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1 Kinesiotape Kinesio- Taping bietet für viele Erkrankungen eine erfolgreiche, operations- und medikamentenfreie Therapie. Historie: Das Kinesio Taping wurde Anfang der 70er Jahre von dem Chiropraktiker und Kinesiologen Dr. Kenzo Kase in Tokio, Japan, entwickelt. Er eröffnete in Tokio eine Klinik für Chiropraktik in der 30 Jahre später fast nur noch Kinesio Taping durchgeführt wird. Im Jahre 2000 wurden 5,5 Millionen Tokioter mit Kinesio Tape behandelt. In den 80iger Jahren führte er diese Methode in Alberquerque ein. Japan und USA sind heute in der Behandlung mit Kinesio Tape weltweit führend. In Europa kennen wir es seit 1997. Zuerst kam das Tape nach Holland dann über Belgien, Portugal und Italien endlich auch nach Deutschland. In Norddeutschland wurden im Jahre 2001 zum ersten Mal Migräne, Tinnitus und die Harninkontinenz erfolgreich mit Kinesio Tape therapiert. Durch ein speziell von dem Japaner Kenzo Kase entwickeltes elastisches Tape und eine entsprechende Anlegetechnik ist es möglich Schmerzen und Bewegungseinschränkungen erfolgreich zu behandeln. Die Kinesio Tape Methode nutzt den körpereigenen Heilungsprozess, indem die Wirkung Einfluss auf das neurologische und zirkulatorische System des Körpers nimmt. Durch die spezifische Art des Tapens erzielt man eine stimulierende Wirkung der geklebten Muskelpartien, der Gelenke und des Lymph- und Nervensystems. Es gibt PatientInnen, die allergisch auf den Kleber reagieren. Das äußert sich durch Juckreiz und roten Pickelchen. Das Tape ist dann sofort zu entfernen. Die Badminton Nationalspielerin Nicole Grether wird am Daumen getapet Wirkweise: Beim Kinesiotape geht es vielmehr darum, die Verschiebeschichten des subkutanen Geweberaumes zu aktivieren. Vor allem ausgelöst durch aktive Bewegungen werden Haut- und Bindegewebeschichten gegeneinander verschoben, was zur Aktivierung der Ver- und Entsorgung des Gewebes führt, Lymphfluss und Durchblutung profitieren. Bei einer

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Kinesiotape

Kinesio- Taping bietet für viele Erkrankungen eine erfolgreiche, operations- und

medikamentenfreie Therapie.

Historie:

Das Kinesio Taping wurde Anfang der 70er Jahre von dem Chiropraktiker und Kinesiologen

Dr. Kenzo Kase in Tokio, Japan, entwickelt. Er eröffnete in Tokio eine Klinik für

Chiropraktik in der 30 Jahre später fast nur noch Kinesio Taping durchgeführt wird. Im

Jahre 2000 wurden 5,5 Millionen Tokioter mit Kinesio Tape behandelt. In den 80iger Jahren

führte er diese Methode in Alberquerque ein. Japan und USA sind heute in der Behandlung

mit Kinesio Tape weltweit führend. In Europa kennen wir es seit 1997. Zuerst kam das

Tape nach Holland dann über Belgien, Portugal und Italien endlich auch nach Deutschland.

In Norddeutschland wurden im Jahre 2001 zum ersten Mal Migräne, Tinnitus und die

Harninkontinenz erfolgreich mit Kinesio Tape therapiert.

Durch ein speziell von dem Japaner Kenzo Kase entwickeltes elastisches Tape und eine

entsprechende Anlegetechnik ist es möglich Schmerzen und Bewegungseinschränkungen

erfolgreich zu behandeln. Die Kinesio Tape Methode nutzt den körpereigenen

Heilungsprozess, indem die Wirkung Einfluss auf das neurologische und zirkulatorische

System des Körpers nimmt. Durch die spezifische Art des Tapens erzielt man eine

stimulierende Wirkung der geklebten Muskelpartien, der Gelenke und des Lymph- und

Nervensystems.

Es gibt PatientInnen, die allergisch auf den Kleber reagieren. Das äußert sich durch

Juckreiz und roten Pickelchen. Das Tape ist dann sofort zu entfernen.

Die Badminton Nationalspielerin Nicole Grether wird am Daumen getapet

Wirkweise:

Beim Kinesiotape geht es vielmehr darum, die Verschiebeschichten des subkutanen

Geweberaumes zu aktivieren. Vor allem ausgelöst durch aktive Bewegungen werden Haut-

und Bindegewebeschichten gegeneinander verschoben, was zur Aktivierung der Ver- und

Entsorgung des Gewebes führt, Lymphfluss und Durchblutung profitieren. Bei einer

2

Muskelentzündung ist der Raum zwischen Haut und Muskel komprimiert. Daraus

resultierend findet nur ein verminderter Abfluss der Lymphflüssigkeit statt. Die

Kompression und Stauung der Lymphflüssigkeit reizt die Schmerzrezeptoren in der Haut

und führt zur Schmerzbildung. Wird die Haut im betroffenen Bereich vor und während der

Tape Anlage gedehnt, bildet die Haut zusammen mit dem aufgeklebten Tape bei der

Rückführung in den Ruhezustand wellenförmige Hautfalten aus und stellt die wichtigste

Grundlage der Methode dar. Durch das Anheben der Haut vergrößert sich der Raum

zwischen Haut und subcutanem Gewebe. Dadurch kann die Lymphflüssigkeit aus den

Zwischenräumen einfacher in das Lymphsystem abfließen, wodurch die Reizung der

Hautrezeptoren vermindert wird und die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützt

werden. Der ph- Wert des Gewebes steigt, was zu einer Anhebung der Zellspannung und

somit zu einem verstärkten Stoffwechsel führt. Darüber hinaus entfaltet das Tape positive

Effekte auf Meridiane und Akupunkturpunkte, auf Muskel- und Sehnenansätze, auf

Muskelfaszien und Gelenkkapseln. Zusätzlich können Effekte auf bestehendes

Narbengewebe und über Reflexzonen auf das viszerale System ausgeübt werden. Über die

Headschen Zonen ist ein deutlicher Einfluss auf die entsprechenden Organe wahrnehmbar.

Das Tape hat eine Elastizität von ca. 140 %, vergleichbar mit der Eigendehnung eines

Muskels. Das Tape besteht aus 100 % Baumwolle mit einer Acrylbeschichtung und ist

latexfrei. Es ist wasserresistent und atmungsaktiv und somit kann man sich frei bewegen,

Schwimmen und Sauna sind mit dem Tape möglich.

Anlegen und Entfernen eines Tapes

Bevor das Tape angelegt und die Trägerfolie entfernt wird, werden die Tapestreifen

entsprechend zugeschnitten. Dabei werden I, Y und X- Tapes erstellt. Die Enden der Tapes

werden rund geschnitten. Dadurch wird ein vorzeitiges Ablösen der spannungsfreien Ecken

und unerwünschtes Aufrollen der Tapeenden vermieden. Nach Feng Shui kann die Energie

auch besser fließen. Die Haut muss trocken und fettfrei sein. Eine gering behaarte Haut

stellt kein Hindernis da. Starke Behaarung sollte vorab entfernt werden. Bei der Anlage

mehrmals über das Tape streichen, damit es gut auf der Haut klebt. Tapes sollten immer

20- 30 min. vor dem Sport angelegt werden.

Entfernen kann man ein Tape am besten unter der Dusche. Die Haut wird dabei straff

gezogen und das Tape in Haarrichtung abgezogen. Minimale Klebespuren können

gegebenenfalls auf der Haut zurück bleiben.

Tragedauer: 3- 10 Tage, wobei mit zunehmender Dauer die Elastizität und somit die

Wirkung verloren geht.

Bedeutung der Tape Farben:

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Rot: anregend, chronischer Zustand, tonisierend, aktivierend, energiearmes Gewebe

Gelb und beige: Aktivierung von Lymphflüssigkeit

Blau: entzündungshemmend, dämpfend, akuter Zustand, detonisierend, energiereiches

Gewebe

1. Muskelanlage

Sie werden bei einem Hyper- oder Hypotonus angewendet, sowie bei Verletzungen der

Muskulatur und bewirken eine Normalisierung des Ruhetonus. Es gibt tonisierende Anlagen,

die vom Muskelursprung zum Muskelansatz geklebt werden und detonisierende Anlagen, die

vom Ansatz zum Ursprung geklebt werden. Sie werden ungedehnt aufgeklebt.

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Hier eine detonisierende Anlage des M. gastrocnemius

M. trapezius:

M. deltoideus:

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Mit der I- Anlage kann zusätzlich der mittlere Anteil getapet werden.

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M. biceps brachii:

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M. triceps brachii:

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M. infraspinatus:

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M. supinator:

M. pectoralis minor:

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M. pectoralis major:

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M. iliacus:

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M. erector spinae:

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M. adductor magnus:

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M. rectus femoris:

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M. biceps femoris:

Durch das Applizieren eines Tapes auf die ischiokrurale Muskulatur verbessert sich die

Rumpfbeweglichkeit (Ventralflexion) (siehe Zeitschrift pt 65, 2013,5 S. 40)

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M. semitendinosus:

M. gluteus max.:

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M. tibialis anterior:

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2. Lymphanlagen:

Diese werden bei Störungen des Lymphflusses angelegt. Die Lymphanlage hebt die Haut an,

wodurch sich der Raum zwischen Haut und subcutanen Gewebe vergrößert. Somit kann die

Lymphflüssigkeit leichter aus den Zwischenräumen ins Lymphsystem abfließen. Weiterhin

wird die Haut durch das Anheben in Kombination mit der Körperbewegung gedehnt. Das

Bindegewebe wird hierdurch gelockert, mit der Folge, das sich Filamente zwischen den

Endothelzellen der initialen Lymphgefäße und den elastischen Fasern des Bindegewebes

besser bewegen können. Hierdurch öffnen sich die Klappen leichter und die Lymphe fließt

besser ab. Außerdem wird die Lymphe entlang der aufgeklebten Leitbahnen zur Basis des

Tapes transportiert. Durch die Lymphanlage ist eine kontinuierliche Lymphdrainage

gewährleistet.

Das Tape (gelb oder blau) wird in 4 dünne Längsstreifen geschnitten es verbleibt eine

Basis, die immer auf intakte Lymphknoten geklebt wird. Die Einzelstreifen werden mit bis

zu 25 % Dehnung aufgeklebt. Es wird wieder ein fingerbreites Ende dehnungsfrei

aufgeklebt.

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Hier die Badminton Weltklassespielerin Juliane Schenk mit einem Lymphtape zur Entstauung ihres Fußes.

Lymphtape bei beidseitiger Mamma Ablatio und beidseitigem Ausräumen der axillären

Lymphknoten.

Entstauung eines Oberarmes

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3. Narbenanlage

Narben können nach Fädenzug, wenn keine Flüssigkeit mehr austritt, getapet werden.

Das Tape sorgt für eine bessere Verschieblichkeit des Bindegewebes. Dabei wird die

Jägerzauntechnik verwendet:

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Das Tape wird im 45° Winkel zur Narbe unter max. Dehnung aufgebracht. Hier kann eine

Verschalung durch I- Tape aufgesetzt werden, wieder mit max. Dehnung (nicht im Bild

dargestellt).

4. Ligamentanlage

Diese werden angewendet bei Verletzungen und Überlastungen von Sehnen und Bändern.

Sie bewirken eine Entlastung, Schmerzminderung und Verbesserung der Belastbarkeit, was

eine schnellere Heilung bewirkt. Sie werden mit max. Tape Dehnung aufgeklebt. Auch hier

bleiben die Tapeenden ungedehnt, um ein vorzeitiges ablösen der Tapestreifen zu

vermeiden.

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Collateralbänder am Knie:

Patellasehne:

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Achillessehne:

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Außenbänder Sprunggelenk:

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Spacetape:

Das Spacetape ist eine Sonderform der Ligamentanlage und kann auf Schmerz- und

Triggerpunkte zur Schmerzdämpfung aufgeklebt werden. Bei großen Flächen werden 4

Streifen verwendet. Bei einem Triggerpunkt reichen 2 Streifen aus.

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5. Korrekturanlagen

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Grundlagen einer Fascienkorrektur

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Fascienkorrektur auf dem M. tractus iliotibialis

Fascienkorrektur M. epicondylus lat.

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Anteriore Schulterinstabilität:

Skoliose

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Fächer Tape am CTÜ

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X- Tape bei einer Bauchmuskelzerrung

V- Tape bei Nackenschmerzen

Tapes können im Wintersport auch das Gesicht vor Kälte schützen

Taping kann auch Kunst sein.

Funktionelle Verbände

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Aufrichtungstape an der Wirbelsäule:

Diese Tapeanlage (Memory Tape) fördert die aufrechte Haltung, so dass hierdurch auch ein

Verhaltenstraining möglich ist, da man sich nur rückengerecht bewegen und belasten kann.

Daneben kommt es zu einer Tonuserhöhung der interkapsulären Muskulatur.

Patellakorrektur:

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Verband bei Patellaspitzensyndrom:

Durch den Druck des Tapes auf die Patella, wird diese nach proximal verschoben und somit

entlastet.

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Verband zur Entlastung des Längsgewölbes:

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Korrektur Hallux valgus:

Ziel des Tapes ist es die Deformierung aufzuhalten bzw. die Fehlstellung zu richten. Das

Großzehengrundgelenk soll stabilisiert werden.

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Handgelenksverband zur Einschränkung aller Bewegungsebenen:

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Kühl-/Kompressionsverband:

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Entlastungsverband für das Fingermittelgelenk:

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Fingertape mit Schienung:

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Hier schreibt im November 2013 ein dänischer Badminton- Weltklassespieler auf facebook:

Preise für Tape (inkl. MwSt.):

Kinesiotape 32 Rolle von Nasara 30,00 €

Leukotape 3,75 cm breit, 10 m von Fa. Schupp 7,14 €

Leukotape 2 cm breit, 10 m von Fa. Actavia 4,47 €

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Literatur:

Ilbeygui, R.: Taping, 2012 ISBN 978-3-437-45231-4 für 60,- €

Eder, Klaus und Mommsen, Hauke: Richtig Tapen ISBN 978-3-934211-46-9

Habsch, Jochen: Kompaktkurs Kinetische Tapes