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Kollokationen –ein vernachlässigtes Gebiet
der Fremdsprachendidaktik?
Joanna TargońskaUniwersytet Warmińsko-Mazurski
in Olsztyn (Allenstein) / Polen
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Was sind (lexikalische) Kollokationen? Syntagmatische, nicht feie Wortverbindungen (Zweier- und
Dreierverbindungen) – Position zwischen freien und idiomatischen Wortverbindungen
Syntagmen mit eingeschränktem Verbindungspotenzial (lexikalische Restriktionen)
Phraseologismen? (im weiteren Sinne) - phraseologische Einheiten (Reder 2006)
Verbindungen von Autosemantika, die durch Assoziativität und Gerichtetheit, außersprachliche oder konventionelle Bedingtheit, Nicht- oder Teilidiomatizität gekennzeichnet sind.
Eine spezifische semantische Beziehung zwischen den Bestandteilen einer Wortverbindung (Abhängigkeit der Beziehungen zwischen den Gliedern der Kollokation)Basis behält seine Bedeutung, Kollokator verliert vollständig oder teilweise seine primäre Bedeutung
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Rolle der Kollokationen im Fremdsprachenerwerbsprozess
frequente sprachliche Erscheinung (mündliche und schriftliche Kommunikation)
unauffällig bei der Rezeption (leicht erschließbar) keine produktiven Elemente der Sprache (reproduzierbar)
Notwendigkeit der Abspeicherung für lernersprachliche Produktion
nicht voraussagbar (Element der Sprachnorm und nicht der Sprachregeln)
„halbfertige Produkte“ (Hausmann 1984: 398) Als vorgefertigte Struktur hilfreich bei der Sprachproduktion (Beschleunigung des Redeflusses und Natürlichkeit des fremdsprachlichen Ausdrucks) (Handwerker 2010)
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Rolle der Kollokationen im Fremdsprachenerwerbsprozess
Kollokationen als Sinneinheiten (Bedeutung resultiert nicht aus Einzelwörtern „Nur noch die Einheit als solche hat eine Bedeutung”) (Teubert 2004) – semantische Einheit
Kollokationen als Übersetzungseinheit Bewusstheit der Kollokationen → Hilfe im
Rezeptionsprozess Relevanz der Kollokationskompetenz in der lexikalischen
Kompetenz„Viele Wörter zu kennen, ohne zu wissen, mit welchen anderen Wörtern sie kookkurrieren, ist für die Verständigung ebenso wenig nützlich, wie einige Wörter in all ihren Bedeutungsnuancen zu kennen.“ (Aguado 2004)
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Indizien für einen hohen Stellenwert von Kollokationen im DaF-Unterricht
Erwähnung der Begriffe Kollokation und Kollokations-kompetenz in Handbüchern zur DaF/DaZ-Didaktik
Explizite Definition des Begriffs Kollokationskompetenz Empirische Studien zu Kollokationen bzw. Entwicklung der
Kollokationskompetenz aus der Sicht der Fremdsprachenlehr-und -lernforschung bzw. FSE.
Bewusstheit (der Rolle) der Kollokationen und des kollokationalen Lernens im DaF-Lernprozess seitens der Lehrkräfte und der DaF-Lernenden
Erwähnung des Begriffs in Lehrwerken Übungsreihen zu Kollokationen und zur Entwicklung der
Kollokationskompetenz in Lehrwerken für verschiedene Alters- und Niveaustufen.
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
K. in Handbüchern zur DaF- und FremdsprachendidaktikRegister Inhaltsver
- zeichnisKapitel
Fachlexikon Deutsch als Fremd- und Zweitsprache(Barkowski/Krumm 2010) ☺ - -
Handbuch Fremdsprachenunterricht (Bausch/Christ/Krumm1995) - - -
Didaktik des Fremdsprachenunterrichts (DaF) (Desselmann/Hellmich 1986) - - -
Fortbildung für Kursleitende Deutsch als Zweitsprache(Kaufmann/Zehnder/Vanderheiden/Frank 2008) - - ☺/-
Fremdsprachenerwerb-Fremdsprachendidaktik (Roche 2005) - - -Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch
(Krumm/ Fandrych/Hufeisen/Riemer 2010) ☺ ☺ ☺Deutsch lehren (Heyd 1991) ☺ - ☺/ -Deutsch als Fremdsprache – Eine Didaktik (Storch 1999) - - -Metzler Lexikon Fremdsprachendidaktik (Surkamp 2010) - - -Fremdsprachendidaktik. (Decke-Cornill/Köster 2010) - - ☺/-Einführung in die Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache mit Videobeispielen. (Henrici/Riemer 2001) - - -
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Zum Begriff KollokationUnterschiedliche Auffassungen des Begriffs Breite Auffassung - alle syntagmatischen
Wortverbindungen, „die sich durch besondere Vorkommenshäufigkeit auszeichnen“ (Lehr 1996) (Bahns 1997, Pöll 1997, Teubert 2004)
Enge Auffassung - eine spezifische Art der Wortverbindung (vgl. Hausmann , Reder 2006)„Der basisbezogene Kollokationsbegriff ist der engere, der merkmalreichere, der elaboriertere, der genauere, der funktionalisiertere, der anwendungsbezogenere, folglich der unverzichtbarere.“ (Hausmann 2004)
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Zum Begriff Kollokationskompetenz Keine explizite Definition des Begriffs in
Nachschlagewerken. Erwähnung des Begriffs in Forschungsarbeiten
(produktive und rezeptive Kollokationskompetenz)(vgl. Reder 2002, 2006; Rössler 2010)
Keine empirischen Arbeiten zur Entwicklung der Kollokationskompetenz (DaF/DaZ)
Müller (2011) Aware of Colloations. Ein Unterrichtskonzept zum Erwerb von Kollokationskompetenz für fortgeschrittene Lerner des Englischen
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Kollokationen als Gegenstand der empirischen Forschung
Sprachwissenschaftliche Kollokationsforschung Beschreibung des Begriffs, Klassifikationen von
Kollokationen bilinguale vergleichende Untersuchungen von Kollokationen
in verschiedenen Sprachkonstellationen Lexikographische Forschung
Überlegungen zur Art der Darstellung der Kollokationen in Wörterbüchern und Online-Korpora
Korpusbasierte Erstellung von Kollokationslisten Untersuchungen zur Erfassung der Kollokationen in
Wörterbüchern verschiedener Sprachen Translatorische/dolmetscherische/übersetzerische
Kollokationsforschung Gebrauch der Kollokationen beim Übersetzen und Dolmetschen
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Desiderata der empirischen Kollokationsfor-schung (Fremsprachenerwerb und -gebrauch)Kollokationen aus Sicht der Fremdsprachenlehr-und -lernforschung bzw. Fremdsprachenerwerbsforschung andere Fremdsprachen als DaF
Marton (1977) – polnische EaF-Lernende Gabryś-Biskup (1990) polnische EaF-Lernende Müller (2011) deutsche EaF-Lernende
DaF größere Studien: Reder (2006) kleinere Studien: Reder (2008)
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Bewusstheit der Kollokationen Studie (2012) – 59 Probanden
(Germanistikstudierende zum Studienanfang) Fragen:
Kennst du den Begriff Kollokationen? Was bedeutet er? Ja – 15% Nein – 79%
Auf welche Wortarten bezieht sich der Begriff?5 Probanden – Verb + Substantiv
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Kollokationen in Wortschatzlernstrategien
149 Probanden, 19.-21. Lebensjahr (Studienanfänger 2010-2012) Lernen des Substantivs mit einem dazu gehörigen Verb
(syntagmatisches Wortschatzlernen) sehr oft/ immer – 3,5 % oft – 11,5% manchmal – 27,3% selten – 40% sehr selten/ nie – 17,7%
Lernen von Einzelwörtern sehr oft/ immer – 24,2 % oft – 44,3 % manchmal – 23,5% selten – 6,7 % sehr selten/ nie – 1,3 %
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Kollokationsübungen in Lehrwerken A1
©Aus der Lehrwerkreihe „Alles klar”
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Kollokationsübungen in Lehrwerken A2
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Attraktivität der KollokationsübungenUmfrage – 96 Probanden (15.-17. Lebensjahr) Kollokationsübungen/Übungen zu Syntagmen
hoher Grad der Attraktivität dieser Übungsart am motivierendsten – Auswahlübungen (je weniger
Distraktoren, desto attraktiver die Übung)
Lp. Attraktivität der „Kollokationsübungen“ 5 4 3 2
1. Auswahl der angegebenen Kollokatoren 24,65% 49,65% 21,9% 3,8%
2. Selbstständige Angabe von Kollokatoren 8% 42% 38,5% 11,5%
5- sie gefällt mir sehr, 4- sie gefällt mir, 3- sie gefällt mir eher nicht, 2- sie gefällt mir nicht
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Kollokation- ein vernachlässigtes Gebiet- Resümee
Zu wenig thematisiert in Nachschlagewerken und Handbüchern zur DaF/DaZ-Didaktik
Mangelnde empirische Forschung in Bezug auf DaF-Lernen/Lehren, DaZ-Erwerb/Unterricht
Mangelnde Bewusstheit der Kollokationen unter den DaF-Lernenden
Kein expliziter Hinweis auf Kollokationen als eine sprachliche Erscheinung
Nachholbedarf bei der Berücksichtigung der Kollokationsübungen in Lehrwerken
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Schlussfolgerungen für die schulische Praxis/ für die DaF-Didaktik
Wortschatzarbeit vom Anfangsunterricht auf syntagmatischer Ebene (Löschmann 1986)
Bewusstmachung des Kollokationsbegriffs im Fremdsprachenstudium und im FU (Handbücher, Lehrwerke, Lehrkraft)
Schritte zur Entwicklung der Kollokationskompetenz Schulung der Kollokationswahrnehmung
Kollokationales Lernen als Wortschatzlernstrategie.
Joanna Targońska (Olsztyn/Polen) IDT Bozen 29.07-02.08.2013
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit