ist die wirkung des adrenalins auf blutdruck und blutzucker eine dissoziierte?

8
(Mitteilung aus der I. Med. Klinik der P£zm£ny-P6ter-Universitfit zu Budapest [Direktor: o. oe. Prof. Dr. R. Bdli~lt].) 1st die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruek und Blutzueker eine dissoziierte? Von Dr. Julius FSrster und Dr. Zolt~n Benkovics. (Eingegangen am 22. November 1925.) Die bezeichnendsten Wirkungen des Nebennierenhormons, des Adre- nalias, sind Glykosurie und Blutdrucksteigerung. Blum war der erste, der die Aufmerksamkeit in 1901 auf die nach Injektion von Nebennierenextrakten auftretende Glykosurie gelenkt hat, die man im An- fang ftir ein toxisehes Symptom hielt. Herter und Richard8 haben fiber Glykosurie beriehtet, die naeh Injektion yon Adrenalin -- dem wirksamen Prinzip der Neben- niere -- auftritt. Von sp/~teren Forschern wurde gezeigt, dab die Glykosurie leichter zustande kommt bei subcutaner Anwendungsart des Adrenalins, als wenn dasselbe intraven6s injiziert wird. O. Loewi und Metzger und Ziilzer haben dann nahegelegt, dab die Ursache der Glykosurie in der naeh Adrenalinzufuhr auftretenden ttyper- glyk/imie zu suehen sei. Auf die Frage, warum die Adrenalinglykosurie leichter auf subcutanem Wege hervorzurufen ist, gab uns Pollak die Antwort, dureh dessert Untersuchungen bezeugt wurde, dab intraven6se Injektionen yon Adrenalin mit einer so unbedeutenden Hyperglyk/~mie einhergehen, dab dabei eine Glykosurie in Anbetracht der zugleieh auftretenden diuresehemmenden Wirkung nicht zu- stande kommen kann. Die naeh subcutaner Adrenalininjektion entstehende Hyper- glyk~mie ist bedeutender, so da/~ trotz gehemmter Diurese Zucker im Urin er- scheint. Wenn wir dieselbe Dosis Adrenalin, die subeutan angewendet eine starke Hyperglyk~mie verursacht (also ca. 1,0 rag), in Form einer intraven6sen Dauer- infusion verabreichen, wie das Bang getan hat, so k6nnen wir eine ebenso groBe Hyperglyk~imie hervorrufen wie bei der subeutanen Anwendung. Tierversuche haben also zweifellos bewiesen, dab die einmalige intraven6se Gabe einer relativ groBen Adrenalindosis viel weniger von Hyperglyk/~mie und Glykosurie begleitet wird, als wenn dieselbe Dosis subeutan verabreicht wird, oder wenn eine sehr kleine Menge Adrenalin in Form intraven6ser Dauerinfusionen gegeben wird. Zur Untersuchung der Wirkung des Adrenalins auf den Kohlehydrat- stoffwechsel ist die Verfolgung der Hyperglyk/imie geeigneter als die der Glykosurie, da beim Zustandekommen der tetzteren auch die Per- meabilit/~t der Niere komplizierend mitspielt. Bierry, Gatin, Gruzewska und Paton haben sich eingehend mit der Untersuchung der Adrenalinhyperglyk/imie befaBt, und Bang hat mit seiner Mikromethode den Verlauf dieser Hyperglyk/imie in Tierversuehen verfolgt; er land, da6 die Hyper- glyk&mie sehon 15 Minuten naeh der Injektion auftritt, in 2--3 Stunden ihr Maxi- mum erreicht, um in 7--8 Stunden zu normalen Blutzuckerwerten herabzusinken. Z. f. d. g. exp. Med. IL. 1

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Page 1: Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruck und Blutzucker eine dissoziierte?

(Mitteilung aus der I. Med. Klinik der P£zm£ny-P6ter-Universitfit zu Budapest [Direktor: o. oe. Prof. Dr. R. Bdli~lt].)

1st die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruek und Blutzueker eine dissoziierte?

Von

Dr. J u l i u s F S r s t e r u n d Dr. Zolt~n Benkov ics .

(Eingegangen am 22. November 1925.)

Die bezeichnendsten Wi rkungen des Nebennierenhormons , des Adre-

nalias, sind Glykosurie und Blutdrucksteigerung.

Blum war der erste, der die Aufmerksamkeit in 1901 auf die nach Injektion von Nebennierenextrakten auftretende Glykosurie gelenkt hat, die man im An- fang ftir ein toxisehes Symptom hielt. Herter und Richard8 haben fiber Glykosurie beriehtet, die naeh Injektion yon Adrenalin - - dem wirksamen Prinzip der Neben- niere - - auftritt. Von sp/~teren Forschern wurde gezeigt, dab die Glykosurie leichter zustande kommt bei subcutaner Anwendungsart des Adrenalins, als wenn dasselbe intraven6s injiziert wird. O. Loewi und Metzger und Ziilzer haben dann nahegelegt, dab die Ursache der Glykosurie in der naeh Adrenalinzufuhr auftretenden ttyper- glyk/imie zu suehen sei. Auf die Frage, warum die Adrenalinglykosurie leichter auf subcutanem Wege hervorzurufen ist, gab uns Pollak die Antwort, dureh dessert Untersuchungen bezeugt wurde, dab intraven6se Injektionen yon Adrenalin mit einer so unbedeutenden Hyperglyk/~mie einhergehen, dab dabei eine Glykosurie in Anbetracht der zugleieh auftretenden diuresehemmenden Wirkung nicht zu- stande kommen kann. Die naeh subcutaner Adrenalininjektion entstehende Hyper- glyk~mie ist bedeutender, so da/~ trotz gehemmter Diurese Zucker im Urin er- scheint. Wenn wir dieselbe Dosis Adrenalin, die subeutan angewendet eine starke Hyperglyk~mie verursacht (also ca. 1,0 rag), in Form einer intraven6sen Dauer- infusion verabreichen, wie das Bang getan hat, so k6nnen wir eine ebenso groBe Hyperglyk~imie hervorrufen wie bei der subeutanen Anwendung. Tierversuche haben also zweifellos bewiesen, dab die einmalige intraven6se Gabe einer relativ groBen Adrenalindosis viel weniger von Hyperglyk/~mie und Glykosurie begleitet wird, als wenn dieselbe Dosis subeutan verabreicht wird, oder wenn eine sehr kleine Menge Adrenalin in Form intraven6ser Dauerinfusionen gegeben wird.

Zur Un te r suchung der Wirkung des Adrenal ins auf den Koh lehydra t -

stoffwechsel ist die Verfolgung der Hyperg lyk/ imie geeigneter als die

der Glykosurie, da beim Z u s t a n d e k o m m e n der te tz teren auch die Per-

meabilit/~t der Niere kompl iz ierend mitspiel t .

Bierry, Gatin, Gruzewska und Paton haben sich eingehend mit der Untersuchung der Adrenalinhyperglyk/imie befaBt, und Bang hat mit seiner Mikromethode den Verlauf dieser Hyperglyk/imie in Tierversuehen verfolgt; er land, da6 die Hyper- glyk&mie sehon 15 Minuten naeh der Injektion auftritt, in 2--3 Stunden ihr Maxi- mum erreicht, um in 7--8 Stunden zu normalen Blutzuckerwerten herabzusinken.

Z. f. d. g. exp. Med. IL. 1

Page 2: Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruck und Blutzucker eine dissoziierte?

2 J. FOrster und Z. Benkovics:

Eine zweite eharakteristisehe Wirkung des Adrenalins ist die Blut- drucksteigerung. Sehon ganz kleine intravenSs verabreichte Mengen yon Adrenal in zeigen im Tierversuch eine m~ehtige blutdruckerh6hende Wirkung. Das subeutan verabreichte Adrenalin, wie das zuerst yon Biedl gezeigt wurde, verursaeht bei Tieren selbst in groBen Dosen keine p rak t i sch in Betracht kommende Blutdrucksteigerung.

Auger diesen 2 charakterist isehen Symptomen, maeht das Adrenalin aueh ganz andere Symptome, so Tachykardie, Tremor, Tachypnoe, Er- bleichen, Giinsehaut (die dureh Kont rak t ion der Musculi ereetores pilo- rum entsteht) usw.; welehen Symptomen jedoch bei der Beobaehtung der Adrenalinwirkung eine nur untergeordnete Rolle zukommt.

Es ist eine seit langem beobaehtete Eigensehaft des Adrenalins, dal] sich seine Wirkungen sehr verschieden off~nbaren, woftir wir vielfaehe Belege in der Li te ra tur finden. Bei dem einen Indiv iduum steht die Taehykardie im Vordergrunde, bei anderen die BlutdruekerhShung, wieder bei anderen ist vielleieht die Glykosurie oder der Tremor das beherrsehende Symptom. Eben deshalb wurde sehon 6fters die Frage aufgeworfen: worin tiegt der Grund dieser versehiedenen A_ugerung der Adrenalinwirkung, wodurch ist diese Dissoziation der Adrenalinwirkung begriindet? Meistens sind es die beiden wiehtigsten Wirkungen des AdrenMins, jene ni~mlieh auf Blutzueker und Blutdruek, zwisehen denen eine Parallele gezogen wird. Als eine Dissoziation wird es z. B. betraehtet , wenn das Adrenalin bei jemandem keine Blutdrueksteige- rung, jedoeh eine ausgesproehene Glykosurie verursaeht oder umge- kehrt , wenn sieh der Blutdruek zwar erhSht, aber die Glykosurie un- bedeutend ist.

Die Dissoziation dieser 2 Wirkungen wurde sehon yon Falta, Petren, Nobel und Newburgh beob~ehte~; zur ErklS~rung dieser I)issoziation wurde yon Falter angenommen, ,,daft die einzelnen Er/olgsorgane bei verschiedenen I't~dividuen in ver- schiedenem Grade erregbar Bind und da]3 dieselben einen ungleiehen antagonistischen Tonus haben". Jkhnlich wie Falta und seine Mitarbeiter hat aueh Bauer eine dis- soziierte Wirkung des Adrenalins konstatiert und finder die Ursache dieser Er- scheinung in Konstitutionsunterschieden. Nach Billigheimer geht die starke constrictorisehe Adi'enalinwirkung oft mit ttyperglyk&mie einher, er land abet aueh solche Falle, bei denen die Hyperglyk£mie sehr gering ist und zieht darius den Seh]ul~, dab der Grad der Hyperglyk/~mie vom Zustand der Leber abh~ingt. Aueh hat er, je naeh der Wirkung des Adrenalins auf Kohlehydratumsatz und Blutdruck, mehrere Typen aufgestellt. In neuerer Zeit hat sich auch Bardth mit dieser Frage befaBt (siehe sp~ter) und aueh er erkl~irt die Versehiedenheiten in der Wirkung des Ach'enalins auf Blutdruck und Blutzueker mit der Dissoziation. Naeh Beob- aehtungen yon Cahn und Steiner gibt es Individuen, bei denen nach subcutaner Injektion von 0,5 mg Adrenalin eine starke Hyperglyk~mie ohne Blutdrueksteige- rung entsteht. Aueh sie fassen diese Erseheinung als eine dissoziierte Adrenalin- wirkung auf.

Zur Beurteilung der Dissoziation der Blutdrueksteigerung und Hyperglykfimie ist aber unbedingt eine riehtige Methodik n6tig. Wenn

Page 3: Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruck und Blutzucker eine dissoziierte?

Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruek u. Blutzueker eine dissoziierte ? 3

wir das in der Einleitung Gesagte fiberlegen, so wirft sich yon selbst die Frage auf, ob wir das Reeht haben, fiber eine Dissoziation der AdrenMin- wirkung zu spreehen, in dem Falle z. B., wenn wit dem Versuehstier subeutan 1,0 mg Adrenalin geben und naehher eine starke Hyperglyk- :~imie wahrnehmen, aber keine nennenswerte Blutdrueksteigerung be- obaehten ? Auf Grund des oben Gesagten mtissen wir das zweifellos verneinen. Die Dissoziation ist nut eine seheinbare und ihre Ursaehe ist in jenem Umstand zu suehen, dab das Adrenalin vom subeutanen Bindegebebe aus nur langsam resorbiert wird, so dag es im Blute nie zu einer Konzentrat ion kommt, die aueh zur AuslSsung einer Blutdruek- steigerung ausreiehend w/ire. Eine hyperglykiimisehe Wirkung kann dabei zustande kommen, da der Meehanismus dieser Wirkung ein an- derer ist; denn ist auch die Menge des ins Blur gelangten Adrenalins eine minimale, so strSmt doeh diese kleine Menge w/ihrend liingerer Zeit kontinuierlich ins Blur, und es hat den Ansehein, dag die hyperglyk&mi- sierende Fiihigkeit des Adrenalins an die DauerhaJtigkeit der Adrenalin- wirkung gebunden ist.

~,hnlieh werden aueh jene klinisehen Beobaehtungen beurteilt, die bei Mensehen, die Dissoziation der Adrenalinwirkung betreffend, unter- nommen wurden. Neben den sehon erwiihntezt Umst/tnden spiett hier noeh das versehiedene Verhalten der versehiedenen Individuen beziig- lieh der Resorption des Adrenalins aus dem subeutanen Gewebe eine Rolle. Es gibt Individuen, bei denen naeh subeutaner Adrenalininjek- tion eine starke Blutdrueksteigerung auftritt , bei anderen dagegen ist diese Steigerung minimal oder kann aueh ganz ausbleiben. Wie es yon Cs@ai und Fornet naehgewiesen wurde, steht dieses versehiedene Ver- halten nieht so sehr mit der Adrenalinempfindliehkeit der betreffenden Individuen als mit dessen sehnellerer oder langsamerer Resorption im Zusammenhang. Deshalb ist die subeutane Amvendungsart des Adre- nalins zur Untersuehung ihrer blutdrueksteigernden Wirkung unbraueh- bar. K6nnen wir also naeh subeutaner Adrenalininjektion neben aus- gesproehener Hyperglykitmie keine Blutdruekerh6hung beobaehten, so sind wit deswegen noeh nieht bereehtigt, von einer Dissoziation der Adrenalinwirkung zu spreehen. Denn es ist sehr leieht mSglieh, dab der Grund des erwi~hnten Verhaltens darin zu suehen ist, daI~ das Adrenalin, da es sehr langsam resorbiert wird, zu keiner BlutdruekerhShung ffihrt, t rotzdem aber, und ebenso wie in den erw~hnten Tierversuehen, eine Hyperglyk~mie verursaeht.

Bardth hat auf Grund dieser Erwiigungen die subeutane Methodik verworfen und das Csdpaisehe Verfahren bentitzt. Naeh intraven6s verabreiehtem 0,01--0,02 mg Adrenalin hat er meistens nur eine ge- ringftigige Hyperglyk/tmie gesehen nnd hat sie oft genug iiberhauI~ vermil~t, obzwar eine ausgesproehene Blutdrueksteigerung vorhanden

1"

Page 4: Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruck und Blutzucker eine dissoziierte?

4 J. F6rster und Z. Benkovics:

Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

Name und Diagnose

Frau D.; Hysteria . . . . . . . . G. S. ; Morb. Basedowii . . . . . .

dgl . . . . . . . . . . . . . . . dgl . . . . . . . . . . . . . . .

Fr~u K. ; MyxSdem . . . . . . . . F rau M.,; Scler. polyglandularis . . F. G. ; Diabetes mell. 2) . . . . . . F. A. ; Diabetes mell . . . . . . . .

dgl . . . . . . . . . . . . . . . V. B.; Diabetes mell . . . . . . . . M. Gy. ; Asthma broneh . . . . . . Frau G. J. ; Tumor hypoph . . . . . F rau F. G. ; Diabetes insip . . . . . Frau M. J . ; Diabetes mell. z) . . . . Z. J . ; Tbc. putmonum . . . . . . . F rau I. J . ; Uleus ventr . , S t r u m a . . F rau R. A. ; Ulcus vent r . . . . . . F rau H. ,I.; Ulcus ven t r . . . . . . F rau A. K. ; Essent. Hypertonie . . F rau K. A.; Diabetes mell. 2) . . . . M . F . ; Diabetes mell. 2) . . . . . . N . P . ; Ulcus vent r . . . . . . . . . P. ; Arterioskler., Carcinoma p~ncr. ? L. A. ; Exsnd. pleurit icum . . . . . D. J . ; Carcinoma coeci . . . . . . .

Maximaler Blutdruck n. Recklin

hausen Wasser cm

185 185 185 185 185 115 160 130 125 180 130 140 150 220 160 16G 17G 17C 23C 18C 16( 15( 16( 18( 14~

Blutdrueksteigernng naeh intraven6s gegebenen

o,ol t o,o:~ t o,o.~

mg Andrenalin

5O 35 35 35

25

24 40 60 6O

10 20 20 30 2O 50

25 25 20 40 15 30 30

- -15 ! 65 20

40 15 30 45 25 20

T a b e l l e

Blutzucker- ntichtern-

Weft

°/o

0,117 0,129 0,085 0,118 0,094 0,O75 0,232 0,2501) 0,268 0,189 0,103 0,1001 ) 0,103 0,220 0,079 0,090 0,082 0,079 0,079 0,125 0,167 0,107 0,072 0,071 0,075

w a r . D ie V e r s u c h e v o n B a r d t h k 6 n n e n n i c h t ffir b e w e i s e n d g e l t e n , d~

a u c h d ie R i c h t i g k e i t s e i n e r M e t h o d i k a n g e z w e i f e l t w e r d e n k a n n . E b e n s o -

w e n i g wie die W i r k u n g e n des s u b c u t a n g e g e b e n e n A d r e n a l i n s a u f B l u t -

d r u c k u n d :B lu t zucke r m i t e i n a n d e r v e r g l i c h e n w e r d e n k 6 n n e n , k a n n

a u c h d ie i n t r a v e n 6 s e M e t h o d i k k e i n e a u s d i e s e m G e s i c h t s p u n k t e ve r -

g l e i c h b a r e D a t e n l i e fe rn .

Z u r U n t e r s u c h u n g d e r W i r k u n g des A d r e n a l i n s a u f d e n B l u t d r u c k

i s t n u r d ie i n t r a v e n 6 s e M e t h o d i k g e e i g n e t , d a d o c h be i d e r s u b c u t a n e n

M e t h o d i k d e n R e s o r p t i o n s v e r h M t n i s s e n die e n t s c h e i d e n d e R o l l e zu-

k o m m t . D e m g e g e n f i b e r k a n n d ie W i r k u n g des A d r e n a l i n s a uf d e n B l u t -

z u c k e r , da , wie e r w ~ h n t , d ie i n t r a v e n 6 s e M e t h o d i k h i e r z u u n g e e i g n e t

is t , n u r m i t d e r s u b c u t a n e n M e t h o d e u n t e r s u c h t w e r d e n .

E s e r g i b t s ieh aus a l t e d e m , d a b wir , i n s o f e r n wi r z u r U n t e r s u c h u n g

d e r F r a g e d e r D i s s o z i a t i o n d ie W i r k u n g e n des A d r e n a l i n s a u f B l u t -

2) Erhie l ten 0,8 mg Adrenal in subcutan. 2) Die bei Diabetesf~tllen erzeugte Adrenalinhyperglyk~mfie erreicht oft nur

einen geringeren Grad, was offenbar mi t der GrSBe des Olykogendepots und noch mi t manchen unbekann ten Faktoren zusammenhangt .

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Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruck u. Blutzucker eine dissoziierte ? 5

1.

11) Min.

0,114

Blutzuckerwect nach subcutaner Injektion yon 1,0 mg Adrenalin in O/o i - - i - - - I ~ I

i ! 1Std i 1Std I 1Std. 30Min [145Min" 1Std. 1=lSMin'!t$0Min'145Mim

i0,139 0,160 0,182 0,185

!0,148 0,144 0,125 0,210 0,082

!0,257 0,271 0,267 0,264 i

I 0,271 0,300 0,217 0,211 0,141 , 0.132 0,128 ! 0~132 0,128 0,167

i

0,178 i 0,129! O,lO7

~ 0,202 0,190 0,156 0,118 0,128 0,121

i 0,142 0,110 ~

0,100 0,139

0,089; I 0,293 I

0,264 0,2350,246 0,307 0,268

0,217 0,106 0,146 0,167 0,220 0,196 0,150 0,207 0,142 0,147

2 Std .

0,139 0,094

0,272

0,192 0,260

0,071 0,128 0,153

0,182 0,218

0,129 0,125 0,115!

2Std. i ~Std. 2Std. 15Mm. lg0Min. 45Min. 3

I 0,100 0,093

i !o,o941

i 0,091

'0,260 i

[ Std. i 3 Std.

[ 45 Min.

J0,085 0,067 0,091

0,110 o,12s 0.240

0,100 0,093

i 0,118 !

druck und Blutzucker mite inander vergleichen wollen, dabei so vor- gehen mfissen, daft wit den Blutzucker nach subcutan gegebenem Adrenalin, die Erh6hung des Blutdruckes jedoch mittels der Cs@aischen Methodik, d. h. nach intravenOs verabreichten Adrenalininjektionen untersuchen.

Von den erw/ihnten Uberlegungen ausgehend, haben wir Unter- suchungen fiber die Frage der Dissoziation, betreffend Blutdruck- und Blutzuckerwirkung des Adrenalins, un te rnommen und deshalb bei 25 Kranken untersucht , ob nach subcutaner In jekt ion yon 1 , 0 m g Adrenalin in jedem Fall eine Hyperg lykgmie eintr i t t und ob bei den- selben Personen nach intraven6ser Injekt ion yon 0,01--0,03 mg Adre- nalin in jedem Falle eine Blutdruckste igerung nachzuweisen ist. Denn sollten wir Fglle linden, bei denen der Blutzuckergehal t erh6ht wird, der Blutdruck jedoch unvergnder t bleibt, oder aber solche, bei denen der Blu tdruck steigt, eine Hyperg lykgmie aber nicht zus tande kommt , so wfirde das jedenfalls ffir eine Dissoziation der Adrenal inwirkung sprechen.

Wir haben also unsere Untersuehungen in 2 Perioden vorgenommen. Vorerst ha.ben wir den Blutzueker~ehalt unserer Patienten (nfichtern) mit der yon Ernst

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6 J. F6rst.er und Z. Benkovies:

und Weifi modifizierten Bangschen Mikromethode bestimmt. Dann gaben wir ihnen 1 ecru der 2gichtersehen Tonogenl6sung 1:1000, also 1,0 mg (in 2 F/~llc,t 0,8 rag) Adrenalin unter die Haut der Streekseite des Unterarms und verfolgten danach die ~nderungen des Blutzuekergehaltes in den aus der Tabelle 1 ersicht- lichen Zeitabst~nden. Die Patienten bleiben natiirlich w/ihrend der ganzen Ver- suchszeit n~iehtern. Am folgenden Versuchstage haben wit die wirkliehe Adrenalin- emlofindhchkeit naeh Cs@ai bcstimmt, also ihre Blutdrueksteigerung naeh der intravenSsen Verabreiehung yon 0,01--0,02, eventuell 0,03 mg Adrenalin fest- gestellt.

Die Ergebnisse unserer Versuehe sind aus der beigegebenen Tabelle ~bzulesen. Es ist aus dieser zu ersehen, dab naeh subeutaner AdrenMininjektion in unseren sS~mtliehen Fiilten, ohne Ausnahme, eine mehr-weniger starke Hyperglyk~mie aufgetreten ist.

Der intr~ven6sen Verubfolgung des Adrenalins folgte, und zwar aueh in jedem Falle, ohne Ausnahme, eine Blutdrueksteigerung. In den Tabellen sind die Blutdruekerh6hungen in ecru ausgedrfickt, da wir die Messungen mit dem Recklinghause~schen Tonometer ausgefiihrt haben. In keinem einzigen Falle konnten wir eine Bl~tdruck,~teiger~ng ohne Hyperglyk~imie oder eine Hyperglyk~imie ohne Blutdrucksteiger~g kon~tatieren.

Nattirlich war die HShe der nach intravenSser Verabreichung er- folgten Blutdrucksteigerung nieht immer eine gleiche, denn das Mag der Blutdruckerh6hung h~ingt, wie das schon yon Cs@ai gezeigt wurde, yon der Adrenalinempfindlichkeit des Patienten ab; so haben wit eine grSBere Steigerung bei Morbus Basedowii, Hyperthyreosis, Hypertonie, eine kleinere bei Myx6dem und bei Uleus ventriculi gesehen. Wir haben in einem unserer Ffille auch eine Blutdruckerniedrigung gefunden, n~mlich bei einer essentiellen Hypertonie, bei dem der Blutdruck naeh 0,01 mg intravenSs verabreichtem Adrenalin mit 15 ccm gesunken ist; nach 0,02 mg haben wir jedoch eine ErhShung yon 65 cm bekommen. Diese Beobachtung entspricht den von Hetdnyi und Siimegi mitgeteilten Erfahrungen.

Einen zahlenm~igigen Zusammenhang zwischen Erh6hung des Blur- zuckers und Steigerung des Blutdrucks haben wit nicht gefunden; bei Patienten mit erhShter AdrenMinempfindliehkeit war die ErhShung des BlutzuckergehMtes oft nicht gr6Ber als bei Patienten mit herabgesetzter AdrenMinempfindlichkeit. Doch ist ju ein Parallelismus zwisehen den 2 Wirkungen auch gar nicht zu erwarten, denn der Grad der Adrenalin- hyperglyk~mie ist nicht nur vonder AdrenMinempfindlichkeit des Orga- nismus abh£ngig, sondern auch yon der Gr6I~e der Glykogendepots und noch yon vielen anderen unbekannten Faktoren. Schon deswegen kann (tie Hyperglyk~imie nicht als MaB der Adrenalinempfindlichkeit ge[ten; nur die nach intraven6s gegebenem Adrenalin hervorgerufene Blutdruck- steigerung kann als dessen Mal~ bentitzt werden.

Page 7: Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruck und Blutzucker eine dissoziierte?

Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruck u. Blutzueker eine dissoziierte ? 7

Auf Grund der schon erw/thnten Erwiigungen m u g t e n wir erwarten, dal3 in jenen F/~llen, in denen das subeu tan verabreiehte Adrena l in eine gr613ere Blu td ruekerh6hung verursaeht , die HyperglykSmie verh~ilt- nism/igig kleiner sein wird, als in j enen FS~llen, in denen naeh Adrenal in- in jekt ion i iberhaupt keine oder nur minimale B lu td ruekerh6hung auf-

i 2 3 4 5 6 7

Tabelle 2.

Name and Diagnoue

Frau ]3. ; Hysteria . . . . . Frau G. ; Morb. Basedowii . . M. G.; Asthma bronch . . . . . J. I.; Ulcus ventr . . . . . . Z. J.; Tbc. pulmonum . . . . N .P . ; Uleus ventr . . . . . . Frau A. K. ; Hysteria und

Hypertonie . . . . . . .

Blutdruek

v o r h e r i n a c h h e r

150 215 185 295 125 175 150 150 135 140 152 157

235 245

1,0 mg Adrenalin subcutan injiziert

Diff. Blutzucker Diff.

o/o vorher naehher

43 59 40 0 3 3

0,12 0,18 0,12 i0,15 0,10 0,13 0,09 0,15 0,08 0,19 0,10 0 , 1 6

0,08 0,15

%

50 25 30 67

142 60

87

t r i t t . Die in Tabelle 2 verSffentl ichten F~lle haben in der Ta t unsere Vorstel lungen gerechtfertigt . I n den F~llen 1, 2, 3 haben wit nach sub- cu taner In j ek t ion yon 1,0 mg Adrena l in sine Blu tdruckerhShung yon 40- -59 cm und eine Blu tzuekererh6hung von 25--50o/o beobachtet . Bei den F/illen 4, 5, 6 und 7 - - wo prakt isch keine Blu tdrucks te igerung nachzuweisen war - - zeigen die Blutzuckerwerte eine Z u n a h m e yon 67--142°/0. I n jenen F/il len also, in welchen das Adrena l in wegen seiner l angsamen Resorpt ion keine Blu tdrucks te igerang verursacht , weist die Hyperglyk/ imie hShere Grade auf. I n j enen FS~llei~, wo (tie Resorpt ion schneller vor sich geht, ist s ine starke BlutdruckerhShung, aber s ine verh/iltnismfi/~ig geringere Hyperglyk/ /mie vorhanden.

Were1 wit die Ergebnisse unserer Un te r suehungen zusammen]assen, so kSnnen wir s~gen, dal~ m a n die Adrena l inwi rkung nu r d a n n richtig untersucht , wenn m a n die Wi rkung auf Blutzucker nach subcutaner , die Wi rkung auf B lu td ruck aber nach int ravenSser Zuf i ihrung des Adrenal ins beobachtet . Gehen wir in diesem Sinne vor, so sehen wir, dab sine Dissoziation dsr Adrenalinwirkung nicht zustande kommt. Sub- cutan gegebenss Adrenalin hat in unseren sdmtlichsn Fdillen eine Hyper- glyk~imie verursacht, das intravengs gegebene aber sine Blutdruckerhghung. Von einer Dissoziation disser zweierlei Wirkungsn kann also hiernaeh kaum die Reds sein.

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Page 8: Ist die Wirkung des Adrenalins auf Blutdruck und Blutzucker eine dissoziierte?

8 J . F6 r s t e r und Z. Benkov ie s : I s t die W i r k u n g des Adrena l in s eine d issoz i ie r te ?

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