumlchtigt (2008764) Hotels und aumlhnliche Betriebe wur-den dabei 2008 bevorzugt genutzt (531)Bei fast jeder vierten Haupturlaubsreise wur-de 2008 aber gratis genaumlchtigt (236)

Man reist meist selbstaumlndig

Der uumlberwiegende Teil der Haupturlaubs-reisen wird seit 1969 ohne die Hilfe vonReisebuumlrosReiseveranstaltern organisiert(2008 724) In den 1970ern 1980ern und1990ern ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die mit Hilfe von ReisebuumlrosReise-veranstaltern organisiert wurden zwar ge-stiegen die Anteile stagnieren seither bei rd30 Die Unterstuumltzung eines ReisebuumlrosReiseveranstalters wird bevorzugt bei Haupt-urlaubsreisen ins Ausland in Anspruch ge-nommen (2008 346 der Reisen gaumlnzlichuumlber ReisebuumlroReiseveranstalter organisiert)

Die Intensitaumlt

Die Urlaubsreiseintensitaumlt und die Anzahlder Haupturlaubsreisen unterscheiden sichnach soziodemografischen Merkmalen wiezum Beispiel Alter und Erwerbstaumltigkeit

Betrachtet man das Alter war im Jahr2008 die Haupturlaubsreiseintensitaumlt vonPersonen zwischen 15 und 24 Jahren mit651 am houmlchsten Die meisten Haupt-urlaubsreisen (266) wurden 2008 aller-dings von Personen die 60 Jahre und aumlltersind gemacht

Analysiert man die Teilnahme am Er-werbsleben wurden 2008 die meistenHaupturlaubsreisen von unselbstaumlndig Be-schaumlftigten gemacht (479) gefolgt vonPensionisten (260) Bei Arbeitslosen wa-ren die Anzahl der Haupturlaubsreisen unddie Haupturlaubsreiseintensitaumlt mit 451im Jahr 2008 erwartungsgemaumlszlig am gering-sten

Seit 1972 hat sich die Reiseintensitaumlt ver-aumlndert Die Reiseintensitaumlt der Studentenund Schuumller (+445 Prozentpunkte) derSelbstaumlndigen (+358 Prozentpunkte) undder Pensionisten (+305 Prozentpunkte) stiegdeutlich Studenten und Schuumller haben mitt-lerweile die houmlchste Reiseintensitaumlt mit760 httpwwwstatistikat

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Chronik

raquoOumlsterreichisches Wanderguumltesiegellaquofuumlr das Suumldliche Waldviertel

Das Suumldlliche Waldviertel und damit dieRegion von der Wachau bis zum Weins-

berger Wald erhielt kuumlrzlich als erste Regionin Oumlsterreich das bdquoOumlsterreichische Wander-guumltesiegelldquo das Siegel wird von der Vereini-gung zur Qualitaumltssicherung fuumlr Wandern inOumlsterreich verliehen

Das 2003 fuumlr das suumldliche Waldviertel er-stellte Wanderangebot wurde nun nochmalsdurchleuchtet qualitativ verbessert und einemZertifizierungsprozeszlig unterzogen Beim Wald-viertel Tourismus wird diese Auszeichnungals Signal in Richtung Qualitaumltstourismusgesehen mit dem bdquoWanderguumltesiegelldquo sollenvermehrt Wanderbegeisterte aus dem In- undAusland angesprochen werden

Das 2007 ins Leben gerufene Wander-guumltesiegel definiert klare Qualitaumltskriteriennach denen sich Regionen WanderdoumlrferWanderwege und Wanderbetriebe der Pruuml-fung und Zertifizierung durch ExpertInnenunterziehen koumlnnen Der Qualifizierungs-prozeszlig umfaszligt eine genaue Staumlrken- undSchwaumlchenanalyse des Wanderangebots miteiner konkreten Handlungsanleitung zurVerbesserung der Wanderinfrastruktur unddes Wanderprogramms Bei Erfuumlllung allerwander-qualitaumltsrelevanter Standards wirddas bdquoOumlsterreichische Wanderguumltesiegelldquo ver-liehen und damit eine verlaumlssliche qualitativhoch stehende Wanderqualitaumlt in allenTeilbereichen des Wanderns attestiert

Die Wanderregion Suumldliches Waldviertelbietet Wanderern auf aufbereiteten Touren

besondere Eindruumlcke inmitten einer weitlaumlu-figen und sanft huumlgeligen Wald- Fluss- undWiesenlandschaft Im Ysper- und Weitentalhingegen bricht das Hochland des Nord-waldes steil zur Donau hin ab sodaszlig dieWanderer hier echte Berg- und Gipfelerleb-nisse erwarten Die Erschlieszligung alter Pil-gerpfade wiederum verspricht auch meditati-ve Erlebnisse

Die vom Waldviertel Tourismus aufberei-teten Touren fuumlhren zu den Naturattraktio-nen des Waldviertels inklusive BerggipfelnAussichtsplaumltzen historischen Schauplaumltzenund Kulturguumltern Die maumlchtigen Granitforma-tionen der Wald in all seinen Erscheinungs-formen sowie ausgedehnte Felder eroumlffnenimmer neue Landschaftsbilder Neben derYsperklamm sind etwa die original erhalteneFolterkammer im Schloszlig Poumlggstall oder dasTal der Sonnenuhren weitere Houmlhepunkteauf den Wanderwegen

In der Wanderregion Suumldliches Waldvier-tel mit ihren insgesamt elf Gemeinden fin-den sich 62 Wandertouren wobei es sichgroszligteils um Rundwanderwege handelt Wei-ters existieren beschilderte Pilgerwander-wege zur Basilika Maria Taferl 21 gekenn-zeichnete Ausgangspunkte mit Orientierungs-uumlbersichten sowie rund 600 Kilometer mar-kierte Wanderrouten nach einem einheit-lichen Beschilderungskonzept und interna-tionalen Richtlinien laut dem NOuml Wander-wegekonzept httpwwwsuedlicheswaldviertelat

vl Reinhard Ferner (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel) Silvia Stadler(Waldviertel Tourismus Projektleiterin) Markus Hann (Waldviertel TourismusGeschaumlftsfuumlhrer) Sieghard Preis (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel)

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Chronik

Fruumlhling liegt in der Luft ndash und auch inden Blumenbeeten der Stadt wird der

Fruumlhling bald unuumlbersehbar sein In den Blu-mengaumlrten Hirschstetten laufen die Vorberei-tungen seit Wochen auf Hochtouren Rund350000 Fruumlhjahrsbluumlher ndash Primeln Gaumlnse-bluumlmchen Stiefmuumltterchen und Vergiszligmein-nicht ndash wurden in den letzten Monaten inden Blumengaumlrten Hirschstetten kultiviertDamit die Fruumlhlingsboten bereits bei ihrerAuspflanzung in voller Bluumlte stehen wurdeschon vor Jahreswechsel mit ihrer Kultivie-rung in Hirschstetten begonnen

Die beliebten Fruumlhlingsbluumlher werden inallen erdenklichen Farben erbluumlhen So gibtes bei den Primeln beinahe keine Farbe dienicht moumlglich scheint Bellis hingegen erbluuml-hen dagegen hauptsaumlchlich in den FarbenRot Rosa und Weiszlig Vergiszligmeinnicht inblau und weiszlig und die bdquoGesichterldquo der Stief-muumltterchen sind von cremeweiszlig uumlber gelbbis hin zu dunkelrot und blau So wird derFruumlhling in Wien mit aller Farbenpracht Will-kommen geheiszligen Sobald die jetzigen Maumlrz-temperaturen es zulassen werden die Blu-men von den MitarbeiterInnen der MA 42 ndashWiener Stadtgaumlrten in allen Parkanlagen undvielfach auch im Straszligenbereich gepflanztDamit die Wienerinnen und Wiener moumlg-lichst lange Freude an ihren bunten Fruumlh-jahrsbluumlhern haben wurden verschiedeneSorten gewaumlhlt deren Bluumltezeit sich uumlbermehrere Wochen erstreckt Wenn eine Sorteverbluumlht erbluumlht bereits die naumlchste So gibtes waumlhrend des Fruumlhlings in den Blumen-beeten der Stadt keinen bluumltenlosen Tag

Warten auf die ersten Sonnenstrahlen

Der bluumltenreiche Fruumlhling in Wien hatauch in den Blumenbeeten bereits im letztenHerbst begonnen Im September wurdeneine Million Tulpen- und Narzissenzwiebelnin den Boden bdquogelegtldquo die nach ihrembdquoWinterschlafldquo bereits jetzt das erste Gruumlnzeigen Auch sie werden in den kommendenWochen unsere Stadt in RotGelbOrange-Toumlne tauchen Davor werden noch ihre klei-nen bdquoVerwandtenldquo die Krokusse die Be-sucherinnen und Besucher in den WienerParkanlagen Willkommen heiszligen und aufden Fruumlhling rsquo09 einstimmen

Der Fruumlhling in Wienbeginnt in Hirschstetten350000 Primeln Stiefmuumltterchen amp Co lassen Wien erbluumlhen

Blumenpracht uumlberall in Wien ndash in unserem Bild vor der Karlskirche

Einer der unzaumlhligen Parks in der Bundeshauptstadt wo Millionen Blumen sprieszligen

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Im 57 Kilometer langen Tunnel Muumlnster ndashWiesing ist nach rund eineinhalb Jahren

Bauzeit am 6 Februar der Durchschlag zumNachbartunnel in Wiesing gegluumlckt Exaktum 1921 Uhr hat der Bohrkopf mit einemDurchmesser von 13 Metern die letzte Beton-sicherung durchbrochen Rund sechs Monatefruumlher als urspruumlnglich erwartet ist bdquoOttoldquo inWiesing angekommen

Rund um die Uhr hat sich der 2600 Ton-nen schwere Stahlkoloszlig seit Mitte 2007 taumlg-lich fast 10 Meter durch den Untergrund ge-arbeitet Dabei wurde einmal der Inn unter-fahren sowie die TIGAS-Leitung die Inntal-autobahn die bestehende Bahnstrecke unddie Wiesinger Bruumlcke ohne Probleme unter-quert Der gesamte Vortrieb fuumlr den zukuumlnf-tigen zweigleisigen Eisenbahntunnel erfolg-te im Lockermaterial und Grundwasser desInntalbodens die verwendete Vortriebsma-schine zaumlhlt zu den groumlszligten Europas

Der exakten Einfahrt in die Zielkavernebei Wiesing sind enorme Anstrengungen zurHerstellung des Tunnels vorangegangenRund 800000 Kubikmeter Ausbruch wur-den in Rohrleitungen aus dem Untergrundbefoumlrdert 23000 Betonfertigteile mit einemGesamtgewicht von mehr als 300000 Ton-nen in einer eigenen Produktionshalle herge-stellt und in den Tunnel eingebaut

Weitere Arbeitsschritte

Die Arbeiten zur Herstellung des fertigenEisenbahntunnels gehen ohne Unterbre-chung weiter Nach erfolgreichem Abschluszligdieses Vortriebes wird in den kommendendrei Monaten die TunnelvortriebsmaschinebdquoOttoldquo zerlegt und von der Baustelle ab-transportiert Anschlieszligend erfolgt bis vor-aussichtlich 2010 der Einbau einer Beton-innenschale die zum Schutz des Fertigteil-tunnels dient und die weitere bahntechnischeAusruumlstung ermoumlglicht Auch der Durch-schlag einer zweiten groszligen Tunnelvortriebs-maschine im Unterinntal wird noch imFruumlhjahr 2009 erwartet

Die neue Unterinntalbahn ist Teil dernoumlrdlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basis-tunnel 2003 sind die Hauptbaumaszlignahmen

angelaufen derzeit befindet sich das gesam-te Projektgebiet in Bau Die eisenbahntech-nische Ausruumlstung ist Ende 2008 angelaufenMit einer Gesamtlaumlnge von 40 Kilometern ndashdavon 32 Kilometer in Tunnels ndash bietet dieneue Unterinntalbahn ab 2012 der Trans-portwirtschaft zusaumltzliche umweltfreundli-che Schienenverkehrskapazitaumlten Ebenso

kann der Regionalverkehr im Tiroler Unter-land wirksam ausgebaut werden Anrainerder bestehenden Bahnanlagen zwischenKundl und Baumkirchen duumlrfen mit einerdeutlichen Laumlrmentlastung vor allem in denNachtstunden rechnen Das Projekt wird mitfinanziellen Mitteln der EU unterstuumltzt httpwwwbegcoat

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Chronik

Groszliger Tunneldurchschlag fuumlrneue Unterinntalbahn

Die beim Vortrieb zwischen Muumlnster und Wiesing eingesetzte TunnelbohrmaschineraquoOttolaquo hat am Abend des 6 Februar nach 585 Tagen ihr Ziel in Wiesing erreicht

Der Durchstich der Tunnelvortriebsmaschine gegluumlckt

Einfahrtskaverne im Los H3-6

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Mit dem neuen Fahrgastinformations-system setzen wir einen weiteren

wichtigen Schritt um den oumlffentlichen Ver-kehr kundenfreundlicher und damit attrakti-ver zu machen Wir unterstuumltzen damit denUmstieg vom Auto auf oumlffentliche Verkehrs-mittel helfen dem Klima und der Umweltund verbinden gleichzeitig Mobilitaumlt undWirtschaft mit nachhaltiger Regionalent-wicklungldquo so Umweltminister Niki Berla-kovich am 26 Febuar bei der Praumlsentation desvom Lebensministerium gefoumlrderten Pro-jekts bdquoZentren staumlrken ndash Fahrgastinforma-tionssystem Domplatz Eisenstadtldquo gemein-sam mit Landeshauptmann Hans Niessl undBuumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel imRahmen seines Burgenlandtags

Das vom Lebensministerium gefoumlrderteneue Fahrgastinformationssystem informiertdie Fahrgaumlste am Eisenstaumldter Domplatzeinem der wichtigsten Knotenpunkte des of-fentlichen Verkehrs im Burgenland zielge-richtet uumlber alle Busverbindungen und et-waige Verspaumltungen Die dafuumlr eingesetztenMonitore sind weltweit die ersten und groumlszlig-ten LCD Outdoor Screens Damit ist dasBurgenland Vorreiter im Bereich der Fahr-gastkommunikation

Das innovative Informationssystem fuumlrdie Benutzer der oumlffentlichen Busse ist Teildes Schirmprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquound ein Beitrag Oumlsterreichs zum ProgrammbdquoTHE PEP (Transport Health Environ-ment-Pan-European Programme) DiesesProgramm wurde federfuumlhrend von Oumlster-reich initiiert und hat als eine der Prioritaumltenden Schutz sensibler Gebiete Die RegionNeusiedler SeeFertouml-toacute wurde vom Lebens-ministerium als Modellregion ausgewaumlhltweil sie als oumlkologisch besonders sensibleWeltkulturerbe-Region auch einen beson-ders sensiblen Umgang mit Verkehr undInfrastruktur verlangt

Umweltfreundliche Mobilitaumltin der Praxis

bdquoEs freut mich daszlig wir mit diesem ge-meinsamen Projekt zahlreiche attraktiveAngebote fuumlr umweltfreundliche Mobilitaumltmachen koumlnnen Die vom Lebensministerium

mitgefoumlrderte Mobilitaumltszentrale in Eisen-stadt kann heute bereits den 10000sten Kun-den feiern Das zeigt wie groszlig die Nachfragenach einer guten Fahrgastberatung ist undwie wichtig diese Maszlignahmen sind um dieNutzung oumlffentlicher Verkehrsmittel fuumlreinen nachhaltigen Klimaschutz zu forcie-renldquo unterstrich Umweltminister Berlako-vich

Weitere erfolgreiche Projekte im Rahmendes Schrimprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquosind die Gmoabusse in Purbach Breiten-brunn und Moumlrbisch oder das Solarboot amNeusiedlersee als Beispiel fuumlr die Bandbreiteder Nutzung erneuerbarer Energie Das

Stadthafenprojekt in Neusiedl zeigt daruumlberhinaus wie die Koordination einer umwelt-freundlichen Stadt- und Verkehrsplanungaussehen kann

bdquoMir ist es wichtig dass durch diese Bei-spiele auch andere Gemeinden profitierenund aktiv etwas fuumlr den Klimaschutz tunDaher unterstuumltzen wir Betriebe und Ge-meinden auch mit dem Beratungs- und Foumlr-derungsprogramm klimaaktiv mobil beiFuhrparkumstellungen Radverkehrsprojek-ten oder der Forcierung von klimaschonen-den Mobilitaumltsmanagements Im Burgenlandsparen wir so gemeinsam mit zwoumllf Partnernbereits 5000 Tonnen CO2 jaumlhrlich einldquo be-tonte Umweltminister Niki Berlakovich ab-schlieszligend

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Chronik

Fahrgast-InfosystemUmweltminister und Landeshauptmann praumlsentierten Modellprojekt fuumlr

umweltvertraumlglichen Verkehr in oumlkologisch sensiblen Regionen in Eisenstadt

Landeshauptmann Hans Niessl Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Eisen-stadts Buumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel praumlsentieren die neuen Monitore amEisenstaumldter Domplatz Foto Bgld Landesmedienservice

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Gastronomie amp Kulinarisches

Wer in einem NiederoumlsterreichischenWirtshauskultur-Betrieb war weiszlig

was Gemuumltlichkeit Gastfreundschaft undGaumenfreuden wirklich ausmachen Undgenau diesen Themen widmet sich seit 15 Jah-ren die Niederoumlsterreichische Wirtshauskul-tur denn sie hat sich voll und ganz der Pfle-ge und Wahrung authentischer Gastlichkeitund regionaler Spezialitaumlten verschrieben

Mehr als 270 Gastronomen sind in diesesGenusskulturprojekt eingebunden Im Pro-gramm der wirtshauskulturellen Veranstal-tungen kommt der alljaumlhrlichen Wahl zumTop-Wirt eine besondere Bedeutung zu wer-den doch dabei idealtypische gastronomi-sche Leistungen gewuumlrdigt bdquoDie hervorra-gende Entwicklung der Niederoumlsterreichi-schen Wirtshauskultur freut mich als neueTourismuslandesraumltin natuumlrlich besondersInitiativen wie die Wahl zum Top-Wirt tra-gen dazu bei die Wirte zu Houmlchstleistungen

zu motivieren Die NiederoumlsterreichischeWirtshauskultur hat sich zu einem der Aus-haumlngeschilder des Landes fuumlr Genieszliger ent-wickeltldquo so Tourismuslandesraumltin PetraBohuslav

Heuer wurde das Ergebnis der Top-Wirte-Wahl am 2 Maumlrz in der Babenbergerhalle inKlosterneuburg im festlichen Rahmen be-kannt gegeben

Der Sieger der Top-Wirte Wahl 2009 istder Haslauerhof in Haslau im NationalparkDonau-Auen Zum Aufsteiger des Jahreswurde der Retzbacherhof aus Unterretzbachim Weinviertel gewaumlhlt Als Einsteiger desJahres wurde das Gasthaus Goldenes Schiffin Tulln gewuumlrdigt

Weitere 49 Mitgliedsbetriebe der Nieder-oumlsterreichischen Wirtshauskultur haben beiden anonym vorgenommenen Tests so her-vorragend abgeschnitten daszlig sie 2009 dieAuszeichnung bdquoTop-Wirtldquo fuumlhren duumlrfen

Mit dem Haslauerhof wird ein Wirtshausausgezeichnet das ganz besonders mit sei-ner Region verbunden ist Roland Lukeschwirkt hier als Wirt und Koch und bietet sei-nen Gaumlsten eine ganze Reihe von Spezia-litaumlten die dem Nationalpark Donau-Auenentspringen etwa Wildgerichte von Au-hirsch Fasan oder Schnepfe sowie Koumlst-lichkeiten von Donaufischen Uumlberdies bie-tet der Haslauerhof einen prachtvollen Aus-blick auf die wilde Wasser- und Waldland-schaft der Donau-Auen

Mit der Auszeichnung bdquoAufsteiger desJahresldquo werden die Leistungen eines Wirts-hauses honoriert das sich gegenuumlber demVorjahr deutlich gesteigert hat Der TitelAufsteiger des Jahres wurde heuer HaraldPollak und dem Retzbacherhof zuerkanntund damit die Wiederbelebung eines tradi-tionsreichen Wirtshauses gewuumlrdigt DenWirtsleuten ist es gelungen das Haus in

Top-Wirt-Wahl 2009Mit der Wahl des Top-Wirts sowie des Aufsteigers und Einsteigers desJahres wurden heuer zum elften Mal die hervorragenden Haumluser der

Niederoumlsterreichischen Wirtshauskultur geehrt

vl Ulli Amon Jell (Obfrau Niederoumlsterreichische Wirtshauskultur) Thomas Baumgartlinger Gasthaus Goldenes Schiff(Einsteiger des Jahres 2009) Harald Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Roland Lukesch Haslauerhof (Top-Wirt 2009) Sonja Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Tourismuslandesraumltin Dr Petra Bohuslav MarcoPennerstorfer (Koch Gasthaus Goldenes Schiff 2009) Christoph Madl (Geschaumlftsfuumlhrer der Niederoumlsterreich-Werbung)

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neuem Glanz erstrahlen zu lassen und einuumlberaus reizvolles Ambiente bodenstaumlndigerGastlichkeit zu bewahren

Als bdquoEinsteiger des Jahresldquo wird jenesWirtshaus geehrt das unter allen Wirtshaumlu-sern die sich zum ersten Mal an der Wahlzum Top Wirt beteiligen die houmlchste Punk-teanzahl erreicht Das traf heuer auf dasGoldene Schiff in Tulln zu Mit ThomasBaumgartlinger hat die 5 Generation einerWirtsfamilie das Ruder im Goldenen Schiffuumlbernommen Seither steuert das Wirtshausauf einem kulinarisch uumlberaus attraktivenKurs was mit der Auszeichnung bdquoEinsteigerdes Jahresldquo Anerkennung findet

Als Top-Wirte werden Gastronomiebe-triebe ausgezeichnet die in anonym durch-gefuumlhrten Tests besonders hohe Wertungenerreichen Sie muumlssen den Leitlinien derNiederoumlsterreichischen Wirtshauskultur ent-sprechen die eine Reihe markanter Eigen-schaften fordern Echte Gastlichkeit zurSaison passend angebotene regionale Beson-derheiten aus Kuumlche und Keller ein optima-les Verhaumlltnis von Preis und Leistung sowiedie enge Zusammenarbeit mit der heimi-schen Landwirtschaft

Top-Wirt-Sieger Aufsteiger und Einstei-ger des Jahres werden von einer Jury ge-waumlhlt der hochkaraumltige Experten fuumlr speziellniederoumlsterreichische Gastlichkeit angehouml-ren Heuer waren dies unter anderen HaraldKnabl CR der NOumlN KR Rudolf RumplerObmann der Fachgruppe Gastronomie derWK-NOuml Richard Grasl CR des ORF NOumlUlli Amon-Jell Obfrau der Niederoumlsterrei-chischen Wirtshauskultur und Lorenzo Mo-relli Gourmet und Tester

Mitgliedsbetriebe erkennt man uumlbrigensein einem gruumlnen Schild

Top Wirte-Sieger vergangener Jahre

2008 Goldenes Bruumlndl in Oberrohrbach2007 Gasthaus Schmutzer in Winzendorf2006 DER jungWIRT in Goumlttlesbrunn2005 Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn2004 Gasthof Zum Lustigen Bauern in

Zeiselmauer2003 Gasthaus Kalteis in Kirchberg an der

Pielach2002 Gasthaus Zum Blumentritt in

St AegydNeuwald2001 Landgasthof Jeitler in

BrombergOberschlatten2000 Gasthaus Jell in Krems1999 Gasthaus Schwarz in Noumlhagen

Alle zur Niederoumlsterreichischen Wirtshaus-kultur httpwwwwirtshauskulturat

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Gastronomie amp Kulinarisches

Roland Lukesch (Haslauerhof) ist raquoTop-Wirt 2009laquo

Harald Pollak (Retzbacherhof) ist raquoAufsteiger des Jahres 2009laquo

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Kulturministerin Claudia Schmied uumlber-reichte am 12 Feber im Audienzsaal

des Bundesministeriums fuumlr UnterrichtKunst und Kultur das Oumlsterreichische Ehren-kreuz fuumlr Wissenschaft und Kunst anMaestro Mariss Jansons eine der herausra-genden Dirigentenpersoumlnlichkeiten der Ge-genwart Die Laudatio haumllt Thomas Angyan

Der 1943 im lettischen Riga geboreneSohn des Dirigenten Arvid Jansons studierteVioline Viola und Klavier und absolvierteseine musikalische Ausbildung am Lenin-grader Konservatorium in Dirigieren mitAuszeichnung Studien in Wien bei HansSwarowski und in Salzburg bei Herbert vonKarajan schlossen sich an 1971 gewannMariss Jansons den Dirigentenwettbewerbder Herbert-von-Karajan-Stiftung in BerlinMaszliggeblich gepraumlgt wurde er durch denlegendaumlren russischen Dirigenten JewgenijMrawinskij der Mariss Jansons 1971 alsAssistenten zu den Leningrader Philharmo-nikern holte Mariss Jansons blieb diesemOrchester den heutigen St PetersburgerPhilharmonikern bis 1999 als staumlndigerDirigent verbunden und leitete das Orchesterin dieser Zeit weltweit auf Tourneen Nebenseinen dirigentischen Verpflichtungen hatteMariss Jansons uumlber fast 30 Jahre von 1971bis 2000 eine Professur fuumlr Dirigieren amSt Petersburger Konservatorium inne Er istEhrendoktor der Musikakademien von Oslound Riga

Mariss Jansons ist seit 2003 Chefdirigentvon Symphonieorchester und Chor desBayerischen Rundfunks 2004 trat MarissJansons zudem die Position des Chefdiri-genten des Koumlniglichen Concertgebouw-orchesters in Amsterdam an Von 1979 bis2000 setzte Mariss Jansons Maszligstaumlbe alsChefdirigent der Osloer Philharmoniker dieer zu einem internationalen Spitzenorchesterformte Auszligerdem war er Erster Gastdirigentdes London Philharmonic Orchestra (1992-1997) und Musikdirektor des PittsburghSymphony Orchestra (1997-2004) Mit sei-nen beiden Orchestern aus Olso und Pitts-burgh absolvierte Jansons zahlreiche Tour-neen in die wichtigsten Musikzentren derWelt und zu den bedeutendsten Festivals wiejenen von Salzburg Luzern und Edinburghsowie zur Londoner Proms

Daruumlberhinaus hat er mit allen bedeuten-den Orchestern der Welt erfolgreich zusam-mengearbeitet ua mit dem New York Phil-harmonic Orchestra dem Philadelphia unddem Cleveland Orchestra dem Chicago unddem Boston Symphony Orchestra dem IsraelPhilharmonic Orchestra dem London Sym-phony Orchestra dem Tonhalle-OrchesterZuumlrich und der Saumlchsischen StaatskapelleEinen besonderen Stellenwert nehmen dabeidie Wiener und Berliner Philharmoniker einDiese Orchester dirigiert Jansons regelmaumlszligigin Wien und Berlin aber auch auf Tourneendurch Europa die USA und Japan Mit die-sen beiden und anderen Orchestern ist erregelmaumlszligig bei den Salzburger Festspielenzu Gast 2006 leitete Jansons erstmals dasNeujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Besondere Bedeutung hat fuumlr Mariss Jan-sons die Arbeit mit jungen Musikern Er diri-gierte das Gustav Mahler Jugendorchester aufeiner europaweiten Tournee und arbeitete mitdem Attersee Institute Orchestra mit dem erbei den Salzburger Festspielen auftrat InMuumlnchen gibt er regelmaumlszligig Konzerte mitbayerischen Jugendorchestern und der Aka-demie des Symphonieorchesters des Bayeri-schen Rundfunks Mariss Jansons ist Kuumlnst-lerischer Leiter des Masterprice-Wettbewerbsfuumlr zeitgenoumlssische Musik in London

Die Diskographie des Dirigenten istauszligerordentlich umfangreich und umfaszligtviele preisgekroumlnte Einspielungen Interna-tional groszlige Beachtung fand Jansons mitdem Tschaikowskij-Zyklus den er mit denOsloer Philharmonikern aufgenommen hatDie Einspielung von Schostakowitschs Sieb-ter Symphonie mit den Leningrader Phil-harmonikern gewann den Edison Preis 1989Berliozrsquo bdquoSymphonie fantastiqueldquo mit demConcertgebouworchester wurde mit demhollaumlndischen Luister-Preis und DvoraacuteksFuumlnfte Symphonie mit dem Penguin Awardausgezeichnet Mariss Jansons erhielt auszliger-dem mehrmals den Preis der deutschenSchallplattenkritik Seine Interpretationenvon Gustav Mahlers Erster und NeunterSymphonie mit den Osloer Philharmonikern(2003) und Mahlers Sechster mit demLondon Symphony Orchestra (2004) wurdenmit dem bdquoToblacher Komponierhaumluschenldquoausgezeichnet einer besonderen Anerken-nung fuumlr die beste Mahler-Interpretation un-serer Tage

Mariss Jansons erhielt zahlreiche interna-tionale Preise und Ehrungen

Er ist Ehrenmitglied der Gesellschaft derMusikfreunde in Wien sowie Honorary Mem-ber der Royal Academy of Music in Lon-don

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Personalia

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons

Kulturministerin Claudia Schmied und Maestro Mariss Jansons

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Daszlig das Andenken an den unvergessenenWiener Alterzbischof Mann des Kon-

zils und allseits geachteten bdquoPontifex austria-cusldquo in vielfacher Weise wach ist belegteine Reihe von Veranstaltungen rund um sei-nen Todestag Bischof Egon Kapellari zele-briert als Praumlsident der bdquoKardinal-Koumlnig-Stiftungldquo am 13 Maumlrz um 18 Uhr einen Ge-denkgottesdienst im Wiener StephansdomPersoumlnlichkeiten aus Religion WissenschaftPolitik Wirtschaft und Medien nehmen am14 Maumlrz im Wiener Kardinal-Koumlnig-Hausan einem Symposion zum Thema bdquoGewis-senldquo teil die langjaumlhrige Buumlroleiterin desKardinals (und Wiener Dioumlzesanarchivarin)Annemarie Fenzl bringt gemeinsam mitWolfgang Moser das Buch bdquoKardinal Kouml-nig ndash Woher komme ich Wohin gehe ichAnregungen fuumlr ein angstfreies Lebenldquo her-aus Das Buch wird am 11 Maumlrz in der Un-terkirche des Stephansdoms ndash in unmittelba-rer Naumlhe zur Grabstaumltte Kardinal Koumlnigs ndashpraumlsentiert

Zu der Messe am 13 Maumlrz werden zahl-reiche Weggefaumlhrten und Schuumller KardinalKoumlnigs erwartet aber auch viele einfacheGlaumlubige die den bdquoHerzenskardinalldquo nichtvergessen haben Die bdquoKardinal-Koumlnig-Stif-tungldquo hat den Dom-Musicus ThomasDolezal beauftragt ein Konzept fuumlr die Ge-staltung des Gottesdienstes zu entwerfenDolezal geht von dem Schriftwort aus bdquoAllesvergeht aber der Name des Frommen wirdnicht getilgtldquo Die Gestaltung wird im Sinndes Testaments des Kardinals (bdquoVergeszligt anmeinem Sarg die Osterkerze nichtldquo) insge-samt bdquooumlsterlich-zuversichtlichldquo sein In sei-nem Konzept versammelt Dolezal die groszligenJubilaumlumsgestalten des heurigen Jahres diezugleich Bezuumlge zum Denken Kardinal Kouml-nigs repraumlsentieren Texte des Apostels Pau-lus Musik von Felix Mendelssohn-Barthol-dy (aus dem Oratorium bdquoPaulusldquo) GeorgFriedrich Haumlndel (aus dem Oratorium bdquoDerMessiasldquo) und Joseph Haydn In den dreigroszligen Komponisten komme die oumlkumeni-sche Weite zum Ausdruck ebenso im Ge-brauch der verschiedenen Sprachen ndash latei-nisch englisch deutsch Fuumlr die musikali-sche Gestaltung sorgen unter der Leitungvon Thomas Dolezal Solisten Chor und Or-chester von bdquoArs musicaldquo

Neues Buch zeigt denKardinal als Seelsorger

Die bdquounverruumlckbaren Prinzipien seinerseelsorglichen Arbeit und sein Mut machen-des Kirchenbildldquo zeigen Annemarie Fenzlund Wolfgang Moser in ihrem neuen Buchuumlber den Kardinal auf Die Autoren wollenzeigen daszlig das bdquoLebensrezeptldquo KardinalKoumlnigs auf jeden Menschen anwendbar istbdquoWer den Glauben so ernst nimmt wie er esgetan hat dem eroumlffnen sich ungeahnteMoumlglichkeiten fuumlr ein gegluumlcktes und angst-freies Daseinldquo heiszligt es in einer Aussendungdes bdquoStyrialdquo-Verlages Als bdquoKoumlnig der Her-zenldquo und bdquoSeelen-Friedensstifterldquo sei der Kar-dinal unvergessen bdquolebendig geblieben invielen Menschen ist auch die Erinnerung anseine Offenheit und seine Zuversicht seineSorge um die Menschen und sein Interessean ihrem Leben wie es wirklich ist undseine Suche nach Antworten ndash gemeinsammit ihnenldquo

raquoBruumlckenbauerlaquo imweitesten Sinn des Wortes

Der Wiener Alterzbischof starb vor fuumlnfJahren im 99 Lebensjahr Er galt weit uumlberden kirchlichen Bereich hinaus als bdquoBruumlcken-bauerldquo im weitesten Sinn des Wortes Dasvon Kardinal Christoph Schoumlnborn geleiteteRequiem verdeutlichte nochmals eindruumlck-

lich wie breit die Wertschaumltzung fuumlr Koumlnigwar Der Dom war damals bis auf den letz-ten Platz gefuumlllt Auch auf dem Stephans-platz hatten sich trotz des naszligkalten WettersTausende Menschen versammelt

Bereits in den Tagen davor hatten zigtau-sende Menschen in Stille und Gebet vonKardinal Koumlnig Abschied genommen dessensterbliche Huumllle in der Vierung des Domsaufgebahrt war Sowohl beim Requiem alsauch bei der Aufbahrung hatten viele Men-schen Traumlnen in den Augen Auffallend warder hohe Anteil junger Leute unter den Trau-ernden Priester und Laien Katholiken undNichtkatholiken bezeichneten das Begraumlbniseinmuumltig als ein bdquotiefes spirituelles Ereig-nisldquo in dem noch einmal deutlich wurdewie sehr Kardinal Koumlnig aus der Botschaftdes Evangeliums gelebt hatte

Mehr bdquoPontifexldquo als mancher Papst ndash sobeschrieb der katholische Publizist Histori-ker und Vatikanspezialist Hansjakob StehleKardinal Franz Koumlnig nach dessen Tod Ineinem Nachruf wuumlrdigte er Koumlnig als bdquoeinenWege bahnenden Bruumlckenbauerldquo Dabei ha-be Koumlnig bdquonie einer kirchenfuumlrstlichen Poseldquobedurft um glaubhaft den Dialog zwischenReligionen und Konfessionen Glaumlubigenund Nichtglaubenden zwischen Traditionund Erneuerung zu foumlrdernldquo httpstephanscomat

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Personalia

Kirche gedenkt Kardinal KoumlnigsAm 13 Maumlrz jaumlhrt sich der Todestag des unvergeszliglichenen Wiener Alterzbischofs

zum fuumlnften Mal ndash Gedenkgottesdienst mit Bischof Egon Kapellari

Unser Bild zeigt Wiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl Bundespraumlsident Thomas Klestil(dagger 6 Juli 2004) Kardinal Franz Koumlnig (dagger 13 Maumlrz 2004) und Wiens Alt-Buumlrgermei-ster Helmut Zilk (dagger 24 Oktober 2008) bei der Eroumlffnung des 4 InternationalenHerzl-Symposion im April 2002 Foto Pressefoto Votava

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Wissenschaft amp Technik

Forschungsarbeiten oumlsterreichischer Spit-zenmediziner machen weltweit Schlag-

zeilen Nachdem die Studie 12 der Studien-gruppe ABCSG bereits beim Kongreszlig deramerikanischen Krebsgesellschaft ASCOgroszliges Aufsehen erregt hatte werden die Er-gebnisse jetzt in der renommierten Fachzeit-schrift bdquoNew England Journal of Medicineldquopubliziert ndash eine Auszeichnung die nurwenigen oumlsterreichischen Forschern zuteilwird Die Studie befaszligt sich mit Brustkrebsbei juumlngeren Patientinnen und zeigt Chancenauf das Wiedererkrankungsrisiko bei Brust-krebs deutlich zu senken und die Uumlberle-benschancen der betroffenen Frauen zu stei-gern

Studienleiter Univ-Prof Michael Gnantvon der Medizinischen Universitaumlt in Wiender Praumlsident der ABCSG faszligt die neuenErkenntnisse zusammen bdquoDie ABCSG-12Studie hat gezeigt daszlig eine neue Form derBrustkrebstherapie die Uumlberlebenschancenvon praumlmenopausalen Frauen mit hormonre-zeptorsensitivem fruumlhen Brustkrebs deutlichsteigert und die Gefahr von Rezidiven senktBei diesen Frauen geht das Risiko einer neu-erlichen Krebsbildung nach einer erfolgrei-chen Operation um 36 Prozent gegenuumlberjenen Patientinnen signifikant zuruumlck welchedie bisher uumlbliche Standardtherapie erhal-tenldquo

Die Mediziner haben bei ihren For-schungsarbeiten praumlmenopausalen Brust-krebspatientinnen zusaumltzlich zur Antihormon-therapie noch das Bisphosphonat Zoledron-saumlure verabreicht Die Wirkung war auszligeror-dentlich positiv wie eine Langzeituntersu-chung ergeben hat Nicht nur daszlig die Wieder-erkrankungsrate bei den mit dieser Kombi-nation behandelten Patientinnen wesentlichniedriger ist sind auch die Uumlberlebenschan-cen spuumlrbar verbessert Mehr als 98 Prozentdieser Brustkrebspatientinnen sind fuumlnf Jah-re nach der Diagnose ndash eben auch ohne diezB in den USA routinemaumlszligig uumlbliche adju-vante Chemotherapie ndash noch am Leben ten-denziell wurde eine Verbesserung des Ge-samtuumlberlebens durch die Bisphosphonatbe-handlung beobachtet

Die internationale Fachwelt registriertdiese eindrucksvollen Forschungsergebnissemit groszliger Aufmerksamkeit Ihre Bedeutungfuumlr die wissenschaftliche Gemeinschaft zeigtdie nun erfolgte Veroumlffentlichung im renom-mierten bdquoThe New England Journal of Medi-

cineldquo (NEJM) wohl der beruumlhmtesten medi-zinischen Fachzeitschrift uumlberhaupt

In dem Magazin werden ausschlieszliglichStudienergebnisse publiziert die houmlchstenQualitaumltsanspruumlchen gerecht werden undbahnbrechende Fortschritte in der Therapieerwarten lassen Das Journal erscheint wouml-chentlich in englischer Sprache und behan-delt alle Teilgebiete der Medizin

Nur selten gelingt es oumlsterreichischenMedizinern ihre Beitraumlge die von Fachgut-achtern penibel analysiert werden in dieserweltweit beachteten Publikation zu verbrei-ten Im gesamten Vorjahr wurden z B vierVeroumlffentlichungen unter bdquoAustrialdquo aufgeli-stet ndash und davon war lediglich bei einer Ar-beit ein Oumlsterreicher der Erstautor

Der bahnbrechende Beitrag der oumlsterrei-chischen Arbeit besteht neben den spektaku-laumlren Ergebnissen der erfolgreichen Patien-tinnenbehandlung darin daszlig damit eineBeeinflussung des Mikroklimas in bestimm-ten Bereichen des Knochenmarks gelungenzu sein scheint die fuumlr das Uumlberleben soge-nannter bdquoschlafenderldquo Tumorzellen sorgenDies koumlnnte in den naumlchsten Jahren bei ver-schiedenen Tumorerkrankungen zum endguumll-tigen Durchbruch vor allem im Fruumlhstadiumder Erkrankung fuumlhren

Die ABCSG-12 Studie (Austrian Breast ampColorectal Cancer Study Group Trial 12)wurde im Jahr 1999 begonnen und ist eineoffene multizentrische Phase-III-Studie mit1803 praumlmenopausalen Frauen mit Oumlstro-genrezeptor-positivem Brustkrebs (StadiumI oder II) mit weniger als 10 befallenen axil-laumlren Lymphknoten Nach einer erfolgrei-chen Operation und Beginn einer Goserelin-therapie zur Suppression der Ovarfunktionwurden die Patientinnen in 4 Studienarmerandomisiert 1 Arm Anastrozol + Zometa2 Arm Anastrozol allein 3 Arm Tamo-xifen + Zometa 4 Arm Tamoxifen alleinDie Frauen wurden drei Jahre lang behandeltund anschlieszligend zwei Jahre lang beobach-tet

Patientinnen in den Studienarmen 1 und 3erhielten waumlhrend des Behandlungszeit-raums alle sechs Monate eine Infusionen mit4 mg Zoledronsaumlure Nach einem medianenFollow-up nach fuumlnf Jahren erfolgte die Da-tenauswertung Die Zugabe von Zoledron-saumlure zu Anastrozol oder Tamoxifen verlaumln-gerte das krankheitsfreie und rezidivfreieUumlberleben signifikant In der Gruppe derFrauen die Zoledronsaumlure zusaumltzlich zur Hor-montherapie erhalten hatten waren 3 Pro-zent weniger Rezidive aufgetreten das ent-spricht einer Risikoreduktion von 36 Pro-zent Zoledronsaumlure reduzierte nicht nur dasAuftreten von Knochenmetastasen sondernauch von anderen Fernmetastasen kontrala-teralem Brustkrebs und lokoregionaumlrenRezidiven

Der exakte Wirkmechanismus ist nochnicht geklaumlrt Prof Gnant bdquoZoledronsaumlurekoumlnnte disseminierte so genannte schlafen-delsquo Tumorzellen angreifenldquo Im Labor konn-te gezeigt werden daszlig Zoledronat die Tu-morausbreitung auf verschiedene Weise er-schweren kann durch die Hemmung desWachstums von kleinen Blutgefaumlszligen durchdie Stimulierung von krebsbekaumlmpfendenAbwehrzellen durch Induktion der Tumor-zellapoptose (des programmierten Zelltodes)sowie durch die Verbesserung der Aktivitaumltanderer antitumoraler Therapien httpwwwmeduniwienacat

Studienleiter Univ-Prof Michael GnantMedizinische Universitaumlt in Wien

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Brustkrebs Oumlsterreichschreibt TherapiegeschichteRevolutionaumlre Erkenntnisse fuumlr junge Brustkrebspatientinnen aus der

ABCSG-Studie 12 in raquoThe New England Journal of Medicinelaquo publiziert

Laufend begehen Millionen Zellen unse-res Koumlrpers Selbstmord damit andere

leben koumlnnen Dieser Vorgang wird alsApoptose bezeichnet Der selbstzerstoumlreri-sche Prozeszlig ist aumluszligerst wichtig um nichtmehr benoumltigte oder gefaumlhrliche Zellen zueliminieren Jede Zelle hat im Erbgut einbdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo das auf be-stimmte Signale hin ausgeloumlst wird Wie die-ser programmierte Zelltod eingeleitet wirdist eine der brennendsten Fragen in der Bio-logie da sie besonders eng mit der Entste-hung von Krebs zusammenhaumlngt Genaudiese Frage konnte von den Wissenschaft-lern der Universitaumlt Salzburg in Zusam-menarbeit mit dem Burnham Institut inKalifornien beantwortet werden bdquoWir habendie Kristallstruktur des Fas-FADD-Kom-plexes aufgeklaumlrt und erhielten dadurch alserste Einblick auf den Todeskomplex DISC(Death inducing Signaling Complex)ldquoerlaumlutert Robert Schwarzenbacher Mit einerReihe von eleganten Experimenten zeigtendie Wissenschafter auf wie der program-mierte Zelltod funktioniert

Mit der Aufklaumlrung des programmiertenZelltods wurde eine elementare Grundlagefuumlr neue Therapien gegen Krankheiten wieKrebs Alzheimer AIDS oder Leberversagengeschaffen Bei Krebs und Alzheimer stimmtdie Balance zwischen neu gebildeten und ab-sterbenden Zellen nicht Sterben zu wenigZellen koumlnnen Tumore die Folge sein ster-ben zu viele Zellen drohen degenerativeKrankheiten wie Alzheimer Bei vielenKrebsarten funktioniert die Apoptose nichtObwohl die Zellen absterben sollten tun siedas nicht sie sind apoptoseresistent Ziel derForschung ist es daher die Apoptose gezieltzu steuern um einen kontrollierten Zelltodbei entarteten Zellen auszuloumlsen Die Erfor-schung des programmierten Zelltods wirddazu fuumlhren daszlig Krebs kuumlnftig nicht mehrmit schweren Medikamenten oder Strahlen-therapie behandelt wird sondern mit leichtvertraumlglichen Medikamenten die den Koumlr-per selbst zur erfolgreichen Bekaumlmpfung derKrankheit stimulieren

Im Erwachsenenalter muszlig der menschli-che Organismus verbrauchte funktionsunfauml-hige oder beschaumldigte Zellen beiseite schaf-fen Wissenschafter schaumltzen daszlig ohne pro-grammierten Zelltod ein 80jaumlhriger rundzwei Tonnen Knochenmark und eine Darm-laumlnge von 16 Kilometern haumltte Auch in derEmbryonalentwicklung spielt Apoptose eineentscheidende Rolle Der menschliche Em-bryo traumlgt zunaumlchst bdquoSchwimmhaumluteldquo zwi-schen Fingern und Zehen die spaumlter aberwieder zuruumlckgebildet werden sollen Dazuwird das bdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo inden Zellen der Finger-Haumlute aktiviert

Apoptose hat viele Facetten Zum einenist der Zelltod Voraussetzung fuumlr die richtige

Entwicklung der Zellteilung zum anderenmuumlssen Zellen ausgesondert werden die ihreFunktion erfuumlllt haben oder den Gesamtorga-nismus gefaumlhrden Das Apoptose-Programmeliminiert die betroffenen Zellen binnen we-niger Stunden Die Todesbotschaft bringenhaumlufig Botenstoffe die an bestimmte Pro-teine auf der Zelloberflaumlche andocken DiesebdquoAndockstellenldquo werden deshalb auch bdquoTo-des-Rezeptorenldquogenannt Wenn die Zelle dasSignal zum Selbstmord empfangen hat wirdsie von innen her abgebaut und zerbricht dannin viele kleine Fragmente die von Freszligzel-len aufgenommen werden Ein perfekterSelbstmord der keine Spuren hinterlaumlszligt httpwwwuni-salzburgat

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Wissenschaft amp Technik

Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst

Die Strukturbiologen Robert Schwarzenbacher und Stefan Riedl von der UniversitaumltSalzburg haben den Schluumlsselmechanismus des programmierten Zelltodes aufge-

klaumlrt Ihre Ergebnisse sind im britischen Wissenschaftsjournal Nature nachzulesen

Kristallstruktur des Fas-FADD Komplexes Grafik Universitaumlt Salzburggap

Aus den Wurzeln des Edelweiszlig habenInnsbrucker Forscher einen Stoff ge-

wonnen der die Therapie von Gefaumlszligerkran-kungen revolutionieren koumlnnte Sie erhaltennun vom Bund finanzielle Unterstuumltzungum die bereits zum Patent angemeldete Ideezur Marktreife weiterzuentwickeln

An der Abteilung Pharmakognosie desInstituts fuumlr Pharmazie der Universitaumlt Inns-bruck suchen Wissenschaftler um Prof Her-mann Stuppner mit Hilfe modernster phyto-chemischer Methoden und analytischer Hoch-leistungsverfahren nach Naturstoffen die alsArzneimittel dienen koumlnnten Sie richten da-bei ein besonderes Augenmerk auf traditio-nelle Arzneipflanzen der heimischen und derasiatischen Volksmedizin So untersuchteStuppner gemeinsam mit Stefan Schwaigervom Institut fuumlr Pharmazie auch die Inhalts-stoffe des Edelweiszlig und wurde in dessenWurzeln fuumlndig

In Zellkulturanalysen durchgefuumlhrt vonProf Guumlnther Laufer und Priv-Doz DavidBernhard von der Univ-Klinik fuumlr Herzchi-rurgie der Medizinischen Universitaumlt Inns-bruck erwies sich einer der Inhaltstoffe dasLeoligin als wirksames Mittel gegen Ver-dickungen der Innenwand von Blutgefaumlszligen

Wirksamer Naturstoff

Gefaumlszligwandverdickungen zaumlhlen zu denwichtigsten Ursachen vieler Herzkreislauf-erkrankungen und bilden die Vorstufe vonArteriosklerose der haumlufigsten Todesursa-che in der westlichen Welt Auch bei chirur-gischen Eingriffen an Gefaumlszligen wie etwa beiBypaszligoperationen spielen diese Verdickun-gen eine entscheidende Rolle Die viel ver-sprechenden Innsbrucker Ergebnisse konn-ten in Untersuchungen der Forschergemein-schaft an Maumlusen bestaumltigt werden Die ein-malige Gabe von Leoligin verringerte dieunerwuumlnschten Gefaumlszligwandverdickungen inVenen-Bypaumlssen im Vergleich zu unbehan-delten Maumlusen um die Haumllfte Einzigartigmacht den Naturstoff daszlig Leoligin im Ge-gensatz zu bisher eingesetzten Medikamen-ten die Gefaumlszliginnenwand nicht angreift undsogar bereits existierende Verdickungenreduziert Mit Leoligin beschichtete Stents(bdquodrug eluting stentsldquo) koumlnnten daher auchdie bisher notwendige Kombinationsthera-pie mit weiteren Medikamenten eruumlbrigen

Zur Marktreife entwickeln

Im Rahmen des uniinvent-Programmszur Foumlrderung der Patentverwertung wurdedie Idee der Innsbrucker Wissenschaftler nunim PRIZE-Wettbewerb als eines von 12 Pro-jekten ausgewaumlhlt Das Wirtschaftsmini-sterium unterstuumltzt uumlber die oumlsterreichischeFoumlrder- und Finanzierungsbank austria wirt-schaftsservice das Projekt mit uumlber 130000Euro Mit den Mitteln soll die Substanz wei-ter optimiert dessen Einfluszlig auf die Zell-zyklusregulation erforscht und die Wirkungin einem Bypaszlig-Groszligtier-Modell uumlberpruumlftwerden bdquoDadurch werden die Verwertungs-chancen erhoumlht und die Weiterentwicklunghin zu einem marktfaumlhigen Produkt ermoumlg-lichtldquo sagt Cornelia Rhomberg vom pro-jektservicebuumlro der Universitaumlt InnsbruckbdquoAufgrund der Datenlage und des hohenMarktpotentials der Entdeckung hat dieUniversitaumlt bereits im Sommer 2008 ein Pa-tent angemeldet das Leoligin und verwand-te Derivate als Medikament zur BehandlungVerhinderung und Umkehr der Gefaumlszligwand-verdickung als Wirkstoffloumlsung zur Appli-kation auf das Bypaszlig-Transplantat sowie alsWirkstoff eines Implantats mit kontrollierterWirkstoff-Freisetzung (bdquodrug eluting stentsldquo)international schuumltztldquo

Forschungsschwerpunkte

Das Institut fuumlr Pharmazie AbteilungPharmakognosie an der Leopold-Franzens-Universitaumlt Innsbruck befaszligt sich in seinerForschungsarbeit mit der

Isolierung und Strukturaufklaumlrung vonSekundaumlrstoffen aus houmlheren Pflanzenmit potentieller pharmakologischer Akti-vitaumlt Im Mittelpunkt des Interesses ste-hen dabei Naturstoffe mit entzuumlndungs-hemmender antitumoraler und antibakte-rieller Aktivitaumlt (FWF-Projekt P14389)derNutzung sekundaumlrer Pflanzenstoffe (Ses-quiterpenlactone Flavonoide und pheno-lische Carbonsaumluren) als chemische Mar-ker fuumlr die Beantwortung von Fragen derTaxonomie und Systematik innerhalb derFamilie der Asteraceae und Apiaceae(FWF-Projekt P15594) derAnalytik und Qualitaumltsbeurteilung von(Arznei-)Pflanzen mit Hilfe der GCHPLC CE (CZE CEC MEKC) und ent-sprechender Kopplungstechniken (GCMS HPLCMS und CEMS) und der Suche nach pflanzlichen Wirkstoffen mitHilfe von Pharmakophormodelling undbdquoin Silico Screeningldquo

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Aus den Wurzeln des Edelweiszlig haben Innsbrucker Forscher einen Stoff gewonnender die Therapie von Gefaumlszligerkrankungen revolutionieren koumlnnte

Edelweiszlig gegen ArterioskleroseNeuer Wirkstoff koumlnnte Haltbarkeit von Bypaumlssen verbessern

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Wissenschaft amp Technik

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen vonFebruar 2009 bis Februar 2010 werden

sich in Wien mit Leben und Werk CharlesDarwins befassen

Drei fundamentale Kraumlnkungen kenntlaut Freud die Geschichte des MenschenDie erste Kraumlnkung fuumlgte der Menschheit dieEntdeckung zu daszlig sich die Erde um dieSonne dreht und wir uns nicht im Mittel-punkt des Universums befinden Fuumlr die drit-te Kraumlnkung uumlbernahm Freud selbst die Ver-antwortung Er wies nach daszlig wir nur einenbeschraumlnkten Teils des Bewuszligtseins kontrol-lieren Dazwischen war Darwin Er konntebeweisen daszlig Gott den Menschen nicht nachseinem Ebenbild erschaffen hatte ndash sonderndaszlig der Mensch dem Tierreich entstammt

Mit der Wiener Vorlesung bdquoEntzauberungder Welt ndash Beleidigung des Menschenldquostartete das von der Stadt Wien initiierteCharles-Darwin-Jahr 2009 bdquoEs sind nur we-nige geniale konsistente umfassende Ent-wuumlrfe die das gegenwaumlrtige wissenschaftli-che Weltbild geformt habenldquo so HubertChristian Ehalt Koordinator der WienerVorlesungen bdquoCharles Darwins Evolutions-theorie ist wohl der wichtigste und heutewirksamste darunterldquo

Am 3 Maumlrz lud die Oumlsterreichische Aka-demie der Wissenschaften (OumlAW) gemein-sam mit der Universitaumlt Wien und den Wie-ner Vorlesungen zum Symposium bdquoEvolu-tion ndash Die Grundlage fuumlr ein Verstehen desWandels in der Weltldquo Im Verlauf von vierTagen wurde untersucht wie die Evolutions-theorie sich in den verschiedenen wissen-schaftlichen Disziplinen abbildet ndash derBogen reichte von der Neurobiologie uumlberdie Oumlkonomie bis zur Kunstgeschichte

Anlaumlszliglich dieses Symposiums haben derBundesminister fuumlr Wissenschaft und For-schung Johannes Hahn und die OumlAW eineaktuelle Studie zu den Einstellungen der Oumls-terreicherinnen und Oumlsterreicher zur Evolu-tion praumlsentiert

Die von Prof Leopold Rosenmayr ge-meinsam mit dem Meinungsforschungsinsti-tut GfK Austria durchgefuumlhrte Befragungvon oumlsterreichweit uumlber 1500 Personen un-

terstreicht das Interesse und die Auseinan-dersetzung der Oumlsterreicher mit der Wis-senschaft

bdquoGerade in Krisenzeiten erkennen dieMenschen den unmittelbaren Nutzen derWissenschaft Wissen schafft nicht nurArbeit sondern auch Zukunft sowie Sicher-heit und gibt Orientierungldquo resuumlmierte derWissenschaftsminister vor Journalisten

In der Studie sprechen sich 71 Prozentder Befragten dafuumlr aus den wissenschaft-lichen Fortschritt noch staumlrker zu foumlrdernum auf diese Weise die anstehenden Pro-bleme bewaumlltigen zu koumlnnen 82 Prozent ga-ben an wissenschaftliche Erkenntnisse seiensehr bzw ziemlich wichtig fuumlr ihre persoumlnli-che Lebensgestaltung

Der Wissenschaftsminister folgert dar-aus bdquoDas bestaumlrkt mich als verantwortlicherMinister in dem Ansatz den ich in den letz-ten Wochen nicht zuletzt auch bei den Bud-getgespraumlchen vertreten habe Wissenschaftund Forschung gehoumlren zu den Motoren umdie Krise nicht nur zu bewaumlltigen sondernwieder richtig durchzustarten Um diesesVertrauen in die Wissenschaft zu rechtferti-gen benoumltigt es finanzielle Mittel und klareSchwerpunktsetzungenldquo

Auch andere Ergebnisse der Studie bele-gen den Stellenwert von Wissenschaft undForschung fuumlr die Menschen So wuumlnschtensich 76 Prozent der Befragten mehr Berichteund Diskussionen zur Entstehung des Men-schen uumlber 70 Prozent wollten mehr uumlberden Ursprung und die fruumlhe Evolution desLebens auf der Erde wissen bdquoMan sieht daszligdiese grundlegenden Fragen nichts an Rele-vanz und Aktualitaumlt eingebuumlszligt haben ImGegenteil der Mensch sucht nach seinerHerkunft nach seinen Wurzelnldquo

Aus den Ergebnissen der empirischenUntersuchung leitet WissenschaftsministerHahn auch einen Arbeitsauftrag fuumlr sich unddas Wissenschaftsressort ab bdquoWir muumlssennoch mehr in die Vermittlung der Leistungender Wissenschaft investieren Die Erkennt-nisse der Wissenschafter ndash gerade im Grund-lagenbereich ndash sollen den Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreichern noch besser und lebensna-her vermittelt werden beginnend im Kinder-garten und der Schuleldquo

Kardinal Christoph Schoumlnborn hat in sei-nem Referat anlaumlszliglich dieses Symposiumszur Entspannung in der Auseinandersetzungzwischen naturwissenschaftlicher Evolutions-theorie und biblischem Schoumlpfungsglaubenaufgerufen Zugleich wies er die kreationi-stische Lesart der biblischen Schoumlpfungs-erzaumlhlung entschieden zuruumlck und uumlbte Kri-tik an der bdquoIntelligent designldquo-Schule DieFrage nach bdquoUrsprung Weg und Ziel desLebensldquo betreffe jeden Menschen daherkoumlnne der Weg bdquonur im gemeinsamen Bemuuml-hen um ein immer besseres genaueres undtieferes Verstaumlndnisldquo liegen

Am 17 Maumlrz untersuchen Wissenschaft-ler der Universitaumlt Wien die Evolution desSchlafes unter dem Titel bdquoVom Urmenschenzum Uhrenmenschenldquo Eine Ausstellung imoumlffentlichen Raum laumlszligt den Betrachter dannab Juni auf den Spuren Darwins wandelnAuf Litfaszligsaumlulen und bdquoCity Lightldquo-Vitrinenwird die Reise mit der Beagle (so hieszlig derZweimastsegler mit dem Darwin reiste)nachvollzogen und das Leben und Werk Dar-wins vorgestellt Die Ausstellung beginntvor dem Naturhistorischen Museum fuumlhrt

Wien im Zeichen derEvolutionstheorie

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen im Charles-Darwin- Jahr der Stadt Wien ndashDarwin-Studie zeigt groszliges Interesse der Oumlsterreicher an Naturwissenschaften

Charles Darwin (1809-1882) in seinenneueren Jahren copy J Cameron 1869

uumlber Schottenring und Freyung zuruumlck bisvor das Voumllkerkundemuseum

bdquoHomo Sociobiologicus ndash Evolution derKooperation beim Menschenldquo nennt sicheine interdisziplinaumlre Universitaumltstagung beider Forscher der Soziobiologie Sozialwis-senschaften Anthropologie und Philosophiein Dialog treten und bei der die Relevanzvon Formen der Kooperation nachgewiesenwird anstatt das von Darwin entdeckteZusammenspiel von Mutation und Selektionbdquosozialdarwinistischldquo zu deuten

Die bildende Kunst naumlhert sich demThema unter dem Motto bdquoEvo Evoldquo Dievom Kuratorenteam Peter und IngeborgBraunsteiner gestaltete Ausstellung im Wie-ner Kuumlnstlerhaus richtet den Fokus vor allemauf die geistig-kulturellen Aspekte der Ent-wicklungsgeschichte ndash die Kulturevolutionund zeigt Kommentare und Positionen vondreiszligig bildenden Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-lern zu den Themen bdquoSchrift-Symbol-Spra-cheldquo bdquoGestalt und Formldquo bdquoZucht und Ord-nungldquo bdquoMensch und Tier (18 Septemberbis 22 Oktober Kuumlnstlerhaus Wien)

16 Veranstaltungen sind bis jetzt geplant ndashbis in den Februar 2010 hinein wo die ka-tholisch-theologische Fakultaumlt internationaleWissenschaftler die Frage bdquoEvolutionstheo-rie und Schoumlpfungsglaube ndash eine Heraus-forderung fuumlr Biologie Theologie und Phi-losophie sowie fuumlr den interdisziplinaumlrenDiskursldquo diskutieren laumlszligt (Februar 2010)

Der Forscher Charles Darwin

bdquoEs ist als ob man einen Mord begehtldquoerklaumlrte Charles Darwin (1809 ndash 1882) alser sich entschlossen hatte mit seinen Thesenan die Oumlffentlichkeit zu gehen Jahr um Jahrseit seiner Reise mit der Beagle (1831-1836) hatte er an seinem Werk bdquoUumlber dieEntstehung der Artenldquo gearbeitet hatte De-tail um Detail hinzugefuumlgt war aber immerwieder davor zuruumlckgeschreckt sein Werkauch zu publizieren Dabei waren die grund-legenden Thesen schon laumlngst ausformuliert

raquoKaplan des Teufelslaquo

Den Anstoszlig gab ein Konkurrent ndash oderbesser ein juumlngerer Kollege der unabhaumlngigvon Darwin zu aumlhnlichen Schluumlssen gekom-men war Der Naturforscher Alfred Wallacelieszlig Darwin sein Manuskript zukommen ndashund Darwin entschloszlig sich gemeinsam mitWallace seine Theorie zu publizieren Die Re-sonanz war wider Erwarten zunaumlchst geringDas aumlnderte sich erst als Charles Darwineineinhalb Jahre spaumlter im November 1859seine bdquoEntstehung der Artenldquo herausbrachte

Schlagartig wurde nicht nur Forschern klardaszlig hier einer das bisherige Weltbild auf denKopf stellte Arten entwickeln sich Alle We-sen sind untereinander verwandt Einen

Schoumlpfer brauchte es da nicht mehr Darwinmuszligte sich als bdquoKaplan des Teufelsldquo be-schimpfen lassen httpwwwcharles-darwin-jahrat

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Wissenschaft amp Technik

Die Zusammenfassung der raquoStudie zu den Einstellungen der Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreicher zur Evolutionlaquo des BMWF und der OumlAW zum Downloadhttpwwwbmwfgvatfileadminuser_uploadaussendungEinstellungen_der_OEsterreicherInnen_zur_Evolutionpdf

Atemnotldquo der Zellen laumlszligt Tumore rasantwachsen WissenschafterInnen rund um

Univ-Prof Frank Madeo und ChristophRuckenstuhl vom Institut fuumlr Biowissenschaf-ten an der Karl-Franzens-Universitaumlt Grazkonnten in der Krebsforschung neue bahn-brechende Erkenntnisse gewinnen Anhandvon Baumlckerhefe hat das Team nachgewiesendaszlig verminderte Atmungsaktivitaumlt in Zelleneine Vorraussetzung fuumlr Tumorentstehung seinkann bdquoHefezellen sind mit jenen des Men-schen gut vergleichbar vor allem in PunktoZellwachstumldquo erklaumlrt Madeo bdquoKrebs istnichts anderes als ein wild wachsender Zell-haufen der ungewoumlhnlich viel Energie ver-brauchtldquo Ruckenstuhl und Madeo konntenzeigen daszlig die Reduzierung der Zellatmungden programmierten natuumlrlichen Zelltod dieso genannte Apoptose vermindert undZellen unkontrolliert uumlberleben laumlszligt bdquoDieseerhoumlhte Resistenz koumlnnte entscheidend zurTumorbildung und Boumlsartigkeit (Metastasie-rung) beitragenldquo bestaumltigt Madeo

Gleichzeitig ist den Grazer ForscherIn-nen mit diesem Modell der Beweis eines

Uumlberlebensvorteils von Zellen durch den sogenannten Warburg-Effekt gelungen DerBiochemiker Otto Warburg (Nobelpreis fuumlrMedizin 1931) beschrieb bereits in den1920er-Jahren daszlig ein maszliggeblicher Anteilder Energie in Krebszellen durch einfachenZuckerabbau (Glykolyse) generiert wird beigleichzeitiger Verminderung der Atmung

Erhoumlhte Atmungsaktivitaumlt hingegen hemmtdas Wachstum von Tumoren Ob damit auchder Kampf gegen Krebs erleichtert wird undsich damit neue Therapie-Moumlglichkeitenauftun sind fuumlr Madeo ndash noch ndash Spekulatio-nen Der Molekularbiologe verweist jedochauf Auffaumllligkeiten bdquoInteressanterweise istAusdauersport eine der besten vorbeugendenMaszlignahmen gegen Krebs Dabei wird so-wohl die Sauerstoffversorgung des Koumlrperserhoumlht als auch Zucker verbraucht ndash beidesklassisch nach der Warburg-Hypothese Giftfuumlr die Krebszelleldquo

Die Arbeit wurde im renommierten US-amerikanischen Fachjournal PLoS ONE ver-oumlffentlicht httpdxplosorg101371journalpone0004592

Krebsforschung Erfolg der Uni GrazAbnehmende Zellatmung wachsende Tumore

Ruszliglands erster Hochgeschwindigkeits-zug bdquoVelaro RUSldquo der von Siemens in

Serie gebaut wird wurde jetzt im Klima-Wind-Kanal getestet um die extrem hartenWitterungsbedingungen russischer Winterim Fahrbetrieb zu simulieren Selbst beiSchneestuumlrmen mit 250 kmh Windgeschwin-digkeit und Auszligentemperaturen von bis zuminus 40 Grad Celsius blieb der Velaro vollbetriebsfaumlhig und dabei behaglich fuumlr dieMenschen im Zug Ab Ende 2009 werden diebis zu 250 kmh schnellen Triebzuumlge zunaumlchstdie Metropolen Moskau und St Petersburgverbinden spaumlter sollen sie auch zwischenMoskau und Nishni Novgorod fahren DenAuftrag fuumlr acht dieser Superzuumlge und derenWartung uumlber 30 Jahre hinweg hatte Sie-mens bereits 2006 erhalten

Die Klimatests in der Rail Tec ArsenalFahrzeugversuchsanlage (RTA) in Wien be-staumltigen daszlig alle Elemente des Zuges wieTechnik Isolation und Schmierstoffe fuumlr dieextremen klimatischen Bedingungen in Ruszlig-land richtig ausgelegt sind und durchwegszuverlaumlssig arbeiten So tobten gewaltige

kuumlnstliche Schneestuumlrme mit Massen kleinerFlocken aber auch mit groszligflockigem Naszlig-schnee durch den 100 Meter langen Klima-

Wind-Kanal Trotzdem froren weder die rie-sige Frontscheibe noch die Luftansaugstut-zen auf dem Dach die Fenster oder Auszligen-

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Wissenschaft amp Technik

Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal

Der schnellste Zug Ruszliglands in kuumlnstlicher Schnee- und Eishoumllle

In der Klimakammer der Testanlage Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien beweist der Velaro RUS dass er selbst bei extremer Kaumlltesicher funktioniert Beispielhaft erproben das die Siemens-Ingenieure an einem Mittelwagen und am Triebkopf Im Klima-Wind-Kanal erzeugen sie sogar Blizzards auf Knopfdruck Alle Fotos Siemens-Pressebild

Auch im Unterflurbereich klebt beim Kaumlltetest der Schnee Hier sind beim Velaroder Antrieb und alle Technikmodule untergebracht statt wie bei herkoumlmmlichenZuumlgen in zwei Lokomotiven vorne und am Ende des Zuges

tuumlren am Velaro zu Alle Sicherheitsfunktio-nen an Bord bestanden saumlmtliche Testanfor-derungen

Zum Test der Klimaanlage wurden imZugkopf sowie einem Mittelwagen desVelaro rund 800 verschiedene Sensoren an-gebracht die unter anderem die Lufttempe-ratur Oberflaumlchentemperatur Luftgeschwin-digkeit Luftdruck und Luftfeuchtigkeitmessen Rote Heizmatten und Luftbefeuch-ter im Fahrgastraum simulieren reale Be-triebsbedingungen Selbst mit dieser Be-lastung soll ein Zustand erreicht werden deruumlberall im Zug fuumlr die gleiche thermischeBehaglichkeit sorgt ndash ein Zustand den moumlg-lichst viele Menschen als behaglich empfin-den Denn auch die russische Bahn legt beimVelaro entscheidenden Wert darauf daszlig dieFahrgaumlste die Lufttemperatur die Luftfeuch-te die Luftbewegung und die Waumlrmestrah-lung der Umgebung stets als optimal emp-finden und weder waumlrmere noch kaumlltere we-der trockenere noch feuchtere Raumluft wuumln-schen

Oumlsterreichische Wertschoumlpfung

Die fuumlr den Auftrag benoumltigten 176 StuumlckHigh-tech-Drehgestelle werden im Siemens-Werk Graz gefertigt Das Fahrwerk aus derSF500 Familie (SF500 RU) wurde auf dierussische Breitspur (1520 Millimeter gegen-uumlber der 1435 Millimeter Normalspur) aufFahrgeschwindigkeiten bis 300 Kilometer jeStunde und fuumlr den Tieftemperatureinsatz biszu minus 50 Grad Celsius ausgelegt Damiterfuumlllen sie die derzeit guumlltigen EN-Normensowie auch die staatlich russischen GOST-Normen

Der fuumlr Ruszligland in vielen technischenDetails weiterentwickelte Velaro gilt als derweltweit modernste Hochgeschwindigkeits-zug Die zehnteiligen Triebzuumlge haben eineGesamtlaumlnge von 250 Metern und bieten be-quem Platz fuumlr 604 Fahrgaumlste Die Laumlnge derBahnsteige in Ruszligland macht es moumlglichdass die Zuumlge uumlber zwei Wagen mehr verfuuml-gen und somit 50 Meter laumlnger sind als bei-spielsweise der bdquoVelaro Eldquo der spanischenBahn

Ruszligland gilt als einer der am meistenwachsenden Bahnmaumlrkte der naumlchsten Jahr-zehnte Ein Entwicklungsprogramm der rus-sischen Regierung sieht vor bis in das Jahr2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Aus-bau des Schienennetzes und in neue Zuumlge zuinvestieren In den naumlchsten Jahren sollen et-wa 20000 Kilometer Bahnstrecke entstehendavon 1500 Kilometer Hochgeschwindig-keitsstrecken

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Wissenschaft amp Technik

Morgendliches Duschen Zaumlhneputzenkleine und groszlige Geschaumlfte Waumlsche

waschen Geschirr spuumllen die Liste laumlszligt sichfortsetzen Das Wasser das wir Tag fuumlr Tagverbrauchen landet in der Kanalisation mitallen darin enthaltenen natuumlrlichen undkuumlnstlichen chemischen Substanzen 98 Pro-zent des in Wien produzierten Abwassers en-den in der Simmeringer HauptklaumlranlageDort betreibt Norbert Kreuzinger Assistenz-professor am Institut fuumlr Wasserguumlte Res-sourcenmanagement und Abfallwirtschaftder Technischen Universitaumlt Wien mit sei-nem Team eine Versuchsklaumlranlage SeinZiel ist auch die nach der gruumlndlichen biolo-gischen Reinigung noch verbleibendenSpurenschadstoffe die chemisch sehr wider-standsfaumlhig sind aus dem Wasser herauszu-holen

Ein bunter Cocktail

bdquoWir zweigen knapp ein Prozent desWassers ab das aufbereitet aus der Haupt-klaumlranlage Simmering herauskommt behan-deln es weiter und untersuchen welche Rest-stoffe in welchen Mengen noch enthaltensindldquo erklaumlrt Kreuzinger Und Reststoffegibt es dort viele Ruumlckstaumlnde von Pharma-zeutika wie Schmerzmittel und Entzuumln-dungshemmer zum Beispiel aber auch be-sonders widerstandsfaumlhige Roumlntgenkontrast-mittel sind da zu finden Oder ein bunterCocktail aus in den Badezimmern abgewa-schenen Kosmetika wenn auch in sehr klei-nen Mengen wie Kreuzinger einraumlumtbdquoGrundsaumltzlich sieht es mit der Qualitaumlt dergeklaumlrten Abwaumlsser bei uns gut ausldquo meinter Das hat auch eine Studie uumlber das Vor-kommen von Hormonen in oumlsterreichischenGewaumlssern bestaumltigt die von einem groszligeninterdisziplinaumlren Forscherteam vor mittler-weile fuumlnf Jahren publiziert wurde

Kuumlnstlich haltbar gemacht

Dennoch nehmen die Behoumlrden in Oumlster-reich und der EU das Thema Spurenschad-stoffe im Abwasser weiterhin sehr ernstZum einen weil in Untersuchungen gezeigtwerden konnte das gewisse Stoffe auch in

sehr kleinen Konzentrationen negative Aus-wirkungen auf Gewaumlsserorganismen habenkoumlnnen bdquoGerade Medikamente oder Kosme-tika werden chemisch so gebaut daszlig sie imKoumlrper moumlglichst langsam oder gar nicht ab-gebaut werden sie sollen ja moumlglichst langewirkenldquo sagt der Forscher Umso groumlszliger istdie Herausforderung auch diese Stoffe beimKlaumlrvorgang aus dem Wasser herauszube-kommen

Chemische Radikalkur

Kreuzingers Zugang die Spurenschad-stoffe unschaumldlich zu machen klingt zu-naumlchst simpel In seiner Versuchsanlage setzter dem Wasser Ozon zu bdquoDabei entstehen sogenannte Sauerstoffradikale das sind che-misch sehr aktive einzelne Sauerstoffato-meldquo erklaumlrt er das Prinzip Mit ihnen kannman vergleichsweise groszlige Molekuumlle wie esdie allermeisten Reststoffe sind in kleinereEinheiten zerlegen Damit verlieren sie ihreurspruumlngliche Wirkung und sind zudem bio-logisch besser abbaubar als die widerstands-faumlhigen Ausgangsstoffe

Auch hier Grundlagenforschung

In der Umweltchemie wie auch anders-wo gilt Man findet grundsaumltzlich nur dieSubstanzen die man schon kennt Fuumlr einigeder im Abwasser vermuteten Stoffe gibt esnach wie vor keine Nachweistests bdquoIn denletzten Jahren sind in der Entwicklung neuerNachweismethoden aber groszlige Fortschrittegemacht wordenldquo sagt Kreuzinger Nebenden Spurenschadstoffen selbst untersuchtsein Forschungsteam auch moumlgliche Wir-kungen der mit Ozon geknackten Substan-zen auf Lebewesen bdquoWir testen das von unsbehandelte Abwasser mit standardisiertenoumlkologischen Tests beispielsweise an Algenund Bakterien um herauszufinden ob diedurch unsere Ozonbehandlung entstehendenchemischen Spaltprodukte einen negativenEffekt auf Organismen habenldquo erklaumlrt erDie Tests laufen gerade weitere Ergebnisseerwarten die Forschenden bis zum Herbstdieses Jahres httpwwwtuwienacat

Alltags-Chemieim Abwasser

Neue Methoden an der TU Wien chemische Spuren-schadstoffe im Abwasser unschaumldlich zu machen

Der internationale zweistufige Architek-turwettbewerb fuumlr die Neugestaltung

der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien wurde paral-lel fuumlr mehrere Gebaumludekomplexe durchge-fuumlhrt Im Rahmen des Preisgerichts ist dieEntscheidung auf folgende Projekte gefal-len Zaha Hadid Architects ndash Zaha HadidDeutschland Library amp Learning Center(LLC) Atelier Hitoshi Abe ndash Hitoshi AbeJapan Departmentgebaumlude (O2) EstudioCarme Pinos ndash Carme Pinos Spanien De-partmentgebaumlude (W1) NOMAD Arquitec-tos ndash Eduardo Arroyo Spanien ExecutiveAcademy (W1-EA) CRABstudio Archi-tects ndash Peter Cook England Departmentge-baumlude (W2)

Die Masterplanung von BUSarchitekturlegt fuumlr den neuen Universitaumltscampus dieInfrastrukturplanung und Freiflaumlchengestal-tung fest und teilt das Projekt in mehrereBaufelder ein Gegenstand des nun beende-ten Architekturwettbewerbs waren fuumlnf Ge-baumludekomplexe die auf Basis der Master-planung gestaltet wurden Mit dem vonBUSarchitektur geplanten Houmlrsaalzentruminklusive Institutsgebaumlude (O1) entsteht aufrund 90000 msup2 groszligen Areal eine architek-

tonische Vielfalt die rund 102000 msup2 Nutz-flaumlche umschlieszligt

bdquoDer Neubau der WU ist aus doppelterSicht ein Impuls fuumlr die Wirtschaft Erstensbringt er die lange geplante bauliche Moder-nisierung fuumlr Lehre und Forschung in denWirtschaftswissenschaften Zweitens ist derBau ein wichtiger Teil des Konjunkturpaketsder Bundesregierung Die neue WU schafft

nicht nur Wissen sie schafft mit Baukostenvon rund 250 Millionen Euro vor allem auchWachstum und Beschaumlftigungldquo so Bundes-minister Johannes Hahn

Bautenstadtrat Rudolf Schicker streichthervor daszlig bdquomit dem neuen Campus dieBedingungen fuumlr die Studierenden an dieseroumlsterreichischen Spitzenuniversitaumlt nochbesser werden Der Campus liegt in einem

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Architektur

Neubau der WU WienDie Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtet gemeinsam mit der Bundes-immobiliengesellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehre und Forschung

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Sieger des Architekturwettbewerbs zum Baufeld W1D der Departments und einer Spezialbibliothek ist Estudio Carme Pinoacutes SL aus Barcelona

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sehr dynamischen Stadtteil mit hochwertigerArchitektur und wird hier weitere spannendeAkzente setzen Der Standort besticht durchseine Anbindung ans U2-Netz und die Naumlhezum Gruumlnen Prater Forschung Bildung Er-holung und Freizeit koumlnnen hier auf engstemRaum optimal verknuumlpft werdenldquo

Leben und Lernen am Campus

Die Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtetgemeinsam mit der Bundesimmobilienge-sellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehreund Forschung Ziel einer qualitativen undquantitativen Verbesserung fuumlr Studierendeund Forschende ist das Konzept einer mo-dernen dienstleistungsorientierten Universi-taumlt bdquodie ein Leben und Lernen am Campusermoumlglicht foumlrdert und durch die Beduumlrf-nisse der Studierenden gepraumlgt istldquo soRektor oUnivProf Christoph Badelt uumlberdie Visionen und Anforderungen eines urba-nen Campus Die WU nimmt mit dem Neu-bau aktiv am staumldtischen Leben teil und ge-

staltet den Campus fuumlr die Oumlffentlichkeit zu-gaumlnglich und attraktiv

Als naumlchster Schritt des Projekts stehendie Vertragsverhandlungen mit den einzel-

nen Architekturbuumlros im Mittelpunkt bdquoWirhoffen auf eine schnelle Einigung denn dasambitionierte Ziel der Start der Arbeiten amCampus 2009 soll beibehalten werdenUnser Fahrplan sieht nun die Eroumlffnung derPlanungsphase mit Jaumlnner 2009 vor um diedaraus resultierenden Bauplaumlne mit Herbst2009 behoumlrdlich einzureichenldquo erlaumlutertBIG-Geschaumlftsfuumlhrer Christoph Stadlhuber

Auftraggeber ist die von WU und BIGgemeinsam gegruumlndete ProjektgesellschaftWirtschaftsuniversitaumlt Wien Neu GmbHStart der Arbeiten am Campus zwischenMessezentrum und Prater ist 2009 Im Stu-dienjahr 20122013 soll der neue Campusder Wirtschaftsuniversitaumlt in Betrieb gehen

Der Freiraum am Campus WU

Der Campus ist eine Sequenz von inein-ander greifenden Raumlumen Die Gebaumlude aufden Baufeldern qualifizieren den Raum inarchitektonischer Hinsicht Das Leitbild des

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Architektur

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) bildet sowohl symbolisch als auch raumlumlich das Zentrum des neuen Campus der WU

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld W2 ist CRABstudio aus LondonAuf W2 werden neben Departments Forschungsinstituten und der SpezialbibliothekWirtschaftsrecht vor allem auch jene Dienstleistungseinrichtungen angesiedelt

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld O2 ist Atelier Hitoshi Abe SendaiNeben Services von externen Anbietern werden hier die Spezialbibliothek Wirt-schaftssprachen das Department fuumlr Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikationund betriebswirtschaftliche Departments untergebracht

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Masterplans bestimmt auch die Gestaltungder Freiraumlume Ein Gewebe von innen- undauszligenliegenden Raumlumen definiert durch diePosition der Eingaumlnge in bezug auf diePlaumltze erzeugt die geforderte Atmosphaumlre

Der Freiraum im neuen Campus der WUWien ist Umfeld und Kontext fuumlr die archi-tektonischen Objekte Als Umfeld definierter Raumlnder und Schnittstellen zum bdquoNach-barfeldldquo sowie raumlumliche Sequenzen zur

Bildung einer Gesamtheit Als Kontext bil-det er Stationen des aktiven Austausches undOrte der introvertierten Lehre und For-schung Der Campus ist als bdquoWalk AlongParkldquo konzipiert und bildet in den verschie-

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Architektur

Das Baufeld O1 wird durch die Sieger des Generalplanerwettbewerbs BUSarchitektur ZT GmbH aus Wien gestaltet Mit demHoumlrsaalzentrum und der Mensa wurden hier zwei klassische Studierendenfunktionen mit groszliger Nutzerfrequenz angesiedeltIm Houmlrsaalzentrum konzentrieren sich die Houmlrsaumlle sowie ungefaumlhr die Haumllfte der Seminarraumlume des Campus

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) beinhaltet die Hauptbibliothek als Zentrum des Studierens und Forschens die Studie-renden-Arbeitsplaumltze des Learning Centers sowie eine groszlige Aula die als Veranstaltungsort der raquoNabellaquo der WU sein soll

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denen Stationen Platzsequenzen die uumlberGassen im Gruumlnen zu den spezifischen Be-reichen fuumlhren Die Sequenzen sind so ge-staltet daszlig jeder bdquoBildungswegldquo auch einErlebnisweg wird Wichtig fuumlr die Umset-zung der Lagequalitaumlt ist der immer gegen-waumlrtige Sichtbezug zum Gruumlnen Prater

Funktionelle Gliederung des Campus

Der Campus erfuumlllt neben den gesell-schaftlichen Funktionen der Wirtschaftsuni-versitaumlt auch soziale Funktionen im staumldti-schen Leben sowie Funktionen der Auf-wertung des Standortes und der gesamtenRegion Diese in einem breiteren Kontexteingebetteten Funktionen werden in denHandbuumlchern zur Masterplanung fuumlr denArchitekturwettbewerb naumlher dargestelltDie technischen Funktionen des Campuswerden in den Unterlagen zum IntegralenLeitkonzept der Masterplanung und in dentechnischen Berichten der jeweiligen Fach-planer beschrieben An dieser Stelle wird dieraumlumliche Konfiguration des Campus infunktioneller Hinsicht dargestellt Die raumlum-lichen Funktionen des Campus bestehen imwesentlichen in der Trennung zwischenStadtraum und Campus durch eine gruumlneGrenze und deren Uumlbergang in den Campus-raum in der Ausbildung einer Platzsequenzvon sechs Plaumltzen mit jeweils unterschiedli-chem Ambiente im Campusinneren und inder Abgrenzung einzelner Baufelder mitunterschiedlichem Nutzungsmix durch dieDefinition der Baufelder im Masterplan unddurch das Raum- und Funktionsprogramm

Die gruumlne Grenze um den Campus

Der gesamte Campus wird durch Baumlumeund Straumlucher also eine natuumlrliche gruumlneGrenze umgeben Diese bildet einen Filterzum Stadtraum und zum StraszligenverkehrUumlber sechs Eingaumlnge und fuumlnf Passagenkann der Campus 24 Stunden lang betretendurchquert und verlassen werden Der Gink-gobaum praumlgt als kontinuierliches Elementdiese Grenze In Japan ist der Ginkgobaumder meistgepflanzte Straszligenbaum und erwurde in den letzten Jahren auch bei unsimmer haumlufiger gepflanzt Seine Wider-standsfaumlhigkeit der schlanke Wuchs und dieintensive Herbstfaumlrbung machen ihn beson-ders wertvoll Die gruumlne Grenze des Campussetzt sich aus verschiedenen raumlumlichen Si-tuationen zusammen Die Beziehung zwi-schen der gruumlnen Grenze und den zentralenRaumlumen des Campus verlaumluft in verschiede-nen Schichten die raumlumlich wahrnehmbarwerden Ein breiter Filter aus Ginkgo in ge-

ordneten Gruppen verlaumluft suumldseitig vonBaufeld W2 Der Fuszlig- und Radweg wirdlinear gefuumlhrt Einzelne Sitzelemente beglei-ten den Weg im unmittelbaren Gebaumlude-umfeld Vereinzelte Heckenbloumlcke wirkenals gliedernde Elemente

Die Plaumltze auf dem Campus

Sechs Plaumltze strukturieren den oumlffent-lichen Raum innerhalb des Campus in Formeiner Platzsequenz Jeder Platz wurde aufdie Funktionen und Proportionen der jeweilsbenachbarten Baufelder abgestimmt

Die aumluszligere Erschlieszligung

Die Gestaltung des WU-Campus staumlrktdurch offene helle die Kommunikation foumlr-dernde Strukturen das Sicherheitsgefuumlhl derNutzerInnen Die attraktiven Freiraumlume ladenzum Verweilen ein und tragen zur Belebungdes Campusgelaumlndes bei ndash eine Grundvor-aussetzung fuumlr informelle soziale KontrollePotentielle Angstraumlume werden durch eineuumlbersichtliche Wegfuumlhrung vermieden alleZugaumlnge zur Tiefgarage sind natuumlrlich be-

lichtet Eine direkte Zuordnung der Gebaumlude-zugaumlnge zum oumlffentlichen Campusraum wirdangestrebt Der Campus ist grundsaumltzlichFuszliggaumlngerzone Die Garagenzufahrt fuumlrPKW und Hauptanlieferung ist beim oumlstli-chen Zugang situiert Muumlll wird dezentral inMuumlllraumlumen im Untergeschoszlig gesammeltund zum Ladehof in der Tiefgarage ver-bracht Fuumlr die Executive Academy und denwestlichen Teil des Baufeldes W2 sind ober-irdische Muumlllraumlume mit Zufahrtsmoumlglichkeitvorgesehen Die Zugaumlnge zur Tiefgaragesind auf den Plaumltzen 3 4 5 und 6 angeord-net Lichthoumlfe um die verglasten Treppen-haumluser bringen Tageslicht ins UntergeschoszligEs werden die Personenstroumlme die von derGarage kommen uumlber die Plaumltze in die Ge-baumlude geleitet Dies dient einerseits derSicherheit (keine oumlffentlichen Liftzugaumlngeim Untergeschoszlig mit Ausnahme der Anlie-ferung und der RollstuhlbenutzerInnen)andererseits wird dadurch eine urbaneSituation auf den Plaumltzen hergestellt mit derMoumlglichkeit zu informellen Kontakten httpwwwwu-wienacat

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Architektur

Der neue WU Campus schafft im Rahmen der europaumlischen Studienordnung eineraumlumliche Umsetzung der Bologna-Strukturen Die Optimierung der Infrastruktursteht im Sinne einer dienstleistungsorientierten Lehre im Vordergrund Das Raum-konzept unterstuumltzt ein Studieren und Forschen auf einem ganztaumltig und ganzjaumlh-rig geoumlffneten Campus

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Die einmalige Zusammenschau bestehtaus Werken von rund 70 Kuumlnstlern und

zeigt die erstaunliche Vielfalt an hohenBegabungen durch die sich das hollaumlndischeGoldene Jahrhundert auszeichnet

Das reiche thematische Spektrum spie-gelt die buumlrgerliche Kultur des Landes widerund umfaszligt die heimische wie die idealisier-te Landschaft die Stadtansicht und dasMeeresstuumlck sowie das Portrait das Bauern-genre den buumlrgerlichen Alltag und dasBlumenstillleben Als Kristallisationspunktder Ausstellung praumlsentiert sich Rembrandtin seiner genialen Vielseitigkeit

Das Goldene Zeitalter

Im 17 Jahrhundert erlebten die Nieder-lande eine einmalige Bluumlte im Bereich derWirtschaft in zahlreichen Zweigen des Ge-werbes ndash insbesondere des Schiffsbaus ndash undder bildenden Kuumlnste Nach der Trennung

der Noumlrdlichen von den Suumldlichen Nieder-landen im Jahr 1579 uumlbernahm Amsterdamvon Antwerpen die Monopolstellung alsweltweit wichtigster Umschlagplatz fuumlr denSeehandel Aus den ost- und westindischenKolonien bezogen die Niederlaumlnder die dieWeltmeere zum Groszligteil beherrschten ihreReichtuumlmer Die Tatsache daszlig in der Repub-lik der Sieben Vereinigten Niederlande diePatrizier und die Buumlrger die fuumlhrende Rollespielten war im internationalen Vergleichein auszligergewoumlhnliches Phaumlnomen Fuumlr diebildenden Kuumlnste war diese Situation vonentscheidender Bedeutung Der Besitz vonKunstwerken wurde fuumlr die wohlhabendenHausbesitzer die ihre Interieurs mit Oumllge-maumllden aber auch mit Arbeiten auf Papierund Pergament ausstatteten zum Statussym-bol gesammelt wurde aber auch aus reinemInteresse Erworben wurden die begehrtenObjekte im Handel oder unmittelbar von den

Kuumlnstlern Diese wiederum durch den freienMarkt zu einer groszligen Produktion angeregtentfalteten binnen kurzer Zeit eine Vielzahlan innovativen lebensnahen Bildgattungendie dem Geschmack und den Beduumlrfnissendes Kaumluferpublikums und auch ihrer eigenenOrientierung entsprachen Zu nennen sind hierin erster Linie die heimische Landschaft ndashderen Entdeckung zu den Pionierleistungendes niederlaumlndischen Goldenen Jahrhundertszaumlhlt ndash die Stadtansicht das Marinestuumlckdas Genrebild und das Stillleben Auch diePortraumltkunst stand im Zeichen der buumlrger-lichen Kultur und erlebte ndash als Ausnahmeer-scheinung innerhalb der international ge-pflegten aristokratischen Bildnis-Tradition ndasheine ungekannte Bluumlte Mit groszligem Erfolgkonzentrierten sich zahllose Kuumlnstler auf be-stimmte Spezialgebiete Diese Aufteilung inverschiedene Spezialismen wirkte sich auchauf die technische Praxis aus Neben der

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Kultur

Aelbert Cuyp Weide mit Kuumlhen und Hirten 1641-43 copy Residenzgalerie Salzburg

Das Zeitalter RembrandtsDie Ausstellung von 4 Maumlrz bis 21 Juni 2009 zeigt in der Albertina Wien rund150 Werke aus dem eigenem Bestand des niederlaumlndischen 17 Jahrhunderts

ergaumlnzt um ca 40 Oumllbilder aus oumlsterreichischen und internationalen Sammlungen

Malerei spielte die Zeichnung im niederlaumln-dischen 17 Jahrhundert eine weitgehendautonome Rolle Abgesehen von den demeigenen Gebrauch dienenden bdquonach demLebenldquo gezeichneten Studien stimmten dieKuumlnstler ihre zeichnerische Produktion viel-fach auf den kommerziellen Bedarf ab Ge-fragt waren nicht nur minutioumls durchgefuumlhr-te oft groszligformatige Kompositionen die derRaumausstattung dienten auch die intimengleichsam spontan nach der Wirklichkeitgezeichneten im Grunde aber sorgfaumlltigkomponierten monochromen Skizzen fan-den reiszligenden Absatz Dabei wirken diesefuumlr den Markt geschaffenen zumeist signier-ten und datierten Werke keineswegs glattoder routiniert sondern zeichnen sich ndash imGegenteil ndash oft durch ein Houmlchstmaszlig anSubtilitaumlt aus Charakteristischerweise ver-mitteln die auf Papier oder Pergament aus-gefuumlhrten Arbeiten aufgrund der Vielzahl anTechniken Funktionen und Anwendungsbe-reichen ein weitaus differenzierteres Bild alsdie Oumllgemaumllde

Die niederlaumlndischenZeichnungen der Albertina

Diese kaleidoskopische Vielfalt an kuumlnst-lerischen Begabungen und technischen Aus-praumlgungen findet im Albertina-Bestand derniederlaumlndischen Zeichnungen des 17 Jahr-hunderts die zum Groszligteil von ihrem Gruumln-der Herzog Albert von Sachsen-Teschenerworben wurden ihren eindrucksvollenNiederschlag Mit einem erstaunlichem Ge-spuumlr fuumlr ausgewogene Repraumlsentanz undkuumlnstlerische Qualitaumlt baute der prominenteSammler ndash durch seine Generalstatthal-terschaft (1781-1792) der OumlsterreichischenNiederlande in Bruumlssel mit diesem Gebietvertraut ndash seinen Bestand der niederlaumlndi-schen Zeichnungen auf So sind neben demhohen Anteil an Zeichnungen von Rem-brandt und anderen groszligen Kuumlnstlern zahl-reiche Raritaumlten von weniger bekanntenaber houmlchst bemerkenswerten Talenten an-zutreffen Obwohl sich die Zuschreibungs-lage vor allem bei den groszligen Meistern seit-dem oft dramatisch geaumlndert hat ist dieAnzahl der einwandfrei zuordenbaren Werkeimmer noch so groszlig daszlig die Albertina heutein der Lage ist aus eigenem Bestand einenrepraumlsentativen und hochrangigen Uumlberblickuumlber die Zeichenkunst des niederlaumlndischenGoldenen Jahrhunderts zu bieten ndash ergaumlnztum eine konzentrierte Auswahl von Houmlhe-punkten aus dem Bereich der DruckgraphikDaszlig das Gesicht der Ausstellung zu einemwesentlichen Teil von sorgfaumlltig bearbeite-

ten vollstaumlndig durchgefuumlhrten Zeichnun-gen bestimmt wird die dem Charakter unddem Status von Oumllbildern nahe kommen istauf zwei Faktoren zuruumlckzufuumlhren Erstensist diese auf Repraumlsentation ausgerichtete Dar-stellungsart im niederlaumlndischen 17 Jahr-hundert uumlberhaupt reich vertreten zweitenszeigte Herzog Albert dem Geschmack undder Orientierung seiner Zeit entsprechendgerade fuumlr solche bdquoBilder auf Papierldquo einbesonderes Interesse Waumlhrend sich die 1993von der Albertina veranstaltete AusstellungbdquoDie Landschaft im Jahrhundert Rembrandtsldquoeinem umfassenden Spezialgebiet gewidmethat entfaltet sich in der gegenwaumlrtigen Aus-wahl das ganze thematische Spektrum desniederlaumlndischen 17 Jahrhunderts Ergaumlnztwerden die insgesamt 150 Albertina-Blaumlttervon denen viele bislang nicht oder kaumpubliziert wurden von rund 40 herausragen-den Oumllbildern aus oumlsterreichischen und inter-

nationalen Sammlungen Die Gemaumllde tre-ten mit den Arbeiten auf Papier und Per-gament in einen anregenden und vielschich-tigen Dialog

Zur Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich zum Groszlig-teil chronologisch in zeitlich bestimmte oderthemenorientierte Gruppen im Einzelfall ndashso bei Rembrandt Harmensz van Rijn undJan van Goyen ndash steht eine Kuumlnstlerpersoumln-lichkeit im Mittelpunkt

Tradition und Aufbruch

Dieser Abschnitt ist der Zeit um 1600 ge-widmet in der sich in der Landschaftskunstwie auch in der Tier- Portraumlt- und Genre-darstellung der faszinierende Uumlbergang vomflaumlmisch dominierten Spaumltmanierismus zuverschiedenen Formen des Realismus voll-

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Rembrandt Harmensz van Rijn Selbstbildnis am Fenster auf einer Radierplattezeichnend 1648 copy Albertina Wien

zog Zu den wichtigsten Kuumlnstlern dieserGruppe zaumlhlen Hendrick Goltzius JacobMatham Jacques de Gheyn Jacob undRoelandt Savery Gillis van ConinxlooDavid Vinckboons

Aspekte des fruumlhen Realismus

Aus den Beispielen dieser Gruppe gehthervor wie die niederlaumlndischen Kuumlnstler zuBeginn des 17 Jahrhunderts die sichtbareWirklichkeit allmaumlhlich erobert haben Pio-niere der neuen realistischen Landschafts-gattung die sich zunaumlchst in Haarlem entfal-tete waren Esaias van de Velde und dessenCousin Jan van de Velde II Im weiter oumlstlichgelegenen Kampen wiederum entwickelte

Hendrick Avercamp in seinen dicht bevoumll-kerten Eisszenen und sommerlichen Fluszlig-ansichten eine ganz eigene hollaumlndisch ge-praumlgte Bildsprache die von der Buntheit flauml-mischer Beispiele inspiriert wurde Voneinem akribischen Realismus sind die Por-traumltzeichnungen des Leidener KuumlnstlersDavid Bailly

Jan van Goyen und sein Kreis

Aufgrund seiner uumlberragenden Bedeu-tung wird dem Maler und Zeichner Jan vanGoyen ein eigenes Kapitel gewidmet In den1630er- und 1640er-Jahren war dieser Kuumlnst-ler der Hauptvertreter der monochromen alstonalistisch bezeichneten Richtung der Land-schaftsmalerei Als Zeichner war er vorallem in den 1650er Jahren produktiv wobeier ndash ebenso wie der Mitbegruumlnder der tonali-stischen Richtung Pieter de Molyn ndash dieschwarze um graue Lavierungen ergaumlnzteKreide zur Wiedergabe atmosphaumlrischerEffekte einsetzte Mit der Malerei von Janvan Goyen zeigen die stimmungsvollenFluszligansichten von Salomon van Ruysdaeleine besondere Affinitaumlt

Rembrandt Harmensz van Rijn

Den Kristallisationspunkt der Ausstel-lung bildet die Gruppe von GemaumlldenZeichnungen und Radierungen von Rem-brandt der als genialer Einzelgaumlnger dievielfaumlltigsten Anregungen zu einer einmali-gen Synthese fuumlhrte In der hier gezeigtenAuswahl die sich zeitlich von den fruumlhenLeidener Jahren um 1626 bis zur spaumltenSchaffenszeit um 1660 erstreckt zeigt sich

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oben Rembrandt Harmensz van RijnJunge Frau bei der Toilette um 1635copy Albertina Wien

rechts Adriaen van OstadeDorfschenke mit vier Figuren 1635copy Residenzgalerie Salzburg

das ganze Spektrum seines universellenKuumlnstlertums wie auch seiner technischenund thematischen Vielseitigkeit Vertretensind das Historienbild ndash die fuumlr Rembrandthoumlchste und anspruchsvollste Stufe derMalerei ndash die Landschaft das Bildnis dasAutoportraumlt sowie die Figuren- und Tier-darstellung Die Radierungen und Kaltnadel-arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasenzeugen von seinem fortwaumlhrenden Drang zumExperiment der in den verschiedenen Druck-zustaumlnden der bdquoKreuzigungldquo und bdquoChristuswird dem Volke vorgefuumlhrtldquo an kaum fassba-re Grenzen reicht

Bildnis Figur und Genre

Dieses groszlige Kapitel konzentriert sichauf die zweite Jahrhunderthaumllfte und umfasstverschiedene Kuumlnstlergruppen und Themen-kreise Die Rembrandt-Schuumller GovaertFlinck Nicolaes Maes und Gerbrand vanden Eeckhout entwickelten das bei ihremLehrer geuumlbte von Lichtwirkungen geleiteteStudium bdquonach dem Lebenldquo in divergierendeRichtungen weiter Zu den beruumlhrendstenWerken der Ausstellung zaumlhlt zweifellos daslaumlchelnde kleine Selbstbildnis von Mosester Borch einem houmlchst talentierten Zeich-ner und jungverstorbenen Bruder des groszligenMalers Gerard ter Borch In den bildmaumlszligi-gen Zeichnungen des Haarlemer Portraumlt-kuumlnstlers Cornelis Visscher und in denFigurenstudien seiner gleichfalls in Haarlemtaumltigen Kollegen Cornelis Dusart und Salo-mon de Bray wirkt die uumlberragende Golt-zius-Tradition immer noch nach Das imniederlaumlndischen Goldenen Jahrhundert ent-wickelte Bauerngenre wird hier durch eineGruppe von Gemaumllden und Zeichnungen derBruumlder Adriaen und Isaac van Ostade her-ausragend vertreten

In der Nachfolge der van Ostades tratCornelis Dusart durch sorgfaumlltig ausgefuumlhrteStudien von Einzelfiguren wie auch durchgroszligformatige Aquarelle auf Pergament her-vor Eine eigene Gattung bildeten die reichdetaillierten buumlrgerlichen Interieurszenender Leidener Feinmalerei die sich durch dieakribische Wiedergabe von kostbaren undglaumlnzenden Materialien auszeichnen EinHauptkuumlnstler dieser Richtung Frans vanMieris I ist hier als Maler wie auch alsZeichner praumlsent Eine jeweils eigene Bezie-hung zur Feinmalerei zeigen Michiel vanMusscher ndash von ihm ist eine bemerkenswer-te Atelierszene zu sehen ndash und der weitgerei-ste Jacob Toorenvliet mit seinen Aquarellenund Kupfertaumlfelchen von volkstuumlmlichenHalbfiguren

Die Vielfalt der Landschaft

Diese Gruppe zeugt von den vielenErscheinungsformen der niederlaumlndischenLandschaftskunst sowie der zur bdquoStadtland-schaftldquo gehoumlrenden Architekturmalerei zwi-schen etwa 1640 und 1680 KlassischeGroumlszlige und minuzioumlse Detailtreue sind hiergleichzeitig anzutreffen Die weitraumlumigelichtuumlberflutete Flachlandschaft praumlsentiertsich hier vor allem in Gemaumllden und Zeich-nungen von Aelbert Cuyp Dichte majestaumlti-sche Waldansichten wiederum waren dieSpezialitaumlt von Kuumlnstlern wie Jacob vanRuisdael Simon de Vlieger AnthonieWaterloo oder Cornelis Hendricksz VroomEine Auswahl von Zeichnungen und Ge-maumllden von Aert van der Neer beleuchtetdessen uumlberragende Bedeutung fuumlr dieNachtlandschaft Allart van Everdingen ver-trat den skandinavischen LandschaftstypusZu den zahlreichen Ergebnissen der durchEuropa reisenden Kuumlnstler zaumlhlen die vonLambert Doomer gezeichneten subtil aqua-rellierten Loire-Ansichten In seinen lavier-ten Federzeichnungen wiederum schlieszligt

dieser Kuumlnstler an die helldunkel-Effektevon Rembrandt an Auch in den Land-schaftsblaumlttern von Johannes Leupenius undPhilips Koninck ist der Einfluszlig des groszligenMeisters immer noch wirksam Eine Reihevon beruumlhmten und weniger bekanntenjedoch bemerkenswerten Talenten befaszligtesich mit dem Stadtpanorama der Architek-turdarstellung und der intimen Wiedergabetopografischer Motive Ein breites Spektruman kuumlnstlerischen Auffassungen entfaltetsich hier in den Stadtansichten von Jan deBisschop Gerrit Battem Allart van Ever-dingen und Valentijn Klotz als hochorigi-nelle Begabung erweist sich der Amateur-zeichner Abraham Rutgers Seidenkaufmannvon Beruf Von Pieter Saenredam dem be-ruumlhmtesten Architekturmaler ist hier einlichtdurchflutetes aquarelliertes Kirchen-interieur zu sehen In der zweiten Jahrhun-derthaumllfte vollzog sich neben den vielen For-men der wirklichkeitsnahen Landschaft eineRenaissance der detailliert ausgefuumlhrtenimaginaumlren Szenerien die unverkennbar vonaumllteren Kuumlnstlern wie Pieter Bruegel oder

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Salomon van Ruysdael Seelandschaft mit Segler nach links um 1650copy Residenzgalerie Salzburg

Roelandt Savery inspiriert wurden Charak-teristisch fuumlr diese retrospektive Tendenzsind die gemalten und gezeichneten bdquoRhein-fantasienldquo von Herman Saftleven einenkraumlftigen Akzent setzt Gerrit Battem mit sei-nen uumlberaus detaillierten bunten Gouachenvon Fantasielandschaften

Marinebild

Eine konzentrierte Auswahl an Zeich-nungen und Gemaumllden zeigt mehrere Haupt-vertreter dieser typisch niederlaumlndischenBildgattung darunter Willem van de Velde Iund II (Vater und Sohn) Allart van Ever-dingen Salomon van Ruysdael Simon deVlieger Hendrik Dubbels und Ludolf Bak-huizen Die stolze Praumlsentation von Handels-und Kriegsschiffen sowie die Wiedergabevon Seeschlachten waren mit einem nationa-len Selbstbewuszligtsein verknuumlpft gleichzeitigbot die Marinethematik den Kuumlnstlern reich-

lich Gelegenheit ihr Koumlnnen in bezug aufdie Wiedergabe wechselnder Lichtstimmun-gen dramatischer Wolkenhimmel und atmo-

sphaumlrischer Weiten eindrucksvoll unter Be-weis zu stellen

Die Niederlaumlnder und Italien

Dieses Kapitel umfaszligt mehrere Genera-tionen von Kuumlnstlern die in den Suumlden ndash vorallem nach Rom ndash gereist sind um sich dortoft jahrelang dem Zusammenspiel zwischendem blendenden Sonnenlicht der Architek-tur und der Landschaft zu widmen Nachihrer Ruumlckkehr loumlsten Kuumlnstler wie Cornelisvan Poelenburch Bartholomeus BreenberghJan Both und viele andere in ihrem eigenenLand die Ausbildung eines suumldlichen pasto-ralen Genres aus zu den beruumlhmtesten bdquoda-heimgebliebenenldquo Italianisanten gehoumlrenNicolaes Berchem und Jan de Bisschop Bisnach Malta zog Willem Schellinks von demhier eine von suggestiven Lichteffekten ge-praumlgte Zeichnung vom Hafen von La Vallet-ta zu sehen ist

Das Stillleben

Zwei unterschiedliche Kuumlnstlerpersoumlnlich-keiten vertreten diese Bildgattung die bis ins18 Jahrhundert gebluumlht hat Um 1700 fuumlhrteHerman Henstenburgh von Beruf Pasteten-baumlcker seine sehr detaillierten Obst- undFruumlchtestillleben mit Aquarell- und Deck-farben auf einer feinen Pergamentsorte ausIm Gegensatz zu diesem vor etwa 30 Jahrenwiederentdeckten Talent zaumlhlt Jan van Huy-sum seit jeher zu den beruumlhmtesten Malernvon houmlchst kultivierten Obst- und Blumen-arrangements Der Kontrast zwischen der er-staunlichen Detailgenauigkeit seiner kolori-stisch brillanten Gemaumllde und dem sponta-nen skizzenhaften Duktus seiner haumlufig aqua-rellierten Kreidezeichnungen laumlsst sich indieser Auswahl exemplarisch beobachten httpwwwalbertinaat

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Herman Henstenburgh Fruumlchtestilleben mit Fink und maritimen Schneckenhaumlusern1700 copy Albertina Wien

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Die Landesgalerie Linz praumlsentiert imRahmen der Europaumlischen Kulturhaupt-

stadt Linz 2009 die europaumlische Kuumlnstler-persoumlnlichkeit Henri de Toulouse-LautrecMit dieser zweifachen Betonung von Europaim Kontext eines konkreten Ausstellungs-projektes verknuumlpfen die Oberoumlsterreichi-schen Landesmuseen mehrere Hinweise aufdas Zustandekommen der Ausstellung undauf die Grunduumlberlegungen des kuratori-schen Konzeptes Im Sinne des Ausstel-lungstitels faumlllt der bdquointime Blickldquo Henri deToulouse-Lautrecs auf eine Bildwelt der inihrer formalen und ikonografischen Umset-zung einerseits eine Schluumlsselfunktion fuumlrdie Etablierung der modernen Kunst am Endedes 19 Jahrhunderts in Europa zukommt

In diesem zeitlichen Umfeld und im Kon-text der Metropole Paris vermittelt der Kuumlnst-ler andererseits auch ein gesellschaftlichesBild das sowohl den Glanz als auch die Hy-briditaumlt der Belle Epoque zu erkennen gibt

1901 im Alter von knapp 37 Jahren ver-storben repraumlsentiert Toulouse-Lautrec alsMensch und Kuumlnstler durch seine adeligeAbstammung seine gesundheitlichen undkoumlrperlichen Einschraumlnkungen und seineLebensfuumlhrung selbst die Bruumlchigkeit einerZeit die seine Existenz und sein von akade-mischen Traditionen weitgehend geloumlsteskuumlnstlerisches Werk bestimmte In Tou-louse-Lautrecs Œuvre treffen vom PariserNachtleben dynamisierte Bildkonzepte aufbehutsame Beobachtung von Menschen undsubtil erfaszligte Momentaufnahmen des gesell-schaftlichen Lebens Eben dieser Spannunggilt das kuratorische Interesse der nunmehri-gen Ausstellung Sie verdeutlicht dabei vorallem den Aspekt der Authentizitaumlt einesWerks das von Frankreich ausgehend inter-national reuumlssierte und durch die konkreteWirkungs- und Rezeptionsgeschichte als einbesonders signifikanter Beitrag des europaumli-schen Kuumlnstlers zur Weltkunst bezeichnetwerden kann

Der raumlumliche Ablauf ist nach Themengegliedert und widmet sich Aspekten wiedem fruumlhen adeligen Landleben Familie undFreunden sowie dem Leben in der Groszlig-

stadt Dort spielen dann Frauen und das Ver-gnuumlgungen eine zentrale Rolle denen er sichbeispielsweise in dem herausragenden Map-penwerk bdquoEllesldquo widmete Selbstverstaumlnd-lich werden auch zahlreiche seiner Plakategezeigt mit denen er die Farb-Lithografierevolutionierte und die ihn so uumlberaus popu-laumlr machten

Das Jahr 2009 erlaubt fuumlr das Linzer Pro-jekt noch eine zweite zeitliche AnmerkungDie Ausstellungsrealisierung erfolgt genau100 Jahre nach der ersten monografischen

Praumlsentation von Henri de Toulouse-LautrecsWerken in Oumlsterreich Die Ausstellung derGalerie Miethke fand 1909 in Wien statt unduumlbte nachhaltigen Einfluss auf Kuumlnstler wieetwa Egon Schiele aus Auf diese Thematikwird im Gotischen Zimmer der Landes-galerie eingegangen Zu jener Zeit erlebteauch das Werk des seit Jahrzehnten mit denOberoumlsterreichischen Landesmuseen ver-bundenen Kuumlnstlers Alfred Kubin wichtigeAnerkennung und Wertschaumltzung So ent-stand die Idee beide Kuumlnstlerpersoumlnlich-

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Henri de Toulouse-Lautrec Le jeune Routy agrave Ceacuteleyran 1882 Oumll auf Leinwand61 x 50 cm copy Museacutee Toulouse-Lautrec Albi France

raquoDer intime BlicklaquoMit seinen ungeschminkten Szenen des pulsierenden Pariser Nachtlebens rund umden Montmartre ist Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) beruumlhmt geworden

Das Oberoumlsterreichische Landesmuseum in Linz widmet dem franzoumlsischenKuumlnstler eine Ausstellung die von 28 Februar bis 7 Juni 2009 zu sehen ist

keiten ins Zentrum eines institutionellenDialoges zwischen dem Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und der Landesgalerie Linzam Oberoumlsterreichischen Landesmuseum zustellen Auf die Ausstellung in Linz folgendist eine Ausstellung mit Arbeiten von AlfredKubin in Albi geplant

Gleichzeitig konzipiert die Landesgalerieschon 2009 und parallel zur Ausstellung vonToulouse-Lautrec eine eigene Praumlsentationzum Frauenbild bei Kubin im Kubin-Kabi-nett und ermoumlglicht dadurch einen bislangeinmaligen Vergleich zweier Œuvres

Durch das groszligzuumlgige Entgegenkommendes Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und diekollegiale Zusammenarbeit mit seiner Direk-torin Daniegravele Devynck kann die Landesga-lerie den gemeinsam mit Alain Tapieacute ausge-arbeiteten kuratorischen Ansatz des intimenBlicks von und auf Toulouse-Lautrec mitsignifikanten Beispielen und in der ange-strebten thematischen Differenziertheit vor-stellen Wesentliche Beobachtungen wurdenzudem durch Werke aus privaten und oumlffent-lichen Sammlungen in Belgien FrankreichDeutschland Spanien Groszligbritannien derSchweiz den Vereinigten Staaten von Ame-rika sowie den Niederlanden moumlglich

Henri de Toulouse-Lautrec(1864-1901)

Henri-Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa kam am 24 November 1864in Albi als Sproszlig einer alteingesessenenfranzoumlsischen Adelsfamilie zur Welt SeineMutter Adegravele Tapieacute de Ceacuteleyran war mitihrem Cousin ersten Grades Graf Alphonsede Toulouse-Lautrec verheiratet Henri wuchsin einer liebevollen Umgebung auf und ver-brachte sein Leben auf den Schloumlssern Boscin Rouergue im Norden von Albi gelegenund Ceacuteleyran nahe Narbonne

Lautrec litt an einer angeborenen Kno-chenkrankheit die vermutlich auf die Bluts-verwandtschaft seiner Eltern zuruumlckzufuumlh-ren ist und das Schicksal des jungen Manneslenkte Im Jahr 1878 brach er sich den linkenOberschenkel als er im Wohnzimmer seinesGeburtshauses von einem niedrigen Stuhlaufstand und ausrutschte im Jahr daraufdurch einen banalen Sturz das andere BeinBewegungsunfaumlhig fuumlr mehrere Monateverbrachte er seine Tage zunaumlchst zeichnendspaumlter malend und entwickelte eine Vorliebefuumlr seine Umgebung eine Gabe die sichbereits in sehr jungen Jahren gezeigt hatteund zu seiner Berufung wurde

Ab dem Jahre 1882 absolvierte Toulouse-Lautrec seine Ausbildung zunaumlchst im aka-

demischen Atelier von Leacuteon Bonnat dann indem von Fernand Cormon am MontmartreKonfrontiert mit all den kuumlnstlerischen Be-wegungen die er in Paris entdeckte ver-pflichtete er sich der Moderne und wurdenicht nur zum Darsteller sondern ebensozum Zeugen der Bohegraveme am Montmartreder ihm seine Inspiration lieferte

Als Portraumltmaler machte er die damaligenBeruumlhmtheiten des Pariser Nachtlebens wieAristide Bruant Jane Avril Yvette Guilbertund Loiumle Fuller unsterblich und befaszligte sichmit der einfachen Alltagsrealitaumlt der Prosti-tuierten in Bordellen Das Theater dieComeacutedie-Franccedilaise das Vaudeville und dieAvantgarde-Buumlhnen fuumlr die er Programmeund Dekor entwarf trugen zu seiner unstill-baren Vorliebe fuumlr die Tragikkomoumldie desmenschlichen Daseins bei Er war in denverschiedensten Bereichen ein Neuerer und

revolutionierte die Illustration und die ange-wandten Kuumlnste

Die 31 Plakate die er zwischen 1891 und1900 entwarf beeindrucken durch ihre Kraftund ihre meisterhafte Simplifizierung desBildes und machen aus ihm einen Vorreiterder Plakatkunst des 20 Jahrhunderts Seinelithografische Produktion umfaszligt 361 Druck-platten die den virtuosen Charakter seinerKunst ausdrucksvoll und elegant klar her-vorheben

Henri de Toulouse-Lautrec fuumlhrte seinLeben im Rhythmus seiner kuumlnstlerischenProduktion Sein versessenes Arbeiten aberauch die Genuumlsse und der Alkoholmiszligbrauchverschlechterten nach und nach seinen Ge-sundheitszustand Er starb am 9 September1901 auf Malromeacute in Gironde dem Landgutseiner Mutter httpwwwlandesgalerieat

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Henri de Toulouse-Lautrec La clownesse assise (Mademoiselle Cha-U-Ka-O) ausder Serie raquoElleslaquo 1896 Lithografie 527 x 405 cm copyVan Gogh Museum Amsterdam

In enger Zusammenarbeit mit dem Kuumlnst-ler zeigt das MdM Moumlnchsberg in Salz-

burg einen Uumlberblick uumlber das Œuvre vonGeorg Baselitz (geboren 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der ehemDDR) aus den Jahren 1960 bis 2008 Bei-nahe fuumlnfzig Jahre umfassend zeichnet sichdas Schaffen von Georg Baselitz durch eineVielzahl unterschiedlicher Phasen und Her-angehensweisen aus Er selbst bezeichnetdiese als bdquoMethodenldquo Die Ausstellung imMdM Moumlnchsberg ist die erste Museums-retrospektive in Oumlsterreich seit 1992

Schon in den fruumlhen 1960er Jahren zeich-net sich Baselitzrsquo bdquoStilldquo durch seine unkon-ventionelle Malweise und die irritierendeund provokative Wahl aus 1957 hat er dieDDR und die Kunsthochschule Berlin-Weiszligensee wegen bdquostaatsbuumlrgerlicher Unrei-feldquo verlassen muumlssen und begonnen an derHochschule der bildenden Kuumlnste in West-Berlin zu studieren

1961 veroumlffentlicht er gemeinsam mitdem Malerfreund Eugen Schoumlnebeck dasbdquo1 Pandaumlmonische Manifestldquo in dem er zumersten Mal seine Haltung gegen das Stim-mige und Konventionelle die sein gesamtesŒuvre durchziehen proklamiert BaselitzrsquoGemaumllde entstehen spontan die Zeichnungexistiert als eigene Werkgruppe parallel zurMalerei und Skulptur und fungiert nicht alsVorbereitung eines Gemaumlldes Die Bildersind von Anbeginn von einer groben Mal-weise und einem unkonventionellen Bildauf-bau gepraumlgt und klammern Regelmaumlszligigkeitund festgelegte Kategorien beharrlich ausSinnbild fuumlr diese Haltung sind zunaumlchst dieWerke zum bdquoPandaumlmoniumldquo sowie die bdquoIdo-leldquo vor allem aber die so genannten bdquoneuenTypenldquo ndash monumental aufgefaszligte HirtenHelden Kuumlnstler Rebellen die mit entspre-chenden Attributen ausgestattet einen heroi-schen Kampf zu fuumlhren scheinen

Die bdquoGruumlnerldquo-Bilder die zur gleichenZeit entstehen beziehen sich auf BaselitzrsquoAuseinandersetzung mit russischer Literaturund den darin thematisierten Revolten zwi-schen Rechten Weiszligen Roten und soge-nannten Gruumlnen ndash den Partisanen Die fol-genden bdquoFrakturbilderldquo sind logische Folgeder Aufloumlsung der Form in den spaumlten

1960er Jahren und reflektierten den Kubis-mus Doch im Gegensatz zur Abstrahierungdes Kubismus entscheidet sich Baselitzdafuumlr seine Bilder zu zergliedern aufzulouml-sen Er fuumlgte die Fragmente jedoch nicht zu-sammen sondern belaumlszligt deren einzelneElemente als solche als Frakturen sichtbarwodurch er den eigentlichen Bildraum auszligerKraft setzt

Gegensatz und Widerspruch stehen seit-dem im Zentrum von Georg Baselitzrsquo Schaf-

fen Ihm geht es primaumlr um eine Oppositionzur Konvention zur Kunst als Objekt destaumlglichen Gebrauchs Aus dieser Ansichtheraus sowie seiner Praxis die Gemaumllde aufdem Boden liegend zu malen entstehen dieersten Leinwaumlnde die gedreht und bdquokopf-uumlberldquo gestellt werden als Widerspruch zubereits Existierendem und GewoumlhnlichemBaselitz versteht sie als Umsetzung seinerdamals aktuellen Denkmethode WernerSpies spricht von Baselitzrsquo Bilderkosmos als

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Georg Baselitz Gemaumllde undSkulpturen 1960 ndash 2008

Ausstellung im MdM Moumlnchsberg von 28 Februar bis 21 Juni 2009

Georg Baselitz B fuumlr Larry 1967 Oumll auf Leinwand 250 x 200 cmFriedrich Christian Flick Collection

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bdquoKopfstand der Weltldquo In den spaumlten 1960erJahren mischen sich Motive die auf demKopf stehen mit jenen die bdquonormalldquo positio-niert sind beispielsweise in dem bekanntenGemaumllde bdquoB fuumlr Larryldquo 1967

Die Werke von Baselitz werden somit ge-genstaumlndlich und ungegenstaumlndlich zugleichDas simpel anmutende Umkehren des Sujetsabstrahiert es auf formale wie inhaltlicheWeise

In den 1970er Jahren beginnt er Werke inFingermalerei-Technik zu schaffen derentechnische Bezeichnung auch im Titel auf-tritt Motive sind Landschaften genauso wieAkte Selbstbildnisse Adler ua Aus dieserMalweise entsteht ein freierer Umgang mitFarbe und Material welcher schlieszliglich inden 1980er Jahren zu Werken fuumlhrt in denenFarbe und Form im Zentrum seiner bdquoMe-thodeldquo stehen das Sujet allerdings nach wievor umgekehrt bleibt

Mit den Bildern der 1990er Jahre veraumln-dert Baselitz erneut die Farbigkeit seinerGemaumllde und fuumlhrt eine leichte pointili-stisch inspirierte Maltechnik ein Teil der seitden 1990er Jahren entstandenen Werke sindua die bdquoRussenbilderldquo eigentliche Erinne-rungsbilder in denen er sich mit dem Sozia-listischen Realismus der offiziellen Aumlsthetikder ehemaligen Sowjetunion und der damitverbundenen Unterdruumlckung anderer kuumlnst-lerischer Ausdrucksformen beschaumlftigt die

er in der DDR selbst zu spuumlren bekommenhat und diese interpretiert Im Gegensatzzum kompositorischen Horror Vacui derbdquoVorbilderldquo haben seine Gemaumllde bewuszligteinen skizzenhaften Charakter verzichtenauf die Korrektur der Spuren welche durchFarbdosen auf der Leinwand entstehen undlassen Teile der Leinwand frei

Seine juumlngste Werkreihe die Baselitz alsRemix-Bilder bezeichnet bedeutet fuumlr ihnkein Kopieren aumllterer Werke sondern ver-steht sich als Reminiszenz auf deren Bedeu-tung und als Aktualisierung eines ThemasSujets welches als solches nicht mehr wie-derholbar nur zeitgenoumlssisch optimierbarist Das erste seiner Remix- Bilder beziehtsich auf das seinerzeitige Skandalbild bdquoDiegroszlige Nacht im Eimerldquo von 1963 bdquoBilder inOrdnung bringenldquo nennt Baselitz die Metho-de zur Neubearbeitung aumllterer Sujets in de-nen er auf viele Beispiele malerischer Tradi-

tion zuruumlckgreift und diese immer wiederneu anordnet

Exemplarisch fuumlr das skulpturale Schaf-fen das seit Ende der 1970er Jahre parallelzur Malerei entsteht werden fuumlnf Plastikeninkludiert von denen zwei ndash bdquoMeine neueMuumltzeldquo 2003 und bdquoFrau Ultramarinldquo2004 ndash als Pendants entstanden sind und inOumlsterreich erstmals gezeigt werden

Mit der Entwicklung seines OEuvres be-weist Georg Baselitz daszlig es auch in der ofttodgesagten Malerei immer wieder neue We-ge und Methoden gibt Es straft die AussageLuumlge daszlig bdquoschon alles gemacht wurdeldquo

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog-buch im DuMont Buchverlag mit einem Vor-wort von Toni Stooss einem kunsthistori-schen Essay von Rainer Michael Mason undeiner Erzaumlhlung von Ingo Schulze (208 Sei-ten 80 ganzseitige Farbabbildungen) httpwwwmuseumdermoderneat

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Georg Baselitz Der Hirte 1965 Oumll auf Leinwand 162 x 130 cm MUMOKLeihgabe der Ouml Stiftung Ludwig

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Georg Baselitz Meine neue Muumltze2003 Zedernholz und Oumllfarbe 31050 x 8350 x 107 cm Essl Museum

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Das MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik undMusiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

(KUG) wurde zehn Jahre geplant zwei Jahregebaut und konnte am 1 Maumlrz 2009 endlicheroumlffnet werden

Mit der Komposition bdquoMUMUTH open-ingldquo des KUG-Studenten Hannes Kersch-baumer begann der feierliche Festakt imMUMUTH-Saal anschlieszligend begruumlszligteKUG-Rektor Georg Schulz die geladenenGaumlste Es folgten Gruszligworte von WolfgangGleissner Geschaumlftsfuumlhrer der Bundesim-mobiliengesellschaft (BIG) MUMUTH-Ar-chitekt Ben van Berkel Buumlrgermeister derStadt Graz Siegfried Nagl Landeshaupt-mann-Stellvertreter Kurt Flecker und Bun-desminister Johannes Hahn dann richtetensich KUG-Rektor Georg Schulz und Rectoremeritus Otto Kolleritsch ans Publikum

Im Anschluszlig folgten die Ehrengaumlste einerVorstellung der bdquoZauberfloumlteldquo in der Inszenie-rung von Christian Poumlppelreiter aufgefuumlhrtvon KUG-Studierenden und -AbsolventIn-nen Fuumlr Kolleritsch gab es nach der Operein Fest um seine jahrzehntelange Taumltigkeitund seinen unermuumldlichen Einsatz fuumlr dieErrichtung des MUMUTH zu wuumlrdigen

Fuumlr die KUG stellt das MUMUTH einseit 1963 immer wieder eingefordertes zen-trales Uumlbungs- und Veranstaltungsgebaumludedar bdquoEndlich koumlnnen wir mit diesem archi-tektonisch herausragenden Gebaumlude unserenStudierenden Raum bieten um ihre kuumlnstle-rische Ausbildung weiter zu verbessern DieAufgabe einer Kunstuniversitaumlt ist es dieKunst stetig weiterzuentwickeln Dank demMUMUTH kann unser Publikum nun ver-staumlrkt an diesem spannenden Prozess teilha-benldquo so KUG-Rektor Georg Schulz

Geplant wurde das Gebaumlude vom re-nommierten hollaumlndischen ArchitekturbuumlroUNStudio von Ben van Berkel nach eineminternational ausgeschriebenen Wettbewerbmit 212 Einreichungen Das Projekt war be-reits als oumlsterreichischer Beitrag in der Bien-nale in Venedig ausgestellt

Den zentralen Bestandteil des MUMUTHbildet der groszlige Auffuumlhrungsraum der flexi-bel als Probe- und Arbeitsraum Konzertsaaloder Musiktheater genutzt werden sollDieser Raum der als bdquoBlack Boxldquo ausgebil-det wird ist von einem aus dem Erdgeschoss

ansteigenden Foyerbereich aus erschlossender sich nach Suumlden zum Innenhof und zumPark hin orientiert und an den alle verschie-denen Funktionen und Nutzer des Gebaumludesangeschlossen sind

Die zwei Proberaumlume sind am Suumld-Endedes Gebaumludes untergebracht Der Orchester-proberaum findet unter dem Foyer ebenerdigPlatz und hat eine direkte Sichtverbindungzum Park Im 3 Obergeschoszlig befindet sichdie Probebuumlhne des Musiktheaters Durchdiese Anordnung der Proberaumlume gelingteine optimale akustische Trennung dieserbeiden Bereich durch die Zwischenschaltungdes Foyerbereiches

Die Proberaumlume mit dem groszligen Saalwerden von der Universitaumlt zur Ausbildunggenutzt Es wurde im speziellen Bedacht aufdie Moumlglichkeit der Fremdnutzung des Or-chesterproberaumes und des groszligen Saalesauszligerhalb der universitaumlren Nutzungszeitengenommen Diese Raumlumlichkeiten koumlnnenangemietet werden fuumlr Veranstaltungen imSinne des Veranstaltungsgesetzes

Die akustische Qualitaumlt des Neubaus er-gibt sich aus den von der virtuell horizonta-len Spiralorganisation gebildeten bdquoZwischen-raumlumenldquo Diese fungieren als akustische Puf-ferzonen und Nebenwege fuumlr die Erschlies-sung und Verbindung der universitaumlren Ne-benfunktionen Somit entstehen Freiraumlume

die sich je nach Bedarf kreativ aneignen undnutzen lassen

Oumlffentliche Veranstaltungen bilden einenfixen und zentralen Bestandteil der Ausbil-dung der jungen Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-ler Wie schon derzeit im Theater im Palais(TIP) sollen verschiedene Produktionen ineiner Gegenuumlberstellung von Moderne undTradition und verschiedenste Sparten vonJazz uumlber Orchesterkonzerte Kammermu-sik Liedern bis zu Musiktheater zur Auf-fuumlhrung kommen

Erste Veranstaltungen

Im August 2008 wurde ein Groszligteil desGebaumludes von der Bauherrin der BIG an dieKUG uumlbergeben Nach Baubeginn im Maumlrz2006 konnte das 19 Millionen Euro Projektim Herbst 2008 von der KUG eingerichtetwerden im Februar fanden bereits zweiSparten des 7 Internationalen WettbewerbsbdquoFranz Schubert und die Musik der Moder-neldquo im MUMUTH statt

Erste oumlffentliche Veranstaltungen imMUMUTH sind Mozarts bdquoDie Zauberfloumlteldquoam 2 April startet das neu konzipierteaboMUMUTH mit einer Inszenierung derbdquoJohannes-Passion BWV 245ldquo im Buumlhnen-bild von Ben van Berkel (weitere Vorstellun-gen 4 6 und 8 April) httpwwwkugacat

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MUMUTHDas Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

wurde mit Neuer Musik und groszliger Oper eroumlffnet

MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

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An sechs verschiedenen Spielorten prauml-sentieren international renommierte

KuumlnstlerInnen ein auserlesenes Programmwelches sowohl Bezug auf das Reflektierender Passionsgeschichte nimmt als auch denAnspruch auf houmlchste kuumlnstlerische Qualitaumlterhebt

Ein Schwerpunkt des Festivalprogrammsist die szenische Umsetzung des Messiasvon Georg Friedrich Haumlndel in einer Insze-nierung von Claus Guth unter der musikali-schen Leitung von Jean-Christophe SpinosiWaumlhrend der Osterwoche wird der Musik-verein das Konzerthaus die Minoritenkir-che und Hofburgkapelle sowie das Semper-Depot und das Theater an der Wien bespielt

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang am4 April 2009 mit Luigi Cherubinis MessaSolenne in E-Dur und den bdquoSieben letztenWortenldquo von Joseph Haydn im WienerMusikverein Unter der musikalischen Leit-ung von Riccardo Muti spielen die WienerPhilharmoniker Solisten sind Ruth ZiesakMarianna Pizzolato Rainer Trost undAlexey Tikhomirov

Messiah ndash das Oratorium als Paraphraseuumlber die Erloumlsung der Menschheit szenischauf der Opernbuumlhne Nach dem groszligartigenErfolg mit Mozarts Lucio Silla in 2006 kehrtRegisseur Claus Guth fuumlr diese Neupro-duktion die bereits am 27 Maumlrz 2009 Pre-miere hat an das Theater an der Wien zu-ruumlck Jean-Christophe Spinosi dirigiert dasEnsemble Matheus und den Arnold Schoen-berg Chor (Ltg Erwin Ortner) Die Vors-tellungen am 3 und 6 April finden imRahmen des OsterKlang-Festivals statt

Drei zeitgenoumlssische Projekte davonzwei Urauffuumlhrungen bilden den zweitenSchwerpunkt des Festivalprogramms in Ko-produktion mit der Neuen Oper Wien zeigtdas Festival ab 4 April die oumlsterreichischeErstauffuumlhrung von The Last Supper vonHarrison Birtwistle in einer Inszenierungvon Philipp Harnoncourt im Semper-Depot

Am 7 April wird das multimediale Melo-dram Es ist Freitag und Gott ist nicht da vonHelmut Jasbar im Neuen Saal des Konzert-hauses zur Urauffuumlhrung gebracht SowohlText als auch Musik stammen von HelmutJasbar der in seinem Werk die elementareAngst vor dem diagnostizierten Tod und dar-

aus resultierenden extremen Gefuumlhlen ineiner Kontemplation uumlber Joseph HaydnsDie sieben letzten Worte unseres Erloumlsers amKreuze thematisiert Als

Sprecher ist der Schauspieler Peter Maticzu houmlren Die Komposition Totentanz desoumlsterreichischen Komponisten WolfgangSauseng nach einem Text des Schriftstellersund Anton-Wildgans-Preistraumlgers WolfgangHermann erfaumlhrt seine Urauffuumlhrung amKarfreitag (10 April 2009) in der Minoriten-kirche Unter der musikalischen Leitung vonJohannes Hiemetsberger singt der Chorussine nomine und es spielt das EnsembleAmarcord Wien

Die argentinische Mezzosopranistin Ber-narda Fink singt am 9 April Arien vonGeorg Friedrich Haumlndel und wird dabei vonWolfgang Schulz Franz Bartolomey undClaudio Brizi (Claviorganum) begleitetDieser auszligergewoumlhnliche Konzertabend mitdem Titel Haumlndel und Moderne bringt auchInstrumentalwerke von Bach Berio KurtaacutegScarlatti und Willi zum Klingen Alljaumlhrlichbegeistert Martin Haselboumlck mit seiner Wie-ner Akademie das Publikum des Oster-Klangs Das Programm fuumlr 2009 steht ganzim Zeichen von Georg Friedrich Haumlndel undJoseph Haydn jenen zwei groszligen Kompo-nisten deren Todesjahr wir 2009 gedenken

Am Ostermontag klingt das Festival mitmittelalterlichen Pilgergesaumlngen und Taumlnzenaus der Feder von Alfonso X bdquoEl Sabioldquo mitJordi Savall und seinem Ensemble Hespeacute-rion XXI in der Minoritenkirche aus

Karten fuumlr alle OsterKlang-Veranstal-tungen sind an den Tageskassen der Ver-einigten Buumlhnen Wien im Theater an derWien und Wien-Ticket-Pavillon am Karajan-platz erhaumlltlich Mit dem OsterKlang Trio-Ticket erhalten Kunden beim Kauf von der-selben Anzahl von Karten fuumlr drei Veran-staltungen eine Ermaumlszligigung von 20 httpwwwosterklangat

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Kultur

OsterKlang Wien 2009Das 13 OsterKlang-Festival spannt seinen musikalischen Bogen uumlber eine Vielzahl

von auszligergewoumlhnlichen Projekten ndash von der Alten Musik bis zur Moderne

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang mit Luigi Cherubinis Messa Solenne in E-Dur undden raquoSieben letzten Wortenlaquo von Joseph Haydn im Wiener Musikverein

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Die Musik stammt von Frank Wildhorn(bdquoJekyll amp Hydeldquo) das Buch von Jack

Murphy bdquoRudolfldquo ist die Geschichte einesVisionaumlrs die wesentlichsten Motive sindLeidenschaft Selbstverleugnung und derMut eines Menschen der alle Talente einespolitischen Denkers aber kein Talent zurMacht hatte Seine Ideen haumltten die Welt deserstarrenden Habsburgerreiches veraumlndernsein Feuer ein neues Zeitalter eroumlffnen koumln-nen Aber der starre Hof und sein Ge-genspieler Ministerpraumlsident Taaffe verhin-dern jede Neuerung In dieser niederschmet-ternden Situation trifft Rudolf auf die groszligeLiebe Mary Vetsera Ihre Geisteshaltungihre Unbedingtheit geben ihm die Kraft biszum Letzten zu gehen ndash nach Mayerling ndashbdquoin Liebe verbunden bis in den Todldquo

2006 hatte die ungarische Version diesesWerkes ihre Urauffuumlhrung in ungarischerSprache am Budapest Operettszinhasz inCo-Produktion mit den Vereinigten BuumlhnenWien im Sommer desselben Jahres war dieProduktion bei den Open Air-Festspielen inSzeged zu sehen ndash nun wurde bdquoRudolfldquo inseiner Wiener Fassung am 26 Februar 2009in Wien uraufgefuumlhrt und erlebte seinedeutschsprachige Erstauffuumlhrung am Rai-mund Theater

Alle die bdquoElisabethldquo verehrt haben wer-den bdquoRudolfldquo lieben Ab 26 Februar 2009erweckten 24 Musiker des Orchesters derVereinigten Buumlhnen Wien und 32 Darstellerallabendlich die Geschichte von bdquoRudolfldquoauf der Buumlhne des Raimund Theaters zumLeben Fuumlr die Titelrolle des KronprinzenRudolf konnte Drew Sarich gewonnen wer-den in Wien bereits bestens bekannt undbeliebt aus seinen Engagements in bdquoHairldquobdquoBarbarellaldquo und bdquoJesus Christ SuperstarldquoNach Erfolgen in New York und Londonkehrt er nun als Rudolf nach Wien zuruumlckSeine Mary Baronesse Vetsera ist die New-comerin Lisa Antoni die mit ihrer Frischeund Strahlkraft in den Auditions uumlberzeugenkonnte Wiens Musicalfans duumlrfen sich freu-en daszlig Uwe Kroumlger wieder fuumlr eine Produk-tion der Vereinigten Buumlhnen Wien gewonnenwerden konnte ndash er uumlbernimmt den Part vonRudolfs Gegenspieler dem Ministerpraumlsi-denten Eduard Graf Taaffe Als Kaiser Franz

Joseph steht der aus Daumlnemark stammendeClaus Dam auf der Buumlhne des RaimundTheaters den Wienern bekannt durch seineEngagements in bdquoFreudianaldquo und bdquoKuszlig derSpinnenfrauldquo In der Rolle der Vermittlerinzwischen Mary und Rudolf Marie GraumlfinLarisch ist die unverwechselbare Vollblut-darstellerin Carin Filipcic zu Wietske vanTongeren die hinreiszligende bdquoIchldquo aus bdquoRe-beccaldquo verkoumlrpert Rudolfs ungeliebte FrauKronprinzessin Stephanie

Das Drama von Mayerling wird von deminternational anerkannten vielfach ausge-zeichneten Regisseur David Leveaux in Sze-ne gesetzt Fuumlr die Kostuumlme zeichnet dievielseitige Designerin Laura Hopkins ver-antwortlich fuumlr das Buumlhnenbild der britischeBuumlhnenzauberer Mike Britton

Zum Inhalt

1888 in Wien es gehen die Lichter anDas neu eroumlffnete Burgtheater erstrahlt inelektrischer Beleuchtung die ganze Ring-straszlige flimmert in neuem Glanz Alles funk-

tioniert so wie die gute Gesellschaft es kenntund sich wuumlnscht Die imperiale AutokratieFranz Josefs glaumlnzende Walzerfeste buumlrger-liche Heurigenseligkeit und ausklingendeGruumlnderzeit das uumlberstrahlt alle brodelndenpolitischen Konflikte auf der Straszlige Kaumeiner nimmt wahr daszlig in Europa bald dieLichter ausgehen werden

Einer der genau das vorausahnt istKronprinz Rudolf Er verzweifelt an dieserWelt und Zeit seine Ehe ein Joch die kuumlnf-tige Aufgabe ein Gefaumlngnis Er wird bespit-zelt seine Freunde verpruumlgelt er muszlig sichdem Deutschen Kaiser Wilhelm II freund-schaftlich widmen obwohl er ihn verab-scheut Er schreibt unter dem PseudonymJulius Felix fuumlr die liberale Presse und laumlszligtsich auf Verhandlungen mit Frankreich Eng-land und Ruszligland gegen eine Fortsetzungdes Zweibundes mit dem Deutschen Reichein

Da trifft ihn die Begegnung mit einer jun-gen weltgewandeten und fuumlr neue Ideen of-fenen Frau Mary Baronesse Vetsera diedurch ihre Tante Marie Graumlfin Larisch beiHofe eingefuumlhrt ist wie ein Blitzschlag Lie-be und Freiheit zugleich scheinen fuumlr einenAugenblick moumlglich zu sein Bei der Er-oumlffnung der Wirtschaftsausstellung kann derKronprinz einmal die Worte in aller Oumlffent-lichkeit sprechen die sein politisches Credosind Die Koalition derjenigen die ein offe-nes Europa wollen draumlngt ihn ihnen einUnterpfand zu geben Damit geraumlt er poli-tisch in eine ausweglose Situation Sehrschnell holt ihn die Realitaumlt durch die vaumlter-liche die kaiserliche Autoritaumlt wieder ein Erversucht noch seine Liebe zu schuumltzenMary zu uumlberreden ins Ausland zu gehenAber auch ihre Liebe zu ihm ist zu stark siebleibt So sieht er nur noch einen einzigenAusweg Zusammen werden sie nicht lebenkoumlnnen so werden sie zusammen sterben InMayerling Waumlhrend sich Wien im Walzerweiterdreht waumlhrend die Spitzel spionierenund der Oumlsterreichische Kaiser den Deut-schen Kaiser hofiert fallen im Jagdschloszligdie Schuumlsse die Rudolfs und Marys Lebendie Hoffnung und eine zum Greifen naheZukunft des morschen Reiches beenden httpwwwmusicalviennaat

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Kultur

Rudolf ndash Affaire MayerlingAngeregt durch den Roman raquoEin letzter Walzerlaquo von Frederic Morton

entstand dieses Musical uumlber die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Liebe zu Mary Vetsera

Drew Sarich als raquoKronprinz RudolflaquoClaus Dam als raquoKaiser Franz Josephlaquo

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Das bdquoLinz Europa Hafenfestldquo von 3 bis5 Juli 2009 ist der abschlieszligende

Houmlhepunkt der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash2009ldquo mit Hubert von Goisern AlsBotschafter fuumlr Linz09 war er per Konzert-schiff entlang der Fluumlsse Europas unterwegsZahlreiche seiner musikalischen Weggefaumlhr-tinnen und Weggefaumlhrten die die Tour mit-praumlgten treten beim Hafenfest gemeinsamauf So koumlnnen alle die es nicht mit bis zumSchwarzen Meer oder nach Amsterdam ge-schafft haben die spannendsten musikali-schen Begegnungen miterleben ndash zwar nichtan Bord aber doch gemeinsam mit Hubertvon Goisern auf der Buumlhne

bdquoDas Linz Europa Hafenfestlsquo wird eineinzigartiges Fest der Begegnung sowohl fuumlrdas Publikum als auch fuumlr die beteiligtenMusikerinnen und Musiker Ich kenne jaalle die mich auf der Linz Europa Tour2007 ndash 2009lsquo begleitet haben aber viele vonihnen hatten untereinander noch keinendirekten Kontakt Ich hoffe daszlig sich alle mitdiesem Programm wohl fuumlhlen und freuemich schon sehr auf das musikalische Mit-einander Ich bin an drei Tagen auf der Buumlh-ne und spiele jeden Tag ein anderes Pro-gramm Die Gaumlste beeinflussen was ich spie-le dadurch entstehen Synergien mit allenBands die noch nicht abzuschaumltzen sindldquo soHubert von Goisern anlaumlszliglich einer Presse-konferenz in Linz

Anfang Juli 2009 wird der Hafen derKulturhauptstadt zum Schauplatz eines gro-szligen Finales einer groszligen Reise Hubert vonGoisern und seine Band werden mit vielender Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler die mit anBord des Konzertschiffes unterwegs warenauf dem Linzer Festland ein Europa feierndas sich naumlher gekommen ist Ein dreitaumlgi-ges Konzert aus Ost und West das vielesaufruft was sich unterwegs entwickelt hatHarter Rock wird droumlhnen Pop wird perleninneralpin wird es jodeln Ein Finale dasSpannung verspricht Weil die Kuumlnstlerin-nen und Kuumlnstler schon zuvor in und umLinz intensiven kreativen Austausch pfle-gen und die Lust auf das Konzert-Highlightschuumlren werden

Das Line-Up verspricht ein energiegela-denes Konzertereignis unter anderem mitWolfgang Niedecken amp BAP Claudia

Koreck Haindling Haydamaky KarandilaKlaus Doldingers Passport KonstantinWecker KoumlsterHocker amp Band LoredanaGroza Philipp Poisel amp Band RamboAmadeus Stelzhamma Willi Resetarits ampStubnblues und Zdob si Zdub

bdquoDas Hafenfest ist so etwas wie ein euro-paumlisches Gipfeltreffen populaumlrer MusikHier kommen Ost und West zusammen aufder Buumlhne aber auch auf dem Festivalgelaumln-de ndash eine europaumlische Erfahrung die in dieOhren und unter die Haut gehen wirdldquo kuumln-

digt Martin Heller Intendant von Linz09 anbdquoDas Besondere am Hafenfest ist daszlig wir

die Einmaligkeit die wir auf dem Schiff er-lebt haben nun aufrsquos Land uumlbertragen koumln-nen Wir wollen Menschen beruumlhren undeine Botschaft vermitteln Die Emotionalitaumltsoll auf ganz Linz uumlbertragen werden undman ist dabei ndash oder man hat es verpaszligtldquoergaumlnzt Hage Hein Geschaumlftsfuumlhrer vonbdquoBlanko Musikldquo und Projektleiter der bdquoLinzEuropa Tour 2007 ndash 2009ldquo

Die raquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009laquo

Im Sommer 2007 brach Hubert vonGoisern mit einer sehr jungen Band zunaumlchstuumlber die Donau gegen Osten auf und imSommer 2008 dann unter anderem auf demRhein-Main-Donau-Kanal in den WestenDort jammten David Lackner (keyboard)Maria Moling (percussion vocals) AlexPohn (drums) Helmut Schartlmuumlller (bass)Elisabeth Schuen (violine vocals) MarleneSchuen (violine vocals) Severin Trogba-cher (guitar) und Darinka Tsekova (Gadul-ka) virtuos mit ihren Gaumlsten auf einer zurKonzertbuumlhne umgebauten Barge Zu diesenGaumlsten zaumlhlten Zdob si Zdub aus Moldawienmit ihrer bdquoHiatamadlldquo-Version der serbischeQuerdenker Rambo Amadeus oder die bdquoru-maumlnische Madonnaldquo Loredana Groza Waumlh-rend diese Kuumlnstler den Osten Europas greif-bar machten vertraten u a BAP XavierNaidoo Konstantin Wecker Klaus Doldin-ger und Zap Mama den Westen

SrsquoNIX ist etwas Anderes als gar nix

Hubert von Goisern hat seit seinem Start1988 mit den Alpinkatzen 15 Millionen Ton-traumlger verkauft und gab fast 1000 Konzertein 21 Laumlndern 15 Alben hat er bisher einge-spielt und 5 DVD-Projekte realisiert Dasaktuelle Album SrsquoNIX ist auf der Osteuropa-Etappe der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009ldquoentstanden und wurde im Mai 2008 veroumlf-fentlicht Im August 2008 erschien die DVDbdquoGoisern goes Eastldquo eine Koproduktion desORF und der Nikolaus Geyrhalter FilmFuumlnf Episoden dokumentieren die Schiffs-reise von Linz zum Schwarzen Meer Dieneue Doku bdquoGoisern goes Westldquo ist in Ar-beit httpwwwlinz09at

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Kultur

Linz Europa HafenfestAbschlieszligender Houmlhepunkt der Linz Europa Tour 2007 ndash 2009mit Hubert von Goisern amp Freunden von 3 bis 5 Juli 2009

Hubert von Goisern ndash Linz Europa Tour

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Schon wieder ist etwas passiert Ein Mannnamens Horvath ist verschwunden und

die einzige Spur fuumlhrt zum bdquoLoumlschenkohlldquoeiner weithin bekannten bdquoBackhendlstationldquoin der Provinz Und es waumlre nicht der Bren-ner wenn ihm in Loumlschenkohls Keller dieKnochenmehlmaschine nicht einige duumlstereRaumltsel aufgaumlbe Nach bdquoKomm suumlszliger Todldquound bdquoSilentiumldquo ist dies der dritte Streich desErfolgs-Trios HaderMurnbergerHaas Ab-gruumlndige Kinounterhaltung vom Feinsten

Synopsis

Ein Mann namens Horvath ist ver-schwunden Die letzten Leasingraten fuumlr sei-nen Wagen sind nicht bezahlt Brenner uumlber-nimmt unwillig von seinem alten FreundBerti den mickrigen Auftrag HorvathsLeasingwagen zuruumlckzubringen Brennermacht sich auf den langen Weg in die tiefeProvinz Ein Nachsendeauftrag fuumlhrt direktzum bdquoLoumlschenkohlldquo einer Backhendlstationvon legendaumlrem Ruf

Tausende Huumlhner muumlssen woumlchentlichihr Leben lassen um hier knusprig paniertbis auf die Knochen abgenagt zu werdenEine Knochenmehlmaschine zermahlt dieHuumlhnerreste zu Futtermehl fuumlr die naumlchsteHuumlhnergeneration Ein kannibalischer Kreis-lauf des Fressens und GefressenwerdensEin kurzer Blick auf den Leasingwagen istalles was Brenner von Horwath zu sehenbekommt Denn gleich darauf ist das Auto sospurlos verschwunden wie sein Besitzer

Doch Brenners detektivische Faumlhigkeitensind auch anderweitig gefragt

Der Sohn des Wirtes will mit seiner Hilfeendlich herausfinden was mit dem vielenGeld geschieht das der alte Wirt woumlchent-lich aus dem Betrieb nimmt Brenner kommtdieser zusaumltzliche Auftrag gerade recht ist erdoch im Begriff sich in die fesche Birgit zuverlieben die Kuumlchenchefin und Frau desJunior-Chefs Und verdreht wie er vonBirgit ist laumlszligt ihn sein Kopf beinahe imStich Daszlig sich ein Menschenknochen unterdie Huumlhnerknochen mischt bemerkt Bren-ner fast zu spaumlt Und waumlhrend im Saal derBackhendlstation der Maskenball tobt unddas ganze Dorf von Masken geschuumltzt sorichtig die Sau raus laumlszligt wird im Keller ge-liebt und gemordet Einmal mehr erweist

sich Berti nicht nur als Brenners Freund son-dern als sein Schutzengel der gerade nochrechtzeitig auftaucht und das Geheimnis umden verschwundenen Horvath endlich luumlftet

Mit bdquoDer Knochenmannldquo erblickt erneuteiner von Wolf Haaslsquo Kultromanen das Lichtder Leinwand Und Josef Hader ist schonlaumlngst zur Inkarnation des lakonischen Pri-vatdetektivs Brenner geworden Wir duumlrfen

uns aber auch wieder auf Brenners kongeni-alen Leinwandgefaumlhrten Bertie (SimonSchwarz) freuen und ndash einmal mehr ndash aufeine Riege hervorragender Darsteller (vonSepp Bierbichler bis zu Birgit Minichmayr)die erwarten lassen daszlig Brenners schaurig-pointenspruumlhende Abenteuer zu einem gros-sen Kinoerlebnis werden httpwwwlunafilmatknochenmannhtml

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Oumlsterreichischer Film

Der KnochenmannEin Dor-Film von Wolfgang Murnberger nach dem gleichnamigen

Roman von Wolf Haas feierte am 6 Maumlrz Premiere in Wien

Josef Hader ist zur Inkarnation des lakonischen Privatdetektivs Brenner geworden

Bei den Dreharbeiten Birgit Minichmayr Wolfgang Murnberger Josef Hader

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Bernhard Wickis Vater ein Schweizer In-genieur war technischer Direktor sowie

Teilhaber groszliger Papier- und Maschinenfa-briken Die Mutter Melanie geb Kleinhaplstammte aus Oumlsterreich Wicki geboren am28 Oktober 1919 in St Poumllten in Niederoumls-terreich besuchte abwechselnd Lehranstal-ten in Koumlthen bei Halle Gmunden Mauerbei Wien und Salzburg anschlieszligend dieSchauspielschule des Staatlichen Theaters inBerlin unter Gustaf Gruumlndgens Er wurde abNovember 1938 einige Monate wegen seinerMitgliedschaft in einer kommunistisch orien-tierten Jugendgruppe im KZ Sachsenhauseninhaftiert konnte aber danach die Schau-spielausbildung am Reinhardt-Seminar inWien fortsetzen 1940 debuumltierte er amSchloszligtheater Schoumlnbrunn

Weitere Buumlhnenstationen waren Freibergin Sachsen Bremen Muumlnchen und Salzburg1944 uumlbersiedelte die Familie in die Schweiz1)Nach Kriegsende begann seine Filmkarrieremeist im Fach des charmanten Liebhabersund Verfuumlhrers spaumlter als Charakterdar-steller In der Rolle eines Partisanenfuumlhrersgluumlckte ihm 1954 in Helmut Kaumlutners zeit-geschichtlichem oumlsterreichisch-jugoslawi-schen Streifen bdquoDie letzte Bruumlckeldquo bdquoPosled-nji mostldquo der Durchbruch im fuumlr ihn neuen

Medium Georg W Pabst Wolfgang Lieben-einer Wolfgang Staudte Michelangelo Anto-nioni und Gottfried Reinhardt holten ihn vordie Kamera seine diesbezuumlgliche Filmografieumfaszligt insgesamt an die 70 Titel Wicki war1957 Regie-Volontaumlr bei Kaumlutners melodra-matischer Love-Story bdquoMonptildquo mit demmehrfach ausgezeichneten bitteren Antikriegsfilm bdquoDie Bruumlckeldquo (u a Oscar-Nomi-nierung als bester fremdsprachiger Film)

brach der Schauspieler 1959 vital und vir-tuos in die Phalanx der Regisseure ein

Darryl F Zanuck einer der effizientestenHollywood-Mogule engagierte ihn 1962neben dem Amerikaner Andrew Marton unddem Englaumlnder Ken Annakin fuumlr die Ge-staltung der deutschen Episoden des an Ori-ginal-Schauplaumltzen gedrehten Fox-Groszligfilmsuumlber die Landung der Alliierten in der Nor-mandie bdquoThe Longest Dayldquo (bdquoDer laumlngsteTagldquo) eine cineastische Mammutproduktionmit einem bombastischen internationalenStaraufgebot ist zweifellos eines der umfas-sendsten Profile uumlber ein Geschehen imZweiten Weltkrieg die Arbeit brachte Wicki(bdquoin sharingldquo) eine Nominierung zum Awardder Directorlsquos Guild of America ein 1964inszenierte er in den roumlmischen Studios derCinecittagrave und an italienischen bdquolocationsldquomit Ingrid Bergman und Anthony Quinn dieaufwendige amerikanisch-europaumlische Ko-produktion bdquoThe Visitldquo (bdquoDer Besuchldquo)nach der inhaltlich und atmosphaumlrisch veraumln-derten tragischen Komoumldie des SchweizerDramatikers Friedrich Duumlrrenmatt

Fuumlr die Uumlbernahme der Regie des Kriegs-und Agentenspektakels bdquoMoriturildquo (auchbdquoThe Saboteurldquo) der Arcola-ColonyFox dasMenschlich-Tragisches und Kriegsgetuumlm-mel in einer spannenden im Zweiten Welt-

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und uumlber 12000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit oumlsterreichischer Beteiligung In dieser Folge portraitiert er

Bernhard WickiSchauspieler Regisseur

Berhard Wicki bei den Dreharbeiten zum Agentenspektakel raquoMoriturilaquo

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Curd Juumlgens als Generalmajor Guumlnther Blumentritt im Fox-Groszligfilm raquoThe LongestDaylaquo raquoDer laumlngste Taglaquo an dem Bernhard Wicki mitwirkte

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krieg spielenden Handlung vereint (ein deut-sches Handelsschiff ist als Blockadebrechervon Tokio in das besetzte Frankreich unter-wegs) ging Bernhard Wicki 1965 nach Hol-lywood Im Gegensatz zu den mit geringe-rem Personalaufwand hergestellten deutsch-sprachigen Produktionen sah er sich mit dergeballten Macht des kalifornischen Filmge-schaumlfts konfrontiert Ungeachtet dessen dassder Produzent Aaron Rosenberg eine dreimo-natige Drehzeit vorsah verlangten die StudioExecutives eine weitaus fruumlhere Fertigstel-lung Damit konnte der auf bestmoumlglicheRealisierungsbedingungen bedachte Regis-seur seine qualitativen Intentionen nichtdurchsetzen Die Uumlberschreitung des Bud-gets verursachte Probleme ebenso derHauptdarsteller Marlon Brando der gleich-falls eine pedantische und zeitgerechte Ein-

studierung der einzelnen Szenen bevorzugteWickis Methode der vielen Aufnahme-Wiederholungen aber uumlbertrieben fand Dervon den fiktionalisierten Memoiren des fruuml-heren deutschen Marine-Attacheacutes in TokioWerner Luedecke inspirierte in Schwarz-Weiszlig brillant fotografierte und von JerryGoldsmith wirkungsvoll musikalisch unter-malte Actionfilm gedieh zur handwerklichperfekten guten Kinokonfektion dessen Er-folg am Einspielergebnis zu messen warWickis Verhaumlltnis zum amerikanischen Pro-duktionsstil blieb indessen fuumlr immer gebro-chen

Veraumlrgert uumlber grobe nachtraumlgliche Aumlnde-rungen der amerikanischen Produzenten anbdquoThe Visitldquo kehrte er Hollywood den Ruumlk-ken Aus seinen folgenden Regiearbeiten fuumlrFilm und Fernsehen in Deutschland ragen

die Umsetzung einer Erzaumlhlung JosephRoths bdquoDas falsche Gewichtldquo (1973) undbdquoDie Eroberung der Zitadelleldquo (1977) nacheiner Novelle Guumlnter Herburgers heraus Da-neben stehen Aufgaben als Film- und TV-Darsteller Inszenierungen fuumlr das Theaterund Synchronregie seit 1975 betrieb er eineeigene Filmproduktion in Muumlnchen 1989stellte Wicki langjaumlhrig verheiratet mit derSchauspielerin Agnes Fink sein letztes de-tailbesessenes perfektionistisches Opus vordie aufgrund verschiedener Schwierigkeitenin mehreren Etappen hergestellte in Canneszur Auszeichnung fuumlr die bdquoGoldene Palmeldquonominierte Joseph-Roth-Verfilmung bdquoDasSpinnennetzldquo mit Klaus Maria BrandauerDer Ex-St Poumlltner Star-Regisseur ein enga-gierter Filmemacher mit rigorosem kuumlnstle-rischem Wollen und hohem handwerklichemKoumlnnen einer der Groszligen der Filmgeschich-te starb am 3 Jaumlnner 2000 in Muumlnchen 1) Nach dem Engagement an den Schauspielhaumlusern in

Zuumlrich und Basel (1944-1950) wurde BernhardWicki Schweizer Staatsbuumlrger In der BRD verein-nahmte man ihn als bdquodeutschenldquo Regisseur vonauszligerordentlichem Rang

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Mit dem Buch bdquoOumlsterreicher in Holly-woodldquo legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veroumlffentlichten Standardwer-kes vor Nach uumlber 12jaumlhrigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden bdquoDiese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den daruumlber-hinaus immensen Kulturleistungen oumlsterrei-chischer Filmkuumlnstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet bdquoAlles was anetwas erinnert ist Denkmalldquo schlieszligt derAutor

Rudolf Ulrich und der Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen sehr geehrte Leserinnenund Leser die Moumlg-lichkeit in den kom-menden Monaten imbdquoOumlsterreich Journalldquoeinige Persoumlnlichkei-ten aus dem BuchbdquoOumlsterreicher in Hol-lywoodldquo kennenzuler-nen

Rudolf UlrichbdquoOumlsterreicher in Hollywoodldquo 622 Seitenzahlreiche Abb 2 uumlberarbeitete und erwei-terte Auflage 2004 ISBN 3-901932-29-1httpwwwfilmarchivat

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Kaumlrntner bdquoSchmankalanldquo ndash genieszligen mitden Jahreszeiten Schlieszliglich veredelt

die Kaumlrntner Wirtshauskuchl das was dieNatur und die Bauern in der Nachbarschaftbieten Uumlber Jahre hinweg hat sich eine kuli-narische Partnerschaft entwickelt die so man-che Uumlberraschung bereithaumllt Wuszligten Sieschon wie aus einer Armen-Speise ein Natio-nalgericht entstand wo Spargelfelder unter-irdisch beheizt werden was Forellenlaichzum bdquoMoumllltaler Kaviarldquo werden lieszlig und war-um die bdquoMostbarkeitenldquo so hochgeistig sind

Spargel ndash Zauberstab des Fruumlhlings

Im Fruumlhling wenn in Kaumlrnten die Obst-baumlume in voller Bluumlte stehen reckt sich aucheine wahrhaft koumlnigliche Gemuumlsesorte derSonne entgegen Nicht umsonst wird derSpargel als bdquoZauberstab des Fruumlhlingsldquobezeichnet Der Bauer Hans Jaumlger gilt alsbdquoKaumlrntner Spargelpionierldquo seit einigen Jah-ren erntet er im Lavanttal houmlchste QualitaumltDie Kaumlrntner Wirte feiern um den Lavant-

taler Spargel im Mai mehrere Feste Heutebauen mehrere Lavanttaler Bauern Spargelan und Bauer Jaumlger ist einen Schritt weiter-gegangen Er stattete seine Spargelfelder miteiner Art unterirdischen bdquoHeizdeckeldquo aus ndashseinem Spargel koumlnnen Temperaturschwan-kungen und Regen nichts anhaben

Mit den Fruumlhlingsblumen waumlchst derBaumlrlauch auf den Wiesen neben den Kaumlrnt-ner Baumlchlein Dieser wilde Knoblauch wirdwegen seiner gesundheitlichen Wirkunggeschaumltzt und schmeckt duumlnn geschnittenauf dem Butterbrot mit warmen Erdaumlpfelnoder puumlriert als Suppe

Ostern in Kaumlrnten das ist mit Brauchtumund der traditionellen Osterjause verbundenNach der Fleischweihe am Ostersamstagwerden Schinken Hauswuumlrstl (wuumlrzigeTrockenwuumlrste) gefaumlrbte Eier und Kren(Meerrettich) kredenzt ndash keinesfalls fehlendarf dabei der Kaumlrntner Reindling einKuchen aus Hefeteig geknetet und mit ZimtZucker und Rosinen gefuumlllt

Frische Kraumluter amp fangfrische Fische

Der Reindling wird auch zur SaurenSuppe verspeist einer Kaumlrntner Spezialitaumltdie bei den zahlreichen bdquoKirchtagenldquo undBrauchtumsfesten im Kaumlrntner Sommergereicht wird Mehrere Sorten Fleisch undzahlreiche Kraumluter erfordert das Original-Rezept der Sauren Suppe Verfeinert wird siemit sehr viel saurem und suumlszligem Rahm Fen-chel und Anis verleihen der Sauren Suppeden typischen Geschmack und der sonst imMittelmeerraum beheimatete Safran diegelbe Farbe

Kaumlrnten ist das suumldlichste BundeslandOumlsterreichs Leicht und frisch praumlsentiertsich die sommerliche Kuumlche mit viel herr-lich duftenden Kraumlutern die hervorragendmit den fangfrischen Fischen harmonierenZander und Waller aus dem Woumlrther- undMillstaumltter See Forellen und Saiblinge auskristallklaren Gebirgsbaumlchen Und im Spaumlt-sommer rundet ein suumlszliger bdquoSchmarrenldquo mitfrischen Schwarzbeeren eine bdquobeerigeldquo

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OumlJ-Reisetip

Genieszligen mit den JahreszeitenEine kulinarische Entdeckungsreise in Kaumlrnten ist sofacettenreich und vielfaumlltig wie die vier Jahreszeiten

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Variante des Kaiserschmarrens das Menuumlab

Hochgeistige Mostbarkeiten

Nach einem heiszligen Kaumlrntner Sommertagerfrischt kaum ein Getraumlnk besser als einGlas Most bei einem Kaumlrntner Jausenwirtoder in einer typischen Kaumlrntner Buschen-schenke So werden die baumluerlichen Gast-stuben genannt die nur auftischen duumlrfenwas auch im eigenen Betrieb erzeugt wurdeSpeck Wuumlrstl knuspriges Brot Im Lavant-tal fuumlhrt der Weg zur Jause uumlber eigeneMostwanderwege Wer die vielen Buschen-schenken nicht erwandern will laumlszligt sich vombdquoMostlandexpreszligldquo hinfahren Hochgeistigist es im Lavanttal schon immer zugegan-gen das beweisen die Schriften der Moumlncheim Stift Sankt Paul einer wahren Schatz-kammer Heute brennen die Bauern ausAumlpfeln Birnen und anderen Fruumlchten sorten-reine Schnaumlpse von houmlchster Qualitaumlt einbesonderer Genuszlig ist der feinperlende Ap-felfrizzante Zu verkosten sind die hochgei-stigen Troumlpferl weiterhin im Stift und imbdquoZogglhofldquo In diesem renovierten Getreide-speicher finden sich die bdquoMostbarkeitenldquoeine Galerie der besten Schnaumlpse In BadKleinkirchheim den Kaumlrntner Nockbergenhat sich der ehemalige Schirennlaumlufer Wolf-ram Ortner auf das Brennen edler Destillateverlegt ndash und auch dafuumlr Medaillen einge-heimst Seit kurzem bietet er bdquoZigarren-Schnaumlpseldquo an malzige aus Bockbier ge-brannte Schnaumlpse die ihr volles Aroma inKombination mit Zigarrenrauch entfalten

Houmlchster Genuszlig Gailtaler Almkaumlse

Fuumlr houmlchste Genuumlsse anderer Art sorgen18 Almkaumlsereien im Gailtal in der Karni-schen Region Nach alter Sennertraditionproduzieren sie auf 1500 Meter Seehoumlhe denwuumlrzigen bdquoGailtaler Almkaumlseldquo eine EU-weiteinzigartige Spezialitaumlt Auf der TresdorferAlm weiht eine Schaukaumlserei in die Ge-heimnisse des Kaumlsemachens ein

Wild(e) Sachen im Goldenen Herbst

Die Sicht ist weit der Himmel blau dieBlaumltter huumlllen sich in ihr buntes Farbenkleiddie Stimmung ist atemberaubend Der bdquoGol-dene Herbstldquo in Kaumlrnten ist nicht nur diebeste Zeit zum Wandern sondern auch dieHoch-Zeit fuumlr den Hochsitz Die Jagd bringtviel Abwechslung in den Speiseplan derKaumlrntner Wirtshaus- und Hotelkuumlche HirschReh Gams und Federwild Dazu serviertwerden frische Preiselbeeren von den Kaumlrnt-ner Almen Eierschwammerl und Steinpilze

aus den Kaumlrntner Waumlldern vollmundigerRotwein ndash alles gewuumlrzt mit Jaumlgerlatein amWirtshaustisch

Der Herbst ist auch die Zeit in der imMoumllltal und in Tainach in Suumldkaumlrnten die Fo-rellen und Saiblinge zum Ablaichen aus denmit Berg- und Quellwasser gefuumlllten Teichengenommen werden Der Rogen dieser Forel-len schmeckt so wunderbar daszlig er Forellen-und Saiblingskaviar genannt wird Konser-viert und in Glasdosen abgefuumlllt haumllt dieseArt von Kaviar lange Zeit Auf den Hoch-weiden des Moumllltales des Lavanttales undder Kaumlrntner Nockberge ist auch der Alm-ochs zuhause mittlerweile ein Markenbe-griff der fuumlr ausgezeichnete Fleischqualitaumltsteht In den Tauern und im Lesachtal sowiein der Norischen Region werden Laumlmmerund Schafe gezuumlchtet deren Fleisch eben-falls zu den Offenbarungen der KaumlrntnerKuumlche zaumlhlt Fuumlr Uumlberraschungen gut ist derKaumlrntner Kuumlrbis Unglaublich wie facetten-reich sich dieses Gemuumlse zubereiten laumlsst ndashzu verkosten im Kaumlrntner Herbst

Gans fein

Aus dem Osten Oumlsterreichs stammendsind sie auch in Kaumlrnten heimisch gewordendie Gaumlnse Sie werden mit viel Liebe aufgroszligen Weiden gehalten Die Kaumlrntner Gansl-wirte eine Runde initiativer Kaumlrntner Wirteladen jaumlhrlich rund um Martini (11 No-vember) zum mehrwoumlchigen bdquoGansl-schmausldquo wo auch der junge Rotwein ausder italienischen Nachbarregion Friaul-Julisch-Venetien der bdquoPrimoldquo erstmals ver-kostet wird

Winterzeit ndash suumlszlige Zeit

Wenn Kaumlrntens Gipfel mit Neuschneegeschmuumlckt sind und wenn die zahllosenBadeseen mit einer praumlchtigen Eisschichtuumlberzogen sind zieht durch die heimeligenStuben der Duft von Zimtgebaumlck und Brat-aumlpfeln Zeit die Rezepte aus der suumlszligenKaumlrntner Kuumlche auszuprobieren ndash zum Bei-spiel Kletzennudel das sind Nudeltaschenmit einer Fuumllle aus Kletzen (gedoumlrrtenBirnen) serviert mit fluumlssiger Butter Zimtund Zucker Aber auch die Dampfnudel mitHonigschmalz und die Bauernkrapfen sindeine kleine Suumlnde wert

Kasnudel haben immer Saison

Natuumlrlich gibt es Kaumlrntner bdquoNational-speisenldquo die das ganze Jahr uumlber Saisonhaben Wie die Kaumlrntner Nudel ndash ein Nudel-teig duumlnn ausgewalzt zu einer faustgroszligenTasche geformt und mit verschiedenen Koumlst-

lichkeiten gefuumlllt Mit Topfen und Garten-minze ndash Kasnudel genannt mit Fleisch mitSpinat Erdaumlpfeln und Pilzen oder suumlszlig mitKletzen (gedoumlrrten Birnen) Beliebte Sup-peneinlage sind bdquoSchlickkrapferlldquo eine Mi-niaturvariante der Kaumlrntner Nudel mit einerFuumlllung aus Innereien und Kraumlutern VieleKaumlrntner Wirte haben sich der Vielfalt derKaumlrntner Nudel verschrieben und servierenIhren Gaumlsten ein bdquoNudl-Kudl-Mudlldquo ver-schiedene Nudelsorten zum Probieren

Guter Geschmack kennt keine Grenzen

Bei einer kulinarische Reise durch Kaumlrn-ten stellen bdquoSeitenspruumlngeldquo in die benach-barten Laumlnder Italien und Slowenien garnichts Anruumlchiges dar Sie zeigen wie ver-wandt die Kuumlche der drei Laumlnder ist ObKaumlrntner Kasnudel werden in der italieni-schen Variante als Ravioli serviert desReindlings slowenischer bdquoZwillingldquo ist diebdquoGibanicaldquo Luftgetrockneter Prosciutto reiftin der Gegend um das friulanische StaumldtchenSan Daniele ndash aber auch in der DraustadtVillach hat sich ein innovativer Fleischer-betrieb auf die Herstellung dieser Schinken-spezialitaumlt spezialisiert Die Wirte der dreiRegionen tauschen gerne ihre Rezepte dieserkoumlstlichen Alpen-Adria-Kuumlche aus HansTschemernjak bdquoTschebull-Wirtldquo vom FaakerSee hat bereits vor Jahren eine grenzuumlber-schreitende Wirtekooperation ins Lebengerufen Jeweils eine Woche im Jahr kochtein Koch im Wirtshaus der Partner

Kaumlrntner Wirtshauskultur

Wie findet man in Kaumlrnten sein Lieb-lingswirtshaus Ist es die gastliche Stube dernetten Wirtsfamilie wo es die besten Kas-nudeln gibt Oder das Haubenlokal dasnicht im entferntesten an einen abgehobenenGourmettempel erinnert Oder die Buschen-schenke beim Almbauern wo dieser einzig-artige Schinkenspeck aufgetischt wird Siealle verstehen sich als bdquoVeredler heimischerProdukteldquo setzen ihre kulinarischen Schwer-punkte nach den Jahreszeiten und nennenKreativitaumlt Ideenreichtum und Handarbeitals Qualitaumltsmerkmale Der als bdquoKaumlrntnerKuchlmastaldquo bekannte Kaumlrntner Autor PeterLexe trifft seine Wahl nach folgender einfa-cher Formel bdquoVerlasse ich ein Gasthaus zu-frieden daszlig ich den Wunsch verspuumlre wie-der hier einzukehren und stelle ich beimzweiten Besuch die gleichen Zustand festdann reihe ich dieses Wirtshaus in die Kate-gorie meiner persoumlnlichen LieblingslokaleldquoNachahmung empfohlen httpwwwkaerntenat

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OumlJ-Reisetip

Page 2: Kärnten und Salzburg haben gewähltAm 1.März wurden die ersten beiden der vier Bundesländerwahlen abgehalten. Insgesamt waren 829.567 Wahlberechtigte

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Die Seite 2

5Jahre EU-Erweiterung S 23

Konjunktureinbruch S 31

Oumlsterreicher reisen anders S 38

Briefwahl bei EU-Wahl wird vereinfacht S 25

Neuregelung humanitaumlren Aufenthalts S 9

Oumlsterreich schreibt Therapiegeschichte S 47

Albertina Das Zeitalter Rembrandts S 58

Dor-Film Der Knochenmann S 71

Genie0en mit den Jahreszeiten S 74

Neubau der WU Wien S 54

NOuml Top-Wirt-Wahl 2009 S 43

Aus dem Inhalt

Krisenbekaumlmpfung in Ministerrat und Parlament 7

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts 9

Auszligenminister raquoWir brauchen den EU-Beitritt Kroatienslaquo 12

Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad 14

raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament 15

raquoWien Balllaquo in Mailand 19

Fuumlnf Jahre EU-Erweiterung 23

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht 25

Andreas Unterberger Ein Land verschlaumlft seine Geschichte 26

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien 29

Suumldttirol raquoVorbildliche Projektelaquo 30

Konjunktureinbruch 31

Talfahrt der Industrie verliertetwas an Tempo 33

Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger Wirtschaftsfaktor 35

Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011 36

Qualitaumltsoffensive beiraquoUrlaub am Bauernhoflaquo 37

Oumlsterreicher reisen anders 38

Der Fruumlhling in Wien 40

Groszliger Tunneldurchschlagfuumlr neue Unterinntalbahn 41

Eisenstadt Fahrgast-Infosystem 42

NOuml Top-Wirt-Wahl 2009 43

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons 45

Kirche gedenkt Kardinal Koumlnigs 46

Brustkrebs Oumlsterreichschreibt Therapiegeschichte 47

Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst 48

Edelweiszlig gegen Arteriosklerose 49

Wien Charles-Darwin-Jahr 50

Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal 52

Neubau der WU Wien 54

Das Zeitalter Rembrandts 58

Toulouse-Lautrec in Linz 63

Georg Baselitz 1960 ndash 2008 65

MUMUTH Graz 67

OsterKlang Wien 2009 68

Musical Rudolf ndash Affaire Mayerling 69

Linz Europa Hafenfest 70

Film Der Knochenmann 71

Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo ndashdiesmal Bernhard Wicki 72

Genieszligen mit den Jahreszeiten 74

Impressum Eigentuumlmer und Verleger OumlsterreichJournal Verlag Postadresse A-1130 Wien Dr Scho-ber-Str 81 Fuumlr den Inhalt verantwortlicher Her-ausgeber und Chefredakteur Michael Moumlssmer Lek-torat Maria Krapfenbauer jede Art der Veroumlffentli-chung bei Quellenangabe ausdruumlcklich erlaubt FotosS 1 ATV httpwwwbilderboxbiz Europaumlische Ge-meinschaft NOuml-Werbung Lackinger MedUni WienBOAnetat Residenzgalerie Salzburg Dor Filmpro-duktionPetro Domenigg Kaumlrnten WerbungGredl

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsoumlsterreicher-Weltbund und raquoRot-Weiss-Rotlaquo ndash httpwwwweltbundat

SORA Institute for Social Research andAnalysis mit Sitz in Wien hat ndash wie auch inden letzten Jahren ndash im Auftrag des ORFHochrechnungen erstellt Trotz geringemAuszaumlhlungsgrad von nur 135 und ohneInformationen aus der Hauptstadt Klagenfurtbetrug die durchschnittliche Abweichung jePartei um 17 Uhr des Wahlabends lediglich02 Prozentpunkte Und laut SORA wird sichauch am 9 Maumlrz an der Verteilung derMandate wohl nichts aumlndern

Der nunmehr designierte Landeshaupt-mann Kaumlrntens Gerhard Doumlrfler war erst-mals zur Wahl angetreten Als fruumlherer Lan-desrat fuumlr Verkehr Straszligen und Generationenhat er unmittelbar nach dem Unfalltod JoumlrgHaiders dessen Amt uumlbernommen DieWahlwerbung des BZOuml in Kaumlrnten standauch ganz im Gedenken an Haider dessenErfolge im suumldlichsten Bundesland aufgroszlige Sympathie in der Bevoumllkerung beruh-te Claudia Haider bezeichnete in einem In-terview in der bdquoKleinen Zeitungldquo den Siegdes BZOuml als einen Wahlerfolg ihres verstor-benen Mannes Der Kaumlrntner sei so ClaudiaHaider ein sehr emotionaler Mensch DasMediale um seinen Tod habe die Menschenveranlaszligt es zwar nicht den Meinungsfor-schern zu sagen aber sich sehr fruumlh eineMeinung zu bilden um Haiders Weg fortset-zen zu koumlnnen

Am Wahlabend zeigte sich Doumlrfler sicht-lich uumlberrascht vom groszligen Erfolg des BZOumlund bezeichnete es als Bestaumltigung fuumlr dasTeam das nach dem 11 Oktober (dem TodHaiders) die Verantwortung fuumlr das Landuumlbernommen hatte bdquoDie Menschen habenuns das Vertrauen geschenkt auch in Zu-kunft die Geschicke des Landes zu gestal-tenldquo das politische Erbe Haiders fortzufuumlh-ren so Doumlrfler Man werde jedenfalls so be-staumltigte auch BZOuml-Landesparteiobmann UweScheuch alle im Landtag vertretenen Par-teien zu Gespraumlchen uumlber eine gemeinsameArbeit fuumlr Kaumlrnten einladen

Kaumlrntens SPOuml-Spitzenkandidat und Lan-desparteivorsitzender Reinhart Rohr war vomschlechten Abschneiden seiner Partei sicht-lich enttaumluscht Man habe sich sehr bemuumlhtdie Inhalte der Sozialdemokraten zu vermit-teln es sei aber bdquonicht gelungen das spuumlrba-re Vertrauen in ein fundamentales Vertrauenumzusetzen und das im Wahlergebnis auchfestzumachen ndash weil offensichtlich auch derHaider-Faktorrsquo der in der Wahlbewegungund in der Oumlffentlichkeit so nicht sichtbarwar heute in der Wahlzelle eine ganz ge-wichtige Rolle fuumlr die Waumlhlerinnen undWaumlhler gespielt hatldquo so Rohr

OumlVP-Landesgeschaumlftsfuumlhrer Thomas Go-ritschnig zeigte sich vom Wahlergebnis er-freut bdquoDie OumlVP Kaumlrnten hat mit dem staumlrk-sten Zugewinn aller Parteien ihr Wahlzielerreicht unser Spitzenkandidat Josef Mar-tinz wurde in seinem Kurs klar bestaumltigtldquoLaut Goritschnig trage die vor eineinhalbJahren begonnene Erneuerung der OumlVPKaumlrnten durch den Landesparteiobmann undsein Team bereits Fruumlchte und man werdediesen Weg nun bestaumlrkt weiter fortsetzen

Die Waumlhlerinnen und Waumlhler haumltten soGortischnig der OumlVP einen deutlichen Auf-trag gegeben in der kommenden Regierungs-

periode ihre Handschrift zukunftsweisendernachhaltiger Politik zu verstaumlrkenldquo

Die krasse Differenz zwischen demBZOuml-Ergebnis in Kaumlrnten und jenem derFPOuml unter Heinz-Christian Strache hat letz-teren neuerlich dazu bewogen dem BZOumleine Zusammenarbeit nach dem deutschenVorbild CDUCSU vorzuschlagen In Kaumlrn-ten gebe es vernuumlnftige freiheitlich gesinnteKraumlfte bdquowohingegen mit einem StadlerWestenthaler und Co sicher kein Staat zumachenldquo sei erklaumlrte Strache Auf Bundes-ebene koumlnne nur die FPOuml die freiheitlicheZukunft sein genauso koumlnne auch in den

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Mandatsverteilung

anderen acht Bundeslaumlndern nur die Dachmarke FPOuml erfolgreichsein Immerhin so Strache wuumlrde das rechte Lager in Kaumlrnten souumlber fast 50 der Stimmen verfuumlgen

Vom BZOuml bzw von dessen geschaumlftsfuumlhrendem Obmann HerbertScheibner kam postwendend noch am Wahlabend eine Absage Auchwenn das BZOuml in den anderen Bundeslaumlndern derzeit nicht erfolg-reich sei so sei es doch immerhin mit 21 Mandaten im Nationalratvertreten und mit Abstand fuumlhrend in Kaumlrnten Angesichts der Tat-sache daszlig FPOuml und BZOuml in Kaumlrnten gemeinsam fast 50 derStimmen auf sich vereinigen koumlnnten duumlrfte hier das letzte Wortwohl noch nicht gesprochen sein Und Kaumlrntens BZOuml-ParteiobmannUwe Scheuch ist dem CDU-CSU-Modell auf Bundesebene nichtabgeneigt bdquoIch habe in acht Jahren Politik mit Joumlrg Haider gelerntldquoso erklaumlrte er in einem Interview mit der Tageszeitung bdquoOumlsterreichldquobdquodaszlig man nie etwas gaumlnzlich ausschlieszligen kannldquo Eine konstruktiveZusammenarbeit koumlnne durchaus Sinn machen so Scheuch Sie be-ginne mit gemeinsamen Antraumlgen und koumlnne bei einem CDU-CSU-Modell enden Eine Wiedervereinigung sei in der jetzigen Phasenicht in Diskussion Er spreche bewuszligt bdquovon jetziger Phaseldquo weil ergelernt habe daszlig Strategien auf zehn Jahre hinaus in der Politik kei-nen Sinn machten erklaumlrte Scheuch

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Kaumlrnten hat gewaumlhlt

BZOuml OumlVP

FPOuml

SPOuml Gruumlne

Ergebnisse Landtagswahl httpinfoktngvatltwahl2009Ergebnisse Gemeinderatswahl httpinfoktngvatgrwahl2009 Ergebnisse Buumlrgermeisterwahl httpinfoktngvatbgmwahl2009

In Salzburg war Landeshauptfrau GabiBurgstaller (SPOuml) mit dem Ziel in die Wahl

gegangen den bei der letzten Wahl 2004 derOumlVP abgerungenen ersten Platz im Lande zuverteidigen Ihr Stellvertreter und Koalitions-partner Wilfried Haslauer hatte bis zuletztgehofft den Landeshauptmannsessel fuumlr dieOumlVP zuruumlckzuerobern Obwohl auch Burg-staller und die SPOuml 6 der Stimmen verlo-ren hatten reichte das nicht fuumlr einen Wech-sel denn auch die OumlVP muszligte 14 ihrerWaumlhlerstimmen abgeben Die FPOuml konnteunter Karl Schnell 44 zulegen und er-reichte damit 1323 Das wuumlrde sowohl fuumlrGabi Burgstaller als auch fuumlr Wilfried Has-lauer ausreichen mittels einer Vereinbarungmit der FPOuml eine neue Koalitionsvariante fuumlrSalzburg zu vereinbaren Im Vorfeld wardies von Burgstaller als nicht ausgeschlossenbezeichnet worden sie legte aber deutlichePraumlferenz auf die Weiterfuumlhrung derRegierung mit der OumlVP Deren ObmannHaslauer steht fuumlr eine Koalition mit derFPOuml nicht zur Verfuumlgung hatte er doch vorder Wahl um Unterstuumltzung aufgerufen eineFPOuml-Beteiligung an Salzburgs Regierung(explizit in Form einer SP-FP-Koalition) zuverhindern In zahlreichen Wortmeldungenwar diese Variante vor allem SP-ChefBundeskanzler Werner Faymann vorgewor-fen worden Er selbst wuumlrde die FPOuml alsnicht koalitionsfaumlhig bezeichnen sie aber imSP-regierten Land Salzburg ohne weitereszulassen Faymann meinte er habe immernur von der Bundes- nicht aber von derLandesebene gesprochen Trotz allem wirdes in Salzburg also wieder eine SP-VP-Koa-lition geben

Die Salzburger Gruumlnen haben trotz einesgeringen Verlustes von 07 ihre zwei Man-date im Landtag halten koumlnnen das BZOumlschafft mit 376 Stimmenanteil den Einzugnicht

bdquoDas Ergebnis der Landtagswahl ist einklarer Auftrag fuumlr die SPOuml weiter die fuumlh-rende Verantwortung im Bundesland Salz-burg zu uumlbernehmen Wir wollen und wirwerden weiter fuumlr das Land Salzburg arbei-tenldquo bekraumlftigte Landeshauptfrau GabiBurgstaller am Tag nach der Wahl bdquoDie SPOumlstellt sich realistisch den Herausforderun-gen niemand will Stimmenverluste wegdis-kutieren Unter den gegebenen Umstaumlndenkann man aber doch von einem guten Er-gebnis fuumlr die SPOuml sprechen Immerhin hattesich die Situation im Vergleich zum Jahr2004 als die SPOuml ein Jahrhundertergebniserreichen konnte wesentlich veraumlndertldquo soBurgstaller weiter

bdquoBei Regierungsverhandlungen zaumlhlt dieAusgangslage und die lautet 395 ProzentSPOuml und damit mehr als drei ProzentpunkteVorsprung auf die Volkspartei Die SPOumlwurde damit ndash erst zum zweiten Mal in derGeschichte Salzburgs ndash zur Nummer 1gewaumlhltldquo stellte Burgstaller klar

Burgstaller will die Verhandlungen zuumlgigangehen Dazu hat sie bereits mit OumlVP-Obmann Wilfried Haslauer Gespraumlche auf-genommen bdquoJetzt ist nicht die Zeit des Tak-tierens Wir brauchen rasch klare Verhaumllt-nisse und ein gutes Arbeitsprogramm DieMenschen erwarten sich in wirtschaftlich

schwierigeren Zeiten dass moumlglichst rascheine arbeitsfaumlhige Regierung steht die dieThemen und Herausforderungen anpackenkannldquo betonte Burgstaller

Burgstaller geht davon aus daszlig die OumlVPtrotz ihres schlechtesten Ergebnisses in derGeschichte rasch zu Verhandlungen bereitsein wird

bdquoDas voraussichtliche Ergebnis dieserWahlldquo erklaumlrte Wilfried Haslauer bdquobringteine deutliche Verringerung des Abstandesder OumlVP zur SPOuml und deutliche Zugewinnefuumlr die Freiheitlichen Ich stehe daher nichtan den Freiheitlichen zu ihren Zugewinnen

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Salzburg hat gewaumlhlt

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Mandatsverteilung

zu gratulieren Fuumlr die OumlVP bedeutet dieses Ergebnis eine klareStaumlrkung der Position in der politischen Landschaft Salzburgs imVergleich zur letzten Landtagswahl Dennoch ist es bedauerlich daszligwir keine Zugewinne verbuchen konnten Der klare Wahlverlierer andiesem Abend ist aber Landeshauptfrau Burgstaller die dieseWahlbewegung ausschlieszliglich mit ihrer Person verknuumlpft hat und dasgroumlszligte Minus hinnehmen muszlig Die OumlVP ist jedenfalls bereit so raschwie moumlglich weiterzuarbeiten Vor dem Hintergrund der Finanz- undWirtschaftskrise erwarten sich die Salzburgerinnen und Salzburgerzu Recht daszlig es so rasch wie moumlglich eine neue Regierung miteinem klar definierten Arbeitsprogramm zur Bewaumlltigung der kom-menden Herausforderungen gibt Wir haben unsere Vorschlaumlge dazuja bereits im Wahlkampf klar auf den Tisch gelegtldquo so Haslauer

bdquoDie FPOuml hat das ausgegebene Wahlziel sowohl im Landtag alsauch im Gemeinderat klar erreichtldquo sagte FPOuml-LandesparteiobmannKarl Schnell der an eine Koalitionsbeteiligung auf Landesebenenicht glaubt bdquoIch habe immer gesagt daszlig das rein taktisches Kalkuumllist Ich glaube nicht daszlig die Maumlchtigen im Land auf ihre Posten undDienstautos verzichten werdenldquo Die FPOuml werde als Oppositions-partei auf die Loumlsung der Probleme des Landes draumlngen Schnellnannte in diesem Zusammenhang die Fragen der Sicherheit und der

Wirtschaft Fuumlr den FPOuml-Stadt-Bezirkschef sei die FPOuml die einzigePartei die echt dazu gewonnen habe

Cyriak Schwaighofer Landesparteichef der Gruumlnen sagte manmuumlszligte bdquojetzt das Ergebnis verdauen daszlig wir das dritte Mandat leidernicht schaffenldquo Die Gruumlnen haumltten zwar in jenen Gegenden (wie inder Landeshauptstadt) recht gut abgeschnitten in denen sie ihrenWahlkampf angesichts des knappen Budgets schwerpunktmaumlszligig kon-zentrieren muszligten In den Landgemeinden habe es dagegen durchge-hend Verluste gegeben so Schwaighofer Nun muumlsse man klaumlren obdas am internen Streit um das angedachte EU-Mandat von JohannesVoggenhuber gelegen oder andere Gruumlnde gehabt habe

Das BZOuml schaffte mit nicht einmal vier Prozent den Einzug in denLandtag nicht Spitzenkandidat Markus Fauland will intensiv weiter-arbeiten schlieszliglich haumltten auch die Gruumlnen drei Anlaumlufe gebrauchtum die Huumlrde zu schaffen und in den Landtag einzuziehen Und auchFauland meint so wie seine Parteifreunde in Kaumlrnten dies sei manbdquoden Menschen schuldig ndash und der erfolgreichen politischen ArbeitJoumlrg Haiders die nicht umsonst gewesen sein darfldquo Lesen Sie hier Details uumlber die Ergebnisse der Landtags- Gemeinde-vertretungs- und Buumlrgermeisterwahl in Salzburghttpwwwsalzburggvatwahl09htm

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Salzburg hat gewaumlhlt

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Innenpolitik

Wir haben in diesem Haus einstimmigdas Richtige beschlossenldquo so Bundes-

kanzler Werner Faymann (SPOuml) am 17 Fe-ber im Nationalrat Faymann unterstrichweiters daszlig Oumlsterreichs Konjunkturpaketsowohl bezuumlglich des Umfangs als auch inbezug auf den Zeitpunkt europaweit anzweiter Stelle liege Mit der groszligen Steuer-senkung samt Familienpaket den vorgezo-genen Infrastrukturmaszlignahmen und auchdem Bankenpaket habe die SPOuml-gefuumlhrteRegierung den bdquorichtigen Wegldquo eingeschla-gen ndash das bdquobescheinigen uns all jene Wirt-schaftsforscher unabhaumlngig ihrer politischenAusrichtungldquo die das sachlich und fundiertbestaumltigen Die gesetzten Maszlignahmen wuumlr-den einiges an Sicherheit und an Vertrauenschaffen so Faymann Die SPOuml-gefuumlhrteRegierung gehe in wirtschaftlich schwieri-gen Zeiten bdquosensibel und vorausschauendldquovor weil bdquouns die Menschen in der Wirt-schaft in unserem Land die Arbeitnehme-rinnen und Arbeitnehmer wichtig sindldquo

Das Auslagern von Problemen die ineiner Bank entstanden sind werde in vielenLaumlndern besprochen bdquoWir haben uns fuumlreinen anderen Weg entschieden Wir habenuns nicht dafuumlr entschieden irgendetwasauszulagern und einfach zu uumlbernehmensondern wir haben uns entschieden dort woGeld zur Verfuumlgung gestellt wird fuumlr diesesGeld selbstverstaumlndlich Zinsen zu verlangenund auch Vereinbarungen zu schlieszligen daszligkleinen und mittleren aber auch Industrie-unternehmen Kredite zur Verfuumlgung gestelltwerdenldquo fuumlhrte der Bundeskanzler aus

Geschlossen in wirtschaftlichangespannter Zeit vorgehen

Einige Forderungen wie die von denGruumlnen verlangte verstaumlrkte thermische Sa-nierung seien im Konjunkturpaket erfuumllltunterstrich Faymann bdquoWir haben in denVereinbarungen mit den Laumlndern fuumlr diethermische Sanierung ein Volumen fuumlr dasJahr 20092010 von uumlber einer Million Eurovereinbartldquo Die Frage der Oumlkologie und derOumlkonomie duumlrfe auch in wirtschaftlich ange-spannten Zeiten nicht gegeneinander ausge-spielt werden

Das Vorziehen von Investitionen in dieInfrastruktur und Investitionen in die Schie-ne wuumlrden viele Vorschlaumlge von seiten derOpposition erfuumlllen bdquoDort wo man fuumlr das-selbe ist ist es auch keine Schande wennman gemeinsam dazusteht zu diesem Ban-kenpaket zum Vorziehen von Infrastruktur-maszlignahmen zur Entlastung der Bevoumllke-rung zur Staumlrkung der Kaufkraft der Bevoumll-kerung zum Vorziehen von Bildungsmaszlig-nahmenldquo so Faymann Das Parlament solltegeschlossen dazu stehen

Das Modell der Kurzarbeit wuumlrde inten-siv in Anspruch genommen werden und seiim Vergleich zur Arbeitslosigkeit der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmern der richti-ge Weg und wuumlrden diesen uumlberdies dieMoumlglichkeit zur Weiterbildung bieten Aufeuropaumlischer Ebene werde am 1 Maumlrz einGipfel stattfinden bei dem weitere gleich-zeitige und vielleicht auch gemeinsameMaszlignahmen beschlossen werden erlaumluterteder Bundeskanzler

Proumlll Wahlkaumlmpfe solltennicht im Vordergrund stehen

bdquoDurch die Umsetzung von zwei Kon-junkturpaketen und der Steuerentlastung ndashmit einem eigenen Familienpaket und wich-tigen Inputs fuumlr Unternehmen ndash tun wir ge-nau das was in dieser schwierigen Situationnotwendig istldquo sagte Finanzminister JosefProumlll (OumlVP) bei der Debatte uumlber den Dring-lichen Antrag des BZOuml in der Sondersitzungdes Nationalrats Mit diesen drei Paketenbringe man bdquomit ruhiger Hand das Richtigeauf den Wegldquo Er Proumlll habe zwar Ver-staumlndnis fuumlr die Emotionen der Oppositionvor den bevorstehenden Landtagswahlendiese haumltte aber keinen einzigen Vorschlageingebracht um die Wirtschaft zu staumlrkendie Menschen zu entlasten und die Krise zubekaumlmpfen

Proumlll erinnerte die Opposition daran daszligdas notwendige Paket zur Unterstuumltzung derBanken im Nationalrat gemeinsam einstim-mig beschlossen wurde Nun wuumlrden sichBZOuml-Klubobmann Josef Bucher und FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Stracheallerdings von dem was sie damals als not-

wendig fuumlr Banken Sparer und zur Siche-rung der Spareinlagen und der Kreditwirt-schaft umgesetzt haben verabschieden

bdquoDieses Paket zur Unterstuumltzung der Ban-ken ist wichtigldquo verwies der Finanzministerdarauf daszlig auch eine Bank aus Kaumlrnten die-se Hilfe in Anspruch genommen habe bdquoIchwerde keiner Bank vorschreiben wann undin welcher Houmlhe sie von diesem angebote-nen Paket Gebrauch macht Wir sind bereitdiese Unterstuumltzung zu geben und werdendann dafuumlr Sorge tragen daszlig das Paketwirkt Kredite vergeben werden es aucheine starke Kontrolle gibt und sich dieseHilfsmaszlignahme auch fuumlr die Republik ent-sprechend rechnetldquo

bdquoDen Familien ndash von Alleinerziehern biszur Mehrkinderfamilie ndash werden wir miteinem Steuerentlastungspaket im Ausmaszligvon 500 Millionen Euro einen Input gebenKnapp zwei Milliarden Euro bieten wir denArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern alsEntlastung an um besser durch die Krise zukommen Und fuumlr kleinere und mittlere Un-ternehmen werden wir mit der Erhoumlhung desFreibetrags Akzente setzen Gerade die klei-neren und mittleren Betriebe koumlnnen uns mitihrem Potenzial aus der Krise fuumlhrenldquo soProumlll weiter

Der Finanzminister unterstrich in seinemStatement erneut die Wichtigkeit in Europaeine Stabilitaumltspartnerschaft vorzubereitenHeuer werde man gemeinsam mit den mit-tel- und osteuropaumlischen Laumlndern den20 Jahrestag der Oumlffnung des Eisernen Vor-hangs begehen bdquoNichts hat uns so gestaumlrktwie die Oumlffnung und wirtschaftliche Ent-wicklung in unseren Nachbarlaumlndernldquo Jetztsei es auch Teil unserer Verantwortung da-fuumlr Sorge zu tragen gemeinsam die Krisedurchzustehen

bdquoIn einer schwierigen Zeit die all unsereKompetenz ndash sowohl fiskalisch als auchwirtschaftspolitisch ndash fordert sollten nichtWahlkaumlmpfe und Wahlkampfgetoumlse dasuumlberdecken was wirklich notwendig istldquovielmehr gelte es die richtigen Schritte zumrichtigen Zeitpunkt zu setzen ndash bdquodiese Re-gierung macht dasldquo so der Finanzministerabschlieszligend

Krisenbekaumlmpfung inMinisterrat und Parlament

Zweitgroumlszligtes Konjunkturpaket in Europa ndash 23 Millionen EuroSteuerentlastung ndash 500 Millionen Euro Familienpaket

OumlSTERREICH JOURNAL NR 69 04 03 2009

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InnenpolitikStrache Bundesregierung voumllligunfaumlhig zu Krisenmanagement

Eigentlich wisse man gar nicht genau woman anfangen solle wenn man uumlber dieMiszligwirtschaft der Bundesregierung sprechemeinte FPOuml-Bundesparteiobmann HC Stra-che zu Beginn seiner Rede in der Son-dersitzung des Nationalrats und nannte alsBeispiele die OumlBB die AUA die Post denORF und die Bankenkrise Was sich SPOumlund OumlVP seit ihrem Amtsantritt im Jaumlnner2007 geleistet haumltten grenze wirklich an einnegatives Wunder Die Regierung betreibevoumlllig unserioumlse Politik

Die Abloumlse der ASFINAG-Vorstaumlndehabe unnoumltige 700000 Euro pro Vorstandgekostet nur damit jetzt Faymanns Freundedrin saumlszligen Die OumlBB-Vorstaumlnde Soumlllingerund Huber haumltten 623 Millionen Euro ver-zockt und trotzdem die volle Abfertigungbekommen Huber habe bei seinem Abgang820000 Euro bekommen Die AUA werdemit einer Mitgift von 500 Millionen Euroverschenkt aber der gescheiterte AUA-Vor-stand Oumltsch fliege bei gutem Wind mit11 Millionen Euro an Abfertigung nach Hau-se kritisierte Strache Dafuumlr knausere manbeim Pflegegeld den Pensionen und denHeizkostenzuschuumlssen und speise die Men-schen mit einem Steuerrefoumlrmchen ab Al-lein 2 Milliarden Euro seien noumltig um dieMehrbelastungen durch die kalte Progres-sion abzugelten Die FPOuml trete fuumlr eine nach-haltige Steuerreform von 65 Milliarden Euroein Strache verlangte ein Familiensteuer-splitting echte Maszlignahmen fuumlr die KMUund eine Entlastung fuumlr den Mittelstand

Auch bei der Bankenkrise habe die Bun-desregierung gezeigt daszlig sie voumlllig unfaumlhigsei Krisenmanagement zu betreiben Trotzdes Versprechens des ehemaligen Finanz-ministers Molterer gebe es bis heute keineKontrollmechanismen durch den Rechnungs-hof Man muumlsse auch die Manager zur Ver-antwortung ziehen und eine Gehaltsdecke-lung einfuumlhren Weiters muumlsse man Auf-sichtsraumlte sicherstellen und vorgeben daszligsich die Banken auf das Kerngeschaumlft zukonzentrieren haumltten forderte Strache

Scheibner fordert raquoPakt zur Hilfefuumlr Oumlsterreich aus der Kriselaquo

bdquoDie Menschen haben es sich verdientdaszlig sie im Parlament und in der Regierungeine echte Vertretung habenldquo erinnerte dergeschaumlftsfuumlhrende BZOuml-Obmann HerbertScheibner zu Beginn seiner Rede Doch bdquodieVerantwortung kann man nicht laumlchelnldquo diebdquoFaymannisierungldquo ndash laumlcheln und schoumlnre-

den ndash muumlsse beendet werden Deshalb for-dert Scheibner Regierung und Oppositionauf gemeinsam einen bdquoPakt zur Hilfe fuumlrOumlsterreich aus der Kriseldquo zu bilden

Es fehle aber an der Einladung durch dieRegierung zu gemeinsamer Arbeit bdquoSetzenwir uns an einen Tisch ndash Regierung Oppo-sition Sozialpartner und machen wir einRettungspaket fuumlr die oumlsterreichische Wirt-schaft die Steuerzahler und fuumlr die Fami-lienldquo so Scheibner Und weiter bdquoWir wol-len daszlig gehandelt wird und wollen daszlig sichdie Menschen etwas leisten koumlnnenldquo

Scheibner kritisierte auch die viele Zeitdie seit dem Beschluszlig des Bankenpaketsverstrichen sei bdquoWie lange wollen Sie nochzuwartenldquo Auch das BZOuml sei bereit gewe-sen den Banken rasch zu helfen aber esfehlten eine Kontrolle der Spekulationsver-luste und die schnelle Weitergabe der Gelderan Kreditnehmer Und ganz im GegenteilbdquoDer Steuerzahler darf mit seinem Steuer-geld fuumlr die Spekulationsverluste der Bankenhaften muss als Bittsteller hingehen ndash undkriegt nichtsldquo so Scheibner

Faymanns Argument die Kurzarbeit hel-fe allen Unternehmen im Kampf gegen dieKrise laumlszligt Scheibner nicht gelten bdquoDieKleinen haben diese Moumlglichkeit nicht Wiesollen die eine Kurzarbeit uumlberlebenldquo SeinUrteil bdquoDas ist eine Abgehobenheit der Bun-desregierung die ungeheuerlich istldquo

Kogler raquoFinanzpolitischerUnfug erster Ordnunglaquo

bdquoWas Finanzminister Josef Proumlll mit sei-ner Budgetankuumlndigung tut ist finanzpoliti-scher Unfug erster Ordnungldquo kritisierte derBudget- und Finanzsprecher der GruumlnenWerner Kogler bdquoBudgetkuumlrzungen werdenOumlsterreich keinen Wirtschaftsaufschwungbescheren Offensichtlich ist diese Regie-rung voumlllig unfaumlhig in der Wirtschaftskrisedie notwendigen Maszlignahmen zu setzen Eshat keinen Sinn mit aller Gewalt in denAbschwung hineinzusparen Das kostet Jobsund kurbelt die Wirtschaft nicht an Voumllligunverstaumlndlich wieso Proumlll mit dem Hacke-beil unterwegs ist waumlhrend er bei den Ban-ken mit Milliarden-Geschenkkoumlrben durchdie Landschaft gehtldquo betonte Kogler

Leitl Oumlsterreichs Osteuropainitiativekommt zum richtigen Zeitpunkt

bdquoIn wirtschaftlich schwierigen Zeitenkann das Ziel Oumlsterreichs nur lauten besserals die anderen zu sein Probleme jenseitsunserer Grenzen koumlnnen wir daher nicht ein-fach abblockenldquo betonte der Praumlsident der

Wirtschaftskammer Oumlsterreich ChristophLeitl in einer gemeinsamen Pressekonferenzmit Vizekanzler und Finanzminister JosefProumlll Die Osteuropainitiative Proumllls kommedaher zum richtigen Zeitpunkt Oumlsterreichverdiene 6 von 10 Euro im Export und seieiner der staumlrksten Handelspartner in denmittel- und osteuropaumlischen Erweiterungs-laumlndern Um die Liquiditaumlts- und Finanzpro-bleme dort in den Griff zu bekommen seieine bdquoeuropaumlische Solidaritaumlt und nicht Ver-antwortungslosigkeitldquo gefragt so Leitl

bdquoDenn nicht nur Oumlsterreich braucht Ost-europa sondern ganz Westeuropa muszlig groumlszlig-tes Interesse fuumlr unsere Nachbarn im Ostenhaben So betraumlgt etwa der Handelsbilanz-uumlberschuszlig des Euroraumes gegenuumlber denneuen EU-Mitgliedslaumlndern uumlber 60 Mrd Eu-ro Das sichert Arbeitsplaumltze in Westeuropaldquobetonte der WKOuml-Praumlsident Als Maszlignahmeschlug er der gleichzeitig auch Ehrenpraumlsi-dent der Europaumlischen Wirtschaftskammerist neben zusaumltzlichen Krediten des Interna-tionalen Waumlhrungsfonds und einer Erhoumlhungder EU-Zahlungsbilnazhilfe ein zeitlich be-fristetes Aussetzen der staatlichen Kofi-nanzierung fuumlr Infrastrukturprojekte beiInanspruchnahme von EU-Mitteln aus denKohaumlsionsfonds vor

In bezug auf den heimischen Arbeits-markt merkte Leitl an daszlig in Sachen Kurz-arbeit nun Handlungsbedarf bestehe Es seimehr Flexibilitaumlt gefragt bei der Ausgestal-tung der Rahmenbedingungen Fuumlnf Men-schen in Kurzarbeit seien ihm Leitl jeden-falls lieber als ein Arbeitsloser Denn durchdie Kurzarbeit koumlnnten in Ausbildung undQualifikation investiert werden um sich fuumlrden Aufschwung vorzubereiten Man muumlssenun aber endlich zu einer sozialpartner-schaftlichen Loumlsung kommen um die Kurz-arbeit neu zu regeln Leitl bdquoWir braucheneine flexible KMU-taugliche praxisgerech-te Neuregelung der Kurzarbeitldquo Denn Kuumln-digungen als Alternative zur Kurzarbeit wol-le niemand

Zur Zukunftssicherung des Standortes Oumls-terreich betonte Leitl die Bedeutung einer Ver-waltungsreform Hier sei bdquoenormes Poten-tialldquo vorhanden das angesichts des Drucksder Wirtschaftskrise rasch genutzt werdensolle bdquoDenn so koumlnnen wir durch Einspa-rungen budgetaumlre Reserven schaffenldquo soLeitl Nach der Krise darf es wegen derjetzt notwendigen Maszlignahmen nicht zuSteuererhoumlhungen kommen Daher muumlssenwir Geld in der Buumlrokratie sparen um wie-der den notwendigen finanziellen Spielraumzu bekommenldquo

Mit der Einigung beim humanitaumlrenAufenthaltsrecht sei im Ministerrat ein

bdquowichtiger Punkt auf die Schiene gebrachtwordenldquo erklaumlrte Bundeskanzler WernerFaymann am 24 Feber Bei bdquoAltfaumlllenldquo vordem 1 Mai 2004 also bdquobei Menschen dieseit langem bei unssind und die integriertsind Selbsterhaltungs-faumlhigkeit Kenntnisseder deutschen Sprachealso verschiedene Fak-toren der Integrationaufweisenldquo sei es nun-mehr moumlglich bdquoin die-sen Ausnahmefaumlllen einhumanitaumlres Aufenthalts-recht zu genehmigenldquo

Der Bundeskanzlerinformierte daruumlber daszligdie letzte Entscheidunguumlber die Gewaumlhrungeines Aufenthaltstitelsbeim Innenministeriumbleibt Zudem werde einBeirat zu Beratung desInnenministeriums ein-gerichtet in dem jedenfalls Vertreter des In-nenministeriums und der NGOs (Non-Go-vernmental Organizations bzw Nichtregie-rungsorganisationen wie etwa die CaritasAnm) die mit Fragen der Menschrechte zutun haben Weiters gebe es nunmehr die Moumlg-lichkeit einer Patenschaft Auch hier solle dieMeinung des Beirats eingeholt werden kon-kret etwa in Fragen der Pruumlfung der Serio-sitaumlt des Paten

Grundsaumltzlich sei es mit der Einigung ge-lungen zu sagen bdquoWir wollen daszlig es dieseshumanitaumlre Aufenthaltsrecht gibt und wirwollen weder das Signal setzen daszlig jederder laumlnger bei uns ist eine Ausnahme istnoch wollen wir ein restriktives Signal set-zen daszlig es uumlberhaupt keine Ausnahme gibtldquoInsgesamt sei es gelungen eine Einigungherbeizufuumlhren die nun dem Parlamentzugeleitet werde so Faymann der unter-strich daszlig die Innenministerin eine bdquointensi-

ve und konstruktive Debatteldquo gefuumlhrt habeWiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl (SP)

meinte nachdem die urspruumlngliche Versiondes Patenschaftsmodells von einer bdquoMuszligldquo- zueiner bdquoKannldquo-Bestimmung veraumlndert wordensei koumlnne er mit dem Bleiberecht bdquolebenldquo

In Richtung Innenministerium meinte Haumlupldaszlig neben dem Bleiberecht noch viele ande-re Dinge zu verbessern waumlren Konkretmuumlszligte das Asylverfahren beschleunigt wer-den auch muumlsse es bessere Unterstuumltzungfuumlr die Erstaufnahmezentren in Oumlsterreichgeben Konkret sprach er fuumlr Niederoumlster-reich das Zentrum in Traiskirchen an Nebenall den juristischen Belangen erinnerteHaumlupl aber auch an die groszlige humanitaumlreTradition Oumlsterreichs nach 1945 Diese duumlrfeals Richtschnur bei allen politischen undrechtlichen Veraumlnderungen nicht aus denAugen verloren werden

Fekter Gruumlnde fuumlr einen humanitaumlrenAufenthalt werden kuumlnftig mitgepruumlft

Innenministerin Maria Fekter (VP) zeigtesich uumlber den Beschluszlig des Ministerrats er-freut bdquoVorgabe fuumlr die Novelle war daszlig eszu keiner Verlaumlngerung der Verfahrensdauer

kommt und kein zusaumltzlicher Antragsmara-thon entsteht Auszligerdem ist im Regierungs-programm die Neuregelung des humanitaumlrenAufenthaltes vereinbart wordenldquo

In Zukunft werden bei allen fremden-rechtlichen Verfahren ndash Asyl- Ausweisungs-

Abschiebe- und beiVerfahren zur Nieder-lassungsbewilligung ndashdie Gruumlnde fuumlr einenhumanitaumlren Aufenthaltmitgepruumlft Jeder Fallwird einzeln gepruumlftund entschieden DieVoraussetzungen dafuumlrhat der Verfassungs-gerichtshof in seinerJudikatur klar festgehal-ten

Art und Dauer desbisherigen Aufenthaltesund die Frage ob der bis-herige Aufenthalt rechts-widrig war

das tatsaumlchliche Be-stehen eines Familien-lebens in Oumlsterreich

die Schutzwuumlrdigkeit des Privatlebensder Grad der Integrationdie Bindungen zum Herkunftsstaatdie strafgerichtliche UnbescholtenheitVerstoumlszlige gegen die oumlffentliche Ordnunginsbesondere im Bereich des Asyl- Frem-denpolizei- und Einwanderungsrechtsdie Frage ob das Privat- und Familien-leben des Fremden in einem Zeitpunktentstand in dem sich die Beteiligten ihresunsicheren Aufenthaltsstatus bewuszligt wa-ren

bdquoKettenantraumlge bei unterschiedlichen Behoumlr-den muumlssen verhindert werdenldquo stellt Fekterklar Daher soll kuumlnftig die zustaumlndige Be-houmlrde in Kenntnis gesetzt werden und einenAufenthaltstitel von Amts wegen erteilenkoumlnnen wenn die Unzulaumlssigkeit der Aus-weisung auf Dauer wegen humanitaumlrenGruumlnden bereits in einem Asyl- oder Frem-denpolizei-Verfahren festgestellt worden ist

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Innenpolitik

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleibenVoraussetzungen dafuumlr sind auch Selbsterhaltungsfaumlhigkeit und

Kenntnisse der deutschen Sprache

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleiben

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bdquoDiese Neuregelung verhindert einen An-tragsmarathon und eine lange Verfahrens-dauer und fuumlhrt so auch zu einer raschenRechtssicherheit bei den Betroffenenldquo istdie Innenministerin uumlberzeugt

Antragsrecht fuumlr Altfaumllle

bdquoFuumlr Personen die sich seit dem 1 Mai2004 dauerhaft in Oumlsterreich aufgehaltenhaben und deren Aufenthalt uumlberwiegendlegal war schaffen wir ein Antragsrecht aufeinen humanitaumlren Aufenthalt fuumlr Altfaumllleldquoso Fekter

Diese seit 2004 oder laumlnger in Oumlsterreichaufhaumlltigen Personen welche nur negativeBescheide und Gerichtserkenntnisse bekom-men haben koumlnnen dann einen Antrag stel-len wenn sie die lange uumlberwiegend legaleAufenthaltsdauer nachweisen koumlnnen bei-spielsweise durch legale Beschaumlftigung oderlegalen Aufenthalt wegen langer Verfahrens-dauer

In diesem Sonderverfahren sind zusaumltz-lich zu den Kriterien der Judikatur des Ver-fassungsgerichtshofes folgende Kriterien zuberuumlcksichtigen

SelbsterhaltungsfaumlhigkeitUnterkunftUnterhaltschulische und berufliche AusbildungKenntnisse der deutschen Sprache

Der Antrag ist an den jeweiligen Lan-deshauptmann zu stellen bei positiver Erle-digung bedarf es der Zustimmung der In-nenministerin Diese wird durch einen beimBundesministerium fuumlr Inneres eingerichte-ten Beirat in ihrer Entscheidung beraten

Patenschaft als zentraler Bestandteil

bdquoBei Fehlen bestimmter Voraussetzungenkoumlnnen diese durch die Vorlage einer Paten-schaftserklaumlrung erbracht werdenldquo erklaumlrtFekter weiter bdquoDiese Patenschaft kann durchEinzelpersonen oder juristische Personenuumlbernommen werden Um jede Form desMiszligbrauchs zu verhindern bedeutet jeglicheVerknuumlpfung mit Bedingungen eine Nichtig-keit der Erklaumlrungldquo

bdquoWir verhindern damit Zuwanderung indie Armutldquo betont die Innenministerin EineFinanzierung der Patenschaft aus Steuermit-teln ist unzulaumlssig Sie bedarf einer notariel-len Beglaubigung und ist fuumlr drei Jahre guumll-tig bdquoDurch die Patenschaft kommt es zueiner besseren Integration und zur Entla-stung der oumlffentlichen Handldquo so Fekter

Aufgrund eines Erkenntnisses des Verfas-sungsgerichtshofes vom 27 Juni 2008 wur-

de die nun vorgeschlagene Aumlnderung not-wendig bdquoDurch diese Neuregelung ist si-chergestellt daszlig es in Zukunft zu keinen Ver-fahrensverzoumlgerungen mehr kommt und keinzusaumltzlicher Antragsmarathon entsteht ndashhumanitaumlre Faumllle werden pragmatisch rechts-staatlich menschenwuumlrdig und im Einzelfallgeloumlstldquo so die Innenministerin abschlieszligend

Strache Kapitulation vor dem Asylmissbrauch

bdquoEine Legalisierung von Illegalenldquo seidie von der rot-schwarzen Regierung be-schlossene ungeheuerliche Bleiberechts-Re-gelung bdquoSPOuml und OumlVP leisten damit eineskandaloumlse Beihilfe zum Asylmiszligbrauchldquoerklaumlrte FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache

Ganz nach dem Motto bdquoWer lange genugbetruumlgt wird belohntldquo stelle die Regierungden Verfahrensverzoumlgerern nunmehr eineBleibemoumlglichkeit in Aussicht bdquoDas istquasi eine Regierungseinladung fuumlr Asyl-miszligbrauch und alle Wirtschaftsfluumlchtlingeldquosagt Strache

Bedauerlich und unbegreiflich sei daszlig da-mit seitens der groszligen Koalition eine Kapitu-lation vor dem Asylmiszligbrauch stattfindebdquoDas ist ein Schlag ins Gesicht der Oumlsterrei-cherldquo findet der FPOuml-Chef treffende Wortefuumlr den Beschluszlig des Ministerrats DennTausende bdquoZogajsldquo wuumlrden in Zusammenar-beit mit dieser Regierung den Oumlsterreichernnunmehr auf der Nase herumtanzen bdquoDieseRegierung gehoumlrt rasch abgewaumlhltldquo

Nichts anderes als eine weitere Form derZuwanderung sei das beschlossene Bleibe-recht kritisierte der FPOuml-Sprecher fuumlr In-nere Angelegenheiten Harald Vilimsky DieFPOuml verwehre dem massiv die ZustimmungEntweder gaumlbe es einen Grund fuumlr Asyl undSchutz oder eben nicht Fekter sei von denlinken Asyllobbies die mit diesem Themajede Menge Geld erwirtschaften offenbar indie Knie gegangen so Vilimsky

Das Bleiberecht komme einer de-factoLiberalisierung des ohnehin viel zu liberalenAsylgesetzes gleich aumlrgert sich VilimskyKuumlnftig wuumlrden Asylsuchende die in Wahr-heit nichts anderes sind als zum uumlberwiegen-den Teil Wirtschaftsfluumlchtlinge neben demnormalen Asylverfahren der Regelung dessubsidiaumlr Schutzberechtigten nun auch nochdas Bleiberecht zur Aufenthaltsverfestigungangeboten erhalten Oumlsterreich werde durchdie rot-schwarze Bundesregierung nochmehr zur Lachnummer im international or-ganisierten Asylbetrug Faymann und Fekterseien mittlerweile die Schirmherren fuumlr die

internationale Asylmafia und auch persoumln-lich fuumlr alle Miszligstaumlnde verantwortlich zumachen so Vilimsky

Scheibner Regierunglegalisiert Illegale

Scharfe Kritik an der von SPOuml und OumlVPgeplanten Aufweichung des strengen Asyl-rechtes kommt vom geschaumlftsfuumlhrendenBZOuml-Chef Herbert Scheibner Die Zahl derAsylantraumlge steige so sei die Zahl derAsylantraumlge von 11921 im Jahr 2007 auf12809 im Jahr 2008 geklettert Das bedeuteeinen Anstieg von 745 Prozent bdquoAnstattwie vom BZOuml gefordert das Asylgesetz wei-ter zu verschaumlrfen und damit missbrauchs-sicherer zu machen oumlffnen SPOuml und OumlVPdie Tuumlren nach Oumlsterreich noch weiter Dasist massiv abzulehnenldquo so Scheibner Be-sonders die Bleiberechtsregelung daszlig einAsylwerber seinen Aufenthalt in Oumlsterreichnur bdquouumlberwiegend legalldquo haben muszlig ist fuumlrden BZOuml-Obmann inakzeptabel bdquoDieseneue Bleiberechtsregelung bedeutet nichtsanderes als daszlig die Bundesregierung Illega-le legalisiert Was Oumlsterreich beispielsweisebei Spanien immer kritisiert und angepran-gert hat naumlmlich die Legalisierung illegalerZuwanderer setzen SPOuml und OumlVP jetztselbst um Das BZOuml wird hier saumlmtliche par-lamentarischen Mittel wahrnehmen umdiese absurde Regelung zu verhindernldquo kuumln-digt Scheibner entschlossenen Widerstanddes BZOuml an

Fuumlr den BZOuml-Obmann wird bdquomit demneuen Bleiberecht Marke FaymannProumlllFekter ein Anreiz zur organisierten Aufent-haltsertrutzunglsquo geschaffenldquo Wer das Gesetzmit Hilfe der Asylindustrie kuumlnftig nur langgenug beuge breche oder umgehe koumlnnemit einem legalen Aufenthalt in Oumlsterreichrechnen bdquoDas ist ein Hohn gegenuumlber allenAsylwerbern die wirklich verfolgt werdenund sich an Regeln und Gesetze halten DasBZOuml kann sich durchaus einen humanitaumlrenAufenthalt fuumlr Asylwerber vorstellen wennder Staat mindestens fuumlnf Jahre lang nichtfaumlhig war eine Entscheidung zu treffen lehntaber die geplante Belohnung der Aufenthalts-ertrutzunglsquo massiv abldquo Auch mit der staumlrke-ren Beruumlcksichtigung von Aspekten wieSchutz des Familienlebens oder der Unbe-scholtenheit werde eine weitere Hintertuumlr imAsylverfahren weit geoumlffnet bdquoDaszlig ein Asyl-werber nicht kriminell wird ist eine dochGrundvoraussetzung fuumlr Asyl und keineQualifizierung Das BZOuml fordert Asyl nurfuumlr wirklich Verfolgte dann aber auchSchnellverfahren

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Innenpolitik

Korun Gesetzesentwurffuumlr Gruumlne raquokatastrophallaquo

Harsche Kritik an der neuen Regelungdes humanitaumlren Bleiberechts ist von denGruumlnen gekommen Wie Menschenrechts-sprecherin Alev Korun betonte sei das Innen-ministerium nach wie vor bdquoHerrldquo uumlber alleVerfahren Sowohl bei den Altfaumlllen wo einBeirat eingebunden ist als auch bei jenenwo humanitaumlre Aspekte beruumlcksichtigt wer-den Korun bezeichnete den Gesetzesent-wurf als bdquokatastrophalldquo die vorhandeneBleiberechtsproblematik werde nicht geloumlst

bdquoDas Chaos wird weitergehen das Blei-berecht bleibt auf der Streckeldquo kritisierteKorun die sich noch Aumlnderungen des Geset-zes erhofft Problematisch allein sei schondaszlig Bleiberechtsfaumllle in bdquozwei ungleicheGruppenldquo geteilt wuumlrden Die Empfehlungeines im Innenministerium vorgesehenen Bei-rats fuumlr Altfaumllle sei bdquovoumlllig unverbindlichldquoeine Berufung sei zudem nicht vorgesehenBei der zweiten Gruppe der neuen Faumllle stoumlszligtsich die gruumlne Menschenrechtssprecherindaran daszlig das Ministerium bereits erteiltesBleiberecht fuumlr nichtig erklaumlren koumlnne

Korun befuumlrchtet auch eine bdquoIllegalisie-rungswelleldquo die bei bereits seit langem inOumlsterreich aufhaumlltigen Personen anrollenkoumlnnte Sollte verabsaumlumt werden einenVerlaumlngerungsantrag einzubringen wuumlrdendiese wie Neuzuwanderer behandelt undkoumlnnten so nach vielen Jahren Aufenthalt inOumlsterreich ausgewiesen werden

Der gruumlne Gesetzesvorschlag der auchbeim kommenden Innenausschuszlig behandeltwerden soll Wer sich mehr als drei Jahreunverschuldet im Asylverfahren befindetund zudem unbescholten ist erhaumllt die Moumlg-lichkeit auf eine Niederlassungsbewilligungbdquoumzusteigenldquo

Landau Lebbarer Kompromiszligbei strittigen Patenschaften

Caritasdirektor Michael Landau begruumlszligtdas Bemuumlhen der Regierung das Gesetz zuentschaumlrfen bdquoAktuell sind die Patenschaftennicht mehr verpflichtend vorgesehen waseinen wesentlichen Fortschritt zum ur-spruumlnglichen Entwurf darstellt ndash aus unsererSicht ein lebbarer Kompromiszlig im Sinne derhilfesuchenden Menschenldquo

Landau bdquoMan wird sich in der Praxis sehrgenau anschauen muumlssen wie das Gesetz beiheiklen Themen wie zB dem Missbraucheiner Patenschaft greift Verbote loumlsen nochkeine Probleme ndash nur weil das Schnellfahrenmit dem Auto verboten ist rasen dennochviele Menschenldquo

Leider bleiben auch mit der Neuregelungdes humanitaumlren Aufenthalts einige Dingeungeloumlst Landau bdquoIch haumltte mir etwa einemenschliche Loumlsung fuumlr jene Langzeitasyl-werber gewuumlnscht die bereits bis zu 10 Jah-ren in Oumlsterreich leben Diese Menschen inder Warteschleife haumlngen zu lassen ist voumllliginakzeptabelldquo

Thema Integration als naumlchsteAufgabe fuumlr die Regierung

Oumlsterreich braucht einen fairen Umgangmit allen Menschen egal welcher Herkunftund einen menschenrechtskonformen Um-gang mit Schutzsuchenden bdquoDas Migra-tionsthema darf nicht laumlnger nur unter demSicherheitsaspekt abgehandelt werden Mi-gration und Integration sind Querschnitts-themen die alle Gesellschaftsbereiche be-ruumlhren Die Regierung sollte das Integra-tionsthema mit der noumltigen Nuumlchternheit undGelassenheit besser heute als morgen ange-henldquo In diesem Zusammenhang erinnertLandau an das gemeinsame Papier derKirchen und Religionsgemeinschaften dasunter anderem eine Harmonisierung vonAufenthalt und Beschaumlftigung als wichtigeVoraussetzung fuumlr erfolgreiche Integrationsieht

Chalupka Keine EuphorieKritikpunkte bleiben bestehen

Laut Diakonie sollte der eigentliche Sinnder vorgeschlagenen Gesetzesaumlnderungen inder Sanierung von Faumlllen gelegen sein indenen Menschen ohne Aufenthaltsrecht ihrDasein in Oumlsterreich fristen Der Groszligteilder durch die Gesetzesaumlnderung zu erfassen-den Altfaumllle wird nun abermals keiner auf-enthaltsrechtlichen Sanierung zugefuumlhrt wer-den und damit werden weiterhin zahlreicheFaumllle mit rechtlichem Anspruch nach Art 8EMRK unerfaszligt bleiben

bdquoEs ist fraglich worum es hier geht Umdie lange uumlberfaumlllige Bleiberechtsregelungfuumlr Menschen die in den letzten Jahren zwi-schen die Stuumlhle sich staumlndig neu erfinden-der fremdenrechtlicher Bestimmungen ge-fallen sind Oder doch nur um eine vorder-gruumlndige Reparatur um den Verfassungs-gerichthof ruhig zu stellen Eigentlichmuumlszligte es aber im Interesse der Republik ge-legen sein moumlglichst viele irregulaumlr Aufhaumll-tige zur Antragstellung zu bewegen Statt-dessen ist nunmehr aber zu befuumlrchten daszliggerade jene Menschen die schon besonderslange oft unverschuldet ohne legalen Auf-enthalt im Land leben erst recht nicht in denGenuszlig einer Sanierung kommen werdenldquo

beurteilt Diakonie-Direktor Michael Cha-lupka das vom Ministerrat verabschiedeteund geaumlnderte Bleiberechtsgesetz

bdquoAls der Verfassungsgerichtshof die ur-spruumlngliche Regelung aufhob und meintedas sei Gnadenrecht und deshalb einesRechtsstaates unwuumlrdig meinte er damit daszligein rechtstaatliches Verfahren angebrachtwaumlre Der Regierungsentwurf sieht zwar nunein Antragsrecht vor aber keine Berufungs-moumlglichkeit gegen einen Bescheid uumlber denwieder ein Ministerialbeamter entscheidenwird Man darf fragen ob das eine wirklicheVerbesserung istldquo Den vorliegenden Ent-wurf beurteilt die Diakonie als Opferschutz-gesetz das die Opfer aber nicht schuumltzt Ge-rade gegen Opfer von Menschenhandel oderfamiliaumlrer Gewalt wird aufgrund ihres illega-len Aufenthaltes oftmals zuerst ein Aufent-haltsverbot erlassen bevor sie uumlberhaupt alsbdquoOpferldquo erkannt werden Gleiches gilt wohlauch fuumlr Opfer familiaumlrer Gewalt

Weidenholzer Kritik daszlig letztlichdas Innenministerium entscheidet

Entgegen der urspruumlnglichen Idee vonInnenministerin Maria Fekter wird einePatenschaft nun nicht zwingende Vorausset-zung fuumlr die Gewaumlhrung eines BleiberechtsbdquoDas ist durchaus auch ein Erfolg zivilge-sellschaftlichen Engagementsldquo zeigt sichUniv Prof Josef Weidenholzer Praumlsidentder Volkshilfe Oumlsterreich erfreut

Wie vom Verfassungsgerichtshof gefor-dert gibt es nun fuumlr Betroffene die sich seitMai 2004 durchgehend in Oumlsterreich aufhal-ten die Moumlglichkeit auf Laumlnderebene einenAntrag zu stellen Bei einer positiven Emp-fehlung muszlig das Bleiberecht noch vom In-nenministerium bestaumltigt werden Dazu wirdein Beirat eingerichtet der beratende Funk-tion hat bdquoAn der alten Regelung bei der dasInnenministerium das letzte Wort hat und eskeine Berufungsmoumlglichkeit gibt hat sichdadurch leider nicht wirklich etwas geaumln-dertldquo kritisiert Weidenholzer Bei neuenAsylantraumlgen muumlssen in Zukunft humanitaumlreGruumlnde wie das Recht auf Familienlebenbereits im Verfahren gepruumlft werden bdquoHiermuszlig sichergestellt werden daszlig fuumlr diesePruumlfung auch die notwendigen Ressourcenvorhanden sindldquo

Trotz der positiven Signale gilt es aberfuumlr die Regierung noch viele Fragen in derMigrations- und Integrationspolitik anzuge-hen bdquoSo muszlig es endlich einen regulaumlren Zu-gang zum Arbeitsmarkt waumlhrend des Asyl-verfahrens sowie einen besseren Zugang zuBildungsmaszlignahmen gebenldquo

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Innenpolitik

Die Presse Finanzminister Proumlll hat dasAuszligenministerium aufgefordert die Ermes-sensausgaben um zehn Prozent zu kuumlrzenHaben Sie schon den Rotstift angesetzt

Spindelegger Wir stehen vor schwierigenVerhandlungen Einsparungen in dieser Houml-he wuumlrden zwangslaumlufig zu einem Verzichtauf Sicherheitsleistungen fuumlr oumlsterreichischeBuumlrger im Ausland fuumlhren Auch bei derVisaerteilung duumlrfen wir uns keine Abstrichebei der Sicherheit leisten Es geht letztlichum Oumlsterreichs Interessensvertretung in derWelt

Die Presse Koumlnnen Sie die Ausgaben beider Entwicklungszusammenarbeit wirklichauf die vereinbarten 051 Prozent des BIP er-houmlhen oder muumlssen Sie nun Abstriche ma-chen

Spindelegger Die Zielsetzung ist undbleibt 051 Prozent des BIP zu erreichenDazu hat sich die gesamte Bundesregierungbekannt Wir haben im Regierungspro-gramm eine schrittweise und substanzielleErhoumlhung der Mittel fuumlr die Entwicklungs-zusammenarbeit vereinbart Auch dafuumlr wer-de ich in den Budgetverhandlungen kaumlmp-fen

Die Presse Die US-Praumlsidentenwahl war janicht uumlberraschend am 4 November ange-setzt Trotzdem hat Oumlsterreich seit Monatenkeinen Botschafter in Washington Kann sichOumlsterreich einen derartig traumlgen Bestell-modus leisten

Spindelegger Der Bestellmodus ist nichttraumlge Ich habe sofort nach meinem Amtsan-tritt 40 Vertretungsposten ausgeschriebenund will rasche Neubesetzungen

Die Presse Sie haben den neuen US-Prauml-sidenten begruumlszligt indem Sie eine Aufnahmevon Guantaacutenamo-Haumlftlingen kategorischausgeschlossen haben Wie denken Siekommt so eine Haltung in den USA an

Spindelegger Eine gute Beziehung vertraumlgtklare Antworten Die Amerikaner haumlttennichts davon wenn wir jetzt lavieren unddann erst recht ablehnen Oumlsterreich pruumlftAntraumlge auf Asyl oder Zuwanderung indivi-duell Ich habe als Auszligenminister keinPouvoir zu sagen daszlig Oumlsterreich pauschal

drei oder fuumlnf Haumlftlinge aufnimmt Das waumlreein Systembruch Wenn ein Haumlftling ausGuantaacutenamo einen Antrag auf Asyl stellt istdas natuumlrlich zu behandeln

Die Presse Es gibt aber auch Rechtsexper-ten die der Ansicht sind daszlig eine Aufnahmevon Haumlftlingen im bestehenden Systemmoumlglich ist Sind Ihre Gruumlnde nicht vorge-schoben

Spindelegger Fuumlr eine Uumlbernahme von Ge-fangenen aus humanitaumlren Erwaumlgungen waumlreein eigener Vertrag zwischen Oumlsterreich undden USA erforderlich Ein solches Abkom-men besteht nichtDie Presse Die USA werden die Europaumlerauch in Afghanistan um Hilfe bitten WirdOumlsterreich da hilfsbereiter sein

Spindelegger Durch den Tschad-Einsatzsind wir an der Kapazitaumltsgrenze Ich sehekeine Moumlglichkeit Militaumlrpersonal in groumlszlige-rem Umfang nach Afghanistan zu schicken

Die Presse Koumlnnten oumlsterreichische Solda-ten nach Ende des Tschad-Einsatzes in Af-ghanistan zum Einsatz kommen

Spindelegger Die Wahlen in Afghanistan fin-den in diesem Sommer statt Darum solltenwir uumlberlegen ob wir in Afghanistan andershelfen koumlnnen bei der Ausbildung von Poli-zisten etwa oder bei der Wahlbeobachtung

Die Presse Sollten die USA am Raketen-schutzschirm festhalten der Ruszligland so ver-aumlrgert

Spindelegger Wir werden sehen wie dieneue US-Administration weiter vorgeht Esgibt Punkte die bezweifeln lassen ob derRaketenschutzschirm seinen Zweck erfuumlllt

Die Presse Welche Vision haben Sie fuumlrOumlsterreichs Auszligenpolitik

Spindelegger Ich will die zwei Jahre Mit-gliedschaft im Sicherheitsrat nuumltzen um Wienwieder verstaumlrkt als Drehscheibe fuumlr Dialogund Frieden auf die Landkarte zu setzen

Die Presse Was heiszligt das konkret

Spindelegger Ich habe mit UN-Generalse-kretaumlr Ban Ki-moon Vorgespraumlche gefuumlhrtwie wir den UN-Standort Wien ausbauenund welche Konferenzen wir abhalten koumln-nen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWir brauchen denEU-Beitritt Kroatienslaquo

Im raquoDie Presselaquo-Interview mit Christian Ultsch lehnt VP-Auszligenminister MichaelSpindelegger die Sparvorgaben seines Parteichefs und Finanzministers Proumlll ab

Nach Afghanistan will er Polizeiausbildner und Wahlbeobachter schicken

Begibt sich auf eine Zuhoumlr-Tour durchOumlsterreich BM Michael Spindelegger

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Die Presse An welche Themen denken Sieda

Spindelegger In Wien fand vor Weihnach-ten etwa eine europaumlisch-arabische Konfe-renz statt In diese Richtung muumlssen wirweitergehen Beim naumlchsten Treffen koumlnntenwir uns der Ressourcenfrage zuwenden et-wa Wasser als Mangelware im Nahen Osten

Die Presse Glauben Sie wirklich dassOumlsterreich besondere strategische Interessenhat in Nahost

Spindelegger Der Nahe Osten ist unsereNachbarschaft Wir sind nicht diejenigendie Frieden bringen koumlnnen Fuumlr mich istaber Auszligenpolitik auch Sicherheitspolitikum von Oumlsterreich Konflikte fernzuhalten

Die Presse Sind da nicht Laumlnder wie Spa-nien und Frankreich die eine historisch engeBeziehung zum Nahen Osten verbindet vielbesser geeignet

Spindelegger Oumlsterreich genieszligt Vertrauenin der Region Wir koumlnnen als Bruumlcke dienenzwischen den arabischen Laumlndern und derwestlichen Welt

Die Presse Welche internationale Krisenkoumlnnte denn Oumlsterreich entschaumlrfen

Spindelegger Vermittlung muszlig von beidenSeiten gewuumlnscht sein Ich habe angebotenim Grenzstreit zwischen Slowenien undKroatien zu vermitteln Das haumltte von dereinen Seite besser ausgesehen als von deranderen aber das muszlig man akzeptieren

Die Presse Welche neuen Akzente wollenSie als Auszligenminister setzen

Spindelegger Ich habe das langfristigeZiel einen ganz neuen Raum fuumlr Oumlsterreichzu oumlffnen naumlmlich die SchwarzmeerregionIn Rumaumlnien gibt es derzeit etwa 5000 oumlster-reichische Unternehmen Sie wollen auch indie umliegenden Laumlnder rund um dasSchwarze Meer staumlrker investieren und dortFuszlig fassen

Die Presse An welche Laumlnder denken Sieda

Spindelegger An die Nordkuumlste der Tuumlrkeian die Ukraine Aserbaidschan ArmenienGeorgien an Laumlnder die auch eine strategi-sche Bedeutung im Energiesektor haben

Genauso Moldawien auch Weiszligruszligland Wodie Wirtschaft hinwill kann die Auszligen-politik den Weg bereiten

Die Presse Es hat den Anschein daszlig sichnach dem Irland-Referendum die Stimmungin der EU gegen eine baldige Aufnahme derWestbalkanstaaten gedreht hat hellip

Spindelegger Das sehe ich nicht so drama-tisch Wir brauchen einen naumlchsten konkre-ten Schritt den EU-Beitritt Kroatiens Damitbleibt auch die Perspektive fuumlr alle anderenStaaten offen

Die Presse Oumlsterreich ist ja mit seinem Ost-hilfepaket ziemlich abgeblitzt in der EU HatOumlsterreich zu wenige Verbuumlndete in derUnion

Spindelegger Wir sind erst am Beginn derDiskussion Anfang Maumlrz werden wir dasThema beim EU-Sondergipfel wieder aufsTapet bringen

Die Presse Die EU erwaumlgt im Atomstreit mitdem Iran die Sanktionen zu verschaumlrfen WirdOumlsterreich wieder auf der Bremse stehen

Spindelegger Die neue US-Administrationhat dem Iran direkte Gespraumlche angebotenTeheran hat darauf positiv reagiert Auf deranderen Seite treibt der Iran sein Atom-programm voran Daher glaube ich daszlig manden Druck erhoumlhen und gleichzeitig vertrau-ensbildende Maszlignahmen setzen muszlig Oumlster-reich steht nicht auf der Bremse wenn sichSanktionen als notwendig erweisen

Die Presse Die OMV hat einen Gasvor-vertrag mit dem Iran geschlossen War daspolitisch hilfreich

Spindelegger Es ist jetzt nicht die richtigeZeit mit dem Iran Gasvertraumlge zu schlieszligen

Das bdquoOumlsterreich Journalldquo dankt der bdquoPresseldquofuumlr die Genehmigung zur Veroumlffentlichunghttpdiepressecom

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Am 26 Februar wurde das neue oumlsterrei-chische Honorarkonsulat in Hatay (dem

alten Antiochia) durch Botschafterin Guumlrerund Kulturminister Guumlnay eroumlffnet Oumlsterrei-chischer Honorarkonsul wird Mehmet Kilic-lar Besitzer des groumlszligten Unternehmens derRegion Hatboru Kiliclar und seine Familiesind ein ausgezeichnetes Beispiel fuumlr dieIntegrations- und Karrieremoumlglichkeiten tuumlr-kischer GastarbeiterInnen in Oumlsterreich Voruumlber 30 Jahren nach Oumlsterreich ausgewan-dert und in Oumlsterreich ausgebildet kehrte dieFamilie vor mehr als 10 Jahren nach Hatayzuruumlck und ist heute mit der Rohrfirma Hat-boru mit ca 300 Bediensteten der groumlszligte Ar-beitgeber der Region und tuumlrkischer Markt-fuumlhrer in bestimmten Sparten Hatboruexportiert neben vielen Laumlndern auch nachOumlsterreich

Die Eroumlffnungsfeierlichkeiten fanden alserste Veranstaltung im historischen neu re-novierten bdquoParlamentskulturzentrumldquo stattdas waumlhrend der achtmonatigen Unabhaumln-gigkeit Antakyas 1938 Sitz des Parlamentswar Als kulturelles Rahmenprogramm wur-de ein oumlsterreichisch-tuumlrkisches Violinkon-zert von Prof David und Imge Tifils gefolgtvon einem Auftritt eines lokalen Chors gebo-ten Auszliger Kulturminister Guumlnay waren

auch der Gouverneur der Buumlrgermeister undAbgeordnete sowie insgesamt ca 450 Per-sonen anwesend

Hatay an der syrischen Grenze gehoumlrtzu dem in letzter Zeit wirtschaftlich florie-renden Suumldostteil der Tuumlrkei wo sich inunmittelbarer Naumlhe die Wirtschaftsmetropo-len Adana Iskenderum und Gaziantep befin-den Oumlsterreichische Wirtschaftsdelegatio-nen besuchten wiederholt Hatay und dieangrenzenden Regionen

In Hatay befindet sich mit der St Peters-kirche die erste Kirche der Welt die Be-zeichnung bdquoChristenldquo wurde in Antiochiagepraumlgt wo auch zehn Kirchenkonzile statt-fanden Noch heute ist Hatay fuumlr seinen mul-tireligioumlsen und multiethnischen Hintergrundbekannt Der beruumlhmte bdquoChor der Zivilisa-tionenldquo setzt sich aus sunnitischen alewiti-schen armenischen katholischen juumldischenund orthodoxen VertreterInnen zusammen

Hatay ist neben Bursa Bodrum Izmirund Mersin das fuumlnfte oumlsterreichische Ho-norarkonsulat in der Tuumlrkei Weitere Hono-rarkonsulate sind entlang der Mittelmeer-kuumlste im Suumldosten der Tuumlrkei in Zentralana-tolien an der Schwarzmeerkuumlste und imeuropaumlischen Teil der Tuumlrkei geplant httpwwwaussenministeriumatankara

Eroumlffnung des oumlsterreichischenHonorarkonsulats in Hatay

Der Ministerrat hat am 17 Feber dieFortsetzung der humanitaumlren Tschad-

Mission des Bundesheeres bis Ende 2009beschlossen Das Bundesheer wird weiterhineine wichtige Aufgabe im Tschad wahrneh-men Das Mandat umfaszligt die Entsendungeines Logistikkontingentes mit bis zu 130 Sol-datinnen und Soldaten (bisher 160) Es wirdfuumlr den Transport der Versorgungsguumlter fuumlrdie Blauhelm-Truppe verantwortlich seinund damit einen wichtigen Beitrag zumAufwuchs der gesamten Mission leisten

bdquoOumlsterreichische Blauhelme werden einerhalben Million Menschen im Tschad Schutzund Hilfe geben Diese Menschen brauchenuns und wir werden uns vor dieser Verantwor-tung nicht druumlckenldquo sagt Verteidigungsmi-nister Norber Darabos (SPOuml) bdquoWie nur we-nige Armeen auf der Welt verstehen es unse-re Soldaten bei Friedensmissionen Vertrauenin der Bevoumllkerung aufzubauen Auch imTschad ist uns das durch ausgezeichneteArbeit und viel Engagement gelungen DieUNO schaumltzt die Oumlsterreicher weil dietschadische Bevoumllkerung die Oumlsterreicherschaumltztldquo

Der Ressortchef miszligt Afrika hohe sicher-heitspolitische Bedeutung zu bdquoEntwicklun-gen in Afrika haben zunehmend Auswirkun-gen auf Europa Wenn Afrika anfaumlngt seineProbleme zu exportieren werden wir inEuropa am staumlrksten davon betroffen seinAfrika ist von groszliger Bedeutung fuumlr die Si-cherheit Europas Deshalb ist es in unseremeigenen Interesse Afrika Hilfe zur Selbst-hilfe zu gebenldquo

Die Ziele von MINURCAT II

Das derzeitige Mandat fuumlr die EUFOR-Mission zum Schutz von Fluumlchtlingen undHilfsorganisationen im oumlstlichen Grenzge-biet zur sudanesischen Provinz Darfur laumluftam 15 Maumlrz aus Der UNO-Sicherheitsratbeschloszlig einstimmig die Entsendung einerUNO-Nachfolgemission MINURCAT dieauch eine Militaumlrkomponente aufweist

Das Mandat der kuumlnftigen UNO-Missionumfasst im Kern dieselben Aufgaben wie dielaufende EU-Mission Schutz von Zivilper-

sonen insbesondere von Fluumlchtlingen undBinnenvertriebenen Verbesserung der allge-meinen Sicherheitslage um humanitaumlreHilfsleistungen zu erleichtern Unterstuumlt-zung der Grundlagen fuumlr den langfristigenzivilen Wiederaufbau und von Maszlignahmendie fuumlr die freiwillige Ruumlckkehr der Fluumlcht-linge und Vertriebenen notwendig sindsowie Schutz von Personal Einrichtungenund Ausruumlstung der UNO

Das Bundesheer-Kontingent im Tschad

Das oumlsterreichische Kontingent unterUNO-Flagge (bis zu 130 Angehoumlrige desBundesheeres) wird weiterhin eine wichtigeAufgabe im Tschad wahrnehmen Es wirdals Logistikeinheit fuumlr den Transport derVersorgungsguumlter verantwortlich sein

Das oumlsterreichische Logistikkontingentsetzt sich aus dem KontingentskommandoFuumlhrungs- Versorgungs- Transport- In-standsetzungs- Unterstuumltzungs- Sicherungs-und Sanitaumlts-Element zusammen httpwwwbmlvgvat

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Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad

Oumlsterreich setzt die vielbeachtete und international anerkannte Traditionin der Unterstuumltzung der Friedensarbeit der Vereinten Nationen fort

Die Wirklichkeit in Afrika Vom Regen aufgeweichter Boden

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Patrouille waumlhrend eines Sandsturmes

Vor dem Kongreszligcenter werden dieGaumlste ndash wie in Wien ndash bereits mit

Fiaker Maronibrater und Wuumlrstlstandl be-gruumlszligt Ganz wie am Opernball halt

1600 Gaumlste lieszligen sich vom Fiaker zumroten Teppich vorfahren und vom Walzer-virus anstecken Die Roben einiger Damenwaren dieses Mal so ausladend daszlig dieDamen nicht mehr durch die Drehtuumlr amEnde des roten Teppichs paszligten flugs oumlffne-ten die Portiers eine extrabreite Nebentuumlrund der groszlige Auftritt der Ballschoumlnheitenwar wieder gerettet

Festlich geschmuumlckt mit 10000 Nelkenaus San Remo in den Farben Roseacute und Weiszligmit groszligen Maria Theresia-Kristalllusternund Stoffdraperien in Roseacute und Creme botsich dem staunenden Publikum ein traum-haft schoumlner (und total ausverkaufter) Ball-saal wie aus Wiener Kaiserzeiten

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raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament

Der raquoKaiserballlaquo am 6 Feber 2009 der raquo52 Ball der Oumlsterreicherlaquo stand unterdem Motto raquoWiener Blutlaquo ndash und das gepaart mit raquoMuumlnchner Temperamentlaquo wardie prickelnde Mischung fuumlr eine zauberhafte rauschende Ballnacht im groszligen

Kongreszligsaal des ICM Muumlnchen

Von Evelyn Watzka )

) Evelyn Watzka ist Vizepraumlsidentin der Oumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaft eV Muumlnchen

Gruppenbild der 124 Debuumltantinnen und Debuumltanten des Kaiserballs 2009 Im Bild unten Praumlsident CP Wieland Vizepraumlsi-dentin Evelyn Watzka raquodie gute Seele des Kaiserballslaquo Mechthilde Wieland und Vorstand Heinz Watzka (vl)

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Schon bei der Eroumlffnung durch PraumlsidentCarl Paul Wieland bekamen die Ballgaumlsteeine Kostprobe des Wiener Charmes als eszur Begruumlszligung hieszlig bdquoKuumlszligacute das Handerlkuumlszligacute das Fuszligerl kuumlszligacute das ganze EnsembleldquoSo galant kann eben nur ein echter Wienersein wenn er die Dame seines Herzens um

einen Walzer bittet Da schmelzen die Da-men dahin ob so einer oumlsterreichischenCharmeoffensive

Die schoumlnsten Bilder fuumlr die Gaumlste natuumlr-lich die feierliche Eroumlffnung der 124 Debuuml-tanten die jungen Damen in langen weiszligenAbendkleidern mit Original Wiener Opern-ballkroumlnchen mit 210 funkelnden Swarovski-Kristallen die jungen Herren in Smokingmit weiszligen Handschuhen Leitung DominikTruschner von der Tanzschule Elmayer-Vestenbrugg aus Wien

Der Kaiserball hat sich zum groumlszligtenDebuumltantenball nach Wiener TraditionDeutschlands entwickelt

Erstmals dabei eine junge huumlbscheDebuumltantin aus Moskau Daria Demtchuck(20) Jurastudentin und mit Mama angereistdie ihrem groszligen Auftritt schon seit Wochenentgegenfieberte und sagte bdquoEs ist so wun-derschoumln ich bin so gluumlcklich mir diesenJungmaumldchentraum erfuumlllt zu habenldquo Siedurfte sogar in der ersten Reihe des Eroumlff-nungskomitees tanzen

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raquoAlles Walzerlaquo ndash da lieszligen sich die Ballgaumlste nicht lange bitten und schwebten im Dreivierteltakt uumlbers Parkett

Wiens Musikalische Botschafter am Kaiserball die Opernweltstars Marcela Cernound Miro Dvorsky sangen sich in die Herzen der Muumlnchner Ballgaumlste

Ball-Schoumlnheit in groszliger Robe HelgaHoffmann (von der Baumlckerinnung) fuhrstandesgemaumlszlig im Fiaker vor

Neben Debuumltanten aus dem GroszligraumMuumlnchen waren auch junge Damen und Her-ren aus Hamburg Berlin Aachen Bonn undNuumlrnberg und auch aus Wien dabei

Novum Vier junge Damen und Herrenaus Wien die am 21 Februar am Juristenballin Wien debuumltieren nahmen an der Ball-eroumlffnung teil dafuumlr fuhren sechs Kaiserball-paare zum Juristenball Diesen schoumlnen Aus-tausch Muumlnchen ndash Wien will Peter SimonLeiter der Debuumltantenorganisation naumlchstesJahr noch verstaumlrken

Daszlig so eine Eroumlffnung im Jungdamen-und Jungherrenkomitee eine sehr aufregendeSache ist weiszlig Praumlsident Wieland nach sovielen Jahren Ball-Erfahrung ganz genauWenn die Rede doch etwas lang ist dannkann es schon mal passieren daszlig eine jungeDame bdquoschwaumlcheltldquo Deswegen merkte er ge-gen Ende seiner Begruumlszligungsrede auch lo-bend an daszlig diesmal kein Schwaumlche- oderOhmnachtsanfall bei den Debuumltanten zu ver-zeichnen sei Zu fruumlh ndash just in dem Momentwar es gleich fuumlr drei junge Debuumltantinnenzuviel und dank der beherzten Hilfe etlicherMediziner unter den Ballgaumlsten gelang esdaszlig die jungen Damen am Ende der Redegerade wieder zu den ersten Klaumlngen desBall-Streichorchesters fit waren Dafuumlr gabes dann einen kleinen Extraapplaus

Den jungen Damen wurden die Opern-ball-Swarovski-Kroumlnchen als Erinnerung anden Kaiserball geschenkt dieses Jahr gab esauch ein kleines Extra-Geschenk der tradi-tionsreichen oumlsterreichischen Gmundner Ke-ramik Manufaktur Die Herren durften sichuumlber edle Simon Carter Manschettenknoumlpfefreuen gesponsert von ILF einem oumlsterrei-chischen Unternehmen mit Sitz in Muumlnchen

Carl Paul Wieland der Praumlsident derOumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaftfreute sich daszlig Ministerin Christine Ha-derthauer mit Gatten (beide hervorragendeWalzertaumlnzer) und ebenso Landtagsvize-praumlsident Reinhold Bocklet mit Gattin sicham Tanzparkett praumlchtig amuumlsierten Bocklet(Kaiserballstammgast seit vielen Jahren undfleiszligiger Taumlnzer) bdquoDer Kaiserball ist fuumlrmich Kuumlr und keine Pflichtldquo

Bei der traditionellen Mitternachtsver-losung gab es viele tolle Hotelaufenthalte zugewinnen die meisten davon in oumlsterreichi-schen und Sterne Haumlusern alsHauptpreis eine Luxus-Fluszligkreuzfahrt vonPassau nach Budapest mit Stopp in der Bun-deshauptstadt Wien

Unter den Gaumlsten Die oumlsterreichischeGeneralkonsulin aus Muumlnchen Senta Wes-sely-Steiner Honorakonsul Gert Rohrseitz

aus Nuumlrnberg mit Gattin Christa der oumlster-reichische Handelskonsul Michael Love mitGattin (treuer Ballbesucher) und NuumlrnbergsBMW-Niederlassungsleiter Franz Inzko (er

ist gebuumlrtiger Kaumlrntner) fuumlhlte sich mit Gat-tin Gerlinde gleich heimisch am Kaiserball

Was waumlre der Kaiserball ohne die MusikBesonders gefeiert wurde der Auftritt der

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Die oumlsterreichische Generalkonsulin Senta Wessely-Steiner (li) freut sich uumlber denBesuch des Wiener Landtagspraumlsidenten Prof Harry Kopietz und dessen Gattin

Ein schoumlnes Paar in eleganter Festtracht von Goumlssl Salzburg

Weltopernstars Marcela Cerno und MiroDvorsky als musikalische BotschafterOumlsterreichs weltweit im Einsatz die fuumlr ihregroszligartige Leistung mit frenetischem App-laus des Publikums bedacht wurden

Das freute auch die starke Wiendelega-tion die dieses Jahr am Kaiserball vertretenwar und sich davon uumlberzeugen konnte daszligder Kaiserball die schoumlnste VisitenkarteWiens in Deutschland ist dem 1 Landtags-praumlsidenten Prof Harry Kopietz mit GattinBrigitte gefiel es so gut daszlig er die Ein-ladung fuumlr den Kaiserball 2010 gerne an-nahm und versprach wieder zu kommenWeitere Gaumlste aus dem Wiener Rathauswaren Ingrid Kuntz-Henrichs und RudolfMatthias (vom Pressedienst Rathaus Wien)

Getanzt wurde wieder fleiszligig bis in diefruumlhen Morgenstunden nach dem Radetzky-marsch gabrsquos traditionell die Aufforderungzum Blumenpluumlndern da fiel dann der Ab-schied wenigstens ein biszligchen leichter Termin Kaiserball 5 Februar 2010

Informationen Debuumltantenanmeldung undKartenbestellunghttpwwwkaiserball-muenchende

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Hervorragende Walzertaumlnzer Ministerin Christine und Gatte Hubert Haderthauer

Prinzessinnen fuumlr eine Nacht Die Debuumltantinnen genieszligen den Applaus nach erfolgreicher Balleroumlffnung

Den Ehrenschutz fuumlr diese berauschen-de Veranstaltung des Austria Italia Club

Milano hatten der oumlsterreichische Auszligenmi-nister Michael Spindelegger Wiens Buumlrger-meister Michael Haumlupl Generalkonsulin Te-resa Indjein-Untersteiner die ihr Amt seitkurzem angetreten hat sowie die StadtMailand uumlbernommen der zweitgroumlszligtenStadt Italiens und Hauptstadt der ProvinzMailand und der Region Lombardei

Und dieses Ereignis muszligte doch wuumlrdiggefeiert werden Und wann schlaumlgt das Herzder Oumlsterreicher ndash und auch Mailaumlnder ndashhoumlher Natuumlrlich bei Walzerklaumlngen

bdquoUnser altbewaumlhrtes prominentes WienerTanzorchester unter der Leitung von ProfFranz Bileck verwoumlhnte daher musikalischunsere Gaumlste wie immer mit heimischen Klaumln-gen und begleitete unser Publikum glaumlnzenddurch den Abendldquo erzaumlhlt Vereinspraumlsiden-

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raquoWien Balllaquo in MailandDer diesjaumlhrige raquoWien Balllaquo in Mailand der von der frischbestellten

Praumlsidentin Ingrid de Marinis eroumlffnet wurde stand unter dem Mottoraquo60 Jahre Austria Italia Club Mailandlaquo

Die Eroumlffnungspolonaise des raquoWien Ballslaquo im raquoSala Orolaquo (der raquoGoldene Saallaquo) Societagrave del Giardino in Mailand

Praumlsidentin Ingrid de Marinis mit Vizepraumlsidentin Evi Gamba

tin Ingrid de Marinis zurecht stolz auf diegelungene Groszligveranstaltung Die Mitter-nachtseinlage haben sie und ihr Komitee die-ses Jahr dem in Mailand lebenden oumlsterrei-chischen Bariton Ali Rieger anvertraut Erbdquoabsolvierteldquo seinen Vortrag groszligartig underntete dafuumlr stuumlrmischen Applaus

Moderator Fabio Bonini meisterte seineAufgabe mit dem liebenswuumlrdigen Charmeder ihn besonders auszeichnet und fuumlhrtedie Gaumlste durch eine groszligzuumlgige Tomboladie seit Jahren von treuen Sponsoren gespen-det wird und wohltaumltigen Zwecken gewid-met ist

Der Ball ist in den letzten Jahrzehntenimmer mehr und zum geliebten Bestandteildes gesellschaftlichen Lebens der Mailaumlndergeworden ndash und er bildet den Leitfaden desClublebens des Austria Italia Club MilanoZum bdquoWien Ballldquo wurde er bereits vor 21Jahren durch die generoumlse Unterstuumltzungdurch die Stadt Wien Die Wiener Traditiongeht daher weiter hellip

Das Ballkomitee bestehend aus den Da-men Ingrid de Marinis Vanna Caputi ChristlPausch und Eva Strauss hat ndash traditionsge-maumlszlig ndash auch in diesem Jahr mit Houmlchstlei-stungen geglaumlnzt auch wenn vieles davonfuumlr den zufriedenen Ballbesucher meist ver-borgen bleibt Es sind die Kleinigkeiten dieunendlich Planungszeit erfordern und letzt-lich erst das ganze zur Geltung bringen

Wie immer waren die prachtvollen Saumlleder Societagrave del Giardino im Palazzo Spinoladem aumlltesten Herrenclub Mailands der rich-tige Rahmen fuumlr den Ball Dieser Palazzowurde bereits 1988 von Ingrid de Marinisfuumlr die kommenden bdquoWien Baumllleldquo bdquoerobertldquo ndash

und diese Wahl hat sich wieder als richtig er-wiesen

Dieses Jahr konnten die Mitglieder desAustria Italia Club Milano unter anderemSenator Prof Walter Nettig aus Wien denoumlsterreichischen Botschafter in RomChristian Berlakovits GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner die amerikani-schen und brasilianischen Generalkonsuleden oumlsterreichischen HandelsdelegiertenMichael Berger sowie zahlreiche Prominenzder Stadt Mailand begruumlszligen Das Presseechofiel entsprechend gewaltig aus Es wurdenAusschnitte des Abends in RAI 1 und RAI 3

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Die Generalprobe im raquoGoldenen Saallaquo

Der Kommandant der Mailaumlnder Militaumlrschule Teuliegrave Col Corrado Serto

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Maestro Prof Franz Bileck beim raquoJazzenlaquo

GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner

Senator Hofrat Prof Walter Nettig

sowie in den bdquoORF-Seitenblickenldquo und inbdquoTelecampioneldquo ausgestrahlt

Auch die Unterstuumltzung der in Mailandansaumlszligigen Vertreter der oumlsterreichischen

Wirtschaft sowie der Handelsdelegation unddes Kulturforums sind lebenswichtig fuumlr denClub geworden und natuumlrlich ist die ausge-zeichnete Zusammenarbeit mit dem oumlsterrei-

chischen Generalkonsulat die schon Monatevor dem Ball konkret anfaumlngt als besonderserfreulich ndash und ebenso erfolgreich ndash zu er-waumlhnen

Den Ball haben 21 aufgeregte Debuumltan-tinnen in weiszligem Kleid eroumlffnet die von 21feschen Schuumllern in Galauniform der Mai-laumlnder Militaumlrschule Teuliegrave begleitet wurdenSie tanzten eine traditionelle Faumlcherpolo-naise und legten eine schwungvolle Fleder-mausquadrille aufs Parkett Auch der nach-folgende Walzer lieszlig sich sehen hellip als wuumlr-diger Abschluszlig der vielen Proben unter derLeitung von Tanzmeisterin Anikograve Pusztaidie schon im Oktober 2008 in den Raumlumender Militaumlrschule unter den strengen abervergnuumlgten Augen des Kommandanten derSchule Col Corrado Serto begonnen hat-ten Und der Colonel der bemuumlhte sich sogarpersoumlnlich um das gute Gelingen der Polo-naise Kein Wunder also daszlig diese Leistun-gen mit rauschendem Applaus und Traumlnender Ruumlhrung der anwesenden Eltern belohntwurden

Der kulinarische Meister des Balles warunbestritten Kuumlchenmeister Gottfried AGansterer der seinen fuumlnften bdquoEinsatzldquo fuumlrdas Ausbildungszentrum MODUL der Wirt-schaftskammer Wien in Mailand bdquoabsolvier-teldquo Mit einem exklusiven Galadiner begei-sterte das MODUL-Team unter seiner Fuumlh-rung mehr die prominenten Ballgaumlste

So wie in den letzten vier Jahren standenwieder typische MODUL-Schmankerln aufdem kulinarischen Ballkalender Thymian-geraumlucherte Forelle Kuumlrbisrisotto Schweins-filet mit Pilzen in Teigkruste mit Rotwein-Kraumlutersauce und gebratene Paprika Alssuumlszligen bdquoKlassikerldquo konnte sich die MailaumlnderSociety an Sachertorte mit Schlagobers er-freuen

Nach der Mitternachtsquadrille servierteGansterer mit seinen Kolleg-StudentInnennoch die traditionelle Gulaschsuppe dieAgrar Markt Austria sorgte fuumlr eine exklusi-ve Kaumlseverkostung

Ein Tuumlpferl auf dem bdquoildquo war noch derBlumenschmuck der Saumlle Er wurde diesesJahr von einer jungen Dame geschaffen dievor Jahren einen Wien Ball als Debuumltantineroumlffnete So schlieszligt sich also auch hier derKreishellip

Eine Disco fuumlr die Jugend und Jung-gebliebenen kroumlnte den Abend und um 3 Uhrmorgens schwankten die letzten muumldenGaumlste aus den Saumllen zufrieden und miteinem Gedanken Naumlchstes Jahr wird es wie-der heiszligen bdquoAlles Walzerldquo httpwwwaustria-italiaorg

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Kuumlchenmeister Gottfried A Gansterer mit seinen HelferInnen

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Die juumlngsten Erweiterungen der Europaumli-schen Union stellen einen Meilenstein

im Prozeszlig der Einigung Europas dar undhaben allen Buumlrgern in der gesamten UnionVorteile gebracht Auf wirtschaftlicher Seitehat die Erweiterung zu einem houmlheren Le-bensstandard in den neuen Mitgliedstaatengefuumlhrt und Export- und Investitionsmoumlg-lichkeiten fuumlr die alten Mitgliedstaaten ge-schaffen Daneben hat sie die DemokratieStabilitaumlt und Sicherheit auf unserem Konti-nent gefoumlrdert Auszligerdem hat eine erweiter-te EU mehr Gewicht wenn sie sich zuThemen von weltweiter Bedeutung aumluszligertetwa zum Klimawandel oder zur Weltwirt-schaft und den dafuumlr geltenden Regeln FuumlnfJahre nach der Erweiterung ist die EU nichtnur groumlszliger sondern auch staumlrker dynami-scher und kulturell reicher In dem derzeitschwierigen globalen Umfeld besteht diegroszlige Herausforderung darin nicht der Versu-chung protektionistischer Tendenzen zu er-liegen welche die enormen Vorteile zunich-te machen wuumlrden die die Schaffung einesschrankenlosen Binnenmarktes mit 500Millionen Menschen mit sich gebracht hat

bdquoDie Erweiterungen der Jahre 2004 und2007 waren ein groszliger historischer SchrittSie markierten das Ende der Teilung Euro-pas leisteten einen Beitrag zur Konsolidie-rung der Demokratie und brachten saumlmt-lichen EU-Mitgliedstaaten wirtschaftlicheVorteile in Form gesteigerter Wettbewerbs-faumlhigkeit houmlheren Wirtschaftswachstumsund zusaumltzlicher Beschaumlftigungsmoumlglichkei-ten Wir sollten nicht zulassen daszlig die der-zeitige Krise diesen unleugbaren Erfolg

uumlberschattet Gemeinsam koumlnnen wir Loumlsun-gen fuumlr globale Fragen wie den Klimawan-del oder eine neue internationale Finanzord-nung erarbeiten Wenn wir uneinig sind er-reichen wir gar nichtsldquo erklaumlrte Wirtschafts-und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kom-missar Olli Rehn fuumlgte hinzu bdquoDie Erwei-terung hat sich als Stabilitaumltsanker und trei-bende Kraft fuumlr Demokratie und Rechtsstaat-lichkeit in Europa erwiesen Sie war sowohlfuumlr die neuen als auch die alten Mitglieds-staaten und die EU insgesamt wirtschaftlichvorteilhaft Durch die Erweiterung wurdeder Raum des Friedens und des Wohlstandsauf nahezu 500 Millionen Menschen ausge-dehnt und unser Gewicht in der Welt gestei-gertldquo Es ist nun fuumlnf Jahre her daszlig die EU10 neue Mitgliedstaaten [1] aus Mittel- undOsteuropa aufgenommen und damit der jahr-zehntelangen Teilung Europas infolge deskalten Krieges ein Ende gesetzt hat Zweiweitere Staaten Bulgarien und Rumaumlnientraten 2007 bei In der Mitteilung bdquoFuumlnf Jah-re EU-Erweiterungldquo wird gezeigt daszlig dieErweiterung fuumlr beide Seiten mit enormenwirtschaftlichen Vorteilen verbunden war

Die erweiterte EU ist nun der groumlszligte inte-grierte Wirtschaftsraum weltweit Sie reprauml-sentiert uumlber 30 des globalen BIP und uumlber17 des Welthandels Deshalb kann die EUauf globaler Ebene eine entscheidende Rollespielen Sie kann ihren Einfluszlig bei der Ge-staltung der Globalisierung zum Nutzen derBuumlrger geltend machen

Das Pro-Kopf-Einkommen in den neuenMitgliedstaaten stieg zwischen 1999 und

2008 von 40 auf 52 des Durchschnittsder alten Mitgliedstaaten und das Wirt-schaftswachstum betrug 2004 ndash 2008 durch-schnittlich 55 gegenuumlber lediglich 35 im Zeitraum 1999 ndash 2003 Diese Entwick-lung ging gleichwohl nicht zu Lasten der al-ten Mitgliedstaaten deren Wirtschaftswachs-tum zwischen 2004 und 2008 ca 22 betrug etwa ebenso viel wie zwischen 1999und 2003

Die Erweiterung eroumlffnete auch neueHandelschancen 2007 gingen nahezu 80 der Ausfuhren der neuen Mitgliedstaaten indie uumlbrige EU Auch der Anteil der Exporteder alten in die neuen Mitgliedstaaten an denGesamtausfuhren ersterer stieg zwischen1997 und 2007 von 4 frac34 auf 75

Die Arbeitslosigkeit ging von haumlufig sehrhohen Niveaus stark zuruumlck und erreichteungefaumlhr die Quoten der uumlbrigen EU ndash ca7 im Jahr 2007 Die Angst vor einem mas-siven Ansturm von Arbeitskraumlften auf diealten Mitgliedstaaten hat sich als unbegruumln-det erwiesen In den meisten Mitgliedstaatenbetraumlgt die Zahl auslaumlndischer Arbeitnehmernicht mehr als 1 der einheimischen Bevoumll-kerung im erwerbsfaumlhigen Alter und dankder Zuwanderung konnte einem Arbeits-kraumlftemangel begegnet werden Auch wardie Zuwanderung oftmals nur voruumlberge-hend ndash 50 der in juumlngster Zeit in das Ver-einigte Koumlnigreich zugewanderten Arbeit-nehmer sind bereits in ihr Ursprungsland zu-ruumlckgekehrt

Die derzeitige globale Krise bereitet allenLaumlndern Schwierigkeiten auch der EU unddie Arbeitslosigkeit steigt uumlberall

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Europa

Fuumlnf Jahre EU-ErweiterungDauerhafte Vorteile und bessere Ausgangslage zur Bewaumlltigung der aktuellen Krise

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kommissar Olli Rehn (li) und Wirtschafts- und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

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Eine groszlige geeinte EU kann dieser Situa-tion und den damit verbundenen Heraus-forderungen aber besser begegnen als dieeinzelnen Mitgliedstaaten im AlleingangDie EU hat koordinierte Maszlignahmen zurStabilisierung des Bankensystems und zurUnterstuumltzung der Konjunkturerholung ge-troffen Diese Maszlignahmen die durch weite-re derzeit vorbereitete Maszlignahmen insbe-sondere zur Wiederherstellung der fuumlr dieWirtschaft lebenswichtigen Kreditstroumlmeergaumlnzt werden lassen eine schrittweise Er-holung ab Ende dieses Jahres erwarten

Die derzeit von einem starken Konjunk-tureinbruch betroffenen neuen Mitgliedstaa-ten erhalten im Rahmen der EU-Kohaumlsions-politik finanzielle Unterstuumltzung in erhebli-chem Umfang Die Zahlungsbilanzfazilitaumlt

ermoumlglicht der EU die Unterstuumltzung vonMitgliedstaaten auszligerhalb des Euro-Waumlh-rungsgebiets die zeitweiligen Beistand be-noumltigen

Das gemeinschaftliche Wettbewerbsrechtund die Vorschriften zu staatlichen Beihilfenwerden einheitliche Bedingungen fuumlr dieUnternehmen gewaumlhrleisten

Anhand der Lissabonner Strategie fuumlrWachstum und Beschaumlftigung kann ermitteltwerden welche Reformen notwendig sindum das Wachstumspotenzial der europaumli-schen Volkswirtschaften zu steigern und siegegenuumlber globalen Erschuumltterungen wider-standsfaumlhiger zu machen

Die Kommission arbeitet gemeinsam mitden Mitgliedstaaten an einer Neuausrichtungdes Europaumlischen Sozialfonds um den Men-

schen sowohl in den alten als auch in denneuen Mitgliedstaaten ihre Arbeitsplaumltze zuerhalten Daneben bemuumlht sich die Kommis-sion u a mittels des Europaumlischen Fonds fuumlrdie Anpassung an die Globalisierung um dieEindaumlmmung der allgemeineren sozialenAuswirkungen der Krise

Der reformierte Stabilitaumlts- und Wachs-tumspakt ist ein stabiler Rahmen der es unserlaubt kurzfristig der Nachfrage und derBeschaumlftigung Impulse zu verleihen undgleichzeitig mittel- und langfristig den Kursauf solide und nachhaltige oumlffentliche Finan-zen zu halten httpwwweceuropaeu[1] Tschechische Republik Estland Zypern

Lettland Litauen Ungarn Malta PolenSlowenien und Slowakei

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Europa

Die Europaumlische Union nach der Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten 2004 (gelb) und die damaligen Kandidatenlaumlnder (dun-kelgrau) die beim letzten Erweiterungsschritt mit 1 Jaumlnner 2007 beigetreten sind

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Rechtzeitig vor den fuumlr Juni anberaumtenWahlen zum Europaumlischen Parlament

werden die gesetzlichen Regelungen fuumlr dieStimmabgabe per Briefwahl vereinfachtDer Verfassungsausschuszlig des Nationalratsbilligte mehrheitlich einen entsprechendenAntrag der beiden Koalitionsparteien SPOumlund OumlVP Gegen die Vereinfachungen stimm-te lediglich die FPOuml die wie AbgeordneterHarald Stefan festhielt der Briefwahl gene-rell skeptisch gegenuumlber steht

Dem Gesetzesentwurf zufolge muszlig kuumlnf-tig auf der Wahlkarte nicht mehr angegebenwerden wo an welchem Tag und zu welcherUhrzeit die Stimme abgegeben wurde Viel-mehr ist die eidesstattliche Erklaumlrung desWaumlhlers bzw der Waumlhlerin per Unterschriftausreichend wonach der Stimmzettel per-soumlnlich unbeobachtet unbeeinfluszligt und vordem Schlieszligen des letzten oumlsterreichischenWahllokals ausgefuumlllt wurde Auch die zwin-gende Uumlbermittlung der Wahlkarte im Post-weg entfaumlllt Diese kann zum Beispiel per-soumlnlich bei der Bezirkswahlbehoumlrde abgege-ben werden Etwaige Portokosten uumlbernimmtin Hinkunft der Staat Die Erleichterungenbei der Briefwahl sind vorerst allerdings aufdie Europawahlen beschraumlnkt uumlber die Aus-dehnung der Bestimmungen auf National-rats- und andere bundesweite Wahlen wollendie Abgeordneten gesondert beraten

Im Rahmen der Debatte wurden die Ver-einfachungen bei der Briefwahl sowohl vonden beiden Koalitionsparteien als auch vonden Gruumlnen ausdruumlcklich begruumlszligt SPOuml undOumlVP erhoffen sich dadurch eine houmlhereWahlbeteiligung bei den Europawahlen wieetwa die Abgeordneten Guumlnther Kraumluter(SPOuml) und Karl Donabauer (OumlVP) ausfuumlhr-ten Abgeordnete Daniela Musiol (Gruumlne)erinnerte daran daszlig bei den Nationalrats-wahlen 7 der Wahlkarten nicht gewertetworden seien weil das Datum oder die Uhr-zeit auf der Wahlkarte gefehlt haben

Abgelehnt wurde die Gesetzesaumlnderungvon der FPOuml Bei der Briefwahl sei derGrundsatz des persoumlnlichen und geheimenWahlrechts nicht gewaumlhrleistet argumentier-te Abgeordneter Harald Stefan Zudem kannseiner Auffassung nach nach wie vor nichtausgeschlossen werden daszlig bdquoSchummel-waumlhlerldquo ihre Stimme nach Schlieszligen derletzten Wahllokale abgeben Die FPOuml stimm-

te in diesem Sinn lediglich der Aumlnderung desEuropa-Waumlhlerevidenzgesetzes zu

Abgeordneter Wilhelm Molterer (OumlVP)zeigte kein Verstaumlndnis fuumlr die grundsaumltz-lichen Bedenken der FPOuml gegen die Brief-wahl Die Einfuumlhrung der Briefwahl seieiner der wesentlichsten demokratiepoliti-

schen Fortschritte im Wahlrecht gewesenmeinte er Nunmehr wuumlrden nach den Erfah-rungen bei der Nationalratswahl einige Adap-tierungen vorgenommen Sowohl Moltererals auch Abgeordneter Donabauer bedauer-ten dass die vereinfachte Briefwahl vorerstnur fuumlr die Europawahlen gilt und aumluszligertendie Hoffnung auf eine rasche Aumlnderung auchder Nationalratswahlordnung

Seitens des BZOuml brachte AbgeordneterEwald Stadler formale Einwaumlnde gegen denGesetzesantrag vor Da diesen Einwaumlndendurch einen VP-SP-Abaumlnderungsantrag nurin Teilbereichen Rechnung getragen wurdevotierte das BZOuml gegen eine seiner Meinungnach nicht korrekt formulierte Ziffer desGesetzentwurfs

Bei der Abstimmung am 27 Feber wurdedie Vorlage zur erleichterten Stimmabgabeper Brief bei der EU-Wahl mehrheitlich an-

genommen der FPOuml-Abaumlnderungsantragblieb ebenso wie der BZOuml-Entschlieszligungs-antrag in der Minderheit

Fekter Das Waumlhlen wird einfacher

Innenministerin Maria Fekter begruumlszligteden parlamentarischen Beschluszlig betreffendder Europawahlordnung und des Europa-Waumlhlerevidenzgesetzes und faszligt zusammenbdquoBereits bei der Europawahl profitieren dieMenschen vom neuen Wahlrecht Die Brief-wahl wird einfacher Fuumlr die Gemeinden faumlllteine Huumlrde weg Sie muumlssen die Waumlhler-verzeichnisse nicht mehr verpflichtend anSonntagen auflegenldquo

Die Novelle enthaumllt einige fuumlr Waumlhlerin-nen und Waumlhler maszliggebliche Neuerungendie bei der Europawahl am 7 Juni 2009 erst-mals zum Tragen kommen werden

Bei Ausuumlbung der Briefwahl ist das Aus-fuumlllen eines Datums eines Ortes odereiner Uhrzeit bei der eidesstattlichen Er-klaumlrung nicht mehr notwendig Nur nochdie eigenhaumlndige Unterschrift ist auf derWahlkarte vorgesehenDer Postweg ist bei Ausuumlbung der Brief-wahl nicht mehr zwingend vorgeschrie-ben Zur Uumlbermittlung der Wahlkartesind nun auch andere Wege als die Post(bzw im Ausland die Vertretungsbe-houmlrde) zulaumlssig etwa auch eine persoumlnli-che Abgabe Dies entspricht den Rege-lungen des Auslandswahlkartenwesensvon 1990 bis 2006 die sich in der Praxisgut bewaumlhrt hattenWaumlhlerinnen und Waumlhlern die sich derBriefwahl bedienen muumlssen bei einerUumlbermittlung am Postweg ndash sowohl imInland als auch vom Ausland ndash keinePortokosten mehr entrichten Das Portowird vom Bund uumlbernommenDaruumlber hinaus wird es anlaumlszliglich derEuropawahl 2009 erstmals moumlglich seindaszlig die Gemeinden die Waumlhlerverzeich-nisse an Sonntagen nicht mehr verpflich-tend zur Einsicht auflegen muumlssen Dadie tatsaumlchliche Nachfrage an Sonntagenin das Waumlhlerverzeichnis Einsicht zunehmen gering war koumlnnen die Ge-meinden nun entscheiden ob sie die Ein-sichtnahme verkuumlrzt anbieten oder amSonntag uumlberhaupt geschlossen halten

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Speziell fuumlr Auslandsoumlsterreicher

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht

Das Porto uumlbernimmt der Staat

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Oumlsterreich hat sich ganz in seinen Traumlu-men von der ewigen Insel der Seligen

verfangen Aber in fuumlnf bis zehn Jahren wer-den die wirtschaftlichen Realitaumlten das Landaufweckenldquo Mit dieser Prophezeiung ende-te ein Referat das ich Ende des Sommersvor Auslandsoumlsterreichern (an-laumlszliglich der Weltbundtagung2008 Anm) halten durfte

Nur wenige Wochen spaumltermuumlszligte ich meine Worte deut-lich schaumlrfer akzentuierenDenn die Zeit des Aufweckensist fuumlr Oumlsterreich viel schnellerals erwartet gekommen Mitlautem Uumlberschallknall ist dasLand von der Finanzkrise indie bittere Gegenwart ka-tapultiert worden und die all-gemein ersehnte Ruumlckkehr inden Schlaf ist unmoumlglich ge-worden Dennoch gehen vieleweiter als Tagtraumlumer durchsLand Insbesondere die Politik

Um zu verstehen wie bitterdieses Erwachen ist aber auchum die Entwicklung der letztenJahre zu begreifen ist ein kur-zer Ruumlckblick auf das 20 Jahr-hundert notwendig Die Menschen die inseiner ersten Haumllfte gelebt haben sind einengroszligen Teil ihres Lebens von politischenwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kata-strophen geplagt gewesen von Kriegen To-talitarismus Fanatismus BuumlrgerkriegenInflation Weltwirtschaftskrise Hunger Mas-senflucht Seuchen Gebietsanspruumlchen gegenKaumlrnten dem Verlust uroumlsterreichischer Ge-biete wie Suumldtirols und der deutschsprachi-gen Gemeinden Boumlhmens und Maumlhrenssowie von groszligen Selbstzweifeln ob ihrernationalen Identitaumlt

Zwischen 1945 und 1955 kommt es zurgroszligen Wende Am Beginn jener Dekade istOumlsterreich noch das aumlrmste Land des Kon-tinents und vierfach besetzt Dies fuumlhrt zurletzten groszligen Massenemigration aus Oumlster-

reich Am Ende dieser Periode loumlst der Ab-zug der letzten Besatzer eine gewaltige Auf-bruchstimmung aus Oumlsterreich schwimmtwie die Weltkriegsverlierer Deutschland Ja-pan und Finnland in einem Wirtschaftswun-der nach oben

Was das eigentlich Unglaubliche ist Seit-her lebten praktisch zwei Generationen ineinem ununterbrochenen Mehr Besser Rei-cher Keine der zuvor aufgelisteten Plagenwurde in dieser Zeit schlagend

Das oumlsterreichische Wunder

Wer an eine houmlhere Gerechtigkeit glaubtwird sich schwer tun diesen Unterschied inden Lebenslaumlufen mit etwas anderem alsGluumlck zu begruumlnden Wer Geschichte Po-litik und Wirtschaft naumlher analysiert derwird Verbluumlffendes entdecken Oumlsterreich istheute sogar das absolut einzige Land dasseither ohne wirtschaftliche oder auszligenpoli-tische Bedrohungen leben konnte Die ande-ren Wirtschaftswunderlaumlnder haben inzwi-schen alle schon schwere Krisen etwa Re-zessionen hinter sich die jeweils schweregesellschaftliche und soziale Auswirkungenhatten

Die wichtigsten Ursachen dieses oumlsterrei-chischen Wunders

An der Spitze lag der verdienstfreie Zu-fall daszlig das Land auf der schoumlneren Seitedes Eisernen Vorhangs quer durch Mittel-europa zu liegen kam

Trotz der Gefahren des Ost-West-Konflikts konsumierte Oumls-terreich quasi zum Nulltarifunter dem Schutz der Natoaumluszligere Sicherheit die aller-dings von vielen Oumlsterreichernirrtuumlmlich der Neutralitaumlt zuge-schrieben wurde

Der Kalte Krieg verhinderteeinen heiszligen

Weltweit aber vor allem inWesteuropa haben die Markt-wirtschaft die Globalisierungdie Versoumlhnung alter Feinde (et-wa Deutschlands und Frank-reichs) gute Rahmenbedingun-gen fuumlr eine positive Entwick-lung gelegt was auch Oumlster-reich sehr zugute kam

Die Oumlsterreicher haben einekaum noch fuumlr Streit sorgendenationale Identitaumlt gefunden(dieses Thema war vorher hun-

dert Jahre lang so umstritten wie unklarund damit eine Ursache vieler Konflikte)Die Buumlrger zeigten sich in einem vorallem im internationalen Vergleich ruumlh-menswerten Ausmaszlig gesetzestreu undfleiszligigDie verfassungsmaumlszligigen Grundlagen derRepublik waren brauchbar und zumin-dest in den ersten Nachkriegs-Jahrzehn-ten voumlllig unbestrittenDie Gewerkschaften demonstrierten iminternationalen Vergleich Maumlszligigung undZuruumlckhaltung (etwa indem sie Lohn-erhoumlhungen immer eine Spur unter derdeutschen Konkurrenz ansetzten)Die Ausbildung in den Schulen und Uni-versitaumlten war lange vorbildlich und lei-stungsorientiertDie Kreativitaumlt von Ingenieuren und Wis-senschaftern war international zumindestkonkurrenzfaumlhig

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Ein Land verschlaumlftseine Geschichte

Von Andreas Unterberger

Diesen Beitrag durfte das bdquoOumlJldquo dankensweiterweise derbdquoEuropaumlischen Rundschauldquo 20084 entnehmen

Andreas Unterberger Chefredakteur der raquoWiener Zeitunglaquo

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All das war wohl vor allem dadurch moumlg-lich geworden daszlig die Schrecken der ver-gangenen Jahrzehnte die Nation in einemkollektiven Lernprozeszlig gelehrt hatten daszligideologische Maumlszligigung SelbstdisziplinSparsamkeit Fleiszlig und der Verzicht auf illu-sionaumlre internationale Ambitionen die besteBasis fuumlr den eigenen Wohlstand sind Aumlhn-liche Lernprozesse sind aber auch in Finn-land Deutschland oder Japan in starkemAusmaszlig nachweisbar

In all diesen Laumlndern kam das Wirtschafts-wunder jedoch ndash mit jeweils unterschied-lichen Ausloumlsefaktoren und zu unterschied-lichen Zeitpunkten ndash gegen Ende des Jahr-hunderts zu einem voruumlbergehenden oderdauerhaften Ende Nur in Oumlsterreich bishernicht Aber auch das hat erklaumlrbare Gruumlndedie weder mit einem Wunder noch mit insu-larer Seligkeit zusammenhaumlngen sondernmit Verdienst wie auch Zufall und Gluumlck

Ostoumlffnung und EU ndashRettung vor der Krise

Denn auch in Oumlsterreich hatten sich inden achtziger Jahren massive Krisensignalebemerkbar gemacht Das gefaumlhrlichste wardamals der Kollaps der nicht mehr wettbe-werbsfaumlhigen uumlberschuldeten und durchparteipolitische Vereinnahmung gelaumlhmtenStaatsindustrie Aber auch die Entwicklungder staatlichen Defizite nahm damals schonbedrohliche Formen an

Dennoch kam es zu keiner DepressionKrise oder Rezession wie anderswo Warum

Der erste Grund war die Ostoumlffnung Diezeitlich genau zum richtigen Zeitpunkt kom-mende Wende von 1989 oumlffnete Oumlsterreichploumltzlich den Zugang zu riesigen Maumlrktenzu billigen wie motivierten Arbeitskraumlften(legaler wie illegaler Art) zu hungrigenStandorten fuumlr Investitionen und nach eini-gen Jahren der Umstellungskrise auch zuRegionen mit steilen Wachstumsraten vorder Haustuumlr Diese Chance wurde perfektgenutzt von den groszligen Banken Versiche-rungen und Energiekonzernen genauso wievon Tausenden Klein- und MittelbetriebenViele dieser Firmen haumltten ohne Mittelost-europa nicht uumlberlebt Sie machen seithereinen Groszligteil ihrer Gewinne in oder mit derneu-alten Nachbarschaft Da konnte sich dieFlexibilitaumlt und Empathie der Oumlsterreicher er-folgreich bewaumlhren Insbesondere der 2008so sehr in die Krise gekommene Finanzsek-tor erwirtschaftete dort fast zwei Jahrzehntelang einen wichtigen Beitrag zum ndash realen ndashWachstum Oumlsterreichs

Der zweite Grund war der EU-Beitritt

Dieser brachte Oumlsterreich einen spuumlrbarenModernisierungsschub Wettbewerb und De-regulierung bedeuteten ein Blutdoping fuumlrOumlsterreichs Wirtschaft Das Land wuchsnach 1995 viel rascher als die alten EU-Laumln-der (die den Beitrittsimpuls viel fruumlher kon-sumiert haben) oder die Schweiz

Der dritte Grund waren einige mutige Re-formen Durch Abschaffung der Vermoumlgens-steuer massive Privatisierungen Einfuumlhrungder fuumlr die Ansiedlung von Konzernzentralenwichtigen Gruppenbesteuerung und die Koumlr-perschaftssteuerreform (ein wenig auch durchdie Universitaumlts- die Pensions- und die lei-der nur sehr halbherzigen Verwaltungsre-formen) wurde ein weiterer Anstoszlig gegeben

Der oumlsterreichische Erfolg (der sich auchin allen volkswirtschaftlichen Daten nieder-schlug) wurde alluumlberall sichtbar Besondershandgreiflich anschaulich war etwa die In-vasion deutscher Kellner nach Oumlsterreich ndashvor den 90er-Jahren ist dieser Berufsstandnaumlmlich immer nur in die Gegenrichtung ge-wandert Die Oumlsterreicher wurden zu Welt-meistern an Lebensqualitaumlt bei FernreisenFruumlhpension oder Studiendauer Das opulentausgebaute Gesundheitssystem bedienteauch Luxuskrankheiten Staumldte wie Seen wur-den vorbildlich restauriert und saniert DerAutobahnbau wurde zur Goldgrube fuumlr dieBauwirtschaft

Doch nichts waumlhrt ewig Neue Krisen-signale wurden zunehmend sichtbar Diesepositiven Faktoren verloren inzwischen wie-der ihre Wirksamkeit ndash und zwar noch ehedie globale Finanzkrise zuschlagen konnte

Reformwille erlahmt

Das anfangs so reformfreudige Schwarz-Blau-Orange verlor schon vor seiner Abwahljede Dynamik Und seit den Wahlen von

2006 und 2008 gilt uumlberhaupt jeder Versucheiner nicht populistischen Reformpolitik querdurch die Parteien als politischer Selbst-mord

Die EU-Mitgliedschaft war in ihrer posi-tiven Wirkung bald konsumiert ndash uumlberdieshat sich die Union bald selbst vom Ausbaudes Binnenmarkts auf voumlllig uumlberfluumlssige so-zialtechnologische Uumlberregulierungen ver-legt von Rauchverboten (eine Materie diein Oumlsterreich vorher weitgehend Landes-sache gewesen ist) bis zur Gleichbehand-lung Wozu noch die ungeloumlsten Megapro-bleme Vertragsreform CO2-Vorzugsschuuml-lertum oder Tuumlrkei-Beitritt kommen

Und der dritte positive Faktor die Ostoumlff-nung verliert zunehmend an Wirksamkeitweil das hilfreiche wirtschaftliche Gefaumlllezwischen Oumlsterreich und den Nachbarn aufGrund des Aufbaus im Osten rasch verloren-geht weil Wachstumskrisen in Osteuropaauch voll auf Oumlsterreich durchschlagen

Kritische Signale

Parallel zum Wegfall dieser drei Reform-und Kraftquellen haben sich in den letztenJahren zunehmend wenngleich kaum wahr-genommen viele andere kritische Signalegezeigt

Oumlsterreich hat trotz Hochkonjunktur zwi-schen 2006 und 2008 nicht einmal mehrversucht einen ausgeglichenen Haushaltanzustreben sondern ohne Not weiter po-pulistisch in den Ausbau des Wohlfahrts-systems investiertRot-Schwarz begann die Pensionsrefor-men teilweise zuruumlckzunehmen und ver-strickte Oumlsterreich schon unter Gusen-bauer in eine Fuumllle von zusaumltzlichen lang-fristig wirkenden Sozialausgaben vonder Pflege bis zur Arbeitslosensicherung

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die bdquoEuropaumlische Rundschauldquo erscheintvierteljaumlhrlich und wird vom gleichnami-gen Verein herausgegeben Sie bietet auf144 Seiten im Format 17 x 24 cm an-spruchsvolle Beitraumlge zu unterschiedlich-sten Europa-Themen und Kritiken zueuropabezogenen Veroumlffentlichungen ndashDie Einzelnummer kostet 8 Euro das Jah-resabonnement 25 Euro zuzuumlglich PortoBestellungen richten Sie bitte an denVerein bdquoEuropaumlische RundschauldquoEbendorferstraszlige 64A-1010 WienTelefon ++43 (0)1 408 34-00Telefax ++43 (0)1 408 34-11httpwwweuropaeische-rundschauat

In Oumlsterreich das einst mit Stromexportviele Devisen verdiente werden seit lan-gem praktisch keine Kraftwerke mehrgebaut Es ist zu einem Netto-Importeurvon Strom gewordenAlle modernen Technologien die mit denWorten Hormon Gen oder Atom zu-sammenhaumlngen koumlnnten werden hierzu-lande bekaumlmpft statt beforscht und ge-nutztEinige der Universitaumlten (etwa die Wie-ner Medizin) haben ihre Autonomie zuFreunderlwirtschaft und Hausberufungengenutzt und dadurch an Wettbewerbsfauml-higkeit verlorenDie Bahn hat keinen ausreichenden An-schluszlig an das westliche Hochgeschwin-digkeitsnetz gefundenDie Massenzuwanderung hat sich voumllligfalsch entwickelt Es gibt keinen rotenTeppich fuumlr qualifizierte Arbeitskraumlfteaber offene Tuumlren fuumlr massenweisen Miszlig-brauch des Asylverfahrens (selbst wennsie abgewiesen werden bleiben vieleAsylwerber im Land) und die uumlberausgroszligzuumlgige Moumlglichkeit von Familien-zusammenfuumlhrungen Das lieszlig binnenkurzem in Oumlsterreichs Staumldten ethnischeund schulische Ghettos entstehen Wes-halb die Integration von Zuwanderernschlechter denn je funktioniert ndash was auchzum wichtigsten Faktor beim juumlngstenWahltag geworden ist (Nationalratswahlam 28 September 2008 Anm d Red)Jene Menschen die als Transferempfaumln-ger vom Wohlfahrtssystem profitierensind heute bei jeder Wahl in der MehrheitWas dazu fuumlhrt daszlig die Politik immerweniger auf die Leistungstraumlger zu schau-en bereit ist Keine populistische Parteiwendet sich heute noch an die bdquoFleiszligigenund TuumlchtigenldquoWie in Deutschland wandern immer mehrAngehoumlrige der Eliten und insbesondereForscher ins Ausland abDie Bundeslaumlnderbuumlrokratie die diesemkleinen Land uumlberfluumlssigerweise zehnverschiedene Gesetzgeber beschert istmaumlchtiger und teurer denn je Als De-monstration ihrer Macht haben die Laumln-der (uumlber die jeweiligen Parteien) sowohlSPOuml-Chef Gusenbauer wie auch OumlVP-Obmann Molterer zu Sturz gebrachtEtwa bei den Baubehoumlrden hat die Kor-ruption signifikant zugenommenDie prohibitive Houmlhe der Personalsteuernmotiviert Fuumlhrungskraumlfte zunehmend da-zu mit ihren Firmen und Konzernzentra-len abzuwandern ndash und zwar Richtung

Osten Aus dem gleichen Grund muumlssendie groszligen Banken und Versicherungenwenn sie aus ihren Ostfilialen Spitzen-kraumlfte nach Wien holen diesen nun schondes oumlfteren deutlich houmlhere Bruttoloumlhnezahlen als den gleichqualifizierten Oumlster-reichernEin Vorstand eines Elektronik-Konzernsprophezeite daszlig es in fuumlnf bis zehn Jah-ren keinen Elektronik-Arbeitsplatz inOumlsterreich geben werdeAn den heimischen Universitaumlten gibt espraktisch keine relevanten Oumlkonomenmehr um nur eine wichtige Disziplin zunennenDie Qualitaumlt der heimischen Medien alsentscheidender (wenn auch oft unter-schaumltzter) Standortfaktor hat sich auseiner Vielzahl von Gruumlnden verschlech-tert Dazu nur einige Stichworte Erset-zung von Information durch Infotainmentabnehmende Bildung der Journalistenkorrupte Eigentuumlmer zu groszliger Staats-einfluszlig im oumlffentlich-rechtlichen Sektorregionale Monopole und nationale Oligo-polstrukturen im Printbereich und wach-sende Einfluszlignahme der werbendenFirmen auf die InhalteDie gewaltigen Probleme der Demo-graphie und Migration wurden weitge-hend ignoriert rasche Uumlberalterung Kin-derarmut exponentielles Wachstum derZuwanderer aus nichteuropaumlischen Kul-turen (die leider keine der fuumlr weitereWohlstandsmehrung und Verteidigungder Wettbewerbsfaumlhigkeit notwendigenEigenschaften mitbringen) und damitauch kulturelle Agonie sowie wachsendeErfahrungen von Identitaumltsverlust DieseProbleme werden von manchen Expertenauf ein bloszliges Arbeitsmarkt- und Pen-sionsproblem reduziert Aber selbst diesewerden nicht ernst genommenAlle Parteien haben arge Nachwuchspro-bleme Kein gescheiter und anstaumlndigerjunger Mensch geht noch in die PolitikLandespolitiker weigern sich aus ihrergemuumltlichen (houmlchstens durch Alkohol-konsum gefaumlhrlichen) Umgebung in einMinisteramt zu wechseln Das wird lang-fristig zur DemokratiegefaumlhrdungDer Politik stehen auch keinerlei brauch-bare Think tanks oder aumlhnliches zurVerfuumlgung Gleichzeitig sind OumlsterreichsUniversitaumlten in den fuumlr Politik und Wirt-schaft entscheidenden Disziplinen intel-lektuell ausgeduumlnntDie Parteien haben den rechtzeitigen Uumlber-gang zum Mehrheitswahlrecht versaumlumt

Was Oumlsterreich angesichts der immer po-pulistischer werdenden Parteien am Ran-de auf Dauer zur politischen Laumlhmungund Blockade durch eine immer kleinerwerdende groszlige Koalition verdammtDie Krisendynamik hat sich zuletzt vonMonat zu Monat beschleunigt Bestes Bei-spiel dafuumlr ist die AUA Feierte diese nocham Anfang des Jahres 2008 mit groszligemAufwand und viel Stolz ihr 50jaumlhriges Ju-bilaumlum so war sie schon im Sommer des-selben Jahres ein Kandidat fuumlr einenNotverkaufDie Mehrheit der Parteien versuchte eine(ohnedies bald wieder abflauende) Ver-teuerung der weltweiten Energie- undLebensmittelpreise mit Schulden zu be-kaumlmpfen also eine Strategie die langfri-stig nur noch mehr Inflation schafft

Verlorener Bezug zur Realitaumlt

Was ist in diesem Land passiertDer Hauptgrund der skizzierten Sorge ist

ein psychologischer Die sechs Jahrzehntevoller ermutigender Entwicklungen habendafuumlr gesorgt daszlig die Menschen die kollek-tive Erinnerung an die schlechten Jahre ver-loren haben Und die maximal in 24 Stun-den-Dimensionen denkenden Boulevardzei-tungen haben diese Erinnerung ohnedies niegehabt Sie ist auch in der Politik rasch ver-lorengegangen die bis auf die Ausnahme-erscheinungen Raab Kreisky und Schuumlsselohnedies nie uumlber die Mittelmaumlszligigkeit hin-ausgekommen ist

Nicht mehr Fleiszlig Disziplin und Kreativi-taumlt werden als die Quellen des Wohlstandesangesehen sondern der scheinbar uner-schoumlpfliche Reichtum des Staates der immerzu flieszligen hat wenn es auch nur die kleinsteKrise gibt oder wenn jemand imstande isteinen Bedarf zu artikulieren Und dazu istdie schier unerschoumlpfliche Armada der soge-nannten Sozialpolitiker immer imstande Dienoch dazu von den meisten Medien fuumlr guteMenschen gehalten und nie mit der Fragekonfrontiert werden ob nicht eine Sozial-quote von 29 Prozent vielleicht sogar einwenig zuviel des Guten sein und die Men-schen von eigenen Anstrengungen abhaltenkoumlnnte Als ob Oumlsterreich 29 Prozent Armehaumltte

Mit einem Satz Die Oumlsterreicher habenden Bezug zur Realitaumlt verloren

In dieser Situation konnte es auch passie-ren daszlig vier Tage vor der Wahl im Parlamentdie schamloseste Waumlhlerbestechungsaktionder Geschichte stattfindet die jede Bananen-republik uumlbertrifft Ohne daszlig es einen nen-

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Oumlsterreich Europa und die Welt

nenswerten oumlffentlichen Aufschrei oder eineReaktion in der Wahlzelle gegeben haumltte

Mit dieser Einstellung ist das Land nununvorbereitet in die schlimmste Finanz-krise der Geschichte gestuumlrzt die keinerleiSpielraum mehr fuumlr Traumlume laumlszligt Die auchmit einer zeitweisen Beruhigung der Boumlrsendurch astronomische Finanzspritzen undHaftungsuumlbernahmen alles andere als been-det ist

Gewiszlig Der Irrglaube daszlig der Staat alleProbleme loumlsen kann hat nicht nur in Oumlster-reich um sich gegriffen Er hat hier aber aufGrund der langen fetten Jahre einen be-sonders uumlppigen Naumlhrboden gefunden Erwird in den naumlchsten Monaten und Jahrennoch zu vielen folgenschweren Fehlentwick-lungen fuumlhren

Das Bewuszligtsein ist einfach nicht mehrvorhanden daszlig ein Staat (wie Argentinienoder Island) bankrott gehen kann daszlig auchin Oumlsterreich Massenarbeitslosigkeit undPensionsentwertung (wie in Osteuropa vorder Sanierung) moumlglich sind daszlig das Ri-siko einer jahrzehntelangen Stagnation undDepression (etwa nach japanischem Mu-ster) ein durchaus nicht auszuschlieszligendesSzenario ist

Politiker und Banker versuchen naturge-maumlszlig dauernd Sicherheit auszustrahlen Diewichtigsten Medien des Landes sympathisie-ren neuerdings sogar mit einer Renaissanceeines Staatssozialismus Wie soll da eine sorealitaumltsfern gewordene Bevoumllkerung diewahren Risken sowie die Tatsache begreifendaszlig keineswegs alle politischen und oumlkono-mischen Risken beherrschbar gewordensind ndash vor allem dann nicht wenn die Tu-genden von Fleiszlig SelbstverantwortungLeistung und Maumlszligigung in Vergessenheitgeraten sind

Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch daszligOumlsterreich durch eine sehr bittere Dekadegehen muszlig Bis eine neue Generation bereitist sich den Herausforderungen des 21 Jahr-hunderts zu stellen

Diskutiert man solche Gedanken inOumlsterreich wird einem oft entgegengehal-ten Warum so negativ Diese Uumlberlegungenstellen aber eigentlich einen Appell dar dieRealitaumlt als ersten Schritt zur Besserung zuerkennen Und eine Handlungsanleitungwas als zweiter Schritt alles zu tun waumlre

Das Interessante ist Bei den Auslands-oumlsterreichern stoumlszligt man mit den gleichenSorgen auf flammende Zustimmung Wissensie vielleicht besser als eine von den HerrnDichand und Fellner verbloumldete Nation waseigentlich zu tun waumlre

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Der Menschenhandel und vor allem dieAusbeutung von Frauen und Kindern ist

ein besonders verabscheuungswuumlrdiges Ver-brechen Oumlsterreich tut daher seit Jahren sehrviel gegen Menschenhandel sowohl auf na-tionaler als auch auf internationaler Ebeneldquoso Innenministerin Maria Fekter anlaumlszliglich derMinisterkonferenz bdquoRichtlinien fuumlr die Erstel-lung von Datenbanken bezuumlglich Menschen-handelldquo am 23 und 24 Feber 2009 in Wien

Die Konferenz bildet den Abschluss eines18monatigen Projekts uumlber die Datensamm-lung im Bereich Menschenhandel Das Pro-jekt wurde vom Bundesministerium fuumlrInneres der Internationalen Organisation fuumlrMigration (IOM) ausgewaumlhlten EU-Staatenund weiteren Organisationen durchgefuumlhrtZiel des Projekts war die Entwicklung voneinheitlichen Richtlinien fuumlr die Daten-sammlung im Bereich Menschenhandel samtvergleichbarer Indikatoren bdquoDas soll den Be-houmlrden in den EU-Staaten ermoumlglichen ge-zielter gegen Menschenhandel vorzugehenund potenzielle Opfer besser zu schuumltzenldquosagte Fekter Derzeit werden in den einzel-nen EU-Staaten unterschiedliche Daten ge-sammelt ndash ihre Vergleichbarkeit ist nahezuunmoumlglich Das macht die Erstellung vonEU-weiten Problemanalysen und die Be-kaumlmpfung des Menschenhandels schwierig

Mit den praumlsentierten Richtlinien soll dieVergleichbarkeit der Daten verbessert wer-

den Dadurch sollen Kriterien vereinfachtwerden

bessere Analysen ndash anhand vergleichenderDaten lassen sich die bdquomodi operandildquoleichter herausfiltern und entsprechendeSchwerpunktaktionen setzeneine bessere Ursachenforschung ndash mitvergleichbaren Daten koumlnnen die Behoumlr-den den Ursachen des Menschenhandelsviel leichter auf den Grund gehen undeine vereinfachte Opferidentifizierung ndashdzt gibt es unterschiedliche Definitionenvon Opfern

bdquoDamit die Umsetzung der heute be-schlossenen Richtlinien optimal erfolgenkann werden wir groszligen Wert auf den Daten-schutz die technische Adaptierung und einenbreiten und nationalen Konsens aller Daten-lieferanten das heiszligt von Polizei Sozialein-richtungen und NGOs legenldquo sagte Fekter

Neben Fekter nahmen EU-Ratsvorsitzen-der Innenminister Ivan Langer aus Tsche-chien Justizminister Tibor Draskovics ausUngarn) IOM Generaldirektor WilliamLacy Swing Staatssekretaumlr Vladimir Cecotaus der Slowakei OSZE-SonderbeauftragteEva Biaudet und Generaldirektor des UNO-Sitzes in Wien und Exekutivdirektor desUNO-Buumlros fuumlr Drogenkontrolle und Ver-brechensverhuumltung Antonio Maria Costateil httpwwwbmigvat

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien

Der EU-Ratsvorsitzende und Innenminister von Tschechien Ivan Langer mit sei-ner oumlsterreichischen Amtskollegin Maria Fekter anlaumlszliglich der Konferenz in Wien

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Beeindruckt von seiner Projektreise zeigtsich Suumldtirols Landeshauptmann Luis

Durnwalder der am 5 Maumlrz nach zehn Ta-gen in Benin Togo und Ghana nach Suumldtirolzuruumlckgekehrt ist bdquoDie Projekte sind vor-bildlich umgesetzt worden und sowohl dieArt der Projekte als auch die Zielgebiete wer-den kuumlnftig noch groumlszligere Prioritaumlt genieszligenldquoso Durnwalder der die letzten beiden Tagein Ghana verbracht hat

Vier Projekte hat das Land in den letztenJahren in Ghana mit einem Betrag von fast115000 Euro unterstuumltzt dazu kommen sechsProjekte der Region mit einem Gesamtbei-trag von 165000 Euro Drei dieser Projektehat der Landeshauptmann in den letzten bei-den Tagen seiner Reise besucht um sich vomStand der Umsetzung bzw vom ordnungsge-maumlszligen Einsatz der Hilfsgelder zu uumlberzeu-gen Erste Station war dabei Dadome imNordosten der Hauptstadt Accra Dort hatdie Region den Bau eines Kindergartens undeines Kinderhorts unterstuumltzt in denen ndash ein-mal fertiggestellt ndash rund 160 Kinder zwi-schen zwei und sechs Jahren betreut werdenkoumlnnen Das Projekt wird vom VereinbdquoAmici nel Mondoldquo vorangetrieben

Vom selben Verein wird auch ein Projektzur Verbesserung der Trinkwasserversor-gung in 13 Doumlrfern in der selben Region

betreut bdquoEs geht hier um Trinkwasser fuumlrimmerhin rund 4500 Menschen und zudemum die Versorgung mit Wasser fuumlr die Land-wirtschaftldquo erklaumlrt Durnwalder der zudemein aumlhnliches Projekt besichtigt hat mit demzehn Doumlrfer im Suumlden Ghanas mit Wasserversorgt werden

Den letzten Tag seiner Reise hat der Lan-deshauptmann in der ghanaischen Hauptstadt

Accra verbracht wo er von Landwirtschafs-minister Kwesi Ahwoi empfangen wordenist bdquoDer Minister war vor allem an unseremKnow How in Sachen Lagerung von Obstund Gemuumlse interessiertldquo so Durnwaldernach der Aussprache mit dem Minister beider auch eine eventuelle Zusammenarbeit mitdem landwirtschaftlichen VersuchszentrumLaimburg angedacht worden ist

Nach seiner Ruumlckkehr zieht der Landes-hauptmann eine uumlberaus positive Bilanz sei-ner Reise bdquoAlle Projekte die wir in diesenzehn Tagen mit den Vertretern des VereinsAmici nel Mondolsquo und der MissionsgruppeMeran besichtigt haben sind vorbildlichumgesetzt worden und uumlben eine nachhaltigeWirkung auf die Entwicklung der Bevoumllke-rung ausldquo so Durnwalder Die Art der Pro-jekte sei genau jene die von einer kleinenRealitaumlt wie Suumldtirol gefoumlrdert werden muumls-sten bdquoSie werden in Zukunft in unserer Stra-tegie der Entwicklungszusammenarbeit mitSicherheit eine noch groumlszligere Rolle spielenldquoso der Landeshauptmann Selbiges gilt fuumlrdas Zielgebiet Westafrika bdquoWir haben gese-hen daszlig hier jeder Euro dringend benoumltigtwird um die grundlegenden Strukturen zuschaffen die eine Entwicklung moumlglich ma-chen oder erleichternldquo so Durnwalder httpwwwprovinzbzit

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Aus Suumldtirol

raquoVorbildliche ProjektelaquoLandeshauptmann Luis Durnwalder zieht eine uumlberaus positive Bilanz seiner Ghana-Reise

Projekte unter der Lupe Auch in Ghana hat LH Luis Durnwalder die von Land und Region finanzierten Vorhaben begutachtet

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Vier Projekte hat das Land in den letzten Jahren in Ghana unterstuumltzt

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Wirtschaft

Dies ist vor allem auf die tiefe Rezessionin der exportorientierten Sachguumlter-

erzeugung zuruumlckzufuumlhren Hingegen weite-ten die privaten Haushalte ihre Konsum-nachfrage aus wenn auch sehr verhalten ImTourismus begann die Wintersaison guumlnstigDer Konjunkturabschwung schlaumlgt sich auchin einer raschen Verringerung der Inflations-rate und einem starken Anstieg der Arbeits-losigkeit nieder

In Oumlsterreich verringerte sich das Brutto-inlandsprodukt laut aktueller Berechnungdes WIFO im IV Quartal 2008 saison- undarbeitstaumlgig bereinigt gegenuumlber dem Vor-quartal real um 02 Damit lag es um nurnoch 03 uumlber dem Wert des Vorjahres Fuumlrdas gesamte Jahr 2008 ergibt sich ein Wirt-schaftswachstum von real +18 Die Daumlmp-fung der Wirtschaftsleistung im IV Quartalist vor allem auf einen Einbruch der Kon-junktur in der exportorientierten Industriezuruumlckzufuumlhren Die Exportnachfrage bliebreal um 1 unter dem Wert des III Quartalsund um 42 unter jenem des Vorjahres Inder Sachguumltererzeugung ging die Wert-schoumlpfung gegenuumlber dem III Quartal realum 16 gegenuumlber dem Vorjahr um 14zuruumlck Die Ergebnisse des WIFO-Konjunk-turtests vom Jaumlnner 2009 lassen auf weitereProduktionseinbuszligen in der Industrie schlies-sen Die Unternehmen beurteilen die Auf-traumlge vor allem aus dem Ausland und dieGeschaumlftsaussichten so unguumlnstig wie schonlange nicht mehr Die Kapazitaumltsauslastungist markant gesunken vor allem jene derGroszligunternehmen und der Kfz-IndustrieEin Groszligteil der befragten Unternehmen er-wartete weitere empfindliche Produktions-einbuszligen Der Saldo aus positiven und nega-tiven Meldungen erreichte -22 Prozentpunk-te im Juli 2008 war er noch bei +5 Prozent-punkten gelegen im Jaumlnner 2008 bei +17 Pro-zentpunkten Allerdings waren die Produk-tionserwartungen im Jaumlnner 2009 geringfuuml-gig guumlnstiger als im Dezember 2008 ndash dieskoumlnnte ein erster Hinweis darauf sein daszligsich der Ruumlckgang etwas verlangsamt DerAbschwung der Weltkonjunktur verschaumlrftsich In den USA beschleunigte sich die Ab-nahme der Wirtschaftsleistung im IV Quar-tal 2008 markant (saisonbereinigt real -1

gegenuumlber dem Vorquartal) Der Euro-Raumbefindet sich seit dem Fruumlhjahr 2008 in einerRezession Ende 2008 brachen die Produk-tion (November gegenuumlber August saison-bereinigt -5) und die Auftragseingaumlnge inder Industrie (-15) ein Zwar verlaumluft derAbschwung im Bauwesen und im Einzel-handel flacher die Arbeitslosigkeit steigtaber bereits kraumlftig Auch in den ostmitteleu-ropaumlischen EU-Laumlndern verschlechterte sichdie Konjunktur die Industrieproduktion lei-det unter dem spuumlrbaren Nachlassen der Nach-frage aus dem Westen Hingegen schwaumlchensich Bauproduktion und Einzelhandelsum-saumltze in den meisten Laumlndern bisher nur leichtab In den asiatischen Schwellenlaumlndern bra-chen Exportnachfrage und Industrieproduk-tion ein Der weltweite Ruumlckgang der Pro-duktion schlaumlgt sich auch im Welthandel nie-der dieser verringerte sich im November2008 gegenuumlber dem Vormonat real um 6Fruumlhindikatoren weisen auf eine weitereAbwaumlrtstendenz in den folgenden Monatenhin Auch in Oumlsterreich entwickeln sich dievon der Binnennachfrage getragenen Wirt-schaftsbereiche stabiler als die Exportwirt-schaft Die Konsumausgaben der privatenHaushalte lagen im IV Quartal 2008 gering-fuumlgig uumlber jenen des Vorquartals (saison-und arbeitstaumlgig bereinigt real +04 +1gegenuumlber dem Vorjahr) Zum Anstieg duumlrf-te auch die leichte Zunahme der verfuumlgbarenrealen Einkommen beigetragen haben DieInflationsrate sank im Dezember wegen desmarkanten Ruumlckgangs der Rohstoffpreiseauf 13 drei Monate zuvor hatte sie noch38 betragen Waumlhrend die realen Umsaumltzeim Einzelhandel insgesamt im IV Quartalauf dem Vorjahresniveau stagnierten warenjene des Kfz-Handels deutlich ruumlcklaumlufig (-116) Im Dezember 2008 wurden um16 weniger Pkw neu zugelassen als imDezember des Vorjahres

Die Wintersaison begann im Tourismusvielversprechend Dank der guumlnstigen Wit-terung und der Verzoumlgerung mit der einKonjunkturabschwung im Tourismus erfah-rungsgemaumlszlig wirksam wird nahmen im No-vember und Dezember sowohl die Zahl derNaumlchtigungen als auch der reale Umsatzgegenuumlber dem Vorjahr um 68 zu Der von

der Investitionstaumltigkeit getragene Industrie-und Geschaumlftsbau schwaumlchte sich bereitsmerklich ab Im Tiefbau entwickelt sich dieProduktion aber guumlnstig Insgesamt blieb dieWertschoumlpfung der Bauwirtschaft im IVQuartal real um 06 unter dem Vorjah-reswert Die im WIFO-Konjunkturtest be-fragten Bauunternehmen sind hinsichtlichder Entwicklung von AuftragseingaumlngenProduktion Preisen und Beschaumlftigung zu-nehmend pessimistisch Aufgrund des Pro-duktionseinbruchs in der Industrie stieg dieZahl der Arbeitslosen im Dezember undJaumlnner ndash trotz der raschen Ausweitung derKurzarbeit ndash stark Saisonbereinigt war siezuletzt um 10000 houmlher als im November2008 die Arbeitslosenquote erhoumlhte sich auf64 der unselbstaumlndigen Erwerbspersonen(+08 Prozentpunkte gegenuumlber dem kon-junkturellen Tiefstand im Maumlrz 2008) DieZahl der unselbstaumlndig aktiv Beschaumlftigtensank leicht gegenuumlber den Vorquartalen

Mangelnde raquoEuropaumlisierunglaquo dernationalen Konjunkturzyklen alsRisiko fuumlr den Euro-Raum

Waumlhrend uumlber die ersten 10 Jahre derWirtschafts- und Waumlhrungsunion eine groumlszlig-tenteils positive Bilanz zu ziehen ist stelltdie weltweite Finanzkrise die Funktionsfaumlhig-keit der WWU auf die Probe Die Uumlberle-bensfaumlhigkeit der Waumlhrungsunion steht auf-grund des guten Zusammenspiels der fuumlr diePolitikgestaltung zustaumlndigen Institutionenauszliger Frage Zwar hatten die Einfuumlhrung dergemeinsamen Waumlhrung und die damit ver-bundenen politischen Anpassungsprozessebereits eine Harmonisierung des Konjunk-turzyklus im Euro-Raum zur Folge Da einevoumlllige Harmonisierung aber nicht zu errei-chen sein wird zwingen einschneidende Er-eignisse wie der gegenwaumlrtige Finanzkrisen-Schock die Geld- und Fiskalpolitik zum fle-xiblen Handeln Mangels anderer Mecha-nismen zur Abfederung solcher Schocks (zB Fiscal Federalism in den USA) sind einekonsequentere Koordination der Wirt-schaftspolitik und eine noch staumlrkere Zusam-menarbeit zwischen den Laumlndern des Euro-Raums und der EZB dringend geraten

Vor dem Hintergrund der weltweiten

KonjunktureinbruchDas Bruttoinlandsprodukt ging im IV Quartal 2008 um Saison- und

Arbeitstagseffekte bereinigt erstmals seit Mitte 2001 zuruumlck ndash MangelnderaquoEuropaumlisierunglaquo der nationalen Konjunkturzyklen als Risiko fuumlr den Euro-Raum

Finanzkrise mit ihren immer schwerwiegen-deren Folgen fuumlr die Realwirtschaft ist dieEinschaumltzung der Zukunftsfaumlhigkeit derWirtschafts- und Waumlhrungsunion der EU zu-nehmend gespalten Einerseits wird ein Zer-fallen der WWU befuumlrchtet Andererseits ge-winnen gerade in Zeiten der Krise die Waumlh-rungsunion und der Euro an Attraktivitaumlt ndashvor allem in jenen Laumlndern die am staumlrkstenvon der Finanzkrise betroffen sind (IslandGroszligbritannien) und bisher der gemeinsa-men Waumlhrung und der EU skeptisch gegen-uumlberstanden Tatsaumlchlich ist die gegenwaumlrti-ge Finanzkrise ndash aumlhnlich der Weltwirtschafts-krise von 1929 ndash nicht auf wenige Laumlnderbeschraumlnkt (wie z B die Asien- Ruszligland-Schweden- Argentinienkrise in den 1990er-Jahren) sondern hat sich weltweit ausge-breitet Eine solche Konstellation tritt seltenauf ihre Auswirkungen sind aber wegen dersehr stark globalisierten Wirtschaft mit ihrenvielfaumlltigen Verflechtungen gravierend Mitder Erfahrung um die negativen Folgen einerNicht-Reaktion bzw der Verstrickung in na-tionalen Protektionismus in den 1930er-Jah-ren greifen fast alle Industrielaumlnder massivpolitisch ein Dies gilt sogar fuumlr China abernicht zuletzt fuumlr die groumlszligten Wirtschafts-raumlume USA und Europa Europa kann im

Gegensatz zu den USA nicht einheitlichagieren weil es einerseits gespalten ist inEFTA- und EU-Laumlnder und letztere sichwiederum danach unterscheiden ob sie ander Waumlhrungsunion teilnehmen Wegen die-ser Heterogenitaumlt der Ausgangslage ist esumso uumlberraschender daszlig innerhalb der er-weiterten EU sehr rasch eine koordinierteKrisenpolitik versucht wird Allerdings sindweitere Anstrengungen der Koordinationnotwendig um nicht durch Protektionismus(Foumlrderung nationaler Champions und Ban-ken) den Zusammenhalt des Binnenmarktesund der Waumlhrungsunion zu gefaumlhrden

Die gegenwaumlrtige Weltkrise offenbart zu-dem viele Schwaumlchen des politischen De-signs der WWU vor allem den Mangel dassdie Rolle des Lender of Last Resort nichtexplizit geregelt ist sie wurde ad hoc vonEZB und EU-Laumlndern in Anspruch genom-men Eine direkte Hilfe (Bail-out) im Falledes Staatsbankrotts eines Euro-Raum-Lan-des ist vertraglich ausgeschlossen Finanz-hilfen aus dem EU-Haushalt koumlnnen zurzeitlaut EGV nur fuumlr Zahlungsbilanzproblemegewaumlhrt werden (z B Ungarn) nicht aberzur Stuumltzung des Staatshaushalts eines Mit-gliedslandes Der groszlige von den USA ausge-hende Finanzmarktschock betrifft die Laumln-

der des Euro-Raums wegen ihrer jeweiligenWirtschaftsstruktur und des nicht ganz har-monisierten Konjunkturverlaufs unterschied-lich stark Zudem verschaumlrft die Krise diesich seit langem aufschaukelnden Ungleich-gewichte aufgrund unterschiedlicher Lohn-stuumlckkostenentwicklung (Deutschland undOumlsterreich sind hier im Vorteil die meistenLaumlnder im Suumlden im Nachteil) Die Diver-sitaumlt der Betroffenheit insgesamt resultiert inder unterschiedlichen Einschaumltzung der Bo-nitaumlt der Staaten im Falle der Platzierungvon Staatsanleihen Letztlich geht es in derEU und insbesondere im Euro-Raum umbdquoManaging Diversityldquo durch flexible undverstaumlrkte Zusammenarbeit aller Institutio-nen (EZB Europaumlische Kommission EU-Laumlnder) Die teilweise zitierte Gefahr einesZerfalls der Waumlhrungsunion ist aber unreali-stisch Die Probleme die durch die Finanz-krise ausgeloumlst wurden und werden sindnicht auf den Euro-Raum beschraumlnkt son-dern treffen Groszligbritannien die Schweizund vor allem die USA gleichermaszligen Zu-dem gewinnt der Euro immer groumlszligereBedeutung fuumlr die Diversifizierung der Welt-waumlhrungsreserven und ist schon deshalb un-verzichtbar in der Weltwirtschaft httpwwwwifoat

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Wirtschaft

2007 2008 III Quartal I V Quartal I Quartal II Quartal III Quartal IV Quartal

Saison- und arbeitstagsbereinigt Veraumlnderung gegen das Vorquartal in real

Verwendung des BruttoinlandsproduktesKonsumausgabenPrivate Haushalte1) + 02 + 04 + 01 + 02 + 04 + 04Staat + 01 + 00 ndash 01 + 02 + 05 + 02Bruttoinvestitionen + 05 + 05 + 05 + 05 + 02 + 01Exporte + 18 + 13 + 08 + 03 ndash 08 ndash 10Importe + 14 + 10 + 04 ndash 02 ndash 0 ndash 02Bruttoinlandsprodukt + 07 + 07 + 05 + 02 + 00 ndash 02

Bruttoinlandsprodukt nach WirtschaftsbereichenLand- und Forstwirtschaft + 14 + 13 ndash 00 ndash 08 ndash 10 ndash 04Produzierender Bereich2) + 14 + 18 + 11 ndash 01 ndash 04 ndash 08

Sachguumltererzeugung + 10 + 18 + 15 ndash 00 ndash 07 ndash 16 Bauwesen + 03 + 03 + 02 + 02 + 02 ndash 01Handel Gastgewerbe und Verkehr + 06 + 05 + 04 + 02 + 02 + 02 Vermoumlgens- und Unternehmensdienstleistungen3) + 09 + 06 + 03 + 02 + 02 ndash 01 Sonstige Dienstleistungen4) + 03 + 04 + 02 + 03 + 04 + 04 Guumltersteuern + 03 + 04 + 04 + 03 + 02 + 02Guumltersubventionen + 10 + 08 + 06 + 07 + 08 + 08

Veraumlnderung gegen das Vorjahr in Bruttoinlandsprodukt real + 27 + 26 + 29 + 24 + 15 + 03

Quelle WIFO 1) Einschlieszliglich privater Organisationen ohne Erwerbszweck 2) Bergbau Sachguumltererzeugung Energie- und Wasserversorgung 3) Kreditinsti-tute und Versicherungen Grundstuumlcks- und Wohnungswesen 4) Oumlffentliche Verwaltung Landesverteidigung Sozialversicherung private Dienstleistungen

Das Tempo der Talfahrt der oumlsterreichi-schen Industrie beginnt sich zu stabili-

sieren Erstmals seit einem halben Jahr zeigtder saisonbereinigte Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex (EMI) sogar wiederleicht nach oben Der Indikator erreichtejedoch nach dem Rekordtiefstwert des Vor-monats von 331 im Februar nur den zweit-niedrigsten Wert seit dem Beginn der Da-tenerfassung vor mehr als zehn Jahren bdquoDerAnstieg des aktuellen Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex auf 346 Punkte zeigtausschlieszliglich daszlig sich die Geschwindigkeitdes Einbruchs in der oumlsterreichischen In-dustrie eingebremst hat Die Talfahrt desproduzierenden Sektors geht aber rasantweiterldquo stellt der stellvertretende Chefvolks-wirt der Bank Austria Stefan Bruckbauerfest Der Bank Austria EinkaufsMana-gerIndex liegt somit im Februar bereits daselfte Monat in Folge im Wertebereich unterder Neutralitaumltsmarke von 50 Punkten derauf Schrumpfungstendenzen hinweist

bdquoTrotz eines kleinen Silberstreifens amHorizont ist vorerst keine Entspannung derschwierigen Lage der Industrie in Sichtldquo be-tont Bruckbauer weiter und ergaumlnzt bdquoDie be-fragten Unternehmen haben die Produktions-leistung im Februar deutlich eingeschraumlnktwenn auch nicht mehr ganz so stark wie umden Jahreswechsel herumldquo Hinter der an-dauernden Verringerung der Produktionsteht die ungebrochen schwache NachfrageSeit April 2008 registrieren die heimischenBetriebe ein ruumlcklaumlufiges Neugeschaumlft Vorallem in den Auftragsbuumlchern der oumlsterrei-chischen Exporteure hinterlaumlsst der globaleKonjunktureinbruch ein dickes Minus Nur14 Prozent der befragten Unternehmen konn-ten Zuwaumlchse verzeichnen hingegen gingenbei 48 Prozent die Auslandsbestellungen zu-ruumlck

Kleinere Lager dennochraschere Lieferung

Die heimische Industrie reagiert auf dieschwierigen Marktbedingungen und beginntsich auf eine laumlnger andauernde Schwaumlche-phase einzurichten Die Unternehmen haben

im Februar die Bestaumlnde an Vormaterialientrotz eines weiteren starken Ruumlckgangs derEinkaufspreise ndash insbesondere bei RohoumllStahl und Energie ndash mit einer neuen Rekord-rate abgebaut Auch die Verkleinerung derFertigwarenlager hat sich im Februar fortge-setzt bdquoDie Lager werden derzeit bedingtdurch die schwachen Umsaumltze verringertAber auch im Hinblick auf Kosteneinsparun-gen und eine Steigerung der Liquiditaumlt wer-den sie so klein wie moumlglich gehaltenldquo meintBank Austria Oumlkonom Walter PudschedlTrotzdem ist aufgrund der derzeit aumluszligerstschwachen Auftragslage eine Verringerungder Lieferzeiten in der heimischen Industriezu beobachten Im Februar nahm die Zeit-spanne zwischen Bestellung und Ausliefe-rung sogar so stark wie noch nie zuvor in derbisherigen Umfragegeschichte ab

Industrie baut nochmehr Beschaumlftigte ab

Die heimische Industrie paszligt die Personal-kapazitaumlten den niedrigen Produktionsanfor-derungen weiter an Bereits seit zehn Mo-naten wird die Personaldecke nun ununter-brochen ausgeduumlnnt Der aktuelle Beschaumlfti-gungsindex sank auf einen Wert von nurnoch 314 Damit erfolgte der Beschaumlfti-gungsabbau in neuem Rekordtempo In uumlber40 Prozent der befragten Unternehmen wur-

den im Februar Stellen gestrichen waumlhrendnur 3 Prozent Neueinstellungen vornahmenDie Beschaumlftigung im gesamten Sektor liegtmittlerweile um rund 2 Prozent unter demVorjahresniveau Die Anzahl an Arbeitslosenaus der Sachguumltererzeugung ist im Jahres-abstand bereits um 8000 bzw fast 30 Pro-zent gestiegen Basierend auf den aktuellenUmfrageergebnissen ist in den kommendenMonaten insbesondere ab Fruumlhsommerwenn in vielen Unternehmen Kurzarbeits-regelungen auslaufen werden und sich dieAuftragslage nicht verbessert hat mit einerweiteren drastischen Verschlechterung derBeschaumlftigungslage in der Industrie zu rech-nen Die negative Entwicklung wird immerstaumlrker auf den Gesamtarbeitsmarkt durch-schlagen bdquoAuch die Anzahl der Beschaumlftig-ten in der Gesamtwirtschaft wird 2009 sin-ken Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von58 Prozent im abgelaufenen Jahr auf 70 Pro-zent heuerldquo meint Pudschedl Insgesamtwerden uumlber 40000 Personen ihre Arbeitverlieren

Keine Anzeichen fuumlrErholung der Industrie

Nach dem rasanten Einbruch ab Herbst2008 tendiert der EinkaufsManagerIndex derBank Austria aktuell leicht aufwaumlrts Damithat sich die Geschwindigkeit des Sturzflugs

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Wirtschaft

Talfahrt der Industrieverliert etwas an TempoBank Austria EinkaufsManagerIndex steigt erstmals seit sechs

Monaten aber weiterhin klarer Schrumpfungsprozeszlig

der oumlsterreichischen Industrie allerdings nuretwas verlangsamt Weiterhin sehen sich dieheimischen Manager jedoch einer gegenuumlberdem Vormonat deutlich verschlechterten Ge-schaumlftslage gegenuumlber Angesichts der unge-brochen duumlsteren internationalen Rahmen-bedingungen und der mageren (Export-) Auf-tragslage fehlen bisher jegliche Anzeichenfuumlr eine Stabilisierung oder gar Erholung derIndustriekonjunktur in Oumlsterreich Allerdingserwarten die Oumlkonomen der Bank Austriadaszlig die fortgesetzte geldpolitische Locke-rung durch die Europaumlische Zentralbank unddie Umsetzung der staatlichen Konjunktur-pakete sowohl auf internationaler als auchoumlsterreichischer Ebene zumindest gegenJahresende 2009 erste positive Spuren hin-terlassen bdquoNach dem moderaten Anstieg um

fast 2 Prozent im Jahr 2008 wird die Produk-tion der oumlsterreichischen Industrie 2009 umdurchschnittlich uumlber 6 Prozent einbrechenldquoprognostiziert Bruckbauer Im schwierigenglobalen Umfeld sind die Risiken zudem

eindeutig nach unten gerichtet Die Industriewird jedenfalls der mit Abstand groumlszligte Ver-lierer der aktuellen Wirtschaftsflaute seinDie exportabhaumlngigen Branchen werden amstaumlrksten betroffen

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Wirtschaft

Bank Austria EinkaufsManagerIndex und Teilindizes

Bank Austria Auftrags- Be- Liefer- Vormaterial- Einkaufs- Auftrags-EMI eingang Produktion schaumlftigung zeiten lager preise 1) bestand 1)

Okt08 434 395 425 452 519 473 531 371

Nov08 383 315 382 418 599 489 403 325

Dez08 350 274 344 383 618 479 311 306

Jaumln09 331 279 314 344 619 429 291 287

Feb09 346 323 360 314 629 405 254 306

Quelle BankAustria Economics ampMarket AnalysisMarkit Economics 1) nicht im Gesamtindex

Weiterer Ruumlckgang der Inflation im Jaumlnner auf 12Niedrigster Wert seit 2006 ndash Treibstoffe und Heizoumll billiger

Die oumlsterreichische Inflationsrate war imJaumlnner 2009 weiter ruumlcklaumlufig sie be-

trug nach Berechnungen der Statistik Austria12 (Dezember 13 November 23 Ok-tober 31) Das ist die niedrigste Veraumlnde-rungsrate seit Jaumlnner 2006 Sie kann vorwie-gend dadurch erklaumlrt werden dass die Preisefuumlr Treibstoffe und Heizoumll deutlich niedrigerwaren als vor einem Jahr Ohne diese Verbil-ligungen haumltte die Inflationsrate 23 betra-gen Hauptpreistreiber war die Instandhal-tung von Wohnungen Gegenuumlber dem Vor-monat (Dezember 2008) ging das durch-schnittliche Preisniveau um 05 zuruumlck

Die harmonisierte auf EU-Ebene ver-gleichbare oumlsterreichische Inflationsrate(HVPI) fuumlr Jaumlnner 2009 betrug ebenfalls12 - in der Eurozone sank sie auf 11 inder gesamten EU auf 17

Der Hauptpreistreiber im Jahresabstandwar im Jaumlnner 2009 in Oumlsterreich die Aus-gabengruppe bdquoWohnung Wasser und Ener-gieldquo (durchschnittlich +21) die etwasmehr als ein Drittel der Jahresinflation ver-ursachte Dafuumlr waren in erster Linie Teue-rungen bei der Instandhaltung von Wohnun-gen (+54) ausschlaggebend was haupt-saumlchlich auf houmlhere Preise beim Material fuumlrdie Instandhaltung und Reparatur von Woh-nungen zuruumlckzufuumlhren war (insgesamt +6Zement +11 Isolierglaskippfenster +8)Wohnungsmieten waren durchschnittlich um29 houmlher als vor einem Jahr Relativ ge-ring war die Teuerung bei der Haushalts-

energie (insgesamt +14) dies deshalbweil die Preisanstiege fuumlr Gas (+18)Strom (+5) und Fernwaumlrme (+4) durchstarke Preisruumlckgaumlnge beim Heizoumll (-23)groumlszligtenteils kompensiert wurden

Moderater Anstieg bei Nahrungs-mitteln ndash Milchpreise stark gesunken

Die Ausgabengruppe bdquoNahrungsmittel undalkoholfreie Getraumlnkeldquo (durchschnittlich+29) verursachte ein Drittel der Infla-tionsrate Hauptverantwortlich dafuumlr warenvor allem Preisanstiege fuumlr die UntergruppeNahrungsmittel (durchschnittlich +27)Verglichen mit der Situation vor einem Jahr(Jaumlnner 2008 +83) erscheint diese Ver-aumlnderungsrate jedoch moderat stellt dieStatistik Austria fest

Verstaumlrkten Preisauftrieb gab es nach wievor bei Nahrungsmitteln wie Fleisch und

Fleischwaren mit insgesamt +5 bei Brotund Getreideerzeugnissen mit +4 sowiebei Zucker Marmelade Honig und Suumlszligwa-ren mit durchschnittlich +8 TeuerungObst und Gemuumlse kosteten im Schnitt umjeweils 3 mehr Dagegen wiesen Molke-reiprodukte und Eier im Jahresabstand deut-lich negative Veraumlnderungsraten auf (durch-schnittlich -4) Vollmilch war sogar um13 billiger Auch die Preise fuumlr Oumlle undFette waren geringer als im Jaumlnner 2008(insgesamt -1) Butter kostete um 21weniger sortenreines Pflanzenoumll um 25mehr Alkoholfreie Getraumlnke waren imJahresabstand um durchschnittlich 43 teu-rer was vor allem auf houmlhere Kaffeepreise(+15) zuruumlckzufuumlhren ist

Ausgabengruppe raquoVerkehrlaquowar Preisdaumlmpfer

Hauptpreisdaumlmpfer im Jahresabstand wardiesmal die Ausgabengruppe bdquoVerkehrldquo(durchschnittlich -49) Die Preisruumlckgaumln-ge waren hier so stark daszlig sie die durch-schnittlichen Anstiege der beiden Ausgaben-gruppen bdquoWohnung Wasser und Energieldquosowie bdquoNahrungsmittel und alkoholfreie Ge-traumlnkeldquo fast vollstaumlndig kompensierten Da-fuumlr waren insbesondere starke Preisruumlckgaumln-ge bei Treibstoffen verantwortlich (insge-samt -21) Die Preise fuumlr Wartung und Re-paratur von Pkw stiegen insgesamt um 4Flugtickets waren um 6 billiger als voreinem Jahr

Enegie ist einer der Hauptpreistreiber

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Mehr als die Haumllfte der Unternehmen derGewerblichen Wirtschaft stellen Ein-

Personen-Unternehmen (EPU) dar d hwerden ohne dauerhaft beschaumlftigte Mitar-beiterInnen von einemeiner einzigen Unter-nehmerIn betrieben Im Zeitablauf zeigt sicheine steigende Bedeutung der EPU fuumlr dieheimische Wirtschaft Die Dynamik ist v aauf die Wirtschaftsdienstleistungen die son-stigen Dienstleistungen (z B kuumlnstlerischeund schriftstellerische Taumltigkeiten Korres-pondenz- und Nachrichtenbuumlros Film- undVideoherstellung etc) das Gesundheitswe-sen und das Bauwesen zuruumlckzufuumlhren

Im allgemeinen werden EPU von Selb-staumlndigen im mittleren Alter (30 bis 59 Jahre)mit fundierter fachlicher Ausbildung (insbe-sondere duale Ausbildung) und jahrelangerBerufserfahrung gefuumlhrt Das Spektrum derEPU ist durch groszlige Heterogenitaumlt gekenn-zeichnet Sie sind nicht nur in allen Bran-chen der heimischen Wirtschaft sondern auchin allen Phasen des Unternehmenslebens-zyklus zu finden Bei etwa einem Drittel derEPU handelt es sich um junge wachsendeUnternehmen gleichzeitig befindet sich aberauch die Haumllfte der EPU nach mehr als 10jaumlh-riger Geschaumlftstaumltigkeit in der Reifephaseund 16 sind Wendeunternehmen mit annauml-hernd ausgeschoumlpften NutzenpotentialenNach den charakteristischen Kennzeichender Unternehmen kann z B zwischen dyna-mischen risikobewuszligten und etabliertenEPU unterschieden werden

Somit zeigt sich daszlig Ein-Personen-Un-ternehmen uumlberwiegend einen nachhaltigenBestand aufweisen und ein nachhaltigerWirtschaftsfaktor in Oumlsterreich sind Auchder Arbeitsmarkteffekt dieser Kleinstunter-nehmen ist nicht zu unterschaumltzen da dieUnternehmerinnen und Unternehmer durchihre selbststaumlndige Taumltigkeit zumindest ihreneigenen Arbeitsplatz sichern Ein Teil derEin-Personen-Unternehmen durchlaumluft auszliger-dem einen Wachstumsprozeszlig und beschaumlf-tigt in der Folge MitarbeiterInnen

Fast ein Drittel der EPU stellen Teilzeit-unternehmerInnen dar die ihr Unternehmenneben anderen Taumltigkeiten (z B unselbstaumln-

dige Beschaumlftigung oder Betreuungsaufga-ben) betreiben Mehr als die Haumllfte der EPUwerden vom Wohnsitz desder Unterneh-merIn aus gefuumlhrt und im Durchschnitt wer-den rd 50 der Einkuumlnfte mit den 2 bis 3wichtigsten Kunden lukriert Generell (d hnicht nur in bezug auf die Kundenstruktursondern auch hinsichtlich Lieferanten- undGeschaumlftspartnerbeziehungen) zeigt sich einstarker Fokus auf den lokalen und regionalenMarkt Diese Unternehmen tragen somitauch zur (Nah-)Versorgung der Bevoumllkerungmit Produkten und Dienstleistungen bei

Wenngleich bei der Mehrheit der Unter-nehmen das Streben nach einem entspre-chenden Gewinn im Vordergrund steht ist die

Selbstverwirklichung das maszliggebliche Gruumln-dungsmotiv Das ist auch konsistent mit derTatsache daszlig zwei Fuumlnftel der EPU ange-ben daszlig die Freude an der Arbeit fuumlr siewichtiger ist als der damit erzielte Gewinn

bdquoEin-Personen-Unternehmen hat es im-mer schon gegeben ndash das Phaumlnomen ist somitnicht neu Neu ist jedoch daszlig diese Unter-nehmen bereits mehr als die Haumllfte der oumlster-reichischen Unternehmen der GewerblichenWirtschaft stellenldquo erlaumlutert Peter Voithofervon bdquoKMU Forschung Austrialdquo bdquoFuumlr dieZukunft ist zu erwarten daszlig sich der Trendzur Selbststaumlndigkeit und zu Ein-Personen-Unternehmen weiter fortsetzen wirdldquo httpwwwkmuforschungacat

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Wirtschaft

Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger WirtschaftsfaktorFundierte fachliche Ausbildung und jahrelange Berufserfahrung vor Antritt der

Selbstaumlndigkeit sichert nachhaltige Unternehmenskonzepte

Motive der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die SelbststaumlndigkeitAngaben in Prozent

Anteil der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die das jeweilige Motiv (sehr)wichtig war Mehrfachantworten moumlglich Quelle KMU Forschung Austria

Die Auswirkungen der weltweiten Wirt-schafts- und Finanzkrise wirken sich

nun zeitverzoumlgert in Suumldosteuropa ausldquo er-klaumlrte Michael Landesmann Direktor derForschungsabteilung des Wiener Instituts fuumlrInternationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW)anlaumlszliglich eines Forums der AuszligenwirtschaftOumlsterreich (AWO) zum Thema bdquoEinfluszlig derFinanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldost-europaldquo am 3 Maumlrz in der Wirtschaftskam-mer Oumlsterreich (WKOuml) Fuumlr 2009 rechnendie Experten des WIIW mit einem Schrump-fen der Wirtschaft 2010 duumlrfte eine Stagna-tionsphase folgen und ab 2011 rechnen dieWirtschaftsforscher mit einem Wachstum ndashallerdings nicht so stark wie vor der KriseEin wesentliches Problem sieht Landesmannim Einbruch der Auslandsdirektinvestitio-nen der die Region bdquosehr vulnerabel machtldquo(bdquoverletzlichldquo Anm d Red)

Der Aufholprozeszlig in den Laumlndern Suumld-osteuropas ndash seit 2001 wuchsen die Volks-wirtschaften dieser Staaten im Schnitt zwi-schen 5 und 7 Prozent ndash war von auszligen fi-nanziert Nun bahne sich ein massives Lei-stungsbilanzdefizit an Da die Region zu ge-ringe Exportkapazitaumlten habe gelte es nundie Differenz zu finanzieren Ein ernstesProblem ergibt sich besonders in Staaten mitfixen Wechselkurssystemen Hier sei eineImportdrosselung erforderlich Ein Abgehenvon fixen Wechselkursen haumltte jedoch pro-blematische Effekte auf die Fremdwaumlh-rungskredite deren Wert in Lokalwaumlhrungentsprechend ansteigen wuumlrde Fuumlr Export-steigerungen waumlren Abwertungen hingegenvorteilhaft

Johannes Poumlschl vom WIIW teilte mitdaszlig man in der Auszligenhandelsstatistik vomJaumlnner bereits starke Auswirkungen der Kri-se sehe Aber bereits seit dem letzten Quartal2008 gerate das Wachstum in den suumldosteur-opaumlischen Staaten in den Minusbereich In-teressant sei das einheitliche Bild der Kon-junkturentwicklung bdquoKein Land entkommtder Kriseldquo so Poumlschl Vor allem die In-dustrieproduktion habe einen starken Ein-bruch erlitten Generell gelte fuumlr die Regiondass die hohen Handelsbilanzdefizite bisher

durch Tourismuseinnahmen Transfers (vonFamilienmitgliedern aus dem Ausland)Auslandsdirektinvestitionen und Kredite ge-deckt wurden Die kurzfristigen Aussichtenseien in Suumldosteuropa voraussichtlich ehernegativ Mittelfristig seien strukturelle Re-formen erforderlich Investitionen solltenvon den internationalen Finanzierungsinsti-tutionen gestuumltzt werden

Wesentlich so Georg Krauchenberg Re-gional Manager der AWO fuumlr Suumldosteuropasei der weitere Kreditfluss zur Uumlberbruumlk-kung In den Medien werde Suumldosteuropameist zu negativ und pauschal dargestellt Esgaumlbe jedoch ganz unterschiedliche Situatio-

nen und Ausgangspositionen zwischen EU-Mitgliedern Beitrittskandidaten Staaten mitEURO-Waumlhrung oder eigener Waumlhrung

Einig zeigten sich alle Experten daszlig essich bei den betroffenen Laumlndern um Maumlrktemit groszligem Nachholbedarf handle die raschwieder wachsen koumlnnen Fuumlr die Unterneh-mer gilt der Rat bdquounbedingt am Markt zubleiben da ein Marktwiedereintritt wesent-lich schwieriger wuumlrdeldquo so KrauchenbergbdquoEs geht nun um eine Uumlberbruumlckung mitMaszlig denn die Vorteile der Maumlrkte laumlgen aufder Hand Niedriges Lohnniveau NiedrigeBesteuerung und Near shorelsquo zu Mittel- undWesteuropaldquo

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Wirtschaft

Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011

AWO-Forum raquoEinfluszlig der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldosteuropalaquo ndashStrukturelle Reformen und internationale Investitionen erforderlich

AWO Groszlige Praumlsenz aufder Foodex Tokio 2009Laschan Japan ndash trotz Krise ndash weiterhinzweitwichtigster Handelspartner in Asien

Insgesamt 20 oumlsterreichische Firmen dar-unter acht Neuaussteller beteiligen sich in

der ersten Maumlrzwoche am oumlsterreichischenGruppenstand auf Japans wichtigster inter-nationaler Fachmesse fuumlr die Nahrungsmittel-industrie Der Gruppenstand wurde von derAuszligenwirtschaft Oumlsterreich (AWO) gemein-sam mit der Auszligenhandelsstelle Tokio veran-staltet bdquoDas vielfaumlltige Produktsortimentumfaszligt Qualitaumltsweine Sekt und Spirituo-sen Milch- und Molkereiprodukte Fleisch-waren Tee Kaffee Essig Fruchtsaumlfte Bio-produkte und Suumlszligwarenldquo berichtet FranzErnstbrunner von der AWO

Die heimischen Aussteller sind zum Teilbereits mit lokalen Importeuren vertreten DieNeuaussteller suchen Kontakt zu Importeu-ren Distributeuren Einkaumlufern der lokalenHandelsketten Einzelhaumlndlern und Vertre-tern des Hotel- und GastronomiegewerbesAuszligerdem bietet die Messe auch Kontaktezu Fachbesuchern aus Korea China und Tai-wan

Fachseminare der Firmen Food amp Com-merce Gegenbauer Wein amp Commerce

Sektkellerei Szigeti und Austriarsquos FindBrandsMichael Thurner fuumlr Importeure undFachbesucher der japanischen Nahrungsmit-telindustrie rundeten den Auftritt bdquoMade inAustrialdquo ab

Insgesamt beteiligten sich 2400 Ausstel-ler (23 davon aus dem Ausland) in 65 Laumln-derpavillons auf 29000 m2 Nettoausstellungs-flaumlche 95000 Fachbesucher darunter 10 aus dem Ausland wurden erwartet

bdquoJapan ist nach China weiterhin derzweitwichtigste Wirtschaftspartner in Asienund bleibt fuumlr Oumlsterreich einer der bedeu-tendsten uumlberseeischen Handelspartnerldquo be-tont Ernst Laschan oumlsterreichischer Handel-sdelegierter in Tokio Trotz deutlicher Ruumlck-gaumlnge bei oumlsterreichischen Exporten nachJapan im Jahr 2008 (Jaumlnner-November-12) bleibt Japan aufgrund der vorhande-nen Kaufkraft und Innovationsbereitschaftgerade in den Bereichen Industrie sowie Life-style und LebensmittelGetraumlnke einer derinteressantesten asiatischen Maumlrkte fuumlr oumls-terreichische Unternehmen httpwkoatawo

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Wirtschaft

Er ist ein Erlebnis er ist Erholung pur unddaher auch ein groszliger Erfolg bdquoUrlaub

am Bauernhofldquo kann in Kaumlrnten auf steigen-des Gaumlsteinteresse und wachsende Wert-schoumlpfung verweisen Mit einer Qualitaumlts-offensive will man jetzt noch mehr zulegenEin auf fuumlnf Jahre ausgelegtes Strategie-konzept stellten Tourismusreferent Landes-hauptmann Gerhard Doumlrfler bdquoUrlaub amBauernhofldquo-Geschaumlftsfuumlhrerin Edith Sabath-Kerschbaumer und Obmann Hubert Reineram 16 Februar bei einer Pressekonferenz inKlagenfurt vor Vom Land Kaumlrnten wird dieMaszlignahme mit insgesamt einer Million Eurounterstuumltzt

bdquoEs sind keine Kunstwelten keine Holly-wood-Kulissen Es ist alles authentisch weilMenschen dahinter stehenldquo sagte der Lan-deshauptmann uumlber bdquoUrlaub am BauernhofldquoEr sei vom Erfolg und weiteren Aufschwungdes Projektes felsenfest uumlberzeugt Hier wer-de naumlmlich mit hundertprozentiger Leiden-schaft Urlaub bei Freunden Urlaub in der Na-tur geboten Doumlrfler strich auch die Siche-rung von Arbeitsplaumltzen im laumlndlichen Raumund die wachsende Wertschoumlpfung hervorDies geschehe unter dem Motto bdquoNatur nut-zen aber nicht be- und abnutzenldquo Die Er-lebniswelt Bauernhof sei ganzsaisonal spre-che vor allem Familien und Kinder an undhabe ein hohes Potential zur Kundenbin-dung

Laut Doumlrfler wird das neue Strategiekon-zept von bdquoUrlaub am Bauernhofldquo vom Landbis 2013 mit 200000 Euro pro Jahr unter-stuumltzt Die Mittel kommen je zur Haumllfte ausdem Tourismus- und dem Agrarreferat bdquoUr-laub am Bauernhofldquo habe mit dem kreativenHofalltag ein groszliges Kapital meinte derLandeshauptmann bdquoWir koumlnnen damit Neu-gier stillen Zum Beispiel zeigen wie Butteroder Brot erzeugt werdenldquo Fuumlr bdquoEr-Lebens-mittel aus Kaumlrntenldquo will Doumlrfler allgemeinmehr Bewuszligtsein schaffen Ihm geht esdabei um die Entwicklung einer Marke umdie Staumlrkung der heimischen Lebensmittel-produzenten vom Bauern bis hin zu bdquoKaumlrnt-ner Milch und Coldquo Sein Vorschlag ist einKaumlrntner Jausenpaket fuumlr Urlaubsgaumlste

bdquoWir sollten den Gaumlsten Kaumlrnten am Gau-men mit nach Hause gebenldquo

Laut Reiner zielt man bei bdquoUrlaub amBauernhofldquo auf noch mehr Qualitaumltssiche-rung Dabei wolle man die Mitgliedsbetriebenicht nur strenger kontrollieren und be-werten sondern vor allem beraten undgezielt auf die Uumlberpruumlfung vorbereiten WieReiner erklaumlrte werden die Betriebe bereitsjetzt regelmaumlszligig uumlberpruumlft und mit zwei dreioder vier Blumen bewertet Das neue Modellsolle einfacher und praktikabler sein undauch dem Gast mehr Information bietenWie der Obmann betonte wolle man echtenauthentischen Urlaub anbieten bdquoDenn starkeAngebote schaffen starke Nachfrageldquo

Geschaumlftsfuumlhrerin Sabath-Kerschbaumerging auf die sechs Eckpfeiler des Konzeptesein Neben der neuen Qualitaumltskategorisie-rung seien dies die Entwicklung einer star-ken Marke sowie die weitere Professiona-lisierung von Marketing und Verkauf etwadurch einen mehrsprachigen Internetauftrittund den Ausbau der Buchungsboumlrse Weiterswolle man auf Produktentwicklung Themen-

management und Spezialisierung setzenz B mit Angeboten wie Baby- und Kinder-bauernhof Entschleunigung (bdquoLei laringsrsquonldquo)oder Ferien im Schnee Mit Seminaren undSprachkursen wolle man die Organisations-entwicklung und Mitgliederbetreuung inten-sivieren Auszligerdem sollen die Internationali-sierung und die Erschlieszligung neuer touristi-scher Maumlrkte verstaumlrkt werden

Die Geschaumlftsfuumlhrerin nannte auch einigebeeindruckende Zahlen bdquoUrlaub am Bauern-hofldquo habe in Kaumlrnten 580 Mitglieder die zu-sammen 8430 Gaumlstebetten anbieten und798000 Naumlchtigungen pro Jahr lukrierenwuumlrden Die touristische Wertschoumlpfung fuumlrKaumlrnten betrage 56 Millionen Euro Auszliger-dem sichere bdquoUrlaub am Bauernhofldquo 1850Arbeitsplaumltze auf den Houmlfen TouristischeKernmaumlrkte seien Deutschland und Oumlster-reich bei Gaumlsten aus Italien den Nieder-landen Tschechien oder Ungarn koumlnne manZuwaumlchse erzielen Durch die EURO 2008habe auch der Gaumlsteanteil aus Polen undKroatien deutlich zugenommen httpwwwurlaubambauernhofcom

Qualitaumltsoffensive bei raquoUrlaub am Bauernhoflaquo

Land Kaumlrnten unterstuumltzt Strategiekonzept mit einer Million Euro ndash Erfolg durch echte authentische Urlaubsangebote

Almgenuszlig wie aus dem Bilderbuch raquoUrlaub am Bauernhoflaquo in Kaumlrnten

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Insgesamt wurden 2008 rd 154 Mio Ur-laubsreisen (davon 86 Mio Hauptur-

laubsreisen mit vier oder mehr Naumlchtigun-gen und 69 Mio Kurzurlaubsreisen mit einbis drei Naumlchtigungen) gemacht (-16gegenuumlber 2007)

Die Ergebnisse der laufenden Erhebun-gen die von Statistik Austria seit 1969durchgefuumlhrt werden belegen Die Bedeu-tung von Reisen hat innerhalb der letztenJahrzehnte stark zugenommen 1969 unter-nahm nur etwas mehr als ein Viertel deroumlsterreichischen Bevoumllkerung mindestenseine Haupturlaubsreise (275) im Jahr2008 machten hingegen bereits 614 derBevoumllkerung ab 15 Jahren mindestens eineHaupturlaubsreise

Das Reisevolumen von Haupturlaubsrei-sen hat sich in den letzten 40 Jahren mehr alsverdreifacht (1969 24 Mio 2008 86 Mio)Die Zahl der Haupturlaubsreisen ins Auslandhat sich ungefaumlhr verfuumlnffacht (1969 11 Mio2008 53 Mio) und die Zahl der inlaumlndi-schen Urlaubsreisen hat sich im selben Zeit-raum mehr als verdoppelt (1969 13 Mio2008 32 Mio)

Relativ kleiner Radius

Bis zum Anfang der 1980er Jahre wurdedie Mehrzahl der Haupturlaubsreisen imInland verbracht auf Grund des staumlrkerenWachstums der Auslandsreisen hat sich die-ser Anteil allerdings im Laufe der Zeit zu-gunsten auslaumlndischer Destinationen ver-schoben 623 der Haupturlaubsreisen wa-ren 2008 Auslandsreisen Der Radius indem sich die oumlsterreichische Bevoumllkerungbei Haupturlaubsreisen bewegt ist aber rela-tiv klein Seit Jahren zieht es jene die eineHaupturlaubsreise ins Ausland machen inden Suumlden Italien ist nach wie vor das be-liebteste Ziel fuumlr Haupturlaubsreisen imAusland (2008 201) Kroatien folgt 2008auf dem zweiten Platz mit rund 113 vorDeutschland (89) Spanien und Griechen-land mit einem Anteil von 74 bzw 63

Die Hauptmotive

Die Hauptmotive fuumlr Haupturlaubsreisenim In- und ins Ausland waren seit 1987Strand- und Badeaufenthalte Aktivurlaube

und Erholungsurlaube Die Bedeutung derStrand- und Badeaufenthalte nimmt aber ste-tig ab In den letzten 20 Jahren hat sich derAnteil der Strand- und Badeaufenthalte halb-iert (1987 379 2008 202) und seit2006 ist der Anteil der Aktivurlaube beiHaupturlaubsreisen (2008 228) houmlher alsder Anteil der klassischen Strand- undBadeaufenthalte

Die Jahreszeiten

Generell verreist die oumlsterreichische Be-voumllkerung mehr im Sommer als im Winterdoch Urlaubsreisen im Winter gewinnen zu-nehmend an Bedeutung Waumlhrend 1969 nur120 der Haupturlaubsreisen im Winter statt-fanden lag der Anteil im Jahr 2008 schonuumlber 30 Seit einigen Jahren ist die Ten-denz zu einer gleichmaumlszligigeren Verteilungder Reisen beobachtbar (1969 615 derHaupturlaube in den Ferienmonaten Juli undAugust 2008 375) Die Annaumlherung derSaisonen ist vor allem bei laumlngeren Inlands-urlaubsreisen zu erkennen

Die Urlaubsdauer

Waumlhrend vor 40 Jahren die Haumllfte derHaupturlaubsreisen noch zwischen einer undzwei Wochen dauerten lag der Anteil imJahr 2008 nur mehr bei 365 Dement-sprechend ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die zwischen fuumlnf und sieben Tagedauern gestiegen und zwar von rund 117im Jahr 1969 auf 484 im Jahr 2008

Die Transportmittel

Seit 1969 ist das wichtigste Transport-mittel bei Haupturlaubsreisen der PKW(2008 550) Zu diesem Zeitpunkt spieltedas Flugzeug mit einem Anteil von 34eine weniger wichtige Rolle aber bis 2008hat sich der Anteil verachtfacht (2008295) was vor allem auf Kosten der Bahngeschah Im Jahre 1969 wurde die Bahnnoch bei einem Viertel aller Haupturlaubs-reisen genutzt im Jahr 2008 lag der Anteilnur noch bei 67

Waumlhrend Flugreisen bei Inlandsurlaubs-reisen erwartungsgemaumlszlig eine geringere

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Chronik

Gehoumlrt bei vielen Menschen wohl zum Inbegriff des Urlaubs am Strand liegen undeinfach ausspannen Foto httpwwwbilderboxbiz

Oumlsterreicher reisen andersLaut aktuellen Ergebnissen der Statistik Austria wurde die 15 Mio-Marke bei Urlaubsreisen auch 2008 durchbrochen 761 der oumlsterreichischen

Bevoumllkerung ab 15 machten mindestens eine Urlaubsreise

Bedeutung haben werden bei Hauptur-laubsreisen ins Ausland seit 1996 mehr Rei-sen mit dem Flugzeug als mit dem PKW ge-macht (Ausnahme 2001 und 2002)

Die Unterkuumlnfte

In den vergangenen Jahren wurde bei rddrei Viertel aller Haupturlaubsreisen in ent-geltlichen Unterkuumlnften genaumlchtigt (2008764) Hotels und aumlhnliche Betriebe wur-den dabei 2008 bevorzugt genutzt (531)Bei fast jeder vierten Haupturlaubsreise wur-de 2008 aber gratis genaumlchtigt (236)

Man reist meist selbstaumlndig

Der uumlberwiegende Teil der Haupturlaubs-reisen wird seit 1969 ohne die Hilfe vonReisebuumlrosReiseveranstaltern organisiert(2008 724) In den 1970ern 1980ern und1990ern ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die mit Hilfe von ReisebuumlrosReise-veranstaltern organisiert wurden zwar ge-stiegen die Anteile stagnieren seither bei rd30 Die Unterstuumltzung eines ReisebuumlrosReiseveranstalters wird bevorzugt bei Haupt-urlaubsreisen ins Ausland in Anspruch ge-nommen (2008 346 der Reisen gaumlnzlichuumlber ReisebuumlroReiseveranstalter organisiert)

Die Intensitaumlt

Die Urlaubsreiseintensitaumlt und die Anzahlder Haupturlaubsreisen unterscheiden sichnach soziodemografischen Merkmalen wiezum Beispiel Alter und Erwerbstaumltigkeit

Betrachtet man das Alter war im Jahr2008 die Haupturlaubsreiseintensitaumlt vonPersonen zwischen 15 und 24 Jahren mit651 am houmlchsten Die meisten Haupt-urlaubsreisen (266) wurden 2008 aller-dings von Personen die 60 Jahre und aumlltersind gemacht

Analysiert man die Teilnahme am Er-werbsleben wurden 2008 die meistenHaupturlaubsreisen von unselbstaumlndig Be-schaumlftigten gemacht (479) gefolgt vonPensionisten (260) Bei Arbeitslosen wa-ren die Anzahl der Haupturlaubsreisen unddie Haupturlaubsreiseintensitaumlt mit 451im Jahr 2008 erwartungsgemaumlszlig am gering-sten

Seit 1972 hat sich die Reiseintensitaumlt ver-aumlndert Die Reiseintensitaumlt der Studentenund Schuumller (+445 Prozentpunkte) derSelbstaumlndigen (+358 Prozentpunkte) undder Pensionisten (+305 Prozentpunkte) stiegdeutlich Studenten und Schuumller haben mitt-lerweile die houmlchste Reiseintensitaumlt mit760 httpwwwstatistikat

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Chronik

raquoOumlsterreichisches Wanderguumltesiegellaquofuumlr das Suumldliche Waldviertel

Das Suumldlliche Waldviertel und damit dieRegion von der Wachau bis zum Weins-

berger Wald erhielt kuumlrzlich als erste Regionin Oumlsterreich das bdquoOumlsterreichische Wander-guumltesiegelldquo das Siegel wird von der Vereini-gung zur Qualitaumltssicherung fuumlr Wandern inOumlsterreich verliehen

Das 2003 fuumlr das suumldliche Waldviertel er-stellte Wanderangebot wurde nun nochmalsdurchleuchtet qualitativ verbessert und einemZertifizierungsprozeszlig unterzogen Beim Wald-viertel Tourismus wird diese Auszeichnungals Signal in Richtung Qualitaumltstourismusgesehen mit dem bdquoWanderguumltesiegelldquo sollenvermehrt Wanderbegeisterte aus dem In- undAusland angesprochen werden

Das 2007 ins Leben gerufene Wander-guumltesiegel definiert klare Qualitaumltskriteriennach denen sich Regionen WanderdoumlrferWanderwege und Wanderbetriebe der Pruuml-fung und Zertifizierung durch ExpertInnenunterziehen koumlnnen Der Qualifizierungs-prozeszlig umfaszligt eine genaue Staumlrken- undSchwaumlchenanalyse des Wanderangebots miteiner konkreten Handlungsanleitung zurVerbesserung der Wanderinfrastruktur unddes Wanderprogramms Bei Erfuumlllung allerwander-qualitaumltsrelevanter Standards wirddas bdquoOumlsterreichische Wanderguumltesiegelldquo ver-liehen und damit eine verlaumlssliche qualitativhoch stehende Wanderqualitaumlt in allenTeilbereichen des Wanderns attestiert

Die Wanderregion Suumldliches Waldviertelbietet Wanderern auf aufbereiteten Touren

besondere Eindruumlcke inmitten einer weitlaumlu-figen und sanft huumlgeligen Wald- Fluss- undWiesenlandschaft Im Ysper- und Weitentalhingegen bricht das Hochland des Nord-waldes steil zur Donau hin ab sodaszlig dieWanderer hier echte Berg- und Gipfelerleb-nisse erwarten Die Erschlieszligung alter Pil-gerpfade wiederum verspricht auch meditati-ve Erlebnisse

Die vom Waldviertel Tourismus aufberei-teten Touren fuumlhren zu den Naturattraktio-nen des Waldviertels inklusive BerggipfelnAussichtsplaumltzen historischen Schauplaumltzenund Kulturguumltern Die maumlchtigen Granitforma-tionen der Wald in all seinen Erscheinungs-formen sowie ausgedehnte Felder eroumlffnenimmer neue Landschaftsbilder Neben derYsperklamm sind etwa die original erhalteneFolterkammer im Schloszlig Poumlggstall oder dasTal der Sonnenuhren weitere Houmlhepunkteauf den Wanderwegen

In der Wanderregion Suumldliches Waldvier-tel mit ihren insgesamt elf Gemeinden fin-den sich 62 Wandertouren wobei es sichgroszligteils um Rundwanderwege handelt Wei-ters existieren beschilderte Pilgerwander-wege zur Basilika Maria Taferl 21 gekenn-zeichnete Ausgangspunkte mit Orientierungs-uumlbersichten sowie rund 600 Kilometer mar-kierte Wanderrouten nach einem einheit-lichen Beschilderungskonzept und interna-tionalen Richtlinien laut dem NOuml Wander-wegekonzept httpwwwsuedlicheswaldviertelat

vl Reinhard Ferner (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel) Silvia Stadler(Waldviertel Tourismus Projektleiterin) Markus Hann (Waldviertel TourismusGeschaumlftsfuumlhrer) Sieghard Preis (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel)

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Chronik

Fruumlhling liegt in der Luft ndash und auch inden Blumenbeeten der Stadt wird der

Fruumlhling bald unuumlbersehbar sein In den Blu-mengaumlrten Hirschstetten laufen die Vorberei-tungen seit Wochen auf Hochtouren Rund350000 Fruumlhjahrsbluumlher ndash Primeln Gaumlnse-bluumlmchen Stiefmuumltterchen und Vergiszligmein-nicht ndash wurden in den letzten Monaten inden Blumengaumlrten Hirschstetten kultiviertDamit die Fruumlhlingsboten bereits bei ihrerAuspflanzung in voller Bluumlte stehen wurdeschon vor Jahreswechsel mit ihrer Kultivie-rung in Hirschstetten begonnen

Die beliebten Fruumlhlingsbluumlher werden inallen erdenklichen Farben erbluumlhen So gibtes bei den Primeln beinahe keine Farbe dienicht moumlglich scheint Bellis hingegen erbluuml-hen dagegen hauptsaumlchlich in den FarbenRot Rosa und Weiszlig Vergiszligmeinnicht inblau und weiszlig und die bdquoGesichterldquo der Stief-muumltterchen sind von cremeweiszlig uumlber gelbbis hin zu dunkelrot und blau So wird derFruumlhling in Wien mit aller Farbenpracht Will-kommen geheiszligen Sobald die jetzigen Maumlrz-temperaturen es zulassen werden die Blu-men von den MitarbeiterInnen der MA 42 ndashWiener Stadtgaumlrten in allen Parkanlagen undvielfach auch im Straszligenbereich gepflanztDamit die Wienerinnen und Wiener moumlg-lichst lange Freude an ihren bunten Fruumlh-jahrsbluumlhern haben wurden verschiedeneSorten gewaumlhlt deren Bluumltezeit sich uumlbermehrere Wochen erstreckt Wenn eine Sorteverbluumlht erbluumlht bereits die naumlchste So gibtes waumlhrend des Fruumlhlings in den Blumen-beeten der Stadt keinen bluumltenlosen Tag

Warten auf die ersten Sonnenstrahlen

Der bluumltenreiche Fruumlhling in Wien hatauch in den Blumenbeeten bereits im letztenHerbst begonnen Im September wurdeneine Million Tulpen- und Narzissenzwiebelnin den Boden bdquogelegtldquo die nach ihrembdquoWinterschlafldquo bereits jetzt das erste Gruumlnzeigen Auch sie werden in den kommendenWochen unsere Stadt in RotGelbOrange-Toumlne tauchen Davor werden noch ihre klei-nen bdquoVerwandtenldquo die Krokusse die Be-sucherinnen und Besucher in den WienerParkanlagen Willkommen heiszligen und aufden Fruumlhling rsquo09 einstimmen

Der Fruumlhling in Wienbeginnt in Hirschstetten350000 Primeln Stiefmuumltterchen amp Co lassen Wien erbluumlhen

Blumenpracht uumlberall in Wien ndash in unserem Bild vor der Karlskirche

Einer der unzaumlhligen Parks in der Bundeshauptstadt wo Millionen Blumen sprieszligen

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Im 57 Kilometer langen Tunnel Muumlnster ndashWiesing ist nach rund eineinhalb Jahren

Bauzeit am 6 Februar der Durchschlag zumNachbartunnel in Wiesing gegluumlckt Exaktum 1921 Uhr hat der Bohrkopf mit einemDurchmesser von 13 Metern die letzte Beton-sicherung durchbrochen Rund sechs Monatefruumlher als urspruumlnglich erwartet ist bdquoOttoldquo inWiesing angekommen

Rund um die Uhr hat sich der 2600 Ton-nen schwere Stahlkoloszlig seit Mitte 2007 taumlg-lich fast 10 Meter durch den Untergrund ge-arbeitet Dabei wurde einmal der Inn unter-fahren sowie die TIGAS-Leitung die Inntal-autobahn die bestehende Bahnstrecke unddie Wiesinger Bruumlcke ohne Probleme unter-quert Der gesamte Vortrieb fuumlr den zukuumlnf-tigen zweigleisigen Eisenbahntunnel erfolg-te im Lockermaterial und Grundwasser desInntalbodens die verwendete Vortriebsma-schine zaumlhlt zu den groumlszligten Europas

Der exakten Einfahrt in die Zielkavernebei Wiesing sind enorme Anstrengungen zurHerstellung des Tunnels vorangegangenRund 800000 Kubikmeter Ausbruch wur-den in Rohrleitungen aus dem Untergrundbefoumlrdert 23000 Betonfertigteile mit einemGesamtgewicht von mehr als 300000 Ton-nen in einer eigenen Produktionshalle herge-stellt und in den Tunnel eingebaut

Weitere Arbeitsschritte

Die Arbeiten zur Herstellung des fertigenEisenbahntunnels gehen ohne Unterbre-chung weiter Nach erfolgreichem Abschluszligdieses Vortriebes wird in den kommendendrei Monaten die TunnelvortriebsmaschinebdquoOttoldquo zerlegt und von der Baustelle ab-transportiert Anschlieszligend erfolgt bis vor-aussichtlich 2010 der Einbau einer Beton-innenschale die zum Schutz des Fertigteil-tunnels dient und die weitere bahntechnischeAusruumlstung ermoumlglicht Auch der Durch-schlag einer zweiten groszligen Tunnelvortriebs-maschine im Unterinntal wird noch imFruumlhjahr 2009 erwartet

Die neue Unterinntalbahn ist Teil dernoumlrdlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basis-tunnel 2003 sind die Hauptbaumaszlignahmen

angelaufen derzeit befindet sich das gesam-te Projektgebiet in Bau Die eisenbahntech-nische Ausruumlstung ist Ende 2008 angelaufenMit einer Gesamtlaumlnge von 40 Kilometern ndashdavon 32 Kilometer in Tunnels ndash bietet dieneue Unterinntalbahn ab 2012 der Trans-portwirtschaft zusaumltzliche umweltfreundli-che Schienenverkehrskapazitaumlten Ebenso

kann der Regionalverkehr im Tiroler Unter-land wirksam ausgebaut werden Anrainerder bestehenden Bahnanlagen zwischenKundl und Baumkirchen duumlrfen mit einerdeutlichen Laumlrmentlastung vor allem in denNachtstunden rechnen Das Projekt wird mitfinanziellen Mitteln der EU unterstuumltzt httpwwwbegcoat

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Chronik

Groszliger Tunneldurchschlag fuumlrneue Unterinntalbahn

Die beim Vortrieb zwischen Muumlnster und Wiesing eingesetzte TunnelbohrmaschineraquoOttolaquo hat am Abend des 6 Februar nach 585 Tagen ihr Ziel in Wiesing erreicht

Der Durchstich der Tunnelvortriebsmaschine gegluumlckt

Einfahrtskaverne im Los H3-6

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Mit dem neuen Fahrgastinformations-system setzen wir einen weiteren

wichtigen Schritt um den oumlffentlichen Ver-kehr kundenfreundlicher und damit attrakti-ver zu machen Wir unterstuumltzen damit denUmstieg vom Auto auf oumlffentliche Verkehrs-mittel helfen dem Klima und der Umweltund verbinden gleichzeitig Mobilitaumlt undWirtschaft mit nachhaltiger Regionalent-wicklungldquo so Umweltminister Niki Berla-kovich am 26 Febuar bei der Praumlsentation desvom Lebensministerium gefoumlrderten Pro-jekts bdquoZentren staumlrken ndash Fahrgastinforma-tionssystem Domplatz Eisenstadtldquo gemein-sam mit Landeshauptmann Hans Niessl undBuumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel imRahmen seines Burgenlandtags

Das vom Lebensministerium gefoumlrderteneue Fahrgastinformationssystem informiertdie Fahrgaumlste am Eisenstaumldter Domplatzeinem der wichtigsten Knotenpunkte des of-fentlichen Verkehrs im Burgenland zielge-richtet uumlber alle Busverbindungen und et-waige Verspaumltungen Die dafuumlr eingesetztenMonitore sind weltweit die ersten und groumlszlig-ten LCD Outdoor Screens Damit ist dasBurgenland Vorreiter im Bereich der Fahr-gastkommunikation

Das innovative Informationssystem fuumlrdie Benutzer der oumlffentlichen Busse ist Teildes Schirmprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquound ein Beitrag Oumlsterreichs zum ProgrammbdquoTHE PEP (Transport Health Environ-ment-Pan-European Programme) DiesesProgramm wurde federfuumlhrend von Oumlster-reich initiiert und hat als eine der Prioritaumltenden Schutz sensibler Gebiete Die RegionNeusiedler SeeFertouml-toacute wurde vom Lebens-ministerium als Modellregion ausgewaumlhltweil sie als oumlkologisch besonders sensibleWeltkulturerbe-Region auch einen beson-ders sensiblen Umgang mit Verkehr undInfrastruktur verlangt

Umweltfreundliche Mobilitaumltin der Praxis

bdquoEs freut mich daszlig wir mit diesem ge-meinsamen Projekt zahlreiche attraktiveAngebote fuumlr umweltfreundliche Mobilitaumltmachen koumlnnen Die vom Lebensministerium

mitgefoumlrderte Mobilitaumltszentrale in Eisen-stadt kann heute bereits den 10000sten Kun-den feiern Das zeigt wie groszlig die Nachfragenach einer guten Fahrgastberatung ist undwie wichtig diese Maszlignahmen sind um dieNutzung oumlffentlicher Verkehrsmittel fuumlreinen nachhaltigen Klimaschutz zu forcie-renldquo unterstrich Umweltminister Berlako-vich

Weitere erfolgreiche Projekte im Rahmendes Schrimprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquosind die Gmoabusse in Purbach Breiten-brunn und Moumlrbisch oder das Solarboot amNeusiedlersee als Beispiel fuumlr die Bandbreiteder Nutzung erneuerbarer Energie Das

Stadthafenprojekt in Neusiedl zeigt daruumlberhinaus wie die Koordination einer umwelt-freundlichen Stadt- und Verkehrsplanungaussehen kann

bdquoMir ist es wichtig dass durch diese Bei-spiele auch andere Gemeinden profitierenund aktiv etwas fuumlr den Klimaschutz tunDaher unterstuumltzen wir Betriebe und Ge-meinden auch mit dem Beratungs- und Foumlr-derungsprogramm klimaaktiv mobil beiFuhrparkumstellungen Radverkehrsprojek-ten oder der Forcierung von klimaschonen-den Mobilitaumltsmanagements Im Burgenlandsparen wir so gemeinsam mit zwoumllf Partnernbereits 5000 Tonnen CO2 jaumlhrlich einldquo be-tonte Umweltminister Niki Berlakovich ab-schlieszligend

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Chronik

Fahrgast-InfosystemUmweltminister und Landeshauptmann praumlsentierten Modellprojekt fuumlr

umweltvertraumlglichen Verkehr in oumlkologisch sensiblen Regionen in Eisenstadt

Landeshauptmann Hans Niessl Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Eisen-stadts Buumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel praumlsentieren die neuen Monitore amEisenstaumldter Domplatz Foto Bgld Landesmedienservice

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Gastronomie amp Kulinarisches

Wer in einem NiederoumlsterreichischenWirtshauskultur-Betrieb war weiszlig

was Gemuumltlichkeit Gastfreundschaft undGaumenfreuden wirklich ausmachen Undgenau diesen Themen widmet sich seit 15 Jah-ren die Niederoumlsterreichische Wirtshauskul-tur denn sie hat sich voll und ganz der Pfle-ge und Wahrung authentischer Gastlichkeitund regionaler Spezialitaumlten verschrieben

Mehr als 270 Gastronomen sind in diesesGenusskulturprojekt eingebunden Im Pro-gramm der wirtshauskulturellen Veranstal-tungen kommt der alljaumlhrlichen Wahl zumTop-Wirt eine besondere Bedeutung zu wer-den doch dabei idealtypische gastronomi-sche Leistungen gewuumlrdigt bdquoDie hervorra-gende Entwicklung der Niederoumlsterreichi-schen Wirtshauskultur freut mich als neueTourismuslandesraumltin natuumlrlich besondersInitiativen wie die Wahl zum Top-Wirt tra-gen dazu bei die Wirte zu Houmlchstleistungen

zu motivieren Die NiederoumlsterreichischeWirtshauskultur hat sich zu einem der Aus-haumlngeschilder des Landes fuumlr Genieszliger ent-wickeltldquo so Tourismuslandesraumltin PetraBohuslav

Heuer wurde das Ergebnis der Top-Wirte-Wahl am 2 Maumlrz in der Babenbergerhalle inKlosterneuburg im festlichen Rahmen be-kannt gegeben

Der Sieger der Top-Wirte Wahl 2009 istder Haslauerhof in Haslau im NationalparkDonau-Auen Zum Aufsteiger des Jahreswurde der Retzbacherhof aus Unterretzbachim Weinviertel gewaumlhlt Als Einsteiger desJahres wurde das Gasthaus Goldenes Schiffin Tulln gewuumlrdigt

Weitere 49 Mitgliedsbetriebe der Nieder-oumlsterreichischen Wirtshauskultur haben beiden anonym vorgenommenen Tests so her-vorragend abgeschnitten daszlig sie 2009 dieAuszeichnung bdquoTop-Wirtldquo fuumlhren duumlrfen

Mit dem Haslauerhof wird ein Wirtshausausgezeichnet das ganz besonders mit sei-ner Region verbunden ist Roland Lukeschwirkt hier als Wirt und Koch und bietet sei-nen Gaumlsten eine ganze Reihe von Spezia-litaumlten die dem Nationalpark Donau-Auenentspringen etwa Wildgerichte von Au-hirsch Fasan oder Schnepfe sowie Koumlst-lichkeiten von Donaufischen Uumlberdies bie-tet der Haslauerhof einen prachtvollen Aus-blick auf die wilde Wasser- und Waldland-schaft der Donau-Auen

Mit der Auszeichnung bdquoAufsteiger desJahresldquo werden die Leistungen eines Wirts-hauses honoriert das sich gegenuumlber demVorjahr deutlich gesteigert hat Der TitelAufsteiger des Jahres wurde heuer HaraldPollak und dem Retzbacherhof zuerkanntund damit die Wiederbelebung eines tradi-tionsreichen Wirtshauses gewuumlrdigt DenWirtsleuten ist es gelungen das Haus in

Top-Wirt-Wahl 2009Mit der Wahl des Top-Wirts sowie des Aufsteigers und Einsteigers desJahres wurden heuer zum elften Mal die hervorragenden Haumluser der

Niederoumlsterreichischen Wirtshauskultur geehrt

vl Ulli Amon Jell (Obfrau Niederoumlsterreichische Wirtshauskultur) Thomas Baumgartlinger Gasthaus Goldenes Schiff(Einsteiger des Jahres 2009) Harald Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Roland Lukesch Haslauerhof (Top-Wirt 2009) Sonja Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Tourismuslandesraumltin Dr Petra Bohuslav MarcoPennerstorfer (Koch Gasthaus Goldenes Schiff 2009) Christoph Madl (Geschaumlftsfuumlhrer der Niederoumlsterreich-Werbung)

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neuem Glanz erstrahlen zu lassen und einuumlberaus reizvolles Ambiente bodenstaumlndigerGastlichkeit zu bewahren

Als bdquoEinsteiger des Jahresldquo wird jenesWirtshaus geehrt das unter allen Wirtshaumlu-sern die sich zum ersten Mal an der Wahlzum Top Wirt beteiligen die houmlchste Punk-teanzahl erreicht Das traf heuer auf dasGoldene Schiff in Tulln zu Mit ThomasBaumgartlinger hat die 5 Generation einerWirtsfamilie das Ruder im Goldenen Schiffuumlbernommen Seither steuert das Wirtshausauf einem kulinarisch uumlberaus attraktivenKurs was mit der Auszeichnung bdquoEinsteigerdes Jahresldquo Anerkennung findet

Als Top-Wirte werden Gastronomiebe-triebe ausgezeichnet die in anonym durch-gefuumlhrten Tests besonders hohe Wertungenerreichen Sie muumlssen den Leitlinien derNiederoumlsterreichischen Wirtshauskultur ent-sprechen die eine Reihe markanter Eigen-schaften fordern Echte Gastlichkeit zurSaison passend angebotene regionale Beson-derheiten aus Kuumlche und Keller ein optima-les Verhaumlltnis von Preis und Leistung sowiedie enge Zusammenarbeit mit der heimi-schen Landwirtschaft

Top-Wirt-Sieger Aufsteiger und Einstei-ger des Jahres werden von einer Jury ge-waumlhlt der hochkaraumltige Experten fuumlr speziellniederoumlsterreichische Gastlichkeit angehouml-ren Heuer waren dies unter anderen HaraldKnabl CR der NOumlN KR Rudolf RumplerObmann der Fachgruppe Gastronomie derWK-NOuml Richard Grasl CR des ORF NOumlUlli Amon-Jell Obfrau der Niederoumlsterrei-chischen Wirtshauskultur und Lorenzo Mo-relli Gourmet und Tester

Mitgliedsbetriebe erkennt man uumlbrigensein einem gruumlnen Schild

Top Wirte-Sieger vergangener Jahre

2008 Goldenes Bruumlndl in Oberrohrbach2007 Gasthaus Schmutzer in Winzendorf2006 DER jungWIRT in Goumlttlesbrunn2005 Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn2004 Gasthof Zum Lustigen Bauern in

Zeiselmauer2003 Gasthaus Kalteis in Kirchberg an der

Pielach2002 Gasthaus Zum Blumentritt in

St AegydNeuwald2001 Landgasthof Jeitler in

BrombergOberschlatten2000 Gasthaus Jell in Krems1999 Gasthaus Schwarz in Noumlhagen

Alle zur Niederoumlsterreichischen Wirtshaus-kultur httpwwwwirtshauskulturat

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Gastronomie amp Kulinarisches

Roland Lukesch (Haslauerhof) ist raquoTop-Wirt 2009laquo

Harald Pollak (Retzbacherhof) ist raquoAufsteiger des Jahres 2009laquo

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Kulturministerin Claudia Schmied uumlber-reichte am 12 Feber im Audienzsaal

des Bundesministeriums fuumlr UnterrichtKunst und Kultur das Oumlsterreichische Ehren-kreuz fuumlr Wissenschaft und Kunst anMaestro Mariss Jansons eine der herausra-genden Dirigentenpersoumlnlichkeiten der Ge-genwart Die Laudatio haumllt Thomas Angyan

Der 1943 im lettischen Riga geboreneSohn des Dirigenten Arvid Jansons studierteVioline Viola und Klavier und absolvierteseine musikalische Ausbildung am Lenin-grader Konservatorium in Dirigieren mitAuszeichnung Studien in Wien bei HansSwarowski und in Salzburg bei Herbert vonKarajan schlossen sich an 1971 gewannMariss Jansons den Dirigentenwettbewerbder Herbert-von-Karajan-Stiftung in BerlinMaszliggeblich gepraumlgt wurde er durch denlegendaumlren russischen Dirigenten JewgenijMrawinskij der Mariss Jansons 1971 alsAssistenten zu den Leningrader Philharmo-nikern holte Mariss Jansons blieb diesemOrchester den heutigen St PetersburgerPhilharmonikern bis 1999 als staumlndigerDirigent verbunden und leitete das Orchesterin dieser Zeit weltweit auf Tourneen Nebenseinen dirigentischen Verpflichtungen hatteMariss Jansons uumlber fast 30 Jahre von 1971bis 2000 eine Professur fuumlr Dirigieren amSt Petersburger Konservatorium inne Er istEhrendoktor der Musikakademien von Oslound Riga

Mariss Jansons ist seit 2003 Chefdirigentvon Symphonieorchester und Chor desBayerischen Rundfunks 2004 trat MarissJansons zudem die Position des Chefdiri-genten des Koumlniglichen Concertgebouw-orchesters in Amsterdam an Von 1979 bis2000 setzte Mariss Jansons Maszligstaumlbe alsChefdirigent der Osloer Philharmoniker dieer zu einem internationalen Spitzenorchesterformte Auszligerdem war er Erster Gastdirigentdes London Philharmonic Orchestra (1992-1997) und Musikdirektor des PittsburghSymphony Orchestra (1997-2004) Mit sei-nen beiden Orchestern aus Olso und Pitts-burgh absolvierte Jansons zahlreiche Tour-neen in die wichtigsten Musikzentren derWelt und zu den bedeutendsten Festivals wiejenen von Salzburg Luzern und Edinburghsowie zur Londoner Proms

Daruumlberhinaus hat er mit allen bedeuten-den Orchestern der Welt erfolgreich zusam-mengearbeitet ua mit dem New York Phil-harmonic Orchestra dem Philadelphia unddem Cleveland Orchestra dem Chicago unddem Boston Symphony Orchestra dem IsraelPhilharmonic Orchestra dem London Sym-phony Orchestra dem Tonhalle-OrchesterZuumlrich und der Saumlchsischen StaatskapelleEinen besonderen Stellenwert nehmen dabeidie Wiener und Berliner Philharmoniker einDiese Orchester dirigiert Jansons regelmaumlszligigin Wien und Berlin aber auch auf Tourneendurch Europa die USA und Japan Mit die-sen beiden und anderen Orchestern ist erregelmaumlszligig bei den Salzburger Festspielenzu Gast 2006 leitete Jansons erstmals dasNeujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Besondere Bedeutung hat fuumlr Mariss Jan-sons die Arbeit mit jungen Musikern Er diri-gierte das Gustav Mahler Jugendorchester aufeiner europaweiten Tournee und arbeitete mitdem Attersee Institute Orchestra mit dem erbei den Salzburger Festspielen auftrat InMuumlnchen gibt er regelmaumlszligig Konzerte mitbayerischen Jugendorchestern und der Aka-demie des Symphonieorchesters des Bayeri-schen Rundfunks Mariss Jansons ist Kuumlnst-lerischer Leiter des Masterprice-Wettbewerbsfuumlr zeitgenoumlssische Musik in London

Die Diskographie des Dirigenten istauszligerordentlich umfangreich und umfaszligtviele preisgekroumlnte Einspielungen Interna-tional groszlige Beachtung fand Jansons mitdem Tschaikowskij-Zyklus den er mit denOsloer Philharmonikern aufgenommen hatDie Einspielung von Schostakowitschs Sieb-ter Symphonie mit den Leningrader Phil-harmonikern gewann den Edison Preis 1989Berliozrsquo bdquoSymphonie fantastiqueldquo mit demConcertgebouworchester wurde mit demhollaumlndischen Luister-Preis und DvoraacuteksFuumlnfte Symphonie mit dem Penguin Awardausgezeichnet Mariss Jansons erhielt auszliger-dem mehrmals den Preis der deutschenSchallplattenkritik Seine Interpretationenvon Gustav Mahlers Erster und NeunterSymphonie mit den Osloer Philharmonikern(2003) und Mahlers Sechster mit demLondon Symphony Orchestra (2004) wurdenmit dem bdquoToblacher Komponierhaumluschenldquoausgezeichnet einer besonderen Anerken-nung fuumlr die beste Mahler-Interpretation un-serer Tage

Mariss Jansons erhielt zahlreiche interna-tionale Preise und Ehrungen

Er ist Ehrenmitglied der Gesellschaft derMusikfreunde in Wien sowie Honorary Mem-ber der Royal Academy of Music in Lon-don

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Personalia

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons

Kulturministerin Claudia Schmied und Maestro Mariss Jansons

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Daszlig das Andenken an den unvergessenenWiener Alterzbischof Mann des Kon-

zils und allseits geachteten bdquoPontifex austria-cusldquo in vielfacher Weise wach ist belegteine Reihe von Veranstaltungen rund um sei-nen Todestag Bischof Egon Kapellari zele-briert als Praumlsident der bdquoKardinal-Koumlnig-Stiftungldquo am 13 Maumlrz um 18 Uhr einen Ge-denkgottesdienst im Wiener StephansdomPersoumlnlichkeiten aus Religion WissenschaftPolitik Wirtschaft und Medien nehmen am14 Maumlrz im Wiener Kardinal-Koumlnig-Hausan einem Symposion zum Thema bdquoGewis-senldquo teil die langjaumlhrige Buumlroleiterin desKardinals (und Wiener Dioumlzesanarchivarin)Annemarie Fenzl bringt gemeinsam mitWolfgang Moser das Buch bdquoKardinal Kouml-nig ndash Woher komme ich Wohin gehe ichAnregungen fuumlr ein angstfreies Lebenldquo her-aus Das Buch wird am 11 Maumlrz in der Un-terkirche des Stephansdoms ndash in unmittelba-rer Naumlhe zur Grabstaumltte Kardinal Koumlnigs ndashpraumlsentiert

Zu der Messe am 13 Maumlrz werden zahl-reiche Weggefaumlhrten und Schuumller KardinalKoumlnigs erwartet aber auch viele einfacheGlaumlubige die den bdquoHerzenskardinalldquo nichtvergessen haben Die bdquoKardinal-Koumlnig-Stif-tungldquo hat den Dom-Musicus ThomasDolezal beauftragt ein Konzept fuumlr die Ge-staltung des Gottesdienstes zu entwerfenDolezal geht von dem Schriftwort aus bdquoAllesvergeht aber der Name des Frommen wirdnicht getilgtldquo Die Gestaltung wird im Sinndes Testaments des Kardinals (bdquoVergeszligt anmeinem Sarg die Osterkerze nichtldquo) insge-samt bdquooumlsterlich-zuversichtlichldquo sein In sei-nem Konzept versammelt Dolezal die groszligenJubilaumlumsgestalten des heurigen Jahres diezugleich Bezuumlge zum Denken Kardinal Kouml-nigs repraumlsentieren Texte des Apostels Pau-lus Musik von Felix Mendelssohn-Barthol-dy (aus dem Oratorium bdquoPaulusldquo) GeorgFriedrich Haumlndel (aus dem Oratorium bdquoDerMessiasldquo) und Joseph Haydn In den dreigroszligen Komponisten komme die oumlkumeni-sche Weite zum Ausdruck ebenso im Ge-brauch der verschiedenen Sprachen ndash latei-nisch englisch deutsch Fuumlr die musikali-sche Gestaltung sorgen unter der Leitungvon Thomas Dolezal Solisten Chor und Or-chester von bdquoArs musicaldquo

Neues Buch zeigt denKardinal als Seelsorger

Die bdquounverruumlckbaren Prinzipien seinerseelsorglichen Arbeit und sein Mut machen-des Kirchenbildldquo zeigen Annemarie Fenzlund Wolfgang Moser in ihrem neuen Buchuumlber den Kardinal auf Die Autoren wollenzeigen daszlig das bdquoLebensrezeptldquo KardinalKoumlnigs auf jeden Menschen anwendbar istbdquoWer den Glauben so ernst nimmt wie er esgetan hat dem eroumlffnen sich ungeahnteMoumlglichkeiten fuumlr ein gegluumlcktes und angst-freies Daseinldquo heiszligt es in einer Aussendungdes bdquoStyrialdquo-Verlages Als bdquoKoumlnig der Her-zenldquo und bdquoSeelen-Friedensstifterldquo sei der Kar-dinal unvergessen bdquolebendig geblieben invielen Menschen ist auch die Erinnerung anseine Offenheit und seine Zuversicht seineSorge um die Menschen und sein Interessean ihrem Leben wie es wirklich ist undseine Suche nach Antworten ndash gemeinsammit ihnenldquo

raquoBruumlckenbauerlaquo imweitesten Sinn des Wortes

Der Wiener Alterzbischof starb vor fuumlnfJahren im 99 Lebensjahr Er galt weit uumlberden kirchlichen Bereich hinaus als bdquoBruumlcken-bauerldquo im weitesten Sinn des Wortes Dasvon Kardinal Christoph Schoumlnborn geleiteteRequiem verdeutlichte nochmals eindruumlck-

lich wie breit die Wertschaumltzung fuumlr Koumlnigwar Der Dom war damals bis auf den letz-ten Platz gefuumlllt Auch auf dem Stephans-platz hatten sich trotz des naszligkalten WettersTausende Menschen versammelt

Bereits in den Tagen davor hatten zigtau-sende Menschen in Stille und Gebet vonKardinal Koumlnig Abschied genommen dessensterbliche Huumllle in der Vierung des Domsaufgebahrt war Sowohl beim Requiem alsauch bei der Aufbahrung hatten viele Men-schen Traumlnen in den Augen Auffallend warder hohe Anteil junger Leute unter den Trau-ernden Priester und Laien Katholiken undNichtkatholiken bezeichneten das Begraumlbniseinmuumltig als ein bdquotiefes spirituelles Ereig-nisldquo in dem noch einmal deutlich wurdewie sehr Kardinal Koumlnig aus der Botschaftdes Evangeliums gelebt hatte

Mehr bdquoPontifexldquo als mancher Papst ndash sobeschrieb der katholische Publizist Histori-ker und Vatikanspezialist Hansjakob StehleKardinal Franz Koumlnig nach dessen Tod Ineinem Nachruf wuumlrdigte er Koumlnig als bdquoeinenWege bahnenden Bruumlckenbauerldquo Dabei ha-be Koumlnig bdquonie einer kirchenfuumlrstlichen Poseldquobedurft um glaubhaft den Dialog zwischenReligionen und Konfessionen Glaumlubigenund Nichtglaubenden zwischen Traditionund Erneuerung zu foumlrdernldquo httpstephanscomat

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Personalia

Kirche gedenkt Kardinal KoumlnigsAm 13 Maumlrz jaumlhrt sich der Todestag des unvergeszliglichenen Wiener Alterzbischofs

zum fuumlnften Mal ndash Gedenkgottesdienst mit Bischof Egon Kapellari

Unser Bild zeigt Wiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl Bundespraumlsident Thomas Klestil(dagger 6 Juli 2004) Kardinal Franz Koumlnig (dagger 13 Maumlrz 2004) und Wiens Alt-Buumlrgermei-ster Helmut Zilk (dagger 24 Oktober 2008) bei der Eroumlffnung des 4 InternationalenHerzl-Symposion im April 2002 Foto Pressefoto Votava

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Wissenschaft amp Technik

Forschungsarbeiten oumlsterreichischer Spit-zenmediziner machen weltweit Schlag-

zeilen Nachdem die Studie 12 der Studien-gruppe ABCSG bereits beim Kongreszlig deramerikanischen Krebsgesellschaft ASCOgroszliges Aufsehen erregt hatte werden die Er-gebnisse jetzt in der renommierten Fachzeit-schrift bdquoNew England Journal of Medicineldquopubliziert ndash eine Auszeichnung die nurwenigen oumlsterreichischen Forschern zuteilwird Die Studie befaszligt sich mit Brustkrebsbei juumlngeren Patientinnen und zeigt Chancenauf das Wiedererkrankungsrisiko bei Brust-krebs deutlich zu senken und die Uumlberle-benschancen der betroffenen Frauen zu stei-gern

Studienleiter Univ-Prof Michael Gnantvon der Medizinischen Universitaumlt in Wiender Praumlsident der ABCSG faszligt die neuenErkenntnisse zusammen bdquoDie ABCSG-12Studie hat gezeigt daszlig eine neue Form derBrustkrebstherapie die Uumlberlebenschancenvon praumlmenopausalen Frauen mit hormonre-zeptorsensitivem fruumlhen Brustkrebs deutlichsteigert und die Gefahr von Rezidiven senktBei diesen Frauen geht das Risiko einer neu-erlichen Krebsbildung nach einer erfolgrei-chen Operation um 36 Prozent gegenuumlberjenen Patientinnen signifikant zuruumlck welchedie bisher uumlbliche Standardtherapie erhal-tenldquo

Die Mediziner haben bei ihren For-schungsarbeiten praumlmenopausalen Brust-krebspatientinnen zusaumltzlich zur Antihormon-therapie noch das Bisphosphonat Zoledron-saumlure verabreicht Die Wirkung war auszligeror-dentlich positiv wie eine Langzeituntersu-chung ergeben hat Nicht nur daszlig die Wieder-erkrankungsrate bei den mit dieser Kombi-nation behandelten Patientinnen wesentlichniedriger ist sind auch die Uumlberlebenschan-cen spuumlrbar verbessert Mehr als 98 Prozentdieser Brustkrebspatientinnen sind fuumlnf Jah-re nach der Diagnose ndash eben auch ohne diezB in den USA routinemaumlszligig uumlbliche adju-vante Chemotherapie ndash noch am Leben ten-denziell wurde eine Verbesserung des Ge-samtuumlberlebens durch die Bisphosphonatbe-handlung beobachtet

Die internationale Fachwelt registriertdiese eindrucksvollen Forschungsergebnissemit groszliger Aufmerksamkeit Ihre Bedeutungfuumlr die wissenschaftliche Gemeinschaft zeigtdie nun erfolgte Veroumlffentlichung im renom-mierten bdquoThe New England Journal of Medi-

cineldquo (NEJM) wohl der beruumlhmtesten medi-zinischen Fachzeitschrift uumlberhaupt

In dem Magazin werden ausschlieszliglichStudienergebnisse publiziert die houmlchstenQualitaumltsanspruumlchen gerecht werden undbahnbrechende Fortschritte in der Therapieerwarten lassen Das Journal erscheint wouml-chentlich in englischer Sprache und behan-delt alle Teilgebiete der Medizin

Nur selten gelingt es oumlsterreichischenMedizinern ihre Beitraumlge die von Fachgut-achtern penibel analysiert werden in dieserweltweit beachteten Publikation zu verbrei-ten Im gesamten Vorjahr wurden z B vierVeroumlffentlichungen unter bdquoAustrialdquo aufgeli-stet ndash und davon war lediglich bei einer Ar-beit ein Oumlsterreicher der Erstautor

Der bahnbrechende Beitrag der oumlsterrei-chischen Arbeit besteht neben den spektaku-laumlren Ergebnissen der erfolgreichen Patien-tinnenbehandlung darin daszlig damit eineBeeinflussung des Mikroklimas in bestimm-ten Bereichen des Knochenmarks gelungenzu sein scheint die fuumlr das Uumlberleben soge-nannter bdquoschlafenderldquo Tumorzellen sorgenDies koumlnnte in den naumlchsten Jahren bei ver-schiedenen Tumorerkrankungen zum endguumll-tigen Durchbruch vor allem im Fruumlhstadiumder Erkrankung fuumlhren

Die ABCSG-12 Studie (Austrian Breast ampColorectal Cancer Study Group Trial 12)wurde im Jahr 1999 begonnen und ist eineoffene multizentrische Phase-III-Studie mit1803 praumlmenopausalen Frauen mit Oumlstro-genrezeptor-positivem Brustkrebs (StadiumI oder II) mit weniger als 10 befallenen axil-laumlren Lymphknoten Nach einer erfolgrei-chen Operation und Beginn einer Goserelin-therapie zur Suppression der Ovarfunktionwurden die Patientinnen in 4 Studienarmerandomisiert 1 Arm Anastrozol + Zometa2 Arm Anastrozol allein 3 Arm Tamo-xifen + Zometa 4 Arm Tamoxifen alleinDie Frauen wurden drei Jahre lang behandeltund anschlieszligend zwei Jahre lang beobach-tet

Patientinnen in den Studienarmen 1 und 3erhielten waumlhrend des Behandlungszeit-raums alle sechs Monate eine Infusionen mit4 mg Zoledronsaumlure Nach einem medianenFollow-up nach fuumlnf Jahren erfolgte die Da-tenauswertung Die Zugabe von Zoledron-saumlure zu Anastrozol oder Tamoxifen verlaumln-gerte das krankheitsfreie und rezidivfreieUumlberleben signifikant In der Gruppe derFrauen die Zoledronsaumlure zusaumltzlich zur Hor-montherapie erhalten hatten waren 3 Pro-zent weniger Rezidive aufgetreten das ent-spricht einer Risikoreduktion von 36 Pro-zent Zoledronsaumlure reduzierte nicht nur dasAuftreten von Knochenmetastasen sondernauch von anderen Fernmetastasen kontrala-teralem Brustkrebs und lokoregionaumlrenRezidiven

Der exakte Wirkmechanismus ist nochnicht geklaumlrt Prof Gnant bdquoZoledronsaumlurekoumlnnte disseminierte so genannte schlafen-delsquo Tumorzellen angreifenldquo Im Labor konn-te gezeigt werden daszlig Zoledronat die Tu-morausbreitung auf verschiedene Weise er-schweren kann durch die Hemmung desWachstums von kleinen Blutgefaumlszligen durchdie Stimulierung von krebsbekaumlmpfendenAbwehrzellen durch Induktion der Tumor-zellapoptose (des programmierten Zelltodes)sowie durch die Verbesserung der Aktivitaumltanderer antitumoraler Therapien httpwwwmeduniwienacat

Studienleiter Univ-Prof Michael GnantMedizinische Universitaumlt in Wien

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Brustkrebs Oumlsterreichschreibt TherapiegeschichteRevolutionaumlre Erkenntnisse fuumlr junge Brustkrebspatientinnen aus der

ABCSG-Studie 12 in raquoThe New England Journal of Medicinelaquo publiziert

Laufend begehen Millionen Zellen unse-res Koumlrpers Selbstmord damit andere

leben koumlnnen Dieser Vorgang wird alsApoptose bezeichnet Der selbstzerstoumlreri-sche Prozeszlig ist aumluszligerst wichtig um nichtmehr benoumltigte oder gefaumlhrliche Zellen zueliminieren Jede Zelle hat im Erbgut einbdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo das auf be-stimmte Signale hin ausgeloumlst wird Wie die-ser programmierte Zelltod eingeleitet wirdist eine der brennendsten Fragen in der Bio-logie da sie besonders eng mit der Entste-hung von Krebs zusammenhaumlngt Genaudiese Frage konnte von den Wissenschaft-lern der Universitaumlt Salzburg in Zusam-menarbeit mit dem Burnham Institut inKalifornien beantwortet werden bdquoWir habendie Kristallstruktur des Fas-FADD-Kom-plexes aufgeklaumlrt und erhielten dadurch alserste Einblick auf den Todeskomplex DISC(Death inducing Signaling Complex)ldquoerlaumlutert Robert Schwarzenbacher Mit einerReihe von eleganten Experimenten zeigtendie Wissenschafter auf wie der program-mierte Zelltod funktioniert

Mit der Aufklaumlrung des programmiertenZelltods wurde eine elementare Grundlagefuumlr neue Therapien gegen Krankheiten wieKrebs Alzheimer AIDS oder Leberversagengeschaffen Bei Krebs und Alzheimer stimmtdie Balance zwischen neu gebildeten und ab-sterbenden Zellen nicht Sterben zu wenigZellen koumlnnen Tumore die Folge sein ster-ben zu viele Zellen drohen degenerativeKrankheiten wie Alzheimer Bei vielenKrebsarten funktioniert die Apoptose nichtObwohl die Zellen absterben sollten tun siedas nicht sie sind apoptoseresistent Ziel derForschung ist es daher die Apoptose gezieltzu steuern um einen kontrollierten Zelltodbei entarteten Zellen auszuloumlsen Die Erfor-schung des programmierten Zelltods wirddazu fuumlhren daszlig Krebs kuumlnftig nicht mehrmit schweren Medikamenten oder Strahlen-therapie behandelt wird sondern mit leichtvertraumlglichen Medikamenten die den Koumlr-per selbst zur erfolgreichen Bekaumlmpfung derKrankheit stimulieren

Im Erwachsenenalter muszlig der menschli-che Organismus verbrauchte funktionsunfauml-hige oder beschaumldigte Zellen beiseite schaf-fen Wissenschafter schaumltzen daszlig ohne pro-grammierten Zelltod ein 80jaumlhriger rundzwei Tonnen Knochenmark und eine Darm-laumlnge von 16 Kilometern haumltte Auch in derEmbryonalentwicklung spielt Apoptose eineentscheidende Rolle Der menschliche Em-bryo traumlgt zunaumlchst bdquoSchwimmhaumluteldquo zwi-schen Fingern und Zehen die spaumlter aberwieder zuruumlckgebildet werden sollen Dazuwird das bdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo inden Zellen der Finger-Haumlute aktiviert

Apoptose hat viele Facetten Zum einenist der Zelltod Voraussetzung fuumlr die richtige

Entwicklung der Zellteilung zum anderenmuumlssen Zellen ausgesondert werden die ihreFunktion erfuumlllt haben oder den Gesamtorga-nismus gefaumlhrden Das Apoptose-Programmeliminiert die betroffenen Zellen binnen we-niger Stunden Die Todesbotschaft bringenhaumlufig Botenstoffe die an bestimmte Pro-teine auf der Zelloberflaumlche andocken DiesebdquoAndockstellenldquo werden deshalb auch bdquoTo-des-Rezeptorenldquogenannt Wenn die Zelle dasSignal zum Selbstmord empfangen hat wirdsie von innen her abgebaut und zerbricht dannin viele kleine Fragmente die von Freszligzel-len aufgenommen werden Ein perfekterSelbstmord der keine Spuren hinterlaumlszligt httpwwwuni-salzburgat

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Wissenschaft amp Technik

Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst

Die Strukturbiologen Robert Schwarzenbacher und Stefan Riedl von der UniversitaumltSalzburg haben den Schluumlsselmechanismus des programmierten Zelltodes aufge-

klaumlrt Ihre Ergebnisse sind im britischen Wissenschaftsjournal Nature nachzulesen

Kristallstruktur des Fas-FADD Komplexes Grafik Universitaumlt Salzburggap

Aus den Wurzeln des Edelweiszlig habenInnsbrucker Forscher einen Stoff ge-

wonnen der die Therapie von Gefaumlszligerkran-kungen revolutionieren koumlnnte Sie erhaltennun vom Bund finanzielle Unterstuumltzungum die bereits zum Patent angemeldete Ideezur Marktreife weiterzuentwickeln

An der Abteilung Pharmakognosie desInstituts fuumlr Pharmazie der Universitaumlt Inns-bruck suchen Wissenschaftler um Prof Her-mann Stuppner mit Hilfe modernster phyto-chemischer Methoden und analytischer Hoch-leistungsverfahren nach Naturstoffen die alsArzneimittel dienen koumlnnten Sie richten da-bei ein besonderes Augenmerk auf traditio-nelle Arzneipflanzen der heimischen und derasiatischen Volksmedizin So untersuchteStuppner gemeinsam mit Stefan Schwaigervom Institut fuumlr Pharmazie auch die Inhalts-stoffe des Edelweiszlig und wurde in dessenWurzeln fuumlndig

In Zellkulturanalysen durchgefuumlhrt vonProf Guumlnther Laufer und Priv-Doz DavidBernhard von der Univ-Klinik fuumlr Herzchi-rurgie der Medizinischen Universitaumlt Inns-bruck erwies sich einer der Inhaltstoffe dasLeoligin als wirksames Mittel gegen Ver-dickungen der Innenwand von Blutgefaumlszligen

Wirksamer Naturstoff

Gefaumlszligwandverdickungen zaumlhlen zu denwichtigsten Ursachen vieler Herzkreislauf-erkrankungen und bilden die Vorstufe vonArteriosklerose der haumlufigsten Todesursa-che in der westlichen Welt Auch bei chirur-gischen Eingriffen an Gefaumlszligen wie etwa beiBypaszligoperationen spielen diese Verdickun-gen eine entscheidende Rolle Die viel ver-sprechenden Innsbrucker Ergebnisse konn-ten in Untersuchungen der Forschergemein-schaft an Maumlusen bestaumltigt werden Die ein-malige Gabe von Leoligin verringerte dieunerwuumlnschten Gefaumlszligwandverdickungen inVenen-Bypaumlssen im Vergleich zu unbehan-delten Maumlusen um die Haumllfte Einzigartigmacht den Naturstoff daszlig Leoligin im Ge-gensatz zu bisher eingesetzten Medikamen-ten die Gefaumlszliginnenwand nicht angreift undsogar bereits existierende Verdickungenreduziert Mit Leoligin beschichtete Stents(bdquodrug eluting stentsldquo) koumlnnten daher auchdie bisher notwendige Kombinationsthera-pie mit weiteren Medikamenten eruumlbrigen

Zur Marktreife entwickeln

Im Rahmen des uniinvent-Programmszur Foumlrderung der Patentverwertung wurdedie Idee der Innsbrucker Wissenschaftler nunim PRIZE-Wettbewerb als eines von 12 Pro-jekten ausgewaumlhlt Das Wirtschaftsmini-sterium unterstuumltzt uumlber die oumlsterreichischeFoumlrder- und Finanzierungsbank austria wirt-schaftsservice das Projekt mit uumlber 130000Euro Mit den Mitteln soll die Substanz wei-ter optimiert dessen Einfluszlig auf die Zell-zyklusregulation erforscht und die Wirkungin einem Bypaszlig-Groszligtier-Modell uumlberpruumlftwerden bdquoDadurch werden die Verwertungs-chancen erhoumlht und die Weiterentwicklunghin zu einem marktfaumlhigen Produkt ermoumlg-lichtldquo sagt Cornelia Rhomberg vom pro-jektservicebuumlro der Universitaumlt InnsbruckbdquoAufgrund der Datenlage und des hohenMarktpotentials der Entdeckung hat dieUniversitaumlt bereits im Sommer 2008 ein Pa-tent angemeldet das Leoligin und verwand-te Derivate als Medikament zur BehandlungVerhinderung und Umkehr der Gefaumlszligwand-verdickung als Wirkstoffloumlsung zur Appli-kation auf das Bypaszlig-Transplantat sowie alsWirkstoff eines Implantats mit kontrollierterWirkstoff-Freisetzung (bdquodrug eluting stentsldquo)international schuumltztldquo

Forschungsschwerpunkte

Das Institut fuumlr Pharmazie AbteilungPharmakognosie an der Leopold-Franzens-Universitaumlt Innsbruck befaszligt sich in seinerForschungsarbeit mit der

Isolierung und Strukturaufklaumlrung vonSekundaumlrstoffen aus houmlheren Pflanzenmit potentieller pharmakologischer Akti-vitaumlt Im Mittelpunkt des Interesses ste-hen dabei Naturstoffe mit entzuumlndungs-hemmender antitumoraler und antibakte-rieller Aktivitaumlt (FWF-Projekt P14389)derNutzung sekundaumlrer Pflanzenstoffe (Ses-quiterpenlactone Flavonoide und pheno-lische Carbonsaumluren) als chemische Mar-ker fuumlr die Beantwortung von Fragen derTaxonomie und Systematik innerhalb derFamilie der Asteraceae und Apiaceae(FWF-Projekt P15594) derAnalytik und Qualitaumltsbeurteilung von(Arznei-)Pflanzen mit Hilfe der GCHPLC CE (CZE CEC MEKC) und ent-sprechender Kopplungstechniken (GCMS HPLCMS und CEMS) und der Suche nach pflanzlichen Wirkstoffen mitHilfe von Pharmakophormodelling undbdquoin Silico Screeningldquo

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Aus den Wurzeln des Edelweiszlig haben Innsbrucker Forscher einen Stoff gewonnender die Therapie von Gefaumlszligerkrankungen revolutionieren koumlnnte

Edelweiszlig gegen ArterioskleroseNeuer Wirkstoff koumlnnte Haltbarkeit von Bypaumlssen verbessern

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Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen vonFebruar 2009 bis Februar 2010 werden

sich in Wien mit Leben und Werk CharlesDarwins befassen

Drei fundamentale Kraumlnkungen kenntlaut Freud die Geschichte des MenschenDie erste Kraumlnkung fuumlgte der Menschheit dieEntdeckung zu daszlig sich die Erde um dieSonne dreht und wir uns nicht im Mittel-punkt des Universums befinden Fuumlr die drit-te Kraumlnkung uumlbernahm Freud selbst die Ver-antwortung Er wies nach daszlig wir nur einenbeschraumlnkten Teils des Bewuszligtseins kontrol-lieren Dazwischen war Darwin Er konntebeweisen daszlig Gott den Menschen nicht nachseinem Ebenbild erschaffen hatte ndash sonderndaszlig der Mensch dem Tierreich entstammt

Mit der Wiener Vorlesung bdquoEntzauberungder Welt ndash Beleidigung des Menschenldquostartete das von der Stadt Wien initiierteCharles-Darwin-Jahr 2009 bdquoEs sind nur we-nige geniale konsistente umfassende Ent-wuumlrfe die das gegenwaumlrtige wissenschaftli-che Weltbild geformt habenldquo so HubertChristian Ehalt Koordinator der WienerVorlesungen bdquoCharles Darwins Evolutions-theorie ist wohl der wichtigste und heutewirksamste darunterldquo

Am 3 Maumlrz lud die Oumlsterreichische Aka-demie der Wissenschaften (OumlAW) gemein-sam mit der Universitaumlt Wien und den Wie-ner Vorlesungen zum Symposium bdquoEvolu-tion ndash Die Grundlage fuumlr ein Verstehen desWandels in der Weltldquo Im Verlauf von vierTagen wurde untersucht wie die Evolutions-theorie sich in den verschiedenen wissen-schaftlichen Disziplinen abbildet ndash derBogen reichte von der Neurobiologie uumlberdie Oumlkonomie bis zur Kunstgeschichte

Anlaumlszliglich dieses Symposiums haben derBundesminister fuumlr Wissenschaft und For-schung Johannes Hahn und die OumlAW eineaktuelle Studie zu den Einstellungen der Oumls-terreicherinnen und Oumlsterreicher zur Evolu-tion praumlsentiert

Die von Prof Leopold Rosenmayr ge-meinsam mit dem Meinungsforschungsinsti-tut GfK Austria durchgefuumlhrte Befragungvon oumlsterreichweit uumlber 1500 Personen un-

terstreicht das Interesse und die Auseinan-dersetzung der Oumlsterreicher mit der Wis-senschaft

bdquoGerade in Krisenzeiten erkennen dieMenschen den unmittelbaren Nutzen derWissenschaft Wissen schafft nicht nurArbeit sondern auch Zukunft sowie Sicher-heit und gibt Orientierungldquo resuumlmierte derWissenschaftsminister vor Journalisten

In der Studie sprechen sich 71 Prozentder Befragten dafuumlr aus den wissenschaft-lichen Fortschritt noch staumlrker zu foumlrdernum auf diese Weise die anstehenden Pro-bleme bewaumlltigen zu koumlnnen 82 Prozent ga-ben an wissenschaftliche Erkenntnisse seiensehr bzw ziemlich wichtig fuumlr ihre persoumlnli-che Lebensgestaltung

Der Wissenschaftsminister folgert dar-aus bdquoDas bestaumlrkt mich als verantwortlicherMinister in dem Ansatz den ich in den letz-ten Wochen nicht zuletzt auch bei den Bud-getgespraumlchen vertreten habe Wissenschaftund Forschung gehoumlren zu den Motoren umdie Krise nicht nur zu bewaumlltigen sondernwieder richtig durchzustarten Um diesesVertrauen in die Wissenschaft zu rechtferti-gen benoumltigt es finanzielle Mittel und klareSchwerpunktsetzungenldquo

Auch andere Ergebnisse der Studie bele-gen den Stellenwert von Wissenschaft undForschung fuumlr die Menschen So wuumlnschtensich 76 Prozent der Befragten mehr Berichteund Diskussionen zur Entstehung des Men-schen uumlber 70 Prozent wollten mehr uumlberden Ursprung und die fruumlhe Evolution desLebens auf der Erde wissen bdquoMan sieht daszligdiese grundlegenden Fragen nichts an Rele-vanz und Aktualitaumlt eingebuumlszligt haben ImGegenteil der Mensch sucht nach seinerHerkunft nach seinen Wurzelnldquo

Aus den Ergebnissen der empirischenUntersuchung leitet WissenschaftsministerHahn auch einen Arbeitsauftrag fuumlr sich unddas Wissenschaftsressort ab bdquoWir muumlssennoch mehr in die Vermittlung der Leistungender Wissenschaft investieren Die Erkennt-nisse der Wissenschafter ndash gerade im Grund-lagenbereich ndash sollen den Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreichern noch besser und lebensna-her vermittelt werden beginnend im Kinder-garten und der Schuleldquo

Kardinal Christoph Schoumlnborn hat in sei-nem Referat anlaumlszliglich dieses Symposiumszur Entspannung in der Auseinandersetzungzwischen naturwissenschaftlicher Evolutions-theorie und biblischem Schoumlpfungsglaubenaufgerufen Zugleich wies er die kreationi-stische Lesart der biblischen Schoumlpfungs-erzaumlhlung entschieden zuruumlck und uumlbte Kri-tik an der bdquoIntelligent designldquo-Schule DieFrage nach bdquoUrsprung Weg und Ziel desLebensldquo betreffe jeden Menschen daherkoumlnne der Weg bdquonur im gemeinsamen Bemuuml-hen um ein immer besseres genaueres undtieferes Verstaumlndnisldquo liegen

Am 17 Maumlrz untersuchen Wissenschaft-ler der Universitaumlt Wien die Evolution desSchlafes unter dem Titel bdquoVom Urmenschenzum Uhrenmenschenldquo Eine Ausstellung imoumlffentlichen Raum laumlszligt den Betrachter dannab Juni auf den Spuren Darwins wandelnAuf Litfaszligsaumlulen und bdquoCity Lightldquo-Vitrinenwird die Reise mit der Beagle (so hieszlig derZweimastsegler mit dem Darwin reiste)nachvollzogen und das Leben und Werk Dar-wins vorgestellt Die Ausstellung beginntvor dem Naturhistorischen Museum fuumlhrt

Wien im Zeichen derEvolutionstheorie

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen im Charles-Darwin- Jahr der Stadt Wien ndashDarwin-Studie zeigt groszliges Interesse der Oumlsterreicher an Naturwissenschaften

Charles Darwin (1809-1882) in seinenneueren Jahren copy J Cameron 1869

uumlber Schottenring und Freyung zuruumlck bisvor das Voumllkerkundemuseum

bdquoHomo Sociobiologicus ndash Evolution derKooperation beim Menschenldquo nennt sicheine interdisziplinaumlre Universitaumltstagung beider Forscher der Soziobiologie Sozialwis-senschaften Anthropologie und Philosophiein Dialog treten und bei der die Relevanzvon Formen der Kooperation nachgewiesenwird anstatt das von Darwin entdeckteZusammenspiel von Mutation und Selektionbdquosozialdarwinistischldquo zu deuten

Die bildende Kunst naumlhert sich demThema unter dem Motto bdquoEvo Evoldquo Dievom Kuratorenteam Peter und IngeborgBraunsteiner gestaltete Ausstellung im Wie-ner Kuumlnstlerhaus richtet den Fokus vor allemauf die geistig-kulturellen Aspekte der Ent-wicklungsgeschichte ndash die Kulturevolutionund zeigt Kommentare und Positionen vondreiszligig bildenden Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-lern zu den Themen bdquoSchrift-Symbol-Spra-cheldquo bdquoGestalt und Formldquo bdquoZucht und Ord-nungldquo bdquoMensch und Tier (18 Septemberbis 22 Oktober Kuumlnstlerhaus Wien)

16 Veranstaltungen sind bis jetzt geplant ndashbis in den Februar 2010 hinein wo die ka-tholisch-theologische Fakultaumlt internationaleWissenschaftler die Frage bdquoEvolutionstheo-rie und Schoumlpfungsglaube ndash eine Heraus-forderung fuumlr Biologie Theologie und Phi-losophie sowie fuumlr den interdisziplinaumlrenDiskursldquo diskutieren laumlszligt (Februar 2010)

Der Forscher Charles Darwin

bdquoEs ist als ob man einen Mord begehtldquoerklaumlrte Charles Darwin (1809 ndash 1882) alser sich entschlossen hatte mit seinen Thesenan die Oumlffentlichkeit zu gehen Jahr um Jahrseit seiner Reise mit der Beagle (1831-1836) hatte er an seinem Werk bdquoUumlber dieEntstehung der Artenldquo gearbeitet hatte De-tail um Detail hinzugefuumlgt war aber immerwieder davor zuruumlckgeschreckt sein Werkauch zu publizieren Dabei waren die grund-legenden Thesen schon laumlngst ausformuliert

raquoKaplan des Teufelslaquo

Den Anstoszlig gab ein Konkurrent ndash oderbesser ein juumlngerer Kollege der unabhaumlngigvon Darwin zu aumlhnlichen Schluumlssen gekom-men war Der Naturforscher Alfred Wallacelieszlig Darwin sein Manuskript zukommen ndashund Darwin entschloszlig sich gemeinsam mitWallace seine Theorie zu publizieren Die Re-sonanz war wider Erwarten zunaumlchst geringDas aumlnderte sich erst als Charles Darwineineinhalb Jahre spaumlter im November 1859seine bdquoEntstehung der Artenldquo herausbrachte

Schlagartig wurde nicht nur Forschern klardaszlig hier einer das bisherige Weltbild auf denKopf stellte Arten entwickeln sich Alle We-sen sind untereinander verwandt Einen

Schoumlpfer brauchte es da nicht mehr Darwinmuszligte sich als bdquoKaplan des Teufelsldquo be-schimpfen lassen httpwwwcharles-darwin-jahrat

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Die Zusammenfassung der raquoStudie zu den Einstellungen der Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreicher zur Evolutionlaquo des BMWF und der OumlAW zum Downloadhttpwwwbmwfgvatfileadminuser_uploadaussendungEinstellungen_der_OEsterreicherInnen_zur_Evolutionpdf

Atemnotldquo der Zellen laumlszligt Tumore rasantwachsen WissenschafterInnen rund um

Univ-Prof Frank Madeo und ChristophRuckenstuhl vom Institut fuumlr Biowissenschaf-ten an der Karl-Franzens-Universitaumlt Grazkonnten in der Krebsforschung neue bahn-brechende Erkenntnisse gewinnen Anhandvon Baumlckerhefe hat das Team nachgewiesendaszlig verminderte Atmungsaktivitaumlt in Zelleneine Vorraussetzung fuumlr Tumorentstehung seinkann bdquoHefezellen sind mit jenen des Men-schen gut vergleichbar vor allem in PunktoZellwachstumldquo erklaumlrt Madeo bdquoKrebs istnichts anderes als ein wild wachsender Zell-haufen der ungewoumlhnlich viel Energie ver-brauchtldquo Ruckenstuhl und Madeo konntenzeigen daszlig die Reduzierung der Zellatmungden programmierten natuumlrlichen Zelltod dieso genannte Apoptose vermindert undZellen unkontrolliert uumlberleben laumlszligt bdquoDieseerhoumlhte Resistenz koumlnnte entscheidend zurTumorbildung und Boumlsartigkeit (Metastasie-rung) beitragenldquo bestaumltigt Madeo

Gleichzeitig ist den Grazer ForscherIn-nen mit diesem Modell der Beweis eines

Uumlberlebensvorteils von Zellen durch den sogenannten Warburg-Effekt gelungen DerBiochemiker Otto Warburg (Nobelpreis fuumlrMedizin 1931) beschrieb bereits in den1920er-Jahren daszlig ein maszliggeblicher Anteilder Energie in Krebszellen durch einfachenZuckerabbau (Glykolyse) generiert wird beigleichzeitiger Verminderung der Atmung

Erhoumlhte Atmungsaktivitaumlt hingegen hemmtdas Wachstum von Tumoren Ob damit auchder Kampf gegen Krebs erleichtert wird undsich damit neue Therapie-Moumlglichkeitenauftun sind fuumlr Madeo ndash noch ndash Spekulatio-nen Der Molekularbiologe verweist jedochauf Auffaumllligkeiten bdquoInteressanterweise istAusdauersport eine der besten vorbeugendenMaszlignahmen gegen Krebs Dabei wird so-wohl die Sauerstoffversorgung des Koumlrperserhoumlht als auch Zucker verbraucht ndash beidesklassisch nach der Warburg-Hypothese Giftfuumlr die Krebszelleldquo

Die Arbeit wurde im renommierten US-amerikanischen Fachjournal PLoS ONE ver-oumlffentlicht httpdxplosorg101371journalpone0004592

Krebsforschung Erfolg der Uni GrazAbnehmende Zellatmung wachsende Tumore

Ruszliglands erster Hochgeschwindigkeits-zug bdquoVelaro RUSldquo der von Siemens in

Serie gebaut wird wurde jetzt im Klima-Wind-Kanal getestet um die extrem hartenWitterungsbedingungen russischer Winterim Fahrbetrieb zu simulieren Selbst beiSchneestuumlrmen mit 250 kmh Windgeschwin-digkeit und Auszligentemperaturen von bis zuminus 40 Grad Celsius blieb der Velaro vollbetriebsfaumlhig und dabei behaglich fuumlr dieMenschen im Zug Ab Ende 2009 werden diebis zu 250 kmh schnellen Triebzuumlge zunaumlchstdie Metropolen Moskau und St Petersburgverbinden spaumlter sollen sie auch zwischenMoskau und Nishni Novgorod fahren DenAuftrag fuumlr acht dieser Superzuumlge und derenWartung uumlber 30 Jahre hinweg hatte Sie-mens bereits 2006 erhalten

Die Klimatests in der Rail Tec ArsenalFahrzeugversuchsanlage (RTA) in Wien be-staumltigen daszlig alle Elemente des Zuges wieTechnik Isolation und Schmierstoffe fuumlr dieextremen klimatischen Bedingungen in Ruszlig-land richtig ausgelegt sind und durchwegszuverlaumlssig arbeiten So tobten gewaltige

kuumlnstliche Schneestuumlrme mit Massen kleinerFlocken aber auch mit groszligflockigem Naszlig-schnee durch den 100 Meter langen Klima-

Wind-Kanal Trotzdem froren weder die rie-sige Frontscheibe noch die Luftansaugstut-zen auf dem Dach die Fenster oder Auszligen-

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Wissenschaft amp Technik

Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal

Der schnellste Zug Ruszliglands in kuumlnstlicher Schnee- und Eishoumllle

In der Klimakammer der Testanlage Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien beweist der Velaro RUS dass er selbst bei extremer Kaumlltesicher funktioniert Beispielhaft erproben das die Siemens-Ingenieure an einem Mittelwagen und am Triebkopf Im Klima-Wind-Kanal erzeugen sie sogar Blizzards auf Knopfdruck Alle Fotos Siemens-Pressebild

Auch im Unterflurbereich klebt beim Kaumlltetest der Schnee Hier sind beim Velaroder Antrieb und alle Technikmodule untergebracht statt wie bei herkoumlmmlichenZuumlgen in zwei Lokomotiven vorne und am Ende des Zuges

tuumlren am Velaro zu Alle Sicherheitsfunktio-nen an Bord bestanden saumlmtliche Testanfor-derungen

Zum Test der Klimaanlage wurden imZugkopf sowie einem Mittelwagen desVelaro rund 800 verschiedene Sensoren an-gebracht die unter anderem die Lufttempe-ratur Oberflaumlchentemperatur Luftgeschwin-digkeit Luftdruck und Luftfeuchtigkeitmessen Rote Heizmatten und Luftbefeuch-ter im Fahrgastraum simulieren reale Be-triebsbedingungen Selbst mit dieser Be-lastung soll ein Zustand erreicht werden deruumlberall im Zug fuumlr die gleiche thermischeBehaglichkeit sorgt ndash ein Zustand den moumlg-lichst viele Menschen als behaglich empfin-den Denn auch die russische Bahn legt beimVelaro entscheidenden Wert darauf daszlig dieFahrgaumlste die Lufttemperatur die Luftfeuch-te die Luftbewegung und die Waumlrmestrah-lung der Umgebung stets als optimal emp-finden und weder waumlrmere noch kaumlltere we-der trockenere noch feuchtere Raumluft wuumln-schen

Oumlsterreichische Wertschoumlpfung

Die fuumlr den Auftrag benoumltigten 176 StuumlckHigh-tech-Drehgestelle werden im Siemens-Werk Graz gefertigt Das Fahrwerk aus derSF500 Familie (SF500 RU) wurde auf dierussische Breitspur (1520 Millimeter gegen-uumlber der 1435 Millimeter Normalspur) aufFahrgeschwindigkeiten bis 300 Kilometer jeStunde und fuumlr den Tieftemperatureinsatz biszu minus 50 Grad Celsius ausgelegt Damiterfuumlllen sie die derzeit guumlltigen EN-Normensowie auch die staatlich russischen GOST-Normen

Der fuumlr Ruszligland in vielen technischenDetails weiterentwickelte Velaro gilt als derweltweit modernste Hochgeschwindigkeits-zug Die zehnteiligen Triebzuumlge haben eineGesamtlaumlnge von 250 Metern und bieten be-quem Platz fuumlr 604 Fahrgaumlste Die Laumlnge derBahnsteige in Ruszligland macht es moumlglichdass die Zuumlge uumlber zwei Wagen mehr verfuuml-gen und somit 50 Meter laumlnger sind als bei-spielsweise der bdquoVelaro Eldquo der spanischenBahn

Ruszligland gilt als einer der am meistenwachsenden Bahnmaumlrkte der naumlchsten Jahr-zehnte Ein Entwicklungsprogramm der rus-sischen Regierung sieht vor bis in das Jahr2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Aus-bau des Schienennetzes und in neue Zuumlge zuinvestieren In den naumlchsten Jahren sollen et-wa 20000 Kilometer Bahnstrecke entstehendavon 1500 Kilometer Hochgeschwindig-keitsstrecken

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Wissenschaft amp Technik

Morgendliches Duschen Zaumlhneputzenkleine und groszlige Geschaumlfte Waumlsche

waschen Geschirr spuumllen die Liste laumlszligt sichfortsetzen Das Wasser das wir Tag fuumlr Tagverbrauchen landet in der Kanalisation mitallen darin enthaltenen natuumlrlichen undkuumlnstlichen chemischen Substanzen 98 Pro-zent des in Wien produzierten Abwassers en-den in der Simmeringer HauptklaumlranlageDort betreibt Norbert Kreuzinger Assistenz-professor am Institut fuumlr Wasserguumlte Res-sourcenmanagement und Abfallwirtschaftder Technischen Universitaumlt Wien mit sei-nem Team eine Versuchsklaumlranlage SeinZiel ist auch die nach der gruumlndlichen biolo-gischen Reinigung noch verbleibendenSpurenschadstoffe die chemisch sehr wider-standsfaumlhig sind aus dem Wasser herauszu-holen

Ein bunter Cocktail

bdquoWir zweigen knapp ein Prozent desWassers ab das aufbereitet aus der Haupt-klaumlranlage Simmering herauskommt behan-deln es weiter und untersuchen welche Rest-stoffe in welchen Mengen noch enthaltensindldquo erklaumlrt Kreuzinger Und Reststoffegibt es dort viele Ruumlckstaumlnde von Pharma-zeutika wie Schmerzmittel und Entzuumln-dungshemmer zum Beispiel aber auch be-sonders widerstandsfaumlhige Roumlntgenkontrast-mittel sind da zu finden Oder ein bunterCocktail aus in den Badezimmern abgewa-schenen Kosmetika wenn auch in sehr klei-nen Mengen wie Kreuzinger einraumlumtbdquoGrundsaumltzlich sieht es mit der Qualitaumlt dergeklaumlrten Abwaumlsser bei uns gut ausldquo meinter Das hat auch eine Studie uumlber das Vor-kommen von Hormonen in oumlsterreichischenGewaumlssern bestaumltigt die von einem groszligeninterdisziplinaumlren Forscherteam vor mittler-weile fuumlnf Jahren publiziert wurde

Kuumlnstlich haltbar gemacht

Dennoch nehmen die Behoumlrden in Oumlster-reich und der EU das Thema Spurenschad-stoffe im Abwasser weiterhin sehr ernstZum einen weil in Untersuchungen gezeigtwerden konnte das gewisse Stoffe auch in

sehr kleinen Konzentrationen negative Aus-wirkungen auf Gewaumlsserorganismen habenkoumlnnen bdquoGerade Medikamente oder Kosme-tika werden chemisch so gebaut daszlig sie imKoumlrper moumlglichst langsam oder gar nicht ab-gebaut werden sie sollen ja moumlglichst langewirkenldquo sagt der Forscher Umso groumlszliger istdie Herausforderung auch diese Stoffe beimKlaumlrvorgang aus dem Wasser herauszube-kommen

Chemische Radikalkur

Kreuzingers Zugang die Spurenschad-stoffe unschaumldlich zu machen klingt zu-naumlchst simpel In seiner Versuchsanlage setzter dem Wasser Ozon zu bdquoDabei entstehen sogenannte Sauerstoffradikale das sind che-misch sehr aktive einzelne Sauerstoffato-meldquo erklaumlrt er das Prinzip Mit ihnen kannman vergleichsweise groszlige Molekuumlle wie esdie allermeisten Reststoffe sind in kleinereEinheiten zerlegen Damit verlieren sie ihreurspruumlngliche Wirkung und sind zudem bio-logisch besser abbaubar als die widerstands-faumlhigen Ausgangsstoffe

Auch hier Grundlagenforschung

In der Umweltchemie wie auch anders-wo gilt Man findet grundsaumltzlich nur dieSubstanzen die man schon kennt Fuumlr einigeder im Abwasser vermuteten Stoffe gibt esnach wie vor keine Nachweistests bdquoIn denletzten Jahren sind in der Entwicklung neuerNachweismethoden aber groszlige Fortschrittegemacht wordenldquo sagt Kreuzinger Nebenden Spurenschadstoffen selbst untersuchtsein Forschungsteam auch moumlgliche Wir-kungen der mit Ozon geknackten Substan-zen auf Lebewesen bdquoWir testen das von unsbehandelte Abwasser mit standardisiertenoumlkologischen Tests beispielsweise an Algenund Bakterien um herauszufinden ob diedurch unsere Ozonbehandlung entstehendenchemischen Spaltprodukte einen negativenEffekt auf Organismen habenldquo erklaumlrt erDie Tests laufen gerade weitere Ergebnisseerwarten die Forschenden bis zum Herbstdieses Jahres httpwwwtuwienacat

Alltags-Chemieim Abwasser

Neue Methoden an der TU Wien chemische Spuren-schadstoffe im Abwasser unschaumldlich zu machen

Der internationale zweistufige Architek-turwettbewerb fuumlr die Neugestaltung

der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien wurde paral-lel fuumlr mehrere Gebaumludekomplexe durchge-fuumlhrt Im Rahmen des Preisgerichts ist dieEntscheidung auf folgende Projekte gefal-len Zaha Hadid Architects ndash Zaha HadidDeutschland Library amp Learning Center(LLC) Atelier Hitoshi Abe ndash Hitoshi AbeJapan Departmentgebaumlude (O2) EstudioCarme Pinos ndash Carme Pinos Spanien De-partmentgebaumlude (W1) NOMAD Arquitec-tos ndash Eduardo Arroyo Spanien ExecutiveAcademy (W1-EA) CRABstudio Archi-tects ndash Peter Cook England Departmentge-baumlude (W2)

Die Masterplanung von BUSarchitekturlegt fuumlr den neuen Universitaumltscampus dieInfrastrukturplanung und Freiflaumlchengestal-tung fest und teilt das Projekt in mehrereBaufelder ein Gegenstand des nun beende-ten Architekturwettbewerbs waren fuumlnf Ge-baumludekomplexe die auf Basis der Master-planung gestaltet wurden Mit dem vonBUSarchitektur geplanten Houmlrsaalzentruminklusive Institutsgebaumlude (O1) entsteht aufrund 90000 msup2 groszligen Areal eine architek-

tonische Vielfalt die rund 102000 msup2 Nutz-flaumlche umschlieszligt

bdquoDer Neubau der WU ist aus doppelterSicht ein Impuls fuumlr die Wirtschaft Erstensbringt er die lange geplante bauliche Moder-nisierung fuumlr Lehre und Forschung in denWirtschaftswissenschaften Zweitens ist derBau ein wichtiger Teil des Konjunkturpaketsder Bundesregierung Die neue WU schafft

nicht nur Wissen sie schafft mit Baukostenvon rund 250 Millionen Euro vor allem auchWachstum und Beschaumlftigungldquo so Bundes-minister Johannes Hahn

Bautenstadtrat Rudolf Schicker streichthervor daszlig bdquomit dem neuen Campus dieBedingungen fuumlr die Studierenden an dieseroumlsterreichischen Spitzenuniversitaumlt nochbesser werden Der Campus liegt in einem

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Architektur

Neubau der WU WienDie Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtet gemeinsam mit der Bundes-immobiliengesellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehre und Forschung

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Sieger des Architekturwettbewerbs zum Baufeld W1D der Departments und einer Spezialbibliothek ist Estudio Carme Pinoacutes SL aus Barcelona

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sehr dynamischen Stadtteil mit hochwertigerArchitektur und wird hier weitere spannendeAkzente setzen Der Standort besticht durchseine Anbindung ans U2-Netz und die Naumlhezum Gruumlnen Prater Forschung Bildung Er-holung und Freizeit koumlnnen hier auf engstemRaum optimal verknuumlpft werdenldquo

Leben und Lernen am Campus

Die Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtetgemeinsam mit der Bundesimmobilienge-sellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehreund Forschung Ziel einer qualitativen undquantitativen Verbesserung fuumlr Studierendeund Forschende ist das Konzept einer mo-dernen dienstleistungsorientierten Universi-taumlt bdquodie ein Leben und Lernen am Campusermoumlglicht foumlrdert und durch die Beduumlrf-nisse der Studierenden gepraumlgt istldquo soRektor oUnivProf Christoph Badelt uumlberdie Visionen und Anforderungen eines urba-nen Campus Die WU nimmt mit dem Neu-bau aktiv am staumldtischen Leben teil und ge-

staltet den Campus fuumlr die Oumlffentlichkeit zu-gaumlnglich und attraktiv

Als naumlchster Schritt des Projekts stehendie Vertragsverhandlungen mit den einzel-

nen Architekturbuumlros im Mittelpunkt bdquoWirhoffen auf eine schnelle Einigung denn dasambitionierte Ziel der Start der Arbeiten amCampus 2009 soll beibehalten werdenUnser Fahrplan sieht nun die Eroumlffnung derPlanungsphase mit Jaumlnner 2009 vor um diedaraus resultierenden Bauplaumlne mit Herbst2009 behoumlrdlich einzureichenldquo erlaumlutertBIG-Geschaumlftsfuumlhrer Christoph Stadlhuber

Auftraggeber ist die von WU und BIGgemeinsam gegruumlndete ProjektgesellschaftWirtschaftsuniversitaumlt Wien Neu GmbHStart der Arbeiten am Campus zwischenMessezentrum und Prater ist 2009 Im Stu-dienjahr 20122013 soll der neue Campusder Wirtschaftsuniversitaumlt in Betrieb gehen

Der Freiraum am Campus WU

Der Campus ist eine Sequenz von inein-ander greifenden Raumlumen Die Gebaumlude aufden Baufeldern qualifizieren den Raum inarchitektonischer Hinsicht Das Leitbild des

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Architektur

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) bildet sowohl symbolisch als auch raumlumlich das Zentrum des neuen Campus der WU

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld W2 ist CRABstudio aus LondonAuf W2 werden neben Departments Forschungsinstituten und der SpezialbibliothekWirtschaftsrecht vor allem auch jene Dienstleistungseinrichtungen angesiedelt

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld O2 ist Atelier Hitoshi Abe SendaiNeben Services von externen Anbietern werden hier die Spezialbibliothek Wirt-schaftssprachen das Department fuumlr Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikationund betriebswirtschaftliche Departments untergebracht

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Masterplans bestimmt auch die Gestaltungder Freiraumlume Ein Gewebe von innen- undauszligenliegenden Raumlumen definiert durch diePosition der Eingaumlnge in bezug auf diePlaumltze erzeugt die geforderte Atmosphaumlre

Der Freiraum im neuen Campus der WUWien ist Umfeld und Kontext fuumlr die archi-tektonischen Objekte Als Umfeld definierter Raumlnder und Schnittstellen zum bdquoNach-barfeldldquo sowie raumlumliche Sequenzen zur

Bildung einer Gesamtheit Als Kontext bil-det er Stationen des aktiven Austausches undOrte der introvertierten Lehre und For-schung Der Campus ist als bdquoWalk AlongParkldquo konzipiert und bildet in den verschie-

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Architektur

Das Baufeld O1 wird durch die Sieger des Generalplanerwettbewerbs BUSarchitektur ZT GmbH aus Wien gestaltet Mit demHoumlrsaalzentrum und der Mensa wurden hier zwei klassische Studierendenfunktionen mit groszliger Nutzerfrequenz angesiedeltIm Houmlrsaalzentrum konzentrieren sich die Houmlrsaumlle sowie ungefaumlhr die Haumllfte der Seminarraumlume des Campus

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) beinhaltet die Hauptbibliothek als Zentrum des Studierens und Forschens die Studie-renden-Arbeitsplaumltze des Learning Centers sowie eine groszlige Aula die als Veranstaltungsort der raquoNabellaquo der WU sein soll

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denen Stationen Platzsequenzen die uumlberGassen im Gruumlnen zu den spezifischen Be-reichen fuumlhren Die Sequenzen sind so ge-staltet daszlig jeder bdquoBildungswegldquo auch einErlebnisweg wird Wichtig fuumlr die Umset-zung der Lagequalitaumlt ist der immer gegen-waumlrtige Sichtbezug zum Gruumlnen Prater

Funktionelle Gliederung des Campus

Der Campus erfuumlllt neben den gesell-schaftlichen Funktionen der Wirtschaftsuni-versitaumlt auch soziale Funktionen im staumldti-schen Leben sowie Funktionen der Auf-wertung des Standortes und der gesamtenRegion Diese in einem breiteren Kontexteingebetteten Funktionen werden in denHandbuumlchern zur Masterplanung fuumlr denArchitekturwettbewerb naumlher dargestelltDie technischen Funktionen des Campuswerden in den Unterlagen zum IntegralenLeitkonzept der Masterplanung und in dentechnischen Berichten der jeweiligen Fach-planer beschrieben An dieser Stelle wird dieraumlumliche Konfiguration des Campus infunktioneller Hinsicht dargestellt Die raumlum-lichen Funktionen des Campus bestehen imwesentlichen in der Trennung zwischenStadtraum und Campus durch eine gruumlneGrenze und deren Uumlbergang in den Campus-raum in der Ausbildung einer Platzsequenzvon sechs Plaumltzen mit jeweils unterschiedli-chem Ambiente im Campusinneren und inder Abgrenzung einzelner Baufelder mitunterschiedlichem Nutzungsmix durch dieDefinition der Baufelder im Masterplan unddurch das Raum- und Funktionsprogramm

Die gruumlne Grenze um den Campus

Der gesamte Campus wird durch Baumlumeund Straumlucher also eine natuumlrliche gruumlneGrenze umgeben Diese bildet einen Filterzum Stadtraum und zum StraszligenverkehrUumlber sechs Eingaumlnge und fuumlnf Passagenkann der Campus 24 Stunden lang betretendurchquert und verlassen werden Der Gink-gobaum praumlgt als kontinuierliches Elementdiese Grenze In Japan ist der Ginkgobaumder meistgepflanzte Straszligenbaum und erwurde in den letzten Jahren auch bei unsimmer haumlufiger gepflanzt Seine Wider-standsfaumlhigkeit der schlanke Wuchs und dieintensive Herbstfaumlrbung machen ihn beson-ders wertvoll Die gruumlne Grenze des Campussetzt sich aus verschiedenen raumlumlichen Si-tuationen zusammen Die Beziehung zwi-schen der gruumlnen Grenze und den zentralenRaumlumen des Campus verlaumluft in verschiede-nen Schichten die raumlumlich wahrnehmbarwerden Ein breiter Filter aus Ginkgo in ge-

ordneten Gruppen verlaumluft suumldseitig vonBaufeld W2 Der Fuszlig- und Radweg wirdlinear gefuumlhrt Einzelne Sitzelemente beglei-ten den Weg im unmittelbaren Gebaumlude-umfeld Vereinzelte Heckenbloumlcke wirkenals gliedernde Elemente

Die Plaumltze auf dem Campus

Sechs Plaumltze strukturieren den oumlffent-lichen Raum innerhalb des Campus in Formeiner Platzsequenz Jeder Platz wurde aufdie Funktionen und Proportionen der jeweilsbenachbarten Baufelder abgestimmt

Die aumluszligere Erschlieszligung

Die Gestaltung des WU-Campus staumlrktdurch offene helle die Kommunikation foumlr-dernde Strukturen das Sicherheitsgefuumlhl derNutzerInnen Die attraktiven Freiraumlume ladenzum Verweilen ein und tragen zur Belebungdes Campusgelaumlndes bei ndash eine Grundvor-aussetzung fuumlr informelle soziale KontrollePotentielle Angstraumlume werden durch eineuumlbersichtliche Wegfuumlhrung vermieden alleZugaumlnge zur Tiefgarage sind natuumlrlich be-

lichtet Eine direkte Zuordnung der Gebaumlude-zugaumlnge zum oumlffentlichen Campusraum wirdangestrebt Der Campus ist grundsaumltzlichFuszliggaumlngerzone Die Garagenzufahrt fuumlrPKW und Hauptanlieferung ist beim oumlstli-chen Zugang situiert Muumlll wird dezentral inMuumlllraumlumen im Untergeschoszlig gesammeltund zum Ladehof in der Tiefgarage ver-bracht Fuumlr die Executive Academy und denwestlichen Teil des Baufeldes W2 sind ober-irdische Muumlllraumlume mit Zufahrtsmoumlglichkeitvorgesehen Die Zugaumlnge zur Tiefgaragesind auf den Plaumltzen 3 4 5 und 6 angeord-net Lichthoumlfe um die verglasten Treppen-haumluser bringen Tageslicht ins UntergeschoszligEs werden die Personenstroumlme die von derGarage kommen uumlber die Plaumltze in die Ge-baumlude geleitet Dies dient einerseits derSicherheit (keine oumlffentlichen Liftzugaumlngeim Untergeschoszlig mit Ausnahme der Anlie-ferung und der RollstuhlbenutzerInnen)andererseits wird dadurch eine urbaneSituation auf den Plaumltzen hergestellt mit derMoumlglichkeit zu informellen Kontakten httpwwwwu-wienacat

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Architektur

Der neue WU Campus schafft im Rahmen der europaumlischen Studienordnung eineraumlumliche Umsetzung der Bologna-Strukturen Die Optimierung der Infrastruktursteht im Sinne einer dienstleistungsorientierten Lehre im Vordergrund Das Raum-konzept unterstuumltzt ein Studieren und Forschen auf einem ganztaumltig und ganzjaumlh-rig geoumlffneten Campus

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Die einmalige Zusammenschau bestehtaus Werken von rund 70 Kuumlnstlern und

zeigt die erstaunliche Vielfalt an hohenBegabungen durch die sich das hollaumlndischeGoldene Jahrhundert auszeichnet

Das reiche thematische Spektrum spie-gelt die buumlrgerliche Kultur des Landes widerund umfaszligt die heimische wie die idealisier-te Landschaft die Stadtansicht und dasMeeresstuumlck sowie das Portrait das Bauern-genre den buumlrgerlichen Alltag und dasBlumenstillleben Als Kristallisationspunktder Ausstellung praumlsentiert sich Rembrandtin seiner genialen Vielseitigkeit

Das Goldene Zeitalter

Im 17 Jahrhundert erlebten die Nieder-lande eine einmalige Bluumlte im Bereich derWirtschaft in zahlreichen Zweigen des Ge-werbes ndash insbesondere des Schiffsbaus ndash undder bildenden Kuumlnste Nach der Trennung

der Noumlrdlichen von den Suumldlichen Nieder-landen im Jahr 1579 uumlbernahm Amsterdamvon Antwerpen die Monopolstellung alsweltweit wichtigster Umschlagplatz fuumlr denSeehandel Aus den ost- und westindischenKolonien bezogen die Niederlaumlnder die dieWeltmeere zum Groszligteil beherrschten ihreReichtuumlmer Die Tatsache daszlig in der Repub-lik der Sieben Vereinigten Niederlande diePatrizier und die Buumlrger die fuumlhrende Rollespielten war im internationalen Vergleichein auszligergewoumlhnliches Phaumlnomen Fuumlr diebildenden Kuumlnste war diese Situation vonentscheidender Bedeutung Der Besitz vonKunstwerken wurde fuumlr die wohlhabendenHausbesitzer die ihre Interieurs mit Oumllge-maumllden aber auch mit Arbeiten auf Papierund Pergament ausstatteten zum Statussym-bol gesammelt wurde aber auch aus reinemInteresse Erworben wurden die begehrtenObjekte im Handel oder unmittelbar von den

Kuumlnstlern Diese wiederum durch den freienMarkt zu einer groszligen Produktion angeregtentfalteten binnen kurzer Zeit eine Vielzahlan innovativen lebensnahen Bildgattungendie dem Geschmack und den Beduumlrfnissendes Kaumluferpublikums und auch ihrer eigenenOrientierung entsprachen Zu nennen sind hierin erster Linie die heimische Landschaft ndashderen Entdeckung zu den Pionierleistungendes niederlaumlndischen Goldenen Jahrhundertszaumlhlt ndash die Stadtansicht das Marinestuumlckdas Genrebild und das Stillleben Auch diePortraumltkunst stand im Zeichen der buumlrger-lichen Kultur und erlebte ndash als Ausnahmeer-scheinung innerhalb der international ge-pflegten aristokratischen Bildnis-Tradition ndasheine ungekannte Bluumlte Mit groszligem Erfolgkonzentrierten sich zahllose Kuumlnstler auf be-stimmte Spezialgebiete Diese Aufteilung inverschiedene Spezialismen wirkte sich auchauf die technische Praxis aus Neben der

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Kultur

Aelbert Cuyp Weide mit Kuumlhen und Hirten 1641-43 copy Residenzgalerie Salzburg

Das Zeitalter RembrandtsDie Ausstellung von 4 Maumlrz bis 21 Juni 2009 zeigt in der Albertina Wien rund150 Werke aus dem eigenem Bestand des niederlaumlndischen 17 Jahrhunderts

ergaumlnzt um ca 40 Oumllbilder aus oumlsterreichischen und internationalen Sammlungen

Malerei spielte die Zeichnung im niederlaumln-dischen 17 Jahrhundert eine weitgehendautonome Rolle Abgesehen von den demeigenen Gebrauch dienenden bdquonach demLebenldquo gezeichneten Studien stimmten dieKuumlnstler ihre zeichnerische Produktion viel-fach auf den kommerziellen Bedarf ab Ge-fragt waren nicht nur minutioumls durchgefuumlhr-te oft groszligformatige Kompositionen die derRaumausstattung dienten auch die intimengleichsam spontan nach der Wirklichkeitgezeichneten im Grunde aber sorgfaumlltigkomponierten monochromen Skizzen fan-den reiszligenden Absatz Dabei wirken diesefuumlr den Markt geschaffenen zumeist signier-ten und datierten Werke keineswegs glattoder routiniert sondern zeichnen sich ndash imGegenteil ndash oft durch ein Houmlchstmaszlig anSubtilitaumlt aus Charakteristischerweise ver-mitteln die auf Papier oder Pergament aus-gefuumlhrten Arbeiten aufgrund der Vielzahl anTechniken Funktionen und Anwendungsbe-reichen ein weitaus differenzierteres Bild alsdie Oumllgemaumllde

Die niederlaumlndischenZeichnungen der Albertina

Diese kaleidoskopische Vielfalt an kuumlnst-lerischen Begabungen und technischen Aus-praumlgungen findet im Albertina-Bestand derniederlaumlndischen Zeichnungen des 17 Jahr-hunderts die zum Groszligteil von ihrem Gruumln-der Herzog Albert von Sachsen-Teschenerworben wurden ihren eindrucksvollenNiederschlag Mit einem erstaunlichem Ge-spuumlr fuumlr ausgewogene Repraumlsentanz undkuumlnstlerische Qualitaumlt baute der prominenteSammler ndash durch seine Generalstatthal-terschaft (1781-1792) der OumlsterreichischenNiederlande in Bruumlssel mit diesem Gebietvertraut ndash seinen Bestand der niederlaumlndi-schen Zeichnungen auf So sind neben demhohen Anteil an Zeichnungen von Rem-brandt und anderen groszligen Kuumlnstlern zahl-reiche Raritaumlten von weniger bekanntenaber houmlchst bemerkenswerten Talenten an-zutreffen Obwohl sich die Zuschreibungs-lage vor allem bei den groszligen Meistern seit-dem oft dramatisch geaumlndert hat ist dieAnzahl der einwandfrei zuordenbaren Werkeimmer noch so groszlig daszlig die Albertina heutein der Lage ist aus eigenem Bestand einenrepraumlsentativen und hochrangigen Uumlberblickuumlber die Zeichenkunst des niederlaumlndischenGoldenen Jahrhunderts zu bieten ndash ergaumlnztum eine konzentrierte Auswahl von Houmlhe-punkten aus dem Bereich der DruckgraphikDaszlig das Gesicht der Ausstellung zu einemwesentlichen Teil von sorgfaumlltig bearbeite-

ten vollstaumlndig durchgefuumlhrten Zeichnun-gen bestimmt wird die dem Charakter unddem Status von Oumllbildern nahe kommen istauf zwei Faktoren zuruumlckzufuumlhren Erstensist diese auf Repraumlsentation ausgerichtete Dar-stellungsart im niederlaumlndischen 17 Jahr-hundert uumlberhaupt reich vertreten zweitenszeigte Herzog Albert dem Geschmack undder Orientierung seiner Zeit entsprechendgerade fuumlr solche bdquoBilder auf Papierldquo einbesonderes Interesse Waumlhrend sich die 1993von der Albertina veranstaltete AusstellungbdquoDie Landschaft im Jahrhundert Rembrandtsldquoeinem umfassenden Spezialgebiet gewidmethat entfaltet sich in der gegenwaumlrtigen Aus-wahl das ganze thematische Spektrum desniederlaumlndischen 17 Jahrhunderts Ergaumlnztwerden die insgesamt 150 Albertina-Blaumlttervon denen viele bislang nicht oder kaumpubliziert wurden von rund 40 herausragen-den Oumllbildern aus oumlsterreichischen und inter-

nationalen Sammlungen Die Gemaumllde tre-ten mit den Arbeiten auf Papier und Per-gament in einen anregenden und vielschich-tigen Dialog

Zur Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich zum Groszlig-teil chronologisch in zeitlich bestimmte oderthemenorientierte Gruppen im Einzelfall ndashso bei Rembrandt Harmensz van Rijn undJan van Goyen ndash steht eine Kuumlnstlerpersoumln-lichkeit im Mittelpunkt

Tradition und Aufbruch

Dieser Abschnitt ist der Zeit um 1600 ge-widmet in der sich in der Landschaftskunstwie auch in der Tier- Portraumlt- und Genre-darstellung der faszinierende Uumlbergang vomflaumlmisch dominierten Spaumltmanierismus zuverschiedenen Formen des Realismus voll-

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Kultur

Rembrandt Harmensz van Rijn Selbstbildnis am Fenster auf einer Radierplattezeichnend 1648 copy Albertina Wien

zog Zu den wichtigsten Kuumlnstlern dieserGruppe zaumlhlen Hendrick Goltzius JacobMatham Jacques de Gheyn Jacob undRoelandt Savery Gillis van ConinxlooDavid Vinckboons

Aspekte des fruumlhen Realismus

Aus den Beispielen dieser Gruppe gehthervor wie die niederlaumlndischen Kuumlnstler zuBeginn des 17 Jahrhunderts die sichtbareWirklichkeit allmaumlhlich erobert haben Pio-niere der neuen realistischen Landschafts-gattung die sich zunaumlchst in Haarlem entfal-tete waren Esaias van de Velde und dessenCousin Jan van de Velde II Im weiter oumlstlichgelegenen Kampen wiederum entwickelte

Hendrick Avercamp in seinen dicht bevoumll-kerten Eisszenen und sommerlichen Fluszlig-ansichten eine ganz eigene hollaumlndisch ge-praumlgte Bildsprache die von der Buntheit flauml-mischer Beispiele inspiriert wurde Voneinem akribischen Realismus sind die Por-traumltzeichnungen des Leidener KuumlnstlersDavid Bailly

Jan van Goyen und sein Kreis

Aufgrund seiner uumlberragenden Bedeu-tung wird dem Maler und Zeichner Jan vanGoyen ein eigenes Kapitel gewidmet In den1630er- und 1640er-Jahren war dieser Kuumlnst-ler der Hauptvertreter der monochromen alstonalistisch bezeichneten Richtung der Land-schaftsmalerei Als Zeichner war er vorallem in den 1650er Jahren produktiv wobeier ndash ebenso wie der Mitbegruumlnder der tonali-stischen Richtung Pieter de Molyn ndash dieschwarze um graue Lavierungen ergaumlnzteKreide zur Wiedergabe atmosphaumlrischerEffekte einsetzte Mit der Malerei von Janvan Goyen zeigen die stimmungsvollenFluszligansichten von Salomon van Ruysdaeleine besondere Affinitaumlt

Rembrandt Harmensz van Rijn

Den Kristallisationspunkt der Ausstel-lung bildet die Gruppe von GemaumlldenZeichnungen und Radierungen von Rem-brandt der als genialer Einzelgaumlnger dievielfaumlltigsten Anregungen zu einer einmali-gen Synthese fuumlhrte In der hier gezeigtenAuswahl die sich zeitlich von den fruumlhenLeidener Jahren um 1626 bis zur spaumltenSchaffenszeit um 1660 erstreckt zeigt sich

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Kultur

oben Rembrandt Harmensz van RijnJunge Frau bei der Toilette um 1635copy Albertina Wien

rechts Adriaen van OstadeDorfschenke mit vier Figuren 1635copy Residenzgalerie Salzburg

das ganze Spektrum seines universellenKuumlnstlertums wie auch seiner technischenund thematischen Vielseitigkeit Vertretensind das Historienbild ndash die fuumlr Rembrandthoumlchste und anspruchsvollste Stufe derMalerei ndash die Landschaft das Bildnis dasAutoportraumlt sowie die Figuren- und Tier-darstellung Die Radierungen und Kaltnadel-arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasenzeugen von seinem fortwaumlhrenden Drang zumExperiment der in den verschiedenen Druck-zustaumlnden der bdquoKreuzigungldquo und bdquoChristuswird dem Volke vorgefuumlhrtldquo an kaum fassba-re Grenzen reicht

Bildnis Figur und Genre

Dieses groszlige Kapitel konzentriert sichauf die zweite Jahrhunderthaumllfte und umfasstverschiedene Kuumlnstlergruppen und Themen-kreise Die Rembrandt-Schuumller GovaertFlinck Nicolaes Maes und Gerbrand vanden Eeckhout entwickelten das bei ihremLehrer geuumlbte von Lichtwirkungen geleiteteStudium bdquonach dem Lebenldquo in divergierendeRichtungen weiter Zu den beruumlhrendstenWerken der Ausstellung zaumlhlt zweifellos daslaumlchelnde kleine Selbstbildnis von Mosester Borch einem houmlchst talentierten Zeich-ner und jungverstorbenen Bruder des groszligenMalers Gerard ter Borch In den bildmaumlszligi-gen Zeichnungen des Haarlemer Portraumlt-kuumlnstlers Cornelis Visscher und in denFigurenstudien seiner gleichfalls in Haarlemtaumltigen Kollegen Cornelis Dusart und Salo-mon de Bray wirkt die uumlberragende Golt-zius-Tradition immer noch nach Das imniederlaumlndischen Goldenen Jahrhundert ent-wickelte Bauerngenre wird hier durch eineGruppe von Gemaumllden und Zeichnungen derBruumlder Adriaen und Isaac van Ostade her-ausragend vertreten

In der Nachfolge der van Ostades tratCornelis Dusart durch sorgfaumlltig ausgefuumlhrteStudien von Einzelfiguren wie auch durchgroszligformatige Aquarelle auf Pergament her-vor Eine eigene Gattung bildeten die reichdetaillierten buumlrgerlichen Interieurszenender Leidener Feinmalerei die sich durch dieakribische Wiedergabe von kostbaren undglaumlnzenden Materialien auszeichnen EinHauptkuumlnstler dieser Richtung Frans vanMieris I ist hier als Maler wie auch alsZeichner praumlsent Eine jeweils eigene Bezie-hung zur Feinmalerei zeigen Michiel vanMusscher ndash von ihm ist eine bemerkenswer-te Atelierszene zu sehen ndash und der weitgerei-ste Jacob Toorenvliet mit seinen Aquarellenund Kupfertaumlfelchen von volkstuumlmlichenHalbfiguren

Die Vielfalt der Landschaft

Diese Gruppe zeugt von den vielenErscheinungsformen der niederlaumlndischenLandschaftskunst sowie der zur bdquoStadtland-schaftldquo gehoumlrenden Architekturmalerei zwi-schen etwa 1640 und 1680 KlassischeGroumlszlige und minuzioumlse Detailtreue sind hiergleichzeitig anzutreffen Die weitraumlumigelichtuumlberflutete Flachlandschaft praumlsentiertsich hier vor allem in Gemaumllden und Zeich-nungen von Aelbert Cuyp Dichte majestaumlti-sche Waldansichten wiederum waren dieSpezialitaumlt von Kuumlnstlern wie Jacob vanRuisdael Simon de Vlieger AnthonieWaterloo oder Cornelis Hendricksz VroomEine Auswahl von Zeichnungen und Ge-maumllden von Aert van der Neer beleuchtetdessen uumlberragende Bedeutung fuumlr dieNachtlandschaft Allart van Everdingen ver-trat den skandinavischen LandschaftstypusZu den zahlreichen Ergebnissen der durchEuropa reisenden Kuumlnstler zaumlhlen die vonLambert Doomer gezeichneten subtil aqua-rellierten Loire-Ansichten In seinen lavier-ten Federzeichnungen wiederum schlieszligt

dieser Kuumlnstler an die helldunkel-Effektevon Rembrandt an Auch in den Land-schaftsblaumlttern von Johannes Leupenius undPhilips Koninck ist der Einfluszlig des groszligenMeisters immer noch wirksam Eine Reihevon beruumlhmten und weniger bekanntenjedoch bemerkenswerten Talenten befaszligtesich mit dem Stadtpanorama der Architek-turdarstellung und der intimen Wiedergabetopografischer Motive Ein breites Spektruman kuumlnstlerischen Auffassungen entfaltetsich hier in den Stadtansichten von Jan deBisschop Gerrit Battem Allart van Ever-dingen und Valentijn Klotz als hochorigi-nelle Begabung erweist sich der Amateur-zeichner Abraham Rutgers Seidenkaufmannvon Beruf Von Pieter Saenredam dem be-ruumlhmtesten Architekturmaler ist hier einlichtdurchflutetes aquarelliertes Kirchen-interieur zu sehen In der zweiten Jahrhun-derthaumllfte vollzog sich neben den vielen For-men der wirklichkeitsnahen Landschaft eineRenaissance der detailliert ausgefuumlhrtenimaginaumlren Szenerien die unverkennbar vonaumllteren Kuumlnstlern wie Pieter Bruegel oder

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Kultur

Salomon van Ruysdael Seelandschaft mit Segler nach links um 1650copy Residenzgalerie Salzburg

Roelandt Savery inspiriert wurden Charak-teristisch fuumlr diese retrospektive Tendenzsind die gemalten und gezeichneten bdquoRhein-fantasienldquo von Herman Saftleven einenkraumlftigen Akzent setzt Gerrit Battem mit sei-nen uumlberaus detaillierten bunten Gouachenvon Fantasielandschaften

Marinebild

Eine konzentrierte Auswahl an Zeich-nungen und Gemaumllden zeigt mehrere Haupt-vertreter dieser typisch niederlaumlndischenBildgattung darunter Willem van de Velde Iund II (Vater und Sohn) Allart van Ever-dingen Salomon van Ruysdael Simon deVlieger Hendrik Dubbels und Ludolf Bak-huizen Die stolze Praumlsentation von Handels-und Kriegsschiffen sowie die Wiedergabevon Seeschlachten waren mit einem nationa-len Selbstbewuszligtsein verknuumlpft gleichzeitigbot die Marinethematik den Kuumlnstlern reich-

lich Gelegenheit ihr Koumlnnen in bezug aufdie Wiedergabe wechselnder Lichtstimmun-gen dramatischer Wolkenhimmel und atmo-

sphaumlrischer Weiten eindrucksvoll unter Be-weis zu stellen

Die Niederlaumlnder und Italien

Dieses Kapitel umfaszligt mehrere Genera-tionen von Kuumlnstlern die in den Suumlden ndash vorallem nach Rom ndash gereist sind um sich dortoft jahrelang dem Zusammenspiel zwischendem blendenden Sonnenlicht der Architek-tur und der Landschaft zu widmen Nachihrer Ruumlckkehr loumlsten Kuumlnstler wie Cornelisvan Poelenburch Bartholomeus BreenberghJan Both und viele andere in ihrem eigenenLand die Ausbildung eines suumldlichen pasto-ralen Genres aus zu den beruumlhmtesten bdquoda-heimgebliebenenldquo Italianisanten gehoumlrenNicolaes Berchem und Jan de Bisschop Bisnach Malta zog Willem Schellinks von demhier eine von suggestiven Lichteffekten ge-praumlgte Zeichnung vom Hafen von La Vallet-ta zu sehen ist

Das Stillleben

Zwei unterschiedliche Kuumlnstlerpersoumlnlich-keiten vertreten diese Bildgattung die bis ins18 Jahrhundert gebluumlht hat Um 1700 fuumlhrteHerman Henstenburgh von Beruf Pasteten-baumlcker seine sehr detaillierten Obst- undFruumlchtestillleben mit Aquarell- und Deck-farben auf einer feinen Pergamentsorte ausIm Gegensatz zu diesem vor etwa 30 Jahrenwiederentdeckten Talent zaumlhlt Jan van Huy-sum seit jeher zu den beruumlhmtesten Malernvon houmlchst kultivierten Obst- und Blumen-arrangements Der Kontrast zwischen der er-staunlichen Detailgenauigkeit seiner kolori-stisch brillanten Gemaumllde und dem sponta-nen skizzenhaften Duktus seiner haumlufig aqua-rellierten Kreidezeichnungen laumlsst sich indieser Auswahl exemplarisch beobachten httpwwwalbertinaat

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Kultur

Herman Henstenburgh Fruumlchtestilleben mit Fink und maritimen Schneckenhaumlusern1700 copy Albertina Wien

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Die Landesgalerie Linz praumlsentiert imRahmen der Europaumlischen Kulturhaupt-

stadt Linz 2009 die europaumlische Kuumlnstler-persoumlnlichkeit Henri de Toulouse-LautrecMit dieser zweifachen Betonung von Europaim Kontext eines konkreten Ausstellungs-projektes verknuumlpfen die Oberoumlsterreichi-schen Landesmuseen mehrere Hinweise aufdas Zustandekommen der Ausstellung undauf die Grunduumlberlegungen des kuratori-schen Konzeptes Im Sinne des Ausstel-lungstitels faumlllt der bdquointime Blickldquo Henri deToulouse-Lautrecs auf eine Bildwelt der inihrer formalen und ikonografischen Umset-zung einerseits eine Schluumlsselfunktion fuumlrdie Etablierung der modernen Kunst am Endedes 19 Jahrhunderts in Europa zukommt

In diesem zeitlichen Umfeld und im Kon-text der Metropole Paris vermittelt der Kuumlnst-ler andererseits auch ein gesellschaftlichesBild das sowohl den Glanz als auch die Hy-briditaumlt der Belle Epoque zu erkennen gibt

1901 im Alter von knapp 37 Jahren ver-storben repraumlsentiert Toulouse-Lautrec alsMensch und Kuumlnstler durch seine adeligeAbstammung seine gesundheitlichen undkoumlrperlichen Einschraumlnkungen und seineLebensfuumlhrung selbst die Bruumlchigkeit einerZeit die seine Existenz und sein von akade-mischen Traditionen weitgehend geloumlsteskuumlnstlerisches Werk bestimmte In Tou-louse-Lautrecs Œuvre treffen vom PariserNachtleben dynamisierte Bildkonzepte aufbehutsame Beobachtung von Menschen undsubtil erfaszligte Momentaufnahmen des gesell-schaftlichen Lebens Eben dieser Spannunggilt das kuratorische Interesse der nunmehri-gen Ausstellung Sie verdeutlicht dabei vorallem den Aspekt der Authentizitaumlt einesWerks das von Frankreich ausgehend inter-national reuumlssierte und durch die konkreteWirkungs- und Rezeptionsgeschichte als einbesonders signifikanter Beitrag des europaumli-schen Kuumlnstlers zur Weltkunst bezeichnetwerden kann

Der raumlumliche Ablauf ist nach Themengegliedert und widmet sich Aspekten wiedem fruumlhen adeligen Landleben Familie undFreunden sowie dem Leben in der Groszlig-

stadt Dort spielen dann Frauen und das Ver-gnuumlgungen eine zentrale Rolle denen er sichbeispielsweise in dem herausragenden Map-penwerk bdquoEllesldquo widmete Selbstverstaumlnd-lich werden auch zahlreiche seiner Plakategezeigt mit denen er die Farb-Lithografierevolutionierte und die ihn so uumlberaus popu-laumlr machten

Das Jahr 2009 erlaubt fuumlr das Linzer Pro-jekt noch eine zweite zeitliche AnmerkungDie Ausstellungsrealisierung erfolgt genau100 Jahre nach der ersten monografischen

Praumlsentation von Henri de Toulouse-LautrecsWerken in Oumlsterreich Die Ausstellung derGalerie Miethke fand 1909 in Wien statt unduumlbte nachhaltigen Einfluss auf Kuumlnstler wieetwa Egon Schiele aus Auf diese Thematikwird im Gotischen Zimmer der Landes-galerie eingegangen Zu jener Zeit erlebteauch das Werk des seit Jahrzehnten mit denOberoumlsterreichischen Landesmuseen ver-bundenen Kuumlnstlers Alfred Kubin wichtigeAnerkennung und Wertschaumltzung So ent-stand die Idee beide Kuumlnstlerpersoumlnlich-

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Kultur

Henri de Toulouse-Lautrec Le jeune Routy agrave Ceacuteleyran 1882 Oumll auf Leinwand61 x 50 cm copy Museacutee Toulouse-Lautrec Albi France

raquoDer intime BlicklaquoMit seinen ungeschminkten Szenen des pulsierenden Pariser Nachtlebens rund umden Montmartre ist Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) beruumlhmt geworden

Das Oberoumlsterreichische Landesmuseum in Linz widmet dem franzoumlsischenKuumlnstler eine Ausstellung die von 28 Februar bis 7 Juni 2009 zu sehen ist

keiten ins Zentrum eines institutionellenDialoges zwischen dem Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und der Landesgalerie Linzam Oberoumlsterreichischen Landesmuseum zustellen Auf die Ausstellung in Linz folgendist eine Ausstellung mit Arbeiten von AlfredKubin in Albi geplant

Gleichzeitig konzipiert die Landesgalerieschon 2009 und parallel zur Ausstellung vonToulouse-Lautrec eine eigene Praumlsentationzum Frauenbild bei Kubin im Kubin-Kabi-nett und ermoumlglicht dadurch einen bislangeinmaligen Vergleich zweier Œuvres

Durch das groszligzuumlgige Entgegenkommendes Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und diekollegiale Zusammenarbeit mit seiner Direk-torin Daniegravele Devynck kann die Landesga-lerie den gemeinsam mit Alain Tapieacute ausge-arbeiteten kuratorischen Ansatz des intimenBlicks von und auf Toulouse-Lautrec mitsignifikanten Beispielen und in der ange-strebten thematischen Differenziertheit vor-stellen Wesentliche Beobachtungen wurdenzudem durch Werke aus privaten und oumlffent-lichen Sammlungen in Belgien FrankreichDeutschland Spanien Groszligbritannien derSchweiz den Vereinigten Staaten von Ame-rika sowie den Niederlanden moumlglich

Henri de Toulouse-Lautrec(1864-1901)

Henri-Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa kam am 24 November 1864in Albi als Sproszlig einer alteingesessenenfranzoumlsischen Adelsfamilie zur Welt SeineMutter Adegravele Tapieacute de Ceacuteleyran war mitihrem Cousin ersten Grades Graf Alphonsede Toulouse-Lautrec verheiratet Henri wuchsin einer liebevollen Umgebung auf und ver-brachte sein Leben auf den Schloumlssern Boscin Rouergue im Norden von Albi gelegenund Ceacuteleyran nahe Narbonne

Lautrec litt an einer angeborenen Kno-chenkrankheit die vermutlich auf die Bluts-verwandtschaft seiner Eltern zuruumlckzufuumlh-ren ist und das Schicksal des jungen Manneslenkte Im Jahr 1878 brach er sich den linkenOberschenkel als er im Wohnzimmer seinesGeburtshauses von einem niedrigen Stuhlaufstand und ausrutschte im Jahr daraufdurch einen banalen Sturz das andere BeinBewegungsunfaumlhig fuumlr mehrere Monateverbrachte er seine Tage zunaumlchst zeichnendspaumlter malend und entwickelte eine Vorliebefuumlr seine Umgebung eine Gabe die sichbereits in sehr jungen Jahren gezeigt hatteund zu seiner Berufung wurde

Ab dem Jahre 1882 absolvierte Toulouse-Lautrec seine Ausbildung zunaumlchst im aka-

demischen Atelier von Leacuteon Bonnat dann indem von Fernand Cormon am MontmartreKonfrontiert mit all den kuumlnstlerischen Be-wegungen die er in Paris entdeckte ver-pflichtete er sich der Moderne und wurdenicht nur zum Darsteller sondern ebensozum Zeugen der Bohegraveme am Montmartreder ihm seine Inspiration lieferte

Als Portraumltmaler machte er die damaligenBeruumlhmtheiten des Pariser Nachtlebens wieAristide Bruant Jane Avril Yvette Guilbertund Loiumle Fuller unsterblich und befaszligte sichmit der einfachen Alltagsrealitaumlt der Prosti-tuierten in Bordellen Das Theater dieComeacutedie-Franccedilaise das Vaudeville und dieAvantgarde-Buumlhnen fuumlr die er Programmeund Dekor entwarf trugen zu seiner unstill-baren Vorliebe fuumlr die Tragikkomoumldie desmenschlichen Daseins bei Er war in denverschiedensten Bereichen ein Neuerer und

revolutionierte die Illustration und die ange-wandten Kuumlnste

Die 31 Plakate die er zwischen 1891 und1900 entwarf beeindrucken durch ihre Kraftund ihre meisterhafte Simplifizierung desBildes und machen aus ihm einen Vorreiterder Plakatkunst des 20 Jahrhunderts Seinelithografische Produktion umfaszligt 361 Druck-platten die den virtuosen Charakter seinerKunst ausdrucksvoll und elegant klar her-vorheben

Henri de Toulouse-Lautrec fuumlhrte seinLeben im Rhythmus seiner kuumlnstlerischenProduktion Sein versessenes Arbeiten aberauch die Genuumlsse und der Alkoholmiszligbrauchverschlechterten nach und nach seinen Ge-sundheitszustand Er starb am 9 September1901 auf Malromeacute in Gironde dem Landgutseiner Mutter httpwwwlandesgalerieat

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Henri de Toulouse-Lautrec La clownesse assise (Mademoiselle Cha-U-Ka-O) ausder Serie raquoElleslaquo 1896 Lithografie 527 x 405 cm copyVan Gogh Museum Amsterdam

In enger Zusammenarbeit mit dem Kuumlnst-ler zeigt das MdM Moumlnchsberg in Salz-

burg einen Uumlberblick uumlber das Œuvre vonGeorg Baselitz (geboren 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der ehemDDR) aus den Jahren 1960 bis 2008 Bei-nahe fuumlnfzig Jahre umfassend zeichnet sichdas Schaffen von Georg Baselitz durch eineVielzahl unterschiedlicher Phasen und Her-angehensweisen aus Er selbst bezeichnetdiese als bdquoMethodenldquo Die Ausstellung imMdM Moumlnchsberg ist die erste Museums-retrospektive in Oumlsterreich seit 1992

Schon in den fruumlhen 1960er Jahren zeich-net sich Baselitzrsquo bdquoStilldquo durch seine unkon-ventionelle Malweise und die irritierendeund provokative Wahl aus 1957 hat er dieDDR und die Kunsthochschule Berlin-Weiszligensee wegen bdquostaatsbuumlrgerlicher Unrei-feldquo verlassen muumlssen und begonnen an derHochschule der bildenden Kuumlnste in West-Berlin zu studieren

1961 veroumlffentlicht er gemeinsam mitdem Malerfreund Eugen Schoumlnebeck dasbdquo1 Pandaumlmonische Manifestldquo in dem er zumersten Mal seine Haltung gegen das Stim-mige und Konventionelle die sein gesamtesŒuvre durchziehen proklamiert BaselitzrsquoGemaumllde entstehen spontan die Zeichnungexistiert als eigene Werkgruppe parallel zurMalerei und Skulptur und fungiert nicht alsVorbereitung eines Gemaumlldes Die Bildersind von Anbeginn von einer groben Mal-weise und einem unkonventionellen Bildauf-bau gepraumlgt und klammern Regelmaumlszligigkeitund festgelegte Kategorien beharrlich ausSinnbild fuumlr diese Haltung sind zunaumlchst dieWerke zum bdquoPandaumlmoniumldquo sowie die bdquoIdo-leldquo vor allem aber die so genannten bdquoneuenTypenldquo ndash monumental aufgefaszligte HirtenHelden Kuumlnstler Rebellen die mit entspre-chenden Attributen ausgestattet einen heroi-schen Kampf zu fuumlhren scheinen

Die bdquoGruumlnerldquo-Bilder die zur gleichenZeit entstehen beziehen sich auf BaselitzrsquoAuseinandersetzung mit russischer Literaturund den darin thematisierten Revolten zwi-schen Rechten Weiszligen Roten und soge-nannten Gruumlnen ndash den Partisanen Die fol-genden bdquoFrakturbilderldquo sind logische Folgeder Aufloumlsung der Form in den spaumlten

1960er Jahren und reflektierten den Kubis-mus Doch im Gegensatz zur Abstrahierungdes Kubismus entscheidet sich Baselitzdafuumlr seine Bilder zu zergliedern aufzulouml-sen Er fuumlgte die Fragmente jedoch nicht zu-sammen sondern belaumlszligt deren einzelneElemente als solche als Frakturen sichtbarwodurch er den eigentlichen Bildraum auszligerKraft setzt

Gegensatz und Widerspruch stehen seit-dem im Zentrum von Georg Baselitzrsquo Schaf-

fen Ihm geht es primaumlr um eine Oppositionzur Konvention zur Kunst als Objekt destaumlglichen Gebrauchs Aus dieser Ansichtheraus sowie seiner Praxis die Gemaumllde aufdem Boden liegend zu malen entstehen dieersten Leinwaumlnde die gedreht und bdquokopf-uumlberldquo gestellt werden als Widerspruch zubereits Existierendem und GewoumlhnlichemBaselitz versteht sie als Umsetzung seinerdamals aktuellen Denkmethode WernerSpies spricht von Baselitzrsquo Bilderkosmos als

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Georg Baselitz Gemaumllde undSkulpturen 1960 ndash 2008

Ausstellung im MdM Moumlnchsberg von 28 Februar bis 21 Juni 2009

Georg Baselitz B fuumlr Larry 1967 Oumll auf Leinwand 250 x 200 cmFriedrich Christian Flick Collection

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bdquoKopfstand der Weltldquo In den spaumlten 1960erJahren mischen sich Motive die auf demKopf stehen mit jenen die bdquonormalldquo positio-niert sind beispielsweise in dem bekanntenGemaumllde bdquoB fuumlr Larryldquo 1967

Die Werke von Baselitz werden somit ge-genstaumlndlich und ungegenstaumlndlich zugleichDas simpel anmutende Umkehren des Sujetsabstrahiert es auf formale wie inhaltlicheWeise

In den 1970er Jahren beginnt er Werke inFingermalerei-Technik zu schaffen derentechnische Bezeichnung auch im Titel auf-tritt Motive sind Landschaften genauso wieAkte Selbstbildnisse Adler ua Aus dieserMalweise entsteht ein freierer Umgang mitFarbe und Material welcher schlieszliglich inden 1980er Jahren zu Werken fuumlhrt in denenFarbe und Form im Zentrum seiner bdquoMe-thodeldquo stehen das Sujet allerdings nach wievor umgekehrt bleibt

Mit den Bildern der 1990er Jahre veraumln-dert Baselitz erneut die Farbigkeit seinerGemaumllde und fuumlhrt eine leichte pointili-stisch inspirierte Maltechnik ein Teil der seitden 1990er Jahren entstandenen Werke sindua die bdquoRussenbilderldquo eigentliche Erinne-rungsbilder in denen er sich mit dem Sozia-listischen Realismus der offiziellen Aumlsthetikder ehemaligen Sowjetunion und der damitverbundenen Unterdruumlckung anderer kuumlnst-lerischer Ausdrucksformen beschaumlftigt die

er in der DDR selbst zu spuumlren bekommenhat und diese interpretiert Im Gegensatzzum kompositorischen Horror Vacui derbdquoVorbilderldquo haben seine Gemaumllde bewuszligteinen skizzenhaften Charakter verzichtenauf die Korrektur der Spuren welche durchFarbdosen auf der Leinwand entstehen undlassen Teile der Leinwand frei

Seine juumlngste Werkreihe die Baselitz alsRemix-Bilder bezeichnet bedeutet fuumlr ihnkein Kopieren aumllterer Werke sondern ver-steht sich als Reminiszenz auf deren Bedeu-tung und als Aktualisierung eines ThemasSujets welches als solches nicht mehr wie-derholbar nur zeitgenoumlssisch optimierbarist Das erste seiner Remix- Bilder beziehtsich auf das seinerzeitige Skandalbild bdquoDiegroszlige Nacht im Eimerldquo von 1963 bdquoBilder inOrdnung bringenldquo nennt Baselitz die Metho-de zur Neubearbeitung aumllterer Sujets in de-nen er auf viele Beispiele malerischer Tradi-

tion zuruumlckgreift und diese immer wiederneu anordnet

Exemplarisch fuumlr das skulpturale Schaf-fen das seit Ende der 1970er Jahre parallelzur Malerei entsteht werden fuumlnf Plastikeninkludiert von denen zwei ndash bdquoMeine neueMuumltzeldquo 2003 und bdquoFrau Ultramarinldquo2004 ndash als Pendants entstanden sind und inOumlsterreich erstmals gezeigt werden

Mit der Entwicklung seines OEuvres be-weist Georg Baselitz daszlig es auch in der ofttodgesagten Malerei immer wieder neue We-ge und Methoden gibt Es straft die AussageLuumlge daszlig bdquoschon alles gemacht wurdeldquo

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog-buch im DuMont Buchverlag mit einem Vor-wort von Toni Stooss einem kunsthistori-schen Essay von Rainer Michael Mason undeiner Erzaumlhlung von Ingo Schulze (208 Sei-ten 80 ganzseitige Farbabbildungen) httpwwwmuseumdermoderneat

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Georg Baselitz Der Hirte 1965 Oumll auf Leinwand 162 x 130 cm MUMOKLeihgabe der Ouml Stiftung Ludwig

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Georg Baselitz Meine neue Muumltze2003 Zedernholz und Oumllfarbe 31050 x 8350 x 107 cm Essl Museum

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Das MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik undMusiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

(KUG) wurde zehn Jahre geplant zwei Jahregebaut und konnte am 1 Maumlrz 2009 endlicheroumlffnet werden

Mit der Komposition bdquoMUMUTH open-ingldquo des KUG-Studenten Hannes Kersch-baumer begann der feierliche Festakt imMUMUTH-Saal anschlieszligend begruumlszligteKUG-Rektor Georg Schulz die geladenenGaumlste Es folgten Gruszligworte von WolfgangGleissner Geschaumlftsfuumlhrer der Bundesim-mobiliengesellschaft (BIG) MUMUTH-Ar-chitekt Ben van Berkel Buumlrgermeister derStadt Graz Siegfried Nagl Landeshaupt-mann-Stellvertreter Kurt Flecker und Bun-desminister Johannes Hahn dann richtetensich KUG-Rektor Georg Schulz und Rectoremeritus Otto Kolleritsch ans Publikum

Im Anschluszlig folgten die Ehrengaumlste einerVorstellung der bdquoZauberfloumlteldquo in der Inszenie-rung von Christian Poumlppelreiter aufgefuumlhrtvon KUG-Studierenden und -AbsolventIn-nen Fuumlr Kolleritsch gab es nach der Operein Fest um seine jahrzehntelange Taumltigkeitund seinen unermuumldlichen Einsatz fuumlr dieErrichtung des MUMUTH zu wuumlrdigen

Fuumlr die KUG stellt das MUMUTH einseit 1963 immer wieder eingefordertes zen-trales Uumlbungs- und Veranstaltungsgebaumludedar bdquoEndlich koumlnnen wir mit diesem archi-tektonisch herausragenden Gebaumlude unserenStudierenden Raum bieten um ihre kuumlnstle-rische Ausbildung weiter zu verbessern DieAufgabe einer Kunstuniversitaumlt ist es dieKunst stetig weiterzuentwickeln Dank demMUMUTH kann unser Publikum nun ver-staumlrkt an diesem spannenden Prozess teilha-benldquo so KUG-Rektor Georg Schulz

Geplant wurde das Gebaumlude vom re-nommierten hollaumlndischen ArchitekturbuumlroUNStudio von Ben van Berkel nach eineminternational ausgeschriebenen Wettbewerbmit 212 Einreichungen Das Projekt war be-reits als oumlsterreichischer Beitrag in der Bien-nale in Venedig ausgestellt

Den zentralen Bestandteil des MUMUTHbildet der groszlige Auffuumlhrungsraum der flexi-bel als Probe- und Arbeitsraum Konzertsaaloder Musiktheater genutzt werden sollDieser Raum der als bdquoBlack Boxldquo ausgebil-det wird ist von einem aus dem Erdgeschoss

ansteigenden Foyerbereich aus erschlossender sich nach Suumlden zum Innenhof und zumPark hin orientiert und an den alle verschie-denen Funktionen und Nutzer des Gebaumludesangeschlossen sind

Die zwei Proberaumlume sind am Suumld-Endedes Gebaumludes untergebracht Der Orchester-proberaum findet unter dem Foyer ebenerdigPlatz und hat eine direkte Sichtverbindungzum Park Im 3 Obergeschoszlig befindet sichdie Probebuumlhne des Musiktheaters Durchdiese Anordnung der Proberaumlume gelingteine optimale akustische Trennung dieserbeiden Bereich durch die Zwischenschaltungdes Foyerbereiches

Die Proberaumlume mit dem groszligen Saalwerden von der Universitaumlt zur Ausbildunggenutzt Es wurde im speziellen Bedacht aufdie Moumlglichkeit der Fremdnutzung des Or-chesterproberaumes und des groszligen Saalesauszligerhalb der universitaumlren Nutzungszeitengenommen Diese Raumlumlichkeiten koumlnnenangemietet werden fuumlr Veranstaltungen imSinne des Veranstaltungsgesetzes

Die akustische Qualitaumlt des Neubaus er-gibt sich aus den von der virtuell horizonta-len Spiralorganisation gebildeten bdquoZwischen-raumlumenldquo Diese fungieren als akustische Puf-ferzonen und Nebenwege fuumlr die Erschlies-sung und Verbindung der universitaumlren Ne-benfunktionen Somit entstehen Freiraumlume

die sich je nach Bedarf kreativ aneignen undnutzen lassen

Oumlffentliche Veranstaltungen bilden einenfixen und zentralen Bestandteil der Ausbil-dung der jungen Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-ler Wie schon derzeit im Theater im Palais(TIP) sollen verschiedene Produktionen ineiner Gegenuumlberstellung von Moderne undTradition und verschiedenste Sparten vonJazz uumlber Orchesterkonzerte Kammermu-sik Liedern bis zu Musiktheater zur Auf-fuumlhrung kommen

Erste Veranstaltungen

Im August 2008 wurde ein Groszligteil desGebaumludes von der Bauherrin der BIG an dieKUG uumlbergeben Nach Baubeginn im Maumlrz2006 konnte das 19 Millionen Euro Projektim Herbst 2008 von der KUG eingerichtetwerden im Februar fanden bereits zweiSparten des 7 Internationalen WettbewerbsbdquoFranz Schubert und die Musik der Moder-neldquo im MUMUTH statt

Erste oumlffentliche Veranstaltungen imMUMUTH sind Mozarts bdquoDie Zauberfloumlteldquoam 2 April startet das neu konzipierteaboMUMUTH mit einer Inszenierung derbdquoJohannes-Passion BWV 245ldquo im Buumlhnen-bild von Ben van Berkel (weitere Vorstellun-gen 4 6 und 8 April) httpwwwkugacat

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MUMUTHDas Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

wurde mit Neuer Musik und groszliger Oper eroumlffnet

MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

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An sechs verschiedenen Spielorten prauml-sentieren international renommierte

KuumlnstlerInnen ein auserlesenes Programmwelches sowohl Bezug auf das Reflektierender Passionsgeschichte nimmt als auch denAnspruch auf houmlchste kuumlnstlerische Qualitaumlterhebt

Ein Schwerpunkt des Festivalprogrammsist die szenische Umsetzung des Messiasvon Georg Friedrich Haumlndel in einer Insze-nierung von Claus Guth unter der musikali-schen Leitung von Jean-Christophe SpinosiWaumlhrend der Osterwoche wird der Musik-verein das Konzerthaus die Minoritenkir-che und Hofburgkapelle sowie das Semper-Depot und das Theater an der Wien bespielt

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang am4 April 2009 mit Luigi Cherubinis MessaSolenne in E-Dur und den bdquoSieben letztenWortenldquo von Joseph Haydn im WienerMusikverein Unter der musikalischen Leit-ung von Riccardo Muti spielen die WienerPhilharmoniker Solisten sind Ruth ZiesakMarianna Pizzolato Rainer Trost undAlexey Tikhomirov

Messiah ndash das Oratorium als Paraphraseuumlber die Erloumlsung der Menschheit szenischauf der Opernbuumlhne Nach dem groszligartigenErfolg mit Mozarts Lucio Silla in 2006 kehrtRegisseur Claus Guth fuumlr diese Neupro-duktion die bereits am 27 Maumlrz 2009 Pre-miere hat an das Theater an der Wien zu-ruumlck Jean-Christophe Spinosi dirigiert dasEnsemble Matheus und den Arnold Schoen-berg Chor (Ltg Erwin Ortner) Die Vors-tellungen am 3 und 6 April finden imRahmen des OsterKlang-Festivals statt

Drei zeitgenoumlssische Projekte davonzwei Urauffuumlhrungen bilden den zweitenSchwerpunkt des Festivalprogramms in Ko-produktion mit der Neuen Oper Wien zeigtdas Festival ab 4 April die oumlsterreichischeErstauffuumlhrung von The Last Supper vonHarrison Birtwistle in einer Inszenierungvon Philipp Harnoncourt im Semper-Depot

Am 7 April wird das multimediale Melo-dram Es ist Freitag und Gott ist nicht da vonHelmut Jasbar im Neuen Saal des Konzert-hauses zur Urauffuumlhrung gebracht SowohlText als auch Musik stammen von HelmutJasbar der in seinem Werk die elementareAngst vor dem diagnostizierten Tod und dar-

aus resultierenden extremen Gefuumlhlen ineiner Kontemplation uumlber Joseph HaydnsDie sieben letzten Worte unseres Erloumlsers amKreuze thematisiert Als

Sprecher ist der Schauspieler Peter Maticzu houmlren Die Komposition Totentanz desoumlsterreichischen Komponisten WolfgangSauseng nach einem Text des Schriftstellersund Anton-Wildgans-Preistraumlgers WolfgangHermann erfaumlhrt seine Urauffuumlhrung amKarfreitag (10 April 2009) in der Minoriten-kirche Unter der musikalischen Leitung vonJohannes Hiemetsberger singt der Chorussine nomine und es spielt das EnsembleAmarcord Wien

Die argentinische Mezzosopranistin Ber-narda Fink singt am 9 April Arien vonGeorg Friedrich Haumlndel und wird dabei vonWolfgang Schulz Franz Bartolomey undClaudio Brizi (Claviorganum) begleitetDieser auszligergewoumlhnliche Konzertabend mitdem Titel Haumlndel und Moderne bringt auchInstrumentalwerke von Bach Berio KurtaacutegScarlatti und Willi zum Klingen Alljaumlhrlichbegeistert Martin Haselboumlck mit seiner Wie-ner Akademie das Publikum des Oster-Klangs Das Programm fuumlr 2009 steht ganzim Zeichen von Georg Friedrich Haumlndel undJoseph Haydn jenen zwei groszligen Kompo-nisten deren Todesjahr wir 2009 gedenken

Am Ostermontag klingt das Festival mitmittelalterlichen Pilgergesaumlngen und Taumlnzenaus der Feder von Alfonso X bdquoEl Sabioldquo mitJordi Savall und seinem Ensemble Hespeacute-rion XXI in der Minoritenkirche aus

Karten fuumlr alle OsterKlang-Veranstal-tungen sind an den Tageskassen der Ver-einigten Buumlhnen Wien im Theater an derWien und Wien-Ticket-Pavillon am Karajan-platz erhaumlltlich Mit dem OsterKlang Trio-Ticket erhalten Kunden beim Kauf von der-selben Anzahl von Karten fuumlr drei Veran-staltungen eine Ermaumlszligigung von 20 httpwwwosterklangat

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OsterKlang Wien 2009Das 13 OsterKlang-Festival spannt seinen musikalischen Bogen uumlber eine Vielzahl

von auszligergewoumlhnlichen Projekten ndash von der Alten Musik bis zur Moderne

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang mit Luigi Cherubinis Messa Solenne in E-Dur undden raquoSieben letzten Wortenlaquo von Joseph Haydn im Wiener Musikverein

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Die Musik stammt von Frank Wildhorn(bdquoJekyll amp Hydeldquo) das Buch von Jack

Murphy bdquoRudolfldquo ist die Geschichte einesVisionaumlrs die wesentlichsten Motive sindLeidenschaft Selbstverleugnung und derMut eines Menschen der alle Talente einespolitischen Denkers aber kein Talent zurMacht hatte Seine Ideen haumltten die Welt deserstarrenden Habsburgerreiches veraumlndernsein Feuer ein neues Zeitalter eroumlffnen koumln-nen Aber der starre Hof und sein Ge-genspieler Ministerpraumlsident Taaffe verhin-dern jede Neuerung In dieser niederschmet-ternden Situation trifft Rudolf auf die groszligeLiebe Mary Vetsera Ihre Geisteshaltungihre Unbedingtheit geben ihm die Kraft biszum Letzten zu gehen ndash nach Mayerling ndashbdquoin Liebe verbunden bis in den Todldquo

2006 hatte die ungarische Version diesesWerkes ihre Urauffuumlhrung in ungarischerSprache am Budapest Operettszinhasz inCo-Produktion mit den Vereinigten BuumlhnenWien im Sommer desselben Jahres war dieProduktion bei den Open Air-Festspielen inSzeged zu sehen ndash nun wurde bdquoRudolfldquo inseiner Wiener Fassung am 26 Februar 2009in Wien uraufgefuumlhrt und erlebte seinedeutschsprachige Erstauffuumlhrung am Rai-mund Theater

Alle die bdquoElisabethldquo verehrt haben wer-den bdquoRudolfldquo lieben Ab 26 Februar 2009erweckten 24 Musiker des Orchesters derVereinigten Buumlhnen Wien und 32 Darstellerallabendlich die Geschichte von bdquoRudolfldquoauf der Buumlhne des Raimund Theaters zumLeben Fuumlr die Titelrolle des KronprinzenRudolf konnte Drew Sarich gewonnen wer-den in Wien bereits bestens bekannt undbeliebt aus seinen Engagements in bdquoHairldquobdquoBarbarellaldquo und bdquoJesus Christ SuperstarldquoNach Erfolgen in New York und Londonkehrt er nun als Rudolf nach Wien zuruumlckSeine Mary Baronesse Vetsera ist die New-comerin Lisa Antoni die mit ihrer Frischeund Strahlkraft in den Auditions uumlberzeugenkonnte Wiens Musicalfans duumlrfen sich freu-en daszlig Uwe Kroumlger wieder fuumlr eine Produk-tion der Vereinigten Buumlhnen Wien gewonnenwerden konnte ndash er uumlbernimmt den Part vonRudolfs Gegenspieler dem Ministerpraumlsi-denten Eduard Graf Taaffe Als Kaiser Franz

Joseph steht der aus Daumlnemark stammendeClaus Dam auf der Buumlhne des RaimundTheaters den Wienern bekannt durch seineEngagements in bdquoFreudianaldquo und bdquoKuszlig derSpinnenfrauldquo In der Rolle der Vermittlerinzwischen Mary und Rudolf Marie GraumlfinLarisch ist die unverwechselbare Vollblut-darstellerin Carin Filipcic zu Wietske vanTongeren die hinreiszligende bdquoIchldquo aus bdquoRe-beccaldquo verkoumlrpert Rudolfs ungeliebte FrauKronprinzessin Stephanie

Das Drama von Mayerling wird von deminternational anerkannten vielfach ausge-zeichneten Regisseur David Leveaux in Sze-ne gesetzt Fuumlr die Kostuumlme zeichnet dievielseitige Designerin Laura Hopkins ver-antwortlich fuumlr das Buumlhnenbild der britischeBuumlhnenzauberer Mike Britton

Zum Inhalt

1888 in Wien es gehen die Lichter anDas neu eroumlffnete Burgtheater erstrahlt inelektrischer Beleuchtung die ganze Ring-straszlige flimmert in neuem Glanz Alles funk-

tioniert so wie die gute Gesellschaft es kenntund sich wuumlnscht Die imperiale AutokratieFranz Josefs glaumlnzende Walzerfeste buumlrger-liche Heurigenseligkeit und ausklingendeGruumlnderzeit das uumlberstrahlt alle brodelndenpolitischen Konflikte auf der Straszlige Kaumeiner nimmt wahr daszlig in Europa bald dieLichter ausgehen werden

Einer der genau das vorausahnt istKronprinz Rudolf Er verzweifelt an dieserWelt und Zeit seine Ehe ein Joch die kuumlnf-tige Aufgabe ein Gefaumlngnis Er wird bespit-zelt seine Freunde verpruumlgelt er muszlig sichdem Deutschen Kaiser Wilhelm II freund-schaftlich widmen obwohl er ihn verab-scheut Er schreibt unter dem PseudonymJulius Felix fuumlr die liberale Presse und laumlszligtsich auf Verhandlungen mit Frankreich Eng-land und Ruszligland gegen eine Fortsetzungdes Zweibundes mit dem Deutschen Reichein

Da trifft ihn die Begegnung mit einer jun-gen weltgewandeten und fuumlr neue Ideen of-fenen Frau Mary Baronesse Vetsera diedurch ihre Tante Marie Graumlfin Larisch beiHofe eingefuumlhrt ist wie ein Blitzschlag Lie-be und Freiheit zugleich scheinen fuumlr einenAugenblick moumlglich zu sein Bei der Er-oumlffnung der Wirtschaftsausstellung kann derKronprinz einmal die Worte in aller Oumlffent-lichkeit sprechen die sein politisches Credosind Die Koalition derjenigen die ein offe-nes Europa wollen draumlngt ihn ihnen einUnterpfand zu geben Damit geraumlt er poli-tisch in eine ausweglose Situation Sehrschnell holt ihn die Realitaumlt durch die vaumlter-liche die kaiserliche Autoritaumlt wieder ein Erversucht noch seine Liebe zu schuumltzenMary zu uumlberreden ins Ausland zu gehenAber auch ihre Liebe zu ihm ist zu stark siebleibt So sieht er nur noch einen einzigenAusweg Zusammen werden sie nicht lebenkoumlnnen so werden sie zusammen sterben InMayerling Waumlhrend sich Wien im Walzerweiterdreht waumlhrend die Spitzel spionierenund der Oumlsterreichische Kaiser den Deut-schen Kaiser hofiert fallen im Jagdschloszligdie Schuumlsse die Rudolfs und Marys Lebendie Hoffnung und eine zum Greifen naheZukunft des morschen Reiches beenden httpwwwmusicalviennaat

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Rudolf ndash Affaire MayerlingAngeregt durch den Roman raquoEin letzter Walzerlaquo von Frederic Morton

entstand dieses Musical uumlber die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Liebe zu Mary Vetsera

Drew Sarich als raquoKronprinz RudolflaquoClaus Dam als raquoKaiser Franz Josephlaquo

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Das bdquoLinz Europa Hafenfestldquo von 3 bis5 Juli 2009 ist der abschlieszligende

Houmlhepunkt der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash2009ldquo mit Hubert von Goisern AlsBotschafter fuumlr Linz09 war er per Konzert-schiff entlang der Fluumlsse Europas unterwegsZahlreiche seiner musikalischen Weggefaumlhr-tinnen und Weggefaumlhrten die die Tour mit-praumlgten treten beim Hafenfest gemeinsamauf So koumlnnen alle die es nicht mit bis zumSchwarzen Meer oder nach Amsterdam ge-schafft haben die spannendsten musikali-schen Begegnungen miterleben ndash zwar nichtan Bord aber doch gemeinsam mit Hubertvon Goisern auf der Buumlhne

bdquoDas Linz Europa Hafenfestlsquo wird eineinzigartiges Fest der Begegnung sowohl fuumlrdas Publikum als auch fuumlr die beteiligtenMusikerinnen und Musiker Ich kenne jaalle die mich auf der Linz Europa Tour2007 ndash 2009lsquo begleitet haben aber viele vonihnen hatten untereinander noch keinendirekten Kontakt Ich hoffe daszlig sich alle mitdiesem Programm wohl fuumlhlen und freuemich schon sehr auf das musikalische Mit-einander Ich bin an drei Tagen auf der Buumlh-ne und spiele jeden Tag ein anderes Pro-gramm Die Gaumlste beeinflussen was ich spie-le dadurch entstehen Synergien mit allenBands die noch nicht abzuschaumltzen sindldquo soHubert von Goisern anlaumlszliglich einer Presse-konferenz in Linz

Anfang Juli 2009 wird der Hafen derKulturhauptstadt zum Schauplatz eines gro-szligen Finales einer groszligen Reise Hubert vonGoisern und seine Band werden mit vielender Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler die mit anBord des Konzertschiffes unterwegs warenauf dem Linzer Festland ein Europa feierndas sich naumlher gekommen ist Ein dreitaumlgi-ges Konzert aus Ost und West das vielesaufruft was sich unterwegs entwickelt hatHarter Rock wird droumlhnen Pop wird perleninneralpin wird es jodeln Ein Finale dasSpannung verspricht Weil die Kuumlnstlerin-nen und Kuumlnstler schon zuvor in und umLinz intensiven kreativen Austausch pfle-gen und die Lust auf das Konzert-Highlightschuumlren werden

Das Line-Up verspricht ein energiegela-denes Konzertereignis unter anderem mitWolfgang Niedecken amp BAP Claudia

Koreck Haindling Haydamaky KarandilaKlaus Doldingers Passport KonstantinWecker KoumlsterHocker amp Band LoredanaGroza Philipp Poisel amp Band RamboAmadeus Stelzhamma Willi Resetarits ampStubnblues und Zdob si Zdub

bdquoDas Hafenfest ist so etwas wie ein euro-paumlisches Gipfeltreffen populaumlrer MusikHier kommen Ost und West zusammen aufder Buumlhne aber auch auf dem Festivalgelaumln-de ndash eine europaumlische Erfahrung die in dieOhren und unter die Haut gehen wirdldquo kuumln-

digt Martin Heller Intendant von Linz09 anbdquoDas Besondere am Hafenfest ist daszlig wir

die Einmaligkeit die wir auf dem Schiff er-lebt haben nun aufrsquos Land uumlbertragen koumln-nen Wir wollen Menschen beruumlhren undeine Botschaft vermitteln Die Emotionalitaumltsoll auf ganz Linz uumlbertragen werden undman ist dabei ndash oder man hat es verpaszligtldquoergaumlnzt Hage Hein Geschaumlftsfuumlhrer vonbdquoBlanko Musikldquo und Projektleiter der bdquoLinzEuropa Tour 2007 ndash 2009ldquo

Die raquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009laquo

Im Sommer 2007 brach Hubert vonGoisern mit einer sehr jungen Band zunaumlchstuumlber die Donau gegen Osten auf und imSommer 2008 dann unter anderem auf demRhein-Main-Donau-Kanal in den WestenDort jammten David Lackner (keyboard)Maria Moling (percussion vocals) AlexPohn (drums) Helmut Schartlmuumlller (bass)Elisabeth Schuen (violine vocals) MarleneSchuen (violine vocals) Severin Trogba-cher (guitar) und Darinka Tsekova (Gadul-ka) virtuos mit ihren Gaumlsten auf einer zurKonzertbuumlhne umgebauten Barge Zu diesenGaumlsten zaumlhlten Zdob si Zdub aus Moldawienmit ihrer bdquoHiatamadlldquo-Version der serbischeQuerdenker Rambo Amadeus oder die bdquoru-maumlnische Madonnaldquo Loredana Groza Waumlh-rend diese Kuumlnstler den Osten Europas greif-bar machten vertraten u a BAP XavierNaidoo Konstantin Wecker Klaus Doldin-ger und Zap Mama den Westen

SrsquoNIX ist etwas Anderes als gar nix

Hubert von Goisern hat seit seinem Start1988 mit den Alpinkatzen 15 Millionen Ton-traumlger verkauft und gab fast 1000 Konzertein 21 Laumlndern 15 Alben hat er bisher einge-spielt und 5 DVD-Projekte realisiert Dasaktuelle Album SrsquoNIX ist auf der Osteuropa-Etappe der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009ldquoentstanden und wurde im Mai 2008 veroumlf-fentlicht Im August 2008 erschien die DVDbdquoGoisern goes Eastldquo eine Koproduktion desORF und der Nikolaus Geyrhalter FilmFuumlnf Episoden dokumentieren die Schiffs-reise von Linz zum Schwarzen Meer Dieneue Doku bdquoGoisern goes Westldquo ist in Ar-beit httpwwwlinz09at

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Linz Europa HafenfestAbschlieszligender Houmlhepunkt der Linz Europa Tour 2007 ndash 2009mit Hubert von Goisern amp Freunden von 3 bis 5 Juli 2009

Hubert von Goisern ndash Linz Europa Tour

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Schon wieder ist etwas passiert Ein Mannnamens Horvath ist verschwunden und

die einzige Spur fuumlhrt zum bdquoLoumlschenkohlldquoeiner weithin bekannten bdquoBackhendlstationldquoin der Provinz Und es waumlre nicht der Bren-ner wenn ihm in Loumlschenkohls Keller dieKnochenmehlmaschine nicht einige duumlstereRaumltsel aufgaumlbe Nach bdquoKomm suumlszliger Todldquound bdquoSilentiumldquo ist dies der dritte Streich desErfolgs-Trios HaderMurnbergerHaas Ab-gruumlndige Kinounterhaltung vom Feinsten

Synopsis

Ein Mann namens Horvath ist ver-schwunden Die letzten Leasingraten fuumlr sei-nen Wagen sind nicht bezahlt Brenner uumlber-nimmt unwillig von seinem alten FreundBerti den mickrigen Auftrag HorvathsLeasingwagen zuruumlckzubringen Brennermacht sich auf den langen Weg in die tiefeProvinz Ein Nachsendeauftrag fuumlhrt direktzum bdquoLoumlschenkohlldquo einer Backhendlstationvon legendaumlrem Ruf

Tausende Huumlhner muumlssen woumlchentlichihr Leben lassen um hier knusprig paniertbis auf die Knochen abgenagt zu werdenEine Knochenmehlmaschine zermahlt dieHuumlhnerreste zu Futtermehl fuumlr die naumlchsteHuumlhnergeneration Ein kannibalischer Kreis-lauf des Fressens und GefressenwerdensEin kurzer Blick auf den Leasingwagen istalles was Brenner von Horwath zu sehenbekommt Denn gleich darauf ist das Auto sospurlos verschwunden wie sein Besitzer

Doch Brenners detektivische Faumlhigkeitensind auch anderweitig gefragt

Der Sohn des Wirtes will mit seiner Hilfeendlich herausfinden was mit dem vielenGeld geschieht das der alte Wirt woumlchent-lich aus dem Betrieb nimmt Brenner kommtdieser zusaumltzliche Auftrag gerade recht ist erdoch im Begriff sich in die fesche Birgit zuverlieben die Kuumlchenchefin und Frau desJunior-Chefs Und verdreht wie er vonBirgit ist laumlszligt ihn sein Kopf beinahe imStich Daszlig sich ein Menschenknochen unterdie Huumlhnerknochen mischt bemerkt Bren-ner fast zu spaumlt Und waumlhrend im Saal derBackhendlstation der Maskenball tobt unddas ganze Dorf von Masken geschuumltzt sorichtig die Sau raus laumlszligt wird im Keller ge-liebt und gemordet Einmal mehr erweist

sich Berti nicht nur als Brenners Freund son-dern als sein Schutzengel der gerade nochrechtzeitig auftaucht und das Geheimnis umden verschwundenen Horvath endlich luumlftet

Mit bdquoDer Knochenmannldquo erblickt erneuteiner von Wolf Haaslsquo Kultromanen das Lichtder Leinwand Und Josef Hader ist schonlaumlngst zur Inkarnation des lakonischen Pri-vatdetektivs Brenner geworden Wir duumlrfen

uns aber auch wieder auf Brenners kongeni-alen Leinwandgefaumlhrten Bertie (SimonSchwarz) freuen und ndash einmal mehr ndash aufeine Riege hervorragender Darsteller (vonSepp Bierbichler bis zu Birgit Minichmayr)die erwarten lassen daszlig Brenners schaurig-pointenspruumlhende Abenteuer zu einem gros-sen Kinoerlebnis werden httpwwwlunafilmatknochenmannhtml

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Oumlsterreichischer Film

Der KnochenmannEin Dor-Film von Wolfgang Murnberger nach dem gleichnamigen

Roman von Wolf Haas feierte am 6 Maumlrz Premiere in Wien

Josef Hader ist zur Inkarnation des lakonischen Privatdetektivs Brenner geworden

Bei den Dreharbeiten Birgit Minichmayr Wolfgang Murnberger Josef Hader

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Bernhard Wickis Vater ein Schweizer In-genieur war technischer Direktor sowie

Teilhaber groszliger Papier- und Maschinenfa-briken Die Mutter Melanie geb Kleinhaplstammte aus Oumlsterreich Wicki geboren am28 Oktober 1919 in St Poumllten in Niederoumls-terreich besuchte abwechselnd Lehranstal-ten in Koumlthen bei Halle Gmunden Mauerbei Wien und Salzburg anschlieszligend dieSchauspielschule des Staatlichen Theaters inBerlin unter Gustaf Gruumlndgens Er wurde abNovember 1938 einige Monate wegen seinerMitgliedschaft in einer kommunistisch orien-tierten Jugendgruppe im KZ Sachsenhauseninhaftiert konnte aber danach die Schau-spielausbildung am Reinhardt-Seminar inWien fortsetzen 1940 debuumltierte er amSchloszligtheater Schoumlnbrunn

Weitere Buumlhnenstationen waren Freibergin Sachsen Bremen Muumlnchen und Salzburg1944 uumlbersiedelte die Familie in die Schweiz1)Nach Kriegsende begann seine Filmkarrieremeist im Fach des charmanten Liebhabersund Verfuumlhrers spaumlter als Charakterdar-steller In der Rolle eines Partisanenfuumlhrersgluumlckte ihm 1954 in Helmut Kaumlutners zeit-geschichtlichem oumlsterreichisch-jugoslawi-schen Streifen bdquoDie letzte Bruumlckeldquo bdquoPosled-nji mostldquo der Durchbruch im fuumlr ihn neuen

Medium Georg W Pabst Wolfgang Lieben-einer Wolfgang Staudte Michelangelo Anto-nioni und Gottfried Reinhardt holten ihn vordie Kamera seine diesbezuumlgliche Filmografieumfaszligt insgesamt an die 70 Titel Wicki war1957 Regie-Volontaumlr bei Kaumlutners melodra-matischer Love-Story bdquoMonptildquo mit demmehrfach ausgezeichneten bitteren Antikriegsfilm bdquoDie Bruumlckeldquo (u a Oscar-Nomi-nierung als bester fremdsprachiger Film)

brach der Schauspieler 1959 vital und vir-tuos in die Phalanx der Regisseure ein

Darryl F Zanuck einer der effizientestenHollywood-Mogule engagierte ihn 1962neben dem Amerikaner Andrew Marton unddem Englaumlnder Ken Annakin fuumlr die Ge-staltung der deutschen Episoden des an Ori-ginal-Schauplaumltzen gedrehten Fox-Groszligfilmsuumlber die Landung der Alliierten in der Nor-mandie bdquoThe Longest Dayldquo (bdquoDer laumlngsteTagldquo) eine cineastische Mammutproduktionmit einem bombastischen internationalenStaraufgebot ist zweifellos eines der umfas-sendsten Profile uumlber ein Geschehen imZweiten Weltkrieg die Arbeit brachte Wicki(bdquoin sharingldquo) eine Nominierung zum Awardder Directorlsquos Guild of America ein 1964inszenierte er in den roumlmischen Studios derCinecittagrave und an italienischen bdquolocationsldquomit Ingrid Bergman und Anthony Quinn dieaufwendige amerikanisch-europaumlische Ko-produktion bdquoThe Visitldquo (bdquoDer Besuchldquo)nach der inhaltlich und atmosphaumlrisch veraumln-derten tragischen Komoumldie des SchweizerDramatikers Friedrich Duumlrrenmatt

Fuumlr die Uumlbernahme der Regie des Kriegs-und Agentenspektakels bdquoMoriturildquo (auchbdquoThe Saboteurldquo) der Arcola-ColonyFox dasMenschlich-Tragisches und Kriegsgetuumlm-mel in einer spannenden im Zweiten Welt-

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und uumlber 12000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit oumlsterreichischer Beteiligung In dieser Folge portraitiert er

Bernhard WickiSchauspieler Regisseur

Berhard Wicki bei den Dreharbeiten zum Agentenspektakel raquoMoriturilaquo

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Curd Juumlgens als Generalmajor Guumlnther Blumentritt im Fox-Groszligfilm raquoThe LongestDaylaquo raquoDer laumlngste Taglaquo an dem Bernhard Wicki mitwirkte

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krieg spielenden Handlung vereint (ein deut-sches Handelsschiff ist als Blockadebrechervon Tokio in das besetzte Frankreich unter-wegs) ging Bernhard Wicki 1965 nach Hol-lywood Im Gegensatz zu den mit geringe-rem Personalaufwand hergestellten deutsch-sprachigen Produktionen sah er sich mit dergeballten Macht des kalifornischen Filmge-schaumlfts konfrontiert Ungeachtet dessen dassder Produzent Aaron Rosenberg eine dreimo-natige Drehzeit vorsah verlangten die StudioExecutives eine weitaus fruumlhere Fertigstel-lung Damit konnte der auf bestmoumlglicheRealisierungsbedingungen bedachte Regis-seur seine qualitativen Intentionen nichtdurchsetzen Die Uumlberschreitung des Bud-gets verursachte Probleme ebenso derHauptdarsteller Marlon Brando der gleich-falls eine pedantische und zeitgerechte Ein-

studierung der einzelnen Szenen bevorzugteWickis Methode der vielen Aufnahme-Wiederholungen aber uumlbertrieben fand Dervon den fiktionalisierten Memoiren des fruuml-heren deutschen Marine-Attacheacutes in TokioWerner Luedecke inspirierte in Schwarz-Weiszlig brillant fotografierte und von JerryGoldsmith wirkungsvoll musikalisch unter-malte Actionfilm gedieh zur handwerklichperfekten guten Kinokonfektion dessen Er-folg am Einspielergebnis zu messen warWickis Verhaumlltnis zum amerikanischen Pro-duktionsstil blieb indessen fuumlr immer gebro-chen

Veraumlrgert uumlber grobe nachtraumlgliche Aumlnde-rungen der amerikanischen Produzenten anbdquoThe Visitldquo kehrte er Hollywood den Ruumlk-ken Aus seinen folgenden Regiearbeiten fuumlrFilm und Fernsehen in Deutschland ragen

die Umsetzung einer Erzaumlhlung JosephRoths bdquoDas falsche Gewichtldquo (1973) undbdquoDie Eroberung der Zitadelleldquo (1977) nacheiner Novelle Guumlnter Herburgers heraus Da-neben stehen Aufgaben als Film- und TV-Darsteller Inszenierungen fuumlr das Theaterund Synchronregie seit 1975 betrieb er eineeigene Filmproduktion in Muumlnchen 1989stellte Wicki langjaumlhrig verheiratet mit derSchauspielerin Agnes Fink sein letztes de-tailbesessenes perfektionistisches Opus vordie aufgrund verschiedener Schwierigkeitenin mehreren Etappen hergestellte in Canneszur Auszeichnung fuumlr die bdquoGoldene Palmeldquonominierte Joseph-Roth-Verfilmung bdquoDasSpinnennetzldquo mit Klaus Maria BrandauerDer Ex-St Poumlltner Star-Regisseur ein enga-gierter Filmemacher mit rigorosem kuumlnstle-rischem Wollen und hohem handwerklichemKoumlnnen einer der Groszligen der Filmgeschich-te starb am 3 Jaumlnner 2000 in Muumlnchen 1) Nach dem Engagement an den Schauspielhaumlusern in

Zuumlrich und Basel (1944-1950) wurde BernhardWicki Schweizer Staatsbuumlrger In der BRD verein-nahmte man ihn als bdquodeutschenldquo Regisseur vonauszligerordentlichem Rang

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Mit dem Buch bdquoOumlsterreicher in Holly-woodldquo legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veroumlffentlichten Standardwer-kes vor Nach uumlber 12jaumlhrigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden bdquoDiese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den daruumlber-hinaus immensen Kulturleistungen oumlsterrei-chischer Filmkuumlnstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet bdquoAlles was anetwas erinnert ist Denkmalldquo schlieszligt derAutor

Rudolf Ulrich und der Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen sehr geehrte Leserinnenund Leser die Moumlg-lichkeit in den kom-menden Monaten imbdquoOumlsterreich Journalldquoeinige Persoumlnlichkei-ten aus dem BuchbdquoOumlsterreicher in Hol-lywoodldquo kennenzuler-nen

Rudolf UlrichbdquoOumlsterreicher in Hollywoodldquo 622 Seitenzahlreiche Abb 2 uumlberarbeitete und erwei-terte Auflage 2004 ISBN 3-901932-29-1httpwwwfilmarchivat

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Kaumlrntner bdquoSchmankalanldquo ndash genieszligen mitden Jahreszeiten Schlieszliglich veredelt

die Kaumlrntner Wirtshauskuchl das was dieNatur und die Bauern in der Nachbarschaftbieten Uumlber Jahre hinweg hat sich eine kuli-narische Partnerschaft entwickelt die so man-che Uumlberraschung bereithaumllt Wuszligten Sieschon wie aus einer Armen-Speise ein Natio-nalgericht entstand wo Spargelfelder unter-irdisch beheizt werden was Forellenlaichzum bdquoMoumllltaler Kaviarldquo werden lieszlig und war-um die bdquoMostbarkeitenldquo so hochgeistig sind

Spargel ndash Zauberstab des Fruumlhlings

Im Fruumlhling wenn in Kaumlrnten die Obst-baumlume in voller Bluumlte stehen reckt sich aucheine wahrhaft koumlnigliche Gemuumlsesorte derSonne entgegen Nicht umsonst wird derSpargel als bdquoZauberstab des Fruumlhlingsldquobezeichnet Der Bauer Hans Jaumlger gilt alsbdquoKaumlrntner Spargelpionierldquo seit einigen Jah-ren erntet er im Lavanttal houmlchste QualitaumltDie Kaumlrntner Wirte feiern um den Lavant-

taler Spargel im Mai mehrere Feste Heutebauen mehrere Lavanttaler Bauern Spargelan und Bauer Jaumlger ist einen Schritt weiter-gegangen Er stattete seine Spargelfelder miteiner Art unterirdischen bdquoHeizdeckeldquo aus ndashseinem Spargel koumlnnen Temperaturschwan-kungen und Regen nichts anhaben

Mit den Fruumlhlingsblumen waumlchst derBaumlrlauch auf den Wiesen neben den Kaumlrnt-ner Baumlchlein Dieser wilde Knoblauch wirdwegen seiner gesundheitlichen Wirkunggeschaumltzt und schmeckt duumlnn geschnittenauf dem Butterbrot mit warmen Erdaumlpfelnoder puumlriert als Suppe

Ostern in Kaumlrnten das ist mit Brauchtumund der traditionellen Osterjause verbundenNach der Fleischweihe am Ostersamstagwerden Schinken Hauswuumlrstl (wuumlrzigeTrockenwuumlrste) gefaumlrbte Eier und Kren(Meerrettich) kredenzt ndash keinesfalls fehlendarf dabei der Kaumlrntner Reindling einKuchen aus Hefeteig geknetet und mit ZimtZucker und Rosinen gefuumlllt

Frische Kraumluter amp fangfrische Fische

Der Reindling wird auch zur SaurenSuppe verspeist einer Kaumlrntner Spezialitaumltdie bei den zahlreichen bdquoKirchtagenldquo undBrauchtumsfesten im Kaumlrntner Sommergereicht wird Mehrere Sorten Fleisch undzahlreiche Kraumluter erfordert das Original-Rezept der Sauren Suppe Verfeinert wird siemit sehr viel saurem und suumlszligem Rahm Fen-chel und Anis verleihen der Sauren Suppeden typischen Geschmack und der sonst imMittelmeerraum beheimatete Safran diegelbe Farbe

Kaumlrnten ist das suumldlichste BundeslandOumlsterreichs Leicht und frisch praumlsentiertsich die sommerliche Kuumlche mit viel herr-lich duftenden Kraumlutern die hervorragendmit den fangfrischen Fischen harmonierenZander und Waller aus dem Woumlrther- undMillstaumltter See Forellen und Saiblinge auskristallklaren Gebirgsbaumlchen Und im Spaumlt-sommer rundet ein suumlszliger bdquoSchmarrenldquo mitfrischen Schwarzbeeren eine bdquobeerigeldquo

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OumlJ-Reisetip

Genieszligen mit den JahreszeitenEine kulinarische Entdeckungsreise in Kaumlrnten ist sofacettenreich und vielfaumlltig wie die vier Jahreszeiten

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Variante des Kaiserschmarrens das Menuumlab

Hochgeistige Mostbarkeiten

Nach einem heiszligen Kaumlrntner Sommertagerfrischt kaum ein Getraumlnk besser als einGlas Most bei einem Kaumlrntner Jausenwirtoder in einer typischen Kaumlrntner Buschen-schenke So werden die baumluerlichen Gast-stuben genannt die nur auftischen duumlrfenwas auch im eigenen Betrieb erzeugt wurdeSpeck Wuumlrstl knuspriges Brot Im Lavant-tal fuumlhrt der Weg zur Jause uumlber eigeneMostwanderwege Wer die vielen Buschen-schenken nicht erwandern will laumlszligt sich vombdquoMostlandexpreszligldquo hinfahren Hochgeistigist es im Lavanttal schon immer zugegan-gen das beweisen die Schriften der Moumlncheim Stift Sankt Paul einer wahren Schatz-kammer Heute brennen die Bauern ausAumlpfeln Birnen und anderen Fruumlchten sorten-reine Schnaumlpse von houmlchster Qualitaumlt einbesonderer Genuszlig ist der feinperlende Ap-felfrizzante Zu verkosten sind die hochgei-stigen Troumlpferl weiterhin im Stift und imbdquoZogglhofldquo In diesem renovierten Getreide-speicher finden sich die bdquoMostbarkeitenldquoeine Galerie der besten Schnaumlpse In BadKleinkirchheim den Kaumlrntner Nockbergenhat sich der ehemalige Schirennlaumlufer Wolf-ram Ortner auf das Brennen edler Destillateverlegt ndash und auch dafuumlr Medaillen einge-heimst Seit kurzem bietet er bdquoZigarren-Schnaumlpseldquo an malzige aus Bockbier ge-brannte Schnaumlpse die ihr volles Aroma inKombination mit Zigarrenrauch entfalten

Houmlchster Genuszlig Gailtaler Almkaumlse

Fuumlr houmlchste Genuumlsse anderer Art sorgen18 Almkaumlsereien im Gailtal in der Karni-schen Region Nach alter Sennertraditionproduzieren sie auf 1500 Meter Seehoumlhe denwuumlrzigen bdquoGailtaler Almkaumlseldquo eine EU-weiteinzigartige Spezialitaumlt Auf der TresdorferAlm weiht eine Schaukaumlserei in die Ge-heimnisse des Kaumlsemachens ein

Wild(e) Sachen im Goldenen Herbst

Die Sicht ist weit der Himmel blau dieBlaumltter huumlllen sich in ihr buntes Farbenkleiddie Stimmung ist atemberaubend Der bdquoGol-dene Herbstldquo in Kaumlrnten ist nicht nur diebeste Zeit zum Wandern sondern auch dieHoch-Zeit fuumlr den Hochsitz Die Jagd bringtviel Abwechslung in den Speiseplan derKaumlrntner Wirtshaus- und Hotelkuumlche HirschReh Gams und Federwild Dazu serviertwerden frische Preiselbeeren von den Kaumlrnt-ner Almen Eierschwammerl und Steinpilze

aus den Kaumlrntner Waumlldern vollmundigerRotwein ndash alles gewuumlrzt mit Jaumlgerlatein amWirtshaustisch

Der Herbst ist auch die Zeit in der imMoumllltal und in Tainach in Suumldkaumlrnten die Fo-rellen und Saiblinge zum Ablaichen aus denmit Berg- und Quellwasser gefuumlllten Teichengenommen werden Der Rogen dieser Forel-len schmeckt so wunderbar daszlig er Forellen-und Saiblingskaviar genannt wird Konser-viert und in Glasdosen abgefuumlllt haumllt dieseArt von Kaviar lange Zeit Auf den Hoch-weiden des Moumllltales des Lavanttales undder Kaumlrntner Nockberge ist auch der Alm-ochs zuhause mittlerweile ein Markenbe-griff der fuumlr ausgezeichnete Fleischqualitaumltsteht In den Tauern und im Lesachtal sowiein der Norischen Region werden Laumlmmerund Schafe gezuumlchtet deren Fleisch eben-falls zu den Offenbarungen der KaumlrntnerKuumlche zaumlhlt Fuumlr Uumlberraschungen gut ist derKaumlrntner Kuumlrbis Unglaublich wie facetten-reich sich dieses Gemuumlse zubereiten laumlsst ndashzu verkosten im Kaumlrntner Herbst

Gans fein

Aus dem Osten Oumlsterreichs stammendsind sie auch in Kaumlrnten heimisch gewordendie Gaumlnse Sie werden mit viel Liebe aufgroszligen Weiden gehalten Die Kaumlrntner Gansl-wirte eine Runde initiativer Kaumlrntner Wirteladen jaumlhrlich rund um Martini (11 No-vember) zum mehrwoumlchigen bdquoGansl-schmausldquo wo auch der junge Rotwein ausder italienischen Nachbarregion Friaul-Julisch-Venetien der bdquoPrimoldquo erstmals ver-kostet wird

Winterzeit ndash suumlszlige Zeit

Wenn Kaumlrntens Gipfel mit Neuschneegeschmuumlckt sind und wenn die zahllosenBadeseen mit einer praumlchtigen Eisschichtuumlberzogen sind zieht durch die heimeligenStuben der Duft von Zimtgebaumlck und Brat-aumlpfeln Zeit die Rezepte aus der suumlszligenKaumlrntner Kuumlche auszuprobieren ndash zum Bei-spiel Kletzennudel das sind Nudeltaschenmit einer Fuumllle aus Kletzen (gedoumlrrtenBirnen) serviert mit fluumlssiger Butter Zimtund Zucker Aber auch die Dampfnudel mitHonigschmalz und die Bauernkrapfen sindeine kleine Suumlnde wert

Kasnudel haben immer Saison

Natuumlrlich gibt es Kaumlrntner bdquoNational-speisenldquo die das ganze Jahr uumlber Saisonhaben Wie die Kaumlrntner Nudel ndash ein Nudel-teig duumlnn ausgewalzt zu einer faustgroszligenTasche geformt und mit verschiedenen Koumlst-

lichkeiten gefuumlllt Mit Topfen und Garten-minze ndash Kasnudel genannt mit Fleisch mitSpinat Erdaumlpfeln und Pilzen oder suumlszlig mitKletzen (gedoumlrrten Birnen) Beliebte Sup-peneinlage sind bdquoSchlickkrapferlldquo eine Mi-niaturvariante der Kaumlrntner Nudel mit einerFuumlllung aus Innereien und Kraumlutern VieleKaumlrntner Wirte haben sich der Vielfalt derKaumlrntner Nudel verschrieben und servierenIhren Gaumlsten ein bdquoNudl-Kudl-Mudlldquo ver-schiedene Nudelsorten zum Probieren

Guter Geschmack kennt keine Grenzen

Bei einer kulinarische Reise durch Kaumlrn-ten stellen bdquoSeitenspruumlngeldquo in die benach-barten Laumlnder Italien und Slowenien garnichts Anruumlchiges dar Sie zeigen wie ver-wandt die Kuumlche der drei Laumlnder ist ObKaumlrntner Kasnudel werden in der italieni-schen Variante als Ravioli serviert desReindlings slowenischer bdquoZwillingldquo ist diebdquoGibanicaldquo Luftgetrockneter Prosciutto reiftin der Gegend um das friulanische StaumldtchenSan Daniele ndash aber auch in der DraustadtVillach hat sich ein innovativer Fleischer-betrieb auf die Herstellung dieser Schinken-spezialitaumlt spezialisiert Die Wirte der dreiRegionen tauschen gerne ihre Rezepte dieserkoumlstlichen Alpen-Adria-Kuumlche aus HansTschemernjak bdquoTschebull-Wirtldquo vom FaakerSee hat bereits vor Jahren eine grenzuumlber-schreitende Wirtekooperation ins Lebengerufen Jeweils eine Woche im Jahr kochtein Koch im Wirtshaus der Partner

Kaumlrntner Wirtshauskultur

Wie findet man in Kaumlrnten sein Lieb-lingswirtshaus Ist es die gastliche Stube dernetten Wirtsfamilie wo es die besten Kas-nudeln gibt Oder das Haubenlokal dasnicht im entferntesten an einen abgehobenenGourmettempel erinnert Oder die Buschen-schenke beim Almbauern wo dieser einzig-artige Schinkenspeck aufgetischt wird Siealle verstehen sich als bdquoVeredler heimischerProdukteldquo setzen ihre kulinarischen Schwer-punkte nach den Jahreszeiten und nennenKreativitaumlt Ideenreichtum und Handarbeitals Qualitaumltsmerkmale Der als bdquoKaumlrntnerKuchlmastaldquo bekannte Kaumlrntner Autor PeterLexe trifft seine Wahl nach folgender einfa-cher Formel bdquoVerlasse ich ein Gasthaus zu-frieden daszlig ich den Wunsch verspuumlre wie-der hier einzukehren und stelle ich beimzweiten Besuch die gleichen Zustand festdann reihe ich dieses Wirtshaus in die Kate-gorie meiner persoumlnlichen LieblingslokaleldquoNachahmung empfohlen httpwwwkaerntenat

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OumlJ-Reisetip

Page 3: Kärnten und Salzburg haben gewähltAm 1.März wurden die ersten beiden der vier Bundesländerwahlen abgehalten. Insgesamt waren 829.567 Wahlberechtigte

SORA Institute for Social Research andAnalysis mit Sitz in Wien hat ndash wie auch inden letzten Jahren ndash im Auftrag des ORFHochrechnungen erstellt Trotz geringemAuszaumlhlungsgrad von nur 135 und ohneInformationen aus der Hauptstadt Klagenfurtbetrug die durchschnittliche Abweichung jePartei um 17 Uhr des Wahlabends lediglich02 Prozentpunkte Und laut SORA wird sichauch am 9 Maumlrz an der Verteilung derMandate wohl nichts aumlndern

Der nunmehr designierte Landeshaupt-mann Kaumlrntens Gerhard Doumlrfler war erst-mals zur Wahl angetreten Als fruumlherer Lan-desrat fuumlr Verkehr Straszligen und Generationenhat er unmittelbar nach dem Unfalltod JoumlrgHaiders dessen Amt uumlbernommen DieWahlwerbung des BZOuml in Kaumlrnten standauch ganz im Gedenken an Haider dessenErfolge im suumldlichsten Bundesland aufgroszlige Sympathie in der Bevoumllkerung beruh-te Claudia Haider bezeichnete in einem In-terview in der bdquoKleinen Zeitungldquo den Siegdes BZOuml als einen Wahlerfolg ihres verstor-benen Mannes Der Kaumlrntner sei so ClaudiaHaider ein sehr emotionaler Mensch DasMediale um seinen Tod habe die Menschenveranlaszligt es zwar nicht den Meinungsfor-schern zu sagen aber sich sehr fruumlh eineMeinung zu bilden um Haiders Weg fortset-zen zu koumlnnen

Am Wahlabend zeigte sich Doumlrfler sicht-lich uumlberrascht vom groszligen Erfolg des BZOumlund bezeichnete es als Bestaumltigung fuumlr dasTeam das nach dem 11 Oktober (dem TodHaiders) die Verantwortung fuumlr das Landuumlbernommen hatte bdquoDie Menschen habenuns das Vertrauen geschenkt auch in Zu-kunft die Geschicke des Landes zu gestal-tenldquo das politische Erbe Haiders fortzufuumlh-ren so Doumlrfler Man werde jedenfalls so be-staumltigte auch BZOuml-Landesparteiobmann UweScheuch alle im Landtag vertretenen Par-teien zu Gespraumlchen uumlber eine gemeinsameArbeit fuumlr Kaumlrnten einladen

Kaumlrntens SPOuml-Spitzenkandidat und Lan-desparteivorsitzender Reinhart Rohr war vomschlechten Abschneiden seiner Partei sicht-lich enttaumluscht Man habe sich sehr bemuumlhtdie Inhalte der Sozialdemokraten zu vermit-teln es sei aber bdquonicht gelungen das spuumlrba-re Vertrauen in ein fundamentales Vertrauenumzusetzen und das im Wahlergebnis auchfestzumachen ndash weil offensichtlich auch derHaider-Faktorrsquo der in der Wahlbewegungund in der Oumlffentlichkeit so nicht sichtbarwar heute in der Wahlzelle eine ganz ge-wichtige Rolle fuumlr die Waumlhlerinnen undWaumlhler gespielt hatldquo so Rohr

OumlVP-Landesgeschaumlftsfuumlhrer Thomas Go-ritschnig zeigte sich vom Wahlergebnis er-freut bdquoDie OumlVP Kaumlrnten hat mit dem staumlrk-sten Zugewinn aller Parteien ihr Wahlzielerreicht unser Spitzenkandidat Josef Mar-tinz wurde in seinem Kurs klar bestaumltigtldquoLaut Goritschnig trage die vor eineinhalbJahren begonnene Erneuerung der OumlVPKaumlrnten durch den Landesparteiobmann undsein Team bereits Fruumlchte und man werdediesen Weg nun bestaumlrkt weiter fortsetzen

Die Waumlhlerinnen und Waumlhler haumltten soGortischnig der OumlVP einen deutlichen Auf-trag gegeben in der kommenden Regierungs-

periode ihre Handschrift zukunftsweisendernachhaltiger Politik zu verstaumlrkenldquo

Die krasse Differenz zwischen demBZOuml-Ergebnis in Kaumlrnten und jenem derFPOuml unter Heinz-Christian Strache hat letz-teren neuerlich dazu bewogen dem BZOumleine Zusammenarbeit nach dem deutschenVorbild CDUCSU vorzuschlagen In Kaumlrn-ten gebe es vernuumlnftige freiheitlich gesinnteKraumlfte bdquowohingegen mit einem StadlerWestenthaler und Co sicher kein Staat zumachenldquo sei erklaumlrte Strache Auf Bundes-ebene koumlnne nur die FPOuml die freiheitlicheZukunft sein genauso koumlnne auch in den

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Mandatsverteilung

anderen acht Bundeslaumlndern nur die Dachmarke FPOuml erfolgreichsein Immerhin so Strache wuumlrde das rechte Lager in Kaumlrnten souumlber fast 50 der Stimmen verfuumlgen

Vom BZOuml bzw von dessen geschaumlftsfuumlhrendem Obmann HerbertScheibner kam postwendend noch am Wahlabend eine Absage Auchwenn das BZOuml in den anderen Bundeslaumlndern derzeit nicht erfolg-reich sei so sei es doch immerhin mit 21 Mandaten im Nationalratvertreten und mit Abstand fuumlhrend in Kaumlrnten Angesichts der Tat-sache daszlig FPOuml und BZOuml in Kaumlrnten gemeinsam fast 50 derStimmen auf sich vereinigen koumlnnten duumlrfte hier das letzte Wortwohl noch nicht gesprochen sein Und Kaumlrntens BZOuml-ParteiobmannUwe Scheuch ist dem CDU-CSU-Modell auf Bundesebene nichtabgeneigt bdquoIch habe in acht Jahren Politik mit Joumlrg Haider gelerntldquoso erklaumlrte er in einem Interview mit der Tageszeitung bdquoOumlsterreichldquobdquodaszlig man nie etwas gaumlnzlich ausschlieszligen kannldquo Eine konstruktiveZusammenarbeit koumlnne durchaus Sinn machen so Scheuch Sie be-ginne mit gemeinsamen Antraumlgen und koumlnne bei einem CDU-CSU-Modell enden Eine Wiedervereinigung sei in der jetzigen Phasenicht in Diskussion Er spreche bewuszligt bdquovon jetziger Phaseldquo weil ergelernt habe daszlig Strategien auf zehn Jahre hinaus in der Politik kei-nen Sinn machten erklaumlrte Scheuch

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Kaumlrnten hat gewaumlhlt

BZOuml OumlVP

FPOuml

SPOuml Gruumlne

Ergebnisse Landtagswahl httpinfoktngvatltwahl2009Ergebnisse Gemeinderatswahl httpinfoktngvatgrwahl2009 Ergebnisse Buumlrgermeisterwahl httpinfoktngvatbgmwahl2009

In Salzburg war Landeshauptfrau GabiBurgstaller (SPOuml) mit dem Ziel in die Wahl

gegangen den bei der letzten Wahl 2004 derOumlVP abgerungenen ersten Platz im Lande zuverteidigen Ihr Stellvertreter und Koalitions-partner Wilfried Haslauer hatte bis zuletztgehofft den Landeshauptmannsessel fuumlr dieOumlVP zuruumlckzuerobern Obwohl auch Burg-staller und die SPOuml 6 der Stimmen verlo-ren hatten reichte das nicht fuumlr einen Wech-sel denn auch die OumlVP muszligte 14 ihrerWaumlhlerstimmen abgeben Die FPOuml konnteunter Karl Schnell 44 zulegen und er-reichte damit 1323 Das wuumlrde sowohl fuumlrGabi Burgstaller als auch fuumlr Wilfried Has-lauer ausreichen mittels einer Vereinbarungmit der FPOuml eine neue Koalitionsvariante fuumlrSalzburg zu vereinbaren Im Vorfeld wardies von Burgstaller als nicht ausgeschlossenbezeichnet worden sie legte aber deutlichePraumlferenz auf die Weiterfuumlhrung derRegierung mit der OumlVP Deren ObmannHaslauer steht fuumlr eine Koalition mit derFPOuml nicht zur Verfuumlgung hatte er doch vorder Wahl um Unterstuumltzung aufgerufen eineFPOuml-Beteiligung an Salzburgs Regierung(explizit in Form einer SP-FP-Koalition) zuverhindern In zahlreichen Wortmeldungenwar diese Variante vor allem SP-ChefBundeskanzler Werner Faymann vorgewor-fen worden Er selbst wuumlrde die FPOuml alsnicht koalitionsfaumlhig bezeichnen sie aber imSP-regierten Land Salzburg ohne weitereszulassen Faymann meinte er habe immernur von der Bundes- nicht aber von derLandesebene gesprochen Trotz allem wirdes in Salzburg also wieder eine SP-VP-Koa-lition geben

Die Salzburger Gruumlnen haben trotz einesgeringen Verlustes von 07 ihre zwei Man-date im Landtag halten koumlnnen das BZOumlschafft mit 376 Stimmenanteil den Einzugnicht

bdquoDas Ergebnis der Landtagswahl ist einklarer Auftrag fuumlr die SPOuml weiter die fuumlh-rende Verantwortung im Bundesland Salz-burg zu uumlbernehmen Wir wollen und wirwerden weiter fuumlr das Land Salzburg arbei-tenldquo bekraumlftigte Landeshauptfrau GabiBurgstaller am Tag nach der Wahl bdquoDie SPOumlstellt sich realistisch den Herausforderun-gen niemand will Stimmenverluste wegdis-kutieren Unter den gegebenen Umstaumlndenkann man aber doch von einem guten Er-gebnis fuumlr die SPOuml sprechen Immerhin hattesich die Situation im Vergleich zum Jahr2004 als die SPOuml ein Jahrhundertergebniserreichen konnte wesentlich veraumlndertldquo soBurgstaller weiter

bdquoBei Regierungsverhandlungen zaumlhlt dieAusgangslage und die lautet 395 ProzentSPOuml und damit mehr als drei ProzentpunkteVorsprung auf die Volkspartei Die SPOumlwurde damit ndash erst zum zweiten Mal in derGeschichte Salzburgs ndash zur Nummer 1gewaumlhltldquo stellte Burgstaller klar

Burgstaller will die Verhandlungen zuumlgigangehen Dazu hat sie bereits mit OumlVP-Obmann Wilfried Haslauer Gespraumlche auf-genommen bdquoJetzt ist nicht die Zeit des Tak-tierens Wir brauchen rasch klare Verhaumllt-nisse und ein gutes Arbeitsprogramm DieMenschen erwarten sich in wirtschaftlich

schwierigeren Zeiten dass moumlglichst rascheine arbeitsfaumlhige Regierung steht die dieThemen und Herausforderungen anpackenkannldquo betonte Burgstaller

Burgstaller geht davon aus daszlig die OumlVPtrotz ihres schlechtesten Ergebnisses in derGeschichte rasch zu Verhandlungen bereitsein wird

bdquoDas voraussichtliche Ergebnis dieserWahlldquo erklaumlrte Wilfried Haslauer bdquobringteine deutliche Verringerung des Abstandesder OumlVP zur SPOuml und deutliche Zugewinnefuumlr die Freiheitlichen Ich stehe daher nichtan den Freiheitlichen zu ihren Zugewinnen

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Salzburg hat gewaumlhlt

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Mandatsverteilung

zu gratulieren Fuumlr die OumlVP bedeutet dieses Ergebnis eine klareStaumlrkung der Position in der politischen Landschaft Salzburgs imVergleich zur letzten Landtagswahl Dennoch ist es bedauerlich daszligwir keine Zugewinne verbuchen konnten Der klare Wahlverlierer andiesem Abend ist aber Landeshauptfrau Burgstaller die dieseWahlbewegung ausschlieszliglich mit ihrer Person verknuumlpft hat und dasgroumlszligte Minus hinnehmen muszlig Die OumlVP ist jedenfalls bereit so raschwie moumlglich weiterzuarbeiten Vor dem Hintergrund der Finanz- undWirtschaftskrise erwarten sich die Salzburgerinnen und Salzburgerzu Recht daszlig es so rasch wie moumlglich eine neue Regierung miteinem klar definierten Arbeitsprogramm zur Bewaumlltigung der kom-menden Herausforderungen gibt Wir haben unsere Vorschlaumlge dazuja bereits im Wahlkampf klar auf den Tisch gelegtldquo so Haslauer

bdquoDie FPOuml hat das ausgegebene Wahlziel sowohl im Landtag alsauch im Gemeinderat klar erreichtldquo sagte FPOuml-LandesparteiobmannKarl Schnell der an eine Koalitionsbeteiligung auf Landesebenenicht glaubt bdquoIch habe immer gesagt daszlig das rein taktisches Kalkuumllist Ich glaube nicht daszlig die Maumlchtigen im Land auf ihre Posten undDienstautos verzichten werdenldquo Die FPOuml werde als Oppositions-partei auf die Loumlsung der Probleme des Landes draumlngen Schnellnannte in diesem Zusammenhang die Fragen der Sicherheit und der

Wirtschaft Fuumlr den FPOuml-Stadt-Bezirkschef sei die FPOuml die einzigePartei die echt dazu gewonnen habe

Cyriak Schwaighofer Landesparteichef der Gruumlnen sagte manmuumlszligte bdquojetzt das Ergebnis verdauen daszlig wir das dritte Mandat leidernicht schaffenldquo Die Gruumlnen haumltten zwar in jenen Gegenden (wie inder Landeshauptstadt) recht gut abgeschnitten in denen sie ihrenWahlkampf angesichts des knappen Budgets schwerpunktmaumlszligig kon-zentrieren muszligten In den Landgemeinden habe es dagegen durchge-hend Verluste gegeben so Schwaighofer Nun muumlsse man klaumlren obdas am internen Streit um das angedachte EU-Mandat von JohannesVoggenhuber gelegen oder andere Gruumlnde gehabt habe

Das BZOuml schaffte mit nicht einmal vier Prozent den Einzug in denLandtag nicht Spitzenkandidat Markus Fauland will intensiv weiter-arbeiten schlieszliglich haumltten auch die Gruumlnen drei Anlaumlufe gebrauchtum die Huumlrde zu schaffen und in den Landtag einzuziehen Und auchFauland meint so wie seine Parteifreunde in Kaumlrnten dies sei manbdquoden Menschen schuldig ndash und der erfolgreichen politischen ArbeitJoumlrg Haiders die nicht umsonst gewesen sein darfldquo Lesen Sie hier Details uumlber die Ergebnisse der Landtags- Gemeinde-vertretungs- und Buumlrgermeisterwahl in Salzburghttpwwwsalzburggvatwahl09htm

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Salzburg hat gewaumlhlt

SPOuml OumlVP

FPOuml Gruumlne

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Innenpolitik

Wir haben in diesem Haus einstimmigdas Richtige beschlossenldquo so Bundes-

kanzler Werner Faymann (SPOuml) am 17 Fe-ber im Nationalrat Faymann unterstrichweiters daszlig Oumlsterreichs Konjunkturpaketsowohl bezuumlglich des Umfangs als auch inbezug auf den Zeitpunkt europaweit anzweiter Stelle liege Mit der groszligen Steuer-senkung samt Familienpaket den vorgezo-genen Infrastrukturmaszlignahmen und auchdem Bankenpaket habe die SPOuml-gefuumlhrteRegierung den bdquorichtigen Wegldquo eingeschla-gen ndash das bdquobescheinigen uns all jene Wirt-schaftsforscher unabhaumlngig ihrer politischenAusrichtungldquo die das sachlich und fundiertbestaumltigen Die gesetzten Maszlignahmen wuumlr-den einiges an Sicherheit und an Vertrauenschaffen so Faymann Die SPOuml-gefuumlhrteRegierung gehe in wirtschaftlich schwieri-gen Zeiten bdquosensibel und vorausschauendldquovor weil bdquouns die Menschen in der Wirt-schaft in unserem Land die Arbeitnehme-rinnen und Arbeitnehmer wichtig sindldquo

Das Auslagern von Problemen die ineiner Bank entstanden sind werde in vielenLaumlndern besprochen bdquoWir haben uns fuumlreinen anderen Weg entschieden Wir habenuns nicht dafuumlr entschieden irgendetwasauszulagern und einfach zu uumlbernehmensondern wir haben uns entschieden dort woGeld zur Verfuumlgung gestellt wird fuumlr diesesGeld selbstverstaumlndlich Zinsen zu verlangenund auch Vereinbarungen zu schlieszligen daszligkleinen und mittleren aber auch Industrie-unternehmen Kredite zur Verfuumlgung gestelltwerdenldquo fuumlhrte der Bundeskanzler aus

Geschlossen in wirtschaftlichangespannter Zeit vorgehen

Einige Forderungen wie die von denGruumlnen verlangte verstaumlrkte thermische Sa-nierung seien im Konjunkturpaket erfuumllltunterstrich Faymann bdquoWir haben in denVereinbarungen mit den Laumlndern fuumlr diethermische Sanierung ein Volumen fuumlr dasJahr 20092010 von uumlber einer Million Eurovereinbartldquo Die Frage der Oumlkologie und derOumlkonomie duumlrfe auch in wirtschaftlich ange-spannten Zeiten nicht gegeneinander ausge-spielt werden

Das Vorziehen von Investitionen in dieInfrastruktur und Investitionen in die Schie-ne wuumlrden viele Vorschlaumlge von seiten derOpposition erfuumlllen bdquoDort wo man fuumlr das-selbe ist ist es auch keine Schande wennman gemeinsam dazusteht zu diesem Ban-kenpaket zum Vorziehen von Infrastruktur-maszlignahmen zur Entlastung der Bevoumllke-rung zur Staumlrkung der Kaufkraft der Bevoumll-kerung zum Vorziehen von Bildungsmaszlig-nahmenldquo so Faymann Das Parlament solltegeschlossen dazu stehen

Das Modell der Kurzarbeit wuumlrde inten-siv in Anspruch genommen werden und seiim Vergleich zur Arbeitslosigkeit der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmern der richti-ge Weg und wuumlrden diesen uumlberdies dieMoumlglichkeit zur Weiterbildung bieten Aufeuropaumlischer Ebene werde am 1 Maumlrz einGipfel stattfinden bei dem weitere gleich-zeitige und vielleicht auch gemeinsameMaszlignahmen beschlossen werden erlaumluterteder Bundeskanzler

Proumlll Wahlkaumlmpfe solltennicht im Vordergrund stehen

bdquoDurch die Umsetzung von zwei Kon-junkturpaketen und der Steuerentlastung ndashmit einem eigenen Familienpaket und wich-tigen Inputs fuumlr Unternehmen ndash tun wir ge-nau das was in dieser schwierigen Situationnotwendig istldquo sagte Finanzminister JosefProumlll (OumlVP) bei der Debatte uumlber den Dring-lichen Antrag des BZOuml in der Sondersitzungdes Nationalrats Mit diesen drei Paketenbringe man bdquomit ruhiger Hand das Richtigeauf den Wegldquo Er Proumlll habe zwar Ver-staumlndnis fuumlr die Emotionen der Oppositionvor den bevorstehenden Landtagswahlendiese haumltte aber keinen einzigen Vorschlageingebracht um die Wirtschaft zu staumlrkendie Menschen zu entlasten und die Krise zubekaumlmpfen

Proumlll erinnerte die Opposition daran daszligdas notwendige Paket zur Unterstuumltzung derBanken im Nationalrat gemeinsam einstim-mig beschlossen wurde Nun wuumlrden sichBZOuml-Klubobmann Josef Bucher und FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Stracheallerdings von dem was sie damals als not-

wendig fuumlr Banken Sparer und zur Siche-rung der Spareinlagen und der Kreditwirt-schaft umgesetzt haben verabschieden

bdquoDieses Paket zur Unterstuumltzung der Ban-ken ist wichtigldquo verwies der Finanzministerdarauf daszlig auch eine Bank aus Kaumlrnten die-se Hilfe in Anspruch genommen habe bdquoIchwerde keiner Bank vorschreiben wann undin welcher Houmlhe sie von diesem angebote-nen Paket Gebrauch macht Wir sind bereitdiese Unterstuumltzung zu geben und werdendann dafuumlr Sorge tragen daszlig das Paketwirkt Kredite vergeben werden es aucheine starke Kontrolle gibt und sich dieseHilfsmaszlignahme auch fuumlr die Republik ent-sprechend rechnetldquo

bdquoDen Familien ndash von Alleinerziehern biszur Mehrkinderfamilie ndash werden wir miteinem Steuerentlastungspaket im Ausmaszligvon 500 Millionen Euro einen Input gebenKnapp zwei Milliarden Euro bieten wir denArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern alsEntlastung an um besser durch die Krise zukommen Und fuumlr kleinere und mittlere Un-ternehmen werden wir mit der Erhoumlhung desFreibetrags Akzente setzen Gerade die klei-neren und mittleren Betriebe koumlnnen uns mitihrem Potenzial aus der Krise fuumlhrenldquo soProumlll weiter

Der Finanzminister unterstrich in seinemStatement erneut die Wichtigkeit in Europaeine Stabilitaumltspartnerschaft vorzubereitenHeuer werde man gemeinsam mit den mit-tel- und osteuropaumlischen Laumlndern den20 Jahrestag der Oumlffnung des Eisernen Vor-hangs begehen bdquoNichts hat uns so gestaumlrktwie die Oumlffnung und wirtschaftliche Ent-wicklung in unseren Nachbarlaumlndernldquo Jetztsei es auch Teil unserer Verantwortung da-fuumlr Sorge zu tragen gemeinsam die Krisedurchzustehen

bdquoIn einer schwierigen Zeit die all unsereKompetenz ndash sowohl fiskalisch als auchwirtschaftspolitisch ndash fordert sollten nichtWahlkaumlmpfe und Wahlkampfgetoumlse dasuumlberdecken was wirklich notwendig istldquovielmehr gelte es die richtigen Schritte zumrichtigen Zeitpunkt zu setzen ndash bdquodiese Re-gierung macht dasldquo so der Finanzministerabschlieszligend

Krisenbekaumlmpfung inMinisterrat und Parlament

Zweitgroumlszligtes Konjunkturpaket in Europa ndash 23 Millionen EuroSteuerentlastung ndash 500 Millionen Euro Familienpaket

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InnenpolitikStrache Bundesregierung voumllligunfaumlhig zu Krisenmanagement

Eigentlich wisse man gar nicht genau woman anfangen solle wenn man uumlber dieMiszligwirtschaft der Bundesregierung sprechemeinte FPOuml-Bundesparteiobmann HC Stra-che zu Beginn seiner Rede in der Son-dersitzung des Nationalrats und nannte alsBeispiele die OumlBB die AUA die Post denORF und die Bankenkrise Was sich SPOumlund OumlVP seit ihrem Amtsantritt im Jaumlnner2007 geleistet haumltten grenze wirklich an einnegatives Wunder Die Regierung betreibevoumlllig unserioumlse Politik

Die Abloumlse der ASFINAG-Vorstaumlndehabe unnoumltige 700000 Euro pro Vorstandgekostet nur damit jetzt Faymanns Freundedrin saumlszligen Die OumlBB-Vorstaumlnde Soumlllingerund Huber haumltten 623 Millionen Euro ver-zockt und trotzdem die volle Abfertigungbekommen Huber habe bei seinem Abgang820000 Euro bekommen Die AUA werdemit einer Mitgift von 500 Millionen Euroverschenkt aber der gescheiterte AUA-Vor-stand Oumltsch fliege bei gutem Wind mit11 Millionen Euro an Abfertigung nach Hau-se kritisierte Strache Dafuumlr knausere manbeim Pflegegeld den Pensionen und denHeizkostenzuschuumlssen und speise die Men-schen mit einem Steuerrefoumlrmchen ab Al-lein 2 Milliarden Euro seien noumltig um dieMehrbelastungen durch die kalte Progres-sion abzugelten Die FPOuml trete fuumlr eine nach-haltige Steuerreform von 65 Milliarden Euroein Strache verlangte ein Familiensteuer-splitting echte Maszlignahmen fuumlr die KMUund eine Entlastung fuumlr den Mittelstand

Auch bei der Bankenkrise habe die Bun-desregierung gezeigt daszlig sie voumlllig unfaumlhigsei Krisenmanagement zu betreiben Trotzdes Versprechens des ehemaligen Finanz-ministers Molterer gebe es bis heute keineKontrollmechanismen durch den Rechnungs-hof Man muumlsse auch die Manager zur Ver-antwortung ziehen und eine Gehaltsdecke-lung einfuumlhren Weiters muumlsse man Auf-sichtsraumlte sicherstellen und vorgeben daszligsich die Banken auf das Kerngeschaumlft zukonzentrieren haumltten forderte Strache

Scheibner fordert raquoPakt zur Hilfefuumlr Oumlsterreich aus der Kriselaquo

bdquoDie Menschen haben es sich verdientdaszlig sie im Parlament und in der Regierungeine echte Vertretung habenldquo erinnerte dergeschaumlftsfuumlhrende BZOuml-Obmann HerbertScheibner zu Beginn seiner Rede Doch bdquodieVerantwortung kann man nicht laumlchelnldquo diebdquoFaymannisierungldquo ndash laumlcheln und schoumlnre-

den ndash muumlsse beendet werden Deshalb for-dert Scheibner Regierung und Oppositionauf gemeinsam einen bdquoPakt zur Hilfe fuumlrOumlsterreich aus der Kriseldquo zu bilden

Es fehle aber an der Einladung durch dieRegierung zu gemeinsamer Arbeit bdquoSetzenwir uns an einen Tisch ndash Regierung Oppo-sition Sozialpartner und machen wir einRettungspaket fuumlr die oumlsterreichische Wirt-schaft die Steuerzahler und fuumlr die Fami-lienldquo so Scheibner Und weiter bdquoWir wol-len daszlig gehandelt wird und wollen daszlig sichdie Menschen etwas leisten koumlnnenldquo

Scheibner kritisierte auch die viele Zeitdie seit dem Beschluszlig des Bankenpaketsverstrichen sei bdquoWie lange wollen Sie nochzuwartenldquo Auch das BZOuml sei bereit gewe-sen den Banken rasch zu helfen aber esfehlten eine Kontrolle der Spekulationsver-luste und die schnelle Weitergabe der Gelderan Kreditnehmer Und ganz im GegenteilbdquoDer Steuerzahler darf mit seinem Steuer-geld fuumlr die Spekulationsverluste der Bankenhaften muss als Bittsteller hingehen ndash undkriegt nichtsldquo so Scheibner

Faymanns Argument die Kurzarbeit hel-fe allen Unternehmen im Kampf gegen dieKrise laumlszligt Scheibner nicht gelten bdquoDieKleinen haben diese Moumlglichkeit nicht Wiesollen die eine Kurzarbeit uumlberlebenldquo SeinUrteil bdquoDas ist eine Abgehobenheit der Bun-desregierung die ungeheuerlich istldquo

Kogler raquoFinanzpolitischerUnfug erster Ordnunglaquo

bdquoWas Finanzminister Josef Proumlll mit sei-ner Budgetankuumlndigung tut ist finanzpoliti-scher Unfug erster Ordnungldquo kritisierte derBudget- und Finanzsprecher der GruumlnenWerner Kogler bdquoBudgetkuumlrzungen werdenOumlsterreich keinen Wirtschaftsaufschwungbescheren Offensichtlich ist diese Regie-rung voumlllig unfaumlhig in der Wirtschaftskrisedie notwendigen Maszlignahmen zu setzen Eshat keinen Sinn mit aller Gewalt in denAbschwung hineinzusparen Das kostet Jobsund kurbelt die Wirtschaft nicht an Voumllligunverstaumlndlich wieso Proumlll mit dem Hacke-beil unterwegs ist waumlhrend er bei den Ban-ken mit Milliarden-Geschenkkoumlrben durchdie Landschaft gehtldquo betonte Kogler

Leitl Oumlsterreichs Osteuropainitiativekommt zum richtigen Zeitpunkt

bdquoIn wirtschaftlich schwierigen Zeitenkann das Ziel Oumlsterreichs nur lauten besserals die anderen zu sein Probleme jenseitsunserer Grenzen koumlnnen wir daher nicht ein-fach abblockenldquo betonte der Praumlsident der

Wirtschaftskammer Oumlsterreich ChristophLeitl in einer gemeinsamen Pressekonferenzmit Vizekanzler und Finanzminister JosefProumlll Die Osteuropainitiative Proumllls kommedaher zum richtigen Zeitpunkt Oumlsterreichverdiene 6 von 10 Euro im Export und seieiner der staumlrksten Handelspartner in denmittel- und osteuropaumlischen Erweiterungs-laumlndern Um die Liquiditaumlts- und Finanzpro-bleme dort in den Griff zu bekommen seieine bdquoeuropaumlische Solidaritaumlt und nicht Ver-antwortungslosigkeitldquo gefragt so Leitl

bdquoDenn nicht nur Oumlsterreich braucht Ost-europa sondern ganz Westeuropa muszlig groumlszlig-tes Interesse fuumlr unsere Nachbarn im Ostenhaben So betraumlgt etwa der Handelsbilanz-uumlberschuszlig des Euroraumes gegenuumlber denneuen EU-Mitgliedslaumlndern uumlber 60 Mrd Eu-ro Das sichert Arbeitsplaumltze in Westeuropaldquobetonte der WKOuml-Praumlsident Als Maszlignahmeschlug er der gleichzeitig auch Ehrenpraumlsi-dent der Europaumlischen Wirtschaftskammerist neben zusaumltzlichen Krediten des Interna-tionalen Waumlhrungsfonds und einer Erhoumlhungder EU-Zahlungsbilnazhilfe ein zeitlich be-fristetes Aussetzen der staatlichen Kofi-nanzierung fuumlr Infrastrukturprojekte beiInanspruchnahme von EU-Mitteln aus denKohaumlsionsfonds vor

In bezug auf den heimischen Arbeits-markt merkte Leitl an daszlig in Sachen Kurz-arbeit nun Handlungsbedarf bestehe Es seimehr Flexibilitaumlt gefragt bei der Ausgestal-tung der Rahmenbedingungen Fuumlnf Men-schen in Kurzarbeit seien ihm Leitl jeden-falls lieber als ein Arbeitsloser Denn durchdie Kurzarbeit koumlnnten in Ausbildung undQualifikation investiert werden um sich fuumlrden Aufschwung vorzubereiten Man muumlssenun aber endlich zu einer sozialpartner-schaftlichen Loumlsung kommen um die Kurz-arbeit neu zu regeln Leitl bdquoWir braucheneine flexible KMU-taugliche praxisgerech-te Neuregelung der Kurzarbeitldquo Denn Kuumln-digungen als Alternative zur Kurzarbeit wol-le niemand

Zur Zukunftssicherung des Standortes Oumls-terreich betonte Leitl die Bedeutung einer Ver-waltungsreform Hier sei bdquoenormes Poten-tialldquo vorhanden das angesichts des Drucksder Wirtschaftskrise rasch genutzt werdensolle bdquoDenn so koumlnnen wir durch Einspa-rungen budgetaumlre Reserven schaffenldquo soLeitl Nach der Krise darf es wegen derjetzt notwendigen Maszlignahmen nicht zuSteuererhoumlhungen kommen Daher muumlssenwir Geld in der Buumlrokratie sparen um wie-der den notwendigen finanziellen Spielraumzu bekommenldquo

Mit der Einigung beim humanitaumlrenAufenthaltsrecht sei im Ministerrat ein

bdquowichtiger Punkt auf die Schiene gebrachtwordenldquo erklaumlrte Bundeskanzler WernerFaymann am 24 Feber Bei bdquoAltfaumlllenldquo vordem 1 Mai 2004 also bdquobei Menschen dieseit langem bei unssind und die integriertsind Selbsterhaltungs-faumlhigkeit Kenntnisseder deutschen Sprachealso verschiedene Fak-toren der Integrationaufweisenldquo sei es nun-mehr moumlglich bdquoin die-sen Ausnahmefaumlllen einhumanitaumlres Aufenthalts-recht zu genehmigenldquo

Der Bundeskanzlerinformierte daruumlber daszligdie letzte Entscheidunguumlber die Gewaumlhrungeines Aufenthaltstitelsbeim Innenministeriumbleibt Zudem werde einBeirat zu Beratung desInnenministeriums ein-gerichtet in dem jedenfalls Vertreter des In-nenministeriums und der NGOs (Non-Go-vernmental Organizations bzw Nichtregie-rungsorganisationen wie etwa die CaritasAnm) die mit Fragen der Menschrechte zutun haben Weiters gebe es nunmehr die Moumlg-lichkeit einer Patenschaft Auch hier solle dieMeinung des Beirats eingeholt werden kon-kret etwa in Fragen der Pruumlfung der Serio-sitaumlt des Paten

Grundsaumltzlich sei es mit der Einigung ge-lungen zu sagen bdquoWir wollen daszlig es dieseshumanitaumlre Aufenthaltsrecht gibt und wirwollen weder das Signal setzen daszlig jederder laumlnger bei uns ist eine Ausnahme istnoch wollen wir ein restriktives Signal set-zen daszlig es uumlberhaupt keine Ausnahme gibtldquoInsgesamt sei es gelungen eine Einigungherbeizufuumlhren die nun dem Parlamentzugeleitet werde so Faymann der unter-strich daszlig die Innenministerin eine bdquointensi-

ve und konstruktive Debatteldquo gefuumlhrt habeWiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl (SP)

meinte nachdem die urspruumlngliche Versiondes Patenschaftsmodells von einer bdquoMuszligldquo- zueiner bdquoKannldquo-Bestimmung veraumlndert wordensei koumlnne er mit dem Bleiberecht bdquolebenldquo

In Richtung Innenministerium meinte Haumlupldaszlig neben dem Bleiberecht noch viele ande-re Dinge zu verbessern waumlren Konkretmuumlszligte das Asylverfahren beschleunigt wer-den auch muumlsse es bessere Unterstuumltzungfuumlr die Erstaufnahmezentren in Oumlsterreichgeben Konkret sprach er fuumlr Niederoumlster-reich das Zentrum in Traiskirchen an Nebenall den juristischen Belangen erinnerteHaumlupl aber auch an die groszlige humanitaumlreTradition Oumlsterreichs nach 1945 Diese duumlrfeals Richtschnur bei allen politischen undrechtlichen Veraumlnderungen nicht aus denAugen verloren werden

Fekter Gruumlnde fuumlr einen humanitaumlrenAufenthalt werden kuumlnftig mitgepruumlft

Innenministerin Maria Fekter (VP) zeigtesich uumlber den Beschluszlig des Ministerrats er-freut bdquoVorgabe fuumlr die Novelle war daszlig eszu keiner Verlaumlngerung der Verfahrensdauer

kommt und kein zusaumltzlicher Antragsmara-thon entsteht Auszligerdem ist im Regierungs-programm die Neuregelung des humanitaumlrenAufenthaltes vereinbart wordenldquo

In Zukunft werden bei allen fremden-rechtlichen Verfahren ndash Asyl- Ausweisungs-

Abschiebe- und beiVerfahren zur Nieder-lassungsbewilligung ndashdie Gruumlnde fuumlr einenhumanitaumlren Aufenthaltmitgepruumlft Jeder Fallwird einzeln gepruumlftund entschieden DieVoraussetzungen dafuumlrhat der Verfassungs-gerichtshof in seinerJudikatur klar festgehal-ten

Art und Dauer desbisherigen Aufenthaltesund die Frage ob der bis-herige Aufenthalt rechts-widrig war

das tatsaumlchliche Be-stehen eines Familien-lebens in Oumlsterreich

die Schutzwuumlrdigkeit des Privatlebensder Grad der Integrationdie Bindungen zum Herkunftsstaatdie strafgerichtliche UnbescholtenheitVerstoumlszlige gegen die oumlffentliche Ordnunginsbesondere im Bereich des Asyl- Frem-denpolizei- und Einwanderungsrechtsdie Frage ob das Privat- und Familien-leben des Fremden in einem Zeitpunktentstand in dem sich die Beteiligten ihresunsicheren Aufenthaltsstatus bewuszligt wa-ren

bdquoKettenantraumlge bei unterschiedlichen Behoumlr-den muumlssen verhindert werdenldquo stellt Fekterklar Daher soll kuumlnftig die zustaumlndige Be-houmlrde in Kenntnis gesetzt werden und einenAufenthaltstitel von Amts wegen erteilenkoumlnnen wenn die Unzulaumlssigkeit der Aus-weisung auf Dauer wegen humanitaumlrenGruumlnden bereits in einem Asyl- oder Frem-denpolizei-Verfahren festgestellt worden ist

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Innenpolitik

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleibenVoraussetzungen dafuumlr sind auch Selbsterhaltungsfaumlhigkeit und

Kenntnisse der deutschen Sprache

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleiben

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bdquoDiese Neuregelung verhindert einen An-tragsmarathon und eine lange Verfahrens-dauer und fuumlhrt so auch zu einer raschenRechtssicherheit bei den Betroffenenldquo istdie Innenministerin uumlberzeugt

Antragsrecht fuumlr Altfaumllle

bdquoFuumlr Personen die sich seit dem 1 Mai2004 dauerhaft in Oumlsterreich aufgehaltenhaben und deren Aufenthalt uumlberwiegendlegal war schaffen wir ein Antragsrecht aufeinen humanitaumlren Aufenthalt fuumlr Altfaumllleldquoso Fekter

Diese seit 2004 oder laumlnger in Oumlsterreichaufhaumlltigen Personen welche nur negativeBescheide und Gerichtserkenntnisse bekom-men haben koumlnnen dann einen Antrag stel-len wenn sie die lange uumlberwiegend legaleAufenthaltsdauer nachweisen koumlnnen bei-spielsweise durch legale Beschaumlftigung oderlegalen Aufenthalt wegen langer Verfahrens-dauer

In diesem Sonderverfahren sind zusaumltz-lich zu den Kriterien der Judikatur des Ver-fassungsgerichtshofes folgende Kriterien zuberuumlcksichtigen

SelbsterhaltungsfaumlhigkeitUnterkunftUnterhaltschulische und berufliche AusbildungKenntnisse der deutschen Sprache

Der Antrag ist an den jeweiligen Lan-deshauptmann zu stellen bei positiver Erle-digung bedarf es der Zustimmung der In-nenministerin Diese wird durch einen beimBundesministerium fuumlr Inneres eingerichte-ten Beirat in ihrer Entscheidung beraten

Patenschaft als zentraler Bestandteil

bdquoBei Fehlen bestimmter Voraussetzungenkoumlnnen diese durch die Vorlage einer Paten-schaftserklaumlrung erbracht werdenldquo erklaumlrtFekter weiter bdquoDiese Patenschaft kann durchEinzelpersonen oder juristische Personenuumlbernommen werden Um jede Form desMiszligbrauchs zu verhindern bedeutet jeglicheVerknuumlpfung mit Bedingungen eine Nichtig-keit der Erklaumlrungldquo

bdquoWir verhindern damit Zuwanderung indie Armutldquo betont die Innenministerin EineFinanzierung der Patenschaft aus Steuermit-teln ist unzulaumlssig Sie bedarf einer notariel-len Beglaubigung und ist fuumlr drei Jahre guumll-tig bdquoDurch die Patenschaft kommt es zueiner besseren Integration und zur Entla-stung der oumlffentlichen Handldquo so Fekter

Aufgrund eines Erkenntnisses des Verfas-sungsgerichtshofes vom 27 Juni 2008 wur-

de die nun vorgeschlagene Aumlnderung not-wendig bdquoDurch diese Neuregelung ist si-chergestellt daszlig es in Zukunft zu keinen Ver-fahrensverzoumlgerungen mehr kommt und keinzusaumltzlicher Antragsmarathon entsteht ndashhumanitaumlre Faumllle werden pragmatisch rechts-staatlich menschenwuumlrdig und im Einzelfallgeloumlstldquo so die Innenministerin abschlieszligend

Strache Kapitulation vor dem Asylmissbrauch

bdquoEine Legalisierung von Illegalenldquo seidie von der rot-schwarzen Regierung be-schlossene ungeheuerliche Bleiberechts-Re-gelung bdquoSPOuml und OumlVP leisten damit eineskandaloumlse Beihilfe zum Asylmiszligbrauchldquoerklaumlrte FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache

Ganz nach dem Motto bdquoWer lange genugbetruumlgt wird belohntldquo stelle die Regierungden Verfahrensverzoumlgerern nunmehr eineBleibemoumlglichkeit in Aussicht bdquoDas istquasi eine Regierungseinladung fuumlr Asyl-miszligbrauch und alle Wirtschaftsfluumlchtlingeldquosagt Strache

Bedauerlich und unbegreiflich sei daszlig da-mit seitens der groszligen Koalition eine Kapitu-lation vor dem Asylmiszligbrauch stattfindebdquoDas ist ein Schlag ins Gesicht der Oumlsterrei-cherldquo findet der FPOuml-Chef treffende Wortefuumlr den Beschluszlig des Ministerrats DennTausende bdquoZogajsldquo wuumlrden in Zusammenar-beit mit dieser Regierung den Oumlsterreichernnunmehr auf der Nase herumtanzen bdquoDieseRegierung gehoumlrt rasch abgewaumlhltldquo

Nichts anderes als eine weitere Form derZuwanderung sei das beschlossene Bleibe-recht kritisierte der FPOuml-Sprecher fuumlr In-nere Angelegenheiten Harald Vilimsky DieFPOuml verwehre dem massiv die ZustimmungEntweder gaumlbe es einen Grund fuumlr Asyl undSchutz oder eben nicht Fekter sei von denlinken Asyllobbies die mit diesem Themajede Menge Geld erwirtschaften offenbar indie Knie gegangen so Vilimsky

Das Bleiberecht komme einer de-factoLiberalisierung des ohnehin viel zu liberalenAsylgesetzes gleich aumlrgert sich VilimskyKuumlnftig wuumlrden Asylsuchende die in Wahr-heit nichts anderes sind als zum uumlberwiegen-den Teil Wirtschaftsfluumlchtlinge neben demnormalen Asylverfahren der Regelung dessubsidiaumlr Schutzberechtigten nun auch nochdas Bleiberecht zur Aufenthaltsverfestigungangeboten erhalten Oumlsterreich werde durchdie rot-schwarze Bundesregierung nochmehr zur Lachnummer im international or-ganisierten Asylbetrug Faymann und Fekterseien mittlerweile die Schirmherren fuumlr die

internationale Asylmafia und auch persoumln-lich fuumlr alle Miszligstaumlnde verantwortlich zumachen so Vilimsky

Scheibner Regierunglegalisiert Illegale

Scharfe Kritik an der von SPOuml und OumlVPgeplanten Aufweichung des strengen Asyl-rechtes kommt vom geschaumlftsfuumlhrendenBZOuml-Chef Herbert Scheibner Die Zahl derAsylantraumlge steige so sei die Zahl derAsylantraumlge von 11921 im Jahr 2007 auf12809 im Jahr 2008 geklettert Das bedeuteeinen Anstieg von 745 Prozent bdquoAnstattwie vom BZOuml gefordert das Asylgesetz wei-ter zu verschaumlrfen und damit missbrauchs-sicherer zu machen oumlffnen SPOuml und OumlVPdie Tuumlren nach Oumlsterreich noch weiter Dasist massiv abzulehnenldquo so Scheibner Be-sonders die Bleiberechtsregelung daszlig einAsylwerber seinen Aufenthalt in Oumlsterreichnur bdquouumlberwiegend legalldquo haben muszlig ist fuumlrden BZOuml-Obmann inakzeptabel bdquoDieseneue Bleiberechtsregelung bedeutet nichtsanderes als daszlig die Bundesregierung Illega-le legalisiert Was Oumlsterreich beispielsweisebei Spanien immer kritisiert und angepran-gert hat naumlmlich die Legalisierung illegalerZuwanderer setzen SPOuml und OumlVP jetztselbst um Das BZOuml wird hier saumlmtliche par-lamentarischen Mittel wahrnehmen umdiese absurde Regelung zu verhindernldquo kuumln-digt Scheibner entschlossenen Widerstanddes BZOuml an

Fuumlr den BZOuml-Obmann wird bdquomit demneuen Bleiberecht Marke FaymannProumlllFekter ein Anreiz zur organisierten Aufent-haltsertrutzunglsquo geschaffenldquo Wer das Gesetzmit Hilfe der Asylindustrie kuumlnftig nur langgenug beuge breche oder umgehe koumlnnemit einem legalen Aufenthalt in Oumlsterreichrechnen bdquoDas ist ein Hohn gegenuumlber allenAsylwerbern die wirklich verfolgt werdenund sich an Regeln und Gesetze halten DasBZOuml kann sich durchaus einen humanitaumlrenAufenthalt fuumlr Asylwerber vorstellen wennder Staat mindestens fuumlnf Jahre lang nichtfaumlhig war eine Entscheidung zu treffen lehntaber die geplante Belohnung der Aufenthalts-ertrutzunglsquo massiv abldquo Auch mit der staumlrke-ren Beruumlcksichtigung von Aspekten wieSchutz des Familienlebens oder der Unbe-scholtenheit werde eine weitere Hintertuumlr imAsylverfahren weit geoumlffnet bdquoDaszlig ein Asyl-werber nicht kriminell wird ist eine dochGrundvoraussetzung fuumlr Asyl und keineQualifizierung Das BZOuml fordert Asyl nurfuumlr wirklich Verfolgte dann aber auchSchnellverfahren

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Innenpolitik

Korun Gesetzesentwurffuumlr Gruumlne raquokatastrophallaquo

Harsche Kritik an der neuen Regelungdes humanitaumlren Bleiberechts ist von denGruumlnen gekommen Wie Menschenrechts-sprecherin Alev Korun betonte sei das Innen-ministerium nach wie vor bdquoHerrldquo uumlber alleVerfahren Sowohl bei den Altfaumlllen wo einBeirat eingebunden ist als auch bei jenenwo humanitaumlre Aspekte beruumlcksichtigt wer-den Korun bezeichnete den Gesetzesent-wurf als bdquokatastrophalldquo die vorhandeneBleiberechtsproblematik werde nicht geloumlst

bdquoDas Chaos wird weitergehen das Blei-berecht bleibt auf der Streckeldquo kritisierteKorun die sich noch Aumlnderungen des Geset-zes erhofft Problematisch allein sei schondaszlig Bleiberechtsfaumllle in bdquozwei ungleicheGruppenldquo geteilt wuumlrden Die Empfehlungeines im Innenministerium vorgesehenen Bei-rats fuumlr Altfaumllle sei bdquovoumlllig unverbindlichldquoeine Berufung sei zudem nicht vorgesehenBei der zweiten Gruppe der neuen Faumllle stoumlszligtsich die gruumlne Menschenrechtssprecherindaran daszlig das Ministerium bereits erteiltesBleiberecht fuumlr nichtig erklaumlren koumlnne

Korun befuumlrchtet auch eine bdquoIllegalisie-rungswelleldquo die bei bereits seit langem inOumlsterreich aufhaumlltigen Personen anrollenkoumlnnte Sollte verabsaumlumt werden einenVerlaumlngerungsantrag einzubringen wuumlrdendiese wie Neuzuwanderer behandelt undkoumlnnten so nach vielen Jahren Aufenthalt inOumlsterreich ausgewiesen werden

Der gruumlne Gesetzesvorschlag der auchbeim kommenden Innenausschuszlig behandeltwerden soll Wer sich mehr als drei Jahreunverschuldet im Asylverfahren befindetund zudem unbescholten ist erhaumllt die Moumlg-lichkeit auf eine Niederlassungsbewilligungbdquoumzusteigenldquo

Landau Lebbarer Kompromiszligbei strittigen Patenschaften

Caritasdirektor Michael Landau begruumlszligtdas Bemuumlhen der Regierung das Gesetz zuentschaumlrfen bdquoAktuell sind die Patenschaftennicht mehr verpflichtend vorgesehen waseinen wesentlichen Fortschritt zum ur-spruumlnglichen Entwurf darstellt ndash aus unsererSicht ein lebbarer Kompromiszlig im Sinne derhilfesuchenden Menschenldquo

Landau bdquoMan wird sich in der Praxis sehrgenau anschauen muumlssen wie das Gesetz beiheiklen Themen wie zB dem Missbraucheiner Patenschaft greift Verbote loumlsen nochkeine Probleme ndash nur weil das Schnellfahrenmit dem Auto verboten ist rasen dennochviele Menschenldquo

Leider bleiben auch mit der Neuregelungdes humanitaumlren Aufenthalts einige Dingeungeloumlst Landau bdquoIch haumltte mir etwa einemenschliche Loumlsung fuumlr jene Langzeitasyl-werber gewuumlnscht die bereits bis zu 10 Jah-ren in Oumlsterreich leben Diese Menschen inder Warteschleife haumlngen zu lassen ist voumllliginakzeptabelldquo

Thema Integration als naumlchsteAufgabe fuumlr die Regierung

Oumlsterreich braucht einen fairen Umgangmit allen Menschen egal welcher Herkunftund einen menschenrechtskonformen Um-gang mit Schutzsuchenden bdquoDas Migra-tionsthema darf nicht laumlnger nur unter demSicherheitsaspekt abgehandelt werden Mi-gration und Integration sind Querschnitts-themen die alle Gesellschaftsbereiche be-ruumlhren Die Regierung sollte das Integra-tionsthema mit der noumltigen Nuumlchternheit undGelassenheit besser heute als morgen ange-henldquo In diesem Zusammenhang erinnertLandau an das gemeinsame Papier derKirchen und Religionsgemeinschaften dasunter anderem eine Harmonisierung vonAufenthalt und Beschaumlftigung als wichtigeVoraussetzung fuumlr erfolgreiche Integrationsieht

Chalupka Keine EuphorieKritikpunkte bleiben bestehen

Laut Diakonie sollte der eigentliche Sinnder vorgeschlagenen Gesetzesaumlnderungen inder Sanierung von Faumlllen gelegen sein indenen Menschen ohne Aufenthaltsrecht ihrDasein in Oumlsterreich fristen Der Groszligteilder durch die Gesetzesaumlnderung zu erfassen-den Altfaumllle wird nun abermals keiner auf-enthaltsrechtlichen Sanierung zugefuumlhrt wer-den und damit werden weiterhin zahlreicheFaumllle mit rechtlichem Anspruch nach Art 8EMRK unerfaszligt bleiben

bdquoEs ist fraglich worum es hier geht Umdie lange uumlberfaumlllige Bleiberechtsregelungfuumlr Menschen die in den letzten Jahren zwi-schen die Stuumlhle sich staumlndig neu erfinden-der fremdenrechtlicher Bestimmungen ge-fallen sind Oder doch nur um eine vorder-gruumlndige Reparatur um den Verfassungs-gerichthof ruhig zu stellen Eigentlichmuumlszligte es aber im Interesse der Republik ge-legen sein moumlglichst viele irregulaumlr Aufhaumll-tige zur Antragstellung zu bewegen Statt-dessen ist nunmehr aber zu befuumlrchten daszliggerade jene Menschen die schon besonderslange oft unverschuldet ohne legalen Auf-enthalt im Land leben erst recht nicht in denGenuszlig einer Sanierung kommen werdenldquo

beurteilt Diakonie-Direktor Michael Cha-lupka das vom Ministerrat verabschiedeteund geaumlnderte Bleiberechtsgesetz

bdquoAls der Verfassungsgerichtshof die ur-spruumlngliche Regelung aufhob und meintedas sei Gnadenrecht und deshalb einesRechtsstaates unwuumlrdig meinte er damit daszligein rechtstaatliches Verfahren angebrachtwaumlre Der Regierungsentwurf sieht zwar nunein Antragsrecht vor aber keine Berufungs-moumlglichkeit gegen einen Bescheid uumlber denwieder ein Ministerialbeamter entscheidenwird Man darf fragen ob das eine wirklicheVerbesserung istldquo Den vorliegenden Ent-wurf beurteilt die Diakonie als Opferschutz-gesetz das die Opfer aber nicht schuumltzt Ge-rade gegen Opfer von Menschenhandel oderfamiliaumlrer Gewalt wird aufgrund ihres illega-len Aufenthaltes oftmals zuerst ein Aufent-haltsverbot erlassen bevor sie uumlberhaupt alsbdquoOpferldquo erkannt werden Gleiches gilt wohlauch fuumlr Opfer familiaumlrer Gewalt

Weidenholzer Kritik daszlig letztlichdas Innenministerium entscheidet

Entgegen der urspruumlnglichen Idee vonInnenministerin Maria Fekter wird einePatenschaft nun nicht zwingende Vorausset-zung fuumlr die Gewaumlhrung eines BleiberechtsbdquoDas ist durchaus auch ein Erfolg zivilge-sellschaftlichen Engagementsldquo zeigt sichUniv Prof Josef Weidenholzer Praumlsidentder Volkshilfe Oumlsterreich erfreut

Wie vom Verfassungsgerichtshof gefor-dert gibt es nun fuumlr Betroffene die sich seitMai 2004 durchgehend in Oumlsterreich aufhal-ten die Moumlglichkeit auf Laumlnderebene einenAntrag zu stellen Bei einer positiven Emp-fehlung muszlig das Bleiberecht noch vom In-nenministerium bestaumltigt werden Dazu wirdein Beirat eingerichtet der beratende Funk-tion hat bdquoAn der alten Regelung bei der dasInnenministerium das letzte Wort hat und eskeine Berufungsmoumlglichkeit gibt hat sichdadurch leider nicht wirklich etwas geaumln-dertldquo kritisiert Weidenholzer Bei neuenAsylantraumlgen muumlssen in Zukunft humanitaumlreGruumlnde wie das Recht auf Familienlebenbereits im Verfahren gepruumlft werden bdquoHiermuszlig sichergestellt werden daszlig fuumlr diesePruumlfung auch die notwendigen Ressourcenvorhanden sindldquo

Trotz der positiven Signale gilt es aberfuumlr die Regierung noch viele Fragen in derMigrations- und Integrationspolitik anzuge-hen bdquoSo muszlig es endlich einen regulaumlren Zu-gang zum Arbeitsmarkt waumlhrend des Asyl-verfahrens sowie einen besseren Zugang zuBildungsmaszlignahmen gebenldquo

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Innenpolitik

Die Presse Finanzminister Proumlll hat dasAuszligenministerium aufgefordert die Ermes-sensausgaben um zehn Prozent zu kuumlrzenHaben Sie schon den Rotstift angesetzt

Spindelegger Wir stehen vor schwierigenVerhandlungen Einsparungen in dieser Houml-he wuumlrden zwangslaumlufig zu einem Verzichtauf Sicherheitsleistungen fuumlr oumlsterreichischeBuumlrger im Ausland fuumlhren Auch bei derVisaerteilung duumlrfen wir uns keine Abstrichebei der Sicherheit leisten Es geht letztlichum Oumlsterreichs Interessensvertretung in derWelt

Die Presse Koumlnnen Sie die Ausgaben beider Entwicklungszusammenarbeit wirklichauf die vereinbarten 051 Prozent des BIP er-houmlhen oder muumlssen Sie nun Abstriche ma-chen

Spindelegger Die Zielsetzung ist undbleibt 051 Prozent des BIP zu erreichenDazu hat sich die gesamte Bundesregierungbekannt Wir haben im Regierungspro-gramm eine schrittweise und substanzielleErhoumlhung der Mittel fuumlr die Entwicklungs-zusammenarbeit vereinbart Auch dafuumlr wer-de ich in den Budgetverhandlungen kaumlmp-fen

Die Presse Die US-Praumlsidentenwahl war janicht uumlberraschend am 4 November ange-setzt Trotzdem hat Oumlsterreich seit Monatenkeinen Botschafter in Washington Kann sichOumlsterreich einen derartig traumlgen Bestell-modus leisten

Spindelegger Der Bestellmodus ist nichttraumlge Ich habe sofort nach meinem Amtsan-tritt 40 Vertretungsposten ausgeschriebenund will rasche Neubesetzungen

Die Presse Sie haben den neuen US-Prauml-sidenten begruumlszligt indem Sie eine Aufnahmevon Guantaacutenamo-Haumlftlingen kategorischausgeschlossen haben Wie denken Siekommt so eine Haltung in den USA an

Spindelegger Eine gute Beziehung vertraumlgtklare Antworten Die Amerikaner haumlttennichts davon wenn wir jetzt lavieren unddann erst recht ablehnen Oumlsterreich pruumlftAntraumlge auf Asyl oder Zuwanderung indivi-duell Ich habe als Auszligenminister keinPouvoir zu sagen daszlig Oumlsterreich pauschal

drei oder fuumlnf Haumlftlinge aufnimmt Das waumlreein Systembruch Wenn ein Haumlftling ausGuantaacutenamo einen Antrag auf Asyl stellt istdas natuumlrlich zu behandeln

Die Presse Es gibt aber auch Rechtsexper-ten die der Ansicht sind daszlig eine Aufnahmevon Haumlftlingen im bestehenden Systemmoumlglich ist Sind Ihre Gruumlnde nicht vorge-schoben

Spindelegger Fuumlr eine Uumlbernahme von Ge-fangenen aus humanitaumlren Erwaumlgungen waumlreein eigener Vertrag zwischen Oumlsterreich undden USA erforderlich Ein solches Abkom-men besteht nichtDie Presse Die USA werden die Europaumlerauch in Afghanistan um Hilfe bitten WirdOumlsterreich da hilfsbereiter sein

Spindelegger Durch den Tschad-Einsatzsind wir an der Kapazitaumltsgrenze Ich sehekeine Moumlglichkeit Militaumlrpersonal in groumlszlige-rem Umfang nach Afghanistan zu schicken

Die Presse Koumlnnten oumlsterreichische Solda-ten nach Ende des Tschad-Einsatzes in Af-ghanistan zum Einsatz kommen

Spindelegger Die Wahlen in Afghanistan fin-den in diesem Sommer statt Darum solltenwir uumlberlegen ob wir in Afghanistan andershelfen koumlnnen bei der Ausbildung von Poli-zisten etwa oder bei der Wahlbeobachtung

Die Presse Sollten die USA am Raketen-schutzschirm festhalten der Ruszligland so ver-aumlrgert

Spindelegger Wir werden sehen wie dieneue US-Administration weiter vorgeht Esgibt Punkte die bezweifeln lassen ob derRaketenschutzschirm seinen Zweck erfuumlllt

Die Presse Welche Vision haben Sie fuumlrOumlsterreichs Auszligenpolitik

Spindelegger Ich will die zwei Jahre Mit-gliedschaft im Sicherheitsrat nuumltzen um Wienwieder verstaumlrkt als Drehscheibe fuumlr Dialogund Frieden auf die Landkarte zu setzen

Die Presse Was heiszligt das konkret

Spindelegger Ich habe mit UN-Generalse-kretaumlr Ban Ki-moon Vorgespraumlche gefuumlhrtwie wir den UN-Standort Wien ausbauenund welche Konferenzen wir abhalten koumln-nen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWir brauchen denEU-Beitritt Kroatienslaquo

Im raquoDie Presselaquo-Interview mit Christian Ultsch lehnt VP-Auszligenminister MichaelSpindelegger die Sparvorgaben seines Parteichefs und Finanzministers Proumlll ab

Nach Afghanistan will er Polizeiausbildner und Wahlbeobachter schicken

Begibt sich auf eine Zuhoumlr-Tour durchOumlsterreich BM Michael Spindelegger

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Die Presse An welche Themen denken Sieda

Spindelegger In Wien fand vor Weihnach-ten etwa eine europaumlisch-arabische Konfe-renz statt In diese Richtung muumlssen wirweitergehen Beim naumlchsten Treffen koumlnntenwir uns der Ressourcenfrage zuwenden et-wa Wasser als Mangelware im Nahen Osten

Die Presse Glauben Sie wirklich dassOumlsterreich besondere strategische Interessenhat in Nahost

Spindelegger Der Nahe Osten ist unsereNachbarschaft Wir sind nicht diejenigendie Frieden bringen koumlnnen Fuumlr mich istaber Auszligenpolitik auch Sicherheitspolitikum von Oumlsterreich Konflikte fernzuhalten

Die Presse Sind da nicht Laumlnder wie Spa-nien und Frankreich die eine historisch engeBeziehung zum Nahen Osten verbindet vielbesser geeignet

Spindelegger Oumlsterreich genieszligt Vertrauenin der Region Wir koumlnnen als Bruumlcke dienenzwischen den arabischen Laumlndern und derwestlichen Welt

Die Presse Welche internationale Krisenkoumlnnte denn Oumlsterreich entschaumlrfen

Spindelegger Vermittlung muszlig von beidenSeiten gewuumlnscht sein Ich habe angebotenim Grenzstreit zwischen Slowenien undKroatien zu vermitteln Das haumltte von dereinen Seite besser ausgesehen als von deranderen aber das muszlig man akzeptieren

Die Presse Welche neuen Akzente wollenSie als Auszligenminister setzen

Spindelegger Ich habe das langfristigeZiel einen ganz neuen Raum fuumlr Oumlsterreichzu oumlffnen naumlmlich die SchwarzmeerregionIn Rumaumlnien gibt es derzeit etwa 5000 oumlster-reichische Unternehmen Sie wollen auch indie umliegenden Laumlnder rund um dasSchwarze Meer staumlrker investieren und dortFuszlig fassen

Die Presse An welche Laumlnder denken Sieda

Spindelegger An die Nordkuumlste der Tuumlrkeian die Ukraine Aserbaidschan ArmenienGeorgien an Laumlnder die auch eine strategi-sche Bedeutung im Energiesektor haben

Genauso Moldawien auch Weiszligruszligland Wodie Wirtschaft hinwill kann die Auszligen-politik den Weg bereiten

Die Presse Es hat den Anschein daszlig sichnach dem Irland-Referendum die Stimmungin der EU gegen eine baldige Aufnahme derWestbalkanstaaten gedreht hat hellip

Spindelegger Das sehe ich nicht so drama-tisch Wir brauchen einen naumlchsten konkre-ten Schritt den EU-Beitritt Kroatiens Damitbleibt auch die Perspektive fuumlr alle anderenStaaten offen

Die Presse Oumlsterreich ist ja mit seinem Ost-hilfepaket ziemlich abgeblitzt in der EU HatOumlsterreich zu wenige Verbuumlndete in derUnion

Spindelegger Wir sind erst am Beginn derDiskussion Anfang Maumlrz werden wir dasThema beim EU-Sondergipfel wieder aufsTapet bringen

Die Presse Die EU erwaumlgt im Atomstreit mitdem Iran die Sanktionen zu verschaumlrfen WirdOumlsterreich wieder auf der Bremse stehen

Spindelegger Die neue US-Administrationhat dem Iran direkte Gespraumlche angebotenTeheran hat darauf positiv reagiert Auf deranderen Seite treibt der Iran sein Atom-programm voran Daher glaube ich daszlig manden Druck erhoumlhen und gleichzeitig vertrau-ensbildende Maszlignahmen setzen muszlig Oumlster-reich steht nicht auf der Bremse wenn sichSanktionen als notwendig erweisen

Die Presse Die OMV hat einen Gasvor-vertrag mit dem Iran geschlossen War daspolitisch hilfreich

Spindelegger Es ist jetzt nicht die richtigeZeit mit dem Iran Gasvertraumlge zu schlieszligen

Das bdquoOumlsterreich Journalldquo dankt der bdquoPresseldquofuumlr die Genehmigung zur Veroumlffentlichunghttpdiepressecom

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Am 26 Februar wurde das neue oumlsterrei-chische Honorarkonsulat in Hatay (dem

alten Antiochia) durch Botschafterin Guumlrerund Kulturminister Guumlnay eroumlffnet Oumlsterrei-chischer Honorarkonsul wird Mehmet Kilic-lar Besitzer des groumlszligten Unternehmens derRegion Hatboru Kiliclar und seine Familiesind ein ausgezeichnetes Beispiel fuumlr dieIntegrations- und Karrieremoumlglichkeiten tuumlr-kischer GastarbeiterInnen in Oumlsterreich Voruumlber 30 Jahren nach Oumlsterreich ausgewan-dert und in Oumlsterreich ausgebildet kehrte dieFamilie vor mehr als 10 Jahren nach Hatayzuruumlck und ist heute mit der Rohrfirma Hat-boru mit ca 300 Bediensteten der groumlszligte Ar-beitgeber der Region und tuumlrkischer Markt-fuumlhrer in bestimmten Sparten Hatboruexportiert neben vielen Laumlndern auch nachOumlsterreich

Die Eroumlffnungsfeierlichkeiten fanden alserste Veranstaltung im historischen neu re-novierten bdquoParlamentskulturzentrumldquo stattdas waumlhrend der achtmonatigen Unabhaumln-gigkeit Antakyas 1938 Sitz des Parlamentswar Als kulturelles Rahmenprogramm wur-de ein oumlsterreichisch-tuumlrkisches Violinkon-zert von Prof David und Imge Tifils gefolgtvon einem Auftritt eines lokalen Chors gebo-ten Auszliger Kulturminister Guumlnay waren

auch der Gouverneur der Buumlrgermeister undAbgeordnete sowie insgesamt ca 450 Per-sonen anwesend

Hatay an der syrischen Grenze gehoumlrtzu dem in letzter Zeit wirtschaftlich florie-renden Suumldostteil der Tuumlrkei wo sich inunmittelbarer Naumlhe die Wirtschaftsmetropo-len Adana Iskenderum und Gaziantep befin-den Oumlsterreichische Wirtschaftsdelegatio-nen besuchten wiederholt Hatay und dieangrenzenden Regionen

In Hatay befindet sich mit der St Peters-kirche die erste Kirche der Welt die Be-zeichnung bdquoChristenldquo wurde in Antiochiagepraumlgt wo auch zehn Kirchenkonzile statt-fanden Noch heute ist Hatay fuumlr seinen mul-tireligioumlsen und multiethnischen Hintergrundbekannt Der beruumlhmte bdquoChor der Zivilisa-tionenldquo setzt sich aus sunnitischen alewiti-schen armenischen katholischen juumldischenund orthodoxen VertreterInnen zusammen

Hatay ist neben Bursa Bodrum Izmirund Mersin das fuumlnfte oumlsterreichische Ho-norarkonsulat in der Tuumlrkei Weitere Hono-rarkonsulate sind entlang der Mittelmeer-kuumlste im Suumldosten der Tuumlrkei in Zentralana-tolien an der Schwarzmeerkuumlste und imeuropaumlischen Teil der Tuumlrkei geplant httpwwwaussenministeriumatankara

Eroumlffnung des oumlsterreichischenHonorarkonsulats in Hatay

Der Ministerrat hat am 17 Feber dieFortsetzung der humanitaumlren Tschad-

Mission des Bundesheeres bis Ende 2009beschlossen Das Bundesheer wird weiterhineine wichtige Aufgabe im Tschad wahrneh-men Das Mandat umfaszligt die Entsendungeines Logistikkontingentes mit bis zu 130 Sol-datinnen und Soldaten (bisher 160) Es wirdfuumlr den Transport der Versorgungsguumlter fuumlrdie Blauhelm-Truppe verantwortlich seinund damit einen wichtigen Beitrag zumAufwuchs der gesamten Mission leisten

bdquoOumlsterreichische Blauhelme werden einerhalben Million Menschen im Tschad Schutzund Hilfe geben Diese Menschen brauchenuns und wir werden uns vor dieser Verantwor-tung nicht druumlckenldquo sagt Verteidigungsmi-nister Norber Darabos (SPOuml) bdquoWie nur we-nige Armeen auf der Welt verstehen es unse-re Soldaten bei Friedensmissionen Vertrauenin der Bevoumllkerung aufzubauen Auch imTschad ist uns das durch ausgezeichneteArbeit und viel Engagement gelungen DieUNO schaumltzt die Oumlsterreicher weil dietschadische Bevoumllkerung die Oumlsterreicherschaumltztldquo

Der Ressortchef miszligt Afrika hohe sicher-heitspolitische Bedeutung zu bdquoEntwicklun-gen in Afrika haben zunehmend Auswirkun-gen auf Europa Wenn Afrika anfaumlngt seineProbleme zu exportieren werden wir inEuropa am staumlrksten davon betroffen seinAfrika ist von groszliger Bedeutung fuumlr die Si-cherheit Europas Deshalb ist es in unseremeigenen Interesse Afrika Hilfe zur Selbst-hilfe zu gebenldquo

Die Ziele von MINURCAT II

Das derzeitige Mandat fuumlr die EUFOR-Mission zum Schutz von Fluumlchtlingen undHilfsorganisationen im oumlstlichen Grenzge-biet zur sudanesischen Provinz Darfur laumluftam 15 Maumlrz aus Der UNO-Sicherheitsratbeschloszlig einstimmig die Entsendung einerUNO-Nachfolgemission MINURCAT dieauch eine Militaumlrkomponente aufweist

Das Mandat der kuumlnftigen UNO-Missionumfasst im Kern dieselben Aufgaben wie dielaufende EU-Mission Schutz von Zivilper-

sonen insbesondere von Fluumlchtlingen undBinnenvertriebenen Verbesserung der allge-meinen Sicherheitslage um humanitaumlreHilfsleistungen zu erleichtern Unterstuumlt-zung der Grundlagen fuumlr den langfristigenzivilen Wiederaufbau und von Maszlignahmendie fuumlr die freiwillige Ruumlckkehr der Fluumlcht-linge und Vertriebenen notwendig sindsowie Schutz von Personal Einrichtungenund Ausruumlstung der UNO

Das Bundesheer-Kontingent im Tschad

Das oumlsterreichische Kontingent unterUNO-Flagge (bis zu 130 Angehoumlrige desBundesheeres) wird weiterhin eine wichtigeAufgabe im Tschad wahrnehmen Es wirdals Logistikeinheit fuumlr den Transport derVersorgungsguumlter verantwortlich sein

Das oumlsterreichische Logistikkontingentsetzt sich aus dem KontingentskommandoFuumlhrungs- Versorgungs- Transport- In-standsetzungs- Unterstuumltzungs- Sicherungs-und Sanitaumlts-Element zusammen httpwwwbmlvgvat

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad

Oumlsterreich setzt die vielbeachtete und international anerkannte Traditionin der Unterstuumltzung der Friedensarbeit der Vereinten Nationen fort

Die Wirklichkeit in Afrika Vom Regen aufgeweichter Boden

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Patrouille waumlhrend eines Sandsturmes

Vor dem Kongreszligcenter werden dieGaumlste ndash wie in Wien ndash bereits mit

Fiaker Maronibrater und Wuumlrstlstandl be-gruumlszligt Ganz wie am Opernball halt

1600 Gaumlste lieszligen sich vom Fiaker zumroten Teppich vorfahren und vom Walzer-virus anstecken Die Roben einiger Damenwaren dieses Mal so ausladend daszlig dieDamen nicht mehr durch die Drehtuumlr amEnde des roten Teppichs paszligten flugs oumlffne-ten die Portiers eine extrabreite Nebentuumlrund der groszlige Auftritt der Ballschoumlnheitenwar wieder gerettet

Festlich geschmuumlckt mit 10000 Nelkenaus San Remo in den Farben Roseacute und Weiszligmit groszligen Maria Theresia-Kristalllusternund Stoffdraperien in Roseacute und Creme botsich dem staunenden Publikum ein traum-haft schoumlner (und total ausverkaufter) Ball-saal wie aus Wiener Kaiserzeiten

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament

Der raquoKaiserballlaquo am 6 Feber 2009 der raquo52 Ball der Oumlsterreicherlaquo stand unterdem Motto raquoWiener Blutlaquo ndash und das gepaart mit raquoMuumlnchner Temperamentlaquo wardie prickelnde Mischung fuumlr eine zauberhafte rauschende Ballnacht im groszligen

Kongreszligsaal des ICM Muumlnchen

Von Evelyn Watzka )

) Evelyn Watzka ist Vizepraumlsidentin der Oumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaft eV Muumlnchen

Gruppenbild der 124 Debuumltantinnen und Debuumltanten des Kaiserballs 2009 Im Bild unten Praumlsident CP Wieland Vizepraumlsi-dentin Evelyn Watzka raquodie gute Seele des Kaiserballslaquo Mechthilde Wieland und Vorstand Heinz Watzka (vl)

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Schon bei der Eroumlffnung durch PraumlsidentCarl Paul Wieland bekamen die Ballgaumlsteeine Kostprobe des Wiener Charmes als eszur Begruumlszligung hieszlig bdquoKuumlszligacute das Handerlkuumlszligacute das Fuszligerl kuumlszligacute das ganze EnsembleldquoSo galant kann eben nur ein echter Wienersein wenn er die Dame seines Herzens um

einen Walzer bittet Da schmelzen die Da-men dahin ob so einer oumlsterreichischenCharmeoffensive

Die schoumlnsten Bilder fuumlr die Gaumlste natuumlr-lich die feierliche Eroumlffnung der 124 Debuuml-tanten die jungen Damen in langen weiszligenAbendkleidern mit Original Wiener Opern-ballkroumlnchen mit 210 funkelnden Swarovski-Kristallen die jungen Herren in Smokingmit weiszligen Handschuhen Leitung DominikTruschner von der Tanzschule Elmayer-Vestenbrugg aus Wien

Der Kaiserball hat sich zum groumlszligtenDebuumltantenball nach Wiener TraditionDeutschlands entwickelt

Erstmals dabei eine junge huumlbscheDebuumltantin aus Moskau Daria Demtchuck(20) Jurastudentin und mit Mama angereistdie ihrem groszligen Auftritt schon seit Wochenentgegenfieberte und sagte bdquoEs ist so wun-derschoumln ich bin so gluumlcklich mir diesenJungmaumldchentraum erfuumlllt zu habenldquo Siedurfte sogar in der ersten Reihe des Eroumlff-nungskomitees tanzen

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raquoAlles Walzerlaquo ndash da lieszligen sich die Ballgaumlste nicht lange bitten und schwebten im Dreivierteltakt uumlbers Parkett

Wiens Musikalische Botschafter am Kaiserball die Opernweltstars Marcela Cernound Miro Dvorsky sangen sich in die Herzen der Muumlnchner Ballgaumlste

Ball-Schoumlnheit in groszliger Robe HelgaHoffmann (von der Baumlckerinnung) fuhrstandesgemaumlszlig im Fiaker vor

Neben Debuumltanten aus dem GroszligraumMuumlnchen waren auch junge Damen und Her-ren aus Hamburg Berlin Aachen Bonn undNuumlrnberg und auch aus Wien dabei

Novum Vier junge Damen und Herrenaus Wien die am 21 Februar am Juristenballin Wien debuumltieren nahmen an der Ball-eroumlffnung teil dafuumlr fuhren sechs Kaiserball-paare zum Juristenball Diesen schoumlnen Aus-tausch Muumlnchen ndash Wien will Peter SimonLeiter der Debuumltantenorganisation naumlchstesJahr noch verstaumlrken

Daszlig so eine Eroumlffnung im Jungdamen-und Jungherrenkomitee eine sehr aufregendeSache ist weiszlig Praumlsident Wieland nach sovielen Jahren Ball-Erfahrung ganz genauWenn die Rede doch etwas lang ist dannkann es schon mal passieren daszlig eine jungeDame bdquoschwaumlcheltldquo Deswegen merkte er ge-gen Ende seiner Begruumlszligungsrede auch lo-bend an daszlig diesmal kein Schwaumlche- oderOhmnachtsanfall bei den Debuumltanten zu ver-zeichnen sei Zu fruumlh ndash just in dem Momentwar es gleich fuumlr drei junge Debuumltantinnenzuviel und dank der beherzten Hilfe etlicherMediziner unter den Ballgaumlsten gelang esdaszlig die jungen Damen am Ende der Redegerade wieder zu den ersten Klaumlngen desBall-Streichorchesters fit waren Dafuumlr gabes dann einen kleinen Extraapplaus

Den jungen Damen wurden die Opern-ball-Swarovski-Kroumlnchen als Erinnerung anden Kaiserball geschenkt dieses Jahr gab esauch ein kleines Extra-Geschenk der tradi-tionsreichen oumlsterreichischen Gmundner Ke-ramik Manufaktur Die Herren durften sichuumlber edle Simon Carter Manschettenknoumlpfefreuen gesponsert von ILF einem oumlsterrei-chischen Unternehmen mit Sitz in Muumlnchen

Carl Paul Wieland der Praumlsident derOumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaftfreute sich daszlig Ministerin Christine Ha-derthauer mit Gatten (beide hervorragendeWalzertaumlnzer) und ebenso Landtagsvize-praumlsident Reinhold Bocklet mit Gattin sicham Tanzparkett praumlchtig amuumlsierten Bocklet(Kaiserballstammgast seit vielen Jahren undfleiszligiger Taumlnzer) bdquoDer Kaiserball ist fuumlrmich Kuumlr und keine Pflichtldquo

Bei der traditionellen Mitternachtsver-losung gab es viele tolle Hotelaufenthalte zugewinnen die meisten davon in oumlsterreichi-schen und Sterne Haumlusern alsHauptpreis eine Luxus-Fluszligkreuzfahrt vonPassau nach Budapest mit Stopp in der Bun-deshauptstadt Wien

Unter den Gaumlsten Die oumlsterreichischeGeneralkonsulin aus Muumlnchen Senta Wes-sely-Steiner Honorakonsul Gert Rohrseitz

aus Nuumlrnberg mit Gattin Christa der oumlster-reichische Handelskonsul Michael Love mitGattin (treuer Ballbesucher) und NuumlrnbergsBMW-Niederlassungsleiter Franz Inzko (er

ist gebuumlrtiger Kaumlrntner) fuumlhlte sich mit Gat-tin Gerlinde gleich heimisch am Kaiserball

Was waumlre der Kaiserball ohne die MusikBesonders gefeiert wurde der Auftritt der

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Die oumlsterreichische Generalkonsulin Senta Wessely-Steiner (li) freut sich uumlber denBesuch des Wiener Landtagspraumlsidenten Prof Harry Kopietz und dessen Gattin

Ein schoumlnes Paar in eleganter Festtracht von Goumlssl Salzburg

Weltopernstars Marcela Cerno und MiroDvorsky als musikalische BotschafterOumlsterreichs weltweit im Einsatz die fuumlr ihregroszligartige Leistung mit frenetischem App-laus des Publikums bedacht wurden

Das freute auch die starke Wiendelega-tion die dieses Jahr am Kaiserball vertretenwar und sich davon uumlberzeugen konnte daszligder Kaiserball die schoumlnste VisitenkarteWiens in Deutschland ist dem 1 Landtags-praumlsidenten Prof Harry Kopietz mit GattinBrigitte gefiel es so gut daszlig er die Ein-ladung fuumlr den Kaiserball 2010 gerne an-nahm und versprach wieder zu kommenWeitere Gaumlste aus dem Wiener Rathauswaren Ingrid Kuntz-Henrichs und RudolfMatthias (vom Pressedienst Rathaus Wien)

Getanzt wurde wieder fleiszligig bis in diefruumlhen Morgenstunden nach dem Radetzky-marsch gabrsquos traditionell die Aufforderungzum Blumenpluumlndern da fiel dann der Ab-schied wenigstens ein biszligchen leichter Termin Kaiserball 5 Februar 2010

Informationen Debuumltantenanmeldung undKartenbestellunghttpwwwkaiserball-muenchende

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Hervorragende Walzertaumlnzer Ministerin Christine und Gatte Hubert Haderthauer

Prinzessinnen fuumlr eine Nacht Die Debuumltantinnen genieszligen den Applaus nach erfolgreicher Balleroumlffnung

Den Ehrenschutz fuumlr diese berauschen-de Veranstaltung des Austria Italia Club

Milano hatten der oumlsterreichische Auszligenmi-nister Michael Spindelegger Wiens Buumlrger-meister Michael Haumlupl Generalkonsulin Te-resa Indjein-Untersteiner die ihr Amt seitkurzem angetreten hat sowie die StadtMailand uumlbernommen der zweitgroumlszligtenStadt Italiens und Hauptstadt der ProvinzMailand und der Region Lombardei

Und dieses Ereignis muszligte doch wuumlrdiggefeiert werden Und wann schlaumlgt das Herzder Oumlsterreicher ndash und auch Mailaumlnder ndashhoumlher Natuumlrlich bei Walzerklaumlngen

bdquoUnser altbewaumlhrtes prominentes WienerTanzorchester unter der Leitung von ProfFranz Bileck verwoumlhnte daher musikalischunsere Gaumlste wie immer mit heimischen Klaumln-gen und begleitete unser Publikum glaumlnzenddurch den Abendldquo erzaumlhlt Vereinspraumlsiden-

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWien Balllaquo in MailandDer diesjaumlhrige raquoWien Balllaquo in Mailand der von der frischbestellten

Praumlsidentin Ingrid de Marinis eroumlffnet wurde stand unter dem Mottoraquo60 Jahre Austria Italia Club Mailandlaquo

Die Eroumlffnungspolonaise des raquoWien Ballslaquo im raquoSala Orolaquo (der raquoGoldene Saallaquo) Societagrave del Giardino in Mailand

Praumlsidentin Ingrid de Marinis mit Vizepraumlsidentin Evi Gamba

tin Ingrid de Marinis zurecht stolz auf diegelungene Groszligveranstaltung Die Mitter-nachtseinlage haben sie und ihr Komitee die-ses Jahr dem in Mailand lebenden oumlsterrei-chischen Bariton Ali Rieger anvertraut Erbdquoabsolvierteldquo seinen Vortrag groszligartig underntete dafuumlr stuumlrmischen Applaus

Moderator Fabio Bonini meisterte seineAufgabe mit dem liebenswuumlrdigen Charmeder ihn besonders auszeichnet und fuumlhrtedie Gaumlste durch eine groszligzuumlgige Tomboladie seit Jahren von treuen Sponsoren gespen-det wird und wohltaumltigen Zwecken gewid-met ist

Der Ball ist in den letzten Jahrzehntenimmer mehr und zum geliebten Bestandteildes gesellschaftlichen Lebens der Mailaumlndergeworden ndash und er bildet den Leitfaden desClublebens des Austria Italia Club MilanoZum bdquoWien Ballldquo wurde er bereits vor 21Jahren durch die generoumlse Unterstuumltzungdurch die Stadt Wien Die Wiener Traditiongeht daher weiter hellip

Das Ballkomitee bestehend aus den Da-men Ingrid de Marinis Vanna Caputi ChristlPausch und Eva Strauss hat ndash traditionsge-maumlszlig ndash auch in diesem Jahr mit Houmlchstlei-stungen geglaumlnzt auch wenn vieles davonfuumlr den zufriedenen Ballbesucher meist ver-borgen bleibt Es sind die Kleinigkeiten dieunendlich Planungszeit erfordern und letzt-lich erst das ganze zur Geltung bringen

Wie immer waren die prachtvollen Saumlleder Societagrave del Giardino im Palazzo Spinoladem aumlltesten Herrenclub Mailands der rich-tige Rahmen fuumlr den Ball Dieser Palazzowurde bereits 1988 von Ingrid de Marinisfuumlr die kommenden bdquoWien Baumllleldquo bdquoerobertldquo ndash

und diese Wahl hat sich wieder als richtig er-wiesen

Dieses Jahr konnten die Mitglieder desAustria Italia Club Milano unter anderemSenator Prof Walter Nettig aus Wien denoumlsterreichischen Botschafter in RomChristian Berlakovits GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner die amerikani-schen und brasilianischen Generalkonsuleden oumlsterreichischen HandelsdelegiertenMichael Berger sowie zahlreiche Prominenzder Stadt Mailand begruumlszligen Das Presseechofiel entsprechend gewaltig aus Es wurdenAusschnitte des Abends in RAI 1 und RAI 3

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die Generalprobe im raquoGoldenen Saallaquo

Der Kommandant der Mailaumlnder Militaumlrschule Teuliegrave Col Corrado Serto

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Maestro Prof Franz Bileck beim raquoJazzenlaquo

GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner

Senator Hofrat Prof Walter Nettig

sowie in den bdquoORF-Seitenblickenldquo und inbdquoTelecampioneldquo ausgestrahlt

Auch die Unterstuumltzung der in Mailandansaumlszligigen Vertreter der oumlsterreichischen

Wirtschaft sowie der Handelsdelegation unddes Kulturforums sind lebenswichtig fuumlr denClub geworden und natuumlrlich ist die ausge-zeichnete Zusammenarbeit mit dem oumlsterrei-

chischen Generalkonsulat die schon Monatevor dem Ball konkret anfaumlngt als besonderserfreulich ndash und ebenso erfolgreich ndash zu er-waumlhnen

Den Ball haben 21 aufgeregte Debuumltan-tinnen in weiszligem Kleid eroumlffnet die von 21feschen Schuumllern in Galauniform der Mai-laumlnder Militaumlrschule Teuliegrave begleitet wurdenSie tanzten eine traditionelle Faumlcherpolo-naise und legten eine schwungvolle Fleder-mausquadrille aufs Parkett Auch der nach-folgende Walzer lieszlig sich sehen hellip als wuumlr-diger Abschluszlig der vielen Proben unter derLeitung von Tanzmeisterin Anikograve Pusztaidie schon im Oktober 2008 in den Raumlumender Militaumlrschule unter den strengen abervergnuumlgten Augen des Kommandanten derSchule Col Corrado Serto begonnen hat-ten Und der Colonel der bemuumlhte sich sogarpersoumlnlich um das gute Gelingen der Polo-naise Kein Wunder also daszlig diese Leistun-gen mit rauschendem Applaus und Traumlnender Ruumlhrung der anwesenden Eltern belohntwurden

Der kulinarische Meister des Balles warunbestritten Kuumlchenmeister Gottfried AGansterer der seinen fuumlnften bdquoEinsatzldquo fuumlrdas Ausbildungszentrum MODUL der Wirt-schaftskammer Wien in Mailand bdquoabsolvier-teldquo Mit einem exklusiven Galadiner begei-sterte das MODUL-Team unter seiner Fuumlh-rung mehr die prominenten Ballgaumlste

So wie in den letzten vier Jahren standenwieder typische MODUL-Schmankerln aufdem kulinarischen Ballkalender Thymian-geraumlucherte Forelle Kuumlrbisrisotto Schweins-filet mit Pilzen in Teigkruste mit Rotwein-Kraumlutersauce und gebratene Paprika Alssuumlszligen bdquoKlassikerldquo konnte sich die MailaumlnderSociety an Sachertorte mit Schlagobers er-freuen

Nach der Mitternachtsquadrille servierteGansterer mit seinen Kolleg-StudentInnennoch die traditionelle Gulaschsuppe dieAgrar Markt Austria sorgte fuumlr eine exklusi-ve Kaumlseverkostung

Ein Tuumlpferl auf dem bdquoildquo war noch derBlumenschmuck der Saumlle Er wurde diesesJahr von einer jungen Dame geschaffen dievor Jahren einen Wien Ball als Debuumltantineroumlffnete So schlieszligt sich also auch hier derKreishellip

Eine Disco fuumlr die Jugend und Jung-gebliebenen kroumlnte den Abend und um 3 Uhrmorgens schwankten die letzten muumldenGaumlste aus den Saumllen zufrieden und miteinem Gedanken Naumlchstes Jahr wird es wie-der heiszligen bdquoAlles Walzerldquo httpwwwaustria-italiaorg

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Kuumlchenmeister Gottfried A Gansterer mit seinen HelferInnen

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Die juumlngsten Erweiterungen der Europaumli-schen Union stellen einen Meilenstein

im Prozeszlig der Einigung Europas dar undhaben allen Buumlrgern in der gesamten UnionVorteile gebracht Auf wirtschaftlicher Seitehat die Erweiterung zu einem houmlheren Le-bensstandard in den neuen Mitgliedstaatengefuumlhrt und Export- und Investitionsmoumlg-lichkeiten fuumlr die alten Mitgliedstaaten ge-schaffen Daneben hat sie die DemokratieStabilitaumlt und Sicherheit auf unserem Konti-nent gefoumlrdert Auszligerdem hat eine erweiter-te EU mehr Gewicht wenn sie sich zuThemen von weltweiter Bedeutung aumluszligertetwa zum Klimawandel oder zur Weltwirt-schaft und den dafuumlr geltenden Regeln FuumlnfJahre nach der Erweiterung ist die EU nichtnur groumlszliger sondern auch staumlrker dynami-scher und kulturell reicher In dem derzeitschwierigen globalen Umfeld besteht diegroszlige Herausforderung darin nicht der Versu-chung protektionistischer Tendenzen zu er-liegen welche die enormen Vorteile zunich-te machen wuumlrden die die Schaffung einesschrankenlosen Binnenmarktes mit 500Millionen Menschen mit sich gebracht hat

bdquoDie Erweiterungen der Jahre 2004 und2007 waren ein groszliger historischer SchrittSie markierten das Ende der Teilung Euro-pas leisteten einen Beitrag zur Konsolidie-rung der Demokratie und brachten saumlmt-lichen EU-Mitgliedstaaten wirtschaftlicheVorteile in Form gesteigerter Wettbewerbs-faumlhigkeit houmlheren Wirtschaftswachstumsund zusaumltzlicher Beschaumlftigungsmoumlglichkei-ten Wir sollten nicht zulassen daszlig die der-zeitige Krise diesen unleugbaren Erfolg

uumlberschattet Gemeinsam koumlnnen wir Loumlsun-gen fuumlr globale Fragen wie den Klimawan-del oder eine neue internationale Finanzord-nung erarbeiten Wenn wir uneinig sind er-reichen wir gar nichtsldquo erklaumlrte Wirtschafts-und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kom-missar Olli Rehn fuumlgte hinzu bdquoDie Erwei-terung hat sich als Stabilitaumltsanker und trei-bende Kraft fuumlr Demokratie und Rechtsstaat-lichkeit in Europa erwiesen Sie war sowohlfuumlr die neuen als auch die alten Mitglieds-staaten und die EU insgesamt wirtschaftlichvorteilhaft Durch die Erweiterung wurdeder Raum des Friedens und des Wohlstandsauf nahezu 500 Millionen Menschen ausge-dehnt und unser Gewicht in der Welt gestei-gertldquo Es ist nun fuumlnf Jahre her daszlig die EU10 neue Mitgliedstaaten [1] aus Mittel- undOsteuropa aufgenommen und damit der jahr-zehntelangen Teilung Europas infolge deskalten Krieges ein Ende gesetzt hat Zweiweitere Staaten Bulgarien und Rumaumlnientraten 2007 bei In der Mitteilung bdquoFuumlnf Jah-re EU-Erweiterungldquo wird gezeigt daszlig dieErweiterung fuumlr beide Seiten mit enormenwirtschaftlichen Vorteilen verbunden war

Die erweiterte EU ist nun der groumlszligte inte-grierte Wirtschaftsraum weltweit Sie reprauml-sentiert uumlber 30 des globalen BIP und uumlber17 des Welthandels Deshalb kann die EUauf globaler Ebene eine entscheidende Rollespielen Sie kann ihren Einfluszlig bei der Ge-staltung der Globalisierung zum Nutzen derBuumlrger geltend machen

Das Pro-Kopf-Einkommen in den neuenMitgliedstaaten stieg zwischen 1999 und

2008 von 40 auf 52 des Durchschnittsder alten Mitgliedstaaten und das Wirt-schaftswachstum betrug 2004 ndash 2008 durch-schnittlich 55 gegenuumlber lediglich 35 im Zeitraum 1999 ndash 2003 Diese Entwick-lung ging gleichwohl nicht zu Lasten der al-ten Mitgliedstaaten deren Wirtschaftswachs-tum zwischen 2004 und 2008 ca 22 betrug etwa ebenso viel wie zwischen 1999und 2003

Die Erweiterung eroumlffnete auch neueHandelschancen 2007 gingen nahezu 80 der Ausfuhren der neuen Mitgliedstaaten indie uumlbrige EU Auch der Anteil der Exporteder alten in die neuen Mitgliedstaaten an denGesamtausfuhren ersterer stieg zwischen1997 und 2007 von 4 frac34 auf 75

Die Arbeitslosigkeit ging von haumlufig sehrhohen Niveaus stark zuruumlck und erreichteungefaumlhr die Quoten der uumlbrigen EU ndash ca7 im Jahr 2007 Die Angst vor einem mas-siven Ansturm von Arbeitskraumlften auf diealten Mitgliedstaaten hat sich als unbegruumln-det erwiesen In den meisten Mitgliedstaatenbetraumlgt die Zahl auslaumlndischer Arbeitnehmernicht mehr als 1 der einheimischen Bevoumll-kerung im erwerbsfaumlhigen Alter und dankder Zuwanderung konnte einem Arbeits-kraumlftemangel begegnet werden Auch wardie Zuwanderung oftmals nur voruumlberge-hend ndash 50 der in juumlngster Zeit in das Ver-einigte Koumlnigreich zugewanderten Arbeit-nehmer sind bereits in ihr Ursprungsland zu-ruumlckgekehrt

Die derzeitige globale Krise bereitet allenLaumlndern Schwierigkeiten auch der EU unddie Arbeitslosigkeit steigt uumlberall

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Europa

Fuumlnf Jahre EU-ErweiterungDauerhafte Vorteile und bessere Ausgangslage zur Bewaumlltigung der aktuellen Krise

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kommissar Olli Rehn (li) und Wirtschafts- und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

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Eine groszlige geeinte EU kann dieser Situa-tion und den damit verbundenen Heraus-forderungen aber besser begegnen als dieeinzelnen Mitgliedstaaten im AlleingangDie EU hat koordinierte Maszlignahmen zurStabilisierung des Bankensystems und zurUnterstuumltzung der Konjunkturerholung ge-troffen Diese Maszlignahmen die durch weite-re derzeit vorbereitete Maszlignahmen insbe-sondere zur Wiederherstellung der fuumlr dieWirtschaft lebenswichtigen Kreditstroumlmeergaumlnzt werden lassen eine schrittweise Er-holung ab Ende dieses Jahres erwarten

Die derzeit von einem starken Konjunk-tureinbruch betroffenen neuen Mitgliedstaa-ten erhalten im Rahmen der EU-Kohaumlsions-politik finanzielle Unterstuumltzung in erhebli-chem Umfang Die Zahlungsbilanzfazilitaumlt

ermoumlglicht der EU die Unterstuumltzung vonMitgliedstaaten auszligerhalb des Euro-Waumlh-rungsgebiets die zeitweiligen Beistand be-noumltigen

Das gemeinschaftliche Wettbewerbsrechtund die Vorschriften zu staatlichen Beihilfenwerden einheitliche Bedingungen fuumlr dieUnternehmen gewaumlhrleisten

Anhand der Lissabonner Strategie fuumlrWachstum und Beschaumlftigung kann ermitteltwerden welche Reformen notwendig sindum das Wachstumspotenzial der europaumli-schen Volkswirtschaften zu steigern und siegegenuumlber globalen Erschuumltterungen wider-standsfaumlhiger zu machen

Die Kommission arbeitet gemeinsam mitden Mitgliedstaaten an einer Neuausrichtungdes Europaumlischen Sozialfonds um den Men-

schen sowohl in den alten als auch in denneuen Mitgliedstaaten ihre Arbeitsplaumltze zuerhalten Daneben bemuumlht sich die Kommis-sion u a mittels des Europaumlischen Fonds fuumlrdie Anpassung an die Globalisierung um dieEindaumlmmung der allgemeineren sozialenAuswirkungen der Krise

Der reformierte Stabilitaumlts- und Wachs-tumspakt ist ein stabiler Rahmen der es unserlaubt kurzfristig der Nachfrage und derBeschaumlftigung Impulse zu verleihen undgleichzeitig mittel- und langfristig den Kursauf solide und nachhaltige oumlffentliche Finan-zen zu halten httpwwweceuropaeu[1] Tschechische Republik Estland Zypern

Lettland Litauen Ungarn Malta PolenSlowenien und Slowakei

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Europa

Die Europaumlische Union nach der Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten 2004 (gelb) und die damaligen Kandidatenlaumlnder (dun-kelgrau) die beim letzten Erweiterungsschritt mit 1 Jaumlnner 2007 beigetreten sind

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Rechtzeitig vor den fuumlr Juni anberaumtenWahlen zum Europaumlischen Parlament

werden die gesetzlichen Regelungen fuumlr dieStimmabgabe per Briefwahl vereinfachtDer Verfassungsausschuszlig des Nationalratsbilligte mehrheitlich einen entsprechendenAntrag der beiden Koalitionsparteien SPOumlund OumlVP Gegen die Vereinfachungen stimm-te lediglich die FPOuml die wie AbgeordneterHarald Stefan festhielt der Briefwahl gene-rell skeptisch gegenuumlber steht

Dem Gesetzesentwurf zufolge muszlig kuumlnf-tig auf der Wahlkarte nicht mehr angegebenwerden wo an welchem Tag und zu welcherUhrzeit die Stimme abgegeben wurde Viel-mehr ist die eidesstattliche Erklaumlrung desWaumlhlers bzw der Waumlhlerin per Unterschriftausreichend wonach der Stimmzettel per-soumlnlich unbeobachtet unbeeinfluszligt und vordem Schlieszligen des letzten oumlsterreichischenWahllokals ausgefuumlllt wurde Auch die zwin-gende Uumlbermittlung der Wahlkarte im Post-weg entfaumlllt Diese kann zum Beispiel per-soumlnlich bei der Bezirkswahlbehoumlrde abgege-ben werden Etwaige Portokosten uumlbernimmtin Hinkunft der Staat Die Erleichterungenbei der Briefwahl sind vorerst allerdings aufdie Europawahlen beschraumlnkt uumlber die Aus-dehnung der Bestimmungen auf National-rats- und andere bundesweite Wahlen wollendie Abgeordneten gesondert beraten

Im Rahmen der Debatte wurden die Ver-einfachungen bei der Briefwahl sowohl vonden beiden Koalitionsparteien als auch vonden Gruumlnen ausdruumlcklich begruumlszligt SPOuml undOumlVP erhoffen sich dadurch eine houmlhereWahlbeteiligung bei den Europawahlen wieetwa die Abgeordneten Guumlnther Kraumluter(SPOuml) und Karl Donabauer (OumlVP) ausfuumlhr-ten Abgeordnete Daniela Musiol (Gruumlne)erinnerte daran daszlig bei den Nationalrats-wahlen 7 der Wahlkarten nicht gewertetworden seien weil das Datum oder die Uhr-zeit auf der Wahlkarte gefehlt haben

Abgelehnt wurde die Gesetzesaumlnderungvon der FPOuml Bei der Briefwahl sei derGrundsatz des persoumlnlichen und geheimenWahlrechts nicht gewaumlhrleistet argumentier-te Abgeordneter Harald Stefan Zudem kannseiner Auffassung nach nach wie vor nichtausgeschlossen werden daszlig bdquoSchummel-waumlhlerldquo ihre Stimme nach Schlieszligen derletzten Wahllokale abgeben Die FPOuml stimm-

te in diesem Sinn lediglich der Aumlnderung desEuropa-Waumlhlerevidenzgesetzes zu

Abgeordneter Wilhelm Molterer (OumlVP)zeigte kein Verstaumlndnis fuumlr die grundsaumltz-lichen Bedenken der FPOuml gegen die Brief-wahl Die Einfuumlhrung der Briefwahl seieiner der wesentlichsten demokratiepoliti-

schen Fortschritte im Wahlrecht gewesenmeinte er Nunmehr wuumlrden nach den Erfah-rungen bei der Nationalratswahl einige Adap-tierungen vorgenommen Sowohl Moltererals auch Abgeordneter Donabauer bedauer-ten dass die vereinfachte Briefwahl vorerstnur fuumlr die Europawahlen gilt und aumluszligertendie Hoffnung auf eine rasche Aumlnderung auchder Nationalratswahlordnung

Seitens des BZOuml brachte AbgeordneterEwald Stadler formale Einwaumlnde gegen denGesetzesantrag vor Da diesen Einwaumlndendurch einen VP-SP-Abaumlnderungsantrag nurin Teilbereichen Rechnung getragen wurdevotierte das BZOuml gegen eine seiner Meinungnach nicht korrekt formulierte Ziffer desGesetzentwurfs

Bei der Abstimmung am 27 Feber wurdedie Vorlage zur erleichterten Stimmabgabeper Brief bei der EU-Wahl mehrheitlich an-

genommen der FPOuml-Abaumlnderungsantragblieb ebenso wie der BZOuml-Entschlieszligungs-antrag in der Minderheit

Fekter Das Waumlhlen wird einfacher

Innenministerin Maria Fekter begruumlszligteden parlamentarischen Beschluszlig betreffendder Europawahlordnung und des Europa-Waumlhlerevidenzgesetzes und faszligt zusammenbdquoBereits bei der Europawahl profitieren dieMenschen vom neuen Wahlrecht Die Brief-wahl wird einfacher Fuumlr die Gemeinden faumlllteine Huumlrde weg Sie muumlssen die Waumlhler-verzeichnisse nicht mehr verpflichtend anSonntagen auflegenldquo

Die Novelle enthaumllt einige fuumlr Waumlhlerin-nen und Waumlhler maszliggebliche Neuerungendie bei der Europawahl am 7 Juni 2009 erst-mals zum Tragen kommen werden

Bei Ausuumlbung der Briefwahl ist das Aus-fuumlllen eines Datums eines Ortes odereiner Uhrzeit bei der eidesstattlichen Er-klaumlrung nicht mehr notwendig Nur nochdie eigenhaumlndige Unterschrift ist auf derWahlkarte vorgesehenDer Postweg ist bei Ausuumlbung der Brief-wahl nicht mehr zwingend vorgeschrie-ben Zur Uumlbermittlung der Wahlkartesind nun auch andere Wege als die Post(bzw im Ausland die Vertretungsbe-houmlrde) zulaumlssig etwa auch eine persoumlnli-che Abgabe Dies entspricht den Rege-lungen des Auslandswahlkartenwesensvon 1990 bis 2006 die sich in der Praxisgut bewaumlhrt hattenWaumlhlerinnen und Waumlhlern die sich derBriefwahl bedienen muumlssen bei einerUumlbermittlung am Postweg ndash sowohl imInland als auch vom Ausland ndash keinePortokosten mehr entrichten Das Portowird vom Bund uumlbernommenDaruumlber hinaus wird es anlaumlszliglich derEuropawahl 2009 erstmals moumlglich seindaszlig die Gemeinden die Waumlhlerverzeich-nisse an Sonntagen nicht mehr verpflich-tend zur Einsicht auflegen muumlssen Dadie tatsaumlchliche Nachfrage an Sonntagenin das Waumlhlerverzeichnis Einsicht zunehmen gering war koumlnnen die Ge-meinden nun entscheiden ob sie die Ein-sichtnahme verkuumlrzt anbieten oder amSonntag uumlberhaupt geschlossen halten

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Speziell fuumlr Auslandsoumlsterreicher

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht

Das Porto uumlbernimmt der Staat

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Oumlsterreich hat sich ganz in seinen Traumlu-men von der ewigen Insel der Seligen

verfangen Aber in fuumlnf bis zehn Jahren wer-den die wirtschaftlichen Realitaumlten das Landaufweckenldquo Mit dieser Prophezeiung ende-te ein Referat das ich Ende des Sommersvor Auslandsoumlsterreichern (an-laumlszliglich der Weltbundtagung2008 Anm) halten durfte

Nur wenige Wochen spaumltermuumlszligte ich meine Worte deut-lich schaumlrfer akzentuierenDenn die Zeit des Aufweckensist fuumlr Oumlsterreich viel schnellerals erwartet gekommen Mitlautem Uumlberschallknall ist dasLand von der Finanzkrise indie bittere Gegenwart ka-tapultiert worden und die all-gemein ersehnte Ruumlckkehr inden Schlaf ist unmoumlglich ge-worden Dennoch gehen vieleweiter als Tagtraumlumer durchsLand Insbesondere die Politik

Um zu verstehen wie bitterdieses Erwachen ist aber auchum die Entwicklung der letztenJahre zu begreifen ist ein kur-zer Ruumlckblick auf das 20 Jahr-hundert notwendig Die Menschen die inseiner ersten Haumllfte gelebt haben sind einengroszligen Teil ihres Lebens von politischenwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kata-strophen geplagt gewesen von Kriegen To-talitarismus Fanatismus BuumlrgerkriegenInflation Weltwirtschaftskrise Hunger Mas-senflucht Seuchen Gebietsanspruumlchen gegenKaumlrnten dem Verlust uroumlsterreichischer Ge-biete wie Suumldtirols und der deutschsprachi-gen Gemeinden Boumlhmens und Maumlhrenssowie von groszligen Selbstzweifeln ob ihrernationalen Identitaumlt

Zwischen 1945 und 1955 kommt es zurgroszligen Wende Am Beginn jener Dekade istOumlsterreich noch das aumlrmste Land des Kon-tinents und vierfach besetzt Dies fuumlhrt zurletzten groszligen Massenemigration aus Oumlster-

reich Am Ende dieser Periode loumlst der Ab-zug der letzten Besatzer eine gewaltige Auf-bruchstimmung aus Oumlsterreich schwimmtwie die Weltkriegsverlierer Deutschland Ja-pan und Finnland in einem Wirtschaftswun-der nach oben

Was das eigentlich Unglaubliche ist Seit-her lebten praktisch zwei Generationen ineinem ununterbrochenen Mehr Besser Rei-cher Keine der zuvor aufgelisteten Plagenwurde in dieser Zeit schlagend

Das oumlsterreichische Wunder

Wer an eine houmlhere Gerechtigkeit glaubtwird sich schwer tun diesen Unterschied inden Lebenslaumlufen mit etwas anderem alsGluumlck zu begruumlnden Wer Geschichte Po-litik und Wirtschaft naumlher analysiert derwird Verbluumlffendes entdecken Oumlsterreich istheute sogar das absolut einzige Land dasseither ohne wirtschaftliche oder auszligenpoli-tische Bedrohungen leben konnte Die ande-ren Wirtschaftswunderlaumlnder haben inzwi-schen alle schon schwere Krisen etwa Re-zessionen hinter sich die jeweils schweregesellschaftliche und soziale Auswirkungenhatten

Die wichtigsten Ursachen dieses oumlsterrei-chischen Wunders

An der Spitze lag der verdienstfreie Zu-fall daszlig das Land auf der schoumlneren Seitedes Eisernen Vorhangs quer durch Mittel-europa zu liegen kam

Trotz der Gefahren des Ost-West-Konflikts konsumierte Oumls-terreich quasi zum Nulltarifunter dem Schutz der Natoaumluszligere Sicherheit die aller-dings von vielen Oumlsterreichernirrtuumlmlich der Neutralitaumlt zuge-schrieben wurde

Der Kalte Krieg verhinderteeinen heiszligen

Weltweit aber vor allem inWesteuropa haben die Markt-wirtschaft die Globalisierungdie Versoumlhnung alter Feinde (et-wa Deutschlands und Frank-reichs) gute Rahmenbedingun-gen fuumlr eine positive Entwick-lung gelegt was auch Oumlster-reich sehr zugute kam

Die Oumlsterreicher haben einekaum noch fuumlr Streit sorgendenationale Identitaumlt gefunden(dieses Thema war vorher hun-

dert Jahre lang so umstritten wie unklarund damit eine Ursache vieler Konflikte)Die Buumlrger zeigten sich in einem vorallem im internationalen Vergleich ruumlh-menswerten Ausmaszlig gesetzestreu undfleiszligigDie verfassungsmaumlszligigen Grundlagen derRepublik waren brauchbar und zumin-dest in den ersten Nachkriegs-Jahrzehn-ten voumlllig unbestrittenDie Gewerkschaften demonstrierten iminternationalen Vergleich Maumlszligigung undZuruumlckhaltung (etwa indem sie Lohn-erhoumlhungen immer eine Spur unter derdeutschen Konkurrenz ansetzten)Die Ausbildung in den Schulen und Uni-versitaumlten war lange vorbildlich und lei-stungsorientiertDie Kreativitaumlt von Ingenieuren und Wis-senschaftern war international zumindestkonkurrenzfaumlhig

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Ein Land verschlaumlftseine Geschichte

Von Andreas Unterberger

Diesen Beitrag durfte das bdquoOumlJldquo dankensweiterweise derbdquoEuropaumlischen Rundschauldquo 20084 entnehmen

Andreas Unterberger Chefredakteur der raquoWiener Zeitunglaquo

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All das war wohl vor allem dadurch moumlg-lich geworden daszlig die Schrecken der ver-gangenen Jahrzehnte die Nation in einemkollektiven Lernprozeszlig gelehrt hatten daszligideologische Maumlszligigung SelbstdisziplinSparsamkeit Fleiszlig und der Verzicht auf illu-sionaumlre internationale Ambitionen die besteBasis fuumlr den eigenen Wohlstand sind Aumlhn-liche Lernprozesse sind aber auch in Finn-land Deutschland oder Japan in starkemAusmaszlig nachweisbar

In all diesen Laumlndern kam das Wirtschafts-wunder jedoch ndash mit jeweils unterschied-lichen Ausloumlsefaktoren und zu unterschied-lichen Zeitpunkten ndash gegen Ende des Jahr-hunderts zu einem voruumlbergehenden oderdauerhaften Ende Nur in Oumlsterreich bishernicht Aber auch das hat erklaumlrbare Gruumlndedie weder mit einem Wunder noch mit insu-larer Seligkeit zusammenhaumlngen sondernmit Verdienst wie auch Zufall und Gluumlck

Ostoumlffnung und EU ndashRettung vor der Krise

Denn auch in Oumlsterreich hatten sich inden achtziger Jahren massive Krisensignalebemerkbar gemacht Das gefaumlhrlichste wardamals der Kollaps der nicht mehr wettbe-werbsfaumlhigen uumlberschuldeten und durchparteipolitische Vereinnahmung gelaumlhmtenStaatsindustrie Aber auch die Entwicklungder staatlichen Defizite nahm damals schonbedrohliche Formen an

Dennoch kam es zu keiner DepressionKrise oder Rezession wie anderswo Warum

Der erste Grund war die Ostoumlffnung Diezeitlich genau zum richtigen Zeitpunkt kom-mende Wende von 1989 oumlffnete Oumlsterreichploumltzlich den Zugang zu riesigen Maumlrktenzu billigen wie motivierten Arbeitskraumlften(legaler wie illegaler Art) zu hungrigenStandorten fuumlr Investitionen und nach eini-gen Jahren der Umstellungskrise auch zuRegionen mit steilen Wachstumsraten vorder Haustuumlr Diese Chance wurde perfektgenutzt von den groszligen Banken Versiche-rungen und Energiekonzernen genauso wievon Tausenden Klein- und MittelbetriebenViele dieser Firmen haumltten ohne Mittelost-europa nicht uumlberlebt Sie machen seithereinen Groszligteil ihrer Gewinne in oder mit derneu-alten Nachbarschaft Da konnte sich dieFlexibilitaumlt und Empathie der Oumlsterreicher er-folgreich bewaumlhren Insbesondere der 2008so sehr in die Krise gekommene Finanzsek-tor erwirtschaftete dort fast zwei Jahrzehntelang einen wichtigen Beitrag zum ndash realen ndashWachstum Oumlsterreichs

Der zweite Grund war der EU-Beitritt

Dieser brachte Oumlsterreich einen spuumlrbarenModernisierungsschub Wettbewerb und De-regulierung bedeuteten ein Blutdoping fuumlrOumlsterreichs Wirtschaft Das Land wuchsnach 1995 viel rascher als die alten EU-Laumln-der (die den Beitrittsimpuls viel fruumlher kon-sumiert haben) oder die Schweiz

Der dritte Grund waren einige mutige Re-formen Durch Abschaffung der Vermoumlgens-steuer massive Privatisierungen Einfuumlhrungder fuumlr die Ansiedlung von Konzernzentralenwichtigen Gruppenbesteuerung und die Koumlr-perschaftssteuerreform (ein wenig auch durchdie Universitaumlts- die Pensions- und die lei-der nur sehr halbherzigen Verwaltungsre-formen) wurde ein weiterer Anstoszlig gegeben

Der oumlsterreichische Erfolg (der sich auchin allen volkswirtschaftlichen Daten nieder-schlug) wurde alluumlberall sichtbar Besondershandgreiflich anschaulich war etwa die In-vasion deutscher Kellner nach Oumlsterreich ndashvor den 90er-Jahren ist dieser Berufsstandnaumlmlich immer nur in die Gegenrichtung ge-wandert Die Oumlsterreicher wurden zu Welt-meistern an Lebensqualitaumlt bei FernreisenFruumlhpension oder Studiendauer Das opulentausgebaute Gesundheitssystem bedienteauch Luxuskrankheiten Staumldte wie Seen wur-den vorbildlich restauriert und saniert DerAutobahnbau wurde zur Goldgrube fuumlr dieBauwirtschaft

Doch nichts waumlhrt ewig Neue Krisen-signale wurden zunehmend sichtbar Diesepositiven Faktoren verloren inzwischen wie-der ihre Wirksamkeit ndash und zwar noch ehedie globale Finanzkrise zuschlagen konnte

Reformwille erlahmt

Das anfangs so reformfreudige Schwarz-Blau-Orange verlor schon vor seiner Abwahljede Dynamik Und seit den Wahlen von

2006 und 2008 gilt uumlberhaupt jeder Versucheiner nicht populistischen Reformpolitik querdurch die Parteien als politischer Selbst-mord

Die EU-Mitgliedschaft war in ihrer posi-tiven Wirkung bald konsumiert ndash uumlberdieshat sich die Union bald selbst vom Ausbaudes Binnenmarkts auf voumlllig uumlberfluumlssige so-zialtechnologische Uumlberregulierungen ver-legt von Rauchverboten (eine Materie diein Oumlsterreich vorher weitgehend Landes-sache gewesen ist) bis zur Gleichbehand-lung Wozu noch die ungeloumlsten Megapro-bleme Vertragsreform CO2-Vorzugsschuuml-lertum oder Tuumlrkei-Beitritt kommen

Und der dritte positive Faktor die Ostoumlff-nung verliert zunehmend an Wirksamkeitweil das hilfreiche wirtschaftliche Gefaumlllezwischen Oumlsterreich und den Nachbarn aufGrund des Aufbaus im Osten rasch verloren-geht weil Wachstumskrisen in Osteuropaauch voll auf Oumlsterreich durchschlagen

Kritische Signale

Parallel zum Wegfall dieser drei Reform-und Kraftquellen haben sich in den letztenJahren zunehmend wenngleich kaum wahr-genommen viele andere kritische Signalegezeigt

Oumlsterreich hat trotz Hochkonjunktur zwi-schen 2006 und 2008 nicht einmal mehrversucht einen ausgeglichenen Haushaltanzustreben sondern ohne Not weiter po-pulistisch in den Ausbau des Wohlfahrts-systems investiertRot-Schwarz begann die Pensionsrefor-men teilweise zuruumlckzunehmen und ver-strickte Oumlsterreich schon unter Gusen-bauer in eine Fuumllle von zusaumltzlichen lang-fristig wirkenden Sozialausgaben vonder Pflege bis zur Arbeitslosensicherung

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die bdquoEuropaumlische Rundschauldquo erscheintvierteljaumlhrlich und wird vom gleichnami-gen Verein herausgegeben Sie bietet auf144 Seiten im Format 17 x 24 cm an-spruchsvolle Beitraumlge zu unterschiedlich-sten Europa-Themen und Kritiken zueuropabezogenen Veroumlffentlichungen ndashDie Einzelnummer kostet 8 Euro das Jah-resabonnement 25 Euro zuzuumlglich PortoBestellungen richten Sie bitte an denVerein bdquoEuropaumlische RundschauldquoEbendorferstraszlige 64A-1010 WienTelefon ++43 (0)1 408 34-00Telefax ++43 (0)1 408 34-11httpwwweuropaeische-rundschauat

In Oumlsterreich das einst mit Stromexportviele Devisen verdiente werden seit lan-gem praktisch keine Kraftwerke mehrgebaut Es ist zu einem Netto-Importeurvon Strom gewordenAlle modernen Technologien die mit denWorten Hormon Gen oder Atom zu-sammenhaumlngen koumlnnten werden hierzu-lande bekaumlmpft statt beforscht und ge-nutztEinige der Universitaumlten (etwa die Wie-ner Medizin) haben ihre Autonomie zuFreunderlwirtschaft und Hausberufungengenutzt und dadurch an Wettbewerbsfauml-higkeit verlorenDie Bahn hat keinen ausreichenden An-schluszlig an das westliche Hochgeschwin-digkeitsnetz gefundenDie Massenzuwanderung hat sich voumllligfalsch entwickelt Es gibt keinen rotenTeppich fuumlr qualifizierte Arbeitskraumlfteaber offene Tuumlren fuumlr massenweisen Miszlig-brauch des Asylverfahrens (selbst wennsie abgewiesen werden bleiben vieleAsylwerber im Land) und die uumlberausgroszligzuumlgige Moumlglichkeit von Familien-zusammenfuumlhrungen Das lieszlig binnenkurzem in Oumlsterreichs Staumldten ethnischeund schulische Ghettos entstehen Wes-halb die Integration von Zuwanderernschlechter denn je funktioniert ndash was auchzum wichtigsten Faktor beim juumlngstenWahltag geworden ist (Nationalratswahlam 28 September 2008 Anm d Red)Jene Menschen die als Transferempfaumln-ger vom Wohlfahrtssystem profitierensind heute bei jeder Wahl in der MehrheitWas dazu fuumlhrt daszlig die Politik immerweniger auf die Leistungstraumlger zu schau-en bereit ist Keine populistische Parteiwendet sich heute noch an die bdquoFleiszligigenund TuumlchtigenldquoWie in Deutschland wandern immer mehrAngehoumlrige der Eliten und insbesondereForscher ins Ausland abDie Bundeslaumlnderbuumlrokratie die diesemkleinen Land uumlberfluumlssigerweise zehnverschiedene Gesetzgeber beschert istmaumlchtiger und teurer denn je Als De-monstration ihrer Macht haben die Laumln-der (uumlber die jeweiligen Parteien) sowohlSPOuml-Chef Gusenbauer wie auch OumlVP-Obmann Molterer zu Sturz gebrachtEtwa bei den Baubehoumlrden hat die Kor-ruption signifikant zugenommenDie prohibitive Houmlhe der Personalsteuernmotiviert Fuumlhrungskraumlfte zunehmend da-zu mit ihren Firmen und Konzernzentra-len abzuwandern ndash und zwar Richtung

Osten Aus dem gleichen Grund muumlssendie groszligen Banken und Versicherungenwenn sie aus ihren Ostfilialen Spitzen-kraumlfte nach Wien holen diesen nun schondes oumlfteren deutlich houmlhere Bruttoloumlhnezahlen als den gleichqualifizierten Oumlster-reichernEin Vorstand eines Elektronik-Konzernsprophezeite daszlig es in fuumlnf bis zehn Jah-ren keinen Elektronik-Arbeitsplatz inOumlsterreich geben werdeAn den heimischen Universitaumlten gibt espraktisch keine relevanten Oumlkonomenmehr um nur eine wichtige Disziplin zunennenDie Qualitaumlt der heimischen Medien alsentscheidender (wenn auch oft unter-schaumltzter) Standortfaktor hat sich auseiner Vielzahl von Gruumlnden verschlech-tert Dazu nur einige Stichworte Erset-zung von Information durch Infotainmentabnehmende Bildung der Journalistenkorrupte Eigentuumlmer zu groszliger Staats-einfluszlig im oumlffentlich-rechtlichen Sektorregionale Monopole und nationale Oligo-polstrukturen im Printbereich und wach-sende Einfluszlignahme der werbendenFirmen auf die InhalteDie gewaltigen Probleme der Demo-graphie und Migration wurden weitge-hend ignoriert rasche Uumlberalterung Kin-derarmut exponentielles Wachstum derZuwanderer aus nichteuropaumlischen Kul-turen (die leider keine der fuumlr weitereWohlstandsmehrung und Verteidigungder Wettbewerbsfaumlhigkeit notwendigenEigenschaften mitbringen) und damitauch kulturelle Agonie sowie wachsendeErfahrungen von Identitaumltsverlust DieseProbleme werden von manchen Expertenauf ein bloszliges Arbeitsmarkt- und Pen-sionsproblem reduziert Aber selbst diesewerden nicht ernst genommenAlle Parteien haben arge Nachwuchspro-bleme Kein gescheiter und anstaumlndigerjunger Mensch geht noch in die PolitikLandespolitiker weigern sich aus ihrergemuumltlichen (houmlchstens durch Alkohol-konsum gefaumlhrlichen) Umgebung in einMinisteramt zu wechseln Das wird lang-fristig zur DemokratiegefaumlhrdungDer Politik stehen auch keinerlei brauch-bare Think tanks oder aumlhnliches zurVerfuumlgung Gleichzeitig sind OumlsterreichsUniversitaumlten in den fuumlr Politik und Wirt-schaft entscheidenden Disziplinen intel-lektuell ausgeduumlnntDie Parteien haben den rechtzeitigen Uumlber-gang zum Mehrheitswahlrecht versaumlumt

Was Oumlsterreich angesichts der immer po-pulistischer werdenden Parteien am Ran-de auf Dauer zur politischen Laumlhmungund Blockade durch eine immer kleinerwerdende groszlige Koalition verdammtDie Krisendynamik hat sich zuletzt vonMonat zu Monat beschleunigt Bestes Bei-spiel dafuumlr ist die AUA Feierte diese nocham Anfang des Jahres 2008 mit groszligemAufwand und viel Stolz ihr 50jaumlhriges Ju-bilaumlum so war sie schon im Sommer des-selben Jahres ein Kandidat fuumlr einenNotverkaufDie Mehrheit der Parteien versuchte eine(ohnedies bald wieder abflauende) Ver-teuerung der weltweiten Energie- undLebensmittelpreise mit Schulden zu be-kaumlmpfen also eine Strategie die langfri-stig nur noch mehr Inflation schafft

Verlorener Bezug zur Realitaumlt

Was ist in diesem Land passiertDer Hauptgrund der skizzierten Sorge ist

ein psychologischer Die sechs Jahrzehntevoller ermutigender Entwicklungen habendafuumlr gesorgt daszlig die Menschen die kollek-tive Erinnerung an die schlechten Jahre ver-loren haben Und die maximal in 24 Stun-den-Dimensionen denkenden Boulevardzei-tungen haben diese Erinnerung ohnedies niegehabt Sie ist auch in der Politik rasch ver-lorengegangen die bis auf die Ausnahme-erscheinungen Raab Kreisky und Schuumlsselohnedies nie uumlber die Mittelmaumlszligigkeit hin-ausgekommen ist

Nicht mehr Fleiszlig Disziplin und Kreativi-taumlt werden als die Quellen des Wohlstandesangesehen sondern der scheinbar uner-schoumlpfliche Reichtum des Staates der immerzu flieszligen hat wenn es auch nur die kleinsteKrise gibt oder wenn jemand imstande isteinen Bedarf zu artikulieren Und dazu istdie schier unerschoumlpfliche Armada der soge-nannten Sozialpolitiker immer imstande Dienoch dazu von den meisten Medien fuumlr guteMenschen gehalten und nie mit der Fragekonfrontiert werden ob nicht eine Sozial-quote von 29 Prozent vielleicht sogar einwenig zuviel des Guten sein und die Men-schen von eigenen Anstrengungen abhaltenkoumlnnte Als ob Oumlsterreich 29 Prozent Armehaumltte

Mit einem Satz Die Oumlsterreicher habenden Bezug zur Realitaumlt verloren

In dieser Situation konnte es auch passie-ren daszlig vier Tage vor der Wahl im Parlamentdie schamloseste Waumlhlerbestechungsaktionder Geschichte stattfindet die jede Bananen-republik uumlbertrifft Ohne daszlig es einen nen-

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nenswerten oumlffentlichen Aufschrei oder eineReaktion in der Wahlzelle gegeben haumltte

Mit dieser Einstellung ist das Land nununvorbereitet in die schlimmste Finanz-krise der Geschichte gestuumlrzt die keinerleiSpielraum mehr fuumlr Traumlume laumlszligt Die auchmit einer zeitweisen Beruhigung der Boumlrsendurch astronomische Finanzspritzen undHaftungsuumlbernahmen alles andere als been-det ist

Gewiszlig Der Irrglaube daszlig der Staat alleProbleme loumlsen kann hat nicht nur in Oumlster-reich um sich gegriffen Er hat hier aber aufGrund der langen fetten Jahre einen be-sonders uumlppigen Naumlhrboden gefunden Erwird in den naumlchsten Monaten und Jahrennoch zu vielen folgenschweren Fehlentwick-lungen fuumlhren

Das Bewuszligtsein ist einfach nicht mehrvorhanden daszlig ein Staat (wie Argentinienoder Island) bankrott gehen kann daszlig auchin Oumlsterreich Massenarbeitslosigkeit undPensionsentwertung (wie in Osteuropa vorder Sanierung) moumlglich sind daszlig das Ri-siko einer jahrzehntelangen Stagnation undDepression (etwa nach japanischem Mu-ster) ein durchaus nicht auszuschlieszligendesSzenario ist

Politiker und Banker versuchen naturge-maumlszlig dauernd Sicherheit auszustrahlen Diewichtigsten Medien des Landes sympathisie-ren neuerdings sogar mit einer Renaissanceeines Staatssozialismus Wie soll da eine sorealitaumltsfern gewordene Bevoumllkerung diewahren Risken sowie die Tatsache begreifendaszlig keineswegs alle politischen und oumlkono-mischen Risken beherrschbar gewordensind ndash vor allem dann nicht wenn die Tu-genden von Fleiszlig SelbstverantwortungLeistung und Maumlszligigung in Vergessenheitgeraten sind

Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch daszligOumlsterreich durch eine sehr bittere Dekadegehen muszlig Bis eine neue Generation bereitist sich den Herausforderungen des 21 Jahr-hunderts zu stellen

Diskutiert man solche Gedanken inOumlsterreich wird einem oft entgegengehal-ten Warum so negativ Diese Uumlberlegungenstellen aber eigentlich einen Appell dar dieRealitaumlt als ersten Schritt zur Besserung zuerkennen Und eine Handlungsanleitungwas als zweiter Schritt alles zu tun waumlre

Das Interessante ist Bei den Auslands-oumlsterreichern stoumlszligt man mit den gleichenSorgen auf flammende Zustimmung Wissensie vielleicht besser als eine von den HerrnDichand und Fellner verbloumldete Nation waseigentlich zu tun waumlre

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Der Menschenhandel und vor allem dieAusbeutung von Frauen und Kindern ist

ein besonders verabscheuungswuumlrdiges Ver-brechen Oumlsterreich tut daher seit Jahren sehrviel gegen Menschenhandel sowohl auf na-tionaler als auch auf internationaler Ebeneldquoso Innenministerin Maria Fekter anlaumlszliglich derMinisterkonferenz bdquoRichtlinien fuumlr die Erstel-lung von Datenbanken bezuumlglich Menschen-handelldquo am 23 und 24 Feber 2009 in Wien

Die Konferenz bildet den Abschluss eines18monatigen Projekts uumlber die Datensamm-lung im Bereich Menschenhandel Das Pro-jekt wurde vom Bundesministerium fuumlrInneres der Internationalen Organisation fuumlrMigration (IOM) ausgewaumlhlten EU-Staatenund weiteren Organisationen durchgefuumlhrtZiel des Projekts war die Entwicklung voneinheitlichen Richtlinien fuumlr die Daten-sammlung im Bereich Menschenhandel samtvergleichbarer Indikatoren bdquoDas soll den Be-houmlrden in den EU-Staaten ermoumlglichen ge-zielter gegen Menschenhandel vorzugehenund potenzielle Opfer besser zu schuumltzenldquosagte Fekter Derzeit werden in den einzel-nen EU-Staaten unterschiedliche Daten ge-sammelt ndash ihre Vergleichbarkeit ist nahezuunmoumlglich Das macht die Erstellung vonEU-weiten Problemanalysen und die Be-kaumlmpfung des Menschenhandels schwierig

Mit den praumlsentierten Richtlinien soll dieVergleichbarkeit der Daten verbessert wer-

den Dadurch sollen Kriterien vereinfachtwerden

bessere Analysen ndash anhand vergleichenderDaten lassen sich die bdquomodi operandildquoleichter herausfiltern und entsprechendeSchwerpunktaktionen setzeneine bessere Ursachenforschung ndash mitvergleichbaren Daten koumlnnen die Behoumlr-den den Ursachen des Menschenhandelsviel leichter auf den Grund gehen undeine vereinfachte Opferidentifizierung ndashdzt gibt es unterschiedliche Definitionenvon Opfern

bdquoDamit die Umsetzung der heute be-schlossenen Richtlinien optimal erfolgenkann werden wir groszligen Wert auf den Daten-schutz die technische Adaptierung und einenbreiten und nationalen Konsens aller Daten-lieferanten das heiszligt von Polizei Sozialein-richtungen und NGOs legenldquo sagte Fekter

Neben Fekter nahmen EU-Ratsvorsitzen-der Innenminister Ivan Langer aus Tsche-chien Justizminister Tibor Draskovics ausUngarn) IOM Generaldirektor WilliamLacy Swing Staatssekretaumlr Vladimir Cecotaus der Slowakei OSZE-SonderbeauftragteEva Biaudet und Generaldirektor des UNO-Sitzes in Wien und Exekutivdirektor desUNO-Buumlros fuumlr Drogenkontrolle und Ver-brechensverhuumltung Antonio Maria Costateil httpwwwbmigvat

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien

Der EU-Ratsvorsitzende und Innenminister von Tschechien Ivan Langer mit sei-ner oumlsterreichischen Amtskollegin Maria Fekter anlaumlszliglich der Konferenz in Wien

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Beeindruckt von seiner Projektreise zeigtsich Suumldtirols Landeshauptmann Luis

Durnwalder der am 5 Maumlrz nach zehn Ta-gen in Benin Togo und Ghana nach Suumldtirolzuruumlckgekehrt ist bdquoDie Projekte sind vor-bildlich umgesetzt worden und sowohl dieArt der Projekte als auch die Zielgebiete wer-den kuumlnftig noch groumlszligere Prioritaumlt genieszligenldquoso Durnwalder der die letzten beiden Tagein Ghana verbracht hat

Vier Projekte hat das Land in den letztenJahren in Ghana mit einem Betrag von fast115000 Euro unterstuumltzt dazu kommen sechsProjekte der Region mit einem Gesamtbei-trag von 165000 Euro Drei dieser Projektehat der Landeshauptmann in den letzten bei-den Tagen seiner Reise besucht um sich vomStand der Umsetzung bzw vom ordnungsge-maumlszligen Einsatz der Hilfsgelder zu uumlberzeu-gen Erste Station war dabei Dadome imNordosten der Hauptstadt Accra Dort hatdie Region den Bau eines Kindergartens undeines Kinderhorts unterstuumltzt in denen ndash ein-mal fertiggestellt ndash rund 160 Kinder zwi-schen zwei und sechs Jahren betreut werdenkoumlnnen Das Projekt wird vom VereinbdquoAmici nel Mondoldquo vorangetrieben

Vom selben Verein wird auch ein Projektzur Verbesserung der Trinkwasserversor-gung in 13 Doumlrfern in der selben Region

betreut bdquoEs geht hier um Trinkwasser fuumlrimmerhin rund 4500 Menschen und zudemum die Versorgung mit Wasser fuumlr die Land-wirtschaftldquo erklaumlrt Durnwalder der zudemein aumlhnliches Projekt besichtigt hat mit demzehn Doumlrfer im Suumlden Ghanas mit Wasserversorgt werden

Den letzten Tag seiner Reise hat der Lan-deshauptmann in der ghanaischen Hauptstadt

Accra verbracht wo er von Landwirtschafs-minister Kwesi Ahwoi empfangen wordenist bdquoDer Minister war vor allem an unseremKnow How in Sachen Lagerung von Obstund Gemuumlse interessiertldquo so Durnwaldernach der Aussprache mit dem Minister beider auch eine eventuelle Zusammenarbeit mitdem landwirtschaftlichen VersuchszentrumLaimburg angedacht worden ist

Nach seiner Ruumlckkehr zieht der Landes-hauptmann eine uumlberaus positive Bilanz sei-ner Reise bdquoAlle Projekte die wir in diesenzehn Tagen mit den Vertretern des VereinsAmici nel Mondolsquo und der MissionsgruppeMeran besichtigt haben sind vorbildlichumgesetzt worden und uumlben eine nachhaltigeWirkung auf die Entwicklung der Bevoumllke-rung ausldquo so Durnwalder Die Art der Pro-jekte sei genau jene die von einer kleinenRealitaumlt wie Suumldtirol gefoumlrdert werden muumls-sten bdquoSie werden in Zukunft in unserer Stra-tegie der Entwicklungszusammenarbeit mitSicherheit eine noch groumlszligere Rolle spielenldquoso der Landeshauptmann Selbiges gilt fuumlrdas Zielgebiet Westafrika bdquoWir haben gese-hen daszlig hier jeder Euro dringend benoumltigtwird um die grundlegenden Strukturen zuschaffen die eine Entwicklung moumlglich ma-chen oder erleichternldquo so Durnwalder httpwwwprovinzbzit

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Aus Suumldtirol

raquoVorbildliche ProjektelaquoLandeshauptmann Luis Durnwalder zieht eine uumlberaus positive Bilanz seiner Ghana-Reise

Projekte unter der Lupe Auch in Ghana hat LH Luis Durnwalder die von Land und Region finanzierten Vorhaben begutachtet

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Vier Projekte hat das Land in den letzten Jahren in Ghana unterstuumltzt

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Wirtschaft

Dies ist vor allem auf die tiefe Rezessionin der exportorientierten Sachguumlter-

erzeugung zuruumlckzufuumlhren Hingegen weite-ten die privaten Haushalte ihre Konsum-nachfrage aus wenn auch sehr verhalten ImTourismus begann die Wintersaison guumlnstigDer Konjunkturabschwung schlaumlgt sich auchin einer raschen Verringerung der Inflations-rate und einem starken Anstieg der Arbeits-losigkeit nieder

In Oumlsterreich verringerte sich das Brutto-inlandsprodukt laut aktueller Berechnungdes WIFO im IV Quartal 2008 saison- undarbeitstaumlgig bereinigt gegenuumlber dem Vor-quartal real um 02 Damit lag es um nurnoch 03 uumlber dem Wert des Vorjahres Fuumlrdas gesamte Jahr 2008 ergibt sich ein Wirt-schaftswachstum von real +18 Die Daumlmp-fung der Wirtschaftsleistung im IV Quartalist vor allem auf einen Einbruch der Kon-junktur in der exportorientierten Industriezuruumlckzufuumlhren Die Exportnachfrage bliebreal um 1 unter dem Wert des III Quartalsund um 42 unter jenem des Vorjahres Inder Sachguumltererzeugung ging die Wert-schoumlpfung gegenuumlber dem III Quartal realum 16 gegenuumlber dem Vorjahr um 14zuruumlck Die Ergebnisse des WIFO-Konjunk-turtests vom Jaumlnner 2009 lassen auf weitereProduktionseinbuszligen in der Industrie schlies-sen Die Unternehmen beurteilen die Auf-traumlge vor allem aus dem Ausland und dieGeschaumlftsaussichten so unguumlnstig wie schonlange nicht mehr Die Kapazitaumltsauslastungist markant gesunken vor allem jene derGroszligunternehmen und der Kfz-IndustrieEin Groszligteil der befragten Unternehmen er-wartete weitere empfindliche Produktions-einbuszligen Der Saldo aus positiven und nega-tiven Meldungen erreichte -22 Prozentpunk-te im Juli 2008 war er noch bei +5 Prozent-punkten gelegen im Jaumlnner 2008 bei +17 Pro-zentpunkten Allerdings waren die Produk-tionserwartungen im Jaumlnner 2009 geringfuuml-gig guumlnstiger als im Dezember 2008 ndash dieskoumlnnte ein erster Hinweis darauf sein daszligsich der Ruumlckgang etwas verlangsamt DerAbschwung der Weltkonjunktur verschaumlrftsich In den USA beschleunigte sich die Ab-nahme der Wirtschaftsleistung im IV Quar-tal 2008 markant (saisonbereinigt real -1

gegenuumlber dem Vorquartal) Der Euro-Raumbefindet sich seit dem Fruumlhjahr 2008 in einerRezession Ende 2008 brachen die Produk-tion (November gegenuumlber August saison-bereinigt -5) und die Auftragseingaumlnge inder Industrie (-15) ein Zwar verlaumluft derAbschwung im Bauwesen und im Einzel-handel flacher die Arbeitslosigkeit steigtaber bereits kraumlftig Auch in den ostmitteleu-ropaumlischen EU-Laumlndern verschlechterte sichdie Konjunktur die Industrieproduktion lei-det unter dem spuumlrbaren Nachlassen der Nach-frage aus dem Westen Hingegen schwaumlchensich Bauproduktion und Einzelhandelsum-saumltze in den meisten Laumlndern bisher nur leichtab In den asiatischen Schwellenlaumlndern bra-chen Exportnachfrage und Industrieproduk-tion ein Der weltweite Ruumlckgang der Pro-duktion schlaumlgt sich auch im Welthandel nie-der dieser verringerte sich im November2008 gegenuumlber dem Vormonat real um 6Fruumlhindikatoren weisen auf eine weitereAbwaumlrtstendenz in den folgenden Monatenhin Auch in Oumlsterreich entwickeln sich dievon der Binnennachfrage getragenen Wirt-schaftsbereiche stabiler als die Exportwirt-schaft Die Konsumausgaben der privatenHaushalte lagen im IV Quartal 2008 gering-fuumlgig uumlber jenen des Vorquartals (saison-und arbeitstaumlgig bereinigt real +04 +1gegenuumlber dem Vorjahr) Zum Anstieg duumlrf-te auch die leichte Zunahme der verfuumlgbarenrealen Einkommen beigetragen haben DieInflationsrate sank im Dezember wegen desmarkanten Ruumlckgangs der Rohstoffpreiseauf 13 drei Monate zuvor hatte sie noch38 betragen Waumlhrend die realen Umsaumltzeim Einzelhandel insgesamt im IV Quartalauf dem Vorjahresniveau stagnierten warenjene des Kfz-Handels deutlich ruumlcklaumlufig (-116) Im Dezember 2008 wurden um16 weniger Pkw neu zugelassen als imDezember des Vorjahres

Die Wintersaison begann im Tourismusvielversprechend Dank der guumlnstigen Wit-terung und der Verzoumlgerung mit der einKonjunkturabschwung im Tourismus erfah-rungsgemaumlszlig wirksam wird nahmen im No-vember und Dezember sowohl die Zahl derNaumlchtigungen als auch der reale Umsatzgegenuumlber dem Vorjahr um 68 zu Der von

der Investitionstaumltigkeit getragene Industrie-und Geschaumlftsbau schwaumlchte sich bereitsmerklich ab Im Tiefbau entwickelt sich dieProduktion aber guumlnstig Insgesamt blieb dieWertschoumlpfung der Bauwirtschaft im IVQuartal real um 06 unter dem Vorjah-reswert Die im WIFO-Konjunkturtest be-fragten Bauunternehmen sind hinsichtlichder Entwicklung von AuftragseingaumlngenProduktion Preisen und Beschaumlftigung zu-nehmend pessimistisch Aufgrund des Pro-duktionseinbruchs in der Industrie stieg dieZahl der Arbeitslosen im Dezember undJaumlnner ndash trotz der raschen Ausweitung derKurzarbeit ndash stark Saisonbereinigt war siezuletzt um 10000 houmlher als im November2008 die Arbeitslosenquote erhoumlhte sich auf64 der unselbstaumlndigen Erwerbspersonen(+08 Prozentpunkte gegenuumlber dem kon-junkturellen Tiefstand im Maumlrz 2008) DieZahl der unselbstaumlndig aktiv Beschaumlftigtensank leicht gegenuumlber den Vorquartalen

Mangelnde raquoEuropaumlisierunglaquo dernationalen Konjunkturzyklen alsRisiko fuumlr den Euro-Raum

Waumlhrend uumlber die ersten 10 Jahre derWirtschafts- und Waumlhrungsunion eine groumlszlig-tenteils positive Bilanz zu ziehen ist stelltdie weltweite Finanzkrise die Funktionsfaumlhig-keit der WWU auf die Probe Die Uumlberle-bensfaumlhigkeit der Waumlhrungsunion steht auf-grund des guten Zusammenspiels der fuumlr diePolitikgestaltung zustaumlndigen Institutionenauszliger Frage Zwar hatten die Einfuumlhrung dergemeinsamen Waumlhrung und die damit ver-bundenen politischen Anpassungsprozessebereits eine Harmonisierung des Konjunk-turzyklus im Euro-Raum zur Folge Da einevoumlllige Harmonisierung aber nicht zu errei-chen sein wird zwingen einschneidende Er-eignisse wie der gegenwaumlrtige Finanzkrisen-Schock die Geld- und Fiskalpolitik zum fle-xiblen Handeln Mangels anderer Mecha-nismen zur Abfederung solcher Schocks (zB Fiscal Federalism in den USA) sind einekonsequentere Koordination der Wirt-schaftspolitik und eine noch staumlrkere Zusam-menarbeit zwischen den Laumlndern des Euro-Raums und der EZB dringend geraten

Vor dem Hintergrund der weltweiten

KonjunktureinbruchDas Bruttoinlandsprodukt ging im IV Quartal 2008 um Saison- und

Arbeitstagseffekte bereinigt erstmals seit Mitte 2001 zuruumlck ndash MangelnderaquoEuropaumlisierunglaquo der nationalen Konjunkturzyklen als Risiko fuumlr den Euro-Raum

Finanzkrise mit ihren immer schwerwiegen-deren Folgen fuumlr die Realwirtschaft ist dieEinschaumltzung der Zukunftsfaumlhigkeit derWirtschafts- und Waumlhrungsunion der EU zu-nehmend gespalten Einerseits wird ein Zer-fallen der WWU befuumlrchtet Andererseits ge-winnen gerade in Zeiten der Krise die Waumlh-rungsunion und der Euro an Attraktivitaumlt ndashvor allem in jenen Laumlndern die am staumlrkstenvon der Finanzkrise betroffen sind (IslandGroszligbritannien) und bisher der gemeinsa-men Waumlhrung und der EU skeptisch gegen-uumlberstanden Tatsaumlchlich ist die gegenwaumlrti-ge Finanzkrise ndash aumlhnlich der Weltwirtschafts-krise von 1929 ndash nicht auf wenige Laumlnderbeschraumlnkt (wie z B die Asien- Ruszligland-Schweden- Argentinienkrise in den 1990er-Jahren) sondern hat sich weltweit ausge-breitet Eine solche Konstellation tritt seltenauf ihre Auswirkungen sind aber wegen dersehr stark globalisierten Wirtschaft mit ihrenvielfaumlltigen Verflechtungen gravierend Mitder Erfahrung um die negativen Folgen einerNicht-Reaktion bzw der Verstrickung in na-tionalen Protektionismus in den 1930er-Jah-ren greifen fast alle Industrielaumlnder massivpolitisch ein Dies gilt sogar fuumlr China abernicht zuletzt fuumlr die groumlszligten Wirtschafts-raumlume USA und Europa Europa kann im

Gegensatz zu den USA nicht einheitlichagieren weil es einerseits gespalten ist inEFTA- und EU-Laumlnder und letztere sichwiederum danach unterscheiden ob sie ander Waumlhrungsunion teilnehmen Wegen die-ser Heterogenitaumlt der Ausgangslage ist esumso uumlberraschender daszlig innerhalb der er-weiterten EU sehr rasch eine koordinierteKrisenpolitik versucht wird Allerdings sindweitere Anstrengungen der Koordinationnotwendig um nicht durch Protektionismus(Foumlrderung nationaler Champions und Ban-ken) den Zusammenhalt des Binnenmarktesund der Waumlhrungsunion zu gefaumlhrden

Die gegenwaumlrtige Weltkrise offenbart zu-dem viele Schwaumlchen des politischen De-signs der WWU vor allem den Mangel dassdie Rolle des Lender of Last Resort nichtexplizit geregelt ist sie wurde ad hoc vonEZB und EU-Laumlndern in Anspruch genom-men Eine direkte Hilfe (Bail-out) im Falledes Staatsbankrotts eines Euro-Raum-Lan-des ist vertraglich ausgeschlossen Finanz-hilfen aus dem EU-Haushalt koumlnnen zurzeitlaut EGV nur fuumlr Zahlungsbilanzproblemegewaumlhrt werden (z B Ungarn) nicht aberzur Stuumltzung des Staatshaushalts eines Mit-gliedslandes Der groszlige von den USA ausge-hende Finanzmarktschock betrifft die Laumln-

der des Euro-Raums wegen ihrer jeweiligenWirtschaftsstruktur und des nicht ganz har-monisierten Konjunkturverlaufs unterschied-lich stark Zudem verschaumlrft die Krise diesich seit langem aufschaukelnden Ungleich-gewichte aufgrund unterschiedlicher Lohn-stuumlckkostenentwicklung (Deutschland undOumlsterreich sind hier im Vorteil die meistenLaumlnder im Suumlden im Nachteil) Die Diver-sitaumlt der Betroffenheit insgesamt resultiert inder unterschiedlichen Einschaumltzung der Bo-nitaumlt der Staaten im Falle der Platzierungvon Staatsanleihen Letztlich geht es in derEU und insbesondere im Euro-Raum umbdquoManaging Diversityldquo durch flexible undverstaumlrkte Zusammenarbeit aller Institutio-nen (EZB Europaumlische Kommission EU-Laumlnder) Die teilweise zitierte Gefahr einesZerfalls der Waumlhrungsunion ist aber unreali-stisch Die Probleme die durch die Finanz-krise ausgeloumlst wurden und werden sindnicht auf den Euro-Raum beschraumlnkt son-dern treffen Groszligbritannien die Schweizund vor allem die USA gleichermaszligen Zu-dem gewinnt der Euro immer groumlszligereBedeutung fuumlr die Diversifizierung der Welt-waumlhrungsreserven und ist schon deshalb un-verzichtbar in der Weltwirtschaft httpwwwwifoat

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Wirtschaft

2007 2008 III Quartal I V Quartal I Quartal II Quartal III Quartal IV Quartal

Saison- und arbeitstagsbereinigt Veraumlnderung gegen das Vorquartal in real

Verwendung des BruttoinlandsproduktesKonsumausgabenPrivate Haushalte1) + 02 + 04 + 01 + 02 + 04 + 04Staat + 01 + 00 ndash 01 + 02 + 05 + 02Bruttoinvestitionen + 05 + 05 + 05 + 05 + 02 + 01Exporte + 18 + 13 + 08 + 03 ndash 08 ndash 10Importe + 14 + 10 + 04 ndash 02 ndash 0 ndash 02Bruttoinlandsprodukt + 07 + 07 + 05 + 02 + 00 ndash 02

Bruttoinlandsprodukt nach WirtschaftsbereichenLand- und Forstwirtschaft + 14 + 13 ndash 00 ndash 08 ndash 10 ndash 04Produzierender Bereich2) + 14 + 18 + 11 ndash 01 ndash 04 ndash 08

Sachguumltererzeugung + 10 + 18 + 15 ndash 00 ndash 07 ndash 16 Bauwesen + 03 + 03 + 02 + 02 + 02 ndash 01Handel Gastgewerbe und Verkehr + 06 + 05 + 04 + 02 + 02 + 02 Vermoumlgens- und Unternehmensdienstleistungen3) + 09 + 06 + 03 + 02 + 02 ndash 01 Sonstige Dienstleistungen4) + 03 + 04 + 02 + 03 + 04 + 04 Guumltersteuern + 03 + 04 + 04 + 03 + 02 + 02Guumltersubventionen + 10 + 08 + 06 + 07 + 08 + 08

Veraumlnderung gegen das Vorjahr in Bruttoinlandsprodukt real + 27 + 26 + 29 + 24 + 15 + 03

Quelle WIFO 1) Einschlieszliglich privater Organisationen ohne Erwerbszweck 2) Bergbau Sachguumltererzeugung Energie- und Wasserversorgung 3) Kreditinsti-tute und Versicherungen Grundstuumlcks- und Wohnungswesen 4) Oumlffentliche Verwaltung Landesverteidigung Sozialversicherung private Dienstleistungen

Das Tempo der Talfahrt der oumlsterreichi-schen Industrie beginnt sich zu stabili-

sieren Erstmals seit einem halben Jahr zeigtder saisonbereinigte Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex (EMI) sogar wiederleicht nach oben Der Indikator erreichtejedoch nach dem Rekordtiefstwert des Vor-monats von 331 im Februar nur den zweit-niedrigsten Wert seit dem Beginn der Da-tenerfassung vor mehr als zehn Jahren bdquoDerAnstieg des aktuellen Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex auf 346 Punkte zeigtausschlieszliglich daszlig sich die Geschwindigkeitdes Einbruchs in der oumlsterreichischen In-dustrie eingebremst hat Die Talfahrt desproduzierenden Sektors geht aber rasantweiterldquo stellt der stellvertretende Chefvolks-wirt der Bank Austria Stefan Bruckbauerfest Der Bank Austria EinkaufsMana-gerIndex liegt somit im Februar bereits daselfte Monat in Folge im Wertebereich unterder Neutralitaumltsmarke von 50 Punkten derauf Schrumpfungstendenzen hinweist

bdquoTrotz eines kleinen Silberstreifens amHorizont ist vorerst keine Entspannung derschwierigen Lage der Industrie in Sichtldquo be-tont Bruckbauer weiter und ergaumlnzt bdquoDie be-fragten Unternehmen haben die Produktions-leistung im Februar deutlich eingeschraumlnktwenn auch nicht mehr ganz so stark wie umden Jahreswechsel herumldquo Hinter der an-dauernden Verringerung der Produktionsteht die ungebrochen schwache NachfrageSeit April 2008 registrieren die heimischenBetriebe ein ruumlcklaumlufiges Neugeschaumlft Vorallem in den Auftragsbuumlchern der oumlsterrei-chischen Exporteure hinterlaumlsst der globaleKonjunktureinbruch ein dickes Minus Nur14 Prozent der befragten Unternehmen konn-ten Zuwaumlchse verzeichnen hingegen gingenbei 48 Prozent die Auslandsbestellungen zu-ruumlck

Kleinere Lager dennochraschere Lieferung

Die heimische Industrie reagiert auf dieschwierigen Marktbedingungen und beginntsich auf eine laumlnger andauernde Schwaumlche-phase einzurichten Die Unternehmen haben

im Februar die Bestaumlnde an Vormaterialientrotz eines weiteren starken Ruumlckgangs derEinkaufspreise ndash insbesondere bei RohoumllStahl und Energie ndash mit einer neuen Rekord-rate abgebaut Auch die Verkleinerung derFertigwarenlager hat sich im Februar fortge-setzt bdquoDie Lager werden derzeit bedingtdurch die schwachen Umsaumltze verringertAber auch im Hinblick auf Kosteneinsparun-gen und eine Steigerung der Liquiditaumlt wer-den sie so klein wie moumlglich gehaltenldquo meintBank Austria Oumlkonom Walter PudschedlTrotzdem ist aufgrund der derzeit aumluszligerstschwachen Auftragslage eine Verringerungder Lieferzeiten in der heimischen Industriezu beobachten Im Februar nahm die Zeit-spanne zwischen Bestellung und Ausliefe-rung sogar so stark wie noch nie zuvor in derbisherigen Umfragegeschichte ab

Industrie baut nochmehr Beschaumlftigte ab

Die heimische Industrie paszligt die Personal-kapazitaumlten den niedrigen Produktionsanfor-derungen weiter an Bereits seit zehn Mo-naten wird die Personaldecke nun ununter-brochen ausgeduumlnnt Der aktuelle Beschaumlfti-gungsindex sank auf einen Wert von nurnoch 314 Damit erfolgte der Beschaumlfti-gungsabbau in neuem Rekordtempo In uumlber40 Prozent der befragten Unternehmen wur-

den im Februar Stellen gestrichen waumlhrendnur 3 Prozent Neueinstellungen vornahmenDie Beschaumlftigung im gesamten Sektor liegtmittlerweile um rund 2 Prozent unter demVorjahresniveau Die Anzahl an Arbeitslosenaus der Sachguumltererzeugung ist im Jahres-abstand bereits um 8000 bzw fast 30 Pro-zent gestiegen Basierend auf den aktuellenUmfrageergebnissen ist in den kommendenMonaten insbesondere ab Fruumlhsommerwenn in vielen Unternehmen Kurzarbeits-regelungen auslaufen werden und sich dieAuftragslage nicht verbessert hat mit einerweiteren drastischen Verschlechterung derBeschaumlftigungslage in der Industrie zu rech-nen Die negative Entwicklung wird immerstaumlrker auf den Gesamtarbeitsmarkt durch-schlagen bdquoAuch die Anzahl der Beschaumlftig-ten in der Gesamtwirtschaft wird 2009 sin-ken Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von58 Prozent im abgelaufenen Jahr auf 70 Pro-zent heuerldquo meint Pudschedl Insgesamtwerden uumlber 40000 Personen ihre Arbeitverlieren

Keine Anzeichen fuumlrErholung der Industrie

Nach dem rasanten Einbruch ab Herbst2008 tendiert der EinkaufsManagerIndex derBank Austria aktuell leicht aufwaumlrts Damithat sich die Geschwindigkeit des Sturzflugs

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Wirtschaft

Talfahrt der Industrieverliert etwas an TempoBank Austria EinkaufsManagerIndex steigt erstmals seit sechs

Monaten aber weiterhin klarer Schrumpfungsprozeszlig

der oumlsterreichischen Industrie allerdings nuretwas verlangsamt Weiterhin sehen sich dieheimischen Manager jedoch einer gegenuumlberdem Vormonat deutlich verschlechterten Ge-schaumlftslage gegenuumlber Angesichts der unge-brochen duumlsteren internationalen Rahmen-bedingungen und der mageren (Export-) Auf-tragslage fehlen bisher jegliche Anzeichenfuumlr eine Stabilisierung oder gar Erholung derIndustriekonjunktur in Oumlsterreich Allerdingserwarten die Oumlkonomen der Bank Austriadaszlig die fortgesetzte geldpolitische Locke-rung durch die Europaumlische Zentralbank unddie Umsetzung der staatlichen Konjunktur-pakete sowohl auf internationaler als auchoumlsterreichischer Ebene zumindest gegenJahresende 2009 erste positive Spuren hin-terlassen bdquoNach dem moderaten Anstieg um

fast 2 Prozent im Jahr 2008 wird die Produk-tion der oumlsterreichischen Industrie 2009 umdurchschnittlich uumlber 6 Prozent einbrechenldquoprognostiziert Bruckbauer Im schwierigenglobalen Umfeld sind die Risiken zudem

eindeutig nach unten gerichtet Die Industriewird jedenfalls der mit Abstand groumlszligte Ver-lierer der aktuellen Wirtschaftsflaute seinDie exportabhaumlngigen Branchen werden amstaumlrksten betroffen

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Wirtschaft

Bank Austria EinkaufsManagerIndex und Teilindizes

Bank Austria Auftrags- Be- Liefer- Vormaterial- Einkaufs- Auftrags-EMI eingang Produktion schaumlftigung zeiten lager preise 1) bestand 1)

Okt08 434 395 425 452 519 473 531 371

Nov08 383 315 382 418 599 489 403 325

Dez08 350 274 344 383 618 479 311 306

Jaumln09 331 279 314 344 619 429 291 287

Feb09 346 323 360 314 629 405 254 306

Quelle BankAustria Economics ampMarket AnalysisMarkit Economics 1) nicht im Gesamtindex

Weiterer Ruumlckgang der Inflation im Jaumlnner auf 12Niedrigster Wert seit 2006 ndash Treibstoffe und Heizoumll billiger

Die oumlsterreichische Inflationsrate war imJaumlnner 2009 weiter ruumlcklaumlufig sie be-

trug nach Berechnungen der Statistik Austria12 (Dezember 13 November 23 Ok-tober 31) Das ist die niedrigste Veraumlnde-rungsrate seit Jaumlnner 2006 Sie kann vorwie-gend dadurch erklaumlrt werden dass die Preisefuumlr Treibstoffe und Heizoumll deutlich niedrigerwaren als vor einem Jahr Ohne diese Verbil-ligungen haumltte die Inflationsrate 23 betra-gen Hauptpreistreiber war die Instandhal-tung von Wohnungen Gegenuumlber dem Vor-monat (Dezember 2008) ging das durch-schnittliche Preisniveau um 05 zuruumlck

Die harmonisierte auf EU-Ebene ver-gleichbare oumlsterreichische Inflationsrate(HVPI) fuumlr Jaumlnner 2009 betrug ebenfalls12 - in der Eurozone sank sie auf 11 inder gesamten EU auf 17

Der Hauptpreistreiber im Jahresabstandwar im Jaumlnner 2009 in Oumlsterreich die Aus-gabengruppe bdquoWohnung Wasser und Ener-gieldquo (durchschnittlich +21) die etwasmehr als ein Drittel der Jahresinflation ver-ursachte Dafuumlr waren in erster Linie Teue-rungen bei der Instandhaltung von Wohnun-gen (+54) ausschlaggebend was haupt-saumlchlich auf houmlhere Preise beim Material fuumlrdie Instandhaltung und Reparatur von Woh-nungen zuruumlckzufuumlhren war (insgesamt +6Zement +11 Isolierglaskippfenster +8)Wohnungsmieten waren durchschnittlich um29 houmlher als vor einem Jahr Relativ ge-ring war die Teuerung bei der Haushalts-

energie (insgesamt +14) dies deshalbweil die Preisanstiege fuumlr Gas (+18)Strom (+5) und Fernwaumlrme (+4) durchstarke Preisruumlckgaumlnge beim Heizoumll (-23)groumlszligtenteils kompensiert wurden

Moderater Anstieg bei Nahrungs-mitteln ndash Milchpreise stark gesunken

Die Ausgabengruppe bdquoNahrungsmittel undalkoholfreie Getraumlnkeldquo (durchschnittlich+29) verursachte ein Drittel der Infla-tionsrate Hauptverantwortlich dafuumlr warenvor allem Preisanstiege fuumlr die UntergruppeNahrungsmittel (durchschnittlich +27)Verglichen mit der Situation vor einem Jahr(Jaumlnner 2008 +83) erscheint diese Ver-aumlnderungsrate jedoch moderat stellt dieStatistik Austria fest

Verstaumlrkten Preisauftrieb gab es nach wievor bei Nahrungsmitteln wie Fleisch und

Fleischwaren mit insgesamt +5 bei Brotund Getreideerzeugnissen mit +4 sowiebei Zucker Marmelade Honig und Suumlszligwa-ren mit durchschnittlich +8 TeuerungObst und Gemuumlse kosteten im Schnitt umjeweils 3 mehr Dagegen wiesen Molke-reiprodukte und Eier im Jahresabstand deut-lich negative Veraumlnderungsraten auf (durch-schnittlich -4) Vollmilch war sogar um13 billiger Auch die Preise fuumlr Oumlle undFette waren geringer als im Jaumlnner 2008(insgesamt -1) Butter kostete um 21weniger sortenreines Pflanzenoumll um 25mehr Alkoholfreie Getraumlnke waren imJahresabstand um durchschnittlich 43 teu-rer was vor allem auf houmlhere Kaffeepreise(+15) zuruumlckzufuumlhren ist

Ausgabengruppe raquoVerkehrlaquowar Preisdaumlmpfer

Hauptpreisdaumlmpfer im Jahresabstand wardiesmal die Ausgabengruppe bdquoVerkehrldquo(durchschnittlich -49) Die Preisruumlckgaumln-ge waren hier so stark daszlig sie die durch-schnittlichen Anstiege der beiden Ausgaben-gruppen bdquoWohnung Wasser und Energieldquosowie bdquoNahrungsmittel und alkoholfreie Ge-traumlnkeldquo fast vollstaumlndig kompensierten Da-fuumlr waren insbesondere starke Preisruumlckgaumln-ge bei Treibstoffen verantwortlich (insge-samt -21) Die Preise fuumlr Wartung und Re-paratur von Pkw stiegen insgesamt um 4Flugtickets waren um 6 billiger als voreinem Jahr

Enegie ist einer der Hauptpreistreiber

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Mehr als die Haumllfte der Unternehmen derGewerblichen Wirtschaft stellen Ein-

Personen-Unternehmen (EPU) dar d hwerden ohne dauerhaft beschaumlftigte Mitar-beiterInnen von einemeiner einzigen Unter-nehmerIn betrieben Im Zeitablauf zeigt sicheine steigende Bedeutung der EPU fuumlr dieheimische Wirtschaft Die Dynamik ist v aauf die Wirtschaftsdienstleistungen die son-stigen Dienstleistungen (z B kuumlnstlerischeund schriftstellerische Taumltigkeiten Korres-pondenz- und Nachrichtenbuumlros Film- undVideoherstellung etc) das Gesundheitswe-sen und das Bauwesen zuruumlckzufuumlhren

Im allgemeinen werden EPU von Selb-staumlndigen im mittleren Alter (30 bis 59 Jahre)mit fundierter fachlicher Ausbildung (insbe-sondere duale Ausbildung) und jahrelangerBerufserfahrung gefuumlhrt Das Spektrum derEPU ist durch groszlige Heterogenitaumlt gekenn-zeichnet Sie sind nicht nur in allen Bran-chen der heimischen Wirtschaft sondern auchin allen Phasen des Unternehmenslebens-zyklus zu finden Bei etwa einem Drittel derEPU handelt es sich um junge wachsendeUnternehmen gleichzeitig befindet sich aberauch die Haumllfte der EPU nach mehr als 10jaumlh-riger Geschaumlftstaumltigkeit in der Reifephaseund 16 sind Wendeunternehmen mit annauml-hernd ausgeschoumlpften NutzenpotentialenNach den charakteristischen Kennzeichender Unternehmen kann z B zwischen dyna-mischen risikobewuszligten und etabliertenEPU unterschieden werden

Somit zeigt sich daszlig Ein-Personen-Un-ternehmen uumlberwiegend einen nachhaltigenBestand aufweisen und ein nachhaltigerWirtschaftsfaktor in Oumlsterreich sind Auchder Arbeitsmarkteffekt dieser Kleinstunter-nehmen ist nicht zu unterschaumltzen da dieUnternehmerinnen und Unternehmer durchihre selbststaumlndige Taumltigkeit zumindest ihreneigenen Arbeitsplatz sichern Ein Teil derEin-Personen-Unternehmen durchlaumluft auszliger-dem einen Wachstumsprozeszlig und beschaumlf-tigt in der Folge MitarbeiterInnen

Fast ein Drittel der EPU stellen Teilzeit-unternehmerInnen dar die ihr Unternehmenneben anderen Taumltigkeiten (z B unselbstaumln-

dige Beschaumlftigung oder Betreuungsaufga-ben) betreiben Mehr als die Haumllfte der EPUwerden vom Wohnsitz desder Unterneh-merIn aus gefuumlhrt und im Durchschnitt wer-den rd 50 der Einkuumlnfte mit den 2 bis 3wichtigsten Kunden lukriert Generell (d hnicht nur in bezug auf die Kundenstruktursondern auch hinsichtlich Lieferanten- undGeschaumlftspartnerbeziehungen) zeigt sich einstarker Fokus auf den lokalen und regionalenMarkt Diese Unternehmen tragen somitauch zur (Nah-)Versorgung der Bevoumllkerungmit Produkten und Dienstleistungen bei

Wenngleich bei der Mehrheit der Unter-nehmen das Streben nach einem entspre-chenden Gewinn im Vordergrund steht ist die

Selbstverwirklichung das maszliggebliche Gruumln-dungsmotiv Das ist auch konsistent mit derTatsache daszlig zwei Fuumlnftel der EPU ange-ben daszlig die Freude an der Arbeit fuumlr siewichtiger ist als der damit erzielte Gewinn

bdquoEin-Personen-Unternehmen hat es im-mer schon gegeben ndash das Phaumlnomen ist somitnicht neu Neu ist jedoch daszlig diese Unter-nehmen bereits mehr als die Haumllfte der oumlster-reichischen Unternehmen der GewerblichenWirtschaft stellenldquo erlaumlutert Peter Voithofervon bdquoKMU Forschung Austrialdquo bdquoFuumlr dieZukunft ist zu erwarten daszlig sich der Trendzur Selbststaumlndigkeit und zu Ein-Personen-Unternehmen weiter fortsetzen wirdldquo httpwwwkmuforschungacat

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Wirtschaft

Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger WirtschaftsfaktorFundierte fachliche Ausbildung und jahrelange Berufserfahrung vor Antritt der

Selbstaumlndigkeit sichert nachhaltige Unternehmenskonzepte

Motive der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die SelbststaumlndigkeitAngaben in Prozent

Anteil der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die das jeweilige Motiv (sehr)wichtig war Mehrfachantworten moumlglich Quelle KMU Forschung Austria

Die Auswirkungen der weltweiten Wirt-schafts- und Finanzkrise wirken sich

nun zeitverzoumlgert in Suumldosteuropa ausldquo er-klaumlrte Michael Landesmann Direktor derForschungsabteilung des Wiener Instituts fuumlrInternationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW)anlaumlszliglich eines Forums der AuszligenwirtschaftOumlsterreich (AWO) zum Thema bdquoEinfluszlig derFinanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldost-europaldquo am 3 Maumlrz in der Wirtschaftskam-mer Oumlsterreich (WKOuml) Fuumlr 2009 rechnendie Experten des WIIW mit einem Schrump-fen der Wirtschaft 2010 duumlrfte eine Stagna-tionsphase folgen und ab 2011 rechnen dieWirtschaftsforscher mit einem Wachstum ndashallerdings nicht so stark wie vor der KriseEin wesentliches Problem sieht Landesmannim Einbruch der Auslandsdirektinvestitio-nen der die Region bdquosehr vulnerabel machtldquo(bdquoverletzlichldquo Anm d Red)

Der Aufholprozeszlig in den Laumlndern Suumld-osteuropas ndash seit 2001 wuchsen die Volks-wirtschaften dieser Staaten im Schnitt zwi-schen 5 und 7 Prozent ndash war von auszligen fi-nanziert Nun bahne sich ein massives Lei-stungsbilanzdefizit an Da die Region zu ge-ringe Exportkapazitaumlten habe gelte es nundie Differenz zu finanzieren Ein ernstesProblem ergibt sich besonders in Staaten mitfixen Wechselkurssystemen Hier sei eineImportdrosselung erforderlich Ein Abgehenvon fixen Wechselkursen haumltte jedoch pro-blematische Effekte auf die Fremdwaumlh-rungskredite deren Wert in Lokalwaumlhrungentsprechend ansteigen wuumlrde Fuumlr Export-steigerungen waumlren Abwertungen hingegenvorteilhaft

Johannes Poumlschl vom WIIW teilte mitdaszlig man in der Auszligenhandelsstatistik vomJaumlnner bereits starke Auswirkungen der Kri-se sehe Aber bereits seit dem letzten Quartal2008 gerate das Wachstum in den suumldosteur-opaumlischen Staaten in den Minusbereich In-teressant sei das einheitliche Bild der Kon-junkturentwicklung bdquoKein Land entkommtder Kriseldquo so Poumlschl Vor allem die In-dustrieproduktion habe einen starken Ein-bruch erlitten Generell gelte fuumlr die Regiondass die hohen Handelsbilanzdefizite bisher

durch Tourismuseinnahmen Transfers (vonFamilienmitgliedern aus dem Ausland)Auslandsdirektinvestitionen und Kredite ge-deckt wurden Die kurzfristigen Aussichtenseien in Suumldosteuropa voraussichtlich ehernegativ Mittelfristig seien strukturelle Re-formen erforderlich Investitionen solltenvon den internationalen Finanzierungsinsti-tutionen gestuumltzt werden

Wesentlich so Georg Krauchenberg Re-gional Manager der AWO fuumlr Suumldosteuropasei der weitere Kreditfluss zur Uumlberbruumlk-kung In den Medien werde Suumldosteuropameist zu negativ und pauschal dargestellt Esgaumlbe jedoch ganz unterschiedliche Situatio-

nen und Ausgangspositionen zwischen EU-Mitgliedern Beitrittskandidaten Staaten mitEURO-Waumlhrung oder eigener Waumlhrung

Einig zeigten sich alle Experten daszlig essich bei den betroffenen Laumlndern um Maumlrktemit groszligem Nachholbedarf handle die raschwieder wachsen koumlnnen Fuumlr die Unterneh-mer gilt der Rat bdquounbedingt am Markt zubleiben da ein Marktwiedereintritt wesent-lich schwieriger wuumlrdeldquo so KrauchenbergbdquoEs geht nun um eine Uumlberbruumlckung mitMaszlig denn die Vorteile der Maumlrkte laumlgen aufder Hand Niedriges Lohnniveau NiedrigeBesteuerung und Near shorelsquo zu Mittel- undWesteuropaldquo

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Wirtschaft

Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011

AWO-Forum raquoEinfluszlig der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldosteuropalaquo ndashStrukturelle Reformen und internationale Investitionen erforderlich

AWO Groszlige Praumlsenz aufder Foodex Tokio 2009Laschan Japan ndash trotz Krise ndash weiterhinzweitwichtigster Handelspartner in Asien

Insgesamt 20 oumlsterreichische Firmen dar-unter acht Neuaussteller beteiligen sich in

der ersten Maumlrzwoche am oumlsterreichischenGruppenstand auf Japans wichtigster inter-nationaler Fachmesse fuumlr die Nahrungsmittel-industrie Der Gruppenstand wurde von derAuszligenwirtschaft Oumlsterreich (AWO) gemein-sam mit der Auszligenhandelsstelle Tokio veran-staltet bdquoDas vielfaumlltige Produktsortimentumfaszligt Qualitaumltsweine Sekt und Spirituo-sen Milch- und Molkereiprodukte Fleisch-waren Tee Kaffee Essig Fruchtsaumlfte Bio-produkte und Suumlszligwarenldquo berichtet FranzErnstbrunner von der AWO

Die heimischen Aussteller sind zum Teilbereits mit lokalen Importeuren vertreten DieNeuaussteller suchen Kontakt zu Importeu-ren Distributeuren Einkaumlufern der lokalenHandelsketten Einzelhaumlndlern und Vertre-tern des Hotel- und GastronomiegewerbesAuszligerdem bietet die Messe auch Kontaktezu Fachbesuchern aus Korea China und Tai-wan

Fachseminare der Firmen Food amp Com-merce Gegenbauer Wein amp Commerce

Sektkellerei Szigeti und Austriarsquos FindBrandsMichael Thurner fuumlr Importeure undFachbesucher der japanischen Nahrungsmit-telindustrie rundeten den Auftritt bdquoMade inAustrialdquo ab

Insgesamt beteiligten sich 2400 Ausstel-ler (23 davon aus dem Ausland) in 65 Laumln-derpavillons auf 29000 m2 Nettoausstellungs-flaumlche 95000 Fachbesucher darunter 10 aus dem Ausland wurden erwartet

bdquoJapan ist nach China weiterhin derzweitwichtigste Wirtschaftspartner in Asienund bleibt fuumlr Oumlsterreich einer der bedeu-tendsten uumlberseeischen Handelspartnerldquo be-tont Ernst Laschan oumlsterreichischer Handel-sdelegierter in Tokio Trotz deutlicher Ruumlck-gaumlnge bei oumlsterreichischen Exporten nachJapan im Jahr 2008 (Jaumlnner-November-12) bleibt Japan aufgrund der vorhande-nen Kaufkraft und Innovationsbereitschaftgerade in den Bereichen Industrie sowie Life-style und LebensmittelGetraumlnke einer derinteressantesten asiatischen Maumlrkte fuumlr oumls-terreichische Unternehmen httpwkoatawo

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Wirtschaft

Er ist ein Erlebnis er ist Erholung pur unddaher auch ein groszliger Erfolg bdquoUrlaub

am Bauernhofldquo kann in Kaumlrnten auf steigen-des Gaumlsteinteresse und wachsende Wert-schoumlpfung verweisen Mit einer Qualitaumlts-offensive will man jetzt noch mehr zulegenEin auf fuumlnf Jahre ausgelegtes Strategie-konzept stellten Tourismusreferent Landes-hauptmann Gerhard Doumlrfler bdquoUrlaub amBauernhofldquo-Geschaumlftsfuumlhrerin Edith Sabath-Kerschbaumer und Obmann Hubert Reineram 16 Februar bei einer Pressekonferenz inKlagenfurt vor Vom Land Kaumlrnten wird dieMaszlignahme mit insgesamt einer Million Eurounterstuumltzt

bdquoEs sind keine Kunstwelten keine Holly-wood-Kulissen Es ist alles authentisch weilMenschen dahinter stehenldquo sagte der Lan-deshauptmann uumlber bdquoUrlaub am BauernhofldquoEr sei vom Erfolg und weiteren Aufschwungdes Projektes felsenfest uumlberzeugt Hier wer-de naumlmlich mit hundertprozentiger Leiden-schaft Urlaub bei Freunden Urlaub in der Na-tur geboten Doumlrfler strich auch die Siche-rung von Arbeitsplaumltzen im laumlndlichen Raumund die wachsende Wertschoumlpfung hervorDies geschehe unter dem Motto bdquoNatur nut-zen aber nicht be- und abnutzenldquo Die Er-lebniswelt Bauernhof sei ganzsaisonal spre-che vor allem Familien und Kinder an undhabe ein hohes Potential zur Kundenbin-dung

Laut Doumlrfler wird das neue Strategiekon-zept von bdquoUrlaub am Bauernhofldquo vom Landbis 2013 mit 200000 Euro pro Jahr unter-stuumltzt Die Mittel kommen je zur Haumllfte ausdem Tourismus- und dem Agrarreferat bdquoUr-laub am Bauernhofldquo habe mit dem kreativenHofalltag ein groszliges Kapital meinte derLandeshauptmann bdquoWir koumlnnen damit Neu-gier stillen Zum Beispiel zeigen wie Butteroder Brot erzeugt werdenldquo Fuumlr bdquoEr-Lebens-mittel aus Kaumlrntenldquo will Doumlrfler allgemeinmehr Bewuszligtsein schaffen Ihm geht esdabei um die Entwicklung einer Marke umdie Staumlrkung der heimischen Lebensmittel-produzenten vom Bauern bis hin zu bdquoKaumlrnt-ner Milch und Coldquo Sein Vorschlag ist einKaumlrntner Jausenpaket fuumlr Urlaubsgaumlste

bdquoWir sollten den Gaumlsten Kaumlrnten am Gau-men mit nach Hause gebenldquo

Laut Reiner zielt man bei bdquoUrlaub amBauernhofldquo auf noch mehr Qualitaumltssiche-rung Dabei wolle man die Mitgliedsbetriebenicht nur strenger kontrollieren und be-werten sondern vor allem beraten undgezielt auf die Uumlberpruumlfung vorbereiten WieReiner erklaumlrte werden die Betriebe bereitsjetzt regelmaumlszligig uumlberpruumlft und mit zwei dreioder vier Blumen bewertet Das neue Modellsolle einfacher und praktikabler sein undauch dem Gast mehr Information bietenWie der Obmann betonte wolle man echtenauthentischen Urlaub anbieten bdquoDenn starkeAngebote schaffen starke Nachfrageldquo

Geschaumlftsfuumlhrerin Sabath-Kerschbaumerging auf die sechs Eckpfeiler des Konzeptesein Neben der neuen Qualitaumltskategorisie-rung seien dies die Entwicklung einer star-ken Marke sowie die weitere Professiona-lisierung von Marketing und Verkauf etwadurch einen mehrsprachigen Internetauftrittund den Ausbau der Buchungsboumlrse Weiterswolle man auf Produktentwicklung Themen-

management und Spezialisierung setzenz B mit Angeboten wie Baby- und Kinder-bauernhof Entschleunigung (bdquoLei laringsrsquonldquo)oder Ferien im Schnee Mit Seminaren undSprachkursen wolle man die Organisations-entwicklung und Mitgliederbetreuung inten-sivieren Auszligerdem sollen die Internationali-sierung und die Erschlieszligung neuer touristi-scher Maumlrkte verstaumlrkt werden

Die Geschaumlftsfuumlhrerin nannte auch einigebeeindruckende Zahlen bdquoUrlaub am Bauern-hofldquo habe in Kaumlrnten 580 Mitglieder die zu-sammen 8430 Gaumlstebetten anbieten und798000 Naumlchtigungen pro Jahr lukrierenwuumlrden Die touristische Wertschoumlpfung fuumlrKaumlrnten betrage 56 Millionen Euro Auszliger-dem sichere bdquoUrlaub am Bauernhofldquo 1850Arbeitsplaumltze auf den Houmlfen TouristischeKernmaumlrkte seien Deutschland und Oumlster-reich bei Gaumlsten aus Italien den Nieder-landen Tschechien oder Ungarn koumlnne manZuwaumlchse erzielen Durch die EURO 2008habe auch der Gaumlsteanteil aus Polen undKroatien deutlich zugenommen httpwwwurlaubambauernhofcom

Qualitaumltsoffensive bei raquoUrlaub am Bauernhoflaquo

Land Kaumlrnten unterstuumltzt Strategiekonzept mit einer Million Euro ndash Erfolg durch echte authentische Urlaubsangebote

Almgenuszlig wie aus dem Bilderbuch raquoUrlaub am Bauernhoflaquo in Kaumlrnten

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Insgesamt wurden 2008 rd 154 Mio Ur-laubsreisen (davon 86 Mio Hauptur-

laubsreisen mit vier oder mehr Naumlchtigun-gen und 69 Mio Kurzurlaubsreisen mit einbis drei Naumlchtigungen) gemacht (-16gegenuumlber 2007)

Die Ergebnisse der laufenden Erhebun-gen die von Statistik Austria seit 1969durchgefuumlhrt werden belegen Die Bedeu-tung von Reisen hat innerhalb der letztenJahrzehnte stark zugenommen 1969 unter-nahm nur etwas mehr als ein Viertel deroumlsterreichischen Bevoumllkerung mindestenseine Haupturlaubsreise (275) im Jahr2008 machten hingegen bereits 614 derBevoumllkerung ab 15 Jahren mindestens eineHaupturlaubsreise

Das Reisevolumen von Haupturlaubsrei-sen hat sich in den letzten 40 Jahren mehr alsverdreifacht (1969 24 Mio 2008 86 Mio)Die Zahl der Haupturlaubsreisen ins Auslandhat sich ungefaumlhr verfuumlnffacht (1969 11 Mio2008 53 Mio) und die Zahl der inlaumlndi-schen Urlaubsreisen hat sich im selben Zeit-raum mehr als verdoppelt (1969 13 Mio2008 32 Mio)

Relativ kleiner Radius

Bis zum Anfang der 1980er Jahre wurdedie Mehrzahl der Haupturlaubsreisen imInland verbracht auf Grund des staumlrkerenWachstums der Auslandsreisen hat sich die-ser Anteil allerdings im Laufe der Zeit zu-gunsten auslaumlndischer Destinationen ver-schoben 623 der Haupturlaubsreisen wa-ren 2008 Auslandsreisen Der Radius indem sich die oumlsterreichische Bevoumllkerungbei Haupturlaubsreisen bewegt ist aber rela-tiv klein Seit Jahren zieht es jene die eineHaupturlaubsreise ins Ausland machen inden Suumlden Italien ist nach wie vor das be-liebteste Ziel fuumlr Haupturlaubsreisen imAusland (2008 201) Kroatien folgt 2008auf dem zweiten Platz mit rund 113 vorDeutschland (89) Spanien und Griechen-land mit einem Anteil von 74 bzw 63

Die Hauptmotive

Die Hauptmotive fuumlr Haupturlaubsreisenim In- und ins Ausland waren seit 1987Strand- und Badeaufenthalte Aktivurlaube

und Erholungsurlaube Die Bedeutung derStrand- und Badeaufenthalte nimmt aber ste-tig ab In den letzten 20 Jahren hat sich derAnteil der Strand- und Badeaufenthalte halb-iert (1987 379 2008 202) und seit2006 ist der Anteil der Aktivurlaube beiHaupturlaubsreisen (2008 228) houmlher alsder Anteil der klassischen Strand- undBadeaufenthalte

Die Jahreszeiten

Generell verreist die oumlsterreichische Be-voumllkerung mehr im Sommer als im Winterdoch Urlaubsreisen im Winter gewinnen zu-nehmend an Bedeutung Waumlhrend 1969 nur120 der Haupturlaubsreisen im Winter statt-fanden lag der Anteil im Jahr 2008 schonuumlber 30 Seit einigen Jahren ist die Ten-denz zu einer gleichmaumlszligigeren Verteilungder Reisen beobachtbar (1969 615 derHaupturlaube in den Ferienmonaten Juli undAugust 2008 375) Die Annaumlherung derSaisonen ist vor allem bei laumlngeren Inlands-urlaubsreisen zu erkennen

Die Urlaubsdauer

Waumlhrend vor 40 Jahren die Haumllfte derHaupturlaubsreisen noch zwischen einer undzwei Wochen dauerten lag der Anteil imJahr 2008 nur mehr bei 365 Dement-sprechend ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die zwischen fuumlnf und sieben Tagedauern gestiegen und zwar von rund 117im Jahr 1969 auf 484 im Jahr 2008

Die Transportmittel

Seit 1969 ist das wichtigste Transport-mittel bei Haupturlaubsreisen der PKW(2008 550) Zu diesem Zeitpunkt spieltedas Flugzeug mit einem Anteil von 34eine weniger wichtige Rolle aber bis 2008hat sich der Anteil verachtfacht (2008295) was vor allem auf Kosten der Bahngeschah Im Jahre 1969 wurde die Bahnnoch bei einem Viertel aller Haupturlaubs-reisen genutzt im Jahr 2008 lag der Anteilnur noch bei 67

Waumlhrend Flugreisen bei Inlandsurlaubs-reisen erwartungsgemaumlszlig eine geringere

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Chronik

Gehoumlrt bei vielen Menschen wohl zum Inbegriff des Urlaubs am Strand liegen undeinfach ausspannen Foto httpwwwbilderboxbiz

Oumlsterreicher reisen andersLaut aktuellen Ergebnissen der Statistik Austria wurde die 15 Mio-Marke bei Urlaubsreisen auch 2008 durchbrochen 761 der oumlsterreichischen

Bevoumllkerung ab 15 machten mindestens eine Urlaubsreise

Bedeutung haben werden bei Hauptur-laubsreisen ins Ausland seit 1996 mehr Rei-sen mit dem Flugzeug als mit dem PKW ge-macht (Ausnahme 2001 und 2002)

Die Unterkuumlnfte

In den vergangenen Jahren wurde bei rddrei Viertel aller Haupturlaubsreisen in ent-geltlichen Unterkuumlnften genaumlchtigt (2008764) Hotels und aumlhnliche Betriebe wur-den dabei 2008 bevorzugt genutzt (531)Bei fast jeder vierten Haupturlaubsreise wur-de 2008 aber gratis genaumlchtigt (236)

Man reist meist selbstaumlndig

Der uumlberwiegende Teil der Haupturlaubs-reisen wird seit 1969 ohne die Hilfe vonReisebuumlrosReiseveranstaltern organisiert(2008 724) In den 1970ern 1980ern und1990ern ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die mit Hilfe von ReisebuumlrosReise-veranstaltern organisiert wurden zwar ge-stiegen die Anteile stagnieren seither bei rd30 Die Unterstuumltzung eines ReisebuumlrosReiseveranstalters wird bevorzugt bei Haupt-urlaubsreisen ins Ausland in Anspruch ge-nommen (2008 346 der Reisen gaumlnzlichuumlber ReisebuumlroReiseveranstalter organisiert)

Die Intensitaumlt

Die Urlaubsreiseintensitaumlt und die Anzahlder Haupturlaubsreisen unterscheiden sichnach soziodemografischen Merkmalen wiezum Beispiel Alter und Erwerbstaumltigkeit

Betrachtet man das Alter war im Jahr2008 die Haupturlaubsreiseintensitaumlt vonPersonen zwischen 15 und 24 Jahren mit651 am houmlchsten Die meisten Haupt-urlaubsreisen (266) wurden 2008 aller-dings von Personen die 60 Jahre und aumlltersind gemacht

Analysiert man die Teilnahme am Er-werbsleben wurden 2008 die meistenHaupturlaubsreisen von unselbstaumlndig Be-schaumlftigten gemacht (479) gefolgt vonPensionisten (260) Bei Arbeitslosen wa-ren die Anzahl der Haupturlaubsreisen unddie Haupturlaubsreiseintensitaumlt mit 451im Jahr 2008 erwartungsgemaumlszlig am gering-sten

Seit 1972 hat sich die Reiseintensitaumlt ver-aumlndert Die Reiseintensitaumlt der Studentenund Schuumller (+445 Prozentpunkte) derSelbstaumlndigen (+358 Prozentpunkte) undder Pensionisten (+305 Prozentpunkte) stiegdeutlich Studenten und Schuumller haben mitt-lerweile die houmlchste Reiseintensitaumlt mit760 httpwwwstatistikat

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Chronik

raquoOumlsterreichisches Wanderguumltesiegellaquofuumlr das Suumldliche Waldviertel

Das Suumldlliche Waldviertel und damit dieRegion von der Wachau bis zum Weins-

berger Wald erhielt kuumlrzlich als erste Regionin Oumlsterreich das bdquoOumlsterreichische Wander-guumltesiegelldquo das Siegel wird von der Vereini-gung zur Qualitaumltssicherung fuumlr Wandern inOumlsterreich verliehen

Das 2003 fuumlr das suumldliche Waldviertel er-stellte Wanderangebot wurde nun nochmalsdurchleuchtet qualitativ verbessert und einemZertifizierungsprozeszlig unterzogen Beim Wald-viertel Tourismus wird diese Auszeichnungals Signal in Richtung Qualitaumltstourismusgesehen mit dem bdquoWanderguumltesiegelldquo sollenvermehrt Wanderbegeisterte aus dem In- undAusland angesprochen werden

Das 2007 ins Leben gerufene Wander-guumltesiegel definiert klare Qualitaumltskriteriennach denen sich Regionen WanderdoumlrferWanderwege und Wanderbetriebe der Pruuml-fung und Zertifizierung durch ExpertInnenunterziehen koumlnnen Der Qualifizierungs-prozeszlig umfaszligt eine genaue Staumlrken- undSchwaumlchenanalyse des Wanderangebots miteiner konkreten Handlungsanleitung zurVerbesserung der Wanderinfrastruktur unddes Wanderprogramms Bei Erfuumlllung allerwander-qualitaumltsrelevanter Standards wirddas bdquoOumlsterreichische Wanderguumltesiegelldquo ver-liehen und damit eine verlaumlssliche qualitativhoch stehende Wanderqualitaumlt in allenTeilbereichen des Wanderns attestiert

Die Wanderregion Suumldliches Waldviertelbietet Wanderern auf aufbereiteten Touren

besondere Eindruumlcke inmitten einer weitlaumlu-figen und sanft huumlgeligen Wald- Fluss- undWiesenlandschaft Im Ysper- und Weitentalhingegen bricht das Hochland des Nord-waldes steil zur Donau hin ab sodaszlig dieWanderer hier echte Berg- und Gipfelerleb-nisse erwarten Die Erschlieszligung alter Pil-gerpfade wiederum verspricht auch meditati-ve Erlebnisse

Die vom Waldviertel Tourismus aufberei-teten Touren fuumlhren zu den Naturattraktio-nen des Waldviertels inklusive BerggipfelnAussichtsplaumltzen historischen Schauplaumltzenund Kulturguumltern Die maumlchtigen Granitforma-tionen der Wald in all seinen Erscheinungs-formen sowie ausgedehnte Felder eroumlffnenimmer neue Landschaftsbilder Neben derYsperklamm sind etwa die original erhalteneFolterkammer im Schloszlig Poumlggstall oder dasTal der Sonnenuhren weitere Houmlhepunkteauf den Wanderwegen

In der Wanderregion Suumldliches Waldvier-tel mit ihren insgesamt elf Gemeinden fin-den sich 62 Wandertouren wobei es sichgroszligteils um Rundwanderwege handelt Wei-ters existieren beschilderte Pilgerwander-wege zur Basilika Maria Taferl 21 gekenn-zeichnete Ausgangspunkte mit Orientierungs-uumlbersichten sowie rund 600 Kilometer mar-kierte Wanderrouten nach einem einheit-lichen Beschilderungskonzept und interna-tionalen Richtlinien laut dem NOuml Wander-wegekonzept httpwwwsuedlicheswaldviertelat

vl Reinhard Ferner (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel) Silvia Stadler(Waldviertel Tourismus Projektleiterin) Markus Hann (Waldviertel TourismusGeschaumlftsfuumlhrer) Sieghard Preis (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel)

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Chronik

Fruumlhling liegt in der Luft ndash und auch inden Blumenbeeten der Stadt wird der

Fruumlhling bald unuumlbersehbar sein In den Blu-mengaumlrten Hirschstetten laufen die Vorberei-tungen seit Wochen auf Hochtouren Rund350000 Fruumlhjahrsbluumlher ndash Primeln Gaumlnse-bluumlmchen Stiefmuumltterchen und Vergiszligmein-nicht ndash wurden in den letzten Monaten inden Blumengaumlrten Hirschstetten kultiviertDamit die Fruumlhlingsboten bereits bei ihrerAuspflanzung in voller Bluumlte stehen wurdeschon vor Jahreswechsel mit ihrer Kultivie-rung in Hirschstetten begonnen

Die beliebten Fruumlhlingsbluumlher werden inallen erdenklichen Farben erbluumlhen So gibtes bei den Primeln beinahe keine Farbe dienicht moumlglich scheint Bellis hingegen erbluuml-hen dagegen hauptsaumlchlich in den FarbenRot Rosa und Weiszlig Vergiszligmeinnicht inblau und weiszlig und die bdquoGesichterldquo der Stief-muumltterchen sind von cremeweiszlig uumlber gelbbis hin zu dunkelrot und blau So wird derFruumlhling in Wien mit aller Farbenpracht Will-kommen geheiszligen Sobald die jetzigen Maumlrz-temperaturen es zulassen werden die Blu-men von den MitarbeiterInnen der MA 42 ndashWiener Stadtgaumlrten in allen Parkanlagen undvielfach auch im Straszligenbereich gepflanztDamit die Wienerinnen und Wiener moumlg-lichst lange Freude an ihren bunten Fruumlh-jahrsbluumlhern haben wurden verschiedeneSorten gewaumlhlt deren Bluumltezeit sich uumlbermehrere Wochen erstreckt Wenn eine Sorteverbluumlht erbluumlht bereits die naumlchste So gibtes waumlhrend des Fruumlhlings in den Blumen-beeten der Stadt keinen bluumltenlosen Tag

Warten auf die ersten Sonnenstrahlen

Der bluumltenreiche Fruumlhling in Wien hatauch in den Blumenbeeten bereits im letztenHerbst begonnen Im September wurdeneine Million Tulpen- und Narzissenzwiebelnin den Boden bdquogelegtldquo die nach ihrembdquoWinterschlafldquo bereits jetzt das erste Gruumlnzeigen Auch sie werden in den kommendenWochen unsere Stadt in RotGelbOrange-Toumlne tauchen Davor werden noch ihre klei-nen bdquoVerwandtenldquo die Krokusse die Be-sucherinnen und Besucher in den WienerParkanlagen Willkommen heiszligen und aufden Fruumlhling rsquo09 einstimmen

Der Fruumlhling in Wienbeginnt in Hirschstetten350000 Primeln Stiefmuumltterchen amp Co lassen Wien erbluumlhen

Blumenpracht uumlberall in Wien ndash in unserem Bild vor der Karlskirche

Einer der unzaumlhligen Parks in der Bundeshauptstadt wo Millionen Blumen sprieszligen

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Im 57 Kilometer langen Tunnel Muumlnster ndashWiesing ist nach rund eineinhalb Jahren

Bauzeit am 6 Februar der Durchschlag zumNachbartunnel in Wiesing gegluumlckt Exaktum 1921 Uhr hat der Bohrkopf mit einemDurchmesser von 13 Metern die letzte Beton-sicherung durchbrochen Rund sechs Monatefruumlher als urspruumlnglich erwartet ist bdquoOttoldquo inWiesing angekommen

Rund um die Uhr hat sich der 2600 Ton-nen schwere Stahlkoloszlig seit Mitte 2007 taumlg-lich fast 10 Meter durch den Untergrund ge-arbeitet Dabei wurde einmal der Inn unter-fahren sowie die TIGAS-Leitung die Inntal-autobahn die bestehende Bahnstrecke unddie Wiesinger Bruumlcke ohne Probleme unter-quert Der gesamte Vortrieb fuumlr den zukuumlnf-tigen zweigleisigen Eisenbahntunnel erfolg-te im Lockermaterial und Grundwasser desInntalbodens die verwendete Vortriebsma-schine zaumlhlt zu den groumlszligten Europas

Der exakten Einfahrt in die Zielkavernebei Wiesing sind enorme Anstrengungen zurHerstellung des Tunnels vorangegangenRund 800000 Kubikmeter Ausbruch wur-den in Rohrleitungen aus dem Untergrundbefoumlrdert 23000 Betonfertigteile mit einemGesamtgewicht von mehr als 300000 Ton-nen in einer eigenen Produktionshalle herge-stellt und in den Tunnel eingebaut

Weitere Arbeitsschritte

Die Arbeiten zur Herstellung des fertigenEisenbahntunnels gehen ohne Unterbre-chung weiter Nach erfolgreichem Abschluszligdieses Vortriebes wird in den kommendendrei Monaten die TunnelvortriebsmaschinebdquoOttoldquo zerlegt und von der Baustelle ab-transportiert Anschlieszligend erfolgt bis vor-aussichtlich 2010 der Einbau einer Beton-innenschale die zum Schutz des Fertigteil-tunnels dient und die weitere bahntechnischeAusruumlstung ermoumlglicht Auch der Durch-schlag einer zweiten groszligen Tunnelvortriebs-maschine im Unterinntal wird noch imFruumlhjahr 2009 erwartet

Die neue Unterinntalbahn ist Teil dernoumlrdlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basis-tunnel 2003 sind die Hauptbaumaszlignahmen

angelaufen derzeit befindet sich das gesam-te Projektgebiet in Bau Die eisenbahntech-nische Ausruumlstung ist Ende 2008 angelaufenMit einer Gesamtlaumlnge von 40 Kilometern ndashdavon 32 Kilometer in Tunnels ndash bietet dieneue Unterinntalbahn ab 2012 der Trans-portwirtschaft zusaumltzliche umweltfreundli-che Schienenverkehrskapazitaumlten Ebenso

kann der Regionalverkehr im Tiroler Unter-land wirksam ausgebaut werden Anrainerder bestehenden Bahnanlagen zwischenKundl und Baumkirchen duumlrfen mit einerdeutlichen Laumlrmentlastung vor allem in denNachtstunden rechnen Das Projekt wird mitfinanziellen Mitteln der EU unterstuumltzt httpwwwbegcoat

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Chronik

Groszliger Tunneldurchschlag fuumlrneue Unterinntalbahn

Die beim Vortrieb zwischen Muumlnster und Wiesing eingesetzte TunnelbohrmaschineraquoOttolaquo hat am Abend des 6 Februar nach 585 Tagen ihr Ziel in Wiesing erreicht

Der Durchstich der Tunnelvortriebsmaschine gegluumlckt

Einfahrtskaverne im Los H3-6

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Mit dem neuen Fahrgastinformations-system setzen wir einen weiteren

wichtigen Schritt um den oumlffentlichen Ver-kehr kundenfreundlicher und damit attrakti-ver zu machen Wir unterstuumltzen damit denUmstieg vom Auto auf oumlffentliche Verkehrs-mittel helfen dem Klima und der Umweltund verbinden gleichzeitig Mobilitaumlt undWirtschaft mit nachhaltiger Regionalent-wicklungldquo so Umweltminister Niki Berla-kovich am 26 Febuar bei der Praumlsentation desvom Lebensministerium gefoumlrderten Pro-jekts bdquoZentren staumlrken ndash Fahrgastinforma-tionssystem Domplatz Eisenstadtldquo gemein-sam mit Landeshauptmann Hans Niessl undBuumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel imRahmen seines Burgenlandtags

Das vom Lebensministerium gefoumlrderteneue Fahrgastinformationssystem informiertdie Fahrgaumlste am Eisenstaumldter Domplatzeinem der wichtigsten Knotenpunkte des of-fentlichen Verkehrs im Burgenland zielge-richtet uumlber alle Busverbindungen und et-waige Verspaumltungen Die dafuumlr eingesetztenMonitore sind weltweit die ersten und groumlszlig-ten LCD Outdoor Screens Damit ist dasBurgenland Vorreiter im Bereich der Fahr-gastkommunikation

Das innovative Informationssystem fuumlrdie Benutzer der oumlffentlichen Busse ist Teildes Schirmprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquound ein Beitrag Oumlsterreichs zum ProgrammbdquoTHE PEP (Transport Health Environ-ment-Pan-European Programme) DiesesProgramm wurde federfuumlhrend von Oumlster-reich initiiert und hat als eine der Prioritaumltenden Schutz sensibler Gebiete Die RegionNeusiedler SeeFertouml-toacute wurde vom Lebens-ministerium als Modellregion ausgewaumlhltweil sie als oumlkologisch besonders sensibleWeltkulturerbe-Region auch einen beson-ders sensiblen Umgang mit Verkehr undInfrastruktur verlangt

Umweltfreundliche Mobilitaumltin der Praxis

bdquoEs freut mich daszlig wir mit diesem ge-meinsamen Projekt zahlreiche attraktiveAngebote fuumlr umweltfreundliche Mobilitaumltmachen koumlnnen Die vom Lebensministerium

mitgefoumlrderte Mobilitaumltszentrale in Eisen-stadt kann heute bereits den 10000sten Kun-den feiern Das zeigt wie groszlig die Nachfragenach einer guten Fahrgastberatung ist undwie wichtig diese Maszlignahmen sind um dieNutzung oumlffentlicher Verkehrsmittel fuumlreinen nachhaltigen Klimaschutz zu forcie-renldquo unterstrich Umweltminister Berlako-vich

Weitere erfolgreiche Projekte im Rahmendes Schrimprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquosind die Gmoabusse in Purbach Breiten-brunn und Moumlrbisch oder das Solarboot amNeusiedlersee als Beispiel fuumlr die Bandbreiteder Nutzung erneuerbarer Energie Das

Stadthafenprojekt in Neusiedl zeigt daruumlberhinaus wie die Koordination einer umwelt-freundlichen Stadt- und Verkehrsplanungaussehen kann

bdquoMir ist es wichtig dass durch diese Bei-spiele auch andere Gemeinden profitierenund aktiv etwas fuumlr den Klimaschutz tunDaher unterstuumltzen wir Betriebe und Ge-meinden auch mit dem Beratungs- und Foumlr-derungsprogramm klimaaktiv mobil beiFuhrparkumstellungen Radverkehrsprojek-ten oder der Forcierung von klimaschonen-den Mobilitaumltsmanagements Im Burgenlandsparen wir so gemeinsam mit zwoumllf Partnernbereits 5000 Tonnen CO2 jaumlhrlich einldquo be-tonte Umweltminister Niki Berlakovich ab-schlieszligend

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Chronik

Fahrgast-InfosystemUmweltminister und Landeshauptmann praumlsentierten Modellprojekt fuumlr

umweltvertraumlglichen Verkehr in oumlkologisch sensiblen Regionen in Eisenstadt

Landeshauptmann Hans Niessl Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Eisen-stadts Buumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel praumlsentieren die neuen Monitore amEisenstaumldter Domplatz Foto Bgld Landesmedienservice

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Gastronomie amp Kulinarisches

Wer in einem NiederoumlsterreichischenWirtshauskultur-Betrieb war weiszlig

was Gemuumltlichkeit Gastfreundschaft undGaumenfreuden wirklich ausmachen Undgenau diesen Themen widmet sich seit 15 Jah-ren die Niederoumlsterreichische Wirtshauskul-tur denn sie hat sich voll und ganz der Pfle-ge und Wahrung authentischer Gastlichkeitund regionaler Spezialitaumlten verschrieben

Mehr als 270 Gastronomen sind in diesesGenusskulturprojekt eingebunden Im Pro-gramm der wirtshauskulturellen Veranstal-tungen kommt der alljaumlhrlichen Wahl zumTop-Wirt eine besondere Bedeutung zu wer-den doch dabei idealtypische gastronomi-sche Leistungen gewuumlrdigt bdquoDie hervorra-gende Entwicklung der Niederoumlsterreichi-schen Wirtshauskultur freut mich als neueTourismuslandesraumltin natuumlrlich besondersInitiativen wie die Wahl zum Top-Wirt tra-gen dazu bei die Wirte zu Houmlchstleistungen

zu motivieren Die NiederoumlsterreichischeWirtshauskultur hat sich zu einem der Aus-haumlngeschilder des Landes fuumlr Genieszliger ent-wickeltldquo so Tourismuslandesraumltin PetraBohuslav

Heuer wurde das Ergebnis der Top-Wirte-Wahl am 2 Maumlrz in der Babenbergerhalle inKlosterneuburg im festlichen Rahmen be-kannt gegeben

Der Sieger der Top-Wirte Wahl 2009 istder Haslauerhof in Haslau im NationalparkDonau-Auen Zum Aufsteiger des Jahreswurde der Retzbacherhof aus Unterretzbachim Weinviertel gewaumlhlt Als Einsteiger desJahres wurde das Gasthaus Goldenes Schiffin Tulln gewuumlrdigt

Weitere 49 Mitgliedsbetriebe der Nieder-oumlsterreichischen Wirtshauskultur haben beiden anonym vorgenommenen Tests so her-vorragend abgeschnitten daszlig sie 2009 dieAuszeichnung bdquoTop-Wirtldquo fuumlhren duumlrfen

Mit dem Haslauerhof wird ein Wirtshausausgezeichnet das ganz besonders mit sei-ner Region verbunden ist Roland Lukeschwirkt hier als Wirt und Koch und bietet sei-nen Gaumlsten eine ganze Reihe von Spezia-litaumlten die dem Nationalpark Donau-Auenentspringen etwa Wildgerichte von Au-hirsch Fasan oder Schnepfe sowie Koumlst-lichkeiten von Donaufischen Uumlberdies bie-tet der Haslauerhof einen prachtvollen Aus-blick auf die wilde Wasser- und Waldland-schaft der Donau-Auen

Mit der Auszeichnung bdquoAufsteiger desJahresldquo werden die Leistungen eines Wirts-hauses honoriert das sich gegenuumlber demVorjahr deutlich gesteigert hat Der TitelAufsteiger des Jahres wurde heuer HaraldPollak und dem Retzbacherhof zuerkanntund damit die Wiederbelebung eines tradi-tionsreichen Wirtshauses gewuumlrdigt DenWirtsleuten ist es gelungen das Haus in

Top-Wirt-Wahl 2009Mit der Wahl des Top-Wirts sowie des Aufsteigers und Einsteigers desJahres wurden heuer zum elften Mal die hervorragenden Haumluser der

Niederoumlsterreichischen Wirtshauskultur geehrt

vl Ulli Amon Jell (Obfrau Niederoumlsterreichische Wirtshauskultur) Thomas Baumgartlinger Gasthaus Goldenes Schiff(Einsteiger des Jahres 2009) Harald Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Roland Lukesch Haslauerhof (Top-Wirt 2009) Sonja Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Tourismuslandesraumltin Dr Petra Bohuslav MarcoPennerstorfer (Koch Gasthaus Goldenes Schiff 2009) Christoph Madl (Geschaumlftsfuumlhrer der Niederoumlsterreich-Werbung)

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neuem Glanz erstrahlen zu lassen und einuumlberaus reizvolles Ambiente bodenstaumlndigerGastlichkeit zu bewahren

Als bdquoEinsteiger des Jahresldquo wird jenesWirtshaus geehrt das unter allen Wirtshaumlu-sern die sich zum ersten Mal an der Wahlzum Top Wirt beteiligen die houmlchste Punk-teanzahl erreicht Das traf heuer auf dasGoldene Schiff in Tulln zu Mit ThomasBaumgartlinger hat die 5 Generation einerWirtsfamilie das Ruder im Goldenen Schiffuumlbernommen Seither steuert das Wirtshausauf einem kulinarisch uumlberaus attraktivenKurs was mit der Auszeichnung bdquoEinsteigerdes Jahresldquo Anerkennung findet

Als Top-Wirte werden Gastronomiebe-triebe ausgezeichnet die in anonym durch-gefuumlhrten Tests besonders hohe Wertungenerreichen Sie muumlssen den Leitlinien derNiederoumlsterreichischen Wirtshauskultur ent-sprechen die eine Reihe markanter Eigen-schaften fordern Echte Gastlichkeit zurSaison passend angebotene regionale Beson-derheiten aus Kuumlche und Keller ein optima-les Verhaumlltnis von Preis und Leistung sowiedie enge Zusammenarbeit mit der heimi-schen Landwirtschaft

Top-Wirt-Sieger Aufsteiger und Einstei-ger des Jahres werden von einer Jury ge-waumlhlt der hochkaraumltige Experten fuumlr speziellniederoumlsterreichische Gastlichkeit angehouml-ren Heuer waren dies unter anderen HaraldKnabl CR der NOumlN KR Rudolf RumplerObmann der Fachgruppe Gastronomie derWK-NOuml Richard Grasl CR des ORF NOumlUlli Amon-Jell Obfrau der Niederoumlsterrei-chischen Wirtshauskultur und Lorenzo Mo-relli Gourmet und Tester

Mitgliedsbetriebe erkennt man uumlbrigensein einem gruumlnen Schild

Top Wirte-Sieger vergangener Jahre

2008 Goldenes Bruumlndl in Oberrohrbach2007 Gasthaus Schmutzer in Winzendorf2006 DER jungWIRT in Goumlttlesbrunn2005 Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn2004 Gasthof Zum Lustigen Bauern in

Zeiselmauer2003 Gasthaus Kalteis in Kirchberg an der

Pielach2002 Gasthaus Zum Blumentritt in

St AegydNeuwald2001 Landgasthof Jeitler in

BrombergOberschlatten2000 Gasthaus Jell in Krems1999 Gasthaus Schwarz in Noumlhagen

Alle zur Niederoumlsterreichischen Wirtshaus-kultur httpwwwwirtshauskulturat

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Gastronomie amp Kulinarisches

Roland Lukesch (Haslauerhof) ist raquoTop-Wirt 2009laquo

Harald Pollak (Retzbacherhof) ist raquoAufsteiger des Jahres 2009laquo

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Kulturministerin Claudia Schmied uumlber-reichte am 12 Feber im Audienzsaal

des Bundesministeriums fuumlr UnterrichtKunst und Kultur das Oumlsterreichische Ehren-kreuz fuumlr Wissenschaft und Kunst anMaestro Mariss Jansons eine der herausra-genden Dirigentenpersoumlnlichkeiten der Ge-genwart Die Laudatio haumllt Thomas Angyan

Der 1943 im lettischen Riga geboreneSohn des Dirigenten Arvid Jansons studierteVioline Viola und Klavier und absolvierteseine musikalische Ausbildung am Lenin-grader Konservatorium in Dirigieren mitAuszeichnung Studien in Wien bei HansSwarowski und in Salzburg bei Herbert vonKarajan schlossen sich an 1971 gewannMariss Jansons den Dirigentenwettbewerbder Herbert-von-Karajan-Stiftung in BerlinMaszliggeblich gepraumlgt wurde er durch denlegendaumlren russischen Dirigenten JewgenijMrawinskij der Mariss Jansons 1971 alsAssistenten zu den Leningrader Philharmo-nikern holte Mariss Jansons blieb diesemOrchester den heutigen St PetersburgerPhilharmonikern bis 1999 als staumlndigerDirigent verbunden und leitete das Orchesterin dieser Zeit weltweit auf Tourneen Nebenseinen dirigentischen Verpflichtungen hatteMariss Jansons uumlber fast 30 Jahre von 1971bis 2000 eine Professur fuumlr Dirigieren amSt Petersburger Konservatorium inne Er istEhrendoktor der Musikakademien von Oslound Riga

Mariss Jansons ist seit 2003 Chefdirigentvon Symphonieorchester und Chor desBayerischen Rundfunks 2004 trat MarissJansons zudem die Position des Chefdiri-genten des Koumlniglichen Concertgebouw-orchesters in Amsterdam an Von 1979 bis2000 setzte Mariss Jansons Maszligstaumlbe alsChefdirigent der Osloer Philharmoniker dieer zu einem internationalen Spitzenorchesterformte Auszligerdem war er Erster Gastdirigentdes London Philharmonic Orchestra (1992-1997) und Musikdirektor des PittsburghSymphony Orchestra (1997-2004) Mit sei-nen beiden Orchestern aus Olso und Pitts-burgh absolvierte Jansons zahlreiche Tour-neen in die wichtigsten Musikzentren derWelt und zu den bedeutendsten Festivals wiejenen von Salzburg Luzern und Edinburghsowie zur Londoner Proms

Daruumlberhinaus hat er mit allen bedeuten-den Orchestern der Welt erfolgreich zusam-mengearbeitet ua mit dem New York Phil-harmonic Orchestra dem Philadelphia unddem Cleveland Orchestra dem Chicago unddem Boston Symphony Orchestra dem IsraelPhilharmonic Orchestra dem London Sym-phony Orchestra dem Tonhalle-OrchesterZuumlrich und der Saumlchsischen StaatskapelleEinen besonderen Stellenwert nehmen dabeidie Wiener und Berliner Philharmoniker einDiese Orchester dirigiert Jansons regelmaumlszligigin Wien und Berlin aber auch auf Tourneendurch Europa die USA und Japan Mit die-sen beiden und anderen Orchestern ist erregelmaumlszligig bei den Salzburger Festspielenzu Gast 2006 leitete Jansons erstmals dasNeujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Besondere Bedeutung hat fuumlr Mariss Jan-sons die Arbeit mit jungen Musikern Er diri-gierte das Gustav Mahler Jugendorchester aufeiner europaweiten Tournee und arbeitete mitdem Attersee Institute Orchestra mit dem erbei den Salzburger Festspielen auftrat InMuumlnchen gibt er regelmaumlszligig Konzerte mitbayerischen Jugendorchestern und der Aka-demie des Symphonieorchesters des Bayeri-schen Rundfunks Mariss Jansons ist Kuumlnst-lerischer Leiter des Masterprice-Wettbewerbsfuumlr zeitgenoumlssische Musik in London

Die Diskographie des Dirigenten istauszligerordentlich umfangreich und umfaszligtviele preisgekroumlnte Einspielungen Interna-tional groszlige Beachtung fand Jansons mitdem Tschaikowskij-Zyklus den er mit denOsloer Philharmonikern aufgenommen hatDie Einspielung von Schostakowitschs Sieb-ter Symphonie mit den Leningrader Phil-harmonikern gewann den Edison Preis 1989Berliozrsquo bdquoSymphonie fantastiqueldquo mit demConcertgebouworchester wurde mit demhollaumlndischen Luister-Preis und DvoraacuteksFuumlnfte Symphonie mit dem Penguin Awardausgezeichnet Mariss Jansons erhielt auszliger-dem mehrmals den Preis der deutschenSchallplattenkritik Seine Interpretationenvon Gustav Mahlers Erster und NeunterSymphonie mit den Osloer Philharmonikern(2003) und Mahlers Sechster mit demLondon Symphony Orchestra (2004) wurdenmit dem bdquoToblacher Komponierhaumluschenldquoausgezeichnet einer besonderen Anerken-nung fuumlr die beste Mahler-Interpretation un-serer Tage

Mariss Jansons erhielt zahlreiche interna-tionale Preise und Ehrungen

Er ist Ehrenmitglied der Gesellschaft derMusikfreunde in Wien sowie Honorary Mem-ber der Royal Academy of Music in Lon-don

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Personalia

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons

Kulturministerin Claudia Schmied und Maestro Mariss Jansons

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Daszlig das Andenken an den unvergessenenWiener Alterzbischof Mann des Kon-

zils und allseits geachteten bdquoPontifex austria-cusldquo in vielfacher Weise wach ist belegteine Reihe von Veranstaltungen rund um sei-nen Todestag Bischof Egon Kapellari zele-briert als Praumlsident der bdquoKardinal-Koumlnig-Stiftungldquo am 13 Maumlrz um 18 Uhr einen Ge-denkgottesdienst im Wiener StephansdomPersoumlnlichkeiten aus Religion WissenschaftPolitik Wirtschaft und Medien nehmen am14 Maumlrz im Wiener Kardinal-Koumlnig-Hausan einem Symposion zum Thema bdquoGewis-senldquo teil die langjaumlhrige Buumlroleiterin desKardinals (und Wiener Dioumlzesanarchivarin)Annemarie Fenzl bringt gemeinsam mitWolfgang Moser das Buch bdquoKardinal Kouml-nig ndash Woher komme ich Wohin gehe ichAnregungen fuumlr ein angstfreies Lebenldquo her-aus Das Buch wird am 11 Maumlrz in der Un-terkirche des Stephansdoms ndash in unmittelba-rer Naumlhe zur Grabstaumltte Kardinal Koumlnigs ndashpraumlsentiert

Zu der Messe am 13 Maumlrz werden zahl-reiche Weggefaumlhrten und Schuumller KardinalKoumlnigs erwartet aber auch viele einfacheGlaumlubige die den bdquoHerzenskardinalldquo nichtvergessen haben Die bdquoKardinal-Koumlnig-Stif-tungldquo hat den Dom-Musicus ThomasDolezal beauftragt ein Konzept fuumlr die Ge-staltung des Gottesdienstes zu entwerfenDolezal geht von dem Schriftwort aus bdquoAllesvergeht aber der Name des Frommen wirdnicht getilgtldquo Die Gestaltung wird im Sinndes Testaments des Kardinals (bdquoVergeszligt anmeinem Sarg die Osterkerze nichtldquo) insge-samt bdquooumlsterlich-zuversichtlichldquo sein In sei-nem Konzept versammelt Dolezal die groszligenJubilaumlumsgestalten des heurigen Jahres diezugleich Bezuumlge zum Denken Kardinal Kouml-nigs repraumlsentieren Texte des Apostels Pau-lus Musik von Felix Mendelssohn-Barthol-dy (aus dem Oratorium bdquoPaulusldquo) GeorgFriedrich Haumlndel (aus dem Oratorium bdquoDerMessiasldquo) und Joseph Haydn In den dreigroszligen Komponisten komme die oumlkumeni-sche Weite zum Ausdruck ebenso im Ge-brauch der verschiedenen Sprachen ndash latei-nisch englisch deutsch Fuumlr die musikali-sche Gestaltung sorgen unter der Leitungvon Thomas Dolezal Solisten Chor und Or-chester von bdquoArs musicaldquo

Neues Buch zeigt denKardinal als Seelsorger

Die bdquounverruumlckbaren Prinzipien seinerseelsorglichen Arbeit und sein Mut machen-des Kirchenbildldquo zeigen Annemarie Fenzlund Wolfgang Moser in ihrem neuen Buchuumlber den Kardinal auf Die Autoren wollenzeigen daszlig das bdquoLebensrezeptldquo KardinalKoumlnigs auf jeden Menschen anwendbar istbdquoWer den Glauben so ernst nimmt wie er esgetan hat dem eroumlffnen sich ungeahnteMoumlglichkeiten fuumlr ein gegluumlcktes und angst-freies Daseinldquo heiszligt es in einer Aussendungdes bdquoStyrialdquo-Verlages Als bdquoKoumlnig der Her-zenldquo und bdquoSeelen-Friedensstifterldquo sei der Kar-dinal unvergessen bdquolebendig geblieben invielen Menschen ist auch die Erinnerung anseine Offenheit und seine Zuversicht seineSorge um die Menschen und sein Interessean ihrem Leben wie es wirklich ist undseine Suche nach Antworten ndash gemeinsammit ihnenldquo

raquoBruumlckenbauerlaquo imweitesten Sinn des Wortes

Der Wiener Alterzbischof starb vor fuumlnfJahren im 99 Lebensjahr Er galt weit uumlberden kirchlichen Bereich hinaus als bdquoBruumlcken-bauerldquo im weitesten Sinn des Wortes Dasvon Kardinal Christoph Schoumlnborn geleiteteRequiem verdeutlichte nochmals eindruumlck-

lich wie breit die Wertschaumltzung fuumlr Koumlnigwar Der Dom war damals bis auf den letz-ten Platz gefuumlllt Auch auf dem Stephans-platz hatten sich trotz des naszligkalten WettersTausende Menschen versammelt

Bereits in den Tagen davor hatten zigtau-sende Menschen in Stille und Gebet vonKardinal Koumlnig Abschied genommen dessensterbliche Huumllle in der Vierung des Domsaufgebahrt war Sowohl beim Requiem alsauch bei der Aufbahrung hatten viele Men-schen Traumlnen in den Augen Auffallend warder hohe Anteil junger Leute unter den Trau-ernden Priester und Laien Katholiken undNichtkatholiken bezeichneten das Begraumlbniseinmuumltig als ein bdquotiefes spirituelles Ereig-nisldquo in dem noch einmal deutlich wurdewie sehr Kardinal Koumlnig aus der Botschaftdes Evangeliums gelebt hatte

Mehr bdquoPontifexldquo als mancher Papst ndash sobeschrieb der katholische Publizist Histori-ker und Vatikanspezialist Hansjakob StehleKardinal Franz Koumlnig nach dessen Tod Ineinem Nachruf wuumlrdigte er Koumlnig als bdquoeinenWege bahnenden Bruumlckenbauerldquo Dabei ha-be Koumlnig bdquonie einer kirchenfuumlrstlichen Poseldquobedurft um glaubhaft den Dialog zwischenReligionen und Konfessionen Glaumlubigenund Nichtglaubenden zwischen Traditionund Erneuerung zu foumlrdernldquo httpstephanscomat

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Personalia

Kirche gedenkt Kardinal KoumlnigsAm 13 Maumlrz jaumlhrt sich der Todestag des unvergeszliglichenen Wiener Alterzbischofs

zum fuumlnften Mal ndash Gedenkgottesdienst mit Bischof Egon Kapellari

Unser Bild zeigt Wiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl Bundespraumlsident Thomas Klestil(dagger 6 Juli 2004) Kardinal Franz Koumlnig (dagger 13 Maumlrz 2004) und Wiens Alt-Buumlrgermei-ster Helmut Zilk (dagger 24 Oktober 2008) bei der Eroumlffnung des 4 InternationalenHerzl-Symposion im April 2002 Foto Pressefoto Votava

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Wissenschaft amp Technik

Forschungsarbeiten oumlsterreichischer Spit-zenmediziner machen weltweit Schlag-

zeilen Nachdem die Studie 12 der Studien-gruppe ABCSG bereits beim Kongreszlig deramerikanischen Krebsgesellschaft ASCOgroszliges Aufsehen erregt hatte werden die Er-gebnisse jetzt in der renommierten Fachzeit-schrift bdquoNew England Journal of Medicineldquopubliziert ndash eine Auszeichnung die nurwenigen oumlsterreichischen Forschern zuteilwird Die Studie befaszligt sich mit Brustkrebsbei juumlngeren Patientinnen und zeigt Chancenauf das Wiedererkrankungsrisiko bei Brust-krebs deutlich zu senken und die Uumlberle-benschancen der betroffenen Frauen zu stei-gern

Studienleiter Univ-Prof Michael Gnantvon der Medizinischen Universitaumlt in Wiender Praumlsident der ABCSG faszligt die neuenErkenntnisse zusammen bdquoDie ABCSG-12Studie hat gezeigt daszlig eine neue Form derBrustkrebstherapie die Uumlberlebenschancenvon praumlmenopausalen Frauen mit hormonre-zeptorsensitivem fruumlhen Brustkrebs deutlichsteigert und die Gefahr von Rezidiven senktBei diesen Frauen geht das Risiko einer neu-erlichen Krebsbildung nach einer erfolgrei-chen Operation um 36 Prozent gegenuumlberjenen Patientinnen signifikant zuruumlck welchedie bisher uumlbliche Standardtherapie erhal-tenldquo

Die Mediziner haben bei ihren For-schungsarbeiten praumlmenopausalen Brust-krebspatientinnen zusaumltzlich zur Antihormon-therapie noch das Bisphosphonat Zoledron-saumlure verabreicht Die Wirkung war auszligeror-dentlich positiv wie eine Langzeituntersu-chung ergeben hat Nicht nur daszlig die Wieder-erkrankungsrate bei den mit dieser Kombi-nation behandelten Patientinnen wesentlichniedriger ist sind auch die Uumlberlebenschan-cen spuumlrbar verbessert Mehr als 98 Prozentdieser Brustkrebspatientinnen sind fuumlnf Jah-re nach der Diagnose ndash eben auch ohne diezB in den USA routinemaumlszligig uumlbliche adju-vante Chemotherapie ndash noch am Leben ten-denziell wurde eine Verbesserung des Ge-samtuumlberlebens durch die Bisphosphonatbe-handlung beobachtet

Die internationale Fachwelt registriertdiese eindrucksvollen Forschungsergebnissemit groszliger Aufmerksamkeit Ihre Bedeutungfuumlr die wissenschaftliche Gemeinschaft zeigtdie nun erfolgte Veroumlffentlichung im renom-mierten bdquoThe New England Journal of Medi-

cineldquo (NEJM) wohl der beruumlhmtesten medi-zinischen Fachzeitschrift uumlberhaupt

In dem Magazin werden ausschlieszliglichStudienergebnisse publiziert die houmlchstenQualitaumltsanspruumlchen gerecht werden undbahnbrechende Fortschritte in der Therapieerwarten lassen Das Journal erscheint wouml-chentlich in englischer Sprache und behan-delt alle Teilgebiete der Medizin

Nur selten gelingt es oumlsterreichischenMedizinern ihre Beitraumlge die von Fachgut-achtern penibel analysiert werden in dieserweltweit beachteten Publikation zu verbrei-ten Im gesamten Vorjahr wurden z B vierVeroumlffentlichungen unter bdquoAustrialdquo aufgeli-stet ndash und davon war lediglich bei einer Ar-beit ein Oumlsterreicher der Erstautor

Der bahnbrechende Beitrag der oumlsterrei-chischen Arbeit besteht neben den spektaku-laumlren Ergebnissen der erfolgreichen Patien-tinnenbehandlung darin daszlig damit eineBeeinflussung des Mikroklimas in bestimm-ten Bereichen des Knochenmarks gelungenzu sein scheint die fuumlr das Uumlberleben soge-nannter bdquoschlafenderldquo Tumorzellen sorgenDies koumlnnte in den naumlchsten Jahren bei ver-schiedenen Tumorerkrankungen zum endguumll-tigen Durchbruch vor allem im Fruumlhstadiumder Erkrankung fuumlhren

Die ABCSG-12 Studie (Austrian Breast ampColorectal Cancer Study Group Trial 12)wurde im Jahr 1999 begonnen und ist eineoffene multizentrische Phase-III-Studie mit1803 praumlmenopausalen Frauen mit Oumlstro-genrezeptor-positivem Brustkrebs (StadiumI oder II) mit weniger als 10 befallenen axil-laumlren Lymphknoten Nach einer erfolgrei-chen Operation und Beginn einer Goserelin-therapie zur Suppression der Ovarfunktionwurden die Patientinnen in 4 Studienarmerandomisiert 1 Arm Anastrozol + Zometa2 Arm Anastrozol allein 3 Arm Tamo-xifen + Zometa 4 Arm Tamoxifen alleinDie Frauen wurden drei Jahre lang behandeltund anschlieszligend zwei Jahre lang beobach-tet

Patientinnen in den Studienarmen 1 und 3erhielten waumlhrend des Behandlungszeit-raums alle sechs Monate eine Infusionen mit4 mg Zoledronsaumlure Nach einem medianenFollow-up nach fuumlnf Jahren erfolgte die Da-tenauswertung Die Zugabe von Zoledron-saumlure zu Anastrozol oder Tamoxifen verlaumln-gerte das krankheitsfreie und rezidivfreieUumlberleben signifikant In der Gruppe derFrauen die Zoledronsaumlure zusaumltzlich zur Hor-montherapie erhalten hatten waren 3 Pro-zent weniger Rezidive aufgetreten das ent-spricht einer Risikoreduktion von 36 Pro-zent Zoledronsaumlure reduzierte nicht nur dasAuftreten von Knochenmetastasen sondernauch von anderen Fernmetastasen kontrala-teralem Brustkrebs und lokoregionaumlrenRezidiven

Der exakte Wirkmechanismus ist nochnicht geklaumlrt Prof Gnant bdquoZoledronsaumlurekoumlnnte disseminierte so genannte schlafen-delsquo Tumorzellen angreifenldquo Im Labor konn-te gezeigt werden daszlig Zoledronat die Tu-morausbreitung auf verschiedene Weise er-schweren kann durch die Hemmung desWachstums von kleinen Blutgefaumlszligen durchdie Stimulierung von krebsbekaumlmpfendenAbwehrzellen durch Induktion der Tumor-zellapoptose (des programmierten Zelltodes)sowie durch die Verbesserung der Aktivitaumltanderer antitumoraler Therapien httpwwwmeduniwienacat

Studienleiter Univ-Prof Michael GnantMedizinische Universitaumlt in Wien

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Brustkrebs Oumlsterreichschreibt TherapiegeschichteRevolutionaumlre Erkenntnisse fuumlr junge Brustkrebspatientinnen aus der

ABCSG-Studie 12 in raquoThe New England Journal of Medicinelaquo publiziert

Laufend begehen Millionen Zellen unse-res Koumlrpers Selbstmord damit andere

leben koumlnnen Dieser Vorgang wird alsApoptose bezeichnet Der selbstzerstoumlreri-sche Prozeszlig ist aumluszligerst wichtig um nichtmehr benoumltigte oder gefaumlhrliche Zellen zueliminieren Jede Zelle hat im Erbgut einbdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo das auf be-stimmte Signale hin ausgeloumlst wird Wie die-ser programmierte Zelltod eingeleitet wirdist eine der brennendsten Fragen in der Bio-logie da sie besonders eng mit der Entste-hung von Krebs zusammenhaumlngt Genaudiese Frage konnte von den Wissenschaft-lern der Universitaumlt Salzburg in Zusam-menarbeit mit dem Burnham Institut inKalifornien beantwortet werden bdquoWir habendie Kristallstruktur des Fas-FADD-Kom-plexes aufgeklaumlrt und erhielten dadurch alserste Einblick auf den Todeskomplex DISC(Death inducing Signaling Complex)ldquoerlaumlutert Robert Schwarzenbacher Mit einerReihe von eleganten Experimenten zeigtendie Wissenschafter auf wie der program-mierte Zelltod funktioniert

Mit der Aufklaumlrung des programmiertenZelltods wurde eine elementare Grundlagefuumlr neue Therapien gegen Krankheiten wieKrebs Alzheimer AIDS oder Leberversagengeschaffen Bei Krebs und Alzheimer stimmtdie Balance zwischen neu gebildeten und ab-sterbenden Zellen nicht Sterben zu wenigZellen koumlnnen Tumore die Folge sein ster-ben zu viele Zellen drohen degenerativeKrankheiten wie Alzheimer Bei vielenKrebsarten funktioniert die Apoptose nichtObwohl die Zellen absterben sollten tun siedas nicht sie sind apoptoseresistent Ziel derForschung ist es daher die Apoptose gezieltzu steuern um einen kontrollierten Zelltodbei entarteten Zellen auszuloumlsen Die Erfor-schung des programmierten Zelltods wirddazu fuumlhren daszlig Krebs kuumlnftig nicht mehrmit schweren Medikamenten oder Strahlen-therapie behandelt wird sondern mit leichtvertraumlglichen Medikamenten die den Koumlr-per selbst zur erfolgreichen Bekaumlmpfung derKrankheit stimulieren

Im Erwachsenenalter muszlig der menschli-che Organismus verbrauchte funktionsunfauml-hige oder beschaumldigte Zellen beiseite schaf-fen Wissenschafter schaumltzen daszlig ohne pro-grammierten Zelltod ein 80jaumlhriger rundzwei Tonnen Knochenmark und eine Darm-laumlnge von 16 Kilometern haumltte Auch in derEmbryonalentwicklung spielt Apoptose eineentscheidende Rolle Der menschliche Em-bryo traumlgt zunaumlchst bdquoSchwimmhaumluteldquo zwi-schen Fingern und Zehen die spaumlter aberwieder zuruumlckgebildet werden sollen Dazuwird das bdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo inden Zellen der Finger-Haumlute aktiviert

Apoptose hat viele Facetten Zum einenist der Zelltod Voraussetzung fuumlr die richtige

Entwicklung der Zellteilung zum anderenmuumlssen Zellen ausgesondert werden die ihreFunktion erfuumlllt haben oder den Gesamtorga-nismus gefaumlhrden Das Apoptose-Programmeliminiert die betroffenen Zellen binnen we-niger Stunden Die Todesbotschaft bringenhaumlufig Botenstoffe die an bestimmte Pro-teine auf der Zelloberflaumlche andocken DiesebdquoAndockstellenldquo werden deshalb auch bdquoTo-des-Rezeptorenldquogenannt Wenn die Zelle dasSignal zum Selbstmord empfangen hat wirdsie von innen her abgebaut und zerbricht dannin viele kleine Fragmente die von Freszligzel-len aufgenommen werden Ein perfekterSelbstmord der keine Spuren hinterlaumlszligt httpwwwuni-salzburgat

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Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst

Die Strukturbiologen Robert Schwarzenbacher und Stefan Riedl von der UniversitaumltSalzburg haben den Schluumlsselmechanismus des programmierten Zelltodes aufge-

klaumlrt Ihre Ergebnisse sind im britischen Wissenschaftsjournal Nature nachzulesen

Kristallstruktur des Fas-FADD Komplexes Grafik Universitaumlt Salzburggap

Aus den Wurzeln des Edelweiszlig habenInnsbrucker Forscher einen Stoff ge-

wonnen der die Therapie von Gefaumlszligerkran-kungen revolutionieren koumlnnte Sie erhaltennun vom Bund finanzielle Unterstuumltzungum die bereits zum Patent angemeldete Ideezur Marktreife weiterzuentwickeln

An der Abteilung Pharmakognosie desInstituts fuumlr Pharmazie der Universitaumlt Inns-bruck suchen Wissenschaftler um Prof Her-mann Stuppner mit Hilfe modernster phyto-chemischer Methoden und analytischer Hoch-leistungsverfahren nach Naturstoffen die alsArzneimittel dienen koumlnnten Sie richten da-bei ein besonderes Augenmerk auf traditio-nelle Arzneipflanzen der heimischen und derasiatischen Volksmedizin So untersuchteStuppner gemeinsam mit Stefan Schwaigervom Institut fuumlr Pharmazie auch die Inhalts-stoffe des Edelweiszlig und wurde in dessenWurzeln fuumlndig

In Zellkulturanalysen durchgefuumlhrt vonProf Guumlnther Laufer und Priv-Doz DavidBernhard von der Univ-Klinik fuumlr Herzchi-rurgie der Medizinischen Universitaumlt Inns-bruck erwies sich einer der Inhaltstoffe dasLeoligin als wirksames Mittel gegen Ver-dickungen der Innenwand von Blutgefaumlszligen

Wirksamer Naturstoff

Gefaumlszligwandverdickungen zaumlhlen zu denwichtigsten Ursachen vieler Herzkreislauf-erkrankungen und bilden die Vorstufe vonArteriosklerose der haumlufigsten Todesursa-che in der westlichen Welt Auch bei chirur-gischen Eingriffen an Gefaumlszligen wie etwa beiBypaszligoperationen spielen diese Verdickun-gen eine entscheidende Rolle Die viel ver-sprechenden Innsbrucker Ergebnisse konn-ten in Untersuchungen der Forschergemein-schaft an Maumlusen bestaumltigt werden Die ein-malige Gabe von Leoligin verringerte dieunerwuumlnschten Gefaumlszligwandverdickungen inVenen-Bypaumlssen im Vergleich zu unbehan-delten Maumlusen um die Haumllfte Einzigartigmacht den Naturstoff daszlig Leoligin im Ge-gensatz zu bisher eingesetzten Medikamen-ten die Gefaumlszliginnenwand nicht angreift undsogar bereits existierende Verdickungenreduziert Mit Leoligin beschichtete Stents(bdquodrug eluting stentsldquo) koumlnnten daher auchdie bisher notwendige Kombinationsthera-pie mit weiteren Medikamenten eruumlbrigen

Zur Marktreife entwickeln

Im Rahmen des uniinvent-Programmszur Foumlrderung der Patentverwertung wurdedie Idee der Innsbrucker Wissenschaftler nunim PRIZE-Wettbewerb als eines von 12 Pro-jekten ausgewaumlhlt Das Wirtschaftsmini-sterium unterstuumltzt uumlber die oumlsterreichischeFoumlrder- und Finanzierungsbank austria wirt-schaftsservice das Projekt mit uumlber 130000Euro Mit den Mitteln soll die Substanz wei-ter optimiert dessen Einfluszlig auf die Zell-zyklusregulation erforscht und die Wirkungin einem Bypaszlig-Groszligtier-Modell uumlberpruumlftwerden bdquoDadurch werden die Verwertungs-chancen erhoumlht und die Weiterentwicklunghin zu einem marktfaumlhigen Produkt ermoumlg-lichtldquo sagt Cornelia Rhomberg vom pro-jektservicebuumlro der Universitaumlt InnsbruckbdquoAufgrund der Datenlage und des hohenMarktpotentials der Entdeckung hat dieUniversitaumlt bereits im Sommer 2008 ein Pa-tent angemeldet das Leoligin und verwand-te Derivate als Medikament zur BehandlungVerhinderung und Umkehr der Gefaumlszligwand-verdickung als Wirkstoffloumlsung zur Appli-kation auf das Bypaszlig-Transplantat sowie alsWirkstoff eines Implantats mit kontrollierterWirkstoff-Freisetzung (bdquodrug eluting stentsldquo)international schuumltztldquo

Forschungsschwerpunkte

Das Institut fuumlr Pharmazie AbteilungPharmakognosie an der Leopold-Franzens-Universitaumlt Innsbruck befaszligt sich in seinerForschungsarbeit mit der

Isolierung und Strukturaufklaumlrung vonSekundaumlrstoffen aus houmlheren Pflanzenmit potentieller pharmakologischer Akti-vitaumlt Im Mittelpunkt des Interesses ste-hen dabei Naturstoffe mit entzuumlndungs-hemmender antitumoraler und antibakte-rieller Aktivitaumlt (FWF-Projekt P14389)derNutzung sekundaumlrer Pflanzenstoffe (Ses-quiterpenlactone Flavonoide und pheno-lische Carbonsaumluren) als chemische Mar-ker fuumlr die Beantwortung von Fragen derTaxonomie und Systematik innerhalb derFamilie der Asteraceae und Apiaceae(FWF-Projekt P15594) derAnalytik und Qualitaumltsbeurteilung von(Arznei-)Pflanzen mit Hilfe der GCHPLC CE (CZE CEC MEKC) und ent-sprechender Kopplungstechniken (GCMS HPLCMS und CEMS) und der Suche nach pflanzlichen Wirkstoffen mitHilfe von Pharmakophormodelling undbdquoin Silico Screeningldquo

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Aus den Wurzeln des Edelweiszlig haben Innsbrucker Forscher einen Stoff gewonnender die Therapie von Gefaumlszligerkrankungen revolutionieren koumlnnte

Edelweiszlig gegen ArterioskleroseNeuer Wirkstoff koumlnnte Haltbarkeit von Bypaumlssen verbessern

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Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen vonFebruar 2009 bis Februar 2010 werden

sich in Wien mit Leben und Werk CharlesDarwins befassen

Drei fundamentale Kraumlnkungen kenntlaut Freud die Geschichte des MenschenDie erste Kraumlnkung fuumlgte der Menschheit dieEntdeckung zu daszlig sich die Erde um dieSonne dreht und wir uns nicht im Mittel-punkt des Universums befinden Fuumlr die drit-te Kraumlnkung uumlbernahm Freud selbst die Ver-antwortung Er wies nach daszlig wir nur einenbeschraumlnkten Teils des Bewuszligtseins kontrol-lieren Dazwischen war Darwin Er konntebeweisen daszlig Gott den Menschen nicht nachseinem Ebenbild erschaffen hatte ndash sonderndaszlig der Mensch dem Tierreich entstammt

Mit der Wiener Vorlesung bdquoEntzauberungder Welt ndash Beleidigung des Menschenldquostartete das von der Stadt Wien initiierteCharles-Darwin-Jahr 2009 bdquoEs sind nur we-nige geniale konsistente umfassende Ent-wuumlrfe die das gegenwaumlrtige wissenschaftli-che Weltbild geformt habenldquo so HubertChristian Ehalt Koordinator der WienerVorlesungen bdquoCharles Darwins Evolutions-theorie ist wohl der wichtigste und heutewirksamste darunterldquo

Am 3 Maumlrz lud die Oumlsterreichische Aka-demie der Wissenschaften (OumlAW) gemein-sam mit der Universitaumlt Wien und den Wie-ner Vorlesungen zum Symposium bdquoEvolu-tion ndash Die Grundlage fuumlr ein Verstehen desWandels in der Weltldquo Im Verlauf von vierTagen wurde untersucht wie die Evolutions-theorie sich in den verschiedenen wissen-schaftlichen Disziplinen abbildet ndash derBogen reichte von der Neurobiologie uumlberdie Oumlkonomie bis zur Kunstgeschichte

Anlaumlszliglich dieses Symposiums haben derBundesminister fuumlr Wissenschaft und For-schung Johannes Hahn und die OumlAW eineaktuelle Studie zu den Einstellungen der Oumls-terreicherinnen und Oumlsterreicher zur Evolu-tion praumlsentiert

Die von Prof Leopold Rosenmayr ge-meinsam mit dem Meinungsforschungsinsti-tut GfK Austria durchgefuumlhrte Befragungvon oumlsterreichweit uumlber 1500 Personen un-

terstreicht das Interesse und die Auseinan-dersetzung der Oumlsterreicher mit der Wis-senschaft

bdquoGerade in Krisenzeiten erkennen dieMenschen den unmittelbaren Nutzen derWissenschaft Wissen schafft nicht nurArbeit sondern auch Zukunft sowie Sicher-heit und gibt Orientierungldquo resuumlmierte derWissenschaftsminister vor Journalisten

In der Studie sprechen sich 71 Prozentder Befragten dafuumlr aus den wissenschaft-lichen Fortschritt noch staumlrker zu foumlrdernum auf diese Weise die anstehenden Pro-bleme bewaumlltigen zu koumlnnen 82 Prozent ga-ben an wissenschaftliche Erkenntnisse seiensehr bzw ziemlich wichtig fuumlr ihre persoumlnli-che Lebensgestaltung

Der Wissenschaftsminister folgert dar-aus bdquoDas bestaumlrkt mich als verantwortlicherMinister in dem Ansatz den ich in den letz-ten Wochen nicht zuletzt auch bei den Bud-getgespraumlchen vertreten habe Wissenschaftund Forschung gehoumlren zu den Motoren umdie Krise nicht nur zu bewaumlltigen sondernwieder richtig durchzustarten Um diesesVertrauen in die Wissenschaft zu rechtferti-gen benoumltigt es finanzielle Mittel und klareSchwerpunktsetzungenldquo

Auch andere Ergebnisse der Studie bele-gen den Stellenwert von Wissenschaft undForschung fuumlr die Menschen So wuumlnschtensich 76 Prozent der Befragten mehr Berichteund Diskussionen zur Entstehung des Men-schen uumlber 70 Prozent wollten mehr uumlberden Ursprung und die fruumlhe Evolution desLebens auf der Erde wissen bdquoMan sieht daszligdiese grundlegenden Fragen nichts an Rele-vanz und Aktualitaumlt eingebuumlszligt haben ImGegenteil der Mensch sucht nach seinerHerkunft nach seinen Wurzelnldquo

Aus den Ergebnissen der empirischenUntersuchung leitet WissenschaftsministerHahn auch einen Arbeitsauftrag fuumlr sich unddas Wissenschaftsressort ab bdquoWir muumlssennoch mehr in die Vermittlung der Leistungender Wissenschaft investieren Die Erkennt-nisse der Wissenschafter ndash gerade im Grund-lagenbereich ndash sollen den Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreichern noch besser und lebensna-her vermittelt werden beginnend im Kinder-garten und der Schuleldquo

Kardinal Christoph Schoumlnborn hat in sei-nem Referat anlaumlszliglich dieses Symposiumszur Entspannung in der Auseinandersetzungzwischen naturwissenschaftlicher Evolutions-theorie und biblischem Schoumlpfungsglaubenaufgerufen Zugleich wies er die kreationi-stische Lesart der biblischen Schoumlpfungs-erzaumlhlung entschieden zuruumlck und uumlbte Kri-tik an der bdquoIntelligent designldquo-Schule DieFrage nach bdquoUrsprung Weg und Ziel desLebensldquo betreffe jeden Menschen daherkoumlnne der Weg bdquonur im gemeinsamen Bemuuml-hen um ein immer besseres genaueres undtieferes Verstaumlndnisldquo liegen

Am 17 Maumlrz untersuchen Wissenschaft-ler der Universitaumlt Wien die Evolution desSchlafes unter dem Titel bdquoVom Urmenschenzum Uhrenmenschenldquo Eine Ausstellung imoumlffentlichen Raum laumlszligt den Betrachter dannab Juni auf den Spuren Darwins wandelnAuf Litfaszligsaumlulen und bdquoCity Lightldquo-Vitrinenwird die Reise mit der Beagle (so hieszlig derZweimastsegler mit dem Darwin reiste)nachvollzogen und das Leben und Werk Dar-wins vorgestellt Die Ausstellung beginntvor dem Naturhistorischen Museum fuumlhrt

Wien im Zeichen derEvolutionstheorie

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen im Charles-Darwin- Jahr der Stadt Wien ndashDarwin-Studie zeigt groszliges Interesse der Oumlsterreicher an Naturwissenschaften

Charles Darwin (1809-1882) in seinenneueren Jahren copy J Cameron 1869

uumlber Schottenring und Freyung zuruumlck bisvor das Voumllkerkundemuseum

bdquoHomo Sociobiologicus ndash Evolution derKooperation beim Menschenldquo nennt sicheine interdisziplinaumlre Universitaumltstagung beider Forscher der Soziobiologie Sozialwis-senschaften Anthropologie und Philosophiein Dialog treten und bei der die Relevanzvon Formen der Kooperation nachgewiesenwird anstatt das von Darwin entdeckteZusammenspiel von Mutation und Selektionbdquosozialdarwinistischldquo zu deuten

Die bildende Kunst naumlhert sich demThema unter dem Motto bdquoEvo Evoldquo Dievom Kuratorenteam Peter und IngeborgBraunsteiner gestaltete Ausstellung im Wie-ner Kuumlnstlerhaus richtet den Fokus vor allemauf die geistig-kulturellen Aspekte der Ent-wicklungsgeschichte ndash die Kulturevolutionund zeigt Kommentare und Positionen vondreiszligig bildenden Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-lern zu den Themen bdquoSchrift-Symbol-Spra-cheldquo bdquoGestalt und Formldquo bdquoZucht und Ord-nungldquo bdquoMensch und Tier (18 Septemberbis 22 Oktober Kuumlnstlerhaus Wien)

16 Veranstaltungen sind bis jetzt geplant ndashbis in den Februar 2010 hinein wo die ka-tholisch-theologische Fakultaumlt internationaleWissenschaftler die Frage bdquoEvolutionstheo-rie und Schoumlpfungsglaube ndash eine Heraus-forderung fuumlr Biologie Theologie und Phi-losophie sowie fuumlr den interdisziplinaumlrenDiskursldquo diskutieren laumlszligt (Februar 2010)

Der Forscher Charles Darwin

bdquoEs ist als ob man einen Mord begehtldquoerklaumlrte Charles Darwin (1809 ndash 1882) alser sich entschlossen hatte mit seinen Thesenan die Oumlffentlichkeit zu gehen Jahr um Jahrseit seiner Reise mit der Beagle (1831-1836) hatte er an seinem Werk bdquoUumlber dieEntstehung der Artenldquo gearbeitet hatte De-tail um Detail hinzugefuumlgt war aber immerwieder davor zuruumlckgeschreckt sein Werkauch zu publizieren Dabei waren die grund-legenden Thesen schon laumlngst ausformuliert

raquoKaplan des Teufelslaquo

Den Anstoszlig gab ein Konkurrent ndash oderbesser ein juumlngerer Kollege der unabhaumlngigvon Darwin zu aumlhnlichen Schluumlssen gekom-men war Der Naturforscher Alfred Wallacelieszlig Darwin sein Manuskript zukommen ndashund Darwin entschloszlig sich gemeinsam mitWallace seine Theorie zu publizieren Die Re-sonanz war wider Erwarten zunaumlchst geringDas aumlnderte sich erst als Charles Darwineineinhalb Jahre spaumlter im November 1859seine bdquoEntstehung der Artenldquo herausbrachte

Schlagartig wurde nicht nur Forschern klardaszlig hier einer das bisherige Weltbild auf denKopf stellte Arten entwickeln sich Alle We-sen sind untereinander verwandt Einen

Schoumlpfer brauchte es da nicht mehr Darwinmuszligte sich als bdquoKaplan des Teufelsldquo be-schimpfen lassen httpwwwcharles-darwin-jahrat

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Wissenschaft amp Technik

Die Zusammenfassung der raquoStudie zu den Einstellungen der Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreicher zur Evolutionlaquo des BMWF und der OumlAW zum Downloadhttpwwwbmwfgvatfileadminuser_uploadaussendungEinstellungen_der_OEsterreicherInnen_zur_Evolutionpdf

Atemnotldquo der Zellen laumlszligt Tumore rasantwachsen WissenschafterInnen rund um

Univ-Prof Frank Madeo und ChristophRuckenstuhl vom Institut fuumlr Biowissenschaf-ten an der Karl-Franzens-Universitaumlt Grazkonnten in der Krebsforschung neue bahn-brechende Erkenntnisse gewinnen Anhandvon Baumlckerhefe hat das Team nachgewiesendaszlig verminderte Atmungsaktivitaumlt in Zelleneine Vorraussetzung fuumlr Tumorentstehung seinkann bdquoHefezellen sind mit jenen des Men-schen gut vergleichbar vor allem in PunktoZellwachstumldquo erklaumlrt Madeo bdquoKrebs istnichts anderes als ein wild wachsender Zell-haufen der ungewoumlhnlich viel Energie ver-brauchtldquo Ruckenstuhl und Madeo konntenzeigen daszlig die Reduzierung der Zellatmungden programmierten natuumlrlichen Zelltod dieso genannte Apoptose vermindert undZellen unkontrolliert uumlberleben laumlszligt bdquoDieseerhoumlhte Resistenz koumlnnte entscheidend zurTumorbildung und Boumlsartigkeit (Metastasie-rung) beitragenldquo bestaumltigt Madeo

Gleichzeitig ist den Grazer ForscherIn-nen mit diesem Modell der Beweis eines

Uumlberlebensvorteils von Zellen durch den sogenannten Warburg-Effekt gelungen DerBiochemiker Otto Warburg (Nobelpreis fuumlrMedizin 1931) beschrieb bereits in den1920er-Jahren daszlig ein maszliggeblicher Anteilder Energie in Krebszellen durch einfachenZuckerabbau (Glykolyse) generiert wird beigleichzeitiger Verminderung der Atmung

Erhoumlhte Atmungsaktivitaumlt hingegen hemmtdas Wachstum von Tumoren Ob damit auchder Kampf gegen Krebs erleichtert wird undsich damit neue Therapie-Moumlglichkeitenauftun sind fuumlr Madeo ndash noch ndash Spekulatio-nen Der Molekularbiologe verweist jedochauf Auffaumllligkeiten bdquoInteressanterweise istAusdauersport eine der besten vorbeugendenMaszlignahmen gegen Krebs Dabei wird so-wohl die Sauerstoffversorgung des Koumlrperserhoumlht als auch Zucker verbraucht ndash beidesklassisch nach der Warburg-Hypothese Giftfuumlr die Krebszelleldquo

Die Arbeit wurde im renommierten US-amerikanischen Fachjournal PLoS ONE ver-oumlffentlicht httpdxplosorg101371journalpone0004592

Krebsforschung Erfolg der Uni GrazAbnehmende Zellatmung wachsende Tumore

Ruszliglands erster Hochgeschwindigkeits-zug bdquoVelaro RUSldquo der von Siemens in

Serie gebaut wird wurde jetzt im Klima-Wind-Kanal getestet um die extrem hartenWitterungsbedingungen russischer Winterim Fahrbetrieb zu simulieren Selbst beiSchneestuumlrmen mit 250 kmh Windgeschwin-digkeit und Auszligentemperaturen von bis zuminus 40 Grad Celsius blieb der Velaro vollbetriebsfaumlhig und dabei behaglich fuumlr dieMenschen im Zug Ab Ende 2009 werden diebis zu 250 kmh schnellen Triebzuumlge zunaumlchstdie Metropolen Moskau und St Petersburgverbinden spaumlter sollen sie auch zwischenMoskau und Nishni Novgorod fahren DenAuftrag fuumlr acht dieser Superzuumlge und derenWartung uumlber 30 Jahre hinweg hatte Sie-mens bereits 2006 erhalten

Die Klimatests in der Rail Tec ArsenalFahrzeugversuchsanlage (RTA) in Wien be-staumltigen daszlig alle Elemente des Zuges wieTechnik Isolation und Schmierstoffe fuumlr dieextremen klimatischen Bedingungen in Ruszlig-land richtig ausgelegt sind und durchwegszuverlaumlssig arbeiten So tobten gewaltige

kuumlnstliche Schneestuumlrme mit Massen kleinerFlocken aber auch mit groszligflockigem Naszlig-schnee durch den 100 Meter langen Klima-

Wind-Kanal Trotzdem froren weder die rie-sige Frontscheibe noch die Luftansaugstut-zen auf dem Dach die Fenster oder Auszligen-

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Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal

Der schnellste Zug Ruszliglands in kuumlnstlicher Schnee- und Eishoumllle

In der Klimakammer der Testanlage Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien beweist der Velaro RUS dass er selbst bei extremer Kaumlltesicher funktioniert Beispielhaft erproben das die Siemens-Ingenieure an einem Mittelwagen und am Triebkopf Im Klima-Wind-Kanal erzeugen sie sogar Blizzards auf Knopfdruck Alle Fotos Siemens-Pressebild

Auch im Unterflurbereich klebt beim Kaumlltetest der Schnee Hier sind beim Velaroder Antrieb und alle Technikmodule untergebracht statt wie bei herkoumlmmlichenZuumlgen in zwei Lokomotiven vorne und am Ende des Zuges

tuumlren am Velaro zu Alle Sicherheitsfunktio-nen an Bord bestanden saumlmtliche Testanfor-derungen

Zum Test der Klimaanlage wurden imZugkopf sowie einem Mittelwagen desVelaro rund 800 verschiedene Sensoren an-gebracht die unter anderem die Lufttempe-ratur Oberflaumlchentemperatur Luftgeschwin-digkeit Luftdruck und Luftfeuchtigkeitmessen Rote Heizmatten und Luftbefeuch-ter im Fahrgastraum simulieren reale Be-triebsbedingungen Selbst mit dieser Be-lastung soll ein Zustand erreicht werden deruumlberall im Zug fuumlr die gleiche thermischeBehaglichkeit sorgt ndash ein Zustand den moumlg-lichst viele Menschen als behaglich empfin-den Denn auch die russische Bahn legt beimVelaro entscheidenden Wert darauf daszlig dieFahrgaumlste die Lufttemperatur die Luftfeuch-te die Luftbewegung und die Waumlrmestrah-lung der Umgebung stets als optimal emp-finden und weder waumlrmere noch kaumlltere we-der trockenere noch feuchtere Raumluft wuumln-schen

Oumlsterreichische Wertschoumlpfung

Die fuumlr den Auftrag benoumltigten 176 StuumlckHigh-tech-Drehgestelle werden im Siemens-Werk Graz gefertigt Das Fahrwerk aus derSF500 Familie (SF500 RU) wurde auf dierussische Breitspur (1520 Millimeter gegen-uumlber der 1435 Millimeter Normalspur) aufFahrgeschwindigkeiten bis 300 Kilometer jeStunde und fuumlr den Tieftemperatureinsatz biszu minus 50 Grad Celsius ausgelegt Damiterfuumlllen sie die derzeit guumlltigen EN-Normensowie auch die staatlich russischen GOST-Normen

Der fuumlr Ruszligland in vielen technischenDetails weiterentwickelte Velaro gilt als derweltweit modernste Hochgeschwindigkeits-zug Die zehnteiligen Triebzuumlge haben eineGesamtlaumlnge von 250 Metern und bieten be-quem Platz fuumlr 604 Fahrgaumlste Die Laumlnge derBahnsteige in Ruszligland macht es moumlglichdass die Zuumlge uumlber zwei Wagen mehr verfuuml-gen und somit 50 Meter laumlnger sind als bei-spielsweise der bdquoVelaro Eldquo der spanischenBahn

Ruszligland gilt als einer der am meistenwachsenden Bahnmaumlrkte der naumlchsten Jahr-zehnte Ein Entwicklungsprogramm der rus-sischen Regierung sieht vor bis in das Jahr2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Aus-bau des Schienennetzes und in neue Zuumlge zuinvestieren In den naumlchsten Jahren sollen et-wa 20000 Kilometer Bahnstrecke entstehendavon 1500 Kilometer Hochgeschwindig-keitsstrecken

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Morgendliches Duschen Zaumlhneputzenkleine und groszlige Geschaumlfte Waumlsche

waschen Geschirr spuumllen die Liste laumlszligt sichfortsetzen Das Wasser das wir Tag fuumlr Tagverbrauchen landet in der Kanalisation mitallen darin enthaltenen natuumlrlichen undkuumlnstlichen chemischen Substanzen 98 Pro-zent des in Wien produzierten Abwassers en-den in der Simmeringer HauptklaumlranlageDort betreibt Norbert Kreuzinger Assistenz-professor am Institut fuumlr Wasserguumlte Res-sourcenmanagement und Abfallwirtschaftder Technischen Universitaumlt Wien mit sei-nem Team eine Versuchsklaumlranlage SeinZiel ist auch die nach der gruumlndlichen biolo-gischen Reinigung noch verbleibendenSpurenschadstoffe die chemisch sehr wider-standsfaumlhig sind aus dem Wasser herauszu-holen

Ein bunter Cocktail

bdquoWir zweigen knapp ein Prozent desWassers ab das aufbereitet aus der Haupt-klaumlranlage Simmering herauskommt behan-deln es weiter und untersuchen welche Rest-stoffe in welchen Mengen noch enthaltensindldquo erklaumlrt Kreuzinger Und Reststoffegibt es dort viele Ruumlckstaumlnde von Pharma-zeutika wie Schmerzmittel und Entzuumln-dungshemmer zum Beispiel aber auch be-sonders widerstandsfaumlhige Roumlntgenkontrast-mittel sind da zu finden Oder ein bunterCocktail aus in den Badezimmern abgewa-schenen Kosmetika wenn auch in sehr klei-nen Mengen wie Kreuzinger einraumlumtbdquoGrundsaumltzlich sieht es mit der Qualitaumlt dergeklaumlrten Abwaumlsser bei uns gut ausldquo meinter Das hat auch eine Studie uumlber das Vor-kommen von Hormonen in oumlsterreichischenGewaumlssern bestaumltigt die von einem groszligeninterdisziplinaumlren Forscherteam vor mittler-weile fuumlnf Jahren publiziert wurde

Kuumlnstlich haltbar gemacht

Dennoch nehmen die Behoumlrden in Oumlster-reich und der EU das Thema Spurenschad-stoffe im Abwasser weiterhin sehr ernstZum einen weil in Untersuchungen gezeigtwerden konnte das gewisse Stoffe auch in

sehr kleinen Konzentrationen negative Aus-wirkungen auf Gewaumlsserorganismen habenkoumlnnen bdquoGerade Medikamente oder Kosme-tika werden chemisch so gebaut daszlig sie imKoumlrper moumlglichst langsam oder gar nicht ab-gebaut werden sie sollen ja moumlglichst langewirkenldquo sagt der Forscher Umso groumlszliger istdie Herausforderung auch diese Stoffe beimKlaumlrvorgang aus dem Wasser herauszube-kommen

Chemische Radikalkur

Kreuzingers Zugang die Spurenschad-stoffe unschaumldlich zu machen klingt zu-naumlchst simpel In seiner Versuchsanlage setzter dem Wasser Ozon zu bdquoDabei entstehen sogenannte Sauerstoffradikale das sind che-misch sehr aktive einzelne Sauerstoffato-meldquo erklaumlrt er das Prinzip Mit ihnen kannman vergleichsweise groszlige Molekuumlle wie esdie allermeisten Reststoffe sind in kleinereEinheiten zerlegen Damit verlieren sie ihreurspruumlngliche Wirkung und sind zudem bio-logisch besser abbaubar als die widerstands-faumlhigen Ausgangsstoffe

Auch hier Grundlagenforschung

In der Umweltchemie wie auch anders-wo gilt Man findet grundsaumltzlich nur dieSubstanzen die man schon kennt Fuumlr einigeder im Abwasser vermuteten Stoffe gibt esnach wie vor keine Nachweistests bdquoIn denletzten Jahren sind in der Entwicklung neuerNachweismethoden aber groszlige Fortschrittegemacht wordenldquo sagt Kreuzinger Nebenden Spurenschadstoffen selbst untersuchtsein Forschungsteam auch moumlgliche Wir-kungen der mit Ozon geknackten Substan-zen auf Lebewesen bdquoWir testen das von unsbehandelte Abwasser mit standardisiertenoumlkologischen Tests beispielsweise an Algenund Bakterien um herauszufinden ob diedurch unsere Ozonbehandlung entstehendenchemischen Spaltprodukte einen negativenEffekt auf Organismen habenldquo erklaumlrt erDie Tests laufen gerade weitere Ergebnisseerwarten die Forschenden bis zum Herbstdieses Jahres httpwwwtuwienacat

Alltags-Chemieim Abwasser

Neue Methoden an der TU Wien chemische Spuren-schadstoffe im Abwasser unschaumldlich zu machen

Der internationale zweistufige Architek-turwettbewerb fuumlr die Neugestaltung

der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien wurde paral-lel fuumlr mehrere Gebaumludekomplexe durchge-fuumlhrt Im Rahmen des Preisgerichts ist dieEntscheidung auf folgende Projekte gefal-len Zaha Hadid Architects ndash Zaha HadidDeutschland Library amp Learning Center(LLC) Atelier Hitoshi Abe ndash Hitoshi AbeJapan Departmentgebaumlude (O2) EstudioCarme Pinos ndash Carme Pinos Spanien De-partmentgebaumlude (W1) NOMAD Arquitec-tos ndash Eduardo Arroyo Spanien ExecutiveAcademy (W1-EA) CRABstudio Archi-tects ndash Peter Cook England Departmentge-baumlude (W2)

Die Masterplanung von BUSarchitekturlegt fuumlr den neuen Universitaumltscampus dieInfrastrukturplanung und Freiflaumlchengestal-tung fest und teilt das Projekt in mehrereBaufelder ein Gegenstand des nun beende-ten Architekturwettbewerbs waren fuumlnf Ge-baumludekomplexe die auf Basis der Master-planung gestaltet wurden Mit dem vonBUSarchitektur geplanten Houmlrsaalzentruminklusive Institutsgebaumlude (O1) entsteht aufrund 90000 msup2 groszligen Areal eine architek-

tonische Vielfalt die rund 102000 msup2 Nutz-flaumlche umschlieszligt

bdquoDer Neubau der WU ist aus doppelterSicht ein Impuls fuumlr die Wirtschaft Erstensbringt er die lange geplante bauliche Moder-nisierung fuumlr Lehre und Forschung in denWirtschaftswissenschaften Zweitens ist derBau ein wichtiger Teil des Konjunkturpaketsder Bundesregierung Die neue WU schafft

nicht nur Wissen sie schafft mit Baukostenvon rund 250 Millionen Euro vor allem auchWachstum und Beschaumlftigungldquo so Bundes-minister Johannes Hahn

Bautenstadtrat Rudolf Schicker streichthervor daszlig bdquomit dem neuen Campus dieBedingungen fuumlr die Studierenden an dieseroumlsterreichischen Spitzenuniversitaumlt nochbesser werden Der Campus liegt in einem

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Architektur

Neubau der WU WienDie Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtet gemeinsam mit der Bundes-immobiliengesellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehre und Forschung

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Sieger des Architekturwettbewerbs zum Baufeld W1D der Departments und einer Spezialbibliothek ist Estudio Carme Pinoacutes SL aus Barcelona

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sehr dynamischen Stadtteil mit hochwertigerArchitektur und wird hier weitere spannendeAkzente setzen Der Standort besticht durchseine Anbindung ans U2-Netz und die Naumlhezum Gruumlnen Prater Forschung Bildung Er-holung und Freizeit koumlnnen hier auf engstemRaum optimal verknuumlpft werdenldquo

Leben und Lernen am Campus

Die Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtetgemeinsam mit der Bundesimmobilienge-sellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehreund Forschung Ziel einer qualitativen undquantitativen Verbesserung fuumlr Studierendeund Forschende ist das Konzept einer mo-dernen dienstleistungsorientierten Universi-taumlt bdquodie ein Leben und Lernen am Campusermoumlglicht foumlrdert und durch die Beduumlrf-nisse der Studierenden gepraumlgt istldquo soRektor oUnivProf Christoph Badelt uumlberdie Visionen und Anforderungen eines urba-nen Campus Die WU nimmt mit dem Neu-bau aktiv am staumldtischen Leben teil und ge-

staltet den Campus fuumlr die Oumlffentlichkeit zu-gaumlnglich und attraktiv

Als naumlchster Schritt des Projekts stehendie Vertragsverhandlungen mit den einzel-

nen Architekturbuumlros im Mittelpunkt bdquoWirhoffen auf eine schnelle Einigung denn dasambitionierte Ziel der Start der Arbeiten amCampus 2009 soll beibehalten werdenUnser Fahrplan sieht nun die Eroumlffnung derPlanungsphase mit Jaumlnner 2009 vor um diedaraus resultierenden Bauplaumlne mit Herbst2009 behoumlrdlich einzureichenldquo erlaumlutertBIG-Geschaumlftsfuumlhrer Christoph Stadlhuber

Auftraggeber ist die von WU und BIGgemeinsam gegruumlndete ProjektgesellschaftWirtschaftsuniversitaumlt Wien Neu GmbHStart der Arbeiten am Campus zwischenMessezentrum und Prater ist 2009 Im Stu-dienjahr 20122013 soll der neue Campusder Wirtschaftsuniversitaumlt in Betrieb gehen

Der Freiraum am Campus WU

Der Campus ist eine Sequenz von inein-ander greifenden Raumlumen Die Gebaumlude aufden Baufeldern qualifizieren den Raum inarchitektonischer Hinsicht Das Leitbild des

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Architektur

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) bildet sowohl symbolisch als auch raumlumlich das Zentrum des neuen Campus der WU

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld W2 ist CRABstudio aus LondonAuf W2 werden neben Departments Forschungsinstituten und der SpezialbibliothekWirtschaftsrecht vor allem auch jene Dienstleistungseinrichtungen angesiedelt

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld O2 ist Atelier Hitoshi Abe SendaiNeben Services von externen Anbietern werden hier die Spezialbibliothek Wirt-schaftssprachen das Department fuumlr Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikationund betriebswirtschaftliche Departments untergebracht

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Masterplans bestimmt auch die Gestaltungder Freiraumlume Ein Gewebe von innen- undauszligenliegenden Raumlumen definiert durch diePosition der Eingaumlnge in bezug auf diePlaumltze erzeugt die geforderte Atmosphaumlre

Der Freiraum im neuen Campus der WUWien ist Umfeld und Kontext fuumlr die archi-tektonischen Objekte Als Umfeld definierter Raumlnder und Schnittstellen zum bdquoNach-barfeldldquo sowie raumlumliche Sequenzen zur

Bildung einer Gesamtheit Als Kontext bil-det er Stationen des aktiven Austausches undOrte der introvertierten Lehre und For-schung Der Campus ist als bdquoWalk AlongParkldquo konzipiert und bildet in den verschie-

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Architektur

Das Baufeld O1 wird durch die Sieger des Generalplanerwettbewerbs BUSarchitektur ZT GmbH aus Wien gestaltet Mit demHoumlrsaalzentrum und der Mensa wurden hier zwei klassische Studierendenfunktionen mit groszliger Nutzerfrequenz angesiedeltIm Houmlrsaalzentrum konzentrieren sich die Houmlrsaumlle sowie ungefaumlhr die Haumllfte der Seminarraumlume des Campus

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) beinhaltet die Hauptbibliothek als Zentrum des Studierens und Forschens die Studie-renden-Arbeitsplaumltze des Learning Centers sowie eine groszlige Aula die als Veranstaltungsort der raquoNabellaquo der WU sein soll

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denen Stationen Platzsequenzen die uumlberGassen im Gruumlnen zu den spezifischen Be-reichen fuumlhren Die Sequenzen sind so ge-staltet daszlig jeder bdquoBildungswegldquo auch einErlebnisweg wird Wichtig fuumlr die Umset-zung der Lagequalitaumlt ist der immer gegen-waumlrtige Sichtbezug zum Gruumlnen Prater

Funktionelle Gliederung des Campus

Der Campus erfuumlllt neben den gesell-schaftlichen Funktionen der Wirtschaftsuni-versitaumlt auch soziale Funktionen im staumldti-schen Leben sowie Funktionen der Auf-wertung des Standortes und der gesamtenRegion Diese in einem breiteren Kontexteingebetteten Funktionen werden in denHandbuumlchern zur Masterplanung fuumlr denArchitekturwettbewerb naumlher dargestelltDie technischen Funktionen des Campuswerden in den Unterlagen zum IntegralenLeitkonzept der Masterplanung und in dentechnischen Berichten der jeweiligen Fach-planer beschrieben An dieser Stelle wird dieraumlumliche Konfiguration des Campus infunktioneller Hinsicht dargestellt Die raumlum-lichen Funktionen des Campus bestehen imwesentlichen in der Trennung zwischenStadtraum und Campus durch eine gruumlneGrenze und deren Uumlbergang in den Campus-raum in der Ausbildung einer Platzsequenzvon sechs Plaumltzen mit jeweils unterschiedli-chem Ambiente im Campusinneren und inder Abgrenzung einzelner Baufelder mitunterschiedlichem Nutzungsmix durch dieDefinition der Baufelder im Masterplan unddurch das Raum- und Funktionsprogramm

Die gruumlne Grenze um den Campus

Der gesamte Campus wird durch Baumlumeund Straumlucher also eine natuumlrliche gruumlneGrenze umgeben Diese bildet einen Filterzum Stadtraum und zum StraszligenverkehrUumlber sechs Eingaumlnge und fuumlnf Passagenkann der Campus 24 Stunden lang betretendurchquert und verlassen werden Der Gink-gobaum praumlgt als kontinuierliches Elementdiese Grenze In Japan ist der Ginkgobaumder meistgepflanzte Straszligenbaum und erwurde in den letzten Jahren auch bei unsimmer haumlufiger gepflanzt Seine Wider-standsfaumlhigkeit der schlanke Wuchs und dieintensive Herbstfaumlrbung machen ihn beson-ders wertvoll Die gruumlne Grenze des Campussetzt sich aus verschiedenen raumlumlichen Si-tuationen zusammen Die Beziehung zwi-schen der gruumlnen Grenze und den zentralenRaumlumen des Campus verlaumluft in verschiede-nen Schichten die raumlumlich wahrnehmbarwerden Ein breiter Filter aus Ginkgo in ge-

ordneten Gruppen verlaumluft suumldseitig vonBaufeld W2 Der Fuszlig- und Radweg wirdlinear gefuumlhrt Einzelne Sitzelemente beglei-ten den Weg im unmittelbaren Gebaumlude-umfeld Vereinzelte Heckenbloumlcke wirkenals gliedernde Elemente

Die Plaumltze auf dem Campus

Sechs Plaumltze strukturieren den oumlffent-lichen Raum innerhalb des Campus in Formeiner Platzsequenz Jeder Platz wurde aufdie Funktionen und Proportionen der jeweilsbenachbarten Baufelder abgestimmt

Die aumluszligere Erschlieszligung

Die Gestaltung des WU-Campus staumlrktdurch offene helle die Kommunikation foumlr-dernde Strukturen das Sicherheitsgefuumlhl derNutzerInnen Die attraktiven Freiraumlume ladenzum Verweilen ein und tragen zur Belebungdes Campusgelaumlndes bei ndash eine Grundvor-aussetzung fuumlr informelle soziale KontrollePotentielle Angstraumlume werden durch eineuumlbersichtliche Wegfuumlhrung vermieden alleZugaumlnge zur Tiefgarage sind natuumlrlich be-

lichtet Eine direkte Zuordnung der Gebaumlude-zugaumlnge zum oumlffentlichen Campusraum wirdangestrebt Der Campus ist grundsaumltzlichFuszliggaumlngerzone Die Garagenzufahrt fuumlrPKW und Hauptanlieferung ist beim oumlstli-chen Zugang situiert Muumlll wird dezentral inMuumlllraumlumen im Untergeschoszlig gesammeltund zum Ladehof in der Tiefgarage ver-bracht Fuumlr die Executive Academy und denwestlichen Teil des Baufeldes W2 sind ober-irdische Muumlllraumlume mit Zufahrtsmoumlglichkeitvorgesehen Die Zugaumlnge zur Tiefgaragesind auf den Plaumltzen 3 4 5 und 6 angeord-net Lichthoumlfe um die verglasten Treppen-haumluser bringen Tageslicht ins UntergeschoszligEs werden die Personenstroumlme die von derGarage kommen uumlber die Plaumltze in die Ge-baumlude geleitet Dies dient einerseits derSicherheit (keine oumlffentlichen Liftzugaumlngeim Untergeschoszlig mit Ausnahme der Anlie-ferung und der RollstuhlbenutzerInnen)andererseits wird dadurch eine urbaneSituation auf den Plaumltzen hergestellt mit derMoumlglichkeit zu informellen Kontakten httpwwwwu-wienacat

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Architektur

Der neue WU Campus schafft im Rahmen der europaumlischen Studienordnung eineraumlumliche Umsetzung der Bologna-Strukturen Die Optimierung der Infrastruktursteht im Sinne einer dienstleistungsorientierten Lehre im Vordergrund Das Raum-konzept unterstuumltzt ein Studieren und Forschen auf einem ganztaumltig und ganzjaumlh-rig geoumlffneten Campus

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Die einmalige Zusammenschau bestehtaus Werken von rund 70 Kuumlnstlern und

zeigt die erstaunliche Vielfalt an hohenBegabungen durch die sich das hollaumlndischeGoldene Jahrhundert auszeichnet

Das reiche thematische Spektrum spie-gelt die buumlrgerliche Kultur des Landes widerund umfaszligt die heimische wie die idealisier-te Landschaft die Stadtansicht und dasMeeresstuumlck sowie das Portrait das Bauern-genre den buumlrgerlichen Alltag und dasBlumenstillleben Als Kristallisationspunktder Ausstellung praumlsentiert sich Rembrandtin seiner genialen Vielseitigkeit

Das Goldene Zeitalter

Im 17 Jahrhundert erlebten die Nieder-lande eine einmalige Bluumlte im Bereich derWirtschaft in zahlreichen Zweigen des Ge-werbes ndash insbesondere des Schiffsbaus ndash undder bildenden Kuumlnste Nach der Trennung

der Noumlrdlichen von den Suumldlichen Nieder-landen im Jahr 1579 uumlbernahm Amsterdamvon Antwerpen die Monopolstellung alsweltweit wichtigster Umschlagplatz fuumlr denSeehandel Aus den ost- und westindischenKolonien bezogen die Niederlaumlnder die dieWeltmeere zum Groszligteil beherrschten ihreReichtuumlmer Die Tatsache daszlig in der Repub-lik der Sieben Vereinigten Niederlande diePatrizier und die Buumlrger die fuumlhrende Rollespielten war im internationalen Vergleichein auszligergewoumlhnliches Phaumlnomen Fuumlr diebildenden Kuumlnste war diese Situation vonentscheidender Bedeutung Der Besitz vonKunstwerken wurde fuumlr die wohlhabendenHausbesitzer die ihre Interieurs mit Oumllge-maumllden aber auch mit Arbeiten auf Papierund Pergament ausstatteten zum Statussym-bol gesammelt wurde aber auch aus reinemInteresse Erworben wurden die begehrtenObjekte im Handel oder unmittelbar von den

Kuumlnstlern Diese wiederum durch den freienMarkt zu einer groszligen Produktion angeregtentfalteten binnen kurzer Zeit eine Vielzahlan innovativen lebensnahen Bildgattungendie dem Geschmack und den Beduumlrfnissendes Kaumluferpublikums und auch ihrer eigenenOrientierung entsprachen Zu nennen sind hierin erster Linie die heimische Landschaft ndashderen Entdeckung zu den Pionierleistungendes niederlaumlndischen Goldenen Jahrhundertszaumlhlt ndash die Stadtansicht das Marinestuumlckdas Genrebild und das Stillleben Auch diePortraumltkunst stand im Zeichen der buumlrger-lichen Kultur und erlebte ndash als Ausnahmeer-scheinung innerhalb der international ge-pflegten aristokratischen Bildnis-Tradition ndasheine ungekannte Bluumlte Mit groszligem Erfolgkonzentrierten sich zahllose Kuumlnstler auf be-stimmte Spezialgebiete Diese Aufteilung inverschiedene Spezialismen wirkte sich auchauf die technische Praxis aus Neben der

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Kultur

Aelbert Cuyp Weide mit Kuumlhen und Hirten 1641-43 copy Residenzgalerie Salzburg

Das Zeitalter RembrandtsDie Ausstellung von 4 Maumlrz bis 21 Juni 2009 zeigt in der Albertina Wien rund150 Werke aus dem eigenem Bestand des niederlaumlndischen 17 Jahrhunderts

ergaumlnzt um ca 40 Oumllbilder aus oumlsterreichischen und internationalen Sammlungen

Malerei spielte die Zeichnung im niederlaumln-dischen 17 Jahrhundert eine weitgehendautonome Rolle Abgesehen von den demeigenen Gebrauch dienenden bdquonach demLebenldquo gezeichneten Studien stimmten dieKuumlnstler ihre zeichnerische Produktion viel-fach auf den kommerziellen Bedarf ab Ge-fragt waren nicht nur minutioumls durchgefuumlhr-te oft groszligformatige Kompositionen die derRaumausstattung dienten auch die intimengleichsam spontan nach der Wirklichkeitgezeichneten im Grunde aber sorgfaumlltigkomponierten monochromen Skizzen fan-den reiszligenden Absatz Dabei wirken diesefuumlr den Markt geschaffenen zumeist signier-ten und datierten Werke keineswegs glattoder routiniert sondern zeichnen sich ndash imGegenteil ndash oft durch ein Houmlchstmaszlig anSubtilitaumlt aus Charakteristischerweise ver-mitteln die auf Papier oder Pergament aus-gefuumlhrten Arbeiten aufgrund der Vielzahl anTechniken Funktionen und Anwendungsbe-reichen ein weitaus differenzierteres Bild alsdie Oumllgemaumllde

Die niederlaumlndischenZeichnungen der Albertina

Diese kaleidoskopische Vielfalt an kuumlnst-lerischen Begabungen und technischen Aus-praumlgungen findet im Albertina-Bestand derniederlaumlndischen Zeichnungen des 17 Jahr-hunderts die zum Groszligteil von ihrem Gruumln-der Herzog Albert von Sachsen-Teschenerworben wurden ihren eindrucksvollenNiederschlag Mit einem erstaunlichem Ge-spuumlr fuumlr ausgewogene Repraumlsentanz undkuumlnstlerische Qualitaumlt baute der prominenteSammler ndash durch seine Generalstatthal-terschaft (1781-1792) der OumlsterreichischenNiederlande in Bruumlssel mit diesem Gebietvertraut ndash seinen Bestand der niederlaumlndi-schen Zeichnungen auf So sind neben demhohen Anteil an Zeichnungen von Rem-brandt und anderen groszligen Kuumlnstlern zahl-reiche Raritaumlten von weniger bekanntenaber houmlchst bemerkenswerten Talenten an-zutreffen Obwohl sich die Zuschreibungs-lage vor allem bei den groszligen Meistern seit-dem oft dramatisch geaumlndert hat ist dieAnzahl der einwandfrei zuordenbaren Werkeimmer noch so groszlig daszlig die Albertina heutein der Lage ist aus eigenem Bestand einenrepraumlsentativen und hochrangigen Uumlberblickuumlber die Zeichenkunst des niederlaumlndischenGoldenen Jahrhunderts zu bieten ndash ergaumlnztum eine konzentrierte Auswahl von Houmlhe-punkten aus dem Bereich der DruckgraphikDaszlig das Gesicht der Ausstellung zu einemwesentlichen Teil von sorgfaumlltig bearbeite-

ten vollstaumlndig durchgefuumlhrten Zeichnun-gen bestimmt wird die dem Charakter unddem Status von Oumllbildern nahe kommen istauf zwei Faktoren zuruumlckzufuumlhren Erstensist diese auf Repraumlsentation ausgerichtete Dar-stellungsart im niederlaumlndischen 17 Jahr-hundert uumlberhaupt reich vertreten zweitenszeigte Herzog Albert dem Geschmack undder Orientierung seiner Zeit entsprechendgerade fuumlr solche bdquoBilder auf Papierldquo einbesonderes Interesse Waumlhrend sich die 1993von der Albertina veranstaltete AusstellungbdquoDie Landschaft im Jahrhundert Rembrandtsldquoeinem umfassenden Spezialgebiet gewidmethat entfaltet sich in der gegenwaumlrtigen Aus-wahl das ganze thematische Spektrum desniederlaumlndischen 17 Jahrhunderts Ergaumlnztwerden die insgesamt 150 Albertina-Blaumlttervon denen viele bislang nicht oder kaumpubliziert wurden von rund 40 herausragen-den Oumllbildern aus oumlsterreichischen und inter-

nationalen Sammlungen Die Gemaumllde tre-ten mit den Arbeiten auf Papier und Per-gament in einen anregenden und vielschich-tigen Dialog

Zur Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich zum Groszlig-teil chronologisch in zeitlich bestimmte oderthemenorientierte Gruppen im Einzelfall ndashso bei Rembrandt Harmensz van Rijn undJan van Goyen ndash steht eine Kuumlnstlerpersoumln-lichkeit im Mittelpunkt

Tradition und Aufbruch

Dieser Abschnitt ist der Zeit um 1600 ge-widmet in der sich in der Landschaftskunstwie auch in der Tier- Portraumlt- und Genre-darstellung der faszinierende Uumlbergang vomflaumlmisch dominierten Spaumltmanierismus zuverschiedenen Formen des Realismus voll-

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Kultur

Rembrandt Harmensz van Rijn Selbstbildnis am Fenster auf einer Radierplattezeichnend 1648 copy Albertina Wien

zog Zu den wichtigsten Kuumlnstlern dieserGruppe zaumlhlen Hendrick Goltzius JacobMatham Jacques de Gheyn Jacob undRoelandt Savery Gillis van ConinxlooDavid Vinckboons

Aspekte des fruumlhen Realismus

Aus den Beispielen dieser Gruppe gehthervor wie die niederlaumlndischen Kuumlnstler zuBeginn des 17 Jahrhunderts die sichtbareWirklichkeit allmaumlhlich erobert haben Pio-niere der neuen realistischen Landschafts-gattung die sich zunaumlchst in Haarlem entfal-tete waren Esaias van de Velde und dessenCousin Jan van de Velde II Im weiter oumlstlichgelegenen Kampen wiederum entwickelte

Hendrick Avercamp in seinen dicht bevoumll-kerten Eisszenen und sommerlichen Fluszlig-ansichten eine ganz eigene hollaumlndisch ge-praumlgte Bildsprache die von der Buntheit flauml-mischer Beispiele inspiriert wurde Voneinem akribischen Realismus sind die Por-traumltzeichnungen des Leidener KuumlnstlersDavid Bailly

Jan van Goyen und sein Kreis

Aufgrund seiner uumlberragenden Bedeu-tung wird dem Maler und Zeichner Jan vanGoyen ein eigenes Kapitel gewidmet In den1630er- und 1640er-Jahren war dieser Kuumlnst-ler der Hauptvertreter der monochromen alstonalistisch bezeichneten Richtung der Land-schaftsmalerei Als Zeichner war er vorallem in den 1650er Jahren produktiv wobeier ndash ebenso wie der Mitbegruumlnder der tonali-stischen Richtung Pieter de Molyn ndash dieschwarze um graue Lavierungen ergaumlnzteKreide zur Wiedergabe atmosphaumlrischerEffekte einsetzte Mit der Malerei von Janvan Goyen zeigen die stimmungsvollenFluszligansichten von Salomon van Ruysdaeleine besondere Affinitaumlt

Rembrandt Harmensz van Rijn

Den Kristallisationspunkt der Ausstel-lung bildet die Gruppe von GemaumlldenZeichnungen und Radierungen von Rem-brandt der als genialer Einzelgaumlnger dievielfaumlltigsten Anregungen zu einer einmali-gen Synthese fuumlhrte In der hier gezeigtenAuswahl die sich zeitlich von den fruumlhenLeidener Jahren um 1626 bis zur spaumltenSchaffenszeit um 1660 erstreckt zeigt sich

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Kultur

oben Rembrandt Harmensz van RijnJunge Frau bei der Toilette um 1635copy Albertina Wien

rechts Adriaen van OstadeDorfschenke mit vier Figuren 1635copy Residenzgalerie Salzburg

das ganze Spektrum seines universellenKuumlnstlertums wie auch seiner technischenund thematischen Vielseitigkeit Vertretensind das Historienbild ndash die fuumlr Rembrandthoumlchste und anspruchsvollste Stufe derMalerei ndash die Landschaft das Bildnis dasAutoportraumlt sowie die Figuren- und Tier-darstellung Die Radierungen und Kaltnadel-arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasenzeugen von seinem fortwaumlhrenden Drang zumExperiment der in den verschiedenen Druck-zustaumlnden der bdquoKreuzigungldquo und bdquoChristuswird dem Volke vorgefuumlhrtldquo an kaum fassba-re Grenzen reicht

Bildnis Figur und Genre

Dieses groszlige Kapitel konzentriert sichauf die zweite Jahrhunderthaumllfte und umfasstverschiedene Kuumlnstlergruppen und Themen-kreise Die Rembrandt-Schuumller GovaertFlinck Nicolaes Maes und Gerbrand vanden Eeckhout entwickelten das bei ihremLehrer geuumlbte von Lichtwirkungen geleiteteStudium bdquonach dem Lebenldquo in divergierendeRichtungen weiter Zu den beruumlhrendstenWerken der Ausstellung zaumlhlt zweifellos daslaumlchelnde kleine Selbstbildnis von Mosester Borch einem houmlchst talentierten Zeich-ner und jungverstorbenen Bruder des groszligenMalers Gerard ter Borch In den bildmaumlszligi-gen Zeichnungen des Haarlemer Portraumlt-kuumlnstlers Cornelis Visscher und in denFigurenstudien seiner gleichfalls in Haarlemtaumltigen Kollegen Cornelis Dusart und Salo-mon de Bray wirkt die uumlberragende Golt-zius-Tradition immer noch nach Das imniederlaumlndischen Goldenen Jahrhundert ent-wickelte Bauerngenre wird hier durch eineGruppe von Gemaumllden und Zeichnungen derBruumlder Adriaen und Isaac van Ostade her-ausragend vertreten

In der Nachfolge der van Ostades tratCornelis Dusart durch sorgfaumlltig ausgefuumlhrteStudien von Einzelfiguren wie auch durchgroszligformatige Aquarelle auf Pergament her-vor Eine eigene Gattung bildeten die reichdetaillierten buumlrgerlichen Interieurszenender Leidener Feinmalerei die sich durch dieakribische Wiedergabe von kostbaren undglaumlnzenden Materialien auszeichnen EinHauptkuumlnstler dieser Richtung Frans vanMieris I ist hier als Maler wie auch alsZeichner praumlsent Eine jeweils eigene Bezie-hung zur Feinmalerei zeigen Michiel vanMusscher ndash von ihm ist eine bemerkenswer-te Atelierszene zu sehen ndash und der weitgerei-ste Jacob Toorenvliet mit seinen Aquarellenund Kupfertaumlfelchen von volkstuumlmlichenHalbfiguren

Die Vielfalt der Landschaft

Diese Gruppe zeugt von den vielenErscheinungsformen der niederlaumlndischenLandschaftskunst sowie der zur bdquoStadtland-schaftldquo gehoumlrenden Architekturmalerei zwi-schen etwa 1640 und 1680 KlassischeGroumlszlige und minuzioumlse Detailtreue sind hiergleichzeitig anzutreffen Die weitraumlumigelichtuumlberflutete Flachlandschaft praumlsentiertsich hier vor allem in Gemaumllden und Zeich-nungen von Aelbert Cuyp Dichte majestaumlti-sche Waldansichten wiederum waren dieSpezialitaumlt von Kuumlnstlern wie Jacob vanRuisdael Simon de Vlieger AnthonieWaterloo oder Cornelis Hendricksz VroomEine Auswahl von Zeichnungen und Ge-maumllden von Aert van der Neer beleuchtetdessen uumlberragende Bedeutung fuumlr dieNachtlandschaft Allart van Everdingen ver-trat den skandinavischen LandschaftstypusZu den zahlreichen Ergebnissen der durchEuropa reisenden Kuumlnstler zaumlhlen die vonLambert Doomer gezeichneten subtil aqua-rellierten Loire-Ansichten In seinen lavier-ten Federzeichnungen wiederum schlieszligt

dieser Kuumlnstler an die helldunkel-Effektevon Rembrandt an Auch in den Land-schaftsblaumlttern von Johannes Leupenius undPhilips Koninck ist der Einfluszlig des groszligenMeisters immer noch wirksam Eine Reihevon beruumlhmten und weniger bekanntenjedoch bemerkenswerten Talenten befaszligtesich mit dem Stadtpanorama der Architek-turdarstellung und der intimen Wiedergabetopografischer Motive Ein breites Spektruman kuumlnstlerischen Auffassungen entfaltetsich hier in den Stadtansichten von Jan deBisschop Gerrit Battem Allart van Ever-dingen und Valentijn Klotz als hochorigi-nelle Begabung erweist sich der Amateur-zeichner Abraham Rutgers Seidenkaufmannvon Beruf Von Pieter Saenredam dem be-ruumlhmtesten Architekturmaler ist hier einlichtdurchflutetes aquarelliertes Kirchen-interieur zu sehen In der zweiten Jahrhun-derthaumllfte vollzog sich neben den vielen For-men der wirklichkeitsnahen Landschaft eineRenaissance der detailliert ausgefuumlhrtenimaginaumlren Szenerien die unverkennbar vonaumllteren Kuumlnstlern wie Pieter Bruegel oder

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Kultur

Salomon van Ruysdael Seelandschaft mit Segler nach links um 1650copy Residenzgalerie Salzburg

Roelandt Savery inspiriert wurden Charak-teristisch fuumlr diese retrospektive Tendenzsind die gemalten und gezeichneten bdquoRhein-fantasienldquo von Herman Saftleven einenkraumlftigen Akzent setzt Gerrit Battem mit sei-nen uumlberaus detaillierten bunten Gouachenvon Fantasielandschaften

Marinebild

Eine konzentrierte Auswahl an Zeich-nungen und Gemaumllden zeigt mehrere Haupt-vertreter dieser typisch niederlaumlndischenBildgattung darunter Willem van de Velde Iund II (Vater und Sohn) Allart van Ever-dingen Salomon van Ruysdael Simon deVlieger Hendrik Dubbels und Ludolf Bak-huizen Die stolze Praumlsentation von Handels-und Kriegsschiffen sowie die Wiedergabevon Seeschlachten waren mit einem nationa-len Selbstbewuszligtsein verknuumlpft gleichzeitigbot die Marinethematik den Kuumlnstlern reich-

lich Gelegenheit ihr Koumlnnen in bezug aufdie Wiedergabe wechselnder Lichtstimmun-gen dramatischer Wolkenhimmel und atmo-

sphaumlrischer Weiten eindrucksvoll unter Be-weis zu stellen

Die Niederlaumlnder und Italien

Dieses Kapitel umfaszligt mehrere Genera-tionen von Kuumlnstlern die in den Suumlden ndash vorallem nach Rom ndash gereist sind um sich dortoft jahrelang dem Zusammenspiel zwischendem blendenden Sonnenlicht der Architek-tur und der Landschaft zu widmen Nachihrer Ruumlckkehr loumlsten Kuumlnstler wie Cornelisvan Poelenburch Bartholomeus BreenberghJan Both und viele andere in ihrem eigenenLand die Ausbildung eines suumldlichen pasto-ralen Genres aus zu den beruumlhmtesten bdquoda-heimgebliebenenldquo Italianisanten gehoumlrenNicolaes Berchem und Jan de Bisschop Bisnach Malta zog Willem Schellinks von demhier eine von suggestiven Lichteffekten ge-praumlgte Zeichnung vom Hafen von La Vallet-ta zu sehen ist

Das Stillleben

Zwei unterschiedliche Kuumlnstlerpersoumlnlich-keiten vertreten diese Bildgattung die bis ins18 Jahrhundert gebluumlht hat Um 1700 fuumlhrteHerman Henstenburgh von Beruf Pasteten-baumlcker seine sehr detaillierten Obst- undFruumlchtestillleben mit Aquarell- und Deck-farben auf einer feinen Pergamentsorte ausIm Gegensatz zu diesem vor etwa 30 Jahrenwiederentdeckten Talent zaumlhlt Jan van Huy-sum seit jeher zu den beruumlhmtesten Malernvon houmlchst kultivierten Obst- und Blumen-arrangements Der Kontrast zwischen der er-staunlichen Detailgenauigkeit seiner kolori-stisch brillanten Gemaumllde und dem sponta-nen skizzenhaften Duktus seiner haumlufig aqua-rellierten Kreidezeichnungen laumlsst sich indieser Auswahl exemplarisch beobachten httpwwwalbertinaat

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Kultur

Herman Henstenburgh Fruumlchtestilleben mit Fink und maritimen Schneckenhaumlusern1700 copy Albertina Wien

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Die Landesgalerie Linz praumlsentiert imRahmen der Europaumlischen Kulturhaupt-

stadt Linz 2009 die europaumlische Kuumlnstler-persoumlnlichkeit Henri de Toulouse-LautrecMit dieser zweifachen Betonung von Europaim Kontext eines konkreten Ausstellungs-projektes verknuumlpfen die Oberoumlsterreichi-schen Landesmuseen mehrere Hinweise aufdas Zustandekommen der Ausstellung undauf die Grunduumlberlegungen des kuratori-schen Konzeptes Im Sinne des Ausstel-lungstitels faumlllt der bdquointime Blickldquo Henri deToulouse-Lautrecs auf eine Bildwelt der inihrer formalen und ikonografischen Umset-zung einerseits eine Schluumlsselfunktion fuumlrdie Etablierung der modernen Kunst am Endedes 19 Jahrhunderts in Europa zukommt

In diesem zeitlichen Umfeld und im Kon-text der Metropole Paris vermittelt der Kuumlnst-ler andererseits auch ein gesellschaftlichesBild das sowohl den Glanz als auch die Hy-briditaumlt der Belle Epoque zu erkennen gibt

1901 im Alter von knapp 37 Jahren ver-storben repraumlsentiert Toulouse-Lautrec alsMensch und Kuumlnstler durch seine adeligeAbstammung seine gesundheitlichen undkoumlrperlichen Einschraumlnkungen und seineLebensfuumlhrung selbst die Bruumlchigkeit einerZeit die seine Existenz und sein von akade-mischen Traditionen weitgehend geloumlsteskuumlnstlerisches Werk bestimmte In Tou-louse-Lautrecs Œuvre treffen vom PariserNachtleben dynamisierte Bildkonzepte aufbehutsame Beobachtung von Menschen undsubtil erfaszligte Momentaufnahmen des gesell-schaftlichen Lebens Eben dieser Spannunggilt das kuratorische Interesse der nunmehri-gen Ausstellung Sie verdeutlicht dabei vorallem den Aspekt der Authentizitaumlt einesWerks das von Frankreich ausgehend inter-national reuumlssierte und durch die konkreteWirkungs- und Rezeptionsgeschichte als einbesonders signifikanter Beitrag des europaumli-schen Kuumlnstlers zur Weltkunst bezeichnetwerden kann

Der raumlumliche Ablauf ist nach Themengegliedert und widmet sich Aspekten wiedem fruumlhen adeligen Landleben Familie undFreunden sowie dem Leben in der Groszlig-

stadt Dort spielen dann Frauen und das Ver-gnuumlgungen eine zentrale Rolle denen er sichbeispielsweise in dem herausragenden Map-penwerk bdquoEllesldquo widmete Selbstverstaumlnd-lich werden auch zahlreiche seiner Plakategezeigt mit denen er die Farb-Lithografierevolutionierte und die ihn so uumlberaus popu-laumlr machten

Das Jahr 2009 erlaubt fuumlr das Linzer Pro-jekt noch eine zweite zeitliche AnmerkungDie Ausstellungsrealisierung erfolgt genau100 Jahre nach der ersten monografischen

Praumlsentation von Henri de Toulouse-LautrecsWerken in Oumlsterreich Die Ausstellung derGalerie Miethke fand 1909 in Wien statt unduumlbte nachhaltigen Einfluss auf Kuumlnstler wieetwa Egon Schiele aus Auf diese Thematikwird im Gotischen Zimmer der Landes-galerie eingegangen Zu jener Zeit erlebteauch das Werk des seit Jahrzehnten mit denOberoumlsterreichischen Landesmuseen ver-bundenen Kuumlnstlers Alfred Kubin wichtigeAnerkennung und Wertschaumltzung So ent-stand die Idee beide Kuumlnstlerpersoumlnlich-

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Kultur

Henri de Toulouse-Lautrec Le jeune Routy agrave Ceacuteleyran 1882 Oumll auf Leinwand61 x 50 cm copy Museacutee Toulouse-Lautrec Albi France

raquoDer intime BlicklaquoMit seinen ungeschminkten Szenen des pulsierenden Pariser Nachtlebens rund umden Montmartre ist Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) beruumlhmt geworden

Das Oberoumlsterreichische Landesmuseum in Linz widmet dem franzoumlsischenKuumlnstler eine Ausstellung die von 28 Februar bis 7 Juni 2009 zu sehen ist

keiten ins Zentrum eines institutionellenDialoges zwischen dem Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und der Landesgalerie Linzam Oberoumlsterreichischen Landesmuseum zustellen Auf die Ausstellung in Linz folgendist eine Ausstellung mit Arbeiten von AlfredKubin in Albi geplant

Gleichzeitig konzipiert die Landesgalerieschon 2009 und parallel zur Ausstellung vonToulouse-Lautrec eine eigene Praumlsentationzum Frauenbild bei Kubin im Kubin-Kabi-nett und ermoumlglicht dadurch einen bislangeinmaligen Vergleich zweier Œuvres

Durch das groszligzuumlgige Entgegenkommendes Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und diekollegiale Zusammenarbeit mit seiner Direk-torin Daniegravele Devynck kann die Landesga-lerie den gemeinsam mit Alain Tapieacute ausge-arbeiteten kuratorischen Ansatz des intimenBlicks von und auf Toulouse-Lautrec mitsignifikanten Beispielen und in der ange-strebten thematischen Differenziertheit vor-stellen Wesentliche Beobachtungen wurdenzudem durch Werke aus privaten und oumlffent-lichen Sammlungen in Belgien FrankreichDeutschland Spanien Groszligbritannien derSchweiz den Vereinigten Staaten von Ame-rika sowie den Niederlanden moumlglich

Henri de Toulouse-Lautrec(1864-1901)

Henri-Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa kam am 24 November 1864in Albi als Sproszlig einer alteingesessenenfranzoumlsischen Adelsfamilie zur Welt SeineMutter Adegravele Tapieacute de Ceacuteleyran war mitihrem Cousin ersten Grades Graf Alphonsede Toulouse-Lautrec verheiratet Henri wuchsin einer liebevollen Umgebung auf und ver-brachte sein Leben auf den Schloumlssern Boscin Rouergue im Norden von Albi gelegenund Ceacuteleyran nahe Narbonne

Lautrec litt an einer angeborenen Kno-chenkrankheit die vermutlich auf die Bluts-verwandtschaft seiner Eltern zuruumlckzufuumlh-ren ist und das Schicksal des jungen Manneslenkte Im Jahr 1878 brach er sich den linkenOberschenkel als er im Wohnzimmer seinesGeburtshauses von einem niedrigen Stuhlaufstand und ausrutschte im Jahr daraufdurch einen banalen Sturz das andere BeinBewegungsunfaumlhig fuumlr mehrere Monateverbrachte er seine Tage zunaumlchst zeichnendspaumlter malend und entwickelte eine Vorliebefuumlr seine Umgebung eine Gabe die sichbereits in sehr jungen Jahren gezeigt hatteund zu seiner Berufung wurde

Ab dem Jahre 1882 absolvierte Toulouse-Lautrec seine Ausbildung zunaumlchst im aka-

demischen Atelier von Leacuteon Bonnat dann indem von Fernand Cormon am MontmartreKonfrontiert mit all den kuumlnstlerischen Be-wegungen die er in Paris entdeckte ver-pflichtete er sich der Moderne und wurdenicht nur zum Darsteller sondern ebensozum Zeugen der Bohegraveme am Montmartreder ihm seine Inspiration lieferte

Als Portraumltmaler machte er die damaligenBeruumlhmtheiten des Pariser Nachtlebens wieAristide Bruant Jane Avril Yvette Guilbertund Loiumle Fuller unsterblich und befaszligte sichmit der einfachen Alltagsrealitaumlt der Prosti-tuierten in Bordellen Das Theater dieComeacutedie-Franccedilaise das Vaudeville und dieAvantgarde-Buumlhnen fuumlr die er Programmeund Dekor entwarf trugen zu seiner unstill-baren Vorliebe fuumlr die Tragikkomoumldie desmenschlichen Daseins bei Er war in denverschiedensten Bereichen ein Neuerer und

revolutionierte die Illustration und die ange-wandten Kuumlnste

Die 31 Plakate die er zwischen 1891 und1900 entwarf beeindrucken durch ihre Kraftund ihre meisterhafte Simplifizierung desBildes und machen aus ihm einen Vorreiterder Plakatkunst des 20 Jahrhunderts Seinelithografische Produktion umfaszligt 361 Druck-platten die den virtuosen Charakter seinerKunst ausdrucksvoll und elegant klar her-vorheben

Henri de Toulouse-Lautrec fuumlhrte seinLeben im Rhythmus seiner kuumlnstlerischenProduktion Sein versessenes Arbeiten aberauch die Genuumlsse und der Alkoholmiszligbrauchverschlechterten nach und nach seinen Ge-sundheitszustand Er starb am 9 September1901 auf Malromeacute in Gironde dem Landgutseiner Mutter httpwwwlandesgalerieat

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Henri de Toulouse-Lautrec La clownesse assise (Mademoiselle Cha-U-Ka-O) ausder Serie raquoElleslaquo 1896 Lithografie 527 x 405 cm copyVan Gogh Museum Amsterdam

In enger Zusammenarbeit mit dem Kuumlnst-ler zeigt das MdM Moumlnchsberg in Salz-

burg einen Uumlberblick uumlber das Œuvre vonGeorg Baselitz (geboren 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der ehemDDR) aus den Jahren 1960 bis 2008 Bei-nahe fuumlnfzig Jahre umfassend zeichnet sichdas Schaffen von Georg Baselitz durch eineVielzahl unterschiedlicher Phasen und Her-angehensweisen aus Er selbst bezeichnetdiese als bdquoMethodenldquo Die Ausstellung imMdM Moumlnchsberg ist die erste Museums-retrospektive in Oumlsterreich seit 1992

Schon in den fruumlhen 1960er Jahren zeich-net sich Baselitzrsquo bdquoStilldquo durch seine unkon-ventionelle Malweise und die irritierendeund provokative Wahl aus 1957 hat er dieDDR und die Kunsthochschule Berlin-Weiszligensee wegen bdquostaatsbuumlrgerlicher Unrei-feldquo verlassen muumlssen und begonnen an derHochschule der bildenden Kuumlnste in West-Berlin zu studieren

1961 veroumlffentlicht er gemeinsam mitdem Malerfreund Eugen Schoumlnebeck dasbdquo1 Pandaumlmonische Manifestldquo in dem er zumersten Mal seine Haltung gegen das Stim-mige und Konventionelle die sein gesamtesŒuvre durchziehen proklamiert BaselitzrsquoGemaumllde entstehen spontan die Zeichnungexistiert als eigene Werkgruppe parallel zurMalerei und Skulptur und fungiert nicht alsVorbereitung eines Gemaumlldes Die Bildersind von Anbeginn von einer groben Mal-weise und einem unkonventionellen Bildauf-bau gepraumlgt und klammern Regelmaumlszligigkeitund festgelegte Kategorien beharrlich ausSinnbild fuumlr diese Haltung sind zunaumlchst dieWerke zum bdquoPandaumlmoniumldquo sowie die bdquoIdo-leldquo vor allem aber die so genannten bdquoneuenTypenldquo ndash monumental aufgefaszligte HirtenHelden Kuumlnstler Rebellen die mit entspre-chenden Attributen ausgestattet einen heroi-schen Kampf zu fuumlhren scheinen

Die bdquoGruumlnerldquo-Bilder die zur gleichenZeit entstehen beziehen sich auf BaselitzrsquoAuseinandersetzung mit russischer Literaturund den darin thematisierten Revolten zwi-schen Rechten Weiszligen Roten und soge-nannten Gruumlnen ndash den Partisanen Die fol-genden bdquoFrakturbilderldquo sind logische Folgeder Aufloumlsung der Form in den spaumlten

1960er Jahren und reflektierten den Kubis-mus Doch im Gegensatz zur Abstrahierungdes Kubismus entscheidet sich Baselitzdafuumlr seine Bilder zu zergliedern aufzulouml-sen Er fuumlgte die Fragmente jedoch nicht zu-sammen sondern belaumlszligt deren einzelneElemente als solche als Frakturen sichtbarwodurch er den eigentlichen Bildraum auszligerKraft setzt

Gegensatz und Widerspruch stehen seit-dem im Zentrum von Georg Baselitzrsquo Schaf-

fen Ihm geht es primaumlr um eine Oppositionzur Konvention zur Kunst als Objekt destaumlglichen Gebrauchs Aus dieser Ansichtheraus sowie seiner Praxis die Gemaumllde aufdem Boden liegend zu malen entstehen dieersten Leinwaumlnde die gedreht und bdquokopf-uumlberldquo gestellt werden als Widerspruch zubereits Existierendem und GewoumlhnlichemBaselitz versteht sie als Umsetzung seinerdamals aktuellen Denkmethode WernerSpies spricht von Baselitzrsquo Bilderkosmos als

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Georg Baselitz Gemaumllde undSkulpturen 1960 ndash 2008

Ausstellung im MdM Moumlnchsberg von 28 Februar bis 21 Juni 2009

Georg Baselitz B fuumlr Larry 1967 Oumll auf Leinwand 250 x 200 cmFriedrich Christian Flick Collection

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bdquoKopfstand der Weltldquo In den spaumlten 1960erJahren mischen sich Motive die auf demKopf stehen mit jenen die bdquonormalldquo positio-niert sind beispielsweise in dem bekanntenGemaumllde bdquoB fuumlr Larryldquo 1967

Die Werke von Baselitz werden somit ge-genstaumlndlich und ungegenstaumlndlich zugleichDas simpel anmutende Umkehren des Sujetsabstrahiert es auf formale wie inhaltlicheWeise

In den 1970er Jahren beginnt er Werke inFingermalerei-Technik zu schaffen derentechnische Bezeichnung auch im Titel auf-tritt Motive sind Landschaften genauso wieAkte Selbstbildnisse Adler ua Aus dieserMalweise entsteht ein freierer Umgang mitFarbe und Material welcher schlieszliglich inden 1980er Jahren zu Werken fuumlhrt in denenFarbe und Form im Zentrum seiner bdquoMe-thodeldquo stehen das Sujet allerdings nach wievor umgekehrt bleibt

Mit den Bildern der 1990er Jahre veraumln-dert Baselitz erneut die Farbigkeit seinerGemaumllde und fuumlhrt eine leichte pointili-stisch inspirierte Maltechnik ein Teil der seitden 1990er Jahren entstandenen Werke sindua die bdquoRussenbilderldquo eigentliche Erinne-rungsbilder in denen er sich mit dem Sozia-listischen Realismus der offiziellen Aumlsthetikder ehemaligen Sowjetunion und der damitverbundenen Unterdruumlckung anderer kuumlnst-lerischer Ausdrucksformen beschaumlftigt die

er in der DDR selbst zu spuumlren bekommenhat und diese interpretiert Im Gegensatzzum kompositorischen Horror Vacui derbdquoVorbilderldquo haben seine Gemaumllde bewuszligteinen skizzenhaften Charakter verzichtenauf die Korrektur der Spuren welche durchFarbdosen auf der Leinwand entstehen undlassen Teile der Leinwand frei

Seine juumlngste Werkreihe die Baselitz alsRemix-Bilder bezeichnet bedeutet fuumlr ihnkein Kopieren aumllterer Werke sondern ver-steht sich als Reminiszenz auf deren Bedeu-tung und als Aktualisierung eines ThemasSujets welches als solches nicht mehr wie-derholbar nur zeitgenoumlssisch optimierbarist Das erste seiner Remix- Bilder beziehtsich auf das seinerzeitige Skandalbild bdquoDiegroszlige Nacht im Eimerldquo von 1963 bdquoBilder inOrdnung bringenldquo nennt Baselitz die Metho-de zur Neubearbeitung aumllterer Sujets in de-nen er auf viele Beispiele malerischer Tradi-

tion zuruumlckgreift und diese immer wiederneu anordnet

Exemplarisch fuumlr das skulpturale Schaf-fen das seit Ende der 1970er Jahre parallelzur Malerei entsteht werden fuumlnf Plastikeninkludiert von denen zwei ndash bdquoMeine neueMuumltzeldquo 2003 und bdquoFrau Ultramarinldquo2004 ndash als Pendants entstanden sind und inOumlsterreich erstmals gezeigt werden

Mit der Entwicklung seines OEuvres be-weist Georg Baselitz daszlig es auch in der ofttodgesagten Malerei immer wieder neue We-ge und Methoden gibt Es straft die AussageLuumlge daszlig bdquoschon alles gemacht wurdeldquo

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog-buch im DuMont Buchverlag mit einem Vor-wort von Toni Stooss einem kunsthistori-schen Essay von Rainer Michael Mason undeiner Erzaumlhlung von Ingo Schulze (208 Sei-ten 80 ganzseitige Farbabbildungen) httpwwwmuseumdermoderneat

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Georg Baselitz Der Hirte 1965 Oumll auf Leinwand 162 x 130 cm MUMOKLeihgabe der Ouml Stiftung Ludwig

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Georg Baselitz Meine neue Muumltze2003 Zedernholz und Oumllfarbe 31050 x 8350 x 107 cm Essl Museum

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Das MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik undMusiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

(KUG) wurde zehn Jahre geplant zwei Jahregebaut und konnte am 1 Maumlrz 2009 endlicheroumlffnet werden

Mit der Komposition bdquoMUMUTH open-ingldquo des KUG-Studenten Hannes Kersch-baumer begann der feierliche Festakt imMUMUTH-Saal anschlieszligend begruumlszligteKUG-Rektor Georg Schulz die geladenenGaumlste Es folgten Gruszligworte von WolfgangGleissner Geschaumlftsfuumlhrer der Bundesim-mobiliengesellschaft (BIG) MUMUTH-Ar-chitekt Ben van Berkel Buumlrgermeister derStadt Graz Siegfried Nagl Landeshaupt-mann-Stellvertreter Kurt Flecker und Bun-desminister Johannes Hahn dann richtetensich KUG-Rektor Georg Schulz und Rectoremeritus Otto Kolleritsch ans Publikum

Im Anschluszlig folgten die Ehrengaumlste einerVorstellung der bdquoZauberfloumlteldquo in der Inszenie-rung von Christian Poumlppelreiter aufgefuumlhrtvon KUG-Studierenden und -AbsolventIn-nen Fuumlr Kolleritsch gab es nach der Operein Fest um seine jahrzehntelange Taumltigkeitund seinen unermuumldlichen Einsatz fuumlr dieErrichtung des MUMUTH zu wuumlrdigen

Fuumlr die KUG stellt das MUMUTH einseit 1963 immer wieder eingefordertes zen-trales Uumlbungs- und Veranstaltungsgebaumludedar bdquoEndlich koumlnnen wir mit diesem archi-tektonisch herausragenden Gebaumlude unserenStudierenden Raum bieten um ihre kuumlnstle-rische Ausbildung weiter zu verbessern DieAufgabe einer Kunstuniversitaumlt ist es dieKunst stetig weiterzuentwickeln Dank demMUMUTH kann unser Publikum nun ver-staumlrkt an diesem spannenden Prozess teilha-benldquo so KUG-Rektor Georg Schulz

Geplant wurde das Gebaumlude vom re-nommierten hollaumlndischen ArchitekturbuumlroUNStudio von Ben van Berkel nach eineminternational ausgeschriebenen Wettbewerbmit 212 Einreichungen Das Projekt war be-reits als oumlsterreichischer Beitrag in der Bien-nale in Venedig ausgestellt

Den zentralen Bestandteil des MUMUTHbildet der groszlige Auffuumlhrungsraum der flexi-bel als Probe- und Arbeitsraum Konzertsaaloder Musiktheater genutzt werden sollDieser Raum der als bdquoBlack Boxldquo ausgebil-det wird ist von einem aus dem Erdgeschoss

ansteigenden Foyerbereich aus erschlossender sich nach Suumlden zum Innenhof und zumPark hin orientiert und an den alle verschie-denen Funktionen und Nutzer des Gebaumludesangeschlossen sind

Die zwei Proberaumlume sind am Suumld-Endedes Gebaumludes untergebracht Der Orchester-proberaum findet unter dem Foyer ebenerdigPlatz und hat eine direkte Sichtverbindungzum Park Im 3 Obergeschoszlig befindet sichdie Probebuumlhne des Musiktheaters Durchdiese Anordnung der Proberaumlume gelingteine optimale akustische Trennung dieserbeiden Bereich durch die Zwischenschaltungdes Foyerbereiches

Die Proberaumlume mit dem groszligen Saalwerden von der Universitaumlt zur Ausbildunggenutzt Es wurde im speziellen Bedacht aufdie Moumlglichkeit der Fremdnutzung des Or-chesterproberaumes und des groszligen Saalesauszligerhalb der universitaumlren Nutzungszeitengenommen Diese Raumlumlichkeiten koumlnnenangemietet werden fuumlr Veranstaltungen imSinne des Veranstaltungsgesetzes

Die akustische Qualitaumlt des Neubaus er-gibt sich aus den von der virtuell horizonta-len Spiralorganisation gebildeten bdquoZwischen-raumlumenldquo Diese fungieren als akustische Puf-ferzonen und Nebenwege fuumlr die Erschlies-sung und Verbindung der universitaumlren Ne-benfunktionen Somit entstehen Freiraumlume

die sich je nach Bedarf kreativ aneignen undnutzen lassen

Oumlffentliche Veranstaltungen bilden einenfixen und zentralen Bestandteil der Ausbil-dung der jungen Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-ler Wie schon derzeit im Theater im Palais(TIP) sollen verschiedene Produktionen ineiner Gegenuumlberstellung von Moderne undTradition und verschiedenste Sparten vonJazz uumlber Orchesterkonzerte Kammermu-sik Liedern bis zu Musiktheater zur Auf-fuumlhrung kommen

Erste Veranstaltungen

Im August 2008 wurde ein Groszligteil desGebaumludes von der Bauherrin der BIG an dieKUG uumlbergeben Nach Baubeginn im Maumlrz2006 konnte das 19 Millionen Euro Projektim Herbst 2008 von der KUG eingerichtetwerden im Februar fanden bereits zweiSparten des 7 Internationalen WettbewerbsbdquoFranz Schubert und die Musik der Moder-neldquo im MUMUTH statt

Erste oumlffentliche Veranstaltungen imMUMUTH sind Mozarts bdquoDie Zauberfloumlteldquoam 2 April startet das neu konzipierteaboMUMUTH mit einer Inszenierung derbdquoJohannes-Passion BWV 245ldquo im Buumlhnen-bild von Ben van Berkel (weitere Vorstellun-gen 4 6 und 8 April) httpwwwkugacat

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MUMUTHDas Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

wurde mit Neuer Musik und groszliger Oper eroumlffnet

MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

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An sechs verschiedenen Spielorten prauml-sentieren international renommierte

KuumlnstlerInnen ein auserlesenes Programmwelches sowohl Bezug auf das Reflektierender Passionsgeschichte nimmt als auch denAnspruch auf houmlchste kuumlnstlerische Qualitaumlterhebt

Ein Schwerpunkt des Festivalprogrammsist die szenische Umsetzung des Messiasvon Georg Friedrich Haumlndel in einer Insze-nierung von Claus Guth unter der musikali-schen Leitung von Jean-Christophe SpinosiWaumlhrend der Osterwoche wird der Musik-verein das Konzerthaus die Minoritenkir-che und Hofburgkapelle sowie das Semper-Depot und das Theater an der Wien bespielt

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang am4 April 2009 mit Luigi Cherubinis MessaSolenne in E-Dur und den bdquoSieben letztenWortenldquo von Joseph Haydn im WienerMusikverein Unter der musikalischen Leit-ung von Riccardo Muti spielen die WienerPhilharmoniker Solisten sind Ruth ZiesakMarianna Pizzolato Rainer Trost undAlexey Tikhomirov

Messiah ndash das Oratorium als Paraphraseuumlber die Erloumlsung der Menschheit szenischauf der Opernbuumlhne Nach dem groszligartigenErfolg mit Mozarts Lucio Silla in 2006 kehrtRegisseur Claus Guth fuumlr diese Neupro-duktion die bereits am 27 Maumlrz 2009 Pre-miere hat an das Theater an der Wien zu-ruumlck Jean-Christophe Spinosi dirigiert dasEnsemble Matheus und den Arnold Schoen-berg Chor (Ltg Erwin Ortner) Die Vors-tellungen am 3 und 6 April finden imRahmen des OsterKlang-Festivals statt

Drei zeitgenoumlssische Projekte davonzwei Urauffuumlhrungen bilden den zweitenSchwerpunkt des Festivalprogramms in Ko-produktion mit der Neuen Oper Wien zeigtdas Festival ab 4 April die oumlsterreichischeErstauffuumlhrung von The Last Supper vonHarrison Birtwistle in einer Inszenierungvon Philipp Harnoncourt im Semper-Depot

Am 7 April wird das multimediale Melo-dram Es ist Freitag und Gott ist nicht da vonHelmut Jasbar im Neuen Saal des Konzert-hauses zur Urauffuumlhrung gebracht SowohlText als auch Musik stammen von HelmutJasbar der in seinem Werk die elementareAngst vor dem diagnostizierten Tod und dar-

aus resultierenden extremen Gefuumlhlen ineiner Kontemplation uumlber Joseph HaydnsDie sieben letzten Worte unseres Erloumlsers amKreuze thematisiert Als

Sprecher ist der Schauspieler Peter Maticzu houmlren Die Komposition Totentanz desoumlsterreichischen Komponisten WolfgangSauseng nach einem Text des Schriftstellersund Anton-Wildgans-Preistraumlgers WolfgangHermann erfaumlhrt seine Urauffuumlhrung amKarfreitag (10 April 2009) in der Minoriten-kirche Unter der musikalischen Leitung vonJohannes Hiemetsberger singt der Chorussine nomine und es spielt das EnsembleAmarcord Wien

Die argentinische Mezzosopranistin Ber-narda Fink singt am 9 April Arien vonGeorg Friedrich Haumlndel und wird dabei vonWolfgang Schulz Franz Bartolomey undClaudio Brizi (Claviorganum) begleitetDieser auszligergewoumlhnliche Konzertabend mitdem Titel Haumlndel und Moderne bringt auchInstrumentalwerke von Bach Berio KurtaacutegScarlatti und Willi zum Klingen Alljaumlhrlichbegeistert Martin Haselboumlck mit seiner Wie-ner Akademie das Publikum des Oster-Klangs Das Programm fuumlr 2009 steht ganzim Zeichen von Georg Friedrich Haumlndel undJoseph Haydn jenen zwei groszligen Kompo-nisten deren Todesjahr wir 2009 gedenken

Am Ostermontag klingt das Festival mitmittelalterlichen Pilgergesaumlngen und Taumlnzenaus der Feder von Alfonso X bdquoEl Sabioldquo mitJordi Savall und seinem Ensemble Hespeacute-rion XXI in der Minoritenkirche aus

Karten fuumlr alle OsterKlang-Veranstal-tungen sind an den Tageskassen der Ver-einigten Buumlhnen Wien im Theater an derWien und Wien-Ticket-Pavillon am Karajan-platz erhaumlltlich Mit dem OsterKlang Trio-Ticket erhalten Kunden beim Kauf von der-selben Anzahl von Karten fuumlr drei Veran-staltungen eine Ermaumlszligigung von 20 httpwwwosterklangat

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OsterKlang Wien 2009Das 13 OsterKlang-Festival spannt seinen musikalischen Bogen uumlber eine Vielzahl

von auszligergewoumlhnlichen Projekten ndash von der Alten Musik bis zur Moderne

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang mit Luigi Cherubinis Messa Solenne in E-Dur undden raquoSieben letzten Wortenlaquo von Joseph Haydn im Wiener Musikverein

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Die Musik stammt von Frank Wildhorn(bdquoJekyll amp Hydeldquo) das Buch von Jack

Murphy bdquoRudolfldquo ist die Geschichte einesVisionaumlrs die wesentlichsten Motive sindLeidenschaft Selbstverleugnung und derMut eines Menschen der alle Talente einespolitischen Denkers aber kein Talent zurMacht hatte Seine Ideen haumltten die Welt deserstarrenden Habsburgerreiches veraumlndernsein Feuer ein neues Zeitalter eroumlffnen koumln-nen Aber der starre Hof und sein Ge-genspieler Ministerpraumlsident Taaffe verhin-dern jede Neuerung In dieser niederschmet-ternden Situation trifft Rudolf auf die groszligeLiebe Mary Vetsera Ihre Geisteshaltungihre Unbedingtheit geben ihm die Kraft biszum Letzten zu gehen ndash nach Mayerling ndashbdquoin Liebe verbunden bis in den Todldquo

2006 hatte die ungarische Version diesesWerkes ihre Urauffuumlhrung in ungarischerSprache am Budapest Operettszinhasz inCo-Produktion mit den Vereinigten BuumlhnenWien im Sommer desselben Jahres war dieProduktion bei den Open Air-Festspielen inSzeged zu sehen ndash nun wurde bdquoRudolfldquo inseiner Wiener Fassung am 26 Februar 2009in Wien uraufgefuumlhrt und erlebte seinedeutschsprachige Erstauffuumlhrung am Rai-mund Theater

Alle die bdquoElisabethldquo verehrt haben wer-den bdquoRudolfldquo lieben Ab 26 Februar 2009erweckten 24 Musiker des Orchesters derVereinigten Buumlhnen Wien und 32 Darstellerallabendlich die Geschichte von bdquoRudolfldquoauf der Buumlhne des Raimund Theaters zumLeben Fuumlr die Titelrolle des KronprinzenRudolf konnte Drew Sarich gewonnen wer-den in Wien bereits bestens bekannt undbeliebt aus seinen Engagements in bdquoHairldquobdquoBarbarellaldquo und bdquoJesus Christ SuperstarldquoNach Erfolgen in New York und Londonkehrt er nun als Rudolf nach Wien zuruumlckSeine Mary Baronesse Vetsera ist die New-comerin Lisa Antoni die mit ihrer Frischeund Strahlkraft in den Auditions uumlberzeugenkonnte Wiens Musicalfans duumlrfen sich freu-en daszlig Uwe Kroumlger wieder fuumlr eine Produk-tion der Vereinigten Buumlhnen Wien gewonnenwerden konnte ndash er uumlbernimmt den Part vonRudolfs Gegenspieler dem Ministerpraumlsi-denten Eduard Graf Taaffe Als Kaiser Franz

Joseph steht der aus Daumlnemark stammendeClaus Dam auf der Buumlhne des RaimundTheaters den Wienern bekannt durch seineEngagements in bdquoFreudianaldquo und bdquoKuszlig derSpinnenfrauldquo In der Rolle der Vermittlerinzwischen Mary und Rudolf Marie GraumlfinLarisch ist die unverwechselbare Vollblut-darstellerin Carin Filipcic zu Wietske vanTongeren die hinreiszligende bdquoIchldquo aus bdquoRe-beccaldquo verkoumlrpert Rudolfs ungeliebte FrauKronprinzessin Stephanie

Das Drama von Mayerling wird von deminternational anerkannten vielfach ausge-zeichneten Regisseur David Leveaux in Sze-ne gesetzt Fuumlr die Kostuumlme zeichnet dievielseitige Designerin Laura Hopkins ver-antwortlich fuumlr das Buumlhnenbild der britischeBuumlhnenzauberer Mike Britton

Zum Inhalt

1888 in Wien es gehen die Lichter anDas neu eroumlffnete Burgtheater erstrahlt inelektrischer Beleuchtung die ganze Ring-straszlige flimmert in neuem Glanz Alles funk-

tioniert so wie die gute Gesellschaft es kenntund sich wuumlnscht Die imperiale AutokratieFranz Josefs glaumlnzende Walzerfeste buumlrger-liche Heurigenseligkeit und ausklingendeGruumlnderzeit das uumlberstrahlt alle brodelndenpolitischen Konflikte auf der Straszlige Kaumeiner nimmt wahr daszlig in Europa bald dieLichter ausgehen werden

Einer der genau das vorausahnt istKronprinz Rudolf Er verzweifelt an dieserWelt und Zeit seine Ehe ein Joch die kuumlnf-tige Aufgabe ein Gefaumlngnis Er wird bespit-zelt seine Freunde verpruumlgelt er muszlig sichdem Deutschen Kaiser Wilhelm II freund-schaftlich widmen obwohl er ihn verab-scheut Er schreibt unter dem PseudonymJulius Felix fuumlr die liberale Presse und laumlszligtsich auf Verhandlungen mit Frankreich Eng-land und Ruszligland gegen eine Fortsetzungdes Zweibundes mit dem Deutschen Reichein

Da trifft ihn die Begegnung mit einer jun-gen weltgewandeten und fuumlr neue Ideen of-fenen Frau Mary Baronesse Vetsera diedurch ihre Tante Marie Graumlfin Larisch beiHofe eingefuumlhrt ist wie ein Blitzschlag Lie-be und Freiheit zugleich scheinen fuumlr einenAugenblick moumlglich zu sein Bei der Er-oumlffnung der Wirtschaftsausstellung kann derKronprinz einmal die Worte in aller Oumlffent-lichkeit sprechen die sein politisches Credosind Die Koalition derjenigen die ein offe-nes Europa wollen draumlngt ihn ihnen einUnterpfand zu geben Damit geraumlt er poli-tisch in eine ausweglose Situation Sehrschnell holt ihn die Realitaumlt durch die vaumlter-liche die kaiserliche Autoritaumlt wieder ein Erversucht noch seine Liebe zu schuumltzenMary zu uumlberreden ins Ausland zu gehenAber auch ihre Liebe zu ihm ist zu stark siebleibt So sieht er nur noch einen einzigenAusweg Zusammen werden sie nicht lebenkoumlnnen so werden sie zusammen sterben InMayerling Waumlhrend sich Wien im Walzerweiterdreht waumlhrend die Spitzel spionierenund der Oumlsterreichische Kaiser den Deut-schen Kaiser hofiert fallen im Jagdschloszligdie Schuumlsse die Rudolfs und Marys Lebendie Hoffnung und eine zum Greifen naheZukunft des morschen Reiches beenden httpwwwmusicalviennaat

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Kultur

Rudolf ndash Affaire MayerlingAngeregt durch den Roman raquoEin letzter Walzerlaquo von Frederic Morton

entstand dieses Musical uumlber die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Liebe zu Mary Vetsera

Drew Sarich als raquoKronprinz RudolflaquoClaus Dam als raquoKaiser Franz Josephlaquo

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Das bdquoLinz Europa Hafenfestldquo von 3 bis5 Juli 2009 ist der abschlieszligende

Houmlhepunkt der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash2009ldquo mit Hubert von Goisern AlsBotschafter fuumlr Linz09 war er per Konzert-schiff entlang der Fluumlsse Europas unterwegsZahlreiche seiner musikalischen Weggefaumlhr-tinnen und Weggefaumlhrten die die Tour mit-praumlgten treten beim Hafenfest gemeinsamauf So koumlnnen alle die es nicht mit bis zumSchwarzen Meer oder nach Amsterdam ge-schafft haben die spannendsten musikali-schen Begegnungen miterleben ndash zwar nichtan Bord aber doch gemeinsam mit Hubertvon Goisern auf der Buumlhne

bdquoDas Linz Europa Hafenfestlsquo wird eineinzigartiges Fest der Begegnung sowohl fuumlrdas Publikum als auch fuumlr die beteiligtenMusikerinnen und Musiker Ich kenne jaalle die mich auf der Linz Europa Tour2007 ndash 2009lsquo begleitet haben aber viele vonihnen hatten untereinander noch keinendirekten Kontakt Ich hoffe daszlig sich alle mitdiesem Programm wohl fuumlhlen und freuemich schon sehr auf das musikalische Mit-einander Ich bin an drei Tagen auf der Buumlh-ne und spiele jeden Tag ein anderes Pro-gramm Die Gaumlste beeinflussen was ich spie-le dadurch entstehen Synergien mit allenBands die noch nicht abzuschaumltzen sindldquo soHubert von Goisern anlaumlszliglich einer Presse-konferenz in Linz

Anfang Juli 2009 wird der Hafen derKulturhauptstadt zum Schauplatz eines gro-szligen Finales einer groszligen Reise Hubert vonGoisern und seine Band werden mit vielender Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler die mit anBord des Konzertschiffes unterwegs warenauf dem Linzer Festland ein Europa feierndas sich naumlher gekommen ist Ein dreitaumlgi-ges Konzert aus Ost und West das vielesaufruft was sich unterwegs entwickelt hatHarter Rock wird droumlhnen Pop wird perleninneralpin wird es jodeln Ein Finale dasSpannung verspricht Weil die Kuumlnstlerin-nen und Kuumlnstler schon zuvor in und umLinz intensiven kreativen Austausch pfle-gen und die Lust auf das Konzert-Highlightschuumlren werden

Das Line-Up verspricht ein energiegela-denes Konzertereignis unter anderem mitWolfgang Niedecken amp BAP Claudia

Koreck Haindling Haydamaky KarandilaKlaus Doldingers Passport KonstantinWecker KoumlsterHocker amp Band LoredanaGroza Philipp Poisel amp Band RamboAmadeus Stelzhamma Willi Resetarits ampStubnblues und Zdob si Zdub

bdquoDas Hafenfest ist so etwas wie ein euro-paumlisches Gipfeltreffen populaumlrer MusikHier kommen Ost und West zusammen aufder Buumlhne aber auch auf dem Festivalgelaumln-de ndash eine europaumlische Erfahrung die in dieOhren und unter die Haut gehen wirdldquo kuumln-

digt Martin Heller Intendant von Linz09 anbdquoDas Besondere am Hafenfest ist daszlig wir

die Einmaligkeit die wir auf dem Schiff er-lebt haben nun aufrsquos Land uumlbertragen koumln-nen Wir wollen Menschen beruumlhren undeine Botschaft vermitteln Die Emotionalitaumltsoll auf ganz Linz uumlbertragen werden undman ist dabei ndash oder man hat es verpaszligtldquoergaumlnzt Hage Hein Geschaumlftsfuumlhrer vonbdquoBlanko Musikldquo und Projektleiter der bdquoLinzEuropa Tour 2007 ndash 2009ldquo

Die raquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009laquo

Im Sommer 2007 brach Hubert vonGoisern mit einer sehr jungen Band zunaumlchstuumlber die Donau gegen Osten auf und imSommer 2008 dann unter anderem auf demRhein-Main-Donau-Kanal in den WestenDort jammten David Lackner (keyboard)Maria Moling (percussion vocals) AlexPohn (drums) Helmut Schartlmuumlller (bass)Elisabeth Schuen (violine vocals) MarleneSchuen (violine vocals) Severin Trogba-cher (guitar) und Darinka Tsekova (Gadul-ka) virtuos mit ihren Gaumlsten auf einer zurKonzertbuumlhne umgebauten Barge Zu diesenGaumlsten zaumlhlten Zdob si Zdub aus Moldawienmit ihrer bdquoHiatamadlldquo-Version der serbischeQuerdenker Rambo Amadeus oder die bdquoru-maumlnische Madonnaldquo Loredana Groza Waumlh-rend diese Kuumlnstler den Osten Europas greif-bar machten vertraten u a BAP XavierNaidoo Konstantin Wecker Klaus Doldin-ger und Zap Mama den Westen

SrsquoNIX ist etwas Anderes als gar nix

Hubert von Goisern hat seit seinem Start1988 mit den Alpinkatzen 15 Millionen Ton-traumlger verkauft und gab fast 1000 Konzertein 21 Laumlndern 15 Alben hat er bisher einge-spielt und 5 DVD-Projekte realisiert Dasaktuelle Album SrsquoNIX ist auf der Osteuropa-Etappe der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009ldquoentstanden und wurde im Mai 2008 veroumlf-fentlicht Im August 2008 erschien die DVDbdquoGoisern goes Eastldquo eine Koproduktion desORF und der Nikolaus Geyrhalter FilmFuumlnf Episoden dokumentieren die Schiffs-reise von Linz zum Schwarzen Meer Dieneue Doku bdquoGoisern goes Westldquo ist in Ar-beit httpwwwlinz09at

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Kultur

Linz Europa HafenfestAbschlieszligender Houmlhepunkt der Linz Europa Tour 2007 ndash 2009mit Hubert von Goisern amp Freunden von 3 bis 5 Juli 2009

Hubert von Goisern ndash Linz Europa Tour

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Schon wieder ist etwas passiert Ein Mannnamens Horvath ist verschwunden und

die einzige Spur fuumlhrt zum bdquoLoumlschenkohlldquoeiner weithin bekannten bdquoBackhendlstationldquoin der Provinz Und es waumlre nicht der Bren-ner wenn ihm in Loumlschenkohls Keller dieKnochenmehlmaschine nicht einige duumlstereRaumltsel aufgaumlbe Nach bdquoKomm suumlszliger Todldquound bdquoSilentiumldquo ist dies der dritte Streich desErfolgs-Trios HaderMurnbergerHaas Ab-gruumlndige Kinounterhaltung vom Feinsten

Synopsis

Ein Mann namens Horvath ist ver-schwunden Die letzten Leasingraten fuumlr sei-nen Wagen sind nicht bezahlt Brenner uumlber-nimmt unwillig von seinem alten FreundBerti den mickrigen Auftrag HorvathsLeasingwagen zuruumlckzubringen Brennermacht sich auf den langen Weg in die tiefeProvinz Ein Nachsendeauftrag fuumlhrt direktzum bdquoLoumlschenkohlldquo einer Backhendlstationvon legendaumlrem Ruf

Tausende Huumlhner muumlssen woumlchentlichihr Leben lassen um hier knusprig paniertbis auf die Knochen abgenagt zu werdenEine Knochenmehlmaschine zermahlt dieHuumlhnerreste zu Futtermehl fuumlr die naumlchsteHuumlhnergeneration Ein kannibalischer Kreis-lauf des Fressens und GefressenwerdensEin kurzer Blick auf den Leasingwagen istalles was Brenner von Horwath zu sehenbekommt Denn gleich darauf ist das Auto sospurlos verschwunden wie sein Besitzer

Doch Brenners detektivische Faumlhigkeitensind auch anderweitig gefragt

Der Sohn des Wirtes will mit seiner Hilfeendlich herausfinden was mit dem vielenGeld geschieht das der alte Wirt woumlchent-lich aus dem Betrieb nimmt Brenner kommtdieser zusaumltzliche Auftrag gerade recht ist erdoch im Begriff sich in die fesche Birgit zuverlieben die Kuumlchenchefin und Frau desJunior-Chefs Und verdreht wie er vonBirgit ist laumlszligt ihn sein Kopf beinahe imStich Daszlig sich ein Menschenknochen unterdie Huumlhnerknochen mischt bemerkt Bren-ner fast zu spaumlt Und waumlhrend im Saal derBackhendlstation der Maskenball tobt unddas ganze Dorf von Masken geschuumltzt sorichtig die Sau raus laumlszligt wird im Keller ge-liebt und gemordet Einmal mehr erweist

sich Berti nicht nur als Brenners Freund son-dern als sein Schutzengel der gerade nochrechtzeitig auftaucht und das Geheimnis umden verschwundenen Horvath endlich luumlftet

Mit bdquoDer Knochenmannldquo erblickt erneuteiner von Wolf Haaslsquo Kultromanen das Lichtder Leinwand Und Josef Hader ist schonlaumlngst zur Inkarnation des lakonischen Pri-vatdetektivs Brenner geworden Wir duumlrfen

uns aber auch wieder auf Brenners kongeni-alen Leinwandgefaumlhrten Bertie (SimonSchwarz) freuen und ndash einmal mehr ndash aufeine Riege hervorragender Darsteller (vonSepp Bierbichler bis zu Birgit Minichmayr)die erwarten lassen daszlig Brenners schaurig-pointenspruumlhende Abenteuer zu einem gros-sen Kinoerlebnis werden httpwwwlunafilmatknochenmannhtml

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Oumlsterreichischer Film

Der KnochenmannEin Dor-Film von Wolfgang Murnberger nach dem gleichnamigen

Roman von Wolf Haas feierte am 6 Maumlrz Premiere in Wien

Josef Hader ist zur Inkarnation des lakonischen Privatdetektivs Brenner geworden

Bei den Dreharbeiten Birgit Minichmayr Wolfgang Murnberger Josef Hader

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Bernhard Wickis Vater ein Schweizer In-genieur war technischer Direktor sowie

Teilhaber groszliger Papier- und Maschinenfa-briken Die Mutter Melanie geb Kleinhaplstammte aus Oumlsterreich Wicki geboren am28 Oktober 1919 in St Poumllten in Niederoumls-terreich besuchte abwechselnd Lehranstal-ten in Koumlthen bei Halle Gmunden Mauerbei Wien und Salzburg anschlieszligend dieSchauspielschule des Staatlichen Theaters inBerlin unter Gustaf Gruumlndgens Er wurde abNovember 1938 einige Monate wegen seinerMitgliedschaft in einer kommunistisch orien-tierten Jugendgruppe im KZ Sachsenhauseninhaftiert konnte aber danach die Schau-spielausbildung am Reinhardt-Seminar inWien fortsetzen 1940 debuumltierte er amSchloszligtheater Schoumlnbrunn

Weitere Buumlhnenstationen waren Freibergin Sachsen Bremen Muumlnchen und Salzburg1944 uumlbersiedelte die Familie in die Schweiz1)Nach Kriegsende begann seine Filmkarrieremeist im Fach des charmanten Liebhabersund Verfuumlhrers spaumlter als Charakterdar-steller In der Rolle eines Partisanenfuumlhrersgluumlckte ihm 1954 in Helmut Kaumlutners zeit-geschichtlichem oumlsterreichisch-jugoslawi-schen Streifen bdquoDie letzte Bruumlckeldquo bdquoPosled-nji mostldquo der Durchbruch im fuumlr ihn neuen

Medium Georg W Pabst Wolfgang Lieben-einer Wolfgang Staudte Michelangelo Anto-nioni und Gottfried Reinhardt holten ihn vordie Kamera seine diesbezuumlgliche Filmografieumfaszligt insgesamt an die 70 Titel Wicki war1957 Regie-Volontaumlr bei Kaumlutners melodra-matischer Love-Story bdquoMonptildquo mit demmehrfach ausgezeichneten bitteren Antikriegsfilm bdquoDie Bruumlckeldquo (u a Oscar-Nomi-nierung als bester fremdsprachiger Film)

brach der Schauspieler 1959 vital und vir-tuos in die Phalanx der Regisseure ein

Darryl F Zanuck einer der effizientestenHollywood-Mogule engagierte ihn 1962neben dem Amerikaner Andrew Marton unddem Englaumlnder Ken Annakin fuumlr die Ge-staltung der deutschen Episoden des an Ori-ginal-Schauplaumltzen gedrehten Fox-Groszligfilmsuumlber die Landung der Alliierten in der Nor-mandie bdquoThe Longest Dayldquo (bdquoDer laumlngsteTagldquo) eine cineastische Mammutproduktionmit einem bombastischen internationalenStaraufgebot ist zweifellos eines der umfas-sendsten Profile uumlber ein Geschehen imZweiten Weltkrieg die Arbeit brachte Wicki(bdquoin sharingldquo) eine Nominierung zum Awardder Directorlsquos Guild of America ein 1964inszenierte er in den roumlmischen Studios derCinecittagrave und an italienischen bdquolocationsldquomit Ingrid Bergman und Anthony Quinn dieaufwendige amerikanisch-europaumlische Ko-produktion bdquoThe Visitldquo (bdquoDer Besuchldquo)nach der inhaltlich und atmosphaumlrisch veraumln-derten tragischen Komoumldie des SchweizerDramatikers Friedrich Duumlrrenmatt

Fuumlr die Uumlbernahme der Regie des Kriegs-und Agentenspektakels bdquoMoriturildquo (auchbdquoThe Saboteurldquo) der Arcola-ColonyFox dasMenschlich-Tragisches und Kriegsgetuumlm-mel in einer spannenden im Zweiten Welt-

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und uumlber 12000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit oumlsterreichischer Beteiligung In dieser Folge portraitiert er

Bernhard WickiSchauspieler Regisseur

Berhard Wicki bei den Dreharbeiten zum Agentenspektakel raquoMoriturilaquo

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Curd Juumlgens als Generalmajor Guumlnther Blumentritt im Fox-Groszligfilm raquoThe LongestDaylaquo raquoDer laumlngste Taglaquo an dem Bernhard Wicki mitwirkte

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krieg spielenden Handlung vereint (ein deut-sches Handelsschiff ist als Blockadebrechervon Tokio in das besetzte Frankreich unter-wegs) ging Bernhard Wicki 1965 nach Hol-lywood Im Gegensatz zu den mit geringe-rem Personalaufwand hergestellten deutsch-sprachigen Produktionen sah er sich mit dergeballten Macht des kalifornischen Filmge-schaumlfts konfrontiert Ungeachtet dessen dassder Produzent Aaron Rosenberg eine dreimo-natige Drehzeit vorsah verlangten die StudioExecutives eine weitaus fruumlhere Fertigstel-lung Damit konnte der auf bestmoumlglicheRealisierungsbedingungen bedachte Regis-seur seine qualitativen Intentionen nichtdurchsetzen Die Uumlberschreitung des Bud-gets verursachte Probleme ebenso derHauptdarsteller Marlon Brando der gleich-falls eine pedantische und zeitgerechte Ein-

studierung der einzelnen Szenen bevorzugteWickis Methode der vielen Aufnahme-Wiederholungen aber uumlbertrieben fand Dervon den fiktionalisierten Memoiren des fruuml-heren deutschen Marine-Attacheacutes in TokioWerner Luedecke inspirierte in Schwarz-Weiszlig brillant fotografierte und von JerryGoldsmith wirkungsvoll musikalisch unter-malte Actionfilm gedieh zur handwerklichperfekten guten Kinokonfektion dessen Er-folg am Einspielergebnis zu messen warWickis Verhaumlltnis zum amerikanischen Pro-duktionsstil blieb indessen fuumlr immer gebro-chen

Veraumlrgert uumlber grobe nachtraumlgliche Aumlnde-rungen der amerikanischen Produzenten anbdquoThe Visitldquo kehrte er Hollywood den Ruumlk-ken Aus seinen folgenden Regiearbeiten fuumlrFilm und Fernsehen in Deutschland ragen

die Umsetzung einer Erzaumlhlung JosephRoths bdquoDas falsche Gewichtldquo (1973) undbdquoDie Eroberung der Zitadelleldquo (1977) nacheiner Novelle Guumlnter Herburgers heraus Da-neben stehen Aufgaben als Film- und TV-Darsteller Inszenierungen fuumlr das Theaterund Synchronregie seit 1975 betrieb er eineeigene Filmproduktion in Muumlnchen 1989stellte Wicki langjaumlhrig verheiratet mit derSchauspielerin Agnes Fink sein letztes de-tailbesessenes perfektionistisches Opus vordie aufgrund verschiedener Schwierigkeitenin mehreren Etappen hergestellte in Canneszur Auszeichnung fuumlr die bdquoGoldene Palmeldquonominierte Joseph-Roth-Verfilmung bdquoDasSpinnennetzldquo mit Klaus Maria BrandauerDer Ex-St Poumlltner Star-Regisseur ein enga-gierter Filmemacher mit rigorosem kuumlnstle-rischem Wollen und hohem handwerklichemKoumlnnen einer der Groszligen der Filmgeschich-te starb am 3 Jaumlnner 2000 in Muumlnchen 1) Nach dem Engagement an den Schauspielhaumlusern in

Zuumlrich und Basel (1944-1950) wurde BernhardWicki Schweizer Staatsbuumlrger In der BRD verein-nahmte man ihn als bdquodeutschenldquo Regisseur vonauszligerordentlichem Rang

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Mit dem Buch bdquoOumlsterreicher in Holly-woodldquo legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veroumlffentlichten Standardwer-kes vor Nach uumlber 12jaumlhrigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden bdquoDiese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den daruumlber-hinaus immensen Kulturleistungen oumlsterrei-chischer Filmkuumlnstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet bdquoAlles was anetwas erinnert ist Denkmalldquo schlieszligt derAutor

Rudolf Ulrich und der Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen sehr geehrte Leserinnenund Leser die Moumlg-lichkeit in den kom-menden Monaten imbdquoOumlsterreich Journalldquoeinige Persoumlnlichkei-ten aus dem BuchbdquoOumlsterreicher in Hol-lywoodldquo kennenzuler-nen

Rudolf UlrichbdquoOumlsterreicher in Hollywoodldquo 622 Seitenzahlreiche Abb 2 uumlberarbeitete und erwei-terte Auflage 2004 ISBN 3-901932-29-1httpwwwfilmarchivat

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Kaumlrntner bdquoSchmankalanldquo ndash genieszligen mitden Jahreszeiten Schlieszliglich veredelt

die Kaumlrntner Wirtshauskuchl das was dieNatur und die Bauern in der Nachbarschaftbieten Uumlber Jahre hinweg hat sich eine kuli-narische Partnerschaft entwickelt die so man-che Uumlberraschung bereithaumllt Wuszligten Sieschon wie aus einer Armen-Speise ein Natio-nalgericht entstand wo Spargelfelder unter-irdisch beheizt werden was Forellenlaichzum bdquoMoumllltaler Kaviarldquo werden lieszlig und war-um die bdquoMostbarkeitenldquo so hochgeistig sind

Spargel ndash Zauberstab des Fruumlhlings

Im Fruumlhling wenn in Kaumlrnten die Obst-baumlume in voller Bluumlte stehen reckt sich aucheine wahrhaft koumlnigliche Gemuumlsesorte derSonne entgegen Nicht umsonst wird derSpargel als bdquoZauberstab des Fruumlhlingsldquobezeichnet Der Bauer Hans Jaumlger gilt alsbdquoKaumlrntner Spargelpionierldquo seit einigen Jah-ren erntet er im Lavanttal houmlchste QualitaumltDie Kaumlrntner Wirte feiern um den Lavant-

taler Spargel im Mai mehrere Feste Heutebauen mehrere Lavanttaler Bauern Spargelan und Bauer Jaumlger ist einen Schritt weiter-gegangen Er stattete seine Spargelfelder miteiner Art unterirdischen bdquoHeizdeckeldquo aus ndashseinem Spargel koumlnnen Temperaturschwan-kungen und Regen nichts anhaben

Mit den Fruumlhlingsblumen waumlchst derBaumlrlauch auf den Wiesen neben den Kaumlrnt-ner Baumlchlein Dieser wilde Knoblauch wirdwegen seiner gesundheitlichen Wirkunggeschaumltzt und schmeckt duumlnn geschnittenauf dem Butterbrot mit warmen Erdaumlpfelnoder puumlriert als Suppe

Ostern in Kaumlrnten das ist mit Brauchtumund der traditionellen Osterjause verbundenNach der Fleischweihe am Ostersamstagwerden Schinken Hauswuumlrstl (wuumlrzigeTrockenwuumlrste) gefaumlrbte Eier und Kren(Meerrettich) kredenzt ndash keinesfalls fehlendarf dabei der Kaumlrntner Reindling einKuchen aus Hefeteig geknetet und mit ZimtZucker und Rosinen gefuumlllt

Frische Kraumluter amp fangfrische Fische

Der Reindling wird auch zur SaurenSuppe verspeist einer Kaumlrntner Spezialitaumltdie bei den zahlreichen bdquoKirchtagenldquo undBrauchtumsfesten im Kaumlrntner Sommergereicht wird Mehrere Sorten Fleisch undzahlreiche Kraumluter erfordert das Original-Rezept der Sauren Suppe Verfeinert wird siemit sehr viel saurem und suumlszligem Rahm Fen-chel und Anis verleihen der Sauren Suppeden typischen Geschmack und der sonst imMittelmeerraum beheimatete Safran diegelbe Farbe

Kaumlrnten ist das suumldlichste BundeslandOumlsterreichs Leicht und frisch praumlsentiertsich die sommerliche Kuumlche mit viel herr-lich duftenden Kraumlutern die hervorragendmit den fangfrischen Fischen harmonierenZander und Waller aus dem Woumlrther- undMillstaumltter See Forellen und Saiblinge auskristallklaren Gebirgsbaumlchen Und im Spaumlt-sommer rundet ein suumlszliger bdquoSchmarrenldquo mitfrischen Schwarzbeeren eine bdquobeerigeldquo

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OumlJ-Reisetip

Genieszligen mit den JahreszeitenEine kulinarische Entdeckungsreise in Kaumlrnten ist sofacettenreich und vielfaumlltig wie die vier Jahreszeiten

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Variante des Kaiserschmarrens das Menuumlab

Hochgeistige Mostbarkeiten

Nach einem heiszligen Kaumlrntner Sommertagerfrischt kaum ein Getraumlnk besser als einGlas Most bei einem Kaumlrntner Jausenwirtoder in einer typischen Kaumlrntner Buschen-schenke So werden die baumluerlichen Gast-stuben genannt die nur auftischen duumlrfenwas auch im eigenen Betrieb erzeugt wurdeSpeck Wuumlrstl knuspriges Brot Im Lavant-tal fuumlhrt der Weg zur Jause uumlber eigeneMostwanderwege Wer die vielen Buschen-schenken nicht erwandern will laumlszligt sich vombdquoMostlandexpreszligldquo hinfahren Hochgeistigist es im Lavanttal schon immer zugegan-gen das beweisen die Schriften der Moumlncheim Stift Sankt Paul einer wahren Schatz-kammer Heute brennen die Bauern ausAumlpfeln Birnen und anderen Fruumlchten sorten-reine Schnaumlpse von houmlchster Qualitaumlt einbesonderer Genuszlig ist der feinperlende Ap-felfrizzante Zu verkosten sind die hochgei-stigen Troumlpferl weiterhin im Stift und imbdquoZogglhofldquo In diesem renovierten Getreide-speicher finden sich die bdquoMostbarkeitenldquoeine Galerie der besten Schnaumlpse In BadKleinkirchheim den Kaumlrntner Nockbergenhat sich der ehemalige Schirennlaumlufer Wolf-ram Ortner auf das Brennen edler Destillateverlegt ndash und auch dafuumlr Medaillen einge-heimst Seit kurzem bietet er bdquoZigarren-Schnaumlpseldquo an malzige aus Bockbier ge-brannte Schnaumlpse die ihr volles Aroma inKombination mit Zigarrenrauch entfalten

Houmlchster Genuszlig Gailtaler Almkaumlse

Fuumlr houmlchste Genuumlsse anderer Art sorgen18 Almkaumlsereien im Gailtal in der Karni-schen Region Nach alter Sennertraditionproduzieren sie auf 1500 Meter Seehoumlhe denwuumlrzigen bdquoGailtaler Almkaumlseldquo eine EU-weiteinzigartige Spezialitaumlt Auf der TresdorferAlm weiht eine Schaukaumlserei in die Ge-heimnisse des Kaumlsemachens ein

Wild(e) Sachen im Goldenen Herbst

Die Sicht ist weit der Himmel blau dieBlaumltter huumlllen sich in ihr buntes Farbenkleiddie Stimmung ist atemberaubend Der bdquoGol-dene Herbstldquo in Kaumlrnten ist nicht nur diebeste Zeit zum Wandern sondern auch dieHoch-Zeit fuumlr den Hochsitz Die Jagd bringtviel Abwechslung in den Speiseplan derKaumlrntner Wirtshaus- und Hotelkuumlche HirschReh Gams und Federwild Dazu serviertwerden frische Preiselbeeren von den Kaumlrnt-ner Almen Eierschwammerl und Steinpilze

aus den Kaumlrntner Waumlldern vollmundigerRotwein ndash alles gewuumlrzt mit Jaumlgerlatein amWirtshaustisch

Der Herbst ist auch die Zeit in der imMoumllltal und in Tainach in Suumldkaumlrnten die Fo-rellen und Saiblinge zum Ablaichen aus denmit Berg- und Quellwasser gefuumlllten Teichengenommen werden Der Rogen dieser Forel-len schmeckt so wunderbar daszlig er Forellen-und Saiblingskaviar genannt wird Konser-viert und in Glasdosen abgefuumlllt haumllt dieseArt von Kaviar lange Zeit Auf den Hoch-weiden des Moumllltales des Lavanttales undder Kaumlrntner Nockberge ist auch der Alm-ochs zuhause mittlerweile ein Markenbe-griff der fuumlr ausgezeichnete Fleischqualitaumltsteht In den Tauern und im Lesachtal sowiein der Norischen Region werden Laumlmmerund Schafe gezuumlchtet deren Fleisch eben-falls zu den Offenbarungen der KaumlrntnerKuumlche zaumlhlt Fuumlr Uumlberraschungen gut ist derKaumlrntner Kuumlrbis Unglaublich wie facetten-reich sich dieses Gemuumlse zubereiten laumlsst ndashzu verkosten im Kaumlrntner Herbst

Gans fein

Aus dem Osten Oumlsterreichs stammendsind sie auch in Kaumlrnten heimisch gewordendie Gaumlnse Sie werden mit viel Liebe aufgroszligen Weiden gehalten Die Kaumlrntner Gansl-wirte eine Runde initiativer Kaumlrntner Wirteladen jaumlhrlich rund um Martini (11 No-vember) zum mehrwoumlchigen bdquoGansl-schmausldquo wo auch der junge Rotwein ausder italienischen Nachbarregion Friaul-Julisch-Venetien der bdquoPrimoldquo erstmals ver-kostet wird

Winterzeit ndash suumlszlige Zeit

Wenn Kaumlrntens Gipfel mit Neuschneegeschmuumlckt sind und wenn die zahllosenBadeseen mit einer praumlchtigen Eisschichtuumlberzogen sind zieht durch die heimeligenStuben der Duft von Zimtgebaumlck und Brat-aumlpfeln Zeit die Rezepte aus der suumlszligenKaumlrntner Kuumlche auszuprobieren ndash zum Bei-spiel Kletzennudel das sind Nudeltaschenmit einer Fuumllle aus Kletzen (gedoumlrrtenBirnen) serviert mit fluumlssiger Butter Zimtund Zucker Aber auch die Dampfnudel mitHonigschmalz und die Bauernkrapfen sindeine kleine Suumlnde wert

Kasnudel haben immer Saison

Natuumlrlich gibt es Kaumlrntner bdquoNational-speisenldquo die das ganze Jahr uumlber Saisonhaben Wie die Kaumlrntner Nudel ndash ein Nudel-teig duumlnn ausgewalzt zu einer faustgroszligenTasche geformt und mit verschiedenen Koumlst-

lichkeiten gefuumlllt Mit Topfen und Garten-minze ndash Kasnudel genannt mit Fleisch mitSpinat Erdaumlpfeln und Pilzen oder suumlszlig mitKletzen (gedoumlrrten Birnen) Beliebte Sup-peneinlage sind bdquoSchlickkrapferlldquo eine Mi-niaturvariante der Kaumlrntner Nudel mit einerFuumlllung aus Innereien und Kraumlutern VieleKaumlrntner Wirte haben sich der Vielfalt derKaumlrntner Nudel verschrieben und servierenIhren Gaumlsten ein bdquoNudl-Kudl-Mudlldquo ver-schiedene Nudelsorten zum Probieren

Guter Geschmack kennt keine Grenzen

Bei einer kulinarische Reise durch Kaumlrn-ten stellen bdquoSeitenspruumlngeldquo in die benach-barten Laumlnder Italien und Slowenien garnichts Anruumlchiges dar Sie zeigen wie ver-wandt die Kuumlche der drei Laumlnder ist ObKaumlrntner Kasnudel werden in der italieni-schen Variante als Ravioli serviert desReindlings slowenischer bdquoZwillingldquo ist diebdquoGibanicaldquo Luftgetrockneter Prosciutto reiftin der Gegend um das friulanische StaumldtchenSan Daniele ndash aber auch in der DraustadtVillach hat sich ein innovativer Fleischer-betrieb auf die Herstellung dieser Schinken-spezialitaumlt spezialisiert Die Wirte der dreiRegionen tauschen gerne ihre Rezepte dieserkoumlstlichen Alpen-Adria-Kuumlche aus HansTschemernjak bdquoTschebull-Wirtldquo vom FaakerSee hat bereits vor Jahren eine grenzuumlber-schreitende Wirtekooperation ins Lebengerufen Jeweils eine Woche im Jahr kochtein Koch im Wirtshaus der Partner

Kaumlrntner Wirtshauskultur

Wie findet man in Kaumlrnten sein Lieb-lingswirtshaus Ist es die gastliche Stube dernetten Wirtsfamilie wo es die besten Kas-nudeln gibt Oder das Haubenlokal dasnicht im entferntesten an einen abgehobenenGourmettempel erinnert Oder die Buschen-schenke beim Almbauern wo dieser einzig-artige Schinkenspeck aufgetischt wird Siealle verstehen sich als bdquoVeredler heimischerProdukteldquo setzen ihre kulinarischen Schwer-punkte nach den Jahreszeiten und nennenKreativitaumlt Ideenreichtum und Handarbeitals Qualitaumltsmerkmale Der als bdquoKaumlrntnerKuchlmastaldquo bekannte Kaumlrntner Autor PeterLexe trifft seine Wahl nach folgender einfa-cher Formel bdquoVerlasse ich ein Gasthaus zu-frieden daszlig ich den Wunsch verspuumlre wie-der hier einzukehren und stelle ich beimzweiten Besuch die gleichen Zustand festdann reihe ich dieses Wirtshaus in die Kate-gorie meiner persoumlnlichen LieblingslokaleldquoNachahmung empfohlen httpwwwkaerntenat

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OumlJ-Reisetip

Page 4: Kärnten und Salzburg haben gewähltAm 1.März wurden die ersten beiden der vier Bundesländerwahlen abgehalten. Insgesamt waren 829.567 Wahlberechtigte

anderen acht Bundeslaumlndern nur die Dachmarke FPOuml erfolgreichsein Immerhin so Strache wuumlrde das rechte Lager in Kaumlrnten souumlber fast 50 der Stimmen verfuumlgen

Vom BZOuml bzw von dessen geschaumlftsfuumlhrendem Obmann HerbertScheibner kam postwendend noch am Wahlabend eine Absage Auchwenn das BZOuml in den anderen Bundeslaumlndern derzeit nicht erfolg-reich sei so sei es doch immerhin mit 21 Mandaten im Nationalratvertreten und mit Abstand fuumlhrend in Kaumlrnten Angesichts der Tat-sache daszlig FPOuml und BZOuml in Kaumlrnten gemeinsam fast 50 derStimmen auf sich vereinigen koumlnnten duumlrfte hier das letzte Wortwohl noch nicht gesprochen sein Und Kaumlrntens BZOuml-ParteiobmannUwe Scheuch ist dem CDU-CSU-Modell auf Bundesebene nichtabgeneigt bdquoIch habe in acht Jahren Politik mit Joumlrg Haider gelerntldquoso erklaumlrte er in einem Interview mit der Tageszeitung bdquoOumlsterreichldquobdquodaszlig man nie etwas gaumlnzlich ausschlieszligen kannldquo Eine konstruktiveZusammenarbeit koumlnne durchaus Sinn machen so Scheuch Sie be-ginne mit gemeinsamen Antraumlgen und koumlnne bei einem CDU-CSU-Modell enden Eine Wiedervereinigung sei in der jetzigen Phasenicht in Diskussion Er spreche bewuszligt bdquovon jetziger Phaseldquo weil ergelernt habe daszlig Strategien auf zehn Jahre hinaus in der Politik kei-nen Sinn machten erklaumlrte Scheuch

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Kaumlrnten hat gewaumlhlt

BZOuml OumlVP

FPOuml

SPOuml Gruumlne

Ergebnisse Landtagswahl httpinfoktngvatltwahl2009Ergebnisse Gemeinderatswahl httpinfoktngvatgrwahl2009 Ergebnisse Buumlrgermeisterwahl httpinfoktngvatbgmwahl2009

In Salzburg war Landeshauptfrau GabiBurgstaller (SPOuml) mit dem Ziel in die Wahl

gegangen den bei der letzten Wahl 2004 derOumlVP abgerungenen ersten Platz im Lande zuverteidigen Ihr Stellvertreter und Koalitions-partner Wilfried Haslauer hatte bis zuletztgehofft den Landeshauptmannsessel fuumlr dieOumlVP zuruumlckzuerobern Obwohl auch Burg-staller und die SPOuml 6 der Stimmen verlo-ren hatten reichte das nicht fuumlr einen Wech-sel denn auch die OumlVP muszligte 14 ihrerWaumlhlerstimmen abgeben Die FPOuml konnteunter Karl Schnell 44 zulegen und er-reichte damit 1323 Das wuumlrde sowohl fuumlrGabi Burgstaller als auch fuumlr Wilfried Has-lauer ausreichen mittels einer Vereinbarungmit der FPOuml eine neue Koalitionsvariante fuumlrSalzburg zu vereinbaren Im Vorfeld wardies von Burgstaller als nicht ausgeschlossenbezeichnet worden sie legte aber deutlichePraumlferenz auf die Weiterfuumlhrung derRegierung mit der OumlVP Deren ObmannHaslauer steht fuumlr eine Koalition mit derFPOuml nicht zur Verfuumlgung hatte er doch vorder Wahl um Unterstuumltzung aufgerufen eineFPOuml-Beteiligung an Salzburgs Regierung(explizit in Form einer SP-FP-Koalition) zuverhindern In zahlreichen Wortmeldungenwar diese Variante vor allem SP-ChefBundeskanzler Werner Faymann vorgewor-fen worden Er selbst wuumlrde die FPOuml alsnicht koalitionsfaumlhig bezeichnen sie aber imSP-regierten Land Salzburg ohne weitereszulassen Faymann meinte er habe immernur von der Bundes- nicht aber von derLandesebene gesprochen Trotz allem wirdes in Salzburg also wieder eine SP-VP-Koa-lition geben

Die Salzburger Gruumlnen haben trotz einesgeringen Verlustes von 07 ihre zwei Man-date im Landtag halten koumlnnen das BZOumlschafft mit 376 Stimmenanteil den Einzugnicht

bdquoDas Ergebnis der Landtagswahl ist einklarer Auftrag fuumlr die SPOuml weiter die fuumlh-rende Verantwortung im Bundesland Salz-burg zu uumlbernehmen Wir wollen und wirwerden weiter fuumlr das Land Salzburg arbei-tenldquo bekraumlftigte Landeshauptfrau GabiBurgstaller am Tag nach der Wahl bdquoDie SPOumlstellt sich realistisch den Herausforderun-gen niemand will Stimmenverluste wegdis-kutieren Unter den gegebenen Umstaumlndenkann man aber doch von einem guten Er-gebnis fuumlr die SPOuml sprechen Immerhin hattesich die Situation im Vergleich zum Jahr2004 als die SPOuml ein Jahrhundertergebniserreichen konnte wesentlich veraumlndertldquo soBurgstaller weiter

bdquoBei Regierungsverhandlungen zaumlhlt dieAusgangslage und die lautet 395 ProzentSPOuml und damit mehr als drei ProzentpunkteVorsprung auf die Volkspartei Die SPOumlwurde damit ndash erst zum zweiten Mal in derGeschichte Salzburgs ndash zur Nummer 1gewaumlhltldquo stellte Burgstaller klar

Burgstaller will die Verhandlungen zuumlgigangehen Dazu hat sie bereits mit OumlVP-Obmann Wilfried Haslauer Gespraumlche auf-genommen bdquoJetzt ist nicht die Zeit des Tak-tierens Wir brauchen rasch klare Verhaumllt-nisse und ein gutes Arbeitsprogramm DieMenschen erwarten sich in wirtschaftlich

schwierigeren Zeiten dass moumlglichst rascheine arbeitsfaumlhige Regierung steht die dieThemen und Herausforderungen anpackenkannldquo betonte Burgstaller

Burgstaller geht davon aus daszlig die OumlVPtrotz ihres schlechtesten Ergebnisses in derGeschichte rasch zu Verhandlungen bereitsein wird

bdquoDas voraussichtliche Ergebnis dieserWahlldquo erklaumlrte Wilfried Haslauer bdquobringteine deutliche Verringerung des Abstandesder OumlVP zur SPOuml und deutliche Zugewinnefuumlr die Freiheitlichen Ich stehe daher nichtan den Freiheitlichen zu ihren Zugewinnen

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Salzburg hat gewaumlhlt

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Mandatsverteilung

zu gratulieren Fuumlr die OumlVP bedeutet dieses Ergebnis eine klareStaumlrkung der Position in der politischen Landschaft Salzburgs imVergleich zur letzten Landtagswahl Dennoch ist es bedauerlich daszligwir keine Zugewinne verbuchen konnten Der klare Wahlverlierer andiesem Abend ist aber Landeshauptfrau Burgstaller die dieseWahlbewegung ausschlieszliglich mit ihrer Person verknuumlpft hat und dasgroumlszligte Minus hinnehmen muszlig Die OumlVP ist jedenfalls bereit so raschwie moumlglich weiterzuarbeiten Vor dem Hintergrund der Finanz- undWirtschaftskrise erwarten sich die Salzburgerinnen und Salzburgerzu Recht daszlig es so rasch wie moumlglich eine neue Regierung miteinem klar definierten Arbeitsprogramm zur Bewaumlltigung der kom-menden Herausforderungen gibt Wir haben unsere Vorschlaumlge dazuja bereits im Wahlkampf klar auf den Tisch gelegtldquo so Haslauer

bdquoDie FPOuml hat das ausgegebene Wahlziel sowohl im Landtag alsauch im Gemeinderat klar erreichtldquo sagte FPOuml-LandesparteiobmannKarl Schnell der an eine Koalitionsbeteiligung auf Landesebenenicht glaubt bdquoIch habe immer gesagt daszlig das rein taktisches Kalkuumllist Ich glaube nicht daszlig die Maumlchtigen im Land auf ihre Posten undDienstautos verzichten werdenldquo Die FPOuml werde als Oppositions-partei auf die Loumlsung der Probleme des Landes draumlngen Schnellnannte in diesem Zusammenhang die Fragen der Sicherheit und der

Wirtschaft Fuumlr den FPOuml-Stadt-Bezirkschef sei die FPOuml die einzigePartei die echt dazu gewonnen habe

Cyriak Schwaighofer Landesparteichef der Gruumlnen sagte manmuumlszligte bdquojetzt das Ergebnis verdauen daszlig wir das dritte Mandat leidernicht schaffenldquo Die Gruumlnen haumltten zwar in jenen Gegenden (wie inder Landeshauptstadt) recht gut abgeschnitten in denen sie ihrenWahlkampf angesichts des knappen Budgets schwerpunktmaumlszligig kon-zentrieren muszligten In den Landgemeinden habe es dagegen durchge-hend Verluste gegeben so Schwaighofer Nun muumlsse man klaumlren obdas am internen Streit um das angedachte EU-Mandat von JohannesVoggenhuber gelegen oder andere Gruumlnde gehabt habe

Das BZOuml schaffte mit nicht einmal vier Prozent den Einzug in denLandtag nicht Spitzenkandidat Markus Fauland will intensiv weiter-arbeiten schlieszliglich haumltten auch die Gruumlnen drei Anlaumlufe gebrauchtum die Huumlrde zu schaffen und in den Landtag einzuziehen Und auchFauland meint so wie seine Parteifreunde in Kaumlrnten dies sei manbdquoden Menschen schuldig ndash und der erfolgreichen politischen ArbeitJoumlrg Haiders die nicht umsonst gewesen sein darfldquo Lesen Sie hier Details uumlber die Ergebnisse der Landtags- Gemeinde-vertretungs- und Buumlrgermeisterwahl in Salzburghttpwwwsalzburggvatwahl09htm

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Salzburg hat gewaumlhlt

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FPOuml Gruumlne

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Innenpolitik

Wir haben in diesem Haus einstimmigdas Richtige beschlossenldquo so Bundes-

kanzler Werner Faymann (SPOuml) am 17 Fe-ber im Nationalrat Faymann unterstrichweiters daszlig Oumlsterreichs Konjunkturpaketsowohl bezuumlglich des Umfangs als auch inbezug auf den Zeitpunkt europaweit anzweiter Stelle liege Mit der groszligen Steuer-senkung samt Familienpaket den vorgezo-genen Infrastrukturmaszlignahmen und auchdem Bankenpaket habe die SPOuml-gefuumlhrteRegierung den bdquorichtigen Wegldquo eingeschla-gen ndash das bdquobescheinigen uns all jene Wirt-schaftsforscher unabhaumlngig ihrer politischenAusrichtungldquo die das sachlich und fundiertbestaumltigen Die gesetzten Maszlignahmen wuumlr-den einiges an Sicherheit und an Vertrauenschaffen so Faymann Die SPOuml-gefuumlhrteRegierung gehe in wirtschaftlich schwieri-gen Zeiten bdquosensibel und vorausschauendldquovor weil bdquouns die Menschen in der Wirt-schaft in unserem Land die Arbeitnehme-rinnen und Arbeitnehmer wichtig sindldquo

Das Auslagern von Problemen die ineiner Bank entstanden sind werde in vielenLaumlndern besprochen bdquoWir haben uns fuumlreinen anderen Weg entschieden Wir habenuns nicht dafuumlr entschieden irgendetwasauszulagern und einfach zu uumlbernehmensondern wir haben uns entschieden dort woGeld zur Verfuumlgung gestellt wird fuumlr diesesGeld selbstverstaumlndlich Zinsen zu verlangenund auch Vereinbarungen zu schlieszligen daszligkleinen und mittleren aber auch Industrie-unternehmen Kredite zur Verfuumlgung gestelltwerdenldquo fuumlhrte der Bundeskanzler aus

Geschlossen in wirtschaftlichangespannter Zeit vorgehen

Einige Forderungen wie die von denGruumlnen verlangte verstaumlrkte thermische Sa-nierung seien im Konjunkturpaket erfuumllltunterstrich Faymann bdquoWir haben in denVereinbarungen mit den Laumlndern fuumlr diethermische Sanierung ein Volumen fuumlr dasJahr 20092010 von uumlber einer Million Eurovereinbartldquo Die Frage der Oumlkologie und derOumlkonomie duumlrfe auch in wirtschaftlich ange-spannten Zeiten nicht gegeneinander ausge-spielt werden

Das Vorziehen von Investitionen in dieInfrastruktur und Investitionen in die Schie-ne wuumlrden viele Vorschlaumlge von seiten derOpposition erfuumlllen bdquoDort wo man fuumlr das-selbe ist ist es auch keine Schande wennman gemeinsam dazusteht zu diesem Ban-kenpaket zum Vorziehen von Infrastruktur-maszlignahmen zur Entlastung der Bevoumllke-rung zur Staumlrkung der Kaufkraft der Bevoumll-kerung zum Vorziehen von Bildungsmaszlig-nahmenldquo so Faymann Das Parlament solltegeschlossen dazu stehen

Das Modell der Kurzarbeit wuumlrde inten-siv in Anspruch genommen werden und seiim Vergleich zur Arbeitslosigkeit der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmern der richti-ge Weg und wuumlrden diesen uumlberdies dieMoumlglichkeit zur Weiterbildung bieten Aufeuropaumlischer Ebene werde am 1 Maumlrz einGipfel stattfinden bei dem weitere gleich-zeitige und vielleicht auch gemeinsameMaszlignahmen beschlossen werden erlaumluterteder Bundeskanzler

Proumlll Wahlkaumlmpfe solltennicht im Vordergrund stehen

bdquoDurch die Umsetzung von zwei Kon-junkturpaketen und der Steuerentlastung ndashmit einem eigenen Familienpaket und wich-tigen Inputs fuumlr Unternehmen ndash tun wir ge-nau das was in dieser schwierigen Situationnotwendig istldquo sagte Finanzminister JosefProumlll (OumlVP) bei der Debatte uumlber den Dring-lichen Antrag des BZOuml in der Sondersitzungdes Nationalrats Mit diesen drei Paketenbringe man bdquomit ruhiger Hand das Richtigeauf den Wegldquo Er Proumlll habe zwar Ver-staumlndnis fuumlr die Emotionen der Oppositionvor den bevorstehenden Landtagswahlendiese haumltte aber keinen einzigen Vorschlageingebracht um die Wirtschaft zu staumlrkendie Menschen zu entlasten und die Krise zubekaumlmpfen

Proumlll erinnerte die Opposition daran daszligdas notwendige Paket zur Unterstuumltzung derBanken im Nationalrat gemeinsam einstim-mig beschlossen wurde Nun wuumlrden sichBZOuml-Klubobmann Josef Bucher und FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Stracheallerdings von dem was sie damals als not-

wendig fuumlr Banken Sparer und zur Siche-rung der Spareinlagen und der Kreditwirt-schaft umgesetzt haben verabschieden

bdquoDieses Paket zur Unterstuumltzung der Ban-ken ist wichtigldquo verwies der Finanzministerdarauf daszlig auch eine Bank aus Kaumlrnten die-se Hilfe in Anspruch genommen habe bdquoIchwerde keiner Bank vorschreiben wann undin welcher Houmlhe sie von diesem angebote-nen Paket Gebrauch macht Wir sind bereitdiese Unterstuumltzung zu geben und werdendann dafuumlr Sorge tragen daszlig das Paketwirkt Kredite vergeben werden es aucheine starke Kontrolle gibt und sich dieseHilfsmaszlignahme auch fuumlr die Republik ent-sprechend rechnetldquo

bdquoDen Familien ndash von Alleinerziehern biszur Mehrkinderfamilie ndash werden wir miteinem Steuerentlastungspaket im Ausmaszligvon 500 Millionen Euro einen Input gebenKnapp zwei Milliarden Euro bieten wir denArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern alsEntlastung an um besser durch die Krise zukommen Und fuumlr kleinere und mittlere Un-ternehmen werden wir mit der Erhoumlhung desFreibetrags Akzente setzen Gerade die klei-neren und mittleren Betriebe koumlnnen uns mitihrem Potenzial aus der Krise fuumlhrenldquo soProumlll weiter

Der Finanzminister unterstrich in seinemStatement erneut die Wichtigkeit in Europaeine Stabilitaumltspartnerschaft vorzubereitenHeuer werde man gemeinsam mit den mit-tel- und osteuropaumlischen Laumlndern den20 Jahrestag der Oumlffnung des Eisernen Vor-hangs begehen bdquoNichts hat uns so gestaumlrktwie die Oumlffnung und wirtschaftliche Ent-wicklung in unseren Nachbarlaumlndernldquo Jetztsei es auch Teil unserer Verantwortung da-fuumlr Sorge zu tragen gemeinsam die Krisedurchzustehen

bdquoIn einer schwierigen Zeit die all unsereKompetenz ndash sowohl fiskalisch als auchwirtschaftspolitisch ndash fordert sollten nichtWahlkaumlmpfe und Wahlkampfgetoumlse dasuumlberdecken was wirklich notwendig istldquovielmehr gelte es die richtigen Schritte zumrichtigen Zeitpunkt zu setzen ndash bdquodiese Re-gierung macht dasldquo so der Finanzministerabschlieszligend

Krisenbekaumlmpfung inMinisterrat und Parlament

Zweitgroumlszligtes Konjunkturpaket in Europa ndash 23 Millionen EuroSteuerentlastung ndash 500 Millionen Euro Familienpaket

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InnenpolitikStrache Bundesregierung voumllligunfaumlhig zu Krisenmanagement

Eigentlich wisse man gar nicht genau woman anfangen solle wenn man uumlber dieMiszligwirtschaft der Bundesregierung sprechemeinte FPOuml-Bundesparteiobmann HC Stra-che zu Beginn seiner Rede in der Son-dersitzung des Nationalrats und nannte alsBeispiele die OumlBB die AUA die Post denORF und die Bankenkrise Was sich SPOumlund OumlVP seit ihrem Amtsantritt im Jaumlnner2007 geleistet haumltten grenze wirklich an einnegatives Wunder Die Regierung betreibevoumlllig unserioumlse Politik

Die Abloumlse der ASFINAG-Vorstaumlndehabe unnoumltige 700000 Euro pro Vorstandgekostet nur damit jetzt Faymanns Freundedrin saumlszligen Die OumlBB-Vorstaumlnde Soumlllingerund Huber haumltten 623 Millionen Euro ver-zockt und trotzdem die volle Abfertigungbekommen Huber habe bei seinem Abgang820000 Euro bekommen Die AUA werdemit einer Mitgift von 500 Millionen Euroverschenkt aber der gescheiterte AUA-Vor-stand Oumltsch fliege bei gutem Wind mit11 Millionen Euro an Abfertigung nach Hau-se kritisierte Strache Dafuumlr knausere manbeim Pflegegeld den Pensionen und denHeizkostenzuschuumlssen und speise die Men-schen mit einem Steuerrefoumlrmchen ab Al-lein 2 Milliarden Euro seien noumltig um dieMehrbelastungen durch die kalte Progres-sion abzugelten Die FPOuml trete fuumlr eine nach-haltige Steuerreform von 65 Milliarden Euroein Strache verlangte ein Familiensteuer-splitting echte Maszlignahmen fuumlr die KMUund eine Entlastung fuumlr den Mittelstand

Auch bei der Bankenkrise habe die Bun-desregierung gezeigt daszlig sie voumlllig unfaumlhigsei Krisenmanagement zu betreiben Trotzdes Versprechens des ehemaligen Finanz-ministers Molterer gebe es bis heute keineKontrollmechanismen durch den Rechnungs-hof Man muumlsse auch die Manager zur Ver-antwortung ziehen und eine Gehaltsdecke-lung einfuumlhren Weiters muumlsse man Auf-sichtsraumlte sicherstellen und vorgeben daszligsich die Banken auf das Kerngeschaumlft zukonzentrieren haumltten forderte Strache

Scheibner fordert raquoPakt zur Hilfefuumlr Oumlsterreich aus der Kriselaquo

bdquoDie Menschen haben es sich verdientdaszlig sie im Parlament und in der Regierungeine echte Vertretung habenldquo erinnerte dergeschaumlftsfuumlhrende BZOuml-Obmann HerbertScheibner zu Beginn seiner Rede Doch bdquodieVerantwortung kann man nicht laumlchelnldquo diebdquoFaymannisierungldquo ndash laumlcheln und schoumlnre-

den ndash muumlsse beendet werden Deshalb for-dert Scheibner Regierung und Oppositionauf gemeinsam einen bdquoPakt zur Hilfe fuumlrOumlsterreich aus der Kriseldquo zu bilden

Es fehle aber an der Einladung durch dieRegierung zu gemeinsamer Arbeit bdquoSetzenwir uns an einen Tisch ndash Regierung Oppo-sition Sozialpartner und machen wir einRettungspaket fuumlr die oumlsterreichische Wirt-schaft die Steuerzahler und fuumlr die Fami-lienldquo so Scheibner Und weiter bdquoWir wol-len daszlig gehandelt wird und wollen daszlig sichdie Menschen etwas leisten koumlnnenldquo

Scheibner kritisierte auch die viele Zeitdie seit dem Beschluszlig des Bankenpaketsverstrichen sei bdquoWie lange wollen Sie nochzuwartenldquo Auch das BZOuml sei bereit gewe-sen den Banken rasch zu helfen aber esfehlten eine Kontrolle der Spekulationsver-luste und die schnelle Weitergabe der Gelderan Kreditnehmer Und ganz im GegenteilbdquoDer Steuerzahler darf mit seinem Steuer-geld fuumlr die Spekulationsverluste der Bankenhaften muss als Bittsteller hingehen ndash undkriegt nichtsldquo so Scheibner

Faymanns Argument die Kurzarbeit hel-fe allen Unternehmen im Kampf gegen dieKrise laumlszligt Scheibner nicht gelten bdquoDieKleinen haben diese Moumlglichkeit nicht Wiesollen die eine Kurzarbeit uumlberlebenldquo SeinUrteil bdquoDas ist eine Abgehobenheit der Bun-desregierung die ungeheuerlich istldquo

Kogler raquoFinanzpolitischerUnfug erster Ordnunglaquo

bdquoWas Finanzminister Josef Proumlll mit sei-ner Budgetankuumlndigung tut ist finanzpoliti-scher Unfug erster Ordnungldquo kritisierte derBudget- und Finanzsprecher der GruumlnenWerner Kogler bdquoBudgetkuumlrzungen werdenOumlsterreich keinen Wirtschaftsaufschwungbescheren Offensichtlich ist diese Regie-rung voumlllig unfaumlhig in der Wirtschaftskrisedie notwendigen Maszlignahmen zu setzen Eshat keinen Sinn mit aller Gewalt in denAbschwung hineinzusparen Das kostet Jobsund kurbelt die Wirtschaft nicht an Voumllligunverstaumlndlich wieso Proumlll mit dem Hacke-beil unterwegs ist waumlhrend er bei den Ban-ken mit Milliarden-Geschenkkoumlrben durchdie Landschaft gehtldquo betonte Kogler

Leitl Oumlsterreichs Osteuropainitiativekommt zum richtigen Zeitpunkt

bdquoIn wirtschaftlich schwierigen Zeitenkann das Ziel Oumlsterreichs nur lauten besserals die anderen zu sein Probleme jenseitsunserer Grenzen koumlnnen wir daher nicht ein-fach abblockenldquo betonte der Praumlsident der

Wirtschaftskammer Oumlsterreich ChristophLeitl in einer gemeinsamen Pressekonferenzmit Vizekanzler und Finanzminister JosefProumlll Die Osteuropainitiative Proumllls kommedaher zum richtigen Zeitpunkt Oumlsterreichverdiene 6 von 10 Euro im Export und seieiner der staumlrksten Handelspartner in denmittel- und osteuropaumlischen Erweiterungs-laumlndern Um die Liquiditaumlts- und Finanzpro-bleme dort in den Griff zu bekommen seieine bdquoeuropaumlische Solidaritaumlt und nicht Ver-antwortungslosigkeitldquo gefragt so Leitl

bdquoDenn nicht nur Oumlsterreich braucht Ost-europa sondern ganz Westeuropa muszlig groumlszlig-tes Interesse fuumlr unsere Nachbarn im Ostenhaben So betraumlgt etwa der Handelsbilanz-uumlberschuszlig des Euroraumes gegenuumlber denneuen EU-Mitgliedslaumlndern uumlber 60 Mrd Eu-ro Das sichert Arbeitsplaumltze in Westeuropaldquobetonte der WKOuml-Praumlsident Als Maszlignahmeschlug er der gleichzeitig auch Ehrenpraumlsi-dent der Europaumlischen Wirtschaftskammerist neben zusaumltzlichen Krediten des Interna-tionalen Waumlhrungsfonds und einer Erhoumlhungder EU-Zahlungsbilnazhilfe ein zeitlich be-fristetes Aussetzen der staatlichen Kofi-nanzierung fuumlr Infrastrukturprojekte beiInanspruchnahme von EU-Mitteln aus denKohaumlsionsfonds vor

In bezug auf den heimischen Arbeits-markt merkte Leitl an daszlig in Sachen Kurz-arbeit nun Handlungsbedarf bestehe Es seimehr Flexibilitaumlt gefragt bei der Ausgestal-tung der Rahmenbedingungen Fuumlnf Men-schen in Kurzarbeit seien ihm Leitl jeden-falls lieber als ein Arbeitsloser Denn durchdie Kurzarbeit koumlnnten in Ausbildung undQualifikation investiert werden um sich fuumlrden Aufschwung vorzubereiten Man muumlssenun aber endlich zu einer sozialpartner-schaftlichen Loumlsung kommen um die Kurz-arbeit neu zu regeln Leitl bdquoWir braucheneine flexible KMU-taugliche praxisgerech-te Neuregelung der Kurzarbeitldquo Denn Kuumln-digungen als Alternative zur Kurzarbeit wol-le niemand

Zur Zukunftssicherung des Standortes Oumls-terreich betonte Leitl die Bedeutung einer Ver-waltungsreform Hier sei bdquoenormes Poten-tialldquo vorhanden das angesichts des Drucksder Wirtschaftskrise rasch genutzt werdensolle bdquoDenn so koumlnnen wir durch Einspa-rungen budgetaumlre Reserven schaffenldquo soLeitl Nach der Krise darf es wegen derjetzt notwendigen Maszlignahmen nicht zuSteuererhoumlhungen kommen Daher muumlssenwir Geld in der Buumlrokratie sparen um wie-der den notwendigen finanziellen Spielraumzu bekommenldquo

Mit der Einigung beim humanitaumlrenAufenthaltsrecht sei im Ministerrat ein

bdquowichtiger Punkt auf die Schiene gebrachtwordenldquo erklaumlrte Bundeskanzler WernerFaymann am 24 Feber Bei bdquoAltfaumlllenldquo vordem 1 Mai 2004 also bdquobei Menschen dieseit langem bei unssind und die integriertsind Selbsterhaltungs-faumlhigkeit Kenntnisseder deutschen Sprachealso verschiedene Fak-toren der Integrationaufweisenldquo sei es nun-mehr moumlglich bdquoin die-sen Ausnahmefaumlllen einhumanitaumlres Aufenthalts-recht zu genehmigenldquo

Der Bundeskanzlerinformierte daruumlber daszligdie letzte Entscheidunguumlber die Gewaumlhrungeines Aufenthaltstitelsbeim Innenministeriumbleibt Zudem werde einBeirat zu Beratung desInnenministeriums ein-gerichtet in dem jedenfalls Vertreter des In-nenministeriums und der NGOs (Non-Go-vernmental Organizations bzw Nichtregie-rungsorganisationen wie etwa die CaritasAnm) die mit Fragen der Menschrechte zutun haben Weiters gebe es nunmehr die Moumlg-lichkeit einer Patenschaft Auch hier solle dieMeinung des Beirats eingeholt werden kon-kret etwa in Fragen der Pruumlfung der Serio-sitaumlt des Paten

Grundsaumltzlich sei es mit der Einigung ge-lungen zu sagen bdquoWir wollen daszlig es dieseshumanitaumlre Aufenthaltsrecht gibt und wirwollen weder das Signal setzen daszlig jederder laumlnger bei uns ist eine Ausnahme istnoch wollen wir ein restriktives Signal set-zen daszlig es uumlberhaupt keine Ausnahme gibtldquoInsgesamt sei es gelungen eine Einigungherbeizufuumlhren die nun dem Parlamentzugeleitet werde so Faymann der unter-strich daszlig die Innenministerin eine bdquointensi-

ve und konstruktive Debatteldquo gefuumlhrt habeWiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl (SP)

meinte nachdem die urspruumlngliche Versiondes Patenschaftsmodells von einer bdquoMuszligldquo- zueiner bdquoKannldquo-Bestimmung veraumlndert wordensei koumlnne er mit dem Bleiberecht bdquolebenldquo

In Richtung Innenministerium meinte Haumlupldaszlig neben dem Bleiberecht noch viele ande-re Dinge zu verbessern waumlren Konkretmuumlszligte das Asylverfahren beschleunigt wer-den auch muumlsse es bessere Unterstuumltzungfuumlr die Erstaufnahmezentren in Oumlsterreichgeben Konkret sprach er fuumlr Niederoumlster-reich das Zentrum in Traiskirchen an Nebenall den juristischen Belangen erinnerteHaumlupl aber auch an die groszlige humanitaumlreTradition Oumlsterreichs nach 1945 Diese duumlrfeals Richtschnur bei allen politischen undrechtlichen Veraumlnderungen nicht aus denAugen verloren werden

Fekter Gruumlnde fuumlr einen humanitaumlrenAufenthalt werden kuumlnftig mitgepruumlft

Innenministerin Maria Fekter (VP) zeigtesich uumlber den Beschluszlig des Ministerrats er-freut bdquoVorgabe fuumlr die Novelle war daszlig eszu keiner Verlaumlngerung der Verfahrensdauer

kommt und kein zusaumltzlicher Antragsmara-thon entsteht Auszligerdem ist im Regierungs-programm die Neuregelung des humanitaumlrenAufenthaltes vereinbart wordenldquo

In Zukunft werden bei allen fremden-rechtlichen Verfahren ndash Asyl- Ausweisungs-

Abschiebe- und beiVerfahren zur Nieder-lassungsbewilligung ndashdie Gruumlnde fuumlr einenhumanitaumlren Aufenthaltmitgepruumlft Jeder Fallwird einzeln gepruumlftund entschieden DieVoraussetzungen dafuumlrhat der Verfassungs-gerichtshof in seinerJudikatur klar festgehal-ten

Art und Dauer desbisherigen Aufenthaltesund die Frage ob der bis-herige Aufenthalt rechts-widrig war

das tatsaumlchliche Be-stehen eines Familien-lebens in Oumlsterreich

die Schutzwuumlrdigkeit des Privatlebensder Grad der Integrationdie Bindungen zum Herkunftsstaatdie strafgerichtliche UnbescholtenheitVerstoumlszlige gegen die oumlffentliche Ordnunginsbesondere im Bereich des Asyl- Frem-denpolizei- und Einwanderungsrechtsdie Frage ob das Privat- und Familien-leben des Fremden in einem Zeitpunktentstand in dem sich die Beteiligten ihresunsicheren Aufenthaltsstatus bewuszligt wa-ren

bdquoKettenantraumlge bei unterschiedlichen Behoumlr-den muumlssen verhindert werdenldquo stellt Fekterklar Daher soll kuumlnftig die zustaumlndige Be-houmlrde in Kenntnis gesetzt werden und einenAufenthaltstitel von Amts wegen erteilenkoumlnnen wenn die Unzulaumlssigkeit der Aus-weisung auf Dauer wegen humanitaumlrenGruumlnden bereits in einem Asyl- oder Frem-denpolizei-Verfahren festgestellt worden ist

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Innenpolitik

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleibenVoraussetzungen dafuumlr sind auch Selbsterhaltungsfaumlhigkeit und

Kenntnisse der deutschen Sprache

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleiben

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bdquoDiese Neuregelung verhindert einen An-tragsmarathon und eine lange Verfahrens-dauer und fuumlhrt so auch zu einer raschenRechtssicherheit bei den Betroffenenldquo istdie Innenministerin uumlberzeugt

Antragsrecht fuumlr Altfaumllle

bdquoFuumlr Personen die sich seit dem 1 Mai2004 dauerhaft in Oumlsterreich aufgehaltenhaben und deren Aufenthalt uumlberwiegendlegal war schaffen wir ein Antragsrecht aufeinen humanitaumlren Aufenthalt fuumlr Altfaumllleldquoso Fekter

Diese seit 2004 oder laumlnger in Oumlsterreichaufhaumlltigen Personen welche nur negativeBescheide und Gerichtserkenntnisse bekom-men haben koumlnnen dann einen Antrag stel-len wenn sie die lange uumlberwiegend legaleAufenthaltsdauer nachweisen koumlnnen bei-spielsweise durch legale Beschaumlftigung oderlegalen Aufenthalt wegen langer Verfahrens-dauer

In diesem Sonderverfahren sind zusaumltz-lich zu den Kriterien der Judikatur des Ver-fassungsgerichtshofes folgende Kriterien zuberuumlcksichtigen

SelbsterhaltungsfaumlhigkeitUnterkunftUnterhaltschulische und berufliche AusbildungKenntnisse der deutschen Sprache

Der Antrag ist an den jeweiligen Lan-deshauptmann zu stellen bei positiver Erle-digung bedarf es der Zustimmung der In-nenministerin Diese wird durch einen beimBundesministerium fuumlr Inneres eingerichte-ten Beirat in ihrer Entscheidung beraten

Patenschaft als zentraler Bestandteil

bdquoBei Fehlen bestimmter Voraussetzungenkoumlnnen diese durch die Vorlage einer Paten-schaftserklaumlrung erbracht werdenldquo erklaumlrtFekter weiter bdquoDiese Patenschaft kann durchEinzelpersonen oder juristische Personenuumlbernommen werden Um jede Form desMiszligbrauchs zu verhindern bedeutet jeglicheVerknuumlpfung mit Bedingungen eine Nichtig-keit der Erklaumlrungldquo

bdquoWir verhindern damit Zuwanderung indie Armutldquo betont die Innenministerin EineFinanzierung der Patenschaft aus Steuermit-teln ist unzulaumlssig Sie bedarf einer notariel-len Beglaubigung und ist fuumlr drei Jahre guumll-tig bdquoDurch die Patenschaft kommt es zueiner besseren Integration und zur Entla-stung der oumlffentlichen Handldquo so Fekter

Aufgrund eines Erkenntnisses des Verfas-sungsgerichtshofes vom 27 Juni 2008 wur-

de die nun vorgeschlagene Aumlnderung not-wendig bdquoDurch diese Neuregelung ist si-chergestellt daszlig es in Zukunft zu keinen Ver-fahrensverzoumlgerungen mehr kommt und keinzusaumltzlicher Antragsmarathon entsteht ndashhumanitaumlre Faumllle werden pragmatisch rechts-staatlich menschenwuumlrdig und im Einzelfallgeloumlstldquo so die Innenministerin abschlieszligend

Strache Kapitulation vor dem Asylmissbrauch

bdquoEine Legalisierung von Illegalenldquo seidie von der rot-schwarzen Regierung be-schlossene ungeheuerliche Bleiberechts-Re-gelung bdquoSPOuml und OumlVP leisten damit eineskandaloumlse Beihilfe zum Asylmiszligbrauchldquoerklaumlrte FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache

Ganz nach dem Motto bdquoWer lange genugbetruumlgt wird belohntldquo stelle die Regierungden Verfahrensverzoumlgerern nunmehr eineBleibemoumlglichkeit in Aussicht bdquoDas istquasi eine Regierungseinladung fuumlr Asyl-miszligbrauch und alle Wirtschaftsfluumlchtlingeldquosagt Strache

Bedauerlich und unbegreiflich sei daszlig da-mit seitens der groszligen Koalition eine Kapitu-lation vor dem Asylmiszligbrauch stattfindebdquoDas ist ein Schlag ins Gesicht der Oumlsterrei-cherldquo findet der FPOuml-Chef treffende Wortefuumlr den Beschluszlig des Ministerrats DennTausende bdquoZogajsldquo wuumlrden in Zusammenar-beit mit dieser Regierung den Oumlsterreichernnunmehr auf der Nase herumtanzen bdquoDieseRegierung gehoumlrt rasch abgewaumlhltldquo

Nichts anderes als eine weitere Form derZuwanderung sei das beschlossene Bleibe-recht kritisierte der FPOuml-Sprecher fuumlr In-nere Angelegenheiten Harald Vilimsky DieFPOuml verwehre dem massiv die ZustimmungEntweder gaumlbe es einen Grund fuumlr Asyl undSchutz oder eben nicht Fekter sei von denlinken Asyllobbies die mit diesem Themajede Menge Geld erwirtschaften offenbar indie Knie gegangen so Vilimsky

Das Bleiberecht komme einer de-factoLiberalisierung des ohnehin viel zu liberalenAsylgesetzes gleich aumlrgert sich VilimskyKuumlnftig wuumlrden Asylsuchende die in Wahr-heit nichts anderes sind als zum uumlberwiegen-den Teil Wirtschaftsfluumlchtlinge neben demnormalen Asylverfahren der Regelung dessubsidiaumlr Schutzberechtigten nun auch nochdas Bleiberecht zur Aufenthaltsverfestigungangeboten erhalten Oumlsterreich werde durchdie rot-schwarze Bundesregierung nochmehr zur Lachnummer im international or-ganisierten Asylbetrug Faymann und Fekterseien mittlerweile die Schirmherren fuumlr die

internationale Asylmafia und auch persoumln-lich fuumlr alle Miszligstaumlnde verantwortlich zumachen so Vilimsky

Scheibner Regierunglegalisiert Illegale

Scharfe Kritik an der von SPOuml und OumlVPgeplanten Aufweichung des strengen Asyl-rechtes kommt vom geschaumlftsfuumlhrendenBZOuml-Chef Herbert Scheibner Die Zahl derAsylantraumlge steige so sei die Zahl derAsylantraumlge von 11921 im Jahr 2007 auf12809 im Jahr 2008 geklettert Das bedeuteeinen Anstieg von 745 Prozent bdquoAnstattwie vom BZOuml gefordert das Asylgesetz wei-ter zu verschaumlrfen und damit missbrauchs-sicherer zu machen oumlffnen SPOuml und OumlVPdie Tuumlren nach Oumlsterreich noch weiter Dasist massiv abzulehnenldquo so Scheibner Be-sonders die Bleiberechtsregelung daszlig einAsylwerber seinen Aufenthalt in Oumlsterreichnur bdquouumlberwiegend legalldquo haben muszlig ist fuumlrden BZOuml-Obmann inakzeptabel bdquoDieseneue Bleiberechtsregelung bedeutet nichtsanderes als daszlig die Bundesregierung Illega-le legalisiert Was Oumlsterreich beispielsweisebei Spanien immer kritisiert und angepran-gert hat naumlmlich die Legalisierung illegalerZuwanderer setzen SPOuml und OumlVP jetztselbst um Das BZOuml wird hier saumlmtliche par-lamentarischen Mittel wahrnehmen umdiese absurde Regelung zu verhindernldquo kuumln-digt Scheibner entschlossenen Widerstanddes BZOuml an

Fuumlr den BZOuml-Obmann wird bdquomit demneuen Bleiberecht Marke FaymannProumlllFekter ein Anreiz zur organisierten Aufent-haltsertrutzunglsquo geschaffenldquo Wer das Gesetzmit Hilfe der Asylindustrie kuumlnftig nur langgenug beuge breche oder umgehe koumlnnemit einem legalen Aufenthalt in Oumlsterreichrechnen bdquoDas ist ein Hohn gegenuumlber allenAsylwerbern die wirklich verfolgt werdenund sich an Regeln und Gesetze halten DasBZOuml kann sich durchaus einen humanitaumlrenAufenthalt fuumlr Asylwerber vorstellen wennder Staat mindestens fuumlnf Jahre lang nichtfaumlhig war eine Entscheidung zu treffen lehntaber die geplante Belohnung der Aufenthalts-ertrutzunglsquo massiv abldquo Auch mit der staumlrke-ren Beruumlcksichtigung von Aspekten wieSchutz des Familienlebens oder der Unbe-scholtenheit werde eine weitere Hintertuumlr imAsylverfahren weit geoumlffnet bdquoDaszlig ein Asyl-werber nicht kriminell wird ist eine dochGrundvoraussetzung fuumlr Asyl und keineQualifizierung Das BZOuml fordert Asyl nurfuumlr wirklich Verfolgte dann aber auchSchnellverfahren

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Innenpolitik

Korun Gesetzesentwurffuumlr Gruumlne raquokatastrophallaquo

Harsche Kritik an der neuen Regelungdes humanitaumlren Bleiberechts ist von denGruumlnen gekommen Wie Menschenrechts-sprecherin Alev Korun betonte sei das Innen-ministerium nach wie vor bdquoHerrldquo uumlber alleVerfahren Sowohl bei den Altfaumlllen wo einBeirat eingebunden ist als auch bei jenenwo humanitaumlre Aspekte beruumlcksichtigt wer-den Korun bezeichnete den Gesetzesent-wurf als bdquokatastrophalldquo die vorhandeneBleiberechtsproblematik werde nicht geloumlst

bdquoDas Chaos wird weitergehen das Blei-berecht bleibt auf der Streckeldquo kritisierteKorun die sich noch Aumlnderungen des Geset-zes erhofft Problematisch allein sei schondaszlig Bleiberechtsfaumllle in bdquozwei ungleicheGruppenldquo geteilt wuumlrden Die Empfehlungeines im Innenministerium vorgesehenen Bei-rats fuumlr Altfaumllle sei bdquovoumlllig unverbindlichldquoeine Berufung sei zudem nicht vorgesehenBei der zweiten Gruppe der neuen Faumllle stoumlszligtsich die gruumlne Menschenrechtssprecherindaran daszlig das Ministerium bereits erteiltesBleiberecht fuumlr nichtig erklaumlren koumlnne

Korun befuumlrchtet auch eine bdquoIllegalisie-rungswelleldquo die bei bereits seit langem inOumlsterreich aufhaumlltigen Personen anrollenkoumlnnte Sollte verabsaumlumt werden einenVerlaumlngerungsantrag einzubringen wuumlrdendiese wie Neuzuwanderer behandelt undkoumlnnten so nach vielen Jahren Aufenthalt inOumlsterreich ausgewiesen werden

Der gruumlne Gesetzesvorschlag der auchbeim kommenden Innenausschuszlig behandeltwerden soll Wer sich mehr als drei Jahreunverschuldet im Asylverfahren befindetund zudem unbescholten ist erhaumllt die Moumlg-lichkeit auf eine Niederlassungsbewilligungbdquoumzusteigenldquo

Landau Lebbarer Kompromiszligbei strittigen Patenschaften

Caritasdirektor Michael Landau begruumlszligtdas Bemuumlhen der Regierung das Gesetz zuentschaumlrfen bdquoAktuell sind die Patenschaftennicht mehr verpflichtend vorgesehen waseinen wesentlichen Fortschritt zum ur-spruumlnglichen Entwurf darstellt ndash aus unsererSicht ein lebbarer Kompromiszlig im Sinne derhilfesuchenden Menschenldquo

Landau bdquoMan wird sich in der Praxis sehrgenau anschauen muumlssen wie das Gesetz beiheiklen Themen wie zB dem Missbraucheiner Patenschaft greift Verbote loumlsen nochkeine Probleme ndash nur weil das Schnellfahrenmit dem Auto verboten ist rasen dennochviele Menschenldquo

Leider bleiben auch mit der Neuregelungdes humanitaumlren Aufenthalts einige Dingeungeloumlst Landau bdquoIch haumltte mir etwa einemenschliche Loumlsung fuumlr jene Langzeitasyl-werber gewuumlnscht die bereits bis zu 10 Jah-ren in Oumlsterreich leben Diese Menschen inder Warteschleife haumlngen zu lassen ist voumllliginakzeptabelldquo

Thema Integration als naumlchsteAufgabe fuumlr die Regierung

Oumlsterreich braucht einen fairen Umgangmit allen Menschen egal welcher Herkunftund einen menschenrechtskonformen Um-gang mit Schutzsuchenden bdquoDas Migra-tionsthema darf nicht laumlnger nur unter demSicherheitsaspekt abgehandelt werden Mi-gration und Integration sind Querschnitts-themen die alle Gesellschaftsbereiche be-ruumlhren Die Regierung sollte das Integra-tionsthema mit der noumltigen Nuumlchternheit undGelassenheit besser heute als morgen ange-henldquo In diesem Zusammenhang erinnertLandau an das gemeinsame Papier derKirchen und Religionsgemeinschaften dasunter anderem eine Harmonisierung vonAufenthalt und Beschaumlftigung als wichtigeVoraussetzung fuumlr erfolgreiche Integrationsieht

Chalupka Keine EuphorieKritikpunkte bleiben bestehen

Laut Diakonie sollte der eigentliche Sinnder vorgeschlagenen Gesetzesaumlnderungen inder Sanierung von Faumlllen gelegen sein indenen Menschen ohne Aufenthaltsrecht ihrDasein in Oumlsterreich fristen Der Groszligteilder durch die Gesetzesaumlnderung zu erfassen-den Altfaumllle wird nun abermals keiner auf-enthaltsrechtlichen Sanierung zugefuumlhrt wer-den und damit werden weiterhin zahlreicheFaumllle mit rechtlichem Anspruch nach Art 8EMRK unerfaszligt bleiben

bdquoEs ist fraglich worum es hier geht Umdie lange uumlberfaumlllige Bleiberechtsregelungfuumlr Menschen die in den letzten Jahren zwi-schen die Stuumlhle sich staumlndig neu erfinden-der fremdenrechtlicher Bestimmungen ge-fallen sind Oder doch nur um eine vorder-gruumlndige Reparatur um den Verfassungs-gerichthof ruhig zu stellen Eigentlichmuumlszligte es aber im Interesse der Republik ge-legen sein moumlglichst viele irregulaumlr Aufhaumll-tige zur Antragstellung zu bewegen Statt-dessen ist nunmehr aber zu befuumlrchten daszliggerade jene Menschen die schon besonderslange oft unverschuldet ohne legalen Auf-enthalt im Land leben erst recht nicht in denGenuszlig einer Sanierung kommen werdenldquo

beurteilt Diakonie-Direktor Michael Cha-lupka das vom Ministerrat verabschiedeteund geaumlnderte Bleiberechtsgesetz

bdquoAls der Verfassungsgerichtshof die ur-spruumlngliche Regelung aufhob und meintedas sei Gnadenrecht und deshalb einesRechtsstaates unwuumlrdig meinte er damit daszligein rechtstaatliches Verfahren angebrachtwaumlre Der Regierungsentwurf sieht zwar nunein Antragsrecht vor aber keine Berufungs-moumlglichkeit gegen einen Bescheid uumlber denwieder ein Ministerialbeamter entscheidenwird Man darf fragen ob das eine wirklicheVerbesserung istldquo Den vorliegenden Ent-wurf beurteilt die Diakonie als Opferschutz-gesetz das die Opfer aber nicht schuumltzt Ge-rade gegen Opfer von Menschenhandel oderfamiliaumlrer Gewalt wird aufgrund ihres illega-len Aufenthaltes oftmals zuerst ein Aufent-haltsverbot erlassen bevor sie uumlberhaupt alsbdquoOpferldquo erkannt werden Gleiches gilt wohlauch fuumlr Opfer familiaumlrer Gewalt

Weidenholzer Kritik daszlig letztlichdas Innenministerium entscheidet

Entgegen der urspruumlnglichen Idee vonInnenministerin Maria Fekter wird einePatenschaft nun nicht zwingende Vorausset-zung fuumlr die Gewaumlhrung eines BleiberechtsbdquoDas ist durchaus auch ein Erfolg zivilge-sellschaftlichen Engagementsldquo zeigt sichUniv Prof Josef Weidenholzer Praumlsidentder Volkshilfe Oumlsterreich erfreut

Wie vom Verfassungsgerichtshof gefor-dert gibt es nun fuumlr Betroffene die sich seitMai 2004 durchgehend in Oumlsterreich aufhal-ten die Moumlglichkeit auf Laumlnderebene einenAntrag zu stellen Bei einer positiven Emp-fehlung muszlig das Bleiberecht noch vom In-nenministerium bestaumltigt werden Dazu wirdein Beirat eingerichtet der beratende Funk-tion hat bdquoAn der alten Regelung bei der dasInnenministerium das letzte Wort hat und eskeine Berufungsmoumlglichkeit gibt hat sichdadurch leider nicht wirklich etwas geaumln-dertldquo kritisiert Weidenholzer Bei neuenAsylantraumlgen muumlssen in Zukunft humanitaumlreGruumlnde wie das Recht auf Familienlebenbereits im Verfahren gepruumlft werden bdquoHiermuszlig sichergestellt werden daszlig fuumlr diesePruumlfung auch die notwendigen Ressourcenvorhanden sindldquo

Trotz der positiven Signale gilt es aberfuumlr die Regierung noch viele Fragen in derMigrations- und Integrationspolitik anzuge-hen bdquoSo muszlig es endlich einen regulaumlren Zu-gang zum Arbeitsmarkt waumlhrend des Asyl-verfahrens sowie einen besseren Zugang zuBildungsmaszlignahmen gebenldquo

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Innenpolitik

Die Presse Finanzminister Proumlll hat dasAuszligenministerium aufgefordert die Ermes-sensausgaben um zehn Prozent zu kuumlrzenHaben Sie schon den Rotstift angesetzt

Spindelegger Wir stehen vor schwierigenVerhandlungen Einsparungen in dieser Houml-he wuumlrden zwangslaumlufig zu einem Verzichtauf Sicherheitsleistungen fuumlr oumlsterreichischeBuumlrger im Ausland fuumlhren Auch bei derVisaerteilung duumlrfen wir uns keine Abstrichebei der Sicherheit leisten Es geht letztlichum Oumlsterreichs Interessensvertretung in derWelt

Die Presse Koumlnnen Sie die Ausgaben beider Entwicklungszusammenarbeit wirklichauf die vereinbarten 051 Prozent des BIP er-houmlhen oder muumlssen Sie nun Abstriche ma-chen

Spindelegger Die Zielsetzung ist undbleibt 051 Prozent des BIP zu erreichenDazu hat sich die gesamte Bundesregierungbekannt Wir haben im Regierungspro-gramm eine schrittweise und substanzielleErhoumlhung der Mittel fuumlr die Entwicklungs-zusammenarbeit vereinbart Auch dafuumlr wer-de ich in den Budgetverhandlungen kaumlmp-fen

Die Presse Die US-Praumlsidentenwahl war janicht uumlberraschend am 4 November ange-setzt Trotzdem hat Oumlsterreich seit Monatenkeinen Botschafter in Washington Kann sichOumlsterreich einen derartig traumlgen Bestell-modus leisten

Spindelegger Der Bestellmodus ist nichttraumlge Ich habe sofort nach meinem Amtsan-tritt 40 Vertretungsposten ausgeschriebenund will rasche Neubesetzungen

Die Presse Sie haben den neuen US-Prauml-sidenten begruumlszligt indem Sie eine Aufnahmevon Guantaacutenamo-Haumlftlingen kategorischausgeschlossen haben Wie denken Siekommt so eine Haltung in den USA an

Spindelegger Eine gute Beziehung vertraumlgtklare Antworten Die Amerikaner haumlttennichts davon wenn wir jetzt lavieren unddann erst recht ablehnen Oumlsterreich pruumlftAntraumlge auf Asyl oder Zuwanderung indivi-duell Ich habe als Auszligenminister keinPouvoir zu sagen daszlig Oumlsterreich pauschal

drei oder fuumlnf Haumlftlinge aufnimmt Das waumlreein Systembruch Wenn ein Haumlftling ausGuantaacutenamo einen Antrag auf Asyl stellt istdas natuumlrlich zu behandeln

Die Presse Es gibt aber auch Rechtsexper-ten die der Ansicht sind daszlig eine Aufnahmevon Haumlftlingen im bestehenden Systemmoumlglich ist Sind Ihre Gruumlnde nicht vorge-schoben

Spindelegger Fuumlr eine Uumlbernahme von Ge-fangenen aus humanitaumlren Erwaumlgungen waumlreein eigener Vertrag zwischen Oumlsterreich undden USA erforderlich Ein solches Abkom-men besteht nichtDie Presse Die USA werden die Europaumlerauch in Afghanistan um Hilfe bitten WirdOumlsterreich da hilfsbereiter sein

Spindelegger Durch den Tschad-Einsatzsind wir an der Kapazitaumltsgrenze Ich sehekeine Moumlglichkeit Militaumlrpersonal in groumlszlige-rem Umfang nach Afghanistan zu schicken

Die Presse Koumlnnten oumlsterreichische Solda-ten nach Ende des Tschad-Einsatzes in Af-ghanistan zum Einsatz kommen

Spindelegger Die Wahlen in Afghanistan fin-den in diesem Sommer statt Darum solltenwir uumlberlegen ob wir in Afghanistan andershelfen koumlnnen bei der Ausbildung von Poli-zisten etwa oder bei der Wahlbeobachtung

Die Presse Sollten die USA am Raketen-schutzschirm festhalten der Ruszligland so ver-aumlrgert

Spindelegger Wir werden sehen wie dieneue US-Administration weiter vorgeht Esgibt Punkte die bezweifeln lassen ob derRaketenschutzschirm seinen Zweck erfuumlllt

Die Presse Welche Vision haben Sie fuumlrOumlsterreichs Auszligenpolitik

Spindelegger Ich will die zwei Jahre Mit-gliedschaft im Sicherheitsrat nuumltzen um Wienwieder verstaumlrkt als Drehscheibe fuumlr Dialogund Frieden auf die Landkarte zu setzen

Die Presse Was heiszligt das konkret

Spindelegger Ich habe mit UN-Generalse-kretaumlr Ban Ki-moon Vorgespraumlche gefuumlhrtwie wir den UN-Standort Wien ausbauenund welche Konferenzen wir abhalten koumln-nen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWir brauchen denEU-Beitritt Kroatienslaquo

Im raquoDie Presselaquo-Interview mit Christian Ultsch lehnt VP-Auszligenminister MichaelSpindelegger die Sparvorgaben seines Parteichefs und Finanzministers Proumlll ab

Nach Afghanistan will er Polizeiausbildner und Wahlbeobachter schicken

Begibt sich auf eine Zuhoumlr-Tour durchOumlsterreich BM Michael Spindelegger

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Die Presse An welche Themen denken Sieda

Spindelegger In Wien fand vor Weihnach-ten etwa eine europaumlisch-arabische Konfe-renz statt In diese Richtung muumlssen wirweitergehen Beim naumlchsten Treffen koumlnntenwir uns der Ressourcenfrage zuwenden et-wa Wasser als Mangelware im Nahen Osten

Die Presse Glauben Sie wirklich dassOumlsterreich besondere strategische Interessenhat in Nahost

Spindelegger Der Nahe Osten ist unsereNachbarschaft Wir sind nicht diejenigendie Frieden bringen koumlnnen Fuumlr mich istaber Auszligenpolitik auch Sicherheitspolitikum von Oumlsterreich Konflikte fernzuhalten

Die Presse Sind da nicht Laumlnder wie Spa-nien und Frankreich die eine historisch engeBeziehung zum Nahen Osten verbindet vielbesser geeignet

Spindelegger Oumlsterreich genieszligt Vertrauenin der Region Wir koumlnnen als Bruumlcke dienenzwischen den arabischen Laumlndern und derwestlichen Welt

Die Presse Welche internationale Krisenkoumlnnte denn Oumlsterreich entschaumlrfen

Spindelegger Vermittlung muszlig von beidenSeiten gewuumlnscht sein Ich habe angebotenim Grenzstreit zwischen Slowenien undKroatien zu vermitteln Das haumltte von dereinen Seite besser ausgesehen als von deranderen aber das muszlig man akzeptieren

Die Presse Welche neuen Akzente wollenSie als Auszligenminister setzen

Spindelegger Ich habe das langfristigeZiel einen ganz neuen Raum fuumlr Oumlsterreichzu oumlffnen naumlmlich die SchwarzmeerregionIn Rumaumlnien gibt es derzeit etwa 5000 oumlster-reichische Unternehmen Sie wollen auch indie umliegenden Laumlnder rund um dasSchwarze Meer staumlrker investieren und dortFuszlig fassen

Die Presse An welche Laumlnder denken Sieda

Spindelegger An die Nordkuumlste der Tuumlrkeian die Ukraine Aserbaidschan ArmenienGeorgien an Laumlnder die auch eine strategi-sche Bedeutung im Energiesektor haben

Genauso Moldawien auch Weiszligruszligland Wodie Wirtschaft hinwill kann die Auszligen-politik den Weg bereiten

Die Presse Es hat den Anschein daszlig sichnach dem Irland-Referendum die Stimmungin der EU gegen eine baldige Aufnahme derWestbalkanstaaten gedreht hat hellip

Spindelegger Das sehe ich nicht so drama-tisch Wir brauchen einen naumlchsten konkre-ten Schritt den EU-Beitritt Kroatiens Damitbleibt auch die Perspektive fuumlr alle anderenStaaten offen

Die Presse Oumlsterreich ist ja mit seinem Ost-hilfepaket ziemlich abgeblitzt in der EU HatOumlsterreich zu wenige Verbuumlndete in derUnion

Spindelegger Wir sind erst am Beginn derDiskussion Anfang Maumlrz werden wir dasThema beim EU-Sondergipfel wieder aufsTapet bringen

Die Presse Die EU erwaumlgt im Atomstreit mitdem Iran die Sanktionen zu verschaumlrfen WirdOumlsterreich wieder auf der Bremse stehen

Spindelegger Die neue US-Administrationhat dem Iran direkte Gespraumlche angebotenTeheran hat darauf positiv reagiert Auf deranderen Seite treibt der Iran sein Atom-programm voran Daher glaube ich daszlig manden Druck erhoumlhen und gleichzeitig vertrau-ensbildende Maszlignahmen setzen muszlig Oumlster-reich steht nicht auf der Bremse wenn sichSanktionen als notwendig erweisen

Die Presse Die OMV hat einen Gasvor-vertrag mit dem Iran geschlossen War daspolitisch hilfreich

Spindelegger Es ist jetzt nicht die richtigeZeit mit dem Iran Gasvertraumlge zu schlieszligen

Das bdquoOumlsterreich Journalldquo dankt der bdquoPresseldquofuumlr die Genehmigung zur Veroumlffentlichunghttpdiepressecom

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Am 26 Februar wurde das neue oumlsterrei-chische Honorarkonsulat in Hatay (dem

alten Antiochia) durch Botschafterin Guumlrerund Kulturminister Guumlnay eroumlffnet Oumlsterrei-chischer Honorarkonsul wird Mehmet Kilic-lar Besitzer des groumlszligten Unternehmens derRegion Hatboru Kiliclar und seine Familiesind ein ausgezeichnetes Beispiel fuumlr dieIntegrations- und Karrieremoumlglichkeiten tuumlr-kischer GastarbeiterInnen in Oumlsterreich Voruumlber 30 Jahren nach Oumlsterreich ausgewan-dert und in Oumlsterreich ausgebildet kehrte dieFamilie vor mehr als 10 Jahren nach Hatayzuruumlck und ist heute mit der Rohrfirma Hat-boru mit ca 300 Bediensteten der groumlszligte Ar-beitgeber der Region und tuumlrkischer Markt-fuumlhrer in bestimmten Sparten Hatboruexportiert neben vielen Laumlndern auch nachOumlsterreich

Die Eroumlffnungsfeierlichkeiten fanden alserste Veranstaltung im historischen neu re-novierten bdquoParlamentskulturzentrumldquo stattdas waumlhrend der achtmonatigen Unabhaumln-gigkeit Antakyas 1938 Sitz des Parlamentswar Als kulturelles Rahmenprogramm wur-de ein oumlsterreichisch-tuumlrkisches Violinkon-zert von Prof David und Imge Tifils gefolgtvon einem Auftritt eines lokalen Chors gebo-ten Auszliger Kulturminister Guumlnay waren

auch der Gouverneur der Buumlrgermeister undAbgeordnete sowie insgesamt ca 450 Per-sonen anwesend

Hatay an der syrischen Grenze gehoumlrtzu dem in letzter Zeit wirtschaftlich florie-renden Suumldostteil der Tuumlrkei wo sich inunmittelbarer Naumlhe die Wirtschaftsmetropo-len Adana Iskenderum und Gaziantep befin-den Oumlsterreichische Wirtschaftsdelegatio-nen besuchten wiederholt Hatay und dieangrenzenden Regionen

In Hatay befindet sich mit der St Peters-kirche die erste Kirche der Welt die Be-zeichnung bdquoChristenldquo wurde in Antiochiagepraumlgt wo auch zehn Kirchenkonzile statt-fanden Noch heute ist Hatay fuumlr seinen mul-tireligioumlsen und multiethnischen Hintergrundbekannt Der beruumlhmte bdquoChor der Zivilisa-tionenldquo setzt sich aus sunnitischen alewiti-schen armenischen katholischen juumldischenund orthodoxen VertreterInnen zusammen

Hatay ist neben Bursa Bodrum Izmirund Mersin das fuumlnfte oumlsterreichische Ho-norarkonsulat in der Tuumlrkei Weitere Hono-rarkonsulate sind entlang der Mittelmeer-kuumlste im Suumldosten der Tuumlrkei in Zentralana-tolien an der Schwarzmeerkuumlste und imeuropaumlischen Teil der Tuumlrkei geplant httpwwwaussenministeriumatankara

Eroumlffnung des oumlsterreichischenHonorarkonsulats in Hatay

Der Ministerrat hat am 17 Feber dieFortsetzung der humanitaumlren Tschad-

Mission des Bundesheeres bis Ende 2009beschlossen Das Bundesheer wird weiterhineine wichtige Aufgabe im Tschad wahrneh-men Das Mandat umfaszligt die Entsendungeines Logistikkontingentes mit bis zu 130 Sol-datinnen und Soldaten (bisher 160) Es wirdfuumlr den Transport der Versorgungsguumlter fuumlrdie Blauhelm-Truppe verantwortlich seinund damit einen wichtigen Beitrag zumAufwuchs der gesamten Mission leisten

bdquoOumlsterreichische Blauhelme werden einerhalben Million Menschen im Tschad Schutzund Hilfe geben Diese Menschen brauchenuns und wir werden uns vor dieser Verantwor-tung nicht druumlckenldquo sagt Verteidigungsmi-nister Norber Darabos (SPOuml) bdquoWie nur we-nige Armeen auf der Welt verstehen es unse-re Soldaten bei Friedensmissionen Vertrauenin der Bevoumllkerung aufzubauen Auch imTschad ist uns das durch ausgezeichneteArbeit und viel Engagement gelungen DieUNO schaumltzt die Oumlsterreicher weil dietschadische Bevoumllkerung die Oumlsterreicherschaumltztldquo

Der Ressortchef miszligt Afrika hohe sicher-heitspolitische Bedeutung zu bdquoEntwicklun-gen in Afrika haben zunehmend Auswirkun-gen auf Europa Wenn Afrika anfaumlngt seineProbleme zu exportieren werden wir inEuropa am staumlrksten davon betroffen seinAfrika ist von groszliger Bedeutung fuumlr die Si-cherheit Europas Deshalb ist es in unseremeigenen Interesse Afrika Hilfe zur Selbst-hilfe zu gebenldquo

Die Ziele von MINURCAT II

Das derzeitige Mandat fuumlr die EUFOR-Mission zum Schutz von Fluumlchtlingen undHilfsorganisationen im oumlstlichen Grenzge-biet zur sudanesischen Provinz Darfur laumluftam 15 Maumlrz aus Der UNO-Sicherheitsratbeschloszlig einstimmig die Entsendung einerUNO-Nachfolgemission MINURCAT dieauch eine Militaumlrkomponente aufweist

Das Mandat der kuumlnftigen UNO-Missionumfasst im Kern dieselben Aufgaben wie dielaufende EU-Mission Schutz von Zivilper-

sonen insbesondere von Fluumlchtlingen undBinnenvertriebenen Verbesserung der allge-meinen Sicherheitslage um humanitaumlreHilfsleistungen zu erleichtern Unterstuumlt-zung der Grundlagen fuumlr den langfristigenzivilen Wiederaufbau und von Maszlignahmendie fuumlr die freiwillige Ruumlckkehr der Fluumlcht-linge und Vertriebenen notwendig sindsowie Schutz von Personal Einrichtungenund Ausruumlstung der UNO

Das Bundesheer-Kontingent im Tschad

Das oumlsterreichische Kontingent unterUNO-Flagge (bis zu 130 Angehoumlrige desBundesheeres) wird weiterhin eine wichtigeAufgabe im Tschad wahrnehmen Es wirdals Logistikeinheit fuumlr den Transport derVersorgungsguumlter verantwortlich sein

Das oumlsterreichische Logistikkontingentsetzt sich aus dem KontingentskommandoFuumlhrungs- Versorgungs- Transport- In-standsetzungs- Unterstuumltzungs- Sicherungs-und Sanitaumlts-Element zusammen httpwwwbmlvgvat

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad

Oumlsterreich setzt die vielbeachtete und international anerkannte Traditionin der Unterstuumltzung der Friedensarbeit der Vereinten Nationen fort

Die Wirklichkeit in Afrika Vom Regen aufgeweichter Boden

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Patrouille waumlhrend eines Sandsturmes

Vor dem Kongreszligcenter werden dieGaumlste ndash wie in Wien ndash bereits mit

Fiaker Maronibrater und Wuumlrstlstandl be-gruumlszligt Ganz wie am Opernball halt

1600 Gaumlste lieszligen sich vom Fiaker zumroten Teppich vorfahren und vom Walzer-virus anstecken Die Roben einiger Damenwaren dieses Mal so ausladend daszlig dieDamen nicht mehr durch die Drehtuumlr amEnde des roten Teppichs paszligten flugs oumlffne-ten die Portiers eine extrabreite Nebentuumlrund der groszlige Auftritt der Ballschoumlnheitenwar wieder gerettet

Festlich geschmuumlckt mit 10000 Nelkenaus San Remo in den Farben Roseacute und Weiszligmit groszligen Maria Theresia-Kristalllusternund Stoffdraperien in Roseacute und Creme botsich dem staunenden Publikum ein traum-haft schoumlner (und total ausverkaufter) Ball-saal wie aus Wiener Kaiserzeiten

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament

Der raquoKaiserballlaquo am 6 Feber 2009 der raquo52 Ball der Oumlsterreicherlaquo stand unterdem Motto raquoWiener Blutlaquo ndash und das gepaart mit raquoMuumlnchner Temperamentlaquo wardie prickelnde Mischung fuumlr eine zauberhafte rauschende Ballnacht im groszligen

Kongreszligsaal des ICM Muumlnchen

Von Evelyn Watzka )

) Evelyn Watzka ist Vizepraumlsidentin der Oumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaft eV Muumlnchen

Gruppenbild der 124 Debuumltantinnen und Debuumltanten des Kaiserballs 2009 Im Bild unten Praumlsident CP Wieland Vizepraumlsi-dentin Evelyn Watzka raquodie gute Seele des Kaiserballslaquo Mechthilde Wieland und Vorstand Heinz Watzka (vl)

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Schon bei der Eroumlffnung durch PraumlsidentCarl Paul Wieland bekamen die Ballgaumlsteeine Kostprobe des Wiener Charmes als eszur Begruumlszligung hieszlig bdquoKuumlszligacute das Handerlkuumlszligacute das Fuszligerl kuumlszligacute das ganze EnsembleldquoSo galant kann eben nur ein echter Wienersein wenn er die Dame seines Herzens um

einen Walzer bittet Da schmelzen die Da-men dahin ob so einer oumlsterreichischenCharmeoffensive

Die schoumlnsten Bilder fuumlr die Gaumlste natuumlr-lich die feierliche Eroumlffnung der 124 Debuuml-tanten die jungen Damen in langen weiszligenAbendkleidern mit Original Wiener Opern-ballkroumlnchen mit 210 funkelnden Swarovski-Kristallen die jungen Herren in Smokingmit weiszligen Handschuhen Leitung DominikTruschner von der Tanzschule Elmayer-Vestenbrugg aus Wien

Der Kaiserball hat sich zum groumlszligtenDebuumltantenball nach Wiener TraditionDeutschlands entwickelt

Erstmals dabei eine junge huumlbscheDebuumltantin aus Moskau Daria Demtchuck(20) Jurastudentin und mit Mama angereistdie ihrem groszligen Auftritt schon seit Wochenentgegenfieberte und sagte bdquoEs ist so wun-derschoumln ich bin so gluumlcklich mir diesenJungmaumldchentraum erfuumlllt zu habenldquo Siedurfte sogar in der ersten Reihe des Eroumlff-nungskomitees tanzen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoAlles Walzerlaquo ndash da lieszligen sich die Ballgaumlste nicht lange bitten und schwebten im Dreivierteltakt uumlbers Parkett

Wiens Musikalische Botschafter am Kaiserball die Opernweltstars Marcela Cernound Miro Dvorsky sangen sich in die Herzen der Muumlnchner Ballgaumlste

Ball-Schoumlnheit in groszliger Robe HelgaHoffmann (von der Baumlckerinnung) fuhrstandesgemaumlszlig im Fiaker vor

Neben Debuumltanten aus dem GroszligraumMuumlnchen waren auch junge Damen und Her-ren aus Hamburg Berlin Aachen Bonn undNuumlrnberg und auch aus Wien dabei

Novum Vier junge Damen und Herrenaus Wien die am 21 Februar am Juristenballin Wien debuumltieren nahmen an der Ball-eroumlffnung teil dafuumlr fuhren sechs Kaiserball-paare zum Juristenball Diesen schoumlnen Aus-tausch Muumlnchen ndash Wien will Peter SimonLeiter der Debuumltantenorganisation naumlchstesJahr noch verstaumlrken

Daszlig so eine Eroumlffnung im Jungdamen-und Jungherrenkomitee eine sehr aufregendeSache ist weiszlig Praumlsident Wieland nach sovielen Jahren Ball-Erfahrung ganz genauWenn die Rede doch etwas lang ist dannkann es schon mal passieren daszlig eine jungeDame bdquoschwaumlcheltldquo Deswegen merkte er ge-gen Ende seiner Begruumlszligungsrede auch lo-bend an daszlig diesmal kein Schwaumlche- oderOhmnachtsanfall bei den Debuumltanten zu ver-zeichnen sei Zu fruumlh ndash just in dem Momentwar es gleich fuumlr drei junge Debuumltantinnenzuviel und dank der beherzten Hilfe etlicherMediziner unter den Ballgaumlsten gelang esdaszlig die jungen Damen am Ende der Redegerade wieder zu den ersten Klaumlngen desBall-Streichorchesters fit waren Dafuumlr gabes dann einen kleinen Extraapplaus

Den jungen Damen wurden die Opern-ball-Swarovski-Kroumlnchen als Erinnerung anden Kaiserball geschenkt dieses Jahr gab esauch ein kleines Extra-Geschenk der tradi-tionsreichen oumlsterreichischen Gmundner Ke-ramik Manufaktur Die Herren durften sichuumlber edle Simon Carter Manschettenknoumlpfefreuen gesponsert von ILF einem oumlsterrei-chischen Unternehmen mit Sitz in Muumlnchen

Carl Paul Wieland der Praumlsident derOumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaftfreute sich daszlig Ministerin Christine Ha-derthauer mit Gatten (beide hervorragendeWalzertaumlnzer) und ebenso Landtagsvize-praumlsident Reinhold Bocklet mit Gattin sicham Tanzparkett praumlchtig amuumlsierten Bocklet(Kaiserballstammgast seit vielen Jahren undfleiszligiger Taumlnzer) bdquoDer Kaiserball ist fuumlrmich Kuumlr und keine Pflichtldquo

Bei der traditionellen Mitternachtsver-losung gab es viele tolle Hotelaufenthalte zugewinnen die meisten davon in oumlsterreichi-schen und Sterne Haumlusern alsHauptpreis eine Luxus-Fluszligkreuzfahrt vonPassau nach Budapest mit Stopp in der Bun-deshauptstadt Wien

Unter den Gaumlsten Die oumlsterreichischeGeneralkonsulin aus Muumlnchen Senta Wes-sely-Steiner Honorakonsul Gert Rohrseitz

aus Nuumlrnberg mit Gattin Christa der oumlster-reichische Handelskonsul Michael Love mitGattin (treuer Ballbesucher) und NuumlrnbergsBMW-Niederlassungsleiter Franz Inzko (er

ist gebuumlrtiger Kaumlrntner) fuumlhlte sich mit Gat-tin Gerlinde gleich heimisch am Kaiserball

Was waumlre der Kaiserball ohne die MusikBesonders gefeiert wurde der Auftritt der

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die oumlsterreichische Generalkonsulin Senta Wessely-Steiner (li) freut sich uumlber denBesuch des Wiener Landtagspraumlsidenten Prof Harry Kopietz und dessen Gattin

Ein schoumlnes Paar in eleganter Festtracht von Goumlssl Salzburg

Weltopernstars Marcela Cerno und MiroDvorsky als musikalische BotschafterOumlsterreichs weltweit im Einsatz die fuumlr ihregroszligartige Leistung mit frenetischem App-laus des Publikums bedacht wurden

Das freute auch die starke Wiendelega-tion die dieses Jahr am Kaiserball vertretenwar und sich davon uumlberzeugen konnte daszligder Kaiserball die schoumlnste VisitenkarteWiens in Deutschland ist dem 1 Landtags-praumlsidenten Prof Harry Kopietz mit GattinBrigitte gefiel es so gut daszlig er die Ein-ladung fuumlr den Kaiserball 2010 gerne an-nahm und versprach wieder zu kommenWeitere Gaumlste aus dem Wiener Rathauswaren Ingrid Kuntz-Henrichs und RudolfMatthias (vom Pressedienst Rathaus Wien)

Getanzt wurde wieder fleiszligig bis in diefruumlhen Morgenstunden nach dem Radetzky-marsch gabrsquos traditionell die Aufforderungzum Blumenpluumlndern da fiel dann der Ab-schied wenigstens ein biszligchen leichter Termin Kaiserball 5 Februar 2010

Informationen Debuumltantenanmeldung undKartenbestellunghttpwwwkaiserball-muenchende

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Hervorragende Walzertaumlnzer Ministerin Christine und Gatte Hubert Haderthauer

Prinzessinnen fuumlr eine Nacht Die Debuumltantinnen genieszligen den Applaus nach erfolgreicher Balleroumlffnung

Den Ehrenschutz fuumlr diese berauschen-de Veranstaltung des Austria Italia Club

Milano hatten der oumlsterreichische Auszligenmi-nister Michael Spindelegger Wiens Buumlrger-meister Michael Haumlupl Generalkonsulin Te-resa Indjein-Untersteiner die ihr Amt seitkurzem angetreten hat sowie die StadtMailand uumlbernommen der zweitgroumlszligtenStadt Italiens und Hauptstadt der ProvinzMailand und der Region Lombardei

Und dieses Ereignis muszligte doch wuumlrdiggefeiert werden Und wann schlaumlgt das Herzder Oumlsterreicher ndash und auch Mailaumlnder ndashhoumlher Natuumlrlich bei Walzerklaumlngen

bdquoUnser altbewaumlhrtes prominentes WienerTanzorchester unter der Leitung von ProfFranz Bileck verwoumlhnte daher musikalischunsere Gaumlste wie immer mit heimischen Klaumln-gen und begleitete unser Publikum glaumlnzenddurch den Abendldquo erzaumlhlt Vereinspraumlsiden-

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWien Balllaquo in MailandDer diesjaumlhrige raquoWien Balllaquo in Mailand der von der frischbestellten

Praumlsidentin Ingrid de Marinis eroumlffnet wurde stand unter dem Mottoraquo60 Jahre Austria Italia Club Mailandlaquo

Die Eroumlffnungspolonaise des raquoWien Ballslaquo im raquoSala Orolaquo (der raquoGoldene Saallaquo) Societagrave del Giardino in Mailand

Praumlsidentin Ingrid de Marinis mit Vizepraumlsidentin Evi Gamba

tin Ingrid de Marinis zurecht stolz auf diegelungene Groszligveranstaltung Die Mitter-nachtseinlage haben sie und ihr Komitee die-ses Jahr dem in Mailand lebenden oumlsterrei-chischen Bariton Ali Rieger anvertraut Erbdquoabsolvierteldquo seinen Vortrag groszligartig underntete dafuumlr stuumlrmischen Applaus

Moderator Fabio Bonini meisterte seineAufgabe mit dem liebenswuumlrdigen Charmeder ihn besonders auszeichnet und fuumlhrtedie Gaumlste durch eine groszligzuumlgige Tomboladie seit Jahren von treuen Sponsoren gespen-det wird und wohltaumltigen Zwecken gewid-met ist

Der Ball ist in den letzten Jahrzehntenimmer mehr und zum geliebten Bestandteildes gesellschaftlichen Lebens der Mailaumlndergeworden ndash und er bildet den Leitfaden desClublebens des Austria Italia Club MilanoZum bdquoWien Ballldquo wurde er bereits vor 21Jahren durch die generoumlse Unterstuumltzungdurch die Stadt Wien Die Wiener Traditiongeht daher weiter hellip

Das Ballkomitee bestehend aus den Da-men Ingrid de Marinis Vanna Caputi ChristlPausch und Eva Strauss hat ndash traditionsge-maumlszlig ndash auch in diesem Jahr mit Houmlchstlei-stungen geglaumlnzt auch wenn vieles davonfuumlr den zufriedenen Ballbesucher meist ver-borgen bleibt Es sind die Kleinigkeiten dieunendlich Planungszeit erfordern und letzt-lich erst das ganze zur Geltung bringen

Wie immer waren die prachtvollen Saumlleder Societagrave del Giardino im Palazzo Spinoladem aumlltesten Herrenclub Mailands der rich-tige Rahmen fuumlr den Ball Dieser Palazzowurde bereits 1988 von Ingrid de Marinisfuumlr die kommenden bdquoWien Baumllleldquo bdquoerobertldquo ndash

und diese Wahl hat sich wieder als richtig er-wiesen

Dieses Jahr konnten die Mitglieder desAustria Italia Club Milano unter anderemSenator Prof Walter Nettig aus Wien denoumlsterreichischen Botschafter in RomChristian Berlakovits GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner die amerikani-schen und brasilianischen Generalkonsuleden oumlsterreichischen HandelsdelegiertenMichael Berger sowie zahlreiche Prominenzder Stadt Mailand begruumlszligen Das Presseechofiel entsprechend gewaltig aus Es wurdenAusschnitte des Abends in RAI 1 und RAI 3

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Die Generalprobe im raquoGoldenen Saallaquo

Der Kommandant der Mailaumlnder Militaumlrschule Teuliegrave Col Corrado Serto

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Maestro Prof Franz Bileck beim raquoJazzenlaquo

GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner

Senator Hofrat Prof Walter Nettig

sowie in den bdquoORF-Seitenblickenldquo und inbdquoTelecampioneldquo ausgestrahlt

Auch die Unterstuumltzung der in Mailandansaumlszligigen Vertreter der oumlsterreichischen

Wirtschaft sowie der Handelsdelegation unddes Kulturforums sind lebenswichtig fuumlr denClub geworden und natuumlrlich ist die ausge-zeichnete Zusammenarbeit mit dem oumlsterrei-

chischen Generalkonsulat die schon Monatevor dem Ball konkret anfaumlngt als besonderserfreulich ndash und ebenso erfolgreich ndash zu er-waumlhnen

Den Ball haben 21 aufgeregte Debuumltan-tinnen in weiszligem Kleid eroumlffnet die von 21feschen Schuumllern in Galauniform der Mai-laumlnder Militaumlrschule Teuliegrave begleitet wurdenSie tanzten eine traditionelle Faumlcherpolo-naise und legten eine schwungvolle Fleder-mausquadrille aufs Parkett Auch der nach-folgende Walzer lieszlig sich sehen hellip als wuumlr-diger Abschluszlig der vielen Proben unter derLeitung von Tanzmeisterin Anikograve Pusztaidie schon im Oktober 2008 in den Raumlumender Militaumlrschule unter den strengen abervergnuumlgten Augen des Kommandanten derSchule Col Corrado Serto begonnen hat-ten Und der Colonel der bemuumlhte sich sogarpersoumlnlich um das gute Gelingen der Polo-naise Kein Wunder also daszlig diese Leistun-gen mit rauschendem Applaus und Traumlnender Ruumlhrung der anwesenden Eltern belohntwurden

Der kulinarische Meister des Balles warunbestritten Kuumlchenmeister Gottfried AGansterer der seinen fuumlnften bdquoEinsatzldquo fuumlrdas Ausbildungszentrum MODUL der Wirt-schaftskammer Wien in Mailand bdquoabsolvier-teldquo Mit einem exklusiven Galadiner begei-sterte das MODUL-Team unter seiner Fuumlh-rung mehr die prominenten Ballgaumlste

So wie in den letzten vier Jahren standenwieder typische MODUL-Schmankerln aufdem kulinarischen Ballkalender Thymian-geraumlucherte Forelle Kuumlrbisrisotto Schweins-filet mit Pilzen in Teigkruste mit Rotwein-Kraumlutersauce und gebratene Paprika Alssuumlszligen bdquoKlassikerldquo konnte sich die MailaumlnderSociety an Sachertorte mit Schlagobers er-freuen

Nach der Mitternachtsquadrille servierteGansterer mit seinen Kolleg-StudentInnennoch die traditionelle Gulaschsuppe dieAgrar Markt Austria sorgte fuumlr eine exklusi-ve Kaumlseverkostung

Ein Tuumlpferl auf dem bdquoildquo war noch derBlumenschmuck der Saumlle Er wurde diesesJahr von einer jungen Dame geschaffen dievor Jahren einen Wien Ball als Debuumltantineroumlffnete So schlieszligt sich also auch hier derKreishellip

Eine Disco fuumlr die Jugend und Jung-gebliebenen kroumlnte den Abend und um 3 Uhrmorgens schwankten die letzten muumldenGaumlste aus den Saumllen zufrieden und miteinem Gedanken Naumlchstes Jahr wird es wie-der heiszligen bdquoAlles Walzerldquo httpwwwaustria-italiaorg

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Kuumlchenmeister Gottfried A Gansterer mit seinen HelferInnen

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Die juumlngsten Erweiterungen der Europaumli-schen Union stellen einen Meilenstein

im Prozeszlig der Einigung Europas dar undhaben allen Buumlrgern in der gesamten UnionVorteile gebracht Auf wirtschaftlicher Seitehat die Erweiterung zu einem houmlheren Le-bensstandard in den neuen Mitgliedstaatengefuumlhrt und Export- und Investitionsmoumlg-lichkeiten fuumlr die alten Mitgliedstaaten ge-schaffen Daneben hat sie die DemokratieStabilitaumlt und Sicherheit auf unserem Konti-nent gefoumlrdert Auszligerdem hat eine erweiter-te EU mehr Gewicht wenn sie sich zuThemen von weltweiter Bedeutung aumluszligertetwa zum Klimawandel oder zur Weltwirt-schaft und den dafuumlr geltenden Regeln FuumlnfJahre nach der Erweiterung ist die EU nichtnur groumlszliger sondern auch staumlrker dynami-scher und kulturell reicher In dem derzeitschwierigen globalen Umfeld besteht diegroszlige Herausforderung darin nicht der Versu-chung protektionistischer Tendenzen zu er-liegen welche die enormen Vorteile zunich-te machen wuumlrden die die Schaffung einesschrankenlosen Binnenmarktes mit 500Millionen Menschen mit sich gebracht hat

bdquoDie Erweiterungen der Jahre 2004 und2007 waren ein groszliger historischer SchrittSie markierten das Ende der Teilung Euro-pas leisteten einen Beitrag zur Konsolidie-rung der Demokratie und brachten saumlmt-lichen EU-Mitgliedstaaten wirtschaftlicheVorteile in Form gesteigerter Wettbewerbs-faumlhigkeit houmlheren Wirtschaftswachstumsund zusaumltzlicher Beschaumlftigungsmoumlglichkei-ten Wir sollten nicht zulassen daszlig die der-zeitige Krise diesen unleugbaren Erfolg

uumlberschattet Gemeinsam koumlnnen wir Loumlsun-gen fuumlr globale Fragen wie den Klimawan-del oder eine neue internationale Finanzord-nung erarbeiten Wenn wir uneinig sind er-reichen wir gar nichtsldquo erklaumlrte Wirtschafts-und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kom-missar Olli Rehn fuumlgte hinzu bdquoDie Erwei-terung hat sich als Stabilitaumltsanker und trei-bende Kraft fuumlr Demokratie und Rechtsstaat-lichkeit in Europa erwiesen Sie war sowohlfuumlr die neuen als auch die alten Mitglieds-staaten und die EU insgesamt wirtschaftlichvorteilhaft Durch die Erweiterung wurdeder Raum des Friedens und des Wohlstandsauf nahezu 500 Millionen Menschen ausge-dehnt und unser Gewicht in der Welt gestei-gertldquo Es ist nun fuumlnf Jahre her daszlig die EU10 neue Mitgliedstaaten [1] aus Mittel- undOsteuropa aufgenommen und damit der jahr-zehntelangen Teilung Europas infolge deskalten Krieges ein Ende gesetzt hat Zweiweitere Staaten Bulgarien und Rumaumlnientraten 2007 bei In der Mitteilung bdquoFuumlnf Jah-re EU-Erweiterungldquo wird gezeigt daszlig dieErweiterung fuumlr beide Seiten mit enormenwirtschaftlichen Vorteilen verbunden war

Die erweiterte EU ist nun der groumlszligte inte-grierte Wirtschaftsraum weltweit Sie reprauml-sentiert uumlber 30 des globalen BIP und uumlber17 des Welthandels Deshalb kann die EUauf globaler Ebene eine entscheidende Rollespielen Sie kann ihren Einfluszlig bei der Ge-staltung der Globalisierung zum Nutzen derBuumlrger geltend machen

Das Pro-Kopf-Einkommen in den neuenMitgliedstaaten stieg zwischen 1999 und

2008 von 40 auf 52 des Durchschnittsder alten Mitgliedstaaten und das Wirt-schaftswachstum betrug 2004 ndash 2008 durch-schnittlich 55 gegenuumlber lediglich 35 im Zeitraum 1999 ndash 2003 Diese Entwick-lung ging gleichwohl nicht zu Lasten der al-ten Mitgliedstaaten deren Wirtschaftswachs-tum zwischen 2004 und 2008 ca 22 betrug etwa ebenso viel wie zwischen 1999und 2003

Die Erweiterung eroumlffnete auch neueHandelschancen 2007 gingen nahezu 80 der Ausfuhren der neuen Mitgliedstaaten indie uumlbrige EU Auch der Anteil der Exporteder alten in die neuen Mitgliedstaaten an denGesamtausfuhren ersterer stieg zwischen1997 und 2007 von 4 frac34 auf 75

Die Arbeitslosigkeit ging von haumlufig sehrhohen Niveaus stark zuruumlck und erreichteungefaumlhr die Quoten der uumlbrigen EU ndash ca7 im Jahr 2007 Die Angst vor einem mas-siven Ansturm von Arbeitskraumlften auf diealten Mitgliedstaaten hat sich als unbegruumln-det erwiesen In den meisten Mitgliedstaatenbetraumlgt die Zahl auslaumlndischer Arbeitnehmernicht mehr als 1 der einheimischen Bevoumll-kerung im erwerbsfaumlhigen Alter und dankder Zuwanderung konnte einem Arbeits-kraumlftemangel begegnet werden Auch wardie Zuwanderung oftmals nur voruumlberge-hend ndash 50 der in juumlngster Zeit in das Ver-einigte Koumlnigreich zugewanderten Arbeit-nehmer sind bereits in ihr Ursprungsland zu-ruumlckgekehrt

Die derzeitige globale Krise bereitet allenLaumlndern Schwierigkeiten auch der EU unddie Arbeitslosigkeit steigt uumlberall

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Europa

Fuumlnf Jahre EU-ErweiterungDauerhafte Vorteile und bessere Ausgangslage zur Bewaumlltigung der aktuellen Krise

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kommissar Olli Rehn (li) und Wirtschafts- und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

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Eine groszlige geeinte EU kann dieser Situa-tion und den damit verbundenen Heraus-forderungen aber besser begegnen als dieeinzelnen Mitgliedstaaten im AlleingangDie EU hat koordinierte Maszlignahmen zurStabilisierung des Bankensystems und zurUnterstuumltzung der Konjunkturerholung ge-troffen Diese Maszlignahmen die durch weite-re derzeit vorbereitete Maszlignahmen insbe-sondere zur Wiederherstellung der fuumlr dieWirtschaft lebenswichtigen Kreditstroumlmeergaumlnzt werden lassen eine schrittweise Er-holung ab Ende dieses Jahres erwarten

Die derzeit von einem starken Konjunk-tureinbruch betroffenen neuen Mitgliedstaa-ten erhalten im Rahmen der EU-Kohaumlsions-politik finanzielle Unterstuumltzung in erhebli-chem Umfang Die Zahlungsbilanzfazilitaumlt

ermoumlglicht der EU die Unterstuumltzung vonMitgliedstaaten auszligerhalb des Euro-Waumlh-rungsgebiets die zeitweiligen Beistand be-noumltigen

Das gemeinschaftliche Wettbewerbsrechtund die Vorschriften zu staatlichen Beihilfenwerden einheitliche Bedingungen fuumlr dieUnternehmen gewaumlhrleisten

Anhand der Lissabonner Strategie fuumlrWachstum und Beschaumlftigung kann ermitteltwerden welche Reformen notwendig sindum das Wachstumspotenzial der europaumli-schen Volkswirtschaften zu steigern und siegegenuumlber globalen Erschuumltterungen wider-standsfaumlhiger zu machen

Die Kommission arbeitet gemeinsam mitden Mitgliedstaaten an einer Neuausrichtungdes Europaumlischen Sozialfonds um den Men-

schen sowohl in den alten als auch in denneuen Mitgliedstaaten ihre Arbeitsplaumltze zuerhalten Daneben bemuumlht sich die Kommis-sion u a mittels des Europaumlischen Fonds fuumlrdie Anpassung an die Globalisierung um dieEindaumlmmung der allgemeineren sozialenAuswirkungen der Krise

Der reformierte Stabilitaumlts- und Wachs-tumspakt ist ein stabiler Rahmen der es unserlaubt kurzfristig der Nachfrage und derBeschaumlftigung Impulse zu verleihen undgleichzeitig mittel- und langfristig den Kursauf solide und nachhaltige oumlffentliche Finan-zen zu halten httpwwweceuropaeu[1] Tschechische Republik Estland Zypern

Lettland Litauen Ungarn Malta PolenSlowenien und Slowakei

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Europa

Die Europaumlische Union nach der Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten 2004 (gelb) und die damaligen Kandidatenlaumlnder (dun-kelgrau) die beim letzten Erweiterungsschritt mit 1 Jaumlnner 2007 beigetreten sind

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Rechtzeitig vor den fuumlr Juni anberaumtenWahlen zum Europaumlischen Parlament

werden die gesetzlichen Regelungen fuumlr dieStimmabgabe per Briefwahl vereinfachtDer Verfassungsausschuszlig des Nationalratsbilligte mehrheitlich einen entsprechendenAntrag der beiden Koalitionsparteien SPOumlund OumlVP Gegen die Vereinfachungen stimm-te lediglich die FPOuml die wie AbgeordneterHarald Stefan festhielt der Briefwahl gene-rell skeptisch gegenuumlber steht

Dem Gesetzesentwurf zufolge muszlig kuumlnf-tig auf der Wahlkarte nicht mehr angegebenwerden wo an welchem Tag und zu welcherUhrzeit die Stimme abgegeben wurde Viel-mehr ist die eidesstattliche Erklaumlrung desWaumlhlers bzw der Waumlhlerin per Unterschriftausreichend wonach der Stimmzettel per-soumlnlich unbeobachtet unbeeinfluszligt und vordem Schlieszligen des letzten oumlsterreichischenWahllokals ausgefuumlllt wurde Auch die zwin-gende Uumlbermittlung der Wahlkarte im Post-weg entfaumlllt Diese kann zum Beispiel per-soumlnlich bei der Bezirkswahlbehoumlrde abgege-ben werden Etwaige Portokosten uumlbernimmtin Hinkunft der Staat Die Erleichterungenbei der Briefwahl sind vorerst allerdings aufdie Europawahlen beschraumlnkt uumlber die Aus-dehnung der Bestimmungen auf National-rats- und andere bundesweite Wahlen wollendie Abgeordneten gesondert beraten

Im Rahmen der Debatte wurden die Ver-einfachungen bei der Briefwahl sowohl vonden beiden Koalitionsparteien als auch vonden Gruumlnen ausdruumlcklich begruumlszligt SPOuml undOumlVP erhoffen sich dadurch eine houmlhereWahlbeteiligung bei den Europawahlen wieetwa die Abgeordneten Guumlnther Kraumluter(SPOuml) und Karl Donabauer (OumlVP) ausfuumlhr-ten Abgeordnete Daniela Musiol (Gruumlne)erinnerte daran daszlig bei den Nationalrats-wahlen 7 der Wahlkarten nicht gewertetworden seien weil das Datum oder die Uhr-zeit auf der Wahlkarte gefehlt haben

Abgelehnt wurde die Gesetzesaumlnderungvon der FPOuml Bei der Briefwahl sei derGrundsatz des persoumlnlichen und geheimenWahlrechts nicht gewaumlhrleistet argumentier-te Abgeordneter Harald Stefan Zudem kannseiner Auffassung nach nach wie vor nichtausgeschlossen werden daszlig bdquoSchummel-waumlhlerldquo ihre Stimme nach Schlieszligen derletzten Wahllokale abgeben Die FPOuml stimm-

te in diesem Sinn lediglich der Aumlnderung desEuropa-Waumlhlerevidenzgesetzes zu

Abgeordneter Wilhelm Molterer (OumlVP)zeigte kein Verstaumlndnis fuumlr die grundsaumltz-lichen Bedenken der FPOuml gegen die Brief-wahl Die Einfuumlhrung der Briefwahl seieiner der wesentlichsten demokratiepoliti-

schen Fortschritte im Wahlrecht gewesenmeinte er Nunmehr wuumlrden nach den Erfah-rungen bei der Nationalratswahl einige Adap-tierungen vorgenommen Sowohl Moltererals auch Abgeordneter Donabauer bedauer-ten dass die vereinfachte Briefwahl vorerstnur fuumlr die Europawahlen gilt und aumluszligertendie Hoffnung auf eine rasche Aumlnderung auchder Nationalratswahlordnung

Seitens des BZOuml brachte AbgeordneterEwald Stadler formale Einwaumlnde gegen denGesetzesantrag vor Da diesen Einwaumlndendurch einen VP-SP-Abaumlnderungsantrag nurin Teilbereichen Rechnung getragen wurdevotierte das BZOuml gegen eine seiner Meinungnach nicht korrekt formulierte Ziffer desGesetzentwurfs

Bei der Abstimmung am 27 Feber wurdedie Vorlage zur erleichterten Stimmabgabeper Brief bei der EU-Wahl mehrheitlich an-

genommen der FPOuml-Abaumlnderungsantragblieb ebenso wie der BZOuml-Entschlieszligungs-antrag in der Minderheit

Fekter Das Waumlhlen wird einfacher

Innenministerin Maria Fekter begruumlszligteden parlamentarischen Beschluszlig betreffendder Europawahlordnung und des Europa-Waumlhlerevidenzgesetzes und faszligt zusammenbdquoBereits bei der Europawahl profitieren dieMenschen vom neuen Wahlrecht Die Brief-wahl wird einfacher Fuumlr die Gemeinden faumlllteine Huumlrde weg Sie muumlssen die Waumlhler-verzeichnisse nicht mehr verpflichtend anSonntagen auflegenldquo

Die Novelle enthaumllt einige fuumlr Waumlhlerin-nen und Waumlhler maszliggebliche Neuerungendie bei der Europawahl am 7 Juni 2009 erst-mals zum Tragen kommen werden

Bei Ausuumlbung der Briefwahl ist das Aus-fuumlllen eines Datums eines Ortes odereiner Uhrzeit bei der eidesstattlichen Er-klaumlrung nicht mehr notwendig Nur nochdie eigenhaumlndige Unterschrift ist auf derWahlkarte vorgesehenDer Postweg ist bei Ausuumlbung der Brief-wahl nicht mehr zwingend vorgeschrie-ben Zur Uumlbermittlung der Wahlkartesind nun auch andere Wege als die Post(bzw im Ausland die Vertretungsbe-houmlrde) zulaumlssig etwa auch eine persoumlnli-che Abgabe Dies entspricht den Rege-lungen des Auslandswahlkartenwesensvon 1990 bis 2006 die sich in der Praxisgut bewaumlhrt hattenWaumlhlerinnen und Waumlhlern die sich derBriefwahl bedienen muumlssen bei einerUumlbermittlung am Postweg ndash sowohl imInland als auch vom Ausland ndash keinePortokosten mehr entrichten Das Portowird vom Bund uumlbernommenDaruumlber hinaus wird es anlaumlszliglich derEuropawahl 2009 erstmals moumlglich seindaszlig die Gemeinden die Waumlhlerverzeich-nisse an Sonntagen nicht mehr verpflich-tend zur Einsicht auflegen muumlssen Dadie tatsaumlchliche Nachfrage an Sonntagenin das Waumlhlerverzeichnis Einsicht zunehmen gering war koumlnnen die Ge-meinden nun entscheiden ob sie die Ein-sichtnahme verkuumlrzt anbieten oder amSonntag uumlberhaupt geschlossen halten

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Speziell fuumlr Auslandsoumlsterreicher

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht

Das Porto uumlbernimmt der Staat

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Oumlsterreich hat sich ganz in seinen Traumlu-men von der ewigen Insel der Seligen

verfangen Aber in fuumlnf bis zehn Jahren wer-den die wirtschaftlichen Realitaumlten das Landaufweckenldquo Mit dieser Prophezeiung ende-te ein Referat das ich Ende des Sommersvor Auslandsoumlsterreichern (an-laumlszliglich der Weltbundtagung2008 Anm) halten durfte

Nur wenige Wochen spaumltermuumlszligte ich meine Worte deut-lich schaumlrfer akzentuierenDenn die Zeit des Aufweckensist fuumlr Oumlsterreich viel schnellerals erwartet gekommen Mitlautem Uumlberschallknall ist dasLand von der Finanzkrise indie bittere Gegenwart ka-tapultiert worden und die all-gemein ersehnte Ruumlckkehr inden Schlaf ist unmoumlglich ge-worden Dennoch gehen vieleweiter als Tagtraumlumer durchsLand Insbesondere die Politik

Um zu verstehen wie bitterdieses Erwachen ist aber auchum die Entwicklung der letztenJahre zu begreifen ist ein kur-zer Ruumlckblick auf das 20 Jahr-hundert notwendig Die Menschen die inseiner ersten Haumllfte gelebt haben sind einengroszligen Teil ihres Lebens von politischenwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kata-strophen geplagt gewesen von Kriegen To-talitarismus Fanatismus BuumlrgerkriegenInflation Weltwirtschaftskrise Hunger Mas-senflucht Seuchen Gebietsanspruumlchen gegenKaumlrnten dem Verlust uroumlsterreichischer Ge-biete wie Suumldtirols und der deutschsprachi-gen Gemeinden Boumlhmens und Maumlhrenssowie von groszligen Selbstzweifeln ob ihrernationalen Identitaumlt

Zwischen 1945 und 1955 kommt es zurgroszligen Wende Am Beginn jener Dekade istOumlsterreich noch das aumlrmste Land des Kon-tinents und vierfach besetzt Dies fuumlhrt zurletzten groszligen Massenemigration aus Oumlster-

reich Am Ende dieser Periode loumlst der Ab-zug der letzten Besatzer eine gewaltige Auf-bruchstimmung aus Oumlsterreich schwimmtwie die Weltkriegsverlierer Deutschland Ja-pan und Finnland in einem Wirtschaftswun-der nach oben

Was das eigentlich Unglaubliche ist Seit-her lebten praktisch zwei Generationen ineinem ununterbrochenen Mehr Besser Rei-cher Keine der zuvor aufgelisteten Plagenwurde in dieser Zeit schlagend

Das oumlsterreichische Wunder

Wer an eine houmlhere Gerechtigkeit glaubtwird sich schwer tun diesen Unterschied inden Lebenslaumlufen mit etwas anderem alsGluumlck zu begruumlnden Wer Geschichte Po-litik und Wirtschaft naumlher analysiert derwird Verbluumlffendes entdecken Oumlsterreich istheute sogar das absolut einzige Land dasseither ohne wirtschaftliche oder auszligenpoli-tische Bedrohungen leben konnte Die ande-ren Wirtschaftswunderlaumlnder haben inzwi-schen alle schon schwere Krisen etwa Re-zessionen hinter sich die jeweils schweregesellschaftliche und soziale Auswirkungenhatten

Die wichtigsten Ursachen dieses oumlsterrei-chischen Wunders

An der Spitze lag der verdienstfreie Zu-fall daszlig das Land auf der schoumlneren Seitedes Eisernen Vorhangs quer durch Mittel-europa zu liegen kam

Trotz der Gefahren des Ost-West-Konflikts konsumierte Oumls-terreich quasi zum Nulltarifunter dem Schutz der Natoaumluszligere Sicherheit die aller-dings von vielen Oumlsterreichernirrtuumlmlich der Neutralitaumlt zuge-schrieben wurde

Der Kalte Krieg verhinderteeinen heiszligen

Weltweit aber vor allem inWesteuropa haben die Markt-wirtschaft die Globalisierungdie Versoumlhnung alter Feinde (et-wa Deutschlands und Frank-reichs) gute Rahmenbedingun-gen fuumlr eine positive Entwick-lung gelegt was auch Oumlster-reich sehr zugute kam

Die Oumlsterreicher haben einekaum noch fuumlr Streit sorgendenationale Identitaumlt gefunden(dieses Thema war vorher hun-

dert Jahre lang so umstritten wie unklarund damit eine Ursache vieler Konflikte)Die Buumlrger zeigten sich in einem vorallem im internationalen Vergleich ruumlh-menswerten Ausmaszlig gesetzestreu undfleiszligigDie verfassungsmaumlszligigen Grundlagen derRepublik waren brauchbar und zumin-dest in den ersten Nachkriegs-Jahrzehn-ten voumlllig unbestrittenDie Gewerkschaften demonstrierten iminternationalen Vergleich Maumlszligigung undZuruumlckhaltung (etwa indem sie Lohn-erhoumlhungen immer eine Spur unter derdeutschen Konkurrenz ansetzten)Die Ausbildung in den Schulen und Uni-versitaumlten war lange vorbildlich und lei-stungsorientiertDie Kreativitaumlt von Ingenieuren und Wis-senschaftern war international zumindestkonkurrenzfaumlhig

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Ein Land verschlaumlftseine Geschichte

Von Andreas Unterberger

Diesen Beitrag durfte das bdquoOumlJldquo dankensweiterweise derbdquoEuropaumlischen Rundschauldquo 20084 entnehmen

Andreas Unterberger Chefredakteur der raquoWiener Zeitunglaquo

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All das war wohl vor allem dadurch moumlg-lich geworden daszlig die Schrecken der ver-gangenen Jahrzehnte die Nation in einemkollektiven Lernprozeszlig gelehrt hatten daszligideologische Maumlszligigung SelbstdisziplinSparsamkeit Fleiszlig und der Verzicht auf illu-sionaumlre internationale Ambitionen die besteBasis fuumlr den eigenen Wohlstand sind Aumlhn-liche Lernprozesse sind aber auch in Finn-land Deutschland oder Japan in starkemAusmaszlig nachweisbar

In all diesen Laumlndern kam das Wirtschafts-wunder jedoch ndash mit jeweils unterschied-lichen Ausloumlsefaktoren und zu unterschied-lichen Zeitpunkten ndash gegen Ende des Jahr-hunderts zu einem voruumlbergehenden oderdauerhaften Ende Nur in Oumlsterreich bishernicht Aber auch das hat erklaumlrbare Gruumlndedie weder mit einem Wunder noch mit insu-larer Seligkeit zusammenhaumlngen sondernmit Verdienst wie auch Zufall und Gluumlck

Ostoumlffnung und EU ndashRettung vor der Krise

Denn auch in Oumlsterreich hatten sich inden achtziger Jahren massive Krisensignalebemerkbar gemacht Das gefaumlhrlichste wardamals der Kollaps der nicht mehr wettbe-werbsfaumlhigen uumlberschuldeten und durchparteipolitische Vereinnahmung gelaumlhmtenStaatsindustrie Aber auch die Entwicklungder staatlichen Defizite nahm damals schonbedrohliche Formen an

Dennoch kam es zu keiner DepressionKrise oder Rezession wie anderswo Warum

Der erste Grund war die Ostoumlffnung Diezeitlich genau zum richtigen Zeitpunkt kom-mende Wende von 1989 oumlffnete Oumlsterreichploumltzlich den Zugang zu riesigen Maumlrktenzu billigen wie motivierten Arbeitskraumlften(legaler wie illegaler Art) zu hungrigenStandorten fuumlr Investitionen und nach eini-gen Jahren der Umstellungskrise auch zuRegionen mit steilen Wachstumsraten vorder Haustuumlr Diese Chance wurde perfektgenutzt von den groszligen Banken Versiche-rungen und Energiekonzernen genauso wievon Tausenden Klein- und MittelbetriebenViele dieser Firmen haumltten ohne Mittelost-europa nicht uumlberlebt Sie machen seithereinen Groszligteil ihrer Gewinne in oder mit derneu-alten Nachbarschaft Da konnte sich dieFlexibilitaumlt und Empathie der Oumlsterreicher er-folgreich bewaumlhren Insbesondere der 2008so sehr in die Krise gekommene Finanzsek-tor erwirtschaftete dort fast zwei Jahrzehntelang einen wichtigen Beitrag zum ndash realen ndashWachstum Oumlsterreichs

Der zweite Grund war der EU-Beitritt

Dieser brachte Oumlsterreich einen spuumlrbarenModernisierungsschub Wettbewerb und De-regulierung bedeuteten ein Blutdoping fuumlrOumlsterreichs Wirtschaft Das Land wuchsnach 1995 viel rascher als die alten EU-Laumln-der (die den Beitrittsimpuls viel fruumlher kon-sumiert haben) oder die Schweiz

Der dritte Grund waren einige mutige Re-formen Durch Abschaffung der Vermoumlgens-steuer massive Privatisierungen Einfuumlhrungder fuumlr die Ansiedlung von Konzernzentralenwichtigen Gruppenbesteuerung und die Koumlr-perschaftssteuerreform (ein wenig auch durchdie Universitaumlts- die Pensions- und die lei-der nur sehr halbherzigen Verwaltungsre-formen) wurde ein weiterer Anstoszlig gegeben

Der oumlsterreichische Erfolg (der sich auchin allen volkswirtschaftlichen Daten nieder-schlug) wurde alluumlberall sichtbar Besondershandgreiflich anschaulich war etwa die In-vasion deutscher Kellner nach Oumlsterreich ndashvor den 90er-Jahren ist dieser Berufsstandnaumlmlich immer nur in die Gegenrichtung ge-wandert Die Oumlsterreicher wurden zu Welt-meistern an Lebensqualitaumlt bei FernreisenFruumlhpension oder Studiendauer Das opulentausgebaute Gesundheitssystem bedienteauch Luxuskrankheiten Staumldte wie Seen wur-den vorbildlich restauriert und saniert DerAutobahnbau wurde zur Goldgrube fuumlr dieBauwirtschaft

Doch nichts waumlhrt ewig Neue Krisen-signale wurden zunehmend sichtbar Diesepositiven Faktoren verloren inzwischen wie-der ihre Wirksamkeit ndash und zwar noch ehedie globale Finanzkrise zuschlagen konnte

Reformwille erlahmt

Das anfangs so reformfreudige Schwarz-Blau-Orange verlor schon vor seiner Abwahljede Dynamik Und seit den Wahlen von

2006 und 2008 gilt uumlberhaupt jeder Versucheiner nicht populistischen Reformpolitik querdurch die Parteien als politischer Selbst-mord

Die EU-Mitgliedschaft war in ihrer posi-tiven Wirkung bald konsumiert ndash uumlberdieshat sich die Union bald selbst vom Ausbaudes Binnenmarkts auf voumlllig uumlberfluumlssige so-zialtechnologische Uumlberregulierungen ver-legt von Rauchverboten (eine Materie diein Oumlsterreich vorher weitgehend Landes-sache gewesen ist) bis zur Gleichbehand-lung Wozu noch die ungeloumlsten Megapro-bleme Vertragsreform CO2-Vorzugsschuuml-lertum oder Tuumlrkei-Beitritt kommen

Und der dritte positive Faktor die Ostoumlff-nung verliert zunehmend an Wirksamkeitweil das hilfreiche wirtschaftliche Gefaumlllezwischen Oumlsterreich und den Nachbarn aufGrund des Aufbaus im Osten rasch verloren-geht weil Wachstumskrisen in Osteuropaauch voll auf Oumlsterreich durchschlagen

Kritische Signale

Parallel zum Wegfall dieser drei Reform-und Kraftquellen haben sich in den letztenJahren zunehmend wenngleich kaum wahr-genommen viele andere kritische Signalegezeigt

Oumlsterreich hat trotz Hochkonjunktur zwi-schen 2006 und 2008 nicht einmal mehrversucht einen ausgeglichenen Haushaltanzustreben sondern ohne Not weiter po-pulistisch in den Ausbau des Wohlfahrts-systems investiertRot-Schwarz begann die Pensionsrefor-men teilweise zuruumlckzunehmen und ver-strickte Oumlsterreich schon unter Gusen-bauer in eine Fuumllle von zusaumltzlichen lang-fristig wirkenden Sozialausgaben vonder Pflege bis zur Arbeitslosensicherung

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die bdquoEuropaumlische Rundschauldquo erscheintvierteljaumlhrlich und wird vom gleichnami-gen Verein herausgegeben Sie bietet auf144 Seiten im Format 17 x 24 cm an-spruchsvolle Beitraumlge zu unterschiedlich-sten Europa-Themen und Kritiken zueuropabezogenen Veroumlffentlichungen ndashDie Einzelnummer kostet 8 Euro das Jah-resabonnement 25 Euro zuzuumlglich PortoBestellungen richten Sie bitte an denVerein bdquoEuropaumlische RundschauldquoEbendorferstraszlige 64A-1010 WienTelefon ++43 (0)1 408 34-00Telefax ++43 (0)1 408 34-11httpwwweuropaeische-rundschauat

In Oumlsterreich das einst mit Stromexportviele Devisen verdiente werden seit lan-gem praktisch keine Kraftwerke mehrgebaut Es ist zu einem Netto-Importeurvon Strom gewordenAlle modernen Technologien die mit denWorten Hormon Gen oder Atom zu-sammenhaumlngen koumlnnten werden hierzu-lande bekaumlmpft statt beforscht und ge-nutztEinige der Universitaumlten (etwa die Wie-ner Medizin) haben ihre Autonomie zuFreunderlwirtschaft und Hausberufungengenutzt und dadurch an Wettbewerbsfauml-higkeit verlorenDie Bahn hat keinen ausreichenden An-schluszlig an das westliche Hochgeschwin-digkeitsnetz gefundenDie Massenzuwanderung hat sich voumllligfalsch entwickelt Es gibt keinen rotenTeppich fuumlr qualifizierte Arbeitskraumlfteaber offene Tuumlren fuumlr massenweisen Miszlig-brauch des Asylverfahrens (selbst wennsie abgewiesen werden bleiben vieleAsylwerber im Land) und die uumlberausgroszligzuumlgige Moumlglichkeit von Familien-zusammenfuumlhrungen Das lieszlig binnenkurzem in Oumlsterreichs Staumldten ethnischeund schulische Ghettos entstehen Wes-halb die Integration von Zuwanderernschlechter denn je funktioniert ndash was auchzum wichtigsten Faktor beim juumlngstenWahltag geworden ist (Nationalratswahlam 28 September 2008 Anm d Red)Jene Menschen die als Transferempfaumln-ger vom Wohlfahrtssystem profitierensind heute bei jeder Wahl in der MehrheitWas dazu fuumlhrt daszlig die Politik immerweniger auf die Leistungstraumlger zu schau-en bereit ist Keine populistische Parteiwendet sich heute noch an die bdquoFleiszligigenund TuumlchtigenldquoWie in Deutschland wandern immer mehrAngehoumlrige der Eliten und insbesondereForscher ins Ausland abDie Bundeslaumlnderbuumlrokratie die diesemkleinen Land uumlberfluumlssigerweise zehnverschiedene Gesetzgeber beschert istmaumlchtiger und teurer denn je Als De-monstration ihrer Macht haben die Laumln-der (uumlber die jeweiligen Parteien) sowohlSPOuml-Chef Gusenbauer wie auch OumlVP-Obmann Molterer zu Sturz gebrachtEtwa bei den Baubehoumlrden hat die Kor-ruption signifikant zugenommenDie prohibitive Houmlhe der Personalsteuernmotiviert Fuumlhrungskraumlfte zunehmend da-zu mit ihren Firmen und Konzernzentra-len abzuwandern ndash und zwar Richtung

Osten Aus dem gleichen Grund muumlssendie groszligen Banken und Versicherungenwenn sie aus ihren Ostfilialen Spitzen-kraumlfte nach Wien holen diesen nun schondes oumlfteren deutlich houmlhere Bruttoloumlhnezahlen als den gleichqualifizierten Oumlster-reichernEin Vorstand eines Elektronik-Konzernsprophezeite daszlig es in fuumlnf bis zehn Jah-ren keinen Elektronik-Arbeitsplatz inOumlsterreich geben werdeAn den heimischen Universitaumlten gibt espraktisch keine relevanten Oumlkonomenmehr um nur eine wichtige Disziplin zunennenDie Qualitaumlt der heimischen Medien alsentscheidender (wenn auch oft unter-schaumltzter) Standortfaktor hat sich auseiner Vielzahl von Gruumlnden verschlech-tert Dazu nur einige Stichworte Erset-zung von Information durch Infotainmentabnehmende Bildung der Journalistenkorrupte Eigentuumlmer zu groszliger Staats-einfluszlig im oumlffentlich-rechtlichen Sektorregionale Monopole und nationale Oligo-polstrukturen im Printbereich und wach-sende Einfluszlignahme der werbendenFirmen auf die InhalteDie gewaltigen Probleme der Demo-graphie und Migration wurden weitge-hend ignoriert rasche Uumlberalterung Kin-derarmut exponentielles Wachstum derZuwanderer aus nichteuropaumlischen Kul-turen (die leider keine der fuumlr weitereWohlstandsmehrung und Verteidigungder Wettbewerbsfaumlhigkeit notwendigenEigenschaften mitbringen) und damitauch kulturelle Agonie sowie wachsendeErfahrungen von Identitaumltsverlust DieseProbleme werden von manchen Expertenauf ein bloszliges Arbeitsmarkt- und Pen-sionsproblem reduziert Aber selbst diesewerden nicht ernst genommenAlle Parteien haben arge Nachwuchspro-bleme Kein gescheiter und anstaumlndigerjunger Mensch geht noch in die PolitikLandespolitiker weigern sich aus ihrergemuumltlichen (houmlchstens durch Alkohol-konsum gefaumlhrlichen) Umgebung in einMinisteramt zu wechseln Das wird lang-fristig zur DemokratiegefaumlhrdungDer Politik stehen auch keinerlei brauch-bare Think tanks oder aumlhnliches zurVerfuumlgung Gleichzeitig sind OumlsterreichsUniversitaumlten in den fuumlr Politik und Wirt-schaft entscheidenden Disziplinen intel-lektuell ausgeduumlnntDie Parteien haben den rechtzeitigen Uumlber-gang zum Mehrheitswahlrecht versaumlumt

Was Oumlsterreich angesichts der immer po-pulistischer werdenden Parteien am Ran-de auf Dauer zur politischen Laumlhmungund Blockade durch eine immer kleinerwerdende groszlige Koalition verdammtDie Krisendynamik hat sich zuletzt vonMonat zu Monat beschleunigt Bestes Bei-spiel dafuumlr ist die AUA Feierte diese nocham Anfang des Jahres 2008 mit groszligemAufwand und viel Stolz ihr 50jaumlhriges Ju-bilaumlum so war sie schon im Sommer des-selben Jahres ein Kandidat fuumlr einenNotverkaufDie Mehrheit der Parteien versuchte eine(ohnedies bald wieder abflauende) Ver-teuerung der weltweiten Energie- undLebensmittelpreise mit Schulden zu be-kaumlmpfen also eine Strategie die langfri-stig nur noch mehr Inflation schafft

Verlorener Bezug zur Realitaumlt

Was ist in diesem Land passiertDer Hauptgrund der skizzierten Sorge ist

ein psychologischer Die sechs Jahrzehntevoller ermutigender Entwicklungen habendafuumlr gesorgt daszlig die Menschen die kollek-tive Erinnerung an die schlechten Jahre ver-loren haben Und die maximal in 24 Stun-den-Dimensionen denkenden Boulevardzei-tungen haben diese Erinnerung ohnedies niegehabt Sie ist auch in der Politik rasch ver-lorengegangen die bis auf die Ausnahme-erscheinungen Raab Kreisky und Schuumlsselohnedies nie uumlber die Mittelmaumlszligigkeit hin-ausgekommen ist

Nicht mehr Fleiszlig Disziplin und Kreativi-taumlt werden als die Quellen des Wohlstandesangesehen sondern der scheinbar uner-schoumlpfliche Reichtum des Staates der immerzu flieszligen hat wenn es auch nur die kleinsteKrise gibt oder wenn jemand imstande isteinen Bedarf zu artikulieren Und dazu istdie schier unerschoumlpfliche Armada der soge-nannten Sozialpolitiker immer imstande Dienoch dazu von den meisten Medien fuumlr guteMenschen gehalten und nie mit der Fragekonfrontiert werden ob nicht eine Sozial-quote von 29 Prozent vielleicht sogar einwenig zuviel des Guten sein und die Men-schen von eigenen Anstrengungen abhaltenkoumlnnte Als ob Oumlsterreich 29 Prozent Armehaumltte

Mit einem Satz Die Oumlsterreicher habenden Bezug zur Realitaumlt verloren

In dieser Situation konnte es auch passie-ren daszlig vier Tage vor der Wahl im Parlamentdie schamloseste Waumlhlerbestechungsaktionder Geschichte stattfindet die jede Bananen-republik uumlbertrifft Ohne daszlig es einen nen-

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nenswerten oumlffentlichen Aufschrei oder eineReaktion in der Wahlzelle gegeben haumltte

Mit dieser Einstellung ist das Land nununvorbereitet in die schlimmste Finanz-krise der Geschichte gestuumlrzt die keinerleiSpielraum mehr fuumlr Traumlume laumlszligt Die auchmit einer zeitweisen Beruhigung der Boumlrsendurch astronomische Finanzspritzen undHaftungsuumlbernahmen alles andere als been-det ist

Gewiszlig Der Irrglaube daszlig der Staat alleProbleme loumlsen kann hat nicht nur in Oumlster-reich um sich gegriffen Er hat hier aber aufGrund der langen fetten Jahre einen be-sonders uumlppigen Naumlhrboden gefunden Erwird in den naumlchsten Monaten und Jahrennoch zu vielen folgenschweren Fehlentwick-lungen fuumlhren

Das Bewuszligtsein ist einfach nicht mehrvorhanden daszlig ein Staat (wie Argentinienoder Island) bankrott gehen kann daszlig auchin Oumlsterreich Massenarbeitslosigkeit undPensionsentwertung (wie in Osteuropa vorder Sanierung) moumlglich sind daszlig das Ri-siko einer jahrzehntelangen Stagnation undDepression (etwa nach japanischem Mu-ster) ein durchaus nicht auszuschlieszligendesSzenario ist

Politiker und Banker versuchen naturge-maumlszlig dauernd Sicherheit auszustrahlen Diewichtigsten Medien des Landes sympathisie-ren neuerdings sogar mit einer Renaissanceeines Staatssozialismus Wie soll da eine sorealitaumltsfern gewordene Bevoumllkerung diewahren Risken sowie die Tatsache begreifendaszlig keineswegs alle politischen und oumlkono-mischen Risken beherrschbar gewordensind ndash vor allem dann nicht wenn die Tu-genden von Fleiszlig SelbstverantwortungLeistung und Maumlszligigung in Vergessenheitgeraten sind

Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch daszligOumlsterreich durch eine sehr bittere Dekadegehen muszlig Bis eine neue Generation bereitist sich den Herausforderungen des 21 Jahr-hunderts zu stellen

Diskutiert man solche Gedanken inOumlsterreich wird einem oft entgegengehal-ten Warum so negativ Diese Uumlberlegungenstellen aber eigentlich einen Appell dar dieRealitaumlt als ersten Schritt zur Besserung zuerkennen Und eine Handlungsanleitungwas als zweiter Schritt alles zu tun waumlre

Das Interessante ist Bei den Auslands-oumlsterreichern stoumlszligt man mit den gleichenSorgen auf flammende Zustimmung Wissensie vielleicht besser als eine von den HerrnDichand und Fellner verbloumldete Nation waseigentlich zu tun waumlre

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Der Menschenhandel und vor allem dieAusbeutung von Frauen und Kindern ist

ein besonders verabscheuungswuumlrdiges Ver-brechen Oumlsterreich tut daher seit Jahren sehrviel gegen Menschenhandel sowohl auf na-tionaler als auch auf internationaler Ebeneldquoso Innenministerin Maria Fekter anlaumlszliglich derMinisterkonferenz bdquoRichtlinien fuumlr die Erstel-lung von Datenbanken bezuumlglich Menschen-handelldquo am 23 und 24 Feber 2009 in Wien

Die Konferenz bildet den Abschluss eines18monatigen Projekts uumlber die Datensamm-lung im Bereich Menschenhandel Das Pro-jekt wurde vom Bundesministerium fuumlrInneres der Internationalen Organisation fuumlrMigration (IOM) ausgewaumlhlten EU-Staatenund weiteren Organisationen durchgefuumlhrtZiel des Projekts war die Entwicklung voneinheitlichen Richtlinien fuumlr die Daten-sammlung im Bereich Menschenhandel samtvergleichbarer Indikatoren bdquoDas soll den Be-houmlrden in den EU-Staaten ermoumlglichen ge-zielter gegen Menschenhandel vorzugehenund potenzielle Opfer besser zu schuumltzenldquosagte Fekter Derzeit werden in den einzel-nen EU-Staaten unterschiedliche Daten ge-sammelt ndash ihre Vergleichbarkeit ist nahezuunmoumlglich Das macht die Erstellung vonEU-weiten Problemanalysen und die Be-kaumlmpfung des Menschenhandels schwierig

Mit den praumlsentierten Richtlinien soll dieVergleichbarkeit der Daten verbessert wer-

den Dadurch sollen Kriterien vereinfachtwerden

bessere Analysen ndash anhand vergleichenderDaten lassen sich die bdquomodi operandildquoleichter herausfiltern und entsprechendeSchwerpunktaktionen setzeneine bessere Ursachenforschung ndash mitvergleichbaren Daten koumlnnen die Behoumlr-den den Ursachen des Menschenhandelsviel leichter auf den Grund gehen undeine vereinfachte Opferidentifizierung ndashdzt gibt es unterschiedliche Definitionenvon Opfern

bdquoDamit die Umsetzung der heute be-schlossenen Richtlinien optimal erfolgenkann werden wir groszligen Wert auf den Daten-schutz die technische Adaptierung und einenbreiten und nationalen Konsens aller Daten-lieferanten das heiszligt von Polizei Sozialein-richtungen und NGOs legenldquo sagte Fekter

Neben Fekter nahmen EU-Ratsvorsitzen-der Innenminister Ivan Langer aus Tsche-chien Justizminister Tibor Draskovics ausUngarn) IOM Generaldirektor WilliamLacy Swing Staatssekretaumlr Vladimir Cecotaus der Slowakei OSZE-SonderbeauftragteEva Biaudet und Generaldirektor des UNO-Sitzes in Wien und Exekutivdirektor desUNO-Buumlros fuumlr Drogenkontrolle und Ver-brechensverhuumltung Antonio Maria Costateil httpwwwbmigvat

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien

Der EU-Ratsvorsitzende und Innenminister von Tschechien Ivan Langer mit sei-ner oumlsterreichischen Amtskollegin Maria Fekter anlaumlszliglich der Konferenz in Wien

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Beeindruckt von seiner Projektreise zeigtsich Suumldtirols Landeshauptmann Luis

Durnwalder der am 5 Maumlrz nach zehn Ta-gen in Benin Togo und Ghana nach Suumldtirolzuruumlckgekehrt ist bdquoDie Projekte sind vor-bildlich umgesetzt worden und sowohl dieArt der Projekte als auch die Zielgebiete wer-den kuumlnftig noch groumlszligere Prioritaumlt genieszligenldquoso Durnwalder der die letzten beiden Tagein Ghana verbracht hat

Vier Projekte hat das Land in den letztenJahren in Ghana mit einem Betrag von fast115000 Euro unterstuumltzt dazu kommen sechsProjekte der Region mit einem Gesamtbei-trag von 165000 Euro Drei dieser Projektehat der Landeshauptmann in den letzten bei-den Tagen seiner Reise besucht um sich vomStand der Umsetzung bzw vom ordnungsge-maumlszligen Einsatz der Hilfsgelder zu uumlberzeu-gen Erste Station war dabei Dadome imNordosten der Hauptstadt Accra Dort hatdie Region den Bau eines Kindergartens undeines Kinderhorts unterstuumltzt in denen ndash ein-mal fertiggestellt ndash rund 160 Kinder zwi-schen zwei und sechs Jahren betreut werdenkoumlnnen Das Projekt wird vom VereinbdquoAmici nel Mondoldquo vorangetrieben

Vom selben Verein wird auch ein Projektzur Verbesserung der Trinkwasserversor-gung in 13 Doumlrfern in der selben Region

betreut bdquoEs geht hier um Trinkwasser fuumlrimmerhin rund 4500 Menschen und zudemum die Versorgung mit Wasser fuumlr die Land-wirtschaftldquo erklaumlrt Durnwalder der zudemein aumlhnliches Projekt besichtigt hat mit demzehn Doumlrfer im Suumlden Ghanas mit Wasserversorgt werden

Den letzten Tag seiner Reise hat der Lan-deshauptmann in der ghanaischen Hauptstadt

Accra verbracht wo er von Landwirtschafs-minister Kwesi Ahwoi empfangen wordenist bdquoDer Minister war vor allem an unseremKnow How in Sachen Lagerung von Obstund Gemuumlse interessiertldquo so Durnwaldernach der Aussprache mit dem Minister beider auch eine eventuelle Zusammenarbeit mitdem landwirtschaftlichen VersuchszentrumLaimburg angedacht worden ist

Nach seiner Ruumlckkehr zieht der Landes-hauptmann eine uumlberaus positive Bilanz sei-ner Reise bdquoAlle Projekte die wir in diesenzehn Tagen mit den Vertretern des VereinsAmici nel Mondolsquo und der MissionsgruppeMeran besichtigt haben sind vorbildlichumgesetzt worden und uumlben eine nachhaltigeWirkung auf die Entwicklung der Bevoumllke-rung ausldquo so Durnwalder Die Art der Pro-jekte sei genau jene die von einer kleinenRealitaumlt wie Suumldtirol gefoumlrdert werden muumls-sten bdquoSie werden in Zukunft in unserer Stra-tegie der Entwicklungszusammenarbeit mitSicherheit eine noch groumlszligere Rolle spielenldquoso der Landeshauptmann Selbiges gilt fuumlrdas Zielgebiet Westafrika bdquoWir haben gese-hen daszlig hier jeder Euro dringend benoumltigtwird um die grundlegenden Strukturen zuschaffen die eine Entwicklung moumlglich ma-chen oder erleichternldquo so Durnwalder httpwwwprovinzbzit

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Aus Suumldtirol

raquoVorbildliche ProjektelaquoLandeshauptmann Luis Durnwalder zieht eine uumlberaus positive Bilanz seiner Ghana-Reise

Projekte unter der Lupe Auch in Ghana hat LH Luis Durnwalder die von Land und Region finanzierten Vorhaben begutachtet

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Vier Projekte hat das Land in den letzten Jahren in Ghana unterstuumltzt

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Wirtschaft

Dies ist vor allem auf die tiefe Rezessionin der exportorientierten Sachguumlter-

erzeugung zuruumlckzufuumlhren Hingegen weite-ten die privaten Haushalte ihre Konsum-nachfrage aus wenn auch sehr verhalten ImTourismus begann die Wintersaison guumlnstigDer Konjunkturabschwung schlaumlgt sich auchin einer raschen Verringerung der Inflations-rate und einem starken Anstieg der Arbeits-losigkeit nieder

In Oumlsterreich verringerte sich das Brutto-inlandsprodukt laut aktueller Berechnungdes WIFO im IV Quartal 2008 saison- undarbeitstaumlgig bereinigt gegenuumlber dem Vor-quartal real um 02 Damit lag es um nurnoch 03 uumlber dem Wert des Vorjahres Fuumlrdas gesamte Jahr 2008 ergibt sich ein Wirt-schaftswachstum von real +18 Die Daumlmp-fung der Wirtschaftsleistung im IV Quartalist vor allem auf einen Einbruch der Kon-junktur in der exportorientierten Industriezuruumlckzufuumlhren Die Exportnachfrage bliebreal um 1 unter dem Wert des III Quartalsund um 42 unter jenem des Vorjahres Inder Sachguumltererzeugung ging die Wert-schoumlpfung gegenuumlber dem III Quartal realum 16 gegenuumlber dem Vorjahr um 14zuruumlck Die Ergebnisse des WIFO-Konjunk-turtests vom Jaumlnner 2009 lassen auf weitereProduktionseinbuszligen in der Industrie schlies-sen Die Unternehmen beurteilen die Auf-traumlge vor allem aus dem Ausland und dieGeschaumlftsaussichten so unguumlnstig wie schonlange nicht mehr Die Kapazitaumltsauslastungist markant gesunken vor allem jene derGroszligunternehmen und der Kfz-IndustrieEin Groszligteil der befragten Unternehmen er-wartete weitere empfindliche Produktions-einbuszligen Der Saldo aus positiven und nega-tiven Meldungen erreichte -22 Prozentpunk-te im Juli 2008 war er noch bei +5 Prozent-punkten gelegen im Jaumlnner 2008 bei +17 Pro-zentpunkten Allerdings waren die Produk-tionserwartungen im Jaumlnner 2009 geringfuuml-gig guumlnstiger als im Dezember 2008 ndash dieskoumlnnte ein erster Hinweis darauf sein daszligsich der Ruumlckgang etwas verlangsamt DerAbschwung der Weltkonjunktur verschaumlrftsich In den USA beschleunigte sich die Ab-nahme der Wirtschaftsleistung im IV Quar-tal 2008 markant (saisonbereinigt real -1

gegenuumlber dem Vorquartal) Der Euro-Raumbefindet sich seit dem Fruumlhjahr 2008 in einerRezession Ende 2008 brachen die Produk-tion (November gegenuumlber August saison-bereinigt -5) und die Auftragseingaumlnge inder Industrie (-15) ein Zwar verlaumluft derAbschwung im Bauwesen und im Einzel-handel flacher die Arbeitslosigkeit steigtaber bereits kraumlftig Auch in den ostmitteleu-ropaumlischen EU-Laumlndern verschlechterte sichdie Konjunktur die Industrieproduktion lei-det unter dem spuumlrbaren Nachlassen der Nach-frage aus dem Westen Hingegen schwaumlchensich Bauproduktion und Einzelhandelsum-saumltze in den meisten Laumlndern bisher nur leichtab In den asiatischen Schwellenlaumlndern bra-chen Exportnachfrage und Industrieproduk-tion ein Der weltweite Ruumlckgang der Pro-duktion schlaumlgt sich auch im Welthandel nie-der dieser verringerte sich im November2008 gegenuumlber dem Vormonat real um 6Fruumlhindikatoren weisen auf eine weitereAbwaumlrtstendenz in den folgenden Monatenhin Auch in Oumlsterreich entwickeln sich dievon der Binnennachfrage getragenen Wirt-schaftsbereiche stabiler als die Exportwirt-schaft Die Konsumausgaben der privatenHaushalte lagen im IV Quartal 2008 gering-fuumlgig uumlber jenen des Vorquartals (saison-und arbeitstaumlgig bereinigt real +04 +1gegenuumlber dem Vorjahr) Zum Anstieg duumlrf-te auch die leichte Zunahme der verfuumlgbarenrealen Einkommen beigetragen haben DieInflationsrate sank im Dezember wegen desmarkanten Ruumlckgangs der Rohstoffpreiseauf 13 drei Monate zuvor hatte sie noch38 betragen Waumlhrend die realen Umsaumltzeim Einzelhandel insgesamt im IV Quartalauf dem Vorjahresniveau stagnierten warenjene des Kfz-Handels deutlich ruumlcklaumlufig (-116) Im Dezember 2008 wurden um16 weniger Pkw neu zugelassen als imDezember des Vorjahres

Die Wintersaison begann im Tourismusvielversprechend Dank der guumlnstigen Wit-terung und der Verzoumlgerung mit der einKonjunkturabschwung im Tourismus erfah-rungsgemaumlszlig wirksam wird nahmen im No-vember und Dezember sowohl die Zahl derNaumlchtigungen als auch der reale Umsatzgegenuumlber dem Vorjahr um 68 zu Der von

der Investitionstaumltigkeit getragene Industrie-und Geschaumlftsbau schwaumlchte sich bereitsmerklich ab Im Tiefbau entwickelt sich dieProduktion aber guumlnstig Insgesamt blieb dieWertschoumlpfung der Bauwirtschaft im IVQuartal real um 06 unter dem Vorjah-reswert Die im WIFO-Konjunkturtest be-fragten Bauunternehmen sind hinsichtlichder Entwicklung von AuftragseingaumlngenProduktion Preisen und Beschaumlftigung zu-nehmend pessimistisch Aufgrund des Pro-duktionseinbruchs in der Industrie stieg dieZahl der Arbeitslosen im Dezember undJaumlnner ndash trotz der raschen Ausweitung derKurzarbeit ndash stark Saisonbereinigt war siezuletzt um 10000 houmlher als im November2008 die Arbeitslosenquote erhoumlhte sich auf64 der unselbstaumlndigen Erwerbspersonen(+08 Prozentpunkte gegenuumlber dem kon-junkturellen Tiefstand im Maumlrz 2008) DieZahl der unselbstaumlndig aktiv Beschaumlftigtensank leicht gegenuumlber den Vorquartalen

Mangelnde raquoEuropaumlisierunglaquo dernationalen Konjunkturzyklen alsRisiko fuumlr den Euro-Raum

Waumlhrend uumlber die ersten 10 Jahre derWirtschafts- und Waumlhrungsunion eine groumlszlig-tenteils positive Bilanz zu ziehen ist stelltdie weltweite Finanzkrise die Funktionsfaumlhig-keit der WWU auf die Probe Die Uumlberle-bensfaumlhigkeit der Waumlhrungsunion steht auf-grund des guten Zusammenspiels der fuumlr diePolitikgestaltung zustaumlndigen Institutionenauszliger Frage Zwar hatten die Einfuumlhrung dergemeinsamen Waumlhrung und die damit ver-bundenen politischen Anpassungsprozessebereits eine Harmonisierung des Konjunk-turzyklus im Euro-Raum zur Folge Da einevoumlllige Harmonisierung aber nicht zu errei-chen sein wird zwingen einschneidende Er-eignisse wie der gegenwaumlrtige Finanzkrisen-Schock die Geld- und Fiskalpolitik zum fle-xiblen Handeln Mangels anderer Mecha-nismen zur Abfederung solcher Schocks (zB Fiscal Federalism in den USA) sind einekonsequentere Koordination der Wirt-schaftspolitik und eine noch staumlrkere Zusam-menarbeit zwischen den Laumlndern des Euro-Raums und der EZB dringend geraten

Vor dem Hintergrund der weltweiten

KonjunktureinbruchDas Bruttoinlandsprodukt ging im IV Quartal 2008 um Saison- und

Arbeitstagseffekte bereinigt erstmals seit Mitte 2001 zuruumlck ndash MangelnderaquoEuropaumlisierunglaquo der nationalen Konjunkturzyklen als Risiko fuumlr den Euro-Raum

Finanzkrise mit ihren immer schwerwiegen-deren Folgen fuumlr die Realwirtschaft ist dieEinschaumltzung der Zukunftsfaumlhigkeit derWirtschafts- und Waumlhrungsunion der EU zu-nehmend gespalten Einerseits wird ein Zer-fallen der WWU befuumlrchtet Andererseits ge-winnen gerade in Zeiten der Krise die Waumlh-rungsunion und der Euro an Attraktivitaumlt ndashvor allem in jenen Laumlndern die am staumlrkstenvon der Finanzkrise betroffen sind (IslandGroszligbritannien) und bisher der gemeinsa-men Waumlhrung und der EU skeptisch gegen-uumlberstanden Tatsaumlchlich ist die gegenwaumlrti-ge Finanzkrise ndash aumlhnlich der Weltwirtschafts-krise von 1929 ndash nicht auf wenige Laumlnderbeschraumlnkt (wie z B die Asien- Ruszligland-Schweden- Argentinienkrise in den 1990er-Jahren) sondern hat sich weltweit ausge-breitet Eine solche Konstellation tritt seltenauf ihre Auswirkungen sind aber wegen dersehr stark globalisierten Wirtschaft mit ihrenvielfaumlltigen Verflechtungen gravierend Mitder Erfahrung um die negativen Folgen einerNicht-Reaktion bzw der Verstrickung in na-tionalen Protektionismus in den 1930er-Jah-ren greifen fast alle Industrielaumlnder massivpolitisch ein Dies gilt sogar fuumlr China abernicht zuletzt fuumlr die groumlszligten Wirtschafts-raumlume USA und Europa Europa kann im

Gegensatz zu den USA nicht einheitlichagieren weil es einerseits gespalten ist inEFTA- und EU-Laumlnder und letztere sichwiederum danach unterscheiden ob sie ander Waumlhrungsunion teilnehmen Wegen die-ser Heterogenitaumlt der Ausgangslage ist esumso uumlberraschender daszlig innerhalb der er-weiterten EU sehr rasch eine koordinierteKrisenpolitik versucht wird Allerdings sindweitere Anstrengungen der Koordinationnotwendig um nicht durch Protektionismus(Foumlrderung nationaler Champions und Ban-ken) den Zusammenhalt des Binnenmarktesund der Waumlhrungsunion zu gefaumlhrden

Die gegenwaumlrtige Weltkrise offenbart zu-dem viele Schwaumlchen des politischen De-signs der WWU vor allem den Mangel dassdie Rolle des Lender of Last Resort nichtexplizit geregelt ist sie wurde ad hoc vonEZB und EU-Laumlndern in Anspruch genom-men Eine direkte Hilfe (Bail-out) im Falledes Staatsbankrotts eines Euro-Raum-Lan-des ist vertraglich ausgeschlossen Finanz-hilfen aus dem EU-Haushalt koumlnnen zurzeitlaut EGV nur fuumlr Zahlungsbilanzproblemegewaumlhrt werden (z B Ungarn) nicht aberzur Stuumltzung des Staatshaushalts eines Mit-gliedslandes Der groszlige von den USA ausge-hende Finanzmarktschock betrifft die Laumln-

der des Euro-Raums wegen ihrer jeweiligenWirtschaftsstruktur und des nicht ganz har-monisierten Konjunkturverlaufs unterschied-lich stark Zudem verschaumlrft die Krise diesich seit langem aufschaukelnden Ungleich-gewichte aufgrund unterschiedlicher Lohn-stuumlckkostenentwicklung (Deutschland undOumlsterreich sind hier im Vorteil die meistenLaumlnder im Suumlden im Nachteil) Die Diver-sitaumlt der Betroffenheit insgesamt resultiert inder unterschiedlichen Einschaumltzung der Bo-nitaumlt der Staaten im Falle der Platzierungvon Staatsanleihen Letztlich geht es in derEU und insbesondere im Euro-Raum umbdquoManaging Diversityldquo durch flexible undverstaumlrkte Zusammenarbeit aller Institutio-nen (EZB Europaumlische Kommission EU-Laumlnder) Die teilweise zitierte Gefahr einesZerfalls der Waumlhrungsunion ist aber unreali-stisch Die Probleme die durch die Finanz-krise ausgeloumlst wurden und werden sindnicht auf den Euro-Raum beschraumlnkt son-dern treffen Groszligbritannien die Schweizund vor allem die USA gleichermaszligen Zu-dem gewinnt der Euro immer groumlszligereBedeutung fuumlr die Diversifizierung der Welt-waumlhrungsreserven und ist schon deshalb un-verzichtbar in der Weltwirtschaft httpwwwwifoat

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Wirtschaft

2007 2008 III Quartal I V Quartal I Quartal II Quartal III Quartal IV Quartal

Saison- und arbeitstagsbereinigt Veraumlnderung gegen das Vorquartal in real

Verwendung des BruttoinlandsproduktesKonsumausgabenPrivate Haushalte1) + 02 + 04 + 01 + 02 + 04 + 04Staat + 01 + 00 ndash 01 + 02 + 05 + 02Bruttoinvestitionen + 05 + 05 + 05 + 05 + 02 + 01Exporte + 18 + 13 + 08 + 03 ndash 08 ndash 10Importe + 14 + 10 + 04 ndash 02 ndash 0 ndash 02Bruttoinlandsprodukt + 07 + 07 + 05 + 02 + 00 ndash 02

Bruttoinlandsprodukt nach WirtschaftsbereichenLand- und Forstwirtschaft + 14 + 13 ndash 00 ndash 08 ndash 10 ndash 04Produzierender Bereich2) + 14 + 18 + 11 ndash 01 ndash 04 ndash 08

Sachguumltererzeugung + 10 + 18 + 15 ndash 00 ndash 07 ndash 16 Bauwesen + 03 + 03 + 02 + 02 + 02 ndash 01Handel Gastgewerbe und Verkehr + 06 + 05 + 04 + 02 + 02 + 02 Vermoumlgens- und Unternehmensdienstleistungen3) + 09 + 06 + 03 + 02 + 02 ndash 01 Sonstige Dienstleistungen4) + 03 + 04 + 02 + 03 + 04 + 04 Guumltersteuern + 03 + 04 + 04 + 03 + 02 + 02Guumltersubventionen + 10 + 08 + 06 + 07 + 08 + 08

Veraumlnderung gegen das Vorjahr in Bruttoinlandsprodukt real + 27 + 26 + 29 + 24 + 15 + 03

Quelle WIFO 1) Einschlieszliglich privater Organisationen ohne Erwerbszweck 2) Bergbau Sachguumltererzeugung Energie- und Wasserversorgung 3) Kreditinsti-tute und Versicherungen Grundstuumlcks- und Wohnungswesen 4) Oumlffentliche Verwaltung Landesverteidigung Sozialversicherung private Dienstleistungen

Das Tempo der Talfahrt der oumlsterreichi-schen Industrie beginnt sich zu stabili-

sieren Erstmals seit einem halben Jahr zeigtder saisonbereinigte Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex (EMI) sogar wiederleicht nach oben Der Indikator erreichtejedoch nach dem Rekordtiefstwert des Vor-monats von 331 im Februar nur den zweit-niedrigsten Wert seit dem Beginn der Da-tenerfassung vor mehr als zehn Jahren bdquoDerAnstieg des aktuellen Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex auf 346 Punkte zeigtausschlieszliglich daszlig sich die Geschwindigkeitdes Einbruchs in der oumlsterreichischen In-dustrie eingebremst hat Die Talfahrt desproduzierenden Sektors geht aber rasantweiterldquo stellt der stellvertretende Chefvolks-wirt der Bank Austria Stefan Bruckbauerfest Der Bank Austria EinkaufsMana-gerIndex liegt somit im Februar bereits daselfte Monat in Folge im Wertebereich unterder Neutralitaumltsmarke von 50 Punkten derauf Schrumpfungstendenzen hinweist

bdquoTrotz eines kleinen Silberstreifens amHorizont ist vorerst keine Entspannung derschwierigen Lage der Industrie in Sichtldquo be-tont Bruckbauer weiter und ergaumlnzt bdquoDie be-fragten Unternehmen haben die Produktions-leistung im Februar deutlich eingeschraumlnktwenn auch nicht mehr ganz so stark wie umden Jahreswechsel herumldquo Hinter der an-dauernden Verringerung der Produktionsteht die ungebrochen schwache NachfrageSeit April 2008 registrieren die heimischenBetriebe ein ruumlcklaumlufiges Neugeschaumlft Vorallem in den Auftragsbuumlchern der oumlsterrei-chischen Exporteure hinterlaumlsst der globaleKonjunktureinbruch ein dickes Minus Nur14 Prozent der befragten Unternehmen konn-ten Zuwaumlchse verzeichnen hingegen gingenbei 48 Prozent die Auslandsbestellungen zu-ruumlck

Kleinere Lager dennochraschere Lieferung

Die heimische Industrie reagiert auf dieschwierigen Marktbedingungen und beginntsich auf eine laumlnger andauernde Schwaumlche-phase einzurichten Die Unternehmen haben

im Februar die Bestaumlnde an Vormaterialientrotz eines weiteren starken Ruumlckgangs derEinkaufspreise ndash insbesondere bei RohoumllStahl und Energie ndash mit einer neuen Rekord-rate abgebaut Auch die Verkleinerung derFertigwarenlager hat sich im Februar fortge-setzt bdquoDie Lager werden derzeit bedingtdurch die schwachen Umsaumltze verringertAber auch im Hinblick auf Kosteneinsparun-gen und eine Steigerung der Liquiditaumlt wer-den sie so klein wie moumlglich gehaltenldquo meintBank Austria Oumlkonom Walter PudschedlTrotzdem ist aufgrund der derzeit aumluszligerstschwachen Auftragslage eine Verringerungder Lieferzeiten in der heimischen Industriezu beobachten Im Februar nahm die Zeit-spanne zwischen Bestellung und Ausliefe-rung sogar so stark wie noch nie zuvor in derbisherigen Umfragegeschichte ab

Industrie baut nochmehr Beschaumlftigte ab

Die heimische Industrie paszligt die Personal-kapazitaumlten den niedrigen Produktionsanfor-derungen weiter an Bereits seit zehn Mo-naten wird die Personaldecke nun ununter-brochen ausgeduumlnnt Der aktuelle Beschaumlfti-gungsindex sank auf einen Wert von nurnoch 314 Damit erfolgte der Beschaumlfti-gungsabbau in neuem Rekordtempo In uumlber40 Prozent der befragten Unternehmen wur-

den im Februar Stellen gestrichen waumlhrendnur 3 Prozent Neueinstellungen vornahmenDie Beschaumlftigung im gesamten Sektor liegtmittlerweile um rund 2 Prozent unter demVorjahresniveau Die Anzahl an Arbeitslosenaus der Sachguumltererzeugung ist im Jahres-abstand bereits um 8000 bzw fast 30 Pro-zent gestiegen Basierend auf den aktuellenUmfrageergebnissen ist in den kommendenMonaten insbesondere ab Fruumlhsommerwenn in vielen Unternehmen Kurzarbeits-regelungen auslaufen werden und sich dieAuftragslage nicht verbessert hat mit einerweiteren drastischen Verschlechterung derBeschaumlftigungslage in der Industrie zu rech-nen Die negative Entwicklung wird immerstaumlrker auf den Gesamtarbeitsmarkt durch-schlagen bdquoAuch die Anzahl der Beschaumlftig-ten in der Gesamtwirtschaft wird 2009 sin-ken Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von58 Prozent im abgelaufenen Jahr auf 70 Pro-zent heuerldquo meint Pudschedl Insgesamtwerden uumlber 40000 Personen ihre Arbeitverlieren

Keine Anzeichen fuumlrErholung der Industrie

Nach dem rasanten Einbruch ab Herbst2008 tendiert der EinkaufsManagerIndex derBank Austria aktuell leicht aufwaumlrts Damithat sich die Geschwindigkeit des Sturzflugs

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Talfahrt der Industrieverliert etwas an TempoBank Austria EinkaufsManagerIndex steigt erstmals seit sechs

Monaten aber weiterhin klarer Schrumpfungsprozeszlig

der oumlsterreichischen Industrie allerdings nuretwas verlangsamt Weiterhin sehen sich dieheimischen Manager jedoch einer gegenuumlberdem Vormonat deutlich verschlechterten Ge-schaumlftslage gegenuumlber Angesichts der unge-brochen duumlsteren internationalen Rahmen-bedingungen und der mageren (Export-) Auf-tragslage fehlen bisher jegliche Anzeichenfuumlr eine Stabilisierung oder gar Erholung derIndustriekonjunktur in Oumlsterreich Allerdingserwarten die Oumlkonomen der Bank Austriadaszlig die fortgesetzte geldpolitische Locke-rung durch die Europaumlische Zentralbank unddie Umsetzung der staatlichen Konjunktur-pakete sowohl auf internationaler als auchoumlsterreichischer Ebene zumindest gegenJahresende 2009 erste positive Spuren hin-terlassen bdquoNach dem moderaten Anstieg um

fast 2 Prozent im Jahr 2008 wird die Produk-tion der oumlsterreichischen Industrie 2009 umdurchschnittlich uumlber 6 Prozent einbrechenldquoprognostiziert Bruckbauer Im schwierigenglobalen Umfeld sind die Risiken zudem

eindeutig nach unten gerichtet Die Industriewird jedenfalls der mit Abstand groumlszligte Ver-lierer der aktuellen Wirtschaftsflaute seinDie exportabhaumlngigen Branchen werden amstaumlrksten betroffen

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Bank Austria EinkaufsManagerIndex und Teilindizes

Bank Austria Auftrags- Be- Liefer- Vormaterial- Einkaufs- Auftrags-EMI eingang Produktion schaumlftigung zeiten lager preise 1) bestand 1)

Okt08 434 395 425 452 519 473 531 371

Nov08 383 315 382 418 599 489 403 325

Dez08 350 274 344 383 618 479 311 306

Jaumln09 331 279 314 344 619 429 291 287

Feb09 346 323 360 314 629 405 254 306

Quelle BankAustria Economics ampMarket AnalysisMarkit Economics 1) nicht im Gesamtindex

Weiterer Ruumlckgang der Inflation im Jaumlnner auf 12Niedrigster Wert seit 2006 ndash Treibstoffe und Heizoumll billiger

Die oumlsterreichische Inflationsrate war imJaumlnner 2009 weiter ruumlcklaumlufig sie be-

trug nach Berechnungen der Statistik Austria12 (Dezember 13 November 23 Ok-tober 31) Das ist die niedrigste Veraumlnde-rungsrate seit Jaumlnner 2006 Sie kann vorwie-gend dadurch erklaumlrt werden dass die Preisefuumlr Treibstoffe und Heizoumll deutlich niedrigerwaren als vor einem Jahr Ohne diese Verbil-ligungen haumltte die Inflationsrate 23 betra-gen Hauptpreistreiber war die Instandhal-tung von Wohnungen Gegenuumlber dem Vor-monat (Dezember 2008) ging das durch-schnittliche Preisniveau um 05 zuruumlck

Die harmonisierte auf EU-Ebene ver-gleichbare oumlsterreichische Inflationsrate(HVPI) fuumlr Jaumlnner 2009 betrug ebenfalls12 - in der Eurozone sank sie auf 11 inder gesamten EU auf 17

Der Hauptpreistreiber im Jahresabstandwar im Jaumlnner 2009 in Oumlsterreich die Aus-gabengruppe bdquoWohnung Wasser und Ener-gieldquo (durchschnittlich +21) die etwasmehr als ein Drittel der Jahresinflation ver-ursachte Dafuumlr waren in erster Linie Teue-rungen bei der Instandhaltung von Wohnun-gen (+54) ausschlaggebend was haupt-saumlchlich auf houmlhere Preise beim Material fuumlrdie Instandhaltung und Reparatur von Woh-nungen zuruumlckzufuumlhren war (insgesamt +6Zement +11 Isolierglaskippfenster +8)Wohnungsmieten waren durchschnittlich um29 houmlher als vor einem Jahr Relativ ge-ring war die Teuerung bei der Haushalts-

energie (insgesamt +14) dies deshalbweil die Preisanstiege fuumlr Gas (+18)Strom (+5) und Fernwaumlrme (+4) durchstarke Preisruumlckgaumlnge beim Heizoumll (-23)groumlszligtenteils kompensiert wurden

Moderater Anstieg bei Nahrungs-mitteln ndash Milchpreise stark gesunken

Die Ausgabengruppe bdquoNahrungsmittel undalkoholfreie Getraumlnkeldquo (durchschnittlich+29) verursachte ein Drittel der Infla-tionsrate Hauptverantwortlich dafuumlr warenvor allem Preisanstiege fuumlr die UntergruppeNahrungsmittel (durchschnittlich +27)Verglichen mit der Situation vor einem Jahr(Jaumlnner 2008 +83) erscheint diese Ver-aumlnderungsrate jedoch moderat stellt dieStatistik Austria fest

Verstaumlrkten Preisauftrieb gab es nach wievor bei Nahrungsmitteln wie Fleisch und

Fleischwaren mit insgesamt +5 bei Brotund Getreideerzeugnissen mit +4 sowiebei Zucker Marmelade Honig und Suumlszligwa-ren mit durchschnittlich +8 TeuerungObst und Gemuumlse kosteten im Schnitt umjeweils 3 mehr Dagegen wiesen Molke-reiprodukte und Eier im Jahresabstand deut-lich negative Veraumlnderungsraten auf (durch-schnittlich -4) Vollmilch war sogar um13 billiger Auch die Preise fuumlr Oumlle undFette waren geringer als im Jaumlnner 2008(insgesamt -1) Butter kostete um 21weniger sortenreines Pflanzenoumll um 25mehr Alkoholfreie Getraumlnke waren imJahresabstand um durchschnittlich 43 teu-rer was vor allem auf houmlhere Kaffeepreise(+15) zuruumlckzufuumlhren ist

Ausgabengruppe raquoVerkehrlaquowar Preisdaumlmpfer

Hauptpreisdaumlmpfer im Jahresabstand wardiesmal die Ausgabengruppe bdquoVerkehrldquo(durchschnittlich -49) Die Preisruumlckgaumln-ge waren hier so stark daszlig sie die durch-schnittlichen Anstiege der beiden Ausgaben-gruppen bdquoWohnung Wasser und Energieldquosowie bdquoNahrungsmittel und alkoholfreie Ge-traumlnkeldquo fast vollstaumlndig kompensierten Da-fuumlr waren insbesondere starke Preisruumlckgaumln-ge bei Treibstoffen verantwortlich (insge-samt -21) Die Preise fuumlr Wartung und Re-paratur von Pkw stiegen insgesamt um 4Flugtickets waren um 6 billiger als voreinem Jahr

Enegie ist einer der Hauptpreistreiber

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Mehr als die Haumllfte der Unternehmen derGewerblichen Wirtschaft stellen Ein-

Personen-Unternehmen (EPU) dar d hwerden ohne dauerhaft beschaumlftigte Mitar-beiterInnen von einemeiner einzigen Unter-nehmerIn betrieben Im Zeitablauf zeigt sicheine steigende Bedeutung der EPU fuumlr dieheimische Wirtschaft Die Dynamik ist v aauf die Wirtschaftsdienstleistungen die son-stigen Dienstleistungen (z B kuumlnstlerischeund schriftstellerische Taumltigkeiten Korres-pondenz- und Nachrichtenbuumlros Film- undVideoherstellung etc) das Gesundheitswe-sen und das Bauwesen zuruumlckzufuumlhren

Im allgemeinen werden EPU von Selb-staumlndigen im mittleren Alter (30 bis 59 Jahre)mit fundierter fachlicher Ausbildung (insbe-sondere duale Ausbildung) und jahrelangerBerufserfahrung gefuumlhrt Das Spektrum derEPU ist durch groszlige Heterogenitaumlt gekenn-zeichnet Sie sind nicht nur in allen Bran-chen der heimischen Wirtschaft sondern auchin allen Phasen des Unternehmenslebens-zyklus zu finden Bei etwa einem Drittel derEPU handelt es sich um junge wachsendeUnternehmen gleichzeitig befindet sich aberauch die Haumllfte der EPU nach mehr als 10jaumlh-riger Geschaumlftstaumltigkeit in der Reifephaseund 16 sind Wendeunternehmen mit annauml-hernd ausgeschoumlpften NutzenpotentialenNach den charakteristischen Kennzeichender Unternehmen kann z B zwischen dyna-mischen risikobewuszligten und etabliertenEPU unterschieden werden

Somit zeigt sich daszlig Ein-Personen-Un-ternehmen uumlberwiegend einen nachhaltigenBestand aufweisen und ein nachhaltigerWirtschaftsfaktor in Oumlsterreich sind Auchder Arbeitsmarkteffekt dieser Kleinstunter-nehmen ist nicht zu unterschaumltzen da dieUnternehmerinnen und Unternehmer durchihre selbststaumlndige Taumltigkeit zumindest ihreneigenen Arbeitsplatz sichern Ein Teil derEin-Personen-Unternehmen durchlaumluft auszliger-dem einen Wachstumsprozeszlig und beschaumlf-tigt in der Folge MitarbeiterInnen

Fast ein Drittel der EPU stellen Teilzeit-unternehmerInnen dar die ihr Unternehmenneben anderen Taumltigkeiten (z B unselbstaumln-

dige Beschaumlftigung oder Betreuungsaufga-ben) betreiben Mehr als die Haumllfte der EPUwerden vom Wohnsitz desder Unterneh-merIn aus gefuumlhrt und im Durchschnitt wer-den rd 50 der Einkuumlnfte mit den 2 bis 3wichtigsten Kunden lukriert Generell (d hnicht nur in bezug auf die Kundenstruktursondern auch hinsichtlich Lieferanten- undGeschaumlftspartnerbeziehungen) zeigt sich einstarker Fokus auf den lokalen und regionalenMarkt Diese Unternehmen tragen somitauch zur (Nah-)Versorgung der Bevoumllkerungmit Produkten und Dienstleistungen bei

Wenngleich bei der Mehrheit der Unter-nehmen das Streben nach einem entspre-chenden Gewinn im Vordergrund steht ist die

Selbstverwirklichung das maszliggebliche Gruumln-dungsmotiv Das ist auch konsistent mit derTatsache daszlig zwei Fuumlnftel der EPU ange-ben daszlig die Freude an der Arbeit fuumlr siewichtiger ist als der damit erzielte Gewinn

bdquoEin-Personen-Unternehmen hat es im-mer schon gegeben ndash das Phaumlnomen ist somitnicht neu Neu ist jedoch daszlig diese Unter-nehmen bereits mehr als die Haumllfte der oumlster-reichischen Unternehmen der GewerblichenWirtschaft stellenldquo erlaumlutert Peter Voithofervon bdquoKMU Forschung Austrialdquo bdquoFuumlr dieZukunft ist zu erwarten daszlig sich der Trendzur Selbststaumlndigkeit und zu Ein-Personen-Unternehmen weiter fortsetzen wirdldquo httpwwwkmuforschungacat

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Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger WirtschaftsfaktorFundierte fachliche Ausbildung und jahrelange Berufserfahrung vor Antritt der

Selbstaumlndigkeit sichert nachhaltige Unternehmenskonzepte

Motive der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die SelbststaumlndigkeitAngaben in Prozent

Anteil der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die das jeweilige Motiv (sehr)wichtig war Mehrfachantworten moumlglich Quelle KMU Forschung Austria

Die Auswirkungen der weltweiten Wirt-schafts- und Finanzkrise wirken sich

nun zeitverzoumlgert in Suumldosteuropa ausldquo er-klaumlrte Michael Landesmann Direktor derForschungsabteilung des Wiener Instituts fuumlrInternationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW)anlaumlszliglich eines Forums der AuszligenwirtschaftOumlsterreich (AWO) zum Thema bdquoEinfluszlig derFinanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldost-europaldquo am 3 Maumlrz in der Wirtschaftskam-mer Oumlsterreich (WKOuml) Fuumlr 2009 rechnendie Experten des WIIW mit einem Schrump-fen der Wirtschaft 2010 duumlrfte eine Stagna-tionsphase folgen und ab 2011 rechnen dieWirtschaftsforscher mit einem Wachstum ndashallerdings nicht so stark wie vor der KriseEin wesentliches Problem sieht Landesmannim Einbruch der Auslandsdirektinvestitio-nen der die Region bdquosehr vulnerabel machtldquo(bdquoverletzlichldquo Anm d Red)

Der Aufholprozeszlig in den Laumlndern Suumld-osteuropas ndash seit 2001 wuchsen die Volks-wirtschaften dieser Staaten im Schnitt zwi-schen 5 und 7 Prozent ndash war von auszligen fi-nanziert Nun bahne sich ein massives Lei-stungsbilanzdefizit an Da die Region zu ge-ringe Exportkapazitaumlten habe gelte es nundie Differenz zu finanzieren Ein ernstesProblem ergibt sich besonders in Staaten mitfixen Wechselkurssystemen Hier sei eineImportdrosselung erforderlich Ein Abgehenvon fixen Wechselkursen haumltte jedoch pro-blematische Effekte auf die Fremdwaumlh-rungskredite deren Wert in Lokalwaumlhrungentsprechend ansteigen wuumlrde Fuumlr Export-steigerungen waumlren Abwertungen hingegenvorteilhaft

Johannes Poumlschl vom WIIW teilte mitdaszlig man in der Auszligenhandelsstatistik vomJaumlnner bereits starke Auswirkungen der Kri-se sehe Aber bereits seit dem letzten Quartal2008 gerate das Wachstum in den suumldosteur-opaumlischen Staaten in den Minusbereich In-teressant sei das einheitliche Bild der Kon-junkturentwicklung bdquoKein Land entkommtder Kriseldquo so Poumlschl Vor allem die In-dustrieproduktion habe einen starken Ein-bruch erlitten Generell gelte fuumlr die Regiondass die hohen Handelsbilanzdefizite bisher

durch Tourismuseinnahmen Transfers (vonFamilienmitgliedern aus dem Ausland)Auslandsdirektinvestitionen und Kredite ge-deckt wurden Die kurzfristigen Aussichtenseien in Suumldosteuropa voraussichtlich ehernegativ Mittelfristig seien strukturelle Re-formen erforderlich Investitionen solltenvon den internationalen Finanzierungsinsti-tutionen gestuumltzt werden

Wesentlich so Georg Krauchenberg Re-gional Manager der AWO fuumlr Suumldosteuropasei der weitere Kreditfluss zur Uumlberbruumlk-kung In den Medien werde Suumldosteuropameist zu negativ und pauschal dargestellt Esgaumlbe jedoch ganz unterschiedliche Situatio-

nen und Ausgangspositionen zwischen EU-Mitgliedern Beitrittskandidaten Staaten mitEURO-Waumlhrung oder eigener Waumlhrung

Einig zeigten sich alle Experten daszlig essich bei den betroffenen Laumlndern um Maumlrktemit groszligem Nachholbedarf handle die raschwieder wachsen koumlnnen Fuumlr die Unterneh-mer gilt der Rat bdquounbedingt am Markt zubleiben da ein Marktwiedereintritt wesent-lich schwieriger wuumlrdeldquo so KrauchenbergbdquoEs geht nun um eine Uumlberbruumlckung mitMaszlig denn die Vorteile der Maumlrkte laumlgen aufder Hand Niedriges Lohnniveau NiedrigeBesteuerung und Near shorelsquo zu Mittel- undWesteuropaldquo

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Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011

AWO-Forum raquoEinfluszlig der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldosteuropalaquo ndashStrukturelle Reformen und internationale Investitionen erforderlich

AWO Groszlige Praumlsenz aufder Foodex Tokio 2009Laschan Japan ndash trotz Krise ndash weiterhinzweitwichtigster Handelspartner in Asien

Insgesamt 20 oumlsterreichische Firmen dar-unter acht Neuaussteller beteiligen sich in

der ersten Maumlrzwoche am oumlsterreichischenGruppenstand auf Japans wichtigster inter-nationaler Fachmesse fuumlr die Nahrungsmittel-industrie Der Gruppenstand wurde von derAuszligenwirtschaft Oumlsterreich (AWO) gemein-sam mit der Auszligenhandelsstelle Tokio veran-staltet bdquoDas vielfaumlltige Produktsortimentumfaszligt Qualitaumltsweine Sekt und Spirituo-sen Milch- und Molkereiprodukte Fleisch-waren Tee Kaffee Essig Fruchtsaumlfte Bio-produkte und Suumlszligwarenldquo berichtet FranzErnstbrunner von der AWO

Die heimischen Aussteller sind zum Teilbereits mit lokalen Importeuren vertreten DieNeuaussteller suchen Kontakt zu Importeu-ren Distributeuren Einkaumlufern der lokalenHandelsketten Einzelhaumlndlern und Vertre-tern des Hotel- und GastronomiegewerbesAuszligerdem bietet die Messe auch Kontaktezu Fachbesuchern aus Korea China und Tai-wan

Fachseminare der Firmen Food amp Com-merce Gegenbauer Wein amp Commerce

Sektkellerei Szigeti und Austriarsquos FindBrandsMichael Thurner fuumlr Importeure undFachbesucher der japanischen Nahrungsmit-telindustrie rundeten den Auftritt bdquoMade inAustrialdquo ab

Insgesamt beteiligten sich 2400 Ausstel-ler (23 davon aus dem Ausland) in 65 Laumln-derpavillons auf 29000 m2 Nettoausstellungs-flaumlche 95000 Fachbesucher darunter 10 aus dem Ausland wurden erwartet

bdquoJapan ist nach China weiterhin derzweitwichtigste Wirtschaftspartner in Asienund bleibt fuumlr Oumlsterreich einer der bedeu-tendsten uumlberseeischen Handelspartnerldquo be-tont Ernst Laschan oumlsterreichischer Handel-sdelegierter in Tokio Trotz deutlicher Ruumlck-gaumlnge bei oumlsterreichischen Exporten nachJapan im Jahr 2008 (Jaumlnner-November-12) bleibt Japan aufgrund der vorhande-nen Kaufkraft und Innovationsbereitschaftgerade in den Bereichen Industrie sowie Life-style und LebensmittelGetraumlnke einer derinteressantesten asiatischen Maumlrkte fuumlr oumls-terreichische Unternehmen httpwkoatawo

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Er ist ein Erlebnis er ist Erholung pur unddaher auch ein groszliger Erfolg bdquoUrlaub

am Bauernhofldquo kann in Kaumlrnten auf steigen-des Gaumlsteinteresse und wachsende Wert-schoumlpfung verweisen Mit einer Qualitaumlts-offensive will man jetzt noch mehr zulegenEin auf fuumlnf Jahre ausgelegtes Strategie-konzept stellten Tourismusreferent Landes-hauptmann Gerhard Doumlrfler bdquoUrlaub amBauernhofldquo-Geschaumlftsfuumlhrerin Edith Sabath-Kerschbaumer und Obmann Hubert Reineram 16 Februar bei einer Pressekonferenz inKlagenfurt vor Vom Land Kaumlrnten wird dieMaszlignahme mit insgesamt einer Million Eurounterstuumltzt

bdquoEs sind keine Kunstwelten keine Holly-wood-Kulissen Es ist alles authentisch weilMenschen dahinter stehenldquo sagte der Lan-deshauptmann uumlber bdquoUrlaub am BauernhofldquoEr sei vom Erfolg und weiteren Aufschwungdes Projektes felsenfest uumlberzeugt Hier wer-de naumlmlich mit hundertprozentiger Leiden-schaft Urlaub bei Freunden Urlaub in der Na-tur geboten Doumlrfler strich auch die Siche-rung von Arbeitsplaumltzen im laumlndlichen Raumund die wachsende Wertschoumlpfung hervorDies geschehe unter dem Motto bdquoNatur nut-zen aber nicht be- und abnutzenldquo Die Er-lebniswelt Bauernhof sei ganzsaisonal spre-che vor allem Familien und Kinder an undhabe ein hohes Potential zur Kundenbin-dung

Laut Doumlrfler wird das neue Strategiekon-zept von bdquoUrlaub am Bauernhofldquo vom Landbis 2013 mit 200000 Euro pro Jahr unter-stuumltzt Die Mittel kommen je zur Haumllfte ausdem Tourismus- und dem Agrarreferat bdquoUr-laub am Bauernhofldquo habe mit dem kreativenHofalltag ein groszliges Kapital meinte derLandeshauptmann bdquoWir koumlnnen damit Neu-gier stillen Zum Beispiel zeigen wie Butteroder Brot erzeugt werdenldquo Fuumlr bdquoEr-Lebens-mittel aus Kaumlrntenldquo will Doumlrfler allgemeinmehr Bewuszligtsein schaffen Ihm geht esdabei um die Entwicklung einer Marke umdie Staumlrkung der heimischen Lebensmittel-produzenten vom Bauern bis hin zu bdquoKaumlrnt-ner Milch und Coldquo Sein Vorschlag ist einKaumlrntner Jausenpaket fuumlr Urlaubsgaumlste

bdquoWir sollten den Gaumlsten Kaumlrnten am Gau-men mit nach Hause gebenldquo

Laut Reiner zielt man bei bdquoUrlaub amBauernhofldquo auf noch mehr Qualitaumltssiche-rung Dabei wolle man die Mitgliedsbetriebenicht nur strenger kontrollieren und be-werten sondern vor allem beraten undgezielt auf die Uumlberpruumlfung vorbereiten WieReiner erklaumlrte werden die Betriebe bereitsjetzt regelmaumlszligig uumlberpruumlft und mit zwei dreioder vier Blumen bewertet Das neue Modellsolle einfacher und praktikabler sein undauch dem Gast mehr Information bietenWie der Obmann betonte wolle man echtenauthentischen Urlaub anbieten bdquoDenn starkeAngebote schaffen starke Nachfrageldquo

Geschaumlftsfuumlhrerin Sabath-Kerschbaumerging auf die sechs Eckpfeiler des Konzeptesein Neben der neuen Qualitaumltskategorisie-rung seien dies die Entwicklung einer star-ken Marke sowie die weitere Professiona-lisierung von Marketing und Verkauf etwadurch einen mehrsprachigen Internetauftrittund den Ausbau der Buchungsboumlrse Weiterswolle man auf Produktentwicklung Themen-

management und Spezialisierung setzenz B mit Angeboten wie Baby- und Kinder-bauernhof Entschleunigung (bdquoLei laringsrsquonldquo)oder Ferien im Schnee Mit Seminaren undSprachkursen wolle man die Organisations-entwicklung und Mitgliederbetreuung inten-sivieren Auszligerdem sollen die Internationali-sierung und die Erschlieszligung neuer touristi-scher Maumlrkte verstaumlrkt werden

Die Geschaumlftsfuumlhrerin nannte auch einigebeeindruckende Zahlen bdquoUrlaub am Bauern-hofldquo habe in Kaumlrnten 580 Mitglieder die zu-sammen 8430 Gaumlstebetten anbieten und798000 Naumlchtigungen pro Jahr lukrierenwuumlrden Die touristische Wertschoumlpfung fuumlrKaumlrnten betrage 56 Millionen Euro Auszliger-dem sichere bdquoUrlaub am Bauernhofldquo 1850Arbeitsplaumltze auf den Houmlfen TouristischeKernmaumlrkte seien Deutschland und Oumlster-reich bei Gaumlsten aus Italien den Nieder-landen Tschechien oder Ungarn koumlnne manZuwaumlchse erzielen Durch die EURO 2008habe auch der Gaumlsteanteil aus Polen undKroatien deutlich zugenommen httpwwwurlaubambauernhofcom

Qualitaumltsoffensive bei raquoUrlaub am Bauernhoflaquo

Land Kaumlrnten unterstuumltzt Strategiekonzept mit einer Million Euro ndash Erfolg durch echte authentische Urlaubsangebote

Almgenuszlig wie aus dem Bilderbuch raquoUrlaub am Bauernhoflaquo in Kaumlrnten

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Insgesamt wurden 2008 rd 154 Mio Ur-laubsreisen (davon 86 Mio Hauptur-

laubsreisen mit vier oder mehr Naumlchtigun-gen und 69 Mio Kurzurlaubsreisen mit einbis drei Naumlchtigungen) gemacht (-16gegenuumlber 2007)

Die Ergebnisse der laufenden Erhebun-gen die von Statistik Austria seit 1969durchgefuumlhrt werden belegen Die Bedeu-tung von Reisen hat innerhalb der letztenJahrzehnte stark zugenommen 1969 unter-nahm nur etwas mehr als ein Viertel deroumlsterreichischen Bevoumllkerung mindestenseine Haupturlaubsreise (275) im Jahr2008 machten hingegen bereits 614 derBevoumllkerung ab 15 Jahren mindestens eineHaupturlaubsreise

Das Reisevolumen von Haupturlaubsrei-sen hat sich in den letzten 40 Jahren mehr alsverdreifacht (1969 24 Mio 2008 86 Mio)Die Zahl der Haupturlaubsreisen ins Auslandhat sich ungefaumlhr verfuumlnffacht (1969 11 Mio2008 53 Mio) und die Zahl der inlaumlndi-schen Urlaubsreisen hat sich im selben Zeit-raum mehr als verdoppelt (1969 13 Mio2008 32 Mio)

Relativ kleiner Radius

Bis zum Anfang der 1980er Jahre wurdedie Mehrzahl der Haupturlaubsreisen imInland verbracht auf Grund des staumlrkerenWachstums der Auslandsreisen hat sich die-ser Anteil allerdings im Laufe der Zeit zu-gunsten auslaumlndischer Destinationen ver-schoben 623 der Haupturlaubsreisen wa-ren 2008 Auslandsreisen Der Radius indem sich die oumlsterreichische Bevoumllkerungbei Haupturlaubsreisen bewegt ist aber rela-tiv klein Seit Jahren zieht es jene die eineHaupturlaubsreise ins Ausland machen inden Suumlden Italien ist nach wie vor das be-liebteste Ziel fuumlr Haupturlaubsreisen imAusland (2008 201) Kroatien folgt 2008auf dem zweiten Platz mit rund 113 vorDeutschland (89) Spanien und Griechen-land mit einem Anteil von 74 bzw 63

Die Hauptmotive

Die Hauptmotive fuumlr Haupturlaubsreisenim In- und ins Ausland waren seit 1987Strand- und Badeaufenthalte Aktivurlaube

und Erholungsurlaube Die Bedeutung derStrand- und Badeaufenthalte nimmt aber ste-tig ab In den letzten 20 Jahren hat sich derAnteil der Strand- und Badeaufenthalte halb-iert (1987 379 2008 202) und seit2006 ist der Anteil der Aktivurlaube beiHaupturlaubsreisen (2008 228) houmlher alsder Anteil der klassischen Strand- undBadeaufenthalte

Die Jahreszeiten

Generell verreist die oumlsterreichische Be-voumllkerung mehr im Sommer als im Winterdoch Urlaubsreisen im Winter gewinnen zu-nehmend an Bedeutung Waumlhrend 1969 nur120 der Haupturlaubsreisen im Winter statt-fanden lag der Anteil im Jahr 2008 schonuumlber 30 Seit einigen Jahren ist die Ten-denz zu einer gleichmaumlszligigeren Verteilungder Reisen beobachtbar (1969 615 derHaupturlaube in den Ferienmonaten Juli undAugust 2008 375) Die Annaumlherung derSaisonen ist vor allem bei laumlngeren Inlands-urlaubsreisen zu erkennen

Die Urlaubsdauer

Waumlhrend vor 40 Jahren die Haumllfte derHaupturlaubsreisen noch zwischen einer undzwei Wochen dauerten lag der Anteil imJahr 2008 nur mehr bei 365 Dement-sprechend ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die zwischen fuumlnf und sieben Tagedauern gestiegen und zwar von rund 117im Jahr 1969 auf 484 im Jahr 2008

Die Transportmittel

Seit 1969 ist das wichtigste Transport-mittel bei Haupturlaubsreisen der PKW(2008 550) Zu diesem Zeitpunkt spieltedas Flugzeug mit einem Anteil von 34eine weniger wichtige Rolle aber bis 2008hat sich der Anteil verachtfacht (2008295) was vor allem auf Kosten der Bahngeschah Im Jahre 1969 wurde die Bahnnoch bei einem Viertel aller Haupturlaubs-reisen genutzt im Jahr 2008 lag der Anteilnur noch bei 67

Waumlhrend Flugreisen bei Inlandsurlaubs-reisen erwartungsgemaumlszlig eine geringere

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Chronik

Gehoumlrt bei vielen Menschen wohl zum Inbegriff des Urlaubs am Strand liegen undeinfach ausspannen Foto httpwwwbilderboxbiz

Oumlsterreicher reisen andersLaut aktuellen Ergebnissen der Statistik Austria wurde die 15 Mio-Marke bei Urlaubsreisen auch 2008 durchbrochen 761 der oumlsterreichischen

Bevoumllkerung ab 15 machten mindestens eine Urlaubsreise

Bedeutung haben werden bei Hauptur-laubsreisen ins Ausland seit 1996 mehr Rei-sen mit dem Flugzeug als mit dem PKW ge-macht (Ausnahme 2001 und 2002)

Die Unterkuumlnfte

In den vergangenen Jahren wurde bei rddrei Viertel aller Haupturlaubsreisen in ent-geltlichen Unterkuumlnften genaumlchtigt (2008764) Hotels und aumlhnliche Betriebe wur-den dabei 2008 bevorzugt genutzt (531)Bei fast jeder vierten Haupturlaubsreise wur-de 2008 aber gratis genaumlchtigt (236)

Man reist meist selbstaumlndig

Der uumlberwiegende Teil der Haupturlaubs-reisen wird seit 1969 ohne die Hilfe vonReisebuumlrosReiseveranstaltern organisiert(2008 724) In den 1970ern 1980ern und1990ern ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die mit Hilfe von ReisebuumlrosReise-veranstaltern organisiert wurden zwar ge-stiegen die Anteile stagnieren seither bei rd30 Die Unterstuumltzung eines ReisebuumlrosReiseveranstalters wird bevorzugt bei Haupt-urlaubsreisen ins Ausland in Anspruch ge-nommen (2008 346 der Reisen gaumlnzlichuumlber ReisebuumlroReiseveranstalter organisiert)

Die Intensitaumlt

Die Urlaubsreiseintensitaumlt und die Anzahlder Haupturlaubsreisen unterscheiden sichnach soziodemografischen Merkmalen wiezum Beispiel Alter und Erwerbstaumltigkeit

Betrachtet man das Alter war im Jahr2008 die Haupturlaubsreiseintensitaumlt vonPersonen zwischen 15 und 24 Jahren mit651 am houmlchsten Die meisten Haupt-urlaubsreisen (266) wurden 2008 aller-dings von Personen die 60 Jahre und aumlltersind gemacht

Analysiert man die Teilnahme am Er-werbsleben wurden 2008 die meistenHaupturlaubsreisen von unselbstaumlndig Be-schaumlftigten gemacht (479) gefolgt vonPensionisten (260) Bei Arbeitslosen wa-ren die Anzahl der Haupturlaubsreisen unddie Haupturlaubsreiseintensitaumlt mit 451im Jahr 2008 erwartungsgemaumlszlig am gering-sten

Seit 1972 hat sich die Reiseintensitaumlt ver-aumlndert Die Reiseintensitaumlt der Studentenund Schuumller (+445 Prozentpunkte) derSelbstaumlndigen (+358 Prozentpunkte) undder Pensionisten (+305 Prozentpunkte) stiegdeutlich Studenten und Schuumller haben mitt-lerweile die houmlchste Reiseintensitaumlt mit760 httpwwwstatistikat

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Chronik

raquoOumlsterreichisches Wanderguumltesiegellaquofuumlr das Suumldliche Waldviertel

Das Suumldlliche Waldviertel und damit dieRegion von der Wachau bis zum Weins-

berger Wald erhielt kuumlrzlich als erste Regionin Oumlsterreich das bdquoOumlsterreichische Wander-guumltesiegelldquo das Siegel wird von der Vereini-gung zur Qualitaumltssicherung fuumlr Wandern inOumlsterreich verliehen

Das 2003 fuumlr das suumldliche Waldviertel er-stellte Wanderangebot wurde nun nochmalsdurchleuchtet qualitativ verbessert und einemZertifizierungsprozeszlig unterzogen Beim Wald-viertel Tourismus wird diese Auszeichnungals Signal in Richtung Qualitaumltstourismusgesehen mit dem bdquoWanderguumltesiegelldquo sollenvermehrt Wanderbegeisterte aus dem In- undAusland angesprochen werden

Das 2007 ins Leben gerufene Wander-guumltesiegel definiert klare Qualitaumltskriteriennach denen sich Regionen WanderdoumlrferWanderwege und Wanderbetriebe der Pruuml-fung und Zertifizierung durch ExpertInnenunterziehen koumlnnen Der Qualifizierungs-prozeszlig umfaszligt eine genaue Staumlrken- undSchwaumlchenanalyse des Wanderangebots miteiner konkreten Handlungsanleitung zurVerbesserung der Wanderinfrastruktur unddes Wanderprogramms Bei Erfuumlllung allerwander-qualitaumltsrelevanter Standards wirddas bdquoOumlsterreichische Wanderguumltesiegelldquo ver-liehen und damit eine verlaumlssliche qualitativhoch stehende Wanderqualitaumlt in allenTeilbereichen des Wanderns attestiert

Die Wanderregion Suumldliches Waldviertelbietet Wanderern auf aufbereiteten Touren

besondere Eindruumlcke inmitten einer weitlaumlu-figen und sanft huumlgeligen Wald- Fluss- undWiesenlandschaft Im Ysper- und Weitentalhingegen bricht das Hochland des Nord-waldes steil zur Donau hin ab sodaszlig dieWanderer hier echte Berg- und Gipfelerleb-nisse erwarten Die Erschlieszligung alter Pil-gerpfade wiederum verspricht auch meditati-ve Erlebnisse

Die vom Waldviertel Tourismus aufberei-teten Touren fuumlhren zu den Naturattraktio-nen des Waldviertels inklusive BerggipfelnAussichtsplaumltzen historischen Schauplaumltzenund Kulturguumltern Die maumlchtigen Granitforma-tionen der Wald in all seinen Erscheinungs-formen sowie ausgedehnte Felder eroumlffnenimmer neue Landschaftsbilder Neben derYsperklamm sind etwa die original erhalteneFolterkammer im Schloszlig Poumlggstall oder dasTal der Sonnenuhren weitere Houmlhepunkteauf den Wanderwegen

In der Wanderregion Suumldliches Waldvier-tel mit ihren insgesamt elf Gemeinden fin-den sich 62 Wandertouren wobei es sichgroszligteils um Rundwanderwege handelt Wei-ters existieren beschilderte Pilgerwander-wege zur Basilika Maria Taferl 21 gekenn-zeichnete Ausgangspunkte mit Orientierungs-uumlbersichten sowie rund 600 Kilometer mar-kierte Wanderrouten nach einem einheit-lichen Beschilderungskonzept und interna-tionalen Richtlinien laut dem NOuml Wander-wegekonzept httpwwwsuedlicheswaldviertelat

vl Reinhard Ferner (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel) Silvia Stadler(Waldviertel Tourismus Projektleiterin) Markus Hann (Waldviertel TourismusGeschaumlftsfuumlhrer) Sieghard Preis (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel)

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Chronik

Fruumlhling liegt in der Luft ndash und auch inden Blumenbeeten der Stadt wird der

Fruumlhling bald unuumlbersehbar sein In den Blu-mengaumlrten Hirschstetten laufen die Vorberei-tungen seit Wochen auf Hochtouren Rund350000 Fruumlhjahrsbluumlher ndash Primeln Gaumlnse-bluumlmchen Stiefmuumltterchen und Vergiszligmein-nicht ndash wurden in den letzten Monaten inden Blumengaumlrten Hirschstetten kultiviertDamit die Fruumlhlingsboten bereits bei ihrerAuspflanzung in voller Bluumlte stehen wurdeschon vor Jahreswechsel mit ihrer Kultivie-rung in Hirschstetten begonnen

Die beliebten Fruumlhlingsbluumlher werden inallen erdenklichen Farben erbluumlhen So gibtes bei den Primeln beinahe keine Farbe dienicht moumlglich scheint Bellis hingegen erbluuml-hen dagegen hauptsaumlchlich in den FarbenRot Rosa und Weiszlig Vergiszligmeinnicht inblau und weiszlig und die bdquoGesichterldquo der Stief-muumltterchen sind von cremeweiszlig uumlber gelbbis hin zu dunkelrot und blau So wird derFruumlhling in Wien mit aller Farbenpracht Will-kommen geheiszligen Sobald die jetzigen Maumlrz-temperaturen es zulassen werden die Blu-men von den MitarbeiterInnen der MA 42 ndashWiener Stadtgaumlrten in allen Parkanlagen undvielfach auch im Straszligenbereich gepflanztDamit die Wienerinnen und Wiener moumlg-lichst lange Freude an ihren bunten Fruumlh-jahrsbluumlhern haben wurden verschiedeneSorten gewaumlhlt deren Bluumltezeit sich uumlbermehrere Wochen erstreckt Wenn eine Sorteverbluumlht erbluumlht bereits die naumlchste So gibtes waumlhrend des Fruumlhlings in den Blumen-beeten der Stadt keinen bluumltenlosen Tag

Warten auf die ersten Sonnenstrahlen

Der bluumltenreiche Fruumlhling in Wien hatauch in den Blumenbeeten bereits im letztenHerbst begonnen Im September wurdeneine Million Tulpen- und Narzissenzwiebelnin den Boden bdquogelegtldquo die nach ihrembdquoWinterschlafldquo bereits jetzt das erste Gruumlnzeigen Auch sie werden in den kommendenWochen unsere Stadt in RotGelbOrange-Toumlne tauchen Davor werden noch ihre klei-nen bdquoVerwandtenldquo die Krokusse die Be-sucherinnen und Besucher in den WienerParkanlagen Willkommen heiszligen und aufden Fruumlhling rsquo09 einstimmen

Der Fruumlhling in Wienbeginnt in Hirschstetten350000 Primeln Stiefmuumltterchen amp Co lassen Wien erbluumlhen

Blumenpracht uumlberall in Wien ndash in unserem Bild vor der Karlskirche

Einer der unzaumlhligen Parks in der Bundeshauptstadt wo Millionen Blumen sprieszligen

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Im 57 Kilometer langen Tunnel Muumlnster ndashWiesing ist nach rund eineinhalb Jahren

Bauzeit am 6 Februar der Durchschlag zumNachbartunnel in Wiesing gegluumlckt Exaktum 1921 Uhr hat der Bohrkopf mit einemDurchmesser von 13 Metern die letzte Beton-sicherung durchbrochen Rund sechs Monatefruumlher als urspruumlnglich erwartet ist bdquoOttoldquo inWiesing angekommen

Rund um die Uhr hat sich der 2600 Ton-nen schwere Stahlkoloszlig seit Mitte 2007 taumlg-lich fast 10 Meter durch den Untergrund ge-arbeitet Dabei wurde einmal der Inn unter-fahren sowie die TIGAS-Leitung die Inntal-autobahn die bestehende Bahnstrecke unddie Wiesinger Bruumlcke ohne Probleme unter-quert Der gesamte Vortrieb fuumlr den zukuumlnf-tigen zweigleisigen Eisenbahntunnel erfolg-te im Lockermaterial und Grundwasser desInntalbodens die verwendete Vortriebsma-schine zaumlhlt zu den groumlszligten Europas

Der exakten Einfahrt in die Zielkavernebei Wiesing sind enorme Anstrengungen zurHerstellung des Tunnels vorangegangenRund 800000 Kubikmeter Ausbruch wur-den in Rohrleitungen aus dem Untergrundbefoumlrdert 23000 Betonfertigteile mit einemGesamtgewicht von mehr als 300000 Ton-nen in einer eigenen Produktionshalle herge-stellt und in den Tunnel eingebaut

Weitere Arbeitsschritte

Die Arbeiten zur Herstellung des fertigenEisenbahntunnels gehen ohne Unterbre-chung weiter Nach erfolgreichem Abschluszligdieses Vortriebes wird in den kommendendrei Monaten die TunnelvortriebsmaschinebdquoOttoldquo zerlegt und von der Baustelle ab-transportiert Anschlieszligend erfolgt bis vor-aussichtlich 2010 der Einbau einer Beton-innenschale die zum Schutz des Fertigteil-tunnels dient und die weitere bahntechnischeAusruumlstung ermoumlglicht Auch der Durch-schlag einer zweiten groszligen Tunnelvortriebs-maschine im Unterinntal wird noch imFruumlhjahr 2009 erwartet

Die neue Unterinntalbahn ist Teil dernoumlrdlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basis-tunnel 2003 sind die Hauptbaumaszlignahmen

angelaufen derzeit befindet sich das gesam-te Projektgebiet in Bau Die eisenbahntech-nische Ausruumlstung ist Ende 2008 angelaufenMit einer Gesamtlaumlnge von 40 Kilometern ndashdavon 32 Kilometer in Tunnels ndash bietet dieneue Unterinntalbahn ab 2012 der Trans-portwirtschaft zusaumltzliche umweltfreundli-che Schienenverkehrskapazitaumlten Ebenso

kann der Regionalverkehr im Tiroler Unter-land wirksam ausgebaut werden Anrainerder bestehenden Bahnanlagen zwischenKundl und Baumkirchen duumlrfen mit einerdeutlichen Laumlrmentlastung vor allem in denNachtstunden rechnen Das Projekt wird mitfinanziellen Mitteln der EU unterstuumltzt httpwwwbegcoat

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Chronik

Groszliger Tunneldurchschlag fuumlrneue Unterinntalbahn

Die beim Vortrieb zwischen Muumlnster und Wiesing eingesetzte TunnelbohrmaschineraquoOttolaquo hat am Abend des 6 Februar nach 585 Tagen ihr Ziel in Wiesing erreicht

Der Durchstich der Tunnelvortriebsmaschine gegluumlckt

Einfahrtskaverne im Los H3-6

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Mit dem neuen Fahrgastinformations-system setzen wir einen weiteren

wichtigen Schritt um den oumlffentlichen Ver-kehr kundenfreundlicher und damit attrakti-ver zu machen Wir unterstuumltzen damit denUmstieg vom Auto auf oumlffentliche Verkehrs-mittel helfen dem Klima und der Umweltund verbinden gleichzeitig Mobilitaumlt undWirtschaft mit nachhaltiger Regionalent-wicklungldquo so Umweltminister Niki Berla-kovich am 26 Febuar bei der Praumlsentation desvom Lebensministerium gefoumlrderten Pro-jekts bdquoZentren staumlrken ndash Fahrgastinforma-tionssystem Domplatz Eisenstadtldquo gemein-sam mit Landeshauptmann Hans Niessl undBuumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel imRahmen seines Burgenlandtags

Das vom Lebensministerium gefoumlrderteneue Fahrgastinformationssystem informiertdie Fahrgaumlste am Eisenstaumldter Domplatzeinem der wichtigsten Knotenpunkte des of-fentlichen Verkehrs im Burgenland zielge-richtet uumlber alle Busverbindungen und et-waige Verspaumltungen Die dafuumlr eingesetztenMonitore sind weltweit die ersten und groumlszlig-ten LCD Outdoor Screens Damit ist dasBurgenland Vorreiter im Bereich der Fahr-gastkommunikation

Das innovative Informationssystem fuumlrdie Benutzer der oumlffentlichen Busse ist Teildes Schirmprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquound ein Beitrag Oumlsterreichs zum ProgrammbdquoTHE PEP (Transport Health Environ-ment-Pan-European Programme) DiesesProgramm wurde federfuumlhrend von Oumlster-reich initiiert und hat als eine der Prioritaumltenden Schutz sensibler Gebiete Die RegionNeusiedler SeeFertouml-toacute wurde vom Lebens-ministerium als Modellregion ausgewaumlhltweil sie als oumlkologisch besonders sensibleWeltkulturerbe-Region auch einen beson-ders sensiblen Umgang mit Verkehr undInfrastruktur verlangt

Umweltfreundliche Mobilitaumltin der Praxis

bdquoEs freut mich daszlig wir mit diesem ge-meinsamen Projekt zahlreiche attraktiveAngebote fuumlr umweltfreundliche Mobilitaumltmachen koumlnnen Die vom Lebensministerium

mitgefoumlrderte Mobilitaumltszentrale in Eisen-stadt kann heute bereits den 10000sten Kun-den feiern Das zeigt wie groszlig die Nachfragenach einer guten Fahrgastberatung ist undwie wichtig diese Maszlignahmen sind um dieNutzung oumlffentlicher Verkehrsmittel fuumlreinen nachhaltigen Klimaschutz zu forcie-renldquo unterstrich Umweltminister Berlako-vich

Weitere erfolgreiche Projekte im Rahmendes Schrimprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquosind die Gmoabusse in Purbach Breiten-brunn und Moumlrbisch oder das Solarboot amNeusiedlersee als Beispiel fuumlr die Bandbreiteder Nutzung erneuerbarer Energie Das

Stadthafenprojekt in Neusiedl zeigt daruumlberhinaus wie die Koordination einer umwelt-freundlichen Stadt- und Verkehrsplanungaussehen kann

bdquoMir ist es wichtig dass durch diese Bei-spiele auch andere Gemeinden profitierenund aktiv etwas fuumlr den Klimaschutz tunDaher unterstuumltzen wir Betriebe und Ge-meinden auch mit dem Beratungs- und Foumlr-derungsprogramm klimaaktiv mobil beiFuhrparkumstellungen Radverkehrsprojek-ten oder der Forcierung von klimaschonen-den Mobilitaumltsmanagements Im Burgenlandsparen wir so gemeinsam mit zwoumllf Partnernbereits 5000 Tonnen CO2 jaumlhrlich einldquo be-tonte Umweltminister Niki Berlakovich ab-schlieszligend

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Chronik

Fahrgast-InfosystemUmweltminister und Landeshauptmann praumlsentierten Modellprojekt fuumlr

umweltvertraumlglichen Verkehr in oumlkologisch sensiblen Regionen in Eisenstadt

Landeshauptmann Hans Niessl Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Eisen-stadts Buumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel praumlsentieren die neuen Monitore amEisenstaumldter Domplatz Foto Bgld Landesmedienservice

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Gastronomie amp Kulinarisches

Wer in einem NiederoumlsterreichischenWirtshauskultur-Betrieb war weiszlig

was Gemuumltlichkeit Gastfreundschaft undGaumenfreuden wirklich ausmachen Undgenau diesen Themen widmet sich seit 15 Jah-ren die Niederoumlsterreichische Wirtshauskul-tur denn sie hat sich voll und ganz der Pfle-ge und Wahrung authentischer Gastlichkeitund regionaler Spezialitaumlten verschrieben

Mehr als 270 Gastronomen sind in diesesGenusskulturprojekt eingebunden Im Pro-gramm der wirtshauskulturellen Veranstal-tungen kommt der alljaumlhrlichen Wahl zumTop-Wirt eine besondere Bedeutung zu wer-den doch dabei idealtypische gastronomi-sche Leistungen gewuumlrdigt bdquoDie hervorra-gende Entwicklung der Niederoumlsterreichi-schen Wirtshauskultur freut mich als neueTourismuslandesraumltin natuumlrlich besondersInitiativen wie die Wahl zum Top-Wirt tra-gen dazu bei die Wirte zu Houmlchstleistungen

zu motivieren Die NiederoumlsterreichischeWirtshauskultur hat sich zu einem der Aus-haumlngeschilder des Landes fuumlr Genieszliger ent-wickeltldquo so Tourismuslandesraumltin PetraBohuslav

Heuer wurde das Ergebnis der Top-Wirte-Wahl am 2 Maumlrz in der Babenbergerhalle inKlosterneuburg im festlichen Rahmen be-kannt gegeben

Der Sieger der Top-Wirte Wahl 2009 istder Haslauerhof in Haslau im NationalparkDonau-Auen Zum Aufsteiger des Jahreswurde der Retzbacherhof aus Unterretzbachim Weinviertel gewaumlhlt Als Einsteiger desJahres wurde das Gasthaus Goldenes Schiffin Tulln gewuumlrdigt

Weitere 49 Mitgliedsbetriebe der Nieder-oumlsterreichischen Wirtshauskultur haben beiden anonym vorgenommenen Tests so her-vorragend abgeschnitten daszlig sie 2009 dieAuszeichnung bdquoTop-Wirtldquo fuumlhren duumlrfen

Mit dem Haslauerhof wird ein Wirtshausausgezeichnet das ganz besonders mit sei-ner Region verbunden ist Roland Lukeschwirkt hier als Wirt und Koch und bietet sei-nen Gaumlsten eine ganze Reihe von Spezia-litaumlten die dem Nationalpark Donau-Auenentspringen etwa Wildgerichte von Au-hirsch Fasan oder Schnepfe sowie Koumlst-lichkeiten von Donaufischen Uumlberdies bie-tet der Haslauerhof einen prachtvollen Aus-blick auf die wilde Wasser- und Waldland-schaft der Donau-Auen

Mit der Auszeichnung bdquoAufsteiger desJahresldquo werden die Leistungen eines Wirts-hauses honoriert das sich gegenuumlber demVorjahr deutlich gesteigert hat Der TitelAufsteiger des Jahres wurde heuer HaraldPollak und dem Retzbacherhof zuerkanntund damit die Wiederbelebung eines tradi-tionsreichen Wirtshauses gewuumlrdigt DenWirtsleuten ist es gelungen das Haus in

Top-Wirt-Wahl 2009Mit der Wahl des Top-Wirts sowie des Aufsteigers und Einsteigers desJahres wurden heuer zum elften Mal die hervorragenden Haumluser der

Niederoumlsterreichischen Wirtshauskultur geehrt

vl Ulli Amon Jell (Obfrau Niederoumlsterreichische Wirtshauskultur) Thomas Baumgartlinger Gasthaus Goldenes Schiff(Einsteiger des Jahres 2009) Harald Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Roland Lukesch Haslauerhof (Top-Wirt 2009) Sonja Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Tourismuslandesraumltin Dr Petra Bohuslav MarcoPennerstorfer (Koch Gasthaus Goldenes Schiff 2009) Christoph Madl (Geschaumlftsfuumlhrer der Niederoumlsterreich-Werbung)

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neuem Glanz erstrahlen zu lassen und einuumlberaus reizvolles Ambiente bodenstaumlndigerGastlichkeit zu bewahren

Als bdquoEinsteiger des Jahresldquo wird jenesWirtshaus geehrt das unter allen Wirtshaumlu-sern die sich zum ersten Mal an der Wahlzum Top Wirt beteiligen die houmlchste Punk-teanzahl erreicht Das traf heuer auf dasGoldene Schiff in Tulln zu Mit ThomasBaumgartlinger hat die 5 Generation einerWirtsfamilie das Ruder im Goldenen Schiffuumlbernommen Seither steuert das Wirtshausauf einem kulinarisch uumlberaus attraktivenKurs was mit der Auszeichnung bdquoEinsteigerdes Jahresldquo Anerkennung findet

Als Top-Wirte werden Gastronomiebe-triebe ausgezeichnet die in anonym durch-gefuumlhrten Tests besonders hohe Wertungenerreichen Sie muumlssen den Leitlinien derNiederoumlsterreichischen Wirtshauskultur ent-sprechen die eine Reihe markanter Eigen-schaften fordern Echte Gastlichkeit zurSaison passend angebotene regionale Beson-derheiten aus Kuumlche und Keller ein optima-les Verhaumlltnis von Preis und Leistung sowiedie enge Zusammenarbeit mit der heimi-schen Landwirtschaft

Top-Wirt-Sieger Aufsteiger und Einstei-ger des Jahres werden von einer Jury ge-waumlhlt der hochkaraumltige Experten fuumlr speziellniederoumlsterreichische Gastlichkeit angehouml-ren Heuer waren dies unter anderen HaraldKnabl CR der NOumlN KR Rudolf RumplerObmann der Fachgruppe Gastronomie derWK-NOuml Richard Grasl CR des ORF NOumlUlli Amon-Jell Obfrau der Niederoumlsterrei-chischen Wirtshauskultur und Lorenzo Mo-relli Gourmet und Tester

Mitgliedsbetriebe erkennt man uumlbrigensein einem gruumlnen Schild

Top Wirte-Sieger vergangener Jahre

2008 Goldenes Bruumlndl in Oberrohrbach2007 Gasthaus Schmutzer in Winzendorf2006 DER jungWIRT in Goumlttlesbrunn2005 Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn2004 Gasthof Zum Lustigen Bauern in

Zeiselmauer2003 Gasthaus Kalteis in Kirchberg an der

Pielach2002 Gasthaus Zum Blumentritt in

St AegydNeuwald2001 Landgasthof Jeitler in

BrombergOberschlatten2000 Gasthaus Jell in Krems1999 Gasthaus Schwarz in Noumlhagen

Alle zur Niederoumlsterreichischen Wirtshaus-kultur httpwwwwirtshauskulturat

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Gastronomie amp Kulinarisches

Roland Lukesch (Haslauerhof) ist raquoTop-Wirt 2009laquo

Harald Pollak (Retzbacherhof) ist raquoAufsteiger des Jahres 2009laquo

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Kulturministerin Claudia Schmied uumlber-reichte am 12 Feber im Audienzsaal

des Bundesministeriums fuumlr UnterrichtKunst und Kultur das Oumlsterreichische Ehren-kreuz fuumlr Wissenschaft und Kunst anMaestro Mariss Jansons eine der herausra-genden Dirigentenpersoumlnlichkeiten der Ge-genwart Die Laudatio haumllt Thomas Angyan

Der 1943 im lettischen Riga geboreneSohn des Dirigenten Arvid Jansons studierteVioline Viola und Klavier und absolvierteseine musikalische Ausbildung am Lenin-grader Konservatorium in Dirigieren mitAuszeichnung Studien in Wien bei HansSwarowski und in Salzburg bei Herbert vonKarajan schlossen sich an 1971 gewannMariss Jansons den Dirigentenwettbewerbder Herbert-von-Karajan-Stiftung in BerlinMaszliggeblich gepraumlgt wurde er durch denlegendaumlren russischen Dirigenten JewgenijMrawinskij der Mariss Jansons 1971 alsAssistenten zu den Leningrader Philharmo-nikern holte Mariss Jansons blieb diesemOrchester den heutigen St PetersburgerPhilharmonikern bis 1999 als staumlndigerDirigent verbunden und leitete das Orchesterin dieser Zeit weltweit auf Tourneen Nebenseinen dirigentischen Verpflichtungen hatteMariss Jansons uumlber fast 30 Jahre von 1971bis 2000 eine Professur fuumlr Dirigieren amSt Petersburger Konservatorium inne Er istEhrendoktor der Musikakademien von Oslound Riga

Mariss Jansons ist seit 2003 Chefdirigentvon Symphonieorchester und Chor desBayerischen Rundfunks 2004 trat MarissJansons zudem die Position des Chefdiri-genten des Koumlniglichen Concertgebouw-orchesters in Amsterdam an Von 1979 bis2000 setzte Mariss Jansons Maszligstaumlbe alsChefdirigent der Osloer Philharmoniker dieer zu einem internationalen Spitzenorchesterformte Auszligerdem war er Erster Gastdirigentdes London Philharmonic Orchestra (1992-1997) und Musikdirektor des PittsburghSymphony Orchestra (1997-2004) Mit sei-nen beiden Orchestern aus Olso und Pitts-burgh absolvierte Jansons zahlreiche Tour-neen in die wichtigsten Musikzentren derWelt und zu den bedeutendsten Festivals wiejenen von Salzburg Luzern und Edinburghsowie zur Londoner Proms

Daruumlberhinaus hat er mit allen bedeuten-den Orchestern der Welt erfolgreich zusam-mengearbeitet ua mit dem New York Phil-harmonic Orchestra dem Philadelphia unddem Cleveland Orchestra dem Chicago unddem Boston Symphony Orchestra dem IsraelPhilharmonic Orchestra dem London Sym-phony Orchestra dem Tonhalle-OrchesterZuumlrich und der Saumlchsischen StaatskapelleEinen besonderen Stellenwert nehmen dabeidie Wiener und Berliner Philharmoniker einDiese Orchester dirigiert Jansons regelmaumlszligigin Wien und Berlin aber auch auf Tourneendurch Europa die USA und Japan Mit die-sen beiden und anderen Orchestern ist erregelmaumlszligig bei den Salzburger Festspielenzu Gast 2006 leitete Jansons erstmals dasNeujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Besondere Bedeutung hat fuumlr Mariss Jan-sons die Arbeit mit jungen Musikern Er diri-gierte das Gustav Mahler Jugendorchester aufeiner europaweiten Tournee und arbeitete mitdem Attersee Institute Orchestra mit dem erbei den Salzburger Festspielen auftrat InMuumlnchen gibt er regelmaumlszligig Konzerte mitbayerischen Jugendorchestern und der Aka-demie des Symphonieorchesters des Bayeri-schen Rundfunks Mariss Jansons ist Kuumlnst-lerischer Leiter des Masterprice-Wettbewerbsfuumlr zeitgenoumlssische Musik in London

Die Diskographie des Dirigenten istauszligerordentlich umfangreich und umfaszligtviele preisgekroumlnte Einspielungen Interna-tional groszlige Beachtung fand Jansons mitdem Tschaikowskij-Zyklus den er mit denOsloer Philharmonikern aufgenommen hatDie Einspielung von Schostakowitschs Sieb-ter Symphonie mit den Leningrader Phil-harmonikern gewann den Edison Preis 1989Berliozrsquo bdquoSymphonie fantastiqueldquo mit demConcertgebouworchester wurde mit demhollaumlndischen Luister-Preis und DvoraacuteksFuumlnfte Symphonie mit dem Penguin Awardausgezeichnet Mariss Jansons erhielt auszliger-dem mehrmals den Preis der deutschenSchallplattenkritik Seine Interpretationenvon Gustav Mahlers Erster und NeunterSymphonie mit den Osloer Philharmonikern(2003) und Mahlers Sechster mit demLondon Symphony Orchestra (2004) wurdenmit dem bdquoToblacher Komponierhaumluschenldquoausgezeichnet einer besonderen Anerken-nung fuumlr die beste Mahler-Interpretation un-serer Tage

Mariss Jansons erhielt zahlreiche interna-tionale Preise und Ehrungen

Er ist Ehrenmitglied der Gesellschaft derMusikfreunde in Wien sowie Honorary Mem-ber der Royal Academy of Music in Lon-don

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Personalia

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons

Kulturministerin Claudia Schmied und Maestro Mariss Jansons

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Daszlig das Andenken an den unvergessenenWiener Alterzbischof Mann des Kon-

zils und allseits geachteten bdquoPontifex austria-cusldquo in vielfacher Weise wach ist belegteine Reihe von Veranstaltungen rund um sei-nen Todestag Bischof Egon Kapellari zele-briert als Praumlsident der bdquoKardinal-Koumlnig-Stiftungldquo am 13 Maumlrz um 18 Uhr einen Ge-denkgottesdienst im Wiener StephansdomPersoumlnlichkeiten aus Religion WissenschaftPolitik Wirtschaft und Medien nehmen am14 Maumlrz im Wiener Kardinal-Koumlnig-Hausan einem Symposion zum Thema bdquoGewis-senldquo teil die langjaumlhrige Buumlroleiterin desKardinals (und Wiener Dioumlzesanarchivarin)Annemarie Fenzl bringt gemeinsam mitWolfgang Moser das Buch bdquoKardinal Kouml-nig ndash Woher komme ich Wohin gehe ichAnregungen fuumlr ein angstfreies Lebenldquo her-aus Das Buch wird am 11 Maumlrz in der Un-terkirche des Stephansdoms ndash in unmittelba-rer Naumlhe zur Grabstaumltte Kardinal Koumlnigs ndashpraumlsentiert

Zu der Messe am 13 Maumlrz werden zahl-reiche Weggefaumlhrten und Schuumller KardinalKoumlnigs erwartet aber auch viele einfacheGlaumlubige die den bdquoHerzenskardinalldquo nichtvergessen haben Die bdquoKardinal-Koumlnig-Stif-tungldquo hat den Dom-Musicus ThomasDolezal beauftragt ein Konzept fuumlr die Ge-staltung des Gottesdienstes zu entwerfenDolezal geht von dem Schriftwort aus bdquoAllesvergeht aber der Name des Frommen wirdnicht getilgtldquo Die Gestaltung wird im Sinndes Testaments des Kardinals (bdquoVergeszligt anmeinem Sarg die Osterkerze nichtldquo) insge-samt bdquooumlsterlich-zuversichtlichldquo sein In sei-nem Konzept versammelt Dolezal die groszligenJubilaumlumsgestalten des heurigen Jahres diezugleich Bezuumlge zum Denken Kardinal Kouml-nigs repraumlsentieren Texte des Apostels Pau-lus Musik von Felix Mendelssohn-Barthol-dy (aus dem Oratorium bdquoPaulusldquo) GeorgFriedrich Haumlndel (aus dem Oratorium bdquoDerMessiasldquo) und Joseph Haydn In den dreigroszligen Komponisten komme die oumlkumeni-sche Weite zum Ausdruck ebenso im Ge-brauch der verschiedenen Sprachen ndash latei-nisch englisch deutsch Fuumlr die musikali-sche Gestaltung sorgen unter der Leitungvon Thomas Dolezal Solisten Chor und Or-chester von bdquoArs musicaldquo

Neues Buch zeigt denKardinal als Seelsorger

Die bdquounverruumlckbaren Prinzipien seinerseelsorglichen Arbeit und sein Mut machen-des Kirchenbildldquo zeigen Annemarie Fenzlund Wolfgang Moser in ihrem neuen Buchuumlber den Kardinal auf Die Autoren wollenzeigen daszlig das bdquoLebensrezeptldquo KardinalKoumlnigs auf jeden Menschen anwendbar istbdquoWer den Glauben so ernst nimmt wie er esgetan hat dem eroumlffnen sich ungeahnteMoumlglichkeiten fuumlr ein gegluumlcktes und angst-freies Daseinldquo heiszligt es in einer Aussendungdes bdquoStyrialdquo-Verlages Als bdquoKoumlnig der Her-zenldquo und bdquoSeelen-Friedensstifterldquo sei der Kar-dinal unvergessen bdquolebendig geblieben invielen Menschen ist auch die Erinnerung anseine Offenheit und seine Zuversicht seineSorge um die Menschen und sein Interessean ihrem Leben wie es wirklich ist undseine Suche nach Antworten ndash gemeinsammit ihnenldquo

raquoBruumlckenbauerlaquo imweitesten Sinn des Wortes

Der Wiener Alterzbischof starb vor fuumlnfJahren im 99 Lebensjahr Er galt weit uumlberden kirchlichen Bereich hinaus als bdquoBruumlcken-bauerldquo im weitesten Sinn des Wortes Dasvon Kardinal Christoph Schoumlnborn geleiteteRequiem verdeutlichte nochmals eindruumlck-

lich wie breit die Wertschaumltzung fuumlr Koumlnigwar Der Dom war damals bis auf den letz-ten Platz gefuumlllt Auch auf dem Stephans-platz hatten sich trotz des naszligkalten WettersTausende Menschen versammelt

Bereits in den Tagen davor hatten zigtau-sende Menschen in Stille und Gebet vonKardinal Koumlnig Abschied genommen dessensterbliche Huumllle in der Vierung des Domsaufgebahrt war Sowohl beim Requiem alsauch bei der Aufbahrung hatten viele Men-schen Traumlnen in den Augen Auffallend warder hohe Anteil junger Leute unter den Trau-ernden Priester und Laien Katholiken undNichtkatholiken bezeichneten das Begraumlbniseinmuumltig als ein bdquotiefes spirituelles Ereig-nisldquo in dem noch einmal deutlich wurdewie sehr Kardinal Koumlnig aus der Botschaftdes Evangeliums gelebt hatte

Mehr bdquoPontifexldquo als mancher Papst ndash sobeschrieb der katholische Publizist Histori-ker und Vatikanspezialist Hansjakob StehleKardinal Franz Koumlnig nach dessen Tod Ineinem Nachruf wuumlrdigte er Koumlnig als bdquoeinenWege bahnenden Bruumlckenbauerldquo Dabei ha-be Koumlnig bdquonie einer kirchenfuumlrstlichen Poseldquobedurft um glaubhaft den Dialog zwischenReligionen und Konfessionen Glaumlubigenund Nichtglaubenden zwischen Traditionund Erneuerung zu foumlrdernldquo httpstephanscomat

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Personalia

Kirche gedenkt Kardinal KoumlnigsAm 13 Maumlrz jaumlhrt sich der Todestag des unvergeszliglichenen Wiener Alterzbischofs

zum fuumlnften Mal ndash Gedenkgottesdienst mit Bischof Egon Kapellari

Unser Bild zeigt Wiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl Bundespraumlsident Thomas Klestil(dagger 6 Juli 2004) Kardinal Franz Koumlnig (dagger 13 Maumlrz 2004) und Wiens Alt-Buumlrgermei-ster Helmut Zilk (dagger 24 Oktober 2008) bei der Eroumlffnung des 4 InternationalenHerzl-Symposion im April 2002 Foto Pressefoto Votava

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Wissenschaft amp Technik

Forschungsarbeiten oumlsterreichischer Spit-zenmediziner machen weltweit Schlag-

zeilen Nachdem die Studie 12 der Studien-gruppe ABCSG bereits beim Kongreszlig deramerikanischen Krebsgesellschaft ASCOgroszliges Aufsehen erregt hatte werden die Er-gebnisse jetzt in der renommierten Fachzeit-schrift bdquoNew England Journal of Medicineldquopubliziert ndash eine Auszeichnung die nurwenigen oumlsterreichischen Forschern zuteilwird Die Studie befaszligt sich mit Brustkrebsbei juumlngeren Patientinnen und zeigt Chancenauf das Wiedererkrankungsrisiko bei Brust-krebs deutlich zu senken und die Uumlberle-benschancen der betroffenen Frauen zu stei-gern

Studienleiter Univ-Prof Michael Gnantvon der Medizinischen Universitaumlt in Wiender Praumlsident der ABCSG faszligt die neuenErkenntnisse zusammen bdquoDie ABCSG-12Studie hat gezeigt daszlig eine neue Form derBrustkrebstherapie die Uumlberlebenschancenvon praumlmenopausalen Frauen mit hormonre-zeptorsensitivem fruumlhen Brustkrebs deutlichsteigert und die Gefahr von Rezidiven senktBei diesen Frauen geht das Risiko einer neu-erlichen Krebsbildung nach einer erfolgrei-chen Operation um 36 Prozent gegenuumlberjenen Patientinnen signifikant zuruumlck welchedie bisher uumlbliche Standardtherapie erhal-tenldquo

Die Mediziner haben bei ihren For-schungsarbeiten praumlmenopausalen Brust-krebspatientinnen zusaumltzlich zur Antihormon-therapie noch das Bisphosphonat Zoledron-saumlure verabreicht Die Wirkung war auszligeror-dentlich positiv wie eine Langzeituntersu-chung ergeben hat Nicht nur daszlig die Wieder-erkrankungsrate bei den mit dieser Kombi-nation behandelten Patientinnen wesentlichniedriger ist sind auch die Uumlberlebenschan-cen spuumlrbar verbessert Mehr als 98 Prozentdieser Brustkrebspatientinnen sind fuumlnf Jah-re nach der Diagnose ndash eben auch ohne diezB in den USA routinemaumlszligig uumlbliche adju-vante Chemotherapie ndash noch am Leben ten-denziell wurde eine Verbesserung des Ge-samtuumlberlebens durch die Bisphosphonatbe-handlung beobachtet

Die internationale Fachwelt registriertdiese eindrucksvollen Forschungsergebnissemit groszliger Aufmerksamkeit Ihre Bedeutungfuumlr die wissenschaftliche Gemeinschaft zeigtdie nun erfolgte Veroumlffentlichung im renom-mierten bdquoThe New England Journal of Medi-

cineldquo (NEJM) wohl der beruumlhmtesten medi-zinischen Fachzeitschrift uumlberhaupt

In dem Magazin werden ausschlieszliglichStudienergebnisse publiziert die houmlchstenQualitaumltsanspruumlchen gerecht werden undbahnbrechende Fortschritte in der Therapieerwarten lassen Das Journal erscheint wouml-chentlich in englischer Sprache und behan-delt alle Teilgebiete der Medizin

Nur selten gelingt es oumlsterreichischenMedizinern ihre Beitraumlge die von Fachgut-achtern penibel analysiert werden in dieserweltweit beachteten Publikation zu verbrei-ten Im gesamten Vorjahr wurden z B vierVeroumlffentlichungen unter bdquoAustrialdquo aufgeli-stet ndash und davon war lediglich bei einer Ar-beit ein Oumlsterreicher der Erstautor

Der bahnbrechende Beitrag der oumlsterrei-chischen Arbeit besteht neben den spektaku-laumlren Ergebnissen der erfolgreichen Patien-tinnenbehandlung darin daszlig damit eineBeeinflussung des Mikroklimas in bestimm-ten Bereichen des Knochenmarks gelungenzu sein scheint die fuumlr das Uumlberleben soge-nannter bdquoschlafenderldquo Tumorzellen sorgenDies koumlnnte in den naumlchsten Jahren bei ver-schiedenen Tumorerkrankungen zum endguumll-tigen Durchbruch vor allem im Fruumlhstadiumder Erkrankung fuumlhren

Die ABCSG-12 Studie (Austrian Breast ampColorectal Cancer Study Group Trial 12)wurde im Jahr 1999 begonnen und ist eineoffene multizentrische Phase-III-Studie mit1803 praumlmenopausalen Frauen mit Oumlstro-genrezeptor-positivem Brustkrebs (StadiumI oder II) mit weniger als 10 befallenen axil-laumlren Lymphknoten Nach einer erfolgrei-chen Operation und Beginn einer Goserelin-therapie zur Suppression der Ovarfunktionwurden die Patientinnen in 4 Studienarmerandomisiert 1 Arm Anastrozol + Zometa2 Arm Anastrozol allein 3 Arm Tamo-xifen + Zometa 4 Arm Tamoxifen alleinDie Frauen wurden drei Jahre lang behandeltund anschlieszligend zwei Jahre lang beobach-tet

Patientinnen in den Studienarmen 1 und 3erhielten waumlhrend des Behandlungszeit-raums alle sechs Monate eine Infusionen mit4 mg Zoledronsaumlure Nach einem medianenFollow-up nach fuumlnf Jahren erfolgte die Da-tenauswertung Die Zugabe von Zoledron-saumlure zu Anastrozol oder Tamoxifen verlaumln-gerte das krankheitsfreie und rezidivfreieUumlberleben signifikant In der Gruppe derFrauen die Zoledronsaumlure zusaumltzlich zur Hor-montherapie erhalten hatten waren 3 Pro-zent weniger Rezidive aufgetreten das ent-spricht einer Risikoreduktion von 36 Pro-zent Zoledronsaumlure reduzierte nicht nur dasAuftreten von Knochenmetastasen sondernauch von anderen Fernmetastasen kontrala-teralem Brustkrebs und lokoregionaumlrenRezidiven

Der exakte Wirkmechanismus ist nochnicht geklaumlrt Prof Gnant bdquoZoledronsaumlurekoumlnnte disseminierte so genannte schlafen-delsquo Tumorzellen angreifenldquo Im Labor konn-te gezeigt werden daszlig Zoledronat die Tu-morausbreitung auf verschiedene Weise er-schweren kann durch die Hemmung desWachstums von kleinen Blutgefaumlszligen durchdie Stimulierung von krebsbekaumlmpfendenAbwehrzellen durch Induktion der Tumor-zellapoptose (des programmierten Zelltodes)sowie durch die Verbesserung der Aktivitaumltanderer antitumoraler Therapien httpwwwmeduniwienacat

Studienleiter Univ-Prof Michael GnantMedizinische Universitaumlt in Wien

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Brustkrebs Oumlsterreichschreibt TherapiegeschichteRevolutionaumlre Erkenntnisse fuumlr junge Brustkrebspatientinnen aus der

ABCSG-Studie 12 in raquoThe New England Journal of Medicinelaquo publiziert

Laufend begehen Millionen Zellen unse-res Koumlrpers Selbstmord damit andere

leben koumlnnen Dieser Vorgang wird alsApoptose bezeichnet Der selbstzerstoumlreri-sche Prozeszlig ist aumluszligerst wichtig um nichtmehr benoumltigte oder gefaumlhrliche Zellen zueliminieren Jede Zelle hat im Erbgut einbdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo das auf be-stimmte Signale hin ausgeloumlst wird Wie die-ser programmierte Zelltod eingeleitet wirdist eine der brennendsten Fragen in der Bio-logie da sie besonders eng mit der Entste-hung von Krebs zusammenhaumlngt Genaudiese Frage konnte von den Wissenschaft-lern der Universitaumlt Salzburg in Zusam-menarbeit mit dem Burnham Institut inKalifornien beantwortet werden bdquoWir habendie Kristallstruktur des Fas-FADD-Kom-plexes aufgeklaumlrt und erhielten dadurch alserste Einblick auf den Todeskomplex DISC(Death inducing Signaling Complex)ldquoerlaumlutert Robert Schwarzenbacher Mit einerReihe von eleganten Experimenten zeigtendie Wissenschafter auf wie der program-mierte Zelltod funktioniert

Mit der Aufklaumlrung des programmiertenZelltods wurde eine elementare Grundlagefuumlr neue Therapien gegen Krankheiten wieKrebs Alzheimer AIDS oder Leberversagengeschaffen Bei Krebs und Alzheimer stimmtdie Balance zwischen neu gebildeten und ab-sterbenden Zellen nicht Sterben zu wenigZellen koumlnnen Tumore die Folge sein ster-ben zu viele Zellen drohen degenerativeKrankheiten wie Alzheimer Bei vielenKrebsarten funktioniert die Apoptose nichtObwohl die Zellen absterben sollten tun siedas nicht sie sind apoptoseresistent Ziel derForschung ist es daher die Apoptose gezieltzu steuern um einen kontrollierten Zelltodbei entarteten Zellen auszuloumlsen Die Erfor-schung des programmierten Zelltods wirddazu fuumlhren daszlig Krebs kuumlnftig nicht mehrmit schweren Medikamenten oder Strahlen-therapie behandelt wird sondern mit leichtvertraumlglichen Medikamenten die den Koumlr-per selbst zur erfolgreichen Bekaumlmpfung derKrankheit stimulieren

Im Erwachsenenalter muszlig der menschli-che Organismus verbrauchte funktionsunfauml-hige oder beschaumldigte Zellen beiseite schaf-fen Wissenschafter schaumltzen daszlig ohne pro-grammierten Zelltod ein 80jaumlhriger rundzwei Tonnen Knochenmark und eine Darm-laumlnge von 16 Kilometern haumltte Auch in derEmbryonalentwicklung spielt Apoptose eineentscheidende Rolle Der menschliche Em-bryo traumlgt zunaumlchst bdquoSchwimmhaumluteldquo zwi-schen Fingern und Zehen die spaumlter aberwieder zuruumlckgebildet werden sollen Dazuwird das bdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo inden Zellen der Finger-Haumlute aktiviert

Apoptose hat viele Facetten Zum einenist der Zelltod Voraussetzung fuumlr die richtige

Entwicklung der Zellteilung zum anderenmuumlssen Zellen ausgesondert werden die ihreFunktion erfuumlllt haben oder den Gesamtorga-nismus gefaumlhrden Das Apoptose-Programmeliminiert die betroffenen Zellen binnen we-niger Stunden Die Todesbotschaft bringenhaumlufig Botenstoffe die an bestimmte Pro-teine auf der Zelloberflaumlche andocken DiesebdquoAndockstellenldquo werden deshalb auch bdquoTo-des-Rezeptorenldquogenannt Wenn die Zelle dasSignal zum Selbstmord empfangen hat wirdsie von innen her abgebaut und zerbricht dannin viele kleine Fragmente die von Freszligzel-len aufgenommen werden Ein perfekterSelbstmord der keine Spuren hinterlaumlszligt httpwwwuni-salzburgat

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Wissenschaft amp Technik

Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst

Die Strukturbiologen Robert Schwarzenbacher und Stefan Riedl von der UniversitaumltSalzburg haben den Schluumlsselmechanismus des programmierten Zelltodes aufge-

klaumlrt Ihre Ergebnisse sind im britischen Wissenschaftsjournal Nature nachzulesen

Kristallstruktur des Fas-FADD Komplexes Grafik Universitaumlt Salzburggap

Aus den Wurzeln des Edelweiszlig habenInnsbrucker Forscher einen Stoff ge-

wonnen der die Therapie von Gefaumlszligerkran-kungen revolutionieren koumlnnte Sie erhaltennun vom Bund finanzielle Unterstuumltzungum die bereits zum Patent angemeldete Ideezur Marktreife weiterzuentwickeln

An der Abteilung Pharmakognosie desInstituts fuumlr Pharmazie der Universitaumlt Inns-bruck suchen Wissenschaftler um Prof Her-mann Stuppner mit Hilfe modernster phyto-chemischer Methoden und analytischer Hoch-leistungsverfahren nach Naturstoffen die alsArzneimittel dienen koumlnnten Sie richten da-bei ein besonderes Augenmerk auf traditio-nelle Arzneipflanzen der heimischen und derasiatischen Volksmedizin So untersuchteStuppner gemeinsam mit Stefan Schwaigervom Institut fuumlr Pharmazie auch die Inhalts-stoffe des Edelweiszlig und wurde in dessenWurzeln fuumlndig

In Zellkulturanalysen durchgefuumlhrt vonProf Guumlnther Laufer und Priv-Doz DavidBernhard von der Univ-Klinik fuumlr Herzchi-rurgie der Medizinischen Universitaumlt Inns-bruck erwies sich einer der Inhaltstoffe dasLeoligin als wirksames Mittel gegen Ver-dickungen der Innenwand von Blutgefaumlszligen

Wirksamer Naturstoff

Gefaumlszligwandverdickungen zaumlhlen zu denwichtigsten Ursachen vieler Herzkreislauf-erkrankungen und bilden die Vorstufe vonArteriosklerose der haumlufigsten Todesursa-che in der westlichen Welt Auch bei chirur-gischen Eingriffen an Gefaumlszligen wie etwa beiBypaszligoperationen spielen diese Verdickun-gen eine entscheidende Rolle Die viel ver-sprechenden Innsbrucker Ergebnisse konn-ten in Untersuchungen der Forschergemein-schaft an Maumlusen bestaumltigt werden Die ein-malige Gabe von Leoligin verringerte dieunerwuumlnschten Gefaumlszligwandverdickungen inVenen-Bypaumlssen im Vergleich zu unbehan-delten Maumlusen um die Haumllfte Einzigartigmacht den Naturstoff daszlig Leoligin im Ge-gensatz zu bisher eingesetzten Medikamen-ten die Gefaumlszliginnenwand nicht angreift undsogar bereits existierende Verdickungenreduziert Mit Leoligin beschichtete Stents(bdquodrug eluting stentsldquo) koumlnnten daher auchdie bisher notwendige Kombinationsthera-pie mit weiteren Medikamenten eruumlbrigen

Zur Marktreife entwickeln

Im Rahmen des uniinvent-Programmszur Foumlrderung der Patentverwertung wurdedie Idee der Innsbrucker Wissenschaftler nunim PRIZE-Wettbewerb als eines von 12 Pro-jekten ausgewaumlhlt Das Wirtschaftsmini-sterium unterstuumltzt uumlber die oumlsterreichischeFoumlrder- und Finanzierungsbank austria wirt-schaftsservice das Projekt mit uumlber 130000Euro Mit den Mitteln soll die Substanz wei-ter optimiert dessen Einfluszlig auf die Zell-zyklusregulation erforscht und die Wirkungin einem Bypaszlig-Groszligtier-Modell uumlberpruumlftwerden bdquoDadurch werden die Verwertungs-chancen erhoumlht und die Weiterentwicklunghin zu einem marktfaumlhigen Produkt ermoumlg-lichtldquo sagt Cornelia Rhomberg vom pro-jektservicebuumlro der Universitaumlt InnsbruckbdquoAufgrund der Datenlage und des hohenMarktpotentials der Entdeckung hat dieUniversitaumlt bereits im Sommer 2008 ein Pa-tent angemeldet das Leoligin und verwand-te Derivate als Medikament zur BehandlungVerhinderung und Umkehr der Gefaumlszligwand-verdickung als Wirkstoffloumlsung zur Appli-kation auf das Bypaszlig-Transplantat sowie alsWirkstoff eines Implantats mit kontrollierterWirkstoff-Freisetzung (bdquodrug eluting stentsldquo)international schuumltztldquo

Forschungsschwerpunkte

Das Institut fuumlr Pharmazie AbteilungPharmakognosie an der Leopold-Franzens-Universitaumlt Innsbruck befaszligt sich in seinerForschungsarbeit mit der

Isolierung und Strukturaufklaumlrung vonSekundaumlrstoffen aus houmlheren Pflanzenmit potentieller pharmakologischer Akti-vitaumlt Im Mittelpunkt des Interesses ste-hen dabei Naturstoffe mit entzuumlndungs-hemmender antitumoraler und antibakte-rieller Aktivitaumlt (FWF-Projekt P14389)derNutzung sekundaumlrer Pflanzenstoffe (Ses-quiterpenlactone Flavonoide und pheno-lische Carbonsaumluren) als chemische Mar-ker fuumlr die Beantwortung von Fragen derTaxonomie und Systematik innerhalb derFamilie der Asteraceae und Apiaceae(FWF-Projekt P15594) derAnalytik und Qualitaumltsbeurteilung von(Arznei-)Pflanzen mit Hilfe der GCHPLC CE (CZE CEC MEKC) und ent-sprechender Kopplungstechniken (GCMS HPLCMS und CEMS) und der Suche nach pflanzlichen Wirkstoffen mitHilfe von Pharmakophormodelling undbdquoin Silico Screeningldquo

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Aus den Wurzeln des Edelweiszlig haben Innsbrucker Forscher einen Stoff gewonnender die Therapie von Gefaumlszligerkrankungen revolutionieren koumlnnte

Edelweiszlig gegen ArterioskleroseNeuer Wirkstoff koumlnnte Haltbarkeit von Bypaumlssen verbessern

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Wissenschaft amp Technik

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen vonFebruar 2009 bis Februar 2010 werden

sich in Wien mit Leben und Werk CharlesDarwins befassen

Drei fundamentale Kraumlnkungen kenntlaut Freud die Geschichte des MenschenDie erste Kraumlnkung fuumlgte der Menschheit dieEntdeckung zu daszlig sich die Erde um dieSonne dreht und wir uns nicht im Mittel-punkt des Universums befinden Fuumlr die drit-te Kraumlnkung uumlbernahm Freud selbst die Ver-antwortung Er wies nach daszlig wir nur einenbeschraumlnkten Teils des Bewuszligtseins kontrol-lieren Dazwischen war Darwin Er konntebeweisen daszlig Gott den Menschen nicht nachseinem Ebenbild erschaffen hatte ndash sonderndaszlig der Mensch dem Tierreich entstammt

Mit der Wiener Vorlesung bdquoEntzauberungder Welt ndash Beleidigung des Menschenldquostartete das von der Stadt Wien initiierteCharles-Darwin-Jahr 2009 bdquoEs sind nur we-nige geniale konsistente umfassende Ent-wuumlrfe die das gegenwaumlrtige wissenschaftli-che Weltbild geformt habenldquo so HubertChristian Ehalt Koordinator der WienerVorlesungen bdquoCharles Darwins Evolutions-theorie ist wohl der wichtigste und heutewirksamste darunterldquo

Am 3 Maumlrz lud die Oumlsterreichische Aka-demie der Wissenschaften (OumlAW) gemein-sam mit der Universitaumlt Wien und den Wie-ner Vorlesungen zum Symposium bdquoEvolu-tion ndash Die Grundlage fuumlr ein Verstehen desWandels in der Weltldquo Im Verlauf von vierTagen wurde untersucht wie die Evolutions-theorie sich in den verschiedenen wissen-schaftlichen Disziplinen abbildet ndash derBogen reichte von der Neurobiologie uumlberdie Oumlkonomie bis zur Kunstgeschichte

Anlaumlszliglich dieses Symposiums haben derBundesminister fuumlr Wissenschaft und For-schung Johannes Hahn und die OumlAW eineaktuelle Studie zu den Einstellungen der Oumls-terreicherinnen und Oumlsterreicher zur Evolu-tion praumlsentiert

Die von Prof Leopold Rosenmayr ge-meinsam mit dem Meinungsforschungsinsti-tut GfK Austria durchgefuumlhrte Befragungvon oumlsterreichweit uumlber 1500 Personen un-

terstreicht das Interesse und die Auseinan-dersetzung der Oumlsterreicher mit der Wis-senschaft

bdquoGerade in Krisenzeiten erkennen dieMenschen den unmittelbaren Nutzen derWissenschaft Wissen schafft nicht nurArbeit sondern auch Zukunft sowie Sicher-heit und gibt Orientierungldquo resuumlmierte derWissenschaftsminister vor Journalisten

In der Studie sprechen sich 71 Prozentder Befragten dafuumlr aus den wissenschaft-lichen Fortschritt noch staumlrker zu foumlrdernum auf diese Weise die anstehenden Pro-bleme bewaumlltigen zu koumlnnen 82 Prozent ga-ben an wissenschaftliche Erkenntnisse seiensehr bzw ziemlich wichtig fuumlr ihre persoumlnli-che Lebensgestaltung

Der Wissenschaftsminister folgert dar-aus bdquoDas bestaumlrkt mich als verantwortlicherMinister in dem Ansatz den ich in den letz-ten Wochen nicht zuletzt auch bei den Bud-getgespraumlchen vertreten habe Wissenschaftund Forschung gehoumlren zu den Motoren umdie Krise nicht nur zu bewaumlltigen sondernwieder richtig durchzustarten Um diesesVertrauen in die Wissenschaft zu rechtferti-gen benoumltigt es finanzielle Mittel und klareSchwerpunktsetzungenldquo

Auch andere Ergebnisse der Studie bele-gen den Stellenwert von Wissenschaft undForschung fuumlr die Menschen So wuumlnschtensich 76 Prozent der Befragten mehr Berichteund Diskussionen zur Entstehung des Men-schen uumlber 70 Prozent wollten mehr uumlberden Ursprung und die fruumlhe Evolution desLebens auf der Erde wissen bdquoMan sieht daszligdiese grundlegenden Fragen nichts an Rele-vanz und Aktualitaumlt eingebuumlszligt haben ImGegenteil der Mensch sucht nach seinerHerkunft nach seinen Wurzelnldquo

Aus den Ergebnissen der empirischenUntersuchung leitet WissenschaftsministerHahn auch einen Arbeitsauftrag fuumlr sich unddas Wissenschaftsressort ab bdquoWir muumlssennoch mehr in die Vermittlung der Leistungender Wissenschaft investieren Die Erkennt-nisse der Wissenschafter ndash gerade im Grund-lagenbereich ndash sollen den Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreichern noch besser und lebensna-her vermittelt werden beginnend im Kinder-garten und der Schuleldquo

Kardinal Christoph Schoumlnborn hat in sei-nem Referat anlaumlszliglich dieses Symposiumszur Entspannung in der Auseinandersetzungzwischen naturwissenschaftlicher Evolutions-theorie und biblischem Schoumlpfungsglaubenaufgerufen Zugleich wies er die kreationi-stische Lesart der biblischen Schoumlpfungs-erzaumlhlung entschieden zuruumlck und uumlbte Kri-tik an der bdquoIntelligent designldquo-Schule DieFrage nach bdquoUrsprung Weg und Ziel desLebensldquo betreffe jeden Menschen daherkoumlnne der Weg bdquonur im gemeinsamen Bemuuml-hen um ein immer besseres genaueres undtieferes Verstaumlndnisldquo liegen

Am 17 Maumlrz untersuchen Wissenschaft-ler der Universitaumlt Wien die Evolution desSchlafes unter dem Titel bdquoVom Urmenschenzum Uhrenmenschenldquo Eine Ausstellung imoumlffentlichen Raum laumlszligt den Betrachter dannab Juni auf den Spuren Darwins wandelnAuf Litfaszligsaumlulen und bdquoCity Lightldquo-Vitrinenwird die Reise mit der Beagle (so hieszlig derZweimastsegler mit dem Darwin reiste)nachvollzogen und das Leben und Werk Dar-wins vorgestellt Die Ausstellung beginntvor dem Naturhistorischen Museum fuumlhrt

Wien im Zeichen derEvolutionstheorie

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen im Charles-Darwin- Jahr der Stadt Wien ndashDarwin-Studie zeigt groszliges Interesse der Oumlsterreicher an Naturwissenschaften

Charles Darwin (1809-1882) in seinenneueren Jahren copy J Cameron 1869

uumlber Schottenring und Freyung zuruumlck bisvor das Voumllkerkundemuseum

bdquoHomo Sociobiologicus ndash Evolution derKooperation beim Menschenldquo nennt sicheine interdisziplinaumlre Universitaumltstagung beider Forscher der Soziobiologie Sozialwis-senschaften Anthropologie und Philosophiein Dialog treten und bei der die Relevanzvon Formen der Kooperation nachgewiesenwird anstatt das von Darwin entdeckteZusammenspiel von Mutation und Selektionbdquosozialdarwinistischldquo zu deuten

Die bildende Kunst naumlhert sich demThema unter dem Motto bdquoEvo Evoldquo Dievom Kuratorenteam Peter und IngeborgBraunsteiner gestaltete Ausstellung im Wie-ner Kuumlnstlerhaus richtet den Fokus vor allemauf die geistig-kulturellen Aspekte der Ent-wicklungsgeschichte ndash die Kulturevolutionund zeigt Kommentare und Positionen vondreiszligig bildenden Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-lern zu den Themen bdquoSchrift-Symbol-Spra-cheldquo bdquoGestalt und Formldquo bdquoZucht und Ord-nungldquo bdquoMensch und Tier (18 Septemberbis 22 Oktober Kuumlnstlerhaus Wien)

16 Veranstaltungen sind bis jetzt geplant ndashbis in den Februar 2010 hinein wo die ka-tholisch-theologische Fakultaumlt internationaleWissenschaftler die Frage bdquoEvolutionstheo-rie und Schoumlpfungsglaube ndash eine Heraus-forderung fuumlr Biologie Theologie und Phi-losophie sowie fuumlr den interdisziplinaumlrenDiskursldquo diskutieren laumlszligt (Februar 2010)

Der Forscher Charles Darwin

bdquoEs ist als ob man einen Mord begehtldquoerklaumlrte Charles Darwin (1809 ndash 1882) alser sich entschlossen hatte mit seinen Thesenan die Oumlffentlichkeit zu gehen Jahr um Jahrseit seiner Reise mit der Beagle (1831-1836) hatte er an seinem Werk bdquoUumlber dieEntstehung der Artenldquo gearbeitet hatte De-tail um Detail hinzugefuumlgt war aber immerwieder davor zuruumlckgeschreckt sein Werkauch zu publizieren Dabei waren die grund-legenden Thesen schon laumlngst ausformuliert

raquoKaplan des Teufelslaquo

Den Anstoszlig gab ein Konkurrent ndash oderbesser ein juumlngerer Kollege der unabhaumlngigvon Darwin zu aumlhnlichen Schluumlssen gekom-men war Der Naturforscher Alfred Wallacelieszlig Darwin sein Manuskript zukommen ndashund Darwin entschloszlig sich gemeinsam mitWallace seine Theorie zu publizieren Die Re-sonanz war wider Erwarten zunaumlchst geringDas aumlnderte sich erst als Charles Darwineineinhalb Jahre spaumlter im November 1859seine bdquoEntstehung der Artenldquo herausbrachte

Schlagartig wurde nicht nur Forschern klardaszlig hier einer das bisherige Weltbild auf denKopf stellte Arten entwickeln sich Alle We-sen sind untereinander verwandt Einen

Schoumlpfer brauchte es da nicht mehr Darwinmuszligte sich als bdquoKaplan des Teufelsldquo be-schimpfen lassen httpwwwcharles-darwin-jahrat

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Wissenschaft amp Technik

Die Zusammenfassung der raquoStudie zu den Einstellungen der Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreicher zur Evolutionlaquo des BMWF und der OumlAW zum Downloadhttpwwwbmwfgvatfileadminuser_uploadaussendungEinstellungen_der_OEsterreicherInnen_zur_Evolutionpdf

Atemnotldquo der Zellen laumlszligt Tumore rasantwachsen WissenschafterInnen rund um

Univ-Prof Frank Madeo und ChristophRuckenstuhl vom Institut fuumlr Biowissenschaf-ten an der Karl-Franzens-Universitaumlt Grazkonnten in der Krebsforschung neue bahn-brechende Erkenntnisse gewinnen Anhandvon Baumlckerhefe hat das Team nachgewiesendaszlig verminderte Atmungsaktivitaumlt in Zelleneine Vorraussetzung fuumlr Tumorentstehung seinkann bdquoHefezellen sind mit jenen des Men-schen gut vergleichbar vor allem in PunktoZellwachstumldquo erklaumlrt Madeo bdquoKrebs istnichts anderes als ein wild wachsender Zell-haufen der ungewoumlhnlich viel Energie ver-brauchtldquo Ruckenstuhl und Madeo konntenzeigen daszlig die Reduzierung der Zellatmungden programmierten natuumlrlichen Zelltod dieso genannte Apoptose vermindert undZellen unkontrolliert uumlberleben laumlszligt bdquoDieseerhoumlhte Resistenz koumlnnte entscheidend zurTumorbildung und Boumlsartigkeit (Metastasie-rung) beitragenldquo bestaumltigt Madeo

Gleichzeitig ist den Grazer ForscherIn-nen mit diesem Modell der Beweis eines

Uumlberlebensvorteils von Zellen durch den sogenannten Warburg-Effekt gelungen DerBiochemiker Otto Warburg (Nobelpreis fuumlrMedizin 1931) beschrieb bereits in den1920er-Jahren daszlig ein maszliggeblicher Anteilder Energie in Krebszellen durch einfachenZuckerabbau (Glykolyse) generiert wird beigleichzeitiger Verminderung der Atmung

Erhoumlhte Atmungsaktivitaumlt hingegen hemmtdas Wachstum von Tumoren Ob damit auchder Kampf gegen Krebs erleichtert wird undsich damit neue Therapie-Moumlglichkeitenauftun sind fuumlr Madeo ndash noch ndash Spekulatio-nen Der Molekularbiologe verweist jedochauf Auffaumllligkeiten bdquoInteressanterweise istAusdauersport eine der besten vorbeugendenMaszlignahmen gegen Krebs Dabei wird so-wohl die Sauerstoffversorgung des Koumlrperserhoumlht als auch Zucker verbraucht ndash beidesklassisch nach der Warburg-Hypothese Giftfuumlr die Krebszelleldquo

Die Arbeit wurde im renommierten US-amerikanischen Fachjournal PLoS ONE ver-oumlffentlicht httpdxplosorg101371journalpone0004592

Krebsforschung Erfolg der Uni GrazAbnehmende Zellatmung wachsende Tumore

Ruszliglands erster Hochgeschwindigkeits-zug bdquoVelaro RUSldquo der von Siemens in

Serie gebaut wird wurde jetzt im Klima-Wind-Kanal getestet um die extrem hartenWitterungsbedingungen russischer Winterim Fahrbetrieb zu simulieren Selbst beiSchneestuumlrmen mit 250 kmh Windgeschwin-digkeit und Auszligentemperaturen von bis zuminus 40 Grad Celsius blieb der Velaro vollbetriebsfaumlhig und dabei behaglich fuumlr dieMenschen im Zug Ab Ende 2009 werden diebis zu 250 kmh schnellen Triebzuumlge zunaumlchstdie Metropolen Moskau und St Petersburgverbinden spaumlter sollen sie auch zwischenMoskau und Nishni Novgorod fahren DenAuftrag fuumlr acht dieser Superzuumlge und derenWartung uumlber 30 Jahre hinweg hatte Sie-mens bereits 2006 erhalten

Die Klimatests in der Rail Tec ArsenalFahrzeugversuchsanlage (RTA) in Wien be-staumltigen daszlig alle Elemente des Zuges wieTechnik Isolation und Schmierstoffe fuumlr dieextremen klimatischen Bedingungen in Ruszlig-land richtig ausgelegt sind und durchwegszuverlaumlssig arbeiten So tobten gewaltige

kuumlnstliche Schneestuumlrme mit Massen kleinerFlocken aber auch mit groszligflockigem Naszlig-schnee durch den 100 Meter langen Klima-

Wind-Kanal Trotzdem froren weder die rie-sige Frontscheibe noch die Luftansaugstut-zen auf dem Dach die Fenster oder Auszligen-

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Wissenschaft amp Technik

Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal

Der schnellste Zug Ruszliglands in kuumlnstlicher Schnee- und Eishoumllle

In der Klimakammer der Testanlage Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien beweist der Velaro RUS dass er selbst bei extremer Kaumlltesicher funktioniert Beispielhaft erproben das die Siemens-Ingenieure an einem Mittelwagen und am Triebkopf Im Klima-Wind-Kanal erzeugen sie sogar Blizzards auf Knopfdruck Alle Fotos Siemens-Pressebild

Auch im Unterflurbereich klebt beim Kaumlltetest der Schnee Hier sind beim Velaroder Antrieb und alle Technikmodule untergebracht statt wie bei herkoumlmmlichenZuumlgen in zwei Lokomotiven vorne und am Ende des Zuges

tuumlren am Velaro zu Alle Sicherheitsfunktio-nen an Bord bestanden saumlmtliche Testanfor-derungen

Zum Test der Klimaanlage wurden imZugkopf sowie einem Mittelwagen desVelaro rund 800 verschiedene Sensoren an-gebracht die unter anderem die Lufttempe-ratur Oberflaumlchentemperatur Luftgeschwin-digkeit Luftdruck und Luftfeuchtigkeitmessen Rote Heizmatten und Luftbefeuch-ter im Fahrgastraum simulieren reale Be-triebsbedingungen Selbst mit dieser Be-lastung soll ein Zustand erreicht werden deruumlberall im Zug fuumlr die gleiche thermischeBehaglichkeit sorgt ndash ein Zustand den moumlg-lichst viele Menschen als behaglich empfin-den Denn auch die russische Bahn legt beimVelaro entscheidenden Wert darauf daszlig dieFahrgaumlste die Lufttemperatur die Luftfeuch-te die Luftbewegung und die Waumlrmestrah-lung der Umgebung stets als optimal emp-finden und weder waumlrmere noch kaumlltere we-der trockenere noch feuchtere Raumluft wuumln-schen

Oumlsterreichische Wertschoumlpfung

Die fuumlr den Auftrag benoumltigten 176 StuumlckHigh-tech-Drehgestelle werden im Siemens-Werk Graz gefertigt Das Fahrwerk aus derSF500 Familie (SF500 RU) wurde auf dierussische Breitspur (1520 Millimeter gegen-uumlber der 1435 Millimeter Normalspur) aufFahrgeschwindigkeiten bis 300 Kilometer jeStunde und fuumlr den Tieftemperatureinsatz biszu minus 50 Grad Celsius ausgelegt Damiterfuumlllen sie die derzeit guumlltigen EN-Normensowie auch die staatlich russischen GOST-Normen

Der fuumlr Ruszligland in vielen technischenDetails weiterentwickelte Velaro gilt als derweltweit modernste Hochgeschwindigkeits-zug Die zehnteiligen Triebzuumlge haben eineGesamtlaumlnge von 250 Metern und bieten be-quem Platz fuumlr 604 Fahrgaumlste Die Laumlnge derBahnsteige in Ruszligland macht es moumlglichdass die Zuumlge uumlber zwei Wagen mehr verfuuml-gen und somit 50 Meter laumlnger sind als bei-spielsweise der bdquoVelaro Eldquo der spanischenBahn

Ruszligland gilt als einer der am meistenwachsenden Bahnmaumlrkte der naumlchsten Jahr-zehnte Ein Entwicklungsprogramm der rus-sischen Regierung sieht vor bis in das Jahr2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Aus-bau des Schienennetzes und in neue Zuumlge zuinvestieren In den naumlchsten Jahren sollen et-wa 20000 Kilometer Bahnstrecke entstehendavon 1500 Kilometer Hochgeschwindig-keitsstrecken

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Wissenschaft amp Technik

Morgendliches Duschen Zaumlhneputzenkleine und groszlige Geschaumlfte Waumlsche

waschen Geschirr spuumllen die Liste laumlszligt sichfortsetzen Das Wasser das wir Tag fuumlr Tagverbrauchen landet in der Kanalisation mitallen darin enthaltenen natuumlrlichen undkuumlnstlichen chemischen Substanzen 98 Pro-zent des in Wien produzierten Abwassers en-den in der Simmeringer HauptklaumlranlageDort betreibt Norbert Kreuzinger Assistenz-professor am Institut fuumlr Wasserguumlte Res-sourcenmanagement und Abfallwirtschaftder Technischen Universitaumlt Wien mit sei-nem Team eine Versuchsklaumlranlage SeinZiel ist auch die nach der gruumlndlichen biolo-gischen Reinigung noch verbleibendenSpurenschadstoffe die chemisch sehr wider-standsfaumlhig sind aus dem Wasser herauszu-holen

Ein bunter Cocktail

bdquoWir zweigen knapp ein Prozent desWassers ab das aufbereitet aus der Haupt-klaumlranlage Simmering herauskommt behan-deln es weiter und untersuchen welche Rest-stoffe in welchen Mengen noch enthaltensindldquo erklaumlrt Kreuzinger Und Reststoffegibt es dort viele Ruumlckstaumlnde von Pharma-zeutika wie Schmerzmittel und Entzuumln-dungshemmer zum Beispiel aber auch be-sonders widerstandsfaumlhige Roumlntgenkontrast-mittel sind da zu finden Oder ein bunterCocktail aus in den Badezimmern abgewa-schenen Kosmetika wenn auch in sehr klei-nen Mengen wie Kreuzinger einraumlumtbdquoGrundsaumltzlich sieht es mit der Qualitaumlt dergeklaumlrten Abwaumlsser bei uns gut ausldquo meinter Das hat auch eine Studie uumlber das Vor-kommen von Hormonen in oumlsterreichischenGewaumlssern bestaumltigt die von einem groszligeninterdisziplinaumlren Forscherteam vor mittler-weile fuumlnf Jahren publiziert wurde

Kuumlnstlich haltbar gemacht

Dennoch nehmen die Behoumlrden in Oumlster-reich und der EU das Thema Spurenschad-stoffe im Abwasser weiterhin sehr ernstZum einen weil in Untersuchungen gezeigtwerden konnte das gewisse Stoffe auch in

sehr kleinen Konzentrationen negative Aus-wirkungen auf Gewaumlsserorganismen habenkoumlnnen bdquoGerade Medikamente oder Kosme-tika werden chemisch so gebaut daszlig sie imKoumlrper moumlglichst langsam oder gar nicht ab-gebaut werden sie sollen ja moumlglichst langewirkenldquo sagt der Forscher Umso groumlszliger istdie Herausforderung auch diese Stoffe beimKlaumlrvorgang aus dem Wasser herauszube-kommen

Chemische Radikalkur

Kreuzingers Zugang die Spurenschad-stoffe unschaumldlich zu machen klingt zu-naumlchst simpel In seiner Versuchsanlage setzter dem Wasser Ozon zu bdquoDabei entstehen sogenannte Sauerstoffradikale das sind che-misch sehr aktive einzelne Sauerstoffato-meldquo erklaumlrt er das Prinzip Mit ihnen kannman vergleichsweise groszlige Molekuumlle wie esdie allermeisten Reststoffe sind in kleinereEinheiten zerlegen Damit verlieren sie ihreurspruumlngliche Wirkung und sind zudem bio-logisch besser abbaubar als die widerstands-faumlhigen Ausgangsstoffe

Auch hier Grundlagenforschung

In der Umweltchemie wie auch anders-wo gilt Man findet grundsaumltzlich nur dieSubstanzen die man schon kennt Fuumlr einigeder im Abwasser vermuteten Stoffe gibt esnach wie vor keine Nachweistests bdquoIn denletzten Jahren sind in der Entwicklung neuerNachweismethoden aber groszlige Fortschrittegemacht wordenldquo sagt Kreuzinger Nebenden Spurenschadstoffen selbst untersuchtsein Forschungsteam auch moumlgliche Wir-kungen der mit Ozon geknackten Substan-zen auf Lebewesen bdquoWir testen das von unsbehandelte Abwasser mit standardisiertenoumlkologischen Tests beispielsweise an Algenund Bakterien um herauszufinden ob diedurch unsere Ozonbehandlung entstehendenchemischen Spaltprodukte einen negativenEffekt auf Organismen habenldquo erklaumlrt erDie Tests laufen gerade weitere Ergebnisseerwarten die Forschenden bis zum Herbstdieses Jahres httpwwwtuwienacat

Alltags-Chemieim Abwasser

Neue Methoden an der TU Wien chemische Spuren-schadstoffe im Abwasser unschaumldlich zu machen

Der internationale zweistufige Architek-turwettbewerb fuumlr die Neugestaltung

der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien wurde paral-lel fuumlr mehrere Gebaumludekomplexe durchge-fuumlhrt Im Rahmen des Preisgerichts ist dieEntscheidung auf folgende Projekte gefal-len Zaha Hadid Architects ndash Zaha HadidDeutschland Library amp Learning Center(LLC) Atelier Hitoshi Abe ndash Hitoshi AbeJapan Departmentgebaumlude (O2) EstudioCarme Pinos ndash Carme Pinos Spanien De-partmentgebaumlude (W1) NOMAD Arquitec-tos ndash Eduardo Arroyo Spanien ExecutiveAcademy (W1-EA) CRABstudio Archi-tects ndash Peter Cook England Departmentge-baumlude (W2)

Die Masterplanung von BUSarchitekturlegt fuumlr den neuen Universitaumltscampus dieInfrastrukturplanung und Freiflaumlchengestal-tung fest und teilt das Projekt in mehrereBaufelder ein Gegenstand des nun beende-ten Architekturwettbewerbs waren fuumlnf Ge-baumludekomplexe die auf Basis der Master-planung gestaltet wurden Mit dem vonBUSarchitektur geplanten Houmlrsaalzentruminklusive Institutsgebaumlude (O1) entsteht aufrund 90000 msup2 groszligen Areal eine architek-

tonische Vielfalt die rund 102000 msup2 Nutz-flaumlche umschlieszligt

bdquoDer Neubau der WU ist aus doppelterSicht ein Impuls fuumlr die Wirtschaft Erstensbringt er die lange geplante bauliche Moder-nisierung fuumlr Lehre und Forschung in denWirtschaftswissenschaften Zweitens ist derBau ein wichtiger Teil des Konjunkturpaketsder Bundesregierung Die neue WU schafft

nicht nur Wissen sie schafft mit Baukostenvon rund 250 Millionen Euro vor allem auchWachstum und Beschaumlftigungldquo so Bundes-minister Johannes Hahn

Bautenstadtrat Rudolf Schicker streichthervor daszlig bdquomit dem neuen Campus dieBedingungen fuumlr die Studierenden an dieseroumlsterreichischen Spitzenuniversitaumlt nochbesser werden Der Campus liegt in einem

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Architektur

Neubau der WU WienDie Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtet gemeinsam mit der Bundes-immobiliengesellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehre und Forschung

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Sieger des Architekturwettbewerbs zum Baufeld W1D der Departments und einer Spezialbibliothek ist Estudio Carme Pinoacutes SL aus Barcelona

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sehr dynamischen Stadtteil mit hochwertigerArchitektur und wird hier weitere spannendeAkzente setzen Der Standort besticht durchseine Anbindung ans U2-Netz und die Naumlhezum Gruumlnen Prater Forschung Bildung Er-holung und Freizeit koumlnnen hier auf engstemRaum optimal verknuumlpft werdenldquo

Leben und Lernen am Campus

Die Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtetgemeinsam mit der Bundesimmobilienge-sellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehreund Forschung Ziel einer qualitativen undquantitativen Verbesserung fuumlr Studierendeund Forschende ist das Konzept einer mo-dernen dienstleistungsorientierten Universi-taumlt bdquodie ein Leben und Lernen am Campusermoumlglicht foumlrdert und durch die Beduumlrf-nisse der Studierenden gepraumlgt istldquo soRektor oUnivProf Christoph Badelt uumlberdie Visionen und Anforderungen eines urba-nen Campus Die WU nimmt mit dem Neu-bau aktiv am staumldtischen Leben teil und ge-

staltet den Campus fuumlr die Oumlffentlichkeit zu-gaumlnglich und attraktiv

Als naumlchster Schritt des Projekts stehendie Vertragsverhandlungen mit den einzel-

nen Architekturbuumlros im Mittelpunkt bdquoWirhoffen auf eine schnelle Einigung denn dasambitionierte Ziel der Start der Arbeiten amCampus 2009 soll beibehalten werdenUnser Fahrplan sieht nun die Eroumlffnung derPlanungsphase mit Jaumlnner 2009 vor um diedaraus resultierenden Bauplaumlne mit Herbst2009 behoumlrdlich einzureichenldquo erlaumlutertBIG-Geschaumlftsfuumlhrer Christoph Stadlhuber

Auftraggeber ist die von WU und BIGgemeinsam gegruumlndete ProjektgesellschaftWirtschaftsuniversitaumlt Wien Neu GmbHStart der Arbeiten am Campus zwischenMessezentrum und Prater ist 2009 Im Stu-dienjahr 20122013 soll der neue Campusder Wirtschaftsuniversitaumlt in Betrieb gehen

Der Freiraum am Campus WU

Der Campus ist eine Sequenz von inein-ander greifenden Raumlumen Die Gebaumlude aufden Baufeldern qualifizieren den Raum inarchitektonischer Hinsicht Das Leitbild des

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Architektur

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) bildet sowohl symbolisch als auch raumlumlich das Zentrum des neuen Campus der WU

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld W2 ist CRABstudio aus LondonAuf W2 werden neben Departments Forschungsinstituten und der SpezialbibliothekWirtschaftsrecht vor allem auch jene Dienstleistungseinrichtungen angesiedelt

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld O2 ist Atelier Hitoshi Abe SendaiNeben Services von externen Anbietern werden hier die Spezialbibliothek Wirt-schaftssprachen das Department fuumlr Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikationund betriebswirtschaftliche Departments untergebracht

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Masterplans bestimmt auch die Gestaltungder Freiraumlume Ein Gewebe von innen- undauszligenliegenden Raumlumen definiert durch diePosition der Eingaumlnge in bezug auf diePlaumltze erzeugt die geforderte Atmosphaumlre

Der Freiraum im neuen Campus der WUWien ist Umfeld und Kontext fuumlr die archi-tektonischen Objekte Als Umfeld definierter Raumlnder und Schnittstellen zum bdquoNach-barfeldldquo sowie raumlumliche Sequenzen zur

Bildung einer Gesamtheit Als Kontext bil-det er Stationen des aktiven Austausches undOrte der introvertierten Lehre und For-schung Der Campus ist als bdquoWalk AlongParkldquo konzipiert und bildet in den verschie-

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Architektur

Das Baufeld O1 wird durch die Sieger des Generalplanerwettbewerbs BUSarchitektur ZT GmbH aus Wien gestaltet Mit demHoumlrsaalzentrum und der Mensa wurden hier zwei klassische Studierendenfunktionen mit groszliger Nutzerfrequenz angesiedeltIm Houmlrsaalzentrum konzentrieren sich die Houmlrsaumlle sowie ungefaumlhr die Haumllfte der Seminarraumlume des Campus

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) beinhaltet die Hauptbibliothek als Zentrum des Studierens und Forschens die Studie-renden-Arbeitsplaumltze des Learning Centers sowie eine groszlige Aula die als Veranstaltungsort der raquoNabellaquo der WU sein soll

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denen Stationen Platzsequenzen die uumlberGassen im Gruumlnen zu den spezifischen Be-reichen fuumlhren Die Sequenzen sind so ge-staltet daszlig jeder bdquoBildungswegldquo auch einErlebnisweg wird Wichtig fuumlr die Umset-zung der Lagequalitaumlt ist der immer gegen-waumlrtige Sichtbezug zum Gruumlnen Prater

Funktionelle Gliederung des Campus

Der Campus erfuumlllt neben den gesell-schaftlichen Funktionen der Wirtschaftsuni-versitaumlt auch soziale Funktionen im staumldti-schen Leben sowie Funktionen der Auf-wertung des Standortes und der gesamtenRegion Diese in einem breiteren Kontexteingebetteten Funktionen werden in denHandbuumlchern zur Masterplanung fuumlr denArchitekturwettbewerb naumlher dargestelltDie technischen Funktionen des Campuswerden in den Unterlagen zum IntegralenLeitkonzept der Masterplanung und in dentechnischen Berichten der jeweiligen Fach-planer beschrieben An dieser Stelle wird dieraumlumliche Konfiguration des Campus infunktioneller Hinsicht dargestellt Die raumlum-lichen Funktionen des Campus bestehen imwesentlichen in der Trennung zwischenStadtraum und Campus durch eine gruumlneGrenze und deren Uumlbergang in den Campus-raum in der Ausbildung einer Platzsequenzvon sechs Plaumltzen mit jeweils unterschiedli-chem Ambiente im Campusinneren und inder Abgrenzung einzelner Baufelder mitunterschiedlichem Nutzungsmix durch dieDefinition der Baufelder im Masterplan unddurch das Raum- und Funktionsprogramm

Die gruumlne Grenze um den Campus

Der gesamte Campus wird durch Baumlumeund Straumlucher also eine natuumlrliche gruumlneGrenze umgeben Diese bildet einen Filterzum Stadtraum und zum StraszligenverkehrUumlber sechs Eingaumlnge und fuumlnf Passagenkann der Campus 24 Stunden lang betretendurchquert und verlassen werden Der Gink-gobaum praumlgt als kontinuierliches Elementdiese Grenze In Japan ist der Ginkgobaumder meistgepflanzte Straszligenbaum und erwurde in den letzten Jahren auch bei unsimmer haumlufiger gepflanzt Seine Wider-standsfaumlhigkeit der schlanke Wuchs und dieintensive Herbstfaumlrbung machen ihn beson-ders wertvoll Die gruumlne Grenze des Campussetzt sich aus verschiedenen raumlumlichen Si-tuationen zusammen Die Beziehung zwi-schen der gruumlnen Grenze und den zentralenRaumlumen des Campus verlaumluft in verschiede-nen Schichten die raumlumlich wahrnehmbarwerden Ein breiter Filter aus Ginkgo in ge-

ordneten Gruppen verlaumluft suumldseitig vonBaufeld W2 Der Fuszlig- und Radweg wirdlinear gefuumlhrt Einzelne Sitzelemente beglei-ten den Weg im unmittelbaren Gebaumlude-umfeld Vereinzelte Heckenbloumlcke wirkenals gliedernde Elemente

Die Plaumltze auf dem Campus

Sechs Plaumltze strukturieren den oumlffent-lichen Raum innerhalb des Campus in Formeiner Platzsequenz Jeder Platz wurde aufdie Funktionen und Proportionen der jeweilsbenachbarten Baufelder abgestimmt

Die aumluszligere Erschlieszligung

Die Gestaltung des WU-Campus staumlrktdurch offene helle die Kommunikation foumlr-dernde Strukturen das Sicherheitsgefuumlhl derNutzerInnen Die attraktiven Freiraumlume ladenzum Verweilen ein und tragen zur Belebungdes Campusgelaumlndes bei ndash eine Grundvor-aussetzung fuumlr informelle soziale KontrollePotentielle Angstraumlume werden durch eineuumlbersichtliche Wegfuumlhrung vermieden alleZugaumlnge zur Tiefgarage sind natuumlrlich be-

lichtet Eine direkte Zuordnung der Gebaumlude-zugaumlnge zum oumlffentlichen Campusraum wirdangestrebt Der Campus ist grundsaumltzlichFuszliggaumlngerzone Die Garagenzufahrt fuumlrPKW und Hauptanlieferung ist beim oumlstli-chen Zugang situiert Muumlll wird dezentral inMuumlllraumlumen im Untergeschoszlig gesammeltund zum Ladehof in der Tiefgarage ver-bracht Fuumlr die Executive Academy und denwestlichen Teil des Baufeldes W2 sind ober-irdische Muumlllraumlume mit Zufahrtsmoumlglichkeitvorgesehen Die Zugaumlnge zur Tiefgaragesind auf den Plaumltzen 3 4 5 und 6 angeord-net Lichthoumlfe um die verglasten Treppen-haumluser bringen Tageslicht ins UntergeschoszligEs werden die Personenstroumlme die von derGarage kommen uumlber die Plaumltze in die Ge-baumlude geleitet Dies dient einerseits derSicherheit (keine oumlffentlichen Liftzugaumlngeim Untergeschoszlig mit Ausnahme der Anlie-ferung und der RollstuhlbenutzerInnen)andererseits wird dadurch eine urbaneSituation auf den Plaumltzen hergestellt mit derMoumlglichkeit zu informellen Kontakten httpwwwwu-wienacat

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Architektur

Der neue WU Campus schafft im Rahmen der europaumlischen Studienordnung eineraumlumliche Umsetzung der Bologna-Strukturen Die Optimierung der Infrastruktursteht im Sinne einer dienstleistungsorientierten Lehre im Vordergrund Das Raum-konzept unterstuumltzt ein Studieren und Forschen auf einem ganztaumltig und ganzjaumlh-rig geoumlffneten Campus

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Die einmalige Zusammenschau bestehtaus Werken von rund 70 Kuumlnstlern und

zeigt die erstaunliche Vielfalt an hohenBegabungen durch die sich das hollaumlndischeGoldene Jahrhundert auszeichnet

Das reiche thematische Spektrum spie-gelt die buumlrgerliche Kultur des Landes widerund umfaszligt die heimische wie die idealisier-te Landschaft die Stadtansicht und dasMeeresstuumlck sowie das Portrait das Bauern-genre den buumlrgerlichen Alltag und dasBlumenstillleben Als Kristallisationspunktder Ausstellung praumlsentiert sich Rembrandtin seiner genialen Vielseitigkeit

Das Goldene Zeitalter

Im 17 Jahrhundert erlebten die Nieder-lande eine einmalige Bluumlte im Bereich derWirtschaft in zahlreichen Zweigen des Ge-werbes ndash insbesondere des Schiffsbaus ndash undder bildenden Kuumlnste Nach der Trennung

der Noumlrdlichen von den Suumldlichen Nieder-landen im Jahr 1579 uumlbernahm Amsterdamvon Antwerpen die Monopolstellung alsweltweit wichtigster Umschlagplatz fuumlr denSeehandel Aus den ost- und westindischenKolonien bezogen die Niederlaumlnder die dieWeltmeere zum Groszligteil beherrschten ihreReichtuumlmer Die Tatsache daszlig in der Repub-lik der Sieben Vereinigten Niederlande diePatrizier und die Buumlrger die fuumlhrende Rollespielten war im internationalen Vergleichein auszligergewoumlhnliches Phaumlnomen Fuumlr diebildenden Kuumlnste war diese Situation vonentscheidender Bedeutung Der Besitz vonKunstwerken wurde fuumlr die wohlhabendenHausbesitzer die ihre Interieurs mit Oumllge-maumllden aber auch mit Arbeiten auf Papierund Pergament ausstatteten zum Statussym-bol gesammelt wurde aber auch aus reinemInteresse Erworben wurden die begehrtenObjekte im Handel oder unmittelbar von den

Kuumlnstlern Diese wiederum durch den freienMarkt zu einer groszligen Produktion angeregtentfalteten binnen kurzer Zeit eine Vielzahlan innovativen lebensnahen Bildgattungendie dem Geschmack und den Beduumlrfnissendes Kaumluferpublikums und auch ihrer eigenenOrientierung entsprachen Zu nennen sind hierin erster Linie die heimische Landschaft ndashderen Entdeckung zu den Pionierleistungendes niederlaumlndischen Goldenen Jahrhundertszaumlhlt ndash die Stadtansicht das Marinestuumlckdas Genrebild und das Stillleben Auch diePortraumltkunst stand im Zeichen der buumlrger-lichen Kultur und erlebte ndash als Ausnahmeer-scheinung innerhalb der international ge-pflegten aristokratischen Bildnis-Tradition ndasheine ungekannte Bluumlte Mit groszligem Erfolgkonzentrierten sich zahllose Kuumlnstler auf be-stimmte Spezialgebiete Diese Aufteilung inverschiedene Spezialismen wirkte sich auchauf die technische Praxis aus Neben der

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Kultur

Aelbert Cuyp Weide mit Kuumlhen und Hirten 1641-43 copy Residenzgalerie Salzburg

Das Zeitalter RembrandtsDie Ausstellung von 4 Maumlrz bis 21 Juni 2009 zeigt in der Albertina Wien rund150 Werke aus dem eigenem Bestand des niederlaumlndischen 17 Jahrhunderts

ergaumlnzt um ca 40 Oumllbilder aus oumlsterreichischen und internationalen Sammlungen

Malerei spielte die Zeichnung im niederlaumln-dischen 17 Jahrhundert eine weitgehendautonome Rolle Abgesehen von den demeigenen Gebrauch dienenden bdquonach demLebenldquo gezeichneten Studien stimmten dieKuumlnstler ihre zeichnerische Produktion viel-fach auf den kommerziellen Bedarf ab Ge-fragt waren nicht nur minutioumls durchgefuumlhr-te oft groszligformatige Kompositionen die derRaumausstattung dienten auch die intimengleichsam spontan nach der Wirklichkeitgezeichneten im Grunde aber sorgfaumlltigkomponierten monochromen Skizzen fan-den reiszligenden Absatz Dabei wirken diesefuumlr den Markt geschaffenen zumeist signier-ten und datierten Werke keineswegs glattoder routiniert sondern zeichnen sich ndash imGegenteil ndash oft durch ein Houmlchstmaszlig anSubtilitaumlt aus Charakteristischerweise ver-mitteln die auf Papier oder Pergament aus-gefuumlhrten Arbeiten aufgrund der Vielzahl anTechniken Funktionen und Anwendungsbe-reichen ein weitaus differenzierteres Bild alsdie Oumllgemaumllde

Die niederlaumlndischenZeichnungen der Albertina

Diese kaleidoskopische Vielfalt an kuumlnst-lerischen Begabungen und technischen Aus-praumlgungen findet im Albertina-Bestand derniederlaumlndischen Zeichnungen des 17 Jahr-hunderts die zum Groszligteil von ihrem Gruumln-der Herzog Albert von Sachsen-Teschenerworben wurden ihren eindrucksvollenNiederschlag Mit einem erstaunlichem Ge-spuumlr fuumlr ausgewogene Repraumlsentanz undkuumlnstlerische Qualitaumlt baute der prominenteSammler ndash durch seine Generalstatthal-terschaft (1781-1792) der OumlsterreichischenNiederlande in Bruumlssel mit diesem Gebietvertraut ndash seinen Bestand der niederlaumlndi-schen Zeichnungen auf So sind neben demhohen Anteil an Zeichnungen von Rem-brandt und anderen groszligen Kuumlnstlern zahl-reiche Raritaumlten von weniger bekanntenaber houmlchst bemerkenswerten Talenten an-zutreffen Obwohl sich die Zuschreibungs-lage vor allem bei den groszligen Meistern seit-dem oft dramatisch geaumlndert hat ist dieAnzahl der einwandfrei zuordenbaren Werkeimmer noch so groszlig daszlig die Albertina heutein der Lage ist aus eigenem Bestand einenrepraumlsentativen und hochrangigen Uumlberblickuumlber die Zeichenkunst des niederlaumlndischenGoldenen Jahrhunderts zu bieten ndash ergaumlnztum eine konzentrierte Auswahl von Houmlhe-punkten aus dem Bereich der DruckgraphikDaszlig das Gesicht der Ausstellung zu einemwesentlichen Teil von sorgfaumlltig bearbeite-

ten vollstaumlndig durchgefuumlhrten Zeichnun-gen bestimmt wird die dem Charakter unddem Status von Oumllbildern nahe kommen istauf zwei Faktoren zuruumlckzufuumlhren Erstensist diese auf Repraumlsentation ausgerichtete Dar-stellungsart im niederlaumlndischen 17 Jahr-hundert uumlberhaupt reich vertreten zweitenszeigte Herzog Albert dem Geschmack undder Orientierung seiner Zeit entsprechendgerade fuumlr solche bdquoBilder auf Papierldquo einbesonderes Interesse Waumlhrend sich die 1993von der Albertina veranstaltete AusstellungbdquoDie Landschaft im Jahrhundert Rembrandtsldquoeinem umfassenden Spezialgebiet gewidmethat entfaltet sich in der gegenwaumlrtigen Aus-wahl das ganze thematische Spektrum desniederlaumlndischen 17 Jahrhunderts Ergaumlnztwerden die insgesamt 150 Albertina-Blaumlttervon denen viele bislang nicht oder kaumpubliziert wurden von rund 40 herausragen-den Oumllbildern aus oumlsterreichischen und inter-

nationalen Sammlungen Die Gemaumllde tre-ten mit den Arbeiten auf Papier und Per-gament in einen anregenden und vielschich-tigen Dialog

Zur Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich zum Groszlig-teil chronologisch in zeitlich bestimmte oderthemenorientierte Gruppen im Einzelfall ndashso bei Rembrandt Harmensz van Rijn undJan van Goyen ndash steht eine Kuumlnstlerpersoumln-lichkeit im Mittelpunkt

Tradition und Aufbruch

Dieser Abschnitt ist der Zeit um 1600 ge-widmet in der sich in der Landschaftskunstwie auch in der Tier- Portraumlt- und Genre-darstellung der faszinierende Uumlbergang vomflaumlmisch dominierten Spaumltmanierismus zuverschiedenen Formen des Realismus voll-

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Kultur

Rembrandt Harmensz van Rijn Selbstbildnis am Fenster auf einer Radierplattezeichnend 1648 copy Albertina Wien

zog Zu den wichtigsten Kuumlnstlern dieserGruppe zaumlhlen Hendrick Goltzius JacobMatham Jacques de Gheyn Jacob undRoelandt Savery Gillis van ConinxlooDavid Vinckboons

Aspekte des fruumlhen Realismus

Aus den Beispielen dieser Gruppe gehthervor wie die niederlaumlndischen Kuumlnstler zuBeginn des 17 Jahrhunderts die sichtbareWirklichkeit allmaumlhlich erobert haben Pio-niere der neuen realistischen Landschafts-gattung die sich zunaumlchst in Haarlem entfal-tete waren Esaias van de Velde und dessenCousin Jan van de Velde II Im weiter oumlstlichgelegenen Kampen wiederum entwickelte

Hendrick Avercamp in seinen dicht bevoumll-kerten Eisszenen und sommerlichen Fluszlig-ansichten eine ganz eigene hollaumlndisch ge-praumlgte Bildsprache die von der Buntheit flauml-mischer Beispiele inspiriert wurde Voneinem akribischen Realismus sind die Por-traumltzeichnungen des Leidener KuumlnstlersDavid Bailly

Jan van Goyen und sein Kreis

Aufgrund seiner uumlberragenden Bedeu-tung wird dem Maler und Zeichner Jan vanGoyen ein eigenes Kapitel gewidmet In den1630er- und 1640er-Jahren war dieser Kuumlnst-ler der Hauptvertreter der monochromen alstonalistisch bezeichneten Richtung der Land-schaftsmalerei Als Zeichner war er vorallem in den 1650er Jahren produktiv wobeier ndash ebenso wie der Mitbegruumlnder der tonali-stischen Richtung Pieter de Molyn ndash dieschwarze um graue Lavierungen ergaumlnzteKreide zur Wiedergabe atmosphaumlrischerEffekte einsetzte Mit der Malerei von Janvan Goyen zeigen die stimmungsvollenFluszligansichten von Salomon van Ruysdaeleine besondere Affinitaumlt

Rembrandt Harmensz van Rijn

Den Kristallisationspunkt der Ausstel-lung bildet die Gruppe von GemaumlldenZeichnungen und Radierungen von Rem-brandt der als genialer Einzelgaumlnger dievielfaumlltigsten Anregungen zu einer einmali-gen Synthese fuumlhrte In der hier gezeigtenAuswahl die sich zeitlich von den fruumlhenLeidener Jahren um 1626 bis zur spaumltenSchaffenszeit um 1660 erstreckt zeigt sich

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Kultur

oben Rembrandt Harmensz van RijnJunge Frau bei der Toilette um 1635copy Albertina Wien

rechts Adriaen van OstadeDorfschenke mit vier Figuren 1635copy Residenzgalerie Salzburg

das ganze Spektrum seines universellenKuumlnstlertums wie auch seiner technischenund thematischen Vielseitigkeit Vertretensind das Historienbild ndash die fuumlr Rembrandthoumlchste und anspruchsvollste Stufe derMalerei ndash die Landschaft das Bildnis dasAutoportraumlt sowie die Figuren- und Tier-darstellung Die Radierungen und Kaltnadel-arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasenzeugen von seinem fortwaumlhrenden Drang zumExperiment der in den verschiedenen Druck-zustaumlnden der bdquoKreuzigungldquo und bdquoChristuswird dem Volke vorgefuumlhrtldquo an kaum fassba-re Grenzen reicht

Bildnis Figur und Genre

Dieses groszlige Kapitel konzentriert sichauf die zweite Jahrhunderthaumllfte und umfasstverschiedene Kuumlnstlergruppen und Themen-kreise Die Rembrandt-Schuumller GovaertFlinck Nicolaes Maes und Gerbrand vanden Eeckhout entwickelten das bei ihremLehrer geuumlbte von Lichtwirkungen geleiteteStudium bdquonach dem Lebenldquo in divergierendeRichtungen weiter Zu den beruumlhrendstenWerken der Ausstellung zaumlhlt zweifellos daslaumlchelnde kleine Selbstbildnis von Mosester Borch einem houmlchst talentierten Zeich-ner und jungverstorbenen Bruder des groszligenMalers Gerard ter Borch In den bildmaumlszligi-gen Zeichnungen des Haarlemer Portraumlt-kuumlnstlers Cornelis Visscher und in denFigurenstudien seiner gleichfalls in Haarlemtaumltigen Kollegen Cornelis Dusart und Salo-mon de Bray wirkt die uumlberragende Golt-zius-Tradition immer noch nach Das imniederlaumlndischen Goldenen Jahrhundert ent-wickelte Bauerngenre wird hier durch eineGruppe von Gemaumllden und Zeichnungen derBruumlder Adriaen und Isaac van Ostade her-ausragend vertreten

In der Nachfolge der van Ostades tratCornelis Dusart durch sorgfaumlltig ausgefuumlhrteStudien von Einzelfiguren wie auch durchgroszligformatige Aquarelle auf Pergament her-vor Eine eigene Gattung bildeten die reichdetaillierten buumlrgerlichen Interieurszenender Leidener Feinmalerei die sich durch dieakribische Wiedergabe von kostbaren undglaumlnzenden Materialien auszeichnen EinHauptkuumlnstler dieser Richtung Frans vanMieris I ist hier als Maler wie auch alsZeichner praumlsent Eine jeweils eigene Bezie-hung zur Feinmalerei zeigen Michiel vanMusscher ndash von ihm ist eine bemerkenswer-te Atelierszene zu sehen ndash und der weitgerei-ste Jacob Toorenvliet mit seinen Aquarellenund Kupfertaumlfelchen von volkstuumlmlichenHalbfiguren

Die Vielfalt der Landschaft

Diese Gruppe zeugt von den vielenErscheinungsformen der niederlaumlndischenLandschaftskunst sowie der zur bdquoStadtland-schaftldquo gehoumlrenden Architekturmalerei zwi-schen etwa 1640 und 1680 KlassischeGroumlszlige und minuzioumlse Detailtreue sind hiergleichzeitig anzutreffen Die weitraumlumigelichtuumlberflutete Flachlandschaft praumlsentiertsich hier vor allem in Gemaumllden und Zeich-nungen von Aelbert Cuyp Dichte majestaumlti-sche Waldansichten wiederum waren dieSpezialitaumlt von Kuumlnstlern wie Jacob vanRuisdael Simon de Vlieger AnthonieWaterloo oder Cornelis Hendricksz VroomEine Auswahl von Zeichnungen und Ge-maumllden von Aert van der Neer beleuchtetdessen uumlberragende Bedeutung fuumlr dieNachtlandschaft Allart van Everdingen ver-trat den skandinavischen LandschaftstypusZu den zahlreichen Ergebnissen der durchEuropa reisenden Kuumlnstler zaumlhlen die vonLambert Doomer gezeichneten subtil aqua-rellierten Loire-Ansichten In seinen lavier-ten Federzeichnungen wiederum schlieszligt

dieser Kuumlnstler an die helldunkel-Effektevon Rembrandt an Auch in den Land-schaftsblaumlttern von Johannes Leupenius undPhilips Koninck ist der Einfluszlig des groszligenMeisters immer noch wirksam Eine Reihevon beruumlhmten und weniger bekanntenjedoch bemerkenswerten Talenten befaszligtesich mit dem Stadtpanorama der Architek-turdarstellung und der intimen Wiedergabetopografischer Motive Ein breites Spektruman kuumlnstlerischen Auffassungen entfaltetsich hier in den Stadtansichten von Jan deBisschop Gerrit Battem Allart van Ever-dingen und Valentijn Klotz als hochorigi-nelle Begabung erweist sich der Amateur-zeichner Abraham Rutgers Seidenkaufmannvon Beruf Von Pieter Saenredam dem be-ruumlhmtesten Architekturmaler ist hier einlichtdurchflutetes aquarelliertes Kirchen-interieur zu sehen In der zweiten Jahrhun-derthaumllfte vollzog sich neben den vielen For-men der wirklichkeitsnahen Landschaft eineRenaissance der detailliert ausgefuumlhrtenimaginaumlren Szenerien die unverkennbar vonaumllteren Kuumlnstlern wie Pieter Bruegel oder

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Kultur

Salomon van Ruysdael Seelandschaft mit Segler nach links um 1650copy Residenzgalerie Salzburg

Roelandt Savery inspiriert wurden Charak-teristisch fuumlr diese retrospektive Tendenzsind die gemalten und gezeichneten bdquoRhein-fantasienldquo von Herman Saftleven einenkraumlftigen Akzent setzt Gerrit Battem mit sei-nen uumlberaus detaillierten bunten Gouachenvon Fantasielandschaften

Marinebild

Eine konzentrierte Auswahl an Zeich-nungen und Gemaumllden zeigt mehrere Haupt-vertreter dieser typisch niederlaumlndischenBildgattung darunter Willem van de Velde Iund II (Vater und Sohn) Allart van Ever-dingen Salomon van Ruysdael Simon deVlieger Hendrik Dubbels und Ludolf Bak-huizen Die stolze Praumlsentation von Handels-und Kriegsschiffen sowie die Wiedergabevon Seeschlachten waren mit einem nationa-len Selbstbewuszligtsein verknuumlpft gleichzeitigbot die Marinethematik den Kuumlnstlern reich-

lich Gelegenheit ihr Koumlnnen in bezug aufdie Wiedergabe wechselnder Lichtstimmun-gen dramatischer Wolkenhimmel und atmo-

sphaumlrischer Weiten eindrucksvoll unter Be-weis zu stellen

Die Niederlaumlnder und Italien

Dieses Kapitel umfaszligt mehrere Genera-tionen von Kuumlnstlern die in den Suumlden ndash vorallem nach Rom ndash gereist sind um sich dortoft jahrelang dem Zusammenspiel zwischendem blendenden Sonnenlicht der Architek-tur und der Landschaft zu widmen Nachihrer Ruumlckkehr loumlsten Kuumlnstler wie Cornelisvan Poelenburch Bartholomeus BreenberghJan Both und viele andere in ihrem eigenenLand die Ausbildung eines suumldlichen pasto-ralen Genres aus zu den beruumlhmtesten bdquoda-heimgebliebenenldquo Italianisanten gehoumlrenNicolaes Berchem und Jan de Bisschop Bisnach Malta zog Willem Schellinks von demhier eine von suggestiven Lichteffekten ge-praumlgte Zeichnung vom Hafen von La Vallet-ta zu sehen ist

Das Stillleben

Zwei unterschiedliche Kuumlnstlerpersoumlnlich-keiten vertreten diese Bildgattung die bis ins18 Jahrhundert gebluumlht hat Um 1700 fuumlhrteHerman Henstenburgh von Beruf Pasteten-baumlcker seine sehr detaillierten Obst- undFruumlchtestillleben mit Aquarell- und Deck-farben auf einer feinen Pergamentsorte ausIm Gegensatz zu diesem vor etwa 30 Jahrenwiederentdeckten Talent zaumlhlt Jan van Huy-sum seit jeher zu den beruumlhmtesten Malernvon houmlchst kultivierten Obst- und Blumen-arrangements Der Kontrast zwischen der er-staunlichen Detailgenauigkeit seiner kolori-stisch brillanten Gemaumllde und dem sponta-nen skizzenhaften Duktus seiner haumlufig aqua-rellierten Kreidezeichnungen laumlsst sich indieser Auswahl exemplarisch beobachten httpwwwalbertinaat

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Kultur

Herman Henstenburgh Fruumlchtestilleben mit Fink und maritimen Schneckenhaumlusern1700 copy Albertina Wien

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Die Landesgalerie Linz praumlsentiert imRahmen der Europaumlischen Kulturhaupt-

stadt Linz 2009 die europaumlische Kuumlnstler-persoumlnlichkeit Henri de Toulouse-LautrecMit dieser zweifachen Betonung von Europaim Kontext eines konkreten Ausstellungs-projektes verknuumlpfen die Oberoumlsterreichi-schen Landesmuseen mehrere Hinweise aufdas Zustandekommen der Ausstellung undauf die Grunduumlberlegungen des kuratori-schen Konzeptes Im Sinne des Ausstel-lungstitels faumlllt der bdquointime Blickldquo Henri deToulouse-Lautrecs auf eine Bildwelt der inihrer formalen und ikonografischen Umset-zung einerseits eine Schluumlsselfunktion fuumlrdie Etablierung der modernen Kunst am Endedes 19 Jahrhunderts in Europa zukommt

In diesem zeitlichen Umfeld und im Kon-text der Metropole Paris vermittelt der Kuumlnst-ler andererseits auch ein gesellschaftlichesBild das sowohl den Glanz als auch die Hy-briditaumlt der Belle Epoque zu erkennen gibt

1901 im Alter von knapp 37 Jahren ver-storben repraumlsentiert Toulouse-Lautrec alsMensch und Kuumlnstler durch seine adeligeAbstammung seine gesundheitlichen undkoumlrperlichen Einschraumlnkungen und seineLebensfuumlhrung selbst die Bruumlchigkeit einerZeit die seine Existenz und sein von akade-mischen Traditionen weitgehend geloumlsteskuumlnstlerisches Werk bestimmte In Tou-louse-Lautrecs Œuvre treffen vom PariserNachtleben dynamisierte Bildkonzepte aufbehutsame Beobachtung von Menschen undsubtil erfaszligte Momentaufnahmen des gesell-schaftlichen Lebens Eben dieser Spannunggilt das kuratorische Interesse der nunmehri-gen Ausstellung Sie verdeutlicht dabei vorallem den Aspekt der Authentizitaumlt einesWerks das von Frankreich ausgehend inter-national reuumlssierte und durch die konkreteWirkungs- und Rezeptionsgeschichte als einbesonders signifikanter Beitrag des europaumli-schen Kuumlnstlers zur Weltkunst bezeichnetwerden kann

Der raumlumliche Ablauf ist nach Themengegliedert und widmet sich Aspekten wiedem fruumlhen adeligen Landleben Familie undFreunden sowie dem Leben in der Groszlig-

stadt Dort spielen dann Frauen und das Ver-gnuumlgungen eine zentrale Rolle denen er sichbeispielsweise in dem herausragenden Map-penwerk bdquoEllesldquo widmete Selbstverstaumlnd-lich werden auch zahlreiche seiner Plakategezeigt mit denen er die Farb-Lithografierevolutionierte und die ihn so uumlberaus popu-laumlr machten

Das Jahr 2009 erlaubt fuumlr das Linzer Pro-jekt noch eine zweite zeitliche AnmerkungDie Ausstellungsrealisierung erfolgt genau100 Jahre nach der ersten monografischen

Praumlsentation von Henri de Toulouse-LautrecsWerken in Oumlsterreich Die Ausstellung derGalerie Miethke fand 1909 in Wien statt unduumlbte nachhaltigen Einfluss auf Kuumlnstler wieetwa Egon Schiele aus Auf diese Thematikwird im Gotischen Zimmer der Landes-galerie eingegangen Zu jener Zeit erlebteauch das Werk des seit Jahrzehnten mit denOberoumlsterreichischen Landesmuseen ver-bundenen Kuumlnstlers Alfred Kubin wichtigeAnerkennung und Wertschaumltzung So ent-stand die Idee beide Kuumlnstlerpersoumlnlich-

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Kultur

Henri de Toulouse-Lautrec Le jeune Routy agrave Ceacuteleyran 1882 Oumll auf Leinwand61 x 50 cm copy Museacutee Toulouse-Lautrec Albi France

raquoDer intime BlicklaquoMit seinen ungeschminkten Szenen des pulsierenden Pariser Nachtlebens rund umden Montmartre ist Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) beruumlhmt geworden

Das Oberoumlsterreichische Landesmuseum in Linz widmet dem franzoumlsischenKuumlnstler eine Ausstellung die von 28 Februar bis 7 Juni 2009 zu sehen ist

keiten ins Zentrum eines institutionellenDialoges zwischen dem Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und der Landesgalerie Linzam Oberoumlsterreichischen Landesmuseum zustellen Auf die Ausstellung in Linz folgendist eine Ausstellung mit Arbeiten von AlfredKubin in Albi geplant

Gleichzeitig konzipiert die Landesgalerieschon 2009 und parallel zur Ausstellung vonToulouse-Lautrec eine eigene Praumlsentationzum Frauenbild bei Kubin im Kubin-Kabi-nett und ermoumlglicht dadurch einen bislangeinmaligen Vergleich zweier Œuvres

Durch das groszligzuumlgige Entgegenkommendes Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und diekollegiale Zusammenarbeit mit seiner Direk-torin Daniegravele Devynck kann die Landesga-lerie den gemeinsam mit Alain Tapieacute ausge-arbeiteten kuratorischen Ansatz des intimenBlicks von und auf Toulouse-Lautrec mitsignifikanten Beispielen und in der ange-strebten thematischen Differenziertheit vor-stellen Wesentliche Beobachtungen wurdenzudem durch Werke aus privaten und oumlffent-lichen Sammlungen in Belgien FrankreichDeutschland Spanien Groszligbritannien derSchweiz den Vereinigten Staaten von Ame-rika sowie den Niederlanden moumlglich

Henri de Toulouse-Lautrec(1864-1901)

Henri-Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa kam am 24 November 1864in Albi als Sproszlig einer alteingesessenenfranzoumlsischen Adelsfamilie zur Welt SeineMutter Adegravele Tapieacute de Ceacuteleyran war mitihrem Cousin ersten Grades Graf Alphonsede Toulouse-Lautrec verheiratet Henri wuchsin einer liebevollen Umgebung auf und ver-brachte sein Leben auf den Schloumlssern Boscin Rouergue im Norden von Albi gelegenund Ceacuteleyran nahe Narbonne

Lautrec litt an einer angeborenen Kno-chenkrankheit die vermutlich auf die Bluts-verwandtschaft seiner Eltern zuruumlckzufuumlh-ren ist und das Schicksal des jungen Manneslenkte Im Jahr 1878 brach er sich den linkenOberschenkel als er im Wohnzimmer seinesGeburtshauses von einem niedrigen Stuhlaufstand und ausrutschte im Jahr daraufdurch einen banalen Sturz das andere BeinBewegungsunfaumlhig fuumlr mehrere Monateverbrachte er seine Tage zunaumlchst zeichnendspaumlter malend und entwickelte eine Vorliebefuumlr seine Umgebung eine Gabe die sichbereits in sehr jungen Jahren gezeigt hatteund zu seiner Berufung wurde

Ab dem Jahre 1882 absolvierte Toulouse-Lautrec seine Ausbildung zunaumlchst im aka-

demischen Atelier von Leacuteon Bonnat dann indem von Fernand Cormon am MontmartreKonfrontiert mit all den kuumlnstlerischen Be-wegungen die er in Paris entdeckte ver-pflichtete er sich der Moderne und wurdenicht nur zum Darsteller sondern ebensozum Zeugen der Bohegraveme am Montmartreder ihm seine Inspiration lieferte

Als Portraumltmaler machte er die damaligenBeruumlhmtheiten des Pariser Nachtlebens wieAristide Bruant Jane Avril Yvette Guilbertund Loiumle Fuller unsterblich und befaszligte sichmit der einfachen Alltagsrealitaumlt der Prosti-tuierten in Bordellen Das Theater dieComeacutedie-Franccedilaise das Vaudeville und dieAvantgarde-Buumlhnen fuumlr die er Programmeund Dekor entwarf trugen zu seiner unstill-baren Vorliebe fuumlr die Tragikkomoumldie desmenschlichen Daseins bei Er war in denverschiedensten Bereichen ein Neuerer und

revolutionierte die Illustration und die ange-wandten Kuumlnste

Die 31 Plakate die er zwischen 1891 und1900 entwarf beeindrucken durch ihre Kraftund ihre meisterhafte Simplifizierung desBildes und machen aus ihm einen Vorreiterder Plakatkunst des 20 Jahrhunderts Seinelithografische Produktion umfaszligt 361 Druck-platten die den virtuosen Charakter seinerKunst ausdrucksvoll und elegant klar her-vorheben

Henri de Toulouse-Lautrec fuumlhrte seinLeben im Rhythmus seiner kuumlnstlerischenProduktion Sein versessenes Arbeiten aberauch die Genuumlsse und der Alkoholmiszligbrauchverschlechterten nach und nach seinen Ge-sundheitszustand Er starb am 9 September1901 auf Malromeacute in Gironde dem Landgutseiner Mutter httpwwwlandesgalerieat

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Henri de Toulouse-Lautrec La clownesse assise (Mademoiselle Cha-U-Ka-O) ausder Serie raquoElleslaquo 1896 Lithografie 527 x 405 cm copyVan Gogh Museum Amsterdam

In enger Zusammenarbeit mit dem Kuumlnst-ler zeigt das MdM Moumlnchsberg in Salz-

burg einen Uumlberblick uumlber das Œuvre vonGeorg Baselitz (geboren 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der ehemDDR) aus den Jahren 1960 bis 2008 Bei-nahe fuumlnfzig Jahre umfassend zeichnet sichdas Schaffen von Georg Baselitz durch eineVielzahl unterschiedlicher Phasen und Her-angehensweisen aus Er selbst bezeichnetdiese als bdquoMethodenldquo Die Ausstellung imMdM Moumlnchsberg ist die erste Museums-retrospektive in Oumlsterreich seit 1992

Schon in den fruumlhen 1960er Jahren zeich-net sich Baselitzrsquo bdquoStilldquo durch seine unkon-ventionelle Malweise und die irritierendeund provokative Wahl aus 1957 hat er dieDDR und die Kunsthochschule Berlin-Weiszligensee wegen bdquostaatsbuumlrgerlicher Unrei-feldquo verlassen muumlssen und begonnen an derHochschule der bildenden Kuumlnste in West-Berlin zu studieren

1961 veroumlffentlicht er gemeinsam mitdem Malerfreund Eugen Schoumlnebeck dasbdquo1 Pandaumlmonische Manifestldquo in dem er zumersten Mal seine Haltung gegen das Stim-mige und Konventionelle die sein gesamtesŒuvre durchziehen proklamiert BaselitzrsquoGemaumllde entstehen spontan die Zeichnungexistiert als eigene Werkgruppe parallel zurMalerei und Skulptur und fungiert nicht alsVorbereitung eines Gemaumlldes Die Bildersind von Anbeginn von einer groben Mal-weise und einem unkonventionellen Bildauf-bau gepraumlgt und klammern Regelmaumlszligigkeitund festgelegte Kategorien beharrlich ausSinnbild fuumlr diese Haltung sind zunaumlchst dieWerke zum bdquoPandaumlmoniumldquo sowie die bdquoIdo-leldquo vor allem aber die so genannten bdquoneuenTypenldquo ndash monumental aufgefaszligte HirtenHelden Kuumlnstler Rebellen die mit entspre-chenden Attributen ausgestattet einen heroi-schen Kampf zu fuumlhren scheinen

Die bdquoGruumlnerldquo-Bilder die zur gleichenZeit entstehen beziehen sich auf BaselitzrsquoAuseinandersetzung mit russischer Literaturund den darin thematisierten Revolten zwi-schen Rechten Weiszligen Roten und soge-nannten Gruumlnen ndash den Partisanen Die fol-genden bdquoFrakturbilderldquo sind logische Folgeder Aufloumlsung der Form in den spaumlten

1960er Jahren und reflektierten den Kubis-mus Doch im Gegensatz zur Abstrahierungdes Kubismus entscheidet sich Baselitzdafuumlr seine Bilder zu zergliedern aufzulouml-sen Er fuumlgte die Fragmente jedoch nicht zu-sammen sondern belaumlszligt deren einzelneElemente als solche als Frakturen sichtbarwodurch er den eigentlichen Bildraum auszligerKraft setzt

Gegensatz und Widerspruch stehen seit-dem im Zentrum von Georg Baselitzrsquo Schaf-

fen Ihm geht es primaumlr um eine Oppositionzur Konvention zur Kunst als Objekt destaumlglichen Gebrauchs Aus dieser Ansichtheraus sowie seiner Praxis die Gemaumllde aufdem Boden liegend zu malen entstehen dieersten Leinwaumlnde die gedreht und bdquokopf-uumlberldquo gestellt werden als Widerspruch zubereits Existierendem und GewoumlhnlichemBaselitz versteht sie als Umsetzung seinerdamals aktuellen Denkmethode WernerSpies spricht von Baselitzrsquo Bilderkosmos als

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Kultur

Georg Baselitz Gemaumllde undSkulpturen 1960 ndash 2008

Ausstellung im MdM Moumlnchsberg von 28 Februar bis 21 Juni 2009

Georg Baselitz B fuumlr Larry 1967 Oumll auf Leinwand 250 x 200 cmFriedrich Christian Flick Collection

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bdquoKopfstand der Weltldquo In den spaumlten 1960erJahren mischen sich Motive die auf demKopf stehen mit jenen die bdquonormalldquo positio-niert sind beispielsweise in dem bekanntenGemaumllde bdquoB fuumlr Larryldquo 1967

Die Werke von Baselitz werden somit ge-genstaumlndlich und ungegenstaumlndlich zugleichDas simpel anmutende Umkehren des Sujetsabstrahiert es auf formale wie inhaltlicheWeise

In den 1970er Jahren beginnt er Werke inFingermalerei-Technik zu schaffen derentechnische Bezeichnung auch im Titel auf-tritt Motive sind Landschaften genauso wieAkte Selbstbildnisse Adler ua Aus dieserMalweise entsteht ein freierer Umgang mitFarbe und Material welcher schlieszliglich inden 1980er Jahren zu Werken fuumlhrt in denenFarbe und Form im Zentrum seiner bdquoMe-thodeldquo stehen das Sujet allerdings nach wievor umgekehrt bleibt

Mit den Bildern der 1990er Jahre veraumln-dert Baselitz erneut die Farbigkeit seinerGemaumllde und fuumlhrt eine leichte pointili-stisch inspirierte Maltechnik ein Teil der seitden 1990er Jahren entstandenen Werke sindua die bdquoRussenbilderldquo eigentliche Erinne-rungsbilder in denen er sich mit dem Sozia-listischen Realismus der offiziellen Aumlsthetikder ehemaligen Sowjetunion und der damitverbundenen Unterdruumlckung anderer kuumlnst-lerischer Ausdrucksformen beschaumlftigt die

er in der DDR selbst zu spuumlren bekommenhat und diese interpretiert Im Gegensatzzum kompositorischen Horror Vacui derbdquoVorbilderldquo haben seine Gemaumllde bewuszligteinen skizzenhaften Charakter verzichtenauf die Korrektur der Spuren welche durchFarbdosen auf der Leinwand entstehen undlassen Teile der Leinwand frei

Seine juumlngste Werkreihe die Baselitz alsRemix-Bilder bezeichnet bedeutet fuumlr ihnkein Kopieren aumllterer Werke sondern ver-steht sich als Reminiszenz auf deren Bedeu-tung und als Aktualisierung eines ThemasSujets welches als solches nicht mehr wie-derholbar nur zeitgenoumlssisch optimierbarist Das erste seiner Remix- Bilder beziehtsich auf das seinerzeitige Skandalbild bdquoDiegroszlige Nacht im Eimerldquo von 1963 bdquoBilder inOrdnung bringenldquo nennt Baselitz die Metho-de zur Neubearbeitung aumllterer Sujets in de-nen er auf viele Beispiele malerischer Tradi-

tion zuruumlckgreift und diese immer wiederneu anordnet

Exemplarisch fuumlr das skulpturale Schaf-fen das seit Ende der 1970er Jahre parallelzur Malerei entsteht werden fuumlnf Plastikeninkludiert von denen zwei ndash bdquoMeine neueMuumltzeldquo 2003 und bdquoFrau Ultramarinldquo2004 ndash als Pendants entstanden sind und inOumlsterreich erstmals gezeigt werden

Mit der Entwicklung seines OEuvres be-weist Georg Baselitz daszlig es auch in der ofttodgesagten Malerei immer wieder neue We-ge und Methoden gibt Es straft die AussageLuumlge daszlig bdquoschon alles gemacht wurdeldquo

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog-buch im DuMont Buchverlag mit einem Vor-wort von Toni Stooss einem kunsthistori-schen Essay von Rainer Michael Mason undeiner Erzaumlhlung von Ingo Schulze (208 Sei-ten 80 ganzseitige Farbabbildungen) httpwwwmuseumdermoderneat

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Georg Baselitz Der Hirte 1965 Oumll auf Leinwand 162 x 130 cm MUMOKLeihgabe der Ouml Stiftung Ludwig

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Georg Baselitz Meine neue Muumltze2003 Zedernholz und Oumllfarbe 31050 x 8350 x 107 cm Essl Museum

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Das MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik undMusiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

(KUG) wurde zehn Jahre geplant zwei Jahregebaut und konnte am 1 Maumlrz 2009 endlicheroumlffnet werden

Mit der Komposition bdquoMUMUTH open-ingldquo des KUG-Studenten Hannes Kersch-baumer begann der feierliche Festakt imMUMUTH-Saal anschlieszligend begruumlszligteKUG-Rektor Georg Schulz die geladenenGaumlste Es folgten Gruszligworte von WolfgangGleissner Geschaumlftsfuumlhrer der Bundesim-mobiliengesellschaft (BIG) MUMUTH-Ar-chitekt Ben van Berkel Buumlrgermeister derStadt Graz Siegfried Nagl Landeshaupt-mann-Stellvertreter Kurt Flecker und Bun-desminister Johannes Hahn dann richtetensich KUG-Rektor Georg Schulz und Rectoremeritus Otto Kolleritsch ans Publikum

Im Anschluszlig folgten die Ehrengaumlste einerVorstellung der bdquoZauberfloumlteldquo in der Inszenie-rung von Christian Poumlppelreiter aufgefuumlhrtvon KUG-Studierenden und -AbsolventIn-nen Fuumlr Kolleritsch gab es nach der Operein Fest um seine jahrzehntelange Taumltigkeitund seinen unermuumldlichen Einsatz fuumlr dieErrichtung des MUMUTH zu wuumlrdigen

Fuumlr die KUG stellt das MUMUTH einseit 1963 immer wieder eingefordertes zen-trales Uumlbungs- und Veranstaltungsgebaumludedar bdquoEndlich koumlnnen wir mit diesem archi-tektonisch herausragenden Gebaumlude unserenStudierenden Raum bieten um ihre kuumlnstle-rische Ausbildung weiter zu verbessern DieAufgabe einer Kunstuniversitaumlt ist es dieKunst stetig weiterzuentwickeln Dank demMUMUTH kann unser Publikum nun ver-staumlrkt an diesem spannenden Prozess teilha-benldquo so KUG-Rektor Georg Schulz

Geplant wurde das Gebaumlude vom re-nommierten hollaumlndischen ArchitekturbuumlroUNStudio von Ben van Berkel nach eineminternational ausgeschriebenen Wettbewerbmit 212 Einreichungen Das Projekt war be-reits als oumlsterreichischer Beitrag in der Bien-nale in Venedig ausgestellt

Den zentralen Bestandteil des MUMUTHbildet der groszlige Auffuumlhrungsraum der flexi-bel als Probe- und Arbeitsraum Konzertsaaloder Musiktheater genutzt werden sollDieser Raum der als bdquoBlack Boxldquo ausgebil-det wird ist von einem aus dem Erdgeschoss

ansteigenden Foyerbereich aus erschlossender sich nach Suumlden zum Innenhof und zumPark hin orientiert und an den alle verschie-denen Funktionen und Nutzer des Gebaumludesangeschlossen sind

Die zwei Proberaumlume sind am Suumld-Endedes Gebaumludes untergebracht Der Orchester-proberaum findet unter dem Foyer ebenerdigPlatz und hat eine direkte Sichtverbindungzum Park Im 3 Obergeschoszlig befindet sichdie Probebuumlhne des Musiktheaters Durchdiese Anordnung der Proberaumlume gelingteine optimale akustische Trennung dieserbeiden Bereich durch die Zwischenschaltungdes Foyerbereiches

Die Proberaumlume mit dem groszligen Saalwerden von der Universitaumlt zur Ausbildunggenutzt Es wurde im speziellen Bedacht aufdie Moumlglichkeit der Fremdnutzung des Or-chesterproberaumes und des groszligen Saalesauszligerhalb der universitaumlren Nutzungszeitengenommen Diese Raumlumlichkeiten koumlnnenangemietet werden fuumlr Veranstaltungen imSinne des Veranstaltungsgesetzes

Die akustische Qualitaumlt des Neubaus er-gibt sich aus den von der virtuell horizonta-len Spiralorganisation gebildeten bdquoZwischen-raumlumenldquo Diese fungieren als akustische Puf-ferzonen und Nebenwege fuumlr die Erschlies-sung und Verbindung der universitaumlren Ne-benfunktionen Somit entstehen Freiraumlume

die sich je nach Bedarf kreativ aneignen undnutzen lassen

Oumlffentliche Veranstaltungen bilden einenfixen und zentralen Bestandteil der Ausbil-dung der jungen Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-ler Wie schon derzeit im Theater im Palais(TIP) sollen verschiedene Produktionen ineiner Gegenuumlberstellung von Moderne undTradition und verschiedenste Sparten vonJazz uumlber Orchesterkonzerte Kammermu-sik Liedern bis zu Musiktheater zur Auf-fuumlhrung kommen

Erste Veranstaltungen

Im August 2008 wurde ein Groszligteil desGebaumludes von der Bauherrin der BIG an dieKUG uumlbergeben Nach Baubeginn im Maumlrz2006 konnte das 19 Millionen Euro Projektim Herbst 2008 von der KUG eingerichtetwerden im Februar fanden bereits zweiSparten des 7 Internationalen WettbewerbsbdquoFranz Schubert und die Musik der Moder-neldquo im MUMUTH statt

Erste oumlffentliche Veranstaltungen imMUMUTH sind Mozarts bdquoDie Zauberfloumlteldquoam 2 April startet das neu konzipierteaboMUMUTH mit einer Inszenierung derbdquoJohannes-Passion BWV 245ldquo im Buumlhnen-bild von Ben van Berkel (weitere Vorstellun-gen 4 6 und 8 April) httpwwwkugacat

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MUMUTHDas Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

wurde mit Neuer Musik und groszliger Oper eroumlffnet

MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

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An sechs verschiedenen Spielorten prauml-sentieren international renommierte

KuumlnstlerInnen ein auserlesenes Programmwelches sowohl Bezug auf das Reflektierender Passionsgeschichte nimmt als auch denAnspruch auf houmlchste kuumlnstlerische Qualitaumlterhebt

Ein Schwerpunkt des Festivalprogrammsist die szenische Umsetzung des Messiasvon Georg Friedrich Haumlndel in einer Insze-nierung von Claus Guth unter der musikali-schen Leitung von Jean-Christophe SpinosiWaumlhrend der Osterwoche wird der Musik-verein das Konzerthaus die Minoritenkir-che und Hofburgkapelle sowie das Semper-Depot und das Theater an der Wien bespielt

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang am4 April 2009 mit Luigi Cherubinis MessaSolenne in E-Dur und den bdquoSieben letztenWortenldquo von Joseph Haydn im WienerMusikverein Unter der musikalischen Leit-ung von Riccardo Muti spielen die WienerPhilharmoniker Solisten sind Ruth ZiesakMarianna Pizzolato Rainer Trost undAlexey Tikhomirov

Messiah ndash das Oratorium als Paraphraseuumlber die Erloumlsung der Menschheit szenischauf der Opernbuumlhne Nach dem groszligartigenErfolg mit Mozarts Lucio Silla in 2006 kehrtRegisseur Claus Guth fuumlr diese Neupro-duktion die bereits am 27 Maumlrz 2009 Pre-miere hat an das Theater an der Wien zu-ruumlck Jean-Christophe Spinosi dirigiert dasEnsemble Matheus und den Arnold Schoen-berg Chor (Ltg Erwin Ortner) Die Vors-tellungen am 3 und 6 April finden imRahmen des OsterKlang-Festivals statt

Drei zeitgenoumlssische Projekte davonzwei Urauffuumlhrungen bilden den zweitenSchwerpunkt des Festivalprogramms in Ko-produktion mit der Neuen Oper Wien zeigtdas Festival ab 4 April die oumlsterreichischeErstauffuumlhrung von The Last Supper vonHarrison Birtwistle in einer Inszenierungvon Philipp Harnoncourt im Semper-Depot

Am 7 April wird das multimediale Melo-dram Es ist Freitag und Gott ist nicht da vonHelmut Jasbar im Neuen Saal des Konzert-hauses zur Urauffuumlhrung gebracht SowohlText als auch Musik stammen von HelmutJasbar der in seinem Werk die elementareAngst vor dem diagnostizierten Tod und dar-

aus resultierenden extremen Gefuumlhlen ineiner Kontemplation uumlber Joseph HaydnsDie sieben letzten Worte unseres Erloumlsers amKreuze thematisiert Als

Sprecher ist der Schauspieler Peter Maticzu houmlren Die Komposition Totentanz desoumlsterreichischen Komponisten WolfgangSauseng nach einem Text des Schriftstellersund Anton-Wildgans-Preistraumlgers WolfgangHermann erfaumlhrt seine Urauffuumlhrung amKarfreitag (10 April 2009) in der Minoriten-kirche Unter der musikalischen Leitung vonJohannes Hiemetsberger singt der Chorussine nomine und es spielt das EnsembleAmarcord Wien

Die argentinische Mezzosopranistin Ber-narda Fink singt am 9 April Arien vonGeorg Friedrich Haumlndel und wird dabei vonWolfgang Schulz Franz Bartolomey undClaudio Brizi (Claviorganum) begleitetDieser auszligergewoumlhnliche Konzertabend mitdem Titel Haumlndel und Moderne bringt auchInstrumentalwerke von Bach Berio KurtaacutegScarlatti und Willi zum Klingen Alljaumlhrlichbegeistert Martin Haselboumlck mit seiner Wie-ner Akademie das Publikum des Oster-Klangs Das Programm fuumlr 2009 steht ganzim Zeichen von Georg Friedrich Haumlndel undJoseph Haydn jenen zwei groszligen Kompo-nisten deren Todesjahr wir 2009 gedenken

Am Ostermontag klingt das Festival mitmittelalterlichen Pilgergesaumlngen und Taumlnzenaus der Feder von Alfonso X bdquoEl Sabioldquo mitJordi Savall und seinem Ensemble Hespeacute-rion XXI in der Minoritenkirche aus

Karten fuumlr alle OsterKlang-Veranstal-tungen sind an den Tageskassen der Ver-einigten Buumlhnen Wien im Theater an derWien und Wien-Ticket-Pavillon am Karajan-platz erhaumlltlich Mit dem OsterKlang Trio-Ticket erhalten Kunden beim Kauf von der-selben Anzahl von Karten fuumlr drei Veran-staltungen eine Ermaumlszligigung von 20 httpwwwosterklangat

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OsterKlang Wien 2009Das 13 OsterKlang-Festival spannt seinen musikalischen Bogen uumlber eine Vielzahl

von auszligergewoumlhnlichen Projekten ndash von der Alten Musik bis zur Moderne

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang mit Luigi Cherubinis Messa Solenne in E-Dur undden raquoSieben letzten Wortenlaquo von Joseph Haydn im Wiener Musikverein

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Die Musik stammt von Frank Wildhorn(bdquoJekyll amp Hydeldquo) das Buch von Jack

Murphy bdquoRudolfldquo ist die Geschichte einesVisionaumlrs die wesentlichsten Motive sindLeidenschaft Selbstverleugnung und derMut eines Menschen der alle Talente einespolitischen Denkers aber kein Talent zurMacht hatte Seine Ideen haumltten die Welt deserstarrenden Habsburgerreiches veraumlndernsein Feuer ein neues Zeitalter eroumlffnen koumln-nen Aber der starre Hof und sein Ge-genspieler Ministerpraumlsident Taaffe verhin-dern jede Neuerung In dieser niederschmet-ternden Situation trifft Rudolf auf die groszligeLiebe Mary Vetsera Ihre Geisteshaltungihre Unbedingtheit geben ihm die Kraft biszum Letzten zu gehen ndash nach Mayerling ndashbdquoin Liebe verbunden bis in den Todldquo

2006 hatte die ungarische Version diesesWerkes ihre Urauffuumlhrung in ungarischerSprache am Budapest Operettszinhasz inCo-Produktion mit den Vereinigten BuumlhnenWien im Sommer desselben Jahres war dieProduktion bei den Open Air-Festspielen inSzeged zu sehen ndash nun wurde bdquoRudolfldquo inseiner Wiener Fassung am 26 Februar 2009in Wien uraufgefuumlhrt und erlebte seinedeutschsprachige Erstauffuumlhrung am Rai-mund Theater

Alle die bdquoElisabethldquo verehrt haben wer-den bdquoRudolfldquo lieben Ab 26 Februar 2009erweckten 24 Musiker des Orchesters derVereinigten Buumlhnen Wien und 32 Darstellerallabendlich die Geschichte von bdquoRudolfldquoauf der Buumlhne des Raimund Theaters zumLeben Fuumlr die Titelrolle des KronprinzenRudolf konnte Drew Sarich gewonnen wer-den in Wien bereits bestens bekannt undbeliebt aus seinen Engagements in bdquoHairldquobdquoBarbarellaldquo und bdquoJesus Christ SuperstarldquoNach Erfolgen in New York und Londonkehrt er nun als Rudolf nach Wien zuruumlckSeine Mary Baronesse Vetsera ist die New-comerin Lisa Antoni die mit ihrer Frischeund Strahlkraft in den Auditions uumlberzeugenkonnte Wiens Musicalfans duumlrfen sich freu-en daszlig Uwe Kroumlger wieder fuumlr eine Produk-tion der Vereinigten Buumlhnen Wien gewonnenwerden konnte ndash er uumlbernimmt den Part vonRudolfs Gegenspieler dem Ministerpraumlsi-denten Eduard Graf Taaffe Als Kaiser Franz

Joseph steht der aus Daumlnemark stammendeClaus Dam auf der Buumlhne des RaimundTheaters den Wienern bekannt durch seineEngagements in bdquoFreudianaldquo und bdquoKuszlig derSpinnenfrauldquo In der Rolle der Vermittlerinzwischen Mary und Rudolf Marie GraumlfinLarisch ist die unverwechselbare Vollblut-darstellerin Carin Filipcic zu Wietske vanTongeren die hinreiszligende bdquoIchldquo aus bdquoRe-beccaldquo verkoumlrpert Rudolfs ungeliebte FrauKronprinzessin Stephanie

Das Drama von Mayerling wird von deminternational anerkannten vielfach ausge-zeichneten Regisseur David Leveaux in Sze-ne gesetzt Fuumlr die Kostuumlme zeichnet dievielseitige Designerin Laura Hopkins ver-antwortlich fuumlr das Buumlhnenbild der britischeBuumlhnenzauberer Mike Britton

Zum Inhalt

1888 in Wien es gehen die Lichter anDas neu eroumlffnete Burgtheater erstrahlt inelektrischer Beleuchtung die ganze Ring-straszlige flimmert in neuem Glanz Alles funk-

tioniert so wie die gute Gesellschaft es kenntund sich wuumlnscht Die imperiale AutokratieFranz Josefs glaumlnzende Walzerfeste buumlrger-liche Heurigenseligkeit und ausklingendeGruumlnderzeit das uumlberstrahlt alle brodelndenpolitischen Konflikte auf der Straszlige Kaumeiner nimmt wahr daszlig in Europa bald dieLichter ausgehen werden

Einer der genau das vorausahnt istKronprinz Rudolf Er verzweifelt an dieserWelt und Zeit seine Ehe ein Joch die kuumlnf-tige Aufgabe ein Gefaumlngnis Er wird bespit-zelt seine Freunde verpruumlgelt er muszlig sichdem Deutschen Kaiser Wilhelm II freund-schaftlich widmen obwohl er ihn verab-scheut Er schreibt unter dem PseudonymJulius Felix fuumlr die liberale Presse und laumlszligtsich auf Verhandlungen mit Frankreich Eng-land und Ruszligland gegen eine Fortsetzungdes Zweibundes mit dem Deutschen Reichein

Da trifft ihn die Begegnung mit einer jun-gen weltgewandeten und fuumlr neue Ideen of-fenen Frau Mary Baronesse Vetsera diedurch ihre Tante Marie Graumlfin Larisch beiHofe eingefuumlhrt ist wie ein Blitzschlag Lie-be und Freiheit zugleich scheinen fuumlr einenAugenblick moumlglich zu sein Bei der Er-oumlffnung der Wirtschaftsausstellung kann derKronprinz einmal die Worte in aller Oumlffent-lichkeit sprechen die sein politisches Credosind Die Koalition derjenigen die ein offe-nes Europa wollen draumlngt ihn ihnen einUnterpfand zu geben Damit geraumlt er poli-tisch in eine ausweglose Situation Sehrschnell holt ihn die Realitaumlt durch die vaumlter-liche die kaiserliche Autoritaumlt wieder ein Erversucht noch seine Liebe zu schuumltzenMary zu uumlberreden ins Ausland zu gehenAber auch ihre Liebe zu ihm ist zu stark siebleibt So sieht er nur noch einen einzigenAusweg Zusammen werden sie nicht lebenkoumlnnen so werden sie zusammen sterben InMayerling Waumlhrend sich Wien im Walzerweiterdreht waumlhrend die Spitzel spionierenund der Oumlsterreichische Kaiser den Deut-schen Kaiser hofiert fallen im Jagdschloszligdie Schuumlsse die Rudolfs und Marys Lebendie Hoffnung und eine zum Greifen naheZukunft des morschen Reiches beenden httpwwwmusicalviennaat

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Kultur

Rudolf ndash Affaire MayerlingAngeregt durch den Roman raquoEin letzter Walzerlaquo von Frederic Morton

entstand dieses Musical uumlber die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Liebe zu Mary Vetsera

Drew Sarich als raquoKronprinz RudolflaquoClaus Dam als raquoKaiser Franz Josephlaquo

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Das bdquoLinz Europa Hafenfestldquo von 3 bis5 Juli 2009 ist der abschlieszligende

Houmlhepunkt der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash2009ldquo mit Hubert von Goisern AlsBotschafter fuumlr Linz09 war er per Konzert-schiff entlang der Fluumlsse Europas unterwegsZahlreiche seiner musikalischen Weggefaumlhr-tinnen und Weggefaumlhrten die die Tour mit-praumlgten treten beim Hafenfest gemeinsamauf So koumlnnen alle die es nicht mit bis zumSchwarzen Meer oder nach Amsterdam ge-schafft haben die spannendsten musikali-schen Begegnungen miterleben ndash zwar nichtan Bord aber doch gemeinsam mit Hubertvon Goisern auf der Buumlhne

bdquoDas Linz Europa Hafenfestlsquo wird eineinzigartiges Fest der Begegnung sowohl fuumlrdas Publikum als auch fuumlr die beteiligtenMusikerinnen und Musiker Ich kenne jaalle die mich auf der Linz Europa Tour2007 ndash 2009lsquo begleitet haben aber viele vonihnen hatten untereinander noch keinendirekten Kontakt Ich hoffe daszlig sich alle mitdiesem Programm wohl fuumlhlen und freuemich schon sehr auf das musikalische Mit-einander Ich bin an drei Tagen auf der Buumlh-ne und spiele jeden Tag ein anderes Pro-gramm Die Gaumlste beeinflussen was ich spie-le dadurch entstehen Synergien mit allenBands die noch nicht abzuschaumltzen sindldquo soHubert von Goisern anlaumlszliglich einer Presse-konferenz in Linz

Anfang Juli 2009 wird der Hafen derKulturhauptstadt zum Schauplatz eines gro-szligen Finales einer groszligen Reise Hubert vonGoisern und seine Band werden mit vielender Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler die mit anBord des Konzertschiffes unterwegs warenauf dem Linzer Festland ein Europa feierndas sich naumlher gekommen ist Ein dreitaumlgi-ges Konzert aus Ost und West das vielesaufruft was sich unterwegs entwickelt hatHarter Rock wird droumlhnen Pop wird perleninneralpin wird es jodeln Ein Finale dasSpannung verspricht Weil die Kuumlnstlerin-nen und Kuumlnstler schon zuvor in und umLinz intensiven kreativen Austausch pfle-gen und die Lust auf das Konzert-Highlightschuumlren werden

Das Line-Up verspricht ein energiegela-denes Konzertereignis unter anderem mitWolfgang Niedecken amp BAP Claudia

Koreck Haindling Haydamaky KarandilaKlaus Doldingers Passport KonstantinWecker KoumlsterHocker amp Band LoredanaGroza Philipp Poisel amp Band RamboAmadeus Stelzhamma Willi Resetarits ampStubnblues und Zdob si Zdub

bdquoDas Hafenfest ist so etwas wie ein euro-paumlisches Gipfeltreffen populaumlrer MusikHier kommen Ost und West zusammen aufder Buumlhne aber auch auf dem Festivalgelaumln-de ndash eine europaumlische Erfahrung die in dieOhren und unter die Haut gehen wirdldquo kuumln-

digt Martin Heller Intendant von Linz09 anbdquoDas Besondere am Hafenfest ist daszlig wir

die Einmaligkeit die wir auf dem Schiff er-lebt haben nun aufrsquos Land uumlbertragen koumln-nen Wir wollen Menschen beruumlhren undeine Botschaft vermitteln Die Emotionalitaumltsoll auf ganz Linz uumlbertragen werden undman ist dabei ndash oder man hat es verpaszligtldquoergaumlnzt Hage Hein Geschaumlftsfuumlhrer vonbdquoBlanko Musikldquo und Projektleiter der bdquoLinzEuropa Tour 2007 ndash 2009ldquo

Die raquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009laquo

Im Sommer 2007 brach Hubert vonGoisern mit einer sehr jungen Band zunaumlchstuumlber die Donau gegen Osten auf und imSommer 2008 dann unter anderem auf demRhein-Main-Donau-Kanal in den WestenDort jammten David Lackner (keyboard)Maria Moling (percussion vocals) AlexPohn (drums) Helmut Schartlmuumlller (bass)Elisabeth Schuen (violine vocals) MarleneSchuen (violine vocals) Severin Trogba-cher (guitar) und Darinka Tsekova (Gadul-ka) virtuos mit ihren Gaumlsten auf einer zurKonzertbuumlhne umgebauten Barge Zu diesenGaumlsten zaumlhlten Zdob si Zdub aus Moldawienmit ihrer bdquoHiatamadlldquo-Version der serbischeQuerdenker Rambo Amadeus oder die bdquoru-maumlnische Madonnaldquo Loredana Groza Waumlh-rend diese Kuumlnstler den Osten Europas greif-bar machten vertraten u a BAP XavierNaidoo Konstantin Wecker Klaus Doldin-ger und Zap Mama den Westen

SrsquoNIX ist etwas Anderes als gar nix

Hubert von Goisern hat seit seinem Start1988 mit den Alpinkatzen 15 Millionen Ton-traumlger verkauft und gab fast 1000 Konzertein 21 Laumlndern 15 Alben hat er bisher einge-spielt und 5 DVD-Projekte realisiert Dasaktuelle Album SrsquoNIX ist auf der Osteuropa-Etappe der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009ldquoentstanden und wurde im Mai 2008 veroumlf-fentlicht Im August 2008 erschien die DVDbdquoGoisern goes Eastldquo eine Koproduktion desORF und der Nikolaus Geyrhalter FilmFuumlnf Episoden dokumentieren die Schiffs-reise von Linz zum Schwarzen Meer Dieneue Doku bdquoGoisern goes Westldquo ist in Ar-beit httpwwwlinz09at

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Kultur

Linz Europa HafenfestAbschlieszligender Houmlhepunkt der Linz Europa Tour 2007 ndash 2009mit Hubert von Goisern amp Freunden von 3 bis 5 Juli 2009

Hubert von Goisern ndash Linz Europa Tour

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Schon wieder ist etwas passiert Ein Mannnamens Horvath ist verschwunden und

die einzige Spur fuumlhrt zum bdquoLoumlschenkohlldquoeiner weithin bekannten bdquoBackhendlstationldquoin der Provinz Und es waumlre nicht der Bren-ner wenn ihm in Loumlschenkohls Keller dieKnochenmehlmaschine nicht einige duumlstereRaumltsel aufgaumlbe Nach bdquoKomm suumlszliger Todldquound bdquoSilentiumldquo ist dies der dritte Streich desErfolgs-Trios HaderMurnbergerHaas Ab-gruumlndige Kinounterhaltung vom Feinsten

Synopsis

Ein Mann namens Horvath ist ver-schwunden Die letzten Leasingraten fuumlr sei-nen Wagen sind nicht bezahlt Brenner uumlber-nimmt unwillig von seinem alten FreundBerti den mickrigen Auftrag HorvathsLeasingwagen zuruumlckzubringen Brennermacht sich auf den langen Weg in die tiefeProvinz Ein Nachsendeauftrag fuumlhrt direktzum bdquoLoumlschenkohlldquo einer Backhendlstationvon legendaumlrem Ruf

Tausende Huumlhner muumlssen woumlchentlichihr Leben lassen um hier knusprig paniertbis auf die Knochen abgenagt zu werdenEine Knochenmehlmaschine zermahlt dieHuumlhnerreste zu Futtermehl fuumlr die naumlchsteHuumlhnergeneration Ein kannibalischer Kreis-lauf des Fressens und GefressenwerdensEin kurzer Blick auf den Leasingwagen istalles was Brenner von Horwath zu sehenbekommt Denn gleich darauf ist das Auto sospurlos verschwunden wie sein Besitzer

Doch Brenners detektivische Faumlhigkeitensind auch anderweitig gefragt

Der Sohn des Wirtes will mit seiner Hilfeendlich herausfinden was mit dem vielenGeld geschieht das der alte Wirt woumlchent-lich aus dem Betrieb nimmt Brenner kommtdieser zusaumltzliche Auftrag gerade recht ist erdoch im Begriff sich in die fesche Birgit zuverlieben die Kuumlchenchefin und Frau desJunior-Chefs Und verdreht wie er vonBirgit ist laumlszligt ihn sein Kopf beinahe imStich Daszlig sich ein Menschenknochen unterdie Huumlhnerknochen mischt bemerkt Bren-ner fast zu spaumlt Und waumlhrend im Saal derBackhendlstation der Maskenball tobt unddas ganze Dorf von Masken geschuumltzt sorichtig die Sau raus laumlszligt wird im Keller ge-liebt und gemordet Einmal mehr erweist

sich Berti nicht nur als Brenners Freund son-dern als sein Schutzengel der gerade nochrechtzeitig auftaucht und das Geheimnis umden verschwundenen Horvath endlich luumlftet

Mit bdquoDer Knochenmannldquo erblickt erneuteiner von Wolf Haaslsquo Kultromanen das Lichtder Leinwand Und Josef Hader ist schonlaumlngst zur Inkarnation des lakonischen Pri-vatdetektivs Brenner geworden Wir duumlrfen

uns aber auch wieder auf Brenners kongeni-alen Leinwandgefaumlhrten Bertie (SimonSchwarz) freuen und ndash einmal mehr ndash aufeine Riege hervorragender Darsteller (vonSepp Bierbichler bis zu Birgit Minichmayr)die erwarten lassen daszlig Brenners schaurig-pointenspruumlhende Abenteuer zu einem gros-sen Kinoerlebnis werden httpwwwlunafilmatknochenmannhtml

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Oumlsterreichischer Film

Der KnochenmannEin Dor-Film von Wolfgang Murnberger nach dem gleichnamigen

Roman von Wolf Haas feierte am 6 Maumlrz Premiere in Wien

Josef Hader ist zur Inkarnation des lakonischen Privatdetektivs Brenner geworden

Bei den Dreharbeiten Birgit Minichmayr Wolfgang Murnberger Josef Hader

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Bernhard Wickis Vater ein Schweizer In-genieur war technischer Direktor sowie

Teilhaber groszliger Papier- und Maschinenfa-briken Die Mutter Melanie geb Kleinhaplstammte aus Oumlsterreich Wicki geboren am28 Oktober 1919 in St Poumllten in Niederoumls-terreich besuchte abwechselnd Lehranstal-ten in Koumlthen bei Halle Gmunden Mauerbei Wien und Salzburg anschlieszligend dieSchauspielschule des Staatlichen Theaters inBerlin unter Gustaf Gruumlndgens Er wurde abNovember 1938 einige Monate wegen seinerMitgliedschaft in einer kommunistisch orien-tierten Jugendgruppe im KZ Sachsenhauseninhaftiert konnte aber danach die Schau-spielausbildung am Reinhardt-Seminar inWien fortsetzen 1940 debuumltierte er amSchloszligtheater Schoumlnbrunn

Weitere Buumlhnenstationen waren Freibergin Sachsen Bremen Muumlnchen und Salzburg1944 uumlbersiedelte die Familie in die Schweiz1)Nach Kriegsende begann seine Filmkarrieremeist im Fach des charmanten Liebhabersund Verfuumlhrers spaumlter als Charakterdar-steller In der Rolle eines Partisanenfuumlhrersgluumlckte ihm 1954 in Helmut Kaumlutners zeit-geschichtlichem oumlsterreichisch-jugoslawi-schen Streifen bdquoDie letzte Bruumlckeldquo bdquoPosled-nji mostldquo der Durchbruch im fuumlr ihn neuen

Medium Georg W Pabst Wolfgang Lieben-einer Wolfgang Staudte Michelangelo Anto-nioni und Gottfried Reinhardt holten ihn vordie Kamera seine diesbezuumlgliche Filmografieumfaszligt insgesamt an die 70 Titel Wicki war1957 Regie-Volontaumlr bei Kaumlutners melodra-matischer Love-Story bdquoMonptildquo mit demmehrfach ausgezeichneten bitteren Antikriegsfilm bdquoDie Bruumlckeldquo (u a Oscar-Nomi-nierung als bester fremdsprachiger Film)

brach der Schauspieler 1959 vital und vir-tuos in die Phalanx der Regisseure ein

Darryl F Zanuck einer der effizientestenHollywood-Mogule engagierte ihn 1962neben dem Amerikaner Andrew Marton unddem Englaumlnder Ken Annakin fuumlr die Ge-staltung der deutschen Episoden des an Ori-ginal-Schauplaumltzen gedrehten Fox-Groszligfilmsuumlber die Landung der Alliierten in der Nor-mandie bdquoThe Longest Dayldquo (bdquoDer laumlngsteTagldquo) eine cineastische Mammutproduktionmit einem bombastischen internationalenStaraufgebot ist zweifellos eines der umfas-sendsten Profile uumlber ein Geschehen imZweiten Weltkrieg die Arbeit brachte Wicki(bdquoin sharingldquo) eine Nominierung zum Awardder Directorlsquos Guild of America ein 1964inszenierte er in den roumlmischen Studios derCinecittagrave und an italienischen bdquolocationsldquomit Ingrid Bergman und Anthony Quinn dieaufwendige amerikanisch-europaumlische Ko-produktion bdquoThe Visitldquo (bdquoDer Besuchldquo)nach der inhaltlich und atmosphaumlrisch veraumln-derten tragischen Komoumldie des SchweizerDramatikers Friedrich Duumlrrenmatt

Fuumlr die Uumlbernahme der Regie des Kriegs-und Agentenspektakels bdquoMoriturildquo (auchbdquoThe Saboteurldquo) der Arcola-ColonyFox dasMenschlich-Tragisches und Kriegsgetuumlm-mel in einer spannenden im Zweiten Welt-

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und uumlber 12000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit oumlsterreichischer Beteiligung In dieser Folge portraitiert er

Bernhard WickiSchauspieler Regisseur

Berhard Wicki bei den Dreharbeiten zum Agentenspektakel raquoMoriturilaquo

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Curd Juumlgens als Generalmajor Guumlnther Blumentritt im Fox-Groszligfilm raquoThe LongestDaylaquo raquoDer laumlngste Taglaquo an dem Bernhard Wicki mitwirkte

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krieg spielenden Handlung vereint (ein deut-sches Handelsschiff ist als Blockadebrechervon Tokio in das besetzte Frankreich unter-wegs) ging Bernhard Wicki 1965 nach Hol-lywood Im Gegensatz zu den mit geringe-rem Personalaufwand hergestellten deutsch-sprachigen Produktionen sah er sich mit dergeballten Macht des kalifornischen Filmge-schaumlfts konfrontiert Ungeachtet dessen dassder Produzent Aaron Rosenberg eine dreimo-natige Drehzeit vorsah verlangten die StudioExecutives eine weitaus fruumlhere Fertigstel-lung Damit konnte der auf bestmoumlglicheRealisierungsbedingungen bedachte Regis-seur seine qualitativen Intentionen nichtdurchsetzen Die Uumlberschreitung des Bud-gets verursachte Probleme ebenso derHauptdarsteller Marlon Brando der gleich-falls eine pedantische und zeitgerechte Ein-

studierung der einzelnen Szenen bevorzugteWickis Methode der vielen Aufnahme-Wiederholungen aber uumlbertrieben fand Dervon den fiktionalisierten Memoiren des fruuml-heren deutschen Marine-Attacheacutes in TokioWerner Luedecke inspirierte in Schwarz-Weiszlig brillant fotografierte und von JerryGoldsmith wirkungsvoll musikalisch unter-malte Actionfilm gedieh zur handwerklichperfekten guten Kinokonfektion dessen Er-folg am Einspielergebnis zu messen warWickis Verhaumlltnis zum amerikanischen Pro-duktionsstil blieb indessen fuumlr immer gebro-chen

Veraumlrgert uumlber grobe nachtraumlgliche Aumlnde-rungen der amerikanischen Produzenten anbdquoThe Visitldquo kehrte er Hollywood den Ruumlk-ken Aus seinen folgenden Regiearbeiten fuumlrFilm und Fernsehen in Deutschland ragen

die Umsetzung einer Erzaumlhlung JosephRoths bdquoDas falsche Gewichtldquo (1973) undbdquoDie Eroberung der Zitadelleldquo (1977) nacheiner Novelle Guumlnter Herburgers heraus Da-neben stehen Aufgaben als Film- und TV-Darsteller Inszenierungen fuumlr das Theaterund Synchronregie seit 1975 betrieb er eineeigene Filmproduktion in Muumlnchen 1989stellte Wicki langjaumlhrig verheiratet mit derSchauspielerin Agnes Fink sein letztes de-tailbesessenes perfektionistisches Opus vordie aufgrund verschiedener Schwierigkeitenin mehreren Etappen hergestellte in Canneszur Auszeichnung fuumlr die bdquoGoldene Palmeldquonominierte Joseph-Roth-Verfilmung bdquoDasSpinnennetzldquo mit Klaus Maria BrandauerDer Ex-St Poumlltner Star-Regisseur ein enga-gierter Filmemacher mit rigorosem kuumlnstle-rischem Wollen und hohem handwerklichemKoumlnnen einer der Groszligen der Filmgeschich-te starb am 3 Jaumlnner 2000 in Muumlnchen 1) Nach dem Engagement an den Schauspielhaumlusern in

Zuumlrich und Basel (1944-1950) wurde BernhardWicki Schweizer Staatsbuumlrger In der BRD verein-nahmte man ihn als bdquodeutschenldquo Regisseur vonauszligerordentlichem Rang

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Mit dem Buch bdquoOumlsterreicher in Holly-woodldquo legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veroumlffentlichten Standardwer-kes vor Nach uumlber 12jaumlhrigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden bdquoDiese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den daruumlber-hinaus immensen Kulturleistungen oumlsterrei-chischer Filmkuumlnstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet bdquoAlles was anetwas erinnert ist Denkmalldquo schlieszligt derAutor

Rudolf Ulrich und der Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen sehr geehrte Leserinnenund Leser die Moumlg-lichkeit in den kom-menden Monaten imbdquoOumlsterreich Journalldquoeinige Persoumlnlichkei-ten aus dem BuchbdquoOumlsterreicher in Hol-lywoodldquo kennenzuler-nen

Rudolf UlrichbdquoOumlsterreicher in Hollywoodldquo 622 Seitenzahlreiche Abb 2 uumlberarbeitete und erwei-terte Auflage 2004 ISBN 3-901932-29-1httpwwwfilmarchivat

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Kaumlrntner bdquoSchmankalanldquo ndash genieszligen mitden Jahreszeiten Schlieszliglich veredelt

die Kaumlrntner Wirtshauskuchl das was dieNatur und die Bauern in der Nachbarschaftbieten Uumlber Jahre hinweg hat sich eine kuli-narische Partnerschaft entwickelt die so man-che Uumlberraschung bereithaumllt Wuszligten Sieschon wie aus einer Armen-Speise ein Natio-nalgericht entstand wo Spargelfelder unter-irdisch beheizt werden was Forellenlaichzum bdquoMoumllltaler Kaviarldquo werden lieszlig und war-um die bdquoMostbarkeitenldquo so hochgeistig sind

Spargel ndash Zauberstab des Fruumlhlings

Im Fruumlhling wenn in Kaumlrnten die Obst-baumlume in voller Bluumlte stehen reckt sich aucheine wahrhaft koumlnigliche Gemuumlsesorte derSonne entgegen Nicht umsonst wird derSpargel als bdquoZauberstab des Fruumlhlingsldquobezeichnet Der Bauer Hans Jaumlger gilt alsbdquoKaumlrntner Spargelpionierldquo seit einigen Jah-ren erntet er im Lavanttal houmlchste QualitaumltDie Kaumlrntner Wirte feiern um den Lavant-

taler Spargel im Mai mehrere Feste Heutebauen mehrere Lavanttaler Bauern Spargelan und Bauer Jaumlger ist einen Schritt weiter-gegangen Er stattete seine Spargelfelder miteiner Art unterirdischen bdquoHeizdeckeldquo aus ndashseinem Spargel koumlnnen Temperaturschwan-kungen und Regen nichts anhaben

Mit den Fruumlhlingsblumen waumlchst derBaumlrlauch auf den Wiesen neben den Kaumlrnt-ner Baumlchlein Dieser wilde Knoblauch wirdwegen seiner gesundheitlichen Wirkunggeschaumltzt und schmeckt duumlnn geschnittenauf dem Butterbrot mit warmen Erdaumlpfelnoder puumlriert als Suppe

Ostern in Kaumlrnten das ist mit Brauchtumund der traditionellen Osterjause verbundenNach der Fleischweihe am Ostersamstagwerden Schinken Hauswuumlrstl (wuumlrzigeTrockenwuumlrste) gefaumlrbte Eier und Kren(Meerrettich) kredenzt ndash keinesfalls fehlendarf dabei der Kaumlrntner Reindling einKuchen aus Hefeteig geknetet und mit ZimtZucker und Rosinen gefuumlllt

Frische Kraumluter amp fangfrische Fische

Der Reindling wird auch zur SaurenSuppe verspeist einer Kaumlrntner Spezialitaumltdie bei den zahlreichen bdquoKirchtagenldquo undBrauchtumsfesten im Kaumlrntner Sommergereicht wird Mehrere Sorten Fleisch undzahlreiche Kraumluter erfordert das Original-Rezept der Sauren Suppe Verfeinert wird siemit sehr viel saurem und suumlszligem Rahm Fen-chel und Anis verleihen der Sauren Suppeden typischen Geschmack und der sonst imMittelmeerraum beheimatete Safran diegelbe Farbe

Kaumlrnten ist das suumldlichste BundeslandOumlsterreichs Leicht und frisch praumlsentiertsich die sommerliche Kuumlche mit viel herr-lich duftenden Kraumlutern die hervorragendmit den fangfrischen Fischen harmonierenZander und Waller aus dem Woumlrther- undMillstaumltter See Forellen und Saiblinge auskristallklaren Gebirgsbaumlchen Und im Spaumlt-sommer rundet ein suumlszliger bdquoSchmarrenldquo mitfrischen Schwarzbeeren eine bdquobeerigeldquo

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OumlJ-Reisetip

Genieszligen mit den JahreszeitenEine kulinarische Entdeckungsreise in Kaumlrnten ist sofacettenreich und vielfaumlltig wie die vier Jahreszeiten

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Variante des Kaiserschmarrens das Menuumlab

Hochgeistige Mostbarkeiten

Nach einem heiszligen Kaumlrntner Sommertagerfrischt kaum ein Getraumlnk besser als einGlas Most bei einem Kaumlrntner Jausenwirtoder in einer typischen Kaumlrntner Buschen-schenke So werden die baumluerlichen Gast-stuben genannt die nur auftischen duumlrfenwas auch im eigenen Betrieb erzeugt wurdeSpeck Wuumlrstl knuspriges Brot Im Lavant-tal fuumlhrt der Weg zur Jause uumlber eigeneMostwanderwege Wer die vielen Buschen-schenken nicht erwandern will laumlszligt sich vombdquoMostlandexpreszligldquo hinfahren Hochgeistigist es im Lavanttal schon immer zugegan-gen das beweisen die Schriften der Moumlncheim Stift Sankt Paul einer wahren Schatz-kammer Heute brennen die Bauern ausAumlpfeln Birnen und anderen Fruumlchten sorten-reine Schnaumlpse von houmlchster Qualitaumlt einbesonderer Genuszlig ist der feinperlende Ap-felfrizzante Zu verkosten sind die hochgei-stigen Troumlpferl weiterhin im Stift und imbdquoZogglhofldquo In diesem renovierten Getreide-speicher finden sich die bdquoMostbarkeitenldquoeine Galerie der besten Schnaumlpse In BadKleinkirchheim den Kaumlrntner Nockbergenhat sich der ehemalige Schirennlaumlufer Wolf-ram Ortner auf das Brennen edler Destillateverlegt ndash und auch dafuumlr Medaillen einge-heimst Seit kurzem bietet er bdquoZigarren-Schnaumlpseldquo an malzige aus Bockbier ge-brannte Schnaumlpse die ihr volles Aroma inKombination mit Zigarrenrauch entfalten

Houmlchster Genuszlig Gailtaler Almkaumlse

Fuumlr houmlchste Genuumlsse anderer Art sorgen18 Almkaumlsereien im Gailtal in der Karni-schen Region Nach alter Sennertraditionproduzieren sie auf 1500 Meter Seehoumlhe denwuumlrzigen bdquoGailtaler Almkaumlseldquo eine EU-weiteinzigartige Spezialitaumlt Auf der TresdorferAlm weiht eine Schaukaumlserei in die Ge-heimnisse des Kaumlsemachens ein

Wild(e) Sachen im Goldenen Herbst

Die Sicht ist weit der Himmel blau dieBlaumltter huumlllen sich in ihr buntes Farbenkleiddie Stimmung ist atemberaubend Der bdquoGol-dene Herbstldquo in Kaumlrnten ist nicht nur diebeste Zeit zum Wandern sondern auch dieHoch-Zeit fuumlr den Hochsitz Die Jagd bringtviel Abwechslung in den Speiseplan derKaumlrntner Wirtshaus- und Hotelkuumlche HirschReh Gams und Federwild Dazu serviertwerden frische Preiselbeeren von den Kaumlrnt-ner Almen Eierschwammerl und Steinpilze

aus den Kaumlrntner Waumlldern vollmundigerRotwein ndash alles gewuumlrzt mit Jaumlgerlatein amWirtshaustisch

Der Herbst ist auch die Zeit in der imMoumllltal und in Tainach in Suumldkaumlrnten die Fo-rellen und Saiblinge zum Ablaichen aus denmit Berg- und Quellwasser gefuumlllten Teichengenommen werden Der Rogen dieser Forel-len schmeckt so wunderbar daszlig er Forellen-und Saiblingskaviar genannt wird Konser-viert und in Glasdosen abgefuumlllt haumllt dieseArt von Kaviar lange Zeit Auf den Hoch-weiden des Moumllltales des Lavanttales undder Kaumlrntner Nockberge ist auch der Alm-ochs zuhause mittlerweile ein Markenbe-griff der fuumlr ausgezeichnete Fleischqualitaumltsteht In den Tauern und im Lesachtal sowiein der Norischen Region werden Laumlmmerund Schafe gezuumlchtet deren Fleisch eben-falls zu den Offenbarungen der KaumlrntnerKuumlche zaumlhlt Fuumlr Uumlberraschungen gut ist derKaumlrntner Kuumlrbis Unglaublich wie facetten-reich sich dieses Gemuumlse zubereiten laumlsst ndashzu verkosten im Kaumlrntner Herbst

Gans fein

Aus dem Osten Oumlsterreichs stammendsind sie auch in Kaumlrnten heimisch gewordendie Gaumlnse Sie werden mit viel Liebe aufgroszligen Weiden gehalten Die Kaumlrntner Gansl-wirte eine Runde initiativer Kaumlrntner Wirteladen jaumlhrlich rund um Martini (11 No-vember) zum mehrwoumlchigen bdquoGansl-schmausldquo wo auch der junge Rotwein ausder italienischen Nachbarregion Friaul-Julisch-Venetien der bdquoPrimoldquo erstmals ver-kostet wird

Winterzeit ndash suumlszlige Zeit

Wenn Kaumlrntens Gipfel mit Neuschneegeschmuumlckt sind und wenn die zahllosenBadeseen mit einer praumlchtigen Eisschichtuumlberzogen sind zieht durch die heimeligenStuben der Duft von Zimtgebaumlck und Brat-aumlpfeln Zeit die Rezepte aus der suumlszligenKaumlrntner Kuumlche auszuprobieren ndash zum Bei-spiel Kletzennudel das sind Nudeltaschenmit einer Fuumllle aus Kletzen (gedoumlrrtenBirnen) serviert mit fluumlssiger Butter Zimtund Zucker Aber auch die Dampfnudel mitHonigschmalz und die Bauernkrapfen sindeine kleine Suumlnde wert

Kasnudel haben immer Saison

Natuumlrlich gibt es Kaumlrntner bdquoNational-speisenldquo die das ganze Jahr uumlber Saisonhaben Wie die Kaumlrntner Nudel ndash ein Nudel-teig duumlnn ausgewalzt zu einer faustgroszligenTasche geformt und mit verschiedenen Koumlst-

lichkeiten gefuumlllt Mit Topfen und Garten-minze ndash Kasnudel genannt mit Fleisch mitSpinat Erdaumlpfeln und Pilzen oder suumlszlig mitKletzen (gedoumlrrten Birnen) Beliebte Sup-peneinlage sind bdquoSchlickkrapferlldquo eine Mi-niaturvariante der Kaumlrntner Nudel mit einerFuumlllung aus Innereien und Kraumlutern VieleKaumlrntner Wirte haben sich der Vielfalt derKaumlrntner Nudel verschrieben und servierenIhren Gaumlsten ein bdquoNudl-Kudl-Mudlldquo ver-schiedene Nudelsorten zum Probieren

Guter Geschmack kennt keine Grenzen

Bei einer kulinarische Reise durch Kaumlrn-ten stellen bdquoSeitenspruumlngeldquo in die benach-barten Laumlnder Italien und Slowenien garnichts Anruumlchiges dar Sie zeigen wie ver-wandt die Kuumlche der drei Laumlnder ist ObKaumlrntner Kasnudel werden in der italieni-schen Variante als Ravioli serviert desReindlings slowenischer bdquoZwillingldquo ist diebdquoGibanicaldquo Luftgetrockneter Prosciutto reiftin der Gegend um das friulanische StaumldtchenSan Daniele ndash aber auch in der DraustadtVillach hat sich ein innovativer Fleischer-betrieb auf die Herstellung dieser Schinken-spezialitaumlt spezialisiert Die Wirte der dreiRegionen tauschen gerne ihre Rezepte dieserkoumlstlichen Alpen-Adria-Kuumlche aus HansTschemernjak bdquoTschebull-Wirtldquo vom FaakerSee hat bereits vor Jahren eine grenzuumlber-schreitende Wirtekooperation ins Lebengerufen Jeweils eine Woche im Jahr kochtein Koch im Wirtshaus der Partner

Kaumlrntner Wirtshauskultur

Wie findet man in Kaumlrnten sein Lieb-lingswirtshaus Ist es die gastliche Stube dernetten Wirtsfamilie wo es die besten Kas-nudeln gibt Oder das Haubenlokal dasnicht im entferntesten an einen abgehobenenGourmettempel erinnert Oder die Buschen-schenke beim Almbauern wo dieser einzig-artige Schinkenspeck aufgetischt wird Siealle verstehen sich als bdquoVeredler heimischerProdukteldquo setzen ihre kulinarischen Schwer-punkte nach den Jahreszeiten und nennenKreativitaumlt Ideenreichtum und Handarbeitals Qualitaumltsmerkmale Der als bdquoKaumlrntnerKuchlmastaldquo bekannte Kaumlrntner Autor PeterLexe trifft seine Wahl nach folgender einfa-cher Formel bdquoVerlasse ich ein Gasthaus zu-frieden daszlig ich den Wunsch verspuumlre wie-der hier einzukehren und stelle ich beimzweiten Besuch die gleichen Zustand festdann reihe ich dieses Wirtshaus in die Kate-gorie meiner persoumlnlichen LieblingslokaleldquoNachahmung empfohlen httpwwwkaerntenat

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OumlJ-Reisetip

Page 5: Kärnten und Salzburg haben gewähltAm 1.März wurden die ersten beiden der vier Bundesländerwahlen abgehalten. Insgesamt waren 829.567 Wahlberechtigte

In Salzburg war Landeshauptfrau GabiBurgstaller (SPOuml) mit dem Ziel in die Wahl

gegangen den bei der letzten Wahl 2004 derOumlVP abgerungenen ersten Platz im Lande zuverteidigen Ihr Stellvertreter und Koalitions-partner Wilfried Haslauer hatte bis zuletztgehofft den Landeshauptmannsessel fuumlr dieOumlVP zuruumlckzuerobern Obwohl auch Burg-staller und die SPOuml 6 der Stimmen verlo-ren hatten reichte das nicht fuumlr einen Wech-sel denn auch die OumlVP muszligte 14 ihrerWaumlhlerstimmen abgeben Die FPOuml konnteunter Karl Schnell 44 zulegen und er-reichte damit 1323 Das wuumlrde sowohl fuumlrGabi Burgstaller als auch fuumlr Wilfried Has-lauer ausreichen mittels einer Vereinbarungmit der FPOuml eine neue Koalitionsvariante fuumlrSalzburg zu vereinbaren Im Vorfeld wardies von Burgstaller als nicht ausgeschlossenbezeichnet worden sie legte aber deutlichePraumlferenz auf die Weiterfuumlhrung derRegierung mit der OumlVP Deren ObmannHaslauer steht fuumlr eine Koalition mit derFPOuml nicht zur Verfuumlgung hatte er doch vorder Wahl um Unterstuumltzung aufgerufen eineFPOuml-Beteiligung an Salzburgs Regierung(explizit in Form einer SP-FP-Koalition) zuverhindern In zahlreichen Wortmeldungenwar diese Variante vor allem SP-ChefBundeskanzler Werner Faymann vorgewor-fen worden Er selbst wuumlrde die FPOuml alsnicht koalitionsfaumlhig bezeichnen sie aber imSP-regierten Land Salzburg ohne weitereszulassen Faymann meinte er habe immernur von der Bundes- nicht aber von derLandesebene gesprochen Trotz allem wirdes in Salzburg also wieder eine SP-VP-Koa-lition geben

Die Salzburger Gruumlnen haben trotz einesgeringen Verlustes von 07 ihre zwei Man-date im Landtag halten koumlnnen das BZOumlschafft mit 376 Stimmenanteil den Einzugnicht

bdquoDas Ergebnis der Landtagswahl ist einklarer Auftrag fuumlr die SPOuml weiter die fuumlh-rende Verantwortung im Bundesland Salz-burg zu uumlbernehmen Wir wollen und wirwerden weiter fuumlr das Land Salzburg arbei-tenldquo bekraumlftigte Landeshauptfrau GabiBurgstaller am Tag nach der Wahl bdquoDie SPOumlstellt sich realistisch den Herausforderun-gen niemand will Stimmenverluste wegdis-kutieren Unter den gegebenen Umstaumlndenkann man aber doch von einem guten Er-gebnis fuumlr die SPOuml sprechen Immerhin hattesich die Situation im Vergleich zum Jahr2004 als die SPOuml ein Jahrhundertergebniserreichen konnte wesentlich veraumlndertldquo soBurgstaller weiter

bdquoBei Regierungsverhandlungen zaumlhlt dieAusgangslage und die lautet 395 ProzentSPOuml und damit mehr als drei ProzentpunkteVorsprung auf die Volkspartei Die SPOumlwurde damit ndash erst zum zweiten Mal in derGeschichte Salzburgs ndash zur Nummer 1gewaumlhltldquo stellte Burgstaller klar

Burgstaller will die Verhandlungen zuumlgigangehen Dazu hat sie bereits mit OumlVP-Obmann Wilfried Haslauer Gespraumlche auf-genommen bdquoJetzt ist nicht die Zeit des Tak-tierens Wir brauchen rasch klare Verhaumllt-nisse und ein gutes Arbeitsprogramm DieMenschen erwarten sich in wirtschaftlich

schwierigeren Zeiten dass moumlglichst rascheine arbeitsfaumlhige Regierung steht die dieThemen und Herausforderungen anpackenkannldquo betonte Burgstaller

Burgstaller geht davon aus daszlig die OumlVPtrotz ihres schlechtesten Ergebnisses in derGeschichte rasch zu Verhandlungen bereitsein wird

bdquoDas voraussichtliche Ergebnis dieserWahlldquo erklaumlrte Wilfried Haslauer bdquobringteine deutliche Verringerung des Abstandesder OumlVP zur SPOuml und deutliche Zugewinnefuumlr die Freiheitlichen Ich stehe daher nichtan den Freiheitlichen zu ihren Zugewinnen

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Salzburg hat gewaumlhlt

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Mandatsverteilung

zu gratulieren Fuumlr die OumlVP bedeutet dieses Ergebnis eine klareStaumlrkung der Position in der politischen Landschaft Salzburgs imVergleich zur letzten Landtagswahl Dennoch ist es bedauerlich daszligwir keine Zugewinne verbuchen konnten Der klare Wahlverlierer andiesem Abend ist aber Landeshauptfrau Burgstaller die dieseWahlbewegung ausschlieszliglich mit ihrer Person verknuumlpft hat und dasgroumlszligte Minus hinnehmen muszlig Die OumlVP ist jedenfalls bereit so raschwie moumlglich weiterzuarbeiten Vor dem Hintergrund der Finanz- undWirtschaftskrise erwarten sich die Salzburgerinnen und Salzburgerzu Recht daszlig es so rasch wie moumlglich eine neue Regierung miteinem klar definierten Arbeitsprogramm zur Bewaumlltigung der kom-menden Herausforderungen gibt Wir haben unsere Vorschlaumlge dazuja bereits im Wahlkampf klar auf den Tisch gelegtldquo so Haslauer

bdquoDie FPOuml hat das ausgegebene Wahlziel sowohl im Landtag alsauch im Gemeinderat klar erreichtldquo sagte FPOuml-LandesparteiobmannKarl Schnell der an eine Koalitionsbeteiligung auf Landesebenenicht glaubt bdquoIch habe immer gesagt daszlig das rein taktisches Kalkuumllist Ich glaube nicht daszlig die Maumlchtigen im Land auf ihre Posten undDienstautos verzichten werdenldquo Die FPOuml werde als Oppositions-partei auf die Loumlsung der Probleme des Landes draumlngen Schnellnannte in diesem Zusammenhang die Fragen der Sicherheit und der

Wirtschaft Fuumlr den FPOuml-Stadt-Bezirkschef sei die FPOuml die einzigePartei die echt dazu gewonnen habe

Cyriak Schwaighofer Landesparteichef der Gruumlnen sagte manmuumlszligte bdquojetzt das Ergebnis verdauen daszlig wir das dritte Mandat leidernicht schaffenldquo Die Gruumlnen haumltten zwar in jenen Gegenden (wie inder Landeshauptstadt) recht gut abgeschnitten in denen sie ihrenWahlkampf angesichts des knappen Budgets schwerpunktmaumlszligig kon-zentrieren muszligten In den Landgemeinden habe es dagegen durchge-hend Verluste gegeben so Schwaighofer Nun muumlsse man klaumlren obdas am internen Streit um das angedachte EU-Mandat von JohannesVoggenhuber gelegen oder andere Gruumlnde gehabt habe

Das BZOuml schaffte mit nicht einmal vier Prozent den Einzug in denLandtag nicht Spitzenkandidat Markus Fauland will intensiv weiter-arbeiten schlieszliglich haumltten auch die Gruumlnen drei Anlaumlufe gebrauchtum die Huumlrde zu schaffen und in den Landtag einzuziehen Und auchFauland meint so wie seine Parteifreunde in Kaumlrnten dies sei manbdquoden Menschen schuldig ndash und der erfolgreichen politischen ArbeitJoumlrg Haiders die nicht umsonst gewesen sein darfldquo Lesen Sie hier Details uumlber die Ergebnisse der Landtags- Gemeinde-vertretungs- und Buumlrgermeisterwahl in Salzburghttpwwwsalzburggvatwahl09htm

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Salzburg hat gewaumlhlt

SPOuml OumlVP

FPOuml Gruumlne

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Innenpolitik

Wir haben in diesem Haus einstimmigdas Richtige beschlossenldquo so Bundes-

kanzler Werner Faymann (SPOuml) am 17 Fe-ber im Nationalrat Faymann unterstrichweiters daszlig Oumlsterreichs Konjunkturpaketsowohl bezuumlglich des Umfangs als auch inbezug auf den Zeitpunkt europaweit anzweiter Stelle liege Mit der groszligen Steuer-senkung samt Familienpaket den vorgezo-genen Infrastrukturmaszlignahmen und auchdem Bankenpaket habe die SPOuml-gefuumlhrteRegierung den bdquorichtigen Wegldquo eingeschla-gen ndash das bdquobescheinigen uns all jene Wirt-schaftsforscher unabhaumlngig ihrer politischenAusrichtungldquo die das sachlich und fundiertbestaumltigen Die gesetzten Maszlignahmen wuumlr-den einiges an Sicherheit und an Vertrauenschaffen so Faymann Die SPOuml-gefuumlhrteRegierung gehe in wirtschaftlich schwieri-gen Zeiten bdquosensibel und vorausschauendldquovor weil bdquouns die Menschen in der Wirt-schaft in unserem Land die Arbeitnehme-rinnen und Arbeitnehmer wichtig sindldquo

Das Auslagern von Problemen die ineiner Bank entstanden sind werde in vielenLaumlndern besprochen bdquoWir haben uns fuumlreinen anderen Weg entschieden Wir habenuns nicht dafuumlr entschieden irgendetwasauszulagern und einfach zu uumlbernehmensondern wir haben uns entschieden dort woGeld zur Verfuumlgung gestellt wird fuumlr diesesGeld selbstverstaumlndlich Zinsen zu verlangenund auch Vereinbarungen zu schlieszligen daszligkleinen und mittleren aber auch Industrie-unternehmen Kredite zur Verfuumlgung gestelltwerdenldquo fuumlhrte der Bundeskanzler aus

Geschlossen in wirtschaftlichangespannter Zeit vorgehen

Einige Forderungen wie die von denGruumlnen verlangte verstaumlrkte thermische Sa-nierung seien im Konjunkturpaket erfuumllltunterstrich Faymann bdquoWir haben in denVereinbarungen mit den Laumlndern fuumlr diethermische Sanierung ein Volumen fuumlr dasJahr 20092010 von uumlber einer Million Eurovereinbartldquo Die Frage der Oumlkologie und derOumlkonomie duumlrfe auch in wirtschaftlich ange-spannten Zeiten nicht gegeneinander ausge-spielt werden

Das Vorziehen von Investitionen in dieInfrastruktur und Investitionen in die Schie-ne wuumlrden viele Vorschlaumlge von seiten derOpposition erfuumlllen bdquoDort wo man fuumlr das-selbe ist ist es auch keine Schande wennman gemeinsam dazusteht zu diesem Ban-kenpaket zum Vorziehen von Infrastruktur-maszlignahmen zur Entlastung der Bevoumllke-rung zur Staumlrkung der Kaufkraft der Bevoumll-kerung zum Vorziehen von Bildungsmaszlig-nahmenldquo so Faymann Das Parlament solltegeschlossen dazu stehen

Das Modell der Kurzarbeit wuumlrde inten-siv in Anspruch genommen werden und seiim Vergleich zur Arbeitslosigkeit der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmern der richti-ge Weg und wuumlrden diesen uumlberdies dieMoumlglichkeit zur Weiterbildung bieten Aufeuropaumlischer Ebene werde am 1 Maumlrz einGipfel stattfinden bei dem weitere gleich-zeitige und vielleicht auch gemeinsameMaszlignahmen beschlossen werden erlaumluterteder Bundeskanzler

Proumlll Wahlkaumlmpfe solltennicht im Vordergrund stehen

bdquoDurch die Umsetzung von zwei Kon-junkturpaketen und der Steuerentlastung ndashmit einem eigenen Familienpaket und wich-tigen Inputs fuumlr Unternehmen ndash tun wir ge-nau das was in dieser schwierigen Situationnotwendig istldquo sagte Finanzminister JosefProumlll (OumlVP) bei der Debatte uumlber den Dring-lichen Antrag des BZOuml in der Sondersitzungdes Nationalrats Mit diesen drei Paketenbringe man bdquomit ruhiger Hand das Richtigeauf den Wegldquo Er Proumlll habe zwar Ver-staumlndnis fuumlr die Emotionen der Oppositionvor den bevorstehenden Landtagswahlendiese haumltte aber keinen einzigen Vorschlageingebracht um die Wirtschaft zu staumlrkendie Menschen zu entlasten und die Krise zubekaumlmpfen

Proumlll erinnerte die Opposition daran daszligdas notwendige Paket zur Unterstuumltzung derBanken im Nationalrat gemeinsam einstim-mig beschlossen wurde Nun wuumlrden sichBZOuml-Klubobmann Josef Bucher und FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Stracheallerdings von dem was sie damals als not-

wendig fuumlr Banken Sparer und zur Siche-rung der Spareinlagen und der Kreditwirt-schaft umgesetzt haben verabschieden

bdquoDieses Paket zur Unterstuumltzung der Ban-ken ist wichtigldquo verwies der Finanzministerdarauf daszlig auch eine Bank aus Kaumlrnten die-se Hilfe in Anspruch genommen habe bdquoIchwerde keiner Bank vorschreiben wann undin welcher Houmlhe sie von diesem angebote-nen Paket Gebrauch macht Wir sind bereitdiese Unterstuumltzung zu geben und werdendann dafuumlr Sorge tragen daszlig das Paketwirkt Kredite vergeben werden es aucheine starke Kontrolle gibt und sich dieseHilfsmaszlignahme auch fuumlr die Republik ent-sprechend rechnetldquo

bdquoDen Familien ndash von Alleinerziehern biszur Mehrkinderfamilie ndash werden wir miteinem Steuerentlastungspaket im Ausmaszligvon 500 Millionen Euro einen Input gebenKnapp zwei Milliarden Euro bieten wir denArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern alsEntlastung an um besser durch die Krise zukommen Und fuumlr kleinere und mittlere Un-ternehmen werden wir mit der Erhoumlhung desFreibetrags Akzente setzen Gerade die klei-neren und mittleren Betriebe koumlnnen uns mitihrem Potenzial aus der Krise fuumlhrenldquo soProumlll weiter

Der Finanzminister unterstrich in seinemStatement erneut die Wichtigkeit in Europaeine Stabilitaumltspartnerschaft vorzubereitenHeuer werde man gemeinsam mit den mit-tel- und osteuropaumlischen Laumlndern den20 Jahrestag der Oumlffnung des Eisernen Vor-hangs begehen bdquoNichts hat uns so gestaumlrktwie die Oumlffnung und wirtschaftliche Ent-wicklung in unseren Nachbarlaumlndernldquo Jetztsei es auch Teil unserer Verantwortung da-fuumlr Sorge zu tragen gemeinsam die Krisedurchzustehen

bdquoIn einer schwierigen Zeit die all unsereKompetenz ndash sowohl fiskalisch als auchwirtschaftspolitisch ndash fordert sollten nichtWahlkaumlmpfe und Wahlkampfgetoumlse dasuumlberdecken was wirklich notwendig istldquovielmehr gelte es die richtigen Schritte zumrichtigen Zeitpunkt zu setzen ndash bdquodiese Re-gierung macht dasldquo so der Finanzministerabschlieszligend

Krisenbekaumlmpfung inMinisterrat und Parlament

Zweitgroumlszligtes Konjunkturpaket in Europa ndash 23 Millionen EuroSteuerentlastung ndash 500 Millionen Euro Familienpaket

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InnenpolitikStrache Bundesregierung voumllligunfaumlhig zu Krisenmanagement

Eigentlich wisse man gar nicht genau woman anfangen solle wenn man uumlber dieMiszligwirtschaft der Bundesregierung sprechemeinte FPOuml-Bundesparteiobmann HC Stra-che zu Beginn seiner Rede in der Son-dersitzung des Nationalrats und nannte alsBeispiele die OumlBB die AUA die Post denORF und die Bankenkrise Was sich SPOumlund OumlVP seit ihrem Amtsantritt im Jaumlnner2007 geleistet haumltten grenze wirklich an einnegatives Wunder Die Regierung betreibevoumlllig unserioumlse Politik

Die Abloumlse der ASFINAG-Vorstaumlndehabe unnoumltige 700000 Euro pro Vorstandgekostet nur damit jetzt Faymanns Freundedrin saumlszligen Die OumlBB-Vorstaumlnde Soumlllingerund Huber haumltten 623 Millionen Euro ver-zockt und trotzdem die volle Abfertigungbekommen Huber habe bei seinem Abgang820000 Euro bekommen Die AUA werdemit einer Mitgift von 500 Millionen Euroverschenkt aber der gescheiterte AUA-Vor-stand Oumltsch fliege bei gutem Wind mit11 Millionen Euro an Abfertigung nach Hau-se kritisierte Strache Dafuumlr knausere manbeim Pflegegeld den Pensionen und denHeizkostenzuschuumlssen und speise die Men-schen mit einem Steuerrefoumlrmchen ab Al-lein 2 Milliarden Euro seien noumltig um dieMehrbelastungen durch die kalte Progres-sion abzugelten Die FPOuml trete fuumlr eine nach-haltige Steuerreform von 65 Milliarden Euroein Strache verlangte ein Familiensteuer-splitting echte Maszlignahmen fuumlr die KMUund eine Entlastung fuumlr den Mittelstand

Auch bei der Bankenkrise habe die Bun-desregierung gezeigt daszlig sie voumlllig unfaumlhigsei Krisenmanagement zu betreiben Trotzdes Versprechens des ehemaligen Finanz-ministers Molterer gebe es bis heute keineKontrollmechanismen durch den Rechnungs-hof Man muumlsse auch die Manager zur Ver-antwortung ziehen und eine Gehaltsdecke-lung einfuumlhren Weiters muumlsse man Auf-sichtsraumlte sicherstellen und vorgeben daszligsich die Banken auf das Kerngeschaumlft zukonzentrieren haumltten forderte Strache

Scheibner fordert raquoPakt zur Hilfefuumlr Oumlsterreich aus der Kriselaquo

bdquoDie Menschen haben es sich verdientdaszlig sie im Parlament und in der Regierungeine echte Vertretung habenldquo erinnerte dergeschaumlftsfuumlhrende BZOuml-Obmann HerbertScheibner zu Beginn seiner Rede Doch bdquodieVerantwortung kann man nicht laumlchelnldquo diebdquoFaymannisierungldquo ndash laumlcheln und schoumlnre-

den ndash muumlsse beendet werden Deshalb for-dert Scheibner Regierung und Oppositionauf gemeinsam einen bdquoPakt zur Hilfe fuumlrOumlsterreich aus der Kriseldquo zu bilden

Es fehle aber an der Einladung durch dieRegierung zu gemeinsamer Arbeit bdquoSetzenwir uns an einen Tisch ndash Regierung Oppo-sition Sozialpartner und machen wir einRettungspaket fuumlr die oumlsterreichische Wirt-schaft die Steuerzahler und fuumlr die Fami-lienldquo so Scheibner Und weiter bdquoWir wol-len daszlig gehandelt wird und wollen daszlig sichdie Menschen etwas leisten koumlnnenldquo

Scheibner kritisierte auch die viele Zeitdie seit dem Beschluszlig des Bankenpaketsverstrichen sei bdquoWie lange wollen Sie nochzuwartenldquo Auch das BZOuml sei bereit gewe-sen den Banken rasch zu helfen aber esfehlten eine Kontrolle der Spekulationsver-luste und die schnelle Weitergabe der Gelderan Kreditnehmer Und ganz im GegenteilbdquoDer Steuerzahler darf mit seinem Steuer-geld fuumlr die Spekulationsverluste der Bankenhaften muss als Bittsteller hingehen ndash undkriegt nichtsldquo so Scheibner

Faymanns Argument die Kurzarbeit hel-fe allen Unternehmen im Kampf gegen dieKrise laumlszligt Scheibner nicht gelten bdquoDieKleinen haben diese Moumlglichkeit nicht Wiesollen die eine Kurzarbeit uumlberlebenldquo SeinUrteil bdquoDas ist eine Abgehobenheit der Bun-desregierung die ungeheuerlich istldquo

Kogler raquoFinanzpolitischerUnfug erster Ordnunglaquo

bdquoWas Finanzminister Josef Proumlll mit sei-ner Budgetankuumlndigung tut ist finanzpoliti-scher Unfug erster Ordnungldquo kritisierte derBudget- und Finanzsprecher der GruumlnenWerner Kogler bdquoBudgetkuumlrzungen werdenOumlsterreich keinen Wirtschaftsaufschwungbescheren Offensichtlich ist diese Regie-rung voumlllig unfaumlhig in der Wirtschaftskrisedie notwendigen Maszlignahmen zu setzen Eshat keinen Sinn mit aller Gewalt in denAbschwung hineinzusparen Das kostet Jobsund kurbelt die Wirtschaft nicht an Voumllligunverstaumlndlich wieso Proumlll mit dem Hacke-beil unterwegs ist waumlhrend er bei den Ban-ken mit Milliarden-Geschenkkoumlrben durchdie Landschaft gehtldquo betonte Kogler

Leitl Oumlsterreichs Osteuropainitiativekommt zum richtigen Zeitpunkt

bdquoIn wirtschaftlich schwierigen Zeitenkann das Ziel Oumlsterreichs nur lauten besserals die anderen zu sein Probleme jenseitsunserer Grenzen koumlnnen wir daher nicht ein-fach abblockenldquo betonte der Praumlsident der

Wirtschaftskammer Oumlsterreich ChristophLeitl in einer gemeinsamen Pressekonferenzmit Vizekanzler und Finanzminister JosefProumlll Die Osteuropainitiative Proumllls kommedaher zum richtigen Zeitpunkt Oumlsterreichverdiene 6 von 10 Euro im Export und seieiner der staumlrksten Handelspartner in denmittel- und osteuropaumlischen Erweiterungs-laumlndern Um die Liquiditaumlts- und Finanzpro-bleme dort in den Griff zu bekommen seieine bdquoeuropaumlische Solidaritaumlt und nicht Ver-antwortungslosigkeitldquo gefragt so Leitl

bdquoDenn nicht nur Oumlsterreich braucht Ost-europa sondern ganz Westeuropa muszlig groumlszlig-tes Interesse fuumlr unsere Nachbarn im Ostenhaben So betraumlgt etwa der Handelsbilanz-uumlberschuszlig des Euroraumes gegenuumlber denneuen EU-Mitgliedslaumlndern uumlber 60 Mrd Eu-ro Das sichert Arbeitsplaumltze in Westeuropaldquobetonte der WKOuml-Praumlsident Als Maszlignahmeschlug er der gleichzeitig auch Ehrenpraumlsi-dent der Europaumlischen Wirtschaftskammerist neben zusaumltzlichen Krediten des Interna-tionalen Waumlhrungsfonds und einer Erhoumlhungder EU-Zahlungsbilnazhilfe ein zeitlich be-fristetes Aussetzen der staatlichen Kofi-nanzierung fuumlr Infrastrukturprojekte beiInanspruchnahme von EU-Mitteln aus denKohaumlsionsfonds vor

In bezug auf den heimischen Arbeits-markt merkte Leitl an daszlig in Sachen Kurz-arbeit nun Handlungsbedarf bestehe Es seimehr Flexibilitaumlt gefragt bei der Ausgestal-tung der Rahmenbedingungen Fuumlnf Men-schen in Kurzarbeit seien ihm Leitl jeden-falls lieber als ein Arbeitsloser Denn durchdie Kurzarbeit koumlnnten in Ausbildung undQualifikation investiert werden um sich fuumlrden Aufschwung vorzubereiten Man muumlssenun aber endlich zu einer sozialpartner-schaftlichen Loumlsung kommen um die Kurz-arbeit neu zu regeln Leitl bdquoWir braucheneine flexible KMU-taugliche praxisgerech-te Neuregelung der Kurzarbeitldquo Denn Kuumln-digungen als Alternative zur Kurzarbeit wol-le niemand

Zur Zukunftssicherung des Standortes Oumls-terreich betonte Leitl die Bedeutung einer Ver-waltungsreform Hier sei bdquoenormes Poten-tialldquo vorhanden das angesichts des Drucksder Wirtschaftskrise rasch genutzt werdensolle bdquoDenn so koumlnnen wir durch Einspa-rungen budgetaumlre Reserven schaffenldquo soLeitl Nach der Krise darf es wegen derjetzt notwendigen Maszlignahmen nicht zuSteuererhoumlhungen kommen Daher muumlssenwir Geld in der Buumlrokratie sparen um wie-der den notwendigen finanziellen Spielraumzu bekommenldquo

Mit der Einigung beim humanitaumlrenAufenthaltsrecht sei im Ministerrat ein

bdquowichtiger Punkt auf die Schiene gebrachtwordenldquo erklaumlrte Bundeskanzler WernerFaymann am 24 Feber Bei bdquoAltfaumlllenldquo vordem 1 Mai 2004 also bdquobei Menschen dieseit langem bei unssind und die integriertsind Selbsterhaltungs-faumlhigkeit Kenntnisseder deutschen Sprachealso verschiedene Fak-toren der Integrationaufweisenldquo sei es nun-mehr moumlglich bdquoin die-sen Ausnahmefaumlllen einhumanitaumlres Aufenthalts-recht zu genehmigenldquo

Der Bundeskanzlerinformierte daruumlber daszligdie letzte Entscheidunguumlber die Gewaumlhrungeines Aufenthaltstitelsbeim Innenministeriumbleibt Zudem werde einBeirat zu Beratung desInnenministeriums ein-gerichtet in dem jedenfalls Vertreter des In-nenministeriums und der NGOs (Non-Go-vernmental Organizations bzw Nichtregie-rungsorganisationen wie etwa die CaritasAnm) die mit Fragen der Menschrechte zutun haben Weiters gebe es nunmehr die Moumlg-lichkeit einer Patenschaft Auch hier solle dieMeinung des Beirats eingeholt werden kon-kret etwa in Fragen der Pruumlfung der Serio-sitaumlt des Paten

Grundsaumltzlich sei es mit der Einigung ge-lungen zu sagen bdquoWir wollen daszlig es dieseshumanitaumlre Aufenthaltsrecht gibt und wirwollen weder das Signal setzen daszlig jederder laumlnger bei uns ist eine Ausnahme istnoch wollen wir ein restriktives Signal set-zen daszlig es uumlberhaupt keine Ausnahme gibtldquoInsgesamt sei es gelungen eine Einigungherbeizufuumlhren die nun dem Parlamentzugeleitet werde so Faymann der unter-strich daszlig die Innenministerin eine bdquointensi-

ve und konstruktive Debatteldquo gefuumlhrt habeWiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl (SP)

meinte nachdem die urspruumlngliche Versiondes Patenschaftsmodells von einer bdquoMuszligldquo- zueiner bdquoKannldquo-Bestimmung veraumlndert wordensei koumlnne er mit dem Bleiberecht bdquolebenldquo

In Richtung Innenministerium meinte Haumlupldaszlig neben dem Bleiberecht noch viele ande-re Dinge zu verbessern waumlren Konkretmuumlszligte das Asylverfahren beschleunigt wer-den auch muumlsse es bessere Unterstuumltzungfuumlr die Erstaufnahmezentren in Oumlsterreichgeben Konkret sprach er fuumlr Niederoumlster-reich das Zentrum in Traiskirchen an Nebenall den juristischen Belangen erinnerteHaumlupl aber auch an die groszlige humanitaumlreTradition Oumlsterreichs nach 1945 Diese duumlrfeals Richtschnur bei allen politischen undrechtlichen Veraumlnderungen nicht aus denAugen verloren werden

Fekter Gruumlnde fuumlr einen humanitaumlrenAufenthalt werden kuumlnftig mitgepruumlft

Innenministerin Maria Fekter (VP) zeigtesich uumlber den Beschluszlig des Ministerrats er-freut bdquoVorgabe fuumlr die Novelle war daszlig eszu keiner Verlaumlngerung der Verfahrensdauer

kommt und kein zusaumltzlicher Antragsmara-thon entsteht Auszligerdem ist im Regierungs-programm die Neuregelung des humanitaumlrenAufenthaltes vereinbart wordenldquo

In Zukunft werden bei allen fremden-rechtlichen Verfahren ndash Asyl- Ausweisungs-

Abschiebe- und beiVerfahren zur Nieder-lassungsbewilligung ndashdie Gruumlnde fuumlr einenhumanitaumlren Aufenthaltmitgepruumlft Jeder Fallwird einzeln gepruumlftund entschieden DieVoraussetzungen dafuumlrhat der Verfassungs-gerichtshof in seinerJudikatur klar festgehal-ten

Art und Dauer desbisherigen Aufenthaltesund die Frage ob der bis-herige Aufenthalt rechts-widrig war

das tatsaumlchliche Be-stehen eines Familien-lebens in Oumlsterreich

die Schutzwuumlrdigkeit des Privatlebensder Grad der Integrationdie Bindungen zum Herkunftsstaatdie strafgerichtliche UnbescholtenheitVerstoumlszlige gegen die oumlffentliche Ordnunginsbesondere im Bereich des Asyl- Frem-denpolizei- und Einwanderungsrechtsdie Frage ob das Privat- und Familien-leben des Fremden in einem Zeitpunktentstand in dem sich die Beteiligten ihresunsicheren Aufenthaltsstatus bewuszligt wa-ren

bdquoKettenantraumlge bei unterschiedlichen Behoumlr-den muumlssen verhindert werdenldquo stellt Fekterklar Daher soll kuumlnftig die zustaumlndige Be-houmlrde in Kenntnis gesetzt werden und einenAufenthaltstitel von Amts wegen erteilenkoumlnnen wenn die Unzulaumlssigkeit der Aus-weisung auf Dauer wegen humanitaumlrenGruumlnden bereits in einem Asyl- oder Frem-denpolizei-Verfahren festgestellt worden ist

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Innenpolitik

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleibenVoraussetzungen dafuumlr sind auch Selbsterhaltungsfaumlhigkeit und

Kenntnisse der deutschen Sprache

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleiben

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bdquoDiese Neuregelung verhindert einen An-tragsmarathon und eine lange Verfahrens-dauer und fuumlhrt so auch zu einer raschenRechtssicherheit bei den Betroffenenldquo istdie Innenministerin uumlberzeugt

Antragsrecht fuumlr Altfaumllle

bdquoFuumlr Personen die sich seit dem 1 Mai2004 dauerhaft in Oumlsterreich aufgehaltenhaben und deren Aufenthalt uumlberwiegendlegal war schaffen wir ein Antragsrecht aufeinen humanitaumlren Aufenthalt fuumlr Altfaumllleldquoso Fekter

Diese seit 2004 oder laumlnger in Oumlsterreichaufhaumlltigen Personen welche nur negativeBescheide und Gerichtserkenntnisse bekom-men haben koumlnnen dann einen Antrag stel-len wenn sie die lange uumlberwiegend legaleAufenthaltsdauer nachweisen koumlnnen bei-spielsweise durch legale Beschaumlftigung oderlegalen Aufenthalt wegen langer Verfahrens-dauer

In diesem Sonderverfahren sind zusaumltz-lich zu den Kriterien der Judikatur des Ver-fassungsgerichtshofes folgende Kriterien zuberuumlcksichtigen

SelbsterhaltungsfaumlhigkeitUnterkunftUnterhaltschulische und berufliche AusbildungKenntnisse der deutschen Sprache

Der Antrag ist an den jeweiligen Lan-deshauptmann zu stellen bei positiver Erle-digung bedarf es der Zustimmung der In-nenministerin Diese wird durch einen beimBundesministerium fuumlr Inneres eingerichte-ten Beirat in ihrer Entscheidung beraten

Patenschaft als zentraler Bestandteil

bdquoBei Fehlen bestimmter Voraussetzungenkoumlnnen diese durch die Vorlage einer Paten-schaftserklaumlrung erbracht werdenldquo erklaumlrtFekter weiter bdquoDiese Patenschaft kann durchEinzelpersonen oder juristische Personenuumlbernommen werden Um jede Form desMiszligbrauchs zu verhindern bedeutet jeglicheVerknuumlpfung mit Bedingungen eine Nichtig-keit der Erklaumlrungldquo

bdquoWir verhindern damit Zuwanderung indie Armutldquo betont die Innenministerin EineFinanzierung der Patenschaft aus Steuermit-teln ist unzulaumlssig Sie bedarf einer notariel-len Beglaubigung und ist fuumlr drei Jahre guumll-tig bdquoDurch die Patenschaft kommt es zueiner besseren Integration und zur Entla-stung der oumlffentlichen Handldquo so Fekter

Aufgrund eines Erkenntnisses des Verfas-sungsgerichtshofes vom 27 Juni 2008 wur-

de die nun vorgeschlagene Aumlnderung not-wendig bdquoDurch diese Neuregelung ist si-chergestellt daszlig es in Zukunft zu keinen Ver-fahrensverzoumlgerungen mehr kommt und keinzusaumltzlicher Antragsmarathon entsteht ndashhumanitaumlre Faumllle werden pragmatisch rechts-staatlich menschenwuumlrdig und im Einzelfallgeloumlstldquo so die Innenministerin abschlieszligend

Strache Kapitulation vor dem Asylmissbrauch

bdquoEine Legalisierung von Illegalenldquo seidie von der rot-schwarzen Regierung be-schlossene ungeheuerliche Bleiberechts-Re-gelung bdquoSPOuml und OumlVP leisten damit eineskandaloumlse Beihilfe zum Asylmiszligbrauchldquoerklaumlrte FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache

Ganz nach dem Motto bdquoWer lange genugbetruumlgt wird belohntldquo stelle die Regierungden Verfahrensverzoumlgerern nunmehr eineBleibemoumlglichkeit in Aussicht bdquoDas istquasi eine Regierungseinladung fuumlr Asyl-miszligbrauch und alle Wirtschaftsfluumlchtlingeldquosagt Strache

Bedauerlich und unbegreiflich sei daszlig da-mit seitens der groszligen Koalition eine Kapitu-lation vor dem Asylmiszligbrauch stattfindebdquoDas ist ein Schlag ins Gesicht der Oumlsterrei-cherldquo findet der FPOuml-Chef treffende Wortefuumlr den Beschluszlig des Ministerrats DennTausende bdquoZogajsldquo wuumlrden in Zusammenar-beit mit dieser Regierung den Oumlsterreichernnunmehr auf der Nase herumtanzen bdquoDieseRegierung gehoumlrt rasch abgewaumlhltldquo

Nichts anderes als eine weitere Form derZuwanderung sei das beschlossene Bleibe-recht kritisierte der FPOuml-Sprecher fuumlr In-nere Angelegenheiten Harald Vilimsky DieFPOuml verwehre dem massiv die ZustimmungEntweder gaumlbe es einen Grund fuumlr Asyl undSchutz oder eben nicht Fekter sei von denlinken Asyllobbies die mit diesem Themajede Menge Geld erwirtschaften offenbar indie Knie gegangen so Vilimsky

Das Bleiberecht komme einer de-factoLiberalisierung des ohnehin viel zu liberalenAsylgesetzes gleich aumlrgert sich VilimskyKuumlnftig wuumlrden Asylsuchende die in Wahr-heit nichts anderes sind als zum uumlberwiegen-den Teil Wirtschaftsfluumlchtlinge neben demnormalen Asylverfahren der Regelung dessubsidiaumlr Schutzberechtigten nun auch nochdas Bleiberecht zur Aufenthaltsverfestigungangeboten erhalten Oumlsterreich werde durchdie rot-schwarze Bundesregierung nochmehr zur Lachnummer im international or-ganisierten Asylbetrug Faymann und Fekterseien mittlerweile die Schirmherren fuumlr die

internationale Asylmafia und auch persoumln-lich fuumlr alle Miszligstaumlnde verantwortlich zumachen so Vilimsky

Scheibner Regierunglegalisiert Illegale

Scharfe Kritik an der von SPOuml und OumlVPgeplanten Aufweichung des strengen Asyl-rechtes kommt vom geschaumlftsfuumlhrendenBZOuml-Chef Herbert Scheibner Die Zahl derAsylantraumlge steige so sei die Zahl derAsylantraumlge von 11921 im Jahr 2007 auf12809 im Jahr 2008 geklettert Das bedeuteeinen Anstieg von 745 Prozent bdquoAnstattwie vom BZOuml gefordert das Asylgesetz wei-ter zu verschaumlrfen und damit missbrauchs-sicherer zu machen oumlffnen SPOuml und OumlVPdie Tuumlren nach Oumlsterreich noch weiter Dasist massiv abzulehnenldquo so Scheibner Be-sonders die Bleiberechtsregelung daszlig einAsylwerber seinen Aufenthalt in Oumlsterreichnur bdquouumlberwiegend legalldquo haben muszlig ist fuumlrden BZOuml-Obmann inakzeptabel bdquoDieseneue Bleiberechtsregelung bedeutet nichtsanderes als daszlig die Bundesregierung Illega-le legalisiert Was Oumlsterreich beispielsweisebei Spanien immer kritisiert und angepran-gert hat naumlmlich die Legalisierung illegalerZuwanderer setzen SPOuml und OumlVP jetztselbst um Das BZOuml wird hier saumlmtliche par-lamentarischen Mittel wahrnehmen umdiese absurde Regelung zu verhindernldquo kuumln-digt Scheibner entschlossenen Widerstanddes BZOuml an

Fuumlr den BZOuml-Obmann wird bdquomit demneuen Bleiberecht Marke FaymannProumlllFekter ein Anreiz zur organisierten Aufent-haltsertrutzunglsquo geschaffenldquo Wer das Gesetzmit Hilfe der Asylindustrie kuumlnftig nur langgenug beuge breche oder umgehe koumlnnemit einem legalen Aufenthalt in Oumlsterreichrechnen bdquoDas ist ein Hohn gegenuumlber allenAsylwerbern die wirklich verfolgt werdenund sich an Regeln und Gesetze halten DasBZOuml kann sich durchaus einen humanitaumlrenAufenthalt fuumlr Asylwerber vorstellen wennder Staat mindestens fuumlnf Jahre lang nichtfaumlhig war eine Entscheidung zu treffen lehntaber die geplante Belohnung der Aufenthalts-ertrutzunglsquo massiv abldquo Auch mit der staumlrke-ren Beruumlcksichtigung von Aspekten wieSchutz des Familienlebens oder der Unbe-scholtenheit werde eine weitere Hintertuumlr imAsylverfahren weit geoumlffnet bdquoDaszlig ein Asyl-werber nicht kriminell wird ist eine dochGrundvoraussetzung fuumlr Asyl und keineQualifizierung Das BZOuml fordert Asyl nurfuumlr wirklich Verfolgte dann aber auchSchnellverfahren

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Innenpolitik

Korun Gesetzesentwurffuumlr Gruumlne raquokatastrophallaquo

Harsche Kritik an der neuen Regelungdes humanitaumlren Bleiberechts ist von denGruumlnen gekommen Wie Menschenrechts-sprecherin Alev Korun betonte sei das Innen-ministerium nach wie vor bdquoHerrldquo uumlber alleVerfahren Sowohl bei den Altfaumlllen wo einBeirat eingebunden ist als auch bei jenenwo humanitaumlre Aspekte beruumlcksichtigt wer-den Korun bezeichnete den Gesetzesent-wurf als bdquokatastrophalldquo die vorhandeneBleiberechtsproblematik werde nicht geloumlst

bdquoDas Chaos wird weitergehen das Blei-berecht bleibt auf der Streckeldquo kritisierteKorun die sich noch Aumlnderungen des Geset-zes erhofft Problematisch allein sei schondaszlig Bleiberechtsfaumllle in bdquozwei ungleicheGruppenldquo geteilt wuumlrden Die Empfehlungeines im Innenministerium vorgesehenen Bei-rats fuumlr Altfaumllle sei bdquovoumlllig unverbindlichldquoeine Berufung sei zudem nicht vorgesehenBei der zweiten Gruppe der neuen Faumllle stoumlszligtsich die gruumlne Menschenrechtssprecherindaran daszlig das Ministerium bereits erteiltesBleiberecht fuumlr nichtig erklaumlren koumlnne

Korun befuumlrchtet auch eine bdquoIllegalisie-rungswelleldquo die bei bereits seit langem inOumlsterreich aufhaumlltigen Personen anrollenkoumlnnte Sollte verabsaumlumt werden einenVerlaumlngerungsantrag einzubringen wuumlrdendiese wie Neuzuwanderer behandelt undkoumlnnten so nach vielen Jahren Aufenthalt inOumlsterreich ausgewiesen werden

Der gruumlne Gesetzesvorschlag der auchbeim kommenden Innenausschuszlig behandeltwerden soll Wer sich mehr als drei Jahreunverschuldet im Asylverfahren befindetund zudem unbescholten ist erhaumllt die Moumlg-lichkeit auf eine Niederlassungsbewilligungbdquoumzusteigenldquo

Landau Lebbarer Kompromiszligbei strittigen Patenschaften

Caritasdirektor Michael Landau begruumlszligtdas Bemuumlhen der Regierung das Gesetz zuentschaumlrfen bdquoAktuell sind die Patenschaftennicht mehr verpflichtend vorgesehen waseinen wesentlichen Fortschritt zum ur-spruumlnglichen Entwurf darstellt ndash aus unsererSicht ein lebbarer Kompromiszlig im Sinne derhilfesuchenden Menschenldquo

Landau bdquoMan wird sich in der Praxis sehrgenau anschauen muumlssen wie das Gesetz beiheiklen Themen wie zB dem Missbraucheiner Patenschaft greift Verbote loumlsen nochkeine Probleme ndash nur weil das Schnellfahrenmit dem Auto verboten ist rasen dennochviele Menschenldquo

Leider bleiben auch mit der Neuregelungdes humanitaumlren Aufenthalts einige Dingeungeloumlst Landau bdquoIch haumltte mir etwa einemenschliche Loumlsung fuumlr jene Langzeitasyl-werber gewuumlnscht die bereits bis zu 10 Jah-ren in Oumlsterreich leben Diese Menschen inder Warteschleife haumlngen zu lassen ist voumllliginakzeptabelldquo

Thema Integration als naumlchsteAufgabe fuumlr die Regierung

Oumlsterreich braucht einen fairen Umgangmit allen Menschen egal welcher Herkunftund einen menschenrechtskonformen Um-gang mit Schutzsuchenden bdquoDas Migra-tionsthema darf nicht laumlnger nur unter demSicherheitsaspekt abgehandelt werden Mi-gration und Integration sind Querschnitts-themen die alle Gesellschaftsbereiche be-ruumlhren Die Regierung sollte das Integra-tionsthema mit der noumltigen Nuumlchternheit undGelassenheit besser heute als morgen ange-henldquo In diesem Zusammenhang erinnertLandau an das gemeinsame Papier derKirchen und Religionsgemeinschaften dasunter anderem eine Harmonisierung vonAufenthalt und Beschaumlftigung als wichtigeVoraussetzung fuumlr erfolgreiche Integrationsieht

Chalupka Keine EuphorieKritikpunkte bleiben bestehen

Laut Diakonie sollte der eigentliche Sinnder vorgeschlagenen Gesetzesaumlnderungen inder Sanierung von Faumlllen gelegen sein indenen Menschen ohne Aufenthaltsrecht ihrDasein in Oumlsterreich fristen Der Groszligteilder durch die Gesetzesaumlnderung zu erfassen-den Altfaumllle wird nun abermals keiner auf-enthaltsrechtlichen Sanierung zugefuumlhrt wer-den und damit werden weiterhin zahlreicheFaumllle mit rechtlichem Anspruch nach Art 8EMRK unerfaszligt bleiben

bdquoEs ist fraglich worum es hier geht Umdie lange uumlberfaumlllige Bleiberechtsregelungfuumlr Menschen die in den letzten Jahren zwi-schen die Stuumlhle sich staumlndig neu erfinden-der fremdenrechtlicher Bestimmungen ge-fallen sind Oder doch nur um eine vorder-gruumlndige Reparatur um den Verfassungs-gerichthof ruhig zu stellen Eigentlichmuumlszligte es aber im Interesse der Republik ge-legen sein moumlglichst viele irregulaumlr Aufhaumll-tige zur Antragstellung zu bewegen Statt-dessen ist nunmehr aber zu befuumlrchten daszliggerade jene Menschen die schon besonderslange oft unverschuldet ohne legalen Auf-enthalt im Land leben erst recht nicht in denGenuszlig einer Sanierung kommen werdenldquo

beurteilt Diakonie-Direktor Michael Cha-lupka das vom Ministerrat verabschiedeteund geaumlnderte Bleiberechtsgesetz

bdquoAls der Verfassungsgerichtshof die ur-spruumlngliche Regelung aufhob und meintedas sei Gnadenrecht und deshalb einesRechtsstaates unwuumlrdig meinte er damit daszligein rechtstaatliches Verfahren angebrachtwaumlre Der Regierungsentwurf sieht zwar nunein Antragsrecht vor aber keine Berufungs-moumlglichkeit gegen einen Bescheid uumlber denwieder ein Ministerialbeamter entscheidenwird Man darf fragen ob das eine wirklicheVerbesserung istldquo Den vorliegenden Ent-wurf beurteilt die Diakonie als Opferschutz-gesetz das die Opfer aber nicht schuumltzt Ge-rade gegen Opfer von Menschenhandel oderfamiliaumlrer Gewalt wird aufgrund ihres illega-len Aufenthaltes oftmals zuerst ein Aufent-haltsverbot erlassen bevor sie uumlberhaupt alsbdquoOpferldquo erkannt werden Gleiches gilt wohlauch fuumlr Opfer familiaumlrer Gewalt

Weidenholzer Kritik daszlig letztlichdas Innenministerium entscheidet

Entgegen der urspruumlnglichen Idee vonInnenministerin Maria Fekter wird einePatenschaft nun nicht zwingende Vorausset-zung fuumlr die Gewaumlhrung eines BleiberechtsbdquoDas ist durchaus auch ein Erfolg zivilge-sellschaftlichen Engagementsldquo zeigt sichUniv Prof Josef Weidenholzer Praumlsidentder Volkshilfe Oumlsterreich erfreut

Wie vom Verfassungsgerichtshof gefor-dert gibt es nun fuumlr Betroffene die sich seitMai 2004 durchgehend in Oumlsterreich aufhal-ten die Moumlglichkeit auf Laumlnderebene einenAntrag zu stellen Bei einer positiven Emp-fehlung muszlig das Bleiberecht noch vom In-nenministerium bestaumltigt werden Dazu wirdein Beirat eingerichtet der beratende Funk-tion hat bdquoAn der alten Regelung bei der dasInnenministerium das letzte Wort hat und eskeine Berufungsmoumlglichkeit gibt hat sichdadurch leider nicht wirklich etwas geaumln-dertldquo kritisiert Weidenholzer Bei neuenAsylantraumlgen muumlssen in Zukunft humanitaumlreGruumlnde wie das Recht auf Familienlebenbereits im Verfahren gepruumlft werden bdquoHiermuszlig sichergestellt werden daszlig fuumlr diesePruumlfung auch die notwendigen Ressourcenvorhanden sindldquo

Trotz der positiven Signale gilt es aberfuumlr die Regierung noch viele Fragen in derMigrations- und Integrationspolitik anzuge-hen bdquoSo muszlig es endlich einen regulaumlren Zu-gang zum Arbeitsmarkt waumlhrend des Asyl-verfahrens sowie einen besseren Zugang zuBildungsmaszlignahmen gebenldquo

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Innenpolitik

Die Presse Finanzminister Proumlll hat dasAuszligenministerium aufgefordert die Ermes-sensausgaben um zehn Prozent zu kuumlrzenHaben Sie schon den Rotstift angesetzt

Spindelegger Wir stehen vor schwierigenVerhandlungen Einsparungen in dieser Houml-he wuumlrden zwangslaumlufig zu einem Verzichtauf Sicherheitsleistungen fuumlr oumlsterreichischeBuumlrger im Ausland fuumlhren Auch bei derVisaerteilung duumlrfen wir uns keine Abstrichebei der Sicherheit leisten Es geht letztlichum Oumlsterreichs Interessensvertretung in derWelt

Die Presse Koumlnnen Sie die Ausgaben beider Entwicklungszusammenarbeit wirklichauf die vereinbarten 051 Prozent des BIP er-houmlhen oder muumlssen Sie nun Abstriche ma-chen

Spindelegger Die Zielsetzung ist undbleibt 051 Prozent des BIP zu erreichenDazu hat sich die gesamte Bundesregierungbekannt Wir haben im Regierungspro-gramm eine schrittweise und substanzielleErhoumlhung der Mittel fuumlr die Entwicklungs-zusammenarbeit vereinbart Auch dafuumlr wer-de ich in den Budgetverhandlungen kaumlmp-fen

Die Presse Die US-Praumlsidentenwahl war janicht uumlberraschend am 4 November ange-setzt Trotzdem hat Oumlsterreich seit Monatenkeinen Botschafter in Washington Kann sichOumlsterreich einen derartig traumlgen Bestell-modus leisten

Spindelegger Der Bestellmodus ist nichttraumlge Ich habe sofort nach meinem Amtsan-tritt 40 Vertretungsposten ausgeschriebenund will rasche Neubesetzungen

Die Presse Sie haben den neuen US-Prauml-sidenten begruumlszligt indem Sie eine Aufnahmevon Guantaacutenamo-Haumlftlingen kategorischausgeschlossen haben Wie denken Siekommt so eine Haltung in den USA an

Spindelegger Eine gute Beziehung vertraumlgtklare Antworten Die Amerikaner haumlttennichts davon wenn wir jetzt lavieren unddann erst recht ablehnen Oumlsterreich pruumlftAntraumlge auf Asyl oder Zuwanderung indivi-duell Ich habe als Auszligenminister keinPouvoir zu sagen daszlig Oumlsterreich pauschal

drei oder fuumlnf Haumlftlinge aufnimmt Das waumlreein Systembruch Wenn ein Haumlftling ausGuantaacutenamo einen Antrag auf Asyl stellt istdas natuumlrlich zu behandeln

Die Presse Es gibt aber auch Rechtsexper-ten die der Ansicht sind daszlig eine Aufnahmevon Haumlftlingen im bestehenden Systemmoumlglich ist Sind Ihre Gruumlnde nicht vorge-schoben

Spindelegger Fuumlr eine Uumlbernahme von Ge-fangenen aus humanitaumlren Erwaumlgungen waumlreein eigener Vertrag zwischen Oumlsterreich undden USA erforderlich Ein solches Abkom-men besteht nichtDie Presse Die USA werden die Europaumlerauch in Afghanistan um Hilfe bitten WirdOumlsterreich da hilfsbereiter sein

Spindelegger Durch den Tschad-Einsatzsind wir an der Kapazitaumltsgrenze Ich sehekeine Moumlglichkeit Militaumlrpersonal in groumlszlige-rem Umfang nach Afghanistan zu schicken

Die Presse Koumlnnten oumlsterreichische Solda-ten nach Ende des Tschad-Einsatzes in Af-ghanistan zum Einsatz kommen

Spindelegger Die Wahlen in Afghanistan fin-den in diesem Sommer statt Darum solltenwir uumlberlegen ob wir in Afghanistan andershelfen koumlnnen bei der Ausbildung von Poli-zisten etwa oder bei der Wahlbeobachtung

Die Presse Sollten die USA am Raketen-schutzschirm festhalten der Ruszligland so ver-aumlrgert

Spindelegger Wir werden sehen wie dieneue US-Administration weiter vorgeht Esgibt Punkte die bezweifeln lassen ob derRaketenschutzschirm seinen Zweck erfuumlllt

Die Presse Welche Vision haben Sie fuumlrOumlsterreichs Auszligenpolitik

Spindelegger Ich will die zwei Jahre Mit-gliedschaft im Sicherheitsrat nuumltzen um Wienwieder verstaumlrkt als Drehscheibe fuumlr Dialogund Frieden auf die Landkarte zu setzen

Die Presse Was heiszligt das konkret

Spindelegger Ich habe mit UN-Generalse-kretaumlr Ban Ki-moon Vorgespraumlche gefuumlhrtwie wir den UN-Standort Wien ausbauenund welche Konferenzen wir abhalten koumln-nen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWir brauchen denEU-Beitritt Kroatienslaquo

Im raquoDie Presselaquo-Interview mit Christian Ultsch lehnt VP-Auszligenminister MichaelSpindelegger die Sparvorgaben seines Parteichefs und Finanzministers Proumlll ab

Nach Afghanistan will er Polizeiausbildner und Wahlbeobachter schicken

Begibt sich auf eine Zuhoumlr-Tour durchOumlsterreich BM Michael Spindelegger

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Die Presse An welche Themen denken Sieda

Spindelegger In Wien fand vor Weihnach-ten etwa eine europaumlisch-arabische Konfe-renz statt In diese Richtung muumlssen wirweitergehen Beim naumlchsten Treffen koumlnntenwir uns der Ressourcenfrage zuwenden et-wa Wasser als Mangelware im Nahen Osten

Die Presse Glauben Sie wirklich dassOumlsterreich besondere strategische Interessenhat in Nahost

Spindelegger Der Nahe Osten ist unsereNachbarschaft Wir sind nicht diejenigendie Frieden bringen koumlnnen Fuumlr mich istaber Auszligenpolitik auch Sicherheitspolitikum von Oumlsterreich Konflikte fernzuhalten

Die Presse Sind da nicht Laumlnder wie Spa-nien und Frankreich die eine historisch engeBeziehung zum Nahen Osten verbindet vielbesser geeignet

Spindelegger Oumlsterreich genieszligt Vertrauenin der Region Wir koumlnnen als Bruumlcke dienenzwischen den arabischen Laumlndern und derwestlichen Welt

Die Presse Welche internationale Krisenkoumlnnte denn Oumlsterreich entschaumlrfen

Spindelegger Vermittlung muszlig von beidenSeiten gewuumlnscht sein Ich habe angebotenim Grenzstreit zwischen Slowenien undKroatien zu vermitteln Das haumltte von dereinen Seite besser ausgesehen als von deranderen aber das muszlig man akzeptieren

Die Presse Welche neuen Akzente wollenSie als Auszligenminister setzen

Spindelegger Ich habe das langfristigeZiel einen ganz neuen Raum fuumlr Oumlsterreichzu oumlffnen naumlmlich die SchwarzmeerregionIn Rumaumlnien gibt es derzeit etwa 5000 oumlster-reichische Unternehmen Sie wollen auch indie umliegenden Laumlnder rund um dasSchwarze Meer staumlrker investieren und dortFuszlig fassen

Die Presse An welche Laumlnder denken Sieda

Spindelegger An die Nordkuumlste der Tuumlrkeian die Ukraine Aserbaidschan ArmenienGeorgien an Laumlnder die auch eine strategi-sche Bedeutung im Energiesektor haben

Genauso Moldawien auch Weiszligruszligland Wodie Wirtschaft hinwill kann die Auszligen-politik den Weg bereiten

Die Presse Es hat den Anschein daszlig sichnach dem Irland-Referendum die Stimmungin der EU gegen eine baldige Aufnahme derWestbalkanstaaten gedreht hat hellip

Spindelegger Das sehe ich nicht so drama-tisch Wir brauchen einen naumlchsten konkre-ten Schritt den EU-Beitritt Kroatiens Damitbleibt auch die Perspektive fuumlr alle anderenStaaten offen

Die Presse Oumlsterreich ist ja mit seinem Ost-hilfepaket ziemlich abgeblitzt in der EU HatOumlsterreich zu wenige Verbuumlndete in derUnion

Spindelegger Wir sind erst am Beginn derDiskussion Anfang Maumlrz werden wir dasThema beim EU-Sondergipfel wieder aufsTapet bringen

Die Presse Die EU erwaumlgt im Atomstreit mitdem Iran die Sanktionen zu verschaumlrfen WirdOumlsterreich wieder auf der Bremse stehen

Spindelegger Die neue US-Administrationhat dem Iran direkte Gespraumlche angebotenTeheran hat darauf positiv reagiert Auf deranderen Seite treibt der Iran sein Atom-programm voran Daher glaube ich daszlig manden Druck erhoumlhen und gleichzeitig vertrau-ensbildende Maszlignahmen setzen muszlig Oumlster-reich steht nicht auf der Bremse wenn sichSanktionen als notwendig erweisen

Die Presse Die OMV hat einen Gasvor-vertrag mit dem Iran geschlossen War daspolitisch hilfreich

Spindelegger Es ist jetzt nicht die richtigeZeit mit dem Iran Gasvertraumlge zu schlieszligen

Das bdquoOumlsterreich Journalldquo dankt der bdquoPresseldquofuumlr die Genehmigung zur Veroumlffentlichunghttpdiepressecom

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Am 26 Februar wurde das neue oumlsterrei-chische Honorarkonsulat in Hatay (dem

alten Antiochia) durch Botschafterin Guumlrerund Kulturminister Guumlnay eroumlffnet Oumlsterrei-chischer Honorarkonsul wird Mehmet Kilic-lar Besitzer des groumlszligten Unternehmens derRegion Hatboru Kiliclar und seine Familiesind ein ausgezeichnetes Beispiel fuumlr dieIntegrations- und Karrieremoumlglichkeiten tuumlr-kischer GastarbeiterInnen in Oumlsterreich Voruumlber 30 Jahren nach Oumlsterreich ausgewan-dert und in Oumlsterreich ausgebildet kehrte dieFamilie vor mehr als 10 Jahren nach Hatayzuruumlck und ist heute mit der Rohrfirma Hat-boru mit ca 300 Bediensteten der groumlszligte Ar-beitgeber der Region und tuumlrkischer Markt-fuumlhrer in bestimmten Sparten Hatboruexportiert neben vielen Laumlndern auch nachOumlsterreich

Die Eroumlffnungsfeierlichkeiten fanden alserste Veranstaltung im historischen neu re-novierten bdquoParlamentskulturzentrumldquo stattdas waumlhrend der achtmonatigen Unabhaumln-gigkeit Antakyas 1938 Sitz des Parlamentswar Als kulturelles Rahmenprogramm wur-de ein oumlsterreichisch-tuumlrkisches Violinkon-zert von Prof David und Imge Tifils gefolgtvon einem Auftritt eines lokalen Chors gebo-ten Auszliger Kulturminister Guumlnay waren

auch der Gouverneur der Buumlrgermeister undAbgeordnete sowie insgesamt ca 450 Per-sonen anwesend

Hatay an der syrischen Grenze gehoumlrtzu dem in letzter Zeit wirtschaftlich florie-renden Suumldostteil der Tuumlrkei wo sich inunmittelbarer Naumlhe die Wirtschaftsmetropo-len Adana Iskenderum und Gaziantep befin-den Oumlsterreichische Wirtschaftsdelegatio-nen besuchten wiederholt Hatay und dieangrenzenden Regionen

In Hatay befindet sich mit der St Peters-kirche die erste Kirche der Welt die Be-zeichnung bdquoChristenldquo wurde in Antiochiagepraumlgt wo auch zehn Kirchenkonzile statt-fanden Noch heute ist Hatay fuumlr seinen mul-tireligioumlsen und multiethnischen Hintergrundbekannt Der beruumlhmte bdquoChor der Zivilisa-tionenldquo setzt sich aus sunnitischen alewiti-schen armenischen katholischen juumldischenund orthodoxen VertreterInnen zusammen

Hatay ist neben Bursa Bodrum Izmirund Mersin das fuumlnfte oumlsterreichische Ho-norarkonsulat in der Tuumlrkei Weitere Hono-rarkonsulate sind entlang der Mittelmeer-kuumlste im Suumldosten der Tuumlrkei in Zentralana-tolien an der Schwarzmeerkuumlste und imeuropaumlischen Teil der Tuumlrkei geplant httpwwwaussenministeriumatankara

Eroumlffnung des oumlsterreichischenHonorarkonsulats in Hatay

Der Ministerrat hat am 17 Feber dieFortsetzung der humanitaumlren Tschad-

Mission des Bundesheeres bis Ende 2009beschlossen Das Bundesheer wird weiterhineine wichtige Aufgabe im Tschad wahrneh-men Das Mandat umfaszligt die Entsendungeines Logistikkontingentes mit bis zu 130 Sol-datinnen und Soldaten (bisher 160) Es wirdfuumlr den Transport der Versorgungsguumlter fuumlrdie Blauhelm-Truppe verantwortlich seinund damit einen wichtigen Beitrag zumAufwuchs der gesamten Mission leisten

bdquoOumlsterreichische Blauhelme werden einerhalben Million Menschen im Tschad Schutzund Hilfe geben Diese Menschen brauchenuns und wir werden uns vor dieser Verantwor-tung nicht druumlckenldquo sagt Verteidigungsmi-nister Norber Darabos (SPOuml) bdquoWie nur we-nige Armeen auf der Welt verstehen es unse-re Soldaten bei Friedensmissionen Vertrauenin der Bevoumllkerung aufzubauen Auch imTschad ist uns das durch ausgezeichneteArbeit und viel Engagement gelungen DieUNO schaumltzt die Oumlsterreicher weil dietschadische Bevoumllkerung die Oumlsterreicherschaumltztldquo

Der Ressortchef miszligt Afrika hohe sicher-heitspolitische Bedeutung zu bdquoEntwicklun-gen in Afrika haben zunehmend Auswirkun-gen auf Europa Wenn Afrika anfaumlngt seineProbleme zu exportieren werden wir inEuropa am staumlrksten davon betroffen seinAfrika ist von groszliger Bedeutung fuumlr die Si-cherheit Europas Deshalb ist es in unseremeigenen Interesse Afrika Hilfe zur Selbst-hilfe zu gebenldquo

Die Ziele von MINURCAT II

Das derzeitige Mandat fuumlr die EUFOR-Mission zum Schutz von Fluumlchtlingen undHilfsorganisationen im oumlstlichen Grenzge-biet zur sudanesischen Provinz Darfur laumluftam 15 Maumlrz aus Der UNO-Sicherheitsratbeschloszlig einstimmig die Entsendung einerUNO-Nachfolgemission MINURCAT dieauch eine Militaumlrkomponente aufweist

Das Mandat der kuumlnftigen UNO-Missionumfasst im Kern dieselben Aufgaben wie dielaufende EU-Mission Schutz von Zivilper-

sonen insbesondere von Fluumlchtlingen undBinnenvertriebenen Verbesserung der allge-meinen Sicherheitslage um humanitaumlreHilfsleistungen zu erleichtern Unterstuumlt-zung der Grundlagen fuumlr den langfristigenzivilen Wiederaufbau und von Maszlignahmendie fuumlr die freiwillige Ruumlckkehr der Fluumlcht-linge und Vertriebenen notwendig sindsowie Schutz von Personal Einrichtungenund Ausruumlstung der UNO

Das Bundesheer-Kontingent im Tschad

Das oumlsterreichische Kontingent unterUNO-Flagge (bis zu 130 Angehoumlrige desBundesheeres) wird weiterhin eine wichtigeAufgabe im Tschad wahrnehmen Es wirdals Logistikeinheit fuumlr den Transport derVersorgungsguumlter verantwortlich sein

Das oumlsterreichische Logistikkontingentsetzt sich aus dem KontingentskommandoFuumlhrungs- Versorgungs- Transport- In-standsetzungs- Unterstuumltzungs- Sicherungs-und Sanitaumlts-Element zusammen httpwwwbmlvgvat

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad

Oumlsterreich setzt die vielbeachtete und international anerkannte Traditionin der Unterstuumltzung der Friedensarbeit der Vereinten Nationen fort

Die Wirklichkeit in Afrika Vom Regen aufgeweichter Boden

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Patrouille waumlhrend eines Sandsturmes

Vor dem Kongreszligcenter werden dieGaumlste ndash wie in Wien ndash bereits mit

Fiaker Maronibrater und Wuumlrstlstandl be-gruumlszligt Ganz wie am Opernball halt

1600 Gaumlste lieszligen sich vom Fiaker zumroten Teppich vorfahren und vom Walzer-virus anstecken Die Roben einiger Damenwaren dieses Mal so ausladend daszlig dieDamen nicht mehr durch die Drehtuumlr amEnde des roten Teppichs paszligten flugs oumlffne-ten die Portiers eine extrabreite Nebentuumlrund der groszlige Auftritt der Ballschoumlnheitenwar wieder gerettet

Festlich geschmuumlckt mit 10000 Nelkenaus San Remo in den Farben Roseacute und Weiszligmit groszligen Maria Theresia-Kristalllusternund Stoffdraperien in Roseacute und Creme botsich dem staunenden Publikum ein traum-haft schoumlner (und total ausverkaufter) Ball-saal wie aus Wiener Kaiserzeiten

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament

Der raquoKaiserballlaquo am 6 Feber 2009 der raquo52 Ball der Oumlsterreicherlaquo stand unterdem Motto raquoWiener Blutlaquo ndash und das gepaart mit raquoMuumlnchner Temperamentlaquo wardie prickelnde Mischung fuumlr eine zauberhafte rauschende Ballnacht im groszligen

Kongreszligsaal des ICM Muumlnchen

Von Evelyn Watzka )

) Evelyn Watzka ist Vizepraumlsidentin der Oumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaft eV Muumlnchen

Gruppenbild der 124 Debuumltantinnen und Debuumltanten des Kaiserballs 2009 Im Bild unten Praumlsident CP Wieland Vizepraumlsi-dentin Evelyn Watzka raquodie gute Seele des Kaiserballslaquo Mechthilde Wieland und Vorstand Heinz Watzka (vl)

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Schon bei der Eroumlffnung durch PraumlsidentCarl Paul Wieland bekamen die Ballgaumlsteeine Kostprobe des Wiener Charmes als eszur Begruumlszligung hieszlig bdquoKuumlszligacute das Handerlkuumlszligacute das Fuszligerl kuumlszligacute das ganze EnsembleldquoSo galant kann eben nur ein echter Wienersein wenn er die Dame seines Herzens um

einen Walzer bittet Da schmelzen die Da-men dahin ob so einer oumlsterreichischenCharmeoffensive

Die schoumlnsten Bilder fuumlr die Gaumlste natuumlr-lich die feierliche Eroumlffnung der 124 Debuuml-tanten die jungen Damen in langen weiszligenAbendkleidern mit Original Wiener Opern-ballkroumlnchen mit 210 funkelnden Swarovski-Kristallen die jungen Herren in Smokingmit weiszligen Handschuhen Leitung DominikTruschner von der Tanzschule Elmayer-Vestenbrugg aus Wien

Der Kaiserball hat sich zum groumlszligtenDebuumltantenball nach Wiener TraditionDeutschlands entwickelt

Erstmals dabei eine junge huumlbscheDebuumltantin aus Moskau Daria Demtchuck(20) Jurastudentin und mit Mama angereistdie ihrem groszligen Auftritt schon seit Wochenentgegenfieberte und sagte bdquoEs ist so wun-derschoumln ich bin so gluumlcklich mir diesenJungmaumldchentraum erfuumlllt zu habenldquo Siedurfte sogar in der ersten Reihe des Eroumlff-nungskomitees tanzen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoAlles Walzerlaquo ndash da lieszligen sich die Ballgaumlste nicht lange bitten und schwebten im Dreivierteltakt uumlbers Parkett

Wiens Musikalische Botschafter am Kaiserball die Opernweltstars Marcela Cernound Miro Dvorsky sangen sich in die Herzen der Muumlnchner Ballgaumlste

Ball-Schoumlnheit in groszliger Robe HelgaHoffmann (von der Baumlckerinnung) fuhrstandesgemaumlszlig im Fiaker vor

Neben Debuumltanten aus dem GroszligraumMuumlnchen waren auch junge Damen und Her-ren aus Hamburg Berlin Aachen Bonn undNuumlrnberg und auch aus Wien dabei

Novum Vier junge Damen und Herrenaus Wien die am 21 Februar am Juristenballin Wien debuumltieren nahmen an der Ball-eroumlffnung teil dafuumlr fuhren sechs Kaiserball-paare zum Juristenball Diesen schoumlnen Aus-tausch Muumlnchen ndash Wien will Peter SimonLeiter der Debuumltantenorganisation naumlchstesJahr noch verstaumlrken

Daszlig so eine Eroumlffnung im Jungdamen-und Jungherrenkomitee eine sehr aufregendeSache ist weiszlig Praumlsident Wieland nach sovielen Jahren Ball-Erfahrung ganz genauWenn die Rede doch etwas lang ist dannkann es schon mal passieren daszlig eine jungeDame bdquoschwaumlcheltldquo Deswegen merkte er ge-gen Ende seiner Begruumlszligungsrede auch lo-bend an daszlig diesmal kein Schwaumlche- oderOhmnachtsanfall bei den Debuumltanten zu ver-zeichnen sei Zu fruumlh ndash just in dem Momentwar es gleich fuumlr drei junge Debuumltantinnenzuviel und dank der beherzten Hilfe etlicherMediziner unter den Ballgaumlsten gelang esdaszlig die jungen Damen am Ende der Redegerade wieder zu den ersten Klaumlngen desBall-Streichorchesters fit waren Dafuumlr gabes dann einen kleinen Extraapplaus

Den jungen Damen wurden die Opern-ball-Swarovski-Kroumlnchen als Erinnerung anden Kaiserball geschenkt dieses Jahr gab esauch ein kleines Extra-Geschenk der tradi-tionsreichen oumlsterreichischen Gmundner Ke-ramik Manufaktur Die Herren durften sichuumlber edle Simon Carter Manschettenknoumlpfefreuen gesponsert von ILF einem oumlsterrei-chischen Unternehmen mit Sitz in Muumlnchen

Carl Paul Wieland der Praumlsident derOumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaftfreute sich daszlig Ministerin Christine Ha-derthauer mit Gatten (beide hervorragendeWalzertaumlnzer) und ebenso Landtagsvize-praumlsident Reinhold Bocklet mit Gattin sicham Tanzparkett praumlchtig amuumlsierten Bocklet(Kaiserballstammgast seit vielen Jahren undfleiszligiger Taumlnzer) bdquoDer Kaiserball ist fuumlrmich Kuumlr und keine Pflichtldquo

Bei der traditionellen Mitternachtsver-losung gab es viele tolle Hotelaufenthalte zugewinnen die meisten davon in oumlsterreichi-schen und Sterne Haumlusern alsHauptpreis eine Luxus-Fluszligkreuzfahrt vonPassau nach Budapest mit Stopp in der Bun-deshauptstadt Wien

Unter den Gaumlsten Die oumlsterreichischeGeneralkonsulin aus Muumlnchen Senta Wes-sely-Steiner Honorakonsul Gert Rohrseitz

aus Nuumlrnberg mit Gattin Christa der oumlster-reichische Handelskonsul Michael Love mitGattin (treuer Ballbesucher) und NuumlrnbergsBMW-Niederlassungsleiter Franz Inzko (er

ist gebuumlrtiger Kaumlrntner) fuumlhlte sich mit Gat-tin Gerlinde gleich heimisch am Kaiserball

Was waumlre der Kaiserball ohne die MusikBesonders gefeiert wurde der Auftritt der

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die oumlsterreichische Generalkonsulin Senta Wessely-Steiner (li) freut sich uumlber denBesuch des Wiener Landtagspraumlsidenten Prof Harry Kopietz und dessen Gattin

Ein schoumlnes Paar in eleganter Festtracht von Goumlssl Salzburg

Weltopernstars Marcela Cerno und MiroDvorsky als musikalische BotschafterOumlsterreichs weltweit im Einsatz die fuumlr ihregroszligartige Leistung mit frenetischem App-laus des Publikums bedacht wurden

Das freute auch die starke Wiendelega-tion die dieses Jahr am Kaiserball vertretenwar und sich davon uumlberzeugen konnte daszligder Kaiserball die schoumlnste VisitenkarteWiens in Deutschland ist dem 1 Landtags-praumlsidenten Prof Harry Kopietz mit GattinBrigitte gefiel es so gut daszlig er die Ein-ladung fuumlr den Kaiserball 2010 gerne an-nahm und versprach wieder zu kommenWeitere Gaumlste aus dem Wiener Rathauswaren Ingrid Kuntz-Henrichs und RudolfMatthias (vom Pressedienst Rathaus Wien)

Getanzt wurde wieder fleiszligig bis in diefruumlhen Morgenstunden nach dem Radetzky-marsch gabrsquos traditionell die Aufforderungzum Blumenpluumlndern da fiel dann der Ab-schied wenigstens ein biszligchen leichter Termin Kaiserball 5 Februar 2010

Informationen Debuumltantenanmeldung undKartenbestellunghttpwwwkaiserball-muenchende

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Hervorragende Walzertaumlnzer Ministerin Christine und Gatte Hubert Haderthauer

Prinzessinnen fuumlr eine Nacht Die Debuumltantinnen genieszligen den Applaus nach erfolgreicher Balleroumlffnung

Den Ehrenschutz fuumlr diese berauschen-de Veranstaltung des Austria Italia Club

Milano hatten der oumlsterreichische Auszligenmi-nister Michael Spindelegger Wiens Buumlrger-meister Michael Haumlupl Generalkonsulin Te-resa Indjein-Untersteiner die ihr Amt seitkurzem angetreten hat sowie die StadtMailand uumlbernommen der zweitgroumlszligtenStadt Italiens und Hauptstadt der ProvinzMailand und der Region Lombardei

Und dieses Ereignis muszligte doch wuumlrdiggefeiert werden Und wann schlaumlgt das Herzder Oumlsterreicher ndash und auch Mailaumlnder ndashhoumlher Natuumlrlich bei Walzerklaumlngen

bdquoUnser altbewaumlhrtes prominentes WienerTanzorchester unter der Leitung von ProfFranz Bileck verwoumlhnte daher musikalischunsere Gaumlste wie immer mit heimischen Klaumln-gen und begleitete unser Publikum glaumlnzenddurch den Abendldquo erzaumlhlt Vereinspraumlsiden-

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWien Balllaquo in MailandDer diesjaumlhrige raquoWien Balllaquo in Mailand der von der frischbestellten

Praumlsidentin Ingrid de Marinis eroumlffnet wurde stand unter dem Mottoraquo60 Jahre Austria Italia Club Mailandlaquo

Die Eroumlffnungspolonaise des raquoWien Ballslaquo im raquoSala Orolaquo (der raquoGoldene Saallaquo) Societagrave del Giardino in Mailand

Praumlsidentin Ingrid de Marinis mit Vizepraumlsidentin Evi Gamba

tin Ingrid de Marinis zurecht stolz auf diegelungene Groszligveranstaltung Die Mitter-nachtseinlage haben sie und ihr Komitee die-ses Jahr dem in Mailand lebenden oumlsterrei-chischen Bariton Ali Rieger anvertraut Erbdquoabsolvierteldquo seinen Vortrag groszligartig underntete dafuumlr stuumlrmischen Applaus

Moderator Fabio Bonini meisterte seineAufgabe mit dem liebenswuumlrdigen Charmeder ihn besonders auszeichnet und fuumlhrtedie Gaumlste durch eine groszligzuumlgige Tomboladie seit Jahren von treuen Sponsoren gespen-det wird und wohltaumltigen Zwecken gewid-met ist

Der Ball ist in den letzten Jahrzehntenimmer mehr und zum geliebten Bestandteildes gesellschaftlichen Lebens der Mailaumlndergeworden ndash und er bildet den Leitfaden desClublebens des Austria Italia Club MilanoZum bdquoWien Ballldquo wurde er bereits vor 21Jahren durch die generoumlse Unterstuumltzungdurch die Stadt Wien Die Wiener Traditiongeht daher weiter hellip

Das Ballkomitee bestehend aus den Da-men Ingrid de Marinis Vanna Caputi ChristlPausch und Eva Strauss hat ndash traditionsge-maumlszlig ndash auch in diesem Jahr mit Houmlchstlei-stungen geglaumlnzt auch wenn vieles davonfuumlr den zufriedenen Ballbesucher meist ver-borgen bleibt Es sind die Kleinigkeiten dieunendlich Planungszeit erfordern und letzt-lich erst das ganze zur Geltung bringen

Wie immer waren die prachtvollen Saumlleder Societagrave del Giardino im Palazzo Spinoladem aumlltesten Herrenclub Mailands der rich-tige Rahmen fuumlr den Ball Dieser Palazzowurde bereits 1988 von Ingrid de Marinisfuumlr die kommenden bdquoWien Baumllleldquo bdquoerobertldquo ndash

und diese Wahl hat sich wieder als richtig er-wiesen

Dieses Jahr konnten die Mitglieder desAustria Italia Club Milano unter anderemSenator Prof Walter Nettig aus Wien denoumlsterreichischen Botschafter in RomChristian Berlakovits GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner die amerikani-schen und brasilianischen Generalkonsuleden oumlsterreichischen HandelsdelegiertenMichael Berger sowie zahlreiche Prominenzder Stadt Mailand begruumlszligen Das Presseechofiel entsprechend gewaltig aus Es wurdenAusschnitte des Abends in RAI 1 und RAI 3

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Die Generalprobe im raquoGoldenen Saallaquo

Der Kommandant der Mailaumlnder Militaumlrschule Teuliegrave Col Corrado Serto

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Maestro Prof Franz Bileck beim raquoJazzenlaquo

GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner

Senator Hofrat Prof Walter Nettig

sowie in den bdquoORF-Seitenblickenldquo und inbdquoTelecampioneldquo ausgestrahlt

Auch die Unterstuumltzung der in Mailandansaumlszligigen Vertreter der oumlsterreichischen

Wirtschaft sowie der Handelsdelegation unddes Kulturforums sind lebenswichtig fuumlr denClub geworden und natuumlrlich ist die ausge-zeichnete Zusammenarbeit mit dem oumlsterrei-

chischen Generalkonsulat die schon Monatevor dem Ball konkret anfaumlngt als besonderserfreulich ndash und ebenso erfolgreich ndash zu er-waumlhnen

Den Ball haben 21 aufgeregte Debuumltan-tinnen in weiszligem Kleid eroumlffnet die von 21feschen Schuumllern in Galauniform der Mai-laumlnder Militaumlrschule Teuliegrave begleitet wurdenSie tanzten eine traditionelle Faumlcherpolo-naise und legten eine schwungvolle Fleder-mausquadrille aufs Parkett Auch der nach-folgende Walzer lieszlig sich sehen hellip als wuumlr-diger Abschluszlig der vielen Proben unter derLeitung von Tanzmeisterin Anikograve Pusztaidie schon im Oktober 2008 in den Raumlumender Militaumlrschule unter den strengen abervergnuumlgten Augen des Kommandanten derSchule Col Corrado Serto begonnen hat-ten Und der Colonel der bemuumlhte sich sogarpersoumlnlich um das gute Gelingen der Polo-naise Kein Wunder also daszlig diese Leistun-gen mit rauschendem Applaus und Traumlnender Ruumlhrung der anwesenden Eltern belohntwurden

Der kulinarische Meister des Balles warunbestritten Kuumlchenmeister Gottfried AGansterer der seinen fuumlnften bdquoEinsatzldquo fuumlrdas Ausbildungszentrum MODUL der Wirt-schaftskammer Wien in Mailand bdquoabsolvier-teldquo Mit einem exklusiven Galadiner begei-sterte das MODUL-Team unter seiner Fuumlh-rung mehr die prominenten Ballgaumlste

So wie in den letzten vier Jahren standenwieder typische MODUL-Schmankerln aufdem kulinarischen Ballkalender Thymian-geraumlucherte Forelle Kuumlrbisrisotto Schweins-filet mit Pilzen in Teigkruste mit Rotwein-Kraumlutersauce und gebratene Paprika Alssuumlszligen bdquoKlassikerldquo konnte sich die MailaumlnderSociety an Sachertorte mit Schlagobers er-freuen

Nach der Mitternachtsquadrille servierteGansterer mit seinen Kolleg-StudentInnennoch die traditionelle Gulaschsuppe dieAgrar Markt Austria sorgte fuumlr eine exklusi-ve Kaumlseverkostung

Ein Tuumlpferl auf dem bdquoildquo war noch derBlumenschmuck der Saumlle Er wurde diesesJahr von einer jungen Dame geschaffen dievor Jahren einen Wien Ball als Debuumltantineroumlffnete So schlieszligt sich also auch hier derKreishellip

Eine Disco fuumlr die Jugend und Jung-gebliebenen kroumlnte den Abend und um 3 Uhrmorgens schwankten die letzten muumldenGaumlste aus den Saumllen zufrieden und miteinem Gedanken Naumlchstes Jahr wird es wie-der heiszligen bdquoAlles Walzerldquo httpwwwaustria-italiaorg

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Kuumlchenmeister Gottfried A Gansterer mit seinen HelferInnen

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Die juumlngsten Erweiterungen der Europaumli-schen Union stellen einen Meilenstein

im Prozeszlig der Einigung Europas dar undhaben allen Buumlrgern in der gesamten UnionVorteile gebracht Auf wirtschaftlicher Seitehat die Erweiterung zu einem houmlheren Le-bensstandard in den neuen Mitgliedstaatengefuumlhrt und Export- und Investitionsmoumlg-lichkeiten fuumlr die alten Mitgliedstaaten ge-schaffen Daneben hat sie die DemokratieStabilitaumlt und Sicherheit auf unserem Konti-nent gefoumlrdert Auszligerdem hat eine erweiter-te EU mehr Gewicht wenn sie sich zuThemen von weltweiter Bedeutung aumluszligertetwa zum Klimawandel oder zur Weltwirt-schaft und den dafuumlr geltenden Regeln FuumlnfJahre nach der Erweiterung ist die EU nichtnur groumlszliger sondern auch staumlrker dynami-scher und kulturell reicher In dem derzeitschwierigen globalen Umfeld besteht diegroszlige Herausforderung darin nicht der Versu-chung protektionistischer Tendenzen zu er-liegen welche die enormen Vorteile zunich-te machen wuumlrden die die Schaffung einesschrankenlosen Binnenmarktes mit 500Millionen Menschen mit sich gebracht hat

bdquoDie Erweiterungen der Jahre 2004 und2007 waren ein groszliger historischer SchrittSie markierten das Ende der Teilung Euro-pas leisteten einen Beitrag zur Konsolidie-rung der Demokratie und brachten saumlmt-lichen EU-Mitgliedstaaten wirtschaftlicheVorteile in Form gesteigerter Wettbewerbs-faumlhigkeit houmlheren Wirtschaftswachstumsund zusaumltzlicher Beschaumlftigungsmoumlglichkei-ten Wir sollten nicht zulassen daszlig die der-zeitige Krise diesen unleugbaren Erfolg

uumlberschattet Gemeinsam koumlnnen wir Loumlsun-gen fuumlr globale Fragen wie den Klimawan-del oder eine neue internationale Finanzord-nung erarbeiten Wenn wir uneinig sind er-reichen wir gar nichtsldquo erklaumlrte Wirtschafts-und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kom-missar Olli Rehn fuumlgte hinzu bdquoDie Erwei-terung hat sich als Stabilitaumltsanker und trei-bende Kraft fuumlr Demokratie und Rechtsstaat-lichkeit in Europa erwiesen Sie war sowohlfuumlr die neuen als auch die alten Mitglieds-staaten und die EU insgesamt wirtschaftlichvorteilhaft Durch die Erweiterung wurdeder Raum des Friedens und des Wohlstandsauf nahezu 500 Millionen Menschen ausge-dehnt und unser Gewicht in der Welt gestei-gertldquo Es ist nun fuumlnf Jahre her daszlig die EU10 neue Mitgliedstaaten [1] aus Mittel- undOsteuropa aufgenommen und damit der jahr-zehntelangen Teilung Europas infolge deskalten Krieges ein Ende gesetzt hat Zweiweitere Staaten Bulgarien und Rumaumlnientraten 2007 bei In der Mitteilung bdquoFuumlnf Jah-re EU-Erweiterungldquo wird gezeigt daszlig dieErweiterung fuumlr beide Seiten mit enormenwirtschaftlichen Vorteilen verbunden war

Die erweiterte EU ist nun der groumlszligte inte-grierte Wirtschaftsraum weltweit Sie reprauml-sentiert uumlber 30 des globalen BIP und uumlber17 des Welthandels Deshalb kann die EUauf globaler Ebene eine entscheidende Rollespielen Sie kann ihren Einfluszlig bei der Ge-staltung der Globalisierung zum Nutzen derBuumlrger geltend machen

Das Pro-Kopf-Einkommen in den neuenMitgliedstaaten stieg zwischen 1999 und

2008 von 40 auf 52 des Durchschnittsder alten Mitgliedstaaten und das Wirt-schaftswachstum betrug 2004 ndash 2008 durch-schnittlich 55 gegenuumlber lediglich 35 im Zeitraum 1999 ndash 2003 Diese Entwick-lung ging gleichwohl nicht zu Lasten der al-ten Mitgliedstaaten deren Wirtschaftswachs-tum zwischen 2004 und 2008 ca 22 betrug etwa ebenso viel wie zwischen 1999und 2003

Die Erweiterung eroumlffnete auch neueHandelschancen 2007 gingen nahezu 80 der Ausfuhren der neuen Mitgliedstaaten indie uumlbrige EU Auch der Anteil der Exporteder alten in die neuen Mitgliedstaaten an denGesamtausfuhren ersterer stieg zwischen1997 und 2007 von 4 frac34 auf 75

Die Arbeitslosigkeit ging von haumlufig sehrhohen Niveaus stark zuruumlck und erreichteungefaumlhr die Quoten der uumlbrigen EU ndash ca7 im Jahr 2007 Die Angst vor einem mas-siven Ansturm von Arbeitskraumlften auf diealten Mitgliedstaaten hat sich als unbegruumln-det erwiesen In den meisten Mitgliedstaatenbetraumlgt die Zahl auslaumlndischer Arbeitnehmernicht mehr als 1 der einheimischen Bevoumll-kerung im erwerbsfaumlhigen Alter und dankder Zuwanderung konnte einem Arbeits-kraumlftemangel begegnet werden Auch wardie Zuwanderung oftmals nur voruumlberge-hend ndash 50 der in juumlngster Zeit in das Ver-einigte Koumlnigreich zugewanderten Arbeit-nehmer sind bereits in ihr Ursprungsland zu-ruumlckgekehrt

Die derzeitige globale Krise bereitet allenLaumlndern Schwierigkeiten auch der EU unddie Arbeitslosigkeit steigt uumlberall

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Europa

Fuumlnf Jahre EU-ErweiterungDauerhafte Vorteile und bessere Ausgangslage zur Bewaumlltigung der aktuellen Krise

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kommissar Olli Rehn (li) und Wirtschafts- und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

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Eine groszlige geeinte EU kann dieser Situa-tion und den damit verbundenen Heraus-forderungen aber besser begegnen als dieeinzelnen Mitgliedstaaten im AlleingangDie EU hat koordinierte Maszlignahmen zurStabilisierung des Bankensystems und zurUnterstuumltzung der Konjunkturerholung ge-troffen Diese Maszlignahmen die durch weite-re derzeit vorbereitete Maszlignahmen insbe-sondere zur Wiederherstellung der fuumlr dieWirtschaft lebenswichtigen Kreditstroumlmeergaumlnzt werden lassen eine schrittweise Er-holung ab Ende dieses Jahres erwarten

Die derzeit von einem starken Konjunk-tureinbruch betroffenen neuen Mitgliedstaa-ten erhalten im Rahmen der EU-Kohaumlsions-politik finanzielle Unterstuumltzung in erhebli-chem Umfang Die Zahlungsbilanzfazilitaumlt

ermoumlglicht der EU die Unterstuumltzung vonMitgliedstaaten auszligerhalb des Euro-Waumlh-rungsgebiets die zeitweiligen Beistand be-noumltigen

Das gemeinschaftliche Wettbewerbsrechtund die Vorschriften zu staatlichen Beihilfenwerden einheitliche Bedingungen fuumlr dieUnternehmen gewaumlhrleisten

Anhand der Lissabonner Strategie fuumlrWachstum und Beschaumlftigung kann ermitteltwerden welche Reformen notwendig sindum das Wachstumspotenzial der europaumli-schen Volkswirtschaften zu steigern und siegegenuumlber globalen Erschuumltterungen wider-standsfaumlhiger zu machen

Die Kommission arbeitet gemeinsam mitden Mitgliedstaaten an einer Neuausrichtungdes Europaumlischen Sozialfonds um den Men-

schen sowohl in den alten als auch in denneuen Mitgliedstaaten ihre Arbeitsplaumltze zuerhalten Daneben bemuumlht sich die Kommis-sion u a mittels des Europaumlischen Fonds fuumlrdie Anpassung an die Globalisierung um dieEindaumlmmung der allgemeineren sozialenAuswirkungen der Krise

Der reformierte Stabilitaumlts- und Wachs-tumspakt ist ein stabiler Rahmen der es unserlaubt kurzfristig der Nachfrage und derBeschaumlftigung Impulse zu verleihen undgleichzeitig mittel- und langfristig den Kursauf solide und nachhaltige oumlffentliche Finan-zen zu halten httpwwweceuropaeu[1] Tschechische Republik Estland Zypern

Lettland Litauen Ungarn Malta PolenSlowenien und Slowakei

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Europa

Die Europaumlische Union nach der Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten 2004 (gelb) und die damaligen Kandidatenlaumlnder (dun-kelgrau) die beim letzten Erweiterungsschritt mit 1 Jaumlnner 2007 beigetreten sind

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Rechtzeitig vor den fuumlr Juni anberaumtenWahlen zum Europaumlischen Parlament

werden die gesetzlichen Regelungen fuumlr dieStimmabgabe per Briefwahl vereinfachtDer Verfassungsausschuszlig des Nationalratsbilligte mehrheitlich einen entsprechendenAntrag der beiden Koalitionsparteien SPOumlund OumlVP Gegen die Vereinfachungen stimm-te lediglich die FPOuml die wie AbgeordneterHarald Stefan festhielt der Briefwahl gene-rell skeptisch gegenuumlber steht

Dem Gesetzesentwurf zufolge muszlig kuumlnf-tig auf der Wahlkarte nicht mehr angegebenwerden wo an welchem Tag und zu welcherUhrzeit die Stimme abgegeben wurde Viel-mehr ist die eidesstattliche Erklaumlrung desWaumlhlers bzw der Waumlhlerin per Unterschriftausreichend wonach der Stimmzettel per-soumlnlich unbeobachtet unbeeinfluszligt und vordem Schlieszligen des letzten oumlsterreichischenWahllokals ausgefuumlllt wurde Auch die zwin-gende Uumlbermittlung der Wahlkarte im Post-weg entfaumlllt Diese kann zum Beispiel per-soumlnlich bei der Bezirkswahlbehoumlrde abgege-ben werden Etwaige Portokosten uumlbernimmtin Hinkunft der Staat Die Erleichterungenbei der Briefwahl sind vorerst allerdings aufdie Europawahlen beschraumlnkt uumlber die Aus-dehnung der Bestimmungen auf National-rats- und andere bundesweite Wahlen wollendie Abgeordneten gesondert beraten

Im Rahmen der Debatte wurden die Ver-einfachungen bei der Briefwahl sowohl vonden beiden Koalitionsparteien als auch vonden Gruumlnen ausdruumlcklich begruumlszligt SPOuml undOumlVP erhoffen sich dadurch eine houmlhereWahlbeteiligung bei den Europawahlen wieetwa die Abgeordneten Guumlnther Kraumluter(SPOuml) und Karl Donabauer (OumlVP) ausfuumlhr-ten Abgeordnete Daniela Musiol (Gruumlne)erinnerte daran daszlig bei den Nationalrats-wahlen 7 der Wahlkarten nicht gewertetworden seien weil das Datum oder die Uhr-zeit auf der Wahlkarte gefehlt haben

Abgelehnt wurde die Gesetzesaumlnderungvon der FPOuml Bei der Briefwahl sei derGrundsatz des persoumlnlichen und geheimenWahlrechts nicht gewaumlhrleistet argumentier-te Abgeordneter Harald Stefan Zudem kannseiner Auffassung nach nach wie vor nichtausgeschlossen werden daszlig bdquoSchummel-waumlhlerldquo ihre Stimme nach Schlieszligen derletzten Wahllokale abgeben Die FPOuml stimm-

te in diesem Sinn lediglich der Aumlnderung desEuropa-Waumlhlerevidenzgesetzes zu

Abgeordneter Wilhelm Molterer (OumlVP)zeigte kein Verstaumlndnis fuumlr die grundsaumltz-lichen Bedenken der FPOuml gegen die Brief-wahl Die Einfuumlhrung der Briefwahl seieiner der wesentlichsten demokratiepoliti-

schen Fortschritte im Wahlrecht gewesenmeinte er Nunmehr wuumlrden nach den Erfah-rungen bei der Nationalratswahl einige Adap-tierungen vorgenommen Sowohl Moltererals auch Abgeordneter Donabauer bedauer-ten dass die vereinfachte Briefwahl vorerstnur fuumlr die Europawahlen gilt und aumluszligertendie Hoffnung auf eine rasche Aumlnderung auchder Nationalratswahlordnung

Seitens des BZOuml brachte AbgeordneterEwald Stadler formale Einwaumlnde gegen denGesetzesantrag vor Da diesen Einwaumlndendurch einen VP-SP-Abaumlnderungsantrag nurin Teilbereichen Rechnung getragen wurdevotierte das BZOuml gegen eine seiner Meinungnach nicht korrekt formulierte Ziffer desGesetzentwurfs

Bei der Abstimmung am 27 Feber wurdedie Vorlage zur erleichterten Stimmabgabeper Brief bei der EU-Wahl mehrheitlich an-

genommen der FPOuml-Abaumlnderungsantragblieb ebenso wie der BZOuml-Entschlieszligungs-antrag in der Minderheit

Fekter Das Waumlhlen wird einfacher

Innenministerin Maria Fekter begruumlszligteden parlamentarischen Beschluszlig betreffendder Europawahlordnung und des Europa-Waumlhlerevidenzgesetzes und faszligt zusammenbdquoBereits bei der Europawahl profitieren dieMenschen vom neuen Wahlrecht Die Brief-wahl wird einfacher Fuumlr die Gemeinden faumlllteine Huumlrde weg Sie muumlssen die Waumlhler-verzeichnisse nicht mehr verpflichtend anSonntagen auflegenldquo

Die Novelle enthaumllt einige fuumlr Waumlhlerin-nen und Waumlhler maszliggebliche Neuerungendie bei der Europawahl am 7 Juni 2009 erst-mals zum Tragen kommen werden

Bei Ausuumlbung der Briefwahl ist das Aus-fuumlllen eines Datums eines Ortes odereiner Uhrzeit bei der eidesstattlichen Er-klaumlrung nicht mehr notwendig Nur nochdie eigenhaumlndige Unterschrift ist auf derWahlkarte vorgesehenDer Postweg ist bei Ausuumlbung der Brief-wahl nicht mehr zwingend vorgeschrie-ben Zur Uumlbermittlung der Wahlkartesind nun auch andere Wege als die Post(bzw im Ausland die Vertretungsbe-houmlrde) zulaumlssig etwa auch eine persoumlnli-che Abgabe Dies entspricht den Rege-lungen des Auslandswahlkartenwesensvon 1990 bis 2006 die sich in der Praxisgut bewaumlhrt hattenWaumlhlerinnen und Waumlhlern die sich derBriefwahl bedienen muumlssen bei einerUumlbermittlung am Postweg ndash sowohl imInland als auch vom Ausland ndash keinePortokosten mehr entrichten Das Portowird vom Bund uumlbernommenDaruumlber hinaus wird es anlaumlszliglich derEuropawahl 2009 erstmals moumlglich seindaszlig die Gemeinden die Waumlhlerverzeich-nisse an Sonntagen nicht mehr verpflich-tend zur Einsicht auflegen muumlssen Dadie tatsaumlchliche Nachfrage an Sonntagenin das Waumlhlerverzeichnis Einsicht zunehmen gering war koumlnnen die Ge-meinden nun entscheiden ob sie die Ein-sichtnahme verkuumlrzt anbieten oder amSonntag uumlberhaupt geschlossen halten

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Speziell fuumlr Auslandsoumlsterreicher

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht

Das Porto uumlbernimmt der Staat

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Oumlsterreich hat sich ganz in seinen Traumlu-men von der ewigen Insel der Seligen

verfangen Aber in fuumlnf bis zehn Jahren wer-den die wirtschaftlichen Realitaumlten das Landaufweckenldquo Mit dieser Prophezeiung ende-te ein Referat das ich Ende des Sommersvor Auslandsoumlsterreichern (an-laumlszliglich der Weltbundtagung2008 Anm) halten durfte

Nur wenige Wochen spaumltermuumlszligte ich meine Worte deut-lich schaumlrfer akzentuierenDenn die Zeit des Aufweckensist fuumlr Oumlsterreich viel schnellerals erwartet gekommen Mitlautem Uumlberschallknall ist dasLand von der Finanzkrise indie bittere Gegenwart ka-tapultiert worden und die all-gemein ersehnte Ruumlckkehr inden Schlaf ist unmoumlglich ge-worden Dennoch gehen vieleweiter als Tagtraumlumer durchsLand Insbesondere die Politik

Um zu verstehen wie bitterdieses Erwachen ist aber auchum die Entwicklung der letztenJahre zu begreifen ist ein kur-zer Ruumlckblick auf das 20 Jahr-hundert notwendig Die Menschen die inseiner ersten Haumllfte gelebt haben sind einengroszligen Teil ihres Lebens von politischenwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kata-strophen geplagt gewesen von Kriegen To-talitarismus Fanatismus BuumlrgerkriegenInflation Weltwirtschaftskrise Hunger Mas-senflucht Seuchen Gebietsanspruumlchen gegenKaumlrnten dem Verlust uroumlsterreichischer Ge-biete wie Suumldtirols und der deutschsprachi-gen Gemeinden Boumlhmens und Maumlhrenssowie von groszligen Selbstzweifeln ob ihrernationalen Identitaumlt

Zwischen 1945 und 1955 kommt es zurgroszligen Wende Am Beginn jener Dekade istOumlsterreich noch das aumlrmste Land des Kon-tinents und vierfach besetzt Dies fuumlhrt zurletzten groszligen Massenemigration aus Oumlster-

reich Am Ende dieser Periode loumlst der Ab-zug der letzten Besatzer eine gewaltige Auf-bruchstimmung aus Oumlsterreich schwimmtwie die Weltkriegsverlierer Deutschland Ja-pan und Finnland in einem Wirtschaftswun-der nach oben

Was das eigentlich Unglaubliche ist Seit-her lebten praktisch zwei Generationen ineinem ununterbrochenen Mehr Besser Rei-cher Keine der zuvor aufgelisteten Plagenwurde in dieser Zeit schlagend

Das oumlsterreichische Wunder

Wer an eine houmlhere Gerechtigkeit glaubtwird sich schwer tun diesen Unterschied inden Lebenslaumlufen mit etwas anderem alsGluumlck zu begruumlnden Wer Geschichte Po-litik und Wirtschaft naumlher analysiert derwird Verbluumlffendes entdecken Oumlsterreich istheute sogar das absolut einzige Land dasseither ohne wirtschaftliche oder auszligenpoli-tische Bedrohungen leben konnte Die ande-ren Wirtschaftswunderlaumlnder haben inzwi-schen alle schon schwere Krisen etwa Re-zessionen hinter sich die jeweils schweregesellschaftliche und soziale Auswirkungenhatten

Die wichtigsten Ursachen dieses oumlsterrei-chischen Wunders

An der Spitze lag der verdienstfreie Zu-fall daszlig das Land auf der schoumlneren Seitedes Eisernen Vorhangs quer durch Mittel-europa zu liegen kam

Trotz der Gefahren des Ost-West-Konflikts konsumierte Oumls-terreich quasi zum Nulltarifunter dem Schutz der Natoaumluszligere Sicherheit die aller-dings von vielen Oumlsterreichernirrtuumlmlich der Neutralitaumlt zuge-schrieben wurde

Der Kalte Krieg verhinderteeinen heiszligen

Weltweit aber vor allem inWesteuropa haben die Markt-wirtschaft die Globalisierungdie Versoumlhnung alter Feinde (et-wa Deutschlands und Frank-reichs) gute Rahmenbedingun-gen fuumlr eine positive Entwick-lung gelegt was auch Oumlster-reich sehr zugute kam

Die Oumlsterreicher haben einekaum noch fuumlr Streit sorgendenationale Identitaumlt gefunden(dieses Thema war vorher hun-

dert Jahre lang so umstritten wie unklarund damit eine Ursache vieler Konflikte)Die Buumlrger zeigten sich in einem vorallem im internationalen Vergleich ruumlh-menswerten Ausmaszlig gesetzestreu undfleiszligigDie verfassungsmaumlszligigen Grundlagen derRepublik waren brauchbar und zumin-dest in den ersten Nachkriegs-Jahrzehn-ten voumlllig unbestrittenDie Gewerkschaften demonstrierten iminternationalen Vergleich Maumlszligigung undZuruumlckhaltung (etwa indem sie Lohn-erhoumlhungen immer eine Spur unter derdeutschen Konkurrenz ansetzten)Die Ausbildung in den Schulen und Uni-versitaumlten war lange vorbildlich und lei-stungsorientiertDie Kreativitaumlt von Ingenieuren und Wis-senschaftern war international zumindestkonkurrenzfaumlhig

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Ein Land verschlaumlftseine Geschichte

Von Andreas Unterberger

Diesen Beitrag durfte das bdquoOumlJldquo dankensweiterweise derbdquoEuropaumlischen Rundschauldquo 20084 entnehmen

Andreas Unterberger Chefredakteur der raquoWiener Zeitunglaquo

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All das war wohl vor allem dadurch moumlg-lich geworden daszlig die Schrecken der ver-gangenen Jahrzehnte die Nation in einemkollektiven Lernprozeszlig gelehrt hatten daszligideologische Maumlszligigung SelbstdisziplinSparsamkeit Fleiszlig und der Verzicht auf illu-sionaumlre internationale Ambitionen die besteBasis fuumlr den eigenen Wohlstand sind Aumlhn-liche Lernprozesse sind aber auch in Finn-land Deutschland oder Japan in starkemAusmaszlig nachweisbar

In all diesen Laumlndern kam das Wirtschafts-wunder jedoch ndash mit jeweils unterschied-lichen Ausloumlsefaktoren und zu unterschied-lichen Zeitpunkten ndash gegen Ende des Jahr-hunderts zu einem voruumlbergehenden oderdauerhaften Ende Nur in Oumlsterreich bishernicht Aber auch das hat erklaumlrbare Gruumlndedie weder mit einem Wunder noch mit insu-larer Seligkeit zusammenhaumlngen sondernmit Verdienst wie auch Zufall und Gluumlck

Ostoumlffnung und EU ndashRettung vor der Krise

Denn auch in Oumlsterreich hatten sich inden achtziger Jahren massive Krisensignalebemerkbar gemacht Das gefaumlhrlichste wardamals der Kollaps der nicht mehr wettbe-werbsfaumlhigen uumlberschuldeten und durchparteipolitische Vereinnahmung gelaumlhmtenStaatsindustrie Aber auch die Entwicklungder staatlichen Defizite nahm damals schonbedrohliche Formen an

Dennoch kam es zu keiner DepressionKrise oder Rezession wie anderswo Warum

Der erste Grund war die Ostoumlffnung Diezeitlich genau zum richtigen Zeitpunkt kom-mende Wende von 1989 oumlffnete Oumlsterreichploumltzlich den Zugang zu riesigen Maumlrktenzu billigen wie motivierten Arbeitskraumlften(legaler wie illegaler Art) zu hungrigenStandorten fuumlr Investitionen und nach eini-gen Jahren der Umstellungskrise auch zuRegionen mit steilen Wachstumsraten vorder Haustuumlr Diese Chance wurde perfektgenutzt von den groszligen Banken Versiche-rungen und Energiekonzernen genauso wievon Tausenden Klein- und MittelbetriebenViele dieser Firmen haumltten ohne Mittelost-europa nicht uumlberlebt Sie machen seithereinen Groszligteil ihrer Gewinne in oder mit derneu-alten Nachbarschaft Da konnte sich dieFlexibilitaumlt und Empathie der Oumlsterreicher er-folgreich bewaumlhren Insbesondere der 2008so sehr in die Krise gekommene Finanzsek-tor erwirtschaftete dort fast zwei Jahrzehntelang einen wichtigen Beitrag zum ndash realen ndashWachstum Oumlsterreichs

Der zweite Grund war der EU-Beitritt

Dieser brachte Oumlsterreich einen spuumlrbarenModernisierungsschub Wettbewerb und De-regulierung bedeuteten ein Blutdoping fuumlrOumlsterreichs Wirtschaft Das Land wuchsnach 1995 viel rascher als die alten EU-Laumln-der (die den Beitrittsimpuls viel fruumlher kon-sumiert haben) oder die Schweiz

Der dritte Grund waren einige mutige Re-formen Durch Abschaffung der Vermoumlgens-steuer massive Privatisierungen Einfuumlhrungder fuumlr die Ansiedlung von Konzernzentralenwichtigen Gruppenbesteuerung und die Koumlr-perschaftssteuerreform (ein wenig auch durchdie Universitaumlts- die Pensions- und die lei-der nur sehr halbherzigen Verwaltungsre-formen) wurde ein weiterer Anstoszlig gegeben

Der oumlsterreichische Erfolg (der sich auchin allen volkswirtschaftlichen Daten nieder-schlug) wurde alluumlberall sichtbar Besondershandgreiflich anschaulich war etwa die In-vasion deutscher Kellner nach Oumlsterreich ndashvor den 90er-Jahren ist dieser Berufsstandnaumlmlich immer nur in die Gegenrichtung ge-wandert Die Oumlsterreicher wurden zu Welt-meistern an Lebensqualitaumlt bei FernreisenFruumlhpension oder Studiendauer Das opulentausgebaute Gesundheitssystem bedienteauch Luxuskrankheiten Staumldte wie Seen wur-den vorbildlich restauriert und saniert DerAutobahnbau wurde zur Goldgrube fuumlr dieBauwirtschaft

Doch nichts waumlhrt ewig Neue Krisen-signale wurden zunehmend sichtbar Diesepositiven Faktoren verloren inzwischen wie-der ihre Wirksamkeit ndash und zwar noch ehedie globale Finanzkrise zuschlagen konnte

Reformwille erlahmt

Das anfangs so reformfreudige Schwarz-Blau-Orange verlor schon vor seiner Abwahljede Dynamik Und seit den Wahlen von

2006 und 2008 gilt uumlberhaupt jeder Versucheiner nicht populistischen Reformpolitik querdurch die Parteien als politischer Selbst-mord

Die EU-Mitgliedschaft war in ihrer posi-tiven Wirkung bald konsumiert ndash uumlberdieshat sich die Union bald selbst vom Ausbaudes Binnenmarkts auf voumlllig uumlberfluumlssige so-zialtechnologische Uumlberregulierungen ver-legt von Rauchverboten (eine Materie diein Oumlsterreich vorher weitgehend Landes-sache gewesen ist) bis zur Gleichbehand-lung Wozu noch die ungeloumlsten Megapro-bleme Vertragsreform CO2-Vorzugsschuuml-lertum oder Tuumlrkei-Beitritt kommen

Und der dritte positive Faktor die Ostoumlff-nung verliert zunehmend an Wirksamkeitweil das hilfreiche wirtschaftliche Gefaumlllezwischen Oumlsterreich und den Nachbarn aufGrund des Aufbaus im Osten rasch verloren-geht weil Wachstumskrisen in Osteuropaauch voll auf Oumlsterreich durchschlagen

Kritische Signale

Parallel zum Wegfall dieser drei Reform-und Kraftquellen haben sich in den letztenJahren zunehmend wenngleich kaum wahr-genommen viele andere kritische Signalegezeigt

Oumlsterreich hat trotz Hochkonjunktur zwi-schen 2006 und 2008 nicht einmal mehrversucht einen ausgeglichenen Haushaltanzustreben sondern ohne Not weiter po-pulistisch in den Ausbau des Wohlfahrts-systems investiertRot-Schwarz begann die Pensionsrefor-men teilweise zuruumlckzunehmen und ver-strickte Oumlsterreich schon unter Gusen-bauer in eine Fuumllle von zusaumltzlichen lang-fristig wirkenden Sozialausgaben vonder Pflege bis zur Arbeitslosensicherung

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die bdquoEuropaumlische Rundschauldquo erscheintvierteljaumlhrlich und wird vom gleichnami-gen Verein herausgegeben Sie bietet auf144 Seiten im Format 17 x 24 cm an-spruchsvolle Beitraumlge zu unterschiedlich-sten Europa-Themen und Kritiken zueuropabezogenen Veroumlffentlichungen ndashDie Einzelnummer kostet 8 Euro das Jah-resabonnement 25 Euro zuzuumlglich PortoBestellungen richten Sie bitte an denVerein bdquoEuropaumlische RundschauldquoEbendorferstraszlige 64A-1010 WienTelefon ++43 (0)1 408 34-00Telefax ++43 (0)1 408 34-11httpwwweuropaeische-rundschauat

In Oumlsterreich das einst mit Stromexportviele Devisen verdiente werden seit lan-gem praktisch keine Kraftwerke mehrgebaut Es ist zu einem Netto-Importeurvon Strom gewordenAlle modernen Technologien die mit denWorten Hormon Gen oder Atom zu-sammenhaumlngen koumlnnten werden hierzu-lande bekaumlmpft statt beforscht und ge-nutztEinige der Universitaumlten (etwa die Wie-ner Medizin) haben ihre Autonomie zuFreunderlwirtschaft und Hausberufungengenutzt und dadurch an Wettbewerbsfauml-higkeit verlorenDie Bahn hat keinen ausreichenden An-schluszlig an das westliche Hochgeschwin-digkeitsnetz gefundenDie Massenzuwanderung hat sich voumllligfalsch entwickelt Es gibt keinen rotenTeppich fuumlr qualifizierte Arbeitskraumlfteaber offene Tuumlren fuumlr massenweisen Miszlig-brauch des Asylverfahrens (selbst wennsie abgewiesen werden bleiben vieleAsylwerber im Land) und die uumlberausgroszligzuumlgige Moumlglichkeit von Familien-zusammenfuumlhrungen Das lieszlig binnenkurzem in Oumlsterreichs Staumldten ethnischeund schulische Ghettos entstehen Wes-halb die Integration von Zuwanderernschlechter denn je funktioniert ndash was auchzum wichtigsten Faktor beim juumlngstenWahltag geworden ist (Nationalratswahlam 28 September 2008 Anm d Red)Jene Menschen die als Transferempfaumln-ger vom Wohlfahrtssystem profitierensind heute bei jeder Wahl in der MehrheitWas dazu fuumlhrt daszlig die Politik immerweniger auf die Leistungstraumlger zu schau-en bereit ist Keine populistische Parteiwendet sich heute noch an die bdquoFleiszligigenund TuumlchtigenldquoWie in Deutschland wandern immer mehrAngehoumlrige der Eliten und insbesondereForscher ins Ausland abDie Bundeslaumlnderbuumlrokratie die diesemkleinen Land uumlberfluumlssigerweise zehnverschiedene Gesetzgeber beschert istmaumlchtiger und teurer denn je Als De-monstration ihrer Macht haben die Laumln-der (uumlber die jeweiligen Parteien) sowohlSPOuml-Chef Gusenbauer wie auch OumlVP-Obmann Molterer zu Sturz gebrachtEtwa bei den Baubehoumlrden hat die Kor-ruption signifikant zugenommenDie prohibitive Houmlhe der Personalsteuernmotiviert Fuumlhrungskraumlfte zunehmend da-zu mit ihren Firmen und Konzernzentra-len abzuwandern ndash und zwar Richtung

Osten Aus dem gleichen Grund muumlssendie groszligen Banken und Versicherungenwenn sie aus ihren Ostfilialen Spitzen-kraumlfte nach Wien holen diesen nun schondes oumlfteren deutlich houmlhere Bruttoloumlhnezahlen als den gleichqualifizierten Oumlster-reichernEin Vorstand eines Elektronik-Konzernsprophezeite daszlig es in fuumlnf bis zehn Jah-ren keinen Elektronik-Arbeitsplatz inOumlsterreich geben werdeAn den heimischen Universitaumlten gibt espraktisch keine relevanten Oumlkonomenmehr um nur eine wichtige Disziplin zunennenDie Qualitaumlt der heimischen Medien alsentscheidender (wenn auch oft unter-schaumltzter) Standortfaktor hat sich auseiner Vielzahl von Gruumlnden verschlech-tert Dazu nur einige Stichworte Erset-zung von Information durch Infotainmentabnehmende Bildung der Journalistenkorrupte Eigentuumlmer zu groszliger Staats-einfluszlig im oumlffentlich-rechtlichen Sektorregionale Monopole und nationale Oligo-polstrukturen im Printbereich und wach-sende Einfluszlignahme der werbendenFirmen auf die InhalteDie gewaltigen Probleme der Demo-graphie und Migration wurden weitge-hend ignoriert rasche Uumlberalterung Kin-derarmut exponentielles Wachstum derZuwanderer aus nichteuropaumlischen Kul-turen (die leider keine der fuumlr weitereWohlstandsmehrung und Verteidigungder Wettbewerbsfaumlhigkeit notwendigenEigenschaften mitbringen) und damitauch kulturelle Agonie sowie wachsendeErfahrungen von Identitaumltsverlust DieseProbleme werden von manchen Expertenauf ein bloszliges Arbeitsmarkt- und Pen-sionsproblem reduziert Aber selbst diesewerden nicht ernst genommenAlle Parteien haben arge Nachwuchspro-bleme Kein gescheiter und anstaumlndigerjunger Mensch geht noch in die PolitikLandespolitiker weigern sich aus ihrergemuumltlichen (houmlchstens durch Alkohol-konsum gefaumlhrlichen) Umgebung in einMinisteramt zu wechseln Das wird lang-fristig zur DemokratiegefaumlhrdungDer Politik stehen auch keinerlei brauch-bare Think tanks oder aumlhnliches zurVerfuumlgung Gleichzeitig sind OumlsterreichsUniversitaumlten in den fuumlr Politik und Wirt-schaft entscheidenden Disziplinen intel-lektuell ausgeduumlnntDie Parteien haben den rechtzeitigen Uumlber-gang zum Mehrheitswahlrecht versaumlumt

Was Oumlsterreich angesichts der immer po-pulistischer werdenden Parteien am Ran-de auf Dauer zur politischen Laumlhmungund Blockade durch eine immer kleinerwerdende groszlige Koalition verdammtDie Krisendynamik hat sich zuletzt vonMonat zu Monat beschleunigt Bestes Bei-spiel dafuumlr ist die AUA Feierte diese nocham Anfang des Jahres 2008 mit groszligemAufwand und viel Stolz ihr 50jaumlhriges Ju-bilaumlum so war sie schon im Sommer des-selben Jahres ein Kandidat fuumlr einenNotverkaufDie Mehrheit der Parteien versuchte eine(ohnedies bald wieder abflauende) Ver-teuerung der weltweiten Energie- undLebensmittelpreise mit Schulden zu be-kaumlmpfen also eine Strategie die langfri-stig nur noch mehr Inflation schafft

Verlorener Bezug zur Realitaumlt

Was ist in diesem Land passiertDer Hauptgrund der skizzierten Sorge ist

ein psychologischer Die sechs Jahrzehntevoller ermutigender Entwicklungen habendafuumlr gesorgt daszlig die Menschen die kollek-tive Erinnerung an die schlechten Jahre ver-loren haben Und die maximal in 24 Stun-den-Dimensionen denkenden Boulevardzei-tungen haben diese Erinnerung ohnedies niegehabt Sie ist auch in der Politik rasch ver-lorengegangen die bis auf die Ausnahme-erscheinungen Raab Kreisky und Schuumlsselohnedies nie uumlber die Mittelmaumlszligigkeit hin-ausgekommen ist

Nicht mehr Fleiszlig Disziplin und Kreativi-taumlt werden als die Quellen des Wohlstandesangesehen sondern der scheinbar uner-schoumlpfliche Reichtum des Staates der immerzu flieszligen hat wenn es auch nur die kleinsteKrise gibt oder wenn jemand imstande isteinen Bedarf zu artikulieren Und dazu istdie schier unerschoumlpfliche Armada der soge-nannten Sozialpolitiker immer imstande Dienoch dazu von den meisten Medien fuumlr guteMenschen gehalten und nie mit der Fragekonfrontiert werden ob nicht eine Sozial-quote von 29 Prozent vielleicht sogar einwenig zuviel des Guten sein und die Men-schen von eigenen Anstrengungen abhaltenkoumlnnte Als ob Oumlsterreich 29 Prozent Armehaumltte

Mit einem Satz Die Oumlsterreicher habenden Bezug zur Realitaumlt verloren

In dieser Situation konnte es auch passie-ren daszlig vier Tage vor der Wahl im Parlamentdie schamloseste Waumlhlerbestechungsaktionder Geschichte stattfindet die jede Bananen-republik uumlbertrifft Ohne daszlig es einen nen-

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nenswerten oumlffentlichen Aufschrei oder eineReaktion in der Wahlzelle gegeben haumltte

Mit dieser Einstellung ist das Land nununvorbereitet in die schlimmste Finanz-krise der Geschichte gestuumlrzt die keinerleiSpielraum mehr fuumlr Traumlume laumlszligt Die auchmit einer zeitweisen Beruhigung der Boumlrsendurch astronomische Finanzspritzen undHaftungsuumlbernahmen alles andere als been-det ist

Gewiszlig Der Irrglaube daszlig der Staat alleProbleme loumlsen kann hat nicht nur in Oumlster-reich um sich gegriffen Er hat hier aber aufGrund der langen fetten Jahre einen be-sonders uumlppigen Naumlhrboden gefunden Erwird in den naumlchsten Monaten und Jahrennoch zu vielen folgenschweren Fehlentwick-lungen fuumlhren

Das Bewuszligtsein ist einfach nicht mehrvorhanden daszlig ein Staat (wie Argentinienoder Island) bankrott gehen kann daszlig auchin Oumlsterreich Massenarbeitslosigkeit undPensionsentwertung (wie in Osteuropa vorder Sanierung) moumlglich sind daszlig das Ri-siko einer jahrzehntelangen Stagnation undDepression (etwa nach japanischem Mu-ster) ein durchaus nicht auszuschlieszligendesSzenario ist

Politiker und Banker versuchen naturge-maumlszlig dauernd Sicherheit auszustrahlen Diewichtigsten Medien des Landes sympathisie-ren neuerdings sogar mit einer Renaissanceeines Staatssozialismus Wie soll da eine sorealitaumltsfern gewordene Bevoumllkerung diewahren Risken sowie die Tatsache begreifendaszlig keineswegs alle politischen und oumlkono-mischen Risken beherrschbar gewordensind ndash vor allem dann nicht wenn die Tu-genden von Fleiszlig SelbstverantwortungLeistung und Maumlszligigung in Vergessenheitgeraten sind

Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch daszligOumlsterreich durch eine sehr bittere Dekadegehen muszlig Bis eine neue Generation bereitist sich den Herausforderungen des 21 Jahr-hunderts zu stellen

Diskutiert man solche Gedanken inOumlsterreich wird einem oft entgegengehal-ten Warum so negativ Diese Uumlberlegungenstellen aber eigentlich einen Appell dar dieRealitaumlt als ersten Schritt zur Besserung zuerkennen Und eine Handlungsanleitungwas als zweiter Schritt alles zu tun waumlre

Das Interessante ist Bei den Auslands-oumlsterreichern stoumlszligt man mit den gleichenSorgen auf flammende Zustimmung Wissensie vielleicht besser als eine von den HerrnDichand und Fellner verbloumldete Nation waseigentlich zu tun waumlre

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Der Menschenhandel und vor allem dieAusbeutung von Frauen und Kindern ist

ein besonders verabscheuungswuumlrdiges Ver-brechen Oumlsterreich tut daher seit Jahren sehrviel gegen Menschenhandel sowohl auf na-tionaler als auch auf internationaler Ebeneldquoso Innenministerin Maria Fekter anlaumlszliglich derMinisterkonferenz bdquoRichtlinien fuumlr die Erstel-lung von Datenbanken bezuumlglich Menschen-handelldquo am 23 und 24 Feber 2009 in Wien

Die Konferenz bildet den Abschluss eines18monatigen Projekts uumlber die Datensamm-lung im Bereich Menschenhandel Das Pro-jekt wurde vom Bundesministerium fuumlrInneres der Internationalen Organisation fuumlrMigration (IOM) ausgewaumlhlten EU-Staatenund weiteren Organisationen durchgefuumlhrtZiel des Projekts war die Entwicklung voneinheitlichen Richtlinien fuumlr die Daten-sammlung im Bereich Menschenhandel samtvergleichbarer Indikatoren bdquoDas soll den Be-houmlrden in den EU-Staaten ermoumlglichen ge-zielter gegen Menschenhandel vorzugehenund potenzielle Opfer besser zu schuumltzenldquosagte Fekter Derzeit werden in den einzel-nen EU-Staaten unterschiedliche Daten ge-sammelt ndash ihre Vergleichbarkeit ist nahezuunmoumlglich Das macht die Erstellung vonEU-weiten Problemanalysen und die Be-kaumlmpfung des Menschenhandels schwierig

Mit den praumlsentierten Richtlinien soll dieVergleichbarkeit der Daten verbessert wer-

den Dadurch sollen Kriterien vereinfachtwerden

bessere Analysen ndash anhand vergleichenderDaten lassen sich die bdquomodi operandildquoleichter herausfiltern und entsprechendeSchwerpunktaktionen setzeneine bessere Ursachenforschung ndash mitvergleichbaren Daten koumlnnen die Behoumlr-den den Ursachen des Menschenhandelsviel leichter auf den Grund gehen undeine vereinfachte Opferidentifizierung ndashdzt gibt es unterschiedliche Definitionenvon Opfern

bdquoDamit die Umsetzung der heute be-schlossenen Richtlinien optimal erfolgenkann werden wir groszligen Wert auf den Daten-schutz die technische Adaptierung und einenbreiten und nationalen Konsens aller Daten-lieferanten das heiszligt von Polizei Sozialein-richtungen und NGOs legenldquo sagte Fekter

Neben Fekter nahmen EU-Ratsvorsitzen-der Innenminister Ivan Langer aus Tsche-chien Justizminister Tibor Draskovics ausUngarn) IOM Generaldirektor WilliamLacy Swing Staatssekretaumlr Vladimir Cecotaus der Slowakei OSZE-SonderbeauftragteEva Biaudet und Generaldirektor des UNO-Sitzes in Wien und Exekutivdirektor desUNO-Buumlros fuumlr Drogenkontrolle und Ver-brechensverhuumltung Antonio Maria Costateil httpwwwbmigvat

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien

Der EU-Ratsvorsitzende und Innenminister von Tschechien Ivan Langer mit sei-ner oumlsterreichischen Amtskollegin Maria Fekter anlaumlszliglich der Konferenz in Wien

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Beeindruckt von seiner Projektreise zeigtsich Suumldtirols Landeshauptmann Luis

Durnwalder der am 5 Maumlrz nach zehn Ta-gen in Benin Togo und Ghana nach Suumldtirolzuruumlckgekehrt ist bdquoDie Projekte sind vor-bildlich umgesetzt worden und sowohl dieArt der Projekte als auch die Zielgebiete wer-den kuumlnftig noch groumlszligere Prioritaumlt genieszligenldquoso Durnwalder der die letzten beiden Tagein Ghana verbracht hat

Vier Projekte hat das Land in den letztenJahren in Ghana mit einem Betrag von fast115000 Euro unterstuumltzt dazu kommen sechsProjekte der Region mit einem Gesamtbei-trag von 165000 Euro Drei dieser Projektehat der Landeshauptmann in den letzten bei-den Tagen seiner Reise besucht um sich vomStand der Umsetzung bzw vom ordnungsge-maumlszligen Einsatz der Hilfsgelder zu uumlberzeu-gen Erste Station war dabei Dadome imNordosten der Hauptstadt Accra Dort hatdie Region den Bau eines Kindergartens undeines Kinderhorts unterstuumltzt in denen ndash ein-mal fertiggestellt ndash rund 160 Kinder zwi-schen zwei und sechs Jahren betreut werdenkoumlnnen Das Projekt wird vom VereinbdquoAmici nel Mondoldquo vorangetrieben

Vom selben Verein wird auch ein Projektzur Verbesserung der Trinkwasserversor-gung in 13 Doumlrfern in der selben Region

betreut bdquoEs geht hier um Trinkwasser fuumlrimmerhin rund 4500 Menschen und zudemum die Versorgung mit Wasser fuumlr die Land-wirtschaftldquo erklaumlrt Durnwalder der zudemein aumlhnliches Projekt besichtigt hat mit demzehn Doumlrfer im Suumlden Ghanas mit Wasserversorgt werden

Den letzten Tag seiner Reise hat der Lan-deshauptmann in der ghanaischen Hauptstadt

Accra verbracht wo er von Landwirtschafs-minister Kwesi Ahwoi empfangen wordenist bdquoDer Minister war vor allem an unseremKnow How in Sachen Lagerung von Obstund Gemuumlse interessiertldquo so Durnwaldernach der Aussprache mit dem Minister beider auch eine eventuelle Zusammenarbeit mitdem landwirtschaftlichen VersuchszentrumLaimburg angedacht worden ist

Nach seiner Ruumlckkehr zieht der Landes-hauptmann eine uumlberaus positive Bilanz sei-ner Reise bdquoAlle Projekte die wir in diesenzehn Tagen mit den Vertretern des VereinsAmici nel Mondolsquo und der MissionsgruppeMeran besichtigt haben sind vorbildlichumgesetzt worden und uumlben eine nachhaltigeWirkung auf die Entwicklung der Bevoumllke-rung ausldquo so Durnwalder Die Art der Pro-jekte sei genau jene die von einer kleinenRealitaumlt wie Suumldtirol gefoumlrdert werden muumls-sten bdquoSie werden in Zukunft in unserer Stra-tegie der Entwicklungszusammenarbeit mitSicherheit eine noch groumlszligere Rolle spielenldquoso der Landeshauptmann Selbiges gilt fuumlrdas Zielgebiet Westafrika bdquoWir haben gese-hen daszlig hier jeder Euro dringend benoumltigtwird um die grundlegenden Strukturen zuschaffen die eine Entwicklung moumlglich ma-chen oder erleichternldquo so Durnwalder httpwwwprovinzbzit

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Aus Suumldtirol

raquoVorbildliche ProjektelaquoLandeshauptmann Luis Durnwalder zieht eine uumlberaus positive Bilanz seiner Ghana-Reise

Projekte unter der Lupe Auch in Ghana hat LH Luis Durnwalder die von Land und Region finanzierten Vorhaben begutachtet

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Vier Projekte hat das Land in den letzten Jahren in Ghana unterstuumltzt

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Wirtschaft

Dies ist vor allem auf die tiefe Rezessionin der exportorientierten Sachguumlter-

erzeugung zuruumlckzufuumlhren Hingegen weite-ten die privaten Haushalte ihre Konsum-nachfrage aus wenn auch sehr verhalten ImTourismus begann die Wintersaison guumlnstigDer Konjunkturabschwung schlaumlgt sich auchin einer raschen Verringerung der Inflations-rate und einem starken Anstieg der Arbeits-losigkeit nieder

In Oumlsterreich verringerte sich das Brutto-inlandsprodukt laut aktueller Berechnungdes WIFO im IV Quartal 2008 saison- undarbeitstaumlgig bereinigt gegenuumlber dem Vor-quartal real um 02 Damit lag es um nurnoch 03 uumlber dem Wert des Vorjahres Fuumlrdas gesamte Jahr 2008 ergibt sich ein Wirt-schaftswachstum von real +18 Die Daumlmp-fung der Wirtschaftsleistung im IV Quartalist vor allem auf einen Einbruch der Kon-junktur in der exportorientierten Industriezuruumlckzufuumlhren Die Exportnachfrage bliebreal um 1 unter dem Wert des III Quartalsund um 42 unter jenem des Vorjahres Inder Sachguumltererzeugung ging die Wert-schoumlpfung gegenuumlber dem III Quartal realum 16 gegenuumlber dem Vorjahr um 14zuruumlck Die Ergebnisse des WIFO-Konjunk-turtests vom Jaumlnner 2009 lassen auf weitereProduktionseinbuszligen in der Industrie schlies-sen Die Unternehmen beurteilen die Auf-traumlge vor allem aus dem Ausland und dieGeschaumlftsaussichten so unguumlnstig wie schonlange nicht mehr Die Kapazitaumltsauslastungist markant gesunken vor allem jene derGroszligunternehmen und der Kfz-IndustrieEin Groszligteil der befragten Unternehmen er-wartete weitere empfindliche Produktions-einbuszligen Der Saldo aus positiven und nega-tiven Meldungen erreichte -22 Prozentpunk-te im Juli 2008 war er noch bei +5 Prozent-punkten gelegen im Jaumlnner 2008 bei +17 Pro-zentpunkten Allerdings waren die Produk-tionserwartungen im Jaumlnner 2009 geringfuuml-gig guumlnstiger als im Dezember 2008 ndash dieskoumlnnte ein erster Hinweis darauf sein daszligsich der Ruumlckgang etwas verlangsamt DerAbschwung der Weltkonjunktur verschaumlrftsich In den USA beschleunigte sich die Ab-nahme der Wirtschaftsleistung im IV Quar-tal 2008 markant (saisonbereinigt real -1

gegenuumlber dem Vorquartal) Der Euro-Raumbefindet sich seit dem Fruumlhjahr 2008 in einerRezession Ende 2008 brachen die Produk-tion (November gegenuumlber August saison-bereinigt -5) und die Auftragseingaumlnge inder Industrie (-15) ein Zwar verlaumluft derAbschwung im Bauwesen und im Einzel-handel flacher die Arbeitslosigkeit steigtaber bereits kraumlftig Auch in den ostmitteleu-ropaumlischen EU-Laumlndern verschlechterte sichdie Konjunktur die Industrieproduktion lei-det unter dem spuumlrbaren Nachlassen der Nach-frage aus dem Westen Hingegen schwaumlchensich Bauproduktion und Einzelhandelsum-saumltze in den meisten Laumlndern bisher nur leichtab In den asiatischen Schwellenlaumlndern bra-chen Exportnachfrage und Industrieproduk-tion ein Der weltweite Ruumlckgang der Pro-duktion schlaumlgt sich auch im Welthandel nie-der dieser verringerte sich im November2008 gegenuumlber dem Vormonat real um 6Fruumlhindikatoren weisen auf eine weitereAbwaumlrtstendenz in den folgenden Monatenhin Auch in Oumlsterreich entwickeln sich dievon der Binnennachfrage getragenen Wirt-schaftsbereiche stabiler als die Exportwirt-schaft Die Konsumausgaben der privatenHaushalte lagen im IV Quartal 2008 gering-fuumlgig uumlber jenen des Vorquartals (saison-und arbeitstaumlgig bereinigt real +04 +1gegenuumlber dem Vorjahr) Zum Anstieg duumlrf-te auch die leichte Zunahme der verfuumlgbarenrealen Einkommen beigetragen haben DieInflationsrate sank im Dezember wegen desmarkanten Ruumlckgangs der Rohstoffpreiseauf 13 drei Monate zuvor hatte sie noch38 betragen Waumlhrend die realen Umsaumltzeim Einzelhandel insgesamt im IV Quartalauf dem Vorjahresniveau stagnierten warenjene des Kfz-Handels deutlich ruumlcklaumlufig (-116) Im Dezember 2008 wurden um16 weniger Pkw neu zugelassen als imDezember des Vorjahres

Die Wintersaison begann im Tourismusvielversprechend Dank der guumlnstigen Wit-terung und der Verzoumlgerung mit der einKonjunkturabschwung im Tourismus erfah-rungsgemaumlszlig wirksam wird nahmen im No-vember und Dezember sowohl die Zahl derNaumlchtigungen als auch der reale Umsatzgegenuumlber dem Vorjahr um 68 zu Der von

der Investitionstaumltigkeit getragene Industrie-und Geschaumlftsbau schwaumlchte sich bereitsmerklich ab Im Tiefbau entwickelt sich dieProduktion aber guumlnstig Insgesamt blieb dieWertschoumlpfung der Bauwirtschaft im IVQuartal real um 06 unter dem Vorjah-reswert Die im WIFO-Konjunkturtest be-fragten Bauunternehmen sind hinsichtlichder Entwicklung von AuftragseingaumlngenProduktion Preisen und Beschaumlftigung zu-nehmend pessimistisch Aufgrund des Pro-duktionseinbruchs in der Industrie stieg dieZahl der Arbeitslosen im Dezember undJaumlnner ndash trotz der raschen Ausweitung derKurzarbeit ndash stark Saisonbereinigt war siezuletzt um 10000 houmlher als im November2008 die Arbeitslosenquote erhoumlhte sich auf64 der unselbstaumlndigen Erwerbspersonen(+08 Prozentpunkte gegenuumlber dem kon-junkturellen Tiefstand im Maumlrz 2008) DieZahl der unselbstaumlndig aktiv Beschaumlftigtensank leicht gegenuumlber den Vorquartalen

Mangelnde raquoEuropaumlisierunglaquo dernationalen Konjunkturzyklen alsRisiko fuumlr den Euro-Raum

Waumlhrend uumlber die ersten 10 Jahre derWirtschafts- und Waumlhrungsunion eine groumlszlig-tenteils positive Bilanz zu ziehen ist stelltdie weltweite Finanzkrise die Funktionsfaumlhig-keit der WWU auf die Probe Die Uumlberle-bensfaumlhigkeit der Waumlhrungsunion steht auf-grund des guten Zusammenspiels der fuumlr diePolitikgestaltung zustaumlndigen Institutionenauszliger Frage Zwar hatten die Einfuumlhrung dergemeinsamen Waumlhrung und die damit ver-bundenen politischen Anpassungsprozessebereits eine Harmonisierung des Konjunk-turzyklus im Euro-Raum zur Folge Da einevoumlllige Harmonisierung aber nicht zu errei-chen sein wird zwingen einschneidende Er-eignisse wie der gegenwaumlrtige Finanzkrisen-Schock die Geld- und Fiskalpolitik zum fle-xiblen Handeln Mangels anderer Mecha-nismen zur Abfederung solcher Schocks (zB Fiscal Federalism in den USA) sind einekonsequentere Koordination der Wirt-schaftspolitik und eine noch staumlrkere Zusam-menarbeit zwischen den Laumlndern des Euro-Raums und der EZB dringend geraten

Vor dem Hintergrund der weltweiten

KonjunktureinbruchDas Bruttoinlandsprodukt ging im IV Quartal 2008 um Saison- und

Arbeitstagseffekte bereinigt erstmals seit Mitte 2001 zuruumlck ndash MangelnderaquoEuropaumlisierunglaquo der nationalen Konjunkturzyklen als Risiko fuumlr den Euro-Raum

Finanzkrise mit ihren immer schwerwiegen-deren Folgen fuumlr die Realwirtschaft ist dieEinschaumltzung der Zukunftsfaumlhigkeit derWirtschafts- und Waumlhrungsunion der EU zu-nehmend gespalten Einerseits wird ein Zer-fallen der WWU befuumlrchtet Andererseits ge-winnen gerade in Zeiten der Krise die Waumlh-rungsunion und der Euro an Attraktivitaumlt ndashvor allem in jenen Laumlndern die am staumlrkstenvon der Finanzkrise betroffen sind (IslandGroszligbritannien) und bisher der gemeinsa-men Waumlhrung und der EU skeptisch gegen-uumlberstanden Tatsaumlchlich ist die gegenwaumlrti-ge Finanzkrise ndash aumlhnlich der Weltwirtschafts-krise von 1929 ndash nicht auf wenige Laumlnderbeschraumlnkt (wie z B die Asien- Ruszligland-Schweden- Argentinienkrise in den 1990er-Jahren) sondern hat sich weltweit ausge-breitet Eine solche Konstellation tritt seltenauf ihre Auswirkungen sind aber wegen dersehr stark globalisierten Wirtschaft mit ihrenvielfaumlltigen Verflechtungen gravierend Mitder Erfahrung um die negativen Folgen einerNicht-Reaktion bzw der Verstrickung in na-tionalen Protektionismus in den 1930er-Jah-ren greifen fast alle Industrielaumlnder massivpolitisch ein Dies gilt sogar fuumlr China abernicht zuletzt fuumlr die groumlszligten Wirtschafts-raumlume USA und Europa Europa kann im

Gegensatz zu den USA nicht einheitlichagieren weil es einerseits gespalten ist inEFTA- und EU-Laumlnder und letztere sichwiederum danach unterscheiden ob sie ander Waumlhrungsunion teilnehmen Wegen die-ser Heterogenitaumlt der Ausgangslage ist esumso uumlberraschender daszlig innerhalb der er-weiterten EU sehr rasch eine koordinierteKrisenpolitik versucht wird Allerdings sindweitere Anstrengungen der Koordinationnotwendig um nicht durch Protektionismus(Foumlrderung nationaler Champions und Ban-ken) den Zusammenhalt des Binnenmarktesund der Waumlhrungsunion zu gefaumlhrden

Die gegenwaumlrtige Weltkrise offenbart zu-dem viele Schwaumlchen des politischen De-signs der WWU vor allem den Mangel dassdie Rolle des Lender of Last Resort nichtexplizit geregelt ist sie wurde ad hoc vonEZB und EU-Laumlndern in Anspruch genom-men Eine direkte Hilfe (Bail-out) im Falledes Staatsbankrotts eines Euro-Raum-Lan-des ist vertraglich ausgeschlossen Finanz-hilfen aus dem EU-Haushalt koumlnnen zurzeitlaut EGV nur fuumlr Zahlungsbilanzproblemegewaumlhrt werden (z B Ungarn) nicht aberzur Stuumltzung des Staatshaushalts eines Mit-gliedslandes Der groszlige von den USA ausge-hende Finanzmarktschock betrifft die Laumln-

der des Euro-Raums wegen ihrer jeweiligenWirtschaftsstruktur und des nicht ganz har-monisierten Konjunkturverlaufs unterschied-lich stark Zudem verschaumlrft die Krise diesich seit langem aufschaukelnden Ungleich-gewichte aufgrund unterschiedlicher Lohn-stuumlckkostenentwicklung (Deutschland undOumlsterreich sind hier im Vorteil die meistenLaumlnder im Suumlden im Nachteil) Die Diver-sitaumlt der Betroffenheit insgesamt resultiert inder unterschiedlichen Einschaumltzung der Bo-nitaumlt der Staaten im Falle der Platzierungvon Staatsanleihen Letztlich geht es in derEU und insbesondere im Euro-Raum umbdquoManaging Diversityldquo durch flexible undverstaumlrkte Zusammenarbeit aller Institutio-nen (EZB Europaumlische Kommission EU-Laumlnder) Die teilweise zitierte Gefahr einesZerfalls der Waumlhrungsunion ist aber unreali-stisch Die Probleme die durch die Finanz-krise ausgeloumlst wurden und werden sindnicht auf den Euro-Raum beschraumlnkt son-dern treffen Groszligbritannien die Schweizund vor allem die USA gleichermaszligen Zu-dem gewinnt der Euro immer groumlszligereBedeutung fuumlr die Diversifizierung der Welt-waumlhrungsreserven und ist schon deshalb un-verzichtbar in der Weltwirtschaft httpwwwwifoat

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Wirtschaft

2007 2008 III Quartal I V Quartal I Quartal II Quartal III Quartal IV Quartal

Saison- und arbeitstagsbereinigt Veraumlnderung gegen das Vorquartal in real

Verwendung des BruttoinlandsproduktesKonsumausgabenPrivate Haushalte1) + 02 + 04 + 01 + 02 + 04 + 04Staat + 01 + 00 ndash 01 + 02 + 05 + 02Bruttoinvestitionen + 05 + 05 + 05 + 05 + 02 + 01Exporte + 18 + 13 + 08 + 03 ndash 08 ndash 10Importe + 14 + 10 + 04 ndash 02 ndash 0 ndash 02Bruttoinlandsprodukt + 07 + 07 + 05 + 02 + 00 ndash 02

Bruttoinlandsprodukt nach WirtschaftsbereichenLand- und Forstwirtschaft + 14 + 13 ndash 00 ndash 08 ndash 10 ndash 04Produzierender Bereich2) + 14 + 18 + 11 ndash 01 ndash 04 ndash 08

Sachguumltererzeugung + 10 + 18 + 15 ndash 00 ndash 07 ndash 16 Bauwesen + 03 + 03 + 02 + 02 + 02 ndash 01Handel Gastgewerbe und Verkehr + 06 + 05 + 04 + 02 + 02 + 02 Vermoumlgens- und Unternehmensdienstleistungen3) + 09 + 06 + 03 + 02 + 02 ndash 01 Sonstige Dienstleistungen4) + 03 + 04 + 02 + 03 + 04 + 04 Guumltersteuern + 03 + 04 + 04 + 03 + 02 + 02Guumltersubventionen + 10 + 08 + 06 + 07 + 08 + 08

Veraumlnderung gegen das Vorjahr in Bruttoinlandsprodukt real + 27 + 26 + 29 + 24 + 15 + 03

Quelle WIFO 1) Einschlieszliglich privater Organisationen ohne Erwerbszweck 2) Bergbau Sachguumltererzeugung Energie- und Wasserversorgung 3) Kreditinsti-tute und Versicherungen Grundstuumlcks- und Wohnungswesen 4) Oumlffentliche Verwaltung Landesverteidigung Sozialversicherung private Dienstleistungen

Das Tempo der Talfahrt der oumlsterreichi-schen Industrie beginnt sich zu stabili-

sieren Erstmals seit einem halben Jahr zeigtder saisonbereinigte Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex (EMI) sogar wiederleicht nach oben Der Indikator erreichtejedoch nach dem Rekordtiefstwert des Vor-monats von 331 im Februar nur den zweit-niedrigsten Wert seit dem Beginn der Da-tenerfassung vor mehr als zehn Jahren bdquoDerAnstieg des aktuellen Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex auf 346 Punkte zeigtausschlieszliglich daszlig sich die Geschwindigkeitdes Einbruchs in der oumlsterreichischen In-dustrie eingebremst hat Die Talfahrt desproduzierenden Sektors geht aber rasantweiterldquo stellt der stellvertretende Chefvolks-wirt der Bank Austria Stefan Bruckbauerfest Der Bank Austria EinkaufsMana-gerIndex liegt somit im Februar bereits daselfte Monat in Folge im Wertebereich unterder Neutralitaumltsmarke von 50 Punkten derauf Schrumpfungstendenzen hinweist

bdquoTrotz eines kleinen Silberstreifens amHorizont ist vorerst keine Entspannung derschwierigen Lage der Industrie in Sichtldquo be-tont Bruckbauer weiter und ergaumlnzt bdquoDie be-fragten Unternehmen haben die Produktions-leistung im Februar deutlich eingeschraumlnktwenn auch nicht mehr ganz so stark wie umden Jahreswechsel herumldquo Hinter der an-dauernden Verringerung der Produktionsteht die ungebrochen schwache NachfrageSeit April 2008 registrieren die heimischenBetriebe ein ruumlcklaumlufiges Neugeschaumlft Vorallem in den Auftragsbuumlchern der oumlsterrei-chischen Exporteure hinterlaumlsst der globaleKonjunktureinbruch ein dickes Minus Nur14 Prozent der befragten Unternehmen konn-ten Zuwaumlchse verzeichnen hingegen gingenbei 48 Prozent die Auslandsbestellungen zu-ruumlck

Kleinere Lager dennochraschere Lieferung

Die heimische Industrie reagiert auf dieschwierigen Marktbedingungen und beginntsich auf eine laumlnger andauernde Schwaumlche-phase einzurichten Die Unternehmen haben

im Februar die Bestaumlnde an Vormaterialientrotz eines weiteren starken Ruumlckgangs derEinkaufspreise ndash insbesondere bei RohoumllStahl und Energie ndash mit einer neuen Rekord-rate abgebaut Auch die Verkleinerung derFertigwarenlager hat sich im Februar fortge-setzt bdquoDie Lager werden derzeit bedingtdurch die schwachen Umsaumltze verringertAber auch im Hinblick auf Kosteneinsparun-gen und eine Steigerung der Liquiditaumlt wer-den sie so klein wie moumlglich gehaltenldquo meintBank Austria Oumlkonom Walter PudschedlTrotzdem ist aufgrund der derzeit aumluszligerstschwachen Auftragslage eine Verringerungder Lieferzeiten in der heimischen Industriezu beobachten Im Februar nahm die Zeit-spanne zwischen Bestellung und Ausliefe-rung sogar so stark wie noch nie zuvor in derbisherigen Umfragegeschichte ab

Industrie baut nochmehr Beschaumlftigte ab

Die heimische Industrie paszligt die Personal-kapazitaumlten den niedrigen Produktionsanfor-derungen weiter an Bereits seit zehn Mo-naten wird die Personaldecke nun ununter-brochen ausgeduumlnnt Der aktuelle Beschaumlfti-gungsindex sank auf einen Wert von nurnoch 314 Damit erfolgte der Beschaumlfti-gungsabbau in neuem Rekordtempo In uumlber40 Prozent der befragten Unternehmen wur-

den im Februar Stellen gestrichen waumlhrendnur 3 Prozent Neueinstellungen vornahmenDie Beschaumlftigung im gesamten Sektor liegtmittlerweile um rund 2 Prozent unter demVorjahresniveau Die Anzahl an Arbeitslosenaus der Sachguumltererzeugung ist im Jahres-abstand bereits um 8000 bzw fast 30 Pro-zent gestiegen Basierend auf den aktuellenUmfrageergebnissen ist in den kommendenMonaten insbesondere ab Fruumlhsommerwenn in vielen Unternehmen Kurzarbeits-regelungen auslaufen werden und sich dieAuftragslage nicht verbessert hat mit einerweiteren drastischen Verschlechterung derBeschaumlftigungslage in der Industrie zu rech-nen Die negative Entwicklung wird immerstaumlrker auf den Gesamtarbeitsmarkt durch-schlagen bdquoAuch die Anzahl der Beschaumlftig-ten in der Gesamtwirtschaft wird 2009 sin-ken Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von58 Prozent im abgelaufenen Jahr auf 70 Pro-zent heuerldquo meint Pudschedl Insgesamtwerden uumlber 40000 Personen ihre Arbeitverlieren

Keine Anzeichen fuumlrErholung der Industrie

Nach dem rasanten Einbruch ab Herbst2008 tendiert der EinkaufsManagerIndex derBank Austria aktuell leicht aufwaumlrts Damithat sich die Geschwindigkeit des Sturzflugs

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Talfahrt der Industrieverliert etwas an TempoBank Austria EinkaufsManagerIndex steigt erstmals seit sechs

Monaten aber weiterhin klarer Schrumpfungsprozeszlig

der oumlsterreichischen Industrie allerdings nuretwas verlangsamt Weiterhin sehen sich dieheimischen Manager jedoch einer gegenuumlberdem Vormonat deutlich verschlechterten Ge-schaumlftslage gegenuumlber Angesichts der unge-brochen duumlsteren internationalen Rahmen-bedingungen und der mageren (Export-) Auf-tragslage fehlen bisher jegliche Anzeichenfuumlr eine Stabilisierung oder gar Erholung derIndustriekonjunktur in Oumlsterreich Allerdingserwarten die Oumlkonomen der Bank Austriadaszlig die fortgesetzte geldpolitische Locke-rung durch die Europaumlische Zentralbank unddie Umsetzung der staatlichen Konjunktur-pakete sowohl auf internationaler als auchoumlsterreichischer Ebene zumindest gegenJahresende 2009 erste positive Spuren hin-terlassen bdquoNach dem moderaten Anstieg um

fast 2 Prozent im Jahr 2008 wird die Produk-tion der oumlsterreichischen Industrie 2009 umdurchschnittlich uumlber 6 Prozent einbrechenldquoprognostiziert Bruckbauer Im schwierigenglobalen Umfeld sind die Risiken zudem

eindeutig nach unten gerichtet Die Industriewird jedenfalls der mit Abstand groumlszligte Ver-lierer der aktuellen Wirtschaftsflaute seinDie exportabhaumlngigen Branchen werden amstaumlrksten betroffen

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Bank Austria EinkaufsManagerIndex und Teilindizes

Bank Austria Auftrags- Be- Liefer- Vormaterial- Einkaufs- Auftrags-EMI eingang Produktion schaumlftigung zeiten lager preise 1) bestand 1)

Okt08 434 395 425 452 519 473 531 371

Nov08 383 315 382 418 599 489 403 325

Dez08 350 274 344 383 618 479 311 306

Jaumln09 331 279 314 344 619 429 291 287

Feb09 346 323 360 314 629 405 254 306

Quelle BankAustria Economics ampMarket AnalysisMarkit Economics 1) nicht im Gesamtindex

Weiterer Ruumlckgang der Inflation im Jaumlnner auf 12Niedrigster Wert seit 2006 ndash Treibstoffe und Heizoumll billiger

Die oumlsterreichische Inflationsrate war imJaumlnner 2009 weiter ruumlcklaumlufig sie be-

trug nach Berechnungen der Statistik Austria12 (Dezember 13 November 23 Ok-tober 31) Das ist die niedrigste Veraumlnde-rungsrate seit Jaumlnner 2006 Sie kann vorwie-gend dadurch erklaumlrt werden dass die Preisefuumlr Treibstoffe und Heizoumll deutlich niedrigerwaren als vor einem Jahr Ohne diese Verbil-ligungen haumltte die Inflationsrate 23 betra-gen Hauptpreistreiber war die Instandhal-tung von Wohnungen Gegenuumlber dem Vor-monat (Dezember 2008) ging das durch-schnittliche Preisniveau um 05 zuruumlck

Die harmonisierte auf EU-Ebene ver-gleichbare oumlsterreichische Inflationsrate(HVPI) fuumlr Jaumlnner 2009 betrug ebenfalls12 - in der Eurozone sank sie auf 11 inder gesamten EU auf 17

Der Hauptpreistreiber im Jahresabstandwar im Jaumlnner 2009 in Oumlsterreich die Aus-gabengruppe bdquoWohnung Wasser und Ener-gieldquo (durchschnittlich +21) die etwasmehr als ein Drittel der Jahresinflation ver-ursachte Dafuumlr waren in erster Linie Teue-rungen bei der Instandhaltung von Wohnun-gen (+54) ausschlaggebend was haupt-saumlchlich auf houmlhere Preise beim Material fuumlrdie Instandhaltung und Reparatur von Woh-nungen zuruumlckzufuumlhren war (insgesamt +6Zement +11 Isolierglaskippfenster +8)Wohnungsmieten waren durchschnittlich um29 houmlher als vor einem Jahr Relativ ge-ring war die Teuerung bei der Haushalts-

energie (insgesamt +14) dies deshalbweil die Preisanstiege fuumlr Gas (+18)Strom (+5) und Fernwaumlrme (+4) durchstarke Preisruumlckgaumlnge beim Heizoumll (-23)groumlszligtenteils kompensiert wurden

Moderater Anstieg bei Nahrungs-mitteln ndash Milchpreise stark gesunken

Die Ausgabengruppe bdquoNahrungsmittel undalkoholfreie Getraumlnkeldquo (durchschnittlich+29) verursachte ein Drittel der Infla-tionsrate Hauptverantwortlich dafuumlr warenvor allem Preisanstiege fuumlr die UntergruppeNahrungsmittel (durchschnittlich +27)Verglichen mit der Situation vor einem Jahr(Jaumlnner 2008 +83) erscheint diese Ver-aumlnderungsrate jedoch moderat stellt dieStatistik Austria fest

Verstaumlrkten Preisauftrieb gab es nach wievor bei Nahrungsmitteln wie Fleisch und

Fleischwaren mit insgesamt +5 bei Brotund Getreideerzeugnissen mit +4 sowiebei Zucker Marmelade Honig und Suumlszligwa-ren mit durchschnittlich +8 TeuerungObst und Gemuumlse kosteten im Schnitt umjeweils 3 mehr Dagegen wiesen Molke-reiprodukte und Eier im Jahresabstand deut-lich negative Veraumlnderungsraten auf (durch-schnittlich -4) Vollmilch war sogar um13 billiger Auch die Preise fuumlr Oumlle undFette waren geringer als im Jaumlnner 2008(insgesamt -1) Butter kostete um 21weniger sortenreines Pflanzenoumll um 25mehr Alkoholfreie Getraumlnke waren imJahresabstand um durchschnittlich 43 teu-rer was vor allem auf houmlhere Kaffeepreise(+15) zuruumlckzufuumlhren ist

Ausgabengruppe raquoVerkehrlaquowar Preisdaumlmpfer

Hauptpreisdaumlmpfer im Jahresabstand wardiesmal die Ausgabengruppe bdquoVerkehrldquo(durchschnittlich -49) Die Preisruumlckgaumln-ge waren hier so stark daszlig sie die durch-schnittlichen Anstiege der beiden Ausgaben-gruppen bdquoWohnung Wasser und Energieldquosowie bdquoNahrungsmittel und alkoholfreie Ge-traumlnkeldquo fast vollstaumlndig kompensierten Da-fuumlr waren insbesondere starke Preisruumlckgaumln-ge bei Treibstoffen verantwortlich (insge-samt -21) Die Preise fuumlr Wartung und Re-paratur von Pkw stiegen insgesamt um 4Flugtickets waren um 6 billiger als voreinem Jahr

Enegie ist einer der Hauptpreistreiber

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Mehr als die Haumllfte der Unternehmen derGewerblichen Wirtschaft stellen Ein-

Personen-Unternehmen (EPU) dar d hwerden ohne dauerhaft beschaumlftigte Mitar-beiterInnen von einemeiner einzigen Unter-nehmerIn betrieben Im Zeitablauf zeigt sicheine steigende Bedeutung der EPU fuumlr dieheimische Wirtschaft Die Dynamik ist v aauf die Wirtschaftsdienstleistungen die son-stigen Dienstleistungen (z B kuumlnstlerischeund schriftstellerische Taumltigkeiten Korres-pondenz- und Nachrichtenbuumlros Film- undVideoherstellung etc) das Gesundheitswe-sen und das Bauwesen zuruumlckzufuumlhren

Im allgemeinen werden EPU von Selb-staumlndigen im mittleren Alter (30 bis 59 Jahre)mit fundierter fachlicher Ausbildung (insbe-sondere duale Ausbildung) und jahrelangerBerufserfahrung gefuumlhrt Das Spektrum derEPU ist durch groszlige Heterogenitaumlt gekenn-zeichnet Sie sind nicht nur in allen Bran-chen der heimischen Wirtschaft sondern auchin allen Phasen des Unternehmenslebens-zyklus zu finden Bei etwa einem Drittel derEPU handelt es sich um junge wachsendeUnternehmen gleichzeitig befindet sich aberauch die Haumllfte der EPU nach mehr als 10jaumlh-riger Geschaumlftstaumltigkeit in der Reifephaseund 16 sind Wendeunternehmen mit annauml-hernd ausgeschoumlpften NutzenpotentialenNach den charakteristischen Kennzeichender Unternehmen kann z B zwischen dyna-mischen risikobewuszligten und etabliertenEPU unterschieden werden

Somit zeigt sich daszlig Ein-Personen-Un-ternehmen uumlberwiegend einen nachhaltigenBestand aufweisen und ein nachhaltigerWirtschaftsfaktor in Oumlsterreich sind Auchder Arbeitsmarkteffekt dieser Kleinstunter-nehmen ist nicht zu unterschaumltzen da dieUnternehmerinnen und Unternehmer durchihre selbststaumlndige Taumltigkeit zumindest ihreneigenen Arbeitsplatz sichern Ein Teil derEin-Personen-Unternehmen durchlaumluft auszliger-dem einen Wachstumsprozeszlig und beschaumlf-tigt in der Folge MitarbeiterInnen

Fast ein Drittel der EPU stellen Teilzeit-unternehmerInnen dar die ihr Unternehmenneben anderen Taumltigkeiten (z B unselbstaumln-

dige Beschaumlftigung oder Betreuungsaufga-ben) betreiben Mehr als die Haumllfte der EPUwerden vom Wohnsitz desder Unterneh-merIn aus gefuumlhrt und im Durchschnitt wer-den rd 50 der Einkuumlnfte mit den 2 bis 3wichtigsten Kunden lukriert Generell (d hnicht nur in bezug auf die Kundenstruktursondern auch hinsichtlich Lieferanten- undGeschaumlftspartnerbeziehungen) zeigt sich einstarker Fokus auf den lokalen und regionalenMarkt Diese Unternehmen tragen somitauch zur (Nah-)Versorgung der Bevoumllkerungmit Produkten und Dienstleistungen bei

Wenngleich bei der Mehrheit der Unter-nehmen das Streben nach einem entspre-chenden Gewinn im Vordergrund steht ist die

Selbstverwirklichung das maszliggebliche Gruumln-dungsmotiv Das ist auch konsistent mit derTatsache daszlig zwei Fuumlnftel der EPU ange-ben daszlig die Freude an der Arbeit fuumlr siewichtiger ist als der damit erzielte Gewinn

bdquoEin-Personen-Unternehmen hat es im-mer schon gegeben ndash das Phaumlnomen ist somitnicht neu Neu ist jedoch daszlig diese Unter-nehmen bereits mehr als die Haumllfte der oumlster-reichischen Unternehmen der GewerblichenWirtschaft stellenldquo erlaumlutert Peter Voithofervon bdquoKMU Forschung Austrialdquo bdquoFuumlr dieZukunft ist zu erwarten daszlig sich der Trendzur Selbststaumlndigkeit und zu Ein-Personen-Unternehmen weiter fortsetzen wirdldquo httpwwwkmuforschungacat

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Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger WirtschaftsfaktorFundierte fachliche Ausbildung und jahrelange Berufserfahrung vor Antritt der

Selbstaumlndigkeit sichert nachhaltige Unternehmenskonzepte

Motive der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die SelbststaumlndigkeitAngaben in Prozent

Anteil der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die das jeweilige Motiv (sehr)wichtig war Mehrfachantworten moumlglich Quelle KMU Forschung Austria

Die Auswirkungen der weltweiten Wirt-schafts- und Finanzkrise wirken sich

nun zeitverzoumlgert in Suumldosteuropa ausldquo er-klaumlrte Michael Landesmann Direktor derForschungsabteilung des Wiener Instituts fuumlrInternationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW)anlaumlszliglich eines Forums der AuszligenwirtschaftOumlsterreich (AWO) zum Thema bdquoEinfluszlig derFinanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldost-europaldquo am 3 Maumlrz in der Wirtschaftskam-mer Oumlsterreich (WKOuml) Fuumlr 2009 rechnendie Experten des WIIW mit einem Schrump-fen der Wirtschaft 2010 duumlrfte eine Stagna-tionsphase folgen und ab 2011 rechnen dieWirtschaftsforscher mit einem Wachstum ndashallerdings nicht so stark wie vor der KriseEin wesentliches Problem sieht Landesmannim Einbruch der Auslandsdirektinvestitio-nen der die Region bdquosehr vulnerabel machtldquo(bdquoverletzlichldquo Anm d Red)

Der Aufholprozeszlig in den Laumlndern Suumld-osteuropas ndash seit 2001 wuchsen die Volks-wirtschaften dieser Staaten im Schnitt zwi-schen 5 und 7 Prozent ndash war von auszligen fi-nanziert Nun bahne sich ein massives Lei-stungsbilanzdefizit an Da die Region zu ge-ringe Exportkapazitaumlten habe gelte es nundie Differenz zu finanzieren Ein ernstesProblem ergibt sich besonders in Staaten mitfixen Wechselkurssystemen Hier sei eineImportdrosselung erforderlich Ein Abgehenvon fixen Wechselkursen haumltte jedoch pro-blematische Effekte auf die Fremdwaumlh-rungskredite deren Wert in Lokalwaumlhrungentsprechend ansteigen wuumlrde Fuumlr Export-steigerungen waumlren Abwertungen hingegenvorteilhaft

Johannes Poumlschl vom WIIW teilte mitdaszlig man in der Auszligenhandelsstatistik vomJaumlnner bereits starke Auswirkungen der Kri-se sehe Aber bereits seit dem letzten Quartal2008 gerate das Wachstum in den suumldosteur-opaumlischen Staaten in den Minusbereich In-teressant sei das einheitliche Bild der Kon-junkturentwicklung bdquoKein Land entkommtder Kriseldquo so Poumlschl Vor allem die In-dustrieproduktion habe einen starken Ein-bruch erlitten Generell gelte fuumlr die Regiondass die hohen Handelsbilanzdefizite bisher

durch Tourismuseinnahmen Transfers (vonFamilienmitgliedern aus dem Ausland)Auslandsdirektinvestitionen und Kredite ge-deckt wurden Die kurzfristigen Aussichtenseien in Suumldosteuropa voraussichtlich ehernegativ Mittelfristig seien strukturelle Re-formen erforderlich Investitionen solltenvon den internationalen Finanzierungsinsti-tutionen gestuumltzt werden

Wesentlich so Georg Krauchenberg Re-gional Manager der AWO fuumlr Suumldosteuropasei der weitere Kreditfluss zur Uumlberbruumlk-kung In den Medien werde Suumldosteuropameist zu negativ und pauschal dargestellt Esgaumlbe jedoch ganz unterschiedliche Situatio-

nen und Ausgangspositionen zwischen EU-Mitgliedern Beitrittskandidaten Staaten mitEURO-Waumlhrung oder eigener Waumlhrung

Einig zeigten sich alle Experten daszlig essich bei den betroffenen Laumlndern um Maumlrktemit groszligem Nachholbedarf handle die raschwieder wachsen koumlnnen Fuumlr die Unterneh-mer gilt der Rat bdquounbedingt am Markt zubleiben da ein Marktwiedereintritt wesent-lich schwieriger wuumlrdeldquo so KrauchenbergbdquoEs geht nun um eine Uumlberbruumlckung mitMaszlig denn die Vorteile der Maumlrkte laumlgen aufder Hand Niedriges Lohnniveau NiedrigeBesteuerung und Near shorelsquo zu Mittel- undWesteuropaldquo

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Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011

AWO-Forum raquoEinfluszlig der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldosteuropalaquo ndashStrukturelle Reformen und internationale Investitionen erforderlich

AWO Groszlige Praumlsenz aufder Foodex Tokio 2009Laschan Japan ndash trotz Krise ndash weiterhinzweitwichtigster Handelspartner in Asien

Insgesamt 20 oumlsterreichische Firmen dar-unter acht Neuaussteller beteiligen sich in

der ersten Maumlrzwoche am oumlsterreichischenGruppenstand auf Japans wichtigster inter-nationaler Fachmesse fuumlr die Nahrungsmittel-industrie Der Gruppenstand wurde von derAuszligenwirtschaft Oumlsterreich (AWO) gemein-sam mit der Auszligenhandelsstelle Tokio veran-staltet bdquoDas vielfaumlltige Produktsortimentumfaszligt Qualitaumltsweine Sekt und Spirituo-sen Milch- und Molkereiprodukte Fleisch-waren Tee Kaffee Essig Fruchtsaumlfte Bio-produkte und Suumlszligwarenldquo berichtet FranzErnstbrunner von der AWO

Die heimischen Aussteller sind zum Teilbereits mit lokalen Importeuren vertreten DieNeuaussteller suchen Kontakt zu Importeu-ren Distributeuren Einkaumlufern der lokalenHandelsketten Einzelhaumlndlern und Vertre-tern des Hotel- und GastronomiegewerbesAuszligerdem bietet die Messe auch Kontaktezu Fachbesuchern aus Korea China und Tai-wan

Fachseminare der Firmen Food amp Com-merce Gegenbauer Wein amp Commerce

Sektkellerei Szigeti und Austriarsquos FindBrandsMichael Thurner fuumlr Importeure undFachbesucher der japanischen Nahrungsmit-telindustrie rundeten den Auftritt bdquoMade inAustrialdquo ab

Insgesamt beteiligten sich 2400 Ausstel-ler (23 davon aus dem Ausland) in 65 Laumln-derpavillons auf 29000 m2 Nettoausstellungs-flaumlche 95000 Fachbesucher darunter 10 aus dem Ausland wurden erwartet

bdquoJapan ist nach China weiterhin derzweitwichtigste Wirtschaftspartner in Asienund bleibt fuumlr Oumlsterreich einer der bedeu-tendsten uumlberseeischen Handelspartnerldquo be-tont Ernst Laschan oumlsterreichischer Handel-sdelegierter in Tokio Trotz deutlicher Ruumlck-gaumlnge bei oumlsterreichischen Exporten nachJapan im Jahr 2008 (Jaumlnner-November-12) bleibt Japan aufgrund der vorhande-nen Kaufkraft und Innovationsbereitschaftgerade in den Bereichen Industrie sowie Life-style und LebensmittelGetraumlnke einer derinteressantesten asiatischen Maumlrkte fuumlr oumls-terreichische Unternehmen httpwkoatawo

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Er ist ein Erlebnis er ist Erholung pur unddaher auch ein groszliger Erfolg bdquoUrlaub

am Bauernhofldquo kann in Kaumlrnten auf steigen-des Gaumlsteinteresse und wachsende Wert-schoumlpfung verweisen Mit einer Qualitaumlts-offensive will man jetzt noch mehr zulegenEin auf fuumlnf Jahre ausgelegtes Strategie-konzept stellten Tourismusreferent Landes-hauptmann Gerhard Doumlrfler bdquoUrlaub amBauernhofldquo-Geschaumlftsfuumlhrerin Edith Sabath-Kerschbaumer und Obmann Hubert Reineram 16 Februar bei einer Pressekonferenz inKlagenfurt vor Vom Land Kaumlrnten wird dieMaszlignahme mit insgesamt einer Million Eurounterstuumltzt

bdquoEs sind keine Kunstwelten keine Holly-wood-Kulissen Es ist alles authentisch weilMenschen dahinter stehenldquo sagte der Lan-deshauptmann uumlber bdquoUrlaub am BauernhofldquoEr sei vom Erfolg und weiteren Aufschwungdes Projektes felsenfest uumlberzeugt Hier wer-de naumlmlich mit hundertprozentiger Leiden-schaft Urlaub bei Freunden Urlaub in der Na-tur geboten Doumlrfler strich auch die Siche-rung von Arbeitsplaumltzen im laumlndlichen Raumund die wachsende Wertschoumlpfung hervorDies geschehe unter dem Motto bdquoNatur nut-zen aber nicht be- und abnutzenldquo Die Er-lebniswelt Bauernhof sei ganzsaisonal spre-che vor allem Familien und Kinder an undhabe ein hohes Potential zur Kundenbin-dung

Laut Doumlrfler wird das neue Strategiekon-zept von bdquoUrlaub am Bauernhofldquo vom Landbis 2013 mit 200000 Euro pro Jahr unter-stuumltzt Die Mittel kommen je zur Haumllfte ausdem Tourismus- und dem Agrarreferat bdquoUr-laub am Bauernhofldquo habe mit dem kreativenHofalltag ein groszliges Kapital meinte derLandeshauptmann bdquoWir koumlnnen damit Neu-gier stillen Zum Beispiel zeigen wie Butteroder Brot erzeugt werdenldquo Fuumlr bdquoEr-Lebens-mittel aus Kaumlrntenldquo will Doumlrfler allgemeinmehr Bewuszligtsein schaffen Ihm geht esdabei um die Entwicklung einer Marke umdie Staumlrkung der heimischen Lebensmittel-produzenten vom Bauern bis hin zu bdquoKaumlrnt-ner Milch und Coldquo Sein Vorschlag ist einKaumlrntner Jausenpaket fuumlr Urlaubsgaumlste

bdquoWir sollten den Gaumlsten Kaumlrnten am Gau-men mit nach Hause gebenldquo

Laut Reiner zielt man bei bdquoUrlaub amBauernhofldquo auf noch mehr Qualitaumltssiche-rung Dabei wolle man die Mitgliedsbetriebenicht nur strenger kontrollieren und be-werten sondern vor allem beraten undgezielt auf die Uumlberpruumlfung vorbereiten WieReiner erklaumlrte werden die Betriebe bereitsjetzt regelmaumlszligig uumlberpruumlft und mit zwei dreioder vier Blumen bewertet Das neue Modellsolle einfacher und praktikabler sein undauch dem Gast mehr Information bietenWie der Obmann betonte wolle man echtenauthentischen Urlaub anbieten bdquoDenn starkeAngebote schaffen starke Nachfrageldquo

Geschaumlftsfuumlhrerin Sabath-Kerschbaumerging auf die sechs Eckpfeiler des Konzeptesein Neben der neuen Qualitaumltskategorisie-rung seien dies die Entwicklung einer star-ken Marke sowie die weitere Professiona-lisierung von Marketing und Verkauf etwadurch einen mehrsprachigen Internetauftrittund den Ausbau der Buchungsboumlrse Weiterswolle man auf Produktentwicklung Themen-

management und Spezialisierung setzenz B mit Angeboten wie Baby- und Kinder-bauernhof Entschleunigung (bdquoLei laringsrsquonldquo)oder Ferien im Schnee Mit Seminaren undSprachkursen wolle man die Organisations-entwicklung und Mitgliederbetreuung inten-sivieren Auszligerdem sollen die Internationali-sierung und die Erschlieszligung neuer touristi-scher Maumlrkte verstaumlrkt werden

Die Geschaumlftsfuumlhrerin nannte auch einigebeeindruckende Zahlen bdquoUrlaub am Bauern-hofldquo habe in Kaumlrnten 580 Mitglieder die zu-sammen 8430 Gaumlstebetten anbieten und798000 Naumlchtigungen pro Jahr lukrierenwuumlrden Die touristische Wertschoumlpfung fuumlrKaumlrnten betrage 56 Millionen Euro Auszliger-dem sichere bdquoUrlaub am Bauernhofldquo 1850Arbeitsplaumltze auf den Houmlfen TouristischeKernmaumlrkte seien Deutschland und Oumlster-reich bei Gaumlsten aus Italien den Nieder-landen Tschechien oder Ungarn koumlnne manZuwaumlchse erzielen Durch die EURO 2008habe auch der Gaumlsteanteil aus Polen undKroatien deutlich zugenommen httpwwwurlaubambauernhofcom

Qualitaumltsoffensive bei raquoUrlaub am Bauernhoflaquo

Land Kaumlrnten unterstuumltzt Strategiekonzept mit einer Million Euro ndash Erfolg durch echte authentische Urlaubsangebote

Almgenuszlig wie aus dem Bilderbuch raquoUrlaub am Bauernhoflaquo in Kaumlrnten

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Insgesamt wurden 2008 rd 154 Mio Ur-laubsreisen (davon 86 Mio Hauptur-

laubsreisen mit vier oder mehr Naumlchtigun-gen und 69 Mio Kurzurlaubsreisen mit einbis drei Naumlchtigungen) gemacht (-16gegenuumlber 2007)

Die Ergebnisse der laufenden Erhebun-gen die von Statistik Austria seit 1969durchgefuumlhrt werden belegen Die Bedeu-tung von Reisen hat innerhalb der letztenJahrzehnte stark zugenommen 1969 unter-nahm nur etwas mehr als ein Viertel deroumlsterreichischen Bevoumllkerung mindestenseine Haupturlaubsreise (275) im Jahr2008 machten hingegen bereits 614 derBevoumllkerung ab 15 Jahren mindestens eineHaupturlaubsreise

Das Reisevolumen von Haupturlaubsrei-sen hat sich in den letzten 40 Jahren mehr alsverdreifacht (1969 24 Mio 2008 86 Mio)Die Zahl der Haupturlaubsreisen ins Auslandhat sich ungefaumlhr verfuumlnffacht (1969 11 Mio2008 53 Mio) und die Zahl der inlaumlndi-schen Urlaubsreisen hat sich im selben Zeit-raum mehr als verdoppelt (1969 13 Mio2008 32 Mio)

Relativ kleiner Radius

Bis zum Anfang der 1980er Jahre wurdedie Mehrzahl der Haupturlaubsreisen imInland verbracht auf Grund des staumlrkerenWachstums der Auslandsreisen hat sich die-ser Anteil allerdings im Laufe der Zeit zu-gunsten auslaumlndischer Destinationen ver-schoben 623 der Haupturlaubsreisen wa-ren 2008 Auslandsreisen Der Radius indem sich die oumlsterreichische Bevoumllkerungbei Haupturlaubsreisen bewegt ist aber rela-tiv klein Seit Jahren zieht es jene die eineHaupturlaubsreise ins Ausland machen inden Suumlden Italien ist nach wie vor das be-liebteste Ziel fuumlr Haupturlaubsreisen imAusland (2008 201) Kroatien folgt 2008auf dem zweiten Platz mit rund 113 vorDeutschland (89) Spanien und Griechen-land mit einem Anteil von 74 bzw 63

Die Hauptmotive

Die Hauptmotive fuumlr Haupturlaubsreisenim In- und ins Ausland waren seit 1987Strand- und Badeaufenthalte Aktivurlaube

und Erholungsurlaube Die Bedeutung derStrand- und Badeaufenthalte nimmt aber ste-tig ab In den letzten 20 Jahren hat sich derAnteil der Strand- und Badeaufenthalte halb-iert (1987 379 2008 202) und seit2006 ist der Anteil der Aktivurlaube beiHaupturlaubsreisen (2008 228) houmlher alsder Anteil der klassischen Strand- undBadeaufenthalte

Die Jahreszeiten

Generell verreist die oumlsterreichische Be-voumllkerung mehr im Sommer als im Winterdoch Urlaubsreisen im Winter gewinnen zu-nehmend an Bedeutung Waumlhrend 1969 nur120 der Haupturlaubsreisen im Winter statt-fanden lag der Anteil im Jahr 2008 schonuumlber 30 Seit einigen Jahren ist die Ten-denz zu einer gleichmaumlszligigeren Verteilungder Reisen beobachtbar (1969 615 derHaupturlaube in den Ferienmonaten Juli undAugust 2008 375) Die Annaumlherung derSaisonen ist vor allem bei laumlngeren Inlands-urlaubsreisen zu erkennen

Die Urlaubsdauer

Waumlhrend vor 40 Jahren die Haumllfte derHaupturlaubsreisen noch zwischen einer undzwei Wochen dauerten lag der Anteil imJahr 2008 nur mehr bei 365 Dement-sprechend ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die zwischen fuumlnf und sieben Tagedauern gestiegen und zwar von rund 117im Jahr 1969 auf 484 im Jahr 2008

Die Transportmittel

Seit 1969 ist das wichtigste Transport-mittel bei Haupturlaubsreisen der PKW(2008 550) Zu diesem Zeitpunkt spieltedas Flugzeug mit einem Anteil von 34eine weniger wichtige Rolle aber bis 2008hat sich der Anteil verachtfacht (2008295) was vor allem auf Kosten der Bahngeschah Im Jahre 1969 wurde die Bahnnoch bei einem Viertel aller Haupturlaubs-reisen genutzt im Jahr 2008 lag der Anteilnur noch bei 67

Waumlhrend Flugreisen bei Inlandsurlaubs-reisen erwartungsgemaumlszlig eine geringere

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Chronik

Gehoumlrt bei vielen Menschen wohl zum Inbegriff des Urlaubs am Strand liegen undeinfach ausspannen Foto httpwwwbilderboxbiz

Oumlsterreicher reisen andersLaut aktuellen Ergebnissen der Statistik Austria wurde die 15 Mio-Marke bei Urlaubsreisen auch 2008 durchbrochen 761 der oumlsterreichischen

Bevoumllkerung ab 15 machten mindestens eine Urlaubsreise

Bedeutung haben werden bei Hauptur-laubsreisen ins Ausland seit 1996 mehr Rei-sen mit dem Flugzeug als mit dem PKW ge-macht (Ausnahme 2001 und 2002)

Die Unterkuumlnfte

In den vergangenen Jahren wurde bei rddrei Viertel aller Haupturlaubsreisen in ent-geltlichen Unterkuumlnften genaumlchtigt (2008764) Hotels und aumlhnliche Betriebe wur-den dabei 2008 bevorzugt genutzt (531)Bei fast jeder vierten Haupturlaubsreise wur-de 2008 aber gratis genaumlchtigt (236)

Man reist meist selbstaumlndig

Der uumlberwiegende Teil der Haupturlaubs-reisen wird seit 1969 ohne die Hilfe vonReisebuumlrosReiseveranstaltern organisiert(2008 724) In den 1970ern 1980ern und1990ern ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die mit Hilfe von ReisebuumlrosReise-veranstaltern organisiert wurden zwar ge-stiegen die Anteile stagnieren seither bei rd30 Die Unterstuumltzung eines ReisebuumlrosReiseveranstalters wird bevorzugt bei Haupt-urlaubsreisen ins Ausland in Anspruch ge-nommen (2008 346 der Reisen gaumlnzlichuumlber ReisebuumlroReiseveranstalter organisiert)

Die Intensitaumlt

Die Urlaubsreiseintensitaumlt und die Anzahlder Haupturlaubsreisen unterscheiden sichnach soziodemografischen Merkmalen wiezum Beispiel Alter und Erwerbstaumltigkeit

Betrachtet man das Alter war im Jahr2008 die Haupturlaubsreiseintensitaumlt vonPersonen zwischen 15 und 24 Jahren mit651 am houmlchsten Die meisten Haupt-urlaubsreisen (266) wurden 2008 aller-dings von Personen die 60 Jahre und aumlltersind gemacht

Analysiert man die Teilnahme am Er-werbsleben wurden 2008 die meistenHaupturlaubsreisen von unselbstaumlndig Be-schaumlftigten gemacht (479) gefolgt vonPensionisten (260) Bei Arbeitslosen wa-ren die Anzahl der Haupturlaubsreisen unddie Haupturlaubsreiseintensitaumlt mit 451im Jahr 2008 erwartungsgemaumlszlig am gering-sten

Seit 1972 hat sich die Reiseintensitaumlt ver-aumlndert Die Reiseintensitaumlt der Studentenund Schuumller (+445 Prozentpunkte) derSelbstaumlndigen (+358 Prozentpunkte) undder Pensionisten (+305 Prozentpunkte) stiegdeutlich Studenten und Schuumller haben mitt-lerweile die houmlchste Reiseintensitaumlt mit760 httpwwwstatistikat

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Chronik

raquoOumlsterreichisches Wanderguumltesiegellaquofuumlr das Suumldliche Waldviertel

Das Suumldlliche Waldviertel und damit dieRegion von der Wachau bis zum Weins-

berger Wald erhielt kuumlrzlich als erste Regionin Oumlsterreich das bdquoOumlsterreichische Wander-guumltesiegelldquo das Siegel wird von der Vereini-gung zur Qualitaumltssicherung fuumlr Wandern inOumlsterreich verliehen

Das 2003 fuumlr das suumldliche Waldviertel er-stellte Wanderangebot wurde nun nochmalsdurchleuchtet qualitativ verbessert und einemZertifizierungsprozeszlig unterzogen Beim Wald-viertel Tourismus wird diese Auszeichnungals Signal in Richtung Qualitaumltstourismusgesehen mit dem bdquoWanderguumltesiegelldquo sollenvermehrt Wanderbegeisterte aus dem In- undAusland angesprochen werden

Das 2007 ins Leben gerufene Wander-guumltesiegel definiert klare Qualitaumltskriteriennach denen sich Regionen WanderdoumlrferWanderwege und Wanderbetriebe der Pruuml-fung und Zertifizierung durch ExpertInnenunterziehen koumlnnen Der Qualifizierungs-prozeszlig umfaszligt eine genaue Staumlrken- undSchwaumlchenanalyse des Wanderangebots miteiner konkreten Handlungsanleitung zurVerbesserung der Wanderinfrastruktur unddes Wanderprogramms Bei Erfuumlllung allerwander-qualitaumltsrelevanter Standards wirddas bdquoOumlsterreichische Wanderguumltesiegelldquo ver-liehen und damit eine verlaumlssliche qualitativhoch stehende Wanderqualitaumlt in allenTeilbereichen des Wanderns attestiert

Die Wanderregion Suumldliches Waldviertelbietet Wanderern auf aufbereiteten Touren

besondere Eindruumlcke inmitten einer weitlaumlu-figen und sanft huumlgeligen Wald- Fluss- undWiesenlandschaft Im Ysper- und Weitentalhingegen bricht das Hochland des Nord-waldes steil zur Donau hin ab sodaszlig dieWanderer hier echte Berg- und Gipfelerleb-nisse erwarten Die Erschlieszligung alter Pil-gerpfade wiederum verspricht auch meditati-ve Erlebnisse

Die vom Waldviertel Tourismus aufberei-teten Touren fuumlhren zu den Naturattraktio-nen des Waldviertels inklusive BerggipfelnAussichtsplaumltzen historischen Schauplaumltzenund Kulturguumltern Die maumlchtigen Granitforma-tionen der Wald in all seinen Erscheinungs-formen sowie ausgedehnte Felder eroumlffnenimmer neue Landschaftsbilder Neben derYsperklamm sind etwa die original erhalteneFolterkammer im Schloszlig Poumlggstall oder dasTal der Sonnenuhren weitere Houmlhepunkteauf den Wanderwegen

In der Wanderregion Suumldliches Waldvier-tel mit ihren insgesamt elf Gemeinden fin-den sich 62 Wandertouren wobei es sichgroszligteils um Rundwanderwege handelt Wei-ters existieren beschilderte Pilgerwander-wege zur Basilika Maria Taferl 21 gekenn-zeichnete Ausgangspunkte mit Orientierungs-uumlbersichten sowie rund 600 Kilometer mar-kierte Wanderrouten nach einem einheit-lichen Beschilderungskonzept und interna-tionalen Richtlinien laut dem NOuml Wander-wegekonzept httpwwwsuedlicheswaldviertelat

vl Reinhard Ferner (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel) Silvia Stadler(Waldviertel Tourismus Projektleiterin) Markus Hann (Waldviertel TourismusGeschaumlftsfuumlhrer) Sieghard Preis (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel)

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Chronik

Fruumlhling liegt in der Luft ndash und auch inden Blumenbeeten der Stadt wird der

Fruumlhling bald unuumlbersehbar sein In den Blu-mengaumlrten Hirschstetten laufen die Vorberei-tungen seit Wochen auf Hochtouren Rund350000 Fruumlhjahrsbluumlher ndash Primeln Gaumlnse-bluumlmchen Stiefmuumltterchen und Vergiszligmein-nicht ndash wurden in den letzten Monaten inden Blumengaumlrten Hirschstetten kultiviertDamit die Fruumlhlingsboten bereits bei ihrerAuspflanzung in voller Bluumlte stehen wurdeschon vor Jahreswechsel mit ihrer Kultivie-rung in Hirschstetten begonnen

Die beliebten Fruumlhlingsbluumlher werden inallen erdenklichen Farben erbluumlhen So gibtes bei den Primeln beinahe keine Farbe dienicht moumlglich scheint Bellis hingegen erbluuml-hen dagegen hauptsaumlchlich in den FarbenRot Rosa und Weiszlig Vergiszligmeinnicht inblau und weiszlig und die bdquoGesichterldquo der Stief-muumltterchen sind von cremeweiszlig uumlber gelbbis hin zu dunkelrot und blau So wird derFruumlhling in Wien mit aller Farbenpracht Will-kommen geheiszligen Sobald die jetzigen Maumlrz-temperaturen es zulassen werden die Blu-men von den MitarbeiterInnen der MA 42 ndashWiener Stadtgaumlrten in allen Parkanlagen undvielfach auch im Straszligenbereich gepflanztDamit die Wienerinnen und Wiener moumlg-lichst lange Freude an ihren bunten Fruumlh-jahrsbluumlhern haben wurden verschiedeneSorten gewaumlhlt deren Bluumltezeit sich uumlbermehrere Wochen erstreckt Wenn eine Sorteverbluumlht erbluumlht bereits die naumlchste So gibtes waumlhrend des Fruumlhlings in den Blumen-beeten der Stadt keinen bluumltenlosen Tag

Warten auf die ersten Sonnenstrahlen

Der bluumltenreiche Fruumlhling in Wien hatauch in den Blumenbeeten bereits im letztenHerbst begonnen Im September wurdeneine Million Tulpen- und Narzissenzwiebelnin den Boden bdquogelegtldquo die nach ihrembdquoWinterschlafldquo bereits jetzt das erste Gruumlnzeigen Auch sie werden in den kommendenWochen unsere Stadt in RotGelbOrange-Toumlne tauchen Davor werden noch ihre klei-nen bdquoVerwandtenldquo die Krokusse die Be-sucherinnen und Besucher in den WienerParkanlagen Willkommen heiszligen und aufden Fruumlhling rsquo09 einstimmen

Der Fruumlhling in Wienbeginnt in Hirschstetten350000 Primeln Stiefmuumltterchen amp Co lassen Wien erbluumlhen

Blumenpracht uumlberall in Wien ndash in unserem Bild vor der Karlskirche

Einer der unzaumlhligen Parks in der Bundeshauptstadt wo Millionen Blumen sprieszligen

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Im 57 Kilometer langen Tunnel Muumlnster ndashWiesing ist nach rund eineinhalb Jahren

Bauzeit am 6 Februar der Durchschlag zumNachbartunnel in Wiesing gegluumlckt Exaktum 1921 Uhr hat der Bohrkopf mit einemDurchmesser von 13 Metern die letzte Beton-sicherung durchbrochen Rund sechs Monatefruumlher als urspruumlnglich erwartet ist bdquoOttoldquo inWiesing angekommen

Rund um die Uhr hat sich der 2600 Ton-nen schwere Stahlkoloszlig seit Mitte 2007 taumlg-lich fast 10 Meter durch den Untergrund ge-arbeitet Dabei wurde einmal der Inn unter-fahren sowie die TIGAS-Leitung die Inntal-autobahn die bestehende Bahnstrecke unddie Wiesinger Bruumlcke ohne Probleme unter-quert Der gesamte Vortrieb fuumlr den zukuumlnf-tigen zweigleisigen Eisenbahntunnel erfolg-te im Lockermaterial und Grundwasser desInntalbodens die verwendete Vortriebsma-schine zaumlhlt zu den groumlszligten Europas

Der exakten Einfahrt in die Zielkavernebei Wiesing sind enorme Anstrengungen zurHerstellung des Tunnels vorangegangenRund 800000 Kubikmeter Ausbruch wur-den in Rohrleitungen aus dem Untergrundbefoumlrdert 23000 Betonfertigteile mit einemGesamtgewicht von mehr als 300000 Ton-nen in einer eigenen Produktionshalle herge-stellt und in den Tunnel eingebaut

Weitere Arbeitsschritte

Die Arbeiten zur Herstellung des fertigenEisenbahntunnels gehen ohne Unterbre-chung weiter Nach erfolgreichem Abschluszligdieses Vortriebes wird in den kommendendrei Monaten die TunnelvortriebsmaschinebdquoOttoldquo zerlegt und von der Baustelle ab-transportiert Anschlieszligend erfolgt bis vor-aussichtlich 2010 der Einbau einer Beton-innenschale die zum Schutz des Fertigteil-tunnels dient und die weitere bahntechnischeAusruumlstung ermoumlglicht Auch der Durch-schlag einer zweiten groszligen Tunnelvortriebs-maschine im Unterinntal wird noch imFruumlhjahr 2009 erwartet

Die neue Unterinntalbahn ist Teil dernoumlrdlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basis-tunnel 2003 sind die Hauptbaumaszlignahmen

angelaufen derzeit befindet sich das gesam-te Projektgebiet in Bau Die eisenbahntech-nische Ausruumlstung ist Ende 2008 angelaufenMit einer Gesamtlaumlnge von 40 Kilometern ndashdavon 32 Kilometer in Tunnels ndash bietet dieneue Unterinntalbahn ab 2012 der Trans-portwirtschaft zusaumltzliche umweltfreundli-che Schienenverkehrskapazitaumlten Ebenso

kann der Regionalverkehr im Tiroler Unter-land wirksam ausgebaut werden Anrainerder bestehenden Bahnanlagen zwischenKundl und Baumkirchen duumlrfen mit einerdeutlichen Laumlrmentlastung vor allem in denNachtstunden rechnen Das Projekt wird mitfinanziellen Mitteln der EU unterstuumltzt httpwwwbegcoat

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Chronik

Groszliger Tunneldurchschlag fuumlrneue Unterinntalbahn

Die beim Vortrieb zwischen Muumlnster und Wiesing eingesetzte TunnelbohrmaschineraquoOttolaquo hat am Abend des 6 Februar nach 585 Tagen ihr Ziel in Wiesing erreicht

Der Durchstich der Tunnelvortriebsmaschine gegluumlckt

Einfahrtskaverne im Los H3-6

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Mit dem neuen Fahrgastinformations-system setzen wir einen weiteren

wichtigen Schritt um den oumlffentlichen Ver-kehr kundenfreundlicher und damit attrakti-ver zu machen Wir unterstuumltzen damit denUmstieg vom Auto auf oumlffentliche Verkehrs-mittel helfen dem Klima und der Umweltund verbinden gleichzeitig Mobilitaumlt undWirtschaft mit nachhaltiger Regionalent-wicklungldquo so Umweltminister Niki Berla-kovich am 26 Febuar bei der Praumlsentation desvom Lebensministerium gefoumlrderten Pro-jekts bdquoZentren staumlrken ndash Fahrgastinforma-tionssystem Domplatz Eisenstadtldquo gemein-sam mit Landeshauptmann Hans Niessl undBuumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel imRahmen seines Burgenlandtags

Das vom Lebensministerium gefoumlrderteneue Fahrgastinformationssystem informiertdie Fahrgaumlste am Eisenstaumldter Domplatzeinem der wichtigsten Knotenpunkte des of-fentlichen Verkehrs im Burgenland zielge-richtet uumlber alle Busverbindungen und et-waige Verspaumltungen Die dafuumlr eingesetztenMonitore sind weltweit die ersten und groumlszlig-ten LCD Outdoor Screens Damit ist dasBurgenland Vorreiter im Bereich der Fahr-gastkommunikation

Das innovative Informationssystem fuumlrdie Benutzer der oumlffentlichen Busse ist Teildes Schirmprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquound ein Beitrag Oumlsterreichs zum ProgrammbdquoTHE PEP (Transport Health Environ-ment-Pan-European Programme) DiesesProgramm wurde federfuumlhrend von Oumlster-reich initiiert und hat als eine der Prioritaumltenden Schutz sensibler Gebiete Die RegionNeusiedler SeeFertouml-toacute wurde vom Lebens-ministerium als Modellregion ausgewaumlhltweil sie als oumlkologisch besonders sensibleWeltkulturerbe-Region auch einen beson-ders sensiblen Umgang mit Verkehr undInfrastruktur verlangt

Umweltfreundliche Mobilitaumltin der Praxis

bdquoEs freut mich daszlig wir mit diesem ge-meinsamen Projekt zahlreiche attraktiveAngebote fuumlr umweltfreundliche Mobilitaumltmachen koumlnnen Die vom Lebensministerium

mitgefoumlrderte Mobilitaumltszentrale in Eisen-stadt kann heute bereits den 10000sten Kun-den feiern Das zeigt wie groszlig die Nachfragenach einer guten Fahrgastberatung ist undwie wichtig diese Maszlignahmen sind um dieNutzung oumlffentlicher Verkehrsmittel fuumlreinen nachhaltigen Klimaschutz zu forcie-renldquo unterstrich Umweltminister Berlako-vich

Weitere erfolgreiche Projekte im Rahmendes Schrimprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquosind die Gmoabusse in Purbach Breiten-brunn und Moumlrbisch oder das Solarboot amNeusiedlersee als Beispiel fuumlr die Bandbreiteder Nutzung erneuerbarer Energie Das

Stadthafenprojekt in Neusiedl zeigt daruumlberhinaus wie die Koordination einer umwelt-freundlichen Stadt- und Verkehrsplanungaussehen kann

bdquoMir ist es wichtig dass durch diese Bei-spiele auch andere Gemeinden profitierenund aktiv etwas fuumlr den Klimaschutz tunDaher unterstuumltzen wir Betriebe und Ge-meinden auch mit dem Beratungs- und Foumlr-derungsprogramm klimaaktiv mobil beiFuhrparkumstellungen Radverkehrsprojek-ten oder der Forcierung von klimaschonen-den Mobilitaumltsmanagements Im Burgenlandsparen wir so gemeinsam mit zwoumllf Partnernbereits 5000 Tonnen CO2 jaumlhrlich einldquo be-tonte Umweltminister Niki Berlakovich ab-schlieszligend

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Chronik

Fahrgast-InfosystemUmweltminister und Landeshauptmann praumlsentierten Modellprojekt fuumlr

umweltvertraumlglichen Verkehr in oumlkologisch sensiblen Regionen in Eisenstadt

Landeshauptmann Hans Niessl Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Eisen-stadts Buumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel praumlsentieren die neuen Monitore amEisenstaumldter Domplatz Foto Bgld Landesmedienservice

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Gastronomie amp Kulinarisches

Wer in einem NiederoumlsterreichischenWirtshauskultur-Betrieb war weiszlig

was Gemuumltlichkeit Gastfreundschaft undGaumenfreuden wirklich ausmachen Undgenau diesen Themen widmet sich seit 15 Jah-ren die Niederoumlsterreichische Wirtshauskul-tur denn sie hat sich voll und ganz der Pfle-ge und Wahrung authentischer Gastlichkeitund regionaler Spezialitaumlten verschrieben

Mehr als 270 Gastronomen sind in diesesGenusskulturprojekt eingebunden Im Pro-gramm der wirtshauskulturellen Veranstal-tungen kommt der alljaumlhrlichen Wahl zumTop-Wirt eine besondere Bedeutung zu wer-den doch dabei idealtypische gastronomi-sche Leistungen gewuumlrdigt bdquoDie hervorra-gende Entwicklung der Niederoumlsterreichi-schen Wirtshauskultur freut mich als neueTourismuslandesraumltin natuumlrlich besondersInitiativen wie die Wahl zum Top-Wirt tra-gen dazu bei die Wirte zu Houmlchstleistungen

zu motivieren Die NiederoumlsterreichischeWirtshauskultur hat sich zu einem der Aus-haumlngeschilder des Landes fuumlr Genieszliger ent-wickeltldquo so Tourismuslandesraumltin PetraBohuslav

Heuer wurde das Ergebnis der Top-Wirte-Wahl am 2 Maumlrz in der Babenbergerhalle inKlosterneuburg im festlichen Rahmen be-kannt gegeben

Der Sieger der Top-Wirte Wahl 2009 istder Haslauerhof in Haslau im NationalparkDonau-Auen Zum Aufsteiger des Jahreswurde der Retzbacherhof aus Unterretzbachim Weinviertel gewaumlhlt Als Einsteiger desJahres wurde das Gasthaus Goldenes Schiffin Tulln gewuumlrdigt

Weitere 49 Mitgliedsbetriebe der Nieder-oumlsterreichischen Wirtshauskultur haben beiden anonym vorgenommenen Tests so her-vorragend abgeschnitten daszlig sie 2009 dieAuszeichnung bdquoTop-Wirtldquo fuumlhren duumlrfen

Mit dem Haslauerhof wird ein Wirtshausausgezeichnet das ganz besonders mit sei-ner Region verbunden ist Roland Lukeschwirkt hier als Wirt und Koch und bietet sei-nen Gaumlsten eine ganze Reihe von Spezia-litaumlten die dem Nationalpark Donau-Auenentspringen etwa Wildgerichte von Au-hirsch Fasan oder Schnepfe sowie Koumlst-lichkeiten von Donaufischen Uumlberdies bie-tet der Haslauerhof einen prachtvollen Aus-blick auf die wilde Wasser- und Waldland-schaft der Donau-Auen

Mit der Auszeichnung bdquoAufsteiger desJahresldquo werden die Leistungen eines Wirts-hauses honoriert das sich gegenuumlber demVorjahr deutlich gesteigert hat Der TitelAufsteiger des Jahres wurde heuer HaraldPollak und dem Retzbacherhof zuerkanntund damit die Wiederbelebung eines tradi-tionsreichen Wirtshauses gewuumlrdigt DenWirtsleuten ist es gelungen das Haus in

Top-Wirt-Wahl 2009Mit der Wahl des Top-Wirts sowie des Aufsteigers und Einsteigers desJahres wurden heuer zum elften Mal die hervorragenden Haumluser der

Niederoumlsterreichischen Wirtshauskultur geehrt

vl Ulli Amon Jell (Obfrau Niederoumlsterreichische Wirtshauskultur) Thomas Baumgartlinger Gasthaus Goldenes Schiff(Einsteiger des Jahres 2009) Harald Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Roland Lukesch Haslauerhof (Top-Wirt 2009) Sonja Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Tourismuslandesraumltin Dr Petra Bohuslav MarcoPennerstorfer (Koch Gasthaus Goldenes Schiff 2009) Christoph Madl (Geschaumlftsfuumlhrer der Niederoumlsterreich-Werbung)

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neuem Glanz erstrahlen zu lassen und einuumlberaus reizvolles Ambiente bodenstaumlndigerGastlichkeit zu bewahren

Als bdquoEinsteiger des Jahresldquo wird jenesWirtshaus geehrt das unter allen Wirtshaumlu-sern die sich zum ersten Mal an der Wahlzum Top Wirt beteiligen die houmlchste Punk-teanzahl erreicht Das traf heuer auf dasGoldene Schiff in Tulln zu Mit ThomasBaumgartlinger hat die 5 Generation einerWirtsfamilie das Ruder im Goldenen Schiffuumlbernommen Seither steuert das Wirtshausauf einem kulinarisch uumlberaus attraktivenKurs was mit der Auszeichnung bdquoEinsteigerdes Jahresldquo Anerkennung findet

Als Top-Wirte werden Gastronomiebe-triebe ausgezeichnet die in anonym durch-gefuumlhrten Tests besonders hohe Wertungenerreichen Sie muumlssen den Leitlinien derNiederoumlsterreichischen Wirtshauskultur ent-sprechen die eine Reihe markanter Eigen-schaften fordern Echte Gastlichkeit zurSaison passend angebotene regionale Beson-derheiten aus Kuumlche und Keller ein optima-les Verhaumlltnis von Preis und Leistung sowiedie enge Zusammenarbeit mit der heimi-schen Landwirtschaft

Top-Wirt-Sieger Aufsteiger und Einstei-ger des Jahres werden von einer Jury ge-waumlhlt der hochkaraumltige Experten fuumlr speziellniederoumlsterreichische Gastlichkeit angehouml-ren Heuer waren dies unter anderen HaraldKnabl CR der NOumlN KR Rudolf RumplerObmann der Fachgruppe Gastronomie derWK-NOuml Richard Grasl CR des ORF NOumlUlli Amon-Jell Obfrau der Niederoumlsterrei-chischen Wirtshauskultur und Lorenzo Mo-relli Gourmet und Tester

Mitgliedsbetriebe erkennt man uumlbrigensein einem gruumlnen Schild

Top Wirte-Sieger vergangener Jahre

2008 Goldenes Bruumlndl in Oberrohrbach2007 Gasthaus Schmutzer in Winzendorf2006 DER jungWIRT in Goumlttlesbrunn2005 Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn2004 Gasthof Zum Lustigen Bauern in

Zeiselmauer2003 Gasthaus Kalteis in Kirchberg an der

Pielach2002 Gasthaus Zum Blumentritt in

St AegydNeuwald2001 Landgasthof Jeitler in

BrombergOberschlatten2000 Gasthaus Jell in Krems1999 Gasthaus Schwarz in Noumlhagen

Alle zur Niederoumlsterreichischen Wirtshaus-kultur httpwwwwirtshauskulturat

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Gastronomie amp Kulinarisches

Roland Lukesch (Haslauerhof) ist raquoTop-Wirt 2009laquo

Harald Pollak (Retzbacherhof) ist raquoAufsteiger des Jahres 2009laquo

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Kulturministerin Claudia Schmied uumlber-reichte am 12 Feber im Audienzsaal

des Bundesministeriums fuumlr UnterrichtKunst und Kultur das Oumlsterreichische Ehren-kreuz fuumlr Wissenschaft und Kunst anMaestro Mariss Jansons eine der herausra-genden Dirigentenpersoumlnlichkeiten der Ge-genwart Die Laudatio haumllt Thomas Angyan

Der 1943 im lettischen Riga geboreneSohn des Dirigenten Arvid Jansons studierteVioline Viola und Klavier und absolvierteseine musikalische Ausbildung am Lenin-grader Konservatorium in Dirigieren mitAuszeichnung Studien in Wien bei HansSwarowski und in Salzburg bei Herbert vonKarajan schlossen sich an 1971 gewannMariss Jansons den Dirigentenwettbewerbder Herbert-von-Karajan-Stiftung in BerlinMaszliggeblich gepraumlgt wurde er durch denlegendaumlren russischen Dirigenten JewgenijMrawinskij der Mariss Jansons 1971 alsAssistenten zu den Leningrader Philharmo-nikern holte Mariss Jansons blieb diesemOrchester den heutigen St PetersburgerPhilharmonikern bis 1999 als staumlndigerDirigent verbunden und leitete das Orchesterin dieser Zeit weltweit auf Tourneen Nebenseinen dirigentischen Verpflichtungen hatteMariss Jansons uumlber fast 30 Jahre von 1971bis 2000 eine Professur fuumlr Dirigieren amSt Petersburger Konservatorium inne Er istEhrendoktor der Musikakademien von Oslound Riga

Mariss Jansons ist seit 2003 Chefdirigentvon Symphonieorchester und Chor desBayerischen Rundfunks 2004 trat MarissJansons zudem die Position des Chefdiri-genten des Koumlniglichen Concertgebouw-orchesters in Amsterdam an Von 1979 bis2000 setzte Mariss Jansons Maszligstaumlbe alsChefdirigent der Osloer Philharmoniker dieer zu einem internationalen Spitzenorchesterformte Auszligerdem war er Erster Gastdirigentdes London Philharmonic Orchestra (1992-1997) und Musikdirektor des PittsburghSymphony Orchestra (1997-2004) Mit sei-nen beiden Orchestern aus Olso und Pitts-burgh absolvierte Jansons zahlreiche Tour-neen in die wichtigsten Musikzentren derWelt und zu den bedeutendsten Festivals wiejenen von Salzburg Luzern und Edinburghsowie zur Londoner Proms

Daruumlberhinaus hat er mit allen bedeuten-den Orchestern der Welt erfolgreich zusam-mengearbeitet ua mit dem New York Phil-harmonic Orchestra dem Philadelphia unddem Cleveland Orchestra dem Chicago unddem Boston Symphony Orchestra dem IsraelPhilharmonic Orchestra dem London Sym-phony Orchestra dem Tonhalle-OrchesterZuumlrich und der Saumlchsischen StaatskapelleEinen besonderen Stellenwert nehmen dabeidie Wiener und Berliner Philharmoniker einDiese Orchester dirigiert Jansons regelmaumlszligigin Wien und Berlin aber auch auf Tourneendurch Europa die USA und Japan Mit die-sen beiden und anderen Orchestern ist erregelmaumlszligig bei den Salzburger Festspielenzu Gast 2006 leitete Jansons erstmals dasNeujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Besondere Bedeutung hat fuumlr Mariss Jan-sons die Arbeit mit jungen Musikern Er diri-gierte das Gustav Mahler Jugendorchester aufeiner europaweiten Tournee und arbeitete mitdem Attersee Institute Orchestra mit dem erbei den Salzburger Festspielen auftrat InMuumlnchen gibt er regelmaumlszligig Konzerte mitbayerischen Jugendorchestern und der Aka-demie des Symphonieorchesters des Bayeri-schen Rundfunks Mariss Jansons ist Kuumlnst-lerischer Leiter des Masterprice-Wettbewerbsfuumlr zeitgenoumlssische Musik in London

Die Diskographie des Dirigenten istauszligerordentlich umfangreich und umfaszligtviele preisgekroumlnte Einspielungen Interna-tional groszlige Beachtung fand Jansons mitdem Tschaikowskij-Zyklus den er mit denOsloer Philharmonikern aufgenommen hatDie Einspielung von Schostakowitschs Sieb-ter Symphonie mit den Leningrader Phil-harmonikern gewann den Edison Preis 1989Berliozrsquo bdquoSymphonie fantastiqueldquo mit demConcertgebouworchester wurde mit demhollaumlndischen Luister-Preis und DvoraacuteksFuumlnfte Symphonie mit dem Penguin Awardausgezeichnet Mariss Jansons erhielt auszliger-dem mehrmals den Preis der deutschenSchallplattenkritik Seine Interpretationenvon Gustav Mahlers Erster und NeunterSymphonie mit den Osloer Philharmonikern(2003) und Mahlers Sechster mit demLondon Symphony Orchestra (2004) wurdenmit dem bdquoToblacher Komponierhaumluschenldquoausgezeichnet einer besonderen Anerken-nung fuumlr die beste Mahler-Interpretation un-serer Tage

Mariss Jansons erhielt zahlreiche interna-tionale Preise und Ehrungen

Er ist Ehrenmitglied der Gesellschaft derMusikfreunde in Wien sowie Honorary Mem-ber der Royal Academy of Music in Lon-don

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Personalia

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons

Kulturministerin Claudia Schmied und Maestro Mariss Jansons

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Daszlig das Andenken an den unvergessenenWiener Alterzbischof Mann des Kon-

zils und allseits geachteten bdquoPontifex austria-cusldquo in vielfacher Weise wach ist belegteine Reihe von Veranstaltungen rund um sei-nen Todestag Bischof Egon Kapellari zele-briert als Praumlsident der bdquoKardinal-Koumlnig-Stiftungldquo am 13 Maumlrz um 18 Uhr einen Ge-denkgottesdienst im Wiener StephansdomPersoumlnlichkeiten aus Religion WissenschaftPolitik Wirtschaft und Medien nehmen am14 Maumlrz im Wiener Kardinal-Koumlnig-Hausan einem Symposion zum Thema bdquoGewis-senldquo teil die langjaumlhrige Buumlroleiterin desKardinals (und Wiener Dioumlzesanarchivarin)Annemarie Fenzl bringt gemeinsam mitWolfgang Moser das Buch bdquoKardinal Kouml-nig ndash Woher komme ich Wohin gehe ichAnregungen fuumlr ein angstfreies Lebenldquo her-aus Das Buch wird am 11 Maumlrz in der Un-terkirche des Stephansdoms ndash in unmittelba-rer Naumlhe zur Grabstaumltte Kardinal Koumlnigs ndashpraumlsentiert

Zu der Messe am 13 Maumlrz werden zahl-reiche Weggefaumlhrten und Schuumller KardinalKoumlnigs erwartet aber auch viele einfacheGlaumlubige die den bdquoHerzenskardinalldquo nichtvergessen haben Die bdquoKardinal-Koumlnig-Stif-tungldquo hat den Dom-Musicus ThomasDolezal beauftragt ein Konzept fuumlr die Ge-staltung des Gottesdienstes zu entwerfenDolezal geht von dem Schriftwort aus bdquoAllesvergeht aber der Name des Frommen wirdnicht getilgtldquo Die Gestaltung wird im Sinndes Testaments des Kardinals (bdquoVergeszligt anmeinem Sarg die Osterkerze nichtldquo) insge-samt bdquooumlsterlich-zuversichtlichldquo sein In sei-nem Konzept versammelt Dolezal die groszligenJubilaumlumsgestalten des heurigen Jahres diezugleich Bezuumlge zum Denken Kardinal Kouml-nigs repraumlsentieren Texte des Apostels Pau-lus Musik von Felix Mendelssohn-Barthol-dy (aus dem Oratorium bdquoPaulusldquo) GeorgFriedrich Haumlndel (aus dem Oratorium bdquoDerMessiasldquo) und Joseph Haydn In den dreigroszligen Komponisten komme die oumlkumeni-sche Weite zum Ausdruck ebenso im Ge-brauch der verschiedenen Sprachen ndash latei-nisch englisch deutsch Fuumlr die musikali-sche Gestaltung sorgen unter der Leitungvon Thomas Dolezal Solisten Chor und Or-chester von bdquoArs musicaldquo

Neues Buch zeigt denKardinal als Seelsorger

Die bdquounverruumlckbaren Prinzipien seinerseelsorglichen Arbeit und sein Mut machen-des Kirchenbildldquo zeigen Annemarie Fenzlund Wolfgang Moser in ihrem neuen Buchuumlber den Kardinal auf Die Autoren wollenzeigen daszlig das bdquoLebensrezeptldquo KardinalKoumlnigs auf jeden Menschen anwendbar istbdquoWer den Glauben so ernst nimmt wie er esgetan hat dem eroumlffnen sich ungeahnteMoumlglichkeiten fuumlr ein gegluumlcktes und angst-freies Daseinldquo heiszligt es in einer Aussendungdes bdquoStyrialdquo-Verlages Als bdquoKoumlnig der Her-zenldquo und bdquoSeelen-Friedensstifterldquo sei der Kar-dinal unvergessen bdquolebendig geblieben invielen Menschen ist auch die Erinnerung anseine Offenheit und seine Zuversicht seineSorge um die Menschen und sein Interessean ihrem Leben wie es wirklich ist undseine Suche nach Antworten ndash gemeinsammit ihnenldquo

raquoBruumlckenbauerlaquo imweitesten Sinn des Wortes

Der Wiener Alterzbischof starb vor fuumlnfJahren im 99 Lebensjahr Er galt weit uumlberden kirchlichen Bereich hinaus als bdquoBruumlcken-bauerldquo im weitesten Sinn des Wortes Dasvon Kardinal Christoph Schoumlnborn geleiteteRequiem verdeutlichte nochmals eindruumlck-

lich wie breit die Wertschaumltzung fuumlr Koumlnigwar Der Dom war damals bis auf den letz-ten Platz gefuumlllt Auch auf dem Stephans-platz hatten sich trotz des naszligkalten WettersTausende Menschen versammelt

Bereits in den Tagen davor hatten zigtau-sende Menschen in Stille und Gebet vonKardinal Koumlnig Abschied genommen dessensterbliche Huumllle in der Vierung des Domsaufgebahrt war Sowohl beim Requiem alsauch bei der Aufbahrung hatten viele Men-schen Traumlnen in den Augen Auffallend warder hohe Anteil junger Leute unter den Trau-ernden Priester und Laien Katholiken undNichtkatholiken bezeichneten das Begraumlbniseinmuumltig als ein bdquotiefes spirituelles Ereig-nisldquo in dem noch einmal deutlich wurdewie sehr Kardinal Koumlnig aus der Botschaftdes Evangeliums gelebt hatte

Mehr bdquoPontifexldquo als mancher Papst ndash sobeschrieb der katholische Publizist Histori-ker und Vatikanspezialist Hansjakob StehleKardinal Franz Koumlnig nach dessen Tod Ineinem Nachruf wuumlrdigte er Koumlnig als bdquoeinenWege bahnenden Bruumlckenbauerldquo Dabei ha-be Koumlnig bdquonie einer kirchenfuumlrstlichen Poseldquobedurft um glaubhaft den Dialog zwischenReligionen und Konfessionen Glaumlubigenund Nichtglaubenden zwischen Traditionund Erneuerung zu foumlrdernldquo httpstephanscomat

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Personalia

Kirche gedenkt Kardinal KoumlnigsAm 13 Maumlrz jaumlhrt sich der Todestag des unvergeszliglichenen Wiener Alterzbischofs

zum fuumlnften Mal ndash Gedenkgottesdienst mit Bischof Egon Kapellari

Unser Bild zeigt Wiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl Bundespraumlsident Thomas Klestil(dagger 6 Juli 2004) Kardinal Franz Koumlnig (dagger 13 Maumlrz 2004) und Wiens Alt-Buumlrgermei-ster Helmut Zilk (dagger 24 Oktober 2008) bei der Eroumlffnung des 4 InternationalenHerzl-Symposion im April 2002 Foto Pressefoto Votava

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Wissenschaft amp Technik

Forschungsarbeiten oumlsterreichischer Spit-zenmediziner machen weltweit Schlag-

zeilen Nachdem die Studie 12 der Studien-gruppe ABCSG bereits beim Kongreszlig deramerikanischen Krebsgesellschaft ASCOgroszliges Aufsehen erregt hatte werden die Er-gebnisse jetzt in der renommierten Fachzeit-schrift bdquoNew England Journal of Medicineldquopubliziert ndash eine Auszeichnung die nurwenigen oumlsterreichischen Forschern zuteilwird Die Studie befaszligt sich mit Brustkrebsbei juumlngeren Patientinnen und zeigt Chancenauf das Wiedererkrankungsrisiko bei Brust-krebs deutlich zu senken und die Uumlberle-benschancen der betroffenen Frauen zu stei-gern

Studienleiter Univ-Prof Michael Gnantvon der Medizinischen Universitaumlt in Wiender Praumlsident der ABCSG faszligt die neuenErkenntnisse zusammen bdquoDie ABCSG-12Studie hat gezeigt daszlig eine neue Form derBrustkrebstherapie die Uumlberlebenschancenvon praumlmenopausalen Frauen mit hormonre-zeptorsensitivem fruumlhen Brustkrebs deutlichsteigert und die Gefahr von Rezidiven senktBei diesen Frauen geht das Risiko einer neu-erlichen Krebsbildung nach einer erfolgrei-chen Operation um 36 Prozent gegenuumlberjenen Patientinnen signifikant zuruumlck welchedie bisher uumlbliche Standardtherapie erhal-tenldquo

Die Mediziner haben bei ihren For-schungsarbeiten praumlmenopausalen Brust-krebspatientinnen zusaumltzlich zur Antihormon-therapie noch das Bisphosphonat Zoledron-saumlure verabreicht Die Wirkung war auszligeror-dentlich positiv wie eine Langzeituntersu-chung ergeben hat Nicht nur daszlig die Wieder-erkrankungsrate bei den mit dieser Kombi-nation behandelten Patientinnen wesentlichniedriger ist sind auch die Uumlberlebenschan-cen spuumlrbar verbessert Mehr als 98 Prozentdieser Brustkrebspatientinnen sind fuumlnf Jah-re nach der Diagnose ndash eben auch ohne diezB in den USA routinemaumlszligig uumlbliche adju-vante Chemotherapie ndash noch am Leben ten-denziell wurde eine Verbesserung des Ge-samtuumlberlebens durch die Bisphosphonatbe-handlung beobachtet

Die internationale Fachwelt registriertdiese eindrucksvollen Forschungsergebnissemit groszliger Aufmerksamkeit Ihre Bedeutungfuumlr die wissenschaftliche Gemeinschaft zeigtdie nun erfolgte Veroumlffentlichung im renom-mierten bdquoThe New England Journal of Medi-

cineldquo (NEJM) wohl der beruumlhmtesten medi-zinischen Fachzeitschrift uumlberhaupt

In dem Magazin werden ausschlieszliglichStudienergebnisse publiziert die houmlchstenQualitaumltsanspruumlchen gerecht werden undbahnbrechende Fortschritte in der Therapieerwarten lassen Das Journal erscheint wouml-chentlich in englischer Sprache und behan-delt alle Teilgebiete der Medizin

Nur selten gelingt es oumlsterreichischenMedizinern ihre Beitraumlge die von Fachgut-achtern penibel analysiert werden in dieserweltweit beachteten Publikation zu verbrei-ten Im gesamten Vorjahr wurden z B vierVeroumlffentlichungen unter bdquoAustrialdquo aufgeli-stet ndash und davon war lediglich bei einer Ar-beit ein Oumlsterreicher der Erstautor

Der bahnbrechende Beitrag der oumlsterrei-chischen Arbeit besteht neben den spektaku-laumlren Ergebnissen der erfolgreichen Patien-tinnenbehandlung darin daszlig damit eineBeeinflussung des Mikroklimas in bestimm-ten Bereichen des Knochenmarks gelungenzu sein scheint die fuumlr das Uumlberleben soge-nannter bdquoschlafenderldquo Tumorzellen sorgenDies koumlnnte in den naumlchsten Jahren bei ver-schiedenen Tumorerkrankungen zum endguumll-tigen Durchbruch vor allem im Fruumlhstadiumder Erkrankung fuumlhren

Die ABCSG-12 Studie (Austrian Breast ampColorectal Cancer Study Group Trial 12)wurde im Jahr 1999 begonnen und ist eineoffene multizentrische Phase-III-Studie mit1803 praumlmenopausalen Frauen mit Oumlstro-genrezeptor-positivem Brustkrebs (StadiumI oder II) mit weniger als 10 befallenen axil-laumlren Lymphknoten Nach einer erfolgrei-chen Operation und Beginn einer Goserelin-therapie zur Suppression der Ovarfunktionwurden die Patientinnen in 4 Studienarmerandomisiert 1 Arm Anastrozol + Zometa2 Arm Anastrozol allein 3 Arm Tamo-xifen + Zometa 4 Arm Tamoxifen alleinDie Frauen wurden drei Jahre lang behandeltund anschlieszligend zwei Jahre lang beobach-tet

Patientinnen in den Studienarmen 1 und 3erhielten waumlhrend des Behandlungszeit-raums alle sechs Monate eine Infusionen mit4 mg Zoledronsaumlure Nach einem medianenFollow-up nach fuumlnf Jahren erfolgte die Da-tenauswertung Die Zugabe von Zoledron-saumlure zu Anastrozol oder Tamoxifen verlaumln-gerte das krankheitsfreie und rezidivfreieUumlberleben signifikant In der Gruppe derFrauen die Zoledronsaumlure zusaumltzlich zur Hor-montherapie erhalten hatten waren 3 Pro-zent weniger Rezidive aufgetreten das ent-spricht einer Risikoreduktion von 36 Pro-zent Zoledronsaumlure reduzierte nicht nur dasAuftreten von Knochenmetastasen sondernauch von anderen Fernmetastasen kontrala-teralem Brustkrebs und lokoregionaumlrenRezidiven

Der exakte Wirkmechanismus ist nochnicht geklaumlrt Prof Gnant bdquoZoledronsaumlurekoumlnnte disseminierte so genannte schlafen-delsquo Tumorzellen angreifenldquo Im Labor konn-te gezeigt werden daszlig Zoledronat die Tu-morausbreitung auf verschiedene Weise er-schweren kann durch die Hemmung desWachstums von kleinen Blutgefaumlszligen durchdie Stimulierung von krebsbekaumlmpfendenAbwehrzellen durch Induktion der Tumor-zellapoptose (des programmierten Zelltodes)sowie durch die Verbesserung der Aktivitaumltanderer antitumoraler Therapien httpwwwmeduniwienacat

Studienleiter Univ-Prof Michael GnantMedizinische Universitaumlt in Wien

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Brustkrebs Oumlsterreichschreibt TherapiegeschichteRevolutionaumlre Erkenntnisse fuumlr junge Brustkrebspatientinnen aus der

ABCSG-Studie 12 in raquoThe New England Journal of Medicinelaquo publiziert

Laufend begehen Millionen Zellen unse-res Koumlrpers Selbstmord damit andere

leben koumlnnen Dieser Vorgang wird alsApoptose bezeichnet Der selbstzerstoumlreri-sche Prozeszlig ist aumluszligerst wichtig um nichtmehr benoumltigte oder gefaumlhrliche Zellen zueliminieren Jede Zelle hat im Erbgut einbdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo das auf be-stimmte Signale hin ausgeloumlst wird Wie die-ser programmierte Zelltod eingeleitet wirdist eine der brennendsten Fragen in der Bio-logie da sie besonders eng mit der Entste-hung von Krebs zusammenhaumlngt Genaudiese Frage konnte von den Wissenschaft-lern der Universitaumlt Salzburg in Zusam-menarbeit mit dem Burnham Institut inKalifornien beantwortet werden bdquoWir habendie Kristallstruktur des Fas-FADD-Kom-plexes aufgeklaumlrt und erhielten dadurch alserste Einblick auf den Todeskomplex DISC(Death inducing Signaling Complex)ldquoerlaumlutert Robert Schwarzenbacher Mit einerReihe von eleganten Experimenten zeigtendie Wissenschafter auf wie der program-mierte Zelltod funktioniert

Mit der Aufklaumlrung des programmiertenZelltods wurde eine elementare Grundlagefuumlr neue Therapien gegen Krankheiten wieKrebs Alzheimer AIDS oder Leberversagengeschaffen Bei Krebs und Alzheimer stimmtdie Balance zwischen neu gebildeten und ab-sterbenden Zellen nicht Sterben zu wenigZellen koumlnnen Tumore die Folge sein ster-ben zu viele Zellen drohen degenerativeKrankheiten wie Alzheimer Bei vielenKrebsarten funktioniert die Apoptose nichtObwohl die Zellen absterben sollten tun siedas nicht sie sind apoptoseresistent Ziel derForschung ist es daher die Apoptose gezieltzu steuern um einen kontrollierten Zelltodbei entarteten Zellen auszuloumlsen Die Erfor-schung des programmierten Zelltods wirddazu fuumlhren daszlig Krebs kuumlnftig nicht mehrmit schweren Medikamenten oder Strahlen-therapie behandelt wird sondern mit leichtvertraumlglichen Medikamenten die den Koumlr-per selbst zur erfolgreichen Bekaumlmpfung derKrankheit stimulieren

Im Erwachsenenalter muszlig der menschli-che Organismus verbrauchte funktionsunfauml-hige oder beschaumldigte Zellen beiseite schaf-fen Wissenschafter schaumltzen daszlig ohne pro-grammierten Zelltod ein 80jaumlhriger rundzwei Tonnen Knochenmark und eine Darm-laumlnge von 16 Kilometern haumltte Auch in derEmbryonalentwicklung spielt Apoptose eineentscheidende Rolle Der menschliche Em-bryo traumlgt zunaumlchst bdquoSchwimmhaumluteldquo zwi-schen Fingern und Zehen die spaumlter aberwieder zuruumlckgebildet werden sollen Dazuwird das bdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo inden Zellen der Finger-Haumlute aktiviert

Apoptose hat viele Facetten Zum einenist der Zelltod Voraussetzung fuumlr die richtige

Entwicklung der Zellteilung zum anderenmuumlssen Zellen ausgesondert werden die ihreFunktion erfuumlllt haben oder den Gesamtorga-nismus gefaumlhrden Das Apoptose-Programmeliminiert die betroffenen Zellen binnen we-niger Stunden Die Todesbotschaft bringenhaumlufig Botenstoffe die an bestimmte Pro-teine auf der Zelloberflaumlche andocken DiesebdquoAndockstellenldquo werden deshalb auch bdquoTo-des-Rezeptorenldquogenannt Wenn die Zelle dasSignal zum Selbstmord empfangen hat wirdsie von innen her abgebaut und zerbricht dannin viele kleine Fragmente die von Freszligzel-len aufgenommen werden Ein perfekterSelbstmord der keine Spuren hinterlaumlszligt httpwwwuni-salzburgat

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Wissenschaft amp Technik

Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst

Die Strukturbiologen Robert Schwarzenbacher und Stefan Riedl von der UniversitaumltSalzburg haben den Schluumlsselmechanismus des programmierten Zelltodes aufge-

klaumlrt Ihre Ergebnisse sind im britischen Wissenschaftsjournal Nature nachzulesen

Kristallstruktur des Fas-FADD Komplexes Grafik Universitaumlt Salzburggap

Aus den Wurzeln des Edelweiszlig habenInnsbrucker Forscher einen Stoff ge-

wonnen der die Therapie von Gefaumlszligerkran-kungen revolutionieren koumlnnte Sie erhaltennun vom Bund finanzielle Unterstuumltzungum die bereits zum Patent angemeldete Ideezur Marktreife weiterzuentwickeln

An der Abteilung Pharmakognosie desInstituts fuumlr Pharmazie der Universitaumlt Inns-bruck suchen Wissenschaftler um Prof Her-mann Stuppner mit Hilfe modernster phyto-chemischer Methoden und analytischer Hoch-leistungsverfahren nach Naturstoffen die alsArzneimittel dienen koumlnnten Sie richten da-bei ein besonderes Augenmerk auf traditio-nelle Arzneipflanzen der heimischen und derasiatischen Volksmedizin So untersuchteStuppner gemeinsam mit Stefan Schwaigervom Institut fuumlr Pharmazie auch die Inhalts-stoffe des Edelweiszlig und wurde in dessenWurzeln fuumlndig

In Zellkulturanalysen durchgefuumlhrt vonProf Guumlnther Laufer und Priv-Doz DavidBernhard von der Univ-Klinik fuumlr Herzchi-rurgie der Medizinischen Universitaumlt Inns-bruck erwies sich einer der Inhaltstoffe dasLeoligin als wirksames Mittel gegen Ver-dickungen der Innenwand von Blutgefaumlszligen

Wirksamer Naturstoff

Gefaumlszligwandverdickungen zaumlhlen zu denwichtigsten Ursachen vieler Herzkreislauf-erkrankungen und bilden die Vorstufe vonArteriosklerose der haumlufigsten Todesursa-che in der westlichen Welt Auch bei chirur-gischen Eingriffen an Gefaumlszligen wie etwa beiBypaszligoperationen spielen diese Verdickun-gen eine entscheidende Rolle Die viel ver-sprechenden Innsbrucker Ergebnisse konn-ten in Untersuchungen der Forschergemein-schaft an Maumlusen bestaumltigt werden Die ein-malige Gabe von Leoligin verringerte dieunerwuumlnschten Gefaumlszligwandverdickungen inVenen-Bypaumlssen im Vergleich zu unbehan-delten Maumlusen um die Haumllfte Einzigartigmacht den Naturstoff daszlig Leoligin im Ge-gensatz zu bisher eingesetzten Medikamen-ten die Gefaumlszliginnenwand nicht angreift undsogar bereits existierende Verdickungenreduziert Mit Leoligin beschichtete Stents(bdquodrug eluting stentsldquo) koumlnnten daher auchdie bisher notwendige Kombinationsthera-pie mit weiteren Medikamenten eruumlbrigen

Zur Marktreife entwickeln

Im Rahmen des uniinvent-Programmszur Foumlrderung der Patentverwertung wurdedie Idee der Innsbrucker Wissenschaftler nunim PRIZE-Wettbewerb als eines von 12 Pro-jekten ausgewaumlhlt Das Wirtschaftsmini-sterium unterstuumltzt uumlber die oumlsterreichischeFoumlrder- und Finanzierungsbank austria wirt-schaftsservice das Projekt mit uumlber 130000Euro Mit den Mitteln soll die Substanz wei-ter optimiert dessen Einfluszlig auf die Zell-zyklusregulation erforscht und die Wirkungin einem Bypaszlig-Groszligtier-Modell uumlberpruumlftwerden bdquoDadurch werden die Verwertungs-chancen erhoumlht und die Weiterentwicklunghin zu einem marktfaumlhigen Produkt ermoumlg-lichtldquo sagt Cornelia Rhomberg vom pro-jektservicebuumlro der Universitaumlt InnsbruckbdquoAufgrund der Datenlage und des hohenMarktpotentials der Entdeckung hat dieUniversitaumlt bereits im Sommer 2008 ein Pa-tent angemeldet das Leoligin und verwand-te Derivate als Medikament zur BehandlungVerhinderung und Umkehr der Gefaumlszligwand-verdickung als Wirkstoffloumlsung zur Appli-kation auf das Bypaszlig-Transplantat sowie alsWirkstoff eines Implantats mit kontrollierterWirkstoff-Freisetzung (bdquodrug eluting stentsldquo)international schuumltztldquo

Forschungsschwerpunkte

Das Institut fuumlr Pharmazie AbteilungPharmakognosie an der Leopold-Franzens-Universitaumlt Innsbruck befaszligt sich in seinerForschungsarbeit mit der

Isolierung und Strukturaufklaumlrung vonSekundaumlrstoffen aus houmlheren Pflanzenmit potentieller pharmakologischer Akti-vitaumlt Im Mittelpunkt des Interesses ste-hen dabei Naturstoffe mit entzuumlndungs-hemmender antitumoraler und antibakte-rieller Aktivitaumlt (FWF-Projekt P14389)derNutzung sekundaumlrer Pflanzenstoffe (Ses-quiterpenlactone Flavonoide und pheno-lische Carbonsaumluren) als chemische Mar-ker fuumlr die Beantwortung von Fragen derTaxonomie und Systematik innerhalb derFamilie der Asteraceae und Apiaceae(FWF-Projekt P15594) derAnalytik und Qualitaumltsbeurteilung von(Arznei-)Pflanzen mit Hilfe der GCHPLC CE (CZE CEC MEKC) und ent-sprechender Kopplungstechniken (GCMS HPLCMS und CEMS) und der Suche nach pflanzlichen Wirkstoffen mitHilfe von Pharmakophormodelling undbdquoin Silico Screeningldquo

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Aus den Wurzeln des Edelweiszlig haben Innsbrucker Forscher einen Stoff gewonnender die Therapie von Gefaumlszligerkrankungen revolutionieren koumlnnte

Edelweiszlig gegen ArterioskleroseNeuer Wirkstoff koumlnnte Haltbarkeit von Bypaumlssen verbessern

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Wissenschaft amp Technik

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen vonFebruar 2009 bis Februar 2010 werden

sich in Wien mit Leben und Werk CharlesDarwins befassen

Drei fundamentale Kraumlnkungen kenntlaut Freud die Geschichte des MenschenDie erste Kraumlnkung fuumlgte der Menschheit dieEntdeckung zu daszlig sich die Erde um dieSonne dreht und wir uns nicht im Mittel-punkt des Universums befinden Fuumlr die drit-te Kraumlnkung uumlbernahm Freud selbst die Ver-antwortung Er wies nach daszlig wir nur einenbeschraumlnkten Teils des Bewuszligtseins kontrol-lieren Dazwischen war Darwin Er konntebeweisen daszlig Gott den Menschen nicht nachseinem Ebenbild erschaffen hatte ndash sonderndaszlig der Mensch dem Tierreich entstammt

Mit der Wiener Vorlesung bdquoEntzauberungder Welt ndash Beleidigung des Menschenldquostartete das von der Stadt Wien initiierteCharles-Darwin-Jahr 2009 bdquoEs sind nur we-nige geniale konsistente umfassende Ent-wuumlrfe die das gegenwaumlrtige wissenschaftli-che Weltbild geformt habenldquo so HubertChristian Ehalt Koordinator der WienerVorlesungen bdquoCharles Darwins Evolutions-theorie ist wohl der wichtigste und heutewirksamste darunterldquo

Am 3 Maumlrz lud die Oumlsterreichische Aka-demie der Wissenschaften (OumlAW) gemein-sam mit der Universitaumlt Wien und den Wie-ner Vorlesungen zum Symposium bdquoEvolu-tion ndash Die Grundlage fuumlr ein Verstehen desWandels in der Weltldquo Im Verlauf von vierTagen wurde untersucht wie die Evolutions-theorie sich in den verschiedenen wissen-schaftlichen Disziplinen abbildet ndash derBogen reichte von der Neurobiologie uumlberdie Oumlkonomie bis zur Kunstgeschichte

Anlaumlszliglich dieses Symposiums haben derBundesminister fuumlr Wissenschaft und For-schung Johannes Hahn und die OumlAW eineaktuelle Studie zu den Einstellungen der Oumls-terreicherinnen und Oumlsterreicher zur Evolu-tion praumlsentiert

Die von Prof Leopold Rosenmayr ge-meinsam mit dem Meinungsforschungsinsti-tut GfK Austria durchgefuumlhrte Befragungvon oumlsterreichweit uumlber 1500 Personen un-

terstreicht das Interesse und die Auseinan-dersetzung der Oumlsterreicher mit der Wis-senschaft

bdquoGerade in Krisenzeiten erkennen dieMenschen den unmittelbaren Nutzen derWissenschaft Wissen schafft nicht nurArbeit sondern auch Zukunft sowie Sicher-heit und gibt Orientierungldquo resuumlmierte derWissenschaftsminister vor Journalisten

In der Studie sprechen sich 71 Prozentder Befragten dafuumlr aus den wissenschaft-lichen Fortschritt noch staumlrker zu foumlrdernum auf diese Weise die anstehenden Pro-bleme bewaumlltigen zu koumlnnen 82 Prozent ga-ben an wissenschaftliche Erkenntnisse seiensehr bzw ziemlich wichtig fuumlr ihre persoumlnli-che Lebensgestaltung

Der Wissenschaftsminister folgert dar-aus bdquoDas bestaumlrkt mich als verantwortlicherMinister in dem Ansatz den ich in den letz-ten Wochen nicht zuletzt auch bei den Bud-getgespraumlchen vertreten habe Wissenschaftund Forschung gehoumlren zu den Motoren umdie Krise nicht nur zu bewaumlltigen sondernwieder richtig durchzustarten Um diesesVertrauen in die Wissenschaft zu rechtferti-gen benoumltigt es finanzielle Mittel und klareSchwerpunktsetzungenldquo

Auch andere Ergebnisse der Studie bele-gen den Stellenwert von Wissenschaft undForschung fuumlr die Menschen So wuumlnschtensich 76 Prozent der Befragten mehr Berichteund Diskussionen zur Entstehung des Men-schen uumlber 70 Prozent wollten mehr uumlberden Ursprung und die fruumlhe Evolution desLebens auf der Erde wissen bdquoMan sieht daszligdiese grundlegenden Fragen nichts an Rele-vanz und Aktualitaumlt eingebuumlszligt haben ImGegenteil der Mensch sucht nach seinerHerkunft nach seinen Wurzelnldquo

Aus den Ergebnissen der empirischenUntersuchung leitet WissenschaftsministerHahn auch einen Arbeitsauftrag fuumlr sich unddas Wissenschaftsressort ab bdquoWir muumlssennoch mehr in die Vermittlung der Leistungender Wissenschaft investieren Die Erkennt-nisse der Wissenschafter ndash gerade im Grund-lagenbereich ndash sollen den Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreichern noch besser und lebensna-her vermittelt werden beginnend im Kinder-garten und der Schuleldquo

Kardinal Christoph Schoumlnborn hat in sei-nem Referat anlaumlszliglich dieses Symposiumszur Entspannung in der Auseinandersetzungzwischen naturwissenschaftlicher Evolutions-theorie und biblischem Schoumlpfungsglaubenaufgerufen Zugleich wies er die kreationi-stische Lesart der biblischen Schoumlpfungs-erzaumlhlung entschieden zuruumlck und uumlbte Kri-tik an der bdquoIntelligent designldquo-Schule DieFrage nach bdquoUrsprung Weg und Ziel desLebensldquo betreffe jeden Menschen daherkoumlnne der Weg bdquonur im gemeinsamen Bemuuml-hen um ein immer besseres genaueres undtieferes Verstaumlndnisldquo liegen

Am 17 Maumlrz untersuchen Wissenschaft-ler der Universitaumlt Wien die Evolution desSchlafes unter dem Titel bdquoVom Urmenschenzum Uhrenmenschenldquo Eine Ausstellung imoumlffentlichen Raum laumlszligt den Betrachter dannab Juni auf den Spuren Darwins wandelnAuf Litfaszligsaumlulen und bdquoCity Lightldquo-Vitrinenwird die Reise mit der Beagle (so hieszlig derZweimastsegler mit dem Darwin reiste)nachvollzogen und das Leben und Werk Dar-wins vorgestellt Die Ausstellung beginntvor dem Naturhistorischen Museum fuumlhrt

Wien im Zeichen derEvolutionstheorie

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen im Charles-Darwin- Jahr der Stadt Wien ndashDarwin-Studie zeigt groszliges Interesse der Oumlsterreicher an Naturwissenschaften

Charles Darwin (1809-1882) in seinenneueren Jahren copy J Cameron 1869

uumlber Schottenring und Freyung zuruumlck bisvor das Voumllkerkundemuseum

bdquoHomo Sociobiologicus ndash Evolution derKooperation beim Menschenldquo nennt sicheine interdisziplinaumlre Universitaumltstagung beider Forscher der Soziobiologie Sozialwis-senschaften Anthropologie und Philosophiein Dialog treten und bei der die Relevanzvon Formen der Kooperation nachgewiesenwird anstatt das von Darwin entdeckteZusammenspiel von Mutation und Selektionbdquosozialdarwinistischldquo zu deuten

Die bildende Kunst naumlhert sich demThema unter dem Motto bdquoEvo Evoldquo Dievom Kuratorenteam Peter und IngeborgBraunsteiner gestaltete Ausstellung im Wie-ner Kuumlnstlerhaus richtet den Fokus vor allemauf die geistig-kulturellen Aspekte der Ent-wicklungsgeschichte ndash die Kulturevolutionund zeigt Kommentare und Positionen vondreiszligig bildenden Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-lern zu den Themen bdquoSchrift-Symbol-Spra-cheldquo bdquoGestalt und Formldquo bdquoZucht und Ord-nungldquo bdquoMensch und Tier (18 Septemberbis 22 Oktober Kuumlnstlerhaus Wien)

16 Veranstaltungen sind bis jetzt geplant ndashbis in den Februar 2010 hinein wo die ka-tholisch-theologische Fakultaumlt internationaleWissenschaftler die Frage bdquoEvolutionstheo-rie und Schoumlpfungsglaube ndash eine Heraus-forderung fuumlr Biologie Theologie und Phi-losophie sowie fuumlr den interdisziplinaumlrenDiskursldquo diskutieren laumlszligt (Februar 2010)

Der Forscher Charles Darwin

bdquoEs ist als ob man einen Mord begehtldquoerklaumlrte Charles Darwin (1809 ndash 1882) alser sich entschlossen hatte mit seinen Thesenan die Oumlffentlichkeit zu gehen Jahr um Jahrseit seiner Reise mit der Beagle (1831-1836) hatte er an seinem Werk bdquoUumlber dieEntstehung der Artenldquo gearbeitet hatte De-tail um Detail hinzugefuumlgt war aber immerwieder davor zuruumlckgeschreckt sein Werkauch zu publizieren Dabei waren die grund-legenden Thesen schon laumlngst ausformuliert

raquoKaplan des Teufelslaquo

Den Anstoszlig gab ein Konkurrent ndash oderbesser ein juumlngerer Kollege der unabhaumlngigvon Darwin zu aumlhnlichen Schluumlssen gekom-men war Der Naturforscher Alfred Wallacelieszlig Darwin sein Manuskript zukommen ndashund Darwin entschloszlig sich gemeinsam mitWallace seine Theorie zu publizieren Die Re-sonanz war wider Erwarten zunaumlchst geringDas aumlnderte sich erst als Charles Darwineineinhalb Jahre spaumlter im November 1859seine bdquoEntstehung der Artenldquo herausbrachte

Schlagartig wurde nicht nur Forschern klardaszlig hier einer das bisherige Weltbild auf denKopf stellte Arten entwickeln sich Alle We-sen sind untereinander verwandt Einen

Schoumlpfer brauchte es da nicht mehr Darwinmuszligte sich als bdquoKaplan des Teufelsldquo be-schimpfen lassen httpwwwcharles-darwin-jahrat

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Wissenschaft amp Technik

Die Zusammenfassung der raquoStudie zu den Einstellungen der Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreicher zur Evolutionlaquo des BMWF und der OumlAW zum Downloadhttpwwwbmwfgvatfileadminuser_uploadaussendungEinstellungen_der_OEsterreicherInnen_zur_Evolutionpdf

Atemnotldquo der Zellen laumlszligt Tumore rasantwachsen WissenschafterInnen rund um

Univ-Prof Frank Madeo und ChristophRuckenstuhl vom Institut fuumlr Biowissenschaf-ten an der Karl-Franzens-Universitaumlt Grazkonnten in der Krebsforschung neue bahn-brechende Erkenntnisse gewinnen Anhandvon Baumlckerhefe hat das Team nachgewiesendaszlig verminderte Atmungsaktivitaumlt in Zelleneine Vorraussetzung fuumlr Tumorentstehung seinkann bdquoHefezellen sind mit jenen des Men-schen gut vergleichbar vor allem in PunktoZellwachstumldquo erklaumlrt Madeo bdquoKrebs istnichts anderes als ein wild wachsender Zell-haufen der ungewoumlhnlich viel Energie ver-brauchtldquo Ruckenstuhl und Madeo konntenzeigen daszlig die Reduzierung der Zellatmungden programmierten natuumlrlichen Zelltod dieso genannte Apoptose vermindert undZellen unkontrolliert uumlberleben laumlszligt bdquoDieseerhoumlhte Resistenz koumlnnte entscheidend zurTumorbildung und Boumlsartigkeit (Metastasie-rung) beitragenldquo bestaumltigt Madeo

Gleichzeitig ist den Grazer ForscherIn-nen mit diesem Modell der Beweis eines

Uumlberlebensvorteils von Zellen durch den sogenannten Warburg-Effekt gelungen DerBiochemiker Otto Warburg (Nobelpreis fuumlrMedizin 1931) beschrieb bereits in den1920er-Jahren daszlig ein maszliggeblicher Anteilder Energie in Krebszellen durch einfachenZuckerabbau (Glykolyse) generiert wird beigleichzeitiger Verminderung der Atmung

Erhoumlhte Atmungsaktivitaumlt hingegen hemmtdas Wachstum von Tumoren Ob damit auchder Kampf gegen Krebs erleichtert wird undsich damit neue Therapie-Moumlglichkeitenauftun sind fuumlr Madeo ndash noch ndash Spekulatio-nen Der Molekularbiologe verweist jedochauf Auffaumllligkeiten bdquoInteressanterweise istAusdauersport eine der besten vorbeugendenMaszlignahmen gegen Krebs Dabei wird so-wohl die Sauerstoffversorgung des Koumlrperserhoumlht als auch Zucker verbraucht ndash beidesklassisch nach der Warburg-Hypothese Giftfuumlr die Krebszelleldquo

Die Arbeit wurde im renommierten US-amerikanischen Fachjournal PLoS ONE ver-oumlffentlicht httpdxplosorg101371journalpone0004592

Krebsforschung Erfolg der Uni GrazAbnehmende Zellatmung wachsende Tumore

Ruszliglands erster Hochgeschwindigkeits-zug bdquoVelaro RUSldquo der von Siemens in

Serie gebaut wird wurde jetzt im Klima-Wind-Kanal getestet um die extrem hartenWitterungsbedingungen russischer Winterim Fahrbetrieb zu simulieren Selbst beiSchneestuumlrmen mit 250 kmh Windgeschwin-digkeit und Auszligentemperaturen von bis zuminus 40 Grad Celsius blieb der Velaro vollbetriebsfaumlhig und dabei behaglich fuumlr dieMenschen im Zug Ab Ende 2009 werden diebis zu 250 kmh schnellen Triebzuumlge zunaumlchstdie Metropolen Moskau und St Petersburgverbinden spaumlter sollen sie auch zwischenMoskau und Nishni Novgorod fahren DenAuftrag fuumlr acht dieser Superzuumlge und derenWartung uumlber 30 Jahre hinweg hatte Sie-mens bereits 2006 erhalten

Die Klimatests in der Rail Tec ArsenalFahrzeugversuchsanlage (RTA) in Wien be-staumltigen daszlig alle Elemente des Zuges wieTechnik Isolation und Schmierstoffe fuumlr dieextremen klimatischen Bedingungen in Ruszlig-land richtig ausgelegt sind und durchwegszuverlaumlssig arbeiten So tobten gewaltige

kuumlnstliche Schneestuumlrme mit Massen kleinerFlocken aber auch mit groszligflockigem Naszlig-schnee durch den 100 Meter langen Klima-

Wind-Kanal Trotzdem froren weder die rie-sige Frontscheibe noch die Luftansaugstut-zen auf dem Dach die Fenster oder Auszligen-

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Wissenschaft amp Technik

Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal

Der schnellste Zug Ruszliglands in kuumlnstlicher Schnee- und Eishoumllle

In der Klimakammer der Testanlage Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien beweist der Velaro RUS dass er selbst bei extremer Kaumlltesicher funktioniert Beispielhaft erproben das die Siemens-Ingenieure an einem Mittelwagen und am Triebkopf Im Klima-Wind-Kanal erzeugen sie sogar Blizzards auf Knopfdruck Alle Fotos Siemens-Pressebild

Auch im Unterflurbereich klebt beim Kaumlltetest der Schnee Hier sind beim Velaroder Antrieb und alle Technikmodule untergebracht statt wie bei herkoumlmmlichenZuumlgen in zwei Lokomotiven vorne und am Ende des Zuges

tuumlren am Velaro zu Alle Sicherheitsfunktio-nen an Bord bestanden saumlmtliche Testanfor-derungen

Zum Test der Klimaanlage wurden imZugkopf sowie einem Mittelwagen desVelaro rund 800 verschiedene Sensoren an-gebracht die unter anderem die Lufttempe-ratur Oberflaumlchentemperatur Luftgeschwin-digkeit Luftdruck und Luftfeuchtigkeitmessen Rote Heizmatten und Luftbefeuch-ter im Fahrgastraum simulieren reale Be-triebsbedingungen Selbst mit dieser Be-lastung soll ein Zustand erreicht werden deruumlberall im Zug fuumlr die gleiche thermischeBehaglichkeit sorgt ndash ein Zustand den moumlg-lichst viele Menschen als behaglich empfin-den Denn auch die russische Bahn legt beimVelaro entscheidenden Wert darauf daszlig dieFahrgaumlste die Lufttemperatur die Luftfeuch-te die Luftbewegung und die Waumlrmestrah-lung der Umgebung stets als optimal emp-finden und weder waumlrmere noch kaumlltere we-der trockenere noch feuchtere Raumluft wuumln-schen

Oumlsterreichische Wertschoumlpfung

Die fuumlr den Auftrag benoumltigten 176 StuumlckHigh-tech-Drehgestelle werden im Siemens-Werk Graz gefertigt Das Fahrwerk aus derSF500 Familie (SF500 RU) wurde auf dierussische Breitspur (1520 Millimeter gegen-uumlber der 1435 Millimeter Normalspur) aufFahrgeschwindigkeiten bis 300 Kilometer jeStunde und fuumlr den Tieftemperatureinsatz biszu minus 50 Grad Celsius ausgelegt Damiterfuumlllen sie die derzeit guumlltigen EN-Normensowie auch die staatlich russischen GOST-Normen

Der fuumlr Ruszligland in vielen technischenDetails weiterentwickelte Velaro gilt als derweltweit modernste Hochgeschwindigkeits-zug Die zehnteiligen Triebzuumlge haben eineGesamtlaumlnge von 250 Metern und bieten be-quem Platz fuumlr 604 Fahrgaumlste Die Laumlnge derBahnsteige in Ruszligland macht es moumlglichdass die Zuumlge uumlber zwei Wagen mehr verfuuml-gen und somit 50 Meter laumlnger sind als bei-spielsweise der bdquoVelaro Eldquo der spanischenBahn

Ruszligland gilt als einer der am meistenwachsenden Bahnmaumlrkte der naumlchsten Jahr-zehnte Ein Entwicklungsprogramm der rus-sischen Regierung sieht vor bis in das Jahr2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Aus-bau des Schienennetzes und in neue Zuumlge zuinvestieren In den naumlchsten Jahren sollen et-wa 20000 Kilometer Bahnstrecke entstehendavon 1500 Kilometer Hochgeschwindig-keitsstrecken

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Wissenschaft amp Technik

Morgendliches Duschen Zaumlhneputzenkleine und groszlige Geschaumlfte Waumlsche

waschen Geschirr spuumllen die Liste laumlszligt sichfortsetzen Das Wasser das wir Tag fuumlr Tagverbrauchen landet in der Kanalisation mitallen darin enthaltenen natuumlrlichen undkuumlnstlichen chemischen Substanzen 98 Pro-zent des in Wien produzierten Abwassers en-den in der Simmeringer HauptklaumlranlageDort betreibt Norbert Kreuzinger Assistenz-professor am Institut fuumlr Wasserguumlte Res-sourcenmanagement und Abfallwirtschaftder Technischen Universitaumlt Wien mit sei-nem Team eine Versuchsklaumlranlage SeinZiel ist auch die nach der gruumlndlichen biolo-gischen Reinigung noch verbleibendenSpurenschadstoffe die chemisch sehr wider-standsfaumlhig sind aus dem Wasser herauszu-holen

Ein bunter Cocktail

bdquoWir zweigen knapp ein Prozent desWassers ab das aufbereitet aus der Haupt-klaumlranlage Simmering herauskommt behan-deln es weiter und untersuchen welche Rest-stoffe in welchen Mengen noch enthaltensindldquo erklaumlrt Kreuzinger Und Reststoffegibt es dort viele Ruumlckstaumlnde von Pharma-zeutika wie Schmerzmittel und Entzuumln-dungshemmer zum Beispiel aber auch be-sonders widerstandsfaumlhige Roumlntgenkontrast-mittel sind da zu finden Oder ein bunterCocktail aus in den Badezimmern abgewa-schenen Kosmetika wenn auch in sehr klei-nen Mengen wie Kreuzinger einraumlumtbdquoGrundsaumltzlich sieht es mit der Qualitaumlt dergeklaumlrten Abwaumlsser bei uns gut ausldquo meinter Das hat auch eine Studie uumlber das Vor-kommen von Hormonen in oumlsterreichischenGewaumlssern bestaumltigt die von einem groszligeninterdisziplinaumlren Forscherteam vor mittler-weile fuumlnf Jahren publiziert wurde

Kuumlnstlich haltbar gemacht

Dennoch nehmen die Behoumlrden in Oumlster-reich und der EU das Thema Spurenschad-stoffe im Abwasser weiterhin sehr ernstZum einen weil in Untersuchungen gezeigtwerden konnte das gewisse Stoffe auch in

sehr kleinen Konzentrationen negative Aus-wirkungen auf Gewaumlsserorganismen habenkoumlnnen bdquoGerade Medikamente oder Kosme-tika werden chemisch so gebaut daszlig sie imKoumlrper moumlglichst langsam oder gar nicht ab-gebaut werden sie sollen ja moumlglichst langewirkenldquo sagt der Forscher Umso groumlszliger istdie Herausforderung auch diese Stoffe beimKlaumlrvorgang aus dem Wasser herauszube-kommen

Chemische Radikalkur

Kreuzingers Zugang die Spurenschad-stoffe unschaumldlich zu machen klingt zu-naumlchst simpel In seiner Versuchsanlage setzter dem Wasser Ozon zu bdquoDabei entstehen sogenannte Sauerstoffradikale das sind che-misch sehr aktive einzelne Sauerstoffato-meldquo erklaumlrt er das Prinzip Mit ihnen kannman vergleichsweise groszlige Molekuumlle wie esdie allermeisten Reststoffe sind in kleinereEinheiten zerlegen Damit verlieren sie ihreurspruumlngliche Wirkung und sind zudem bio-logisch besser abbaubar als die widerstands-faumlhigen Ausgangsstoffe

Auch hier Grundlagenforschung

In der Umweltchemie wie auch anders-wo gilt Man findet grundsaumltzlich nur dieSubstanzen die man schon kennt Fuumlr einigeder im Abwasser vermuteten Stoffe gibt esnach wie vor keine Nachweistests bdquoIn denletzten Jahren sind in der Entwicklung neuerNachweismethoden aber groszlige Fortschrittegemacht wordenldquo sagt Kreuzinger Nebenden Spurenschadstoffen selbst untersuchtsein Forschungsteam auch moumlgliche Wir-kungen der mit Ozon geknackten Substan-zen auf Lebewesen bdquoWir testen das von unsbehandelte Abwasser mit standardisiertenoumlkologischen Tests beispielsweise an Algenund Bakterien um herauszufinden ob diedurch unsere Ozonbehandlung entstehendenchemischen Spaltprodukte einen negativenEffekt auf Organismen habenldquo erklaumlrt erDie Tests laufen gerade weitere Ergebnisseerwarten die Forschenden bis zum Herbstdieses Jahres httpwwwtuwienacat

Alltags-Chemieim Abwasser

Neue Methoden an der TU Wien chemische Spuren-schadstoffe im Abwasser unschaumldlich zu machen

Der internationale zweistufige Architek-turwettbewerb fuumlr die Neugestaltung

der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien wurde paral-lel fuumlr mehrere Gebaumludekomplexe durchge-fuumlhrt Im Rahmen des Preisgerichts ist dieEntscheidung auf folgende Projekte gefal-len Zaha Hadid Architects ndash Zaha HadidDeutschland Library amp Learning Center(LLC) Atelier Hitoshi Abe ndash Hitoshi AbeJapan Departmentgebaumlude (O2) EstudioCarme Pinos ndash Carme Pinos Spanien De-partmentgebaumlude (W1) NOMAD Arquitec-tos ndash Eduardo Arroyo Spanien ExecutiveAcademy (W1-EA) CRABstudio Archi-tects ndash Peter Cook England Departmentge-baumlude (W2)

Die Masterplanung von BUSarchitekturlegt fuumlr den neuen Universitaumltscampus dieInfrastrukturplanung und Freiflaumlchengestal-tung fest und teilt das Projekt in mehrereBaufelder ein Gegenstand des nun beende-ten Architekturwettbewerbs waren fuumlnf Ge-baumludekomplexe die auf Basis der Master-planung gestaltet wurden Mit dem vonBUSarchitektur geplanten Houmlrsaalzentruminklusive Institutsgebaumlude (O1) entsteht aufrund 90000 msup2 groszligen Areal eine architek-

tonische Vielfalt die rund 102000 msup2 Nutz-flaumlche umschlieszligt

bdquoDer Neubau der WU ist aus doppelterSicht ein Impuls fuumlr die Wirtschaft Erstensbringt er die lange geplante bauliche Moder-nisierung fuumlr Lehre und Forschung in denWirtschaftswissenschaften Zweitens ist derBau ein wichtiger Teil des Konjunkturpaketsder Bundesregierung Die neue WU schafft

nicht nur Wissen sie schafft mit Baukostenvon rund 250 Millionen Euro vor allem auchWachstum und Beschaumlftigungldquo so Bundes-minister Johannes Hahn

Bautenstadtrat Rudolf Schicker streichthervor daszlig bdquomit dem neuen Campus dieBedingungen fuumlr die Studierenden an dieseroumlsterreichischen Spitzenuniversitaumlt nochbesser werden Der Campus liegt in einem

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Architektur

Neubau der WU WienDie Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtet gemeinsam mit der Bundes-immobiliengesellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehre und Forschung

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Sieger des Architekturwettbewerbs zum Baufeld W1D der Departments und einer Spezialbibliothek ist Estudio Carme Pinoacutes SL aus Barcelona

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sehr dynamischen Stadtteil mit hochwertigerArchitektur und wird hier weitere spannendeAkzente setzen Der Standort besticht durchseine Anbindung ans U2-Netz und die Naumlhezum Gruumlnen Prater Forschung Bildung Er-holung und Freizeit koumlnnen hier auf engstemRaum optimal verknuumlpft werdenldquo

Leben und Lernen am Campus

Die Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtetgemeinsam mit der Bundesimmobilienge-sellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehreund Forschung Ziel einer qualitativen undquantitativen Verbesserung fuumlr Studierendeund Forschende ist das Konzept einer mo-dernen dienstleistungsorientierten Universi-taumlt bdquodie ein Leben und Lernen am Campusermoumlglicht foumlrdert und durch die Beduumlrf-nisse der Studierenden gepraumlgt istldquo soRektor oUnivProf Christoph Badelt uumlberdie Visionen und Anforderungen eines urba-nen Campus Die WU nimmt mit dem Neu-bau aktiv am staumldtischen Leben teil und ge-

staltet den Campus fuumlr die Oumlffentlichkeit zu-gaumlnglich und attraktiv

Als naumlchster Schritt des Projekts stehendie Vertragsverhandlungen mit den einzel-

nen Architekturbuumlros im Mittelpunkt bdquoWirhoffen auf eine schnelle Einigung denn dasambitionierte Ziel der Start der Arbeiten amCampus 2009 soll beibehalten werdenUnser Fahrplan sieht nun die Eroumlffnung derPlanungsphase mit Jaumlnner 2009 vor um diedaraus resultierenden Bauplaumlne mit Herbst2009 behoumlrdlich einzureichenldquo erlaumlutertBIG-Geschaumlftsfuumlhrer Christoph Stadlhuber

Auftraggeber ist die von WU und BIGgemeinsam gegruumlndete ProjektgesellschaftWirtschaftsuniversitaumlt Wien Neu GmbHStart der Arbeiten am Campus zwischenMessezentrum und Prater ist 2009 Im Stu-dienjahr 20122013 soll der neue Campusder Wirtschaftsuniversitaumlt in Betrieb gehen

Der Freiraum am Campus WU

Der Campus ist eine Sequenz von inein-ander greifenden Raumlumen Die Gebaumlude aufden Baufeldern qualifizieren den Raum inarchitektonischer Hinsicht Das Leitbild des

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Architektur

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) bildet sowohl symbolisch als auch raumlumlich das Zentrum des neuen Campus der WU

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld W2 ist CRABstudio aus LondonAuf W2 werden neben Departments Forschungsinstituten und der SpezialbibliothekWirtschaftsrecht vor allem auch jene Dienstleistungseinrichtungen angesiedelt

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld O2 ist Atelier Hitoshi Abe SendaiNeben Services von externen Anbietern werden hier die Spezialbibliothek Wirt-schaftssprachen das Department fuumlr Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikationund betriebswirtschaftliche Departments untergebracht

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Masterplans bestimmt auch die Gestaltungder Freiraumlume Ein Gewebe von innen- undauszligenliegenden Raumlumen definiert durch diePosition der Eingaumlnge in bezug auf diePlaumltze erzeugt die geforderte Atmosphaumlre

Der Freiraum im neuen Campus der WUWien ist Umfeld und Kontext fuumlr die archi-tektonischen Objekte Als Umfeld definierter Raumlnder und Schnittstellen zum bdquoNach-barfeldldquo sowie raumlumliche Sequenzen zur

Bildung einer Gesamtheit Als Kontext bil-det er Stationen des aktiven Austausches undOrte der introvertierten Lehre und For-schung Der Campus ist als bdquoWalk AlongParkldquo konzipiert und bildet in den verschie-

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Architektur

Das Baufeld O1 wird durch die Sieger des Generalplanerwettbewerbs BUSarchitektur ZT GmbH aus Wien gestaltet Mit demHoumlrsaalzentrum und der Mensa wurden hier zwei klassische Studierendenfunktionen mit groszliger Nutzerfrequenz angesiedeltIm Houmlrsaalzentrum konzentrieren sich die Houmlrsaumlle sowie ungefaumlhr die Haumllfte der Seminarraumlume des Campus

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) beinhaltet die Hauptbibliothek als Zentrum des Studierens und Forschens die Studie-renden-Arbeitsplaumltze des Learning Centers sowie eine groszlige Aula die als Veranstaltungsort der raquoNabellaquo der WU sein soll

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denen Stationen Platzsequenzen die uumlberGassen im Gruumlnen zu den spezifischen Be-reichen fuumlhren Die Sequenzen sind so ge-staltet daszlig jeder bdquoBildungswegldquo auch einErlebnisweg wird Wichtig fuumlr die Umset-zung der Lagequalitaumlt ist der immer gegen-waumlrtige Sichtbezug zum Gruumlnen Prater

Funktionelle Gliederung des Campus

Der Campus erfuumlllt neben den gesell-schaftlichen Funktionen der Wirtschaftsuni-versitaumlt auch soziale Funktionen im staumldti-schen Leben sowie Funktionen der Auf-wertung des Standortes und der gesamtenRegion Diese in einem breiteren Kontexteingebetteten Funktionen werden in denHandbuumlchern zur Masterplanung fuumlr denArchitekturwettbewerb naumlher dargestelltDie technischen Funktionen des Campuswerden in den Unterlagen zum IntegralenLeitkonzept der Masterplanung und in dentechnischen Berichten der jeweiligen Fach-planer beschrieben An dieser Stelle wird dieraumlumliche Konfiguration des Campus infunktioneller Hinsicht dargestellt Die raumlum-lichen Funktionen des Campus bestehen imwesentlichen in der Trennung zwischenStadtraum und Campus durch eine gruumlneGrenze und deren Uumlbergang in den Campus-raum in der Ausbildung einer Platzsequenzvon sechs Plaumltzen mit jeweils unterschiedli-chem Ambiente im Campusinneren und inder Abgrenzung einzelner Baufelder mitunterschiedlichem Nutzungsmix durch dieDefinition der Baufelder im Masterplan unddurch das Raum- und Funktionsprogramm

Die gruumlne Grenze um den Campus

Der gesamte Campus wird durch Baumlumeund Straumlucher also eine natuumlrliche gruumlneGrenze umgeben Diese bildet einen Filterzum Stadtraum und zum StraszligenverkehrUumlber sechs Eingaumlnge und fuumlnf Passagenkann der Campus 24 Stunden lang betretendurchquert und verlassen werden Der Gink-gobaum praumlgt als kontinuierliches Elementdiese Grenze In Japan ist der Ginkgobaumder meistgepflanzte Straszligenbaum und erwurde in den letzten Jahren auch bei unsimmer haumlufiger gepflanzt Seine Wider-standsfaumlhigkeit der schlanke Wuchs und dieintensive Herbstfaumlrbung machen ihn beson-ders wertvoll Die gruumlne Grenze des Campussetzt sich aus verschiedenen raumlumlichen Si-tuationen zusammen Die Beziehung zwi-schen der gruumlnen Grenze und den zentralenRaumlumen des Campus verlaumluft in verschiede-nen Schichten die raumlumlich wahrnehmbarwerden Ein breiter Filter aus Ginkgo in ge-

ordneten Gruppen verlaumluft suumldseitig vonBaufeld W2 Der Fuszlig- und Radweg wirdlinear gefuumlhrt Einzelne Sitzelemente beglei-ten den Weg im unmittelbaren Gebaumlude-umfeld Vereinzelte Heckenbloumlcke wirkenals gliedernde Elemente

Die Plaumltze auf dem Campus

Sechs Plaumltze strukturieren den oumlffent-lichen Raum innerhalb des Campus in Formeiner Platzsequenz Jeder Platz wurde aufdie Funktionen und Proportionen der jeweilsbenachbarten Baufelder abgestimmt

Die aumluszligere Erschlieszligung

Die Gestaltung des WU-Campus staumlrktdurch offene helle die Kommunikation foumlr-dernde Strukturen das Sicherheitsgefuumlhl derNutzerInnen Die attraktiven Freiraumlume ladenzum Verweilen ein und tragen zur Belebungdes Campusgelaumlndes bei ndash eine Grundvor-aussetzung fuumlr informelle soziale KontrollePotentielle Angstraumlume werden durch eineuumlbersichtliche Wegfuumlhrung vermieden alleZugaumlnge zur Tiefgarage sind natuumlrlich be-

lichtet Eine direkte Zuordnung der Gebaumlude-zugaumlnge zum oumlffentlichen Campusraum wirdangestrebt Der Campus ist grundsaumltzlichFuszliggaumlngerzone Die Garagenzufahrt fuumlrPKW und Hauptanlieferung ist beim oumlstli-chen Zugang situiert Muumlll wird dezentral inMuumlllraumlumen im Untergeschoszlig gesammeltund zum Ladehof in der Tiefgarage ver-bracht Fuumlr die Executive Academy und denwestlichen Teil des Baufeldes W2 sind ober-irdische Muumlllraumlume mit Zufahrtsmoumlglichkeitvorgesehen Die Zugaumlnge zur Tiefgaragesind auf den Plaumltzen 3 4 5 und 6 angeord-net Lichthoumlfe um die verglasten Treppen-haumluser bringen Tageslicht ins UntergeschoszligEs werden die Personenstroumlme die von derGarage kommen uumlber die Plaumltze in die Ge-baumlude geleitet Dies dient einerseits derSicherheit (keine oumlffentlichen Liftzugaumlngeim Untergeschoszlig mit Ausnahme der Anlie-ferung und der RollstuhlbenutzerInnen)andererseits wird dadurch eine urbaneSituation auf den Plaumltzen hergestellt mit derMoumlglichkeit zu informellen Kontakten httpwwwwu-wienacat

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Architektur

Der neue WU Campus schafft im Rahmen der europaumlischen Studienordnung eineraumlumliche Umsetzung der Bologna-Strukturen Die Optimierung der Infrastruktursteht im Sinne einer dienstleistungsorientierten Lehre im Vordergrund Das Raum-konzept unterstuumltzt ein Studieren und Forschen auf einem ganztaumltig und ganzjaumlh-rig geoumlffneten Campus

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Die einmalige Zusammenschau bestehtaus Werken von rund 70 Kuumlnstlern und

zeigt die erstaunliche Vielfalt an hohenBegabungen durch die sich das hollaumlndischeGoldene Jahrhundert auszeichnet

Das reiche thematische Spektrum spie-gelt die buumlrgerliche Kultur des Landes widerund umfaszligt die heimische wie die idealisier-te Landschaft die Stadtansicht und dasMeeresstuumlck sowie das Portrait das Bauern-genre den buumlrgerlichen Alltag und dasBlumenstillleben Als Kristallisationspunktder Ausstellung praumlsentiert sich Rembrandtin seiner genialen Vielseitigkeit

Das Goldene Zeitalter

Im 17 Jahrhundert erlebten die Nieder-lande eine einmalige Bluumlte im Bereich derWirtschaft in zahlreichen Zweigen des Ge-werbes ndash insbesondere des Schiffsbaus ndash undder bildenden Kuumlnste Nach der Trennung

der Noumlrdlichen von den Suumldlichen Nieder-landen im Jahr 1579 uumlbernahm Amsterdamvon Antwerpen die Monopolstellung alsweltweit wichtigster Umschlagplatz fuumlr denSeehandel Aus den ost- und westindischenKolonien bezogen die Niederlaumlnder die dieWeltmeere zum Groszligteil beherrschten ihreReichtuumlmer Die Tatsache daszlig in der Repub-lik der Sieben Vereinigten Niederlande diePatrizier und die Buumlrger die fuumlhrende Rollespielten war im internationalen Vergleichein auszligergewoumlhnliches Phaumlnomen Fuumlr diebildenden Kuumlnste war diese Situation vonentscheidender Bedeutung Der Besitz vonKunstwerken wurde fuumlr die wohlhabendenHausbesitzer die ihre Interieurs mit Oumllge-maumllden aber auch mit Arbeiten auf Papierund Pergament ausstatteten zum Statussym-bol gesammelt wurde aber auch aus reinemInteresse Erworben wurden die begehrtenObjekte im Handel oder unmittelbar von den

Kuumlnstlern Diese wiederum durch den freienMarkt zu einer groszligen Produktion angeregtentfalteten binnen kurzer Zeit eine Vielzahlan innovativen lebensnahen Bildgattungendie dem Geschmack und den Beduumlrfnissendes Kaumluferpublikums und auch ihrer eigenenOrientierung entsprachen Zu nennen sind hierin erster Linie die heimische Landschaft ndashderen Entdeckung zu den Pionierleistungendes niederlaumlndischen Goldenen Jahrhundertszaumlhlt ndash die Stadtansicht das Marinestuumlckdas Genrebild und das Stillleben Auch diePortraumltkunst stand im Zeichen der buumlrger-lichen Kultur und erlebte ndash als Ausnahmeer-scheinung innerhalb der international ge-pflegten aristokratischen Bildnis-Tradition ndasheine ungekannte Bluumlte Mit groszligem Erfolgkonzentrierten sich zahllose Kuumlnstler auf be-stimmte Spezialgebiete Diese Aufteilung inverschiedene Spezialismen wirkte sich auchauf die technische Praxis aus Neben der

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Kultur

Aelbert Cuyp Weide mit Kuumlhen und Hirten 1641-43 copy Residenzgalerie Salzburg

Das Zeitalter RembrandtsDie Ausstellung von 4 Maumlrz bis 21 Juni 2009 zeigt in der Albertina Wien rund150 Werke aus dem eigenem Bestand des niederlaumlndischen 17 Jahrhunderts

ergaumlnzt um ca 40 Oumllbilder aus oumlsterreichischen und internationalen Sammlungen

Malerei spielte die Zeichnung im niederlaumln-dischen 17 Jahrhundert eine weitgehendautonome Rolle Abgesehen von den demeigenen Gebrauch dienenden bdquonach demLebenldquo gezeichneten Studien stimmten dieKuumlnstler ihre zeichnerische Produktion viel-fach auf den kommerziellen Bedarf ab Ge-fragt waren nicht nur minutioumls durchgefuumlhr-te oft groszligformatige Kompositionen die derRaumausstattung dienten auch die intimengleichsam spontan nach der Wirklichkeitgezeichneten im Grunde aber sorgfaumlltigkomponierten monochromen Skizzen fan-den reiszligenden Absatz Dabei wirken diesefuumlr den Markt geschaffenen zumeist signier-ten und datierten Werke keineswegs glattoder routiniert sondern zeichnen sich ndash imGegenteil ndash oft durch ein Houmlchstmaszlig anSubtilitaumlt aus Charakteristischerweise ver-mitteln die auf Papier oder Pergament aus-gefuumlhrten Arbeiten aufgrund der Vielzahl anTechniken Funktionen und Anwendungsbe-reichen ein weitaus differenzierteres Bild alsdie Oumllgemaumllde

Die niederlaumlndischenZeichnungen der Albertina

Diese kaleidoskopische Vielfalt an kuumlnst-lerischen Begabungen und technischen Aus-praumlgungen findet im Albertina-Bestand derniederlaumlndischen Zeichnungen des 17 Jahr-hunderts die zum Groszligteil von ihrem Gruumln-der Herzog Albert von Sachsen-Teschenerworben wurden ihren eindrucksvollenNiederschlag Mit einem erstaunlichem Ge-spuumlr fuumlr ausgewogene Repraumlsentanz undkuumlnstlerische Qualitaumlt baute der prominenteSammler ndash durch seine Generalstatthal-terschaft (1781-1792) der OumlsterreichischenNiederlande in Bruumlssel mit diesem Gebietvertraut ndash seinen Bestand der niederlaumlndi-schen Zeichnungen auf So sind neben demhohen Anteil an Zeichnungen von Rem-brandt und anderen groszligen Kuumlnstlern zahl-reiche Raritaumlten von weniger bekanntenaber houmlchst bemerkenswerten Talenten an-zutreffen Obwohl sich die Zuschreibungs-lage vor allem bei den groszligen Meistern seit-dem oft dramatisch geaumlndert hat ist dieAnzahl der einwandfrei zuordenbaren Werkeimmer noch so groszlig daszlig die Albertina heutein der Lage ist aus eigenem Bestand einenrepraumlsentativen und hochrangigen Uumlberblickuumlber die Zeichenkunst des niederlaumlndischenGoldenen Jahrhunderts zu bieten ndash ergaumlnztum eine konzentrierte Auswahl von Houmlhe-punkten aus dem Bereich der DruckgraphikDaszlig das Gesicht der Ausstellung zu einemwesentlichen Teil von sorgfaumlltig bearbeite-

ten vollstaumlndig durchgefuumlhrten Zeichnun-gen bestimmt wird die dem Charakter unddem Status von Oumllbildern nahe kommen istauf zwei Faktoren zuruumlckzufuumlhren Erstensist diese auf Repraumlsentation ausgerichtete Dar-stellungsart im niederlaumlndischen 17 Jahr-hundert uumlberhaupt reich vertreten zweitenszeigte Herzog Albert dem Geschmack undder Orientierung seiner Zeit entsprechendgerade fuumlr solche bdquoBilder auf Papierldquo einbesonderes Interesse Waumlhrend sich die 1993von der Albertina veranstaltete AusstellungbdquoDie Landschaft im Jahrhundert Rembrandtsldquoeinem umfassenden Spezialgebiet gewidmethat entfaltet sich in der gegenwaumlrtigen Aus-wahl das ganze thematische Spektrum desniederlaumlndischen 17 Jahrhunderts Ergaumlnztwerden die insgesamt 150 Albertina-Blaumlttervon denen viele bislang nicht oder kaumpubliziert wurden von rund 40 herausragen-den Oumllbildern aus oumlsterreichischen und inter-

nationalen Sammlungen Die Gemaumllde tre-ten mit den Arbeiten auf Papier und Per-gament in einen anregenden und vielschich-tigen Dialog

Zur Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich zum Groszlig-teil chronologisch in zeitlich bestimmte oderthemenorientierte Gruppen im Einzelfall ndashso bei Rembrandt Harmensz van Rijn undJan van Goyen ndash steht eine Kuumlnstlerpersoumln-lichkeit im Mittelpunkt

Tradition und Aufbruch

Dieser Abschnitt ist der Zeit um 1600 ge-widmet in der sich in der Landschaftskunstwie auch in der Tier- Portraumlt- und Genre-darstellung der faszinierende Uumlbergang vomflaumlmisch dominierten Spaumltmanierismus zuverschiedenen Formen des Realismus voll-

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Kultur

Rembrandt Harmensz van Rijn Selbstbildnis am Fenster auf einer Radierplattezeichnend 1648 copy Albertina Wien

zog Zu den wichtigsten Kuumlnstlern dieserGruppe zaumlhlen Hendrick Goltzius JacobMatham Jacques de Gheyn Jacob undRoelandt Savery Gillis van ConinxlooDavid Vinckboons

Aspekte des fruumlhen Realismus

Aus den Beispielen dieser Gruppe gehthervor wie die niederlaumlndischen Kuumlnstler zuBeginn des 17 Jahrhunderts die sichtbareWirklichkeit allmaumlhlich erobert haben Pio-niere der neuen realistischen Landschafts-gattung die sich zunaumlchst in Haarlem entfal-tete waren Esaias van de Velde und dessenCousin Jan van de Velde II Im weiter oumlstlichgelegenen Kampen wiederum entwickelte

Hendrick Avercamp in seinen dicht bevoumll-kerten Eisszenen und sommerlichen Fluszlig-ansichten eine ganz eigene hollaumlndisch ge-praumlgte Bildsprache die von der Buntheit flauml-mischer Beispiele inspiriert wurde Voneinem akribischen Realismus sind die Por-traumltzeichnungen des Leidener KuumlnstlersDavid Bailly

Jan van Goyen und sein Kreis

Aufgrund seiner uumlberragenden Bedeu-tung wird dem Maler und Zeichner Jan vanGoyen ein eigenes Kapitel gewidmet In den1630er- und 1640er-Jahren war dieser Kuumlnst-ler der Hauptvertreter der monochromen alstonalistisch bezeichneten Richtung der Land-schaftsmalerei Als Zeichner war er vorallem in den 1650er Jahren produktiv wobeier ndash ebenso wie der Mitbegruumlnder der tonali-stischen Richtung Pieter de Molyn ndash dieschwarze um graue Lavierungen ergaumlnzteKreide zur Wiedergabe atmosphaumlrischerEffekte einsetzte Mit der Malerei von Janvan Goyen zeigen die stimmungsvollenFluszligansichten von Salomon van Ruysdaeleine besondere Affinitaumlt

Rembrandt Harmensz van Rijn

Den Kristallisationspunkt der Ausstel-lung bildet die Gruppe von GemaumlldenZeichnungen und Radierungen von Rem-brandt der als genialer Einzelgaumlnger dievielfaumlltigsten Anregungen zu einer einmali-gen Synthese fuumlhrte In der hier gezeigtenAuswahl die sich zeitlich von den fruumlhenLeidener Jahren um 1626 bis zur spaumltenSchaffenszeit um 1660 erstreckt zeigt sich

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Kultur

oben Rembrandt Harmensz van RijnJunge Frau bei der Toilette um 1635copy Albertina Wien

rechts Adriaen van OstadeDorfschenke mit vier Figuren 1635copy Residenzgalerie Salzburg

das ganze Spektrum seines universellenKuumlnstlertums wie auch seiner technischenund thematischen Vielseitigkeit Vertretensind das Historienbild ndash die fuumlr Rembrandthoumlchste und anspruchsvollste Stufe derMalerei ndash die Landschaft das Bildnis dasAutoportraumlt sowie die Figuren- und Tier-darstellung Die Radierungen und Kaltnadel-arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasenzeugen von seinem fortwaumlhrenden Drang zumExperiment der in den verschiedenen Druck-zustaumlnden der bdquoKreuzigungldquo und bdquoChristuswird dem Volke vorgefuumlhrtldquo an kaum fassba-re Grenzen reicht

Bildnis Figur und Genre

Dieses groszlige Kapitel konzentriert sichauf die zweite Jahrhunderthaumllfte und umfasstverschiedene Kuumlnstlergruppen und Themen-kreise Die Rembrandt-Schuumller GovaertFlinck Nicolaes Maes und Gerbrand vanden Eeckhout entwickelten das bei ihremLehrer geuumlbte von Lichtwirkungen geleiteteStudium bdquonach dem Lebenldquo in divergierendeRichtungen weiter Zu den beruumlhrendstenWerken der Ausstellung zaumlhlt zweifellos daslaumlchelnde kleine Selbstbildnis von Mosester Borch einem houmlchst talentierten Zeich-ner und jungverstorbenen Bruder des groszligenMalers Gerard ter Borch In den bildmaumlszligi-gen Zeichnungen des Haarlemer Portraumlt-kuumlnstlers Cornelis Visscher und in denFigurenstudien seiner gleichfalls in Haarlemtaumltigen Kollegen Cornelis Dusart und Salo-mon de Bray wirkt die uumlberragende Golt-zius-Tradition immer noch nach Das imniederlaumlndischen Goldenen Jahrhundert ent-wickelte Bauerngenre wird hier durch eineGruppe von Gemaumllden und Zeichnungen derBruumlder Adriaen und Isaac van Ostade her-ausragend vertreten

In der Nachfolge der van Ostades tratCornelis Dusart durch sorgfaumlltig ausgefuumlhrteStudien von Einzelfiguren wie auch durchgroszligformatige Aquarelle auf Pergament her-vor Eine eigene Gattung bildeten die reichdetaillierten buumlrgerlichen Interieurszenender Leidener Feinmalerei die sich durch dieakribische Wiedergabe von kostbaren undglaumlnzenden Materialien auszeichnen EinHauptkuumlnstler dieser Richtung Frans vanMieris I ist hier als Maler wie auch alsZeichner praumlsent Eine jeweils eigene Bezie-hung zur Feinmalerei zeigen Michiel vanMusscher ndash von ihm ist eine bemerkenswer-te Atelierszene zu sehen ndash und der weitgerei-ste Jacob Toorenvliet mit seinen Aquarellenund Kupfertaumlfelchen von volkstuumlmlichenHalbfiguren

Die Vielfalt der Landschaft

Diese Gruppe zeugt von den vielenErscheinungsformen der niederlaumlndischenLandschaftskunst sowie der zur bdquoStadtland-schaftldquo gehoumlrenden Architekturmalerei zwi-schen etwa 1640 und 1680 KlassischeGroumlszlige und minuzioumlse Detailtreue sind hiergleichzeitig anzutreffen Die weitraumlumigelichtuumlberflutete Flachlandschaft praumlsentiertsich hier vor allem in Gemaumllden und Zeich-nungen von Aelbert Cuyp Dichte majestaumlti-sche Waldansichten wiederum waren dieSpezialitaumlt von Kuumlnstlern wie Jacob vanRuisdael Simon de Vlieger AnthonieWaterloo oder Cornelis Hendricksz VroomEine Auswahl von Zeichnungen und Ge-maumllden von Aert van der Neer beleuchtetdessen uumlberragende Bedeutung fuumlr dieNachtlandschaft Allart van Everdingen ver-trat den skandinavischen LandschaftstypusZu den zahlreichen Ergebnissen der durchEuropa reisenden Kuumlnstler zaumlhlen die vonLambert Doomer gezeichneten subtil aqua-rellierten Loire-Ansichten In seinen lavier-ten Federzeichnungen wiederum schlieszligt

dieser Kuumlnstler an die helldunkel-Effektevon Rembrandt an Auch in den Land-schaftsblaumlttern von Johannes Leupenius undPhilips Koninck ist der Einfluszlig des groszligenMeisters immer noch wirksam Eine Reihevon beruumlhmten und weniger bekanntenjedoch bemerkenswerten Talenten befaszligtesich mit dem Stadtpanorama der Architek-turdarstellung und der intimen Wiedergabetopografischer Motive Ein breites Spektruman kuumlnstlerischen Auffassungen entfaltetsich hier in den Stadtansichten von Jan deBisschop Gerrit Battem Allart van Ever-dingen und Valentijn Klotz als hochorigi-nelle Begabung erweist sich der Amateur-zeichner Abraham Rutgers Seidenkaufmannvon Beruf Von Pieter Saenredam dem be-ruumlhmtesten Architekturmaler ist hier einlichtdurchflutetes aquarelliertes Kirchen-interieur zu sehen In der zweiten Jahrhun-derthaumllfte vollzog sich neben den vielen For-men der wirklichkeitsnahen Landschaft eineRenaissance der detailliert ausgefuumlhrtenimaginaumlren Szenerien die unverkennbar vonaumllteren Kuumlnstlern wie Pieter Bruegel oder

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Kultur

Salomon van Ruysdael Seelandschaft mit Segler nach links um 1650copy Residenzgalerie Salzburg

Roelandt Savery inspiriert wurden Charak-teristisch fuumlr diese retrospektive Tendenzsind die gemalten und gezeichneten bdquoRhein-fantasienldquo von Herman Saftleven einenkraumlftigen Akzent setzt Gerrit Battem mit sei-nen uumlberaus detaillierten bunten Gouachenvon Fantasielandschaften

Marinebild

Eine konzentrierte Auswahl an Zeich-nungen und Gemaumllden zeigt mehrere Haupt-vertreter dieser typisch niederlaumlndischenBildgattung darunter Willem van de Velde Iund II (Vater und Sohn) Allart van Ever-dingen Salomon van Ruysdael Simon deVlieger Hendrik Dubbels und Ludolf Bak-huizen Die stolze Praumlsentation von Handels-und Kriegsschiffen sowie die Wiedergabevon Seeschlachten waren mit einem nationa-len Selbstbewuszligtsein verknuumlpft gleichzeitigbot die Marinethematik den Kuumlnstlern reich-

lich Gelegenheit ihr Koumlnnen in bezug aufdie Wiedergabe wechselnder Lichtstimmun-gen dramatischer Wolkenhimmel und atmo-

sphaumlrischer Weiten eindrucksvoll unter Be-weis zu stellen

Die Niederlaumlnder und Italien

Dieses Kapitel umfaszligt mehrere Genera-tionen von Kuumlnstlern die in den Suumlden ndash vorallem nach Rom ndash gereist sind um sich dortoft jahrelang dem Zusammenspiel zwischendem blendenden Sonnenlicht der Architek-tur und der Landschaft zu widmen Nachihrer Ruumlckkehr loumlsten Kuumlnstler wie Cornelisvan Poelenburch Bartholomeus BreenberghJan Both und viele andere in ihrem eigenenLand die Ausbildung eines suumldlichen pasto-ralen Genres aus zu den beruumlhmtesten bdquoda-heimgebliebenenldquo Italianisanten gehoumlrenNicolaes Berchem und Jan de Bisschop Bisnach Malta zog Willem Schellinks von demhier eine von suggestiven Lichteffekten ge-praumlgte Zeichnung vom Hafen von La Vallet-ta zu sehen ist

Das Stillleben

Zwei unterschiedliche Kuumlnstlerpersoumlnlich-keiten vertreten diese Bildgattung die bis ins18 Jahrhundert gebluumlht hat Um 1700 fuumlhrteHerman Henstenburgh von Beruf Pasteten-baumlcker seine sehr detaillierten Obst- undFruumlchtestillleben mit Aquarell- und Deck-farben auf einer feinen Pergamentsorte ausIm Gegensatz zu diesem vor etwa 30 Jahrenwiederentdeckten Talent zaumlhlt Jan van Huy-sum seit jeher zu den beruumlhmtesten Malernvon houmlchst kultivierten Obst- und Blumen-arrangements Der Kontrast zwischen der er-staunlichen Detailgenauigkeit seiner kolori-stisch brillanten Gemaumllde und dem sponta-nen skizzenhaften Duktus seiner haumlufig aqua-rellierten Kreidezeichnungen laumlsst sich indieser Auswahl exemplarisch beobachten httpwwwalbertinaat

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Kultur

Herman Henstenburgh Fruumlchtestilleben mit Fink und maritimen Schneckenhaumlusern1700 copy Albertina Wien

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Die Landesgalerie Linz praumlsentiert imRahmen der Europaumlischen Kulturhaupt-

stadt Linz 2009 die europaumlische Kuumlnstler-persoumlnlichkeit Henri de Toulouse-LautrecMit dieser zweifachen Betonung von Europaim Kontext eines konkreten Ausstellungs-projektes verknuumlpfen die Oberoumlsterreichi-schen Landesmuseen mehrere Hinweise aufdas Zustandekommen der Ausstellung undauf die Grunduumlberlegungen des kuratori-schen Konzeptes Im Sinne des Ausstel-lungstitels faumlllt der bdquointime Blickldquo Henri deToulouse-Lautrecs auf eine Bildwelt der inihrer formalen und ikonografischen Umset-zung einerseits eine Schluumlsselfunktion fuumlrdie Etablierung der modernen Kunst am Endedes 19 Jahrhunderts in Europa zukommt

In diesem zeitlichen Umfeld und im Kon-text der Metropole Paris vermittelt der Kuumlnst-ler andererseits auch ein gesellschaftlichesBild das sowohl den Glanz als auch die Hy-briditaumlt der Belle Epoque zu erkennen gibt

1901 im Alter von knapp 37 Jahren ver-storben repraumlsentiert Toulouse-Lautrec alsMensch und Kuumlnstler durch seine adeligeAbstammung seine gesundheitlichen undkoumlrperlichen Einschraumlnkungen und seineLebensfuumlhrung selbst die Bruumlchigkeit einerZeit die seine Existenz und sein von akade-mischen Traditionen weitgehend geloumlsteskuumlnstlerisches Werk bestimmte In Tou-louse-Lautrecs Œuvre treffen vom PariserNachtleben dynamisierte Bildkonzepte aufbehutsame Beobachtung von Menschen undsubtil erfaszligte Momentaufnahmen des gesell-schaftlichen Lebens Eben dieser Spannunggilt das kuratorische Interesse der nunmehri-gen Ausstellung Sie verdeutlicht dabei vorallem den Aspekt der Authentizitaumlt einesWerks das von Frankreich ausgehend inter-national reuumlssierte und durch die konkreteWirkungs- und Rezeptionsgeschichte als einbesonders signifikanter Beitrag des europaumli-schen Kuumlnstlers zur Weltkunst bezeichnetwerden kann

Der raumlumliche Ablauf ist nach Themengegliedert und widmet sich Aspekten wiedem fruumlhen adeligen Landleben Familie undFreunden sowie dem Leben in der Groszlig-

stadt Dort spielen dann Frauen und das Ver-gnuumlgungen eine zentrale Rolle denen er sichbeispielsweise in dem herausragenden Map-penwerk bdquoEllesldquo widmete Selbstverstaumlnd-lich werden auch zahlreiche seiner Plakategezeigt mit denen er die Farb-Lithografierevolutionierte und die ihn so uumlberaus popu-laumlr machten

Das Jahr 2009 erlaubt fuumlr das Linzer Pro-jekt noch eine zweite zeitliche AnmerkungDie Ausstellungsrealisierung erfolgt genau100 Jahre nach der ersten monografischen

Praumlsentation von Henri de Toulouse-LautrecsWerken in Oumlsterreich Die Ausstellung derGalerie Miethke fand 1909 in Wien statt unduumlbte nachhaltigen Einfluss auf Kuumlnstler wieetwa Egon Schiele aus Auf diese Thematikwird im Gotischen Zimmer der Landes-galerie eingegangen Zu jener Zeit erlebteauch das Werk des seit Jahrzehnten mit denOberoumlsterreichischen Landesmuseen ver-bundenen Kuumlnstlers Alfred Kubin wichtigeAnerkennung und Wertschaumltzung So ent-stand die Idee beide Kuumlnstlerpersoumlnlich-

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Kultur

Henri de Toulouse-Lautrec Le jeune Routy agrave Ceacuteleyran 1882 Oumll auf Leinwand61 x 50 cm copy Museacutee Toulouse-Lautrec Albi France

raquoDer intime BlicklaquoMit seinen ungeschminkten Szenen des pulsierenden Pariser Nachtlebens rund umden Montmartre ist Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) beruumlhmt geworden

Das Oberoumlsterreichische Landesmuseum in Linz widmet dem franzoumlsischenKuumlnstler eine Ausstellung die von 28 Februar bis 7 Juni 2009 zu sehen ist

keiten ins Zentrum eines institutionellenDialoges zwischen dem Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und der Landesgalerie Linzam Oberoumlsterreichischen Landesmuseum zustellen Auf die Ausstellung in Linz folgendist eine Ausstellung mit Arbeiten von AlfredKubin in Albi geplant

Gleichzeitig konzipiert die Landesgalerieschon 2009 und parallel zur Ausstellung vonToulouse-Lautrec eine eigene Praumlsentationzum Frauenbild bei Kubin im Kubin-Kabi-nett und ermoumlglicht dadurch einen bislangeinmaligen Vergleich zweier Œuvres

Durch das groszligzuumlgige Entgegenkommendes Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und diekollegiale Zusammenarbeit mit seiner Direk-torin Daniegravele Devynck kann die Landesga-lerie den gemeinsam mit Alain Tapieacute ausge-arbeiteten kuratorischen Ansatz des intimenBlicks von und auf Toulouse-Lautrec mitsignifikanten Beispielen und in der ange-strebten thematischen Differenziertheit vor-stellen Wesentliche Beobachtungen wurdenzudem durch Werke aus privaten und oumlffent-lichen Sammlungen in Belgien FrankreichDeutschland Spanien Groszligbritannien derSchweiz den Vereinigten Staaten von Ame-rika sowie den Niederlanden moumlglich

Henri de Toulouse-Lautrec(1864-1901)

Henri-Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa kam am 24 November 1864in Albi als Sproszlig einer alteingesessenenfranzoumlsischen Adelsfamilie zur Welt SeineMutter Adegravele Tapieacute de Ceacuteleyran war mitihrem Cousin ersten Grades Graf Alphonsede Toulouse-Lautrec verheiratet Henri wuchsin einer liebevollen Umgebung auf und ver-brachte sein Leben auf den Schloumlssern Boscin Rouergue im Norden von Albi gelegenund Ceacuteleyran nahe Narbonne

Lautrec litt an einer angeborenen Kno-chenkrankheit die vermutlich auf die Bluts-verwandtschaft seiner Eltern zuruumlckzufuumlh-ren ist und das Schicksal des jungen Manneslenkte Im Jahr 1878 brach er sich den linkenOberschenkel als er im Wohnzimmer seinesGeburtshauses von einem niedrigen Stuhlaufstand und ausrutschte im Jahr daraufdurch einen banalen Sturz das andere BeinBewegungsunfaumlhig fuumlr mehrere Monateverbrachte er seine Tage zunaumlchst zeichnendspaumlter malend und entwickelte eine Vorliebefuumlr seine Umgebung eine Gabe die sichbereits in sehr jungen Jahren gezeigt hatteund zu seiner Berufung wurde

Ab dem Jahre 1882 absolvierte Toulouse-Lautrec seine Ausbildung zunaumlchst im aka-

demischen Atelier von Leacuteon Bonnat dann indem von Fernand Cormon am MontmartreKonfrontiert mit all den kuumlnstlerischen Be-wegungen die er in Paris entdeckte ver-pflichtete er sich der Moderne und wurdenicht nur zum Darsteller sondern ebensozum Zeugen der Bohegraveme am Montmartreder ihm seine Inspiration lieferte

Als Portraumltmaler machte er die damaligenBeruumlhmtheiten des Pariser Nachtlebens wieAristide Bruant Jane Avril Yvette Guilbertund Loiumle Fuller unsterblich und befaszligte sichmit der einfachen Alltagsrealitaumlt der Prosti-tuierten in Bordellen Das Theater dieComeacutedie-Franccedilaise das Vaudeville und dieAvantgarde-Buumlhnen fuumlr die er Programmeund Dekor entwarf trugen zu seiner unstill-baren Vorliebe fuumlr die Tragikkomoumldie desmenschlichen Daseins bei Er war in denverschiedensten Bereichen ein Neuerer und

revolutionierte die Illustration und die ange-wandten Kuumlnste

Die 31 Plakate die er zwischen 1891 und1900 entwarf beeindrucken durch ihre Kraftund ihre meisterhafte Simplifizierung desBildes und machen aus ihm einen Vorreiterder Plakatkunst des 20 Jahrhunderts Seinelithografische Produktion umfaszligt 361 Druck-platten die den virtuosen Charakter seinerKunst ausdrucksvoll und elegant klar her-vorheben

Henri de Toulouse-Lautrec fuumlhrte seinLeben im Rhythmus seiner kuumlnstlerischenProduktion Sein versessenes Arbeiten aberauch die Genuumlsse und der Alkoholmiszligbrauchverschlechterten nach und nach seinen Ge-sundheitszustand Er starb am 9 September1901 auf Malromeacute in Gironde dem Landgutseiner Mutter httpwwwlandesgalerieat

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Henri de Toulouse-Lautrec La clownesse assise (Mademoiselle Cha-U-Ka-O) ausder Serie raquoElleslaquo 1896 Lithografie 527 x 405 cm copyVan Gogh Museum Amsterdam

In enger Zusammenarbeit mit dem Kuumlnst-ler zeigt das MdM Moumlnchsberg in Salz-

burg einen Uumlberblick uumlber das Œuvre vonGeorg Baselitz (geboren 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der ehemDDR) aus den Jahren 1960 bis 2008 Bei-nahe fuumlnfzig Jahre umfassend zeichnet sichdas Schaffen von Georg Baselitz durch eineVielzahl unterschiedlicher Phasen und Her-angehensweisen aus Er selbst bezeichnetdiese als bdquoMethodenldquo Die Ausstellung imMdM Moumlnchsberg ist die erste Museums-retrospektive in Oumlsterreich seit 1992

Schon in den fruumlhen 1960er Jahren zeich-net sich Baselitzrsquo bdquoStilldquo durch seine unkon-ventionelle Malweise und die irritierendeund provokative Wahl aus 1957 hat er dieDDR und die Kunsthochschule Berlin-Weiszligensee wegen bdquostaatsbuumlrgerlicher Unrei-feldquo verlassen muumlssen und begonnen an derHochschule der bildenden Kuumlnste in West-Berlin zu studieren

1961 veroumlffentlicht er gemeinsam mitdem Malerfreund Eugen Schoumlnebeck dasbdquo1 Pandaumlmonische Manifestldquo in dem er zumersten Mal seine Haltung gegen das Stim-mige und Konventionelle die sein gesamtesŒuvre durchziehen proklamiert BaselitzrsquoGemaumllde entstehen spontan die Zeichnungexistiert als eigene Werkgruppe parallel zurMalerei und Skulptur und fungiert nicht alsVorbereitung eines Gemaumlldes Die Bildersind von Anbeginn von einer groben Mal-weise und einem unkonventionellen Bildauf-bau gepraumlgt und klammern Regelmaumlszligigkeitund festgelegte Kategorien beharrlich ausSinnbild fuumlr diese Haltung sind zunaumlchst dieWerke zum bdquoPandaumlmoniumldquo sowie die bdquoIdo-leldquo vor allem aber die so genannten bdquoneuenTypenldquo ndash monumental aufgefaszligte HirtenHelden Kuumlnstler Rebellen die mit entspre-chenden Attributen ausgestattet einen heroi-schen Kampf zu fuumlhren scheinen

Die bdquoGruumlnerldquo-Bilder die zur gleichenZeit entstehen beziehen sich auf BaselitzrsquoAuseinandersetzung mit russischer Literaturund den darin thematisierten Revolten zwi-schen Rechten Weiszligen Roten und soge-nannten Gruumlnen ndash den Partisanen Die fol-genden bdquoFrakturbilderldquo sind logische Folgeder Aufloumlsung der Form in den spaumlten

1960er Jahren und reflektierten den Kubis-mus Doch im Gegensatz zur Abstrahierungdes Kubismus entscheidet sich Baselitzdafuumlr seine Bilder zu zergliedern aufzulouml-sen Er fuumlgte die Fragmente jedoch nicht zu-sammen sondern belaumlszligt deren einzelneElemente als solche als Frakturen sichtbarwodurch er den eigentlichen Bildraum auszligerKraft setzt

Gegensatz und Widerspruch stehen seit-dem im Zentrum von Georg Baselitzrsquo Schaf-

fen Ihm geht es primaumlr um eine Oppositionzur Konvention zur Kunst als Objekt destaumlglichen Gebrauchs Aus dieser Ansichtheraus sowie seiner Praxis die Gemaumllde aufdem Boden liegend zu malen entstehen dieersten Leinwaumlnde die gedreht und bdquokopf-uumlberldquo gestellt werden als Widerspruch zubereits Existierendem und GewoumlhnlichemBaselitz versteht sie als Umsetzung seinerdamals aktuellen Denkmethode WernerSpies spricht von Baselitzrsquo Bilderkosmos als

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Kultur

Georg Baselitz Gemaumllde undSkulpturen 1960 ndash 2008

Ausstellung im MdM Moumlnchsberg von 28 Februar bis 21 Juni 2009

Georg Baselitz B fuumlr Larry 1967 Oumll auf Leinwand 250 x 200 cmFriedrich Christian Flick Collection

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bdquoKopfstand der Weltldquo In den spaumlten 1960erJahren mischen sich Motive die auf demKopf stehen mit jenen die bdquonormalldquo positio-niert sind beispielsweise in dem bekanntenGemaumllde bdquoB fuumlr Larryldquo 1967

Die Werke von Baselitz werden somit ge-genstaumlndlich und ungegenstaumlndlich zugleichDas simpel anmutende Umkehren des Sujetsabstrahiert es auf formale wie inhaltlicheWeise

In den 1970er Jahren beginnt er Werke inFingermalerei-Technik zu schaffen derentechnische Bezeichnung auch im Titel auf-tritt Motive sind Landschaften genauso wieAkte Selbstbildnisse Adler ua Aus dieserMalweise entsteht ein freierer Umgang mitFarbe und Material welcher schlieszliglich inden 1980er Jahren zu Werken fuumlhrt in denenFarbe und Form im Zentrum seiner bdquoMe-thodeldquo stehen das Sujet allerdings nach wievor umgekehrt bleibt

Mit den Bildern der 1990er Jahre veraumln-dert Baselitz erneut die Farbigkeit seinerGemaumllde und fuumlhrt eine leichte pointili-stisch inspirierte Maltechnik ein Teil der seitden 1990er Jahren entstandenen Werke sindua die bdquoRussenbilderldquo eigentliche Erinne-rungsbilder in denen er sich mit dem Sozia-listischen Realismus der offiziellen Aumlsthetikder ehemaligen Sowjetunion und der damitverbundenen Unterdruumlckung anderer kuumlnst-lerischer Ausdrucksformen beschaumlftigt die

er in der DDR selbst zu spuumlren bekommenhat und diese interpretiert Im Gegensatzzum kompositorischen Horror Vacui derbdquoVorbilderldquo haben seine Gemaumllde bewuszligteinen skizzenhaften Charakter verzichtenauf die Korrektur der Spuren welche durchFarbdosen auf der Leinwand entstehen undlassen Teile der Leinwand frei

Seine juumlngste Werkreihe die Baselitz alsRemix-Bilder bezeichnet bedeutet fuumlr ihnkein Kopieren aumllterer Werke sondern ver-steht sich als Reminiszenz auf deren Bedeu-tung und als Aktualisierung eines ThemasSujets welches als solches nicht mehr wie-derholbar nur zeitgenoumlssisch optimierbarist Das erste seiner Remix- Bilder beziehtsich auf das seinerzeitige Skandalbild bdquoDiegroszlige Nacht im Eimerldquo von 1963 bdquoBilder inOrdnung bringenldquo nennt Baselitz die Metho-de zur Neubearbeitung aumllterer Sujets in de-nen er auf viele Beispiele malerischer Tradi-

tion zuruumlckgreift und diese immer wiederneu anordnet

Exemplarisch fuumlr das skulpturale Schaf-fen das seit Ende der 1970er Jahre parallelzur Malerei entsteht werden fuumlnf Plastikeninkludiert von denen zwei ndash bdquoMeine neueMuumltzeldquo 2003 und bdquoFrau Ultramarinldquo2004 ndash als Pendants entstanden sind und inOumlsterreich erstmals gezeigt werden

Mit der Entwicklung seines OEuvres be-weist Georg Baselitz daszlig es auch in der ofttodgesagten Malerei immer wieder neue We-ge und Methoden gibt Es straft die AussageLuumlge daszlig bdquoschon alles gemacht wurdeldquo

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog-buch im DuMont Buchverlag mit einem Vor-wort von Toni Stooss einem kunsthistori-schen Essay von Rainer Michael Mason undeiner Erzaumlhlung von Ingo Schulze (208 Sei-ten 80 ganzseitige Farbabbildungen) httpwwwmuseumdermoderneat

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Georg Baselitz Der Hirte 1965 Oumll auf Leinwand 162 x 130 cm MUMOKLeihgabe der Ouml Stiftung Ludwig

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Georg Baselitz Meine neue Muumltze2003 Zedernholz und Oumllfarbe 31050 x 8350 x 107 cm Essl Museum

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Das MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik undMusiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

(KUG) wurde zehn Jahre geplant zwei Jahregebaut und konnte am 1 Maumlrz 2009 endlicheroumlffnet werden

Mit der Komposition bdquoMUMUTH open-ingldquo des KUG-Studenten Hannes Kersch-baumer begann der feierliche Festakt imMUMUTH-Saal anschlieszligend begruumlszligteKUG-Rektor Georg Schulz die geladenenGaumlste Es folgten Gruszligworte von WolfgangGleissner Geschaumlftsfuumlhrer der Bundesim-mobiliengesellschaft (BIG) MUMUTH-Ar-chitekt Ben van Berkel Buumlrgermeister derStadt Graz Siegfried Nagl Landeshaupt-mann-Stellvertreter Kurt Flecker und Bun-desminister Johannes Hahn dann richtetensich KUG-Rektor Georg Schulz und Rectoremeritus Otto Kolleritsch ans Publikum

Im Anschluszlig folgten die Ehrengaumlste einerVorstellung der bdquoZauberfloumlteldquo in der Inszenie-rung von Christian Poumlppelreiter aufgefuumlhrtvon KUG-Studierenden und -AbsolventIn-nen Fuumlr Kolleritsch gab es nach der Operein Fest um seine jahrzehntelange Taumltigkeitund seinen unermuumldlichen Einsatz fuumlr dieErrichtung des MUMUTH zu wuumlrdigen

Fuumlr die KUG stellt das MUMUTH einseit 1963 immer wieder eingefordertes zen-trales Uumlbungs- und Veranstaltungsgebaumludedar bdquoEndlich koumlnnen wir mit diesem archi-tektonisch herausragenden Gebaumlude unserenStudierenden Raum bieten um ihre kuumlnstle-rische Ausbildung weiter zu verbessern DieAufgabe einer Kunstuniversitaumlt ist es dieKunst stetig weiterzuentwickeln Dank demMUMUTH kann unser Publikum nun ver-staumlrkt an diesem spannenden Prozess teilha-benldquo so KUG-Rektor Georg Schulz

Geplant wurde das Gebaumlude vom re-nommierten hollaumlndischen ArchitekturbuumlroUNStudio von Ben van Berkel nach eineminternational ausgeschriebenen Wettbewerbmit 212 Einreichungen Das Projekt war be-reits als oumlsterreichischer Beitrag in der Bien-nale in Venedig ausgestellt

Den zentralen Bestandteil des MUMUTHbildet der groszlige Auffuumlhrungsraum der flexi-bel als Probe- und Arbeitsraum Konzertsaaloder Musiktheater genutzt werden sollDieser Raum der als bdquoBlack Boxldquo ausgebil-det wird ist von einem aus dem Erdgeschoss

ansteigenden Foyerbereich aus erschlossender sich nach Suumlden zum Innenhof und zumPark hin orientiert und an den alle verschie-denen Funktionen und Nutzer des Gebaumludesangeschlossen sind

Die zwei Proberaumlume sind am Suumld-Endedes Gebaumludes untergebracht Der Orchester-proberaum findet unter dem Foyer ebenerdigPlatz und hat eine direkte Sichtverbindungzum Park Im 3 Obergeschoszlig befindet sichdie Probebuumlhne des Musiktheaters Durchdiese Anordnung der Proberaumlume gelingteine optimale akustische Trennung dieserbeiden Bereich durch die Zwischenschaltungdes Foyerbereiches

Die Proberaumlume mit dem groszligen Saalwerden von der Universitaumlt zur Ausbildunggenutzt Es wurde im speziellen Bedacht aufdie Moumlglichkeit der Fremdnutzung des Or-chesterproberaumes und des groszligen Saalesauszligerhalb der universitaumlren Nutzungszeitengenommen Diese Raumlumlichkeiten koumlnnenangemietet werden fuumlr Veranstaltungen imSinne des Veranstaltungsgesetzes

Die akustische Qualitaumlt des Neubaus er-gibt sich aus den von der virtuell horizonta-len Spiralorganisation gebildeten bdquoZwischen-raumlumenldquo Diese fungieren als akustische Puf-ferzonen und Nebenwege fuumlr die Erschlies-sung und Verbindung der universitaumlren Ne-benfunktionen Somit entstehen Freiraumlume

die sich je nach Bedarf kreativ aneignen undnutzen lassen

Oumlffentliche Veranstaltungen bilden einenfixen und zentralen Bestandteil der Ausbil-dung der jungen Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-ler Wie schon derzeit im Theater im Palais(TIP) sollen verschiedene Produktionen ineiner Gegenuumlberstellung von Moderne undTradition und verschiedenste Sparten vonJazz uumlber Orchesterkonzerte Kammermu-sik Liedern bis zu Musiktheater zur Auf-fuumlhrung kommen

Erste Veranstaltungen

Im August 2008 wurde ein Groszligteil desGebaumludes von der Bauherrin der BIG an dieKUG uumlbergeben Nach Baubeginn im Maumlrz2006 konnte das 19 Millionen Euro Projektim Herbst 2008 von der KUG eingerichtetwerden im Februar fanden bereits zweiSparten des 7 Internationalen WettbewerbsbdquoFranz Schubert und die Musik der Moder-neldquo im MUMUTH statt

Erste oumlffentliche Veranstaltungen imMUMUTH sind Mozarts bdquoDie Zauberfloumlteldquoam 2 April startet das neu konzipierteaboMUMUTH mit einer Inszenierung derbdquoJohannes-Passion BWV 245ldquo im Buumlhnen-bild von Ben van Berkel (weitere Vorstellun-gen 4 6 und 8 April) httpwwwkugacat

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MUMUTHDas Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

wurde mit Neuer Musik und groszliger Oper eroumlffnet

MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

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An sechs verschiedenen Spielorten prauml-sentieren international renommierte

KuumlnstlerInnen ein auserlesenes Programmwelches sowohl Bezug auf das Reflektierender Passionsgeschichte nimmt als auch denAnspruch auf houmlchste kuumlnstlerische Qualitaumlterhebt

Ein Schwerpunkt des Festivalprogrammsist die szenische Umsetzung des Messiasvon Georg Friedrich Haumlndel in einer Insze-nierung von Claus Guth unter der musikali-schen Leitung von Jean-Christophe SpinosiWaumlhrend der Osterwoche wird der Musik-verein das Konzerthaus die Minoritenkir-che und Hofburgkapelle sowie das Semper-Depot und das Theater an der Wien bespielt

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang am4 April 2009 mit Luigi Cherubinis MessaSolenne in E-Dur und den bdquoSieben letztenWortenldquo von Joseph Haydn im WienerMusikverein Unter der musikalischen Leit-ung von Riccardo Muti spielen die WienerPhilharmoniker Solisten sind Ruth ZiesakMarianna Pizzolato Rainer Trost undAlexey Tikhomirov

Messiah ndash das Oratorium als Paraphraseuumlber die Erloumlsung der Menschheit szenischauf der Opernbuumlhne Nach dem groszligartigenErfolg mit Mozarts Lucio Silla in 2006 kehrtRegisseur Claus Guth fuumlr diese Neupro-duktion die bereits am 27 Maumlrz 2009 Pre-miere hat an das Theater an der Wien zu-ruumlck Jean-Christophe Spinosi dirigiert dasEnsemble Matheus und den Arnold Schoen-berg Chor (Ltg Erwin Ortner) Die Vors-tellungen am 3 und 6 April finden imRahmen des OsterKlang-Festivals statt

Drei zeitgenoumlssische Projekte davonzwei Urauffuumlhrungen bilden den zweitenSchwerpunkt des Festivalprogramms in Ko-produktion mit der Neuen Oper Wien zeigtdas Festival ab 4 April die oumlsterreichischeErstauffuumlhrung von The Last Supper vonHarrison Birtwistle in einer Inszenierungvon Philipp Harnoncourt im Semper-Depot

Am 7 April wird das multimediale Melo-dram Es ist Freitag und Gott ist nicht da vonHelmut Jasbar im Neuen Saal des Konzert-hauses zur Urauffuumlhrung gebracht SowohlText als auch Musik stammen von HelmutJasbar der in seinem Werk die elementareAngst vor dem diagnostizierten Tod und dar-

aus resultierenden extremen Gefuumlhlen ineiner Kontemplation uumlber Joseph HaydnsDie sieben letzten Worte unseres Erloumlsers amKreuze thematisiert Als

Sprecher ist der Schauspieler Peter Maticzu houmlren Die Komposition Totentanz desoumlsterreichischen Komponisten WolfgangSauseng nach einem Text des Schriftstellersund Anton-Wildgans-Preistraumlgers WolfgangHermann erfaumlhrt seine Urauffuumlhrung amKarfreitag (10 April 2009) in der Minoriten-kirche Unter der musikalischen Leitung vonJohannes Hiemetsberger singt der Chorussine nomine und es spielt das EnsembleAmarcord Wien

Die argentinische Mezzosopranistin Ber-narda Fink singt am 9 April Arien vonGeorg Friedrich Haumlndel und wird dabei vonWolfgang Schulz Franz Bartolomey undClaudio Brizi (Claviorganum) begleitetDieser auszligergewoumlhnliche Konzertabend mitdem Titel Haumlndel und Moderne bringt auchInstrumentalwerke von Bach Berio KurtaacutegScarlatti und Willi zum Klingen Alljaumlhrlichbegeistert Martin Haselboumlck mit seiner Wie-ner Akademie das Publikum des Oster-Klangs Das Programm fuumlr 2009 steht ganzim Zeichen von Georg Friedrich Haumlndel undJoseph Haydn jenen zwei groszligen Kompo-nisten deren Todesjahr wir 2009 gedenken

Am Ostermontag klingt das Festival mitmittelalterlichen Pilgergesaumlngen und Taumlnzenaus der Feder von Alfonso X bdquoEl Sabioldquo mitJordi Savall und seinem Ensemble Hespeacute-rion XXI in der Minoritenkirche aus

Karten fuumlr alle OsterKlang-Veranstal-tungen sind an den Tageskassen der Ver-einigten Buumlhnen Wien im Theater an derWien und Wien-Ticket-Pavillon am Karajan-platz erhaumlltlich Mit dem OsterKlang Trio-Ticket erhalten Kunden beim Kauf von der-selben Anzahl von Karten fuumlr drei Veran-staltungen eine Ermaumlszligigung von 20 httpwwwosterklangat

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OsterKlang Wien 2009Das 13 OsterKlang-Festival spannt seinen musikalischen Bogen uumlber eine Vielzahl

von auszligergewoumlhnlichen Projekten ndash von der Alten Musik bis zur Moderne

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang mit Luigi Cherubinis Messa Solenne in E-Dur undden raquoSieben letzten Wortenlaquo von Joseph Haydn im Wiener Musikverein

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Die Musik stammt von Frank Wildhorn(bdquoJekyll amp Hydeldquo) das Buch von Jack

Murphy bdquoRudolfldquo ist die Geschichte einesVisionaumlrs die wesentlichsten Motive sindLeidenschaft Selbstverleugnung und derMut eines Menschen der alle Talente einespolitischen Denkers aber kein Talent zurMacht hatte Seine Ideen haumltten die Welt deserstarrenden Habsburgerreiches veraumlndernsein Feuer ein neues Zeitalter eroumlffnen koumln-nen Aber der starre Hof und sein Ge-genspieler Ministerpraumlsident Taaffe verhin-dern jede Neuerung In dieser niederschmet-ternden Situation trifft Rudolf auf die groszligeLiebe Mary Vetsera Ihre Geisteshaltungihre Unbedingtheit geben ihm die Kraft biszum Letzten zu gehen ndash nach Mayerling ndashbdquoin Liebe verbunden bis in den Todldquo

2006 hatte die ungarische Version diesesWerkes ihre Urauffuumlhrung in ungarischerSprache am Budapest Operettszinhasz inCo-Produktion mit den Vereinigten BuumlhnenWien im Sommer desselben Jahres war dieProduktion bei den Open Air-Festspielen inSzeged zu sehen ndash nun wurde bdquoRudolfldquo inseiner Wiener Fassung am 26 Februar 2009in Wien uraufgefuumlhrt und erlebte seinedeutschsprachige Erstauffuumlhrung am Rai-mund Theater

Alle die bdquoElisabethldquo verehrt haben wer-den bdquoRudolfldquo lieben Ab 26 Februar 2009erweckten 24 Musiker des Orchesters derVereinigten Buumlhnen Wien und 32 Darstellerallabendlich die Geschichte von bdquoRudolfldquoauf der Buumlhne des Raimund Theaters zumLeben Fuumlr die Titelrolle des KronprinzenRudolf konnte Drew Sarich gewonnen wer-den in Wien bereits bestens bekannt undbeliebt aus seinen Engagements in bdquoHairldquobdquoBarbarellaldquo und bdquoJesus Christ SuperstarldquoNach Erfolgen in New York und Londonkehrt er nun als Rudolf nach Wien zuruumlckSeine Mary Baronesse Vetsera ist die New-comerin Lisa Antoni die mit ihrer Frischeund Strahlkraft in den Auditions uumlberzeugenkonnte Wiens Musicalfans duumlrfen sich freu-en daszlig Uwe Kroumlger wieder fuumlr eine Produk-tion der Vereinigten Buumlhnen Wien gewonnenwerden konnte ndash er uumlbernimmt den Part vonRudolfs Gegenspieler dem Ministerpraumlsi-denten Eduard Graf Taaffe Als Kaiser Franz

Joseph steht der aus Daumlnemark stammendeClaus Dam auf der Buumlhne des RaimundTheaters den Wienern bekannt durch seineEngagements in bdquoFreudianaldquo und bdquoKuszlig derSpinnenfrauldquo In der Rolle der Vermittlerinzwischen Mary und Rudolf Marie GraumlfinLarisch ist die unverwechselbare Vollblut-darstellerin Carin Filipcic zu Wietske vanTongeren die hinreiszligende bdquoIchldquo aus bdquoRe-beccaldquo verkoumlrpert Rudolfs ungeliebte FrauKronprinzessin Stephanie

Das Drama von Mayerling wird von deminternational anerkannten vielfach ausge-zeichneten Regisseur David Leveaux in Sze-ne gesetzt Fuumlr die Kostuumlme zeichnet dievielseitige Designerin Laura Hopkins ver-antwortlich fuumlr das Buumlhnenbild der britischeBuumlhnenzauberer Mike Britton

Zum Inhalt

1888 in Wien es gehen die Lichter anDas neu eroumlffnete Burgtheater erstrahlt inelektrischer Beleuchtung die ganze Ring-straszlige flimmert in neuem Glanz Alles funk-

tioniert so wie die gute Gesellschaft es kenntund sich wuumlnscht Die imperiale AutokratieFranz Josefs glaumlnzende Walzerfeste buumlrger-liche Heurigenseligkeit und ausklingendeGruumlnderzeit das uumlberstrahlt alle brodelndenpolitischen Konflikte auf der Straszlige Kaumeiner nimmt wahr daszlig in Europa bald dieLichter ausgehen werden

Einer der genau das vorausahnt istKronprinz Rudolf Er verzweifelt an dieserWelt und Zeit seine Ehe ein Joch die kuumlnf-tige Aufgabe ein Gefaumlngnis Er wird bespit-zelt seine Freunde verpruumlgelt er muszlig sichdem Deutschen Kaiser Wilhelm II freund-schaftlich widmen obwohl er ihn verab-scheut Er schreibt unter dem PseudonymJulius Felix fuumlr die liberale Presse und laumlszligtsich auf Verhandlungen mit Frankreich Eng-land und Ruszligland gegen eine Fortsetzungdes Zweibundes mit dem Deutschen Reichein

Da trifft ihn die Begegnung mit einer jun-gen weltgewandeten und fuumlr neue Ideen of-fenen Frau Mary Baronesse Vetsera diedurch ihre Tante Marie Graumlfin Larisch beiHofe eingefuumlhrt ist wie ein Blitzschlag Lie-be und Freiheit zugleich scheinen fuumlr einenAugenblick moumlglich zu sein Bei der Er-oumlffnung der Wirtschaftsausstellung kann derKronprinz einmal die Worte in aller Oumlffent-lichkeit sprechen die sein politisches Credosind Die Koalition derjenigen die ein offe-nes Europa wollen draumlngt ihn ihnen einUnterpfand zu geben Damit geraumlt er poli-tisch in eine ausweglose Situation Sehrschnell holt ihn die Realitaumlt durch die vaumlter-liche die kaiserliche Autoritaumlt wieder ein Erversucht noch seine Liebe zu schuumltzenMary zu uumlberreden ins Ausland zu gehenAber auch ihre Liebe zu ihm ist zu stark siebleibt So sieht er nur noch einen einzigenAusweg Zusammen werden sie nicht lebenkoumlnnen so werden sie zusammen sterben InMayerling Waumlhrend sich Wien im Walzerweiterdreht waumlhrend die Spitzel spionierenund der Oumlsterreichische Kaiser den Deut-schen Kaiser hofiert fallen im Jagdschloszligdie Schuumlsse die Rudolfs und Marys Lebendie Hoffnung und eine zum Greifen naheZukunft des morschen Reiches beenden httpwwwmusicalviennaat

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Kultur

Rudolf ndash Affaire MayerlingAngeregt durch den Roman raquoEin letzter Walzerlaquo von Frederic Morton

entstand dieses Musical uumlber die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Liebe zu Mary Vetsera

Drew Sarich als raquoKronprinz RudolflaquoClaus Dam als raquoKaiser Franz Josephlaquo

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Das bdquoLinz Europa Hafenfestldquo von 3 bis5 Juli 2009 ist der abschlieszligende

Houmlhepunkt der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash2009ldquo mit Hubert von Goisern AlsBotschafter fuumlr Linz09 war er per Konzert-schiff entlang der Fluumlsse Europas unterwegsZahlreiche seiner musikalischen Weggefaumlhr-tinnen und Weggefaumlhrten die die Tour mit-praumlgten treten beim Hafenfest gemeinsamauf So koumlnnen alle die es nicht mit bis zumSchwarzen Meer oder nach Amsterdam ge-schafft haben die spannendsten musikali-schen Begegnungen miterleben ndash zwar nichtan Bord aber doch gemeinsam mit Hubertvon Goisern auf der Buumlhne

bdquoDas Linz Europa Hafenfestlsquo wird eineinzigartiges Fest der Begegnung sowohl fuumlrdas Publikum als auch fuumlr die beteiligtenMusikerinnen und Musiker Ich kenne jaalle die mich auf der Linz Europa Tour2007 ndash 2009lsquo begleitet haben aber viele vonihnen hatten untereinander noch keinendirekten Kontakt Ich hoffe daszlig sich alle mitdiesem Programm wohl fuumlhlen und freuemich schon sehr auf das musikalische Mit-einander Ich bin an drei Tagen auf der Buumlh-ne und spiele jeden Tag ein anderes Pro-gramm Die Gaumlste beeinflussen was ich spie-le dadurch entstehen Synergien mit allenBands die noch nicht abzuschaumltzen sindldquo soHubert von Goisern anlaumlszliglich einer Presse-konferenz in Linz

Anfang Juli 2009 wird der Hafen derKulturhauptstadt zum Schauplatz eines gro-szligen Finales einer groszligen Reise Hubert vonGoisern und seine Band werden mit vielender Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler die mit anBord des Konzertschiffes unterwegs warenauf dem Linzer Festland ein Europa feierndas sich naumlher gekommen ist Ein dreitaumlgi-ges Konzert aus Ost und West das vielesaufruft was sich unterwegs entwickelt hatHarter Rock wird droumlhnen Pop wird perleninneralpin wird es jodeln Ein Finale dasSpannung verspricht Weil die Kuumlnstlerin-nen und Kuumlnstler schon zuvor in und umLinz intensiven kreativen Austausch pfle-gen und die Lust auf das Konzert-Highlightschuumlren werden

Das Line-Up verspricht ein energiegela-denes Konzertereignis unter anderem mitWolfgang Niedecken amp BAP Claudia

Koreck Haindling Haydamaky KarandilaKlaus Doldingers Passport KonstantinWecker KoumlsterHocker amp Band LoredanaGroza Philipp Poisel amp Band RamboAmadeus Stelzhamma Willi Resetarits ampStubnblues und Zdob si Zdub

bdquoDas Hafenfest ist so etwas wie ein euro-paumlisches Gipfeltreffen populaumlrer MusikHier kommen Ost und West zusammen aufder Buumlhne aber auch auf dem Festivalgelaumln-de ndash eine europaumlische Erfahrung die in dieOhren und unter die Haut gehen wirdldquo kuumln-

digt Martin Heller Intendant von Linz09 anbdquoDas Besondere am Hafenfest ist daszlig wir

die Einmaligkeit die wir auf dem Schiff er-lebt haben nun aufrsquos Land uumlbertragen koumln-nen Wir wollen Menschen beruumlhren undeine Botschaft vermitteln Die Emotionalitaumltsoll auf ganz Linz uumlbertragen werden undman ist dabei ndash oder man hat es verpaszligtldquoergaumlnzt Hage Hein Geschaumlftsfuumlhrer vonbdquoBlanko Musikldquo und Projektleiter der bdquoLinzEuropa Tour 2007 ndash 2009ldquo

Die raquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009laquo

Im Sommer 2007 brach Hubert vonGoisern mit einer sehr jungen Band zunaumlchstuumlber die Donau gegen Osten auf und imSommer 2008 dann unter anderem auf demRhein-Main-Donau-Kanal in den WestenDort jammten David Lackner (keyboard)Maria Moling (percussion vocals) AlexPohn (drums) Helmut Schartlmuumlller (bass)Elisabeth Schuen (violine vocals) MarleneSchuen (violine vocals) Severin Trogba-cher (guitar) und Darinka Tsekova (Gadul-ka) virtuos mit ihren Gaumlsten auf einer zurKonzertbuumlhne umgebauten Barge Zu diesenGaumlsten zaumlhlten Zdob si Zdub aus Moldawienmit ihrer bdquoHiatamadlldquo-Version der serbischeQuerdenker Rambo Amadeus oder die bdquoru-maumlnische Madonnaldquo Loredana Groza Waumlh-rend diese Kuumlnstler den Osten Europas greif-bar machten vertraten u a BAP XavierNaidoo Konstantin Wecker Klaus Doldin-ger und Zap Mama den Westen

SrsquoNIX ist etwas Anderes als gar nix

Hubert von Goisern hat seit seinem Start1988 mit den Alpinkatzen 15 Millionen Ton-traumlger verkauft und gab fast 1000 Konzertein 21 Laumlndern 15 Alben hat er bisher einge-spielt und 5 DVD-Projekte realisiert Dasaktuelle Album SrsquoNIX ist auf der Osteuropa-Etappe der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009ldquoentstanden und wurde im Mai 2008 veroumlf-fentlicht Im August 2008 erschien die DVDbdquoGoisern goes Eastldquo eine Koproduktion desORF und der Nikolaus Geyrhalter FilmFuumlnf Episoden dokumentieren die Schiffs-reise von Linz zum Schwarzen Meer Dieneue Doku bdquoGoisern goes Westldquo ist in Ar-beit httpwwwlinz09at

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Kultur

Linz Europa HafenfestAbschlieszligender Houmlhepunkt der Linz Europa Tour 2007 ndash 2009mit Hubert von Goisern amp Freunden von 3 bis 5 Juli 2009

Hubert von Goisern ndash Linz Europa Tour

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Schon wieder ist etwas passiert Ein Mannnamens Horvath ist verschwunden und

die einzige Spur fuumlhrt zum bdquoLoumlschenkohlldquoeiner weithin bekannten bdquoBackhendlstationldquoin der Provinz Und es waumlre nicht der Bren-ner wenn ihm in Loumlschenkohls Keller dieKnochenmehlmaschine nicht einige duumlstereRaumltsel aufgaumlbe Nach bdquoKomm suumlszliger Todldquound bdquoSilentiumldquo ist dies der dritte Streich desErfolgs-Trios HaderMurnbergerHaas Ab-gruumlndige Kinounterhaltung vom Feinsten

Synopsis

Ein Mann namens Horvath ist ver-schwunden Die letzten Leasingraten fuumlr sei-nen Wagen sind nicht bezahlt Brenner uumlber-nimmt unwillig von seinem alten FreundBerti den mickrigen Auftrag HorvathsLeasingwagen zuruumlckzubringen Brennermacht sich auf den langen Weg in die tiefeProvinz Ein Nachsendeauftrag fuumlhrt direktzum bdquoLoumlschenkohlldquo einer Backhendlstationvon legendaumlrem Ruf

Tausende Huumlhner muumlssen woumlchentlichihr Leben lassen um hier knusprig paniertbis auf die Knochen abgenagt zu werdenEine Knochenmehlmaschine zermahlt dieHuumlhnerreste zu Futtermehl fuumlr die naumlchsteHuumlhnergeneration Ein kannibalischer Kreis-lauf des Fressens und GefressenwerdensEin kurzer Blick auf den Leasingwagen istalles was Brenner von Horwath zu sehenbekommt Denn gleich darauf ist das Auto sospurlos verschwunden wie sein Besitzer

Doch Brenners detektivische Faumlhigkeitensind auch anderweitig gefragt

Der Sohn des Wirtes will mit seiner Hilfeendlich herausfinden was mit dem vielenGeld geschieht das der alte Wirt woumlchent-lich aus dem Betrieb nimmt Brenner kommtdieser zusaumltzliche Auftrag gerade recht ist erdoch im Begriff sich in die fesche Birgit zuverlieben die Kuumlchenchefin und Frau desJunior-Chefs Und verdreht wie er vonBirgit ist laumlszligt ihn sein Kopf beinahe imStich Daszlig sich ein Menschenknochen unterdie Huumlhnerknochen mischt bemerkt Bren-ner fast zu spaumlt Und waumlhrend im Saal derBackhendlstation der Maskenball tobt unddas ganze Dorf von Masken geschuumltzt sorichtig die Sau raus laumlszligt wird im Keller ge-liebt und gemordet Einmal mehr erweist

sich Berti nicht nur als Brenners Freund son-dern als sein Schutzengel der gerade nochrechtzeitig auftaucht und das Geheimnis umden verschwundenen Horvath endlich luumlftet

Mit bdquoDer Knochenmannldquo erblickt erneuteiner von Wolf Haaslsquo Kultromanen das Lichtder Leinwand Und Josef Hader ist schonlaumlngst zur Inkarnation des lakonischen Pri-vatdetektivs Brenner geworden Wir duumlrfen

uns aber auch wieder auf Brenners kongeni-alen Leinwandgefaumlhrten Bertie (SimonSchwarz) freuen und ndash einmal mehr ndash aufeine Riege hervorragender Darsteller (vonSepp Bierbichler bis zu Birgit Minichmayr)die erwarten lassen daszlig Brenners schaurig-pointenspruumlhende Abenteuer zu einem gros-sen Kinoerlebnis werden httpwwwlunafilmatknochenmannhtml

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Oumlsterreichischer Film

Der KnochenmannEin Dor-Film von Wolfgang Murnberger nach dem gleichnamigen

Roman von Wolf Haas feierte am 6 Maumlrz Premiere in Wien

Josef Hader ist zur Inkarnation des lakonischen Privatdetektivs Brenner geworden

Bei den Dreharbeiten Birgit Minichmayr Wolfgang Murnberger Josef Hader

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Bernhard Wickis Vater ein Schweizer In-genieur war technischer Direktor sowie

Teilhaber groszliger Papier- und Maschinenfa-briken Die Mutter Melanie geb Kleinhaplstammte aus Oumlsterreich Wicki geboren am28 Oktober 1919 in St Poumllten in Niederoumls-terreich besuchte abwechselnd Lehranstal-ten in Koumlthen bei Halle Gmunden Mauerbei Wien und Salzburg anschlieszligend dieSchauspielschule des Staatlichen Theaters inBerlin unter Gustaf Gruumlndgens Er wurde abNovember 1938 einige Monate wegen seinerMitgliedschaft in einer kommunistisch orien-tierten Jugendgruppe im KZ Sachsenhauseninhaftiert konnte aber danach die Schau-spielausbildung am Reinhardt-Seminar inWien fortsetzen 1940 debuumltierte er amSchloszligtheater Schoumlnbrunn

Weitere Buumlhnenstationen waren Freibergin Sachsen Bremen Muumlnchen und Salzburg1944 uumlbersiedelte die Familie in die Schweiz1)Nach Kriegsende begann seine Filmkarrieremeist im Fach des charmanten Liebhabersund Verfuumlhrers spaumlter als Charakterdar-steller In der Rolle eines Partisanenfuumlhrersgluumlckte ihm 1954 in Helmut Kaumlutners zeit-geschichtlichem oumlsterreichisch-jugoslawi-schen Streifen bdquoDie letzte Bruumlckeldquo bdquoPosled-nji mostldquo der Durchbruch im fuumlr ihn neuen

Medium Georg W Pabst Wolfgang Lieben-einer Wolfgang Staudte Michelangelo Anto-nioni und Gottfried Reinhardt holten ihn vordie Kamera seine diesbezuumlgliche Filmografieumfaszligt insgesamt an die 70 Titel Wicki war1957 Regie-Volontaumlr bei Kaumlutners melodra-matischer Love-Story bdquoMonptildquo mit demmehrfach ausgezeichneten bitteren Antikriegsfilm bdquoDie Bruumlckeldquo (u a Oscar-Nomi-nierung als bester fremdsprachiger Film)

brach der Schauspieler 1959 vital und vir-tuos in die Phalanx der Regisseure ein

Darryl F Zanuck einer der effizientestenHollywood-Mogule engagierte ihn 1962neben dem Amerikaner Andrew Marton unddem Englaumlnder Ken Annakin fuumlr die Ge-staltung der deutschen Episoden des an Ori-ginal-Schauplaumltzen gedrehten Fox-Groszligfilmsuumlber die Landung der Alliierten in der Nor-mandie bdquoThe Longest Dayldquo (bdquoDer laumlngsteTagldquo) eine cineastische Mammutproduktionmit einem bombastischen internationalenStaraufgebot ist zweifellos eines der umfas-sendsten Profile uumlber ein Geschehen imZweiten Weltkrieg die Arbeit brachte Wicki(bdquoin sharingldquo) eine Nominierung zum Awardder Directorlsquos Guild of America ein 1964inszenierte er in den roumlmischen Studios derCinecittagrave und an italienischen bdquolocationsldquomit Ingrid Bergman und Anthony Quinn dieaufwendige amerikanisch-europaumlische Ko-produktion bdquoThe Visitldquo (bdquoDer Besuchldquo)nach der inhaltlich und atmosphaumlrisch veraumln-derten tragischen Komoumldie des SchweizerDramatikers Friedrich Duumlrrenmatt

Fuumlr die Uumlbernahme der Regie des Kriegs-und Agentenspektakels bdquoMoriturildquo (auchbdquoThe Saboteurldquo) der Arcola-ColonyFox dasMenschlich-Tragisches und Kriegsgetuumlm-mel in einer spannenden im Zweiten Welt-

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und uumlber 12000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit oumlsterreichischer Beteiligung In dieser Folge portraitiert er

Bernhard WickiSchauspieler Regisseur

Berhard Wicki bei den Dreharbeiten zum Agentenspektakel raquoMoriturilaquo

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Curd Juumlgens als Generalmajor Guumlnther Blumentritt im Fox-Groszligfilm raquoThe LongestDaylaquo raquoDer laumlngste Taglaquo an dem Bernhard Wicki mitwirkte

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krieg spielenden Handlung vereint (ein deut-sches Handelsschiff ist als Blockadebrechervon Tokio in das besetzte Frankreich unter-wegs) ging Bernhard Wicki 1965 nach Hol-lywood Im Gegensatz zu den mit geringe-rem Personalaufwand hergestellten deutsch-sprachigen Produktionen sah er sich mit dergeballten Macht des kalifornischen Filmge-schaumlfts konfrontiert Ungeachtet dessen dassder Produzent Aaron Rosenberg eine dreimo-natige Drehzeit vorsah verlangten die StudioExecutives eine weitaus fruumlhere Fertigstel-lung Damit konnte der auf bestmoumlglicheRealisierungsbedingungen bedachte Regis-seur seine qualitativen Intentionen nichtdurchsetzen Die Uumlberschreitung des Bud-gets verursachte Probleme ebenso derHauptdarsteller Marlon Brando der gleich-falls eine pedantische und zeitgerechte Ein-

studierung der einzelnen Szenen bevorzugteWickis Methode der vielen Aufnahme-Wiederholungen aber uumlbertrieben fand Dervon den fiktionalisierten Memoiren des fruuml-heren deutschen Marine-Attacheacutes in TokioWerner Luedecke inspirierte in Schwarz-Weiszlig brillant fotografierte und von JerryGoldsmith wirkungsvoll musikalisch unter-malte Actionfilm gedieh zur handwerklichperfekten guten Kinokonfektion dessen Er-folg am Einspielergebnis zu messen warWickis Verhaumlltnis zum amerikanischen Pro-duktionsstil blieb indessen fuumlr immer gebro-chen

Veraumlrgert uumlber grobe nachtraumlgliche Aumlnde-rungen der amerikanischen Produzenten anbdquoThe Visitldquo kehrte er Hollywood den Ruumlk-ken Aus seinen folgenden Regiearbeiten fuumlrFilm und Fernsehen in Deutschland ragen

die Umsetzung einer Erzaumlhlung JosephRoths bdquoDas falsche Gewichtldquo (1973) undbdquoDie Eroberung der Zitadelleldquo (1977) nacheiner Novelle Guumlnter Herburgers heraus Da-neben stehen Aufgaben als Film- und TV-Darsteller Inszenierungen fuumlr das Theaterund Synchronregie seit 1975 betrieb er eineeigene Filmproduktion in Muumlnchen 1989stellte Wicki langjaumlhrig verheiratet mit derSchauspielerin Agnes Fink sein letztes de-tailbesessenes perfektionistisches Opus vordie aufgrund verschiedener Schwierigkeitenin mehreren Etappen hergestellte in Canneszur Auszeichnung fuumlr die bdquoGoldene Palmeldquonominierte Joseph-Roth-Verfilmung bdquoDasSpinnennetzldquo mit Klaus Maria BrandauerDer Ex-St Poumlltner Star-Regisseur ein enga-gierter Filmemacher mit rigorosem kuumlnstle-rischem Wollen und hohem handwerklichemKoumlnnen einer der Groszligen der Filmgeschich-te starb am 3 Jaumlnner 2000 in Muumlnchen 1) Nach dem Engagement an den Schauspielhaumlusern in

Zuumlrich und Basel (1944-1950) wurde BernhardWicki Schweizer Staatsbuumlrger In der BRD verein-nahmte man ihn als bdquodeutschenldquo Regisseur vonauszligerordentlichem Rang

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Mit dem Buch bdquoOumlsterreicher in Holly-woodldquo legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veroumlffentlichten Standardwer-kes vor Nach uumlber 12jaumlhrigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden bdquoDiese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den daruumlber-hinaus immensen Kulturleistungen oumlsterrei-chischer Filmkuumlnstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet bdquoAlles was anetwas erinnert ist Denkmalldquo schlieszligt derAutor

Rudolf Ulrich und der Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen sehr geehrte Leserinnenund Leser die Moumlg-lichkeit in den kom-menden Monaten imbdquoOumlsterreich Journalldquoeinige Persoumlnlichkei-ten aus dem BuchbdquoOumlsterreicher in Hol-lywoodldquo kennenzuler-nen

Rudolf UlrichbdquoOumlsterreicher in Hollywoodldquo 622 Seitenzahlreiche Abb 2 uumlberarbeitete und erwei-terte Auflage 2004 ISBN 3-901932-29-1httpwwwfilmarchivat

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Kaumlrntner bdquoSchmankalanldquo ndash genieszligen mitden Jahreszeiten Schlieszliglich veredelt

die Kaumlrntner Wirtshauskuchl das was dieNatur und die Bauern in der Nachbarschaftbieten Uumlber Jahre hinweg hat sich eine kuli-narische Partnerschaft entwickelt die so man-che Uumlberraschung bereithaumllt Wuszligten Sieschon wie aus einer Armen-Speise ein Natio-nalgericht entstand wo Spargelfelder unter-irdisch beheizt werden was Forellenlaichzum bdquoMoumllltaler Kaviarldquo werden lieszlig und war-um die bdquoMostbarkeitenldquo so hochgeistig sind

Spargel ndash Zauberstab des Fruumlhlings

Im Fruumlhling wenn in Kaumlrnten die Obst-baumlume in voller Bluumlte stehen reckt sich aucheine wahrhaft koumlnigliche Gemuumlsesorte derSonne entgegen Nicht umsonst wird derSpargel als bdquoZauberstab des Fruumlhlingsldquobezeichnet Der Bauer Hans Jaumlger gilt alsbdquoKaumlrntner Spargelpionierldquo seit einigen Jah-ren erntet er im Lavanttal houmlchste QualitaumltDie Kaumlrntner Wirte feiern um den Lavant-

taler Spargel im Mai mehrere Feste Heutebauen mehrere Lavanttaler Bauern Spargelan und Bauer Jaumlger ist einen Schritt weiter-gegangen Er stattete seine Spargelfelder miteiner Art unterirdischen bdquoHeizdeckeldquo aus ndashseinem Spargel koumlnnen Temperaturschwan-kungen und Regen nichts anhaben

Mit den Fruumlhlingsblumen waumlchst derBaumlrlauch auf den Wiesen neben den Kaumlrnt-ner Baumlchlein Dieser wilde Knoblauch wirdwegen seiner gesundheitlichen Wirkunggeschaumltzt und schmeckt duumlnn geschnittenauf dem Butterbrot mit warmen Erdaumlpfelnoder puumlriert als Suppe

Ostern in Kaumlrnten das ist mit Brauchtumund der traditionellen Osterjause verbundenNach der Fleischweihe am Ostersamstagwerden Schinken Hauswuumlrstl (wuumlrzigeTrockenwuumlrste) gefaumlrbte Eier und Kren(Meerrettich) kredenzt ndash keinesfalls fehlendarf dabei der Kaumlrntner Reindling einKuchen aus Hefeteig geknetet und mit ZimtZucker und Rosinen gefuumlllt

Frische Kraumluter amp fangfrische Fische

Der Reindling wird auch zur SaurenSuppe verspeist einer Kaumlrntner Spezialitaumltdie bei den zahlreichen bdquoKirchtagenldquo undBrauchtumsfesten im Kaumlrntner Sommergereicht wird Mehrere Sorten Fleisch undzahlreiche Kraumluter erfordert das Original-Rezept der Sauren Suppe Verfeinert wird siemit sehr viel saurem und suumlszligem Rahm Fen-chel und Anis verleihen der Sauren Suppeden typischen Geschmack und der sonst imMittelmeerraum beheimatete Safran diegelbe Farbe

Kaumlrnten ist das suumldlichste BundeslandOumlsterreichs Leicht und frisch praumlsentiertsich die sommerliche Kuumlche mit viel herr-lich duftenden Kraumlutern die hervorragendmit den fangfrischen Fischen harmonierenZander und Waller aus dem Woumlrther- undMillstaumltter See Forellen und Saiblinge auskristallklaren Gebirgsbaumlchen Und im Spaumlt-sommer rundet ein suumlszliger bdquoSchmarrenldquo mitfrischen Schwarzbeeren eine bdquobeerigeldquo

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OumlJ-Reisetip

Genieszligen mit den JahreszeitenEine kulinarische Entdeckungsreise in Kaumlrnten ist sofacettenreich und vielfaumlltig wie die vier Jahreszeiten

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Variante des Kaiserschmarrens das Menuumlab

Hochgeistige Mostbarkeiten

Nach einem heiszligen Kaumlrntner Sommertagerfrischt kaum ein Getraumlnk besser als einGlas Most bei einem Kaumlrntner Jausenwirtoder in einer typischen Kaumlrntner Buschen-schenke So werden die baumluerlichen Gast-stuben genannt die nur auftischen duumlrfenwas auch im eigenen Betrieb erzeugt wurdeSpeck Wuumlrstl knuspriges Brot Im Lavant-tal fuumlhrt der Weg zur Jause uumlber eigeneMostwanderwege Wer die vielen Buschen-schenken nicht erwandern will laumlszligt sich vombdquoMostlandexpreszligldquo hinfahren Hochgeistigist es im Lavanttal schon immer zugegan-gen das beweisen die Schriften der Moumlncheim Stift Sankt Paul einer wahren Schatz-kammer Heute brennen die Bauern ausAumlpfeln Birnen und anderen Fruumlchten sorten-reine Schnaumlpse von houmlchster Qualitaumlt einbesonderer Genuszlig ist der feinperlende Ap-felfrizzante Zu verkosten sind die hochgei-stigen Troumlpferl weiterhin im Stift und imbdquoZogglhofldquo In diesem renovierten Getreide-speicher finden sich die bdquoMostbarkeitenldquoeine Galerie der besten Schnaumlpse In BadKleinkirchheim den Kaumlrntner Nockbergenhat sich der ehemalige Schirennlaumlufer Wolf-ram Ortner auf das Brennen edler Destillateverlegt ndash und auch dafuumlr Medaillen einge-heimst Seit kurzem bietet er bdquoZigarren-Schnaumlpseldquo an malzige aus Bockbier ge-brannte Schnaumlpse die ihr volles Aroma inKombination mit Zigarrenrauch entfalten

Houmlchster Genuszlig Gailtaler Almkaumlse

Fuumlr houmlchste Genuumlsse anderer Art sorgen18 Almkaumlsereien im Gailtal in der Karni-schen Region Nach alter Sennertraditionproduzieren sie auf 1500 Meter Seehoumlhe denwuumlrzigen bdquoGailtaler Almkaumlseldquo eine EU-weiteinzigartige Spezialitaumlt Auf der TresdorferAlm weiht eine Schaukaumlserei in die Ge-heimnisse des Kaumlsemachens ein

Wild(e) Sachen im Goldenen Herbst

Die Sicht ist weit der Himmel blau dieBlaumltter huumlllen sich in ihr buntes Farbenkleiddie Stimmung ist atemberaubend Der bdquoGol-dene Herbstldquo in Kaumlrnten ist nicht nur diebeste Zeit zum Wandern sondern auch dieHoch-Zeit fuumlr den Hochsitz Die Jagd bringtviel Abwechslung in den Speiseplan derKaumlrntner Wirtshaus- und Hotelkuumlche HirschReh Gams und Federwild Dazu serviertwerden frische Preiselbeeren von den Kaumlrnt-ner Almen Eierschwammerl und Steinpilze

aus den Kaumlrntner Waumlldern vollmundigerRotwein ndash alles gewuumlrzt mit Jaumlgerlatein amWirtshaustisch

Der Herbst ist auch die Zeit in der imMoumllltal und in Tainach in Suumldkaumlrnten die Fo-rellen und Saiblinge zum Ablaichen aus denmit Berg- und Quellwasser gefuumlllten Teichengenommen werden Der Rogen dieser Forel-len schmeckt so wunderbar daszlig er Forellen-und Saiblingskaviar genannt wird Konser-viert und in Glasdosen abgefuumlllt haumllt dieseArt von Kaviar lange Zeit Auf den Hoch-weiden des Moumllltales des Lavanttales undder Kaumlrntner Nockberge ist auch der Alm-ochs zuhause mittlerweile ein Markenbe-griff der fuumlr ausgezeichnete Fleischqualitaumltsteht In den Tauern und im Lesachtal sowiein der Norischen Region werden Laumlmmerund Schafe gezuumlchtet deren Fleisch eben-falls zu den Offenbarungen der KaumlrntnerKuumlche zaumlhlt Fuumlr Uumlberraschungen gut ist derKaumlrntner Kuumlrbis Unglaublich wie facetten-reich sich dieses Gemuumlse zubereiten laumlsst ndashzu verkosten im Kaumlrntner Herbst

Gans fein

Aus dem Osten Oumlsterreichs stammendsind sie auch in Kaumlrnten heimisch gewordendie Gaumlnse Sie werden mit viel Liebe aufgroszligen Weiden gehalten Die Kaumlrntner Gansl-wirte eine Runde initiativer Kaumlrntner Wirteladen jaumlhrlich rund um Martini (11 No-vember) zum mehrwoumlchigen bdquoGansl-schmausldquo wo auch der junge Rotwein ausder italienischen Nachbarregion Friaul-Julisch-Venetien der bdquoPrimoldquo erstmals ver-kostet wird

Winterzeit ndash suumlszlige Zeit

Wenn Kaumlrntens Gipfel mit Neuschneegeschmuumlckt sind und wenn die zahllosenBadeseen mit einer praumlchtigen Eisschichtuumlberzogen sind zieht durch die heimeligenStuben der Duft von Zimtgebaumlck und Brat-aumlpfeln Zeit die Rezepte aus der suumlszligenKaumlrntner Kuumlche auszuprobieren ndash zum Bei-spiel Kletzennudel das sind Nudeltaschenmit einer Fuumllle aus Kletzen (gedoumlrrtenBirnen) serviert mit fluumlssiger Butter Zimtund Zucker Aber auch die Dampfnudel mitHonigschmalz und die Bauernkrapfen sindeine kleine Suumlnde wert

Kasnudel haben immer Saison

Natuumlrlich gibt es Kaumlrntner bdquoNational-speisenldquo die das ganze Jahr uumlber Saisonhaben Wie die Kaumlrntner Nudel ndash ein Nudel-teig duumlnn ausgewalzt zu einer faustgroszligenTasche geformt und mit verschiedenen Koumlst-

lichkeiten gefuumlllt Mit Topfen und Garten-minze ndash Kasnudel genannt mit Fleisch mitSpinat Erdaumlpfeln und Pilzen oder suumlszlig mitKletzen (gedoumlrrten Birnen) Beliebte Sup-peneinlage sind bdquoSchlickkrapferlldquo eine Mi-niaturvariante der Kaumlrntner Nudel mit einerFuumlllung aus Innereien und Kraumlutern VieleKaumlrntner Wirte haben sich der Vielfalt derKaumlrntner Nudel verschrieben und servierenIhren Gaumlsten ein bdquoNudl-Kudl-Mudlldquo ver-schiedene Nudelsorten zum Probieren

Guter Geschmack kennt keine Grenzen

Bei einer kulinarische Reise durch Kaumlrn-ten stellen bdquoSeitenspruumlngeldquo in die benach-barten Laumlnder Italien und Slowenien garnichts Anruumlchiges dar Sie zeigen wie ver-wandt die Kuumlche der drei Laumlnder ist ObKaumlrntner Kasnudel werden in der italieni-schen Variante als Ravioli serviert desReindlings slowenischer bdquoZwillingldquo ist diebdquoGibanicaldquo Luftgetrockneter Prosciutto reiftin der Gegend um das friulanische StaumldtchenSan Daniele ndash aber auch in der DraustadtVillach hat sich ein innovativer Fleischer-betrieb auf die Herstellung dieser Schinken-spezialitaumlt spezialisiert Die Wirte der dreiRegionen tauschen gerne ihre Rezepte dieserkoumlstlichen Alpen-Adria-Kuumlche aus HansTschemernjak bdquoTschebull-Wirtldquo vom FaakerSee hat bereits vor Jahren eine grenzuumlber-schreitende Wirtekooperation ins Lebengerufen Jeweils eine Woche im Jahr kochtein Koch im Wirtshaus der Partner

Kaumlrntner Wirtshauskultur

Wie findet man in Kaumlrnten sein Lieb-lingswirtshaus Ist es die gastliche Stube dernetten Wirtsfamilie wo es die besten Kas-nudeln gibt Oder das Haubenlokal dasnicht im entferntesten an einen abgehobenenGourmettempel erinnert Oder die Buschen-schenke beim Almbauern wo dieser einzig-artige Schinkenspeck aufgetischt wird Siealle verstehen sich als bdquoVeredler heimischerProdukteldquo setzen ihre kulinarischen Schwer-punkte nach den Jahreszeiten und nennenKreativitaumlt Ideenreichtum und Handarbeitals Qualitaumltsmerkmale Der als bdquoKaumlrntnerKuchlmastaldquo bekannte Kaumlrntner Autor PeterLexe trifft seine Wahl nach folgender einfa-cher Formel bdquoVerlasse ich ein Gasthaus zu-frieden daszlig ich den Wunsch verspuumlre wie-der hier einzukehren und stelle ich beimzweiten Besuch die gleichen Zustand festdann reihe ich dieses Wirtshaus in die Kate-gorie meiner persoumlnlichen LieblingslokaleldquoNachahmung empfohlen httpwwwkaerntenat

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OumlJ-Reisetip

Page 6: Kärnten und Salzburg haben gewähltAm 1.März wurden die ersten beiden der vier Bundesländerwahlen abgehalten. Insgesamt waren 829.567 Wahlberechtigte

zu gratulieren Fuumlr die OumlVP bedeutet dieses Ergebnis eine klareStaumlrkung der Position in der politischen Landschaft Salzburgs imVergleich zur letzten Landtagswahl Dennoch ist es bedauerlich daszligwir keine Zugewinne verbuchen konnten Der klare Wahlverlierer andiesem Abend ist aber Landeshauptfrau Burgstaller die dieseWahlbewegung ausschlieszliglich mit ihrer Person verknuumlpft hat und dasgroumlszligte Minus hinnehmen muszlig Die OumlVP ist jedenfalls bereit so raschwie moumlglich weiterzuarbeiten Vor dem Hintergrund der Finanz- undWirtschaftskrise erwarten sich die Salzburgerinnen und Salzburgerzu Recht daszlig es so rasch wie moumlglich eine neue Regierung miteinem klar definierten Arbeitsprogramm zur Bewaumlltigung der kom-menden Herausforderungen gibt Wir haben unsere Vorschlaumlge dazuja bereits im Wahlkampf klar auf den Tisch gelegtldquo so Haslauer

bdquoDie FPOuml hat das ausgegebene Wahlziel sowohl im Landtag alsauch im Gemeinderat klar erreichtldquo sagte FPOuml-LandesparteiobmannKarl Schnell der an eine Koalitionsbeteiligung auf Landesebenenicht glaubt bdquoIch habe immer gesagt daszlig das rein taktisches Kalkuumllist Ich glaube nicht daszlig die Maumlchtigen im Land auf ihre Posten undDienstautos verzichten werdenldquo Die FPOuml werde als Oppositions-partei auf die Loumlsung der Probleme des Landes draumlngen Schnellnannte in diesem Zusammenhang die Fragen der Sicherheit und der

Wirtschaft Fuumlr den FPOuml-Stadt-Bezirkschef sei die FPOuml die einzigePartei die echt dazu gewonnen habe

Cyriak Schwaighofer Landesparteichef der Gruumlnen sagte manmuumlszligte bdquojetzt das Ergebnis verdauen daszlig wir das dritte Mandat leidernicht schaffenldquo Die Gruumlnen haumltten zwar in jenen Gegenden (wie inder Landeshauptstadt) recht gut abgeschnitten in denen sie ihrenWahlkampf angesichts des knappen Budgets schwerpunktmaumlszligig kon-zentrieren muszligten In den Landgemeinden habe es dagegen durchge-hend Verluste gegeben so Schwaighofer Nun muumlsse man klaumlren obdas am internen Streit um das angedachte EU-Mandat von JohannesVoggenhuber gelegen oder andere Gruumlnde gehabt habe

Das BZOuml schaffte mit nicht einmal vier Prozent den Einzug in denLandtag nicht Spitzenkandidat Markus Fauland will intensiv weiter-arbeiten schlieszliglich haumltten auch die Gruumlnen drei Anlaumlufe gebrauchtum die Huumlrde zu schaffen und in den Landtag einzuziehen Und auchFauland meint so wie seine Parteifreunde in Kaumlrnten dies sei manbdquoden Menschen schuldig ndash und der erfolgreichen politischen ArbeitJoumlrg Haiders die nicht umsonst gewesen sein darfldquo Lesen Sie hier Details uumlber die Ergebnisse der Landtags- Gemeinde-vertretungs- und Buumlrgermeisterwahl in Salzburghttpwwwsalzburggvatwahl09htm

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Salzburg hat gewaumlhlt

SPOuml OumlVP

FPOuml Gruumlne

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Innenpolitik

Wir haben in diesem Haus einstimmigdas Richtige beschlossenldquo so Bundes-

kanzler Werner Faymann (SPOuml) am 17 Fe-ber im Nationalrat Faymann unterstrichweiters daszlig Oumlsterreichs Konjunkturpaketsowohl bezuumlglich des Umfangs als auch inbezug auf den Zeitpunkt europaweit anzweiter Stelle liege Mit der groszligen Steuer-senkung samt Familienpaket den vorgezo-genen Infrastrukturmaszlignahmen und auchdem Bankenpaket habe die SPOuml-gefuumlhrteRegierung den bdquorichtigen Wegldquo eingeschla-gen ndash das bdquobescheinigen uns all jene Wirt-schaftsforscher unabhaumlngig ihrer politischenAusrichtungldquo die das sachlich und fundiertbestaumltigen Die gesetzten Maszlignahmen wuumlr-den einiges an Sicherheit und an Vertrauenschaffen so Faymann Die SPOuml-gefuumlhrteRegierung gehe in wirtschaftlich schwieri-gen Zeiten bdquosensibel und vorausschauendldquovor weil bdquouns die Menschen in der Wirt-schaft in unserem Land die Arbeitnehme-rinnen und Arbeitnehmer wichtig sindldquo

Das Auslagern von Problemen die ineiner Bank entstanden sind werde in vielenLaumlndern besprochen bdquoWir haben uns fuumlreinen anderen Weg entschieden Wir habenuns nicht dafuumlr entschieden irgendetwasauszulagern und einfach zu uumlbernehmensondern wir haben uns entschieden dort woGeld zur Verfuumlgung gestellt wird fuumlr diesesGeld selbstverstaumlndlich Zinsen zu verlangenund auch Vereinbarungen zu schlieszligen daszligkleinen und mittleren aber auch Industrie-unternehmen Kredite zur Verfuumlgung gestelltwerdenldquo fuumlhrte der Bundeskanzler aus

Geschlossen in wirtschaftlichangespannter Zeit vorgehen

Einige Forderungen wie die von denGruumlnen verlangte verstaumlrkte thermische Sa-nierung seien im Konjunkturpaket erfuumllltunterstrich Faymann bdquoWir haben in denVereinbarungen mit den Laumlndern fuumlr diethermische Sanierung ein Volumen fuumlr dasJahr 20092010 von uumlber einer Million Eurovereinbartldquo Die Frage der Oumlkologie und derOumlkonomie duumlrfe auch in wirtschaftlich ange-spannten Zeiten nicht gegeneinander ausge-spielt werden

Das Vorziehen von Investitionen in dieInfrastruktur und Investitionen in die Schie-ne wuumlrden viele Vorschlaumlge von seiten derOpposition erfuumlllen bdquoDort wo man fuumlr das-selbe ist ist es auch keine Schande wennman gemeinsam dazusteht zu diesem Ban-kenpaket zum Vorziehen von Infrastruktur-maszlignahmen zur Entlastung der Bevoumllke-rung zur Staumlrkung der Kaufkraft der Bevoumll-kerung zum Vorziehen von Bildungsmaszlig-nahmenldquo so Faymann Das Parlament solltegeschlossen dazu stehen

Das Modell der Kurzarbeit wuumlrde inten-siv in Anspruch genommen werden und seiim Vergleich zur Arbeitslosigkeit der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmern der richti-ge Weg und wuumlrden diesen uumlberdies dieMoumlglichkeit zur Weiterbildung bieten Aufeuropaumlischer Ebene werde am 1 Maumlrz einGipfel stattfinden bei dem weitere gleich-zeitige und vielleicht auch gemeinsameMaszlignahmen beschlossen werden erlaumluterteder Bundeskanzler

Proumlll Wahlkaumlmpfe solltennicht im Vordergrund stehen

bdquoDurch die Umsetzung von zwei Kon-junkturpaketen und der Steuerentlastung ndashmit einem eigenen Familienpaket und wich-tigen Inputs fuumlr Unternehmen ndash tun wir ge-nau das was in dieser schwierigen Situationnotwendig istldquo sagte Finanzminister JosefProumlll (OumlVP) bei der Debatte uumlber den Dring-lichen Antrag des BZOuml in der Sondersitzungdes Nationalrats Mit diesen drei Paketenbringe man bdquomit ruhiger Hand das Richtigeauf den Wegldquo Er Proumlll habe zwar Ver-staumlndnis fuumlr die Emotionen der Oppositionvor den bevorstehenden Landtagswahlendiese haumltte aber keinen einzigen Vorschlageingebracht um die Wirtschaft zu staumlrkendie Menschen zu entlasten und die Krise zubekaumlmpfen

Proumlll erinnerte die Opposition daran daszligdas notwendige Paket zur Unterstuumltzung derBanken im Nationalrat gemeinsam einstim-mig beschlossen wurde Nun wuumlrden sichBZOuml-Klubobmann Josef Bucher und FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Stracheallerdings von dem was sie damals als not-

wendig fuumlr Banken Sparer und zur Siche-rung der Spareinlagen und der Kreditwirt-schaft umgesetzt haben verabschieden

bdquoDieses Paket zur Unterstuumltzung der Ban-ken ist wichtigldquo verwies der Finanzministerdarauf daszlig auch eine Bank aus Kaumlrnten die-se Hilfe in Anspruch genommen habe bdquoIchwerde keiner Bank vorschreiben wann undin welcher Houmlhe sie von diesem angebote-nen Paket Gebrauch macht Wir sind bereitdiese Unterstuumltzung zu geben und werdendann dafuumlr Sorge tragen daszlig das Paketwirkt Kredite vergeben werden es aucheine starke Kontrolle gibt und sich dieseHilfsmaszlignahme auch fuumlr die Republik ent-sprechend rechnetldquo

bdquoDen Familien ndash von Alleinerziehern biszur Mehrkinderfamilie ndash werden wir miteinem Steuerentlastungspaket im Ausmaszligvon 500 Millionen Euro einen Input gebenKnapp zwei Milliarden Euro bieten wir denArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern alsEntlastung an um besser durch die Krise zukommen Und fuumlr kleinere und mittlere Un-ternehmen werden wir mit der Erhoumlhung desFreibetrags Akzente setzen Gerade die klei-neren und mittleren Betriebe koumlnnen uns mitihrem Potenzial aus der Krise fuumlhrenldquo soProumlll weiter

Der Finanzminister unterstrich in seinemStatement erneut die Wichtigkeit in Europaeine Stabilitaumltspartnerschaft vorzubereitenHeuer werde man gemeinsam mit den mit-tel- und osteuropaumlischen Laumlndern den20 Jahrestag der Oumlffnung des Eisernen Vor-hangs begehen bdquoNichts hat uns so gestaumlrktwie die Oumlffnung und wirtschaftliche Ent-wicklung in unseren Nachbarlaumlndernldquo Jetztsei es auch Teil unserer Verantwortung da-fuumlr Sorge zu tragen gemeinsam die Krisedurchzustehen

bdquoIn einer schwierigen Zeit die all unsereKompetenz ndash sowohl fiskalisch als auchwirtschaftspolitisch ndash fordert sollten nichtWahlkaumlmpfe und Wahlkampfgetoumlse dasuumlberdecken was wirklich notwendig istldquovielmehr gelte es die richtigen Schritte zumrichtigen Zeitpunkt zu setzen ndash bdquodiese Re-gierung macht dasldquo so der Finanzministerabschlieszligend

Krisenbekaumlmpfung inMinisterrat und Parlament

Zweitgroumlszligtes Konjunkturpaket in Europa ndash 23 Millionen EuroSteuerentlastung ndash 500 Millionen Euro Familienpaket

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InnenpolitikStrache Bundesregierung voumllligunfaumlhig zu Krisenmanagement

Eigentlich wisse man gar nicht genau woman anfangen solle wenn man uumlber dieMiszligwirtschaft der Bundesregierung sprechemeinte FPOuml-Bundesparteiobmann HC Stra-che zu Beginn seiner Rede in der Son-dersitzung des Nationalrats und nannte alsBeispiele die OumlBB die AUA die Post denORF und die Bankenkrise Was sich SPOumlund OumlVP seit ihrem Amtsantritt im Jaumlnner2007 geleistet haumltten grenze wirklich an einnegatives Wunder Die Regierung betreibevoumlllig unserioumlse Politik

Die Abloumlse der ASFINAG-Vorstaumlndehabe unnoumltige 700000 Euro pro Vorstandgekostet nur damit jetzt Faymanns Freundedrin saumlszligen Die OumlBB-Vorstaumlnde Soumlllingerund Huber haumltten 623 Millionen Euro ver-zockt und trotzdem die volle Abfertigungbekommen Huber habe bei seinem Abgang820000 Euro bekommen Die AUA werdemit einer Mitgift von 500 Millionen Euroverschenkt aber der gescheiterte AUA-Vor-stand Oumltsch fliege bei gutem Wind mit11 Millionen Euro an Abfertigung nach Hau-se kritisierte Strache Dafuumlr knausere manbeim Pflegegeld den Pensionen und denHeizkostenzuschuumlssen und speise die Men-schen mit einem Steuerrefoumlrmchen ab Al-lein 2 Milliarden Euro seien noumltig um dieMehrbelastungen durch die kalte Progres-sion abzugelten Die FPOuml trete fuumlr eine nach-haltige Steuerreform von 65 Milliarden Euroein Strache verlangte ein Familiensteuer-splitting echte Maszlignahmen fuumlr die KMUund eine Entlastung fuumlr den Mittelstand

Auch bei der Bankenkrise habe die Bun-desregierung gezeigt daszlig sie voumlllig unfaumlhigsei Krisenmanagement zu betreiben Trotzdes Versprechens des ehemaligen Finanz-ministers Molterer gebe es bis heute keineKontrollmechanismen durch den Rechnungs-hof Man muumlsse auch die Manager zur Ver-antwortung ziehen und eine Gehaltsdecke-lung einfuumlhren Weiters muumlsse man Auf-sichtsraumlte sicherstellen und vorgeben daszligsich die Banken auf das Kerngeschaumlft zukonzentrieren haumltten forderte Strache

Scheibner fordert raquoPakt zur Hilfefuumlr Oumlsterreich aus der Kriselaquo

bdquoDie Menschen haben es sich verdientdaszlig sie im Parlament und in der Regierungeine echte Vertretung habenldquo erinnerte dergeschaumlftsfuumlhrende BZOuml-Obmann HerbertScheibner zu Beginn seiner Rede Doch bdquodieVerantwortung kann man nicht laumlchelnldquo diebdquoFaymannisierungldquo ndash laumlcheln und schoumlnre-

den ndash muumlsse beendet werden Deshalb for-dert Scheibner Regierung und Oppositionauf gemeinsam einen bdquoPakt zur Hilfe fuumlrOumlsterreich aus der Kriseldquo zu bilden

Es fehle aber an der Einladung durch dieRegierung zu gemeinsamer Arbeit bdquoSetzenwir uns an einen Tisch ndash Regierung Oppo-sition Sozialpartner und machen wir einRettungspaket fuumlr die oumlsterreichische Wirt-schaft die Steuerzahler und fuumlr die Fami-lienldquo so Scheibner Und weiter bdquoWir wol-len daszlig gehandelt wird und wollen daszlig sichdie Menschen etwas leisten koumlnnenldquo

Scheibner kritisierte auch die viele Zeitdie seit dem Beschluszlig des Bankenpaketsverstrichen sei bdquoWie lange wollen Sie nochzuwartenldquo Auch das BZOuml sei bereit gewe-sen den Banken rasch zu helfen aber esfehlten eine Kontrolle der Spekulationsver-luste und die schnelle Weitergabe der Gelderan Kreditnehmer Und ganz im GegenteilbdquoDer Steuerzahler darf mit seinem Steuer-geld fuumlr die Spekulationsverluste der Bankenhaften muss als Bittsteller hingehen ndash undkriegt nichtsldquo so Scheibner

Faymanns Argument die Kurzarbeit hel-fe allen Unternehmen im Kampf gegen dieKrise laumlszligt Scheibner nicht gelten bdquoDieKleinen haben diese Moumlglichkeit nicht Wiesollen die eine Kurzarbeit uumlberlebenldquo SeinUrteil bdquoDas ist eine Abgehobenheit der Bun-desregierung die ungeheuerlich istldquo

Kogler raquoFinanzpolitischerUnfug erster Ordnunglaquo

bdquoWas Finanzminister Josef Proumlll mit sei-ner Budgetankuumlndigung tut ist finanzpoliti-scher Unfug erster Ordnungldquo kritisierte derBudget- und Finanzsprecher der GruumlnenWerner Kogler bdquoBudgetkuumlrzungen werdenOumlsterreich keinen Wirtschaftsaufschwungbescheren Offensichtlich ist diese Regie-rung voumlllig unfaumlhig in der Wirtschaftskrisedie notwendigen Maszlignahmen zu setzen Eshat keinen Sinn mit aller Gewalt in denAbschwung hineinzusparen Das kostet Jobsund kurbelt die Wirtschaft nicht an Voumllligunverstaumlndlich wieso Proumlll mit dem Hacke-beil unterwegs ist waumlhrend er bei den Ban-ken mit Milliarden-Geschenkkoumlrben durchdie Landschaft gehtldquo betonte Kogler

Leitl Oumlsterreichs Osteuropainitiativekommt zum richtigen Zeitpunkt

bdquoIn wirtschaftlich schwierigen Zeitenkann das Ziel Oumlsterreichs nur lauten besserals die anderen zu sein Probleme jenseitsunserer Grenzen koumlnnen wir daher nicht ein-fach abblockenldquo betonte der Praumlsident der

Wirtschaftskammer Oumlsterreich ChristophLeitl in einer gemeinsamen Pressekonferenzmit Vizekanzler und Finanzminister JosefProumlll Die Osteuropainitiative Proumllls kommedaher zum richtigen Zeitpunkt Oumlsterreichverdiene 6 von 10 Euro im Export und seieiner der staumlrksten Handelspartner in denmittel- und osteuropaumlischen Erweiterungs-laumlndern Um die Liquiditaumlts- und Finanzpro-bleme dort in den Griff zu bekommen seieine bdquoeuropaumlische Solidaritaumlt und nicht Ver-antwortungslosigkeitldquo gefragt so Leitl

bdquoDenn nicht nur Oumlsterreich braucht Ost-europa sondern ganz Westeuropa muszlig groumlszlig-tes Interesse fuumlr unsere Nachbarn im Ostenhaben So betraumlgt etwa der Handelsbilanz-uumlberschuszlig des Euroraumes gegenuumlber denneuen EU-Mitgliedslaumlndern uumlber 60 Mrd Eu-ro Das sichert Arbeitsplaumltze in Westeuropaldquobetonte der WKOuml-Praumlsident Als Maszlignahmeschlug er der gleichzeitig auch Ehrenpraumlsi-dent der Europaumlischen Wirtschaftskammerist neben zusaumltzlichen Krediten des Interna-tionalen Waumlhrungsfonds und einer Erhoumlhungder EU-Zahlungsbilnazhilfe ein zeitlich be-fristetes Aussetzen der staatlichen Kofi-nanzierung fuumlr Infrastrukturprojekte beiInanspruchnahme von EU-Mitteln aus denKohaumlsionsfonds vor

In bezug auf den heimischen Arbeits-markt merkte Leitl an daszlig in Sachen Kurz-arbeit nun Handlungsbedarf bestehe Es seimehr Flexibilitaumlt gefragt bei der Ausgestal-tung der Rahmenbedingungen Fuumlnf Men-schen in Kurzarbeit seien ihm Leitl jeden-falls lieber als ein Arbeitsloser Denn durchdie Kurzarbeit koumlnnten in Ausbildung undQualifikation investiert werden um sich fuumlrden Aufschwung vorzubereiten Man muumlssenun aber endlich zu einer sozialpartner-schaftlichen Loumlsung kommen um die Kurz-arbeit neu zu regeln Leitl bdquoWir braucheneine flexible KMU-taugliche praxisgerech-te Neuregelung der Kurzarbeitldquo Denn Kuumln-digungen als Alternative zur Kurzarbeit wol-le niemand

Zur Zukunftssicherung des Standortes Oumls-terreich betonte Leitl die Bedeutung einer Ver-waltungsreform Hier sei bdquoenormes Poten-tialldquo vorhanden das angesichts des Drucksder Wirtschaftskrise rasch genutzt werdensolle bdquoDenn so koumlnnen wir durch Einspa-rungen budgetaumlre Reserven schaffenldquo soLeitl Nach der Krise darf es wegen derjetzt notwendigen Maszlignahmen nicht zuSteuererhoumlhungen kommen Daher muumlssenwir Geld in der Buumlrokratie sparen um wie-der den notwendigen finanziellen Spielraumzu bekommenldquo

Mit der Einigung beim humanitaumlrenAufenthaltsrecht sei im Ministerrat ein

bdquowichtiger Punkt auf die Schiene gebrachtwordenldquo erklaumlrte Bundeskanzler WernerFaymann am 24 Feber Bei bdquoAltfaumlllenldquo vordem 1 Mai 2004 also bdquobei Menschen dieseit langem bei unssind und die integriertsind Selbsterhaltungs-faumlhigkeit Kenntnisseder deutschen Sprachealso verschiedene Fak-toren der Integrationaufweisenldquo sei es nun-mehr moumlglich bdquoin die-sen Ausnahmefaumlllen einhumanitaumlres Aufenthalts-recht zu genehmigenldquo

Der Bundeskanzlerinformierte daruumlber daszligdie letzte Entscheidunguumlber die Gewaumlhrungeines Aufenthaltstitelsbeim Innenministeriumbleibt Zudem werde einBeirat zu Beratung desInnenministeriums ein-gerichtet in dem jedenfalls Vertreter des In-nenministeriums und der NGOs (Non-Go-vernmental Organizations bzw Nichtregie-rungsorganisationen wie etwa die CaritasAnm) die mit Fragen der Menschrechte zutun haben Weiters gebe es nunmehr die Moumlg-lichkeit einer Patenschaft Auch hier solle dieMeinung des Beirats eingeholt werden kon-kret etwa in Fragen der Pruumlfung der Serio-sitaumlt des Paten

Grundsaumltzlich sei es mit der Einigung ge-lungen zu sagen bdquoWir wollen daszlig es dieseshumanitaumlre Aufenthaltsrecht gibt und wirwollen weder das Signal setzen daszlig jederder laumlnger bei uns ist eine Ausnahme istnoch wollen wir ein restriktives Signal set-zen daszlig es uumlberhaupt keine Ausnahme gibtldquoInsgesamt sei es gelungen eine Einigungherbeizufuumlhren die nun dem Parlamentzugeleitet werde so Faymann der unter-strich daszlig die Innenministerin eine bdquointensi-

ve und konstruktive Debatteldquo gefuumlhrt habeWiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl (SP)

meinte nachdem die urspruumlngliche Versiondes Patenschaftsmodells von einer bdquoMuszligldquo- zueiner bdquoKannldquo-Bestimmung veraumlndert wordensei koumlnne er mit dem Bleiberecht bdquolebenldquo

In Richtung Innenministerium meinte Haumlupldaszlig neben dem Bleiberecht noch viele ande-re Dinge zu verbessern waumlren Konkretmuumlszligte das Asylverfahren beschleunigt wer-den auch muumlsse es bessere Unterstuumltzungfuumlr die Erstaufnahmezentren in Oumlsterreichgeben Konkret sprach er fuumlr Niederoumlster-reich das Zentrum in Traiskirchen an Nebenall den juristischen Belangen erinnerteHaumlupl aber auch an die groszlige humanitaumlreTradition Oumlsterreichs nach 1945 Diese duumlrfeals Richtschnur bei allen politischen undrechtlichen Veraumlnderungen nicht aus denAugen verloren werden

Fekter Gruumlnde fuumlr einen humanitaumlrenAufenthalt werden kuumlnftig mitgepruumlft

Innenministerin Maria Fekter (VP) zeigtesich uumlber den Beschluszlig des Ministerrats er-freut bdquoVorgabe fuumlr die Novelle war daszlig eszu keiner Verlaumlngerung der Verfahrensdauer

kommt und kein zusaumltzlicher Antragsmara-thon entsteht Auszligerdem ist im Regierungs-programm die Neuregelung des humanitaumlrenAufenthaltes vereinbart wordenldquo

In Zukunft werden bei allen fremden-rechtlichen Verfahren ndash Asyl- Ausweisungs-

Abschiebe- und beiVerfahren zur Nieder-lassungsbewilligung ndashdie Gruumlnde fuumlr einenhumanitaumlren Aufenthaltmitgepruumlft Jeder Fallwird einzeln gepruumlftund entschieden DieVoraussetzungen dafuumlrhat der Verfassungs-gerichtshof in seinerJudikatur klar festgehal-ten

Art und Dauer desbisherigen Aufenthaltesund die Frage ob der bis-herige Aufenthalt rechts-widrig war

das tatsaumlchliche Be-stehen eines Familien-lebens in Oumlsterreich

die Schutzwuumlrdigkeit des Privatlebensder Grad der Integrationdie Bindungen zum Herkunftsstaatdie strafgerichtliche UnbescholtenheitVerstoumlszlige gegen die oumlffentliche Ordnunginsbesondere im Bereich des Asyl- Frem-denpolizei- und Einwanderungsrechtsdie Frage ob das Privat- und Familien-leben des Fremden in einem Zeitpunktentstand in dem sich die Beteiligten ihresunsicheren Aufenthaltsstatus bewuszligt wa-ren

bdquoKettenantraumlge bei unterschiedlichen Behoumlr-den muumlssen verhindert werdenldquo stellt Fekterklar Daher soll kuumlnftig die zustaumlndige Be-houmlrde in Kenntnis gesetzt werden und einenAufenthaltstitel von Amts wegen erteilenkoumlnnen wenn die Unzulaumlssigkeit der Aus-weisung auf Dauer wegen humanitaumlrenGruumlnden bereits in einem Asyl- oder Frem-denpolizei-Verfahren festgestellt worden ist

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Innenpolitik

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleibenVoraussetzungen dafuumlr sind auch Selbsterhaltungsfaumlhigkeit und

Kenntnisse der deutschen Sprache

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleiben

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bdquoDiese Neuregelung verhindert einen An-tragsmarathon und eine lange Verfahrens-dauer und fuumlhrt so auch zu einer raschenRechtssicherheit bei den Betroffenenldquo istdie Innenministerin uumlberzeugt

Antragsrecht fuumlr Altfaumllle

bdquoFuumlr Personen die sich seit dem 1 Mai2004 dauerhaft in Oumlsterreich aufgehaltenhaben und deren Aufenthalt uumlberwiegendlegal war schaffen wir ein Antragsrecht aufeinen humanitaumlren Aufenthalt fuumlr Altfaumllleldquoso Fekter

Diese seit 2004 oder laumlnger in Oumlsterreichaufhaumlltigen Personen welche nur negativeBescheide und Gerichtserkenntnisse bekom-men haben koumlnnen dann einen Antrag stel-len wenn sie die lange uumlberwiegend legaleAufenthaltsdauer nachweisen koumlnnen bei-spielsweise durch legale Beschaumlftigung oderlegalen Aufenthalt wegen langer Verfahrens-dauer

In diesem Sonderverfahren sind zusaumltz-lich zu den Kriterien der Judikatur des Ver-fassungsgerichtshofes folgende Kriterien zuberuumlcksichtigen

SelbsterhaltungsfaumlhigkeitUnterkunftUnterhaltschulische und berufliche AusbildungKenntnisse der deutschen Sprache

Der Antrag ist an den jeweiligen Lan-deshauptmann zu stellen bei positiver Erle-digung bedarf es der Zustimmung der In-nenministerin Diese wird durch einen beimBundesministerium fuumlr Inneres eingerichte-ten Beirat in ihrer Entscheidung beraten

Patenschaft als zentraler Bestandteil

bdquoBei Fehlen bestimmter Voraussetzungenkoumlnnen diese durch die Vorlage einer Paten-schaftserklaumlrung erbracht werdenldquo erklaumlrtFekter weiter bdquoDiese Patenschaft kann durchEinzelpersonen oder juristische Personenuumlbernommen werden Um jede Form desMiszligbrauchs zu verhindern bedeutet jeglicheVerknuumlpfung mit Bedingungen eine Nichtig-keit der Erklaumlrungldquo

bdquoWir verhindern damit Zuwanderung indie Armutldquo betont die Innenministerin EineFinanzierung der Patenschaft aus Steuermit-teln ist unzulaumlssig Sie bedarf einer notariel-len Beglaubigung und ist fuumlr drei Jahre guumll-tig bdquoDurch die Patenschaft kommt es zueiner besseren Integration und zur Entla-stung der oumlffentlichen Handldquo so Fekter

Aufgrund eines Erkenntnisses des Verfas-sungsgerichtshofes vom 27 Juni 2008 wur-

de die nun vorgeschlagene Aumlnderung not-wendig bdquoDurch diese Neuregelung ist si-chergestellt daszlig es in Zukunft zu keinen Ver-fahrensverzoumlgerungen mehr kommt und keinzusaumltzlicher Antragsmarathon entsteht ndashhumanitaumlre Faumllle werden pragmatisch rechts-staatlich menschenwuumlrdig und im Einzelfallgeloumlstldquo so die Innenministerin abschlieszligend

Strache Kapitulation vor dem Asylmissbrauch

bdquoEine Legalisierung von Illegalenldquo seidie von der rot-schwarzen Regierung be-schlossene ungeheuerliche Bleiberechts-Re-gelung bdquoSPOuml und OumlVP leisten damit eineskandaloumlse Beihilfe zum Asylmiszligbrauchldquoerklaumlrte FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache

Ganz nach dem Motto bdquoWer lange genugbetruumlgt wird belohntldquo stelle die Regierungden Verfahrensverzoumlgerern nunmehr eineBleibemoumlglichkeit in Aussicht bdquoDas istquasi eine Regierungseinladung fuumlr Asyl-miszligbrauch und alle Wirtschaftsfluumlchtlingeldquosagt Strache

Bedauerlich und unbegreiflich sei daszlig da-mit seitens der groszligen Koalition eine Kapitu-lation vor dem Asylmiszligbrauch stattfindebdquoDas ist ein Schlag ins Gesicht der Oumlsterrei-cherldquo findet der FPOuml-Chef treffende Wortefuumlr den Beschluszlig des Ministerrats DennTausende bdquoZogajsldquo wuumlrden in Zusammenar-beit mit dieser Regierung den Oumlsterreichernnunmehr auf der Nase herumtanzen bdquoDieseRegierung gehoumlrt rasch abgewaumlhltldquo

Nichts anderes als eine weitere Form derZuwanderung sei das beschlossene Bleibe-recht kritisierte der FPOuml-Sprecher fuumlr In-nere Angelegenheiten Harald Vilimsky DieFPOuml verwehre dem massiv die ZustimmungEntweder gaumlbe es einen Grund fuumlr Asyl undSchutz oder eben nicht Fekter sei von denlinken Asyllobbies die mit diesem Themajede Menge Geld erwirtschaften offenbar indie Knie gegangen so Vilimsky

Das Bleiberecht komme einer de-factoLiberalisierung des ohnehin viel zu liberalenAsylgesetzes gleich aumlrgert sich VilimskyKuumlnftig wuumlrden Asylsuchende die in Wahr-heit nichts anderes sind als zum uumlberwiegen-den Teil Wirtschaftsfluumlchtlinge neben demnormalen Asylverfahren der Regelung dessubsidiaumlr Schutzberechtigten nun auch nochdas Bleiberecht zur Aufenthaltsverfestigungangeboten erhalten Oumlsterreich werde durchdie rot-schwarze Bundesregierung nochmehr zur Lachnummer im international or-ganisierten Asylbetrug Faymann und Fekterseien mittlerweile die Schirmherren fuumlr die

internationale Asylmafia und auch persoumln-lich fuumlr alle Miszligstaumlnde verantwortlich zumachen so Vilimsky

Scheibner Regierunglegalisiert Illegale

Scharfe Kritik an der von SPOuml und OumlVPgeplanten Aufweichung des strengen Asyl-rechtes kommt vom geschaumlftsfuumlhrendenBZOuml-Chef Herbert Scheibner Die Zahl derAsylantraumlge steige so sei die Zahl derAsylantraumlge von 11921 im Jahr 2007 auf12809 im Jahr 2008 geklettert Das bedeuteeinen Anstieg von 745 Prozent bdquoAnstattwie vom BZOuml gefordert das Asylgesetz wei-ter zu verschaumlrfen und damit missbrauchs-sicherer zu machen oumlffnen SPOuml und OumlVPdie Tuumlren nach Oumlsterreich noch weiter Dasist massiv abzulehnenldquo so Scheibner Be-sonders die Bleiberechtsregelung daszlig einAsylwerber seinen Aufenthalt in Oumlsterreichnur bdquouumlberwiegend legalldquo haben muszlig ist fuumlrden BZOuml-Obmann inakzeptabel bdquoDieseneue Bleiberechtsregelung bedeutet nichtsanderes als daszlig die Bundesregierung Illega-le legalisiert Was Oumlsterreich beispielsweisebei Spanien immer kritisiert und angepran-gert hat naumlmlich die Legalisierung illegalerZuwanderer setzen SPOuml und OumlVP jetztselbst um Das BZOuml wird hier saumlmtliche par-lamentarischen Mittel wahrnehmen umdiese absurde Regelung zu verhindernldquo kuumln-digt Scheibner entschlossenen Widerstanddes BZOuml an

Fuumlr den BZOuml-Obmann wird bdquomit demneuen Bleiberecht Marke FaymannProumlllFekter ein Anreiz zur organisierten Aufent-haltsertrutzunglsquo geschaffenldquo Wer das Gesetzmit Hilfe der Asylindustrie kuumlnftig nur langgenug beuge breche oder umgehe koumlnnemit einem legalen Aufenthalt in Oumlsterreichrechnen bdquoDas ist ein Hohn gegenuumlber allenAsylwerbern die wirklich verfolgt werdenund sich an Regeln und Gesetze halten DasBZOuml kann sich durchaus einen humanitaumlrenAufenthalt fuumlr Asylwerber vorstellen wennder Staat mindestens fuumlnf Jahre lang nichtfaumlhig war eine Entscheidung zu treffen lehntaber die geplante Belohnung der Aufenthalts-ertrutzunglsquo massiv abldquo Auch mit der staumlrke-ren Beruumlcksichtigung von Aspekten wieSchutz des Familienlebens oder der Unbe-scholtenheit werde eine weitere Hintertuumlr imAsylverfahren weit geoumlffnet bdquoDaszlig ein Asyl-werber nicht kriminell wird ist eine dochGrundvoraussetzung fuumlr Asyl und keineQualifizierung Das BZOuml fordert Asyl nurfuumlr wirklich Verfolgte dann aber auchSchnellverfahren

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Innenpolitik

Korun Gesetzesentwurffuumlr Gruumlne raquokatastrophallaquo

Harsche Kritik an der neuen Regelungdes humanitaumlren Bleiberechts ist von denGruumlnen gekommen Wie Menschenrechts-sprecherin Alev Korun betonte sei das Innen-ministerium nach wie vor bdquoHerrldquo uumlber alleVerfahren Sowohl bei den Altfaumlllen wo einBeirat eingebunden ist als auch bei jenenwo humanitaumlre Aspekte beruumlcksichtigt wer-den Korun bezeichnete den Gesetzesent-wurf als bdquokatastrophalldquo die vorhandeneBleiberechtsproblematik werde nicht geloumlst

bdquoDas Chaos wird weitergehen das Blei-berecht bleibt auf der Streckeldquo kritisierteKorun die sich noch Aumlnderungen des Geset-zes erhofft Problematisch allein sei schondaszlig Bleiberechtsfaumllle in bdquozwei ungleicheGruppenldquo geteilt wuumlrden Die Empfehlungeines im Innenministerium vorgesehenen Bei-rats fuumlr Altfaumllle sei bdquovoumlllig unverbindlichldquoeine Berufung sei zudem nicht vorgesehenBei der zweiten Gruppe der neuen Faumllle stoumlszligtsich die gruumlne Menschenrechtssprecherindaran daszlig das Ministerium bereits erteiltesBleiberecht fuumlr nichtig erklaumlren koumlnne

Korun befuumlrchtet auch eine bdquoIllegalisie-rungswelleldquo die bei bereits seit langem inOumlsterreich aufhaumlltigen Personen anrollenkoumlnnte Sollte verabsaumlumt werden einenVerlaumlngerungsantrag einzubringen wuumlrdendiese wie Neuzuwanderer behandelt undkoumlnnten so nach vielen Jahren Aufenthalt inOumlsterreich ausgewiesen werden

Der gruumlne Gesetzesvorschlag der auchbeim kommenden Innenausschuszlig behandeltwerden soll Wer sich mehr als drei Jahreunverschuldet im Asylverfahren befindetund zudem unbescholten ist erhaumllt die Moumlg-lichkeit auf eine Niederlassungsbewilligungbdquoumzusteigenldquo

Landau Lebbarer Kompromiszligbei strittigen Patenschaften

Caritasdirektor Michael Landau begruumlszligtdas Bemuumlhen der Regierung das Gesetz zuentschaumlrfen bdquoAktuell sind die Patenschaftennicht mehr verpflichtend vorgesehen waseinen wesentlichen Fortschritt zum ur-spruumlnglichen Entwurf darstellt ndash aus unsererSicht ein lebbarer Kompromiszlig im Sinne derhilfesuchenden Menschenldquo

Landau bdquoMan wird sich in der Praxis sehrgenau anschauen muumlssen wie das Gesetz beiheiklen Themen wie zB dem Missbraucheiner Patenschaft greift Verbote loumlsen nochkeine Probleme ndash nur weil das Schnellfahrenmit dem Auto verboten ist rasen dennochviele Menschenldquo

Leider bleiben auch mit der Neuregelungdes humanitaumlren Aufenthalts einige Dingeungeloumlst Landau bdquoIch haumltte mir etwa einemenschliche Loumlsung fuumlr jene Langzeitasyl-werber gewuumlnscht die bereits bis zu 10 Jah-ren in Oumlsterreich leben Diese Menschen inder Warteschleife haumlngen zu lassen ist voumllliginakzeptabelldquo

Thema Integration als naumlchsteAufgabe fuumlr die Regierung

Oumlsterreich braucht einen fairen Umgangmit allen Menschen egal welcher Herkunftund einen menschenrechtskonformen Um-gang mit Schutzsuchenden bdquoDas Migra-tionsthema darf nicht laumlnger nur unter demSicherheitsaspekt abgehandelt werden Mi-gration und Integration sind Querschnitts-themen die alle Gesellschaftsbereiche be-ruumlhren Die Regierung sollte das Integra-tionsthema mit der noumltigen Nuumlchternheit undGelassenheit besser heute als morgen ange-henldquo In diesem Zusammenhang erinnertLandau an das gemeinsame Papier derKirchen und Religionsgemeinschaften dasunter anderem eine Harmonisierung vonAufenthalt und Beschaumlftigung als wichtigeVoraussetzung fuumlr erfolgreiche Integrationsieht

Chalupka Keine EuphorieKritikpunkte bleiben bestehen

Laut Diakonie sollte der eigentliche Sinnder vorgeschlagenen Gesetzesaumlnderungen inder Sanierung von Faumlllen gelegen sein indenen Menschen ohne Aufenthaltsrecht ihrDasein in Oumlsterreich fristen Der Groszligteilder durch die Gesetzesaumlnderung zu erfassen-den Altfaumllle wird nun abermals keiner auf-enthaltsrechtlichen Sanierung zugefuumlhrt wer-den und damit werden weiterhin zahlreicheFaumllle mit rechtlichem Anspruch nach Art 8EMRK unerfaszligt bleiben

bdquoEs ist fraglich worum es hier geht Umdie lange uumlberfaumlllige Bleiberechtsregelungfuumlr Menschen die in den letzten Jahren zwi-schen die Stuumlhle sich staumlndig neu erfinden-der fremdenrechtlicher Bestimmungen ge-fallen sind Oder doch nur um eine vorder-gruumlndige Reparatur um den Verfassungs-gerichthof ruhig zu stellen Eigentlichmuumlszligte es aber im Interesse der Republik ge-legen sein moumlglichst viele irregulaumlr Aufhaumll-tige zur Antragstellung zu bewegen Statt-dessen ist nunmehr aber zu befuumlrchten daszliggerade jene Menschen die schon besonderslange oft unverschuldet ohne legalen Auf-enthalt im Land leben erst recht nicht in denGenuszlig einer Sanierung kommen werdenldquo

beurteilt Diakonie-Direktor Michael Cha-lupka das vom Ministerrat verabschiedeteund geaumlnderte Bleiberechtsgesetz

bdquoAls der Verfassungsgerichtshof die ur-spruumlngliche Regelung aufhob und meintedas sei Gnadenrecht und deshalb einesRechtsstaates unwuumlrdig meinte er damit daszligein rechtstaatliches Verfahren angebrachtwaumlre Der Regierungsentwurf sieht zwar nunein Antragsrecht vor aber keine Berufungs-moumlglichkeit gegen einen Bescheid uumlber denwieder ein Ministerialbeamter entscheidenwird Man darf fragen ob das eine wirklicheVerbesserung istldquo Den vorliegenden Ent-wurf beurteilt die Diakonie als Opferschutz-gesetz das die Opfer aber nicht schuumltzt Ge-rade gegen Opfer von Menschenhandel oderfamiliaumlrer Gewalt wird aufgrund ihres illega-len Aufenthaltes oftmals zuerst ein Aufent-haltsverbot erlassen bevor sie uumlberhaupt alsbdquoOpferldquo erkannt werden Gleiches gilt wohlauch fuumlr Opfer familiaumlrer Gewalt

Weidenholzer Kritik daszlig letztlichdas Innenministerium entscheidet

Entgegen der urspruumlnglichen Idee vonInnenministerin Maria Fekter wird einePatenschaft nun nicht zwingende Vorausset-zung fuumlr die Gewaumlhrung eines BleiberechtsbdquoDas ist durchaus auch ein Erfolg zivilge-sellschaftlichen Engagementsldquo zeigt sichUniv Prof Josef Weidenholzer Praumlsidentder Volkshilfe Oumlsterreich erfreut

Wie vom Verfassungsgerichtshof gefor-dert gibt es nun fuumlr Betroffene die sich seitMai 2004 durchgehend in Oumlsterreich aufhal-ten die Moumlglichkeit auf Laumlnderebene einenAntrag zu stellen Bei einer positiven Emp-fehlung muszlig das Bleiberecht noch vom In-nenministerium bestaumltigt werden Dazu wirdein Beirat eingerichtet der beratende Funk-tion hat bdquoAn der alten Regelung bei der dasInnenministerium das letzte Wort hat und eskeine Berufungsmoumlglichkeit gibt hat sichdadurch leider nicht wirklich etwas geaumln-dertldquo kritisiert Weidenholzer Bei neuenAsylantraumlgen muumlssen in Zukunft humanitaumlreGruumlnde wie das Recht auf Familienlebenbereits im Verfahren gepruumlft werden bdquoHiermuszlig sichergestellt werden daszlig fuumlr diesePruumlfung auch die notwendigen Ressourcenvorhanden sindldquo

Trotz der positiven Signale gilt es aberfuumlr die Regierung noch viele Fragen in derMigrations- und Integrationspolitik anzuge-hen bdquoSo muszlig es endlich einen regulaumlren Zu-gang zum Arbeitsmarkt waumlhrend des Asyl-verfahrens sowie einen besseren Zugang zuBildungsmaszlignahmen gebenldquo

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Innenpolitik

Die Presse Finanzminister Proumlll hat dasAuszligenministerium aufgefordert die Ermes-sensausgaben um zehn Prozent zu kuumlrzenHaben Sie schon den Rotstift angesetzt

Spindelegger Wir stehen vor schwierigenVerhandlungen Einsparungen in dieser Houml-he wuumlrden zwangslaumlufig zu einem Verzichtauf Sicherheitsleistungen fuumlr oumlsterreichischeBuumlrger im Ausland fuumlhren Auch bei derVisaerteilung duumlrfen wir uns keine Abstrichebei der Sicherheit leisten Es geht letztlichum Oumlsterreichs Interessensvertretung in derWelt

Die Presse Koumlnnen Sie die Ausgaben beider Entwicklungszusammenarbeit wirklichauf die vereinbarten 051 Prozent des BIP er-houmlhen oder muumlssen Sie nun Abstriche ma-chen

Spindelegger Die Zielsetzung ist undbleibt 051 Prozent des BIP zu erreichenDazu hat sich die gesamte Bundesregierungbekannt Wir haben im Regierungspro-gramm eine schrittweise und substanzielleErhoumlhung der Mittel fuumlr die Entwicklungs-zusammenarbeit vereinbart Auch dafuumlr wer-de ich in den Budgetverhandlungen kaumlmp-fen

Die Presse Die US-Praumlsidentenwahl war janicht uumlberraschend am 4 November ange-setzt Trotzdem hat Oumlsterreich seit Monatenkeinen Botschafter in Washington Kann sichOumlsterreich einen derartig traumlgen Bestell-modus leisten

Spindelegger Der Bestellmodus ist nichttraumlge Ich habe sofort nach meinem Amtsan-tritt 40 Vertretungsposten ausgeschriebenund will rasche Neubesetzungen

Die Presse Sie haben den neuen US-Prauml-sidenten begruumlszligt indem Sie eine Aufnahmevon Guantaacutenamo-Haumlftlingen kategorischausgeschlossen haben Wie denken Siekommt so eine Haltung in den USA an

Spindelegger Eine gute Beziehung vertraumlgtklare Antworten Die Amerikaner haumlttennichts davon wenn wir jetzt lavieren unddann erst recht ablehnen Oumlsterreich pruumlftAntraumlge auf Asyl oder Zuwanderung indivi-duell Ich habe als Auszligenminister keinPouvoir zu sagen daszlig Oumlsterreich pauschal

drei oder fuumlnf Haumlftlinge aufnimmt Das waumlreein Systembruch Wenn ein Haumlftling ausGuantaacutenamo einen Antrag auf Asyl stellt istdas natuumlrlich zu behandeln

Die Presse Es gibt aber auch Rechtsexper-ten die der Ansicht sind daszlig eine Aufnahmevon Haumlftlingen im bestehenden Systemmoumlglich ist Sind Ihre Gruumlnde nicht vorge-schoben

Spindelegger Fuumlr eine Uumlbernahme von Ge-fangenen aus humanitaumlren Erwaumlgungen waumlreein eigener Vertrag zwischen Oumlsterreich undden USA erforderlich Ein solches Abkom-men besteht nichtDie Presse Die USA werden die Europaumlerauch in Afghanistan um Hilfe bitten WirdOumlsterreich da hilfsbereiter sein

Spindelegger Durch den Tschad-Einsatzsind wir an der Kapazitaumltsgrenze Ich sehekeine Moumlglichkeit Militaumlrpersonal in groumlszlige-rem Umfang nach Afghanistan zu schicken

Die Presse Koumlnnten oumlsterreichische Solda-ten nach Ende des Tschad-Einsatzes in Af-ghanistan zum Einsatz kommen

Spindelegger Die Wahlen in Afghanistan fin-den in diesem Sommer statt Darum solltenwir uumlberlegen ob wir in Afghanistan andershelfen koumlnnen bei der Ausbildung von Poli-zisten etwa oder bei der Wahlbeobachtung

Die Presse Sollten die USA am Raketen-schutzschirm festhalten der Ruszligland so ver-aumlrgert

Spindelegger Wir werden sehen wie dieneue US-Administration weiter vorgeht Esgibt Punkte die bezweifeln lassen ob derRaketenschutzschirm seinen Zweck erfuumlllt

Die Presse Welche Vision haben Sie fuumlrOumlsterreichs Auszligenpolitik

Spindelegger Ich will die zwei Jahre Mit-gliedschaft im Sicherheitsrat nuumltzen um Wienwieder verstaumlrkt als Drehscheibe fuumlr Dialogund Frieden auf die Landkarte zu setzen

Die Presse Was heiszligt das konkret

Spindelegger Ich habe mit UN-Generalse-kretaumlr Ban Ki-moon Vorgespraumlche gefuumlhrtwie wir den UN-Standort Wien ausbauenund welche Konferenzen wir abhalten koumln-nen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWir brauchen denEU-Beitritt Kroatienslaquo

Im raquoDie Presselaquo-Interview mit Christian Ultsch lehnt VP-Auszligenminister MichaelSpindelegger die Sparvorgaben seines Parteichefs und Finanzministers Proumlll ab

Nach Afghanistan will er Polizeiausbildner und Wahlbeobachter schicken

Begibt sich auf eine Zuhoumlr-Tour durchOumlsterreich BM Michael Spindelegger

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Die Presse An welche Themen denken Sieda

Spindelegger In Wien fand vor Weihnach-ten etwa eine europaumlisch-arabische Konfe-renz statt In diese Richtung muumlssen wirweitergehen Beim naumlchsten Treffen koumlnntenwir uns der Ressourcenfrage zuwenden et-wa Wasser als Mangelware im Nahen Osten

Die Presse Glauben Sie wirklich dassOumlsterreich besondere strategische Interessenhat in Nahost

Spindelegger Der Nahe Osten ist unsereNachbarschaft Wir sind nicht diejenigendie Frieden bringen koumlnnen Fuumlr mich istaber Auszligenpolitik auch Sicherheitspolitikum von Oumlsterreich Konflikte fernzuhalten

Die Presse Sind da nicht Laumlnder wie Spa-nien und Frankreich die eine historisch engeBeziehung zum Nahen Osten verbindet vielbesser geeignet

Spindelegger Oumlsterreich genieszligt Vertrauenin der Region Wir koumlnnen als Bruumlcke dienenzwischen den arabischen Laumlndern und derwestlichen Welt

Die Presse Welche internationale Krisenkoumlnnte denn Oumlsterreich entschaumlrfen

Spindelegger Vermittlung muszlig von beidenSeiten gewuumlnscht sein Ich habe angebotenim Grenzstreit zwischen Slowenien undKroatien zu vermitteln Das haumltte von dereinen Seite besser ausgesehen als von deranderen aber das muszlig man akzeptieren

Die Presse Welche neuen Akzente wollenSie als Auszligenminister setzen

Spindelegger Ich habe das langfristigeZiel einen ganz neuen Raum fuumlr Oumlsterreichzu oumlffnen naumlmlich die SchwarzmeerregionIn Rumaumlnien gibt es derzeit etwa 5000 oumlster-reichische Unternehmen Sie wollen auch indie umliegenden Laumlnder rund um dasSchwarze Meer staumlrker investieren und dortFuszlig fassen

Die Presse An welche Laumlnder denken Sieda

Spindelegger An die Nordkuumlste der Tuumlrkeian die Ukraine Aserbaidschan ArmenienGeorgien an Laumlnder die auch eine strategi-sche Bedeutung im Energiesektor haben

Genauso Moldawien auch Weiszligruszligland Wodie Wirtschaft hinwill kann die Auszligen-politik den Weg bereiten

Die Presse Es hat den Anschein daszlig sichnach dem Irland-Referendum die Stimmungin der EU gegen eine baldige Aufnahme derWestbalkanstaaten gedreht hat hellip

Spindelegger Das sehe ich nicht so drama-tisch Wir brauchen einen naumlchsten konkre-ten Schritt den EU-Beitritt Kroatiens Damitbleibt auch die Perspektive fuumlr alle anderenStaaten offen

Die Presse Oumlsterreich ist ja mit seinem Ost-hilfepaket ziemlich abgeblitzt in der EU HatOumlsterreich zu wenige Verbuumlndete in derUnion

Spindelegger Wir sind erst am Beginn derDiskussion Anfang Maumlrz werden wir dasThema beim EU-Sondergipfel wieder aufsTapet bringen

Die Presse Die EU erwaumlgt im Atomstreit mitdem Iran die Sanktionen zu verschaumlrfen WirdOumlsterreich wieder auf der Bremse stehen

Spindelegger Die neue US-Administrationhat dem Iran direkte Gespraumlche angebotenTeheran hat darauf positiv reagiert Auf deranderen Seite treibt der Iran sein Atom-programm voran Daher glaube ich daszlig manden Druck erhoumlhen und gleichzeitig vertrau-ensbildende Maszlignahmen setzen muszlig Oumlster-reich steht nicht auf der Bremse wenn sichSanktionen als notwendig erweisen

Die Presse Die OMV hat einen Gasvor-vertrag mit dem Iran geschlossen War daspolitisch hilfreich

Spindelegger Es ist jetzt nicht die richtigeZeit mit dem Iran Gasvertraumlge zu schlieszligen

Das bdquoOumlsterreich Journalldquo dankt der bdquoPresseldquofuumlr die Genehmigung zur Veroumlffentlichunghttpdiepressecom

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Am 26 Februar wurde das neue oumlsterrei-chische Honorarkonsulat in Hatay (dem

alten Antiochia) durch Botschafterin Guumlrerund Kulturminister Guumlnay eroumlffnet Oumlsterrei-chischer Honorarkonsul wird Mehmet Kilic-lar Besitzer des groumlszligten Unternehmens derRegion Hatboru Kiliclar und seine Familiesind ein ausgezeichnetes Beispiel fuumlr dieIntegrations- und Karrieremoumlglichkeiten tuumlr-kischer GastarbeiterInnen in Oumlsterreich Voruumlber 30 Jahren nach Oumlsterreich ausgewan-dert und in Oumlsterreich ausgebildet kehrte dieFamilie vor mehr als 10 Jahren nach Hatayzuruumlck und ist heute mit der Rohrfirma Hat-boru mit ca 300 Bediensteten der groumlszligte Ar-beitgeber der Region und tuumlrkischer Markt-fuumlhrer in bestimmten Sparten Hatboruexportiert neben vielen Laumlndern auch nachOumlsterreich

Die Eroumlffnungsfeierlichkeiten fanden alserste Veranstaltung im historischen neu re-novierten bdquoParlamentskulturzentrumldquo stattdas waumlhrend der achtmonatigen Unabhaumln-gigkeit Antakyas 1938 Sitz des Parlamentswar Als kulturelles Rahmenprogramm wur-de ein oumlsterreichisch-tuumlrkisches Violinkon-zert von Prof David und Imge Tifils gefolgtvon einem Auftritt eines lokalen Chors gebo-ten Auszliger Kulturminister Guumlnay waren

auch der Gouverneur der Buumlrgermeister undAbgeordnete sowie insgesamt ca 450 Per-sonen anwesend

Hatay an der syrischen Grenze gehoumlrtzu dem in letzter Zeit wirtschaftlich florie-renden Suumldostteil der Tuumlrkei wo sich inunmittelbarer Naumlhe die Wirtschaftsmetropo-len Adana Iskenderum und Gaziantep befin-den Oumlsterreichische Wirtschaftsdelegatio-nen besuchten wiederholt Hatay und dieangrenzenden Regionen

In Hatay befindet sich mit der St Peters-kirche die erste Kirche der Welt die Be-zeichnung bdquoChristenldquo wurde in Antiochiagepraumlgt wo auch zehn Kirchenkonzile statt-fanden Noch heute ist Hatay fuumlr seinen mul-tireligioumlsen und multiethnischen Hintergrundbekannt Der beruumlhmte bdquoChor der Zivilisa-tionenldquo setzt sich aus sunnitischen alewiti-schen armenischen katholischen juumldischenund orthodoxen VertreterInnen zusammen

Hatay ist neben Bursa Bodrum Izmirund Mersin das fuumlnfte oumlsterreichische Ho-norarkonsulat in der Tuumlrkei Weitere Hono-rarkonsulate sind entlang der Mittelmeer-kuumlste im Suumldosten der Tuumlrkei in Zentralana-tolien an der Schwarzmeerkuumlste und imeuropaumlischen Teil der Tuumlrkei geplant httpwwwaussenministeriumatankara

Eroumlffnung des oumlsterreichischenHonorarkonsulats in Hatay

Der Ministerrat hat am 17 Feber dieFortsetzung der humanitaumlren Tschad-

Mission des Bundesheeres bis Ende 2009beschlossen Das Bundesheer wird weiterhineine wichtige Aufgabe im Tschad wahrneh-men Das Mandat umfaszligt die Entsendungeines Logistikkontingentes mit bis zu 130 Sol-datinnen und Soldaten (bisher 160) Es wirdfuumlr den Transport der Versorgungsguumlter fuumlrdie Blauhelm-Truppe verantwortlich seinund damit einen wichtigen Beitrag zumAufwuchs der gesamten Mission leisten

bdquoOumlsterreichische Blauhelme werden einerhalben Million Menschen im Tschad Schutzund Hilfe geben Diese Menschen brauchenuns und wir werden uns vor dieser Verantwor-tung nicht druumlckenldquo sagt Verteidigungsmi-nister Norber Darabos (SPOuml) bdquoWie nur we-nige Armeen auf der Welt verstehen es unse-re Soldaten bei Friedensmissionen Vertrauenin der Bevoumllkerung aufzubauen Auch imTschad ist uns das durch ausgezeichneteArbeit und viel Engagement gelungen DieUNO schaumltzt die Oumlsterreicher weil dietschadische Bevoumllkerung die Oumlsterreicherschaumltztldquo

Der Ressortchef miszligt Afrika hohe sicher-heitspolitische Bedeutung zu bdquoEntwicklun-gen in Afrika haben zunehmend Auswirkun-gen auf Europa Wenn Afrika anfaumlngt seineProbleme zu exportieren werden wir inEuropa am staumlrksten davon betroffen seinAfrika ist von groszliger Bedeutung fuumlr die Si-cherheit Europas Deshalb ist es in unseremeigenen Interesse Afrika Hilfe zur Selbst-hilfe zu gebenldquo

Die Ziele von MINURCAT II

Das derzeitige Mandat fuumlr die EUFOR-Mission zum Schutz von Fluumlchtlingen undHilfsorganisationen im oumlstlichen Grenzge-biet zur sudanesischen Provinz Darfur laumluftam 15 Maumlrz aus Der UNO-Sicherheitsratbeschloszlig einstimmig die Entsendung einerUNO-Nachfolgemission MINURCAT dieauch eine Militaumlrkomponente aufweist

Das Mandat der kuumlnftigen UNO-Missionumfasst im Kern dieselben Aufgaben wie dielaufende EU-Mission Schutz von Zivilper-

sonen insbesondere von Fluumlchtlingen undBinnenvertriebenen Verbesserung der allge-meinen Sicherheitslage um humanitaumlreHilfsleistungen zu erleichtern Unterstuumlt-zung der Grundlagen fuumlr den langfristigenzivilen Wiederaufbau und von Maszlignahmendie fuumlr die freiwillige Ruumlckkehr der Fluumlcht-linge und Vertriebenen notwendig sindsowie Schutz von Personal Einrichtungenund Ausruumlstung der UNO

Das Bundesheer-Kontingent im Tschad

Das oumlsterreichische Kontingent unterUNO-Flagge (bis zu 130 Angehoumlrige desBundesheeres) wird weiterhin eine wichtigeAufgabe im Tschad wahrnehmen Es wirdals Logistikeinheit fuumlr den Transport derVersorgungsguumlter verantwortlich sein

Das oumlsterreichische Logistikkontingentsetzt sich aus dem KontingentskommandoFuumlhrungs- Versorgungs- Transport- In-standsetzungs- Unterstuumltzungs- Sicherungs-und Sanitaumlts-Element zusammen httpwwwbmlvgvat

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad

Oumlsterreich setzt die vielbeachtete und international anerkannte Traditionin der Unterstuumltzung der Friedensarbeit der Vereinten Nationen fort

Die Wirklichkeit in Afrika Vom Regen aufgeweichter Boden

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Patrouille waumlhrend eines Sandsturmes

Vor dem Kongreszligcenter werden dieGaumlste ndash wie in Wien ndash bereits mit

Fiaker Maronibrater und Wuumlrstlstandl be-gruumlszligt Ganz wie am Opernball halt

1600 Gaumlste lieszligen sich vom Fiaker zumroten Teppich vorfahren und vom Walzer-virus anstecken Die Roben einiger Damenwaren dieses Mal so ausladend daszlig dieDamen nicht mehr durch die Drehtuumlr amEnde des roten Teppichs paszligten flugs oumlffne-ten die Portiers eine extrabreite Nebentuumlrund der groszlige Auftritt der Ballschoumlnheitenwar wieder gerettet

Festlich geschmuumlckt mit 10000 Nelkenaus San Remo in den Farben Roseacute und Weiszligmit groszligen Maria Theresia-Kristalllusternund Stoffdraperien in Roseacute und Creme botsich dem staunenden Publikum ein traum-haft schoumlner (und total ausverkaufter) Ball-saal wie aus Wiener Kaiserzeiten

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament

Der raquoKaiserballlaquo am 6 Feber 2009 der raquo52 Ball der Oumlsterreicherlaquo stand unterdem Motto raquoWiener Blutlaquo ndash und das gepaart mit raquoMuumlnchner Temperamentlaquo wardie prickelnde Mischung fuumlr eine zauberhafte rauschende Ballnacht im groszligen

Kongreszligsaal des ICM Muumlnchen

Von Evelyn Watzka )

) Evelyn Watzka ist Vizepraumlsidentin der Oumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaft eV Muumlnchen

Gruppenbild der 124 Debuumltantinnen und Debuumltanten des Kaiserballs 2009 Im Bild unten Praumlsident CP Wieland Vizepraumlsi-dentin Evelyn Watzka raquodie gute Seele des Kaiserballslaquo Mechthilde Wieland und Vorstand Heinz Watzka (vl)

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Schon bei der Eroumlffnung durch PraumlsidentCarl Paul Wieland bekamen die Ballgaumlsteeine Kostprobe des Wiener Charmes als eszur Begruumlszligung hieszlig bdquoKuumlszligacute das Handerlkuumlszligacute das Fuszligerl kuumlszligacute das ganze EnsembleldquoSo galant kann eben nur ein echter Wienersein wenn er die Dame seines Herzens um

einen Walzer bittet Da schmelzen die Da-men dahin ob so einer oumlsterreichischenCharmeoffensive

Die schoumlnsten Bilder fuumlr die Gaumlste natuumlr-lich die feierliche Eroumlffnung der 124 Debuuml-tanten die jungen Damen in langen weiszligenAbendkleidern mit Original Wiener Opern-ballkroumlnchen mit 210 funkelnden Swarovski-Kristallen die jungen Herren in Smokingmit weiszligen Handschuhen Leitung DominikTruschner von der Tanzschule Elmayer-Vestenbrugg aus Wien

Der Kaiserball hat sich zum groumlszligtenDebuumltantenball nach Wiener TraditionDeutschlands entwickelt

Erstmals dabei eine junge huumlbscheDebuumltantin aus Moskau Daria Demtchuck(20) Jurastudentin und mit Mama angereistdie ihrem groszligen Auftritt schon seit Wochenentgegenfieberte und sagte bdquoEs ist so wun-derschoumln ich bin so gluumlcklich mir diesenJungmaumldchentraum erfuumlllt zu habenldquo Siedurfte sogar in der ersten Reihe des Eroumlff-nungskomitees tanzen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoAlles Walzerlaquo ndash da lieszligen sich die Ballgaumlste nicht lange bitten und schwebten im Dreivierteltakt uumlbers Parkett

Wiens Musikalische Botschafter am Kaiserball die Opernweltstars Marcela Cernound Miro Dvorsky sangen sich in die Herzen der Muumlnchner Ballgaumlste

Ball-Schoumlnheit in groszliger Robe HelgaHoffmann (von der Baumlckerinnung) fuhrstandesgemaumlszlig im Fiaker vor

Neben Debuumltanten aus dem GroszligraumMuumlnchen waren auch junge Damen und Her-ren aus Hamburg Berlin Aachen Bonn undNuumlrnberg und auch aus Wien dabei

Novum Vier junge Damen und Herrenaus Wien die am 21 Februar am Juristenballin Wien debuumltieren nahmen an der Ball-eroumlffnung teil dafuumlr fuhren sechs Kaiserball-paare zum Juristenball Diesen schoumlnen Aus-tausch Muumlnchen ndash Wien will Peter SimonLeiter der Debuumltantenorganisation naumlchstesJahr noch verstaumlrken

Daszlig so eine Eroumlffnung im Jungdamen-und Jungherrenkomitee eine sehr aufregendeSache ist weiszlig Praumlsident Wieland nach sovielen Jahren Ball-Erfahrung ganz genauWenn die Rede doch etwas lang ist dannkann es schon mal passieren daszlig eine jungeDame bdquoschwaumlcheltldquo Deswegen merkte er ge-gen Ende seiner Begruumlszligungsrede auch lo-bend an daszlig diesmal kein Schwaumlche- oderOhmnachtsanfall bei den Debuumltanten zu ver-zeichnen sei Zu fruumlh ndash just in dem Momentwar es gleich fuumlr drei junge Debuumltantinnenzuviel und dank der beherzten Hilfe etlicherMediziner unter den Ballgaumlsten gelang esdaszlig die jungen Damen am Ende der Redegerade wieder zu den ersten Klaumlngen desBall-Streichorchesters fit waren Dafuumlr gabes dann einen kleinen Extraapplaus

Den jungen Damen wurden die Opern-ball-Swarovski-Kroumlnchen als Erinnerung anden Kaiserball geschenkt dieses Jahr gab esauch ein kleines Extra-Geschenk der tradi-tionsreichen oumlsterreichischen Gmundner Ke-ramik Manufaktur Die Herren durften sichuumlber edle Simon Carter Manschettenknoumlpfefreuen gesponsert von ILF einem oumlsterrei-chischen Unternehmen mit Sitz in Muumlnchen

Carl Paul Wieland der Praumlsident derOumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaftfreute sich daszlig Ministerin Christine Ha-derthauer mit Gatten (beide hervorragendeWalzertaumlnzer) und ebenso Landtagsvize-praumlsident Reinhold Bocklet mit Gattin sicham Tanzparkett praumlchtig amuumlsierten Bocklet(Kaiserballstammgast seit vielen Jahren undfleiszligiger Taumlnzer) bdquoDer Kaiserball ist fuumlrmich Kuumlr und keine Pflichtldquo

Bei der traditionellen Mitternachtsver-losung gab es viele tolle Hotelaufenthalte zugewinnen die meisten davon in oumlsterreichi-schen und Sterne Haumlusern alsHauptpreis eine Luxus-Fluszligkreuzfahrt vonPassau nach Budapest mit Stopp in der Bun-deshauptstadt Wien

Unter den Gaumlsten Die oumlsterreichischeGeneralkonsulin aus Muumlnchen Senta Wes-sely-Steiner Honorakonsul Gert Rohrseitz

aus Nuumlrnberg mit Gattin Christa der oumlster-reichische Handelskonsul Michael Love mitGattin (treuer Ballbesucher) und NuumlrnbergsBMW-Niederlassungsleiter Franz Inzko (er

ist gebuumlrtiger Kaumlrntner) fuumlhlte sich mit Gat-tin Gerlinde gleich heimisch am Kaiserball

Was waumlre der Kaiserball ohne die MusikBesonders gefeiert wurde der Auftritt der

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die oumlsterreichische Generalkonsulin Senta Wessely-Steiner (li) freut sich uumlber denBesuch des Wiener Landtagspraumlsidenten Prof Harry Kopietz und dessen Gattin

Ein schoumlnes Paar in eleganter Festtracht von Goumlssl Salzburg

Weltopernstars Marcela Cerno und MiroDvorsky als musikalische BotschafterOumlsterreichs weltweit im Einsatz die fuumlr ihregroszligartige Leistung mit frenetischem App-laus des Publikums bedacht wurden

Das freute auch die starke Wiendelega-tion die dieses Jahr am Kaiserball vertretenwar und sich davon uumlberzeugen konnte daszligder Kaiserball die schoumlnste VisitenkarteWiens in Deutschland ist dem 1 Landtags-praumlsidenten Prof Harry Kopietz mit GattinBrigitte gefiel es so gut daszlig er die Ein-ladung fuumlr den Kaiserball 2010 gerne an-nahm und versprach wieder zu kommenWeitere Gaumlste aus dem Wiener Rathauswaren Ingrid Kuntz-Henrichs und RudolfMatthias (vom Pressedienst Rathaus Wien)

Getanzt wurde wieder fleiszligig bis in diefruumlhen Morgenstunden nach dem Radetzky-marsch gabrsquos traditionell die Aufforderungzum Blumenpluumlndern da fiel dann der Ab-schied wenigstens ein biszligchen leichter Termin Kaiserball 5 Februar 2010

Informationen Debuumltantenanmeldung undKartenbestellunghttpwwwkaiserball-muenchende

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Hervorragende Walzertaumlnzer Ministerin Christine und Gatte Hubert Haderthauer

Prinzessinnen fuumlr eine Nacht Die Debuumltantinnen genieszligen den Applaus nach erfolgreicher Balleroumlffnung

Den Ehrenschutz fuumlr diese berauschen-de Veranstaltung des Austria Italia Club

Milano hatten der oumlsterreichische Auszligenmi-nister Michael Spindelegger Wiens Buumlrger-meister Michael Haumlupl Generalkonsulin Te-resa Indjein-Untersteiner die ihr Amt seitkurzem angetreten hat sowie die StadtMailand uumlbernommen der zweitgroumlszligtenStadt Italiens und Hauptstadt der ProvinzMailand und der Region Lombardei

Und dieses Ereignis muszligte doch wuumlrdiggefeiert werden Und wann schlaumlgt das Herzder Oumlsterreicher ndash und auch Mailaumlnder ndashhoumlher Natuumlrlich bei Walzerklaumlngen

bdquoUnser altbewaumlhrtes prominentes WienerTanzorchester unter der Leitung von ProfFranz Bileck verwoumlhnte daher musikalischunsere Gaumlste wie immer mit heimischen Klaumln-gen und begleitete unser Publikum glaumlnzenddurch den Abendldquo erzaumlhlt Vereinspraumlsiden-

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWien Balllaquo in MailandDer diesjaumlhrige raquoWien Balllaquo in Mailand der von der frischbestellten

Praumlsidentin Ingrid de Marinis eroumlffnet wurde stand unter dem Mottoraquo60 Jahre Austria Italia Club Mailandlaquo

Die Eroumlffnungspolonaise des raquoWien Ballslaquo im raquoSala Orolaquo (der raquoGoldene Saallaquo) Societagrave del Giardino in Mailand

Praumlsidentin Ingrid de Marinis mit Vizepraumlsidentin Evi Gamba

tin Ingrid de Marinis zurecht stolz auf diegelungene Groszligveranstaltung Die Mitter-nachtseinlage haben sie und ihr Komitee die-ses Jahr dem in Mailand lebenden oumlsterrei-chischen Bariton Ali Rieger anvertraut Erbdquoabsolvierteldquo seinen Vortrag groszligartig underntete dafuumlr stuumlrmischen Applaus

Moderator Fabio Bonini meisterte seineAufgabe mit dem liebenswuumlrdigen Charmeder ihn besonders auszeichnet und fuumlhrtedie Gaumlste durch eine groszligzuumlgige Tomboladie seit Jahren von treuen Sponsoren gespen-det wird und wohltaumltigen Zwecken gewid-met ist

Der Ball ist in den letzten Jahrzehntenimmer mehr und zum geliebten Bestandteildes gesellschaftlichen Lebens der Mailaumlndergeworden ndash und er bildet den Leitfaden desClublebens des Austria Italia Club MilanoZum bdquoWien Ballldquo wurde er bereits vor 21Jahren durch die generoumlse Unterstuumltzungdurch die Stadt Wien Die Wiener Traditiongeht daher weiter hellip

Das Ballkomitee bestehend aus den Da-men Ingrid de Marinis Vanna Caputi ChristlPausch und Eva Strauss hat ndash traditionsge-maumlszlig ndash auch in diesem Jahr mit Houmlchstlei-stungen geglaumlnzt auch wenn vieles davonfuumlr den zufriedenen Ballbesucher meist ver-borgen bleibt Es sind die Kleinigkeiten dieunendlich Planungszeit erfordern und letzt-lich erst das ganze zur Geltung bringen

Wie immer waren die prachtvollen Saumlleder Societagrave del Giardino im Palazzo Spinoladem aumlltesten Herrenclub Mailands der rich-tige Rahmen fuumlr den Ball Dieser Palazzowurde bereits 1988 von Ingrid de Marinisfuumlr die kommenden bdquoWien Baumllleldquo bdquoerobertldquo ndash

und diese Wahl hat sich wieder als richtig er-wiesen

Dieses Jahr konnten die Mitglieder desAustria Italia Club Milano unter anderemSenator Prof Walter Nettig aus Wien denoumlsterreichischen Botschafter in RomChristian Berlakovits GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner die amerikani-schen und brasilianischen Generalkonsuleden oumlsterreichischen HandelsdelegiertenMichael Berger sowie zahlreiche Prominenzder Stadt Mailand begruumlszligen Das Presseechofiel entsprechend gewaltig aus Es wurdenAusschnitte des Abends in RAI 1 und RAI 3

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Die Generalprobe im raquoGoldenen Saallaquo

Der Kommandant der Mailaumlnder Militaumlrschule Teuliegrave Col Corrado Serto

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Maestro Prof Franz Bileck beim raquoJazzenlaquo

GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner

Senator Hofrat Prof Walter Nettig

sowie in den bdquoORF-Seitenblickenldquo und inbdquoTelecampioneldquo ausgestrahlt

Auch die Unterstuumltzung der in Mailandansaumlszligigen Vertreter der oumlsterreichischen

Wirtschaft sowie der Handelsdelegation unddes Kulturforums sind lebenswichtig fuumlr denClub geworden und natuumlrlich ist die ausge-zeichnete Zusammenarbeit mit dem oumlsterrei-

chischen Generalkonsulat die schon Monatevor dem Ball konkret anfaumlngt als besonderserfreulich ndash und ebenso erfolgreich ndash zu er-waumlhnen

Den Ball haben 21 aufgeregte Debuumltan-tinnen in weiszligem Kleid eroumlffnet die von 21feschen Schuumllern in Galauniform der Mai-laumlnder Militaumlrschule Teuliegrave begleitet wurdenSie tanzten eine traditionelle Faumlcherpolo-naise und legten eine schwungvolle Fleder-mausquadrille aufs Parkett Auch der nach-folgende Walzer lieszlig sich sehen hellip als wuumlr-diger Abschluszlig der vielen Proben unter derLeitung von Tanzmeisterin Anikograve Pusztaidie schon im Oktober 2008 in den Raumlumender Militaumlrschule unter den strengen abervergnuumlgten Augen des Kommandanten derSchule Col Corrado Serto begonnen hat-ten Und der Colonel der bemuumlhte sich sogarpersoumlnlich um das gute Gelingen der Polo-naise Kein Wunder also daszlig diese Leistun-gen mit rauschendem Applaus und Traumlnender Ruumlhrung der anwesenden Eltern belohntwurden

Der kulinarische Meister des Balles warunbestritten Kuumlchenmeister Gottfried AGansterer der seinen fuumlnften bdquoEinsatzldquo fuumlrdas Ausbildungszentrum MODUL der Wirt-schaftskammer Wien in Mailand bdquoabsolvier-teldquo Mit einem exklusiven Galadiner begei-sterte das MODUL-Team unter seiner Fuumlh-rung mehr die prominenten Ballgaumlste

So wie in den letzten vier Jahren standenwieder typische MODUL-Schmankerln aufdem kulinarischen Ballkalender Thymian-geraumlucherte Forelle Kuumlrbisrisotto Schweins-filet mit Pilzen in Teigkruste mit Rotwein-Kraumlutersauce und gebratene Paprika Alssuumlszligen bdquoKlassikerldquo konnte sich die MailaumlnderSociety an Sachertorte mit Schlagobers er-freuen

Nach der Mitternachtsquadrille servierteGansterer mit seinen Kolleg-StudentInnennoch die traditionelle Gulaschsuppe dieAgrar Markt Austria sorgte fuumlr eine exklusi-ve Kaumlseverkostung

Ein Tuumlpferl auf dem bdquoildquo war noch derBlumenschmuck der Saumlle Er wurde diesesJahr von einer jungen Dame geschaffen dievor Jahren einen Wien Ball als Debuumltantineroumlffnete So schlieszligt sich also auch hier derKreishellip

Eine Disco fuumlr die Jugend und Jung-gebliebenen kroumlnte den Abend und um 3 Uhrmorgens schwankten die letzten muumldenGaumlste aus den Saumllen zufrieden und miteinem Gedanken Naumlchstes Jahr wird es wie-der heiszligen bdquoAlles Walzerldquo httpwwwaustria-italiaorg

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Kuumlchenmeister Gottfried A Gansterer mit seinen HelferInnen

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Die juumlngsten Erweiterungen der Europaumli-schen Union stellen einen Meilenstein

im Prozeszlig der Einigung Europas dar undhaben allen Buumlrgern in der gesamten UnionVorteile gebracht Auf wirtschaftlicher Seitehat die Erweiterung zu einem houmlheren Le-bensstandard in den neuen Mitgliedstaatengefuumlhrt und Export- und Investitionsmoumlg-lichkeiten fuumlr die alten Mitgliedstaaten ge-schaffen Daneben hat sie die DemokratieStabilitaumlt und Sicherheit auf unserem Konti-nent gefoumlrdert Auszligerdem hat eine erweiter-te EU mehr Gewicht wenn sie sich zuThemen von weltweiter Bedeutung aumluszligertetwa zum Klimawandel oder zur Weltwirt-schaft und den dafuumlr geltenden Regeln FuumlnfJahre nach der Erweiterung ist die EU nichtnur groumlszliger sondern auch staumlrker dynami-scher und kulturell reicher In dem derzeitschwierigen globalen Umfeld besteht diegroszlige Herausforderung darin nicht der Versu-chung protektionistischer Tendenzen zu er-liegen welche die enormen Vorteile zunich-te machen wuumlrden die die Schaffung einesschrankenlosen Binnenmarktes mit 500Millionen Menschen mit sich gebracht hat

bdquoDie Erweiterungen der Jahre 2004 und2007 waren ein groszliger historischer SchrittSie markierten das Ende der Teilung Euro-pas leisteten einen Beitrag zur Konsolidie-rung der Demokratie und brachten saumlmt-lichen EU-Mitgliedstaaten wirtschaftlicheVorteile in Form gesteigerter Wettbewerbs-faumlhigkeit houmlheren Wirtschaftswachstumsund zusaumltzlicher Beschaumlftigungsmoumlglichkei-ten Wir sollten nicht zulassen daszlig die der-zeitige Krise diesen unleugbaren Erfolg

uumlberschattet Gemeinsam koumlnnen wir Loumlsun-gen fuumlr globale Fragen wie den Klimawan-del oder eine neue internationale Finanzord-nung erarbeiten Wenn wir uneinig sind er-reichen wir gar nichtsldquo erklaumlrte Wirtschafts-und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kom-missar Olli Rehn fuumlgte hinzu bdquoDie Erwei-terung hat sich als Stabilitaumltsanker und trei-bende Kraft fuumlr Demokratie und Rechtsstaat-lichkeit in Europa erwiesen Sie war sowohlfuumlr die neuen als auch die alten Mitglieds-staaten und die EU insgesamt wirtschaftlichvorteilhaft Durch die Erweiterung wurdeder Raum des Friedens und des Wohlstandsauf nahezu 500 Millionen Menschen ausge-dehnt und unser Gewicht in der Welt gestei-gertldquo Es ist nun fuumlnf Jahre her daszlig die EU10 neue Mitgliedstaaten [1] aus Mittel- undOsteuropa aufgenommen und damit der jahr-zehntelangen Teilung Europas infolge deskalten Krieges ein Ende gesetzt hat Zweiweitere Staaten Bulgarien und Rumaumlnientraten 2007 bei In der Mitteilung bdquoFuumlnf Jah-re EU-Erweiterungldquo wird gezeigt daszlig dieErweiterung fuumlr beide Seiten mit enormenwirtschaftlichen Vorteilen verbunden war

Die erweiterte EU ist nun der groumlszligte inte-grierte Wirtschaftsraum weltweit Sie reprauml-sentiert uumlber 30 des globalen BIP und uumlber17 des Welthandels Deshalb kann die EUauf globaler Ebene eine entscheidende Rollespielen Sie kann ihren Einfluszlig bei der Ge-staltung der Globalisierung zum Nutzen derBuumlrger geltend machen

Das Pro-Kopf-Einkommen in den neuenMitgliedstaaten stieg zwischen 1999 und

2008 von 40 auf 52 des Durchschnittsder alten Mitgliedstaaten und das Wirt-schaftswachstum betrug 2004 ndash 2008 durch-schnittlich 55 gegenuumlber lediglich 35 im Zeitraum 1999 ndash 2003 Diese Entwick-lung ging gleichwohl nicht zu Lasten der al-ten Mitgliedstaaten deren Wirtschaftswachs-tum zwischen 2004 und 2008 ca 22 betrug etwa ebenso viel wie zwischen 1999und 2003

Die Erweiterung eroumlffnete auch neueHandelschancen 2007 gingen nahezu 80 der Ausfuhren der neuen Mitgliedstaaten indie uumlbrige EU Auch der Anteil der Exporteder alten in die neuen Mitgliedstaaten an denGesamtausfuhren ersterer stieg zwischen1997 und 2007 von 4 frac34 auf 75

Die Arbeitslosigkeit ging von haumlufig sehrhohen Niveaus stark zuruumlck und erreichteungefaumlhr die Quoten der uumlbrigen EU ndash ca7 im Jahr 2007 Die Angst vor einem mas-siven Ansturm von Arbeitskraumlften auf diealten Mitgliedstaaten hat sich als unbegruumln-det erwiesen In den meisten Mitgliedstaatenbetraumlgt die Zahl auslaumlndischer Arbeitnehmernicht mehr als 1 der einheimischen Bevoumll-kerung im erwerbsfaumlhigen Alter und dankder Zuwanderung konnte einem Arbeits-kraumlftemangel begegnet werden Auch wardie Zuwanderung oftmals nur voruumlberge-hend ndash 50 der in juumlngster Zeit in das Ver-einigte Koumlnigreich zugewanderten Arbeit-nehmer sind bereits in ihr Ursprungsland zu-ruumlckgekehrt

Die derzeitige globale Krise bereitet allenLaumlndern Schwierigkeiten auch der EU unddie Arbeitslosigkeit steigt uumlberall

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Europa

Fuumlnf Jahre EU-ErweiterungDauerhafte Vorteile und bessere Ausgangslage zur Bewaumlltigung der aktuellen Krise

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kommissar Olli Rehn (li) und Wirtschafts- und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

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Eine groszlige geeinte EU kann dieser Situa-tion und den damit verbundenen Heraus-forderungen aber besser begegnen als dieeinzelnen Mitgliedstaaten im AlleingangDie EU hat koordinierte Maszlignahmen zurStabilisierung des Bankensystems und zurUnterstuumltzung der Konjunkturerholung ge-troffen Diese Maszlignahmen die durch weite-re derzeit vorbereitete Maszlignahmen insbe-sondere zur Wiederherstellung der fuumlr dieWirtschaft lebenswichtigen Kreditstroumlmeergaumlnzt werden lassen eine schrittweise Er-holung ab Ende dieses Jahres erwarten

Die derzeit von einem starken Konjunk-tureinbruch betroffenen neuen Mitgliedstaa-ten erhalten im Rahmen der EU-Kohaumlsions-politik finanzielle Unterstuumltzung in erhebli-chem Umfang Die Zahlungsbilanzfazilitaumlt

ermoumlglicht der EU die Unterstuumltzung vonMitgliedstaaten auszligerhalb des Euro-Waumlh-rungsgebiets die zeitweiligen Beistand be-noumltigen

Das gemeinschaftliche Wettbewerbsrechtund die Vorschriften zu staatlichen Beihilfenwerden einheitliche Bedingungen fuumlr dieUnternehmen gewaumlhrleisten

Anhand der Lissabonner Strategie fuumlrWachstum und Beschaumlftigung kann ermitteltwerden welche Reformen notwendig sindum das Wachstumspotenzial der europaumli-schen Volkswirtschaften zu steigern und siegegenuumlber globalen Erschuumltterungen wider-standsfaumlhiger zu machen

Die Kommission arbeitet gemeinsam mitden Mitgliedstaaten an einer Neuausrichtungdes Europaumlischen Sozialfonds um den Men-

schen sowohl in den alten als auch in denneuen Mitgliedstaaten ihre Arbeitsplaumltze zuerhalten Daneben bemuumlht sich die Kommis-sion u a mittels des Europaumlischen Fonds fuumlrdie Anpassung an die Globalisierung um dieEindaumlmmung der allgemeineren sozialenAuswirkungen der Krise

Der reformierte Stabilitaumlts- und Wachs-tumspakt ist ein stabiler Rahmen der es unserlaubt kurzfristig der Nachfrage und derBeschaumlftigung Impulse zu verleihen undgleichzeitig mittel- und langfristig den Kursauf solide und nachhaltige oumlffentliche Finan-zen zu halten httpwwweceuropaeu[1] Tschechische Republik Estland Zypern

Lettland Litauen Ungarn Malta PolenSlowenien und Slowakei

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Europa

Die Europaumlische Union nach der Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten 2004 (gelb) und die damaligen Kandidatenlaumlnder (dun-kelgrau) die beim letzten Erweiterungsschritt mit 1 Jaumlnner 2007 beigetreten sind

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Rechtzeitig vor den fuumlr Juni anberaumtenWahlen zum Europaumlischen Parlament

werden die gesetzlichen Regelungen fuumlr dieStimmabgabe per Briefwahl vereinfachtDer Verfassungsausschuszlig des Nationalratsbilligte mehrheitlich einen entsprechendenAntrag der beiden Koalitionsparteien SPOumlund OumlVP Gegen die Vereinfachungen stimm-te lediglich die FPOuml die wie AbgeordneterHarald Stefan festhielt der Briefwahl gene-rell skeptisch gegenuumlber steht

Dem Gesetzesentwurf zufolge muszlig kuumlnf-tig auf der Wahlkarte nicht mehr angegebenwerden wo an welchem Tag und zu welcherUhrzeit die Stimme abgegeben wurde Viel-mehr ist die eidesstattliche Erklaumlrung desWaumlhlers bzw der Waumlhlerin per Unterschriftausreichend wonach der Stimmzettel per-soumlnlich unbeobachtet unbeeinfluszligt und vordem Schlieszligen des letzten oumlsterreichischenWahllokals ausgefuumlllt wurde Auch die zwin-gende Uumlbermittlung der Wahlkarte im Post-weg entfaumlllt Diese kann zum Beispiel per-soumlnlich bei der Bezirkswahlbehoumlrde abgege-ben werden Etwaige Portokosten uumlbernimmtin Hinkunft der Staat Die Erleichterungenbei der Briefwahl sind vorerst allerdings aufdie Europawahlen beschraumlnkt uumlber die Aus-dehnung der Bestimmungen auf National-rats- und andere bundesweite Wahlen wollendie Abgeordneten gesondert beraten

Im Rahmen der Debatte wurden die Ver-einfachungen bei der Briefwahl sowohl vonden beiden Koalitionsparteien als auch vonden Gruumlnen ausdruumlcklich begruumlszligt SPOuml undOumlVP erhoffen sich dadurch eine houmlhereWahlbeteiligung bei den Europawahlen wieetwa die Abgeordneten Guumlnther Kraumluter(SPOuml) und Karl Donabauer (OumlVP) ausfuumlhr-ten Abgeordnete Daniela Musiol (Gruumlne)erinnerte daran daszlig bei den Nationalrats-wahlen 7 der Wahlkarten nicht gewertetworden seien weil das Datum oder die Uhr-zeit auf der Wahlkarte gefehlt haben

Abgelehnt wurde die Gesetzesaumlnderungvon der FPOuml Bei der Briefwahl sei derGrundsatz des persoumlnlichen und geheimenWahlrechts nicht gewaumlhrleistet argumentier-te Abgeordneter Harald Stefan Zudem kannseiner Auffassung nach nach wie vor nichtausgeschlossen werden daszlig bdquoSchummel-waumlhlerldquo ihre Stimme nach Schlieszligen derletzten Wahllokale abgeben Die FPOuml stimm-

te in diesem Sinn lediglich der Aumlnderung desEuropa-Waumlhlerevidenzgesetzes zu

Abgeordneter Wilhelm Molterer (OumlVP)zeigte kein Verstaumlndnis fuumlr die grundsaumltz-lichen Bedenken der FPOuml gegen die Brief-wahl Die Einfuumlhrung der Briefwahl seieiner der wesentlichsten demokratiepoliti-

schen Fortschritte im Wahlrecht gewesenmeinte er Nunmehr wuumlrden nach den Erfah-rungen bei der Nationalratswahl einige Adap-tierungen vorgenommen Sowohl Moltererals auch Abgeordneter Donabauer bedauer-ten dass die vereinfachte Briefwahl vorerstnur fuumlr die Europawahlen gilt und aumluszligertendie Hoffnung auf eine rasche Aumlnderung auchder Nationalratswahlordnung

Seitens des BZOuml brachte AbgeordneterEwald Stadler formale Einwaumlnde gegen denGesetzesantrag vor Da diesen Einwaumlndendurch einen VP-SP-Abaumlnderungsantrag nurin Teilbereichen Rechnung getragen wurdevotierte das BZOuml gegen eine seiner Meinungnach nicht korrekt formulierte Ziffer desGesetzentwurfs

Bei der Abstimmung am 27 Feber wurdedie Vorlage zur erleichterten Stimmabgabeper Brief bei der EU-Wahl mehrheitlich an-

genommen der FPOuml-Abaumlnderungsantragblieb ebenso wie der BZOuml-Entschlieszligungs-antrag in der Minderheit

Fekter Das Waumlhlen wird einfacher

Innenministerin Maria Fekter begruumlszligteden parlamentarischen Beschluszlig betreffendder Europawahlordnung und des Europa-Waumlhlerevidenzgesetzes und faszligt zusammenbdquoBereits bei der Europawahl profitieren dieMenschen vom neuen Wahlrecht Die Brief-wahl wird einfacher Fuumlr die Gemeinden faumlllteine Huumlrde weg Sie muumlssen die Waumlhler-verzeichnisse nicht mehr verpflichtend anSonntagen auflegenldquo

Die Novelle enthaumllt einige fuumlr Waumlhlerin-nen und Waumlhler maszliggebliche Neuerungendie bei der Europawahl am 7 Juni 2009 erst-mals zum Tragen kommen werden

Bei Ausuumlbung der Briefwahl ist das Aus-fuumlllen eines Datums eines Ortes odereiner Uhrzeit bei der eidesstattlichen Er-klaumlrung nicht mehr notwendig Nur nochdie eigenhaumlndige Unterschrift ist auf derWahlkarte vorgesehenDer Postweg ist bei Ausuumlbung der Brief-wahl nicht mehr zwingend vorgeschrie-ben Zur Uumlbermittlung der Wahlkartesind nun auch andere Wege als die Post(bzw im Ausland die Vertretungsbe-houmlrde) zulaumlssig etwa auch eine persoumlnli-che Abgabe Dies entspricht den Rege-lungen des Auslandswahlkartenwesensvon 1990 bis 2006 die sich in der Praxisgut bewaumlhrt hattenWaumlhlerinnen und Waumlhlern die sich derBriefwahl bedienen muumlssen bei einerUumlbermittlung am Postweg ndash sowohl imInland als auch vom Ausland ndash keinePortokosten mehr entrichten Das Portowird vom Bund uumlbernommenDaruumlber hinaus wird es anlaumlszliglich derEuropawahl 2009 erstmals moumlglich seindaszlig die Gemeinden die Waumlhlerverzeich-nisse an Sonntagen nicht mehr verpflich-tend zur Einsicht auflegen muumlssen Dadie tatsaumlchliche Nachfrage an Sonntagenin das Waumlhlerverzeichnis Einsicht zunehmen gering war koumlnnen die Ge-meinden nun entscheiden ob sie die Ein-sichtnahme verkuumlrzt anbieten oder amSonntag uumlberhaupt geschlossen halten

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Speziell fuumlr Auslandsoumlsterreicher

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht

Das Porto uumlbernimmt der Staat

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Oumlsterreich hat sich ganz in seinen Traumlu-men von der ewigen Insel der Seligen

verfangen Aber in fuumlnf bis zehn Jahren wer-den die wirtschaftlichen Realitaumlten das Landaufweckenldquo Mit dieser Prophezeiung ende-te ein Referat das ich Ende des Sommersvor Auslandsoumlsterreichern (an-laumlszliglich der Weltbundtagung2008 Anm) halten durfte

Nur wenige Wochen spaumltermuumlszligte ich meine Worte deut-lich schaumlrfer akzentuierenDenn die Zeit des Aufweckensist fuumlr Oumlsterreich viel schnellerals erwartet gekommen Mitlautem Uumlberschallknall ist dasLand von der Finanzkrise indie bittere Gegenwart ka-tapultiert worden und die all-gemein ersehnte Ruumlckkehr inden Schlaf ist unmoumlglich ge-worden Dennoch gehen vieleweiter als Tagtraumlumer durchsLand Insbesondere die Politik

Um zu verstehen wie bitterdieses Erwachen ist aber auchum die Entwicklung der letztenJahre zu begreifen ist ein kur-zer Ruumlckblick auf das 20 Jahr-hundert notwendig Die Menschen die inseiner ersten Haumllfte gelebt haben sind einengroszligen Teil ihres Lebens von politischenwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kata-strophen geplagt gewesen von Kriegen To-talitarismus Fanatismus BuumlrgerkriegenInflation Weltwirtschaftskrise Hunger Mas-senflucht Seuchen Gebietsanspruumlchen gegenKaumlrnten dem Verlust uroumlsterreichischer Ge-biete wie Suumldtirols und der deutschsprachi-gen Gemeinden Boumlhmens und Maumlhrenssowie von groszligen Selbstzweifeln ob ihrernationalen Identitaumlt

Zwischen 1945 und 1955 kommt es zurgroszligen Wende Am Beginn jener Dekade istOumlsterreich noch das aumlrmste Land des Kon-tinents und vierfach besetzt Dies fuumlhrt zurletzten groszligen Massenemigration aus Oumlster-

reich Am Ende dieser Periode loumlst der Ab-zug der letzten Besatzer eine gewaltige Auf-bruchstimmung aus Oumlsterreich schwimmtwie die Weltkriegsverlierer Deutschland Ja-pan und Finnland in einem Wirtschaftswun-der nach oben

Was das eigentlich Unglaubliche ist Seit-her lebten praktisch zwei Generationen ineinem ununterbrochenen Mehr Besser Rei-cher Keine der zuvor aufgelisteten Plagenwurde in dieser Zeit schlagend

Das oumlsterreichische Wunder

Wer an eine houmlhere Gerechtigkeit glaubtwird sich schwer tun diesen Unterschied inden Lebenslaumlufen mit etwas anderem alsGluumlck zu begruumlnden Wer Geschichte Po-litik und Wirtschaft naumlher analysiert derwird Verbluumlffendes entdecken Oumlsterreich istheute sogar das absolut einzige Land dasseither ohne wirtschaftliche oder auszligenpoli-tische Bedrohungen leben konnte Die ande-ren Wirtschaftswunderlaumlnder haben inzwi-schen alle schon schwere Krisen etwa Re-zessionen hinter sich die jeweils schweregesellschaftliche und soziale Auswirkungenhatten

Die wichtigsten Ursachen dieses oumlsterrei-chischen Wunders

An der Spitze lag der verdienstfreie Zu-fall daszlig das Land auf der schoumlneren Seitedes Eisernen Vorhangs quer durch Mittel-europa zu liegen kam

Trotz der Gefahren des Ost-West-Konflikts konsumierte Oumls-terreich quasi zum Nulltarifunter dem Schutz der Natoaumluszligere Sicherheit die aller-dings von vielen Oumlsterreichernirrtuumlmlich der Neutralitaumlt zuge-schrieben wurde

Der Kalte Krieg verhinderteeinen heiszligen

Weltweit aber vor allem inWesteuropa haben die Markt-wirtschaft die Globalisierungdie Versoumlhnung alter Feinde (et-wa Deutschlands und Frank-reichs) gute Rahmenbedingun-gen fuumlr eine positive Entwick-lung gelegt was auch Oumlster-reich sehr zugute kam

Die Oumlsterreicher haben einekaum noch fuumlr Streit sorgendenationale Identitaumlt gefunden(dieses Thema war vorher hun-

dert Jahre lang so umstritten wie unklarund damit eine Ursache vieler Konflikte)Die Buumlrger zeigten sich in einem vorallem im internationalen Vergleich ruumlh-menswerten Ausmaszlig gesetzestreu undfleiszligigDie verfassungsmaumlszligigen Grundlagen derRepublik waren brauchbar und zumin-dest in den ersten Nachkriegs-Jahrzehn-ten voumlllig unbestrittenDie Gewerkschaften demonstrierten iminternationalen Vergleich Maumlszligigung undZuruumlckhaltung (etwa indem sie Lohn-erhoumlhungen immer eine Spur unter derdeutschen Konkurrenz ansetzten)Die Ausbildung in den Schulen und Uni-versitaumlten war lange vorbildlich und lei-stungsorientiertDie Kreativitaumlt von Ingenieuren und Wis-senschaftern war international zumindestkonkurrenzfaumlhig

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Ein Land verschlaumlftseine Geschichte

Von Andreas Unterberger

Diesen Beitrag durfte das bdquoOumlJldquo dankensweiterweise derbdquoEuropaumlischen Rundschauldquo 20084 entnehmen

Andreas Unterberger Chefredakteur der raquoWiener Zeitunglaquo

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All das war wohl vor allem dadurch moumlg-lich geworden daszlig die Schrecken der ver-gangenen Jahrzehnte die Nation in einemkollektiven Lernprozeszlig gelehrt hatten daszligideologische Maumlszligigung SelbstdisziplinSparsamkeit Fleiszlig und der Verzicht auf illu-sionaumlre internationale Ambitionen die besteBasis fuumlr den eigenen Wohlstand sind Aumlhn-liche Lernprozesse sind aber auch in Finn-land Deutschland oder Japan in starkemAusmaszlig nachweisbar

In all diesen Laumlndern kam das Wirtschafts-wunder jedoch ndash mit jeweils unterschied-lichen Ausloumlsefaktoren und zu unterschied-lichen Zeitpunkten ndash gegen Ende des Jahr-hunderts zu einem voruumlbergehenden oderdauerhaften Ende Nur in Oumlsterreich bishernicht Aber auch das hat erklaumlrbare Gruumlndedie weder mit einem Wunder noch mit insu-larer Seligkeit zusammenhaumlngen sondernmit Verdienst wie auch Zufall und Gluumlck

Ostoumlffnung und EU ndashRettung vor der Krise

Denn auch in Oumlsterreich hatten sich inden achtziger Jahren massive Krisensignalebemerkbar gemacht Das gefaumlhrlichste wardamals der Kollaps der nicht mehr wettbe-werbsfaumlhigen uumlberschuldeten und durchparteipolitische Vereinnahmung gelaumlhmtenStaatsindustrie Aber auch die Entwicklungder staatlichen Defizite nahm damals schonbedrohliche Formen an

Dennoch kam es zu keiner DepressionKrise oder Rezession wie anderswo Warum

Der erste Grund war die Ostoumlffnung Diezeitlich genau zum richtigen Zeitpunkt kom-mende Wende von 1989 oumlffnete Oumlsterreichploumltzlich den Zugang zu riesigen Maumlrktenzu billigen wie motivierten Arbeitskraumlften(legaler wie illegaler Art) zu hungrigenStandorten fuumlr Investitionen und nach eini-gen Jahren der Umstellungskrise auch zuRegionen mit steilen Wachstumsraten vorder Haustuumlr Diese Chance wurde perfektgenutzt von den groszligen Banken Versiche-rungen und Energiekonzernen genauso wievon Tausenden Klein- und MittelbetriebenViele dieser Firmen haumltten ohne Mittelost-europa nicht uumlberlebt Sie machen seithereinen Groszligteil ihrer Gewinne in oder mit derneu-alten Nachbarschaft Da konnte sich dieFlexibilitaumlt und Empathie der Oumlsterreicher er-folgreich bewaumlhren Insbesondere der 2008so sehr in die Krise gekommene Finanzsek-tor erwirtschaftete dort fast zwei Jahrzehntelang einen wichtigen Beitrag zum ndash realen ndashWachstum Oumlsterreichs

Der zweite Grund war der EU-Beitritt

Dieser brachte Oumlsterreich einen spuumlrbarenModernisierungsschub Wettbewerb und De-regulierung bedeuteten ein Blutdoping fuumlrOumlsterreichs Wirtschaft Das Land wuchsnach 1995 viel rascher als die alten EU-Laumln-der (die den Beitrittsimpuls viel fruumlher kon-sumiert haben) oder die Schweiz

Der dritte Grund waren einige mutige Re-formen Durch Abschaffung der Vermoumlgens-steuer massive Privatisierungen Einfuumlhrungder fuumlr die Ansiedlung von Konzernzentralenwichtigen Gruppenbesteuerung und die Koumlr-perschaftssteuerreform (ein wenig auch durchdie Universitaumlts- die Pensions- und die lei-der nur sehr halbherzigen Verwaltungsre-formen) wurde ein weiterer Anstoszlig gegeben

Der oumlsterreichische Erfolg (der sich auchin allen volkswirtschaftlichen Daten nieder-schlug) wurde alluumlberall sichtbar Besondershandgreiflich anschaulich war etwa die In-vasion deutscher Kellner nach Oumlsterreich ndashvor den 90er-Jahren ist dieser Berufsstandnaumlmlich immer nur in die Gegenrichtung ge-wandert Die Oumlsterreicher wurden zu Welt-meistern an Lebensqualitaumlt bei FernreisenFruumlhpension oder Studiendauer Das opulentausgebaute Gesundheitssystem bedienteauch Luxuskrankheiten Staumldte wie Seen wur-den vorbildlich restauriert und saniert DerAutobahnbau wurde zur Goldgrube fuumlr dieBauwirtschaft

Doch nichts waumlhrt ewig Neue Krisen-signale wurden zunehmend sichtbar Diesepositiven Faktoren verloren inzwischen wie-der ihre Wirksamkeit ndash und zwar noch ehedie globale Finanzkrise zuschlagen konnte

Reformwille erlahmt

Das anfangs so reformfreudige Schwarz-Blau-Orange verlor schon vor seiner Abwahljede Dynamik Und seit den Wahlen von

2006 und 2008 gilt uumlberhaupt jeder Versucheiner nicht populistischen Reformpolitik querdurch die Parteien als politischer Selbst-mord

Die EU-Mitgliedschaft war in ihrer posi-tiven Wirkung bald konsumiert ndash uumlberdieshat sich die Union bald selbst vom Ausbaudes Binnenmarkts auf voumlllig uumlberfluumlssige so-zialtechnologische Uumlberregulierungen ver-legt von Rauchverboten (eine Materie diein Oumlsterreich vorher weitgehend Landes-sache gewesen ist) bis zur Gleichbehand-lung Wozu noch die ungeloumlsten Megapro-bleme Vertragsreform CO2-Vorzugsschuuml-lertum oder Tuumlrkei-Beitritt kommen

Und der dritte positive Faktor die Ostoumlff-nung verliert zunehmend an Wirksamkeitweil das hilfreiche wirtschaftliche Gefaumlllezwischen Oumlsterreich und den Nachbarn aufGrund des Aufbaus im Osten rasch verloren-geht weil Wachstumskrisen in Osteuropaauch voll auf Oumlsterreich durchschlagen

Kritische Signale

Parallel zum Wegfall dieser drei Reform-und Kraftquellen haben sich in den letztenJahren zunehmend wenngleich kaum wahr-genommen viele andere kritische Signalegezeigt

Oumlsterreich hat trotz Hochkonjunktur zwi-schen 2006 und 2008 nicht einmal mehrversucht einen ausgeglichenen Haushaltanzustreben sondern ohne Not weiter po-pulistisch in den Ausbau des Wohlfahrts-systems investiertRot-Schwarz begann die Pensionsrefor-men teilweise zuruumlckzunehmen und ver-strickte Oumlsterreich schon unter Gusen-bauer in eine Fuumllle von zusaumltzlichen lang-fristig wirkenden Sozialausgaben vonder Pflege bis zur Arbeitslosensicherung

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die bdquoEuropaumlische Rundschauldquo erscheintvierteljaumlhrlich und wird vom gleichnami-gen Verein herausgegeben Sie bietet auf144 Seiten im Format 17 x 24 cm an-spruchsvolle Beitraumlge zu unterschiedlich-sten Europa-Themen und Kritiken zueuropabezogenen Veroumlffentlichungen ndashDie Einzelnummer kostet 8 Euro das Jah-resabonnement 25 Euro zuzuumlglich PortoBestellungen richten Sie bitte an denVerein bdquoEuropaumlische RundschauldquoEbendorferstraszlige 64A-1010 WienTelefon ++43 (0)1 408 34-00Telefax ++43 (0)1 408 34-11httpwwweuropaeische-rundschauat

In Oumlsterreich das einst mit Stromexportviele Devisen verdiente werden seit lan-gem praktisch keine Kraftwerke mehrgebaut Es ist zu einem Netto-Importeurvon Strom gewordenAlle modernen Technologien die mit denWorten Hormon Gen oder Atom zu-sammenhaumlngen koumlnnten werden hierzu-lande bekaumlmpft statt beforscht und ge-nutztEinige der Universitaumlten (etwa die Wie-ner Medizin) haben ihre Autonomie zuFreunderlwirtschaft und Hausberufungengenutzt und dadurch an Wettbewerbsfauml-higkeit verlorenDie Bahn hat keinen ausreichenden An-schluszlig an das westliche Hochgeschwin-digkeitsnetz gefundenDie Massenzuwanderung hat sich voumllligfalsch entwickelt Es gibt keinen rotenTeppich fuumlr qualifizierte Arbeitskraumlfteaber offene Tuumlren fuumlr massenweisen Miszlig-brauch des Asylverfahrens (selbst wennsie abgewiesen werden bleiben vieleAsylwerber im Land) und die uumlberausgroszligzuumlgige Moumlglichkeit von Familien-zusammenfuumlhrungen Das lieszlig binnenkurzem in Oumlsterreichs Staumldten ethnischeund schulische Ghettos entstehen Wes-halb die Integration von Zuwanderernschlechter denn je funktioniert ndash was auchzum wichtigsten Faktor beim juumlngstenWahltag geworden ist (Nationalratswahlam 28 September 2008 Anm d Red)Jene Menschen die als Transferempfaumln-ger vom Wohlfahrtssystem profitierensind heute bei jeder Wahl in der MehrheitWas dazu fuumlhrt daszlig die Politik immerweniger auf die Leistungstraumlger zu schau-en bereit ist Keine populistische Parteiwendet sich heute noch an die bdquoFleiszligigenund TuumlchtigenldquoWie in Deutschland wandern immer mehrAngehoumlrige der Eliten und insbesondereForscher ins Ausland abDie Bundeslaumlnderbuumlrokratie die diesemkleinen Land uumlberfluumlssigerweise zehnverschiedene Gesetzgeber beschert istmaumlchtiger und teurer denn je Als De-monstration ihrer Macht haben die Laumln-der (uumlber die jeweiligen Parteien) sowohlSPOuml-Chef Gusenbauer wie auch OumlVP-Obmann Molterer zu Sturz gebrachtEtwa bei den Baubehoumlrden hat die Kor-ruption signifikant zugenommenDie prohibitive Houmlhe der Personalsteuernmotiviert Fuumlhrungskraumlfte zunehmend da-zu mit ihren Firmen und Konzernzentra-len abzuwandern ndash und zwar Richtung

Osten Aus dem gleichen Grund muumlssendie groszligen Banken und Versicherungenwenn sie aus ihren Ostfilialen Spitzen-kraumlfte nach Wien holen diesen nun schondes oumlfteren deutlich houmlhere Bruttoloumlhnezahlen als den gleichqualifizierten Oumlster-reichernEin Vorstand eines Elektronik-Konzernsprophezeite daszlig es in fuumlnf bis zehn Jah-ren keinen Elektronik-Arbeitsplatz inOumlsterreich geben werdeAn den heimischen Universitaumlten gibt espraktisch keine relevanten Oumlkonomenmehr um nur eine wichtige Disziplin zunennenDie Qualitaumlt der heimischen Medien alsentscheidender (wenn auch oft unter-schaumltzter) Standortfaktor hat sich auseiner Vielzahl von Gruumlnden verschlech-tert Dazu nur einige Stichworte Erset-zung von Information durch Infotainmentabnehmende Bildung der Journalistenkorrupte Eigentuumlmer zu groszliger Staats-einfluszlig im oumlffentlich-rechtlichen Sektorregionale Monopole und nationale Oligo-polstrukturen im Printbereich und wach-sende Einfluszlignahme der werbendenFirmen auf die InhalteDie gewaltigen Probleme der Demo-graphie und Migration wurden weitge-hend ignoriert rasche Uumlberalterung Kin-derarmut exponentielles Wachstum derZuwanderer aus nichteuropaumlischen Kul-turen (die leider keine der fuumlr weitereWohlstandsmehrung und Verteidigungder Wettbewerbsfaumlhigkeit notwendigenEigenschaften mitbringen) und damitauch kulturelle Agonie sowie wachsendeErfahrungen von Identitaumltsverlust DieseProbleme werden von manchen Expertenauf ein bloszliges Arbeitsmarkt- und Pen-sionsproblem reduziert Aber selbst diesewerden nicht ernst genommenAlle Parteien haben arge Nachwuchspro-bleme Kein gescheiter und anstaumlndigerjunger Mensch geht noch in die PolitikLandespolitiker weigern sich aus ihrergemuumltlichen (houmlchstens durch Alkohol-konsum gefaumlhrlichen) Umgebung in einMinisteramt zu wechseln Das wird lang-fristig zur DemokratiegefaumlhrdungDer Politik stehen auch keinerlei brauch-bare Think tanks oder aumlhnliches zurVerfuumlgung Gleichzeitig sind OumlsterreichsUniversitaumlten in den fuumlr Politik und Wirt-schaft entscheidenden Disziplinen intel-lektuell ausgeduumlnntDie Parteien haben den rechtzeitigen Uumlber-gang zum Mehrheitswahlrecht versaumlumt

Was Oumlsterreich angesichts der immer po-pulistischer werdenden Parteien am Ran-de auf Dauer zur politischen Laumlhmungund Blockade durch eine immer kleinerwerdende groszlige Koalition verdammtDie Krisendynamik hat sich zuletzt vonMonat zu Monat beschleunigt Bestes Bei-spiel dafuumlr ist die AUA Feierte diese nocham Anfang des Jahres 2008 mit groszligemAufwand und viel Stolz ihr 50jaumlhriges Ju-bilaumlum so war sie schon im Sommer des-selben Jahres ein Kandidat fuumlr einenNotverkaufDie Mehrheit der Parteien versuchte eine(ohnedies bald wieder abflauende) Ver-teuerung der weltweiten Energie- undLebensmittelpreise mit Schulden zu be-kaumlmpfen also eine Strategie die langfri-stig nur noch mehr Inflation schafft

Verlorener Bezug zur Realitaumlt

Was ist in diesem Land passiertDer Hauptgrund der skizzierten Sorge ist

ein psychologischer Die sechs Jahrzehntevoller ermutigender Entwicklungen habendafuumlr gesorgt daszlig die Menschen die kollek-tive Erinnerung an die schlechten Jahre ver-loren haben Und die maximal in 24 Stun-den-Dimensionen denkenden Boulevardzei-tungen haben diese Erinnerung ohnedies niegehabt Sie ist auch in der Politik rasch ver-lorengegangen die bis auf die Ausnahme-erscheinungen Raab Kreisky und Schuumlsselohnedies nie uumlber die Mittelmaumlszligigkeit hin-ausgekommen ist

Nicht mehr Fleiszlig Disziplin und Kreativi-taumlt werden als die Quellen des Wohlstandesangesehen sondern der scheinbar uner-schoumlpfliche Reichtum des Staates der immerzu flieszligen hat wenn es auch nur die kleinsteKrise gibt oder wenn jemand imstande isteinen Bedarf zu artikulieren Und dazu istdie schier unerschoumlpfliche Armada der soge-nannten Sozialpolitiker immer imstande Dienoch dazu von den meisten Medien fuumlr guteMenschen gehalten und nie mit der Fragekonfrontiert werden ob nicht eine Sozial-quote von 29 Prozent vielleicht sogar einwenig zuviel des Guten sein und die Men-schen von eigenen Anstrengungen abhaltenkoumlnnte Als ob Oumlsterreich 29 Prozent Armehaumltte

Mit einem Satz Die Oumlsterreicher habenden Bezug zur Realitaumlt verloren

In dieser Situation konnte es auch passie-ren daszlig vier Tage vor der Wahl im Parlamentdie schamloseste Waumlhlerbestechungsaktionder Geschichte stattfindet die jede Bananen-republik uumlbertrifft Ohne daszlig es einen nen-

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nenswerten oumlffentlichen Aufschrei oder eineReaktion in der Wahlzelle gegeben haumltte

Mit dieser Einstellung ist das Land nununvorbereitet in die schlimmste Finanz-krise der Geschichte gestuumlrzt die keinerleiSpielraum mehr fuumlr Traumlume laumlszligt Die auchmit einer zeitweisen Beruhigung der Boumlrsendurch astronomische Finanzspritzen undHaftungsuumlbernahmen alles andere als been-det ist

Gewiszlig Der Irrglaube daszlig der Staat alleProbleme loumlsen kann hat nicht nur in Oumlster-reich um sich gegriffen Er hat hier aber aufGrund der langen fetten Jahre einen be-sonders uumlppigen Naumlhrboden gefunden Erwird in den naumlchsten Monaten und Jahrennoch zu vielen folgenschweren Fehlentwick-lungen fuumlhren

Das Bewuszligtsein ist einfach nicht mehrvorhanden daszlig ein Staat (wie Argentinienoder Island) bankrott gehen kann daszlig auchin Oumlsterreich Massenarbeitslosigkeit undPensionsentwertung (wie in Osteuropa vorder Sanierung) moumlglich sind daszlig das Ri-siko einer jahrzehntelangen Stagnation undDepression (etwa nach japanischem Mu-ster) ein durchaus nicht auszuschlieszligendesSzenario ist

Politiker und Banker versuchen naturge-maumlszlig dauernd Sicherheit auszustrahlen Diewichtigsten Medien des Landes sympathisie-ren neuerdings sogar mit einer Renaissanceeines Staatssozialismus Wie soll da eine sorealitaumltsfern gewordene Bevoumllkerung diewahren Risken sowie die Tatsache begreifendaszlig keineswegs alle politischen und oumlkono-mischen Risken beherrschbar gewordensind ndash vor allem dann nicht wenn die Tu-genden von Fleiszlig SelbstverantwortungLeistung und Maumlszligigung in Vergessenheitgeraten sind

Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch daszligOumlsterreich durch eine sehr bittere Dekadegehen muszlig Bis eine neue Generation bereitist sich den Herausforderungen des 21 Jahr-hunderts zu stellen

Diskutiert man solche Gedanken inOumlsterreich wird einem oft entgegengehal-ten Warum so negativ Diese Uumlberlegungenstellen aber eigentlich einen Appell dar dieRealitaumlt als ersten Schritt zur Besserung zuerkennen Und eine Handlungsanleitungwas als zweiter Schritt alles zu tun waumlre

Das Interessante ist Bei den Auslands-oumlsterreichern stoumlszligt man mit den gleichenSorgen auf flammende Zustimmung Wissensie vielleicht besser als eine von den HerrnDichand und Fellner verbloumldete Nation waseigentlich zu tun waumlre

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Der Menschenhandel und vor allem dieAusbeutung von Frauen und Kindern ist

ein besonders verabscheuungswuumlrdiges Ver-brechen Oumlsterreich tut daher seit Jahren sehrviel gegen Menschenhandel sowohl auf na-tionaler als auch auf internationaler Ebeneldquoso Innenministerin Maria Fekter anlaumlszliglich derMinisterkonferenz bdquoRichtlinien fuumlr die Erstel-lung von Datenbanken bezuumlglich Menschen-handelldquo am 23 und 24 Feber 2009 in Wien

Die Konferenz bildet den Abschluss eines18monatigen Projekts uumlber die Datensamm-lung im Bereich Menschenhandel Das Pro-jekt wurde vom Bundesministerium fuumlrInneres der Internationalen Organisation fuumlrMigration (IOM) ausgewaumlhlten EU-Staatenund weiteren Organisationen durchgefuumlhrtZiel des Projekts war die Entwicklung voneinheitlichen Richtlinien fuumlr die Daten-sammlung im Bereich Menschenhandel samtvergleichbarer Indikatoren bdquoDas soll den Be-houmlrden in den EU-Staaten ermoumlglichen ge-zielter gegen Menschenhandel vorzugehenund potenzielle Opfer besser zu schuumltzenldquosagte Fekter Derzeit werden in den einzel-nen EU-Staaten unterschiedliche Daten ge-sammelt ndash ihre Vergleichbarkeit ist nahezuunmoumlglich Das macht die Erstellung vonEU-weiten Problemanalysen und die Be-kaumlmpfung des Menschenhandels schwierig

Mit den praumlsentierten Richtlinien soll dieVergleichbarkeit der Daten verbessert wer-

den Dadurch sollen Kriterien vereinfachtwerden

bessere Analysen ndash anhand vergleichenderDaten lassen sich die bdquomodi operandildquoleichter herausfiltern und entsprechendeSchwerpunktaktionen setzeneine bessere Ursachenforschung ndash mitvergleichbaren Daten koumlnnen die Behoumlr-den den Ursachen des Menschenhandelsviel leichter auf den Grund gehen undeine vereinfachte Opferidentifizierung ndashdzt gibt es unterschiedliche Definitionenvon Opfern

bdquoDamit die Umsetzung der heute be-schlossenen Richtlinien optimal erfolgenkann werden wir groszligen Wert auf den Daten-schutz die technische Adaptierung und einenbreiten und nationalen Konsens aller Daten-lieferanten das heiszligt von Polizei Sozialein-richtungen und NGOs legenldquo sagte Fekter

Neben Fekter nahmen EU-Ratsvorsitzen-der Innenminister Ivan Langer aus Tsche-chien Justizminister Tibor Draskovics ausUngarn) IOM Generaldirektor WilliamLacy Swing Staatssekretaumlr Vladimir Cecotaus der Slowakei OSZE-SonderbeauftragteEva Biaudet und Generaldirektor des UNO-Sitzes in Wien und Exekutivdirektor desUNO-Buumlros fuumlr Drogenkontrolle und Ver-brechensverhuumltung Antonio Maria Costateil httpwwwbmigvat

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien

Der EU-Ratsvorsitzende und Innenminister von Tschechien Ivan Langer mit sei-ner oumlsterreichischen Amtskollegin Maria Fekter anlaumlszliglich der Konferenz in Wien

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Beeindruckt von seiner Projektreise zeigtsich Suumldtirols Landeshauptmann Luis

Durnwalder der am 5 Maumlrz nach zehn Ta-gen in Benin Togo und Ghana nach Suumldtirolzuruumlckgekehrt ist bdquoDie Projekte sind vor-bildlich umgesetzt worden und sowohl dieArt der Projekte als auch die Zielgebiete wer-den kuumlnftig noch groumlszligere Prioritaumlt genieszligenldquoso Durnwalder der die letzten beiden Tagein Ghana verbracht hat

Vier Projekte hat das Land in den letztenJahren in Ghana mit einem Betrag von fast115000 Euro unterstuumltzt dazu kommen sechsProjekte der Region mit einem Gesamtbei-trag von 165000 Euro Drei dieser Projektehat der Landeshauptmann in den letzten bei-den Tagen seiner Reise besucht um sich vomStand der Umsetzung bzw vom ordnungsge-maumlszligen Einsatz der Hilfsgelder zu uumlberzeu-gen Erste Station war dabei Dadome imNordosten der Hauptstadt Accra Dort hatdie Region den Bau eines Kindergartens undeines Kinderhorts unterstuumltzt in denen ndash ein-mal fertiggestellt ndash rund 160 Kinder zwi-schen zwei und sechs Jahren betreut werdenkoumlnnen Das Projekt wird vom VereinbdquoAmici nel Mondoldquo vorangetrieben

Vom selben Verein wird auch ein Projektzur Verbesserung der Trinkwasserversor-gung in 13 Doumlrfern in der selben Region

betreut bdquoEs geht hier um Trinkwasser fuumlrimmerhin rund 4500 Menschen und zudemum die Versorgung mit Wasser fuumlr die Land-wirtschaftldquo erklaumlrt Durnwalder der zudemein aumlhnliches Projekt besichtigt hat mit demzehn Doumlrfer im Suumlden Ghanas mit Wasserversorgt werden

Den letzten Tag seiner Reise hat der Lan-deshauptmann in der ghanaischen Hauptstadt

Accra verbracht wo er von Landwirtschafs-minister Kwesi Ahwoi empfangen wordenist bdquoDer Minister war vor allem an unseremKnow How in Sachen Lagerung von Obstund Gemuumlse interessiertldquo so Durnwaldernach der Aussprache mit dem Minister beider auch eine eventuelle Zusammenarbeit mitdem landwirtschaftlichen VersuchszentrumLaimburg angedacht worden ist

Nach seiner Ruumlckkehr zieht der Landes-hauptmann eine uumlberaus positive Bilanz sei-ner Reise bdquoAlle Projekte die wir in diesenzehn Tagen mit den Vertretern des VereinsAmici nel Mondolsquo und der MissionsgruppeMeran besichtigt haben sind vorbildlichumgesetzt worden und uumlben eine nachhaltigeWirkung auf die Entwicklung der Bevoumllke-rung ausldquo so Durnwalder Die Art der Pro-jekte sei genau jene die von einer kleinenRealitaumlt wie Suumldtirol gefoumlrdert werden muumls-sten bdquoSie werden in Zukunft in unserer Stra-tegie der Entwicklungszusammenarbeit mitSicherheit eine noch groumlszligere Rolle spielenldquoso der Landeshauptmann Selbiges gilt fuumlrdas Zielgebiet Westafrika bdquoWir haben gese-hen daszlig hier jeder Euro dringend benoumltigtwird um die grundlegenden Strukturen zuschaffen die eine Entwicklung moumlglich ma-chen oder erleichternldquo so Durnwalder httpwwwprovinzbzit

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Aus Suumldtirol

raquoVorbildliche ProjektelaquoLandeshauptmann Luis Durnwalder zieht eine uumlberaus positive Bilanz seiner Ghana-Reise

Projekte unter der Lupe Auch in Ghana hat LH Luis Durnwalder die von Land und Region finanzierten Vorhaben begutachtet

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Vier Projekte hat das Land in den letzten Jahren in Ghana unterstuumltzt

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Wirtschaft

Dies ist vor allem auf die tiefe Rezessionin der exportorientierten Sachguumlter-

erzeugung zuruumlckzufuumlhren Hingegen weite-ten die privaten Haushalte ihre Konsum-nachfrage aus wenn auch sehr verhalten ImTourismus begann die Wintersaison guumlnstigDer Konjunkturabschwung schlaumlgt sich auchin einer raschen Verringerung der Inflations-rate und einem starken Anstieg der Arbeits-losigkeit nieder

In Oumlsterreich verringerte sich das Brutto-inlandsprodukt laut aktueller Berechnungdes WIFO im IV Quartal 2008 saison- undarbeitstaumlgig bereinigt gegenuumlber dem Vor-quartal real um 02 Damit lag es um nurnoch 03 uumlber dem Wert des Vorjahres Fuumlrdas gesamte Jahr 2008 ergibt sich ein Wirt-schaftswachstum von real +18 Die Daumlmp-fung der Wirtschaftsleistung im IV Quartalist vor allem auf einen Einbruch der Kon-junktur in der exportorientierten Industriezuruumlckzufuumlhren Die Exportnachfrage bliebreal um 1 unter dem Wert des III Quartalsund um 42 unter jenem des Vorjahres Inder Sachguumltererzeugung ging die Wert-schoumlpfung gegenuumlber dem III Quartal realum 16 gegenuumlber dem Vorjahr um 14zuruumlck Die Ergebnisse des WIFO-Konjunk-turtests vom Jaumlnner 2009 lassen auf weitereProduktionseinbuszligen in der Industrie schlies-sen Die Unternehmen beurteilen die Auf-traumlge vor allem aus dem Ausland und dieGeschaumlftsaussichten so unguumlnstig wie schonlange nicht mehr Die Kapazitaumltsauslastungist markant gesunken vor allem jene derGroszligunternehmen und der Kfz-IndustrieEin Groszligteil der befragten Unternehmen er-wartete weitere empfindliche Produktions-einbuszligen Der Saldo aus positiven und nega-tiven Meldungen erreichte -22 Prozentpunk-te im Juli 2008 war er noch bei +5 Prozent-punkten gelegen im Jaumlnner 2008 bei +17 Pro-zentpunkten Allerdings waren die Produk-tionserwartungen im Jaumlnner 2009 geringfuuml-gig guumlnstiger als im Dezember 2008 ndash dieskoumlnnte ein erster Hinweis darauf sein daszligsich der Ruumlckgang etwas verlangsamt DerAbschwung der Weltkonjunktur verschaumlrftsich In den USA beschleunigte sich die Ab-nahme der Wirtschaftsleistung im IV Quar-tal 2008 markant (saisonbereinigt real -1

gegenuumlber dem Vorquartal) Der Euro-Raumbefindet sich seit dem Fruumlhjahr 2008 in einerRezession Ende 2008 brachen die Produk-tion (November gegenuumlber August saison-bereinigt -5) und die Auftragseingaumlnge inder Industrie (-15) ein Zwar verlaumluft derAbschwung im Bauwesen und im Einzel-handel flacher die Arbeitslosigkeit steigtaber bereits kraumlftig Auch in den ostmitteleu-ropaumlischen EU-Laumlndern verschlechterte sichdie Konjunktur die Industrieproduktion lei-det unter dem spuumlrbaren Nachlassen der Nach-frage aus dem Westen Hingegen schwaumlchensich Bauproduktion und Einzelhandelsum-saumltze in den meisten Laumlndern bisher nur leichtab In den asiatischen Schwellenlaumlndern bra-chen Exportnachfrage und Industrieproduk-tion ein Der weltweite Ruumlckgang der Pro-duktion schlaumlgt sich auch im Welthandel nie-der dieser verringerte sich im November2008 gegenuumlber dem Vormonat real um 6Fruumlhindikatoren weisen auf eine weitereAbwaumlrtstendenz in den folgenden Monatenhin Auch in Oumlsterreich entwickeln sich dievon der Binnennachfrage getragenen Wirt-schaftsbereiche stabiler als die Exportwirt-schaft Die Konsumausgaben der privatenHaushalte lagen im IV Quartal 2008 gering-fuumlgig uumlber jenen des Vorquartals (saison-und arbeitstaumlgig bereinigt real +04 +1gegenuumlber dem Vorjahr) Zum Anstieg duumlrf-te auch die leichte Zunahme der verfuumlgbarenrealen Einkommen beigetragen haben DieInflationsrate sank im Dezember wegen desmarkanten Ruumlckgangs der Rohstoffpreiseauf 13 drei Monate zuvor hatte sie noch38 betragen Waumlhrend die realen Umsaumltzeim Einzelhandel insgesamt im IV Quartalauf dem Vorjahresniveau stagnierten warenjene des Kfz-Handels deutlich ruumlcklaumlufig (-116) Im Dezember 2008 wurden um16 weniger Pkw neu zugelassen als imDezember des Vorjahres

Die Wintersaison begann im Tourismusvielversprechend Dank der guumlnstigen Wit-terung und der Verzoumlgerung mit der einKonjunkturabschwung im Tourismus erfah-rungsgemaumlszlig wirksam wird nahmen im No-vember und Dezember sowohl die Zahl derNaumlchtigungen als auch der reale Umsatzgegenuumlber dem Vorjahr um 68 zu Der von

der Investitionstaumltigkeit getragene Industrie-und Geschaumlftsbau schwaumlchte sich bereitsmerklich ab Im Tiefbau entwickelt sich dieProduktion aber guumlnstig Insgesamt blieb dieWertschoumlpfung der Bauwirtschaft im IVQuartal real um 06 unter dem Vorjah-reswert Die im WIFO-Konjunkturtest be-fragten Bauunternehmen sind hinsichtlichder Entwicklung von AuftragseingaumlngenProduktion Preisen und Beschaumlftigung zu-nehmend pessimistisch Aufgrund des Pro-duktionseinbruchs in der Industrie stieg dieZahl der Arbeitslosen im Dezember undJaumlnner ndash trotz der raschen Ausweitung derKurzarbeit ndash stark Saisonbereinigt war siezuletzt um 10000 houmlher als im November2008 die Arbeitslosenquote erhoumlhte sich auf64 der unselbstaumlndigen Erwerbspersonen(+08 Prozentpunkte gegenuumlber dem kon-junkturellen Tiefstand im Maumlrz 2008) DieZahl der unselbstaumlndig aktiv Beschaumlftigtensank leicht gegenuumlber den Vorquartalen

Mangelnde raquoEuropaumlisierunglaquo dernationalen Konjunkturzyklen alsRisiko fuumlr den Euro-Raum

Waumlhrend uumlber die ersten 10 Jahre derWirtschafts- und Waumlhrungsunion eine groumlszlig-tenteils positive Bilanz zu ziehen ist stelltdie weltweite Finanzkrise die Funktionsfaumlhig-keit der WWU auf die Probe Die Uumlberle-bensfaumlhigkeit der Waumlhrungsunion steht auf-grund des guten Zusammenspiels der fuumlr diePolitikgestaltung zustaumlndigen Institutionenauszliger Frage Zwar hatten die Einfuumlhrung dergemeinsamen Waumlhrung und die damit ver-bundenen politischen Anpassungsprozessebereits eine Harmonisierung des Konjunk-turzyklus im Euro-Raum zur Folge Da einevoumlllige Harmonisierung aber nicht zu errei-chen sein wird zwingen einschneidende Er-eignisse wie der gegenwaumlrtige Finanzkrisen-Schock die Geld- und Fiskalpolitik zum fle-xiblen Handeln Mangels anderer Mecha-nismen zur Abfederung solcher Schocks (zB Fiscal Federalism in den USA) sind einekonsequentere Koordination der Wirt-schaftspolitik und eine noch staumlrkere Zusam-menarbeit zwischen den Laumlndern des Euro-Raums und der EZB dringend geraten

Vor dem Hintergrund der weltweiten

KonjunktureinbruchDas Bruttoinlandsprodukt ging im IV Quartal 2008 um Saison- und

Arbeitstagseffekte bereinigt erstmals seit Mitte 2001 zuruumlck ndash MangelnderaquoEuropaumlisierunglaquo der nationalen Konjunkturzyklen als Risiko fuumlr den Euro-Raum

Finanzkrise mit ihren immer schwerwiegen-deren Folgen fuumlr die Realwirtschaft ist dieEinschaumltzung der Zukunftsfaumlhigkeit derWirtschafts- und Waumlhrungsunion der EU zu-nehmend gespalten Einerseits wird ein Zer-fallen der WWU befuumlrchtet Andererseits ge-winnen gerade in Zeiten der Krise die Waumlh-rungsunion und der Euro an Attraktivitaumlt ndashvor allem in jenen Laumlndern die am staumlrkstenvon der Finanzkrise betroffen sind (IslandGroszligbritannien) und bisher der gemeinsa-men Waumlhrung und der EU skeptisch gegen-uumlberstanden Tatsaumlchlich ist die gegenwaumlrti-ge Finanzkrise ndash aumlhnlich der Weltwirtschafts-krise von 1929 ndash nicht auf wenige Laumlnderbeschraumlnkt (wie z B die Asien- Ruszligland-Schweden- Argentinienkrise in den 1990er-Jahren) sondern hat sich weltweit ausge-breitet Eine solche Konstellation tritt seltenauf ihre Auswirkungen sind aber wegen dersehr stark globalisierten Wirtschaft mit ihrenvielfaumlltigen Verflechtungen gravierend Mitder Erfahrung um die negativen Folgen einerNicht-Reaktion bzw der Verstrickung in na-tionalen Protektionismus in den 1930er-Jah-ren greifen fast alle Industrielaumlnder massivpolitisch ein Dies gilt sogar fuumlr China abernicht zuletzt fuumlr die groumlszligten Wirtschafts-raumlume USA und Europa Europa kann im

Gegensatz zu den USA nicht einheitlichagieren weil es einerseits gespalten ist inEFTA- und EU-Laumlnder und letztere sichwiederum danach unterscheiden ob sie ander Waumlhrungsunion teilnehmen Wegen die-ser Heterogenitaumlt der Ausgangslage ist esumso uumlberraschender daszlig innerhalb der er-weiterten EU sehr rasch eine koordinierteKrisenpolitik versucht wird Allerdings sindweitere Anstrengungen der Koordinationnotwendig um nicht durch Protektionismus(Foumlrderung nationaler Champions und Ban-ken) den Zusammenhalt des Binnenmarktesund der Waumlhrungsunion zu gefaumlhrden

Die gegenwaumlrtige Weltkrise offenbart zu-dem viele Schwaumlchen des politischen De-signs der WWU vor allem den Mangel dassdie Rolle des Lender of Last Resort nichtexplizit geregelt ist sie wurde ad hoc vonEZB und EU-Laumlndern in Anspruch genom-men Eine direkte Hilfe (Bail-out) im Falledes Staatsbankrotts eines Euro-Raum-Lan-des ist vertraglich ausgeschlossen Finanz-hilfen aus dem EU-Haushalt koumlnnen zurzeitlaut EGV nur fuumlr Zahlungsbilanzproblemegewaumlhrt werden (z B Ungarn) nicht aberzur Stuumltzung des Staatshaushalts eines Mit-gliedslandes Der groszlige von den USA ausge-hende Finanzmarktschock betrifft die Laumln-

der des Euro-Raums wegen ihrer jeweiligenWirtschaftsstruktur und des nicht ganz har-monisierten Konjunkturverlaufs unterschied-lich stark Zudem verschaumlrft die Krise diesich seit langem aufschaukelnden Ungleich-gewichte aufgrund unterschiedlicher Lohn-stuumlckkostenentwicklung (Deutschland undOumlsterreich sind hier im Vorteil die meistenLaumlnder im Suumlden im Nachteil) Die Diver-sitaumlt der Betroffenheit insgesamt resultiert inder unterschiedlichen Einschaumltzung der Bo-nitaumlt der Staaten im Falle der Platzierungvon Staatsanleihen Letztlich geht es in derEU und insbesondere im Euro-Raum umbdquoManaging Diversityldquo durch flexible undverstaumlrkte Zusammenarbeit aller Institutio-nen (EZB Europaumlische Kommission EU-Laumlnder) Die teilweise zitierte Gefahr einesZerfalls der Waumlhrungsunion ist aber unreali-stisch Die Probleme die durch die Finanz-krise ausgeloumlst wurden und werden sindnicht auf den Euro-Raum beschraumlnkt son-dern treffen Groszligbritannien die Schweizund vor allem die USA gleichermaszligen Zu-dem gewinnt der Euro immer groumlszligereBedeutung fuumlr die Diversifizierung der Welt-waumlhrungsreserven und ist schon deshalb un-verzichtbar in der Weltwirtschaft httpwwwwifoat

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Wirtschaft

2007 2008 III Quartal I V Quartal I Quartal II Quartal III Quartal IV Quartal

Saison- und arbeitstagsbereinigt Veraumlnderung gegen das Vorquartal in real

Verwendung des BruttoinlandsproduktesKonsumausgabenPrivate Haushalte1) + 02 + 04 + 01 + 02 + 04 + 04Staat + 01 + 00 ndash 01 + 02 + 05 + 02Bruttoinvestitionen + 05 + 05 + 05 + 05 + 02 + 01Exporte + 18 + 13 + 08 + 03 ndash 08 ndash 10Importe + 14 + 10 + 04 ndash 02 ndash 0 ndash 02Bruttoinlandsprodukt + 07 + 07 + 05 + 02 + 00 ndash 02

Bruttoinlandsprodukt nach WirtschaftsbereichenLand- und Forstwirtschaft + 14 + 13 ndash 00 ndash 08 ndash 10 ndash 04Produzierender Bereich2) + 14 + 18 + 11 ndash 01 ndash 04 ndash 08

Sachguumltererzeugung + 10 + 18 + 15 ndash 00 ndash 07 ndash 16 Bauwesen + 03 + 03 + 02 + 02 + 02 ndash 01Handel Gastgewerbe und Verkehr + 06 + 05 + 04 + 02 + 02 + 02 Vermoumlgens- und Unternehmensdienstleistungen3) + 09 + 06 + 03 + 02 + 02 ndash 01 Sonstige Dienstleistungen4) + 03 + 04 + 02 + 03 + 04 + 04 Guumltersteuern + 03 + 04 + 04 + 03 + 02 + 02Guumltersubventionen + 10 + 08 + 06 + 07 + 08 + 08

Veraumlnderung gegen das Vorjahr in Bruttoinlandsprodukt real + 27 + 26 + 29 + 24 + 15 + 03

Quelle WIFO 1) Einschlieszliglich privater Organisationen ohne Erwerbszweck 2) Bergbau Sachguumltererzeugung Energie- und Wasserversorgung 3) Kreditinsti-tute und Versicherungen Grundstuumlcks- und Wohnungswesen 4) Oumlffentliche Verwaltung Landesverteidigung Sozialversicherung private Dienstleistungen

Das Tempo der Talfahrt der oumlsterreichi-schen Industrie beginnt sich zu stabili-

sieren Erstmals seit einem halben Jahr zeigtder saisonbereinigte Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex (EMI) sogar wiederleicht nach oben Der Indikator erreichtejedoch nach dem Rekordtiefstwert des Vor-monats von 331 im Februar nur den zweit-niedrigsten Wert seit dem Beginn der Da-tenerfassung vor mehr als zehn Jahren bdquoDerAnstieg des aktuellen Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex auf 346 Punkte zeigtausschlieszliglich daszlig sich die Geschwindigkeitdes Einbruchs in der oumlsterreichischen In-dustrie eingebremst hat Die Talfahrt desproduzierenden Sektors geht aber rasantweiterldquo stellt der stellvertretende Chefvolks-wirt der Bank Austria Stefan Bruckbauerfest Der Bank Austria EinkaufsMana-gerIndex liegt somit im Februar bereits daselfte Monat in Folge im Wertebereich unterder Neutralitaumltsmarke von 50 Punkten derauf Schrumpfungstendenzen hinweist

bdquoTrotz eines kleinen Silberstreifens amHorizont ist vorerst keine Entspannung derschwierigen Lage der Industrie in Sichtldquo be-tont Bruckbauer weiter und ergaumlnzt bdquoDie be-fragten Unternehmen haben die Produktions-leistung im Februar deutlich eingeschraumlnktwenn auch nicht mehr ganz so stark wie umden Jahreswechsel herumldquo Hinter der an-dauernden Verringerung der Produktionsteht die ungebrochen schwache NachfrageSeit April 2008 registrieren die heimischenBetriebe ein ruumlcklaumlufiges Neugeschaumlft Vorallem in den Auftragsbuumlchern der oumlsterrei-chischen Exporteure hinterlaumlsst der globaleKonjunktureinbruch ein dickes Minus Nur14 Prozent der befragten Unternehmen konn-ten Zuwaumlchse verzeichnen hingegen gingenbei 48 Prozent die Auslandsbestellungen zu-ruumlck

Kleinere Lager dennochraschere Lieferung

Die heimische Industrie reagiert auf dieschwierigen Marktbedingungen und beginntsich auf eine laumlnger andauernde Schwaumlche-phase einzurichten Die Unternehmen haben

im Februar die Bestaumlnde an Vormaterialientrotz eines weiteren starken Ruumlckgangs derEinkaufspreise ndash insbesondere bei RohoumllStahl und Energie ndash mit einer neuen Rekord-rate abgebaut Auch die Verkleinerung derFertigwarenlager hat sich im Februar fortge-setzt bdquoDie Lager werden derzeit bedingtdurch die schwachen Umsaumltze verringertAber auch im Hinblick auf Kosteneinsparun-gen und eine Steigerung der Liquiditaumlt wer-den sie so klein wie moumlglich gehaltenldquo meintBank Austria Oumlkonom Walter PudschedlTrotzdem ist aufgrund der derzeit aumluszligerstschwachen Auftragslage eine Verringerungder Lieferzeiten in der heimischen Industriezu beobachten Im Februar nahm die Zeit-spanne zwischen Bestellung und Ausliefe-rung sogar so stark wie noch nie zuvor in derbisherigen Umfragegeschichte ab

Industrie baut nochmehr Beschaumlftigte ab

Die heimische Industrie paszligt die Personal-kapazitaumlten den niedrigen Produktionsanfor-derungen weiter an Bereits seit zehn Mo-naten wird die Personaldecke nun ununter-brochen ausgeduumlnnt Der aktuelle Beschaumlfti-gungsindex sank auf einen Wert von nurnoch 314 Damit erfolgte der Beschaumlfti-gungsabbau in neuem Rekordtempo In uumlber40 Prozent der befragten Unternehmen wur-

den im Februar Stellen gestrichen waumlhrendnur 3 Prozent Neueinstellungen vornahmenDie Beschaumlftigung im gesamten Sektor liegtmittlerweile um rund 2 Prozent unter demVorjahresniveau Die Anzahl an Arbeitslosenaus der Sachguumltererzeugung ist im Jahres-abstand bereits um 8000 bzw fast 30 Pro-zent gestiegen Basierend auf den aktuellenUmfrageergebnissen ist in den kommendenMonaten insbesondere ab Fruumlhsommerwenn in vielen Unternehmen Kurzarbeits-regelungen auslaufen werden und sich dieAuftragslage nicht verbessert hat mit einerweiteren drastischen Verschlechterung derBeschaumlftigungslage in der Industrie zu rech-nen Die negative Entwicklung wird immerstaumlrker auf den Gesamtarbeitsmarkt durch-schlagen bdquoAuch die Anzahl der Beschaumlftig-ten in der Gesamtwirtschaft wird 2009 sin-ken Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von58 Prozent im abgelaufenen Jahr auf 70 Pro-zent heuerldquo meint Pudschedl Insgesamtwerden uumlber 40000 Personen ihre Arbeitverlieren

Keine Anzeichen fuumlrErholung der Industrie

Nach dem rasanten Einbruch ab Herbst2008 tendiert der EinkaufsManagerIndex derBank Austria aktuell leicht aufwaumlrts Damithat sich die Geschwindigkeit des Sturzflugs

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Wirtschaft

Talfahrt der Industrieverliert etwas an TempoBank Austria EinkaufsManagerIndex steigt erstmals seit sechs

Monaten aber weiterhin klarer Schrumpfungsprozeszlig

der oumlsterreichischen Industrie allerdings nuretwas verlangsamt Weiterhin sehen sich dieheimischen Manager jedoch einer gegenuumlberdem Vormonat deutlich verschlechterten Ge-schaumlftslage gegenuumlber Angesichts der unge-brochen duumlsteren internationalen Rahmen-bedingungen und der mageren (Export-) Auf-tragslage fehlen bisher jegliche Anzeichenfuumlr eine Stabilisierung oder gar Erholung derIndustriekonjunktur in Oumlsterreich Allerdingserwarten die Oumlkonomen der Bank Austriadaszlig die fortgesetzte geldpolitische Locke-rung durch die Europaumlische Zentralbank unddie Umsetzung der staatlichen Konjunktur-pakete sowohl auf internationaler als auchoumlsterreichischer Ebene zumindest gegenJahresende 2009 erste positive Spuren hin-terlassen bdquoNach dem moderaten Anstieg um

fast 2 Prozent im Jahr 2008 wird die Produk-tion der oumlsterreichischen Industrie 2009 umdurchschnittlich uumlber 6 Prozent einbrechenldquoprognostiziert Bruckbauer Im schwierigenglobalen Umfeld sind die Risiken zudem

eindeutig nach unten gerichtet Die Industriewird jedenfalls der mit Abstand groumlszligte Ver-lierer der aktuellen Wirtschaftsflaute seinDie exportabhaumlngigen Branchen werden amstaumlrksten betroffen

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Wirtschaft

Bank Austria EinkaufsManagerIndex und Teilindizes

Bank Austria Auftrags- Be- Liefer- Vormaterial- Einkaufs- Auftrags-EMI eingang Produktion schaumlftigung zeiten lager preise 1) bestand 1)

Okt08 434 395 425 452 519 473 531 371

Nov08 383 315 382 418 599 489 403 325

Dez08 350 274 344 383 618 479 311 306

Jaumln09 331 279 314 344 619 429 291 287

Feb09 346 323 360 314 629 405 254 306

Quelle BankAustria Economics ampMarket AnalysisMarkit Economics 1) nicht im Gesamtindex

Weiterer Ruumlckgang der Inflation im Jaumlnner auf 12Niedrigster Wert seit 2006 ndash Treibstoffe und Heizoumll billiger

Die oumlsterreichische Inflationsrate war imJaumlnner 2009 weiter ruumlcklaumlufig sie be-

trug nach Berechnungen der Statistik Austria12 (Dezember 13 November 23 Ok-tober 31) Das ist die niedrigste Veraumlnde-rungsrate seit Jaumlnner 2006 Sie kann vorwie-gend dadurch erklaumlrt werden dass die Preisefuumlr Treibstoffe und Heizoumll deutlich niedrigerwaren als vor einem Jahr Ohne diese Verbil-ligungen haumltte die Inflationsrate 23 betra-gen Hauptpreistreiber war die Instandhal-tung von Wohnungen Gegenuumlber dem Vor-monat (Dezember 2008) ging das durch-schnittliche Preisniveau um 05 zuruumlck

Die harmonisierte auf EU-Ebene ver-gleichbare oumlsterreichische Inflationsrate(HVPI) fuumlr Jaumlnner 2009 betrug ebenfalls12 - in der Eurozone sank sie auf 11 inder gesamten EU auf 17

Der Hauptpreistreiber im Jahresabstandwar im Jaumlnner 2009 in Oumlsterreich die Aus-gabengruppe bdquoWohnung Wasser und Ener-gieldquo (durchschnittlich +21) die etwasmehr als ein Drittel der Jahresinflation ver-ursachte Dafuumlr waren in erster Linie Teue-rungen bei der Instandhaltung von Wohnun-gen (+54) ausschlaggebend was haupt-saumlchlich auf houmlhere Preise beim Material fuumlrdie Instandhaltung und Reparatur von Woh-nungen zuruumlckzufuumlhren war (insgesamt +6Zement +11 Isolierglaskippfenster +8)Wohnungsmieten waren durchschnittlich um29 houmlher als vor einem Jahr Relativ ge-ring war die Teuerung bei der Haushalts-

energie (insgesamt +14) dies deshalbweil die Preisanstiege fuumlr Gas (+18)Strom (+5) und Fernwaumlrme (+4) durchstarke Preisruumlckgaumlnge beim Heizoumll (-23)groumlszligtenteils kompensiert wurden

Moderater Anstieg bei Nahrungs-mitteln ndash Milchpreise stark gesunken

Die Ausgabengruppe bdquoNahrungsmittel undalkoholfreie Getraumlnkeldquo (durchschnittlich+29) verursachte ein Drittel der Infla-tionsrate Hauptverantwortlich dafuumlr warenvor allem Preisanstiege fuumlr die UntergruppeNahrungsmittel (durchschnittlich +27)Verglichen mit der Situation vor einem Jahr(Jaumlnner 2008 +83) erscheint diese Ver-aumlnderungsrate jedoch moderat stellt dieStatistik Austria fest

Verstaumlrkten Preisauftrieb gab es nach wievor bei Nahrungsmitteln wie Fleisch und

Fleischwaren mit insgesamt +5 bei Brotund Getreideerzeugnissen mit +4 sowiebei Zucker Marmelade Honig und Suumlszligwa-ren mit durchschnittlich +8 TeuerungObst und Gemuumlse kosteten im Schnitt umjeweils 3 mehr Dagegen wiesen Molke-reiprodukte und Eier im Jahresabstand deut-lich negative Veraumlnderungsraten auf (durch-schnittlich -4) Vollmilch war sogar um13 billiger Auch die Preise fuumlr Oumlle undFette waren geringer als im Jaumlnner 2008(insgesamt -1) Butter kostete um 21weniger sortenreines Pflanzenoumll um 25mehr Alkoholfreie Getraumlnke waren imJahresabstand um durchschnittlich 43 teu-rer was vor allem auf houmlhere Kaffeepreise(+15) zuruumlckzufuumlhren ist

Ausgabengruppe raquoVerkehrlaquowar Preisdaumlmpfer

Hauptpreisdaumlmpfer im Jahresabstand wardiesmal die Ausgabengruppe bdquoVerkehrldquo(durchschnittlich -49) Die Preisruumlckgaumln-ge waren hier so stark daszlig sie die durch-schnittlichen Anstiege der beiden Ausgaben-gruppen bdquoWohnung Wasser und Energieldquosowie bdquoNahrungsmittel und alkoholfreie Ge-traumlnkeldquo fast vollstaumlndig kompensierten Da-fuumlr waren insbesondere starke Preisruumlckgaumln-ge bei Treibstoffen verantwortlich (insge-samt -21) Die Preise fuumlr Wartung und Re-paratur von Pkw stiegen insgesamt um 4Flugtickets waren um 6 billiger als voreinem Jahr

Enegie ist einer der Hauptpreistreiber

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Mehr als die Haumllfte der Unternehmen derGewerblichen Wirtschaft stellen Ein-

Personen-Unternehmen (EPU) dar d hwerden ohne dauerhaft beschaumlftigte Mitar-beiterInnen von einemeiner einzigen Unter-nehmerIn betrieben Im Zeitablauf zeigt sicheine steigende Bedeutung der EPU fuumlr dieheimische Wirtschaft Die Dynamik ist v aauf die Wirtschaftsdienstleistungen die son-stigen Dienstleistungen (z B kuumlnstlerischeund schriftstellerische Taumltigkeiten Korres-pondenz- und Nachrichtenbuumlros Film- undVideoherstellung etc) das Gesundheitswe-sen und das Bauwesen zuruumlckzufuumlhren

Im allgemeinen werden EPU von Selb-staumlndigen im mittleren Alter (30 bis 59 Jahre)mit fundierter fachlicher Ausbildung (insbe-sondere duale Ausbildung) und jahrelangerBerufserfahrung gefuumlhrt Das Spektrum derEPU ist durch groszlige Heterogenitaumlt gekenn-zeichnet Sie sind nicht nur in allen Bran-chen der heimischen Wirtschaft sondern auchin allen Phasen des Unternehmenslebens-zyklus zu finden Bei etwa einem Drittel derEPU handelt es sich um junge wachsendeUnternehmen gleichzeitig befindet sich aberauch die Haumllfte der EPU nach mehr als 10jaumlh-riger Geschaumlftstaumltigkeit in der Reifephaseund 16 sind Wendeunternehmen mit annauml-hernd ausgeschoumlpften NutzenpotentialenNach den charakteristischen Kennzeichender Unternehmen kann z B zwischen dyna-mischen risikobewuszligten und etabliertenEPU unterschieden werden

Somit zeigt sich daszlig Ein-Personen-Un-ternehmen uumlberwiegend einen nachhaltigenBestand aufweisen und ein nachhaltigerWirtschaftsfaktor in Oumlsterreich sind Auchder Arbeitsmarkteffekt dieser Kleinstunter-nehmen ist nicht zu unterschaumltzen da dieUnternehmerinnen und Unternehmer durchihre selbststaumlndige Taumltigkeit zumindest ihreneigenen Arbeitsplatz sichern Ein Teil derEin-Personen-Unternehmen durchlaumluft auszliger-dem einen Wachstumsprozeszlig und beschaumlf-tigt in der Folge MitarbeiterInnen

Fast ein Drittel der EPU stellen Teilzeit-unternehmerInnen dar die ihr Unternehmenneben anderen Taumltigkeiten (z B unselbstaumln-

dige Beschaumlftigung oder Betreuungsaufga-ben) betreiben Mehr als die Haumllfte der EPUwerden vom Wohnsitz desder Unterneh-merIn aus gefuumlhrt und im Durchschnitt wer-den rd 50 der Einkuumlnfte mit den 2 bis 3wichtigsten Kunden lukriert Generell (d hnicht nur in bezug auf die Kundenstruktursondern auch hinsichtlich Lieferanten- undGeschaumlftspartnerbeziehungen) zeigt sich einstarker Fokus auf den lokalen und regionalenMarkt Diese Unternehmen tragen somitauch zur (Nah-)Versorgung der Bevoumllkerungmit Produkten und Dienstleistungen bei

Wenngleich bei der Mehrheit der Unter-nehmen das Streben nach einem entspre-chenden Gewinn im Vordergrund steht ist die

Selbstverwirklichung das maszliggebliche Gruumln-dungsmotiv Das ist auch konsistent mit derTatsache daszlig zwei Fuumlnftel der EPU ange-ben daszlig die Freude an der Arbeit fuumlr siewichtiger ist als der damit erzielte Gewinn

bdquoEin-Personen-Unternehmen hat es im-mer schon gegeben ndash das Phaumlnomen ist somitnicht neu Neu ist jedoch daszlig diese Unter-nehmen bereits mehr als die Haumllfte der oumlster-reichischen Unternehmen der GewerblichenWirtschaft stellenldquo erlaumlutert Peter Voithofervon bdquoKMU Forschung Austrialdquo bdquoFuumlr dieZukunft ist zu erwarten daszlig sich der Trendzur Selbststaumlndigkeit und zu Ein-Personen-Unternehmen weiter fortsetzen wirdldquo httpwwwkmuforschungacat

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Wirtschaft

Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger WirtschaftsfaktorFundierte fachliche Ausbildung und jahrelange Berufserfahrung vor Antritt der

Selbstaumlndigkeit sichert nachhaltige Unternehmenskonzepte

Motive der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die SelbststaumlndigkeitAngaben in Prozent

Anteil der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die das jeweilige Motiv (sehr)wichtig war Mehrfachantworten moumlglich Quelle KMU Forschung Austria

Die Auswirkungen der weltweiten Wirt-schafts- und Finanzkrise wirken sich

nun zeitverzoumlgert in Suumldosteuropa ausldquo er-klaumlrte Michael Landesmann Direktor derForschungsabteilung des Wiener Instituts fuumlrInternationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW)anlaumlszliglich eines Forums der AuszligenwirtschaftOumlsterreich (AWO) zum Thema bdquoEinfluszlig derFinanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldost-europaldquo am 3 Maumlrz in der Wirtschaftskam-mer Oumlsterreich (WKOuml) Fuumlr 2009 rechnendie Experten des WIIW mit einem Schrump-fen der Wirtschaft 2010 duumlrfte eine Stagna-tionsphase folgen und ab 2011 rechnen dieWirtschaftsforscher mit einem Wachstum ndashallerdings nicht so stark wie vor der KriseEin wesentliches Problem sieht Landesmannim Einbruch der Auslandsdirektinvestitio-nen der die Region bdquosehr vulnerabel machtldquo(bdquoverletzlichldquo Anm d Red)

Der Aufholprozeszlig in den Laumlndern Suumld-osteuropas ndash seit 2001 wuchsen die Volks-wirtschaften dieser Staaten im Schnitt zwi-schen 5 und 7 Prozent ndash war von auszligen fi-nanziert Nun bahne sich ein massives Lei-stungsbilanzdefizit an Da die Region zu ge-ringe Exportkapazitaumlten habe gelte es nundie Differenz zu finanzieren Ein ernstesProblem ergibt sich besonders in Staaten mitfixen Wechselkurssystemen Hier sei eineImportdrosselung erforderlich Ein Abgehenvon fixen Wechselkursen haumltte jedoch pro-blematische Effekte auf die Fremdwaumlh-rungskredite deren Wert in Lokalwaumlhrungentsprechend ansteigen wuumlrde Fuumlr Export-steigerungen waumlren Abwertungen hingegenvorteilhaft

Johannes Poumlschl vom WIIW teilte mitdaszlig man in der Auszligenhandelsstatistik vomJaumlnner bereits starke Auswirkungen der Kri-se sehe Aber bereits seit dem letzten Quartal2008 gerate das Wachstum in den suumldosteur-opaumlischen Staaten in den Minusbereich In-teressant sei das einheitliche Bild der Kon-junkturentwicklung bdquoKein Land entkommtder Kriseldquo so Poumlschl Vor allem die In-dustrieproduktion habe einen starken Ein-bruch erlitten Generell gelte fuumlr die Regiondass die hohen Handelsbilanzdefizite bisher

durch Tourismuseinnahmen Transfers (vonFamilienmitgliedern aus dem Ausland)Auslandsdirektinvestitionen und Kredite ge-deckt wurden Die kurzfristigen Aussichtenseien in Suumldosteuropa voraussichtlich ehernegativ Mittelfristig seien strukturelle Re-formen erforderlich Investitionen solltenvon den internationalen Finanzierungsinsti-tutionen gestuumltzt werden

Wesentlich so Georg Krauchenberg Re-gional Manager der AWO fuumlr Suumldosteuropasei der weitere Kreditfluss zur Uumlberbruumlk-kung In den Medien werde Suumldosteuropameist zu negativ und pauschal dargestellt Esgaumlbe jedoch ganz unterschiedliche Situatio-

nen und Ausgangspositionen zwischen EU-Mitgliedern Beitrittskandidaten Staaten mitEURO-Waumlhrung oder eigener Waumlhrung

Einig zeigten sich alle Experten daszlig essich bei den betroffenen Laumlndern um Maumlrktemit groszligem Nachholbedarf handle die raschwieder wachsen koumlnnen Fuumlr die Unterneh-mer gilt der Rat bdquounbedingt am Markt zubleiben da ein Marktwiedereintritt wesent-lich schwieriger wuumlrdeldquo so KrauchenbergbdquoEs geht nun um eine Uumlberbruumlckung mitMaszlig denn die Vorteile der Maumlrkte laumlgen aufder Hand Niedriges Lohnniveau NiedrigeBesteuerung und Near shorelsquo zu Mittel- undWesteuropaldquo

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Wirtschaft

Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011

AWO-Forum raquoEinfluszlig der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldosteuropalaquo ndashStrukturelle Reformen und internationale Investitionen erforderlich

AWO Groszlige Praumlsenz aufder Foodex Tokio 2009Laschan Japan ndash trotz Krise ndash weiterhinzweitwichtigster Handelspartner in Asien

Insgesamt 20 oumlsterreichische Firmen dar-unter acht Neuaussteller beteiligen sich in

der ersten Maumlrzwoche am oumlsterreichischenGruppenstand auf Japans wichtigster inter-nationaler Fachmesse fuumlr die Nahrungsmittel-industrie Der Gruppenstand wurde von derAuszligenwirtschaft Oumlsterreich (AWO) gemein-sam mit der Auszligenhandelsstelle Tokio veran-staltet bdquoDas vielfaumlltige Produktsortimentumfaszligt Qualitaumltsweine Sekt und Spirituo-sen Milch- und Molkereiprodukte Fleisch-waren Tee Kaffee Essig Fruchtsaumlfte Bio-produkte und Suumlszligwarenldquo berichtet FranzErnstbrunner von der AWO

Die heimischen Aussteller sind zum Teilbereits mit lokalen Importeuren vertreten DieNeuaussteller suchen Kontakt zu Importeu-ren Distributeuren Einkaumlufern der lokalenHandelsketten Einzelhaumlndlern und Vertre-tern des Hotel- und GastronomiegewerbesAuszligerdem bietet die Messe auch Kontaktezu Fachbesuchern aus Korea China und Tai-wan

Fachseminare der Firmen Food amp Com-merce Gegenbauer Wein amp Commerce

Sektkellerei Szigeti und Austriarsquos FindBrandsMichael Thurner fuumlr Importeure undFachbesucher der japanischen Nahrungsmit-telindustrie rundeten den Auftritt bdquoMade inAustrialdquo ab

Insgesamt beteiligten sich 2400 Ausstel-ler (23 davon aus dem Ausland) in 65 Laumln-derpavillons auf 29000 m2 Nettoausstellungs-flaumlche 95000 Fachbesucher darunter 10 aus dem Ausland wurden erwartet

bdquoJapan ist nach China weiterhin derzweitwichtigste Wirtschaftspartner in Asienund bleibt fuumlr Oumlsterreich einer der bedeu-tendsten uumlberseeischen Handelspartnerldquo be-tont Ernst Laschan oumlsterreichischer Handel-sdelegierter in Tokio Trotz deutlicher Ruumlck-gaumlnge bei oumlsterreichischen Exporten nachJapan im Jahr 2008 (Jaumlnner-November-12) bleibt Japan aufgrund der vorhande-nen Kaufkraft und Innovationsbereitschaftgerade in den Bereichen Industrie sowie Life-style und LebensmittelGetraumlnke einer derinteressantesten asiatischen Maumlrkte fuumlr oumls-terreichische Unternehmen httpwkoatawo

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Wirtschaft

Er ist ein Erlebnis er ist Erholung pur unddaher auch ein groszliger Erfolg bdquoUrlaub

am Bauernhofldquo kann in Kaumlrnten auf steigen-des Gaumlsteinteresse und wachsende Wert-schoumlpfung verweisen Mit einer Qualitaumlts-offensive will man jetzt noch mehr zulegenEin auf fuumlnf Jahre ausgelegtes Strategie-konzept stellten Tourismusreferent Landes-hauptmann Gerhard Doumlrfler bdquoUrlaub amBauernhofldquo-Geschaumlftsfuumlhrerin Edith Sabath-Kerschbaumer und Obmann Hubert Reineram 16 Februar bei einer Pressekonferenz inKlagenfurt vor Vom Land Kaumlrnten wird dieMaszlignahme mit insgesamt einer Million Eurounterstuumltzt

bdquoEs sind keine Kunstwelten keine Holly-wood-Kulissen Es ist alles authentisch weilMenschen dahinter stehenldquo sagte der Lan-deshauptmann uumlber bdquoUrlaub am BauernhofldquoEr sei vom Erfolg und weiteren Aufschwungdes Projektes felsenfest uumlberzeugt Hier wer-de naumlmlich mit hundertprozentiger Leiden-schaft Urlaub bei Freunden Urlaub in der Na-tur geboten Doumlrfler strich auch die Siche-rung von Arbeitsplaumltzen im laumlndlichen Raumund die wachsende Wertschoumlpfung hervorDies geschehe unter dem Motto bdquoNatur nut-zen aber nicht be- und abnutzenldquo Die Er-lebniswelt Bauernhof sei ganzsaisonal spre-che vor allem Familien und Kinder an undhabe ein hohes Potential zur Kundenbin-dung

Laut Doumlrfler wird das neue Strategiekon-zept von bdquoUrlaub am Bauernhofldquo vom Landbis 2013 mit 200000 Euro pro Jahr unter-stuumltzt Die Mittel kommen je zur Haumllfte ausdem Tourismus- und dem Agrarreferat bdquoUr-laub am Bauernhofldquo habe mit dem kreativenHofalltag ein groszliges Kapital meinte derLandeshauptmann bdquoWir koumlnnen damit Neu-gier stillen Zum Beispiel zeigen wie Butteroder Brot erzeugt werdenldquo Fuumlr bdquoEr-Lebens-mittel aus Kaumlrntenldquo will Doumlrfler allgemeinmehr Bewuszligtsein schaffen Ihm geht esdabei um die Entwicklung einer Marke umdie Staumlrkung der heimischen Lebensmittel-produzenten vom Bauern bis hin zu bdquoKaumlrnt-ner Milch und Coldquo Sein Vorschlag ist einKaumlrntner Jausenpaket fuumlr Urlaubsgaumlste

bdquoWir sollten den Gaumlsten Kaumlrnten am Gau-men mit nach Hause gebenldquo

Laut Reiner zielt man bei bdquoUrlaub amBauernhofldquo auf noch mehr Qualitaumltssiche-rung Dabei wolle man die Mitgliedsbetriebenicht nur strenger kontrollieren und be-werten sondern vor allem beraten undgezielt auf die Uumlberpruumlfung vorbereiten WieReiner erklaumlrte werden die Betriebe bereitsjetzt regelmaumlszligig uumlberpruumlft und mit zwei dreioder vier Blumen bewertet Das neue Modellsolle einfacher und praktikabler sein undauch dem Gast mehr Information bietenWie der Obmann betonte wolle man echtenauthentischen Urlaub anbieten bdquoDenn starkeAngebote schaffen starke Nachfrageldquo

Geschaumlftsfuumlhrerin Sabath-Kerschbaumerging auf die sechs Eckpfeiler des Konzeptesein Neben der neuen Qualitaumltskategorisie-rung seien dies die Entwicklung einer star-ken Marke sowie die weitere Professiona-lisierung von Marketing und Verkauf etwadurch einen mehrsprachigen Internetauftrittund den Ausbau der Buchungsboumlrse Weiterswolle man auf Produktentwicklung Themen-

management und Spezialisierung setzenz B mit Angeboten wie Baby- und Kinder-bauernhof Entschleunigung (bdquoLei laringsrsquonldquo)oder Ferien im Schnee Mit Seminaren undSprachkursen wolle man die Organisations-entwicklung und Mitgliederbetreuung inten-sivieren Auszligerdem sollen die Internationali-sierung und die Erschlieszligung neuer touristi-scher Maumlrkte verstaumlrkt werden

Die Geschaumlftsfuumlhrerin nannte auch einigebeeindruckende Zahlen bdquoUrlaub am Bauern-hofldquo habe in Kaumlrnten 580 Mitglieder die zu-sammen 8430 Gaumlstebetten anbieten und798000 Naumlchtigungen pro Jahr lukrierenwuumlrden Die touristische Wertschoumlpfung fuumlrKaumlrnten betrage 56 Millionen Euro Auszliger-dem sichere bdquoUrlaub am Bauernhofldquo 1850Arbeitsplaumltze auf den Houmlfen TouristischeKernmaumlrkte seien Deutschland und Oumlster-reich bei Gaumlsten aus Italien den Nieder-landen Tschechien oder Ungarn koumlnne manZuwaumlchse erzielen Durch die EURO 2008habe auch der Gaumlsteanteil aus Polen undKroatien deutlich zugenommen httpwwwurlaubambauernhofcom

Qualitaumltsoffensive bei raquoUrlaub am Bauernhoflaquo

Land Kaumlrnten unterstuumltzt Strategiekonzept mit einer Million Euro ndash Erfolg durch echte authentische Urlaubsangebote

Almgenuszlig wie aus dem Bilderbuch raquoUrlaub am Bauernhoflaquo in Kaumlrnten

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Insgesamt wurden 2008 rd 154 Mio Ur-laubsreisen (davon 86 Mio Hauptur-

laubsreisen mit vier oder mehr Naumlchtigun-gen und 69 Mio Kurzurlaubsreisen mit einbis drei Naumlchtigungen) gemacht (-16gegenuumlber 2007)

Die Ergebnisse der laufenden Erhebun-gen die von Statistik Austria seit 1969durchgefuumlhrt werden belegen Die Bedeu-tung von Reisen hat innerhalb der letztenJahrzehnte stark zugenommen 1969 unter-nahm nur etwas mehr als ein Viertel deroumlsterreichischen Bevoumllkerung mindestenseine Haupturlaubsreise (275) im Jahr2008 machten hingegen bereits 614 derBevoumllkerung ab 15 Jahren mindestens eineHaupturlaubsreise

Das Reisevolumen von Haupturlaubsrei-sen hat sich in den letzten 40 Jahren mehr alsverdreifacht (1969 24 Mio 2008 86 Mio)Die Zahl der Haupturlaubsreisen ins Auslandhat sich ungefaumlhr verfuumlnffacht (1969 11 Mio2008 53 Mio) und die Zahl der inlaumlndi-schen Urlaubsreisen hat sich im selben Zeit-raum mehr als verdoppelt (1969 13 Mio2008 32 Mio)

Relativ kleiner Radius

Bis zum Anfang der 1980er Jahre wurdedie Mehrzahl der Haupturlaubsreisen imInland verbracht auf Grund des staumlrkerenWachstums der Auslandsreisen hat sich die-ser Anteil allerdings im Laufe der Zeit zu-gunsten auslaumlndischer Destinationen ver-schoben 623 der Haupturlaubsreisen wa-ren 2008 Auslandsreisen Der Radius indem sich die oumlsterreichische Bevoumllkerungbei Haupturlaubsreisen bewegt ist aber rela-tiv klein Seit Jahren zieht es jene die eineHaupturlaubsreise ins Ausland machen inden Suumlden Italien ist nach wie vor das be-liebteste Ziel fuumlr Haupturlaubsreisen imAusland (2008 201) Kroatien folgt 2008auf dem zweiten Platz mit rund 113 vorDeutschland (89) Spanien und Griechen-land mit einem Anteil von 74 bzw 63

Die Hauptmotive

Die Hauptmotive fuumlr Haupturlaubsreisenim In- und ins Ausland waren seit 1987Strand- und Badeaufenthalte Aktivurlaube

und Erholungsurlaube Die Bedeutung derStrand- und Badeaufenthalte nimmt aber ste-tig ab In den letzten 20 Jahren hat sich derAnteil der Strand- und Badeaufenthalte halb-iert (1987 379 2008 202) und seit2006 ist der Anteil der Aktivurlaube beiHaupturlaubsreisen (2008 228) houmlher alsder Anteil der klassischen Strand- undBadeaufenthalte

Die Jahreszeiten

Generell verreist die oumlsterreichische Be-voumllkerung mehr im Sommer als im Winterdoch Urlaubsreisen im Winter gewinnen zu-nehmend an Bedeutung Waumlhrend 1969 nur120 der Haupturlaubsreisen im Winter statt-fanden lag der Anteil im Jahr 2008 schonuumlber 30 Seit einigen Jahren ist die Ten-denz zu einer gleichmaumlszligigeren Verteilungder Reisen beobachtbar (1969 615 derHaupturlaube in den Ferienmonaten Juli undAugust 2008 375) Die Annaumlherung derSaisonen ist vor allem bei laumlngeren Inlands-urlaubsreisen zu erkennen

Die Urlaubsdauer

Waumlhrend vor 40 Jahren die Haumllfte derHaupturlaubsreisen noch zwischen einer undzwei Wochen dauerten lag der Anteil imJahr 2008 nur mehr bei 365 Dement-sprechend ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die zwischen fuumlnf und sieben Tagedauern gestiegen und zwar von rund 117im Jahr 1969 auf 484 im Jahr 2008

Die Transportmittel

Seit 1969 ist das wichtigste Transport-mittel bei Haupturlaubsreisen der PKW(2008 550) Zu diesem Zeitpunkt spieltedas Flugzeug mit einem Anteil von 34eine weniger wichtige Rolle aber bis 2008hat sich der Anteil verachtfacht (2008295) was vor allem auf Kosten der Bahngeschah Im Jahre 1969 wurde die Bahnnoch bei einem Viertel aller Haupturlaubs-reisen genutzt im Jahr 2008 lag der Anteilnur noch bei 67

Waumlhrend Flugreisen bei Inlandsurlaubs-reisen erwartungsgemaumlszlig eine geringere

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Chronik

Gehoumlrt bei vielen Menschen wohl zum Inbegriff des Urlaubs am Strand liegen undeinfach ausspannen Foto httpwwwbilderboxbiz

Oumlsterreicher reisen andersLaut aktuellen Ergebnissen der Statistik Austria wurde die 15 Mio-Marke bei Urlaubsreisen auch 2008 durchbrochen 761 der oumlsterreichischen

Bevoumllkerung ab 15 machten mindestens eine Urlaubsreise

Bedeutung haben werden bei Hauptur-laubsreisen ins Ausland seit 1996 mehr Rei-sen mit dem Flugzeug als mit dem PKW ge-macht (Ausnahme 2001 und 2002)

Die Unterkuumlnfte

In den vergangenen Jahren wurde bei rddrei Viertel aller Haupturlaubsreisen in ent-geltlichen Unterkuumlnften genaumlchtigt (2008764) Hotels und aumlhnliche Betriebe wur-den dabei 2008 bevorzugt genutzt (531)Bei fast jeder vierten Haupturlaubsreise wur-de 2008 aber gratis genaumlchtigt (236)

Man reist meist selbstaumlndig

Der uumlberwiegende Teil der Haupturlaubs-reisen wird seit 1969 ohne die Hilfe vonReisebuumlrosReiseveranstaltern organisiert(2008 724) In den 1970ern 1980ern und1990ern ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die mit Hilfe von ReisebuumlrosReise-veranstaltern organisiert wurden zwar ge-stiegen die Anteile stagnieren seither bei rd30 Die Unterstuumltzung eines ReisebuumlrosReiseveranstalters wird bevorzugt bei Haupt-urlaubsreisen ins Ausland in Anspruch ge-nommen (2008 346 der Reisen gaumlnzlichuumlber ReisebuumlroReiseveranstalter organisiert)

Die Intensitaumlt

Die Urlaubsreiseintensitaumlt und die Anzahlder Haupturlaubsreisen unterscheiden sichnach soziodemografischen Merkmalen wiezum Beispiel Alter und Erwerbstaumltigkeit

Betrachtet man das Alter war im Jahr2008 die Haupturlaubsreiseintensitaumlt vonPersonen zwischen 15 und 24 Jahren mit651 am houmlchsten Die meisten Haupt-urlaubsreisen (266) wurden 2008 aller-dings von Personen die 60 Jahre und aumlltersind gemacht

Analysiert man die Teilnahme am Er-werbsleben wurden 2008 die meistenHaupturlaubsreisen von unselbstaumlndig Be-schaumlftigten gemacht (479) gefolgt vonPensionisten (260) Bei Arbeitslosen wa-ren die Anzahl der Haupturlaubsreisen unddie Haupturlaubsreiseintensitaumlt mit 451im Jahr 2008 erwartungsgemaumlszlig am gering-sten

Seit 1972 hat sich die Reiseintensitaumlt ver-aumlndert Die Reiseintensitaumlt der Studentenund Schuumller (+445 Prozentpunkte) derSelbstaumlndigen (+358 Prozentpunkte) undder Pensionisten (+305 Prozentpunkte) stiegdeutlich Studenten und Schuumller haben mitt-lerweile die houmlchste Reiseintensitaumlt mit760 httpwwwstatistikat

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Chronik

raquoOumlsterreichisches Wanderguumltesiegellaquofuumlr das Suumldliche Waldviertel

Das Suumldlliche Waldviertel und damit dieRegion von der Wachau bis zum Weins-

berger Wald erhielt kuumlrzlich als erste Regionin Oumlsterreich das bdquoOumlsterreichische Wander-guumltesiegelldquo das Siegel wird von der Vereini-gung zur Qualitaumltssicherung fuumlr Wandern inOumlsterreich verliehen

Das 2003 fuumlr das suumldliche Waldviertel er-stellte Wanderangebot wurde nun nochmalsdurchleuchtet qualitativ verbessert und einemZertifizierungsprozeszlig unterzogen Beim Wald-viertel Tourismus wird diese Auszeichnungals Signal in Richtung Qualitaumltstourismusgesehen mit dem bdquoWanderguumltesiegelldquo sollenvermehrt Wanderbegeisterte aus dem In- undAusland angesprochen werden

Das 2007 ins Leben gerufene Wander-guumltesiegel definiert klare Qualitaumltskriteriennach denen sich Regionen WanderdoumlrferWanderwege und Wanderbetriebe der Pruuml-fung und Zertifizierung durch ExpertInnenunterziehen koumlnnen Der Qualifizierungs-prozeszlig umfaszligt eine genaue Staumlrken- undSchwaumlchenanalyse des Wanderangebots miteiner konkreten Handlungsanleitung zurVerbesserung der Wanderinfrastruktur unddes Wanderprogramms Bei Erfuumlllung allerwander-qualitaumltsrelevanter Standards wirddas bdquoOumlsterreichische Wanderguumltesiegelldquo ver-liehen und damit eine verlaumlssliche qualitativhoch stehende Wanderqualitaumlt in allenTeilbereichen des Wanderns attestiert

Die Wanderregion Suumldliches Waldviertelbietet Wanderern auf aufbereiteten Touren

besondere Eindruumlcke inmitten einer weitlaumlu-figen und sanft huumlgeligen Wald- Fluss- undWiesenlandschaft Im Ysper- und Weitentalhingegen bricht das Hochland des Nord-waldes steil zur Donau hin ab sodaszlig dieWanderer hier echte Berg- und Gipfelerleb-nisse erwarten Die Erschlieszligung alter Pil-gerpfade wiederum verspricht auch meditati-ve Erlebnisse

Die vom Waldviertel Tourismus aufberei-teten Touren fuumlhren zu den Naturattraktio-nen des Waldviertels inklusive BerggipfelnAussichtsplaumltzen historischen Schauplaumltzenund Kulturguumltern Die maumlchtigen Granitforma-tionen der Wald in all seinen Erscheinungs-formen sowie ausgedehnte Felder eroumlffnenimmer neue Landschaftsbilder Neben derYsperklamm sind etwa die original erhalteneFolterkammer im Schloszlig Poumlggstall oder dasTal der Sonnenuhren weitere Houmlhepunkteauf den Wanderwegen

In der Wanderregion Suumldliches Waldvier-tel mit ihren insgesamt elf Gemeinden fin-den sich 62 Wandertouren wobei es sichgroszligteils um Rundwanderwege handelt Wei-ters existieren beschilderte Pilgerwander-wege zur Basilika Maria Taferl 21 gekenn-zeichnete Ausgangspunkte mit Orientierungs-uumlbersichten sowie rund 600 Kilometer mar-kierte Wanderrouten nach einem einheit-lichen Beschilderungskonzept und interna-tionalen Richtlinien laut dem NOuml Wander-wegekonzept httpwwwsuedlicheswaldviertelat

vl Reinhard Ferner (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel) Silvia Stadler(Waldviertel Tourismus Projektleiterin) Markus Hann (Waldviertel TourismusGeschaumlftsfuumlhrer) Sieghard Preis (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel)

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Chronik

Fruumlhling liegt in der Luft ndash und auch inden Blumenbeeten der Stadt wird der

Fruumlhling bald unuumlbersehbar sein In den Blu-mengaumlrten Hirschstetten laufen die Vorberei-tungen seit Wochen auf Hochtouren Rund350000 Fruumlhjahrsbluumlher ndash Primeln Gaumlnse-bluumlmchen Stiefmuumltterchen und Vergiszligmein-nicht ndash wurden in den letzten Monaten inden Blumengaumlrten Hirschstetten kultiviertDamit die Fruumlhlingsboten bereits bei ihrerAuspflanzung in voller Bluumlte stehen wurdeschon vor Jahreswechsel mit ihrer Kultivie-rung in Hirschstetten begonnen

Die beliebten Fruumlhlingsbluumlher werden inallen erdenklichen Farben erbluumlhen So gibtes bei den Primeln beinahe keine Farbe dienicht moumlglich scheint Bellis hingegen erbluuml-hen dagegen hauptsaumlchlich in den FarbenRot Rosa und Weiszlig Vergiszligmeinnicht inblau und weiszlig und die bdquoGesichterldquo der Stief-muumltterchen sind von cremeweiszlig uumlber gelbbis hin zu dunkelrot und blau So wird derFruumlhling in Wien mit aller Farbenpracht Will-kommen geheiszligen Sobald die jetzigen Maumlrz-temperaturen es zulassen werden die Blu-men von den MitarbeiterInnen der MA 42 ndashWiener Stadtgaumlrten in allen Parkanlagen undvielfach auch im Straszligenbereich gepflanztDamit die Wienerinnen und Wiener moumlg-lichst lange Freude an ihren bunten Fruumlh-jahrsbluumlhern haben wurden verschiedeneSorten gewaumlhlt deren Bluumltezeit sich uumlbermehrere Wochen erstreckt Wenn eine Sorteverbluumlht erbluumlht bereits die naumlchste So gibtes waumlhrend des Fruumlhlings in den Blumen-beeten der Stadt keinen bluumltenlosen Tag

Warten auf die ersten Sonnenstrahlen

Der bluumltenreiche Fruumlhling in Wien hatauch in den Blumenbeeten bereits im letztenHerbst begonnen Im September wurdeneine Million Tulpen- und Narzissenzwiebelnin den Boden bdquogelegtldquo die nach ihrembdquoWinterschlafldquo bereits jetzt das erste Gruumlnzeigen Auch sie werden in den kommendenWochen unsere Stadt in RotGelbOrange-Toumlne tauchen Davor werden noch ihre klei-nen bdquoVerwandtenldquo die Krokusse die Be-sucherinnen und Besucher in den WienerParkanlagen Willkommen heiszligen und aufden Fruumlhling rsquo09 einstimmen

Der Fruumlhling in Wienbeginnt in Hirschstetten350000 Primeln Stiefmuumltterchen amp Co lassen Wien erbluumlhen

Blumenpracht uumlberall in Wien ndash in unserem Bild vor der Karlskirche

Einer der unzaumlhligen Parks in der Bundeshauptstadt wo Millionen Blumen sprieszligen

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Im 57 Kilometer langen Tunnel Muumlnster ndashWiesing ist nach rund eineinhalb Jahren

Bauzeit am 6 Februar der Durchschlag zumNachbartunnel in Wiesing gegluumlckt Exaktum 1921 Uhr hat der Bohrkopf mit einemDurchmesser von 13 Metern die letzte Beton-sicherung durchbrochen Rund sechs Monatefruumlher als urspruumlnglich erwartet ist bdquoOttoldquo inWiesing angekommen

Rund um die Uhr hat sich der 2600 Ton-nen schwere Stahlkoloszlig seit Mitte 2007 taumlg-lich fast 10 Meter durch den Untergrund ge-arbeitet Dabei wurde einmal der Inn unter-fahren sowie die TIGAS-Leitung die Inntal-autobahn die bestehende Bahnstrecke unddie Wiesinger Bruumlcke ohne Probleme unter-quert Der gesamte Vortrieb fuumlr den zukuumlnf-tigen zweigleisigen Eisenbahntunnel erfolg-te im Lockermaterial und Grundwasser desInntalbodens die verwendete Vortriebsma-schine zaumlhlt zu den groumlszligten Europas

Der exakten Einfahrt in die Zielkavernebei Wiesing sind enorme Anstrengungen zurHerstellung des Tunnels vorangegangenRund 800000 Kubikmeter Ausbruch wur-den in Rohrleitungen aus dem Untergrundbefoumlrdert 23000 Betonfertigteile mit einemGesamtgewicht von mehr als 300000 Ton-nen in einer eigenen Produktionshalle herge-stellt und in den Tunnel eingebaut

Weitere Arbeitsschritte

Die Arbeiten zur Herstellung des fertigenEisenbahntunnels gehen ohne Unterbre-chung weiter Nach erfolgreichem Abschluszligdieses Vortriebes wird in den kommendendrei Monaten die TunnelvortriebsmaschinebdquoOttoldquo zerlegt und von der Baustelle ab-transportiert Anschlieszligend erfolgt bis vor-aussichtlich 2010 der Einbau einer Beton-innenschale die zum Schutz des Fertigteil-tunnels dient und die weitere bahntechnischeAusruumlstung ermoumlglicht Auch der Durch-schlag einer zweiten groszligen Tunnelvortriebs-maschine im Unterinntal wird noch imFruumlhjahr 2009 erwartet

Die neue Unterinntalbahn ist Teil dernoumlrdlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basis-tunnel 2003 sind die Hauptbaumaszlignahmen

angelaufen derzeit befindet sich das gesam-te Projektgebiet in Bau Die eisenbahntech-nische Ausruumlstung ist Ende 2008 angelaufenMit einer Gesamtlaumlnge von 40 Kilometern ndashdavon 32 Kilometer in Tunnels ndash bietet dieneue Unterinntalbahn ab 2012 der Trans-portwirtschaft zusaumltzliche umweltfreundli-che Schienenverkehrskapazitaumlten Ebenso

kann der Regionalverkehr im Tiroler Unter-land wirksam ausgebaut werden Anrainerder bestehenden Bahnanlagen zwischenKundl und Baumkirchen duumlrfen mit einerdeutlichen Laumlrmentlastung vor allem in denNachtstunden rechnen Das Projekt wird mitfinanziellen Mitteln der EU unterstuumltzt httpwwwbegcoat

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Chronik

Groszliger Tunneldurchschlag fuumlrneue Unterinntalbahn

Die beim Vortrieb zwischen Muumlnster und Wiesing eingesetzte TunnelbohrmaschineraquoOttolaquo hat am Abend des 6 Februar nach 585 Tagen ihr Ziel in Wiesing erreicht

Der Durchstich der Tunnelvortriebsmaschine gegluumlckt

Einfahrtskaverne im Los H3-6

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Mit dem neuen Fahrgastinformations-system setzen wir einen weiteren

wichtigen Schritt um den oumlffentlichen Ver-kehr kundenfreundlicher und damit attrakti-ver zu machen Wir unterstuumltzen damit denUmstieg vom Auto auf oumlffentliche Verkehrs-mittel helfen dem Klima und der Umweltund verbinden gleichzeitig Mobilitaumlt undWirtschaft mit nachhaltiger Regionalent-wicklungldquo so Umweltminister Niki Berla-kovich am 26 Febuar bei der Praumlsentation desvom Lebensministerium gefoumlrderten Pro-jekts bdquoZentren staumlrken ndash Fahrgastinforma-tionssystem Domplatz Eisenstadtldquo gemein-sam mit Landeshauptmann Hans Niessl undBuumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel imRahmen seines Burgenlandtags

Das vom Lebensministerium gefoumlrderteneue Fahrgastinformationssystem informiertdie Fahrgaumlste am Eisenstaumldter Domplatzeinem der wichtigsten Knotenpunkte des of-fentlichen Verkehrs im Burgenland zielge-richtet uumlber alle Busverbindungen und et-waige Verspaumltungen Die dafuumlr eingesetztenMonitore sind weltweit die ersten und groumlszlig-ten LCD Outdoor Screens Damit ist dasBurgenland Vorreiter im Bereich der Fahr-gastkommunikation

Das innovative Informationssystem fuumlrdie Benutzer der oumlffentlichen Busse ist Teildes Schirmprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquound ein Beitrag Oumlsterreichs zum ProgrammbdquoTHE PEP (Transport Health Environ-ment-Pan-European Programme) DiesesProgramm wurde federfuumlhrend von Oumlster-reich initiiert und hat als eine der Prioritaumltenden Schutz sensibler Gebiete Die RegionNeusiedler SeeFertouml-toacute wurde vom Lebens-ministerium als Modellregion ausgewaumlhltweil sie als oumlkologisch besonders sensibleWeltkulturerbe-Region auch einen beson-ders sensiblen Umgang mit Verkehr undInfrastruktur verlangt

Umweltfreundliche Mobilitaumltin der Praxis

bdquoEs freut mich daszlig wir mit diesem ge-meinsamen Projekt zahlreiche attraktiveAngebote fuumlr umweltfreundliche Mobilitaumltmachen koumlnnen Die vom Lebensministerium

mitgefoumlrderte Mobilitaumltszentrale in Eisen-stadt kann heute bereits den 10000sten Kun-den feiern Das zeigt wie groszlig die Nachfragenach einer guten Fahrgastberatung ist undwie wichtig diese Maszlignahmen sind um dieNutzung oumlffentlicher Verkehrsmittel fuumlreinen nachhaltigen Klimaschutz zu forcie-renldquo unterstrich Umweltminister Berlako-vich

Weitere erfolgreiche Projekte im Rahmendes Schrimprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquosind die Gmoabusse in Purbach Breiten-brunn und Moumlrbisch oder das Solarboot amNeusiedlersee als Beispiel fuumlr die Bandbreiteder Nutzung erneuerbarer Energie Das

Stadthafenprojekt in Neusiedl zeigt daruumlberhinaus wie die Koordination einer umwelt-freundlichen Stadt- und Verkehrsplanungaussehen kann

bdquoMir ist es wichtig dass durch diese Bei-spiele auch andere Gemeinden profitierenund aktiv etwas fuumlr den Klimaschutz tunDaher unterstuumltzen wir Betriebe und Ge-meinden auch mit dem Beratungs- und Foumlr-derungsprogramm klimaaktiv mobil beiFuhrparkumstellungen Radverkehrsprojek-ten oder der Forcierung von klimaschonen-den Mobilitaumltsmanagements Im Burgenlandsparen wir so gemeinsam mit zwoumllf Partnernbereits 5000 Tonnen CO2 jaumlhrlich einldquo be-tonte Umweltminister Niki Berlakovich ab-schlieszligend

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Chronik

Fahrgast-InfosystemUmweltminister und Landeshauptmann praumlsentierten Modellprojekt fuumlr

umweltvertraumlglichen Verkehr in oumlkologisch sensiblen Regionen in Eisenstadt

Landeshauptmann Hans Niessl Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Eisen-stadts Buumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel praumlsentieren die neuen Monitore amEisenstaumldter Domplatz Foto Bgld Landesmedienservice

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Gastronomie amp Kulinarisches

Wer in einem NiederoumlsterreichischenWirtshauskultur-Betrieb war weiszlig

was Gemuumltlichkeit Gastfreundschaft undGaumenfreuden wirklich ausmachen Undgenau diesen Themen widmet sich seit 15 Jah-ren die Niederoumlsterreichische Wirtshauskul-tur denn sie hat sich voll und ganz der Pfle-ge und Wahrung authentischer Gastlichkeitund regionaler Spezialitaumlten verschrieben

Mehr als 270 Gastronomen sind in diesesGenusskulturprojekt eingebunden Im Pro-gramm der wirtshauskulturellen Veranstal-tungen kommt der alljaumlhrlichen Wahl zumTop-Wirt eine besondere Bedeutung zu wer-den doch dabei idealtypische gastronomi-sche Leistungen gewuumlrdigt bdquoDie hervorra-gende Entwicklung der Niederoumlsterreichi-schen Wirtshauskultur freut mich als neueTourismuslandesraumltin natuumlrlich besondersInitiativen wie die Wahl zum Top-Wirt tra-gen dazu bei die Wirte zu Houmlchstleistungen

zu motivieren Die NiederoumlsterreichischeWirtshauskultur hat sich zu einem der Aus-haumlngeschilder des Landes fuumlr Genieszliger ent-wickeltldquo so Tourismuslandesraumltin PetraBohuslav

Heuer wurde das Ergebnis der Top-Wirte-Wahl am 2 Maumlrz in der Babenbergerhalle inKlosterneuburg im festlichen Rahmen be-kannt gegeben

Der Sieger der Top-Wirte Wahl 2009 istder Haslauerhof in Haslau im NationalparkDonau-Auen Zum Aufsteiger des Jahreswurde der Retzbacherhof aus Unterretzbachim Weinviertel gewaumlhlt Als Einsteiger desJahres wurde das Gasthaus Goldenes Schiffin Tulln gewuumlrdigt

Weitere 49 Mitgliedsbetriebe der Nieder-oumlsterreichischen Wirtshauskultur haben beiden anonym vorgenommenen Tests so her-vorragend abgeschnitten daszlig sie 2009 dieAuszeichnung bdquoTop-Wirtldquo fuumlhren duumlrfen

Mit dem Haslauerhof wird ein Wirtshausausgezeichnet das ganz besonders mit sei-ner Region verbunden ist Roland Lukeschwirkt hier als Wirt und Koch und bietet sei-nen Gaumlsten eine ganze Reihe von Spezia-litaumlten die dem Nationalpark Donau-Auenentspringen etwa Wildgerichte von Au-hirsch Fasan oder Schnepfe sowie Koumlst-lichkeiten von Donaufischen Uumlberdies bie-tet der Haslauerhof einen prachtvollen Aus-blick auf die wilde Wasser- und Waldland-schaft der Donau-Auen

Mit der Auszeichnung bdquoAufsteiger desJahresldquo werden die Leistungen eines Wirts-hauses honoriert das sich gegenuumlber demVorjahr deutlich gesteigert hat Der TitelAufsteiger des Jahres wurde heuer HaraldPollak und dem Retzbacherhof zuerkanntund damit die Wiederbelebung eines tradi-tionsreichen Wirtshauses gewuumlrdigt DenWirtsleuten ist es gelungen das Haus in

Top-Wirt-Wahl 2009Mit der Wahl des Top-Wirts sowie des Aufsteigers und Einsteigers desJahres wurden heuer zum elften Mal die hervorragenden Haumluser der

Niederoumlsterreichischen Wirtshauskultur geehrt

vl Ulli Amon Jell (Obfrau Niederoumlsterreichische Wirtshauskultur) Thomas Baumgartlinger Gasthaus Goldenes Schiff(Einsteiger des Jahres 2009) Harald Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Roland Lukesch Haslauerhof (Top-Wirt 2009) Sonja Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Tourismuslandesraumltin Dr Petra Bohuslav MarcoPennerstorfer (Koch Gasthaus Goldenes Schiff 2009) Christoph Madl (Geschaumlftsfuumlhrer der Niederoumlsterreich-Werbung)

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neuem Glanz erstrahlen zu lassen und einuumlberaus reizvolles Ambiente bodenstaumlndigerGastlichkeit zu bewahren

Als bdquoEinsteiger des Jahresldquo wird jenesWirtshaus geehrt das unter allen Wirtshaumlu-sern die sich zum ersten Mal an der Wahlzum Top Wirt beteiligen die houmlchste Punk-teanzahl erreicht Das traf heuer auf dasGoldene Schiff in Tulln zu Mit ThomasBaumgartlinger hat die 5 Generation einerWirtsfamilie das Ruder im Goldenen Schiffuumlbernommen Seither steuert das Wirtshausauf einem kulinarisch uumlberaus attraktivenKurs was mit der Auszeichnung bdquoEinsteigerdes Jahresldquo Anerkennung findet

Als Top-Wirte werden Gastronomiebe-triebe ausgezeichnet die in anonym durch-gefuumlhrten Tests besonders hohe Wertungenerreichen Sie muumlssen den Leitlinien derNiederoumlsterreichischen Wirtshauskultur ent-sprechen die eine Reihe markanter Eigen-schaften fordern Echte Gastlichkeit zurSaison passend angebotene regionale Beson-derheiten aus Kuumlche und Keller ein optima-les Verhaumlltnis von Preis und Leistung sowiedie enge Zusammenarbeit mit der heimi-schen Landwirtschaft

Top-Wirt-Sieger Aufsteiger und Einstei-ger des Jahres werden von einer Jury ge-waumlhlt der hochkaraumltige Experten fuumlr speziellniederoumlsterreichische Gastlichkeit angehouml-ren Heuer waren dies unter anderen HaraldKnabl CR der NOumlN KR Rudolf RumplerObmann der Fachgruppe Gastronomie derWK-NOuml Richard Grasl CR des ORF NOumlUlli Amon-Jell Obfrau der Niederoumlsterrei-chischen Wirtshauskultur und Lorenzo Mo-relli Gourmet und Tester

Mitgliedsbetriebe erkennt man uumlbrigensein einem gruumlnen Schild

Top Wirte-Sieger vergangener Jahre

2008 Goldenes Bruumlndl in Oberrohrbach2007 Gasthaus Schmutzer in Winzendorf2006 DER jungWIRT in Goumlttlesbrunn2005 Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn2004 Gasthof Zum Lustigen Bauern in

Zeiselmauer2003 Gasthaus Kalteis in Kirchberg an der

Pielach2002 Gasthaus Zum Blumentritt in

St AegydNeuwald2001 Landgasthof Jeitler in

BrombergOberschlatten2000 Gasthaus Jell in Krems1999 Gasthaus Schwarz in Noumlhagen

Alle zur Niederoumlsterreichischen Wirtshaus-kultur httpwwwwirtshauskulturat

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Gastronomie amp Kulinarisches

Roland Lukesch (Haslauerhof) ist raquoTop-Wirt 2009laquo

Harald Pollak (Retzbacherhof) ist raquoAufsteiger des Jahres 2009laquo

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Kulturministerin Claudia Schmied uumlber-reichte am 12 Feber im Audienzsaal

des Bundesministeriums fuumlr UnterrichtKunst und Kultur das Oumlsterreichische Ehren-kreuz fuumlr Wissenschaft und Kunst anMaestro Mariss Jansons eine der herausra-genden Dirigentenpersoumlnlichkeiten der Ge-genwart Die Laudatio haumllt Thomas Angyan

Der 1943 im lettischen Riga geboreneSohn des Dirigenten Arvid Jansons studierteVioline Viola und Klavier und absolvierteseine musikalische Ausbildung am Lenin-grader Konservatorium in Dirigieren mitAuszeichnung Studien in Wien bei HansSwarowski und in Salzburg bei Herbert vonKarajan schlossen sich an 1971 gewannMariss Jansons den Dirigentenwettbewerbder Herbert-von-Karajan-Stiftung in BerlinMaszliggeblich gepraumlgt wurde er durch denlegendaumlren russischen Dirigenten JewgenijMrawinskij der Mariss Jansons 1971 alsAssistenten zu den Leningrader Philharmo-nikern holte Mariss Jansons blieb diesemOrchester den heutigen St PetersburgerPhilharmonikern bis 1999 als staumlndigerDirigent verbunden und leitete das Orchesterin dieser Zeit weltweit auf Tourneen Nebenseinen dirigentischen Verpflichtungen hatteMariss Jansons uumlber fast 30 Jahre von 1971bis 2000 eine Professur fuumlr Dirigieren amSt Petersburger Konservatorium inne Er istEhrendoktor der Musikakademien von Oslound Riga

Mariss Jansons ist seit 2003 Chefdirigentvon Symphonieorchester und Chor desBayerischen Rundfunks 2004 trat MarissJansons zudem die Position des Chefdiri-genten des Koumlniglichen Concertgebouw-orchesters in Amsterdam an Von 1979 bis2000 setzte Mariss Jansons Maszligstaumlbe alsChefdirigent der Osloer Philharmoniker dieer zu einem internationalen Spitzenorchesterformte Auszligerdem war er Erster Gastdirigentdes London Philharmonic Orchestra (1992-1997) und Musikdirektor des PittsburghSymphony Orchestra (1997-2004) Mit sei-nen beiden Orchestern aus Olso und Pitts-burgh absolvierte Jansons zahlreiche Tour-neen in die wichtigsten Musikzentren derWelt und zu den bedeutendsten Festivals wiejenen von Salzburg Luzern und Edinburghsowie zur Londoner Proms

Daruumlberhinaus hat er mit allen bedeuten-den Orchestern der Welt erfolgreich zusam-mengearbeitet ua mit dem New York Phil-harmonic Orchestra dem Philadelphia unddem Cleveland Orchestra dem Chicago unddem Boston Symphony Orchestra dem IsraelPhilharmonic Orchestra dem London Sym-phony Orchestra dem Tonhalle-OrchesterZuumlrich und der Saumlchsischen StaatskapelleEinen besonderen Stellenwert nehmen dabeidie Wiener und Berliner Philharmoniker einDiese Orchester dirigiert Jansons regelmaumlszligigin Wien und Berlin aber auch auf Tourneendurch Europa die USA und Japan Mit die-sen beiden und anderen Orchestern ist erregelmaumlszligig bei den Salzburger Festspielenzu Gast 2006 leitete Jansons erstmals dasNeujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Besondere Bedeutung hat fuumlr Mariss Jan-sons die Arbeit mit jungen Musikern Er diri-gierte das Gustav Mahler Jugendorchester aufeiner europaweiten Tournee und arbeitete mitdem Attersee Institute Orchestra mit dem erbei den Salzburger Festspielen auftrat InMuumlnchen gibt er regelmaumlszligig Konzerte mitbayerischen Jugendorchestern und der Aka-demie des Symphonieorchesters des Bayeri-schen Rundfunks Mariss Jansons ist Kuumlnst-lerischer Leiter des Masterprice-Wettbewerbsfuumlr zeitgenoumlssische Musik in London

Die Diskographie des Dirigenten istauszligerordentlich umfangreich und umfaszligtviele preisgekroumlnte Einspielungen Interna-tional groszlige Beachtung fand Jansons mitdem Tschaikowskij-Zyklus den er mit denOsloer Philharmonikern aufgenommen hatDie Einspielung von Schostakowitschs Sieb-ter Symphonie mit den Leningrader Phil-harmonikern gewann den Edison Preis 1989Berliozrsquo bdquoSymphonie fantastiqueldquo mit demConcertgebouworchester wurde mit demhollaumlndischen Luister-Preis und DvoraacuteksFuumlnfte Symphonie mit dem Penguin Awardausgezeichnet Mariss Jansons erhielt auszliger-dem mehrmals den Preis der deutschenSchallplattenkritik Seine Interpretationenvon Gustav Mahlers Erster und NeunterSymphonie mit den Osloer Philharmonikern(2003) und Mahlers Sechster mit demLondon Symphony Orchestra (2004) wurdenmit dem bdquoToblacher Komponierhaumluschenldquoausgezeichnet einer besonderen Anerken-nung fuumlr die beste Mahler-Interpretation un-serer Tage

Mariss Jansons erhielt zahlreiche interna-tionale Preise und Ehrungen

Er ist Ehrenmitglied der Gesellschaft derMusikfreunde in Wien sowie Honorary Mem-ber der Royal Academy of Music in Lon-don

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Personalia

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons

Kulturministerin Claudia Schmied und Maestro Mariss Jansons

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Daszlig das Andenken an den unvergessenenWiener Alterzbischof Mann des Kon-

zils und allseits geachteten bdquoPontifex austria-cusldquo in vielfacher Weise wach ist belegteine Reihe von Veranstaltungen rund um sei-nen Todestag Bischof Egon Kapellari zele-briert als Praumlsident der bdquoKardinal-Koumlnig-Stiftungldquo am 13 Maumlrz um 18 Uhr einen Ge-denkgottesdienst im Wiener StephansdomPersoumlnlichkeiten aus Religion WissenschaftPolitik Wirtschaft und Medien nehmen am14 Maumlrz im Wiener Kardinal-Koumlnig-Hausan einem Symposion zum Thema bdquoGewis-senldquo teil die langjaumlhrige Buumlroleiterin desKardinals (und Wiener Dioumlzesanarchivarin)Annemarie Fenzl bringt gemeinsam mitWolfgang Moser das Buch bdquoKardinal Kouml-nig ndash Woher komme ich Wohin gehe ichAnregungen fuumlr ein angstfreies Lebenldquo her-aus Das Buch wird am 11 Maumlrz in der Un-terkirche des Stephansdoms ndash in unmittelba-rer Naumlhe zur Grabstaumltte Kardinal Koumlnigs ndashpraumlsentiert

Zu der Messe am 13 Maumlrz werden zahl-reiche Weggefaumlhrten und Schuumller KardinalKoumlnigs erwartet aber auch viele einfacheGlaumlubige die den bdquoHerzenskardinalldquo nichtvergessen haben Die bdquoKardinal-Koumlnig-Stif-tungldquo hat den Dom-Musicus ThomasDolezal beauftragt ein Konzept fuumlr die Ge-staltung des Gottesdienstes zu entwerfenDolezal geht von dem Schriftwort aus bdquoAllesvergeht aber der Name des Frommen wirdnicht getilgtldquo Die Gestaltung wird im Sinndes Testaments des Kardinals (bdquoVergeszligt anmeinem Sarg die Osterkerze nichtldquo) insge-samt bdquooumlsterlich-zuversichtlichldquo sein In sei-nem Konzept versammelt Dolezal die groszligenJubilaumlumsgestalten des heurigen Jahres diezugleich Bezuumlge zum Denken Kardinal Kouml-nigs repraumlsentieren Texte des Apostels Pau-lus Musik von Felix Mendelssohn-Barthol-dy (aus dem Oratorium bdquoPaulusldquo) GeorgFriedrich Haumlndel (aus dem Oratorium bdquoDerMessiasldquo) und Joseph Haydn In den dreigroszligen Komponisten komme die oumlkumeni-sche Weite zum Ausdruck ebenso im Ge-brauch der verschiedenen Sprachen ndash latei-nisch englisch deutsch Fuumlr die musikali-sche Gestaltung sorgen unter der Leitungvon Thomas Dolezal Solisten Chor und Or-chester von bdquoArs musicaldquo

Neues Buch zeigt denKardinal als Seelsorger

Die bdquounverruumlckbaren Prinzipien seinerseelsorglichen Arbeit und sein Mut machen-des Kirchenbildldquo zeigen Annemarie Fenzlund Wolfgang Moser in ihrem neuen Buchuumlber den Kardinal auf Die Autoren wollenzeigen daszlig das bdquoLebensrezeptldquo KardinalKoumlnigs auf jeden Menschen anwendbar istbdquoWer den Glauben so ernst nimmt wie er esgetan hat dem eroumlffnen sich ungeahnteMoumlglichkeiten fuumlr ein gegluumlcktes und angst-freies Daseinldquo heiszligt es in einer Aussendungdes bdquoStyrialdquo-Verlages Als bdquoKoumlnig der Her-zenldquo und bdquoSeelen-Friedensstifterldquo sei der Kar-dinal unvergessen bdquolebendig geblieben invielen Menschen ist auch die Erinnerung anseine Offenheit und seine Zuversicht seineSorge um die Menschen und sein Interessean ihrem Leben wie es wirklich ist undseine Suche nach Antworten ndash gemeinsammit ihnenldquo

raquoBruumlckenbauerlaquo imweitesten Sinn des Wortes

Der Wiener Alterzbischof starb vor fuumlnfJahren im 99 Lebensjahr Er galt weit uumlberden kirchlichen Bereich hinaus als bdquoBruumlcken-bauerldquo im weitesten Sinn des Wortes Dasvon Kardinal Christoph Schoumlnborn geleiteteRequiem verdeutlichte nochmals eindruumlck-

lich wie breit die Wertschaumltzung fuumlr Koumlnigwar Der Dom war damals bis auf den letz-ten Platz gefuumlllt Auch auf dem Stephans-platz hatten sich trotz des naszligkalten WettersTausende Menschen versammelt

Bereits in den Tagen davor hatten zigtau-sende Menschen in Stille und Gebet vonKardinal Koumlnig Abschied genommen dessensterbliche Huumllle in der Vierung des Domsaufgebahrt war Sowohl beim Requiem alsauch bei der Aufbahrung hatten viele Men-schen Traumlnen in den Augen Auffallend warder hohe Anteil junger Leute unter den Trau-ernden Priester und Laien Katholiken undNichtkatholiken bezeichneten das Begraumlbniseinmuumltig als ein bdquotiefes spirituelles Ereig-nisldquo in dem noch einmal deutlich wurdewie sehr Kardinal Koumlnig aus der Botschaftdes Evangeliums gelebt hatte

Mehr bdquoPontifexldquo als mancher Papst ndash sobeschrieb der katholische Publizist Histori-ker und Vatikanspezialist Hansjakob StehleKardinal Franz Koumlnig nach dessen Tod Ineinem Nachruf wuumlrdigte er Koumlnig als bdquoeinenWege bahnenden Bruumlckenbauerldquo Dabei ha-be Koumlnig bdquonie einer kirchenfuumlrstlichen Poseldquobedurft um glaubhaft den Dialog zwischenReligionen und Konfessionen Glaumlubigenund Nichtglaubenden zwischen Traditionund Erneuerung zu foumlrdernldquo httpstephanscomat

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Personalia

Kirche gedenkt Kardinal KoumlnigsAm 13 Maumlrz jaumlhrt sich der Todestag des unvergeszliglichenen Wiener Alterzbischofs

zum fuumlnften Mal ndash Gedenkgottesdienst mit Bischof Egon Kapellari

Unser Bild zeigt Wiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl Bundespraumlsident Thomas Klestil(dagger 6 Juli 2004) Kardinal Franz Koumlnig (dagger 13 Maumlrz 2004) und Wiens Alt-Buumlrgermei-ster Helmut Zilk (dagger 24 Oktober 2008) bei der Eroumlffnung des 4 InternationalenHerzl-Symposion im April 2002 Foto Pressefoto Votava

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Wissenschaft amp Technik

Forschungsarbeiten oumlsterreichischer Spit-zenmediziner machen weltweit Schlag-

zeilen Nachdem die Studie 12 der Studien-gruppe ABCSG bereits beim Kongreszlig deramerikanischen Krebsgesellschaft ASCOgroszliges Aufsehen erregt hatte werden die Er-gebnisse jetzt in der renommierten Fachzeit-schrift bdquoNew England Journal of Medicineldquopubliziert ndash eine Auszeichnung die nurwenigen oumlsterreichischen Forschern zuteilwird Die Studie befaszligt sich mit Brustkrebsbei juumlngeren Patientinnen und zeigt Chancenauf das Wiedererkrankungsrisiko bei Brust-krebs deutlich zu senken und die Uumlberle-benschancen der betroffenen Frauen zu stei-gern

Studienleiter Univ-Prof Michael Gnantvon der Medizinischen Universitaumlt in Wiender Praumlsident der ABCSG faszligt die neuenErkenntnisse zusammen bdquoDie ABCSG-12Studie hat gezeigt daszlig eine neue Form derBrustkrebstherapie die Uumlberlebenschancenvon praumlmenopausalen Frauen mit hormonre-zeptorsensitivem fruumlhen Brustkrebs deutlichsteigert und die Gefahr von Rezidiven senktBei diesen Frauen geht das Risiko einer neu-erlichen Krebsbildung nach einer erfolgrei-chen Operation um 36 Prozent gegenuumlberjenen Patientinnen signifikant zuruumlck welchedie bisher uumlbliche Standardtherapie erhal-tenldquo

Die Mediziner haben bei ihren For-schungsarbeiten praumlmenopausalen Brust-krebspatientinnen zusaumltzlich zur Antihormon-therapie noch das Bisphosphonat Zoledron-saumlure verabreicht Die Wirkung war auszligeror-dentlich positiv wie eine Langzeituntersu-chung ergeben hat Nicht nur daszlig die Wieder-erkrankungsrate bei den mit dieser Kombi-nation behandelten Patientinnen wesentlichniedriger ist sind auch die Uumlberlebenschan-cen spuumlrbar verbessert Mehr als 98 Prozentdieser Brustkrebspatientinnen sind fuumlnf Jah-re nach der Diagnose ndash eben auch ohne diezB in den USA routinemaumlszligig uumlbliche adju-vante Chemotherapie ndash noch am Leben ten-denziell wurde eine Verbesserung des Ge-samtuumlberlebens durch die Bisphosphonatbe-handlung beobachtet

Die internationale Fachwelt registriertdiese eindrucksvollen Forschungsergebnissemit groszliger Aufmerksamkeit Ihre Bedeutungfuumlr die wissenschaftliche Gemeinschaft zeigtdie nun erfolgte Veroumlffentlichung im renom-mierten bdquoThe New England Journal of Medi-

cineldquo (NEJM) wohl der beruumlhmtesten medi-zinischen Fachzeitschrift uumlberhaupt

In dem Magazin werden ausschlieszliglichStudienergebnisse publiziert die houmlchstenQualitaumltsanspruumlchen gerecht werden undbahnbrechende Fortschritte in der Therapieerwarten lassen Das Journal erscheint wouml-chentlich in englischer Sprache und behan-delt alle Teilgebiete der Medizin

Nur selten gelingt es oumlsterreichischenMedizinern ihre Beitraumlge die von Fachgut-achtern penibel analysiert werden in dieserweltweit beachteten Publikation zu verbrei-ten Im gesamten Vorjahr wurden z B vierVeroumlffentlichungen unter bdquoAustrialdquo aufgeli-stet ndash und davon war lediglich bei einer Ar-beit ein Oumlsterreicher der Erstautor

Der bahnbrechende Beitrag der oumlsterrei-chischen Arbeit besteht neben den spektaku-laumlren Ergebnissen der erfolgreichen Patien-tinnenbehandlung darin daszlig damit eineBeeinflussung des Mikroklimas in bestimm-ten Bereichen des Knochenmarks gelungenzu sein scheint die fuumlr das Uumlberleben soge-nannter bdquoschlafenderldquo Tumorzellen sorgenDies koumlnnte in den naumlchsten Jahren bei ver-schiedenen Tumorerkrankungen zum endguumll-tigen Durchbruch vor allem im Fruumlhstadiumder Erkrankung fuumlhren

Die ABCSG-12 Studie (Austrian Breast ampColorectal Cancer Study Group Trial 12)wurde im Jahr 1999 begonnen und ist eineoffene multizentrische Phase-III-Studie mit1803 praumlmenopausalen Frauen mit Oumlstro-genrezeptor-positivem Brustkrebs (StadiumI oder II) mit weniger als 10 befallenen axil-laumlren Lymphknoten Nach einer erfolgrei-chen Operation und Beginn einer Goserelin-therapie zur Suppression der Ovarfunktionwurden die Patientinnen in 4 Studienarmerandomisiert 1 Arm Anastrozol + Zometa2 Arm Anastrozol allein 3 Arm Tamo-xifen + Zometa 4 Arm Tamoxifen alleinDie Frauen wurden drei Jahre lang behandeltund anschlieszligend zwei Jahre lang beobach-tet

Patientinnen in den Studienarmen 1 und 3erhielten waumlhrend des Behandlungszeit-raums alle sechs Monate eine Infusionen mit4 mg Zoledronsaumlure Nach einem medianenFollow-up nach fuumlnf Jahren erfolgte die Da-tenauswertung Die Zugabe von Zoledron-saumlure zu Anastrozol oder Tamoxifen verlaumln-gerte das krankheitsfreie und rezidivfreieUumlberleben signifikant In der Gruppe derFrauen die Zoledronsaumlure zusaumltzlich zur Hor-montherapie erhalten hatten waren 3 Pro-zent weniger Rezidive aufgetreten das ent-spricht einer Risikoreduktion von 36 Pro-zent Zoledronsaumlure reduzierte nicht nur dasAuftreten von Knochenmetastasen sondernauch von anderen Fernmetastasen kontrala-teralem Brustkrebs und lokoregionaumlrenRezidiven

Der exakte Wirkmechanismus ist nochnicht geklaumlrt Prof Gnant bdquoZoledronsaumlurekoumlnnte disseminierte so genannte schlafen-delsquo Tumorzellen angreifenldquo Im Labor konn-te gezeigt werden daszlig Zoledronat die Tu-morausbreitung auf verschiedene Weise er-schweren kann durch die Hemmung desWachstums von kleinen Blutgefaumlszligen durchdie Stimulierung von krebsbekaumlmpfendenAbwehrzellen durch Induktion der Tumor-zellapoptose (des programmierten Zelltodes)sowie durch die Verbesserung der Aktivitaumltanderer antitumoraler Therapien httpwwwmeduniwienacat

Studienleiter Univ-Prof Michael GnantMedizinische Universitaumlt in Wien

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Brustkrebs Oumlsterreichschreibt TherapiegeschichteRevolutionaumlre Erkenntnisse fuumlr junge Brustkrebspatientinnen aus der

ABCSG-Studie 12 in raquoThe New England Journal of Medicinelaquo publiziert

Laufend begehen Millionen Zellen unse-res Koumlrpers Selbstmord damit andere

leben koumlnnen Dieser Vorgang wird alsApoptose bezeichnet Der selbstzerstoumlreri-sche Prozeszlig ist aumluszligerst wichtig um nichtmehr benoumltigte oder gefaumlhrliche Zellen zueliminieren Jede Zelle hat im Erbgut einbdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo das auf be-stimmte Signale hin ausgeloumlst wird Wie die-ser programmierte Zelltod eingeleitet wirdist eine der brennendsten Fragen in der Bio-logie da sie besonders eng mit der Entste-hung von Krebs zusammenhaumlngt Genaudiese Frage konnte von den Wissenschaft-lern der Universitaumlt Salzburg in Zusam-menarbeit mit dem Burnham Institut inKalifornien beantwortet werden bdquoWir habendie Kristallstruktur des Fas-FADD-Kom-plexes aufgeklaumlrt und erhielten dadurch alserste Einblick auf den Todeskomplex DISC(Death inducing Signaling Complex)ldquoerlaumlutert Robert Schwarzenbacher Mit einerReihe von eleganten Experimenten zeigtendie Wissenschafter auf wie der program-mierte Zelltod funktioniert

Mit der Aufklaumlrung des programmiertenZelltods wurde eine elementare Grundlagefuumlr neue Therapien gegen Krankheiten wieKrebs Alzheimer AIDS oder Leberversagengeschaffen Bei Krebs und Alzheimer stimmtdie Balance zwischen neu gebildeten und ab-sterbenden Zellen nicht Sterben zu wenigZellen koumlnnen Tumore die Folge sein ster-ben zu viele Zellen drohen degenerativeKrankheiten wie Alzheimer Bei vielenKrebsarten funktioniert die Apoptose nichtObwohl die Zellen absterben sollten tun siedas nicht sie sind apoptoseresistent Ziel derForschung ist es daher die Apoptose gezieltzu steuern um einen kontrollierten Zelltodbei entarteten Zellen auszuloumlsen Die Erfor-schung des programmierten Zelltods wirddazu fuumlhren daszlig Krebs kuumlnftig nicht mehrmit schweren Medikamenten oder Strahlen-therapie behandelt wird sondern mit leichtvertraumlglichen Medikamenten die den Koumlr-per selbst zur erfolgreichen Bekaumlmpfung derKrankheit stimulieren

Im Erwachsenenalter muszlig der menschli-che Organismus verbrauchte funktionsunfauml-hige oder beschaumldigte Zellen beiseite schaf-fen Wissenschafter schaumltzen daszlig ohne pro-grammierten Zelltod ein 80jaumlhriger rundzwei Tonnen Knochenmark und eine Darm-laumlnge von 16 Kilometern haumltte Auch in derEmbryonalentwicklung spielt Apoptose eineentscheidende Rolle Der menschliche Em-bryo traumlgt zunaumlchst bdquoSchwimmhaumluteldquo zwi-schen Fingern und Zehen die spaumlter aberwieder zuruumlckgebildet werden sollen Dazuwird das bdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo inden Zellen der Finger-Haumlute aktiviert

Apoptose hat viele Facetten Zum einenist der Zelltod Voraussetzung fuumlr die richtige

Entwicklung der Zellteilung zum anderenmuumlssen Zellen ausgesondert werden die ihreFunktion erfuumlllt haben oder den Gesamtorga-nismus gefaumlhrden Das Apoptose-Programmeliminiert die betroffenen Zellen binnen we-niger Stunden Die Todesbotschaft bringenhaumlufig Botenstoffe die an bestimmte Pro-teine auf der Zelloberflaumlche andocken DiesebdquoAndockstellenldquo werden deshalb auch bdquoTo-des-Rezeptorenldquogenannt Wenn die Zelle dasSignal zum Selbstmord empfangen hat wirdsie von innen her abgebaut und zerbricht dannin viele kleine Fragmente die von Freszligzel-len aufgenommen werden Ein perfekterSelbstmord der keine Spuren hinterlaumlszligt httpwwwuni-salzburgat

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Wissenschaft amp Technik

Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst

Die Strukturbiologen Robert Schwarzenbacher und Stefan Riedl von der UniversitaumltSalzburg haben den Schluumlsselmechanismus des programmierten Zelltodes aufge-

klaumlrt Ihre Ergebnisse sind im britischen Wissenschaftsjournal Nature nachzulesen

Kristallstruktur des Fas-FADD Komplexes Grafik Universitaumlt Salzburggap

Aus den Wurzeln des Edelweiszlig habenInnsbrucker Forscher einen Stoff ge-

wonnen der die Therapie von Gefaumlszligerkran-kungen revolutionieren koumlnnte Sie erhaltennun vom Bund finanzielle Unterstuumltzungum die bereits zum Patent angemeldete Ideezur Marktreife weiterzuentwickeln

An der Abteilung Pharmakognosie desInstituts fuumlr Pharmazie der Universitaumlt Inns-bruck suchen Wissenschaftler um Prof Her-mann Stuppner mit Hilfe modernster phyto-chemischer Methoden und analytischer Hoch-leistungsverfahren nach Naturstoffen die alsArzneimittel dienen koumlnnten Sie richten da-bei ein besonderes Augenmerk auf traditio-nelle Arzneipflanzen der heimischen und derasiatischen Volksmedizin So untersuchteStuppner gemeinsam mit Stefan Schwaigervom Institut fuumlr Pharmazie auch die Inhalts-stoffe des Edelweiszlig und wurde in dessenWurzeln fuumlndig

In Zellkulturanalysen durchgefuumlhrt vonProf Guumlnther Laufer und Priv-Doz DavidBernhard von der Univ-Klinik fuumlr Herzchi-rurgie der Medizinischen Universitaumlt Inns-bruck erwies sich einer der Inhaltstoffe dasLeoligin als wirksames Mittel gegen Ver-dickungen der Innenwand von Blutgefaumlszligen

Wirksamer Naturstoff

Gefaumlszligwandverdickungen zaumlhlen zu denwichtigsten Ursachen vieler Herzkreislauf-erkrankungen und bilden die Vorstufe vonArteriosklerose der haumlufigsten Todesursa-che in der westlichen Welt Auch bei chirur-gischen Eingriffen an Gefaumlszligen wie etwa beiBypaszligoperationen spielen diese Verdickun-gen eine entscheidende Rolle Die viel ver-sprechenden Innsbrucker Ergebnisse konn-ten in Untersuchungen der Forschergemein-schaft an Maumlusen bestaumltigt werden Die ein-malige Gabe von Leoligin verringerte dieunerwuumlnschten Gefaumlszligwandverdickungen inVenen-Bypaumlssen im Vergleich zu unbehan-delten Maumlusen um die Haumllfte Einzigartigmacht den Naturstoff daszlig Leoligin im Ge-gensatz zu bisher eingesetzten Medikamen-ten die Gefaumlszliginnenwand nicht angreift undsogar bereits existierende Verdickungenreduziert Mit Leoligin beschichtete Stents(bdquodrug eluting stentsldquo) koumlnnten daher auchdie bisher notwendige Kombinationsthera-pie mit weiteren Medikamenten eruumlbrigen

Zur Marktreife entwickeln

Im Rahmen des uniinvent-Programmszur Foumlrderung der Patentverwertung wurdedie Idee der Innsbrucker Wissenschaftler nunim PRIZE-Wettbewerb als eines von 12 Pro-jekten ausgewaumlhlt Das Wirtschaftsmini-sterium unterstuumltzt uumlber die oumlsterreichischeFoumlrder- und Finanzierungsbank austria wirt-schaftsservice das Projekt mit uumlber 130000Euro Mit den Mitteln soll die Substanz wei-ter optimiert dessen Einfluszlig auf die Zell-zyklusregulation erforscht und die Wirkungin einem Bypaszlig-Groszligtier-Modell uumlberpruumlftwerden bdquoDadurch werden die Verwertungs-chancen erhoumlht und die Weiterentwicklunghin zu einem marktfaumlhigen Produkt ermoumlg-lichtldquo sagt Cornelia Rhomberg vom pro-jektservicebuumlro der Universitaumlt InnsbruckbdquoAufgrund der Datenlage und des hohenMarktpotentials der Entdeckung hat dieUniversitaumlt bereits im Sommer 2008 ein Pa-tent angemeldet das Leoligin und verwand-te Derivate als Medikament zur BehandlungVerhinderung und Umkehr der Gefaumlszligwand-verdickung als Wirkstoffloumlsung zur Appli-kation auf das Bypaszlig-Transplantat sowie alsWirkstoff eines Implantats mit kontrollierterWirkstoff-Freisetzung (bdquodrug eluting stentsldquo)international schuumltztldquo

Forschungsschwerpunkte

Das Institut fuumlr Pharmazie AbteilungPharmakognosie an der Leopold-Franzens-Universitaumlt Innsbruck befaszligt sich in seinerForschungsarbeit mit der

Isolierung und Strukturaufklaumlrung vonSekundaumlrstoffen aus houmlheren Pflanzenmit potentieller pharmakologischer Akti-vitaumlt Im Mittelpunkt des Interesses ste-hen dabei Naturstoffe mit entzuumlndungs-hemmender antitumoraler und antibakte-rieller Aktivitaumlt (FWF-Projekt P14389)derNutzung sekundaumlrer Pflanzenstoffe (Ses-quiterpenlactone Flavonoide und pheno-lische Carbonsaumluren) als chemische Mar-ker fuumlr die Beantwortung von Fragen derTaxonomie und Systematik innerhalb derFamilie der Asteraceae und Apiaceae(FWF-Projekt P15594) derAnalytik und Qualitaumltsbeurteilung von(Arznei-)Pflanzen mit Hilfe der GCHPLC CE (CZE CEC MEKC) und ent-sprechender Kopplungstechniken (GCMS HPLCMS und CEMS) und der Suche nach pflanzlichen Wirkstoffen mitHilfe von Pharmakophormodelling undbdquoin Silico Screeningldquo

httpwwwuibkacat

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Aus den Wurzeln des Edelweiszlig haben Innsbrucker Forscher einen Stoff gewonnender die Therapie von Gefaumlszligerkrankungen revolutionieren koumlnnte

Edelweiszlig gegen ArterioskleroseNeuer Wirkstoff koumlnnte Haltbarkeit von Bypaumlssen verbessern

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Wissenschaft amp Technik

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen vonFebruar 2009 bis Februar 2010 werden

sich in Wien mit Leben und Werk CharlesDarwins befassen

Drei fundamentale Kraumlnkungen kenntlaut Freud die Geschichte des MenschenDie erste Kraumlnkung fuumlgte der Menschheit dieEntdeckung zu daszlig sich die Erde um dieSonne dreht und wir uns nicht im Mittel-punkt des Universums befinden Fuumlr die drit-te Kraumlnkung uumlbernahm Freud selbst die Ver-antwortung Er wies nach daszlig wir nur einenbeschraumlnkten Teils des Bewuszligtseins kontrol-lieren Dazwischen war Darwin Er konntebeweisen daszlig Gott den Menschen nicht nachseinem Ebenbild erschaffen hatte ndash sonderndaszlig der Mensch dem Tierreich entstammt

Mit der Wiener Vorlesung bdquoEntzauberungder Welt ndash Beleidigung des Menschenldquostartete das von der Stadt Wien initiierteCharles-Darwin-Jahr 2009 bdquoEs sind nur we-nige geniale konsistente umfassende Ent-wuumlrfe die das gegenwaumlrtige wissenschaftli-che Weltbild geformt habenldquo so HubertChristian Ehalt Koordinator der WienerVorlesungen bdquoCharles Darwins Evolutions-theorie ist wohl der wichtigste und heutewirksamste darunterldquo

Am 3 Maumlrz lud die Oumlsterreichische Aka-demie der Wissenschaften (OumlAW) gemein-sam mit der Universitaumlt Wien und den Wie-ner Vorlesungen zum Symposium bdquoEvolu-tion ndash Die Grundlage fuumlr ein Verstehen desWandels in der Weltldquo Im Verlauf von vierTagen wurde untersucht wie die Evolutions-theorie sich in den verschiedenen wissen-schaftlichen Disziplinen abbildet ndash derBogen reichte von der Neurobiologie uumlberdie Oumlkonomie bis zur Kunstgeschichte

Anlaumlszliglich dieses Symposiums haben derBundesminister fuumlr Wissenschaft und For-schung Johannes Hahn und die OumlAW eineaktuelle Studie zu den Einstellungen der Oumls-terreicherinnen und Oumlsterreicher zur Evolu-tion praumlsentiert

Die von Prof Leopold Rosenmayr ge-meinsam mit dem Meinungsforschungsinsti-tut GfK Austria durchgefuumlhrte Befragungvon oumlsterreichweit uumlber 1500 Personen un-

terstreicht das Interesse und die Auseinan-dersetzung der Oumlsterreicher mit der Wis-senschaft

bdquoGerade in Krisenzeiten erkennen dieMenschen den unmittelbaren Nutzen derWissenschaft Wissen schafft nicht nurArbeit sondern auch Zukunft sowie Sicher-heit und gibt Orientierungldquo resuumlmierte derWissenschaftsminister vor Journalisten

In der Studie sprechen sich 71 Prozentder Befragten dafuumlr aus den wissenschaft-lichen Fortschritt noch staumlrker zu foumlrdernum auf diese Weise die anstehenden Pro-bleme bewaumlltigen zu koumlnnen 82 Prozent ga-ben an wissenschaftliche Erkenntnisse seiensehr bzw ziemlich wichtig fuumlr ihre persoumlnli-che Lebensgestaltung

Der Wissenschaftsminister folgert dar-aus bdquoDas bestaumlrkt mich als verantwortlicherMinister in dem Ansatz den ich in den letz-ten Wochen nicht zuletzt auch bei den Bud-getgespraumlchen vertreten habe Wissenschaftund Forschung gehoumlren zu den Motoren umdie Krise nicht nur zu bewaumlltigen sondernwieder richtig durchzustarten Um diesesVertrauen in die Wissenschaft zu rechtferti-gen benoumltigt es finanzielle Mittel und klareSchwerpunktsetzungenldquo

Auch andere Ergebnisse der Studie bele-gen den Stellenwert von Wissenschaft undForschung fuumlr die Menschen So wuumlnschtensich 76 Prozent der Befragten mehr Berichteund Diskussionen zur Entstehung des Men-schen uumlber 70 Prozent wollten mehr uumlberden Ursprung und die fruumlhe Evolution desLebens auf der Erde wissen bdquoMan sieht daszligdiese grundlegenden Fragen nichts an Rele-vanz und Aktualitaumlt eingebuumlszligt haben ImGegenteil der Mensch sucht nach seinerHerkunft nach seinen Wurzelnldquo

Aus den Ergebnissen der empirischenUntersuchung leitet WissenschaftsministerHahn auch einen Arbeitsauftrag fuumlr sich unddas Wissenschaftsressort ab bdquoWir muumlssennoch mehr in die Vermittlung der Leistungender Wissenschaft investieren Die Erkennt-nisse der Wissenschafter ndash gerade im Grund-lagenbereich ndash sollen den Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreichern noch besser und lebensna-her vermittelt werden beginnend im Kinder-garten und der Schuleldquo

Kardinal Christoph Schoumlnborn hat in sei-nem Referat anlaumlszliglich dieses Symposiumszur Entspannung in der Auseinandersetzungzwischen naturwissenschaftlicher Evolutions-theorie und biblischem Schoumlpfungsglaubenaufgerufen Zugleich wies er die kreationi-stische Lesart der biblischen Schoumlpfungs-erzaumlhlung entschieden zuruumlck und uumlbte Kri-tik an der bdquoIntelligent designldquo-Schule DieFrage nach bdquoUrsprung Weg und Ziel desLebensldquo betreffe jeden Menschen daherkoumlnne der Weg bdquonur im gemeinsamen Bemuuml-hen um ein immer besseres genaueres undtieferes Verstaumlndnisldquo liegen

Am 17 Maumlrz untersuchen Wissenschaft-ler der Universitaumlt Wien die Evolution desSchlafes unter dem Titel bdquoVom Urmenschenzum Uhrenmenschenldquo Eine Ausstellung imoumlffentlichen Raum laumlszligt den Betrachter dannab Juni auf den Spuren Darwins wandelnAuf Litfaszligsaumlulen und bdquoCity Lightldquo-Vitrinenwird die Reise mit der Beagle (so hieszlig derZweimastsegler mit dem Darwin reiste)nachvollzogen und das Leben und Werk Dar-wins vorgestellt Die Ausstellung beginntvor dem Naturhistorischen Museum fuumlhrt

Wien im Zeichen derEvolutionstheorie

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen im Charles-Darwin- Jahr der Stadt Wien ndashDarwin-Studie zeigt groszliges Interesse der Oumlsterreicher an Naturwissenschaften

Charles Darwin (1809-1882) in seinenneueren Jahren copy J Cameron 1869

uumlber Schottenring und Freyung zuruumlck bisvor das Voumllkerkundemuseum

bdquoHomo Sociobiologicus ndash Evolution derKooperation beim Menschenldquo nennt sicheine interdisziplinaumlre Universitaumltstagung beider Forscher der Soziobiologie Sozialwis-senschaften Anthropologie und Philosophiein Dialog treten und bei der die Relevanzvon Formen der Kooperation nachgewiesenwird anstatt das von Darwin entdeckteZusammenspiel von Mutation und Selektionbdquosozialdarwinistischldquo zu deuten

Die bildende Kunst naumlhert sich demThema unter dem Motto bdquoEvo Evoldquo Dievom Kuratorenteam Peter und IngeborgBraunsteiner gestaltete Ausstellung im Wie-ner Kuumlnstlerhaus richtet den Fokus vor allemauf die geistig-kulturellen Aspekte der Ent-wicklungsgeschichte ndash die Kulturevolutionund zeigt Kommentare und Positionen vondreiszligig bildenden Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-lern zu den Themen bdquoSchrift-Symbol-Spra-cheldquo bdquoGestalt und Formldquo bdquoZucht und Ord-nungldquo bdquoMensch und Tier (18 Septemberbis 22 Oktober Kuumlnstlerhaus Wien)

16 Veranstaltungen sind bis jetzt geplant ndashbis in den Februar 2010 hinein wo die ka-tholisch-theologische Fakultaumlt internationaleWissenschaftler die Frage bdquoEvolutionstheo-rie und Schoumlpfungsglaube ndash eine Heraus-forderung fuumlr Biologie Theologie und Phi-losophie sowie fuumlr den interdisziplinaumlrenDiskursldquo diskutieren laumlszligt (Februar 2010)

Der Forscher Charles Darwin

bdquoEs ist als ob man einen Mord begehtldquoerklaumlrte Charles Darwin (1809 ndash 1882) alser sich entschlossen hatte mit seinen Thesenan die Oumlffentlichkeit zu gehen Jahr um Jahrseit seiner Reise mit der Beagle (1831-1836) hatte er an seinem Werk bdquoUumlber dieEntstehung der Artenldquo gearbeitet hatte De-tail um Detail hinzugefuumlgt war aber immerwieder davor zuruumlckgeschreckt sein Werkauch zu publizieren Dabei waren die grund-legenden Thesen schon laumlngst ausformuliert

raquoKaplan des Teufelslaquo

Den Anstoszlig gab ein Konkurrent ndash oderbesser ein juumlngerer Kollege der unabhaumlngigvon Darwin zu aumlhnlichen Schluumlssen gekom-men war Der Naturforscher Alfred Wallacelieszlig Darwin sein Manuskript zukommen ndashund Darwin entschloszlig sich gemeinsam mitWallace seine Theorie zu publizieren Die Re-sonanz war wider Erwarten zunaumlchst geringDas aumlnderte sich erst als Charles Darwineineinhalb Jahre spaumlter im November 1859seine bdquoEntstehung der Artenldquo herausbrachte

Schlagartig wurde nicht nur Forschern klardaszlig hier einer das bisherige Weltbild auf denKopf stellte Arten entwickeln sich Alle We-sen sind untereinander verwandt Einen

Schoumlpfer brauchte es da nicht mehr Darwinmuszligte sich als bdquoKaplan des Teufelsldquo be-schimpfen lassen httpwwwcharles-darwin-jahrat

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Wissenschaft amp Technik

Die Zusammenfassung der raquoStudie zu den Einstellungen der Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreicher zur Evolutionlaquo des BMWF und der OumlAW zum Downloadhttpwwwbmwfgvatfileadminuser_uploadaussendungEinstellungen_der_OEsterreicherInnen_zur_Evolutionpdf

Atemnotldquo der Zellen laumlszligt Tumore rasantwachsen WissenschafterInnen rund um

Univ-Prof Frank Madeo und ChristophRuckenstuhl vom Institut fuumlr Biowissenschaf-ten an der Karl-Franzens-Universitaumlt Grazkonnten in der Krebsforschung neue bahn-brechende Erkenntnisse gewinnen Anhandvon Baumlckerhefe hat das Team nachgewiesendaszlig verminderte Atmungsaktivitaumlt in Zelleneine Vorraussetzung fuumlr Tumorentstehung seinkann bdquoHefezellen sind mit jenen des Men-schen gut vergleichbar vor allem in PunktoZellwachstumldquo erklaumlrt Madeo bdquoKrebs istnichts anderes als ein wild wachsender Zell-haufen der ungewoumlhnlich viel Energie ver-brauchtldquo Ruckenstuhl und Madeo konntenzeigen daszlig die Reduzierung der Zellatmungden programmierten natuumlrlichen Zelltod dieso genannte Apoptose vermindert undZellen unkontrolliert uumlberleben laumlszligt bdquoDieseerhoumlhte Resistenz koumlnnte entscheidend zurTumorbildung und Boumlsartigkeit (Metastasie-rung) beitragenldquo bestaumltigt Madeo

Gleichzeitig ist den Grazer ForscherIn-nen mit diesem Modell der Beweis eines

Uumlberlebensvorteils von Zellen durch den sogenannten Warburg-Effekt gelungen DerBiochemiker Otto Warburg (Nobelpreis fuumlrMedizin 1931) beschrieb bereits in den1920er-Jahren daszlig ein maszliggeblicher Anteilder Energie in Krebszellen durch einfachenZuckerabbau (Glykolyse) generiert wird beigleichzeitiger Verminderung der Atmung

Erhoumlhte Atmungsaktivitaumlt hingegen hemmtdas Wachstum von Tumoren Ob damit auchder Kampf gegen Krebs erleichtert wird undsich damit neue Therapie-Moumlglichkeitenauftun sind fuumlr Madeo ndash noch ndash Spekulatio-nen Der Molekularbiologe verweist jedochauf Auffaumllligkeiten bdquoInteressanterweise istAusdauersport eine der besten vorbeugendenMaszlignahmen gegen Krebs Dabei wird so-wohl die Sauerstoffversorgung des Koumlrperserhoumlht als auch Zucker verbraucht ndash beidesklassisch nach der Warburg-Hypothese Giftfuumlr die Krebszelleldquo

Die Arbeit wurde im renommierten US-amerikanischen Fachjournal PLoS ONE ver-oumlffentlicht httpdxplosorg101371journalpone0004592

Krebsforschung Erfolg der Uni GrazAbnehmende Zellatmung wachsende Tumore

Ruszliglands erster Hochgeschwindigkeits-zug bdquoVelaro RUSldquo der von Siemens in

Serie gebaut wird wurde jetzt im Klima-Wind-Kanal getestet um die extrem hartenWitterungsbedingungen russischer Winterim Fahrbetrieb zu simulieren Selbst beiSchneestuumlrmen mit 250 kmh Windgeschwin-digkeit und Auszligentemperaturen von bis zuminus 40 Grad Celsius blieb der Velaro vollbetriebsfaumlhig und dabei behaglich fuumlr dieMenschen im Zug Ab Ende 2009 werden diebis zu 250 kmh schnellen Triebzuumlge zunaumlchstdie Metropolen Moskau und St Petersburgverbinden spaumlter sollen sie auch zwischenMoskau und Nishni Novgorod fahren DenAuftrag fuumlr acht dieser Superzuumlge und derenWartung uumlber 30 Jahre hinweg hatte Sie-mens bereits 2006 erhalten

Die Klimatests in der Rail Tec ArsenalFahrzeugversuchsanlage (RTA) in Wien be-staumltigen daszlig alle Elemente des Zuges wieTechnik Isolation und Schmierstoffe fuumlr dieextremen klimatischen Bedingungen in Ruszlig-land richtig ausgelegt sind und durchwegszuverlaumlssig arbeiten So tobten gewaltige

kuumlnstliche Schneestuumlrme mit Massen kleinerFlocken aber auch mit groszligflockigem Naszlig-schnee durch den 100 Meter langen Klima-

Wind-Kanal Trotzdem froren weder die rie-sige Frontscheibe noch die Luftansaugstut-zen auf dem Dach die Fenster oder Auszligen-

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Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal

Der schnellste Zug Ruszliglands in kuumlnstlicher Schnee- und Eishoumllle

In der Klimakammer der Testanlage Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien beweist der Velaro RUS dass er selbst bei extremer Kaumlltesicher funktioniert Beispielhaft erproben das die Siemens-Ingenieure an einem Mittelwagen und am Triebkopf Im Klima-Wind-Kanal erzeugen sie sogar Blizzards auf Knopfdruck Alle Fotos Siemens-Pressebild

Auch im Unterflurbereich klebt beim Kaumlltetest der Schnee Hier sind beim Velaroder Antrieb und alle Technikmodule untergebracht statt wie bei herkoumlmmlichenZuumlgen in zwei Lokomotiven vorne und am Ende des Zuges

tuumlren am Velaro zu Alle Sicherheitsfunktio-nen an Bord bestanden saumlmtliche Testanfor-derungen

Zum Test der Klimaanlage wurden imZugkopf sowie einem Mittelwagen desVelaro rund 800 verschiedene Sensoren an-gebracht die unter anderem die Lufttempe-ratur Oberflaumlchentemperatur Luftgeschwin-digkeit Luftdruck und Luftfeuchtigkeitmessen Rote Heizmatten und Luftbefeuch-ter im Fahrgastraum simulieren reale Be-triebsbedingungen Selbst mit dieser Be-lastung soll ein Zustand erreicht werden deruumlberall im Zug fuumlr die gleiche thermischeBehaglichkeit sorgt ndash ein Zustand den moumlg-lichst viele Menschen als behaglich empfin-den Denn auch die russische Bahn legt beimVelaro entscheidenden Wert darauf daszlig dieFahrgaumlste die Lufttemperatur die Luftfeuch-te die Luftbewegung und die Waumlrmestrah-lung der Umgebung stets als optimal emp-finden und weder waumlrmere noch kaumlltere we-der trockenere noch feuchtere Raumluft wuumln-schen

Oumlsterreichische Wertschoumlpfung

Die fuumlr den Auftrag benoumltigten 176 StuumlckHigh-tech-Drehgestelle werden im Siemens-Werk Graz gefertigt Das Fahrwerk aus derSF500 Familie (SF500 RU) wurde auf dierussische Breitspur (1520 Millimeter gegen-uumlber der 1435 Millimeter Normalspur) aufFahrgeschwindigkeiten bis 300 Kilometer jeStunde und fuumlr den Tieftemperatureinsatz biszu minus 50 Grad Celsius ausgelegt Damiterfuumlllen sie die derzeit guumlltigen EN-Normensowie auch die staatlich russischen GOST-Normen

Der fuumlr Ruszligland in vielen technischenDetails weiterentwickelte Velaro gilt als derweltweit modernste Hochgeschwindigkeits-zug Die zehnteiligen Triebzuumlge haben eineGesamtlaumlnge von 250 Metern und bieten be-quem Platz fuumlr 604 Fahrgaumlste Die Laumlnge derBahnsteige in Ruszligland macht es moumlglichdass die Zuumlge uumlber zwei Wagen mehr verfuuml-gen und somit 50 Meter laumlnger sind als bei-spielsweise der bdquoVelaro Eldquo der spanischenBahn

Ruszligland gilt als einer der am meistenwachsenden Bahnmaumlrkte der naumlchsten Jahr-zehnte Ein Entwicklungsprogramm der rus-sischen Regierung sieht vor bis in das Jahr2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Aus-bau des Schienennetzes und in neue Zuumlge zuinvestieren In den naumlchsten Jahren sollen et-wa 20000 Kilometer Bahnstrecke entstehendavon 1500 Kilometer Hochgeschwindig-keitsstrecken

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Wissenschaft amp Technik

Morgendliches Duschen Zaumlhneputzenkleine und groszlige Geschaumlfte Waumlsche

waschen Geschirr spuumllen die Liste laumlszligt sichfortsetzen Das Wasser das wir Tag fuumlr Tagverbrauchen landet in der Kanalisation mitallen darin enthaltenen natuumlrlichen undkuumlnstlichen chemischen Substanzen 98 Pro-zent des in Wien produzierten Abwassers en-den in der Simmeringer HauptklaumlranlageDort betreibt Norbert Kreuzinger Assistenz-professor am Institut fuumlr Wasserguumlte Res-sourcenmanagement und Abfallwirtschaftder Technischen Universitaumlt Wien mit sei-nem Team eine Versuchsklaumlranlage SeinZiel ist auch die nach der gruumlndlichen biolo-gischen Reinigung noch verbleibendenSpurenschadstoffe die chemisch sehr wider-standsfaumlhig sind aus dem Wasser herauszu-holen

Ein bunter Cocktail

bdquoWir zweigen knapp ein Prozent desWassers ab das aufbereitet aus der Haupt-klaumlranlage Simmering herauskommt behan-deln es weiter und untersuchen welche Rest-stoffe in welchen Mengen noch enthaltensindldquo erklaumlrt Kreuzinger Und Reststoffegibt es dort viele Ruumlckstaumlnde von Pharma-zeutika wie Schmerzmittel und Entzuumln-dungshemmer zum Beispiel aber auch be-sonders widerstandsfaumlhige Roumlntgenkontrast-mittel sind da zu finden Oder ein bunterCocktail aus in den Badezimmern abgewa-schenen Kosmetika wenn auch in sehr klei-nen Mengen wie Kreuzinger einraumlumtbdquoGrundsaumltzlich sieht es mit der Qualitaumlt dergeklaumlrten Abwaumlsser bei uns gut ausldquo meinter Das hat auch eine Studie uumlber das Vor-kommen von Hormonen in oumlsterreichischenGewaumlssern bestaumltigt die von einem groszligeninterdisziplinaumlren Forscherteam vor mittler-weile fuumlnf Jahren publiziert wurde

Kuumlnstlich haltbar gemacht

Dennoch nehmen die Behoumlrden in Oumlster-reich und der EU das Thema Spurenschad-stoffe im Abwasser weiterhin sehr ernstZum einen weil in Untersuchungen gezeigtwerden konnte das gewisse Stoffe auch in

sehr kleinen Konzentrationen negative Aus-wirkungen auf Gewaumlsserorganismen habenkoumlnnen bdquoGerade Medikamente oder Kosme-tika werden chemisch so gebaut daszlig sie imKoumlrper moumlglichst langsam oder gar nicht ab-gebaut werden sie sollen ja moumlglichst langewirkenldquo sagt der Forscher Umso groumlszliger istdie Herausforderung auch diese Stoffe beimKlaumlrvorgang aus dem Wasser herauszube-kommen

Chemische Radikalkur

Kreuzingers Zugang die Spurenschad-stoffe unschaumldlich zu machen klingt zu-naumlchst simpel In seiner Versuchsanlage setzter dem Wasser Ozon zu bdquoDabei entstehen sogenannte Sauerstoffradikale das sind che-misch sehr aktive einzelne Sauerstoffato-meldquo erklaumlrt er das Prinzip Mit ihnen kannman vergleichsweise groszlige Molekuumlle wie esdie allermeisten Reststoffe sind in kleinereEinheiten zerlegen Damit verlieren sie ihreurspruumlngliche Wirkung und sind zudem bio-logisch besser abbaubar als die widerstands-faumlhigen Ausgangsstoffe

Auch hier Grundlagenforschung

In der Umweltchemie wie auch anders-wo gilt Man findet grundsaumltzlich nur dieSubstanzen die man schon kennt Fuumlr einigeder im Abwasser vermuteten Stoffe gibt esnach wie vor keine Nachweistests bdquoIn denletzten Jahren sind in der Entwicklung neuerNachweismethoden aber groszlige Fortschrittegemacht wordenldquo sagt Kreuzinger Nebenden Spurenschadstoffen selbst untersuchtsein Forschungsteam auch moumlgliche Wir-kungen der mit Ozon geknackten Substan-zen auf Lebewesen bdquoWir testen das von unsbehandelte Abwasser mit standardisiertenoumlkologischen Tests beispielsweise an Algenund Bakterien um herauszufinden ob diedurch unsere Ozonbehandlung entstehendenchemischen Spaltprodukte einen negativenEffekt auf Organismen habenldquo erklaumlrt erDie Tests laufen gerade weitere Ergebnisseerwarten die Forschenden bis zum Herbstdieses Jahres httpwwwtuwienacat

Alltags-Chemieim Abwasser

Neue Methoden an der TU Wien chemische Spuren-schadstoffe im Abwasser unschaumldlich zu machen

Der internationale zweistufige Architek-turwettbewerb fuumlr die Neugestaltung

der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien wurde paral-lel fuumlr mehrere Gebaumludekomplexe durchge-fuumlhrt Im Rahmen des Preisgerichts ist dieEntscheidung auf folgende Projekte gefal-len Zaha Hadid Architects ndash Zaha HadidDeutschland Library amp Learning Center(LLC) Atelier Hitoshi Abe ndash Hitoshi AbeJapan Departmentgebaumlude (O2) EstudioCarme Pinos ndash Carme Pinos Spanien De-partmentgebaumlude (W1) NOMAD Arquitec-tos ndash Eduardo Arroyo Spanien ExecutiveAcademy (W1-EA) CRABstudio Archi-tects ndash Peter Cook England Departmentge-baumlude (W2)

Die Masterplanung von BUSarchitekturlegt fuumlr den neuen Universitaumltscampus dieInfrastrukturplanung und Freiflaumlchengestal-tung fest und teilt das Projekt in mehrereBaufelder ein Gegenstand des nun beende-ten Architekturwettbewerbs waren fuumlnf Ge-baumludekomplexe die auf Basis der Master-planung gestaltet wurden Mit dem vonBUSarchitektur geplanten Houmlrsaalzentruminklusive Institutsgebaumlude (O1) entsteht aufrund 90000 msup2 groszligen Areal eine architek-

tonische Vielfalt die rund 102000 msup2 Nutz-flaumlche umschlieszligt

bdquoDer Neubau der WU ist aus doppelterSicht ein Impuls fuumlr die Wirtschaft Erstensbringt er die lange geplante bauliche Moder-nisierung fuumlr Lehre und Forschung in denWirtschaftswissenschaften Zweitens ist derBau ein wichtiger Teil des Konjunkturpaketsder Bundesregierung Die neue WU schafft

nicht nur Wissen sie schafft mit Baukostenvon rund 250 Millionen Euro vor allem auchWachstum und Beschaumlftigungldquo so Bundes-minister Johannes Hahn

Bautenstadtrat Rudolf Schicker streichthervor daszlig bdquomit dem neuen Campus dieBedingungen fuumlr die Studierenden an dieseroumlsterreichischen Spitzenuniversitaumlt nochbesser werden Der Campus liegt in einem

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Architektur

Neubau der WU WienDie Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtet gemeinsam mit der Bundes-immobiliengesellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehre und Forschung

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Sieger des Architekturwettbewerbs zum Baufeld W1D der Departments und einer Spezialbibliothek ist Estudio Carme Pinoacutes SL aus Barcelona

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sehr dynamischen Stadtteil mit hochwertigerArchitektur und wird hier weitere spannendeAkzente setzen Der Standort besticht durchseine Anbindung ans U2-Netz und die Naumlhezum Gruumlnen Prater Forschung Bildung Er-holung und Freizeit koumlnnen hier auf engstemRaum optimal verknuumlpft werdenldquo

Leben und Lernen am Campus

Die Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtetgemeinsam mit der Bundesimmobilienge-sellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehreund Forschung Ziel einer qualitativen undquantitativen Verbesserung fuumlr Studierendeund Forschende ist das Konzept einer mo-dernen dienstleistungsorientierten Universi-taumlt bdquodie ein Leben und Lernen am Campusermoumlglicht foumlrdert und durch die Beduumlrf-nisse der Studierenden gepraumlgt istldquo soRektor oUnivProf Christoph Badelt uumlberdie Visionen und Anforderungen eines urba-nen Campus Die WU nimmt mit dem Neu-bau aktiv am staumldtischen Leben teil und ge-

staltet den Campus fuumlr die Oumlffentlichkeit zu-gaumlnglich und attraktiv

Als naumlchster Schritt des Projekts stehendie Vertragsverhandlungen mit den einzel-

nen Architekturbuumlros im Mittelpunkt bdquoWirhoffen auf eine schnelle Einigung denn dasambitionierte Ziel der Start der Arbeiten amCampus 2009 soll beibehalten werdenUnser Fahrplan sieht nun die Eroumlffnung derPlanungsphase mit Jaumlnner 2009 vor um diedaraus resultierenden Bauplaumlne mit Herbst2009 behoumlrdlich einzureichenldquo erlaumlutertBIG-Geschaumlftsfuumlhrer Christoph Stadlhuber

Auftraggeber ist die von WU und BIGgemeinsam gegruumlndete ProjektgesellschaftWirtschaftsuniversitaumlt Wien Neu GmbHStart der Arbeiten am Campus zwischenMessezentrum und Prater ist 2009 Im Stu-dienjahr 20122013 soll der neue Campusder Wirtschaftsuniversitaumlt in Betrieb gehen

Der Freiraum am Campus WU

Der Campus ist eine Sequenz von inein-ander greifenden Raumlumen Die Gebaumlude aufden Baufeldern qualifizieren den Raum inarchitektonischer Hinsicht Das Leitbild des

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Architektur

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) bildet sowohl symbolisch als auch raumlumlich das Zentrum des neuen Campus der WU

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld W2 ist CRABstudio aus LondonAuf W2 werden neben Departments Forschungsinstituten und der SpezialbibliothekWirtschaftsrecht vor allem auch jene Dienstleistungseinrichtungen angesiedelt

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld O2 ist Atelier Hitoshi Abe SendaiNeben Services von externen Anbietern werden hier die Spezialbibliothek Wirt-schaftssprachen das Department fuumlr Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikationund betriebswirtschaftliche Departments untergebracht

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Masterplans bestimmt auch die Gestaltungder Freiraumlume Ein Gewebe von innen- undauszligenliegenden Raumlumen definiert durch diePosition der Eingaumlnge in bezug auf diePlaumltze erzeugt die geforderte Atmosphaumlre

Der Freiraum im neuen Campus der WUWien ist Umfeld und Kontext fuumlr die archi-tektonischen Objekte Als Umfeld definierter Raumlnder und Schnittstellen zum bdquoNach-barfeldldquo sowie raumlumliche Sequenzen zur

Bildung einer Gesamtheit Als Kontext bil-det er Stationen des aktiven Austausches undOrte der introvertierten Lehre und For-schung Der Campus ist als bdquoWalk AlongParkldquo konzipiert und bildet in den verschie-

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Architektur

Das Baufeld O1 wird durch die Sieger des Generalplanerwettbewerbs BUSarchitektur ZT GmbH aus Wien gestaltet Mit demHoumlrsaalzentrum und der Mensa wurden hier zwei klassische Studierendenfunktionen mit groszliger Nutzerfrequenz angesiedeltIm Houmlrsaalzentrum konzentrieren sich die Houmlrsaumlle sowie ungefaumlhr die Haumllfte der Seminarraumlume des Campus

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) beinhaltet die Hauptbibliothek als Zentrum des Studierens und Forschens die Studie-renden-Arbeitsplaumltze des Learning Centers sowie eine groszlige Aula die als Veranstaltungsort der raquoNabellaquo der WU sein soll

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denen Stationen Platzsequenzen die uumlberGassen im Gruumlnen zu den spezifischen Be-reichen fuumlhren Die Sequenzen sind so ge-staltet daszlig jeder bdquoBildungswegldquo auch einErlebnisweg wird Wichtig fuumlr die Umset-zung der Lagequalitaumlt ist der immer gegen-waumlrtige Sichtbezug zum Gruumlnen Prater

Funktionelle Gliederung des Campus

Der Campus erfuumlllt neben den gesell-schaftlichen Funktionen der Wirtschaftsuni-versitaumlt auch soziale Funktionen im staumldti-schen Leben sowie Funktionen der Auf-wertung des Standortes und der gesamtenRegion Diese in einem breiteren Kontexteingebetteten Funktionen werden in denHandbuumlchern zur Masterplanung fuumlr denArchitekturwettbewerb naumlher dargestelltDie technischen Funktionen des Campuswerden in den Unterlagen zum IntegralenLeitkonzept der Masterplanung und in dentechnischen Berichten der jeweiligen Fach-planer beschrieben An dieser Stelle wird dieraumlumliche Konfiguration des Campus infunktioneller Hinsicht dargestellt Die raumlum-lichen Funktionen des Campus bestehen imwesentlichen in der Trennung zwischenStadtraum und Campus durch eine gruumlneGrenze und deren Uumlbergang in den Campus-raum in der Ausbildung einer Platzsequenzvon sechs Plaumltzen mit jeweils unterschiedli-chem Ambiente im Campusinneren und inder Abgrenzung einzelner Baufelder mitunterschiedlichem Nutzungsmix durch dieDefinition der Baufelder im Masterplan unddurch das Raum- und Funktionsprogramm

Die gruumlne Grenze um den Campus

Der gesamte Campus wird durch Baumlumeund Straumlucher also eine natuumlrliche gruumlneGrenze umgeben Diese bildet einen Filterzum Stadtraum und zum StraszligenverkehrUumlber sechs Eingaumlnge und fuumlnf Passagenkann der Campus 24 Stunden lang betretendurchquert und verlassen werden Der Gink-gobaum praumlgt als kontinuierliches Elementdiese Grenze In Japan ist der Ginkgobaumder meistgepflanzte Straszligenbaum und erwurde in den letzten Jahren auch bei unsimmer haumlufiger gepflanzt Seine Wider-standsfaumlhigkeit der schlanke Wuchs und dieintensive Herbstfaumlrbung machen ihn beson-ders wertvoll Die gruumlne Grenze des Campussetzt sich aus verschiedenen raumlumlichen Si-tuationen zusammen Die Beziehung zwi-schen der gruumlnen Grenze und den zentralenRaumlumen des Campus verlaumluft in verschiede-nen Schichten die raumlumlich wahrnehmbarwerden Ein breiter Filter aus Ginkgo in ge-

ordneten Gruppen verlaumluft suumldseitig vonBaufeld W2 Der Fuszlig- und Radweg wirdlinear gefuumlhrt Einzelne Sitzelemente beglei-ten den Weg im unmittelbaren Gebaumlude-umfeld Vereinzelte Heckenbloumlcke wirkenals gliedernde Elemente

Die Plaumltze auf dem Campus

Sechs Plaumltze strukturieren den oumlffent-lichen Raum innerhalb des Campus in Formeiner Platzsequenz Jeder Platz wurde aufdie Funktionen und Proportionen der jeweilsbenachbarten Baufelder abgestimmt

Die aumluszligere Erschlieszligung

Die Gestaltung des WU-Campus staumlrktdurch offene helle die Kommunikation foumlr-dernde Strukturen das Sicherheitsgefuumlhl derNutzerInnen Die attraktiven Freiraumlume ladenzum Verweilen ein und tragen zur Belebungdes Campusgelaumlndes bei ndash eine Grundvor-aussetzung fuumlr informelle soziale KontrollePotentielle Angstraumlume werden durch eineuumlbersichtliche Wegfuumlhrung vermieden alleZugaumlnge zur Tiefgarage sind natuumlrlich be-

lichtet Eine direkte Zuordnung der Gebaumlude-zugaumlnge zum oumlffentlichen Campusraum wirdangestrebt Der Campus ist grundsaumltzlichFuszliggaumlngerzone Die Garagenzufahrt fuumlrPKW und Hauptanlieferung ist beim oumlstli-chen Zugang situiert Muumlll wird dezentral inMuumlllraumlumen im Untergeschoszlig gesammeltund zum Ladehof in der Tiefgarage ver-bracht Fuumlr die Executive Academy und denwestlichen Teil des Baufeldes W2 sind ober-irdische Muumlllraumlume mit Zufahrtsmoumlglichkeitvorgesehen Die Zugaumlnge zur Tiefgaragesind auf den Plaumltzen 3 4 5 und 6 angeord-net Lichthoumlfe um die verglasten Treppen-haumluser bringen Tageslicht ins UntergeschoszligEs werden die Personenstroumlme die von derGarage kommen uumlber die Plaumltze in die Ge-baumlude geleitet Dies dient einerseits derSicherheit (keine oumlffentlichen Liftzugaumlngeim Untergeschoszlig mit Ausnahme der Anlie-ferung und der RollstuhlbenutzerInnen)andererseits wird dadurch eine urbaneSituation auf den Plaumltzen hergestellt mit derMoumlglichkeit zu informellen Kontakten httpwwwwu-wienacat

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Architektur

Der neue WU Campus schafft im Rahmen der europaumlischen Studienordnung eineraumlumliche Umsetzung der Bologna-Strukturen Die Optimierung der Infrastruktursteht im Sinne einer dienstleistungsorientierten Lehre im Vordergrund Das Raum-konzept unterstuumltzt ein Studieren und Forschen auf einem ganztaumltig und ganzjaumlh-rig geoumlffneten Campus

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Die einmalige Zusammenschau bestehtaus Werken von rund 70 Kuumlnstlern und

zeigt die erstaunliche Vielfalt an hohenBegabungen durch die sich das hollaumlndischeGoldene Jahrhundert auszeichnet

Das reiche thematische Spektrum spie-gelt die buumlrgerliche Kultur des Landes widerund umfaszligt die heimische wie die idealisier-te Landschaft die Stadtansicht und dasMeeresstuumlck sowie das Portrait das Bauern-genre den buumlrgerlichen Alltag und dasBlumenstillleben Als Kristallisationspunktder Ausstellung praumlsentiert sich Rembrandtin seiner genialen Vielseitigkeit

Das Goldene Zeitalter

Im 17 Jahrhundert erlebten die Nieder-lande eine einmalige Bluumlte im Bereich derWirtschaft in zahlreichen Zweigen des Ge-werbes ndash insbesondere des Schiffsbaus ndash undder bildenden Kuumlnste Nach der Trennung

der Noumlrdlichen von den Suumldlichen Nieder-landen im Jahr 1579 uumlbernahm Amsterdamvon Antwerpen die Monopolstellung alsweltweit wichtigster Umschlagplatz fuumlr denSeehandel Aus den ost- und westindischenKolonien bezogen die Niederlaumlnder die dieWeltmeere zum Groszligteil beherrschten ihreReichtuumlmer Die Tatsache daszlig in der Repub-lik der Sieben Vereinigten Niederlande diePatrizier und die Buumlrger die fuumlhrende Rollespielten war im internationalen Vergleichein auszligergewoumlhnliches Phaumlnomen Fuumlr diebildenden Kuumlnste war diese Situation vonentscheidender Bedeutung Der Besitz vonKunstwerken wurde fuumlr die wohlhabendenHausbesitzer die ihre Interieurs mit Oumllge-maumllden aber auch mit Arbeiten auf Papierund Pergament ausstatteten zum Statussym-bol gesammelt wurde aber auch aus reinemInteresse Erworben wurden die begehrtenObjekte im Handel oder unmittelbar von den

Kuumlnstlern Diese wiederum durch den freienMarkt zu einer groszligen Produktion angeregtentfalteten binnen kurzer Zeit eine Vielzahlan innovativen lebensnahen Bildgattungendie dem Geschmack und den Beduumlrfnissendes Kaumluferpublikums und auch ihrer eigenenOrientierung entsprachen Zu nennen sind hierin erster Linie die heimische Landschaft ndashderen Entdeckung zu den Pionierleistungendes niederlaumlndischen Goldenen Jahrhundertszaumlhlt ndash die Stadtansicht das Marinestuumlckdas Genrebild und das Stillleben Auch diePortraumltkunst stand im Zeichen der buumlrger-lichen Kultur und erlebte ndash als Ausnahmeer-scheinung innerhalb der international ge-pflegten aristokratischen Bildnis-Tradition ndasheine ungekannte Bluumlte Mit groszligem Erfolgkonzentrierten sich zahllose Kuumlnstler auf be-stimmte Spezialgebiete Diese Aufteilung inverschiedene Spezialismen wirkte sich auchauf die technische Praxis aus Neben der

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Kultur

Aelbert Cuyp Weide mit Kuumlhen und Hirten 1641-43 copy Residenzgalerie Salzburg

Das Zeitalter RembrandtsDie Ausstellung von 4 Maumlrz bis 21 Juni 2009 zeigt in der Albertina Wien rund150 Werke aus dem eigenem Bestand des niederlaumlndischen 17 Jahrhunderts

ergaumlnzt um ca 40 Oumllbilder aus oumlsterreichischen und internationalen Sammlungen

Malerei spielte die Zeichnung im niederlaumln-dischen 17 Jahrhundert eine weitgehendautonome Rolle Abgesehen von den demeigenen Gebrauch dienenden bdquonach demLebenldquo gezeichneten Studien stimmten dieKuumlnstler ihre zeichnerische Produktion viel-fach auf den kommerziellen Bedarf ab Ge-fragt waren nicht nur minutioumls durchgefuumlhr-te oft groszligformatige Kompositionen die derRaumausstattung dienten auch die intimengleichsam spontan nach der Wirklichkeitgezeichneten im Grunde aber sorgfaumlltigkomponierten monochromen Skizzen fan-den reiszligenden Absatz Dabei wirken diesefuumlr den Markt geschaffenen zumeist signier-ten und datierten Werke keineswegs glattoder routiniert sondern zeichnen sich ndash imGegenteil ndash oft durch ein Houmlchstmaszlig anSubtilitaumlt aus Charakteristischerweise ver-mitteln die auf Papier oder Pergament aus-gefuumlhrten Arbeiten aufgrund der Vielzahl anTechniken Funktionen und Anwendungsbe-reichen ein weitaus differenzierteres Bild alsdie Oumllgemaumllde

Die niederlaumlndischenZeichnungen der Albertina

Diese kaleidoskopische Vielfalt an kuumlnst-lerischen Begabungen und technischen Aus-praumlgungen findet im Albertina-Bestand derniederlaumlndischen Zeichnungen des 17 Jahr-hunderts die zum Groszligteil von ihrem Gruumln-der Herzog Albert von Sachsen-Teschenerworben wurden ihren eindrucksvollenNiederschlag Mit einem erstaunlichem Ge-spuumlr fuumlr ausgewogene Repraumlsentanz undkuumlnstlerische Qualitaumlt baute der prominenteSammler ndash durch seine Generalstatthal-terschaft (1781-1792) der OumlsterreichischenNiederlande in Bruumlssel mit diesem Gebietvertraut ndash seinen Bestand der niederlaumlndi-schen Zeichnungen auf So sind neben demhohen Anteil an Zeichnungen von Rem-brandt und anderen groszligen Kuumlnstlern zahl-reiche Raritaumlten von weniger bekanntenaber houmlchst bemerkenswerten Talenten an-zutreffen Obwohl sich die Zuschreibungs-lage vor allem bei den groszligen Meistern seit-dem oft dramatisch geaumlndert hat ist dieAnzahl der einwandfrei zuordenbaren Werkeimmer noch so groszlig daszlig die Albertina heutein der Lage ist aus eigenem Bestand einenrepraumlsentativen und hochrangigen Uumlberblickuumlber die Zeichenkunst des niederlaumlndischenGoldenen Jahrhunderts zu bieten ndash ergaumlnztum eine konzentrierte Auswahl von Houmlhe-punkten aus dem Bereich der DruckgraphikDaszlig das Gesicht der Ausstellung zu einemwesentlichen Teil von sorgfaumlltig bearbeite-

ten vollstaumlndig durchgefuumlhrten Zeichnun-gen bestimmt wird die dem Charakter unddem Status von Oumllbildern nahe kommen istauf zwei Faktoren zuruumlckzufuumlhren Erstensist diese auf Repraumlsentation ausgerichtete Dar-stellungsart im niederlaumlndischen 17 Jahr-hundert uumlberhaupt reich vertreten zweitenszeigte Herzog Albert dem Geschmack undder Orientierung seiner Zeit entsprechendgerade fuumlr solche bdquoBilder auf Papierldquo einbesonderes Interesse Waumlhrend sich die 1993von der Albertina veranstaltete AusstellungbdquoDie Landschaft im Jahrhundert Rembrandtsldquoeinem umfassenden Spezialgebiet gewidmethat entfaltet sich in der gegenwaumlrtigen Aus-wahl das ganze thematische Spektrum desniederlaumlndischen 17 Jahrhunderts Ergaumlnztwerden die insgesamt 150 Albertina-Blaumlttervon denen viele bislang nicht oder kaumpubliziert wurden von rund 40 herausragen-den Oumllbildern aus oumlsterreichischen und inter-

nationalen Sammlungen Die Gemaumllde tre-ten mit den Arbeiten auf Papier und Per-gament in einen anregenden und vielschich-tigen Dialog

Zur Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich zum Groszlig-teil chronologisch in zeitlich bestimmte oderthemenorientierte Gruppen im Einzelfall ndashso bei Rembrandt Harmensz van Rijn undJan van Goyen ndash steht eine Kuumlnstlerpersoumln-lichkeit im Mittelpunkt

Tradition und Aufbruch

Dieser Abschnitt ist der Zeit um 1600 ge-widmet in der sich in der Landschaftskunstwie auch in der Tier- Portraumlt- und Genre-darstellung der faszinierende Uumlbergang vomflaumlmisch dominierten Spaumltmanierismus zuverschiedenen Formen des Realismus voll-

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Kultur

Rembrandt Harmensz van Rijn Selbstbildnis am Fenster auf einer Radierplattezeichnend 1648 copy Albertina Wien

zog Zu den wichtigsten Kuumlnstlern dieserGruppe zaumlhlen Hendrick Goltzius JacobMatham Jacques de Gheyn Jacob undRoelandt Savery Gillis van ConinxlooDavid Vinckboons

Aspekte des fruumlhen Realismus

Aus den Beispielen dieser Gruppe gehthervor wie die niederlaumlndischen Kuumlnstler zuBeginn des 17 Jahrhunderts die sichtbareWirklichkeit allmaumlhlich erobert haben Pio-niere der neuen realistischen Landschafts-gattung die sich zunaumlchst in Haarlem entfal-tete waren Esaias van de Velde und dessenCousin Jan van de Velde II Im weiter oumlstlichgelegenen Kampen wiederum entwickelte

Hendrick Avercamp in seinen dicht bevoumll-kerten Eisszenen und sommerlichen Fluszlig-ansichten eine ganz eigene hollaumlndisch ge-praumlgte Bildsprache die von der Buntheit flauml-mischer Beispiele inspiriert wurde Voneinem akribischen Realismus sind die Por-traumltzeichnungen des Leidener KuumlnstlersDavid Bailly

Jan van Goyen und sein Kreis

Aufgrund seiner uumlberragenden Bedeu-tung wird dem Maler und Zeichner Jan vanGoyen ein eigenes Kapitel gewidmet In den1630er- und 1640er-Jahren war dieser Kuumlnst-ler der Hauptvertreter der monochromen alstonalistisch bezeichneten Richtung der Land-schaftsmalerei Als Zeichner war er vorallem in den 1650er Jahren produktiv wobeier ndash ebenso wie der Mitbegruumlnder der tonali-stischen Richtung Pieter de Molyn ndash dieschwarze um graue Lavierungen ergaumlnzteKreide zur Wiedergabe atmosphaumlrischerEffekte einsetzte Mit der Malerei von Janvan Goyen zeigen die stimmungsvollenFluszligansichten von Salomon van Ruysdaeleine besondere Affinitaumlt

Rembrandt Harmensz van Rijn

Den Kristallisationspunkt der Ausstel-lung bildet die Gruppe von GemaumlldenZeichnungen und Radierungen von Rem-brandt der als genialer Einzelgaumlnger dievielfaumlltigsten Anregungen zu einer einmali-gen Synthese fuumlhrte In der hier gezeigtenAuswahl die sich zeitlich von den fruumlhenLeidener Jahren um 1626 bis zur spaumltenSchaffenszeit um 1660 erstreckt zeigt sich

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Kultur

oben Rembrandt Harmensz van RijnJunge Frau bei der Toilette um 1635copy Albertina Wien

rechts Adriaen van OstadeDorfschenke mit vier Figuren 1635copy Residenzgalerie Salzburg

das ganze Spektrum seines universellenKuumlnstlertums wie auch seiner technischenund thematischen Vielseitigkeit Vertretensind das Historienbild ndash die fuumlr Rembrandthoumlchste und anspruchsvollste Stufe derMalerei ndash die Landschaft das Bildnis dasAutoportraumlt sowie die Figuren- und Tier-darstellung Die Radierungen und Kaltnadel-arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasenzeugen von seinem fortwaumlhrenden Drang zumExperiment der in den verschiedenen Druck-zustaumlnden der bdquoKreuzigungldquo und bdquoChristuswird dem Volke vorgefuumlhrtldquo an kaum fassba-re Grenzen reicht

Bildnis Figur und Genre

Dieses groszlige Kapitel konzentriert sichauf die zweite Jahrhunderthaumllfte und umfasstverschiedene Kuumlnstlergruppen und Themen-kreise Die Rembrandt-Schuumller GovaertFlinck Nicolaes Maes und Gerbrand vanden Eeckhout entwickelten das bei ihremLehrer geuumlbte von Lichtwirkungen geleiteteStudium bdquonach dem Lebenldquo in divergierendeRichtungen weiter Zu den beruumlhrendstenWerken der Ausstellung zaumlhlt zweifellos daslaumlchelnde kleine Selbstbildnis von Mosester Borch einem houmlchst talentierten Zeich-ner und jungverstorbenen Bruder des groszligenMalers Gerard ter Borch In den bildmaumlszligi-gen Zeichnungen des Haarlemer Portraumlt-kuumlnstlers Cornelis Visscher und in denFigurenstudien seiner gleichfalls in Haarlemtaumltigen Kollegen Cornelis Dusart und Salo-mon de Bray wirkt die uumlberragende Golt-zius-Tradition immer noch nach Das imniederlaumlndischen Goldenen Jahrhundert ent-wickelte Bauerngenre wird hier durch eineGruppe von Gemaumllden und Zeichnungen derBruumlder Adriaen und Isaac van Ostade her-ausragend vertreten

In der Nachfolge der van Ostades tratCornelis Dusart durch sorgfaumlltig ausgefuumlhrteStudien von Einzelfiguren wie auch durchgroszligformatige Aquarelle auf Pergament her-vor Eine eigene Gattung bildeten die reichdetaillierten buumlrgerlichen Interieurszenender Leidener Feinmalerei die sich durch dieakribische Wiedergabe von kostbaren undglaumlnzenden Materialien auszeichnen EinHauptkuumlnstler dieser Richtung Frans vanMieris I ist hier als Maler wie auch alsZeichner praumlsent Eine jeweils eigene Bezie-hung zur Feinmalerei zeigen Michiel vanMusscher ndash von ihm ist eine bemerkenswer-te Atelierszene zu sehen ndash und der weitgerei-ste Jacob Toorenvliet mit seinen Aquarellenund Kupfertaumlfelchen von volkstuumlmlichenHalbfiguren

Die Vielfalt der Landschaft

Diese Gruppe zeugt von den vielenErscheinungsformen der niederlaumlndischenLandschaftskunst sowie der zur bdquoStadtland-schaftldquo gehoumlrenden Architekturmalerei zwi-schen etwa 1640 und 1680 KlassischeGroumlszlige und minuzioumlse Detailtreue sind hiergleichzeitig anzutreffen Die weitraumlumigelichtuumlberflutete Flachlandschaft praumlsentiertsich hier vor allem in Gemaumllden und Zeich-nungen von Aelbert Cuyp Dichte majestaumlti-sche Waldansichten wiederum waren dieSpezialitaumlt von Kuumlnstlern wie Jacob vanRuisdael Simon de Vlieger AnthonieWaterloo oder Cornelis Hendricksz VroomEine Auswahl von Zeichnungen und Ge-maumllden von Aert van der Neer beleuchtetdessen uumlberragende Bedeutung fuumlr dieNachtlandschaft Allart van Everdingen ver-trat den skandinavischen LandschaftstypusZu den zahlreichen Ergebnissen der durchEuropa reisenden Kuumlnstler zaumlhlen die vonLambert Doomer gezeichneten subtil aqua-rellierten Loire-Ansichten In seinen lavier-ten Federzeichnungen wiederum schlieszligt

dieser Kuumlnstler an die helldunkel-Effektevon Rembrandt an Auch in den Land-schaftsblaumlttern von Johannes Leupenius undPhilips Koninck ist der Einfluszlig des groszligenMeisters immer noch wirksam Eine Reihevon beruumlhmten und weniger bekanntenjedoch bemerkenswerten Talenten befaszligtesich mit dem Stadtpanorama der Architek-turdarstellung und der intimen Wiedergabetopografischer Motive Ein breites Spektruman kuumlnstlerischen Auffassungen entfaltetsich hier in den Stadtansichten von Jan deBisschop Gerrit Battem Allart van Ever-dingen und Valentijn Klotz als hochorigi-nelle Begabung erweist sich der Amateur-zeichner Abraham Rutgers Seidenkaufmannvon Beruf Von Pieter Saenredam dem be-ruumlhmtesten Architekturmaler ist hier einlichtdurchflutetes aquarelliertes Kirchen-interieur zu sehen In der zweiten Jahrhun-derthaumllfte vollzog sich neben den vielen For-men der wirklichkeitsnahen Landschaft eineRenaissance der detailliert ausgefuumlhrtenimaginaumlren Szenerien die unverkennbar vonaumllteren Kuumlnstlern wie Pieter Bruegel oder

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Kultur

Salomon van Ruysdael Seelandschaft mit Segler nach links um 1650copy Residenzgalerie Salzburg

Roelandt Savery inspiriert wurden Charak-teristisch fuumlr diese retrospektive Tendenzsind die gemalten und gezeichneten bdquoRhein-fantasienldquo von Herman Saftleven einenkraumlftigen Akzent setzt Gerrit Battem mit sei-nen uumlberaus detaillierten bunten Gouachenvon Fantasielandschaften

Marinebild

Eine konzentrierte Auswahl an Zeich-nungen und Gemaumllden zeigt mehrere Haupt-vertreter dieser typisch niederlaumlndischenBildgattung darunter Willem van de Velde Iund II (Vater und Sohn) Allart van Ever-dingen Salomon van Ruysdael Simon deVlieger Hendrik Dubbels und Ludolf Bak-huizen Die stolze Praumlsentation von Handels-und Kriegsschiffen sowie die Wiedergabevon Seeschlachten waren mit einem nationa-len Selbstbewuszligtsein verknuumlpft gleichzeitigbot die Marinethematik den Kuumlnstlern reich-

lich Gelegenheit ihr Koumlnnen in bezug aufdie Wiedergabe wechselnder Lichtstimmun-gen dramatischer Wolkenhimmel und atmo-

sphaumlrischer Weiten eindrucksvoll unter Be-weis zu stellen

Die Niederlaumlnder und Italien

Dieses Kapitel umfaszligt mehrere Genera-tionen von Kuumlnstlern die in den Suumlden ndash vorallem nach Rom ndash gereist sind um sich dortoft jahrelang dem Zusammenspiel zwischendem blendenden Sonnenlicht der Architek-tur und der Landschaft zu widmen Nachihrer Ruumlckkehr loumlsten Kuumlnstler wie Cornelisvan Poelenburch Bartholomeus BreenberghJan Both und viele andere in ihrem eigenenLand die Ausbildung eines suumldlichen pasto-ralen Genres aus zu den beruumlhmtesten bdquoda-heimgebliebenenldquo Italianisanten gehoumlrenNicolaes Berchem und Jan de Bisschop Bisnach Malta zog Willem Schellinks von demhier eine von suggestiven Lichteffekten ge-praumlgte Zeichnung vom Hafen von La Vallet-ta zu sehen ist

Das Stillleben

Zwei unterschiedliche Kuumlnstlerpersoumlnlich-keiten vertreten diese Bildgattung die bis ins18 Jahrhundert gebluumlht hat Um 1700 fuumlhrteHerman Henstenburgh von Beruf Pasteten-baumlcker seine sehr detaillierten Obst- undFruumlchtestillleben mit Aquarell- und Deck-farben auf einer feinen Pergamentsorte ausIm Gegensatz zu diesem vor etwa 30 Jahrenwiederentdeckten Talent zaumlhlt Jan van Huy-sum seit jeher zu den beruumlhmtesten Malernvon houmlchst kultivierten Obst- und Blumen-arrangements Der Kontrast zwischen der er-staunlichen Detailgenauigkeit seiner kolori-stisch brillanten Gemaumllde und dem sponta-nen skizzenhaften Duktus seiner haumlufig aqua-rellierten Kreidezeichnungen laumlsst sich indieser Auswahl exemplarisch beobachten httpwwwalbertinaat

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Herman Henstenburgh Fruumlchtestilleben mit Fink und maritimen Schneckenhaumlusern1700 copy Albertina Wien

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Die Landesgalerie Linz praumlsentiert imRahmen der Europaumlischen Kulturhaupt-

stadt Linz 2009 die europaumlische Kuumlnstler-persoumlnlichkeit Henri de Toulouse-LautrecMit dieser zweifachen Betonung von Europaim Kontext eines konkreten Ausstellungs-projektes verknuumlpfen die Oberoumlsterreichi-schen Landesmuseen mehrere Hinweise aufdas Zustandekommen der Ausstellung undauf die Grunduumlberlegungen des kuratori-schen Konzeptes Im Sinne des Ausstel-lungstitels faumlllt der bdquointime Blickldquo Henri deToulouse-Lautrecs auf eine Bildwelt der inihrer formalen und ikonografischen Umset-zung einerseits eine Schluumlsselfunktion fuumlrdie Etablierung der modernen Kunst am Endedes 19 Jahrhunderts in Europa zukommt

In diesem zeitlichen Umfeld und im Kon-text der Metropole Paris vermittelt der Kuumlnst-ler andererseits auch ein gesellschaftlichesBild das sowohl den Glanz als auch die Hy-briditaumlt der Belle Epoque zu erkennen gibt

1901 im Alter von knapp 37 Jahren ver-storben repraumlsentiert Toulouse-Lautrec alsMensch und Kuumlnstler durch seine adeligeAbstammung seine gesundheitlichen undkoumlrperlichen Einschraumlnkungen und seineLebensfuumlhrung selbst die Bruumlchigkeit einerZeit die seine Existenz und sein von akade-mischen Traditionen weitgehend geloumlsteskuumlnstlerisches Werk bestimmte In Tou-louse-Lautrecs Œuvre treffen vom PariserNachtleben dynamisierte Bildkonzepte aufbehutsame Beobachtung von Menschen undsubtil erfaszligte Momentaufnahmen des gesell-schaftlichen Lebens Eben dieser Spannunggilt das kuratorische Interesse der nunmehri-gen Ausstellung Sie verdeutlicht dabei vorallem den Aspekt der Authentizitaumlt einesWerks das von Frankreich ausgehend inter-national reuumlssierte und durch die konkreteWirkungs- und Rezeptionsgeschichte als einbesonders signifikanter Beitrag des europaumli-schen Kuumlnstlers zur Weltkunst bezeichnetwerden kann

Der raumlumliche Ablauf ist nach Themengegliedert und widmet sich Aspekten wiedem fruumlhen adeligen Landleben Familie undFreunden sowie dem Leben in der Groszlig-

stadt Dort spielen dann Frauen und das Ver-gnuumlgungen eine zentrale Rolle denen er sichbeispielsweise in dem herausragenden Map-penwerk bdquoEllesldquo widmete Selbstverstaumlnd-lich werden auch zahlreiche seiner Plakategezeigt mit denen er die Farb-Lithografierevolutionierte und die ihn so uumlberaus popu-laumlr machten

Das Jahr 2009 erlaubt fuumlr das Linzer Pro-jekt noch eine zweite zeitliche AnmerkungDie Ausstellungsrealisierung erfolgt genau100 Jahre nach der ersten monografischen

Praumlsentation von Henri de Toulouse-LautrecsWerken in Oumlsterreich Die Ausstellung derGalerie Miethke fand 1909 in Wien statt unduumlbte nachhaltigen Einfluss auf Kuumlnstler wieetwa Egon Schiele aus Auf diese Thematikwird im Gotischen Zimmer der Landes-galerie eingegangen Zu jener Zeit erlebteauch das Werk des seit Jahrzehnten mit denOberoumlsterreichischen Landesmuseen ver-bundenen Kuumlnstlers Alfred Kubin wichtigeAnerkennung und Wertschaumltzung So ent-stand die Idee beide Kuumlnstlerpersoumlnlich-

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Henri de Toulouse-Lautrec Le jeune Routy agrave Ceacuteleyran 1882 Oumll auf Leinwand61 x 50 cm copy Museacutee Toulouse-Lautrec Albi France

raquoDer intime BlicklaquoMit seinen ungeschminkten Szenen des pulsierenden Pariser Nachtlebens rund umden Montmartre ist Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) beruumlhmt geworden

Das Oberoumlsterreichische Landesmuseum in Linz widmet dem franzoumlsischenKuumlnstler eine Ausstellung die von 28 Februar bis 7 Juni 2009 zu sehen ist

keiten ins Zentrum eines institutionellenDialoges zwischen dem Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und der Landesgalerie Linzam Oberoumlsterreichischen Landesmuseum zustellen Auf die Ausstellung in Linz folgendist eine Ausstellung mit Arbeiten von AlfredKubin in Albi geplant

Gleichzeitig konzipiert die Landesgalerieschon 2009 und parallel zur Ausstellung vonToulouse-Lautrec eine eigene Praumlsentationzum Frauenbild bei Kubin im Kubin-Kabi-nett und ermoumlglicht dadurch einen bislangeinmaligen Vergleich zweier Œuvres

Durch das groszligzuumlgige Entgegenkommendes Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und diekollegiale Zusammenarbeit mit seiner Direk-torin Daniegravele Devynck kann die Landesga-lerie den gemeinsam mit Alain Tapieacute ausge-arbeiteten kuratorischen Ansatz des intimenBlicks von und auf Toulouse-Lautrec mitsignifikanten Beispielen und in der ange-strebten thematischen Differenziertheit vor-stellen Wesentliche Beobachtungen wurdenzudem durch Werke aus privaten und oumlffent-lichen Sammlungen in Belgien FrankreichDeutschland Spanien Groszligbritannien derSchweiz den Vereinigten Staaten von Ame-rika sowie den Niederlanden moumlglich

Henri de Toulouse-Lautrec(1864-1901)

Henri-Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa kam am 24 November 1864in Albi als Sproszlig einer alteingesessenenfranzoumlsischen Adelsfamilie zur Welt SeineMutter Adegravele Tapieacute de Ceacuteleyran war mitihrem Cousin ersten Grades Graf Alphonsede Toulouse-Lautrec verheiratet Henri wuchsin einer liebevollen Umgebung auf und ver-brachte sein Leben auf den Schloumlssern Boscin Rouergue im Norden von Albi gelegenund Ceacuteleyran nahe Narbonne

Lautrec litt an einer angeborenen Kno-chenkrankheit die vermutlich auf die Bluts-verwandtschaft seiner Eltern zuruumlckzufuumlh-ren ist und das Schicksal des jungen Manneslenkte Im Jahr 1878 brach er sich den linkenOberschenkel als er im Wohnzimmer seinesGeburtshauses von einem niedrigen Stuhlaufstand und ausrutschte im Jahr daraufdurch einen banalen Sturz das andere BeinBewegungsunfaumlhig fuumlr mehrere Monateverbrachte er seine Tage zunaumlchst zeichnendspaumlter malend und entwickelte eine Vorliebefuumlr seine Umgebung eine Gabe die sichbereits in sehr jungen Jahren gezeigt hatteund zu seiner Berufung wurde

Ab dem Jahre 1882 absolvierte Toulouse-Lautrec seine Ausbildung zunaumlchst im aka-

demischen Atelier von Leacuteon Bonnat dann indem von Fernand Cormon am MontmartreKonfrontiert mit all den kuumlnstlerischen Be-wegungen die er in Paris entdeckte ver-pflichtete er sich der Moderne und wurdenicht nur zum Darsteller sondern ebensozum Zeugen der Bohegraveme am Montmartreder ihm seine Inspiration lieferte

Als Portraumltmaler machte er die damaligenBeruumlhmtheiten des Pariser Nachtlebens wieAristide Bruant Jane Avril Yvette Guilbertund Loiumle Fuller unsterblich und befaszligte sichmit der einfachen Alltagsrealitaumlt der Prosti-tuierten in Bordellen Das Theater dieComeacutedie-Franccedilaise das Vaudeville und dieAvantgarde-Buumlhnen fuumlr die er Programmeund Dekor entwarf trugen zu seiner unstill-baren Vorliebe fuumlr die Tragikkomoumldie desmenschlichen Daseins bei Er war in denverschiedensten Bereichen ein Neuerer und

revolutionierte die Illustration und die ange-wandten Kuumlnste

Die 31 Plakate die er zwischen 1891 und1900 entwarf beeindrucken durch ihre Kraftund ihre meisterhafte Simplifizierung desBildes und machen aus ihm einen Vorreiterder Plakatkunst des 20 Jahrhunderts Seinelithografische Produktion umfaszligt 361 Druck-platten die den virtuosen Charakter seinerKunst ausdrucksvoll und elegant klar her-vorheben

Henri de Toulouse-Lautrec fuumlhrte seinLeben im Rhythmus seiner kuumlnstlerischenProduktion Sein versessenes Arbeiten aberauch die Genuumlsse und der Alkoholmiszligbrauchverschlechterten nach und nach seinen Ge-sundheitszustand Er starb am 9 September1901 auf Malromeacute in Gironde dem Landgutseiner Mutter httpwwwlandesgalerieat

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Henri de Toulouse-Lautrec La clownesse assise (Mademoiselle Cha-U-Ka-O) ausder Serie raquoElleslaquo 1896 Lithografie 527 x 405 cm copyVan Gogh Museum Amsterdam

In enger Zusammenarbeit mit dem Kuumlnst-ler zeigt das MdM Moumlnchsberg in Salz-

burg einen Uumlberblick uumlber das Œuvre vonGeorg Baselitz (geboren 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der ehemDDR) aus den Jahren 1960 bis 2008 Bei-nahe fuumlnfzig Jahre umfassend zeichnet sichdas Schaffen von Georg Baselitz durch eineVielzahl unterschiedlicher Phasen und Her-angehensweisen aus Er selbst bezeichnetdiese als bdquoMethodenldquo Die Ausstellung imMdM Moumlnchsberg ist die erste Museums-retrospektive in Oumlsterreich seit 1992

Schon in den fruumlhen 1960er Jahren zeich-net sich Baselitzrsquo bdquoStilldquo durch seine unkon-ventionelle Malweise und die irritierendeund provokative Wahl aus 1957 hat er dieDDR und die Kunsthochschule Berlin-Weiszligensee wegen bdquostaatsbuumlrgerlicher Unrei-feldquo verlassen muumlssen und begonnen an derHochschule der bildenden Kuumlnste in West-Berlin zu studieren

1961 veroumlffentlicht er gemeinsam mitdem Malerfreund Eugen Schoumlnebeck dasbdquo1 Pandaumlmonische Manifestldquo in dem er zumersten Mal seine Haltung gegen das Stim-mige und Konventionelle die sein gesamtesŒuvre durchziehen proklamiert BaselitzrsquoGemaumllde entstehen spontan die Zeichnungexistiert als eigene Werkgruppe parallel zurMalerei und Skulptur und fungiert nicht alsVorbereitung eines Gemaumlldes Die Bildersind von Anbeginn von einer groben Mal-weise und einem unkonventionellen Bildauf-bau gepraumlgt und klammern Regelmaumlszligigkeitund festgelegte Kategorien beharrlich ausSinnbild fuumlr diese Haltung sind zunaumlchst dieWerke zum bdquoPandaumlmoniumldquo sowie die bdquoIdo-leldquo vor allem aber die so genannten bdquoneuenTypenldquo ndash monumental aufgefaszligte HirtenHelden Kuumlnstler Rebellen die mit entspre-chenden Attributen ausgestattet einen heroi-schen Kampf zu fuumlhren scheinen

Die bdquoGruumlnerldquo-Bilder die zur gleichenZeit entstehen beziehen sich auf BaselitzrsquoAuseinandersetzung mit russischer Literaturund den darin thematisierten Revolten zwi-schen Rechten Weiszligen Roten und soge-nannten Gruumlnen ndash den Partisanen Die fol-genden bdquoFrakturbilderldquo sind logische Folgeder Aufloumlsung der Form in den spaumlten

1960er Jahren und reflektierten den Kubis-mus Doch im Gegensatz zur Abstrahierungdes Kubismus entscheidet sich Baselitzdafuumlr seine Bilder zu zergliedern aufzulouml-sen Er fuumlgte die Fragmente jedoch nicht zu-sammen sondern belaumlszligt deren einzelneElemente als solche als Frakturen sichtbarwodurch er den eigentlichen Bildraum auszligerKraft setzt

Gegensatz und Widerspruch stehen seit-dem im Zentrum von Georg Baselitzrsquo Schaf-

fen Ihm geht es primaumlr um eine Oppositionzur Konvention zur Kunst als Objekt destaumlglichen Gebrauchs Aus dieser Ansichtheraus sowie seiner Praxis die Gemaumllde aufdem Boden liegend zu malen entstehen dieersten Leinwaumlnde die gedreht und bdquokopf-uumlberldquo gestellt werden als Widerspruch zubereits Existierendem und GewoumlhnlichemBaselitz versteht sie als Umsetzung seinerdamals aktuellen Denkmethode WernerSpies spricht von Baselitzrsquo Bilderkosmos als

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Georg Baselitz Gemaumllde undSkulpturen 1960 ndash 2008

Ausstellung im MdM Moumlnchsberg von 28 Februar bis 21 Juni 2009

Georg Baselitz B fuumlr Larry 1967 Oumll auf Leinwand 250 x 200 cmFriedrich Christian Flick Collection

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bdquoKopfstand der Weltldquo In den spaumlten 1960erJahren mischen sich Motive die auf demKopf stehen mit jenen die bdquonormalldquo positio-niert sind beispielsweise in dem bekanntenGemaumllde bdquoB fuumlr Larryldquo 1967

Die Werke von Baselitz werden somit ge-genstaumlndlich und ungegenstaumlndlich zugleichDas simpel anmutende Umkehren des Sujetsabstrahiert es auf formale wie inhaltlicheWeise

In den 1970er Jahren beginnt er Werke inFingermalerei-Technik zu schaffen derentechnische Bezeichnung auch im Titel auf-tritt Motive sind Landschaften genauso wieAkte Selbstbildnisse Adler ua Aus dieserMalweise entsteht ein freierer Umgang mitFarbe und Material welcher schlieszliglich inden 1980er Jahren zu Werken fuumlhrt in denenFarbe und Form im Zentrum seiner bdquoMe-thodeldquo stehen das Sujet allerdings nach wievor umgekehrt bleibt

Mit den Bildern der 1990er Jahre veraumln-dert Baselitz erneut die Farbigkeit seinerGemaumllde und fuumlhrt eine leichte pointili-stisch inspirierte Maltechnik ein Teil der seitden 1990er Jahren entstandenen Werke sindua die bdquoRussenbilderldquo eigentliche Erinne-rungsbilder in denen er sich mit dem Sozia-listischen Realismus der offiziellen Aumlsthetikder ehemaligen Sowjetunion und der damitverbundenen Unterdruumlckung anderer kuumlnst-lerischer Ausdrucksformen beschaumlftigt die

er in der DDR selbst zu spuumlren bekommenhat und diese interpretiert Im Gegensatzzum kompositorischen Horror Vacui derbdquoVorbilderldquo haben seine Gemaumllde bewuszligteinen skizzenhaften Charakter verzichtenauf die Korrektur der Spuren welche durchFarbdosen auf der Leinwand entstehen undlassen Teile der Leinwand frei

Seine juumlngste Werkreihe die Baselitz alsRemix-Bilder bezeichnet bedeutet fuumlr ihnkein Kopieren aumllterer Werke sondern ver-steht sich als Reminiszenz auf deren Bedeu-tung und als Aktualisierung eines ThemasSujets welches als solches nicht mehr wie-derholbar nur zeitgenoumlssisch optimierbarist Das erste seiner Remix- Bilder beziehtsich auf das seinerzeitige Skandalbild bdquoDiegroszlige Nacht im Eimerldquo von 1963 bdquoBilder inOrdnung bringenldquo nennt Baselitz die Metho-de zur Neubearbeitung aumllterer Sujets in de-nen er auf viele Beispiele malerischer Tradi-

tion zuruumlckgreift und diese immer wiederneu anordnet

Exemplarisch fuumlr das skulpturale Schaf-fen das seit Ende der 1970er Jahre parallelzur Malerei entsteht werden fuumlnf Plastikeninkludiert von denen zwei ndash bdquoMeine neueMuumltzeldquo 2003 und bdquoFrau Ultramarinldquo2004 ndash als Pendants entstanden sind und inOumlsterreich erstmals gezeigt werden

Mit der Entwicklung seines OEuvres be-weist Georg Baselitz daszlig es auch in der ofttodgesagten Malerei immer wieder neue We-ge und Methoden gibt Es straft die AussageLuumlge daszlig bdquoschon alles gemacht wurdeldquo

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog-buch im DuMont Buchverlag mit einem Vor-wort von Toni Stooss einem kunsthistori-schen Essay von Rainer Michael Mason undeiner Erzaumlhlung von Ingo Schulze (208 Sei-ten 80 ganzseitige Farbabbildungen) httpwwwmuseumdermoderneat

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Georg Baselitz Der Hirte 1965 Oumll auf Leinwand 162 x 130 cm MUMOKLeihgabe der Ouml Stiftung Ludwig

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Georg Baselitz Meine neue Muumltze2003 Zedernholz und Oumllfarbe 31050 x 8350 x 107 cm Essl Museum

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Das MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik undMusiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

(KUG) wurde zehn Jahre geplant zwei Jahregebaut und konnte am 1 Maumlrz 2009 endlicheroumlffnet werden

Mit der Komposition bdquoMUMUTH open-ingldquo des KUG-Studenten Hannes Kersch-baumer begann der feierliche Festakt imMUMUTH-Saal anschlieszligend begruumlszligteKUG-Rektor Georg Schulz die geladenenGaumlste Es folgten Gruszligworte von WolfgangGleissner Geschaumlftsfuumlhrer der Bundesim-mobiliengesellschaft (BIG) MUMUTH-Ar-chitekt Ben van Berkel Buumlrgermeister derStadt Graz Siegfried Nagl Landeshaupt-mann-Stellvertreter Kurt Flecker und Bun-desminister Johannes Hahn dann richtetensich KUG-Rektor Georg Schulz und Rectoremeritus Otto Kolleritsch ans Publikum

Im Anschluszlig folgten die Ehrengaumlste einerVorstellung der bdquoZauberfloumlteldquo in der Inszenie-rung von Christian Poumlppelreiter aufgefuumlhrtvon KUG-Studierenden und -AbsolventIn-nen Fuumlr Kolleritsch gab es nach der Operein Fest um seine jahrzehntelange Taumltigkeitund seinen unermuumldlichen Einsatz fuumlr dieErrichtung des MUMUTH zu wuumlrdigen

Fuumlr die KUG stellt das MUMUTH einseit 1963 immer wieder eingefordertes zen-trales Uumlbungs- und Veranstaltungsgebaumludedar bdquoEndlich koumlnnen wir mit diesem archi-tektonisch herausragenden Gebaumlude unserenStudierenden Raum bieten um ihre kuumlnstle-rische Ausbildung weiter zu verbessern DieAufgabe einer Kunstuniversitaumlt ist es dieKunst stetig weiterzuentwickeln Dank demMUMUTH kann unser Publikum nun ver-staumlrkt an diesem spannenden Prozess teilha-benldquo so KUG-Rektor Georg Schulz

Geplant wurde das Gebaumlude vom re-nommierten hollaumlndischen ArchitekturbuumlroUNStudio von Ben van Berkel nach eineminternational ausgeschriebenen Wettbewerbmit 212 Einreichungen Das Projekt war be-reits als oumlsterreichischer Beitrag in der Bien-nale in Venedig ausgestellt

Den zentralen Bestandteil des MUMUTHbildet der groszlige Auffuumlhrungsraum der flexi-bel als Probe- und Arbeitsraum Konzertsaaloder Musiktheater genutzt werden sollDieser Raum der als bdquoBlack Boxldquo ausgebil-det wird ist von einem aus dem Erdgeschoss

ansteigenden Foyerbereich aus erschlossender sich nach Suumlden zum Innenhof und zumPark hin orientiert und an den alle verschie-denen Funktionen und Nutzer des Gebaumludesangeschlossen sind

Die zwei Proberaumlume sind am Suumld-Endedes Gebaumludes untergebracht Der Orchester-proberaum findet unter dem Foyer ebenerdigPlatz und hat eine direkte Sichtverbindungzum Park Im 3 Obergeschoszlig befindet sichdie Probebuumlhne des Musiktheaters Durchdiese Anordnung der Proberaumlume gelingteine optimale akustische Trennung dieserbeiden Bereich durch die Zwischenschaltungdes Foyerbereiches

Die Proberaumlume mit dem groszligen Saalwerden von der Universitaumlt zur Ausbildunggenutzt Es wurde im speziellen Bedacht aufdie Moumlglichkeit der Fremdnutzung des Or-chesterproberaumes und des groszligen Saalesauszligerhalb der universitaumlren Nutzungszeitengenommen Diese Raumlumlichkeiten koumlnnenangemietet werden fuumlr Veranstaltungen imSinne des Veranstaltungsgesetzes

Die akustische Qualitaumlt des Neubaus er-gibt sich aus den von der virtuell horizonta-len Spiralorganisation gebildeten bdquoZwischen-raumlumenldquo Diese fungieren als akustische Puf-ferzonen und Nebenwege fuumlr die Erschlies-sung und Verbindung der universitaumlren Ne-benfunktionen Somit entstehen Freiraumlume

die sich je nach Bedarf kreativ aneignen undnutzen lassen

Oumlffentliche Veranstaltungen bilden einenfixen und zentralen Bestandteil der Ausbil-dung der jungen Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-ler Wie schon derzeit im Theater im Palais(TIP) sollen verschiedene Produktionen ineiner Gegenuumlberstellung von Moderne undTradition und verschiedenste Sparten vonJazz uumlber Orchesterkonzerte Kammermu-sik Liedern bis zu Musiktheater zur Auf-fuumlhrung kommen

Erste Veranstaltungen

Im August 2008 wurde ein Groszligteil desGebaumludes von der Bauherrin der BIG an dieKUG uumlbergeben Nach Baubeginn im Maumlrz2006 konnte das 19 Millionen Euro Projektim Herbst 2008 von der KUG eingerichtetwerden im Februar fanden bereits zweiSparten des 7 Internationalen WettbewerbsbdquoFranz Schubert und die Musik der Moder-neldquo im MUMUTH statt

Erste oumlffentliche Veranstaltungen imMUMUTH sind Mozarts bdquoDie Zauberfloumlteldquoam 2 April startet das neu konzipierteaboMUMUTH mit einer Inszenierung derbdquoJohannes-Passion BWV 245ldquo im Buumlhnen-bild von Ben van Berkel (weitere Vorstellun-gen 4 6 und 8 April) httpwwwkugacat

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MUMUTHDas Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

wurde mit Neuer Musik und groszliger Oper eroumlffnet

MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

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An sechs verschiedenen Spielorten prauml-sentieren international renommierte

KuumlnstlerInnen ein auserlesenes Programmwelches sowohl Bezug auf das Reflektierender Passionsgeschichte nimmt als auch denAnspruch auf houmlchste kuumlnstlerische Qualitaumlterhebt

Ein Schwerpunkt des Festivalprogrammsist die szenische Umsetzung des Messiasvon Georg Friedrich Haumlndel in einer Insze-nierung von Claus Guth unter der musikali-schen Leitung von Jean-Christophe SpinosiWaumlhrend der Osterwoche wird der Musik-verein das Konzerthaus die Minoritenkir-che und Hofburgkapelle sowie das Semper-Depot und das Theater an der Wien bespielt

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang am4 April 2009 mit Luigi Cherubinis MessaSolenne in E-Dur und den bdquoSieben letztenWortenldquo von Joseph Haydn im WienerMusikverein Unter der musikalischen Leit-ung von Riccardo Muti spielen die WienerPhilharmoniker Solisten sind Ruth ZiesakMarianna Pizzolato Rainer Trost undAlexey Tikhomirov

Messiah ndash das Oratorium als Paraphraseuumlber die Erloumlsung der Menschheit szenischauf der Opernbuumlhne Nach dem groszligartigenErfolg mit Mozarts Lucio Silla in 2006 kehrtRegisseur Claus Guth fuumlr diese Neupro-duktion die bereits am 27 Maumlrz 2009 Pre-miere hat an das Theater an der Wien zu-ruumlck Jean-Christophe Spinosi dirigiert dasEnsemble Matheus und den Arnold Schoen-berg Chor (Ltg Erwin Ortner) Die Vors-tellungen am 3 und 6 April finden imRahmen des OsterKlang-Festivals statt

Drei zeitgenoumlssische Projekte davonzwei Urauffuumlhrungen bilden den zweitenSchwerpunkt des Festivalprogramms in Ko-produktion mit der Neuen Oper Wien zeigtdas Festival ab 4 April die oumlsterreichischeErstauffuumlhrung von The Last Supper vonHarrison Birtwistle in einer Inszenierungvon Philipp Harnoncourt im Semper-Depot

Am 7 April wird das multimediale Melo-dram Es ist Freitag und Gott ist nicht da vonHelmut Jasbar im Neuen Saal des Konzert-hauses zur Urauffuumlhrung gebracht SowohlText als auch Musik stammen von HelmutJasbar der in seinem Werk die elementareAngst vor dem diagnostizierten Tod und dar-

aus resultierenden extremen Gefuumlhlen ineiner Kontemplation uumlber Joseph HaydnsDie sieben letzten Worte unseres Erloumlsers amKreuze thematisiert Als

Sprecher ist der Schauspieler Peter Maticzu houmlren Die Komposition Totentanz desoumlsterreichischen Komponisten WolfgangSauseng nach einem Text des Schriftstellersund Anton-Wildgans-Preistraumlgers WolfgangHermann erfaumlhrt seine Urauffuumlhrung amKarfreitag (10 April 2009) in der Minoriten-kirche Unter der musikalischen Leitung vonJohannes Hiemetsberger singt der Chorussine nomine und es spielt das EnsembleAmarcord Wien

Die argentinische Mezzosopranistin Ber-narda Fink singt am 9 April Arien vonGeorg Friedrich Haumlndel und wird dabei vonWolfgang Schulz Franz Bartolomey undClaudio Brizi (Claviorganum) begleitetDieser auszligergewoumlhnliche Konzertabend mitdem Titel Haumlndel und Moderne bringt auchInstrumentalwerke von Bach Berio KurtaacutegScarlatti und Willi zum Klingen Alljaumlhrlichbegeistert Martin Haselboumlck mit seiner Wie-ner Akademie das Publikum des Oster-Klangs Das Programm fuumlr 2009 steht ganzim Zeichen von Georg Friedrich Haumlndel undJoseph Haydn jenen zwei groszligen Kompo-nisten deren Todesjahr wir 2009 gedenken

Am Ostermontag klingt das Festival mitmittelalterlichen Pilgergesaumlngen und Taumlnzenaus der Feder von Alfonso X bdquoEl Sabioldquo mitJordi Savall und seinem Ensemble Hespeacute-rion XXI in der Minoritenkirche aus

Karten fuumlr alle OsterKlang-Veranstal-tungen sind an den Tageskassen der Ver-einigten Buumlhnen Wien im Theater an derWien und Wien-Ticket-Pavillon am Karajan-platz erhaumlltlich Mit dem OsterKlang Trio-Ticket erhalten Kunden beim Kauf von der-selben Anzahl von Karten fuumlr drei Veran-staltungen eine Ermaumlszligigung von 20 httpwwwosterklangat

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OsterKlang Wien 2009Das 13 OsterKlang-Festival spannt seinen musikalischen Bogen uumlber eine Vielzahl

von auszligergewoumlhnlichen Projekten ndash von der Alten Musik bis zur Moderne

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang mit Luigi Cherubinis Messa Solenne in E-Dur undden raquoSieben letzten Wortenlaquo von Joseph Haydn im Wiener Musikverein

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Die Musik stammt von Frank Wildhorn(bdquoJekyll amp Hydeldquo) das Buch von Jack

Murphy bdquoRudolfldquo ist die Geschichte einesVisionaumlrs die wesentlichsten Motive sindLeidenschaft Selbstverleugnung und derMut eines Menschen der alle Talente einespolitischen Denkers aber kein Talent zurMacht hatte Seine Ideen haumltten die Welt deserstarrenden Habsburgerreiches veraumlndernsein Feuer ein neues Zeitalter eroumlffnen koumln-nen Aber der starre Hof und sein Ge-genspieler Ministerpraumlsident Taaffe verhin-dern jede Neuerung In dieser niederschmet-ternden Situation trifft Rudolf auf die groszligeLiebe Mary Vetsera Ihre Geisteshaltungihre Unbedingtheit geben ihm die Kraft biszum Letzten zu gehen ndash nach Mayerling ndashbdquoin Liebe verbunden bis in den Todldquo

2006 hatte die ungarische Version diesesWerkes ihre Urauffuumlhrung in ungarischerSprache am Budapest Operettszinhasz inCo-Produktion mit den Vereinigten BuumlhnenWien im Sommer desselben Jahres war dieProduktion bei den Open Air-Festspielen inSzeged zu sehen ndash nun wurde bdquoRudolfldquo inseiner Wiener Fassung am 26 Februar 2009in Wien uraufgefuumlhrt und erlebte seinedeutschsprachige Erstauffuumlhrung am Rai-mund Theater

Alle die bdquoElisabethldquo verehrt haben wer-den bdquoRudolfldquo lieben Ab 26 Februar 2009erweckten 24 Musiker des Orchesters derVereinigten Buumlhnen Wien und 32 Darstellerallabendlich die Geschichte von bdquoRudolfldquoauf der Buumlhne des Raimund Theaters zumLeben Fuumlr die Titelrolle des KronprinzenRudolf konnte Drew Sarich gewonnen wer-den in Wien bereits bestens bekannt undbeliebt aus seinen Engagements in bdquoHairldquobdquoBarbarellaldquo und bdquoJesus Christ SuperstarldquoNach Erfolgen in New York und Londonkehrt er nun als Rudolf nach Wien zuruumlckSeine Mary Baronesse Vetsera ist die New-comerin Lisa Antoni die mit ihrer Frischeund Strahlkraft in den Auditions uumlberzeugenkonnte Wiens Musicalfans duumlrfen sich freu-en daszlig Uwe Kroumlger wieder fuumlr eine Produk-tion der Vereinigten Buumlhnen Wien gewonnenwerden konnte ndash er uumlbernimmt den Part vonRudolfs Gegenspieler dem Ministerpraumlsi-denten Eduard Graf Taaffe Als Kaiser Franz

Joseph steht der aus Daumlnemark stammendeClaus Dam auf der Buumlhne des RaimundTheaters den Wienern bekannt durch seineEngagements in bdquoFreudianaldquo und bdquoKuszlig derSpinnenfrauldquo In der Rolle der Vermittlerinzwischen Mary und Rudolf Marie GraumlfinLarisch ist die unverwechselbare Vollblut-darstellerin Carin Filipcic zu Wietske vanTongeren die hinreiszligende bdquoIchldquo aus bdquoRe-beccaldquo verkoumlrpert Rudolfs ungeliebte FrauKronprinzessin Stephanie

Das Drama von Mayerling wird von deminternational anerkannten vielfach ausge-zeichneten Regisseur David Leveaux in Sze-ne gesetzt Fuumlr die Kostuumlme zeichnet dievielseitige Designerin Laura Hopkins ver-antwortlich fuumlr das Buumlhnenbild der britischeBuumlhnenzauberer Mike Britton

Zum Inhalt

1888 in Wien es gehen die Lichter anDas neu eroumlffnete Burgtheater erstrahlt inelektrischer Beleuchtung die ganze Ring-straszlige flimmert in neuem Glanz Alles funk-

tioniert so wie die gute Gesellschaft es kenntund sich wuumlnscht Die imperiale AutokratieFranz Josefs glaumlnzende Walzerfeste buumlrger-liche Heurigenseligkeit und ausklingendeGruumlnderzeit das uumlberstrahlt alle brodelndenpolitischen Konflikte auf der Straszlige Kaumeiner nimmt wahr daszlig in Europa bald dieLichter ausgehen werden

Einer der genau das vorausahnt istKronprinz Rudolf Er verzweifelt an dieserWelt und Zeit seine Ehe ein Joch die kuumlnf-tige Aufgabe ein Gefaumlngnis Er wird bespit-zelt seine Freunde verpruumlgelt er muszlig sichdem Deutschen Kaiser Wilhelm II freund-schaftlich widmen obwohl er ihn verab-scheut Er schreibt unter dem PseudonymJulius Felix fuumlr die liberale Presse und laumlszligtsich auf Verhandlungen mit Frankreich Eng-land und Ruszligland gegen eine Fortsetzungdes Zweibundes mit dem Deutschen Reichein

Da trifft ihn die Begegnung mit einer jun-gen weltgewandeten und fuumlr neue Ideen of-fenen Frau Mary Baronesse Vetsera diedurch ihre Tante Marie Graumlfin Larisch beiHofe eingefuumlhrt ist wie ein Blitzschlag Lie-be und Freiheit zugleich scheinen fuumlr einenAugenblick moumlglich zu sein Bei der Er-oumlffnung der Wirtschaftsausstellung kann derKronprinz einmal die Worte in aller Oumlffent-lichkeit sprechen die sein politisches Credosind Die Koalition derjenigen die ein offe-nes Europa wollen draumlngt ihn ihnen einUnterpfand zu geben Damit geraumlt er poli-tisch in eine ausweglose Situation Sehrschnell holt ihn die Realitaumlt durch die vaumlter-liche die kaiserliche Autoritaumlt wieder ein Erversucht noch seine Liebe zu schuumltzenMary zu uumlberreden ins Ausland zu gehenAber auch ihre Liebe zu ihm ist zu stark siebleibt So sieht er nur noch einen einzigenAusweg Zusammen werden sie nicht lebenkoumlnnen so werden sie zusammen sterben InMayerling Waumlhrend sich Wien im Walzerweiterdreht waumlhrend die Spitzel spionierenund der Oumlsterreichische Kaiser den Deut-schen Kaiser hofiert fallen im Jagdschloszligdie Schuumlsse die Rudolfs und Marys Lebendie Hoffnung und eine zum Greifen naheZukunft des morschen Reiches beenden httpwwwmusicalviennaat

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Kultur

Rudolf ndash Affaire MayerlingAngeregt durch den Roman raquoEin letzter Walzerlaquo von Frederic Morton

entstand dieses Musical uumlber die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Liebe zu Mary Vetsera

Drew Sarich als raquoKronprinz RudolflaquoClaus Dam als raquoKaiser Franz Josephlaquo

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Das bdquoLinz Europa Hafenfestldquo von 3 bis5 Juli 2009 ist der abschlieszligende

Houmlhepunkt der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash2009ldquo mit Hubert von Goisern AlsBotschafter fuumlr Linz09 war er per Konzert-schiff entlang der Fluumlsse Europas unterwegsZahlreiche seiner musikalischen Weggefaumlhr-tinnen und Weggefaumlhrten die die Tour mit-praumlgten treten beim Hafenfest gemeinsamauf So koumlnnen alle die es nicht mit bis zumSchwarzen Meer oder nach Amsterdam ge-schafft haben die spannendsten musikali-schen Begegnungen miterleben ndash zwar nichtan Bord aber doch gemeinsam mit Hubertvon Goisern auf der Buumlhne

bdquoDas Linz Europa Hafenfestlsquo wird eineinzigartiges Fest der Begegnung sowohl fuumlrdas Publikum als auch fuumlr die beteiligtenMusikerinnen und Musiker Ich kenne jaalle die mich auf der Linz Europa Tour2007 ndash 2009lsquo begleitet haben aber viele vonihnen hatten untereinander noch keinendirekten Kontakt Ich hoffe daszlig sich alle mitdiesem Programm wohl fuumlhlen und freuemich schon sehr auf das musikalische Mit-einander Ich bin an drei Tagen auf der Buumlh-ne und spiele jeden Tag ein anderes Pro-gramm Die Gaumlste beeinflussen was ich spie-le dadurch entstehen Synergien mit allenBands die noch nicht abzuschaumltzen sindldquo soHubert von Goisern anlaumlszliglich einer Presse-konferenz in Linz

Anfang Juli 2009 wird der Hafen derKulturhauptstadt zum Schauplatz eines gro-szligen Finales einer groszligen Reise Hubert vonGoisern und seine Band werden mit vielender Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler die mit anBord des Konzertschiffes unterwegs warenauf dem Linzer Festland ein Europa feierndas sich naumlher gekommen ist Ein dreitaumlgi-ges Konzert aus Ost und West das vielesaufruft was sich unterwegs entwickelt hatHarter Rock wird droumlhnen Pop wird perleninneralpin wird es jodeln Ein Finale dasSpannung verspricht Weil die Kuumlnstlerin-nen und Kuumlnstler schon zuvor in und umLinz intensiven kreativen Austausch pfle-gen und die Lust auf das Konzert-Highlightschuumlren werden

Das Line-Up verspricht ein energiegela-denes Konzertereignis unter anderem mitWolfgang Niedecken amp BAP Claudia

Koreck Haindling Haydamaky KarandilaKlaus Doldingers Passport KonstantinWecker KoumlsterHocker amp Band LoredanaGroza Philipp Poisel amp Band RamboAmadeus Stelzhamma Willi Resetarits ampStubnblues und Zdob si Zdub

bdquoDas Hafenfest ist so etwas wie ein euro-paumlisches Gipfeltreffen populaumlrer MusikHier kommen Ost und West zusammen aufder Buumlhne aber auch auf dem Festivalgelaumln-de ndash eine europaumlische Erfahrung die in dieOhren und unter die Haut gehen wirdldquo kuumln-

digt Martin Heller Intendant von Linz09 anbdquoDas Besondere am Hafenfest ist daszlig wir

die Einmaligkeit die wir auf dem Schiff er-lebt haben nun aufrsquos Land uumlbertragen koumln-nen Wir wollen Menschen beruumlhren undeine Botschaft vermitteln Die Emotionalitaumltsoll auf ganz Linz uumlbertragen werden undman ist dabei ndash oder man hat es verpaszligtldquoergaumlnzt Hage Hein Geschaumlftsfuumlhrer vonbdquoBlanko Musikldquo und Projektleiter der bdquoLinzEuropa Tour 2007 ndash 2009ldquo

Die raquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009laquo

Im Sommer 2007 brach Hubert vonGoisern mit einer sehr jungen Band zunaumlchstuumlber die Donau gegen Osten auf und imSommer 2008 dann unter anderem auf demRhein-Main-Donau-Kanal in den WestenDort jammten David Lackner (keyboard)Maria Moling (percussion vocals) AlexPohn (drums) Helmut Schartlmuumlller (bass)Elisabeth Schuen (violine vocals) MarleneSchuen (violine vocals) Severin Trogba-cher (guitar) und Darinka Tsekova (Gadul-ka) virtuos mit ihren Gaumlsten auf einer zurKonzertbuumlhne umgebauten Barge Zu diesenGaumlsten zaumlhlten Zdob si Zdub aus Moldawienmit ihrer bdquoHiatamadlldquo-Version der serbischeQuerdenker Rambo Amadeus oder die bdquoru-maumlnische Madonnaldquo Loredana Groza Waumlh-rend diese Kuumlnstler den Osten Europas greif-bar machten vertraten u a BAP XavierNaidoo Konstantin Wecker Klaus Doldin-ger und Zap Mama den Westen

SrsquoNIX ist etwas Anderes als gar nix

Hubert von Goisern hat seit seinem Start1988 mit den Alpinkatzen 15 Millionen Ton-traumlger verkauft und gab fast 1000 Konzertein 21 Laumlndern 15 Alben hat er bisher einge-spielt und 5 DVD-Projekte realisiert Dasaktuelle Album SrsquoNIX ist auf der Osteuropa-Etappe der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009ldquoentstanden und wurde im Mai 2008 veroumlf-fentlicht Im August 2008 erschien die DVDbdquoGoisern goes Eastldquo eine Koproduktion desORF und der Nikolaus Geyrhalter FilmFuumlnf Episoden dokumentieren die Schiffs-reise von Linz zum Schwarzen Meer Dieneue Doku bdquoGoisern goes Westldquo ist in Ar-beit httpwwwlinz09at

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Kultur

Linz Europa HafenfestAbschlieszligender Houmlhepunkt der Linz Europa Tour 2007 ndash 2009mit Hubert von Goisern amp Freunden von 3 bis 5 Juli 2009

Hubert von Goisern ndash Linz Europa Tour

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Schon wieder ist etwas passiert Ein Mannnamens Horvath ist verschwunden und

die einzige Spur fuumlhrt zum bdquoLoumlschenkohlldquoeiner weithin bekannten bdquoBackhendlstationldquoin der Provinz Und es waumlre nicht der Bren-ner wenn ihm in Loumlschenkohls Keller dieKnochenmehlmaschine nicht einige duumlstereRaumltsel aufgaumlbe Nach bdquoKomm suumlszliger Todldquound bdquoSilentiumldquo ist dies der dritte Streich desErfolgs-Trios HaderMurnbergerHaas Ab-gruumlndige Kinounterhaltung vom Feinsten

Synopsis

Ein Mann namens Horvath ist ver-schwunden Die letzten Leasingraten fuumlr sei-nen Wagen sind nicht bezahlt Brenner uumlber-nimmt unwillig von seinem alten FreundBerti den mickrigen Auftrag HorvathsLeasingwagen zuruumlckzubringen Brennermacht sich auf den langen Weg in die tiefeProvinz Ein Nachsendeauftrag fuumlhrt direktzum bdquoLoumlschenkohlldquo einer Backhendlstationvon legendaumlrem Ruf

Tausende Huumlhner muumlssen woumlchentlichihr Leben lassen um hier knusprig paniertbis auf die Knochen abgenagt zu werdenEine Knochenmehlmaschine zermahlt dieHuumlhnerreste zu Futtermehl fuumlr die naumlchsteHuumlhnergeneration Ein kannibalischer Kreis-lauf des Fressens und GefressenwerdensEin kurzer Blick auf den Leasingwagen istalles was Brenner von Horwath zu sehenbekommt Denn gleich darauf ist das Auto sospurlos verschwunden wie sein Besitzer

Doch Brenners detektivische Faumlhigkeitensind auch anderweitig gefragt

Der Sohn des Wirtes will mit seiner Hilfeendlich herausfinden was mit dem vielenGeld geschieht das der alte Wirt woumlchent-lich aus dem Betrieb nimmt Brenner kommtdieser zusaumltzliche Auftrag gerade recht ist erdoch im Begriff sich in die fesche Birgit zuverlieben die Kuumlchenchefin und Frau desJunior-Chefs Und verdreht wie er vonBirgit ist laumlszligt ihn sein Kopf beinahe imStich Daszlig sich ein Menschenknochen unterdie Huumlhnerknochen mischt bemerkt Bren-ner fast zu spaumlt Und waumlhrend im Saal derBackhendlstation der Maskenball tobt unddas ganze Dorf von Masken geschuumltzt sorichtig die Sau raus laumlszligt wird im Keller ge-liebt und gemordet Einmal mehr erweist

sich Berti nicht nur als Brenners Freund son-dern als sein Schutzengel der gerade nochrechtzeitig auftaucht und das Geheimnis umden verschwundenen Horvath endlich luumlftet

Mit bdquoDer Knochenmannldquo erblickt erneuteiner von Wolf Haaslsquo Kultromanen das Lichtder Leinwand Und Josef Hader ist schonlaumlngst zur Inkarnation des lakonischen Pri-vatdetektivs Brenner geworden Wir duumlrfen

uns aber auch wieder auf Brenners kongeni-alen Leinwandgefaumlhrten Bertie (SimonSchwarz) freuen und ndash einmal mehr ndash aufeine Riege hervorragender Darsteller (vonSepp Bierbichler bis zu Birgit Minichmayr)die erwarten lassen daszlig Brenners schaurig-pointenspruumlhende Abenteuer zu einem gros-sen Kinoerlebnis werden httpwwwlunafilmatknochenmannhtml

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Oumlsterreichischer Film

Der KnochenmannEin Dor-Film von Wolfgang Murnberger nach dem gleichnamigen

Roman von Wolf Haas feierte am 6 Maumlrz Premiere in Wien

Josef Hader ist zur Inkarnation des lakonischen Privatdetektivs Brenner geworden

Bei den Dreharbeiten Birgit Minichmayr Wolfgang Murnberger Josef Hader

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Bernhard Wickis Vater ein Schweizer In-genieur war technischer Direktor sowie

Teilhaber groszliger Papier- und Maschinenfa-briken Die Mutter Melanie geb Kleinhaplstammte aus Oumlsterreich Wicki geboren am28 Oktober 1919 in St Poumllten in Niederoumls-terreich besuchte abwechselnd Lehranstal-ten in Koumlthen bei Halle Gmunden Mauerbei Wien und Salzburg anschlieszligend dieSchauspielschule des Staatlichen Theaters inBerlin unter Gustaf Gruumlndgens Er wurde abNovember 1938 einige Monate wegen seinerMitgliedschaft in einer kommunistisch orien-tierten Jugendgruppe im KZ Sachsenhauseninhaftiert konnte aber danach die Schau-spielausbildung am Reinhardt-Seminar inWien fortsetzen 1940 debuumltierte er amSchloszligtheater Schoumlnbrunn

Weitere Buumlhnenstationen waren Freibergin Sachsen Bremen Muumlnchen und Salzburg1944 uumlbersiedelte die Familie in die Schweiz1)Nach Kriegsende begann seine Filmkarrieremeist im Fach des charmanten Liebhabersund Verfuumlhrers spaumlter als Charakterdar-steller In der Rolle eines Partisanenfuumlhrersgluumlckte ihm 1954 in Helmut Kaumlutners zeit-geschichtlichem oumlsterreichisch-jugoslawi-schen Streifen bdquoDie letzte Bruumlckeldquo bdquoPosled-nji mostldquo der Durchbruch im fuumlr ihn neuen

Medium Georg W Pabst Wolfgang Lieben-einer Wolfgang Staudte Michelangelo Anto-nioni und Gottfried Reinhardt holten ihn vordie Kamera seine diesbezuumlgliche Filmografieumfaszligt insgesamt an die 70 Titel Wicki war1957 Regie-Volontaumlr bei Kaumlutners melodra-matischer Love-Story bdquoMonptildquo mit demmehrfach ausgezeichneten bitteren Antikriegsfilm bdquoDie Bruumlckeldquo (u a Oscar-Nomi-nierung als bester fremdsprachiger Film)

brach der Schauspieler 1959 vital und vir-tuos in die Phalanx der Regisseure ein

Darryl F Zanuck einer der effizientestenHollywood-Mogule engagierte ihn 1962neben dem Amerikaner Andrew Marton unddem Englaumlnder Ken Annakin fuumlr die Ge-staltung der deutschen Episoden des an Ori-ginal-Schauplaumltzen gedrehten Fox-Groszligfilmsuumlber die Landung der Alliierten in der Nor-mandie bdquoThe Longest Dayldquo (bdquoDer laumlngsteTagldquo) eine cineastische Mammutproduktionmit einem bombastischen internationalenStaraufgebot ist zweifellos eines der umfas-sendsten Profile uumlber ein Geschehen imZweiten Weltkrieg die Arbeit brachte Wicki(bdquoin sharingldquo) eine Nominierung zum Awardder Directorlsquos Guild of America ein 1964inszenierte er in den roumlmischen Studios derCinecittagrave und an italienischen bdquolocationsldquomit Ingrid Bergman und Anthony Quinn dieaufwendige amerikanisch-europaumlische Ko-produktion bdquoThe Visitldquo (bdquoDer Besuchldquo)nach der inhaltlich und atmosphaumlrisch veraumln-derten tragischen Komoumldie des SchweizerDramatikers Friedrich Duumlrrenmatt

Fuumlr die Uumlbernahme der Regie des Kriegs-und Agentenspektakels bdquoMoriturildquo (auchbdquoThe Saboteurldquo) der Arcola-ColonyFox dasMenschlich-Tragisches und Kriegsgetuumlm-mel in einer spannenden im Zweiten Welt-

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und uumlber 12000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit oumlsterreichischer Beteiligung In dieser Folge portraitiert er

Bernhard WickiSchauspieler Regisseur

Berhard Wicki bei den Dreharbeiten zum Agentenspektakel raquoMoriturilaquo

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Curd Juumlgens als Generalmajor Guumlnther Blumentritt im Fox-Groszligfilm raquoThe LongestDaylaquo raquoDer laumlngste Taglaquo an dem Bernhard Wicki mitwirkte

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krieg spielenden Handlung vereint (ein deut-sches Handelsschiff ist als Blockadebrechervon Tokio in das besetzte Frankreich unter-wegs) ging Bernhard Wicki 1965 nach Hol-lywood Im Gegensatz zu den mit geringe-rem Personalaufwand hergestellten deutsch-sprachigen Produktionen sah er sich mit dergeballten Macht des kalifornischen Filmge-schaumlfts konfrontiert Ungeachtet dessen dassder Produzent Aaron Rosenberg eine dreimo-natige Drehzeit vorsah verlangten die StudioExecutives eine weitaus fruumlhere Fertigstel-lung Damit konnte der auf bestmoumlglicheRealisierungsbedingungen bedachte Regis-seur seine qualitativen Intentionen nichtdurchsetzen Die Uumlberschreitung des Bud-gets verursachte Probleme ebenso derHauptdarsteller Marlon Brando der gleich-falls eine pedantische und zeitgerechte Ein-

studierung der einzelnen Szenen bevorzugteWickis Methode der vielen Aufnahme-Wiederholungen aber uumlbertrieben fand Dervon den fiktionalisierten Memoiren des fruuml-heren deutschen Marine-Attacheacutes in TokioWerner Luedecke inspirierte in Schwarz-Weiszlig brillant fotografierte und von JerryGoldsmith wirkungsvoll musikalisch unter-malte Actionfilm gedieh zur handwerklichperfekten guten Kinokonfektion dessen Er-folg am Einspielergebnis zu messen warWickis Verhaumlltnis zum amerikanischen Pro-duktionsstil blieb indessen fuumlr immer gebro-chen

Veraumlrgert uumlber grobe nachtraumlgliche Aumlnde-rungen der amerikanischen Produzenten anbdquoThe Visitldquo kehrte er Hollywood den Ruumlk-ken Aus seinen folgenden Regiearbeiten fuumlrFilm und Fernsehen in Deutschland ragen

die Umsetzung einer Erzaumlhlung JosephRoths bdquoDas falsche Gewichtldquo (1973) undbdquoDie Eroberung der Zitadelleldquo (1977) nacheiner Novelle Guumlnter Herburgers heraus Da-neben stehen Aufgaben als Film- und TV-Darsteller Inszenierungen fuumlr das Theaterund Synchronregie seit 1975 betrieb er eineeigene Filmproduktion in Muumlnchen 1989stellte Wicki langjaumlhrig verheiratet mit derSchauspielerin Agnes Fink sein letztes de-tailbesessenes perfektionistisches Opus vordie aufgrund verschiedener Schwierigkeitenin mehreren Etappen hergestellte in Canneszur Auszeichnung fuumlr die bdquoGoldene Palmeldquonominierte Joseph-Roth-Verfilmung bdquoDasSpinnennetzldquo mit Klaus Maria BrandauerDer Ex-St Poumlltner Star-Regisseur ein enga-gierter Filmemacher mit rigorosem kuumlnstle-rischem Wollen und hohem handwerklichemKoumlnnen einer der Groszligen der Filmgeschich-te starb am 3 Jaumlnner 2000 in Muumlnchen 1) Nach dem Engagement an den Schauspielhaumlusern in

Zuumlrich und Basel (1944-1950) wurde BernhardWicki Schweizer Staatsbuumlrger In der BRD verein-nahmte man ihn als bdquodeutschenldquo Regisseur vonauszligerordentlichem Rang

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Mit dem Buch bdquoOumlsterreicher in Holly-woodldquo legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veroumlffentlichten Standardwer-kes vor Nach uumlber 12jaumlhrigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden bdquoDiese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den daruumlber-hinaus immensen Kulturleistungen oumlsterrei-chischer Filmkuumlnstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet bdquoAlles was anetwas erinnert ist Denkmalldquo schlieszligt derAutor

Rudolf Ulrich und der Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen sehr geehrte Leserinnenund Leser die Moumlg-lichkeit in den kom-menden Monaten imbdquoOumlsterreich Journalldquoeinige Persoumlnlichkei-ten aus dem BuchbdquoOumlsterreicher in Hol-lywoodldquo kennenzuler-nen

Rudolf UlrichbdquoOumlsterreicher in Hollywoodldquo 622 Seitenzahlreiche Abb 2 uumlberarbeitete und erwei-terte Auflage 2004 ISBN 3-901932-29-1httpwwwfilmarchivat

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Kaumlrntner bdquoSchmankalanldquo ndash genieszligen mitden Jahreszeiten Schlieszliglich veredelt

die Kaumlrntner Wirtshauskuchl das was dieNatur und die Bauern in der Nachbarschaftbieten Uumlber Jahre hinweg hat sich eine kuli-narische Partnerschaft entwickelt die so man-che Uumlberraschung bereithaumllt Wuszligten Sieschon wie aus einer Armen-Speise ein Natio-nalgericht entstand wo Spargelfelder unter-irdisch beheizt werden was Forellenlaichzum bdquoMoumllltaler Kaviarldquo werden lieszlig und war-um die bdquoMostbarkeitenldquo so hochgeistig sind

Spargel ndash Zauberstab des Fruumlhlings

Im Fruumlhling wenn in Kaumlrnten die Obst-baumlume in voller Bluumlte stehen reckt sich aucheine wahrhaft koumlnigliche Gemuumlsesorte derSonne entgegen Nicht umsonst wird derSpargel als bdquoZauberstab des Fruumlhlingsldquobezeichnet Der Bauer Hans Jaumlger gilt alsbdquoKaumlrntner Spargelpionierldquo seit einigen Jah-ren erntet er im Lavanttal houmlchste QualitaumltDie Kaumlrntner Wirte feiern um den Lavant-

taler Spargel im Mai mehrere Feste Heutebauen mehrere Lavanttaler Bauern Spargelan und Bauer Jaumlger ist einen Schritt weiter-gegangen Er stattete seine Spargelfelder miteiner Art unterirdischen bdquoHeizdeckeldquo aus ndashseinem Spargel koumlnnen Temperaturschwan-kungen und Regen nichts anhaben

Mit den Fruumlhlingsblumen waumlchst derBaumlrlauch auf den Wiesen neben den Kaumlrnt-ner Baumlchlein Dieser wilde Knoblauch wirdwegen seiner gesundheitlichen Wirkunggeschaumltzt und schmeckt duumlnn geschnittenauf dem Butterbrot mit warmen Erdaumlpfelnoder puumlriert als Suppe

Ostern in Kaumlrnten das ist mit Brauchtumund der traditionellen Osterjause verbundenNach der Fleischweihe am Ostersamstagwerden Schinken Hauswuumlrstl (wuumlrzigeTrockenwuumlrste) gefaumlrbte Eier und Kren(Meerrettich) kredenzt ndash keinesfalls fehlendarf dabei der Kaumlrntner Reindling einKuchen aus Hefeteig geknetet und mit ZimtZucker und Rosinen gefuumlllt

Frische Kraumluter amp fangfrische Fische

Der Reindling wird auch zur SaurenSuppe verspeist einer Kaumlrntner Spezialitaumltdie bei den zahlreichen bdquoKirchtagenldquo undBrauchtumsfesten im Kaumlrntner Sommergereicht wird Mehrere Sorten Fleisch undzahlreiche Kraumluter erfordert das Original-Rezept der Sauren Suppe Verfeinert wird siemit sehr viel saurem und suumlszligem Rahm Fen-chel und Anis verleihen der Sauren Suppeden typischen Geschmack und der sonst imMittelmeerraum beheimatete Safran diegelbe Farbe

Kaumlrnten ist das suumldlichste BundeslandOumlsterreichs Leicht und frisch praumlsentiertsich die sommerliche Kuumlche mit viel herr-lich duftenden Kraumlutern die hervorragendmit den fangfrischen Fischen harmonierenZander und Waller aus dem Woumlrther- undMillstaumltter See Forellen und Saiblinge auskristallklaren Gebirgsbaumlchen Und im Spaumlt-sommer rundet ein suumlszliger bdquoSchmarrenldquo mitfrischen Schwarzbeeren eine bdquobeerigeldquo

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OumlJ-Reisetip

Genieszligen mit den JahreszeitenEine kulinarische Entdeckungsreise in Kaumlrnten ist sofacettenreich und vielfaumlltig wie die vier Jahreszeiten

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Variante des Kaiserschmarrens das Menuumlab

Hochgeistige Mostbarkeiten

Nach einem heiszligen Kaumlrntner Sommertagerfrischt kaum ein Getraumlnk besser als einGlas Most bei einem Kaumlrntner Jausenwirtoder in einer typischen Kaumlrntner Buschen-schenke So werden die baumluerlichen Gast-stuben genannt die nur auftischen duumlrfenwas auch im eigenen Betrieb erzeugt wurdeSpeck Wuumlrstl knuspriges Brot Im Lavant-tal fuumlhrt der Weg zur Jause uumlber eigeneMostwanderwege Wer die vielen Buschen-schenken nicht erwandern will laumlszligt sich vombdquoMostlandexpreszligldquo hinfahren Hochgeistigist es im Lavanttal schon immer zugegan-gen das beweisen die Schriften der Moumlncheim Stift Sankt Paul einer wahren Schatz-kammer Heute brennen die Bauern ausAumlpfeln Birnen und anderen Fruumlchten sorten-reine Schnaumlpse von houmlchster Qualitaumlt einbesonderer Genuszlig ist der feinperlende Ap-felfrizzante Zu verkosten sind die hochgei-stigen Troumlpferl weiterhin im Stift und imbdquoZogglhofldquo In diesem renovierten Getreide-speicher finden sich die bdquoMostbarkeitenldquoeine Galerie der besten Schnaumlpse In BadKleinkirchheim den Kaumlrntner Nockbergenhat sich der ehemalige Schirennlaumlufer Wolf-ram Ortner auf das Brennen edler Destillateverlegt ndash und auch dafuumlr Medaillen einge-heimst Seit kurzem bietet er bdquoZigarren-Schnaumlpseldquo an malzige aus Bockbier ge-brannte Schnaumlpse die ihr volles Aroma inKombination mit Zigarrenrauch entfalten

Houmlchster Genuszlig Gailtaler Almkaumlse

Fuumlr houmlchste Genuumlsse anderer Art sorgen18 Almkaumlsereien im Gailtal in der Karni-schen Region Nach alter Sennertraditionproduzieren sie auf 1500 Meter Seehoumlhe denwuumlrzigen bdquoGailtaler Almkaumlseldquo eine EU-weiteinzigartige Spezialitaumlt Auf der TresdorferAlm weiht eine Schaukaumlserei in die Ge-heimnisse des Kaumlsemachens ein

Wild(e) Sachen im Goldenen Herbst

Die Sicht ist weit der Himmel blau dieBlaumltter huumlllen sich in ihr buntes Farbenkleiddie Stimmung ist atemberaubend Der bdquoGol-dene Herbstldquo in Kaumlrnten ist nicht nur diebeste Zeit zum Wandern sondern auch dieHoch-Zeit fuumlr den Hochsitz Die Jagd bringtviel Abwechslung in den Speiseplan derKaumlrntner Wirtshaus- und Hotelkuumlche HirschReh Gams und Federwild Dazu serviertwerden frische Preiselbeeren von den Kaumlrnt-ner Almen Eierschwammerl und Steinpilze

aus den Kaumlrntner Waumlldern vollmundigerRotwein ndash alles gewuumlrzt mit Jaumlgerlatein amWirtshaustisch

Der Herbst ist auch die Zeit in der imMoumllltal und in Tainach in Suumldkaumlrnten die Fo-rellen und Saiblinge zum Ablaichen aus denmit Berg- und Quellwasser gefuumlllten Teichengenommen werden Der Rogen dieser Forel-len schmeckt so wunderbar daszlig er Forellen-und Saiblingskaviar genannt wird Konser-viert und in Glasdosen abgefuumlllt haumllt dieseArt von Kaviar lange Zeit Auf den Hoch-weiden des Moumllltales des Lavanttales undder Kaumlrntner Nockberge ist auch der Alm-ochs zuhause mittlerweile ein Markenbe-griff der fuumlr ausgezeichnete Fleischqualitaumltsteht In den Tauern und im Lesachtal sowiein der Norischen Region werden Laumlmmerund Schafe gezuumlchtet deren Fleisch eben-falls zu den Offenbarungen der KaumlrntnerKuumlche zaumlhlt Fuumlr Uumlberraschungen gut ist derKaumlrntner Kuumlrbis Unglaublich wie facetten-reich sich dieses Gemuumlse zubereiten laumlsst ndashzu verkosten im Kaumlrntner Herbst

Gans fein

Aus dem Osten Oumlsterreichs stammendsind sie auch in Kaumlrnten heimisch gewordendie Gaumlnse Sie werden mit viel Liebe aufgroszligen Weiden gehalten Die Kaumlrntner Gansl-wirte eine Runde initiativer Kaumlrntner Wirteladen jaumlhrlich rund um Martini (11 No-vember) zum mehrwoumlchigen bdquoGansl-schmausldquo wo auch der junge Rotwein ausder italienischen Nachbarregion Friaul-Julisch-Venetien der bdquoPrimoldquo erstmals ver-kostet wird

Winterzeit ndash suumlszlige Zeit

Wenn Kaumlrntens Gipfel mit Neuschneegeschmuumlckt sind und wenn die zahllosenBadeseen mit einer praumlchtigen Eisschichtuumlberzogen sind zieht durch die heimeligenStuben der Duft von Zimtgebaumlck und Brat-aumlpfeln Zeit die Rezepte aus der suumlszligenKaumlrntner Kuumlche auszuprobieren ndash zum Bei-spiel Kletzennudel das sind Nudeltaschenmit einer Fuumllle aus Kletzen (gedoumlrrtenBirnen) serviert mit fluumlssiger Butter Zimtund Zucker Aber auch die Dampfnudel mitHonigschmalz und die Bauernkrapfen sindeine kleine Suumlnde wert

Kasnudel haben immer Saison

Natuumlrlich gibt es Kaumlrntner bdquoNational-speisenldquo die das ganze Jahr uumlber Saisonhaben Wie die Kaumlrntner Nudel ndash ein Nudel-teig duumlnn ausgewalzt zu einer faustgroszligenTasche geformt und mit verschiedenen Koumlst-

lichkeiten gefuumlllt Mit Topfen und Garten-minze ndash Kasnudel genannt mit Fleisch mitSpinat Erdaumlpfeln und Pilzen oder suumlszlig mitKletzen (gedoumlrrten Birnen) Beliebte Sup-peneinlage sind bdquoSchlickkrapferlldquo eine Mi-niaturvariante der Kaumlrntner Nudel mit einerFuumlllung aus Innereien und Kraumlutern VieleKaumlrntner Wirte haben sich der Vielfalt derKaumlrntner Nudel verschrieben und servierenIhren Gaumlsten ein bdquoNudl-Kudl-Mudlldquo ver-schiedene Nudelsorten zum Probieren

Guter Geschmack kennt keine Grenzen

Bei einer kulinarische Reise durch Kaumlrn-ten stellen bdquoSeitenspruumlngeldquo in die benach-barten Laumlnder Italien und Slowenien garnichts Anruumlchiges dar Sie zeigen wie ver-wandt die Kuumlche der drei Laumlnder ist ObKaumlrntner Kasnudel werden in der italieni-schen Variante als Ravioli serviert desReindlings slowenischer bdquoZwillingldquo ist diebdquoGibanicaldquo Luftgetrockneter Prosciutto reiftin der Gegend um das friulanische StaumldtchenSan Daniele ndash aber auch in der DraustadtVillach hat sich ein innovativer Fleischer-betrieb auf die Herstellung dieser Schinken-spezialitaumlt spezialisiert Die Wirte der dreiRegionen tauschen gerne ihre Rezepte dieserkoumlstlichen Alpen-Adria-Kuumlche aus HansTschemernjak bdquoTschebull-Wirtldquo vom FaakerSee hat bereits vor Jahren eine grenzuumlber-schreitende Wirtekooperation ins Lebengerufen Jeweils eine Woche im Jahr kochtein Koch im Wirtshaus der Partner

Kaumlrntner Wirtshauskultur

Wie findet man in Kaumlrnten sein Lieb-lingswirtshaus Ist es die gastliche Stube dernetten Wirtsfamilie wo es die besten Kas-nudeln gibt Oder das Haubenlokal dasnicht im entferntesten an einen abgehobenenGourmettempel erinnert Oder die Buschen-schenke beim Almbauern wo dieser einzig-artige Schinkenspeck aufgetischt wird Siealle verstehen sich als bdquoVeredler heimischerProdukteldquo setzen ihre kulinarischen Schwer-punkte nach den Jahreszeiten und nennenKreativitaumlt Ideenreichtum und Handarbeitals Qualitaumltsmerkmale Der als bdquoKaumlrntnerKuchlmastaldquo bekannte Kaumlrntner Autor PeterLexe trifft seine Wahl nach folgender einfa-cher Formel bdquoVerlasse ich ein Gasthaus zu-frieden daszlig ich den Wunsch verspuumlre wie-der hier einzukehren und stelle ich beimzweiten Besuch die gleichen Zustand festdann reihe ich dieses Wirtshaus in die Kate-gorie meiner persoumlnlichen LieblingslokaleldquoNachahmung empfohlen httpwwwkaerntenat

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OumlJ-Reisetip

Page 7: Kärnten und Salzburg haben gewähltAm 1.März wurden die ersten beiden der vier Bundesländerwahlen abgehalten. Insgesamt waren 829.567 Wahlberechtigte

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Innenpolitik

Wir haben in diesem Haus einstimmigdas Richtige beschlossenldquo so Bundes-

kanzler Werner Faymann (SPOuml) am 17 Fe-ber im Nationalrat Faymann unterstrichweiters daszlig Oumlsterreichs Konjunkturpaketsowohl bezuumlglich des Umfangs als auch inbezug auf den Zeitpunkt europaweit anzweiter Stelle liege Mit der groszligen Steuer-senkung samt Familienpaket den vorgezo-genen Infrastrukturmaszlignahmen und auchdem Bankenpaket habe die SPOuml-gefuumlhrteRegierung den bdquorichtigen Wegldquo eingeschla-gen ndash das bdquobescheinigen uns all jene Wirt-schaftsforscher unabhaumlngig ihrer politischenAusrichtungldquo die das sachlich und fundiertbestaumltigen Die gesetzten Maszlignahmen wuumlr-den einiges an Sicherheit und an Vertrauenschaffen so Faymann Die SPOuml-gefuumlhrteRegierung gehe in wirtschaftlich schwieri-gen Zeiten bdquosensibel und vorausschauendldquovor weil bdquouns die Menschen in der Wirt-schaft in unserem Land die Arbeitnehme-rinnen und Arbeitnehmer wichtig sindldquo

Das Auslagern von Problemen die ineiner Bank entstanden sind werde in vielenLaumlndern besprochen bdquoWir haben uns fuumlreinen anderen Weg entschieden Wir habenuns nicht dafuumlr entschieden irgendetwasauszulagern und einfach zu uumlbernehmensondern wir haben uns entschieden dort woGeld zur Verfuumlgung gestellt wird fuumlr diesesGeld selbstverstaumlndlich Zinsen zu verlangenund auch Vereinbarungen zu schlieszligen daszligkleinen und mittleren aber auch Industrie-unternehmen Kredite zur Verfuumlgung gestelltwerdenldquo fuumlhrte der Bundeskanzler aus

Geschlossen in wirtschaftlichangespannter Zeit vorgehen

Einige Forderungen wie die von denGruumlnen verlangte verstaumlrkte thermische Sa-nierung seien im Konjunkturpaket erfuumllltunterstrich Faymann bdquoWir haben in denVereinbarungen mit den Laumlndern fuumlr diethermische Sanierung ein Volumen fuumlr dasJahr 20092010 von uumlber einer Million Eurovereinbartldquo Die Frage der Oumlkologie und derOumlkonomie duumlrfe auch in wirtschaftlich ange-spannten Zeiten nicht gegeneinander ausge-spielt werden

Das Vorziehen von Investitionen in dieInfrastruktur und Investitionen in die Schie-ne wuumlrden viele Vorschlaumlge von seiten derOpposition erfuumlllen bdquoDort wo man fuumlr das-selbe ist ist es auch keine Schande wennman gemeinsam dazusteht zu diesem Ban-kenpaket zum Vorziehen von Infrastruktur-maszlignahmen zur Entlastung der Bevoumllke-rung zur Staumlrkung der Kaufkraft der Bevoumll-kerung zum Vorziehen von Bildungsmaszlig-nahmenldquo so Faymann Das Parlament solltegeschlossen dazu stehen

Das Modell der Kurzarbeit wuumlrde inten-siv in Anspruch genommen werden und seiim Vergleich zur Arbeitslosigkeit der Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmern der richti-ge Weg und wuumlrden diesen uumlberdies dieMoumlglichkeit zur Weiterbildung bieten Aufeuropaumlischer Ebene werde am 1 Maumlrz einGipfel stattfinden bei dem weitere gleich-zeitige und vielleicht auch gemeinsameMaszlignahmen beschlossen werden erlaumluterteder Bundeskanzler

Proumlll Wahlkaumlmpfe solltennicht im Vordergrund stehen

bdquoDurch die Umsetzung von zwei Kon-junkturpaketen und der Steuerentlastung ndashmit einem eigenen Familienpaket und wich-tigen Inputs fuumlr Unternehmen ndash tun wir ge-nau das was in dieser schwierigen Situationnotwendig istldquo sagte Finanzminister JosefProumlll (OumlVP) bei der Debatte uumlber den Dring-lichen Antrag des BZOuml in der Sondersitzungdes Nationalrats Mit diesen drei Paketenbringe man bdquomit ruhiger Hand das Richtigeauf den Wegldquo Er Proumlll habe zwar Ver-staumlndnis fuumlr die Emotionen der Oppositionvor den bevorstehenden Landtagswahlendiese haumltte aber keinen einzigen Vorschlageingebracht um die Wirtschaft zu staumlrkendie Menschen zu entlasten und die Krise zubekaumlmpfen

Proumlll erinnerte die Opposition daran daszligdas notwendige Paket zur Unterstuumltzung derBanken im Nationalrat gemeinsam einstim-mig beschlossen wurde Nun wuumlrden sichBZOuml-Klubobmann Josef Bucher und FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Stracheallerdings von dem was sie damals als not-

wendig fuumlr Banken Sparer und zur Siche-rung der Spareinlagen und der Kreditwirt-schaft umgesetzt haben verabschieden

bdquoDieses Paket zur Unterstuumltzung der Ban-ken ist wichtigldquo verwies der Finanzministerdarauf daszlig auch eine Bank aus Kaumlrnten die-se Hilfe in Anspruch genommen habe bdquoIchwerde keiner Bank vorschreiben wann undin welcher Houmlhe sie von diesem angebote-nen Paket Gebrauch macht Wir sind bereitdiese Unterstuumltzung zu geben und werdendann dafuumlr Sorge tragen daszlig das Paketwirkt Kredite vergeben werden es aucheine starke Kontrolle gibt und sich dieseHilfsmaszlignahme auch fuumlr die Republik ent-sprechend rechnetldquo

bdquoDen Familien ndash von Alleinerziehern biszur Mehrkinderfamilie ndash werden wir miteinem Steuerentlastungspaket im Ausmaszligvon 500 Millionen Euro einen Input gebenKnapp zwei Milliarden Euro bieten wir denArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern alsEntlastung an um besser durch die Krise zukommen Und fuumlr kleinere und mittlere Un-ternehmen werden wir mit der Erhoumlhung desFreibetrags Akzente setzen Gerade die klei-neren und mittleren Betriebe koumlnnen uns mitihrem Potenzial aus der Krise fuumlhrenldquo soProumlll weiter

Der Finanzminister unterstrich in seinemStatement erneut die Wichtigkeit in Europaeine Stabilitaumltspartnerschaft vorzubereitenHeuer werde man gemeinsam mit den mit-tel- und osteuropaumlischen Laumlndern den20 Jahrestag der Oumlffnung des Eisernen Vor-hangs begehen bdquoNichts hat uns so gestaumlrktwie die Oumlffnung und wirtschaftliche Ent-wicklung in unseren Nachbarlaumlndernldquo Jetztsei es auch Teil unserer Verantwortung da-fuumlr Sorge zu tragen gemeinsam die Krisedurchzustehen

bdquoIn einer schwierigen Zeit die all unsereKompetenz ndash sowohl fiskalisch als auchwirtschaftspolitisch ndash fordert sollten nichtWahlkaumlmpfe und Wahlkampfgetoumlse dasuumlberdecken was wirklich notwendig istldquovielmehr gelte es die richtigen Schritte zumrichtigen Zeitpunkt zu setzen ndash bdquodiese Re-gierung macht dasldquo so der Finanzministerabschlieszligend

Krisenbekaumlmpfung inMinisterrat und Parlament

Zweitgroumlszligtes Konjunkturpaket in Europa ndash 23 Millionen EuroSteuerentlastung ndash 500 Millionen Euro Familienpaket

OumlSTERREICH JOURNAL NR 69 04 03 2009

raquoOumlsterreich Journallaquo ndash httpwwwoesterreichjournalat

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InnenpolitikStrache Bundesregierung voumllligunfaumlhig zu Krisenmanagement

Eigentlich wisse man gar nicht genau woman anfangen solle wenn man uumlber dieMiszligwirtschaft der Bundesregierung sprechemeinte FPOuml-Bundesparteiobmann HC Stra-che zu Beginn seiner Rede in der Son-dersitzung des Nationalrats und nannte alsBeispiele die OumlBB die AUA die Post denORF und die Bankenkrise Was sich SPOumlund OumlVP seit ihrem Amtsantritt im Jaumlnner2007 geleistet haumltten grenze wirklich an einnegatives Wunder Die Regierung betreibevoumlllig unserioumlse Politik

Die Abloumlse der ASFINAG-Vorstaumlndehabe unnoumltige 700000 Euro pro Vorstandgekostet nur damit jetzt Faymanns Freundedrin saumlszligen Die OumlBB-Vorstaumlnde Soumlllingerund Huber haumltten 623 Millionen Euro ver-zockt und trotzdem die volle Abfertigungbekommen Huber habe bei seinem Abgang820000 Euro bekommen Die AUA werdemit einer Mitgift von 500 Millionen Euroverschenkt aber der gescheiterte AUA-Vor-stand Oumltsch fliege bei gutem Wind mit11 Millionen Euro an Abfertigung nach Hau-se kritisierte Strache Dafuumlr knausere manbeim Pflegegeld den Pensionen und denHeizkostenzuschuumlssen und speise die Men-schen mit einem Steuerrefoumlrmchen ab Al-lein 2 Milliarden Euro seien noumltig um dieMehrbelastungen durch die kalte Progres-sion abzugelten Die FPOuml trete fuumlr eine nach-haltige Steuerreform von 65 Milliarden Euroein Strache verlangte ein Familiensteuer-splitting echte Maszlignahmen fuumlr die KMUund eine Entlastung fuumlr den Mittelstand

Auch bei der Bankenkrise habe die Bun-desregierung gezeigt daszlig sie voumlllig unfaumlhigsei Krisenmanagement zu betreiben Trotzdes Versprechens des ehemaligen Finanz-ministers Molterer gebe es bis heute keineKontrollmechanismen durch den Rechnungs-hof Man muumlsse auch die Manager zur Ver-antwortung ziehen und eine Gehaltsdecke-lung einfuumlhren Weiters muumlsse man Auf-sichtsraumlte sicherstellen und vorgeben daszligsich die Banken auf das Kerngeschaumlft zukonzentrieren haumltten forderte Strache

Scheibner fordert raquoPakt zur Hilfefuumlr Oumlsterreich aus der Kriselaquo

bdquoDie Menschen haben es sich verdientdaszlig sie im Parlament und in der Regierungeine echte Vertretung habenldquo erinnerte dergeschaumlftsfuumlhrende BZOuml-Obmann HerbertScheibner zu Beginn seiner Rede Doch bdquodieVerantwortung kann man nicht laumlchelnldquo diebdquoFaymannisierungldquo ndash laumlcheln und schoumlnre-

den ndash muumlsse beendet werden Deshalb for-dert Scheibner Regierung und Oppositionauf gemeinsam einen bdquoPakt zur Hilfe fuumlrOumlsterreich aus der Kriseldquo zu bilden

Es fehle aber an der Einladung durch dieRegierung zu gemeinsamer Arbeit bdquoSetzenwir uns an einen Tisch ndash Regierung Oppo-sition Sozialpartner und machen wir einRettungspaket fuumlr die oumlsterreichische Wirt-schaft die Steuerzahler und fuumlr die Fami-lienldquo so Scheibner Und weiter bdquoWir wol-len daszlig gehandelt wird und wollen daszlig sichdie Menschen etwas leisten koumlnnenldquo

Scheibner kritisierte auch die viele Zeitdie seit dem Beschluszlig des Bankenpaketsverstrichen sei bdquoWie lange wollen Sie nochzuwartenldquo Auch das BZOuml sei bereit gewe-sen den Banken rasch zu helfen aber esfehlten eine Kontrolle der Spekulationsver-luste und die schnelle Weitergabe der Gelderan Kreditnehmer Und ganz im GegenteilbdquoDer Steuerzahler darf mit seinem Steuer-geld fuumlr die Spekulationsverluste der Bankenhaften muss als Bittsteller hingehen ndash undkriegt nichtsldquo so Scheibner

Faymanns Argument die Kurzarbeit hel-fe allen Unternehmen im Kampf gegen dieKrise laumlszligt Scheibner nicht gelten bdquoDieKleinen haben diese Moumlglichkeit nicht Wiesollen die eine Kurzarbeit uumlberlebenldquo SeinUrteil bdquoDas ist eine Abgehobenheit der Bun-desregierung die ungeheuerlich istldquo

Kogler raquoFinanzpolitischerUnfug erster Ordnunglaquo

bdquoWas Finanzminister Josef Proumlll mit sei-ner Budgetankuumlndigung tut ist finanzpoliti-scher Unfug erster Ordnungldquo kritisierte derBudget- und Finanzsprecher der GruumlnenWerner Kogler bdquoBudgetkuumlrzungen werdenOumlsterreich keinen Wirtschaftsaufschwungbescheren Offensichtlich ist diese Regie-rung voumlllig unfaumlhig in der Wirtschaftskrisedie notwendigen Maszlignahmen zu setzen Eshat keinen Sinn mit aller Gewalt in denAbschwung hineinzusparen Das kostet Jobsund kurbelt die Wirtschaft nicht an Voumllligunverstaumlndlich wieso Proumlll mit dem Hacke-beil unterwegs ist waumlhrend er bei den Ban-ken mit Milliarden-Geschenkkoumlrben durchdie Landschaft gehtldquo betonte Kogler

Leitl Oumlsterreichs Osteuropainitiativekommt zum richtigen Zeitpunkt

bdquoIn wirtschaftlich schwierigen Zeitenkann das Ziel Oumlsterreichs nur lauten besserals die anderen zu sein Probleme jenseitsunserer Grenzen koumlnnen wir daher nicht ein-fach abblockenldquo betonte der Praumlsident der

Wirtschaftskammer Oumlsterreich ChristophLeitl in einer gemeinsamen Pressekonferenzmit Vizekanzler und Finanzminister JosefProumlll Die Osteuropainitiative Proumllls kommedaher zum richtigen Zeitpunkt Oumlsterreichverdiene 6 von 10 Euro im Export und seieiner der staumlrksten Handelspartner in denmittel- und osteuropaumlischen Erweiterungs-laumlndern Um die Liquiditaumlts- und Finanzpro-bleme dort in den Griff zu bekommen seieine bdquoeuropaumlische Solidaritaumlt und nicht Ver-antwortungslosigkeitldquo gefragt so Leitl

bdquoDenn nicht nur Oumlsterreich braucht Ost-europa sondern ganz Westeuropa muszlig groumlszlig-tes Interesse fuumlr unsere Nachbarn im Ostenhaben So betraumlgt etwa der Handelsbilanz-uumlberschuszlig des Euroraumes gegenuumlber denneuen EU-Mitgliedslaumlndern uumlber 60 Mrd Eu-ro Das sichert Arbeitsplaumltze in Westeuropaldquobetonte der WKOuml-Praumlsident Als Maszlignahmeschlug er der gleichzeitig auch Ehrenpraumlsi-dent der Europaumlischen Wirtschaftskammerist neben zusaumltzlichen Krediten des Interna-tionalen Waumlhrungsfonds und einer Erhoumlhungder EU-Zahlungsbilnazhilfe ein zeitlich be-fristetes Aussetzen der staatlichen Kofi-nanzierung fuumlr Infrastrukturprojekte beiInanspruchnahme von EU-Mitteln aus denKohaumlsionsfonds vor

In bezug auf den heimischen Arbeits-markt merkte Leitl an daszlig in Sachen Kurz-arbeit nun Handlungsbedarf bestehe Es seimehr Flexibilitaumlt gefragt bei der Ausgestal-tung der Rahmenbedingungen Fuumlnf Men-schen in Kurzarbeit seien ihm Leitl jeden-falls lieber als ein Arbeitsloser Denn durchdie Kurzarbeit koumlnnten in Ausbildung undQualifikation investiert werden um sich fuumlrden Aufschwung vorzubereiten Man muumlssenun aber endlich zu einer sozialpartner-schaftlichen Loumlsung kommen um die Kurz-arbeit neu zu regeln Leitl bdquoWir braucheneine flexible KMU-taugliche praxisgerech-te Neuregelung der Kurzarbeitldquo Denn Kuumln-digungen als Alternative zur Kurzarbeit wol-le niemand

Zur Zukunftssicherung des Standortes Oumls-terreich betonte Leitl die Bedeutung einer Ver-waltungsreform Hier sei bdquoenormes Poten-tialldquo vorhanden das angesichts des Drucksder Wirtschaftskrise rasch genutzt werdensolle bdquoDenn so koumlnnen wir durch Einspa-rungen budgetaumlre Reserven schaffenldquo soLeitl Nach der Krise darf es wegen derjetzt notwendigen Maszlignahmen nicht zuSteuererhoumlhungen kommen Daher muumlssenwir Geld in der Buumlrokratie sparen um wie-der den notwendigen finanziellen Spielraumzu bekommenldquo

Mit der Einigung beim humanitaumlrenAufenthaltsrecht sei im Ministerrat ein

bdquowichtiger Punkt auf die Schiene gebrachtwordenldquo erklaumlrte Bundeskanzler WernerFaymann am 24 Feber Bei bdquoAltfaumlllenldquo vordem 1 Mai 2004 also bdquobei Menschen dieseit langem bei unssind und die integriertsind Selbsterhaltungs-faumlhigkeit Kenntnisseder deutschen Sprachealso verschiedene Fak-toren der Integrationaufweisenldquo sei es nun-mehr moumlglich bdquoin die-sen Ausnahmefaumlllen einhumanitaumlres Aufenthalts-recht zu genehmigenldquo

Der Bundeskanzlerinformierte daruumlber daszligdie letzte Entscheidunguumlber die Gewaumlhrungeines Aufenthaltstitelsbeim Innenministeriumbleibt Zudem werde einBeirat zu Beratung desInnenministeriums ein-gerichtet in dem jedenfalls Vertreter des In-nenministeriums und der NGOs (Non-Go-vernmental Organizations bzw Nichtregie-rungsorganisationen wie etwa die CaritasAnm) die mit Fragen der Menschrechte zutun haben Weiters gebe es nunmehr die Moumlg-lichkeit einer Patenschaft Auch hier solle dieMeinung des Beirats eingeholt werden kon-kret etwa in Fragen der Pruumlfung der Serio-sitaumlt des Paten

Grundsaumltzlich sei es mit der Einigung ge-lungen zu sagen bdquoWir wollen daszlig es dieseshumanitaumlre Aufenthaltsrecht gibt und wirwollen weder das Signal setzen daszlig jederder laumlnger bei uns ist eine Ausnahme istnoch wollen wir ein restriktives Signal set-zen daszlig es uumlberhaupt keine Ausnahme gibtldquoInsgesamt sei es gelungen eine Einigungherbeizufuumlhren die nun dem Parlamentzugeleitet werde so Faymann der unter-strich daszlig die Innenministerin eine bdquointensi-

ve und konstruktive Debatteldquo gefuumlhrt habeWiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl (SP)

meinte nachdem die urspruumlngliche Versiondes Patenschaftsmodells von einer bdquoMuszligldquo- zueiner bdquoKannldquo-Bestimmung veraumlndert wordensei koumlnne er mit dem Bleiberecht bdquolebenldquo

In Richtung Innenministerium meinte Haumlupldaszlig neben dem Bleiberecht noch viele ande-re Dinge zu verbessern waumlren Konkretmuumlszligte das Asylverfahren beschleunigt wer-den auch muumlsse es bessere Unterstuumltzungfuumlr die Erstaufnahmezentren in Oumlsterreichgeben Konkret sprach er fuumlr Niederoumlster-reich das Zentrum in Traiskirchen an Nebenall den juristischen Belangen erinnerteHaumlupl aber auch an die groszlige humanitaumlreTradition Oumlsterreichs nach 1945 Diese duumlrfeals Richtschnur bei allen politischen undrechtlichen Veraumlnderungen nicht aus denAugen verloren werden

Fekter Gruumlnde fuumlr einen humanitaumlrenAufenthalt werden kuumlnftig mitgepruumlft

Innenministerin Maria Fekter (VP) zeigtesich uumlber den Beschluszlig des Ministerrats er-freut bdquoVorgabe fuumlr die Novelle war daszlig eszu keiner Verlaumlngerung der Verfahrensdauer

kommt und kein zusaumltzlicher Antragsmara-thon entsteht Auszligerdem ist im Regierungs-programm die Neuregelung des humanitaumlrenAufenthaltes vereinbart wordenldquo

In Zukunft werden bei allen fremden-rechtlichen Verfahren ndash Asyl- Ausweisungs-

Abschiebe- und beiVerfahren zur Nieder-lassungsbewilligung ndashdie Gruumlnde fuumlr einenhumanitaumlren Aufenthaltmitgepruumlft Jeder Fallwird einzeln gepruumlftund entschieden DieVoraussetzungen dafuumlrhat der Verfassungs-gerichtshof in seinerJudikatur klar festgehal-ten

Art und Dauer desbisherigen Aufenthaltesund die Frage ob der bis-herige Aufenthalt rechts-widrig war

das tatsaumlchliche Be-stehen eines Familien-lebens in Oumlsterreich

die Schutzwuumlrdigkeit des Privatlebensder Grad der Integrationdie Bindungen zum Herkunftsstaatdie strafgerichtliche UnbescholtenheitVerstoumlszlige gegen die oumlffentliche Ordnunginsbesondere im Bereich des Asyl- Frem-denpolizei- und Einwanderungsrechtsdie Frage ob das Privat- und Familien-leben des Fremden in einem Zeitpunktentstand in dem sich die Beteiligten ihresunsicheren Aufenthaltsstatus bewuszligt wa-ren

bdquoKettenantraumlge bei unterschiedlichen Behoumlr-den muumlssen verhindert werdenldquo stellt Fekterklar Daher soll kuumlnftig die zustaumlndige Be-houmlrde in Kenntnis gesetzt werden und einenAufenthaltstitel von Amts wegen erteilenkoumlnnen wenn die Unzulaumlssigkeit der Aus-weisung auf Dauer wegen humanitaumlrenGruumlnden bereits in einem Asyl- oder Frem-denpolizei-Verfahren festgestellt worden ist

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Innenpolitik

Neuregelung deshumanitaumlren Aufenthalts

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleibenVoraussetzungen dafuumlr sind auch Selbsterhaltungsfaumlhigkeit und

Kenntnisse der deutschen Sprache

Gut integrierte Menschen koumlnnen in Ausnahmefaumlllen im Land bleiben

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bdquoDiese Neuregelung verhindert einen An-tragsmarathon und eine lange Verfahrens-dauer und fuumlhrt so auch zu einer raschenRechtssicherheit bei den Betroffenenldquo istdie Innenministerin uumlberzeugt

Antragsrecht fuumlr Altfaumllle

bdquoFuumlr Personen die sich seit dem 1 Mai2004 dauerhaft in Oumlsterreich aufgehaltenhaben und deren Aufenthalt uumlberwiegendlegal war schaffen wir ein Antragsrecht aufeinen humanitaumlren Aufenthalt fuumlr Altfaumllleldquoso Fekter

Diese seit 2004 oder laumlnger in Oumlsterreichaufhaumlltigen Personen welche nur negativeBescheide und Gerichtserkenntnisse bekom-men haben koumlnnen dann einen Antrag stel-len wenn sie die lange uumlberwiegend legaleAufenthaltsdauer nachweisen koumlnnen bei-spielsweise durch legale Beschaumlftigung oderlegalen Aufenthalt wegen langer Verfahrens-dauer

In diesem Sonderverfahren sind zusaumltz-lich zu den Kriterien der Judikatur des Ver-fassungsgerichtshofes folgende Kriterien zuberuumlcksichtigen

SelbsterhaltungsfaumlhigkeitUnterkunftUnterhaltschulische und berufliche AusbildungKenntnisse der deutschen Sprache

Der Antrag ist an den jeweiligen Lan-deshauptmann zu stellen bei positiver Erle-digung bedarf es der Zustimmung der In-nenministerin Diese wird durch einen beimBundesministerium fuumlr Inneres eingerichte-ten Beirat in ihrer Entscheidung beraten

Patenschaft als zentraler Bestandteil

bdquoBei Fehlen bestimmter Voraussetzungenkoumlnnen diese durch die Vorlage einer Paten-schaftserklaumlrung erbracht werdenldquo erklaumlrtFekter weiter bdquoDiese Patenschaft kann durchEinzelpersonen oder juristische Personenuumlbernommen werden Um jede Form desMiszligbrauchs zu verhindern bedeutet jeglicheVerknuumlpfung mit Bedingungen eine Nichtig-keit der Erklaumlrungldquo

bdquoWir verhindern damit Zuwanderung indie Armutldquo betont die Innenministerin EineFinanzierung der Patenschaft aus Steuermit-teln ist unzulaumlssig Sie bedarf einer notariel-len Beglaubigung und ist fuumlr drei Jahre guumll-tig bdquoDurch die Patenschaft kommt es zueiner besseren Integration und zur Entla-stung der oumlffentlichen Handldquo so Fekter

Aufgrund eines Erkenntnisses des Verfas-sungsgerichtshofes vom 27 Juni 2008 wur-

de die nun vorgeschlagene Aumlnderung not-wendig bdquoDurch diese Neuregelung ist si-chergestellt daszlig es in Zukunft zu keinen Ver-fahrensverzoumlgerungen mehr kommt und keinzusaumltzlicher Antragsmarathon entsteht ndashhumanitaumlre Faumllle werden pragmatisch rechts-staatlich menschenwuumlrdig und im Einzelfallgeloumlstldquo so die Innenministerin abschlieszligend

Strache Kapitulation vor dem Asylmissbrauch

bdquoEine Legalisierung von Illegalenldquo seidie von der rot-schwarzen Regierung be-schlossene ungeheuerliche Bleiberechts-Re-gelung bdquoSPOuml und OumlVP leisten damit eineskandaloumlse Beihilfe zum Asylmiszligbrauchldquoerklaumlrte FPOuml-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache

Ganz nach dem Motto bdquoWer lange genugbetruumlgt wird belohntldquo stelle die Regierungden Verfahrensverzoumlgerern nunmehr eineBleibemoumlglichkeit in Aussicht bdquoDas istquasi eine Regierungseinladung fuumlr Asyl-miszligbrauch und alle Wirtschaftsfluumlchtlingeldquosagt Strache

Bedauerlich und unbegreiflich sei daszlig da-mit seitens der groszligen Koalition eine Kapitu-lation vor dem Asylmiszligbrauch stattfindebdquoDas ist ein Schlag ins Gesicht der Oumlsterrei-cherldquo findet der FPOuml-Chef treffende Wortefuumlr den Beschluszlig des Ministerrats DennTausende bdquoZogajsldquo wuumlrden in Zusammenar-beit mit dieser Regierung den Oumlsterreichernnunmehr auf der Nase herumtanzen bdquoDieseRegierung gehoumlrt rasch abgewaumlhltldquo

Nichts anderes als eine weitere Form derZuwanderung sei das beschlossene Bleibe-recht kritisierte der FPOuml-Sprecher fuumlr In-nere Angelegenheiten Harald Vilimsky DieFPOuml verwehre dem massiv die ZustimmungEntweder gaumlbe es einen Grund fuumlr Asyl undSchutz oder eben nicht Fekter sei von denlinken Asyllobbies die mit diesem Themajede Menge Geld erwirtschaften offenbar indie Knie gegangen so Vilimsky

Das Bleiberecht komme einer de-factoLiberalisierung des ohnehin viel zu liberalenAsylgesetzes gleich aumlrgert sich VilimskyKuumlnftig wuumlrden Asylsuchende die in Wahr-heit nichts anderes sind als zum uumlberwiegen-den Teil Wirtschaftsfluumlchtlinge neben demnormalen Asylverfahren der Regelung dessubsidiaumlr Schutzberechtigten nun auch nochdas Bleiberecht zur Aufenthaltsverfestigungangeboten erhalten Oumlsterreich werde durchdie rot-schwarze Bundesregierung nochmehr zur Lachnummer im international or-ganisierten Asylbetrug Faymann und Fekterseien mittlerweile die Schirmherren fuumlr die

internationale Asylmafia und auch persoumln-lich fuumlr alle Miszligstaumlnde verantwortlich zumachen so Vilimsky

Scheibner Regierunglegalisiert Illegale

Scharfe Kritik an der von SPOuml und OumlVPgeplanten Aufweichung des strengen Asyl-rechtes kommt vom geschaumlftsfuumlhrendenBZOuml-Chef Herbert Scheibner Die Zahl derAsylantraumlge steige so sei die Zahl derAsylantraumlge von 11921 im Jahr 2007 auf12809 im Jahr 2008 geklettert Das bedeuteeinen Anstieg von 745 Prozent bdquoAnstattwie vom BZOuml gefordert das Asylgesetz wei-ter zu verschaumlrfen und damit missbrauchs-sicherer zu machen oumlffnen SPOuml und OumlVPdie Tuumlren nach Oumlsterreich noch weiter Dasist massiv abzulehnenldquo so Scheibner Be-sonders die Bleiberechtsregelung daszlig einAsylwerber seinen Aufenthalt in Oumlsterreichnur bdquouumlberwiegend legalldquo haben muszlig ist fuumlrden BZOuml-Obmann inakzeptabel bdquoDieseneue Bleiberechtsregelung bedeutet nichtsanderes als daszlig die Bundesregierung Illega-le legalisiert Was Oumlsterreich beispielsweisebei Spanien immer kritisiert und angepran-gert hat naumlmlich die Legalisierung illegalerZuwanderer setzen SPOuml und OumlVP jetztselbst um Das BZOuml wird hier saumlmtliche par-lamentarischen Mittel wahrnehmen umdiese absurde Regelung zu verhindernldquo kuumln-digt Scheibner entschlossenen Widerstanddes BZOuml an

Fuumlr den BZOuml-Obmann wird bdquomit demneuen Bleiberecht Marke FaymannProumlllFekter ein Anreiz zur organisierten Aufent-haltsertrutzunglsquo geschaffenldquo Wer das Gesetzmit Hilfe der Asylindustrie kuumlnftig nur langgenug beuge breche oder umgehe koumlnnemit einem legalen Aufenthalt in Oumlsterreichrechnen bdquoDas ist ein Hohn gegenuumlber allenAsylwerbern die wirklich verfolgt werdenund sich an Regeln und Gesetze halten DasBZOuml kann sich durchaus einen humanitaumlrenAufenthalt fuumlr Asylwerber vorstellen wennder Staat mindestens fuumlnf Jahre lang nichtfaumlhig war eine Entscheidung zu treffen lehntaber die geplante Belohnung der Aufenthalts-ertrutzunglsquo massiv abldquo Auch mit der staumlrke-ren Beruumlcksichtigung von Aspekten wieSchutz des Familienlebens oder der Unbe-scholtenheit werde eine weitere Hintertuumlr imAsylverfahren weit geoumlffnet bdquoDaszlig ein Asyl-werber nicht kriminell wird ist eine dochGrundvoraussetzung fuumlr Asyl und keineQualifizierung Das BZOuml fordert Asyl nurfuumlr wirklich Verfolgte dann aber auchSchnellverfahren

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Innenpolitik

Korun Gesetzesentwurffuumlr Gruumlne raquokatastrophallaquo

Harsche Kritik an der neuen Regelungdes humanitaumlren Bleiberechts ist von denGruumlnen gekommen Wie Menschenrechts-sprecherin Alev Korun betonte sei das Innen-ministerium nach wie vor bdquoHerrldquo uumlber alleVerfahren Sowohl bei den Altfaumlllen wo einBeirat eingebunden ist als auch bei jenenwo humanitaumlre Aspekte beruumlcksichtigt wer-den Korun bezeichnete den Gesetzesent-wurf als bdquokatastrophalldquo die vorhandeneBleiberechtsproblematik werde nicht geloumlst

bdquoDas Chaos wird weitergehen das Blei-berecht bleibt auf der Streckeldquo kritisierteKorun die sich noch Aumlnderungen des Geset-zes erhofft Problematisch allein sei schondaszlig Bleiberechtsfaumllle in bdquozwei ungleicheGruppenldquo geteilt wuumlrden Die Empfehlungeines im Innenministerium vorgesehenen Bei-rats fuumlr Altfaumllle sei bdquovoumlllig unverbindlichldquoeine Berufung sei zudem nicht vorgesehenBei der zweiten Gruppe der neuen Faumllle stoumlszligtsich die gruumlne Menschenrechtssprecherindaran daszlig das Ministerium bereits erteiltesBleiberecht fuumlr nichtig erklaumlren koumlnne

Korun befuumlrchtet auch eine bdquoIllegalisie-rungswelleldquo die bei bereits seit langem inOumlsterreich aufhaumlltigen Personen anrollenkoumlnnte Sollte verabsaumlumt werden einenVerlaumlngerungsantrag einzubringen wuumlrdendiese wie Neuzuwanderer behandelt undkoumlnnten so nach vielen Jahren Aufenthalt inOumlsterreich ausgewiesen werden

Der gruumlne Gesetzesvorschlag der auchbeim kommenden Innenausschuszlig behandeltwerden soll Wer sich mehr als drei Jahreunverschuldet im Asylverfahren befindetund zudem unbescholten ist erhaumllt die Moumlg-lichkeit auf eine Niederlassungsbewilligungbdquoumzusteigenldquo

Landau Lebbarer Kompromiszligbei strittigen Patenschaften

Caritasdirektor Michael Landau begruumlszligtdas Bemuumlhen der Regierung das Gesetz zuentschaumlrfen bdquoAktuell sind die Patenschaftennicht mehr verpflichtend vorgesehen waseinen wesentlichen Fortschritt zum ur-spruumlnglichen Entwurf darstellt ndash aus unsererSicht ein lebbarer Kompromiszlig im Sinne derhilfesuchenden Menschenldquo

Landau bdquoMan wird sich in der Praxis sehrgenau anschauen muumlssen wie das Gesetz beiheiklen Themen wie zB dem Missbraucheiner Patenschaft greift Verbote loumlsen nochkeine Probleme ndash nur weil das Schnellfahrenmit dem Auto verboten ist rasen dennochviele Menschenldquo

Leider bleiben auch mit der Neuregelungdes humanitaumlren Aufenthalts einige Dingeungeloumlst Landau bdquoIch haumltte mir etwa einemenschliche Loumlsung fuumlr jene Langzeitasyl-werber gewuumlnscht die bereits bis zu 10 Jah-ren in Oumlsterreich leben Diese Menschen inder Warteschleife haumlngen zu lassen ist voumllliginakzeptabelldquo

Thema Integration als naumlchsteAufgabe fuumlr die Regierung

Oumlsterreich braucht einen fairen Umgangmit allen Menschen egal welcher Herkunftund einen menschenrechtskonformen Um-gang mit Schutzsuchenden bdquoDas Migra-tionsthema darf nicht laumlnger nur unter demSicherheitsaspekt abgehandelt werden Mi-gration und Integration sind Querschnitts-themen die alle Gesellschaftsbereiche be-ruumlhren Die Regierung sollte das Integra-tionsthema mit der noumltigen Nuumlchternheit undGelassenheit besser heute als morgen ange-henldquo In diesem Zusammenhang erinnertLandau an das gemeinsame Papier derKirchen und Religionsgemeinschaften dasunter anderem eine Harmonisierung vonAufenthalt und Beschaumlftigung als wichtigeVoraussetzung fuumlr erfolgreiche Integrationsieht

Chalupka Keine EuphorieKritikpunkte bleiben bestehen

Laut Diakonie sollte der eigentliche Sinnder vorgeschlagenen Gesetzesaumlnderungen inder Sanierung von Faumlllen gelegen sein indenen Menschen ohne Aufenthaltsrecht ihrDasein in Oumlsterreich fristen Der Groszligteilder durch die Gesetzesaumlnderung zu erfassen-den Altfaumllle wird nun abermals keiner auf-enthaltsrechtlichen Sanierung zugefuumlhrt wer-den und damit werden weiterhin zahlreicheFaumllle mit rechtlichem Anspruch nach Art 8EMRK unerfaszligt bleiben

bdquoEs ist fraglich worum es hier geht Umdie lange uumlberfaumlllige Bleiberechtsregelungfuumlr Menschen die in den letzten Jahren zwi-schen die Stuumlhle sich staumlndig neu erfinden-der fremdenrechtlicher Bestimmungen ge-fallen sind Oder doch nur um eine vorder-gruumlndige Reparatur um den Verfassungs-gerichthof ruhig zu stellen Eigentlichmuumlszligte es aber im Interesse der Republik ge-legen sein moumlglichst viele irregulaumlr Aufhaumll-tige zur Antragstellung zu bewegen Statt-dessen ist nunmehr aber zu befuumlrchten daszliggerade jene Menschen die schon besonderslange oft unverschuldet ohne legalen Auf-enthalt im Land leben erst recht nicht in denGenuszlig einer Sanierung kommen werdenldquo

beurteilt Diakonie-Direktor Michael Cha-lupka das vom Ministerrat verabschiedeteund geaumlnderte Bleiberechtsgesetz

bdquoAls der Verfassungsgerichtshof die ur-spruumlngliche Regelung aufhob und meintedas sei Gnadenrecht und deshalb einesRechtsstaates unwuumlrdig meinte er damit daszligein rechtstaatliches Verfahren angebrachtwaumlre Der Regierungsentwurf sieht zwar nunein Antragsrecht vor aber keine Berufungs-moumlglichkeit gegen einen Bescheid uumlber denwieder ein Ministerialbeamter entscheidenwird Man darf fragen ob das eine wirklicheVerbesserung istldquo Den vorliegenden Ent-wurf beurteilt die Diakonie als Opferschutz-gesetz das die Opfer aber nicht schuumltzt Ge-rade gegen Opfer von Menschenhandel oderfamiliaumlrer Gewalt wird aufgrund ihres illega-len Aufenthaltes oftmals zuerst ein Aufent-haltsverbot erlassen bevor sie uumlberhaupt alsbdquoOpferldquo erkannt werden Gleiches gilt wohlauch fuumlr Opfer familiaumlrer Gewalt

Weidenholzer Kritik daszlig letztlichdas Innenministerium entscheidet

Entgegen der urspruumlnglichen Idee vonInnenministerin Maria Fekter wird einePatenschaft nun nicht zwingende Vorausset-zung fuumlr die Gewaumlhrung eines BleiberechtsbdquoDas ist durchaus auch ein Erfolg zivilge-sellschaftlichen Engagementsldquo zeigt sichUniv Prof Josef Weidenholzer Praumlsidentder Volkshilfe Oumlsterreich erfreut

Wie vom Verfassungsgerichtshof gefor-dert gibt es nun fuumlr Betroffene die sich seitMai 2004 durchgehend in Oumlsterreich aufhal-ten die Moumlglichkeit auf Laumlnderebene einenAntrag zu stellen Bei einer positiven Emp-fehlung muszlig das Bleiberecht noch vom In-nenministerium bestaumltigt werden Dazu wirdein Beirat eingerichtet der beratende Funk-tion hat bdquoAn der alten Regelung bei der dasInnenministerium das letzte Wort hat und eskeine Berufungsmoumlglichkeit gibt hat sichdadurch leider nicht wirklich etwas geaumln-dertldquo kritisiert Weidenholzer Bei neuenAsylantraumlgen muumlssen in Zukunft humanitaumlreGruumlnde wie das Recht auf Familienlebenbereits im Verfahren gepruumlft werden bdquoHiermuszlig sichergestellt werden daszlig fuumlr diesePruumlfung auch die notwendigen Ressourcenvorhanden sindldquo

Trotz der positiven Signale gilt es aberfuumlr die Regierung noch viele Fragen in derMigrations- und Integrationspolitik anzuge-hen bdquoSo muszlig es endlich einen regulaumlren Zu-gang zum Arbeitsmarkt waumlhrend des Asyl-verfahrens sowie einen besseren Zugang zuBildungsmaszlignahmen gebenldquo

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Innenpolitik

Die Presse Finanzminister Proumlll hat dasAuszligenministerium aufgefordert die Ermes-sensausgaben um zehn Prozent zu kuumlrzenHaben Sie schon den Rotstift angesetzt

Spindelegger Wir stehen vor schwierigenVerhandlungen Einsparungen in dieser Houml-he wuumlrden zwangslaumlufig zu einem Verzichtauf Sicherheitsleistungen fuumlr oumlsterreichischeBuumlrger im Ausland fuumlhren Auch bei derVisaerteilung duumlrfen wir uns keine Abstrichebei der Sicherheit leisten Es geht letztlichum Oumlsterreichs Interessensvertretung in derWelt

Die Presse Koumlnnen Sie die Ausgaben beider Entwicklungszusammenarbeit wirklichauf die vereinbarten 051 Prozent des BIP er-houmlhen oder muumlssen Sie nun Abstriche ma-chen

Spindelegger Die Zielsetzung ist undbleibt 051 Prozent des BIP zu erreichenDazu hat sich die gesamte Bundesregierungbekannt Wir haben im Regierungspro-gramm eine schrittweise und substanzielleErhoumlhung der Mittel fuumlr die Entwicklungs-zusammenarbeit vereinbart Auch dafuumlr wer-de ich in den Budgetverhandlungen kaumlmp-fen

Die Presse Die US-Praumlsidentenwahl war janicht uumlberraschend am 4 November ange-setzt Trotzdem hat Oumlsterreich seit Monatenkeinen Botschafter in Washington Kann sichOumlsterreich einen derartig traumlgen Bestell-modus leisten

Spindelegger Der Bestellmodus ist nichttraumlge Ich habe sofort nach meinem Amtsan-tritt 40 Vertretungsposten ausgeschriebenund will rasche Neubesetzungen

Die Presse Sie haben den neuen US-Prauml-sidenten begruumlszligt indem Sie eine Aufnahmevon Guantaacutenamo-Haumlftlingen kategorischausgeschlossen haben Wie denken Siekommt so eine Haltung in den USA an

Spindelegger Eine gute Beziehung vertraumlgtklare Antworten Die Amerikaner haumlttennichts davon wenn wir jetzt lavieren unddann erst recht ablehnen Oumlsterreich pruumlftAntraumlge auf Asyl oder Zuwanderung indivi-duell Ich habe als Auszligenminister keinPouvoir zu sagen daszlig Oumlsterreich pauschal

drei oder fuumlnf Haumlftlinge aufnimmt Das waumlreein Systembruch Wenn ein Haumlftling ausGuantaacutenamo einen Antrag auf Asyl stellt istdas natuumlrlich zu behandeln

Die Presse Es gibt aber auch Rechtsexper-ten die der Ansicht sind daszlig eine Aufnahmevon Haumlftlingen im bestehenden Systemmoumlglich ist Sind Ihre Gruumlnde nicht vorge-schoben

Spindelegger Fuumlr eine Uumlbernahme von Ge-fangenen aus humanitaumlren Erwaumlgungen waumlreein eigener Vertrag zwischen Oumlsterreich undden USA erforderlich Ein solches Abkom-men besteht nichtDie Presse Die USA werden die Europaumlerauch in Afghanistan um Hilfe bitten WirdOumlsterreich da hilfsbereiter sein

Spindelegger Durch den Tschad-Einsatzsind wir an der Kapazitaumltsgrenze Ich sehekeine Moumlglichkeit Militaumlrpersonal in groumlszlige-rem Umfang nach Afghanistan zu schicken

Die Presse Koumlnnten oumlsterreichische Solda-ten nach Ende des Tschad-Einsatzes in Af-ghanistan zum Einsatz kommen

Spindelegger Die Wahlen in Afghanistan fin-den in diesem Sommer statt Darum solltenwir uumlberlegen ob wir in Afghanistan andershelfen koumlnnen bei der Ausbildung von Poli-zisten etwa oder bei der Wahlbeobachtung

Die Presse Sollten die USA am Raketen-schutzschirm festhalten der Ruszligland so ver-aumlrgert

Spindelegger Wir werden sehen wie dieneue US-Administration weiter vorgeht Esgibt Punkte die bezweifeln lassen ob derRaketenschutzschirm seinen Zweck erfuumlllt

Die Presse Welche Vision haben Sie fuumlrOumlsterreichs Auszligenpolitik

Spindelegger Ich will die zwei Jahre Mit-gliedschaft im Sicherheitsrat nuumltzen um Wienwieder verstaumlrkt als Drehscheibe fuumlr Dialogund Frieden auf die Landkarte zu setzen

Die Presse Was heiszligt das konkret

Spindelegger Ich habe mit UN-Generalse-kretaumlr Ban Ki-moon Vorgespraumlche gefuumlhrtwie wir den UN-Standort Wien ausbauenund welche Konferenzen wir abhalten koumln-nen

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoWir brauchen denEU-Beitritt Kroatienslaquo

Im raquoDie Presselaquo-Interview mit Christian Ultsch lehnt VP-Auszligenminister MichaelSpindelegger die Sparvorgaben seines Parteichefs und Finanzministers Proumlll ab

Nach Afghanistan will er Polizeiausbildner und Wahlbeobachter schicken

Begibt sich auf eine Zuhoumlr-Tour durchOumlsterreich BM Michael Spindelegger

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Die Presse An welche Themen denken Sieda

Spindelegger In Wien fand vor Weihnach-ten etwa eine europaumlisch-arabische Konfe-renz statt In diese Richtung muumlssen wirweitergehen Beim naumlchsten Treffen koumlnntenwir uns der Ressourcenfrage zuwenden et-wa Wasser als Mangelware im Nahen Osten

Die Presse Glauben Sie wirklich dassOumlsterreich besondere strategische Interessenhat in Nahost

Spindelegger Der Nahe Osten ist unsereNachbarschaft Wir sind nicht diejenigendie Frieden bringen koumlnnen Fuumlr mich istaber Auszligenpolitik auch Sicherheitspolitikum von Oumlsterreich Konflikte fernzuhalten

Die Presse Sind da nicht Laumlnder wie Spa-nien und Frankreich die eine historisch engeBeziehung zum Nahen Osten verbindet vielbesser geeignet

Spindelegger Oumlsterreich genieszligt Vertrauenin der Region Wir koumlnnen als Bruumlcke dienenzwischen den arabischen Laumlndern und derwestlichen Welt

Die Presse Welche internationale Krisenkoumlnnte denn Oumlsterreich entschaumlrfen

Spindelegger Vermittlung muszlig von beidenSeiten gewuumlnscht sein Ich habe angebotenim Grenzstreit zwischen Slowenien undKroatien zu vermitteln Das haumltte von dereinen Seite besser ausgesehen als von deranderen aber das muszlig man akzeptieren

Die Presse Welche neuen Akzente wollenSie als Auszligenminister setzen

Spindelegger Ich habe das langfristigeZiel einen ganz neuen Raum fuumlr Oumlsterreichzu oumlffnen naumlmlich die SchwarzmeerregionIn Rumaumlnien gibt es derzeit etwa 5000 oumlster-reichische Unternehmen Sie wollen auch indie umliegenden Laumlnder rund um dasSchwarze Meer staumlrker investieren und dortFuszlig fassen

Die Presse An welche Laumlnder denken Sieda

Spindelegger An die Nordkuumlste der Tuumlrkeian die Ukraine Aserbaidschan ArmenienGeorgien an Laumlnder die auch eine strategi-sche Bedeutung im Energiesektor haben

Genauso Moldawien auch Weiszligruszligland Wodie Wirtschaft hinwill kann die Auszligen-politik den Weg bereiten

Die Presse Es hat den Anschein daszlig sichnach dem Irland-Referendum die Stimmungin der EU gegen eine baldige Aufnahme derWestbalkanstaaten gedreht hat hellip

Spindelegger Das sehe ich nicht so drama-tisch Wir brauchen einen naumlchsten konkre-ten Schritt den EU-Beitritt Kroatiens Damitbleibt auch die Perspektive fuumlr alle anderenStaaten offen

Die Presse Oumlsterreich ist ja mit seinem Ost-hilfepaket ziemlich abgeblitzt in der EU HatOumlsterreich zu wenige Verbuumlndete in derUnion

Spindelegger Wir sind erst am Beginn derDiskussion Anfang Maumlrz werden wir dasThema beim EU-Sondergipfel wieder aufsTapet bringen

Die Presse Die EU erwaumlgt im Atomstreit mitdem Iran die Sanktionen zu verschaumlrfen WirdOumlsterreich wieder auf der Bremse stehen

Spindelegger Die neue US-Administrationhat dem Iran direkte Gespraumlche angebotenTeheran hat darauf positiv reagiert Auf deranderen Seite treibt der Iran sein Atom-programm voran Daher glaube ich daszlig manden Druck erhoumlhen und gleichzeitig vertrau-ensbildende Maszlignahmen setzen muszlig Oumlster-reich steht nicht auf der Bremse wenn sichSanktionen als notwendig erweisen

Die Presse Die OMV hat einen Gasvor-vertrag mit dem Iran geschlossen War daspolitisch hilfreich

Spindelegger Es ist jetzt nicht die richtigeZeit mit dem Iran Gasvertraumlge zu schlieszligen

Das bdquoOumlsterreich Journalldquo dankt der bdquoPresseldquofuumlr die Genehmigung zur Veroumlffentlichunghttpdiepressecom

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Am 26 Februar wurde das neue oumlsterrei-chische Honorarkonsulat in Hatay (dem

alten Antiochia) durch Botschafterin Guumlrerund Kulturminister Guumlnay eroumlffnet Oumlsterrei-chischer Honorarkonsul wird Mehmet Kilic-lar Besitzer des groumlszligten Unternehmens derRegion Hatboru Kiliclar und seine Familiesind ein ausgezeichnetes Beispiel fuumlr dieIntegrations- und Karrieremoumlglichkeiten tuumlr-kischer GastarbeiterInnen in Oumlsterreich Voruumlber 30 Jahren nach Oumlsterreich ausgewan-dert und in Oumlsterreich ausgebildet kehrte dieFamilie vor mehr als 10 Jahren nach Hatayzuruumlck und ist heute mit der Rohrfirma Hat-boru mit ca 300 Bediensteten der groumlszligte Ar-beitgeber der Region und tuumlrkischer Markt-fuumlhrer in bestimmten Sparten Hatboruexportiert neben vielen Laumlndern auch nachOumlsterreich

Die Eroumlffnungsfeierlichkeiten fanden alserste Veranstaltung im historischen neu re-novierten bdquoParlamentskulturzentrumldquo stattdas waumlhrend der achtmonatigen Unabhaumln-gigkeit Antakyas 1938 Sitz des Parlamentswar Als kulturelles Rahmenprogramm wur-de ein oumlsterreichisch-tuumlrkisches Violinkon-zert von Prof David und Imge Tifils gefolgtvon einem Auftritt eines lokalen Chors gebo-ten Auszliger Kulturminister Guumlnay waren

auch der Gouverneur der Buumlrgermeister undAbgeordnete sowie insgesamt ca 450 Per-sonen anwesend

Hatay an der syrischen Grenze gehoumlrtzu dem in letzter Zeit wirtschaftlich florie-renden Suumldostteil der Tuumlrkei wo sich inunmittelbarer Naumlhe die Wirtschaftsmetropo-len Adana Iskenderum und Gaziantep befin-den Oumlsterreichische Wirtschaftsdelegatio-nen besuchten wiederholt Hatay und dieangrenzenden Regionen

In Hatay befindet sich mit der St Peters-kirche die erste Kirche der Welt die Be-zeichnung bdquoChristenldquo wurde in Antiochiagepraumlgt wo auch zehn Kirchenkonzile statt-fanden Noch heute ist Hatay fuumlr seinen mul-tireligioumlsen und multiethnischen Hintergrundbekannt Der beruumlhmte bdquoChor der Zivilisa-tionenldquo setzt sich aus sunnitischen alewiti-schen armenischen katholischen juumldischenund orthodoxen VertreterInnen zusammen

Hatay ist neben Bursa Bodrum Izmirund Mersin das fuumlnfte oumlsterreichische Ho-norarkonsulat in der Tuumlrkei Weitere Hono-rarkonsulate sind entlang der Mittelmeer-kuumlste im Suumldosten der Tuumlrkei in Zentralana-tolien an der Schwarzmeerkuumlste und imeuropaumlischen Teil der Tuumlrkei geplant httpwwwaussenministeriumatankara

Eroumlffnung des oumlsterreichischenHonorarkonsulats in Hatay

Der Ministerrat hat am 17 Feber dieFortsetzung der humanitaumlren Tschad-

Mission des Bundesheeres bis Ende 2009beschlossen Das Bundesheer wird weiterhineine wichtige Aufgabe im Tschad wahrneh-men Das Mandat umfaszligt die Entsendungeines Logistikkontingentes mit bis zu 130 Sol-datinnen und Soldaten (bisher 160) Es wirdfuumlr den Transport der Versorgungsguumlter fuumlrdie Blauhelm-Truppe verantwortlich seinund damit einen wichtigen Beitrag zumAufwuchs der gesamten Mission leisten

bdquoOumlsterreichische Blauhelme werden einerhalben Million Menschen im Tschad Schutzund Hilfe geben Diese Menschen brauchenuns und wir werden uns vor dieser Verantwor-tung nicht druumlckenldquo sagt Verteidigungsmi-nister Norber Darabos (SPOuml) bdquoWie nur we-nige Armeen auf der Welt verstehen es unse-re Soldaten bei Friedensmissionen Vertrauenin der Bevoumllkerung aufzubauen Auch imTschad ist uns das durch ausgezeichneteArbeit und viel Engagement gelungen DieUNO schaumltzt die Oumlsterreicher weil dietschadische Bevoumllkerung die Oumlsterreicherschaumltztldquo

Der Ressortchef miszligt Afrika hohe sicher-heitspolitische Bedeutung zu bdquoEntwicklun-gen in Afrika haben zunehmend Auswirkun-gen auf Europa Wenn Afrika anfaumlngt seineProbleme zu exportieren werden wir inEuropa am staumlrksten davon betroffen seinAfrika ist von groszliger Bedeutung fuumlr die Si-cherheit Europas Deshalb ist es in unseremeigenen Interesse Afrika Hilfe zur Selbst-hilfe zu gebenldquo

Die Ziele von MINURCAT II

Das derzeitige Mandat fuumlr die EUFOR-Mission zum Schutz von Fluumlchtlingen undHilfsorganisationen im oumlstlichen Grenzge-biet zur sudanesischen Provinz Darfur laumluftam 15 Maumlrz aus Der UNO-Sicherheitsratbeschloszlig einstimmig die Entsendung einerUNO-Nachfolgemission MINURCAT dieauch eine Militaumlrkomponente aufweist

Das Mandat der kuumlnftigen UNO-Missionumfasst im Kern dieselben Aufgaben wie dielaufende EU-Mission Schutz von Zivilper-

sonen insbesondere von Fluumlchtlingen undBinnenvertriebenen Verbesserung der allge-meinen Sicherheitslage um humanitaumlreHilfsleistungen zu erleichtern Unterstuumlt-zung der Grundlagen fuumlr den langfristigenzivilen Wiederaufbau und von Maszlignahmendie fuumlr die freiwillige Ruumlckkehr der Fluumlcht-linge und Vertriebenen notwendig sindsowie Schutz von Personal Einrichtungenund Ausruumlstung der UNO

Das Bundesheer-Kontingent im Tschad

Das oumlsterreichische Kontingent unterUNO-Flagge (bis zu 130 Angehoumlrige desBundesheeres) wird weiterhin eine wichtigeAufgabe im Tschad wahrnehmen Es wirdals Logistikeinheit fuumlr den Transport derVersorgungsguumlter verantwortlich sein

Das oumlsterreichische Logistikkontingentsetzt sich aus dem KontingentskommandoFuumlhrungs- Versorgungs- Transport- In-standsetzungs- Unterstuumltzungs- Sicherungs-und Sanitaumlts-Element zusammen httpwwwbmlvgvat

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Blauhelme aus Oumlsterreichhelfen Menschen im Tschad

Oumlsterreich setzt die vielbeachtete und international anerkannte Traditionin der Unterstuumltzung der Friedensarbeit der Vereinten Nationen fort

Die Wirklichkeit in Afrika Vom Regen aufgeweichter Boden

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Patrouille waumlhrend eines Sandsturmes

Vor dem Kongreszligcenter werden dieGaumlste ndash wie in Wien ndash bereits mit

Fiaker Maronibrater und Wuumlrstlstandl be-gruumlszligt Ganz wie am Opernball halt

1600 Gaumlste lieszligen sich vom Fiaker zumroten Teppich vorfahren und vom Walzer-virus anstecken Die Roben einiger Damenwaren dieses Mal so ausladend daszlig dieDamen nicht mehr durch die Drehtuumlr amEnde des roten Teppichs paszligten flugs oumlffne-ten die Portiers eine extrabreite Nebentuumlrund der groszlige Auftritt der Ballschoumlnheitenwar wieder gerettet

Festlich geschmuumlckt mit 10000 Nelkenaus San Remo in den Farben Roseacute und Weiszligmit groszligen Maria Theresia-Kristalllusternund Stoffdraperien in Roseacute und Creme botsich dem staunenden Publikum ein traum-haft schoumlner (und total ausverkaufter) Ball-saal wie aus Wiener Kaiserzeiten

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Oumlsterreich Europa und die Welt

raquoKaiserball 2009laquo Wiener Blutund Muumlnchner Temperament

Der raquoKaiserballlaquo am 6 Feber 2009 der raquo52 Ball der Oumlsterreicherlaquo stand unterdem Motto raquoWiener Blutlaquo ndash und das gepaart mit raquoMuumlnchner Temperamentlaquo wardie prickelnde Mischung fuumlr eine zauberhafte rauschende Ballnacht im groszligen

Kongreszligsaal des ICM Muumlnchen

Von Evelyn Watzka )

) Evelyn Watzka ist Vizepraumlsidentin der Oumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaft eV Muumlnchen

Gruppenbild der 124 Debuumltantinnen und Debuumltanten des Kaiserballs 2009 Im Bild unten Praumlsident CP Wieland Vizepraumlsi-dentin Evelyn Watzka raquodie gute Seele des Kaiserballslaquo Mechthilde Wieland und Vorstand Heinz Watzka (vl)

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Schon bei der Eroumlffnung durch PraumlsidentCarl Paul Wieland bekamen die Ballgaumlsteeine Kostprobe des Wiener Charmes als eszur Begruumlszligung hieszlig bdquoKuumlszligacute das Handerlkuumlszligacute das Fuszligerl kuumlszligacute das ganze EnsembleldquoSo galant kann eben nur ein echter Wienersein wenn er die Dame seines Herzens um

einen Walzer bittet Da schmelzen die Da-men dahin ob so einer oumlsterreichischenCharmeoffensive

Die schoumlnsten Bilder fuumlr die Gaumlste natuumlr-lich die feierliche Eroumlffnung der 124 Debuuml-tanten die jungen Damen in langen weiszligenAbendkleidern mit Original Wiener Opern-ballkroumlnchen mit 210 funkelnden Swarovski-Kristallen die jungen Herren in Smokingmit weiszligen Handschuhen Leitung DominikTruschner von der Tanzschule Elmayer-Vestenbrugg aus Wien

Der Kaiserball hat sich zum groumlszligtenDebuumltantenball nach Wiener TraditionDeutschlands entwickelt

Erstmals dabei eine junge huumlbscheDebuumltantin aus Moskau Daria Demtchuck(20) Jurastudentin und mit Mama angereistdie ihrem groszligen Auftritt schon seit Wochenentgegenfieberte und sagte bdquoEs ist so wun-derschoumln ich bin so gluumlcklich mir diesenJungmaumldchentraum erfuumlllt zu habenldquo Siedurfte sogar in der ersten Reihe des Eroumlff-nungskomitees tanzen

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raquoAlles Walzerlaquo ndash da lieszligen sich die Ballgaumlste nicht lange bitten und schwebten im Dreivierteltakt uumlbers Parkett

Wiens Musikalische Botschafter am Kaiserball die Opernweltstars Marcela Cernound Miro Dvorsky sangen sich in die Herzen der Muumlnchner Ballgaumlste

Ball-Schoumlnheit in groszliger Robe HelgaHoffmann (von der Baumlckerinnung) fuhrstandesgemaumlszlig im Fiaker vor

Neben Debuumltanten aus dem GroszligraumMuumlnchen waren auch junge Damen und Her-ren aus Hamburg Berlin Aachen Bonn undNuumlrnberg und auch aus Wien dabei

Novum Vier junge Damen und Herrenaus Wien die am 21 Februar am Juristenballin Wien debuumltieren nahmen an der Ball-eroumlffnung teil dafuumlr fuhren sechs Kaiserball-paare zum Juristenball Diesen schoumlnen Aus-tausch Muumlnchen ndash Wien will Peter SimonLeiter der Debuumltantenorganisation naumlchstesJahr noch verstaumlrken

Daszlig so eine Eroumlffnung im Jungdamen-und Jungherrenkomitee eine sehr aufregendeSache ist weiszlig Praumlsident Wieland nach sovielen Jahren Ball-Erfahrung ganz genauWenn die Rede doch etwas lang ist dannkann es schon mal passieren daszlig eine jungeDame bdquoschwaumlcheltldquo Deswegen merkte er ge-gen Ende seiner Begruumlszligungsrede auch lo-bend an daszlig diesmal kein Schwaumlche- oderOhmnachtsanfall bei den Debuumltanten zu ver-zeichnen sei Zu fruumlh ndash just in dem Momentwar es gleich fuumlr drei junge Debuumltantinnenzuviel und dank der beherzten Hilfe etlicherMediziner unter den Ballgaumlsten gelang esdaszlig die jungen Damen am Ende der Redegerade wieder zu den ersten Klaumlngen desBall-Streichorchesters fit waren Dafuumlr gabes dann einen kleinen Extraapplaus

Den jungen Damen wurden die Opern-ball-Swarovski-Kroumlnchen als Erinnerung anden Kaiserball geschenkt dieses Jahr gab esauch ein kleines Extra-Geschenk der tradi-tionsreichen oumlsterreichischen Gmundner Ke-ramik Manufaktur Die Herren durften sichuumlber edle Simon Carter Manschettenknoumlpfefreuen gesponsert von ILF einem oumlsterrei-chischen Unternehmen mit Sitz in Muumlnchen

Carl Paul Wieland der Praumlsident derOumlsterreichisch-Bayerischen Gesellschaftfreute sich daszlig Ministerin Christine Ha-derthauer mit Gatten (beide hervorragendeWalzertaumlnzer) und ebenso Landtagsvize-praumlsident Reinhold Bocklet mit Gattin sicham Tanzparkett praumlchtig amuumlsierten Bocklet(Kaiserballstammgast seit vielen Jahren undfleiszligiger Taumlnzer) bdquoDer Kaiserball ist fuumlrmich Kuumlr und keine Pflichtldquo

Bei der traditionellen Mitternachtsver-losung gab es viele tolle Hotelaufenthalte zugewinnen die meisten davon in oumlsterreichi-schen und Sterne Haumlusern alsHauptpreis eine Luxus-Fluszligkreuzfahrt vonPassau nach Budapest mit Stopp in der Bun-deshauptstadt Wien

Unter den Gaumlsten Die oumlsterreichischeGeneralkonsulin aus Muumlnchen Senta Wes-sely-Steiner Honorakonsul Gert Rohrseitz

aus Nuumlrnberg mit Gattin Christa der oumlster-reichische Handelskonsul Michael Love mitGattin (treuer Ballbesucher) und NuumlrnbergsBMW-Niederlassungsleiter Franz Inzko (er

ist gebuumlrtiger Kaumlrntner) fuumlhlte sich mit Gat-tin Gerlinde gleich heimisch am Kaiserball

Was waumlre der Kaiserball ohne die MusikBesonders gefeiert wurde der Auftritt der

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Die oumlsterreichische Generalkonsulin Senta Wessely-Steiner (li) freut sich uumlber denBesuch des Wiener Landtagspraumlsidenten Prof Harry Kopietz und dessen Gattin

Ein schoumlnes Paar in eleganter Festtracht von Goumlssl Salzburg

Weltopernstars Marcela Cerno und MiroDvorsky als musikalische BotschafterOumlsterreichs weltweit im Einsatz die fuumlr ihregroszligartige Leistung mit frenetischem App-laus des Publikums bedacht wurden

Das freute auch die starke Wiendelega-tion die dieses Jahr am Kaiserball vertretenwar und sich davon uumlberzeugen konnte daszligder Kaiserball die schoumlnste VisitenkarteWiens in Deutschland ist dem 1 Landtags-praumlsidenten Prof Harry Kopietz mit GattinBrigitte gefiel es so gut daszlig er die Ein-ladung fuumlr den Kaiserball 2010 gerne an-nahm und versprach wieder zu kommenWeitere Gaumlste aus dem Wiener Rathauswaren Ingrid Kuntz-Henrichs und RudolfMatthias (vom Pressedienst Rathaus Wien)

Getanzt wurde wieder fleiszligig bis in diefruumlhen Morgenstunden nach dem Radetzky-marsch gabrsquos traditionell die Aufforderungzum Blumenpluumlndern da fiel dann der Ab-schied wenigstens ein biszligchen leichter Termin Kaiserball 5 Februar 2010

Informationen Debuumltantenanmeldung undKartenbestellunghttpwwwkaiserball-muenchende

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Hervorragende Walzertaumlnzer Ministerin Christine und Gatte Hubert Haderthauer

Prinzessinnen fuumlr eine Nacht Die Debuumltantinnen genieszligen den Applaus nach erfolgreicher Balleroumlffnung

Den Ehrenschutz fuumlr diese berauschen-de Veranstaltung des Austria Italia Club

Milano hatten der oumlsterreichische Auszligenmi-nister Michael Spindelegger Wiens Buumlrger-meister Michael Haumlupl Generalkonsulin Te-resa Indjein-Untersteiner die ihr Amt seitkurzem angetreten hat sowie die StadtMailand uumlbernommen der zweitgroumlszligtenStadt Italiens und Hauptstadt der ProvinzMailand und der Region Lombardei

Und dieses Ereignis muszligte doch wuumlrdiggefeiert werden Und wann schlaumlgt das Herzder Oumlsterreicher ndash und auch Mailaumlnder ndashhoumlher Natuumlrlich bei Walzerklaumlngen

bdquoUnser altbewaumlhrtes prominentes WienerTanzorchester unter der Leitung von ProfFranz Bileck verwoumlhnte daher musikalischunsere Gaumlste wie immer mit heimischen Klaumln-gen und begleitete unser Publikum glaumlnzenddurch den Abendldquo erzaumlhlt Vereinspraumlsiden-

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raquoWien Balllaquo in MailandDer diesjaumlhrige raquoWien Balllaquo in Mailand der von der frischbestellten

Praumlsidentin Ingrid de Marinis eroumlffnet wurde stand unter dem Mottoraquo60 Jahre Austria Italia Club Mailandlaquo

Die Eroumlffnungspolonaise des raquoWien Ballslaquo im raquoSala Orolaquo (der raquoGoldene Saallaquo) Societagrave del Giardino in Mailand

Praumlsidentin Ingrid de Marinis mit Vizepraumlsidentin Evi Gamba

tin Ingrid de Marinis zurecht stolz auf diegelungene Groszligveranstaltung Die Mitter-nachtseinlage haben sie und ihr Komitee die-ses Jahr dem in Mailand lebenden oumlsterrei-chischen Bariton Ali Rieger anvertraut Erbdquoabsolvierteldquo seinen Vortrag groszligartig underntete dafuumlr stuumlrmischen Applaus

Moderator Fabio Bonini meisterte seineAufgabe mit dem liebenswuumlrdigen Charmeder ihn besonders auszeichnet und fuumlhrtedie Gaumlste durch eine groszligzuumlgige Tomboladie seit Jahren von treuen Sponsoren gespen-det wird und wohltaumltigen Zwecken gewid-met ist

Der Ball ist in den letzten Jahrzehntenimmer mehr und zum geliebten Bestandteildes gesellschaftlichen Lebens der Mailaumlndergeworden ndash und er bildet den Leitfaden desClublebens des Austria Italia Club MilanoZum bdquoWien Ballldquo wurde er bereits vor 21Jahren durch die generoumlse Unterstuumltzungdurch die Stadt Wien Die Wiener Traditiongeht daher weiter hellip

Das Ballkomitee bestehend aus den Da-men Ingrid de Marinis Vanna Caputi ChristlPausch und Eva Strauss hat ndash traditionsge-maumlszlig ndash auch in diesem Jahr mit Houmlchstlei-stungen geglaumlnzt auch wenn vieles davonfuumlr den zufriedenen Ballbesucher meist ver-borgen bleibt Es sind die Kleinigkeiten dieunendlich Planungszeit erfordern und letzt-lich erst das ganze zur Geltung bringen

Wie immer waren die prachtvollen Saumlleder Societagrave del Giardino im Palazzo Spinoladem aumlltesten Herrenclub Mailands der rich-tige Rahmen fuumlr den Ball Dieser Palazzowurde bereits 1988 von Ingrid de Marinisfuumlr die kommenden bdquoWien Baumllleldquo bdquoerobertldquo ndash

und diese Wahl hat sich wieder als richtig er-wiesen

Dieses Jahr konnten die Mitglieder desAustria Italia Club Milano unter anderemSenator Prof Walter Nettig aus Wien denoumlsterreichischen Botschafter in RomChristian Berlakovits GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner die amerikani-schen und brasilianischen Generalkonsuleden oumlsterreichischen HandelsdelegiertenMichael Berger sowie zahlreiche Prominenzder Stadt Mailand begruumlszligen Das Presseechofiel entsprechend gewaltig aus Es wurdenAusschnitte des Abends in RAI 1 und RAI 3

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Die Generalprobe im raquoGoldenen Saallaquo

Der Kommandant der Mailaumlnder Militaumlrschule Teuliegrave Col Corrado Serto

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Maestro Prof Franz Bileck beim raquoJazzenlaquo

GeneralkonsulinTeresa Indjein-Untersteiner

Senator Hofrat Prof Walter Nettig

sowie in den bdquoORF-Seitenblickenldquo und inbdquoTelecampioneldquo ausgestrahlt

Auch die Unterstuumltzung der in Mailandansaumlszligigen Vertreter der oumlsterreichischen

Wirtschaft sowie der Handelsdelegation unddes Kulturforums sind lebenswichtig fuumlr denClub geworden und natuumlrlich ist die ausge-zeichnete Zusammenarbeit mit dem oumlsterrei-

chischen Generalkonsulat die schon Monatevor dem Ball konkret anfaumlngt als besonderserfreulich ndash und ebenso erfolgreich ndash zu er-waumlhnen

Den Ball haben 21 aufgeregte Debuumltan-tinnen in weiszligem Kleid eroumlffnet die von 21feschen Schuumllern in Galauniform der Mai-laumlnder Militaumlrschule Teuliegrave begleitet wurdenSie tanzten eine traditionelle Faumlcherpolo-naise und legten eine schwungvolle Fleder-mausquadrille aufs Parkett Auch der nach-folgende Walzer lieszlig sich sehen hellip als wuumlr-diger Abschluszlig der vielen Proben unter derLeitung von Tanzmeisterin Anikograve Pusztaidie schon im Oktober 2008 in den Raumlumender Militaumlrschule unter den strengen abervergnuumlgten Augen des Kommandanten derSchule Col Corrado Serto begonnen hat-ten Und der Colonel der bemuumlhte sich sogarpersoumlnlich um das gute Gelingen der Polo-naise Kein Wunder also daszlig diese Leistun-gen mit rauschendem Applaus und Traumlnender Ruumlhrung der anwesenden Eltern belohntwurden

Der kulinarische Meister des Balles warunbestritten Kuumlchenmeister Gottfried AGansterer der seinen fuumlnften bdquoEinsatzldquo fuumlrdas Ausbildungszentrum MODUL der Wirt-schaftskammer Wien in Mailand bdquoabsolvier-teldquo Mit einem exklusiven Galadiner begei-sterte das MODUL-Team unter seiner Fuumlh-rung mehr die prominenten Ballgaumlste

So wie in den letzten vier Jahren standenwieder typische MODUL-Schmankerln aufdem kulinarischen Ballkalender Thymian-geraumlucherte Forelle Kuumlrbisrisotto Schweins-filet mit Pilzen in Teigkruste mit Rotwein-Kraumlutersauce und gebratene Paprika Alssuumlszligen bdquoKlassikerldquo konnte sich die MailaumlnderSociety an Sachertorte mit Schlagobers er-freuen

Nach der Mitternachtsquadrille servierteGansterer mit seinen Kolleg-StudentInnennoch die traditionelle Gulaschsuppe dieAgrar Markt Austria sorgte fuumlr eine exklusi-ve Kaumlseverkostung

Ein Tuumlpferl auf dem bdquoildquo war noch derBlumenschmuck der Saumlle Er wurde diesesJahr von einer jungen Dame geschaffen dievor Jahren einen Wien Ball als Debuumltantineroumlffnete So schlieszligt sich also auch hier derKreishellip

Eine Disco fuumlr die Jugend und Jung-gebliebenen kroumlnte den Abend und um 3 Uhrmorgens schwankten die letzten muumldenGaumlste aus den Saumllen zufrieden und miteinem Gedanken Naumlchstes Jahr wird es wie-der heiszligen bdquoAlles Walzerldquo httpwwwaustria-italiaorg

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Kuumlchenmeister Gottfried A Gansterer mit seinen HelferInnen

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Die juumlngsten Erweiterungen der Europaumli-schen Union stellen einen Meilenstein

im Prozeszlig der Einigung Europas dar undhaben allen Buumlrgern in der gesamten UnionVorteile gebracht Auf wirtschaftlicher Seitehat die Erweiterung zu einem houmlheren Le-bensstandard in den neuen Mitgliedstaatengefuumlhrt und Export- und Investitionsmoumlg-lichkeiten fuumlr die alten Mitgliedstaaten ge-schaffen Daneben hat sie die DemokratieStabilitaumlt und Sicherheit auf unserem Konti-nent gefoumlrdert Auszligerdem hat eine erweiter-te EU mehr Gewicht wenn sie sich zuThemen von weltweiter Bedeutung aumluszligertetwa zum Klimawandel oder zur Weltwirt-schaft und den dafuumlr geltenden Regeln FuumlnfJahre nach der Erweiterung ist die EU nichtnur groumlszliger sondern auch staumlrker dynami-scher und kulturell reicher In dem derzeitschwierigen globalen Umfeld besteht diegroszlige Herausforderung darin nicht der Versu-chung protektionistischer Tendenzen zu er-liegen welche die enormen Vorteile zunich-te machen wuumlrden die die Schaffung einesschrankenlosen Binnenmarktes mit 500Millionen Menschen mit sich gebracht hat

bdquoDie Erweiterungen der Jahre 2004 und2007 waren ein groszliger historischer SchrittSie markierten das Ende der Teilung Euro-pas leisteten einen Beitrag zur Konsolidie-rung der Demokratie und brachten saumlmt-lichen EU-Mitgliedstaaten wirtschaftlicheVorteile in Form gesteigerter Wettbewerbs-faumlhigkeit houmlheren Wirtschaftswachstumsund zusaumltzlicher Beschaumlftigungsmoumlglichkei-ten Wir sollten nicht zulassen daszlig die der-zeitige Krise diesen unleugbaren Erfolg

uumlberschattet Gemeinsam koumlnnen wir Loumlsun-gen fuumlr globale Fragen wie den Klimawan-del oder eine neue internationale Finanzord-nung erarbeiten Wenn wir uneinig sind er-reichen wir gar nichtsldquo erklaumlrte Wirtschafts-und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kom-missar Olli Rehn fuumlgte hinzu bdquoDie Erwei-terung hat sich als Stabilitaumltsanker und trei-bende Kraft fuumlr Demokratie und Rechtsstaat-lichkeit in Europa erwiesen Sie war sowohlfuumlr die neuen als auch die alten Mitglieds-staaten und die EU insgesamt wirtschaftlichvorteilhaft Durch die Erweiterung wurdeder Raum des Friedens und des Wohlstandsauf nahezu 500 Millionen Menschen ausge-dehnt und unser Gewicht in der Welt gestei-gertldquo Es ist nun fuumlnf Jahre her daszlig die EU10 neue Mitgliedstaaten [1] aus Mittel- undOsteuropa aufgenommen und damit der jahr-zehntelangen Teilung Europas infolge deskalten Krieges ein Ende gesetzt hat Zweiweitere Staaten Bulgarien und Rumaumlnientraten 2007 bei In der Mitteilung bdquoFuumlnf Jah-re EU-Erweiterungldquo wird gezeigt daszlig dieErweiterung fuumlr beide Seiten mit enormenwirtschaftlichen Vorteilen verbunden war

Die erweiterte EU ist nun der groumlszligte inte-grierte Wirtschaftsraum weltweit Sie reprauml-sentiert uumlber 30 des globalen BIP und uumlber17 des Welthandels Deshalb kann die EUauf globaler Ebene eine entscheidende Rollespielen Sie kann ihren Einfluszlig bei der Ge-staltung der Globalisierung zum Nutzen derBuumlrger geltend machen

Das Pro-Kopf-Einkommen in den neuenMitgliedstaaten stieg zwischen 1999 und

2008 von 40 auf 52 des Durchschnittsder alten Mitgliedstaaten und das Wirt-schaftswachstum betrug 2004 ndash 2008 durch-schnittlich 55 gegenuumlber lediglich 35 im Zeitraum 1999 ndash 2003 Diese Entwick-lung ging gleichwohl nicht zu Lasten der al-ten Mitgliedstaaten deren Wirtschaftswachs-tum zwischen 2004 und 2008 ca 22 betrug etwa ebenso viel wie zwischen 1999und 2003

Die Erweiterung eroumlffnete auch neueHandelschancen 2007 gingen nahezu 80 der Ausfuhren der neuen Mitgliedstaaten indie uumlbrige EU Auch der Anteil der Exporteder alten in die neuen Mitgliedstaaten an denGesamtausfuhren ersterer stieg zwischen1997 und 2007 von 4 frac34 auf 75

Die Arbeitslosigkeit ging von haumlufig sehrhohen Niveaus stark zuruumlck und erreichteungefaumlhr die Quoten der uumlbrigen EU ndash ca7 im Jahr 2007 Die Angst vor einem mas-siven Ansturm von Arbeitskraumlften auf diealten Mitgliedstaaten hat sich als unbegruumln-det erwiesen In den meisten Mitgliedstaatenbetraumlgt die Zahl auslaumlndischer Arbeitnehmernicht mehr als 1 der einheimischen Bevoumll-kerung im erwerbsfaumlhigen Alter und dankder Zuwanderung konnte einem Arbeits-kraumlftemangel begegnet werden Auch wardie Zuwanderung oftmals nur voruumlberge-hend ndash 50 der in juumlngster Zeit in das Ver-einigte Koumlnigreich zugewanderten Arbeit-nehmer sind bereits in ihr Ursprungsland zu-ruumlckgekehrt

Die derzeitige globale Krise bereitet allenLaumlndern Schwierigkeiten auch der EU unddie Arbeitslosigkeit steigt uumlberall

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Europa

Fuumlnf Jahre EU-ErweiterungDauerhafte Vorteile und bessere Ausgangslage zur Bewaumlltigung der aktuellen Krise

Der fuumlr die Erweiterung zustaumlndige Kommissar Olli Rehn (li) und Wirtschafts- und Waumlhrungskommissar Joaquiacuten Almunia

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Eine groszlige geeinte EU kann dieser Situa-tion und den damit verbundenen Heraus-forderungen aber besser begegnen als dieeinzelnen Mitgliedstaaten im AlleingangDie EU hat koordinierte Maszlignahmen zurStabilisierung des Bankensystems und zurUnterstuumltzung der Konjunkturerholung ge-troffen Diese Maszlignahmen die durch weite-re derzeit vorbereitete Maszlignahmen insbe-sondere zur Wiederherstellung der fuumlr dieWirtschaft lebenswichtigen Kreditstroumlmeergaumlnzt werden lassen eine schrittweise Er-holung ab Ende dieses Jahres erwarten

Die derzeit von einem starken Konjunk-tureinbruch betroffenen neuen Mitgliedstaa-ten erhalten im Rahmen der EU-Kohaumlsions-politik finanzielle Unterstuumltzung in erhebli-chem Umfang Die Zahlungsbilanzfazilitaumlt

ermoumlglicht der EU die Unterstuumltzung vonMitgliedstaaten auszligerhalb des Euro-Waumlh-rungsgebiets die zeitweiligen Beistand be-noumltigen

Das gemeinschaftliche Wettbewerbsrechtund die Vorschriften zu staatlichen Beihilfenwerden einheitliche Bedingungen fuumlr dieUnternehmen gewaumlhrleisten

Anhand der Lissabonner Strategie fuumlrWachstum und Beschaumlftigung kann ermitteltwerden welche Reformen notwendig sindum das Wachstumspotenzial der europaumli-schen Volkswirtschaften zu steigern und siegegenuumlber globalen Erschuumltterungen wider-standsfaumlhiger zu machen

Die Kommission arbeitet gemeinsam mitden Mitgliedstaaten an einer Neuausrichtungdes Europaumlischen Sozialfonds um den Men-

schen sowohl in den alten als auch in denneuen Mitgliedstaaten ihre Arbeitsplaumltze zuerhalten Daneben bemuumlht sich die Kommis-sion u a mittels des Europaumlischen Fonds fuumlrdie Anpassung an die Globalisierung um dieEindaumlmmung der allgemeineren sozialenAuswirkungen der Krise

Der reformierte Stabilitaumlts- und Wachs-tumspakt ist ein stabiler Rahmen der es unserlaubt kurzfristig der Nachfrage und derBeschaumlftigung Impulse zu verleihen undgleichzeitig mittel- und langfristig den Kursauf solide und nachhaltige oumlffentliche Finan-zen zu halten httpwwweceuropaeu[1] Tschechische Republik Estland Zypern

Lettland Litauen Ungarn Malta PolenSlowenien und Slowakei

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Europa

Die Europaumlische Union nach der Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten 2004 (gelb) und die damaligen Kandidatenlaumlnder (dun-kelgrau) die beim letzten Erweiterungsschritt mit 1 Jaumlnner 2007 beigetreten sind

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Rechtzeitig vor den fuumlr Juni anberaumtenWahlen zum Europaumlischen Parlament

werden die gesetzlichen Regelungen fuumlr dieStimmabgabe per Briefwahl vereinfachtDer Verfassungsausschuszlig des Nationalratsbilligte mehrheitlich einen entsprechendenAntrag der beiden Koalitionsparteien SPOumlund OumlVP Gegen die Vereinfachungen stimm-te lediglich die FPOuml die wie AbgeordneterHarald Stefan festhielt der Briefwahl gene-rell skeptisch gegenuumlber steht

Dem Gesetzesentwurf zufolge muszlig kuumlnf-tig auf der Wahlkarte nicht mehr angegebenwerden wo an welchem Tag und zu welcherUhrzeit die Stimme abgegeben wurde Viel-mehr ist die eidesstattliche Erklaumlrung desWaumlhlers bzw der Waumlhlerin per Unterschriftausreichend wonach der Stimmzettel per-soumlnlich unbeobachtet unbeeinfluszligt und vordem Schlieszligen des letzten oumlsterreichischenWahllokals ausgefuumlllt wurde Auch die zwin-gende Uumlbermittlung der Wahlkarte im Post-weg entfaumlllt Diese kann zum Beispiel per-soumlnlich bei der Bezirkswahlbehoumlrde abgege-ben werden Etwaige Portokosten uumlbernimmtin Hinkunft der Staat Die Erleichterungenbei der Briefwahl sind vorerst allerdings aufdie Europawahlen beschraumlnkt uumlber die Aus-dehnung der Bestimmungen auf National-rats- und andere bundesweite Wahlen wollendie Abgeordneten gesondert beraten

Im Rahmen der Debatte wurden die Ver-einfachungen bei der Briefwahl sowohl vonden beiden Koalitionsparteien als auch vonden Gruumlnen ausdruumlcklich begruumlszligt SPOuml undOumlVP erhoffen sich dadurch eine houmlhereWahlbeteiligung bei den Europawahlen wieetwa die Abgeordneten Guumlnther Kraumluter(SPOuml) und Karl Donabauer (OumlVP) ausfuumlhr-ten Abgeordnete Daniela Musiol (Gruumlne)erinnerte daran daszlig bei den Nationalrats-wahlen 7 der Wahlkarten nicht gewertetworden seien weil das Datum oder die Uhr-zeit auf der Wahlkarte gefehlt haben

Abgelehnt wurde die Gesetzesaumlnderungvon der FPOuml Bei der Briefwahl sei derGrundsatz des persoumlnlichen und geheimenWahlrechts nicht gewaumlhrleistet argumentier-te Abgeordneter Harald Stefan Zudem kannseiner Auffassung nach nach wie vor nichtausgeschlossen werden daszlig bdquoSchummel-waumlhlerldquo ihre Stimme nach Schlieszligen derletzten Wahllokale abgeben Die FPOuml stimm-

te in diesem Sinn lediglich der Aumlnderung desEuropa-Waumlhlerevidenzgesetzes zu

Abgeordneter Wilhelm Molterer (OumlVP)zeigte kein Verstaumlndnis fuumlr die grundsaumltz-lichen Bedenken der FPOuml gegen die Brief-wahl Die Einfuumlhrung der Briefwahl seieiner der wesentlichsten demokratiepoliti-

schen Fortschritte im Wahlrecht gewesenmeinte er Nunmehr wuumlrden nach den Erfah-rungen bei der Nationalratswahl einige Adap-tierungen vorgenommen Sowohl Moltererals auch Abgeordneter Donabauer bedauer-ten dass die vereinfachte Briefwahl vorerstnur fuumlr die Europawahlen gilt und aumluszligertendie Hoffnung auf eine rasche Aumlnderung auchder Nationalratswahlordnung

Seitens des BZOuml brachte AbgeordneterEwald Stadler formale Einwaumlnde gegen denGesetzesantrag vor Da diesen Einwaumlndendurch einen VP-SP-Abaumlnderungsantrag nurin Teilbereichen Rechnung getragen wurdevotierte das BZOuml gegen eine seiner Meinungnach nicht korrekt formulierte Ziffer desGesetzentwurfs

Bei der Abstimmung am 27 Feber wurdedie Vorlage zur erleichterten Stimmabgabeper Brief bei der EU-Wahl mehrheitlich an-

genommen der FPOuml-Abaumlnderungsantragblieb ebenso wie der BZOuml-Entschlieszligungs-antrag in der Minderheit

Fekter Das Waumlhlen wird einfacher

Innenministerin Maria Fekter begruumlszligteden parlamentarischen Beschluszlig betreffendder Europawahlordnung und des Europa-Waumlhlerevidenzgesetzes und faszligt zusammenbdquoBereits bei der Europawahl profitieren dieMenschen vom neuen Wahlrecht Die Brief-wahl wird einfacher Fuumlr die Gemeinden faumlllteine Huumlrde weg Sie muumlssen die Waumlhler-verzeichnisse nicht mehr verpflichtend anSonntagen auflegenldquo

Die Novelle enthaumllt einige fuumlr Waumlhlerin-nen und Waumlhler maszliggebliche Neuerungendie bei der Europawahl am 7 Juni 2009 erst-mals zum Tragen kommen werden

Bei Ausuumlbung der Briefwahl ist das Aus-fuumlllen eines Datums eines Ortes odereiner Uhrzeit bei der eidesstattlichen Er-klaumlrung nicht mehr notwendig Nur nochdie eigenhaumlndige Unterschrift ist auf derWahlkarte vorgesehenDer Postweg ist bei Ausuumlbung der Brief-wahl nicht mehr zwingend vorgeschrie-ben Zur Uumlbermittlung der Wahlkartesind nun auch andere Wege als die Post(bzw im Ausland die Vertretungsbe-houmlrde) zulaumlssig etwa auch eine persoumlnli-che Abgabe Dies entspricht den Rege-lungen des Auslandswahlkartenwesensvon 1990 bis 2006 die sich in der Praxisgut bewaumlhrt hattenWaumlhlerinnen und Waumlhlern die sich derBriefwahl bedienen muumlssen bei einerUumlbermittlung am Postweg ndash sowohl imInland als auch vom Ausland ndash keinePortokosten mehr entrichten Das Portowird vom Bund uumlbernommenDaruumlber hinaus wird es anlaumlszliglich derEuropawahl 2009 erstmals moumlglich seindaszlig die Gemeinden die Waumlhlerverzeich-nisse an Sonntagen nicht mehr verpflich-tend zur Einsicht auflegen muumlssen Dadie tatsaumlchliche Nachfrage an Sonntagenin das Waumlhlerverzeichnis Einsicht zunehmen gering war koumlnnen die Ge-meinden nun entscheiden ob sie die Ein-sichtnahme verkuumlrzt anbieten oder amSonntag uumlberhaupt geschlossen halten

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Speziell fuumlr Auslandsoumlsterreicher

Briefwahl bei Europawahlenwird vereinfacht

Das Porto uumlbernimmt der Staat

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Oumlsterreich hat sich ganz in seinen Traumlu-men von der ewigen Insel der Seligen

verfangen Aber in fuumlnf bis zehn Jahren wer-den die wirtschaftlichen Realitaumlten das Landaufweckenldquo Mit dieser Prophezeiung ende-te ein Referat das ich Ende des Sommersvor Auslandsoumlsterreichern (an-laumlszliglich der Weltbundtagung2008 Anm) halten durfte

Nur wenige Wochen spaumltermuumlszligte ich meine Worte deut-lich schaumlrfer akzentuierenDenn die Zeit des Aufweckensist fuumlr Oumlsterreich viel schnellerals erwartet gekommen Mitlautem Uumlberschallknall ist dasLand von der Finanzkrise indie bittere Gegenwart ka-tapultiert worden und die all-gemein ersehnte Ruumlckkehr inden Schlaf ist unmoumlglich ge-worden Dennoch gehen vieleweiter als Tagtraumlumer durchsLand Insbesondere die Politik

Um zu verstehen wie bitterdieses Erwachen ist aber auchum die Entwicklung der letztenJahre zu begreifen ist ein kur-zer Ruumlckblick auf das 20 Jahr-hundert notwendig Die Menschen die inseiner ersten Haumllfte gelebt haben sind einengroszligen Teil ihres Lebens von politischenwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kata-strophen geplagt gewesen von Kriegen To-talitarismus Fanatismus BuumlrgerkriegenInflation Weltwirtschaftskrise Hunger Mas-senflucht Seuchen Gebietsanspruumlchen gegenKaumlrnten dem Verlust uroumlsterreichischer Ge-biete wie Suumldtirols und der deutschsprachi-gen Gemeinden Boumlhmens und Maumlhrenssowie von groszligen Selbstzweifeln ob ihrernationalen Identitaumlt

Zwischen 1945 und 1955 kommt es zurgroszligen Wende Am Beginn jener Dekade istOumlsterreich noch das aumlrmste Land des Kon-tinents und vierfach besetzt Dies fuumlhrt zurletzten groszligen Massenemigration aus Oumlster-

reich Am Ende dieser Periode loumlst der Ab-zug der letzten Besatzer eine gewaltige Auf-bruchstimmung aus Oumlsterreich schwimmtwie die Weltkriegsverlierer Deutschland Ja-pan und Finnland in einem Wirtschaftswun-der nach oben

Was das eigentlich Unglaubliche ist Seit-her lebten praktisch zwei Generationen ineinem ununterbrochenen Mehr Besser Rei-cher Keine der zuvor aufgelisteten Plagenwurde in dieser Zeit schlagend

Das oumlsterreichische Wunder

Wer an eine houmlhere Gerechtigkeit glaubtwird sich schwer tun diesen Unterschied inden Lebenslaumlufen mit etwas anderem alsGluumlck zu begruumlnden Wer Geschichte Po-litik und Wirtschaft naumlher analysiert derwird Verbluumlffendes entdecken Oumlsterreich istheute sogar das absolut einzige Land dasseither ohne wirtschaftliche oder auszligenpoli-tische Bedrohungen leben konnte Die ande-ren Wirtschaftswunderlaumlnder haben inzwi-schen alle schon schwere Krisen etwa Re-zessionen hinter sich die jeweils schweregesellschaftliche und soziale Auswirkungenhatten

Die wichtigsten Ursachen dieses oumlsterrei-chischen Wunders

An der Spitze lag der verdienstfreie Zu-fall daszlig das Land auf der schoumlneren Seitedes Eisernen Vorhangs quer durch Mittel-europa zu liegen kam

Trotz der Gefahren des Ost-West-Konflikts konsumierte Oumls-terreich quasi zum Nulltarifunter dem Schutz der Natoaumluszligere Sicherheit die aller-dings von vielen Oumlsterreichernirrtuumlmlich der Neutralitaumlt zuge-schrieben wurde

Der Kalte Krieg verhinderteeinen heiszligen

Weltweit aber vor allem inWesteuropa haben die Markt-wirtschaft die Globalisierungdie Versoumlhnung alter Feinde (et-wa Deutschlands und Frank-reichs) gute Rahmenbedingun-gen fuumlr eine positive Entwick-lung gelegt was auch Oumlster-reich sehr zugute kam

Die Oumlsterreicher haben einekaum noch fuumlr Streit sorgendenationale Identitaumlt gefunden(dieses Thema war vorher hun-

dert Jahre lang so umstritten wie unklarund damit eine Ursache vieler Konflikte)Die Buumlrger zeigten sich in einem vorallem im internationalen Vergleich ruumlh-menswerten Ausmaszlig gesetzestreu undfleiszligigDie verfassungsmaumlszligigen Grundlagen derRepublik waren brauchbar und zumin-dest in den ersten Nachkriegs-Jahrzehn-ten voumlllig unbestrittenDie Gewerkschaften demonstrierten iminternationalen Vergleich Maumlszligigung undZuruumlckhaltung (etwa indem sie Lohn-erhoumlhungen immer eine Spur unter derdeutschen Konkurrenz ansetzten)Die Ausbildung in den Schulen und Uni-versitaumlten war lange vorbildlich und lei-stungsorientiertDie Kreativitaumlt von Ingenieuren und Wis-senschaftern war international zumindestkonkurrenzfaumlhig

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Ein Land verschlaumlftseine Geschichte

Von Andreas Unterberger

Diesen Beitrag durfte das bdquoOumlJldquo dankensweiterweise derbdquoEuropaumlischen Rundschauldquo 20084 entnehmen

Andreas Unterberger Chefredakteur der raquoWiener Zeitunglaquo

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All das war wohl vor allem dadurch moumlg-lich geworden daszlig die Schrecken der ver-gangenen Jahrzehnte die Nation in einemkollektiven Lernprozeszlig gelehrt hatten daszligideologische Maumlszligigung SelbstdisziplinSparsamkeit Fleiszlig und der Verzicht auf illu-sionaumlre internationale Ambitionen die besteBasis fuumlr den eigenen Wohlstand sind Aumlhn-liche Lernprozesse sind aber auch in Finn-land Deutschland oder Japan in starkemAusmaszlig nachweisbar

In all diesen Laumlndern kam das Wirtschafts-wunder jedoch ndash mit jeweils unterschied-lichen Ausloumlsefaktoren und zu unterschied-lichen Zeitpunkten ndash gegen Ende des Jahr-hunderts zu einem voruumlbergehenden oderdauerhaften Ende Nur in Oumlsterreich bishernicht Aber auch das hat erklaumlrbare Gruumlndedie weder mit einem Wunder noch mit insu-larer Seligkeit zusammenhaumlngen sondernmit Verdienst wie auch Zufall und Gluumlck

Ostoumlffnung und EU ndashRettung vor der Krise

Denn auch in Oumlsterreich hatten sich inden achtziger Jahren massive Krisensignalebemerkbar gemacht Das gefaumlhrlichste wardamals der Kollaps der nicht mehr wettbe-werbsfaumlhigen uumlberschuldeten und durchparteipolitische Vereinnahmung gelaumlhmtenStaatsindustrie Aber auch die Entwicklungder staatlichen Defizite nahm damals schonbedrohliche Formen an

Dennoch kam es zu keiner DepressionKrise oder Rezession wie anderswo Warum

Der erste Grund war die Ostoumlffnung Diezeitlich genau zum richtigen Zeitpunkt kom-mende Wende von 1989 oumlffnete Oumlsterreichploumltzlich den Zugang zu riesigen Maumlrktenzu billigen wie motivierten Arbeitskraumlften(legaler wie illegaler Art) zu hungrigenStandorten fuumlr Investitionen und nach eini-gen Jahren der Umstellungskrise auch zuRegionen mit steilen Wachstumsraten vorder Haustuumlr Diese Chance wurde perfektgenutzt von den groszligen Banken Versiche-rungen und Energiekonzernen genauso wievon Tausenden Klein- und MittelbetriebenViele dieser Firmen haumltten ohne Mittelost-europa nicht uumlberlebt Sie machen seithereinen Groszligteil ihrer Gewinne in oder mit derneu-alten Nachbarschaft Da konnte sich dieFlexibilitaumlt und Empathie der Oumlsterreicher er-folgreich bewaumlhren Insbesondere der 2008so sehr in die Krise gekommene Finanzsek-tor erwirtschaftete dort fast zwei Jahrzehntelang einen wichtigen Beitrag zum ndash realen ndashWachstum Oumlsterreichs

Der zweite Grund war der EU-Beitritt

Dieser brachte Oumlsterreich einen spuumlrbarenModernisierungsschub Wettbewerb und De-regulierung bedeuteten ein Blutdoping fuumlrOumlsterreichs Wirtschaft Das Land wuchsnach 1995 viel rascher als die alten EU-Laumln-der (die den Beitrittsimpuls viel fruumlher kon-sumiert haben) oder die Schweiz

Der dritte Grund waren einige mutige Re-formen Durch Abschaffung der Vermoumlgens-steuer massive Privatisierungen Einfuumlhrungder fuumlr die Ansiedlung von Konzernzentralenwichtigen Gruppenbesteuerung und die Koumlr-perschaftssteuerreform (ein wenig auch durchdie Universitaumlts- die Pensions- und die lei-der nur sehr halbherzigen Verwaltungsre-formen) wurde ein weiterer Anstoszlig gegeben

Der oumlsterreichische Erfolg (der sich auchin allen volkswirtschaftlichen Daten nieder-schlug) wurde alluumlberall sichtbar Besondershandgreiflich anschaulich war etwa die In-vasion deutscher Kellner nach Oumlsterreich ndashvor den 90er-Jahren ist dieser Berufsstandnaumlmlich immer nur in die Gegenrichtung ge-wandert Die Oumlsterreicher wurden zu Welt-meistern an Lebensqualitaumlt bei FernreisenFruumlhpension oder Studiendauer Das opulentausgebaute Gesundheitssystem bedienteauch Luxuskrankheiten Staumldte wie Seen wur-den vorbildlich restauriert und saniert DerAutobahnbau wurde zur Goldgrube fuumlr dieBauwirtschaft

Doch nichts waumlhrt ewig Neue Krisen-signale wurden zunehmend sichtbar Diesepositiven Faktoren verloren inzwischen wie-der ihre Wirksamkeit ndash und zwar noch ehedie globale Finanzkrise zuschlagen konnte

Reformwille erlahmt

Das anfangs so reformfreudige Schwarz-Blau-Orange verlor schon vor seiner Abwahljede Dynamik Und seit den Wahlen von

2006 und 2008 gilt uumlberhaupt jeder Versucheiner nicht populistischen Reformpolitik querdurch die Parteien als politischer Selbst-mord

Die EU-Mitgliedschaft war in ihrer posi-tiven Wirkung bald konsumiert ndash uumlberdieshat sich die Union bald selbst vom Ausbaudes Binnenmarkts auf voumlllig uumlberfluumlssige so-zialtechnologische Uumlberregulierungen ver-legt von Rauchverboten (eine Materie diein Oumlsterreich vorher weitgehend Landes-sache gewesen ist) bis zur Gleichbehand-lung Wozu noch die ungeloumlsten Megapro-bleme Vertragsreform CO2-Vorzugsschuuml-lertum oder Tuumlrkei-Beitritt kommen

Und der dritte positive Faktor die Ostoumlff-nung verliert zunehmend an Wirksamkeitweil das hilfreiche wirtschaftliche Gefaumlllezwischen Oumlsterreich und den Nachbarn aufGrund des Aufbaus im Osten rasch verloren-geht weil Wachstumskrisen in Osteuropaauch voll auf Oumlsterreich durchschlagen

Kritische Signale

Parallel zum Wegfall dieser drei Reform-und Kraftquellen haben sich in den letztenJahren zunehmend wenngleich kaum wahr-genommen viele andere kritische Signalegezeigt

Oumlsterreich hat trotz Hochkonjunktur zwi-schen 2006 und 2008 nicht einmal mehrversucht einen ausgeglichenen Haushaltanzustreben sondern ohne Not weiter po-pulistisch in den Ausbau des Wohlfahrts-systems investiertRot-Schwarz begann die Pensionsrefor-men teilweise zuruumlckzunehmen und ver-strickte Oumlsterreich schon unter Gusen-bauer in eine Fuumllle von zusaumltzlichen lang-fristig wirkenden Sozialausgaben vonder Pflege bis zur Arbeitslosensicherung

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raquoOumlsterreich Journallaquo ndash httpwwwoesterreichjournalat

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Oumlsterreich Europa und die Welt

Die bdquoEuropaumlische Rundschauldquo erscheintvierteljaumlhrlich und wird vom gleichnami-gen Verein herausgegeben Sie bietet auf144 Seiten im Format 17 x 24 cm an-spruchsvolle Beitraumlge zu unterschiedlich-sten Europa-Themen und Kritiken zueuropabezogenen Veroumlffentlichungen ndashDie Einzelnummer kostet 8 Euro das Jah-resabonnement 25 Euro zuzuumlglich PortoBestellungen richten Sie bitte an denVerein bdquoEuropaumlische RundschauldquoEbendorferstraszlige 64A-1010 WienTelefon ++43 (0)1 408 34-00Telefax ++43 (0)1 408 34-11httpwwweuropaeische-rundschauat

In Oumlsterreich das einst mit Stromexportviele Devisen verdiente werden seit lan-gem praktisch keine Kraftwerke mehrgebaut Es ist zu einem Netto-Importeurvon Strom gewordenAlle modernen Technologien die mit denWorten Hormon Gen oder Atom zu-sammenhaumlngen koumlnnten werden hierzu-lande bekaumlmpft statt beforscht und ge-nutztEinige der Universitaumlten (etwa die Wie-ner Medizin) haben ihre Autonomie zuFreunderlwirtschaft und Hausberufungengenutzt und dadurch an Wettbewerbsfauml-higkeit verlorenDie Bahn hat keinen ausreichenden An-schluszlig an das westliche Hochgeschwin-digkeitsnetz gefundenDie Massenzuwanderung hat sich voumllligfalsch entwickelt Es gibt keinen rotenTeppich fuumlr qualifizierte Arbeitskraumlfteaber offene Tuumlren fuumlr massenweisen Miszlig-brauch des Asylverfahrens (selbst wennsie abgewiesen werden bleiben vieleAsylwerber im Land) und die uumlberausgroszligzuumlgige Moumlglichkeit von Familien-zusammenfuumlhrungen Das lieszlig binnenkurzem in Oumlsterreichs Staumldten ethnischeund schulische Ghettos entstehen Wes-halb die Integration von Zuwanderernschlechter denn je funktioniert ndash was auchzum wichtigsten Faktor beim juumlngstenWahltag geworden ist (Nationalratswahlam 28 September 2008 Anm d Red)Jene Menschen die als Transferempfaumln-ger vom Wohlfahrtssystem profitierensind heute bei jeder Wahl in der MehrheitWas dazu fuumlhrt daszlig die Politik immerweniger auf die Leistungstraumlger zu schau-en bereit ist Keine populistische Parteiwendet sich heute noch an die bdquoFleiszligigenund TuumlchtigenldquoWie in Deutschland wandern immer mehrAngehoumlrige der Eliten und insbesondereForscher ins Ausland abDie Bundeslaumlnderbuumlrokratie die diesemkleinen Land uumlberfluumlssigerweise zehnverschiedene Gesetzgeber beschert istmaumlchtiger und teurer denn je Als De-monstration ihrer Macht haben die Laumln-der (uumlber die jeweiligen Parteien) sowohlSPOuml-Chef Gusenbauer wie auch OumlVP-Obmann Molterer zu Sturz gebrachtEtwa bei den Baubehoumlrden hat die Kor-ruption signifikant zugenommenDie prohibitive Houmlhe der Personalsteuernmotiviert Fuumlhrungskraumlfte zunehmend da-zu mit ihren Firmen und Konzernzentra-len abzuwandern ndash und zwar Richtung

Osten Aus dem gleichen Grund muumlssendie groszligen Banken und Versicherungenwenn sie aus ihren Ostfilialen Spitzen-kraumlfte nach Wien holen diesen nun schondes oumlfteren deutlich houmlhere Bruttoloumlhnezahlen als den gleichqualifizierten Oumlster-reichernEin Vorstand eines Elektronik-Konzernsprophezeite daszlig es in fuumlnf bis zehn Jah-ren keinen Elektronik-Arbeitsplatz inOumlsterreich geben werdeAn den heimischen Universitaumlten gibt espraktisch keine relevanten Oumlkonomenmehr um nur eine wichtige Disziplin zunennenDie Qualitaumlt der heimischen Medien alsentscheidender (wenn auch oft unter-schaumltzter) Standortfaktor hat sich auseiner Vielzahl von Gruumlnden verschlech-tert Dazu nur einige Stichworte Erset-zung von Information durch Infotainmentabnehmende Bildung der Journalistenkorrupte Eigentuumlmer zu groszliger Staats-einfluszlig im oumlffentlich-rechtlichen Sektorregionale Monopole und nationale Oligo-polstrukturen im Printbereich und wach-sende Einfluszlignahme der werbendenFirmen auf die InhalteDie gewaltigen Probleme der Demo-graphie und Migration wurden weitge-hend ignoriert rasche Uumlberalterung Kin-derarmut exponentielles Wachstum derZuwanderer aus nichteuropaumlischen Kul-turen (die leider keine der fuumlr weitereWohlstandsmehrung und Verteidigungder Wettbewerbsfaumlhigkeit notwendigenEigenschaften mitbringen) und damitauch kulturelle Agonie sowie wachsendeErfahrungen von Identitaumltsverlust DieseProbleme werden von manchen Expertenauf ein bloszliges Arbeitsmarkt- und Pen-sionsproblem reduziert Aber selbst diesewerden nicht ernst genommenAlle Parteien haben arge Nachwuchspro-bleme Kein gescheiter und anstaumlndigerjunger Mensch geht noch in die PolitikLandespolitiker weigern sich aus ihrergemuumltlichen (houmlchstens durch Alkohol-konsum gefaumlhrlichen) Umgebung in einMinisteramt zu wechseln Das wird lang-fristig zur DemokratiegefaumlhrdungDer Politik stehen auch keinerlei brauch-bare Think tanks oder aumlhnliches zurVerfuumlgung Gleichzeitig sind OumlsterreichsUniversitaumlten in den fuumlr Politik und Wirt-schaft entscheidenden Disziplinen intel-lektuell ausgeduumlnntDie Parteien haben den rechtzeitigen Uumlber-gang zum Mehrheitswahlrecht versaumlumt

Was Oumlsterreich angesichts der immer po-pulistischer werdenden Parteien am Ran-de auf Dauer zur politischen Laumlhmungund Blockade durch eine immer kleinerwerdende groszlige Koalition verdammtDie Krisendynamik hat sich zuletzt vonMonat zu Monat beschleunigt Bestes Bei-spiel dafuumlr ist die AUA Feierte diese nocham Anfang des Jahres 2008 mit groszligemAufwand und viel Stolz ihr 50jaumlhriges Ju-bilaumlum so war sie schon im Sommer des-selben Jahres ein Kandidat fuumlr einenNotverkaufDie Mehrheit der Parteien versuchte eine(ohnedies bald wieder abflauende) Ver-teuerung der weltweiten Energie- undLebensmittelpreise mit Schulden zu be-kaumlmpfen also eine Strategie die langfri-stig nur noch mehr Inflation schafft

Verlorener Bezug zur Realitaumlt

Was ist in diesem Land passiertDer Hauptgrund der skizzierten Sorge ist

ein psychologischer Die sechs Jahrzehntevoller ermutigender Entwicklungen habendafuumlr gesorgt daszlig die Menschen die kollek-tive Erinnerung an die schlechten Jahre ver-loren haben Und die maximal in 24 Stun-den-Dimensionen denkenden Boulevardzei-tungen haben diese Erinnerung ohnedies niegehabt Sie ist auch in der Politik rasch ver-lorengegangen die bis auf die Ausnahme-erscheinungen Raab Kreisky und Schuumlsselohnedies nie uumlber die Mittelmaumlszligigkeit hin-ausgekommen ist

Nicht mehr Fleiszlig Disziplin und Kreativi-taumlt werden als die Quellen des Wohlstandesangesehen sondern der scheinbar uner-schoumlpfliche Reichtum des Staates der immerzu flieszligen hat wenn es auch nur die kleinsteKrise gibt oder wenn jemand imstande isteinen Bedarf zu artikulieren Und dazu istdie schier unerschoumlpfliche Armada der soge-nannten Sozialpolitiker immer imstande Dienoch dazu von den meisten Medien fuumlr guteMenschen gehalten und nie mit der Fragekonfrontiert werden ob nicht eine Sozial-quote von 29 Prozent vielleicht sogar einwenig zuviel des Guten sein und die Men-schen von eigenen Anstrengungen abhaltenkoumlnnte Als ob Oumlsterreich 29 Prozent Armehaumltte

Mit einem Satz Die Oumlsterreicher habenden Bezug zur Realitaumlt verloren

In dieser Situation konnte es auch passie-ren daszlig vier Tage vor der Wahl im Parlamentdie schamloseste Waumlhlerbestechungsaktionder Geschichte stattfindet die jede Bananen-republik uumlbertrifft Ohne daszlig es einen nen-

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nenswerten oumlffentlichen Aufschrei oder eineReaktion in der Wahlzelle gegeben haumltte

Mit dieser Einstellung ist das Land nununvorbereitet in die schlimmste Finanz-krise der Geschichte gestuumlrzt die keinerleiSpielraum mehr fuumlr Traumlume laumlszligt Die auchmit einer zeitweisen Beruhigung der Boumlrsendurch astronomische Finanzspritzen undHaftungsuumlbernahmen alles andere als been-det ist

Gewiszlig Der Irrglaube daszlig der Staat alleProbleme loumlsen kann hat nicht nur in Oumlster-reich um sich gegriffen Er hat hier aber aufGrund der langen fetten Jahre einen be-sonders uumlppigen Naumlhrboden gefunden Erwird in den naumlchsten Monaten und Jahrennoch zu vielen folgenschweren Fehlentwick-lungen fuumlhren

Das Bewuszligtsein ist einfach nicht mehrvorhanden daszlig ein Staat (wie Argentinienoder Island) bankrott gehen kann daszlig auchin Oumlsterreich Massenarbeitslosigkeit undPensionsentwertung (wie in Osteuropa vorder Sanierung) moumlglich sind daszlig das Ri-siko einer jahrzehntelangen Stagnation undDepression (etwa nach japanischem Mu-ster) ein durchaus nicht auszuschlieszligendesSzenario ist

Politiker und Banker versuchen naturge-maumlszlig dauernd Sicherheit auszustrahlen Diewichtigsten Medien des Landes sympathisie-ren neuerdings sogar mit einer Renaissanceeines Staatssozialismus Wie soll da eine sorealitaumltsfern gewordene Bevoumllkerung diewahren Risken sowie die Tatsache begreifendaszlig keineswegs alle politischen und oumlkono-mischen Risken beherrschbar gewordensind ndash vor allem dann nicht wenn die Tu-genden von Fleiszlig SelbstverantwortungLeistung und Maumlszligigung in Vergessenheitgeraten sind

Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch daszligOumlsterreich durch eine sehr bittere Dekadegehen muszlig Bis eine neue Generation bereitist sich den Herausforderungen des 21 Jahr-hunderts zu stellen

Diskutiert man solche Gedanken inOumlsterreich wird einem oft entgegengehal-ten Warum so negativ Diese Uumlberlegungenstellen aber eigentlich einen Appell dar dieRealitaumlt als ersten Schritt zur Besserung zuerkennen Und eine Handlungsanleitungwas als zweiter Schritt alles zu tun waumlre

Das Interessante ist Bei den Auslands-oumlsterreichern stoumlszligt man mit den gleichenSorgen auf flammende Zustimmung Wissensie vielleicht besser als eine von den HerrnDichand und Fellner verbloumldete Nation waseigentlich zu tun waumlre

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Der Menschenhandel und vor allem dieAusbeutung von Frauen und Kindern ist

ein besonders verabscheuungswuumlrdiges Ver-brechen Oumlsterreich tut daher seit Jahren sehrviel gegen Menschenhandel sowohl auf na-tionaler als auch auf internationaler Ebeneldquoso Innenministerin Maria Fekter anlaumlszliglich derMinisterkonferenz bdquoRichtlinien fuumlr die Erstel-lung von Datenbanken bezuumlglich Menschen-handelldquo am 23 und 24 Feber 2009 in Wien

Die Konferenz bildet den Abschluss eines18monatigen Projekts uumlber die Datensamm-lung im Bereich Menschenhandel Das Pro-jekt wurde vom Bundesministerium fuumlrInneres der Internationalen Organisation fuumlrMigration (IOM) ausgewaumlhlten EU-Staatenund weiteren Organisationen durchgefuumlhrtZiel des Projekts war die Entwicklung voneinheitlichen Richtlinien fuumlr die Daten-sammlung im Bereich Menschenhandel samtvergleichbarer Indikatoren bdquoDas soll den Be-houmlrden in den EU-Staaten ermoumlglichen ge-zielter gegen Menschenhandel vorzugehenund potenzielle Opfer besser zu schuumltzenldquosagte Fekter Derzeit werden in den einzel-nen EU-Staaten unterschiedliche Daten ge-sammelt ndash ihre Vergleichbarkeit ist nahezuunmoumlglich Das macht die Erstellung vonEU-weiten Problemanalysen und die Be-kaumlmpfung des Menschenhandels schwierig

Mit den praumlsentierten Richtlinien soll dieVergleichbarkeit der Daten verbessert wer-

den Dadurch sollen Kriterien vereinfachtwerden

bessere Analysen ndash anhand vergleichenderDaten lassen sich die bdquomodi operandildquoleichter herausfiltern und entsprechendeSchwerpunktaktionen setzeneine bessere Ursachenforschung ndash mitvergleichbaren Daten koumlnnen die Behoumlr-den den Ursachen des Menschenhandelsviel leichter auf den Grund gehen undeine vereinfachte Opferidentifizierung ndashdzt gibt es unterschiedliche Definitionenvon Opfern

bdquoDamit die Umsetzung der heute be-schlossenen Richtlinien optimal erfolgenkann werden wir groszligen Wert auf den Daten-schutz die technische Adaptierung und einenbreiten und nationalen Konsens aller Daten-lieferanten das heiszligt von Polizei Sozialein-richtungen und NGOs legenldquo sagte Fekter

Neben Fekter nahmen EU-Ratsvorsitzen-der Innenminister Ivan Langer aus Tsche-chien Justizminister Tibor Draskovics ausUngarn) IOM Generaldirektor WilliamLacy Swing Staatssekretaumlr Vladimir Cecotaus der Slowakei OSZE-SonderbeauftragteEva Biaudet und Generaldirektor des UNO-Sitzes in Wien und Exekutivdirektor desUNO-Buumlros fuumlr Drogenkontrolle und Ver-brechensverhuumltung Antonio Maria Costateil httpwwwbmigvat

Internationale Konferenz gegenMenschenhandel in Wien

Der EU-Ratsvorsitzende und Innenminister von Tschechien Ivan Langer mit sei-ner oumlsterreichischen Amtskollegin Maria Fekter anlaumlszliglich der Konferenz in Wien

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Beeindruckt von seiner Projektreise zeigtsich Suumldtirols Landeshauptmann Luis

Durnwalder der am 5 Maumlrz nach zehn Ta-gen in Benin Togo und Ghana nach Suumldtirolzuruumlckgekehrt ist bdquoDie Projekte sind vor-bildlich umgesetzt worden und sowohl dieArt der Projekte als auch die Zielgebiete wer-den kuumlnftig noch groumlszligere Prioritaumlt genieszligenldquoso Durnwalder der die letzten beiden Tagein Ghana verbracht hat

Vier Projekte hat das Land in den letztenJahren in Ghana mit einem Betrag von fast115000 Euro unterstuumltzt dazu kommen sechsProjekte der Region mit einem Gesamtbei-trag von 165000 Euro Drei dieser Projektehat der Landeshauptmann in den letzten bei-den Tagen seiner Reise besucht um sich vomStand der Umsetzung bzw vom ordnungsge-maumlszligen Einsatz der Hilfsgelder zu uumlberzeu-gen Erste Station war dabei Dadome imNordosten der Hauptstadt Accra Dort hatdie Region den Bau eines Kindergartens undeines Kinderhorts unterstuumltzt in denen ndash ein-mal fertiggestellt ndash rund 160 Kinder zwi-schen zwei und sechs Jahren betreut werdenkoumlnnen Das Projekt wird vom VereinbdquoAmici nel Mondoldquo vorangetrieben

Vom selben Verein wird auch ein Projektzur Verbesserung der Trinkwasserversor-gung in 13 Doumlrfern in der selben Region

betreut bdquoEs geht hier um Trinkwasser fuumlrimmerhin rund 4500 Menschen und zudemum die Versorgung mit Wasser fuumlr die Land-wirtschaftldquo erklaumlrt Durnwalder der zudemein aumlhnliches Projekt besichtigt hat mit demzehn Doumlrfer im Suumlden Ghanas mit Wasserversorgt werden

Den letzten Tag seiner Reise hat der Lan-deshauptmann in der ghanaischen Hauptstadt

Accra verbracht wo er von Landwirtschafs-minister Kwesi Ahwoi empfangen wordenist bdquoDer Minister war vor allem an unseremKnow How in Sachen Lagerung von Obstund Gemuumlse interessiertldquo so Durnwaldernach der Aussprache mit dem Minister beider auch eine eventuelle Zusammenarbeit mitdem landwirtschaftlichen VersuchszentrumLaimburg angedacht worden ist

Nach seiner Ruumlckkehr zieht der Landes-hauptmann eine uumlberaus positive Bilanz sei-ner Reise bdquoAlle Projekte die wir in diesenzehn Tagen mit den Vertretern des VereinsAmici nel Mondolsquo und der MissionsgruppeMeran besichtigt haben sind vorbildlichumgesetzt worden und uumlben eine nachhaltigeWirkung auf die Entwicklung der Bevoumllke-rung ausldquo so Durnwalder Die Art der Pro-jekte sei genau jene die von einer kleinenRealitaumlt wie Suumldtirol gefoumlrdert werden muumls-sten bdquoSie werden in Zukunft in unserer Stra-tegie der Entwicklungszusammenarbeit mitSicherheit eine noch groumlszligere Rolle spielenldquoso der Landeshauptmann Selbiges gilt fuumlrdas Zielgebiet Westafrika bdquoWir haben gese-hen daszlig hier jeder Euro dringend benoumltigtwird um die grundlegenden Strukturen zuschaffen die eine Entwicklung moumlglich ma-chen oder erleichternldquo so Durnwalder httpwwwprovinzbzit

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Aus Suumldtirol

raquoVorbildliche ProjektelaquoLandeshauptmann Luis Durnwalder zieht eine uumlberaus positive Bilanz seiner Ghana-Reise

Projekte unter der Lupe Auch in Ghana hat LH Luis Durnwalder die von Land und Region finanzierten Vorhaben begutachtet

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Vier Projekte hat das Land in den letzten Jahren in Ghana unterstuumltzt

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Wirtschaft

Dies ist vor allem auf die tiefe Rezessionin der exportorientierten Sachguumlter-

erzeugung zuruumlckzufuumlhren Hingegen weite-ten die privaten Haushalte ihre Konsum-nachfrage aus wenn auch sehr verhalten ImTourismus begann die Wintersaison guumlnstigDer Konjunkturabschwung schlaumlgt sich auchin einer raschen Verringerung der Inflations-rate und einem starken Anstieg der Arbeits-losigkeit nieder

In Oumlsterreich verringerte sich das Brutto-inlandsprodukt laut aktueller Berechnungdes WIFO im IV Quartal 2008 saison- undarbeitstaumlgig bereinigt gegenuumlber dem Vor-quartal real um 02 Damit lag es um nurnoch 03 uumlber dem Wert des Vorjahres Fuumlrdas gesamte Jahr 2008 ergibt sich ein Wirt-schaftswachstum von real +18 Die Daumlmp-fung der Wirtschaftsleistung im IV Quartalist vor allem auf einen Einbruch der Kon-junktur in der exportorientierten Industriezuruumlckzufuumlhren Die Exportnachfrage bliebreal um 1 unter dem Wert des III Quartalsund um 42 unter jenem des Vorjahres Inder Sachguumltererzeugung ging die Wert-schoumlpfung gegenuumlber dem III Quartal realum 16 gegenuumlber dem Vorjahr um 14zuruumlck Die Ergebnisse des WIFO-Konjunk-turtests vom Jaumlnner 2009 lassen auf weitereProduktionseinbuszligen in der Industrie schlies-sen Die Unternehmen beurteilen die Auf-traumlge vor allem aus dem Ausland und dieGeschaumlftsaussichten so unguumlnstig wie schonlange nicht mehr Die Kapazitaumltsauslastungist markant gesunken vor allem jene derGroszligunternehmen und der Kfz-IndustrieEin Groszligteil der befragten Unternehmen er-wartete weitere empfindliche Produktions-einbuszligen Der Saldo aus positiven und nega-tiven Meldungen erreichte -22 Prozentpunk-te im Juli 2008 war er noch bei +5 Prozent-punkten gelegen im Jaumlnner 2008 bei +17 Pro-zentpunkten Allerdings waren die Produk-tionserwartungen im Jaumlnner 2009 geringfuuml-gig guumlnstiger als im Dezember 2008 ndash dieskoumlnnte ein erster Hinweis darauf sein daszligsich der Ruumlckgang etwas verlangsamt DerAbschwung der Weltkonjunktur verschaumlrftsich In den USA beschleunigte sich die Ab-nahme der Wirtschaftsleistung im IV Quar-tal 2008 markant (saisonbereinigt real -1

gegenuumlber dem Vorquartal) Der Euro-Raumbefindet sich seit dem Fruumlhjahr 2008 in einerRezession Ende 2008 brachen die Produk-tion (November gegenuumlber August saison-bereinigt -5) und die Auftragseingaumlnge inder Industrie (-15) ein Zwar verlaumluft derAbschwung im Bauwesen und im Einzel-handel flacher die Arbeitslosigkeit steigtaber bereits kraumlftig Auch in den ostmitteleu-ropaumlischen EU-Laumlndern verschlechterte sichdie Konjunktur die Industrieproduktion lei-det unter dem spuumlrbaren Nachlassen der Nach-frage aus dem Westen Hingegen schwaumlchensich Bauproduktion und Einzelhandelsum-saumltze in den meisten Laumlndern bisher nur leichtab In den asiatischen Schwellenlaumlndern bra-chen Exportnachfrage und Industrieproduk-tion ein Der weltweite Ruumlckgang der Pro-duktion schlaumlgt sich auch im Welthandel nie-der dieser verringerte sich im November2008 gegenuumlber dem Vormonat real um 6Fruumlhindikatoren weisen auf eine weitereAbwaumlrtstendenz in den folgenden Monatenhin Auch in Oumlsterreich entwickeln sich dievon der Binnennachfrage getragenen Wirt-schaftsbereiche stabiler als die Exportwirt-schaft Die Konsumausgaben der privatenHaushalte lagen im IV Quartal 2008 gering-fuumlgig uumlber jenen des Vorquartals (saison-und arbeitstaumlgig bereinigt real +04 +1gegenuumlber dem Vorjahr) Zum Anstieg duumlrf-te auch die leichte Zunahme der verfuumlgbarenrealen Einkommen beigetragen haben DieInflationsrate sank im Dezember wegen desmarkanten Ruumlckgangs der Rohstoffpreiseauf 13 drei Monate zuvor hatte sie noch38 betragen Waumlhrend die realen Umsaumltzeim Einzelhandel insgesamt im IV Quartalauf dem Vorjahresniveau stagnierten warenjene des Kfz-Handels deutlich ruumlcklaumlufig (-116) Im Dezember 2008 wurden um16 weniger Pkw neu zugelassen als imDezember des Vorjahres

Die Wintersaison begann im Tourismusvielversprechend Dank der guumlnstigen Wit-terung und der Verzoumlgerung mit der einKonjunkturabschwung im Tourismus erfah-rungsgemaumlszlig wirksam wird nahmen im No-vember und Dezember sowohl die Zahl derNaumlchtigungen als auch der reale Umsatzgegenuumlber dem Vorjahr um 68 zu Der von

der Investitionstaumltigkeit getragene Industrie-und Geschaumlftsbau schwaumlchte sich bereitsmerklich ab Im Tiefbau entwickelt sich dieProduktion aber guumlnstig Insgesamt blieb dieWertschoumlpfung der Bauwirtschaft im IVQuartal real um 06 unter dem Vorjah-reswert Die im WIFO-Konjunkturtest be-fragten Bauunternehmen sind hinsichtlichder Entwicklung von AuftragseingaumlngenProduktion Preisen und Beschaumlftigung zu-nehmend pessimistisch Aufgrund des Pro-duktionseinbruchs in der Industrie stieg dieZahl der Arbeitslosen im Dezember undJaumlnner ndash trotz der raschen Ausweitung derKurzarbeit ndash stark Saisonbereinigt war siezuletzt um 10000 houmlher als im November2008 die Arbeitslosenquote erhoumlhte sich auf64 der unselbstaumlndigen Erwerbspersonen(+08 Prozentpunkte gegenuumlber dem kon-junkturellen Tiefstand im Maumlrz 2008) DieZahl der unselbstaumlndig aktiv Beschaumlftigtensank leicht gegenuumlber den Vorquartalen

Mangelnde raquoEuropaumlisierunglaquo dernationalen Konjunkturzyklen alsRisiko fuumlr den Euro-Raum

Waumlhrend uumlber die ersten 10 Jahre derWirtschafts- und Waumlhrungsunion eine groumlszlig-tenteils positive Bilanz zu ziehen ist stelltdie weltweite Finanzkrise die Funktionsfaumlhig-keit der WWU auf die Probe Die Uumlberle-bensfaumlhigkeit der Waumlhrungsunion steht auf-grund des guten Zusammenspiels der fuumlr diePolitikgestaltung zustaumlndigen Institutionenauszliger Frage Zwar hatten die Einfuumlhrung dergemeinsamen Waumlhrung und die damit ver-bundenen politischen Anpassungsprozessebereits eine Harmonisierung des Konjunk-turzyklus im Euro-Raum zur Folge Da einevoumlllige Harmonisierung aber nicht zu errei-chen sein wird zwingen einschneidende Er-eignisse wie der gegenwaumlrtige Finanzkrisen-Schock die Geld- und Fiskalpolitik zum fle-xiblen Handeln Mangels anderer Mecha-nismen zur Abfederung solcher Schocks (zB Fiscal Federalism in den USA) sind einekonsequentere Koordination der Wirt-schaftspolitik und eine noch staumlrkere Zusam-menarbeit zwischen den Laumlndern des Euro-Raums und der EZB dringend geraten

Vor dem Hintergrund der weltweiten

KonjunktureinbruchDas Bruttoinlandsprodukt ging im IV Quartal 2008 um Saison- und

Arbeitstagseffekte bereinigt erstmals seit Mitte 2001 zuruumlck ndash MangelnderaquoEuropaumlisierunglaquo der nationalen Konjunkturzyklen als Risiko fuumlr den Euro-Raum

Finanzkrise mit ihren immer schwerwiegen-deren Folgen fuumlr die Realwirtschaft ist dieEinschaumltzung der Zukunftsfaumlhigkeit derWirtschafts- und Waumlhrungsunion der EU zu-nehmend gespalten Einerseits wird ein Zer-fallen der WWU befuumlrchtet Andererseits ge-winnen gerade in Zeiten der Krise die Waumlh-rungsunion und der Euro an Attraktivitaumlt ndashvor allem in jenen Laumlndern die am staumlrkstenvon der Finanzkrise betroffen sind (IslandGroszligbritannien) und bisher der gemeinsa-men Waumlhrung und der EU skeptisch gegen-uumlberstanden Tatsaumlchlich ist die gegenwaumlrti-ge Finanzkrise ndash aumlhnlich der Weltwirtschafts-krise von 1929 ndash nicht auf wenige Laumlnderbeschraumlnkt (wie z B die Asien- Ruszligland-Schweden- Argentinienkrise in den 1990er-Jahren) sondern hat sich weltweit ausge-breitet Eine solche Konstellation tritt seltenauf ihre Auswirkungen sind aber wegen dersehr stark globalisierten Wirtschaft mit ihrenvielfaumlltigen Verflechtungen gravierend Mitder Erfahrung um die negativen Folgen einerNicht-Reaktion bzw der Verstrickung in na-tionalen Protektionismus in den 1930er-Jah-ren greifen fast alle Industrielaumlnder massivpolitisch ein Dies gilt sogar fuumlr China abernicht zuletzt fuumlr die groumlszligten Wirtschafts-raumlume USA und Europa Europa kann im

Gegensatz zu den USA nicht einheitlichagieren weil es einerseits gespalten ist inEFTA- und EU-Laumlnder und letztere sichwiederum danach unterscheiden ob sie ander Waumlhrungsunion teilnehmen Wegen die-ser Heterogenitaumlt der Ausgangslage ist esumso uumlberraschender daszlig innerhalb der er-weiterten EU sehr rasch eine koordinierteKrisenpolitik versucht wird Allerdings sindweitere Anstrengungen der Koordinationnotwendig um nicht durch Protektionismus(Foumlrderung nationaler Champions und Ban-ken) den Zusammenhalt des Binnenmarktesund der Waumlhrungsunion zu gefaumlhrden

Die gegenwaumlrtige Weltkrise offenbart zu-dem viele Schwaumlchen des politischen De-signs der WWU vor allem den Mangel dassdie Rolle des Lender of Last Resort nichtexplizit geregelt ist sie wurde ad hoc vonEZB und EU-Laumlndern in Anspruch genom-men Eine direkte Hilfe (Bail-out) im Falledes Staatsbankrotts eines Euro-Raum-Lan-des ist vertraglich ausgeschlossen Finanz-hilfen aus dem EU-Haushalt koumlnnen zurzeitlaut EGV nur fuumlr Zahlungsbilanzproblemegewaumlhrt werden (z B Ungarn) nicht aberzur Stuumltzung des Staatshaushalts eines Mit-gliedslandes Der groszlige von den USA ausge-hende Finanzmarktschock betrifft die Laumln-

der des Euro-Raums wegen ihrer jeweiligenWirtschaftsstruktur und des nicht ganz har-monisierten Konjunkturverlaufs unterschied-lich stark Zudem verschaumlrft die Krise diesich seit langem aufschaukelnden Ungleich-gewichte aufgrund unterschiedlicher Lohn-stuumlckkostenentwicklung (Deutschland undOumlsterreich sind hier im Vorteil die meistenLaumlnder im Suumlden im Nachteil) Die Diver-sitaumlt der Betroffenheit insgesamt resultiert inder unterschiedlichen Einschaumltzung der Bo-nitaumlt der Staaten im Falle der Platzierungvon Staatsanleihen Letztlich geht es in derEU und insbesondere im Euro-Raum umbdquoManaging Diversityldquo durch flexible undverstaumlrkte Zusammenarbeit aller Institutio-nen (EZB Europaumlische Kommission EU-Laumlnder) Die teilweise zitierte Gefahr einesZerfalls der Waumlhrungsunion ist aber unreali-stisch Die Probleme die durch die Finanz-krise ausgeloumlst wurden und werden sindnicht auf den Euro-Raum beschraumlnkt son-dern treffen Groszligbritannien die Schweizund vor allem die USA gleichermaszligen Zu-dem gewinnt der Euro immer groumlszligereBedeutung fuumlr die Diversifizierung der Welt-waumlhrungsreserven und ist schon deshalb un-verzichtbar in der Weltwirtschaft httpwwwwifoat

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Wirtschaft

2007 2008 III Quartal I V Quartal I Quartal II Quartal III Quartal IV Quartal

Saison- und arbeitstagsbereinigt Veraumlnderung gegen das Vorquartal in real

Verwendung des BruttoinlandsproduktesKonsumausgabenPrivate Haushalte1) + 02 + 04 + 01 + 02 + 04 + 04Staat + 01 + 00 ndash 01 + 02 + 05 + 02Bruttoinvestitionen + 05 + 05 + 05 + 05 + 02 + 01Exporte + 18 + 13 + 08 + 03 ndash 08 ndash 10Importe + 14 + 10 + 04 ndash 02 ndash 0 ndash 02Bruttoinlandsprodukt + 07 + 07 + 05 + 02 + 00 ndash 02

Bruttoinlandsprodukt nach WirtschaftsbereichenLand- und Forstwirtschaft + 14 + 13 ndash 00 ndash 08 ndash 10 ndash 04Produzierender Bereich2) + 14 + 18 + 11 ndash 01 ndash 04 ndash 08

Sachguumltererzeugung + 10 + 18 + 15 ndash 00 ndash 07 ndash 16 Bauwesen + 03 + 03 + 02 + 02 + 02 ndash 01Handel Gastgewerbe und Verkehr + 06 + 05 + 04 + 02 + 02 + 02 Vermoumlgens- und Unternehmensdienstleistungen3) + 09 + 06 + 03 + 02 + 02 ndash 01 Sonstige Dienstleistungen4) + 03 + 04 + 02 + 03 + 04 + 04 Guumltersteuern + 03 + 04 + 04 + 03 + 02 + 02Guumltersubventionen + 10 + 08 + 06 + 07 + 08 + 08

Veraumlnderung gegen das Vorjahr in Bruttoinlandsprodukt real + 27 + 26 + 29 + 24 + 15 + 03

Quelle WIFO 1) Einschlieszliglich privater Organisationen ohne Erwerbszweck 2) Bergbau Sachguumltererzeugung Energie- und Wasserversorgung 3) Kreditinsti-tute und Versicherungen Grundstuumlcks- und Wohnungswesen 4) Oumlffentliche Verwaltung Landesverteidigung Sozialversicherung private Dienstleistungen

Das Tempo der Talfahrt der oumlsterreichi-schen Industrie beginnt sich zu stabili-

sieren Erstmals seit einem halben Jahr zeigtder saisonbereinigte Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex (EMI) sogar wiederleicht nach oben Der Indikator erreichtejedoch nach dem Rekordtiefstwert des Vor-monats von 331 im Februar nur den zweit-niedrigsten Wert seit dem Beginn der Da-tenerfassung vor mehr als zehn Jahren bdquoDerAnstieg des aktuellen Bank Austria Ein-kaufsManagerIndex auf 346 Punkte zeigtausschlieszliglich daszlig sich die Geschwindigkeitdes Einbruchs in der oumlsterreichischen In-dustrie eingebremst hat Die Talfahrt desproduzierenden Sektors geht aber rasantweiterldquo stellt der stellvertretende Chefvolks-wirt der Bank Austria Stefan Bruckbauerfest Der Bank Austria EinkaufsMana-gerIndex liegt somit im Februar bereits daselfte Monat in Folge im Wertebereich unterder Neutralitaumltsmarke von 50 Punkten derauf Schrumpfungstendenzen hinweist

bdquoTrotz eines kleinen Silberstreifens amHorizont ist vorerst keine Entspannung derschwierigen Lage der Industrie in Sichtldquo be-tont Bruckbauer weiter und ergaumlnzt bdquoDie be-fragten Unternehmen haben die Produktions-leistung im Februar deutlich eingeschraumlnktwenn auch nicht mehr ganz so stark wie umden Jahreswechsel herumldquo Hinter der an-dauernden Verringerung der Produktionsteht die ungebrochen schwache NachfrageSeit April 2008 registrieren die heimischenBetriebe ein ruumlcklaumlufiges Neugeschaumlft Vorallem in den Auftragsbuumlchern der oumlsterrei-chischen Exporteure hinterlaumlsst der globaleKonjunktureinbruch ein dickes Minus Nur14 Prozent der befragten Unternehmen konn-ten Zuwaumlchse verzeichnen hingegen gingenbei 48 Prozent die Auslandsbestellungen zu-ruumlck

Kleinere Lager dennochraschere Lieferung

Die heimische Industrie reagiert auf dieschwierigen Marktbedingungen und beginntsich auf eine laumlnger andauernde Schwaumlche-phase einzurichten Die Unternehmen haben

im Februar die Bestaumlnde an Vormaterialientrotz eines weiteren starken Ruumlckgangs derEinkaufspreise ndash insbesondere bei RohoumllStahl und Energie ndash mit einer neuen Rekord-rate abgebaut Auch die Verkleinerung derFertigwarenlager hat sich im Februar fortge-setzt bdquoDie Lager werden derzeit bedingtdurch die schwachen Umsaumltze verringertAber auch im Hinblick auf Kosteneinsparun-gen und eine Steigerung der Liquiditaumlt wer-den sie so klein wie moumlglich gehaltenldquo meintBank Austria Oumlkonom Walter PudschedlTrotzdem ist aufgrund der derzeit aumluszligerstschwachen Auftragslage eine Verringerungder Lieferzeiten in der heimischen Industriezu beobachten Im Februar nahm die Zeit-spanne zwischen Bestellung und Ausliefe-rung sogar so stark wie noch nie zuvor in derbisherigen Umfragegeschichte ab

Industrie baut nochmehr Beschaumlftigte ab

Die heimische Industrie paszligt die Personal-kapazitaumlten den niedrigen Produktionsanfor-derungen weiter an Bereits seit zehn Mo-naten wird die Personaldecke nun ununter-brochen ausgeduumlnnt Der aktuelle Beschaumlfti-gungsindex sank auf einen Wert von nurnoch 314 Damit erfolgte der Beschaumlfti-gungsabbau in neuem Rekordtempo In uumlber40 Prozent der befragten Unternehmen wur-

den im Februar Stellen gestrichen waumlhrendnur 3 Prozent Neueinstellungen vornahmenDie Beschaumlftigung im gesamten Sektor liegtmittlerweile um rund 2 Prozent unter demVorjahresniveau Die Anzahl an Arbeitslosenaus der Sachguumltererzeugung ist im Jahres-abstand bereits um 8000 bzw fast 30 Pro-zent gestiegen Basierend auf den aktuellenUmfrageergebnissen ist in den kommendenMonaten insbesondere ab Fruumlhsommerwenn in vielen Unternehmen Kurzarbeits-regelungen auslaufen werden und sich dieAuftragslage nicht verbessert hat mit einerweiteren drastischen Verschlechterung derBeschaumlftigungslage in der Industrie zu rech-nen Die negative Entwicklung wird immerstaumlrker auf den Gesamtarbeitsmarkt durch-schlagen bdquoAuch die Anzahl der Beschaumlftig-ten in der Gesamtwirtschaft wird 2009 sin-ken Die Arbeitslosigkeit steigt deutlich von58 Prozent im abgelaufenen Jahr auf 70 Pro-zent heuerldquo meint Pudschedl Insgesamtwerden uumlber 40000 Personen ihre Arbeitverlieren

Keine Anzeichen fuumlrErholung der Industrie

Nach dem rasanten Einbruch ab Herbst2008 tendiert der EinkaufsManagerIndex derBank Austria aktuell leicht aufwaumlrts Damithat sich die Geschwindigkeit des Sturzflugs

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Wirtschaft

Talfahrt der Industrieverliert etwas an TempoBank Austria EinkaufsManagerIndex steigt erstmals seit sechs

Monaten aber weiterhin klarer Schrumpfungsprozeszlig

der oumlsterreichischen Industrie allerdings nuretwas verlangsamt Weiterhin sehen sich dieheimischen Manager jedoch einer gegenuumlberdem Vormonat deutlich verschlechterten Ge-schaumlftslage gegenuumlber Angesichts der unge-brochen duumlsteren internationalen Rahmen-bedingungen und der mageren (Export-) Auf-tragslage fehlen bisher jegliche Anzeichenfuumlr eine Stabilisierung oder gar Erholung derIndustriekonjunktur in Oumlsterreich Allerdingserwarten die Oumlkonomen der Bank Austriadaszlig die fortgesetzte geldpolitische Locke-rung durch die Europaumlische Zentralbank unddie Umsetzung der staatlichen Konjunktur-pakete sowohl auf internationaler als auchoumlsterreichischer Ebene zumindest gegenJahresende 2009 erste positive Spuren hin-terlassen bdquoNach dem moderaten Anstieg um

fast 2 Prozent im Jahr 2008 wird die Produk-tion der oumlsterreichischen Industrie 2009 umdurchschnittlich uumlber 6 Prozent einbrechenldquoprognostiziert Bruckbauer Im schwierigenglobalen Umfeld sind die Risiken zudem

eindeutig nach unten gerichtet Die Industriewird jedenfalls der mit Abstand groumlszligte Ver-lierer der aktuellen Wirtschaftsflaute seinDie exportabhaumlngigen Branchen werden amstaumlrksten betroffen

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Wirtschaft

Bank Austria EinkaufsManagerIndex und Teilindizes

Bank Austria Auftrags- Be- Liefer- Vormaterial- Einkaufs- Auftrags-EMI eingang Produktion schaumlftigung zeiten lager preise 1) bestand 1)

Okt08 434 395 425 452 519 473 531 371

Nov08 383 315 382 418 599 489 403 325

Dez08 350 274 344 383 618 479 311 306

Jaumln09 331 279 314 344 619 429 291 287

Feb09 346 323 360 314 629 405 254 306

Quelle BankAustria Economics ampMarket AnalysisMarkit Economics 1) nicht im Gesamtindex

Weiterer Ruumlckgang der Inflation im Jaumlnner auf 12Niedrigster Wert seit 2006 ndash Treibstoffe und Heizoumll billiger

Die oumlsterreichische Inflationsrate war imJaumlnner 2009 weiter ruumlcklaumlufig sie be-

trug nach Berechnungen der Statistik Austria12 (Dezember 13 November 23 Ok-tober 31) Das ist die niedrigste Veraumlnde-rungsrate seit Jaumlnner 2006 Sie kann vorwie-gend dadurch erklaumlrt werden dass die Preisefuumlr Treibstoffe und Heizoumll deutlich niedrigerwaren als vor einem Jahr Ohne diese Verbil-ligungen haumltte die Inflationsrate 23 betra-gen Hauptpreistreiber war die Instandhal-tung von Wohnungen Gegenuumlber dem Vor-monat (Dezember 2008) ging das durch-schnittliche Preisniveau um 05 zuruumlck

Die harmonisierte auf EU-Ebene ver-gleichbare oumlsterreichische Inflationsrate(HVPI) fuumlr Jaumlnner 2009 betrug ebenfalls12 - in der Eurozone sank sie auf 11 inder gesamten EU auf 17

Der Hauptpreistreiber im Jahresabstandwar im Jaumlnner 2009 in Oumlsterreich die Aus-gabengruppe bdquoWohnung Wasser und Ener-gieldquo (durchschnittlich +21) die etwasmehr als ein Drittel der Jahresinflation ver-ursachte Dafuumlr waren in erster Linie Teue-rungen bei der Instandhaltung von Wohnun-gen (+54) ausschlaggebend was haupt-saumlchlich auf houmlhere Preise beim Material fuumlrdie Instandhaltung und Reparatur von Woh-nungen zuruumlckzufuumlhren war (insgesamt +6Zement +11 Isolierglaskippfenster +8)Wohnungsmieten waren durchschnittlich um29 houmlher als vor einem Jahr Relativ ge-ring war die Teuerung bei der Haushalts-

energie (insgesamt +14) dies deshalbweil die Preisanstiege fuumlr Gas (+18)Strom (+5) und Fernwaumlrme (+4) durchstarke Preisruumlckgaumlnge beim Heizoumll (-23)groumlszligtenteils kompensiert wurden

Moderater Anstieg bei Nahrungs-mitteln ndash Milchpreise stark gesunken

Die Ausgabengruppe bdquoNahrungsmittel undalkoholfreie Getraumlnkeldquo (durchschnittlich+29) verursachte ein Drittel der Infla-tionsrate Hauptverantwortlich dafuumlr warenvor allem Preisanstiege fuumlr die UntergruppeNahrungsmittel (durchschnittlich +27)Verglichen mit der Situation vor einem Jahr(Jaumlnner 2008 +83) erscheint diese Ver-aumlnderungsrate jedoch moderat stellt dieStatistik Austria fest

Verstaumlrkten Preisauftrieb gab es nach wievor bei Nahrungsmitteln wie Fleisch und

Fleischwaren mit insgesamt +5 bei Brotund Getreideerzeugnissen mit +4 sowiebei Zucker Marmelade Honig und Suumlszligwa-ren mit durchschnittlich +8 TeuerungObst und Gemuumlse kosteten im Schnitt umjeweils 3 mehr Dagegen wiesen Molke-reiprodukte und Eier im Jahresabstand deut-lich negative Veraumlnderungsraten auf (durch-schnittlich -4) Vollmilch war sogar um13 billiger Auch die Preise fuumlr Oumlle undFette waren geringer als im Jaumlnner 2008(insgesamt -1) Butter kostete um 21weniger sortenreines Pflanzenoumll um 25mehr Alkoholfreie Getraumlnke waren imJahresabstand um durchschnittlich 43 teu-rer was vor allem auf houmlhere Kaffeepreise(+15) zuruumlckzufuumlhren ist

Ausgabengruppe raquoVerkehrlaquowar Preisdaumlmpfer

Hauptpreisdaumlmpfer im Jahresabstand wardiesmal die Ausgabengruppe bdquoVerkehrldquo(durchschnittlich -49) Die Preisruumlckgaumln-ge waren hier so stark daszlig sie die durch-schnittlichen Anstiege der beiden Ausgaben-gruppen bdquoWohnung Wasser und Energieldquosowie bdquoNahrungsmittel und alkoholfreie Ge-traumlnkeldquo fast vollstaumlndig kompensierten Da-fuumlr waren insbesondere starke Preisruumlckgaumln-ge bei Treibstoffen verantwortlich (insge-samt -21) Die Preise fuumlr Wartung und Re-paratur von Pkw stiegen insgesamt um 4Flugtickets waren um 6 billiger als voreinem Jahr

Enegie ist einer der Hauptpreistreiber

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Mehr als die Haumllfte der Unternehmen derGewerblichen Wirtschaft stellen Ein-

Personen-Unternehmen (EPU) dar d hwerden ohne dauerhaft beschaumlftigte Mitar-beiterInnen von einemeiner einzigen Unter-nehmerIn betrieben Im Zeitablauf zeigt sicheine steigende Bedeutung der EPU fuumlr dieheimische Wirtschaft Die Dynamik ist v aauf die Wirtschaftsdienstleistungen die son-stigen Dienstleistungen (z B kuumlnstlerischeund schriftstellerische Taumltigkeiten Korres-pondenz- und Nachrichtenbuumlros Film- undVideoherstellung etc) das Gesundheitswe-sen und das Bauwesen zuruumlckzufuumlhren

Im allgemeinen werden EPU von Selb-staumlndigen im mittleren Alter (30 bis 59 Jahre)mit fundierter fachlicher Ausbildung (insbe-sondere duale Ausbildung) und jahrelangerBerufserfahrung gefuumlhrt Das Spektrum derEPU ist durch groszlige Heterogenitaumlt gekenn-zeichnet Sie sind nicht nur in allen Bran-chen der heimischen Wirtschaft sondern auchin allen Phasen des Unternehmenslebens-zyklus zu finden Bei etwa einem Drittel derEPU handelt es sich um junge wachsendeUnternehmen gleichzeitig befindet sich aberauch die Haumllfte der EPU nach mehr als 10jaumlh-riger Geschaumlftstaumltigkeit in der Reifephaseund 16 sind Wendeunternehmen mit annauml-hernd ausgeschoumlpften NutzenpotentialenNach den charakteristischen Kennzeichender Unternehmen kann z B zwischen dyna-mischen risikobewuszligten und etabliertenEPU unterschieden werden

Somit zeigt sich daszlig Ein-Personen-Un-ternehmen uumlberwiegend einen nachhaltigenBestand aufweisen und ein nachhaltigerWirtschaftsfaktor in Oumlsterreich sind Auchder Arbeitsmarkteffekt dieser Kleinstunter-nehmen ist nicht zu unterschaumltzen da dieUnternehmerinnen und Unternehmer durchihre selbststaumlndige Taumltigkeit zumindest ihreneigenen Arbeitsplatz sichern Ein Teil derEin-Personen-Unternehmen durchlaumluft auszliger-dem einen Wachstumsprozeszlig und beschaumlf-tigt in der Folge MitarbeiterInnen

Fast ein Drittel der EPU stellen Teilzeit-unternehmerInnen dar die ihr Unternehmenneben anderen Taumltigkeiten (z B unselbstaumln-

dige Beschaumlftigung oder Betreuungsaufga-ben) betreiben Mehr als die Haumllfte der EPUwerden vom Wohnsitz desder Unterneh-merIn aus gefuumlhrt und im Durchschnitt wer-den rd 50 der Einkuumlnfte mit den 2 bis 3wichtigsten Kunden lukriert Generell (d hnicht nur in bezug auf die Kundenstruktursondern auch hinsichtlich Lieferanten- undGeschaumlftspartnerbeziehungen) zeigt sich einstarker Fokus auf den lokalen und regionalenMarkt Diese Unternehmen tragen somitauch zur (Nah-)Versorgung der Bevoumllkerungmit Produkten und Dienstleistungen bei

Wenngleich bei der Mehrheit der Unter-nehmen das Streben nach einem entspre-chenden Gewinn im Vordergrund steht ist die

Selbstverwirklichung das maszliggebliche Gruumln-dungsmotiv Das ist auch konsistent mit derTatsache daszlig zwei Fuumlnftel der EPU ange-ben daszlig die Freude an der Arbeit fuumlr siewichtiger ist als der damit erzielte Gewinn

bdquoEin-Personen-Unternehmen hat es im-mer schon gegeben ndash das Phaumlnomen ist somitnicht neu Neu ist jedoch daszlig diese Unter-nehmen bereits mehr als die Haumllfte der oumlster-reichischen Unternehmen der GewerblichenWirtschaft stellenldquo erlaumlutert Peter Voithofervon bdquoKMU Forschung Austrialdquo bdquoFuumlr dieZukunft ist zu erwarten daszlig sich der Trendzur Selbststaumlndigkeit und zu Ein-Personen-Unternehmen weiter fortsetzen wirdldquo httpwwwkmuforschungacat

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Wirtschaft

Ein-Personen-Unternehmen alsnachhaltiger WirtschaftsfaktorFundierte fachliche Ausbildung und jahrelange Berufserfahrung vor Antritt der

Selbstaumlndigkeit sichert nachhaltige Unternehmenskonzepte

Motive der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die SelbststaumlndigkeitAngaben in Prozent

Anteil der Ein-Personen-UnternehmerInnen fuumlr die das jeweilige Motiv (sehr)wichtig war Mehrfachantworten moumlglich Quelle KMU Forschung Austria

Die Auswirkungen der weltweiten Wirt-schafts- und Finanzkrise wirken sich

nun zeitverzoumlgert in Suumldosteuropa ausldquo er-klaumlrte Michael Landesmann Direktor derForschungsabteilung des Wiener Instituts fuumlrInternationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW)anlaumlszliglich eines Forums der AuszligenwirtschaftOumlsterreich (AWO) zum Thema bdquoEinfluszlig derFinanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldost-europaldquo am 3 Maumlrz in der Wirtschaftskam-mer Oumlsterreich (WKOuml) Fuumlr 2009 rechnendie Experten des WIIW mit einem Schrump-fen der Wirtschaft 2010 duumlrfte eine Stagna-tionsphase folgen und ab 2011 rechnen dieWirtschaftsforscher mit einem Wachstum ndashallerdings nicht so stark wie vor der KriseEin wesentliches Problem sieht Landesmannim Einbruch der Auslandsdirektinvestitio-nen der die Region bdquosehr vulnerabel machtldquo(bdquoverletzlichldquo Anm d Red)

Der Aufholprozeszlig in den Laumlndern Suumld-osteuropas ndash seit 2001 wuchsen die Volks-wirtschaften dieser Staaten im Schnitt zwi-schen 5 und 7 Prozent ndash war von auszligen fi-nanziert Nun bahne sich ein massives Lei-stungsbilanzdefizit an Da die Region zu ge-ringe Exportkapazitaumlten habe gelte es nundie Differenz zu finanzieren Ein ernstesProblem ergibt sich besonders in Staaten mitfixen Wechselkurssystemen Hier sei eineImportdrosselung erforderlich Ein Abgehenvon fixen Wechselkursen haumltte jedoch pro-blematische Effekte auf die Fremdwaumlh-rungskredite deren Wert in Lokalwaumlhrungentsprechend ansteigen wuumlrde Fuumlr Export-steigerungen waumlren Abwertungen hingegenvorteilhaft

Johannes Poumlschl vom WIIW teilte mitdaszlig man in der Auszligenhandelsstatistik vomJaumlnner bereits starke Auswirkungen der Kri-se sehe Aber bereits seit dem letzten Quartal2008 gerate das Wachstum in den suumldosteur-opaumlischen Staaten in den Minusbereich In-teressant sei das einheitliche Bild der Kon-junkturentwicklung bdquoKein Land entkommtder Kriseldquo so Poumlschl Vor allem die In-dustrieproduktion habe einen starken Ein-bruch erlitten Generell gelte fuumlr die Regiondass die hohen Handelsbilanzdefizite bisher

durch Tourismuseinnahmen Transfers (vonFamilienmitgliedern aus dem Ausland)Auslandsdirektinvestitionen und Kredite ge-deckt wurden Die kurzfristigen Aussichtenseien in Suumldosteuropa voraussichtlich ehernegativ Mittelfristig seien strukturelle Re-formen erforderlich Investitionen solltenvon den internationalen Finanzierungsinsti-tutionen gestuumltzt werden

Wesentlich so Georg Krauchenberg Re-gional Manager der AWO fuumlr Suumldosteuropasei der weitere Kreditfluss zur Uumlberbruumlk-kung In den Medien werde Suumldosteuropameist zu negativ und pauschal dargestellt Esgaumlbe jedoch ganz unterschiedliche Situatio-

nen und Ausgangspositionen zwischen EU-Mitgliedern Beitrittskandidaten Staaten mitEURO-Waumlhrung oder eigener Waumlhrung

Einig zeigten sich alle Experten daszlig essich bei den betroffenen Laumlndern um Maumlrktemit groszligem Nachholbedarf handle die raschwieder wachsen koumlnnen Fuumlr die Unterneh-mer gilt der Rat bdquounbedingt am Markt zubleiben da ein Marktwiedereintritt wesent-lich schwieriger wuumlrdeldquo so KrauchenbergbdquoEs geht nun um eine Uumlberbruumlckung mitMaszlig denn die Vorteile der Maumlrkte laumlgen aufder Hand Niedriges Lohnniveau NiedrigeBesteuerung und Near shorelsquo zu Mittel- undWesteuropaldquo

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Wirtschaft

Suumldosteuropa Experten erwartenwieder Wachstum ab 2011

AWO-Forum raquoEinfluszlig der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Suumldosteuropalaquo ndashStrukturelle Reformen und internationale Investitionen erforderlich

AWO Groszlige Praumlsenz aufder Foodex Tokio 2009Laschan Japan ndash trotz Krise ndash weiterhinzweitwichtigster Handelspartner in Asien

Insgesamt 20 oumlsterreichische Firmen dar-unter acht Neuaussteller beteiligen sich in

der ersten Maumlrzwoche am oumlsterreichischenGruppenstand auf Japans wichtigster inter-nationaler Fachmesse fuumlr die Nahrungsmittel-industrie Der Gruppenstand wurde von derAuszligenwirtschaft Oumlsterreich (AWO) gemein-sam mit der Auszligenhandelsstelle Tokio veran-staltet bdquoDas vielfaumlltige Produktsortimentumfaszligt Qualitaumltsweine Sekt und Spirituo-sen Milch- und Molkereiprodukte Fleisch-waren Tee Kaffee Essig Fruchtsaumlfte Bio-produkte und Suumlszligwarenldquo berichtet FranzErnstbrunner von der AWO

Die heimischen Aussteller sind zum Teilbereits mit lokalen Importeuren vertreten DieNeuaussteller suchen Kontakt zu Importeu-ren Distributeuren Einkaumlufern der lokalenHandelsketten Einzelhaumlndlern und Vertre-tern des Hotel- und GastronomiegewerbesAuszligerdem bietet die Messe auch Kontaktezu Fachbesuchern aus Korea China und Tai-wan

Fachseminare der Firmen Food amp Com-merce Gegenbauer Wein amp Commerce

Sektkellerei Szigeti und Austriarsquos FindBrandsMichael Thurner fuumlr Importeure undFachbesucher der japanischen Nahrungsmit-telindustrie rundeten den Auftritt bdquoMade inAustrialdquo ab

Insgesamt beteiligten sich 2400 Ausstel-ler (23 davon aus dem Ausland) in 65 Laumln-derpavillons auf 29000 m2 Nettoausstellungs-flaumlche 95000 Fachbesucher darunter 10 aus dem Ausland wurden erwartet

bdquoJapan ist nach China weiterhin derzweitwichtigste Wirtschaftspartner in Asienund bleibt fuumlr Oumlsterreich einer der bedeu-tendsten uumlberseeischen Handelspartnerldquo be-tont Ernst Laschan oumlsterreichischer Handel-sdelegierter in Tokio Trotz deutlicher Ruumlck-gaumlnge bei oumlsterreichischen Exporten nachJapan im Jahr 2008 (Jaumlnner-November-12) bleibt Japan aufgrund der vorhande-nen Kaufkraft und Innovationsbereitschaftgerade in den Bereichen Industrie sowie Life-style und LebensmittelGetraumlnke einer derinteressantesten asiatischen Maumlrkte fuumlr oumls-terreichische Unternehmen httpwkoatawo

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Wirtschaft

Er ist ein Erlebnis er ist Erholung pur unddaher auch ein groszliger Erfolg bdquoUrlaub

am Bauernhofldquo kann in Kaumlrnten auf steigen-des Gaumlsteinteresse und wachsende Wert-schoumlpfung verweisen Mit einer Qualitaumlts-offensive will man jetzt noch mehr zulegenEin auf fuumlnf Jahre ausgelegtes Strategie-konzept stellten Tourismusreferent Landes-hauptmann Gerhard Doumlrfler bdquoUrlaub amBauernhofldquo-Geschaumlftsfuumlhrerin Edith Sabath-Kerschbaumer und Obmann Hubert Reineram 16 Februar bei einer Pressekonferenz inKlagenfurt vor Vom Land Kaumlrnten wird dieMaszlignahme mit insgesamt einer Million Eurounterstuumltzt

bdquoEs sind keine Kunstwelten keine Holly-wood-Kulissen Es ist alles authentisch weilMenschen dahinter stehenldquo sagte der Lan-deshauptmann uumlber bdquoUrlaub am BauernhofldquoEr sei vom Erfolg und weiteren Aufschwungdes Projektes felsenfest uumlberzeugt Hier wer-de naumlmlich mit hundertprozentiger Leiden-schaft Urlaub bei Freunden Urlaub in der Na-tur geboten Doumlrfler strich auch die Siche-rung von Arbeitsplaumltzen im laumlndlichen Raumund die wachsende Wertschoumlpfung hervorDies geschehe unter dem Motto bdquoNatur nut-zen aber nicht be- und abnutzenldquo Die Er-lebniswelt Bauernhof sei ganzsaisonal spre-che vor allem Familien und Kinder an undhabe ein hohes Potential zur Kundenbin-dung

Laut Doumlrfler wird das neue Strategiekon-zept von bdquoUrlaub am Bauernhofldquo vom Landbis 2013 mit 200000 Euro pro Jahr unter-stuumltzt Die Mittel kommen je zur Haumllfte ausdem Tourismus- und dem Agrarreferat bdquoUr-laub am Bauernhofldquo habe mit dem kreativenHofalltag ein groszliges Kapital meinte derLandeshauptmann bdquoWir koumlnnen damit Neu-gier stillen Zum Beispiel zeigen wie Butteroder Brot erzeugt werdenldquo Fuumlr bdquoEr-Lebens-mittel aus Kaumlrntenldquo will Doumlrfler allgemeinmehr Bewuszligtsein schaffen Ihm geht esdabei um die Entwicklung einer Marke umdie Staumlrkung der heimischen Lebensmittel-produzenten vom Bauern bis hin zu bdquoKaumlrnt-ner Milch und Coldquo Sein Vorschlag ist einKaumlrntner Jausenpaket fuumlr Urlaubsgaumlste

bdquoWir sollten den Gaumlsten Kaumlrnten am Gau-men mit nach Hause gebenldquo

Laut Reiner zielt man bei bdquoUrlaub amBauernhofldquo auf noch mehr Qualitaumltssiche-rung Dabei wolle man die Mitgliedsbetriebenicht nur strenger kontrollieren und be-werten sondern vor allem beraten undgezielt auf die Uumlberpruumlfung vorbereiten WieReiner erklaumlrte werden die Betriebe bereitsjetzt regelmaumlszligig uumlberpruumlft und mit zwei dreioder vier Blumen bewertet Das neue Modellsolle einfacher und praktikabler sein undauch dem Gast mehr Information bietenWie der Obmann betonte wolle man echtenauthentischen Urlaub anbieten bdquoDenn starkeAngebote schaffen starke Nachfrageldquo

Geschaumlftsfuumlhrerin Sabath-Kerschbaumerging auf die sechs Eckpfeiler des Konzeptesein Neben der neuen Qualitaumltskategorisie-rung seien dies die Entwicklung einer star-ken Marke sowie die weitere Professiona-lisierung von Marketing und Verkauf etwadurch einen mehrsprachigen Internetauftrittund den Ausbau der Buchungsboumlrse Weiterswolle man auf Produktentwicklung Themen-

management und Spezialisierung setzenz B mit Angeboten wie Baby- und Kinder-bauernhof Entschleunigung (bdquoLei laringsrsquonldquo)oder Ferien im Schnee Mit Seminaren undSprachkursen wolle man die Organisations-entwicklung und Mitgliederbetreuung inten-sivieren Auszligerdem sollen die Internationali-sierung und die Erschlieszligung neuer touristi-scher Maumlrkte verstaumlrkt werden

Die Geschaumlftsfuumlhrerin nannte auch einigebeeindruckende Zahlen bdquoUrlaub am Bauern-hofldquo habe in Kaumlrnten 580 Mitglieder die zu-sammen 8430 Gaumlstebetten anbieten und798000 Naumlchtigungen pro Jahr lukrierenwuumlrden Die touristische Wertschoumlpfung fuumlrKaumlrnten betrage 56 Millionen Euro Auszliger-dem sichere bdquoUrlaub am Bauernhofldquo 1850Arbeitsplaumltze auf den Houmlfen TouristischeKernmaumlrkte seien Deutschland und Oumlster-reich bei Gaumlsten aus Italien den Nieder-landen Tschechien oder Ungarn koumlnne manZuwaumlchse erzielen Durch die EURO 2008habe auch der Gaumlsteanteil aus Polen undKroatien deutlich zugenommen httpwwwurlaubambauernhofcom

Qualitaumltsoffensive bei raquoUrlaub am Bauernhoflaquo

Land Kaumlrnten unterstuumltzt Strategiekonzept mit einer Million Euro ndash Erfolg durch echte authentische Urlaubsangebote

Almgenuszlig wie aus dem Bilderbuch raquoUrlaub am Bauernhoflaquo in Kaumlrnten

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Insgesamt wurden 2008 rd 154 Mio Ur-laubsreisen (davon 86 Mio Hauptur-

laubsreisen mit vier oder mehr Naumlchtigun-gen und 69 Mio Kurzurlaubsreisen mit einbis drei Naumlchtigungen) gemacht (-16gegenuumlber 2007)

Die Ergebnisse der laufenden Erhebun-gen die von Statistik Austria seit 1969durchgefuumlhrt werden belegen Die Bedeu-tung von Reisen hat innerhalb der letztenJahrzehnte stark zugenommen 1969 unter-nahm nur etwas mehr als ein Viertel deroumlsterreichischen Bevoumllkerung mindestenseine Haupturlaubsreise (275) im Jahr2008 machten hingegen bereits 614 derBevoumllkerung ab 15 Jahren mindestens eineHaupturlaubsreise

Das Reisevolumen von Haupturlaubsrei-sen hat sich in den letzten 40 Jahren mehr alsverdreifacht (1969 24 Mio 2008 86 Mio)Die Zahl der Haupturlaubsreisen ins Auslandhat sich ungefaumlhr verfuumlnffacht (1969 11 Mio2008 53 Mio) und die Zahl der inlaumlndi-schen Urlaubsreisen hat sich im selben Zeit-raum mehr als verdoppelt (1969 13 Mio2008 32 Mio)

Relativ kleiner Radius

Bis zum Anfang der 1980er Jahre wurdedie Mehrzahl der Haupturlaubsreisen imInland verbracht auf Grund des staumlrkerenWachstums der Auslandsreisen hat sich die-ser Anteil allerdings im Laufe der Zeit zu-gunsten auslaumlndischer Destinationen ver-schoben 623 der Haupturlaubsreisen wa-ren 2008 Auslandsreisen Der Radius indem sich die oumlsterreichische Bevoumllkerungbei Haupturlaubsreisen bewegt ist aber rela-tiv klein Seit Jahren zieht es jene die eineHaupturlaubsreise ins Ausland machen inden Suumlden Italien ist nach wie vor das be-liebteste Ziel fuumlr Haupturlaubsreisen imAusland (2008 201) Kroatien folgt 2008auf dem zweiten Platz mit rund 113 vorDeutschland (89) Spanien und Griechen-land mit einem Anteil von 74 bzw 63

Die Hauptmotive

Die Hauptmotive fuumlr Haupturlaubsreisenim In- und ins Ausland waren seit 1987Strand- und Badeaufenthalte Aktivurlaube

und Erholungsurlaube Die Bedeutung derStrand- und Badeaufenthalte nimmt aber ste-tig ab In den letzten 20 Jahren hat sich derAnteil der Strand- und Badeaufenthalte halb-iert (1987 379 2008 202) und seit2006 ist der Anteil der Aktivurlaube beiHaupturlaubsreisen (2008 228) houmlher alsder Anteil der klassischen Strand- undBadeaufenthalte

Die Jahreszeiten

Generell verreist die oumlsterreichische Be-voumllkerung mehr im Sommer als im Winterdoch Urlaubsreisen im Winter gewinnen zu-nehmend an Bedeutung Waumlhrend 1969 nur120 der Haupturlaubsreisen im Winter statt-fanden lag der Anteil im Jahr 2008 schonuumlber 30 Seit einigen Jahren ist die Ten-denz zu einer gleichmaumlszligigeren Verteilungder Reisen beobachtbar (1969 615 derHaupturlaube in den Ferienmonaten Juli undAugust 2008 375) Die Annaumlherung derSaisonen ist vor allem bei laumlngeren Inlands-urlaubsreisen zu erkennen

Die Urlaubsdauer

Waumlhrend vor 40 Jahren die Haumllfte derHaupturlaubsreisen noch zwischen einer undzwei Wochen dauerten lag der Anteil imJahr 2008 nur mehr bei 365 Dement-sprechend ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die zwischen fuumlnf und sieben Tagedauern gestiegen und zwar von rund 117im Jahr 1969 auf 484 im Jahr 2008

Die Transportmittel

Seit 1969 ist das wichtigste Transport-mittel bei Haupturlaubsreisen der PKW(2008 550) Zu diesem Zeitpunkt spieltedas Flugzeug mit einem Anteil von 34eine weniger wichtige Rolle aber bis 2008hat sich der Anteil verachtfacht (2008295) was vor allem auf Kosten der Bahngeschah Im Jahre 1969 wurde die Bahnnoch bei einem Viertel aller Haupturlaubs-reisen genutzt im Jahr 2008 lag der Anteilnur noch bei 67

Waumlhrend Flugreisen bei Inlandsurlaubs-reisen erwartungsgemaumlszlig eine geringere

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Chronik

Gehoumlrt bei vielen Menschen wohl zum Inbegriff des Urlaubs am Strand liegen undeinfach ausspannen Foto httpwwwbilderboxbiz

Oumlsterreicher reisen andersLaut aktuellen Ergebnissen der Statistik Austria wurde die 15 Mio-Marke bei Urlaubsreisen auch 2008 durchbrochen 761 der oumlsterreichischen

Bevoumllkerung ab 15 machten mindestens eine Urlaubsreise

Bedeutung haben werden bei Hauptur-laubsreisen ins Ausland seit 1996 mehr Rei-sen mit dem Flugzeug als mit dem PKW ge-macht (Ausnahme 2001 und 2002)

Die Unterkuumlnfte

In den vergangenen Jahren wurde bei rddrei Viertel aller Haupturlaubsreisen in ent-geltlichen Unterkuumlnften genaumlchtigt (2008764) Hotels und aumlhnliche Betriebe wur-den dabei 2008 bevorzugt genutzt (531)Bei fast jeder vierten Haupturlaubsreise wur-de 2008 aber gratis genaumlchtigt (236)

Man reist meist selbstaumlndig

Der uumlberwiegende Teil der Haupturlaubs-reisen wird seit 1969 ohne die Hilfe vonReisebuumlrosReiseveranstaltern organisiert(2008 724) In den 1970ern 1980ern und1990ern ist der Anteil der Haupturlaubs-reisen die mit Hilfe von ReisebuumlrosReise-veranstaltern organisiert wurden zwar ge-stiegen die Anteile stagnieren seither bei rd30 Die Unterstuumltzung eines ReisebuumlrosReiseveranstalters wird bevorzugt bei Haupt-urlaubsreisen ins Ausland in Anspruch ge-nommen (2008 346 der Reisen gaumlnzlichuumlber ReisebuumlroReiseveranstalter organisiert)

Die Intensitaumlt

Die Urlaubsreiseintensitaumlt und die Anzahlder Haupturlaubsreisen unterscheiden sichnach soziodemografischen Merkmalen wiezum Beispiel Alter und Erwerbstaumltigkeit

Betrachtet man das Alter war im Jahr2008 die Haupturlaubsreiseintensitaumlt vonPersonen zwischen 15 und 24 Jahren mit651 am houmlchsten Die meisten Haupt-urlaubsreisen (266) wurden 2008 aller-dings von Personen die 60 Jahre und aumlltersind gemacht

Analysiert man die Teilnahme am Er-werbsleben wurden 2008 die meistenHaupturlaubsreisen von unselbstaumlndig Be-schaumlftigten gemacht (479) gefolgt vonPensionisten (260) Bei Arbeitslosen wa-ren die Anzahl der Haupturlaubsreisen unddie Haupturlaubsreiseintensitaumlt mit 451im Jahr 2008 erwartungsgemaumlszlig am gering-sten

Seit 1972 hat sich die Reiseintensitaumlt ver-aumlndert Die Reiseintensitaumlt der Studentenund Schuumller (+445 Prozentpunkte) derSelbstaumlndigen (+358 Prozentpunkte) undder Pensionisten (+305 Prozentpunkte) stiegdeutlich Studenten und Schuumller haben mitt-lerweile die houmlchste Reiseintensitaumlt mit760 httpwwwstatistikat

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Chronik

raquoOumlsterreichisches Wanderguumltesiegellaquofuumlr das Suumldliche Waldviertel

Das Suumldlliche Waldviertel und damit dieRegion von der Wachau bis zum Weins-

berger Wald erhielt kuumlrzlich als erste Regionin Oumlsterreich das bdquoOumlsterreichische Wander-guumltesiegelldquo das Siegel wird von der Vereini-gung zur Qualitaumltssicherung fuumlr Wandern inOumlsterreich verliehen

Das 2003 fuumlr das suumldliche Waldviertel er-stellte Wanderangebot wurde nun nochmalsdurchleuchtet qualitativ verbessert und einemZertifizierungsprozeszlig unterzogen Beim Wald-viertel Tourismus wird diese Auszeichnungals Signal in Richtung Qualitaumltstourismusgesehen mit dem bdquoWanderguumltesiegelldquo sollenvermehrt Wanderbegeisterte aus dem In- undAusland angesprochen werden

Das 2007 ins Leben gerufene Wander-guumltesiegel definiert klare Qualitaumltskriteriennach denen sich Regionen WanderdoumlrferWanderwege und Wanderbetriebe der Pruuml-fung und Zertifizierung durch ExpertInnenunterziehen koumlnnen Der Qualifizierungs-prozeszlig umfaszligt eine genaue Staumlrken- undSchwaumlchenanalyse des Wanderangebots miteiner konkreten Handlungsanleitung zurVerbesserung der Wanderinfrastruktur unddes Wanderprogramms Bei Erfuumlllung allerwander-qualitaumltsrelevanter Standards wirddas bdquoOumlsterreichische Wanderguumltesiegelldquo ver-liehen und damit eine verlaumlssliche qualitativhoch stehende Wanderqualitaumlt in allenTeilbereichen des Wanderns attestiert

Die Wanderregion Suumldliches Waldviertelbietet Wanderern auf aufbereiteten Touren

besondere Eindruumlcke inmitten einer weitlaumlu-figen und sanft huumlgeligen Wald- Fluss- undWiesenlandschaft Im Ysper- und Weitentalhingegen bricht das Hochland des Nord-waldes steil zur Donau hin ab sodaszlig dieWanderer hier echte Berg- und Gipfelerleb-nisse erwarten Die Erschlieszligung alter Pil-gerpfade wiederum verspricht auch meditati-ve Erlebnisse

Die vom Waldviertel Tourismus aufberei-teten Touren fuumlhren zu den Naturattraktio-nen des Waldviertels inklusive BerggipfelnAussichtsplaumltzen historischen Schauplaumltzenund Kulturguumltern Die maumlchtigen Granitforma-tionen der Wald in all seinen Erscheinungs-formen sowie ausgedehnte Felder eroumlffnenimmer neue Landschaftsbilder Neben derYsperklamm sind etwa die original erhalteneFolterkammer im Schloszlig Poumlggstall oder dasTal der Sonnenuhren weitere Houmlhepunkteauf den Wanderwegen

In der Wanderregion Suumldliches Waldvier-tel mit ihren insgesamt elf Gemeinden fin-den sich 62 Wandertouren wobei es sichgroszligteils um Rundwanderwege handelt Wei-ters existieren beschilderte Pilgerwander-wege zur Basilika Maria Taferl 21 gekenn-zeichnete Ausgangspunkte mit Orientierungs-uumlbersichten sowie rund 600 Kilometer mar-kierte Wanderrouten nach einem einheit-lichen Beschilderungskonzept und interna-tionalen Richtlinien laut dem NOuml Wander-wegekonzept httpwwwsuedlicheswaldviertelat

vl Reinhard Ferner (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel) Silvia Stadler(Waldviertel Tourismus Projektleiterin) Markus Hann (Waldviertel TourismusGeschaumlftsfuumlhrer) Sieghard Preis (Verein Oumlsterreichisches Wanderguumltesiegel)

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Chronik

Fruumlhling liegt in der Luft ndash und auch inden Blumenbeeten der Stadt wird der

Fruumlhling bald unuumlbersehbar sein In den Blu-mengaumlrten Hirschstetten laufen die Vorberei-tungen seit Wochen auf Hochtouren Rund350000 Fruumlhjahrsbluumlher ndash Primeln Gaumlnse-bluumlmchen Stiefmuumltterchen und Vergiszligmein-nicht ndash wurden in den letzten Monaten inden Blumengaumlrten Hirschstetten kultiviertDamit die Fruumlhlingsboten bereits bei ihrerAuspflanzung in voller Bluumlte stehen wurdeschon vor Jahreswechsel mit ihrer Kultivie-rung in Hirschstetten begonnen

Die beliebten Fruumlhlingsbluumlher werden inallen erdenklichen Farben erbluumlhen So gibtes bei den Primeln beinahe keine Farbe dienicht moumlglich scheint Bellis hingegen erbluuml-hen dagegen hauptsaumlchlich in den FarbenRot Rosa und Weiszlig Vergiszligmeinnicht inblau und weiszlig und die bdquoGesichterldquo der Stief-muumltterchen sind von cremeweiszlig uumlber gelbbis hin zu dunkelrot und blau So wird derFruumlhling in Wien mit aller Farbenpracht Will-kommen geheiszligen Sobald die jetzigen Maumlrz-temperaturen es zulassen werden die Blu-men von den MitarbeiterInnen der MA 42 ndashWiener Stadtgaumlrten in allen Parkanlagen undvielfach auch im Straszligenbereich gepflanztDamit die Wienerinnen und Wiener moumlg-lichst lange Freude an ihren bunten Fruumlh-jahrsbluumlhern haben wurden verschiedeneSorten gewaumlhlt deren Bluumltezeit sich uumlbermehrere Wochen erstreckt Wenn eine Sorteverbluumlht erbluumlht bereits die naumlchste So gibtes waumlhrend des Fruumlhlings in den Blumen-beeten der Stadt keinen bluumltenlosen Tag

Warten auf die ersten Sonnenstrahlen

Der bluumltenreiche Fruumlhling in Wien hatauch in den Blumenbeeten bereits im letztenHerbst begonnen Im September wurdeneine Million Tulpen- und Narzissenzwiebelnin den Boden bdquogelegtldquo die nach ihrembdquoWinterschlafldquo bereits jetzt das erste Gruumlnzeigen Auch sie werden in den kommendenWochen unsere Stadt in RotGelbOrange-Toumlne tauchen Davor werden noch ihre klei-nen bdquoVerwandtenldquo die Krokusse die Be-sucherinnen und Besucher in den WienerParkanlagen Willkommen heiszligen und aufden Fruumlhling rsquo09 einstimmen

Der Fruumlhling in Wienbeginnt in Hirschstetten350000 Primeln Stiefmuumltterchen amp Co lassen Wien erbluumlhen

Blumenpracht uumlberall in Wien ndash in unserem Bild vor der Karlskirche

Einer der unzaumlhligen Parks in der Bundeshauptstadt wo Millionen Blumen sprieszligen

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Im 57 Kilometer langen Tunnel Muumlnster ndashWiesing ist nach rund eineinhalb Jahren

Bauzeit am 6 Februar der Durchschlag zumNachbartunnel in Wiesing gegluumlckt Exaktum 1921 Uhr hat der Bohrkopf mit einemDurchmesser von 13 Metern die letzte Beton-sicherung durchbrochen Rund sechs Monatefruumlher als urspruumlnglich erwartet ist bdquoOttoldquo inWiesing angekommen

Rund um die Uhr hat sich der 2600 Ton-nen schwere Stahlkoloszlig seit Mitte 2007 taumlg-lich fast 10 Meter durch den Untergrund ge-arbeitet Dabei wurde einmal der Inn unter-fahren sowie die TIGAS-Leitung die Inntal-autobahn die bestehende Bahnstrecke unddie Wiesinger Bruumlcke ohne Probleme unter-quert Der gesamte Vortrieb fuumlr den zukuumlnf-tigen zweigleisigen Eisenbahntunnel erfolg-te im Lockermaterial und Grundwasser desInntalbodens die verwendete Vortriebsma-schine zaumlhlt zu den groumlszligten Europas

Der exakten Einfahrt in die Zielkavernebei Wiesing sind enorme Anstrengungen zurHerstellung des Tunnels vorangegangenRund 800000 Kubikmeter Ausbruch wur-den in Rohrleitungen aus dem Untergrundbefoumlrdert 23000 Betonfertigteile mit einemGesamtgewicht von mehr als 300000 Ton-nen in einer eigenen Produktionshalle herge-stellt und in den Tunnel eingebaut

Weitere Arbeitsschritte

Die Arbeiten zur Herstellung des fertigenEisenbahntunnels gehen ohne Unterbre-chung weiter Nach erfolgreichem Abschluszligdieses Vortriebes wird in den kommendendrei Monaten die TunnelvortriebsmaschinebdquoOttoldquo zerlegt und von der Baustelle ab-transportiert Anschlieszligend erfolgt bis vor-aussichtlich 2010 der Einbau einer Beton-innenschale die zum Schutz des Fertigteil-tunnels dient und die weitere bahntechnischeAusruumlstung ermoumlglicht Auch der Durch-schlag einer zweiten groszligen Tunnelvortriebs-maschine im Unterinntal wird noch imFruumlhjahr 2009 erwartet

Die neue Unterinntalbahn ist Teil dernoumlrdlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basis-tunnel 2003 sind die Hauptbaumaszlignahmen

angelaufen derzeit befindet sich das gesam-te Projektgebiet in Bau Die eisenbahntech-nische Ausruumlstung ist Ende 2008 angelaufenMit einer Gesamtlaumlnge von 40 Kilometern ndashdavon 32 Kilometer in Tunnels ndash bietet dieneue Unterinntalbahn ab 2012 der Trans-portwirtschaft zusaumltzliche umweltfreundli-che Schienenverkehrskapazitaumlten Ebenso

kann der Regionalverkehr im Tiroler Unter-land wirksam ausgebaut werden Anrainerder bestehenden Bahnanlagen zwischenKundl und Baumkirchen duumlrfen mit einerdeutlichen Laumlrmentlastung vor allem in denNachtstunden rechnen Das Projekt wird mitfinanziellen Mitteln der EU unterstuumltzt httpwwwbegcoat

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Chronik

Groszliger Tunneldurchschlag fuumlrneue Unterinntalbahn

Die beim Vortrieb zwischen Muumlnster und Wiesing eingesetzte TunnelbohrmaschineraquoOttolaquo hat am Abend des 6 Februar nach 585 Tagen ihr Ziel in Wiesing erreicht

Der Durchstich der Tunnelvortriebsmaschine gegluumlckt

Einfahrtskaverne im Los H3-6

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Mit dem neuen Fahrgastinformations-system setzen wir einen weiteren

wichtigen Schritt um den oumlffentlichen Ver-kehr kundenfreundlicher und damit attrakti-ver zu machen Wir unterstuumltzen damit denUmstieg vom Auto auf oumlffentliche Verkehrs-mittel helfen dem Klima und der Umweltund verbinden gleichzeitig Mobilitaumlt undWirtschaft mit nachhaltiger Regionalent-wicklungldquo so Umweltminister Niki Berla-kovich am 26 Febuar bei der Praumlsentation desvom Lebensministerium gefoumlrderten Pro-jekts bdquoZentren staumlrken ndash Fahrgastinforma-tionssystem Domplatz Eisenstadtldquo gemein-sam mit Landeshauptmann Hans Niessl undBuumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel imRahmen seines Burgenlandtags

Das vom Lebensministerium gefoumlrderteneue Fahrgastinformationssystem informiertdie Fahrgaumlste am Eisenstaumldter Domplatzeinem der wichtigsten Knotenpunkte des of-fentlichen Verkehrs im Burgenland zielge-richtet uumlber alle Busverbindungen und et-waige Verspaumltungen Die dafuumlr eingesetztenMonitore sind weltweit die ersten und groumlszlig-ten LCD Outdoor Screens Damit ist dasBurgenland Vorreiter im Bereich der Fahr-gastkommunikation

Das innovative Informationssystem fuumlrdie Benutzer der oumlffentlichen Busse ist Teildes Schirmprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquound ein Beitrag Oumlsterreichs zum ProgrammbdquoTHE PEP (Transport Health Environ-ment-Pan-European Programme) DiesesProgramm wurde federfuumlhrend von Oumlster-reich initiiert und hat als eine der Prioritaumltenden Schutz sensibler Gebiete Die RegionNeusiedler SeeFertouml-toacute wurde vom Lebens-ministerium als Modellregion ausgewaumlhltweil sie als oumlkologisch besonders sensibleWeltkulturerbe-Region auch einen beson-ders sensiblen Umgang mit Verkehr undInfrastruktur verlangt

Umweltfreundliche Mobilitaumltin der Praxis

bdquoEs freut mich daszlig wir mit diesem ge-meinsamen Projekt zahlreiche attraktiveAngebote fuumlr umweltfreundliche Mobilitaumltmachen koumlnnen Die vom Lebensministerium

mitgefoumlrderte Mobilitaumltszentrale in Eisen-stadt kann heute bereits den 10000sten Kun-den feiern Das zeigt wie groszlig die Nachfragenach einer guten Fahrgastberatung ist undwie wichtig diese Maszlignahmen sind um dieNutzung oumlffentlicher Verkehrsmittel fuumlreinen nachhaltigen Klimaschutz zu forcie-renldquo unterstrich Umweltminister Berlako-vich

Weitere erfolgreiche Projekte im Rahmendes Schrimprojekts bdquoUmweltvertraumlglicherVerkehr und Tourismus in sensiblen Ge-bieten ndash Region Neusiedler SeeFertouml-toacuteldquosind die Gmoabusse in Purbach Breiten-brunn und Moumlrbisch oder das Solarboot amNeusiedlersee als Beispiel fuumlr die Bandbreiteder Nutzung erneuerbarer Energie Das

Stadthafenprojekt in Neusiedl zeigt daruumlberhinaus wie die Koordination einer umwelt-freundlichen Stadt- und Verkehrsplanungaussehen kann

bdquoMir ist es wichtig dass durch diese Bei-spiele auch andere Gemeinden profitierenund aktiv etwas fuumlr den Klimaschutz tunDaher unterstuumltzen wir Betriebe und Ge-meinden auch mit dem Beratungs- und Foumlr-derungsprogramm klimaaktiv mobil beiFuhrparkumstellungen Radverkehrsprojek-ten oder der Forcierung von klimaschonen-den Mobilitaumltsmanagements Im Burgenlandsparen wir so gemeinsam mit zwoumllf Partnernbereits 5000 Tonnen CO2 jaumlhrlich einldquo be-tonte Umweltminister Niki Berlakovich ab-schlieszligend

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Chronik

Fahrgast-InfosystemUmweltminister und Landeshauptmann praumlsentierten Modellprojekt fuumlr

umweltvertraumlglichen Verkehr in oumlkologisch sensiblen Regionen in Eisenstadt

Landeshauptmann Hans Niessl Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Eisen-stadts Buumlrgermeisterin Andrea Fraunschiel praumlsentieren die neuen Monitore amEisenstaumldter Domplatz Foto Bgld Landesmedienservice

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Gastronomie amp Kulinarisches

Wer in einem NiederoumlsterreichischenWirtshauskultur-Betrieb war weiszlig

was Gemuumltlichkeit Gastfreundschaft undGaumenfreuden wirklich ausmachen Undgenau diesen Themen widmet sich seit 15 Jah-ren die Niederoumlsterreichische Wirtshauskul-tur denn sie hat sich voll und ganz der Pfle-ge und Wahrung authentischer Gastlichkeitund regionaler Spezialitaumlten verschrieben

Mehr als 270 Gastronomen sind in diesesGenusskulturprojekt eingebunden Im Pro-gramm der wirtshauskulturellen Veranstal-tungen kommt der alljaumlhrlichen Wahl zumTop-Wirt eine besondere Bedeutung zu wer-den doch dabei idealtypische gastronomi-sche Leistungen gewuumlrdigt bdquoDie hervorra-gende Entwicklung der Niederoumlsterreichi-schen Wirtshauskultur freut mich als neueTourismuslandesraumltin natuumlrlich besondersInitiativen wie die Wahl zum Top-Wirt tra-gen dazu bei die Wirte zu Houmlchstleistungen

zu motivieren Die NiederoumlsterreichischeWirtshauskultur hat sich zu einem der Aus-haumlngeschilder des Landes fuumlr Genieszliger ent-wickeltldquo so Tourismuslandesraumltin PetraBohuslav

Heuer wurde das Ergebnis der Top-Wirte-Wahl am 2 Maumlrz in der Babenbergerhalle inKlosterneuburg im festlichen Rahmen be-kannt gegeben

Der Sieger der Top-Wirte Wahl 2009 istder Haslauerhof in Haslau im NationalparkDonau-Auen Zum Aufsteiger des Jahreswurde der Retzbacherhof aus Unterretzbachim Weinviertel gewaumlhlt Als Einsteiger desJahres wurde das Gasthaus Goldenes Schiffin Tulln gewuumlrdigt

Weitere 49 Mitgliedsbetriebe der Nieder-oumlsterreichischen Wirtshauskultur haben beiden anonym vorgenommenen Tests so her-vorragend abgeschnitten daszlig sie 2009 dieAuszeichnung bdquoTop-Wirtldquo fuumlhren duumlrfen

Mit dem Haslauerhof wird ein Wirtshausausgezeichnet das ganz besonders mit sei-ner Region verbunden ist Roland Lukeschwirkt hier als Wirt und Koch und bietet sei-nen Gaumlsten eine ganze Reihe von Spezia-litaumlten die dem Nationalpark Donau-Auenentspringen etwa Wildgerichte von Au-hirsch Fasan oder Schnepfe sowie Koumlst-lichkeiten von Donaufischen Uumlberdies bie-tet der Haslauerhof einen prachtvollen Aus-blick auf die wilde Wasser- und Waldland-schaft der Donau-Auen

Mit der Auszeichnung bdquoAufsteiger desJahresldquo werden die Leistungen eines Wirts-hauses honoriert das sich gegenuumlber demVorjahr deutlich gesteigert hat Der TitelAufsteiger des Jahres wurde heuer HaraldPollak und dem Retzbacherhof zuerkanntund damit die Wiederbelebung eines tradi-tionsreichen Wirtshauses gewuumlrdigt DenWirtsleuten ist es gelungen das Haus in

Top-Wirt-Wahl 2009Mit der Wahl des Top-Wirts sowie des Aufsteigers und Einsteigers desJahres wurden heuer zum elften Mal die hervorragenden Haumluser der

Niederoumlsterreichischen Wirtshauskultur geehrt

vl Ulli Amon Jell (Obfrau Niederoumlsterreichische Wirtshauskultur) Thomas Baumgartlinger Gasthaus Goldenes Schiff(Einsteiger des Jahres 2009) Harald Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Roland Lukesch Haslauerhof (Top-Wirt 2009) Sonja Pollak Retzbacherhof (Aufsteiger des Jahres 2009) Tourismuslandesraumltin Dr Petra Bohuslav MarcoPennerstorfer (Koch Gasthaus Goldenes Schiff 2009) Christoph Madl (Geschaumlftsfuumlhrer der Niederoumlsterreich-Werbung)

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neuem Glanz erstrahlen zu lassen und einuumlberaus reizvolles Ambiente bodenstaumlndigerGastlichkeit zu bewahren

Als bdquoEinsteiger des Jahresldquo wird jenesWirtshaus geehrt das unter allen Wirtshaumlu-sern die sich zum ersten Mal an der Wahlzum Top Wirt beteiligen die houmlchste Punk-teanzahl erreicht Das traf heuer auf dasGoldene Schiff in Tulln zu Mit ThomasBaumgartlinger hat die 5 Generation einerWirtsfamilie das Ruder im Goldenen Schiffuumlbernommen Seither steuert das Wirtshausauf einem kulinarisch uumlberaus attraktivenKurs was mit der Auszeichnung bdquoEinsteigerdes Jahresldquo Anerkennung findet

Als Top-Wirte werden Gastronomiebe-triebe ausgezeichnet die in anonym durch-gefuumlhrten Tests besonders hohe Wertungenerreichen Sie muumlssen den Leitlinien derNiederoumlsterreichischen Wirtshauskultur ent-sprechen die eine Reihe markanter Eigen-schaften fordern Echte Gastlichkeit zurSaison passend angebotene regionale Beson-derheiten aus Kuumlche und Keller ein optima-les Verhaumlltnis von Preis und Leistung sowiedie enge Zusammenarbeit mit der heimi-schen Landwirtschaft

Top-Wirt-Sieger Aufsteiger und Einstei-ger des Jahres werden von einer Jury ge-waumlhlt der hochkaraumltige Experten fuumlr speziellniederoumlsterreichische Gastlichkeit angehouml-ren Heuer waren dies unter anderen HaraldKnabl CR der NOumlN KR Rudolf RumplerObmann der Fachgruppe Gastronomie derWK-NOuml Richard Grasl CR des ORF NOumlUlli Amon-Jell Obfrau der Niederoumlsterrei-chischen Wirtshauskultur und Lorenzo Mo-relli Gourmet und Tester

Mitgliedsbetriebe erkennt man uumlbrigensein einem gruumlnen Schild

Top Wirte-Sieger vergangener Jahre

2008 Goldenes Bruumlndl in Oberrohrbach2007 Gasthaus Schmutzer in Winzendorf2006 DER jungWIRT in Goumlttlesbrunn2005 Gastwirtschaft Floh in Langenlebarn2004 Gasthof Zum Lustigen Bauern in

Zeiselmauer2003 Gasthaus Kalteis in Kirchberg an der

Pielach2002 Gasthaus Zum Blumentritt in

St AegydNeuwald2001 Landgasthof Jeitler in

BrombergOberschlatten2000 Gasthaus Jell in Krems1999 Gasthaus Schwarz in Noumlhagen

Alle zur Niederoumlsterreichischen Wirtshaus-kultur httpwwwwirtshauskulturat

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Gastronomie amp Kulinarisches

Roland Lukesch (Haslauerhof) ist raquoTop-Wirt 2009laquo

Harald Pollak (Retzbacherhof) ist raquoAufsteiger des Jahres 2009laquo

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Kulturministerin Claudia Schmied uumlber-reichte am 12 Feber im Audienzsaal

des Bundesministeriums fuumlr UnterrichtKunst und Kultur das Oumlsterreichische Ehren-kreuz fuumlr Wissenschaft und Kunst anMaestro Mariss Jansons eine der herausra-genden Dirigentenpersoumlnlichkeiten der Ge-genwart Die Laudatio haumllt Thomas Angyan

Der 1943 im lettischen Riga geboreneSohn des Dirigenten Arvid Jansons studierteVioline Viola und Klavier und absolvierteseine musikalische Ausbildung am Lenin-grader Konservatorium in Dirigieren mitAuszeichnung Studien in Wien bei HansSwarowski und in Salzburg bei Herbert vonKarajan schlossen sich an 1971 gewannMariss Jansons den Dirigentenwettbewerbder Herbert-von-Karajan-Stiftung in BerlinMaszliggeblich gepraumlgt wurde er durch denlegendaumlren russischen Dirigenten JewgenijMrawinskij der Mariss Jansons 1971 alsAssistenten zu den Leningrader Philharmo-nikern holte Mariss Jansons blieb diesemOrchester den heutigen St PetersburgerPhilharmonikern bis 1999 als staumlndigerDirigent verbunden und leitete das Orchesterin dieser Zeit weltweit auf Tourneen Nebenseinen dirigentischen Verpflichtungen hatteMariss Jansons uumlber fast 30 Jahre von 1971bis 2000 eine Professur fuumlr Dirigieren amSt Petersburger Konservatorium inne Er istEhrendoktor der Musikakademien von Oslound Riga

Mariss Jansons ist seit 2003 Chefdirigentvon Symphonieorchester und Chor desBayerischen Rundfunks 2004 trat MarissJansons zudem die Position des Chefdiri-genten des Koumlniglichen Concertgebouw-orchesters in Amsterdam an Von 1979 bis2000 setzte Mariss Jansons Maszligstaumlbe alsChefdirigent der Osloer Philharmoniker dieer zu einem internationalen Spitzenorchesterformte Auszligerdem war er Erster Gastdirigentdes London Philharmonic Orchestra (1992-1997) und Musikdirektor des PittsburghSymphony Orchestra (1997-2004) Mit sei-nen beiden Orchestern aus Olso und Pitts-burgh absolvierte Jansons zahlreiche Tour-neen in die wichtigsten Musikzentren derWelt und zu den bedeutendsten Festivals wiejenen von Salzburg Luzern und Edinburghsowie zur Londoner Proms

Daruumlberhinaus hat er mit allen bedeuten-den Orchestern der Welt erfolgreich zusam-mengearbeitet ua mit dem New York Phil-harmonic Orchestra dem Philadelphia unddem Cleveland Orchestra dem Chicago unddem Boston Symphony Orchestra dem IsraelPhilharmonic Orchestra dem London Sym-phony Orchestra dem Tonhalle-OrchesterZuumlrich und der Saumlchsischen StaatskapelleEinen besonderen Stellenwert nehmen dabeidie Wiener und Berliner Philharmoniker einDiese Orchester dirigiert Jansons regelmaumlszligigin Wien und Berlin aber auch auf Tourneendurch Europa die USA und Japan Mit die-sen beiden und anderen Orchestern ist erregelmaumlszligig bei den Salzburger Festspielenzu Gast 2006 leitete Jansons erstmals dasNeujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Besondere Bedeutung hat fuumlr Mariss Jan-sons die Arbeit mit jungen Musikern Er diri-gierte das Gustav Mahler Jugendorchester aufeiner europaweiten Tournee und arbeitete mitdem Attersee Institute Orchestra mit dem erbei den Salzburger Festspielen auftrat InMuumlnchen gibt er regelmaumlszligig Konzerte mitbayerischen Jugendorchestern und der Aka-demie des Symphonieorchesters des Bayeri-schen Rundfunks Mariss Jansons ist Kuumlnst-lerischer Leiter des Masterprice-Wettbewerbsfuumlr zeitgenoumlssische Musik in London

Die Diskographie des Dirigenten istauszligerordentlich umfangreich und umfaszligtviele preisgekroumlnte Einspielungen Interna-tional groszlige Beachtung fand Jansons mitdem Tschaikowskij-Zyklus den er mit denOsloer Philharmonikern aufgenommen hatDie Einspielung von Schostakowitschs Sieb-ter Symphonie mit den Leningrader Phil-harmonikern gewann den Edison Preis 1989Berliozrsquo bdquoSymphonie fantastiqueldquo mit demConcertgebouworchester wurde mit demhollaumlndischen Luister-Preis und DvoraacuteksFuumlnfte Symphonie mit dem Penguin Awardausgezeichnet Mariss Jansons erhielt auszliger-dem mehrmals den Preis der deutschenSchallplattenkritik Seine Interpretationenvon Gustav Mahlers Erster und NeunterSymphonie mit den Osloer Philharmonikern(2003) und Mahlers Sechster mit demLondon Symphony Orchestra (2004) wurdenmit dem bdquoToblacher Komponierhaumluschenldquoausgezeichnet einer besonderen Anerken-nung fuumlr die beste Mahler-Interpretation un-serer Tage

Mariss Jansons erhielt zahlreiche interna-tionale Preise und Ehrungen

Er ist Ehrenmitglied der Gesellschaft derMusikfreunde in Wien sowie Honorary Mem-ber der Royal Academy of Music in Lon-don

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Personalia

Hohe Auszeichnung fuumlrMaestro Mariss Jansons

Kulturministerin Claudia Schmied und Maestro Mariss Jansons

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Daszlig das Andenken an den unvergessenenWiener Alterzbischof Mann des Kon-

zils und allseits geachteten bdquoPontifex austria-cusldquo in vielfacher Weise wach ist belegteine Reihe von Veranstaltungen rund um sei-nen Todestag Bischof Egon Kapellari zele-briert als Praumlsident der bdquoKardinal-Koumlnig-Stiftungldquo am 13 Maumlrz um 18 Uhr einen Ge-denkgottesdienst im Wiener StephansdomPersoumlnlichkeiten aus Religion WissenschaftPolitik Wirtschaft und Medien nehmen am14 Maumlrz im Wiener Kardinal-Koumlnig-Hausan einem Symposion zum Thema bdquoGewis-senldquo teil die langjaumlhrige Buumlroleiterin desKardinals (und Wiener Dioumlzesanarchivarin)Annemarie Fenzl bringt gemeinsam mitWolfgang Moser das Buch bdquoKardinal Kouml-nig ndash Woher komme ich Wohin gehe ichAnregungen fuumlr ein angstfreies Lebenldquo her-aus Das Buch wird am 11 Maumlrz in der Un-terkirche des Stephansdoms ndash in unmittelba-rer Naumlhe zur Grabstaumltte Kardinal Koumlnigs ndashpraumlsentiert

Zu der Messe am 13 Maumlrz werden zahl-reiche Weggefaumlhrten und Schuumller KardinalKoumlnigs erwartet aber auch viele einfacheGlaumlubige die den bdquoHerzenskardinalldquo nichtvergessen haben Die bdquoKardinal-Koumlnig-Stif-tungldquo hat den Dom-Musicus ThomasDolezal beauftragt ein Konzept fuumlr die Ge-staltung des Gottesdienstes zu entwerfenDolezal geht von dem Schriftwort aus bdquoAllesvergeht aber der Name des Frommen wirdnicht getilgtldquo Die Gestaltung wird im Sinndes Testaments des Kardinals (bdquoVergeszligt anmeinem Sarg die Osterkerze nichtldquo) insge-samt bdquooumlsterlich-zuversichtlichldquo sein In sei-nem Konzept versammelt Dolezal die groszligenJubilaumlumsgestalten des heurigen Jahres diezugleich Bezuumlge zum Denken Kardinal Kouml-nigs repraumlsentieren Texte des Apostels Pau-lus Musik von Felix Mendelssohn-Barthol-dy (aus dem Oratorium bdquoPaulusldquo) GeorgFriedrich Haumlndel (aus dem Oratorium bdquoDerMessiasldquo) und Joseph Haydn In den dreigroszligen Komponisten komme die oumlkumeni-sche Weite zum Ausdruck ebenso im Ge-brauch der verschiedenen Sprachen ndash latei-nisch englisch deutsch Fuumlr die musikali-sche Gestaltung sorgen unter der Leitungvon Thomas Dolezal Solisten Chor und Or-chester von bdquoArs musicaldquo

Neues Buch zeigt denKardinal als Seelsorger

Die bdquounverruumlckbaren Prinzipien seinerseelsorglichen Arbeit und sein Mut machen-des Kirchenbildldquo zeigen Annemarie Fenzlund Wolfgang Moser in ihrem neuen Buchuumlber den Kardinal auf Die Autoren wollenzeigen daszlig das bdquoLebensrezeptldquo KardinalKoumlnigs auf jeden Menschen anwendbar istbdquoWer den Glauben so ernst nimmt wie er esgetan hat dem eroumlffnen sich ungeahnteMoumlglichkeiten fuumlr ein gegluumlcktes und angst-freies Daseinldquo heiszligt es in einer Aussendungdes bdquoStyrialdquo-Verlages Als bdquoKoumlnig der Her-zenldquo und bdquoSeelen-Friedensstifterldquo sei der Kar-dinal unvergessen bdquolebendig geblieben invielen Menschen ist auch die Erinnerung anseine Offenheit und seine Zuversicht seineSorge um die Menschen und sein Interessean ihrem Leben wie es wirklich ist undseine Suche nach Antworten ndash gemeinsammit ihnenldquo

raquoBruumlckenbauerlaquo imweitesten Sinn des Wortes

Der Wiener Alterzbischof starb vor fuumlnfJahren im 99 Lebensjahr Er galt weit uumlberden kirchlichen Bereich hinaus als bdquoBruumlcken-bauerldquo im weitesten Sinn des Wortes Dasvon Kardinal Christoph Schoumlnborn geleiteteRequiem verdeutlichte nochmals eindruumlck-

lich wie breit die Wertschaumltzung fuumlr Koumlnigwar Der Dom war damals bis auf den letz-ten Platz gefuumlllt Auch auf dem Stephans-platz hatten sich trotz des naszligkalten WettersTausende Menschen versammelt

Bereits in den Tagen davor hatten zigtau-sende Menschen in Stille und Gebet vonKardinal Koumlnig Abschied genommen dessensterbliche Huumllle in der Vierung des Domsaufgebahrt war Sowohl beim Requiem alsauch bei der Aufbahrung hatten viele Men-schen Traumlnen in den Augen Auffallend warder hohe Anteil junger Leute unter den Trau-ernden Priester und Laien Katholiken undNichtkatholiken bezeichneten das Begraumlbniseinmuumltig als ein bdquotiefes spirituelles Ereig-nisldquo in dem noch einmal deutlich wurdewie sehr Kardinal Koumlnig aus der Botschaftdes Evangeliums gelebt hatte

Mehr bdquoPontifexldquo als mancher Papst ndash sobeschrieb der katholische Publizist Histori-ker und Vatikanspezialist Hansjakob StehleKardinal Franz Koumlnig nach dessen Tod Ineinem Nachruf wuumlrdigte er Koumlnig als bdquoeinenWege bahnenden Bruumlckenbauerldquo Dabei ha-be Koumlnig bdquonie einer kirchenfuumlrstlichen Poseldquobedurft um glaubhaft den Dialog zwischenReligionen und Konfessionen Glaumlubigenund Nichtglaubenden zwischen Traditionund Erneuerung zu foumlrdernldquo httpstephanscomat

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Personalia

Kirche gedenkt Kardinal KoumlnigsAm 13 Maumlrz jaumlhrt sich der Todestag des unvergeszliglichenen Wiener Alterzbischofs

zum fuumlnften Mal ndash Gedenkgottesdienst mit Bischof Egon Kapellari

Unser Bild zeigt Wiens Buumlrgermeister Michael Haumlupl Bundespraumlsident Thomas Klestil(dagger 6 Juli 2004) Kardinal Franz Koumlnig (dagger 13 Maumlrz 2004) und Wiens Alt-Buumlrgermei-ster Helmut Zilk (dagger 24 Oktober 2008) bei der Eroumlffnung des 4 InternationalenHerzl-Symposion im April 2002 Foto Pressefoto Votava

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Wissenschaft amp Technik

Forschungsarbeiten oumlsterreichischer Spit-zenmediziner machen weltweit Schlag-

zeilen Nachdem die Studie 12 der Studien-gruppe ABCSG bereits beim Kongreszlig deramerikanischen Krebsgesellschaft ASCOgroszliges Aufsehen erregt hatte werden die Er-gebnisse jetzt in der renommierten Fachzeit-schrift bdquoNew England Journal of Medicineldquopubliziert ndash eine Auszeichnung die nurwenigen oumlsterreichischen Forschern zuteilwird Die Studie befaszligt sich mit Brustkrebsbei juumlngeren Patientinnen und zeigt Chancenauf das Wiedererkrankungsrisiko bei Brust-krebs deutlich zu senken und die Uumlberle-benschancen der betroffenen Frauen zu stei-gern

Studienleiter Univ-Prof Michael Gnantvon der Medizinischen Universitaumlt in Wiender Praumlsident der ABCSG faszligt die neuenErkenntnisse zusammen bdquoDie ABCSG-12Studie hat gezeigt daszlig eine neue Form derBrustkrebstherapie die Uumlberlebenschancenvon praumlmenopausalen Frauen mit hormonre-zeptorsensitivem fruumlhen Brustkrebs deutlichsteigert und die Gefahr von Rezidiven senktBei diesen Frauen geht das Risiko einer neu-erlichen Krebsbildung nach einer erfolgrei-chen Operation um 36 Prozent gegenuumlberjenen Patientinnen signifikant zuruumlck welchedie bisher uumlbliche Standardtherapie erhal-tenldquo

Die Mediziner haben bei ihren For-schungsarbeiten praumlmenopausalen Brust-krebspatientinnen zusaumltzlich zur Antihormon-therapie noch das Bisphosphonat Zoledron-saumlure verabreicht Die Wirkung war auszligeror-dentlich positiv wie eine Langzeituntersu-chung ergeben hat Nicht nur daszlig die Wieder-erkrankungsrate bei den mit dieser Kombi-nation behandelten Patientinnen wesentlichniedriger ist sind auch die Uumlberlebenschan-cen spuumlrbar verbessert Mehr als 98 Prozentdieser Brustkrebspatientinnen sind fuumlnf Jah-re nach der Diagnose ndash eben auch ohne diezB in den USA routinemaumlszligig uumlbliche adju-vante Chemotherapie ndash noch am Leben ten-denziell wurde eine Verbesserung des Ge-samtuumlberlebens durch die Bisphosphonatbe-handlung beobachtet

Die internationale Fachwelt registriertdiese eindrucksvollen Forschungsergebnissemit groszliger Aufmerksamkeit Ihre Bedeutungfuumlr die wissenschaftliche Gemeinschaft zeigtdie nun erfolgte Veroumlffentlichung im renom-mierten bdquoThe New England Journal of Medi-

cineldquo (NEJM) wohl der beruumlhmtesten medi-zinischen Fachzeitschrift uumlberhaupt

In dem Magazin werden ausschlieszliglichStudienergebnisse publiziert die houmlchstenQualitaumltsanspruumlchen gerecht werden undbahnbrechende Fortschritte in der Therapieerwarten lassen Das Journal erscheint wouml-chentlich in englischer Sprache und behan-delt alle Teilgebiete der Medizin

Nur selten gelingt es oumlsterreichischenMedizinern ihre Beitraumlge die von Fachgut-achtern penibel analysiert werden in dieserweltweit beachteten Publikation zu verbrei-ten Im gesamten Vorjahr wurden z B vierVeroumlffentlichungen unter bdquoAustrialdquo aufgeli-stet ndash und davon war lediglich bei einer Ar-beit ein Oumlsterreicher der Erstautor

Der bahnbrechende Beitrag der oumlsterrei-chischen Arbeit besteht neben den spektaku-laumlren Ergebnissen der erfolgreichen Patien-tinnenbehandlung darin daszlig damit eineBeeinflussung des Mikroklimas in bestimm-ten Bereichen des Knochenmarks gelungenzu sein scheint die fuumlr das Uumlberleben soge-nannter bdquoschlafenderldquo Tumorzellen sorgenDies koumlnnte in den naumlchsten Jahren bei ver-schiedenen Tumorerkrankungen zum endguumll-tigen Durchbruch vor allem im Fruumlhstadiumder Erkrankung fuumlhren

Die ABCSG-12 Studie (Austrian Breast ampColorectal Cancer Study Group Trial 12)wurde im Jahr 1999 begonnen und ist eineoffene multizentrische Phase-III-Studie mit1803 praumlmenopausalen Frauen mit Oumlstro-genrezeptor-positivem Brustkrebs (StadiumI oder II) mit weniger als 10 befallenen axil-laumlren Lymphknoten Nach einer erfolgrei-chen Operation und Beginn einer Goserelin-therapie zur Suppression der Ovarfunktionwurden die Patientinnen in 4 Studienarmerandomisiert 1 Arm Anastrozol + Zometa2 Arm Anastrozol allein 3 Arm Tamo-xifen + Zometa 4 Arm Tamoxifen alleinDie Frauen wurden drei Jahre lang behandeltund anschlieszligend zwei Jahre lang beobach-tet

Patientinnen in den Studienarmen 1 und 3erhielten waumlhrend des Behandlungszeit-raums alle sechs Monate eine Infusionen mit4 mg Zoledronsaumlure Nach einem medianenFollow-up nach fuumlnf Jahren erfolgte die Da-tenauswertung Die Zugabe von Zoledron-saumlure zu Anastrozol oder Tamoxifen verlaumln-gerte das krankheitsfreie und rezidivfreieUumlberleben signifikant In der Gruppe derFrauen die Zoledronsaumlure zusaumltzlich zur Hor-montherapie erhalten hatten waren 3 Pro-zent weniger Rezidive aufgetreten das ent-spricht einer Risikoreduktion von 36 Pro-zent Zoledronsaumlure reduzierte nicht nur dasAuftreten von Knochenmetastasen sondernauch von anderen Fernmetastasen kontrala-teralem Brustkrebs und lokoregionaumlrenRezidiven

Der exakte Wirkmechanismus ist nochnicht geklaumlrt Prof Gnant bdquoZoledronsaumlurekoumlnnte disseminierte so genannte schlafen-delsquo Tumorzellen angreifenldquo Im Labor konn-te gezeigt werden daszlig Zoledronat die Tu-morausbreitung auf verschiedene Weise er-schweren kann durch die Hemmung desWachstums von kleinen Blutgefaumlszligen durchdie Stimulierung von krebsbekaumlmpfendenAbwehrzellen durch Induktion der Tumor-zellapoptose (des programmierten Zelltodes)sowie durch die Verbesserung der Aktivitaumltanderer antitumoraler Therapien httpwwwmeduniwienacat

Studienleiter Univ-Prof Michael GnantMedizinische Universitaumlt in Wien

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Brustkrebs Oumlsterreichschreibt TherapiegeschichteRevolutionaumlre Erkenntnisse fuumlr junge Brustkrebspatientinnen aus der

ABCSG-Studie 12 in raquoThe New England Journal of Medicinelaquo publiziert

Laufend begehen Millionen Zellen unse-res Koumlrpers Selbstmord damit andere

leben koumlnnen Dieser Vorgang wird alsApoptose bezeichnet Der selbstzerstoumlreri-sche Prozeszlig ist aumluszligerst wichtig um nichtmehr benoumltigte oder gefaumlhrliche Zellen zueliminieren Jede Zelle hat im Erbgut einbdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo das auf be-stimmte Signale hin ausgeloumlst wird Wie die-ser programmierte Zelltod eingeleitet wirdist eine der brennendsten Fragen in der Bio-logie da sie besonders eng mit der Entste-hung von Krebs zusammenhaumlngt Genaudiese Frage konnte von den Wissenschaft-lern der Universitaumlt Salzburg in Zusam-menarbeit mit dem Burnham Institut inKalifornien beantwortet werden bdquoWir habendie Kristallstruktur des Fas-FADD-Kom-plexes aufgeklaumlrt und erhielten dadurch alserste Einblick auf den Todeskomplex DISC(Death inducing Signaling Complex)ldquoerlaumlutert Robert Schwarzenbacher Mit einerReihe von eleganten Experimenten zeigtendie Wissenschafter auf wie der program-mierte Zelltod funktioniert

Mit der Aufklaumlrung des programmiertenZelltods wurde eine elementare Grundlagefuumlr neue Therapien gegen Krankheiten wieKrebs Alzheimer AIDS oder Leberversagengeschaffen Bei Krebs und Alzheimer stimmtdie Balance zwischen neu gebildeten und ab-sterbenden Zellen nicht Sterben zu wenigZellen koumlnnen Tumore die Folge sein ster-ben zu viele Zellen drohen degenerativeKrankheiten wie Alzheimer Bei vielenKrebsarten funktioniert die Apoptose nichtObwohl die Zellen absterben sollten tun siedas nicht sie sind apoptoseresistent Ziel derForschung ist es daher die Apoptose gezieltzu steuern um einen kontrollierten Zelltodbei entarteten Zellen auszuloumlsen Die Erfor-schung des programmierten Zelltods wirddazu fuumlhren daszlig Krebs kuumlnftig nicht mehrmit schweren Medikamenten oder Strahlen-therapie behandelt wird sondern mit leichtvertraumlglichen Medikamenten die den Koumlr-per selbst zur erfolgreichen Bekaumlmpfung derKrankheit stimulieren

Im Erwachsenenalter muszlig der menschli-che Organismus verbrauchte funktionsunfauml-hige oder beschaumldigte Zellen beiseite schaf-fen Wissenschafter schaumltzen daszlig ohne pro-grammierten Zelltod ein 80jaumlhriger rundzwei Tonnen Knochenmark und eine Darm-laumlnge von 16 Kilometern haumltte Auch in derEmbryonalentwicklung spielt Apoptose eineentscheidende Rolle Der menschliche Em-bryo traumlgt zunaumlchst bdquoSchwimmhaumluteldquo zwi-schen Fingern und Zehen die spaumlter aberwieder zuruumlckgebildet werden sollen Dazuwird das bdquoSelbstzerstoumlrungsprogrammldquo inden Zellen der Finger-Haumlute aktiviert

Apoptose hat viele Facetten Zum einenist der Zelltod Voraussetzung fuumlr die richtige

Entwicklung der Zellteilung zum anderenmuumlssen Zellen ausgesondert werden die ihreFunktion erfuumlllt haben oder den Gesamtorga-nismus gefaumlhrden Das Apoptose-Programmeliminiert die betroffenen Zellen binnen we-niger Stunden Die Todesbotschaft bringenhaumlufig Botenstoffe die an bestimmte Pro-teine auf der Zelloberflaumlche andocken DiesebdquoAndockstellenldquo werden deshalb auch bdquoTo-des-Rezeptorenldquogenannt Wenn die Zelle dasSignal zum Selbstmord empfangen hat wirdsie von innen her abgebaut und zerbricht dannin viele kleine Fragmente die von Freszligzel-len aufgenommen werden Ein perfekterSelbstmord der keine Spuren hinterlaumlszligt httpwwwuni-salzburgat

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Raumltsel um programmiertenZelltod geloumlst

Die Strukturbiologen Robert Schwarzenbacher und Stefan Riedl von der UniversitaumltSalzburg haben den Schluumlsselmechanismus des programmierten Zelltodes aufge-

klaumlrt Ihre Ergebnisse sind im britischen Wissenschaftsjournal Nature nachzulesen

Kristallstruktur des Fas-FADD Komplexes Grafik Universitaumlt Salzburggap

Aus den Wurzeln des Edelweiszlig habenInnsbrucker Forscher einen Stoff ge-

wonnen der die Therapie von Gefaumlszligerkran-kungen revolutionieren koumlnnte Sie erhaltennun vom Bund finanzielle Unterstuumltzungum die bereits zum Patent angemeldete Ideezur Marktreife weiterzuentwickeln

An der Abteilung Pharmakognosie desInstituts fuumlr Pharmazie der Universitaumlt Inns-bruck suchen Wissenschaftler um Prof Her-mann Stuppner mit Hilfe modernster phyto-chemischer Methoden und analytischer Hoch-leistungsverfahren nach Naturstoffen die alsArzneimittel dienen koumlnnten Sie richten da-bei ein besonderes Augenmerk auf traditio-nelle Arzneipflanzen der heimischen und derasiatischen Volksmedizin So untersuchteStuppner gemeinsam mit Stefan Schwaigervom Institut fuumlr Pharmazie auch die Inhalts-stoffe des Edelweiszlig und wurde in dessenWurzeln fuumlndig

In Zellkulturanalysen durchgefuumlhrt vonProf Guumlnther Laufer und Priv-Doz DavidBernhard von der Univ-Klinik fuumlr Herzchi-rurgie der Medizinischen Universitaumlt Inns-bruck erwies sich einer der Inhaltstoffe dasLeoligin als wirksames Mittel gegen Ver-dickungen der Innenwand von Blutgefaumlszligen

Wirksamer Naturstoff

Gefaumlszligwandverdickungen zaumlhlen zu denwichtigsten Ursachen vieler Herzkreislauf-erkrankungen und bilden die Vorstufe vonArteriosklerose der haumlufigsten Todesursa-che in der westlichen Welt Auch bei chirur-gischen Eingriffen an Gefaumlszligen wie etwa beiBypaszligoperationen spielen diese Verdickun-gen eine entscheidende Rolle Die viel ver-sprechenden Innsbrucker Ergebnisse konn-ten in Untersuchungen der Forschergemein-schaft an Maumlusen bestaumltigt werden Die ein-malige Gabe von Leoligin verringerte dieunerwuumlnschten Gefaumlszligwandverdickungen inVenen-Bypaumlssen im Vergleich zu unbehan-delten Maumlusen um die Haumllfte Einzigartigmacht den Naturstoff daszlig Leoligin im Ge-gensatz zu bisher eingesetzten Medikamen-ten die Gefaumlszliginnenwand nicht angreift undsogar bereits existierende Verdickungenreduziert Mit Leoligin beschichtete Stents(bdquodrug eluting stentsldquo) koumlnnten daher auchdie bisher notwendige Kombinationsthera-pie mit weiteren Medikamenten eruumlbrigen

Zur Marktreife entwickeln

Im Rahmen des uniinvent-Programmszur Foumlrderung der Patentverwertung wurdedie Idee der Innsbrucker Wissenschaftler nunim PRIZE-Wettbewerb als eines von 12 Pro-jekten ausgewaumlhlt Das Wirtschaftsmini-sterium unterstuumltzt uumlber die oumlsterreichischeFoumlrder- und Finanzierungsbank austria wirt-schaftsservice das Projekt mit uumlber 130000Euro Mit den Mitteln soll die Substanz wei-ter optimiert dessen Einfluszlig auf die Zell-zyklusregulation erforscht und die Wirkungin einem Bypaszlig-Groszligtier-Modell uumlberpruumlftwerden bdquoDadurch werden die Verwertungs-chancen erhoumlht und die Weiterentwicklunghin zu einem marktfaumlhigen Produkt ermoumlg-lichtldquo sagt Cornelia Rhomberg vom pro-jektservicebuumlro der Universitaumlt InnsbruckbdquoAufgrund der Datenlage und des hohenMarktpotentials der Entdeckung hat dieUniversitaumlt bereits im Sommer 2008 ein Pa-tent angemeldet das Leoligin und verwand-te Derivate als Medikament zur BehandlungVerhinderung und Umkehr der Gefaumlszligwand-verdickung als Wirkstoffloumlsung zur Appli-kation auf das Bypaszlig-Transplantat sowie alsWirkstoff eines Implantats mit kontrollierterWirkstoff-Freisetzung (bdquodrug eluting stentsldquo)international schuumltztldquo

Forschungsschwerpunkte

Das Institut fuumlr Pharmazie AbteilungPharmakognosie an der Leopold-Franzens-Universitaumlt Innsbruck befaszligt sich in seinerForschungsarbeit mit der

Isolierung und Strukturaufklaumlrung vonSekundaumlrstoffen aus houmlheren Pflanzenmit potentieller pharmakologischer Akti-vitaumlt Im Mittelpunkt des Interesses ste-hen dabei Naturstoffe mit entzuumlndungs-hemmender antitumoraler und antibakte-rieller Aktivitaumlt (FWF-Projekt P14389)derNutzung sekundaumlrer Pflanzenstoffe (Ses-quiterpenlactone Flavonoide und pheno-lische Carbonsaumluren) als chemische Mar-ker fuumlr die Beantwortung von Fragen derTaxonomie und Systematik innerhalb derFamilie der Asteraceae und Apiaceae(FWF-Projekt P15594) derAnalytik und Qualitaumltsbeurteilung von(Arznei-)Pflanzen mit Hilfe der GCHPLC CE (CZE CEC MEKC) und ent-sprechender Kopplungstechniken (GCMS HPLCMS und CEMS) und der Suche nach pflanzlichen Wirkstoffen mitHilfe von Pharmakophormodelling undbdquoin Silico Screeningldquo

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Aus den Wurzeln des Edelweiszlig haben Innsbrucker Forscher einen Stoff gewonnender die Therapie von Gefaumlszligerkrankungen revolutionieren koumlnnte

Edelweiszlig gegen ArterioskleroseNeuer Wirkstoff koumlnnte Haltbarkeit von Bypaumlssen verbessern

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Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen vonFebruar 2009 bis Februar 2010 werden

sich in Wien mit Leben und Werk CharlesDarwins befassen

Drei fundamentale Kraumlnkungen kenntlaut Freud die Geschichte des MenschenDie erste Kraumlnkung fuumlgte der Menschheit dieEntdeckung zu daszlig sich die Erde um dieSonne dreht und wir uns nicht im Mittel-punkt des Universums befinden Fuumlr die drit-te Kraumlnkung uumlbernahm Freud selbst die Ver-antwortung Er wies nach daszlig wir nur einenbeschraumlnkten Teils des Bewuszligtseins kontrol-lieren Dazwischen war Darwin Er konntebeweisen daszlig Gott den Menschen nicht nachseinem Ebenbild erschaffen hatte ndash sonderndaszlig der Mensch dem Tierreich entstammt

Mit der Wiener Vorlesung bdquoEntzauberungder Welt ndash Beleidigung des Menschenldquostartete das von der Stadt Wien initiierteCharles-Darwin-Jahr 2009 bdquoEs sind nur we-nige geniale konsistente umfassende Ent-wuumlrfe die das gegenwaumlrtige wissenschaftli-che Weltbild geformt habenldquo so HubertChristian Ehalt Koordinator der WienerVorlesungen bdquoCharles Darwins Evolutions-theorie ist wohl der wichtigste und heutewirksamste darunterldquo

Am 3 Maumlrz lud die Oumlsterreichische Aka-demie der Wissenschaften (OumlAW) gemein-sam mit der Universitaumlt Wien und den Wie-ner Vorlesungen zum Symposium bdquoEvolu-tion ndash Die Grundlage fuumlr ein Verstehen desWandels in der Weltldquo Im Verlauf von vierTagen wurde untersucht wie die Evolutions-theorie sich in den verschiedenen wissen-schaftlichen Disziplinen abbildet ndash derBogen reichte von der Neurobiologie uumlberdie Oumlkonomie bis zur Kunstgeschichte

Anlaumlszliglich dieses Symposiums haben derBundesminister fuumlr Wissenschaft und For-schung Johannes Hahn und die OumlAW eineaktuelle Studie zu den Einstellungen der Oumls-terreicherinnen und Oumlsterreicher zur Evolu-tion praumlsentiert

Die von Prof Leopold Rosenmayr ge-meinsam mit dem Meinungsforschungsinsti-tut GfK Austria durchgefuumlhrte Befragungvon oumlsterreichweit uumlber 1500 Personen un-

terstreicht das Interesse und die Auseinan-dersetzung der Oumlsterreicher mit der Wis-senschaft

bdquoGerade in Krisenzeiten erkennen dieMenschen den unmittelbaren Nutzen derWissenschaft Wissen schafft nicht nurArbeit sondern auch Zukunft sowie Sicher-heit und gibt Orientierungldquo resuumlmierte derWissenschaftsminister vor Journalisten

In der Studie sprechen sich 71 Prozentder Befragten dafuumlr aus den wissenschaft-lichen Fortschritt noch staumlrker zu foumlrdernum auf diese Weise die anstehenden Pro-bleme bewaumlltigen zu koumlnnen 82 Prozent ga-ben an wissenschaftliche Erkenntnisse seiensehr bzw ziemlich wichtig fuumlr ihre persoumlnli-che Lebensgestaltung

Der Wissenschaftsminister folgert dar-aus bdquoDas bestaumlrkt mich als verantwortlicherMinister in dem Ansatz den ich in den letz-ten Wochen nicht zuletzt auch bei den Bud-getgespraumlchen vertreten habe Wissenschaftund Forschung gehoumlren zu den Motoren umdie Krise nicht nur zu bewaumlltigen sondernwieder richtig durchzustarten Um diesesVertrauen in die Wissenschaft zu rechtferti-gen benoumltigt es finanzielle Mittel und klareSchwerpunktsetzungenldquo

Auch andere Ergebnisse der Studie bele-gen den Stellenwert von Wissenschaft undForschung fuumlr die Menschen So wuumlnschtensich 76 Prozent der Befragten mehr Berichteund Diskussionen zur Entstehung des Men-schen uumlber 70 Prozent wollten mehr uumlberden Ursprung und die fruumlhe Evolution desLebens auf der Erde wissen bdquoMan sieht daszligdiese grundlegenden Fragen nichts an Rele-vanz und Aktualitaumlt eingebuumlszligt haben ImGegenteil der Mensch sucht nach seinerHerkunft nach seinen Wurzelnldquo

Aus den Ergebnissen der empirischenUntersuchung leitet WissenschaftsministerHahn auch einen Arbeitsauftrag fuumlr sich unddas Wissenschaftsressort ab bdquoWir muumlssennoch mehr in die Vermittlung der Leistungender Wissenschaft investieren Die Erkennt-nisse der Wissenschafter ndash gerade im Grund-lagenbereich ndash sollen den Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreichern noch besser und lebensna-her vermittelt werden beginnend im Kinder-garten und der Schuleldquo

Kardinal Christoph Schoumlnborn hat in sei-nem Referat anlaumlszliglich dieses Symposiumszur Entspannung in der Auseinandersetzungzwischen naturwissenschaftlicher Evolutions-theorie und biblischem Schoumlpfungsglaubenaufgerufen Zugleich wies er die kreationi-stische Lesart der biblischen Schoumlpfungs-erzaumlhlung entschieden zuruumlck und uumlbte Kri-tik an der bdquoIntelligent designldquo-Schule DieFrage nach bdquoUrsprung Weg und Ziel desLebensldquo betreffe jeden Menschen daherkoumlnne der Weg bdquonur im gemeinsamen Bemuuml-hen um ein immer besseres genaueres undtieferes Verstaumlndnisldquo liegen

Am 17 Maumlrz untersuchen Wissenschaft-ler der Universitaumlt Wien die Evolution desSchlafes unter dem Titel bdquoVom Urmenschenzum Uhrenmenschenldquo Eine Ausstellung imoumlffentlichen Raum laumlszligt den Betrachter dannab Juni auf den Spuren Darwins wandelnAuf Litfaszligsaumlulen und bdquoCity Lightldquo-Vitrinenwird die Reise mit der Beagle (so hieszlig derZweimastsegler mit dem Darwin reiste)nachvollzogen und das Leben und Werk Dar-wins vorgestellt Die Ausstellung beginntvor dem Naturhistorischen Museum fuumlhrt

Wien im Zeichen derEvolutionstheorie

Uumlber ein Dutzend Veranstaltungen im Charles-Darwin- Jahr der Stadt Wien ndashDarwin-Studie zeigt groszliges Interesse der Oumlsterreicher an Naturwissenschaften

Charles Darwin (1809-1882) in seinenneueren Jahren copy J Cameron 1869

uumlber Schottenring und Freyung zuruumlck bisvor das Voumllkerkundemuseum

bdquoHomo Sociobiologicus ndash Evolution derKooperation beim Menschenldquo nennt sicheine interdisziplinaumlre Universitaumltstagung beider Forscher der Soziobiologie Sozialwis-senschaften Anthropologie und Philosophiein Dialog treten und bei der die Relevanzvon Formen der Kooperation nachgewiesenwird anstatt das von Darwin entdeckteZusammenspiel von Mutation und Selektionbdquosozialdarwinistischldquo zu deuten

Die bildende Kunst naumlhert sich demThema unter dem Motto bdquoEvo Evoldquo Dievom Kuratorenteam Peter und IngeborgBraunsteiner gestaltete Ausstellung im Wie-ner Kuumlnstlerhaus richtet den Fokus vor allemauf die geistig-kulturellen Aspekte der Ent-wicklungsgeschichte ndash die Kulturevolutionund zeigt Kommentare und Positionen vondreiszligig bildenden Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-lern zu den Themen bdquoSchrift-Symbol-Spra-cheldquo bdquoGestalt und Formldquo bdquoZucht und Ord-nungldquo bdquoMensch und Tier (18 Septemberbis 22 Oktober Kuumlnstlerhaus Wien)

16 Veranstaltungen sind bis jetzt geplant ndashbis in den Februar 2010 hinein wo die ka-tholisch-theologische Fakultaumlt internationaleWissenschaftler die Frage bdquoEvolutionstheo-rie und Schoumlpfungsglaube ndash eine Heraus-forderung fuumlr Biologie Theologie und Phi-losophie sowie fuumlr den interdisziplinaumlrenDiskursldquo diskutieren laumlszligt (Februar 2010)

Der Forscher Charles Darwin

bdquoEs ist als ob man einen Mord begehtldquoerklaumlrte Charles Darwin (1809 ndash 1882) alser sich entschlossen hatte mit seinen Thesenan die Oumlffentlichkeit zu gehen Jahr um Jahrseit seiner Reise mit der Beagle (1831-1836) hatte er an seinem Werk bdquoUumlber dieEntstehung der Artenldquo gearbeitet hatte De-tail um Detail hinzugefuumlgt war aber immerwieder davor zuruumlckgeschreckt sein Werkauch zu publizieren Dabei waren die grund-legenden Thesen schon laumlngst ausformuliert

raquoKaplan des Teufelslaquo

Den Anstoszlig gab ein Konkurrent ndash oderbesser ein juumlngerer Kollege der unabhaumlngigvon Darwin zu aumlhnlichen Schluumlssen gekom-men war Der Naturforscher Alfred Wallacelieszlig Darwin sein Manuskript zukommen ndashund Darwin entschloszlig sich gemeinsam mitWallace seine Theorie zu publizieren Die Re-sonanz war wider Erwarten zunaumlchst geringDas aumlnderte sich erst als Charles Darwineineinhalb Jahre spaumlter im November 1859seine bdquoEntstehung der Artenldquo herausbrachte

Schlagartig wurde nicht nur Forschern klardaszlig hier einer das bisherige Weltbild auf denKopf stellte Arten entwickeln sich Alle We-sen sind untereinander verwandt Einen

Schoumlpfer brauchte es da nicht mehr Darwinmuszligte sich als bdquoKaplan des Teufelsldquo be-schimpfen lassen httpwwwcharles-darwin-jahrat

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Die Zusammenfassung der raquoStudie zu den Einstellungen der Oumlsterreicherinnenund Oumlsterreicher zur Evolutionlaquo des BMWF und der OumlAW zum Downloadhttpwwwbmwfgvatfileadminuser_uploadaussendungEinstellungen_der_OEsterreicherInnen_zur_Evolutionpdf

Atemnotldquo der Zellen laumlszligt Tumore rasantwachsen WissenschafterInnen rund um

Univ-Prof Frank Madeo und ChristophRuckenstuhl vom Institut fuumlr Biowissenschaf-ten an der Karl-Franzens-Universitaumlt Grazkonnten in der Krebsforschung neue bahn-brechende Erkenntnisse gewinnen Anhandvon Baumlckerhefe hat das Team nachgewiesendaszlig verminderte Atmungsaktivitaumlt in Zelleneine Vorraussetzung fuumlr Tumorentstehung seinkann bdquoHefezellen sind mit jenen des Men-schen gut vergleichbar vor allem in PunktoZellwachstumldquo erklaumlrt Madeo bdquoKrebs istnichts anderes als ein wild wachsender Zell-haufen der ungewoumlhnlich viel Energie ver-brauchtldquo Ruckenstuhl und Madeo konntenzeigen daszlig die Reduzierung der Zellatmungden programmierten natuumlrlichen Zelltod dieso genannte Apoptose vermindert undZellen unkontrolliert uumlberleben laumlszligt bdquoDieseerhoumlhte Resistenz koumlnnte entscheidend zurTumorbildung und Boumlsartigkeit (Metastasie-rung) beitragenldquo bestaumltigt Madeo

Gleichzeitig ist den Grazer ForscherIn-nen mit diesem Modell der Beweis eines

Uumlberlebensvorteils von Zellen durch den sogenannten Warburg-Effekt gelungen DerBiochemiker Otto Warburg (Nobelpreis fuumlrMedizin 1931) beschrieb bereits in den1920er-Jahren daszlig ein maszliggeblicher Anteilder Energie in Krebszellen durch einfachenZuckerabbau (Glykolyse) generiert wird beigleichzeitiger Verminderung der Atmung

Erhoumlhte Atmungsaktivitaumlt hingegen hemmtdas Wachstum von Tumoren Ob damit auchder Kampf gegen Krebs erleichtert wird undsich damit neue Therapie-Moumlglichkeitenauftun sind fuumlr Madeo ndash noch ndash Spekulatio-nen Der Molekularbiologe verweist jedochauf Auffaumllligkeiten bdquoInteressanterweise istAusdauersport eine der besten vorbeugendenMaszlignahmen gegen Krebs Dabei wird so-wohl die Sauerstoffversorgung des Koumlrperserhoumlht als auch Zucker verbraucht ndash beidesklassisch nach der Warburg-Hypothese Giftfuumlr die Krebszelleldquo

Die Arbeit wurde im renommierten US-amerikanischen Fachjournal PLoS ONE ver-oumlffentlicht httpdxplosorg101371journalpone0004592

Krebsforschung Erfolg der Uni GrazAbnehmende Zellatmung wachsende Tumore

Ruszliglands erster Hochgeschwindigkeits-zug bdquoVelaro RUSldquo der von Siemens in

Serie gebaut wird wurde jetzt im Klima-Wind-Kanal getestet um die extrem hartenWitterungsbedingungen russischer Winterim Fahrbetrieb zu simulieren Selbst beiSchneestuumlrmen mit 250 kmh Windgeschwin-digkeit und Auszligentemperaturen von bis zuminus 40 Grad Celsius blieb der Velaro vollbetriebsfaumlhig und dabei behaglich fuumlr dieMenschen im Zug Ab Ende 2009 werden diebis zu 250 kmh schnellen Triebzuumlge zunaumlchstdie Metropolen Moskau und St Petersburgverbinden spaumlter sollen sie auch zwischenMoskau und Nishni Novgorod fahren DenAuftrag fuumlr acht dieser Superzuumlge und derenWartung uumlber 30 Jahre hinweg hatte Sie-mens bereits 2006 erhalten

Die Klimatests in der Rail Tec ArsenalFahrzeugversuchsanlage (RTA) in Wien be-staumltigen daszlig alle Elemente des Zuges wieTechnik Isolation und Schmierstoffe fuumlr dieextremen klimatischen Bedingungen in Ruszlig-land richtig ausgelegt sind und durchwegszuverlaumlssig arbeiten So tobten gewaltige

kuumlnstliche Schneestuumlrme mit Massen kleinerFlocken aber auch mit groszligflockigem Naszlig-schnee durch den 100 Meter langen Klima-

Wind-Kanal Trotzdem froren weder die rie-sige Frontscheibe noch die Luftansaugstut-zen auf dem Dach die Fenster oder Auszligen-

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Siemens testet Velaro RUSin Wiener Klima-Wind-Kanal

Der schnellste Zug Ruszliglands in kuumlnstlicher Schnee- und Eishoumllle

In der Klimakammer der Testanlage Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien beweist der Velaro RUS dass er selbst bei extremer Kaumlltesicher funktioniert Beispielhaft erproben das die Siemens-Ingenieure an einem Mittelwagen und am Triebkopf Im Klima-Wind-Kanal erzeugen sie sogar Blizzards auf Knopfdruck Alle Fotos Siemens-Pressebild

Auch im Unterflurbereich klebt beim Kaumlltetest der Schnee Hier sind beim Velaroder Antrieb und alle Technikmodule untergebracht statt wie bei herkoumlmmlichenZuumlgen in zwei Lokomotiven vorne und am Ende des Zuges

tuumlren am Velaro zu Alle Sicherheitsfunktio-nen an Bord bestanden saumlmtliche Testanfor-derungen

Zum Test der Klimaanlage wurden imZugkopf sowie einem Mittelwagen desVelaro rund 800 verschiedene Sensoren an-gebracht die unter anderem die Lufttempe-ratur Oberflaumlchentemperatur Luftgeschwin-digkeit Luftdruck und Luftfeuchtigkeitmessen Rote Heizmatten und Luftbefeuch-ter im Fahrgastraum simulieren reale Be-triebsbedingungen Selbst mit dieser Be-lastung soll ein Zustand erreicht werden deruumlberall im Zug fuumlr die gleiche thermischeBehaglichkeit sorgt ndash ein Zustand den moumlg-lichst viele Menschen als behaglich empfin-den Denn auch die russische Bahn legt beimVelaro entscheidenden Wert darauf daszlig dieFahrgaumlste die Lufttemperatur die Luftfeuch-te die Luftbewegung und die Waumlrmestrah-lung der Umgebung stets als optimal emp-finden und weder waumlrmere noch kaumlltere we-der trockenere noch feuchtere Raumluft wuumln-schen

Oumlsterreichische Wertschoumlpfung

Die fuumlr den Auftrag benoumltigten 176 StuumlckHigh-tech-Drehgestelle werden im Siemens-Werk Graz gefertigt Das Fahrwerk aus derSF500 Familie (SF500 RU) wurde auf dierussische Breitspur (1520 Millimeter gegen-uumlber der 1435 Millimeter Normalspur) aufFahrgeschwindigkeiten bis 300 Kilometer jeStunde und fuumlr den Tieftemperatureinsatz biszu minus 50 Grad Celsius ausgelegt Damiterfuumlllen sie die derzeit guumlltigen EN-Normensowie auch die staatlich russischen GOST-Normen

Der fuumlr Ruszligland in vielen technischenDetails weiterentwickelte Velaro gilt als derweltweit modernste Hochgeschwindigkeits-zug Die zehnteiligen Triebzuumlge haben eineGesamtlaumlnge von 250 Metern und bieten be-quem Platz fuumlr 604 Fahrgaumlste Die Laumlnge derBahnsteige in Ruszligland macht es moumlglichdass die Zuumlge uumlber zwei Wagen mehr verfuuml-gen und somit 50 Meter laumlnger sind als bei-spielsweise der bdquoVelaro Eldquo der spanischenBahn

Ruszligland gilt als einer der am meistenwachsenden Bahnmaumlrkte der naumlchsten Jahr-zehnte Ein Entwicklungsprogramm der rus-sischen Regierung sieht vor bis in das Jahr2030 bis zu 400 Milliarden Euro in den Aus-bau des Schienennetzes und in neue Zuumlge zuinvestieren In den naumlchsten Jahren sollen et-wa 20000 Kilometer Bahnstrecke entstehendavon 1500 Kilometer Hochgeschwindig-keitsstrecken

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Morgendliches Duschen Zaumlhneputzenkleine und groszlige Geschaumlfte Waumlsche

waschen Geschirr spuumllen die Liste laumlszligt sichfortsetzen Das Wasser das wir Tag fuumlr Tagverbrauchen landet in der Kanalisation mitallen darin enthaltenen natuumlrlichen undkuumlnstlichen chemischen Substanzen 98 Pro-zent des in Wien produzierten Abwassers en-den in der Simmeringer HauptklaumlranlageDort betreibt Norbert Kreuzinger Assistenz-professor am Institut fuumlr Wasserguumlte Res-sourcenmanagement und Abfallwirtschaftder Technischen Universitaumlt Wien mit sei-nem Team eine Versuchsklaumlranlage SeinZiel ist auch die nach der gruumlndlichen biolo-gischen Reinigung noch verbleibendenSpurenschadstoffe die chemisch sehr wider-standsfaumlhig sind aus dem Wasser herauszu-holen

Ein bunter Cocktail

bdquoWir zweigen knapp ein Prozent desWassers ab das aufbereitet aus der Haupt-klaumlranlage Simmering herauskommt behan-deln es weiter und untersuchen welche Rest-stoffe in welchen Mengen noch enthaltensindldquo erklaumlrt Kreuzinger Und Reststoffegibt es dort viele Ruumlckstaumlnde von Pharma-zeutika wie Schmerzmittel und Entzuumln-dungshemmer zum Beispiel aber auch be-sonders widerstandsfaumlhige Roumlntgenkontrast-mittel sind da zu finden Oder ein bunterCocktail aus in den Badezimmern abgewa-schenen Kosmetika wenn auch in sehr klei-nen Mengen wie Kreuzinger einraumlumtbdquoGrundsaumltzlich sieht es mit der Qualitaumlt dergeklaumlrten Abwaumlsser bei uns gut ausldquo meinter Das hat auch eine Studie uumlber das Vor-kommen von Hormonen in oumlsterreichischenGewaumlssern bestaumltigt die von einem groszligeninterdisziplinaumlren Forscherteam vor mittler-weile fuumlnf Jahren publiziert wurde

Kuumlnstlich haltbar gemacht

Dennoch nehmen die Behoumlrden in Oumlster-reich und der EU das Thema Spurenschad-stoffe im Abwasser weiterhin sehr ernstZum einen weil in Untersuchungen gezeigtwerden konnte das gewisse Stoffe auch in

sehr kleinen Konzentrationen negative Aus-wirkungen auf Gewaumlsserorganismen habenkoumlnnen bdquoGerade Medikamente oder Kosme-tika werden chemisch so gebaut daszlig sie imKoumlrper moumlglichst langsam oder gar nicht ab-gebaut werden sie sollen ja moumlglichst langewirkenldquo sagt der Forscher Umso groumlszliger istdie Herausforderung auch diese Stoffe beimKlaumlrvorgang aus dem Wasser herauszube-kommen

Chemische Radikalkur

Kreuzingers Zugang die Spurenschad-stoffe unschaumldlich zu machen klingt zu-naumlchst simpel In seiner Versuchsanlage setzter dem Wasser Ozon zu bdquoDabei entstehen sogenannte Sauerstoffradikale das sind che-misch sehr aktive einzelne Sauerstoffato-meldquo erklaumlrt er das Prinzip Mit ihnen kannman vergleichsweise groszlige Molekuumlle wie esdie allermeisten Reststoffe sind in kleinereEinheiten zerlegen Damit verlieren sie ihreurspruumlngliche Wirkung und sind zudem bio-logisch besser abbaubar als die widerstands-faumlhigen Ausgangsstoffe

Auch hier Grundlagenforschung

In der Umweltchemie wie auch anders-wo gilt Man findet grundsaumltzlich nur dieSubstanzen die man schon kennt Fuumlr einigeder im Abwasser vermuteten Stoffe gibt esnach wie vor keine Nachweistests bdquoIn denletzten Jahren sind in der Entwicklung neuerNachweismethoden aber groszlige Fortschrittegemacht wordenldquo sagt Kreuzinger Nebenden Spurenschadstoffen selbst untersuchtsein Forschungsteam auch moumlgliche Wir-kungen der mit Ozon geknackten Substan-zen auf Lebewesen bdquoWir testen das von unsbehandelte Abwasser mit standardisiertenoumlkologischen Tests beispielsweise an Algenund Bakterien um herauszufinden ob diedurch unsere Ozonbehandlung entstehendenchemischen Spaltprodukte einen negativenEffekt auf Organismen habenldquo erklaumlrt erDie Tests laufen gerade weitere Ergebnisseerwarten die Forschenden bis zum Herbstdieses Jahres httpwwwtuwienacat

Alltags-Chemieim Abwasser

Neue Methoden an der TU Wien chemische Spuren-schadstoffe im Abwasser unschaumldlich zu machen

Der internationale zweistufige Architek-turwettbewerb fuumlr die Neugestaltung

der Wirtschaftsuniversitaumlt Wien wurde paral-lel fuumlr mehrere Gebaumludekomplexe durchge-fuumlhrt Im Rahmen des Preisgerichts ist dieEntscheidung auf folgende Projekte gefal-len Zaha Hadid Architects ndash Zaha HadidDeutschland Library amp Learning Center(LLC) Atelier Hitoshi Abe ndash Hitoshi AbeJapan Departmentgebaumlude (O2) EstudioCarme Pinos ndash Carme Pinos Spanien De-partmentgebaumlude (W1) NOMAD Arquitec-tos ndash Eduardo Arroyo Spanien ExecutiveAcademy (W1-EA) CRABstudio Archi-tects ndash Peter Cook England Departmentge-baumlude (W2)

Die Masterplanung von BUSarchitekturlegt fuumlr den neuen Universitaumltscampus dieInfrastrukturplanung und Freiflaumlchengestal-tung fest und teilt das Projekt in mehrereBaufelder ein Gegenstand des nun beende-ten Architekturwettbewerbs waren fuumlnf Ge-baumludekomplexe die auf Basis der Master-planung gestaltet wurden Mit dem vonBUSarchitektur geplanten Houmlrsaalzentruminklusive Institutsgebaumlude (O1) entsteht aufrund 90000 msup2 groszligen Areal eine architek-

tonische Vielfalt die rund 102000 msup2 Nutz-flaumlche umschlieszligt

bdquoDer Neubau der WU ist aus doppelterSicht ein Impuls fuumlr die Wirtschaft Erstensbringt er die lange geplante bauliche Moder-nisierung fuumlr Lehre und Forschung in denWirtschaftswissenschaften Zweitens ist derBau ein wichtiger Teil des Konjunkturpaketsder Bundesregierung Die neue WU schafft

nicht nur Wissen sie schafft mit Baukostenvon rund 250 Millionen Euro vor allem auchWachstum und Beschaumlftigungldquo so Bundes-minister Johannes Hahn

Bautenstadtrat Rudolf Schicker streichthervor daszlig bdquomit dem neuen Campus dieBedingungen fuumlr die Studierenden an dieseroumlsterreichischen Spitzenuniversitaumlt nochbesser werden Der Campus liegt in einem

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Architektur

Neubau der WU WienDie Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtet gemeinsam mit der Bundes-immobiliengesellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehre und Forschung

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Sieger des Architekturwettbewerbs zum Baufeld W1D der Departments und einer Spezialbibliothek ist Estudio Carme Pinoacutes SL aus Barcelona

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sehr dynamischen Stadtteil mit hochwertigerArchitektur und wird hier weitere spannendeAkzente setzen Der Standort besticht durchseine Anbindung ans U2-Netz und die Naumlhezum Gruumlnen Prater Forschung Bildung Er-holung und Freizeit koumlnnen hier auf engstemRaum optimal verknuumlpft werdenldquo

Leben und Lernen am Campus

Die Wirtschaftsuniversitaumlt Wien errichtetgemeinsam mit der Bundesimmobilienge-sellschaft einen neuen Campus fuumlr Lehreund Forschung Ziel einer qualitativen undquantitativen Verbesserung fuumlr Studierendeund Forschende ist das Konzept einer mo-dernen dienstleistungsorientierten Universi-taumlt bdquodie ein Leben und Lernen am Campusermoumlglicht foumlrdert und durch die Beduumlrf-nisse der Studierenden gepraumlgt istldquo soRektor oUnivProf Christoph Badelt uumlberdie Visionen und Anforderungen eines urba-nen Campus Die WU nimmt mit dem Neu-bau aktiv am staumldtischen Leben teil und ge-

staltet den Campus fuumlr die Oumlffentlichkeit zu-gaumlnglich und attraktiv

Als naumlchster Schritt des Projekts stehendie Vertragsverhandlungen mit den einzel-

nen Architekturbuumlros im Mittelpunkt bdquoWirhoffen auf eine schnelle Einigung denn dasambitionierte Ziel der Start der Arbeiten amCampus 2009 soll beibehalten werdenUnser Fahrplan sieht nun die Eroumlffnung derPlanungsphase mit Jaumlnner 2009 vor um diedaraus resultierenden Bauplaumlne mit Herbst2009 behoumlrdlich einzureichenldquo erlaumlutertBIG-Geschaumlftsfuumlhrer Christoph Stadlhuber

Auftraggeber ist die von WU und BIGgemeinsam gegruumlndete ProjektgesellschaftWirtschaftsuniversitaumlt Wien Neu GmbHStart der Arbeiten am Campus zwischenMessezentrum und Prater ist 2009 Im Stu-dienjahr 20122013 soll der neue Campusder Wirtschaftsuniversitaumlt in Betrieb gehen

Der Freiraum am Campus WU

Der Campus ist eine Sequenz von inein-ander greifenden Raumlumen Die Gebaumlude aufden Baufeldern qualifizieren den Raum inarchitektonischer Hinsicht Das Leitbild des

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Architektur

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) bildet sowohl symbolisch als auch raumlumlich das Zentrum des neuen Campus der WU

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld W2 ist CRABstudio aus LondonAuf W2 werden neben Departments Forschungsinstituten und der SpezialbibliothekWirtschaftsrecht vor allem auch jene Dienstleistungseinrichtungen angesiedelt

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Sieger des Architekturwettbewerbes zum Baufeld O2 ist Atelier Hitoshi Abe SendaiNeben Services von externen Anbietern werden hier die Spezialbibliothek Wirt-schaftssprachen das Department fuumlr Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikationund betriebswirtschaftliche Departments untergebracht

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Masterplans bestimmt auch die Gestaltungder Freiraumlume Ein Gewebe von innen- undauszligenliegenden Raumlumen definiert durch diePosition der Eingaumlnge in bezug auf diePlaumltze erzeugt die geforderte Atmosphaumlre

Der Freiraum im neuen Campus der WUWien ist Umfeld und Kontext fuumlr die archi-tektonischen Objekte Als Umfeld definierter Raumlnder und Schnittstellen zum bdquoNach-barfeldldquo sowie raumlumliche Sequenzen zur

Bildung einer Gesamtheit Als Kontext bil-det er Stationen des aktiven Austausches undOrte der introvertierten Lehre und For-schung Der Campus ist als bdquoWalk AlongParkldquo konzipiert und bildet in den verschie-

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Architektur

Das Baufeld O1 wird durch die Sieger des Generalplanerwettbewerbs BUSarchitektur ZT GmbH aus Wien gestaltet Mit demHoumlrsaalzentrum und der Mensa wurden hier zwei klassische Studierendenfunktionen mit groszliger Nutzerfrequenz angesiedeltIm Houmlrsaalzentrum konzentrieren sich die Houmlrsaumlle sowie ungefaumlhr die Haumllfte der Seminarraumlume des Campus

Das raquoLibrary amp Learning Centerlaquo (LLC) beinhaltet die Hauptbibliothek als Zentrum des Studierens und Forschens die Studie-renden-Arbeitsplaumltze des Learning Centers sowie eine groszlige Aula die als Veranstaltungsort der raquoNabellaquo der WU sein soll

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denen Stationen Platzsequenzen die uumlberGassen im Gruumlnen zu den spezifischen Be-reichen fuumlhren Die Sequenzen sind so ge-staltet daszlig jeder bdquoBildungswegldquo auch einErlebnisweg wird Wichtig fuumlr die Umset-zung der Lagequalitaumlt ist der immer gegen-waumlrtige Sichtbezug zum Gruumlnen Prater

Funktionelle Gliederung des Campus

Der Campus erfuumlllt neben den gesell-schaftlichen Funktionen der Wirtschaftsuni-versitaumlt auch soziale Funktionen im staumldti-schen Leben sowie Funktionen der Auf-wertung des Standortes und der gesamtenRegion Diese in einem breiteren Kontexteingebetteten Funktionen werden in denHandbuumlchern zur Masterplanung fuumlr denArchitekturwettbewerb naumlher dargestelltDie technischen Funktionen des Campuswerden in den Unterlagen zum IntegralenLeitkonzept der Masterplanung und in dentechnischen Berichten der jeweiligen Fach-planer beschrieben An dieser Stelle wird dieraumlumliche Konfiguration des Campus infunktioneller Hinsicht dargestellt Die raumlum-lichen Funktionen des Campus bestehen imwesentlichen in der Trennung zwischenStadtraum und Campus durch eine gruumlneGrenze und deren Uumlbergang in den Campus-raum in der Ausbildung einer Platzsequenzvon sechs Plaumltzen mit jeweils unterschiedli-chem Ambiente im Campusinneren und inder Abgrenzung einzelner Baufelder mitunterschiedlichem Nutzungsmix durch dieDefinition der Baufelder im Masterplan unddurch das Raum- und Funktionsprogramm

Die gruumlne Grenze um den Campus

Der gesamte Campus wird durch Baumlumeund Straumlucher also eine natuumlrliche gruumlneGrenze umgeben Diese bildet einen Filterzum Stadtraum und zum StraszligenverkehrUumlber sechs Eingaumlnge und fuumlnf Passagenkann der Campus 24 Stunden lang betretendurchquert und verlassen werden Der Gink-gobaum praumlgt als kontinuierliches Elementdiese Grenze In Japan ist der Ginkgobaumder meistgepflanzte Straszligenbaum und erwurde in den letzten Jahren auch bei unsimmer haumlufiger gepflanzt Seine Wider-standsfaumlhigkeit der schlanke Wuchs und dieintensive Herbstfaumlrbung machen ihn beson-ders wertvoll Die gruumlne Grenze des Campussetzt sich aus verschiedenen raumlumlichen Si-tuationen zusammen Die Beziehung zwi-schen der gruumlnen Grenze und den zentralenRaumlumen des Campus verlaumluft in verschiede-nen Schichten die raumlumlich wahrnehmbarwerden Ein breiter Filter aus Ginkgo in ge-

ordneten Gruppen verlaumluft suumldseitig vonBaufeld W2 Der Fuszlig- und Radweg wirdlinear gefuumlhrt Einzelne Sitzelemente beglei-ten den Weg im unmittelbaren Gebaumlude-umfeld Vereinzelte Heckenbloumlcke wirkenals gliedernde Elemente

Die Plaumltze auf dem Campus

Sechs Plaumltze strukturieren den oumlffent-lichen Raum innerhalb des Campus in Formeiner Platzsequenz Jeder Platz wurde aufdie Funktionen und Proportionen der jeweilsbenachbarten Baufelder abgestimmt

Die aumluszligere Erschlieszligung

Die Gestaltung des WU-Campus staumlrktdurch offene helle die Kommunikation foumlr-dernde Strukturen das Sicherheitsgefuumlhl derNutzerInnen Die attraktiven Freiraumlume ladenzum Verweilen ein und tragen zur Belebungdes Campusgelaumlndes bei ndash eine Grundvor-aussetzung fuumlr informelle soziale KontrollePotentielle Angstraumlume werden durch eineuumlbersichtliche Wegfuumlhrung vermieden alleZugaumlnge zur Tiefgarage sind natuumlrlich be-

lichtet Eine direkte Zuordnung der Gebaumlude-zugaumlnge zum oumlffentlichen Campusraum wirdangestrebt Der Campus ist grundsaumltzlichFuszliggaumlngerzone Die Garagenzufahrt fuumlrPKW und Hauptanlieferung ist beim oumlstli-chen Zugang situiert Muumlll wird dezentral inMuumlllraumlumen im Untergeschoszlig gesammeltund zum Ladehof in der Tiefgarage ver-bracht Fuumlr die Executive Academy und denwestlichen Teil des Baufeldes W2 sind ober-irdische Muumlllraumlume mit Zufahrtsmoumlglichkeitvorgesehen Die Zugaumlnge zur Tiefgaragesind auf den Plaumltzen 3 4 5 und 6 angeord-net Lichthoumlfe um die verglasten Treppen-haumluser bringen Tageslicht ins UntergeschoszligEs werden die Personenstroumlme die von derGarage kommen uumlber die Plaumltze in die Ge-baumlude geleitet Dies dient einerseits derSicherheit (keine oumlffentlichen Liftzugaumlngeim Untergeschoszlig mit Ausnahme der Anlie-ferung und der RollstuhlbenutzerInnen)andererseits wird dadurch eine urbaneSituation auf den Plaumltzen hergestellt mit derMoumlglichkeit zu informellen Kontakten httpwwwwu-wienacat

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Architektur

Der neue WU Campus schafft im Rahmen der europaumlischen Studienordnung eineraumlumliche Umsetzung der Bologna-Strukturen Die Optimierung der Infrastruktursteht im Sinne einer dienstleistungsorientierten Lehre im Vordergrund Das Raum-konzept unterstuumltzt ein Studieren und Forschen auf einem ganztaumltig und ganzjaumlh-rig geoumlffneten Campus

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Die einmalige Zusammenschau bestehtaus Werken von rund 70 Kuumlnstlern und

zeigt die erstaunliche Vielfalt an hohenBegabungen durch die sich das hollaumlndischeGoldene Jahrhundert auszeichnet

Das reiche thematische Spektrum spie-gelt die buumlrgerliche Kultur des Landes widerund umfaszligt die heimische wie die idealisier-te Landschaft die Stadtansicht und dasMeeresstuumlck sowie das Portrait das Bauern-genre den buumlrgerlichen Alltag und dasBlumenstillleben Als Kristallisationspunktder Ausstellung praumlsentiert sich Rembrandtin seiner genialen Vielseitigkeit

Das Goldene Zeitalter

Im 17 Jahrhundert erlebten die Nieder-lande eine einmalige Bluumlte im Bereich derWirtschaft in zahlreichen Zweigen des Ge-werbes ndash insbesondere des Schiffsbaus ndash undder bildenden Kuumlnste Nach der Trennung

der Noumlrdlichen von den Suumldlichen Nieder-landen im Jahr 1579 uumlbernahm Amsterdamvon Antwerpen die Monopolstellung alsweltweit wichtigster Umschlagplatz fuumlr denSeehandel Aus den ost- und westindischenKolonien bezogen die Niederlaumlnder die dieWeltmeere zum Groszligteil beherrschten ihreReichtuumlmer Die Tatsache daszlig in der Repub-lik der Sieben Vereinigten Niederlande diePatrizier und die Buumlrger die fuumlhrende Rollespielten war im internationalen Vergleichein auszligergewoumlhnliches Phaumlnomen Fuumlr diebildenden Kuumlnste war diese Situation vonentscheidender Bedeutung Der Besitz vonKunstwerken wurde fuumlr die wohlhabendenHausbesitzer die ihre Interieurs mit Oumllge-maumllden aber auch mit Arbeiten auf Papierund Pergament ausstatteten zum Statussym-bol gesammelt wurde aber auch aus reinemInteresse Erworben wurden die begehrtenObjekte im Handel oder unmittelbar von den

Kuumlnstlern Diese wiederum durch den freienMarkt zu einer groszligen Produktion angeregtentfalteten binnen kurzer Zeit eine Vielzahlan innovativen lebensnahen Bildgattungendie dem Geschmack und den Beduumlrfnissendes Kaumluferpublikums und auch ihrer eigenenOrientierung entsprachen Zu nennen sind hierin erster Linie die heimische Landschaft ndashderen Entdeckung zu den Pionierleistungendes niederlaumlndischen Goldenen Jahrhundertszaumlhlt ndash die Stadtansicht das Marinestuumlckdas Genrebild und das Stillleben Auch diePortraumltkunst stand im Zeichen der buumlrger-lichen Kultur und erlebte ndash als Ausnahmeer-scheinung innerhalb der international ge-pflegten aristokratischen Bildnis-Tradition ndasheine ungekannte Bluumlte Mit groszligem Erfolgkonzentrierten sich zahllose Kuumlnstler auf be-stimmte Spezialgebiete Diese Aufteilung inverschiedene Spezialismen wirkte sich auchauf die technische Praxis aus Neben der

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Kultur

Aelbert Cuyp Weide mit Kuumlhen und Hirten 1641-43 copy Residenzgalerie Salzburg

Das Zeitalter RembrandtsDie Ausstellung von 4 Maumlrz bis 21 Juni 2009 zeigt in der Albertina Wien rund150 Werke aus dem eigenem Bestand des niederlaumlndischen 17 Jahrhunderts

ergaumlnzt um ca 40 Oumllbilder aus oumlsterreichischen und internationalen Sammlungen

Malerei spielte die Zeichnung im niederlaumln-dischen 17 Jahrhundert eine weitgehendautonome Rolle Abgesehen von den demeigenen Gebrauch dienenden bdquonach demLebenldquo gezeichneten Studien stimmten dieKuumlnstler ihre zeichnerische Produktion viel-fach auf den kommerziellen Bedarf ab Ge-fragt waren nicht nur minutioumls durchgefuumlhr-te oft groszligformatige Kompositionen die derRaumausstattung dienten auch die intimengleichsam spontan nach der Wirklichkeitgezeichneten im Grunde aber sorgfaumlltigkomponierten monochromen Skizzen fan-den reiszligenden Absatz Dabei wirken diesefuumlr den Markt geschaffenen zumeist signier-ten und datierten Werke keineswegs glattoder routiniert sondern zeichnen sich ndash imGegenteil ndash oft durch ein Houmlchstmaszlig anSubtilitaumlt aus Charakteristischerweise ver-mitteln die auf Papier oder Pergament aus-gefuumlhrten Arbeiten aufgrund der Vielzahl anTechniken Funktionen und Anwendungsbe-reichen ein weitaus differenzierteres Bild alsdie Oumllgemaumllde

Die niederlaumlndischenZeichnungen der Albertina

Diese kaleidoskopische Vielfalt an kuumlnst-lerischen Begabungen und technischen Aus-praumlgungen findet im Albertina-Bestand derniederlaumlndischen Zeichnungen des 17 Jahr-hunderts die zum Groszligteil von ihrem Gruumln-der Herzog Albert von Sachsen-Teschenerworben wurden ihren eindrucksvollenNiederschlag Mit einem erstaunlichem Ge-spuumlr fuumlr ausgewogene Repraumlsentanz undkuumlnstlerische Qualitaumlt baute der prominenteSammler ndash durch seine Generalstatthal-terschaft (1781-1792) der OumlsterreichischenNiederlande in Bruumlssel mit diesem Gebietvertraut ndash seinen Bestand der niederlaumlndi-schen Zeichnungen auf So sind neben demhohen Anteil an Zeichnungen von Rem-brandt und anderen groszligen Kuumlnstlern zahl-reiche Raritaumlten von weniger bekanntenaber houmlchst bemerkenswerten Talenten an-zutreffen Obwohl sich die Zuschreibungs-lage vor allem bei den groszligen Meistern seit-dem oft dramatisch geaumlndert hat ist dieAnzahl der einwandfrei zuordenbaren Werkeimmer noch so groszlig daszlig die Albertina heutein der Lage ist aus eigenem Bestand einenrepraumlsentativen und hochrangigen Uumlberblickuumlber die Zeichenkunst des niederlaumlndischenGoldenen Jahrhunderts zu bieten ndash ergaumlnztum eine konzentrierte Auswahl von Houmlhe-punkten aus dem Bereich der DruckgraphikDaszlig das Gesicht der Ausstellung zu einemwesentlichen Teil von sorgfaumlltig bearbeite-

ten vollstaumlndig durchgefuumlhrten Zeichnun-gen bestimmt wird die dem Charakter unddem Status von Oumllbildern nahe kommen istauf zwei Faktoren zuruumlckzufuumlhren Erstensist diese auf Repraumlsentation ausgerichtete Dar-stellungsart im niederlaumlndischen 17 Jahr-hundert uumlberhaupt reich vertreten zweitenszeigte Herzog Albert dem Geschmack undder Orientierung seiner Zeit entsprechendgerade fuumlr solche bdquoBilder auf Papierldquo einbesonderes Interesse Waumlhrend sich die 1993von der Albertina veranstaltete AusstellungbdquoDie Landschaft im Jahrhundert Rembrandtsldquoeinem umfassenden Spezialgebiet gewidmethat entfaltet sich in der gegenwaumlrtigen Aus-wahl das ganze thematische Spektrum desniederlaumlndischen 17 Jahrhunderts Ergaumlnztwerden die insgesamt 150 Albertina-Blaumlttervon denen viele bislang nicht oder kaumpubliziert wurden von rund 40 herausragen-den Oumllbildern aus oumlsterreichischen und inter-

nationalen Sammlungen Die Gemaumllde tre-ten mit den Arbeiten auf Papier und Per-gament in einen anregenden und vielschich-tigen Dialog

Zur Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich zum Groszlig-teil chronologisch in zeitlich bestimmte oderthemenorientierte Gruppen im Einzelfall ndashso bei Rembrandt Harmensz van Rijn undJan van Goyen ndash steht eine Kuumlnstlerpersoumln-lichkeit im Mittelpunkt

Tradition und Aufbruch

Dieser Abschnitt ist der Zeit um 1600 ge-widmet in der sich in der Landschaftskunstwie auch in der Tier- Portraumlt- und Genre-darstellung der faszinierende Uumlbergang vomflaumlmisch dominierten Spaumltmanierismus zuverschiedenen Formen des Realismus voll-

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Kultur

Rembrandt Harmensz van Rijn Selbstbildnis am Fenster auf einer Radierplattezeichnend 1648 copy Albertina Wien

zog Zu den wichtigsten Kuumlnstlern dieserGruppe zaumlhlen Hendrick Goltzius JacobMatham Jacques de Gheyn Jacob undRoelandt Savery Gillis van ConinxlooDavid Vinckboons

Aspekte des fruumlhen Realismus

Aus den Beispielen dieser Gruppe gehthervor wie die niederlaumlndischen Kuumlnstler zuBeginn des 17 Jahrhunderts die sichtbareWirklichkeit allmaumlhlich erobert haben Pio-niere der neuen realistischen Landschafts-gattung die sich zunaumlchst in Haarlem entfal-tete waren Esaias van de Velde und dessenCousin Jan van de Velde II Im weiter oumlstlichgelegenen Kampen wiederum entwickelte

Hendrick Avercamp in seinen dicht bevoumll-kerten Eisszenen und sommerlichen Fluszlig-ansichten eine ganz eigene hollaumlndisch ge-praumlgte Bildsprache die von der Buntheit flauml-mischer Beispiele inspiriert wurde Voneinem akribischen Realismus sind die Por-traumltzeichnungen des Leidener KuumlnstlersDavid Bailly

Jan van Goyen und sein Kreis

Aufgrund seiner uumlberragenden Bedeu-tung wird dem Maler und Zeichner Jan vanGoyen ein eigenes Kapitel gewidmet In den1630er- und 1640er-Jahren war dieser Kuumlnst-ler der Hauptvertreter der monochromen alstonalistisch bezeichneten Richtung der Land-schaftsmalerei Als Zeichner war er vorallem in den 1650er Jahren produktiv wobeier ndash ebenso wie der Mitbegruumlnder der tonali-stischen Richtung Pieter de Molyn ndash dieschwarze um graue Lavierungen ergaumlnzteKreide zur Wiedergabe atmosphaumlrischerEffekte einsetzte Mit der Malerei von Janvan Goyen zeigen die stimmungsvollenFluszligansichten von Salomon van Ruysdaeleine besondere Affinitaumlt

Rembrandt Harmensz van Rijn

Den Kristallisationspunkt der Ausstel-lung bildet die Gruppe von GemaumlldenZeichnungen und Radierungen von Rem-brandt der als genialer Einzelgaumlnger dievielfaumlltigsten Anregungen zu einer einmali-gen Synthese fuumlhrte In der hier gezeigtenAuswahl die sich zeitlich von den fruumlhenLeidener Jahren um 1626 bis zur spaumltenSchaffenszeit um 1660 erstreckt zeigt sich

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Kultur

oben Rembrandt Harmensz van RijnJunge Frau bei der Toilette um 1635copy Albertina Wien

rechts Adriaen van OstadeDorfschenke mit vier Figuren 1635copy Residenzgalerie Salzburg

das ganze Spektrum seines universellenKuumlnstlertums wie auch seiner technischenund thematischen Vielseitigkeit Vertretensind das Historienbild ndash die fuumlr Rembrandthoumlchste und anspruchsvollste Stufe derMalerei ndash die Landschaft das Bildnis dasAutoportraumlt sowie die Figuren- und Tier-darstellung Die Radierungen und Kaltnadel-arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasenzeugen von seinem fortwaumlhrenden Drang zumExperiment der in den verschiedenen Druck-zustaumlnden der bdquoKreuzigungldquo und bdquoChristuswird dem Volke vorgefuumlhrtldquo an kaum fassba-re Grenzen reicht

Bildnis Figur und Genre

Dieses groszlige Kapitel konzentriert sichauf die zweite Jahrhunderthaumllfte und umfasstverschiedene Kuumlnstlergruppen und Themen-kreise Die Rembrandt-Schuumller GovaertFlinck Nicolaes Maes und Gerbrand vanden Eeckhout entwickelten das bei ihremLehrer geuumlbte von Lichtwirkungen geleiteteStudium bdquonach dem Lebenldquo in divergierendeRichtungen weiter Zu den beruumlhrendstenWerken der Ausstellung zaumlhlt zweifellos daslaumlchelnde kleine Selbstbildnis von Mosester Borch einem houmlchst talentierten Zeich-ner und jungverstorbenen Bruder des groszligenMalers Gerard ter Borch In den bildmaumlszligi-gen Zeichnungen des Haarlemer Portraumlt-kuumlnstlers Cornelis Visscher und in denFigurenstudien seiner gleichfalls in Haarlemtaumltigen Kollegen Cornelis Dusart und Salo-mon de Bray wirkt die uumlberragende Golt-zius-Tradition immer noch nach Das imniederlaumlndischen Goldenen Jahrhundert ent-wickelte Bauerngenre wird hier durch eineGruppe von Gemaumllden und Zeichnungen derBruumlder Adriaen und Isaac van Ostade her-ausragend vertreten

In der Nachfolge der van Ostades tratCornelis Dusart durch sorgfaumlltig ausgefuumlhrteStudien von Einzelfiguren wie auch durchgroszligformatige Aquarelle auf Pergament her-vor Eine eigene Gattung bildeten die reichdetaillierten buumlrgerlichen Interieurszenender Leidener Feinmalerei die sich durch dieakribische Wiedergabe von kostbaren undglaumlnzenden Materialien auszeichnen EinHauptkuumlnstler dieser Richtung Frans vanMieris I ist hier als Maler wie auch alsZeichner praumlsent Eine jeweils eigene Bezie-hung zur Feinmalerei zeigen Michiel vanMusscher ndash von ihm ist eine bemerkenswer-te Atelierszene zu sehen ndash und der weitgerei-ste Jacob Toorenvliet mit seinen Aquarellenund Kupfertaumlfelchen von volkstuumlmlichenHalbfiguren

Die Vielfalt der Landschaft

Diese Gruppe zeugt von den vielenErscheinungsformen der niederlaumlndischenLandschaftskunst sowie der zur bdquoStadtland-schaftldquo gehoumlrenden Architekturmalerei zwi-schen etwa 1640 und 1680 KlassischeGroumlszlige und minuzioumlse Detailtreue sind hiergleichzeitig anzutreffen Die weitraumlumigelichtuumlberflutete Flachlandschaft praumlsentiertsich hier vor allem in Gemaumllden und Zeich-nungen von Aelbert Cuyp Dichte majestaumlti-sche Waldansichten wiederum waren dieSpezialitaumlt von Kuumlnstlern wie Jacob vanRuisdael Simon de Vlieger AnthonieWaterloo oder Cornelis Hendricksz VroomEine Auswahl von Zeichnungen und Ge-maumllden von Aert van der Neer beleuchtetdessen uumlberragende Bedeutung fuumlr dieNachtlandschaft Allart van Everdingen ver-trat den skandinavischen LandschaftstypusZu den zahlreichen Ergebnissen der durchEuropa reisenden Kuumlnstler zaumlhlen die vonLambert Doomer gezeichneten subtil aqua-rellierten Loire-Ansichten In seinen lavier-ten Federzeichnungen wiederum schlieszligt

dieser Kuumlnstler an die helldunkel-Effektevon Rembrandt an Auch in den Land-schaftsblaumlttern von Johannes Leupenius undPhilips Koninck ist der Einfluszlig des groszligenMeisters immer noch wirksam Eine Reihevon beruumlhmten und weniger bekanntenjedoch bemerkenswerten Talenten befaszligtesich mit dem Stadtpanorama der Architek-turdarstellung und der intimen Wiedergabetopografischer Motive Ein breites Spektruman kuumlnstlerischen Auffassungen entfaltetsich hier in den Stadtansichten von Jan deBisschop Gerrit Battem Allart van Ever-dingen und Valentijn Klotz als hochorigi-nelle Begabung erweist sich der Amateur-zeichner Abraham Rutgers Seidenkaufmannvon Beruf Von Pieter Saenredam dem be-ruumlhmtesten Architekturmaler ist hier einlichtdurchflutetes aquarelliertes Kirchen-interieur zu sehen In der zweiten Jahrhun-derthaumllfte vollzog sich neben den vielen For-men der wirklichkeitsnahen Landschaft eineRenaissance der detailliert ausgefuumlhrtenimaginaumlren Szenerien die unverkennbar vonaumllteren Kuumlnstlern wie Pieter Bruegel oder

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Kultur

Salomon van Ruysdael Seelandschaft mit Segler nach links um 1650copy Residenzgalerie Salzburg

Roelandt Savery inspiriert wurden Charak-teristisch fuumlr diese retrospektive Tendenzsind die gemalten und gezeichneten bdquoRhein-fantasienldquo von Herman Saftleven einenkraumlftigen Akzent setzt Gerrit Battem mit sei-nen uumlberaus detaillierten bunten Gouachenvon Fantasielandschaften

Marinebild

Eine konzentrierte Auswahl an Zeich-nungen und Gemaumllden zeigt mehrere Haupt-vertreter dieser typisch niederlaumlndischenBildgattung darunter Willem van de Velde Iund II (Vater und Sohn) Allart van Ever-dingen Salomon van Ruysdael Simon deVlieger Hendrik Dubbels und Ludolf Bak-huizen Die stolze Praumlsentation von Handels-und Kriegsschiffen sowie die Wiedergabevon Seeschlachten waren mit einem nationa-len Selbstbewuszligtsein verknuumlpft gleichzeitigbot die Marinethematik den Kuumlnstlern reich-

lich Gelegenheit ihr Koumlnnen in bezug aufdie Wiedergabe wechselnder Lichtstimmun-gen dramatischer Wolkenhimmel und atmo-

sphaumlrischer Weiten eindrucksvoll unter Be-weis zu stellen

Die Niederlaumlnder und Italien

Dieses Kapitel umfaszligt mehrere Genera-tionen von Kuumlnstlern die in den Suumlden ndash vorallem nach Rom ndash gereist sind um sich dortoft jahrelang dem Zusammenspiel zwischendem blendenden Sonnenlicht der Architek-tur und der Landschaft zu widmen Nachihrer Ruumlckkehr loumlsten Kuumlnstler wie Cornelisvan Poelenburch Bartholomeus BreenberghJan Both und viele andere in ihrem eigenenLand die Ausbildung eines suumldlichen pasto-ralen Genres aus zu den beruumlhmtesten bdquoda-heimgebliebenenldquo Italianisanten gehoumlrenNicolaes Berchem und Jan de Bisschop Bisnach Malta zog Willem Schellinks von demhier eine von suggestiven Lichteffekten ge-praumlgte Zeichnung vom Hafen von La Vallet-ta zu sehen ist

Das Stillleben

Zwei unterschiedliche Kuumlnstlerpersoumlnlich-keiten vertreten diese Bildgattung die bis ins18 Jahrhundert gebluumlht hat Um 1700 fuumlhrteHerman Henstenburgh von Beruf Pasteten-baumlcker seine sehr detaillierten Obst- undFruumlchtestillleben mit Aquarell- und Deck-farben auf einer feinen Pergamentsorte ausIm Gegensatz zu diesem vor etwa 30 Jahrenwiederentdeckten Talent zaumlhlt Jan van Huy-sum seit jeher zu den beruumlhmtesten Malernvon houmlchst kultivierten Obst- und Blumen-arrangements Der Kontrast zwischen der er-staunlichen Detailgenauigkeit seiner kolori-stisch brillanten Gemaumllde und dem sponta-nen skizzenhaften Duktus seiner haumlufig aqua-rellierten Kreidezeichnungen laumlsst sich indieser Auswahl exemplarisch beobachten httpwwwalbertinaat

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Kultur

Herman Henstenburgh Fruumlchtestilleben mit Fink und maritimen Schneckenhaumlusern1700 copy Albertina Wien

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Die Landesgalerie Linz praumlsentiert imRahmen der Europaumlischen Kulturhaupt-

stadt Linz 2009 die europaumlische Kuumlnstler-persoumlnlichkeit Henri de Toulouse-LautrecMit dieser zweifachen Betonung von Europaim Kontext eines konkreten Ausstellungs-projektes verknuumlpfen die Oberoumlsterreichi-schen Landesmuseen mehrere Hinweise aufdas Zustandekommen der Ausstellung undauf die Grunduumlberlegungen des kuratori-schen Konzeptes Im Sinne des Ausstel-lungstitels faumlllt der bdquointime Blickldquo Henri deToulouse-Lautrecs auf eine Bildwelt der inihrer formalen und ikonografischen Umset-zung einerseits eine Schluumlsselfunktion fuumlrdie Etablierung der modernen Kunst am Endedes 19 Jahrhunderts in Europa zukommt

In diesem zeitlichen Umfeld und im Kon-text der Metropole Paris vermittelt der Kuumlnst-ler andererseits auch ein gesellschaftlichesBild das sowohl den Glanz als auch die Hy-briditaumlt der Belle Epoque zu erkennen gibt

1901 im Alter von knapp 37 Jahren ver-storben repraumlsentiert Toulouse-Lautrec alsMensch und Kuumlnstler durch seine adeligeAbstammung seine gesundheitlichen undkoumlrperlichen Einschraumlnkungen und seineLebensfuumlhrung selbst die Bruumlchigkeit einerZeit die seine Existenz und sein von akade-mischen Traditionen weitgehend geloumlsteskuumlnstlerisches Werk bestimmte In Tou-louse-Lautrecs Œuvre treffen vom PariserNachtleben dynamisierte Bildkonzepte aufbehutsame Beobachtung von Menschen undsubtil erfaszligte Momentaufnahmen des gesell-schaftlichen Lebens Eben dieser Spannunggilt das kuratorische Interesse der nunmehri-gen Ausstellung Sie verdeutlicht dabei vorallem den Aspekt der Authentizitaumlt einesWerks das von Frankreich ausgehend inter-national reuumlssierte und durch die konkreteWirkungs- und Rezeptionsgeschichte als einbesonders signifikanter Beitrag des europaumli-schen Kuumlnstlers zur Weltkunst bezeichnetwerden kann

Der raumlumliche Ablauf ist nach Themengegliedert und widmet sich Aspekten wiedem fruumlhen adeligen Landleben Familie undFreunden sowie dem Leben in der Groszlig-

stadt Dort spielen dann Frauen und das Ver-gnuumlgungen eine zentrale Rolle denen er sichbeispielsweise in dem herausragenden Map-penwerk bdquoEllesldquo widmete Selbstverstaumlnd-lich werden auch zahlreiche seiner Plakategezeigt mit denen er die Farb-Lithografierevolutionierte und die ihn so uumlberaus popu-laumlr machten

Das Jahr 2009 erlaubt fuumlr das Linzer Pro-jekt noch eine zweite zeitliche AnmerkungDie Ausstellungsrealisierung erfolgt genau100 Jahre nach der ersten monografischen

Praumlsentation von Henri de Toulouse-LautrecsWerken in Oumlsterreich Die Ausstellung derGalerie Miethke fand 1909 in Wien statt unduumlbte nachhaltigen Einfluss auf Kuumlnstler wieetwa Egon Schiele aus Auf diese Thematikwird im Gotischen Zimmer der Landes-galerie eingegangen Zu jener Zeit erlebteauch das Werk des seit Jahrzehnten mit denOberoumlsterreichischen Landesmuseen ver-bundenen Kuumlnstlers Alfred Kubin wichtigeAnerkennung und Wertschaumltzung So ent-stand die Idee beide Kuumlnstlerpersoumlnlich-

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Kultur

Henri de Toulouse-Lautrec Le jeune Routy agrave Ceacuteleyran 1882 Oumll auf Leinwand61 x 50 cm copy Museacutee Toulouse-Lautrec Albi France

raquoDer intime BlicklaquoMit seinen ungeschminkten Szenen des pulsierenden Pariser Nachtlebens rund umden Montmartre ist Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) beruumlhmt geworden

Das Oberoumlsterreichische Landesmuseum in Linz widmet dem franzoumlsischenKuumlnstler eine Ausstellung die von 28 Februar bis 7 Juni 2009 zu sehen ist

keiten ins Zentrum eines institutionellenDialoges zwischen dem Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und der Landesgalerie Linzam Oberoumlsterreichischen Landesmuseum zustellen Auf die Ausstellung in Linz folgendist eine Ausstellung mit Arbeiten von AlfredKubin in Albi geplant

Gleichzeitig konzipiert die Landesgalerieschon 2009 und parallel zur Ausstellung vonToulouse-Lautrec eine eigene Praumlsentationzum Frauenbild bei Kubin im Kubin-Kabi-nett und ermoumlglicht dadurch einen bislangeinmaligen Vergleich zweier Œuvres

Durch das groszligzuumlgige Entgegenkommendes Museacutee Toulouse-Lautrec in Albi und diekollegiale Zusammenarbeit mit seiner Direk-torin Daniegravele Devynck kann die Landesga-lerie den gemeinsam mit Alain Tapieacute ausge-arbeiteten kuratorischen Ansatz des intimenBlicks von und auf Toulouse-Lautrec mitsignifikanten Beispielen und in der ange-strebten thematischen Differenziertheit vor-stellen Wesentliche Beobachtungen wurdenzudem durch Werke aus privaten und oumlffent-lichen Sammlungen in Belgien FrankreichDeutschland Spanien Groszligbritannien derSchweiz den Vereinigten Staaten von Ame-rika sowie den Niederlanden moumlglich

Henri de Toulouse-Lautrec(1864-1901)

Henri-Marie Raymond de Toulouse-Lautrec-Monfa kam am 24 November 1864in Albi als Sproszlig einer alteingesessenenfranzoumlsischen Adelsfamilie zur Welt SeineMutter Adegravele Tapieacute de Ceacuteleyran war mitihrem Cousin ersten Grades Graf Alphonsede Toulouse-Lautrec verheiratet Henri wuchsin einer liebevollen Umgebung auf und ver-brachte sein Leben auf den Schloumlssern Boscin Rouergue im Norden von Albi gelegenund Ceacuteleyran nahe Narbonne

Lautrec litt an einer angeborenen Kno-chenkrankheit die vermutlich auf die Bluts-verwandtschaft seiner Eltern zuruumlckzufuumlh-ren ist und das Schicksal des jungen Manneslenkte Im Jahr 1878 brach er sich den linkenOberschenkel als er im Wohnzimmer seinesGeburtshauses von einem niedrigen Stuhlaufstand und ausrutschte im Jahr daraufdurch einen banalen Sturz das andere BeinBewegungsunfaumlhig fuumlr mehrere Monateverbrachte er seine Tage zunaumlchst zeichnendspaumlter malend und entwickelte eine Vorliebefuumlr seine Umgebung eine Gabe die sichbereits in sehr jungen Jahren gezeigt hatteund zu seiner Berufung wurde

Ab dem Jahre 1882 absolvierte Toulouse-Lautrec seine Ausbildung zunaumlchst im aka-

demischen Atelier von Leacuteon Bonnat dann indem von Fernand Cormon am MontmartreKonfrontiert mit all den kuumlnstlerischen Be-wegungen die er in Paris entdeckte ver-pflichtete er sich der Moderne und wurdenicht nur zum Darsteller sondern ebensozum Zeugen der Bohegraveme am Montmartreder ihm seine Inspiration lieferte

Als Portraumltmaler machte er die damaligenBeruumlhmtheiten des Pariser Nachtlebens wieAristide Bruant Jane Avril Yvette Guilbertund Loiumle Fuller unsterblich und befaszligte sichmit der einfachen Alltagsrealitaumlt der Prosti-tuierten in Bordellen Das Theater dieComeacutedie-Franccedilaise das Vaudeville und dieAvantgarde-Buumlhnen fuumlr die er Programmeund Dekor entwarf trugen zu seiner unstill-baren Vorliebe fuumlr die Tragikkomoumldie desmenschlichen Daseins bei Er war in denverschiedensten Bereichen ein Neuerer und

revolutionierte die Illustration und die ange-wandten Kuumlnste

Die 31 Plakate die er zwischen 1891 und1900 entwarf beeindrucken durch ihre Kraftund ihre meisterhafte Simplifizierung desBildes und machen aus ihm einen Vorreiterder Plakatkunst des 20 Jahrhunderts Seinelithografische Produktion umfaszligt 361 Druck-platten die den virtuosen Charakter seinerKunst ausdrucksvoll und elegant klar her-vorheben

Henri de Toulouse-Lautrec fuumlhrte seinLeben im Rhythmus seiner kuumlnstlerischenProduktion Sein versessenes Arbeiten aberauch die Genuumlsse und der Alkoholmiszligbrauchverschlechterten nach und nach seinen Ge-sundheitszustand Er starb am 9 September1901 auf Malromeacute in Gironde dem Landgutseiner Mutter httpwwwlandesgalerieat

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Henri de Toulouse-Lautrec La clownesse assise (Mademoiselle Cha-U-Ka-O) ausder Serie raquoElleslaquo 1896 Lithografie 527 x 405 cm copyVan Gogh Museum Amsterdam

In enger Zusammenarbeit mit dem Kuumlnst-ler zeigt das MdM Moumlnchsberg in Salz-

burg einen Uumlberblick uumlber das Œuvre vonGeorg Baselitz (geboren 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der ehemDDR) aus den Jahren 1960 bis 2008 Bei-nahe fuumlnfzig Jahre umfassend zeichnet sichdas Schaffen von Georg Baselitz durch eineVielzahl unterschiedlicher Phasen und Her-angehensweisen aus Er selbst bezeichnetdiese als bdquoMethodenldquo Die Ausstellung imMdM Moumlnchsberg ist die erste Museums-retrospektive in Oumlsterreich seit 1992

Schon in den fruumlhen 1960er Jahren zeich-net sich Baselitzrsquo bdquoStilldquo durch seine unkon-ventionelle Malweise und die irritierendeund provokative Wahl aus 1957 hat er dieDDR und die Kunsthochschule Berlin-Weiszligensee wegen bdquostaatsbuumlrgerlicher Unrei-feldquo verlassen muumlssen und begonnen an derHochschule der bildenden Kuumlnste in West-Berlin zu studieren

1961 veroumlffentlicht er gemeinsam mitdem Malerfreund Eugen Schoumlnebeck dasbdquo1 Pandaumlmonische Manifestldquo in dem er zumersten Mal seine Haltung gegen das Stim-mige und Konventionelle die sein gesamtesŒuvre durchziehen proklamiert BaselitzrsquoGemaumllde entstehen spontan die Zeichnungexistiert als eigene Werkgruppe parallel zurMalerei und Skulptur und fungiert nicht alsVorbereitung eines Gemaumlldes Die Bildersind von Anbeginn von einer groben Mal-weise und einem unkonventionellen Bildauf-bau gepraumlgt und klammern Regelmaumlszligigkeitund festgelegte Kategorien beharrlich ausSinnbild fuumlr diese Haltung sind zunaumlchst dieWerke zum bdquoPandaumlmoniumldquo sowie die bdquoIdo-leldquo vor allem aber die so genannten bdquoneuenTypenldquo ndash monumental aufgefaszligte HirtenHelden Kuumlnstler Rebellen die mit entspre-chenden Attributen ausgestattet einen heroi-schen Kampf zu fuumlhren scheinen

Die bdquoGruumlnerldquo-Bilder die zur gleichenZeit entstehen beziehen sich auf BaselitzrsquoAuseinandersetzung mit russischer Literaturund den darin thematisierten Revolten zwi-schen Rechten Weiszligen Roten und soge-nannten Gruumlnen ndash den Partisanen Die fol-genden bdquoFrakturbilderldquo sind logische Folgeder Aufloumlsung der Form in den spaumlten

1960er Jahren und reflektierten den Kubis-mus Doch im Gegensatz zur Abstrahierungdes Kubismus entscheidet sich Baselitzdafuumlr seine Bilder zu zergliedern aufzulouml-sen Er fuumlgte die Fragmente jedoch nicht zu-sammen sondern belaumlszligt deren einzelneElemente als solche als Frakturen sichtbarwodurch er den eigentlichen Bildraum auszligerKraft setzt

Gegensatz und Widerspruch stehen seit-dem im Zentrum von Georg Baselitzrsquo Schaf-

fen Ihm geht es primaumlr um eine Oppositionzur Konvention zur Kunst als Objekt destaumlglichen Gebrauchs Aus dieser Ansichtheraus sowie seiner Praxis die Gemaumllde aufdem Boden liegend zu malen entstehen dieersten Leinwaumlnde die gedreht und bdquokopf-uumlberldquo gestellt werden als Widerspruch zubereits Existierendem und GewoumlhnlichemBaselitz versteht sie als Umsetzung seinerdamals aktuellen Denkmethode WernerSpies spricht von Baselitzrsquo Bilderkosmos als

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Kultur

Georg Baselitz Gemaumllde undSkulpturen 1960 ndash 2008

Ausstellung im MdM Moumlnchsberg von 28 Februar bis 21 Juni 2009

Georg Baselitz B fuumlr Larry 1967 Oumll auf Leinwand 250 x 200 cmFriedrich Christian Flick Collection

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bdquoKopfstand der Weltldquo In den spaumlten 1960erJahren mischen sich Motive die auf demKopf stehen mit jenen die bdquonormalldquo positio-niert sind beispielsweise in dem bekanntenGemaumllde bdquoB fuumlr Larryldquo 1967

Die Werke von Baselitz werden somit ge-genstaumlndlich und ungegenstaumlndlich zugleichDas simpel anmutende Umkehren des Sujetsabstrahiert es auf formale wie inhaltlicheWeise

In den 1970er Jahren beginnt er Werke inFingermalerei-Technik zu schaffen derentechnische Bezeichnung auch im Titel auf-tritt Motive sind Landschaften genauso wieAkte Selbstbildnisse Adler ua Aus dieserMalweise entsteht ein freierer Umgang mitFarbe und Material welcher schlieszliglich inden 1980er Jahren zu Werken fuumlhrt in denenFarbe und Form im Zentrum seiner bdquoMe-thodeldquo stehen das Sujet allerdings nach wievor umgekehrt bleibt

Mit den Bildern der 1990er Jahre veraumln-dert Baselitz erneut die Farbigkeit seinerGemaumllde und fuumlhrt eine leichte pointili-stisch inspirierte Maltechnik ein Teil der seitden 1990er Jahren entstandenen Werke sindua die bdquoRussenbilderldquo eigentliche Erinne-rungsbilder in denen er sich mit dem Sozia-listischen Realismus der offiziellen Aumlsthetikder ehemaligen Sowjetunion und der damitverbundenen Unterdruumlckung anderer kuumlnst-lerischer Ausdrucksformen beschaumlftigt die

er in der DDR selbst zu spuumlren bekommenhat und diese interpretiert Im Gegensatzzum kompositorischen Horror Vacui derbdquoVorbilderldquo haben seine Gemaumllde bewuszligteinen skizzenhaften Charakter verzichtenauf die Korrektur der Spuren welche durchFarbdosen auf der Leinwand entstehen undlassen Teile der Leinwand frei

Seine juumlngste Werkreihe die Baselitz alsRemix-Bilder bezeichnet bedeutet fuumlr ihnkein Kopieren aumllterer Werke sondern ver-steht sich als Reminiszenz auf deren Bedeu-tung und als Aktualisierung eines ThemasSujets welches als solches nicht mehr wie-derholbar nur zeitgenoumlssisch optimierbarist Das erste seiner Remix- Bilder beziehtsich auf das seinerzeitige Skandalbild bdquoDiegroszlige Nacht im Eimerldquo von 1963 bdquoBilder inOrdnung bringenldquo nennt Baselitz die Metho-de zur Neubearbeitung aumllterer Sujets in de-nen er auf viele Beispiele malerischer Tradi-

tion zuruumlckgreift und diese immer wiederneu anordnet

Exemplarisch fuumlr das skulpturale Schaf-fen das seit Ende der 1970er Jahre parallelzur Malerei entsteht werden fuumlnf Plastikeninkludiert von denen zwei ndash bdquoMeine neueMuumltzeldquo 2003 und bdquoFrau Ultramarinldquo2004 ndash als Pendants entstanden sind und inOumlsterreich erstmals gezeigt werden

Mit der Entwicklung seines OEuvres be-weist Georg Baselitz daszlig es auch in der ofttodgesagten Malerei immer wieder neue We-ge und Methoden gibt Es straft die AussageLuumlge daszlig bdquoschon alles gemacht wurdeldquo

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog-buch im DuMont Buchverlag mit einem Vor-wort von Toni Stooss einem kunsthistori-schen Essay von Rainer Michael Mason undeiner Erzaumlhlung von Ingo Schulze (208 Sei-ten 80 ganzseitige Farbabbildungen) httpwwwmuseumdermoderneat

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Georg Baselitz Der Hirte 1965 Oumll auf Leinwand 162 x 130 cm MUMOKLeihgabe der Ouml Stiftung Ludwig

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Georg Baselitz Meine neue Muumltze2003 Zedernholz und Oumllfarbe 31050 x 8350 x 107 cm Essl Museum

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Das MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik undMusiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

(KUG) wurde zehn Jahre geplant zwei Jahregebaut und konnte am 1 Maumlrz 2009 endlicheroumlffnet werden

Mit der Komposition bdquoMUMUTH open-ingldquo des KUG-Studenten Hannes Kersch-baumer begann der feierliche Festakt imMUMUTH-Saal anschlieszligend begruumlszligteKUG-Rektor Georg Schulz die geladenenGaumlste Es folgten Gruszligworte von WolfgangGleissner Geschaumlftsfuumlhrer der Bundesim-mobiliengesellschaft (BIG) MUMUTH-Ar-chitekt Ben van Berkel Buumlrgermeister derStadt Graz Siegfried Nagl Landeshaupt-mann-Stellvertreter Kurt Flecker und Bun-desminister Johannes Hahn dann richtetensich KUG-Rektor Georg Schulz und Rectoremeritus Otto Kolleritsch ans Publikum

Im Anschluszlig folgten die Ehrengaumlste einerVorstellung der bdquoZauberfloumlteldquo in der Inszenie-rung von Christian Poumlppelreiter aufgefuumlhrtvon KUG-Studierenden und -AbsolventIn-nen Fuumlr Kolleritsch gab es nach der Operein Fest um seine jahrzehntelange Taumltigkeitund seinen unermuumldlichen Einsatz fuumlr dieErrichtung des MUMUTH zu wuumlrdigen

Fuumlr die KUG stellt das MUMUTH einseit 1963 immer wieder eingefordertes zen-trales Uumlbungs- und Veranstaltungsgebaumludedar bdquoEndlich koumlnnen wir mit diesem archi-tektonisch herausragenden Gebaumlude unserenStudierenden Raum bieten um ihre kuumlnstle-rische Ausbildung weiter zu verbessern DieAufgabe einer Kunstuniversitaumlt ist es dieKunst stetig weiterzuentwickeln Dank demMUMUTH kann unser Publikum nun ver-staumlrkt an diesem spannenden Prozess teilha-benldquo so KUG-Rektor Georg Schulz

Geplant wurde das Gebaumlude vom re-nommierten hollaumlndischen ArchitekturbuumlroUNStudio von Ben van Berkel nach eineminternational ausgeschriebenen Wettbewerbmit 212 Einreichungen Das Projekt war be-reits als oumlsterreichischer Beitrag in der Bien-nale in Venedig ausgestellt

Den zentralen Bestandteil des MUMUTHbildet der groszlige Auffuumlhrungsraum der flexi-bel als Probe- und Arbeitsraum Konzertsaaloder Musiktheater genutzt werden sollDieser Raum der als bdquoBlack Boxldquo ausgebil-det wird ist von einem aus dem Erdgeschoss

ansteigenden Foyerbereich aus erschlossender sich nach Suumlden zum Innenhof und zumPark hin orientiert und an den alle verschie-denen Funktionen und Nutzer des Gebaumludesangeschlossen sind

Die zwei Proberaumlume sind am Suumld-Endedes Gebaumludes untergebracht Der Orchester-proberaum findet unter dem Foyer ebenerdigPlatz und hat eine direkte Sichtverbindungzum Park Im 3 Obergeschoszlig befindet sichdie Probebuumlhne des Musiktheaters Durchdiese Anordnung der Proberaumlume gelingteine optimale akustische Trennung dieserbeiden Bereich durch die Zwischenschaltungdes Foyerbereiches

Die Proberaumlume mit dem groszligen Saalwerden von der Universitaumlt zur Ausbildunggenutzt Es wurde im speziellen Bedacht aufdie Moumlglichkeit der Fremdnutzung des Or-chesterproberaumes und des groszligen Saalesauszligerhalb der universitaumlren Nutzungszeitengenommen Diese Raumlumlichkeiten koumlnnenangemietet werden fuumlr Veranstaltungen imSinne des Veranstaltungsgesetzes

Die akustische Qualitaumlt des Neubaus er-gibt sich aus den von der virtuell horizonta-len Spiralorganisation gebildeten bdquoZwischen-raumlumenldquo Diese fungieren als akustische Puf-ferzonen und Nebenwege fuumlr die Erschlies-sung und Verbindung der universitaumlren Ne-benfunktionen Somit entstehen Freiraumlume

die sich je nach Bedarf kreativ aneignen undnutzen lassen

Oumlffentliche Veranstaltungen bilden einenfixen und zentralen Bestandteil der Ausbil-dung der jungen Kuumlnstlerinnen und Kuumlnst-ler Wie schon derzeit im Theater im Palais(TIP) sollen verschiedene Produktionen ineiner Gegenuumlberstellung von Moderne undTradition und verschiedenste Sparten vonJazz uumlber Orchesterkonzerte Kammermu-sik Liedern bis zu Musiktheater zur Auf-fuumlhrung kommen

Erste Veranstaltungen

Im August 2008 wurde ein Groszligteil desGebaumludes von der Bauherrin der BIG an dieKUG uumlbergeben Nach Baubeginn im Maumlrz2006 konnte das 19 Millionen Euro Projektim Herbst 2008 von der KUG eingerichtetwerden im Februar fanden bereits zweiSparten des 7 Internationalen WettbewerbsbdquoFranz Schubert und die Musik der Moder-neldquo im MUMUTH statt

Erste oumlffentliche Veranstaltungen imMUMUTH sind Mozarts bdquoDie Zauberfloumlteldquoam 2 April startet das neu konzipierteaboMUMUTH mit einer Inszenierung derbdquoJohannes-Passion BWV 245ldquo im Buumlhnen-bild von Ben van Berkel (weitere Vorstellun-gen 4 6 und 8 April) httpwwwkugacat

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MUMUTHDas Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

wurde mit Neuer Musik und groszliger Oper eroumlffnet

MUMUTH ndash Haus fuumlr Musik und Musiktheater der Kunstuniversitaumlt Graz

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An sechs verschiedenen Spielorten prauml-sentieren international renommierte

KuumlnstlerInnen ein auserlesenes Programmwelches sowohl Bezug auf das Reflektierender Passionsgeschichte nimmt als auch denAnspruch auf houmlchste kuumlnstlerische Qualitaumlterhebt

Ein Schwerpunkt des Festivalprogrammsist die szenische Umsetzung des Messiasvon Georg Friedrich Haumlndel in einer Insze-nierung von Claus Guth unter der musikali-schen Leitung von Jean-Christophe SpinosiWaumlhrend der Osterwoche wird der Musik-verein das Konzerthaus die Minoritenkir-che und Hofburgkapelle sowie das Semper-Depot und das Theater an der Wien bespielt

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang am4 April 2009 mit Luigi Cherubinis MessaSolenne in E-Dur und den bdquoSieben letztenWortenldquo von Joseph Haydn im WienerMusikverein Unter der musikalischen Leit-ung von Riccardo Muti spielen die WienerPhilharmoniker Solisten sind Ruth ZiesakMarianna Pizzolato Rainer Trost undAlexey Tikhomirov

Messiah ndash das Oratorium als Paraphraseuumlber die Erloumlsung der Menschheit szenischauf der Opernbuumlhne Nach dem groszligartigenErfolg mit Mozarts Lucio Silla in 2006 kehrtRegisseur Claus Guth fuumlr diese Neupro-duktion die bereits am 27 Maumlrz 2009 Pre-miere hat an das Theater an der Wien zu-ruumlck Jean-Christophe Spinosi dirigiert dasEnsemble Matheus und den Arnold Schoen-berg Chor (Ltg Erwin Ortner) Die Vors-tellungen am 3 und 6 April finden imRahmen des OsterKlang-Festivals statt

Drei zeitgenoumlssische Projekte davonzwei Urauffuumlhrungen bilden den zweitenSchwerpunkt des Festivalprogramms in Ko-produktion mit der Neuen Oper Wien zeigtdas Festival ab 4 April die oumlsterreichischeErstauffuumlhrung von The Last Supper vonHarrison Birtwistle in einer Inszenierungvon Philipp Harnoncourt im Semper-Depot

Am 7 April wird das multimediale Melo-dram Es ist Freitag und Gott ist nicht da vonHelmut Jasbar im Neuen Saal des Konzert-hauses zur Urauffuumlhrung gebracht SowohlText als auch Musik stammen von HelmutJasbar der in seinem Werk die elementareAngst vor dem diagnostizierten Tod und dar-

aus resultierenden extremen Gefuumlhlen ineiner Kontemplation uumlber Joseph HaydnsDie sieben letzten Worte unseres Erloumlsers amKreuze thematisiert Als

Sprecher ist der Schauspieler Peter Maticzu houmlren Die Komposition Totentanz desoumlsterreichischen Komponisten WolfgangSauseng nach einem Text des Schriftstellersund Anton-Wildgans-Preistraumlgers WolfgangHermann erfaumlhrt seine Urauffuumlhrung amKarfreitag (10 April 2009) in der Minoriten-kirche Unter der musikalischen Leitung vonJohannes Hiemetsberger singt der Chorussine nomine und es spielt das EnsembleAmarcord Wien

Die argentinische Mezzosopranistin Ber-narda Fink singt am 9 April Arien vonGeorg Friedrich Haumlndel und wird dabei vonWolfgang Schulz Franz Bartolomey undClaudio Brizi (Claviorganum) begleitetDieser auszligergewoumlhnliche Konzertabend mitdem Titel Haumlndel und Moderne bringt auchInstrumentalwerke von Bach Berio KurtaacutegScarlatti und Willi zum Klingen Alljaumlhrlichbegeistert Martin Haselboumlck mit seiner Wie-ner Akademie das Publikum des Oster-Klangs Das Programm fuumlr 2009 steht ganzim Zeichen von Georg Friedrich Haumlndel undJoseph Haydn jenen zwei groszligen Kompo-nisten deren Todesjahr wir 2009 gedenken

Am Ostermontag klingt das Festival mitmittelalterlichen Pilgergesaumlngen und Taumlnzenaus der Feder von Alfonso X bdquoEl Sabioldquo mitJordi Savall und seinem Ensemble Hespeacute-rion XXI in der Minoritenkirche aus

Karten fuumlr alle OsterKlang-Veranstal-tungen sind an den Tageskassen der Ver-einigten Buumlhnen Wien im Theater an derWien und Wien-Ticket-Pavillon am Karajan-platz erhaumlltlich Mit dem OsterKlang Trio-Ticket erhalten Kunden beim Kauf von der-selben Anzahl von Karten fuumlr drei Veran-staltungen eine Ermaumlszligigung von 20 httpwwwosterklangat

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OsterKlang Wien 2009Das 13 OsterKlang-Festival spannt seinen musikalischen Bogen uumlber eine Vielzahl

von auszligergewoumlhnlichen Projekten ndash von der Alten Musik bis zur Moderne

Eroumlffnet wird der 13 OsterKlang mit Luigi Cherubinis Messa Solenne in E-Dur undden raquoSieben letzten Wortenlaquo von Joseph Haydn im Wiener Musikverein

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Die Musik stammt von Frank Wildhorn(bdquoJekyll amp Hydeldquo) das Buch von Jack

Murphy bdquoRudolfldquo ist die Geschichte einesVisionaumlrs die wesentlichsten Motive sindLeidenschaft Selbstverleugnung und derMut eines Menschen der alle Talente einespolitischen Denkers aber kein Talent zurMacht hatte Seine Ideen haumltten die Welt deserstarrenden Habsburgerreiches veraumlndernsein Feuer ein neues Zeitalter eroumlffnen koumln-nen Aber der starre Hof und sein Ge-genspieler Ministerpraumlsident Taaffe verhin-dern jede Neuerung In dieser niederschmet-ternden Situation trifft Rudolf auf die groszligeLiebe Mary Vetsera Ihre Geisteshaltungihre Unbedingtheit geben ihm die Kraft biszum Letzten zu gehen ndash nach Mayerling ndashbdquoin Liebe verbunden bis in den Todldquo

2006 hatte die ungarische Version diesesWerkes ihre Urauffuumlhrung in ungarischerSprache am Budapest Operettszinhasz inCo-Produktion mit den Vereinigten BuumlhnenWien im Sommer desselben Jahres war dieProduktion bei den Open Air-Festspielen inSzeged zu sehen ndash nun wurde bdquoRudolfldquo inseiner Wiener Fassung am 26 Februar 2009in Wien uraufgefuumlhrt und erlebte seinedeutschsprachige Erstauffuumlhrung am Rai-mund Theater

Alle die bdquoElisabethldquo verehrt haben wer-den bdquoRudolfldquo lieben Ab 26 Februar 2009erweckten 24 Musiker des Orchesters derVereinigten Buumlhnen Wien und 32 Darstellerallabendlich die Geschichte von bdquoRudolfldquoauf der Buumlhne des Raimund Theaters zumLeben Fuumlr die Titelrolle des KronprinzenRudolf konnte Drew Sarich gewonnen wer-den in Wien bereits bestens bekannt undbeliebt aus seinen Engagements in bdquoHairldquobdquoBarbarellaldquo und bdquoJesus Christ SuperstarldquoNach Erfolgen in New York und Londonkehrt er nun als Rudolf nach Wien zuruumlckSeine Mary Baronesse Vetsera ist die New-comerin Lisa Antoni die mit ihrer Frischeund Strahlkraft in den Auditions uumlberzeugenkonnte Wiens Musicalfans duumlrfen sich freu-en daszlig Uwe Kroumlger wieder fuumlr eine Produk-tion der Vereinigten Buumlhnen Wien gewonnenwerden konnte ndash er uumlbernimmt den Part vonRudolfs Gegenspieler dem Ministerpraumlsi-denten Eduard Graf Taaffe Als Kaiser Franz

Joseph steht der aus Daumlnemark stammendeClaus Dam auf der Buumlhne des RaimundTheaters den Wienern bekannt durch seineEngagements in bdquoFreudianaldquo und bdquoKuszlig derSpinnenfrauldquo In der Rolle der Vermittlerinzwischen Mary und Rudolf Marie GraumlfinLarisch ist die unverwechselbare Vollblut-darstellerin Carin Filipcic zu Wietske vanTongeren die hinreiszligende bdquoIchldquo aus bdquoRe-beccaldquo verkoumlrpert Rudolfs ungeliebte FrauKronprinzessin Stephanie

Das Drama von Mayerling wird von deminternational anerkannten vielfach ausge-zeichneten Regisseur David Leveaux in Sze-ne gesetzt Fuumlr die Kostuumlme zeichnet dievielseitige Designerin Laura Hopkins ver-antwortlich fuumlr das Buumlhnenbild der britischeBuumlhnenzauberer Mike Britton

Zum Inhalt

1888 in Wien es gehen die Lichter anDas neu eroumlffnete Burgtheater erstrahlt inelektrischer Beleuchtung die ganze Ring-straszlige flimmert in neuem Glanz Alles funk-

tioniert so wie die gute Gesellschaft es kenntund sich wuumlnscht Die imperiale AutokratieFranz Josefs glaumlnzende Walzerfeste buumlrger-liche Heurigenseligkeit und ausklingendeGruumlnderzeit das uumlberstrahlt alle brodelndenpolitischen Konflikte auf der Straszlige Kaumeiner nimmt wahr daszlig in Europa bald dieLichter ausgehen werden

Einer der genau das vorausahnt istKronprinz Rudolf Er verzweifelt an dieserWelt und Zeit seine Ehe ein Joch die kuumlnf-tige Aufgabe ein Gefaumlngnis Er wird bespit-zelt seine Freunde verpruumlgelt er muszlig sichdem Deutschen Kaiser Wilhelm II freund-schaftlich widmen obwohl er ihn verab-scheut Er schreibt unter dem PseudonymJulius Felix fuumlr die liberale Presse und laumlszligtsich auf Verhandlungen mit Frankreich Eng-land und Ruszligland gegen eine Fortsetzungdes Zweibundes mit dem Deutschen Reichein

Da trifft ihn die Begegnung mit einer jun-gen weltgewandeten und fuumlr neue Ideen of-fenen Frau Mary Baronesse Vetsera diedurch ihre Tante Marie Graumlfin Larisch beiHofe eingefuumlhrt ist wie ein Blitzschlag Lie-be und Freiheit zugleich scheinen fuumlr einenAugenblick moumlglich zu sein Bei der Er-oumlffnung der Wirtschaftsausstellung kann derKronprinz einmal die Worte in aller Oumlffent-lichkeit sprechen die sein politisches Credosind Die Koalition derjenigen die ein offe-nes Europa wollen draumlngt ihn ihnen einUnterpfand zu geben Damit geraumlt er poli-tisch in eine ausweglose Situation Sehrschnell holt ihn die Realitaumlt durch die vaumlter-liche die kaiserliche Autoritaumlt wieder ein Erversucht noch seine Liebe zu schuumltzenMary zu uumlberreden ins Ausland zu gehenAber auch ihre Liebe zu ihm ist zu stark siebleibt So sieht er nur noch einen einzigenAusweg Zusammen werden sie nicht lebenkoumlnnen so werden sie zusammen sterben InMayerling Waumlhrend sich Wien im Walzerweiterdreht waumlhrend die Spitzel spionierenund der Oumlsterreichische Kaiser den Deut-schen Kaiser hofiert fallen im Jagdschloszligdie Schuumlsse die Rudolfs und Marys Lebendie Hoffnung und eine zum Greifen naheZukunft des morschen Reiches beenden httpwwwmusicalviennaat

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Rudolf ndash Affaire MayerlingAngeregt durch den Roman raquoEin letzter Walzerlaquo von Frederic Morton

entstand dieses Musical uumlber die tragische Lebensgeschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Liebe zu Mary Vetsera

Drew Sarich als raquoKronprinz RudolflaquoClaus Dam als raquoKaiser Franz Josephlaquo

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Das bdquoLinz Europa Hafenfestldquo von 3 bis5 Juli 2009 ist der abschlieszligende

Houmlhepunkt der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash2009ldquo mit Hubert von Goisern AlsBotschafter fuumlr Linz09 war er per Konzert-schiff entlang der Fluumlsse Europas unterwegsZahlreiche seiner musikalischen Weggefaumlhr-tinnen und Weggefaumlhrten die die Tour mit-praumlgten treten beim Hafenfest gemeinsamauf So koumlnnen alle die es nicht mit bis zumSchwarzen Meer oder nach Amsterdam ge-schafft haben die spannendsten musikali-schen Begegnungen miterleben ndash zwar nichtan Bord aber doch gemeinsam mit Hubertvon Goisern auf der Buumlhne

bdquoDas Linz Europa Hafenfestlsquo wird eineinzigartiges Fest der Begegnung sowohl fuumlrdas Publikum als auch fuumlr die beteiligtenMusikerinnen und Musiker Ich kenne jaalle die mich auf der Linz Europa Tour2007 ndash 2009lsquo begleitet haben aber viele vonihnen hatten untereinander noch keinendirekten Kontakt Ich hoffe daszlig sich alle mitdiesem Programm wohl fuumlhlen und freuemich schon sehr auf das musikalische Mit-einander Ich bin an drei Tagen auf der Buumlh-ne und spiele jeden Tag ein anderes Pro-gramm Die Gaumlste beeinflussen was ich spie-le dadurch entstehen Synergien mit allenBands die noch nicht abzuschaumltzen sindldquo soHubert von Goisern anlaumlszliglich einer Presse-konferenz in Linz

Anfang Juli 2009 wird der Hafen derKulturhauptstadt zum Schauplatz eines gro-szligen Finales einer groszligen Reise Hubert vonGoisern und seine Band werden mit vielender Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler die mit anBord des Konzertschiffes unterwegs warenauf dem Linzer Festland ein Europa feierndas sich naumlher gekommen ist Ein dreitaumlgi-ges Konzert aus Ost und West das vielesaufruft was sich unterwegs entwickelt hatHarter Rock wird droumlhnen Pop wird perleninneralpin wird es jodeln Ein Finale dasSpannung verspricht Weil die Kuumlnstlerin-nen und Kuumlnstler schon zuvor in und umLinz intensiven kreativen Austausch pfle-gen und die Lust auf das Konzert-Highlightschuumlren werden

Das Line-Up verspricht ein energiegela-denes Konzertereignis unter anderem mitWolfgang Niedecken amp BAP Claudia

Koreck Haindling Haydamaky KarandilaKlaus Doldingers Passport KonstantinWecker KoumlsterHocker amp Band LoredanaGroza Philipp Poisel amp Band RamboAmadeus Stelzhamma Willi Resetarits ampStubnblues und Zdob si Zdub

bdquoDas Hafenfest ist so etwas wie ein euro-paumlisches Gipfeltreffen populaumlrer MusikHier kommen Ost und West zusammen aufder Buumlhne aber auch auf dem Festivalgelaumln-de ndash eine europaumlische Erfahrung die in dieOhren und unter die Haut gehen wirdldquo kuumln-

digt Martin Heller Intendant von Linz09 anbdquoDas Besondere am Hafenfest ist daszlig wir

die Einmaligkeit die wir auf dem Schiff er-lebt haben nun aufrsquos Land uumlbertragen koumln-nen Wir wollen Menschen beruumlhren undeine Botschaft vermitteln Die Emotionalitaumltsoll auf ganz Linz uumlbertragen werden undman ist dabei ndash oder man hat es verpaszligtldquoergaumlnzt Hage Hein Geschaumlftsfuumlhrer vonbdquoBlanko Musikldquo und Projektleiter der bdquoLinzEuropa Tour 2007 ndash 2009ldquo

Die raquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009laquo

Im Sommer 2007 brach Hubert vonGoisern mit einer sehr jungen Band zunaumlchstuumlber die Donau gegen Osten auf und imSommer 2008 dann unter anderem auf demRhein-Main-Donau-Kanal in den WestenDort jammten David Lackner (keyboard)Maria Moling (percussion vocals) AlexPohn (drums) Helmut Schartlmuumlller (bass)Elisabeth Schuen (violine vocals) MarleneSchuen (violine vocals) Severin Trogba-cher (guitar) und Darinka Tsekova (Gadul-ka) virtuos mit ihren Gaumlsten auf einer zurKonzertbuumlhne umgebauten Barge Zu diesenGaumlsten zaumlhlten Zdob si Zdub aus Moldawienmit ihrer bdquoHiatamadlldquo-Version der serbischeQuerdenker Rambo Amadeus oder die bdquoru-maumlnische Madonnaldquo Loredana Groza Waumlh-rend diese Kuumlnstler den Osten Europas greif-bar machten vertraten u a BAP XavierNaidoo Konstantin Wecker Klaus Doldin-ger und Zap Mama den Westen

SrsquoNIX ist etwas Anderes als gar nix

Hubert von Goisern hat seit seinem Start1988 mit den Alpinkatzen 15 Millionen Ton-traumlger verkauft und gab fast 1000 Konzertein 21 Laumlndern 15 Alben hat er bisher einge-spielt und 5 DVD-Projekte realisiert Dasaktuelle Album SrsquoNIX ist auf der Osteuropa-Etappe der bdquoLinz Europa Tour 2007 ndash 2009ldquoentstanden und wurde im Mai 2008 veroumlf-fentlicht Im August 2008 erschien die DVDbdquoGoisern goes Eastldquo eine Koproduktion desORF und der Nikolaus Geyrhalter FilmFuumlnf Episoden dokumentieren die Schiffs-reise von Linz zum Schwarzen Meer Dieneue Doku bdquoGoisern goes Westldquo ist in Ar-beit httpwwwlinz09at

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Kultur

Linz Europa HafenfestAbschlieszligender Houmlhepunkt der Linz Europa Tour 2007 ndash 2009mit Hubert von Goisern amp Freunden von 3 bis 5 Juli 2009

Hubert von Goisern ndash Linz Europa Tour

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Schon wieder ist etwas passiert Ein Mannnamens Horvath ist verschwunden und

die einzige Spur fuumlhrt zum bdquoLoumlschenkohlldquoeiner weithin bekannten bdquoBackhendlstationldquoin der Provinz Und es waumlre nicht der Bren-ner wenn ihm in Loumlschenkohls Keller dieKnochenmehlmaschine nicht einige duumlstereRaumltsel aufgaumlbe Nach bdquoKomm suumlszliger Todldquound bdquoSilentiumldquo ist dies der dritte Streich desErfolgs-Trios HaderMurnbergerHaas Ab-gruumlndige Kinounterhaltung vom Feinsten

Synopsis

Ein Mann namens Horvath ist ver-schwunden Die letzten Leasingraten fuumlr sei-nen Wagen sind nicht bezahlt Brenner uumlber-nimmt unwillig von seinem alten FreundBerti den mickrigen Auftrag HorvathsLeasingwagen zuruumlckzubringen Brennermacht sich auf den langen Weg in die tiefeProvinz Ein Nachsendeauftrag fuumlhrt direktzum bdquoLoumlschenkohlldquo einer Backhendlstationvon legendaumlrem Ruf

Tausende Huumlhner muumlssen woumlchentlichihr Leben lassen um hier knusprig paniertbis auf die Knochen abgenagt zu werdenEine Knochenmehlmaschine zermahlt dieHuumlhnerreste zu Futtermehl fuumlr die naumlchsteHuumlhnergeneration Ein kannibalischer Kreis-lauf des Fressens und GefressenwerdensEin kurzer Blick auf den Leasingwagen istalles was Brenner von Horwath zu sehenbekommt Denn gleich darauf ist das Auto sospurlos verschwunden wie sein Besitzer

Doch Brenners detektivische Faumlhigkeitensind auch anderweitig gefragt

Der Sohn des Wirtes will mit seiner Hilfeendlich herausfinden was mit dem vielenGeld geschieht das der alte Wirt woumlchent-lich aus dem Betrieb nimmt Brenner kommtdieser zusaumltzliche Auftrag gerade recht ist erdoch im Begriff sich in die fesche Birgit zuverlieben die Kuumlchenchefin und Frau desJunior-Chefs Und verdreht wie er vonBirgit ist laumlszligt ihn sein Kopf beinahe imStich Daszlig sich ein Menschenknochen unterdie Huumlhnerknochen mischt bemerkt Bren-ner fast zu spaumlt Und waumlhrend im Saal derBackhendlstation der Maskenball tobt unddas ganze Dorf von Masken geschuumltzt sorichtig die Sau raus laumlszligt wird im Keller ge-liebt und gemordet Einmal mehr erweist

sich Berti nicht nur als Brenners Freund son-dern als sein Schutzengel der gerade nochrechtzeitig auftaucht und das Geheimnis umden verschwundenen Horvath endlich luumlftet

Mit bdquoDer Knochenmannldquo erblickt erneuteiner von Wolf Haaslsquo Kultromanen das Lichtder Leinwand Und Josef Hader ist schonlaumlngst zur Inkarnation des lakonischen Pri-vatdetektivs Brenner geworden Wir duumlrfen

uns aber auch wieder auf Brenners kongeni-alen Leinwandgefaumlhrten Bertie (SimonSchwarz) freuen und ndash einmal mehr ndash aufeine Riege hervorragender Darsteller (vonSepp Bierbichler bis zu Birgit Minichmayr)die erwarten lassen daszlig Brenners schaurig-pointenspruumlhende Abenteuer zu einem gros-sen Kinoerlebnis werden httpwwwlunafilmatknochenmannhtml

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Oumlsterreichischer Film

Der KnochenmannEin Dor-Film von Wolfgang Murnberger nach dem gleichnamigen

Roman von Wolf Haas feierte am 6 Maumlrz Premiere in Wien

Josef Hader ist zur Inkarnation des lakonischen Privatdetektivs Brenner geworden

Bei den Dreharbeiten Birgit Minichmayr Wolfgang Murnberger Josef Hader

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Bernhard Wickis Vater ein Schweizer In-genieur war technischer Direktor sowie

Teilhaber groszliger Papier- und Maschinenfa-briken Die Mutter Melanie geb Kleinhaplstammte aus Oumlsterreich Wicki geboren am28 Oktober 1919 in St Poumllten in Niederoumls-terreich besuchte abwechselnd Lehranstal-ten in Koumlthen bei Halle Gmunden Mauerbei Wien und Salzburg anschlieszligend dieSchauspielschule des Staatlichen Theaters inBerlin unter Gustaf Gruumlndgens Er wurde abNovember 1938 einige Monate wegen seinerMitgliedschaft in einer kommunistisch orien-tierten Jugendgruppe im KZ Sachsenhauseninhaftiert konnte aber danach die Schau-spielausbildung am Reinhardt-Seminar inWien fortsetzen 1940 debuumltierte er amSchloszligtheater Schoumlnbrunn

Weitere Buumlhnenstationen waren Freibergin Sachsen Bremen Muumlnchen und Salzburg1944 uumlbersiedelte die Familie in die Schweiz1)Nach Kriegsende begann seine Filmkarrieremeist im Fach des charmanten Liebhabersund Verfuumlhrers spaumlter als Charakterdar-steller In der Rolle eines Partisanenfuumlhrersgluumlckte ihm 1954 in Helmut Kaumlutners zeit-geschichtlichem oumlsterreichisch-jugoslawi-schen Streifen bdquoDie letzte Bruumlckeldquo bdquoPosled-nji mostldquo der Durchbruch im fuumlr ihn neuen

Medium Georg W Pabst Wolfgang Lieben-einer Wolfgang Staudte Michelangelo Anto-nioni und Gottfried Reinhardt holten ihn vordie Kamera seine diesbezuumlgliche Filmografieumfaszligt insgesamt an die 70 Titel Wicki war1957 Regie-Volontaumlr bei Kaumlutners melodra-matischer Love-Story bdquoMonptildquo mit demmehrfach ausgezeichneten bitteren Antikriegsfilm bdquoDie Bruumlckeldquo (u a Oscar-Nomi-nierung als bester fremdsprachiger Film)

brach der Schauspieler 1959 vital und vir-tuos in die Phalanx der Regisseure ein

Darryl F Zanuck einer der effizientestenHollywood-Mogule engagierte ihn 1962neben dem Amerikaner Andrew Marton unddem Englaumlnder Ken Annakin fuumlr die Ge-staltung der deutschen Episoden des an Ori-ginal-Schauplaumltzen gedrehten Fox-Groszligfilmsuumlber die Landung der Alliierten in der Nor-mandie bdquoThe Longest Dayldquo (bdquoDer laumlngsteTagldquo) eine cineastische Mammutproduktionmit einem bombastischen internationalenStaraufgebot ist zweifellos eines der umfas-sendsten Profile uumlber ein Geschehen imZweiten Weltkrieg die Arbeit brachte Wicki(bdquoin sharingldquo) eine Nominierung zum Awardder Directorlsquos Guild of America ein 1964inszenierte er in den roumlmischen Studios derCinecittagrave und an italienischen bdquolocationsldquomit Ingrid Bergman und Anthony Quinn dieaufwendige amerikanisch-europaumlische Ko-produktion bdquoThe Visitldquo (bdquoDer Besuchldquo)nach der inhaltlich und atmosphaumlrisch veraumln-derten tragischen Komoumldie des SchweizerDramatikers Friedrich Duumlrrenmatt

Fuumlr die Uumlbernahme der Regie des Kriegs-und Agentenspektakels bdquoMoriturildquo (auchbdquoThe Saboteurldquo) der Arcola-ColonyFox dasMenschlich-Tragisches und Kriegsgetuumlm-mel in einer spannenden im Zweiten Welt-

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo 400 Einzel-biografien mit beigeschlossenen Filmografien und uumlber 12000 Film- und Fernsehproduktionen aus

Hollywood mit oumlsterreichischer Beteiligung In dieser Folge portraitiert er

Bernhard WickiSchauspieler Regisseur

Berhard Wicki bei den Dreharbeiten zum Agentenspektakel raquoMoriturilaquo

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Curd Juumlgens als Generalmajor Guumlnther Blumentritt im Fox-Groszligfilm raquoThe LongestDaylaquo raquoDer laumlngste Taglaquo an dem Bernhard Wicki mitwirkte

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krieg spielenden Handlung vereint (ein deut-sches Handelsschiff ist als Blockadebrechervon Tokio in das besetzte Frankreich unter-wegs) ging Bernhard Wicki 1965 nach Hol-lywood Im Gegensatz zu den mit geringe-rem Personalaufwand hergestellten deutsch-sprachigen Produktionen sah er sich mit dergeballten Macht des kalifornischen Filmge-schaumlfts konfrontiert Ungeachtet dessen dassder Produzent Aaron Rosenberg eine dreimo-natige Drehzeit vorsah verlangten die StudioExecutives eine weitaus fruumlhere Fertigstel-lung Damit konnte der auf bestmoumlglicheRealisierungsbedingungen bedachte Regis-seur seine qualitativen Intentionen nichtdurchsetzen Die Uumlberschreitung des Bud-gets verursachte Probleme ebenso derHauptdarsteller Marlon Brando der gleich-falls eine pedantische und zeitgerechte Ein-

studierung der einzelnen Szenen bevorzugteWickis Methode der vielen Aufnahme-Wiederholungen aber uumlbertrieben fand Dervon den fiktionalisierten Memoiren des fruuml-heren deutschen Marine-Attacheacutes in TokioWerner Luedecke inspirierte in Schwarz-Weiszlig brillant fotografierte und von JerryGoldsmith wirkungsvoll musikalisch unter-malte Actionfilm gedieh zur handwerklichperfekten guten Kinokonfektion dessen Er-folg am Einspielergebnis zu messen warWickis Verhaumlltnis zum amerikanischen Pro-duktionsstil blieb indessen fuumlr immer gebro-chen

Veraumlrgert uumlber grobe nachtraumlgliche Aumlnde-rungen der amerikanischen Produzenten anbdquoThe Visitldquo kehrte er Hollywood den Ruumlk-ken Aus seinen folgenden Regiearbeiten fuumlrFilm und Fernsehen in Deutschland ragen

die Umsetzung einer Erzaumlhlung JosephRoths bdquoDas falsche Gewichtldquo (1973) undbdquoDie Eroberung der Zitadelleldquo (1977) nacheiner Novelle Guumlnter Herburgers heraus Da-neben stehen Aufgaben als Film- und TV-Darsteller Inszenierungen fuumlr das Theaterund Synchronregie seit 1975 betrieb er eineeigene Filmproduktion in Muumlnchen 1989stellte Wicki langjaumlhrig verheiratet mit derSchauspielerin Agnes Fink sein letztes de-tailbesessenes perfektionistisches Opus vordie aufgrund verschiedener Schwierigkeitenin mehreren Etappen hergestellte in Canneszur Auszeichnung fuumlr die bdquoGoldene Palmeldquonominierte Joseph-Roth-Verfilmung bdquoDasSpinnennetzldquo mit Klaus Maria BrandauerDer Ex-St Poumlltner Star-Regisseur ein enga-gierter Filmemacher mit rigorosem kuumlnstle-rischem Wollen und hohem handwerklichemKoumlnnen einer der Groszligen der Filmgeschich-te starb am 3 Jaumlnner 2000 in Muumlnchen 1) Nach dem Engagement an den Schauspielhaumlusern in

Zuumlrich und Basel (1944-1950) wurde BernhardWicki Schweizer Staatsbuumlrger In der BRD verein-nahmte man ihn als bdquodeutschenldquo Regisseur vonauszligerordentlichem Rang

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Serie raquoOumlsterreicher in Hollywoodlaquo

Mit dem Buch bdquoOumlsterreicher in Holly-woodldquo legte der Zeithistoriker Rudolf

Ulrich die lang erwartete Neufassung seines1993 erstmals veroumlffentlichten Standardwer-kes vor Nach uumlber 12jaumlhrigen Recherchenkonnten 2004 die Ergebnisse in Form einerrevidierten wesentlich erweiterten Buchaus-gabe vorgelegt werden bdquoDiese Hommage istnicht nur ein Tribut an die Stars sondernauch an die in der Heimat vielfach Unbe-kannten oder Vergessenen und den daruumlber-hinaus immensen Kulturleistungen oumlsterrei-chischer Filmkuumlnstler im Zentrum der Welt-kinematographie gewidmet bdquoAlles was anetwas erinnert ist Denkmalldquo schlieszligt derAutor

Rudolf Ulrich und der Verlag FilmarchivAustria bieten Ihnen sehr geehrte Leserinnenund Leser die Moumlg-lichkeit in den kom-menden Monaten imbdquoOumlsterreich Journalldquoeinige Persoumlnlichkei-ten aus dem BuchbdquoOumlsterreicher in Hol-lywoodldquo kennenzuler-nen

Rudolf UlrichbdquoOumlsterreicher in Hollywoodldquo 622 Seitenzahlreiche Abb 2 uumlberarbeitete und erwei-terte Auflage 2004 ISBN 3-901932-29-1httpwwwfilmarchivat

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Kaumlrntner bdquoSchmankalanldquo ndash genieszligen mitden Jahreszeiten Schlieszliglich veredelt

die Kaumlrntner Wirtshauskuchl das was dieNatur und die Bauern in der Nachbarschaftbieten Uumlber Jahre hinweg hat sich eine kuli-narische Partnerschaft entwickelt die so man-che Uumlberraschung bereithaumllt Wuszligten Sieschon wie aus einer Armen-Speise ein Natio-nalgericht entstand wo Spargelfelder unter-irdisch beheizt werden was Forellenlaichzum bdquoMoumllltaler Kaviarldquo werden lieszlig und war-um die bdquoMostbarkeitenldquo so hochgeistig sind

Spargel ndash Zauberstab des Fruumlhlings

Im Fruumlhling wenn in Kaumlrnten die Obst-baumlume in voller Bluumlte stehen reckt sich aucheine wahrhaft koumlnigliche Gemuumlsesorte derSonne entgegen Nicht umsonst wird derSpargel als bdquoZauberstab des Fruumlhlingsldquobezeichnet Der Bauer Hans Jaumlger gilt alsbdquoKaumlrntner Spargelpionierldquo seit einigen Jah-ren erntet er im Lavanttal houmlchste QualitaumltDie Kaumlrntner Wirte feiern um den Lavant-

taler Spargel im Mai mehrere Feste Heutebauen mehrere Lavanttaler Bauern Spargelan und Bauer Jaumlger ist einen Schritt weiter-gegangen Er stattete seine Spargelfelder miteiner Art unterirdischen bdquoHeizdeckeldquo aus ndashseinem Spargel koumlnnen Temperaturschwan-kungen und Regen nichts anhaben

Mit den Fruumlhlingsblumen waumlchst derBaumlrlauch auf den Wiesen neben den Kaumlrnt-ner Baumlchlein Dieser wilde Knoblauch wirdwegen seiner gesundheitlichen Wirkunggeschaumltzt und schmeckt duumlnn geschnittenauf dem Butterbrot mit warmen Erdaumlpfelnoder puumlriert als Suppe

Ostern in Kaumlrnten das ist mit Brauchtumund der traditionellen Osterjause verbundenNach der Fleischweihe am Ostersamstagwerden Schinken Hauswuumlrstl (wuumlrzigeTrockenwuumlrste) gefaumlrbte Eier und Kren(Meerrettich) kredenzt ndash keinesfalls fehlendarf dabei der Kaumlrntner Reindling einKuchen aus Hefeteig geknetet und mit ZimtZucker und Rosinen gefuumlllt

Frische Kraumluter amp fangfrische Fische

Der Reindling wird auch zur SaurenSuppe verspeist einer Kaumlrntner Spezialitaumltdie bei den zahlreichen bdquoKirchtagenldquo undBrauchtumsfesten im Kaumlrntner Sommergereicht wird Mehrere Sorten Fleisch undzahlreiche Kraumluter erfordert das Original-Rezept der Sauren Suppe Verfeinert wird siemit sehr viel saurem und suumlszligem Rahm Fen-chel und Anis verleihen der Sauren Suppeden typischen Geschmack und der sonst imMittelmeerraum beheimatete Safran diegelbe Farbe

Kaumlrnten ist das suumldlichste BundeslandOumlsterreichs Leicht und frisch praumlsentiertsich die sommerliche Kuumlche mit viel herr-lich duftenden Kraumlutern die hervorragendmit den fangfrischen Fischen harmonierenZander und Waller aus dem Woumlrther- undMillstaumltter See Forellen und Saiblinge auskristallklaren Gebirgsbaumlchen Und im Spaumlt-sommer rundet ein suumlszliger bdquoSchmarrenldquo mitfrischen Schwarzbeeren eine bdquobeerigeldquo

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OumlJ-Reisetip

Genieszligen mit den JahreszeitenEine kulinarische Entdeckungsreise in Kaumlrnten ist sofacettenreich und vielfaumlltig wie die vier Jahreszeiten

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Variante des Kaiserschmarrens das Menuumlab

Hochgeistige Mostbarkeiten

Nach einem heiszligen Kaumlrntner Sommertagerfrischt kaum ein Getraumlnk besser als einGlas Most bei einem Kaumlrntner Jausenwirtoder in einer typischen Kaumlrntner Buschen-schenke So werden die baumluerlichen Gast-stuben genannt die nur auftischen duumlrfenwas auch im eigenen Betrieb erzeugt wurdeSpeck Wuumlrstl knuspriges Brot Im Lavant-tal fuumlhrt der Weg zur Jause uumlber eigeneMostwanderwege Wer die vielen Buschen-schenken nicht erwandern will laumlszligt sich vombdquoMostlandexpreszligldquo hinfahren Hochgeistigist es im Lavanttal schon immer zugegan-gen das beweisen die Schriften der Moumlncheim Stift Sankt Paul einer wahren Schatz-kammer Heute brennen die Bauern ausAumlpfeln Birnen und anderen Fruumlchten sorten-reine Schnaumlpse von houmlchster Qualitaumlt einbesonderer Genuszlig ist der feinperlende Ap-felfrizzante Zu verkosten sind die hochgei-stigen Troumlpferl weiterhin im Stift und imbdquoZogglhofldquo In diesem renovierten Getreide-speicher finden sich die bdquoMostbarkeitenldquoeine Galerie der besten Schnaumlpse In BadKleinkirchheim den Kaumlrntner Nockbergenhat sich der ehemalige Schirennlaumlufer Wolf-ram Ortner auf das Brennen edler Destillateverlegt ndash und auch dafuumlr Medaillen einge-heimst Seit kurzem bietet er bdquoZigarren-Schnaumlpseldquo an malzige aus Bockbier ge-brannte Schnaumlpse die ihr volles Aroma inKombination mit Zigarrenrauch entfalten

Houmlchster Genuszlig Gailtaler Almkaumlse

Fuumlr houmlchste Genuumlsse anderer Art sorgen18 Almkaumlsereien im Gailtal in der Karni-schen Region Nach alter Sennertraditionproduzieren sie auf 1500 Meter Seehoumlhe denwuumlrzigen bdquoGailtaler Almkaumlseldquo eine EU-weiteinzigartige Spezialitaumlt Auf der TresdorferAlm weiht eine Schaukaumlserei in die Ge-heimnisse des Kaumlsemachens ein

Wild(e) Sachen im Goldenen Herbst

Die Sicht ist weit der Himmel blau dieBlaumltter huumlllen sich in ihr buntes Farbenkleiddie Stimmung ist atemberaubend Der bdquoGol-dene Herbstldquo in Kaumlrnten ist nicht nur diebeste Zeit zum Wandern sondern auch dieHoch-Zeit fuumlr den Hochsitz Die Jagd bringtviel Abwechslung in den Speiseplan derKaumlrntner Wirtshaus- und Hotelkuumlche HirschReh Gams und Federwild Dazu serviertwerden frische Preiselbeeren von den Kaumlrnt-ner Almen Eierschwammerl und Steinpilze

aus den Kaumlrntner Waumlldern vollmundigerRotwein ndash alles gewuumlrzt mit Jaumlgerlatein amWirtshaustisch

Der Herbst ist auch die Zeit in der imMoumllltal und in Tainach in Suumldkaumlrnten die Fo-rellen und Saiblinge zum Ablaichen aus denmit Berg- und Quellwasser gefuumlllten Teichengenommen werden Der Rogen dieser Forel-len schmeckt so wunderbar daszlig er Forellen-und Saiblingskaviar genannt wird Konser-viert und in Glasdosen abgefuumlllt haumllt dieseArt von Kaviar lange Zeit Auf den Hoch-weiden des Moumllltales des Lavanttales undder Kaumlrntner Nockberge ist auch der Alm-ochs zuhause mittlerweile ein Markenbe-griff der fuumlr ausgezeichnete Fleischqualitaumltsteht In den Tauern und im Lesachtal sowiein der Norischen Region werden Laumlmmerund Schafe gezuumlchtet deren Fleisch eben-falls zu den Offenbarungen der KaumlrntnerKuumlche zaumlhlt Fuumlr Uumlberraschungen gut ist derKaumlrntner Kuumlrbis Unglaublich wie facetten-reich sich dieses Gemuumlse zubereiten laumlsst ndashzu verkosten im Kaumlrntner Herbst

Gans fein

Aus dem Osten Oumlsterreichs stammendsind sie auch in Kaumlrnten heimisch gewordendie Gaumlnse Sie werden mit viel Liebe aufgroszligen Weiden gehalten Die Kaumlrntner Gansl-wirte eine Runde initiativer Kaumlrntner Wirteladen jaumlhrlich rund um Martini (11 No-vember) zum mehrwoumlchigen bdquoGansl-schmausldquo wo auch der junge Rotwein ausder italienischen Nachbarregion Friaul-Julisch-Venetien der bdquoPrimoldquo erstmals ver-kostet wird

Winterzeit ndash suumlszlige Zeit

Wenn Kaumlrntens Gipfel mit Neuschneegeschmuumlckt sind und wenn die zahllosenBadeseen mit einer praumlchtigen Eisschichtuumlberzogen sind zieht durch die heimeligenStuben der Duft von Zimtgebaumlck und Brat-aumlpfeln Zeit die Rezepte aus der suumlszligenKaumlrntner Kuumlche auszuprobieren ndash zum Bei-spiel Kletzennudel das sind Nudeltaschenmit einer Fuumllle aus Kletzen (gedoumlrrtenBirnen) serviert mit fluumlssiger Butter Zimtund Zucker Aber auch die Dampfnudel mitHonigschmalz und die Bauernkrapfen sindeine kleine Suumlnde wert

Kasnudel haben immer Saison

Natuumlrlich gibt es Kaumlrntner bdquoNational-speisenldquo die das ganze Jahr uumlber Saisonhaben Wie die Kaumlrntner Nudel ndash ein Nudel-teig duumlnn ausgewalzt zu einer faustgroszligenTasche geformt und mit verschiedenen Koumlst-

lichkeiten gefuumlllt Mit Topfen und Garten-minze ndash Kasnudel genannt mit Fleisch mitSpinat Erdaumlpfeln und Pilzen oder suumlszlig mitKletzen (gedoumlrrten Birnen) Beliebte Sup-peneinlage sind bdquoSchlickkrapferlldquo eine Mi-niaturvariante der Kaumlrntner Nudel mit einerFuumlllung aus Innereien und Kraumlutern VieleKaumlrntner Wirte haben sich der Vielfalt derKaumlrntner Nudel verschrieben und servierenIhren Gaumlsten ein bdquoNudl-Kudl-Mudlldquo ver-schiedene Nudelsorten zum Probieren

Guter Geschmack kennt keine Grenzen

Bei einer kulinarische Reise durch Kaumlrn-ten stellen bdquoSeitenspruumlngeldquo in die benach-barten Laumlnder Italien und Slowenien garnichts Anruumlchiges dar Sie zeigen wie ver-wandt die Kuumlche der drei Laumlnder ist ObKaumlrntner Kasnudel werden in der italieni-schen Variante als Ravioli serviert desReindlings slowenischer bdquoZwillingldquo ist diebdquoGibanicaldquo Luftgetrockneter Prosciutto reiftin der Gegend um das friulanische StaumldtchenSan Daniele ndash aber auch in der DraustadtVillach hat sich ein innovativer Fleischer-betrieb auf die Herstellung dieser Schinken-spezialitaumlt spezialisiert Die Wirte der dreiRegionen tauschen gerne ihre Rezepte dieserkoumlstlichen Alpen-Adria-Kuumlche aus HansTschemernjak bdquoTschebull-Wirtldquo vom FaakerSee hat bereits vor Jahren eine grenzuumlber-schreitende Wirtekooperation ins Lebengerufen Jeweils eine Woche im Jahr kochtein Koch im Wirtshaus der Partner

Kaumlrntner Wirtshauskultur

Wie findet man in Kaumlrnten sein Lieb-lingswirtshaus Ist es die gastliche Stube dernetten Wirtsfamilie wo es die besten Kas-nudeln gibt Oder das Haubenlokal dasnicht im entferntesten an einen abgehobenenGourmettempel erinnert Oder die Buschen-schenke beim Almbauern wo dieser einzig-artige Schinkenspeck aufgetischt wird Siealle verstehen sich als bdquoVeredler heimischerProdukteldquo setzen ihre kulinarischen Schwer-punkte nach den Jahreszeiten und nennenKreativitaumlt Ideenreichtum und Handarbeitals Qualitaumltsmerkmale Der als bdquoKaumlrntnerKuchlmastaldquo bekannte Kaumlrntner Autor PeterLexe trifft seine Wahl nach folgender einfa-cher Formel bdquoVerlasse ich ein Gasthaus zu-frieden daszlig ich den Wunsch verspuumlre wie-der hier einzukehren und stelle ich beimzweiten Besuch die gleichen Zustand festdann reihe ich dieses Wirtshaus in die Kate-gorie meiner persoumlnlichen LieblingslokaleldquoNachahmung empfohlen httpwwwkaerntenat

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OumlJ-Reisetip

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