jahreshauptversammlung 1963 der deutschen statistischen gesellschaft

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Jahreshauptversammhng 1963 der Deutschen Statistischen Gesellschaft Die Hauptversammlung, die Mitgliederversammlung und die Sitzungen der bei der Deutschen Statistisehen Gesellschaft gebildeten Ausschiisse fanden vom 9. bis ll. Oktober 1963 in Bonn start. Als Hauptthema stand im Mittelpunkt ,,Einkommenstatistik", das in der Hauptversammlung und in Aussehufsitzungen er6rtert wurde. Der Unterausschufl ,,Marktbeobachtunq und Marktanalyse" erSffnete die Tagung. Der Vorsitzende Mahnke betonte einleitend, dab eine Hauptaufgabe des Unteraussehusses darin bestehe, das Interesse ffir Statistik in were Kreise zu tragen. Der Unteraussehuf ist der Herausgeber der Sehriftenreihe ,,Anwendungstatistiseher Methoden in der Industrie". Es wurden folgende Vortr~ge gehalten: Sobotschinski (Wiesbaden): ,,Allgemeine statistische Bemerkungen fiber die Zusammenh~nge zwischen Einkommen und Verbraueh", Fiekel -- Meseberg (Nfirnberg): ,,l~ber den Einfluf des Einkommens auf die Entwieklung der Verbrauehsgiiterm~rkte", Fischer (Bonn) -- Hulgpert (Frankfurt]Main) -- Schiittauf (Hamburg): ,,Spezialbetrachtungen fiber die Bestimmungsgrfinde des Absatzes ausgew~hlter Erzeugnisse nnter besonderer Berfiek- sichtigung der Rolle des Einkommens". Sobotschinski beschr~inkte sich bewuft auf die MikroSkonomik, denn im Rahmen des Unteraus- schusses is~ zun~ehst yon handelnden Subjekten, ihren Meinungen und ihrem Verhalten auszu- gehen. Zusammenh~nge zwischen Einkommen und Verbrauch kSnnen dureh umfangreiche statistisehe Erhebungen belegt werden. Da aber die gesparten Einkommenstefle nach Einkom- menshShen und Gesellschaftsschieht untersehiedlieh sind, wobei das kontraktgebundene Sparen eine besondere Rolle spielt, ist nieht immer ein unmittelbarer Zusammenhang in seiner Gesamt- grSl~e oder in seiner Aufteflung abzuleiten. Der Vortragende zieht den Schluf, daft es weniger auf die Verfeinerung der mathematischen Bearbeitungsmethoden als vielmehr auf die Besehaffung geeigneten Materials ankomme. Meseberg nnd Fickel beriehten fiber Untersuchungen der Gesell- sehaft ffir Konsumforschung, Nfirnberg. Von Meseberg werden Bedarfsstruktur, Verbrauehswfinsche und Einkommen erSrtert. Die Betraehtung der Einkommen in Beziehung zu den Ansehaffungs- wiinsehen zeige eine Abh~ngigkeit nach Zahl und Art der Ansehaffungsplanungen.Einkommens- erwartungen und Preisbeobaehtungen der Verbraueher stehen in gegenseitigem Zusammenhang. F/ckd behandelt den Bedaff an konkreten Frodukten in bezug auf das Einkommen. Zus~tzliche Erkenntnisse fiber den konkreten Bedarf der Verbraueher effordern fortlaufende Untersuehungen im gleichen Haushalt; hierbei werden yon dem Nfirnberg-Institut in erster Linie die Belange der Wirtschaftspraxis berfieksiehtigt. Die bekannten WeUen, wie ,,Edeffress-, Reise-, Motorisierungs- welle" lassen sieh an den Haushaltsbeobaehtungen feststellen. Der Wettbewerb um die Gunst des Verbrauchers habe l~ngst begormen. Fischer erSrtert die Rolle des Einkommens beiin Absatz yon Papier nnd Pappe, yon denen nur geringe Tefle direk~ dem Konsum zugeffihr~ werden. Meist finder eine Umformung, Bedruektmg und Veredlung start. Der Verbraueh an Papier und Pappe sei ein Gradmesser des ,,kultureUen" Lebensstandards eines Volkes. Die ,,Kopfquote" betr~gt z.Z. in USA 200 kg, in China 2 kg. Auferdem bestehe eine Korrelation zwischen Papierverbraueh und Bruttosozialprodukt sowie Indus~rieproduktion. Steigender Lebensstandard ffihrt zu hoehwertigeren Erzeugnissen beim Papierverbraueh, doeh werde ein immer kleinerer Tell des Einkommenszuwachses fiir den Kauf yon Papier und Pappe verwendet. Huppert st~llt Bestimmungsgriindef'tir den Absatz yon elektro- technischen Gebrauehsgfitern dar. Die statistischen Untersuchungen erstrecken sieh auf die Jahre 1952 bis 1962. In dieser Zei~ betrug die Absatzzunahme im privaten Verbrauch bei elektrotech- nischen Gebrauehsgfitern 138O/o,bei Elektroger~ten 351°/o. Grofe Untersehiede in der Verbrauchs- steigerung bestehen auch innerhalb der 3 Hauptgruppen der Elektroger~te: Radio, Fernseher, Plattenspieler 265o/o -- Haushaltger~te 552O/o -- Beleuchtung 117°/o . In dem betraehteten Zeitraum sind zwei verschiedene Entwicldungstendenzengegeben: 1952 bis 1957 starke Progres- sion, 1958 bis 1962 Degression. Wesentlieher als die Einkommensentwieklung ist hier die Kon- kurrenz anderer Bedfirfnisse, die sich auf dauerhafte Verbrauchsgfiter, wie Automobile, Wohnungs- erwerb erstreekt. Sehiittauf sprieht fiber den Einfluf des Einkommens auf den Nahrungsmitt~l- verbrauch unter besonderer Berficksichtigung des Fettverbrauchs. Er erSrtert damit ein kurz- 531

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Page 1: Jahreshauptversammlung 1963 der Deutschen Statistischen Gesellschaft

Jahreshauptversammhng 1963 der Deutschen Statistischen Gesellschaft

Die Hauptversammlung, die Mitgliederversammlung und die Sitzungen der bei der Deutschen Statistisehen Gesellschaft gebildeten Ausschiisse fanden vom 9. bis l l . Oktober 1963 in Bonn start. Als Hauptthema stand im Mittelpunkt ,,Einkommenstatistik", das in der Hauptversammlung und in Aussehufsitzungen er6rtert wurde.

Der Unterausschufl ,,Marktbeobachtunq und Marktanalyse" erSffnete die Tagung. Der Vorsitzende Mahnke betonte einleitend, dab eine Hauptaufgabe des Unteraussehusses darin bestehe, das Interesse ffir Statistik in were Kreise zu tragen. Der Unteraussehuf ist der Herausgeber der Sehriftenreihe ,,Anwendung statistiseher Methoden in der Industrie". Es wurden folgende Vortr~ge gehalten:

Sobotschinski (Wiesbaden): ,,Allgemeine statistische Bemerkungen fiber die Zusammenh~nge zwischen Einkommen und Verbraueh", Fiekel -- Meseberg (Nfirnberg): ,,l~ber den Einfluf des Einkommens auf die Entwieklung der Verbrauehsgiiterm~rkte", Fischer (Bonn) -- Hulgpert (Frankfurt]Main) -- Schiittauf (Hamburg): ,,Spezialbetrachtungen fiber die Bestimmungsgrfinde des Absatzes ausgew~hlter Erzeugnisse nnter besonderer Berfiek- sichtigung der Rolle des Einkommens". Sobotschinski beschr~inkte sich bewuft auf die MikroSkonomik, denn im Rahmen des Unteraus- schusses is~ zun~ehst yon handelnden Subjekten, ihren Meinungen und ihrem Verhalten auszu- gehen. Zusammenh~nge zwischen Einkommen und Verbrauch kSnnen dureh umfangreiche statistisehe Erhebungen belegt werden. Da aber die gesparten Einkommenstefle nach Einkom- menshShen und Gesellschaftsschieht untersehiedlieh sind, wobei das kontraktgebundene Sparen eine besondere Rolle spielt, ist nieht immer ein unmittelbarer Zusammenhang in seiner Gesamt- grSl~e oder in seiner Aufteflung abzuleiten. Der Vortragende zieht den Schluf, daft es weniger auf die Verfeinerung der mathematischen Bearbeitungsmethoden als vielmehr auf die Besehaffung geeigneten Materials ankomme. Meseberg nnd Fickel beriehten fiber Untersuchungen der Gesell- sehaft ffir Konsumforschung, Nfirnberg. Von Meseberg werden Bedarfsstruktur, Verbrauehswfinsche und Einkommen erSrtert. Die Betraehtung der Einkommen in Beziehung zu den Ansehaffungs- wiinsehen zeige eine Abh~ngigkeit nach Zahl und Art der Ansehaffungsplanungen. Einkommens- erwartungen und Preisbeobaehtungen der Verbraueher stehen in gegenseitigem Zusammenhang. F/ckd behandelt den Bedaff an konkreten Frodukten in bezug auf das Einkommen. Zus~tzliche Erkenntnisse fiber den konkreten Bedarf der Verbraueher effordern fortlaufende Untersuehungen im gleichen Haushalt; hierbei werden yon dem Nfirnberg-Institut in erster Linie die Belange der Wirtschaftspraxis berfieksiehtigt. Die bekannten WeUen, wie ,,Edeffress-, Reise-, Motorisierungs- welle" lassen sieh an den Haushaltsbeobaehtungen feststellen. Der Wettbewerb um die Gunst des Verbrauchers habe l~ngst begormen. Fischer erSrtert die Rolle des Einkommens beiin Absatz yon Papier nnd Pappe, yon denen nur geringe Tefle direk~ dem Konsum zugeffihr~ werden. Meist finder eine Umformung, Bedruektmg und Veredlung start. Der Verbraueh an Papier und Pappe sei ein Gradmesser des ,,kultureUen" Lebensstandards eines Volkes. Die ,,Kopfquote" betr~gt z.Z. in USA 200 kg, in China 2 kg. Auferdem bestehe eine Korrelation zwischen Papierverbraueh und Bruttosozialprodukt sowie Indus~rieproduktion. Steigender Lebensstandard ffihrt zu hoehwertigeren Erzeugnissen beim Papierverbraueh, doeh werde ein immer kleinerer Tell des Einkommenszuwachses fiir den Kauf yon Papier und Pappe verwendet. Huppert st~llt Bestimmungsgriinde f'tir den Absatz yon elektro- technischen Gebrauehsgfitern dar. Die statistischen Untersuchungen erstrecken sieh auf die Jahre 1952 bis 1962. In dieser Zei~ betrug die Absatzzunahme im privaten Verbrauch bei elektrotech- nischen Gebrauehsgfitern 138O/o, bei Elektroger~ten 351°/o. Grofe Untersehiede in der Verbrauchs- steigerung bestehen auch innerhalb der 3 Hauptgruppen der Elektroger~te: Radio, Fernseher, Plattenspieler 265o/o -- Haushaltger~te 552O/o -- Beleuchtung 117°/o . In dem betraehteten Zeitraum sind zwei verschiedene Entwicldungstendenzen gegeben: 1952 bis 1957 starke Progres- sion, 1958 bis 1962 Degression. Wesentlieher als die Einkommensentwieklung ist hier die Kon- kurrenz anderer Bedfirfnisse, die sich auf dauerhafte Verbrauchsgfiter, wie Automobile, Wohnungs- erwerb erstreekt. Sehiittauf sprieht fiber den Einfluf des Einkommens auf den Nahrungsmitt~l- verbrauch unter besonderer Berficksichtigung des Fettverbrauchs. Er erSrtert damit ein kurz-

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lebiges Verbrauchsgut. Der NahrungsmRtelverbrauch sinkt mit steigendem Einkommen relativ zu diesem; doch ergeben sich bedeutende Untersehiede zwischen dem Verbrauch an Kohle- hydraten, Eiwefl~produkten und Fett im allgemeinen, wie auch fiir gewisse Teilbereiche. Z.B. steigt der unsichtbare Fettverbrauch mit wachsendem Einkommen, der siehtbare dagegcn stagniert. Methodisch empfehlen sich bei diesen Untersuchungen lange statlstische Reihen und Vergleiche von L~ndern, die sieh in einem unterschiedlichen Entwicklungszustand bcfinden, und in denen unterschiedliche Einkommensverh~ltnisse herrschen. Im Arbe i t sk re i s , ,Reg iona l s t a t i s t i k " gab Weiehselberger (KSln), Anregungen f'tir die Regionalstatistik auf Grund yon Modellen der ,,Regional Science". Diese stellt die Zusammen- fassung der Anwendung mathematischer Modellvorstellungen auf die r~umliche Siedlungsweise und der Weiteffiihrung der Standorttheorie dar. ErSrtert warden u.a. BevSlkerungsschwer- punkte, Wohndichtemodelle, Bev51kerungspotential, Standortkarten des Arbeitskr~fte-Potentials. Heine (Wiesbaden), sprach zu den MSglichkciten eines regionalen Einkommensvergleichs mit Hilfe der Steuerstatistiken. Es kommen die Einkommensteuer- und Lohnsteuerstatlstik in Be- tracht, die ffir 1961 in Bearbeitung sind. Eine Zusammenfassung der Ergcbnisse der bciden Statistiken ist nicht mSglich, insbesondere weft es sich bei den Werbungskosten der Veranlagten im wesentlichen um tats~ehliche Ausgaben, bei den Lohnsteuerpflichtigen dagegen meist um Pauschbetr~ge handelt; auBerdem kSnnen die veranlagten Arbeitnehmer aus der Lohnsteuer- statistik nieht ausgegliedert werden. Die Unregelmiifligkeit in den Zeitabst~nden bei Einkommen- und Lohnsteuerstatistiken 1st sehr stSrend; man mfil3te zu einem festen Turnus kommen.

In der H a u p t v e r s a m m l u n g wurden die Themen behandelt: Schuster (Baden-Baden) : ,,Was 1st Einkommen ?" Miiller (Freiburg): ,,Der statistische Beitrag zur Analyse wiehtiger Verteilungsprobleme". Spilker (Wiesbaden) : ,,Die amtlichen Statlstiken der Einkommen in der Bundesrepublik -- Stand und P1/~ne". Grohmann (Frankfurt/Main): ,,Individualeinkommen und Volkseinkommen". Schuster legte die Problematik des Einkommensbegriffs ausf'fihrlieh dar. Der heute fibliche Ein- kommensbcgriff sci unzureichend fiir eine Analyse des Wirtschaftsprozesses. Er ist im Zusammen- hang mit der Finanzpolitik formuliert worden und sei ein Kompromifl zwlschen den Inf~ressen des Fiskus und des Steuerzahlcrs. Der Zeitabschnitt, der bei der Einkommenstatlstik beobachtet wird, mul3 so lang sein, dab die normalen Zuf~lligkeiten, die das Einkommen bestimmen, darin enthaltcn sind, also Erfassung des Jahreseinkommens, nicht aber Stunden-, Woehen- oder Monatseinkommen. MiilIer betonte, dab die moderne Verteflungstheorie auf eine Zusammenarbeit mit der Statlstik besondcrs angewiesen ist. In der Verteflungspolitik sind lohnpolitlsche Fragen z.Z. von grSBter Bedeutung. Das gleiche gilt yon der Familienpolitik, denn das Familienein- kommen ist ein wiehtiger Maflstab fiir den Lebenestandard der Familie insgesamt. Noch schwie- riger gestaltet sich das Verteilungsproblem, wenn man Redistributions-Vorg~nge einbezieht. Die Zuwendungen, die durch allgemeine steuerliche Mittel finanziert werden, z.B. Sta~tszuschul3 zur Sozialversicherung, werfen die Frage auf, was die Arbeiter fiir ihre Versorgtmg tun wfirden, wenn es keine Sozialversicherung geben wiirde. Spilker ging davon aus, dal~ die volkswirtschaftliehen Gesamtrechnungcn einen zwar globalen, abet nieht mehr zu entbehrenden t~berblick fiber die Entstehung, Verteilung und Verwendung der Einkommen eincr Periode bieten. Daneben bringen Einzelstatistiken eine Vertiefung und Veffeinerung. Die eigentlichen Einkommenstatistiken bcschr~nken sich z.Z. meist auf die Ermittlung der Lohn- und Gehaltsverh/fltnisse, und zwar atff Individualeinkommen. Notwendig sei die Erg~nzung durch Haushaltseinkommen aus allen QuelIcn; hierFfir geben die 1% Wohnungsstichprobe und besonders die Einkommens- und Ver- brauchsstichprobe 1962 Material. Grohmann legt dar, dal3 kaum ein anderer Begriff zur Analyse wirtschaftlicher und sozialer Vorg~nge den NationalSkonomen und Statistiker vor so grund- legende Probleme stellt wie der des Einkommens. Dieses kann unter dem Leistungsaspekt und unter dcm Verffigungsaspekt betrachtet werden, also sowohl als/~quivalent einer produktiven Leistung, als auch als Zuflul~ an Mitteln zur Bedarfsdeckung. Der Gesamtdurchschnitt erzeugt in der Einkommenstatistik vSllig falsche Eindriicke; es seien sinnvolle Gliederungen nach EinkommenshShe, ttaushaltsgr613e, Art der Einkommensquelle erforderlich. S~mtliche Sozial- prodnktgrSBen beziehen ihren Erkenntniswert in erster Linie vom Einkommensgedanken her. Begriff und GrSfle des Volkseinkommens sind um so besser zu verstehen, je mehr fiber die Struktur

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des Volkseinkommens unter dem Entstehungs-, Verwendungs-, besonders aber unter dem Ver- teflungsaspekt bekannt ist.

Bei der Sitzung der Ausschfisse , ,Anwendung s t a t i s t i s c h e r Methoden in der I n d u s t r i e " und ,,Neue s t a t i s t i s c h e Methoden" wurden vier Vortr~ge gehalten. Koller (Mainz) spraeh fiber ,,Die Aufgaben eines Instituts ffir medizinische Statistik und Dokumentation" und zeigte diese besonders an dem unter seiner Leitung Anfang 1963 an der Universit~t Mainz errichteten Institut. Frfiher sei dieses Gebiet wenig gefragt gewesen. Eine/~nderung ergab sich erst durch die entsprechenden Empfehlungen des Wissensehaftsrats. Die Zusammenarbeit mit Kliniken wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. AuBerdem ffihrt das Mainzer Institut eigene Untersuchungen dureh und grefft heffend in die ~rztliehe Arbeit dureh Anregungen zur Verbesserung medizinischer Verfahren ein, wobei beziiglich der Diagnostik elektronische Rechenanlagen eingesetzt werden. Auch Untersuehungen fiber Nebenwirkungen von Medikamenten und fiber das Gesundheits- sehicksal in Abh~ngigkeit von der Lebensweise werden durchgeffihrt. In Gemeinschaftsarbeit soll ein Handbuch fiber Medizinisehe Statistik herausgebracht werden. Miinzner (Berlin) tr~gt vor ,,Die moderne LSsung des Transponierungsschlusses dutch Toleranzgrenzen (dargelegt am Beispiel der linearen Regression)". Er erw~ihnt, dab die herkSmmliche (hair begrfindete) Methode ffir die LSsung des Transponierungssehlusses auf einer Verbindung von Repr~sentationsschlu$ und Inklusionsschlu$ beruht, bei der unberfieksiehtigt bleibt, daB die Grenzen, zwischen denen eine weitere Beobachtung mit der vorgegebenen Wahrseheinlichkeit zu erwarten ist, Zufalls- fehlem unterliegen. Die moderne Methode vermeidet sowohl dies, wie auch die unrealistische Auffassung der klassischen Methode. Die Aussage ist naturgem~B nicht mit absoluter Sicherheit, sonderu entspreehend dem KonfidenzschluB nur mit einer bestimmten Wahrseheinliehkeit zu machen. Die Ursache liegt in dem Zufallscharakter der Beobaehtungswerte, von denen die Tole- ranzgrenzen abhKngen. GrSBte Bedeutung haben die Toleranzgrenzen ffir Aussagen auf Grund yon Regressionsbeziehungen erlangt. Naeh Angabe der fOx die lineare Regression geltenden Formeln gibt der Vortragende noch einen Ausblick auf hShere und partielle Regressionsbeziehun- gem Stange (_~achen) spricht fiber das Thema ,,Wirtsehaftliehe P1/ine ffir messende Prfifung". In der Praxis werde eine Mannigfaltigkeit vorausberechneter Plane angeboten; kritisehe Stjmmen fordern, dab man bei der Aufstellung und Auswahl yon Prfifpl~nen wirtsehaftliehe Gesichtspunkte berfie~sichtigt. Die vorhandenen Plane ffir Gut-Sehleeht-Prfifung, bei denen das Maximum des Verlustantefls mSglichst herabgedriickt ist, werden yon Stange auf Pliine fox messende Priifung ausgedehnt. Es l~Bt sich nachweisen, daB tinter bestimmten Voraussetzungen die wirtsehaftlichen Modelle ffir den Hersteller, den K~ufer und ffir beide Vertragspartner in formaler Hinsieht fiber- einstimmen, so daB die mit dem Herstellermodell entwiekelte LSsung allgemein verwendbar ist. Ein gemeinsames Modell sei dann angebraeht, wenn ein Teilbetrieb einem anderen Teilbetrieb z.B. Fertigteile liefert; sinnvoll ist dann, den gemeinsamen Verlust beider Partner zu einem Minimum zu machen. Bauer (Dfisseldoff) referiert ,,Zur Systematik der mathematiseh-statistisehen Methodenlehre" und stellt eingangs die Frage, warum es keine mathematiseh-statistischen Rezeptbiieher gebe. In amfisanter, aber doch zu stark vereinfaehender Darstellung beleuehtet er die AnwendungsmSgliehkeiten der bei einem Kochbuch gegebenen Systematik auf ein Lehrbueh der Mathematischen Statistik. Eine solche Methodensammlung kSnnte tier Forderung der Sub- stanzwissenschaften nach einer mSglichst erleichterten Beantwortung der auftretenden Fragen entsprechen: Welches Datenmaf~rial ist erforderlich ? L~Bt sich eine bestimmte Aufgabe mit bereits vorhandenem Material bearbeiten ? Wie finder man dazu ein geeignetes Priifverfahren ? Welches ist in dem konkreten Fall das beste LSsungsverfahren ? Was ist zu tun, wenn kein geeignetes LSsungsveffahren bekannt ist ? In der Diskussion wird darauf hingewiesen, dab die Einsieht in die Bedeutung der Zusammenh~nge vorhanden sein muB.

Im U n t e r a u s s e h u B , , I n n e r b e t r i e b l i e h e S t a t i s t i k " war yon Laugeliitge (Mfinehen) ein Vortrag fiber das Thema vorgesehen ,,Theorie und Praxis der Erstellung yon Input-Output- Tabellen (Forsehungsvorhaben des IFO-Instituts)", der wegen dessen plStzlieher Erkrankung yon einem Institutsmitglied verlesen wurde. Als Ziele der Input-Output-Analyse wurden genannt: Erstellung yon Sektor- und Globalprojektionen, Durehffihrung yon Planspielen, LSsung yon Interdepeudenzproblemen. Das IFO-Institut will mittels eines besonders geschulten Teams die erforderliehen Input-Output-Tabellen unter Einsatz eines Elektronenreehners erstellen und ein Modell ableiten. Die Arbeiten werden sieh bis Ende 1967 erstreeken. AnsehlieBend spraeh Witt-

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Wittmeyer (Frankfurt]Main) fiber ,,Input-Output-Untersuchungen im Chemiebereich". Die besondere Produktionsstruktur der Chemisehen Industrie steilt konventionellen Erhebungs- aktionen Schwicrigkeiten in den Weg. Es muBten daher andere Methoden gesueht werden. Zuerst wurde die Input-Analyse auf Grund der Mengen und Werte der Chemieproduktion naeh der Industrieberichterstattung in Angriff genommen. Sp/~ter wurde die Output-Analyse mit Hiffe der amtlichen Nettoleistungserhebungen durchgefiihrt. Die Ergebnisse braehten die interessante Erkermtnis, dab auf der Input-Seite gewisse Relationen eine fiberraschende Konstanz zeigen, z.B. Antefl des Energie-Inputs am Gesamt-Input dauernd 6%. Bei tier Output-Analyse haben dagegen zum Teil drastische Verschiebungen im Anteil der Abnehmergruppen stattgefunden.

In der M i t g l i e d e r v e r s a m m l u n g wurde fiber die Ti~tigkeit der Ausschfisse im abgelaufenen Geschi~ftsjahr berichtet. Der AusschuB f'tir Ausbfldungsfragen soil wieder ins Leben gerufen werden und sich auch mit der technischen und medizinischen Statistik neben der Wirtschafts- und Sozialstatistik beschiiftigen. Der neuen Entwicklung der statistischen Wissenschaft sol1 bei der Ansbildung der Studenten dadureh entsprochen werden, dab bei den Volkswirten die 0kono- metric behandelt wird, bei den Betriebswirt~n die Untemehmensplanung. Die Gesellschaft umfaBt z.Z. 489 Mitglieder, davon 41 kooperative. Ffir die niichste Hauptversammlung liegt eine Einladung nach Miinchen vor. Als Terrain kommt wegen tier Kommunalwahlen erst die Zeit ab 12. Oktober 1964 in Frage. Von den beiden fiir diese Tagung zur Wahl ges~ellten Themen ,,Betrieb und Statistik" -- ,,Kapitalbfldung und Ersparnis" finder das zweite Thema keine Mehrheit in der MitgliederversamInlung. Zu der yon zahlreichen Teilnehmern besuchten Tagung, die im Rahmen der Statistischen Woche, wieder verbunden mit dem Treffen der St;4dtestatistiker, in der Beethoven_halle stattfand, waren Mitglieder und G~ste aus dem In- und Ausland erschienen. Sic wurden dutch Vertreter der staat- lichen BehSrden und der Stadt Bonn begrfiBt, die zu einer Stadtrundfahrt und einem Empfang eingeladen hatte.

Paula Schweiger (Karlsruhe)

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