informationstechnologie in den achtziger jahren, das büro der zukunft

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- r P 1 1 . Walter Lonneker 18 1nformationstechnolog;ie in den U achtziger Jahren, das Buro der Zukunft Eine Bestandsaufnahme der Komponenten des Biiros der Zukunft mui3 auf der Benutzer- ebene ansetzen. Dies bedeutet jedoch nicht, dai3 ausschliei3lich die Sachbearbeiter-Platze der achtziger Jahre einbezogen, sondern ebenso die der Fach- und Fiihrungskrafte, al- so des Managements, beriicksichtigt werden. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil dieser Personalkreis einen erweiterten Informa- tionsbedarf hat: mit zunehmender Hierarchie nimmt die Bedeutung der strukturierten, re- gelmai3igen Informationen ab. Dieser Bedarf ist gedeckt. Dagegen gewinnen ad-hoc Infor- mationen und Informationen von aui3en (zum Beispiel aus Markt-Datenbanken) an Bedeutung. Eine grobe Unterteilung der Arbeitsplatze kann erfolgen in: Sprachkommunikation, Bildkommunikation, Textkommunikation und Datenkommunikation (Abbildung 1). Im Rahmen der Sprachkommunikation hat das Telefon heute noch Vorrang vor allen an- deren Formen. In den nachsten Jahren ist hier eine Erweiterung um das Bildfernspre- chen zu erwarten, also eine Integration der Bild- und Sprachkommunikation. Bereits venvirklicht ist die Integration von Daten- und Sprachkommunikation. Unabhangig von diesen Integrationsbemiihungen wird das Telefon - allerdings mit erweiterten Moglichkeiten - auch in Zukunft seinen fe- sten Platz in den Biiros haben. Wie die neueste internationale Fernsprech- statistik ausweist, gab es am 1. Januar 1980 weltweit 482 Millionen an das offentliche Fernsprechnetz angeschlossene Telefonappa- rate (6 Prozent mehr als im Vorjahr). Die meisten Telefone, namlich 176 Millionen, stehen in den USA, 27 Millionen in der Bun- desrepublik Deutschland. Trotz der groBen Verbreitung des Telefons entfielen - nach ei- ner Untersuchung des Ifo-Instituts - im Jah- re 1977 lediglich 0,37 Prozent der Gesamtko- sten der bundesdeutschen Industrie auf Post- und Fernmeldegebiihren. Damit gehort das Abb. 1. Formen der Telekommunikation und die dazugehorigen Dienste. Rechts: Abb. 2. Das Biiro als Einsatzgebiet fur die elektronische Korrespondenz (Quelle: Sie- mens data report). Pharmazie in unserer Zeit / 13. Jahrg. 1984 1 Nr. 1 0048-3664/84/0101-0018 $ 02.10/0 0 Verlag Chemie GmbH, 0-6940 Weinheim, 1984

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Page 1: Informationstechnologie in den achtziger Jahren, das Büro der Zukunft

- r P 1 1 . Walter Lonneker

18

1nformationstechnolog;ie in den U

achtziger Jahren, das Buro der Zukunft

Eine Bestandsaufnahme der Komponenten des Biiros der Zukunft mui3 auf der Benutzer- ebene ansetzen. Dies bedeutet jedoch nicht, dai3 ausschliei3lich die Sachbearbeiter-Platze der achtziger Jahre einbezogen, sondern ebenso die der Fach- und Fiihrungskrafte, al- so des Managements, beriicksichtigt werden. Dies ist deshalb von Bedeutung, weil dieser Personalkreis einen erweiterten Informa- tionsbedarf hat: mit zunehmender Hierarchie nimmt die Bedeutung der strukturierten, re- gelmai3igen Informationen ab. Dieser Bedarf ist gedeckt. Dagegen gewinnen ad-hoc Infor- mationen und Informationen von aui3en (zum Beispiel aus Markt-Datenbanken) an Bedeutung.

Eine grobe Unterteilung der Arbeitsplatze kann erfolgen in: Sprachkommunikation, Bildkommunikation, Textkommunikation und Datenkommunikation (Abbildung 1). Im Rahmen der Sprachkommunikation hat das Telefon heute noch Vorrang vor allen an- deren Formen. In den nachsten Jahren ist hier eine Erweiterung um das Bildfernspre- chen zu erwarten, also eine Integration der Bild- und Sprachkommunikation. Bereits venvirklicht ist die Integration von Daten- und Sprachkommunikation. Unabhangig von diesen Integrationsbemiihungen wird das Telefon - allerdings mit erweiterten Moglichkeiten - auch in Zukunft seinen fe- sten Platz in den Biiros haben.

Wie die neueste internationale Fernsprech- statistik ausweist, gab es am 1 . Januar 1980 weltweit 482 Millionen an das offentliche Fernsprechnetz angeschlossene Telefonappa- rate (6 Prozent mehr als im Vorjahr). Die meisten Telefone, namlich 176 Millionen, stehen in den USA, 27 Millionen in der Bun- desrepublik Deutschland. Trotz der groBen Verbreitung des Telefons entfielen - nach ei- ner Untersuchung des Ifo-Instituts - im Jah- re 1977 lediglich 0,37 Prozent der Gesamtko- sten der bundesdeutschen Industrie auf Post- und Fernmeldegebiihren. Damit gehort das

Abb. 1. Formen der Telekommunikation und die dazugehorigen Dienste.

Rechts: Abb. 2. Das Biiro als Einsatzgebiet fur die elektronische Korrespondenz (Quelle: Sie- mens data report).

Pharmazie in unserer Zeit / 13. Jahrg. 1984 1 Nr. 1 0048-3664/84/0101-0018 $ 02.10/0 0 Verlag Chemie GmbH, 0-6940 Weinheim, 1984

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Telefon nach wie vor zu den preiswertesten und einfach zu bedienenden Kommunika- tionsmoglichkeiten.

Neue Moglichkeiten der Sprach- kommunikation

Wachsendes Kommunikationsbediirfnis der Anwender zusammen rnit dem technischen Fortschritt liei3en neue Leistungsmerkmale bei Fernsprechnebenstellen-Anlagen entste- hen. Ein Beispiel dafur sind die seit gut einem Jahr angebotenen elektronischen, mikropro- zessorgesteuerten und speicherprogrammier- ten Nebenstellenanlagen, die erheblich mehr Telefonleistung bieten als friihere Anlagen. Eine Fernsprech-Nebenstellenanlage in ei- nem Unternehmen ist ein eindimensionales "inhouse" Kommunikationsnetz. Im Vor- dergrund des Interesses stehen heute vor al- lem Losungen zum Verbessern des Wahlvor- gangs selbst. Mit der standig wachsenden Teilnehmerzahl im weltweiten Fernsprech- netz werden auch die Telefonnummern im- mer linger, vor allem bei Ferngesprachen ins Ausland.

Untersuchungen zeigen ferner, dai3 rund 30 Prozent der gewiinschten Teilnehmer nicht mit dem ersten Wahlvorgang erreicht wer- den, weil der gewiinschte Anschlui3 besetzt oder der Telefonpartner nicht erreichbar ist. Hinzu kommen die Falle, wo man sich - un- bemerkt - verwahlt hat. In diesen Fallen bie- tet sich die neue Funktion der ,,Wahlwieder- holung" an. Damit kann die Rufnummer, bei der das Gesprach nicht zustande kam, durch einen Tastendruck gespeichert werden. Auf erneuten Tastendruck hin wahlt die Anlage -

auch lange Rufnummern - automatisch wie- der an. Neben der Wahlwiederholung bietet sich durch die sogenannte ,,Kurzwahl" eine weitere Moglichkeit zur Kosteneinsparung: Das Prinzip der Kurzwahl besteht darin, dai3 Rufnummern haufig benotigter Gesprachs- partner zentral in der Telefonanlage gespei- chert werden. An Stelle zum Beispiel einer zehnstelligen Rufnummer braucht der Teil- nehmer jetzt nur noch eine Kurzrufnummer (drei oder vier Ziffern) zu wahlen. Diese mi- kroprozessorgesteuerten Nebenstellenanla- gen verfiigen daruber hinaus iiber weitere Funktionen, so beispielsweise Anrufumlei- tungen oder Riickruf. Damit lassen sich er- hebliche Zeit- und Kosteneinsparungen reali- sieren. Ebenso wie bei der Sprachkommuni- kation ergeben sich auch im Bereich der Bild- kommunikation ("Image Processing") neue Moglichkeiten fur das Biiro.

Bildkommunikation mit grofler Zukunft

Nachrichten lassen sich auf verschiedene Weise zwischen zwei voneinander entfernten Partnern austauschen. Die schnellste Mog- lichkeit, Schriften und Graphik zu transpor- tieren, bietet die Faksimiletechnik (Fernko- pieren). Innerhalb einer Minute ist die Nach- richt beim Partner auf dem Tisch. Nach der Obertragungsdauer unterscheidet man drei Gruppen (nach CCITT) von Fernkopierge- raten (Abbildung 3), Gruppe 1 mit einer Obertragungsdauer von sechs Minuten, Gruppe 2 von drei Minuten und Gruppe 3 von einer Minute. Ein wichtiger Vorteil des Fernkopierens ist, dai3 Eingabefehler ausge- schlossen sind. Die Ubertragungskosten richten sich nach den Fernsprechgebuhren,

da das Fernsprechnetz benutzt wird.

Das Format der zu ubertragenden Doku- mente ist DIN-A 4 oder kleiner. Im Ver- gleich zum Biirofernschreiben ist festzustel- len, dai3 das Fernkopieren sich besonders fur solche Vorlagen eignet, die nicht durch co- dierte Textiibermittlung bewaltigt werden konnen oder die bereits in fertiger Form vor- liegen. Grundsatzlich gilt, dai3 schreibma- schinenfahige Texte eher fur das Burofern- schreiben (TELEX oder Teletex) geeignet sind und so billiger ubertragen werden kon- nen, wahrend fur alle Vorlagen mit Bildcha- rakter oder handschriftlichen Notizen das Fernkopieren die bevorzugte Telekonimuni- kationsform darstellte.

Das Fernkopieren dient also nicht als Substi- tut fur die Schriftguterstellung, sondern nur fur den Ubermittlungsvorgang. Bis zum Jah- re 1985 wird in der Bundesrepublik Deutsch- land rnit dem Einsatz von etwa 175 000 Fern- kopiergeraten gerechnet (im Vergleich: im Jahre 1977 waren erst 3000 Gerate im Ein- satz). Dem Fernkopieren wird allgemein - nach dem Biirofernschreiben - fur das Jahr 1985 der groi3te Anteil bei der Obertragung von Briefpost auf elektronischem Wege vor- ausgesagt. Damit wird das Fernkopieren zu einem wichtigen Faktor im Rahmen des "Electronic Mail". Zur Zeit gibt es Fernko- pierer sowohl mit manueller als auch mit teil- automatischer Betriebsweise (automatischer Empfang).

Textkommunikation auf dem Vormarsch

Unter Textkommunikation werden heute vor

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allem das Biirofernschreiben (Teletex), das Fernschreiben (Telex), der Bildschirmtext und auch das bereits unter ,,Bildkommunika- tion" geschilderte Fernkopieren verstanden. Zu den Kommunikationsformen der Zukunft gehoren in erster Linie das Biirofernschrei- ben und der Bildschirmtext; auflerdem ist die Textverarbeitung zu erwahnen. Die verschie- denen Verfahren gehen zusammen aus Abbil- dung 2 hervor. Teilweise iiberlappen sich die Funktionen der einzelnen Gerate, so bei- spielsweise Telex, Teletex und Textsystem.

Den Teletex-Dienst der Deutschen Bundes- post gibt es seit 1981. Ausgangspunkt fur Te- letex war, daR Informationen kunftig noch schneller und umfassender zuganglich ge- macht werden miissen und die Obermittlung des geschriebenen Wortes auch in Zukunft eine erhebliche Bedeutung haben wird. Der Teletex-Dienst baut auf der international standardisierten Obermittlung von Texten auf, ist jedoch nicht - wie der Fernschreiber - an einen festen Zeichenvorrat, das Papier- format oder die Schreibweise gebunden. Te- letex ermoglicht die Obertragung aller Zei- chen (insgesamt 310) der Sprachen mit latei- nischen Schriftzeichen einschlieClich GroB- und Kleinschreibung.

Wesentliches Merkmal ist, da8 der Or t der Textentstehung - also der Schreibarbeitsplatz im Biiro - gleichzeitig die Stelle fur Obertra- gungen an andere Teilnehmer des Teletex- Dienstes ist. Dariiber hinaus kann das gleiche Gerat (Abbildung 4) auch ankommende Nachrichten empfangen. Der Anwender er- halt somit drei Gerate in einer Anlage: eine (Speicher-) Schreibmaschine, ferner das Te-

letex-Endgerat (zum Empfang von Nach- richten) und einen Fernschreiber. Damit wird die Bedeutung der bisherigen TELEX- Gerate abnehmen. Auch ein Vergleich der Ubertragungszeiten verdeutlicht die Uberle- genheit von Teletex: Wahrend die Obertra- gung einer vollen DIN-A 4 Seite per TELEX noch etwa 9 Minuten dauert, werden per Te- letex dafur nur rund 10 Sekunden benotigt.

Zusammenarbeit mit anderen Technologien

Von den derzeit 36,4 Millionen Briefsendun- gen, die in der Bundesrepublik taglich ver- sendet werden, sind rund 20 Millionen Briefe geeignet, elektronisch iibermittelt zu wer- den. Daraus folgert die Bundespost, dafl noch in den achtziger Jahren mehr als ~ 0 0 0 0 0 Teletex-Maschinen in Betrieb sein werden. Hervorzuheben ist, daB Teletex mit allen TELEX-Geraten kommunizieren kann. Au- flerdem beraten internationale Gremien, so das CCITT (ComitC Consultatif Internatio- nal TClCgraphique et TCICphonique), iiber Art und Umfang der Zusammenarbeit mit dem Bildschirmtext. Auch an eine Mitbenut- zung kiinftiger Faksimiletechniken bei Tele- tex ist gedacht. Allerdings ist der gemischte Betriebsmodus fur diese Verfahren zur Zeit noch nicht realisiert.

Teletex wird im Biiro der Zukunft auch mit Bildschirmtext, mit Datenbanken und mit der erwahnten Faksimiletechnik zusammen- arbeiten konnen. Der Bildschirmtext wird dabei nicht nur privat, sondern gerade auch im Biiro eine besondere Rolle spielen. Vom Arbeitsplatz aus erhalt man uber die normale

Telefonleitung Zugang zu vielfaltigen Infor- mationen und kann Datenverarbeitungsanla- gen (Datenbanken) nutzen. Bildschirmtext ist nicht zu verwechseln mit ,,Videotext", ei- nem Informationsdienst ausschliefllich der Fernsehanstalten fur uberwiegend interne In- formationen.

Die moglichen Anwendungen sind deshalb so vielfaltig, weil es fur das technische Sy- stem gleichgiiltig ist, ob der Saldo des Giro- kontos, die Aktiennotierungen oder die Nachrichten abgefragt werden. Aufler sol- chen Abfragen wird es auf breiter Front moglich sein, beispielsweise Katalog- oder Prospektbestellungen, Terminvereinbarun- gen, personliche Mitteilungen oder Ge- schaftsbriefe abzusenden. Noch vielfaltiger sind die Nutzungsmoglichkeiten, wenn man durch Bildschirmtext direkt mit der Daten- verarbeitungsanlage eines Informationsan- bieters verbunden ist. Bildschirmtext wird derzeit in zwei Groflversuchen in Berlin und Dusseldorf erprobt.

Integration von Text u n d Bild

Ein anderes Beispiel verdeutlicht die Vereini- gung von Text und Bild (Abbildung 5). Das Foto zeigt eine Text-Bild-Arbeitsplatzstation mit faksimilekompatibler Bilddarstellung. Der bei diesem Hersteller heranreifende rechnerunterstiitzte Biiroarbeitsplatz dient zur Erfassung, Bearbeitung, Speicherung so- wie Wiedergabe und Obertragung von kom- binierten Text-Bild-Dokumenten. Bildantei- le sind beispielsweise Firmenzeichen und Unterschriften sowie Liniengrafiken in For- mularen, Briefvordrucken, Berichten und

Abb. 3. Schriftstiicke, Zeichnungen, Bilder eilen durch das Telefonnetz in drei bzw. zwei Minuten pro DIN-A4-Seite von Buro zu Buro - gesendet und empfangen - mit dem kostengunstigen, kompakten SEL- Fernkopierer ITT 3510. Das Gerat ist nach CCITT Gruppe 2 weltweit kompatibel und fur den Telefaxdienst der Deutschen Bun- despost zugelassen. Foto: SEL.

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Zeitschriftenkopien. Der (experimentelle) Arbeitsplatz besteht zur Zeit aus einem Rechner, Plattempeicher, F;aksimileabtaster, Drucker, Tastatur sowie einem Bedienbild- schirm (zur Funktionsauswahl) und einem Ganzseiten-Dokumentbildschirm.

Nach der Sprach-, Bild- und Textkommuni- kation ist als weiterer wichtiger Bereich auch die Datenkommunikation zu nennen. Die Elektronische Datenverarbeitung durch- dringt alle Bereiche unseres Lebens. In Wirt- schaft, Wissenschaft und medizinischer Pra- xis hat sie langst ihren festen Platz. Da der Ort , an dem Informationen benotigt werden bzw. die Grunddaten anfallen, haufig vom Ort der Verarbeitung entfernt ist, komrnt dem Datentransport und der dafur benotig- ten Zeit groge Bedeutung zu. Damit erhalten

Fernmeldewege, auf denen die Datenkom- munikation durchgefuhrt werden kann, er- hebliche Relevanz. Dem Anwender stehen unter der Bezeichnung ,,Dateldienste" (Ab- bildung 1) verschiedene Moglichkeiten zur Auswahl.

Die Dateldienste der Deutschen Bundespost bieten ein differenziertes Angebot fur unter- schiedliche betriebliche Anforderungen der Datenfernverarbeitung. Fur die Datenuber- tragung stehen alle offentlichen Netze der Bundespost zur Verfiigung: Dienstleistungen im Fernsprech- und TELEX-Netz ebenso wie leitungsvermittelte und paketvermittelte Datexdienstleistungen und Direktrufverbin- dungen. Die Dateniibertragung irn Fern- sprechwahlnetz wird mit Hilfe posteigener Zusatzeinrichtungen zur Obertragung von

Daten (sogenannten ,,Modems") durchge- fuhrt. Damit ist eine wesentliche Vorausset- zung fur weltweiten Datenaustausch und in- ternationale Datenkornrnunikation gegeben.

Datenkommunikation mit 48 000 Bit p ro Sekunde

Mit einer Datenendeinrichtung, zum Beispiel einem Terminal, ferner einem Modem und einem Telefon kommunizieren beispielsweise viele Apotheken - iiber das Fernsprechnetz - rnit ihrern Groghandler. Auch das TELEX- Netz ist als digitales Netz fur die Dateniiber- tragung geeignet. Da die Leistungsmerkmale des TELEX-Netzes jedoch nicht den Wunsch der Anwender vor allem nach hohe- ren Geschwindigkeiten erfullen konnen, wurde von der Deutschen Bundespost bereits

Abb. 4. Das elektronische Textverarbei- tungssystem TES 401 von Olivetti ist als kompletter Arbeitsplatz konzipiert: die Tastatur, das Zeilendisplay zur Sichtkon- trolle, der externe Speicher und der Typen- raddrucker mit vier Schaltschritten und einer Schreibgeschwindigkeit vori 55 Zei- chen pro Sekunde.

Abb. 5. Die von Siemens in Hannover vor- gestellte ,,Experimentelle Text-Bild-Ar- beitsplatzstation mit faksirnilekompatibler Bilddarstellung": Rechts der Ganzseiten- Dokumentbildschirm, links der Bedienbild- schirm, vorne die alphanumerische Tasta- tur . Siemens-Pressebild.

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1967 der Datexdienst als neue digitale Daten- ubertragungsmoglichkeit bereitgestellt. An das Datexnetz lassen sich uber eine genormte Schnittstelle die verschiedensten privaten Da- tenendeinrichtungen anschliegen.

Das Datexnetz ist in allen international empfohlenen Geschwindigkeitsklassen zwi- schen 50 und 48 000 Bit pro Sekunde voll du- plexfahig, d. h. es kann gleichzeitig senden und empfangen. Im Rahmen des Datexdien- stes rnit Leistungsvermittlung (DATEX-L) werden Obertragungsgeschwindigkeiten bis 9600 Bit pro Sekunde erreicht; der neue Da- texdienst mit Paketvermittlung 1aGt Obertra- gungsgeschwindigkeiten bis 48 000 Bit pro Sekunde zu. Der DATEX-P-Dienst kann unmittelbar uber Hauptanschlusse oder mit- telbar durch den Zugang uber andere offent- liche Fernmeldenetze in Anspruch genom- men werden. DATEX-P zeichnet sich durch eine verkehrsmengenorientierte Gebuhren- struktur sowie durch eine genaue, angepai3te Tarifierung (besonders fur kurze Ubertra- gungszeiten) aus.

Da die Datex-P-Verbindungsgebuhren nicht entfernungsabhangig sind, hat der Anwender - unter dem Gesichtspunkt der Fernmeldege- buhren - Planungsfreiheit bei der Standort- wahl fur dezentrale Datenstationen und fur das EDV-System. D a m ein Beispiel: Bei ei- ner Datenbank-Recherche von dreii3ig Minu- ten Dauer mit etwa 7500 ubertragenen Zei- chen ist eine Gebuhr von rund 0,75 D M an die Post zu entrichten. Diese Gebuhr kann unter Berucksichtigung einer mengenabhan- gigen Gebuhrenstaffel bis auf 0,50 D M sin- ken. In der Bundesrepublik gibt es insgesamt 17 Vermittlungsstellen; diese sind so ausge- legt, dai3 ausreichende Leistungsreserven auch fur Spitzenbelastungen bestehen.

Infrastruktur der Komrnunikation

Neben den offentlichen Wahlnetzen gibt es zudem das ,,offentliche Direktrufnetz fur die Ubertragung digitaler Nachrichten". Dies ist ein offentliches Netz aus festgeschalteten Verbindungen, d . h. zwei Hauptanschlusse fur Direktruf (HfD) werden fest miteinander verbunden. Eine Direktrufverbindung ist so- rnit eine Standverbindung (im Gegensatz zu nur zeitweise in Anspruch genommenen ,,Wahlverbindungen" im Datex-Dienst). Zu- sammenfassend ergibt sich, dai3 sich ein An- wender aus den verschiedenen zur Verfugung stehenden Moglichkeiten ein seiner Applika- tion entsprechendes Verfahren auswahlen

kann. Die Verbindung zwischen geografisch entfernt aufgestellten Datensystemen ist technisch kein Problem mehr.

Fur die Zukunft kommt es darauf an, die ge- botenen Moglichkeiten der Sprach-, Bild-, Text- und Datenkommunikation intensiver als bisher zu nutzen, damit die Produktivi- tats-Ruckstande im Buro abgebaut werden konnen. Weiter wird es wichtig sein, neue technologische Errungenschaften rasch in einsetzbare Verfahren umzusetzen. Es ist ab- zusehen, dai3 die kommenden Jahre eine Ful- le von Neuerungen bringen werden. Dabei wird es allerdings nicht um grundsatzliche Innovationen gehen, sondern mehr um die Integration bestehender Verfahren zu Anla- gen groi3erer Effektivitat rnit dem Ziel, die Leistungsfahigkeit der Buros zu heben.

U m dieses Ziel zu erreichen, namlich Ver- waltung flexibler, produktiver und effektiver zu machen, bedarf es zusatzlicher Verfahren, die Kommunikation der im Buro eingesetz- ten Gerate zu steuern und zu uberwachen. Gemeint sind sogenannte ,,Inhouse-Netze" (Lokale Netze), die sowohl eine Kommuni- kation unterschiedlicher Gerate in einem Un- ternehmen als auch die Kommunikation zwi- schen zwei oder mehreren lokalen Netzen er- moglichen. Mit dem Problemkreis lokaler Netze tritt eine Vielzahl von Fragen auf, die gegenwartig in der Burokommunikation dis- kutiert werden.

,Inhouse-Netze"

Fur die Realisation der vielseitigen Aufgaben des Buros, Telefonieren, Diktieren, Briefe schreiben, Texte erfassen, verarbeiten, ver- vielfaltigen und verteilen, Dokumente uber- mitteln, Rechnen, Daten erfassen und verar- beiten, Archivieren, sind die Entwicklung lo- kaler Netze und deren Einsatz in der Buro- kommunikation unerlai3lich. Mittelfristig heifit das: Integration der heute noch vorhan- denen Insellosungen, weg vom Taylorismus und von zentralistischen Automatisierungs- formen wie Schreibpools und Fernschreib- zentralen. Endstufe der Entwicklung konnte ein multifunktionales Terminal, eingebettet in ein lokales Netz, in dem alle Gerate mit- einander kommunizieren konnen, sein. Ziel ist es, dem Sachbearbeiter durch technologi- sche Unterstiitzung wieder Zeit und Gele- genheit zur kreativen, ganzheitlichen Fallbe- arbeitung zu geben.

Die Entwicklung dahin wird gleichwohl

nicht von revolutionarem Charakter sein; nur der schrittweise Vollzug der Verande- rungen wird die Akzeptanz der neuen Tech- nologien gewahrleisten. Lokale Netze (,,In- house Netze") werden dabei einen Meilen- stein darstellen. Wahrend hausinterne Netze in den USA bereits in Anfangen realisiert sind, befinden sie sich in der Bundesrepublik noch im Entwicklungsstadium. Etwa ein Dutzend Hersteller hat sich dieses Marktes angenommen. Der ISO-Normenausschui3 arbeitet gleichzeitig an einer Standardisierung lokaler Netze, insbesondere der Schnittstel- len .

Was ist ein lokales Netz?

Ein lokales Netz ist eine innerbetriebliche Einrichtung, mittels eines geeigneten Trans- portweges - zum Beispiel eines Koaxial- oder Glasfaserkabels - unterschiedliche Endgera- te, die in einem Buro eingesetzt werden, mit- einander zu verknupfen. Ein lokales Netz ist nichts anderes als die ,,Verkabelung" aller Gerate, die in einem Unternehmen im Rah- men der Kommunikation eingesetzt werden. Ziel ist, jedes Gerat mit allen anderen kom- munikationsfahig zu machen, damit schnelle innerbetriebliche Verbindungen hergestellt werden konnen. Die einzelnen Komponen- ten des lokalen Netzes (Endgerate) sind ma- ximal wenige Kilometer voneinander ent- fernt.

Sie befinden sich alle in einem einzigen Ge- baude oder auf einem abgegrenzten Gelande, etwa einem Unternehmen mit mehreren Fa- brikationsstatten und Lagerhausern. Die be- notigte Datenubertragungsrate liegt zwi- schen 100 kbit/s und 10 Mbit/s. Neben dem Transportweg, dem Kabel, besteht das lokale Netz in der Regel aus AnschluR-Konnekto- ren und Schnittstellen. Anschlui3-Konnekto- ren haben die Funktion von ,,Steckdosen": an diesen Stellen konnen Gerate an das Netz angeschlossen werden. Bei einigen der heute bekannten Verfahren haben die Anschlui3- Konnektoren auch die Funktion eines Lei- tungsverstarkers (bei groi3eren Distanzen zwischen zwei Endgeraten).

Bei den Schnittstellen (,,Interface-Einhei- ten") handelt es sich normalerweise um Pro- zessoren, also kleine Rechner, die eine ,,Pfortner- und Weichen-Funktion" im Netz ubernehmen. Ziel ist es nun, an diese Schnitt- stellen unterschiedliche Gerate (Computer, Textsysteme, Teletex-Gerate, Fernkopierer und Gerate zur Sprachkommunikation) an-

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zuschlieflen, zwecks optirnaler, effektiver und leistungsfahiger Biiroarbeit und -kom- munikation. Die gegenwartig angebotenen Verfahren unterscheiden sich allerdings zum Teil erheblich sowohl in bezug auf die Inte- gration unterschiedlicher Gerate als auch hinsichtlich der Konfigurierbarkeit.

Systeme, Verfahren und Komponenten

Fur den burointernen Bereich ergibt sich eine starke Konkurrenzsituation in der Ent- wicklung von Systemlosungen. So versuchen die Hersteller von Fernmeldenebenstellenan- lagen, aus der Erfahrung der Sprachkommu- nikation heraus das Problem zu losen. Dabei werden die Bereiche Sprach-, Text- sowie Datenkommunikation integriert. Auf der an- deren Seite kommen die Hersteller von Da- tenverarbeitungsanlagen und Buromaschinen und versuchen ihrerseits, die Bereiche Text-, Bild- und Datenkommunikation zu integrie- ren. Andere Hersteller beschranken sich auf einzelne Kornmunikationsarten.

Uberdies wollen die in einem lokalen Netz zusammengeschlossenen Rechner und Statio- nen nicht nur untereinander kommunizieren, sondern gelegentlich auch Daten mit Rech- nern und Stationen in anderen offentlichen oder privaten Datennetzen austauschen. U m zur Steigerung der Produktivitat im Unter- nehmen beizutragen, mufl der Endbenutzer an einem multifunktionalen Arbeitsplatz in die Lage versetzt werden, neben anderen Funktionen im Unternehmen auch mit Kun- den, Lieferanten und externen Institutionen zu kommunizieren. Daraus resultiert die Forderung nach Offnung der lokalen Netze.

Dazu verwendet man spezielle Obergangs- kornponenten, sogenannte "Gateways", die wie Rechner an ein lokales Netz angeschlos- sen werden und in denen die Anpassungs- funktionen an die anderen Netze realisiert sind. Durch die Verbindung von lokalen rnit anderen offentlichen oder privaten Datennet- zen 1aBt sich auch eine Verbindung zwischen zwei lokalen Netzen herstellen. Gegenwartig werden lokale Netze von XEROX, AEG- Telefunken, Nixdorf, Wang, Siemens, IBM, Inforex, Datapoint und anderen angeboten. Nach einer Untersuchung der ComCorp of California, eines Marktforschungsinstituts, umfaflt die Anbieterliste in den USA bereits zwischen 40 und 50 Hersteller. Einige Ver- fahren sollen kurz vorgestellt werden.

ETHERNET - Das lokale Netzwerk von Xerox

ETHERNET ist ein auf Basis eines Koaxial- kabels arbeitendes Kommunikationssystem zum Transport von digitalisierten Datenpa- keten zwischen lokal verteilten, intelligenten Datenstationen. Das Verfahren kommt ohne Zentralcornputer aus. Jede angeschlossene Station und jeder Benutzer hat die gleiche Chance und Moglichkeit des Zugriffs. Die Zugriffskoordination zu den Nachrichten- paketen ist auf gleichrangige Sende- und Empfangsstationen (Transceiver) mit einer kontrollierten Eigenstandigkeit verteilt. Ins- gesamt konnen bis zu 1024 Teilnehmer-Sta- tionen in einern einzigen Netz verbunden werden (Abbildung 6).

Der Transceiver, installiert zwischen dem Koaxialkabel als Transportmedium und der

intelligenten Datenstation, iiberpriift vor dem Sendebeginn den Ubertragungsweg auf eine bereits bestehende Ubertragung und verzogert das Senden gegebenenfalls. Die Schaltung und Steuerung der Pakete zu den Bestimmungsorten wird durch ein Paketer- kennungsverfahren in den Transceivern ge- wahrleistet, wobei ein Paket von einer, meh- reren oder allen angeschlossenen Stationen empfangen werden kann. Die Ubertragungs- geschwindigkeit liegt bei 10 Millionen Bit pro Sekunde. Das Koaxialkabel (maximale Entfernung) kann eine Lange von 2 500 Me- ter haben.

ETHERNET gilt als ein offenes Netz, das auch den Anschluf3 von Geraten anderer Hersteller erlaubt. Es ermoglicht - iiber Stand- und Wahlleitungen - die Verbindung zu externen Netzen gleichen Typs. Hervor- zuheben ist, dai3 auch die Sprachkommuni- kation moglich ist. Allerdings kann es bei ho- her Belastung des Obertragungsmediums zu Verzogerungen bei der Obertragung von Sprachpaketen und damit zu Verzerrungen kommen. Eine groBere Fernsprechnebenstel- lenanlage kann das lokale Netz nicht erset- zen. ETHERNET wird zur Zeit von Digital Equipment, Intel, Triumph/Adler, Nixdorf und AEG-Telefunken unterstiitzt.

ULTRANET-Rechnernetz von Inforex

Das lokale Netz von Inforex, ULTRANET, ist rechnerorientiert und basiert auf dem Zusarnmenwirken von Anwendungsrechner, Verbundrechner und Dateirechnern. Grund- lage bildet ein maximal 6500 Meter langes Koaxialkabel, an das bis zu 255 Verbund-

Abb. 6. Ethernet gestaltet den einfachen und gemeinsamen Zugriff auf alle Betriebs- mittel eines Netzwerkes.

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rechner des Systems 9000 angeschlossen wer- den konnen. Das Koaxialkabel ubernimmt den gesamten Datentransfer im Netz; die Daten werden mit einer Geschwindigkeit von 2,5 Millionen Bit pro Sekunde ubertra- gen. Jedem der am lokalen Netz teilnehmen- den Verbundrechner konnen spezifische Aufgaben zugeteilt werden. So kann ein Ver- bundrechner als Anwendungs-, Datei- oder auch als Stapelbetriebsrechner eingesetzt werden.

Die Zuordnung kann beliebig erfolgen und richtet sich vorwiegend nach den zu bewalti- genden Aufgaben des Tagesgeschaftes. Auf diese Weise lassen sich Oberkapazitaten im DV-Bereich vermeiden. Auch das Inforex- System verzichtet auf einen zentralen Grog- rechner; Haupt- und Massenspeicher werden

physisch" auf eine beliebige Anzahl von Ein- heiten (Dateirechner) verteilt. ULTRANET ermoglicht einen Mehrprogrammbetrieb auf jedem angeschlossenen Verbundrechner. Gleichzeitig besteht die Moglichkeit, ver- schiedene periphere Gerate, so auch von Fremdherstellern, an die Rechner anzuschlie- Gen, bis zu 24 Workstations an einen Rech- ner.

Jeder Verbundrechner ist mit dem Koaxial- kabel uber eine Leitungssteuereinheit ver- bunden. Diese enthalt einen eigenen Hoch- geschwindigkeitsprozessor und Puffer und

:",,physisch verteilt" bedeutet in der EDV- Fachsprache: raumlich verteilt, aber logisch verbunden.

arbeitet vollautomatisch. Dadurch steht die Speicher- und Rechnerkapazitat des Ver- bundrechners ganz der Anwendung zur Ver- fiigung. Die Leitungssteuereinheiten iiber- wachen untereinander alle Ablaufe im Netz und setzen die zu transferierenden Daten an das Koaxialkabel ab. Urn die durch die hohe Zahl von Dateizugriffen bekannte Flaschen- hals-Situation zu umgehen, werden die zen- tralen Datenbestande physisch" uber mehre- re Dateirechner verteilt, bleiben jedoch Be- standteil eines logisch zusammenhangenden Datenbestandes (ULTRANET-Abbildung 7).

Integrated Services Digital Network

Die Siemens AG gehort mit zu jenen Her- stellern, die fast das gesamte Geratespektrum der Biirokommunikation aus einer Hand an- bieten konnen. Ohne selber ein schliisselfer- tiges Konzept fur ein lokales Netz vermark- tungsreif zu besitzen, schlagt Siemens das in der Abbildung 8 dargestellte lokale Kommu- nikationssystem vor. Es handelt sich dabei um ein "Integrated Services Digital Net- work" (ISDN), mit dem die Integration aller Kommunikationsformen mit Ausnahme der Breitbandkommunikation (Bewegtbild) - moglich ist. Dieses lokale Netz ist durch fol- gende Eigenschaften gekennzeichnet:

- Alle Terminals an den Arbeitsplatzen sowie im Nahbereich zentralisierte Gerate (Druk- ker, Scanner, Datentrager) kommunizieren mit den ,,Biiro-Services" (zum Beispiel Elek- tronische Post, Ablage, Archiv) und den EDV-Anwendungen uber ISDN. Die Ver- bindungen konnen dabei sowohl intern als auch extern uber offentliche Netze sein.

Abb. 7. Anwendungsbeispiel: Inforex Sy- stem 9000 mit lokalem Netzwerk ,,Ultra- net".

Rechts : Abb. 8. Lokales Kommunikationssystem.

24 Pharmazie in unserer Zeit / 13. Jahrg. 1984 / Nr. 1

Page 8: Informationstechnologie in den achtziger Jahren, das Büro der Zukunft

- Die Adressierung jedes Arbeitsplatzes (Mitarbeiter) und des zugehorigen Nahbe- reichs-Services auf logischer Basis (Name) wird ermoglicht. Fur die schnelle Kommuni- kation von intelligenten Einrichtungen un- tereinander konnen diese Einrichtungen zu- satzlich uber ein lokales Netz nach dem ,,Buskonzept" verbunden werden.

Zusammenfassend ergibt sich vom gegenwar- tigen Angebot an lokalen Netzen ein hetero- genes Bild, gepragt auch durch die jeweiligen Hersteller-Interessen. Fur den Anwender kommt es darauf an, ein Verfahren auszu- wahlen, das einerseits offen nach innen (kompatibel) und flexibel ausbaufahig, ande- rerseits kommunikationsfahig nach aui3en (X.25) ist. Fur die Hersteller wird es darauf ankommen, neben dem Buro auch andere Anwendungsbereiche zu erkennen, beispiels- weise den Produktions- und Rechenzen- trums-Bereich. Hier kommen zum Teil an- dere Peripheriegerate zum Einsatz als im Bu- ro:

- Im Produktionsbereich sind vor allem Da- ten zu erfassen, zu verarbeiten und zu spei- chern. Auch die visuelle Beobachtung von Ablaufen sowie die Steuerung dieser Ablaufe gewinnt immer mehr an Bedeutung. Daher werden hier Systeme benotigt, die primar die Daten- und Bildkommunikation integrieren sowie den Echtzeitanforderungen genugen. Auch automatisch arbeitende Gerate - Robo- ter - werden im Produktionsbereich Forde- rungen an lokale Netze stellen.

- Im Bereich der Datenverarbeitung eines Unternehmens dienen lokale Netze dem Zu-

griff unterschiedlicher Benutzer auf zentrale Ressourcen (Rechenzentrurns-Betrieb) oder der Integration heterogener Gerate zu einem Dienstleistungskomplex. Hier besteht in er- ster Linie die Notwendigkeit, Daten unter- einander auszutauschen. Neuere Entwick- lungen in der Rechnertechnik selbst bieten durch die Anwendung lokaler Netzwerk- technologie die Moglichkeit, periphere Gera- te uber eine grogere Entfernung anzuschlie- gen (zum Beispiel HYPERchannel von Tes- data). Bei einem konsequenten Einsatz loka- ler Netze lassen sich Anschluflprobleme von Fremdperipherie weitaus besser losen als bis- her.

Ausblick

Die technologische Entwicklung ermoglicht eine Evolution im Buro mit vielfachen orga- nisatorischen, sozialen und strukturellen Auswirkungen. Es gilt, diese Zukunftsaufga- be zu erkennen und den technischen Fort- schritt zu nutzen. Mehr Effektivitat im Buro bedeutet hohere Wettbewerbsfahigkeit am Markt, denn flexible und produktive Verwal- tung ist ebenso wichtig wie schlagkraftige Verkaufsorganisation und rationelle Ferti- gung. Auf die Mitarbeiter in den Buros wer- den neue Aufgaben, die hohere Qualifikation voraussetzen, zukommen.

Die moderne Technologie der Telekommu- nikation versetzt die Mitarbeiter in die Lage, die heute noch vorherrschende Arbeitstei- lung wieder zu iiberwinden und alle Aufga- ben eines Arbeitsbereiches zusammenzufas- sen, so wie zu Beginn der Industrialisierung. Erst die Massenfertigung brachte ,,Fachleute"

fur eng begrenzte Sachgebiete hervor und schuf den Typ des ,,Fliegbandarbeiters" -

auch im Buro. Kunftig wird der ,,Generalist" wieder Vorrang haben vor dem Spezialisten. Allerdings werden dadurch auch soziale Pro- bleme entstehen, auf die unsere Wirtschaft eine Antwort finden mug.

In diesem Zusammenhang ist eine Aussage des Vorsitzenden der IG Metall, Eugen Lo- derer, interessant. Er sagte: ,,Die Entwick- lung neuer Technologien ist der einzige Weg fur unsere Wirtschaft, um im internationalen Wettbewerb langfristig bestehen zu konnen. Dabei durfen wir keine Angst haben, wenn Arbeitsplatze der Rationalisierung zum Op- fer fallen. Dafur werden an anderer Stelle neue geschaffen. Wir mussen mobiler wer- den. N u r Idioten wurden versuchen, den Fortschritt aufzuhalten. "

Dip1.-Bwt. Walter Lonneker (38) hat Be- triebswirtschaft in der Fachrichtung Organi- sation und Datenverarbeitung studiert. Anschlieflend war er dreieinhalb Jahre als wissenschaftlicher Referent in einem Wirt- schaftsinstitut tatig. Danach arbeitete er zweieinhalb Jahre als Fachberater fur Daten- verarbeitung bei der Siemens A G in Koln. Seit 1975 ist W. Lonneker journalistisch ta- tig; seit 1976 leitet er als freier EDV-Fach- journalist die ,,Redaktion fur Informatik" in Hannover. In dieser Zeit bildet die Daten- und Informationsverarbeitung in Klein- und Mittelbetrieben einen Schwerpunkt seiner publizistischen Tatigkeit.

Anschrift:

Betriebswirt Walter Lonneker, An der Beeke 35, D-3004 Isernhagen 2

Pharmazie in utiserer Zeit / 13. Jahrg. 1984 / Nr. 1 25