kann ich alles regeln? patientenverfügung verständlich erklärt dr. med. susanne hirsmüller, msc...

20
Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Upload: frauke-dury

Post on 06-Apr-2015

120 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

Page 1: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Kann ich alles regeln?Patientenverfügung verständlich erklärtDr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Page 2: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Definition

Eine PV ist die schriftliche Willensäußerung eines voll-

jährigen, einwilligungsfähigen Patienten - zur zukünftigen

Behandlung - für den Fall der Unfähigkeit zur Äußerung

oder Entscheidung

insbesondere die Einwilligung oder Verweigerung in

bestimmte ärztliche Maßnahmen.

Page 3: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

So können Sie vorsorgen:

• Patientenverfügung

• Vorsorgevollmacht

• Betreuungsverfügung

• Organspendeausweis

• Sorgerechtsverfügung

Page 4: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

VorsorgevollmachtBetreuungsverfügung

Die Vorsorgevollmacht, mit der der Patient eine Vertrauens-

person zu seinem Vertreter (Bevollmächtigten) in Gesund-

heitsangelegenheiten bestellt

Die Betreuungsverfügung, mit der der Patient das Betreu-

ungsgericht bittet, die von ihm vorgeschlagene Vertrauens-

person zu seinem Vertreter (Betreuer) in Gesundheits-

angelegenheiten zu bestellen. Das Betreuungsgericht prüft zu

gegebener Zeit, ob der Vorschlag dem aktuellen Willen des

Betroffenen entspricht und die vorgeschlagene Person als

Betreuer geeignet ist.

© EVANGELISCHES KRANKENHAUS DÜSSELDORF

Page 5: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Patientenverfügung: Inhalte

• Was soll in bestimmten Krankheitssituationen an

medizinischen und pflegerischen Maßnahmen

durchgeführt werden, was soll unterbleiben?

• Welche persönlichen Einstellungen zur

Endlichkeit des Lebens und zu den Möglichkeiten

der modernen Medizin prägen meine Wünsche

zur Behandlung am Lebensende?

5

Page 6: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Patientenverfügung Inhalte

Festlegungen für das Vorgehen:

• in der unmittelbaren Sterbephase

• im Endstadium einer unheilbaren Erkrankung

• bei schwerer Hirnschädigung mit irreversibler

Bewusstlosigkeit

• bei fortgeschrittener Demenz (mit Störung der

Nahrungsaufnahme)

6

Page 7: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

• Religiöse oder moralische Überzeugungen• Lebensinhalte und -ziele• Persönliche Einstellungen zu schwerer

Krankheit, Behinderung und Sterben• Persönliche Wertvorstellungen in Bezug auf

Umgang mit eingeschränkter Denk-, Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit, fehlender Mobilität, Schmerzen und Leiden, Abhängigkeit von anderen Menschen, Lebensqualität

Was sollte beschrieben werden?

Page 8: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Praktische Umsetzung

• Die PV sollte mit einer Vorsorgevollmacht kombiniert werden.

• Sie ist vor allem eine Kommunikationshilfe. • Sie ist für Patient, Angehörige und Ärzte Anlass,

über den Therapieumfang nachzudenken und in einen Dialog miteinander zu treten.

• Unterschrift(en) vom Patienten und zusätzlich empfohlen vom Hausarzt, Betreuer/ Bevollmächtigtem sowie Datum

8

Page 9: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Häufige Missverständnisse

Die Patientenverfügung •muss nicht notariell beglaubigt sein•muss nicht in bestimmten Abständen erneut unterschrieben werden und ist daher auch noch nach 10 oder mehr Jahren gültig

ABER:im Notfall muss jemand wissen, dass es sie gibt und wo sie zu finden ist!!!

Page 10: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

• Ausdruck der Selbstbestimmung• Auseinandersetzung mit eigener Endlichkeit• Kommunikation über letzte Lebensphase /

Entlastung der Nahestehenden• Umgang mit eigenen Ängsten • Gefühl der Sicherheit

PRO

Page 11: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

• Vorhersehbarkeit des Lebensendes?• Unvorhersehbarkeit kritischer Situationen?• Können wir uns in die Situation sterbender oder

dementer Menschen versetzen?• Wertewandel in der Krankheit / aktueller Wille?

Einige Menschen fühlen sich mit der Erstellung einer PV überfordert, dann ist

• Vertrauen in die Entscheidungen des behandelnden Arztes zu haben, oft eine gute Entscheidung

CONTRA

Page 12: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Realität

„Unser persönlicher Entscheidungsspielraum wird am Ende des Lebens sehr begrenzt sein. Diese sicher bittere, aber durch kein juristisch noch so ausgeklügeltes Verfahren aus der Welt zu schaffende Wahrheit müssen sich Ärzte, Patienten, Betreuer und Angehörige, letztlich wir alle uns rechtzeitig vor Augen führen. Die meisten Menschen werden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht „autonom“ und „selbstbestimmt“ sterben. Es wäre gut, diese letzte Illusion des Lebens sich selbst und Anderen nicht erst aufzubauen.“ Prof. Dr. Axel W. Bauer

12

Page 13: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Literaturtipps

14,00 €5,00 €

Page 14: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Beratungsstellen in Düsseldorf

Page 15: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

• DRK• Verbraucherzentrale• Caritas• Diakonie• Betreuungsstelle beim

Jungendamt• Demenzservicezentrum• Verein für soziale Betreuung e.V• AWO• Hospizvereine

Beratungsstellen

in Düsseldorf

Page 16: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Arzt prüft sorgfältig Indikation für Behandlung

• wenn keine PV vorliegt oder diese nicht auf vor-liegende Situation zutrifft, muss sich die Entscheid-ung an mündlich geäußerten Behandlungswünschen bzw. dem mutmaßlichen Patientenwillen richten, den Bevollmächtigter/ Betreuer vertreten soll

• in schwierigen Situationen: Einschaltung von des Ethikkomitees zur ethischen Fallberatung mit dem Behandlungsteam, Bevollmächtigtem/Betreuer, ggf. Angehörigen zur Ermittlung des mutmaßlichen Patientenwillens

Umsetzung in kritischen Situationen

Page 17: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

© EVANGELISCHES KRANKENHAUS DÜSSELDORF

§ 1901 a Abs. 1 Satz 1 BGB

Ein Patient kann eine Patientenverfügung verfassen, mit

der er selbst in bestimmte ärztliche Maßnahmen, die nicht

unmittelbar bevorstehen, sondern erst in Zukunft erforderlich

werden können, im Vorhinein einwilligt oder diese untersagt.

Sie muss daher konkrete Festlegungen für bestimmte

beschriebene Situationen enthalten. Diese Erklärung ist für

andere verbindlich. Eine Patientenverfügung setzt die

Einwilligungsfähigkeit des Patienten voraus; sie bedarf der

Schriftform.

Page 18: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Ärzte und PV

© EVANGELISCHES KRANKENHAUS DÜSSELDORF

Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 33–34 | 19. August 2013 | A1580-1584

aktualisiert:

Berlin, den 30. Juni 2013

Page 19: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Aufgabe des Arztes

Sofern der Arzt keinen berechtigten Zweifel daran hat,

dass die vorhandene Patientenverfügung auf die aktuelle

Lebens- und Behandlungssituation zutrifft, hat er auf ihrer

Grundlage zu entscheiden. Sofern ein Bevollmächtigter

oder Betreuer vorhanden ist, hat dieser zu prüfen, ob die

Patientenverfügung wirksam und einschlägig ist; sofern dies

zutrifft, hat er ihr Ausdruck und Geltung zu verschaffen

(§ 1901 a Abs. 1 und 5 BGB).

© EVANGELISCHES KRANKENHAUS DÜSSELDORF

Page 20: Kann ich alles regeln? Patientenverfügung verständlich erklärt Dr. med. Susanne Hirsmüller, MSc Palliative Care, Vorsitzende des Ethikkomitees

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Evangelisches Krankenhaus DüsseldorfKirchfeldstraße 4040217 Düsseldorf

Telefon: 0211 / 919 - 4901 Telefax: 0211 / 919 - 3900

www.hospiz-evk.deEmail: [email protected]