hauptversammlung der deutschen keramischen gesellschaft

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dcs Vortr. ergaben eine gute Ubereinstimmung wit den amerikani- schen Untersuchungen; das zugesctzte Kaliumbromat wurde in ausreichender Menge wiedergefundcn. - Nach gleichmaBigem Vcr- teilen von 50 g Mchl in Zinksulfat-Losung nnd Zugeben von Na- troulauge wird filtriert. Nach Ansauern rnit Schwefelsaure und Zugeben von Kaliumjodid, einem Tropfen Ammonrnolybdat-Lo- sung als Reaktionsbeschleuniger und Natrinmthiosnlfat im Uber- schuB wird nach Zusatz von Starkelosung mit Kaliumjodat aus einer Mikrobiirette zuriicktitriert. Der Titrationswert wird auf Kaliumbromat umgerechnet und mit dem getrennt ermittelten Recovery-Faktor - Quotient aus zugesetztem Bromat: wieder- gefundenem Broniat - multipliziert. A. BA U R L E , Karlsruhe: Glutanainsaure i n den Lebensmitteln and im Lebensmittelrecht. Glutaminsiure dient bei der Lebensmittelherstellung der ge- schmacklichen Verbesserung der Lebensmittel. Die Zusatze sind dementsprechend mit 0,05-0,3 % niedrig. Glutaminsaure - meist in Form des Mononatrium-Glutaminates zugesetzt - rundet den Geschmack eines Lebensmittels ab oder verstarkt ihn. Es ist nicht moglich, einen beginnenden Verderb damit zu verdecken. Lebens- mittel mit saurem oder siuerlichem Geschmack (Molkereipro- dukte) vertragen einen Glutaminsawe-Zusatz geschmacklich nicht.; Fette und 0 1 ~ setzen die abrundende Wirkung der Glutamin- saure herab; sie ist somit z. B. ungeeignet fur die Margarineher- stellung. Nach Ansicht des Vortr. sind lebensmittelrechtlieh nur bedingt Einwendungen bei der Verwondung von Glutaminsaure zu ma- chen. Wenn fremde Zusatze iiberhaupt verboten sind - z. B. nach dem Milchgesetz - kann Glutaminsaure nicht angewendef werden. Schwierig wird die Frage bei dem Zusatz zu Wurst, da Glutaniin- saure nach der Verordnung iiber unzulassige Zusatze vom 30. 10. 1940 als organische Saure nicht zugelassen und auch nicht als Aus- nahme aufgefiihrt ist. Damals jedoch war Glutaminsaure in ihrer Wirkung bei Lebensmitteln auch noch nicht bekannt. und anderer- seits sollte die Verordnung vor allem den Zusatz von Konser- vierungsmitteln verhindern. Es ware eine gesetzliehe Anderung der Verordnung anzustreben; z. Zt. ist der Zusatz von Glutamin- saure zu Fleischwaren nur auf Grund einer Ausnahmegenehmigung moglich. E. BEN K, Reutlingen: Bromierte ole in Limonuden. Es konnte nachgewiesen werden, daB in der Triibung einer aus dem Ausland eingefiihrten Limouade rnit Orangengeschmack bzw. in dem zugchorigen Grundstoff ein bromiertes, fettes 01 mit einem Brom-Gehalt von 3,31% enthalten war. Nach Beobachtungen dea Vortr. lassen sich zwar bromierte Ole rnit einer Zuckerlosung glei- chen spezifischen Gewichts so mischen, daB eine dauerhafte Trii- bung entsteht; in Limonadengrundstoffen ist dies dagegen auch mit Emulgiermaschinen nicht mdglich, sondern nur rnit Hilfe von Emulgatoren. Bromierte Ole werden nach Hdgl atherischen Olen zugesetzt, um diese schwerer zu machen und um ein ,,Aufrahmen" in alkoholfreien Getranken zu verhindern; auf diese Weise ent- steht eine kiinstliche Triibung. I m Ansland werden hierfiir beson- ders arabisches Gurnmi, Tragant und Polyathylenglykol-mono- stearat verwendet. Bromierte Ole sind als Arzneimittel bekannt. Bromierte Ole sind lebensmittelrechtlich in Deutscbland als Fal- schungsmittel anzusehen und sie sind ebenso wie die zugcsetzten Emulgatoren verboten. [VB 9321 Hauptversammlung der Deutschen Keramischen Gesellschaft am 1. Junl 1967 in Kassel Aus den Vortragen: V. TOMANEIi, Kladno (Tschechoslowakei): Hochtonerde- haltige nordbdhmische Schiefertone. Rohstoffe zur Erzeugung hoeh- werfiger Schamotte. Beim Abbau der Kohlevorkommen in Nordbohmen stieL3 man auf Schieferton eigenartiger miueralogischer Zusammensetzung. Auffallig ist der relativ hohe Ti0,-Gehalt (5-7%), der die Her- stellung einer guten Schamotte verhindert. Der Schieferton be- findet sich im Liegenden des Kohlevorkommens, sieht hellgrau aus, enthalt etwas Eisenhydroxyd, Siderit, Pyrit und besitzt einen muschelartigen Bruch. Ihn durchziehen einige sehr diinne Kohle- schichten. DTA-Untersuchungen deuten auf Gehalte an Hydrar- gillit, Liinonit und Kaolinit hin. Im Rahmen grofiteehnischer Ver- suche wurde er wie eiu xittelbijhmissher Schieferton zu Schamotte verarbeitet. Beim Brennen im Drehofen dekrepitierte das Ma- terial sehr stark. Der Kegelfallpnnkt nach Seger lag bei SK 34/35. Die Priifung der Druckfeuerbestandigkeit ergab einen t,-Punkt bei 1455 *C und einen t,-Punkt bei 1640 "C, die Druckfestigkeit betrug dagegen nur 119 kg/cmz. Die Eigenschaften des Fertig- produktes sollen im Rahmen einer Neuanlage verbessert werden. Aussprache: An der Diskussion beteiligten sich Dietzel, Haase, Klasse, Zapp und Radczewski. Es wurden foigende Fragen gekiart: Der Aikaligehalt des nordbohmischen Schiefertons betragt 0,5 bis 0,7 %. Das Titan liegt als Anatas gebunden vor. Die Brennatmosphare hat einen groBen EinfluD auf seine Wertigkeitsstufe und damit die weiteren Auswir- kungen des Titan-Gehaits. Es ist forderlich, das Eisen in Fe,O, uber- zufuhren, damit es dann magnetisch abgetrennt werden k p n . Der Eisengehalt kann bei Zutritt von CO und dessen Reduktion zu Koh- ienstoff, der bekanntlich zersprengend wirkt, sehr storen. Vortr. er- widerte darauf, daB der selektive Abbau eisenarmer Tonschichten dieser Schwierigkeit aus dem Wege gehen konnte. Es wurde weiter darauf hingewiesen, daR hierbei noch die Porosltat eine Roile spielt, die fur das Eindringen von CO in den Stein bestimmend ist. ULRICH HOFMANN, R. FAHN, E. SCHARRERund W.CZ ERCH, Darmstadt: Untersuchungen aber das thixotropeund plastische Verhalten und uber die Verfliissigung von Kaolin. Vortr. und seine Mitarbeitcr haben in den letzten 6 Jahren vide Methoden und Materialien gepriift, urn einer Klkrung der Plastizi- tat naher zu kommen. Man hat vor allem nach den Methoden nach Zsehokke-Rosenow-Linseis und Pfefferkorn gearbeitct. Deforma- tionsdruck und Wassergehalt wurden zueinander in Beziehung ge- setzt und dabei festgest,ellt, daB die ZerreiDfestigkeit und der De- formationsdruck von grobem iiber niittleren und feinen Kaolin rum Ton bis zum Halloysit stetig ansteigen, gleicher Wassergehalt vorausgesetzt. - Das Austauschvermogen, die Raumerfullung und Trockenbiegefcstigkeit von grobem bis zu feinsm Ton, Na-Glimmer von Sarospatak, Bentonit, Halloysit zeigen einen parallelen Kur- venverlauf mit einem Maximum bei Bentonit. - Die Priifung der Trockenbiegefestigkeit wurde an gerogenen Staben vorgenommen, die Ergebnisse zeigten nur geringe Streuung. Fur Na-Kaolinit wurde auf Grund dieser Ergebnisse cine andere Anordnung der Teilchen zueinander angenommen als beim Ca- Kaolinit. Ersterer zeigt eine durchghngige parallele Lagerung aller Teilchen, in dcr zweiten besteht nur die auBere diinne Schicht aus parallel gelagerten Teilchen, im Inneren dagegen herrsoht eine regellose Anordnung. Die weiteren Ausfuhrungen befaBten sich mit der Verfliis- sigung. Fur die Thixotropie wurde das Winklersche Ma17 als Kri- terium angesetzt. Die Ursache fur die Verfliissigung sind die Reak- tionen nach Gleichungen dieser Art: [Ca-Kaoiinlt] + Na,CO, + [Kaolinitla- + 2 Na+ + CaCO, Ca-beladene Kaolinite sind nicht so plastisch wie Na-beladene. Das wird dadurch erklart, daB sich beim ersteren eine Anzahl zwei- bindiger Ca-Ionen zwischen zwei Kaolinitplattohen legen und diese gewissermaBen ,,vernahen". Ergebnisse: 1. Das Linseis-Gerat ist zur Messung der Plastizitat geeignet. - 2. Die Trockenbiegefestigkeit geht mit dem Volunien an FestsLoff parallel. - 3. Die Umwandlung von Ca-Kaolinit ist die Grundreaktion der Verfliissigung. 0. 1%'. FLO R ICE, Wiirzburg: Dns AusdehnungsuerhuZte~ von , Cristobalit und seine Bedeutung fur die quantitative Rontgenanalyse der Iiieselsaurenzinerale. Vortr. besprach die Rontgenuntersuchungen und das Ausdeh- nungsverhalten von Cristobalit und teilte neue Ergebnisse mit. Das Auftreten der Hysteresisschleife bei der Messung der Ausdehnung bei der Hoeh-Tief-Umwandlung wurde als Keimbildungsphano- men erklart. Je besser der Ordnungsgrad ist, umso breiter ist auch die Hysteresisschleife. Die quantitative Rontgenanalyse wurde anf eine bessere Basis gestellt: Es wurden Cristobalite rnit definiertem Unordnungsgrad hergestellt. Durch die Messung der Ausdehnung gelangte man zu einer zuverlassigen Abschatzung des Ordnungs- zustandes und damit zu einer neuen sicheren Grundlage fur die Ausfiihrung von quantitativen Rontgenanalysen deE Cristobalit- Anteils der Minerale als es bisher moglich war. Aussprache: Dietzel wies in der Diskussion auf die Bedeutung der Arbeit fur die Bestimmung des Mineralgehaites von Sllikasteinen hin. Haase fragte, wo die Glasphase bei der Rontgenanalyse gefunden wurde. - Fldrhe und Diefzel antworteten, daR keine Glasphase gefunden wurde. Die friiher gefundene Glasphase + Cristobalit sind in Wirklichkeit nur fehlgeordneter Cristobalit. G. Z I EG L E R, Aachen : Thermochemische Untersuchungen iiber die Montmorillonit-Dehydratution. Untersuehungen iiber die Dehydratation des Montmorillonits fuhren nur durch Direktkalorimetrie bzw. dynamische Differenz- kalorimetrie zu quantitativen energetischen Aussagen. Wahrend die Angew. Chem. 169. Jahrg. 1957 Nr. 15 513

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Page 1: Hauptversammlung der Deutschen Keramischen Gesellschaft

dcs Vortr. ergaben eine gute Ubereinstimmung wit den amerikani- schen Untersuchungen; das zugesctzte Kaliumbromat wurde i n ausreichender Menge wiedergefundcn. - Nach gleichmaBigem Vcr- teilen von 50 g Mchl in Zinksulfat-Losung nnd Zugeben von Na- troulauge wird filtriert. Nach Ansauern rnit Schwefelsaure und Zugeben von Kaliumjodid, einem Tropfen Ammonrnolybdat-Lo- sung als Reaktionsbeschleuniger und Natrinmthiosnlfat i m Uber- schuB wird nach Zusatz von Starkelosung mit Kaliumjodat aus einer Mikrobiirette zuriicktitriert. Der Titrationswert wird auf Kaliumbromat umgerechnet und mit dem getrennt ermittelten Recovery-Faktor - Quotient aus zugesetztem Bromat: wieder- gefundenem Broniat - multipliziert.

A . B A U R L E , Karlsruhe: Glutanainsaure in den Lebensmitteln and im Lebensmittelrecht.

Glutaminsiure dient bei der Lebensmittelherstellung der ge- schmacklichen Verbesserung der Lebensmittel. Die Zusatze sind dementsprechend mit 0,05-0,3 % niedrig. Glutaminsaure - meist in Form des Mononatrium-Glutaminates zugesetzt - rundet den Geschmack eines Lebensmittels ab oder verstarkt ihn. E s ist nicht moglich, einen beginnenden Verderb damit zu verdecken. Lebens- mittel mit saurem oder siuerlichem Geschmack (Molkereipro- dukte) vertragen einen Glutaminsawe-Zusatz geschmacklich nicht.; Fette und 0 1 ~ setzen die abrundende Wirkung der Glutamin- saure herab; sie ist somit z. B. ungeeignet fur die Margarineher- stellung.

Nach Ansicht des Vortr. sind lebensmittelrechtlieh nur bedingt Einwendungen bei der Verwondung von Glutaminsaure zu ma- chen. Wenn fremde Zusatze iiberhaupt verboten sind - z. B. nach

dem Milchgesetz - kann Glutaminsaure nicht angewendef werden. Schwierig wird die Frage bei dem Zusatz zu Wurst, d a Glutaniin- saure nach der Verordnung iiber unzulassige Zusatze vom 30. 10. 1940 als organische Saure nicht zugelassen und auch nicht als Aus- nahme aufgefiihrt ist. Damals jedoch war Glutaminsaure in ihrer Wirkung bei Lebensmitteln auch noch nicht bekannt. und anderer- seits sollte die Verordnung vor allem den Zusatz von Konser- vierungsmitteln verhindern. E s ware eine gesetzliehe Anderung der Verordnung anzustreben; z. Zt. ist der Zusatz von Glutamin- saure zu Fleischwaren nur auf Grund einer Ausnahmegenehmigung moglich.

E. B E N K , Reutlingen: Bromierte ole in Limonuden. Es konnte nachgewiesen werden, daB in der Triibung einer aus

dem Ausland eingefiihrten Limouade rnit Orangengeschmack bzw. in dem zugchorigen Grundstoff ein bromiertes, fettes 0 1 mit einem Brom-Gehalt von 3,31% enthalten war. Nach Beobachtungen dea Vortr. lassen sich zwar bromierte Ole rnit einer Zuckerlosung glei- chen spezifischen Gewichts so mischen, daB eine dauerhafte Trii- bung entsteht; in Limonadengrundstoffen ist dies dagegen auch mit Emulgiermaschinen nicht mdglich, sondern nur rnit Hilfe von Emulgatoren. Bromierte Ole werden nach Hdgl atherischen Olen zugesetzt, um diese schwerer zu machen und u m ein ,,Aufrahmen" i n alkoholfreien Getranken zu verhindern; auf diese Weise ent- s teht eine kiinstliche Triibung. I m Ansland werden hierfiir beson- ders arabisches Gurnmi, Tragant und Polyathylenglykol-mono- stearat verwendet. Bromierte Ole sind als Arzneimittel bekannt. Bromierte Ole sind lebensmittelrechtlich in Deutscbland als Fal- schungsmittel anzusehen und sie sind ebenso wie die zugcsetzten Emulgatoren verboten. [VB 9321

Hauptversammlung der Deutschen Keramischen Gesellschaft am 1. Junl 1967 in Kassel

A u s d e n V o r t r a g e n :

V. T O M A N E I i , Kladno (Tschechoslowakei): Hochtonerde- haltige nordbdhmische Schiefertone. Rohstoffe zur Erzeugung hoeh- werfiger Schamotte.

Beim Abbau der Kohlevorkommen in Nordbohmen stieL3 man auf Schieferton eigenartiger miueralogischer Zusammensetzung. Auffallig ist der relativ hohe Ti0,-Gehalt (5-7%), der die Her- stellung einer guten Schamotte verhindert. Der Schieferton be- findet sich im Liegenden des Kohlevorkommens, sieht hellgrau aus, enthalt etwas Eisenhydroxyd, Siderit, Pyri t und besitzt einen muschelartigen Bruch. I h n durchziehen einige sehr diinne Kohle- schichten. DTA-Untersuchungen deuten auf Gehalte a n Hydrar- gillit, Liinonit und Kaolinit hin. I m Rahmen grofiteehnischer Ver- suche wurde er w i e eiu xittelbijhmissher Schieferton zu Schamotte verarbeitet. Beim Brennen i m Drehofen dekrepitierte das Ma- terial sehr stark. Der Kegelfallpnnkt nach Seger lag bei S K 34/35. Die Priifung der Druckfeuerbestandigkeit ergab einen t,-Punkt bei 1455 *C und einen t,-Punkt bei 1640 "C, die Druckfestigkeit betrug dagegen nur 119 kg/cmz. Die Eigenschaften des Fertig- produktes sollen im Rahmen einer Neuanlage verbessert werden. A u s s p r a c h e :

An der Diskussion beteiligten sich Dietzel, Haase, Klasse, Z a p p und Radczewski. Es wurden foigende Fragen gekiart: Der Aikaligehalt des nordbohmischen Schiefertons betragt 0,5 bis 0,7 %. Das Titan liegt als Anatas gebunden vor. Die Brennatmosphare hat einen groBen EinfluD auf seine Wertigkeitsstufe und damit die weiteren Auswir- kungen des Titan-Gehaits. Es ist forderlich, das Eisen in Fe,O, uber- zufuhren, damit es dann magnetisch abgetrennt werden k p n . Der Eisengehalt kann bei Zutritt von CO und dessen Reduktion zu Koh- ienstoff, der bekanntlich zersprengend wirkt, sehr storen. Vortr. er- widerte darauf, daB der selektive Abbau eisenarmer Tonschichten dieser Schwierigkeit aus dem Wege gehen konnte. Es wurde weiter darauf hingewiesen, daR hierbei noch die Porosltat eine Roile spielt, die fur das Eindringen von CO in den Stein bestimmend ist.

U L R I C H H O F M A N N , R. F A H N , E . S C H A R R E R u n d W.CZ E R C H , Darmstadt: Untersuchungen aber das thixotropeund plastische Verhalten und uber die Verfliissigung von Kaolin.

Vortr. und seine Mitarbeitcr haben in den letzten 6 Jahren v ide Methoden und Materialien gepriift, urn einer Klkrung der Plastizi- t a t naher zu kommen. Man ha t vor allem nach den Methoden nach Zsehokke- Rosenow-Linseis und Pfefferkorn gearbeitct. Deforma- tionsdruck und Wassergehalt wurden zueinander in Beziehung ge- setzt und dabei festgest,ellt, daB die ZerreiDfestigkeit und der De- formationsdruck von grobem iiber niittleren und feinen Kaolin r u m Ton bis zum Halloysit stetig ansteigen, gleicher Wassergehalt vorausgesetzt. - Das Austauschvermogen, die Raumerfullung und Trockenbiegefcstigkeit von grobem bis zu feinsm Ton, Na-Glimmer von Sarospatak, Bentonit, Halloysit zeigen einen parallelen Kur- venverlauf mit einem Maximum bei Bentonit. - Die Priifung der

Trockenbiegefestigkeit wurde a n gerogenen Staben vorgenommen, die Ergebnisse zeigten nur geringe Streuung.

Fur Na-Kaolinit wurde auf Grund dieser Ergebnisse cine andere Anordnung der Teilchen zueinander angenommen als beim Ca- Kaolinit. Ersterer zeigt eine durchghngige parallele Lagerung aller Teilchen, i n dcr zweiten besteht nur die auBere diinne Schicht aus parallel gelagerten Teilchen, i m Inneren dagegen herrsoht eine regellose Anordnung.

Die weiteren Ausfuhrungen befaBten sich mit der Verf l i i s - s i g u n g . Fur die Thixotropie wurde das Winklersche Ma17 als Kri- terium angesetzt. Die Ursache fur die Verfliissigung sind die Reak- tionen nach Gleichungen dieser Art:

[Ca-Kaoiinlt] + Na,CO, + [Kaolinitla- + 2 Na+ + CaCO, Ca-beladene Kaolinite sind nicht so plastisch wie Na-beladene.

Das wird dadurch erklart, daB sich beim ersteren eine Anzahl zwei- bindiger Ca-Ionen zwischen zwei Kaolinitplattohen legen und diese gewissermaBen ,,vernahen".

Ergebnisse: 1. Das Linseis-Gerat ist zur Messung der Plastizitat geeignet. - 2. Die Trockenbiegefestigkeit geht mit dem Volunien a n FestsLoff parallel. - 3. Die Umwandlung von Ca-Kaolinit is t die Grundreaktion der Verfliissigung.

0. 1%'. F L O R ICE, Wiirzburg: Dns AusdehnungsuerhuZte~ von ,

Cristobalit und seine Bedeutung fur d i e quantitative Rontgenanalyse der Iiieselsaurenzinerale.

Vortr. besprach die Rontgenuntersuchungen und das Ausdeh- nungsverhalten von Cristobalit und teilte neue Ergebnisse mit. Das Auftreten der Hysteresisschleife bei der Messung der Ausdehnung bei der Hoeh-Tief-Umwandlung wurde als Keimbildungsphano- men erklart. Je besser der Ordnungsgrad ist, umso breiter ist auch die Hysteresisschleife. Die quantitative Rontgenanalyse wurde anf eine bessere Basis gestellt: Es wurden Cristobalite rnit definiertem Unordnungsgrad hergestellt. Durch die Messung der Ausdehnung gelangte man zu einer zuverlassigen Abschatzung des Ordnungs- zustandes und damit zu einer neuen sicheren Grundlage fur die Ausfiihrung von quantitativen Rontgenanalysen deE Cristobalit- Anteils der Minerale als es bisher moglich war. A u s s p r a c h e :

Dietzel wies in der Diskussion auf die Bedeutung der Arbeit fur die Bestimmung des Mineralgehaites von Sllikasteinen hin. Haase fragte, wo die Glasphase bei der Rontgenanalyse gefunden wurde. - Fldrhe und Diefzel antworteten, daR keine Glasphase gefunden wurde. Die friiher gefundene Glasphase + Cristobalit sind in Wirklichkeit nur fehlgeordneter Cristobalit.

G. Z I E G L E R, Aachen : Thermochemische Untersuchungen iiber d i e Montmorillonit-Dehydratution.

Untersuehungen iiber die Dehydratation des Montmorillonits fuhren nur durch Direktkalorimetrie bzw. dynamische Differenz- kalorimetrie zu quantitativen energetischen Aussagen. Wahrend die

Angew. Chem. 169. Jahrg. 1957 N r . 15 513

Page 2: Hauptversammlung der Deutschen Keramischen Gesellschaft

Direktkalorimetrie summarisehe Reaktionsgrundwerte liefert, konnen rnit Hilfe der dynamischen Differenzkalorimetrie die ent- sprechenden Einzelwerte fur die Hochtemperaturrcaktionen er- halten werden, die fur eineu Vergleich niit denen der Direktkalo- rimctrie in die Reaktionsgrundwerte umgercchnet werden miissen. Dies war nur bei genauer Kenntnis der spezifischen Warmen aller an den Reaktionen beteiligten Partner moglich. Nach Erniittlung der Warmeinhalte cines Na-Montmorillonits von Wyoming (USA) und cines Ca-Montmorillonits von hfississippi (USA) sowic ihrer Dehydratations-Endprodnkte in Abhangigkeit von der Tempera- tur ergaben sich folgende Reaktionsgrundwerte i n eal/g, bezogen auf reines Tonniineral :

Na- Ca- Montm. Montm.

Dehydratationsreaktion zwischen 550 und 700 "C . . 62,5 40,9 a zweite endotherme Reaktion zwischen 800 und 880 "C 10,9 7,2 b

exotherme Reaktion zwischen 900 und 920°C . . . . 14,4 11,O c

Die Reaktionsgrundwerte b nnd c sind jeweils identiseh rnit den Hochtemperaturreaktionswarmen, d a die Warmeinhalte der an der zweiten endothermen Rcaktion, sowie an der exothermen

Reaktion beteiligten Partner sich nur innerhalb der MeOfehler- grenze unterscheiden. Zur Berechnung von Dehydratationswar- men sind die entbundeuen Wassermengen exakt aufzugliedern in kontinuierlich vor dcr eigentliohen Reaktion ahgegehenes H,O und spez. Reaktionswasser.

H A N S L E H M A N N , Clausthal: Kombination V O R Dilutonteter und D~fferentialthermoanaZ~se.

Vortr. heschrieb eine neucntwiekelte A p p a r a t u r , die es ge- stattet, in eincm Untersuchungsgang sowohl den Schwindungs- Dehnungsverlauf, als auch endo- und exotherme Effekte bei der thermischen Behandlung von Roh- und Werkstoffen der Steine und Erden-Industrie gleirhzeitig zu messen.

Als Grundlage fur die Entwieklung dieser Apparatur diente das Stegersche Dilatometer. MeLIergehnisse an Rohstoffen und Massen, die zeigten, daO die kombiniertc Messung einen besseren Einbliek in den Miueralgehalt und die Mineralneubildung i m Gegensatz zu den hisher lediglich mit Hilfe der DTA gefundenen Ergebnissen bringt, wurdcn mitgeteilt. Bei den Untersuchungen ergab sich wei- terhin, dall die Ergebnisse eine Vorausberechnnng fur den in In- dustrieofen einzuhaltenden Temperaturverlauf gestatten. [VB 9371

Verein der Textilchemiker und Coloristen 2. bis 4. M a i 1957 in Baden-Baden

Als Anerkennnng fur ihre Vcrdienste auf dem Gebiete der Tex- tilehemie wurden Prof. 1. B . Speaknaun, Leeds (England) und Dr. P. Schluck, Frankfurt/Main-Hochst die goldene Medaille des Vereins verliehen. - Den Festvortrag hielt Dir. Dr. o. Iclenck, Hochst, uber Chemie und Anwendung der Knnststoffe.

J. B. S P E A K M A N , Leeds (England) : Wolle und synthetische Fusern. - Belebuiag durch Konkurre?kz.

Waschbestandige P l i s s ee - Ef f e k t e konnten bisher nnr durch Zumischen von Iiydrophoben, thermofixierharen Fasern zur Wolle erreicht werden, z. B. mit Polyesterfasern. Durch praktische Aus- nutzung des a n sich langc bekanntcn Effektes, des permanent set (permanente Fixierung von Wolle) kann man heute auch reine Wolle wasehfest plissieren. Die Cystin-Briieken der Wolle werden durch schwach alkalisches oder reduktives Dimpfcn geiiffnet und durch liingeres neutrales Dampfen unter Fixierung der neuen Form wieder geschlossen. Die Faserschadigung wird in minimalen Gren- zen gehalten, wenn als Alkali Ammoniumcarbonat benutzt wird, desscn Alkali fliichtig ist. Auch Hydrazin-hydrat gibt einen guten Effelrt.

Dinitrophenylierte Wolle zeigt dann den Effekt des pernaanent set, wenn zur Aulspaltung der Sehwefel-Briieken Natriumbisnlfit bcnutzt wird.

% permanent set nicht behandelte Dinitrophenylierte

Wolle 1 Wolle

24,3

I Gedampft rnit Zusatz von

Natriumbisulfit . . . . Borax . . . . . . . , . . . . ~ :; ! 11,9

P o l y e s t e r f a s e r n kbnnen aus ReiBwolle durch Behandeln rnit heioem Hydrazir! in Blkohol cntfernt werden. 5 % Hydrazin- hydrat voni Mat,erialgewieht zerstoren in 15 min bei Kochtempera- tur allcs vorhandene Polyestermaterial.

Wolle kann selionend bci 60 "C in 30 Inin in der gleicheu Quali- tat gcfarbt werden, wenn den1 Farbebade bestimnite organische Losungsrnittel zugesetzt werden, z. B. Butanol, Benzylalkohol oder Amgllaetat. Es sind aucli Agenzien wirksam, die den Farhstoff nicht liisen. Es handelt. sich also nicht um Carrierwirkung, bei der das Losungsniittel als Vehikel fur den Farbstoff dient.

Eine wirtschaftliehe Lbsung des Problems der Tieftemperatur- farbun: wiire erst d a m gegehen, wenn das benntzte Losungsniittel gleichzeitig als Sohrnalze hei der weiteren Verarbeitung dienen konnte.

Malciiisaureaiihydrid verringert das V o r g i l b e n von Wolle bei der Hitzehehandlung. Uic entsprechende gesattigte Verbindung (Bernstc.iiisSoreanhydrid) wirkt nicht in dieser Weise.

P. X A S S E N U E C I i , Paris: h'eue pruparcitioe Metiioderi der Elek tronei in i i l i ros l~o~ie uvrd ihre Ergebnisse auf dam Gebiet der Fnserforschung.

Dureh eine neue Einbcttungsmethode in Polymethacrylharze siurl Ultradunnschnitte rnoglich, bei denen das theoretische Auf- losungsverm8gen des Eektroneuinikroskopes nahezu ausgcnutzt wird. Uureh kornbinierte Kohle- und Platin-Bedampfung wird

eine Kontrastmhieht aufgebracht., die praktisch keine Eigen- s t ruktur aufweist. M i t Hilfe dieser Methode konnten neue Ein- hlicke in den Kern- und Mantelschiehtaufbau von Fasern gewon- nen werden. Unter der Mantelschieht von Viskose-Fasern sol1 sich eine Zone mit V a k u o l e n befindcn.

An Abdrucken von Viskose-Fasern konnte gezeigt werden. wie die Verstreckung der Faser die Oberflachenorientierung der Man- telsehicht beeinflullt. Mit zunehmender Verstreckung dnrchlauft die Orientierung zunachst ein Minimum u m dann stark anzustci- gen. Es wird vermutet, daB bei diesem Vcrfahren bereits die Orientierung der einzelnen Fibrillcn sichtbar geworden ist.

H . R A T F I , Tubingen: Uber Alkylierunqen in der Teztilaered- lung.

Es wurde besonders auf die Alkylierung mit Hilfe von Onium- Verbindungen eingegangen. Um ein wirksames Alkylierunqsmittel zu sein, mull dern tert. Amin eine rnoglichst schwache Base zu- grunde liegen und einer der Onium-Liganden mesomerief%hig sein, wie z. B. das Dimethylhenzyl-ammoniumchlorid, das bekauuta Lenkotrop 0, das zur Alkylierung reduzierter Kupenfarhstoffe beim Atzdruck Verwcndung findet. Fur die Verwendbarkeit in dcr tcx- tilen Praxis is t es ierner notwendig, d s B der Onium-Komplex bci normalen Temperaturen in waBriger Liisung hestiindig ist und erst bci hoheren Temperaturcn (z. B. heim Dlmpfen) die C-N-Din- dung unter Alkylierung geoffnet wird.

Der bifunktionelle Komplex aus Dimethylanilin und 1.4-Di- chlor-buten kann fur Vernetzungen, e tws des Wollkeratins, heran- gezogen werden. Durch Alkylierungon der Mereaptan-Gruppen in Schwefel-Farbstolfen oder von Amino- und Hydroxyl-Gruppen in substantiven Farbstoffen lassen sich dercn NaWechtheiten ver- bcssern.

R. TY A L T E R , Frankfurt/lMain-Feehenheiril: Das Bedruclien und Klotzen aon Gezceben nus Polyesterfasern.

Es wurde gezeigt, daB man pine groee Zahl ausgewahlter In- danthren-Farbstoffe im unverkupten Zustand durch trockene Hitze bei 200 O C in 1 min echt fixieren kann, wenn das Farbstoff- pulver fein genug verteilt ist. Basische Farbstofk aus der Reihe der Astrazoiie lassen sich in gleicher Weisc anf die Faser drucken oder farben, wenn sie gemeinsam mit Zinn (11)-chlorid oder Zink- ehlorid aufgebracht werden.

Unlosliehe Azofarbstoffe entstohen hei der Hitzebeliandlung aus Rapidccht- oder Rapidogen-Farbstoflen zunachst auBerhalb der Faser und werden naehtraglich als Pigment gewissermagen eingesehmolzen.

If. E I B E L , Leverkusen: Uber den Cheinisinus d e r Phthelogen- farbstoffe.

Neu') ist die Beobachtung, dal3 man komplexe Phthaloeyanine aus 5-6-Isoindolenin-Resten auf rnit Tannin-Brechweinstein ge- heiztes Garn aufziehen lassen kann. Nachtraglich kann man durch Behandeln mit Saure die Beize wieder abziehen, ohne daO die Eehtheit des aufgezogenen Farbstoffes leidet. ~.

1 ) uber den Chemismus vgl. diese Ztschr. 68, 133 [1956].

Angew. Chem. / 69. Ja?i.rg. 1957 / N r . 15