info · 2010. 3. 23. · info praxisteam 2·2007 3 eine neue zeit-schrift ist immer eine spannende...
TRANSCRIPT
Das Magazin für die
Arzthelferin
praxisteaminfo
rezeption: Weg mit dem Stress!
sprechstunde: Herzenssache – das DMP KHK
fragebogen: 100 tolle Preise zu gewinnen
praxisorganisation Schneller und besser?Erfahrungen mit eDMP
In Kooperation mit und
2/07
info praxisteam 2·2007 3
Eine neue Zeit-
schrift ist immer
eine spannende
Sache und natür-
lich ist die Redak-
tion dabei fast so
aufgeregt wie ein
Fußballprofi vor
dem Champions-League-Finale. Ist das
Layout gelungen, wie passt das inhalt-
liche Konzept und vor allem: Was sagen
die Leserinnen? Da freut es uns natür-
lich besonders, dass die erste Ausgabe
von so gut angekom-
men ist. Allen, die uns geschrieben
oder gemailt haben an dieser Stelle ein
herzliches Dankeschön.
Natürlich möchten wir Ihre Anre-
gungen gerne aufgreifen. Und um das
Thema etwas strukturierter anzuge-
hen, bitten wir Sie um Ihre Meinung
bei unserer großen Leserbefragung,
die Sie auf den Seiten 19 und 20 fin-
den: Wie gefällt Ihnen die Aufma-
chung, wie die Informationstiefe und
welche Themen interessieren Sie
besonders? Nutzen Sie die Chance, Ihr
Medium mit zu gestal-
ten und gewinnen Sie einen der 100
Saucoole Preise für Ihre Meinung
attraktiven Preise, die wir unter allen
Einsendern verlosen.
Ihre Meinung ist uns aber auch noch
an anderer Stelle wichtig. Zu jeder
Ausgabe möchten wir das „Thema des
Monats“ mit Ihnen im Internet disku-
tieren – dieses Mal geht es um eDMP.
Und wir möchten wissen: Welche Vari-
anten nutzen Sie, wie sind Ihre Erfah-
rungen damit, welche Tipps können
Sie Kolleginnen in anderen Praxen
geben. Wir alle wissen, dass eDMP erst
der Anfang ist und dass E-Karte und
Patientenakte folgen. Das alles hat
massiven Einfluss auf die Ausgestal-
tung Ihres Arbeitsplatzes und deshalb
auch hier meine Bitte: Sagen Sie uns
Ihre Meinung. Denn nur, wenn wir
viele Stimmen sammeln und für viele
Praxen sprechen, werden unsere Anre-
gungen auch aufgegriffen.
Jetzt aber erst einmal viel Spaß beim
Lesen und natürlich viel Glück bei
unserer Verlosung.
Ihre
Dr. Monika von Berg
Chefredakteurin
Inhalt
rezeption
4 Weg mit dem Stress
Belastende Situationen im
Praxisalltag vermeiden
6 Der Nörgler
Serie Patiententypen
sprechstunde
8 Herzenssache
DMP Koronare Herzkrankheit
praxisorganisation
11 Wahlversprechen
Was bringen die neuen
Selbstbehalttarife?
12 Schnell und einfach
Die große eDMP-Übersicht und
die Neuerungen 2008
kaffeepause
17 Team des Monats
Bewerben Sie sich
mit Ihren Kolleginnen
19 Fragebogen
Gewinnen Sie einen von
100 wertvollen Preisen
impressum
Herausgeber:
ein Verlag der Urban & Vogel GmbH, in
Kooperation mit dem AOK-Bundesverband
Verlag
MED.KOMM., Neumarkterstr. 43, 81673 München
Tel.: (089) 43 72-13 62; Fax: -13 60
Redaktion:
Dr. Monika von Berg (Chefredakteurin, v.i.S.d.P.)
Dr. Reinhard Merz (Redaktionsleitung)
Redaktion Anschrift wie Verlag
Druck:
Stürtz GmbH, Alfred-Nobel-Str. 33, 97080 Würzburg
wird als Beilage in der
Zeitschrift verschickt.
Titelbild: Tomek Wieczor
»Nutzen Sie jetzt die Chance, Ihr Medium mit zu gestalten.«
4 info praxisteam 2·2007
Belastende Situationen im Praxisalltag
Weg mit dem Stress
kalt. Wie kommt dieses unterschiedliche
Verhalten und was kann man tun, um sich
den Alltag vernünftiger zu gestalten?
Stress wird durch so genannte Stress-
reize ausgelöst. Oberflächlich gehören
der nörgelnde Patient, die mangelnde
Unterstützung durch die Kollegin, der
abgestürzte Computer in diese Kategorie.
Oft sind es aber auch ganz andere Dinge,
die uns wirklich stressen und die wir kaum
bewusst wahrnehmen – etwa die perma-
nente Überforderung durch zu hohe
Erwartungen von Arbeitgeber und Fami-
lie oder die emotionale Belas-tung durch
die Pflege eines schwerkranken Angehö-
rigen. Auf alle Stressreize reagiert unser
M orgens kurz vor acht in der Praxis:
Das Wartezimmer ist voll, das
Telefon klingelt ohne Unterbrechung und
die Kollegin steckt im Stau. Da trifft es sich
doch prima, dass gerade jetzt der Compu-
ter mal wieder abgestürzt ist. Wer kennt
solche Situationen nicht? Knapp zwei
Drittel aller Beschäftigten in Deutschland
stehen regelmäßig unter Termindruck
und natürlich ist der Zustand auch in den
Arztpraxen eher die Regel als die Ausnah-
me. Doch von jedem Menschen wird
Stress anders wahrgenommen. Was für
den einen Kollegen schon der Vorhof zur
Hölle sein kann, lässt den nächsten relativ
Körper mit eindeutigen „Symptomen“, die
wiederum fest in unseren Genen veran-
kert sind (siehe Kasten Seite 5). Einfluss
haben wir darauf keinen.
Doch die seit Jahrmillionen bewährten
Verhaltensmuster sind für unseren heu-
tigen Alltag denkbar ungeeignet. Die
moderne Informations- und Kommunika-
tionstechnologien haben den Praxisalltag
grundlegend verändert. Parallel zum
direkten Patientengespräch müssen elek-
tronische Dokumentationen erstellt,
Laborwerte abgerufen und Termine ver-
geben werden. Unter solchen „Stressbe-
dingungen“ handeln Menschen plötzlich
seltsam. Statt ein Problem durch Nach-
Stress gehört so selbstverständlich zum Praxisalltag
wie die morgendliche Sprechstunde. Und wird oft
sogar mit Argumenten wie „man muss nur wollen“
schöngeredet. Alles grober Unfug, sagen die
Experten. Stress schädigt die Gesundheit. Und
wenn er sich schon nicht immer vermeiden lässt,
sollten Sie zumindest die Folgen reduzieren.
TIPPWeitere Infos gibt Ihnen
die AOK-Broschüre
„Weniger Stress im Job“.
Bestellen Sie Ihr
Gratisexemplar unter
www.aok-gesundheitspartner.de
info praxisteam 2·2007 5
denken und Kreativität aus dem Weg zu
räumen, greifen wir auf unbewusste
Handlungsstrategien zurück. Wir konzen-
trieren uns nur noch auf das anscheinend
Nächstliegende, die Zeit wird immer
knapper und eine Kontrolle der eigenen
Arbeit fast unmöglich. Was wiederum zu
mehr Fehlern führt, für die wir verant-
wortlich sind und für die wir gerade ste-
hen müssen. Ein Teufelskreis.
Was also tun? Die wichtigste Einsicht:
Sie können Stress genau so wenig igno-
rieren, wie Sie andere unangenehme
Situationen „wegdenken“ können. Viel-
mehr müssen Sie sich aktiv damit aus-
einander setzen. Der einfachste Weg ist
es natürlich, Stress erst gar nicht auf-
kommen zu lassen. Soweit das möglich
ist, heißt das, Arbeitsabläufe so zu orga-
nisieren, dass Belastungssituationen ver-
mieden werden. Es kann also durchaus
helfen, wenn Sie Ihre Fähigkeiten im
Zeit- oder Konfliktmanagement verbes-
sern. Das ist aber, wie wir alle wissen,
eine Idealvorstellung. Denn beileibe
nicht alle „stressigen“ Arbeitssituationen
lassen sich wirklich vermeiden. Also geht
es darum, eine stressauslösende Situati-
on anders zu erleben. Der Psychologe
Manfred Oetting, der zusammen mit der
rezeption
Stress – so reagiert unser Körper
5 Tipps, die Sie sofort umsetzen können
Hektik stoppen
Schon eine kurze Ablenkung kann
helfen, aufkeimende Panikgefühle
zu unterdrücken und wieder hand-
lungsfähig zu werden. Ein wenig
Schultergymnastik oder ein Plausch
in der Kaffeeküche können das
unterstützen.
Problem zerlegen
Auf den ersten Blick sind viele
Probleme groß. Schauen Sie sich
den Problem-Berg also genauer
an und versuchen Sie, ihn in seine
Bestandteile zu zerlegen. Für
kleinere Teilprobleme lassen sich
leichter Lösungen finden.
Szenarien durchdenken
Stress hat oft etwas diffuses, nicht
greifbares. Fragen Sie sich: Was ist
das Schlimmste, das mir in dieser
Situation passieren kann? Finden
Sie sich damit ab, und dann tun
Sie alles, um es zu verhindern.
Gut vorbereiten
In Stresssituationen greifen wir
auf archaische Verhaltensweisen
zurück. Spielen Sie Handlungs-
varianten durch und legen Sie
mögliche Schritte fest.
Arbeit zurücklassen
Schaffen Sie Übergangsphasen
zwischen belastender Arbeits-
situation und Privatleben. Nutzen
Sie den Weg nach Hause zum
Musik hören, lesen oder träumen.
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AOK das Programm „Stress im Griff“ ent-
wickelt hat, sieht es so: „Es geht darum,
den Stress dort zu bekämpfen, wo er
entsteht: im Kopf. Stress wirkt nicht von
außen auf den Menschen ein, sondern
entsteht erst durch das eigene Empfin-
den. Wie ein Mensch bestimmte Situati-
onen erlebt und bewertet, entscheidet
darüber, wie belastend sie wirken.“
Wichtig ist es, diese Erkenntnis für den
Alltag umzusetzen. Probieren Sie neue
Denkmuster und Verhaltensweisen im All-
tag aus und machen Sie sich Stressfallen
bewusst. Wenn Sie erkennen, warum
Ihnen bestimmte Situationen aufs Gemüt
schlagen, können Sie in Zukunft in ver-
gleichbaren Situationen besser reagieren.
Oft entsteht Stress durch persönliche Vor-
gaben, die nur schwer erfüllt werden kön-
nen. „Wer es schafft, in vermeintlich belas-
tenden Situationen gelassen zu bleiben,
spürt keinen Stress“, so Oetting.
Einige bewährte Tipps zum Umgang mit
Stresssituationen finden Sie im Kasten
auf dieser Seite. Doch Sie können noch
mehr tun. Sport unterstützt den Körper
beim Abbau der gerade „umsonst“ freige-
setzten Energiereserven und der Aus-
tausch mit Freunden, Kollegen oder der
Familie vermittelt uns sehr positive
Gefühle. Denn in einer Sache sind sich
alle Stressforscher ausnahmsweise einig:
Gleich ob Mensch oder Nagetier – der
allergrößte Stressfaktor im Leben ist
Einsamkeit. •
Die Stressreaktion unseres Körpers ist
eigentlich ein Relikt aus der Steinzeit. Man
muss wissen: Seit einer Million Jahren
haben sich unsere Gene um weniger als
0,5 % geändert. Daher reagieren wir heute
noch so, wie es damals Sinn machte – mit
Flucht oder Angriff. Dazu werden die
Stresshormone Adrenalin und Noradrena-
lin freigesetzt, die helfen, die Zucker- und
Fettreserven des Körpers zu mobilisieren.
So wird vor allem die Muskulatur auf Leis-
tung getrimmt, gleichzeitig werden ande-
re Körperfunktionen wie die Immunab-
wehr heruntergefahren.
Vor 100.000 Jahren waren Bedrohungen
eher kurzfristig. Entweder war dann die
Flucht gelungen, oder der Wolf war satt.
Auf jeden Fall wurden die kurzfristig
mobilisierten Energiereserven auch auf-
gebraucht. Das fehlt uns heute, entspre-
chend kommt es zu einer dauerhaften
Alarmsituation, die auch als „chronischer
Stress“ bezeichnet wird. Langfristig führt
das zu funktionellen Störungen und
Erkrankungen des Immun-, Nerven- und
Herz-Kreislauf-Systems. Der beste Stress-
killer ist deshalb ausreichende Bewe-
gung.
Physiologische Reaktion des Körpers
auf Stressoren, auch Fight-and-fl ight-Syndrom
genannt. Durch Hormone vermittelte Reakti-
onen sind durch rote Pfeile gekennzeichnet,
durch Nervenleitung vermittelte blau.
WEBTIPP Was für ein Erholungstyp sind Sie?
Finden Sie die Erholungsstrategie, die
zu Ihnen passt. Im Internet unter
www.aok.de, Rubrik „Testen Sie sich“.
N och keine zwei Minuten sitzt Herr
M. im Wartezimmer, da steht er
auch schon wieder am Empfang: „Sie hat-
ten doch gesagt, es würde schnell gehen
heute morgen, und jetzt warte ich schon
wieder …“ Kein Wort, dass noch andere
Patienten warten. Sie wissen: Selbst wenn
das Wartezimmer leer ist und er sofort ins
Behandlungszimmer kommt, findet er
ein Haar in der Suppe. Schon seine Kör-
persprache verrät Distanz – vor der Brust
verschränkte Arme und hoch gezogene
Augenbrauen, dazu das offensichtlich
genervte Rollen der Augen. Das größte
Problem des Nörglers ist seine negative
Aura: Dadurch, dass er alles pessimistisch
sieht, zieht er seine Gesprächspartner oft
mit in den emotionalen Keller. Selbst
wenn er gegangen ist, bleibt ein unange-
nehmes Gefühl zurück.
Jetzt ist es zunächst einmal wichtig, dass
Sie Ihre gute Laune behalten. Das macht
es leichter, ihn mit einer Charme-Offensi-
ve zu überraschen. Lassen Sie sich keines-
falls auf einen verbalen Schlagabtausch
ein – auch wenn der Patient sich unange-
messen verhält, versuchen Sie seine Inter-
essen zu erkunden und eine gemeinsame
Lösung zu finden. Versuchen Sie dabei
Patiententypen
Der NörglerNörgler wollen keine Probleme lösen. Sie wollen
nörgeln und finden dazu immer einen Anlass.
Doch mit der richtigen Taktik können Sie auch den
Nörgler öfter mal auf Ihre Seite ziehen.
konsequent Sachebene und emotionale
Ebene zu trennen. Holen Sie nach Mög-
lichkeit also Ihren Gesprächspartner wie-
der auf die Sachebene zurück, wenn es
ins Persönliche driftet. Nörgler nutzen
gerne Themen wie Praxisgebühr oder
Zuzahlungen, um zu quengeln. Argu-
mente wie „Meine Krankenkasse hat mir
das aber anders erklärt“, sind schnell
gesagt und entbehren meistens jeder
Grundlage. Achten Sie aber unbedingt
darauf, für Ihre eigene Argumentation
nur belegbare Fakten zu verwenden.
Mitunter hilft auch ein bisschen Small-
talk, den Nörgler abzulenken. Bei praxis-
bekannten Fällen ist das in der Regel ein-
facher, weil Sie die Interessen des Gegen-
übers kennen und das Gespräch gezielt
auf dieses Thema lenken können – eine
Strategie, die oft erfolgreich ist. Ansons-
ten behandeln Sie den nörgelnden Pati-
enten zuvorkommend, ohne dafür
irgendeine Anerkennung zu erwarten.
Sie behalten so die Fäden in der Hand
und laufen nicht Gefahr, dass sich der
Patient anschließend noch beim Chef
über Sie beschwert.
Mitgefühl sorgt beim Gegenüber für
eine emotionale Bestätigung und lindert
damit sein Schreien nach Anerkennung.
In der Sache sollten Sie die Nörgeleien
aber möglichst konsequent unterbre-
chen. Besteht tatsächlich ein gewisser
Anlass zur Kritik, greifen Sie den Punkt
auf: „Es tut uns leid, dass es heute etwas
länger dauert. Wir hatten einen Notfall
und beim nächsten Mal sind Sie sicher
wieder schnell an der Reihe …“. Oft hilft
es auch, einen neuen Aspekt heraus zu
picken: „Möchten Sie lieber heute nach-
mittag noch einmal kommen? Dann ist in
der Praxis weniger los …“
Natürlich muss auch das nicht immer
zum gewünschten Erfolg führen. Und
bevor Sie die gute Laune verlieren, hilft
eine gehörige Portion Humor. Mal selbst zu
quengeln, soll bei notorischen Quenglern
schon wahre Wunder gewirkt haben. Ach-
ten Sie jedoch immer darauf, dass der Pati-
ent dabei nicht sein Gesicht verliert. •
Lösungen im Team fi nden
Versuchen Sie herauszufinden, wie
Ihre Kolleginnen über einen Patienten
denken, den Sie als auffällig empfin-
den. Nicht jeder Patient, den Sie für
schwierig halten, wirkt auch so auf
andere. Tauschen Sie sich bei Pati-
enten, die öfter in die Praxis kommen,
unbedingt mit den Kolleginnen aus –
so können Sie Ihre eigene Wahrneh-
mung relativieren und sich gleichzeitig
besser auf die Situation vorbereiten.
Grafik: Marius Pawlitza
Am Empfang müssen wir alle Pati-
enten freundlich bedienen – auch
wenn wir Ihnen liebend gerne mal die
Meinung sagen würden. In dieser
Serie geben wir Tipps zum Umgang
mit schwierigen Patienten und beson-
deren Patientengruppen.
Der Nörgler
Der Besserwisser
Der Angsthase
Kinder und Jugendliche
Ältere und Hilfsbedürftige
Bekannte des Chefs
Serie Patiententypen
rezeption
6 info praxisteam 2·2007
info praxisteam 2·2007 7
SMSen Sie sich gesundHandys machen nicht nur „süchtig“, sie
können auch therapeutisch eingesetzt
werden. Zu diesem Schluss kommt eine
Veröffentlichung der Technischen Univer-
sität Illmenau und der Uni Köln, die
unlängst in der Zeitschrift „Der Psycho-
therapeut“ veröffentlicht wurde. Was
zunächst wie ein verspäteter Aprilscherz
klingt, hat einen durchaus ernsten Hinter-
grund. Mehrere Jahre werteten die For-
scher das Schweizer „Sorgentelefon für
Kinder“ aus.
Dabei konnten sich Kinder in schwierigen
Situationen Rat per SMS holen. „Für Kinder
ist der Zugang zum Handy oftmals einfacher
und diskreter möglich als der zum Internet“,
vermuten die Autoren. Auch in anderen
Bereichen werden Mobiltelefone erfolg-
reich eingesetzt. Vom digitalen Tagebuch
über Herzschlagmessung bis hin zur psy-
chologischen Beratung über SMS ist alles
dabei. Entscheidender Vorteil des Mediums
ist es, dass „die therapeutische Begleitung
in den Alltag integriert werden kann“.
Kommt es allerdings zu akuten Krisensitua-
tionen, sollte besser aufs Telefon oder ins
persönliche Gespräch gewechselt werden.
Über Möglichkeiten und Grenzen der so
genannten „Telemedizin“ berichten wir aus-
führlich in einer der nächsten Ausgaben
von .
Rückenschmerzen sind in Deutschland
längst zur Volkskrankheit geworden.
Langes Sitzen und einseitige Belastung
sind dabei die Hautursache. Dabei ist
Abhilfe möglich: „Um die Wirbelsäule
aufzurichten und belastungsfähiger zu
machen, sind nur wenige Minuten erfor-
derlich – wenn das Training täglich
erfolgt“, meint Dr. Axel Armbrecht, Lei-
ter des Instituts „Mensch-in Bewegung“
in Eutin. So können kurze Bewegungs-
übungen in der Mittagspause kleine
Wunder bewirken. Für den Praxisalltag
taugliche Übungen finden Sie unter
Die Rückenschule für Zwischendurch
Schützt vor Rückenschmerzen:
Kurze Entspannungsübungen
während der Arbeit.
www.mensch-in-bewegung.de/club/ruecken/training/uebungen.php
Gesundheitskarte, Gesundheitsakte,
Patientenakte – wer in Gottes Namen
soll da noch den Überblick behalten?
Keine Angst – da tun sich auch andere
schwer. Bestes Beispiel: Gibt man bei
Wikipedia im Internet den Suchbegriff
„Gesundheitsakte“ ein, landet man bei
der „Patientenakte“. Und das ist offen-
sichtlich kein technischer Fehler, weil
darunter klar und deutlich steht: „wei-
tergeleitet von „Gesundheitsakte“. Dann
kommt auch die Erklärung: „Die elektro-
nische Patientenakte (EPA) stellt eine
zentrale elektronische Sammlung und
Was ist eine Gesundheitsakte?Verwaltung aller den Krankheits- und
Behandlungsverlauf eines Patienten
betreffenden Daten (Befunddaten, Diag-
nosen, Behandlungsverlauf, Behand-
lungsergebnis, zugehörige Korrespon-
denz) dar. Alles klar? Der Unterschied
zwischen einer Patientenakte und einer
Gesundheitsakte liegt einzig und allein
darin, wem die Daten gehören und wer
die Akte pflegt. Während die Patienten-
akte allein vom Arzt geführt wird,
gehört die Gesundheitsakte dem Pati-
enten – die Technik im Hintergrund ist
aber exakt die gleiche.
Weg vom Einzelkämpfer – hin zum
Erfolgsteam. Auch beim Thema Fort-
bildung kommt der Teamgedanke
merklich in Fahrt. Wie etwa beim „Tag
der Allgemeinmedizin“, den die Abtei-
lung Allgemeinmedizin der Uni Hei-
delberg mit ihrem Chef Prof. Szecsenyi
zweimal jährlich ausrichtet, zuletzt im
Mai 2007. Auch der erste Kongress des
Instituts für Hausärztliche Fortbil-
dung, der am 6. und 7. Juli in Mann-
heim stattfindet, richtet sich an das
komplette Praxisteam.
www.hausaerzteverband.de/ihf/
terminif.html
Teamwork
Full House: Der 6. Tag der Allgemein-
medizin in Heidelberg war ausgebucht.
rezeption
8 info praxisteam 2·2007
DMP Koronare Herzkrankheit (KHK)
Herzenssache
Herzkrankheit (KHK) ist eine Durchblu-
tungsstörung in den Herzkranzgefäßen.
Dadurch wird das Herz nicht mehr aus-
reichend mit lebensnotwendigem Sau-
erstoff versorgt. Das DMP Koronare
Herzkrankheit verfolgt daher vor allem
zwei spezielle Ziele:
f Vermeidung von Herzinfarkten und
der Entwicklung einer Herzinsuffizi-
enz (Herzschwäche)
A llgemeines Ziel der Disease-
Management-Programme ist die
Optimierung der Behandlung von Pati-
enten mit chronischen Erkrankungen
durch koordinierte Betreuung und struk-
turierte Behandlung. Damit soll die
Sterblichkeit gesenkt werden – aber
natürlich geht es auch darum, die
Lebensqualität der Patienten nachhaltig
zu verbessern. Ursache der Koronaren
f Vermeidung von Angina-pectoris-
Beschwerden. Angina pectoris (Brust-
enge) stellt sich ein, wenn der Herz-
muskel unter Belastung nicht mehr
ausreichend mit Sauerstoff versorgt
wird. Typische Zeichen für eine Angi-
na pectoris sind Luftnot und ein Enge-
gefühl über der Brust.
Die Koronare Herzkrankheit ist auch ein
zusätzliches typisches Risiko für Patienten
mit Diabetes mellitus. Diabetiker sind
zwei- bis viermal häufiger betroffen als
Nichtdiabetiker. Ein weiterer hoher Risi-
kofaktor für KHK ist arterieller Bluthoch-
druck, weshalb zusätzlich mitunter auch
Hypertonie-Behandlungs- und Schu-
lungsprogramme zum Einsatz kommen.
Dass daneben auch soziale und psy-
chische Faktoren bei Herzkrankheiten
eine Rolle spielen können, zeigen viele
alte Redewendungen: Kummer geht zu
Herzen und schon manch einer soll an
einem „gebrochenen Herzen“ gestorben
sein. Und das ist kein fauler Zauber: Aktu-
elle Ergebnisse belegen, dass es zwischen
psychischen Problemen und koronarer
Herzkrankheit tatsächlich einen ursäch-
lichen Zusammenhang gibt.
Neben einer guten medizinischen
Behandlung und einem reibungslosen
Zusammenwirken der verschiedenen
behandelnden Stellen ist es deshalb vor
allem eine gesundheitsgerechte Lebens-
führung des Patienten, die hilft, Angina
pectoris, einen Herzinfarkt oder einen
Wiederholungs-Infarkt zu vermeiden. Um
das zu unterstützen, werden auch im
DMP Koronare Herzkrankheit Patienten-
schulungen angeboten. Die Durchfüh-Herz-Kreislauferkrankungen gehören zu den häufigsten
in der Praxis. Ziel der Behandlung ist es, Beschwerden
zu lindern und Folgeschäden zu vermeiden. Das DMP
Koronare Herzkrankheit hilft dabei.
Zeit zu handeln: Hoher
Blutdruck gehört zu den
Risikofaktoren der KHK.
Hypertonie reduziert die
Lebenserwartung
drastisch,wie eine
amerikanische Studie
eindrucksvoll belegt hat.
info praxisteam 2·2007 9
rung der Schulungen erfordert eine
besondere Qualifikation. Entsprechende
Kurse für Ärzte, aber auch speziell für das
Praxisteam, bieten viele Landesverbände
im Deutschen Hausärzteverband an.
Vor allem bei diesen „nicht-medika-
mentösen Maßnahmen“ können Sie den
Arzt gut unterstützen. Der Lebensstil
eines Patienten hat unterschiedlich star-
ke Einflüsse auf die Entstehung und den
Verlauf der KHK. Im Mittelpunkt stehen
dabei Rauchen, Ernährung, Bewegung. Es
ist bekanntermaßen nicht einfach, kurz-
fristig Verhaltensweisen zu ändern, die
man sich in Jahrzehnten angeeignet hat.
Daher kommt dem Hausarzt die entschei-
dende Aufgabe zu, seinen Patienten hier
professionelle Hilfestellung zu geben.
Und dem Praxisteam die Aufgabe, den
Arzt dabei zu unterstützen.
Eine einfache und praktikable Bera-
tungsstrategie ist das 5A-Konzept,
benannt nach den englischen Begriffen
für die einzelnen Stufen: Die Verantwor-
tung für die 5A-Betreuung kann problem-
los zwischen Arzt und Praxisteam aufge-
teilt werden, als sinnvoll hat sich dabei
folgende Verteilung erwiesen, die wir
Ihnen hier exemplarisch am Beispiel des
Rauchens vorstellen:
f „Assess“ – das Abfragen des Status.
Die Frage nach dem aktuellen Tabak-
konsum sollte bei Rauchern zu jedem
Praxisbesuch gehören.
f „Advise“ – das Anraten aufzuhören.
Jedem Patienten sollte mindestens
einmal im Jahr klar erklärt werden,
dass sein Tabakkonsum mit seiner
Krankheit in direkter Verbindung
steht. Und dass er versuchen sollte,
mit dem Rauchen aufzuhören.
f „Agree“ – das Ansprechen der Bereit-
schaft, endlich mit dem Rauchen auf-
zuhören.
Diese ersten 3A wird der Arzt sicher beim
Gespräch mit dem Patienten thematisie-
ren. Bei den letzten beiden Punkten kann
das Praxisteam den Arzt dagegen bestens
unterstützen.
f „Assist“ – das Assistieren bei der
Umstellung. Sobald der Patient den
Wunsch äußert, jetzt tatsächlich auf-
hören zu wollen, braucht er auch Ihre
Unterstützung. Stellen Sie unterstüt-
sprechstunde
Patienten tun mehr für die Gesundheit
zende Hilfsangebote für ihn bereit.
Das können Kopien von Veröffentli-
chungen sein, Adressen von Selbst-
hilfegruppen oder Hinweise auf die
Angebote der Krankenversiche-
rungen.
f „Arrange“ – das Arrangieren der
Nachbetreuung. Ein Folgegespräch
sollte in der ersten Woche nach dem
Aufhören stattfinden. Sie dürfen den
Patienten auch ruhig bei der Termin-
vereinbarung nach dem aktuellen
Stand fragen – und ihm gegebenfalls
zum ersten Erfolg gratulieren.
Neben dem Rauchen sind Ernährung
und Bewegung die wichtigsten Punkte,
die der Patient selbst beeinflussen kann.
Informieren Sie den Patienten am bes-
ten auch hier über entsprechende
Gesundheitsangebote.
TIPPAuch für das Praxisteam sehr nützlich:
Das Hausarzt-Handbuch zum DMP
Koronare Herzkrankheit. Mehr im
Internet unter
www.hausarzt-handbuch.de/khk/
Patienten mit Koronarer Herzkrank-
heit, die an einem Disease-Manage-
ment-Programm teilnehmen, tun
mehr für ihre Gesundheit. Das ergab
eine Befragung der AOK und der
Deutschen Herzstiftung im Jahr
2006. Mehr als die Hälfte der
befragten Teilnehmer gab an, jetzt
gesünder zu essen. Rund 40 % ach-
ten auf ausreichend Bewegung und
Entspannung. 82 % verstehen die
Behandlung jetzt besser und insge-
samt 95 % der mehr als 1.000
Befragten bewerteten das Pro-
gramm insgesamt gut und wollen
auch in Zukunft daran teilnehmen.
Komplette Erhebungsbögen für die im
DMP Koronare Herzkrankheit relevanten
Themen finden Sie im Internet unter
www.info-praxisteam.de (Sprechstunde).
Sie können diese Bögen kostenlos down-
loaden und als Kopiervorlagen für die
Praxis nutzen.
Mitunter ist das Praxisteam auch gefragt,
wenn es darum geht, den Patienten bei
der Auswahl eines Spezialisten in Wohn-
ortnähe zu unterstützen. Eine Liste aller
am DMP teilnehmenden Ärzte, Spezialis-
ten und Einrichtungen (Leistungserbrin-
gerverzeichnis) erhalten Sie bei der
zuständigen KV oder bei der Kasse des
Patienten. •
10 info praxisteam 2·2007
Händehygiene ist mehr als das regel-
mäßige Händewaschen. Diese Binsen-
weisheit kommt im Rahmen des Qua-
litätsmanagements durchaus wieder
ins Spiel. Und natürlich beginnt die
richtige Handhygiene schon bei der
Einrichtung der Praxis, denn ein idea-
ler Handwaschplatz umfasst einen
Wasserhahn ohne Handbedienung
(Ellbogenbedienung oder Fotozelle)
sowie Spender für Flüssigseife und
Händedesinfektionsmittel.
Idealerweise hängt daneben noch
ein Spender für Papierhandtücher,
denn sowohl Stoffhandtücher als auch
Gebläse zum Trocknen der Hände sind
ja bekanntlich in der Arztpraxis nicht
erlaubt.
Händehygiene – ein DauerthemaSublingualeImmuntherapieDie sublinguale spezifische Immun-
therapie (SLIT) spielt in der Behand-
lung von Allergien eine zunehmende
Rolle. Wie kann die Helferin den Arzt
dabei durch einen strukturierten
Behandlungsablauf unterstützen und
wie kann sie gleichzeitig die Patienten
in dieser Phase kompetent führen?
Antworten gibt dieses Buch:
Peter Eberle, Bar-
bara Kreutzkamp
Sublinguale
Immuntherapie
Urban & Vogel,
2007 56 Seiten
ISBN 978-3-89935-
244-3
4,95 Euro
Das Routinelabor gehört zu den
Kernaufgaben des Praxisteams und
trotz aller Routine gibt es natürlich
immer wieder aktuelle Entwick-
lungen und konkrete Fragen. Ant-
worten auf viele dieser Fragen kennt
das Laborlexikon, das nach eigenen
Angaben eine „unabhängige e-Zeit-
schrift für Labormedizin“ ist. Das
Laborlexikon,das Sachverhalte prak-
tisch und kompetent erklärt, wird
von einem Labormediziner betreut,
ist herstellerneutral und aktuell.
www.laborlexikon.de
Der Handabklatsch zeigt es: Eine desinfi zierte Hand (rechts) hat deutlich weniger Keime
als eine gewaschene (Mitte) oder eine ungewaschene Hand (links). Fotos: Orochemie
Auch das „Wie“ ist wichtig. Die EN
1500 beschreibt, wie das gemacht
wird: Desinfektionsmittel in die tro-
ckenen Hände geben, zwischen den
Handflächen verteilen und beim Ein-
reiben auch den Handrücken, die Fin-
gerkuppen und den Raum zwischen
den Fingern nicht vergessen. Während
der gesamten Einreibezeit von 30
Sekunden müssen die Hände dabei
durchgehend feucht bleiben.
Mehr zum Thema „Hände richtig des-
infizieren“ finden Sie im Internet.
Unter www.info-praxisteam.de haben
wir eine Liste mit vielen Links zu wei-
terführenden Informationen für Sie
zusammen gestellt, zu finden in der
Rubrik „Sprechstunde“.
Aktuelle ImpfbroschürenImpfen ist die einfachste und effek-
tivste Maßnahme, Gesundheit zu
erhalten. Die vom Institut für hausärzt-
liche Fortbildung zertifizierte Broschü-
re „Impfmanagement für den Arzt und
die Praxismitarbeiter“ liegt jetzt in
einer aktuellen Auflage vor und
berücksichtigt die aktuellen STIKO-
Empfehlungen. Die Broschüre kann im
Internet unter www.impfen-aktuell.de
in der gewünschten Stückzahl kosten-
los bestellt werden. Ein neuer Ratge-
ber der AOK unterstützt Eltern dabei,
die richtige Impfentscheidung zu tref-
fen. Ärzten und Praxisteams liefert er
Zahlen und Argumente für die Bera-
tung der Eltern. Den möglichen Risiken
und Nebenwirkungen einer Impfung
werden Komplikationen bei Masern,
Mumps und Röteln gegenüber
gestellt. Der Ratgeber ist abrufbar
unter www.aok-gesundheitspartner.
de (auf „info praxisteam“ klicken).
Kostenloses Laborlexikon im Internet
Kennt Antworten auf viele Fragen rund
ums Labor und angrenzende Themenge-
biete: das Laborlexikon im Internet
sprechstunde
info praxisteam 2·2007 11
Zusammengefasst in vier Punkten
gibt es für Versicherte folgende
neue Rechte und Pflichten:
f Versicherungspflicht
Punkt 1 betrifft alle aktuell nicht Versi-
cherten. Wer zuletzt gesetzlich kranken-
versichert war, fällt seit 1. April wieder in
die Versicherungspflicht der GKV. Ehema-
lige PKV-Versicherte ohne aktuellen Ver-
sicherungsschutz können ab 1. Juli 2007
wieder zurück in die PKV, für sie gilt ein
besonderer Tarif. Ab 1. Januar 2009 wech-
seln diese Versicherten dann zum PKV-
Basistarif, den alle privaten Versicherer
dann anbieten müssen. Ab diesem Tag
gilt eine Versicherungspflicht für alle!
f PKV-Basistarif
Punkt 2 betrifft privat Krankenversicher-
te. Auch sie können ab Januar 2009 in den
Basistarif ihrer Krankenversicherung
wechseln, für den weder Gesundheits-
prüfung noch Risikoaufschlag existieren.
Die Leistungen entsprechen den GKV-
Leistungen. Wichtig für die Abrechnung:
Die Versicherung haftet für die Bezahlung
der Arztrechnung, anders als bei anderen
Privatbehandlungen.
f Freiwillig Versicherte
Punkt 3 betrifft freiwillig versicherte Mit-
glieder der gesetzlichen Krankenversi-
cherung. Auch Sie können in den PKV-
Basistarif wechseln.
f GKV-Wahltarife
Punkt 4 betrifft die größte Gruppe, näm-
lich alle GKV-Versicherten, deren Beiträge
nicht komplett von Dritten getragen wer-
den. Für diese Versicherten können die
gesetzlichen Kassen Tarife mit Selbstbe-
halt anbieten.
Innovative Kassen haben schnell rea-
giert und bieten bereits Selbstbehaltta-
rife an, die Tarifklassen richten sich nach
den beitragspflichtigen Einnahmen. Und
so funktionert das zum Beispiel bei der
AOK:
Als „Startkapital“ wird ein Grundbonus
gutgeschrieben, der je nach Tarif zwi-
schen 40 und 600 Euro liegt. Erhält der
Patient im Kalenderjahr eine ambulante
Behandlung mit einem Kassenrezept
oder ist ein Krankenhausaufenthalt nötig,
wird ein pauschaler Betrag abgezogen.
Am Ende des Jahres rechnet die Kasse ab
und überweist den restlichen Betrag.
Arztbesuche ohne Kassenrezept und Vor-
sorgeuntersuchungen spielen keine Rol-
le. Bei bis zu drei Kassenrezepten pro
Kalenderjahr oder einem Krankenhaus-
aufenthalt bleibt noch ein Rest vom
Bonus, bei genau vier Rezepten pro
Kalenderjahr oder zweimal Krankenhaus
ist er aufgebraucht. Bei mehr als vier
Rezepten oder mehr als zwei Kranken-
hausaufenthalten ist eine Eigenleistung
fällig – je nach Tarif maximal 50 bis 120
Euro pro Jahr. Generell lohnen sich die
Tarife also eher für relativ gesunde Versi-
cherte. Leistungen für mitversicherte
Partner oder Kinder zählen bei den AOK-
Selbstbehalttarifen nicht – also keine
Bonuskürzung, wenn etwa ein Kind ein
Medikament benötigt.
Die neuen Tarife haben keine Auswir-
kungen auf die KV-Abrechnung – sie sol-
len für die Praxis „bürokratiefrei“ laufen.
Vermutlich wird es dazu kommen, dass
Patienten in Zukunft mehr Privatrezepte
verlangen, um ihren Bonus nicht zu
gefährden. •
Neue Tarifformen
WahlversprechenMit Inkrafttreten der Gesundheitsreform zum 1. April
können gesetzliche Krankenkassen Wahltarife
anbieten. Doch was versprechen die Kassen den
Versicherten? Und was bedeutet das für den
Praxisalltag? Die wichtigsten Fakten im Überblick.
?praxisorganisation
Haben Wahltarife
Auswirkungen auf
Ihren Praxisalltag?
Das ist für uns derzeit
noch nicht absehbar.
Welche Fragen haben
denn die Patienten?
Vereinzelt fragen sie nach
dem Risiko, wenn sie doch
einmal schwerer krank
werden sollten. Wir emp-
fehlen den Patienten
dann immer, sich von
ihrer Kasse individuell
beraten zu lassen.
-
-
Dr. Matthias Frank und sein Team
von links: Vera Rangel, Barbara König
und Tanja Mauch
Nachgefragt
12 info praxisteam 2·2007
eDMP – Übersicht und Neuerungen 2008
Schnell und einfachDie Abwicklung der Dokumentation mit der Datenstelle gehört zu den wichtigen Auf-
gaben des Praxisteams innerhalb der Disease-Management-Programme. Ab 2008
soll dieser Prozess komplett elektronisch laufen – und das Erfreuliche daran:
vieles wird schneller und einfacher. Wir erklären, was sich mit dem elektronischen
DMP (eDMP) ändert.
Lösung, die zusätzlich zur Verwaltungs-
software auf dem Praxisrechner installiert
wird.
Anfangs sah man den Vorteil einer
DMP-Software vor allem darin, die
Behandlungen fehlerfrei zu dokumentie-
ren. Inzwischen können die Programme
jedoch wesentlich mehr. Eine moderne
DMP-Software übernimmt automatisch
wichtige Versichertendaten aus der Pra-
xis-EDV (z. B. Stammdaten, Laborergeb-
nisse, RR-Messung usw.) und macht so
eine doppelte Eingabe überflüssig.
Außerdem prüft sie die Daten der Doku-
mentation schon bei der manuellen Ein-
gabe auf Plausibilität. So wird beispiels-
weise ein HbA1c von 56,0 Prozent als
unmöglich erkannt. Beim Abspeichern
der Eintragungen erfolgt zudem eine
Kontrolle auf Vollständigkeit.
Spätestens wenn die DMP-Abläufe
im Team organisiert sind, kommt
die Frage nach der DMP-Software auf den
Tisch. Da die Dokumentation bundesweit
einheitlich ist, haben die Hersteller von
Praxisverwaltungssoftware schon früh
entsprechende Software-Module als
Bestandteil ihrer Praxisverwaltungspro-
gramme angeboten. Andererseits gibt es
die Software auch als eigenständige
Auch für das Praxisteam erleichtert eine
gute DMP-Software die Betreuung der
Programmteilnehmer ganz erheblich.
Zahlreiche Funktionen verringern lästige
Verwaltungstätigkeiten, nicht zuletzt las-
sen sich Erinnerungsschreiben an Pati-
enten auf Knopfdruck erstellen – eine
unschätzbare Hilfe, wenn die Praxis eine
relevante Anzahl von DMP-Patienten
betreut.
Das Ausfüllen und termingerechte Ver-
senden bzw. Korrigieren der Dokumenta-
tionen fällt leichter, wenn Sie gemeinsam
mit dem Chef eine auf die Praxis abge-
stimmte Vorgehensweise entwickeln.
Zunächst ist das Erstellungsdatum wichtig
– das heißt, dass eine Dokumentation für
das 2. Quartal zwischen dem 1. April und
dem 30. Juni erstellt sein muss (Leistungs-
datum und Unterschriftsdatum). Bei
WEBTIPP Weiterführende Informationen zum
Thema eDMP finden Sie unter:
www.aok-gesundheitspartner.de
www.kbv.de/themen/7658.html
www.d2d.de/index.php?id=23
info praxisteam 2·2007 13
Seit wann nutzen Sie in
der Praxis eDMP?
Wir nutzen eDMP seit etwa
zwei Jahren
Mit welchem System der
Datenübertragung
arbeiten Sie?
Angefangen haben wir mit Disket-
ten. Seit September 2006 nutzen
wir zur Daten übertragung D2D.
Wie sind Ihre Erfahrungen?
Ich möchte eDMP nicht mehr missen, denn es erleichtert
doch vieles. Wir haben weniger Papier auszufüllen und das
EDV-System macht uns auf Fehler sofort aufmerksam. So wer-
den kaum noch fehlerhafte DMP-Bögen zurückgeschickt und
die lästige Korrekturarbeit entfällt. Alles in allem ist eDMP
besser, schneller und komfortabler.
-
-
-
Birgit Trimborn (rechts)
ist Helferin in der Kölner Hausarzt-
praxis von Dr. Roswitha Antz (links)
NachgefragtPapierdokumentationen sieht der DMP-
Vertrag dann eine Weiterleitung spätes-
tens zehn Tage nach Erstellung vor, bei
elektronischer Dokumentation reicht eine
monatliche Übermittlung der Dokumen-
tationen. Aus praktischen Gründen und
um die Fristen zuverlässig einzuhalten,
empfiehlt es sich, jeden Monat einen fes-
ten Versandtermin durchzuführen – am
besten immer in den ersten drei Tagen des
Folgemonats. Ungefähr zwei bis drei
Wochen vor Quartalsablauf erhalten Sie in
der Regel von der Datenstelle eine Über-
sicht der noch nicht korrekt vorliegenden,
für das aktuelle Quartal jedoch noch
erwarteten Dokumentationen. Um kurz-
fristige Einbestellungen zu vermeiden und
mehr Zeit für die Kontrolle zu haben, ist es
vorteilhaft, alle DMP-Patienten möglichst
früh im Quartal einzubestellen.
Wichtig ist es auch, dass die DMP-
Dokumentationen innerhalb der vertrag-
lich vereinbarten Fristen bei der Daten-
stelle eingehen. Auch hier ist das elektro-
nische Dokumentieren von großem Nut-
zen; darüber hinaus wird die elektro-
nische Übermittlung der Dokumentati-
onen in einigen KV-Regionen finanziell
eDMP – was Sie beim Datentransport beachten müssen
besonders gefördert. Schon heute sind
deshalb mehr Dokumentationen elektro-
nisch als auf Papier unterwegs. Dazu wer-
den die Daten in unterschiedlichen
Datensätzen abgespeichert, die anschlie-
ßend verschlüsselt in den Versand zur
DMP-Datenstelle gehen. Zum Versand
werden die Dokumentationen auf eine
Diskette oder CD-ROM kopiert und an die
Datenstelle geschickt oder direkt online
übermittelt. Dabei kann das Verfahren je
nach Bundesland variieren – zum Beispiel
eMail, D2D oder andere Varianten der
Datenfernübertragung (DFÜ). Details
nennt Ihnen Ihre zuständige KV-
Geschäftsstelle. In der Regel erhalten Sie
Zum Direktversand aus der Software heraus ist die Onlineverbindung her-
zustellen und gleichzeitig die DMP-Software zu öffnen. Der Datenversand
erfolgt dann automatisch aus der DMP-Software heraus. Bitte
Abspeichern / Ausdrucken der Daten nicht vergessen!
In der DMP-Software müssen die zu dokumentierenden Datensätze abge-
speichert werden. Nach Übertragung der Daten (z. B. per Diskette / CD) auf
einen ans Internet angeschlossenen PC wird eine E-Mail an die Daten-
stelle geschickt. Bitte E-Mails abspeichern.
Die DMP-Dokumentation kann Anlass sein, eine Onlineverbindung für die
Praxis-EDV zu installieren. Dazu ist ein Servicebetreiber anzusprechen, der
die Verbindung der Praxis via Modem, ISDN oder DSL sicherstellt. Weiter
siehe „Versand per E-Mail“.
Die DMP-Dokumentationsdaten sind in der Praxis auf einer Diskette / CD
zu speichern. Mit dem privaten PC, der ans Internet angeschlossen ist,
können dann die Daten per E-Mail an die Datenstelle geschickt werden.
Weiter siehe „Versand per E-Mail“.
Die DMP-Dokumentationsdaten sind in der Praxis auf einer Diskette / CD
zu speichern und dann an die Datenstelle per Post zu übersenden. Bitte
Anfertigung einer Sicherheitskopie für die eigene Archivierung nicht
vergessen.
Quelle: AOK
praxisorganisation
14 info praxisteam 2·2007
DMP-AssistentinWie ist DMP bei Ihnen organisiert? Pra-
xen mit einer größeren Anzahl von
DMP-Patienten haben gute Erfah-
rungen damit gemacht, eine DMP-
Assistentin zu benennen. Bei ihr laufen
alle Informationen zusammen und sie
erledigt viele der delegationsfähigen
Aufgaben. Dazu gehören Aufklärung
über Möglichkeit zur Teilnahme am
DMP, Motivierung des Patienten zur
Einschreibung, Datenbankrecherche,
Dokumentation, Versand, Einholen des
Einverständnisses zum (DMP)-Recall,
Kommunikation mit der Datenstelle,
Aufruf von säumigen Patienten und
Schulung zusammen mit dem Arzt. Ein
interessantes Betätigungsfeld und eine
Chance, mehr Verantwortung zu über-
nehmen. Vielleicht regen Sie das im
nächsten Mitarbeitergespräch mit
Ihrem Chef mal an.
praxisorganisation
Wichtige Termine für die eDMP-Abgabe bei der Datensammelstelle. Termintreue ist hier wichtig, denn eine fehlende oder nicht fristgerecht
eingegangene Versandliste lässt alle Dokumentationen der Liste ungültig werden.
Quelle: AOK
Versand der Dokumen-
tation; z. B. in den
ersten drei Tagen des
Folgemonats
Übersicht von Daten-
stelle über noch nicht
vorliegende
Dokumentationen
52 Tage nach Abschluss des Doku-
mentationszeitraums müssen alle
Korrekturläufe abgeschlossen sein
FolgequartalDokumentationsquartal
Das Kreuz von gestern: Die Dokumentations-
formulare für DMP-Patienten sind schon bald
Vergangenheit.
von der Datenstelle regelmäßig eine Auf-
listung aller dort eingegangenen Doku-
mentationen („Versandliste“). Diese Liste
ist vom Arzt zu unterschreiben und sollte
dann so schnell wie möglich an die Daten-
stelle zurück geschickt werden.
Wenn die Datenstelle Fehler in der
Dokumentation ausmacht, erhalten Sie
einen Ausdruck von der Datenstelle mit
Hinweisen zur Korrektur und zur erneu-
ten Unterschrift. Zwar ist die Fehlerquote
beim eDMP deutlich geringer, Fehler sind
jedoch nicht völlig ausgeschlossen. Die
Korrektur von elektronisch erzeugten
Dokumentationen geschieht wie die von
Papierdokumentationen. Die Datenstelle
schickt Ihnen einen Ausdruck zu.Weitere
Korrekturgänge sind möglich, die voll-
ständige und plausible Dokumentation
muss der Datenstelle jedoch spätestens
innerhalb von 52 Kalendertagen nach
Ablauf des Dokumentationszeitraums
unterschrieben vorliegen. Erst dann dür-
fen die Daten weiter geleitet werden. Eine
fehlende oder nicht fristgerecht einge-
gangene Versandliste lässt alle auf der
Liste aufgeführten Dokumentationen
ungültig werden.
Der Gemeinsame Bundesausschuss
von Ärzten und Kassen hat beschlossen,
dass ab 2008 weitere Neuerungen in Kraft
treten sollen. So werden die relevanten
Parameter für mehrere Indikationen künf-
tig in einer Gesamtdokumentation
erfasst, gleichzeitig werden überflüssige
Parameter gestrichen. Die so genannte
„Erstdokumentation“ wird durch eine ein-
fache Diagnosebestätigung auf einer Teil-
nahmeerklärung ersetzt; es muss dann
nur noch eine einheitliche Dokumentati-
on ausgefüllt werden. Die bisherige Tren-
nung der Datensätze nach Datenempfän-
gern (Krankenkasse oder Institut zur Qua-
litätssicherung) wird zukünftig aufgeho-
ben.
Um eDMP optimal umsetzen zu können,
ist eine leistungsfähige IT empfehlens-
wert. Aber auch für andere Anwen-
dungen, etwa die elektronische Gesund-
heitskarte (eCard), wird eine moderne
IT-Ausstattung immer wichtiger. Dabei
ermöglicht der Heilberufeausweis des
Arztes (HBA), der in diesem Zusammen-
hang ebenfalls eingeführt wird, eine wei-
tere wichtige Vereinfachung des eDMP-
Verfahrens: Durch die elektronische
Signatur kann beim Datentransfer auf das
begleitende Formular mit der Unterschrift
verzichtet werden. •
praxisorganisation
info praxisteam 2·2007 15
QM-Studie: Der Stand der Dinge Wie gehen deutsche Arztpraxen mit
Qualitätssicherung um? Dieser Frage
ging eine Studie der Stiftung Gesund-
heit nach. Demnach haben 16 % der
Praxen sich mit dem Thema noch
nicht beschäftigt, die meisten sind
schon mehr als ein Jahr zumindest
mit den Vorbereitungen beschäftigt.
Tatsächlich zertifiziert waren zum glei-
chen Zeitpunkt aber deutlich weniger
Praxen, nämlich nur 15 %.
Interessant auch die Bewertung des
zeitlichen Aufwandes: Während der
Einführungsphase braucht der Chef
5,7 Stunden pro Woche, das Praxis-
team 7,8 Stunden. Im laufenden
Betrieb reduziert sich das auf immer-
hin noch 1,7 Stunden (Arzt) bzw. 3
Stunden (Team).
Als eher heterogen muss die Wahl des
QM-Systems gedeutet werden. ISO,
QEP und EPA sind hier am geläufigs-
ten, aber auch eine ganze Reihe ande-
rer Systeme sind im Einsatz. In der
Implementierungsphase entstehen
im Durchschnitt Gesamtkosten in
Höhe von 5.960 Euro. Diese teilen sich
auf in Kosten für den Dienstleister und
für die Zertifizierung.
Seit wann beschäftigen sich Praxisinhaber
mit Qualitätsmanagement?
Die Website für das PraxisteamZusammen mit dem Erscheinen der
Erstausgabe von info praxisteam
ging auch die Website live:
www.info-praxisteam.de. Und diese
Website sollten Sie in Ihren Favoriten
abspeichern: Hier gibt es nicht nur die
aktuelle Ausgabe zum Download, Sie
finden auch ein ständig wachsendes
Archiv, aktuelle Meldungen sowie
viele nützliche Links aus aller Welt.
Darüber hinaus können Sie jeden Bei-
trag bewerten und kommentieren
und können mit der Redaktion und
vielen Kolleginnen das „Thema des
Monats“ diskutieren. Last not least
finden Sie natürlich auch unsere
Gewinnspiele hier im Internet und Sie
können den kurzen Draht zur Redakti-
on pflegen. Denn für Ihre Anregungen
hat man dort immer ein offenes Ohr.
Brauchen wir einen Datenschützer?
Spätestens die endlose Diskussion um die
Speicherung von Internetzugriffen hat
den Datenschutz wieder in die allgemei-
ne Erinnerung gebracht. Was gerne bei
der Diskussion übersehen wird: Daten-
schutz ist jedermanns Sache. Also braucht
nicht nur Deutschland einen Datenschüt-
zer, sondern in jeder Praxis sollte sich
jemand um dieses wichtige Thema küm-
mern.
Das aktuelle Bundesdatenschutzgesetz
(BDSG), das bereits am 23. Mai 2001 in
Kraft getreten ist, enthält einige Rege-
lungen, die auch Ihren Arbeitsplatz
betreffen. Nach dem Gesetz müssen nie-
dergelassene Ärzte einen Datenschutz-
beauftragten für die Praxis bestellen,
wenn mehr als vier Arbeitnehmer mit der
Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung
personenbezogener Daten beschäftigt
sind.
Mit der Umsetzung der QM-Richtlinie
wird es hier noch einmal Änderungen
geben, fest steht aber: Gleich ob es der
Gesetzgeber vorschreibt oder nicht: Der
pflegliche Umgang mit den sensiblen
Patientendaten ist ein hohes Gut. Und
eine Fachkraft, die hier speziell ausgebil-
det ist, kann entscheidend zum guten
Image der Praxis beitragen.
praxisorganisation
16 info praxisteam 2·2007
www.jeder-fehler-zaehlt.de
Frankfurter Fehlerberichts- und Lernsystem für Hausarztpraxen
Fehler im Praxisalltag
Monate später ...Fehlerberichts- und Lernsysteme helfen, aus den
Fehlern anderer zu lernen. Seit September 2004 gibt
es im Internet www.jeder-fehler-zaehlt.de für Haus-
arztpraxen. Die Website richtet sich gezielt an das
gesamte Praxisteam, denn oft sind Fehler gemeinsame
Fehler. In der Rubrik „Fehler im Praxisalltag“ stellen
wir in jedem Heft einen Beitrag vor. Dieses Mal geht es
um ein vergessenens Labor ergebnis.
Fehler gehören zum Alltag, das ist auch
in der Medizin so. Manchmal können
die Folgen von Fehlern fatal sein; ein
Patient stirbt, weil eine Laboruntersu-
chung nicht rechtzeitig gemacht wor-
den ist. In einem anderen Fall erfolgt
„nur“ eine Impfung zuviel, weil in der
Patientenakte der Eintrag über die
schon erfolgte Impfung übersehen
wurde oder dieser Eintrag fehlte.
Fehler, die in der einen Praxis passie-
ren, können so oder ähnlich auch in
einer anderen Praxis auftreten. Über
eine Plattform im Internet kann man
aus Fehlern lernen, die anderen pas-
siert sind und so ähnliche Ereignisse in
der eigenen Praxis verhindern. Eine
solche Plattform ist das Fehlerbe-
richts- und Lernsystem für Hausarzt-
praxen www.jeder-fehler-zaehlt.de
beim Institut für Allgemeinmedizin
der Universität Frankfurt.
Wer jetzt denkt, dass ist doch eine
Sache nur für Ärztinnen und Ärzte, der
irrt. Die medizinische Fachangestellte
ist für Patienten die erste Ansprech-
partnerin in der Praxis. Daher fallen
viele Dinge, die im Praxisablauf nicht
oder nicht optimal funktionieren,
überwiegend oder nur den Arzthelfe-
rinnen auf.
Unter der Internetadresse www.
jeder-fehler-zaehlt.de können auch
Arzthelferinnen sicher und anonym
über Fehler in ihrem Praxisalltag berich-
ten und somit dazu beitragen, das Feh-
lermanagement zu optimieren. Gleich-
zeitig kann jede interessierte Arzthelfe-
rin die bereits eingestellten Informati-
onen nachlesen, sich dort Tipps und
Erfahrungsberichte holen oder sich mit
eigenen Erfahrungen an der Diskussion
über Fehler beteiligen. So können viele
von einem Fehler profitieren.
Aus einer Praxis wird folgendes Ereignis
berichtet:
f Was ist passiert?
Das Ergebnis eines (positiven) Testes auf
okkultes Blut im Stuhl wurde von der Pati-
entin (unbekanntes Alter) nicht abge-
fragt.
f Was war das Ergebnis?
Sechs Monate später muss die Patientin
notfallmäßig operiert werden. Diagnose:
ein perforiertes Dickdarmkarzinom.
f Welche Gründe können zu dem
Ereignis geführt haben?
Die Erkrankung der Patientin wurde zu
spät diagnostiziert. Hätte man das Dick-
darmkarzinom früher entdeckt, wäre eine
Operation vermutlich einfacher gewesen
und die Erfolgsaussichten für die Patien-
tin besser.
f Wie hätte man das Ereignis verhindern
können?
Durch aktives Tätigwerden der Praxis. Seit
damals erhält jeder Patient mit positivem
Stuhltest einen kurzen Brief über das
Ergebnis, verbunden mit der Bitte, einen
Arzt des Vertrauens aufzusuchen um die
notwendige Abklärung zu besprechen.
f Welche Faktoren trugen Ihrer Mei-
nung nach zu dem Fehler bei?
Hier gab es offensichtlich mehrere Grün-
de für die Panne. Zum einen der Patient,
der den Befund nicht nachfragt. Aber
natürlich spielt auch die Organisation
und Aufgabenverteilung in der Praxis
eine Rolle.
f Kommentar des Instituts für
Allgemeinmedizin:
Ein Laborergebnis, das übersehen
wurde und erst Monate später „ent-
deckt“ wird, ist wahrscheinlich typisch
für die Praxis, auch wenn es nicht
unbedingt häufig auftreten muss. Zur
Vermeidung wird empfohlen, ein
standardmäßiges Vorgehen für alle
Befunde in der Praxis einzurichten. Dieses
Vorgehen sollte damit beginnen, dass der
Patient über den genauen Ablauf der
Untersuchung informiert wird. Ein Erin-
nerungssystem hält anschließend fest:
Wann ist das Ergebnis da? Wer ruft an und
informiert den Patienten? Welche Pati-
enten sind noch nicht erreicht worden?
Dr. Barbara Hoffmann •
Arzthelferinnen antworten aufwww.jeder-fehler-zaehlt.de
kaffeepause
info praxisteam 2·2007 17
K urz nach 18 Uhr in der Geiersthaler
Raiffeisenstraße. „Der Bedarf an
längeren Abendsprechstunden ist hier
nicht besonders groß, wir öffnen deshalb
maximal bis 18 Uhr“, sagt Nadine Ertl.
Zusammen mit ihren Kolleginnen Tanja
Pongratz, Andrea Bartl und der Auszubil-
denden Marion Brunner betreut sie
täglich etwa 120 Patienten in der Gemein-
schaftspraxis von Dr. Rainer Stern und
Dr. Regine Stauber-Stern.
Jede von ihnen hat bestimmte Aufga-
ben. Nadine übernimmt das Qualitätsma-
nagement in der Praxis und macht Pati-
entenschulungen
und Präventions-
beratungen für
DMP. Andrea ist
die Diabetes-
Assistentin, sie
macht Hausbe-
suche und orga-
nisiert Pflege-
heimbesuche.
Tanja hat den
Schwerpunkt
Asthma, Hypertonie und COPD und Azubi
Marion assistiert.
„Zunächst haben wir planmäßig unsere
Aufgaben verteilt“, meint Tanja, „doch
nach und nach sind wir dazu übergegan-
gen, sie spontan nach den Bedürfnissen
abzustimmen: Wenn eine von uns beson-
ders viel zu tun hat, wird sie von den
anderen unterstützt.“ Dass die Vier ein
richtig gutes Team sind und dass es ihnen
Spaß macht, in die Praxis zu gehen, merkt
man sofort. „Das war nicht immer so“,
meint Andrea, „aber wir haben kräftig
daran gearbeitet und jetzt passt es. Wir
können uns die Aufgaben mehr oder
weniger einteilen, unsere Chefs lassen
uns da große Freiräume“. Alle vier bis
sechs Wochen gibt es eine Teambespre-
chung, dann wird alles besprochen, was
nicht so ganz rund läuft.
Das Thema Qualitätsmanagement sieht
man durchweg positiv, auch wenn es
zunächst einige Monate Mehrarbeit
bedeutet hat, um Anweisungen und
Checklisten zu schreiben. „Heute macht
das die Arbeit um einiges leichter,“ sagt
Nadine, „weil man einen strukturierten
Ablauf hat und nicht mehr lange überle-
gen muss.“ Auch die Patienten sind zufrie-
den, weil sie kürzere Wartezeiten haben.
Team des Monats – jetzt bewerbenIn jeder Ausgabe stellt info
praxisteam das „Team des Monats“ vor,
das auch gleichzeitig den Titel der Aus-
gabe schmückt. Möchten Sie auch Ihr
Team gerne vorstellen? Dann bewer-
ben Sie sich jetzt. Schreiben Sie uns,
was an Ihrem Team besonders ist und
schicken Sie ein Bild Ihres Teams an
Redaktion info praxisteam
Team des Monats
Neumarkter Straße 43
81673 München
Kommt ein Patient mit Herzbeschwerden,
wird gleich im Vorfeld ein EKG gemacht,
und er muss nicht erst eine Stunde war-
ten. Der Arzt hat beim Patientengespräch
dann gleich die Ergebnisse in der Hand.
Ab und an unternimmt das gesamte Pra-
xisteam auch was zusammen. Die beiden
Chefs laden immer mal wieder zu Kon-
zerten oder in ein Musical ein, das sorgt
für zusätzliche Motivation. Als nächstes
steht Herbert Grönemeyer in München
auf dem Programm – „als Geburtstagsge-
schenk und für die bestandene Zwischen-
prüfung von Marion“, wie wir erfahren.
„Was wünschen Sie sich von info
praxisteam?“ wollten wir zum Schluss
noch wissen. „Da wir uns unsere Informa-
tionen über Fortbildungen oft mühselig
zusammensuchen müssen, wünschen wir
uns hier einen Überblick“ sind sie sich
schnell einig. Und strahlen dabei – heller
als jeder Stern. MMW •
Team des Monats
SternstundeSie tragen den Namen der Chefs als Logo auf
dem T-Shirt: Die vier Helferinnen der
Gemeinschaftspraxis der Doktoren Stern
sind unser erstes Team des Monats.
Nur weiter so: Nadine Ertl fi ndet
info praxisteam prima.
Beim Teammeeting wird Klartext geredet: Ma-
rion Brunner, Tanja Pongratz und Andrea Bartl.
kaffeepause
18 info praxisteam 2·2007
Den Alltag deutscher Fräuleins zwischen
Bohnerwachs und Rock‘n Roll hatte die
ARD im Frühjahr zum Thema einer 16-tei-
ligen Vorabendserie gemacht: Die Bräute-
schule 1958. Dort wurden damals aus
jungen Mädchen „respektable“ Damen
gemacht und auf ihr Leben als Ehefrau,
Hausfrau und Mutter vorbereitet. Jetzt
erschien das Begleitbuch zur Serie im
Hampp-Verlag. Es beschreibt die Erleb-
nisse der zehn jungen Frauen von heute,
die für die Serie auf Zeitreise ins Jahr 1958
gingen. Das Buch zeigt viele Bilder von den
Dreharbeiten und aus den 50er-Jahren, die
so noch einmal lebendig werden.
Vivian Vrancken:
Die Bräuteschule 1958
144 Seiten, 978-3936682076, € 14,90
Bestellen Sie dieses Buch bis 31. August
2007 portofrei unter
www.hamppverlag.de
Mitgemacht und gewonnen
Mitmachen lohnt sich. In
der letzten info praxisteam-
Ausgabe haben wir als Haupt-
preis ein Wellnesswochen-
ende im Berliner 4-Sterne-
Hotel Centrovital verlost. Der
Preis ging an Christiane
Weißmüller, Helferin in der
Praxis von Dr. M. Schmidt in
Künzell-Bachrain. Wir gratu-
lieren und wünschen viel
Spaß beim Verwöhnen.
Suchen Sie einen Figur-Berater, den Sie auf Ihrem Handy immer
dabei haben. Und wie funktioniert er? Sie legen fest, ob Sie abneh-
men, Ihr Gewicht halten oder zunehmen möchten. Per Auswahl aus
einer Datenbank geben Sie ein, was Sie essen und
trinken und wie viel Sie sich bewegen. Der Figur-
Coach errechnet Ihre Kalorienbilanz und bietet
Ihnen Rezepte für passende Mahlzeiten an. Sie
sehen jederzeit auf einen Blick, ob Sie noch ein
Stück Kuchen essen können oder lieber etwas
Sport treiben sollten. Mehr im Internet unter
www.brigitte.de.
Kinder haben selbst unter ungüns-
tigen Bedingungen die Chance,
gesund aufzuwachsen, wenn Familien
einige einfache Regeln beherzigen. Zu
diesem Ergebnis kommt eine Studie
der Universität Bielefeld und der
Gesellschaft für angewandte Sozial-
forschung. Im Auftrag der AOK und
der Zeitschrift stern analysierten
Gesundheitswissenschaftler den All-
tag in 30 Familien.
Besonders wichtig für ein gesundes
Aufwachsen von Kindern ist ein struk-
turierter Tagesablauf. Regelmäßigkeit
sowie das Miteinander von Eltern und
Kindern können in schwierigen Situa-
tionen das Familienleben sehr erleich-
tern. So empfehlen die Wissenschaft-
ler zum Beispiel regelmäßige gemein-
same Aktivitäten mit den Kindern und
mindestens eine Mahlzeit pro Tag im
Familienkreis. Die Empfehlungen der
Wissenschaftler sind in der Ratgeber
Broschüre „Familienalltag leicht
gemacht“ zusammengefasst. Die Bro-
schüre gibt es in jeder AOK-Geschäfts-
stelle und unter www.aok.de/kids.
Regeln für den Familienalltag
Übersetzungshilfe
Langenscheidt, sonst eher für seriöse aber trocke-
ne Übersetzungshilfen bekannt, taucht neuer-
dings in den Bestsellerlisten auf. Die beiden
„Standardwerke“ Arzt-Deutsch und Chef-Deutsch
versuchen mit viel Augenzwinkern, die manchmal
doch erheb-
lichen Kom-
munikations-
probleme des
Alltags zu
überbrücken.
Sehr empfeh-
lenswert ;-)
Foto: centrovital
Mitmachen und gewinnen – Ihre Meinung ist gefragt! Sie halten die zweite Ausgabe der Zeit-
schrift info praxisteam in der Hand und wir
möchten Ihre Meinung zu unserem neuen
Magazin für Arzthelferinnen wissen. Bitte
nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und
machen Sie mit! Wenn Sie den Bogen per
Fax oder Post zurückschicken (einfach fal-
ten und in einen Fensterumschlag stecken)
haben Sie die Chance, einen von vielen
attraktiven Preisen zu gewinnen. Sie kön-
nen die Fragen übrigens auch bequem
online beantworten und gewinnen:
www.info-praxisteam.de
Welche Art von Artikeln wünschen Sie sich in „info praxisteam“?
mehr längere Artikel mit Hintergrundinformationen
mehr Meldungen, die mich kurz informieren
finde die derzeitige Mischung genau richtig
3
Wie lesen Sie „info praxisteam“?
lese fast das gesamte Heft intensiv blättere das Heft durch und lese quer
lese einzelne Artikel, die mich interessieren blättere das Heft nur durch
2
Wie gefällt Ihnen das neue Magazin „info praxisteam“ insgesamt? Bitte geben Sie eine Note von 1 (= sehr gut) bis 5 (= sehr schlecht).
1 2 3 4 5
1
Wie fi nden Sie die Artikel in der aktuellen Ausgabe? Bitte geben Sie jeweils eine Note von 1 (= sehr gut) bis 5 (= sehr schlecht). Wenn Sie einen Artikel gar nicht gelesen haben, kreuzen Sie bitte das Feld „nicht gelesen“ an.
1 2 3 4 5 nicht gelesen
Stress abbauen
Patiententypen
DMP KHK
Wahltarife
eDMP
Team des Monats
Kurzmeldungen
Kaffeepause
4
Welche Themen wünschen Sie sich für die nächsten Ausgaben von „info praxisteam“? Bitte kreuzen Sie an – von 1 (= sehr interessant) bis 5 (= gar nicht interessant).
1 2 3 4 5
Medizinische Themen
Infos zum Berufsbild der Arzthelferin
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Vorstellung von Praxisteams
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Med.Komm.
Leserbefragung info praxisteam
Neumarkter Straße 43
81673 München
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11.–15. Preis: je 1 Balmain Schreibset
16.–20. Preis: j e 1 Laserpointer
21.–30. Preis: je 1 Picknickrucksack
31.–50. Preis: je 1 Thermotasse
51.–100. Preis: je 1 CD Fantasiereise
3. Preis: 1 Braun Kaffee- maschine
4.–10. Preis: je 1 Springer Lexikon Medizin
Gibt es darüber hinaus noch Themen, über die „info praxisteam“ berichten sollte?
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Wie haben Sie „info praxisteam“ erhalten?
den Versand mit der Zeitschrift „Der Hausarzt“ meine Kolleginnen/Kollegen meine Chefin/meinen Chef
Mitarbeiter der AOK auf anderen Wegen
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Nutzen Sie das Internet?
ja, überwiegend privat ja, überwiegend beruflich ja, sowohl privat als auch beruflich nein
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Suchen Sie Informa tionen für Ihre berufl iche Tätigkeit im Internet?
ja, oft ja, gelegentlich nein
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Würden Sie „info praxisteam“ einer Kollegin/einem Kollegen aus dem Praxisteam empfehlen? Bitte kreuzen Sie an – von 1 (= auf jeden Fall) bis 5 (= bestimmt nicht).
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Bitte geben Sie Ihr Alter an! 11
2. Preis: 1 Phillips Wake up light
1. Preis: 1 Apple iPod nano
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Mitmachen und gewinnen: Machen Sie mit bei unserer Leserinnenbefragung
und gewinnen Sie einen von 100 wertvollen Preisen!Einsendeschluss: 7. September 2007
[Praxisstempel / Name der Teilnehmerin]
Bitte beachten Sie:
Damit Sie an der Verlosung teilnehmen können, brauchen wir Ihren Namen und Ihre Adresse. Der Fragebogen selbst wird garantiert anonym ausgewertet! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Bitte senden Sie den ausgefüllten Fragebogen
per Fax an 089 / 43 72 13 60
oder per Post an Med.Komm.
Leserbefragung „info praxisteam“
Neumarkter Straße 43
81673 München
Noch einfacher: Sie können den Fragebogen auch
ganz bequem online ausfüllen unter
www.info-praxisteam.de