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Perspektive Bremen 2020 - Leitlinien für eine positive wirtschaftliche Entwicklung Bremens

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Haus Schtting, Am Markt 13, 28195 Bremen Telefon 0421 3637- 0 www.handelskammer-bremen.de

Perspektive Bremen 2020Leitlinien fr eine positive wirtschaftliche Entwicklung Bremens

Inhalt Perspektive 2020 InhaltSeite Seite Seite 1 2 3 Vorwort Perspektive Bremen 2020 Die Vision Trends und Handlungsfelder

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Bildung, Wissen und Innovation: Basis fr zuknftigen Standorterfolg Maritime Logistik und Industrie: Kernkompetenzen ausbauen Energie- und Umweltwirtschaft: Wachstumsbranchen entwickeln Venture-Klima schaffen: Mehr Mut zu Vernderungen Einzelhandel, Tourismus, Stadtentwikklung: Demograschen Wandel nutzen

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Finanzierung auf breite Basis stellen Der weitere Prozess Management Summary Dank

ImpressumHerausgeber Handelskammer Bremen, Am Markt 13, 28195 Bremen, Tel. 0421 3637-0 www.handelskammer-bremen.de, [email protected] Redaktion Dr. Stefan Offenhuser Grak und Realisation Mechtild Pfeiffer, www.PfeifferDesign.de Fotos BIG Bremen (S. 44, 46/47), Bremer Geoinformation Bremen (S. 20/21, 22, 30), Jacobs University Bremen (S. 4), Jens Meier (S. 28), Frank Pusch (alle brigen), Jrg Sarbach (S. 35), swb AG (S. 29), Vermessungs- und Katasteramt Bremerhaven (S. 18/19 62-23-70 08P1113) Druck Druckhaus Humburg November 2008

Vorwort

Bremen hat sich als Metropole im Nordwesten Deutschlands wirtschaftlich hervorragend entwickelt. Durch entsprechende Investitionen konnte unsere Hansestadt ihre Stellung als einer der fhrenden deutschen Auenwirtschafts- und Industriestandorte erheblich ausbauen und ist in vielen Bereichen wie beispielsweise der maritimen Logistik, Dienstleistungen, Technologie oder Wissenschaft sehr gut aufgestellt. Unser Land hat aber auch unbersehbare Probleme insbesondere durch eine erdrckende Schulden- und Zinslast und ein dringend reformbedrftiges Bildungssystem. Fr uns als Handelskammer gilt, dass wir Bremens Zukunft positiv gestalten wollen. Bremen kann mehr! Darum haben wir eine Vision. 2020 wollen wir ber unsere Stadt sagen knnen, dass sie ihre Chancen ergriffen hat: in der Auenwirtschaft, der maritimen Logistik, in Industrie und kreativen Dienstleistungen. Dass Brokratie abgebaut und eine auf Wachstum ausgerichtete Infrastrukturpolitik betrieben wurde. Dass die Stadtentwicklung durch neue Baugebiete und eine expansive Innenstadtentwicklung den demograschen Trend zurck in die Metropolen genutzt hat. Dass durch die aus der orierenden Wirtschaftsentwicklung entstandenen neuen Arbeitspltze die Arbeitslosigkeit weiter abgebaut und zustzliches Steueraufkommen generiert werden konnte. Kurz: Dass Bremens Selbstndigkeit in einer wachsenden Metropolregion gesichert wurde. Mit dem vorliegenden Positionspapier Perspektive Bremen 2020 stoen wir als Handelskammer diesen Entwicklungs- und Gestaltungsprozess an und werden unsere Vorstellungen mit der Politik und den wichtigen gesellschaftlichen Gruppen unserer Stadt diskutieren. So wie es fr unsere traditionsreiche bremische Brgergesellschaft seit Jahrhunderten selbstverstndlich ist!

Lutz H. Peper Prses

Dr. Matthias Fonger Hauptgeschftsfhrer und I. Syndicus

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Perspektive 2020 Die VisionBremen und der Nordwesten Deutschlands sind eine Wachstumsregion. Das BerlinInstitut fr Bevlkerung und Entwicklung hat errechnet, dass unsere Region entgegen dem Bundestrend wachsen wird. Die Bevlkerungszahlen in Bremen steigen in den nchsten zwei Jahrzehnten um fnf Prozent, die des Nordwestens insgesamt sogar um sieben Prozent. berdurchschnittliche Wirtschaftskraft, die Lage als Seehafenstandort an den Schnittstellen der globalen Warenstrme, eine nach erfolgreichem Strukturwandel breitgefcherte wirtschaftliche Basis sowie exzellente wissenschaftliche Einrichtungen bieten hervorragende Zukunftsperspektiven wenn diese Potenziale beherzt genutzt werden. Daher rufen wir alle auf: Brger, Politik, aber auch die Wirtschaft selbst bei allen skalischen Problemen nicht in larmoyanten Niedergangsszenarien zu denken. Im Gegenteil, wir haben fr Bremen 2020 eine klare Vision: Bremen ist die prosperierende, kreative und innovative Metropole einer dynamischen Wachstumsregion kurz ein Gewinner der Globalisierung, eine Stadt, die positiv und mit Lebensfreude der Zukunft zugewandt ist. den, um die immer noch zu hohe Gesamtverschuldung zu reduzieren. Bremens Selbststndigkeit in einer wachsenden Metropolregion konnte gesichert werden. Es hat sich dabei auch gezeigt, dass bei aller Internationalitt nach wie vor die regionale Vernetzung ein entscheidender Erfolgsfaktor in Wertschpfungsprozessen ist.

Soweit unser Bild von Bremen 2020.Was aber muss getan werden, um diese positive Vision Realitt werden zu lassen? Die Handelskammer nennt dazu in dem nachfolgenden Papier Schwerpunkte zur Entwicklung einer Perspektive Bremen 2020. Diese Schwerpunkte sind keine abschlieenden Lsungen. Sie sollen vielmehr ein Aufruf zu einem offenen Dialog ber eine positive Zukunft Bremens sein. Das Papier konzentriert sich auf die Entwicklungsperspektiven der Stadt Bremen, nimmt allerdings in wichtigen, das ganze Land Bremen betreffenden Themenfeldern wie der Hafenentwicklung und der Windenergie auch Bezug auf Bremerhaven. Zu den spezischen Perspektiven der Stadt Bremerhaven existiert bei der IHK Bremerhaven ein Arbeitskreis, der im Jahr 2009 ein eigenes Perspektivpapier vorlegen wird. Das vorliegende Papier stellt in vielen Punkten Verknpfungen zur Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten dar. Die Handelskammer ist berzeugt, dass der Erfolg der genannten Manahmen nur im Zusammenwirken mit der gesamten Metropolregion mglich ist. Eine positive Entwicklung Bremens ist ohne eine erfolgreiche Metropolregion kaum mglich wie auch die Region ohne ein starkes Bremen nicht dauerhaft erfolgreich sein kann. Daher muss die Perspektive Bremen 2020 eingebunden werden in die Strategien der Metropolregion. Wir sind davon berzeugt, dass die Umsetzung nur gelingen kann, wenn Brger, Politik und Wirtschaft in einem Allemannsmanver gemeinsam handeln. Hierfr hat Bremen mit seinen hanseatischen, brgerschaftlichen Traditionen und einer starken gemeinsamen Identitt beste Voraussetzungen. Es muss gelingen, die Brgergesellschaft das heit, uns alle fr eine positive Zukunftsvision einer wachsenden, kreativen und innovativen Stadt zu gewinnen. Gerade in der aktuell schwierigen nanziellen Lage des Landes bedarf es einer Gemeinschaftsanstrengung, zu der jeder seinen Teil beitragen kann und muss. Die Handelskammer mchte mit dem Papier Perspektive Bremen 2020 die Diskussion dazu erffnen.

Wo steht Bremen im Jahr 2020?Unsere Hansestadt hat die Chancen ihrer starken, auf Auenwirtschaft, maritimer Logistik, Industrie und kreativer Dienstleistungen basierenden Wirtschaftskraft genutzt und diese Strken ausgebaut. Brokratie wurde abgebaut und eine auf Wachstum ausgerichtete Infrastrukturpolitik betrieben. Die Universitt Bremen wurde in enger Vernetzung mit der Jacobs University, der Universitt Oldenburg und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in den Kreis der deutschen Exzellenzuniversitten aufgenommen. Die Stadtentwicklung hat durch neue Baugebiete und expansive Innenstadtentwicklung die Chancen des demograschen Trends zurck in die Metropolen genutzt. Durch die aus der orierenden Wirtschaftsentwicklung entstandenen neuen Arbeitspltze wird die Arbeitslosigkeit weiter abgebaut und zustzliches Steueraufkommen generiert. Eine gelungene wirtschaftskraftorientierte Neugestaltung des fderalen Finanzsystems, fr die sich Bremen stark gemacht hat, lsst die Frchte dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung nach und nach in den ffentlichen Haushalten sprbar werden. Durch gleichzeitige Strukturvernderungen und Verschlankungen in der Verwaltung konnten die Haushaltsdezite sukzessive reduziert werden. Erste berschsse konnten genutzt wer-

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Perspektive BremenTrends und HandlungsfelderDie Lebens, Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Bremens werden in vielfltiger Weise von globalen Vernderungen beeinusst. Zu den wichtigsten Aspekten gehrt der demograsche Wandel, wonach sich die Bevlkerungsstruktur Deutschlands in den kommenden Jahren stark verndern wird. Es wird immer mehr ltere Menschen geben, die Bevlkerungszahl in Deutschland wird weiter zurckgehen und die Zahl der Haushalte mit kleinen Familien oder Singles wird steigen. Gerade fr eine Stadt wie Bremen kann der damit verbundene Trend, zurck in die Stadt zu ziehen, eine groe Chance bieten. Bei einer entsprechend aktiven Politik kann die Bremer Bevlkerung wachsen. Aktive und anspruchsvolle ltere fragen neue Waren und Dienstleistungen nach, die Gesundheitsausgaben steigen und stdtisches Wohnen wird wieder attraktiver. Die Welt wird weiter zusammenwachsen. Zunehmende Migration arbeitsmarkt- oder sozialbedingt stellt die Gesellschaft und Wirtschaft unseres Bundeslandes gleichermaen vor Herausforderungen und vor Chancen, die genutzt werden mssen (Brain Gain). Die internationale Arbeitsteilung wird weiter zunehmen, und die globalen Warenstrme werden auch in Zukunft wachsen. Der Wettbewerb um Ressourcen und Wohlstand in der Welt wird dabei immer hrter. Parallel dazu erhht sich die Vernderungsgeschwindigkeit in der Wirtschaft. Das betrifft die Wertschpfungsketten. Die Produktlebenszyklen werden immer krzer. Regionale wirtschaftliche Kooperation und Integration knnen darauf eine Antwort sein. Auenwirtschaft, Industrie und Logistik sind die Grundpfeiler der bremischen Wirtschaft. Mit ihrer starken Einbindung in die Weltwirtschaft und einer hohen Verechtung mit vor- und nachgelagerten Bereichen tragen sie in hohem Mae zur Schaffung und Sicherung von Arbeitspltzen bei. Die regionale, nationale und globale Konjunktur wird von der produzierenden Wirtschaft getragen. Besonders Norddeutschland, das global betrachtet an einer Schnittstelle der internationalen Warenstrme liegt, wird eine Renaissance der Industrie erleben. Die Seehfen stellen die logistischen Knotenpunkte dar, an denen die globalisierte Produktion zusammengefhrt wird. Hier bestehen groe Wachstumschancen, die Bremen nutzen muss. In einer Wissensgesellschaft wie Deutschland knnen Wettbewerb und Wohlstand langfristig nur durch Wissensvorsprnge vor anderen Lndern und die Bereitschaft zu Innovation gesichert werden. Eine Grundforderung an die Bildungspolitik lautet daher, dass die Qualitt der Bildungssysteme und deren Durchlssigkeit dringend verbessert werden mssen. Wissen veraltet heute schneller denn je. Deshalb ist jeder Einzelne ge-

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fordert, sich weiterzubilden und lebenslang zu lernen. Deutschland und insbesondere auch Bremen brauchen eine aktivierende Sozialpolitik, die Teilhabe an Wissen und Bildung ermglicht. Chancengerechtigkeit durch Zugang zu guter Bildung fr alle und nicht Umverteilung lautet hier der Schlsselgedanke. Nur so kann die Basis geschaffen werden, um ein Wachstum gerade in den wissensintensiven Branchen zu gewhrleisten und Innovationsprozesse zu beschleunigen. Dieser Aspekt ist auch im Hinblick auf den Klimawandel und die allgemeine Ressourcenverknappung von Bedeutung. So mssen Verbraucher und Erzeuger gleichermaen auf die massive Verteuerung der Energietrger reagieren. Der knftige Energiemix wird breiter sein mssen als heute, und Energie wird zunehmend dezentral erzeugt werden mssen. Deutschland hat sich in den zurckliegenden Jahren zunehmend zu einer Arbeitnehmer-Gesellschaft entwickelt. Gesellschaftliche Individualisierung prgt viele Bereiche unseres Lebens. Die Tendenz, Ideen und Innovationen in unternehmerischer Selbststndigkeit zu realisieren, wird schwcher. Es fehlt an kreativen Ansten, die eine neue Aufbruchstimmung erzeugen. Deutschland muss sich wieder in eine aktive Brgergesellschaft verwandeln, in der Engagement fr die Gemeinschaft und Eigenverantwortung eine zentrale Rolle spielen. Die Politik muss die Rahmenbedingungen fr wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen setzen. Statt berkommener, unexibler Regulierung bedarf es exibler Ko-Regulierung, in die sich Politik, Verwaltung und Wirtschaft einbringen mssen. Politisch ist ein klares Bekenntnis zu mehr Freiheit beispielsweise durch Brokratieabbau und Deregulierung und ein eindeutiges Votum fr Wirtschaft und Wachstum erforderlich. Bremen, das Land der kurzen Wege, muss hier Vorreiter fr Deutschland werden. Diese Trends stellen Bremen vor groe Herausforderungen, sie bieten aber auch erhebliche Entwicklungschancen. Deshalb mssen heute die Weichen gestellt werden, damit wir morgen von diesen Entwicklungen protieren knnen. Im vorliegenden Perspektivenpapier beschreibt die Handelskammer die gemeinsam mit Experten unterschiedlichster fachlicher Herkunft erarbeiteten Aufgaben in fr Bremen wichtigen Bereichen wie Bildung und Wissen, maritime Logistik und Industrie, Energie- und Umweltwirtschaft, Venture-Klima sowie Einzelhandel, Tourismus und Stadtentwicklung und gibt Handlungsempfehlungen. Die Reihenfolge, in der diese Handlungsfelder genannt sind, stellt aus Sicht dieser Expertengruppen auch eine Priorisierung dar. Wichtig wird vor allem sein, dass in den genannten Handlungsfeldern auch konkrete Vernderungen erreicht werden.

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Bildung undJacobs University Bremen: Studenten feiern ihre bestandene Abschlussprfung

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Bildung, Wissen und InnovationBasis fr zuknftigen StandorterfolgAusgangslageBildung und Wissen sind fr die Zukunftsfhigkeit des Standortes Deutschland eine entscheidende Voraussetzung. Gerade Bremen hat angesichts seines schlechten Abschneidens in den Leistungsvergleichstests erheblichen Nachholbedarf. Als Hochlohnland hat Deutschland und damit auch Bremen im globalen Wettbewerb nur dann weiter eine aussichtsreiche Position, wenn es gelingt, Bildungsstandards auf hchstem Niveau zu setzen, den Aspekt des lebenslangen Lernens in den Fokus zu rcken und die Standards an die Anforderungen anzupassen, die sich aus den Strukturvernderungen ergeben. Nur auf diese Weise lsst sich die weltweite Wettbewerbsfhigkeit unseres Standortes insgesamt sichern, nur so ist aber auch jeder Einzelne in der Lage, seine Mglichkeiten optimal zu entfalten. Bildung und Wissen betreffen nicht einen einzelnen Lebensabschnitt. Sie gehren zum gesamten Leben von der frhkindlichen Phase bis ins Rentenalter und werden mehr denn je Voraussetzung dafr, dass wirtschaftlicher Erfolg am Standort Bremen dauerhaft mglich ist. Investitionen in Bildung ersparen spter hhere Ausgaben fr Arbeitslosigkeit. Gerade auch im Zusammenhang des lebenslangen Lernens gibt es zahlreiche Mglichkeiten, durch strukturelle Vernderungen oder Anreizsysteme wie das Ausloben von Preisen oder Best-Practice-Beispiele mit geringem nanziellen Aufwand zu guten Ergebnissen zu kommen. Wesentliche Wachstumsdeterminanten in Hochlohnlndern sind Bildung, Qualikation, Forschung und neue Technologien. Ein international orientierter Standort wie Bremen hat hier besondere Chancen, ber auslndische Studierende und internationale wissenschaftliche Kontakte auch weitere wirtschaftliche Schwerpunkte wie beispielsweise die maritime Logistik zu entwickeln und voranzubringen. Dynamik und Wandel sind gekennzeichnet durch technologischen Fortschritt und krzere Innovationszyklen. Whrend frher eine beruiche Ausbildung oder ein Studium oft als Grundlage fr das gesamte Berufsleben ausreichte, mssen heute Qualikationen kontinuierlich auf den neuesten Stand gebracht, meist auch interdisziplinr ausgebaut und hug um vllig neue Fertigkeiten, Fhigkeiten und Kenntnisse ergnzt werden. Lange Zeit hatten Arbeitgeber die Mglichkeit, aktuelles, qualiziertes und auch innovatives Wissen durch neue Mitarbeiter zu erhalten. Knftig werden sie verstrkt auf die Weiterqualizierung der bereits bei ihnen beschftigten Mitarbeiter setzen mssen. Hinzu kommen demograsche Vernderungen. Es wird immer weniger junge Menschen geben, zugleich wird die Bevlkerung mit Migrationshintergrund zunehmen. Um diese Entwicklung zukunftsorientiert zu gestalten, muss alles dafr getan werden, dass mg-

lichst jeder in der Gesellschaft Zugang zu guter Bildung hat. Dies erfordert vom Land Bremen eine aktivierende Sozialpolitik durch Teilhabe an Wissen und Bildung, um Chancengerechtigkeit fr alle Bevlkerungsschichten zu gewhrleisten. Im akademischen Bereich steht die Umstellung auf eine gestufte Studienstruktur im Fokus. BachelorStudiengnge vermitteln breite fachwissenschaftliche, methodische und berfachliche Kompetenzen und ermglichen einen frheren Berufseinstieg. Die Durchlssigkeit von beruicher zu akademischer Bildung muss erhht werden. So sollten die Bildungszweige beruiche und akademische Bildung bessere Anschluss- und Umsteigemglichkeiten erffnen, etwa durch die Anrechenbarkeit von Leistungen in der beruichen Bildung im Hinblick auf sich daran anschlieende hochschulische Bildungsgnge. Das, was im Bildungsbereich geschehen muss, wird groe Ressourcen in den Unternehmen und im Bundesland erfordern. Um die daraus entstehenden Lasten fr die Finanzhaushalte zu begrenzen, mssen die Zusam-

Vorlesung an der Universitt Bremen

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menarbeit in der Metropolregion weiter ausgebaut und die Mglichkeit einer partnerschaftlichen Umsetzung von Manahmen geprft werden. Demograscher Wandel Der demograsche Wandel stellt nicht nur fr die Politik in Deutschland und Bremen eine groe Herausforderung dar. Auch die Unternehmen mssen ihn bewltigen. So wird der Anteil der lteren Mitarbeiter in den Belegschaften knftig stark steigen. Gleichzeitig werden jngere und gut qualizierte Mitarbeiter knapper. Deutschland unterliegt in besonderem Mae dem demograschen Wandel, weil die Zahl der Erwerbsttigen zurckgeht und die Gesamtbevlkerungszahl kleiner wird. Die Konsequenz muss daher sein, dass smtliche Bevlkerungsschichten Zugang zu guter Bildung erhalten. Gerade die mittelstndische Wirtschaft in Bremen braucht zur Sicherung ihrer Innovations- und Wettbewerbsfhigkeit aber hervorragend ausgebildete und motivierte Fachkrfte. Standortpolitische Entscheidungen brauchen als Steuerungsinstrument einen regionalen Demograebericht, den die Landesregierung alle fnf Jahre erstellen sollte. Die demograsche Entwicklung in Bremen zwingt dazu, alle Bildungspotenziale auszuschpfen. Denn Investitionen in Bildung ersparen spter hhere Ausgaben fr Arbeitslosigkeit und soziale Integration. Bildungspolitik ist zukunftorientierte Wirtschaftspolitik.

Was die Wirtschaft tun kan n Infolge des demograschen Wandels werden die Menschen knftig lnger arbeiten. Frauen und ltere Menschen mssen besser in den Arbeitsmarkt integriert werden. Eine hhere Erwerbsbeteiligung lterer Arbeitnehmer ist anzustreben. Frhverrentungen oder Altersteilzeit haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass die Zahl der 55- bis 65-jhrigen Arbeitnehmer, die einer regelmigen Arbeit nachgehen, stark rcklug war.

Durch eine familienfreundliche Unternehmenspolitik knnen Wissen, Erfahrung und Kontakte, insbesondere der weiblichen Mitarbeiter, erhalten, das Arbeitskrftepotenzial gestrkt und damit die Zukunftsfhigkeit Bremens gesichert werden. Wissensgesellschaft und lebenslanges Lernen Lernen im gesamten Lebensverlauf muss als selbstverstndlich betrachtet werden. Das ist nicht nur eine Aufgabe fr den Einzelnen, es ist auch entscheidend fr den Erfolg der Wirtschaft und die Zukunft der Gesellschaft. Die Globalisierung und die Wissensgesellschaft stellen die Menschen vor groe Herausforderungen: Wissen sowie die Fhigkeit, das erworbene Wissen anzuwenden, mssen stndig angepasst und erweitert werden. Nur so knnen persnliche Orientierung, gesellschaftliche Teilhabe und Beschftigungsfhigkeit erhalten und verbessert werden. Daher muss der Wert des Lernens erhht werden unabhngig davon, ob Lernen in erster Linie zur Weiterentwicklung der Beschftigungsfhigkeit, zur Ausbung des brgerschaftlichen Engagements oder aus rein privaten Grnden erfolgt. Lebenslanges Lernen betrifft alle Bildungsbereiche. Voraussetzungen fr die Weiterbildungsbereitschaft sind Motivation und die Befhigung zum selbststndigen Lernen: Beides wird schon in der frhkindlichen Phase ausgeprgt. Eine Rolle spielen auch die Bildungs- und Ausbildungsinhalte in der Schule, in der Berufsausbildung und an der Hochschule. Der Schulabschluss ist die Grundlage fr jede Bildungsbiograe. Er muss daher fr jeden Menschen erreichbar sein. Schulbildung und eine fundierte beruiche Erstausbildung sind die beste Grundlage fr das Weiterlernen. Dabei kann der Weg von der Erstausbildung zu einer qualizierten Weiterbildung eine gleichwertige Alternative zu Abitur und Hochschulabschluss sein. Gleichzeitig muss Lernen auch fr Menschen in der spt- und nachberuichen Phase attraktiv sein damit Wissen und Kompetenzen erhalten bleiben, aber auch um gesellschaftliche Teilhabe und die Wertschtzung ihrer Erfahrungen zu ermglichen.

Was Bremen tun kan n Die Politik muss Anreize fr eine hhere Geburtenrate setzen. Elterngeld und ein Ausbau der Kinderbetreuung sind richtige Manahmen, reichen aber nicht aus, um Verhalten grundlegend zu ndern. Weitere Manahmen zur Entlastung von Familien und zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie mssen folgen etwa der chendeckende Ausbau von Ganztagsschulen sowie ber Bundesratsinitiativen die Umwandlung des Ehegattensplittings in ein Familiensplitting und die Besserstellung von Eltern gegenber Kinderlosen in der gesetzlichen Rentenversicherung. In Bildung und Weiterbildung muss mehr investiert werden. Zudem mssen die Voraussetzungen dafr geschaffen werden, qualizierte Fachkrfte nach Bremen zu holen. Eine bessere und lngere Betreuung des Nachwuchses in Kindergrten und Schulen muss gewhrleistet sein. Dadurch wrden sich fr beide Elternteile Chancen erffnen, voll erwerbsttig zu sein.

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Die Frderung des lebenslangen Lernens gehrt zu den vorrangigen bildungspolitischen Aufgaben. Wir brauchen eine Konzeption zum Lernen im Lebenslauf mit dem Ziel, die Ressource Bildung strker fr wirtschaftliche Dynamik und persnlichen Aufstieg zu erschlieen. Das Land muss die Strukturen verbessern, die dem lebenslangen Lernen frderlich sind. Um die Weiterbildungsbeteiligung zu erhhen, mssen die Mglichkeiten fr das Lernen im gesamten Lebenslauf verbessert und attraktiver gestaltet werden

Was Bremen tun kann Die Qualitt der Bildungseinrichtungen und Bildungsangebote muss kontinuierlich berprft und weiterentwickelt werden. Fr alle Schulen mssen Qualittssiegel vergleichbar dem von der Handelskammer initiierten Qualittssiegel vergeben werden, um Schulen mit vorbildlicher Berufsorientierung auszuzeichnen. Im Bildungswesen muss ein Seniorenzug (Seniorenberater, Seniorenakademien) eingefhrt werden, um Leistungsreserven von lteren auszuschpfen. Die Durchlssigkeit im Bildungssystem muss erhht werden: Jeder Abschluss bildet die Grundlage zu einer weiteren Qualizierung. Ein kognitives Lernmodell lterer bzw. Altersdidaktik muss professionalisiert werden.

Integration Weil natrliche Ressourcen in Deutschland fehlen, wchst mit der Globalisierung fr deutsche Unternehmen die Abhngigkeit von der Ausbildungsqualitt der Mitarbeiter. Dies gilt insbesondere fr exportorientierte Unternehmen, wie sie in Bremen stark vertreten sind. Human Resources werden in der Wissensgesellschaft zum Schlsselfaktor des wirtschaftlichen Prozesses. Daher entscheidet mehr denn je die erfolgreiche Integration in das Schulsystem ber individuelle Lebenschancen und den Wohlstand der Gesellschaft. Globalisierung und damit die grenzberschreitende Mobilitt von Individuen schaffen eine Pluralitt der Bevlkerung. Die sprachlichen, ethnischen, religisen, sozialen und kulturellen Unterschiede stellen das bremische Bildungssystem vor erhebliche, aber lsbare Integrationsprobleme. Allerdings zeigt sich im bremischen Schulsystem die Tendenz zur Desintegration. Dies wird durch das schlechte Abschneiden von Schlern aus bildungsfernen Bevlkerungsgruppen bei den internationalen Leistungstests der OECD besttigt. Auerdem deutet die starke Abhngigkeit zwischen sozialer Herkunft und Schulabschlussniveau auf die Schwierigkeiten des bremischen und auch des deutschen Schulsystems hin, auf die Integrationsprobleme angemessen zu reagieren. Bremen ist eine Stadt mit hohem Anteil an Migranten. Damit Integration gelingt, muss dafr gesorgt werden, dass mglichst alle Menschen ihre Potenziale entwickeln knnen. Fr eine erfolgreiche Integration ist das Erlernen der deutschen Sprache unabdingbar. Der Zugang aller Bevlkerungsschichten zu Bildung muss gewhrleistet sein.

Was die Wirtschaft tun kann Es mssen passgenaue Bildungsangebote fr jedes Alter geschaffen werden. Lernen muss als bleibende Herausforderung und als Chance fr die persnliche Lebensgestaltung vermittelt und erfahrbar gemacht werden. Personalentwicklung muss strker als bisher am Lernen im Lebenslauf und damit auf die bedarfsorientierte, fortlaufende Qualizierung whrend der gesamten Lebensarbeitszeit ausgerichtet werden. Die persnliche Entwicklung durch Lernen ist durch entsprechende Anreizsysteme zu untersttzen. Wichtig sind vor allem eine an der Berufs- und Arbeitsbiograe und der Lebens- und Lernsituation der Menschen orientierte Bildungsberatung und entsprechende Lernangebote. Hierbei mssen die vielfltigen informellen Lernprozesse auerhalb von Bildungsinstitutionen einbezogen werden. Arbeitsprozesse mssen lernintensiver gestaltet sein, um die Chancen des Lernens am Arbeitsplatz besser zu nutzen.

Was Bremen tun kann Die deutsche Sprache zu beherrschen, ist Grundvoraussetzung fr die Teilnahme am Unterricht. Daher sind Eingangssprachtests erforderlich. Um Deutschkenntnisse sicherzustellen, muss der Besuch des Kindergartens verpichtend werden. Bei unzureichenden Deutschkenntnissen mssen Kinder an Sprachfrderkursen teilnehmen. Durch mehr Autonomie und Wettbewerb im Schulsystem wird die Schulqualitt verbessert. Es ist davon auszugehen, dass sich im schulischen Wettbewerb jene Schulprogramme durchsetzen, die eine erfolgreiche Integration betreiben. Mehr Ganztagsschulen helfen, Integration und Lernen zu verbessern. Entsprechende brgerschaftliche Initiativen mssen untersttzt werden.

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Die Bildungschancen mssen fr alle Schler verbessert werden

Frhkindliches Lernen und Lernen im Vorschulbereich Fr das frhkindliche Lernen mssen Bildungsziele und pdagogische Konzepte entwickelt werden. Ebenso muss die Sprachfrderung verbessert werden. Nur auf diesem Weg lassen sich Kinder aus migrantischen oder sozial schwachen Familien integrieren. Kindergrten brauchen auch wissenschaftlich ausgebildetes Personal. Um die Schulreife sicherzustellen, muss im letzten Kindergartenjahr ein verpichtendes Startschuljahr eingefhrt werden. Kinder ab dem 5. Lebensjahr sollten auf Basis eines entsprechenden Lehrplans und mit einer altersgemen Methodik und Didaktik ihre sprachlichen, kommunikativen und sozialen Fhigkeiten verbessern knnen und auf diese Weise auf die Anforderungen in den Grundschulen vorbereitet werden. Auerdem muss die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schulen und Wirtschaft intensiviert werden. Bildungsund Erziehungspartnerschaften zwischen Eltern und Schule helfen, die individuelle Frderung zu verbessern. Gemeinsame Lern- und Zielvereinbarungen sollten in Kooperationsvereinbarungen festgehalten und im Schulalltag und Familienleben umgesetzt werden. Die gemeinsame Frderung der fachlichen, persnlichen und sozialen Kompetenzen mit dem Ziel der Ausbildungsreife sollte Grundlage der Zusammenarbeit von Eltern, Lehrern und Unternehmen sein. Schule Im Mittelpunkt der Reformen in Bremen steht

die Verbesserung der Bildungschancen fr alle Schler. Die Frderung von Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Familien muss im Kindergartenalter beginnen und sich in der Grundschule und in den weiterfhrenden Schulen fortsetzen. Individuelle Fhigkeiten und Talente mssen frhzeitig entdeckt und gefrdert, Dezite behoben werden. Geeignete Instrumente der Frherkennung wie Potenzialanalysen, Lernstanderhebungen oder Orientierungsarbeiten mssen ausgebaut werden. Die Qualitt der Bildungs- und Erziehungsarbeit von Kindergrten und Schulen muss regelmig gemessen werden. Wettbewerb zwischen Schulen sollte mglich sein, da dieser positive Effekte auf ihre Leistungen hat. Ergebnisse von Leistungstests und Evaluationen sollten ffentlich zugnglich gemacht, bei Zuweisungen ffentlicher Mittel mssen efzienter Ressourceneinsatz und exzellente Leistungen honoriert werden. Schulen mssen strker in die Verantwortung fr die Qualitt ihrer Bildungsleistung genommen werden. Hierzu sollten Budget- und Personalverantwortung auf die Schulen bertragen werden. Die Verlagerung von Steuerungs- und Entscheidungskompetenz in die Schulen muss mit dem Aufbau von adquaten Leitungsstrukturen einhergehen. Schulleitungsteams sollten fr diese Aufgaben systematisch qualiziert werden. Gleichzeitig mssen ein efzientes Bildungscontrolling und effektive Untersttzungssysteme geformt und Behrdenstrukturen und -prozesse

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modernisiert werden. Gehlter von Lehrern sollten leistungsorientiert gestaltet sein. Der Beamtenstatus fr Lehrkrfte muss berprft werden. Um Talente und Potenziale von Schlern zu erkennen und diese zu frdern, ist die Einfhrung von Orientierungsverfahren sinnvoll. Dazu bedarf es funktionierender Schnittstellen und bergnge zwischen Schulstufen, Schulformen und Bildungseinrichtungen. Die Gymnasien als bewhrte, leistungsstarke Schulen mssen erhalten bleiben. Notwendig ist auch der Ausbau der Berufsorientierung und Berufsvorbereitung in der Sekundarschule zum Ende des Haupt- und Realschulbereiches sowie der Berufs- und Studienorientierung in der Sekundarstufe II. Kooperationen mit Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen schaffen positive Voraussetzungen fr den bergang in die Arbeitswelt fr alle Schler. So knnen zum einen gute Schler gefrdert werden. Fr schwchere Schler entstehen zum anderen Chancen aufgrund des persnlichen Kontakts mit Ausbildern. Der Berufsorientierungsprozess muss weiter professionalisiert werden. Der Berufswahlpass, der Projekte und Manahmen in der Berufsorientierung dokumentiert, muss verbindlich und chendeckend eingesetzt werden.

Was Bremen tun kann Bildungs- und Erziehungsarbeit von Kindergrten und Schulen mssen regelmig gemessen werden. Im allgemeinbildenden Bereich mssen Unterrichtsmethoden im Hinblick auf zielgruppenspezische Ansprache der unterschiedlichen Lerngruppen bzw. unterscheidbarer Schlerpopulationen evaluiert werden. Die Schulen mssen nanzielle, organisatorische und programmatische Eigenverantwortung erhalten. In allen Schularten muss eine verbindliche und professionelle Bildungs- und Berufsorientierung verankert werden. Berufsorientierungsprozesse mssen professionalisiert und die bergnge zwischen Schule, Ausbildung und Beruf den Anforderungen entsprechend gestaltet werden. Betriebliche Ausbildung Die duale betriebliche Ausbildung wird auch im Jahr 2020 ein herausragender Aspekt des deutschen Bildungssystems sein, auf dem der Qualittsvorsprung der deutschen Wirtschaft mageblich basiert. Vor allem die enge Verbindung von Ausbildungs- und Beschftigungssystem bildet das Fundament fr eine qualizierte Berufsausbildung. Das Land Bremen darf vollzeitschulische Ausbil-

dungsgnge nur in Ausnahmefllen zulassen. Auch drfen betriebliche Ausbildungspltze dadurch nicht ersetzt werden. Besonders fr Abiturienten muss die beruiche Bildung attraktiver gestaltet werden. So knnten beispielsweise die fachspezischen Ausbildungsinhalte fr sie anspruchsvoller formuliert oder auch um Zusatzqualikationen ergnzt werden. Damit knnen Unternehmen gute Schulabgnger fr die Ausbildung wie auch fr duale Studiengnge gewinnen. Bremen kann hier auf erfolgreiche Institutionen bauen, wie beispielsweise die Deutsche Auenhandels- und Verkehrsakademie, die Akademie der Wirtschaft in Bremen oder das regionale Engagement der Fachhochschule fr Oekonomie & Management. Die bremische Wirtschaft frdert und untersttzt zudem duale Studiengnge, die in Zusammenarbeit mit der Hochschule oder der Universitt Bremen entwickelt und angeboten werden beispielsweise die dualen Studiengnge Mechatronik, Informatik, Wirtschaftswissenschaften. Damit das duale System auch knftig fr leistungsstarke Schulabgnger attraktiv bleibt, muss der Zugang in das Hochschulsystem erleichtert werden. Das Fhrungskrftereservoir fr das mittlere Management ist im dualen System zu nden. Auch der Lernort Berufsschule muss gestrkt werden. Dabei hat die Qualitt des Unterrichts hchste Prioritt. Die Berufsschulen mssen eng mit den Ausbildungsbetrieben und den zustndigen Stellen in Bremen zusammenarbeiten und ihre Lerninhalte abstimmen. Das Konzept Dual mit Wahl der deutschen Kammerorganisation sollte chendeckend eingesetzt werden, um Berufsabschlsse exibler zu gestalten. Denn dieses Modell geht von zwei Ausbildungsabschnitten aus: Der erste Abschnitt vermittelt grundlegende Qualikationen oder Kernkompetenzen, die fr eine Berufsgruppe oder Branche festgelegt werden. Dadurch kann fr mehrere Berufsabschlsse ein Teil der Regelausbildungszeit vereinheitlicht werden. Im zweiten Abschnitt werden die Kompetenzen vermittelt, die zu einer Berufsausbung in einem einzelnen Beruf befhigen. Die Abstimmung zwischen der Senatorin fr Bildung und Wissenschaft und den Schulen muss auf der Grundlage der Schulentwicklungsplanung getroffen werden. Dabei sind Schwerpunkte der Beschulung auch lnderbergreifend zu erarbeiten (lnderbergreifende Fachklassen). Schulentwicklungsplne mssen alle drei bis fnf Jahre aktualisiert werden. Es ist sinnvoll, die Berufsschulzeiten in enger Abstimmung mit den Ausbildungsbetrieben und den zustndigen Stellen festzulegen. Zudem sollte der Berufsschulbesuch am Anfang der Ausbildung verdichtet und gegen Ende der Ausbildung zugunsten des Praxisanteils im Betrieb reduziert werden. Der Fremdsprachenunterricht an den beruichen Schulen ist Picht und muss je nach Berufsbildern oder -sparten ausgeweitet werden. Die Landesinitiative Innovative Berufsbildung 2010

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(IBB 2010) hat in den vergangenen Jahren einen integrierten Ansatz zur Verbesserung der Situation in der beruichen Bildung des dualen Systems, im Bereich der Fachschulen, an den bergngen zur allgemeinen schulischen und hochschulischen Bildung sowie insgesamt durch einen auf die Qualitt und Attraktivitt beruicher Bildung zielende Reform entwickelt. Im Vordergrund stand dabei die Leitidee Qualizieren statt Versorgen Innovation statt Subvention. Deutlich wurde auch, dass Nutzen und Kosten einer qualitativ hochwertigen Berufsausbildung in einem direkten Zusammenhang stehen. Um die Reformvorschlge der Initiative IBB 2010 umzusetzen, mssen alle an der Berufsbildung Beteiligten eng zusammenwirken.

Was die Wirtschaft tun kan n Die Handelskammer frdert und untersttzt als zustndige Stelle nach dem Berufsbildungsgesetz die Zusammenarbeit von Ausbildungsbetrieben, Fachverbnden und Berufsschulen in Lernortkooperationen. Zusammen mit der Senatorin fr Bildung und Wissenschaft und den ausbildenden Unternehmen mssen Schulentwicklungsplne fr berufliche Schulen erstellt werden. Es mssen mehr Ausbildungspartnerschaften zwischen beruichen Schulen und Unternehmen gegrndet werden. So knnen weitere Ausbildungspotenziale ausgeschpft werden. Prozess- und auftragsorientiertes Lernen in der betrieblichen Berufsausbildung trgt zur Verbesserung der betrieblichen und schulischen Berufsausbildung bei.

Was Bremen tun kann Das zu hohe Ausbildungsalter von Jugendlichen muss durch ein besseres Management des bergangs von den Schulen in die beruiche Ausbildung (Konzept zur Berufsorientierung und Berufsvorbereitung) gesenkt werden. Fr alle beruichen Schulen muss Qualittssicherung bindend eingefhrt werden. Es muss eine Flexibilisierung der Berufsschulzeiten mglich sein. Die Frderung von Berufsschulunterricht mit Ergnzung zur Fachhochschulreife sollte angestrebt werden. Der Unterricht muss zeitlich und inhaltlich optimiert werden. Forschungsprojekte zur Bewertung von Berufserfahrung mit Festschreibung von Anrechnungen auf weiterfhrende Bildungsgnge mssen gefrdert werden. Das externe Ausbildungsmanagement muss vorangebracht werden, um die Ausbildung qualitativ und quantitativ zu verbessern. Sinnvoll ist der Einsatz eines Selbstevaluierungsinstruments zur Messung des Nutzens, der Kosten und der Qualitt der betrieblichen Berufsausbildung, mit dem Ziel, diese stetig zu verbessern, mehr Unternehmen an der Berufsausbildung zu beteiligen sowie die Berufsausbildungsberatung zu frdern. Die gesetzliche Regelung der Anrechnung formaler Bildungsabschlsse nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) auf akademische Bildungsgnge muss geprft werden. Rechtliche Ausbildungshemmnisse, die sich aus dem Jugendarbeitsschutzgesetz ergeben etwa die Beschftigung in den Abendstunden sollten abgebaut werden.

Weiterbildung Weiterbildung ist eine wichtige Mglichkeit, dem Fachkrftemangel zu begegnen. Sie spielt zuknftig im globalen Standortwettbewerb eine noch bedeutendere Rolle. Daher muss die plurale, vielseitige und freie Weiterbildungslandschaft in Bremen erhalten bleiben. Der Markt der Weiterbildungsanbieter muss mglichst frei von staatlichen Eingriffen bleiben, das Angebot an Weiterbildungen muss transparent gestaltet und qualittsgesichert werden. Der Staat sollte allenfalls subsidir auf dem Markt ttig werden und fr marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgen. Dies sichert den Unternehmen Autonomie und garantiert eine efziente und passgenaue Weiterbildung und Personalentwicklung. Wichtig ist, dass Weiterbildung intensiver mit der Personalentwicklung koordiniert und abgestimmt wird. Weiterbildungsmanahmen aller Anbieter mssen strker auf die Bedrfnisse der innerbetrieblichen Personalentwicklung ausgerichtet werden. Fr die Arbeitnehmer bedeutet dies, dass sie mehr Eigenverantwortung tragen und in ihre Beschftigungsfhigkeit und ihr beruiches Fortkommen investieren mssen. Aufgrund wachsender Anforderungen durch neue Kenntnisse und Kompetenzen sollten Arbeitnehmer regelmig auch Teile der Freizeit fr Weiterbildungsmanahmen aufwenden. Zur Beschftigungsfhigkeit zhlen neben Weiterbildung auch die Gesundheitsprvention und die Motivation. Arbeitnehmer mssen ihre Qualizierung als notwendige Investition in ihre beruiche Zukunft begreifen. Die Eigenverantwortung von Erwerbsttigen und der Bewusstseinswandel zum lebensbegleitenden Lernen werden unter anderem durch das Programm der Lernenden Regionen gefrdert. Die Bildungsurlaubs- bzw. Bildungsfreistellungsgesetze in den norddeutschen

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Lndern mssen grundlegend modiziert und vereinheitlicht werden. Ziel muss sein, das Instrument der Weiterbildung an die heutigen Erfordernisse der Wissensgesellschaft anzupassen. So sollte sich die Bildungsfreistellung auf die berufsbezogene Weiterbildung konzentrieren. Eine Freistellung sollte nur unter der Bedingung gewhrt werden, dass die Anspruchnehmer fr die Hlfte der Dauer arbeitsfreie Zeit einbringen. Bereits verrentete Fachkrfte knnen als Mentoren fungieren und Unternehmer und Existenzgrnder beraten. Ein Vorbild ist der Senior Experten Service (senior experts). In der Weiterbildung von Hochqualizierten bestehen angesichts schwer zu gestaltender Weiterbildungen im Bereich der neuesten Technologien, hoher Kosten und der Arbeitsverdichtung strukturelle Hemmnisse. Weiterbildung sollte deshalb ein fester Bestandteil der Innovationsfrderung werden.

Was Bremen tun kan n Das Land sollte die Entwicklung von Weiterbildungsprodukten frdern, die im Anschluss an eine duale Berufsausbildung oder parallel dazu genutzt werden knnen, um einen lckenlosen bergang in Beruf und Weiterbildung zu gewhrleisten. Staatliche Eingriffe in den Weiterbildungsbereich drfen allenfalls zur Qualittssicherung stattnden. Bildungsurlaubs- bzw. Bildungsfreistellungsgesetze in Norddeutschland mssen modiziert werden.

Was die Wirtschaft tun kan n Mittelstndische Unternehmen mssen fr eine bedarfsbezogene Personalentwicklung gewonnen werden. Weiterbildung muss mit der Personalentwicklung verbunden werden. Bereits verrentete Fachkrfte sollten als Mentoren und Berater fr Unternehmen und Existenzgrndungen oder mit spezischen Einzelauftrgen auf Zeit eingesetzt werden. Hochschule und Universitt Informatik, Materialwissenschaften, Mechatronik, Robotik, Logistik oder Meereswissenschaften zhlen zu den innovativen Schlsselbereichen der bremischen Wissenschaft. Trotz ihrer Bedeutung fr die Wirtschaft erhalten diese Themen in der schulischen Betrachtung nicht immer die ntige Aufmerksamkeit. So gibt es Nachwuchsprobleme im ingenieurwissenschaftlichen

Bereich, die sich negativ auf den Standort Bremen auswirken knnen. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern und den Wirtschaftsstandort Bremen auch zuknftig attraktiv zu gestalten, kommt der Zusammenarbeit von Schule, Universitt und Wirtschaft groe Bedeutung zu. Im Kern der berlegungen steht der bergang auf eine Studienstruktur an den Hochschulen und Universitten mit Studienprogrammen, die aus Bachelorund darauf aufbauendem Masterstudiengang bestehen und Angebote in modularisierter Form bieten, um die Durchlssigkeit im Bildungsbereich zu erhhen. Die gestufte Studienstruktur und die Modularisierung bieten die Chance, die Hochschulausbildung besser an die Vernderungen des Arbeitsmarktes und die Erfordernisse lebenslangen Lernens anzupassen. Von der Reform verspricht sich die Wirtschaft eine bessere beruiche Qualizierung, eine praxisnhere Ausbildung, exiblere Studien- und Weiterbildungsangebote, eine hhere internationale Mobilitt der Studierenden und verbesserte Mglichkeiten der Anrechnung beruicher Erfahrungen auf das Studienangebot. Neben der Vermittlung von Fachwissen werden in modularen Strukturen durch die Kombination neuer Lehr- und Lernformen Methoden wissenschaftlichen Arbeitens und Schlsselkompetenzen parallel trainiert. Die gestufte Studienstruktur erlaubt den exiblen Wechsel zwischen Phasen der praktischen Berufsttigkeit und der akademischen Aus- und Weiterbildung. Verschiedenste Formen der Weiterbildung wie Vertiefung, Spezialisierung oder interdisziplinre Erweiterung der Qualikationen sind mglich. Studierende knnen so individuelle Interessen verfolgen. Die Wirtschaft protiert von Arbeitskrften, die vielschichtige und passgenaue Qualikationen vorweisen knnen. In der modularen Struktur soll die Anrechenbarkeit von international oder anderweitig erworbenen Qualikationen beispielsweise aus der Berufsbildung erleichtert werden. Dadurch werden die Mobilitt der Studierenden und die Durchlssigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung verbessert. Die Hochschulen und die Unternehmen mssen auf eine solide wissenschaftlich fundierte Berufsqualikation der Hochschulabsolventen vertrauen und aufbauen knnen. Das Studienangebot sollte in der Metropolregion abgestimmt sein, damit Doppelungen vermieden werden. Wichtig ist es auch, Autonomie und Wettbewerb der Hochschulen weiter voranzubringen. Die private Jacobs University Bremen gibt seit ihrer Grndung positive Impulse fr mehr Wettbewerb im regionalen Wissenschaftssektor. Mit ihren hervorragenden Ausbildungs- und Forschungsergebnissen hat sich die JUB in den letzten Jahren als Erfolgsmodell einer privaten Universitt erwiesen, das auch berregional weithin anerkannt wird. Auf diesem Modell muss weiter aufgebaut werden. Das generelle Ziel Bremens muss sein, seine Stellung

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Fachkrftenachwuchs: Auszubildende der swb AG

als Hochschulstandort auszubauen und den Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter zu strken. Dass dieser Transfer noch ausbaufhig ist, hat das Stdteranking des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und der Berenberg Bank Die 30 grten Stdte Deutschland im Vergleich erst jngst wieder gezeigt. Das Land muss die Universitt in die Lage versetzen, Exzellenzuniversitt zu werden. Hierzu muss die Hochschulnanzierung fr die Zukunft gesichert sein. ber die bereits beschlossenen Einsparungen hinaus drfen die Hochschulen nanziell nicht weiter beschnitten werden. Zugleich mssen die Kooperationsmglichkeiten genutzt und ausgebaut werden, wie beispielsweise zwischen den Universitten in Bremen und Oldenburg.

Was Bremen tun kan n Ziel der Studienreform muss eine auf Lernziele und Kompetenzen ausgerichtete Gestaltung der Studiengnge sein. Spielrume bezglich der Dauer von Studiengngen sollten strker genutzt werden. Die Anteile praktischen Lernens in den Studiengngen mssen weiter ausgebaut werden. Fr geeignete Absolventen der beruichen Bildung muss der Hochschulzugang weiter geffnet werden. Fr Teilzeitstudiengnge und berufsbegleitende Bachelor-Studiengnge mssen rechtliche Rahmenbedingungen und mehr Anreize geschaffen werden. Die Zweige beruicher und akademischer Bildung mssen bessere Anschluss- und Umsteigemglichkeiten erffnen. ber Leistungspunktesysteme sollten bereits erbrachte Lernleistungen im jeweils anderen Bereich angerechnet werden knnen. Die Hochschulen sind aufgerufen, die Anrechnung beruich und informell erworbener Kompetenzen zu prfen und zu ermglichen. Studiengebhren, die sozialvertrglich durch ein Stipendiensystem gesttzt werden, knnen die Hochschuletats um bis zu zehn Prozent erhhen. Diese Chance muss fr eine Verbesserung der Qualitt der Lehre genutzt werden. Die Mehreinnahmen mssen daher unbedingt bei den Hochschulen verbleiben. Ziel muss neben einer breiten, wissenschaftlich gut ausgebildeten Basis vor allem auch die Entwicklung von Elite und Exzellenz sein. Hierzu mssen die Karrieremglichkeiten fr Nachwuchswissenschaftler, die Forschungsbedingungen sowie die Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen fr zuwanderungswillige Wissenschaftler verbessert werden. Die Entwicklung der Jacobs University Bremen muss positiv begleitet werden; die Universitt Bremen muss in den Kreis der Exzellenzuniversitten gehoben werden. In der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten mssen Vernetzung und Abstimmung hochschulischer Arbeit vorangetrieben werden. Fr die geregelte IHK-Aufstiegsfortbildung (Meister, Fachwirte und -kaueute) sollte eine international lesbare Bezeichnung gewhlt werden. Die Abschlussbezeichnung Bachelor Professional ist sinnvoll.

Deutschland braucht mehr hochqualizierte Beschftigte. Ziel ist ein Bildungssystem, das viele Mglichkeiten einer schulischen und beruichen Laufbahn bietet ohne frhzeitige Festlegung auf einen bestimmten Bildungs- und Berufsweg. Wichtigstes Prinzip dabei ist, dass Bildungsabschlsse aufeinander aufbauen. Die Durchlssigkeit von beruicher und akademischer Bildung muss erhht werden. Die Zweige beruicher und akademischer Bildung mssen bessere Anschluss- und Umsteigemglichkeiten erffnen. Bildung muss als ein Wert betrachtet werden und nicht nur als Kostenfaktor. Gerade im Austausch wissenschaftlicher Forschung und unternehmerischer Praxis zeigt sich, dass Bildung und Wissen auch einen groen konomischen Nutzen haben. Nicht ohne Grund ist in diesem Zusammenhang schon heute von Wissensindustrien die Rede.

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Innovation und Technologietransfer Bildung und Wissenstransfer sind die Basis fr knftige Innovationen. Kerngedanke eines wachsenden Technologiestandortes Bremen ist daher die enge Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft. Hochschulen und Forschungsinstitute sind hug die Geburtssttten wesentlicher technologischer Entwicklungen. Um im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen zu knnen, ist die Bremer Wirtschaft auf qualizierten Nachwuchs angewiesen. Mitarbeiter mssen mglichst schnell in den Unternehmen einsetzbar sein. Fr die Hochschulen des Landes gilt deshalb die Anforderung, ihre Studierenden auf internationalem Niveau und mglichst praxisnah auszubilden. Um die Praxisnhe zu gewhrleisten, ist eine systematische Kooperation mit der Wirtschaft unerlsslich. Dazu bieten duale Studiengnge, wie sie von der Hochschule Bremen angeboten werden, ein geeignetes Feld. Allerdings muss mit den Grundlagen fr eine technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung schon frher begonnen werden. Beispielhaft sei hier das Gymnasiale Oberstufenprol Luft- und Raumfahrt genannt. Hier werden Schlerinnen und Schlern praxisnahe Einblicke in die Ausbildung und Berufswelt von Ingenieuren, in Zusammenarbeit mit der Hochschule, gewhrt. Innovationsfrderung ist ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik und des Strukturwandels in Bremen. Innovationen beleben die Wirtschaft und richten den Standort auf die Zukunft aus. Die Umsetzung technologischer Neuentwicklungen in innovative Produkte und Verfahren in Unternehmen und deren Etablierung am Markt ist hug ein lngerfristiger Prozess. Dieses gilt erst recht fr Modernisierungsstrategien ganzer Regionen. Fr eine erfolgreiche Innovationspolitik sind daher ein langer Atem und verlssliche Rahmenbedingungen sowohl hinsichtlich nanzieller Frdermglichkeiten als auch bezglich fachlich-strategischer Schwerpunkte und ordnungspolitischer Rahmenbedingungen erforderlich. Trotz der angespannten nanziellen Situation des Landes Bremen drfen die erreichten positiven Entwicklungen nicht durch investive Sparzwnge aufs Spiel gesetzt werden. Vielmehr muss das Programm InnoVision 2010 mit seiner ambitionierten Zielsetzung auch im kommenden Jahrzehnt in einer sprbaren nanziellen Grenordnung fortgesetzt werden. Dabei sollte weiterhin fr geeignete Projekte insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen auch eine Frderung in Form von Zuschssen mglich sein. Besonderes Augenmerk gilt in diesem Prozess den Informations- und Kommunikationstechnologien als Querschnittsthemen, die eine Vielzahl von Anwendungsbereichen betreffen. Es ist notwendig, die Wettbewerbsfhigkeit der IT-Unternehmen nachhaltig zu strken. Die bereits erzielten Erfolge durch das Landesprogramm bremen in t.i.m.e. mssen weiterentwickelt werden, damit sich Bremen als einer der fh-

renden IT-Standorte in Deutschland etablieren kann. Auch in allen weiteren Technologiefeldern und Branchen muss der Technologietransfer noch verstrkt werden. Dazu ist es notwendig, dass Wirtschaft und Wissenschaft eine Sprache sprechen. Beide Seiten mssen gezielt zusammengebracht werden, damit sie voneinander lernen knnen. Dies bedeutet aber auch eine Intensivierung der Arbeit der Technologietransferstellen und deren verstrkte Vernetzung. In bereits bestehenden Kompetenzfeldern sollte ebenfalls eine strkere Vernetzung erfolgen, um so Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu frdern. Auch auf der Wissenschaftsseite ist eine verstrkte Zusammenarbeit in der Metropolregion sinnvoll. So bietet z. B. die Zusammenarbeit des TechnologieZentrums Informatik in Bremen und des Ofs in Oldenburg Mglichkeiten, die vorhandenen Ressourcen verstrkt zu nutzen. Im Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft werden die Prolierung des Technologieparks Universitt als Area of Innovation und die Entwicklung des Science Parks an der Jacobs University Bremen eine wichtige Rolle bernehmen. Bildung und Wissen sind die Voraussetzung fr die Bremen braucht eine starke Wissenslandschaft, die mit der Wirtschaft kooperiert. Dies beginnt bereits bei einer praxisnahen Ausbildung. Fr den Technologietransfer muss ein berregional wettbewerbsfhiges Transferangebot sichergestellt, die Beratungen im Innovationsmanagement mssen gezielt gefrdert und direkte Unternehmensfrderung muss zur Verfgung gestellt werden. Zukunftsfhigkeit unseres Landes. Sie bilden die Basis fr alle weiteren in diesem Papier genannten Entwicklungspotenziale Bremens vom Ausbau der Kernkompetenzen in maritimer Logistik und Industrie ber die Entwicklung von Wachstumsbranchen in der Energie- und Umweltwirtschaft bis zur Nutzung der Chancen des demograschen Wandels in Bereichen wie dem Einzelhandel, dem Tourismus oder der Stadtentwicklung.

Zukunftsfhigkeit unseres

Landes

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Logistik undJobmotor und Wachstumsbranche: Maritime Wirtschaft im Lande Bremen

Industrie

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Maritime Logistik und IndustrieKernkompetenzen ausbauenAusgangslageDer Stadtstaat Bremen ist seit jeher ein Ort des internationalen Handels- und Warenaustausches, auf dem sich stets der Wohlstand des Standortes gegrndet hat. Bremen kann deshalb als frher Gewinner der Globalisierung betrachtet werden. Das Land gehrt auch heute in Deutschland zu den Standorten, die am strksten in die Weltwirtschaft eingebunden sind. Der Exportanteil am Umsatz der bremischen Industrie spricht mit mehr als 50 Prozent eine deutliche Sprache und bertrifft damit die Vergleichszahlen fast aller Bundeslnder. Annhernd 2000 bremische Unternehmen aus der Industrie, Logistik, dem Auenhandel und anderen Dienstleistungen sind in irgendeiner Form im Auslandsgeschft aktiv. Europa hat sich in den vergangenen Jahren als immer wichtigerer Zielund Quellmarkt etabliert: Rund 70 Prozent der wertmigen Ausfuhr des Landes gehen heute in europische Ziellnder. Bedingt durch seine Lage am Wasser liegen die spezischen Strken und Potenziale Bremens jedoch im berseegeschft. Rund 250 Unternehmen aus der klassischen Auenhandelsbranche und auslandsaktive Grohndler knnen einen besonderen Beitrag zur Internationalisierung bisher nicht auslandsaktiver Unternehmen leisten, vor allem durch Markterschlieung, Produktanpassung, Vertrieb, Finanzierung etc. Hinzu kommen die Kompetenzen der maritimen Logistik. Mit diesen spezischen Strken muss sich Bremen im Wettbewerb mit anderen Standorten behaupten, die sich mehr und mehr zu globalen Zentren zur Steuerung und Organisation von Warenstrmen und Wertschpfungsketten entwickeln. Maritime Logistik Die Entwicklung der maritimen Logistik wird mageblich durch globale Trends bestimmt. Dazu gehren insbesondere die weiter voranschreitende Globalisierung und die damit verbundene Zunahme der internationalen Arbeitsteilung und des internationalen Warenaustausches sowie steigende Energiekosten im Zuge der allgemeinen Rohstoffverknappung. Es ist damit zu rechnen, dass die Gterstrme weiter strker als das Wirtschaftswachstum ansteigen, obwohl sich die Transportkosten absehbar weiter erhhen werden. Produktion und Handel werden folglich mehr Logistikdienstleistungen outsourcen und an Spezialisten vergeben (der Anteil outgesourcter Logistikleistungen ist in Deutschland zurzeit noch wesentlich geringer als etwa in Grobritannien und den USA). Beide Trends bieten fr Logistikdienstleister Wachstumspotenziale. Zustzlich werden sie vermehrt auch einzelne Aufgaben aus der Produktion bernehmen. Diese stetig wachsende Bedeutung des Logistiksektors wrdigt auch der aktuelle Masterplan Gterverkehr und Logistik der Bundesregierung. Grund hierfr ist insbesondere die starke Exportabhngigkeit der deutschen Wirtschaft. Der Beitrag des Exports zum deutschen Bruttoinlandsprodukt ist zwischen 1995 und 2006 von 16 auf 23 Prozent krftig gestiegen. Auch der Import von Vorprodukten hat zugenommen. Der Hochtechnologiestandort Deutschland ist wegen der globalen Arbeitsteilung immer mehr auf importierte Vorerzeugnisse angewiesen, deren Weiterverarbeitung und Endmontage in Deutschland Arbeitspltze schaffen und die Wettbewerbsfhigkeit deutscher Unternehmen sichern. Mglich ist dies nur durch ein gut funktionierendes Transport- und Logistiksystem, in dem die Seehfen als Schnittstellen zum interkontinentalen Gterverkehr eine besondere Rolle bernehmen. Auch die wirtschaftliche Bedeutung des Logistiksektors selbst ist hoch: In der deutschen Logistikbranche sind heute mehr als 2,6 Millionen Menschen beschftigt. Mit einem geschtzten Umsatz von rund 836 Milliarden Euro (EU 27 plus Norwegen und Schweiz, Stand 2006) rangiert die Logistikwirtschaft hinter der Bau- und Ernhrungswirtschaft an dritter Stelle der groen europischen Wirtschaftsbranchen. Deutschland stellt dabei mit 189 Milliarden Euro und einem Anteil von 21 Prozent den mit Abstand grten europischen Logistikmarkt dar. Fr Bremen ergibt sich aus der Entwicklung der weltweiten Logistikmrkte eine logische und eindeutige Zukunftsperspektive. Allerdings wird Bremen nicht zwangslug von dieser Entwicklung protieren. Die Hansestadt muss die Herausforderungen annehmen und die Chancen zur Schaffung neuer Arbeitspltze und zur Strkung der Wirtschafts- und Steuerkraft des Landes nutzen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Entwicklung an Bremen vorbeiluft. Trends in der maritimen Logistik Dienstleistungen in einer Logistikkette werden bevorzugt dort angesiedelt, wo mglichst gebndelte Strme der entsprechenden Waren verlaufen und wo ohnehin ein gewisser Bruch in der Transportkette vorhanden ist. Jede Abweichung von dieser Grundidee fhrt zu zustz-

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Wichtige Infrastrukturprojekte zur Strkung der Hinterlandanbindung der bremischen HfenSkandinavien lettische Staaten Osteuropa

Holland Belgien Magdeburg Osteuropa

Ruhrgebiet / FrankreichA2

sterreich / Schweiz / ItalienA22

wichtige Autobahnverbindungen wichtige Bahnverbindungen

geplante Neu- und Ausbaumanahmen Autobahn geplante Neu- und Ausbaumanahmen Schiene

lichen Kosten und mindert die Chancen solcher Dienstleistungen. Somit sind Seehfen grundstzlich ideale Standorte fr die Einrichtung von logistischen Dienstleistungen, denn abgesehen vom Produktionsstandort ist dort in der Regel die hchste Bndelung von Warenstrmen vorzunden (mehr als die Hlfte der Auenwirtschaftsbeziehungen werden ber Hfen abgewickelt) und die Transportkette ist durch den Umladevorgang gebrochen. Die primren Dienstleistungen der Hfen sind der Umschlag und die Zwischenlagerung der Waren. Darber hinaus wird mehr und mehr versucht, weitere logistische und andere Dienstleistungen an der umgeschlagenen Ware in den Hfen anzusiedeln, um die Wertschpfung in den Hfen zu erhhen. Dies ist vor allem bei hherwertigem Stckgut mglich. Zu groen Teilen bendet sich diese Ladung heute im Container, aber auch Autos, Projektladung oder Khlladung erffnen diese Mglichkeiten. Dabei ist zuknftig ein berproportionales Wachstum dispositiver Funktionen mit hherer Wertschpfung gegenber der reinen Transportabwicklung zu erwarten. Neben den Hfen werden auch Binnenterminals grere Bedeutung erlangen und bei den logistischen Dienstleistungen verstrkt mit den Seehfen zusammenarbeiten, teilweise aber auch in Konkurrenz zu den Seehfen treten.

Aufgrund der zunehmenden Vernetzung von Produktionsstandorten und Mrkten sowie der Mglichkeiten modernder IT-Systeme wird die Komplexitt der Logistikablufe steigen. Dazu gehrt beispielsweise die bernahme betriebsinterner, logistiknaher Funktionen der verladenden Wirtschaft durch externe Dienstleister (Kontraktlogistik). Gefordert wird dabei Internationalitt, Intermodalitt, Zuverlssigkeit und Sicherheit. Gefordert werden auch die Mglichkeit einer umschlagsnahen Weiterverarbeitung und Aufbereitung von Transportgtern sowie ein Angebot an Spezialdienstleistungen wie beispielsweise Offshore-Logistik. Zudem ist zu erwarten, dass auenwirtschaftliche Dienstleistungen mit Logistik-Dienstleistungen noch enger verknpft werden. Der maritimen Logistik bieten sich hervorragende Zukunftsperspektiven, denn der Seeverkehr ist ein Transportweg, der im interkontinentalen Warenverkehr alternativlos ist und ber das Short-Sea-Shipping noch erhebliche Potenziale in Europa hat. So kann die Verkehrssituation auf den berlasteten europischen Magistralen wesentlich entschrft werden. Zudem gilt der Seeverkehr auch wenn auer Frage steht, dass eine Reduktion der Schiffsemissionen sowie neue Antriebskonzepte notwendig und mglich sind als umweltfreundlichster und energieefzientester Verkehrstrger. ber 90 Prozent des internationalen Handels

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werden mit Schiffen abgewickelt. Der Anteil der Seeschifffahrt an globalen CO2-Emmissionen betrgt nach einer aktuellen IMO-Studie dagegen nur 2,7 Prozent. Die maritime Logistik bietet sich als Problemlser fr zuknftige logistische Anforderungen und Kapazittsengpsse sowie fr einen ressourcenschonenden und energieefzienten Warenaustausch an. Entwicklungschancen der bremischen Hfen Nach der im Auftrag des Bundesministeriums fr Verkehr, Bau und Stadtentwicklung erstellten Seeverkehrsprognose fr die gesamte nordeuropische Hafenrange erhht sich das Umschlagsaufkommen von 793 Millionen (2004) auf 1.658 Millionen Tonnen im Jahr 2025. Dabei werden die deutschen Seehfen deutlich strker wachsen (jhrlich um 4,6 Prozent) als die Rheinmndungshfen (2,8 Prozent). Der am schnellsten wachsende Hafen wird Bremerhaven (5,8 Prozent) sein. Im gleichen Zeitraum wird das Aufkommen des Hinterlandverkehrs in Deutschland von 195 Millionen auf 451 Millionen Tonnen um insgesamt 131 Prozent steigen, im Containerhinterlandverkehr ist sogar eine Verdreifachung zu erwarten. Damit werden die groen deutschen Containerhfen zu Hauptaufkommenspunkten im Gterverkehr. Voraussetzung fr das Wachstum der Seehfen sind allerdings ein zeitgerechter und umfnglicher Ausbau und eine Optimierung der Infra- und Suprastruktur in den Hfen und im Hinterland. Dazu gehrt eine Umsetzung der Verkehrsprojekte des vordringlichen

Bedarfs des aktuellen Bundesverkehrswegeplans fr den Zeitraum 2003 bis 2015. Nur wenn dies zeitgerecht geschieht, knnen die Prognosepotenziale ausgeschpft werden. Vorrangig geht es hier um die aktuellen Projekte zur Leistungssteigerung der Seehafenhinterlandkorridore auf Strae, Schiene und Wasserstrae. Hierzu gehren der 6-streige Ausbau der A1, die Fertigstellung der A 281 einschlielich Weserquerung, eine zustzliche Bahnstrecke zwischen Bremen / Hamburg und Hannover (Y-Trasse), die Vertiefung von Auen- und Unterweser, der Ausbau der Schienenstrecke OldenburgWilhelmshaven, die Leistungserhhung des Bahnknotens Bremen, die durchgehende Fertigstellung der A 22 und der Ausbau der Mittelweser. Fr die bremischen Hfen wird nach der Seeverkehrsprognose ein Gesamtumschlag im Jahr 2025 von mehr als 145 Millionen Tonnen erwartet. Gegenber den im Jahr 2007 erreichten 69 Millionen Tonnen bedeutet dies mehr als eine Verdoppelung (+110 Prozent, Faktor 2,1); insbesondere am Standort Bremerhaven werden die Mengen steigen. Fr den dortigen Gterumschlag werden im Jahr 2025 etwa 127 Millionen Tonnen erwartet, eine Zunahme um den Faktor 2,4 (+140 Prozent). Ein besonders hohes Wachstum wird im Containerverkehr prognostiziert. Hier wird von einem Umschlag von deutlich mehr als zwlf Millionen TEU (2007: 4,89 Millionen TEU) ausgegangen. Auch wenn im Zuge efzienterer Prozesse und des optimierten Technik- wie Personaleinsatzes auf den Terminals hhere Leistungen mglich sind, so ist

Wachstumsprognosen fr den Gterumschlag in den norddeutschen Seehfen

Umschlag in Millionen Tonnen (gerundet auf ganze Millionen)

ist 2007

Prognose fr 2025

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bereits heute offenkundig, dass die prognostizierten Mengen nicht auf der vorhandenen und absehbar fertiggestellten hafenbezogenen Infrastruktur bewltigt werden knnen. Die in den Prognosen dokumentierten Wachstumspotenziale mit ihren positiven Wirkungen auf bremische Beschftigung und Wirtschaftskraft knnen folglich nur durch die Schaffung ergnzender Hafeninfra- und Suprastrukturen genutzt werden. Dazu mssen auch vor Ort die entsprechenden Straen- und Schieneninfrastrukturen ausgebaut, trotz begrenzter Flchen weitere Umschlagskapazitten generiert und neue Abwicklungskonzepte entwickelt werden. Hier mssen sowohl das Land Bremen als auch die Wirtschaft handeln. Damit diese Handlungsoptionen im Jahr 2020 ihre Wirkung entfalten knnen, muss teilweise bereits in Krze mit der Planung begonnen werden.

Was die Wirtschaft tun kan n Weitere Optimierung der Logistikchen: Dazu gehren eine nderung der Lagerkonzepte (z.B. deutliche Verringerung der Terminalstandzeiten) und die weitgehende Automatisierung der Containerterminals sowie der Ausbau der vorhandenen Container- und Automobilstellchen innerhalb (Umnutzungen, Regale) und auerhalb (Multifunktions-/Vorstauchen in Autobahn- und/oder Binnenschiffsanschlussnhe) des Hafens Einbindung der gesamten Logistikkette in die Abwicklung einschlielich Verlader und Reeder mit dem Ziel einer gleichmigeren Terminalauslastung (24 / 7): Hierzu gehren auch berlegungen zu zeitlich differenzierten Umschlagsentgelten und intelligenten Preissystemen im Hinterlandverkehr Ausbau Bremens zum Zentrum fr Short-SeaShipping, das auch intensiv vermarktet werden muss Ausbau der Zusammenarbeit zwischen den Hafengruppen Bremerhaven und Bremen-Stadt (Neustdter Hafen als Hinterlandhub); Verstrkung der Zusammenarbeit mit weiteren Hinterlandhubs, vorzugsweise an Binnenwasserstraen oder wichtigen Bahnknoten, zum Beispiel Minden, Magdeburg, Dortmund

Was Bremen tun kann Bessere Anbindung des berseehafens an die Autobahn einschlielich des Ausbaus der Straeninfrastruktur im Bremerhavener berseehafengebiet mit dem Neubau einer Hafenrandstrae Errichtung weiterer Umschlagsanlagen in Bremerhaven sowie Ausbau der vorhandenen Liegeplatz-/Terminalkapazitten im Container- und Automobilsegment innerhalb und auerhalb der heutigen Hafenareale, unter anderem fr den Verkehrstrger Binnenschiff Umnutzung bestehender Hafenareale oder hafenfern genutzter Flchen im Umfeld der Hafenanlagen Prfung des Baus einer neuen Stromkaje im Bereich Fischereihafen/Luneplate Prfung von Erweiterungsmglichkeiten des bestehenden Containerterminals bessere Nutzung der Kajen in der Hafengruppe Bremen-Stadt (keine hafenfernen Fremdnutzungen) Ausbau der Schieneninfrastruktur im Hafengebiet mit kurzfristig zu schaffenden ergnzenden Vorstellgruppen und Verladeterminals sowie Ausbau der Schieneninfrastruktur auerhalb des unmittelbaren Hafengebietes, da wegen des Mengenwachstums funktionale Verlagerungen in andere Gleisbereiche notwendig werden Ausbau bzw. Aufrechterhaltung der seewrtigen Erreichbarkeit der Hafenareale sowie der erforderlichen Tiefen in den Hafenbecken sowie bedarfsgerechte Vergrerung der Wendestelle in Bremerhaven in Anlehnung an zuknftige Schiffsdimensionen (Auenweservertiefung)

Ausbaumanahmen BremerhavenAusbaumanahme Strae Neubaumanahme Strae

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Nur wenn die denierten Projekte zum Ausbau der Hinterlandinfrastruktur realisiert werden und wenn die Wirtschaft und das Land Bremen die bremischen Hfen noch leistungsfhiger machen, knnen die prognostizierten Umschlagsmengen und damit die positiven Wirkungen fr Beschftigung und Wirtschaftskraft erreicht werden. Eine Nichtrealisierung fhrt automatisch zu Wachstumsverlusten.

zitten im Hafenbereich und im unmittelbaren Umfeld des Hafens sind begrenzt. Bremen ist es in den vergangenen Jahren durchaus gelungen, sich als Zentrum fr vor- und nachgelagerte logistische Dienstleistungen zu etablieren. Verglichen mit Hamburg ist dies allerdings immer noch zu gering ausgeprgt. Aufgrund der genderten Rahmenbedingungen bestehen fr Bremen hier jedoch zuknftig groe Chancen, an Attraktivitt zu gewinnen: Die verkehrsgeograsche Lage Bremens verbessert sich stark durch die Inbetriebnahme des JadeWeser-Ports. Im Schnittpunkt der Containerterminals von Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg bietet sich Bremen als nachgelagerter Bndelungspunkt fr logistische Dienstleistungen an. Die Verkehrsinfrastruktur in Bremen und Bremerhaven wird sich in den nchsten Jahren erheblich verbessern. Dazu tragen insbesondere die Fertigstellung der A 281 und die Kstenautobahn A 22 bei. Entsprechende Verkehrsprojekte in Hamburg (Hafenquerspange) sind in diesem Zeitraum nicht zu erwarten. Damit wird in Hamburg auch die berlastung zunehmen.

Perspektiven des Logistikstandorts Bremen Die Seehafenstdte werden als Logistikstandorte im Zuge der zunehmenden Bedeutung der Seehafenlogistik und des Mengenwachstums im Hafenumschlag immer wichtiger. Anfang des Jahrzehnts lagen noch rund zwei Drittel aller groen europischen Distributionszentren in Belgien und den Niederlanden. Mit der ffnung der osteuropischen Mrkte hat sich jedoch der geograsche Schwerpunkt der logistischen Aktivitten schrittweise nach Osten verschoben. Von dieser Verlagerung muss auch das Land Bremen protieren. Bremen ist allerdings nicht nur ein Standort fr maritime Logistikdienstleistungen. In Bremen, als einem der wichtigsten Industriestandorte Deutschlands, werden auch hochkomplexe Logistikdienstleistungen nachgefragt, beispielsweise im Bereich der Automobilindustrie oder der Luft- und Raumfahrt. Internationale Kunden konzentrieren sich nicht gern auf einen einzigen Import- bzw. Exporthafen. Bevorzugt werden grundstzlich Flchen mglichst nah am Hafen, um zustzliche Umlade- und Transportvorgnge zu vermeiden. Hier kann es auch zum Konikt bei Umschlagsaktivitten kommen, denn die Flchenkapa-

Verkehrsgeograsche Lage Bremens

Erweiterungschen Schienenstruktur

Um diese Chancen nutzen zu knnen, sind jedoch bereits heute die Weichen fr eine zukunftsorientierte Verkehrsinfrastruktur- und Flchenentwicklung zu stellen. Zur Bereitstellung der bentigten Logistikchen sind daher folgende Optionen zu prfen: Weiterer Ausbau des GVZ einschlielich einer Zusammenfassung mit dem Neustdter Hafen zu einem Logistikzentrum links der Weser unter Einbeziehung des trennenden Hochwasserpolders. Darber hinaus mssen weitere Logistikchen entlang der A 281 erschlossen werden. Erweiterung des Gewerbegebietes Hansalinie und Bremer Kreuz (auf Achimer Gebiet gemeinsam mit Achim) und perspektivisches Zusammenwachsen dieser Gebiete.

Suchrume mglicher Erweiterungschen fr Umschlagsaktivitten

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Erschlieung neuer Logistikchen in Bremerhaven im Bereich der Luneplate sowie im Schnittpunkt der A 27 und A 22 (Bremerhaven-Sd). Die Umlandgemeinden Bremerhavens erschlieen bereits massiv Gewerbechen fr Logistikunternehmen. Im Hinblick auf die weitere Verbesserung der Hinterlandverkehrsinfrastruktur (ber die geplanten Manahmen hinaus) oder die optimierte Nutzung der bestehenden Infrastruktur erscheinen folgende Projekte sinnvoll: Weiterer Ausbau der Mittelweser mit dem Ziel eines dreilagigen Containertransports zur Nutzung der Potenziale der Binnenschifffahrt Bau einer Gterumgehungsbahn um Bremen (Entlastung des Knotens Hauptbahnhof), Ausbau der Strecke Bremen - Bremerhaven sowie Bremen Wilhelmshaven Ergnzung und Optimierung der Schieneninfrastruktur im gesamten Netz auf den Hinterlandrelationen

Optimierung der Schnittstellen Schiene/Strae/Binnenwasserstrae Bremen hat aufgrund globaler und regionaler Entwicklungen die Chance, sich als Standort fr umfngliche Logistikdienstleistungen weiter zu entwickeln. Erforderlich sind hierfr eine wachstumsorientierte Gewerbechenpolitik die zur Gewinnung zustzlicher Unternehmen beitragen kann und eine Verbesserung der Infrastrukturen. Reedereistandort Bremen Die Bremer Reedereien protieren von der weltweit guten Entwicklung der Schifffahrt. Mehr als 35 hier ansssige Unternehmen bereedern zusammen mehr als 350 Schiffe. Hierzu zhlen neben einer bedeutenden Zahl von Containerschiffen auch Schwergutschiffe, Bulker, Tanker, Gastanker, Schlepper und Forschungsschiffe. Allein fr die nchsten drei Jahre haben Bremer Reedereien 160 neue Schiffe bestellt auch ein Erfolg der nationalen Schifffahrtspolitik mit dem Kernstck Tonnagesteuer.

Erweiterungsmglichkeiten des Gterverkehrszentrums (GVZ) und der Hafenanlagen Bremens

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Neben einer Zunahme der unter deutscher Flagge fahrenden Schiffe ist dabei auch eine starke Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt fr Seeleute und Nautiker zu verzeichnen. Im Vergleich der Gesamttragfhigkeit der bereederten Schiffe ist Bremen nach Hamburg die Nummer zwei der deutschen Reedereistandorte. Diese Position gilt es zu festigen. Hierzu ist es notwendig, dass die rechtlichen und verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen optimal gestaltet werden. Zu nennen sind hierzu insbesondere ein kundenfreundlicher Zugang zum Schiffsregister sowie eine kompetente und verlssliche Beratung durch die Finanzverwaltung. Bremen zu einem deutschlandweiten Kompetenzzentrum fr nautisch-seemnnische Ausbildungen smtlicher Qualizierungsniveaus entwickelt wird. Personal- und Qualizierungsbedarfe im Logistikbereich Mit Sicherheit ist ein hherer Personalbedarf im Logistikbereich zu erwarten. Vor dem Hintergrund

der demograschen Entwicklung muss mit einem verstrkten Wettbewerb mit anderen Branchen um geeignete Mitarbeiter aller Qualizierungsniveaus gerechnet werden. Um diesen Wettbewerb im Sinne der Logistikbranche zu bestehen, mssen gewerbliche und kaufmnnische Berufe in der Logistik wesentlich attraktiver werden. Derzeit ist der Anteil von un- bzw. angelernten Arbeitskrften in der Logistik extrem hoch (Schtzung: ca. 40 Prozent). Hier werden in Zukunft vor allem die Unternehmen gefordert sein, fr entsprechende Qualizierungen zu sorgen. Entwicklung von hafenafnen Produktionsstandorten in Bremen Hafenafne Produktionsunternehmen sind fr den Wirtschaftsstandort Bremen von grtem Interesse, weil hier eine erhebliche Wertschpfung im Zusammenhang mit den Hfen erreicht wird und eine starke Standortbindung entsteht. Die Bedeutung dieser Unternehmen ist dabei nicht am generierten Volumen des Hafenumschlags, sondern an der regionalen Wertschpfung und der Anzahl der Arbeitspltze zu bemessen. In Bremen knnen grob drei Bereiche von hafenafnen Unternehmen unterschieden werden: Unternehmen im Schiffbau Unternehmen mit traditionell starkem Hafenund Umschlagsbezug (Kohlekraftwerke, Stahlwerk, Ernhrungs- und Futtermittelwirtschaft, Holzbe- und -verarbeitung etc.) Unternehmen mit neuen maritimen Nutzungsformen (Offshore-Technologie, erneuerbare Energie etc.) Beispiele fr hafenafne Produktionsstandorte in Bremen und Bremerhaven sind die Industriehfen, der Holz- und Fabrikenhafen, der Weserhafen Hemelingen, Osterort, das Stahlwerk, der Fischereihafen Bremerhaven, Bremen-Nord und Luneort/Luneplate. Wesentliche Faktoren fr die Entwicklung der Attraktivitt hafenafner Produktionsstandorte sind: Energiepreissteigerungen steigender globaler Warenaustausch Wachstumsmrkte im Bereich Offshore-Technologie verstrkte Anforderungen an eine umweltfreundliche Logistik damit verstrkter Einsatz der See- und Binnenschifffahrt Kapazittsengpsse auf Strae und Schiene, damit verbundener Attraktivittsgewinn fr See- und Binnenschifffahrt engere Verzahnung zwischen Industrie und Logistik. Dabei ist durch eine hhere Gewichtung logistischer Aspekte bei der Standortwahl (Industrie folgt Logistik) mglich.

mgliche Erweiterungschen fr Umschlagsaktivitten

mgliche Erweiterungschen fr Logistikchen

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Hafenafne Produktionsstandorte in Bremen

Blumenthal / Vegesack

Beispiele fr grochige Entwicklungsrume hafenafner Produktion

Perspektivisch ist daher mit einer hheren Nachfrage nach hafenafnen Produktionsstandorten bzw. mit einem Ausbau der vorhandenen Standorte zu rechnen. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden und die darin vorhandenen Potenziale fr die wirtschaftliche Entwicklung Bremens auszuschpfen, muss sich Bremen hier Handlungsoptionen offenhalten. Dazu gehren: Vermeidung von Fremdnutzungen auf Hafenchen intensive Bestandspege auch bei nicht stdtischen Flchen ggf. Moderation von Flchenerweiterungen, Flchenbereinigung Erhaltung der Kajen nachfrageorientierte Hafenerweiterung unter Mobilisierung privater Investitionsmittel Entwicklung von Konzepten fr ein vertrgliches Nebeneinander von produzierendem Gewerbe sowie Bro- und Wohnnutzung Bildung von Nutzungsclustern. Um Bremen als Standort fr hafenafne Produktionsunternehmen zu sichern und auszubauen, mssen entsprechende Nutzungsmglichkeiten gewahrt und eine intensive Bestandspege vorgenommen werden. Prolierung Bremens als internationaler Auenwirtschafts- und Logistikstandort Ausgangspunkt fr die internationale Vermarktung Bremens als Auenwirtschafts- und Logistikstandort ist sicherlich

die Position der bremischen Hfen als einer der wichtigsten Hafenstandorte Europas. Dabei verschwimmt die Grenze zwischen Logistik und Hafenumschlag zunehmend. Faktisch ist in den vergangenen 15 Jahren die klare Trennung zwischen Hafenumschlagsunternehmen und Logistikunternehmen weitgehend verschwunden. Insofern ist das Hafenmarketing durch die Hafenbetriebsgesellschaft bremenports von der Vermarktung des Logistikstandortes Bremen/Bremerhaven kaum zu trennen. Wenn also der Hafen- und Logistikstandort Bremen/Bremerhaven schlagkrftig und einheitlich vermarktet werden soll, muss eine adquate Form der Zusammenarbeit von bremenports, BIG und BIS gefunden werden. Die bessere Vermarktung des Logistikstandorts war auch ein wesentlicher Grund fr die Grndung des Kompetenzzentrums Logistik Bremen (KLB). Bei der Auendarstellung des Logistikstandortes Bremen ist es in besonderer Weise gefordert und bietet sich als Plattform fr die erforderliche Diskussion ber eine Koordinierung der Marketing-Aktivitten an. Mgliche Ansatzpunkte fr eine Strkung des Prols Bremens als internationaler Logistik- und Auenwirtschaftsstandort sind: die Einbettung der Marketing-Aktivitten in die Vermarktung des Logistikstandortes Deutschland bzw. der gesamten deutschen Seehfen der Ausbau von hochkartigen Veranstaltungen in Bremen: Internationalitt des Bremer LogistikTages schrfen, beispielsweise durch SpezialistenWorkshops zu Fragen der internationalen Logistikund Auenwirtschaft mit attraktivem Begleitprogramm die Entwicklung einer Strategie, um berregionale relevante Veranstaltungen nach Bremen zu holen,

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wie zum Beispiel Unternehmerplattformen, Kongresse, Regierungsveranstaltungen, Tagungen von internationalen Organisationen mit Strken im Vergleich zu Konkurrenzstandorten werben (Flchenangebote, Services, Netzwerke, Know-how) internationales Standortmarketing zur Schwerpunktaufgabe des Clustermanagements Logistik machen.

anspruchsvolle Produkte und Verfahren konzentrieren. Bisher hat sich in den Industrieunternehmen die Wertschpfungstiefe kontinuierlich verringert. Der Fremdbezug von Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffen und Vorleistungen nimmt weiter zu, da aufgrund guter logistischer Ressourcen die Produktion von Halbzeugen und Endprodukten dezentral an verteilten Produktionstandorten stattnden kann. Hinzu kommt, dass sich die Mrkte angesichts des voranschreitenden hohen Innovationsgrades immer schneller wandeln,

Renaissance der IndustrieDie Industrie trgt nach wie vor in hohem Mae zur Sicherung der Arbeitspltze in Deutschland bei. Der weltweit gute Ruf der deutschen Wirtschaft geht insbesondere auf die hervorragenden Leistungen der Industrie zurck. Addiert man die ausgelagerten industriellen Dienstleistungen zur Wertschpfung der Industrie, so nimmt der Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschpfung seit 1996 sogar wieder zu. Die Industrie sichert mit einem Anteil von fast drei Vierteln der exportierten Gter Deutschlands Rolle als Exportweltmeister. Und sie ist es ebenfalls, die den Innovationsstandort Deutschland voranbringt. Von allen Ausgaben der Wirtschaft fr Forschung und Entwicklung trgt die Industrie 91 Prozent. Allein 40 Prozent davon stammen aus der auch in Bremen strukturprgenden Automobilindustrie. In einer so groen Volkswirtschaft wie Deutschland bleibt die Industrie insgesamt der Taktgeber beziehungsweise muss es bleiben. Um diese Position im internationalen Wettbewerb auch angesichts fehlender heimischer Rohstoffe halten zu knnen, muss sie sich allerdings auf hochwertige und technologisch

die Intervalle der Produktzyklen enger und die Produktpalette bzw. Produktvarianten breiter werden. Noch vor wenigen Jahrzehnten mussten industrielle Anlagen viele Dekaden halten, heute sind die Abschreibungsfristen krzer, und auch Zuliefererunternehmen werden huger und kurzfristiger gewechselt. Logistikdienstleister bernehmen fr die produzierenden Unternehmen wichtige und zunehmend anspruchsvollere Dienstleistungen, die teilweise selber schon produzierenden oder verarbeitenden Charakter haben. Die Grenzen zwischen den beiden Wirtschaftssektoren verschwimmen bzw. die Sektoren wachsen zusammen. Industrielle Produktion bedeutet heute, Fertigteile und Vorprodukte aus anderen Lndern zusammenzufhren. Daher ist ein Standort wie Bremen, der ber eine ausgeprgte Hafeninfrastruktur und groes Know-how in der maritimen Logistik verfgt, in besonderer Weise prdestiniert, produzierende Unternehmen bei sich anzusiedeln. Denn diese knnen die Endprodukte dann unmittelbar dort herstellen, wo die Lieferstrme ohnehin zentral zusammenlaufen. Hinzu kommt, dass steigende Transportkosten und eine weitere Diversizierung der Mrkte diesen Trend in der Industrie strken.

Standortfaktor Industrie: Stahlproduktion in Bremen

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Bremen hat daher die Chance, knftig in weitaus grerem Mae als bisher als Standort industrielle Produktion an sich zu binden. Immerhin glaubt knapp jedes vierte mittelstndische Unternehmen, dass aufgrund der sich abzeichnenden Energiekrise und der damit steigenden Transportkosten die Produktion im Inland gegenber der Errichtung neuer Standorte in Lndern wie beispielsweise China oder Indien wieder an Bedeutung gewinnt. Strken des produzierenden Gewerbes in Bremen Mit 548.000 Einwohnern ist Bremen die zehntgrte Stadt Deutschlands und die grte Stadt Nordwestdeutschlands. 325.000 Erwerbsttige, davon rund 100.000 Einpendler, kennzeichnen die Stadt als Zentrum der Arbeitsmarktregion. 63.000 Menschen arbeiten in der Stadt Bremen im produzierenden Gewerbe einschlielich dem Baugewerbe, rund 50.000 davon sind der Industrie im engeren Sinne zuzuordnen. Das macht Bremen bundesweit zum sechstgrten Industriestandort mit nur wenig Abstand nach Kln und vor Frankfurt/Main und Nrnberg. Entsprechend hoch ist die Industriedichte, gemessen an den Beschftigten je Einwohner eine Strke, die erst jngst im Stdteranking des HWWI und der Berenberg Bank betont wurde. Die Industriestruktur ist durch Schwerpunkte in den Bereichen Automobilbau, Maschinenbau, Stahlerzeugung, Luft- und Raumfahrttechnik, Elektrotechnik sowie Nahrungs- und Genussmittelindustrie gekennzeichnet. Die meisten dieser Industriezweige haben hohe Exportquoten, wodurch Bremen mit einer durch-

schnittlichen industriellen Exportquote von mehr als 50 Prozent im Lndervergleich zu den exportstrksten Standorten gehrt. Unter den Industriebetrieben ist der bremische Mittelstand der Job-Motor par excellence. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen haben sich zwischen 1999 und 2007 in ihren Mrkten auerordentlich gut entwickelt. Entgegen dem Bundestrend vermehrten sich in Betrieben mit zehn bis 49 Beschftigten die Jobs in Bremen um 3,4 Prozent und in den Betriebsgrenklassen 50 bis 499 Beschftigte wuchs die Beschftigung mit 11,5 Prozent weit strker als auf Bundesebene, wo 3,4 Prozent registriert wurden. Dies gilt insbesondere fr Industrieunternehmen und industrienahe Dienstleistungen. Um diese positive Entwicklung auch in Zukunft fortsetzen zu knnen, bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen seitens der Stadt hinsichtlich Flchen, Infrastruktur und Standortkosten, aber auch durch die Unternehmen, die insbesondere ihre Innovationsaktivitten intensivieren mssen. Die Universitt Bremen, die Hochschulen, die private Jacobs University Bremen, international bedeutsame Forschungseinrichtungen und der Technologiepark an der Universitt stellen dafr ein attraktives und berregional wettbewerbsfhiges Ausbildungs-, Qualizierungs- und FuE-Angebot dar, das auf den gesamten Nordwesten ausstrahlt. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte insbesondere in den Bereichen Materialforschung, Produktionstechnik, Informatik, Logistik, Robotik und Windenergie korrespondieren mit der strukturpolitischen Ausrichtung und sttzen die industriellen Schwerpunkte des Standortes.

Was Bremen und die Wirtschaft gemeinsam tun knnen Industrieunternehmen sind als Wachstums- und Arbeitsmarktmotor fr Bremen unerlsslich, da sie im Mittelpunkt der regionalen Wertschpfungsketten stehen, um die herum sich Zulieferer und Dienstleistungsunternehmen gruppieren. Industrieunternehmen bentigen wegen ihrer hohen Kapitalintensitt und besonderen Standortanforderungen ein besonderes politisches Augenmerk und vor allem verlssliche Rahmenbedingungen. Langfristig kalkulierbare Planungsgrundlagen sind unerlsslich, die Politik muss dafr Sorge tragen. Das Ziel des Programms InnoVision 2010, Bremen unter die Top 10 der Innovationsstandorte in Deutschland zu bringen, muss unbedingt weiter verfolgt werden, um partiell noch vorhandene Dezite in der Innovationsbeteiligung der Wirtschaft abzubauen. Andere Rahmenbedingungen betreffen Standortkosten, administrative Vorgaben und Anforderungen sowie nanzielle Frdermglichkeiten.

Aufgrund des harten Standortwettbewerbs, der auch zwischen Betriebssttten innerhalb von Unternehmen stattndet und insbesondere ber die industriellen Fertigungskosten ausgetragen wird, bedarf es erheblicher Anstrengungen, den Bestand und vor allem auch die Fortentwicklung der Industrie in Bremen zu sichern. Auf Basis der guten Ausgangsposition sollte Bremen mit Visionen und anspruchsvoller Zielvorgabe bis zum Jahre 2020 zum Top-Standort unter den Grostadtregionen fr Industrieansiedlungen in Deutschland werden.

Professionelles Clustermanagement als strategische Keimzelle: Bremen ist eine Stadt der Netzwerke. Dies ist eine gute Voraussetzung zur Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes. Dazu gehrt ein zukunftsorientiertes und professionelles Clustermanagement. Unternehmen mssen betreut, der Technologietransfer untersttzt und Marketing betrieben werden. Erfolg-

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Was Bremen und die Wirtschaft gemeinsam tun knnen reiche Beispiele fr Clusterorganisation und -management sind in Bremerhaven die Windenergie-Agentur und in Bremen die GVZ-Entwicklungsgesellschaft, der Luftfahrtverbund Aviabelt sowie die Position des Raumfahrtbeauftragten fr Bremen. Ausbaufhig ist dagegen das Cluster rund um den Straenfahrzeugbau mit einer Vielzahl an Zuliefererunternehmen. In der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten hat sich dieser Bereich jngst als eigener Verein organisiert. Sinnvoll erscheint insbesondere die Einbindung der Zulieferer in die Produktentwicklung, die eine entsprechende Qualizierung erfordert. Das Netzwerk Automotive Nordwest wird den Standort Bremen fr Zulieferer noch interessanter machen. Das Clustermanagement knnte sich somit zu einer Keimzelle fr die Ansiedlung und den Ausbau von Unternehmen entwickeln. Weitere Clusterthemen, die ebenfalls ber die stadtbremischen Grenzen hinaus in der Metropolregion entwickelt werden sollen, betreffen die Ernhrungssowie die Energiewirtschaft. Bremen Standort der Wissenschaft, Forschung und Entwicklung Bremen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem hervorragenden Wissenschaftsstandort entwickelt. Nicht zuletzt die erfolgreiche Grndung der Jacobs University Bremen und das hervorragende Abschneiden in der Exzellenzinitiative der Bundesregierung zeugen davon. Bestehende thematische Netzwerke des AWI Alfred-Wegener-Institutes, des Fraunhofer IFAM, des Faserinstitutes FIBRE oder der IWT Stiftung fr Werkstofftechnik und anderen mit den Hochschulen und mit Unternehmen sollten ausgebaut und ergnzt werden: Bis 2020 sollten sie weltweit unter einem Verbund-Label vermarktet werden. Damit wrde auch der fr die Wirtschaft wichtige Technologietransfer gefrdert werden. Um die herausragende (private) Drittmittelquote bei Forschungsvorhaben weiter zu erhhen, sollten insbesondere in der Region vorhandene Zukunftstechnologien wie die Windenergieerzeugung, Nanotechnik, Bionik, Robotik oder die Materialforschung gestrkt werden. In Kompetenzzentren, die von der Wirtschaft getragen oder in Public Private Partnership betrieben werden, knnte wissenschaftliches Know-how zur Verfgung gestellt werden. Industrie braucht Industriechen Industrieunternehmen brauchen eine angebotsorientierte und dauerhaft verlssliche Gewerbechenpolitik. Dies gilt insbesondere fr das Oberzentrum Bremen als Stadtstaat, in dem die nutzbare Flche begrenzt ist und mit mglichen Nutzungskonikten fair und konstruktiv umgegangen werden muss. Um sowohl bei bestehenden als auch ansiedlungsinteressierten Unternehmen attraktiv zu sein, ist ein ausreichendes Angebot sowohl an Gewerbechen als auch an Industriegebieten erforderlich, das gegebenenfalls mit gewissem Vorlauf auch dem Bedarf von groindustriellen Ansiedlungen gerecht werden kann. Im Sinne eines zu optimierenden Flchenmanagements sollten die Flchenangebote sektoral proliert werden. Es muss aber zugleich eine mglichst breite Palette von Nutzungsmglichkeiten und Nutzungsrechten gewhrt werden. Wichtig ist in jedem Fall eine gute infrastrukturelle Ausstattung, vor allem die Verkehrserschlieung. Angesichts der logistischen Potenziale sollten insbesondere wassernahe Areale fr die industrielle Nutzung ausgewiesen und zur Verfgung gestellt werden. Hier ist eine integrierte Hafenund Industriepolitik gefordert. Im Hinblick auf die begrenzten Flchenareale fr Bremen sollte das Land mit seinen Umlandgemeinden beim Ausweis von Gewerbechen kooperieren ganz im Sinne der sich formierenden Metropolregion. Flexible Flchennutzungskooperationen zwischen Bremen und Niedersachsen mssen vertraglich geregelt werden und einen fairen Ausgleich von Kosten und Nutzen hin zu einer Win-Win-Situation schaffen. Industrie braucht verlssliche Rahmenbedingungen: Sonderwirtschaftszone Bremen Der Betrieb eines Industrieunternehmens muss langfristig bestehen und braucht verbindliche und kalkulierbare Rahmenbedingungen. Politische Entscheidungen mssen daher gerade fr das kapitalintensive verarbeitende Gewerbe verlsslich sein. Gesetzliche Vorschriften und Verordnungen sollten ber Legislaturperioden hinaus gelten. Darber hinaus sind der leistungsfhige Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, eine Beschleunigung von Genehmigungs- und Planungsverfahren sowie eine weitere Entbrokratisierung wichtige Elemente der Verbesserung industrieller Rahmenbedingungen. Hinzu kommt, dass die Senkung von Steuern und Abgaben auf ein wettbewerbsfhiges Niveau (wie zum Beispiel der Senkung der Wasser- und Abwasserpreise) zu mehr Wachstum und Beschftigungseffekten fhren wrde. Insgesamt sollte die Politik industriepolitische