kinder als opfer verschiedener beziehungskonstellationen ......ablehnend – gewalt gegen mutter und...

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Franziska Greber Psychotherapeutin ASP, Coach und Supervisorin BSO in eigener Praxis & Co-Leiterin IST Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich 4. September 2013 Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen und Gewaltdynamiken Folgen für Interventionen und Massnahmen Interdisziplinäre Fachtagung Frauenhaus & Beratungsstelle Zürcher Oberland Stadthofsaal Uster

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Page 1: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Franziska Greber Psychotherapeutin ASP, Coach und Supervisorin BSO

in eigener Praxis &

Co-Leiterin IST Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt

Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich

4. September 2013

Kinder als Opfer

verschiedener Beziehungskonstellationen

und Gewaltdynamiken –

Folgen für Interventionen

und Massnahmen

Interdisziplinäre Fachtagung Frauenhaus & Beratungsstelle Zürcher Oberland

Stadthofsaal Uster

Page 2: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Einleitung

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 3: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Häusliche Gewalt Definition Gewaltschutzgesetz des Kantons Zürich (GSG)

GSG § 1. «Häusliche Gewalt liegt vor, wenn eine Person in einer bestehenden oder einer aufgelösten familiären oder partnerschaftlichen Beziehung in ihrer körperlichen, sexuellen oder psychischen Integrität verletzt oder gefährdet wird…». Es gibt keine bundesrechtliche Legaldefinition Häuslicher Gewalt.

Der Kanton Zürich definiert Häusliche Gewalt weit und meint einerseits Gewalt unter

Erwachsenen, nämlich…

in erwachsenen Paarbeziehungen

in Partnerschaften Betagter

von Eltern gegen ihre minderjährigen oder erwachsenen Kinder

von erwachsenen Kindern gegen ihre (betagten) Eltern

von einem erwachsenen Kind gegen ein minderjähriges oder erwachsenes Geschwister

und meint andererseits Kinder/Jugendliche, die Gewalt androhen/ausüben, nämlich...

gegen ihre Eltern (Stief-, Grosseltern etc.)

gegen Geschwister

in (ex-) Teenagerbeziehung (jugendliche Paarbeziehung)

Franziska Greber, 4. September 2013

[email protected]

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Ursachen und Folgen Häuslicher Gewalt sind vielfältig

GESELLSCHAFT GEMEINSCHAFT BEZIEHUNG INDIVIDUUM

WHO Modell der Gewalt; ww.ebg.admin.ch/dokumentation/00012/00442/?

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 5: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

1.Individuum (Psychologie Häuslicher Gewalt)

2.Beziehung (Dynamik Häuslicher Gewalt)

3.Gemeinschaft (Umfeld Häuslicher Gewalt)

4.Gesellschaft (und Häusliche Gewalt)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Ursachen und Folgen Häuslicher Gewalt Ebene INIDIVIDUUM

TÄTER

Erfahrung des Täters als Opfer und/oder Zeuge von Gewalt in der Kindheit

Antisoziales Verhalten und Delinquenz (auch ausserhalb der Partnerschaft)

Alkohol-/Drogenkonsum

Stress

Psychiatrische Krankheit

Tätertyp?

Persönlichkeitstäter?

Situationstäter?

FOLGEN FÜR DAS KIND

Kind oft auch direktes Opfer

Fehlende Selbstwirksamkeit Angst

vor (mindestens) einem Elternteil um (mindestens) einen Elternteil um Geschwister um sich selbst

Schuldgefühle

Vernachlässigung und in chaotischen Zuständen leben

Seine Bedürfnisse werden nicht wahrgenommen

Kind als «HelferIn» ausgenutzt (Parentifizierung)

Instrumentalisierung des anderen Elternteil oder Geschwister zu kontrollieren/stalken

Tabuisierung, Verleugnung, Sprachlosigkeit

Etc.

Franziska Greber, 4. September 2013

[email protected]

Page 7: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Wer sind die Täter/Gefährder?

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Tätertypologien bei Häuslicher Gewalt

2. “Borderline / dysphoric batterers”

Zyklischer / Borderline Typus

1. “Family-only-batterers” Angepasster, auf die Familie beschränkter Typus

3. “Generally violent / Antisocial batterers” Antisozialer oder psychopathischer Typus

4. “Low level antisocial batteres” (mittelgradig antisozialer Typ)

Holtzworth-Munroe et al. (2003) Hoffmann (2006); Dixon et al. (2003)

Psychiatrische Erkrankung

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Persönlichkeitstäter

• Risikorelevante Persönlichkeitsmerkmale stark ausgeprägt

• Deliktdynamik entwickelt sich aus der Persönlichkeit

• Täter (-persönlichkeit) Tatmotivation (Tat-) Situation

• Regeln und Normen sind unwichtig

• Strafe & Abschreckung wirkungslos!

Urbaniok (2012)

• Risikorelevante Persönlichkeitsmerkmale schwach ausgeprägt

• Deliktdynamik entwickelt sich aus der Situation

• (Tat-) Situation Tatmotivation „latente Persönlichkeitsanteile werden geweckt“

• Strafe & Abschreckung wirksam!

Situationsstäter

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Prävalenz von Gewalttätigkeit, Inhaftierung und Scheidung; Erfolg von Behandlungen

Paar- /Familientherapie _____________________________________________________________

Depressionsbehandlung; Psychiatrische (Trauma-) Behandlung (im Einzelsetting) _____________________________________________________________

Spezifische (forensische) Behandlung (Wut, Gewalt, Sucht) Holtzworth-Munroe et al. (2003)

< < <

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Prävalenz von Gewalttätigkeit Prävalenz von Inhaftierung Prävalenz von Scheidung/ Trennung

< < <

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Wer sind die Opfer/Gefährdeten?

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Der Ambivalenzkonflikt erwachsener, heterosexueller, weiblicher Opfer

• Opfer sehen Situation der gefährdenden Person als Ursache

• Haben oft frühere Gewalterfahrungen

„Schein-Ambivalenz“

• Opfer zeigen ähnliches Verhalten wie «Ambivalente» • Sie verfügen aber eigentlich über genügend Ressourcen.

Greber (2011)

Was hält sie dennoch in der Gewaltbeziehung?

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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„Überlebens-Bindungen“ und Dilemma weiblicher Opfer Häuslicher Gewalt

• „Schein-Ambivalente“ führen „Überlebens-Bindungen“

• Bei der „Überlebens-Bindungen“ ist die Handlungsfähigkeit der Frauen/Mütter nicht durch Abhängigkeit zum Täter eingeschränkt

• Das Verbleiben in der Gewaltbeziehung sichert ihr eigenes und auch das Überleben der Kinder

• Diese Opfer befinden sich in einem Dilemma: keine angedachte Lösung schützt sie und ihre Kinder

• Eine „Überlebensbindung“ weist möglicherweise auf eine pathologische Tätertypologie hin

• Menschen in „Überlebens-Bindungen“ sind eine Hochrisiko-Gruppe

Greber (2011)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 14: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

1.Individuum (Psychologie Häuslicher Gewalt)

2.Beziehung (Dynamik Häuslicher Gewalt)

3.Gemeinschaft (Umfeld Häuslicher Gewalt)

4.Gesellschaft (und Häusliche Gewalt)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 15: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Ursachen und Folgen Häuslicher Gewalt Ebene BEZIEHUNG

TÄTER

Machtgefälle in der Beziehung

Dominanz und Kontrollverhalten

Konflikte in der Partnerschaft, schlechte Konfliktbewältigungs-strategie

Monodirektionale und/oder bidirektionale Gewalt

Negatives und menschenverachtendes Frauenbild

FOLGEN FÜR DAS KIND

Kind erlebt Machtgefälle, Drohungen und Entwertungen als «normal» – Prägung des Frauen- und Männerbildes

Kind wird oft auch selber kontrolliert und vom Täter bestimmt

Autonomie des Kindes wird unterbunden

Kinder mischen sich ein und versuchen Frieden zu stiften

Oft werden weitere gewaltausübende Personen nicht wahrgenommen

Partnerschaft der Eltern steht im Vordergrund; Schutz und Bedürfnisse des Kindes werden nicht/kaum wahrgenommen

Etc.

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Bindungstheorie: Bedeutung von Bindungserfahrungen

"Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit verbindet."

• Bindungsbedürfnisse sind biologische Grundbedürfnisse

• Bindungspersonen dienen als externe Hilfe bei Verunsicherung oder Angst

• Neuere Bindungstheorien verstehen unter Bindung: Bindung in der Lebensspanne – aber auch Zeit und Qualität, Engagement und Verfügbarkeit

• Ungünstige Bindungserfahrungen sind kein gesicherter Indikator für eine spätere Psychopathologie

Vgl. Bowlby; Ainsworth & Ross (2000)

Vgl. Brisch; Hellbrügge (2007) Vgl. Brisch (2001)

Vgl. Grossmann & Grossmann (2004)

Vgl. Fonagy (2003)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Bindungsmuster erwachsener Täter

Variable

«family only batterers»

«dysphoric/ borderline batterers»

«generally violent/ antisocial batterers»

Empathie mittel mittel-tief tief

Impulsivität tief-mittel mittel hoch

Greber (2013)

Bindungsfähigkeit gut-stabil instabil ablehnend

Folgen auf die Beziehung zu den Kindern

Tendenziell eher stabil

Eher instabil – Verleugnung und Bagatellisierung der Gewalt ist schwierig für ein klares Unrechtsempfinden der Kinder

Beziehung des Täters ist auch zu Kindern ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt

Holtzworth-Munroe et al. (2003)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Dynamik bei Häuslicher Gewalt – Bedeutung früherer Bindungserfahrungen

“Unsicher-ambivalente Bindung”

“Sichere Bindung”

“Unsicher vermeidende Bindung”

“Hochunsichere Bindung”

Bowlby; Ainsworth & Ross (2000)

Psychiatrische

Erkrankung Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Sichere Bindung der Bezugsperson* – mögliche Folgen für die Kinder

Kinder von sicher gebundenen Bezugspersonen können sich in jeder Situation an diese wenden, erhalten Trost, Unterstützung und Geborgenheit

Diese Bezugsperson bleibt – trotz Notsituation – beziehungsbezogen, zeigt eine positive Sicht ihrer Selbst und anderer und behält das Vertrauen zu anderen Menschen - dies vermittelt sie auch ihren Kindern

Kinder werden wahr- und ernstgenommen Mit einer (begleiteten) Trennung können diese Frauen umgehen Möglicherweise sind auch nach einer Trennung beide Eltern in gutem

Kontakt mit dem Kind

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

* Mutter

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Unsicher-ambivalente Bindung Bezugsperson* – mögliche Folgen für die Kinder

Heftige, widersprüchliche und unstabile Gefühlsausdrücke und Verhaltensweisen der Bezugsperson lassen das Kind mit seinen Bedürfnissen alleine

Auf diese Unberechenbarkeit reagiert das Kind mit Ängstlichkeit, übermässiger Anhänglichkeit und häufig auch mit Wut

Für diese Kinder ist die Bezugsperson kaum berechenbar, manchmal feinfühlig und verlässlich, manchmal nicht

Auf diese Unberechenbarkeit reagiert das Kind oft mit Ängstlichkeit, übermässiger Anhänglichkeit und häufig auch mit Wut

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

* Mutter

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Unsicher-vermeidende Bindung der Bezugsperson* –

mögliche Folgen für die Kinder

Diese Bezugspersonen sind als Bindungsfigur für die Kinder kaum zugänglich und weisen sie häufige auch in Notsituationen zurück

Diese Kinder werden missverstanden – es wird ihnen nicht zugehört

Gewisse Kinder schliessen daraus, nicht liebenswert zu sein

Weil die erwachsenen Opfer für sich selber keine Hilfe holen, müssen auch die Kinder für sich oft eigene Lösungen finden

Sie sind auf Drittpersonen und/oder professionelle Hilfe angewiesen

Eine proaktive Beratung auch in diesen Fällen besonders wichtig

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

* Mutter

Page 22: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Hochunsichere Bindung der Bezugsperson* – mögliche Folgen für die Kinder

Misshandelte Kinder gehören zur Risikogruppe = Prägung für späteres Bindungsverhalten

Auch äusserliche Sozialfaktoren beeinflussen die Bindungs-entwicklung

Erwachsene Opfer mit hochunsicheren Bindungserfahrungen suchen einen «erwachsenen Kontakt» zu ihren Kinder («gestohlene Kindheit»)

Die Suche nach Sicherheit und gleichzeitige Furcht davor, kann auch bei den Kindern zu grossem Misstrauen führen

Ängste Erwachsener werden auf die Kinder übertragen – Nähe und Vertrauen werden auch für die Kinder zur Herausforderung

Es fällt diesen Kindern schwerer, Hilfe zu holen/anzunehmen

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected] * Mutter

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Vulnerabilität und Resilienz (Verletzbarkeit und psychische Widerstandsfähigkeit der Opfer)

Wechselwirkung verschiedener Vulnerabilitätsfaktoren:

Bindungs-Erfahrungen

Andere Sozialisations-Bedingungen

Genetische Disposition

Weinfield et al. (2000)

Wüthrich et al. (1997)

Fegert (2010)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Gewaltmuster unterscheiden sich

Ambivalenz der Frau/Mutter

(Mehrfach-) Abhängigkeiten; innere Unentschiedenheit; tiefer Selbstwert; frühere

Traumaerfahrung

Todesangst bei Verlassen des Partners; äussere

Unmöglichkeit von Alternativen; «entschiedenes»

Verbleiben in der Gewaltbeziehung

Dilemma der Frau/Mutter

Bsp: Bei Häuslicher Gewalt in der Elternbeziehung

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Je nach Beziehungskonstellation und Gewaltmuster auch

andere Verhaltensweisen der Kinder

Ambivalenz der Mutter – Folgen für das Kind

Beratung der Kinder wird eher toleriert

Kinder werden keine Beratung in Anspruch nehmen –

machen i.d.R. keine Aussagen

Dilemma der Mutter – Folgen für das Kind

Bsp: Bei Häuslicher Gewalt in der Elternbeziehung

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Trennungsverhalten von erwachsenen, weiblichen Opfern

“Neue Chance”

“Rasche Trennung”

“Fortgeschrittene Trennung”

“Ambivalente Bindung”

“Überlebensbindung”

Greber (2011)

Helfferich (2006)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 27: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

1.Individuum (Psychologie Häuslicher Gewalt)

2.Beziehung (Dynamik Häuslicher Gewalt)

3.Gemeinschaft (Umfeld Häuslicher Gewalt)

4.Gesellschaft (und Häusliche Gewalt)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Ursachen und Folgen Häuslicher Gewalt Ebene GEMEINSCHAFT

TÄTER

Soziale Isolation des Paares

Fehlende Unterstützung der Betroffenen

Gewalt bejahende und tolerierende Haltung des sozialen Umfeldes

FOLGEN FÜR DAS KIND

Isolation auch der Kinder und Jugendlichen

Verbot von Freundschaften

Kaum oder keine Teilnahme am sozialen Leben (Pfadi, Vereine etc.)

Allein-Sein mit Problemen

Haltung gegenüber Gewalt so kaum hinterfragen können

Etc.

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Kinder und Jugendliche brauchen

3 „V-Bezugspersonen“ vertraut, verlässlich und verfügbar körperliche Unversehrtheit und Sicherheit

entwicklungsfördernde Anregungen und Herausforderungen stabile, unterstützende Gemeinschaften und kulturelle

Kontinuität

Vgl. Simoni (2012)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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(Häusliche) Gewalt ist oft multikonstellationell

d.h., dass Erwachsene und/oder Minderjährige

– Opfer einer Person sind

– Opfer mehrerer Personen sind

– Opfer nur Opfer sind

– Opfer sowohl gefährdet als auch gefährdend sind

d.h., dass Erwachsene und/oder Minderjährige

Gefährdende gegen eine Personen (Häusliche) Gewalt androhen/ausüben

Gefährdende gegen mehrere Personen gleichzeitig (Häusliche) Gewalt androhen/ausüben

Gefährdende nur Gefährdende sind

Gefährdende sowohl gefährden als auch Opfer sind Franziska Greber, 4. September 2013

[email protected]

Page 31: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

1.Individuum (Psychologie Häuslicher Gewalt)

2.Beziehung (Dynamik Häuslicher Gewalt)

3.Gemeinschaft (Umfeld Häuslicher Gewalt)

4.Gesellschaft (und Häusliche Gewalt)

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 32: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

GESELLSCHAFT

KULTUR

Rollenbilder, Stereotype von Männlichkeit und Weiblichkeit

Fehlende Gleichstellung von Frau und Mann

Toleranz gegenüber der Gewalt, Banalisierung

Akzeptanz von Gewalt als Mittel der Konfliktlösung

RECHT

Uneinheitliche Definitionen

Mangelnde Rechtsgrundlagen

Inkonsequente Rechtsanwendung

Ursachen und Folgen Häuslicher Gewalt Ebene GESELLSCHAFT

FOLGEN FÜR DIE KINDER

Verschiedene Studien belegen: Knaben, die Gewalt erleben, werden eher wieder zu Tätern, Mädchen eher zu Opfern

Knaben werden eher sozial auffällig oder aggressiv, Mädchen eher selbstverletzend oder depressiv

Kinder, insbesondere Knaben werden als Opfer weniger wahrgenommen

Mädchen haben eher Ansprechpersonen – auch zu Gleichaltrigen

In gewaltbereiten Peergruppen wird Gewalt legitimiert

Etc.

Franziska Greber, 4. September 2013

[email protected]

Page 33: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

(Häusliche) Gewalt ist auch oft multikontextuell

d.h., dass Erwachsene und/oder Minderjährige

– Opfer in einem spezifischen Kontext sind

– Opfer in verschiedenen Kontexten gleichzeitig sind

d.h., dass Erwachsene und/oder Minderjährige

Gefährdende in einem spezifischen Kontext (Häusliche) Gewalt androhen/ausüben

Gefährdende in verschiedenen Kontexten gleichzeitig (Häusliche) Gewalt androhen/ausüben

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 34: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Häusliche Gewalt ist oft multikonstellationell und multikontextuell

d.h., dass Erwachsene und/oder Minderjährige

– nur Opfer sind

nur Gefährdende sind

– sowohl Opfer als auch Gefährdende sind

– sowohl Gefährde als auch Opfer sind

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 35: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Gewaltdynamiken sind sehr unterschiedlich und abhängig von

möglichen Beziehungskonstellationen HG in erwachsenen, heterosexuellen Paarbeziehung

HG in Teenagerbeziehung

HG in Geschwisterbeziehung

HG in Betagtenbeziehung

HG in lesbischer/homosexueller Beziehung

HG gegen Eltern

Alter von Opfern und TäterInnen HG von Erwachsenen gegen Erwachsene

HG von Erwachsenen gegen Minderjährige

HG von Minderjährigen gegen Erwachsene

HG von Minderjährigen gegen Minderjährige

Kontext/en HG in einem Kontext

HG in verschiedenen Kontexten Franziska Greber, 4. September 2013

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Häusliche Gewalt – die Kinder als Opfer

Kinder und Jugendliche als direkte Opfer

Gewalt von Eltern/eines Elternteils

Gewalt in der Teenagerbeziehung (jugendliche Paarbeziehung)

Gewalt von Geschwister

Gewalt von familiärer Drittperson

Kinder und Jugendliche als indirekte Opfer/ZeugInnen

Gewalt in der Elternbeziehung

Gewalt in der Teenagerbeziehung eines Geschwisters

Gewalt in der Geschwisterbeziehung

Gewalt von Geschwister gegen Eltern/Elternteil

Gewalt eines Familienmitgliedes gegen familiäre Drittperson Franziska Greber, 4. September 2013

[email protected]

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Häusliche Gewalt – die Kinder als TäterInnen/Gefährdende

Kinder und Jugendliche als TäterInnen/Gefährdende

Häusliche Gewalt gegen Eltern/Elternteil

Häusliche Gewalt gegen Geschwister

Häusliche Gewalt gegen Freundin/Freund (in der Teenagerbeziehung /jugendliche Paarbeziehung)

Häusliche Gewalt gegen andere familiäre Drittperson

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 38: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Aktuelle Studien

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 39: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Sexuelle Opfererfahrungen von Kindern und

Jugendlichen in der Schweiz Prof. Manuel Eisner, Ko-Autor Schlussbericht Optimus Studie

University of Cambridge

• Datenerhebung im Klassenzimmer

• 6749 Schüler und Schülerinnen des neunten Schuljahres

• 445 Klassen

• Alle Kantone und Sprachregionen

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 40: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Zentrale Erkenntnisse

«Jugendliche erleben sexuelle Gewalt häufig im Rahmen erster Liebesbeziehungen zu etwa Gleichaltrigen

Jugendliche, die sich in einem gewaltbereiten Umfeld bewegen und in ihrer Freizeit häufig ausgehen und Alkohol oder Drogen konsumieren, werden auch häufiger von einem Liebespartner oder Date missbraucht

Mädchen erfahren etwa drei Mal häufiger sexuelle Übergriffe durch den Liebespartner als Jungen

Jugendliche mit einer körperlichen Behinderung sind besonders gefährdet, von einem Liebespartner oder Date missbraucht zu werden

Jugendliche mit Eltern, die einen harschen Erziehungsstil pflegen, geraten eher an sexuell gewalttätige Liebespartner»

www.optimusstudy.org Franziska Greber, 4. September 2013

[email protected]

Page 41: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

Vorkommen von sexueller Viktimisierung

Zahlen Rund 8% der Knaben und 22% der Mädchen berichten,

schon einmal Opfer eine sexuellen Viktimisierung mit Körperkontakt geworden zu sein.

Rund 20% der Knaben und 40% der Mädchen gaben an, schon einmal Opfer einer Viktimisierung ohne Körperkontakt geworden zu sein.

Am verbreitetsten sind Cyberviktimisierungen (18%), verbale oder schriftliche Belästigung (15%) und ungewolltes Berühren/Küssen durch Andere (12%)

www.optimusstudy.org

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Page 42: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

3.2%

5.3%

4.5%

5.7%

5.6%

6.9%

5.2%

4.5%

5.2%

4.3%

4.7%

10.8%

7.7%

7.5%

12.6%

8.3%

5.0%

6.5%

7.5%

6.9%

8.2%

7.5%

0.0% 2.0% 4.0% 6.0% 8.0% 10.0% 12.0% 14.0%

Weiblich

Nicht Schweizer

Rauher Erziehungsstil

Misshandlung des Kindes

Gewalt zwischen Eltern

Viele häusliche Aktivitäten

Mit Kollegen rumhängen

Viel Zeit im Internet

Eigene Gewaltausuebung

Alkohol' oder Drogenskonsum

Schulklasse mit hoher …

Probability of contact sexual victimization

No

Yes

www.optimusstudy.org

Risikofaktoren für Wahrscheinlichkeit sexueller Viktimisierung mit Körperkontakt

Page 43: Kinder als Opfer verschiedener Beziehungskonstellationen ......ablehnend – Gewalt gegen Mutter und gegen Kinder wird gerechtfertigt Holtzworth-Munroe et al. (2003) ... Bei Häuslicher

TäterIn-Opfer-Beziehung

Zentrale Erkenntnisse

Bei Jugendlichen:

Opfererfahrungen meistens im Kontakt mit Gleichaltrigen

– Bei Kindern:

Viktimisierungen im familiären Umfeld

www.optimusstudy.org

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Folgerungen

Sexuelle Viktimisierungen durch Gleichaltrige ist die wichtigste Konstellation von Opfererfahrungen

Bei Kindern: Fokus auf Familienangehörige

Bei Teenagern: Fokus auf Gleichaltrige

Gleichaltrige und Eltern sind meistens die ersten AnsprechpartnerInnen.

Sexuelle Viktimisierung ist mit einem risikoreichen Lebensstil verbunden.

Reduktion von risikoreichem Alkoholkonsum können zu einer Reduktion von Opfererfahrungen beitragen

www.optimusstudy.org

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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Wer erfährt von Opferfahrungen?

www.optimusstudy.org

60% der Opfer berichtet einer Drittpersonen

Mädchen vertrauen sich eher einer Drittperson an als Knaben

50% der Opfer ziehen KollegInnen oder FreundInnen ins Vertrauen

21% der Opfer reden mit den Eltern

4 -7% der Opfer kontaktieren die Polizei

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Teen Research Studie (USA 2008) Jugendliche zwischen 11 bis 17 Jahren: Wesentliche Erkenntnis: Es gibt einen Zusammenhang zwischen früher sexueller Aktivität und Gewalt in jugendlichen Partnerschaften

Zahlen und Fakten: Häusliche Gewalt in partnerschaftlichen Jugendbeziehungen

Teen Research Unlimited 2008 Truman 2011; Bonom, Kelleher 2007; Centers for Disease Control and Prevention 2006 und 2007; Marcus 2005; O’Keefe 1997 und 2005; Barter et al. 2009

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Kinderberatung – ein Projekt im Kanton Zürich

Proaktive und zeitnahe Beratung für Kinder, die von Häuslicher

Gewalt betroffen sind

KidsCare in Zürich & Horgen (Beratungsstelle Pinocchio)

Kids-Punkt in Winterthur (AJB)

Evaluation und wissenschaftliche Begleitung : Marie Meierhofer

Institut für das Kind Zürich MMI

April 2010 - September 2012

Maria Teresa Diez, Corinne Dreifuss, Heidi Simoni (MMI) Franziska Greber, 4. September 2013

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Evaluation KidsCare & KidsPunkt

131 Familien

158 Kinder aus 100 Familien

Bei Beratungsbeginn:

60% der Kinder überdurchschnittlich belastet

Bei Beratungsabschluss:

30% der Kinder überdurchschnittlich belastet

Familien oft mehrfach psycho-sozial belastet

Oft chronische Häusliche Gewalt

Vgl. Simoni (2012) Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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FAZITS

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Grundsätzliches Fazit

Tätertypologien und Opferverhalten, wie auch spezifische Paar- und/oder Familiendynamiken sind unterschiedlich und bei jeder Form der Intervention, der Frage der Zuständigkeit von Organisationen und ambulanten Fachleuten, der Wahl der Settings und der Anordnung von Massnahmen zu prüfen

„Gewalt macht nicht gleich - der Bedarf an Unterstützung und Beratung bei Frauen ist sehr verschieden“

Generalisierte Vorgehensweisen, Massnahmen und Settings sind in Gewaltbeziehungen für alle Betroffenen und Involvierten ungeeignet

Helfferich et al. (2004)

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Fazit: Peer-Gruppe…

• Die Peer-Gruppe (KollegInnen) ist nach Gewalterlebnissen häufig die erste und wichtigste Anlaufstelle für Opfer

• Die Peergruppe ist aber auch ein Kontext der Gewaltandrohung und/oder -ausübung

• Das Vorgehen von (Häuslicher) Gewalt bei Jugendlichen und Erwachsenen unterscheidet sich

• Bei Jugendlichen findet Gewaltausübung häufig in Gruppen statt

• Unterschiede zu Erwachsen gibt es auch in der Art der Gewalt, z.B. Cybermobbing und Cyberstalking

• (Cyber-)Mobbing ist häufig die Folge von Sexting und für die Opfer eine zusätzliche Bedrohung/Belastung (in der Schulklasse)

• Die Differenzierung der Formen der Gewalt, des Vorgehens (Jugendliche gehen häufig in Gruppen vor) und der Peergruppendynamik sind für Interventionen und Massnahmen gegen (Häusliche) Gewalt zentral

• Dies gilt auch für die Prävention und bei der Wahl des Settings

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Fazit: Kinder und Jugendliche…

Prüfen und stoppen direkter und indirekter (Häuslicher) Gewalt in jeder Beziehungskonstellation und jedem Kontext

Einschätzung der Gefährlichkeit aller (erwachsener und minderjährigen) TäterInnen/Gefährdenden

Unmittelbare Intervention und Massnahme zur Deeskalation gegen alle TäterInnen/Gefährdenden

Zeitnahe Beratung direkter und indirekter (erwachsener und minderjähriger) Opfer

Zeitnahe Beratung/Unterstützung aller (erwachsener und minderjähriger) TäterInnen/Gefährdenden

Flächendeckende Beratung für mitbetroffene Kinder Häuslicher Gewalt

Kindesschutz als integrierter Bestandteil von Bedrohungs-management und Prävention

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

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«Wenn Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln – wenn sie gross sind,

gib ihnen Flügel»

Franziska Greber, 4. September 2013 [email protected]

Chinesisches Sprichwort