inhaltsverzeichnis · 2013. 2. 16. · der angriff im bewegungskrieg (angriff auf entwickelten oder...
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Inhaltsverzeichnis
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A) Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
B) Allgemeine Grundsätze für den Angriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Führung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Aufklärung und Meldedienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Einzelwaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Einrichtung des Angriffraumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
C) Ergänzende Bestimmungen für den Angriff aus der Dauerstellung heraus
Der Angriff mit begrenztem Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Durchführung des Angriffes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Der Durchbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
D) Die Verfolgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
E) Ergänzende Bestimmungen für den Angriff im Bewegungskrieg . . . . . . . .
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A) Vorbemerkung.
1. Die Vorschrift behandelt die allgemein gültigen Grundsätze für den Angriff,
anschließend hieran die besonderen Bestimmungen für den Angriff im Stellungskriege mit
begrenztem Ziel, für die aus dem Stellungskrieg zum Bewegungskrieg führende
Angriffsschlacht und für die Verfolgung.
Die Vorschrift gilt sinngemäß auch für den planmäßigen Gegenangriff in der
Abwehrschlacht. Der Gegenstoß ist nicht behandelt.
Die besonderen Bestimmungen für den Angriff im Gebirge sind im Behelf „Der
Gebirgskrieg" enthalten.
Der Angriff im Bewegungskrieg (Angriff auf entwickelten oder vorbereiteten Gegner und
Bewegungsgefecht) wird im Teil 16 der Abschnitte aus der Gefechtslehre behandelt werden.
Die Vorschrift ist unter Anlehnung an den Teil 14 des deutschen Sammelheftes, unter
Ausnützung von Erfahrungen aus dem Westen, Osten und der 12. Isonzoschlacht und
endlich durch Verwertung von Beiträgen der Armeen entstanden.
Ihr Umfang sei damit begründet, daß viele Einzelheiten aufgenommen werden mußten,
die ihrem Wesen nach in andere, bisher noch nicht erschienene Teile der Gefechtslehre
gehören. Mit Einlaufen neugewonnener eigener Erfahrungen und solcher aus dem Westen ist
eine Neuauflage mit wesentlicher Kürzung beabsichtigt.
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B) Allgemeine Grundsätze für den Angriff.
2. Der Angriff allein mit dem Alle beseelenden und nie erlahmenden Gedanken
„Vorwärts bis in den Feind" bringt entscheidenden Erfolg. Er bleibt auch in den
schwierigsten Lagen unwiderstehlich, wenn ihm ein wirksames, mächtiges Feuer den
Weg bahnt.
Infanteriefeuer allein ringt den Gegner nicht nieder. Ein ohne ausgiebige Unterstützung
durch Artillerie und Minenwerfer angesetzter Angriff ist aussichtslos; nur in kleinen
Verhältnissen würde vollständige Ueberraschung des Gegners solches Verhalten
rechtfertigen.
Nicht durch den Einsatz einer möglichst großen Zahl von Menschen, sondern vorwiegend
durch Kampfmaschinen (Artillerie, Minenwerfer, Maschinengewehre, Granatwerfer usw.)
ist der Angriff zu führen. Inniges Zusammenwirken aller Waffen, insbesondere der
Infanterie und der Artillerie, geben den Ausschlag im Gefecht. Ihr Zusammenwirken muß
umso inniger werden, je mehr Zeit der Gegner gefunden hat, seine Kräfte zur Abwehr bereit
zu stellen; es muß aber nach einem mit peinlichster Genauigkeit durchdachten Plan erfolgen,
wenn der Gegner in einer befestigten Stellung den Angriff erwartet.
Der Kern des Angriffes liegt in dem ständigen Zusammenarbeiten der Sturminfanterie
mit der Artillerie.
3. Der frische Angriffsgeist der Infanterie darf nicht durch zögerndes, an Formen
geklammertes Vorgehen gelähmt werden. Eine schwächliche, langwierige Angriffsweise
fordert im allgemeinen mehr Opfer als ein wohlvorbereiteter, im geeigneten Augenblick
angesezter, machtvoller Angriff
Opfer dürfen nicht gescheut werden, wenn nach reiflicher Ueberlegung aller Verhältnisse
ein Erfolg erhofft werden kann.
4. Der Angriff erfordert: ein schneidiges, infolge der wirksamen Unterstützung durch die
Artillerie und die Minenwerfer aber möglichst verlustloses Herangehen der Infanterie an den
Feind ; eine Zertrümmerung des Gegners durch die überwältigende Wirkung aller
Kampfmittel, um der Infanterie als Nahkämpfer den Einbruch, die Vernichtung des Feindes
mit Bajonett, Handgranate, Dolch zu ermöglichen.
5. Es ist besonders wichtig, die Truppe frisch und guten Mutes an den Feind zu bringen.
Hierzu genügt eine erst unmittelbar vor dem Angriff einsetzende besondere Obsorge für den
Mann nicht, sondern bedingt eine unausgesetzte Sorge für das leibliche Wohl der Truppe,
wenn sie auch in den anstrengenden Tagen, die den Entscheidungskämpfen vorangehen, zur
besonderen Pflicht wird.
Gute Nahrung, Bekleidung und Ausrüstung, zweckmäßige Unterkunft, Nachtruhe,
angemessene Gesundheitspflege sind für die Frische der Truppe erforderlich. Verpflegung
ist häufig wichtiger als Ruhe.,
Eine abgehetzte Truppe ist nicht angriffsfähig.
Schonung und Frischerhaltung der Angriffstruppen bis zum Angriff selbst sind von
besonderer Bedeutung.
Gleich der Sorge um das leibliche Wohl der Truppe darf auch jene um die Seele und das
Gemüt des Mannes nie aussetzen.
Stete Erziehung der Truppe in frischem Angriffsgeist und im Willen zum Sieg, eiserne
Manneszucht sind die Grundlagen des Erfolges und müssen die Truppe befähigen, den
auflösenden Einflüssen des Schlachtfeldes zu widerstehen.
Die angreifende Truppe muß vom Beginne an vom Erfolge des Angriffes überzeugt sein.
Die Einwirkung auf die Moral des Mannes kann nicht intensiv genug sein. Der Offizier
muß sich vor Augen halten, daß sein Benehmen das des Mannes bestimmt. Sind die Führer
gut, ist die Truppe gut.
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6. Die Fürsorge um die Pferde ist nicht minder wichtig. Ihr Zustand ist maßgebend für die
Leistungsfähigkeit der Truppe und oft bestimmend für die Größe des Erfolges.
7. Genaue Kenntnis der Gefechtsweise der Infanterie, der Wirkung, der
Leistungsfähigkeit und der| materiellen Kriegsbedürfnisse der einzelnen Kampfmittel,
namentlich der Artillerie und der Minenwerfer, sowie des Wesens aller
Verbindungsmittel muß Gemeingut der Armee sein ; sie ist strengste Berufspflicht für den
Offizier.
8. Ebenso wichtig ist die Kenntnis des Feindes. Der Zustand der feindlichen Truppen,
ihre, Eigenschaften in menschlicher und militärischer Beziehung, ihre Kampfweise, ihre
Kampfmittel und deren Wirkung muß nicht nur der Führung, sondern mehr noch der Truppe
bekannt sein. Diese Kenntnis wird häufig die eigene Kampfweise beeinflussen und eigene
Opfer verhüten.
9. Die Durchbildung von Führern und Truppe für den Angriff kann nicht eingehend
genug sein.
Uebüngen in den Angriffsverbänden bei Heranziehung aller Waffen und Hilfstruppen in
kleinen Verhältnissen an Uebungswerken, sind erforderlich. Die gesamte Angriffsinfanterie
muß im Nahkampf geübt sein. (Siehe III. Teil.)
Führung.
. Der Angriff verlangt — ebenso wie die Verteidigung — straffe Führung, sorgsame und
eingehende Weisungen für das Zusammenwirken aller Waffen innerhalb der
Gefechtsstreifen und mit den Nachbarabschnitten sowie klare Bestimmung der Angriffsziele.
Andererseits bietet jeder Angriff Gelegenheit zu freier Betätigung und zu
entschlußfreudigem Handeln selbst für den einzelnen Mann.
11. Zweck eines jeden großen Angriffes ist die Vernichtung des Gegners in dem Streben,
die Feldzugsentscheidung herbeizuführen. Dieses große Ziel erfordert höchste Anspannung
der Kräfte von jedermann.
Ziel des Angriffes ist zweckmäßigerweise jener Teil des Gegners, dessen Vernichtung
die größte Rückwirkung auf das Ganze hat.
Die Angriffsziele sind nach dem Terrain zu bestimmen, ihre Erreichung nicht an
bestimmte Zeiten zu binden, da nie bestimmt werden kann, wann sie tatsächlich erreicht
werden.
12. Der sichere feste Wille des Führers muß alle Handlungen der Truppe beseelen,
seine Persönlichkeit und sein Charakter müssen dem ganzen Angriff das Gepräge
geben. Der Kornmandant muß sich vollkommen klar sein, welches Ziel er erreichen will.
Die Nachrichten über den Feind bilden nur einen der vielen Faktoren, die das „Wie" der
Durchführung beeinflussen.
Der Führer muß seinen Willen mit allen Mitteln alle seine Untergebenen durchdringen
lassen und stets darauf bedacht sein, daß der Wille auch zur Tat werde. Je mehr der Führer
das Vertrauen seiner Truppe besitzt, desto leichter und nachdrücklicher wird sich sein Wille
durchsetzen.
Nichts vermag das Vertrauen der Truppe zur Führung mehr zu erschüttern als die
Erkenntnis, daß sie infolge von Führungsfehlern übermäßige oder zwecklose Verluste
erleiden mußte.
Jeder Truppenführer und Generalstabschef ist verpflichtet, durch eigene Erkundung sich
eingehende Kenntnis über die Eigenart des Terrains in seinem Gefechts streifen zu
verschaffen und sich über den Zustand und die Stimmung seiner Truppe dauernd persönlich
auf dem laufenden zu erhalten. Nur dann ist er in der Lage, den Kampf richtig zu leiten und
behält die notwendige persönliche Fühlung mit der Truppe.
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Im Verlaufe des Gefechtes ist der Einfluß der höheren Führung beträchtlich
eingeschränkt. Es ist daher von größter Bedeutung, daß alle im Kampfe befindlichen
Kommandanten sich gegenseitig unterstützen und ihre Aufgabe im Einklänge mit der
allgemeinen Lage selbsttätig durchführen, ohne auf erneute Befehle zu warten. Mit der
Forderung, den gemeinsamen Gefechtszweck und das Zusammenwirken mit den
Nachbargruppen nie aus dem Auge zu verlieren, ist die Grenze für die Selbständigkeit der
Unterführer gezogen. Sie darf nie in Willkür ausarten. Die obere Führung muß dahin wirken,
daß das Gefecht nicht in unzusammenhängende Einzelkämpfe zerfalle.
13. Die Kunst der Führung eines Angriffes besteht in klarem Erkennen der feindlichen
Verteidigungsmaßnahmen und ihrer taktischen Einwirkung auf die Durchführung des
Angriffs, in sorgsamer Vorbereitung, klaren Weisungen und sicherer Leitung.
Die Angriffsschlacht verlangt endlich vollständige Beherrschung der Kunst, Massen auf
engem Raum zu bewegen und mit dem Nötigen zu versorgen. Zu enge Anhäufung führt zu
Verstopfungen der Wege. Genaue Ueberlegung, ein Plan der alle Truppenbewegungen
Fahrten der Transportmittel zu und von der Front, Nächtigungsräume, Rastplätze usw.
umfaßt, sowie peinlichste Befolgung aller Marschanordnungen sind Grundlagen der
unerläßlichen Ordnung.
14. Jedem Angriff muß eine gründliche Vorbereitung vorangehen. Die hierfür zur
Verfügung stehende Zeit wird sich von Stunden, die im Bewegungskrieg zur Verfügung
stehen, bis zu Wochen beim Angriff auf befestigte Stellungen erstrecken.
Ein nicht genügend vorbereiteter, mit unzureichenden Mitteln geführter Angriff
mißlingt stets, kostet unnützes Blut und ist ein grober Führungsfehler.
Gründliche Vorbereitungen werden sich oft nicht ganz verheimlichen lassen. Die
Führung muß sich darüber ins Klare kommen, wann die Gründlichkeit in den Hintergrund
treten soll, um das Ueberraschungsmoment nicht zu verlieren.
Die Vorbereitung umfaßt: Aufklärung des Terrains und des Gegners durch alle
verfügbaren Mittel, persönliche Erkundungen der Kommandanten und ihrer Organe,
Zurechtlegen des Planes, Berechnung, Heranschaffung und unter Umständen vorläufige
Gruppierung der Kampf- und Hilfsmittel, Angriffstruppen, Ergänzung von Munition,
Verpflegung und Ausrüstung, Ergänzung oder Schaffung von Verbindungen jeder Art.
(Vgl. Punkt 72, 74, 96, 97.)
15. Beim Angriff hat der Angreifer die Vorhand. Er muß von diesem Vorteile Gebrauch
machen.
Im Kriege versprechen diejenigen Maßnahmen den größten Erfolg, auf die der Feind am
wenigsten gefaßt ist. Bei allen Angriffshandlungen ist daher die Ueberraschung
Feindes von entscheidender Bedeutung.
Dazu sind notwendig: strengste Geheimhaltung der Absicht, unauffällige Durchführung
aller Vorbereitungen, Beschränkung der Neuanlagen auf das unentbehrliche Maß,
Vortäuschen von Angriffs ab sichten oder wirklich ausgeführte Angriffe an anderen Stellen
der Front und Abwechslung in den Einzelheiten des Angriffsverfahrens. Hierin läßt die
Vorschrift genügenden Spielraum. Es ist Sache aller Führer, davon den richtigen Gebrauch
zu machen.
16. Der Krafteinsatz muß dem Gefechtszweck entsprechen. Von Anfang an müssen
ausreichende Kräfte, insbesondere an Kampfmaschinen, eingesetzt werden.
17. Auch bei großen Angriffen ist die Division die Kampfeinheit. Ein gesonderter
taktischer Waffendienstweg unter Umgehung der Division schädigt das Zusammenwirken.
Dem Divisionskommando sollen alle Kampfmittel für die Durchführung des Angriffes
voll zur Verfügung stehen. Die höheren Kommandos sollen sich nur die unumgänglichsten,
für Spezialzwecke erforderlichen Kampfmittel (schwerste Artillerie, Beförderungsmittel,
Fliegerreserven usw.) rückbehalten. Die Bestellung eines Korpsartilleriechefs mit
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unmittelbarer Kommandobefugnis über die Artillerie der Divisionen empfiehlt sich nicht.
Höhere Kommandos als das Divisionskommando können ihren Einfluß auf den Angriff
fast nur durch Zuweisung der Aufgaben, Zuführen von Infanterie-, Artillerie- und
Munitionsreserven sowie sonstiger Kampfmittel zur Geltung bringen.
18. Angriffsrichtung und Angriffsraum der Division wird durch die Zuweisung der
Angriffsstreifen bestimmt. Eine tiefe Gliederung der Truppen im Angriffsstreifen ist
unerläßlich, soll der Erfolg nicht in Frage gestellt werden.
Bei Anordnung der Tiefengliederung ist auf die Wahrung der Verbände möglichst
Bedacht zu nehmen (flügelweiser Einsatz).
19. Bei Angriffen von großer Tiefe ist ein Stoß mit ein und demselben Verbände (Div.)
bis zum Verbrauch seiner Kraft mehreren aufeinanderfolgenden Angriffen mit frischen
Verbänden vorzuziehen. Dementsprechend sind die Angriffsstreifen so zu wählen, daß ein
Verband in sich befähigt ist, den Angriff lange zu nähren und ohne Aufenthalt durch die
ganze Tiefe der feindlichen Stellungen hmdurchzustoßen.
Die Breite der Angriffsstreifen ist indes zugunsten einheitlicher Führung nicht zu schmal
zu bemessen. Wo es sich lediglich darum handelt, dem Feind ein Grabensystem seiner
vorderen Stellung zu entreißen, kann eineDivision sich bis zu 4 km und mehr ausdehnen. Ist
Eindringen in die Tiefe der feindlichen Stellungen beabsichtigt, so müssen die Divisions-
Gefechtsstreifen schmäler gewählt werden; unter 2 km werden sie kaum heruntergehen.
20. Jeder Angriff muß seinen Schwerpunkt haben. Hiernach ist die Kräftegruppierung,
die Breite des Gefechtsstreifens, das Zusammenfassen der Artillerie, Minenwerfer und
sonstiger Kampfmittel, das Bereitstellen und Einsetzen von Reserven zu bemessen.
21. Vom Beginn des Angriffs müssen die Divisionen vorderer Linie darauf bedacht sein,
ihre Reserven dicht heranzuhalten. Jedoch ist eine Ueberlastung der Wege, die zur
Verstopfung derselben führt, zu vermeiden. In erster Linie muß durch glatten und schnellen
Nachschub die Feuerkraft der kämpfenden Truppe erhalten werden.
Die Kommandanten aller Reserven sollen stets in Kenntnis der Absichten ihres
Vorgesetzten sein und mit diesen in ununterbrochener Verbindung bleiben. Sie müssen sich
mit allen Mitteln in Kenntnis über den Gefechtsverlauf erhalten.
22. Rechtzeitig herangezogene frische Verbände, die mit fortschreitendem Angriff
nachzuziehen sind, haben bei großen Angriffen den erreichten Erfolg durch Fortsetzen des
Angriffs zu erweitern.
Es kommt weniger auf die Masse an als auf die artilleristische und infanteristische
Feuerkraft. Zu starke Kräfte hindern sich gegenseitig und erschweren Führung und
Versorgung. Alles hängt von schnellem und selbsttätigem Handeln aller Stellen im Rahmen
des Ganzen sowie vom Nachziehen der Artillerie und vom Munitionsnachschub ab.
23. Auch bei einem Angriff, der planmäßig in allen Einzelheiten vorbereitet werden kann,
hat die Führung den Entschluß über die Verwendung der Reserven frühzeitig und meist auf
Grund unvollkommener Nachrichten zu fassen. Schwächen des Feindes und errungene
Vorteile müssen vorausschauend erkannt und rasch ausgenützt werden.
Durch den Einsatz der Reserven muß die Führung darnach streben, den Kampf nach
ihrem Willen zu gestalten. Der Einsatz ist dort am wirksamsten, wo der Angriff am
schnellsten Boden gewinnt; auch diejenigen Teile, die nur langsam vorwärts kommen oder
stecken bleiben, werden dadurch am besten entlastet. Bereiten sich Gegenangriffe des
Feindes mit starken Kräften vor, so ist es wichtig, zu erkennen, ob ihre Wirkung durch
Vorwärtstragen des Angriffes an anderer Stelle ausgeschaltet werden kann oder ob Teile der
eigenen Front unmittelbar gestützt werden müssen.
24. Oft, vor allem im Gefecht größerer Körper, wird der Frontalangriff die Regel sein.
Auch Truppen, die umfassen, werden eine feindliche Gefechtsfront vor sich finden, die sie
frontal angreifen müssen. Die Entscheidung liegt daher im Durchbruch.
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Die eigentliche Auswertung des Erfolges beginnt erst nach vollzogenem Durchbruch. Dafür
müssen ausreichende Reserven zur Hand sein (Punkt 22).
Die hohe Bedeutung der flankierenden Einwirkung selbst mit schwachen Kräften, vor
allem auch durch Artillerie und Maschinengewehre, ist bei allen Angriffshandlungen immer
wieder in Erscheinung getreten. Flankierung ist daher immer wieder planmäßig
herbeizuführen.
25. Nach jedem Angriff gilt es, in sich selbst und in der Truppe die geistige,
körperliche und moralische Abspannung zu überwinden, die nur zu leicht dazu führt,
sich mit einem halben Erfolg zu begnügen.
Meist erfordert es die vordenkende Fürsorge für die Truppe, nach dem Erfolg noch
eine letzte äußerste Anspannung aller Kräfte zu verlangen. So können erneute schwere
Opfer vielfach vermieden werden.
26. Der Artilleriekommandant ist über Lage und Absicht des Truppenführers von diesem
in Kenntnis zu erhalten, hat aber auch selbst für seine eigene Orientierung zu sorgen. Er
nimmt an allen Erkundungen des Führers teil.
Die Artillerie ist jederzeit im Sinne der Führung zur Erreichung des Angriffszweckes
einzusetzen. Demnach darf die Zuweisung der Kampfaufgaben sowie die räumliche und
zeitliche Regelung der Artillerie Wirkung und deren Energie nicht dem
Artilleriekommandanten überlassen werden, sondern obliegt dem Truppenführer.
27. Jeder Truppenführer, dem Artillerie beigegeben ist verfügt über diese allein und
uneingeschränkt für die Erreichung seiner Kampfaufgabe. Will sich das vorgesetzte
Kommando das Verfügungsrecht über die bei einer Kolonne oder Gruppe eingeteilte
Artillerie vorbehalten, so muß dies ausdrücklich befohlen werden.
Will der höhere Kommandant, dem mehrere mit Artillerie dotierte Gruppen unterstehen,
ein Zusammenwirken getrennter Artilleriekräfte für den einheitlichen Gefechts zweck
erreichen, so gibt er den Gruppenkommandanten den Auftrag hierzu und erteilt dem
unterstehenden höchsten Artilleriekommandanten den Befehl zur Durchführung.
28. Der Angriffsbefehl wendet sich an die unmittelbar unterstellten Befehlseinheiten und
bat in klarer, unzweideutiger Weise zu enthalten :
Angaben über den Feind,
eigene Lage,
Ziel des Angriffes,
Bildung und Aufgabe der einzelnen Gruppen,
Angriffsstreifen,
Angriffszeiten,
Sicherung des Angriffes,
Aufenthalt des Kommandanten,
Verbindungen,
technische und besondere Maßnahmen,
materielle Vorsorgen.
Oft wird der Angriffsbefehl in mehrere, nacheinander zu gebende Einzelbefehle zerfallen.
29. Brigadiere und Regimentskommandanten der Infanterie müssen den Angriff auf
Grund persönlicher Sicht im Nahbereiche führen.
Die Artilleriegruppenkommandanten wählen ihren Gefechtsstandpunkt dort, von wo sie
das Feuer der Batterien am besten leiten können. Fällt dieser nicht mit dem Standpunkt , der
Infanteriegruppenkommandanten zusammen, so geben sie zu diesem
Artillerieverbindungsoffiziere. (Punkt 37 und 64.)
30. Die Gefechtsstandpunkte der Korps- und Divisionskommandos werden beim Angriff
weit vorn eingerichtet, um einen Wechsel während der Schlacht möglichst lange zu
vermeiden; aber auch dieser muß vorbereitet werden. Besonders muß die Verbindung
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zwischen der Division und ihrer Artillerie dauernd gesichert bleiben.
Gute Verbindung zwischen den Gefechtsstandpunkten benachbarter Divisionen und den
Divisionen erster und zweiter Linie ist von großer Bedeutung.
Erwünscht ist es, daß die höheren Stäbe von der Division aufwärts über Fernwarten
verfügen, von denen aus sie durch Offiziere ihres Stabes (IBS) das Gefecht beobachten
lassen und hierdurch die eigene Beobachtung ergänzen.
31. Der Artilleriebrigadier hat seinen Stand fast immer beim Gefechts Standpunkt des
Div.-Kmdos; er hat aber meist besondere Beobachtungsstellen mit möglichst weiter
Uebersicht, von denen er dauernd unmittelbare Meldungen erhält.
32. Jeder Wechsel eines Gefechtsstandpunktes bedarf eingehender Vorbereitung. Vor
Verlassen des alten Standortes sollen die Verbindungen zum neuen schon betriebsfähig sein.
Reitpferde oder Autos sind rechtzeitig bereitzuhalten. Bei Verlegen der Befehlsstellen nach
vorwärts bleiben . die bisherigen zur Regelung des Nachschubes zunächst weiter
besetzt. Je mehr der Bewegungskrieg sich ausspricht, desto mehr gehören auch die höheren
Führer weit vor, oft zu Pferd.
33. In der taktischen Bewertung von Stellungen und Geländeformen müssen alle Führer
eingehend geschult werden. Das Studium des Kampffeldes und seiner taktischen Bedeutung
kann nicht sorgfältig genug sein; es ist die Voraussetzung für die taktische Kleinarbeit, die
für Anlage und erfolgreiche Durchführung aller Angriffe — auch eines Angriffs in größerem
Rahmen — unerläßlich ist.
Das Studium erfolgt an Hand von Karten, Plänen, Photographien, Ansichtsskizzen, wird
aber möglichst bald durch die persönliche Erkundung der Kommandanten aller Grade und
ihrer Organe ersetzt.
Es wird oft von großem Vorteil sein, wenn Generalstabsoffiziere höherer Stäbe und jene
Führer (auch Unterführer), denen im Angriff schwierige Aufgaben zufallen, das Angriffsfeld
vom Flugzeug aus erkunden.
Der Kampf um Höhen, der im Stellungskriege an Bedeutung verloren hat, tritt um so
mehr in den Vordergrund, je mehr die Kämpfe den Charakter des Bewegungskrieges
annehmen.
Aufklärung und Meldedienst.
34. Zweck der A u f k 1 ä r u n g ist, der Führung ein möglichst zutreffendes Bild über
den Gegner und über die Beschaffenheit des voraussichtlichen Angriffsfeldes zu geben.
Zur Aufklärung müssen alle Mittel eingesetzt werden: Flieger, Fesselballon, Kavallerie,
Artillerieaufklärer, Infanteriebeobachter (IBS), Artilleriemeßzüge, Infanterie, Radfahrer,
Abhorchstationen, Photographie, Kundschafter, Gefangenen aussagen. Außerdem ist jeder
Soldat verpflichtet, Nachrichten und Wahrnehmungen auch ohne Befehl so rasch als
möglich zu melden
Im näheren Kontakt mit dem Gegner wird der persönliche Augenschein des
Kommandanten und seiner Organe die Aufklärung zu vervollständigen haben.
Oft werden sich während des Gefechtes wichtige Anhaltspunkte für die weitere
Handlungsweise des Führers ergeben. Die in der Gefechtslinie befindlichen Kommandanten
haben deshalb eigene Beobachtungsorgane zu bestimmen und sind verpflichtet, jede
Beobachtung über den Feind und über das Terrain, die von Bedeutung sein könnte, sogleich
ihrem vorgesetzten Kommando und soweit nötig auch den Nachbarn zur Kenntnis zu
bringen.
Die Aufklärung erfordert eine einheitliche Leitung. Innerhalb der Division muß sie straff
organisiert sein.
Jeder Kommandant ist auch ohne Befehl zur Aufklärung verpflichtet, um seine Truppe
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vor Ueberraschungen zu bewahren. Selbst bei durchlaufenden Fronten muß wenigstens
durch Sicht in Flanke und Rücken aufgeklärt werden.
Die Aufklärungsergebnisse müssen gründlich verwertet werden. Die bei der Division von
den verschiedensten Seiten zusammenlaufenden Nachrichten müssen hier in eine Hand
gelangen, verwertet, den eigenen Truppen, dem vorgesetzten Kommando und den Nachbarn
zur Kenntnis gebracht werden. Diesen Dienst versieht zweckmäßigerweise jener
Generalstabsoffizier, dem die Evidenz der feindlichen Lage obliegt.
35. Gleiche Bedeutung wie der Aufklärung kommt dem Meldedienst zu.
Jede Truppe muß dauernd bestrebt sein, die Führung schnell über die eigene Lage zu
unterrichten, um dem Kommandanten die Grundlagen für zweckmäßige Maßnahmen zu
schaffen.
Die planmäßige Verteilung, geschickte Anlage sowie rechtzeitige Vorverlegung oder
Neueinrichtung von leistungsfähigen Meldesammelstellen ist von besonderer Wichtigkeit.
Bei größeren Angriffen ist von oben her eine besondere zeitliche und örtliche Regelung
des Meldedienstes notwendig.
Zeitlich wird geregelt, wann jede Stelle unbedingt melden muß; abgesehen von
besonderen Ereignissen, geschieht dies nach Erreichen bestimmter Ziele, Ueberschreiten von
Linien, wesentlichen Verlegungen des Artilleriefeuers u. dgl.
Die örtliche Regelung erstreckt sich auf Angabe der Meldesammelstellen, namentlich
wenn diese und die Gefechtsstandpunkte im Verlauf des Gefechts zu bestimmten Zeiten
vorverlegt werden. Die Verbindung der Meldesammelstellen nach rückwärts durch mehrere
sichere Verbindungsmittel ist Sache des sie einrichtenden Kommandos.
Abwurfstellen für Flieger müssen festgesetzt werden.
Die höheren Kommandos dürfen sich jedoch nicht darauf verlassen, durch Meldungen
von der Truppe dauernd rechtzeitig unterrichtet zu werden. Sie müssen darnach streben, mit
eigenen Mitteln (Augenschein, besonders bestimmte Flieger, entsandte Offiziere, Kavallerie-
und Infanterie-Patrouillen, Beobachtungsoffiziere, Meldegänger) sich Klarheit über die Lage
in den eigenen und den Nachbarabschnitten zu verschaffen.
36. Ebenso wichtig ist der Meldedienst zwischen Artillerie, Minenwerfern und Infanterie
und zwischen Nachbarabteilungen. So ist z. B. die Infanterie verpflichtet, die Artillerie
dauernd über die von ihr erreichte Linie und den Stand des Gefechtes zu benachrichtigen,
ebenso wie die Artillerie alle von ihr auf dem Gefechtsfelde gemachten Feststellungen der
Infanterie sofort mitzuteilen hat. Nebeneinander eingesetzte Kommandos und Truppen
müssen enge Verbindung miteinander halten und sich gegenseitig ununterbrochen auf dem
laufenden halten. Bei den immerhin schmalen Gefechtsstreifen ist enges taktisches
Zusammenwirken von benachbarten Abschnitten ganz besonders wichtig. (Punkt 34.)
Diesem Zweck, z. B. der Verbindung zwischen Artillerie und Infanterie, dient der
Austausch von Verbindungsoffizieren; zwischen kleineren Abteilungen genügen im
allgemeinen von Unteroffizieren geführte Verbindungspatrouillen.
37. Sorgfältige Aufrechterhaltung des Aufklärungs- und Meldedienstes ist von
wesentlichem Einfluß auf den Erfolg des Angriffs, namentlich werden davon die ersten
Maßnahmen nachdem Sturm entscheidend beeinflußt.
Enges Verbindunghalten aller Waffen und aller Führer von vorn nach hinten, von hinten
nach vorn und nach den Seiten ist unerläßlich. Es sichert das planmäßige Fortschreiten des
Angriffs und bewahrt vor Ueberraschungen, namentlich in den Flanken. Bei guter
Verbindung ist die Führung in der Lage, rechtzeitig zweckmäßige Maßnahmen zu treffen.
Unter keinen Umständen darf der Angriff aus Mangel an Verbindung frühzeitig zum
Stehen kommen.
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Die Einzelwaffen.
38. Die führende Rolle im Angriff fällt der Infanterie zu. Auf ihr lasten alle
Beschwerden und Gefahren im höchsten Maße.
Das Hauptziel, das alle andern Waffen mit voller Hingabe verfolgen müssen, besteht
darin, den Erfolg der Infanterie vorzubereiten, zu ergänzen und zu erweitern, aber
auch zu sichern. Hiezu ist die mündliche Aussprache zwischen dem Kommandanten der
Infanterie und jenem der zugehörigen Artillerie (Minenwerfer) notwendig. Auch zwischen
den zu gemeinsamer Tätigkeit berufenen Unterkommandanten der Infanterie und der
Artillerie (Minenwerfer) muß innigste Fühlung bestehen.
39. Nur besonders günstige Verhältnisse (schon geschwächter Gegner, überraschendes
Zusammentreffen) ermöglichen es der Infanterie, einer ausreichenden Unterstützung durch
Artillerie und Minenwerfer zu entraten.
In der Regel wird ein Erfolg nur dann errungen werden können, wenn der Angriff
durch Artillerie und Minenwerfer gründlich vorbereitet und unterstützt wird.
40. Der Gradmesser der Angriffskraft liegt nicht in der Zahl der Feuergewehre,
sondern in der Zahl der eingesetzten Kampfmaschinen. (Punkt 2, 22.)
Auch für den Erfolg des infanteristischen Angriffs ist nicht die Zahl der eingesetzten
Infanteristen ausschlaggebend, sondern ihre durch Ruhe, Ausbildung und Ausrüstung
erworbene Kampfkraft, die Sorgfalt der Vorbereitungen, die Geschicklichkeit von Führung
und Truppe sowie Schnelligkeit und Entschlossenheit des Handelns.
41. Granatwerfer, Minenwerfer und besonders Maschinengewehre sind die Hauptträger
des infanteristischen Feuerkampfes. Der Infanterist ist Nahkämpfer, der die durch die
Feuervorbereitung der Artillerie der Minenwerfer und seiner eigenen besonderen
Kampfmittel wohl vorbereitete Entscheidung durch die Stoßkraft des lebenden Menschen
vollends herbeiführt.
42. Alle Kampfmittel, welche bei der Infanterie zur Verwendung gelangen, müssen von
dieser voll beherrscht werden.
Der Erfolg im Kampfe ist nur dann gewährleistet, wenn die Offiziere der anderen
Waffen mit der Kampftätigkeit der Infanterie ganz vertraut sind, ebenso die Offiziere
der Infanterie mit Wesen und Wirkung der übrigen Waffen. (Punkt 7.)
43. Im Angriff ist möglichst reichliche Verwendung der Maschinengewehre anzustreben.
Es kommt weniger darauf an, materielle Wirkung zu erzielen, als vielmehr durch
Abkämmen der Gräben den Gegner an der Gegenwirkung möglichst zu behindern. Hiezu
wird das Ueberschießen der eigenen Infanterie aus rückwärtigen Stellungen notwendig
werden.
Jeder gewonnene Terraingewinn muß sogleich durch Maschinengewehre gesichert
werden. Deshalb haben die Handmaschinengewehre mit der Infanterie vorzugehen.
4 4. G r a n a t w e r f e r u n d M i n e n w e r f e r der Infanterie werden meist
einheitlich mit den Werfern der Batterien eingesetzt werden.
Ihr Nachziehen im Verlaufe des Angriffes muß vorbedacht sein. Sie werden besonderen
Wert beim Festhalten des Errungenen haben.
45. Die Infanterie darf nie vergessen, daß die Artillerie und die Minenwerfer Zeit
benötigen, um voll wirksam werden zu können. Ueberhastetes Wirken dieser Waffen
schädigt den Erfolg.
46. Bei jedem Angriff kommt es darauf an, die Wirkung der artilleristischen Vorbereitung
und Feuerunterstützung voll auszunutzen. Die stürmende Infanterie muß gleichzeitig mit den
letzten Artillerieschüssen und Minen in der feindlichen Stellung stehen und im weiteren
Verlauf der eigenen Feuerwalze unmittelbar folgen, so daß der Feind keine .Zeit findet, aus
den noch erhaltenen Unterständen herauszukommen oder sich sonst gefechtsbereit zu
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machen.
Der bei den Sturmbataillonen mit so großem Erfolg ausgebildete Grundsatz, daß die
Infanterie beim Angriff in das eigene Artillerie- und Minenfeuer hineinlaufen muß,
muß Gemeingut der ganzen Infanterie werden. Er fordert rücksichtslose Schneid und
überlegene Moral, weil vereinzelte Verluste durch eigenes Artilleriefeuer in Kauf genommen
werden müssen. Durch dieses Hineinlaufen wird der Nahkampf mit der feindlichen
Infanterie und deren Maschinengewehren erleichtert. Mit allen Mitteln maß der Infanterie
das Verständnis hiefür beigebracht werden.
Neben der richtigen Ausnutzung der eigenen Kampfmittel und erkannter feindlicher
Schwächen ist für den Erfolg des Sturmes der Schwung der Truppe wesentlich.
Entschlossenes rücksichtsloses Draufgehen und Selbsttätigkeit jedes einzelnen Mannes
bringen den Erfolg. Für den Schwung der Truppe ist das Verhalten der Offiziere
maßgebend. (Punkt 5.)
Stocken des Angriffs an einer Stelle darf sich nicht auf die ganze Linie übertragen; weit
durchstoßende Infanterie umfaßt stehengebliebene Teile des Feindes, räumt sie hinweg
und bahnt den zurückbleibenden eigenen Abteilungen den Weg. Zaudern führt zu
Mißerfolgen.
47. Die Gefechtsstreifen sind am günstigsten, wenn die vordersten Wellen bis zum
Angriffsziel geradeaus angreifen. Die Grenzen werden durch im Gelände hervortretende
Punkte und Linien gebildet, z. B. Straßen, Eisenbahnen, Waldränder.
Innerhalb des Gefechtsstreifens darf nicht gleichmäßig angegriffen werden. Stützpunkte,
Ortschaften, Wälder sind niederzuhalten, unter Umständen durch Einnebeln (Vergasen). An
ihnen vorbei greift die Truppe tiefgegliedert an den Stellen des voraussichtlich geringsten
Widerstandes an. Rückwärtige Wellen nehmen die Stützpunkte usw. durch Umfassung. Es
kann sich empfehlen, hiefür von vornherein besondere gemischte Abteilungen — im
Bedarfsfall aller Waffen — unter energischen Führern auszuscheiden.
Die vordersten Teile der Infanterie vermeiden jeden nicht unbedingt notwendigen
Aufenthalt. Häufig schwächt das Durchstöbern feindlicher Unterstände, Depots und
Gepäckstücke nach Lebensmitteln usw. die Front rascher als feindliches Feuer und
Erschöpfung. Strenge Ueberwachung ist daher notwendig. Drückeberger und Beutemacher
müssen durch Kommandos des e i g e n e n Regiments aufgegriffen und sogleich
nachgeführt werden. (Punkt 92.)
Angriffe durch Aufrollen der Gräben in den Stellungen entlang zu führen, empfiehlt sich
nur in ganz kleinen Verhältnissen und bei Kleinangriffen, die mehr in das Gebiet der
Gegenstöße und Patrouillen-Unternehmungen fallen und denen ein wirksames
Sturmreifschießen nicht vorangegangen ist.
Je kleiner der Angriff ist und je näher das Angriffsziel liegt, um so genauer kann der
angreifenden Infanterie der Weg und jede einzelne Tätigkeit vorgeschrieben werden. Je
größer und tiefer der Angriff ist, desto häufiger treten Lagen ein, in denen das selbständige
und sich richtig in den Rahmen des Ganzen einfügende Handeln einzelner Kampfgruppen
den Ausschlag gibt. Auf diese Weise gewonnene Vorteile sind sogleich zu größeren
Erfolgen auszubauen. Alle Anweisungen und Maßnahmen müssen daher darauf zielen, die
Einwirkung der Führer sicher zu stellen. Jeder einzelne Mann muß erzogen sein, den
Zusammenhang mit seinem Stoßtrupp-(Schwarm) Kommandanten dauernd zu wahren. Kein
Kommandant darf auch nur einen Augenblick die Zusammenarbeit mit dem nächsthöheren
und benachbarten Verband sowie mit den anderen Waffen aus dem Auge lassen. (Punkt 13.)
Die Verwendung von Leuchtzeichen (auch Flammenwerfer) zur Verständigung ist sorgfältig
zu regeln.
-
Bei den in dem feindlichen Stellungssystem sich zusammenballenden gesonderten
Kampfgruppen oder Stoßtrupps muß das Streben sein, sobald es die Lage gestattet, lockere
zusammenhängende Schützenlinien zu bilden, Reserven und Flankensicherungen
auszuscheiden, Patrouillen nach vorwärts und seitwärts vorzutreiben, um durch
unvorhergesehene Ereignisse nicht in einer für den Kampf ungeeigneten Form überrascht zu
werden.
Der gefährlichste Moment für den Angreifer ist jener nach dem Einbruch in die feindliche
Stellung.
48. Der Angriffsschwung einer guten Truppe führt diese oft über das Angriffsziel hinaus.
Schnelles Zufassen sichert oft Erfolge, die sonst erst nach erneuter Vorbereitung gewonnen
würden. Der Drang der Truppe nach vorwärts darf daher nicht zu stark gezügelt werden.
Besonders bei weitreichendem Durchbruch ist der kühnste Entschluß immer der beste.
Andererseits entstehen durch unüberlegtes Vorstürmen leicht Rückschläge. Es ist daher
von entscheidender Wichtigkeit, daß die Truppe der Führung auch während des Angriffs
nicht aus der Hand gerät und das Zusammenwirken der Waffen gesichert bleibt.
49. Nach dem Erreichen des Angriffsziels ist schleunigst Abwehrbereitschaft
einzunehmen (Tiefengliederung, Zusammenwirken mit den anderen Waffen,
Befehlsverbindungen, Anschlüsse, Sorge für Munition, Verpflegung, Sanitätsdienst, Ausbau
der Stellung).
Eine Bereitschaft, die gegen sofortige, von der feindlichen Artillerie meist nur mangelhaft
unterstützte Gegenstöße ausreicht, kann schon nach wenigen Minuten erzielt werden. Die
Maßnahmen hierzu sind schon vor dem Angriff vorzubereiten. Auch wenn ein Angriff
weiter geführt werden soll, müssen die ersten Angriffsziele gesichert werden, um
Rückschläge infolge von Gegenstößen oder -angriffen auszuschalten. (Punkt 71.)
50. Erfahrungsgemäß pflegt die Infanterie weniger durch den Angriff, als durch die
darauffolgende Beschießung und die Gegenangriffe zu leiden. Die Führung muß daher die
Ablösung der Infanterie oder die Weiterführung des Angriffs durch neue Verbände
rechtzeitig vorsehen. (Vgl. aber Punkt 19.)
51. Ein mißlungener Angriff ist in der Regel nur nach erneuter Feuervorbereitung zu
wiederholen. Das Liegenbleiben kleinerer Teile darf dagegen das Vorwärtsdrängen des
Ganzen nicht hemmen. Kommen nur einzelne Teile nicht vorwärts, so genügt oft die
flankierende Unterstützung durch Nachbartruppen sowie kurze Feuervorbereitung mit MG.,
MW., GW., HMG. und Infanteriebegleitgeschützen.
Das Liegenbleiben vor den feindlichen Stellungen kostet die meisten Verluste.
52. Besondere Umsicht, taktisches Verständnis und Entschlußfähigkeit ist von den
Führern der Reserven zu fordern.
Die obere Führung wird in vielen Fällen außerstande sein, ihren Einfluß rechtzeitig zur
Geltung zu bringen. Diese Schwierigkeit wächst mit der Tiefe des Angriffs. In solchen
Fällen ist selbsttätiges und verantwortungsfreudiges Handeln der unteren Führer besonders
wichtig.
Der leitende Gesichtspunkt für das Eingreifen der Reserven muß sein, daß der Angriff
unter keinen Umständen ins Stocken geraten darf. (Punkt 13, 21, 22.)
53. Alle Kommandanten müssen jede Gelegenheit wahrnehmen, um das feste Gefüge und
die straffe Ordnung der Truppe wieder herzustellen.
54. Hauptaufgabe der Artillerie und der Minenwerfer ist es, der Infanterie die
günstigsten Bedingungen für den Kampf zu schaffen. Sie müssen daher jederzeit im
Sinne der höheren Führung und in inniger Uebereinstimmung mit den anderen Waffen
eingesetzt werden. (Punkt 24, 38.) Damit bilden Artillerie und Minenwerfer das Rückgrat
des Angriffes.
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Rechtzeitiges, gutes Schießen vom richtigen Platz gegen das richtige Ziel sind für beide
Waffen die Hauptsache.
55. Voraussetzung für eine richtige Verwendung der Artillerie und der Minenwerfer ist
die richtige Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Geschütze (Werfer). Die Artillerie
(Minenwerfer) muß die Kampfweise der Infanterie voll beherrschen, um in entscheidenden
Lagen selbständig eingreifen zu können. Sie muß im Gebrauch der Nahkampfmittel geübt
sein, um nicht ständigen, unmittelbaren Schutz durch die Infanterie zu bedürfen.
56. Die moralische Wirkung der Artillerie und der Minenwerfer kann so nervenzerrüttend
sein, daß damit allein ausschlaggebende Wirkung erreicht werden kann. Die moralische
Wirkung ist daher bei jedem Einsatz in Rechnung zu stellen.
57. Die materielle Wirkung ist von Geschütz- und Geschoßart, von der Masse der
Munition, der Treffgenauigkeit und den Verhältnissen beim Ziel abhängig.
Feldkanonen sind infolge ihrer großen Feuerschnelligkeit zur Bekämpfung lebender,
ungedeckter Ziele zu verwenden (Störungsfeuer, Bekämpfung von Truppen an
Sammlungen) und sollen als Flachbahngeschütze womöglich flankierend eingesetzt werden.
Zum Zerstörungsfeuer eignen sie sich wegen der geringen Einzelschußwirkung nicht.
10 cm Feldhaubitzen können sowohl alle Aufgaben der Feldkanonen erfüllen wie auch
infolge der größeren Geschoßwirkung heim Zerstörungsfeuer mitwirken.
Die 15 cm Haubitze ist das Hauptgeschtitz für den Artilleriekampf, weiters für das
Zerstörungs- und Vernichtungsfeuer.
Die 10 cm, 15 cm und 24 cm Kanonen eignen sich wegen ihrer großen Reichweite
vornehmlich zum Störungsfeuer, sind aber wegen ihrer vorzüglichen Treffgenauigkeit auch
zum Zerstörungsfeuer hervorragend geeignet.
Die schwersten Geschütze dienen zur Lösung von Spezialaufgaben, die 30 cm Mörser
außerdem zur Bekämpfung feindlicher Artillerie. Ihre Wirkung gegen massierte
Truppenziele ist sehr -gut.
Die Gebirgskanonen sind befähigt, im schwierigsten Terrain fortzukommen. Durch
Anwendung der Teilladung können sie Aufgaben lösen, die sonst der Feldhaubitze zufallen.
Die Gebirgskanonen sind besonders als Infanteriebegleitbatterien geeignet.
58. Die Minenwerfer ergänzen die Artilleriewirkung ausgezeichnet und ersetzen sie im
besonderen dort, wo die eigene Artillerie nicht zu wirken vermag.
Mittlere und schwere Werfer sind gegen die Haupteinbruchsstellen massiert einzusetzen.
Leichte Werfer haben in der Hauptsache die Aufgabe, feindliche Stellungen zu flankieren.
Betäubung des Gegners durch eingelegte Minenwerfersalven ist sehr empfehlenswert.
59. Gas kann aus Feld- und Gebirgskanonen, Feld-und Gebirgshaubitzen, 15 cm
Haubitzen M. 14, dann aus Minen- und Gaswerfern geschossen werden.
Der Vergasungsbeginn erfolgt zweckmäßig noch bei Dunkelheit. Der Gegner wird
hiedurch überrascht. Im allgemeinen sind auch die Luftverhältnisse am frühen Morgen für
die Vergasung günstig. Andererseits muß die Vergasung auch genügend Zeit lassen zum
Wirkungsschießen, zum Einschießen der schweren Kaliber und zum Ueberprüfen der
Tageseinflüsse. Die Vergasung darf also nicht ausschließlich in die Dunkelheit fallen. (Siehe
Teil 14, Das Gasschießen.) Sehr gute Erfolge läßt auch das Nebelschießen erwarten.
60. Um eine Wirkung aus mehreren Richtungen zu ermöglichen und den Gegner zur
Zersplitterung seines Feuers zu zwingen, ist die Verwendung der Artillerie in getrennten
Gruppen Grundbedingung.
Im Stellungskriege und in der Abwehrschlacht wird die Masse der Artillerie weiter
rückwärts in Stellung gebracht, damit bei einem Einbruch des Gegners die Artillerie nicht
sogleich überrannt wird, sondern wirken kann.
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Anders beim Angriff; hier handelt es sich darum, daß die Artillerie den Angriff der
Infanterie möglichst lange ohne Stellungswechsel unterstützen kann. Durch die
Reichweite der Artillerie ist bei Angriffen die Tiefe des Angriffes gegeben. Die Artillerie
muß deshalb weit vorne in Stellung gebracht werden.
61. Für die Zusammenfassung in Gruppen ist nicht die Lage der Feuerstellungen, sondern
das Zusammenwirken in den gleichen Zielraum maßgebend. Eine Aufstellung außerhalb des
Gefechtsstreifens der Infanterie ist oft erwünscht, da die Rücksichten auf die moralische
Wirkung eine Bevorzugung flankierenden Feuers verlangen.
Eine Mischung von schwerer und leichter Artillerie innerhalb der Gruppen und
Untergruppen ist zulässig. Soweit als möglich ist aber die organisationsgemäße Einteilung
der Artillerie zu erhalten.
Für den Gaskampf sind fallweise Batterien zu bestimmen, gegebenenfalls eigene
Gruppen zu bilden. (Siehe Teil 14.)
62. Straffe Gefechtsführung auch in artilleristischer Beziehung durch die Divisionen,
Korps- und Armeekommandos ist unerläßlich. Dabei ist ein Eingreifen in Einzelheiten oft
nicht zu vermeiden. (Vgl. Punkt 17.)
Das einheitliche Einsetzen der Artillerie zur Vorbereitung und Unterstützung des
Angriffes verfügt der Artilleriekommandant (Artilleriebrigadier) nach den Weisungen des
Truppenführers (Divisionär); dies schließt aber nicht aus, daß einzelne Gruppen direkt den
Infanteriekommandanten unterstellt werden. (Punkt 27 und 68.)
Für die direkte Unterstellung von Artillerie unter Korpsoder Armeekommandos kommen
nur Spezialgeschütze in Betracht. (Punkt 17.)
63. Die Minenwerfer sind ebenso wie die Artillerie unter einheitlichem Befehl
(Stabsoffizier für Minenwerfer) zusammenzufassen und in Gruppen zu gliedern.
Für das weitere Vorgehen im Angriff sind die leichten Minenwerfer der Infanterie wieder
zu unterstellen. (Siehe Teil 7.)
64. Rechtzeitige und gründliche Zielaufklärung, rasches Ausnützen ihrer Ergebnisse, gute
Schußbeobachtung sind die Vorbedingungen des Erfolges. (Punkt 34.)
Die Zielaufklärung erstreckt sich auf alles, was für die artilleristische Bekämpfung des
Gegners zu wissen notwendig ist: Truppen, Artillerie- und Infanteriestellungen, Verlauf von
Schützen-, Verbindungs- und Kabelgräben, Hindernisse, Unterstände, Maschinengewehre,
Minenwerfer, Geschütze, Gefechtsstandpunkte, Beobachter, Sammelpunkte von Reserven,
Anmarschwege, Bahnen usw.
Zur Zielaufklärung dienen Beobachter, Flieger und Fesselballone, Artilleriemeßzüge.
Enges Zusammenarbeiten aller Erkundungsorgane ist erforderlich.
Beobachtungen der Infanterie sind oft sehr wertvoll.
Beobachter in der vordersten Linie sind nicht verläßlich. Sie sind aber für besondere
Zwecke und für das Begleiten der Infanterie beim Fortschreiten des Angriffes nicht zu
entbehren. In der Hauptsache muß aber die Beobachtung sich auf weiter rückwärts gelegene
Beobachtungspunkte stützen.
Räumliche Trennung der Beobachter und Vermeidung ihrer Anhäufung auf besonders
günstigen Punkten ist geboten.
Artillerie-Verbindungsoffiziere (Punkt 29 und 37) die mit allen Mitteln die Verbindung
mit ihrer Waffe aufzunehmen haben und hiefür entsprechend auszustatten sind, sind den
Infanterie-Verbänden frühzeitig zum gegenseitigen Einleben zuzuteilen; sie begleiten den
Angriff bei der stürmenden Infanterie. Ihre Tätigkeit ist von entscheidender Bedeutung für
das Zusammenwirken der Waffen. Taktische Vorbildung und volles gegenseitiges Vertrauen
sind unerläßlich.
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65. Die Feuervorbereitung für den Angriff wird verschieden sein; sie ist abhängig von der
Gestaltung des Angriffsgeländes, vom Umfang des beabsichtigten Angriffs, von der Stärke
der feindlichen Abwehrmittel und vom Grad der erstrebten Ueberraschung.
Vorbedingung für erfolgreiche Wirkung des Artilleriefeuers und damit des Angriffs ist
ein genaues Einschießen aller, insbesondere der am Sturmreifschießen beteiligten Batterien.
Es ist zu erreichen und muß erreicht werden, daß das Artilleriefeuer mit der Sicherheit eines
Uhrwerks abläuft.
Jede Batterie schießt sich auf jedes ihrer Ziele ein, auch auf die beim Vorverlegen des
Feuers ihr zufallenden. Am besten wird dies durch einen Sonderbefehl geregelt, der das Ein
schießen zeitlich und räumlich auf die Batterien verteilt, so daß gegenseitige Störungen
ausgeschlossen sind.
Das Einschießen der Minenwerfer erfolgt zweckmäßig erst am Angriffstage, da sie sich
durch ihren Abschuß sonst vorzeitig verraten und der Vernichtung aussetzen, auch ihr
zahlreiches Auftreten dem Gegner die Angriffsabsichten enthüllt. Dem Einschießen hat in
diesem Falle das Wirkungsfeuer unmittelbar zu folgen.
Das Einschießen ist nach Zeit und Zielteil genau mit der Artillerie zu regeln. Zum
Einschießen sind alle Mittel der Beobachtung aufs sorgfältigste auszunutzen. Nachprüfung
der Lage der Schüsse unter Berücksichtigung der Tageseinflüsse unmittelbar vor dem
Wirkungsschießen ist erwünscht.
66. Das Sturmreifschießen erfolgt im allgemeinen bei Tage. Auf volle Wirkung
nächtlichen Zerstörungsschießens ist keinesfalls zu rechnen.
Richtiges Schießen ist wertvoller als zu schnelles Schießen. (Vgl. jedoch Punkt 67.)
Die beste Wirkung ergibt im allgemeinen ein ruhiges, nach Möglichkeit beobachtetes
Feuer. Das Einlegen höchster Feuersteigerung von Zeit zu Zeit ist aber notwendig, um den
Gegner zu täuschen, den moralischen Eindruck zu steigern und die Wirkung zu
beschleunigen. Unter allen Umständen muß Ueberanstrengung von Material und
Mannschaften vermieden werden. Berücksichtigung der sich während des Schießens
ändernden Tageseinflüsse ist erforderlich.
Feuerpausen dienen zur Täuschung des Gegners über den Zeitpunkt des Sturmes, zur
Erholung der eigenen Mannschaft, Nachsehen des Materials und geben der Beobachtung
Gelegenheit, die bisherige Wirkung des Schießens zu prüfen.
Schlagartiges Wiedereinsetzen des Feuers kann dem Gegner empfindliche Verluste
zufügen.
Rücksichten auf moralische Wirkung werden auch stets zu einer Bevorzugung
flankierenden Feuers führen.
Das Vorverlegen des Feuers in derselben Weise wie später beim wirklichen Angriff ist
häufig ein gutes Mittel, um den Gegner den Augenblick des wirklichen Angriffes zu
verschleiern.
Jedenfalls darf nichts in dem Verhalten der Artillerie den Gegner auf den Augenblick des
Sturmes aufmerksam machen, da eine auch nur kurze Verzögerung im Einsetzen des
feindlichen Sperrfeuers ein großer Gewinn ist. Allgemein wird unregelmäßiger Wechsel des
Feuers nach Zeit, Raum und Feuergeschwindigkeit dieser Absicht am besten dienen. Der
Wechsel ist durch den Feuerbefehl zu regeln.
67. Soweit es unter Berücksichtigung der in Punkt 66 angegebenen Gesichtspunkte irgend
angängig ist, ist die gesamte als Feuervorbereitung erstrebte Wirkung zeitlich und räumlich
zusammenzudrängen, um Ueberraschung und moralische Wirkung zu steigern.
Unter Umständen sind wichtige Einzelziele schon vor Beginn des eigentlichen
Vorbereitungsfeuers im Zerstörungsfeuer zu zerstören. Die artilleristische Vorbereitung kann
sich dann ausnahmsweise auf mehrere Tage ausdehnen. Das Sturmreifschießen selbst wird
von wenigen Minuten bis höchstens zur Dauer von einigen Stunden verlängert
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werden dürfen. Mehrtägiges Sturmreifschießen ist nicht anzuwenden.
68. Die Verwendung von auf nahe Entfernung direkt feuernden Batterien beim Angriff ist
außerordentlich wirkungsvoll. Solche Batterien werden zweckmäßig völlig verdeckt
bereitgestellt und eröffnen das Feuer erst kurz vor dem Angriff oder auch nach dem Antreten
der Infanterie.
Bei Angriffen von größerer Tiefe begleiten außerdem Infanteriebegleitbatterien,
Feldbatterien, einzelne Geschütze und Minenwerfer, die den Infanterieregimentern
unterstellt werden, den Angriff. Diese Kampfmittel müssen bespannt (verlastet) zur
Verfügung der Infanterieregimentskommandanten bereit stehen. Sie sollen
Widerstandsnester, Flankierungsanlagen Maschinengewehre, Tanks auf nahe Entfernung mit
direktem Schuß bekämpfen und gegen feindliche Gegenstöße wirken. Diese Batterien
müssen mit der Infanterie durch gemeinsame Uebungen gut eingespielt sein. Es empfiehlt
sich, jedes Geschütz dieser Batterien von vornherein mit Munitionswagen
(Munitionstragtieren) auszustatten, da es hier besonders nicht auf die Zahl der Geschütze,
sondern auf den Munitionsersatz ankommt.
69. Im Verlaufe des Angriffs frei werdende Batterien übernehmen die Bekämpfung
lästiger feindlicher Batterien oder halten sich zur Abwehr von Gegenstößen und zur
Bekämpfung von Augenb1 ickszielen bereit.
70. Die Tiefe des Angriffs ist durch die Reichweite der Masse der in Stellung
befindlichen Artillerie begrenzt. (Punkt 60.)
Bei Angriffen, die sich den Durchbruch zum Ziel setzen, muß daher für das Vorziehen
der gesamten beweglichen Artillerie und MW. samt genügender Munition Vorsorge
getroffen werden. Dies ist eine der wesentlichsten Grundlagen für den Erfolg. Die
ausreichende Dotierung mit Verbindungsmitteln ist wichtig. Geschickte und
vorausschauende Verwendung der Verbindungsmittel, muß die Artillerie in die Lage
versetzen, auch in schwierigen Verhältnissen die Verbindungen innerhalb der Artillerie
sowie zur Infanterie und zu den Luftstreitkräften aufrechtzuerhalten.
71. Soll das Angriffsziel dauernd gehalten werden, so ist die artil1eristische Abwehr
ehemöglichst einzurichten.
Dasselbe gilt für die in den einzelnen Phasen der Durchbruchsschlacht erreichten Ziele.
Mit feindlichen Gegenangriffen muß immer gerechnet werden. (Punkt 49.)
72. Der Munitionsverbrauch während größerer Angriffe ist ganz außerordentlich hoch.
Munition darf bei der Vorbereitung des Angriffes nicht gespart werden. Da aber die
Vorbereitungen um so umfangreicher werden und daher die Ueberraschung um so mehr
gefährdet wird, je mehr Munition bereitgelegt wird, so ist jedes Uebermaß zu vermeiden.
Jede Batterie muß vor Beginn des Angriffs über die für den ganzen Angriff erforderliche
Munition verfügen. Deckung etwaiger Ausfälle ist zu berücksichtigen.
Der Munitions- und Materialersatz der Artillerie ist Sache der Truppenführung. Die
Bedarfsmenge muß bei dem großen Verbrauch rechtzeitig vorgesehen, bereitgestellt und
vorgeführt werden. (Punkt 14.) An dieser Arbeit ist der Generalstabschef mitverantwortlich.
Der verläßliche Ersatz der verbrauchten Munitionsmenge ist nicht allein von den
rückwärtigen Munitionsreserven, sondern vornehmlich von den verfügbaren
Transportmitteln abhängig, die gerade zu dieser Zeit auch für andere Zwecke stark benötigt
werden. In diesem Belange muß sich die Truppenführung klar werden, wie weit ihre
Transportmittel (Autokolonnen, Staffel, Feld- und Rollbahn, Seilbahn) zum Heranführen der
Munition bis an den Verwendungsort nach Ausmaß, Wegverhältnissen, Kräftezustand der
Pferde ausreichen und welche Zeit benötigt wird. Trotzdem bleibt die Munitionsversorgung
eine um so schwierigere Aufgabe, je weiter der Angriff vordringt. Haushalten am richtigen
Fleck ist daher Notwendigkeit. Fehler in dieser Beziehung bringen den Angriff frühzeitig
zum Stehen.
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73. Während des Angriffs sind alle Stäbe bis einschl. Bataillon bzw. Abteilung mit
Meldereitern und berittenen Erkundern auszustatten. — Je mehr der Angriff zum
Bewegungskrieg übergeht, desto mehr Kavallerie muß den Verbänden für den Aufklärungs-
und Meldedienst zugewiesen werden.
Die im Aufklärungsdienste, im Angriff und bei der Verfolgung eingesetzte Kavallerie
wird ihre Aufgabe in der Regel mit dem Karabiner lösen müssen. Maschinengewehre,
Artillerie sind auch für sie unentbehrlich.
74. Einheitliches, unter zielbewußte Leitung gestelltes Ansetzen der technischen
Arbeitskräfte, konsequente Durchführung der Arbeiten sind für den Erfolg unerläßlich.
Die Dotierung der höheren Kommandos mit technischen Organe und technischen
Formationen muß von Anfang an eine ausreichende sein. Nachträgliche, unter dem Druck
der Verhältnisse erfolgende Zuweisungen kommen meist zu spät. (Punkt 14.)
Gründliche Orientierung aller technischen Organe ist Voraussetzung für gute Arbeit.
75. Die technische Aufklärung muß frühzeitig einsetzen. Besonders die Flugaufklärung
muß im Bilde Nachricht über alle technischen Einrichtungen des, Feindes bringen
(rückwärtige Stellungen, Kommunikationen, Brücken usw.).
76. Jede Arbeit braucht eine Mindestzeit, die auch durch Masseneinsatz von Arbeitskraft
nicht her abzudrücken ist.
Die technischen Formationen sollen nur zu solchen Arbeiten herangezogen werden, zu
denen sie infolge Ausbildung oder bisheriger Verwendung befähigt sind.
Haushalten mit den technischen Truppen ist bei ihrer geringen Zahl besonders geboten.
Ihr Einsatz zu Arbeiten, die auch die Infanterie leisten kann, oder zum Kampfe ist nur in
kritischen Lagen gerechtfertigt.
Die Vorarbeiten für einen Angriff können nicht früh genug begonnen werden. Die erste
und dringendste Aufgabe wird stets der Ausbau des Wegnetzes sein. Das Gelingen und die
Reichweite eines Angriffes hängen auch davon ab, wie das Kommunikationsnetz vor Antritt
der Bewegung ausgestaltet wurde und mit welcher Raschheit dessen Ausbau dem Angriff
folgen kann.
Zur Zeit der Vorbereitungen treten Bauten aller Arten, wie Unterkunfts- und
Spitalsbaracken, Depots für Munitions-, Verpflegs- und technisches Material, in den
Vordergrund.
Der Massenverkehr auf allen Kommunikationen erfordert auch erhöhte Maßnahmen für
die Instandhaltung. An jeder Nachschublinie, deren Verlängerung oder Herrichtung in
Betracht kommt, sind geschlossene, einheitlich geleitete Arbeitsgruppen bereitzustellen.
Dem großen Bedarf an technischem Material ist durch Anlage von Depots nahe der Front
vorzusehen.
77. Ohne Verbindungen ist eine gute Führung unmöglich.
Führung und Truppe müssen jederzeit in der Lage sein, auf irgend eine Art rasch, und
sicher miteinander verkehren zu können. (Vgl. Punkt 36.)
Die Bearbeitung aller der den Verbindungsdienst umfassenden Maßnahmen erfolgt unter
Verantwortung des Generalstabschefs.
Ein leistungsfähiges Telephonnetz ist schon Vorbedingung für die Leitung der
Vorbereitungen.
Auch während des Angriffes selbst muß getrachtet werden, die telephonische
Verbindung möglichst aufrecht zu erhalten.
Bei starker artilleristischer Gegenwirkung des Feindes sowie bei unsachgemäßer Anlage
der Leitungen sind Störungen häufig.
Oft gewährleisten daher die leicht beweglichen drahtlosen Mittel (Radio, Erdtelegraph,
optische Signalmittel) sowie Meldehunde, Brieftauben, Meldegänger und Meldereiter
schnellere Verbindung als das Telephon.
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Niemals darf man sich auf ein Verbindungs-mittel allein verlegen. Erst der gleichzeitige
Einsatz verschiedener Mittel ermöglicht verläßliches, dauerndes Aufrechterhalten der
Verbindungen.
78. Die Telegraphenoffiziere müssen über die Absichten der Truppenführung, namentlich
aber Zeitpunkt und Ziel des Angriffes, frühzeitig orientiert und während der Operationen
dauernd auf dem laufenden erhalten werden.
Die Verbindungsformationen können den schnell wechselnden Aufgaben im Angriffe nur
dann gerecht werden, wenn sie vorausschauend und selbsttätig im. Rahmen des Ganzen
arbeiten und sich selbst über die Gefechtslage und die Bedürfnisse von Truppe und Führung
unterrichtet halten.
Die Telegraphenoffiziere sind verpflichtet, bei Aenderung der Lage ihren Kommandanten
(Generalstabschef) Vorschläge betreffs der Verbindungen zu erstatten.
79. Durch schärfste Handhabung der Betriebsdisziplin auf dem Gebiete des gesamten
Verbindungswesens, namentlich im Telephon- und Radioverkehr, muß die Geheimhaltung
der Absichten gesichert werden.
Oft wird es notwendig sein, den gesamten Telephon- und Radioverkehr in der vorderen
Zone des Angriffsraumes nur dann zu gestatten, wenn es die Gefechtsverhältnisse unbedingt
erfordern (z. B. im Falle eines feindlichen Angriffes).
Während der Vorbereitungen muß eine erhöhte Kontrolle des Betriebes der
Verbindungsmittel einsetzen.
80. Die Befehlsverhältnisse auf dem Gebiete des Verbindungswesens in den einzelnen
Zeitabschnitten des Angriffes, die Uebernahme und Uebergabe von Netzen sowie die
Aufgaben der einzelnen Telegraphenformationen müssen durch klare Befehle geregelt sein.
Die Bedeutung der Leuchtzeichen muß allen Leuten eingeschärft werden.
81. Schulung der Telegraphentruppe für den Angriff, Uebungen mit den verschiedenen
Waffen sind nötig.
82. Wird ein Verband abgelöst, so kann die Ablösung seines Telegraphenpersonals und
Materials in der Regel, nur allmählich erfolgen; es tritt daher zunächst unter das Kommando
des ablösenden Verbandes.
83. Der Flieger ist ein für die Führung unentbehrliches Hilfsmittel. Eine gut geleitete,
schneidige Fliegertruppe wird den anderen Waffen viel Blut ersparen.
Jeder Führer, dein Flieger untersteht sind, muß Eigenart und Leistungsfähigkeit dieser
Waffe können.
84. Die F1iegerfernaufk1ärung bildet eine der wesentlichsten Grundlagen für die
Entschlüsse der höheren Führer.
Der Infanterieflieger ist das beste Organ, um Führung und Artillerie über den Stand des
Infanteriekampfes zu unterrichten. In niedriger Höhe fliegend, hat er die Lage der eigenen
Infanterie festzustellen, ihre Wünsche und Nachrichten entgegenzunehmen, den Feind zu
beobachten.
Die Unterscheidung der eigenen und feindlichen Linie ist für den Flieger sehr schwer.
Eine gute Kenntlichmachung der eigenen Linien für den Infanterieflieger ist daher
unerläßlich.
Wiederholte persönliche Aussprache zwischen Beobachter und Infanterieführer ist
notwendig.
Von der Tätigkeit des Artilleriefliegers ist die Tätigkeit der Artillerie, wesentlich
abhängig, soll die Artillerie nicht in vielen Fällen ins Streuen verfallen,
Jagdflieger sollen durch Bekämpfung der feindlichen Flieger den eigenen
Arbeitsflugzeugen. den Weg bahnen, den Artillerieflieger schützen und feindliche Flugzeuge
an der Ausübung ihrer Tätigkeit hindern.
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Bombenabwürfe, Maschinengewehrangriffe auf die feindliche Infanterie und Artillerie
und hinter die Front, Aussetzen von Zerstörungspatrouillen vervollständigen die
Verwendungsmöglichkeiten des Flugzeuges.
85. Der Flugplatz der einzelnen Fliegerkompagnien ist innlichst in der Nähe ihres
unmittelbar vorgesetzten Kommandos zu wählen.
Ein Teil der Luftstreitkräfte muß dem Vormarsch unmittelbar folgen können. Geregelter
Nachschub an Betriebsmitteln ist notwendig.
Einrichtung des Angriffsraumes.
86. Je umfangreicher die Angriffshandlung ist, umsomehr sind sorgfältiges Instandhalten
und Verteilen der Straßen- und Bahnverbindungen und gleichmäßiges Ansetzen starker
Kräfte und Mittel für die Versorgung und für Arbeit aller Art die Voraussetzung
entscheidender Ergebnisse. Bei Versagen des Nachschubes, namentlich der
Munitionsversorgung, sind Rückschläge, die den Erfolg der ganzen Operation in Frage
stellen, unvermeidlich. (Vgl. Punkt 72.)
87. Die Nachschubslinien (Vollbahnen, Straßen, Feld-, Roll-, Kraftwagen-, Seilbahnen)
müssen den Anforderungen eines aufs höchste gesteigerten Verkehrs entsprechen.
Ergänzung des Betriebspersonals und der Betriebsmittel, Erweiterung bestehender Anlagen
wird meist notwendig sein. An den Eisenbahnendpunkten und Entladebahnhöfen sowie allen
Umschlagplätzen überhaupt muß für umfassende Auslade- und Umlade-Möglichkeiten
vorgesorgt sein. Hierzu und zur Ausgabe an die Depots sind Arbeitskräfte in genügender
Zahl bereitzustellen. Die Zu- und Abfahrt bei allen Depots bedarf sorgfältiger Regelung. Die
Organisierung des Entladedienstes ist besonders wichtig.
In dem näher an der Front gelegenen Gebiet ist eine peinlich genaue Verkehrsregulierung
unerläßlich. Das Festlegen und Bezeichnen von Ausweichstellen an schmalen Straßen, von
Umgehungswegen um Ortschaften, das Anbringen deutlicher Wegweiser ist Vorbedingung
für eine glatte Abwickelung des Verkehrs. Oft wird die Festsetzung nötig werden, daß
bestimmte Straßenstrecken nur in einer Richtung benutzt werden oder die Gegenfahrten nur
zu bestimmten Zeiten erfolgen dürfen.
88. Der Bedarf einer zum Angriff eingesetzten Division an Staffeln und Autokolonnen ist
wesentlich abhängig von den Wegeverhältnissen, dem Zustand der Pferde und dem Ziel des
Angriffs. Nach Bedarf sind Brückentrains zuzuweisen. (Vgl. Punkt 17.)
Die Ausstattung mit Arbeitskräften und Etappentruppen muß reichlich bemessen werden,
da die kämpfende Truppe von allen Abkommandierungen befreit werden muß.
89. Bei tiefen Angriffen ist möglichst jeder Division vorderer Linie eine durchgehende
Straßen strecke bis tief in den Feind zuzuweisen, auf der sie die Verantwortung für
geordneten Verkehr trägt. Das reibungslose Nachziehen ihrer Artillerie und der Kolonnen
kann nicht eingehend genug vorbereitet sein.
Die gesamte Nachschubsdirigierung auf einer Nachschubslinie muß in eine Hand gelegt
werden.
Oft ist das Erkunden und Abstecken von Kolonnenwegen notwendig.
Eine Ueberlastung der Straßen besonders an Engen, Brücken usw., führt zur Stockung
des Verkehrs und damit leicht zum Versagen des Nachschubs. Es ist daher strenge dar auf zu
achten, daß nichts nur Unentbehrliches vorgeführt werde.
Gute An- und Abmarschwege zu den Brücken sind von besonderer Bedeutung.
Die sorgfältige Einrichtung der Hauptnachschubslinien für Unterkunft, Verpflegung und
ärztliche Behandlung der durchziehenden Formationen ist notwendig und einheitlich zu
regeln.
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90. Zum Anschluß des eigenen Straßen- und Bahnnetzes an das feindliche sind
rechtzeitig die notwendigen Baukräfte und Baumaterialien möglichst weit vorne
bereitzustellen. Zur Inbetriebnahme der Bahnen muß für die erforderlichen Betriebskräfte
und Betriebsmaterialien vorgesorgt werden; Schienenautos und zerlegbare Loris müssen zur
Ueberbrückung von Bahnunterbrechungen verfügbar sein. Wo notwendig, sind Feld-, Roll-
und Seilbahnen für einen weiteren Einbau bereit zu legen. Zur Sicherung der Bahnen müssen
die erforderlichen Eisenbahnsicherungstruppen bereit gehalten werden.
Material für Straßen- und Brückenbau ist, gegen Fliegersicht gedeckt, frühzeitig, weit
vorne niederzulegen.
91. Vor, während und nach einem großen Angriff sind durchgreifende polizeiliche
Anordnungen der Korpskommandos und Divisionen zur Regelung des Verkehrs hinter der
Front und zur Ueberwachung Versprengter notwendig. Für beide Zwecke ist eine erhebliche
Verstärkung der Gendarmerie, die mit besonderen, allgemein bekannt gegebenen Abzeichen
zu versehen ist, notwendig.
Die Straßen sind der Aufsicht energischer Etappenlinienkommandanten zu unterstellen,
die für das Aufrechterhalten des Verkehrs und scharfer Straßendisziplin (namentlich an
Engen, Brücken, Straßenkreuzungen, in Ortschaften) ausreichenden. Unterpersonals
bedürfen. Berittene Offiziere, sowie Radfahrer-Formationen sind hierfür besonders geeignet.
Die Etappenlinienkommandanten erhalten fallweise oder täglich die Anweisung für die
Regelung des Verkehrs von jenem Kommando, dem sie unterstehen. (Marchtableau, vgl.
Punkt 149.) Sie bestimmen auf Grund der Weisungen, welcher Kolonne der Vorrang beim
Marsche zukommt und sehen unerbittlich darauf, daß die Straße nur in einer Kolonne
benützt wird. Sie verhindern auch das Halten von Kolonnen auf der Straße und bringen diese
zum Halten abseits der Straße. Ihre Tätigkeit umfaßt die ganze Straßenpolizei. Vielfach wird
rücksichtsloses Eingreifen in die Anordnungen mangelhaft unterrichteter
Kolonnenkommandanten notwendig sein.
Gelegentlich sind auch besondere Truppenabteilungen zum Räumen verstopfter Wege
erforderlich,
Nach Einbruch der Dunkelheit muß die Aufsicht am schärfsten sein.
Auch die Kolonnenkommandanten, die mit einer genügenden Anzahl von Reitern zur
Verbindung nach vorn auszustatten sind, haben dafür zu sorgen, daß nirgends, auch nur
vorübergehend, Stockungen eintreten. Haltende Kolonnen müssen die Straßen frei machen
und Straßenengen räumen.
Die festen Straßen sind in erster Linie den Fahrzeugen zuzuweisen.
92. Zur Ueberwachung einzelner von vorn zurückkommender Mannschaften empfiehlt
sich die Einrichtung bewachter S p e r r 1 i n i e n (zunächst am besten entlang vorhandener
Hindernislinien), die mit fortschreitendem Vormarsch vorverlegt werden. Die in den
genommenen feindlichen Stellungen befindlichen Unterstände, Keller, Gehöfte, usw. sind
wiederholt nach Versprengten zu durchsuchen. Einrichten von Versprengten -Sammelstellen
Und Auskunftsstellen ist erforderlich. (Funkt 47.)
93. Die Ausstattung mit Verpflegung von Mann und Pferd ist von Fall zu Fall zu regeln.
Große erbeutete Verpflegsvorräte sind sofort unter Bewachung zu stellen und der
Allgemeinheit durch ordnungsmäßige Fassungen nutzbar zu machen.
Die Truppe selbst hat mit „Beutemachen" nichts zu tun.
94. Die Evakuierung der eingesetzten mobilen und stabilen Sanitätsanstalten,
Erweiterung ihrer Belagsfähigkeit, Heranziehen von verfügbaren Sanitätsformationen,
Sanitätsmaterial und Sanitätspersonal, dann von Sanitätsautokolonnen ist je nach Umfang
des Angriffes einzuleiten. Alle Kommandos sind anzuweisen, daß alle leer zurückfahrenden
Trains (Feldbahnzüge usw.) in erster Linie Verwundete mitzunehmen haben.
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95. Vom Gefangenentransport und vom Aufräumen des S c h 1 a c h t f e 1 d e s ist die
Truppe zu entlasten. Für ersteren sind verfügbare Schwadronen oder Etappentruppen, für
letzteres Etappentruppen rechtzeitig den Divisionen zuzuweisen. Meist werden Teile der
Gefangenen gleich bei dringenden Arbeiten eingeteilt werden müssen. (Arbeiten an
Kommunikationen auf Umschlagplätzen)
C) Ergänzende Bestimmungen für den Angriff aus der Dauerstellung
heraus.
96. Sowohl beim Angriff mit begrenztem Ziel als beim Durchbruch liegt die
Hauptgewähr des Gelingens und die Haupttätigkeit der Führung in der richtigen und
gründlichen Vorbereitung. Diese umfaßt:
a) Zurechtlegung des Planes.
b) Ergänzung des Verbindungsnetzes, Ausbau aller nötigen Kommunikationen,
Unterkunftsbauten.
Genau erwogene Marschtableaux für die Märsche zu und von der Front während der oft
wochenlangen Vorbereitungen.
c) Heranschaffung der Artillerie, der Minenwerfer und der Munition.
d) In Stellungbringen der Artillerie, der Minenwerfer, der Munition.
e) Bereitstellung sonstiger materieller Versorgung (Verpflegung, technisches Material,
sanitäre Vorsorgen).
f) Instellunggehen der Angriffsinfanterie.
Die Vorbereitung obliegt jenem Kommando, das mit der Durchführung des Angriffes
betraut wurde. (Punkt 140.)
Die Vorbereitungen müssen besonders gründlich getroffen werden, die Ausbildung muß
ein genaues Einüben sein. Die Truppe kennt hiefür das Wort: Ballett.
97. Der Kommandant entwirft mit Unterstützung seines Artilleriekommandanten den
Angriffsplan im großen und fordert auf Grund dieses Planes Angriffstruppen, Artillerie,
Minenwerfer, technische und sonstige Formationen an.
Die frühzeitige Feststellung dieses Bedarfes ist besonders bei großen Aktionen wichtig,
weil erst auf Grund dieser Anforderung der geregelte Antransport vorbereitet werden kann.
Bei der Zusammenstellung des Planes ist zu beachten, daß er für. einen Angriff mit
begrenztem Ziel darin auslaufen muß, das Ziel in einem Zuge zu erreichen. Daher muß der
Plan bis zu diesem Momente im Detail durchgearbeitet sein und auch die Maßnahmen für
die Sicherung des Errungenen gegen feindliche Gegenangriffe enthalten.
Bei einem Durchbruch ist das zunächst zu erreichende Ziel derart zu wählen, daß mit der
Erreichung dieses Zieles jeder vorbereitete Widerstand des Feindes ausgeschaltet ist. Dieses
Ziel muß in einem Zuge, Vordringen bei Tag und Nacht, erreicht werden und zwar so rasch,
daß dem Gegner keine Gelegenheit mehr geboten wird, in einer vorbereiteten Stellung
Widerstand zu leisten. Der Plan muß daher bis zu diesem Augenblick genau durchdacht
sein ; aber auch über die weitere Ausnützung des Erfolges muß sich die Führung klar
werden.
Unter diesen Verhältnissen maß die Befehlgebung so erfolgen, daß die Unterführer bei
kleinen Unternehmungen bis zur Erreichung des Endzieles; bei großen Angriffen bis zum
ersten vorläufigen Ziel bis in die Einzelheiten orientiert sind, für die beabsichtigte
Weiterführung der Operationen aber klare Direktiven erhalten, um auch bei Versagen der
Verbindungen im Sinne des Ganzen arbeiten zu können.
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98. Auch an ruhigen Kampffronten muß jede Gelegenheit benützt werden, um Angriff
und Bewegungskrieg zu üben.. Bei dem Einerlei des Stellungskrieges bringen diese
Uebungen eine erwünschte Abwechslung und wirken erziehend auf Führung und Truppe.
Vor Angriffshandlungen ist die theoretische und praktische Schulung der der
betreffenden Truppe zufallenden Aufgabe nachdrücklich zu betreiben.
Diese Schulung kann in Ruhe nur hinter der Front in exerziermäßiger, systematischer
Ausbildung bei guter Unterkunft und Verpflegung erfolgen.
Die Infanterie muß in der Vorbereitungszeit durch Artillerie- und
Minenwerferkommandanten unterrichtet werden, wie die Feuervorbereitung in den einzelnen
Zeiten gedacht ist. Vorträge hierüber fördern das Zusammenwirken der Waffen, flößen der
Infanterie Vertrauen ein, geben ihr Unterlagen für ihre Beobachtungen und Meldungen
während der Feuervorbereitung und bewahren vor falschen Erwartungen.
Dem Angriff muß also auch für die Truppe eine ausreichende Vorbereitungszeit
vorangehen.
99. Die Ueberraschung des Gegners muß beim Angriff im Stellungskriege besonders
angestrebt werden.
Zu den im Punkte 15 angeführten Maßnahmen treten noch folgende hinzu :
Geheimhaltung der Angriffsabsicht auch gegenüber der eigenen Truppe. Die
Angriffsabsicht darf nur jenen Stellen im nötigen Umfang zur Kenntnis kommen, die
unbedingt davon wissen müssen. Es kann zweckmäßig sein, die Vorbereitungen als
Maßnahme gegen einen bevorstehenden feindlichen Angriff zu bezeichnen. Die
Geheimhaltung gegenüber der eigenen Truppe darf aber nicht dazu führen, daß diese
ungenügend oder zu spät über ihre Aufgabe unterrichtet wird.
Für alle Vorbereitungen zum Angriff sind unauffällige Decknamen zu benützen. Schlecht
gewählte Decknamen sind wertlos.
Frühzeitig, jedenfalls mit Beginn der Vorarbeiten muß jeder Telephonverkehr vom
Regimentskommando nach vorwärts radikal gesperrt werden. Ueberwachung dieser Sperre
durch Spetelfstationen ist notwendig. Nur dringende taktische Meldungen dürfen zugelassen
sein.
Besonders der Radioverkehr muß geregelt werden, um nicht durch das Auftreten neuer
Radiostationen die Anwesenheit von Verstärkungstruppen zu verraten. (Vgl. Punkt 79.)
Verbergen aller Vorbereitungen vor feindlicher Luft- und Erdbeobachtung.
Bei Angriffsvorbereitungen, die sich über mehrere Wochen hinziehen, wird es notwendig
sein, alle mit den diesbezüglichen Arbeiten betrauten Offiziere zur Geheimhaltung besonders
zu verpflichten, auf den Angriff bezüglichen Schriftverkehr nur in die Hände von Offizieren
zu legen, Telephongespräche auch auf dem Leitungsnetz der Führung und
Hugheskorrespondenzen in offener Schrift zu verbieten, die zur Mitarbeit herangezogenen
Verwaltungsbehörden zu überwachen und den Briefverkehr durch Stichproben zu prüfen.
Auch der Autoverkehr der zahlreichen erkundenden Stäbe bedarf der Regelung.
Neuanlagen dürfen erst nach ausreichender Deckung gegen Sicht von der Erde und aus
der Luft begonnen werden; das gilt besonders vom Baracken- und Zeltebau sowie von der
Vergrößerung oder Neuanlage von Depots, Parkplätzen, Flughäfen. Neu eingetroffene
Fahrzeugkolonnen sind unter Deckung und nicht etwa regelmäßig und offen aufmarschiert
aufzustellen.
Alle Truppenbewegungen werden zu unsichtigen Tageszeiten oder bei Dunkelheit ohne
Benutzung von Lichtern ausgeführt; bei Nacht aufsteigende Fesselballone haben diese
Maßnahme zu überwachen.
Dem Aufmarsch der Artillerie und der Minenwerfer geht die Munitionsbereitstellung in
den Stellungen voraus; hinter den letzten Fahrzeugen wird es sich empfehlen, durch Eggen
usw. die Wegespuren zu verwischen.
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Die Bereitstellung der Infanterie hat meist erst in der letzten Nacht vor dem Angriff zu
erfolgen.
Mit Bekanntwerden der Angriffsabsicht bei der eigenen Truppe sind Patrouillenvorstöße
zu unterlassen, die Sicherungsmaßnahmen zu verschärfen, die Kommandanten der
Feldwachen nur durch Offiziere zu besetzen.
Der Angriff mit begrenztem Ziel.
100. Angriffe mit begrenztem Ziel können zur Verbesserung der Stellung, zur
Besitznahme von Beobachtungspunkten für die Artillerie, zur Entlastung von
Hauptkampffronten, zur Ablenkung und Täuschung des Feindes oder zum Einbringen von
Nachrichten unternommen werden. Falls beabsichtigt ist, das Angriffsziel dauernd zu halten,
muß es für die Verteidigung günstigere Verhältnisse bieten als die Ausgangsstellung. Häufig
wird jedoch der Angriffszweck auch erreicht, wenn früher oder später nach dem Angriff
wieder in die Ausgangsstellung zurückgegangen wird. Begrenzte Angriffe sind in der Regel
in einem Zuge bis zur Erreichung des Angriffsziels durchzuführen.
In der Regel sollen solche Angriffe dem Wunsch oder dem Bedürfnis der Truppe
entspringen. Der Eindruck, den ein Angriff mit begrenztem Ziel bei der Truppe hinterläßt, ist
der Maßstab für die Bewertung des Erfolges. Dies gilt insbesondere für Unternehmungen an
ruhigeren Fronten. Ist nach solch einem Unternehmen das Kraftgefühl und das
Selbstbewußtsein der Truppe gehoben, dann kann man von einem gelungenen Unternehmen
sprechen.
Ist infolge von unnötigen Verlusten, nicht gehörigem Zusammenspiel zwischen Führung
und Truppe oder zwischen den Waffen Mißmut in die Truppe gekommen, so ist das
Unternehmen vollkommen mißlungen, wenn auch alle gesteckten Ziele erreicht wurden.
Bei Angriffen mit begrenztem Ziel überwiegt also das moralische Element.
101. Schon bei den ersten Erwägungen über den Angriff muß eine vorläufige
Bedarfsberechnung über die erforderlichen Mittel für den Angriff, namentlich an Artillerie,
Minenwerfern, Munition und Transportmitteln erfolgen. (Punkt 14 und 97) Können sie nicht
verfügbar gemacht werden, so ist das Angriffsziel zu beschränken oder auf den Angriff zu
verzichten.
Steht der Umfang des Angriffes fest, so erfolgt dann eine genaue Berechnung des
Bedarfes an Truppen aller Waffen, Munition, Arbeitskräften, Ausrüstung und Material aller
Art seitens des Kommandos, das den Angriff zu führen hat.
Die Höchstzahlen sind nur in Fällen angebracht, in denen eine mit Sicherheit stark
ausgebaute und besetzte Front angegriffen wird.
Die Einstellung übertriebener Sicherheitskoeffizienten ist zu unterlassen.
102. Die erforderlichen Angriffsstärken sind abhängig:
a) von der Entfernung des Angriffsziels,
b) von der Stärke der feindlichen Stellung und ihrer Besetzung,
c) von der Möglichkeit und Art der Bereitstellung der Angriffsinfanterie,
d) von der Ausrüstung (z. B. mit MG., Flammenwerfern, Minenwerfern) der eigenen
Infanterie.
Zu a) Je näher das Angriffsziel liegt, desto schwächer kann im allgemeinen die
angreifende Infanterie sein. Beim Durchbruch ist tiefe Gliederung nötig.
Zu b) Die stürmende Infanterie muß, besonders bei tiefen Angriffen, von Anfang an
genügende Kampfkraft besitzen, um unvorhergesehenen feindlichen Widerstand und im
Vorschreiten des Angriffs sich mehr und mehr verstärkende Gegenwirkung brechen zu
können.
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Zu c) Die Möglichkeit und Art der Bereitstellung der Angriffsinfanterie und die Auswahl
der Angriffswege sind entscheidend für Anlage und Verlauf des Angriffs. Die
Bereitstellungsplätze sind so zu wählen, daß die bereitgestellten Truppen nach Möglichkeit
dem Artilleriefeuer entzogen sind und daß sich günstige Anmarschwege und
Angriffsrichtungen ergeben.
103. Die größte Bedeutung kommt der zutreffenden Berechnung des Kräfte- und
Munitionsbedarfes der Artillerie und der Min en werf er zu.
Der Bedarf an Geschützen richtet sich nach den von der Artillerie zu lösenden Aufgaben.
(Punkt 125.)
Diese Aufgaben und die zur Verfügung stehende Zeit ergeben die Grundlagen für die
Bestimmung der artilleristischen Mittel.
Für den Munitionsbedarf zur Zerstörung einer Stellung können unter Berücksichtigung
der Feuerschnelligkeit der Geschütze, der Feuerpausen und der Wahrung einer
Beobachtungsmöglichkeit nachstehende Erfahrungssätze als Anhalt dienen:
In etwa 3 Stunden kann sturmreifmachen :
1 Feldhaubitzbatterie eine Grabenlinie von 100 m mit 800 Schuß.
1 15 cm Haubitzbatterie eine Grabenlinie von 150m mit 500 Schuß,
1 30 cm Mörserbatterie eine Grabenlinie von 200 m mit 100 Schuß.
Die für die Zerstörung und Verschüttung erforderliche Munition ist hiebei eingerechnet,
desgleichen jene zur Zerstörung solcher Hindernisse, die nicht weiter als 30 m von den
Gräben entfernt sind.
Zur Zerstörung einer Batterie mit Brisanzfeuer sind etwa 300 15 cm Haubitz- oder 100
Mörserschuß erforderlich.
Für das Niederhalten von Artillerie, für Begleiten des Infanterieangriffes, Abriegeln des
Angriffsraumes und für das Störungsfeuer lassen sich allgemein gültige Zahlen auch als
Anhalt nicht geben. Jedenfalls ist für diese Zwecke reichliche Munition einzusetzen.
Bedarfsberechnung an Gasmunition siehe Teil 14.
Beim Minenwerfer sind für jeden, laufenden Meter der feindlichen Stellung 1 schwere
oder 2 mittlere Minen zu rechnen. Aus der zum Schießen zur Verfügung stehenden Zeit
ergibt sich dann die Zahl der erforderlichen Werfer.
An den Angriffsstellen pflegt nach erfolgtem Angriff eine Zeitlang erhöhte
Kampftätigkeit einzusetzen. Dies muß bei der Berechnung des Bedarfs an Truppen,
Munition und sonstigem Material berücksichtigt werden.
104. Je größer der Angriff, um so früher muß mit den Vorbereitungen begonnen werden.
Alle Vorbereitungen müssen in einer Hand vereinigt sein.
Die Reihenfolge wird in erster Linie von der materiellen Lage abhängen.
Nachstehend aufgeführte Reihenfolge dient als Anhalt, wenn es sich um
Unternehmungen handelt, bei denen Truppen antransportiert werden müssen :