kommentierung, Überlieferung, nachleben () || vorwort

2
VORWORT Der erste Band von „Aristoteles - Werk und Wirkung" war ge- rade in der Druckerei fertiggestellt, als Paul Moraux am 26.9.1985 nach einer Herzoperation verstarb. Mit wachsender Freude hatte er bis zuletzt am Entstehen des Buches Anteil genommen. Dabei war es zunächst gar nicht leicht gewesen, ihn für dieses Vorhaben zu gewin- nen. Paul Moraux stand der Gattung „Festschrift" stets reserviert ge- genüber; allein der Vorschlag einer ihm gewidmeten selbständigen Forschungspublikation unter einem einheitlichen Thema vermochte ihn zu überzeugen. Seinen Wunsch, die festschriftüblichen Beigaben (Bildnis, Bibliographie etc.) beiseite zu lassen, galt es auch hier zu re- spektieren. Die große Zahl der Kollegen und Freunde, die sich an dem Werk beteiligten, hat Paul Moraux höchlich erfreut; er kannte die Beiträge auch des zweiten Bandes, der nunmehr vorgelegt wird. Kommentierung, Uberlieferung und Nachleben des Aristoteles sind das Thema dieses Bandes. Mit der Aristotelesrenaissance des 1. Jh. v.Chr. einsetzend, vermitteln die Beiträge, unter acht Hauptka- piteln zusammengefaßt, ein eindrucksvolles Bild von der Rezeption zweier Jahrtausende. Daß diese Rezeption kontinuierlich in ihren wichtigen Phasen illustriert werden kann, ist - wie schon im ersten Band - der freundlichen Kooperation der beteiligten Autoren zu verdanken. Als besonderer Glücksfall mag gelten, daß einige Bei- träge sich in idealer Weise ergänzen. So wird der Leser in zwei auf- einanderfolgenden Artikeln die Interpretationsgeschichte der zentra- len Kapitel Metaphysik Λ 7 und 9 von Plotin und Themistios über Maimonides und Gersonides bis Hegel verfolgen können. Dieses Bemühen um Aristoteles von der Antike bis in die Neuzeit ist etwa für De anima bei Alexander von Aphrodisias und Leibniz, für die Kategorien bei Plotin und Peirce dokumentiert, wobei die Erstveröf- fentlichung der Ubersetzung von Cat. 1-4 durch den bedeutenden amerikanischen Philosophen mit besonderer Freude angezeigt wer- den darf. Von den Autoren dieses Bandes weilen Paul Henry und Charles B. Schmitt nicht mehr unter uns. In ein Buch über Plotins Entretiens sollte der hier veröffentlichte Beitrag von Paul Henry später einmal Brought to you by | New York University Bobst Library Technical Services Authenticated Download Date | 12/7/14 11:31 PM

Upload: vivian

Post on 09-Apr-2017

213 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

V O R W O R T

Der erste Band von „Aristoteles - Werk und Wirkung" war ge-rade in der Druckerei fertiggestellt, als Paul Moraux am 26.9.1985 nach einer Herzoperation verstarb. Mit wachsender Freude hatte er bis zuletzt am Entstehen des Buches Anteil genommen. Dabei war es zunächst gar nicht leicht gewesen, ihn für dieses Vorhaben zu gewin-nen. Paul Moraux stand der Gattung „Festschrift" stets reserviert ge-genüber; allein der Vorschlag einer ihm gewidmeten selbständigen Forschungspublikation unter einem einheitlichen Thema vermochte ihn zu überzeugen. Seinen Wunsch, die festschriftüblichen Beigaben (Bildnis, Bibliographie etc.) beiseite zu lassen, galt es auch hier zu re-spektieren. Die große Zahl der Kollegen und Freunde, die sich an dem Werk beteiligten, hat Paul Moraux höchlich erfreut; er kannte die Beiträge auch des zweiten Bandes, der nunmehr vorgelegt wird.

Kommentierung, Uberlieferung und Nachleben des Aristoteles sind das Thema dieses Bandes. Mit der Aristotelesrenaissance des 1. Jh. v.Chr. einsetzend, vermitteln die Beiträge, unter acht Hauptka-piteln zusammengefaßt, ein eindrucksvolles Bild von der Rezeption zweier Jahrtausende. Daß diese Rezeption kontinuierlich in ihren wichtigen Phasen illustriert werden kann, ist - wie schon im ersten Band - der freundlichen Kooperation der beteiligten Autoren zu verdanken. Als besonderer Glücksfall mag gelten, daß einige Bei-träge sich in idealer Weise ergänzen. So wird der Leser in zwei auf-einanderfolgenden Artikeln die Interpretationsgeschichte der zentra-len Kapitel Metaphysik Λ 7 und 9 von Plotin und Themistios über Maimonides und Gersonides bis Hegel verfolgen können. Dieses Bemühen um Aristoteles von der Antike bis in die Neuzeit ist etwa für De anima bei Alexander von Aphrodisias und Leibniz, für die Kategorien bei Plotin und Peirce dokumentiert, wobei die Erstveröf-fentlichung der Ubersetzung von Cat. 1-4 durch den bedeutenden amerikanischen Philosophen mit besonderer Freude angezeigt wer-den darf.

Von den Autoren dieses Bandes weilen Paul Henry und Charles B. Schmitt nicht mehr unter uns. In ein Buch über Plotins Entretiens sollte der hier veröffentlichte Beitrag von Paul Henry später einmal

Brought to you by | New York University Bobst Library Technical ServicesAuthenticated

Download Date | 12/7/14 11:31 PM

VI Vorwort

integriert werden; daraus erklären sich gelegentliche Hinweise auf geplante Teile dieses nun nicht mehr vollendeten Werkes. Die Studie von Charles B.Schmitt über die Aristoteles-Florilegien der Renais-sance bietet die erste Gesamtdarstellung zu diesem Thema und ent-hält im Anhang ein Verzeichnis mit wichtigen Ergänzungen zu sei-ner grundlegenden „Bibliography of Aristotle Editions, 1501-1600". Der Autor hat das Manuskript gerade noch abschließen können, be-vor ihn auf einer Vortragsreise in Padua unerwartet ein viel zu frü-her Tod ereilte. Die beiden hier vorgelegten Beiträge von Paul Henry und Charles B. Schmitt sind somit zu letzten Dokumenten ei-ner lebenslangen Forschungstätigkeit auf dem Gebiet des Neuplato-nismus und des Renaissance-Aristotelismus geworden.

Die Realisierung dieses zweiten Bandes wäre ohne den Druckko-stenzuschuß der Sammelstiftung bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin nicht möglich gewesen; besonderer Dank sei dabei Herrn Dr. Edmund Pattberg für seine vielfältigen Bemü-hungen gesagt. Daß der Band in dieser Konzeption verwirklicht werden konnte, ist das Verdienst der beteiligten Autoren. Für wert-volle Hilfe bei Fragen, die sich in ihren jeweiligen Spezialgebieten ergaben, bin ich vor allem Monique Roussel, Gudrun Vuillemin-Diem, Jonathan Barnes, Linos G. Benakis und Gotthard Strohmaier verpflichtet.

Möge der zweite Band dieses Werkes dieselbe freundliche Auf-nahme finden, wie sie schon dem ersten Band zuteil geworden ist.

J ü r g e n Wiesner

Brought to you by | New York University Bobst Library Technical ServicesAuthenticated

Download Date | 12/7/14 11:31 PM