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Themenbereich: Ägypten
Der Chons- und der Opet-Tempelin der Karnak-Tempelanlage in Luxor
Der Tempel des ChonsDer Tempel des Chons (Chonsu,
Khonsu, Khensu) im oberägyptischenKarnak ist ein südwestlich innerhalbdesTempelbezirksdesAmun-Tempelsgelegener,demChons geweihterTempel.Erwurde unter RamsesIIr. errichtet und später zerstört. Heute ist erwieder relativ gut rekonstruiert, auchwenn die Rekonstruktionsarbeitenimmer noch im Gange sind.
Chons war ein altägyptischerMondgott. Der Sohn des FruchtbarkeitsgottesAmun und der Himmelsgöttin Mut wurde oft alsMumie miteiner Mondscheibe auf dem Kopf(manchmal mit einem Falkenkopfund derMondscheibe)dargestelltundvor allem in Karnak verehrt.
DerWegzum Tempel führt durchein weitläufiges Gelände, auf demteilweise auf Holzbalken große undkleine mit Hieroglyphen und/oderfigürlichen Darstellungen verseheneSteinbrocken abgelegt wurden, dieman bisher noch keinem Gebäudezuordnen konnte. Hier werden dieÄgyptologen noch einige Jahrzehntezu tun haben.
Man nimmt an, dass an der Stelledes Tempels ein bereits in der 18.Dynastie erbauter Vorgängertempelexistierte, von dem sich allerdingsnichts erhalten hat. Lediglich eineStelle im Papyrus Harris bezieht sichmöglicherweiseauf diesenerstenBau.
Chonswar Sohn desGottesAmunund derGöttin Mut, diezuZeiten vonRamses IIr. bereits in ausgedehntenTempelanlagen verehrt wurden. AlsBauplatzwurde die südwestlicheEckedes Karnak-Tempelbezirks gewählt,sodass der Chons-Tempel genau inderVerlängerungderProzessionsachsezum 2,5 km entfernten Luxor-Tempellag, die als Sphingenallee ausgeführtwar, ebenso wie die etwas weiter östlich und fast parallel verlaufendeVer-
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Der Cho ns- und der Op et-Temp el, Diese ÜbersichtstaJel steht am Zugang zurKarnale-Tempelanlage.
bindung zwischen dem Amun- unddem außerhalb des Karnak-BezirkesliegendenMut-Tempel.
In hellenistischer Zeit ließ Ptolemaios IIr. am von Nektanebos I.erbauten Tor zwei monumentale Pylonen errichten. Später wurde dieAnlage zeitweiseverschüttet, in neuerer Zeit aber wieder ausgegraben.Als touristischer Anziehungspunktblieb der Tempel jedoch stets hinterden deutlichen größerenAnlagen fürAmun und Mut zurück. Das liegtauch daran, weil er zusammen mit
dem Oper-Tempel recht abgelegeninder südwestlichen Ecke des KarnakKomplexessteht.
Der Tempel hat eine Gesamtausdehnung von rund 80 Metern Länge(einschließlich der beiden mächtigenEingangs-Pylonen, die allerdings erstspäter angefügt wurden) und eineBreitevon rund 30 Metern.
Herzstück der Anlage ist die sogenannte Halle der Barke, die westlich und östlich je von einer Kapelleumgeben ist. Nach Norden schließtsich ein Raum an, der nach seinem
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Links: Die pompöse Fassadedes Chans-Tempelsmit den Eingangspylonen. Rechts:Säulenreihe im Innenhof
Links: Überall wird noch restauriert. Rechts:Der Barteenaltar.
Links: Die Figuren hat man malerisch zwischen die Säulen gesetzt. Rechts:Fantastisch restaurierterRaum im Inneren.
griechischenAnalogon Pronaosgenanntwurde. In einem Nebenraum an derNordostecke desTempels fand sich eineStatue des Osiris, auf einer Bahre liegend zwischen Isisund Nephthys. Südlich an die "Halle der Barke" schließtsicheinequer zur Palastachseorientierte
Säulenhalle (Hypostyl) mit acht Säulenan. Davor befindet sich ein weiterer,noch größerer Säulenhof (Peristyl),wo28 in Viererreihen angeordnete Säulenaufgestelltsind.Am südlichenEnde dieses Hofes ließ Nekranebos 1. das nachseinem Beinamen benannte Euergetes-
Tor bauen, das sich am Schnittpunktder Palastachsemit der Einfriedung desTempelbezirks von Karnak befand.
Der Cho ns- wie auch der Op erTempel sind wegen andauernder Restaurierungsarbeiten für Touristen gesperrt.Allerdingskann man siemithilfe
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Chans-Tempel, links: In der Mitte eine ausgesparteFläche, auf der ein Teil der Wand restauriert ist. Rechts: Pharao Ramses III mit einerSphinx-Figur.
Links: Durchgang. Mitte: Knieender Pharao. Rechts:Pavian.
der "Bakschisch-Methode" trotzdemanschauen.
Unmittelbar neben dem ChorisTempel liegt der kleinereOper-Tempel,nur durch einen schmalen Durchganggetrennt.
Der Tempel der OpetDer Oper-Tempelistwie derAmun
Tempel vonWesten nach Osten ausgerichtet. Der Tempel-Eingang befindetsich im Westen. Die NilpferdgöttinOpet (Ipet) soll hier Osiris in einerunterirdischen Krypta geboren haben.Nach dem Glauben der ptolemäischenHerrscher verwandelte sichAmun nachseinemTod in Osiris, ging in den Körper der Opet ein und wurde dann vonihr dort, wo ihr Heiligtum im OperTempel in Karnak steht, alsChons wieder geboren.Demgemäß galtOpet auchals "Herrin desmagischen Schutzes".
Der Chans-Tempel (links) und der Opet-Tempel sind unmittelbar nebeneinander gebaut, derDurchgang ist nur knapp einen Meter breit.
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Der Opet-Tempel (links), dahinter die Pylone des Chans-Tempels.RechtsdasEuergetes-Tor,das zum außerhalb desKarnak-Komplexes liegendenMut- Tempelführt.
Links: Der verrammelte Zugang zum Tempel. Um hinein zu kommen, benötigt man Bakschisch.Rechts:Arg mitgenommene Sechmet-Statuevor dem Tempel.
Links: An diesem Tempel muss nochgewaltig restauriert werden. Rechts:Einer der Räume mit hervorragend restauriertem Wandschmuck.
Das ist wohl auch der Grund, weswegen die beiden Tempel nur knappeinenMeter nebeneinander liegen.
Meist wurde Opet mit dem Leibeines schwangeren Nilpferdes, einemNilpferdkopf,Menschenhänden, einem
Krokodilsrücken und Löwenpranken,umrankt von Blumen und Pflanzendargestellt.Im Neuen Reichverschmolzsie mit anderen Geburtsgottheiten zuTaweret.
Durch einen von ehemals vier Säu-
len Rankierten Aufgang gelangt mandurch das Tor im Pylon in einen Hof.Dort befand sicheinKioskmit ebenfallsvier Säulen. Der Tempel selbststeht aufeinem fast zwei Meter hohen Podest(Soubassement), das wohl den Schöp-
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Links: Restaurierte Säule. Mitte: Oben auf der Säule dasAbbild der Göttin Hathor. Rechts:Kopf der Göttin Hatbor mit ihren Kuhohren.
Links: Noch mit Folie verhängter Durchgang. Mitte: Noch nicht renovierter Raum. Rechts:Enger, nicht betretbarerZugang zu einer unterirdischenKrypta, wo der Überlieferung nach die Göttin Opet den Gott Chansgeboren haben soll.
fungshügel symbolisieren sollte und19,6 x 22,7 m misst. Durch den Höhenunterschiedkonnten "unterirdische"Räume, u. a. ein Geburtsraum und eineOsiris-Kapelle, eingebaut werden. DerTempel ist immer noch wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen, die wohlauch noch einigeZeit andauern werden.Darin befindet sicheineSäulenhallemitzweiHathor-Säulen, dahinter das Sanktuar. An denWänden ist Ptolemaios Ir.mit verschiedenenGöttern dargestellt.
Das Opet-FestIm 2. Monat der Erntezeit nach der
Nilschwemme wurde in Oberägyptenimmer das Oper-Fest gefeiert. Opetstand hier für "Frauenhaus". Dabeiverließ Gott Amun seinen Tempel in
Karnak und wanderte in seinenTempelnach Theben, um sich mit seiner FrauMut zu vermählen. Es war das größtereligiöse Fest überhaupt und hatte inTheben und Karnak denselben Status wie bei uns die christlichen FesteWeihnachten, Ostern und Pfingstenzusammen.
Worin der Zusammenhang zwischenderNilpferdgöttin Opet und dem"Frauenhaus"Opet besteht, hat sichmirnicht erschlossen. Vielleicht hängt esmit einem Fruchtbarkeitsritus zusammen, weil Opet Osiris wiedergeborenhaben soll.
So kommen Sie hinNach Luxor können Sie etwa eine
Pauschalreise bei einem Reisebüro bu-
chen. In Luxor bringt Sie jeder Taxioder Droschkenkutschenfahrer zumKarnak-Tempel, der etwa nordöstlicham Stadtrand von Luxor liegt.
Sie gehen durch den Haupteingangin dieTempelanlageund dann im erstenHof oder in der großen SäulenhalledesAmori-Re-Tempels durch ein Tor aufder rechten Seite ins Freigelände. Vondort aus führen mehrere parallelverlaufendeKieswegezwischenden dort gelagerten Bruchstücken zum Chons- undOper-Tempel.
(Gernot L. Geise)
Bildnachweis
Alle Fotos: Gernot L. Geise und PetraGaede-Wenzel. •
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