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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 3

Historie des Sternplatzes 3

Bauzeichnungen und Entwürfe für den Bau der Häuser am Sternplatz 5

Bonitätsprüfungen durch die Bauauskunftsstelle 15

Bebauungsplan der Terrain-AG vom 15. Juli 1915 18

Die ersten Bewohner am Sternplatz 4-6 19

Bewohner von 1916-1923 aus dem Berliner Adressbuch 21

Bewohner im Jahr 1923 22

Die Firma Autoflug von Gerhard Sedlmayr im Haus Nr. 4 23

Das „Kaffee Flugplatz“ im Haus Nr. 3 - nach Neunummerierung Nr. 4 und 11 25

Treffen der Gemeinschaft der „Alten Adler“ im Kaffee Flugplatz 1934 27

Fotomontage als Ansichtskarte zum Jahreswechsel 1937 29

Bewohner aus dem Berliner Adressbuch im Jahr 1937 31

Ansichtskarten vom Sternplatz 1923-1995 33

Die Eigentumsfrage der Häuser am Sternplatz 41

Fotos vor und nach der Sanierung des Sterndamm/Ecke Ecksteinweg 44

Personenregister 55

Quellen 55

Literatur 55

Bildnachweis 59

Zeitungen und Periodika 59

© Alexander Kauther & Paul Wirtz 3. Ausgabe September 2013 www.johflug.de [email protected]

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Vorwort Der Johannisthaler Flugplatz - der erste zivile Motorflugplatz Deutschlands - existiert nicht mehr. Er wurde am 26. September 1909 eröffnet und hat im September 1995 mit einer historischen Flugschau endgültig ausgedient. Heute stehen viele neue Siedlungshäuser direkt auf dem Flugfeld. Fast nichts erinnert mehr an diesen historischen Ort. Kennen die jetzt dort angesiedelten Haus- und Grundstückbesitzer die Geschichten, die mit den Straßen - benannt nach Luftfahrtpionieren - verbunden sind? Wir bemühen uns mit einer Dokumentenreihe, die Geschichte des Areals sowie die Luftfahrtgeschichte der Jahre 1909-1914, bekannt zu machen. Die heutigen Häuser Sterndamm 7-13 und Ecksteinweg 2 erinnern an den Flugplatz Johannisthal. Der Häuserkomplex wurde 1914/15 von der „Terrain-Aktiengesellschaft am Flugplatz Johannisthal-Adlershof“ (Tagafia) gebaut. Bauherr war der Mitbegründer des Flugplatzes Johannisthal, Arthur Müller (1871-1935). Ein für Johannisthal wichtiges Bauwerk mit einer interessanten Geschichte. Die Klärung der Eigentumsverhältnisse, Erbschaftsfragen und Rückübertragungs-ansprüche nach 1990 zogen sich bis 2007 hin. Erst dann konnte die jetzige Eigentümerin, die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH, das Gebäude im neuen Glanz entstehen lassen. Der damalige Häuserkomplex am Sternplatz gehört mit zur Geschichte des Flugplatzes Berlin-Johannisthal und deshalb entstand diese Dokumentation. Berlin-Johannisthal, September 2013

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Historie des Sternplatzes

Der Straßenname Sternplatz, um 1913 entstanden, existierte bis zum 5. Januar 1950

und wurde in den Sterndamm einbezogen. Es war der Platz, auf dem die Straßen

Sterndamm, Groß-Berliner Damm, Südostallee, Breiter Weg (heute durch einen

Wohnblock versperrt) und Bahnstraße zusammenliefen.

Am Sternplatz befand sich einmal das 1896 aus gelben Ziegeln gebaute

Chausseehaus oder auch Zollhaus. Eigentümer war der Kreisausschuss des Kreises

Teltow mit seinem Verwalter, dem Chausseeaufseher Paul Bauer.

Bei der erfolgten Umgestaltung der Straßenführung des Sterndamms im Jahre 1972

wurde das Gebäude abgerissen. Das alte

Chausseehaus hatte außer einer winzigen

Pergola neben dem Eingang einen Erker, von

dem aus die Straßenkreuzung überblickt

werden konnte. Eine Schranke versperrte in

den früheren Jahren die Straße. Sie wurde

erst nach Entrichtung eines Chausseezolls

geöffnet. Durch ein kleines Klappfenster hielt

der Chausseewärter eine lange Stange mit

einem Beutel heraus, in den das Zollgeld

geworfen werden musste.

Aufnahmen um 1906.

(Das Haus rechts: heute Sterndamm Nr. 8-10)

Am 30. Oktober 1910 die „Terrain-Aktiengesellschaft am Flugplatz Johannisthal-

Adlershof“ (Tagafia) gegründet. Die AG verfolgte das Ziel, das Terrain weiter zu

verkaufen, zu verpachten oder einer gewerblichen Nutzung zuzuführen. Um

Kaufinteressenten auf die Ausdehnung des Geländes aufmerksam zu machen, taucht

hier die Benennung der gesamten Fläche als Gemarkungen Adlershof und

Johannisthal auf.

Die Grundstücke am Sternplatz gehörten zu dem Areal, das seit November 1911 im

Eigentum der genannten Aktiengesellschaft stand.

Das Mutterunternehmen der „Tagafia AG“ war die Firma „A. M. Bauten und

Industriewerke“. Inhaber der Firma war der Unternehmer und Gründer des

Flugplatzes Johannisthal, Arthur Müller (1871-1935). Die „Terrain-AG“ wurde 1937

aus dem Handelsregister gelöscht.

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Idee-Bebauungsplan der Terrain-AG von 19131

Die Terrain AG reichte am 8. April 1914 beim Amtsvorsteher in Adlershof die

Bauzeichnung für die Errichtung eines Wohnhauses, Block 1, Parzelle 1 und 3 am

Sternplatz/Ecke Bahnhofsvorplatz, ein. Es sollten auf 750 qm viergeschossige

Wohnhäuser mit Zwei bis Sechszimmer-Wohnungen auf einer Gesamt-

Grundstücksfläche von 1.260 qm entstehen.

Der Wohnhauskomplex wurde von den Architekten „Rudolf Heins & Hermann

Schruth, Büro für Architektur und Bauausführungen, Maurer und Zimmermeister,

Berlin-Wilmersdorf, Augustastr. 53“2 für die „Terrain-Aktiengesellschaft am

Flugplatz Johannisthal-Adlershof“ (Tagafia) entworfen. Zu den beiden Architekten

gibt es im Berliner Architektenmuseum keine Hinweise. Bekannt wurde, dass beide

Architekten für den Mitinhaber der Firma, Rudolf Heins, 1933 ein Wochenendhaus

in Holzbauweise entworfen hatten und in Potsdam, Tornowstr. 4 bauten. Ein solches

Musterhaus zeigten Heins & Schruth bereits 1932 auf dem Messegelände Berlin im

Rahmen einer dortigen Ausstellung „Sonne, Luft und Haus für alle“.3 Die Tornowstr.

4 in der Templiner Vorstadt gehört heute zu den Baudenkmalen in Potsdam.

1 „Arthur Müller-Ein jüdisches Familienschicksal“, prorietas-verlag, 2000. 2 Berliner Adressbuch 1914. 3 Brandenburgische Denkmalpflege, Heft 2, 1997, Seite 78, 80.

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Auf den Seiten 9 bis 17 werden die ersten Bauunterlagen

abgebildet, die im 8. April 1914 von der Terrain-AG für die

Errichtung des Sternplatzes eingereicht wurden.4

Sie gehörten zum Bauschein Nr. 19. Die eingereichten

Dokumente wurden durch die zuständigen Behörden und vom

Amtsvorsteher des Amtsbezirks Alt-Glienicke, Kreis Teltow

geprüft und genehmigt.

Die Grundstücksgröße wurde mit 1.260,65 qm und die bebaute

Fläche mit 750,33 qm angegeben.

Bis zur Fertigstellung sind einige Veränderungen und

Nachbesserungen am Bau vorgenommen worden. Es

veränderten sich die Häuserfronten und auch die

Planzeichnungen der Wohnungen.

Auf die Darstellung der verschiedenen Abänderungen und

Nachtragzeichnungen wurde in der vorliegenden

Dokumentation verzichtet.

4 Bauaktenarchiv Bezirksamt Treptow-Köpenick.

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Eingereichter Entwurf der Terrain-AG für den Hausbau. Die Ansichten der Häuser wurden

mehrfach verändert und korrigiert. Diese Zeichnung vom 8. April ist der erste Bauentwurf.

In der damaligen Hausnummer 6 wurde von der Firma Carl Flohr ein Aufzug mit

einer Tragfähigkeit von vier Personen (300 kg) eingebaut. Die technische Abnahme

des Aufzugs erfolgte am 29. Oktober 1915 durch die Firma „Dampfkessel-

Revisions-Verein Berlin“ e.V..

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Beispiel einer genehmigten Nachtragzeichnung für den Häuserkomplex Sternplatz vom 6.

Mai 1915.

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Bauplanungsskizze vom Keller. Es sind alle Keller der Wohnungsmieter eingezeichnet.

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Planungsskizze vom Erdgeschoss.

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Planungsskizze vom 1., 2. und 3. Obergeschoss.

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Planungsskizze vom Dachgeschoss mit zwei Waschküchen.

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Der Schriftwechsel des Bauherren mit dem Amtsvorsteher von Adlershof im Juni 1914.5

5 Bauaktenarchiv Bezirksamt Treptow-Köpenick.

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Bonitätsprüfung durch die Bauauskunftsstelle

Der Amtsvorsteher in Adlershof erhielt für das Bau-Genehmigungsverfahren im Juli

1914 eine Einschätzung der Kreditwürdigkeit der am Bau beteiligten Personen und

Firmen, ausgestellt von der in Berlin eingerichteten Bauauskunftstelle. 6

6 Bauaktenarchiv Bezirksamt Treptow-Köpenick.

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Im Bericht der Bauauskunftstelle wurde berichtet (Auszüge):

„Die Terrain Aktiengesellschaft am Flugplatz Johannisthal-Adlershof“ wurde am 30.10.1910

lt. Gesellschaftervertrag mit einem Kapital von 2.00.000 M gegründet. Lt. Beschluss vom

31.12.1910 wurde das Kapital auf 4.200.000 M erhöht.

…Das der Aktiengesellschaft gehörige Gelände wird jetzt aufgeteilt. Das Gelände erstreckt

sich vom Bahnhof Niederschöneweide-Johannisthal bis zum Bahnhof Adlershof, 2/3 des

Geländes sind vom Flugplatz Johannisthal eingenommen, das übrige Drittel gruppiert sich

um den Flugplatz herum. Strassen sind bereits angeschüttet worden, und werden kanalisiert.

…Der Flugplatz muss bis 1929 erhalten bleiben. Seitens der Flug- und Sportplatz GmbH

sind der Aktiengesellschaft in den letzten Jahren ca. 80-90.000 M Pacht zugeflossen. Die

Aktiengesellschaft selbst hat, auch im letzten Jahre mit Unterbilanz gearbeitet, da Verkäufe

nicht getätigt werden konnten. Die Unterbilanz von 1912 verringerte sich 1913 auf

356037,48 M. Die Terrains stehen mit etwa 24 Millionen zu Buch, denen

Hypothekenschulden von ca. 21 Millionen M gegenüberstehen. Seit dem 1. Juli 1913 hat

Direktor Wilhelm Kalinka anstelle des Direktors Arthur Müller die Leitung übernommen.

Der Aufsichtsrat der Gesellschaft wird vertreten durch Hofmarschall Freiherrn Roeder zu

Diersburg in Meiningen, Geheimer Kommerzienrat Dr. Heinrich Lehmann, Rudolf Freiherr

von Brandenstein in Wilmersdorf, Rittergutsbesitzer Wilhelm Colsmann auf Lindenberg bei

Beeskow und Direktor Schmidt in Berlin.

Zu den Architekten wurde von der Bauauskunftsstelle berichtet:

„Inhaber der handelsgerichtlich nicht eingetragenen Firma H. Schruth & R. Heins sind die

Architekten Hermann Schruth und Rudolf Heins. Die Firma besteht seit dem 1. April 1909

mit einem Büro für Architektur und Bauausführungen. Schruth ist Anfang der 30er Jahre

alt, verheiratet und war früher 5 Jahre hindurch in dem Baugeschäft von R. Anders & Co. In

Charlottenburg, Momsenstr., 41 als Geschäftsführer tätig.

Heins ist ebenfalls ca. 30 Jahre alt, verheiratet und war 3 ½ Jahre als Bauführer bei der Firma

P. Pumplun in Wilmersdorf und dann bei der Holzhandlung B. Pieck als Geschäftsführer in

Stellung. Er leitete bei der Firma Pieck die Baugeld- und Hypothekenabteilung und führte

auch für deren Rechnung den Neubau Württembergische Ecke Darmstädter Str.

selbstständig aus. April 1913 hat die Firma den liegen gelassenen Rohbau Neukölln,

Roseggerstr. 10 in der Subhastation für 140.600 M erworben und fertiggestellt. Da es nicht

gelang, eine II. Hypothek zu erhalten, die Gläubiger aber, die insgesamt 35.000 M zu fordern

hatten, drängten, rief die Firma ihre Gläubiger zusammen. Es kam ein Akkord auf der Basis

von 40 % zustande. Die Hälfte des Vergleichs wurde am 5. 1. 1914 gezahlt, die andere Hälfte

soll bis zum 1. 10. 1917 beglichen werden. Die Firma hat inzwischen eine zweite Stelle auf ihr

Haus in Neukölln, Weserstr. in Höhe von 47.000 M erhalten.

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Für fremde Rechnungen führten Schruth & Heins für die Thompsonschen Erben den Neubau

eines Geschäftshauses in der Mohrenstr. 10 aus und stellten für die H. Roericke GmbH den

Neubau Koblenzer Str. 2 fertig. In letzter Zeit hat die Firma grössere Aufträge nicht erhalten.

Ihre Zahlungen erfolgten zuletzt, soweit bekannt, den Vereinbarungen gemäss.“

Am 16. September 1915 wurde der gesamte Wohnkomplex fertiggestellt und für die

baupolizeiliche Abnahme angemeldet. Die fertigen Wohnhäuser wurden an das

Straßennetz und an die örtliche Kanalisation angeschlossen.

„Der Häuserkomplex Sternplatz war mit den damals neuesten technischen

Errungenschaften ausgestattet, mit einem Aufzug und Zentralheizung. Da man der

neumodischen Erfindung nicht recht traute, wurde in jede Wohnung noch ein (!)

hübscher Kohlenofen eingebaut, die noch bis zur Dachsanierung in den früheren

1990er Jahren funktionierten. Die Beleuchtung erfolgte anfangs noch mit Gaslampen.

Auf dem Dachboden gab es mehrere Waschküchen, deren Reste jetzt noch

vorhanden sind. In Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges bekamen alle

Hausaufgänge einen Luftschutzkeller, welche mit einer Metalltür der Firma

Mannesmann versehen wurde.“7

Aus den Adressbüchern 1916-1923 ist erkennbar, dass viele Bewohner des

komfortablen Häuserkomplexes der „Tagafia“ (Am Grünen Anger 11-15 und

Sternplatz 4-6) einen Bezug zum Flugplatz Johannisthal hatten und in guten

beruflichen und finanziellen Situationen lebten. Es waren u. a. Flugzeugführer,

Fluglehrer, Fabrikbesitzer, Unternehmer, Kaufleute, Architekten, Marineflieger,

Direktoren, Ärzte, Beamte und Ingenieure.

Ab 9. März 1916 richteten die „Terrain Aktiengesellschaft am Flugplatz Johannisthal-

Adlershof“ ihre Büroräume im Sternplatz 6. Zuvor war der Sitz der AG in Berlin-

Mitte, Friedrichstr. 79a.

Sie brachten am Ende des Vorgartenerkers in Nr. 6 direkt auf dem Putz aufliegend in

Buchstaben ein Schild mit den Wort „Tagafia“ an. Auch im Erdgeschoss Nr. 6 am

linken Eckpfeiler am Vestibüleingang und am rechten Pfeiler neben dem

Büroeingang wurde je ein Emailschild (50 x 50 cm) befestigt.

Die Genehmigung erteilte der „Amts-Vorsteher des Amtsbezirks Alt Glienicke zu

Adlershof bei Berlin, Adlergestell 22“.

Im Juni 1923 stellten die „AMBI-Werke, Arthur Müller, Bauten und Industriewerke,

Abt. I Bauausführungen“ den Antrag an den Bezirksausschuss der Stadt Berlin, im

Dachgeschoss des Sternplatzes Nr. 6 eine Wohnung mit 3 Zimmern, Küche, Kammer

und Bad anzulegen. Die Wohnung war für einen Betriebsangestellten vorgesehen.

7 Hinweise von Sebastian Panwitz, Johannisthal.

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Ein Bebauungsplan der Terrain-AG in Parzellen aufgeteilt. Der Plan gehörte zum Beschluss

des Bezirksausschusses zu Potsdam vom 15. Juni 1915 für die Bauerweiterungen in Berlin-

Johannisthal. Die Flächen 1, 2 und 3 (Häuserkomplex Sternplatz) waren bereits bebaut und

die Parzelle Nr. 11 war verkauft. Offensichtlich plante die Terrain-AG, die einzelnen

Parzellen zu verkaufen und bebauen zu lassen.8

8 Bauaktenarchiv Bezirksamt Treptow-Köpenick.

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Die ersten Bewohner am Sternplatz 4-6

Nr. Name Lizenz Prüfung Flugzeugtyp Bemerkung

4 Romen, Ernst Flugtechnische Werkstätten

(Flugzeugmodelle und Zubehör)

4a Boutard,

Charles

176 04.04.1912 Rumpler-

Eindecker

Ehemann von Melli Beese

Flugzeugführer, Flugschule

4a Beese-Boutard,

Melli

115 13.09.1911 Rumpler-

Eindecker

Flugzeugführerin, Flugschule

4a Sedlmayr,

Gerhard

162 20.02.1912 Wright-

Zweidecker

Fa. „Autoflug“ Spezialhaus für das

Automobil- und Luftfahrwesen

4b Brunnhuber,

Simon

20 06.08.1910 Farman-

Zweidecker

Flugzeugführer

5 Goltz, Konrad 101 24.08.1911 Albatros-

Zweidecker

Marineflieger, Kapitänleutnant a.D.

Im Zweiten WK Generalleutnant

5 Böhm, Siegfried 575 28.10.1913 Jeannin-

Eindecker

Flugzeugführer/Fluglehrer

5 Kiepert, Rudolf 65 24.02.1911 Wright-

Zweidecker

Flugzeugführer

5 Schäfer,

Friedrich

774 23.05.1914 Taube-

Eindecker

Flugzeugführer

5 Werner, D.

Flugleiter

6a Ambrosius

Regierungs-Baumeister

6a Remde, Emil „Remdes Fliegerzentrale“,

später Nachtlokalbesitzer in Berlin,

Freund vom Flugzeugführer Karl

Krieger (Chauffeur des Kaisers).

6a Schüler, Max 436 17.06.1913 AGO-

Zweidecker

Flugzeugführer

6a Deutscher Luft Loyd Gesellschaft

für Luftverkehr und

Fluggesellschaft Weber & Co.

GmbH

6a Prüß, E. Baumeister,

Flugplatz Johannisthal

Am Grünen Anger:

14 Hackenberger,

Willi

Fabrikbesitzer, Schriftsteller (Buch

„Die Alten Adler“, 1959)

Lizenz = Flugzeugführerberechtigungs-Nr. der Deutschen Luftfahrt Gesellschaft

(DVL).

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Im Museum Treptow gibt es eine Postkarte, hergestellt vom Fotografen Karl Wahl,

Schöneberg, Hauptstr. 15, mit dem rückseitigen handschriftlichen Vermerk:

„Georg Gruschka Flugplatzinspektor 1906 Verwalter des Sternplatzhauses + Villen am

Grünen Anger.“ (Die Jahresangabe 1906 ist offensichtlich falsch, die Häuser und den

Flugplatz gab es noch nicht.)

- 1906 gibt es im Berliner Adressbuch den Eintrag: Georg Gruschka, Feldwebel,

Reinickendorf, Spandauer Weg, Kaserne des Luftschiffer-Bataillons.

- Eintrag 1912: Georg Gruschka, Vereinstraße 12 in Johannisthal, Platzmeister und

1917-1919 mit der Berufsbezeichnung Inspektor. Die Vereinsstraße hatte vor ihrer

Straßenbenennung 1912 die Bezeichnung: Beamten-Wohnungs-Verein.

- In den Adressbüchern 1906-1923 war er im Sternplatz nicht als Verwalter

vermerkt. Ab 1924 war er als Platzinspektor Johannisthaler Flugplatz und als

Verwalter für die Häuser Sternplatz 4-6 eingetragen.

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Im Berliner Adressbuch ab 1916 bis 1923 sind die ersten Mieter eingetragen. Bis 1916

war der Sternplatz im Adressbuch als „unbebaut“ eingetragen)

Zeichenerklärung des Adressbuchauszuges von 1916:

E = Eigentümer, V = Verwalter, T = Telefon, I = Innungsmitglied

Adressbuch 1916

Auszug Adressbuch 1917

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Später war auch der Häuserkomplex „Am Grünen Anger“ fertiggestellt und

erstmalig 1923 im Adressbuch eingetragen. Die Eigentümer waren auch die bereits

genannte „Tagafia“, die AMBI BUDD Werke und Arthur Müller. Das Chausseehaus

gehörte der Stadt Berlin und der Verwalter blieb Paul Bauer.

Auszug Adressbuch 1923

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1919 befand sich im Haus Sternplatz 6a die Auskunftsstelle

der „Deutschen Luft-Lloyd“ (tägliche Post- und

Passagierflüge zwischen Hamburg, Magdeburg, Leipzig,

Dresden und Berlin-Magdeburg).

Im dritten Stock des Wohnhauses Nr. 4a wohnte Gerhard

Sedlmayr (1891-1952), der vorher in der Trützschlerstr. 2

gemeldet war. Im Erdgeschoss befanden sich die

Geschäftsräume seiner 1919 gegründeten Firma „Autoflug-

Sedlmayr“, ein „Spezialhaus für AUTOmobil und

FLUGwesen“.

Gerhard Sedlmayr erwarb am 20. Februar 1912 auf dem Flugplatz Johannisthal die

Flugberechtigung Nr. 162 auf einem Wright-Zweidecker.

In der Berliner Volkszeitung vom 23. Juli 1923 wird berichtet:

„Zwei Einbrecher angeschossen: Durch eine Lärmglocke verrieten

sich in der Nacht zum Sonntag gegen 3 Uhr zwei Einbrecher, die in

das Motorradgeschäft von Sedlmayr am Sternkreis 4 in Johannisthal

einzudringen versuchten. Der Geschäftsinhaber, der in seiner

Wohnung im dritten Stock schlief, wurde durch die Glocke geweckt,

riß das Fenster auf, sah die Verbrecher bei der Arbeit und gab aus

seinem Gewehr drei Schreckschüsse auf sie ab. Die Einbrecher gaben

jetzt den Versuch auf und entfernten sich. Sedlmayr glaubt, beide

getroffen zu haben.“

Ansichtskarte 1928.9

Blick auf das „Kaffee Flugplatz“, rechts daneben um die Ecke, Sternplatz 4a (heute

Sterndamm 13), das Büro Firma „AUTOFLUG.

9 Museumsarchiv Treptow

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Ansichtskarte vom August 1930.10 Links das Bahngelände Schöneweide.

An der Ecke Groß-Berliner-Damm wurde 1918 in der bekannten AMBI-Bauweise von

der „Terrain AG am Flugplatz Johannisthal-Adlershof“ ein Haus errichtet (damalige

Bezeichnung Sternplatz 21).

Von 1933 bis 1945 befand sich darin die Deutsche Arbeitsfront, Ortsverwaltung

Königsheide und die NSDAP-Ortsgruppe Königsheide, Kreis Berlin. Es war das

sogenannte „Braune Haus“, der Sitz der Ortspartei der NSDAP sowie die

Geschäftsstelle der Hitler Jugend, des Deutschen Jungvolkes und des Bundes

Deutscher Mädchen.

Nach 1945 waren dort eine

Volksbücherei und später die

neu gestaltete Friedrich-Wolf-

Bibliothek untergebracht. Das

Haus wurde 2005 abgerissen.

Auf der Fläche befindet sich

heute ein Einkaufszentrum.

10 Museumsarchiv Treptow.

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Das „Kaffee Flugplatz“ im Haus Sternplatz Nr. 3

Die Zeichnung für die Errichtung des „Kaffee Flugplatz“ im Erdgeschoss des Hauses

Sternplatz Nr. 3 war die Anlage zum Genehmigungsverfahren vom 16. Mai 1917 durch den

Amtsvorsteher des Bezirks Alt-Glienicke, Kreis Teltow.11

11 Bauaktenarchiv Bezirksamt Treptow-Köpenick.

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Im Mai 1917 entstand das Kaffe Flugplatz und existierte bis ca. 1950.

Ansichtskarte um 1917, Anschrift: Sternplatz 4. Ansichtskarte um 1930 und 1937,

Besitzer: H Tietz. Anschrift: Sternplatz 11.

(Haus-Nr. waren verändert worden)

Inhaber: Otto Fliegen.

Festumzug im September 1. Oktober 1933.12

Die Feierlichkeiten anlässlich des 180jährigen Bestehens von Johannisthal (1753-1933)

fanden vom 30. September bis 3. Oktober 1933 statt.13

Der Festumzug verlief am 1. Oktober ab 12.00 Uhr durch die damals bezeichneten

Straßen: Am grünen Anger – Greifstr. – Hagedornstr. – Wablingerweg – Ecksteinweg

– Sternplatz – Südostallee – Ostmarkstr. – Südostallee – Sterndamm – Kaiser-

Wilhelm-Platz – Königsplatz – Lindhorstweg – Vereinsstr. – Johannes-Werner-Str. –

Mühlbergstr. – Lindhorstweg –

Roonstr. – Friedrichstr. – Kaiser-Wilhelm-Str. – Trützschlerstr. – Königsheideweg –

Feldplatz.14

12 Museumsarchiv Treptow. 13 „Arthur Müller Ein jüdisches Familienschicksal“, prorietas-verlag, 2000. 14 „180 Jahre Johannisthal - Festschrift und Festfolge“, Programmheft vom September 1933.

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Treffen der „Alten Adler“

Im „Kaffee Flugplatz“ am damaligen Sternplatz 11 trafen sich auch die Mitglieder

der Gemeinschaft der „Alten Adler“. Ein Mitglied der „Alter Adler“ war und ist, wer

vor dem 1. August 1914 die Flugzeugführerprüfung ablegte oder an der Entwicklung

der Fliegerei als Beobachter, Konstrukteur, Fabrikant oder sonstiger Helfer

maßgeblichen Anteil hatte. Es waren zu Beginn des Ersten Weltkrieges 817 Personen

mit einer Flugzeugführererlaubnis des Deutschen Luftfahrer Verbandes (DLV).

Davon erlebten während dieser Zeit 343 Personen ihre Prüfung und Pionierzeit in

insgesamt 30 verschiedenen Flugmaschinentypen auf dem Flugplatz Johannisthal.15

Im „Berliner Pschorrbräu“ in der Friedrichstraße 165/Ecke Behrensstraße trafen sich die Pioniere des Flugwesens im Jahre 1927 zum ersten Mal und aus einer Stammtischrunde entstand die Kameradschaft der „Alten Adler“. Gründer dieser Gemeinschaft alter Flieger war Walter Mackenthun (1882-1948), der seine Flugzeugführererlaubnis Nr. 72 am 7. März 1911 mit einem „Farman-Zweidecker“ auf dem Flugfeld-Exerzierplatz Döberitz ablegte.

Treffen der „Alten Adler“ im Kaffee

Flugplatz im Jahre 1934 zum 25jährigen

Bestehen des Johannisthaler Flugplatzes.16

Gustav Raschke (1885-1949)17 6. von rechts, sitzend am Tisch.

15 www.johflug.de 16 Zeitschrift „Die Woche“ Nr. 39 vom 30. September 1933. 17 Vgl. Heft 12 „Papa Raschke“ aus der Dokumentenreihe.

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29

Zweck der Gemeinschaft „Alte Adler“ war es, die Tradition der Pioniere der

deutschen Luftfahrt zu wahren und lebendig zu erhalten. Im Geiste dieser Pioniere

sollten Personen und Institutionen unterstützt und gefördert werden, die sich um die

Entwicklung der Fliegerei besonders verdient gemacht hatten. Außerdem sollte der

Zusammenhalt unter ihren Mitgliedern erhalten bleiben. Die Gruppe der „Alten“

war 1927 bis auf ca. 250 Piloten zusammengeschmolzen. Fast in jedem Jahr trafen

sich die Getreuen in den Großstädten Deutschlands, in Berlin, Braunschweig,

München, Frankfurt/Main und Leipzig und immer wieder wurde die alte

Kameradschaft erneuert.18 Die politischen Ereignisse in Deutschland nach 1933

brachten dem Verein die zwangsweise Auflösung und Löschung aus dem

Vereinsregister. Erst nach 1945 wurde wieder versucht, den Rest der noch lebenden

„Alten Adler“ zusammenzuführen und weitere Jahrestreffen in verschiedenen Orten

Deutschlands bis in das Jahr 1997 in Berlin zu organisieren.19

Übersichtskarte der Terrain-AG am Flugplatz November 1925 mit den eingetragenen

Wohnbauten am Sternplatz.20

18 „Der Flieger“, Älteste Deutsche Monatszeitschrift, Heft 10, Oktober 1951, 25. Jahrgang. 19 Vgl. Heft 27: „Robert Thelen – Ein Alter Adler in Berlin-Johannisthal“ aus der Dokumentenreihe. 20 Sammlung Torsten Ulrich, Johannisthal.

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30

Fotomontage als Ansichtskarte

Zum Jahreswechsel 1937 (Poststempel 31. Dezember 1937) verschickte das Ehepaar E.

Müller eine Ansichtskarte von der Gaststätte „Schultheiß am Sternplatz“ an die

Familie des Kaufmanns Sahrmann aus Berlin-Johannisthal, Sterndamm 9. Diese

Scherzkarte vom Sternplatz ist eine Fotomontage, die vom Fotografen F. Dannenfeldt

aus Niederschöneweide, Berliner Str. 37 hergestellt wurde (Stempel auf der Rückseite

der Karte).

Eigentümerin der Häuser Sternplatz 7-9

und Nr. 11 war um 1937 die

„Großdeutsche Feuerbestattung“21 in

Berlin, Invalidenstr. 110.

Links eine „Stehbierhalle“, daneben das

Restaurant „Schultheiß am Sternplatz“

oder später „Restaurant am Sternplatz“.

Heute: Sterndamm 7/Ecke Ecksteinweg 2

Das Restaurant am Sternplatz 7 wurde

später vom Inhaber Georg Pfeifenberger

geführt.

Im Februar 1926 wurde der Antrag für eine Werbe-Beschriftung des Bier-Restaurants

durch den Pächter Leo Quiotek (geb. 3. Juli 1883) gestellt. Im Juni desselben Jahres

erhielt die neue 52-jährige Pächterin Anna Schulz die Genehmigung für das

Anbringen von zwei Schildern „Berliner Kindl“.

21 Die in Berlin gegründete „Volks-Feuerbestattung“ und der freidenkerische „Sparverein“ (ab 1930: Deutscher Freidenker-Verband) wurden mit ihren bedeutenden finanziellen Rücklagen 1933 von den Nationalsozialisten aufgesogen. Ab 1934 wurde der autokratisch aufgebaute, vom Führerprinzip bestimmte „Großdeutsche Verband“ zur einzigen Feuerbestattungsorganisation.

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Eingereichte Skizze der Firma

Wahl.22

Später wurden die Schilder von der „Firmen-Schilder-Fabrik“, Inhaber Wilhelm

Wahl, Berlin-Niederschöneweide, Köllnischestr. 80 angebracht.

In der Genehmigungsurkunde für die Betriebserlaubnis an Anna Schulz vom 27.

September 1926, ausgestellt vom Stadtausschuss Berlin, Abteilung IV in Berlin-

Neukölln, wurde festgelegt (gleichlautende Urkunde erhielt der Vorpächter Leo

Quiotek im Januar 1926):

„Frau Anna Schulz geb. Roß, geboren am 20. November 1877 zu Königsberg i. Pr. wird

hiermit die Erlaubnis zum Betrieb eines Bierrestaurants mit der Berechtigung zum

Ausschank von Getränken jeglicher Art im Erdgeschoss des Hauses Sternplatz Nr. 6 in

Berlin-Johannisthal, und zwar in drei straßenwärts gelegenen Räumen und einem Zimmer

hofwärts, erteilt.

Die gleiche Erlaubnis wird auch für den Vorgarten erteilt, vorbehaltlich der Befugnis

der städtischen Baupolizei, in Ausübung der Straßenpolizei über die Benutzung des

Vorgartens für den Gewerbebetrieb zu bestimmen.

Sämtliche Getränke, für welche diese Erlaubnis gilt, sind in jedem der zugelassenen

Räume zum Ausschank zu bringen.

Ferner wird Frau Anna Schulz die Genehmigung erteilt, die drei im ersten Stock des

bezeichneten Hauses gelegenen Fremdenzimmer die Gastwirtschaft zu betreiben. Die drei

Fremdenzimmer sind dauerhaft zur Fremdenbeherbergung bereitzuhalten.

Der Gewerbebetrieb ist beim Bezirkssteueramt Berlin-Treptow anzumelden.“

22 Bauaktenarchiv Bezirksamt Treptow-Köpenick.

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Aus dem Adressbuch 1937 (Veränderte Hausnummern)

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Ansichtskarten vom Sternplatz

1923 1930

1938 1956

1957 1957

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Foto mit dem „Kaffee Flugplatz“ und rechts „Autoflug“, daneben Cigarren-Geschäft Nr. 11.

Sterndamm/Ecke Groß-Berliner-Damm im Jahre 1960.

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Bildmotive und Wahrzeichen des Ortsteils Johannisthal.

1961

1957

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1962/1963

1962/1963

Johannisthaler Park (auch Volkspark und Parkpartie genannt) mit Blick zum Sternplatz.

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1965

1963

1982 199523

23 Museumsarchiv Treptow.

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Foto aus dem Jahre 1981.

Foto aus dem Jahre 1990.

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Foto aus dem Jahre 1990.

Foto aus dem Jahre 1995.

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Die Eigentumsfragen der Häuser am Sternplatz

Auszug aus dem Grundbuch Berlin-Köpenick,

Grundbuch Johannisthal, Band 9, Blatt 241-243

von 1911-1946.24

Als Eigentümer der Grundstücke Sternplatz 7, Ecksteinweg 2, Sternplatz 11 und 13

(heute 7-13, Ecksteinweg 2) waren im Zeitraum von 1911 bis zur Enteignung 1946

eingetragen:

- „Terrain AG am Flugplatz Johannisthal-Adlershof in Berlin“.

Grundbucheintrag am 10. Januar 1912

- „Kaufmann Paul Junkermann aus Berlin-Tempelhof, Reinhardtstr. 1“.

Grundbucheintrag am 15. November 1928

- „Großdeutsche Feuerbestattung, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit

zu Berlin in Berlin“.

Grundbucheintrag am 30. Januar 1935

- Eigentum des Volkes aufgrund des Enteignungsgesetzes vom 28. April 1949,

Rechtsträger: „Volkseigene Grundstücksverwaltung Heimstätten Berlin,

Anstalt des öffentlichen Rechts“.

Grundbucheintrag am 7. Juli 1949

24 Sammlung Torsten Ulrich, Johannisthal.

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Der Häuserkomplex wurde vor 1990 durch die „VEB Kommunale

Wohnungsverwaltung Treptow“ (VEB KWV) und nach 1990 durch die Nachfolgerin

„Wohnungsbaugesellschaft Treptow mbH“ verwaltet und bewirtschaftet. Die

„STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH“ war nach 1990 die

Geschäftsbesorgerin der WBG Treptow mbH i. Gründung. 1924 baute die STADT

UND LAND bereits Häuser am Grünen Anger und in der Hagedornstraße.

1995 übernahm die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH diese

Häuser. Seite 1992 gab es Rückübetragungsansprüche durch die Erben des

damaligen Besitzers Arthur Müller auf die Gebäude, vertreten durch die Claims

Conference25.

Die Auseinandersetzungen über diesen Anspruch zogen sich bis ca. 2007 hin.

Dann gab es eine Einigung zwischen Jewish Claims Conference (JCC) und der

STADT UND LAND, in deren Ergebnis das Gebäude bei der STADT UND LAND

GmbH verblieb (siehe auch Bundesverwaltungsgericht. Urteil des 7. Senats vom

13.11.2003, BVwrG 7 C 12-03). Auch das Bundesamt für zentrale Dienste und offene

Vermögensfragen (BADV) hatte über den Antrag der JCC ablehnend entschieden.

Der Bescheid vom 16. Oktober 2007 hat mit Wirkung vom 26. November 2007

Bestandskraft erlangt.

Entscheidend war, dass im Jahre 1949 der „Großdeutsche Feuerbestattung

Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit zu Berlin“, der seit 1934 als Eigentümerin

des Hauses war, enteignet wurde. Diese Gesellschaft stand auf der Liste C, auch

„Alliierten Liste“ genannt.

Für alle auf dieser Liste stehenden Immobilien gab es kein Anspruch auf

Rückübertragung des damaligen Eigentums. Der Magistrat von Berlin (Ost) hat in

seiner Sitzung vom 28. April 1949 die „Verordnung zur Überführung von Konzernen

und sonstigen wirtschaftlichen Unternehmen in Volkseigentum vom 10. Mai 1949

(Verordnungsblatt für Groß-Berlin Teil I S. 112 - „Konzernverordnung“) erlassen.

Der Magistrat ordnete die Verstaatlichung die Verstaatlichung der Banken,

Versicherungsunternehmen und Grundstücksgesellschaften im sowjetischen Sektor

Berlins an.

Durch diesen Erlass wurde die „Volkseigene Grundstücksverwaltung Heimstätten

Berlin“ am 1. Juli 1949 neuer Rechtsträger des Grundstücks.

25 Die Conference on Jewish Material Claims Against Germany, auch Claims Conference und Jewish Claims Conference (JCC), ist ein Zusammenschluss jüdischer Organisationen. Sie vertritt seit ihrer Gründung 1951 Entschädigungsansprüche jüdischer Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust-Überlebender. Die Organisation hat ihren Sitz in New York und unterhält in Frankfurt am Main, Wien und Tel Aviv Repräsentanzen.

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Auszug aus dem Kaufvertrag vom 15. Dezember 1934 (2 Blatt).26

Der Eigentümer des Sternplatzes 7-13, Kaufmann Paul Junkermann, verkaufte im

Dezember 1934 das Grundstück an die Berliner „Großdeutsche Feuerbestattung,

Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit“. Dadurch ist nach dem Zweiten Weltkrieg

dieses Grundstück nach der Enteignung auf die „Alliierten-Liste“ gekommen.

26 Sammlung Torsten Ulrich, Johannisthal.

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Vor und nach der Sanierung

Im Häuserkomplex Sterndamm/Ecksteinweg befanden sich zu DDR-Zeiten das

Restaurant „Eckstein“ (eröffnet 1965), später das Restaurant „Sofia“, ein

Friseurgeschäft (Nr. 7), diverse Arztpraxen und medizinische Einrichtungen (Nr. 9).

Seit 1992 war die die Apotheke im Haus Nr. 11, deren Räume zuvor durch die

„Textilverkaufstelle der Handelsorganisation (HO)“ genutzt wurden.

Ab 1964 befand sich im Sterndamm 13 das „Zentrale Krebsregister der DDR“ und

das „Zentralinstitut für Krebsforschung der Akademie der Wissenschaften (AdW)“.

1990 erhielt dieser Bereich die neue Bezeichnung „Krebsregister und Epidemiologie“.

1995 erfolgte der Umzug aus Johannisthal in das gemeinsame neue Krebsregister.

Mitarbeiter des Krebsregisters 1990 vor dem

Eingang Sterndamm 13.27

Ab April 2010 wurden die Häuser durch die STADT UND LAND modernisiert und

die Bauarbeiten im November 2011 abgeschlossen. Es entstanden 17 Wohnungen

und 26 Praxis- und Gewerberäume. Seit Mai 2011 sind im Sterndamm 7 die

Treptower Büroräume der STADT UND LAND und in der Nr. 9 mehrere Arztpraxen

untergebracht. Aus dem Ecksteinweg 2 verlegte 2005 das Optikergeschäft „Gruß-

Optik“ seine Geschäftsräume an den Sterndamm Nr. 13/Ecke Groß-Berliner-Damm

(ehemals „Bäckerei Bäckerstolz“).

27 Festschrift: 50 Jahre Krebsregistrierung 1953-2003.

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Eingang zum sogenannten Ärztehaus Sterndamm Nr. 9.

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2008

Aus dem Mieter-Journal der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH, Jahrgang

8. Nummer 28, März 2010.

Foto vom Anzeigeplakat.

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Aus dem Mieter-Journal der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH, Jahrgang

9. Nummer 32, Seite 7, März 2011.

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Aus dem Mieter-Journal der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH, Jahrgang

9, Nummer 32, Seite 7, März 2011.

Beginn der Baumaßnahmen an der Außenfassade 2010.

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Aufnahmen am 10. Dezember 2011.

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Aufnahmen am 10. Dezember 2011.

Aufnahme 17. März 2012.28

28 Foto Joachim Rahn, Johannisthal

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Aus der Homepage der STADT UND LAND:

Berlin, 23. September 2013 – Am 18. September wurden die Preise des Wettbewerbs zum Deutschen Bauherrenpreis 2013 verliehen. Mit seinem Leitbild „Hohe Qualität zu tragbaren Kosten“ steht der Deutsche Bauherrenpreis, den die Arbeitsgruppe KOOPERATION des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, der Bund Deutscher Architekten (BDA) und der Deutsche Städtetag auslobt, wie kein anderer Wettbewerb dafür, dass nachhaltiges Bauen baukulturell vorbildlich, aber auch kostengünstig sein muss, und zwar betrachtet über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. 84 Unternehmen hatten sich bundesweit um diesen Preis beworben, zehn Projekte wurden in der Kategorie Modernisierung mit einem Preis ausgezeichnet. Weitere zehn Projekte erhielten eine besondere Anerkennung, darunter das Modernisierungsprojekt „Sterndamm“ der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH. Die Jury begründete Ihr Urteil so: „Mit der behutsamen und moderaten Modernisierung und Instandsetzung wertet das kommunale Wohnungsunternehmen das das Erscheinungsbild eines sehr prägnanten Gebäudekomplexes am Sterndamm in Treptow/Berlin-Johannisthal aus dem Jahr 1914 deutlich auf. Die sorgfältige Ausarbeitung im Detail verstärkt die positive Wirkung der stadtteilprägenden Eckbebauung. Durch die Grundrissanpassungen und den Einbau von Aufzügen sind die Wohnungen für die Bewohner in allen Lebensphasen geeignet. Besonders positiv wirkt der Mix von Infrastrukturen wie Ärztehaus, Laden und Gewerbeeinheiten, Büros und Restaurants und Wohnungsverwaltung mit der Wohnnutzung. Die Einrichtung einer Demenz-Wohngruppe erscheint an diesem Standort als geradezu ideale Ergänzung zum Wohnungsangebot. Die erreichten energetischen Verbesserungen unter Beibehaltung der äußeren Erscheinungen sind angesichts der moderaten Baukosten beachtlich. Bauherr und Planer haben ein überzeugendes, richtungsweisendes Beispiel zum verantwortlichen Umgang mit historischer Bausubstanz gegeben. Dies ist auch deswegen v.a. anerkennenswert, weil keine denkmalpflegerischen Auflagen bestanden haben.“ Im Geschäftsjahr 2012 investierte die STADT UND LAND über 40 Millionen Euro in seine Bestände und in Bauprojekte. Auch in den nächsten Jahren stehen Investitionen in die Bestand, Bauprojekte und Neubau im Mittelpunkt der Unternehmensstrategie. Die STADT UND LAND will innerhalb der nächsten Dekade rund 1.000 neue Wohnungen in den Bezirken Neukölln und Treptow-Köpenick errichten, weitere Bauvorhaben befinden sich in Vorbereitung. Bis zum Jahr 2022 plant das städtische Unternehmen, über 500 Millionen Euro in den Ankauf und Neubau von Wohnungen zu investieren, um so wie die anderen kommunalen Wohnungsgesellschaften zu einer gewissen Entspannung des Berliner Wohnungsmarktes beizutragen. Derzeit verfügt das Unternehmen über 40.000 eigene Wohnungen im Süden, Südosten und Osten der Stadt.

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Erinnerungstafel mit einigen Bewohner im Sternplatz (heute Sterndamm 7-13) in den Jahren 1916-1923. Angebracht mit Unterstützung der STADT UND LAND Wohnbauten Gesellschaft mbH am Hauseingang Nr. 7 am 19. September 2013.

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Personenregister (1916-1937 Mieter des Häuserkomplexes Sternplatz sind mit „M“ gekennzeichnet.) Albers, W., Kaufmann 22 M Alwerdo-Verlag Werner & Co 31 M Ambrosius, C., Regierungs-Baumeister 20 M Bachem, Ober-Revisor 35 M Bachem, J., Architekt 32 M Barmer Ersatzkasse 32 M Barmer Verein Krankenkasse 34 M Baudach, E., Prokurist 22 M Bauer, Paul, Chausseeaufseher 4 Baum, B., Ober-Ing. 23 M Becker, F., Landmesser 23 M Beese Boutard, Melli, Flugzeugführerin 20, 22 M Böhm, Siegfried, Fluglehrer 20, 22 M Bolze, A., Ober-Ing. 23 M Boutard, Charles, Ing. (Ehemann von Beese-Boutard) 20, 22 M Brandenstein, Rudolf, Freiherr, Aufsichtsrat 17 Brauns, L., Kaufmann 23 M Bräutigam, J., Hauptmann 22, 23 M Brüheim, P., Bankkassierer 23 M Brunnhuber, Simon, Flugzeugführer und Fluglehrer 20, 23 M Colsmann, Wilhelm, Rittergutsbesitzer, Aufsichtsrat 17 Dannenfeld, F., Fotograf 30 Davidsohn, S., Direktor 23 M Demme, E., Architekt 32 M Deutscher Luft Loyd Gesellschaft für Luftverkehr und Fluggesellschaft Weber & Co. GmbH

23 M

Dittmar, P., Prokurist 22, 23, 32 M Donath, W., Dr. med., praktischer Arzt 32 M Erbert, U., Prokurist 32 M Fehmer, W., Zahnarzt 32 M Fliegen, Otto, Inhaber Kaffee Flugplatz ab 1930 27 M Flohr, Carl, Aufzugsbaufirma 9 Forßmann, B., Direktor 22 M Franck, A., Dr., praktischer Zahnarzt 23, 33 M Francke, H., Landgerichts-Direktor 32 M Fritze, E., Tischler 22, 23 M Fritze, Minna, Portierfrau 22 M Gemblow, W., Architekt 23 M Gielow, K., Verwaltungsassistent 33 M Gmach, Maria, Filialleiterin 32 M Goltz, Konrad, Kapitänleutnant a. D. und Marineflieger 20, 22, 23 M

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Göttler, J., Betriebsleiter 23 M Gräfe, Paul, Direktor Großdeutsche Feuerversicherung 43 Gruschka, Georg, Flugplatzinspektor und Hausverwalter 21 M Gurian, W., Ing. 23 M Hackbarth, A., Dipl. Handelslehrer 32 M Hackenberger, Willi, Fabrikbesitzer und Schriftsteller 20 M Hebmüller, F., Lebensmittel 33 M Heinrich, H., Direktor 22 M Heins, Architekt 5, 17, 18 Helbig, P., Südfrüchte 33 M Heller, W., Dr.-Ing. 22 M Helmholz, A., Fabrikdirektor 23 M Henkel, Frau Cl. 22 M Heusch, J., Regierungs-Baurat a. D. 23, 32 M Hinz, W. Vertreter 22 M Hinz, W., Direktor 22 M Hoch, O., Ingenieur 22 M Hoffmann, F., Architekt 23 M Hollunder, F., Bäckermeister, Nr. 17 33 M Hummel, G., Kaufmann 23 M Ingenol, O., Schauspieler 23 M Jakob, H., Bildberichterstatter 32 M Junkermann, Paul, Kaufmann 41, 43 Kalinke, W., Direktor 33 M Kayser, A., Gastwirt 23 M Kiepert, Rudolf, Flugzeugführer 20, 22 M Klemm, O., Ober-Ing. 23 M Klix, W., Kriminalbeamter 32 M Klockenbusch, B., Hausmeister Nr. 5 22 M Koeppel, W., Assessor, Oberstleutnant 32 M Köstler, Franziska, Stadtschulärztin 32 M Kramer, W., Gastwirt 23 M Kreisch, E., Techniker 33 M Krüger, A., Ing. 23 M Krümmna (?), M. Ing. 22 M Kuhles, M., Hausverwalter 34 Kuhn, G., Kaufmann 23 M Kupfer, W., Fabrik 23 M Lanquwiz, Th., Vertriebsleiter 22 M Lehmann, Heinrich, Dr., Kommerzienrat, Aufsaichtsrat 17 Lehmann, P., Rendant 23 M Lemp, R., Oberleutnant 22 M Linnepe, M. 33 M

Lohmann, H., Ing.

25 M

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Machem, Architekt 23 M Mackenthun, Walter, Flugzeugführer 28 Malzahn, B., Zeughauptmann a. D. 22 M Mattern, Willy, Direktor Großdeutsche Feuervers. 43 Meißner, E., Prokurist 22, 23 M Mendheim, H., Dr. Chemiker 32 M Minuth, H., Baugesellschaft mbH 33 M Müller, Arthur, Besitzer des Flugplatzes 3, 4, 5, 17, 18, 42 Neuheiten-Nutzungs GmbH 23 M Obermeyer, W., Ober-Ing. 32 M Pahl, Clara, Zigarettenladen 32 M Paul, R., Konservatorium 33 M Prüß, E., Baumeister auf dem Flugplatz 20, 23 M Quiotek, Leo, Gastwirt 30, 20 Raschke, Gustav, Flugzeugführer und Kaufmann 28 Remde, Emil, Kaufm., Inhaber „Remdes Fliegerzentrale“ 20, 22 M Riefstahl, L., Ober-Ing. 23 M Roeder, Hofmarschall Freiherr, Aufsichtsrat Terrain-AG 17 Roehrich, E., Ober-Ing. 32 M Röhling, F., Kaufmann 32 M Röhr, A., Kaufmann 32 M Romen, Ernst, Flugtechnische Werkstätten 20, 22 M Römpler, E., Ing., Lichtanlagen 23, 32 M Rühl, H., Generalvertreter 32 M Sahrmann, H., Kaufmann 30 Salzwedel, B., Frau 22 M Schäfer, F., Autofuhrwesen 32 M Schäfer, Friedrich, Flugzeugführer 20 M Schänker, W., Apotheker 22 M Schenk, M. E., Direktor 32 M Schenker, A., Bankbeamter 22 M Schiewe, K., Fleischermeister 33 M Schinke, E., Drogerie 33 M Schloemp, B., Wachtmeister 33 M Schlosser, P. Frau 32 M Schmid, F., Kaufmann 22 M Schmidt, Direktor, Aufsichtsrat Terrain-AG 17 Schmidt, R., Betriebsleiter 22 M Schöener, E., Kaffeehaus 32 M Schreyer, A., Kaufmann 32 M Schröder, R., Rechtsanwalt 23 M Schruth, Architekt 5, 17, 18

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Schuckar, P., Frisör 32 M Schüler, Max, Ing., Flugzeugführer 20 M Schulz, Anna, Gastwirtin 30, 31 Sedlmayr, Gerhard, Flugzeugführer, Unternehmer 20, 24 M Speer, H., Kassenangestellter 32 M Stiner, H., Ing. 22 M Tarrach, J., Kaufmann 22 M Tietz, H., Fräulein 22 M Tietz, H., Inhaber Kaffee Flugplatz 1917 22, 27 M Tinius, H., Dipl-Ing. 32 M Tolinski, A., Schneiderei 32 M Uebler, B., Dr. Ing. Chemiker 33 M Urban, H., Oberpostsekretär 22 M Voigt, G., Kaufmann 32 M von Betzold, H., Dr. phil. Chemiker 32 M von Haller, A., Stadtarzt 32 M von Rognes, O., Major a. D. 23 M Wahl, Karl, Fotograf 21 Wahl, Wilhelm, Inhaber Schilderfirma 31 Weißenborn, B., Fürsorgerin 32 M Werner, O., Flugleiter 20, 23, 32 M Weyen, O., Fabrikbesitzer 22 M Wiederhold, K., Porträtmaler 33 M Wilmer, Färberei 32 M Windhoff, H., Ing. 22 M Wirsching, E., Spediteur 32 M Wißmann, E., Dr. med. Fachärztin 32 M Wolf, H. E., Ohrenarzt 33 M

Quellen Bauaktenarchiv Bezirksamt Treptow-Köpenick, 2. Band I-III, Datierung 1914-1995 Berliner Adressbücher Joachim Rahn, Johannisthal Museum Treptow Sebastian Panwitz, Johannisthal Torsten Ulrich, Johannisthal

Literatur 180 Jahre Johannisthal, Programmheft Arthur Müller-Ein jüdisches Familienschicksal, prorietas-verlag 2000 Dokumentenreihe zum Flugplatz Johannisthal 1909-1914, Heft 1, 12 und 27 Johannisthal in Berlin, Förderverein Museum Treptow e.V. 2003

Page 59: Inhaltsverzeichnis - Flugplatz Johannisthal 23_sternplatz.pdf · und Grundstückbesitzer die Geschichten, ... Parzelle 1 und 3 am ... Direktoren, Ärzte, Beamte und Ingenieure

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Zeitungen und Periodika Die Woche, Nr. 39 vom 30. September 1933 Der Flieger, Heft Nr. 10 vom Oktober 1951 Mieter-Journal der STADT UND LAND Wohnbauten mbH, März 2011

Bildnachweis Die Fotoquellen sind in den Fußnoten vermerkt. Ist das nicht der Fall, so befinden

sich die Fotos in der Sammlung von Alexander Kauther.