iv. mitteilungen der wiener mineralogischen gesellschaft

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IV. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. Monatsversammlung am 9. November 1903 im mineralogisch-petrographischen Institut der Universit~it. Anwesend 28 ~Iitglieder. Der Pr'~sident, Regierungsrat v. Loehr, er~t~het die Sitzung mit einer herzlichen Begr/i~ung der Mitglieder. Der Schriftfiihrer Dr. F. Focke teilt mit, dal~ folgende Herren als Mitglieder beigetreten sind: Georg Firtseh, Professor an derk. k. Realschule in W~ihring. Vinzenz Hansel, k. k. Realschulprofessor, Wien. Gustav Seligmann, Bankier, Koblenz. Josef S i r o v at ka, Betriebsvorstand, Murau~ Steiermark. Michael Stark, Assistent am mineralogischen Universit~its- Institnt (a. o.). Hierauf folgte die Besprechung der Ausstellung. (Vergl. den Ausstellungsbericht am Schlusse.) Prof. Beeke legt mehrere neue Mineralvorkommen aus dem Zillertal vor. 1. Apatit. In einer steilen Klamm unterhalb des Floitenturmes gegeniiber dem Jagdhause in der Floite land J. Lechner aus Mair- hofen eine groge Menge ungewShnlich grol~er Apatitkrystalle in einem Hohlraum im Granitgneis. Die Krystalle sind triib, gelblichweil~, meist oberflttchlich matt durch Korrosion. Sie erscheinen dicktafelftirmig mit den Formen c (0001), m (10i0), x (10il), r (10i2), s (1131); sehr untergeordnet kommen Tritopyramiden der Zone [m s] vor. Die Kry- stalle sind in den vorliegenden Drusen auf ein mlttelkSrniges Aggregat

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IV. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

M o n a t s v e r s a m m l u n g am 9. November 1903 im mineralogisch-petrographischen Institut der Universit~it.

Anwesend 28 ~Iitglieder.

Der Pr'~sident, Regierungsrat v. Loehr , er~t~het die Sitzung mit einer herzlichen Begr/i~ung der Mitglieder.

Der Schriftfiihrer Dr. F. F o c k e teilt mit, dal~ folgende Herren als Mitglieder beigetreten sind:

Georg F i r t s eh , Professor an d e r k . k. Realschule in W~ihring. Vinzenz Hanse l , k. k. Realschulprofessor, Wien. Gustav Se l i gmann , Bankier, Koblenz. Josef S i r o v at ka , Betriebsvorstand, Murau~ Steiermark. Michael S ta rk , Assistent am mineralogischen Universit~its-

Institnt (a. o.). Hierauf folgte die Besprechung der Ausstellung. (Vergl. den

Ausstellungsbericht am Schlusse.) Prof. Beeke legt mehrere neue Mineralvorkommen aus dem

Z i l l e r t a l vor. 1. Apat i t . In einer steilen Klamm unterhalb des Floitenturmes

gegeniiber dem Jagdhause in der Floite land J. L e c h n e r aus Mair- hofen eine groge Menge ungewShnlich grol~er Apatitkrystalle in einem Hohlraum im Granitgneis. Die Krystalle sind triib, gelblichweil~, meist oberflttchlich matt durch Korrosion. Sie erscheinen dicktafelftirmig mit den Formen c (0001), m (10i0), x (10il) , r (10i2), s (1131); sehr untergeordnet kommen Tritopyramiden der Zone [m s] vor. Die Kry- stalle sind in den vorliegenden Drusen auf ein mlttelkSrniges Aggregat

Mitteilungen der Wiener ]~[ineralogischen Gesellschaft. 85

aus Apatitk~rnern a.ufgewaehsen, zwisehen denen groI~e verwitterte Biotitbl~itter liegen. In den Drusen findet man ab und zu stark korro- dierte Reste yon Berg'krystall und yon ganz gebleichten und zer- setzten Glimmertafeln. Die Liicken zwisehen den Krystallen sind zum Tell mit erdigem Prochlorit ausgefiillt.

Ganz ungew~hnlich sind die GrSSendimensionen. Unter den yon Herrn L e c h n e r der W. M. G. vorgelegten Stricken ist eine Druse mit Krystallen yon 12 cm Durchmesser trod 21/~ c m Dicke. In Mair- hofen sah ich einen Krystall yon ca. 15 cm Breite und 6--8 c m Dicke. Krystalle und BruchstUcke yon 5- -6 c m Breite und 11/~. c m Dicke wurden in sehr grol~er Zahl gefunden. Eine Auswahl besonders schSner Stufen hat Herr L e e h n e r der W. M. G. zur Ansicht eingesendet.

Quarz. Rauchgraue, etwas trribe Krystalle yon recht betr~icht- lichen Dimensionen wurdeu vor einigen Jahren an den Abh~ingen des T r i s t n e r gegen die S t i l l u p gefunden. Die mir vorliegenden Stiicke sollen alle yon derselben Kluft im Gneis stammen. Sie zeigen die gew~hnliche Quarzform mit starker Ausbildung der Flachen yon (3035) und (0351). Diese Fliiehen sind matt und zeigen sch~nen Krystalldamast, an dem man auch die Zwillingsbildung (Zwillingsachse (lie Hauptachse) oft erkennen kann. Auffallend grog ist die Neigung zur Verzerrung ; besonders merkwUrdig eine Platte ca. 8 • 4 c m ]ang und breit, 1/2 c m dick, welche durch die vorwaltende Entwieklung zweier sehr steiler Rhomboederflachen gebildet wird. Die Krystalle sind h~iufig gruppenweise verwachsen and meist rundum ausgebildet. Aufgewachsene Exemplare sitzen auf zuckerkSrnigem Aplit.

Al b i t. Das Vorkommen mikroskopisch kleiner Albitkrystiillchen in alpinen Kalken und Dolomiten ist wohlbekannt. In zuckerkSrnigem Dolomit der GschSfiwand bei Mairhofen, der wahrscheinlich triadisches Alter hat, wurden bei der Exkursion des IX. Internationalen Geo- logenkongresses im Zillertal ziemlich grol3e graae bis wasserhelle Albitkrystalle eingewachsen gefunden. Sie haben sehr einfache Formen (M, P~ l, T, o, x) and sind durchwegs Albitzwillinge, manche yon jener Ausbildung, bei welcher die Spaltfl~ichen nach P in 4 Felder zer- fallen, yon denen die diagonal liegenden einspiegeln (sogen. Roc tournde-Zwillinge). Manche Krystalle erreichen 1"5 c m grS$te Dimension.

T i t a n i t yon der Keilbachspitze im Stilluptal zeigt kleine rSt- liehgraue Krystalle, unter denen namentlich hfibsche Zwillinge mit den FlKchen 1 und c auffallen, ~ihnlich der Abbildung in Hintze , Min. I,

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pag. 1626. Der Titanit sitzt begleitet yon Adular, Muscovit und Pro- ehlorit auf aplitischem Gneis.

M u s k o v i t. Angeblich G u n k e 1 gegen die Melkerscharte. HUbsche Tafeln mit gltinzenden Seitenfltiehen, begleitet yon Adular und Prochlorit.

u Professor FriedrJch Berwer th h~ilt unter VorfUhrung yon Licht-

bildern einen Vortrag tiber den neuen Eukr i t , der am 24. Oktober 1899 7 Uhr morgens bei tier katholisehen Missionsstation Peramiho ira Gebiete yon Ungoni, Bezirk Songea in Deutschostafrika nieder- gefallen ist. Der kinderfaustgroBe, 165 g schwere Stein zeigt t~ul~erlich viele t~bereinstimmung mit den Steinen yon Stannern. An der Zu- sammensetzung des Eukrits beteiligen sieh als wesentliehe Gemeng- teile Anor th i t (Abe. An11), ein yore normalen Diopsid abweichen- der monokl iner Pyroxen und Hypers then, wtthrend Magnetkies und Magnetit als Nebengemengteile vorhanden sind. Nach der yon Hofrat E. Ludwig ausgefiihrten Analyse besteht die Steinmasse aus 30% Anorthit und 70% Pyroxen.

Beziiglieh des Geftiges sind Gesteinspartien mit ophitischer Struktur und Triimmerstruktur zu unterscheiden. Auf das Verbands-' verhiiltnis der Gemengteile stiitzt der Vortragende die Ansieht, da~ der Stein drei Entwicklungsstadien durehgemacht hat. Das urspriing- liche, wahrscheinlich als Brekzie vorgelegene Triimmergestein ist durch Erhitzung zur Umschmelzung gelangt, wobei sich die rekrystal- lisierten Anorthite mit regeneriertem Pyroxen anfiillten. Sp~iter unterlag die Steinmasse starken meehanischen Pressungen, die in den Ver- werfungen der Anorthitzwil]ingslamellen und anderen Erscheinungen yon Kataklase zum Ausdrucke kommen. Nach dieser Periode mecha- nischer Veriinderungen verfiel der Stein einer zweiten, nut partien- weise um sich greifenden Einschmelzung, wobei es auch zur Bildung yon glasigen Produkten kam, die in Gestalt yon Adern die Stein- masse durchsetzen und auf der frisehen Bruchfl~che die mit freiem Auge erkennbare graue Verfiirbung der sonst hellfarbigen Gesteins- masse hervorrufen. (Eine diesbeztigliche Abhaudlung wurde am 22. Ok- tober 1903 der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften fiberreicht und wird in deren Sitzungsberichten erscheinen.)

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Mitteilungen tier Wiener Mineralogisehen Gesellsehaft. 87

Prof. A. Sigmund:

t3ber einige sel tene Minerale in NiederSsterre ieh .

Ieh beehre reich, heute einige niederSsterreiehisehe Minerale vorzulegen and zu bespreehen, die im L a n d e - mit einer Aus- nahme - - nur an je einer Stelle und da in geringer Menge ge- troffen werden und daher als Seltenheiten bezeiehnet werden kSnnen.

Es sind dies das Gelbbleierz von Annaberg und veto sehwarzen Berg bei Tiirnitz, der Vanadinit yon Annaberg, das ,Tigererz" vom sehwarzen Berg bei T~irnitz, das Antimonfahlerz yon Grossau bei Reiehenau, endlieh der Wad yon Fisehau am Steinfelde.

Das Gelbbleierz ist wohl ein sekund~ires Produkt, das bei dem vor mehr als hundert Jabren in Annaberg bestandenen Bergbau nnr in der Nahe der Erdoberfl~iehe angetroffen wurde und naeh seinem metallisehen Bestandteile yon jenem silberhKltigen Bleiglanz abgestammt haben diirfte, auf den in den Jahren 1756--1783 mit sprunghaft wechselndem Erfolge geschtirft wnrde. Jene Herren, welche die Sammlung niederSsterreichischer Minerale im k. k. I-Iofmuseum besichtigt haben, erinnern sich vieUeieht auf die losen, tafelf6rmigeu Stiieke yon Gelbbleierz aus Annaberg; atteh in eiuigen Privatsamm- lungen sah ich derlei lose Stiieke, die sieh wohl einst bei der berg- miinnischea Arbeit infolge ihrer Zartheit veto Muttergesteiu 15steu nnd yon den Bergleuten aufgesammelt warden. Hier zeige ich Ihneu aber eine gut erhaltene Druse tafelfSrmiger Krystalle, die behutsam vou ihrcr Unterlage abgehoben wurde, deren Individuen aber noeh keine deutliche Krystallform erkennen lassen. Das alte Stiick stammt aus der Mineraliensammlung des Stiftes Lilienfeld and wurde mir nebst dem Gelbbleierz yon Tiirnitz nach eingeholter Erlaubnis seitens des Herrn Abtes yon Lilienfeld veto Kustos jener Sammlung Herru P. Theobald Wrba zur Demonstration am heutigen Abend in liberaler und dankenswerter Weise zur Verftigung gestellt.

Aber deutliche Krystallformen sind in den zwei Drusenstttcken yon Annaberger Gelbbleierz zu erkennen, die sich im ,Joanneum ~ in Graz befinden. Die Krystalle haben eine orangegelbe bis wachs- gelbe Farbe and sitzen auf jenem triadischen, grauen: stark zer- klt|fteten Kalkstein auf, der die erzftihrenden Berge im Siiden you Annaberg, das Hocheck, den Galmeikogel and den Gsenger bi!det. Die Tafeln haben einen Darchmesser yon 0"5 c m and eine Dicke

88 Mitteilungen der Wiener Mineralogischen GeseUschaft.

yon kaum 1 r a m . Nach einer freundliehen Mitteilung des Herrn Kustos Dr. E. Hat le zeigeu die orangegelben Krystalle einfach die quadra- tische Tafel in Kombination mit dem Prisma; die Prismafl~iehen sind koavex gekrttmmt. Bei den wachsgelben Krystallen tritt noeh die stumpfe Pyramide 1/3 P hinzu, dis Prismafl~iehen sind jedoch kaum angedeutet.

Sehon A. StUtz erwahnt in seinem ,Miueralo~scheu Taschen- bach", Wieu 1807, auf pa~'. 256 bei Besprechung der Anuaberger Bleierze das Gelbbleierz und bemerkt, dag es aafier in tafelf'drmigen Krystallen auch in ,doppelt vierseitigen Pyramiden auftrete, yon denen aber nur die eine H~ilfte zu sehen sei". l~lir ist die letztge- naunte Art der Ausbildung aus Annaberg noch nieht untergekommen, wohl aber aus der Umgebung yon Tiirnitz. Von dort stammt dieses StUck Kalkstein, dessen uuregelmagige Hohlraume mit Kohlengalmei iiberzogen sind. ~.uf diesem Galmei, der sich stellenweise in papier- diinnen Lamellen yon einer Wand des Hohlraumes zur anderen hinUberspaunt, sitzen an einigen Stelleu und dana dicht beisammen tier orangerote, meistens kaum 1 m m groge, aber sehr deutlich ent- wiekelte Gelbbleierzkrystalle you pyramidaler Gestalt. Die Pyramiden- fl~ichen - - es ist die Pyramide (111), die hier. auftritt - - zeigen eiue zarte Riefung parallel den Kanten der Basis. Viele yon diesen Pyramiden zeigen nun insoferne sine reeht originelle Ausbildung, als sie auf ihrer Spitze die H~ilfte oder etwas mehr yon einer kleineren Pyramide, die entweder ebenso spitz oder stumpfer ist als ihr Tr~iger, wie einen dreispitzigen Hut in paralleler Stellung aufgesetzt trageu. Es ist dies ein Fall yon paralleler Verwachsung zweier Krystalle wie sie in ~hnlicher Weise z. B. auch beim Szepterquarz oder bei manchen Kalkspatskalenoedern you der Form R 3 vorkommt, an deren Spitze sin Krystall desselben Minerals in der Kombination

1/2 R. co R parallel aufgesetzt ist. Manchmal haben die aufgesetzten Krystalle eine blassere Fiirbung als ihre Tr~iger~ was auf eine etwas verschiedene chemische Zusammensetzung hinzudeuten scheint. Dieses Vorkommen yon Gelbbleierz yore schwarzen Berg bei Tiirnitz war bisher in der Literatur noeh nicht bekanut.

Ebenfalls yore schwarzen Berg bei Tiirnitz stammt das soge- nannte ,Tigererz ~, ein schwaeh silberh~ltiger (0"008% Ag), krystalliner Bleiglanz, der in Form yon erbsen- bis haselnui~gro~en KSrnern dem dort anstehenden rStlichgrauen Kalkstein eingesprengt ist und

Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 89

wie der einst in miiehtigen, linsenf'6rmigen Giingen vorhandene diehte Bleiglanz, Bleisehweif genannt, in der Schmelzhiitte bei Annaberg auf Blei verhiittet wurde. - - Die vorliegenden Stiieke wurden yon mir im Herbste dieses Jahres auf den Halden des vor zirka hundert Jahren bestandenen Bergbaues gesammelt.

Jedenfalls das mineralogisch interessanteste Annaberger Bleierz ist jedoch der V a n a d i n i t , yon dem eine schSne Stufe yon Herrn J. Habe r f e lne r in Lunz vor 12 Jahren am Ostabhang des Gsenger, des unter den erzfiihrenden Bergen in der Umgebung yon Annaberg am weitesten naeh Norden gelegenen Berges, gefunden wurde and in dessert Sammlung sich das seltene, in Nieder~isterreich nur hier und ein einziges Mal gefundene Erz noch heute befindet. Ich babe das Stiiek gesehen und will nut kurz berichten, dati es in bis 2 ram

hohen, braunen, fettgliinzenden, hexagonalen Siiulehen auftritt und eine fast kontinuierliche Kruste yon zirka 30 cm~ FSiche auf der Kluftfiiiehe eines Dolomits bildet. Es wurde yon K. A. Redl ieh (siehe ,Min. Petr.Mitt.", XVII. Bd., 1898, pag. 519) mittels des Ltitrohres untersucht und Vanadinsiiure und Blei sowie ein schwacher Arsen- gehalt naehgewiesen. Der Vanadinit wurde in 0sterreich aul~er in Annaberg bisher nut am Obir bei Eisenkappel in Kiirnten in Gesell- schaft anderer Bleierze gefunden. 1)

Ieh lege Ihnen hier weiter ein Siderit-Antimonfahlerz-Gang- sttiek vor, das aus jener Erzlinse am Siidostfuile der Rax stammt, die erst in den letzten Jahren dutch einen Stollen ober dem Orte Grossau bei Reichenau aufgesehlossen wurde. Dieser StoUen, der streckenweise dureh Graphitschiefer fiihrt, sollte ursprUnglieh zurEnt- wiisserung des weiter oberhalb angelegten Preyerstollens dienen, der zur Ausbeutung eines Siderit-Kupferkieslagers angelegt war. Jene Siderit-Fahlerzlinse war oder ist nach den Mitteilungen der Mitbesitzer der Grube, des Herrn Oberdor fe r in Edlach und des Herrn Berg- ingenieurs L. St. Rainer in Wien, yon nur geringer MKchtigkeit und vielfach verworfen. Dieser Umstand war aueh ein Hauptgrund, warum der Bctrieb des Bergbaues hier wieder eingestellt wurde. Die ganze Erzausbeute aus dem untersten Stollen lieg-t gegenwiirtig vor dem Stollen-Mundloch und harrt noch der Verwertung. Das Grossauer

~) Anlii]31ich der an diesen Vortrag sich kniipfenden Debatte beriehtete Herr Dr. 1 ~. KSnig, da~ in neuester Zeit auch in Bleiberg Vanadinit getro~en wurde.

90 Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

Fahlerz ist lichtstahl~au und wurde nut derb angetroffen. Es ist das einzige Vorkommen in NiederSsterreich. l~ach einer yon Herrn Ing. Ra ine r angestellten Analyse betr~igt der Kupfergehalt 14"78% aueh ein allerdings geringer Silbergehalt~ n~mlich 3/4 g in 1 leg Erz, also 0"075%, wurde konstatiert. Die zwei genannten Erzg~inge streiehen yon Siid nach Nord und fallen gegen Westen, w~ihrend die Nachbar- giinge am Knappenberg yon Westen nach Osten streiehen. Sie durch- setzen, wie alle anderen Erzgiinge der Reichenauer Gegend, jene grauen, serizitisehen Schiefer, die sich im Liegenden der diskordant aufgelagerten, bier grauen Werfener Sehiefer erstrecken und deren Deutung und Altersbestimmung (Perm ?) noch nicht vtillig gelungen ist.

Zum Schlusse lege ieh noch einige Proben yon niederSsterreiehi- schem Wad vor~ der in der Literatur bisher noch nicht bekannt war. Er kommt teils in reinem Zustande, hiiufiger jedoch als Impr~ignation des Kalkspates an zwei Punkten der Umgebung yon Fisehau am Steinfelde vor. Erstens in den Kliiften des roten Hallst~idter Marmors am Ostab- hange des Engelsberges, der durch die hochgelegenen, ehemals Herrn Francini gehiifigen Steinbriiche aufgesehlossen ist, und zwar als lockere oft pulverf'6rmige Ausf'tillungsmasse, aber aueh als dendritische Im pr'~ignation der den Marmot durehsehwlirmenden Adern wasserklaren Kalkspates. Auf dieses Vorkommen maehte reich Herr A. Otto auf- merksam. Der zweite Fundort sind jene zahlreichen, teils vertikalen teils wagreehten und schiefen, bis 2 dm weiten Kltifte, die das mio- ziine Konglomerat durchsetzen, das im Westen yon Fischau ein rauhes Berggeliinde bildet und dem oben genannten Hallst~idter Kalke diskordant angelagert ist. Hier tritt er vornehmlieh als Impr~ignation der jiingsten krystallinen Kalzitmasse auf, welche jene Kliifte gang- f6rmig erffillt. Der Kalkspat erscheint dutch den Wad kohlschwarz gefiirbt, wie jener yon Moravitza, yon L(illing und yon Eisenerz. An einigen Stellen finden sich in diesem schwarzen Kalkspat aueh Kliimpchen yon reinem, lockerem, zartstrahligem Wad, dessen Man- gangehalt dutch die Salpeter-Soda-Probe naehgewiesen wurde. In den ~ilteren Kalkspatkrusten jener Giinge tritt er als Stauden- und dendritisehe Impriignation auf. In rundlichen Hohlriiumen des Gang- kalkspates trifft man ihn in nierenf'Srmigen Aggregaten. Ein reizendes Gangstiick besitzt Herr Dr. J. Maier in Fischau: einen symmetrischen Mineralgang, der abweehselnd aus mit Wad impriigniertem und aus farblosem krystallisierten Kalkspat gebildet ist und dessen Fiillmasse

Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellsehaft. 91

aus rosenrotem diehten Kalkstein besteht. - - Der Fischauer Wad diirfte yon einem manganh~iltigen Eisenspat abstammen, der in jenen graulichgrUnen Sehiefern an der Basis der Triasgesteine vorkommen diirfte, deren Rollstiicke am Steinfelde westlich yon Wr.-Neustadt getroffen wurden. An einem Gangstiicke, das ich besitze, sieht man auch an den einen Kluftw~inden nierenfSrmigen Wad, an anderen Eisenocker abgelagert.

Ausstellung: Apatit.

Die yon der mineral.-petrograph. Abteilung des naturhistorisehen Hol- m u s e u m s ausgestellte Suite von Apatit-Stufen wurde yon Herrn Dr. A. K o e e h ] i n erl~utert. Folgeude bemerkenswerto u waren vorhanden:

Yon den erzgebirgisehen Zinnsteinlagerst~tteu: E h r e n f r i e d e r s d o r f: Durch- sichtige S~iulen yon blauer Farbe mit (10i0) und (1120) mit Quarz und zum Teil you Quarz tiberkrustet, violblaue isometrische S~ulen, endlich violblaue tafelf6rmige Krystalle mit Arsenkies bedeckt you Steinmark. You S c h l a g g e n w a l d : Tafel- f6rmige, rStlich-violette Krystalle und mehrere Beispiele yon langsiiulenf6rmigeu bis nadelfSrmigen farblosen oder bla~rStlichen Krystallen, stets begleitet yon Kupfer. kies, dunkelblauem Fluorit und Quarz. Sehr eigentiimlich ist noch eiue Stufe yon flachtafeligen blumenkohl~hnlich gruppierten Krystallen yon rStlich-weiBer Farbe.

Yon a l p i n e n Fundstgtten war vertreten: S t i 11 up. Prachtvolle grebe, dicktafelige Krystalle mit reicher Kombination,

teils wasserhel], tells etwas triib, durchscheinend. - - U n t e r s u l z b a c h - T a l , Knappenwand: Ein herrlicher durchsichtiger Krystall, tafelfSrmig, fliichenreich, yon zarten Hornblendenadeln durchzogen und dadurch grtin geF~rbt. - - D i s s e n t i s, Tavetsch, Gruppe rosenroter dicktafeliger Krystalle mit Bergkrystall in einem Drusenraum yon Pegmatit. - - F i b i a , St. Gotthard: Die bekannten wasserhellen klei~en Krystalle mit zarter Tr/ibung, sehr fl~ichenreieh auf Adulardrusen.

Yore G r e i n e r lag ein Exemplar der dort im bliittrigen Talk auftretenden rSpargelsteine" vor, yon gelbgriiner Farbe und mit eigeut/imlichgestriemter Oberfl~iche.

~bereinstimmende Farbe haben die durchsichtigen Apatite yon J u m i l l a s , yon denen ein sehSnes Exemplar als Begleiter Chaleedon und Quarz zeigte.

Dieselbe spargelgr/ine Farbe hatte aueh ein groBer Krystall yon ,S ib i r i e n", dessen Prismenzone durch vorwaltende Entwicklung der Fliichen 1010, 1010, ferner ~210 und 1210 pseudotetragonalen Habitas zeigt.

Yon A r e n d a l lag aul]er derbem Apatit mit Magnetit und Pyroxen auch ein schSnes Exemplar des dunkelblauen, in Kalkspat eingeschlossenen ]~oroxit vor. Yon S n a r u m die porzellanartigeu Krystalle, die mit Hornblende zusammeu vorkommen. Der bekannte Fundort B u r g e s s , Kanada, war durch mehrere schSne Exemplare der braunen, griinen odor sehwarzen S~iulen mit vorwaltender Pyramide an der Endigung und zuriiektretender oder fehlender Endfiiiche illustriert.

Bei der Besprechung dieser Vorkommen bemerkte Dr. K o e c h l i n , dab die in Kalk eingewachsenen Apatite regelm~Big langs~ulenf6rmige Gestalt zeigen, die auf-

92 Mitteilnngen tier Wiener Mineratogischen Gesellschaft.

gewachsenen Krystalle der Alpen dagegen tafelformige Ausbildung besitzen. Bei den

Apat i ten der Zinnstein-LagerstRtten wechselt der Hubitus. Auger den krystallisierten Apatiten hat te das Hofmuseum aach andere

Varietiiten zur Ausstellung gebraeht: Den gr i in~auen traubigen E u p y r c h r o i t yon Crown-Point, New-York, den gelbgriinen traubigen S t a f f s l i t yon S t a f f el bei Diez in Hessen-Nassau, den Mg-haltigen T a I k a p a t i t von S 1 a t o u s t, den H y d r o a p a t i t, gsschichtete graue bis dunkelblaue Krusten mit einer an Chalcedon erinnernden

versteckten Textur yon ~ I a r s e i l l e , M a n g a n a p a t i t derb, rStlich yon H o r s - j S b e r g . Ferner P h o s p h o r i t e ] yon L o t , Frankreich, K a t z e n e l l e n b o g e u , F 1 o r i d a, S t. S t e p h a n, Lavanttal (Knollen in einer felngeschichteten me~el~ihnlichen

~Iasse), endlieh Sombrerit yon Sombrero, Guano yon der Insel Orohila (Venezuela)

und yon PabeUon (Chile).

Die Sammlung des m i n e r a l . - p e t r o g r . U n i v e r s i t ~ t s - I n s t i t u t e s hatte zur Ausstellung gebracht : Apati tkrystalle veto S u 1 z b a ch t a 1 begleitet yon Epidot, Amphibo], Albit mit parallel angewachsenen Adularflfigeln ; yore Z i l 1 e r t a 1 sehSne durchsiehtige Krystalle, aufgewaehsen, und eine Stufe durchsichtiger KrystaHe, ein- gewachsen in schuppigen Proehlorit. Ferner einen schSnen Spargelstein vom G r e i n e r mit deutlieher hexagonaler S~iule, in bl~ttrigem Talk.

Eine Druse flach pyramidaler Krystalle, aufgewachsen auf Kalkspat yore

, R h o n e g l e t s e h e r ~. Vom St . G o t t h a r d seh~ne wasserhelle Krystalle auf einer Adulardruse. Eudlich die bekannten kanadischen Krystalle.

Herr H. K a r a b a 6 e k stellte aus: Eine schSne Stale yon S e h l a g g e n w a l d : sehlanke SRulen yon wei~licher Farbe mit einem t a f e l i g e n violblauen Kern. Be- gleitet van Kupferkies und Fluorit. Yon Z S p t a u griinlichweifle dJeke Krystal[e in bl~ttrigem Chlorit und Biotit. Von W e r l e n (St. Goar am Rhein) bla~rStliche durch- scheinsnde KrystaUe auf Quarz.

Herr Professor K ii r s c h n e r stellte eine sehSne Suite aus, in der folgend8 Fund- orte dutch zum Tell sehr sehSne Exemplars vertreten waren : E h r e n f r i e d e r s d o r f, S c h 1 a g g e n w a I d , Z i 11 e r t a 1 (Schwarzenstein), sehr sehSue, farblose, fl~ehenreiehe

Krystal le in Chlorit, ferner sin Vorkommen yon lichtviolblauer Farbe mit Adular. S u i z b a c h t a 1 einen sehr seh~inen durchsichtigen Krystall mit mehreren Trito-

prismen and Pyramiden. S n a r u m, K a n a d a. Von der Kollektion des Herrn Dr. P e r l e p ist namentlich eine reiche Suite

der nicht grouch, abet sehr zierlichen and zum Teil fl~ehenreiehen Krystalle aus den Drusenriiumen des Pegmatites yon P i s ek zu erwRhuen. Die KrystaUe variieren sehr in tier Farbe : blau, grfin, grau, violblau and in tier Form: stark gestreifte S~ulen his zu flachen Pyramiden; bemerkenswert ist ein s~ulenf'drmiger Krystall mit ab- wechselnden hellcn und blauen Anwachszonen. Der Kern yon bl~iulicher Farbe hat tafelfSrmige Gestalt.

Aus der Sammlung des Herrn Prof. Olivier S c h w a r z sind namentlieh zu

erwfihnen zwei sehr kostbare Stufen des violb[auen E h r e n f r i e d e r s d o r f e r Vor- kommens. Ferner kleine wasserhelle Krystal le auf einer Adulardruse vom S t. G o t t- h a r d . Sie zeigen als Abschlu~ nut die Pyramide , die Basis fehlt. F r a n e o l i t h yon Redruth. Von Amerikanern: T e m p l e t o n (Quebec) sine griine in situ zer-

brochene S~ule, S t. L a w r e n c e blaugrtine and B u r g e s s braune S~ule.

Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 93

Herr Regierungsrat v. L f h r brachte else sehSne Farbensuite geschliffener Apatite, hierunter namentlich ein sehr schSner farbloser mit prachtvoUem Mondschein (orientierter bliiulichweil~er Schiller). Ferner h/ibsche Krystalle yon S t. G oa r.

~ber die Ausstellung des Herrn J. L e c h n e r in Mairhofen (neues Apatitvor- kommen aus der Floite) siehe die Mitteilung yon Prof. F. B e cke.

Herr Dr. F. K S n i g legte eine Suite yon Stufen aus den technisch wichtigen A p a t i t g r u b e n N o r w e g e n s vet und gibt dazu folgende Erliiuterung:

Das technisch wiehtigste Vorkommen von Apatit in Europa flndet sieh in Norwegen und dort ist gegenwRrtig der einzige Produktionsort yon Bedeutung das einer franz5sischen Gesellschaft gehSrige Apatitwerk 0 d eg a a r d e n. An der Ostkiiste des stldlichen Norwegens zieht sich eine Art Apatitzone you Laugesund bis Lillesand. Hunderte von Apatitsehiirfen liegen hier gebunden an das Vorkommen you Olivin- gabbro, dessen Feldspat unter Skapolithbildung ver~udert ist. Im Beginn des Apatit- flebers wurde an zahlreichen Orten dieser Apatitzone Apatit erschiirft. Jetzt aber liegt der Apatitbau mit Ausnahme yon 0 d e g a r d e n und einiger Sch/iffe yon Krager5 und die Produktion g~nzlich darnieder, da der Apatit 1900 einen Preisfall yon zirka

130 K auf 90 K erlitt. Auf den yon B r 5 g g e r (Ber. d. deutsch, geol. Ges. 1872) und V o g t (Zeitschr.

f. prakt. Geol.) besehriebenen Apatitgiingen ist der st~indige Begleiter des Apatites der Enstatit, in z. T. sebr grol~en Krystallen, und der Biotit; dazu treten in der Grube Odegaarden Titaneisen in schSnen grol~en Krystallen und Thorit, der ebenfalls in teehnisch verwertbaren Mengen gefunden wurde. Bemerkenswert ist das Vorkommen yon Fluorit, da dieses Mineral bisher nicht bekannt war und tier Apatit yon Ode- gaarden den Typas eiues Chlorapatites darstcllt. An den vorliegenden Stiicken finder sich Flu~spat von violetter und griiner Farbe mit pr~chtig grtlnem durchsichtigen Krystallquarz im griinen Apatit.

Sonst bietet der Apatit yon Odegaarden eine schSne Farbenreihe, yon der Repriisentanten bis zum schwarzen durch Bitumen gef~irbten vorlagen.

Gelegentlich t r i t t noch ein anderes technisch wertvolles Mineral hinzu: der W a g n e r i t (Lokalname Kjerulfin), der bei reichlichem Vorkommen ein durch hohen Phosphorgehalt wertvolles Material darstellt.

Wagnerit fiudet sich als fast alleiuiges Erz in dem Wagneritschurf H a v r e d a 1 ca. 1 ~ you Odegaarden, we sich die Umwandlung des orangeroten Wagnerites in wei~en Apatit beobachten l~i~t. (Eine Reihe yon Belegstticken lag vor.) Frischer Wagnerit wurde yon Hankedal vorgelegt.

Einen anderen Typus repr~is~ntieren die Apatite der Pegm atitgRnge von Ve s t r a K j S r r e s t a d . Blaugr/ine S~iulen yon ca. 1 cm Dieke sind bier gewShnlich. Ein vor- gelegtes Bruchsttiek eines 4 cm starken Krystalles zeigt einen braunen Kern mit lichteren Partien liings Spriingen und eine lichtgrfine Rinde.

Schliel~lieh wurde yon der Eiseulagerst~itte G r ~ ng e s b e r g in Schweden Apatit aus Pegmatit und ein sonderbares schiefriges Gemenge vorgelegt, das aus Apatit, Glimmer, H~imatit und Magnetit besteht. Endlieh yon der 0 e s t r a - H a m m a r- Grubo bei Griingesberg [~/~ bis 2 cm ]ange idiomorphe Apatitkrystalle in Hornblende.

94 Mittei!ungen der Wiener ~ineralogischen Gesellschaft,

~ o u a t s v e r s a m m l u n g am 7. Dezember 1903 im mineralogisch-petrographischen Institut der UniversittLt.

Anwesend 28 Mitglieder.

Gesch~ftliche Mitteilungen: Dem Verein ist beigetreten: Herr Alfred H i m m e l b a u e r (a. o.).

Vortr~e: Q u a r z z w i l l i n g e yon D o g n a c s k a .

Dr. Koeeh l in legt ein StUck yon Dognaeska vor, auf dem sich eine Druse yon herzf~rmigen Quarzzwillingen befindet. Die Druse sitzt auf grauem krystallinisehem Kalk und besteht fast ausschlie~lich aus 1"5 cm gro~en, tafligen Zwillingen nach (1122). Der Quarz hat matt geKtzte Obedl~iche und der fleckenweise wechselnde Schimmer zeigt an, da~ die die herzf'6rmigen Zwillinge bildenden Individuen an sich schon verzwillingt sind. Die Quarzkrystalle sind zum gro~en Tell yon Drusen kleiner KalzitkrystKllehen iiberkrustet.

Quarzzwillinge naeh (1122) waren bisher haupts~iehlieh aus der Dauphin~ und yon Japan bekannt. Aus der Sammlung des Hofmuseums liegen Beispiele yon beideu Fundorten vor. Das aus der Dauphiu~ ist durch Gr6~e (14 cm : 10 cm : 2"5 cm), Reinheit und SehSnheit der Ausbildung besonders ausgezeiehnet.

Von Dognacska waren diese Quarzzwillinge bisher nicht bekannt. Das betreffende Sttick stammt aus der Sammlung des Herrn Kommer- zialrates Weinbe rge r .

Neue Minera l ien . Welters ]egt Koech l in Stiieke eines neuen Kalkeisenphosphates

vor~, das unter dem Namen A n a p a i t yon Dr. A. Sachs in Breslau (Sitzungsb. d. k. pren~. Akad. d. Wiss. Berlin 1902, II, pag. 18), unter dem Namen T a m a n i t yon S.P. Popof f in Moskau (Zeitsehr. f. Kryst., 1903, $7, pag. 267) beschrieben worden ist.

Der Fundort ist eine zwisehen der Halbinsel Taman und der Stadt Anapa am Schwarzen Meere gelegene Eisengrube Seheljesni (~elesnyj) Rog. Auf einem oolithisehen Limonitlager in H~hlungen an der Grenze einer Sideritschichte mit dem Limonit tritt das Mineral in Drusen gelbgriiner, gl~inzender bis etwa 1/~. cm grol~er Krystalle auf; doeh kommt es auch bliittrig, radialstenglig und derb vor.

Chemische Zusammensetzung: Fe C~ (P 0,).,. 4H~0; H -- 3 bis 4; Spez. Gew. -- 2"81. Triklin holoedriseh; nach der Aufstellung yon S a c h s :

Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 95

a : b : c -- 0"87566 : 1 : 0"59753 7. = 132o22 ', ~ -- 106047 ', 7 = 83028'.

Formen: a -- (100), c = (001), m = (110), n = ( l i0) , o = ( 1 1 i ) ; nach der Aufstellung yon P o p o f f :

a : b : e -- 0"7069 : 1 : 0"8778, :~-- 97o12 ', ~ - - 95o17 ', - / - - 70o 11 '.

Formen: a = (100), b -- (010), c = (001), r - - (101), s - - (i01), q = (012), o = ( 1 1 1 ) .

Aus der Anordnung der Winkel in den Zonen liigt sich er- kennen, da~

Sachs Popoff a (10o) = o ( l u ) c ( O O l ) = a (lOO)

m (] 1 0 ) - - r (101) n ( l i 0 ) -- b (010) o ( 1 1 i ) = s ( iOl)

<22i) = c (OOl) (31i) = q (o12)

S a c h s gibt Spaltbarkeit nach a an, P o p o f f nach r und b.

Doppelbrechung schwach, negativ. Am niichsten steht der Anapait dem Messelit = (Ca, Fe, Mg)3 (P 0,)~. 21/, H_, O. Das schSnste der vorgelegten StUcke ist Eigentum des Herrn Kommerzialrates W e i n b e r g e r .

N a t r o n j a r o s i t Hillebrand & Penfleld (Americ. Journ., 1902, 14, 211). Gli~nzendes Pulver, bestehend aus tafligen Krysti~llchen von 0"15 mm Gr6tle; rhomboedrisch a : c = 1 : 1"104.

Formen: c -- (0001), r - - ( 10 i l ) ; s -- (0221), cr ---- 51053 '. Zusammensetzung: Na~ Fe6 [OH]i2 [SO,],. Spez. Gew. ---- 3"18, optisch einachsig undnegativ. Farbe gelbbraun.

Fand sich an der Ostseite yon Soda Spring Valley, Nevada, an der Strafie yon Sodaville zur Vulcan Copper Mine. Auch yon Cooks Peak, New Mexiko.

P l u m b o j a r o s i t Hillebrand & Penfield (Americ. Journ., 1902, 14, 213). Glitzerndes Pulver und lockere Massen. Die Krysfiillchen ~ihnlich denen yon Natronjarosit, aber dunkler braun; rhomboedrisch, a : c = 1 : 1"216; cr -- 54032 '.

Zusammensetzung: Pb Fe6 [OH],, [SQ]4.

96 hIitteilangen der Wiener ~Iineralogischen Gesetlschaft.

Spez. Gew. -- 3"665, optisch ncgativ. Vou Cooks Peak, New Mexiko.

Melanoehalci t G. A. Koenig (hmerie. Journ., 1902, 14, 404). In dem Versuchsschachte dcr Calumet and Arizona Copper Mining Company bei Bisbee, Arizona, in der Tiefe yon 800 Furl fandeu sich harte, sphiiroidische Knollen dureh weiches, braunrotes, tonigcs Material verbunden. Die Knollen zeigten als Kern kSrnigeu Cuprit, dana eine peebsehwarze diinne Schale (Melanochalcit), dana eine gebiiuderte griine Zone yon Malachit und Chrysokolla, sodaun weiliea Quarz. Am reinsten ist der Melanochaleit nahe am Cuprit, gcgen den Malachit oder Chrysokolla geht er in dunkel- bis lichtolivengriine Lagen fiber.

Die Substanz ist iihnlieh dem Kupferpecherz: H ungefiihr 4; sehr spr(ide, kaffcebraun~ spez. Gew. --- 4" 141.

Die Analysen fiihren auf die Formel Ca.- (Si, C) O,. Cu (OH),_. Koenig gibt die M~glichkeit zu, daii ein inniges Gemenge

yon Kupferkarbonat, -Silikat und -[=Iydroxyd vorliege, h~ilt aber yore ehemischen Standpunkt die Existenz eines Salzes einer Orthokiesel kohlensiiure H~ (Si, C) 0~, in der sich Si and C in weehselndcn Verh~iltnissen vertreten ki~nnen, nieht fiir unwahrseheinlich.

K e w e e n a w i t G.A. Koenig (Amerie. Journ., 1902, 14, 410). Sfidwestlich yon Sehacht I gegeu Scbacht lI der Mohawk Mine, Ke- weenaw Co.~ Michigan wurde eine kleine Ader angefahren, die neben Domeykit eiu dem 51iecolit i~bnliches Erz f'tihrte.

Dasselbe ist derb, feinkSrnig, sehr spr(ide, mit flach muscheligem Bruch. l:I. ungeF'ihr ---- 4, Spez. Gew. -- 7"681. Auf frischem Bruche blab rSfliehbraun, wird es an der Luft tiefer braunrot; doeh ist es gegen Atmosphiirilien widerstaudsfahiger als Domeykit und Mohawkit. Aus mehreren Analysen ergibt sich die Zusammensetzung (Cu, Ni, Co). As.

H i s t r i x i t Petterd (aach d. Referat im Americ. Journ., 1902, ]4, 466), ein neues Sulfid yon Antimon and Wismut, u. zw. 7 Bi~ $3 2SbsSs 5CuFeS~ in radialstrahligen Gruppen rhombischer, liings gestreifter S~iulen ohne Endausbildung. H - - 2 , Metallglanz, stahlgrau.

P e t t e r d i t Twelve trees (nach d. Referat im Amerie. Journ., 1902, 14, 466), ein neues Oxychlorid yon Blei. Die Analyse ergab: PbO 74"04; As~05 2"60; P~07 2"10; Sb~05 0"50; C120'00. Spez. Gew. -- 7"16; H -- 1"5 bis 2; fand sich in weiilen, diinneu hexa- gonalen Tafeln zu Zeehan in Tasmanien.

Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 97

C h al m er s i t Hussak (Zentralblatt f. Min. etc., 1902, pag. 69). Ein neues SuIfid aus der Kupferglanzg'ruppe v o n d e r alten Goldmine Morro Velho am Futie der Serra do Curral in Minas Geraes, Brasilien. Der chloritischen Kalkphylliten eingelagerte ErzkSrper besteht vor- herrschend aus Magnetkies, Karbonaten, Arsenkies und Quarz. An der Grenze gegen den Kalkphyllit fanden sich Druscnriiume, in denen dem Alter nach Quarz, Albit~ Siderit, Dolomit, Kalzit, Magnet- kies, Chalmersit und Kut)ferkies auskrystallisiert gefimden wurden; untergeordnet treten auch Chlorit, Rutil, Anatas, Scheelit, Freigold und Pyrit auf.

Der Chalmersit, der friiher f'tir Millerit gehalten wurde, bildet nadelf'6rmige nach (110) verzwilling'te Krystalle, ist rhombisch, manchmal mit hemimorpher Ausbildung';

a : b : c ----- 0"5734 : 1 : 0"9649; also sehr nahe dem Kupferglanz. H - - 3 " 5 ; spez. Gew.- -4"68; speis- bis bronzegelb, oft bunt an- gelaufen; sehr stark magnetisch. Aus der Analyse ergibt sich die Formel Cu, S. Fe, S~.

K o e n e n i t Rinne (Zentralblatt f. Min. etc., 1902, pag. 493). Findet sich in Kliiften des Salztons der Zcchstein-Salzlag'erstiitte in Justus I bet Volpriehausen im Solliug mit Steinsalz, Anhydrit und Carnallit. Die rote Farbe des Koenenit ist iihnlich der mancher Car- nallite und wie bet diesen durch eing'elagerte feint Eisenglanz- sebiippchen erzeugt. Im Gegensatz zt~ Carnallit zeigt abet der Koenenit eine ausgezeichnete, glimmeriihnliche Spaltbarkeit und die Spaltbliittchen eine ungewShnliehe Milde uud Biegsamkeit. Krystall- formen nur angedeutet, wahrscheinlich hexagonal-rhomb(~edrisch, optisch einachsig, positiv; spez. Gew. -- 1"98.

Die chemische Zusammensetzmlg ist: AI. 0~. 3MgO. 2Mg'Cl.~ mit 8 oder 6 H..O. Genannt nach dem Entdecker Geheimen Bergrat Dr. A. v. K o e n e n : es wird aueh der Name J u s t i t gebraucht.

Professor F. B e c k e hiiit einen Vortrag tiber die A b I e i t u n g d e r I n t e r f e r e n z b i l d e r d u r e h S k i o d r o m e n .

Der Inhalt des Vortrages ist publiziert in den Denkschriften der Kais. Akademie der Wissenschaften, mat.-naturw. Klasse, Bd. 75, II. Optisehe Untersuehungsmethoden. Ein Auszug darau.~ wird in Tsebermaks mineralog, und petrograpbisehen Mitteilungen erseheinen.

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Mineralog. and petrogr. Mitt. XXIII. 1904. (Mitt~il. Notiz. Literat. Richtigstell.) 7

98 3[itteilungen der Wiener Mineralogischen Gesell~ehaft.

Aus der vom naturhistorisehen Hofmuseum beigestellten Aus- stellung yon vulkanischen Bomben demonstrierte Prof. B e r w e r t h einen yon Prof. L a c r o i x in Paris dem Museum tibersendeten An- desitauswrirfling" des Mr. P e 1 d e ~ mit glasiger dureh Schwindrisse netzig zerspaltener Kruste um einen porSsen bimssteinartigen Kern. Die Beschaffenheit des Ausw[irflings gleicht vollkommen den yon den Eruptionen auf der InseI Vulcano, in den kolombianisehen Anden, auf Santorin und dem Skt. Annensee-Krater bei TusnAd g'elieferten, letztere erst unliingst yon U h I i g aufgefundenen und yon B a u m g a r t n e r 1) beschriebenen, als ,Brotkrustenbomben" bekannt gewordenen Aus- wUrfling'en. Die ,Brotkrnstenbombe" ist die typische Form des sauren andesitischen Materials, das in porSsen, stark splitternden polyedrischen Stricken ohne Lavabildung unter explosionsartigen Er- scheieungen in Begleitung yon D~impfen, die man auch als ,vol- kanianische" T~itigkeit bezeichnet hat, in die Luft geschleudert werden. Mit der Annahme der verschiedenen Forscher~ daft die V-f~Jrmigen Spalten in der glasigen Rinde sieh innerhalb des Eruptionsschlotes, also noeh vor der Eruption bildeten, ist der Vortragende nicht ein- verstanden. Er verlegt die Entstehung des Spaltennetzes in den Akt naeh der Eruption, wo erst dutch sehr rasche Abkrihlung die Bomben- rinde brotkrusteniihnlieh zerbarst. Diesem individuellen Charakter der Andesitbombe stellte der Vortragende dann die typische durch sym- metriscben Bau ausgezeichnete Form den Basaltbomben gegeniiber, die echte Lavabomben sind. Die auf der basischen Zusammensetzung beruhende Plastizit~it des Basaitmateriais liefert die schSnen und reiehen Formenabarten der Basaltbomben, an denen allen die um den Bombenk5rper liquatorial verlaufende Zone den geselzma$igen Aus- druck im Aufbau der Bombe bildet. 1) Ats reiches Illustrationsmaterial dienten Basaltbomben yon den Canarischen Inseln, vom _~tna und der Insel Zebejir im Roten Meere. Den ganz seltenen Fall, wo Lava einen fremden Steinkern, und zwar einen Granitknollen umhUllt. illustrierte eine v~}n Dr. H l a w a t s c h aus~estellte Bombe aus der Auverg'ne.

1) B a u m g a r t n e r Karl, Uber vulkanische Ausw/irflinge yon Bad Tusnad in S iebenbiirgen. Tschermaks MJn.u. petr. Mitteilungen. Neue Folge, Bd. XXI, pag. 31, I902.

Mitteilungen der Wiener Mineralogischen GeseUschaft. 99

Ausstellung: Vulkanische AuswUrflinge. Aul~er der reichen Kollektion vulkaniseher Auswiirflinge, die das Hofmuseum

zur Ausstellung gebracht hat und die yon Prof. B e r w e r t h t) besprochen wurde hatten noeh ausgestellt:

Das m i n e r a l o g i s c h - p e t r o g r a p h i s c h e U n i v e r s i t ~ t s - l n s t i t u t typische Brotkrusten-Bomben yore St. Annen-See bei Tusn~d, Siebenbiirgen, ferner 01ivin- bomben yon Kapfeustein, Steiermark.

Das m i n e r a l o g i s c h e I n s t i t u t : Mehrere Stiieke des vulkanisehen Tufts yon Kapfenstein, welehe auger kleinen Lavaschlacken und erbsen- bis faustgroi]en Olivinbomben mit Schlackenhtille zahlreiche Quarzgeschiebe enthalten, die der sedi- ment~it'en Unterlage des Tuffkegels entstammen.

Prof. A. S i g m u n d legte vor und b e s p r a c h P e l a g o n i t t u f f e vom R S h r l k o g e l bei G l e i c h e n b e r g , yore S z i g l i g e t e r Sehloi~berg amNordufer d e s P l a t t e n s e e s und den graueu palagonitisehen Tuff yon J S r g e n bei KlSeh (Obersteiermark).

Hofrat v. P r6 n ay stellte aus und besprach die sehr interessanten Auswiirflingt,. yon E i s e n b t i h l zwisehen B o d e n und A l t a b e n r e u t h bei Eger, die als Kern h~ufig frischen Olivia oder grol~e abgeschmolzene Individuen yon schwarzer Horn- blende enthalten.

t) Vergleiehe F. B e r w e r t h : ,~'ber vulkanisehe Bomben yon den Canarischen Inseln nebst Betraehtungen fiber deren Entstehuug." Ann. des naturhist . Hofmuseums Bd. IX, 1894, pag. 407.

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